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von
Großherzoglich meklenburgischem
Archivar und Regierungs=Bibliothekar,
Aufseher der Großherzoglichen
Alterthümersammlung und Mitaufseher der
Großherzoglichen Münzensammlung zu Schwerin,
correspondirendem Mitgliede der pommerschen,
der thüringisch=sächsischen, der
schleswig=holstein=lauenburgischen und der
altmärkischen Gesellschaft für
vaterländischer Geschichte und
Alterthumskunde
als
erstem
Secretair des Vereins für meklenburgische
Geschichte und Alterthumskunde.
In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung zu Rostock und Schwerin.
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S. | |||
I. | Die Stiftung des Klosters Broda und das Land der Rhedarier von Archivar Lisch zu Schwerin | 1 | |
II. | Memorienbuch des Klosters Amelungsborn, vom Archivar Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel | 34 | |
III. | Wismarsche Chronik über die Vormundschaftsführung der Fürstin Anastasia von Meklenburg, 1275 bis 1278, vom Dr. Burmeister zu Wismar | 37 | |
IV. | Ueber die Wachstafeln im Stadt=Archive zu Wismar, von demselben | 50 | |
V. | Nachricht von den wismarschen Kirchen, von demselben | 55 | |
VI. | Die Schweißsucht in Meklenburg im Jahre 1529, vom Archivar Lisch | 60 | |
VII. | Die Pfarre zu St. Petri zu Rostock in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, von demselben | 84 | |
VIII. | Die deutsche Chronik des Klosters Ribnitz von Lambrecht Slagghert, vom Advocaten Dr., Fabricius zu Stralsund | 96 | |
IX. | Handschriften mittelhochdeutscher Gedichte: Wilhelm von Orange, vom Archivar Lisch | 141 | |
X. | Miscellen und Nachträge | 147 | |
XI. | Briefsammlung | 169 | |
XII. | Urkundensammlung | 195 | |
A. | Urkunden des Klosters Broda | 197 | |
B. | Vermischte Urkunden | 231 |
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A llgemein bekannt und viel besprochen ist die alte Stadt Rhetra mit ihren wendischen Heiligthümern im Lande der Rhedarier; eben so bekannt ist der alte Streit über die Lage dieser Stadt. Abgesehen von dem Interesse, welches die Erkenntniß alter topographischer Verhältnisse an sich für jeden Gebildeten hat, ist die Schlichtung des Streits für die slavische Alterthumskunde in mehrfacher Beziehung von so hoher Bedeutung, daß eine erneuete Behandlung dieser Untersuchung gewiß ohne Entschuldigung gerechtfertigt erscheint.
Die gefeierte Stadt ging nach vielen frühern Leiden in dem Verwüstungskriege des Sachsenherzogs Heinrich des Löwen völlig unter. In welchem Jahre dies geschehen sei, läßt sich urkundlich noch nicht bestimmen; so viel ist aber wohl gewiß, daß im Jahre 1164 durch den letzten Verwüstungszug des Löwen bis nach Pommern hinein die letzten Reste slavischer Macht in Meklenburg vertilgt wurden: das Land war verwüstet 1 ). Nach einigen Jahren der Ruhe und Erholung
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ward, vorzüglich durch die eifrige Bemühung des Bischofs Berno von Schwerin, der Grund zu der neuen Gestaltung der Dinge gelegt; man kann das Jahr 1170 als den Anfangspunkt der Wiedergeburt des Vaterlandes annehmen. Nachdem Berno das Christenthum unter den größten Aufopferungen und unter härtern Kämpfen, als mancher andere gefeierte Heidenbekehrer sie geführt hat, mit Erfolg im Wendenlande verbreitet hatte, bestätigte ihm der Kaiser Friederich I. in einer äußerst huldvollen Urkunde vom 5. Januar 1170 zu Frankfurt das Bisthum Schwerin und bestimmte dessen Grenzen, wobei er zugleich die Fürsten, Großen und Völker Wendenlands in kaiserlichen Schutz und Schirm nahm und die Fürsten zu Reichsfürsten erhob 1 ). Alsbald ging Berno an die Ausführung seines Lieblingswunsches, indem er im Jahre 1170 die gefeierte Abtei Doberan Cistercienser=Ordens, dem auch er angehörte, gründete und eben dadurch, daß die Cistercienser=Mönche den ersten Rang erhielten, viel Segen über Meklenburg verbreitete; am 1. März 1170 nahm der Mönchs=Convent, aus Bernos Mutterkloster Amelungsborn kommend, seinen Sitz in der neuen Stiftung. 2 )
In demselben Jahre 1170 geschah für die Sicherung eines bessern Zustandes in den Wendenlandern eine andere wichtige Handlung: die Restauration des Bisthums Havelberg. Zwar war das Bisthum schon unter dem Kaiser Otto I. im Jahre 946 fundirt, hatte aber im Laufe der Zeiten durch die fortgesetzte Empörung der Wenden so viele traurige Schicksale erlitten 3 ), daß es mehrere Jahrhunderte hindurch fast nur dem Namen nach existirte 4 ) und die neue Kirche erst im Jahre 1170 geweiht werden konnte. Dies geschah denn, nach so viel Trübsalen, auf Wunsch und Antrieb des Mark=
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grafen Albrecht des Bären 1 ) von Brandenburg auf eine glänzende Weise. Es waren bei der Ausstellung der Confirmations=Urkunde 2 ) gegenwärtig 3 ): der alte Markgraf Albrecht der Bär, sein ältester Sohn Otto I., dem der Vater schon die Regierung abgetreten hatte 4 ), seine vier jüngern Söhne weltlichen Standes: Hermann, Dietrich, Albert und Bernhard, mit vielen Grafen und Rittern, die Lutizierfürsten Kasimir und Bugeslav, und außer andern Geistlichen, vorzüglich vom Pramonstratenser=Orden: der Erzbischof Wichmann von Magdeburg, und die Bischöfe Walo von Havelberg, Wilmar von Brandenburg, Gerung von Meissen und Evermod von Ratzeburg. Diese Einweihung geschah am 16. August 1170 5 ).
An demselben Tage schenkte zur Verherrlichung desselben der Fürst Kasimir I. von Pommern, mit Beistimmung seines ebenfalls gegenwärtigen Bruders Bugeslav I., den
Die letztere Aufzeichnung der Dedication ist roth geschrieben. Diese Eintragung steht unmittelbar nach dem, ebenfalls roth geschriebenen Feste "Assumptio S. Marie genitricis Dei", (l5. August), welches am Tage vorher eineVigilie hat. Es giebt im Kalender zwei Tage auf den Bischof Arnulph: 18. Julius seine Translation und 16. August sein Tod. Die jedesmaligen Umstände müssen für die Annahme dieses oder jenes Tages entscheiden (vgl. Pilgram Cal. Tent.). Hier kann natürlich nur der 16. August gemeint sein. Dieses Calendarium ist aus dem 15. Jahrhundert, wahrscheinlich vom Jahre 1440, da der Schalttag im Februar eingetragen und Ostern auf den 27. März gestellt ist. Es ist zwar etwas stumpf, jedoch noch gut geschrieben; Anmerkungen einer spätern Hand zeigen eine jüngere Schrift, in welcher z. B. bei: Purificatio sancte Marrie V. beigesetzt ist: summum festum. - Daß mit der, in diesem Calendario angezeichneten Dedication nicht die erste vom Jahre 946 gemeint ist, geht daraus hervor, daß die erste Fundation vom 10. Mai 946 datirt ist (vgl. v. Raumer Reg. Nr. 154) und das folgenreichere Ereigniß wohl das Hauptereigniß blieb.Kal.
XVII. Arnulphi epi. et conf. Dedicatio ecclesie hauelbergh.
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Prämonstratenser=Domherren des Stiftes Havelberg eine große Menge von Dörfern im Lande der Tollenzer und Rhedarier (oder im spätern Lande Stargard), um damit ein Kloster ihrer Regel zu gründen; als Hauptgut wird an der Spitze der Güter das Dorf Bruode mit Markt und Krug angegeben. Mit dieser Schenkung ward das Prämonstratenser= 1 ) Mönchs=Kloster Broda bei Neu=Brandenburg gestiftet 2 ). In demselben Jahre stiftete Kasimir auch das Kloster Belbug 3 ), und die Fundation des Augustiner= (Prämonstratenser= ?) Klosters Mansfeld durch den Markgrafen Albrecht den Bären im Jahre 1170 mag ebenfalls bei Gelegenheit der Havelberger Restauration geschehen sein 4 ).
Diese Stiftungsurkunde gehört zu den wichtigsten Denkmälern unserer Geschichte, aber auch zu den dunkelsten. Ihre Bekanntmachung hat eben so viel Verwirrung angerichtet, als sie Licht zu geben vermag, und eine Geschichte ihrer Bekanntmachung gehört zu den interessantesten Einzelnheiten der Diplomatik. Zuerst ward sie von Küster 5 ) im Jahre 1734 durch den Druck bekannt gemacht, offenbar nach einer schlecht gelesenen schlechten Abschrift. Eben so schlecht ist der Abdruck,
Der Convent wird vorherrschend Capitel genannt.1244 VI kal. Junii. - Ecclesia sancte Marie perpetue virginis sanctique Petri apostolorum principis in Brode.
1271 VII. Id. Julii. - Ecclesia S. Petri Ap. in Brode, ubi collegium canonicorum S. Augustini jugiter Deo deseruit.
1275 Aug. 9. - Ecclesia in Brůde et conuentus ordinis Premonstr. ibidem.
1331. Prepositus in Broda totumque capitlum eiusdem ecclesie.
1428. Invent. Steph. — Prauest und de menen capitel heren des closters to dem Brode.
1450. Febr. 8. — Prepositus ecclesie Brodensis, Premonstratensis ordinis, Hauelbergensis dyocesis.
1500. prid. Id. Jan. (eine päbstliche Bulle). — Prepositus et conuentus monasterii in Brode, Premonstratensis ordinis, Hauelbergensis diocesis.
1518. — Prauest tom Brode unnd gantze Capittel darsuluest.
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den Buchholz 1765 1 ) gab. Auf diesen Abdruck gestützt begannen 1773 die lebbaften Streitigkeiten zwischen Masch und Buchholz 2 ) über die Lage von Rhetra und die viel besprochenen Götzenbilder. Endlich gab Gercken 3 ) im Jahre 1771 einen Abdruck nach dem Originale heraus, der freilich einige, jedoch nicht sehr bedeutende, Fehler enthält, aber doch so bedeutend viel besser ist, daß er die frühern Abdrucke ganz in den Hintergrund schieben sollte. Leider aber ist dieser Gerckensche Abdruck von Buchholz und Masch eben so wenig gewürdigt, als er in neuern Zeiten, selbst von Riedel, übersehen ist; und doch kommt es hier allein auf sogenannte Kleinigkeiten an. Der Buchholzsche Abdruck ward, als der mehr zugängliche und verbreitete, der am meisten beachtete. Durch die fast unglaublichen Abweichungen veranlaßt, bemühte ich mich um das Studium des Originals im Königlichen Geh. Staats= und Cabinets=Archive zu Berlin und war im J. 1834 so glücklich, eine Abschrift davon nehmen zu können, welche hier, nach meiner Ansicht, möglichst getreu mitgetheilt ist 4 ).
Diese Urkunde enthält nun, nach dem Sinne des Originals, nicht allein die Stiftung des Klosters Broda, sondern auch die einzige urkundliche topographische Nachricht über das Land der Rhedarier. Beide Gegenstände mögen hier zur Untersuchung kommen und zwar zunächst die Forschung über
Zuerst ist die Beantwortung der Fragen von Bedeutung: wann zuerst und unter welchem Namen Land und Volk der Rhedarier erwähnt werden. Spätere Bezeichnungen für frühere Zeiten können hier nicht in Betracht kommen; es gelten nur gleichzeitige urkundliche Zeugnisse. — Zuerst scheint das Volk im Jahre 936 erwähnt zu sein, und
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zwar unter dem Namen Riadri, in einer Urkunde des Kaisers Otto I. d. d. Magdeburg 14. October 936 1 ), in welcher der Kaiser sagt:
"quando de provincia slavorum, qui vocantur Riadri, in pace venimus ad Magathaburg".
Im Jahre 965 werden sie in einer Urkunde desselben Kaisers Riedere genannt 2 ), welche Benennung sich in einer Urkunde des Kaisers vom Jahre 973 wiederholt 3 ). In einem Briefe vom 18. Januar 968 von Capua nennt der Kaiser sie Redares 4 ); in einer Urkunde des Kaisers Otto II. vom J. 975 heißen sie Ridera 5 ). Adam von Bremen nennt sie Retharii 6 ), Helmold nennt sie Redarii 6 ), Ditmar von Merseburg nennt eine "urbs in pago Riedir-erun" 7 ). - Die lateinisirten Endungen dieses Völkernamens sind sehr verschieden. Der Zeitfolge nach scheint der Stamm des Namens folgende, grammatisch erklärbare Hauptabwandelungen erlitten zu haben:
Der altdeutsche Diphthong - ia - der Hauptsylbe verwandelt sich regelmäßig in - ie -, und dieser schwächt sich in - e -; das - th - ist mundartlich hochdeutsch für das niederdeutsche - d -. Die zweite Sylbe ist der Hauptsache nach ein - r - Laut und gehört sicher nicht zur Endung, sondern ursprünglich zum Namen. Der lateinisirte Name desVolks möchte daher urkundlich
lauten.
Schwieriger ist die Bestimmung der Lage des Landes der Rhedarier (oder Rhederen). Diese ist bisher, meiner
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Meinung nach, wenn auch im Allgemeinen und ungefähr richtig, dennoch zu unbestimmt angegeben und die Ausdehnung des Landes dabei zu sehr vergrößert. Ständen uns auch keine Urkunden zu Gebote, so würden schon die gleichzeitigen Annalisten bei genauer Erklärung genaue Aufklärung geben können. Adam von Bremen 1 ) sagt:
Zwischen der Elbe und Oder leben slavische Völkerschaften, wie die Haveller (um die Havel), die Doxanen (um die Dosse), die Leubuzen, Wilinen und Stoderanen und viele andere, unter denen die mittelsten und mächtigsten die Rhedarier sind. Ueber die Leutizier (oder Wilzen) hinaus kommt man an die Oder, welche mitten durch das Land der Wendenvölker geht.
Hiemit stimmt in der Hauptsache auch Helmold 2 ) überein. Es geht hieraus hervor, daß die Rhedarier ungefähr in der Mitte derjenigen slavischen Völkerschaften zwischen Elbe und Oder saßen, welche an den heutigen Südgrenzen Meklenburgs wohnten; die Wendenvölker am Ostseeufer waren vorher schon von dem Chronisten aufgezählt. Die genannten Völker waren dem Erzähler bekannt, und diese waren ihm die nächsten: sie wohnten nach der Elbe hin. Diese begrenzen die Rhedarier gegen West und Süd ziemlich scharf: die Haveler (an der Havel), die Doranen (an der Dosse) und die Leubuzen (Lebus oder Leubus). Gegen Norden wohnten in dieser Völkergruppe die Leutizier bis an die Oder; die Leutizier kommen, sogar im Titel der vorpommerschen Fürsten, noch urkundlich vor; sie wohnten im ehemaligen preußischen Pommern. Da die Rhedarier inmitten der Völker zwischen Oder und Elbe wohnten, so werden von den Ostgrenzen ihres Landes bis zur Oder auch noch Völker gesessen haben; und dies scheint auch Adam von Bremen unter den "vielen andern" Völkern (multi alii), die er nicht nennt, angenommen zu haben. Hierauf scheint auch Helmold zu deuten, wenn er unbestimmt sagt:
"Post Oderae lenem meatum - - ad occidenalem plagam occurrit Winulorum provincia eorum, qui Tholenzi et Redarii dicuntur".
Doch wir besitzen Urkunden, welche deutlich genug über die Lage des Landes der Rhedarier reden, und es geschieht nur, um die Angaben der Chronisten in Uebereinstimmung mit den
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Urkunden zu bringen, wenn wir bei ihnen verweilen. - Seit der Eroberung des östlichen Theils des Wendenlandes zwischen Oder und Elbe werden die Völker dieser Gegend in den Urkunden deutlich genug geschieden, indem sie dem Erzbisthum Magdeburg beigelegt werden. Am 27. Junius 965 geschah es, daß:
"Otto Imp. -- quidquid censuali jure a subditis sclavorum nationibus videlicet: Ucranis, Riezani, Riedere, Tolensane, Zerezepani in argento ad publicum majestatis fiscum persolvitur, decimam illius S. Mauricio Magadeburg offert 1 ).
Dasselbe wird durch eine Urkunde vom 5. Junius 973 2 ) bestätigt, in welcher die zehentpflichtigen Völker folgendermaßen aufgezählt werden:
"Ucran, Rezem (Resian), Riedere, Tolensani, Zircipani",
ebenso in einer Urkunde vom 9. September 975 3 ):
"Ucrani, Ritzani, Ridera, Tolensane, Zerezpani".
Es unterliegt keinem Zweifel, daß in den urkundlichen Aufzählungen der Länder oder Provinzen eine genaue geographische Aufeinanderfolge beobachtet wird. Da die Pommern bis an die rechten Ufer der Oder reichten und es außerdem gewiß ist, daß unter der Ucra ungefähr die heutige Ukermark verstanden wird, so geht, in Betrachtung der übrigen Umstände, aus jenen Aufzählunaen hervor, daß die ottonischen Urkunden in der Aufzählung der genannten Völkerschaften an dem Westufer der Oder beginnen und damit in der Richtung gegen Nordwest bis zu Pene fortfahren. Die Pene schied, nach den Chronisten, bekanntlich die Länder Tolenz und Circipen; auch urkundliche Angaben zeugen dafür, indem z. B. das Kloster Dargun noch im Lande Circipen lag, jedoch auch Besitzungen im nahe gelegenen Lande Tolenz besaß 4 ); daß das Land Tolenz südlich mit dem See Tolenze begann, möchte kaum zu bezweifeln sein; es erstreckte sich also vom Südende des Sees Tolenze nördlich bis an die Peene, bis gegen Dimin. - Das Land der Rhedarier lag daher nach den urkundlichen Aufzählungen in
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den ottonischen Urkunden des 10. Jahrhunderts sicher zwischen den Ländern Ucra und Tolenz. Die Uker reichte immer bis an die östlichen Grenzen des jetzigen Großherzogthums Meklenburg = Strelitz 1 ). Zwischen dem Lande Uker und dem Lande der Rhedarier lag nach der Aufzählung aber noch ein Land, das Land der Rizani; daß es hier lag, leidet keinen Zweifel, wenn man es auch nach Rathenow hat verlegen wollen. Welches die Grenzen des Landes der Rizanen gewesen sei, vermag ich nicht zu bestimmen; allem Anschein nach wird es das Land Pasewalk (Pozwolk), welches in unserer frühesten Urkundenzeit ein eigenes Land bildete 2 ), oder das Land Stargard gewesen sein; ich möchte mich für Pasewalk mit dem nördlichen Theil von Meklenburg=Strelitz um die Stadt Friedland entscheiden.
Diese urkundlichen Angaben werden noch durch andere verstärkt, nämlich durch die Bewidmungen des Havelberger Bisthums. Bei der Stiftung dieses Bisthums am 10. Mai 946 3 ) verlieh der Kaiser Otto demselben die Zehnten aus mehreren Provinzen, welche in strenger geographischer Folge von Südwest nach Nordost aufgezählt werden. Unter diesen kommen für die hier in Frage stehenden Provinzen folgende vor:
"(Dosseri, Linagga), Murizzi, Tholenz, Plot."
Das Land Müritz lag 4 ) am Westufer des Sees gleichen Namens und grenzte nordöstlich an das Land Tolenz. Auffallend ist es, daß dem Bisthum Havelberg der Zehnten aus der Provinz Tolenz verliehen ward, welchen im J. 965 der Kaiser auch dem Erzbisthum Magdeburg schenkte; freilich war das Bisthum Havelberg in den frühern Zeiten nur nominell und der Erzbischof konnte ihm verliehene Zehnten ja wieder an einen Bischof seines Sprengels abtreten. Aber das Bisthum Havelberg behielt nicht allein diese Provinz, indem im J. 1150 bei Confirmation des Bisthums durch den Kaiser Konrad II. unter andern folgende Länder als zu demselben gehörig genannt werden 5 ):
"Linagga, Morizi, Dolentz, Ploth",
sondern der Kaiser fügte zu den Zehnten aus
"Desseri, Linagga, Murizi
auch noch den Zehnten aus dem Lande der Rhedarier:
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"decimam tributi, quod nobis solvitur de Rederi",
welcher früher auch dem Erzbisthum Magdeburg verliehen war. Dabei blieb es denn auch, als im J. 1179 der Kaiser Friederich I. da Bisthum bestätigte 1 ); zu den Provinzen des Bisthums gehörten
"Linagga, Morizi, Dolentz, Plote",
und dazu bestätigte er:
"decimam - - - proviniciarum, hoc est Desseri, Morizi et decimam tributi, quod- solvitur de Radwere."
Sehr genau trifft die Aufzählung von Südost her (Uker, Rizanen, Rhedarier) mit der Aufzählung von Südwest her (Dosser, Müriz) im Norden in dem Lande Tolenz zusammen, so daß das Land der Rhedarier gegen Norden hin im Keile zwischen den Ländern Ucra und Rizani von einer, dem Lande Müriz von der andern Seite, lag, mit der Spitze gegen das Land Tolenz.
Nach urkrundlichen Zeugnissen lag in dem Lande Desseri oder Dasseri (um den Fluß Dosse) die Stadt Wittstock, in dem Lande Linagga die Stadt Putlitz 2 ); beide Provinzen werden in ihrer Aufeinanderfolge oft verwechselt, ein seltenes Beispiel.
Nach diesen urkundlichen Ausführungen läßt sich die Lage des Landes der Rhedarier schon ziemlich genau bestimmen:
Gegen Osten ward es von dem Lande Ukra (Ukermark) begrenzt, zwischen welchem und dem Lande der Rhedarier jedoch noch das Land der Rizanen hineinreichte; im Norden grenzte das Land Tolenz, im Westen das Land Müriz; an der Südgrenze des Landes begegneten sich die Grenzen der Länder Ucra und Dasseri (um Wittstock).
Nach allem Vorgebrachten ist das Land der Rhedarier in seinen Grenzen wohl nirgends anders zu suchen, als in dem
jetzigen Amte Strelitz des Großherzogthums Meklenburg=Strelitz, dem Strelitzschen Cabinets=Amte und der Gegend um Stargard.
Diese Untersuchungen sind jedoch nur vorbereitende. Durch die Stiftungsurkunde 3 ) des Klosters Broda vom J.
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1170 können wir die Grenzen noch genauer ziehen und uns dem Ziel immer mehr nähern.
Zu dieser Stiftungsurkunde kommen zur Untersuchung noch die Confirmations=Urkunden 1 ) des Klosters, namentlich die Confirmation des Herzogs Bugeslav I. von Pommern vom J. 1182 2 ), so wie die werleschen Confirmationen von 1230 3 ), 1273 4 ) und 1312 5 ) und die pommersche Confirmation vom J. 1244 6 ). Nach dem Originale der Fundations=Urkunde werden dem Stifte Havelberg zur Gründung eines Klosters folgende Ortschaften geschenkt:
"uilla Bruode, cum foro, taberna et omnibus attinentiis suis, similiter et has villas: Woiutin * ), Caminiz, Wogarzin 7 ), Szilubin 8 ), Calubye, usque in fluuium, qui uocatur Pretustniza 9 ), Patsutin, Wolcazcin, Crukowe, Michnin 10 ), Pacelin 11 ), Vilim, item Vilim Carstici 12 ), Cyrize * ) 13 ), Wůzstrowe castrum cum uilla; In Raduir: Podulin ** ), Tribinowe, Wigon, Cussowe 14 ), Tuarduli ** ), Dobre, Step, Rouene, Priul-
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biz 1 ), Nicakowe, Malke, Kamino, Lang, Ribike 2 ), Tsaple, Nimyrow, Malkowe, Stargard, et Lipiz 3 ), cum omnibus uillis suis usque in stagnum Woblesko et sursum Hauelam usque Chotibanz, et desertas uillas, quae a Vilim inter fines Chotibanz, Lipiz et Hauelam iacent."
In dieser Aufzählung lassen sich leicht vier Gruppen von Dörfern scheiden, welche ebenfalls nach der Richtung der Himmelsgegenden genau auf einander folgen und welche das Räthsel über die Lage des Landes der Rhedarier lösen.
Zuerst werden die Dörfer aufgezählt, welche am westlichen Ufer des Sees Tollenze liegen. Mit dem Hauptorte Bruode 4 ), Brod oder Broda wird der Anfang gemacht. Dann folgen die Ortschaften, welche in der Richtung von Südwest nach Nordost, nordwestlich von Broda liegen, am westlichen Ufer des Tollenze=Flusses entlang:
Woiutin = Weitin,
Caminiz = Chemnitz,
Wogarzin = Woggersin 5 ),
Szilubin = Lebbin 6 ),
Calubye = Calübbe,
bis nördlich zum Flusse
Pretustnitza.
Dieser Fluß bildete die Nordgrenze des Gutes Calübbe und der Besitzungen des Klosters Broda. Als im J. 1249 der Herzog Wartislav von Demmin dem Kloster Reinfelden bei Lübeck die Dörfer Wildberg, Wolkow und Reinberg in der Provinz Gotebant schenkte, setzte er ebenfalls den Fluß Pretustniza zur Südgrenze der Besitzungen, dem Dorfe Calube gegenüber 7 ).
Hier hört die Aufzählung gegen Norden hin auf und der Verfasser der Urkunde wendet sich in derselben Normal=Richtung
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von Broda aus weiter von Nordost gegen Südwest, folgende Ortschaften nennend:
Patsutin = Passentin,
Wolcazcin = Wulkenzin,
Crukowe = Krukow, Michnin 1 ) = (Rehse),
Pacelin = Penzlin,
Vilim = Gr.-Vielen,
Vilim Carstici = Kl.-Vielen,
Cyrice = Hohen-Zieritz,
Wůzstrowe = Wustrow.
Hiemit schließt die Aufzählung der ersten Gruppe, welche von Broda aus nach zwei Richtungen in derselben Normal=Direction geschah.
Alle diese Dörfer liegen an der Westseite des Sees Tollenz und gehörten ohne Zweifel zum Lande gleichen Namens. Die Gegend von Wustrow bildete ein eigenes kleines Ländchen (wohl als ein Theil des größern Landes Tollenz) am südwestlichen Ende des Sees. Im Vergleiche von Cremmen 2 ) vom J. 1236 wird neben den Ländern Beseritz (Friedland) und Stargard auch das Land Wustrow genannt:
terra Wostrowe sicut sita est cum omnilius attinentiis usque ad flumen, quod dicitur Tholenze 3 ).
Daß es ein eigenes Ländchen war, läßt sich schon daraus abnehmen, daß zu Wustrow eine Burg (castrum) gehörte. Das Land Tollenze lag auch nach andern Andeutungen nur westlich von den Tollenze=Gewässern. Nach der Confirmations=Bulle des Papstes Urban III. für das Bisthum Schwerin vom J. 1185 4 ) ging nach den Worten:
"terram Plotam totam usque Tolenze, ipsam provinciam Tolenze"
gegen Norden die östlich von der Tolenze liegende Provinz Plote bis an die Tolenze, und nach den folgenden Untersuchungen im Süden das Land der Rhedarier bis an diese Gewäser. Es bleibt also für das Land Tollenze anderswo kein
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Raum übrig, als an der Westseite der Tollenze=Gewässer. Nach den angeführten Confirmations=Urkunden des Bisthums Havelberg folgt in der Richtung von Südwest nach Nordost unmittelbar auf das Land Tollenz immer das Land Plote; eben so wird in der schweriner Urkunde des Kaisers Friedrich vom J. 1170 das Land Plote zwischen die Länder Tolense und Lositz (Loitz) gestellt; nach Lositz folgt Tribuses. In einer Urkunde von 1284 1 ) wird das Land Plote neben das Land Treptow und in einer andern Urkunde von 1249 2 ) werden die Länder Gützkow (Cotscowe), Loitz (Lositz) und Plote als Grenzländer neben einander gestellt. Das Land Plote lag also unzweifelhaft zwischen der Peene und der Tollense. In Hinterpommern lag jedoch auch ein Plote 3 ).
In der folgenden Aufzählung der verliehenen Ortschaften herrscht aber bis jetzt die größte Verwirrung; die meisten Namen scheinen, mit Aunahme weniger, völlig dunkel; daher sind die ferner genannten Ortschaften von den Ausiegern in die verschiedensten Gegenden verlegt. Masch hält die meisten Namen für corrumpirt und corrumpirt sie noch mehr, indem er sie nach seiner Meinung verbessert, wie er z. B. sagt von: "Step, welches Flet, jetzt Fläth, ein See, heißen soll". Auf diese Weise findet er die meisten Ortschaften südlich von der Comthurei Mirow. Riedel 4 ), der neueste Bearbeiter der alten Geographie dieser Gegend, sucht "Malke, Malkow und Cumerow" (statt Camino) in Malchow, Malchin und Kummerow, obgleich er es für wahrscheinlicher hält, daß es untergegangene Dörfer seien; Chotibanz hält er aber für die nördlich gelegene Provinz Gotebant u. s. w.
Wohl in seltenen Fällen hat sich die Diplomatik und historische Kritik besser bewährt, als in dem vorliegenden Falle. Es hängt die ganze Untersuchung über diese interessante Gegend und das Land der Rhedarier ganz allein von einem Puncte ab. In dem Abdrucke der Urkunde bei Küster ist die in Frage stehende, nächste Stelle der Urkunde folgendermaßen interpungirt und geschrieben:
"Cyrice, Wuztrowe castrum cum villa in Raduw, Potlulm," etc.
und bei Buchholz:
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"Crukowe, Wustrowe castrum cum villa in Radun, Pothelin," etc.
Masch nahm Wustrowe allein für das Gut oder Land dieses Namens, setzte "castrum in villa Radun" zusammen und fand diese Burg in dem Dorfe Radun in dem Grapenwerder bei Radenfelde (d. h. jetzt Rahnenfelde) neben Penzlin wieder! Riedel nimmt "Schloß und Dorf Wustrow" zusammen, läßt das bedeutungsvolle in weg und nennt "Radur eine unbekannte Ortschaft". Damit trat Radur in die Reihe unbedeutender, untergegangener Ortschaften. Gercken hätte schon auf das Richtige leiten sollen, da er das Richtige hat; aber er ward fast unglaublicher Weise vernachlässigt. Die alten Urkunden bezeichnen bekanntlich jeden Eigennamen im Original dadurch, daß sie hinter denselben einen Punct setzen; dieser Punct ist im Original ebenfalls immer gesetzt; dabei kommt dann aber ganz etwas anderes zum Vorschein! Die fragliche Stelle ist im Originale folgendermaßen geschrieben:
"Cyrice. Wůstrowe. castrum cum villa. In Raduir. Podulin, Tribenowe," etc.
Im Originale steht nach dem Worte villa ein Punct und das folgende Wort In beginnt mit einem groß und sorgfältig geschriebenen großen I , so daß: In Raduir : als Einleitung zu einer neuen Reihe von Namen an die Spitze gestell wird 1 ). Der Sinn ist also folgender:
Der Fürst Kasimir schenkt dem Stifte Havelberg folgende Dörfer: Woiutin, Caminiz, - - Cyrize, Wustrowe mit Burg und Dorf; (Ferner schenkt er dem Stifte:) In Raduir: (die Dörfer) Podulin, Tribinowe u. s. w.
Dieses Raduir ist aber nichts anderes, als - das Land der Rhedarier. Schon oben ist nachgewiesen, daß der Zehnten aus dem Lande der Riederi oder Rederi (Redarier), welcher früher dem Erzbisthum Magdeburg angewiesen war,
Diese Urkunde ist aber ohne Bewußtsein der typographischen Verhältnisse ausgestellt, indem sie dem Kloster bestätigt, was es gar nicht mehr besaß; diese Urkunde ist nur zur Aufrechthaltung des politischen Princips ausgestellt und wiederholt nur die Worte der Fundations-Urkunde, indem bei schon völlig geregelten neuern Zuständen viele der geschenkten Dörfer gar nicht mehr vorhanden waren. Auch wenn man ihr Gewicht beilegen wollte, so würde die Nordwestgrenze von Radur nur etwas weiter gegen Westen verlegt, indem noch die Burg Wustrow hineingezogen würde."Sirize. Wostrov. castrum cum vila in Radur. Podulinov."
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im J. 1179 vom Kaiser Friederich I. dem Bisthum Havelberg verliehen ward; in der Urkunde dieser Verleihung wird das Land des Volkes ebenfalls Radwere genannt 1 ). Auch eine zweite Ausfertigung 2 ) der Stiftungsurkunde des Klosters Broda vom J. 1170 hat die Lesart Radwer statt Raduir. Ohne Zweifel hieß also nach den Urkunden:
Hiemit ist also gegen Nordwest hin eine sichere Grenze des Landes der Rhedarier gegeben: sie lag zwischen den benachbarten Dörfern Hohen=Zieritz und Prilwitz, da Cyrize noch nicht im Lande Raduir, Priulbiz aber schon in demselben lag.
Alle in der Urkunde hinter Wustrow aufgezählten Ortschaften lagen also im Lande der Rhedarier (in Raduir). Und mit dieser Erkenntniß ist für die Alterthumskunde Meklenburgs unendlich viel gewonnen!
Die aufgezählten Güter im Lande Raduir 3 ) lassen sich nun in drei Gruppen scheiden, wenn dabei die geographische Aufeinanderfolge festgehalten wird.
Die erste dieser Gruppen lag von Nord gegen Süd am östlichen Ufer der Tollenze, da einige sichere Namen, wie Cussowe und Rouene darauf hindeuten. Die Ortschaften sind folgende:
nördlich von Neu=Brandenburg, da die Sylbe - in wohl nur für eine Endung zu halten ist und die Auflösung des - u -in -ewa- nicht auffallen kann; das folgende
muß dann ungefähr in der Gegend von Trollenhagen gelegen haben;
östlich von Neu=Brandenburg;
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Tuardulin,
Dobre,
Step
müssen dann in dem Areal und der Feldmark der Stadt Neu=Brandenburg und südlich von dieser Stadt untergegangen sein;
Rouene = Rowa.
Diese Annahme wird dadurch ungemein bestärkt, daß "noch heutiges Tages die links am Wege nach Neu=Strelitz (bis zum Tannenkruge) belegenen und an die Felmarken von Rowa und Bergenstorff stoßenden Neu=Brandenburger Ackerstücke: die Stepen=Stücke heißen 1 ).
Die Güter Warlin, Stawen und Roga, östlich von Neu=Brandenburg, für Tuardulin, Step und Rovene zu halten, möchte etwas gewagt scheinen, obgleich Tuardulin auf das jetzige Warlin zu deuten scheint.
Die zweite dieser Gruppen legte sich südöstlich um den See Tollenz. Hier sind die Ortschaften schon bekannter; es erscheinen der Reihe nach folgende:
Priulbiz = Prillwitz;
Nicacowe und
Malke
sind wohl in den vielen, jetzt deutsch benannten Ortschaften östlich von Prillwitz untergegangen;
Kamino = Cammin;
Lang
fehlt jetzt, ungefähr bei dem jetzigen Carlshof;
Riebike = Riepke,
Tsaple = Sabel,
Nimyrow = Nemerow,
Stargard = Stargard (Stadt);
Malkowe
ist nicht mehr vorhanden.
Die dritte dieser Gruppen im Lande Raduir erstreckte sich vom südlichen Ende des Tollenze=Sees gegen Südwest bis gegen Wesenberg hin. Diese Gruppe wird nur in ihren Grenzen bezeichnet und umfaßte alle Dörfer der Lipiz,
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worunter ohne Zweifel die Gegend des Lieps=Sees bei Prillwitz verstanden wird. Zu bemerken ist, daß, gerade wie im Tollenzer=Lande der Hauptort Broda, so hier beim Lande Raduir die Gegend von Prillwitz zum Mittelpunct der Aufzählungen erwählt ist. Die Lieps mit ihren Dörfern umfaßte nach der Urkunde die Gegend von Lipiz (dem Lieps=See 1 ) beiPrillwitz) bis südlich zum See Woblesko, d. i. dem Wöblitz=See bei Wesenberg, und von da gegen Norden die Havel hinauf, welche durch den Userinschen See fließt, bis Chotibanz 2 ), d. h. der Gegend des Dorfes Kustall, jetzt Adamsdorf, zwischen Prillwitz und Kratzeburg, dort wo um die Quellen der Havel das Großherzogthum Merklenburg=Schwerin sich in Meklenburg=Strelitz hineindrängt.
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Dazu kommen noch die verlassenen Dörfer innerhalb der Grenzen des Territoriums Chotibanz zwischen dem Dorfe Vielen, dem Lieps=See und der Havel, d. h. die Gegend rund um das Gut Kuhstall.
So ist alles in engem Zusammenhange dargestellt und nur wenige Orte ermangeln einer befriedigenden Nachweisung. Etwas Fehlendes muß man auch der Verdrängung durch die neuere Cultur zuschreiben. Alle die Meinungen früherer Forscher kritisch zu prüfen, würde zu viel Raum wegnehmen. Eine ziemlich sichere Stütze für die hier aufgestellte Ansicht ist die motivirte geographische Aufeinanderfolge der Ortschaften in den Urkunden. Ehe ich diese Ansicht faßte, suchte auch ich allenthalben nach ähnlichen Namen umher und glaubte untergegangene Ortschaften in den noch existirenden Namen der Gewässer gefunden zu haben; so suchte ich Podulin (oder Potlulin, nach Küster) in dem Plätlin=See, südlich von Wesenberg, Tuardulin in dem Twern=See, östlich von Strelitz, und dem zufolge Tribinowe in Trebbow, südlich von Strelitz, u. dgl. Doch schon abweichende Auffindungen durch andere Forscher überzeugten mich bald, wie gefährlich es sei, den Gleichklang allein zum Führer zu nehmen.
So ist, denn wohl ein großer Theil des Landes Raduir in seiner Ausdehnung und in seinen Westgrenzen wieder aufgefunden. Es reichte von Preußisch=Pommern über Neu=Brandenburg, Stargard .und Nemerow, Prillwitz, Neu=Strelitz und Alt=Strelitz bis gegen Wesenberg. Die Westgrenze des Landes war von Nord nach Süd: der Fluß Tollenze, der See Tollenz, die Grenze zwischen den Dörfern Prillwitz und Hohen=Zieritz und die Havel, so weit sie von ihrem Ursprunge in Chotibanz (Kuhstall, Adamsdorff, bei Freidorf oder Bornhof) durch die Havelseen 1 ) bis Wesenberg geht. Ueber den letztern Theil dieser Grenze läßt sich urkundlich noch etwas beibringen.
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Nach frühern Ausführungen 1 ) grenzte im Westen des Userinschen Sees, durch welchen die Havel fließt, das Land Turne. Dieses Land, dessen Lage zur Vorbereitung der Begrenzung des Landes Raduir bestimmt werden mußte, lag zwischen dem Userinschen und dem Müritz=See. Die Grenzen zwischen den Ländern Müritz und Raduir bleiben also nur um die Breite des Landes Turne zweifelhaft. Wenn man aber bedenkt, daß die Dörfer im Lande Raduir westlich durch die Havelseen begrenzt wurden, der nördliche Theil des Landes Turne, so weit die Comthurei Mirow reichte, immer zur Herrschaft der Herren von Werle gehörte, während das Land Raduir in alter Zeit unter der Botmäßigkeit der Herren von Pommern und später der Markgrafen von Brandenburg stand, auch das Land Turne im Anfange des 13ten Jahrhunderts zum Sprengel des Bischofs von Schwerin gehörte, das Land Raduir aber zum Sprengel des Bischofs von Havelberg gelegt ward, so ist nichts wahrscheinlicher, als daß das Land Turne entweder zum größern Lande Müritz oder zu einer andern, von NW. herunter reichenden Herrschaft der Herren von Werle gehörte, und das Land Turne oder die Comthurei Mirow am Userinschen See die südliche Westgrenze des Landes Raduir bildete.
Vielleicht kann eine Nachricht über den Besitz der Dörfer östlich vom Userinschen See noch zur weitern Aufklärung dienen. Nach einer Urkunde 2 ) besaß in ältern Zeiten die Güter östlich am Userinschen See das Kloster Stolpe. Diese Güter, bestehend aus den Dörfern Woserin (jetzt Userin), Quassow und Gor, hatte der Abt Habbrecht von Stolpe an die Ritter Otto und Ulrich von Dewitz verkauft. Diesen Verkauf bestätigt sein Nachfolger, der Abt Heinrich, am Matthias=Tage 1346 und giebt die Güter den Käufern zum Besitz, sich und seinen Nachfolgern das Eigenthum und die Verleihung an die Dewitze und ihre Nachfolger vorbehaltend. Zugleich zählt er die Besitzungen und die Grenzen dieser Güter auf. Dieselben waren der See von Vylym (jetzt der Userinsche See), welcher merkwürdiger Weise auf das nördliche Vielen im Lande Chotibanz hindeutet, - der See von Vylym, durch welchen die Havel fließt und welche eine Mühle (Userinsche Mühle) treibt, beide Ufer zu beiden Seiten des Flusses, der Bach, welcher aus dem See von Cyroch fließt, und der See von Cyroch (Ziercker=See bei Neu=Strelitz).
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Nach diesen Vorbereitungen wird es möglich sein, nähere Andeutungen über die Lage der vielbesprochenen
zu machen. Da die Stadt Hauptstadt der Rhedarier war so kann sie nicht westlich von den Havelseen und der Tollenze gelegen haben. Nach den östlichen und nordöstlichen Begrenzungen durch die Ukranen und Riezanen, wird das Land der Rhedarier also innerhalb des Großherzogthums Meklenburg=Strelitz, und zwar in den Aemtern Strelitz und Stargard gesucht werden müssen; also lag in diesem Raume auch die Stadt Rhetra. Freilich ist der Raum noch immer groß genug; nach der genauen Beschreibung Ditmars von Merseburg war aber die Lage dieser Stadt so ausgezeichnet und auffallend, daß es wohl wenig Gegenden geben möchte, die zu der Beschreibung passen. Und in dem angedeuteten Raume möchte wohl keine andere zu finden sein, als die, welche bekanntlich Masch 1 ) angegeben hat: bei dem Dorfe Prillwitz, nicht weit von Neu=Strelitz. Ich wenigstens habe bei einer persönlichen Untersuchung an Ort und Stelle die Localität von Prillwitz so überraschend und sowohl in den großartigen Ausdehnungen, als in den kleinsten Einzelnheiten so übereinstimmend mit den alten Berichten gefunden, daß ich keinen Augenblick zweifele: Prillwitz sei die Stelle von Rhetra. - Zu dieser glänzenden Lage, verglichen mit der von Ditmar angegebenen Entfernung von Hamburg, kommen noch besondere Umstände. Ohne hier auf die Aechtheit oder Unächtheit der bekannten Prillwitzer Götzenbilder einzugehen, möchte doch wohl so viel anzunehmen sein, daß ein Theil der berühmten Alterthümer wirklich zu Prillwitz gefunden sei. Auch noch später wurden dort Opferkessel und Urnen gefunden 2 ). Als eine große Merkwürdigkeit aber muß es angesehen werden, daß auf den erhabensten Stellen von Prillwitz, auf dem mit tiefen Wiesen umgebenen Plateau, namentlich in den Pfarrgärten und in dem fürstlichen Garten, eine so große Masse von (blaugrauen) Scherben von altmittelalterlichen Gefäßen 3 ) gefunden wird, daß sie wahrhaft in Erstaunen setzt. Als ich im J. 1835 die dortige Gegend mit
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dem Herrn Pastor Horn betrachtete und durchforschte, behauptete derselbe, es falle nicht schwer, an jeder Stelle der Gärten auf dem Raum einiger Quadratfuße Scherben zu finden, obgleich der (schön bearbeitete und bepflanzte) Boden unendlich viel gereiigt sei. Zwei angestellte Proben lohnten jedes Mal sehr schnell mit einer Hand voll Scherben, welche denen in den sogenannten Wendenkirchhöfen ähnlich waren, zumal da einige ganz charakteristische Verzierungen hatten. - Die vielen bedeutenden Grabhügel bei Prillwitz außerhalb der Berge, auf denen die alte Stadt gelegen haben soll, könnten auf den ersten Anblick stutzig machen, da sie, als große Kegelgräber von reiner Form nach neuern Untersuchungen 1 ) einer vorwendischen Bevölkerung angehören dürften; - aber es kann nur für die Bedeutsamkeit des Ortes reden, daß auch die Slaven den Ort heilig hielten, der schon bei den Germanen Bedeutung hatte, wie die Christen an den Stätten wendischer Heiligthümer Kirchen baueten.
Nach diesen Untersuchungen wird sich
leicht darstellen lassen, wie die Stiftungsurkunde des Klosters das Hauptmaterial für die Auffindung des Landes der Rhedarier gab. Einige Wiederholungen werden hier nicht leicht vermieden werden können.
Die Verwüstungskriege des Sachsenherzogs waren im J. 1464 zu Ende, die heimischen Fürsten und Großen hatten ihren starren Sinn gebeugt und sich auch wohl überzeugt, daß es gerathen sei, einen bessern Zustand, wie ihn die Herrlichkeit des deutschen Reichs zeigte, auch in ihre Gebiete zu führen. Aber die Fluren lagen wüst und die Dörfer standen verlassen; vorzüglich war die südöstliche Gegend Meklenburgs von den Leiden des Krieges heimgesucht 2 ). Durch die eifrigen Bemühungen der Geistlichkeit, welche im Mittelalter für die Wiederbelebung Meklenburgs ein nicht genug zu schätzen des Verdienst hat, - namentlich durch die aufopfernden Arbeiten des Bischofs Berno von Schwerin, wurden schneller, als zu erwarten stand, die Spuren des Mißgeschicks verwischt. Auch die Fürsten, namentlich die Borwine, Vater und Sohn, und die Pommernherzoge erglüheten im heiligen Eifer, das Volk wieder aufzurichten und dem Boden wieder Früchte abzugewinnen. Selten ist in der Geschichte wohl ein Beispiel vorgekommen, daß
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geistliche Stiftungen so reich bedacht wurden und durch sie die Cultur so schnell erblüht wäre, wie in den verödeten Ländern des Wendenlandea durch die Geistlichen des Mittelalters. Vorzüglich aber bildete sich in dem östlichen Grenzlande Meklenburgs eine Reihe reicher geistlicher Stiftungen, welche, wie die Ringe eines klösterlichen Gürtels, das Land an der verletzbarsten Stelle in ununterbrochenem Zusammenhange umgab. Kaum ein Jahrhundert war vergangen, als hier, von Süden gegen Norden, die Besitzungen der geistlichen Stiftungen Dünamünde, Amelungsborn, Campen, Himmelpfort, Doberan, Dobbertin, Eldena, Mirow, Stolpe, Wanzka, Broda, Nemerow, Reinfelden, Ivenack, Dargun und etwas später Ribnitz, nahe der Ostsee, schon im 13ten Jahrhundert eine geregelte Verwaltung hatten. Wie durch einen Zauberschlag blüht unter dem milden Krummstabe das Glück auf: das Land wird gemessen und geackert, die Feldmarken werden begrenzt, die Dörfer gebauet, die Wasser werden gezähmt, abgelassen und geregelt, Kanäle gegraben und Mühlen angelegt, Handwerker und Künstler ins Land gerufen, Kirchen und Pfarren gegründet, selbst Städte und Flecken erhoben sich auf dem geistlichen Eigemhum. Der Friede war gesichert und ein Rückschritt auf lange unmöglich gemacht. Vor allen andern Stiftungen ragt aber die Stiftung des Prämonstratenser=Mönchs=Klosters Broda hervor.
Es war am 18. August 1 ) 1170 bei der Restaurirung des Havelberger Domstifts, als der Fürst Casimir von Pommern, aus Dank für die Reichtümer und Ehren, mit denen die Gnade Gottes ihn vor vielen andern Sterblichen überhäuft habe, unter Beistimmung seines Bruders Bugeslav, zum freiwilligen Geschenke Gott, der Jungfrau Maria und dem Apostelfürsten darbrachte und zu Händen der Domherren der Havelberger Kirche, Augustiner =Ordens nach der Regel des Heil. Norbert (Prämonstratenser), eine große Menge von Gütern mit allen Zubehörungen zum rechtlichen Besitze abtrat, um damit, wie es ihnen am passendsten scheinen würde, eine Stelle zum Dienste Gottes nach ihrer Regel zu weihen. Das künftige Kloster ließ der Fürst dem Dom=Capitel auf und entsagte der Ausübung aller fürstlichen Rechte an demselben und allen seinen Zubehörungen; er befreiete die Brüder 2 ) des Ordens und
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ihre Leute (auf den geschenkten Gütern?), Slaven und Deutsche, von allen Land= und Wasserzöllen internem ganzen Lande und nahm das Kloster in seinen Schutz. Er schenkte dem Kloster unbeschränkten Gebrauch der Güter (also auch wohl das Eigenthum) mit allen Aufkünften, auch die Jagd und Fischerei, und gestattete seinen Vasallen ebenfalls die Abtretung von Gütern an das Kloster. Die geschenkten Güter, deren Lage schon oben ermittelt ist, waren: Bruode (Broda) bei Neu=Brandenburg, mit Markt, Krug 1 ) und allen seinen Zubehörungen; dazu im Lande Tollenze: Woiutin (Weitin), Caminiz (Chemnitz), Wogarzin (Woggersin), Szilubin (Lebbin), Calubye (Calübbe), Patsutin (Passentin), Wolkcazcin (Wolkenzin), Crukowe (Krukow), Michnin (Rehse), Pacelin (Penzlin), Vilim (G r. Vielen), Vilim Carstici (Kl.Vielen), Cyrice (Hohen=Zieritz), Wuzstrowe (Wustrow) mit Burg und Dorf; ferner im Lande der Rhedarier (d. h. im Lande Raduir): Podulin (Podewahl), Tribinowe (Trollenhagen?), Cussowe (Küssow), Wigon (bei Woggersin), Tuardulin (Warlin?), Dobre, Step (an der Stelle der Stadt Neu=Brandenburg), Rovene (Rowa), Priulbiz (Prillwitz), Nikakowe und Malke (unbekannt, östlich von Prillwitz?), Kamino (Cammin), Lang (unbekannt, bei Carlshof?), Riebike (Riepke), Tsaple (Sabel), Nimyrow (Nemerow), Stargard (Stadt Stargard), Malkow (unbekannt, bei Stargard?); ferner die Lipiz (Lieps) mit allen Dörfern von der Lieps (Lieps=See bei Prillwitz) bis zum See Woblesko (Woblitz=See bei Wesenberg) und die Havel hinauf bis Chotibanz (Kustall, Adamsdorf) und die verlassenen Dörfer im Distrikt Chotibanz (um Kustall, Adamsdorf) in der Ausdehnung zwischen Vilim (Vielen), Lipiz
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(Lieps) und der Havel. Zu diesen Gütern legte Kasimir noch die Saline zu Cokle, wie bei den frühesten Dotationen der Klöster so häufig Salinen denselben verliehen werden; der Ort Colkle ist jetzt unbekannt. Die Sache ist nicht unwichtig; auch v. Ledebur 1 ) hat darauf aufmerksam gemacht und deutet auf Kogel zwischen Röbel und Plau, auf Klokow zwischen Waren und Neu=Strelitz und auf Kakeldütt bei Alt=Strelitz. Kogel kann es schwerlich sein, weil hierher wohl die Herrschaft des Pommerfürsten nicht reichte; derselbe Grund möchte auch wohl gegen Klokow sprechen; am besten paßt Kakeldütt, welches Wort allerdings in seinem ersten Theile den Namen Kolkle zu enthalten scheint. Doch hier können nur die genauesten Local= Untersuchungen helfen 2 ).
Wahrlich eine übermaßige Schenkung! Der genannten Güter sind 33 an der Zahl und die ungenannten nehmen einen fast eben so großen Raum ein, als die genannten; und alle gehören zu den reichsten und schönsten des östlichen Meklenburgs und haben in den einzelnen Feldmarken eine bedeutende Ausdehnung, wie überhaupt die Güter in Meklenburg. Auf dem Gebiete stehen jetzt vier Städte: Neu=Strelitz, Srargard, Neu=Brandenburg und Penzlin.
Doch die ältesten Klöster in Meklenburg, Doberan, Broda und Dargun erlitten bald nach ihrer Stiftung (1170-1172) bedeutende Unglücksfälle theils durch Rückfälle des Volks zum Heidenthum,. welche durch Verwüstungen bezeichnet wurden, theils durch Kriege, welche besonders das Kloster Broda hart trafen und demselben einen großen Theil seiner Besitzungen raubten: ein seltenes Beispiel, daß eine geistliche Stiftung ihr Eigemhum verlor, eben so selten, wie die reiche Ausstattung Brodas.
Das gesammte Eigenthum des Klosters Broda bei der Stiftung lag damals noch im Lande der Herren von Pommern (Lutizien) und bildete dessen westlichste Grenze gegen das Land Werle; denn südlich war das angrenzende Land Turne in seinem nördlichen Theile (die Comthurei Mirow) 3 ) und westlich und nordwestlich das eigentliche Land der Herren
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von Werle nach der Schenkung an das Kloster Broda 1 ) wohl unbezweifelt Eigenthum der Herren von Werle.
Aber durch die fortdauernden Aufstände, durch die Halsstarrigkeit und Rohheit des eben bezwungenen und verwilderten Wendenvolkes 2 ) ward die fromme Stiftung noch lange nicht ausgeführt. Noch bis zum J. 1182 hatte der Same nicht Wurzel fassen können und noch im J. 1182 war den Dienern des Herrn keine feste Wohnung gebauet 2 ).
Jedoch waren es nicht die innern Leiden allein, welche fortwährend in dem Mark der Länder wütheten; — beklagenswerther noch als diese waren die unseligen Verwüstungskriege, welche die Beherrscher der slavischen Länder unter sich um Länderbesitz und Hoheitsrecht führten, nämlich die Kriege der Markgrafen von Brandenburg gegen die Pommerschen Herren, Kriege, mit denen die kriegerische Ausdehnung der Brandenburgischen Macht beginnt. Dies war die "vernichtende Pest 2 )", deren Verwüstung vorzüglich aus den Jahren 1197 und 1198 bekannt ist 3 ). Die Kämpfe galten vorzüglich die Lehnshoheit über Pommern. Sie entstanden bald nach der Stiftung von Havelberg, Doberan und Broda, d. h. gleich nach dem Ende der Sachseneroberung und mit dem Beginn der neuen Gestaltung der Dinge. Zwar erhob der Kaiser Friederich I. die pommerschen Herren, als sich die Fürsten vom Sachsenherzoge wieder zum deutschen Reiche wandten, im J. 1181 zu Herzogen und Reichsfürsten; nichts desto weniger wüthete der Krieg fort: im J. 1182 wurden die Pomeraner von den Brandenburgern unter dem Markgrafen Otto geschlagen, der Herzog Casimir I., der Freund Heinrich des Löwen, fiel in der Feldschlacht 4 ) und die Slaven
Arnoldi Lub. Chron. Slav. XXXI., §. 3.
Eodem autem tempore rex Dacie Woldemarus, anno videlicet domini MCLXXXII, obiit. - - - - Temporibus imperatoris Frederici marchio Otto de Brandenborch cum domino Bogislao de Demyn commisit proelium et Slavi perdita victoria fugierunt, dominus quoque Casimarus et dominus Borck cum multitudine Slavorum ibi ceciderunt.
Anonymi Saxonis Historia
Imper. (usque ad a. 1235), in:
Mencken Script. rer. Germ. III., p. 113-114.
Vgl. Urk. Nr. II.
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des Rhedarierlandes wandten sich von fernem Bruder Bugeslav I., weil er sich dem Kaiser ergeben hatte und die Wenden vielleicht Wiederherstellung der frühern Zustände hofften.
In diesen Tagen ging den Pommerherzogen der südwestliche Theil ihres Gebietes an Brandenburg und dem Kloster Broda der größte Theil der ihm bei der Restauration des Bisthums Havelberg verliehenen Besitzungen verloren. Noch in demselben Jahre 1182, in welchem Kasimir starb, bestätigte sein Bruder Bugeslav I. die Fundation des Klosters Broda 1 ), welches freilich nur dem Namen nach existirte, und versicherte der Stiftung, was er ihr versichern konnte, nämlich die Güter westlich von der Tollense:
Broda, Wigon (Woggersin), Rehse, Wolkenzin, Chemnitz, Vielen und die wüsten Dörfer in Chotibanz 2 ).
Alles andere war verloren und alles Land östlich von der Tollenze im Besitze der Brandenburger, welche das Eigenthum der Geistlichkeit als gute Beute behielten. Auch die werleschen Herren 3 ) mochten bei der Verwirrung ihre Hände ausgestreckt haben, indem z.B. Penzlin fortan in ihrem Besitze erscheint.
Diese Confirmation ist offenbar in nicht verhehltem Unwillen, sowohl über die slavische Bevölkerung, als über das von außen her eindringende Verderben abgefaßt, und es wird nicht allein eine baldige Erbauung des Klosters gewünscht, sondern, nach dem Vorgange der Stiftungsurkunde, noch gegen die Friedensstörer, ja selbst gegen die feigen Nachbaren des Klosters, die dasselbe schützen sollten, die härteste Strafe ausgesprochen.
Diese verheerenden Kriege wiederholten 4 ) sich im Jahre
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1214 1 ), bis endlich die Markgrafen von Brandenburg, "vielleicht durch die Erneuerung der Lehnsherrschaft über Pommern, welche ihnen der Kaiser Friederich II. im J. 1231 ertheilte" 2 ), über die Pommerschen Fürsten den völligen Sieg davon trugen, so daß in Folge aller dieser Begebenheiten die Markgrafen Johann I. und Otto II. mit dem Herzoge Wartislav I. am 20. Jun. 1236 zu Kremmen dahin einen Vergleich schlossen, daß der Herzog von Pommern alle seine Besitzungen, mit Ausnahme der alten sächsischen Lehne, von den Markgrafen zu Lehn nahm und denselben die Länder Stargard, Beseritz und Wustrow bis an die Tollenze, also ungefähr die Hauptmasse des jetzigen Großherzogthums Meklenburg=Strelitz, mit Ausnahme des südwestlichen Theils, aufließ, welche die Markgrafen auch bald in förmlichen Besitz nahmen 3 ). Bald darauf sehen wir die Markgrafen als Landesherren über das neue Land Stargard walten. Bei der Theilung der brandenburgischen Lande im J. 1258 fiel das Land Stargard an den Markgrafen Otto III. Otto's drei Söhne regierten Anfangs gemeinschaftlich bis 1283; aber schon im J. 1284 regierte Albrecht III. allein 4 ), welcher das Land seiner Tochter Beatrix ließ, die es ihrem Gemahl, dem meklenburgischen Fürsten Heinrich dem Löwen, zubrachte. Sicher seit dem Jahre 1302 ist Stargard immer bei dem fürstlichen Hause Merklenburg geblieben.
Die Herzoge von Pommern scheinen aber ihre Rechte noch lange nicht aufgegeben zu haben. Am 27. Mai 1244 confirmirten die Herzoge Barnim und Wartislav die Stiftung des Klosters Broda mit denselben Worten der Stiftungsurkunde, selbst wenn sie auch nicht mehr paßten 5 ). Das Datum dieser Urkunde ist sicher; Riedel 6 ) zweifelt daran, da die Markgrafen schon am 4. März 1244 die Stiftungsurkunde der Stadt Friedland ausstellten. Daß die Pommerfürsten ihre Rechte nicht aufgaben, ist aber nicht auffallend, wenn es auch etwas gewagt erscheinen mag, daß ein Havelberger Canonicus, die Grafen Guncelin von Schwerin und Heinrich von Schauenburg Zeugen dieser Bestätigung waren 7 ). Noch viel später,
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als die Herzoge Vorpommern factisch schon lange keine Rechte mehr an dem Lande Stargard ausgeübt hatten, am 12. März 1277, verlieh der Herzog Barnim dem Kloster die neubrandenburgische Mahlschatzgerechtigkeit 1 ), und am 6. Julius 1281 bestätigte der Herzog Bugeslav von Pommern in bitterm Unmuth dem Kloster alle die großen Besitzungen und Rechte, welche demselben früher von seinen Vorfahren verliehen waren 2 ). Damals half es dem Kloster freilich nichts mehr. Diese Urkunde giebt uns völligen Aufschluß über die Schicksale der Stiftung: das Kloster war noch fernerhin in den Kriegen zerstört worden und seine Besitzungen waren mit gewaltsamer Hand verwüstet. Daher verleiht der Herzog demselben seinen Schutz und die Versicherung, daß von seiner Seite niemand die Stiftung angreifen oder schmälern solle, da er wünsche, die Besitzungen desselben vielmehr zu vergrößern, als zu schmälern. Dies geschah denn auch z. B. im J. 1286, als die Herzoge Bugeslav, Barnim und Otto von Pommern dem Kloster einen Wadenzug auf dem frischen Haff schenkten 3 ). — Das Kloster Broda hatte auch alle Ursache, noch von den pommerschen Fürsten seine Rechte bestätigen zu lassen, da die Streitigkeiten zwischen den Markgrafen und den Herzogen damals noch nicht beigelegt waren. Erst am 13. August 1284 wurden alle Mißverhältnisse ausgeglichen; die Urkunde ist erst im J. 1833 in den Baltischen Studien II, l, S. 128, flgd. gedruckt; hier ist übrigens von dem Lande Stargard eben so wenig mehr die Rede, als in dem Theilungsvertrage der pommerschen Fürsten vom J. 1295 in Höfers Zeitschrift für Archivkunde II. 1, S. 114. — Die pommersche Urkunde vom J. 1244 nannte noch einmal alle Güter, welche dem Kloster bei der Stiftung im J.1170 verliehen waren, namentlich; die Urkunde vom J. 1281 nennt kein einziges Gut bei Namen. Und die Folge lehrt, daß auch nicht viel mehr zu bestätigen war. Im J. 1236 war, nach dem Vertrage von Kremmen, Stargard Eigenthum der Markgrafen geworden;
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bald darauf, sicher im J. 1259, bestand schon die fürstliche Stadt Stargard 1 ); ja im J. 1248 kommt schon ein Vogt von Stargard vor 2 ). Im J. 1298 ward zu Nemerow eine Johanniter=Comthurei gestiftet, im J. 1290 das Kloster Wanzka; beide Stiftungen erfreueten sich mancher Besitzung, welche früher das Kloster Broda hatte. Prillwitz war bald ein Lehngut der Ritter von Peccatel und die Havelgegenden bildeten die neue Grafschaft Fürstenberg der Herren von Dewitz. Auch das Areal der Stadt Neu=Brandenburg, welche im J. 1248 gestiftet war, gehörte einst dem Kloster Broda und bestand wahrscheinlich aus den Feldmarken Dobre und Step; um nicht ganz ungerecht zu erscheinen, bewilligten die Markgrafen Otto und Albert von Brandenburg am 9. Julius 1271 3 ) dem Kloster endlich eine Entschädigung (in recompensationem et restaurum fundi civitatis Novae Brandenborch), nämlich jährlich zwei Wispel Waizen aus den zwei obern Mühlen bei der Stadt am Flusse Stargard und den dritten Theil aller Aufkünfte aus der untern Mühle, das Patronatrecht über die Pfarrkirchen der Stadt, das Dorf Mechow bei Lychen, die Fischerei und den Aalfang auf der Tollenze und die Erbauung einer Mühle bei Broda an der Tollenze; und am 10.April 1273 schenkten 4 ) dieselben Markgrafen 5 ) dem Kloster Broda: den "Zins von sechs Hufen in der Stadt Neu=Brandenburg", die Fischerei auf dem Ausflusse des Lieps=Sees 6 ) in den Tollenze=See, das Dorf wendisch Nemerow 7 ) mit der Mühle; dies Alles hatten die Markgrafen, wie sie wiederholt in der Urkunde sagen, bis dahin besessen, — ein Beweis mehr, namentlich sicher
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in Beziehung auf das Dorf Nemerow, daß sie sich alle Güter des Klosters östlich vom Tollenze=See angeeignet hatten. Manche andere Güter, z. B. Küssow, erhielt 1 ) im Jahre 1275 das Kloster als Geschenk von den Markgrafen, da das Dorf doch früher Eigenthum desselben gewesen war.
Die nähere Ausführung der einzelnen Schicksale des Klosters muß einer besondern Geschichte desselben vorbehalten bleiben; diese wenigen Züge sollen nur darauf hindeuten, daß Broda am östlichen Ufer der Tollenze= und Havel=Gewässer (im Lande Raduir) in der Mitte des 13. Jahrhunderts wahrscheinlich nichts mehr von allem demjenigen besaß, was ihm durch die Freigebigkeit der Fürsten von Pommern so reichlich zu Theil geworden war.
Hätten die Brüder von Broda nicht die Herren von Werle zu Freunden gehabt, so möchte ihnen statt des Reichthums Armuth, über die sie freilich auch oft klagen, zu Theil geworden sein. Die Herren von Werle hatten nämlich das Kloster nicht minder reich bedacht, als die pommerschen Herzoge. Die werleschen Schenkungen lernen wir aus einer Urkunde des freigebigen Fürsten Nicolaus I. von Werle vom 24. April 1230 kennen 2 ). In Grundlage alter Briefe confirmirte schon damals dieser Fürst dem Stifte dessen alte Besitzungen. Diese bestanden aus zwei Theilen. Zuerst bestanden sie nämlich aus denjenigen Gütern am nordwestlichen Ufer der Tollenze, welche Kasimir I. von Pommern bei der Stiftung dem Kloster geschenkt und Bugeslav demselben con=
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firmirt hatte, nämlich: Chemnitz, Weitin und Wolkenzin, so wie Zirzow (bei Chemnitz), Neuendorff (bei Weitin) und Rehse (bei Wolkenzin); letztere drei Güter waren nach der Stiftung "von wilder Weide" aufgebauet, da sie nach der Urkunde vom Jahre 1230 dem Kloster von dem Fürsten Kasimir verliehen waren. Diese Güter waren gewiß in den erwähnten Kriegen zwischen den brandenburgischen und pommerschen Fürsten an das Haus Werle gefallen, so daß, mit Ausnahme des Landes Wustrow am südlichen Ost=Ende des Tollenze=Sees, das Land Werle im J. 1230 bis an die Tollenze reichte. — Dann schenkten die Werleschen Fürsten an das Kloster aus ihrem eigenen alten Lande folgende Güter und Rechte: die Kirche zu Wahren mit dem Dorfe und 15 Hufen zu Schwenzin (Swantzin), den Genuß der drei obersten Aalwehren zwischen den Seen Müritz und Cölpin iede zehnte Nacht (bei Eldenburg), Freidorf (Vrigdorp oder Bornhof, bei Ankershagen) mit 50 Hufen (also wahrscheinlich die ganze Feldmark Wendorff) und mit drei Seen, genannt die Havelwasser 1 ) (Havelquellen), 10 Hägerhufen zu Rumpshagen mit Mannlehn und Kirchenlehn, die Kirche zu Ankershagen, welche, nach der Confirmation vom 23. April 1273, das Kloster seit dessen Stiftung besessen hatte, mit 5 Hufen, 14 Hufen zu Klokow, die Vikarei auf dem fürstlichen Schlosse zu Penzlin, das Patronat der Kirche zu Lukow mit 3 Hufen, Federow mit 8 Hufen, Falkenhagen mit 6 Hufen, Kirchlehn und Mannlehn, Schönau mit 3 Hufen, Kargow mit 6 Hufen, Kirchlehn und Mannlehn, die Kirche zu Penzlin mit zwölf Morgen freien Ackers und 4 Hufen auf dem Schmort. Dazu schenkte Nicolaus dem Kloster die Freiheit zu neuen Erwerbungen und völlige Zollfreiheit in seinen Landen. Diese Schenkungen wurden dem Kloster bestätigt: theilweise noch vom Fürsten Nicolaus I. am 23. April 1273 2 ), dann umfassend vom Herrn Nicolaus II. von Werle am 22. September 1312 3 ) und später durch Transsumirung von den Herren Nicolaus V. und Christoph von Werle am 5. Mai 1402 und von den Herzogen Magnus und Balthasar von Meklenburg am 20. Junius 1482 4 ).
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Wie weit trotz aller Schmälerungen der geistliche Einfluß des Klosters Broda reichte, zeigt eine päpstliche Versicherung über den Besitz der Patronate des Klosters vom 27. October 1500 1 ). Nach dieser Urkunde besaß das Kloster die Patronate über folgende Kirchen: Wahren mit Schwenzin und Falkenhagen, Schönau, Ankershagen mit Rumpshagen, Klokow, Federow mit Kargow, Schlön, Lukow, Penzlin mit Schmorte, Reese, Chemnitz, Wolkenzin, Weitin mit Neuendorf und Zierzow, und dazu Neu=Brandenburg.
Dies sind die Grundzüge der inhaltsreichen Geschichte von der Stiftung des Klosters Broda, reicher an bemerkenswerthen Begebenheiten, als irgend eine Geschichte einer andern geistlichen Stiftung im Lande Meklenburg. Nicht allein die Geschichte des Klosters selbst ist von hohem Interesse: die Urgeschichte der ganzen Gegend von Stargard bis Wahren und von Treptow in Pommern bis Wesenberg ruht in der Geschichte dieser Stiftung von Broda, und die Geschichte der Städte Stargard, Neu=Brandenburg, Strelitz, Penzlin und Wahren, der Comthurei Nemerow und des Klosters Wanzka, der Grafschaft Fürstenberg und der Lehngüter des Strelitzschen Fürstenhauses, die Geschichte von Prillwitz und Rhetra, die Bedeutung des Handelsverkehrs und der Völkerscheiden am Tollenze=See finden in ihr ihre Anfangspuncte.
Weiter kann für den Augenblick nichts gegeben werden. Wünschenswerth ist jetzt eben so sehr eine Geschichte des Klosters Broda in seinem fortschreitenden Leben, als eine Darstellung der Entstehung der auf ihrem ursprünglichen Gebiete entstandenen städtischen und Lehnsverhältnisse, damit beide sich einander ergänzen und berichtigen.
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I n Beziehung auf Ihre Nachfragen wegen des Klosters Amelungsborn und dessen Verhältnisse zu Meklenburg kann ich mancherlei mittheilen, was für Sie nicht uninteressant sein dürfte. Dieses, mit seiner großen, in Form eines Kreuzes gebaueten Kirche, wohl erhaltene Kloster liegt in dem herzogl. braunschweigischen Amte Stadt=Oldendorf unfern der Weser. Die davon, leider nur zu einem geringen Theile hier noch vorhandenen Urkunden und Acten erwähnen einer frühern Verbindung des Klosters mit Meklenburg eben so wenig, als ein aus dem 15. und 16. Jahrhunderte herrührendes großes Diplomatarium; dagegen sind in einem gleichfalls hier befindlichen Memorienbuche 1 ) und einem kleinern Diplomatarium aus
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dem 13. und 14. Jahrhundert nicht unbedeutende Nachrichten über jene Verbindung enthalten, von denen ich die in dem Memorienbuche befindlichen Ihnen im Auszuge hier mittheile.
Dr. Schmidt.
"vt in anniuersario dilecti aui nostri domini Hinrici de Werle in die beati Bonifacii ad vesperam — — conueniant et in religione in vigiliis ipso vespere compareant, de mane pro saluto anime aui nostri — — missarum sollempnia — — peragendo".
Hier ist wohl von der Vesper und der Matutin des bürgerlichen Tages (von 12 Uhr bis 12 Uhr Mittags) die Rede. Der Bonifacius=Tag fällt auf den 5. Junius; da der Gedächtnißtag auf diesen Heiligentag festgesetz ist, so ist es nach dieser Urkunde wohl kaum zu bezweifeln, daß Heinrich Borwin spät am Abend des 4. Junius 1226 starb. Es wurden nämlich nach altem Gebrauch gewöhnlich zu den Gedächtnißtagen Vigilien und Morgens darauf Seelenmessen gehalten. Eine Uebereinstimmung aller Quellen wäre freilich willkommener gewesen; jedoch ist die Differenz so geringe, daß die Wahrheit der ältern Angaben durch eine annähernde Bestimmung der jüngern unterstützt zu werden. scheint.
G. C. F. Lisch.
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kal. Jan. ø. | Conradus sacerdos et monachus, primus abbas in Doberan. |
VI idus Jan. ø. | Item Hiniricus Verpunt conuersus in Dranso interfectus. |
XIX kal. Febr. ø. | Bruno Zvirinensis episcopus. |
IV non. Febr. ø. | Burwinus princeps Sclauorum, qui contulit ecclesie nostre grangiam et indaginem Satowe cum decima avenerabili episcopo Zvirinensi Brunwardo pro uilla Wukernte mutata, que simul cum omnibus appenditiis de maturo hinc inde fratrum consilio, permutatione cum filia nostra Doberanense inita, in duarum sartaginum saline in Lunenborch sunt redactae. |
VI kal. Junii. ø. | Heylardus abbas in Duberan. |
non. Junii. ø. | Henricus, Burwini principis Sclauorum filius, cuius consensu Satowia est collata. |
II idus Julii. ø. | Euerhardus monachus et sacerdos, rector curie Dranz, ibidem iuxta curiam a quibusdam malignis raptoribus innocenter interfectus. |
III idus Aug. | Eodem die ex parte .Katerine de Rostoc habetur seruitium VIII solidorum de bonis in Bale. |
XII kal.Octob. | Eodem die pro Jordane milite et uxore sua de Sclauia, qui cenobio nostro multa beneficia inpenderunt, in piscibus tantum seruitur. |
VI kal. Oct. ø. | Godescalcus quondam abbas in Doberan. |
IV kal. Oct. ø. | Nycolaus, filius Burwini principis Slauorum, qui monasterio nostro grangiam Drans cum stagno adiacente donauit, porro decimam LX mansorum Brunwardus episcopus Zvirinensis, reliquas vero omnes decimationes ad dictam grangiam pertinentes Wilhelmus episcopus Hauelbergensis largiter contulerunt. |
VII kal. Dec. ø. | Martinus conuersus de Slauia. |
IV non. Dec. ø. | Hermannus conuersus de Doberan. |
IV idus Dec. ø. | Matheus abbas in Doberan. |
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über
die Vormundschaftsführung der
Fürstin
Anastasia von Meklenburg
vom Jahre 1275 bis 1278,
aus dem wismarschen Stadtbuche von 1272,
mitgetheilt
vom
Dr.
C. C. H. Burmeister
zu Wismar.
A ls mir von dem Hochedlen Rathe der Stadt Wismar die Benutzung des Rathsarchivs zum Zweck der Abfassung einer urkundlichen Geschichte der Stadt Wismar auf die freundlichste Weise gestattet war, führte mich der jetzige Herr Stadtsecretär Enghart in das Gewölbe des Archivs an der Westseite des Rathhauses. Von dem frühen Herrn Stadtsecretär Walter war ich schon auf einige alte Stadtbücher, später Zeugenbücher (libri testimoniales) genannt, aufmerksam gemacht worden. Von diesen Stadtbüchern sind bis jetzt drei von mir aufgefunden worden, worüber ich bei einer andern Gelegenheit ausführlicher berichten werde. Das älteste Stadtbuch 1 )
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scheint mit dem Jahre 1246 begonnen zu sein. Das Stadtbuch, in welchem sich die unten mitgetheilte chronistische Nachricht von der Vormundschaftsführung der Anastasia findet, ist nach dem Vorworte im Jahre 1272 begonnen:
"Anno MCCLXXII feria quinta post octavam apostolorum Peter et Paul inchoatus hic liber vel de impignoracione vel emptione vel vendicione hereditatum vel aliorum bonorum."
Dieses zweite Stadtbuch besteht aus ungefähr 150 Pergamentblättern in gr. 4., welche aneinander geheftet sind, keinesweges aber um den Inhalt zu ordnen, sondern nur um das Ganze zusammenzuhalten. Durch diesen Mangel an Ordnung wird die Benutzung des Buches etwas schwierig, der Werth und die Originalität desselben aber noch bedeutender; es findet sich nämlich ein Zeugniß im 1340 verfaßten Rathsbuche, wo es als
"liber antiquus civitatis sine coopertorio ligatus"
aufgeführt wird und die missa Rodecoghel (in medio libro civitatis reperietur) auf dieses alte Stadtbuch ohne Umschlag verweiset. Die Schrift ist die gewöhnliche des 13. Jahrhunderts.
Odgleich die Stadtbücher zunächst eine Geschichte der liegenden Gründe der Stadt enthalten, so sind doch auch einige für die Stadt und das Land wichtige Ereignisse und Verfügungen in dasselbe eingetragen. Alte ehrwürdige Namen kommen hier wieder vor. So steht in dem ältesten Stadtbuche unter der vermuthlichen Jahrzahl 1255:
"Martinus Bleyer emit domum unam a magistro Gozwino genero suo libere possidendam quod constat consulibus"
So meldet auch das Stadtbuch von 1272 die Stiftung der Anastasia zu Wein und Oblaten aus den Einkünften der Mühle vor dem altwismarschen Thore, welche noch in der Abtretung dieser Mühle 1300 namentlich vorbehalten wird. (Senkenberg selecta juris et historiae, II, pag. 477.) Die Zeit dieser Stiftung der Anastasia fällt in das Jahr 1273 und mag aus den frommen Wünschen für das Glück ihres pilgernden Gemahls hervorgegangen sein.
Die im Folgenden, aus dem Stadtbuche von 1272 mitgetheilte, jedenfalls glaubwürdige chronistische 1 ) Nachricht, welche
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vom Stadtschreiber neben den laufenden Vorfällen eingetragen ward, erläutert zugleich eine bis dahin unentschiedene Frage über das Recht der Vormundschaft im fürstlichen Hause; vgl. v. Lützow, Geschichte II, p. 32, flgd.
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fol. 1.
Q uum nobilis dominus noster Henricus dominus Magnopolensis captus esset a paganis et teneretur in vinculis in Babylonia, venerunt nobiles viri dominus Henricus et frater suus dominus Johannes, filii domini Johannis de Werle, in Wisimariam super castrum et congregaverunt eo universos vasallos jam dicti Henrici de Magnopoli et universos consules civitatis Wismarie, dicentes, quod connatus eorum predictus dominus noster Henricus Magnopolensis commisisset eis, quod tutores esse deberent uxoris sue, inclite domine nostre Anastasie, et filiorum ipsorum et terre, et hoc vellent facere, et vellent videre, quis hoc vellet contradicere et defendere. Tunc domicellus Johannes et frater suus dominus Nicholaus Zwerinensis Lubecensisque prepositus in presentia eorum audientibus vasallis universis et consulibus civitatis hoc constanter contradixerunt, addentes etiam, quod ipsipotius essent tutores filiorum fratris eorum et terre, quam filii patrui suorum. Et hoc testabantur in principes et dominos. Post hec facta fuit magna discordia pro jam dicta ratione inter dominum prepositum et suum fratrem domicellum Johannem et castellanos, scilicet dominum Helmoldum et dominum Benedictum de Rodenbeke et illos de Barnekouwe et Wernerum davigerum, quod dominum prepositum et fratrem suum castrum ascendere non permiserunt. Inde commoti dicti fratres intimaverunt querulando nobili domino Holsatie comiti et domino comiti de Zwerin, quod fuerat actum. Post hec armata manu domicellus Johannes combussit curias castellanorum. Quod dum intellexisset nobilis dominus Nicholaus de Werlle, venit Wismariam et convocatis universis vasallis domini Henrici de Magnopoli et consulibus, sumpsit diem amicabilem inter dominum prepositum et fratrem suum Johannem domicellum et predictos castellanos, et inecclesia heate Marie placitavit dictus dominus Nicholaus cum inclita domina Anastasia et prudentioribus vasallis ejus sic, quod domicellum Johannem cum consensu universorum vasallorum in tutorem jam dicte domine et filiorum ejus
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A ls unser edle Herr, Herr Heinrich von Meklenburg von den Heiden gefangen war und in Babylonien (Aegypten, Kairo) in Banden gehalten ward, kamen die edlen Männer, Herr Heinrich und sein Bruder Johann, Söhne des Herrn Johann von Werle, nach Wismar auf das Schloß und versammelten dort alle Vasallen des schon genannten Heinrich von Meklenburg und den ganzen Rath der Stadt Wismar und sagten, daß ihr Verwandter der vorgenannte unser Herr Heinrich von Meklenburg es ihnen übertragen habe, daß sie Vormünder sein sollten seiner Gemahlin, der gefeierten Anastasia, unserer Herrin, und ihrer Söhne und des Landes; und sie wollten dies thun und wollten sehen, wer dies wolle verbieten und wehren. Darauf Junker Johannes und sein Bruder Nicolaus, Propst von Schwerin und Lübeck, in ihrer Gegenwart widersprachen, so daß es alle Vasallen und die Rathmänner der Stadt hörten, und fügten hinzu, daß sie selbst eher Vormünder der Kinder ihres Bruders und des Landes seien, als die Söhne ihres Vaterbruders. Und sie bezeugten dies gegen Fürsten und Herren. Darauf entstand große Zwietracht aus schon erwähntem Grunde zwischen dem Herrn Propst und seinem Bruder Junker Hans und den Burgmännern, nämlich Herrn Helmold und Herrn Benedict von Rodenbeke und den von Barnekow und Werner dem "Schlüter", daß sie den Herrn Propst und seinen Bruder nicht auf das Schloß kommen ließen. Deshalb klagten benannte Brüder dem edlen Herrn Grafen von Holstein und dem Herrn Grafen von Schwerin, was geschehen war, und Junker Johannes verbrannte mit bewaffneter Hand die Höfe der Burgmänner. Als dies der edle Herr Nicolaus von Werle erfuhr, kam er nach Wismar und berief alle Vasallen des Herrn Heinrich von Meklenburg und den Rath der Stadt und verkündete einen Tag zur Vereinbarung zwischen dem Herrn Propst und seinem Bruder Junker Johannes und den vorgenannten Burgmännern, und in der Marienkirche verabredete der genannte Herr Nicolaus mit der gefeierten Anastasia und den verständigern Vasallen so, daß
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elegerunt et lerre et sex milites sibi in adjutorium, elegerunt, scilicet dominum Mulzan, dominum Ulricum de Bluchere, dominum Gerardum de Metzeke, dominum Ottonem de Reventlo, dominum Conradum Pren et dominum Guntherum de Levetzouwe. Hiis gestis militibus et famulis et universis vasallis domini nostri fuit intimatum. Quibus bene placuit. Consules etiam presentes fuerunt et hoc audierunt et multi alii burgenses Wismarie civitatis. Acta sunt hec Ao. gracie MCCLXXV.
His omnibus sic peractis dixit domicellus Johannes, si vellent terram in tali statu perdurare, sicut dominus Henricus frater suus statuit, antequam exiret, hoc sibi bene placeret et de omnibus sic vellet acquiescere; sin autem, sibi videretur, quod ipse potius tutor esset, quam alter aliquis. Dum autem domicellus Johannes ex voluntate et jussu dominorum de Werle et domine nostre Anastasie et comitis de Zwerin et domini de Rostok et domini de Rugia et comitis Holsatie et omnium vasallorum dominii Magnopolensis in tutorem esset constitutus, predicti domini dederunt privilegium suum super eo, quod domicellus Johannes et frater suus dominus prepositus deberent esse veri tutores. Post hec contigit, quod marchio Otto de Brandenborg impugnavit cum adjutorio comitis de Zwerin dominos Slavie; et tunc fuit adjutor domicellus Johannes illorum de Werle, sicut dominus Henricus Magnopolensis commiserat suis antequam exiret. Tunc temporis predictus marchio intravit Zwerin cum comite Holtsatie et intraverunt terram Magnopolensem cum comite Zwerinensi, et potenter devastaverunt et combusserunt (et conventionem fecerunt) dominium Magnopolense; et propter illum timorem firmata fuit civitas Wismariensis secundum commissum domini Henrici Magnopolensis, sicut ore trium locutus fuit suis burgensibus Wismarie sibi et pueris suis ad manns.
fol. 2.
Hec gwerra stetit per dimidium annum, in qua gwerra domicellus Johannes cum propriis expensis et suis hominibus adjutor fuit dominorum de
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sie den Junker Johannes mit Einwilligung aller Vasallen zum Vormund der schon genannten Fürstin und ihrer Söhne und des Landes wählten, und wählten ihm zum Beistande sechs Ritter, nämlich Herrn Mulzan, Herrn Ulrich von Blücher, Herrn Gerhard von Metzke, Herrn Otto von Reventlo, Herrn Conrad Preen und Herrn Günther von Levetzow. Darauf ward dies den Rittern und Knappen und allen Vasallen unsers Herrn angezeigt; denen gefiel es wohl. Auch die Rathmänner waren zugegen und hörten dies und viele andre Bürger der Stadt Wismar. Dies geschah im Jahr des Heils 1275.
Als alles dieses so ausgeführt war, sprach Junker Johannes, wenn man wolle, daß das Land in dem Zustande verbleibe, wie der Herr Heinrich sein Bruder es vor der Abreise festgesetzt habe, so gefalle es ihm wohl und er wolle sich in Allem dabei beruhigen; wenn aber anders, so scheine es ihm, daß er eher Vormund sei denn ein anderer. Während aber Junger Johannes nach dem Willen und Geheiß der Herren von Werle und unsrer Herrin Anastasia, des Grafen von Schwerin, des Herrn von Rostock, des Herrn von Rügen, des Grafen von Holstein und aller Vasallen der Herrschaft Meklenburg zum Vormund bestellt war, gaben vorgenannte Herren ihre Briefe darüber, daß Junker Johannes und sein Bruder, der Herr Propst, die wahren Vormünder sein sollten. Darnach begab es sich, daß der Markgraf Otto von Brandenburg mit Hülfe des Grafen von Schwerin die Herren Slaviens anfocht, und der Junker Johannes war der Beistand der Herren von Werle, wie der Herr Heinrich von Meklenburg es den Seinen vor der Abreise aufgetragen hatte. Zu der Zeit nun zog der oben genannte Markgraf mit dem Grafen von Holstein in Schwerin ein und verheerten gewaltig und verbrannten verabredetermaßen die Herrschaft Meklenburg, und wegen jener Furcht befestigte man die Stadt Wismar, wie in dreier Gegend wart Herr Heinrich von Meklenburg für sich und seine Kinder den Bürgern von Wismar befohlen hatte.
Diese Fehde währte ein halbes Jahr; in derselben Fehde war Junger Johannes auf eigne Kosten mit seinen Leuten Helfer der
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Werle, et sedata gwerra domicellus Johannes dedit doimnis de Werle quingentas marcas Brandeborgensis argenti ad composicionem eorum. Post hec oriebatur inter domicellum Johannem et dominum Ulricum de Bluchere quedam discordia, ad quam venit civitas Wismaria et rogavit, ut diem et inducias acciperent. Ad eundem diem venit dominus Ulricus cum extraneis dominis, scilicet episcopo Zwerinensi et dominis de Werle et comite Zwerinensi, cum armata manu, sicut non erat placitatum, et in eodem die contradixerunt, domicello nostro et domino preposito fratri suo, quod non deberent de cetero esse tutores. Potenter tunc domicellus Johannes et frater ejus prepositus rogaverunt eos, quod sic non facerent, sed permitterent eos venire in presentiam dominorum et principum. Si execssissent in tutela, quod de jure non possent esse tutores, nec deberent, libenter vellent tutelam resignare. Illud fuit ipsis denegatum, nec apud justiciam istos dimittere volebant. Post hec episcopus Zwerinensis sumpsit de his diem ante civitatem Sternberg et ibi venerunt universi vasalli dominii Magnopolensis vocati. Cum autem vasalli venissent ad jam dictum (diem?) amicabilem, invenerunt dominos de Werle et comitem Zwerinensem et aliquos de vasallis dominii Magnopolensis armata manu ante Sternenberg, et illi coegerunt universos vasallos ad hoc, quod adherebant dominis de Werle, et tunc ipso die illi de Werle et comes de Zwerin sumpserunt in suam potestatem Sternenberg et Godebuz. Post hec in tribus diebus venerunt ante civitatem Wismariam armata manu erectis vexillis scilicet Baner et posuerunt se in terram et edificaverunt Mekelingeborg et ex Mekelinborg equitaverunt et combusserunt redditus puerorum et quidquid attinebat civitati Wismarie; et post hec equitaverunt ante Gnevismolen et combusserunt molendina eorum et subdiderunt sibi civitatem et dominum Nicolaum prepositum ejecerunt de civitate et suos, et potentes erant in omni terra et statuerunt advocatos suos. Cum autem civitas Wismarie in magna necessitate posita esset, venit eis rumor, quod dominus Henricus Magnopolensis esset mortuus. Tunc miserunt
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Herren von Werle, und nach beendigtem Kriege gab Junger Johannes den Herren von Werle fünfhundert Mark Brandenburgischen Silbers zu ihrer Sühne. Darnach entstand ein Streit zwischen Junker Johannes und Herrn Ulrich von Blücher; da kam die Stadt Wismar und bat, sie möchten einen Tag zur Vereinbarung ansetzen und Waffenstillstand schließen. Zu diesem Tage kam Herr Ulrich mit den auswärtigen Herren, nämlich dem Bischofe von Schwerin und den Herren von Werle und dem Grafen von Schwerin, mit bewaffneter Hand, wie nicht verabredet war, und an demselben Tage widersprachen sie unserm Junker und seinem Bruder, dem Herrn Propst, daß sie fernerhin nicht Vormünder sein sollten. Da baten Junker Johannes und sein Bruder, der Propst, sie dringend, daß sie so nicht handeln möchten, sondern sie vor Herren und Fürsten erscheinen lassen sollten. Hatten sie in der Vormundschaftsführung gefehlt, daß sie dem Rechte nach keine Vormünder sein könnten noch dürften, so wollten sie gern die Vormundschaft niederlegen. Dies aber ward ihnen abgeschlagen und wollten sie nicht nach Recht entlassen. Da verkündete der Bischof von Schwerin einen Tag vor der Stadt Sternberg und daselbst erschienen auf Ladung alle Vasallen der Herrschaft Meklenburg. Als aber die Vasallen zum genannten Tage kamen, fanden sie die Herren von Werle und den Grafen von Schwerin und einige Vasallen der Herrschaft Meklenburg mit bewaffneter Hand vor Sternberg, und jene zwangen alle Vasallen dazu, daß sie den Herren von Werle anhingen, und an jenem Tage nahmen die von Werle Sternberg und Gadebusch in ihre Gewalt. Nun kamen sie in dreien Tagen vor die Stadt Wismar mit bewaffneter Hand mit erhobenen Fahnen (oder Bannern), und legten sich in das Land und baueten Mekelingeborg auf, und von Mekelingeborg ritten sie aus und verbrannten die Güter der Prinzen und was der Stadt Wismar gehörte. Darauf ritten sie vor Gnevismolen und verbrannten die Mühlen derselben und machten sich die Stadt unterthan; den Herrn Propst jagten sie hinaus mit den Seinen und waren Herren im ganzen Lande und setzten ihre Vögte ein. Als nun die Stadt Wismar in großer Noth war,
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nuncios suos domino Barnim et domino Ruianorum et domino de Rostoc, amicis puerorum, et comiti Holsaciae et intimaverunt ipsis querulaudo necessitatem eorum et rogaverunt, ut tale consilium apponerent, ut pueri apud dominium ipsorum et terram permanerent. Tunc dicti domini venerunt et fecerunt diem, sub quo die venerunt de Mekelinborg et spoliaverunt ante civitatem ex aratro equos. Tunc civitas insequebatur eos ante collem .Mekelinborg et deo juvante ceperunt IX viros milites et armigeros. Post hec illi de Werle voluerunt habere de terra puerorum XXC m. et X m. lubecensis monete. Hoc contradixit dominus Barnam et vasalli puerorum, et timuerunt, quod anno quolibet vellent facere id ipsum. Tunc dominus Bamam et dominus de Rozstoc placitaverunt sic, quod captivi soluti esse deberent et sere deberent reddi ad manus puerorum; super quo promiserunt domini ex utraque parte, et dominus Barnam et dominus de Rozstoc dederunt privilegium eorum super eo. Civitas tenuit, quod fuit placitatum, et dimisit captivos solutos, et domini de Werle et comes de Zwerin, ut antea seras optinuerunt, et non tenuerunt, que placitata fuerant. Post hec sequenti anno de eadem seris, scilicet Sternenberg et Godebuz, venerunt predicti domini de Werle et comes de Zwerin et posuerunt se ante civitatem Wismarie VI septimanis et hostiliter devastavemnt terram dominorum nostrorum cum adjutorio illustris principis Ottonis Marchionis de Brandenborg et edificavcrunt castrum Dobe potenter et de eodem castro combusserunt terram et spoliaverunt eam. Post hec sepedicti domini e Godebuz intraverunt terram dominorum nostrorum et combusserunt eam sabbato ante festum beati Galli videlicet anno domini MCCLXXVIII et Johanes domicellus tutor puerorum occurrit eis cum suis amicis et cepit ex iis LXXX viros milites et armigeros. Post hec dominus Ruianorum, junior comes Holsacie et dominus de Rostoc fecerunt firmam composicionem sic, quod pueris sere representabautur et dicti LXXX captivi liberi dimittebantur et soluti; et sic placitatum fuit, quod dominus pre-
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kam das Gerücht, daß Herr Heinrich von Meklenburg todt sei. Da schickten sie ihre Boten an Herrn Barnim und den Herrn von Rügen und den Herrn von Rostock, die Freunde der Prinzen, und an den Grafen von Holstein, und baten, daß sie solchen Rath pflegen möchten, daß die Prinzen bei ihrer Herrschaft und dem Lande blieben. Da kamen die genannten Herren und setzten einen Tag fest und kamen an diesem Tage von Mekelinborg und raubten vor der Stadt die Pferde vom Pfluge weg. Die Stadt verfolgte sie bis vor den Hügel Mekelinborgs, und mit Gottes Hülfe nahmen sie neun Mann Ritter und Knappen gefangen. Da wollten die von Werle vom Lande der Prinzen 1800 Mk. lübischen Geldes haben. Dem widersprach Herr Barnam und die Vasallen der Prinzen und fürchteten, daß sie in jedem Jahr dasselbe thun würden. Da kamen Herr Barnam und der Herr von Rostock überein, daß die Gefangenen frei sein sollten und die Schlösser in die Hände der Prinzen überliefert würden. Dies versprachen sie beiderseits und Herr Barnam und der Herr von Rostock gaben ihre Urkunde darüber. Die Stadt hielt, was beschlossen war und ließ die Gefangenen frei, die Herren von Werle aber und der Graf von Schwerin hielten wie vorher die Schlösser besetzt und hielten nicht, was verabredet war. Im folgenden Jahre kamen von denselben Schlössern, nämlich Sternberg und Gadebusch, vorgenannte Herren von Werle und der Graf von Schwerin und legten sich vor die Stadt sechs Wochen lang und verheerten feindlich das Land unsrer Herren mit Hülfe des durchlauchtigen Fürsten, des Markgrafen Otto von Brandenburg, und bauten das Schloß Dobe fest auf, und von demselben verheerten sie das Land und plünderten es. Die oft genannten Herren drangen von Gadebusch in das Land unsrer Herren und verheerten dasselbe am Sonnabend vor St. Gallen im J. 1278. Junker Johannes aber, der Vormund der Prinzen, kam ihnen entgegen mit seinen Freunden und nahm von ihnen 80 Mann, Ritter und Knappen, gefangen. Darauf der Herr von Rügen und der jüngere Graf von Holstein und der Herr von Rostock eine feste Sühne machten, so daß den Prinzen die Schlösser zurückgegeben und genannte
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positus et domicellus noster tutores esse deberent puerorum, quousque venerint ad annos discrecionis.
Anno dmi MCCLXXIX impignoravit domicellus Johannes Willekino Hanstert et suis fratribus theoloneum in civitate Wismaria pro centum m. et XII m. lubecensis monete, quas sibi mutuo prestiterat, et pro nonaginta tribus m. et IIII solidis usualis monete, quas Gerwinus monetarius nomine predicti domicelli ab ipsis mutuo acceperat, et a festo beati Johannis predicto anno instanti leva bunt theloneum prenotatum, donec rehabeant summam prelibatam.
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80 Gefangene frei und los gelassen wurden, und es ward bestimmt, daß der Herr Propst und unser Junger Vormünder der Prinzen sein sollten, bis sie zu vollkommenen Jahren gekommen sein würden.
Im J. 1279 verpfändete Junker Johannes dem Willekinus Hanstert und seinen Brüdern den Zoll in der Stadt Wismar für 112 Mark lübischen Geldes und für 113 Mark landesüblichen Geldes, welche er ihm geliehen hatte, und für 93 Mk. 4 Schillinge, welche der Münzmeister Gervinus Namens des vorgenannten Herrn Junkers von ihnen als Anleihe empfangen hatte, und vom Feste St. Johannis im vorgenannten gegenwärtigen Jahre werden sie den erwähnten Zoll so lange erheben, bis sie die vorgemeldete Summe wieder erhalten haben.
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im
Raths=Archive der Stadt Wismar,
vom
Dr.
C. C. H. Burmeister
zu Wismar.
I m Laufe des Sommers, als Herr Archivar Lisch in Wismar neben andern Gegenständen auch das Raths=Archiv besichtigte, zeigte der Herr Stadtsekretär Enghart neben andern merkwürdigen Urkunden und Siegeln auch ein Buch mit Wachstafeln 1 ), auf welchen sich noch einige leserliche Zeilen befanden. Herr Archivar Lisch äußerte darauf den Wunsch, eine Abhandlung über dieselben für die Jahrbücher von dem Einsender zu erhalten und der Herr Stadtsekretär hatte die Güte, dieselben sogleich zu meiner Disposition nach der Registratur bringen zu lassen.
Folgendes ist nun Beschaffenheit und Inhalt der Tafeln.
Die Wachstafeln sind Blätter und Rahmen von Buchenholz in Gestalt des jetzigen Großoktavs mit schwarzem Wachs ausgestrichen, welche früher durch ein Band von Pergament wie ein Buch zusammengebunden waren, jetzt aber bis auf zwei Blätter, welche noch zusammenhangen, lose geworden sind. Das Wachs auf denselben ist aber durch Jahrhunderte so gehärtet, daß nur mit einem scharfen Instrumente ein Eindruck
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zu erwirken ist. — Das Alter ist nicht leicht zu ermitteln, jedoch findet sich einmal die Jahrszahl 1419. Nach den Schriftzügen, verglichen mit dem Stadtbuche C., gehören die Tafeln in das Ende des 14. Jahrh. oder in das 15. Jahrhundert.
Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß diese Wachstafeln die Kladde des Stadtbuchs oder doch besonders desjenigen Theils des Stadtbuchs, welcher die Einkünfte der Stadt aufnahm, enthielt. In dem ältesten Stadtbuche ist durch einen sonderbaren Umstand ein solches Rentenregister vom J. 1300 ff. eingeheftet, von dem ich Vergleichungen entlehnen werde.
Die Zahl der Tafeln ist zwölf, von denen jedoch die erste und letzte nur eine beschriebene Seite enthalten, weil die übrigen für den Umschlag abgehen.
Tafel I. II. III. enthalten bloße Namensverzeichnisse mit Anfügung der Abgaben, z. B.
Tafel I, | oben Nicolaus burmester. 1 mk. ſla. | |
Tafel II, | a. | bauen sunte Jacobus. |
Sanctus Jacobus XII ſ. ſlau. | ||
Sanctus Jacobus XII ſ. ſlau. | ||
b. | Sanctus nicolaus XII ſ. ſlau. | |
Clawes halenbeke XII ſ. | ||
Tafel III, | a. | Beata maria 1 m. |
beata maria 1 m. | ||
Sancta Maria 1 m. und so mehrere Male nach einander. |
Tafel IV. | ||
a. | Officium sartorum talliabit pro CX mark. Officium sartorum talliabit pro C marcis ex parte elemosinarum arnoldi hopperades et pro C m. de missa eorum. | |
It. | Officium sartorum debet talliare pro CC marcis ad missam Hinrici luneborgen apud sanctum spiritum. | |
It. | Tenetur prouisor ecclesie sancti georgii presenti anno IIII marcas ad melioracionem capelle westual in ecclesia beate marie virginis infra angulum aquilonarem. | |
b. |
Camerarii
exposuerunt e conuerso IIII marcas
penesticis. (Penestici sind: Haken.)
It. pro reformacione fenestrarum VI
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It. | 1 m. Nicholas de ultzen. | |
It. | Camerarii exposuerunt 1 m. wibeken de heyda pro antipendiis altaris. |
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Prouisor ecclesie beate marie talliabit annuatim 1 m. pro XIII jugeribus agri, que dabitur a domino nicolao moller a anno LXIX. |
Wahrscheinlich aus früherer Zeit ist stehen geblieben:
Et sic camerarii tenentur ad capellam de anno MCCCCXIX. |
Darunter:
Officium pistorum talliabit pro hospitalia veniente anno in platea canum post mortem dicti Jacobi anno veniente pro se pro eadem. |
Das Bäckeramt ist noch im Besitz dieses Gasthauses in der Hundestraße, weiß aber die Zeit der Erwerbung nicht mit Gewißheit anzugeben, wiewohl es in den Acten des Bäckeramts schon im sechzehnten Jahrhundert häufig erwähnt wird.
Tafel V. | ||
a. | Aluart sellin wanaftich to butzow schal schaten vor III boden, de belegen sin in der papen straten by her magnus smede anno LX (vielleicht 1460). Das Uebrige ist unleserlich. | |
b. | Officium penesticorum talliabit omni anno pro CC m. de anno XLIII. |
Tafel VI. | ||
a. | Stedegheld de foro quilibet quolibet termino I sofidum, et serui forenses tenentur colligere et dominis camerariis summam col lecte exponere quia de tali collecta serui forenses recipiunt mercedem corum et residuum datur eis per camerarios; de camera receperunt residuum anno LXXIIII. | |
b. | Officium ortulanorum debet dare pro censu pro ortis et pratis XVI m. Das Uebrige ist unleserlich. |
Tafel VII. | ||
a. | Officium sartorum talliabit pro CCC marcis. | |
b. | Elemosine Conradi de pechel debent talliare pro CCCC marcis. Officium lanificium talliabit ut in libro est scriptum. | |
It. | Hans scrader to Redebusse schal schaten vor 1 m. de staen binnen pressere. |
Tafel VIII. a. b. enthält bloße Namen, welche auch größtentheils unleserlich sind.
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Tafel IX. | ||
b. | Presbiteri siue vicarii ecclesie sancti nicolai dabunt annuatim X sol. pro agro domini Jo. Bukow anno XVI. (Dies ist wahrscheinlich 1516.) |
Tafel X. | ||
a. |
Officium
sutorum dat de curia extra ualuam
magnopolensem X marcas. Im
Stadtbuche: case site ante portam
mekelenborgh soluunt VI m. bis in
anno dandas.
(Im ältesten Stadtbuche: Sutores dant quilibet eorum de sua taberna XII sol.) |
|
It. |
de domo
allecum (im ältesten Stadtbuche:
allecotheca).
(Im Stadtbuche: domus allecum soluit VIII m. annuatim seu IIII in pascha et IIII in mychael.) Cerdones quilibet quolibet anno V sol et IIII den. (Stadtbuch: de quolibet spacio serdonum dabuntur VlII solidi, nisi sint adeo pauperes, quod duo dent VIII solidos de uno loco.) Carnifices de macellis quilibet quolibet anno VII sol. et I den. d infra festum pasce habebunt unam lagenam cereuisie a camerariis anno LXXIII. It. quilibet hoppenmeter dabit quatuor marcas pro dolio. |
Tafel XI. | ||
a. |
Officium
penesticorum talliat pro CC m. de
anno XLII° Elemosine hogenwerden
habet in hereditate ruchowen CCC m.,
pro quibus dabuntur redditus XV
marcarum, quas camerarii subleuabunt
et dabuntur vini stupa propter deum,
et eciam dabitur inde summo seruo
quantum ipse unum par caligarum de
panno brugensi poterit comparare, et
domini consules inde habebunt ante
omnia IIII marcas pro distribucione
inter se LXXIIII ſ.
Hans winter IIII m. vor de boden, de by em steit, anno XL. Hans Kruger bleff schuldich XIIII m. |
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Herbord Suoge tenetur XIII ſ. van tynsen de acker den swartekopeschen gheuen heft sunte nicolaus IIII morgen licht up deme honuelde bi der ek twischen sunte nicolaus acker, anno XL (wohl 1540). | ||
b. |
Officium
cerdonum debet talliare pro LXXX
m.quas habet super vitalicia hinrici
heuesten omni anno III m. argenti et
pro hereditate sua ex parte vicarie
korneke XLV m. scriptura inde
reperitur MCCCCXIIII. (Von 1414
fehlt das Stadtbuch.)
D. G. Dargeribbe talliabit pro agro hinrici de wesere XXVI s. anno XLI°. (1541.) Offcium lanificiorum tenetur talliare pro C marcis quas habet in hereditate Jo. clerus. Stobelo cum sociis suis dat III m. pro antiqua. domo laterum extra ualuam lubicensem. |
Tafel XII. | ||
Hans
swartehudere tenetur de tribus annis
censum de agro suo quem vendidit
ludke meyer.
In dem gude hans slusewegge unde Jurgen ere vader wanaftich to Roleffstorpe schal schaten vor CCC m. stan in agro Riketere anno LXIIII. (1564.) |
Auf der neunten Tafel a. hat sich ein späterer Stadtsekretär um 1595: Eberhard Elmhoff, mit großen Buchstaben verewigt.
Noch eine interessante Nachricht fand ich Tafel XI. a.:
Pannicide debent recipere sortes eorum in theatro feria III a ante dominicam palmarum et quilibet eorum quolibet termino dare debet decem solidos et VI den., anno LXVIII (1468). |
Stadtbuch: Locus super domum pannicidarum dabit marcam denariorum. Es wurden also, wie in Lübeck, so in Wismar die öffentlichen Plätze auf dem Gewandhause, welches sich, wenn nicht im Rathhause selbst, doch in dessen Nähe befand, jährlich verlooset. (Grautoff historische Schriften. Lübeck, 1836, Th. I. S. 229.) Die Abgabe hieß von dem Kauftische (Litte, plattdeutsch lcde. Grautoff lüb. Chronik I, S. 314, die Ledehure): Tischmiethe. In Lübeck wurde (ebend. Seite 230) nach Ostern geloost.
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:
N ach Nachrichten von der altwismarschen Kirche, welche auch wohl die Kirche zum heiligen Kreuze genannt worden ist (Schröder Pap. Mekl. I. p. 191, 426, 475 fl., T. II. p. 2868), hat man lange vergeblich gesucht. Bestimmtes läßt sich freilich auch noch jetzt über ihre Lage nicht ermitteln. Ihr Dasein ist jedoch gerettet, und die Meinung von einem früheren Dorfe, im Osten von Wismar im Sprengel des Bischofs von Schwerin, vor der Gründung der jetzigen Stadt Wismar, welche dem Grafen Guntzel von Schwerin um 1238 zugeschrieben wird, hat wieder Glauben gefunden. (Lübeck. Chroniken, herausgegeben von Grautoff I. S. 461 fl.) Um 1260 wird die Kirche den übrigen Kirchen in der Stadt gleich gestellt und ein Pleban an derselben, jedoch ohne Namen, erwähnt. Diese Kirche lag jenseit der aqua Wisimara, die im Stadtbuche auch wohl amnis genannt wird, und also im Stifte Schwerin, wie es aus spätern Nachrichten erhellt. Sie ist jedenfalls die älteste Kirche der Stadt gewesen, wenn auch nicht die bedeutendste. Die näheren Nachrichten, so wie ihre Fundation möchten sich in dem leider
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verlorenen Kapitelbuche des Stifts Schwerin (Pötcker Neue Sammlung glaubwürdiger Urkunden St. 5, 6. p. 15) befunden haben.
Die Zeugnisse für die altwismarsche Kirche sind im ältesten Stadtbuche.
In dem ältesten Testament ohne mutmaßliche Jahrszahl auf einem Zettel im ältesten Stadtbuche:
Ego Alkillus ita testamentum disposui. V pueris meis dedi quilibet specialiter XIII marc. denariorum. Ad quenlibet eorum dedi III marc. den. lt. accipi quidam aduersus Liuoniam, si personaliter non iero, mittatur unus pro me pro XX marcis denariorum. Ad hospitale II m. ad antiquam Wissemaram II m. ad domum sancti spiritus III m. It. Gertrudi mee dedi XX marc. den.
Hier steht diese Kirche neben dem Hospital und der Stiftung zum heiligen Geiste nur ganz allein genannt.
In einem Testamente vom J. 1260:
Ego Conradus filius domini Henrici Kyphot iturus ad terram sanctam de rebus meis taliter ordinavi: Ludolfus et Vicco fratres de molendino tenentur in XL m. denariorum Wissemariensium, quas si non rediero taliter dispensabunt. Ecclesie beate Marie dabunt IIII marcas et sacerdotibus ibidem deseruientibus dabunt unam marcam, ecclesie ad autiquam Wissemaram dabunt IV m. et plebano unam marcam, ecclesie beati Nycolai duas m., ecclesie beati Georgii II m., fratribus minioribus duas m., domui spiritus sancti I m., ad hospitale leprosorum I m. Cuidam puero meo II m. It. ultimo duobus fratribus meis cuilibet X m. denariorum.
In einem Testamente, welches sich in dem späteren Stadtbuche nach 1272 befindet:
Ego Alkerus cogitans de futuris do sancto Nicholao ad structuram II m., minoribus fratribus II m., domine nostre III m., sancto Georgio II m., sancto spiritui II m, hospitali I m., ecclesie in antiqua Wismaria I m. Insuper do filie filie mee hereditatem, quam emi ab Arnoldo Crulligero, scilicet filie Gerardi de Pole. Ad eandem hereditatem pertinent due taberne, de quibus in una manebit uxoris mee temporibus vite ejus et post obitum ejus succedet.
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Im Stadtbuche selbst nach dem J. 1279:
Eodem anno dederunt VIII solidos ecclesie antique Wismarie et sancto Georgio Jacobus Tesseke et u.xor ejus Herburgis. It. dederunt unum argenteum ciphum sancto Nicholao ad calicem.
So weit reichen die Nachrichten in den ältesten Stadtbüchern. Da das Stadtbuch des ganzen 14. Jahrhunderts bisher nicht aufgefunden ist, so können auch keine weiteren Nachrichten darüber gegeben werden. Wahrscheinlich gerieth jedoch diese Kirche immer mehr in Verfall, da sie in späteren Testamenten gar nicht erwähnt wird. Um jedoch das Andenken an diese jedenfalls älteste Kirche der Stadt 1 ) nicht ganz aufzuheben, beschlossen die Bürger mit Genehmigung des Raths eine Kapelle aufzurichten, welche im J. 1481 eingeweiht 2 ) und dem Kirchherrn zu Hornstorf übertragen wurde. Der damalige Kirchherr Nicolaus Mowe ward verpflichtet, für fünf Mark jährlicher Rente zwei Messen des Montags und des Freitags in der Kapelle zu halten. Diese Verpflichtung sollte auch auf dessen Nachfolger übergehen, und im Fall das Kapital dieser fünf Mark Rente noch nicht belegt sei, sollte die Rente aus dem Blocke und dem Bedelgelde gezahlt werden. Am Montage sollte die Messe zur Hülfe und zum Troste aller Christenseelen im Fegefeuer und am Freitage zu Lobe und Ehre des heiligen Kreuzes gelesen werden. Würde der Kirchherr seine Verpflichtung nicht erfüllen, so sollte der Kirchherr zuerst von den Vorstehern zur Nachachtung ermahnt, und wenn dies nicht fruchten würde, so sollte der Rath die Abhaltung dieser Messen einem andern frommen Priester für fünf Mark Geldes so lange übertragen, bis der frühere Kirchherr seinen Sinn geändert habe. Außerdem ward bestimmt, daß der Kirchherr nur das Altaropfer haben, das Uebrige an Opfern aber: an Wachslicht, Flachs und Wolle, welche man an das Bild hängen oder in den Block stecken, auf die Wagschale legen oder auf das Bedelbrett legen möge, zum Nutzen der Kapelle von den Vorstehern bewahrt werden solle. Ohne Wissen und Erlaubniß des Kirchherrn sollte auch keiner in der Kapelle Messe lesen und die Vorsteher am Laurentiustage (10. Aug.) nicht mit dem Bedelbrett bitten, und dann sollte von diesem Bedelgelde der Kirchherr die eine und
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die Kapelle die andre Hälfte erhalten. Der Kirchherr sollte außer den Festen keine Opfergesänge singen lassen und dabei bitten (bedelyghe hebben); und nur was an den Festen auf das Altar gelegt werde, sollte ihm gehören; was die Vorsteher bitten würden, sollte der Kapelle gehören. Endlich sollten durch diese neue Urkunde alle frühern Briefe aufgehoben sein. - Leider sind uns von der frühern Fundirung keine Urkunden aufbewahrt; allein der heilige Laurentius, der Schutzheilige der Stadt, dessen Bild so viele Münzen tragen, dessen Namenstag in dieser Kapelle gefeiert ward, führt uns auf die Vermuthung, daß diese Kapelle zum Andenken an die älteste Kirche dieser Gegenden errichtet ward.
Außerdem fand ich noch in einem Kopialbuche der St. Nicolaikirche des 15. Jahrhunderts, daß der altwismarsche Kirchhof den 11. Nov. 1481 vom Bischof Nicolaus Pentz geweihet sei. (Jahrb. des Vereins Th. II. S. 190.)
Ueber diese Kapelle zum heiligen Kreuze finden sich nun noch wieder einige Nachrichten, welche mir durch die Güte des Herrn Archivars Lisch zugekommen sind:
A. d. 1503 | am dage vincula Petri | |
Curt von Plenen zu Rosendal verpfändet den "vorstenderen der Capellen des hilligen cruces bolegen vor der Wismar up deme olden wysmer kerchaue am stichte von Zwerin | ||
vier lüb. Mark jährlicher Hebung aus dem Dorfe Rosendal. | ||
A. d. 1513 | am dage Steffani prothomartiris die Herzöge Heinrich und Albrecht von Meklenburg verpfänden an den | |
"Brandt Smidt borgermester, Arnoldus Sloys unnd Hinrick Grotecurdt, Rathmanne, | ||
an | ||
die vorweser von der Papegoyen szelschopp | ||
und an | ||
dat hilge Cruce up der olden Wyszmar karkhaue | ||
45 Mark jährlicher Renten aus den Gütern Rosendal, Losten und Karow für 900 Mark | ||
A. 1516 | ward dieser Kapelle der Kelch gestohlen. | |
Schröder P. M. T. II. p. 2868. |
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A. 1517 | ward von "Hinrich Becker tro des hylligen cryces Statien etwas vermacht." | |
Schröder p. M. T. II. p 2875. | ||
A. 1518 |
Agrum
contra sanctam crucem prouisor ipse
colit.
Primam curiam retro sanctam crucem Hermen Gharchow conduxit anno XVIII pasce. |
|
(Registrum parochie Mariane fol. XV et XVl.) | ||
A. 1523 |
ward von
Hinrich Klöver derselben etwas
vermacht:
Item. Geue ick ton hilligen crütze buten dem olden Wismarischen dore belelegen IIII schilling. |
|
Schröder Evangel. Meklenburg T. I. p. 65. | ||
A. 1534 | Hornstorpe. | |
Item noch V m. van der capellen des hilligen cruces vor der Wismer belegen, enthelt em vor Joachim Cremer borger tor Wismar. |
Nach einem vom Herrn Archivar Lisch mir abschriftlich mitgetheilten Briefe des Rentmeisters Andreas Bessel (1551-1560. 1. März) an den Herzog Johann Albrecht vom 12. Nov. 1554 ist es ausgemacht, daß diese Kirche sowohl, als die im W. der Stadt befindliche Jacobskirche am 10. Nov. d. J. und den folgenden Tagen abgebrochen und deren Steine zum Bau des Tribunals verwendet wurden. Er schreibt nämlich:
"Als ich anher gekommen habe ich von
Heinrichen Alkopff und andern erfaren, das der
Radt mit der gemeine alhir geschlossen, nicht zu
gestatten, das e. f. g. die zwei Kirchen vor den
thoren muchten umbrechen lassen
. So habe ich den Amptmann vom
Nienkloster anher verschriben, mit dem ich
abgeschieden, das er heut das Dach von der
wüsten Kirchen des Orts abnehmen lassen wil und
wenn der Wallmeister mit seinen knechten
darkumpt, demselben forderlich sein, das der die
Kirche sollent vmbwirft, welches am Mithewochen
geschen soll."
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|
:
Die
im Jahre
1529
und
von
D urch Hecker's meisterhafte Arbeit über den "englischen Schweiß 1 ) ist eine Seite der Geschichte berührt, welche bisher leider wenig genug beachtet ist, obgleich sie der höchsten Aufmerksamkeit werth ist, — die Seite des Volkslebens und des Volksleidens; durch Untersuchungen über Gegenstände dieser Art wird das Verständniß der Geschichte oft mehr erleichtert, als durch Staatsurkunden und öffentliche Denkmäler. Der englische Schweiß oder die Schweißsucht nimmt in der Geschichte der Volkskrankheiten die Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch, da diese Krankheit in eine Zeit fällt, welche reich an andern großen Begebenheiten war. — Ueber ihr Auftreten in Meklenburg sind wir bis jetzt ohne Nachricht, selbst Hecker berührt unsere Gegenden kaum; dennoch
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können wir einen beachtungswerthen Beitrag liefern. Zum bessern Verständniß mögen zuvor einige einleitende Worte nach Hecker Platz finden.
Die Krankheit der Schweißsucht ist in der Geschichte der Medicin eine der bedeutendsten; denn, obgleich ihr Verlauf in den einzelnen Fällen von kurzer Dauer war, war sie doch sehr hartnäckig und erschien umgeben von einer ganzen Gruppe von Volkskrankheiten und andern Volksleiden. Sie war ursprünglich eine englische Krankheit und wüthete auf der Insel in den Jahren 1485, 1506, 1517, 1528 und 1551. Auf den Continent kam sie im J. 1529. Nachdem durch eine wüthende Seuche das französische Heer im J. 1528 vernichtet, Bourbons Heer im J. 1527 auf ein Drittheil zusammengeschmolzen war und nach andern vernichtenden Krankheiten, brach in den letzten Tagen des Mai 1528 in London, zum vierten Male in England, die mörderische Schweißsucht aus. Merkwürdig ist, daß sich auch außerhalb England Vorboten der Krankheit, begleitet von seltenen Naturereignissen, zeigten. Im J. 1528 zeigten sich bei großer Trockenheit Heuschreckenschwärme in der Mark Brandenburg; Feuermeteore wurden häufig bemerkt, unter denen besonders ein langer feuriger Strahl am 2. Januar 1529 in ganz Meklenburg und Pommern gesehen ward; auch mehrere Kometen erschreckten die Menschen. Der Winter war auffallend warm und gelinde 1 ); im Frühjahr und im Sommer war die Nässe vorherrschend; auch der Herbst blieb grau und naßkalt. Die Aussicht auf Fruchtgewinn ward vereitelt; krankhafte Verstimmungen, welche man dem Genuß der kranken Fische zuschrieb, wurden häufiger; selbst die Vögel erkrankten. Im südlichen Deutschland zehrte Hungersnoth am Volksglück, im nördlichen Deutschland herrschte Theurung; der Selbstmord ward in seltenem Maaße häufig; in Pommern überfiel die Menschen in der Mitte des Jahres 1529 ein plötzliches ohmnächtiges Ermatten.
Da brach auf dem Continent am 25. Julius 1529 zuerst in Hamburg die Krankheit aus 2 ), welche innerhalb 22 Tagen
( ... )"In dem suluen jare vmme sunte Jacobs dach tho mytszamer vorhoff sick eyne nye kranckheit, de sweytszuke genometh, vnd de dar inne
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über 1000 Menschen hinwegraffte; die Dauer des großen Sterbens währte jedoch nur 9 Tage. Nach Lübeck kam sie von Hamburg am 29. Julius; in Stettin erschien sie am 31. August, in Danzig am 1. September.
So weit gehen die Resultate Heckers. Nach gleichzeitigen Chroniken ging jedoch die Krankheit von Hamburg zunächst nach Lübeck, von hier durch die großen Städte an der Ostseeküste entlang, und zwar von Lübeck zuerst durch Meklenburg. Reimar Kock sagt in seiner lübischen Chronik:
"Düße Plage gingk mit der hast in dat landt Meckelnborgh, Pomern, Preußen, Pahlen, Lyfflandt, Rußlandt und in Süden und Westen ower gantz düdesk Landt;"
und Kantzow 1 ) in seiner pommerschen Chronik:
"1529. Umb de tit also disse handelinge so geschach, nhomeliken vmb Assumptionis Marie (15. August) vnd Bartholomei (24. August), quam eine erschrecklike tidinge, wo dat eine Nige kranckheit sick hedde tho hamborch erhafen, de Schwietsucht edder Engelische schwiet geheten, denne vth Engelland was se gekhamen. Desulffe floge jlich dorch alle Stede vnd land, vnd sturuen vele lude daran, vnd war men daruan begunde tho seggen, dar was se so balde also de tidinge. Desulffe wanckede van hamborch nha Lubeck, van Lubeck nha der Wismer, van der Wismer nha Rostock, van Rostock nham Sunde, vam Sunde nham Gripswolde, vam Gripswolde nha Stettin vnd alle lande darvm her; vnd streiffede in einem huy ganz dudische land dorch, also dat se in vertein dagen van hamborch nha Stettin qwam. Vnd tho Stettin qwam se vmb Decollationis Johannis (29. August)."
Aehnlich redet der ebenfalls gleichzeitige Joh. Bergmann in seiner "Stralsundischen Chronik" (von Zober, Stralsund, 1833), S. 39:
"Item im jare 1529 waß hir eine nie schware kranckheit, de hete dat schweth. Dar legen de lude 24 stundenn inne, musten sick nicht vprogenn, vpkulenn;
beuellen, most sick befruchten, in XXIIII stunden doeth edder leuendich to syn; vnd dar storuen binnen hamborch in IIII efften vyff weken meer den dusent mynschen vnde de yuke toch vorth auer alle dudesche landt alsze eyn blixem, szo dar dat folck szer erschrockenn wardth."
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wen idt en anquam, wor se gingenn vnnd stundenn, so lede man je henn, vnnd starff mennig degelick minsche in, ock de abbet Valentinn. Do quemen dar gefellen van Lubeg, vann Rostog, dar de krankheit gewest waß, vnnd brachten schriffte vnnd remidien, wie man sick darinn holdenn scholde. Do horde idt mitt der tidt vp vnnd warth beter."
Hiemit ist die Verbreitung der Krankheit klar und sicher bestimmt. Anders verhält es sich mit dem Charakter derselben. Nach Hecker sind die Angaben der Zeitgenossen über die Erscheinung und den Verlauf der Krankheit im Einzelnen ungenügend und mangelhaft. Ist es ihm auch gelungen, aus der Gesammtheit der noch erkennbaren Züge ein lebendiges, vollständiges Bild ihres Angriffes auf den menschlichen Körper zu entwerfen 1 ), besonders aus deutschen Beobachtern, die ihre eignen und die allgemeinen Erfahrungen ihrer Zeit treu und redlich wiedergeben, so bringen wir gewiß, wenn auch etwas spät, eine erfreuliche Gabe, wenn wir über die Schweißsucht den Bericht eines Arztes, des Dr. Rhembertus Giltzheim, an den Herzog Heinrich den Friedfertigen von Meklenburg aus dem Großherzogl. Archive mittheilen. Dieser Bericht erhält dadurch einen großen Werth, daß er von einem Arzte verfaßt ist, und zwar von einem Arzte, der nicht nur in seiner Beobachtung eigner Vorurtheile sich zu entledigen wußte, sondern auch während der Abfassung des Berichts in Lübeck 2 ) von der Krankheit mit aller Gewalt selbst befallen ward und der mit dem Vertrauen eines einsichtsvollen Fürsten beehrt war.
"Düße Mann wuste der Sücke gelegenheit unde halp mennigen binnen Lübeck. — — Düße gude Mann sagh und hörede, wo de Geistlicken und ere Verwandten wereden, dat dat leve Evangelium tho Lübeck nicht möchte geprediget werden, und nam ein düdesk Testamentenbock und ging darmit tho einen Rahdesheren in dat huß und fragede, offt he nicht van Gade dat lohn wollde nehmen und wollde helven, dat eines frommen Mannes Testamente möchte gedacht und confirmeret werden. De here antwordede und sprack: Wat iß idt vor einer ? iß idt ock recht gemacket, so werth idt ein Erbar Raht wohl fort confirmeren. Do hoff de Doctor an unde sprack: Idt iß ein guth, fram Mann und heth Jesus; de hefft syn Testamente gemacket unde mit synem Dode und Upstandinge datsülvige confirmeret, unde so ein Erbar Raht datsulvige ock wollde confirmeren, würden se Gade einen grothen deenst daran dohn. De Rahtshere wendede sick umme unde leth den Doctor stahn; averst des anderen Dages wordt ehme de stadt verbahden."
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Zur rechten Würdigung des Berichts wird es nöthig sein, einige biographische Nachrichten über den bisher fast ganz unbekannten Berichterstatter, welcher eine ansehnliche Rolle in Meklenburg spielte, mitzutheilen.
Rhembertus Giltzheim, artium magister et medicinae doctor, aus Braunschweig (Brunopolitanus), ist ein Mann, der eine bemerkenswerthe Stelle nicht allein in der Geschichte der Gelehrsamkeit, sondern auch der Reformation in Meklenburg einnimmt 1 ). Nach den bisher eröffneten Quellen 2 ) war er schon vor dem Jahre 1515 Professor der Medicin und in diesem Jahre Rector der Universität zu Rostock. Er muß ungefähr im J. 1512, vielleicht mit dem Anfang d. J., als Leibarzt in herzogliche Dienste getreten sein; das Concept seiner, ersten Bestallung, auf 3 Jahre und auf ein Jahrgehalt von 30 Gulden lautend, ist, wie es mit den Concepten des Canzlers C. v. Schöneich öfter der Fall ist, nicht datirt; jedoch schreibt der Dr. Rhembertus im Jahre 1522 selbst an den Herzog Heinrich, daß er ihm schon 10 Jahre gedient habe. Diese Verhältnisse werden auch durch die Rechnungen der herzoglichen Rentkammer bestätigt. In diesen kommt er am 20. Januar 1513 zum ersten Male mit seiner Besoldung vor, mit den Worten:
1513.
"XXX gulden meister rempertus dem leibartzt vff sin Solt zw rostock am dage fabiani und sebatiani."
Mit ähnlichen Ausdrücken wird seine Besoldung ferner in den Rechnungen der nächsten Jahre aufgeführt. Er lebte seit seiner Bestellung als Leibarzt zu Rostock und wirkte dort als Universitätslehrer und als praktische Arzt. So kommt er z.B. vor:
1513.
"I gulden meister rempertus dem artzt sulthe myner g. frowen recept vor machen laßen (am montage nach martini).
"M. Rembertus Hilsheim, qui rectoratum in academia gessit ao. 1515; quid autem praeterea egerit, ant. vbi manserit, nullibi hactenus invenimus."
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"XVIII ßl. 1 pf. meister rempertus, dem forman zw lone, der em von rostock ghein gustrow forthe vnde von gustrow wedder ghein rostock (eod. die)."
Bis zum Anfange des J. 1514 war er nur Magister; daher wird er nur Meister Rempertus genannt. Noch am 27. Januar 1514 heißt es in den Renterei=Rechnungen:
1514.
"XX gulden meister rempertus dem artzt vff sin solt, XV gulden vff michelis anno XIII betaget geweset, V gulden werden vff wolpergis erst betaget anno XIIII (am Fritage nach Fabiani und Sebastiani)."
Am 29. Januar 1514 ladete er den Canzler C. v. Schöneich ein, zur Freude der Universität seine Doctor=Promotion durch seine Gegenwart zu verherrlichen, gute Freunde mitzubringen und ihn mit etwas Wild zu erfreuen. Die nächste Zahlung an ihn lautet in den Rechnungen am 26. Jul. 1514 auch schon:
1514.
"XXV gulden doctor Remberto gegeben (vff sant annen tag)."
Seit dieser Zeit kommt er immer als Doctor vor. Am 4. März 1515 ward er wieder auf ein Jahr zum Leibarzt der Herzoge Heinrich und Albrecht bestellt; er behielt seinen Wohnsitz in Rostock und sollte vor den Fürsten auf Kosten derselben erscheinen, so oft sie es verlangen würden; als Besoldung erhielt er 100 lüb. Mark, Hofkleidung, einen Ochsen und zwei Schweine jährlich. Seit dieser Zeit erscheint er, als Doctor Rhembertus, in den Registern der Hofkleider, neben dem Dr. jur. und DomdechantenKnutze, öfter unter dem höhern "Hofgesinde" nach dem Canzler C. v. Schöneich, dem Marschall, dem Dr. Nicolaus Marschalcus Thurius und einigen Andern. — Nach Ablauf dieses Jahres der zweiten Bestallung bedachten ihn dieselben Fürsten reichlicher, indem sie ihn zu der Pfarre an der Petrikirche in Rostock 1 ), welche zum Canonicate der Cantorei des rostocker Dom=Capitels gehörte, präsentirten. Er besaß diese Pfarre vom 4. November 1515 bis zum 26. März 1521; in diesem Jahre entsagte er der Pfarre, weil er heirathen wollte, und verzichtete hiemit auf eine theologische Laufbahn. 2 )
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Ueber die Pfarre, um welche sich die heftige Einführung der Reformation in Rostock drehete, entstanden langwierige, weitläuftige Händel.
Während der Zeit ward er als Leibarzt vielfach in Anspruch genommen. Die Herzogin Helene lag schon im Jahre 1520 gelähmt zu Stargard darnieder; Rhembertus stand ihr dort treulich bei, mußte aber wegen eines Fiebers nach Rostock zurück. Daher bat sie ihren Gemahl, den Herzog Heinrich, dringend, auf irgend eine Weise für sie zu sorgen, da sie nach des Rhembertus Abreise niemand habe, "von dem sie einige Hülfe, Vertröstung und guten Raths zu erwarten wisse". — Nach seiner Verheirathung zog sich unser Professor ganz von den geistlichen Angelegenheiten zurück, so sehr auch manche seiner Collegen, z. B. der Professor P. Boye, gegen die neue Lehre eiferten. Er lebte mehr seiner Häuslichkeit und seinem ärztlichen Berufe und schien sich vom Hofe zurückziehen zu wollen. Im J. 1521 (in dem Jahre, als er auf die Pfarre resignirt hatte) schrieb er an den Herzog Heinrich: er möge es ihm nicht verdenken, daß er, wenn auch vom Hofe aufgefordert, ausbleibe, wenn er Kranke in Rostock habe; das Jahr sei lang, er müsse seine Nahrung suchen, wo er könne: Krümlein machten auch Brot; der Herzog möge sich nicht so sehr auf seinen Dienst verlassen, daß er seine Kranken darüber liegen lasse; er habe dem Fürsten oft mit großem Schaden gedient und habe
Liber collectionum aphorismorum Hypocratis de unaquaque egritudine, a capite usque ad volam pedis pertractans , in curatiene atque prognosi, hoc est prescientia futurorum, quemedicos non minores quodammodo prophetis recte curando exquisiteque previsa aliquamdiu proclamauit, omnium inter libros medicorum mox usura brevissima, per Rheimpertum Gilsshemium Brunopolitanum, artium et medicinae doctorem, nuper Rostockii revisus simulac publice illic pro virili noviter elimatus.
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sich nach zehn Jahren Dienst in seinen alten Tagen so verbessert, wie einer, der sich einen alten Rock kehren und einen neuen daraus machen lasse. In einer Nachschrift sagt er:
"Vorhope, E. f. g. tzo eurem deil, wert ansein den denst vnde vorsumnisse in dem iare an E. f. g. eygen person willich ghedan tzo Swerin, dar nach tzo Luptz by hertzogh philippen, dar nach in der vasten by hertzogh Magnus vnde nu by E. f. g. ghemael tzo plaghe vnde gustro."
Im J. 1522 lebte er noch in Rostock; denn am 30. Novbr d. J. war er vom Herzog Heinrich aufgefordert, seiner Gemahlin zu Hülfe sogleich nach Güstrow zu kommen. Er entfshuldigte sich zwar damit, daß er Pferde, Wagen und Diener aus Noth habe abschaffen müssen, und beklagt sich bei seinem Fürsten bitter über ausgebliebene Besoldung, Reisevergütung und Antwort auf seine Bitten. Er schreibt, er habe sich, aus Noth, vorgenommen, zu Hause zu bleiben, und seiner Lection und Praxis zu warten, und bittet den Fürsten, sich mit einem andern Doctor zu versehen, indem er für das Glück danken müsse. Jedoch wolle er, in Hoffnung der Belohnung seiner Dienste, dies Mal noch kommen, wenn der Herzog ihm Pferde und Wagen schicke. Er hoffe auch, der Fürst werde seine treuen Dienste nicht unbelohnt lassen; die Noth zwinge ihn zu seinen Bitten, da er sich, sein Weib und, so Gott wolle, die Seinen 1 ) zu ernähren habe und an sein Alter denken müsse 2 ).
Darauf folgte in den nächsten Jahren in Rostock der Kampf der Reformation, durch Slüters trauriges Ende bekannt genug. Nach seinen Briefen scheint der Doctor etwas papistisch gesinnt gewesen zu sein und hat vielleicht das Feld geräumt, wie beim Eindringen der "martinischen Lehre" mehrere Doctoren Rostock verließen. — Am Sonntage nach Lucas 1524 schrieb er aus Lüneburg 3 ) an den Secretair des Herzogs Heinrich, Michael Hillebrandt, und bat um seine Naturalhebungen
"Emptus Rostochii anno restitutae salutis 1543 per me Ludouicum Gyltzheimium."
alles Mögliche zur Aufhülfe der Universität that. Vgl. Krey Andenken"ad restaurationis collapsae scholae Rostochiensis auxilia accitus"
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von seinem gnädigen Herrn. Er äußert nebenbei in diesem Briefe:
"Ock segget sinen f. g., dat ick hebbe erfunden eyn lacqwerie wedder de pestilentz; alle den ick dat gegheuen hebbe tho rechter tydt, sin alle leuendich bleuen iunck vnde alt. De pestilentz hefft hir vor eynem manet vaste regert, breckt nu aff."
Im J. 1529 war er, nach seinem Bericht über die Schweißsucht, in Lübeck. Er lebte dort noch 1531 während der bekannten Reformations=Unruhen bei seinem Schwager, einem Domdechanten Johann Parper 1 ), und bat für denselben bei dem Secretair Hillebrandt um ein frei Geleit des Herzogs Heinrich nach Meklenburg und für sich, daß der Fürst ihn für seinen Diener anerkennen möge: die Noth war groß. Es scheint fast, als wenn der Doctor damals auch in Lübeck in Dienstverhältnissen stand; er sehnte sich wenigstens in seine frühere Lage zurück 2 ). Im Anfange des J. 1535 war er schon gestorben und der Secretair M. Hillebrandt erhielt vom Canzler C. v. Schöneich den Auftrag, mit dem Doctor zu Lüneburg zu unterhandeln, daß dieser ganz in Gilzheims Stelle treten möge; der Ganzler schildert dies Verhältniß als vortheilhaft, da in Restock kein anderer "Physikus" sei. Hierauf ward auch am 29. Junius 1535 der Dr. med. M. Johann Pellimentanus (damals zu Lüneburg) zum Leibarzt und Professor in Rostock bestellt 3 ).
Dies geschah, nach dem Datum unsers Briefes, am 8. Februar 1531; man vgl. Grautoff Hist. Schriften II, S. 232 und dagegen I, S. 286. Die Ruhe ward nach dieser Entblößung der Kirchen hergestellt am 18. Febr. 1531; vgl. Grautoff Hist. Schr. II; S. 186.nicht lange na desser tydt hebben de 64 an einen erbaren Rahde gelanget unde mit ernste genödiget, dat man dat Süllver uth allen Kercken und Klöstern möste halen unde up dat Rahthuß bringen."
Vgl. Etwas, 1740, S. 14 u. 760."Dns. Johannes Pellemontanus, medicinarum Doctor, Werdenas Coloniensis diocesis, gratis intitulatus ad honorem principis Hinrici domini ducis nostri".
War dieser Gilsze (oder Gilzheim?) Vielleicht ein Verwandter unsers Rembertus ?"Rembertus Gilsze, Lubicensis, D. Juris".
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Giltzheims Bericht über die Schweißsucht ist wegen der angeführten Umstände von hohem Interesse; außerdem aber ist er höchst charakteristisch durch die humoristische Haltung des Styls und durch die Lebendigkeit und Anschaulichkeit der ganzen Darstellung, wodurch schon allein der Bericht für seine Zeit 1 ) seinen Werth erhält 2 ).
Die Nachrichten über die Schweißsucht sind allenthalben nur mangelhaft; im Großherzogl. Archive bestehen sie nur aus dem Einen Berichte des Dr. Giltzheim. Auf die erscheinenden Druckschriften hielt dieser Arzt nicht viel, obgleich er eine mitschickte. Die Ursache dieser Erscheinung liegt sicher darin, daß die Krankheit, namentlich im Norden des Continents, wo sie zuerst auftrat, unvermuthet die Menschen überfiel und in einem "Hui" oder wie ein "Blitz" die Länder durchfuhr: man hatte keine Zeit, sich zu besinnen und zu schreiben, und nach der Krankheit gab es genug andere Wunden zu heilen, und der Trieb, sich mit der unangenehmen Erscheinung zu beschäftigen, war verschwunden. In Meklenburg scheint man durch die Bemühungen der Fürsten vorbereitet gewesen zu sein; daher lief alles ruhiger ab; an andern Orten, z. B. in Stettin, war man völlig hülflos. — Dennoch haben sich bei genauerer Nach=
"Disser sucht orsake quam darher, dat de May des jares sehr droch vnd hiet was, bet vp Johannis Nat.; do verkerde sick dat wedder, dat id de gantze tit bet vp bartholomei men dack, regen, slagge vnd kulde was, alse weret heruest geweset. Darnha entliet de kulde vnd regen, auerst id bleff dakich vnd wurt sehr warm, dat id vnmogelick was, dat einer nicht schwieten scholde, we he ock naket gegan hedde, vnd mit dem wedder quam de sucht."
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forschung gelegentlich noch einige andere Nachrichten gefunden, welche aber bei weitem nicht den Werth haben, wie die des Dr. Giltzheim. Ein kurzer Bericht ohne Unterschrift und Datum enthält auf einer Folioseite folgende bemerkenswerthe Momente:
"De rechte kranckheit der Szwedtszucht is eyn ardth der pestilentie vnd des hilgen Vuors, dat me Szunthe Anthonies voer ghenomet, vnd bynnen Hamborch sinth vaele lude, de krighen grote vpszwellinghe erer hende, vothe vnd der borst effte ander leder, vnd sinth brun alsze eyn Carbunkel, vnd berneth so szere, dath szee dar anne steruen. Szo lesze ick in den Croeneken, dat in der tidt dho Szunthe Bernardus abbas Clareuallensis vnd petrus alfonsus eyn dofftrode (?) regereden in dat westen, de szulffte kranckheit was, dome screff nha Christi ghebort MI c XXVIII Jare, in der Staedt Szeszien, to marien u. s. w. vorbiddent thoflucht ghedaen, vnd sinth alszo dar van wedder vorloset, vnd is in der tiden grot blickszem, donner vnd regen ghewest.
Item wo me sick holde schal dat regemente in der Szwedtszucht, dat schreff jw G. 1 ) alrede; vnd den kranken schal me achter by den schuldern lucht geuen, u. s. w.
Die übrigen kurzen Vorsichtsmaaßregeln sind denen des Dr. Giltzheim fast ganz gleich; der Verfasser scheint diese gekannt zu haben.
Ein dritter Bericht, an den Herzog Heinrich gerichtet, ebenfalls ohne Unterschrift und Datum, enthält auch nicht viel mehr. Er lautet:
"Durchluchtige, hochgebarenn ffurste, G. H. Susshe zwetende cranckcheyt sij noch laten genant orsaket durch verhetten des gebloedes, anfenckelyck van der leuer tho dem herten, ouch mith infloet des hemels, welck die lucht vnd menscen vergiftith, vnd comt jerst an met een grossinge oft tzitteringe, daer nae zweten u. s. w. — — — Nicht geslapen in XXIIII stonden; vnd wanneer XXIIII stonden verby synt, oft XXVII stonden is beter vnd sekerlych, soe schal die crancke die zweet affwisschen op syn lyff ouerall. Dar nae op gestaen, vor een goet ffuer, weynich gegeten, een gerostet botterbroet vnd op gedronken, vnd van stonden an op een ander bedde gelecht, daer die laken gheffuert
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synt, dar op gelegen vnd geslapen V oft VI stonden lanck, daer nae weynich gegeten vnd vyt dem huyse nicht gegaen in dreen dage nicht, neen het gedrenke gedronken, oft gecruyde, gewoerst spyse gegeten, noch met vrouwen viel bekummert is neen raet in dusser tyt.
Dusshen perykel der cranckheit vorthocomen, soe hebbe ick juwer ff. g. etwas geordenert, dat ick suluest versocht hebbe an etlicken vnd byn faer wel mede gevaren. In dem Ersten, die geen bouen XVIII jaren svnt vnd beneden LX jaren synt, die scholen die medeiaen der rechteren aerm laten, also veel, als twee loet bloeden, oft also veel als in een eyes dop ghaen mach op enen morgen in goeden teeken vor dem myddage nuchteren.
Hiernae scal juwe ff. g. VII der pillen nemen des anderenn dages nach der ader lathen u. s. w. — — — Dit sulueste Hertoch Magnus ock gebruycket vnd hertoch Phylip, behaluen hertoch philipp en scal neen ader laten.
Item juwe ff. g. vnd besondern juwe G. kynder scoelen nicht veel oft eten als is plumen, persike, appel, beren, vnd sich nicht verhetten in lopen, ryden, u. s. w. — — — Item Juwe ff. g. scal drynken roet bier, lantwyn, weynich Rynwyn vnd nene Malmeseye vnd dergelyken.
Der Verfasser dieses Berichts scheint in der Nähe des Herzogs Magnus gelebt zu haben, da er diesen und dessen Bruder Philipp in der Schweißsucht behandelte. Vielleicht ist es der Dr. Sebastian Swartzwalder, da der Herzog Magnus in einem Briefe d. d. Bützow Dienstag nach H. drei Königen 1530 seinem Vater räth, diesen Arzt holen zu lassen, wenn er die Krankheit noch nicht ganz überwunden habe. Dieser Arzt diente auch dem Fürstenhause und wohnte bei dem Herzoge Magnus. Jedoch schrieb er hochdeutsch und eine andere Hand, als die des Berichterstatters ist. Nach diesem Aktenstücke scheint auch der Herzog Heinrich von der Schweißsucht befallen gewesen zu sein.
Nach dem Verlauf der Krankheit in ihrem Vorrücken von Lübeck gegen Osten hin muß die Krankheit in den Ostseehäfen im Monat August 1529 ausgebrochen sein. Wie lange sie in Meklenburg geherrscht habe, läßt sich einstweilen nicht genau bestimmen, jedoch finden sich beiläufig einige Andeutungen, welche die Seuche doch einigermaßen verfolgen lassen. Wahrscheinlich bezieht sich ein, vom Canzler C. v. Schöneich ent=
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worfener, aber nicht datirter Befehl an einen Jürgen Wolder (der 1527 bis 1536 Vogt zu Grevismühlen war) auf die Schweißsucht, da es in demselben heißt, daß "es in Lübeck, Wismar und anderer Orth so geswinde sterbe"; derselbe Befehl verbietet allen Verkehr, namentlich des Klosters Rhena, mit diesen inficirten Städten. — Die einzige, bis jetzt aufgefundene genauere actenmäßige Nachricht findet sich in einem Briefe eines Schloßbeamten von Boizenburg, Johannes Smeth's, an den Herzog Heinrich, d. d. "In der Szwaneheyde in deme Nigen Hufe vp deme dicke an dem auende assumpcionis Marie virg. (14. August) anno dni. 1529"; es heißt in demselben:
"Ock g. h. sinth tho Hamborch vnnd Luneborch in korten dagen vele Minschen vormiddelsth sneller krancheyth vorstoruen vnnd is noch nicht upgeholden. Ock g. h. sinth sodder an deme dinxtage laurencii (10. August) tho Boysenborch snelles dodes vorstoruen in god den herrn wenthe 1 ) an des vridages dar na (13.August) bauen LX lude, vnnd is tho fruchtende, dath de sulueste krancheyt mochte kamen in Jwer f. g. luden up den dorpen, alszo Rede is 2 ) tho Blücher vnnd Bosytze."
Zugleich meldet er, daß er und der Vogt am Tage Laurencii von Boizenburg nach dem neuen Hause auf dem Deiche in der Schwanheide gegangen seien, und daß sie das fürstliche Haus zu Boizenburg verschlossen und dort den Schließer, den Pförtner, den Koch und eine Magd zurückgelassen hatten. Ferner berichtet er, daß die Leute zu zwei Wagen, welche Salz von Lüneburg hätten holen wollen, dort plötzlich gestorben seien. — Nach diesem Berichte verbreitete sich also die Krankheit gleichzeitig von Hamburg auch nach Süden und nach Westen auf das linke Ufer der Elbe. — Hiezu kommt noch eine bisher unbekannte Stelle aus der gleichzeitigen plattdeutschen Chronik 3 ) des Nonnenklosters Ribnitz, von dem Lesemeister Lambertus Slagghert, welche über das Vorrücken der Kranrheit im äußersten Osten von Meklenburg Kunde giebt:
"In deßeme jar (1529) an deme Samer ys vorkundighet vnd apenbar worden ene vorborgene Kranckheyt vth Engelant, de darsuluest in dem Lande bauen
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XXIV Jar heft regeret vnd nicht ys ghekamen in düdeske Nacion ofte Landt bet nu her, welcker ys ghenomet de swetende Sücke, dar ynnen vele hundert Mynsken synt ghestoruen, de nicht wusten, wat yd vor eyne Kranckheyt was, bet so langhe se kregen Scryfte vnd Breue, wo syck eyn islyck holden scholle, de dar mede bevillen. De sulue Kranckheyt vnd Sücke ys ghekamen tho Ribenitz vnd heft besocht de Süsteren deßes Closters des mandaghes [na] Aßumptionis Marie 1 ). Do wurt erst mals kranck Süster ... ene Computiste vnd Oltsüster, also dat bynnen XIV daghen wurden XX füsteren kranck in der Sücke, welcker Got de Here gnedig auer gheseen heft, vnd buten vp deme Haue bevil de Gardian, de Bichtvader, de Scaffer, de Orgeniste vnd III Megede, welken Got de Here gnedighen heft gheholpen vnd ghefrystet, so dat Nemant van en ys ghestoruen 2 ), des sy Got vom Hemmel ghelouet vnd benedyet tho allen tyden. Amen. Item noch V Systeren synt ock myt der swaren Sücke bevallen; de laste van en was Ipolita Buggenhagen, so dat thosamen er XXV in deme Closter sint ghewest krancke Süsteren."
Am 17. September schreibt aus Lago der Heermeister Veyt von Theumen von Sonnenburg an die Herzoge von Meklenburg, daß er nicht nach Meklenburg kommen könne, "da die Schweißsucht in diesem Lande merklich überhand nehme" 3 ). Auf der Universität Rostock ward in diesem Jahre kein Student immatrikulirt 4 ); wenigstens ward kein Name in die Matrikel eingetragen.
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D urchleuchtiger, hochgeborner furst. G. H. Dweyl e. f. g. vonn mir begernn, zu beschreyben die gelegenheit der Newenn kranckheit, die nun leyder bey uns alhir zu Lubeck vorhanden, unnd mit eyle von Hamborgk darhin gekomen und sich vast umbher in allen erden ereuget und ursprunglich aus Engelandt komen, Unnd sobaldt sich dieße Sweissucht alhir ertzeiget, hab ich mich gefliessen, ursach dieser kranckheit zu erfarn, meyne bucher am donnerstag nach panthaleonis 1 ) zu besichtigen angefangen, und befunden, das dieße kranckheit V c Jar vor der gebort Cristi unsers zeligmachers bey Hypocratis zeiten inn possidonia gewesen ist, auch in deme Sommer, als itzt, durch veranderung der tzeit, alßo das der Sommer hat ein Natur des Meyen, wie dan itzt etzliche Jar here alßo nach einander gewesen ist, Und szo denne die nature des Szommers szol heis und dorre sein, ist seuchte unnd unbestendigk, viel kelte darunder gewesen, ist doch der hymmel in seiner kraft, die mittel wulken nicht achtet, und nun die hunts Sternen. mher mitwerken, arbeytet in der unnaturlichen feuchtigkeit, die da ist eyne mutter aller feulnisse, daraus werkende anhe scher 2 ) keinerley bekentliche ursache; mit krafft des himels, unnd ane tzweiffel noch aus den Coniunctionen des vier unnd tzwentzigesten Jars, wan dieselbige sein noch nicht alle verdawet, Drawen uns noch viel schwerer kranckheit, den diese ist nur ein vorbotte; Szo sein doch auch inn diesen tagen die Corper der menschen swecher, den sunst in dem gantzen Jare, unnd balde zu underwerffenn.
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Ich habe auch befunden, das solich switzen sey eyne gantz eylende Bewegknis, die eynem stercker, den dem andern ankumpt. Dar der lichnam ungeschigket unnd unreine und der Himmel und die planeten ungnedigk, szo ist die ungeschiglicheyt des Menschen durch unreinigkeit wie Ezunder: dar nach der bereitet ist, szo uil, dester leichter entphehet er; und der Himmel ist dem einen Czundepuluer, dem kaumet 1 ) swebel; hie kumpts von her, woe das uf eynen termyn werden kranck V. VI. X. XX., deme zum leben und dem andern zu dem tode. Szo ist fürder hirvon geschrieben, das diese sweissucht ankumpt und beweget alleine den leichnam, und nicht magk genugsam reinigen, gar heraus dreybe die bosheit und bitterigkeit und schult des bluts, sterben alle; dar aber bewegnis ist und reiniget genugsam, bleybenn lebendich, alle durch die stillicheit des lichnams und gewalt des himmels; darumb szal man das switzen in keinen wegen vorhindern. Ich habe fürder gefunden, das dis feber ist im bluethe, bluet in gemeyne genuemet, szo das es in sich helt flegma, galla und melancolia, alle vier feuchtigkeiten aus den vier Elementen mit obirflus: darumb szo geweldigk sich mit eyner unsynnigkeit erhebet, wie eynem gaulen die fybel 2 ) ankommen, mit eynem hui; darum kumpt es uf dem pferde, schiffen, furwagen u., wie eine fluss, szo das es fliesset und ebbet, in XXIIII stunden zum leben ader zum tode. Dis weiter vor der handt zu beweren, solte eynem wol gescheen, als deme der do wolt beschreyben die ursache der Ebbe und fluet, wie zu hamborgk; wil die Zceit nicht leyden. Weret dis feber gestalt under ein feber, under andern dieser tzeit halbenn Ephimera genant, nicht nach dem geiste, sunder nach dem fleysche Ephimeris genant: welcher uf den tagh geborn wirdt, nympt mit dem selbien das ende seines lebens. Szo ist dis feber von XXIIII stunden, doch werden sie einem wol eyn jar langk dene sie mit Ernste meynen.
Do ich szo ferne hierin gekommen, und weiter wolde betrachten, wo man diesem feber mochte furkomen, und wer damit befallen, wie deme zu helffen: des Sonnabents nach Jacobi, uf die nacht um XI, klopffet an mich mit grosser gewaldt, als were hercules mit seyner keulen vor der turen gewesen, besuchte mich als seynen ueiendt, und mein furnehmen gantz nidder gelegt, bin darein stecken blieben, sunst solte solich Regiment alle in der druckereyge gewesen ßeinn; sprach zu mir: Artzte
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helff dir nu selbist. Mir war leyde, Ich were zu spaete in das Jarmarcket kommen; got habe lob, es ist besser geraten, wan es mit myr geeuget 1 ).
Item so mich diese kranckheit szo vbereylet, bin
ich doch vorhin bey niemandt gewesen, der damit
were befallen; den aus mir selbist komen vnd von
dem einflus des hymmels. Wo hir ubiral, hab ich
mich von stunden an lassenn warm bedecken vnd
haupt vnd fuesse beschwerdt, genomen Eingehorne
2
), perlen vnd goldt,
gedacht: harnisch were guet, wie der pawer mit
dem huebeisen, vnnd mich genowe lassen waren vor
lufft vnnd schlaff, doch gestercket mit
Corinthien=Juleb
3
). Szo gelegen XIII stunden,
vnd was schier zu puluer gebrandt; Meine
kamerfenster vnd das bette vmbher behangen, ein
gut fewer vor denn schornstein, gleich als solt
men eynen lauffendenn pferdt noch sparen
anlegen, szo das ich mich mit gotte vertroste
vnd gantz meynte zu sterben. Zu meinem glucke
szo kumpt ein engelisch tauffgeselle, gefordert
durch gutte freunde vnd fandt mich szo
betrublich liegendt, Nimpt mir von dem kopffe,
wes ich zu viele darauf hatte, tzwue deken abe,
Tapeten ab, das fever aufzgegossen,
.
Item durchleuchtiger, hochgeborner furste, g. h. Szo ist dis die meynung, sich vor dieser kranckheit zuuorwaren, Mus eyner halten ein gut Regimendt mit essen vnd trincken, vormeiden vbirflus in alle wege vnd sunderlich in heissen getrencken vnd vieler vntzucht, halte den leichnam reyne mit speyende ader mit gewonlichen purgacion [hirin wirdt e. f. g. doctor wol weiter vnderricht thuen]; darin hoch gepreiset werdt gut Renbarbarn, ein quentin genomen, mit souil spirenardi puluer, szo gros als eine Erbs, vermenget, mit eynem truncke Endiuienwasser, warm außgetruncken des morgens frue V stund vor essens vnd darmit nicht zu switzende. Noch besszer ist zu lassen die medianne 4 ) ader leber ader 5 ); wen bluet vnd galle ist die grossiste vrsache, außweiset das leger vnd vbirfluß des wassers Im bluete mit deme berme 6 ) vnd der gallenn. [Hirbey ist auch zu uormeiden 7 ) bose luft mit trociste 8 ) vnnd wacholderbernn.]
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Item doch Rath hyr in zugebrauchen eynes gegenwertigen doctors ist nicht zu uerachten; diese krankeheyt saget niemand zu; sich zu vorwarn wol ist auf, aber noch besser, das sich ein Jeder schigke vnd bereyt sey, wen man wais nicht, wen der Herre kumpt vnd klopffet ahnn.
Item Czeichen dieser kranckheit sein: Sie kumpt heimlich; aber vbir II ader III tage, dar is kumpt, flueget sie balde vbiral. Hir sterben keine kinder ahn, sunder die sterckisten, die da manbar vnd frawenspiel vben mugen, von XVI zu LX Jarn, auch wol darvber; doch sterbenn die alten selten, szo ferne szie halbe wartung haben, wan die kelte des alters messiget die hitze der kranckheit. Die armut wir[t] auch hir darmit gantz vbirsehen noch zur Zeit, anhe zweiffel von gotte, sunst wuste ich nicht, wer den andern begraben solte. Angst ist hir viel mit Im spile, szo das viele durch Angist sich legen vnd in dem schimpfte sterben. Warhafftige Czeichen sein:
kreuelent Im fleische bauen den armen vonn außwendigk vnd darnach Innewendigk in denn fyngern; dis kreuelt gleich als weren dar Inne amere 1 ) vonn glühenden kollen, ader wan eher einer queme aus grosszer kelte vnd hilte die hendhe an eynen beissen kacheloben vnd die finger werden als szie duppelt wurden. Als bricht der sweis herfur vnd tridt an das hertze vnd vbir die brust yhe mher vnd mher, gleich ap es geiaget wurde. Etzliche kreigen hitze, etzliche kelte, etzliche brechent ader speient vnd wetage 2 ) des heupts. Vnd dennoch warer Czeichen: mit eynem stumen 3 ) von dem hertzen In das heupt vnd widderumb, wie eine heissze wulken vor eynem dunner herkumpt. Dan ist es tzeit, als man ist in eynem bette; doch magk man ablegen den Rogk vnd paltrock 4 ), vnd jopenn 5 ) an behalten. Wen man nun alszo zu leger komen ist, mag man die jopen vorne mit behendigkeit vf schneiden, auch die senckel 6 ) entzwey schneiden, vnd sich behueten, das ime von oben, von vnden, Zu den seiten vnd fuessen keine lufft ankome. Item, das spanbette sey also geschigkt, das man vf beyden seyten gut gemach haben moge vmb der wartens leuthe vnd des krancken bequemigkeit willen. Man mus auch haben leuthe, die vf eynen warten vnd die decke oben an den heuptpfulen vnd vff beyden seyten vnd zu denn fuessen mit dreyfechtigm Czwerne, vmb des vmbkerns willen,
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feste annhen lasse. Man sal auch nicht mher haben vff dem kopffe, den eine kleine dubbelte leynen mutzen. Dar es aber jn der nacht kumpt, sol man bleiben, wie, man leit; man sal nicht mher den II wullen decken vbir haben mit leinwande gefuttert; wolt man dar vbir haben ein leicht buntwercks futher 1 ), so vf die fuesse ader hir ader dar zu legen sachtlich, dar man nicht switzet, ist wol zu leyden; vor allenn dingen, wen man leit ader ligen gahen wolle, das man negist deme lacken keine peltzdecken nicht habe, den die hatte mich schir vmb den hals gebracht. Man sal die arm seher hart an den leyp halten, das vor allen dingen kein lufft vnder die arm komme; dar hat das hertze die meiste drifft vnd seine reinige; wan das vorhindert durch einen widderblick der lufft ader kelthe, die musse alle sterben; haltent die hende nidderwarts vnd bey leybe nicht geleget werdenn vff die brust ader hertze vmb vorhitzung wyllen.
Wan dis szo bereitet vnd die flagen 2 ) kommen, als die bulgen 3 ), vnder das antlitz, Rot, braun, bleich, doch einem mher, als dem andern, vnd der fwes kumpt mit allen krefften: yhe stiller man leit, yhe besser es ist; doch mus man sich vmbkern, wen man nicht lenger halten kan, von einer seiten vf die andern, doch alszo das der krancke alletzeit oben vnd vmbher wol verwaret sey, das keine lufft bei inschlae. Denne sal men denn krancken trosten, das er freymuthig sey: es sey eine kortze Zceit, vnd bestreichen den kranken alletzeit mit wolreichendem Rosenwasser, hinden an zuheben an den oren zwey fingerbreit vnd den lepffelein der oren von beyden seiten pis In den nacken drey fingerbreit von oben nidder mit eynem swamme ader weichen tuchelein vnd vor das heupt vnd an die dunningen 4 ); vnd alszo balde sal haben Rosenweinessigk ader den feuristen weinessigk, so man haben mag, netzen darin ein tuch ader anders, daraus der krankhe den essig mag tziehen in beyde naszelocher, in eins vor vnd das andere nach; der schmagk des essigs komen In den mundt, das der dar van mochte pruesten 5 ), were szouil dester besser.
Item dis Rosenwasser vnd essigk furet die brant von der banen, wen es kumpt zu hulffe dem gehirne ader bregen 6 ), das dar zugeschaffen kolt und feuchte, zu messigen die naturliche hitze des hertzen; anderst muste ein Mensche balde sterben.
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Widderumb die hitze des hertzen messiget die
naturliche die kelte des gehirns oder bregens,
alsze freunde. So denne In dieser kranckheit
solich feur vorhanden, das noch grosser, vnd in
meynung das kleine gar zuuordempen, szo kumpt
diese kunst dem Bregen hirmit zu hulffe, vf das
solich feint mag vbirwunnen werden. Wiewol
etzlich artzteyen kelter, den der essig vnd das
Rosenwasser, als Campher, Opium,
. haben doch nicht die drifft so
hastig, als der essigk, vnd auch nicht die
lieblichkeit, als das Rosenwasser dem gehirne
vnd hertzen beyzustehen. Dis sal alszo gescheen
pis vff die helffte XII stunden; darnach mus man
das thuen also alle stunden II mal mit dem essig
vnd Rosenwasser.
Item den Menschen zu laben in dieser kranckheit, mus man Ime nichts anders, den dunnen kavent 1 ), szommer laue 2 ) aus einem pfeiffkenlein oder Rhor geben; den solicher tranck mag vorware keine grossze freunde machen, den es geschiet alleine darumme, das die krancken starcke gedrencke nicht vertragen mogen, Auch In XXIV stunden nicht szo vort verheiligen 3 ), alleine das das hertze ein wenich feuchtigkeit erlange; dorst thet myr kein angst; sunst werden die krancken sere swach in dem heupte.
Item ich lies mir machen ein Juleb alszo: Ich lies holen eine plancke 4 ) Barrasenwasser, vormengt mit III loth Czugker, manus Cristi mit perlenn, [auch ist dar gut zu ochsentzungen wasser mit dem Czugker]: thet mir grossze entsetzunge, warm getrunken, ein wenich vff einmal kaumet 5 ) ein leffeluol durch ein Rhor.
Item sie geben auch alhir den krancken wol in denn mundt Czugker Candi 6 ) vnd Muscatenblumen [dorret feer]; darfur nam ich ein muscateller beren, ader IIII ader fünff Corinthien gekewet vnd widder außgespeiet, damit die nature wes grobes zuuerdawen nicht wurde vorhindert In der arbeit gegenn die wutendigkeyt der kranckheit.
Item Inn dem ambeginne des switzens mus man den sweis vor deme kopffe lassen abwischenn mit eynem Reinen tuche, szo offte es von nothen, an deme leibe aber nicht, den souil mit deme vmbkeren geschiet.
Item In dem leger sal man kein Wasser verhalten, den was man seichet, darb man nicht ausswitzen; wer das nicht bessern kann, der mag das gehenn lassen: so werden alte leute
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widder zu kindern; als were es mer den wasser. Es geschiet doch selten, das die kranken In dem leger stuelgang begern; doch were do hette einen zinchen pot 1 ) oder eynn feißglas 2 ) warm gemacht, ist viele beqwemer oder ein warm becken mit warmen tuchern vmbkleidet vnd vndergehalten, oder eynen swamp mit aller behendigheit, lufft zu uormeyden.
Item man mus von anbegin die kranken bewaren mit frolichen oder trotzigen worten, mit dem weinessige, Cziehen bey den oren, bey der nasen, schlahen mit eynem stocke vor die styrnen, vnd nicht schlaffen lassen; Den schlaf ist sunst der halbe todt. Das bregen oder gehirne mus Im wachendt sein, sunst mugen der essig vnd Rosenwasser nicht wercken; den wo das bregen den essig nicht annympt, trach vnd vule 3 ) in dem schlaffe des hertzen feint zuueriagen, sterben sunst gemeinglich die do schlaffenn.
Item wan alszo die XXIV stunden mit der gnade gots geendiget sein, nach Rechter Rechenschafft, den niemant Rechne sich selbest zu kortz, wan es gelt das leben, darumb besser eine stunde ader tzwene daruber gelegen: Ich lage XXVII stunde, noch was mir darnach heis: Den fortan sol man haben bereidt ein warm hembde vnd erheben den krancken ein wenig herfur vnd tziehen Ime das Hembde vbir den kopff, alszo das die lufft nicht hastich darunder kome, szo lange das man darbey hat II ader III warme tucher, vnd den sweis mit dem ersten vor deme heupte abwischet, er man Ime das hembde darvbir thuet: vnd darnach etzliche tucher vnder die beyden arme, den sweis abegedrocknet, darnach vbir die brust vnd einen palt= ader andern Rock vbirgeworffen mit eynem lichten fueter, ader was ein itzlicher vormag, Eine newe Reine Mutze vff das haupt, vnd den krancken vor einen schornstein gesetzt, darin ein fewer von eichem holtze, darvor vnder dem hembde gedroget denn Rugke, den bauch vnd die beyne mit regnen warmenn tuchernn.
Item wan dis alszo gescheen ist, Nimpt der Engelische man, der sich hier dieser Sachen understanden, gar ein leye, weis sunst keines Dings eine vrsache, wen das er gesehen hat, wie nu wol meyn knecht, einen schonen Rogken 4 ), schneit dar durch her drey scheyben, wie man den kindern putterbroth, lies er Rosten vnd Schmeret vff beyden seiten frische putter, gibt er den krancken zu essen. Do er mir der eynen voreichte, wolte
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ich lieber gespeiget haben, wen gelacht; do fraget ich, was das sulte, daruf er antwurte: Ich solts essen vnd darnach eins drincken. Ich nam ein wenich darvon vmb trinckens willen; des was ich hochbegeren vnd thet einen geringen Drunk kalt; Ich wolt wol ander speise erdencken. Szo leget er mich in ein kalt bette vnd gab mir verleub zu schlaffen vnd hende vnd fuesse zu strecken nach meynem gefallen. Do wart ich des Newen betts szo froe, das ich des schlaffs vorgas.
Item hirben hab ich gemercket, das es besser gewesen were, ich hette schlecht gerostet broth genomen vnd einen trunck sommerlaue ader warm daruf gethaen, vnnd hatte das bette mit einem heissen becken lassenn warmen; den viele, die zu der Colicken gneigt, mochten dardurch zu grossen wetage ader swulst kommen. Szo saget man hir, etzliche vbirkomenn die gele sucht; Alszo den sal man hirumb gleichwol die fusse messia warm halten vnd denn leichnam, darmit die nachstendege Hitze nicht vbir sich steige In das gehirne.
Item darnach mus man sich gutlich thuen, gebrauchen keinen wein oder gewurtze: hauerwelling 1 ), Eyer bey dem feur gesweisset weich, keinen Czugker gesparet; szaur vnd susse ist gut, doch nicht mit Bluete. [Item die beste speise ist haberwellinge, mandelmilch, durchgeschlagen Erbsbruhe vnd dergleichen.] Vnd dar yhemandt verstoffet were vnd widder die hitze, seint gut swetzken vnd hungerische pflaumen mit Czugker, vor der Maltzeit abents vnd morgens, haben myr gros gudt gethaen. Man esse auch nicht spate, vnd stetts mit froligkeit vfstehe vnd zu bette gehe, bis szo lange die macht widder herfurkumpt vnd das wasser wirdt wie ein goldt mit einer wessen wulcken; nicht zu fruhe auszgeflagen. Denne magk widder gebrauchen geringen frischen wein.
Item es sal sich niemandt vorfern 2 ) vor switzen aus arbeit, gehende, bratende, heissen gedrencken vulgedruncken; es macht wol angst, aber die vorigen tzeichen sein recht; Experto crede Rhembarto. Ich sende e. f. g. hirbey ein gedrucket buchlein; hat des keinen verstandt, es wil dar nicht holen.
Item in dem leger wirdt man offte vnsinnigk; dorumb mus man starke menner darbey haben, die den kranken halten mit gewalt, das Er die arm nicht vnder decke herfur an die lufft bringen; den wo das geschege, were der todt vor der thu=
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ren, aber nach lenger vergehet dis alles. [Item die des vormugen, gebrauchen mit der tzeit Rat der vorstendigenn.]
Item etzliche blueten In dem leger aus der naszen; das sal man alszo bluten lassen vnd nicht stillen, sunder man lasse das abwischen, szo lange pis es von sich selbest vfhore; den essich vnd Rosenwasser mus darbey gebrauchet werdenn.
Item nach dem leger ist mir wol VI tage lang viel verbrants dinges aus dem kopffe gekommen, Eins teils wie vnslit, weisse seyffe mit bluette vermenget, das ich des tags wol XX oder XXX geschnowen, das ich darvon bekommen, das ich am ersten zu heis lach vnd zu vil vf dem kopffe hatte. Ich lies dem fluessze seinem willen, Reiniget Ine mit vielen bluemen und quenden korner, In reinen wasser gesotten, vnd bygichenpillen darin Reszoluiret, vnd darmit wart ich der Brandtruthen aus dem kopffe loes, wie wol noch schmogt 1 ) dar ist.
Item hirnach mus man den slaff nehmen, es sey
tagk ader nacht, stettes mit Reinen hembden vnd
lacken, duppelden betten, des nachts vnd des
tags nacket darein gelegen; vnd ap alszo ein
sweis qweme, sol man sich nicht verfern, den es
ist besser, den schege es nicht; den er ist wie
sunst Naturlich, den mag man wol abwischen.
Eymbeckisch bier vnd gustrowisch sein die besten
getrencke. Es ist auch nutze, das man die ersten
II tage nach dem leger flach
2
)
warm gedrunken, gerostet brodt dorein, darnach
Reybet broet wie ein krumels
3
), wenich vnd offte
gedrunken mit eynem krannichhalsze; darnach vbir
acht tage, wens das wasser wirdt als goltfarbe
., mag ein yeder widder halten
sein Regiment.
Item E. f. g. neme mit der eyle diese meyne Instruction vorauf, den got weis, das ich noch swach bin; wuste derwegen auch niemandes die arbeit zu willen zu leisten, den e. f. g. Got hat mich hir inne sunderlich gesterckt. Ich hoffe, das hirdurch mannichem sal gehulffen werden. E. f. g.;
teyl es vmbher, E. f. g. bruder vnd andern nachpawern; ich forchte es wil weiter vssein.
Ich zweiffel nicht, den E. f. g. sein myt
weinessigk wol besorget, auch mit Rosenwasser.
Szo sende ich e. f. g. Barrasienwasser vnd
liber manus plati
4
) [wan es die
notturfft erfordert, ein Julep daruon gemacht
mogen werden, wie oben
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beschrieben]. Wes vorhin von nothen, hat e. f. g. wol vorstanden; got der allmechtige gebe seine gnade, den es e. f. g. nicht von nothen seyn. E. f. g. wollen auch meiner langen schrifft nicht vordrossen sein. Ich kan es szo klar nicht schreiben, als es wol von nothen; heute achte tage vff den mittag hette ich hirvon wol I c floren gegeben. Nemen so vorgudt mynen dienst vnd willen. Hirmit gotte Almechtigk befolen.
Datum Lubeck, Anno
. XXIX ahm tag Ciriaci.
E. F. G.
Rhembertus giltzheim, Doctor.
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:
Die
D ie Petripfarre hat in der Geschichte der Reformation in Meklenburg durch Slüters Auftreten und Untergang eine historische Bedeutsamkeit erlangt. Dennoch ist die Besetzung dieser Pfarre während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch völlig im Dunkeln, obgleich sie durchweg von Bedeutung ist. Die Geschichte der Pfarrbesetzung ward bei Gelegenheit der Nachforschungen über die Schweißsucht angeregt und trat dabei mit großer Wichtigkeit hervor; daher möge sie theils zur Ergänzung, theils ihrer eignen Bedeutsamkeit wegen hier Raum finden.
Die Pfarre zu St. Petri in Rostock war dem Canonicate und der Präbende der Cantorei des dortigen Domstiftes zu St. Jacobi incorporirt. Im Anfange des 16. Jahrh. besaß diese Pfründe der meklenburgische Canzler Brandanus von Schöneich 1 ). Nachdem derselbe im Anfange (vor dem 4ten) des Monats März 1507 gestorben war, verliehen die Herzoge Heinrich und Erich die Pfründe dem Domherrn Heinrich Bergmeier zu Ratzeburg, wofür derselbe sich am 29. Jun. d. J. verpflichtete, den Fürsten als Hofrath zu Rostock,
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Güstrow oder Schwerin zu dienen 1 ) und sich sonst innerhalb und außerhalb Landes in Geschäften gebrauchen zu lassen. Die Herzoge verbürgten ihm dagegen eine sichere jährliche Einnahme von 50 lüb. Mark nebst Zehrung ("Mahl"), Futter und Hofkleidern und liehen ihm zugleich, nach den Rechnungen aus dem J. 1508, hundert Gulden. Daß Bergmeier den Herzogen in der That als Rath gedient habe, geht aus manchen Verhältnissen klar hervor; so z. B. übernahm er mit Steffen von Bülow im Anfange des J. 1510 eine Gesandtschaftsreise nach Cassel. — Diese Rathsstelle erhielt Heinrich Bergmeier gewissermaaßen als Ersatz für die Stelle eines meklenburgischen Canzlers, welche die Fürsten ihm nach Brand von Schöneichs Tode angetragen hatten, er aber am 13. April 1507 ablehnte, seines Alters, seiner Dickleibigkeit (groten buekes) und seines geistlichen Amtes wegen, welches alles ihm bei den vielen Geschäften und Missionen eines Canzlers hinderlich sei.
Bergmeier ward im J. 1511 Bischof von Ratzeburg; da er sich bei seiner Confirmation den fernern Genuß seiner bisherigen Pfründen reservirt hatte, so behielt er auch die Petri=Pfarre. Bald liefen aber wiederholte Beschwerden von Rostock ein, daß die Pfarrgebäude im höchsten Grade baufällig seien und die Seelsorge durch einen Capellan höchst nachlässig betrieben und verabsäumt werde; ja es war ein Neubau der Pfarrgebäude (Wedem) nothwendig. Der Bischof verstand sich endlich im Spätjahre 1514 dazu, im folgenden Jahre nach Rostock zu reisen, um mit den Kirchenvorstehern den Bau zu berathen. Nach wiederholten Beschwerden gestaltete es sich so, daß der Bischof sich im Jahre 1515 zur Resignirung auf die Pfarre entschloß, welche "ihm die Fürsten geraume Zeit während seines Bischofsstandes gelassen hatten". Er sandte daher den Domherrn Hermann Rundeshorn ab, welcher die Resignation für den Bischof am 23. October 1515 beschaffte. In der Resignations=Urkunde hatte der Bischof selbst aber allerlei Clauseln gemacht und forderte namentlich sämmtliche Einkünfte der Pfarre für das Jahr 1515, hielt auch seine Resignation für "bedenklich" 2 ). Hierüber ward der Herzog Heinrich sehr
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aufgebracht; er warf dem Bischöfe vor, daß er "listiger Weise" Clauseln in die Resignations=Acte gebracht habe und Forderungen mache, deren Betrag besser zum Bau der ihm anvertrauten Pfarre zu verwenden gewesen wäre, der ihm obgelegen habe. Der Bischof ward spitz und erbot sich, dem Fürsten
das anstößige Wort "resigno" verdeutschen zu wollen; der Fürst zürnte, und so verhandelte man hin und her, bis der Herzog Heinrich am Ostermontage 1516 dem Bischofe schrieb: dieser habe "mit vielen weitschweifigen Anhängen und Handlungen sein Vornehmen geschmückt; er habe sich bei seiner Confirmation zwar den Genuß seiner Pfründen reservirt, aber dieser Pfarre resignirt und dennoch die Auseinandersetzung fast zwei Jahre hingehalten; er habe die Wedem verfallen lassen; er habe die Pfarre durch einen Capellan nur mit großer Versäumniß und mit Abbruch des Gottesdienstes verwaltet; er habe in die Resignations=Urkunde unnöthige und ungewöhnliche Limitationen und Clauseln zum Nachtheil der Fürsten eingeflickt"; u. s. w. Der Herzog warf ihm ernst den Verfall der Pfarre vor, zieh ihn der Undankbarkeit, verbat sich die "breiten Schreiben" und schickte deshalb seinen Rath Aschwin von Schwicheln mit dem Briefe ab, um die Sache endlich beizulegen.
Als der Bischof Heinrich Bergmeier Anstalten zur Resignation machte, dachten die Fürsten daran, die Pfründe einem Andern zuzuwenden; ihre Wahl fiel auf den Dr. med. Rhembertus Giltzheim 1 ), obgleich der Bischof von Lebus (Dietrich von Bülow) schon bei den beiden Verleihungen an Brand von Schöneich und Heinrich Bergmeier einen Joachim von Bülow dringend empfohlen hatte. Am 11. Januar 1515 dispensirte der Pabst den Dr. Rhembertus auf gewisse Zeit von der Priesterweihe, welche zur Uebernahme der Stelle nothwendig war, bestätigte jedoch seine Wahl im voraus, da er Clerikus der halberstädter Diöcese war. Hierauf resignirte der Bischof Heinrich am 23. October 1515 vor dem Herzoge Heinrich durch einen Bevollmächtigten zu Schwerin dem Canonicat und den damit verbundenen Stellen, wozu er sich bei seiner Rathsbestallung anheischig gemacht hatte, und am 4. November präsentirten die Landesherren den Dr. Rhembertus beim Capitel in Rostock, wogegen derselbe sich an demselben Tage zu Schwerin verpflichtete, binnen drei Jahren in den Priesterstand zu treten, sogleich päbstliche Dispensation von der Priesterweihe zu er=
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wirken, damit die Fürsten in ihrem Patronatrechte nicht gefährdet würden, ferner die Pfarrgebäude zu St. Petri auf seine Kosten und mit Hülfe der Kirche in baulichen Zustand zu bringen und die Zeit seines Lebens seinen Wohnsitz in der Cantorei zu Rostock zu behalten, um von dort den Fürsten und ihrem Hause und ihren Erben mit seiner "Kunst der Arzenei", ohne andere Vergütung, als die seiner Auslagen und Reisekosten, überall beizustehen. Am 27. November 1515 nahm das Kapitel die Installirung vor. Ein gelehrter Philolog Johannes Padus, der sich damals zu Rostock aufhielt, wünschte ihm zu der Pfarre Glück in einem Gedichte, welches uns noch erhalten ist 1 ): Humanissimo Viro Ramberto Hilsheimio illustrium Megapolitanorum Principum medico et consiliario vigilantissimo, ecclesiasticam Rostochii ad D. Petri praefecturam incunti Joh. Padus.
Non minus ex animo pellis quam corpore morbum,
Efficitur totus te duce sanus homo.
Strenuus es pastor, curator strenuus idem,
Magna tibi populi magnaque cura Dei.
Sancta regis sancti merito delubra Jacobi,
Et primus tantum pastor ovile tenes.
Gratia principibus debetur maxima nostris,
Quod te condigno constituere loco.
Gratia sit Mariae, summo sit gratia Christo,
Quod constat talem te meruisse statum.
Zur Erlangung der Priesterweihe hatte Dr. Rhembertus vom Pabste eine Frist von sieben Jahren erlangt und die Vergünstigung, daß, wenn er in den ersten zwei Jahren Subdiakonus würde, er von den übrigen Graden dispensirt sein solle. Der Doctor scheint es aber mit der Priesterwürde nicht recht ernsthaft gemeint haben: am 13. Aug. 1516 schenkte ihm der Pabst noch ein Mal eine Frist von zwei Jahren zur Erlangung des Subdiakonats und wiederholte diese Gunst am 8. August 1519 2 ). Endlich bedurfte er der Dispensation nicht mehr: noch vor Ablauf der Frist heirathete
"XX mark 1 pf. magister vonn retzen veranthwert vonn doctor rembertus weigen kegenn rome durch die wegßelbanck zw bestellen seins lehns halben zw Sanct peter zw Rostock, am dage Elisabeth."
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er am Sonntaae nach Johannis (30. Junius) 1521 eine Jungfrau aus Rostock ("quandam virginem sive puellam in Rostok.") und hatte dadurch die Pfarre verscherzt. Auch scheint er die Stelle unter obwaltenden Umständen gerne abgetreten zu haben, theils aus Abneigung gegen den geistlichen Stand, theils weil die Pfarre in schlechtem Baustande war und von den Fürsten stark geschatzt ward; (zur Cantorei des Rostocker Capitels gehörte das ganze Gut Papendorf bei Rostock mit allen Gerechtigkeiten). Er hatte daher schon am 6. März d. J. der Pfarre freiwillig entsagt. Zum vollen Besitz der eigentlichen Canonicatswürde scheint er, um so mehr, als er noch nicht ordinirt war, damals noch gar nicht gekommen zu sein, da diese erst ungefähr zu derselben Zeit durch den Tod des M. Heinrich von Retzen erledigt ward, und Giltzheim nur auf die Pfarre verzichtete, auch dieser zweifachen gleichzeitigen Eröffnung der sonst verbundenen Stellen im Jahr 1521 öfter gedacht wird.
Ehe die beiden Herzoge auf den denkwürdigen Reichstag nach Worms gingen, meldete am 8. April 1521, d. d. Lübz, der Herzog Albrecht seinem Bruder die Erledigung der Pfründe und schlug ihm zwei Candidaten, den M. Johann Lindenberg, Vikarius zu St. Marien in Rostock, und den Secretair M. Sebastian Schenk von Schweinsberg vor, empfahl aber den letzteren vorzüglich, weil er sein Diener sei und weiter zu studiren, auch die Pfarre zu bauen und zu bessern sich erboten habe. Der Herzog Heinrich empfahl den Antonius Schröder 1 ), Pleban zu St. Georg in Parchim. Darauf zogen die beiden Fürsten nach Worms und die Pfarrbesetzung ward bis zu ihrer Rückkehr aufgeschoben. In Worms war der Herzog Heinrich, zum Rath des Kaisers ernannt, mit dem Herzoge Bugeslav X. von Pommern am Hofe des Kaisers zurückgeblieben; beide langten erst am Abend vor Johannis in Meklenburg an. Der Herzog Albrecht war aber schon früher heimgekehrt und hatte den Dr. Rhembertus am 16. Junius zur feierlichen Resignation vor dem Official Detlev Dancquardi 2 ) vermocht und am 18. Junius den Probst
und im J. 1550 befahl der Herzog Johann Albrecht, diesen "Pfaffen ein= ( ... )"bynnen Rostock eyn geweldigher und averbostiger official",
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Johann Mues von Ratzeburg durch eine, in seinem und seines Bruders Namen, jedoch ohne dessen Wissen und Willen ausgestellte, besiegelte Urkunde präsentirt; am 25. Jun. installirte ihn der Official bei der Pfarre und noch an demselben Tage räumte ihm das Capitel Sitz im Chor und Capitel ein und bestätigte ihn feierlichst, — alles durch einen Bevollmächtigten des J. Mues. Die große Eile, welche das Capitel in diesem Geschäfte bezeigte und dazu in Grundlage einer Urkunde, die Herzog Heinrich nicht mit ausgestellt haben konnte, läßt sich nur aus dem bekannten papistischen Eifer des Capitels und des Officials, der die Sache noch dazu mit der größten Heimlichkeit betrieb, und aus der aus dem Papismus entspringenden Zuneigung zum Herzog Albrecht erklären. — Kaum hatte aber Herzog Heinrich das Land betreten und die Sache erfahren, als er gegen diese eigenmächtige Besetzung der Stelle (per quendam, qui debet esse non bene meritus de domino duce Hinrico), weil er der ältere Patron sei und sein Bruder keine Vollmacht von ihm gehabt habe, protestirte; er wandte sich dabei mit Vorstellungen an seinen Bruder, präsentirte demselben auch zuerst den früher vorgeschlagenen Antonius Schröder, aber Albrecht wies (am 30. Junius und 3. Julius) alle Vorschläge und Demonstrationen hartnäckig zurück. Da präsentirte Herzog Heinrich am 3. Julius durch eine Urkunde seinen Günstling Antonius von Preen, Tischgenossen des jungen Herzogs Magnus, Clerikus des schweriner Sprengels, (quendam alium sue gracie satis charum et dilectum, qui est bonus, nobilis vir, —— charissimi filii, ducis Magni, familiarem, continuum commensalem, ob virtutum suarum merita) dem Dr. Zutpheldus Wardenberg, als Administrator des Stifts Schwerin und Archidiakonus zu Rostock, zur Investitur und zur Empfehlung an das rostocker Capitel. Diese Präsentation überreichte A. von Preen am 8. Julius dem Administrator zu Bützow, welcher jedoch erklärte, er habe den Detlev Dancquardi als völlig Bevollmächtigten zu Rostock und wisse nicht, was derselbe gethan habe; er könne ohne Uebereinstimmung mit ihm nicht handeln, wolle er nicht die Würde der Kirche verletzen; er wolle jedoch eine Citation in Rostock und Bützow anschlagen lassen. In einem vertraulichen Schreiben an den Herzog Heinrich äußerte der Administrator, der es gut
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mit Heinrich meinte, seine Bedenklichkeiten, indem A. v. Preen erst 21 Jahre alt sei und noch nicht die Priesterweihe habe; es sei freilich für viel Geld Dispensation zu erhalten, aber damit gehe Zeit verloren; er rieth dem Herzoge, einstweilen die Sache geheim zu halten. Aber am 22. Julius meldete sich auf die Citation der Probst Johann Mues als Besitzer des Canonicats beim Administrator.
Ueber die Besetzung der Pfarre entstand nun ein großer Streit. Zunächst berührte er die Landesherren. Beide waren schon längere Zeit über die Landestheilung in Uneinigkeit gerathen: die eigenmächtige Besetzung der Pfarre zu St. Petri fiel grade in den Zeitraum, wo zwar eine Schlichtung des brüderlichen Streites nahe, aber auch die Aufregung am größten war. Dazu standen sich auch die fürstlichen Brüder in ihren religiösen Ansichten sehr ferne. Der Herzog Heinrich ließ daher d. d. Bützow 30 Julii 1521 in einem lateinischen Briefe (im Concept ohne Unterschrift) durch einen Geschäftsträger (vielleicht den Zutpheldus Wardenberg) seinen Procurator in Rom mit dem Stande der Sache bekannt machen, damit Besitz und Rechte der Pfründe bis zur Entscheidung des apostolischen Stuhls nicht gefährdet würden. — Von der andern Seite erhob sich ein zweiter Streit. Schon seit dem Jahre 1519 hatte der Dr. Joachim Plate, Probst zu Colberg, wahrscheinlich wegen Privatverhältnisse zum Dr. Rhembertus, gegen die Petri=Pfarre "Krieg bewegt und sie ohne Grund und Billigkeit turbirt". Die Sache war schon damals vor die päpstliche Kammer gebracht. Nach der Resignirung des Dr. Rhembertus trat auch Joachim Plate mit Ansprüchen an die Pfarre hervor und setzte jetzt seine Sache mit neuem Eifer fort; Giltzheim trat ihm nun collitigirend bei. Zwar war am 1. Julii 1522 zu Stralsund im Hause des Dr. Zutpheldus zwischen dem Antonius Preen und dem M. David Brunswik 1 ), Dechanten von Colberg, als Bevollmächtigten des Probstes J. Platen, ein Vergleich geschlossen mit Berücksichtigung der zu erwartenden päpstlichen Entscheidung über das Recht des Besitzes der Pfarre; es wurden alle Puncte für alle möglichen Fälle, daß der Eine oder der Andere im Besitze der Pfarre bleiben sollte, bestimmt. Nach Rom war auch der Priester Nicolaus Dalschen gekom=
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men im Auftrage des Herzogs Heinrich mit Briefen desselben, d. d. Nürnberg d. 10. Octob., an Dr. Zutpheldus, der am Michelistage 1522 in Rom angelangt war; Dalschen sollte die Beendigung des Streites bewirken 1 ); am 21. Junii 1523 beschwerte sich J. Plate durch den Archidiakonus von Usedom, Hippolitus Stenwer, beim Herzoge Heinrich, daß sich Antonius Preen noch nicht mit ihm abgefunden habe, dagegen der vom Herzog Albrecht präsentirte Widerpart ihn oft angehe und ihm viel biete: aber noch am 12. März 1525 war die ganze Sache um keinen Schritt vorgerückt, indem ein damaliger Geschäftsträger 2 ) des Herzogs Heinrich von Rom aus um die ältere Resignations=Urkunde des Heinrich Bergmeier und um die Urkunden bat, durch welche Dr. Rhembertus in den Besitz der Pfarre gekommen war. Der Herzog Heinrich ließ nämlich bei dem Laufe der Dinge zunächst die Pfarre für den Dr. Rhembertus in Schutz nehmen. Dr. Zutpheldus war zwar mit dem Stande der Sache genau bekannt und hätte vollgültiges Zeugniß geben können: allein er schwieg, die Ungnade des Herzogs Albrecht fürchtend. Am 29. März 1526 erwartete er die persönliche Ankunft des Dr. Plate in Rom 3 ) und sprach gegen den Herzog Heinrich die Hoffnung aus, dort die Sache mit Plate zu Ende zu bringen.
Großes Interesse erhält dieser Pfarrbesetzungsstreit durch die Geschichte des ersten protestantischen Predigers in Meklenburg, des Joachim Slüter 4 ) zu Rostock. Slüter war nach den bisherigen sichern Nachrichten Prädikant an
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der Petrikirche und predigte dort schon 1523, bald nach der Verheirathung und Resignation Remberts Gilzheim, lutherisch; allein die Pfarre war 1525 auf officiellem Wege noch nicht wieder besetzt. Vielleicht hatte er nur Erlaubniß zum Predigen in der Petrikirche vom Herzoge Heinrich erhalten, ohne auf die Pfarre angewiesen zu sein, wie auch in Güstrow 1532 und an andern Orten die Bürger, mit Hülfe des Herzogs, aus eigenen Mitteln einen "neuen Prediger" besoldeten, ohne durch diese Besoldung die bisherigen geistlichen Verhältnisse aufzuheben. Eine Vocation oder Präsentation für Slüter ist nicht vorhanden, wie überhaupt in den Urkunden und Acten des Rostocker Capitels von Slüter gar nicht die Rede ist; auch die ältern Historiker bekennen, daß sie nichts von einer Bestallung und Introduction Slüters wissen. So viel ist aus dem Pfarrbesetzungsstreit mit Sicherheit zu entnehmen, daß er nie die Pfarre besaß, also nie "rector ecclesiae, Pleban oder Kerkherr" war. Aus einer beiläufigen Aeußerung ergiebt sich jedoch, daß er vom Herzoge Heinrich, als ältestem Patron des Capitels, "zum Capellan bestellt" war, also zu einer der interimistischen untergeordneten Stellen an der Kirche, mit welchen mehr die eigentlichen Geschäfte unter den Gemeindegliedern, namentlich das Predigen, verbunden waren 1 ). Slüter nennt sich selbst "Prediger" (vgl.Arndt's Joachim Slüter, Lübeck 1832, S. 88 und 92, und Etwas 1742, S. 682), wird auch in einem im Original auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock befindlichen Rescripte des Herzogs Heinrich, d. d. Montag nach Convers. Pauli 1532, "Prediker tho sunte Peter" genannt (vgl. auch Arndt a. a. O. S. 94). Von papistischer Seite ward er nur als fürstlicher "Capellan" anerkannt. Dies beweiset zur Genüge ein Schreiben des bischöflichen Officials Joachim Michaelis an den Herzog Heinrich, welches im Auszuge, so viel es Slüter betrifft, also lautet:
"Dorchluchtige, hochgeborenn f. G. H. Jwer f. G. svnt myne vnderdanighe vorplychtige denste stedes
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"bereyt. Dewyle denne G. H. Jwe f. G. my bevalen, wore de Capellan her Joachim Sluter bauen vnd wedder de Inhibition ehm ghedan, wes vprorych predecerde, Jwer f. G. dat to vormeldende, Szo heeft he der Inhibition keyn acht ghehadt, men fluchkes honeth vnd schendet, dat to lanck were to seryuende: doch eyn weynich In der Inghelechte Zedele 1 ) beroret."
"De bure, dede vnder Jwer f. G. nycht beseten synt, de denken keynen byscoppes tegenden vthtoguende wente de Capellan, denne de furste suluest ghesettet heefft, secht dat de Biscope scholen predeken vnd dat doen see. nycht, Igitur etc."
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"Raptim Rostock ao 1522 des Sondages nha XI M mrt."
"Jwer f. g.
stedes gudtwyllige dener
Joachim Mychaelis."
Das Datum dieses Schreibens (1522) muß aus innern Gründen falsch sein; der Empfang desselben ist vom Canzler C. v. Schöneich im J. 1525 auf der Rückseite notirt. In einem andern Schreiben aus dem J. 1525 (ohne Bezeichnung des Tages) sagt derselbe Official Michaelis:
"Im vorgangenen daghe hebben de quartermester vnd olderlude ghewest tho Rostock vor den Borghemesteren vnd begheret van dem Rade, dat prester, monneke vnd nunhen scholen in den Grauen ghaen vnd de karen vor ere dören senden, dar se myt vp den stadt wael foren scholen so wol alse de leygen doen mothen; dat kummet vth den prediken, dede de Capellan Jochim Sluther vppe de geystlycheyt alle wege deyt."
Noch im J. 1527 protestirte der Rostocker Magistrat gegen die eigenmächtigen Neuerungen des "Capellans" beim Herzoge, der ihm auch bis zur mündlichen Unterredung alle Neuerungen untersagte; vgl. einen Brief von Slüter hinüber vom 21. Aug.
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1528 im Etwas, 1742, S. 680. Slüter scheint aber den Warnungen seines fürstlichen Gönners nicht gefolgt zu sein.
Antonius Preen scheute sich wohl, die Pfarre in Besitz zu nehmen, um so mehr, da auch J. Plate sie angetreten und viel Geld auf sie hatte verwenden lassen. Dennoch hatte am 29. April 1524. "Anthonius Preen, ecclesie parrochialis sci. Petri Rostockcensis, Swerinensis dioc., plebanus", zu den, durch Resignation des Michael Dreger erledigten Marienzeiten dem Archidiakon Zutpheldus Wardenberg den Christian Hane präsentirt ("quia jus praesentandi ad me meosque in dicta ecclesia parrochiali successores spectat"). Der Herzog Heinrich konnte nicht eingreifen, wenn er nicht wie sein Bruder handeln wollte; der Probst J. Mues konnte die Pfarre nicht persönlich verwalten. Endlich mußten wohl alle Streitigkeiten dem Drange der Reformation weichen; bald ist von katholischen Prätendenten an St. Peter nicht weiter die Rede. Aber von den geistlichen Behörden ward Slüter selbst dem Namen nach ignorirt; nach 1527 wird in den Verhandlungen immer nur eines namenlosen Capellans gedacht. In dem angeführten Vergleiche vom 1. Julii 1522 beginnt der erste Paragraph folgendermaßen:
"Inth erste dath Doctor Jochim Plate wil vnnd schal vnder synem eygenenn nhamen de sake vp vorgemeltenn kerke, cantorien, canonicat vnnd provenn gegen itzigenn intrusum vnnd ock alle andere intrusos vnnd intrudendos tho ende vthuhorenn vnnd de kerke vredeszam maken."
Sollte unter diesem "intrusus" schon Slüter verstanden sein?
Die Entscheidung des Pfarrbesetzungsstreites zog sich sehr lange hin. Im J. 1528 bat Johann Garlepstorp um Verleihung der Pfarre; aber noch im J. 1534 klagt derselbe, daß er sie noch nicht erlangt habe. Bei der Kirchen=Visitation im J. 1534 ward bemerkt:
"disse Cantorie vacerde, ock wart ledich vnd loesz gefunden."
Erst am Tage St. Gallen 1549 bat A. Preen, der 1543 bei der Vermählung des Herzogs Magnus Amtmann und 1544 Stiftshauptmann zu Bützow (Rudloff III 1, S. 104) war, den Herzog Heinrich, die Präsentation durchzusetzen, da jetzt aller Streit beendigt sei; widrigenfalls trage er auf ein Schiedsgericht von drei Fürsten an. Darauf aber finden wir, daß er gegen den Herzog beim Reichskammergericht wegen der Pfarre einen Proceß erhoben hatte, der noch im März des Jahres 1552
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anhängig war. — Der Probst Mues war schon im J. 1529 gestorben 1 ).
Die neuern Vocations=Acten im Großherzogl. Archive beginnen erst mit dem Tode des Pastors Joachim Schröder, welcher 1533, bald nach dem Tode Slüters, wieder zum evangelischen Prediger angenommen ward und am 20. März 1564 starb 2 ).
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I m vierten Bande der Monumenta inedita von v. Westphalen (pag. 841 ff.) findet sich ein lateinisches Chronicon Coenobii Ribenicensis, autore fratre franciscano Lamberto Schlagghert, Sundensi, und der Herausgeber sagt, der Abdruck sei nach der eigenen Handschrift des Verfassers (ex autographo) besorgt worden. Zugleich erwähnt v. Westphalen aber auch einer im Kloster zu Ribbenitz selbst befindlichen deutschen Uebersetzung dieser Chronik, von der er jedoch etwas verächtlich spricht (pag. 883 eod.), und dem Uebersetzer vorwirft, daß er sich mancher Auslassungen und dagegen wieder vieler Einschaltungen von Fabeln schuldig gemacht habe. Untersuchungen, welche ich über die Einführung der Reformation in Stralsund * ) anstellte, machten es mir
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wünschenswerth, diese deutsche s. g. Uebersetzung näher kennen zu lernen, und bei einer persönlichen Anwesenheit in Ribbenitz erlangte ich denn die Einsicht des Manuscriptes. Durch die freundliche und zuvorkommende Vermittelung des Hrn. Küchenmeisters Saniter daselbst, dem ich für seine Güte meinen Dank hier öffentlich auszusprechen mich gedrungen fühle, erhielt ich bald auch Gelegenheit, eine vollständige Abschrift von dieser deutschen Chronik zu nehmen, welche ich späterhin noch einmal mit dem Originale verglichen habe, und so ist es mir möglich geworden, das folgende Bruchstück wörtlich getreu hier mittheilen zu können * ).
Um nun das Verhältniß dieser deutschen Chronik zu der lateinischen zu besprechen, wird es nöthig sein, das Manuscript selbst erst etwas genauer zu beschreiben.
Diese deutsche Chronik ist auf Papier und zwar in Folio geschrieben, so daß immer 6 Bogen eine Lage bilden. Sie hat aber von Anfang an kein eignes Volumen ausgemacht, sondern ist in einen größeren, bereits foliirten Band eingetragen gewesen, wie sich daraus ergiebt, daß das 10. Blatt der Chronik oben am Rande die Foliozahl CXLIIII trägt, und die Foliozahlen von hier an gleichmäßig fortlaufen. Gegenwärtig ist von einem Einbande keine Spur mehr, sondern die Lagen sind ohne alles Band, was sie zusammenhielte, und die Blattränder sind bald oben, bald unten, bald auf der innern, bald
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auf der äußern Seite vermodert 1 ), indem die Handschrift eine Zeit lang der Feuchtigkeit ausgesetzt gewesen sein muß, so daß, besondes im Anfange und gegen den Schluß hin, statt zusammenhängender Bogen nur lose Blätter (halbe Bogen) gefunden werden, und zuweilen sogar die ersten oder die letzten Buchstaben der Zeilen mit verloren gegangen sind. Aus den noch erhaltenen Foliozahlen und den Ueberresten der Lagen=Ordnung, so wie aus dem Zusammenhange der Materien ergiebt sich aber, daß die ganze Handschrift ursprünglich 78 Folioblätter eingenommen hat, von denen indessen jetzt 4 Blätter fehlen, nämlich fol. 35. 38. 68. und 72. Von fol. 68. fand sich jedoch, hinten anliegend, auf einem losen Blatte eine Abschrift von fremder, späterer Hand und Orthographie, so daß im ganzen nur drei Blätter ganz verloren sind. Die Schrift selbst ist alte Mönchsschrift, wie sie im Anfange des 16. Jahrhunderts gebräuchlich war, und noch ganz ohne Unterscheidung deutscher und lateinischer Buchstabenzeichen. Die ersten Worte jedes Absatzes sind immer in Fraktur geschrieben, und die Initialbuchstaben mit rothen Einfassungen ausgeschmückt. Auf dem äußeren Rande stehen neben jedem Absatze kurze Summarien, welche jedoch gegen das Ende, von fol. 71. an, fehlen. Mit der ersten Seite des 78. Blattes, ganz unten, schließt die Handschrift 2 ), und auf der zweiten Seite dieses Blattes, so wie auf der ersten des folgenden stehen einige ganz unzusammenhängende Nachträge, von weit späterer Hand 3 ), aus den Jahren von 1527 bis 1577.
Die verschiedenen Anhänge und Register, welche v. Westphalen l. c. pag. 885 ff. beschreibt, befinden sich jetzt in einem besondern Papier=Umschlage, ganz außer Zusammenhange mit der Chronik; sind aber, wiewohl nicht grade alle, von derselben Hand, welche die Chronik geschrieben hat 4 ).
Daß nun die Chronik selbst sowohl als die Anhänge, so weit selbige von einer und derselben Hand geschrieben sind, ein Autographum des Verfassers seien, dürfte kaum irgend einem Zweifel unterliegen. Erstlich weisen schon die Schriftzüge auf den Anfang des 16. Jahrhunderts zurück; sodann ist in dem
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fünften Anhange, welcher das Verzeichniß der Beichtväter des Klosters nach der Zeitfolge enthält, der Name: Lambrecht Slagghert, noch von derselben Hand, wie die vorhergehenden geschrieben, und bei dieser Gelegenheit spricht der Verfasser von sich in der ersten Person, indem er erzählt, daß er in seinem Beichthause mehrere Schlafkammern aus dem Ertrage seiner Almissen habe bauen lassen; der Name des folgenden Beichtvaters ist aber schon von einer andern Hand nachgetragen. Ein anderes Register endlich, auch von derselben Hand, wie die Chronik geschrieben, enthält die Namen sämmtlicher Schwestern St. Claren=Ordens, welche Slagghert 1523 noch lebend gekannt hatte, und diesem Register ist das Verzeichniß derer, die davon nach und nach gestorben sind, nach der Zeitfolge angehängt. Auch dieses Verzeichniß ist ganz von derselben Hand, aber nur bis 1533 fortgeführt (also eben so weit, als die Chronik, von den Nachträgen abgesehen, selber reicht), und die Namen dieser Verstorbenen (und eben nur diese) sind in dem Hauptregister mit Dinte durchstrichen.
Ob nun die von Westphalen edirte Handschrift der lateinischen Chronik ebenfalls ein Autographum des Lambrecht Slagghert sei, wie der Herausgeber behauptet, kann ich nicht beurtheilen, da ich selbige nicht gesehen habe, und auch nicht weiß, wo sie sich befindet. So viel ist aber gewiß, daß die deutsche Chronik nicht erst eine Uebersetzung der lateinischen, sondern jedenfalls älter als diese ist. Ueberhaupt aber ist keine von beiden als eine bloße Uebersetzung der andern zu betrachten, vielmehr weiset sich die lateinische Chronik als eine meistentheils abgekürzte Bearbeitung der deutschen aus. Was die frühere Zeit bis Mitte des 15. Jahrhunderts betrifft, sind beide von ziemlich gleicher Umständlichkeit. In der lateinischen Chronik fehlt zwar die Aufzählung der meklenburgischen Prinzessinnen, welche nach und nach in den St. Claren=Orden getreten sind (ad annum 1276), so wie die Nachricht über Ursprung und Geschlecht der meklenburgischen Fürsten bis auf Heinrich den Löwen 5 ), welche in der deutschen Chronik mehr als 4 Blattseiten einnimmt, und so auch die Erzählung von Herzog Albrechts Gefangenschaft in Schweden (ad annum 1388). Dagegen aber hat sie Manches wieder vollständiger, z. B. die Geschichte der Stiftung des St. Claren=Ordens (ad annum 1213), das Verzeichniß sämmtlicher Provinzen des Franziscaner=Ordens, einige Bullen und Privilegien III extenso u. dgl. m.,
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so daß beide Chroniken sich wechselseitig ergänzen. Von der Mitte des 15. Jahrhunderts an wird die lateinische aber auffallend dürftiger, und sinkt zu einem magern Auszuge der deutschen herab, wie auch schon der äußere Umfang nachweiset; denn bis zum Jahre 1454 umfaßt der Abdruck bei v. Westphalen 31 Columnen, und die deutsche Chronik 38 folia 6 ); von da an aber ersterer nur noch 12 Columnen, wogegen letztere noch 39½ Blätter füllt. Auch der Umstand, daß die deutsche Chronik nur bis in das Jahr 1532 reicht, die lateinische dagegen bis 1539, bezeugt den späteren Ursprung der letzteren. Ob nun aber diese lateinische Umarbeitung der Chronik von Lambrecht Slagghert selbst oder von einem andern verfaßt sei, muß ich für jetzt auf sich beruhen lassen.
Ueber Slagghert's Lebensgeschichte ist fast nichts weiter bekannt, als was er selbst hier von sich erzählt. Er ist aus Stralsund gebürtig, und hier lange Zeit als Franciscaner=Mönch im St. Johannis=Kloster gewesen. Wahrscheinlich ist er derselbe Schlaggert, von welchem Franz Wessel erzählt 7 ); zwar bezeichnet letzterer ihn als Gardian, welche Würde unser Verfasser nie bekleidet, sondern es nur bis zum Lesemeister gebracht hatte 8 ), indessen kann Wessel, der lange nach Einführung der Reformation schrieb, sich in diesem unwesentlichen Umstande leicht geirrt haben. Im Jahre 1522 reisete
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Slagghert zu dem um Kreuzerhöhung (den 14. September) in Hamburg gehaltenen Provincial=Capitel der Franciscaner, und ward hier zum Beichtvater in dem St. Claren=Kloster zu Ribbenitz bestellt. Der Orden der St. Claren=Nonnen ist nämlich von jeher dem Mönchs=Orden der Franciscaner verschwistert gewesen, welcher letztere denn auch die Verbindlichkeit hatte, die meisten Klöster des ersteren Ordens mit Gardianen und Beichtvätern zu versehen. Als nun im Julius 1525 der bisherige Gardian des Klosters, Joachim Krumbeke, abging, ward die Verwaltung dieses Amtes vorläufig den beiden Beichtvätern, nämlich unserm Slagghert und Joachim Meyger, von dem Minister übertragen, und jener, als der Aeltere von beiden 9 ), mochte sich schmeicheln Gardian zu werden; allein am 21. Oktober desselben Jahres ward nichts desto weniger Meyger zum Gardian bestellt. Bis ins Jahr 1533 ist Slagghert nun in seinem bisherigen Verhältnisse als Beichtvater zu Ribbenitz geblieben; von da an aber verschwindet jede Spur seines Wirkens 10 ), und so ist anzunehmen, daß er in diesem Jahre entweder gestorben oder versetzt sei.
Was seinen Charakter betrifft, so zeigt er sich als einen treuherzigen und besonders redseligen Mann, der dem alten katholischen Kirchenthume eifrigst zugethan ist. In seinen Aeußerungen über Luther und dessen Anhänger tritt er als erbitterter Gegner derselben auf, offenbart dennoch aber bei großer Befangenheit und Leichtgläubigkeit meistens eine tüchtige Gesinnung, und ist manchen Mißbräuchen des Kirchenregimentes, besonders der Geldgierigkeit der Päbste, von Herzen abhold. Uebrigens dürfen wir auch wohl gar nicht zweifeln, daß die Martinianisten sich häufig großem Uebermuthe hingaben, und daß die Verbreitung und Einführung der neuen Lehre oft genug zum Deckmantel gemeiner Verbrechen gemißbraucht ward.
Diese Persönlichkeit des Versassers ist nun auch ganz treu und rein in dem Styl seiner Chronik ausgeprägt, so daß über letzteren nichts weiter zu sagen nöthig ist.
Die Sprache ist der noch jetzt in Meklenburg und Vorpommern, westlich vom Ausflusse der Peene (dem alten Fürstenthum Rügen), gebräuchliche niedersächsische Dialect. Es finden
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sich indessen manche Abweichungen von der heutigen Sprachweise. Weniger bedeutend in dieser Beziehung ist es, daß viele Wörter, die Slagghert gebraucht, jetzt nicht mehr gehört werden; wir bemerken hier nur das Pronomen wol (wer), die Partikeln: vf und vfte (ob), ofte und edder (oder), men (aber, sondern und nur) 11 ), wente (denn, dieweil), noch denne (dennoch), noch—noch, oder noch—vnn (weder — noch), auer (über) und die Vorsilbe vor= statt ver=, z. B. vordrete (Verdruß); zuweilen auch bo= statt be=, z. B. boreyt (bereit). Wichtiger erscheint, daß Slagghert's Sprache auf der einen Seite noch weit mehr Organismus und Formenreichthum offenbart, als die heutige (welche in dieser Beziehung fast noch tiefer als die Englische steht), auf der andern Seite aber an Vocal=Lauten weit ärmer ist.
Was den ersten Punkt betrifft, so finden wir, um nur Einiges anzuführen, noch ordentliche Casus=Formen, wogegen unser heutiges plattdeutsch fast nur einen casus obliquus neben dem directus kennt, und den Genitiv, außer in Zusammensetzungen, durch das Possessivum ersetzt. Das Participium Präteriti hat die Vorsilbe ge= noch nicht abgeworfen. Die Endungen =ick, inlautend =ike und =ickheyt, und =ich, inlautend =ighe und =icheyt (dem hochdeutschen =ich, =iche, =ichkeit, und =ig, =ige, =igkeit völlig entsprechend), werden sehr genau unterschieden 12 ). Das hochdeutsche sch wird auslautend regelmäßig sk, u. s. w. Vom Eindringen hochdeutscher Wörter und Formen, die jetzt unsern Dialect mit gänzlicher Auflösung bedrohen, finden sich erst sehr wenige Spuren 13 ).
In Bezug auf die Vocal=Laute ist unser heutiges Plattdeutsch unstreitig der reichste und wohltönendste aller deutschen Dialecte, indem er außer den geschärften (kurzen) 5 Vocalen und 3 Umlauten (das ä freilich ist dem e gleichlautend), 6 gedehnte Vocale [a, é und ê, i, o, oa, und u], 4 dergleichen Umlaute [ae — dem ê gleichlautend, — oe, oae 14 ) und ue] und 5 Diphthongen [au, ei, eu, aeu und oi, wovon die letzen drei freilich gleichlautend sind, z. B. bleugen (blühen),
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däugen (thauen), Koie (Kühe, sing. Ko)], zusammen also 13 verschieden klingende gedehnte Vocal=Laute 15 ) besitzt.
Vergleichen wir hiemit nun die Sprache unseres Slagghert, so fällt zuerst in die Augen, daß er zwar die 5 Vocale hat (ob der sechste: oa sich schon in der Aussprache fand, läßt sich nicht beurtheilen, da ein eignes Zeichen für ihn fehlt; Slagghert schreibt jar u. s. w.), aber keine Umlaute, außer für ä und ae, indem statt dieser e gesetzt ist; an der Stelle von ö, oe, ü und ue steht immer o und u; und so ist kaum zu glauben, daß derzeit der Umlaut gesprochen sei und nur der Buchstabe dafür gefehlt habe 16 ). Denselben Mangel dieser Umlaute finden wir auch in der gleichzeitigen Berckmannschen Chronik, und in der Beschwerdeschrift Hipp Steinwehr's 17 ), und wenn dagegen in andern früher gedruckten Schriften aus jener Zeit (z.B. Franz Wessel, Etlyke Stücke u. s. w. in v. Balthasar, jus. eccles. past. Th. 2, pag. 876 ff.) sich die Umlaute durchgänaig finden, so ist wohl gewiß, daß der Herausgeber sie hinein corrigirt habe, wie denn überhaupt der ganze Abdruck höchst unkritisch ist 18 ). Allerdings findet sich in unserer Handschrift häufig ein e über das o und u gesetzt, und so möchte man auf den ersten Blick hierin den Umlaut sehen wollen; aber bei genauerer Untersuchung zeigt sich bald, daß dieses übergesetzte e nur dazu dienen soll, die Dehnung des darunter stehenden Vocales zu bezeichnen (wiewohl diese Bezeichnung gar nicht consequent durchgeführt ist); denn wir finden es eines Theils auch über a und e, und andern Theils am häufigsten in Sylben, wo auch jetzt noch ein Umlaut weder vorkommt, noch jemals statt haben konnte; da aber, wo er sein müßte, fehlt wieder dies e; ja oft steht dasselbe Wort in einer Zeile mit dem über den Vocal gesetzten e, und in der nächsten ohne selbiges. Ich gebe hier einige
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Beispiele schaet 19 ) (Schatz), ßaet (Saat), saet (saß), daet (That), maent (Monat), laeste (letzte), beest (Thier), bestia), beweel (Befehl), beeden (gebieten), speet (Spieß), koer (Chor), koervorste (Churfürst), doed (Tod), boesheyt (Bosheit), hoen (Hohn), soeken (suchen, plattdeut söken), moeghe und muege (Mühe, plattd. Meuje), hues (Haus), vuest (wüst), lue (Herr v. d. Lühe).
Auch die Diphthongen haben ein sehr eingeschränktes Gebiet. Am häufigsten findet sich noch ey 20 ), z. B. sleyt (schlägt), weynich (wenig), gheystlyck und ghestlyk, und die Endsilbe =heyt. Von au und eu ist keine Spur; statt dessen kommt ow oder ov (in der Mitte eines Wortes auch nach der bekannten Verwechselung des u = und v = Zeichens ou geschrieben) und uw vor, z.B. howen, Frowe 21 ), berowet, Frovken (Dim. von Frau), houet, loueden (glaubten), ghedrowet, buwen (bauen), truwen 22 ), ruwen (reuen); wobei es jedoch wohl nicht ganz entschieden ist, ob dies w als reiner Consonant gesprochen worden. Besonders zweifelhaft bin ich bei den Worten oust (Aust, Erntezeit), froude (Freude, fol. 50. b. init.) und frouden (freueten, fol. 60. a. med.), ob hier owst, frowde, oder wie sonst gesprochen sein möge 23 ). Endlich kommt noch oy vor, nämlich in den Wörtern: froychen (Fräulein) und koye (Kühe), wo der Diphthong unstreitig eben so wie gegenwärtig gelautet hat. Dies ist aber auch Alles, was sich von Diphthongen irgend findet.
Jetzt auch noch einige Worte über Slagghert's Orthographie. Diese ist so grundschlecht und inconsequent, daß der Autor nicht einmal seinen eignen Namen gleichförmig schreibt; denn obwohl er sich gewöhnlich Lambrecht Slagghert nennt, so findet sich doch auch: Lambert (fol. 27. b. med.), Lambrech, Slaggert (beides fol. 53. a. i. f.), und Slaggehert (fol. 65. a. init.). Daß sowohl für u als für
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v, beim Anfange eines Wortes beständig v, in der Mitte aber n gesetzt wird 24 ), ist schon oben bemerkt, und überhaupt früherhin herkömmlich gewesen; aber auch außerdem gebraucht Slagghert in der Regel je 3 bis 4 Buchstaben immer ganz willkührlich einen für den andern.
So steht nicht nur v(u), sondern auch w und selbst b für f; und v wieder für w; z. B. vorbart (Vorfahren), wan und van (von), vurt und wurt (wurde), vedder u. wedder (wieder), wolck (Volk), vunden (Wunden), wote (Föte, Füße), vorde (Worte), fencklyck und wenckenisse (gefänglich und Gefängniß), vuest (wüst), vorwolghen (verfolgen), wedere und vedere (Väter), ghewordert (befördert), bewel (Befehl) u. s. w. Anlautend auch Ff für F:
Ffroychen und froychen.
g, gh, j, i und y werden promiscue gebraucht; z. B. iegen und yeghen (gegen), iar (Jahr), genen (jenen), hilghe und hilge (heilge).
Eben so k (c) und ch z. B. fructede und fruchtede (fürchtete), closter und kloster, froychen und froyken, scone und schone, scaffer und schaffer u. s. w. Bemerkenswerth ist, daß bei Endungen auf cht häufig das t wegbleibt, z. B. Lambrech, ambach (ambacht, Amt), und so wieder umgekehrt: weynicht für weynich (wenig), und namiddacht (Nachmittag) 25 ).
Endlich werden an= und inlautend ſ, s, ſz und z durchaus willkührlich verwechselt; z.B. ßelen und selen (Seelen), ße und se (sie), Zophia, boße (böse), also, alßo und alzo, ßon (Sohn), saet und ßaet (Saat), ghesyret (gezieret), ßeghen (sahen); und auslautend s, ſz, z, ts und tz, z. B. schers (Scherz), gans, ganß, gantz und gantslyken (ganz und gänzlich), maers (März) u. s. w.
Es ist nöthig, daß man sich dies alles etwas merke, weil man sonst beim Lesen der Chronik oft anstoßen, und selbst über den Sinn einzelner Wörter in Verlegenheit gerathen würde.
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Ich habe nämlich das folgende Bruchstück buchstäblich getreu abdrucken lassen, und mir wenigstens keine absichtlichen Aenderungen weder in der Orthographie, noch in der eben so ungleichförmigen Interpunktion erlaubt 26 ); wiewohl ich nicht dafür hafte, ob nicht dennoch hie und da ein Abschriftsfehler sich eingeschlichen hat und unbemerkt stehen geblieben ist. Die Handschrift des Verfassers endlich ist ziemlich gut und deutlich, und laßt sich nach einiger Uebung rasch weglesen. Nur der Umstand stört zuweilen, daß für die Buchstaben n und u ein und dasselbe Zeichen gebraucht ist. Manchmal freilich wird das n durch ein darüber gesetztes ^ und das u durch ein darüber gesetztes v oder " bezeichnet; aber im Ganzen ist dies doch selten geschehen, und häufig muß man erst aus dem Zusammenhange ersehen, ob ein Buchstabe n oder u (v) heißen soll, was namentlich bei Namen mitunter gar nicht zu entscheiden ist. Der vorkommenden Abbreviatur sind weder viele, noch unbekannte; natürlich habe ich diese in der Abschrift nicht beibehalten, sondern alle Wörter ganz ausgeschrieben.
Das hier nun folgende Bruchstück unserer Chronik enthält über 17 Blätter der Handschrift (von fol. 49. i. f. bis fol. 67. init.), und dürfte leicht der interessanteste Theil des ganzen Werkes sein. Es begreift die Jahre von 1509 bis 1527 27 ), also den Zeitraum kurz vor und nach dem Beginne der Reformation, und zugleich Alles, was Slagghert über die Einwirkung derselben auf seine nächsten Umgebungen erzählt. In so ferne hat dieser Abschnitt also auch historische Wichtigkeit, besonders da der Verfasser hier etwas, was er selbst erlebt hat, beschreibt; er ist aber außdem auch deshalb anziehend, weil er uns ein sehr lebendiges Bild des damaligen Klosterlebens giebt. Eben um diesem Bilde nichts von seiner Frische zu entziehen, habe ich selbst alle kleinlichen Anführungen über Bauten und sonstige Beschäftigungen im Kloster nicht, wie ich zuerst Willens war, unterdrücken mögen. Die naive Treuherzigkeit des Chronikanten ist oft wahrhaft ergötzlich, z. B. wenn er uns erzählt, wie er ein Kellerloch zugemauert habe, wobei ihm die Aebtissin, eine geborne Herzogin von Meklenburg, selbst Kalk und Steine zutrug, um dem heimlichen Verkehre der Klostermägde mit ihren Liebhabern aus der Stadt ein Ende zu
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machen; oder wie die Fräulein Nonnen außer sich vor Freude gewesen, daß ihnen gestattet wuüdre, das Petersdorfer Flachs zu raufen, und sie nun aus Unkenntniß das Meiste verdarben.
Zum besseren Verständniß einiger auf den katholischen Ritus sich beziehenden Ausdrücke in der Chronik mag schließlich noch bemerkt werden, daß in den Klöstern eigentlich achtmal an jedem Tage Andachtsübungen gehalten werden mußten, welche je nach der Tageszeit, in welche sie fielen, auch verschiedene Benennungen hatten; nämlich: 1) die Vigilien, um oder sogleich nach Mitternacht, 2) die Frühmette 28 ), (Matutinae, sive Laudes), beim Beginne der Morgendämmerung, 3) die Prima, sogleich nach Sonnenaufgang, 4) die Tertia, um 9 Uhr Morgens, 5) die Sexta, um 12 Uhr Mittags, 6) die Nona, um 3 Uhr Nachmittags 29 ), und 7) die Vesper (Vespera, sive Duodecima), nach Sonnenuntergang, sobald Licht angezündet ward. Dies sind die sieben canonischen Stunden (horae canonicae). Außer denselben kommt 8) noch das Gratias oder die Dankfeier nach dem Mittagsessen in Betracht. Psalmengesang, Hymnen und Responsorien, sodann Ablesung eines oder mehrerer Capitel aus dem alten oder neuen Testamente, und zum Schlusse wieder Collecten oder Gebete waren die regelmäßigen Bestandtheile einer jeden dieser gottesdienstlichen Handlungen. Indessen wurden wohl nicht in allen Klöstern alle sieben canonischen Stunden für gewöhnlich, und außer den Sonn= und Feiertagen, beobachtet. Das Genauere über diesen Gegenstand findet man in: Martene, de antiquis monachorum ritibus.
C. F. Fabricius, Dr.
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Van der resignacien der
susteren.
Fol. 49. b.
A nno. M. V. c IX. De vader minister broder ladewyg henning vth prußen ghebaren eyn doctor der hilgen scryft heft tho ribbenitze de susteren vnn iuncfrowen vormanet, vor deme capittel tho rostock dat se scholden dar vp denken, dat se alle sampt resignereden alle clenodia pater noster, golt suluer gelt dat se hadden in erer gewalt by
Fol. 50. a.
deme hogesten da he auer se hadde tho beeden, dar vp scholden se vlytiken dencken, he wolde in kort na deme capittel wedder by en wesen. Vth welkerem gheyste dat ghekamen ys, ofte nicht, wol kan dat seggen, wente de gaue gades werket vunberlyker wys etc:. De erste in der resignacien ys gheweset froychen dorothea de abdiske, vnn so vort an myt der tydt alle de anderen fusteren, doch myt grotem vnwillen vnn vordrete vele hebben resigneret vnn nicht dorch rechte leue. In der suluen tydt ys den susteren vele ghelauet, men wat en geholden ys, dat ys nicht bekant. Noch denne 1 ) van der resignacien, hebben se alle dinck vorbestemmet 2 ), tho gelde ghebroch beyde suluer vnn golt lepel krallen snore 3 ) vnn alle dat dar was van ghesmuckke der bilden vnn hebben ghekoft tho notroff 4 )
Janckendorp poppendorp synt ghekoft.
des closters ii dorpe. Also Janckendorp dar ynne sint. v eruen vnn eyn kathe. Vnn ock poppendorp welker heft vii erue allene, vor ii dusent gulden 4b ) van den van der lue vorsegelt vnn vorbreuet also syck dat temet vnn tho behoret (men nicht gans dar feylen noch etlyke segel ane) 5 ).
heft capittel holden tho rostock.
In deme suluesten iar. De vader mininister broder ladewyg vor bestemmet vp den dach exaltacionis s. crucis dar tho samen weren by cccc broder vnn
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vedere 6 ). In deme capittel sin vth gegeuen de statuter July, allen vederen vnn conuenten vor gelt, iii vor v gulden. O O welk eyne fneydicheyt 7 ), vnn besnydinge veler armen closter dar dorch ys vullenbroch. Simon Symon pecunia tua sit tecum in perdicione 8 ). Vbi charitas et amor deus ibi est 8b ).
Ffroychen Vrsula ys ghebaren.
Anno. M. V. c X. Froychen vrsula hertich hinrickes tho mekelenborch vorstynne vnn hussrowe Vnde des vorsten vnn heren johans marckgreuen tho brandenborch vnn des hilgen romesken rykes koer vorste leueste dochter, Fol. 50. b.
heft erem heren tho troste getelet 9 ) eyne scone weydelyke dochter vnn frovken, also froychen vrsula ghenomet na dem dage decollacionis johannis baptiste 10 ) myt groten frouden des heren vnn alles ghesindes, men desse froude in kort vurt ghewandelt in ene grote bedroffenisse wente na der bort, der vorstynne was gheneßen, so dat er nichtes feyelde, vnn saet ock tho dyske myt erem heren Noch denne se vuert krenklyck, vnn ock so men fruchtete vorsumet vnn vorseen, van den genen de by er gnaden do weren, den got dat sulue mote vorgeuen, wente de wyße frowe 11 ) vnn ander gude matronen al weren vorlaten van erer gnaden, so dat eyn yslick 12 ) vant sick dar se tho hues horden vnn nicht lanck dar na An deme dage ofte
Frowe vrsula starff.
nacht lamberti 13 ) des mydwekens in der quater temper vor michaelis welker ys de dach der entfanginge der hilgen v vunden francisci tho gustrow vp deme slate 14 ) heft se gade bevalen eren gheyst vnn ys ghestoruen in got den heren.
Grote droffenisse.
Dar suluest vnn ock auer dat gantze lant tho mekelenborch tho stargardt etc. ys grote bedroffenisse gheweset von beclagynghe der eddelen hochgebaren Irluchteden vnn demodighen vnn lef hebberynne der gheystlyken personen vnn ock armer luden vnn vorstynnen froychen vrsula auer er gnaden doet. Nemant mach vthspreken wo bedrouet ys gheweset de hochgeba=
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ren vorste hertich hinryck do he horde vnn ock fach den doet siner eddelen alderleuesten vorstynnen de em kort tho troste was
Ere graft.
gheweset etc:. Se ys begrauen myt groter moeghe vnn swarheyt in dat closter tho dubberan wente id was nene wyse, ofte wanheyt 15 ), ock nicht ghehoret, dat men vorstynnen, hadde begrauen tho dubberan, men allene de heren
Fol. 51. a.
vnn vorsten, myt groter solempniteten vnn werdicheyt tho der erden dar vurt bestedyget vnn begrauen, der got gnedich sy vnde bermehertich myt alle cryst lowigen 16 ) selen Amen.
Torney tho reppin.
Anno. M.V. c X II. Hertich hinrick tho mekelenborch myt synem heren broder hertich Albrecht hebben sampt myt dem koervorsten hochgebaren gnedighen heren marckgreuen tho brandenborch here jochim vnn myt anderen velen heren vnn vorsten gheholden vp den vastelauent enen hoff vnn torney bynnen reppin 16b ), myt allem frowen tymmer vnn hoffgesinde dar suluest hebben ghesteken vnn braten vnn torneyget alle daghe myt groter froude vnn frolyckheit. Dar suluest
Ffroychen katherina vortruwinge
was ock froychen katherina hertich hinrykes vnn hertich albrechtes suster noch unvortruwet eynne schone froychen de dar suluest deme eddelen heren hertich jurgen 17 ) tho mißzen vurt tho ghesecht, vnn tho samen dar ock vortruwet, van dem biscop Jheronimo des stiftes tho brandenborch. Vnde vp den samer sint se tho samen kamen tho dresden
dreßen.
vnde de koste geholden dar suluest myt groter eer vnn werdicheyt vnn frolyckheyt. Se heft erem vorsten vnn heren getelet iii froychen. Also
Ffroychen Amaliam | Moritz Churfurst |
Ffroychen Sybillam | Seuerin starb zu Inspruek |
Ffroychen Katherinam 18 ) | Augustus Churfurst 19 ). |
Hertich hinrick heft synne ander vorstynne namen.
Anno M. d. x i i i. De Irluchtede hochghebarenvorste hertich hinrick tho mekelenborch, hertich magnus sone vnn eyn broder hertich albrechtes etc. heft genamen eyn vorstynne, froychen helena des eddelen paldgreuen dochter van deme ryne des fundages na den achten daghen des hilgen lychammes 20 ), vnn de hoeff vnn koste
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Fol. 51. b.
ys gheholden tho der wysmer, myt steken vm breken vnn haueren 21 ) mannigerleyg wys dar ock iegenwardich was, der brut broder, de junge palsgreue, vor war eyn schone hobbes 21b ) here etc:. Desse helena heft erem heren getelet na vorlope erer tydt desse nascreuen kinder
Froychen margarete
Hertich philip
Froychen katherina.
Froychen Ursula vorantwardet ys der abba.
Anno. M. V. c XV. Hertich hinrick tho mekelenborch heft syne dochter froychen vrsula vorantwardet der abdisken tho ribbenitz siner leuen suster froychen dorothea vnn dem gantzen conuente so se noch nicht iiii iar vul 22 ) olt was, dar suluest se bleff in eren werliken klederen bet se olt wart xii iar.
Ffroudenberch ys vorbreuet vnde vorsegelt.
Anno. M.d.xvi. quam auer eyn 23 ) hertich hinryck myt Synem here broder hertich albrecht vnn heft vorsegelt vnn vorbreuet Syner alderleuesten suster froychen dorothea abdiske tho ribbenis vnn deme gantzen closter den hoff tho deme vroudenberge, dar tho voren hertich balthasar vnn hertich eryck hadden gegheuen deme vorbestemmeden closter er andel des haues, vnn ock nu also gants
Deprofundis na deme gratias.
lyken de hof ys vorlaten 24 ) deme closter. Myt sulen bescheden, dat de susteren tho ewigen tyden scholen holden ene dechtnysse na deme gratias ofte na der nonen darna syck dat vorlopt tho holden eyn deprofundis myt eynem versikel vnn collecte dar vp.
Twedracht der forsten.
Anno M. V. c XX. In den daghen quam de vient der minsken vnn segede sin boße ßaet 25 ) der twedrach, gans swerlyken tusken 26 ) hertich hinrick tho mekelenborch vnn sinen heren broder hertich albrecht so dat de ene
Fol. 52. a
den anderen vorwolgede vnn de ene nich seen mochte, ofte wolden wesen tho samen, wat orsake se dar tho bewagen heft, ys my vnbekant, god de here kame dar tusken vnn make se vredesam deme alle dinck ys bekant vnn apenbar.
Entwey delynge der prouincien van sassen.
Anno M. d. xxi. De prouincie van sassen ys gedelet in ii prouincien in deme prouincial capittel tho nyen brandenborch dar suluest ys
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gekaren in enen mynister desser prouincien van sassen sunte johannes baptisten de erwerdige vader vnn broder Gerardus funck von der kyritz eyn doctor der hilgen scryft etc:.
Capitteltho hamborch.
Anno M. V. c XXII. vp den dach der vorhoginge des hilgen cruces 26b ), heft de vader minister myt den vederen siner prouincien van den vj custodien allene gheholden (e)yn capittel tho hamborch vnn dyt ys dat erste capittel, dar de vedere der custodien van doringhen, liptz, myssen, goltberge, prützen vnn bresslow 27 ) nicht mede sint ghewesen, wente se leten sick van den sassen delen in deme capittel tho nygenbrandenborch, dar se eren minister, vor ere vj custodien allene sunderghen 28 ) vthkoren, vnn wolden nicht tho samen blyuen, also se langhe iar her tho samen de xii custodien hedden vnder enen minister ghewest. In desseme capittel tho hamborch de martinianisten hebben deme orden enen groten hoen vnn smaheyt ghedan, vnn den vederen, myt eren doßen scryften vnn posicien tho dude 29 ) an de kerkdore tho slande vnn apenbar laten lesen vann allen mynsken In sulker wyse
Kerst hans 30 ) wyl sick in vragen beleren, dar vp scholen de grawen monneke disputeren. Vtrum de monneke don syck hir tho samende schycken, wath fenyns 31 ) se noch wyllen laten
Fol. 52. b.
blycken, war se uns vth martinus lutters saken, willen welke nyge franciscus maken etc:. Tho desser vraghe hebben se ock ghehat iii conclusiones vnn j corrolarium dat ick vmme schande willen nicht mochte scriuen. In deme ende der posicken stundt also ghescreuen: Nym desse iii conciusion thon eren. Ick schal dy desse posicien scarper vormeren.
Ffroychen Ursula kledinghe
Anno M. V. c XXII. in deme daghe marienbort 32 ) vp den mandach. Tho der eer gades almechtighen vun der hilghen juncfrowen vnn moder sunte claren ys becappet vnn ghecledet worden froychen vrsula des Irluchteden vnde hochgebaren gnedygen vorsten hertich hinryckes tho mekelenborch sin alder leueste dochter dorch den wygelbiscop tho swerin broder dideryck huls, des ordens francisci ock eyn broder,
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van stade ghebaren. In iegenwerdicheit hertich hinryckes froyken vrsula vader, vnn siner vorstynne helena sin ander huffrowe, vnn hertich hinrickes kinder froychen zophia vnn magnus eyn ghekaren biscop tho zwerin suster vnn broder froychen vrsula de ghecledet vurt, vnn hertich philip, hertich hinrickes vnn helena sone. Ock was dar an vnn auer de eddele vorste hertich magnus van lowenborch 33 ) myt siner vorsrynnen katherina des hertogen dochter van brunswyck, vnn froychen Elyzabet de priorissa van rene 34 ) hertich vlrickes dochter van stargart myt ii iuncfrowen eres ordens, myt anderen velen eddelen frowen juncfrowen vnn gude matronen de alle dinck hebben angheseen, etlyke myt frolickheyt, etlyke myt veneden angesichte, vnn vth getinge erer tranen beyde eddel vnn vneddel. Dat ambach der missen hadde enen ende erst tho xii stunden. Vnde de cledinghe eyn weynich vor ii twen vp den namiddacht.
*An deme dage Michaelis quam hir vp den hoff vor
Fol. 53. a.
enen bychtvader broder lambrecht slaggert vth deme capittel hamborch * 35 ).
Konynck crystyernus boesheyt.
In deme suluesten iar 36 ). Konynck crystiernus tho dennemerken heft bewyßet syne vnmynslyke boesheyt vnn grymmicheyt, vnn vnder gudem gelouen vnn truwen na syner kronynge in sweden in der stadt stockes holm heft af howen lathen vnn gecoppen etlyke biscoppe vnn riddere vnn gude mans, de syne kronynge hedden ghesyret myt erer iegenwardicheyt yp den louen des konynges de corper vnn licham heft he liggen laten also apenbar vor alle mynsken. Vnde dat ßeer gruwesam ys tho horen, yck swyge denne tho dunde, heft he ock vpgrawen laten etlyke dode licham, de in gades walt weren, vnn de fuluen laten vorbernen 37 ) myt anderen velen de gedodet weren dorch em, welker got de here an em in tho kamenden tyden, so ick truwe vnn hape dat sulue sulk eyn missedat wert straffen * (ane twifel. Dat sulue ys ock so gheschen)* 38 ).
Hertich albrecht hefft ghefryet.
Do suluest in deme iar Hertich Albrecht tho mekelenborch, hertich hinrickes broder, heft ghefryet
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vnn syck tho seggen laten vnn vortruwen froychen Anna des marckgreuen Joachim dochter tho brandenborch, ghebaren vth des konynges dochter konynck hans tho dennemerken, vor syne vorstynne 39 ).
Peterstorp ys ghebuwet.
Anno. M.V. c XXIII. De hoff peterstorpe, ys nygvth der grunt vp gebuwet myt aller tho behoringe de lange tho voren vuest hadde ghelegen, dorch beveel vnn heten der hochghebaren Irluchteden gnedighen moder abdiske tho ribbenitze froychen dorothe van erer eghenen geofferden fruntlyken gauen vnn gyft, de er gnaden dar an ghekeret 40 ) heft, tho vormeren de guder des gadeshues, vnn tho troste den susteren vnn der gantzen fammelinghen etc:.
Der officiatryx stol ys ghemalet.]
*In desseme iar heft broder lambrech slaggert bychtvader ghemalet den officiatrix stol dorch
Fol. 53. b.
bede vnn beredinghe Suster anna buggenhagen * 41 ).
*Anno M. V. c XX III. ys ghebuwet van nyg vp de ronne tho den twen glinden in der water mole myt swarem arbeyde * 42 ).
konynck cristiernus ys vorfluchtich worden.
In deme suluesten iar in deme samer konynck Cristiernus tho dennemerken heft etlyke scepe bereden vnn thoflyen 43 ) laten, vun de suluen scepe laten laden myt deme alderbesten dat he hadde, vnn ock enen groten swaren schaet synes rykes dar in bringhen, dar mede he myt den synen ys vorfluchtech gheworden, so ene doch nemant
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iagede ofte vorwolgede. Dyt mochte nicht anders sin men de vorhenginge gades vmme syner tirannyen wollen vnn boße mysse daet, vnn des vnschuldygen blodes vnn dodes haluen den he vorhen an velen, beyde geystlick vnn werlick personen bewyset hadde, myt gewalt vnn vnrecht etc:.
Hertich bugeslaff starff tho Stetin.
Do suluest in deme iar, des negesten daghes na francisci vp den mandach so men beginck alle cristen selen 44 ) ys gestoruen de edde 45 ) hochgebaren gnedyge vorste hertich buggeslaff tho pameren, vnde also ys he ghebleuen lyggen bauen erden bet vp den sundach dar na, Do erst he wurt bestediget tho der erden vnn begrauen myt groter erwerdicheyt tho sunte otten in dat koer bynnen stettin, vnder eyn vorhauen graff.
Hertich frederick myt den steden ys kamen tho kopenhagen yn.
Anno M. V. c XXIIII. vp den dach der hilghen dre konynge. De eddele vtherwelde koninck tho dennemarken hertich frederyck tho holsten myt synen here sone vnn sampt myt den houetluden van lupcke 46 ) vnn der ander stede, myt deme greuen van der hoyge 47 ) sint in ghetagen tho kopenhagen 48 ), Dar na se ghearbeydet hebben den gantzen samer lanck se vth tho hungeren vnn vorsmachten beyde tho water vnn tho lande vnn nu in desser tydt ersten sint ingelaten van den gennen de houet lude
Fol. 54. a.
der stadt weren etc:.
Hertich albrecht heft gheholden synen hoff tho dem berlin.
Anno M. d. XXIIII. Des negesten sundaghes na den achten daghen der hilghen dre koninge 48b ) de hochgebaren eddele vorste hertich Albrecht tho mekelenborch heft gheholden synen hoff vnn koste tho deme berlin, dar suluest he heft entfanghen syne eddele brut froychen Anna des marckgreuen dochter tho brandenburch vnn dar na iegen den vastelauent ys syne gnade gekamen tho der wysmer myt der marckgreuinnen der brut moder vnn deme Junghen marckgreuen der brut broder. Dar suluest hebben se haueret myt steken vnn myt breken vnn er schers 49 ) gedreuen myt groter froude vnn frolyckheyt.
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Van der pumpe in deme closter.
In deme suluesten iar des dinxtedages na deme palme sundage 49b ), ofte vor deme dage annunciacionis marie des dinxtedages, ys ghesettet de pumpe m den soet der iuncfrowen des closters tho ribbenitze dorch mester hermen gelabeke van deme sunde, water dar vth tho putten tho nottroffticheyt der suster, vnn des gantzen closters.
Peterstorp de schune.
Do suluest des dunredages vor paschen ys vp gherichtet ene nyge schone schune 50 ) van — vaken lanck dorch het vnn bewel mynes gnedighen froyken, froychen dorothe abbatissa tho ribbenitz, vp erer gnaden haue tho peterstorpe.
Ffroychen vrsula quam vth der scholen.
In desseme iar an deme dage der hilghen drevaldicheyt 50b ) vurt dat eddele froychen van mekelenborch froychen vrsula hertich hinrickes dochter ghenamen vth der scholen van vnsem erwerdigen vader deme minister van sassen broder gerardus funck doctor der hilgen scryft vnn tho dem conuente der fuster vnn sammelinghe ghesettet vnn ghedueket 51 ) myt dubbelden dukeren na vthwisinge
Fol. 54. b.
der hilgen regulen sunte claren, vnn also
angenamen tho deme proue iar, den orden tho
besoken
52
)
vnn prouen. Do suluest de erwerdige vader
minister in iegenwardicheyt der gnedigen
abbatisse froychen dorothea tho mekelenborch
sampt myt allen susteren des closters vnn ock in
iegenwardicheyt des lectoris prouincie broder
valentin korte vnn der bichtvedere broder
lambrecht slaagert vnn broder iasparus siueke
vnn des ministers kumpan, broder hinricus N.
53
) heft ghedan eyn
schone collacie vnde vormanynge, vnn also dat
froychen der vicarie Anna beren bevalen vnn
vorantwerdet in eren horsam by sodane beschede,
dat de gnedighe domina abbatissa vnn moder des
closters nicht gantslyken dar buten beslaten
scholde sin, men ock dar mede eyn vpsent hebben
.
54
).
Ffrowe helena ys ghestoruen.
In deme suluesten iar an deme daghe iustini prester vp den dunredach welker was de iiii dach des maentes augusti de dorchluchtede gnedyge hochghebaren hertogynne frowe helena hertich hinrickes tho mekelen
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borch hussrowe vnn vorstynne des palsgreuen van deme ryne vnn des romesken ryke koervorste sin alderleueste dochter ys ghestoruen tho swerin in got den heren vnn dar suluest in deme dome begrauen myt groter er vnn werdicheyt vnn ock myt groter bedrofenisse in de capelle des hilghen blodes.
Ffroyschen Vrsula erste Gasthues.
Vp den dach Jheronimi 55 ) des morgens fro, froychen vrsula hertich hinrickes dochter tho mekelenborch van der ersten vorstynnen ghebaren ys erst mael gheschicket worden tho gasthus tho gande na wanheyt der anderen iuncfrowen des closters dar van grote froude vnn frolicheyt manck den susteren ys ghewest, et proficiat illi 56 ). Des suluesten daghes ys se ghesettet vp enen nygen roden puest 57 ) dar vp eres heren vader wapent was gherystet van
Fol. 55. a.
suster cristina boddins
.
Van der pumpe vppe deme haue.
Anno M. V.
c
vnde XX IIII. Des
vrygedaghes des achten daghes sunte katherinen
58
), na middaghe vurt anghehauen
van den buren vth tho tende dat water vth deme
ßode vp des closters haue vnn hebben also water
ghetagen de gantze vthlange nacht bette des
sonnauendes tho middaghe noch was de soet nicht
leddich van water, wente i vaden dep bleff dar
in water, do wurt dat cruce
59
)
dar in ghedettet ened vadend hoech dar vp quam
tho stande de pumpe de heft xlii vote in de
hoghe dar vor gaff myn gnedighe froychen domina
dorothea abbatissa iii gulden
. Ad nichilum valet vltra nisi ut
mittatur foras
.
Ffrowe amelya starff.
Anno M. V. c vnde XXV am daghe der hilghen dre koninghe frowe Amelya des hochghbaren vnn eddelen vorsten hertich Jurgent tho pameren vorstynne vnn hussrow des palsgreuen van deme ryne syne dochter vnn ene suster frowen helena hettich hinrickes tho mekelenborch 60 ) So eynne gude cristene vorstynne ys in got den heren vorstoruen vnn myt groter werdicheyt gheerdd.
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De broder tho deme sunde vurden vorweldyghet.
In deme suluen iar des mandaghes na palme welker was de x dach des mantes aprilis 61 ) quemen de gades vorgeten, de boße vorgiftige martiner so se alle kerken bynnen deme sunde hadden ghebraken vnn etlike bilde dar vth ghenamen vnn in stucken ghehowen vnn vorbrant, an vnse closter ordens francisci sunte johans kerke vnn breken de karkdoer vp myt groten bomen, vnn alle dat in der kerken was se thobreken, tafelen vp den altaren alle bilde vnn den preddickstoell vnn dat lectrum 62 ) den ganck bauen hebben se in allen stucken gheslagen so dat dar nicht aff bleff
Fol. 55. b.
bestande vnder desser tydt twe vorlopen monneke
63
) spelden
vppe den orgelen beyde grote vnn klene vp dat
men nicht scholde horen ere brekent. See hebben
nichtes nichtes geschonet wol dat id grot gelt
vnde swar arbeyt hadde ghekostet vnn muege.
Marien bilde tho der medelidinghe
64
) hebben se
berowet vnn wech ghenamen alle er ghesmucke vnn
deme bilde dat houet afgheslagen vnn entwey
gheklouet, den rump des bilden drogen se in den
kroech
65
) vnn vorbrenden ene
sprekende Marie do nu mirakel lat tho seen vfte
du ock konst vorbarnen, alsulke honslage worde
vnde ander mer spotteske rede hebben se hat auer
de bilde de se vorbranden
. Hyr na quemen se vp dat slaphus
vnn breken vp aller broder cellen vnn nemen dar
vth alle dat dar was vnn leten dar nicht inne.
In des gardian celle sneden se etlyke boke
entwey vnn tho reten see vnn treden se vnder de
wote, deme gheliken hebben se ock ghedan in deme
reuenter vnn gasthuse vnn hebben
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alle de doren tho den Sippen 66 ) entwey ghehowen vnn dar vth ghenamen alle kannen vnn wechghestalen, Dar na quemen see by de spyse wol dat id was in der stillen weke denne achten se dat nicht men eten worste vnn flesk also joden 67 ) hunde vnn katten. Desser orsake haluen de gardian broder henningus budde vnn koster der custodien tho lubeck vnn syn principal broder Steffanus plate van lubeck vnn de lesemeister broder Joachim pake hebben ghenamen de vorflucht des en was tho raden wente lange tydt heer de martiner hedden ghedrowet deme gardian se wolden ene doden vnn hadden se ene kregen se wolden ene hebben ghebraden vp deme markede ane vorbede. Men got vnn vrame lude hulpen em dar van. De anderen
Fol. 56. a.
vedere vnn broder weren alle vorscrecket vnn
vurden vorschuchtert de ene hir de ander dar
etlyke also de olden vnn kranken bleuen myt
groter bedroffenisse in deme closter. De sproke
den cristus heft ghespraken dorch den propheten,
parcuciam pastorem et dispergentur oues gregis
68
) de ys in dessen daghen in den
armen broderen war gheworoen. Vnmogelick is dat
ick alle dat ghescheen ys in der vormaledieden
ketterstadt tho deme stral sunde mochte ofte
konde scriuen welker de bet an desse tydt langhe
iar her manck anderen steden grot was gheachtet,
vnn nu so iamerlyken vnn schentlyken de inwaner
wor se kamen werden gheheten karkenbrekers,
ketter, meneder vnn lofflosen vnn de
vnschuldighen mot des entgelden myt deme
schuldighen. Gor de here beter dat
. Alle clenodie hedden sse tho
voren wech ghehalet men de garwete misse ghewede
69
), kelke vnn cruce vnn
alle tho behoer tho deme denste gades hebben se
alle vth der garwekamer
70
) ghenamen den vnn grot vnn
hebben dar nichtes inne ghelaten so vele dat i
prester mochte hebben missen gheholden
.
Invoringhe der iuncfrowen.
Do suluest an pinxte auende welker was de iii dach des mantes Juny 71 ) de ghest=
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lyken vnn erlyken juncfrowen ordens sunte brigitten vurden vthgeleydet van erem closter in de stadt in sunte katherinen kerken vnn in dat closter dar ynne tho voren weren broder der perddeker ordens de alle mosten dat closter vorlaten. Wat se mer myt dene armen juncfrowen willen anrichten kann ick nicht scriuen tho desser tydt. Gans bedroflick was desse invoringe
Fol. 56. b.
der iuncfrowen in de stadt. Vele spotteske,
honlyke vnn schendighe worde mosten se horen van
den bosen gades vorgeteren martiner de noch got
fruchteden, vnn vor de mynsken sick schemeden.
In der processien vele van den iuncfrowen vnn
ghemenlyken alle sick nicht konden entholden van
wenende vnn etlyke beswimeden de men moste myt
rinsken sleden voren in dat closter so dar dar
nicht henne gan konden
.
Ffroychen vrsule hoersam.
In deme daghe der hilgen drevaldicheyt
72
) de
erwerdighe vader m got broder Euerhardus runge
minister van sassen vnn doctor der hilghen
scryft dorch beleuinghe vnn tholatinghe der
hoychghebaren Irluchteden vorstynne tho
mekelenborch froychen dorothea abbatissa desses
closters tho ribbenitz sampt myt allen susteren
vnn deme ganzen conuente vulborth, heft
entfangen demodighen de irluchtede vnn
hochghebarne vorstynne tho mekelenborch froychen
vrsula hertich hinrickes dochter tho
mekelenborch na erem eghenen fryen willen vnn
willekor
73
) tho deme hilgen horsam
myt vthgetynge erer tranen in iegenwardicheyt
dea gardiana broder jochim krumbeke vnn der
bichtvedere benomliken broder lambrecht
slagghert vnn broder Joachim meyger vnn ander
broder des haues. Dar ua gingen alle sustere myt
deme vader minister vnn den anderen vederen vnn
broderen vp dat kor, dar denne froychen vrsula
wurt vor dat altar gheoffert vnn in de venie
74
) ghelecht
myt groter ynnicheyt vnn demodicheyt vnn gade
deme heren vortruwet vnn vor syne brut em
vorantwardet
.
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De nyge schorsten.
Jn deme Suluen iare let myn gnedigbe froychen abbatissa froychen dorothea buwen den schorsten in dem brw huse de kostede al tho samen by lxxx mark.
Froychen Anna starff.
Fol.
57. a.
Do suluest starff froychen Anna hertich magnus dochter tho mekelenborch eyne forstynne vnn lantgreuinne tho hessen hertich wilhelms husfrowe vnn ock greue otte van solmes husfrowe der got gnedich sy vnn barmhertich Amen.
De klenen orgelen.
Jn desseme suluesten iar ffoychen dorothea abbatisssa heft beteren laten den klenen orgelen vnn renoueren dorch den Organisten broder jachim pake leßemester der hilgen sscrift van deme ssunde. Jn deme orgele heft nene pipe mer ghestan men alle heft he se vth ghenamen vor jacobi, vnn ys wedder bereyt worden stigmatum francisci 75 ) auer al. He heft den baes 76 )) aff ghetogen vnn andere mer vorthoge dar in ghemaket vnn beredet gans jegen katherine 77 ). (Jck mende yd hadde gans bereyt ghewest so arbeyde he dar auer bauen dat jar.) 78 )
De nyge ronne.
Des dinxtedages vor bartholomei 79 ) heft froychen dorothea abbatissa laten leggen ene ronne van twen stucken tusken 80 ) dat olde slaphus vnn dat nyge. Jn deme suluen daghe quam ein schone suuerlike regen de makede reyne der vicarien celle vnn ander mer cellen vnn ock dat slaephus en del.
Nen gardian.
Jn dessen daghen van vnser dedicacien an des dinxtedages bet tho xi milia virginum 81 ) was nen gardian vppe desseme haue, men beyde bychtvedere also broder lambrecht slaggert vnn broder jochim meyger hedden bewel dorch horsammes breff des vaders minister dat sulue ambacht tho vorstande vlytigen bet so lange de hoeff van deme vader minister wurde besorget myt enen gardian, Do suluest heft dat gadeshues van roggen in de schune vp den hoff ent=
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fangen cxi voder roggen ane dat tho peterstorpe in de schune vurt ghevoret. Jtem .... voder garsten. Jtem . . . . voder hauer 82 ) so dat de schune gans vul wort bet bauen an den hanenbalken got sy ghelauet vnn benedyet tho allen tyden. Amen.
Eyn nyge molen raet.
Fol. 57. b.
Do suluest in deme iare heft vnse gnedighe froychen froychen dorothea laten maken eyn nyge molenraet tho der water molen dorch den molre gorges nyeyar ghenomet dar tho quemen by dren hundert
Dewasparse 83 ).
pennig negele. De sulueste molre heft ock ghemaket ene nyge parse dar man honich vnn was mede vthparset wente voer hen hebben de susteren dat alle myt den henden ane parse vth ghemaket vnn ane seembudele so dat vele wasses in den Ballen ys ghebleuen myt schaden des closters. Desse parsse heft ghewordert broder lambert slagghert bichtvader de kostede deme closter ii grosß.
Wan xv rode ackers vth tho bryngen.
Eodem anno. Jn deme suluesten jar an deme feste bartholomei vnse gnedighe froychen vnn moder abbatissa des closters froychen dorothea sampt myt den bichtvederen ys auer eyn ghekamen myt Achim deme greuer vth tho bringen 84 ) xv rode ackers lanck vnn breyt vnn elen deep vor iii gulden ii syde speckes ii Tunnen bers i Tunne kauentes x wymen stucke 85 ) kosleskes v scepel roggen i scepel grutte i verdewat 86 ) soltes dar tho em tho schicken alle rescop 87 ) also schuffelen molden karen vnn was he dar tho behouet. Achim de greuer heft an ghehauen tho grauen vp den acker des dynxtedages na augustini vnn heft ene gheendet vor mathei des hilghen apostel 88 ). (desse kost vnn gelt ys vorlaren.) 89 )
Hertich albrecht myt siner vorstinne quam tho ribbenitz.
Des dinxtedages vor michaelis 90 ) quam hertich albrecht tho ribbenitz myt siner junghen vorstynnen vnn myt frowen margareta hertich balthasars naghelatene huffrowe selyger dechtnysse vnn sampt myt eren juncfrowen vnn hoffhesinde. Des mydwekens darna let myn gnedighe here hertich albrecht vor syck
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lesen ene misse vnn vnder der homyssen quam sin vorstynne myt hertich balthasars fruwe in vnfe kerke vnder dem stilnisse 91 ) dar gaff ße weynich vmme got eren heren vnn salichmaker an tho seende ofte missen tho horen wente se was gut martinchs also gink se myt etlyken juncfrowen vnn hauemesterynne in dat
Fol 58. a.closter. Des suluesten daghes vurden etlyke bilde vnn scryfte tho reten in vnser karken dorch de vormaledyeden eghen wylsker 92 ) lude vnn martiner.
Hertich albrecht reysede van ribbenitze.An deme auende michaelis hertich albrecht tho mekelenborch do he wolde reysen van rybbenitz, quam he ridende myt siner vorstinne vnn myt twen juncfrowen sulf verde allene tho Syner gnedighen suster froychen dorothea abbatissa vnn froychen vrsula vnn hebben en gegeuen vele guder nacht, also ghesmucket vnn vth ghesyret vp den perden. Dar na gaff uns broderen hertich albrecht alle tho samen synen fruntlyken grut vnn ßeghen.
De bichtvedere synt murlude worden.
Na michaelis froychen dorothea abbatissa so se nene murmann 93 ) konde auerkamen 94 ) ofte kryghen heft er gnade begrutet 95 ) er bichtwedere vnn angelecht se mochten so wol dun also se alderbeste konden vnn bedecken de nyge ronne vp deme slaphus vp dat id den winter auer so nicht apen stunde. Dat sulueste hebben se gantz willichlyken ghedaen. Dar na in der octaven francisci 96 ) hebben de bichtvedere benomliken broder joachim meyger anghehauen tho maken iii baghen vnn tho muren in deme pypauen vnn des neghesten
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daghes dar na broder lambrecht slagghert ock iii baghen vnn gans tho gemuret den auen voer beth an dat welfte bauen.
Froychen vrsula ys erstmal officiatrix worden.
Vp dat fest der vii brodere vnses ordens 97 ), froychen vrsula heft anghehauen de vesper vnn ys erst mals officiatrix gheweset tho der eer gades vnn dat ambacht der metten myt den anderen tyden 97b ) dat fest auer vullen ghebracht na wanheyt des ordens.
Alke van stenderen ys ghecledet
eyn wedewe.
Fol. 58. b.
Jn deme suluen iar des sundaghes na luce
98
) heft vnse erwerdyghe vader
de minister broder euerhardus runge doctor der
hylgen scryft ghecledet ene wedeme alheyt van
stenderen ghenomet, in dat ghestlyke kleyt sunte
claren so wonlyck ys, vp deme kore der
juncfrowen. Vnde vort na der myssen se entfangen
tho deme hilgen horßam na lude der regel sunte
claren der hilghen moder in deme reuenter vor
den susteren vnn broderen des haues. Dyt hebbe
ick ghescreuen also eyn nyge dinck wente de wyle
dat kloster hest ghestan ys also dane nicht
gheschen in desseme closter dat de moder myt
erem kinde ys ghecledet in dessen orden
. Ofte dat ene wedewe dar ynne
were ghewest. Jck befructhe dat mer anghesen ys
er ghelt dat se lauede mede tho bringhen deme
closter alse ere selen salicheyt. Grote worde
syn etlyken susteren vor gegheuen vnn en
ghesecht see mochten godt den heren bidden dat
se sulk ene personen in ere kloster mochten
krygen dar van se grot mochten betert wenden vnn
krygen wyn vnn wyt brot. Ja Ja konden se noch
wol ghebacken ghut roggenbrot vnn guden kauent
vnn reddelyck ber krygen. Grot sprekent ys nene
kunst Men claffent
99
) gyft vngunst.
Desse sulue wedewe heft vele gude clenodye an
suluer mede ghebrocht also suluer kannen schalen
stope
. so swar also lxx loth welker
alle synt vorkost worden.
Des mandages dar na heft de vader minister froychen vrsula bestedyghet in de sammelinge manck den computisten 100 ) vnn olt susteren tho syn mede in deme rade des closters.
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Des suluesten daghes na der maltydt dorch begher
vnn bede schyr des ganzen conuentes let de vader
minister syne mule
1
) de he mede hedde
ghebrocht da he vnder tyden vppe ret so em des
van noden was bringen in den garden dat de
susteren de mule mochten beseen wente se nicht
alsodane beest hadden gheseen
.
Fol. 59. a.
In dessem suluesten iar ys gegrauen de nyge conuentes kelre vnder deme reuenter dar vor hen was eyn pyepauen 2 ) men in viii ofte mer iaren nicht ghebruket. Dyt ys geschen vp dat de susteren mochten krigen vnn hebben den anderen conuentes kelre tho troste, so se des samers selden ofte nimmer mochten hebben enen guden drunck noch de sunden susteren noch de kranken.
Do suluest synt ock ghehowen ii nyghe troeghe de ene tho enem wert troege de ander tho enen deechtroege 3 ) des do grote noth vnn behueff 4 ) was.
De soet vs ghereynet vp dem haue.
An deme auende concepcionis marie
5
) wurt
ghesuuert
6
) vnn gans reyne
ghemaket bet vp den boddem de soet vp der broder
haue vnn dar inne vurt ghefunden i grot grape de
etlyke jar dar ynne hadde ghelegen
.
Hertich albrechtes gheslechte.
Anno M. ccccc. XX v. Ffrowe Anna vnses gnedighen heren heren Albrecht hertich tho mekelenborch vorstynne heft erem heren ghetelet eynen schonen sone vnn jungen heren ghenomet hans albrecht vp den sonnauent vor der bort cristi 7 ) vnn ginck in kerken vp den vastelauent dar tho weren vele heren vnn vorsten ghebeden.
De troch in dem brw buße.
Anno M. V
c
.XXVI. an deme achten dage
der vnschuldygen kindere
8
) ys ghesettet in dat brwhus
eyn nyge wert troch des grot van noden vnn
behuff was vnn de groten kuuen sint ock van der
steden ghesettet vp ene ander stede de bequemer
was umme der pannen willen
.
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ii re in deme coster.
Jn deme suluesten iar weren ii re bynnen closter vp ghevodet de an deme daghe scholastice 9 ) des sonnauendes vor estomichi myt hunden vp der iuncfrow kerkaue vurden gheiaget vnn basset 10 ) bet dat se nedder vyllen de des sundages dar na vurden ghespyset van den susteren vnn broderen.
Dat nyge bichthus.
An dem daghe thome von aquino 11 ) vp den midweken vor mydtvasten let de gardian broder joachim meyger 12 ) leggen de salen tho synem nygen bychthuße vnn vprichten de stendere, men in guden dunredaghe 13 ) let he dat sperche 14 ) dar vp setten.
Dat nyge glint.
Fol 59. b.
Jtem an deme guden mydweken 15 ) ys dat nyge glynt vpgerychtet vnn yn styllen vrydaghe vnn des mydwekens in deme pasken gheklemet vnn dycht maket.
Frowe margareta starff.
An deme dinxtedage na palmarum 16 ) ys in got den heren vorscheden de hochghebaren vorstynne frowe margareta, ene dochter des hertogen N. 17 ) van pomeren, ene vorstynne ßelygher dechtnysse heren hertich balthasars tho mekelenborch, ene suster frowe ßophia hertich magnus forstynne tho mekelenborch, den alle got gnade. Begrauen tho der wysmer in dat swarte closter preddeker ordens.
Dat nyge Collectarium.
Jn desseme suluen iar in der styllen weken. Suster tale spetes de olde heft vorantwardet der abbatissen froychen dorothea tho mekelenborch i bock eyn schone nyge collectarium wol ghebunden tho der ere gades vnn nuttycheyt der susteren, vmme salycheyt wyllen erer ßelen dar vor se gaff l marck van erem eghenen gelde.
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Van deme smedeknechte.
Des midwekens vor georgy
17b
) vnse gnedyghe
froychen dorothea vnn abbatissa heft bewalen den
borghermeyster tho rybbenitze dat se mochten dar
vp trachten dat ere vndersathen in der stadt vnn
hantwarkes knechte de prester in er gnaden kerke
der parre mochten lathen vnghestraffet vnn
vnghehonet er preddekere Ofte er gnaden myt eren
heren brodere wolden dat anders vorseen, welker
deme rade vnn der stadt nicht wurde wol behagen.
Desser orsake haluen de borghermeystere leten
grypen enen smedeknecht de konde wes leßen in
dudesken boecken vnn was ghut martins de hadde
des sundaghes vor hen den preddeker legen
17c
) heten
vp deme preddickstole vnn leten ene setten in
ere wenckenisse, dar vmme de borgher weren gans
grymmich vnn wolden weten wol ene fencklyck
hadde nemen laten. So se nu horden dat vnse
gnedighe froychen vnn abbatissa dat hadde
ghedan, etlyke van den borgher benomelyck Jachim
krogher eyn pelßer vnn vicke radeleff eyn
boddeker welker den presteren haet weren
18
) wente se
hadden rente in eren husen
. quemen vor de schyne
19
) tho der abbatissen vnn
begherden van der borgher haluen er
Fol. 60. a.
gnade mochte den smedeknecht hinrick taske ghenomet loes lathen ofte dar mochte cyn argher vth enstan vnn seden vnder anderen velen worden. Jd were nu de wyse in allen enden dat sulke knechte preddeken vnn seden de warheyt welker de papen vnn monneke langhe hadden vorsweghen vnn sunderliken sprack achim kroger dat cyn pelser knecht hadde wol vii jar lanck ghepreddeket tho ryge 20 ), dat doch loghene was wente id was noch nicht veer jar dat ryghe was vmme kert von den martiner vnn boßen cristen. Tho deme lasten quemen de borghermeystere also olde peter schade vnn clawes rust myt deme tollener hermanno vnde hebben so langhe ghebeden er gnade dat se den fanghen los hebbcn ghekregen tho vormiden
De smedeknecht preddekede.
vplop her omnes rat
. De sulueste vormeten smedeknecht
heft des drudden sundaghes na pasken also
dominica jubitate
21
) des namyddaghes allen
presteren tho wedder myt stolthent synes herten
anghehauen tho preddeken buten der stadt thu
sunte jost vth sineme dudesken boke dat
ewangelium vnn dar na sede he deme gantzen wolke
welker em
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na lep, vf
22
)
he van deme hemmel were ghekamen, in groten
hupen dat he vnvorscrecklyck wolde en preddeken,
vnn nicht fruchtede noch swert, noch vur, noch
den doth noch nichtes nycht. See nicht scholden
geuen den papen rente ofte tyns
. Hir inne frouden sick vele der
simpel mynsken vnn loueden an syne vorde vnn
rede, he sprack morgen an deme daghe sunte
jurgens wyl ick jw mer preddeken vnn de warheyt
seggen, vnn ghy scolen ock wolgen myner lere vnn
worden
.
Froychen dorothea eskede den raeth.
Des fuluesten sundaghes iubilate myn gnedyghe froychen abbatissa desser orsake haluen so vor ghesecht ys, vurt bewagen sult eyn grot boße quat tho vorhinderen vnn voer tho kamen ernstlyken. Soo heft se vorbaden laten de borghermeystere vnn se myt gantzem ernste an ghespraken, wo se sulk eyns tho leten, dar van vele quades mochte in kort van enstan, des se nicht dachte tho dulden vnn er gnade dat sulueste so se nicht dat wolden beteren ofte tho rugge legghen eren heren broderen dat gheuen tho vorstande vnn nicht tho vorswygen dar scholden se vp dencken wo se
Fol. 60. b.
wolden. De borghermeystere antwerdenn vnn seden
g. f. wy seen nicht wo wy dat beteren konen
wente wy sint man i i personen, vnn etlyke van
deme rade vnn van der borgheren vallen vns aff
vnn stan deme smedeknechte by, dar vp he syck
drucht vnn volet
23
) konde
jwe f. g. gnedighe froychen vns armen lude vnder
wyßen wo wy lymlick
24
) mochten hir mede
varen wolden wy alle tydt gherne jwer gnaden
rade alle tydt nawolgen
.
De abbatissa let vorbaden etlike vth deme rade vnn borgher.
Jn deme daghe sunte iurgen des morgens froe myn gnedyghe froychen heft vorbadet etlyke vth deme rade vnn van den borgheren welker hant haueden vnn rugestonyge 25 ) deden deme vorghenomeden smedeknechte so men sede, welker se vnderwyset heft vnn ock ghestraffet myt harden worden, dat se mochten dar vp dencken vnn bystant doen den borghermeysteren, dat de boße lutterske smedeknecht mochte vth der stadt werden ghewyßet an dessem suluesten daghe,vnn ßo dat nicht gheschege er gnaden wolde dat dencken vnn ock gans hertlyken
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eren gnedigen heren broderen scriuen vnn se dar
tho vormanen vnn hir her tho esken ße auer jw
26
) sulk ens
quadt tho straffen van welkerm vele quades in
thokamende tyde mochte enstan. Er gnade an
dessem morgen syck nicht laten heft vordreten,
swaren arbeyt tho dunde de luttersken gades
vorgeten tho vormanen vnn ere lere tho
vorhinderen hyr tho ribbenitz, vp dat sulk eyn
grot quadt dar van nicht mochte entspringen,
also leyder syt gade van hemmel gheclaget in
velen vmme liggende stede ys gheschen dar
closter vnn iuncfrowen ock monnike tho nichte
sin ghekamen
. Seer nu was er gnade vor dem
sprack vinster nu vor der schyue also heft se
myt swarer moge vnn arbeyt vorwordert
27
) den geystlyken
staet tho holden by macht vnn eren, des
vnmogelyck were ghewest allen tho samen bynnen
ribbenytz beyde gheystlick vnn werlyck sulk ens
tho vorhinderen so vele anhengende weren deme
smedeknechte beyde bynnen rades vnn ock van den
borgheren hemelyck vnn apenbar
. De ratlude vnn de borgher hebben
ghelauet er gnaden na tho wolghen ercs rades,
vnn bystant don deme rade vnn vorworderen ere
gnaden gebot myt gantzem vlyte samptlyken alle
tho hope vnn se hebben den smedeknecht an
ghespraken vnn vorvordert vth der stadt tho
gande, so se anders nycht seghen
Fol. 81. a.
dat tho makent wente myn gnedighe froychen ene
nicht wolde weten ofte dulden bynnen der stadt
ribbenitz
. Er gnade heft ock ghesant baden
merten
28
) eyn staetholder des
erbaren jurgen platen eyn vndervaghet vnn em dat
sulueste vorghemelte werff strengelyken vnn ganz
hart bewalen dat he wolde dar tho trachten, ßo
he wolde eren heren broderen dar van rekenscop
geuen so er forstlyken gnaden her quemen dat de
vorgenannte smedeknecht mochte vormiden de
De vaget van ribbenitz wysede den smedeknech vth ribbenitz.
stat ribbenitz
. Marten heft dat in sulker
andacht tho herten ghenamen so myn gnedige
froychen em heft bevalen vnn gynck hen standes
votes vnn sprack an den smedeknecht vnde sede
tho em Snelle dy vth der stat gans balde vnn so
yck
28b
) hir bynnen vynde wen de
klocke ix sleyt myn speet schal dorch dynen
lycham gan dar denke vp so leff dy ys dyn
leuent. De
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boße smedeknecht syck en weynich bedachte vnn ginck vth der stadt gantz bedroffelyck de vor hen grot ghespraken hadde vp deme preddyckstole he nycht vruchtede noch swert noch den doet noch nene vorwolgynge, vnn doch so ene de vnder vaget myt harden worden ansprack heft he vruchten entfangen vnn packede sick tho dem doer vth, vth fytynck 29 ). Alßo schal men smedeknechte vth luchten de i wytten hebben vordrunken.
De gardian let malen sin bichthus.
Anno M. V.
c
XXVI heft de gardian b.
joachim meyger laten malen sin bichthuseken
nadem pinxte. Vnde des mandaghes na des hilgen
lychammes daghe
30
) heft he vth ghebraken de
olde plate in synem bychthuße, vnn des suluesten
daghes wedder yn ghesettet de sulue plate myt
deme nygen gheslenge vnn klenen tafelen
31
) vnn wedder tho
gemuret. Do suluest heft ock de domina abbatissa
myn g. f. dorothea malen laten ofte patroneren
32
) dat bynnenste bychthus
dar suluest
.
De reuenter ys ghewyttet.
Jn dessen suluen tyden hebben de brodere desses haues Benomelyken broder lambrecht slagghert bychtvader brodcr joachim packe lesemester i organista broder levin wegener homyssen prester broder joachim duuel scaffer samentlyken anghehauen na deme pynxten dat reuenter
Fol. 61. b.
tho wytten vnn vormalen, welker anders nicht was vorhen alßo eyn swart schorsten gans beroekert. Vp de want malde de bychtvader eyne scyne 33 ) dar men vp mach sen wo vd ys in der stunden so se recht wert ghestellet vnn heft dar etlyke sproke beyde tho latin vnn tho dude dar suluest henne screuen vp de want.
Twe knechte worden ghegrepen.
Jn deme auende johannis baptiste 34 ) quemen twe ghesellen martiner tho der vesper in de parrkerke vnn stelledsn syct alzo twe schelke vnn bouen se hadden vlesk in eren henden vnn eten vnn bespotteden de prestere de de vesper sungen vnn den denst gades, ock hoenstageden se de bylde vnn vuesteden 35 ) ere messe myt grym=
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micheyt yegen de bilde der leuen hilgen. Dyt vurt
deme borghermester peter schaden vorwytlyket, de
quam vnn straffede se myt guden worden dat sulue
vordrot den martiner ße togen van scheden vnn
huwen tho dem borghermeyster in vp deme karkhaue
vnn vorwunden ene, se hadden ene dot ghehowen so
he nene hulpe hadde kregen. Hyr vmme de beyden
martiner vurden ghegrepen vnn dar na ock noch i
man de coster van tribum
36
) didericus ghenomet vnn ock
ii frowen de moder myt der dochter, vnn by den
vunden se didericke dar mede konden se vpsluten
alle slote dar se in gingen. Jn desser
sammelinge was de moder myt erer dochter vnn
erem ßone
. Des dunredaghes vor marien
magdalenen
37
) vurden de twe ghesellen myt
deme coster vam tribum gherichtet vnn
afgheslagen ere houet vnn de moder myt der
dochter grauen vnder de galghen na erer eghene
bekantnysse vnn vordenste. O wo vele quades
kumpt vth der bosen lere martini lutter vnn wo
vele vorgeten got den heren vnn wolgen na erem
vryen willen. Also desse vorghescreuen de alle
in dren iaren nicht hadden ghebichtet. Got
vorgeue en alle ere sunde.
Dat gewelfte in den maerskelre.
Jn kerkmiffen auende 38 ) vurt gans bereyt de yngank vnn dat ghewelfte tho deme kelre dar dat maers ber 39 ) in ghebruwen wart erst mals dar ynne leghen xxvi vate bers thosamen klen vnn grot.
Van enem vynster.
Fol. 62. a.
Des vrygdages na vnser dedicacien
40
) murde de bychtvader tho eyn
vinster in deme kelre welker bauen apen was in
deme megede huße, dar suluest hantrekinge tho
dede vnn stene droch myn gnedige froychen
froychen dorothea abbatifssa des closters up dat
dat closter mochte seker wesen dar nicht in tho
stygende van buten tho, ofte ander orsare
nemande geuen dar dorch wente de duuel ys van
dusent kunsten
.
Merke. Van den klokkenheger.
Am daghe sunte Annen 41 ) na mvddaghe quemen de buer vam klockenhaghen myt erem wolke knechte frowen vnn megede altho samen vp des klosters hoff vnde hadden ere seyßen 42 ), dar mede se hadden ghemeyget
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gar weynicht vp dem kampe vnn weren grymmich vnn tornich se wolden den gardian myt deme scaffer also b. joachim meyger vnn broder Joachim duuel in stucken hebben ghehowen des weren se so ghesynnet. Men got de here heft dyt wol voersen in sulker ghestalt. Myn gnedyghe froychen, froychen dorothea abbatissa, welker de grote dore hadde gheapent vmme des arbeydes wolkes wyllen de dar vth vnn yn gyngen, stunt ße vor der dore myt etlyken susteren vnn segen vnn horden an de grymmicheyt vnn boßheyt der buren bet vp dat laeste Se nicht mer konde vordregen den homodt erer buren vnn vp dat sulk eyn grot quadt nicht mochte vp erer gnaden haue schen vnde
De abbatissa myt den susteren trat vth.
in eren gnaden denren vnn capellan, Snellyken tradt er gnade myt etlyken susteren vth deme closter tho den buren an vp den hoff vnn dar negest vele susteren des closters beyde ölt vnn junck de nicht vth deme closter weren ghewest sodder 42b ) der tydt dat se ghekledet weren, etlyke in lx iaren nicht hadden buten closters ghewest de do vth quemen. Vnse gnedyge froychen domina dorothea abbatissa heft de buren beswichteget sampt myt eren susteren myt worden also er gnade best konde vnn mochte vnn
Fol. 62. b.
se ghestyllet
. Dar na quam de gardian vnn sach
de moder ere gnaden myt velen susteren vp dem
haue beyde yunck vnn olt he vorlet syn speet vnn
ginck tho der abbatise vnn tho den susteren de
nemen en myt syck yn dat closter wente de
bychtvader was in deme closter vnn braeck de
nyge doer tho deme stauen
43
) vnn kort vor hen
was van em gegan vth deme closter tho den buren
vnn de bychtvader wuesste van dessem handel
nicht bet dat de iuncfrowen wedder myt deme
gardian tho kloster quemen.
De klokkenheger.
Merke de orsake der bur vnn er boße vpsate, des vordaghes vor sunte annen daghe vp enen mydweken, er gnaden knechte dorch bewel des gardians seden tho den buren van dem klockenhaghen dat se des anderen daghes alse vp den dunredach am daghe der hylhen frowe sunte annen so yd wedder 44 ) were vnn nicht en regende scholden kamen myt samender hant eres wolkes aff tho meygen vnn tho hope bynden den roggen vp deme campe. Nu in deme daghe sunte annen des morgens regende yd vnn was nat wedder, dar vmme menden de knechte dat nemant van den buren wurde
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kamen vp den kamp, ock quam eyn bur vp vnsen hoff
de sede hans schymmelmanne deme ryde knechte dat
de bur nicht wurden kamen also was nemant welker
acht mer dar vp hadde
. De buren wurden alle boreyt hen
tho x vp myddach vnn quemen vp den camp do de
regen vp hort hadde se houen an tho meygen bet
dat se den camp twye edder drye lank hadden
meyget vnn nemant hadde ach vp se van den
knechten des haues so dat se noch ethen edder
drinken kregen. Do wurden de buer bewaghen vnn
gingen myt eren seyßen vnn harken alle tho samen
myt grymmycheyt vnn torne na der stadt vnn
hadden syck vorsettet also achter na wurt
ghesecht dat se den gardian vnn den schaffer
wolden hebben vmme ghebracht vnn ghedodet.
Etlyke susteren des klosters de segen de buren
also samentlyken kamen myt eren seyßen vnn
harken se quemen tho
Fol. 63. a.
deme gardian by den stauen dar he arbeydede myt deme bychtvader, vnn vrageden deme vader gardian vfte he hadde bestellet bure de dar scholden meygen deme gades huse dat korne he antwerde nen ick weit van nenen buren wente id heft den gantzen morgen regent yck hape nicht dat se nu kamen de iuncfrowen seden yd ys ene gantze buerscop wolkes se horen nenen borger tho hyr in der stadt dat synt wy
Bose vorsathe der buer.
seker
. Nycht lanck hyr na quemen de
vorgyftigen buren van dem klockenhaghen myt eren
seysen vp den hoff beyde man vnn frowen knechte
vnn megede yn torneskheyt vnn grymmycheyt vnn
boße vorsaet vnn repen vnn weren quadt dat se
nycht tho ethen hadden kregen vnn tho drinken so
dat se nemant konde beswichten. Se sproken desse
seysen scholen noch yn desseme daghe gan dorch
den gardian vnn scaffer men dat wurt deme
gardian nicht bekant, tho deme lasten de gardian
wurt gheesket vth deme closter tho beswychten
vnn tho sturen de buren, he quam tho en yn dat
reuenter dar se alle tho samen weren vnn vragede
en wat en feyelde vor vmme se vp er gnaden haue
so pramperden
45
) vnn
repen se konden yd yo wol bequemer maken, do antwerde
Hirick Henninges.
hynrick hennynges de al dyt spyl hadde gande
maket myt deme jungen bolte myt homodyghen
worden. Se mosten tho haue denen, se mosten
swaren arbeyt doen vnn konden noch ethen ofte
drinken krygen he hadde en yn vortyden de koye
46
) namen se
hedden yd noch nycht vorgeten se wolden yd em
wol betalen
. vnn ander vele vnnütte
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Junge bolte.
worde de se handelen vnn spreken. De junge bolte hadde syne seyße in der hant yn deme reuenter, vnn de gardian sach syn spyet staen by deme schorstene dat sulue nam he ock yn syne hant syck tho weren so yd noth were de bur tho samen gingen vth deme reuenter vp den hoffvnn nemen alle ere seyßen in de hant vnn slugen dar enen krete 47 ) eyn by deme ander vnn setteden ere seyßen vor syck vfte se meygen wolden vnn wolden den gardian hebben in stucken ghehowen ßo he vth deme reuenter were ghekamen
Fol. 63. b.
wolden se ene in stucken hebben ghehowen, men got de here sach dat wol voer, de gardian de stunt yn deme reuenter vnn sach dat se enen boßen wyllen hadden he let se betemen. Nicht lanck dar na vnße gnedyge froychen vnn moder froychen dorothea abbatyssa welker stundt vor der groten dore myt etlyken susteren der wurt vorkundyget dat de bur den
De abbatissa vnn vicaria gingen vp den hoff.
gardian wolden doden. Er gnade myt der vicarie
vnn andern mer susteren ginck vp den hoff tho
den buren vnn was vnduldich vp de buren, do de
buren er gnade vnn de yuncfrowen ßegen wurden se
gans vorsaget welker myt eren worden de buren
gans ernstlyken vnn hartlyken anspreken se
scholden dat dencken
48
) yd scholde en nycht tho
gude
49
) so anders
heren vnn vorsten in deme lande weren do gingen
de bur van deme haue. Sunder eyn vortwyfeler
ghenomet de Junge peters achtede nichtes nycht
er gnaden se
50
) spranck myt syner
seyßen vor der abbatissen vmme vnn sede woldestu
my vorbeden wat yck den wyl
. Also se nu van deme haue gingen
vurden se wedder gheropen se scholden gan tho
der maltydt vnn don eren arbeyt vort an also se
anghehauen hadden, dat deden ße do
. vnnde de gardian ginck myt der
moder vnn myt den anderen susteren in dat
kloster
. Sue
51
) merke hyr dat de
bueren ouel handeleden ße
51b
) se enen guden wyllen hadden
ghehaet eren denst tho dunde myt vlyte vnn
kregen nycht tho ethen vnn tho drynken, se
konden jo enen van den knechten hebben ghesant
vp den hoff vnn hebben en vorkundyget vnn secht
dar de buren weren vp dem campe dat me en mochte
senden ethen vnn drinken vnn so se also hadden
ghedan vnn denne nycht hadden noch ethen vnn
drinken ghekregen so hadden se syck mochten
vortornen men nu
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nicht, de vnwetenheyt de vnschuldyghet den gardian myt sinem ryde knechten, wente de buren helden nen aff schet, also vor
Fol. 64. a.
hen de ryde knecht myt en hadde bescheden. Blyft den buren dyt tho gude sunder straffe so blyft en wol mer tho gude quod sequitur exspecta.
Eddele juncfrowen vnn ok borgher kinder vorsegen syck up unsem haue.
Jn deme suluesten dage sunte annen weren etlyke
guder hande juncfrow vnn borgher kinder vnn
frowen welker den vader gardian den bychtvader
wol bekanden vnn beden se dat se syck mochten
beseen in eren hußen vnn vp eren boenen
52
) vnn vp des closters haue
dat sulue dorch vulbort vnses gnedygen froychen
vurt en gegunt vnn se beseghen syck gans wol vnn
den suluesten vurt gheschenket beyde yn des
gardians huße vnn ock in des bychtvaders huse,
dat sulue vorschulden se en dels gans wol vnn
danckeden den vederen sere vor ere vngemack dat
se myt en haet hadden
.
De auen in deme stauen der juncfrowen.
Jn deme daghe abdon vnn sennen 52b ) heft vullenbrach vnn gans rede maket den auen in deme stauen de vader gardian broder joachim meyger vnn dar tho heft myn gnedyge froychen dorothea abbatissa stene tho ghedragen suluest personlyken vnn de bychtvader dar tho gheholpen also vele konde vnn mochte.
De arkener.
Na ad uincula petri 53 ) heft de vader gardian broder joachim meyger decket den arkener 54 ) bauen deme vangenhusen myt alle syner tho behoer, dar tho heft em gheholpen broder joachim duuel de scaffer des haues.
Erstmals ghebade in deme stauen.
Jn vigilia laurency 55 ) hebben de susteren ersten erst mals ghebaden in erem stauen dar na so de auen dar yn ghemaket ys, vnn dat baet behagede en althosamen gans wol, vnn seden dat ße nu enen guden stauen hadden, vor hen er de auen ghemaket was, vele van den susteren weren vnduldych dat men also danen auen
Fol. 64. b.
myt velt stenen wolde buwen, se spreken men
scholde en enen auen buwen van kachgelen also
men vor hen en ghesecht hadde, dyt ys der
closter juncfrowen
55b
) wyße dat
nen beter wyße also er ys vp erden de yn der
helle bewanen ys de wet nycht dat eyn hemmelryke
ys
.
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Blas ropen.
Jn deme suluen daghe brachte men den juncfrowen vnn den susteren vlaes van peterstorpe welker nycht wol was ghewedet, dat sulue wolden de susteren ropen vnn vusten 56 ) dar gar weynich van, wente vor hen was dat nycht gheschen yn deme closter, vnn vele van en hadden yd nen werle 57 ) vor hen gheseen hyr auer weren se dusent frouden vuel 58 ). Vnn vnse gnedyghe froychen vnn moder froychen dorothea abbatissa gaff allen susteren drynken vth enem klenen stoepken 59 ) vnn schenkede vmme her vp dat de susteren deste vlytyger mochten arbeyden. Jck vruchte dat dar vele vlasses tho spylde quam doch wat hindert enen ryken manne c gulden de vele dusent in der tasken heft.
De ronne ys ghelecht.
Jn deme daghe felicis et adaucti 60 )
ys ghelecht de nyge ronne in den ganck vor der kokene, welker dat water vth deme holthaue drecht na deme sode wente vor hen dar nene ronne heft ghelegen men dat water lop vnder der kael kysten 61 ) wech na der stadt muer vnn vordarff dar des klosters muer hir vmme moste me desse nyge ronne hyr leggen.
Hoppen plucken.
Des mandaghes vor mathei 62 ) heft myn gned. froychen abbatissa froychen dorothea tho hues halen laten den hoppen van dem froudenberge vnn let ene plucken van den susteren dar se frolyck auer weren. Dyt ys dar erste iar dar ynne de susteren des closters hebben hoppen plucket.
Fol. 65. a.
Der broder stauen
ys beredet.
Vor michaelis ys bereyt ghemaket de stauen der broder vppe deme haue wehren de beyden bychtvedere also broder lambrecht Slaggehert vnn broder joachim meyger an houen tho buwen Anno MV C vnn XXV na deme ouste, wente se beyden hadden dat bewel vnn regymente vp deme haue van deme minister bet so langhe de minister quam vnn confirmerde broder joachim meyger in enen gardian also vorhen ghesecht ys 63 ). Tho dessem stauen hebben vlytighen arbeydet de gardian vnn heft an ghehauen tho muren den auen vnn de bychtvader broder lambrecht heft dat welfte dar bauen maker vnn de anderen vederen vnn bro=
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deren des haues hebben ock vlytighen dar tho
gheholpen eyn yslick na synem vormoge. So ys
bauen dat jar vp dessem stauen arbeydet er he
konde rede werden. Noch denne were he nicht rede
worden so de vedere vnn brodere nicht suluest
hadden dar tho holpen vnn ghearbeydet, al dat
bynnen deme stauen ys an holte an stenen an
breden hebben se suluest ghemaket ock den pal
vnn de bencke
.
64
)
De broder hebben erst ebadet vp dessem haue.
Anno 1526 des mydwekens vor Simonis et jude 65 ) hebben de vedere desses haues aller erst mals ghebadet in erem nygen stauen vp deme haue. Wente vor hen, deme dat noth vnn behueff was ginck in den werlyken stauen vnn moste vor syn eghene gelt baden, dyt was gans vnbequeme wente dar quemen tho samen beyde menre vnn frowen, knechte vnn megede, junck vnn olt papen monnere schelke horen vnn bouen, kranken lamen vnn sunden. Desser orsake haluen dorch vorbede des gardyans vnn des bychtvaders heft myn gnedyghe froychen domina dorothea abbatissa vorgunt den vorghenanten stauen tho buwen den vederen vnn broderen na erem willen, doch ane vth legginge veler pennynghe
Fol. 65. b. vnn geldes etc. Hilarem datorem diligit deus inquit apostolus 66 ).
Kledinghe magdalenen oldenburges.
Am daghe dedicacionis petri vnn pauli 67 ) ghekledet magdalena oldenborges eyn kynt van xii iaren van deme erwerdyghen vader vnn broder euerhardo runghe eyn minister der prouincien van sassen vnn doctor der hylgen scryfft, Dyt hebbe yck ghescreuen dar vmme wente in dessen tyden vnn daghen vele ghestlyke personen mannyger orden beyde menre vnn juncfrowen wurden voriaget vnn lopen ock sulues wech, den dat kloster leuent ruwet vnn voranderen syck in der werlt tho vordonysse 68 ) erer ßelen vnn doch got de here andere wedder vorwecket mynsken dorch welker he vormeret den hupen vnn de sammelynge syner gheystlyken dochtere also huten in desseme daghe vorbestemmet ys gheschen. Jd ys vorwar eyn sunderghe schyckynge gades dat kaen my nycht feylen. O wo vele ghestlyke juncfrowen gade ghehylget hebben in dessen daghen vorgeten eres gheloftes vnn salycheyt erer selen vnn synt na ghewolget der boßen inblasynge
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des duuels vnn der luttersken ketterye martinus van wyttenborch dorch welker, leyder syt 69 ) gade geclaget, de gantze dudeske nacion vnn ander mer lande vnn stede synt vorkeret worden dar ock mede anhengen vele heren vorsten vnn hertogen ridder vnn knapen vnn vele des adels welker beschermen vorlopene monneke de en moten dat ewangelium preddeken in eren klosteren in eren parren vp eren floten vnn andere vorlopen boße prestere vnn gades vergeten de ße hanthauen vnn hemelyken holden in den kerken de se hebben tho vorlenen ieghen eynen ersamen raeth der stadt vnn de menheyt des wolkes. Cristus jhesus heft nicht
Fol. 66. a.
ghesocht vnvrede vnn twedracht also nu etlyke grote hanße soeken, welker menen se dar gade van hemmel einen groten denst dar ane doen, also de joden welker de junger des heren vorwolgheden vnn doden. Vor war segge yck dy, spreckt Jhesus de nicht myt my tho hope sammelt de vorstreeget, vnn de nicht myt my ys, de ys wedder my. O wo velle sint vedder got, vnn vorstregen syne scape vnn voriagen van erer gude gheweyde 70 ) in hungers noth etc.
De olye stampe.
In desseme suluesten iar dusent. d. xxvi ys ghebuwet in dat hus yegen der kerken auer ghenomet kossen hus eyn olye stampe myt der parßen dar suluest ys erst mals ghestampet hennep saed j schepel dar van kregen de sustere guden gronen olye iegen de aduent, dar na stampeden se rueuen saet dar van kregen se eynen groten pot half vul schyr by ener haluen plancken 71 ). Desse olye stampe wyl godt mach groten profyt noch inbryngen desseme closter so man heft volk vnn knechte de dar de stampen konen wyllen vnn mogen treden.
De wateryge tho petersdorp.
Ock an dessem iar heft myn gnedyghe froychen f. dorothea tho mekelenborch abba tho ribbenitz grauen laten tho peterstorp ene wateringe 72 ) ofte enen klenen dyeck dar vth dat vee moghe drinken in deme samer wenn dat ertryke dorre ys vnn desse dyke ys groet van noden ghewest vnn ys ock geldes wert.
Hinrick dechow nam dat offer van deme altar.
Anno M. V. c XVII des sundaghes vor mathie 73 ) am daghe do alleluja was ghelecht was hyr ene ofte brutlacht do quam in de parre=
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kerke hinrick dechow 74 ) vnn nam deme kerkheren etlyck offer von deme altar vnn behelt dat, dat behage velen wol vnn etlyke den mishagede dat sulue de suluen geuen deme karkheren jo so
Fol. 66. b.
vele wedder vnn mehr also em ghenamen was vp dat dar nene klacht ofte vnwille mochte aff kamen.
Clawes goltberch nam dat offer.
Des sundages dar na am daghe mathie des hilghen apostels 75 ) quam eyn borger desser stadt ghenomet clawes goltberch eyn groff smyt vnn eyn boßer martiner vnn vorwolgher der gheystlyken personen in de parrekarken vnn nam deme kerkheren van deme altar etlyck offer vnn dar van gaf he deme scholemester j ßl. vnn gaf ock etlyken armen dar van vnn behelt noch so vele dat he syck let barberen dar mede. Hyr vmme quemen vele klachte an myn gned: froychen vnn abbatissa welker dat sulueste nicht konde vnn mochte vordulden, men se vorclachte er ernstlyken by deme rade vnn by dewe vaghede der stadt welker leten ene gripen vnn vp de toel bode 76 ) bringen dar suluest heft he borghen stellet bynnen xiiij daghe wedder in tho kamen leuendich ofte dot. Den suluen heft he noech ghedan vnn quam myt sinen borgen tho deme gardian in deme namen mynes gnedigen froychen, dar suluest entlyken ys em af ghespraken eyn sentencie na gnaden vnn nicht na rechte dat he mynen gned: f: schal beslan ij ryde perde j iar lanck vor de ghewalt vnn vor mytfasten 77 ) tho syck nemen xxx borgher vnn gan tho deme kerkeren in de kerke wen he vor deme altar steyt vnn offeren em eyn jslick j sundisk penninck vnn vorbidden ene dar suluest myt den anderen borgheren samentlyken. So he dyt dede scholde de sake slycht 78 ) wesen men dede he dath nicht so wolde myn gned: froychen dar tho trachten.
Syne bothe.
Am dage annunciacionis marie 79 ) welker was des mandaghes na oculi heft vullenbracht clawes goltberch sin ghelofte vnn vorbeden den karkheren vnn em gheoffert vp dat altar xxx penninge.
Van den klokkenheger.
Dominica reminiscere 80 ) des anderen sundaghes in der vasten ys vordraghen de sake myt
Fol. 67. a.
den klockenhegeren mynes gned: froychen buren des vnhorsames haluen vnn erer vormetenheyt welker se
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am daghe anne 81 ) an deme vorgangen iare in deme ouste bewseden hir yp vnseme haue etc. hir vor scholen se samentlyken alle mynem gned. froychen vnn deme gadeshuse vedder vp buwen eyn arue 82 ) bynnen deme klockenhagen welker gans vorwallen was eyn nyghe hus maken klemen vnn decken myt aller tho behoringe sunder hantrekinge des gades huses en nichtes nicht wes tho hulpe doen sunder allene dat holt vth des gadeshuses heyde so vele an des noth vnn behoff ys, dar bauen hebben se alle myt gantzer othmodichkeyt 83 ) den gardian in der stede mynes gnedychen froychen vorbeden vnn ghelauet em dat se nicht mer willen sin vnhorsam men horsam in alleme denste so syck dat temet. Compelle intrare. Si uis 84 ) vel non vis du most wesen horsam dat ys wys.
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|
:
mittellhochdeutscher Gedichte,
mithgetheilt
von
von
N icht allein schon im Mittelalter, sondem auch in unserm Jahrhundert ist Wolfram von Eschenbach als ein großer Dichter bewundert, und mit Recht, wenn auch Ueberhebung und Vornehmthuerei ihm den Rang nicht eingeräumt haben, welchen er unter den Ersten verdient; selbst in den seltenen und traurigen Ausgaben wurden seine Schöpfungen bewundert. Am meisten hatte bis vor Kurzem durch die Schuld unserer Zeiten sein Wilhelm von Orange oder Oranse gelitten, der nur durch einen entstellenden Druck von Casperson (Cassel, 1784) bekannt war. Lachmann hat sich auch das große Verdienst zu den übrigen erworben, daß er sämmtliche Werke des größten (deutschen) Dichters des Mittelalters 1 ) gereinigt der Mitwelt geschenkt und der Nachwelt aufbewahrt hat. Mit wie riesenmäßigen Schwierigkeiten der Herausgeber hat kämpfen müssen, wird jeder Kundige wissen. Die größten Hindernisse standen
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ihm vielleicht bei der Bearbeitung des Wilhelm im Wege, "weil sich nur eine einzige wirklich alte Handschrift" (die tschudische zu St. Gallen, bezeichnet mit K,) "erhalten hat, welche selbst eine nicht durchaus lobenswerthe Quelle verräth"; daher gesteht auch Lachmann 1 ), daß "sein Text (des Willehalm) bei weitem so gut nicht sei, als der des Parcival". Außer der tschudischen Handschrift fand er nur noch zu Wien eine ganze, alte Handschrift (vom J. 1320, mit m bezeichnet); beide Handschriften, K. und m, sind die Hauptgrundlagen des neuen Textes.
Lachmanns Ausgabe erschien im J. 1833; leider konnte ich erst am Ende des J. 1834 im Großherzogl. Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin eine Handschrift des Wilhelm von Orange entdecken, welche, früher gefunden, für die Herausgabe sicher von wesentlicher Bedeutung gewesen wäre. Ueber den Werth der Handfchrift äußert sich Lachmann, nach Prüfung mitgetheilter Proben, folgendermaßen: "Es gereicht der Handschrift zur Empfehlung, daß sie mit der einen zu Wien (m genannt) sehr genau übereinstimmt, nur gar nicht in der Orthographie." — Fürs erste bringt unsere Handschrift der Litteratur wenig Nutzen, da einstweilen die erste Aufgabe Lachmanns da ist; für den etwanigen Gebrauch in der Zukunft soll nicht allein die gegenwärtige Bekanntmachung, sondern auch die folgende Beschreibung der Handschrift und Mittheiltung einer Probe aus derselben dienen. Nach Vergleichung dieser, genau nach der Handschrift abgedruckten Probe mit dem Lachmannschen Text ergiebt sich auf den ersten Blick, daß jene mit diesem im Wesentlichen übereinstimmt, unsere Handschrift also einen guten Text hat, die Orthographie abgerechnet, welche, wie jede Handschrift die Färbung eines besondern Landstrichs trägt, einige niederdeutsche Eigenthümlichkeiten verräth. — Auch das Alter empfiehlt die Schweriner Handschrift, da sie ohne Zweifel noch aus dem dreizehnten Jahrhundert stammt 2 ).
Die Handschrift ist auf Pergament in klein Fol. geschrieben. Sie enthält auf jeder Seite zwei Columnen, jede von 40 Zeilen; jede Zeile steht auf einer, mit Dinte gezogenen Linie, wie auch jede Spalte an beiden Seiten durch Linien abgegrenzt ist. Die Handschrift ist in Quaternionen, jede von vier Doppelblättern, in einen alten Holz= und Lederband gebun=
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den. Leider ist die Handschrift nicht vollständig. Das erste Blatt, welches 145 Zeilen enthielt, ist ausgerissen; die Handschrift beginnt, nach der Lachmannschen Ausgabe, mit 5, 25 und geht bis 218, 12 , umfaßt daher im Zusammenhange 6367 Verse, also noch nicht die Hälfte des ganzen Gedichts: die zweite Hälfte ist ebenfalls ausgerissen; es sind von derselben nur noch drei lose Blätter vorhanden, welche von 356, 24 bis 372, 25 gehen. Die einzelnen Hauptabschnitte oder Aventüren haben prosaische Ueberschriften in roth geschrieben, wie eine in dem unten mitgetheilten Abschnitte enthalten ist; jeder der Hauptabschnitte beginnt mit einem großen verzierten Anfangsbuchstaben in Gold auf blauem Felde. Wo Lachmann einen Abschnitt hat, ist auch in der schweriner Handschrift einer vorhanden; außerdem hat diese noch einmal so viel Abschnitte oder Aventüren, die jener nicht hat, nämlich: (1, 1 ); 58, 1 ; 71, 1 ; 106, 1 ; 126, 1 ; 162, 1 ; 185, 1 ; 215, 1 ; der letztere Abschnitt beginnt in der Handschrift nur mit einem rothen Buchstaben. — Die Unterabschnitte beginnen ebenfalls mit großen Anfangsbuchstaben, abwechselnd roth mit blauen und blau mit rothen Verzierungen; diese kürzern Abschnitte sind nicht gleich lang, jeder ungefähr 20 bis 40, seltener bis gegen 80 Verse enthaltend.
Es folgt hier zur Probe dasjenige, was in der Wiener Handschrift (m), 69, 19 bis 74, 9 fehlt:
69, | 17 |
der margraue was mit
clage
ob siner swester kinde. |
20 |
des rosses zoum di
linde
hegreffen hete uaste, ein drum uon einem aste, do er dar ab was geuallen. nu hete ouh uz verwallen |
|
25 |
sin ogen an den
stunden
urspranch daz si funden. sin herce was truchen gar vnd beide ougen saffis bar. |
E
r mohte sih do wol umbe
sehn,
de strace gein oransge spen, |
||
70, | 1 |
dar in doh sin herce
treip.
unlange er do beleip. er dahte an schaden des er plah, vnde an den ulusteberen tah, |
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5 |
wie iamerliche im der
regiench.
mit armen er dicke vmheuiench den toten, siner swester sun. mit dem begonder alsus thun: in huf der kune starke man |
|
10 |
fur sih uf des
kastelan.
de rehten strazen ir gar vermeit, uf bi larcant er reit, gein der muntane er kerte, als in die angest lerte. |
|
15 |
idoh wart er an
gerant
von luten di mih niht benant sint. er was et im ze vil nahen hi dem ramis zil. ieslicher sin sper sanchte, |
|
20 |
der im zo uare
spranchte.
viuianzen er nider warb: er tede so der wer bedrab. dar streit der vnverzagete, unz er sih uor in entsagete: |
|
25 |
im studere sin
uermisset wart.
do kerter an de widervart vnde reit da er viuianen liez. sin truwe gebot im vnde hiez, daz er sime neuen di naht wachete, des sin herce dicke ercrachete. |
|
auenture, wi di
margraue di naht sime
neuen
wachete vnde wie er des morgens von im reit mit strite wider heim. |
71, | 1 |
A
lsus ranc er ob im de naht
|
dicke wart uon im
gedaht
des morgens, so der tah erschin ob ein mohte furen hin, |
||
5 |
oder wie erz
angevienge,
ob ander stunt ergienge daz er werde an gerant: so mustern aber alzohant nider lazen vallen : |
|
10 |
so were der heiden
schallen
vnde ir spottes deste mer. daz becante herceser twanc in ane maze. er dahte: ob ih dih laze |
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15 |
hinder mir durh vorhte
hie,
sus groz umpris geschah mir nie. doh muz ih buzaten laden ringe durh der heiden schaden: deste baz ih dan vnde zuzin mah. |
|
20 |
innen des ge uf der
tah.
sinen neuen er custe vnde reit dar er mit funfzehn kuningen streit. de waren ouh an der wache die naht ungemahe, |
|
25 |
zo hulden teruangande
ir gote
vnde ouh uon terrameres gebote, vnde bi dem eide gemant. der des hers uride was benant benamen zo vare der kristenheit. ieslih kuninc niwan selbe reit. |
|
72, | 1 |
di andern gesunden
mit den toden vnde mit den wunden zo schaffen heten ouh gnoh: ein ieslih armer ritter troh |
5 |
herren oder mage uz dem
wal,
dar umbe die kuninge uber al di naht der wahte plagen vnde in harnasche lagen. |
A skelire vnde amazure gar, | ||
10 |
der hobetman uon
ieslicher scar,
maneh chune rih emeral, de hute plagen al umhez wal von dem gebirge unz an daz mer, ob under dem geteften her |
|
15 |
den noh iemen were
genesen,
daz er des todes mußten wesen. der marcgraue morgens fru reit den funfzen kuningin zu. ehmereyz von todyerne |
|
20 |
in becante unde sah in
gerne,
der werde gyburge sun. der wolde ouh di erste diost da thun. des in weiz ih niht, ob daz gescah; wan ieslicher balte brah |
|
25 |
swaz in siner hant quam
her.
da wurden funfzen sper vf den margraue gestochen, |
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ieslichez gar
zobrochen:
daz ors er cume uor in besaz. schoiosen er do niht uergaz, |
||
73, | 1 |
sins swertes, da mite
er manegen swanh
tet, der durh kuninge helm erclanh. ir namen unde ir riche, da sie gewaldehliche |
5 |
cronen uor fursten hant
getragen,
di lat v nennen vnde sagen. sit zwo vnde sebenzeh sprache sint, er dunket mih der wizze ein kint, swer niht der zungen let ir lant |
|
10 |
da uon du sprahe si
becant.
so man di zvngen nennen gar, er nement niht zwelue des tofes war: di andern hat in heidinschaft von witen laden groze craft. |
|
15 |
da heten dise ouh
eteswaz,
di den margrauen zeigeten haz. |
D
er uon todierne ist
benant,
ehmereiz, tybaldes sun ercant. so mah uon marroh ackarin |
||
20 |
mit eren fursten herren
sin,
des barukes geslehte, der mit kristenlichen rehte gamureten zo baldah bestate, da uon man sprechen mah, |
|
25 |
welhe pivelde er im
ircos
da er den lib durh in verlos: wie sprah sin epitaphium! daz was zo iamers sitem frum: wi was gehert sin sarkes stat, als der baruh selbe bat, |
74, | 1 |
von smarayt vnde uon
rubbin!
di rede laze wir nu sin. ih wil de kuninge nennen gar. der kuninc mattabel uon tafar. |
5 |
der kuninc gastable uon
comis.
do sah der margraue wis, der strit wolde in da niht uergen. der kuninc tampaste uon tabrasten. vnde kuninc goriaz non cordubin: |
|
10 | der trvh manheit vnde sin. |