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Inhalt:

Jahresbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde,

aus

den Arbeiten des Vereins

herausgegeben

von

A. Bartsch,

Prediger an der großherzoglichen Irrenheilanstalt zu Sachsenberg und Adjunctus am Dome zu Schwerin, correspondirendem Mitgliede der Gesellschaft für pommerschen Geschichte und Alterthümskunde, der schleswig=holstein=lauenburgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte und des altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie
als
zweitem Secretair des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Dritter Jahrgang.


Mit einer lithographirten Tafel.


Auf Kosten des Vereins.

Vignette

In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung zu Rostock und Schwerin.


Schwerin, 1838.

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Inhaltsanzeige.


Erster Theil.
Aeußere Verhältnisse des Vereins.
S.
1. Angehörige des Vereins 1
2. Finanzielle Verhältnisse 16
3. Verfassung und Verwaltung 17
4. Versammlungen 18
Domestica 19
Zweiter Theil.
Thätigkeit des Vereins für die Erreichung seiner Zwecke.
1. Sammlung und Aufsuchung historischer Denkmäler
   A. Sammlung von Schriftwerken
      I. Bibliothek 21
      II. Sammlung typographischer Alterthümer 30
      III. Urkundensammlung 31
      IV. Sammlung anderer älterer Handschriften 32
      V. Nekrologium des Vereins 35
   B. Sammlung von Bildwerken
      I. Alterthümer im engern Sinne.
         1. Aus vorchristlicher Zeit 35
            A. Aus der Zeit der Hühnengräber 35
            B. Aus der Zeit der Kegelgräber 42
            C. Aus der Zeit der Wendenbegräbnisse 80
         2. Aus 82
         3. Aus dem Mittelalter 86
         4. Aus unbestimmter neuerer Zeit 95
         5. Aus der Zeit der neuern Geschichte 98
      II. Münzen und Madaillen 99
      III. Siegel 113
      IV. Ansichten und Pläne 113
      V. Geognostische Merkwürdigkeiten 114
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S.
   C. Gesammelte Nachrichten von Alterthümern aller Art.
      I. Nachrichten von vorchristlichen Gräbern und Begräbnißstellen 115
      II. Nachrichten von mittelalterlichen Baudenkmälern 124
      III. Nachrichten von andern antiquarisch merkwürdigen Stätten 186
      IV. Nachrichten von Bildwerken verschiedener Art 190
      V. Nachrichten von Schriftwerken 200
2. Bearbeitung des historischen Stoffes.
   A. Gelieferte Arbeiten 201
   B. Begonnene oder vorbereitete Arbeiten 205
   C. Unterstützte und empfohlene Werke, die außerhalb des Vereins erschienen sind oder erscheinen sollen 207
Vignette
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Erster Theil.

Aeußere Verhältnisse des Vereins.


1. Angehörige des Vereins.

D ie fortwährende, wachsende Anerkennung und Gunst, welche der Verein bei den Freunden des vaterländischen Alterthums findet und von welcher unser Bericht zahlreiche Beweise vielfacher Art aufzuführen haben wird, zeigt sich zunächst in der auch in diesem dritten Jahre nicht ausgebliebenen Erweiterung seines Wirkungskreises durch ansehnliche Vergrößerung seines Personalbestandes, ungeachtet mehrerer Verlüste, welche derselbe Zeitraum ihm zu beklagen gab. Aus der Reihe seiner hohen Beförderer nämlich schied der Herzog Carl von Meklenburg=Strelitz. Auch von seinen Ehrenmitgliedern raubte ihm der Tod, welcher dem Lande binnen kurzer Zeit seine bedeutendsten politischen Notabilitäten entführt hat, eins der verdientesten in der Person des Landraths von Oertzen auf Kittendorf, wogegen die jüngste Generalversammlung Seine Excellenz den Herrn Staatsminister von Dewitz zu Neustrelitz, welcher bisher als ordentliches Mitglied dem Vereine angehörte, zum Ehrenmitgliede ernannte. Der Verkehr mit andern Gesellschaften gleicher Richtung gewann eine neue Ausdehnung, was um so erfreulicher und wichtiger ist, da alle historischen Vereine Deutschlands jetzt mehr und mehr in rein wissenschaftlichem Geiste nach dem einen allgemeinen Ziele hinstreben und sich in diesem Streben mehr als je die Hände bieten, indem sie gegenseitig ihre Forschungen mittheilen, prüfen und in ihren Gebieten kritisch berücksichtigen und fortsetzen. So ist das Anerbieten des Briefwechsels und des Schriftenaustausches, welches der Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens, der historische Verein für Niedersachsen zu Hannover und der wetzlarsche Verein für Geschichte und Alterthumskunde dem

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unsrigen freundlich machten, dankbar angenommen, und es steht zu hoffen, daß durch diese engere Verbindung mit den Vereinen der westlichen Länder Deutschlands ein bedeutender Gewinn für die Geschichte und Alterthumskunde erwachsen werde, indem die Erforschung der historischen Verhältnisse auf der Völkerscheide zwischen dem östlichen und dem westlichen Norddeutschland ohne Zweifel große Ausbeute gewähren kann. Zu den bereits früher erworbenen correspondirenden Mitgliedern kamen im Laufe dieses Jahres 3 neue hinzu. Von seinen ordentlichen Mitgliedern endlich verlor der Verein 7, unter diesen durch den Tod 5 (Superintendent Francke zu Güstrow, Pastor Rudolphi zu Friedland, Kammerherr und Major von Voß auf Kummin zu Grabowhöfe, Consistorialrath und Professor Dr. Hartmann zu Rostock und Elbzoll=Director Major von Suckow zn Dömitz); außerdem ging der Herr Staatsminister von Dewitz zu Neustrelitz aus der Rubrik der ordentlichen in die der Ehrenmitglieder über. Dagegen erhielt jene einen neuen Zuwachs von 29 Namen, so daß sich für dieses Jahr ein reiner Gewinn von 21 ordentlichen Mitgliedern ergiebt.

Da es aus mehr als einem Grunde wünschenswerth erscheint, daß die einzelnen Angehörigen des Vereins von Zeit zu Zeit, und in nicht all zu langen Zwischenräumen, eine vollständige Uebersicht sämmtlicher Theilnehmer an dem gemeinschaftlichen Werke erhalten, und da seit der ersten Mittheilung dieser Art ein Zeitraum von zwei Jahren verflossen ist: so geben wir das folgende, von dem Tage der Generalversammlung (11. Julius d. J.), als dem Jahresschluß, ausgehende

Verzeichniß

der

Protectoren, hohen Beförderer, Ehrenmitglieder, correspondirenden Vereine, correspondirenden und ordentlichen Mitglieder 1 ).


I. Protectoren.

  1. Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friederich Franz von Meklenburg=Schwerin.
  2. Seine Königliche Hoheit der Großherzog Georg von Meklenburg=Strelitz.

1) Bei den Rubriken I-IV ist die chronologische Ordnung, nach der Zeit des Beitritts, bei V und VI aber die topologische und innerhalb derselben die alphabetische Ordnung beobachtet worden.
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II. Hohe Beförderer.

  1. Seine Hoheit der Herzog Gustav von Meklenburg=Schwerin.
  2. Ihre Königliche Hoheit die verwittwete Frau Erbgroßherzogin von Meklenburg=Schwerin.
  3. Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin von Orleans.
  4. Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Meklenburg=Strelitz.
  5. Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin von Meklenburg=Schwerin.
  6. Seine Durchlaucht der Fürst von Schaumburg=Lippe.

III. Ehrenmitglieder.

  1. Seine Excellenz der Herr Staatsminister Krüger zu Schwerin.
  2. Seine Excellenz der Herr Geheime=Staatsminister v. Kamptz zu Berlin.
  3. Der Ober=Präsident der Provinz Pommern, Herr v. Bonin zu Stettin.
  4. Seine Excellenz der Herr Staatsminister v. Dewitz zu Neustrelitz.

IV. Correspondirende Vereine.

  1. Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde, zu Stettin.
  2. Schleswig=holstein=lauenburgische Gesellschaft für vaterländische Geschichte, zu Kiel.
  3. Königliche Gesellschaft für nordische Auerthumskunde, zu Kopenhagen.
  4. Thüringisch=sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen Alterthums zu Halle.
  5. Voigtländischer alterthumsforschender Verein.
  6. Königliche schleswig=holstein=lauenburgische Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer, zu Kiel.
  7. Gesellschaft für vaterländische Alterthümer zu Zürich.
  8. Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens, zu Münster.
  9. Wetzlarscher Verein für Geschichte und Alterthumskunde.
  10. Historischer Verein für Niedersachsen, zu Hannover.
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V. Correspondirende Mitglieder.

in Braunschweig:
   zu Wolfenbüttel: 1. Schmidt Dr., Archivar.
2. Schönemann Dr., Bibliothekar.
in Dänemark:
   zu Kopenhagen: 3. Finn Magnussen Dr., Geheimer Archivar und Professor.
4. Rafn Dr. Professor.
5. Thomsen, Canzleirath.
in Frankfurt a.M.: 6. Böhmer Dr., Stadtbibliothekar.
in Hamburg: 7. Lappenberg Dr., Archivar.
in Hannover:
   zu Hannover: 8. von Hormayr, Freiherr, Geheimer Rath und königl. baierscher Gesandter.
9. Pertz Dr., Archivrath.
zu Ilefeld: 10. Havemann Dr., Lehrer am königl. Pädagogium.
    zu Göttingen: 11. W. Grimm Dr., Professor.
in Hessen:
    zu Cassel: 12. J. Grimm Dr., Hofrath und Professor.
in Holstein=Lauenburg:
   zu Kiel: 13. Asmussen Dr., Subrector.
14. Falck Dr., Etatsrath und Professor.
15. Michelsen Dr., Professor.
   zu Möllen: 16. von Duve Dr.
   zu Ratzeburg: 17. von Kobbe Dr., Rittmeister.
in Lübeck: 18. Behn Dr.
19. Deecke Dr., Gymnasiallehrer.
20. Dittmer Dr.
in Oesterreich:
   zu Prag: 21. Hanka, Bibliothekar des böhmischen National=Museums.
in Preußen:
  a) Provinz Brandenburg:
   zu Berlin: 22. Fridländer Dr,. Custos an der königl. Bibliothek.
23. Höfer, Geheimer=Archivrath.
24. Homeyer Dr., Professor.
25. Klaatsch, Archivrath.
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   zu Berlin: 26. Kretschmer, Gehülfe am königl. Münz=Cabinet.
27. Lachmann Dr., Professor.
28. von Ledebur, Hauptmaann, Director der königl. Kunstkammer.
29. von Minutoli, Regierungsrath.
30. von Raumer, Geheimer=Regierungsrath.
31. Riedel Dr., Hofrath, Archiv=Vorsteher und Professor.
32. von Tzschoppe, wirklicher Geheimer=Ober=Regierungsrath und königlicher Archiv=Director.
   zu Jüterbock: 33. Heffter Dr., Land= und Stadtgerichts=Director.
   zu Salzwedel: 34. Danneil, Director und Professor.
  b) Prov. Pommern:
   zu Greifswald: 35. Barthold Dr., Professor.
36. von Hagenow Dr.
37. Kosegarten Dr., Professor.
   zu Stettin: 38. Böhmer Dr., Professor.
39. Giesebrecht, Professor.
40. Hering Dr., Oberlehrer.
41. von Medem, Archivar.
   zu Stralsund: 42. Brandenburg Dr., Syndicus und Archivar.
43. Fabricius Dr. Advocat.
44. Mohnicke Dr., Consistorialrath.
45. Zober Dr., Gymnasiallehrer und Stadtbibliothekar.
  c) Provinz Preußen:
   zu Königsberg: 46. Voigt Dr., Archiv=Director und Professor.
  d) Provinz Sachsen:
   zu Halle: 47. Förstemann Dr.
48. Leo Dr., Professor.
in Sachsen:
   zu Leipzig: 49. Dahlmann Dr., Hofrath und Professor.
in Schweden:
   zu Stockholm: 50. Geyer Dr., Professor und Reichshistoriograph.
   zu Upsala: 51. Schröder M., Ober=Bibliothekar und Professor.
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VI. Ordentliche Mitglieder.

zu Boizenburg: 1. Riemann, Präpositus.
2. von Schöpffer, Amtsauditor.
zu Brüel: 3. Ackermann, Bürgermeister.
bei Brüel: 4. Pauly, Pensionär, zu Wendorf.
5. Schnelle Dr., Gutsbesitzer, auf Buchholz.
6. Zarncke, Pastor, zu Zahrenstorf.
zu Bützow: 7. Ackermann, Criminalrath.
8. Bolte, Criminalgerichts=Director.
9. von Bülow, Criminalrath.
10. Carlstedt M., Stiftsprediger.
11. Drechsler, Senator.
12. Ehlers, Hofrath.
13. Fust, Cantor und Organist.
14. Freiherr von Glöden.
15. zur Nedden, Rector.
16. Reinnoldt, Criminalsecretär.
17. von Restorff, Hauptmann a. D.
18. von Wick, Criminalrath.
bei Bützow: 19. Behrens, Pastor, zu Qualitz.
20. Günther, Hülfsprediger, zu Neukirchen.
21. Baron von Rodde, Gutsbesitzer, auf Zibühl.
22. Wagner, Pastor zu Zernin.
zu Crivitz: 23. Krüger, Amtmann.
zu Dargun: 24. Hase, Amtmann.
zu Doberan: 25. Crull, Präpositus.
bei Doberan: 26. Mussäus, Pastor, zu Hanstorff.
in Dömitz: 27. von Bülow, Drost.
28. Vogel, Bürgermeister.
29. Zinck, Hauptmann a. D., Ober=Zollinspector.
zu Eldena: 30. Sickel, Pastor.
zu Feldberg: 31. Kortüm, Candidat der Theologie.
bei Fürstenberg: 32. von Oertzen, Gutsbesitzer, auf Barsdorf.
zu Gadebusch: 33. Litzmann Dr., Medicinalrath.
34. Seebohm Dr.
35. Wilhelm, Apotheker.
36. von Wrisberg, Landdrost.
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bei Gadebusch: 37. von Behr, Gutsbesitzer, auf Renzow.
38. Graf von Bernstorff, Kammerherr, Gutsbesitzer, auf Wedendorf.
39. von Döring, Gutsbesitzer, auf Badow.
zu Gnoien: 40. Bölckow, Hofrath.
41. Kues Dr., Kreisphysicus.
zu Goldberg: 42. von Lesten, Landdrost.
43. Schröder, Candidat der Theologie.
44. Zickermann, Bürgermeister.
bei Goldberg: 45. Baron von Le Fort, Gutsbesitzer auf Wendhof, Klosterhauptmann zu Dobbertin.
zu Grabow: 46. Bauer, Rector.
47. Erhardt, Amtsverwalter.
48. Flörke, Kirchenrath.
49. Heyden, Cantor.
50. Löwenthal Dr.
51. Martini, Amtmann.
52. Matthesius, Pastor.
53. Römer, Conrector.
54. Rüst Dr., Amtsarzt.
55. Stollberg, Gerichtsrath.
bei Grabow: 56. Müller, Pastor, zu Neese.
bei Grevismühlen: 57. Eckermann, Gutsbesitzer, auf Johannsdorf.
. Rettich, Pensionär, zu Rosenhagen.
59. Paepke, Justizrath, Gutsbesitzer, auf Lütgenhof.
60. Paepcke, Actuarius, zu Lütgenhof.
zu Güstrow: 61. Besser Dr., Professor, Director des Gymnasiums.
62. Brandt, Canzleidirector.
63. Diederichs, Advocat.
64. Krull, Advocat.
65. Scheel, Stadtbuchhalter.
66. Türk, Pastor.
67. Viereck, Senator.
68. Volger Dr.
69. Zeller, Kammer=Ingenieur.
bei Güstrow: 70. Engel, Gutsbesitzer, auf Gr. Grabow.
71. Schumacher, Pastor, zu Parum.
72. von Wedemeyer, Hof= und Canzleirath, Gutsbesitzer, auf Langhagen.
bei Hagenow: 73. Bruger Dr., Pastor adj. zu Warsow.
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zu Lage: 74. Lüders, Bürgermeister.
zu Lübz: 75. Schlaaff, Amtsauditor.
bei Lübz: 76. von Behr=Negendanck, Gutsbesitzer, auf Passow.
zu Ludwigslust: 77. Bothe Dr.
78. Brückner Dr., Ober=Medicinalrath.
79. Gerdeß, Rector.
80. von Motz, Bauconducteur.
81. von Schmidt, Geheimer Legationsrath.
82. Schmidt, Garten=Inspector.
83. Sellin, Pastor, Seminardirector.
84. Walter, Oberhofprediger.
85. Zehlicke, Seminarlehrer.
bei Ludwigslust: 86. von Bülow, Kammer= und Jagdjunker, zu Jassenitz.
in Malchin: 87. Behm, Cantor.
88. Bülch, Rector.
89. Lüders, Geheimer=Hofrath.
90. Timm, Präpositus.
bei Malchin: 91. Baron von Maltzahn, Landrath, Gutsbesitzer, auf Rothenmoor.
92. Walter, Pastor, zu Bülow.
in Malchow: 93. von Blücher, Gutsbesitzer, auf Kuppentin, Klosterhauptmann.
94. Christlieb, Rector.
95. Engel, Küchenmeister.
96. Kaysel, Advocat.
97. Lorenz, Candidat der Philologie.
98. von Müller, Bürgermeister.
bei Malchow: 99. Christmann, Candidat der Theologie, zu Roetz.
zu Mirow: 100. Giesebrecht, Pastor.
zu Neubrandenburg: 101. Ahlers, Advocat.
102. Boll, Pastor.
103. Brückner Dr., Rath.
104. Dühr, Hauptmann a. D., Postmeister.
105. Friese Dr., Director des Gymnasiums.
106. Frodien, Advokat.
107. Hagemann, Kaufmann.
108. Hahn, Senator und Camerarius.
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zu Neubrandenburg: 109. Hahn, Advocat.
110. Hoffmann, Gastwirth und Weinhändler.
111. Kirchstein Dr.
112. Löper Dr.
113. Meyncke, Kreisrendant.
114. Müller Dr., Rath, Stadtrichter.
115. Müller, Oberlehrer an der Mädchenschule.
116. Nicolai, Syndikus.
117. Oesten, Advocat und Landsyndikus.
118. Preller Dr., Rath.
119. Roggenbau, Senator.
in Neubrandenburg: 120. Rümker, Advocat.
121. Siemssen, Ratssecretär.
122. Walther Dr., Hofrath.
bei Neubrandenburg: 123. von Engel, Kammerherr, Gutsbesitzer, auf Breesen.
124. Koch, Syndikus, Gutsbesitzer, auf Trollenhagen.
bei Neubuckow: 125. Löper, Pastor, zu Mulsow.
126. von Restorff, Drost, Gutsbesitzer, auf Radegast.
zu Neukalden: 127. Brinckmann, Präpositus.
128. Buschmann, Rector.
zu Neustadt: 129. von Bülow, Landdrost.
bei Neustadt: 130. Grimm, Pastor, zu Gr. Laasch.
zu Neustrelitz: 131. Bahlcke, Rath.
132. Bergfeld, Professor.
133. von Bernstorff, Regierungsrath.
134. Graf von Finkenstein, Kammerherr.
135. von Graevenitz, Geheimer=Kammerrath.
136. von Hieronymi Dr., Professor.
137. Kaempffer, Superintendent.
138. von Kamptz, Kammerdirector.
139. von Kamptz, Oberhofmeister.
140. Ladewig Dr., Gymnasiallehrer.
141. Lingnau, Hofpostmeister.
142. von Monroy, Hausmarschall.
143. Nauwerck, Hofrath.
144. von Oertzen, Kammerherr.
145. Reichenbach, Geh. Legationsrath.
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zu Neustrelitz: 146. Schröder, Lehrer an Mädchenschule.
147. von Schultz, Justitzrath.
148. Weber, Geheimer=Justizrath.
149. von Wenckstern, Oberstlieutenant.
150. Wulffleff, Consistorialsecretär.
zu Parchim: 151. Ackermann, Ober=Appellationsgerichts=Rath.
152. Beyer Dr., Advocat.
153. Flörke, Superintendent.
154. Flörke, Senator.
155. Fromm, Ober=Apellationsgerichts=Vicepräsident.
156. Grothe, Ober=Appellationsgerichts=Procurator.
157. von Hobe, Ober=Appellationsgerichts=Vicepräsident.
158. Koß Dr., Bürgermeister.
159. Langfeld, Gerichtsrath.
160. Menke, Advocat.
161. Baron von Nettelbladt, Ober=Appellationsgerichts=Rath.
162. Niemann, Collaborator am Gymnasium.
163. von Oertzen Dr., Ober=Appellationsgerichts=Präsident.
164. Scheel, Ober=Appellationsgerichts=Secretär.
165. Schröder, Collaborator am Gymnasium.
166. Schumacher, Apotheker.
167. Viereck, Ober=Apellationsgerichts=Rath.
168. Wilhelms, Advocat.
169. Zehlicke Dr., Director des Gymnasiums.
bei Parchim: 170. Schneider, Pastor, zu Garwitz.
171. Tapp, Candidat der Theologie, zu Jarchow.
zu Penzlin: 172. Betcke Dr.
173. Eberhard, Präpositus.
174. Baron von Maltzan, Erblandmarschall.
175. Carl Baron von Maltzan.
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zu Penzlin: 176. Müller, Bürgermeister.
177. Napp, Rector.
bei Penzlin: 178. Eberhard, Pastor, zu Gr. Lukow.
179. Flügge, Gutsbesitzer, auf Gr. Helle.
180. von Gundlach, Gutsbesitzer, auf Mollenstorf.
181. H. Jahn, Gutsbesitzer, auf Adamsdorf.
182. E. Jahn, Gutsbesitzer, auf Kl.Vielen.
183. Nahmmacher, Pastor, zu Peccatel.
zu Plau: 184. Dornblüth Dr., Kreisphysicus.
185. Meyer, Advocat.
186. Reincke, Pastor.
187. Schultetus, Senator.
bei Plau: 188. Cleve, Gutsbesitzer, auf Karow.
189. Heyer, Pastor, zu Gr. Poserin.
190. Tarnow, Pastor, zu Gnevsdorf.
zu Ratzeburg: 191. Arndt Dr., Professor, Director des Gymnasiums.
192. Becker Dr., Profesfor.
193. Genzken M., Consistorialrath.
194. von Wickede, Forstjunker.
195. Zander Dr., Prorector.
zu Rehna: 196. Bauer, Pastor.
197. Daniel, Bürgermeister.
198. Fromm, Präpositus.
199. Strecker, Rector.
bei Rehna: 200. Masch, Pastor, zu Demern.
201. Salfeld, Past. adj., zu Grambow.
zu Ribnitz: 202. Crull, Amtmann.
zu Röbel: 203. Engel, Hofrath.
bei Röbel: 204. von Lehsten, Drost zu Wredenhagen.
205. zur Nedden, Amtsmitarbeiter zu Wredenhagen.
zu Rostock: 206. Bachmann Dr., Professor und Director des Gynmasiums.
207. Bartsch, Candidat der Theologie.
208. Beselin, Advocat.
209. von Bülow, Justizrath.
210. Crull Dr., Hofrath.
211. Crumbiegel Dr., Senator und Archivar.
212. Diemer Dr., Condistorialrath, Professor.
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zu Rostock: 213. Ditmar Dr., Syndicus.
214. Dresen Dr.
215. Kämmerer Dr., Professor.
216. Karsten Dr., Bürgermeister.
217. Karsten, Diaconus.
218. Klotz, Geheimer=Amtsrath.
219. Krüger, Hofapotheker.
220. Baron von Nettelbladt, Bibliothekar.
221. von Oertzen, Justizrath.
222. Priester, Candidat der Theologie.
223. Reder Dr.
224. Schäfer, Candidat der Theologie.
225. Spitta Dr., Ober=Medicinalrath, Professor.
226. Sprengel Dr.
227. Stampe, Justizrath.
228. Tiedemann, Besitzer eines lithographischen Instituts etc. .
bei Rostock: 229. von Haeften, zu Hohen=Schwarfs.
zu Schönberg: 230. Karsten Dr., Gerichtsrath.
231. Kindler, Advocat.
232. Reinhold, Justizamtmann.
zu Schwaan: 233. Ahrens, Gerichtsrath.
zu Schwerin: 234. Ahrens, Landrentmeister.
235. Assur, Privatlehrer.
236. Bärensprung, Hofbuchdrucker.
237. Bartels Dr.
238. von Bassewitz, Regierungsrath.
239. Behm, Amtsauditor.
240. Boccius, Canzleirath.
241. von Boddien, Kammerherr und Stallmeister.
242. Bouchholtz, Geheimer=Hofrath.
243. Bouchholtz, Regierungssecretär.
244. Büchner Dr., Oberlehrer.
245. von Bülow, Landdrost.
246. Demmler, Hofbaumeister.
247. Evers, Archivrath.
248. Faull, Canzleirath.
249. Fischer, Maler.
250. Glöckler, Archivgehülfe.
251. Groth, Achivar.
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zu Schwerin: 252. Hennemann Dr., Leibarzt, Ober=Medicinalrath.
253. Holm, Hofrath.
254. Jeppe, Kammerregistrator.
255. Juhr, Advocat.
256. Knaudt, Hofrath, Stadtsyndicus.
257. Lenthe, Hofmaler.
258. von Levetzow, Kammerpräsident.
259. Lisch, Archivar und Regierungsbibliothekar.
260. von Lützow, Minister und Regierungspräsident.
261. von Lützow, Schloßhauptmann.
262. Mantius, Commerzienrath.
263. Baron von Meerheimb, Kammerdirector.
264. Meyer, Schulrath.
265. Monich, Subrector.
266. Müller, Canzleirath, Regierungs= und Lehnsfiscal.
267. zur Nedden, Regierungsregistrator.
268. Nübell, Ober=Münzmeister.
269. von Nußbaum, Hauptmann.
270. von Oertzen, Regierungsrath.
271. Oldenburg Dr., Kammerprocurator.
272. Petterß, Bildhauer.
273. Prosch Dr., Legationssecretär.
274. Prosch Dr., Hofrath.
275. Reitz, Oberlehrer.
276. Schröder, Amtsverwalter.
277. Schultze, Steuerrath.
278. Schumacher, Hofmaler.
279. Schumacher, Revisionsrath.
280. Schweden, Advocat.
281. Schwerdtfeger, Advocat.
282. von Steinfeld, Geheimer=Rath.
283. Tolzien, Hofrath, Canzleifiscal.
284. Weber, Oberlehrer.
285. Wendt, Hofrath.
286. Wex Dr., Director des Gymnasiums.
287. von Wickede, Forstrath.
288. Willebrand, Prinzeninstructor.
289. Wünsch, Ober=Baurath.
bei Schwerin: 290. Bartsch, Pastor, zu Sachsenberg.
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bei Schwerin: 291. Beust, Pastor, zu Plate.
292. Flemming Dr., Ober=Medicinalrath, zu Sachsenberg.
293. von Leers, Gutsbesitzer, auf Schönfeld.
294. von Schack, Geheimer=Rath, Gutsbesitzer, auf Brüsewitz.
295. Schubart, Pensionär, zu Gallentin.
296. von Stern, Gutsbesitzer, auf Gr. Weltzin.
bei Stavenhagen: 297. Nahmmacher, Pastor, zu Kastorf.
zu Sternberg: 298. Kleiminger, Superintendent.
zu Sülz: 299. Koch, Amtsrath.
bei Tessin: 300. Karsten, Präpositus, zu Vilz.
301. von Koß, Gutsbesitzer, auf Vilz.
302. von der Lühe, Major, Gutsbesitzer, auf Reddersdorf.
303. Wedemeyer, Candidat der Theologie, zu Kowalz.
zu Teterow: 304. Burmeister, Pastor.
bei Teterow: 305. Ludwig, Pastor, zu Klaber.
306. Pogge, Gutsbesitzer, auf Roggow.
zu Waren: 307. Müller, Schullehrer.
308. Pries, Bürgermeister.
bei Waren: 309. Brückner, Pastor, zu Gr. Gievitz.
310. Conradi, Pfarrvicar, zu Ankershagen.
311. von Frisch, Gutsbesitzer, auf Klocksin.
312. Graf von Voß, Gutsbesitzer, auf Gr. Gievitz.
zu Warin: 313. Bartsch Dr., Kreisphysicus.
zu Wismar: 314. Burmeister Dr.
315. Burmeister, Candidat der Theologie.
316. von Cossel, Buchhändler.
317. Crain Dr., Director des Gymnasiums.
318. Enghart, Pastor.
319. Eyller, Superintendent.
320. Francke Dr., Lehrer am Gymnasium.
321. Grimm, Bataillonsauditeur.
322. Haupt, Lehrer am Gymnasium.
323. von Lützow, Erblandmarschall, Gutsbesitzer, auf Eikhoff.
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zu Wismar: 324. von Vieregge, Kammerherr, Gutsbesitzer auf Steinhausen.
bei Wismar: 325. Albrandt, Pastor, zu Lübow.
326. von Bassewitz, Geheimer=Rath und Landrath, Gutsbesitzer, auf Schönhof 1 ).
327. Erfurth, Pastor, zu Hohenkirchen.
328. Keil, Pastor, zu Gressow.
329. Koch, Gutsbesitzer, auf Dreveskirchen.
330. Lampert, Pastor, zu Dreveskirchen.
330. Lampert, Pastor, zu Dreveskirchen.
zu Wittenburg: 331. von Flotow, Amtsverwalter.
332. von Rantzau, Oberforstmeister.
333. Ratich, Amtshauptmann.
334. Ritter, Hülfsprediger.
335. Voigt, Bürgermeister.
336. Drenckhahn, Pensionär, zu Boddin.
bei Wittenburg: 337. Krüger, Pastor adjunctus, zu Gammelin.
338. von Lützow, Gutsbesitzer, auf Tessin.
339. Merian, Pastor, zu Perlin.
340. von Schack, Gutsbesitzer, auf Körchow.
zu Zarrentin: 341. Gramman, Pastor.
342. Paepcke, Amtsverwalter.
343. Stockfisch, Apotheker.
B. Im Auslande.
in der Mark Brandenburg: 344. Siemßen Dr., zu Wolde.
zu Hamburg: 345. Krüger, Postsecretär.
im Hannöverschen: 346. Freytag, Pastor, zu Gartow.
in Holstein: 347. von Bülow, Landrath, Gutsbesitzer, zu Flottbeck.
im Lauenburgischen: 348. Wehber=Schuldt Dr., Gutsbesitzer, auf Goldensee.
in Sachsen: 349. Kliefoth , Prinzeninstructor, zu Dresden.

1) Ist kurz, nachdem dieser Bericht abgefaßt war (am 20. Julius), zu Kissingen gestorben.
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Zusammenstellung:
  I. Protectoren 2.
  II. Hohe Beförderer 6.
  III. Ehrenmitglieder 4.
  IV. Correspondirende Mitglieder 51.
  V. Ordentliche Mitglieder 349.
-----------
Summa aller Angehörigen des Vereins 412.
außer 10 correspondirenden Gesellschaften.

2. Finanzielle Verhältnisse. 1 )

Vom 1. Julius 1837 bis zum 1. Julius 1838 betrug

Finanzielle Verhältnisse vom 1. Julius 1837 bis zum 1. Julius 1838

1) Auszug aus den vom Herrn Canzleirath Faull, als Berechner des Vereins, der letzten Generalversammlung gemachten Vorlagen.
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Finanzielle Verhältnisse vom 1. Julius 1837 bis zum 1. Julius 1838 1 )

Verfassung und Verwaltung.

Wie die Statuten, die Verwaltungsgrundsätze und die Geschäftsordnung, hat auch das Personal des geschaftführenden Ausschusses weder im Laufe des Jahres, noch am Schlusse desselben durch die Generalversammlung eine Veränderung erfahren.


1) Hierin sind die Druckkosten des zweiten Jahrganges der Jahrbücher und Jahresberichte mitbegriffen. Vgl. Jahresber. II. S. 7, Anmerk.
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Der Ausschuß ist demnach auch für das Jahr 1838/9 aus folgenden Mitgliedern zusammengesetzt:

Se. Excellenz der Herr Regierungspräsident und Minister von Lützow, Präsident des Vereins.
Herr Regierungsrath von Oertzen, Vicepräsident.
Archivar Lisch, erster Secretär.
Pastor Bartsch, zweiter Secretär.
Herr Hofbuchdrucker Bärensprung, Bibliothekar.
Hofmaler Schumacher, Antiquar.
Canzleirath Faull, Rechnungsführer.
Director Dr. Wex, Repräsentant.
Oberlehrer Reitz, Repräsentant.
Instructor Willebrandt, Repräsentant.
Schloßhauptmann und Kammerherr von Lützow, Repräsentant.

Nur der Herr Archivar Groth hat seinen Posten als Aufseher der Münzensammlung aufgegeben; an seine Stelle ist, auf den Wunsch der Generalversammlung, der Herr Pastor Masch zu Demern getreten, welchem der Herr Archivgehülfe Glöckler zu Schwerin, für die unmittelbare Beaufsichtigung der Sammlung, sich angeschlossen hat.

4. Versammlungen.

In gewohnter Weise besprach und berieth der Ausschuß auch während dieses Jahres die Angelegenheiten des Vereins in drei Quartalversammlungen (laut der Quartalberichte III. 1. 2. und 3.) und in mehren Monatssitzungen, welche letztere vorzugsweise zur näheren Kenntnißnahme von den eingegangenen wissenschaftlichen Arbeiten dienten. Die diesjährige Generalversammlung, die erste, welche in dem Vereinslocale selber stattfand, ward von 42 Mitgliedern besucht, unter denen 11 auswärtige (aus Neustrelitz, Neubrandenburg, Wismar, Wittenburg und vom Lande) sich befanden. Nachdem der Herr Präsident die Sitzung mit einer Anrede eröffnet hatte, ward von dem zweiten Secretär der Generalbericht, mit Einschluß der Specialberichte der übrigen Beamten, so wie der Leiter einiger begonnenen Arbeiten, der Regesten etc. ., vorgetragen. Hierauf beschäftigte sich die Versammlung mit demjenigen, was auf die Zusammensetzung des Ausschusses für das nächste Jahr und auf die Wiederbesetzung der durch den Abgang des bisherigen Conservators des Münzencabinets erledigten Stelle Bezug hatte, und proclamirte demnächst den Herrn Staatsminister von Dewitz zum Ehrenmitgliede des Vereins. Die Berathung

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wandte sich sodann mehreren theils vom Ausschusse, theils von einzelnen Mitgliedern gemachten Vorschlägen zu: unter andern ward beschlossen, daß neu eintretenden ordentlichen Mitgliedern, die unentgeldlich nur die Druckschriften desjenigen Jahres erhalten, in welchem sie dem Vereine beitreten, die früheren Jahrgänge für die Hälfte des Ladenpreises (also für 49 Schilling (Meckl.) der Jahrgang) überlassen werden sollen, wenn sie dieserhalb directe an den Ausschuß sich wenden; einige andere Vorschläge wurden zur näheren Berathung und zur Beschlußnahme des Ausschusses in der nächsten Quartalversammlung verstellt. Nachdem ferner mehrere theils als Geschenke, theils zur Ansicht eingesandte merkwürdige Gegenstände von mancherlei Art beschaut und besprochen worden, schloß der Herr Präsident die Versammlung mit einem Worte des Dankes für die bisherige, auch heute so lebhaft beurkundete Theilnahme an dem Vereine und mit der Bitte um die Fortdauer derselben. Ein großer Theil der Anwesenden erfreute sich nun noch an der Betrachtung der reichen in dem Locale aufgestellten Alterthumsschätze, und später fand sich eine Anzahl derselben zu einem Festmahle im Hause des Herrn Gastwirths Minet freundlich wieder zusammen.

5. Domestica.

Bald nach dem Schlusse der vorigjährigen Generalversammlung ward die auf großherzogliche Kosten und mit fürstlicher Munificenz beschaffte Restauration des dem Vereine zugewiesenen Locals im hiesigen Schlosse, namentlich des großen Saales, vollendet. Durch diese von der Baubehörde mit Umsicht und Geschmack geleitete Arbeit ist dieser ehrwürdige Bau, ein Werk aus der schönsten Zeit des sechszehnten Jahrhunderts, von den später ihm aufgedrungenen mannichfachen Verunstaltungen befreit und in seiner ursprünglichen edlen Gestalt erneuert worden, so daß er jetzt ebenso sehr in architektonischer Einsicht, mit seinen mächtigen Gewölben, mit seinen Säulen und Gewölberippen und den kunstreichen Verzierungen derselben aus gebranntem Thon, die Bewunderung des Kunstkenners erregt, als er für die Zwecke des Vereins in jeder Hinsicht die höchste Angemessenheit besitzt. Der Ausschuß ernannte es für seine Pflicht, nun auch seinerseits für eine weitere würdige Ausstattung dieses durch landesherrliche Huld ihm verliehenen schönen Locals Sorge zu tragen, und die Herren Archivar Lisch und Hofbuchdrucker Bärensprung, welche mit diesem Geschäfte — Anschaffung von Glasschränken für die Sammlungen des Vereins, von Mobilien und Utensilien aller Art — beauftragt wurden, haben

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dasselbe zur größten Zufriedenheit des Auschusses, in wohltuender Angemessenheit zu dem ganzen Charakter des Locals und zu seiner gegenwärtigen Bestimmung ausgerichtet. Den schönsten Schmuck aber sollte dasselbe wiederum durch landesherrliche Huld empfangen, indem Se. Königl. Hoheit der Großherzog dem Herrn Archivar Lisch, als dem Aufseher der großherzoglichen, bis dahin im Schlosse zu Ludwigslust befindlichen Alterthümersammlung, den Befehl erteilten, diese reiche und berühmte Sammlung in dem Locale des Vereins aufzustellen. Im October v. J. ward die Versetzung derselben von Ludwigslust nach Schwerin beschafft, und im December die Aufstellung dieser, so wie der Vereinssammlung, im Vereinslocale beendigt. So schließt nun dieses Local ein Museum von Alterthümern in sich, das, in beständigem Wachstum begriffen, schon jetzt eine der reichsten und gehaltvollsten Sammlungen dieser Art sein dürfte, und welches noch ein besonderes Interesse durch das getrennte Nebeneinanderstehen der großherzoglichen und der Vereinssammlung erhält, indem beide nach einem verschiedenen Princip geordnet sind: der Verein nämlich stellt die von ihm erworbenen Alterthümer nach gewissen Perioden der Vorzeit auf und den ganzen Inhalt der einzelnen, zu dieser oder jener Periode gehörender Gräber zusammen, wodurch ein klarer, rascher Ueberblick über den Bildungsstand und die historische Entwickelung der verschiedenen Völker des vaterländischen Alterthums gewährt wird; die großherzogliche Sammlung dagegen, nach dem seit ihrer Anlegung befolgten Grundsatze, ordnet ihre Schätze nach Gattungen und Arten, und setzt sich dadurch in den Stand, in jedem vorkommenden, zumal in einem zweifelhaften Falle eine vollständige Aufklärung über das Einzelne zu geben.

Sehr nahe mußte sich nun dem Ausschusse auch der Wunsch und die Verpflichtung stellen, das so würdig ausgestattete Local des Vereins mit seinem reichen Inhalte dem Publicum möglichst zugänglich zu machen, um ein allgemeineres, wärmeres und bewußteres Interesse an der vaterländischen Vorzeit damit zu wecken und zu nähren, und so nicht bloß der hochherzigen Absicht seines erhabenen Protectors zu entsprechen, sondern auch die eigenen Zwecke des Vereins wesentlich zu fördern. Deshalb wurden durch einen Beschluß des Ausschusses die früheren Beschränkungen hinsichtlich des Besuchs und der Besichtigung jener Sammlungen aufgehoben, und es bedarf hinfort nur einer einfachen Meldung bei dem im Schlosse wohnenden Custos, Herrn Hofküster Buchheim, um jedem Freunde des Alterthums Zutritt zu denselben zu verschaffen.

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Zweiter Theil.

Thätigkeit des Vereins für die Erreichung seiner Zwecke.

1. Sammlung und Aufsuchung historischer Denkmäler.

A. Sammlung von Schriftwerken.

I. Bibliothek.

D ie Vermehrung der Büchersammlung des Vereins während des letzten Jahres, theils durch Schenkungen, theils durch Ankauf, stellt sich in dem folgenden, vom Herrn Hofbuchdrucker Bärensprung der Generalversammlung vorgelegten Verzeichnisse dar, dessen Zahlen die fortlaufenden Bibliotheknummern sind. (Vgl. Jahresber. I. S. 73-87, und II. S. 12-21.)

  1. 385. Alberti, Variscia. Mittheilungen aus dem Archive des Voigtländischen alterthumsforschenden Vereins. 1ste Lieferung. Greiz 1829. 4te Lieferung. Gera. 1837. 8. [M. s Nr. 218.219.] (4te L. Geschenk des Vereins.)
  2. Alberti, Zwölfter Jahresbericht des Voigtländischen alterthumsforschenden Vereins. 1837.8. (Geschenk des Vereins.)
  1. -394. Annaler, antiqvariske, udgivne ved den Kongelige Commission i Kjøebenhavn for Oldsagers Opbevaring. 4 Bde in 8 Heften. Ksøbenhavn 1812-1827. 8.
  1. Archiv für Staats= und Kirchengeschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein, Lauenburg etc. ., redigirt von Michelsen und Asmussen. 3r Bd. Altona 1837. 8. [M. s. Nr. 8. 9.] (Geschenk der S. H. L. Gesellschaft f. v. G.)
  2. 397. Archiv, vaterländisches, des historischen Vereins für Niedersachsen, herausgegeben von v. Spilcker und Brönnenberg. Jahrg. 1835, 1836. (Jahrgang 1835 doppelt.) (Geschenk des Vereins.)
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  1. Archontologia cosmica, d. i. Beschreibung aller Kaiserthümer, Königreiche und Republiken der Welt etc. ., durch Matth. Merians sel. Erben. Frankfurt a. M. 1695. Fol.
  2. Ausführung, beurkundete, des Herogl. Mecklenburg. Landes= und Lehnherrl. Rechts an das ehemals s. g. Schloß und Haus, jetzt adeliche Gut Stavenow und dessen Mecklenb. Pertinentien etc. . Schwerin, Fol. (Geschenk von H. W. Bärensprung.)
  3. Baltische Studien. Herausgegeben von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde. 4ten Jahrgangs 2tes Heft. Stettin 1837. 8. [M. s. Nr. 11-14. 224. 225] (Geschenk der Gesellschaft.)
  4. a .Petr. St. Bartoli, Lucernae veterum sepulchrales Iconicae, ex cavernis Romae subterraneis collectae. Ex Italico in Latinum studio etc. L. Begeri. Coloniae Marcnicae 1702. Fol.
    b . L. Begerus, De Nummis Cretensium serpentiferis disquisitio antiquaria. Coloniae M. 1702. (Geschenk des Herrn Steuerrevisors Grüschow zu Schwerin.)
  5. J. N. Becker, Versuch einer Geschichte der Hochmeister in Preußen. Berlin 1798. 8.
  6. Theod. Berck, Geschichte der Westphälischen Femgerichte etc. . Bremen 1815. 8.
  7. Joh. Berckmann's Stralsundische Chronik. Herausgegeben von Mohnicke und Zober. Stralsund 1833. Mit 2 Steindücken. 8. (Geachenk des Hrn. Dr. Zober in Stralsund.)
  8. Bericht, höchst gemüßigter historischer actenmäßiger, von dem, was von Anfang der im Monat August 1730 angetretenen Regierung des d. Fürsten und Hrn. Hrn. Carl Leopold, Hertzogen zu Mecklenburg etc. ., bis zu der im Monat März und April 1719 ergangenen kayserl. Execution von dem etc. . Ministerio wieder die Mecklenburg. Ritterschafft und Stadt Rostock etc.etc. . sonders beschwerlich und unjustificirlich vorgenommen worden etc. . 1719. Fol.
  9. Bericht des literarisch=geselligen Vereins zu Stralsund. 1837. 8. (Geschenk des Hrn. Dr. Zober in Stralsund.)
  10. Bericht, dritter, der Königl. Schleswig=Holstein=Lauenburgischen Gesellschaft für die Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer. Kiel 1838. Mit einer Lithographie. 8. [M. s. Nr. 229. 230.] (Geschenk der Gesellschaft.)
  11. Biblia dat ys de gantze hillige Schrifft, vordüdeschet dorch
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D. Mart. Luth. Wedder vppet nye na dem lesten, vann Herrn D. Luth. Anno 1545 süluest öuerlesenen hoch düdeschem Exemplare mit flyte corrigeret. Wittenberch 1607. Fol.

  1. Car. Guil. Boettiger, De Henrico Leone rei publicae christianae per Germaniam septentrionalem statore et propagatore. Dissertatio. Lips. 1817. 4.
  2. (Dr. Joh. Fr. Theod. Burchard,) Mecklenburgische Geschichte. Die zehn ersten Bogen ohne Titelblatt. 8. (Geschenk des Hrn. Bürgermeisters Daniel in Rehna.)
  3. Dr. Burmeister, Urkundliche Geschichte der Schulen in Wismar bis z. J. 1368. Wismar 1837. 8. (Geschenk des Hrn. Vrf.)
  4. Büsching, Abriß der deutschen Alterthumskunde. Weimar 1824. 8. (Geschenk des Hrn. Archivar Lisch in Schwerin.)
  5. Crain, Lebensabriß des weil. Bürgermeisters Haupt in Wismar. Wismar 1837. gr. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  6. Mich. Conr. Curtius, De Heroum Homeri et Fingali diversa Ratione. (Lis sacramentaria in Ducatu Mecklenburgico agitata breviter narratur.) Marburgi Cattorum 1747. 4.
  7. Dr. E. Deecke, Beiträge zur Lübeckischen Geschichtskunde. 1stes Heft. Lübeck 1835. 4.
  8. Jo. Phil. Dittmar, Arcemboldus Legatus pontificius evangelicae in Suecia reformationis occasio proposuit. Marburgi Cattorum 1731. 4.
  9. Dr. G. W. Dittmer, Das heil. Geist=Hospital und der St. Clemens=Kaland zu Lübeck. 2r Abdruck. Lübeck 1838. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  10. Dr. G. W. Dittmer, Geschichte und Verfassung des St. Joh. Jungfrauen=Klosters zu Lübeck von dessen Gründung bis auf unsere Zeit. Lübeck 1825. 8. (Geschenk des Herrn Verf.)
  11. Jo. Joach. Duncker, Antiquitatum ecclesiasticarum Mecklenburgensium specimen. I. De Episcopis in his terris primitivis. Rostochii 1721. 4.
  12. Erzehlung, wahrhafte und mit vollständigen Actis allenthalben bestärkte, dessen was seit angetretener Landes=Regierung des Hrn. Herzogs Christian Ludwig zu Mecklenburg etc. . sich zwischen Ihro, auch des Hrn. Hertzogs Adolph Friederich zu Mecklenburg=Strelitz und deroselben Land=Ständen bis im Monaht Junii 1749 zugetragen. 1749. Fol.
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  1. 422. J. G. Estor, auserlesene kleine Schriften. 1r u. 2r Bd. Giessen 1734. 1736. 8.
  1. Theod. Geo. Valent. Eulner, Dissertatio historica de Johannis Alberti (II.), Ducis Megapolitani, vita. Marburgi Cattorum 1744. 4.
  2. Feierabends=Büchlein für Bauersleute. I. Herausgegeben vom Schwerinschen Distrikt des patriotischen Vereins in Mecklenburg. Schwerin 1837. 8.
  3. 426. Johannes Frederus, von Mohnicke. Eine kirchenhistorische Monographie. 2 Hefte. Stratsund 1837. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  1. -431. Geschichte, pragmatische, der vornehmsten Mönchsorden, von einem ungenannten Franzosen gesammelt und in einem deutschen Auszuge vorgetragen etc. . Mit C. R. Walchs Vorrede. 10 Theile in 5 Bdn. Lpz. 1774-1788. 8.
  1. Gothische Rosetten altdeutscher Baukunst aus der Kirche zu Doberan, nebst deren Ansicht und geschichtlicher Beschreibung. Auf Veranlassung des Hrn. Oberlandbaumeisters Severin zu Doberan gezeichnet vom Maler Nipperdey zu Potsdam. Rostock 1837. 4. (Geschenk des Hrn. J. G. Tiedemann in Rostock.)
  2. -435. E. G. Graff. Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache. 1r, 2r u. 3r Thl. Berlin 1834-1837. 4. (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von M.=Schwerin.)
  1. F. Grautoff, Beitrag zur Geschichte Heinrich des Ersten, Fürsten von Mecklenburg. Lübeck 1826. 4.
  2. Nicol. Grysen XX Hochnödige Bothpredigten auer den Propheten Jonam. Rostock 1588. 8. (Geschenk des Hrn. Vice=Canzlers v. Both in Rostock.)
  3. 439. W. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg für Schule und Haus. 1r u. 2r Bd. Lüneburg 1837. 1838. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  1. M. B. Hederici Schwerinische Chronica. Rostock 1598. 4. (Geschenk des Hrn. Bürgermeisters Daniel in Rehna.)
  2. G. Hempel, Geograph.=statistisch historisches Handbuch des Mecklenburger Landes. 1r Thl. Güstrow 1837. 8. (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von M.=Schwerin.)
  3. Hervarar Saga. (Runographia scandica.) C. notis Olai Verdii. Upsalae 1672. Fol. (Geschenk des Hrn. Universitäts=Bibliothekars B. v. Nettelbladt in Rostock.)
  4. B. Fr. Hummel, Bibliothek der deutschen Alterthümer,
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systematisch geordnet und mit Anmerkungen versehen. Nürnberg 1787. 8. (Geschenk von .H. W. Bärensprung.)

  1. B. Fr. Hummel, Compendium deutscher Alterthümer. Nürnberg 1788. 8. (Geschenk von H. W. Bärensprung.)
  2. Jahrbücher und Jahresbericht des Vereins für mecklenb. Geschichte und Alterthumskunde. 2r Jahrgang. Schwerin 1837. 8. [M. s. Nr. 264.]
  3. Dr. Math. Kalina von Jäthenstein, Noch Einiges über die oberlausitzische Grenzurkunde vom Jahre 1213. Görlitz 1836. 8.
  4. Joach. Kernn, Exercitatio historica de Coemeteriis, vulgo alias Kirch=Höffe oder Gottes=Aecker. Rostochii 1689. 4.
  5. Berend Kordes, Lexikon der jetztlebenden Schleswig=Holsteinischen und Eutinischen Schriftsteller. Schleswig 1797. 8.
  6. A. Krantzii Wandalia. Coloniae 1519. (Das Titelblatt ist geschrieben.)
  7. -452. Dr. F. C. H. Kruse, Archiv für alte Geographie, Geschichte und Alterthümer, insonderheit der Germanischen Völkerstämme. 1stes, 2tes und 3tes Heft. Breslau 1821. 1822. 8.
  1. -455. Dr. Fr. Kruse, Deutsche Alterthümer. 1r, 2r und 3r Bd. Halle 1824-1830. 8.
  1. 457. (Küster,) Collectio opusculorum historiam Marchicam illustrantium, d. i. Sammlung etc. . 1sten Bandes 1stes bis 12tes Stück. 2ten Bandes 13tes bis 17tes Stück. Berlin 1731. 1733. 1734 8.
  1. Geo. Gotth. Küster, Bibliotheca historica Brandenburgica scriptores rerum Brandenb. maxime Marchicarum exhibens. Vratislaviae 1743. 8.
  2. Landesfürst, der, in Rostock. Aus Macht= und Gnaden=Briefen der 13. und 14. Jahrhunderte gegen die unnatürliche Verläugnung des dasigen erbunterthänigen Stadt=Raths behauptet, lr Thl. 1762. Fol.
  3. Leitfaden für Nordische Alterthumskunde, herausgegeben von der Königl. Gesellschaft für Nord. Alterthumskunde. Kopenhagen 1837. 8. (Geschenk der Gesellschaft.)
  4. H. Leo, Altsächsische und Angelsächsische Sprachproben. Halle 1838. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  5. G. E. Lessing, Zur Geschichte und Literatur, aus den Schätzen der Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel. 1r. u. 2r Beitrag. 8. (Geschenk des Hrn. Freiherrn v. Glöden in Bützow.)
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  1. a . Joh. Geo. Leuckfelds Antiquitates Ilfeldenses. Qvedlinburg 1709. 4.
    b . J. G. Leuckfeldii Antiquitates Gandersheimenses. Wolffenbüttel 1709.
    c . J. G. Leuckfelds Antiquitates Gröningenses. Qvedlinburg 1710.
    d . J. G. Leuckfeldii Antiquitates Michaelsteinenses et Amelunxbornenses. Wolffenbüttel 1710.
  2. G. C. F. Lisch, Meklenburgische Urkunden. I. Schwerin 1837. 8. (Geschenk des Hrn. Herausg.)
  3. G. C. F. Lisch, Andeutungen über die altgermanischen und flämischen Grabalterthümer Meklenburgs und Norddeutschlands. Rostock und Schwerin 1837. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  4. G. C. F. Lisch, (Ueber Scheidung der germanischen und slavischen Grabalterthümer) Recension von Klemm's Handbuch der german. Alterthumskunde und Kalina von Jäthenstein's böhmischen Opferplätzen und Gräbern, in den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftl. Kritik, 1837, Nr. 49-51. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  5. 468. D. L. Lübker u. H. Schröder, Lexikon der Schleswig=Holstein=Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1796 bis 1828. 2 Thle. Altona 1829. 8. [M. s. Nr. 510.]
  1. Magazin, Nye Danske. Siette Binds Andet Hefte. 4. (Geschenk des Herrn Canzleiraths Thomsen zu Kopenhagen.)
  2. 471. W. Chr. Matthiä, Beschreibung der Kirchenverfassung in den Herzogthümern Schleswig und Holstein. Flensburg 1778. 1786. 2 Thle. 8.
  1. Mecklenburgische Nachrichten, Fragen und Anzeigungen. Anno 1749. Schwerin. 4. (Erster Jahrgang.) (Geschenk des Hrn. Bürgermeisters Daniel in Rehna.)
  2. Mecklenburgisches Wappenbuch. Herausgegeben und verlegt von J. G. Tiedemann. 1stes Heft. Rostock 1837. 4. (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von M.=Schwerin.)
  3. Jac. a Mellen, Historia antiqua Lubecensis. Jenae 1677. 4.
  4. Jac. a Mellen, Historia media Lubecensis. Jenae 1677. 4.
  5. Jac. a Mellen, Historia Lubecensis recentior. Jenae 1679. 4.
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  1. 478. G. Merkel, Die Vorzeit Lieflands. 1r u. 2r Bd. Mit Kpfrn. und 1 Karte. Berlin 1798. 1799. 8.
  1. 480. Mittheilungen, Neue, aus dem Gebiete historisch=antiquarischer Forschungen. Herausgegeben von dem Thüringisch=Sächsischen Verein für Erforschung des vaterländischen Alterthums. 1sten Bandes 1stes und 2tes Heft. Halle 1834. 8. [M. s. Nr. 150-153. 326-329.]
  1. -484. Mittheilungen, Neue, a. d. G. h. = a. F. etc. . 3ten Bandes 1stes bis 4tes Heft. Halle 1836. 1837. 8. [M. s. Nr. 150-153. 326-329. 479. 480.]
  1. Müntz=Buch, darinnen zubesehen die besten vnnd schönsten, so wol Alte als Newe Gelt.=Müntze etc. . Frankfurt a. M. 1631. (240 Holzschnitte.) 4. (Geschenk des Hrn. Pastors Masch zu Demern.)
  2. Museum, Scandinavisk. Ved et Selskab. For Aaret 1802. Femte Haefte. Kiøbenhavn. 8.
  3. 488. Nachricht, Erste und Zweite, über den histor. Verein für Niedersachsen. Hannover 1836. 1837. 8. (Von der 2ten N. 2 Exemplare.) (Geschenk des Vereins.)
  1. Nachrichten von den bei Beckum entdeckten alten Gräbern. Münster 1836. Mit Abbildungen und einer Charte. 8. (Geschenk des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens.)
  2. H. Nettelbladt, Verzeichniß allerhand mehrentheils noch ungedruckter zur Geschichte und Verfassung der Stadt Rostock gehöriger Schriften, Münzen, Verordnungen und Urkunden. Rostock 1760. 4. [M. s. Nr. 160.] (Geschenk des Hrn. Bürgermeisters Daniel in Rehna.)
  3. Nibelungen, der, Lied etc. . herausgegeben durch Fr. Heinr. von der Hagen. Dritte Aufl. Breslau 1820. 8. (Geschenk des Hrn. Freiherrn v. Glöden in Bützow.)
  4. G. W. A. Oldenburg und J. P. E. Greverus, Wildeshausen in alterthümlicher Hinsicht. 2te verm. Ausg. Oldenburg 1837. 8.
  5. Just. Ludov. Olthoff, Res Mecklenburgicae. Wittenbergae 1677. 4.
  6. G. H. Pertz, Monumenta Germaniae Historica etc. Tom. IV. Legum tom. II. Hannov. 1837. Fol. [M. s. Nr. 165-167.] (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von M.=Schwerin.)
  7. M. Joh. Pomarius, weil. Pfarherrn zu St. Peter in Magdeburg, Chronica der Sachsen vnd Niedersachsen. Wittenbergk 1589. Fol.
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  1. C. Rafn, Jomsvikinga Saga og Knytlinga Saga. Kjøbenhavn 1829. 8. (Geschenk der königl. dänischen Gesellschaft zu Kopenhagen.)
  2. G. W. v. Raumer, Historische Charten und Stammtafeln zu den Regesta historiae Brandenburgensis. 1stes Heft bis z. J. 1200. 1837. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  3. 499. Fr. v. Raumer, Historisches Taschenbuch. 8r u. 9r Jahrgang. Lpz. 1837. 1838. 8. [M. s. Nr. 348-354.] (Geschenk des Hrn. Regierungsraths von Oertzen in Schwerin.)
  1. R. K. Rask, Samlede tildels forhen utrykte Afhandlinger. Første Del. København 1834. 8. (Geschenk der königl. dänischen Gesellschaft zu Kopenhagen.)
  2. Reinecke de Vos mit dem Coker. Wulffenbüttel 1711. 4. (Geschenk des Hrn. Dr. Schiller in Schwerin.)
  3. Reinhart Fuchs. Von Jacob Grimm. Berlin 1834. 4.
  4. Reyneke Vosz de olde. 1592. 4. [Der frühere Besitzer war De Rist Nobilis, — der bekannte Rector zu Krakow.] (Geschenk des Hrn. Universitäts=Bibliothekars B. von Nettelblatt zu Rostock.)
  5. Dr. K. Rosenkranz, Neue Zeitschrift für die Geschichte der germanischen Völker. Von dem Thüringisch=Sächsischen Verein herausgegeben. Halle 1832. 1sten Bandes 1stes bis 4tes Heft.
  6. Car. Aug. Rüdiger, De Joannis Boceri Fribergo in Misnia. Fribergae 1822. 4.
  7. Casparis Sagittarii Historia der Grafschafft Gleichen a., herausgegeben von Dr. E. S. Cyprian. Frankfurt a. M. 1732. 4.
  8. J. C. Schaum, Die Fürstl. Alterthümer= Sammlung zu Braunfels. Mit einigen Nachbildungen. 1819. 4. (Geschenk Sr. Durchl. des Prinzen Bernhard von Solms=Braunfels.)
  9. 509. M. D. Schröder, Papistisches Mecklenburg. 1r und 2r Theil. Wismar 1739. 1741. 4.
  1. Hs. Schröder, Nachträge und Register zu dem Lexikon der Schleswig=Holstein=Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1796 bis 1828. Schleswig 1831. 8. [M. s. Nr. 467. 468.]
  2. 512. Fr. Seestern=Pauly, Beiträge zur Kunde der Geschichte, so wie des Staats= und Privatrechts des Herzogthums Holstein. 1r und 2r Theil. Schleswig 1822. 1825. 8.
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  1. Fr. W. Siggelkow's Poesien. Schwerin 1770. 8. (Geschenk des Hrn. Dr. Schiller in Schwerin.)
  2. Staatskalender, Großherzoglich Meklenburg=Schwerinscher. 1838. 8. [M. s. Nr. 192. 193. 371.] (Geschenk von H. W. Bärensprung.)
  3. Steiner, Codex Inscriptionum Romanarum Rheni. Tom. 1. & 2. Darmst. 1837. 8. (Gesch. Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von M.=Schwerin.)
  4. Fr. Ulr. Stisser, Forst= und Jagd=Historie der Teutschen. Herausgeg. von Franck. Lpzg. 1754. 8.
  5. C. H. Tamms (Archidiakonus an der St. Nicolaikirche in Stralsund), Peter Suleke, ein Religionsschwärmer des 16. Jahrhunderts. Stralsund 1837. 8. (Geschenk des Hrn. Verfassers.)
  6. Tatiani Alexandrini Harmoniae Evangelicae antiquissima versio theotisca. Ed. Lo. Phil. Paltbenius. Gryphiswaldiae 1706. 4. (Geschenk des Hrn. Dr. Schiller in Schwerin.)
  7. -524. Tidsskrift, Nordisk, for Oldkyndighed, udgivet af det Kongelige Nordiske Oldskrift=Selskab. 1r, 2r und 3r Bd. in 6 Heften. Kiøbenhavn 1832-1836. 8. [M. s. Nr. 201. 202.]
  1. Dr. L. Tross, Gert's van der Schüren Chronik von Cleve und Mark. Hamm 1824. 8.
  2. Dr. L. Tross, Westphalia. Archiv für die westphäl. Geschichte in ihrem ganzen Umfange. 1stes Heft. Hamm 1824. 8.
  3. 528. Dr. P. Wigand, Wetzlarsche Beiträge für Geschichte und Rechtsalterthümer. 1s u. 2s Heft. Wetzlar 1836. 1837. 8. (Geschenk des Wetzlarschen Vereins.)
  1. 530. Wundemann, Mecklenburg in Hinsicht auf Kultur, Kunst und Geschmack. 1r und 2r Theil. Schwerin und Wismar 1800. 1803. 8. (Geschenk von H. W. Bärensprung.)
  1. Kasp. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme. München 1837. 8.
  2. Dr. E. H. Zober, Name und Wappen der Stadt Stralsund. Ein sprachlich=geschichtlicher Versuch. (Aus der Sundine 1836 Nr. 80-84.) 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  3. Dr. E. H. Zober, Die Wesselsche Bibel der St.Marienkirche zu Stralsund. Stralsund 1837. 4. (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)
  4. Dr. E. H. Zober, Franz Wessels, w. Bürgermeisters der Stadt Stralsund, Schilderung des kathol. Gottes=
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dienstes in Stralsund kurz vor der Kirchenverbesserung. Stralsund 1824. 4. (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)

  1. Dr. E. H. Zober. Die S. Marienkirche zu Stralsund. Ein beschreibend=geschichtlicher Versuch. (Aus der Sundine 1836 Nr. 55-64.) 4. (Geschenk des Hrn. Verfassers.)
  2. Dr. E. H. Zober, Die S. Jacobikirche zu Stralsund. Ein beschreibend=geschichtlicher Versuch. (Aus der Sundine 1837. Nr. 71-82.) 4. (Geschenk des Hrn. Verfassers.)

II. Sammlung topographischer Alterthümer.

Dieselbe ward bereichert mit:

  1. Postilla Guillermi, tam epistolarum, quam euangeliorum, in interlineari glossula. 186 fol. in 4°. Der Titel fehlt. Am Ende steht: Finit expositio Guillermi super euangelia et dominicarum et sanctorum per anni circulum collecta, unacum interlineari glossula etc. — — iamiam recenter ex officina prouidi uiri Adam Petri de Langendorff civis Basiliensis impressoriae artis gnari emanata, Anno Millesimo quingentesimo decimo sexto pridie Calendas Decembris, Basilea fotrice, etc. Die Evangelien mit Holzschnitten.
  2. Directorium in dominice passionis articulos. Am Ende steht: Explicit concordantia quatuor euangelistarum in passionem domini nostri Jesu Christi, inter priscas haud facile secedet secunda, a fratre Daniele Agricola obseruantino ordinis Minorum concinne digesta. Operaque Adae Petri de Langendorff accuratissime etc. — pridie Calendas Decembris Basileae impressa, regnante domino nostro Jesu Christo Anno M.D.XVI 39 fol. in 4°. (fol. 27-31 ausgerissen.) Mit Holzschnitten mit dem verschlungenen Monogramm GV; auf dem Titel die Jahreszahl 1516 im Holzschnitt.

Beide Bücher sind zusammen in Einen Lederband gebunden, an welchem eine eiserne Kette befestigt ist. — Diese alten Drucke sind in der Auction der Bücher des wailand Pastors Fabricius zu Gischow von dem Herrn Kammerherrn vonViereggesen. zu Wismar erstanden und von demselben dem Vereine zum Geschenk gemacht.

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III. Urkundensammlung.

Zu dieser wurden geschenkt:

1) Von den Erben des wail. Geheimenraths=Präsidenten und Ministers von Plessen:

2 Original = Urkunden über das Gut Donnekendorf: ein Lehnbrief von 1595 und ein Muthschein von 1691.

2) Aus dem lüneburgischen Urkundenbuche der von der Mölen im Besitze des Vereins:

eine Vollmacht des Klosters Eldena für dessen Capellan Barthold an den Burgemeister Heinrich und dessen Bruder in Hamburg (1328 - 1334).

3) Vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin:

Abschrift einer Urkunde über überelbische Besitzungen der Grafin von Schwerin (1314).

4) Vom Herrn Archivar Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel:

Abschrift von zwei Urkunden über den Verkauf einer Hufe in Hedebere durch die Gräfin Adelheid von Ratzeburg und die Grafen von Dassel an das Kloster Riddagshusen (1268).

5) Vom Herrn Dr. Burmeister zu Wismar:

Abschrift einer Urkunde über eine Rentenverschreibung an den Kaland zu Zurow (1488).

6) Vom Herrn Dr. Dittmer zu Lübeck:

a) Abschrift von 19 Urkunden über Besitzungen des heil. Geist = Hospitals zu Lübeck in Meklenburg (1269 bis 1369), aus dem Archive dieses Hospitals.

b) Abschrift von 9 Urkunden über Besitzungen des St. Johannis=Klosters zu Lübeck in Meklenburg (1281 bis 1406), aus dem Archive dieses Klosters.

7) Vom Herrn Kammerjunker und Premier = Lieutenant Freiherrn Grote=Schauen zu Hannover:

Abschrift eines Lehnbriefes des Herzogs Albrecht von Meklenburg über das halbe Dorf Wessewe an Otto Groten (1359).

8) Vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin:

a) Abschrift von l 5 Urkunden aus dem Archive zu Stettin über Bündnisse und Verträge zwischen den meklenburgischen und den benachbarten Fürsten (1306 bis 1372).

b) Abschrift von 3 Urkunden aus dem Archive zu Stettin über das Leibgedinge der Herzogin Elisabeth,

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Gemahlin des Herzogs Magnus von Meklenburg (1362 bis 1377).

9) Von dem Herrn Präpositus Karsten zu Vilz:

Abschrift von drei Urkunden über die Verleihung des Dorfes Drensdorf an die Kirche zu Vilz (1364 bis 1371).

10) Von dem Herrn Direktor Dr. Crain zu Wismar:

Abschrift von 6 Urkunden aus dem Archive des heil. Geist = Hospitals zu Wismar.

11) Von dem Herrn Hofrath Ehlers zu Bützow:

6 Original = Urkunden, Privatverhältnisse in den jetzigen hannoverschen Landen betreffend (1394 bis 1625).

12) Vom Herrn Dr. Deecke zu Lübeck:

Regesten von 4 Urkunden über lübische Verhältnisse in Meklenburg (1243 bis 1296), aus dem Raths=Archive zu Lübeck.

13) Vom Hrn. Archivar Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel:

a) Regesten von 11 Urkunden des Klosters Amelungsborn über dessen Besitzungen in Meklenburg (1224 bis 1274), aus einem amelungsborner Diplomatarium im Landeshaupt=Archive zu Wolfenbüttel.

b) Regeste aus einer Urkunde über überelbische Besitzungen der Grafen von Schwerin.

Die Sammlung erhielt also im Laufe dieses Jahres einen Zuwachs von 8 Original=Urkunden, 71 Urkunden=Abschriften und 16 Urkunden=Regesten. Demnach besteht zur Zeit der ganze Vorrath des Vereins an meklenburgischen Urkunden aus:

Original=Urkunden: 16.
Copien von Urkunden: 121.
Regesten aus Urkunden: 63.

An die Stelle mancher Regesten, z. B. der von dem Herrn Dr. Dittmer zu Lübeck eingesandten, sind jedoch schon vollständige Abschriften der ganzen Urkunden getreten.

IV. Sammlung anderer älterer Handschriften.

Auch diese Sammlung erhielt einige werthvolle Beiträge, nämlich:

1) Urkundenbuch der lüneburgischen Familie von der Mölen (de molendino) über Sülzgüter zu Lüneburg.

Dieses Buch ward von dem Herrn Kaufmann Stehmann jun. zu Schwerin als Makulatur gekauft und von dessen Schwager, dem Herrn Weinhändler Uhle, als etwas

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Werthvolles bemerkt und dem Herrn Archivar Lisch zur Ansicht mitgetheilt; nach Darlegung des Inhaltes ward es dem Vereine zum Geschenk überlassen. Dieses Diplomatarium, in folio, ist sorgsam und gewiß nach den Originalurkunden geschrieben; viele Urkunden sind von einem Clerikus und Notarius Helmold Thogeder vidimirt. Es ist in Pergament gebunden; auf der Rückseite des Bandes steht:

Registrum Tertium.
der van der molen is dit.

Auf der letzten Seite des Buches ist das Wappen der von der Mölen in weiß und braunroth mit der Feder gezeichnet: ein dreifach quer getheilter Schild; auf dem mittlern Drittheil, welches weiß ist, stehen drei Mühlräder; das obere und untere Drittheil sind braunroth und leer (mit leichten Schnörkeln verziert). Auf dem Helme steht ein dunkler Flug, der auf jedem Flügel einen weisen Querstreifen mit drei Mühlrädern hat. Unter diesem Wappen steht:

Ick Johan van der molen, Johannes sone, hebbe dit bock geschreuen vnd geendiget anno 1544 to nutte vnd framen der van der molen, vnd du leser bidde god vor my vnd vor myn geschlechte.

Das Urkundenbuch hat auf fol. 1. die Ueberschrift:

Registrum Tertium.

Dyt ys dat drudde Regysterum, der van der Molen intitulleret vnd genomet, dar inne de breue der van der molen genomet vortekent vnd geregistreret syn vnd hegen syck der wegen hyr syck ersten an de scriffte vp den olden vnd nigen radt vnd zulten to Luneborch in dem namen des vaders vnd des Sones vnd des hylligenn geystesAmen.

Anno 1543.

Das Buch ist foliirt und enthält 200 Blätter; voran gebunden sind noch 6 Blätter, gleichzeitig mit dem Hauptbuche.

Die foliirten Blätter enthalten ungefähr 200 Urkunden über die Sülzgüter der von der Mölen in der Saline zu Lüneburg, theils allgemeine Urkunden und Verhandlungen über die Saline zu Lüneburg, theils Urkunden über die besondern Eigenthumsverhältnisse der von der Mölen in der Saline, die Erwerbung oder Veräußerung dieser Güter u. s. w. Außer diesen Urkunden ist fol. 121 bis 155 in dem Buche enthalten:

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der zulten tho Luneborch sodvart

d. i. ein vollständiges Verzeichniß aller Hebungen aus der Saline zu Lüneburg nach allen Siedehäusern. Endlich steht: fol. 187 ein Stammbaum der Remsteden, fol. 191 Stammbaum der Hoyken, fol.192 Stammbaum des Johann vam Loe und fol. 192 Stammbaum der Kolkhagen.

Auf den 6 ersten Blättern sind mehrere plattdeutsche Gedichte niedergeschrieben, nämlich:

  1. Eyn nige ledt vpp denn olden radtt tho Luneborch.
  2. Eyn nige ledtt vpp hernn Johann Springintgudt Burgermester des olden Rades to Luneborch.
  3. Eyn nige ledt vpp den nigen Radtt tho Luneborch.
  4. Eyn nyghe leydt im tone:
       "Heraus du Hochgeborner Hertoch tzu Brunswych gudt"
    vp de sostich borger to Luneborch.
  5. Eyn nige leyd effte ghedichte van den van lubeck.
  6. Eyn nige ledtt vpp Doctor Martinus Lutter (vom Jahre 1530).

In dem Urkundenbuche steht fol. 81 noch ein plattdeutsches Gedicht:

  1. Ein nige ledt vp den radt to Luneborch ghedichtet vnnd ghesent von Hamborch anno XV c XLIII.

Auf der letzten Seite neben dem Wappen und auf der innern Seite des Pergament=Umschlages sind mehrere Begebenheiten in chronologischer Form aufgezeichnet.

Daß dieses Diplomatarium, auch wegen des Sülzregisters, ein großes Interesse hat, liegt klar vor.

2) Zwei Folianten Manuscripte, aus der Sammlung des Domprobsten Otto von Estorf herstammend, bestehend aus Acten und Briefen in Betreff der Kriegs = und Religionsangelegenheiten in der ersten Hälfte des dreißigjährigen Krieges, Geschenk des Herrn Dr. von Duve zu Mollen.

3) Stammbaum des meklenburgischen Fürstenhauses von dem ersten christlichen Fürsten Pribislav bis auf den Herzog Christian Ludwig, in lateinischer Sprache, mit historischen Notizen, auf Pergament geschrieben.

Dieser Stammbaum, nach einer im großherzoglichen Archive zu Schwerin im Original aufbewahrten Sammlung von Stammbäumen der einzelnen Linien des meklenburgischen Fürstenhauses

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von dem ehemaligen meklenburgischen Archivar J. F. Schultz verfaßt, jedoch nicht von demselben geschrieben, ward aus dem Nachlasse des Oberhofpredigers Passow zu Ludwigslust erworben und geschenkt vom Herrn Hofrath Dr. Prosch zu Schwerin.

V. Nekrologium des Vereins.

Von dem Herrn Regierungsrath von Oertzen ward der Nekrolog des meklenburgischen Geheimenraths=Präsidenten und Ministers L. E. H. von Plessen (verfaßt von A. Bartsch) eingereicht.

B. Sammlung von Bildwerken.

I. Alterthümer im engern Sinne.

1. aus vorchristlicher Zeit.

Der Verein hat die gegründetste Veranlassung, in der Classificirung und Beschreibung der vorchristlichen Grabalterthümer so fortzufahren, wie er begonnen hat. Denn nicht allein zeugen fortgesetzte Aufgrabungen auf vaterländischem Boden für die Richtigkeit der dabei befolgten Grundsätze, sondern auch durch die gleichzeitigen, in der Vorbereitung von uns unabhängigen Forschungen und Resultate in den Nachbarländern sehen sie sich anerkannt und bestätigt, wie die neuesten, trefflichen und inhaltreichen Werke: Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen 1837, und Erster Jahresbericht des altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie, 1838, zur Genüge beweisen.

A. Aus der Zeit der Hünengräber.

a. Gesammelter Inhalt einzelner Gräber.

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Hünengrab von Kl. Methling (bei Gnoien).

Als im Jahr 1832 dieses Grab abgetragen ward, um die Steine desselben zu benutzen, war Herr Kammeringenieur Engel aus Dargun zufällig anwesend. Derselbe fand das Grab mit großen Steinpfeilern umstellt, im Innern aber

1) ein spanförmiges Messer aus durchsichtigem, braunrothem, karneolartigem Feuerstein, etwas gebogen, vierseitig, in trapezoidischem Durchschnitt, und

2) einen Schmalmeißel aus grauem Feuerstein, 4" lang, ungefähr ¾" breit in quadratischem Durchschnitt, überall

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geschliffen und an der Schneide offenbar wiederholt nachgeschliffen.

Beide Stücke sind von Herrn Engel dem Vereine geschenkt. Weiter fand sich in dem Grabe nichts.

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Hünengrab von Hohen=Wieschendorf
(bei Wismar).

Ueber die Eröffnung dieses Grabes berichtet Herr Pastor Erfurth zu Hohenkirchen Folgendes:

Im Frühjahr 1836 bedurfte Herr Bade auf Hohen=Wieschendorf zum Bau eines massiven Schaafstalles der Feldsteine, und gab seinen Leuten Auftrag, hier und da, wo die Pflugspitze beim Ackern irgend auf Steine gestoßen sei, nachzugraben. Mehrere Steine standen mit ihrer Spitze auf der Oberfläche; diese wurden zuerst weggenommen, und so fand man in einem kleinen Sandberge, in Zwischenräumen von 7 bis 8 Schritten, mehrere Gräber von etwa 5' Länge und 2½ Breite, welche mit Steinen an den Seiten ausgesetzt waren. In dem einen Grabe soll eine Urne gestanden haben, aber sogleich zerfallen sein, und um dieselbe 7 oder 8 Keile. In den 2 oder 3 andern Gräbern sollen nur Keile gewesen sein. Von diesen sind die beifolgenden 4 Exemplare 1 ) (später sandte Herr P. Erfurth noch ein fünftes Stück 2 ) nach) theils durch Herrn Bade, theils durch Herrn Pastor Grapengiesser zu Proseken mir ausgeliefert worden. Welche Form die Urne gehabt habe, von welcher Farbe sie gewesen sei, ob mit oder ohne Verzierungen, habe ich nicht erfahren können. Leider hörte ich von diesem Funde nicht eher etwas, als bis die Keile schon zum größten Theile zerstreut und, für werthlos gehalten, verloren gegangen waren.

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Hünengrab von Lübow
(bei Wismar).

Auf dem Pfarracker zu Lübow befand sich ein mit großen Steinen umstelltes Hünengrab. Bei Wegräumung derselben


1) Von diesen Keilen sind 3 von gewöhnlicher Größe und Form, aus grauem Feuerstein, an den beiden breiten Seiten geschliffen; der vierte hat eine mehr fächerartige Gestalt, ist dünner, von besserer Masse und überall sorgfältig und gleichmäßig geschliffen; ausgebrochen sind alle an mehreren Stellen.
2) Dies ist ein Schmalmeißel aus hellgrauem Feuerstein, viereckig, 6" lang, überall roh zugehauen und nur an der schräge abgeschnittenen Schneide ungefähr 1" lang geschliffen.
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war der Herr Pastor Albrand mit mehrern Freunden gegenwärtig und fand in dem Grabe folgende Gegenstände, welche er, mit einem Fundberichte, an den Verein eingesandt hat.

Die ganze Bestattungsweise der in diesem Grabe beigesetzten Leiche zeigt die überraschendste Uebereinstimmung mit den Umständen der Aufgrabung des Hünengrabes von Prieschendorf (vgl. Jahresber. II. S. 25, flgd.).

Den Mittelpunct der Stelle, an welcher die Ueberreste der Leiche beigesetzt waren, bildeten viele rundliche, platte, gespaltene, feinkörnige Sandsteine von rother Farbe. Diese erschienen in Kreuzform gelegt; bei ihnen lagen viele Scherben von Urnen. Diese gespaltenen rothen Sandsteine bildeten ohne Zweifel die Unterlagen und Deckel der Urnen; die Legung der Steine in Kreuzform ist nur dadurch entstanden, daß fünf Urnen beigesetzt wurden, von denen eine in der Mitte gestanden hatte, die andern vier umhergestellt gewesen waren; die Urnen waren zerdrückt, die Decksteine derselben auf die Unterlagen, die Urnentrümmer seitwärts gefallen und so die Kreuzform in der Legung der Steine entstanden. Bei Zusammenstellung der Urnenscherben fand es sich nun, daß die Bestattungsstelle wirklich fünf Urnen geborgen hatte. Die Urnenscherben sind dick, von grober Masse, mit Kiessand und Feldspathgrus und Glimmer durchknetet und zum größern Theile mit Verzierungen bedeckt, durch welche diese lübower Urnen einigen prieschendorfern ganz gleich sind; alle Urnen haben Zeichen von Erhärtung durch Feuer. Alle Verzierungen sind mit groben Instrumenten eingegraben und einfach, aber kräftig und edel.

1) Die größere Urne ist ein rundliches, großes Gefäß von gelbbräunlicher Farbe und fester Masse gewesen, verziert mit eingegrabenen kleinen, perpendikulären Linien, welche in Gruppen von Dreieckform zusammenstehen, und ist in Scherben und Verzierungen ganz der prieschendorfer Urne a. a. O. S. 30, Nr. 5, gleich.

2) Ein anderes Gefäß ist weit geöffnet gewesen; ein ziemlich großes Stück vom Rande ist ganz senkrecht und deutet auf die Becherform des Gefäßes. Oben um den Rand läuft eine Reihe eingegrabener Verzierungen aus drei kräftigen Zickzacklinien über einander. Diese setzen sich in einzelnen Gruppen, wie Streifen, nach unten hinfort, so daß einzelne senkrechte Verzierungen, wie drei aufgerichtete Baumzweige, auf den Außenwänden der Urne zu stehen scheinen. Der obere Rand ist mit Querstrichen gekerbt. Die Innenwand der Urne ist glatt und schwärzlich.

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3) Ein drittes Gefäß ist ebenfalls weit geöffnet gewesen, ebenfalls mit fast senkrechtem Rande, aber mehr kugelförmig ausgebaucht. Der Rand ist oben mit einer kräftigen Zickzacklinie verziert; dann folgt in geringer Entfernung eine horizontale Linie, auf welcher nach unten hin eine zweite Zickzacklinie steht. Der Bauch der Urne ist mit höheren, zusammengesetzten, parallelen Zickzacklinien verziert gewesen. Der obere Rand läuft scharf aus. Die Masse ist mit goldfarbigem Glimmer durchknetet und die Innenwand der Urne ist röthlich gelb, die Außenwand schwärzlich geflammt.

4) Ein viertes Gefäß ist aus grober Masse, mit grobem Feldspath durchknetet, in dicken Scherben, von röthlich=gelber Farbe, ohne Verzierungen. Der senkrechte Rand ist mit Querstrichen gekerbt.

5) Ein fünftes Gefäß ist dem vierten ähnlich, nur von etwas feinerer Masse, mit goldfarbigem Glimmer durchknetet. Der Rand ist etwas ausgebogen.

Daneben, in den Winkeln der kreuzweise gelegten Sandsteine, fand sich eine große Masse von Asche und Knochen. Die größern eingesandten Knochenreste sind angebrannte Thier= (Pferde=) Knochen. Dabei lagen Reste eines Pferdeschädels, welche, wie zu Prieschendorf, keine Spur vom Brande zeigten; diese Reste bestehen, nach der Bestimmung des Herrn Professors Steinhof zu Schwerin: aus dem mittlern und untern Theile der linken Kinnlade eines Pferdekopfes (der sogenannten ganache), mehrern Zähnen und einem Halsgelenkknochen: alles ohne alle Brandspuren.— Die Knochen deuten auch hier auf ein kleines, nicht junges Pferd.

In der Asche lagen zwei gewöhnliche Keile von hellgrauem Feuerstein, 7½" und 6½" lang, an zwei Seiten geschliffen, an der Schneide scharf abgeschliffen, an vielen Stellen ausgesprungen.

Außerdem fand sich, sei es durch Zufall, oder aus Vorbedacht hineingelegt, ein Stück strahligen Schwefelkieses.

b. Einzeln aufgefundene Alterthümer.

Streitäxte und Streithämmer:

1 Streitaxt (Axthammer) aus grünlicher Hornblende, mit dem Stielloche in der Mitte, nach beiden Seiten hin abgebreitet und zugeschärft, mit eingeschliffenen, hochstehenden Rändern an der schmalen Seite und mit Querbändern in der Mitte der Seitenflächen: ein Exemplar
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von seltener Form und Schönheit, gefunden zu Rüst bei Goldberg, geschenkt vom Herrn Klosteractuarius Lierow zu Dobbertin.
1 Art aus grünlicher Hornblende, kurz und dick, 5" lang, 2½" breit und 2½" dick, geschenkt vom Herrn Sanitätsrath Dr. Bornemann zu Goldberg.
1 Streitaxt aus schwarzgrüner Hornblende, 5½" lang, in der Beitschärfe 2½" breit und im Duchmesser des trefflich gebohrten Schaftloches gegen 3" dick. Die Axt hat Reste von Vergoldung, welche wohl in jüngeren Zeiten aufgetragen sein wird, da der Gebrauch der Streitäxte bis ins 17. Jahrhundert herabgeht und in neueren Zeiten wahrscheinlich auch wohl aufgefundene alte Streitäxte in Gebrauch genommen wurden. Der Fundort dieses Exemplars ist unbekannt; es wurde aus dem Nachlasse des Bürgermeisters Wehner t zu Brüel angekauft.
1 Streithammer aus schwärzlichem Gneis, an einem Ende meißelförmig auslaufend, am andern Ende breit und beilförmig ausgerundet, um das Schaftloch ausgebaucht, überhaupt von seltener Form und Beschaffenheit, gefunden bei Güstrow, geschenkt vom Herrn Maler Fischer zu Schwerin.

Keile:

1 Keil aus hellgrauem Feuerstein, im Aeußern ockergelb von der Erdschicht, in welcher er gefunden, zu 1/3 am Bahnende abgebrochen, überall geschliffen, 2½" breit und noch 4½" lang, geschenkt vom Herrn Sanitätsrath Dr. Bornemann zu Goldberg.
1 Keil aus grünlicher Hornblende, lang und dick, 8" lang, 2-3" breit, 2" dick in der Mitte, wegen der Steinart und der Dicke eine seltene Erscheinung, und nur dem Keil von Marnitz (vgl. Jahresber. I. S. 14) vergleichbar, geschenkt vom Herrn Pächter Düring zu Pastin bei Sternberg.
1 kleiner Keil aus grauem Feuerstein, gegen 4" lang, nur an der Schärfe geschliffen, einzeln gefunden auf der Feldmark Gr.=Vielen, Geschenk des Herrn Landraths von Oertzen auf Gr.=Vielen.
1 Keil aus grauem Feuerstein, auf den breiten Seiten geschliffen, ungefähr 4½" lang, im J. 1836 gefunden bei Rehna auf dem sogenannten Kruge, einem hinter dem Hausgarten des Hrn. Bürgermeisters Daniel belege=
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nen sandigen Ackerstücke, geschenkt vom Hrn. Bürgermeister Daniel zu Rehna.
1 Keil aus hellgrauem, durchscheinendem Feuerstein, 8½" lang, m der Beilschärfe 2¾" und am Bahnende 1½" breit, in der Mitte gegen 2" dick, ohne Ausnahme überall und ganz vorzüglich geschliffen. Fundort ist unbekannt. Aus dem Nachlasse des Bürgermeisters Wehnert zu Brüel angekauft.
1 Keil aus hellgrauem Feuerstein, 5" lang, von gewöhnlicher Form und nur an den breiten Seiten geschliffen. Fundort ist nicht begannt. Aus demselben Nachlasse angekauft.

Eine Speerspitze

aus grauem Feuerstein, 8" lang, 2" breit, gegen 1" dick in der Milte, an den Rändern scharf abgekantet, nach beiden Enden hin spitz auslaufend, jedoch nach einem Ende hin sich mehr verjüngend, ohne Griff, überall auf gleiche Weise im Rohen behauen, gefunden zu Liessow, östlich vom schweriner See, geschenkt vom Herrn Gymnasiasten Hobein zu Schwerin.

Ein Kegel

von Feuerstein, von welchem Späne abgespalten sind, gefunden in einem Garten auf der Höhe des alten Weinberges bei Schwerin zwischen dem Schloßgarten und der Artillerie = Wache und geschenkt vom Herrn Hofküster Buchheim zu Schwerin. Das Stück Feuerstein ist 2" lang und ungeföhr ¾" im Durchmesser; es ist ein dunkelgrauer, durchscheinender, reiner Feuerstein, wie ein zugespitzter Korkstöpfel, von welchem rund umher der ganzen Länge nach höchst regelmäßig Späne von ungefähr 3/16" Breite abgespalten sind. Diese Abspaltung ist so regelmäßig und vollkommen geschehen, daß es scheint, als wäre der Stein erweicht mit einem scharfen Messer beschnitten; wenigstens scheint diese Bearbeitung durch Schlagen fast unmöglich. Es gehört dieser Stein in die Klasse der spanförmigen Feuersteinmesser, und er ist entweder ein Block, von welchem Messer oder Sägeschneiden abgespalten sind, oder er ist ein nicht vollendetes Geräth, etwa eine unvollendete Pfeilspitze. Ein gleicher Stein findet sich in der Sammlung zu Kopenhagen und ist abgebildet in den Historisch= antiq. Mitth. Tab. III. Fig. 27 (vgl. S. 75), und in dem Leitfaden zur nord. Altth. S. 37. Aehnliche Steine finden sich öfter. sogar in Hünengräbern (vgl. Jahresber. II. S. 31, Nr. 5. und 6), aber sehr selten so gut zubereitet.
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Feuersteinmesser = Manufactur zu Klink 1 )
(bei Waren).

Im J. 1837 berichtete der Hr. Candidat Kortüm zu Feldberg bei seinem Beitritt zum Vereine, daß auf der Feldmark Klink bei Waren an einer gewissen Stelle an der Müritz merkwürdig geschlagene Feuersteine in so großer Menge gefunden würden, daß die Landleute in der dortigen Gegend, namentlich die Taback rauchenden, sie seit langer Zeit aufsuchten und wegen ihrer Bequemlichkeit zum Feueranschlagen benutzten. Auf weitere Anfragen und Erkundigungen hatten der Gutsbesitzer Hr. Kähler zu Klink und der Hr. Dr. Kortüm zu Waren die Güte, die Stelle genauer zu untersuchen und Bericht und Proben von den vorkommenden Steinen einzusenden.

An der Eldenverbindung zwischen dem Müritz= und Kölpin=See, am Ausflusse der Elde aus der Müritz, auf der Feldmark Klink sind es zwei ziemlich steile Sandhügel, an denen diese geschlagenen Feuersteine vorkommen, die sonst in der ganzen Gegend nicht gefunden werden. Nach den durch die genannten Herren eingesandten, leicht gefundenen Proben — es sind einige 20 Stücke — sind diese Feuersteine jene spanförmigen und prismatischen, scheinbar geschnittenen Messer, wie sie, neben den Keilen aus Feuerstein, so häufig in den ältesten, mit großen Granitblöcken umstellten und bedeckten Gräbern, den sogenannten Hünengräbern vorkommen und in Frid. Franc. Tab. XXVII. Fig. 5-11 abgebildet und in der Erläuterung S. 145-146 beschrieben sind. So wurden sie auch in dem, im Auftrage des Vereins aufgedeckten Hünengrabe von Prieschendorf (Jahresber. II. S. 31 und 33) gefunden. Diese Messer, wie sie in den Hünengräbern gefunden werden, sind in der Regel ungefähr 4 Zoll lang; sie sind gewöhnlich ganz von vierseitigem, rhombischem oder auch in der einen Hälfte von dreiseitigem, zur andern Hälfte von vierseitigem Durchschnitte; die eine Seite ist immer die größere und nimmt fast die Hälfte des Spans ein, die übrigen zwei oder drei Seiten sind viel schmaler; das Ganze ist nach der breitern Seite hin gebogen. — Die zu Klink gefundenen Späne


1) Das Gut Klink liegt zwischen den Seen Müritz und Kölpin, und bietet in geognostischer Hinsicht manche Merkwürdigkeit: so wird am Kölpin Bernstein in Menge, wenn auch nur in kleinen Stücken, gefunden; Schwefelkies, in ziemisch großen Stücken, findet sich öfter auf der Feldmark Klink. Der größte Theil der Steine am Ufer der Müritz besteht aus Feldsteinen. (Aus den Mittheilungen des Herrn Kandidaten Kortüm.)
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haben dieselbe Beschaffenheit, sind aber alle theils noch nicht so vollendet, wie sie in den Gräbern gefunden werden, theils viel kleiner, theils zerbrochen; einige Exemplare sind noch rohe, nur spanähnliche Feuersteine, andere sind nur breite, von den größern Seiten abgeschlagene Splitter, noch andere sind viel kleiner, als die gewöhnlich vorkommenden. Dies alles ist ein Beweis, daß dieselben nur als unbrauchbar verworfene Stücke sind und daß die Stelle in grauer Vorzeit ein Ort war, wo Geräthe aus Feuerstein verfertigt wurden. Vor einigen Jahren ward an derselben Stelle ein wohl erhaltenes, muschelförmig geschlagenes, dolchartiges Messer (wie Frid. Franc. Tab. II und XXX) aus Feuerstein gefunden, welches in die großherzogliche Alterthümer= Sammlung gekommen ist. Merkwürdig ist, daß in demdelben Hügel, an welchem diese Geräthe aus Feuerstein gefunden werden, oft Urnen und urnenscherben und neben denselben Geräthe aus Bronze, also aus einer Zeit, welche unmittelbar auf die Steinzeit folgte, gefunden worden (vgl. unten Alterthümer aus der Zeit der Kegelgräber).

Auch auf Rügen, auf der Halbinsel Jasmund bei dem Dorfe Semper, entdeckte der Herr Dr. v. Hagenow eine gleiche Stelle, an welcher in alter Zeit Feuersteingeräthe bearbeitet wurden; er fand hier, außer vielen Streitäxten und Opfermessern, auch mehrere hundert Stück der spanförmigen, prismatischen Messer; man vgl. Dritter Jahresbericht der Gesellschaft für pomm. Gesch. 1828, S. 102 flgd. Auch hier traten dieselben Erscheinungen, wie an der Stelle bei Klink, hervor: größere Steinstücke, von denen die Spanmesser abgeschlagen waren, kleinere Splitter u. s. w., so daß v. Hagenow mit Recht schloß, daß die Messer aus freier Hand geschlagen worden seien, wie man noch jetzt die Gewehrsteine schlägt. Vgl. Leitfaden zur nord. Alterthumskunde S. 37.

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B. Aus der Zeit der Kegelgräber 1 ).

a. Gesammelter Inhalt einzelner Gräber.

Kegelgrab von Gr. Kelle (bei Röbel).

Auf dem Felde des Gutes Gr. Kelle, welches viel schwere Lehm= und Mergelerde hat, stand ein großer, weiter


1) In dem Ersten Jahresbericht des altmärkischen Vereins etc. . wird diese Klasse von Gräbern mit dem Namen "Grabhügel in Backofenform" bezeichnet, und dabei (S. 86) bemerkt, daß die in der Altmark vorhandenen alle die Form eines Backofens oder eines Kugelsegments (  ...  )
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Hügel 1 ) von wenigstens 8 Fuß Achsenhöhe vom Gipfel bis auf die Basis; schon früher war Mergelerde von demselben abgefahren und dabei war man auf Steine gestoßen. Als nun im Verlaufe der Zeit wieder Steine zum Bau gebraucht werden sollten, ward dieser Hügel im letzten Herbste abgeräumt. Es wurden wohl über sechs vierspännige Fuder Feldsteine von der Größe gewöhnlicher Pflastersteine weggeführt; diese waren unter der bedeutenden Erddecke des Hügels zu einem kegelförmigen Gewölbe regelmäßig zusammengefügt, jedoch ohne Bindemittel und so gut es mit unbehauenen Geschieben geht, wie man es in der Klasse der (germanischen) Steinkegelgräber gewöhnlich findet. Unter diesem Gewölbe, in der Mitte desselben, auf dem Urboden, stand eine Steinkiste von größern Steinen, groß genug für die Anwendung voller Manneskraft zum Heben. In dieser Steinkiste stand eine große Urne von dünnem Erzbleche, nach der Beschreibung: wie ein "Kessel" gestaltet; das Gefäß war mit einer dunklen, "torfartigen Materie", ohne Zweifel den Resten einer verbrannten Leiche, gefüllt; das Ganze war jedoch zu einem großen Klumpen, wie ein Brei, zusammengedrückt, so daß von dem Gefäße nur kleine Stücke gerettet wurden. An jeder Seite dieser Urne stand ein kleines Gefäß mit einem Handgriffe und außerdem fanden sich mehrere kleinere Alterthümer. Der Schatz ward von den Arbeitern, die mit den Hacken zwischen die Steine geschlagen und einen hohlen Raum bemerkt hatten, einige Stunden verheimlicht, bis der Herr Kammerherr von Bülow Kunde davon erhielt, die Sache selbst untersuchte und das Gefundene von seinen Leuten wieder zur Stelle schaffen ließ, auch von zuverlässigen Männern, die bei der Entdeckung gegenwärtig gewesen waren, gewissenhaften Bericht über die Entdeckung einzog. Der ganze Fund ward von demselben alsbald mit großer


(  ...  ) haben, dagegen zur Kegelform sich dort nirgends erheben. In Meklenburg aber giebt es unter den germanischen Gräbern, namentlich unter den größten, ziemlich viele, welche der Kegelform wenigstens sehr nahe kommen (vgl. die Abbildung auf dem Titelblatte des Friderico-Francisceum); der Mehrzahl nach freilich haben sie die Gestalt eines mehr oder minder regelmäßigen Kugelsegments, bis sie in eine ganz niedrige, kaum von den natürlichen wellenförmigen Erhebungen des Bodens zu unterscheidende Erhöhung sich verlieren. Demnach ist unsere Bezeichnung "Kegelgräber" allerdings keine genau zutreffende; allein das ist jene andere, "Grabhügel in Backofenform", auch nicht, da ja die germanischen Gräber auch von der regelmäßigen Form eines Backofens vielfach abweichen. Jedenfalls ist die von uns angenommene Bezeichnung eine für den Gebrauch viel bequemere und gefügigere, auch schon anderweitig vielfach recipirt.
1) Das Gut Gr. Kelle enthält auf seiner Feldmark viele Gräber der Vorzeit und hat deren in frühern Zeiten noch viel mehr besessen. Ueberhaupt ist die ganze Gegend um Röbel antiquarisch sehr merkwürdig.
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Liberalität dem Vereine zu Händen des Herrn Präsidenten zum Geschenke überreicht.

Die in diesem Grabe gefundenen Alterthümer sind folgende:

1) DieAschenurne aus Bronze, welche in der Mitte des Grabes stand und in unzählige kleine Stücke zerdrückt war. Die Urne bestand aus mehr dunkler oder röthlicher Bronze und war mit weniger Zinn legirt, als gewöhnlich die norddeutschen Bronzen. Nach den Fragmenten und nach den Beschreibungen der Arbeiter war die Urne ein großes, kraterförmiges Gefäß; daher die Arbeiter es mit dem Namen eines "Kessels" 1 ) belegten, als sie es so zerdrückt im Grabe stehen sahen. Es sind von dem Herrn von Bülow nachträglich 2 ) noch zwei zusammengehörende Randstücke eingesandt, welche die Beschaffenheit des Gefäßes ziemlich klar erkennen lassen. Sie machen etwas über ein Viertheil des ganzen Randes aus und sind ungefähr 2" hoch. Nach der höchst regelmäßig verfertigten Arbeit hatte der innere Umfang des Randes den bedeutenden Durchmesser von 16½". Der äußerste Rand ist gegen ½" breit und ¼" hoch, voll gegossen oder geschlagen und im Innern durch zwei eingedrehete Kreise von dem Bauche abgegrenzt. Die Wand des Bauches wird vom Rande abwärts schnell dünner und ist im Allgemeinen im Erze ungefähr nur 1/32" dick. Der Rand steht nach innen ungefähr 3/8" und nach außen, in einer Höhe von 1/8", nur 1/16" über. Außen wölbt sich der Bauch ganz wenig ohne Vorsprünge und Verzierungen und verengt sich sehr allmählig nach unten zu; der untere Theil läßt sich jedoch nicht klar erkennen 3 ). Die Flächen sind höchst sauber und regelmäßig gearbeitet.

2) Ein Bronzegefäß, welches ebenfalls ganz zerdrückt ist; einige mit Rost überzogene Bruchstücke reichen jedoch hin, eine ungefähre Beschreibung des ganzen Gefäßes zu geben. Es bestand ebenfalls aus röthlicher Bronze und war sehr dünne geschlagen bis zu einer halben Linie im Bleche, wie dergleichen Arbeiten öfter in Kegelgräbern vorkommen 4 ). Nach einigen


1) Auch bei den Griechen diente der Kessel (λεβης) zum Aschenkruge; vgl. K. O. Müller Handbuch der Archäologie S. 299, 10.
2) Bei der Aufgrabung waren zufällig fremde Arbeiter in Tagelohn, welche manches von dem Funde unterschlagen haben sollen, daher einige Bronzefragmente nachträglich eingesandt sind, so wie genauere Nachforschungen sie ans Licht brachten.
3) Nach den vorhandenen Fragmenten hatte das Gefäß dieselbe Gestalt, wie das zu Gnevikow bei Ruppin gefundene Bronzegefäß, welches in A. v. Minutoli Baudenkmälern des Mittelalters in den brandenb. Marken, Heft 1, abgebildet ist.
4) Vgl. Friderico-Francisceum, Erläuterung S. 122.
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Bruchstücken des Randes zu urtheilen, hatte das wenig ausgebauchte Gefäß eine Oeffnung von ungefähr 8" und eine entsprechende Höhe; es hatte einen fingerbreiten, senkrechten Rand; der äußerste Rand, so wie der Rand des Bodens, war um einen stärkern Draht gelegt, wie auch dies bei den Rändern und Henkeln der dünne geschlagenen Bronzegefäße aus Kegelgräbern öfter vorkommt 1 ). Die Arbeit ist sehr regelmäßig und sauber getrieben.

3) Ein Stöpsel, von derselben Bronze, der, mit Ausnahme einer Höhlung in dem einpassenden Theile, voll gegossen ist. Er ist 2¼" hoch und hat ganz die Gestalt eines Stöpsels einer modernen gläsernen Karafine. Um den einpassenden Theil liegt ein angerosteter Erzring, der offenbar nicht zu dem Stöpsel gehört, sondern zu dem Gefäße, in welches er paßte. Vielleicht war dieser Stöpsel, nach der Meinung des Hrn. von Bülow, der Griff oder Knopf von einem Deckel des großen Kessels, vielleicht ein Stöpsel einer ehernen Flasche.

4) Ob ein 2¾ langes und ¾" breites, an einem Ende sich bis 1½ ausdehnendes, dickes, plattes Bronzeblech zu dem Griffe einer Schöpfkelle, wie Nr. 5, gehört, läßt sich nicht entscheiden.

5) Eine Schöpfkelle mit Handgriff aus dünne geschlagener Bronze, welche dem reinen Kupfer sehr nahe kommt. Die Schale ist ohne Bodenrand, nach unten hin ganz abgerundet, 3" hoch und 5" im Durchmesser in der Oeffnung. Der Rand ist dicker (1/8 dick), als die Schale (höchstens ½" dick), und ¼" breit ausgebogen. Der Griff, von der Dicke des Randes, ist 4" lang und durchschnittlich ¾" breit und am Ende dreizackartig und breit ausgeschnitten. Das Ganze ist mit grünem Oxyd bedeckt. Das Erz ist fast reines, rothes Kupfer. Die Schale ist sehr dünne und sehr vollkommen ausgearbeitet. Verzierungen sind weiter nicht vorhanden, als auf der Außenseite des Bodens drei concentrische Wulste um einen Knopf, welche Figuren durch sechs auf der Drehbank eingedrehete Kreise hervorgebracht sind, und im Innern und Aeußern der Schale dicht unter dem umgebogenen Rande eine eingedrehete Linie. Das Gefäß ist, wenn es leer auf den Boden gestellt wird, nicht zum Stehen eingerichtet. sondern lehnt sich beim Hinstellen gleich auf den Handgriff zurück. Es ist dem großen zerdrückten Aschenkruge an Arbeit und Metallcomposition sehr ähnlich; jedoch ist das Metall dieser Schöpfkelle um ein Geringes dunkler, als das Metall des Aschenkruges, und hat mehr Schönheit und Gluth in der Farbe.


1) Vgl. Friderico-Francisceum, Erläuterung S. 122.
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Auch in Skandinavien sind Gefäße von gleicher Bildung 1 ) gefunden, welche ebenfalls auf der äußern Seite des Bodens "mit cirkelförmig gedrechselten Zierrathen" versehen sind 2 ). Ein ähnliches Bronzegefäß mit "einem Handgriffe", gleich einer "Casserole", 8" weit und 3" tief, ward auch im Großherzogthume Oldenburg beim Dorfe Lüerte in einem Kegelgrabe gefunden 3 ); es war mit Knochenresten gefüllt und mit einem Steine zugedeckt. An der Stelle, wo der Handgriff an der Schale befestigt war, fanden sich auf dem Griffe zwei "Delphine" ausgearbeitet 4 ).

6) Das Merkwürdigste bei diesem Funde ist eine silberne Schale mit einem Handgriffe, welcher mit Darstellungen aus der alten Mythologie in erhabener Arbeit geziert und ohne allen Zweifel ein Werk der alten Kunst Griechenlands oder Italiens ist.

Die Schale selbst ist 2¾" hoch und in der Oeffnung 7" im Durchmesser; sie verengt sich nach unten nur wenig, so daß ein starker Rand um den äußersten Boden, auf welchem das Gefäß steht, nach starker Abrundung im untersten Viertheil des Gefäßes, noch 4" im Durchmesser hat. Der Griff ist 5" lang, an beiden Enden 2½" breit und nach der Mitte hin bis 1¼" Breite eingezogen. Das Ganze besteht aus dickem Silberblech und wiegt 1 Pfund 14 Loth köln. Gewichts. Stempelzeichen sind nicht vorhanden, und überhaupt zeigt die Schale selbst nichts weiter als eine einfache glatte Arbeit, welche zuerst mit dem Hammer getrieben, darauf aber wahrscheinlich auf der Drehbank nachgedrechselt ist; hiefür zeugt auch in der Mitte der Außenseite des Bodens ein vertiefter Kreis mit einem schmalen Rande von 1" Durchmesser, der um einen eingestochenen Mittelpunct eingedrehet ist. Das Silber ist fast ganz rein 5 ), nach angestellten Proben 15löthig, und hat in keinem Theile durch Rost oder sonst gelitten.


1) In Skandinavien werden Gefäße mit Handhaben, die einer Casserole ähnlich sehen", gefunden; vgl. Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen, 1837, S. 41. Nach des Hrn. Canzlei=Raths Thomsen zu Kopenhagen brieflichen Mittheilungen sind "Casserolen, die eine künstliche Drehbank voraussetzen", mehrmals in Dänemark mit andern Sachen aua der jüngern heidnischen Zeit zusammen gefunden.
2) Vgl. Historisch=antiquarische Mittheilungen, herausgegeben von der königl. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde, Kopenhagen, 1885 S. 87.
3) Vgl. Wildeshausen in alterthümlicher Hinsicht. Oldenburg, 1837, S. 3l u. Tab. II.
4) Vgl. unten die silberne Schöpfkelle.
5) Daher die Möglichkeit des leichten Treibens des Silbers; vgl. Hirt in Böttigers Amalthea, I. S. 248.
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Ehe wir zu Betrachtungen über dieses Gefäß schreiten, wird eine einfache, ungetrübte Beschreibung des Griffes den besten Commentar geben. Der ganze Griff ist nämlich mit einer reichen und künstlerisch ausgeführten mythologischen Darstellung in erhabener Arbeit geziert. Auf dem mittlern, schmalern Theil desselben steht auf einem unregelmäßig modellirten Vorsprunge, der Erde, eine erhabene weibliche Göttergestalt (2" groß) mit gelocktem Haar und der Mauerkrone auf dem Haupte; das Antlitz ist erhaben, milde und mütterlich, kurz matronenähnlich, die Brust ziemlich gewölbt. Das griechische Gewand ist unter der Brust in überhängenden Falten gegürtet und fällt in wenigen, weiten Falten in schöner Drappirung über die Füße hinab: die ganze Körpergestalt der Figur schimmert vom Halse bis zum Kniee sehr klar durch das Gewand hindurch, so daß selbst die Nabelgegend leise angedeutet ist. Von den Armen wird nur der gesenkte rechte Arm durch das Gewand bis zum Ellenbogen bekleidet, der erhobene linke ist nackt. Von den Schultern, welche mit stark hervorragenden Hefteln geziert sind, hängt bis zur Sohle über den Rücken ein schleierartiges Obergewand hinab, welches zu beiden Seiten der Figur in äußerst zarter Arbeit hervorsteht, Ihr zur Rechten steht auf der Erde ein Rinderpaar, welches ihr mit den Hörnern nur bis ans Kniee reicht; ihr zur Linken steht auf der Erde ein Todtenkopf mit Beinknochen. In der zum Geben abwärts ausgestreckten rechten Hand halt sie aufwärts gerichtet den Caduceus (den sogenannten Merkursstab), mit zwei Flügeln an der Seite und an den zwei, zu einer Symbol gekrümmten Schlangen; in derselben rechten Hand hält sie abwärts gerichtet, allem Anscheine nach, einen Phallus: gegen die Annahme eines Griffels in dieser Darstellung redet die Größe, gegen die Annahme einer nach unten spitz auslaufenden Amphora reden andere Nebenumstände. Den nach oben hin ausgestreckten, gekrümmten Arm stützt sie auf ein Ruder mit sehr langer, an den Enden zierlich und schräge abgeschnittener Schaufel, welche auf dem Todtenkopfe steht; mit derselben Hand, welche an der Ruderstange ruht, faßt sie zwei kreuzweise gelegte, nach oben geöffnete Füllhörner; an der Spitze der Stange über den Füllhörnern hängt eine viereckige Tafel (des Gesetzes?). — Zwischen dem Standorte der Figur und der Schale steht auf einem durch Bunzen modellirten Boden ein gekrümmter Baum 1 ) mit drei, stark hervorragenden runden


1) "Wie schwer verschiedene Pflanzenarten auf alten Kunstwerken zu unterscheiden sind"; darüber vgl. K. O. Müller, §. 435, 2.
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(Granaten=? oder Lotus=?) Blüthen; mehrere andere Blüthen sind leicht eingegraben. Unter dem Baume ruht ein trefflich modellirter Löwe auf dem Boden; vor ihm liegt abwärts gewandt ein Widderkopf 1 ). — Das Ende des Griffes hat drei Ausbiegungen: in der Mitte und nach jeder Seite hin. Auf der Ausbiegung in der Mitte, auf der Spitze des Griffes, steht, mehr erhaben als alle übrige Arbeit, eine ernste, volle Gesichtsmaske mit vollem, seitwärts gelocktem Haar, vielleicht ein Proserpinenkopf oder eine baccchische Maske, wie ähnliche Masken öfter auf Münzen vorkommen; das Haar ist durch wenig Gravirungen, die Pupillen der Augen durch eingegrabene Puncte bezeichnet Auf jeder Seitenausbiegung des Griffendes steht ein Pantherkopf.— Der Griff faßt beinahe um ein Drittheil des Schalenrandes. Die Verzierung der Verbindung zwischen Schale und Griff, vom Schalenrande zum Griffrande hinauf, bildet an jeder Seite eine mehr arabeskenartige Verzierung, bestehend aus einer gewundenen Schlange, deren langer, schnabelartiger Rachen allmälig mit dem Schalenrande verschmitzt 2 ); auf der Schlange sitzt ein papageienartiger Vogel mit langen Schwingen und Schwanzfedern, so daß die ganze Verzierung auf den ersten Blick ein geflügelter Drache zu sein scheint. Möglich ist es auch, daß der Vogel zu der Schlange oder dem Fische in keiner nähern Beziehung steht: denn die Füße des Vogels sind außerhalb der Schlange eingravirt, so wie ein Haufen Fruchtkörner vor dem Schnabel des Vogels mit Bunzen eingetrieben ist.

Wozu dieses Gefäß gedient habe, läßt sich leicht dahin beantworte, daß es eine Schöpfkelle (αρντηρ, simpulum) sei, eines jener "Gefäße zum Schöpfen aus dem Krater in den Becher, aus Schälchen mit langen Griffen bestehend" 3 ). Für den gottesdienstlichen Gebrauch desselben redet wohl die Verzierung des Griffes, wie das Ganze an die "cerealische Schwinge" (λιχνον, vannus) erinnert 4 ), wenn auch nicht mit derselben verwechselt werden soll. Daß es griechisch=römischen Ursprunges sei, dürfte wohl kaum bezweifelt werden.


1) "Der Löwe mit einem Widderkopfe kommt oft vor, z. B. auf Münzen von Belia." Thomsen.
2) An dem oben erwähnten, im Oldenburgischen gefundenen casserolenförmigen Gefäße ist die Aufügung des Griffes an die Schale ebenfalls durch "zwei Delphine" vermittelt; vgl. Wildeshausen in alterth. Hinsicht, S. 31.
3) Vgl. K. O. Müller Handbuch der Archäologie der Kunst, §. 298, 2.
4) Vgl. K. O. Müller, §. 300, 2.
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Für den antiken Ursprung des Gefäßes redet auch die Arbeit, welche im Gantzen und im Einzelnen höchst edel und vollendet und in einer Art gearbeitet ist, welche von den heutigen Manieren abweicht, kurz — antik ist. Es ist eines jener Werke der Toreutik (der Kunst des Treibens aus Erz), welche schon bei den Alten in großem Ansehen standen. Das Ganze ist wohl sicher aus freier Hand ge trieben, oder vielmehr nach Art der Schnitzerei gearbeitet; vom Guß ist keine Spur 1 ), wie namentlich alle Vertiefungen sichtlich mit gewandter Hand frei eingetrieben sind; von Auflöthen gegossener Arbeit kann nicht die Rede sein, da z. B. der Schleier der weiblichen Göttergestalt höchst zart ist und nicht höher aufliegt, als die Löthung allein die Fläche gedeckt haben würde; die sehr erhabene weibliche Maske am Griffende möchte allein aufgelöthet sein. Dennoch könnte man an der Ciselirung des Kunstwerks zweifeln: so vollendet und sauber ist es, und schwerlich möchte es jetzt einen Nachbildner finden; es möchte die Manier dieser Art von Arbeit fast unglaublich erscheinen, wenn nicht die Alten selbst zu bestimmt davon redeten.

Die Toreutik (τοεντιχη) der Alten ist die Kunst der "Bearbeitung des Metalls mit scharfen Instrumenten, die Sculptur in Metall, und entspricht ganz der römischen caelatura; doch vereinigt sich damit nach Erforderniß der Aufgabe bald ein theilweises Gießen in Formen, bald das Herausschlagen oder Treiben mit Bunzen" 2 ); sie ist die neuere Kunst des Ciselirens 3 ). Diese Kunst blühte schon zur Zeit des Phidias in Griechenland 4 ) und war bis zum dritten punischen Kriege in Etrurien so geschätzt, daß etrurische Werke der Toreutik selbst in Athen zur Zeit der höchsten Kunstbildung gesucht wurden 5 ).

Nach den großen Eroberungen der Römer ward aber Rom, ungefähr im Jahrhunderte vor Christi Geburt und in den zunächst folgenden Zeiten, der Sammelplatz ausgezeichneter Toreuten 6 ), Erzgießer und Bildhauer, und die Römer gewannen besonders Geschmack an den Werken der Toreutik 7 ). Vorzüglich waren Gefäße aus Silber, dem Lieblings=


1) Vgl. Hirt in Böttigers Amalthea I, S. 249 und 250, und 259.
2) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 311.
3) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 173, 1, und Hirt in Böttigers Amalthea I, S. 249.
4) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 112, 1.
5) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 173.
6) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 196 und §. 257, 4.
7) Vgl. K. O. Müller a. a. O. § 311.
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material der Toreutik, gesucht 1 ), und schon vor dieser römischen Periode waren griechische Provinzen voll argentum caclatum 2 ). Die Römer beherrschte förmlich "eine wüthende Begier" 3 ) nach Kunstwerken dieser Art und die "Meister, welche kleine Reliefwerke in Silber" arbeiteten, waren noch zu Plinius Zeiten vor andern berühmt 4 ).

Daß unser Gefäß eines der seltenen 5 ) Ueberreste jener Arbeiten aus der römischen Periode sei, dürfte wohl keinem Zweifel unterworfen sein. Zwar sind, nach Mittheilungen des Herrn Canzleiraths Thomsen zu Kopenhagen, in Dänemark ähnliche Alterthümer, wie sie sonst noch (vgl. unten) in dem Gr. Keller Grabe gefunden wurden, mit eisernen Geräthschäften, und gedrehte Casserolen aus Bronze mit andern Sachen aus jüngerer Zeit zusammengefunden, und man könnte hieraus schließen, daß der ganze Fund jungem Ursprungs sei, wie Thomsen Neigung hat, ihn aus der Zeit der Antonine herzuleiten. Aber in dieser Zeit war die bildende Kunst im römischen Reiche schon zu sehr in Verfall 6 ), als daß man annehmen könnte, es seien noch Kunstwerke, wie diese silberne Schöpfkelle, durch sie in die Welt geschickt worden. Zwar kann das Kunstwerk immerhin ein Jahrhundert älter sein, als die übrigen dabei gefundenen Sachen; aber diese reden grade nicht gegen einen ältern römischen Ursprung, wenn auch ähnliche Dinge noch aus der Zeit des Verfalls des römischen Reiches als Originalwerke des Nordens in Meklenburg vorkommen.

Schwieriger bleibt die Deutung des Reliefs: zwar ist es auf den ersten Blick klar, daß es sich auf den Cultus jener hohen weiblichen Gottheit bezieht, welche den Mittelpunkt des mystischen Dienstes der Geweiheten bildete; aber es ist uns keine so reiche Zusammendrängung von Attributen bekannt, als sie sich auf unserm Gefäße findet, wenn sich dagegen auch nicht leugnen läßt, daß sich in den letzten Zeiten der römischen Republik die Culte der Demeter, der Rhea und der Cybele, des Bachus und der Isis, der Fortuna, der Abundantia und der Hestia u. s. w. 7 ) so


1) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 160 und §. 311, 4. - Die Toreutik in Silber fing erst ungefähr in der Mitte des 4ten Jahrh. vor Chr. an. Vgl. Hirt in Böttigers Amalthea I, S. 239, S. 249 u. S. 261 flgd.
2) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 160.
3) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 311.
4) Vgl. Hirt in Böttigers Amalthea I, S. 249.
5) "In Silber sind nur wenige Bildwerke auf uns gekommen." Vgl. Hirt in Böttigers Amalthea I, S. 250.
6) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 204.
7) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 357, 382, 395, 398, 408; Creuzers Symbolik II, S. 54 flgd., IV, S. 301, u. a. a. O.
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sehr durchkreuzten, daß selbst die Alten, in der Entwickelung einer religiös=philosophischen Mystik begriffen, keine bestimmte, scharf abgrenzte Vorstellung von der Personification dieser hohen Göttin hatten 1 ). Durch diese Vermischung der Ideen ist jene Fülle von Symbolen auf unserm Gefäße entstanden.

Die Grundidee ist freilich die der Rhea oder der Eybele: dafür reden die Mauerkrone, der Löwe und, in Vergleichung mit dem bacchischen Dienste, die Pantherköpfe 2 ) und der Widderkopf 3 ). Aber diese Cybele ist nicht mehr die alte in der strenge abgegrenzten Gestalt und mit dem wilden Dienste der Handpauke. Es ist die Demeter (Ceres) als Allmutter, die "nährende Natur als Mutter" aufgefaßt: die magna mater, die allen Segen giebt, die Göttin der Mysterien. Daher diese edle Würde und milde Ruhe in der ganzen mütterlichen Gestalt, welche auf der Erde steht; daher das Rinderpaar zu ihrer Rechten; zu ihren Füßen die Schöpfung: der fruchtreiche Baum, der Löwe aus dem Thierreiche, die Schlange oder der Fisch aus dem Wasserreiche, der Vogel aus dem Luftreiche.

Steuerruder und Gesetzestafel symbolisiren Ordnung und Gesetz, welche die große Mutter brachte, und beide, auf die seltene, jedoch schon antike Darstellung der Todtengebeine 4 ) gestützt, den Sieg der göttlichen Ordnung in der Welt über Tod und Vergänglichkeit, ein Sieg, der durch die beiden Füllhörner über dem Steuerruder in allen seinen großen Folgen vorgestellt wird. Von dieser Seite aufgefaßt erscheint auch der caduceus (der sogenannte Merkurstab) in der Hand der Demeter nicht ohne Bedeutung: als Zeichen des Segens und des Heils von den Göttern; und in dieser Bedeutung wird er auch, wiewohl höchst selten, in der Hand weiblicher Gottheiten gesehen 5 ). Merkwürdiger Weise führt die Göttin neben dem caduceus in der=


1) "Il est aisé de penser combien ces mystères (dionysiaques, de Rhéa, de Cérès etc.) ont dû ètre modifiés et altérés par ces mélanges sur lesquels les anciens auteurs ne nous ont laissé que des détails tronqués." Millin Galerie mythologique I, p. 174.
2) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 434, 3; Millin 1. c. I. p. 173 et 175. Auf Monumenten erscheint auch bald Ceres, bald Cybele bei der Geburt des Bacchus.
3) Vgl. Millin II, Pl. LXII, Nr. 268, et Pl. LXX, Nr. 267, vgl. I, p. 61-63.
4) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 432.
5) Vgl. Böttigers griech. Vasengemälde, I, 2, S. 92 flgd. Auf dem Vasengemälde bei Millin II, Pl. LII, Nr. 219, erscheint in einer cerealischen Darstellung, in welcher unter andern Ceres und Rhea sich dem Triptolemus nahen, auch Merkur in der Göttergruppe.
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selben Hand auch noch den Phallus, der, außer als ein Symbol der Fruchtbarkeit, auch noch im Hermesdienste (Hermes=Phallos) seine Bedeutung hat 1 ).

So scheinen die drei Ideen von Ordnung, Gesetz und Glück in Attributen, der Gestalt der Rhea beigegeben, vereint mit Hindeutungen auf den Bacchus= und Hermes=Dienst, auf den jüngern Dienst der Demeter in der blühendsten Kunstepoche Roms hinzudeuten.

Wie dieses Gefäß von heiliger Stätte in den fernen Norden gekommen sei, kann die Gewaltherrschaft der Römer leicht erklären: es konnte zunächst durch den unerhörten Raub der römischen Militärherrschaft in den letzten Zeiten der Republik und deren Siege über die reichen Länder geschehen sein, in welchen Zeiten zuerst für die Verschönerung der Weltstadt gebeutet ward, bald aber die Feldherren für sich selbst raubten 2 ); durch eine solche Vermittelung kann es dann auf dem Wege des Handels in die Ostseeländer gegangen sein, wenn man nicht lieber annehmen will, daß der ganze zusammengehörende Fund unmittelbar aus dem Besitze eines germanischen Kriegers, der im römischen Heere gedient hatte, oder eines verschlagenen Römers stammt. Am wahrscheinlichsten ist es jedoch, daß es auf friedlichem Wege durch Verbreitung eines religiösen Cultus an die Ufer der Müritz gewandert sei.

7) Eine Scheere von Bronze, ganz in Gestalt der heutigen Woll= und Schaafscheeren, 7" lang, und im Ganzen verhältnißmäßig gebildet und noch mit völliger Federkraft 3 ). Höchst bemerkenswerth ist die Farbe der Metall=Composition und ein Ueberzug des Geräths. Die Farbe des Metalls ist mehr gelb, gelber als die bekannte Bronze des Alterthums und weniger roth als Kupfer, aber viel reiner und glühender als beide, und nur mit der Farbe des reinsten Goldes zu vergleichen; die Farbe dieses Metalls gehört zu den schönsten Farben, welche irgend ein Metall hat, und führte anfänglich zu der Annahme, daß die Scheere vergoldet 4 ) gewesen sei, welches aber schon aus dem Grunde nicht statt


1) Vgl. K. O. Müller §. 66, 1, u. §. 379, 1; Böttigers Amalthea I, S. 109.
2) Vgl. K. O. Müller a. a. O. §. 165, und Hirt in Böttigers Amalthea I, S. 249.
3) Aehnliche Scheeren aus Bronze werden auch in Skandinavien gefunden; vgl. Leitfaden etc. . S. 53.
4) Vergoldung kam erst spät bei den Römern (vgl. Amalthea I, S. 258 und 257, und K. O. Müller §. 307) und bei den Skandinaviern (vgl. Leitfaden a. a. O. S. 51) auf; gebräuchlich war in ältern Zeiten das Belegen mit Goldblech.
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finden kann, daß sie einen besondern Ueberzug hat. Das Metall ist von einer Farbe, welche bisher gewöhnlich mit der " messingähnlichen Farbe" der Bronze beeichnet ist. Diese Mischung wird sowohl in Rom, als in Skandinavien gefunden und entsteht vorzüglich durch Beimischung des Zinkes zur Bronze (Kupfer und Blei oder Zinn). In Rom wurden viele Farben des Erzes durch verschiedene Mischung mit diesen Metallen hervorgebracht 1 ); aber auch in Skandinavien wurden diese drei Metalle gemischt, um die messing= oder goldähnliche Farbe hervorzubringen 2 ). — Die Scheere ist nun noch mit einem kupferfarbigen oder leberfarbenen Ueberzuge bedeckt, der an einzelnen ausgesprungenen Stellen deutlich sehr dünne aufliegt; daß es ohne Zweifel ein Ueberzug oder eine Art Firniß ist, beweisen einzelne Stellen, auf welche sich wieder Oxyd von dem Aschemkruge gelegt hat: auch unter diesen Grünspanauflagerungen deckt der Ueberzug regelmäßig das Erz. Durch den Ueberzug aber ist das Erz in der Länge der Zeit völlig unverletzt geblieben und durchaus nicht angegriffen. Von den alten Griechen und Römern ist es bekannt, daß sie Bronzewerke mit einem Firniß bedeckten, um sie der Oxydirung zu entziehen 3 ). Woraus der Ueberzug der Scheere besteht, ist noch nicht zu ermitteln gewesen. Auf jeden Fall möchte aber dieser Ueberzug dafür sprechen, daß die Scheere nach dem Ueberzuge nicht zum Gebrauche des gewöhnlichen Lebens bestimmt gewesen sei, um so mehr, da selbst die Schneiden mit dem Ueberzuge bedeckt sind und weder Schärfe, noch vielen Gebrauch verrathen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß auch sie zum gottesdienstlichen Gebrauche, z. B. zum Wegschneiden von Haaren u. s. w. an den Opferthieren, bestimmt oder gar ein Symbol gewesen sei.

8) Ein Messer aus Bronze, mit Heft und Klinge aus einem Stück, an der Spitze abgebrochen, im Ganzen 6¼", in der Klinge 3¾", im Griffe 2½" lang; Klinge und Griff sind fast gleich breit (gegen ½"), der Griff ist etwas schmaler,


1) Vgl. Hirt in Böttigers Amalthea I, S. 240, flgd. — Durch Mischung von Kupfer und Zink entsteht bekanntlich das Messing; die Bronze des Nordens besteht in der Regel nur aus Kupfer und Blei oder Zinn.
2) Nach Analysen von messingähnlicher Bronze, welche zu Kopenhagen vorgenommen sind, besteht diese goldfarbige Bronze des Nordens aus 79,227 Th. Kupfer, 15,859 Th. Zink und 4,917 Th. Zinn. Vgl.Hist. antiq.Mitth. S. 89. Auch wurden im Norden diese messingähnlichen Metallgemische mit Zink überzogen: vgl. daselbst S. 105.
3) Die Griechen und Römer überzogen die Bronze z. B. mit Oel=, Theer= oder Erdpech=Firniß vgl.Hirt in Böttigers Amalthea I, S.257, flgd.
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als die Klinge. Der Griff ist vieleckig gearbeitet, jedoch platt; das Griffende ist zu einem Knopfe ausgearbeitet und hat am Ende eine umherlaufende eingegrabene Doppellinie und eine darauf stehende Spitze aus einer Doppellinie zur Verzierung. Auf der Klinge läuft am Rücken entlang eine eingegrabene Linie und der Rücken der Klinge ist fast unmerklich gereifelt. Von der Metallwischung und dem Ueberzuge gilt Alles, was bei der Beschreibung der Scheere gesagt ist: auch hier ist die Metallmischung goldfarbig, nur noch etwas gelber, als die Metallmischung der Scheere, und etwas härter, und wird ebenfalls durch einen kupferfarbigen Ueberzug oder Firniß bedeckt. Bekanntlich werden im Norden nicht selten Messer von Bronze gefunden, jedoch sind diese in der Regel in Griff und Klinge geschweift.

9) Ein Ring, von viereckigem, dickem Metall, ½" in der Oeffnung und 1" im Rande, welches Messingfarbe hat und mit dem Ueberzuge der Scheere und des Messers bedeckt ist; die Oberfläche ist 1"' tief sehr weich. Die Hälfte des Ringes umgiebt noch ein sehr dicker Rost, der aber das Erz gar nicht angegriffen hat, sondern wohl von dem kupfernen Aschenkruge stammt. Warscheinlich diente dieser Ring zu einem Beschlage.

10) Drei Würfel (tali) aus Elfenbein oder aus Narvalzahn. Diese Würfel sind viereckige Prismen, jeder 2¼" lang und etwas über ½" dick. Die kleinern Grundflächen an beiden Enden sind nicht bezeichnet; von den vier langen Seitenflächen ist eine ebenfalls leer und nur die drei übrigen sind mit Augen versehen. Bemerkenswerth ist, daß die Seiten, welche nicht mit Augen bezeichnet sind, um ein Geringes schmaler sind, als die übrigen, wodurch beim Würfeln die Theile der Würfel nach diesen Seiten hin etwas leichter werden. Dagegen sind die zwei Seiten neben dieser etwas breiter und fallen dadurch öfter, so daß sich am Ende die Sache ausgleicht. Die Grundflächen dieser Prismen werden durch diese Gestaltung, um sich so auszudrücken, obblonge Trapeze. — Drei Seitenflächen dind mit Augen bezeichnet, welche aus zwei kleinen, concentrischen Kreisen um einen Mittelpunkt bestehen. Die der leeren Seite gegenüberstehende Seite hat 4 Augen, an jedem Ende des Parallelogramms 2; die eine der beiden übrigen Seitenflächen hat 3 Augen in der Mitte, die derselben gegenüberstehende Seite 6 Augen und zwar an jedem Ende der Seite 3.

Bekannt sind die beiden Arten der römischen Würfel tali (Knöchel, αδτρ αγαλοι), gewöhnlich mit 4, selten mit 3 Stücken gespielt, und die tesserae (Würfel, χυβοι), mit

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3 Stücken gespielt. Die tesserae waren auf allen Seiten bezeichnet; die tali waren, wie unsere Würfel, an den beiden kleinern, gewöhnlich abgerundeten Endseiten nicht bezeichnet. Die vorliegenden Würfel zeichnen sich nun dadurch aus, daß auch eine der längern Seiten nicht bezeichnet ist; jedoch kann die eine leere Seite, als wäre sie bezeichnet, immer eins gegolten haben. Übrigens hatten auch die nordischen Völker knöcherne Würfel 1 ) von ähnlicher Gestalt 2 ).

11) Fünf Brettsteine aus Elfenbein oder Narvalzahn: fünf Knöpfe von beinahe 1" Durchmesser und ¼" Dicke, unten flach abgeschnitten, oben flach gewölbt. Drei sind hellgrün, einer rosenroth gefärbt, der fünfte ist weiß. Diese gehören offenbar zu einem Spiele, welches die Römer ludus latronum s. latrunculorum s. calculorum oder tabula latruncularia nannten, und welches mit verschieden gefärbten Steinen gespielt ward; es war eine Art Kriegsspiel, ähnlich unserm Schachspiel oder Damenbrettspiel: es ward, wie hier, mit den Steinen (calculis) gezogen und geschlagen 3 ). Die Zahl der Steine, mit denen gespielt ward, wird gewöhnlich aus 32 angegeben; jedoch werden auch 7 und 5 genannt. Es wäre nicht unmöglich, daß die Würfel und die fünf Spielsteine mit dem Dienste der Demeter zusammenhingen; denn diese "spielte so gern mit den Würfeln" und die Fünfzahl (quincunx) war, namentlich in Beziehung zum Würfel, eine mystische Zahl 4 ).

12) Ein Griffel von Elfenbein, 6" lang, sehr schön grün gefärbt, von der Dicke eines Schiefergriffels und ganz spitzig auslaufend; die Spitze ist durch frühern Gebrauch etwas abgeschliffen. Wahrscheinlich diente dieser Griffel, welcher in zwei Stücke zerbrochen ist, zum Schreiben auf Wachstafeln. — Die Färbung kann durch das Oxyd der Bronzegefäße entstanden sein, da sie etwas wellig sich darstellt. Der oben beschriebene Metallring kann ein Beschlag um einen höl=


1) Vgl. Leitfaden etc. . S. 6.
2) Nach des Hrn. Canzleiraths Thomsen zu Kopenhagen brieflichen Mittheilungen sind längliche Würfel mit Augenbezeichnung an dem Ende mit eisernen Sachen zusammen in Dänemark gefunden.
3) Bei der Aufgrabung der römischen Mansio zu Kloten bei Zürch durch die Gesellschaft für vaterländ. Alterth. zu Zürch wurden ebenfalls "mehrere knopfartige Formen aus Knochen, 1" im Durchmesser, auf der einen Seite platt, auf der andern convex abgedreht, wahrscheinlich zu einem Spiele gehörig, gefunden": vgl. Miltheilungen der zürcherischen Gesellschaft, Heft II, 1838, S. 25.
4) Vgl. Grotefand in Böttigers Amalthea II, S. 92.
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zernen Griff zu diesem Stylus gewesen sein; knöcherne Gabeln aus einer Spitze kommen im Norden vor 1 ).

Wem dieses Grab angehöre, ist schließlich die bedeutsamste Frage, schwer zu beantworten. Ein heimlich geborgener, vergrabener Schatz kann der Fund nicht gewesen sein: dagegen redet die ganze großartige Bestattungsweise; was gefunden ist, ward einem Todten mit ins Grab gegeben dem man öffentlich die Ehre eines großen Grabhügels nicht versagen konnte. War es aber ein Germane oder ein Römer, der unter dem großen Hügel beigesetzt ward? Zwar ist es nach den gefundenen Alterthümern aus Bronze wohl schwer zu entscheiden, ob sie aus germanischer oder griechisch=römischer Cultur stammen, denn in einer gewissen Periode (der Bronze=Zeit) stehen die südlichen und nördlich ein Völker auf demselben Gipfel der Cultur, auf welchen keines das andere geholfen hatte, sondern auf den beide von einem gemeinsamen Ausgange hinangestiegen waren; man findet aus dieser Zeit dieselben Sachen in gleicher Ausbildung eben so häufig im Süden, wie im Norden. — Aber die silberne Schale und die Schnitzwerke aus Elfenbein (oder Narvalzahn?) zeugen in ihrer Gestaltung für den südlichen Ursprung des ganzen Fundes. Zwar finden sich im Norden dieselben oder ähnliche Sachen aus Bein, wenn auch anders gestaltet, aber Silber ist der deutschen Bronzezeit durchaus fremd, und Elfenbein ist eben so wenig gefunden, wenn auch Narvalzahn nicht selten ist. Alles aber, was gefunden ist, scheint einen innern Zusammenhang in Beziehung auf gottesdienstlichen Gebrauch gehabt zu haben. Daß der ganze Fund eine Kriegsbeute gewesen sein sollte, die einem germanischen Krieger mit ins Grab gegeben worden sei, ist wenig glaublich, da sich in diesem Falle wohl rein germanische Urnen und Waffen im Grabe gefunden haben würden, oder irgend etwas, was, mit Ausnahme des Grabbaues, ohne Zweifel eine Analogie mit den übrigen alten Gräbern Meklenburgs gehabt hätte. Es bleibt wohl nur übrig anzunehmen, daß ein römisch=griechischer Priester aus dem Süden hierher verschlagen oder gewandert und nach seinem Tode mit seinem Geräthe hier bestattet sei; römische Gräber sind gerade nichts Unerhörtes in Meklenburg: ward doch vor kurzem ein zweites, unzweifelhaft römisches Grab von gleicher Bauart hier entdeckt 2 ). Ueberdies war der Dienst


1) Vgl. Leitfaden, S. 55.
2) Vgl. Jahresbericht II, S. 50 flgd.
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der großen Muttter 1 ) und der Isis 2 ) den Völkern in der Nähe der Ostsee nicht fremd, und wohl mochte ein Priester, der den befreundeten Cultus übte, freundlich unter den — gebildeten Barbaren aufgenommen werden, sei es daß er von der Seeseite, oder von den gothischen Ufern des schwarzen Meers her einwanderte, welche mit griechisch=römischer Cultur bedeckt waren. Die Verfertigung der einzelnen Geräthe scheint übrigens in der letzten Zeit der römischen Republik geschehen zu sein.

G. C. F. Lisch.

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Kegelgrab von Kiekindemark (bei Parchim).

Hierüber berichtet der Herr Dr. juris Beyer zu Parchim Folgendes.

Dem übernommenen Auftrag gemäß 3 ) verfügten der Herr Advocat Mencke und der Unterzeichnete sich schon im Monate August v. J. in Begleitung eines durch den Conrector Herrn Gesellius als Zeichner empfohlenen Gymnasiasten nach Kiekindemark, um die Aufdeckung der in der Nähe befindlichen heidnischen Gräber vorzunehmen.

Dieser erste Versuch entsprach indeß unsern Erwartungen nicht. Wir stießen nämlich, nachdem wir das Aeußere des von uns gewählten Grabes hatten abzeichnen lassen, gleich beim Beginne der Arbeit am östlichen Ende des Hügels auf eine sogenannte Steinkiste, überzeugten uns aber bald, daß sie bereits früher geöffnet und beraubt sei, weshalb wir nur noch einige Knochen=Reste und eine Menge Urnen=Scherben darin fanden. Wir begnügten uns daher vorläufig, diese sorgsam aufzusammeln, und begaben uns sodann zu einem zweiten Grabe, in der Hoffnung, dies noch unverletzt zu finden, und mit dem Vorsatze, es sodann vollständig nach der empfangenen Instruction aufzudecken.

Diese Arbeit war indeß bedeutend größer, als wir erwartet hatten; denn der Hügel bestand durchweg aus Steinen,


1) Ergo jam dextro Suevici maris litore Aestyorum gentes alluuntor. — — Matrem deum venerantur. — Rarus ferri — usus. Tac. Germ. Cap. 45. Diese Stelle schildert überhaupt treffend die Eigenthümlichkeit der Ostseeanwohner (der Bernsteinsammler), wie sie sich noch heute deutlich zeigt. Auch der Dienst der Terra mater, Nerthus genannt, (bekannt unter dem falschen Namen: Hertha) bei den westlichen Ostseevölkern, unter denen die Suardonen in Meklenburg wohnten, nach Tac. Germ. Cap. 40, weiset auf die weite Verbreitung desselben Cultus hin.
2) Pars Suevorum et Isidi sacrificat. Tac. Germ. Cap. 9. Vgl. Klemm's german. Alterthumskunde S. 305.
3) Vgl. Jahresber. I, S. 109, K.
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die, mit starken Wurzeln der umstehenden alten Buchen durchwachsen, so fest geklemmt waren, daß fast jeder einzelne kleine Stein erst mit Hacke und Beil gelös't werden mußte. So ward es Abend, ehe unsere drei Arbeiter, obwohl wir selbst stets Hand mit anlegten, die obere Schicht des Hügels, kaum 2 Fuß tief, abzutragen im Stande gewesen waren, wobei überall nichts Bemerkenswerthes zu Tage kam.

Wir waren daher genöthigt, die Arbeit einzustellen, und beschlossen, an einem folgenden Tage zuvörderst noch einen dritten Versuch mit einem zwar bedeutend kleinern Grabe zu machen, das uns aber sicher noch ganz unverletzt zu sein schien.

An Ausführung dieses Vorsatzes sind wir jedoch, hauptsächlich durch das bald darauf eintretende schlimme Wetter, leider verhindert worden, weshalb ich mich begnügen muß, vorläufig nur über diesen nicht sehr erfolgreichen Erfolg unserer Bemühungen zu berichten.

Form und Beschaffenheit der fraglichen Gräber kann übrigens nicht zweifelhaft lassen, daß sie der Classe der sogenannten (germanischen) Stein=Kegelgräber angehören.

Der Haupthügel des Grabes, dessen Kiste wir geöffnet haben, und welchem das zweite, dessen Aufdeckung vergeblich versucht wurde, im Aeußern völlig gleich ist, hatte 10 Fuß im Durchmesser, und ist mit einem regelmäßigen Kreise großer Steine umstellt, der jedoch auf einigen Stellen bedeutende Lücken hat, weil die Steine bereits früher zu Bauten verwendet worden sind. Der von diesem Ringe eingeschlossene Hügel erhob sich jetzt nur etwa 4 Fuß über den Urboden, soll jedoch nach Aussage alter Leute früherhin bedeutend höher gewesen und allmählig so weit abgetragen sein. Im Innern besteht derselbe, wie bemerkt, durchweg aus aufgeschütteten, zum Theil ziemlich bedeutenden Feldsteinen.

An diesen Haupthügel lehnt sich westlich ein zweiter, nicht mit Randsteinen umgebener, übrigens gleichfalls aus Feldsteinen bestehender Hügel von geringerer Höhe, welcher mit dem erstem zusammen im Fundamente eine durch Verbindung zweier gleicher Kreise entstehende Elipse bildet.

Die geöffnete Kiste befand sich hart am Ostende des Haupthügels. Den Boden derselben bildete die flache Seite eines mächtigen gespaltenen Felsblockes. Um diese auf dem Urboden ruhende Grundlage standen in der hohen Kante andere gleichfalls gespaltene große Steine, oben etwas nach Innen geneigt, von denen jedoch einige fehlten, so daß die Kiste nach

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dem Rande des Hügels hin offen stand. Eben so war sie oben offen, und mag ich nicht entscheiden, ob sie früher einen Deckstein gehabt hat oder nicht.

Im Innern dieser ganz mit Erde verschütteten Kiste nun fanden sich, außer einem ganz kleinen Stückchen Metall (anscheinend Bronze, gewiß kein Eisen), welches leider verloren gegangen ist, und einigen offenbar durch Feuer verkalkten Knochenresten, eine große Menge von Scherben, welche, wie sich bei näherer Untersuchung daheim ergab, 4 bis 5 verschiedenen Gefäßen angehören, wovon sich zwei noch so weit aus ihren Trümmern zusammensetzen ließen, daß man Größe und Gestalt genau erkennen kann 1 ).

Unter diesen scheint mir besonders eins, das größte von allen, einiger Aufmerksamkeit werth. Es ist von der bekannten, mit grobem Feldspath stark versetzten Masse, gelblich grau gebrannt. Der größte Durchmesser hat mindestens 10-11 Zoll betragen; die Höhe der Seitenwände beträgt dagegen nur etwas über 6 Zoll. Von den gewöhnlichen Aschenurnen unterscheidet sich dies Gefäß dadurch, daß es oben nicht etwa durch einen beweglichen Deckel verwahrt, oder ganz offen, sondern durch eine starr gewölbte Decke, welche sich wie eine Kuppel noch 3-4 Zoll über den Rand der Wände erhoben haben mag, völlig verschlossen gewesen ist. Dagegen hat es auf der Seite eine viereckige, 3 Zoll weite und 3½ Z. hohe Oeffnung, welche mit einer ½ Z. hoch aufliegenden Verzierung eingefaßt ist. Diese ist auf beiden Seiten der Oeffnung unten und oben durchbohrt, vielleicht um durch die Löcher 4 Riegel durchlassen zu können, welche eine in die Oeffnung passende Platte festhalten und so das ganze Gefäß verschließen mogten 2 ).


1) Diese Urnen sind dem Vereine eingesandt.
2) Die Urnen dieser Art, einem Bienenkorbe ähnlich, mir einer gewölbten Kuppel geschlossen und mit einer viereckigen Oeffnung an einer Seite derselben, sind höchst selten, aber doch immer von gleicher Beschaffenheit und dabei räumlich weit verbreitet. Bisher sind Urnen dieser Art beobachtet:
   1) Bei Burgchemnitz in Thüringen: vgl. Leipziger Jahresber. 1826, S. 30, mit Abbildung, und Klemm's Handbuch der germ. Alterth., S. 186, mit Abbild, Taf. XIV, Fig. 13;
   2) Bei Rönne auf der Insel Bornholm, im Hügel Robbedale genannt: vgl. Historisch=antiq. Mitth. er königl. Gesellsch. für nord. Alterth., 1835, S. 100, mit Abbildung, u. Leitfaden zur nord. Alterth., 1837, S. 40, mit Abbildung.
Zu der burgchemnitzer Urne ist noch ein Stück von einem einpassenden viereckigen Deckel, oder vielmehr einer Thür, vorhanden. Beide Urnen haben (  ...  )
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Im Ganzen hat das Gefäß, welches leider in mehr als hundert Scherben zerbrochen war, von denen überdies viele fehlen, trotz der rohen und massiven Arbeit, eine nicht ungefällige Form gehabt, wie man an den Ueberresten, die ich, so weit sie mit Gewißheit an einander paßten, mühsam zusammengekittet habe, deutlich erkennen kann. Es ist auf diese Weise eine Hälfte der Urne im perpendikulairen Durchschnitte mit dem ganzen Gipfel der Kuppel und die andere Seite der Urne im untern Theile mit der verschließbaren Oeffnung völlig wieder hergestellt. Die Urne unterscheidet sich von den beiden bekannten derselben Gattung dadurch, daß sie weiter und niedriger ist, als jene, und die Oeffnung sich im untern Theile der Urne befindet, während sie bei jenen in der Kuppel angebracht ist.

Das zweite Gefäß, dessen Wiederherstellung einigermaßen gelungen ist, ist eine kleine, auf einer Seite gehenkelte Aschenurne von gefälliger Form, und viel feinerer schwarzer Masse mit Goldglimmer versetzt. Sie ist nur etwas über 3 Zoll hoch, und mißt oben an der Oeffnung des Randes 3 Zoll, im Halse etwa 2¾, im Bauche 3½ und am Fuße nur etwa 2 Zoll im Durchmesser.

Man könnte glauben, daß das erstbeschriebene größere Gefäß nur zum Schutze dieser Urne gedient habe, allein die genauere Betrachtung ergiebt, daß die Oeffnung desselben nicht weit genug ist, um die Urne durchzulassen; es kann also wohl nur bestimmt gewesen sein, die dem Todten mitgegebenen Schmucksachen oder sonstiges feineres Geräthe aufzunehmen, in welchem Falle die frühere Beraubung des Grabes um so mehr zu bedauern sein würde.

Die übrigen Scherben haben theils einer großen Urne mit leicht nach außen gebogenem Rande und von schwarzer, sehr fester und glänzender, mit Goldglimmer versetzter Masse, theils einem etwa 6-8 Zoll weiten, verhältnißmäßig niedrigen Gefäße von bräunlicher, nicht so fester Masse, theils endlich einem anscheinend nur kleinen, röthlich gebrannten Kruge angehört.

Auf den meistens nur ganz kleinen Scherben, die ich zu den Resten des zuletzt gedachten Kruges zählen zu müssen glaube,


(  ...  ) an jeder Seite der Oeffnung ein hervorragendes Oehr; bei der chemnitzer Urne saß in einem derselben noch ein metallener Stift, um mit diesem, wie mit einem vorgeschobenen Riegel, die "Thür" zu verschließen; die Urne von Ronne hatte am Rande der Oeffnung einen harzartigen Kitt zur festern Verschließung der Thür. Beide Urnen waren ungefähr 12" hoch und, nach den Berichten, aud grober Masse frei geformt. (Mittheilung des Herrn Archivars Lisch.)
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sind mehrere Kreisförmige Rillen bemerkbar; alle übrigen Gefäße sind ohne alle eingegrabene Verzierungen, denn ein einfacher, flach und unregelmäßig wie mit dem Nagel eingekratzter Strich um den Hals des niedrigen Gefäßes von brauner Masse ist wohl kaum dahin zu rechnen. Eben so zeigen sämmtliche Gefäße keine sichere Spur des Gebrauchs der Töpferscheibe, vielmehr scheint das zuerst beschriebene größere Gefäß aus freier Hand geformt zu sein.

Parchim, im Januar 1838.

Beyer, Dr.

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Kegelgrab von Wohld (bei Wittenburg).

Ueber die Aufdeckung desselben und den darin gemachten, zu den Sammlungen des Vereins eingereichten Fund empfing der Ausschuß die nachstehende Mittheilung des Herrn Hülfspredigers Ritter zu Wittenburg.

Auf dem Felde des zu der Stadt Wittenburg gehörenden Kämmerei=Gutes Wohld, nahe an dem wittenburg=hagenower Wege, öffnete ich, in Folge des mir gewordenen Auftrages und mit Genehmigung des Herrn Pensionärs Lübbe zu Perdöhl, als Pächters des wohlder Feldes, eines der Kegelgräber, welche in einer großen Gruppe bis weit in das Feld des zum Domanio gehörenden Dorfes Bobzin sich erstrecken. Der vollkommen runde, 32 Fuß im Durchmesser haltende Erdhügel erhob sich etwa 9 Fuß über die Grundfläche und bestand wie der Urboden aus rothgelbem Sande. In diesem Erdhügel fand ich gegen Süden einen regelmäßig oval, in Form eines Backofens, aufgethürmten Steinhaufen, genau von Osten nach Westen etwa 14 Fuß lang und von Norden nach Süden 10 Fuß breit; die Höhe in der Mitte betrug 7 Fuß. Die Steine waren alle von Granit, roh, nur einige wie gesprengt, von verschiedener Größe. Beim Abtragen zeigte sich unten auf einer regelmäßig gelegten Fläche von Steinen eine Brandstätte, wie die oben geschwärzten Steine und Spuren von Asche und Kohlen es verriethen. Darunter aber lag unmittelbar auf dem Urboden eine zweite Schicht Steine, ebenfalls eine Brandstätte, in deren Mitte eine von Westen nach Osten gestreckte, 6 Fuß lange und 2 Fuß breite Strecke von faustgroßen Steinen sorgfältiger gelegt war. Am westlichen Ende befand sich darauf ein zweischneidiges, spitz zulaufendes Schwert aus Bronze mit Griffzunge, mit der Spitze genau nach Osten liegend, unter dessen Griffende ein Haufen Asche und vom Brande nachgebliebener Knochen lag, dem Anscheine nach

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vom Becken und dem obern Gelenke des Schenkels eines menschlichen Leichnams. Die Klinge des Schwertes mit der Griffzunge mißt 2 Fuß 3 Zoll; sie ist in drei Stücke zerbrochen, die abgebrochene Griffzunge bildet ein viertes Stück. Das Ganze ist stark oxydirt, auch in den drei Brüchen. Die kurze Griffzunge, von kaum 3" Länge, hat vier starke Nietnägel von Bronze gehabt, von denen noch drei vorhanden sind. Der Griff ist in halbmondförmiger Verlängerung an jeder Seite durch drei Nietnägel an die Klinge angesetzt; die Griffbekleidung um die Griffzunge war von Holz, von welchem noch Ueberreste theils gefunden sind, theils als Fasern die halbmondförmige Ansetzung des Griffes bezeichnen. Der Oxyd hat die Gelenkknochen und einige Rippen=Fragmente grün gefärbt. Dieses Schwert ist den sonst in den Kegelgräbern gefundenen gleich und kommt an Gestalt dem in Frid. Franc. XV, Fig. 3 abgebildeten am nächsten, nur ist unser Schwert schlanker und schöner in den Umrissen, als die sonst gefundenen, und baucht sich in der Mitte fast gar nicht aus; nur das Ende der Klinge nahe am Griffe ist etwas eingezogen. Der erhabene Mittelrücken ist nicht durch Linien abgegrenzt.—In dem nördlichen Theile des Hügels war ein zweiter Steinhaufen von gleicher Breite und Länge, ebenfalls von Westen nach Osten sich erstreckend, aber einen Fuß niedriger und von größeren Steinen, von denen einige etwas behauen schienen. Nach Abtragung der Steine zeigte sich auf der untersten Lage eine Spur von Asche und Kohlen, auf dem Urboden aber war die Erde wie verbrannt, mit Asche und Kohlen gemischt; nirgends eine Spur von Alterthümern. — Noch ein kleinerer, im südwestlichen Theile des Erdhügels befindlicher, unregelmäßiger Steinhaufen enthielt nichts. (Auffallend ist wohl die doppelte, über einander liegende Brandstätte beider Steinhaufen: sollte etwa nach Verbrennung des Helden und Bestattung seiner Ueberreste die zweite Verbrennung von Sachen, Thieren u. s. w. zu seiner Ehre vorgenommen sein?)

Wittenburg, im Mai 1838.

J. Ritter.

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Kegelgrab von Bobzin (bei Wittenburg).

Dasselbe thätige Mitglied des Vereins begleitete den zu unsern Sammlungen eingesandten Inhalt dieses Grabes mit folgendem Bericht.

Auf dem unweit Wittenburg liegenden Dorf=Bobziner Felde ließ ich, im Auftrage des Vereins, am 6. Junius ein

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mit Gebüsch bewachsenes Kegelgrab öffnen, welches sich 7 Fuß über die Ebene erhob und eben nicht mit Erde bedeckt war, sondern Steine mit Erde vermischt zeigte. Rund um den Hügel lief ein Kreis von Steinen, dessen Durchmesser 48 Fuß betrug; dieser Steinring war vollkommen erhalten, nur die niedrigeren Steine waren mit Erde bedeckt. So wie der Zwischenraum bis zum eigentlichen Grabhügel mit sich allmählig erhebender Erde ausgefüllt war. Das Grab selbst bildete ebenfalls einen vollkommenen Kreis, dessen Durchmesser 26 Fuß betrug, rings von sehr großen Steinen eingefaßt; der Hügel war von größeren und kleineren Steinen ohne Ordnung mit Erde gemischt aufgehäuft, also ein sogenannter Steinkegel. Bei dem vom östlichen Rande her vorgenommenen Aufdecken zeigte sich kein untergelegter Damm und auf dem Urboden fanden sich nur hin und wieder Kohlen, wenig Asche. In Nordosten fand ich etwa 8 Fuß vom Mittelpunkte unter den zum Theil anscheinend gesprengten und roh gehauenen Steinen einen Stein, 12 Zoll lang, 8 Zoll breit und 5 Zoll dick, der allerdings Aufmerksamkeit verdient. Es ist ein feinkörniger rother Sandstein mit scharfen Kanten und glatten Flächen, in der Oberfläche fünfseitig, in der untern Fläche sechsseitig. Die obere Fläche hat die Gestalt und Größe eines gewöhnlichen Schaufelblattes, einer Pflugschaar oder eines sehr großen Streithammers. Diese Oberfläche ist nun ganz mit Rinnen bedeckt, welche künstlich eingehauen zu sein scheinen und erhabene Streifen stehen lassen, welche ganz das Ansehen altnordischer Schriftzüge haben. Auf den ersten Blick erscheint die Fläche stark wellenförmig modellirt; die Einschnitte sind dreiseitig und geglättet und wohl auf jeden Fall künstlich gemacht. In Südsüdost, ebenfalls 8 Fuß von der Mitte, lag auf einem Steine über dem Urboden, nur durch einen auf einen kleinen Stein sich lehnenden größeren breiten Stein geschützt, in Erde gehüllt, eine ganz erhaltene framea aus Bronze mit Schaftkerbe, mit hellgrünem edlen Roste trefflich überzogen, 7½" lang, von der Art, wie Frid. Franc. Tab. XIII. Fig. 4, jedoch ist die Schneide nicht beilförmig gekrümmt. Die Arbeit ist vorzüglich. Die breiten Seiten des scharfen Endes haben zwei tiefe Rillen, die schmalen Seiten 5 Facetten. Um die Mitte steht ein erhabenes schmales Band mit schräg links laufenden eingefeilten Linien. Unter diesem Bande, nach dem Schafte hin, stehen an jeder schmalen Seite 5 eingravirte Spitzbogen, nach der Schärfe hin geschlossen, wie sie sich auch auf dem Bronze=Gefäß Frid. Franc. Tab. XII, Fig. 1 finden. Etwa 2 Fuß von der Mitte nach

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Osten hin fand sich unter ganz gleichen Umständen eine bronzene Heftel (fibula) mit zwei Spiralplatten, die aber, obgleich sie ganz erhalten sich zeigte, doch, weil sie stark oxydirt war, bei ihrer Feinheit am Mittelbügel und an der Spiralplatte bei der Nadelspitze zerbrach. Diese Heftel, nach Art der römischen, wie Frid. Franc. Tab. XI, Fig. 3, ist 4¾" lang, mit sehr schmalem Bügel, der nicht breiter ist als die Nadel. Das Ganze ist äußerst sauber und trefflich gearbeitet. Der Bügel ist mit eingegrabenen Längenlinien, der Knopf mit Queerlinien äußerst zierlich geschmückt. Weder von Knochen noch von Urnen zeigte sich eine Spur. Die Erde zwischen den Steinen war wie der Urboden rothgelber Sand, doch hin und wieder lehmartig. Dicht neben diesem Hügel liegt ein anderer von derselben äußeren Gestalt und Größe.

Wittenburg, im Junius 1838.

J. Ritter.

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Kegelgrab von Retzow (im Amte Lübz).

Beim Ausbrechen von Steinen auf der genannten Feldmark wurde unter denselben gefunden und vom Herrn Hofrath Dr. Dornblüth zu Plau eingesandt:

ein Armring von Bronze, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XXI, Fig. 3, geöffnet, nur etwas enger, dünner und ohne Verzierungen, mit edlem Rost bedeckt, der jedoch einen bräunlichen Ueberzug hat;

zwei Handringe aus Bronze, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XXII, Fig. 4, geöffnet, massiv, platt, mit eingegrabenen Querbändern aus drei Linien verziert, zwischen welchen kurze Schrägestriche im rechten Winkel zu den ersten stehen, mit hellgrünem edlen Rost bedeckt;

eine Heftel aus Bronze mit zwei Spiralplatten, wie Frid. Franc, Tab. XI, Fig. 2, nur etwas kleiner, wie die zwei Handringe verziert, zur Hälfte vorhanden, mit hellgrünem edlen Rost bedeckt.

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Grab von Klink (bei Waren).

Auf der Feldmark Klink zwischen dem Müritz= und Kölpin=See stand am Ufer des letztern Sees ein Grabhügel, welcher, nach dem Einsendungsberichte, "mit großen Granitblöcken bedeckt war". Als im Frühling 1838 der Hügel abgetragen ward, kam der Inhalt desselben in die Hände des Gutsbesitzers

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Herrn Kähler, welcher diesen an den Verein einzusenden die Güte hatte. Die Beschaffenheit der in dem Grabe gefundenen Urne und Geräthe machen es aber wahrscheinlich, daß das Grab nicht ein mit großen Granitblöcken "belegtes" Grab, also nicht ein langgestrecktes Hünengrab, sondern ein von großen Feldsteinen aufgethürmtes Kegelgrab gewesen sei. Doch wie dem auch sei, der Inhalt des Grabes gehört ohne Zweifel in die Zeit der Kegelgräber.

Im Grabe stand eine Urne, von welcher noch der Boden und die eine Hälfte vorhanden ist. Es ist ein kleines Gefäß, 4½" hoch und ungefähr 3½" weit im Rande, in der obern Hälfte mit senkrechten Wänden, in der Mitte nur ein wenig ausgebaucht und mit zwei kleinen Henkeln über dem Bauchrande, — ähnlich der Urne im Frid. Franc. Tab. XXXV, Fig. 8. Sie ist mit Kiessand und goldfarbigen Glimmerblättchen durchknetet und braun gebrannt Sie war nach dem Berichte nur mit Asche gefüllt. (Wahrscheinlich ist ein größeres Gefäß mit den Knochen zertrümmert.)

Neben der Urne lag eine Menge keiner Geräthschaften und Schmucksachen, alle aus Bronze, mit Rost, zum Theil auch mit edlem Rost überzogen; alle Sachen sind jedoch klein und zierlich gearbeitet. Allem Anschein nach gehören sie zu mehreren Leichen. Die Brust= und Haar=Nadeln sind durch das Feuer (des Leichenbrandes) zersprungen oder zusammengeschmolzen; alle übrigen Sachen haben nicht durch Feuer gelitten. Die Geräthschaften aus Bronze sind folgende:

eine lange (Haar=) Nadel mit zwei Knöpfen aus dünnem Erzblech übereinander, von denen der obere platt und glatt, der untere nach oben hin concav und nach unten hin durch sechs kleine Lappen mit der Nadel zusammenhängt, wie Frid. Franc. Tab. XXIV, Fig. 3; von der Nadel selbst sind nur noch wenige Bruchstücke vorhanden;

eine gleiche Nadel, nur sind die Knöpfe und die Nadel dicker; der obere Knopf ist wie mit fünf übergeschlagenen Lappen verziert, weiche in einem Kreise im Mittelpunkte zusammenstoßen;

eine gleiche Nadel, von welcher nur "einige Bruchstücke vorhanden sind;

eine kleine Brustheftel mit einer durchbohrten Nadel, welche sich um den Bügel dreht, ungefähr in der Form, wie Frid. Franc. Tab.XX, Fig. 13, mit einer runden, gegossenen Platte am Ende der Nadel;

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ein glattes Stück Erzblech, in der Gestalt eines Ammonshorns geschnitten, ungefähr 1" im Durchmesser, welches vielleicht zu der Brustheftel gehört;

ein Armring aus 3/16" starkem, rundem Bronzedrath, 1½" im Durchmesser, mit hakenförmig über einander fassenden Enden; die obere Seite des liegenden Ringes ist bis an die Endhaken mit dicht stehenden, schmalen, parallelen Querstreifen verziert: dies und der kleine Umfang des Ringes möchte vielleicht auf einen andern Gebrauch deuten, als zu dem, ihn um den Arm zu tragen;

ein Ring in Form eines gewöhnlichen Reifen in dreiseitigem Durchschnitte und mit zweiseitiger Außenseite, 1" im Durchmesser, für einen starken Mannsfinger passend; er soll um einen noch vorhandenen Röhrenknochen gefunden sein: zum Armringe ist er aber viel zu eng;

ein gleicher Ring, nur etwas kleiner;

ein spiralcylindrisch gewundener Fingerring, wie Frid. Franc. Tab. XXIII, Fig. 1, von welchem noch Windungen vorhanden sind;

ein Ring aus ganz dünnem Bronzedrath, von der Dicke einer gewöhnlichen Stecknadel, ungefähr 1½" im Durchmesser;

ein Pfriemen, 1¾" lang, zur einen Hälfte rund und gegen das Ende zugespitzt, zur andern Hälfte vierseitig und zugeschärft, zum Eintreiben in einen Griff;

ein rund gebogenes Erzblech, ¼" breit und 3/8" im Durchmesser, welches offenbar zum Umlegen um etwas, wahrscheinlich um den Griff des Pfriemens, bestimmt gewesen ist;

eine Pincette, ganz einfach aus sehr dünnem, glattem Blech gearbeitet, 2½" lang;

eine gleiche Pincette, 2¼ lang;

eine gleiche Pincette, 1¾" lang, so klein, wie wohl selten Pincetten vorkommen;

mehrere Bruchstücke Erzblech, welche ebenfalls zu einer Pincette zu gehören scheinen.

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Begräbnißplatz von Klink.

Auf derselben Feldmark, an der Eldenverbindung zwischen dem Müritz= und Kölpin=See, sind aus demselben Hügel, an welchem große Massen von Feuerstein=Messern und Splittern gefunden werden (vergl. oben bei den Alterthümern der Hünengräber die Feuersteinmesser=Manufactur von Klink), oft Urnen aufgewühlt. Von einer derselben, welche dem Gutsbesitzer

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Herrn Kähler, zerbrochen zu Händen gekommen war, hat derselbe ein Fragment mit dem Inhalt eingesandt. Die Urne bestand aus einer nicht sehr groben Masse, stark gebrannt, schwärzlich im Bruche und braun auf der Oberfläche, und ist ohne alle Verzierungen; sie war nicht sehr hoch, aber weit geöffnet und lief nach dem Boden hin sehr spitz zu. In der Urne lag ein spiral=cylindrisch gewundener Armring von 3½ Windungen, 3"' weit, mit mattem Oxyd überzogen; er besteht aus 3/16" dickem Drath von dunkler Bronze, der auf der innern Fläche eben, auf der äußern gewölbt und hier, ungefähr von 1/8 zu 1/8", mit einfachen, eingefeilten Querlinien verziert ist. Das eine Ende ist ganz auf die innere Fläche umgelegt, das andere Ende ist abgebrochen.

Welcher Zeit dieser Begräbnißplatz angehöre, ist zweifelhaft, namentlich da es an ganz bestimmten Ausgrabungsberichten fehlt. Die Angaben über das Vorkommen der Urnen in dem natürlichen Erdboden, die weite Oeffnung und der spitze Boden der Urnen, der matte Anflug von Rost, die ganze kunstlose Arbeit und andere Umstände scheinen für eine jüngere Zeit, der Gebrauch der Bronze und die Form des Armringes für eine ältere Zeit zu reden. Wahrscheinlich werden diese Urnen aus der Uebergangszeit, aus den letzten Zeiten des Germanenthums stammen. Wünschenswerth wäre jedenfalls eine sorgsame Untersuchung dieses Hügels, aus dem schon so manches Merkwürdige aus verschiedenen Zeiten zu Tage gefördert ist.

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b. einzeln aufgefundene Alterthümer.

Metallbeschlag eines Hifthorns von Wismar.

Im Jahresberichte II, S. 48-49 ist die Erwerbung eines bei Wismar gefundenen Beschlages eines Heer= oder H ifthorns kurz angezeigt und eine Abbildung desselben zur Grundlage weiterer Forschungen als höchst wünschenswerth dargestellt, um so mehr, da eine genaue Beschreibung dieses seltenen Stückes ohne eine Abbildung nicht gut möglich ist. Da nun dieses Horn vielen andern Forschungen zur Grundlage dienen kann, so hat es der Ausschuß des Vereins für nothwendig erachtet, vor allen andern Gegenständen eine getreue Abbildung desselben anfertigen zu lassen und dem gegenwärtigen Jahresberichte beizugeben. Zum genauem Verständnisse folgt hier nicht allein eine genaue Beschreibung dieser Antiquität, sondern auch zur Vollständigkeit eine kurze Wiederholung der Auffindungsgeschichte.

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Der Beschlag des Horns ward in einer Grube des wismarschen Torfmoors ungefähr 6 Fuß tief gefunden und war bei der Auffindung ohne allen Rost (wie immer Bronze, welche in Mooren gefunden wird). Der Herr Amts=Actuar Treu zu Wismar traf denselben zufällig unter andern Metallen bei dem dortigen Glockengießer, der ihn zum Einschmelzen bestimmt hatte, und brachte ihn sogleich eigenthümlich an sich, um ihn dem Vereine zum Geschenke zu überreichen.

Der Fund besteht aus drei Stücken, welche den Beschlag gebildet haben: Mundstück, Mittelring und Schallmündung; von dem Horne selbst, welches entweder aus einem natürlichen Horn oder aus Holz bestanden haben wird, war keine Spur vorhanden, da es vermodert sein muß. Die drei Metallstücke sind aus der bekannten Bronze gegossen, aus welcher vorherrschend alle Gegenstände bestehen, welche sich in den (germanischen) Kegelgräbern finden.

Auf der, diesem Jahresberichte beigegebenen Abbildung sind die drei Stücke in natürlicher Größe dargestellt:

Fig. I. das Mundstück,
Fig. II. der Mittelring,
Fig. III. die Schallmündung, und
(Fig. IV.) ist eine muthmaßliche Darstellung des ganzen Horns,

mit Anwendung der drei gegebenen Stücke: Fig. I, II u. III, in kleinerm Maßstabe versucht. Diese wahrscheinliche Gestalt des ganzen Horns ergiebt sich nicht allein aus den Umrissen und Schwingungen der metallenen Beschlagstücke, sondern stimmt auch mit uralten, tief in meklenburgischen Mooren gefundenen natürlichen Hörnern aus dem Geschlechte der Büffel 1 ) überein, woraus herverzugehen scheint, daß die Hauptmasse des eigentlichen Horns aus einem natürlichen Büffelhorne bestanden habe. Zwar sind in Meklenburg und in Skandinavien andere alte, bronzene Heerhörner gefunden, welche sehr lang und stark gekrümmt sind (vgl. Frid. Franc. Tab. IX. und Erläut. S. 117 flgd., und Leitfaden zur nord. Altthsk. S. 47), wie die römischen; aber das wismarsche Horn scheint die Gestalt der muthmaßlichen Darstellung gehabt zu haben, da die Schallmündung fast noch einmal so weit ist, als bei den andern Hörnern, und auf eine starke und schnelle


1) Wahrscheinlich sind diese kräftigen, nicht gewundenen, halbmondförmigen, hohlen Hörner vom Bison=Ochsen (bison), dem in der mittelhochdeutschen epischen Dichtung noch öfter vorkommenden Wisent.
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Verjüngung von der Schallmündung nach dem Mundstücke schließen läßt.

Die Beschaffenheit der einzelnen metallenen Beschlagstücke ist, nach dem Originale und der Abbildung, hier in umgekehrter Ordnung der Fig., folgende:

Fig. III. Die Schallmündung.

Die Schallmündung ist ein becherförmige Erz, gegen 6" hoch, an der Mündung 5", an dem andern Ende nach dem Horne hin 4" im Durchmesser. An der Mündung ist das Blech ein wenig nach außen hin gebogen. Die Oberfläche ist durch 7 schmale, erhabene Reifen in 7 Felder getheilt, wozu noch der schmale umgebogene Rand kommt; alle diese Felder oder Abtheilungen sind mit Verzierungen bedeck. Das Ganze ist, nach der innern Fläche zu urtheilen, unbezweifelt gegossen. Das Drittheil dieses Beschlages, welches die beiden, dem Horne am nächsten stehenden Felder 6 u. 7 in einer Höhe von 2" umfaßt, ist nur halb so dick im Erze, als der übrige Theil, ungefähr von der Dicke eines gewöhnlichen Bleches, und scheint an den größern Theil durch Löthung angesetzt zu sein, da zwei, nicht kleine Lappen von dem dickern Theile ungefähr 1" weit an der innern Fläche in den dünnern Theil hinüberreichen und hier scharf abgeschnitten sind. Dieser dünnere Theil hat in jedem seiner zwei Felder 8 Nietlöcher, von denen in beiden Feldern immer je zwei und zwei in senkrechter Linie einander gegenüberstehen. Offenbar dienten die dünnere Einrichtung dieser Felder in der Binnenwand und die eingeschlagenen Löcher zur Einschiebung und Befestigung des natürlichen Hornes. Ungefähr in der Mitte des Horns, auf dem dritten Reifen vom Horne aus gerechnet, ist, wie die Abbildung an der bezeichneten Stelle zeigt, ein starkes Oehr aufgelöthet.

Der äußere, scharf und fast im rechten Winkel nach außen hin umgebogene Rand der Mündung, welcher ¼" breit ist, ist mit eingefeilten, dichten Kreuzstrichen schraffirt. — Die 7 erhabenen Reifen auf der Oberfläche, welche die Felder scheiden, sind mit eingefeilten Querstrichen, von Reifen zu Reifen abwechselnd schräge rechts und schräge links, verziert.

Durch die Reifen und den Rand sind 7 Felder auf der Oberfläche abgetheilt, welche von verschiedener Breite und mit den verschiedenartigsten Verzierungen bedeckt sind. Diese Felder sind auf der Zeichnung mit den Ziffern 1-7 bezeichnet und zwei derselben, 2 und 4, sind ihrer ganzen Länge nach abgewickelt dargestellt; die einzelnen Gruppen der Verzierungen auf den abgewickelten Bändern sind mit lateinischen Buchstaben be=

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zeichnet. Diese Verzierungen sind es vorzüglich, welche das Horn im hohen Grade merkwürdig machen und daher eine genauere Beschreibung verdienen.

Feld 1, zunächst an der äußersten Mündung des Horns. Die Ränder dieses Feldes sind an jedem der begrenzenden Reifen mit einer Reihe von kleinen Dreiecken verziert, deren Spitzen nach dem Innern des Feldes hin gerichtet sind; in der Mitte des Feldes läuft um die ganze Rundung ein Ring von kleinen Punkten. Alle diese Verzierungen sind mit Stempeln eingeschlagen. Die kleinen eingeschlagenen Dreiecke, wohl nichts weiter als reine Ornamentenzeichnung, sind von Wichtigkeit für die älteste Kunstgeschichte Germaniens. Sie kommen auf unserm Horne noch öfter vor und zwar einfach und zu andern Zeichnungen benutzt, z. B. III, 4, a, c, d, g, 5, 6b, u. I, 1, 5 u. 7. — Außerdem aber kommen sie noch an dem merkwürdigen, ehernen und vergoldeten, bei Bochin gefundenen Becher vor, welcher im Frid. Franc. Tab. XII, Fig. 1 abgebildet und Erläut. S. 121 beschrieben ist. An diesem Gefäße sind, was bei der Erläuterung desselben noch nicht klar war, die dort als durch eingegrabene Zickzacklinien entstanden bezeichneten, abgrenzenden Hauptbänder allem Anscheine nach dadurch gebildet, daß die Dreieckstempel, abwechselnd mit den Spitzen gegen einander gerichtet, so dicht an einander gelegt sind, daß die zwischen je zwei Stempeleindrücken stehen gebliebene schmale Erhöhung eine erhabene Zickzacklinie zu bilden scheint, welche in mehreren Reihen über einander fortläuft und so eine kunstreiche Einfassung bildet, deren Entstehung auf den ersten Blick nicht klar ist. — Da nun das Horn außer allem Zweifel der Zeit der Kegelgräber angehört, so ist auch eben so unzweifelhaft das Gefäß von Bochin aus derselben Zeit und aus derselben Kunstschule, wenn man sich so ausdrücken darf, — aus einer Zeit, deren Geschmack und Kunstübung vollkommene Achtung abnöthigt.

Ueber dem letzten begrenzenden Ringe ist ebenfalls eine Reihe von Dreiecken eingeschlagen, welche mit den Spitzen nach dem Rande der Schallmündung hingerichtet sind.

Feld 2. Dieses Feld zeigt eine noch bedeutsamere Verzierung, deren. vorzüglichste Gruppen zum großen Theil eingegraben sind. Die Hauptgruppe der Verzierungen dieses Feldes bilden vier Schiffe (c.); Schiffe kommen auf dem Horne noch III, 4 und 7 vor. Darstellungen von Schiffen sind auf Alterthümern in Deutschland unsers Wissens noch nicht bemerkt worden; in den nordischen Reichen kommen

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sie häufig vor 1 ). Sie sind redende Zeichen für den Seeverkehr der ältesten Ostseebewohner und deuten, namentlich auf unserm Horne aus dem Seeufer eines bequemen Hafens, bedeutsam auf die Wikingerfahrten der alten germanischen Völkerschaften; klar wird es, wie das Horn einer so großen Weite bedurfte: sein Schall mußte durch das Tosen der empörten Elemente dringen! — Die Schiffe sind gravirt; die Bezeichnung der Ruderer scheint mit Stempeln eingeschlagen zu sein. Merkwürdig ist es, daß auf jedem Schiffe nach dem Vordertheile hin eine Stelle durch einen emporstehenden, gebogenen Strich ausgezeichnet ist, vielleicht zur Bezeichnung des Befehlshabers. Aber auch die einzelnen Schiffe sind verschieden durch gewisse Auszeichnungen: die beiden vordern sind größer als die beiden hintern, und die beiden vordern haben Verzierungen an demVorder= und Hintertheil, welche darin bestehen, daß diese Theile stark gebogen sind; namentlich hat der Vordertheil des ersten Schiffes einen sehr gebogenen Hals und an dem Ende desselben eine Gravirung, wie einen Thierkopf, so daß die beiden kleinen Striche auf der Biegung des Halses vor dem Kopfe zwei Ohren zu gleichen scheinen. Dies erinnert lebhaft an die alten nordischen Bezeichnungen der Schiffe mit den Wörtern: Drache, Schnecke u. s.w., welche den Schiffen wohl unbezweifelt von den Verzierungen ihres Vordertheils beigelegt wurden. Die beiden hintern, kleinem Schiffe haben nur erhöhete Vorder= und Hintertheile. — Diese Schiffgruppe ist umher von einer Reihe eingeschlagener Punkte eingefaßt. — An jeder Seite dieser Schiffgruppe ist eine Gruppe von eingegrabenen Spitzen (b.), welche durch Zusammenstellung mehrerer paralleler und convergirender Linien gebildet sind; diese Spitzen stehen abwechselnd gegen einander gerichtet neben einander, rechts 10, links 8, jedoch ist in der Gruppe zur Linken noch für 2 Platz. Diese gravirten Spitzen finden sich überraschender Weise auch auf dem Bronze=Gefäße von Bochin und erscheinen in ähnlicher Gestalt sehr häufig als Verzierungen der ehernen Armringe — Zwischen den beiden Gruppen von Spitzen erscheinen zwei Gruppen sich kreuzender Linien (wie Andreaskreuze) (a.), aus eingeschlagenen Punkten gebildet, an jeder Seite durch drei ähnlich gebildete Linien begrenzt.

Feld 3. Dieses Feld ist nur mit ununterbrochen fortlaufenden, eingravirten Spiralwindungen verziert. Die


1) Alle Arten von Darstellungen von Schiffen auf nordischen Alterthümern sind abgebildet in: Antiquariske Aunaler IV, 2, Tab. I.
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Spiralwindungen sind die unabweisbaren Kennzeichen für die (germanische) Zeit der Kegelgräber 1 ) und erscheinen auf Bronze nicht nur häufig im nördlichen Deutschland, sondern noch häufiger in den nordischen Reichen 2 ). Die Zahl der auf diesem Felde eingegrabenen Spiralen beläuf sich auf vierzehn.

Feld 4. Dieses Feld bietet unstreitig die interessanteste Parthie der Verzierungen, wenn auch die dunkelste, und damit reichlichen Stoff zu ausgedehnten Forschungen. Wir wagen es nicht, hier irgendwo etwas erläutern zu wollen und unhaltbare Vermuthungen aufzustellen, sondern begnügen uns mit einer einfachen Beschreibung, bis andere Forschungen oder ein glücklicher Fund uns lehren, was wir nicht wissen. - Die Hauptgruppe scheint über dem angelötheten Oehr zu stehen: ein Kreis, um welchen sechs fächerförmige Zeichnungen, wie Strahlen stehen. Links davon sind vier concentrische Kreise, in deren jedem ein Kreuz steht, eingravirt; rechts davon stehen zwei Vierecke von eingeschlagenen Punkten, in deren jedem zwei Schlangenlinien eingegraben sind. Dann folgen (b.) zwei Schiffe über einander, deren oberem das emporstehende kleine Häkchen zu fehlen scheint. Diese größere Gruppirung wird durch drei Querbänder von Verzierungen aus senkrechten Linien und eingeschlagenen Dreiecken (c.) beschlossen, wie sie damit begann (g. und a.); in dem dritten Querbande sind die Baen der Dreiecke aufeinander gesetzt, so daß hiedurch viereckige Stempeleinschläge vorhanden zu sein scheinen. — Es folgt eine zweite größere Gruppirung (d. e. f.) von Zeichen, bestehend aus drei kleinern Gruppen, welche durch schmalere Querbänder geschieden sind; die Zeichen der drei Gruppen sind gravirt. Die mittlere Parthie (e.) besteht aus drei doppelten Schlangenlinien; an jeder Seite steht eine Gruppe von concentrischen Kreisen mit eingelegten Kreuzen (d. und f.); die Kreise rechts (f.) sind größer, als die Kreise links (d.), dagegen haben die Kreise links (d.) im Mittelpunct der Kreuze einen Kreisförmig gestalteten Punct, welcher den Kreisen rechts (f.) fehlt. — Diese zweite größere Gruppirung wird durch vier Ouerbänder aus senkrechten Linien und eingeschlagenen Dreiecken (g.) geschlossen, von denen die erste


1) Klare Beispiele finden sich im Frid. Franc. auf Diademen Tab. XXXII, Fig. 2 und auf einem Schildnabel Tab. XXXIII, Fig. 8; vgl. Lisch Erläut. S. 34 flgd.
2) Die verschiedenen Arten von Spiralwindungen, welche in den nordischen Reichen vorkommen, sind abgebildet im: Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, 1837, S. 63, vgl. S. 45.
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die aus zwei Dreiecken entstandenen Vierecke am klarsten zeigt, die dritte aber die Dreiecke so enthält, daß die dadurch stehen bleibenden, erhabenen Zickzacklinien genau die Verzierungen auf dem Gefäße von Bochin wiedergeben. Das vierte Querband, welches zugleich die ganze Darstellung beginnt (a.), besteht, auf diesem Beschlage allein, aus eingegrabenen, rhombisch gesetzten Kreuzstrichen.

Bei Betrachtung der verschiedenen Zeichen auf diesem Felde kann man sich des Gedankens nicht erwehren, daß diese Zeichen Schriftzeichen oder symbolische, religiöse Charactere zu bedeuten haben mögen; eine Vermuthung, als könnten sie Himmelszeichen oder Jahreszeiten andeuten, soll für nichts weiter, als eine Vermuthung gelten.

Feld 5. Dieses Feld ist oben unter dem Reifen mit dem Oehr durch eine Reihe eingeschlagener Dreiecke, unten am begrenzenden Reifen durch eine Reihe eingeschlagener Punkte begrenzt. Das Feld selbst füllt eine Reihe zusammenhängender Spiralwindungen (wie das Feld 3.), deren elf an der Zahl sind. Die Spirale unter dem Oehr hat, sei es aus Versehen oder aus Vorsatz, in der Mitte eine kurze geschwungene Linie zu viel, so daß es scheint, als liefen 3 Spirallinien von einem Mittelpuncte aus.

Feld 6. Dieses Feld wird oben am Reifen (bei 6. b.) durch vier parallele Kreise von eingeschlagenen Dreiecken begrenzt; auf diese folgen drei einfache Linien. Den größern Theil dieses Feldes füllt eine Reihe nach unten gekehrter Bogen, welche aus einfachen, eingegrabenen Linien bestehen, die im Innern der Bogen mit eingeschlagenen Punkten besetzt sind. Die Nietlöcher, welche sich schon auf diesem Felde befinden, haben keine Verzierungen in ihren Begrenzungen.

Feld 7. Dieses Feld ist an den beiden Grenzen von Reihen einfacher Bogenlinien eingefaßt. Das Innere des Feldes hat nur auf der Oehrseite des Beschlages, welche für die Abbildung gewählt ist, bedeutungsvolle Zeichen. Auf dieser Seite ist jedes der vier Nietlöcher mit vier eingegrabenen concentrischen Kreisen eingefaßt. Auf das erste verzierte Nietloch, über welchem in der obern Bogenreihe eine Lücke für 4 bis 5 Bogen ist, folgt rechts hin ein (auf der Abbildung ganz dargestelltes) Schiff, rechts hin fahrend, welches weiter keine Verzierungen hat, als leise Andeutungen wie von Wimpeln am Vorder = und Hintertheil. Dann folgen zwei der verzierten Nietlöcher und zwischen beiden ein Andreaskreuz aus eingeschlagenen Punkten. Auf das dritte Nietloch folgt ein zweites Schiff (das voraufgehende im Weiterfahren gedacht),

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welches an Vorder= und Hintertheil die Verzierungen der oben dargestellten größern Schiffe hat. Die Reihe beschließt ein mit concentrischen Kreisen umgebenes Nietloch. — Auf der andern Seite sind weiter keine Verzierungen, als daß die vier Nietlöcher in Rhomben von eingeschlagenen Punkten stehen, welche je zwei und zwei mit den Spitzen zusammenstoßen und paarweise durch horizontale Punktlinien verbunden sind.

Fig. II. Der Mittelring.

Der Mittelring hält 2½" im Durchmesser und ¾" in der Breite. Das Innere ist glatt und zeigt die Entstehung durch Guß. Auf der Außenseite ragen dicht neben einander fünf erhabene Reifen hervor, von denen der mittlere bei weitem der stärkere ist; an demselben sitzt ein Oehr zur Befestigung des Tragriemens, wie an dem Bleche der Schallmündung. Die Reifen sind schräg links mit eingeteilten Querstrichen verziert, wie die Abbildung zeigt. An verschiedenen Stellen sind sechs Nietlöcher eingeschlagen.

Fig. I. Das Mundstück

Das Mundstück ist gegen 7" lang, nach der Schallmündung hin 1¾", in der Mundöffnung ¾ im Durchmesser; der rechtwinklig abgeschnittene Rand an der Mundöffnung ist ¼" breit. Dieser Beschlag ist nach außen hin, an der untern Seite der Abbildung merklich gekrümmt und zeigt hierin die starke Verjüngung des ganzen Horns. Das Ganze ist, wie das Innere zeigt, ebenfalls gegossen. Das Hornende ist in sieben Spitzen ausgeschnitten. Das Feld dieser Lappen und das zunächst folgende (l. und 2.) sind, wie der Beschlag der Schallmündung, im Blech viel dünner, als der übrige Theil, der sehr dick und schwer ist; dies ist gewiß zum Einlassen des Horns so eingerichtet und reicht daher auch nur um ein Geringes weiter, als die Felder der Nietlöcher. Im Anfange einer jeden ausgezackten Spitze (1.) ist ein Nietloch; einem jeden derselben steht ein zweites Nietloch im nächsten Felde (2.) gegenüber. Die einzelnen Felder werden durch erhabene Reifen abgegrenzt, 1 durch drei, 2 durch drei, 3 durch vier, 4 durch drei, 5 durch fünf, 6 durch vier Reifen. Die Verzierungen bestehen, wie die Zeichnung sie klar zeigt, mehr aus schmückenden Ornamenten. Die Spitzen (1.) werden von eingegrabenen Linien eingefaßt, an welchen Reihen von Punkten parallel laufen; dann folgen Reihen eingeschlagener Dreiecke. — Das folgende Feld (2.) zeigt wieder die charakteristischen Spiralwindungen, von denen immer eine zwi=

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schen je zwei Nietlöchern steht. — Die beiden folgenden Felder (3. und 4.) sind mit eingegrabenen Spitzen verziert. — Das vorletzte Feld (5.) zeigt leere, längliche Vierecke, von eingegrabenen Linien eingefaßt, auf denen nach den Vierecken hinein an den Seiten und nach unten hin Reihen von eingeschlagenen Dreiecken stehen. — Das letzte Feld (6.) ist mit Kreuzstrichen schraffirt, und vor dem ausladenden Mundstückrande ist zuletzt eine Reihe von Dreiecken eingeschlagen.

G. C. F. Lisch.

Nachträge zu der vorstehenden Beschreibung.
1.

Ueber das wismarsche Horn und dessen Verzierungen hat der Ausschuß die Ansicht eines bewährten Kenners, des Hrn. Canzleiraths Thomsen zu Kopenhagen, eingeholt.

Das Horn stimmt auf das genaueste mit den nordischen Alterthümern aus der reinen Bronzezeit überein und zwar mit den ältern aus dieser Zeit; ganz ähnlich sind die Darstellungen und Zierrathen auf alten nordischen Altertümern. Die Ringe oder Oehren deuten auf ein Blasehorn. Nichts ist im Norden gewöhnlicher, als die Darstellung von Schiffen (vergl. Antiq. Annaler Bd. IV, H. .II, Tab. 1.) auf Bronzesachen, auch auf sehr alten Messern von Bronze; die Schiffe auf dem Horne sind von der ältesten Art, nämlich lang und zum Rudern, oft mit Drachenköpfen als Verzierungen; die aufwärts gerichteten Linien bedeuten die Mannschaft oder die Ruderer. — Schwieriger ist die Entzifferung der Kreise mit den übergelegten Kreuzen. Diese Darstellungen kommen neben Schiffen auch auf alten nordischen Monumenten vor. In Beziehung hierauf ist das berühmte Kivik=Monument in Schonen an einer antiquarisch reichen Stelle sehr belehrend: das Monument besteht in einem Steinhügel aus einer langen Steinkiste von großen glatten Steinen, auf welchen alte bildliche Darstellungen eingegraben sind, abgebildet in Suhm Historie af Danmark, I. S. 529, Tab. I und II. Hier finden sich auch Männer, welche auf eben solchen großen, gekrümmten, weit geöffneten Hörnern blasen, wie das unsrige gewesen ist. Ferner finden sich Schiffe und die fraglichen gespeichten oder bekreuzten Kreise. Diese bedeuten hier offenbar Räder; sie finden sich auf dem Kivik=Monument nicht allein paarweise zusammengestellt, sondern ein Paar ist auch an einer Deichsel verbunden, an welche zwei Pferde gespannt sind, die ein, vor der

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Deichsel stehender Mann antreibt. Diese Schiffe und Räder kommen zusammen auch auf andern Grabmonumenten im Norden vor: vergl. Nordiskr Tidskrift I. p. 181. Daher möchten diese Kreise oder Räder auf Wagen oder Fahren deuten. Was der mit den Pfeilen umgebene Kreis und die Schlangenlinien bedeuten, ist noch zweifelhaft; sie haben eine gewisse Aehnlichkeit mit Figurenschrift anderer Völker auf niederer Stufe gesellschaftlicher Cultur.

Thomsen.

2.

Die Charaktere auf dem wismarschen Horne gewinnen durch neuere Mittheilungen in den von der königlich=dänischen Gesellschaft für nordische Alterthumskunde herausgegebenen "Antiquitates Americanae sive scriptores septentrionales rerum antecolumbianarum in America, Hafniae, 1837", eine große Bedeutung. In diesem Werke werden auf Tab. XII mehrere alte nordische Monumente mit Charakteren gegeben, welche mit denen auf unserm Horn völlig übereinstimmend sind. Zuvor werfen die Herausgeber p. 392 noch einen Blick auf das Kivik=Monument, auf welchem Schiffe, Rosse, Räder, Streitäxte, Speere, ein Triumphwagen und Triumphbogen, ein Triumphzug, Gefangene, Hornbläser, Altäre, Opferpriester etc. . dargestellt sind, welches Alles auf die Darstellung eines kriegerischen Ereignisses deutet und nach Münters Erklärung (in Antiquariske Annaler II, 183, 302) die Beendigung einer Schlacht und die Opferung der Gefangenen bedeutet. — Zu diesem Monumente werden nun noch einige andere Sculpturen auf Felsklippen hinzugefügt, welche diesem ähnlich sind. Vor allen ist unserer Darstellung am nächsten die Sculptur auf den Felsen am See Roxen, im östlichen Gothland, auf deren einem mehrere Schiffe und auch zwei Räder, auf dem andern gewundene Heerhörner, wie sie (nach dem Leitfaden für nord. Alterth. S. 47) in nordischen Gräbern gefunden werden, abgebildet sind. Eben so finden sich auf dem Monument auf dem Felde von Kolstadt im Kirchspiel Tanum in Bohus=Län außer einigen menschlichen Figuren auch Schiffe und zwei Räder, wie auf unserm Monument. Vergl. den Text der Antiq. Amer. p. 395. Am auffallendsten ist aber die Sculptur aus den Wanden der Paradies=Höhle, Paradisarhellir, auf dem südlichen Island im Gau Rangervall: auf diesem findet sich auch das Zeichen des Kreises mit den umherstehenden Strahlen oder Pfeilen, welches auf unserm Horne

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in dem Bande Nr. 4, in der Mitte über dem Oehr, eingegraben ist; die Charaktere in der isländischen Felsenhöhle hält Finn Magnussen "mit Recht" für eine aus Runen zusammengesetzte uralte Geheimschrift.

So deuten die Gravuren auf unserm Heerhorne wohl unbestreitbar auf eine uralte Uebereinstimmung in der Cultur in den Ostseeländern und dem höchsten Norden.

G. C. F. Lisch.

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Helm von Dobbertin.

(Erläuternder Nachtrag zu Jahresbericht II, S. 77, vom Herrn Archivar Lisch.)

Der im Jahresberichte von 1837, S. 77 aufgeführte eherne Helm ist ein seltenes Stück des Alterthums in Meklenburg und gehört zu den Zierden unserer Sammlung. Die, wenn auch nur ungefähre, Bestimmung der Zeit, aus welcher er stammt, ist bisher schwierig gewesen, weil er allein und nicht in einem Grabe gefunden ist. Viel gereiste Männer, welche manche Sammlung gesehen hatten, waren der Meinung, der Helm könne eben so gut römisch, als deutsch=mittelalterlich sein, sei aber auf jeden Fall eine merkwürdige und seltene Erscheinung. Deshalb ward er im Jahresbericht einstweilen unter die Alterthümer aus unbestimmter alter Zeit versetzt. Gleich nach dem Erscheinen des Jahresberichts ward jedoch in der Transilvania, Band II, Hermannstadt 1837, S. 274 und Taf. 1, eine Entdeckung mitgetheilt, welche den dobbertiner Helm in die römische oder germanische Zeit setzt. Schon die Erzmischung, die bekannte Bronze der Kegelgräber, ließ auf die germanische Zeit schließen; die Form jedoch schien zweifelhaft zu sein; leider fehlt der Rost, da der Helm im Moor gefunden ist. Der dobbertiner Helm bildet eine hohle Halbkugel, welche nach der Oeffnung hin etwas verlängert ist; am Rande umher sind runde Löcher zur Befestigung des Futter, des Visirs und der Nackenbekleidung eingeschlagen; auf der Spitze des Helms steht ein Helmkegel, welcher mit seinen, eingegrabenen horizontalen Kreisen verziert ist, und auf dem Kegel ein Knopf mit einer Oeffnung zum Einlassen eines Helmbusches. Der Helm ist sehr groß, hat an 9" in der Oeffnung im Durchmesser und 11" Höhe.

Bekannt sind die römischen Colonien und Befestigungen im südlichen Siebenbürgen gegen den Rothen=Thurm=Paß hin. In der ganzen Linie von Kezdi Vasarhely im Osten bis Hermannstadt im Westen, namentlich aber im ganzen Thale des Aluta= oder Alt=Flusses, bei Kl. Schenck,

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Reps, Caros und Fogaras, sind wiederholt und, nach der Transsilvania, in neuern Zeiten große Massen von römischen Alterthümern aller Art, auch Reste von mächtigen römischen Bauten, Denksteinen, Statuen etc. . gefunden. Hier wurden in der Nähe von Fogaras bei Saros eine Menge bronzener Alterthümer endeckt, welche den in den Kegelgräbern Meklenburgs gefundenen durchaus gleichen und in der Transilvania a. a. O. abgebildet sind, unter vielen andern z. B. eine bronzene Lanzenspitze, wie Frid. Franc. Tab. VIII, Fig. 6, eine bronzene Sichel mit einem Knopfe, wie Frid. Franc, Tab, XVlI, Fig.9, eine framea mit Schaftloch und Oehr, ähnlich Frid. Franc. Tab. XIII, Fig. 1: alle mit dem edlen Rost überzogen. Neben denselben fand sich ein bronzener Helm, durchaus in jeder Hinsicht dem dobbertiner gleich, mit Kegel und Löchern zur Befestigung des Futters, nur etwas kleiner: 8½" hoch und 7½" im Durchmesser; er war mit blaugrünem edlen Rost überzogen. Es leidet hiernach wohl keinen Zweifel, daß der dobbertiner Helm germanisch=römischen Ursprungs und ein helles Licht über die Alterthümer der Kegelgräber zu verbreiten im Stande sei.

Außerdem wurden in der Nähe von Hermannstadt bei Hamersdorf unter Bautrümmern viele ähnliche Alterthümer entdeckt: eine Wurfspießspitze, ganz wie Frid. Franc. Tab. VIII. Fig. 5, — eherne Schwertklingen, — eherne Pfeilspitzen, wie Frid. Franc. Tab. XXV, Fig. l u. 5, — ein eherner Streitkolben mit Buckeln, wie Frid. Franc. Tab. XXV, Fig. 13, — frameae aller Art mit Schaftloch und großlappiger Schaftkerbe, welche immer bei Waffen in großer Menge gefunden wurden und in der Transilvania II, S. 276, auch für Waffen gehalten werden, — Reste von Hefteln, wie Frid. Franc, Tab. XX, Fig. 1 und 2: alles aus Erz und immer mit edlem Rost überzogen: dabei thönerne Spindelsteine (Würfel) und thönerne Gefäße aller Art.

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Bronze=Schwert von Wittenburg.

Vom Herrn Bürgermeister Vaigt zu Wittenburg ist ein Schwert von Bronze eingereicht, welches bisher in der Raths=Registratur daselbst aufbewahrt ward mit folgender, angehefteter schriftlicher Notiz: "Gefunden zwischen Wittenburg und Lehsen, links am Wege nach Lehsen, beim kleinen Wellbusch zwischen vielen aufgehäuften Steinen, durch den Brauer Reichard im J. 1811". Da dieser Mann längst verstorben ist, so ist

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eine weitere Erkundigung nicht möglich gewesen. — Das Schwert ist dem im Kegelgrabe zu Wobld gefundenen (vgl. oben) gleich; es ist auch ein zweischneidiges Schwert mit Griffzunge. Die Spitze ist etwa 6" weit abgebrochen; die Griffzunge fehlt auch. Der noch vorhandene, größere Theil der Klinge ist noch 18" lang. Der Griff war ebenfalls halbmondförmig mit Nietnägeln angesetzt; an jeder Seite der halbmondförmigen Ausbreitung der Klinge sind noch 3 Nietlöcher vorhanden. Von der halbmondförmigen Ueberfassung des hölzernen Griffes sind Reste des Holzes bemerkbar. Das Ganze ist stark mit Rost überzogen. Die Schärfen der Klinge haben so viele Scharten, daß sie fast sägenförmig ausgezackt sind. — Auf dem Wege von Wittenburg nach Lehsen ward schon früher ein Schwert gefunden, das schönste, welches in Meklenburg bisher entdeckt ist (vgl. Frid. Franc. Tab. XIV, Fig. l und Erläut. S. 126); wahrscheinlich stammt dies aus dem Grabe, welches, nach der Entdeckung des Herrn Hülfspredigers Ritter, mitten in der wittenburger Landstraße liegt.

Eine Framea

aus Bronze mit Schaftkerbe, ganz wie die in Frid. Franc. Tab. XIII, Fig. 5 abgebildete und die im Jahrber. II, S. 47 beschriebene und bei Röbel gefundene, ohne allen Rost; diese Gattung von Frameen scheint in Meklenburg zu irgend einer Zeit vorherrschend in Gebrauch gewesen zu sein. (Fundort ist unbekannt. Aus dem Nachlasse des Bürgermeisters Wehnert zu Brüel angekauft.)

Eine Speerklinge

aus Bronze, mit edlem Rost bedeckt, wahrscheinlich (denn Spitze und Schaftzunge fehlen) zum Einlassen in einen gespaltenen Schaft, noch 9" lang und ungefähr 1" breit, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XXV, Fig. 9, gefunden zu Conow bei Eldena, geschenkt vom Herrn Bau=Practicanten Mengebier zu Schwerin.

Vier Urnen

aus dem Nachlasse des Bürgermeisters Wehnert zu Brüel angekauft; der Fundort ist unbekannt:

1) eine Urne von stark mit Kiessand vermengter, fester Masse, rothbraun von Farbe, rund gebaucht, mit schmalem,

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übergebogenem Rande, 7½" hoch, 10" in der Oeffnung, 12" im Bauche und 5" im Boden im Durchmesser, ohne Verzierungen;

2) ein kleines Grabgefäß, welches in der Urne Nr. 1 liegend ausgeliefert ward, mit fast senkrechten Wänden, sehr dick im Bauche, 1½ hoch und 2" weit, wie ein kleiner Schmelztiegel;

3) eine Urne aus grober, im Bruche schwarz gebrannter Masse, dick in den Wänden, rund gebaucht, ohne überstehenden Rand, 5½" im Rande, 7" im Bauche, 4" im Boden im Durchmesser; ein schmaler, nicht tief unter dem Rande liegender, erhabener Reif ist durch senkrechte Schnitte ausgekerbt, so daß viereckige Knötchen auf dem Bauchrande umherstehen;

4) eine kleine Urne aus feiner Masse, rothbräunlich von Farbe, ohne Verzierungen, in hübscher Tassenform, mit kleinem Boden, in der Mitte ausgebaucht und mit übergebogenem Rande, 3" hoch, gegen 4" im Rande und im Bauche, und 1½" im Boden im Durchmesser.

Diese 4 Urnen gehören einer altern Periode an: es scheinen Nr. 1 und 4 zusammenzugehören und Nr. 2 und 3 aus einem andern Grabe genommen zu sein. Die erstern beiden stammen sicher aus einem Kegelgrabe; die beiden letztern aus einem sehr alten Kegelgrabe oder aus einem Hünengrabe.

C. Aus der Zeit der Wendenbegräbnisse.
a. Gesammelter Inhalt einzelner Begräbnißplätze.

Das Schwert von Eisen aus dem Wendenkirchhofe von Camin

Jahresbericht II, S. 59, Nr. 2.)

ist, nach sorgfältiger Untersuchung, zweischneidig und läuft, ohne Ausbauchungen, in gerader Linie allmälig in eine Spitze aus, welche in der Linie des Mittelrückens liegt. Das Schwert ist also den antiken Schwertern an Form gleich, nur daß demselben die Ausbauchung der Seitenlinien in der untern Hälfte fehlt; die Griffzunge ist sehr schmal, ungefähr ½" breit.

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Die knöchernen Kämme in den malchinschen Begräbnißurnen Nr. 1 und 2.

(Jahresbericht II, S. 69-75.)

Im zweiten Jahresberichte sind die knöchernen Kämme in einer gewissen Art von Urnen zur Untersuchung gezogen und

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mit Abbildungen begleitet. Diese Kämme bestehen aus Platten von Knochen, auf welchen andere verzierte Platten aus feinerer Knochenmasse mit eisernen Nieten befestigt sind. Die Masse dieser bedeckenden Platten ist a. a. O. S. 70, Nr. 3. unbestimmt als "Knochen oder Elfenbein" dargestellt. Hierüber theilt Herr Canzleirath Thomsen zu Kopenhagen Folgendes mit:

"Wären Sie nur hier, würde ich sie augenblicklich überzeugen können, was die Platten von Knochen sind. Da im Norden in den frühern Jahrhunderten an Elfenbein nicht zu denken ist, - (man bediente sich der Zähne des Seelöwen oder des Walrosses, und in den frühesten Zeiten nicht einmal dieser, da sie kostbar waren und nicht dicke Stücke liefern) — und man von gewöhnlichen Knochen nicht eine Fläche finden konnte, groß genug, um daraus einen Kamm zu bilden, so legte man mehrere Stücke zusammen; um diese zu einem Ganzen zu verbinden, wurden Platten auf beide Seiten aufgelegt und mit durchgehenden Nieten festgehalten. Sowohl in alten als in jüngern Gräbern haben wir solche Kämme, ganz wie die Ihrigen, gefunden, aber auch Kämme von Bronze und Horn. Die Nieten auf unsern Knochen=Kämmen sind aber von Kupfer und die Platten sitzen noch fest. Selbst aus der Ritterzeit hat man Kämme, freilich von andern Formen, aber nach demselben Princip gearbeitet, gefunden, nämlich mehrere Knochenstücke, die durch zwei Schienen von Knochen zusammengehalten werden".

Diese Forschungen und Erfahrungen stimmen auch zu unsern Funden und Ansichten. Die mittlern, stärkern, belegten Platten zeigen an mehrern Stellen offenbar Seiten, welche nicht im Leichenbrande zersprungen, sondern von vorne herein offenbar zum Zusammensetzen regelmäßig bearbeitet sind. Die Niete stehen an unsern Kämmen an beiden Seiten gleich weit hervor und haben also sicher an beiden Seiten Deckplatten gehalten. Daß die Niete in Norddeutschland von Eisen sind, deutet auf eine jüngere, wendische Zeit, in welcher in Skandinavien noch Bronze herrschte. — Nur leuchtet aus unsern Kämmen hervor, daß man die Deckplatten aus feinern Knochengebilden wählte, da sie eine ganz andere Textur haben, als die innere Platte.

G. C. F. Lisch.

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Urnenscherben von Prillwitz,

gesammelt im fürstlichen Garten zu Prillwitz und eingesandt vom Herrn Pastor BoII zu Neubrandenburg, mit dem Berichte, daß es dort an großen und kleinen Bruchstücken nicht fehle, jedoch diesmal an Zeit gefehlt habe, eine große Sammlung zu Stande zu bringen. Diese Urnenscherben sind im Jahresbericht II, S. 76 als etwas höchst Merkwürdiges, in Beziehung zur Geschichte des bekannten Ortes Rhetra, dargestellt. Nach Auffindung des irdenen Gefäßes bei Rehna (vergl. unten bei den Alterthümern des Mittelalters) ist es aber wahrscheinlich, daß diese bläulich =grauen Scherben Gefäßen des frühesten Mittelalters angehören und sich der Bearbeitung der Urnen nur durch die eingestochenen oder eingegrabenen kleinen Verzierungen nähern. Auf jeden Fall scheinen es nicht Grabgefäße zu sein, wie schon die auf der Oberfläche des Bodens zerstreuete große Menge derselben ergiebt; dennoch deuten sie sicher auf eine große Bevölkerung oder einen großen Verkehr im frühern Mittelalter, in welchem in Meklenburg der Uebergang vom Wendenthum zum Christenthum liegt.

b. Einzeln aufgefundene Alterthümer.

Ein Spindelstein

aus gebrannter, blaugrauer Thonerde, dem Anscheine nach sogenannter Walkererde, welche in der Gegend von Rehna häufig im Wiesengrunde sich findet, gefunden im Jahre 1836 bei Rehna auf dem sogenannten Kruge (s. oben S. 39), geschenkt vom Herrn Bürgermeister Daniel zu Rehna.

2. Aus unbestimmter alter Zeit.

Behauener Granit von Prieschendorf,

gefunden zu Prieschendorf in einer Wiese unter andern Feldsteinen, geschenkt vom Hrn. Justizrath Päpcke auf Lütgenhof.

Dieser dunkelgrünlich=graue, glimmerige Granit scheint durch Menschenhände behauen zu sein. Das Ganze hat eine auffallende Ähnlichkeit mit einer Schaufel eines Elengeweihes, welche senkrecht auf einer horizontalen Platte, wie auf einem Schädel steht; die Schaufel ist ungefähr 1½' lang und am breiten Ende gegen 1½' breit; die Platte, auf welcher die Schaufel steht, hat 6"-10" im Durchmesser und ist ungefähr 1" dick.

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Ob dieser Stein Kunst= oder Naturproduct sei, läßt sich einstweilen noch nicht bestimmen; in der großherzoglichen Alterthumssammlung befinden sich einige ähnliche Steine von Warlow, deren einer höchst regelmäßig geformte, erhabene Rauten zeigt, und in der Regelmäßigkeit der Bildung wenigstens ein Naturwunder wäre.

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Gußform für Knöpfe,

ein gelblichgrauer Thonsandstein, 3/8" dick und gegen 2" im Durchmesser, in Form einer Platte, welche jedoch an den Rändern völlig unregelmäßig ist. Zu beiden Seiten dieser Platte ist jedoch sehr regelmäßig eine geringe ovale Vertiefung eingegraben; in diesen ovalen Vertiefungen sind wieder eben so regelmäßig allerlei Charaktere eingegraben, von denen je zwei an jeder Seite merkwürdige, runenähnliche Schriftzüge darstellen. Eine Lithographie eines ähnlichen Steines ist dem dritten Jahresberichte des pommerschen Vereins beigefügt. Gefunden ist diese Platte im J. 1822 zu Dargun auf der sogenannten Neubaute, zwei Fuß tief unter der Erdoberfläche bei Anlegung von Spargelbeeten in einer dammartigen Lage von Kieselsteinen, persönlich vom Herrn Ingenieur Engel zu Dargun, einem völlig zuverlässigen und kundigen Manne, welcher nicht allein, mit Kenntniß der verschiedenen Arten von Gräbern, sehr viele Gräber in ihrer Vollständigkeit beobachtet hat und aufgraben gesehen, sondern auch selbst im Besitze von Alterthümern mancherlei Art 1 ) gewesen ist. In der angegebenen Tiefe von 2 Fuß stieß man auf eine Lage von Feldsteinen von der Größe, wie sie gewöhnlich zum Straßenpflaster gebraucht werden; beim Aufbrechen dieser Steine fand Herr Engel selbst diesen Stein. Das unterirdische Steinpflaster scheint sich noch weiter zu erstrecken, da es noch an einigen andern Stellen in der Nähe zum Vorschein gekommen ist.

Ganz ähnliche Steine sind in Vorpommern, namentlich zu Alt=Kenzlin bei Demmin, gefunden, z. B. einer unter dem Stamme einer alten Eiche. Der pommersche Verein hat über dieselben im dritten Jahresbericht, S. 27 flgd. Nachricht gegeben und diesem Bericht eine Lithographie eines Steines beigefügt. Prof. Rafn zu Kopenhagen wollte sogenannte preußische Runen in den Charakteren erkennen, wagte jedoch keine Deutung. Im vierten Jahresbericht


1) Diese Alterthümer und Münzen hat derselbe dem Herrn Karrig zu Berlin übergeben.
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desselben Vereins S. 42 berichtet jedoch der Herr Dr. von Hagenow zu Loitz, jetzt zu Greifswald, daß "ein alter, närrischer (!) Schäfer in der Gegend von Kenzlin Fabrikant "des" (unter dem Stamm einer Eiche gefundenen) "Runensteins und hundert ähnlicher sei". Auf S. 120 desselben Berichts theilt der Herr Pastor Rudolphi mit, daß "diese, so wie viele ganz ähnliche Steine, welche er besitze, vor wenigen Jahren von einem Bauern zu Beseritz in Meklenburg geschnitzt worden".

Diese Nachrichten von zwei eifrigen und aufmerksamen Sammlern haben allerdings Gewicht für den Werth derjenigen Steine, welche ihnen zu Händen kamen. Dennoch muß es beim ersten Anblick unsers Steins auffallen, wie närrische und rohe Leute zur Erfindung solcher Zeichnungen und Charaktere und zu so scharfer und fester Bearbeitung dieser Zeichnungen haben gelangen können, wie unser Stein dies Alles zeigt.

Unser Verein wandte sich daher noch einmal an den Hrn. Dr. von Hagenow und bat ihn um Einsendung eines Exemplars der pommerschen Steine. Derselbe war so gütig, einen solchen Stein, den er vom Hrn. Pastor Rudolphi zu Friedland geschenkt erhalten hatte, und einen Wachsabdruck eines in Stettin befindlichen Steins zur Ansicht einzusenden, auch noch einige Nachrichten hinzuzufügen. Unser verehrtes Mitglied sagt nämlich: "Es ist augenscheinlich, daß der Schäfer die Absicht hatte, die Steine als Knopfformen zu benutzen, denn die zinnernen Knöpfe an den Bauerkitteln wurden vor Zeiten von Landleuten größtentheils selbst gegossen 1 ). In meinem Geburtsorte Langenfelde bei Demmin habe ich in meiner Jugend diese Formen nicht bloß vielfältig gesehen, sondern auch manchen Knopf selbst darin gegossen. Die geschnitzte Fläche, — wie sie diese Steine zeigen, — bildete die vordere Seite des Knopfes; auf dieselbe paßten zwei andere Stücke, deren jedes die Hälfte der Oese enthielt. Alle drei Stücke wurden auf und an einander gelegt und mit einem Bande verbunden; der Guß geschah von oben durch die Oese. Ja ich habe selbst dergleichen Schieferstücke bearbeitet, um mir als Kind kleine Spielmarken von Blei und Zinn darin zu gießen. — Dieß ist alles, was ich hierüber weiß, und ich glaube, es wird hinreichen, Sie zu überzeugen, daß die fraglichen Steine


1) Dies geschah vorzüglich in der Gegend von Dargun; vergl. Mussäus in Jahrb. II, S. 130.
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Knopfformen gewesen sind oder werden sollten. Daß sie auf beiden Seiten geschnitzt sind, hatte unstreitig den Zweck, um zwei Knöpfe zugleich von beiden Seiten gießen zu können."

Der Wachsabdruck des stettiner Steins zeigt eine leichte und schlechte Arbeit, und die vom pommerschen Vereine gegebene Lithographie ebenfalls viele Unregelmäßigkeiten und Flüchtigkeiten im Verhältnisse zu unserm sehr regelmäßig gearbeiteten Steine. Der vom Hrn. v. Hagenow eingesandte Stein zeigt aber, bei großer Regelmäßigkeit, eine auffallende Uebereinstimmung mit der Arbeit unsers Steins. Man hat sich daher von unserer Seite überzeugen müssen, daß diese Steine nichts weiter als Knopfformen sind, wie es übrigens klar vorliegt, daß sie Gußformen sind. Eben so klar ist es hiedurch ferner, daß die Steine, eben weil sie Knopfformen sind, nicht müßige Spielereien närrischer Leute sind.

Dagegen stellt sich jetzt eine andere, höchst interessante Seite der Forschung heraus. Die Steine sind in Ostmeklenburg und Westpommern an verschiedenen Orten gefunden, und zwar oft unter Umständen, welche auf ein höheres Alterthum schließen lassen, wie unter dem Stamme einer alten Eiche und unter einem alten, längst verschütteten Steinpflaster: dies deutet also auf eine weite Verbreitung eines Brauches in der Zeit und im Raume. Es ist möglich, daß noch in neuern Zeiten solche Knopfformen gebraucht sind; auf jeden Fall verrathen sie aber eine uralte Tradition bedeutsamer Charaktere, welche bei dem besondern, kastenmäßigen Stande der Schäfer in Meklenburg und deren Gebräuchen, Sagen und Künsten gar nicht auffallend sein kann. Die Charaktere sind so sonderbar und originell, daß sich kaum eine willkürliche Erfindung annehmen läßt. — Auf dem Steine des Hrn. v. Hagenow ist z. B. ein großes lateinisches E eingraben; auf unserm Steine sind dagegen gar keine bekannte Zeichen, sondern lauter runenähnliche Charaktere befindlich, unter andern z. B. ein vollkommenes, klares runisches runisches M (ein = M), wie die runisches M auf den muthmaßlich ächten Runensteinen von Neu=Brandenburg in der neustrelitzer Sammlung. Auf beiden Steinen finden sich jedoch die Charaktere, den B spiegelbildlich und B ähnlich.

Es wäre daher von hohem Interesse, auf Sammlung solcher Steine auszugeben und dabei die Fundorte und das muthmaßliche Alter der Steine genau anzumerken. Es würden sich durch sorgfältiges Studium gewiß dereinst Resultate zeigen, welche auf wendische Traditionen 1 ) deuten, um so mehr, da


1) So hat auch J. Grimm (s. unten. "Gesammelte Nachrichten von alten Bildwerken") ein großes Gewicht für die Aechtheit der strelitzischen Runendenkmäler (  ...  )
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sich die Steine in Gegenden finden, in denen sich das Wendenthum lange gehalten hat: vgl. Meklenb. Urkunden Bd. I. an verschiedenen Orten.

G. C. F. Lisch.

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3. Aus dem Mittetalter.
a. Gottesdienstliches.

Taufbecken von Rey.

(Vgl. Jahresber. II, S. 78 - 81.)

In dem Archive des hennebergischen alterthumsforschenden Vereins, Lief. 2, 1837, sind die Forschungen über die rätselhaften Taufbecken fortgesetzt, und Nachrichten von mehrern Taufbecken geliefert, welche dem von Rey gleich sind. Ueber diese viel besprochenen Kunstwerke sagt nun ein Referent in Gersdorf's Repertorium etc. . Bd. XV, H. 2, Jan. 1838, S. 186: "Man ist wohl jetzt zu der Ueberzeugung gelangt, daß die meisten der bekannten Taufbecken nicht das hohe Alter haben, als man früher vermuthet hat, und daß die Entzifferung der räthselhaften Umschriften sich kaum der Mühe verlohne. Die größere Anzahl derselben scheint gegen Ende des 15. und im Anfange des 16. Jahrhunderts gefertigt zu sein. (Ein) Becken stellt den Sündenfall vor; die um den Baum sich windende Schlange zeigt einen dreifach gekrönten Menschenkopf. Wer erkennt hierin nicht eine in der Reformationszeit sich oft wiederholende Satire auf den Papst. — — Daß zu Nürnberg dergleichen Becken verfertigt wurden, ist wohl ausgemacht, die plattdeutsche Umschriften (mancher) Becken deuten doch auf einen andern Ort. Wir rathen auf Braunschweig, wo die Gilde der Beckenschläger schon im 15. Jahrh. sehr ansehnlich war".

Es läßt sich noch folgender bemerkenswerthe Umstand zur Bestärkung dieser Ansicht hinzufügen. Viele der besprochenen Becken haben außer der räthselhaften Inschrift noch eine zweite; diese zweite Inschrift ist wohl immer, nach Sprache und


(  ...  ) ] auf die Uebereinstimmung des auf denselben häufig vorkommenden runisches M (=M) mit der wendisch=glagolitischen Form runisches M für M gelegt. Und grade dieses gabelförmige runisches M kommt auf den fraglichen Knopfformen so bestimmt vor, daß an einer uralten Tradition dieses Zuges kaum zu zweifeln ist. - Auch das E auf der v. Hagenowschen Form: wird im Abgusse ein links gekehrtes, also glagolitisches, obgleich dies auch Ungeschicklichkeit des Formschneiders sein kann.
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Schrift, aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, gewöhnlich in plattdeutscher Sprache abgefaßt. Da sich dieso Erscheinung beständig wiederholt, so ist wohl sicher anzunehmen, daß die Inschriften auf Bestellung zugleich mit dem Becken verfertigt wurden. Auch Metall, Form und Bearbeitung der Becken deuten auf eine jüngere Zeit.

Ueber denselben Gegenstand bemerkt v. Strombeck im Vaterländ. Archiv für hannov. und braunschw. Geschichte von Spilker und Brönnenberg, Jahrgang 1833, Lüneburg 1834, S. 549 flgd., daß die Mittelschilde der Becken vorbildlich nach den Holzschnitten der Biblia pauperum in der ersten deutschen Uebersetzung derselben von 1470 und ähnlichen Werken gearbeitet und die Becken wahrscheinlich Meisterstücke angehender Meister seien, die nach einer vorgelegten Zeichnung arbeiten mußten; daher der Ursprung der Becken nicht über das funfzehnte Jahrhundert, als sich die Gilde der Messingarbeiter "Beckenschläger" nannte, hinausreiche.

Ferner finden sich noch Nachrichten, Abbildungen und Untersuchungen in Spiel=Spangenberg Neuem vaterl. Archiv für Hannover, 1824, Bd. I. S. 67 flgd. — Fortgesetzt sind die Beobachtungen in dem Vaterländ. Archiv des histor. Vereins für Niedersachsen, 1835, Heft III, S. 310 flgd., wo auch eines Beckens mit einer Dedications=Inschrift vom J. 1627 erwähnt ist.

Besondere Aufmerksamkeit hat diesen Becken der historische Verein des Rezatkreises in Baiern gewidmet, welcher in seinem fünften Jahresberichte für 1834, Nürnberg 1835, S. 34 flgd., abgedruckt im Vaterländ. Archiv des histor. Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1836, Heft IV, S. 480, eine ziemlich reiche Litteratur darüber zusammengebracht hat. Eine höchst interessante Thatsache war es, daß man "im Sonnner des J. 1833 in der Stadt Nürnberg an einem Tage mehr als ein Dutzend solcher alter Taufbecken fand, welche dort von den Blechhändlern als Auslagen oder Schilde ihres Gewerbes gebraucht werden". — "Es wurde dadurch klar, daß diese Taufbecken von Nürnberg stammen, wo die Beckenschläger ehemals eine bedeutende Zunft bildeten." — Alle weiteren Bemühungen nach urkundlichen Unterstützungen sind jedoch erfolglos geblieben.

Man vergleiche noch Variscia oder Mittheilungen des voigtländ. alterthumsforschenden Vereins Heft I, S. 61, mit Abbildung, und Heft IV, S. 122. - Eines Beckens mit einer Dedications=Inschrift vom J. 1689 wird noch in den Neuen Mitth. des thür.=sächs. Vereins I. 1, S. XIX erwähnt.

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— Die Inschrift dieser Taufbecken erklärt Wilhelmi (s. Vierter Jahresber. der sinsheimer Gesellschaft, S. 55): M. X. BE. NE. D. I. d. h. Mater Christi, benedicta!

Becken von Borkow.

Das im Jahresberichte II, S. 77 unter den Alterthümern aus unbestimmter alter Zeit beschriebene, zu Borkow gefundene Becken stammt ohne Zweifel aus dem Mittelalter: in der Kirche zu Warin wird ein an Gestalt und Erzmischung ganz gleiches Becken aufbewahrt, welches zum Einsammeln des Opfergeldes gebraucht wird.

Ein Löffel

von Messing mit rundem Blech und einer Weintraube als Verzierung des Stielendes, ganz wie die in Jahresbericht I, S. 15 und II, S. 82, Nr. 1., beschriebenen Löffel. Dieser Löffel hat im Innern des Füllbleches unterhalb des Stiels einen ziemlich deutlichen Fabrikstempel, welcher für die Geschichte dieser Gattung von Löffeln mit der Zeit von Wichtigkeit werden dürfte; dieser Stempel ist rund und 3/8" im Durchmesser; in der Mitte sind drei Löffel von der Gestalt des Löffels selbst dargestellt, fortschreitend mit Füllblech und Stielende entgegengesetzt neben einander gelegt; rund umher steht:

V(I)RTIL(OT) (C A ])BILT.

Zu beiden Seiten der Löffel steht:

(Y).       C.

Der im Jahresber. I. S. 15 beschriebene, zu Alten=Kalden gefundene Löffel ist in derselben Werkstätte gearbeitet und hat denselben Stempel. Der oben angeführte Löffel von Malchow, Jahresber. II, S. 82, Nr. 1, hat ebenfalls einen Stempel mit drei kleinen Löffeln, jedoch ohne Umschrift und Buchstaben=Signatur. (Fundort ist nicht bekannt. Aus dem Nachlasse des Bürgermeisters Wehnert zu Brüel angekauft.)

Eine tragbare Altartafel

aus Bronze, ungefähr 2 Zoll im Quadrat, auf welchem ein consecrirender Bischof mit einem Heiligenscheine, neben seinem Kopfe zwei Engel oder Heilige in kleinerer Gestalt und halber Figur. Am obern Rande sind Inschriften in slavischen, wahrscheinlich rusischen Schriftzügen; auf dem Buche in der linken Hand des Bischofs steht ein griechisches Kreuz mit zwei Quer=

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balken. Diese Tafel ist vor mehreren Jahren beim Ackern auf den zum Gute Liepen gehörenden sogenannten Piversbergen gefunden; außerdem ward daselbst eine schwedische Kupfermünze von 1679 ausgepfiügt. Geschenk des Herrn Gutsbesitzers Jahn auf Kl. Vielen.

Das großherzogliche Alterthums=Cabinet bewahrt eine ähnliche Tafel, welche nur in den Dimensionen der Figuren etwas abweicht. Diese soll "auf der Feldmark Glashütte auf den sogenannten Steinbergen neben einer zerbrochenen Urne, wobei auch noch einige Knochen lagen, gefunden" sein.

Offenbar sind diese Heiligenbilder auf Erz kleine portative Altäre, wie man sie bei den Russen so häufig findet, und sind ohne Zweifel durch Kriegszüge in den letzten Jahrhunderten nach Meklenburg gekommen. Neben die Urne ist das ludwigsluster Bild wohl durch Zufall gekommen oder durch den Umstand, daß russisch=tatarische Völkerschaften sich gerne an alten heidnischen Begräbnißplätzen bestatten lassen (vergl. über diese Moskowiter=Berge Friderico-Francisceum, S. 31.).

Die großherzogliche Alterthumssammlung bewahrt außerdem einen ähnlichen kleinen Altarschrein mit zwei Flügeln, welche eingeschlagen werden können. Alle drei Tafeln sind mit feinen Reliefs von Scenen aus der biblischen Geschichte in vergoldeter Bronze und Emaille bedeckt.

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Altarleuchter von Valluhn.

Vom Herrn Oberforstmeister von Rantzau zu Wittenburg ward geschenkt ein Altarleuchrer von Bronze (nicht von Messing), aus dem frühern Mittelalter, gefunden im J. 1817 auf der Feldmark Valluhn, A. Zarrentin, zwischen Schadeland und Valluhn in den Wiesen, bei Aufwerfung eines sechsfüßigen Abzugsgrabens. Der Leuchter ist nur 5½" hoch; der Fuß ist dreiseitig, 5" breit in den Seiten, aus ciselirter, durchbrochener Arbeit, und stellt in Lindwurmleibern und verschlungenen Schlangenwindungen die Creatur dar; diese Verschlingungen bilden in der Mitte jeder Dreiecksseite Verzierungen, wie sie auf byzantinischen Kapitälern vorkommen. Unmittelbar auf dem Fuße steht die runde Lichtschale, etwas über 3" im Durchmesser, welche, in schalenförmiger Gestalt, von drei, etwas erhaben gegossenen, fliegenden Vögeln (Tauben?) getragen wird. Die Spitze zum Aufstecken der Fackel ist an 3" hoch. - Dieser seltene Leuchter ist offenbar von hohem Alter und gewiß aus der Zeit des sogenannten byzantinischen Baustyls.

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Gläserne Reliquien=Urne von Wismar.

Im Jahresber. II, S. 122 ist Nachricht von einer Reliquien=Urne gegeben, welche sich damals im Besitze der Schiffer=Compagnie zu Wismar befand. Seitdem hat der Verein, durch Vermittelung des Herrn Schiffs=Capitains J. P. Krohn, diese Urne käuflich gewonnen und liefert hier eine ausführlichere Beschreibung.

Ueber die Auffindung der Urne giebt folgendes, von dem wail. Consistorial=Rath Koch, damaligem Pastor zu St. Nicolai zu Wismar, ausgestelltes Zeugniß die beste Aufklärung:

"Als die hiesige löbliche Schiffer=Compagnie sich veranlaßt gefunden hatte, die ihr gehörige, in der St. Nicolai=Kirche an der Südseite unweit der Orgel belegene Capelle repariren zu lassen, so ward bei Abbrechung eines in dieser Capelle befindlichen verfallenen Altars am 31. März d. J. unter demselben ein kleines gläsernes Gefäß von etwa 3 Zoll hoch und oben 2½ Zoll weit gefunden, welches bei Erbauung und Einweihung dieses Altars dahinein war gelegt worden, und mit den darin befindlichen Sachen von dem Schifferältesten Herrn Steinhagen durch den Maurermeister Vollmar mir Endesbenannten zugesandt, mit dem Wunsche, daß ich über die Bedeutung des Gefundenen einige Auskunft geben möchte. Das Glas war bereits geöffnet, als ich dasselbe erhielt, und Folgendes darin enthalten:
1) "ein Pergament mit einem angehängten, in rothes Wachs abgedruckten Siegel 1 );
2) fanden sich in dem Glase einige Reliquien oder als Heiligthümer in der katholischen Christenheit verehrte Ueberbleibsel von heiligen Personen. Zwei Stücke derselben waren mit kleinen pergamentenen Streifen versehen. Ein blaues Knöpfchen von Seide enthielt nach dem daran befindlichen Pergament Reliquien vom heil. Laurentius und Petrus. Ein anderes rothes, etwas größer, sollte


1) Hier folgt eine Abschrift und Uebersetzung der in den Jahrbüchern III, Verm. Urk. abgebruckten Urkunde, des Inhalts, daß der Bischof Johannes von Ratzeburg am Tage der Translation St. Augustins im J. 1459 die Kapelle und den Altar zu Ehren der St. Paulus und Petrus, St. Matthäus, St. Manritius, seiner Gefährten, des St. Augustinus und der St. Agnes geweihet habe.
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Reliquien vom heil. Paulus und Mauritius enthalten. Noch lagen zwei kleine Brocken von Knochen und etliche Stückchen, die ich für Räucherwerk halte, daneben".
"Nach meinem besten Wissen auf Verlangen der löbl. Schiffer=Compagnie geschrieben."

Wismar, den 9. April 1795. Koch,
Pastor von St. Nicolai.

Diese Alterthümer sind dem Vereine so überliefert, wie sie in diesem Atteste bezeichnet sind und wie sie ohne Zweifel aus dem Mittelalter stammen. Das Gefäß hat ungefähr die Gestalt einer antiken Urne, ist 3¼" hoch und im Rande 2¾" weit geöffnet; es ist von sehr hellem, etwas grünlichem, dünnem Glase, gut geformt und geschwungen. Um den Bauch liegen zwei quer gezahnte Bänder von demselben Glase, und zwischen und neben diesen drei Bänder von blauen Glasfäden, welche in der Mitte zwei Mal, zu beiden Seiten ein Mal, immer in den Enden übergreifend, um die Urne geschlungen sind. — Den Hauptinhalt bilden die Reliquien: ein Knöpfchen von blauer Seide mit Reliquien, an welchen ein Pergamentstreifen hängt, auf dem mit der Schrift des 14. Jahrhunderts die Worte stehen:

"van sunte laurentius bente vnde van sunte petro vnde marco;"

ferner ein kleines Päckchen in rother Seide, auf welches ein Pergamentstreifen genähet ist mit den in rother Dinte geschriebenen Worten:

"de XI milium virginum reliquie et de sancto mauricio et sociorum eius;"

endlich 2 Stücke Knochen nicht eingewickelt und einige Stücke festen Weihrauchs, welches an der Flamme schmilzt und brennt, wie Bernstein. (St. Laurentius war der Schutzpatron der Stadt Wismar.)

Die Urkunde ist 5½" breit, 3" hoch und zu einem Quadrate von ungefähr 2" von der Größe des Siegels zusammengefaltet, um in die Urne gelegt werden zu können.

Die Urne ist mit Pergament und rothen seidenen Fäden zugebunden.

Glasmalereien.

1.

Ein Glasgemälde aus (der Marienkirche zu) Wismar ungefähr aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, das Wappen

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eines I A COB. HARDER , darstellend (Wappen dreifach quer getheilt: in dem obern gelben Drittheil der meklenburgische Stierkopf zwischen zwei Lilien; in dem untern gelben Drittheil ein Hifthorn; der Querbalken in der Mitte ist nicht tingirt). Geschenk des Hrn. Directors Dr. Crain zu Wismar.

2.

Fragmente von den Kirchenfenstern zu Neukloster. Bei Gelegenheit der Untersuchung der Kirche zu Neukloster fand Herr Archivar Lisch an der Kirchenwand mehrere Scherben von den alten gemalten Fenstern der Kirche, deren Glas an 3/8 Zoll dick ist; vgl. unten die Nachrichten über alte Bauwerke.

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b. Weltliches.

Thönernes Henkelgefäß von Rehna,

Geschenk des Herrn Apothekers Schultze zu Rehna. Das Gefäß ist vor einigen Jahren im rehnaer Moore, zwischen zwei unbedeutenden Hügeln, 8 Fuß tief, von Torfstechern gefunden; dieses Moor stand früher ganz unter sumpfigem Wasser und erst vor etwa 20 Jahren ward durch Ablassen des Wassers guter Moorgrund gewonnen. Das Gefäß ist, selbst den Boden nicht ausgenommen, im Haupttheile fast ganz kugelig und geht nach oben, sich verengend, in einen Hals aus, an dem ein großer Henkel sitzt. Das Ganze ist 11" hoch, der untere Haupttheil ist 7" hoch und 9" im Durchmesser des Bauches; der Hals ist 4" hoch und ungefähr 5" im Durchmesser; der über 1" breite Henkel ist ebenfalls 4" hoch. Aus dem Boden sind drei kleine Knötchen, wie Füße, herausgedrückt, um das Gefäß vor dem umfallen zu schützen; der Hals ist mit horizontalen, concentrischen Kreisen verziert, welche offenbar auf der Töpferscheibe eingeschnitten sind. Leider fehlt die vordere Seite des Halses; im Bauche ist ein kleines Loch eingestoßen und der noch vorhandene Henkel ist abgebrochen. Die Masse des Gefäßes ist bläulich=grauer, feiner, glimmeriger Thon, aus reiner Masse, ohne sichtbare Beimischung von Kiessand oder Glimmer, sehr fest gebrannt, wie das sogenannte Steingut, so daß das Gefäß hell klingt; im Aeußern ist das Gefäß schwarz, im Innern bläulich=grau. — Offenbar ist dieses Gefäß kein Grabgefäß, sondern eine Wasserkanne oder dgl.

Nach der interessanten Abhandlung von Wiggert über den Unterschied zwischen den irdenen Gefäßen des heidnischen Deutschlands und des christlichen Mittelalters in den Neuen

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Mitth. des thür.=sächs. Vereins I. 2, S. 101 flgd. ist dieses Gefäß offenbar ein mittelalterliches und ist allen, dort aufgeführten Gefäßen völlig gleich. Diese Art von Gefäßen wird entweder, wie das unsrige, in einzelnen oder mehrern Exemplaren in der Erde, oder in zahlreichen Scherben auf Dorfstätten, auf welchen, vorzüglich im 13. Jahrhundert, Dörfer untergegangen sind, oder auch in Mauern von Kirchen und Klöstern eingemauert, zwischen Grundmauern alter Burgen und in verschütteten alten Kellern angetroffen. Zu dieser Gattung von Gefäßen gehören denn auch die berühmten, zu Stendal gefundenen Gefäße, welche von H. v. Minutoli in einer eigenen Schrift (Berlin, 1827) beschrieben sind. Allem Anscheine nach stammen diese Krüge meistentheils aus dem 13. Jahrhundert.

Merkwürdig wird uns dieses Gefäß durch Vergleichung mit den

Urnenscherben von Prillwitz

(vgl. Jahrb. II, S. 76 und oben III, S. 82).

Alle zu Prillwitz zahlreich gefundenen Topfscherben sind nämlich dem rehnaer Gefäße sehr ähnlich in der festen Masse, der blau=grauen Farbe, dem hellen Klange, der Bearbeitung auf der Töpferscheibe, u. s. w. Nur haben die prillwitzer Scherben noch eingegrabene Verzierungen, aus einzelnen kleinen Strichen und Punkten bestehend, und kommen dadurch den Graburnen in etwas nahe. Sie werden daher erst nach vielfacher Vergleichung ihre Bestimmung finden können.

Topfscherben von der Burg Warin.

Bei Gelegenheit der Untersuchung der alten bischöflichen Burg zu Warin fand Herr Archivar Lisch an der Hinterseite des Plateaus, auf welchem das alte sogenannte Thurmgebäude steht, häufig Scherben von blaugrauen thönernen Gefäßen, welche dem Mittelalter angehören und den Topfscherben von Prillwitz gleich sind; man vergl. unten die Nachrichten von alten Bauwerken.

Eine weibliche Figur

aus fossilem Holze geschnitzt, 3½" hoch, nach noch vorhandenen Ueberresten wohl sicher der Griff zu einer eisernen Messerklinge. Die Figur ist vom Nacken bis zu den Füßen mit einem langen, faltigen Gewande bekleidet, ohne Gürtung und in allen Theilen ohne alle andere Abweichung

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von der graden Linie, als durch die gekrümmten, dünnen Arme; die beiden äußersten Seiten des Gewandes sind quer eingekerbt; die Füße sind an den beiden äußersten Seiten unter den Kerben bezeichnet. Ein niedriger Kopfputz, wie ein um den Kopf gebundenes Tuch, bedeckt das Haupt; links hängt eine Schleife hinab bis unter das Ohr. Von vorne ist an jeder Seite des Kopfes eine Locke sichtbar; im Nacken sind zwei Haarflechten quer gelegt. Auf der rechten Faust trägt die Figur vor der Brust einen Falken, den sie mit der linken Hand füttert. Dies 1 ), so wie der ganze Styl der Arbeit, verräth offenbar die Herstammung dieser Figur aus dem frühern Mittelalter und ist ein hübscher Beweis für die unter den höhern Ständen damals verbreitete Sitte des Tragens eines Falken auf der Faust.

Fünf Todten=Hände

und zwei hölzerne Schüsseln zur Aufbewahrung derselben, aus der ehemaligen Gerichtsstube des Heil. Geist=Hauses zu Wismar, eingereicht von dem Herrn Director Dr. Crain zu Wismar. Diese Hände gehören zu den Rechtsalterthümern: es sind gerichtliche deposita, Erschlagenen abgelöset, um damit die Mörder vor Gericht zu fordern. Hierüber sagt J. Grimm in den Rechtsalterth. II. S. 627: "Die Verwandten des Erschlagenen pflegten den Leichnam so lange nicht zu begraben, bis sie Rache oder Sühne erhalten hatten; auch musten sie ihn beim Gericht, wenn sie klagten, vorzeigen (der schein, der blinkende schein, corpus delicti). Später wurde die bloß abgeschnittene Hand symbolisch gebraucht und nach Erlangung des Wergeldes zu dem Leibe beerdigt (die todte hand, das leibzeichen)". — In Meklenburg erscheint diese Sitte schon mit dem Anfange unserer urkundlichen Geschichte; als im J. 1238 die Fürsten Johann von Meklenburg und Nicolaus von Rostock dem Kloster Dargun das höchste Gericht verliehen, wurden unter den verschiedenen Verbrechern auch aufgeführt:

"homicidae, manu tantummodo mortua presente".


1)
Ez troumde Kriemhilte in tugenden der si pflac
wie s einen valken wilden züge manegen tac.
   Nib. 13.
Vergl. Lachmann zum Iwein zu v. 284.
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Vergl. Lisch Meklenb. Urkunde I. Nr. XXI und XXIII; über die Befolgung dieses Gebrauchs vergl. man Schröder's Beschreibung der St. u. H. Wismar, S. 136 flgd. und Franck's A. und N. M. X, S. 67 flgd.

4. Aus unbestimmter neuerer Zeit.

Eine runde Messingplatte,

2" im Durchmesser, im carwitzer See bei Feldberg gefunden, vom Hrn. Candidaten Kortüm zu Feldberg eingesandt. Die Platte ist gegossen und hat weder Nietlöcher, noch Oehre. Umher laufen am Rande drei concentrische, erhabene Kreise, und innerhalb derselben ist en rélief ein Thier dargestellt welches einem Pferde ähnlich sieht. Der Kopf des Thieres ist sehr groß und ganz wie ein Schlangenkopf gebildet; der Rachen, wie ein langer Schnabel, ist weit aufgesperrt, und die Zunge hängt lang hervor; um den kurzen und dünnen Hals ist, statt eines Zügels, ein kurzes Seil geschlungen. Die Füße des Thieres sind plump mit drei Klauen gebildet. Um die Füße und den Schwanz geht ein runder Bogen (ein Seil?), welcher die Füße und den aufgerichteten, dreifach gespaltenen Schwanz halten zu sollen scheim. Auf dem Mittelleibe ist durch grade Linien ein Sattel angedeutet.

Es berichtet über den Fund der Herr Cand. Kortüm Folgendes. Im vorigen Fühling ward auf dem carwitzer See, der mit mehreren Werdern besetzt ist, zwischen einem derselben und dem festen Lande ein Zug gethan. Früher war beim Fischen nie etwas anders, als Fische und Schlamm, aufgezogen worden. Dies Mal fanden sich aber im Netze auch das erwähnte Metallstück, zwei zinnerne Schüsseln und ein stark verrosteter, eiserner Ring wie von einem schweren Wachtschwengel. Die zinnernen Schüsseln waren dünne, fein gereist, und führten auf der einen Seite des Randes Wappen; auch las man auf der einen die Jahrszahl 1618. — Im dreißigjährigen Kriege, wo die Gegend von Feldberg, nach manchen Spuren zu schließen, bedeutend mitgenommen sein muß, soll bei Carwitz ein Gefecht zwischen den Kaiserlichen und den Schweden vorgefallen sein. Die Kaiserlichen hatten, der Sage nach, ihre Stellung mit dem Rücken an den carwitzer See gelehnt, indem sie, des durch Seen vielfältig coupirten Terrains unkundig, geglaubt hatten, daß der carwitzer See mit dem Lutzin zusammenhange. Durch die Schweden aber über den dazwischen liegenden schmalen Landrücken in der Flanke bedroht, nahmen

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die Kaiserlichen ihren Rückzug über eine, nach Einigen in der Eile geschlagene, nach Andern schon vorhandene Brücke, welche über mehrere der oben erwähnten Werder gegangen, an das andere Ufer des Sees, wobei aber der größte Theil von ihnen erschlagen oder ins Wasser gedrängt sei. — Andere Wendungen der Geschichte geben die Stellung der beiden Parteien anders an. — Darin stimmen aber die verschiedenen Relationen überein, daß die Kaiserlichen hier in einem Gefechte von den Schweden geschlagen und über den See zurückgeworfen seien. Der Platz des Gefechtes ist besonders ein Hügel, der Siegesberg, vom Volke Ziegenberg genannt.

Ob die eingesandte Metallplatte aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges stammt, steht noch zur Frage. Die Darstellung spricht für eine ältere Zeit; Arbeit und Metall deuten jedoch auf das 17. Jahrhundert.

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Eiserne Axt von Krassow,

rittersch. Amts Güstrow, Parochie Warnkenhagen, gefunden unter einem Lehmlager von 7 bis 8 Fuß Mächtigkeit beim Hervorbrechen einer starken Quelle. Die sehr gut construirte Axt, welche wenig von Rost gelitten hat, ist 8" hoch, ungefähr 7" in der Schneide. Von dem hölzernen Stiel derselben, welcher gegen 2" im Durchmesser hat, ist noch ein Ende von ungefähr 2½ Fuß vorhanden; es ist nur das Lochende verloren gegangen. Die Beschaffenheit dieses Stiels ist sehr merkwürdig dadurch, daß er, außer einigen Längenrissen, in Entfernungen von 1" bis 1½" durchgehend rundumher ziemlich tiefe Querrisse hat, welche durch Eintrocknung entstanden sein mögen; der Stiel hat ganz das Ansehen, wie eine getrocknete und gerissene Lehmfläche.

Ueber die höchst interessante Auffindung dieser Antiquität ertheilt der Geber, der Herr Gutsbesitzer Pogge auf Roggow, folgende ausführlichere Nachricht:

"Diese Axt ist vor einigen Wochen ans Tageslicht gebracht durch die Macht einer Quelle, welche in der Wiese am Rande eines Lehmberges, worauf das zu Roggow gehörende Dorf Krassow liegt, im Mai 1836 aufgegraben wurde. Die Quelle kommt aus der Höhe des Berges, und läuft immer stärker, je mehr man in den Berg eindringt und ihren Lauf öffnet. Ueber der Axt befand sich ein Thonlager, unten blau, oben gelblich von Farbe, 7 bis 8 Fuß mächtig. Ueber 100 Jahre reicht die mündliche Tradition im Dorfe: in

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dieser Zeit ist dort keine Spur vom Wasser bemerkt, im Gegentheil der Boden, unter welchem die Axt lag, bestellt zu Feld= und Gartenfrüchten".
"Vor wenig Tagen wurde der Quelle noch weiter in den Berg hinein gefolgt. Sie giebt gegenwärtig in mehreren Strömen reichlich doppelt so viel Wasser als früher. Der Hauptarm, welcher aus der Höhe mit Geräusch hervorkommt, ist sehr trübe, und haben sich hinter ihm im Berge mehrere Erdfälle, eine 7 bis 8 Fuß im Durchmesser, gebildet, auch eine Erdsenkung 3 Ruthen im Durchmesser."
"Die Quelle, wovon früher nichts sichtbar, liegt unterhalb einer oberschlächtigen Wassermühle. Wahrscheinlich ist es, daß diese Quelle jetzt schon eine solche Höhe erreicht, daß man sie wird auf die Mühlräder leiten können, und ist sie stark genug zum Treiben der Mühle. im Berge unter dem Thonlager, wo eine Ader aus dem Sande hervorquillt, bemerkte ich vorgestern einen eichenen, oben abgerundeten Pfahl. Die Axt und dieser Pfahl beweisen, daß in der Vorzeit die Quelle offen war, und erst später das Thonlager sich über dieselbe hinzog. Wie viel Zeit mag aber dazu gehört haben, und auf welche Weise ist diese Verschüttung der Quelle entstanden?"
"Die Quellen bringen im Allgemeinen große Veränderungen in dem äußern Zustande unserer Erdoberfläche hervor. Viele Quadratmeilen sind durch sie in Meklenburg unfruchtbar gemacht und der Cultur entzogen. Fast alle hochgelegene, weiche, mit Moos stark bewachsene Wiesen, Weiden und Moore haben zum Grund ihrer Formation und Unfruchtbarkeit Quellen. Werden diese Quellen gehörig geöffnet, welches bei einiger Routine nicht sehr schwierig ist, so wird nicht allein die Gegend umher fruchtbar gemacht, sondern man kann das Wasser der Quellen auch auf verschiedene Weise nutzen, z. B. zum Berieseln, zum Treiben von Mühlen u. s. w."
"Manche Wassermühle, welche jetzt große Flächen aufstauet, wird beibehalten und doch unschädlich gemacht werden können, wenn man Quellen zu ihrer Treibung auffindet und anwendet und das bisher durch die Mühle überstuete Terrain abgräbt."
"Ein großer Schatz kann durch Ausgrabung von Quellen und ihre Nutzanwendung in Meklenburg ge=

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hoben werden. Im privaten Eigenthum ist man fleißig dabei; im Gemeindelande wird vielleicht der Staat einschreiten müssen. Die Städte, welche 1/10 der ganzen Fläache Meklenburgs inne haben sollen, werden sonst noch lange keinen Nutzen davon haben, und gerade sie sind reichlich begabt mit Quellland. Z. B. besitzt die Stadt Sternberg große Flächen dieser Art, welche zum Theil deutlich ins Auge fallen, wenn man den Gipfel des Judenberges erreicht hat. Diese unfruchtbare Moorweide, diese Heide= und Moosdecke des Judenberges und dgl. m. sind Beweise der Uncultur, und gewähren einen üblen Eindruck."

5. Aus der Zeit der neuern Geschichte.

Eine Kanonenkugel,

20 Pfund schwer, vor mehreren Jahren auf der Insel Lieps im schweriner See aus dem nach dem Gehöfte führenden Holzwege in ziemlicher Tiefe ausgegraben, eingereicht vom Herrn Pensionär Schubart zu Gallentin.

Acht Glasgemälde

von ovaler Gestalt und ungefähr einem halben Fuß Längendurchmesser, mit Wappenbildern, aus der Mitte des 17.Jahrhunderts, wie sie aus dieser Zeit öfter in den Kirchen gefunden werden. Geschenk des Herrn Conrectors Römer zu Grabow.

Drei eiserne Geräthschaften,

stark verrostet, gefunden beim Anlegen eines Weges am hohen Seeufer auf dem Felde der Irrenheilanstalt Sachsenberg, 3-4 Fuß tief im Lehm, geschenkt von der Administration der Heilanstalt:

1) ein hohles, rundes Geräth aus starkem Eisenblech von Kopfgröße, mit ausgezacktem Rande, mit zwei Nagellöchern in jeder Zacke: scheinbar Bedeckung einer Kappe oder Sturmhaube, wenn es nicht vielmehr zur Ausfutterung eines Gefäßes gedient hat, da an einer Stelle im Boden, am Rande, viele kleine Löcher, wie zum Ausflusse in eine Dille, eingeschlagen sind und auch das Eisenblech an dieser Stelle doppelt liegt;

2) Bruchstück eines breiten Schwertes oder eines Zugmessers mit einem Ende vom Griffe, ungefähr 2 Fuß lang, mit 3 tiefen, parallel laufenden Furchen auf der einen Seite;

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3) eine eiserne Stockkrücke, in der Mitte mit einer Oeffnung für den Stab, an einem Ende mit einem kleinen Beile, am andern Ende mit einer Spitze und mit einem Haken: vielleicht ein Schäferbeil?

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II. Münzen und Medaillen.

Herr Pastor Masch zu Demern, als derzeitiger Aufseher dieses Theils der Vereinssammlungen, hat über denselben den folgenden Bericht eingesandt.

Nach dem Berichte des vorigen Jahres betrug die Anzahl der Münzen 492, beim Schlusse des jetzigen Geschäftsjahrs besteht der Münzvorrath des Vereins aus 497 Bracteaten, 4 goldenen, 862 silbernen, 97 kupfernen Münzen und 44 Medaillen, in Summa aus 1504 Stücken; wie groß die Sammlung sei, läßt sich jetzt nicht angeben, da die Doubletten noch nicht ausgeschieden sind.

Die so höchst ansehnliche Vermehrung verdankt der Verein zunächst der Gnade des allerdurchlauchtigsten Großherzogs von Meklenburg=Schwerin, welcher 335 Bracteaten aus einem gemachten Funde ihm überweisen ließ; dann der Güte folgender Herren, welche mit Münzgeschenken die Sammlung vermehrten. Die Erben des wailand Staatsministers von Plessen gaben einen meklenb. Ducaten, Herr Gutsbesitzer Jahn auf Adamshof 3 meklenburger, 1 rostocker, 4 pommersche, 1 frankfurter, 1 schwedische, 3 stralsundische und 1 brandenburgische Münze, den Rest eines bei Liepen gemachten Fundes, wo etwa 3 Pfund in einem irdenen Topf gelegen hatten. Herr Justizrath von Bülow in Rostock schenkte 71 silberne Münzen, und zwar 3 meklenburgische, 2 lübeckische, 5 hamburger und 2 lüneburger Bracteaten, dann 13 meklenburgische, 7 rostocker, 6 wismarsche, 6 lübeckische, 6 hamburger, 2 lüneburger, 3 pommersche, 6 stettinsche, 6 stralsundische, 2 göttingische, 1 eimbeckische und 1 brandenburgische Münze. Am 22. September 1832 waren in einem irdenen Topfe zu Wahmkow 5 Goldgulden (1 frankfurter, 2 hamburger, 1 lüttichscher und 1 cölnischer), welche nicht vor 1442 und nicht nach 1505 geprägt sein können, und 1542 Silbermünzen, von denen die neuesten die Jahreszahl 1506 trugen, gefunden worden. Sie wogen 8 Mk. 13 Lth. 3 Quent. mit 4 Mk. 3 Lth. 16 5/8 Gran Feingehalt und gehörten den Münzstätten an, von denen der Verein mitgetheilt erhalten hat. — Herr Handlungsgehülfe Meyer in Schwerin schenkte eine münster=

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sche, Herr Prinzen=Instructor Brockmann zu Schwerin 3 römische Münzen, und Herr Hofbaumeister Demmler ebendaselbst 27 meklenburgische und 5 andere Bracteaten und eine lübeckische Münze, die bei Legung des Fundaments zum Collegien=Gebäude gefunden waren. Herr Geheimerath v. Steinfeld zu Schwerin verehrte 14 meklenburgische, 15 rostocker, 5 wismarsche, 2 lübecker, 3 hamburger, 2 dänische, 1 braunschweigsche, 1 schleswigsche, 1 brandenburgische und eine noch unbestimmte, dann 3 altdeutsche, 1 pommersche und 1 römische Münze und 1 Medaille. Herr Schulrath Meyer zu Schwerin schenkte einen Bracteaten, 5 dem südlichen Deutschland angehörende und eine russische Münze, dann 1 meklenb. und 2 wismarsche Bracteaten und Münzen von Meklenburg, Rostock, Stettin, Brandenburg und Bisthum Minden, außerdem noch 5 römische Münzen, zu Herzfeld bei Neustadt gefunden, und 46 andere römische, welche zum Tausch mit der universitäts=Sammlung in Rostock bestimmt sind. Herr Gymnasiast Crull in Wismar gab 5 meklenburgische, 4 rostocker, 6 wismarsche, 1 stralsundische, 1 schwedische und 1 französische; Herr Pastor Erfurt zu zu Hohenkirchen eine meklenb. Münze und eine Medaille. Herr Superintendent Kleiminger in Sternberg und Herr Bürgermeister Daniel zu Rehna verehrten, der erste 12, der letztere 13 Münzen, welche um Michaelis 1837 auf dem Wendfelde bei Sternberg gefunden wurden und von denen später ausführlicher die Rede sein wird, der letztere überdies noch eine rostocker Münze. Mad. Bade zu Kritzow gab eine braunschweig=lüneb., Herr Kaufmann Dalitz in Malchow eine meklenburgische Münze, Herr Senator Riek in Gadebusch 1 böhmische, 1 schwedische, 1 stralsundische, 3 dänische, 1 nürnbergische, 1 hennebergische, 1 englische, 1 Bisth. mindensche, 1 westfriesische, russische, 1 portugiesische Münze und 1 Medaille. Herr Oberbaurath Wünsch zu Schwerin schenkte eine mansfeldische; Herr Apotheker Stockfisch in Zarrentin 1 pommersche; Herr Archivar Lisch einen hamburger Bracteaten, 4 meklenburgische, 1 rostockische und 1 wismarsche Münze. Die Herren Vorsteher des Klosters Malchow gaben dem Verein einen Münzfund, welchem zu Hohen=Wangelin beim Umackern einer Dorfworthe am See gemacht worden war. Von den Münzen, die in einem Topfe gefunden wurden, gehörten 3 Meklenburg, 39 Wismar, 16 Rostock, 24 Lübeck, 5 Hamburg. 1 Mansfeld, 1 Brandenburg und 1 Dänemark an; es sind Groschen und Dütchen aus dem 17. Jahrhundert, nur die dänische ist ein Achtskillingstück von 1608. Herr Studiosus von Wrisber.g aus Gade=

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busch verehrte 11 meklenburaische, 5 rostockische, 1 wismarsche, 2 lübeckische und 2 Münzen der vereinten Städte, desgleichen 3 Medaillen. Herr Amtsrath Koch zu Sülz schenkte 4 meklenburgische; Herr Dr. Beyer zu Parchim 7 meklenburgische und 1 rostockische; Herr Gastwirth Moll zu Lübz eine meklenburgische; Herr Gastwirth Höpner zu Plau 1 meklenb. und 1 altpreußische; Herr Gastwirth Poll zu Plau 1 meklenb.; Herr Senator Demmler zu Rehna eine bischöflich cölnische Münze. Herr Obermünzmeister Nübell zu Schwerin verehrte 4 altdeutsche, 1 wismarsche, 1 stralsundische, 1 lüneburgische und eine unbestimmte; Herr Candidat Schröder in Goldberg 1 rostockische und l schwedische; Herr Forstjunker v. Wickede in Ratzeburg eine lübeckische Münze und eine Medaille. Vom Herrn Senator Drechsler in Bützow, aus der Amtslade der Schuhmacher daselbst, wurden 4 Bracteaten, 1 wismaraner, 1 grevismühlenscher, 1 lüneburger und ein lübecker, und 1 stralsunder Solidus, zu Remplin gefunden, gesandt. Herr Pastor Müller zu Neese schenkte 2 meklenburgische, 2 wismarsche, 1 lübecker, 1 bremische, 1 stralsundische, 1 lippische, 1 goslarsche, 2 brandenburgische, 1 braunschweig=lüneburgische, 1 Stadt=lüneburgische, 4 dänische, 4 sächsische, 1 polnische, 1 unbestimmte Münze und eine Medaille, und außerdem aus dem Funde bei Kolbow 9 Bracteaten; Herr Hofrath Ehlers in Bützow gab der Sammlung 25 Bracteaten, 32 meklenburgische, 2 rostocker, 5 wismarsche, 1 stralsunder, 1 zerbster, 1 pommersche, 2 unbestimmte, 1 nürnbergische Münze und 2 Medaillen. Herr Gutsbesitzer Schläger auf Bristow von einem Funde in Glasow mit Münzen aus dem 17. Jahrhundert, 1 rostocker, 1 wismarsche, 1 hamburgische, 1 stralsundische, 1 stadische, 1 schleswigsche, 1 pommersche, 1 churcölnische, 1 bremische und eine unbestimmte; Herr Pastor Lampert zn Dreveskirchen eine meklenburgische Münze, zu Vogtshagen in einem Gemäuer gefunden. — In allen Gegenden Meklenburgs fand also dieser Theil der Vereinssammlung eine sehr erfreuliche, zum lebendigsten Danke verpflichtende Theilnahme.

Angekauft wurden 138 Münzen.

Unter den Funden ist besonders der auf dem Wendfelde bei Sternberg gemachte zu bemerken. Die Münzen wurden dem Herrn Canzleirath Thomsen in Kopenhagen zugeschickt, und ihm dankt der Verein die Erläuterung derselben. Sie stammen ungefähr aus dem Zeitraum von 950-1050 und sind größtentheils altdänischen oder altdeutschen Ursprungs. "Daß diese Münzen zusammen gefunden sind, ist

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mir," so schreibt Thomsen, "aus einem andern Funde, welcher mehrere von Ihren Münzen gab, deutlich, auch wird sicher zwischen der ältesten und jüngsten derselben kaum ein Zeitraum von 100 Jahren liegen; selten finden sich aber so wenig Münzen aus dieser Zeit beisammen. Unser neueste große Fund, der wenige Jahre später, als der Ihrige, der Erde anvertraut zu sein scheint, enthielt 2252 Stück. Unter diesen Münzen finden sich 5 von den Ihrigen, unter der ganzen Zahl aber 400 verschiedene Gepräge".

No. 1. Silbermünze des byzantinischen Kaisers Constantinus Porphyrogenitus (948-959) und seines Sohnes Romanus, 1 Zoll im Durchmesser, 68 Aß schwer.

  A. Das auf Stufen erhöhete Jerusalemskreuz. Umschrift:
IhSUS XPIS t US NICA
  R. Inschrift in 5 Zeilen: Umschrift
Das Exemplar hat etwas Gußähnliches mit verwischten Schriftzügen, ist jedoch nicht aus neuerer Zeit; läge nicht ein besseres Eremplar vor, so würde die Inschrift kaum zu lesen gewesen sein. Eine ähnliche ist abgebildet in de Souley's neuem Werke pl. XXI, Nr. 2.

No. 2. Eine sehr seltene Münze des dänischen Königs HardaCnut (1025-1042), Sohn Cnut des Großen, 10/12 Z. i. D. 20 Aß schwer.

  A. Bild unklar. Umschrift: Inschriftskreuz  H A RD A CNVT. REX
  R. Ein Kreuz mit kreisförmig ausgeschweiften Winkeln und Balken, auf deren Enden ein Punkt steht; in der Mitte steht auch ein Punkt. Umschrift: Inschriftskreuz   OS.P. A RDON LVN
Osward ist ein noch unedirter Münzmeister dieses Königs. Nach andern Münzen mit der nämlichen Darstellung ist zu vermuthen, daß diese Münze zu Lund in Schonen geprägt ist, und nicht in London. (Lund und London haben zu dieser Zeit dieselbe Benennung auf Münzen.)

No. 3. Eine Münze desselben Königs, 10/12 Z. i. D., 23 Aß schwer.

  A. Brustbild des Königs mit Helm. Umschrift: H A RD A .CVNVT.
  R. Ein Doppelkreuz, in dessen Mitte in jedem Winkel ein Punkt steht. Umschrift: Inschriftskreuz  DO RCE TLO NLV
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  Da man Münzen von dem nämlichen Münzmeister Thorketil von dem Könige Magnus dem Guten hat, so kann man mit vieler Wahrscheinlichkeit schließen, daß auch diese Münze zu Lund in Schonen geprägt sei, da Magnus nichts in London zu befehlen hatte.

No. 4. Eine baiersche Münze, 10/12 Z. i. D., 28 Aß schwer.

  A. Ein Kreuz mit breiten Balken, in den Winkeln steht ein Dreieck mit einem Punkte an jeder Spitze. Inschrift ins Kreuz gestellt:
Inschrift
  R. Eine Kirche. Umschrift: Umschrift
Die beiden C im Anfange und am Ende zu beiden Seiten des Kreuzes über der Kirche, also die Darstellung Umschrift , halte ich für Zierrathen. So verworren nun das Uebrige auch aussieht, so zweifle ich doch keinen Augenblick, daß hiemit Aguhstha oder Augusta civ. gemeint und daß diese Münze in Augsburg geprägt oder Nachahmung einer augsburger Münze ist. Sie ist nicht von den alten, sondern von den spätern Herzogen von Baiern dieses Namens geprägt, etwas nach dem Jahre 1000. Im Kirchengebäude steht der Name des Münzmeisters OCH . — Abgebildet im Groschen=Cabinet.

No. 5-7. Drei Münzen, 16/12 Z. i. D. 20 Aß schwer, welche man früher als wendische Münzen bezeichnete und die auch als solche von Evers und Andern beschrieben wurden, nicht das Unpassende bemerkend, daß auf denselben sich Kreuze, Bischofsstäbe etc. . fanden und daß man, als man endlich einige lesen konnte, auch die Inschrift CRVX auf denselben fand. Allmälig kamen die Urstücke zum Vorschein. Diese waren in Magdeburg geprägt, und ich glaube, daß die meisten dieser Münzen, welche nur Abweichungen und verschlechterte Nachahmungen von diesen sind, auch dort geprägt sind. Die Perpendicularstriche zwischen den einzelnen Buchstaben werden in einigen Umschriften mitgelesen, in andern nicht, z. B.

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Umschrift  (Magadabu[rg])
Umschrift  (crux)

Ich habe sehr viele von diesen Münzen und bin denselben auf der Spur, sie finden sich aus der Zeit von ungefähr 1000 bis 1150, werden aber immer schlechter und kleiner. Die vorliegenden 3 Stücke sind ungefähr aus der Zeit um das Jahr 1050.

No. 8. Eine (angelsächsische) Münze, 10/12 Z. i. D. 20 Aß schwer.

  A. Ein Kreuz mit einem Punkte in jedem Winkel. Umschrift: Inschriftskreuz HIADMERV
  R. Eine Figur, wie drei mit dem Haupte im Dreieck an einander gelegte Schilde, deren Füße auf einem Ringe in die Inschrift hineinragen; es ist von diesen Ringen zweifelhaft, ob sie mitgelesen werden sollen. Die Umschrift ist mir unverständlich.
Man findet diese Münze unter den unbekannten in dem großen Werke über die dänischen Münzen und Medaillen in dem königl. dänischen Cabinet.

No. 9. Eine unbekannte Münze, 11/12 Z. i. D. 27 Aß schwer.

  A. Eine Hand und 4 Punkte unter derselben. Umschrift:
Umschrift
  R. Drei Thürme. Umschrift: ELD A VONCI A
(Abgebildet in der Darstellung mittelalterlicher Münzen im Cabinet des Herrn Canzleiraths Thomsen, auch in der Münzzeitung.)

No. 10. Eine unbekannte Münze, 10/12 Z. i. D., 20 Aß schwer.

  A. Ein bärtiger Kopf. Umschrift: Inschriftskreuz  BERNHARDVS
  R. Eine Art Kirchenfahne. Umschrift: Inschriftskreuz  CONRADVS
     (Abgebildet wie vorige.)

No. 11, Eine unbekannte Münze 16/12 Z. i. D., 19 Aß schwer, sieht einer Münze mit Inschriftskreuz  LIVNABVRG , bekannt gemacht in Seeländer's 10 Schriften (p. 112, Tab. C. n. 4), sehr ähnlich und scheint eine Falschmünzer=Nachahmung zu sein.

No. 12. 10/12 Z. i. D., 19 Aß schwer scheint auch Falschmünzer=Nachahmung von würzburger oder cölner Münzen zu sein.

  A. ein Kreuz mit bogenförmig ausgeschnittenen Winkeln, Umsch. Inschriftskreuz  RIOH KLIENN .
  R. Eine Kirche."
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  So weit die gefällige Mittheilung des Hrn. Canzleiraths Thomsen. Zu diesem Funde gehören noch folgende, von dem Herrn Bürgermeister Daniel aus Rehna zu Sternberg erworbene und dem Vereine geschenkte Münzen, deren Beschreibung nach dem Accessions=Cataloge wohl nicht vorenthalten werden darf.

No. 13. Eine angelsächsische Münze des Königs Ethelred († 1015), 16/12 Z. i. D. 31 Aß schwer.

  A. Behelmtes, rechts gestelltes, bis an den untern Rand gehendes Brustbild. Umschr. von unten rechts:
Umschrift
(das R. liegend und NG zusammengezogen.)
  R. Ein doppeltes Kreuz, dessen mit Kugel und Dreizack verzierte Balkenenden in der Umschrift stehen; Umschr.: Umschrift
Vgl. Joachim Groschen=Cabinet V, Nr. 24-26.

No. 14. Eine unbestimmte Münze, 9/12 Z. i. D. 20 Aß schwer.

  A. In einem punktirten Zirkel die ausgestreckte rechte Hand, zwischen deren Fingern ein Stäbchen quer durchgeht, oberhalb zu beiden Seiten ein Punkt; Umschrift: BRNH A - - -
  R. In einem punktirten Zirkel ein Kreuz; Umschrift: . LIVN - - G.
(Cf. Seeländer's 10 Schriften, p. 116, I. C. n. 4.)

No. 15. Eine ausgebrochene, der vorigen ziemlich ähnliche Münze, auf welcher aber von der Umschrift nichts mit Bestimmtheit zu lesen ist; 9/12 Z. i. D. 10 Aß schwer.

No. 16. Eine der vorhin unter No. 8. beschriebenen sehr ähnliche Münze; 10/12 Z. i. D. 17 Aß schwer.

  A. Wie dort, Umschr.: Inschriftskreuz  HI A DNIER.
  R. Wie dort, Umschr. unleserlich.

No. 17. Eine der vorigen ähnliche Münze, nur scheint die Umschrift etwas verschieden zu sein, indem sie auf dem

  A. wie Inschriftskreuz  NID A NERV und auf dem
  R. wie - - - NVO A E - - - - aussieht; 10/12 Z. i. D, 20 Aß schwer.

No. 18. Unbestimmt; 9/12 Z. im D., 19 Aß schwer.

  A. In einem von 21 Kugeln gebildeten Zirkel eine Figur wie rTr , von der sich aber nicht bestimmen läßt, welche Seite oben ist, weil in der undeutlichen Umschrift kein Anfang zu erkennen ist.
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  R. In einem aus 22 Kugeln formirten Zirkel ein Kreuz, in jedem Winkel ein Zeichen, von denen entgegengesetzt C und V deutlich zu erkennen sind, und welche vielleicht Crux bedeuten, denn zwischen C und V stehen 2 Punkte übereinander: und zwischen V und C vier Punkte :: Umschrift ziemlich undeutlich; auf einer steht Umschrift um ein Kreuz.

No. 19-20. Zwei Münzen, denen oben unter No.5-7 erwähnten ähnlich (sogenannte wendische Pfennige), 4/12 Z. i. D. 23 und 19 Aß schwer.

No. 21. Eine Münze, von deren Gepräge nichts mit Bestimmtheit anzugeben ist. 9/12 Z. i. D. 26 Aß schwer.

No. 22. Eine der oben No. 8 beschriebenen ähnliche Münze, nur ist im

  A. ein C am Ende der Umschrift: HI A DMERVC , und im
  R. fehlen die Ringe am Fuße der Schilde.

No. 23-25. Drei sogenannte wendische Münzen, wie die oben No. 5-7 und 19-20 aufgeführten.

  23) A. Ein Kreuz; von der Umschrift ist nur zu erkennen Umschrift ;
  R. eine Kirche; von der Umschrift ist nur ein - - E - - unter der Kirche zu erkennen; 9/12 Z. i. D., 23 Aß an Gewicht;
  24) A. ein Kreuze von der Umschrift ist nur zu erkennen: Umschrift ;
  R. Im punktirten Kreise drei Figuren, wie ein quer durchstrichenes S , ein A und ein Reichsapfel oder ein Kreuz auf einem halben Monde; von der Umschrift ist zu erkennen: c A - - - - ; 9/12 Z. i. D., 25 Aß schwer.
  25) A. Ein Kreuz mit drei kugelförmigen Ausschweifungen an jedem Balkenende; von der Umschrift ist zu lesen: Umschrift .
  R. Ein Maltheserkreuz; Umschrift: Umschrift ; 9/12 Z. i. D. 26 Aß schwer.
Bei der Angabe der Münzen, welche die Sammlung erhielt, sei es mir erlaubt, die gewonnenen Bracteaten, unter denen sich auch der seltnere mit dem grevismühlenschen Stadtwappen (Evers p. 14) befindet, und deren Anzahl jetzt schon so bedeutend ist, daß man für diesen Zweig der vaterländischen Numismatik, der noch sehr wenig bearbeitet ist, Einiges leisten könnte, für dies Mal übergehen zu dürfen, mir diesen Gegenstand für eine spätere Untersuchung vollständig bewahrend. Bei den übrigen wird es in
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  den meisten Fällen genügen, nach dem vom Herrn Archivar Groth mit größter Sorgfalt angefertigten Accessions=Catalog anzugeben, was die Sammlung erhielt, ohne die Beschreibung bekannterer Münzen hier einzurücken.

I. Meklenburg, wobei Evers meklenb. Münzverfass. II. und die im ersten und zweiten Jahresbericht mitgetheilte Beschreibung mehrerer Münzen zu vergleichen ist.

   A. Vor der Theilung.

1) Herz. Magnus und Balthasar (1477 und resp. 1503-1507).
Halbe Reichsort, Doppelschilling sowohl in Parchim als in Güstrow geprägt, Schillinge, Sechslinge.

2) Herz. Heinrich (1503-1552).
Schilling.

3) Herz. Albrecht (1503-1547).
Halb. Thaler von 1543; halb. Ortsthaler von 1523; Schilling von 1537; Sechsling s. a. und von 1528 und 1537.

B. Nach der Theilung.

a) Schwerinsche Linie.

1) Herz. Johann Albrecht (1547-1576).
Schilling von 1552.

2) Herz. Adolf Friedrich I. (1592-1658).
Thaler von 1614; halb. Reichsort von 1621; Dütchen von 1633; Groschen von 1613, 1614, 50, 52; Schilling von 1622; Sechsling von 1622 u. 23; Zweipfennig von 1621; Pfennig von 1621.

3) Herz. Christian Louis (1659-1692).
Zweidrittelstück von 1676 und 1678.

4) Herz. Friedrich Wilhelm (1692-1713).
Medaille, Evers p.157 vgl. mit p. 151, von 1704; Doppelschilling von 1696 und 1703; Schilling von 1701; Sechsling von 1698; Dreiling s. a.

5) Herz. Christian Ludwig (1747-1756).
Medaille, Evers p. 185, von 1750, ib. p. 186, von 1752; Zweidrittelstück von 1754; Achtschilling von 1752; Kupferdreiling von 1752 u. 53.

6) Herz. Friedrich (1756-1785).
Leichte Münze 8 Gr., 4 Gr., Schilling; Kupferdreiling von 1759.

7) Herz. Friedrich Franz.
Medaille von 1785, Evers p. 211; Ducaten von 1792; Pfennig von 1831.

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b) Güstrowsche Linie.

1) Herz. Carl (1603-1610).
Doppelschilling von 1609.

2) Herz. Hans Albrecht (1592-1636).
Doppelschilling von 1615, 16; Schilling von 1621, 22, 23, 24, 25; Sechsling von 1622, 24; Kupferdreiling von 1621.

3) Herz. Gustav Adolph (1636-1695). Sechsling von 1679.

c) Strelitzische Linie.

1) Herz. Adolph Friedrich II. (1701-1708).
Eindrittelstück von 1703; Groschen von 1703; Schilling von 1703.

2) Herz. Adolph Friedrich III. (1709-1752).
Medaille von 1717, Evers p. 316.

3) Herz. Adolph Friedrich IV. (1752-1794).
Eindrittelstück von 1773; Viergroschenstück von 1754; Schilling von 1766.

4) Herz. Carl (1794-1816).
Medaille von 1794, Evers p. 337.

5) Großh. Georg (1816).
Kupferdreiling von 1832.
Louise, Königin, und Friederike, Prinzessin von Preußen, geb. Herz. von Meklenburg: Vermählungs=Medaillen von 1793. (Evers p. 388-401.)
Fürst Blücher: Schlesische Medaille von 1815.

C. Stadt Rostock (vgl. Jahresbericht I. p. 21, 23, 26; II, n. 93).

Speciesthaler von 1609, 1633; Zweidrittelstück von 1676; Eindrittelstück von 1672 u. 1677; Viertelreichsort von 1622; Dütchen von 1605, 7, 22, 24, 28, 44, 47, 49; Doppelschillinge ohne Jahr und von 1606, 7, 61, 65, 67, 68, 72; Schillinge der ältesten Form mit civit. magnopol. und dann mit sit. nom. dni. bened. mit mehreren Beizeichen und von den Jahren 1622, 26, 34, 85, 87, 95, 1701; Sechslinge der ältern Form und von 1574, 1685, 87, 94, 96; Silberdreilinge ohne Jahr; Kupfersechsling von 1761; Dreilinge von 1749, 92 u. 1815; Pfennige von 1794 und eine Silberplatte des Pfennigs von 1793.

D. Stadt Wismar (vgl. Jahrsber. I p. 21, 23, 26; II, p. 91).

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Markstück von 1672; Dütchen ohne Jahr und von 1605, 1606, 15; Doppelschillinge ohne Jahr und von 1652, 54, 55, 56, 58, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 71; Schillinge der ältern Form und von 1537, 1626 u. 1692; Sechslinge ohne Jahr und von 1624; Dreiling ohne Jahr; Scharfe ohne Jahr und von 1582; Kupfersechsling von 1762; Kupferdreiling von 1825 und Hohlpfennige von 4, 6 u. 8 Aß Schwere.

E. Bisthum Ratzeburg.

Ein halber Reichsort von 1634, aber von einem andern Stempel, als der in meiner Gesch. des Bisth. Ratzeb. p. 674 beschriebene, indem dieser im Avers EP. R statt RA und im Revers ANO statt ANNO hat.

II. Stadt Lübeck, zu vergleichen ist J. H. Schnobels lübeck. Münz= und Med.=Cabinet, Lübeck 1790.

Außer 2 Hohlpfennigen erhielt die Sammlung Dütchen von 1623 und 1672; Doppelschillinge von 1646, 47, 52, 56, 57, 58, 59, 65, 66; mehrere Gepräge der alten Schillinge und Sechslinge, von letztern auch die von 1537, 59, 1647 und 75, und Dreilinge von 1624.

III. Stadt Hamburg.

Von den beiden spätern Formen der Hohlmünzen, der mit dem halben Nesselblatt neben dem halben Stadtwappen und von der mit den 3 Thürmen, erhielt die Sammlung Exemplare; dann Dütchen von 1604; Doppelschillinge von 1624, 40, 41, 60; Schillinge der ältern Form ohne Jahr und von 1675; ganz alte Sechdlinge ohne Jahr und von 1669 u. 1675.

IV. Stadt Lüneburg (vgl. Jahresber. I. p. 22).

Außer mehreren Hohlpfennigen wurden ein halber Ortsthaler, mehrere alte Schillinge und ein Sechsling von 1558 gewonnen.

V. Die vier Münzstädte (Lübeck, Hamburg, Wismar und Lüneburg), sowohl bei Evers als bei Schnobel beschrieben (vgl. Jahresbericht I, p. 21).

Markstück von 1506 in Hamburg und desgl. 1549 in Lübeck geschlagen.

VI. Pommern.

Von Bogislaus X. wurden in Stettin geprägte Schillinge von 1500, 1 u. 5, in Garz von 1489, und in Damm von 1497 gewonnen; Sechslinge (vgl. Jahresbericht I, p. 22 Nr. 8) von 1512. Ferner von Georg und Barnim von 1524, von Johann Friedrich ein Schilling von

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1582, von Philipp Julius ein halb. Reichsort von 1622, Doppelschillinge von 1609, 11, 12, 13, desgleichen von Ulrich von 1620.
Stettin gab mehrere Sitberdreier mit dem Greifenkopfe, Greifswald seine bekannten Schillinge, Stralsund Dütchen von 1613 u. 1658, Schillinge ohne Jahr mit dem Strahl und dem Andreaskreuz als Beizeichen und von 1505, 7, 8, 9, 38, Sechslinge mit einem Kreuzchen und einer Rose als Beizeichen und von den Jahren 1505, 6, 8, 1763.
Unter den pommerschen Münzen befindet sich auch der überaus seltene Solidus (hier 34 Aß schwer) Umschrift der Greif. R) Umschrift Im Felde ein c mit einem Punkt in der Mitte. Es ist ungewiß, ob man ihn Herzog Casimir, oder den Städten Colberg oder Camin zueignen soll.

VII. Brandenburg.

Unter den Groschen ist einer von Kurf. Joachim und seinem Bruder Albrecht mit der Umschrift: Umschrift 1501, verkehrt gravirt Umschrift (Dreiblatt am Stengel), wie man annimmt, in Salzwedel geschlagen; der zweite von Kurf. Joachim von 1514 ist in Berlin geprägt (vgl. Köhne, Münzwesen der Stadt Berlin, S. 60, Nr. 3), im A. mit der Umschrift: Umschrift ; ein dritter Groschen ist in Frankfurt 1516 geprägt. Neue brandenb. Münzen sind Groschen von 1667; Sechser von 1623 und 1694; Pfennige von 1736.

VIII. Braunschweig=Lüneburg.

gab Sechser von 1693 von Rud. Aug. und Ant. Ulrich, und Groschen von Georg Wilhelm von 1680, beide mit dem Pferde, und von Friedrich Ulrich, dem letzten Herzog der ältern wolfenbüttelschen Linie, den seinen Mariengroschen von 1626.
Von der Stadt Braunschweig (1 1/12 Z. i. D., 45 Aß schwer).

  A. Ein aufgerichteter Löwe, Umschr. (Rad) MON. NOV. ARG. REIP. BRVNS.
  R. Der Reichsadler mit 12 auf der Brust CAROL. V. ROM. IMPER.

Von Göttingen (11/12 Z. i. D., 30 Aß schwer).

  A. Der Buchstabe G in einer rosenförmigen Einfassung, Umschr. Umschrift .
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  R. Auf einem Kreuz der Buchstabe G , Umschr. Umschrift , und von gleichem Typus und der Umschrift Umschrift und Umschrift .

Von Eimbeck (11/12 Z. i. D., 29 Aß schwer).

  A. Der Buchstabe e in einer rosenförmigen Einfassung, Umschr. Umschrift Lilie.
  R. Auf einem Kreuz der Buchstabe e , Umschr. Umschrift Fünfblatt.
Diese wie die göttinger stammen aus dem Funde bei Wahmkow, überhaupt kommen die Münzen dieser Städte hier öfter vor. In Rostock bestand von 1466-1633 ungefähr sehr formell eine "Landfahrer=Compagnie" d. i. eine Gesellschaft von landfahrenden Kaufleuten oder Krämern, welche den Pfingstmarkt solenn feierten. Unter den Mitgliedern dieser Gesellschaft kommen oft Kaufleute aus Eimbeck und Göttingen vor.

Von Stade ein Dütchen von 1615.

IX. Dänemark.

Von König Johann erhielt die Sammlung 2 Solidi (9/12 Z. i. D., 18 u. 15 Aß schwer),

  A. beide mit einem gekrönten h , in der Umschrift: Johes d. g. R. dacie, im
  R. ein Schild, auf dem das Danebrogkreuz liegt und die Umschrift: mon mal moi ens von 2 verschiedenen Stempeln. Außerdem Markstücke von 1615, Achtschillingstücke von 1607 u. 1608; und Schillinge von 1609, 1714, 16, 69 in bekannten Formen.

Von Schleswig=Holstein ein Dütchen von Joh. Adolf von 1697.

X. Preußen.

Ein Dreigroschenstück des H. Albrecht, Markgr. von Brandenburg von 1535.

XI. Erzstift Cöln.

Ein bei Proseken gefundener Solidus (8/12 Z. i. D., 25 Aß schwer).

  A. Der infulirte, sitzende Bischof, in jeder Hand eine Fahne an einem kleinen, oben mit einem Kreuze geschmückten Stabe haltend Inschriftskreuz   t H e OD e RICVS.
  R. Unter einem Thore mit einem Thürmchen an jeder Seite ein Brustbild mit einem Schlüssel in der linken Hand; die rechte Hand ist nicht klar zu erkennen. Die Thorspitze scheint zugleich eine Bischofsmütze zu bilden, die in das Kreuz der Umschrift überreicht. Umschrift:
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Inschriftskreuz S A ]NCT A   COLONI A (Vielleicht von Diedrich von Heinsberg zwischen 1208 u. 1216 geprägt).

XII. Römische Münzen, in hiesiger Gegend gefunden, erhielt die Sammlung: drei Denare von Augustus, Nerva und Gordianus, bei Kletzke in der Priegnitz, und Kupfermünzen von Vespasian, Domitian, Maximianus, Agrippa Cos. III. und Pertinax, bei Herzfeld unweit Neustadt gefunden.

Dem Zwecke der Vereinssammlung ferner liegen die folgenden Erwerbungen; jedoch sind auch sie für die comparative Numismatik hier nicht unwichtig, und wenn auch der Verein es nicht beabsichtigen kann, alle Münzen zu sammeln, so ist doch jedenfalls die Güte derer dankend zu erkennen, welche für Münzkenntniß im Allgemeinen gewirkt haben. Es wurden aber geschenkt:

Von deutschen Münzen ein hennebergisches ½ Stück von 1693, ein b. mindenscher halber Reichsort von 1625, ein nürnberger Sechskreuzerstück von 1650. Unter den Groschen zeichnet sich besonders ein prager des K. Johann I. (abgeb. im Groschen=Cab. II, t. x. no.87); aus dann erhielten wir einen b. mindenschen von 1619, einen anhaltschen von 1622, einen mansfelder von 1625, einen sächsischen von 1764. Dütchen vom Erzst. Bremen von 1611, von Bremen und Verden von 1668, einen Mariengroschen von Lippe von 1794; bremer Grote von 1752, Vierpfennigstücke von Goslar von 1745, Sechser von 1765 und Dreier von 1756, beide von Sachsen.

Von außerdeutschen Münzen wurden ein englischer Schilling, ein portugiesisches 80 Reisstück von Joseph I., ein russisches 10 Kop.=Stück von 1747 und eine alte Silberkopeke, von Polen ein Pfennig von Johann Casimir, von Schweden ½ Oer von 1615 und eine der Nothmünzen Carl XII, von Westfriesland ein Stüver von 1629 gewonnen.

Unter denen als unbestimmt im Accessions=Catalog verzeichneten Münzen scheinen sehr viel interessante und besonders auch mittelalterliche Stücke vorhanden zu sein, jedoch läßt sich für jetzt das Genauere darüber nicht mittheilen.

Außer den bereits bei Meklenburg angegebenen Schaumünzen erwarb die Sammlung neben mehreren ältern Jettons die Medaillen auf den Tod der Herzogin Eleonora Dorothea, Gemahlin des H. Wilhelm zu Sachsen=Weimar, von 1665, und des B. Adam Friedrich von Bamberg und Würzburg von 1779; dann auf das dritte Jubiläum der Reformation von 1717 und der Buchdruckerkunst von 1740; und eine holländische Spottmünze auf die pragmatische Sanctton von 1742.

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Eine sehr ansehnliche Sammlung unedirter meklenburgischer Münzen, eine Reihe der seltensten Stücke aus berliner, copenhagener und andern Cabinetten, unübertrefflich genau und schön gezeichnet, vereinte der Herr F. W. Kretschmer, Beamter beim königl. Münzcabinet in Berlin und correspondirendes Mitglied des Vereins, demselben, die Kenntniß meklenburgischer Münzen, welche seit Evers nicht vergrößert ward, auf das bedeutendste erweiternd, und verpflichtete dadurch alle Freunde vaterländischer Münzkunde zum wärmsten Danke.

G. M. C. Masch.   

III. Siegel.

1) Vom Herrn Bürgermeister Zickermann zu Goldberg: Abdrücke der noch vorhandenen beiden älteren Stadtsiegel von Goldberg. Das ältere und größere derselben trägt die Jahrszahl 1590 und ist dem ältesten Stadtsiegel, nach den Urkunden des Mittelalters, fast ganz gleich, mit Ausnahme der Jahrszahl und der Buchstaben der Umschrift. Der Stempel zu dem ältesten Siegel ist nicht mehr vorhanden; der Stempel des von 1590, welcher in neuerer Zeit wieder aufgefunden worden, ist gesprungen, hat zwei große Risse und ist daher unbrauchbar. Der schlecht geschnittene, kupferne Stempel des jüngern, kleinern Siegels ist vom J. 1630, also aus der wallensteinschen Zeit; aus demselben Jahre ist ein Stempel zum Druck mit Buchdruckerschwärze.

2) Durch den Herrn Advocaten Hansen zu Schwerin eingereicht: Abdruck des ältesten Stadtsiegels von Ribnitz.

3) Vom Herrn Director Dr. Crain zu Wismar: eine Zeichnung des zweiten wismarschen Stadtsiegels.

IV. Ansichten und Pläne.

1) Die Tafeln XXXVI und XXXVII und der Titel des Friderico-Francisceum, darstellend den Opferplatz (Steintanz) von Boitin, die Hünengräber von Katelbogen und Naschendorf, und die Kegelgräber von Tieplitz (Ruchow) und Proseken, geschenkt vom Herrn Archivar Lisch.

2) Eine Abbildung des Hünengrabes auf der wieschendorf=rosenhäger Feldscheide bei Dassow. Der Grab=

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hügel hat eine Grabkammer, welche mit zwei Decksteinen bedeckt gewesen ist: der eine derselben ist abgewälzt und hat auf seiner Oberfläche eingemeißelte kreisförmige Vertiefungen. Geschenk des Herrn Rettich zu Rosenhagen.

3) Herr Dr. Beyer zu Parchim schenkte: eine Abbildung der ehemaligen Kirche zu Klenow (Ludwigslust) von L. Cornelius, 1812.

4) Ansichten von den ehemaligen Klostergebäuden und von den Thüren, Fenstern und Giebeln der Kirche, so wie von dem ganzen Raume des ehemaligen Klosters Sonnenkamp oder Neukloster.

5) Ansichten von dem Thurm und einem alten Gebäude des ehemaligen Klosters Tempzin.

6) Ansichten von Säulen, Kapitälern und Bogen, so wie von der Orgel der Kirche zu Bützow.

7) Innere Ansicht der Kirche zu Hohen=Vicheln.

8) Vier Ansichten von der ehemaligen Burg der Bischöfe von Schwerin (dem jetzigen Amtshause) zu Warin.

Die Zeichnungen 4) bis 8) sind im Auftrage des Ausschusses von dem Herrn Hofmaler Schumacher zu Schwerin angefertigt. S. unten "Gesammelte Nachrichten von alten Bauwerken".

9) Ein Plan der Schlacht bei Gadebusch am 20. December 1712, in gleichzeitiger Handzeichnung, und ein Plan derselben Schlacht in Kupferstich, geschenkt vom Herrn Studiosus von Wrisberg aus Gadebusch.

10-13) Vier Pläne in Kupferstich:

a) der Belagerung von Demmin im October 1659,
b) der Blockade von Stralsund 1711 - 1712,
c) der Schlacht von Gadebusch am 20. Decbr. 1712, und
d) der Affaire bei Treptow am 25. October 1761,

geschenkt vom Herrn Canzlei=Copiisten Lisch zu Güstrow.

14) Plan eines Ausfalls der schwedischen Garnison zu Wismar während der Belagerung im J. 1715, Geschenk des Herrn Archivgehülfen Glöckler zu Schwerin.

V. Geognostische Merkwürdigkeiten.

1) Ein Geweih mit abgeschlagenen Enden oder Schaufeln, von einem Hirsch oder Elenthier, gefunden zu Gerds=

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hagen bei Güstrow, 24 Fuß tief in der Modde, geschenkt vom Herrn Sanitätsrath Dr. Bornemann zu Goldberg.

2) Ein Muschelconglomerat, gefunden auf der Feldmark Gallentin bei Schwerin, geschenkt vom Herrn Pensionär Schubart daselbst.

3) Ein Muschelconglomerat, gefunden bei Sternberg ("sternberger Kuchen"), geschenkt von Sr. Exc. dem Herrn Minister v. Lützow zu Schwerin.

4) Eine versteinerte Auster, an 6" lang, bei Ludwigslust, ungefähr tausend Schritt vom Orte am Wege nach Neustadt, 6 Fuß tief in einer Lehmgrube gefunden und geschenkt vom Herrn Bauconducteur v. Motz zu Ludwigslust 1 ).

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C. Gesammelte Nachrichten von Alterthümern aller Art

(entweder unbeweglichen, oder solchen beweglichen, die sich nicht im Besitze des Vereins befinden).

I. Nachrichten von vorchristlichen Gräbern und Begräbnißstellen.

1. Hünengräber.

a) Auf der Feldmark Gr. Labenz bei Warin steht, außer einigen Hünengräbern und Kegelgräbern von untergeordneter Größe, auch ein Hünengrab, welches, neben denen zu Katelbogen und Naschendorf, sicher zu den bedeutendsten und merkwürdigsten im Lande gehört. Es liegt auf der Feldmark rechts am Wege von Warin nach (Laase und) Bützow in Gebüsch und Gestrüpp versteckt, einem hübschen Kegelgrabe an der linken Seite des Weges gegenüber. Der ganze Bau, in der Form eines Rechtecks, ist 70 Fuß lang und 30 Fuß breit und erstreckt sich von Westen gegen Osten. Am Rande ist das Grab von großen Granitpfeilern umgeben, welche mehrere Fuß über die Erde hervorragen; von diesen Pfeilern stehen noch 34 dem Auge erkennbar. Der lange Erdhügel


1) Wir fügen hier gleich eine Nachricht von einen andern, nicht in den Besitz des Vereins gekommenen Petrefact bei, nämlich von einem versteinerten Eichenstamme von bedeutender Größe, welcher ganz in der Nähe des Hünengrabes zu Lübow (s. oben) bei Gelegenheit der Abtragung desselben gefunden. ward und, nach dem Berichte des Herrn Pastors Albrand zu Lübow, durch vier Pferde nur mit großer Anstrengung auf den Pfarrhof gebracht werden konnte.
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erhebt sich nur einige Fuß über den Steinring. In der Mitte des Grabers, jedoch mehr gegen Nordwest gerückt, ist aus gewaltigen, flachen Granitplatten eine Grabkammer von 22 Fuß Länge tief in den Erdhügel eingesenkt. Auf den äußersten Spitzen dieser Wandsteine ruhen, mit wunderbarer Geschicklichkeit und Sicherheit gelegt, fünf gewaltige Decksteine von Granit, von denen der größte 9 Fuß lang, 5 Fuß breit und 6 Fuß dick ist; die übrigen vier sind von nicht viel geringerer Größe. Diese bedeckte Grabkammer ist inwendig leer und, wenn auch etwas gefüllt, doch so geräumig, daß noch viele Menschen in derselben sitzen können; in den ältesten Zeiten mag sie Menschenhöhe gehabt haben. Gegen Westen ist diese Höhle geöffnet gewesen und durch einen zwischen den letzten Wandsteinen und dem Deckstein eingeschobenen breiten, keilförmigen Stein geschlossen, welcher noch in seiner ursprünglichen Lage liegt. (Das Grab von Katelbogen hat einen ähnlichen Schlußstein, welcher aber von der Stelle gerückt ist.) Unmittelbar zur südlichen Seite dieser Grabkammer ist das Grab geöffnet. Die hier gemachte Grube in viereckiger Gestalt ist ebenfalls mit großen, auf der hohen Kante stehenden Granitplatten ausgesetzt und es hat also dieses Grab noch eine zweite Grabkammer, von dessen Bedeckung mit Granitplatten aber keine Spur vorhanden ist. Diese Kammer ist, nach der Aussage zweier grade anwesender Schäfer, in einer Nacht von Schatzgräbern geöffnet, welche "nach dem Schlagen der Wünschelruthe hier einen Schatz gesucht haben, der aber noch immer nicht zu kriegen ist". (Nach Mittheilungen des Herrn Hofmalers Schumacher und des Herrn Archivars Lisch.)

b) In der Erläuterung des Friderico-Franciscei S. 10 flgd. sind alte urkundliche Zeugnisse über vorchristliche Gräber in Meklenburg zur Untersuchung gezogen. Dort ist, S. 13 und 14, vorzüglich eines Grabes erwähnt, welches in der Grenzbezeichnung der Feldmark der Stadt Stavenhagen vom J. 1283 auf der Grenze des Stadtfeldes liegen soll und in der Urkunde "Riesengrab" (sepulchrum gigantis) genannt wird. Dieses Grab wäre also eines von den wenigen, über welche uralte urkundliche Zeugnisse vorhanden sind; auch ist die Stelle desselben so genau bestimmt, daß sie kaum zu verfehlen ist. Nach mehrfachen Forschungen hat der Herr Kammeringenieur Engel zu Dargun, ein kundiger und zuverlässiger Mann, welcher früher das Grab bei amtlichen Arbeiten befehen hat und vor kurzem in Stavenhagen anwesend war, auf Ersuchen und im Verein mit dem Herrn Landdrosten v. Lowtzow die Stelle wiederholt untersucht. Das Grab war ein langes,

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mit großen Steinen umsetztes und belegtes Urgrab oder Hünengrab aus der Periode, aus welcher man nur steinerne Werkzeuge in den Grabern findet. In den neuesten Zeiten ist dieses Grab zerstört, indem die Steine zum Chaussee=Bau benutzt wurden; die Stelle heißt aber noch heutiges Tages: ""Resenberg".

Es geht also hieraus hervor, daß in der Zeit, in welcher in Meklenburg, und namentlich in den östlichen Gegenden, noch slavische Sprache und Sitte herrschte und das Heidenthum kaum hundert Jahre verdrängt war, man sepulchra antiquorum oder gigantum, Riesengräber, die mit großen Steinen umstellten und bedeckten Urgräber oder Hünengräber mit den steinernen Werkzeugen nannte. (Mittheilung des Herrn Archivars Lisch.)

c) Ueber Hünengräber zu Wieschendorf berichtete Herr Pastor Masch zu Demern Folgendes.

Im Jahre 1836 hatte der Herr Kammerjunker von Mecklenburg auf Wieschendorf bei Dassow einen Hügel abtragen lassen, welcher aus einer unzähligen Menge kleiner Steine bestand und etwa 30 Fuß im Durchmesser gehabt haben mag. In der Grundfläche dieses Hügels fand man eine, noch jetzt dort befindliche Steinkiste. Sie ist im Aeußern 10 Fuß lang und 6 Fuß breit und besteht aus 7 großen Steinen, von denen an jeder der beiden längern Seiten 2, am untern Ende gleichfalls 2 und am obern einer steht; 2 große Steine, welche eine ebene Seitenfläche haben, die gegen einander lagen, deckten sie: der eine ist ein röthlicher, der andere ein bläulicher Granit mit mehreren zirkelrunden, ½ Zoll tiefen Vertiefungen, welche aber wohl nur Auswaschungen sind. Der blaue Deckstein war abgewälzt; der innere Raum ist 7 Fuß lang und 2½ Fuß breit und war, während der Boden umher Lehm ist, mit einer schwarzen Erde angefiillt gewesen, welche in der Mitte eine weiße Ader, die sich wie Kalk anfühlte und in 2 Theile zerteilte (sicherlich das aufgelösete Knochengebäude), gehabt hatte. In der Erde war nichts gefunden, als ein Feuerstein, der aber keine Spur der Bearbeitung zeigte. Der Grund des Grabes war mit kleinen Steinen gepflastert, die Richtung desselben von SW. nach NO.

Ein zweiter in nicht großer Entfernung in südwestlicher Richtung von diesem befindlicher Grabhügel ward in meiner Gegenwart (den 20. Octoder 1837) aufgedeckt, nachdem bereits die Spitze desselben, welche aus einer Menge von Fudern von kleinern Dammsteinen bestanden hatte, etwa in einer Höhe von 3 Fuß, abgeräumt war. Der Hügel, jetzt noch 12 Fuß hoch,

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war von Sand auf dem Lehmboden aufgetragen; es fand sich nichts darin, als einige kleine Bruchstücke von Röhrenknochen und Kohlenspuren. Der Grund des Hügels bestand, wie die Spitze, aus kleinen Steinen.

Eine Nachgrabung in einem Hügel, welcher die südliche Spitze eines Landrückens bildete und der ganz aus sehr hartem Lehm bestand, förderte nur Kohlen, in ziemlicher Menge zerstreut, zu Tage, welche zuerst in einer Tiefe von etwa 7 Fuß (von der ursprünglichen Höhe gerechnet, denn die Spitze war bereits abgetragen) vorkamen.

d) Aus einem Schreiben des Herrn Apothekers Stockfisch zu Zarrentin:

In den Jahren 1792 und 1793, wo mein Vater das ritterschaftliche, bei Tessin belegene Gut Kowalz bewohnte, befanden sich auf dessen Feldmark drei Gräber der heidnischen Vorzeit, welche nach der jetzigen Classification dieser Gräber wohl zu den Hünengräbern gehörten. Obgleich ich derzeit nur das Alter von 10 bis 11 Jahren erreicht hatte, so ist mir Folgendes von denselben doch noch sehr lebhaft im Gedächtniß geblieben.

Die drei Gräber lagen in einem wenig gebogenen Halbzirkel, in Zwischenräumen von circa 80 bis 90 Schritten. Ihre Ausdehnung erstreckte sich in die Länge zwischen 30 bis 40 Fuß, die Breite zwischen 16 bis 20 Fuß. Die Längen=Richtung ging bei allen dreien von Osten nach Westen. Ihre Höhe war verschieden, indem ersichtlich schon beträchtliche Erdmassen, welche hauptsächlich in Sand bestanden, (wahrscheinlich zum öconomischen Zweck) abgenommen worden waren. In obenbenannten Jahren, wo mein Vater daselbst das große herrschaftliche Wohnhaus bauen ließ und alle bedeutende Steinmassen dazu aufsuchen ließ, wurden auch diese drei Gräber ausgenommen, aus deren Mittelpunkt bedeutende Steinmassen herausgearbeitet wurden. Die innere Construction dieser Gräber ist mir aber nicht mehr so klar erinnerlich, daß ich eine zuverlässige Relation darüber abstatten könnte; auch wurden die größeren Steine derselben durch Pulver gesprengt, und so gewiß mancher aus seiner Lage gerückt, auch von dem Inhalt an Alterthümern manches zerstört. Die beiden letzten jedoch, nachdem mein Vater durch Auffindung eines Keils in dem mittleren dieser Gräber aufmerksam gemacht worden war, wurden mit mehr Schonung aufgeräumt, und fanden sich folgende Alterthums=Gegenstände, wenigstens gelangten nur diese in die Hände meines Vaters:

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1) zwei ganz glatte, scheinbar geschliffene oder polirte Keile von Feuerstein von 9 bis 12" Länge, wovon die oberen Enden vierkantig, die unteren aber keilförmig waren;
2) ein klöpfelförmiger Stein, dessen Außenseiten aber nicht geglättet waren, wodurch die Masse desselben nicht genau erkennbar ward;
3) ein Ring, circa 1½ bis 2" im Durchmesser; die Masse aber ward nicht ermittelt;
4) verschiedene Scherben von Urnen.

Der Jägermeister von Stein, damals auf Gubkow, welchem mein Vater diese Gegenstände zeigte, äußerte den Wunsch, selbige entgegen zu nehmen, um sie dem rostockschen Museum einzuverleiben, und mein Vater genügte diesem Wunsch mit Vergnügen. Gewiß sind bei Zerstörung dieser Gräber noch manche andere Gegenstände, theils durch Unachtsamkeit und Unkenntniß der Arbeiter, theils durch deren Ungeschicklichkeit, verloren gegangen. Vorstehendes aber hat sich meinem Gedächtniß so lebhaft eingeprägt, daß ich die genannten Gegenstände noch zeichnen könnte.

Nachträglich bemerke ich noch, daß die allgemeine Benennung des Ackerschlages "der Hünengräber=Schlag" war, welche Benennung sich vielleicht bis auf den heutigen Tag erhalten hat.

e) Zu Proseken bei Wismar befindet sich, nach einer Mittheilung des Herrn Pastors Grapengiesser, auf dem Pfarracker ein sehr großes, mit Steinen umstelltes Hünengrab.

f) Bei Hohen=Wieschendorf bei Wismar, im nördlichen Theile der Feldmark, in der Tannenhölzung an der Ostsee, ist ein großes, noch wohl erhaltenes Hünengrab, wie Herr Pastor Erfurth zu Hohenkirchen berichtet.

g) Von einem Hünengrabe zu Vogelsang bei Teterow und

h) von einem alten Begräbnisse zu Kittendorf, wahrscheinlich derselben Klasse von Gräbern angehörend, gab Herr Regierungsrath von Oertzen zu Schwerin Nachricht.

i) Nach der Angabe des Herrn Geheimen=Raths von Steinfeld zu Schwerin befand sich noch vor wenigen Jahren ein großes Hünengrab zu Tatschow bei Schwaan.

2. Kegelgräber.

a) Auf der Feldmark Woserin, dicht an der Feldscheide zwischen Borkow und Woserin, gleich rechts am Wege von Sternberg (über Borkow) nach Dobbertin, liegt auf wüstem

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Acker eine Gruppe von ungefähr acht niedrigen Kegelgräbern, welche fast ganz aus einem Steingewölbe bestehen. Bei zweien derselben waren in der Mitte von oben herab Nachgrabungen angestellt, nach Aussage der Feldarbeiter von unbekannten Unberufenen oder Schatzgräbern. Die Scherben der zerstörten Urnen und angebrannte Menschengebeine lagen noch in den Gruben umher; daneben lagen mehrere Platten von gespaltenen rothen Sandsteinen, welche wahrscheinlich zu Unterlagen und Decksteinen gebraucht waren. Nach den Urnenscherben hatten die Gräber eine große Uebereinstimmung mit den Kegelgräbern von Gallentin gehabt (vgl. Jahresbericht II, S. 37-42). In jedem Grabe hatten dem Anscheine nach zwei bis drei Urnen gestanden.

1) In dem einen Grabe hatten dem Anscheine nach drei Urnen gestanden. Die eine hatte im Aeußern ein schwärzliches Ansehen mit durchscheinenden Glimmerblättchen und einen Bruch von gelbgrauer, feiner und fester Masse; sie war abgerundet, mit einem kurzen Halse und einigen erhabenen Reifeln über dem Bauche unter dem Halse, und hatte wahrscheinlich einen Henkel gehabt. Nach einem Bruchstücke vom Halse mußte sie der Urne aus dem gallentiner Grabe Nr. 1, Urne 2 (vgl. Jahresber. II, S. 38), gleich gewesen sein. Eine zweite Urne, von der ein Stück vom Boden und Bauche über ihre Gestalt zeugt, war von gleichem schwärzlichen Ansehen gewesen und grau im Bruche; nach dem vorhandenen Fragmente muß sie sehr stark ausgebaucht gewesen sein. Eine dritte Urne war von sehr grobkörniger, loser, brauner Masse und rauhem Aeußern gewesen.

2) In dem zweiten Grabe hatten dem Anscheine nach auch drei Urnen gestanden. Es enthielt, nach einem Bruchstücke vom Halse von der Henkelseite, ebenfalls ein feines abgerundetes Henkelgefäß mit glatter, schwärzlicher Außenseite, — ferner eine mehr grobkörnige Urne von brauner Masse und brauner Außenseite und senkrechtem Rande ohne Hals und Ausbauchung, — endlich eine sehr grobkörnige, mit starken Quarz= und Feldspathkörnern durchknetete Urne von ziegelrothem Aeußern.

Nicht weit von diesen Gräbern hatte ein einzeln stehendes, größeres, ziemlich bedeutendes Kegelgrab von reiner Kegelform und großen Erdmassen gestanden. Es ist in neuerer Zeit bis zu einem Fünftheil der Seitenwand abgetragen und soll einige Ausbeute geliefert haben.

Ein anderes Kegelgrab, welches beim Ackern aufgefunden ist, soll eine kleine Steinkiste enthalten haben, in welcher einige Gefäße gestanden haben.

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Ein Hirte in der Gegenb sagte aus, daß er früher öfter "schwärzliche" Henkelgefäße (wie "Kaffekannen") gefunden habe; in einem derselben habe er lange Zeit Würmer zum Angeln aufbewahrt.

b) Vor einigen Jahren fand der Krugpächter Herr Hellerung zu Ventschow bei Sternberg bei Ausräumung eines Grabens mehrere Alterthümer aus der Klasse der Alterthümer der Kegelgräber. Sämmtliche Gegenstände sind aus Bronze, mit schönem edlen Rost bedeckt und befinden sich noch in den Händen des Besitzers. Es sind:

eine Framea mit Schaftkerbe und breiter Schneide, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XIII, Fig. 6 u. 7, zerbrochen und noch in drei Stücken zu erkennen;
drei spiral=cylindrisch gewundene Armschienen aus plattem Erzdrath, eng und klein, wie Frid. Franc. Tab. XXI, Fig. 8;
Bruchstücke von wenigstens noch zwei gleichen Armschienen;
fünf Handringe, schmal, dünne, ohne Verzierungen, wie eine Windung eines Spiralcylinders, an einer Seite geöffnet;
ein Stück von eng gewundenem, dünnem Drath als Spiralcylinder zum Aufreihen, ungefähr 1½" lang und 3/8" im Durchmesser;
drei Beschläge(?) oder Haken aus Bronze von einer Form, welche bisher nicht beobachtet ist: sie sind aus plattem, dünnem Erzblech, ungefähr 1½" lang und in der Gestalt Thürhespen ähnlich, wenn auch hiezu natürlich nicht geeignet; aus einem schmalen Streifen Blech gehen nach außen hin zwei, sich allmälig zuspitzende Streifen, welche nach innen, wie Hörner, einwärts gebogen sind; im Anfang ist das Blech nach der Rückseite zu einem kleinen Oehr, zum Durchziehen eines Fadens, umgebogen. Wahrscheinlich dienten die Gegenstände entweder zu Beschlägen oder zum Aufhängen, wie jetzt die Schlüsselhaken oder Strickhaken der Frauen.

c) Auf dem Felde von Kobrow bei Sternberg, nicht weit vor Sternberg, links auf der Höhe am Wege von Schwerin nach Sternberg steht ein Kegelgrab.

d) Auf dem Felde von Borkow bei Sternberg liegen nach der woserinschen Scheide hin zerstreut mehrere Kegelgräber.

e) Auf dem Felde von Woserin bei Sternberg nach der borkowschen Scheide hin liegen links und rechs vom Wege von

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Sternberg nach Dobbertin, den borkowschen Gräbern gegenüber, mehrere Kegelgräber, namentlich liegt rechts am Wege eine ganze Gruppe von Gräbern dieser Art.

f) In dem (kladenschen=klänschen?) Holze bei Dobbertin sind viele Kegelgräber, sowohl auf dem Wege von Gr.=Upahl nach Dobbertin, als auch namentlich in dem Holze zunächst hinter der Feldmark Woserin am Wege von Sternberg nach Dobbertin, wo rechts am Wege gleich im Anfange des Holzes und weiterhin rechts am Wege kurz vor dem Ende des Holzes ein Kegelgrab liegt.

g) Vor dem Forsthofe zu Kladen (Klän) bei Dobbertin liegen einige große Kegelgräber.

h) Auf der Feldmark des Bauerdorfes Warnkenhagen zwischen Bützow und Neu=Bukow, auf dem Acker des Bauern Hadler, in der Direction zwischen den Höfen Ulrikenhof und Poischendorff, auf einem Bergrücken, welcher die ganze Gegend weit beherrscht und der Höhe der Burg von Schlemmin gegenüber steht und mit derselben von gleicher Höhe ist, steht auf der Spitze des Bergrückens ein Kegel von gewaltiger Masse, der Fuchsberg genannt, an 500 Fuß im Umfange an der Basis und wohl an 50 Fuß hoch, wohl einer der größten frei stehenden Kegel, welche existiren. Es wäre möglich, daß die Natur hier ein Naturspiel geschaffen hätte; aber wahrscheinlicher ist es, daß die Höhe ein Kegelgrab ist. Unmittelbar am Fuße dieses Grabes und in einiger Entfernung liegen Hünengräber, auf denen in der Regel ein großer Deckstein liegt. Von diesem Grabe scheinen viele Gräber nach

h) Poischendorff sich hinüber zu erstrecken.

i) Auf der angrenzenden Feldmark von Strameuß ist eine unglaubliche Menge von Gräbern, welche

k) noch nach der Feldmark Hermannshagen hinüber reichen, auf welcher jedoch schon sehr viele zerstört zu sein scheinen.

l) Auf der Feldmark Moltenow bei Bützow finden sich auch mehrere Gräber, eben so

m) auf der Feldmark Lübbersdorff bei Neukloster und

n) auf der Feldmark Tarzow, nicht weit von der tarzower Windmühle.

o) Beim Eulenkruge zwischen Schwerin und Gadebusch.

(a) bis o) Mittheilungen des Herrn Archivars Lisch.)

p) Im Jahre 1819 fand der Herr Apotheker Stockfisch zu Zarrentin auf der Feldmark des Gutes Bredentin unweit Güstrow, östlich vom Hofe nach dem Bauerndorfe Kuuß hin,

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auf dem Rücken einer sanften Anhöhe einen kegelförmigen Hügel von ungefähr 10 Fuß Höhe und 16 bis 18' Durchmesser an der Basis, an dessen Seiten, durch Abgrabung beim Ackern, schon einige Steine sichtbar geworden waren.

3. Wendenkirchhöfe.

a) Wendenkirchhof bei Grevismühlen. Nachdem der Herr Bürgermeister Zickermann zu Goldberg, früher zu Grevismühlen, von diesem Wendenkirchhofe Nachricht gegeben hatte, bemühte sich der Verein um Nachforschungen an Ort und Stelle, welche auch der Herr Kaufmann Pelzer zu Grevismühlen, mit Liebe zur Sache und Ortskenntniß ausgerüstet, übernommen und darüber Folgendes berichtet hat:

"Zwischen Grevismühlen und dem ungefähr 200 Schritte davon entfernt liegenden Plockensee ist rechts an der Straße nach Klütz, hinter den Scheuren der Stadt, unmittelbar an gedachtem See, eine kleine Erhöhung, welche sich in einem hohen, schroffen Ufer an der Südseite des Sees hinzieht; diese Erhöhung besteht aus Kiessand, welcher zum Bauen und Dämmen der Stadt benutzt wird und durch dessen Ausgrabung eine sogenannte Sandkuhle von ziemlicher Größe entstanden ist. Wenn in frühern Zeiten der Sand in der Tiefe der Grube weggenommen ward, so schossen die obern Sandschichten herab und dadurch kam oben häufig eine Reihe von Urnen, welche 1 bis 2 Fuß unter der Erdoberfläche stand, zu Tage. Um eine Urne zu erlangen, bin ich häufig nach diesem Platze gegangen und habe meine Finger nicht geschont; es hat mir aber nie glücken wollen: die Urnen waren immer zerbrochen. Den Inhalt der Urnen habe ich aber jedesmal an Ort und Stelle genau untersucht, aber nie etwas anders als Knochen und Asche in denselben gefunden; nur ein Mal fand ich eine ziemlich gut erhaltene, runde Spange von Eisen, von ungefähr 1½" Durchmesser. Seit einigen Jahren werden jedoch keine Urnen an dieser Stelle mehr gefunden".

A. Pelzer.   

b) Nach einer Mittheilung des Herrn Hülfspredigers Günther zu Neuenkirchen bei Bützow befindet sich hart an diesem Dorfe ein Wendenkirchhof, der jedoch durch das Pflugeisen meistentheils zerstört ist.

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c) Nach einer Mittheilung des Herrn Kammeringenieurs Engel zu Dargun sind auf der großen schmettauschen Charte zwei "Wendenkirchhöfe" mit Begränzung eingetraaen; derselbe hat versprochen, die Stelle genauer anzugeben.

d) Auf der Feldmark der Stadt Neubuckow ist ein "Ackerstück auf dem wendischen Kirchhof Nr. 311". S. Mekl. Schwer. Anzeigen 1837, Nr. 90, S. 2664.

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II. Nachrichten von mittelalterlichen Baudenkmälern 1 ).

1. Die Kirche zu Gadebusch,

vom
Herrn Archivar Lisch zu Schwerin
und
Herrn Paster Masch zu Demern.

Gadebusch ist einer von den Orten, welche in der Geschichte Meklenburgs bedeutendes locales Interesse haben, da dieser Ort eine der ältesten Residenzen der Herren und später noch der Herzoge von Meklenburg ist, ja vielleicht die älteste der historischen Residenzen der Linie Meklenburg 2 ). Die Kirche zu Gadebusch war schon früher vielfach besprochen; da nach sichern Nachrichten dieselbe sehr verfallen sein und eine bedeutende Reparatur in allen Theilen, namentlich in dem Fußboden und den Kirchenstühlen fordern sollte, so hielten die Referenten eine Untersuchung der Merkwürdigkeiten von Gadebusch für nothwendig und trafen am 2. Sept. 1837 in der Stadt zu


1) Die Jahresschriften des Vereins können nicht zum Zweck haben, die Baudenkmäler des Vaterlandes von ihrer kunstgeschichtlichen und künstlerischen Seite zum Gegenstande einer erschöpfenden und befriedigenden Darstellung zu machen: hoffentlich werden im Laufe der Zeit eigene Werke sich mit dieser Aufgabe befassen. Es kann hier nur die Absicht sein, das Versteckte vorbereitend ans Licht zu ziehen und der öffentlichen Aufmerksamkeit und Prüfung, bis zur dereinstigen wissenschaftlichen Bearbeitung, zuzuführen. — Was insbesondere die kirchlichen Gebäude betrifft, so sind unter denselben schon bekannt und viel besprochen die zu Ratzeburg, Schwerin, Güstrow, Doberan, Rostock und Neubranbenburg. Die Kapelle zu Althof ist im zweiten Bande unserer Jahrbücher zur Sprache gebracht. Andere dagegen wurden viel weniger beachtet und besprochen, als sie es verdienen. Ueber einige derselben folgen hier daher theils ausführlichere Mittheilungen, theils mehr Skizzenartige Notizen.
2) Schon im J. 11.81 ward die Burg Gadebusch von dem Sachsenherzoge Heinrich dem Löwen zerstört nach der Erzählung Arnolds von Lübeck (Arnoldi Lubec. Chron. Slav. II, cap. 33, §. 5.).
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sammen 1 ). Die gegenwärtigen Mittheilungen beschränken sich auf die noch vorhandenen Alterthümer der Kirche zu Gadebusch.

Die Kirche ist ein Oblongum und besteht aus zwei Theilen: dem Schiff und dem Chor; diese beiden Theile sind in jeder Hinsicht, in Größe, Styl, Wölbung, Dachwerk u. s. w. von einander verschieden 2 ).

Das Schiff im westlichen Theile ist im altdeutschen Rundbogenstyl (dem sogenannten byzantinischen) gewölbt und gehört in dieser Hinsicht zu den seltensten Gebäuden in Meklenburg. Das Schiff besteht aus einem regelmäßigen Oblongum, welches ein Hauptschiff in der Mitte und zwei gleich lange Seitenschiffe hat. Jedes Schiff hat vier Gewölbe; im Ganzen sind also zwölf Gewölbe vorhanden. Die Pfeiler, welche die Gewölbe tragen, sind Säulenbündel, die alle verschieden sind und verschiedenartige Kapitäler, mit Menschen= und Thierköpfen verziert, tragen. Die Hauptgurtbogen von Säule zu Säule sind Halbkreise. Die engen Fenster an der Südseite sind im Halbkreise gewölbt. Die einzige Hauptpforte zum Schiff, an der Südseite desselben, ist edenfalls mit verzierten Werkstücken in gebranntem Thon im Halbkreise gewölbt: auf drei Säulenpaaren mit Kapitälern stehen drei Bogen perspektivisch hintereinander; alle Säulen und Bogen sind verschieden verziert. Diese Pforte ist eins der merkwürdigsten Bauwerke in Meklenburg. Die Kirche hat im Westen kein Thurmgebäude als Anbau, sondern einen Thurm über dem Schiffe. Dagegen ist das Schiff im Westen durch eine Wand geschlossen. In dieser Mauer, in der Mitte des Hauptschiffes, ist ein großes Fenster in Form einer rundbogigen Rosette von Bronze, das Rosenfenster genannt, angebracht. Abgesehen von den alten Sagen über diese Rosette, als sei sie die Krone des in Gadebusch verehrten Götzen Radegast, wird das Fenster immer merkwürdig bleiben wegen der Erzcomposition, der großen Metallmasse und des Alterthums. Die Meinung des Pastors Hane zu Gadebusch, in der Monatsschrift von und für Meklendurg, S. 394, als sei das Fenster erst nach Anlegung der Königs=Kapelle und der Lützow=Kapelle


1) Diese Untersuchung erschien nicht überflüssig, wenn auch das Freim. Abendbl. 1837, Nr. 857-860 eine kurze Geschichte und Beschreibung der Stadt Gadebusch und ihrer Alterthiimer enthält, da dieselbe sehr unkritisch zu sein schien. Und wirklich enthält diese Beschreibung auch von dem, was hier mitgetheilt ist, sehr wenig.
2) Nach dem Berichterstatter in Schröder's Pav. Meckl. S. 494 ist das Schiff mehr nach Nordost, als nach Osten gebauet, der Chor dagegen nach Osten, und "gleichsam mit Gewalt nach Osten gedrehet".
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angebracht, um bei der dadurch verringerten Zahl der schmalen Fenster mehr Licht in das Schiff zu bringen, hat sehr viel für sich; er meint hölzerne Sprossen seien für die Giebelwand zu schwach. Hiernach wäre das Fenster eine Arbeit des 15. Jahrhunderts. Unterhalb dieses Fensters sind in der westlichen Mauer noch drei Bogengewölbe zu sehen, welche jetzt zugemauert sind; vielleicht bildeten sie drei Thüren zu dem Schiffe und den beiden Nebenschiffen (gegenwärtig hat die Westseite keinen Eingang) oder es sind auch nur Traggewölbe.

Das Chor im östlichen Theile ist erhöhet und hat drei Gewölbe im Spitzbogen, welche auf achtseitigen Pfeilern ruhen; an jeder Seite ist ein Nebengang von zwei Gewölben. Hauptchor und Nebengänge laufen im östlichsten Gewölbe in der Tribune des Altars zusammen. "Die beiden Pfeiler, die das Schiff vom Chor absondern, sind, wie deutlich zu sehen, aus der Mauer gehauen."

Ueber die Erbauung der Kirche fehlt es an bestimmten Nachrichten. So viel ist aber nach dem Styl des Baues und der Geschichte des Fürstenhauses und der Stadt Gadebusch wohl außer Zweifel, daß das Schiff der Kirche aus der ersten Zeit des Christenthums in Meklenburg, wahrscheinlich noch aus dem 12. Jahrhundert stammt, also nach der Kapelle zu Althof wohl die älteste Kirche im jetzigen Großherzogthume Meklenburg=Schwerin ist; das Chor ist nach dem Baustyl wohl erst im 14. Jahrhundert angebauet, als in Gadebusch die Fürsten wieder häufiger residirten; in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. war Gadebusch von dem aufblühenden Wismar etwas in den Hintergrund gedrängt.

Mitten vor dem Altar im hohen Chor liegt ein quer durchgerissener Leichenstein des Pastors Henning Schröder († 12. April 1406), mit ganz glatter Oberfläche im innern Felde. Er trägt nur folgende Umschrift, mit einer Lücke im Stein:

Umschrift

(d.i

Anno domini MCCCCVI feria secunda paschae obiit dominus Heimingus Schroder, canonicus

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ecc(lesiae Swerin)ensis 1 ) (?) et plebanus hujus ecclesiae. Orate pro eo.).

Im J. 1406 stand also das Chor schon.

Zu den ausgezeichnetsten Kunstwerten im Lande gehört das Schnitzwerk an den Außenseiten der Chorschranken zu beiden Seiten des Altars, vor welchen nach dem Altar hin Sitze angebracht sind. So sehr sie auch von Alter, Unverstand und Muthwillen mitgenommen sind, sind die Reste dennoch ausgezeichnet schön, namentlich die Rosetten, welche den berühmten Rosetten in der Kirche zu Doberan gar nichts nachgeben, vielmehr mit denselben völlig gleich sind, so daß sich diese Kunstwerke in beiden Kirchen in der Geschichte der Kunst wechselseitig unterstützen. Zu beiden Seiten des Durchganges durch die südlichen Einschränken zum Altar, der südöstlichsten Kirchthür gegenüber, ist in die äußern Wände der Seitenlehnen dieser Chorstühle das Wappen des verdienten Bischofs Johannes Preen von Ratzeburg 2 ) (1454-1461) geschnitzt: ein Schild mit drei neben einander stehenden Pfriemen, über welchen ein Bischofsstab hervorragt. Durch diesen Durchgang ist der Chorstuhl links vom Altar (vom Altar nach dem Schiffe hin gesehen) in zwei Theile getheilt. Der äußerste, östliche Theil rechts vom Durchgange trägt an der Außenseite der Chorschranken im Schnitzwerk ein Schild mit dem meklenburgischen Stierkopfe in Holz geschnitzt; jede Lehne dieses östlichsten Stuhls trägt an der innern Seite einen Schild, von denen der eine den Buchstaben k , der andere den Buchstaben h in großen gothischen Zügen in Holz geschnitzt zeigt. Dieser Stuhl ist also der fürstliche Kirchenstuhl. Die beiden Buchstaben k und h kommen an den Chorstühlen öfter vor und deuten ohne Zweifel auf fürstliche Personen, welche dieselben erbauet haben. Und da möchten sich kaum Andere finden, als die (1422) verwittwete Landesregentin (1423-1436) und Herzogin Katharina († 1438) und ihr älterer Sohn, der Herzog Heinrich IV., der Dicke (1436-1477). Hiernach möchten die Stühle wohl in den dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts gebauet sein, wenn nicht die beiden Buchstaben auf den Herzog Johann II. oder Hans 3 ) (1392-1417) und


1) Auch der Pfarrherr Johannes Swalenberg von Gadebusch, im J. 1864, war schwerinscher Domherr, obgleich die Pfarre im Sprengel des Bischofs von Ratzeburg lag.
2) Der Bischof Johannes Preen confirmirte 1458 eine ewige Messe in der Kirche zu Gadebusch; Masch Bisth. Ratzeburg S. 358. - 1437 war ein "Gerd Prenknape wonaftich to Godebus", nach einer Urkunde im Großherzogl. Archive. G. C. F. Lisch.
3) Vgl. Rudloff II, S. 570.
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dessen Gemahlin Katharina deuten, was allerdings viel Wahrscheinliches hat. Die Wappenschilde des Bischofs Johann Preen müssen jedoch später an die Stühle befestigt sein, da die Zeit seiner Regierung mit der Zeit fürstlicher Personen, die mit den Buchstaben k und h anfangen, nicht übereinstimmt. Jedoch mag die erstere Annahme, daß Heinrich IV. der Erbauer sei, die richtigere sein, da auch seine Gemahlin Dorothea in der Kirche begraben ist. — Der zweite südliche Stuhl links vom Durchgange trägt auf der Rückseite der Chorschranken einen geschnitzten Schild mit dem Buchstaben h . Auf den Lehnen des davor stehenden Stuhls stehen rechts und links zwei Schilde, der eine mit dem meklenburgischen Stierkopfe ohne Nasenring (kein Kopf eines Götzenbildes, wofür die Stierköpfe in der gadebuscher Kirche wohl oft angesehen sind), der andere mit der gadebuscher Linde: diese Schilde zeigen also getrennt die beiden Theile des gadebuscher Stadtwappens, und dieser Stuhl ist also wohl der alte Rathsherrenstuhl (Bürgemeisterstuhl).

An der rechten, nördlichen Seite des Altars steht ein gleicher Stuhl, jedoch ohne Trennung in zwei Theile. An der Rückwand steht ein Schild mit einem k , an der Außenwand der Lehne ein Schild mit einem h , an der Binnenwand der Lehne an der einen Seite ein Schild mit einem Stierkopfe, an der andern Seite ein Schild mit einer Linde. Diese Stühle sind also auch wohl Rathsherrenstühle.

In der Wand, der Lehne dieses letztern Stuhls gegenüber, steht ein kleiner Schrein mit hübschem alten Schnitzwerk.

Die Orgel, welche in der Mitte der Kirche, an der Scheidung zwischen Chor und Schiff, steht, ruht auf einem großen Bogen von gutem alten Schnitzwerk.

In den nördlichen und südlichen Wänden der Kirche, an den beiden östlichsten Pforten, hinter den Chorstühlen, sind zwei steinerne Weihkessel (im J. 1554 "Wigelsteine" genannt) eingemauert. Der Weihkessel an der nördlichen Pforte ist ein großer Kessel von Kalkstein in Gestalt und Verzierung der alten, viel besprochenen Taufbecken; der Weihkessel an der südlichen Pforte ist etwas kleiner, jedoch immer einem alten Taufbecken ähnlich.

Der Altarschrein 1 ) ist geschnitzt mit Architectur und Heiligenbildern und vergoldet, wie sich deren viele finden.


1) Außer dem Hochaltare hatte die Kirche im J. 1554 noch 18 Altäre.

G. C. F. Lisch.

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An der linken Seite der Kanzel an demselben Pfeiler steht noch ein alter Altar mit alten Altargemälden von entschiedener Schönheit. Die Bilder haben sicher Kunstwerth und verdienen die Betrachtung des Gebildeten und die Beurtheilung des Kunstkenners. Es herrscht in den Bildern eine Wahrheit, wie man sie selten in Bildern ähnlicher Art findet 1 ). Leider hat Knabenmuthwille die Pupillen mehrerer Augen ausgebohrt. Unter den Bildern steht zweimal das von Bülowsche 2 ) Wappen mit 14 goldenen Kugeln oder Byzanten im schwatzen Felde.

Im Westende des Schiffes steht der große Taufkessel oder die Fünte, ein großes Bronzegefäß, mit sehr vielen aufgesetzten gegossenen Bildern. Von den Taufkesseln zu Schwerin, Bützow und Wismar ist keiner so reich ausgestattet, als dieser zu Gadebusch. Das Ganze ruht auf drei Engeln. Umher laufen über einander zwei Reihen von Figuren, in jeder Reihe unter elf Bogen; unter jedem Bogen steht jedoch nicht eine Figur, sondern am häufigsten eine ganze Gruppe von Figuren, eine Darstellung irgend einer biblischen Geschichte. Auf dem Reife zwischen den beiden Reihen der Figuren steht folgende Inschrift:

Ano. dni. m°. ccc°. l°. iste. fons. fusus. est. inhonoe. ihu. xpi. bte. marie. dirgis. sci. iacobi. dionisii. et. oim. scoru. orate. deu. p. dno. hinrico. coppelman. fundatore. cuius. aia requiescat. i. pace. ame.


1) Gleicher Meinung ist auch der Herr Landbaumeister Bartning zu Schwerin, ein competenter Mann, der früher die Kirche untersucht hat.
2) Im J. 1445 war, nach einer Urkunde im großherzogl. Archive, ein "Hinricus de Bulowe prester vicarius in der kerken to Godebush", ein Bruder Hartwigs von Bülow zu Gadebusch wohnhaft, beide Henneke's von Bülow Söhne. — Nach dem Inventarium von 1547 und der Visitation von 1554 hatten die von Bülow zwei Altäre in der Kirche zu Gadebusch: der eine (zu St. Magdalena) war ein Lehn der von Bülow zu Wedendorf und Pokrent, der andere ein Lehn der v. Bülow zu Raden. — G. C. F. Lisch.
Im ratzeburgischen Archive befinden sich zwei Urkunden, welche iiber die von den v. Bülow in Gadebusch gestifteten Vicarien sprechen, von denen ich aber nur das Rubrum angeben kann: 1309 Hinrici dni. Megap. confirmatio vicariae in Godebuz, fundatae per Bulowen, und: 1381 Literae illorum de Bulowe super vicaria in Godebuz. — G. M. C. Masch.
Auch der Bischof Gottfried von Bülow (1292-1314) war vor seiner Erhebung zum Bischofe Pfarrer zu Gadebusch (rector ecclesiarum in Gadebuz). Vgl. Rudloff II, S. 92, und Franck A. u. N. M. V, S. 98. — G. C. F. Lisch.
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(d. i.

Anno dommi MCCCCL iste fons fusus est in honore Jesu Christi, beatae Mariae virginis, sancti. Jacobi, Dionysii et omnium sanctorum. Orate deum pro domino Hinrico Coppelman fundatore, cuius anima requiescat in pace. Amen 1 ).

In der Reihe der Bilder ist unter der Jahrszahl ein knieender, betender Mann dargestellt, über welchem auf einem Bande eine Legende eingegraben ist: miserere. mei. deus. Vor ihm ist ein Schild gelehnt, auf welchem, gleich einem Monogramm oder einem Handzeichen, die gothischen Buchstaben und k kreuzweise künstlich verschlungen sind; hier bedeuten sie aber wohl sicher Heinrich Koppelmann.

Dieser Taufkessel zeigt zugleich, wem die Kirche zu Gadebusch geweihet war: Jesu, der Jungfrau Maria, dem Apostel Jacobus, dem Märtyrer und Bischof Dionysius und allen Heiligen. Die erstern und letztern waren ja überall Gegenstand der Verehrung, und so war die Kirche im Besondern dem St. Jacobus und St. Dionysius geweiht, oder noch specieller war es eine Jacobi=Kirche. Hiezu stimmt denn auch ein Ablaßbrief im großherzoglichen Archive, welcher zu Avignon im J. 1364 der Kirche zu Gadebusch:

"parrochiali ecclesie sanctorum Jacobi apostoli et Dionysii martiris et pontificis in Godebutse"

zur Zeit des Pfarrherrn Johann Swalenberg:

"Johannes Swalenberg 2 ), canonicus Zwerinensis et rector dicte ecclesie"

ertheilt ward. — Dieser Indulgenzbrief hat im Anfangsbuchstaben ein Miniaturbild in Wasserfarben mit drei Figuren: zuerst den St. Jacobus mit Hut und Stab, wie er einem knieenden Geistlichen die Hand aufs Haupt legt, und dann einen Heiligen, welcher sein eigenes abgeschlagenes Haupt in den Händen hält. Dies ist der St. Dio=


1) Im Abendblatte Nr. 858, S. 501, wo die Inschrift verstümmelt gegeben ist, steht auch tum dator statt fundator. Und grade dieses Wort konnte zu Untersuchungen auffordern. Es soll wohl den Geber, d. i. den Stifter bezeichnen; daher wird ihm auch der Titel: Herr gegeben und er selbst wird als schon verstorben aufgeführt. — Sonst möchte auch "fundator: Gießer" bedeuten können.
2) Derselbe Johannes Swalenberg war 1368-1374 Kanzler des Hergogs Albrecht; vgl. auch Rudloff II, S. 659.
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nysius 1 ), der kopflose Heilige, der sich im Altarschrein zu Gadebusch und über dem Chorstuhl rechts vom Altar auf einer eignen Tafel geschnitzt findet, und welcher nach Schröders Vorgange fälschlich für den Bischof Emmehard von Meklenburg gehalten ist; nach der Legende soll er nach seiner Enthauptung seinen Kopf 2000 Schritte fortgetragen haben.


Von sehr hohem Interesse ist die jetzt sogenannte Königskapelle. Diese Kapelle ist am westlichsten Ende der Nordseite des Schiffes angebauet und durch Durchbrechung der Mauer mit der Kirche in Verbindung gesetzt. Sie ist jetzt sehr zerfallen und liegt im eigentlichen Sinne des Wortes wüst. Die Kapelle ist in zwei Gewölben im Spitzbogen aufgeführt und offenbar aus jüngerer Zeit. Nach dem Visitations=Protocolle von 1554 hieß sie früher die Marien=Kapelle und hatte zwei Altäre (Abendbl. a. a. S. 501). Nach allen Anzeichen, z. B. der Einrichtung der Kapelle, ist dieselbe nicht eine Begräbnißkapelle im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern ursprünglich eine fürstliche Privatkapelle zur Abwartung des Gottesdienstes, später vorzüglich wohl zum Gedächtniß der verstorbenen Fürsten, gewesen, und von der Agnes, Herzogin von Meklenburg und Königin von Schweden, erbauet worden.

Diese Vermuthungen über die Bestimmung und Erbauung der Kapelle werden durch die, nach dieser Untersuchung später im großherzogl. Archive aufgefundene Fundations=Urkunde theils bestätigt, theils modificirt. Hiernach ward die Kapelle von der Königin Agnes gebauet vorzüglich zur Feier des Andenkens an ihren verstorbenen Gemahl, den König und Herzog Albrecht, im Allgemeinen aber zur Feier des Andenkens an die hingeschiedenen Fürsten Meklenburgs. Die von der Königin neu gebauete Kapelle war am 12. März 1423 vollendet, da sie an diesem Tage dotirt ward, und sollte am Sonntage Quasimodogeniti, am 11. Mai 1423, von dem Bischofe Johann von Ratzeburg eingeweihet werden. Sie war der Jungfrau Maria geweihet; in derselben waren zwei Altäre, an welchen die Fürstin drei Vikarien stiftete, deren Vikare


1) S. Dionysius — — Parisiis in eo loco, qui hodie dicitur Mons Martirum, obtruncatus est. Ferunt abscissum caput passus bis mille detulisse. (Diarium Sanctorum.) - Der heilige Dionysius kommt in Meklenburg öfter als Patron vor, so in der Kapelle zu Benin. S. Masch Gesch. des Bisthums Ratzeburg p. 482 no. 29.
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in Gadebusch ansässig sein sollten. An diesen Altären sollten die Vikare täglich die sieben Marienzeiten (groten tiden, horae canonicae) singen und jährlich zu bestimmten Zeiten das Andenken der Landesherren feiern. Die Vikarien wurden dotirt mit 30 lüb. Mark aus der Orbär der Stadt Rehna, mit 10 lüb. Mark aus der Kämmerei der Stadt Gadebudch und mit 15½ lüb.Mark aus vier Höfen des Dorfes Buchholz.

Die Urkunde ist abgedruckt in den Jahrbüchern, 1838, III, Urkunden=Sammlung, S. 239.

Bei den Visitationen von 1547 und 1554 hieß die Kapelle noch die Marien=Kapelle oder die Fürsten=Kapelle, und den einen Altar hatten die Franziskaner=Mönche (grawen monneke) inne.

Da in der ältesten Zeit mehrere fürstliche Personen zu Gadebusch lebten und starben, so ist es wahrscheinlich, daß sie auch hier begraben wurden. Dies muß denn aber in dem ältesten Theile der Kirche, in dem jetzigen Schiffe, geschehen sein. Von diesen Begräbnissen ist jetzt jedoch keine Spur vorhanden; möglich daß noch manches durch die Kirchenstühle bedeckt ist 1 ). Es sei hier nur von den Begräbnissen die Rede, welche in der gadebuscher Kirche und zwar in der Königs=Kapelle wirklich noch vorhanden sind. Nach allen Ueberlieferungen, freilich erst aus dem vorigen Jahrhundert, soll Albrecht, Herzog von Meklenburg und König von Schweden, in der Königs=Kapelle begraben sein. Dagegen spricht freilich, daß die Kapelle erst im J. 1423 erbauet ward, der König aber schon 1412 starb. Dennoch wird sein Leichenstein in der Kapelle gezeigt. Dies ist ein großer Stein mit eingelegten Messingplatten. In der Mitte liegt eine Messingplatte, in welche ein menschliches Bild in Lebensgröße eingravirt ist; dieses Bild scheint nach allen Umständen ein Frauenbild zu sein. Zu den Füßen der Figur ist rechts ein Wappenschild mit dem eingravirten meklenburgisch=schwedischen Wappen (drei Kronen, Stierkopf, quer getheilter gräflich=schwerinscher Schild und Greif) und links ein Wappenschild mit dem braunschweig=lüneburgischen Wappen, beide von Messing eingelassen. In den vier Ecken des Steins sind messingene Medaillons mit den eingravirten sinnbildlichen Thieren der Evangelisten befestigt. Leider fehlt die Inschrift, welche auf Messingplatten eingegraben und im Rande des Leichensteins


1) Manche fürstliche Personen, die nach dem Freimüth. Abendbl. a. a. O. S. 475 hier begraben sein sollen, z. B. Heinrich der Pilger, sind nach dem zuverlässigern Kirchberg zu Doberan begraben.
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befestigt war. Nach Hane's Bericht in der Monatsschrift etc. . a. a. O. S. 395 haben die Dänen im J. 1712 die Inschrift ausgebrochen. Nach einer mitgetheilten Untersuchung in Schröders Pap. Mekl. S. 494 (1739), aus einer Zeit, als die Inschrift noch vorhanden war, soll in derselben die Jahrszahl MCCCCXII gestanden haben; dagegen will Franck, nach seinem A. und N. Mekl. VII, S. 131, im J. 1711 noch deutlich die Jahrszahl 1430 gelesen haben: er deutet dieselbe auf die Legung des Steins über dem Grabe des Königs. Die Schlußsteine der beiden Gewölbe der Kapelle sind mit einer großen geschnitzten Rosette aus Helmbüschen verziert, in deren Mitte das alte colorirte Wappen der Königin steht: 1) drei goldene Kronen im blauen Felde, 2) ein schwarzer Stierkopf im goldenen Felde, 3) ein blauer Löwe im goldenen, mit rothen Herzen bestreueten Felde, 4) zwei goldene Leoparden in rothem Felde.

Nach allen diesen Verhältnissen ist die Kapelle und das besprochene Grab wohl ohne Zweifel das Begräbniß der Königin Agnes 1 ) († 1434, nicht 1436), einer gebornen Herzogin von Braunschweig. Es ist dabei immer möglich, daß ihr Gemahl, der König Albrecht, später, nach Erbauung der Kapelle oder nach ihrem Begräbniß, neben ihr beigesetzt worden ist 2 ).


1) In der doberaner Genealoaie und im deutschen Slagghert wird des Begräbnisses des Königs nicht erwähnt; Kirchberg und das doberaner Nekrologium reichen nicht so weit. Nur Chemnitz sagt:

"1433. Im selbigen jahr ungefähr ist Frau Agnes etc. . zu Gadebusch todes verfahren und daselbst neben ihrem höchstseligsten Herrn begraben worden".

2) So allgemein man auch in diesem Leichenstein den des Königs Albrecht erkennen will, so ist diese Aunahme doch sehr in Zweifel zu stellen, und meine ich ihn der Königin Agnes auf das entschiedenste vindiciren zu müssen. Das Bild auf der ciselirten Messingplatte ist offenbar ein weibliches, das Haupt ist mit einem Schleier umgeben, und von dem Mönchshabit, den Schröder, Pap. Mekl. p. 494, erblickt haben will, zeist sich keine Spur. Die Umschrift ist verloren, kann also nicht mehr entscheiden, aber die Wappenschilde sind auch entscheidend genug: rechts steht der Schild des Gemahls, aus den Bildern von Schweden, Meklenburg, Schwerin und Rostock zusammengesetzt, in Uebereinstimmung mit dem Siegel des Königs, das er 1409 gebrauchte, nur daß hier Rostock vor Schwerin steht. Links vom Bilde steht ein gleichfalls quadrirter Schild, der im ersten Felde zwei Löwen, gehend übereinander, und in jedem der übrigen drei Felder einen Löwen hat; daß dies aber das braunschweig=lüneburgische Wappen ist, und daß die Felder Braunschweig=Lüneburg, Eberstein und Homburg bezeichnen, ist bekannt genug; daß man es mit den Bereichen der lüneburgischen und homburgischen Löwen nicht allemal sehr genau nahm, zeigen unter andern die Münzen bei Rethmeier Br. Lün. Chron. I, p. 569. — Es möchte sich wohl schwerlich ein Beispiel aus alter Zeit finden, daß der Gemahl den Wappenschild seiner Gemahlin neben sich auf dem Leichenstein hätte, während das umgekehrte Verhältniß durchaus das gewöhnliche ist; daher kann denn dies Bild, selbst wenn auch das weibliche Ansehen der Figur noch viel (  ...  )
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An der westlichen Mauer der Kapelle vor dem Grabsteine steht noch der fürstliche Kirchenstuhl für vier Personen; die Brüstungen sind jung; das Uebrige alt, und theilweise, wie die Ueberdachung, mit schönem, altem Schnitzwerk verziert. Oben an den Lehnen sind zwei Heiligenbilder geschnitzt: rechts ein Marienbild, links ein Heiliger mit einem Lamm. Vorwärts an der Armlehne rechts ist eine große, gothische, durchbrochene Rosette eingeschnitzt in dem reinen Geschmack der doberaner Rosetten; darüber steht in Schnitzwerk nach innen ein Schild mit den schwedischen drei Kronen, nach außen ein Schild mit dem braunschweigischen Löwen.

Alles dies deutet ebenfalls unleugbar darauf hin, daß die Königin Agnes diese Kapelle habe erbauen und für sich einrichten lassen.

An der Nordwand dieser Kapelle hängt eine große Tafel mit zwei alten, gemalten Bildern in Lebensgröße neben einander auf derselben Tafel, welche Hane a. a. O. ohne Grund für elende Carricaturen aus neuerer Zeit hält. Links ist ein bejahrterer, bärtiger Fürst dargestellt, mit Fahne und Schild mit dem combinirten schwedisch=meklenburgischen Wappen und der Unterschrift: konick albrecht tho schweden, hertoch tho meklenborch, grave tho Schwerin und her tho rostock. Rechts steht ein jüngerer, bartloser Fürst


(  ...  ) weniger bestimmt sich zeigte, als es der Fall ist, nichts anderes als die K. Agnes darstellen sollen. Es sind nun zwar zwei Nachrichten vorhanden, welche die Jahrzahl des Leichensteins angeben. Schröder Pap. Mekl. p. 494 giebt Anno domini MCCCCXII an und Franck A. und N. Mekl. VII, p. 131 will deutlich 1430 gelesen haben; jedoch zwei unvereinbare Aussagen sind kein gültiges Zeugniß mehr; wahrscheinlich stand auf dem Bande über dem Kopf MCCCCXXX, und sexto kam in die zweite Hälfte, so daß also Franck richtig las, der Verf. der Schröderschen Nachricht aber sich durch die gewöhnliche Annahme dergestalt täuschen ließ, hier eine Bestätigung derselben zu erblicken; wie wenig ihm überdies zu trauen sei, zeigt die Angabe dessen, was er au dem Leichenstein der Herzogin Dorothea sah, der jetzt noch, 100 Jahr später, vollkommen lesbar ist.
Daß König Albrecht in Gadebusch begraben sei, ist allgemeine Angabe der meklenb. Historiker, die hier auch nicht in Zweifel gezogen werden soll; jedoch wo seine Gebeine ruhen, ist wohl sehr zweifelhaft: in dieser Kapelle höchst wahrscheinlich nicht, denn nach der Urkunde von 1423 hat Königin Agnes ene nige capellen buwen taten, welche erst Quasimodogeniti dieses Jahrs geweihet ward, worin Albrecht also, der 1412 starb, nicht begraben sein konnte. Ware aber von ihr die Leiche später hineingesetzt, so würde auch wohl die Bezeichnung dieser Stelle nicht unterblieben sein.

G. M. C. Masch.

Die Vermuthung, daß der König Albrecht in der Fürsten=Kapelle begraben sei, wird jedoch wohl zur Gewißheit durch die Anordnung der verwittweten Königin Agnes in der Fundations=Urkunde dieser Kapelle vom J. 1423, in welcher Sie den Vikaren dieser Kapelle befiehlt:
     "dat se dar na alle daghe effte vore vilige lesen scholen in der capellen vp deme graue".
Vgl. Jahrb. III, S. 243.

G. C. F. Lisch.

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mit dem dreischildigen meklenburgischen Wappen und der Unterschrift: albrecht hertoch tho meklenborch, grave tho schwerin und her tho rostock. Die Schriftzüge sind in den Unzialen des 16. Jahrhunderts geschrieben, also wohl renovirt. Hiernach ist der ältere Fürst: der König Albrecht III. von Schweden († 1412), und der jüngere Fürst: dessen Sohn, der Herzog Albrecht V., welcher zur Dotation der Fürsten=Kapelle durch seine Mutter Agnes seine Zustimmung gab und bald nach Einweihung derselben (11. Mai 1423) und seiner Vermählung (23. Mai 1423) noch in demselben Jahre 1423 starb. (Vergl. noch Schröders Pap. Mekl. S. 495.) Ein ähnliches Bild des Königs Albrecht III. und seines Vaters, Herzogs Anrecht II., findet sich als Miniaturbild vor der Original=Chronik des Ernst von Kirchberg im großherzogl. Archive.

Zu den Häupten des Leichensteins der Königin Agnes, zwischen demselben und dem fürstlichen Stuhl, ist das Begräbniß der Herzogin Dorothea († 1491), Gemahlin des Herzogs Heinrich 1 ) IV., gebornen Prinzessin von Brandenburg, des Kurfürsten Friederich I. Tochter, welche Gadebusch als Leibgedinge inne hatte. Auf dem Grabe liegt ein großer Leichenstein. Die in den Stein gehauene Umschrift lautet mit einigen Ueberschriften folgendermaßen:

Umschrift

(d. i.

Anno domini m. (cccc 2 ) xci in profesto fabiani obiit dorotea van godes gnaden gebaren eyn markgrevinne in brandenborch, hertoginne tho meklenborch, hertich hinricus nalaten wedewe to rene amme closter.)


1) Von einem "Hans", dessen Gemalin Dorolhea nach Schröder P. M. S. 494 gewesen sein soll, ist, wie dort behauptet wird, in der Inschrift nichts zu lesen.
2) In der Jahrszahl, welche auf den ersten Anblick stutzig macht, sind die Hunderte audgelassen; es ist hier schon die sogenannte mindere Zahl gebraucht. Bei Schröder a. a. O. ist MCCCXI gelesen, mit Ausnahme der ersten und letzten Ziffer falsch.
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Hiernach starb also die Herzogin Dorothea im Kloster Rehna am 19. Januar 1491.

In der Mitte des Leichensteins ist die Figur der Herzogin in Lebensgröße eingegraben. An ihrem rechten Arme liegt ein Band mit der Inschrift:

got. wes. gnedich. me. armen. sunderinnen.

Unten am Fuße links ist das Wappen der Herzogin eingegraben, ein vierfach getheilter Schild mit 1) dem brandenburgischen Adler, 2) dem meklenburgischen Stierkopfe, 3) dem schwerinschen quer getheilten Schilde, 4) dem rostocker Greifen 1 ).

An der östlichen Wand der Kapelle, dem Stuhle gegenüber, ist noch ein gewaltiger hölzerner Rahmen befestigt, auf welchem ein Stammbaum des meklenburgischen Fürstenhauses gesessen hat 2 ), nach der noch vorhandenen Ueberschrift:

— — — von anthirio bis auf den jetzigen regierenden landesfursten hern Ulrichen zu meklenburg zusamen verfasset und gezogen.

Dieses Werk ist unter dem Herzoge Ulrich von Güstrow (1579) verfertigt gewesen, welcher die Landesgeschichte und deren Denkmäler mit besonderer Vorliebe pflegte 3 ), und unter welchem viele ähnliche Werke verfertigt sind.

In der eben so großen ehemaligen Lützowen=Kapelle 4 ), jetzt holdorfer Kapelle (von dem holdorfer Kirchenstuhle),


1) Grade so ist auch ihr Siegel schon im J. 1474.
2) Nach dem Berichterstatter in Schröders P. M. S. 495 ist diese Genealogie "in Kupfer gegraben gewesen" und im dreißigjährigen Kriege von den Kroaten geraubt. Nach Franck VII, 412 ist es auf Pergament gemalt gewesen.
3) Als der Hauptmann Zinck im J. 1805 in der Nähe von Gadebusch mehrere Hünengräber aufdeckte, erhielt er auch von dem hochseligen Großherzoge Friederich Franz den Befehl, die fürstlichen Gräber in der Königs=Kapelle zu Gadebusch zu untersuchen. Nach den Acten ward nichts in denselben gefunden, als einige Knochenüberreste. Vgl. auch Freimüth. Abendbl. a. a. O. S. 501; von dem hier erwähnten "Leichensteine Heinrichs" ist in der Kirche keine Spur. — Als später die Kapelle restaurirt werden sollte, ward von dem Großherzoge im J. 1827 der jetzige Landbaumeister Bartning zu Schwerin mit der Veranschlagung und Begutachtung beauftragt. Derselbe zeichnete die Kapelle und alle merkwürdigen Gegenstände in derselben und überreichte dem erlauchten Beschützer der vaterländischen Geschichte diese Arbeiten, welche sich noch zu Ludwigslust befinden werden. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Ueberreste der Glasgemälde dem sichern Untergange entzogen; es ward aus verschiedenen Fenstern das meklenburgische Wappen gliicklich zusammengebracht und ebenfalls dem hochseligen Großherzoge überreicht. — Jetzt findet sich in der Kirche nur noch ein wohlerhaltenes M arienbild in dem Fenster über dem Altare.     G. C. F. Lisch.
4) Schon im J. 1466 heißt diese Kapelle die "Lutzowen capelle" in einer Urkunde im großherzoglichen Archive. - Zur Zeit der Reformation war diese Kapelle ein Lehen der von Lützow zu Lützow, Salitz und Gadebusch; jedoch hatten die Lützowen schon 1547 die Kelche herausgenommen unnd im J. 1554 war die Kapelle wüst.     G. C. F. Lisch.
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unmittelbar im Osten der Königs=Kapelle, ist keine weitere Spur von Alterthümern vorhanden, als in der Spitze der beiden Fenster alte Glasgemälde: in dem einen Fenster Reste des von Lützowschen Wappens (eine schwarze Leiter auf gelbem Grunde) und in dem andern ein bunter befiederter Helm, und außerdem einige kleinere, neuere Wappen auf Glas.

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2. Die Kirchen zu Bützow, Wismar, Neukloster und Dobbertin,

Reisebericht des Herrn Archivars Lisch zu Schwerin.

Die Kirche zu Bützow.

Die Kirche zu Bützow, früher Kirche eines Collegiatstifts des schweriner Bisthums, bewahrt noch einige bemerkenswerthe Reste alter Kunst: schon Mantzel in seinen Bützowschen Ruhestunden, Theil 23, teilte Bemerkungen über die Kirche mit, und der Pastor M. Maßmann zu Bützow ließ in den Mecklenburgischen Blättern von Geisenhainer, 1818, Jahrg. I, St. 10 und 11, S. 565 flgd. eine Beschreibung der Seltenheiten der Stiftskirche zu Bützow einrücken, welche er auf Allerhöchsten Befehl angefertigt hatte, als im J. 1811 Beschreibungen der Seltenheiten von allen fürstlichen Patronatkirchen von dem hochseligen Großherzoge eingefordert wurden 1 ).

1) ist es vorzüglich der Bau der Kirche selbst, welcher Aufmerksamkeit erregt. Grundform und Wölbung haben vielleicht nichts Seltenes. Die Grundform ist ein Oblongum; um den Mittelraum mit Chor und Schiff geht rund herum ein gewölbter Gang; die Wölbung besteht aus Spitzbogen. Das Ausgezeichnete besteht in den Pfeilern, welche die Wölbungen tragen und die älteste, schönste Zeit des Spitzbogenstyls bezeichnen. Diese Säulen bestehen nämlich aus runden Säulenbündeln, welche Kapitäler zur Krönung haben; diese Kapitäler bestehen aus allerlei Menschengesichtern, Thiergestalten und Blätterformen. Nur die Säulen


1) Es ist hier nicht Zweck, alles, was diese Kirche und andere Kirchen ziert und zieren soll, aufzuzählen und zu beschreiben; es soll nur auf das aufmerksam gemacht werden, was wirklich alterthümliche Bedeutsamkeit oder wahren Kunstwerth hat, damit es Gegenstand des Studiums und der sinnvollern Betrachtung werde. Und daher werden die folgenden Zeilen nicht überflüssig erscheinen, um so mehr, da sie vieles enthalten, was in den "Beschreibungen" noch nicht steht.
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am Altar sind vielseitig mit scharfen Ecken, ohne Kapitäler. Der Gang hinter dem Altare erweitert sich zu drei geräumigen Kapellen; die Würde der Stelle des Altars hat hier jeden Schmuck verachtet.

2) Die Eingangsthüren an der Nordseite sind, wenigstens jetzt, nur niedrig, ebenfalls mit Laubwerk verziert.

3) Von Glasgemälden ist außer wenigen einzelnen Spuren wohl nur ein Marienbild und ein großer Reichsadler in den Fenstern in der Mitte der Südseite der Kirche von höhrm Alter: das erstere ist wahrscheinlich von dem Schmuck der Glasfenster, welche der Bischof Conrad Loste um das J. 1500 der Kirche verlieh (vgl. Franck A. u. N. Meklenb. VIII, S. 297); der Adler trägt auf der Brust das dänische Wappen und über ihm steht die Jahrszahl 1617: dieses Fenster stammt also unstreitig von dem Administrator Ulrich 1 ).

4) An Schnitzwerk in Holz bewahrt die Kirche noch mehrere ausgezeichnete und wichtige Ueberreste:

  1. an einigen Kirchenstühlen unter der Orgel im Westende an der südlichen Seite der Kirche gegen den Hauptgang sind vier menschliche Figuren in relief geschnitzt, offenbar von hohem Alter; leider sind jetzt Sitzklappen mit ihren Schlössern auf diesen Figuren angebracht, wenn sie auch noch wohl erhalten sind. Dieses Schnitzwerk ist höchst eigenthümlich und findet sich in Meklenburg wohl nirgends wieder. Berühmt sind die reichen und prachtvollen gothischen Schnitzwerke in der doberaner Kirche, welche einige Gegenstücke in den Chorstühlen oder Beichtstühlen am Altar der Domkirche zu Güstrow haben. Sehr reich ist Wismar an Schnitzwerk aller Art. Diese Bilder zu Bützow sind aber auch ausgezeichnet und zeigen einen ernsten, strengen Styl. Sie verdienten wohl eine Zeichnung.
  2. Die Pforten zum hohen Chor rechts und links vom Altar haben noch alte Arabeskenverzierungen.

1) Vgl. die Beschreibung in den meklenb. Blättern, a. a. O. S. 569. Ueber diesen Reichsadler lautet ein Bericht des fürstlichen Hofmeisters und Kämmerers Samuel von Behr vom J. 1612 im großherzogl. Archive:

"Canzeler (Hajo von Nessen) referiret, daß die Capitulares einen Adeler in die Kirche setzet, beide J. F. G. davon protestiren sollen."

Dies sollte wohl ein Mittel der Domherren sein, gegen die Säcularisirung zu protestiren.
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  1. Die Kanzel ist ganz und sehr reich geschnitzt, wenn auch in jüngerer Zeit, da sie unter dem Administrator Ulrich im J. 1617 verfertigt ist.

5) Die alten Leichensteine sind fast alle sehr abgetreten und von ihrer Stelle gerückt; einige sind ausgehoben und liegen in der Materialkammer in dem Umgange hinter dem Altar, andere sind zu neuern Grabinschriften in der Kirche und auf dem Kirchhofe benutzt. Zur Entzifferung einiger von ihnen würde wohl ein längeres Studium gehören; übrigens hat Mantzel sie schon so genau als möglich beschrieben.

6) Unter der Orgel ist an die Wand eine ausgenommene Votivtafel aus Kalkstein gelehnt, mit dem Wappen des Bischofs Conrad Loste: einem halben Widder mit einem quer gelegten Bischofsstabe. Unter dem Wappen steht die Inschrift:

Anno. dni. mcccci. coradus. epus. zwerines. hac. capella. edificau. sui - -

Die Tafel scheint am Ende nicht mehr vollständig zu sein.

Eine ähnliche, vielleicht eine ganz gleiche Tafel ist am Chorende der Kirche an der Außenwand an dem (südöstlichsten?) Pfeiler, der den Sonnenzeiger trägt, eingemauert; sie steht zu hoch, um die Inschrift ohne besondere Vorrichtungen lesen zu können. 1 ) An der andern Seite desselben Pfeilers ist dasselbe steinerne Wappen ohne Inschrift in die Wand gemauert.

Wahrscheinlich stand die ausgehobene Tafel in der Kirche in einer Kapelle 2 ) im hohen Chor neben dem Altar dort, wo die beiden Wappen 3 ) draußen eingemauert sind, um die Stelle der Kapelle auch von außen zu bezeichnen.

7) Etwas versteckt seitwärts unter der Orgel steht ein großer Taufkessel (Fünte) von Bronze, dem ähnlich, wie einer im Dom zu Schwerin steht, jedoch wohl jünger, da der bützower im J. 1474 gegossen ist. Oben steht im Rande eine Inschrift:


1) Maßmann a. a. O. S. 669 hielt das Wappen für unkenntlich. Mantzel las noch: Anno — — mille quoqne uno Conradus Pichil condidit illud opus. Dies Wenige, was sicher schlecht gelesen ist, giebt wenigstens doch auch die Jahrszahl 1501. Statt epus, d. i. episcopus, hat Mantzel aber — — Pichil gelesen.
2) Nach dem meklenb. Bl. a. a. O. S. 576 stand früher an jeder Ecke der Kirche eine Kapelle; alle dind jetzt weggebrochen.
3) Aus dem alten Altar in der Kirche zu Bützow stand auch des Bischofs Conrad Loste (1482-1503) Wappen und gegenüber ein Wappen, welches dem Bischofe Johannes von Thun (1504-1506) angehört und nicht dem Bischof Peter Wolkow, wie Mantzel will; vgl. mekl. Bl. a. a. O. S. 572.
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Inschrift

]

d. i.

Inschriftskreuz Anno domim MCCCCLXXIV. Euntes in mundum universum, praedicate evangelium omni creaturae: qui crediderit et baptisatus fuerit, salvus erit.

Um den Bauch des Gefäßes laufen übereinander zwei Reihen von gegossenen Heiligenbildern en relief. Jede Figur steht unter einem dreifach gewölbten Giebel oder Bogen im Rundbogenstyl. In der obern Reihe stehen z. B. außer Gott Vater die Apostel; in der untern Reihe stehen Heilige, Märtyrer, Kirchenväter. An der Vorderseite des Kessels, dort wo die Inschrift beginnt, steht Gott der Vater; neben ihm steht Petrus. Neben der Figur des Petrus steht an jeder Seite ein Gießerzeichen: das eine ist wie ein Steinmetzzeichen; das andere hat die Gestalt einer Scheere. Auf der entgegengesetzten Seite steht in einem Felde links gelehnt ein Stierkopf mit ausgeschlagener Zunge, wie der Stierkopf der Herren von Werle. Unter diesem Wappen steht das bischöflich=schwerinsche Wappen: Zwei Bischofsstäbe im Andreaskreuze übereinander gelegt, jedoch hier so, daß die beiden Krümmungen nach einer Seite hin gewandt sind. Hiernach und nach der Jahrszahl wäre also der Taufkessel unter dem Herzoge Balthasar von Meklenburg gegossen, welcher 1473-1479 im Besitze des Bisthums Schwerin war 1 ).


1) Auch der Herr Freiherr von Glöden zu Bützow hat über die dortige Kirche Notizen eingesandt, welche vorzugsweise auf einige in der Beschreibung in den Mekl. Blättern vorkommende Ungenauigkeiten sich beziehen. Da diese Mittheilungen größtentheils mit dem Berichte des Herrn Archivars Lisch zusammentreffen, so beschränken wir uns darauf, folgende ergänzende Zusätze denselben zu entnehmen. "Der Taufkessel ist wahrscheinlich früher mit einem gleich schönen Deckel versehen gewesen. Es befindet sich nämlich oben am Rande ein hübsch verzierter Knopf, dessen innere Seite ausgehöhlt ist und ihm gegenüber, unterhalb des geschweiften Kesselrandes, eine Krampe. Augenscheinlich diente diese Vorrichtung dazu, den Deckel, der bei der Taufhandlung abgehoben wurde, vor dem Entwenden zu schützen. Vermuthlich war er rund und von getriebener Arbeit, und da diese Form hinderlich war, als man sich später nicht mehr des Kessels bediente und nur ein kleines Taufbecken oben aufsetzte, so mußte jener Deckel einem flachen, hölzernen Platz machen. Meine Nachforschungen aber, wo jener geblieben sei, blieben erfolglos. Eben so wenig gelang es mir, eine erst ohnlängst vollzogene Beraubung dieses interessanten Gefäßes riickgängig zu machen. Der Taufkessel ruht nämlich auf einem 1½ Fuß dicken Sandstein, der (  ...  )
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Die Kirchen zu Wismar

sind noch sehr reich an bemerkenswerthen Gegenständen der Kunst. Unendlich zahlreich sind die Leichensteine, welche, freilich bei mühseliger Arbeit, der Geschichte noch Gewinn bringen dürften; eben so zahlreich sind die alten geschnitzten Wappen an den Kirchenstühlen, namentlich in der Marienkirche, meistens wohl aus dem 16. Jahrhundert; die Glocken haben einen guten Klang aus guter alter Zeit. Dies alles zu untersuchen, das Wichtige hervorzuheben, kostet viel Zeit und Mühe. Der Baustil der Kirchen selbst ist, dem Vernehmen nach, schon Gegenstand kunstgeschichtlicher Forschung geworden; er ist nicht allein in dem Ganzen der Kirchen beachtenswert, sondern vorzüglich in den vielen Anbauten und Kapellen. Besonders zeichnet sich ein Seitengiebel der Nicolai=Kirche (nach der Grube hin) sowohl durch den Styl, als durch die reichen Verzierungen von Figuren in glasurten Ziegeln aus.

In Vergleichung zu der bützower Kirche hebe ich nur Einzelnes hervor:

1) Figuren, namentlich Menschenköpfe, in den Kapitälern der Pfeiler, welche die Gewölbe tragen, finden sich auch in der Nicolai=Kirche. Jedoch sind sie hier nicht so eigenthümlich und mit dem Bau der Pfeiler in so großer Uebereinstimmung, wie in der Kirche zu Bützow. Im schwarzen Kloster (d. i. der Kirche der Dominikaner= oder


(  ...  ) "in der Mitte eine Oeffnung hat, welche das durch einen doppelten Trichter von dieser Form
Trichter
aus dem Kessel kommende Wasser abfließen ließ. Diesen Trichter nun hat man, als jetzt überflüssig, zum Besten (?) der verarmten Kirche an einen hiesigen Kupferschmied verkauft, der das schöne Metall eiligst verarbeitete und so eine Rückkgabe, um die ich mich bemühete, unmöglich machte. — Vor kurzem hat man endlich den Taufkessel aus seinem bisherigen Versteck in die Mitte der Kirche gebracht. - Zu der Beschreibung der Kanzel (in den Mekl. Blättern) ist nachzutragen, daß die Breite der Felder (mit Ausnahme der hinter dem Pfeiler befindlichen etwas schmalern) 18", ihre Höhe eben so viel beträgt. Wird indeß zur letztern die über jedem Bilde befindliche dachartige, mit liegenden Genien etc. . geschmückte Aufsatz gerechnet, so ergiebt sich eine Totalhöhe von 24". Die 8 Felder der Kanzel sind zur Seite mit schmalen, carhatidenartigen Säulen eingefaßt, neben denen sich wiederum 5-6" breite Säulen erheben, deren oberer Theil mit weiblichen allegorischen Figuren, der untere aber mit Früchten u. dgl..verziert ist. Endlich werden die Felder noch von runden, freistehenden Säulen, gleichsam Trägern des Ganzen, etwa 38" hoch, umgeben, deren Kapitäler schönes Laubwerk, und die Sockel ebenso reiches Schnitzwerk ziert. In das Lob, welches der sehr saubern und schönen Schnitzarbeit in jener Beschreibung gezollt wird, kann ich freudig einstimmen: es ist diese Kanzel wirklich ein Meisterstück, der Styl edel, die Arbeit vollendet schön, reich ohne Ueberladung."
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schwarzen Mönche) werden die senkrechten Wulste der Pfeiler auch von Menschenköpfen getragen, unter denen Wappenschilder stehen.

2) An Glasmalereien ist die Nicolai=Kirche noch sehr reich. Sie sind im Styl der Glasmalereien in der doberaner Kirche und kommen diesen wohl an Schönheit nahe. Diese beiden Kirchen möchten vielleicht doch das Vorzüglichste und Vollständigste haben, was Meklenburg an Glasmalereien besitzt.

3) An Schnitzwerk sind, wie oben bemerkt, die Kirchen zu Wismar sehr reich. Vorzüglich zu beachten sind die Chorschranken (Verkleidungen des hohen Chors am Altar) und die Chorstühle in der Georgen=Kirche und auch in der Marien=Kirche, so wie das ausgezeichnet große und schöne Altarblatt in der Georgen=Kirche, alles sehr sehenswerth. Ein großes Crucifix, dessen Kreuz reich mit Weinblättern und Trauben verziert ist, hat kunstgeschichtliches Interesse.

4) An Gußwerk zeichnet sich vorzüglich aus: das aus Messing gegossene Grabdenkmal der Herzogin Sophia, Gemahlin des Herzogs Magnus, einer gebornen Herzogin von Pommern, der verdienstvollen Stammmutter mancher deutscher Regentenlinien († 26. April 1504; vgl. Rudloff II, S. 901), vor dem Altar im schwarzen Kloster; das Bild der Fürstin liegt in Lebensgröße in erhabener Arbeit auf dem Grabe. Das Denkmal verdiente eine würdevolle Befriedigung, da das Waisenhaus in der Kirche erbaut ist; wenigstens wäre der noch freien Hälfte der Kirche, wenn auch nur des Denkmals wegen, eine schloßfeste Vergitterung zu wünschen. Das Denkmal fordert Zeichnung und die geschnörkelte Inschrift Entzifferung. — An Taufkesseln (Fünten) findet sich in der Marien=Kirche ein metallenes Becken (mit dem berühmten eisernen "Teufelsgitter") mit erhabenen Figuren, wie in der Kirche zu Bützow, jedoch ohne Umschrift, und in der Georgen=Kirche ein ähnliches, aber ganz glattes Becken, mit aufgemalten Figuren 1 ). — Wahrscheinlich besitzen die Kirchen noch manches Merkwürdige an vasis sacris.

Die Kirche zu Neukloster.

Die Kirche dieses ehemaligen alten Klosters (Sonnenkamp) hat im Aeußern ihres Baues wohl manche Eigen=


1) Im Freimuth. Abendbl. 1821, Nr. 131 sind schon einige bronzene Taufkessel aufgeführt, nämlich: die zu Schwerin, zu Wittenburg von 1342, zu Neustadt Parchim von 1365 und zu Kröpelin.
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thümlichkeit, namentlich in den glasurten Ziegeln, und ist in einem edlen Style erbauet. Nach Abbildungen zu urtheilen, ist der östliche Hauptgiebel in den Verzierungen der Zickzacklinien aus glasurten Ziegeln ganz einem Giebel an der bischöflichen Kirche zu Camin in Pommern gleich. — Das Innere der neuklosterschen Kirche hat weder im Bau viel Bemerkenswerthes, noch in der Ausschmückung, da viel modernisirt ist. Die Glasmalereien scheinen jedoch im hohen Grade interessant zu sein. Die ganze nördliche Seite des Schiffes über dem alten oberen Chor der Nonnen bewahrt nämlich in den Fenstern noch fast alle alten Malereien unversehrt. In jedem der schmalen Fenster ist ein Heiliger in Lebensgröße dargestellt. Diese Malereien haben freilich nicht den Glanz der Malereien in der doberaner und der wismarschen Nicolai=Kirche, aber die Gluth, die Tiefe und die Dauerhaftigkeit der Farben in den neuklosterschen Fenstern ist ausgezeichnet; nach der Zeichnung zu urtheilen scheinen sie viel älter als jene zu sein, und möchten zu den ältesten Glasmalereien in Meklenburg gehören. — An Schnitzwerk finden sich noch Weinlaub= und Traubenverzierungen am Chorstuhle neben dem Altare und Verzierungen von Menschenköpfen an den alten Stühlen des Convents auf dem obern Chore. Der Altar von vergoldetem Schnitzwerk gehört zu den bessern Arbeiten dieser Art. — Vier bis fünf Leichensteine möchten noch geschichtliche Ausbeute geben.

Von den alten Klostergebäuden ist wenig vorhanden; der Kreuzgang ist abgebrochen; das alte Conventhaus, jetzt das Amtshaus genannt, steht noch mit seinen alten durchbrochenen Giebeln.

Die Kirche zu Dobbertin

scheint gar nichts Sehenswerthes mehr zu besitzen. Der Bau der Kirche ist einfach; die Ausstattung ist aus der schlechtesten Zeit des modernen Styls des vorigen Jahrhunderts und contrastirt nicht wenig mit dem neuen Thurmbau im alten Styl. Auch von den alten Klostergebäuden steht nichts weiter, als der Kreuzgang; an diesem ist allerdings bemerkenswerth, daß die eine Hälfte im Rundbogenstyl, die andere im Spitzbogenstyl gewölbt ist.

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3. Die Kirchen zu Hohen=Vicheln, Neukloster, Warin, Tempzin, Rühn und Bützow, und die Burg zu Warin,

Reisebericht des Herrn Archivars Lisch und des Herrn Hofmalers Schumacher zu Schwerin.

Auf die sichere Anzeige, daß die ehemalige Residenz der Bischöfe von Schwerin, das jetzige Amtshaus zu Warin, noch im Laufe des Sommers 1838 abgebrochen werden solle, hielt der Ausschuß des Vereins im Geiste seiner Zwecke es für nöthig, das Aeußere dieses alten Gebäudes durch genaue und gute Zeichnung für die Zukunft zu erhalten. Eine schon früher erworbene Zeichnung genügte nicht; der Ausschuß beauftragte daher den Hofmaler und Vereins=Antiquar Schumacher, sich nach Warin zu begeben, um eine Zeichnung des Gebäudes aufzunehmen. Durch die vorstehenden Reiseberichte des Archivars Lisch veranlaßt, sprach der Ausschuß den Wunsch aus, daß dieser den Hofmaler Schumacher auf der Reise nach Warin begleiten und beide im Verein die geschichtlichen Merkwürdigkeiten von Warin und den nahe bei dieser Stadt gelegenen Kirchen und ehemaligen Klöstern untersuchen möchten. Der Hauptzweck der Reise war die Zeichnung der Burg von Warin; dieser Zweck ist durch die eingelieferte Zeichnung vollständig erreicht. Zugleich aber sind auch Proben der Merkwürdigkeiten aus den Kirchen und Klöstern zu Vicheln, Neukloster, Tempzin und Bützow in Zeichnungen eingereicht und von den nachfolgenden Beobachtungen begleitet, welche theils als Ergänzungen der vorstehenden Reiseberichte und Erläuterung der Zeichnungen, theils als Anregung zu künftigen gründlichem Untersuchungen und vollständigern Zeichnungen angesehen werden können.

Die Kirche zu Hohen=Vicheln.

Die Kirche zu Hohen=Vicheln am nördlichen Ende des schweriner Sees ist in ihrem Bau wohl eine der merkwürdigsten und schönsten Landkirchen in Meklenburg. Sie bildet ein Rechteck und ist im Innern mit drei Reihen von Gewölben bedeckt. Diese Gewölbe werden von acht runden Säulen getragen, so daß die Kirche einen größern Mittelraum und zwei Seitengänge hat; das östliche und das westliche Ende der Kirche haben quer über einen größern Raum, als die übrigen Vierecke zwischen den Säulen. Die Säulen sind

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schlank und verlieren sich ohne Absätze und Kapitäler in die Gewölberippen; die Gewölbe sind in engen Spitzbogen auf die Säulen gesetzt. Die Säulen sind mosaikartig abwechselnd mit glasurten grünen und nicht glasurten hochrothen Ziegeln bekleidet; leider bedecken diesen Schmuck jetzt mehrere Kalkschichten, welche bei den unheilvollen "Renovirungen" der letzten Jahrhunderte aufgetragen sind. Der ganze, reine Bau mit seinen schönen Verhältnissen, seinen schlanken Säulen, seinen hohen und kühnen Gewölben, seinen großen (jetzt zu Vierecken vermauerten) Fenstern in Spitzbogen, seinem dunklen Westraume, — macht einen höchst wohlthätigen Eindruck, den die Würde des Styls zunächst veranlaßt. Der Bau stammt ohne Zweifel aus der ersten, besten Zeit des Spitzbogenstyls in Meklenburg, aus dem 13. Jahrhundert 1 ). Das Material, aus dem die Kirche erbaut ist, ist ganz vorzüglich; die Säulen klingen, wenn man nur mit dem Fingerknöchel an dieselben klopft, als wären sie hohl; einer der frühern Prediger soll deshalb eine Säule haben anbohren lassen, aber weder zu einer Höhlung, noch zu vermauerten Seltenheiten gelangt sein.

Von dem alten Schmuck der Kirche steht nichts mehr an seiner Stelle, jedoch ist noch manches Beachtungswerthe aus der katholischen Zeit in den Hintergrund gestellt. Eine alte hölzerne Statue eines Helmold von Plessen, welche jetzt in einer Fensternische neben der Kanzel aufgestellt ist, ist schon im Freimüth. Abendbl. 1831, No. 647 beschrieben und in einer Lithographie beigegeben. — Der Schmuck über dem Hauptaltare wird aus einer niedrigen Basis (mit dem Sacramentschrein) und einigen darauf gestellten Heiligen=Figuren bestanden haben. Alle diese Schnitzwerke liegen noch in den vermauerten Fensternischen des Westraums; es sind: ein kleines Relief aus Holz geschnitzt, ungefähr einen Fuß hoch, mit einer Darstellung des Abendmahls, von mittelmäßiger Arbeit; ferner ein großes Crucifix und die Statuen der Maria und des Johannes, ungefähr in Lebensgröße,


1) Vicheln oder Hohen=Vicheln, wie es jetzt genannt wird, hat durch seine Lage immer einige Bedeutung gehabt. Daher hatten z.B. im Mittelalter die Bischöfe von Schwerin hier ihre Kornspeicher (granaria) und noch im 16. Jahrhundert die Herzoge von Meklenburg ihre Materialienhäuser, z. B. Kalkhäuser. Auch große Versammlungen waren zu Vicheln, wie z. B. am 20. Julius 1320 der Fürst Heinrich von Meklenburg mit den Grafen, dem Bischof und den Domherren von Schwerin in der Kirche zu Vicheln verhandelte. — Ein Prediger von Vicheln, Namens Simon, kommt schon im J. 1173 vor.
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von einer Arbeit, welche nicht besondere Beachtung verdient. Nach einer hochtönenden, sonst nichts sagenden Inschrift auf der Rückwand des seligen Altars ist die Kirche im J. 1696 renovirt, und bei dieser Gelegenheit ist nicht allein das Schlechtere an die Stelle des Bessern gekommen, sondern auch der Kalk auf die Säulen getragen; ja man hat die alte Reliefdarstellung des Abendmahls verworfen und — was unglaublich scheint — eine ganz genaue, aber viel schlechtere Copie desselben an die Stelle des alten gesetzt! Außerdem liegen noch drei, aus Holz geschnitzte Heiligenbilder in halber Lebensgröße, welche wahrscheinlich von einem Nebenaltare stammen, in den genannten Mauernischen, nämlich: eine Maria, eine Katharina 1 ) und noch eine nicht zu erkennende Figur; diese sind von sehr guter Arbeit und verdienten einen bessern Platz.— Ueber die Taufkessel (Fünten) und Weihbecken aus Granit ist schon im Jahresber. II, S. 119 berichtet, und wird hier nur noch bemerkt, daß die vier menschlichen Gesichter im Relief an dem Taufsteine, welcher jetzt im Pfarrgarten steht, alle eine verschiedene Ausstattung an Haarschmuck, Bärten und dgl. haben; der eine Kopf trägt offenbar eine antike Krone, von der vier Zacken hervorstehen. — Auf einem, sonst schlecht gearbeiteten (Tauf=) Becken von Messing ist in der Mitte ein geharnischter Ritter zu Roß mit einem Falken auf der linken Faust und auf dem Rande eine Weinranke mit Trauben eingetrieben. — Auf einem vergoldeten Kelche steht die Inschrift:

dessen. kelk. heft. gheben. her. hinrik. wesebom. deme. ghot. gnedich. si.

Auf sechs um den Fuß hervorstehenden Knöpfen sind in blauer Emaille die Buchstaben:

c. c. h. s. i. v.

mit Gold eingelegt. Auf andern ähnlichen Kelchen stehen auf ähnlichen Knöpfen die Buchstaben des Namens: i.h.e.s.v.s. (Jhesus). Ob die Buchstaben auf dem Vichelschen Kelche dasselbe zu bedeuten haben?


1) Die heil. Katharine mit dem Schwerte oder dem Rabe oder mit beiden in den Händen wird in Darstellungen durch Bildhauerei und Malerei in den Kirchen des mittlern Meklenburgs öfter gesehen, wie der Verlauf dieses Berichts ergeben wird.
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Die Kirche und das Kloster zu Neukoster.

Die Kirche des ehemaligen Cistercienser=Nonnenklosters Sonnenkamp oder Neukloster bei Warin, fundirt im J. 1219, also des ältesten Nonnenklosters im Lande, gehört zu den ausgezeichnetsten kirchlichen Gebäuden im Vaterlande und ist eine der wenigen größern Kirchen, vielleicht die einzige in Meklenburg, welche in der Uebergangs=Periode vom Rundbogenstyl 1 ) zum Spitzbogenstyl liegt 2 ) Die Kirche ist eine Kreuzkirche, im Innern einfach und ganz frei, ohne Pfeiler und Nebengänge. Das Aeußere ist sehr ernst und würdig; die Eingangspforten sind völlig im Rundbogen mit drei Wulsten, welche auf drei runden Pilastern mit einfachen Kapitälerchen aus Ziegelmasse ruhen, gewölbt; die hohen, sehr schmalen Fenster des Schiffes nähern sich im Schlusse dem Spitzbogen; in den Giebeln über den Pforten sind Paare von schmalen Fenstern neben einander. Die Verzierungen des östlichen Giebels und die Kragsteine sind aus schwarz glasurten Ziegeln. Das Schiff ist nicht gewölbt; der Chor ist im Spitzbogen gewölbt und scheint in seiner ganzen Innern Einrichtung später, als die Erbauung der Kirche vollendet zu sein.

Der Altar besteht aus vergoldetem und bemaltem Schnitzwerk. Den mittlern Raum nimmt ein Marienbild in einer Glorie ein; im linken Flügel steht das Bild der heil. Katharine 3 ) mit dem Rade, wie sie eine kleine Kaisergestalt mit dem Fuße tritt; im rechten Flügel steht eine Maria mit dem Christkinde auf dem Arme, welches sie der vor ihr knieenden heil. Katharina verlobt. Auch unter den Glasgemälden in den Fenstern auf dem Nonnenchor ist eines mit dem Bilde der heil. Katharina mit dem Schwerte in der Hand gefüllt 4 ).


1) Die Kirche zu Ratzeburg, das Schiff der Kirche zu Gadebusch und die Kapelle zu Althof bei Doberan gehören noch der Zeit des (sogenannten byzantinischen) Rundbogenstyls an.
2) Die Erbauung der Kirche zu Güstrow scheint theilweise auch in dieser Uebergangsperiode zu liegen.
3) In den Siegeln der Propste von Neukloster kommen im 15. Jahrh. öfter Darstellungen vor, welche dem Altar gleichen. So führt der Propst Heinrich Goldberg (1416-1430) das volle Bild der heil. Katharina mit dem Schwerte in der rechten, und dem Rade in der linken Hand, und darunter sein Familien=Wappen im Siegel.
4) Die Kirche zu Neukloster war der Jungfrau Maria geweihet. Die Verehrung der heil. Katharina muß aber sehr verbreitet gewesen sein, da sie oft auf Altarbildern dargestellt ist (vgl. oben Vicheln und weiter unten Bützow). Die Darstellung mit dem Rade und dem Schwerte bezieht sich daraus, daß, als sie des Kaisers Maxentius Geliebte nicht werden wollte, dieser sie peinigen ließ und rädern lassen wollte, die Räder aber durch ein Wunder entführt wurden; endlich ward sie enthauptet. Die Figur zu ihren Füßen ist der Kaiser Maxentius; diese hat schon (  ...  )
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Diese Schnitzwerke in den Altarflügeln sind höchst ausgezeichnet. Die Figur der heiligen Katharina links ist in der vollsten Jugendblüthe gehalten, aber mit einer edlen Sittigkeit und mit jenem festen Triumphe der alten Kirche, mit der die erhabene Gestalt, auf das Rad gestützt, den winzigen Maxentius in den Staub tritt. Die Figur, welche auch als Bildhauerarbeit, in Zeichnung, Gewandung und anatomischer Berechnung trefflich ist, zeigt eine Verschmelzung der höchsten Jungfräulichkeit und Schönheit mit dem ernsten Siegesgefühl des Glaubens, wie man sie wohl selten finden mag. Die Darstellung der Maria im rechten Altarflügel zeigt im Gegensatze zu dem Bilde der Katharina in Stellung und Gewandung ein eben so schönes Bild einer Matronen=Erscheinung.

Links vom Altare steht der Chorstuhl für die männlichen Geistlichen des Klosters aus Eichenholz gehauen mit 8 Sitzen, an den Seiten mit geschnitztem Eichenlaub verziert; auf der Leiste der Ueberdachung ist die Anbetung der Maria in alter Malerei dargestellt; in der Mitte steht unter einer gotischen Nische ein Marienbild und zu beiden Seiten auf der langen, schmalen Leiste knieen betend die Heiligen mit übergeschriebenen Namen in gothischer Minuskel. Diese Darstellung ist durch Kalktünchung fast ganz verdorben.


(  ...  ) zu lächerlichen Hypothesen Veranlassung gegeben. Ihre Verlobung mit dem Christkinde ist ihrem Cultus eigenthümlich. Ein im großherzogl. Archive aufbewahrtes mittelhochdeutsches Passionale aus dem 14. Jahrh. sagt hierüber:

Der Keiser katherinen
vruntschaft liez erschienen,
wand er sie gutlich ansach
vnde mit sempften worten sprach:
— — — — — — —
— — — — — — —
Ich wil nach disen sachen
dir lan ein bilde machen,
vor daz die lute muzen treten
vnde dich mit vreuden anbeten
als eine gotinne;
nach miner kuniginne
saltu gewaldigest wesen
vnde mir die liebeste uzerlesen,
die ich nu indert schouwe.
Do sprach die inncvrouwe:
Ey la die rede vnderwegen;
du must ir umsust pflegen
wand sie gein mir ist verlorn.
Ich han mir einen vrunt erkorn
Ihesum Christum den herren min,
des brut wil ich stete sin;
din liebe ist mir rechte so ein troum;
er ist min holde brutegoum.

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Der Taufkressel ist modern und schlecht. Er steht auf einer Schale von Sand= oder Kalkstein, von ungefähr 6 Fuß im Durchmesser, welche in den Boden eingelassen ist und in welcher früher der alte Taufkessel gestanden hat; nach den Berichten ist diese Schale ganz flach und erst in neuern Zeiten mit einer Schicht von Mauersteinen gefüllt.

Im Westen der Kirche ist der hohe Chor der Nonnen mit Stühlen aus Eichenholz gehauen; es sind noch 32 Sitze vorhanden. Hier wurden früher die berühmten Reliquien aufbewahrt.

Die Glasmalereien stammen wohl aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, da ein Bild in den Unzialen dieser Zeit, anscheinend aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts, den Namen: M A THI A S hat. Das Glas dieser gemalten Fenster hat eine Dicke von 1/8 Zoll.

In dem Fenster über dem Altare sind jetzt zwei gemalte herzoglich=meklenburgische Wappen aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts. Noch vor einiger Zeit befand sich in der Mitte dieses Fensters zwischen den beiden fürstlichen Wappen ein altes Gemälde der Dreieinigkeit, wie Gott Vater den Sohn am Kreuze im Schooße hält und über beiden die Taube schwebt.

Die Leichensteine enthalten folgende Inschriften und Wappen.

1) Im Chore vor dem Altar liegt ein Stein mit der Inschrift:

Inschrift

(d. i.

anno domini MCCCLXXXVII in die Vitalis obiit Helmoldus Bybow et Eghardus frater eius in die Seuerini. Orate pro eis).

In der Mitte des Steins ist eine Vertiefung für einen einzulegenden Wappenschild von Metall eingehauen, der jedoch nicht mehr vorhanden ist.

2) Rechts von diesem Steine liegt ein Stein mit der Inschrift:

Inschrift

(d. i.

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Anno domini MCCCCLX obiit Hinricus de Bulowe. orate pro eo. Anno domini MCCCCLXVIII feria V post festum exaltacionis sancte crucis obiit Anna vxor eius).

Innerhalb der Umschrift sind in Umrissen zwei Figuren ausgehauen: rechts ein geharnischter Ritter, mit beiden Händen vor der Brust ein Schwert haltend, welches bis zu den Fußsohlen reicht; links eine Frau mit gefalteten Händen. Zu den Füßen des Ritters liegt der von Bülowsche Wappenschild mit 15 Byzanten, zu den Häupten desselben ein Helm, auf dem ein Vogel sitzt. Zu den Füßen der Frau liegt ein Schild mit einer pyramidalisch emporsteigenden Zinne; zu ihren Häupten liegt ein Helm mit zwei schlichten Hörnern, zwischen denen das Schildzeichen mit zusammengezogenen Seiten verschmälert und an allen Seiten frei dargestellt ist und daher die Gestalt eines geästeten Baumes hat. Dies ist der Wappenschild der von der Lühe; ganz genau so, jedoch noch ohne Helm, führt ihn im J. 1340 ein Conradus de Lu.

3) Links von dem ersten Steine liegt ein dritter mit der Umschrift:

Umschrift

(d.i.

Anno domini MCCCCXXXIV die Ghertrudis obiit dominus Tidericus Winkelman vicarius huius ecclesie confessor monialium. Orate pro eo).

Im Mittelfelde ist unter einer gothischen Nische ein Mönch dargestellt, der den Kelch consecrirt. An seinem linken Fuße liegt ein Wappenschild mit einem Querbande, auf dem ein Kelch und der Buchstabe w steht. An den vier Ecken des Steins sind die symbolischen Darstellungen der vier Evangelisten eingehauen.

4) Im nördlichen Gange der Kirche liegt ein Stein mit der Umschrift:

Umschrift

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(d.i.

Anno domini MCCCCLVII dominica Letare obiit validus [..... domin]us Johannes Stralendorp. orate pro eo. — — — — — — — [ob]iit Beke vxor eius. Orate Deum pro eis).

In der Mitte des Steins sind in Nischen ein Ritter und eine Matrone eingehauen, wie auf dem Bülowschen Grabsteine No. 2. Zu den Füßen der Figuren steht in den beiden untern Ecken des Steins das Stralendorfsche Wappen: ein längs getheilter Schild mit drei schräg rechts aufwärts liegenden Pfeilen in der rechten und einem halben Rade in der linken Hälfte; zu den Häuptern der Figuren steht in jeder Eeke ein Helm mit einem aufrecht stehenden Pfeile auf demselben als Helmschmuck.

5) In demselben Gange liegt ein sehr abgetretener Stein, der nichts weiter als eine Inschrift hat, von welcher noch zu lesen ist:

Inschrift

6) Im südlichen Gange der Kirche liegt ein Stein mit den Symbolen der Evangelisten in den vier Ecken und der Umschrift:

Umschrift

(d.i.

Anno domini MCCCCXXXVI in die Eg[idii] obiit Johannes Moller presbiter — — — — —).

Sonst ist in der Kirche nichts Bemerkenswerthes. Eine Tafel, welche rechts neben dem Altar hängt, hat die Inschrift:

ANNO CHRI. 1225 IST DIES IVNGFRAVEN CLOSTER VON MECHTHILDIS KONIGES TOCHTER AVS POLEN HENRICI BVREVINI H. Z. M. GEMAHLINEN GESTIFTET ABER ANNO 1550 VON HERTZOG VLRICH ZV MEKLENBVRG REFORMIRET WORDEN.

worauf die Namen der ersten Prediger nach der Reformation folgen, denen die Prediger der neuesten Zeit die ihrigen haben hinzufügen lassen. Diese Nachricht aus dem Ende des 16. Jahrh. ist den Jahrszahlen nach eben so ungegründet, als die Aufzeichnung in einem bei der Pfarre befindlichen Register aus dem 17. Jahrh., daß das Kloster 1215 bei Westenbrügge gegründet und im J. 1223 nach Sonnenkamp verlegt worden sei.

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Die Glocken hangen in einem niedrigen, frei stehendenvThurme, welcher, fern von der Kirche, in der Kirchhofsmauer zwischen dem Kirchhofe und dem Wirthschaftshofe steht und die aus Thon geformten Wappen des Herzogs Ulrich und seiner Gemahlin trägt; er sieht eher aus wie ein Zwinger, als wie ein Glockenthurm. Unter den Glocken ist nur eine von höherm Alter; sie trägt die Inschrift:

Inschrift

Von den ehemaligen Klostergebäuden ist noch einiges vorhanden; auch läßt sich die Einrichtung des Klosters mit Hülfe alter Inventarien aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts (von 1610 bis 1613) noch ziemlich genau beschreiben.

In einiger Entfernung von der Südseite der Kirche nach dem großen See hin liegt ein Berg, in alten Acten und noch heute der Sonnenberg genannt 1 ). Vom nördlichen Fuße dieses Berges bis zu der leisen Erhebung, auf welcher die Kirche steht, ist eine sanfte Senkung: dies ist wohl ohne Zweifel der Sonnenkamp der alten slavischen Domaine Kussin, auf welchem das Kloster erbaut ward. In dieser Senkung liegt denn auch das ganze Kloster, genau der Südseite der Kirche gegenüber. In gleicher Richtung mit dem westlichen Giebel der Kirche liegt im Westen des Klosters ein Teich, der Jungfernteich genannt, mit einem Ausflusse nach dem Fuße des Sonnenberges hin; dieser Ausfluß treibt sogleich eine Mühle dicht neben dem Hauptgebäude des Klosters.

Das Hauptgebäude des Klosters liegt am entferntesten von der Kirche, im Süden von derselben und parallel mit ihr, fast genau so groß, wie das Schiff der Kirche und fast genau in derselben Lage, so daß die Mauern zwischen beiden auf die Giebelseiten derselben stoßen. Dies Gebäude, im J. 1610 im Gegensatze eines ältern, gegenüber liegenden Gebäudes das "Neue Haus", im J. 1613 das "Herrenhaus" genannt, ist ein massives, zweistöckiges Gebäude mit hohen, schönen Giebeln im gothischen Geschmack und hin und wieder noch mit den alten kleinen Fenstern; dies ist ohne Zweifel das


1) Ihm gegenüber im Westen liegt ein anderer Berg, der "Düsterberg" genannt. - Der Sonnenberg war noch im 16. Jahrhundert mit einer kleinen Buchenwaldung bedeckt. Ein anderes Holz war das "Junckfrawenholtz vor dem Kloster, ist eitell Eichen — und gar klein".
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eigentliche K lostergebäude, und ist höchst wahrscheinlich im Anfange des 15. Jahrh. erbauet, da die Bischöfe von Schwerin und Ratzeburg im J. 1400 für Wallfahrten zu den Reliquien zu Neukloster und für Geschenke an das Kloster einen vierzigtägigen Ablaß für jede Reliquie ertheilten, da zu Neukloster Bauten nothwendig seien; daher wird dies Gebäude das neue genannt, im Gegensatze zu dem alten Kloster. Es war früher einige Zeit lang Residenz der apanagirten Fürsten, unter schwedischer Zeit "Amtshaus" und jetzt Pächterwohnung. Auf jeden Fall ist es viel jünger, als die Kirche. Der westliche Theil dieses Gebäudes ist im Erdgeschosse in sehr großen Räumen gewölbt und war in alten Zeiten Brau= und Backhaus, jetzt Branntweinbrennerei. In diese gewaltigen Kellerräume, von denen ein unterirdischer Gang nach der Kirche gehen soll, fließt das Wasser einer Quelle vom Sonnenberge. Diese eisenhaltige Quelle ist am Fuße des Sonnenberges in dem jetzigen Garten; ihr Wasser wird in einem Bassin gesammelt; in alter Zeit war am Sonnenberge bei der Quelle eine Wasserkunst, welche das Wasser in das Backhaus und in die Küche leitete ("An dem Sonnenberge die "Wasserkunst tregt ins Backhauß vnd Kuchen." Inventarium von 1610). — Im Westen des Hauptgebäudes liegt in der Tiefe am Ausflusse des Jungfernteiches die Mühle. — Die übrigen Hauptgebäude des Klosters lagen neben einander im rechten Winkel an dem Herrenhause nach der Kirche hin, der Länge nach am Jungfernteiche. Diese Gedäude waren: zunächst im rechten Winkel am westlichen Ende des Brau= und Backhauses ein dreistöckiges, ganz massives Gebäude, von einem alten Klostergute das "Brunshaupt" genannt, mit gewölbten Kellern; von diesem Gebäude steht nur noch ein Stockwerk. Dann folgten am Jungfernteiche entlang nach der Kirche hin: die "Hofstuben", das "lange Kornhaus", das "Rauchhaus", alle massiv und gewölbt, und von dem Rauchhause bis an die Kirche eine Mauer. — Diese zwei Reihen von Gebäuden und das Schiff der Kirche, bildeten den Klosterhof, welcher vom östlichen Ende des Kirchenschiffes bis zum östlichen Giebel des Hauptgebäudes gegen Osten durch eine Mauer geschlossen war. Diesen Hof durchschnitten quer über das "alte Haus" und die "Küche", welche sich an die Hofstuben lehnte. Der nördliche Theil dieses Hofes an der südlichen Seite des Schiffes der Kirche bildete den Nonnen=Kirchhof, der noch jetzt der Jungfern=Kirchhof heißt und vor nicht langer Zeit zu dem allgemeinen Kirchhofe genommen ist. - Der Kreuzgang ging wahrscheinlich vom

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Hauptgebäude nach der Kirche an der östlichen Seite des Hofes, wo in neuern Zeiten noch eine Mauer stand; in dieser Richtung ist an der südlichen Seite des Schiffes noch die Wendeltreppe zum obern Nonnenchor; es ist sonst nicht abzusehen, welchen Weg die Klosterfrauen zur Kirche genommen haben sollten. Nach den Spuren von der Anlehnung des Kreuzganges an die Kirche war derselbe jedoch nur ein Stockwerk hoch. — An der nördlichen Seite des Schiffs der Kirche war auch ein einstöckiges Gebäude angebauet; dies diente im 17. Jahrhundert zur Canzlei. — An der Mauer oder dem Kreuzgange im Osten des Hofes steht der Thurm. Neben diesem war, wie noch heute, das Thor und neben demselben waren Wohnungen für Pförtner und Knechte, wie noch heute einige alte Gebäude von denselben stehen. — An der östlichen Seite des Klosters standen nach Osten, "nach dem Felde hin", wie noch heute, die Wirtschaftsgebäude: ein "Backhaus", eine Scheure, ein Stall, und zwei Viehhäuser. — Dem Thor gegenüber in der Richtung nach dem Sonnenberge hin standen im 17. Jahrhundert der große Marstall und der kleine Marstall. Der kleine Marstall, massiv, im gothischen Styl erbaut, ist noch ein altes Klostergebäude mit gothischen Giebeln und steht noch, mit einem Giebel dem Sonnenberge gegenüber. An diesem Marstall war auch ein großes Thor.

Dies ist das, was sich noch von der Lage des Klosters ermitteln läßt.

Die Kirche zu Warin.

Die Kirche zu Warin hat gar nichts Alterhümliches und Merkwürdiges im Bau und Schmuck; der Drang der Umstände hat sogar den Anbau eines hohen Chors aus Fachwerk veranlaßt und dem ganzen Innern eine zwar reinliche, aber abschreckend eintönige und geschmacklose Form gegeben. Drei alte Leichensteine in der Mitte der Kirche sind das Einzige, was an die ältere Einrichtung der Kirche erinnert:

Inschrift

(d.i.

Anno domini MCCCCXVIII die X mensis Maii obiit dominus Nicolaus Moke huius ecclesie diuinorum rector. Orate pro eo).

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Innerhalb der Inschrift steht auf dem Steine ein Schild mit einem Kelche, zu beiden Seiten desselben stehen die Buchstaben

Inschrift

(d.i.

Anno domini MDIII secunda feria post Dionisii obiit dominus Johannes Runghe vicarius huius ecclesie. Orate pro eo).

In der Mitte des Steins ist ebenfalls ein Schild mit einem Kelche eingegraben, und zu dessen beiden Seiten die Buchstaben:

Inschrift

Der Name der Kirche ist nicht mehr zu lesen. Wahrscheinlich war dies ein fremder Geistlicher.

Hinter dem Altare steht noch ein Becken von Bronze ohne alle Verzierungen, ganz wie das Becken von Borkow (vgl. Jahresber. II, S. 77) sowohl an Gestalt und Arbeit, als auch an Erzcomposition; schon in einem Inventarium von 1632 wird in der Kirche aufgeführt "ein klein Messingbecken bei der heiligen Taufe zu gebrauchen".

Die Kirche und das Kloster zu Tempzin.

Das Kloster derAntonius=Brüder, Augustiner=Ordens nach der Regel des h. Antonius, zu Tempzin bei Warin, auch Tönnigshof (d. i. Antonius=Hof) genannt, hat durch das Antoniusferkel und die Glocke eine gewisse sprichwörtliche Berühmtheit erlangt. So viel aus gedruckten Quellen zu ermitteln war, hat Wehnert im Freimüth. schwerinschen Abendblatt Nr. 515 und 516 dieses Kloster und dessen Quellen beschrieben. Auch hier soll nicht die Geschichte der Stiftung erschöpft, sondern nur angedeutet werden, was sich bei Besichtigung der Localität ergab.

Die Kirche ist ein sehr großes Gebäude mit hohen Gewölben und hohen und weiten Fenstern, ganz im Spitzbogen=

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styl. Die bildet im Innern ein Rechteck, ist in Chor und Schiff geschieden und hat zwei Seitenschiffe, von denen das südliche gewölbt ist. Der Bau der Kirche ist trotz der weiten Räume doch nicht rein im Styl; die Verhältnisse sind weder edel, noch gefällig, vielmehr scheint ein gewisses Mißverhältniß stattzufinden. Das Einzige, was an der Kirche wissenschaftliche Beachtung verdient, ist der Thurm, welcher an der Mitte des westlichen Giebels der Kirche aufgeführt ist und wegen seiner Seltenheit Beachtung verdient; ist er auch grade nicht edel, so ist er doch gefällig und originell. Es sind nämlich Thurmgebäude, Pforte und Fenster und Strebepfeiler so zu einem schmalen und zierlichen Ganzen verbunden, daß man nicht weiß, was man von diesem Allen sieht, und daß man doch einen Thurm vor sich hat. Die Haupträume nehmen die tief eingesprengte Pforte und ein noch tieferes, mit Wulsten eingefaßtes und perspectivisch verkürztes Fenster ein, an deren Seiten die scharfen Ecken der schmalen Strebepfeiler emporstreben. Diese Conturen der Pfeiler und die tiefen Bogen bilden den Thurm. Die ganze Construction ist entstanden aus Durchbrechung eines schmalen Achtecks durch die tiefen Fensterbogen. Der Hauptzweck war eine Zeichnung desselben. Die Thurmspitze ist neu; sie ward vor etwa 100 Jahren aufgesetzt, nachdem 1731-1745 zu diesem Bau Collecten veranstaltet waren.

Im Jnnern enthält der Bau noch einen Ueberrest aus der ältern Zeit der Baukunst: die Gewölbe des Chors ruhen nämlich auf sechs humoristisch=gestalteten menschlichen Figuren.

In der Nordwestecke des Schiffes ist gewissermaßen eine erhöhete Kapelle, eine Tribüne angebracht, welche auf Bogen ruht. Zu derselben gelangt man über die Thurmtreppe; der Gang zu derselben geht aber in derselben Höhe längs der übrigen westlichen und der ganzen südlichen Wand des Schiffes fort, bis er dort, wo das Schiff neben dem Chor aushört, sich in eine Thür verliert, die wahrscheinlich in den Kreuzgang führte, von dem man also bequemer zum Thurme gelangen konnte.

Von dem alten Schmuck der Kirche ist wenig oder eigentlich gar nichts mehr übrig; die häufigen Klammern und Haken an den Säulen beweisen, wie reich die Kirche, namentlich das Schiff, mit Schildereien verziert gewesen sein muß, was sich bei den weiten, etwas unverhältnißmäßigen Räumen ganz gut gemacht haben muß: Ausschmückung der gotischen Kirchen ist nicht zu verachten, wenn sie mit künstlerischer Einsicht geschieht; nur das Verbauen leiden diese Kirchen einmal nicht. — Das Sehenswertheste in der Kirche sind die Altargemälde: treff=

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liche alte Bilder aus der römischen Schule, welche zu den besten im Lande gehören; leider haben sie durch Feuchtigkeit und Alter so sehr gelitten, daß schon die Fetzen davon fliegen: doch sind die Reste noch zu erhalten, und es ist der Kirche eben so sehr ein neuer Altarschmuck, als den Gemälden eine bessere Stelle und künstlerische Pflege zu gönnen. — unter den Kirchenstühlen finden sich noch drei Sitze von den alten Chorstühlen des Convents, aus Eichenholz gehauen. Auf jeder innern Seite einer Stuhllehne ist ein Heiligenbild ausgeschnitzt, welches einen gelben Wappenschild mit einem rothen Querbande, auf dem drei grün und weiß gefärbte Blumen, wie eben sich öffnende Kornblumen, abwärts hangend liegen, in der Hand hält. — Im nördlichen Seitenschiffe steht die colossale, sitzende Figur des h. Antonius aus Holz geschnitzt; die Hände sind in neuern Zeiten durch einen Landarbeiter auf die allerbeste Weise restaurirt.

Die vorletzten Präceptoren, wie die Vorsteher der Antoniusklöster genannt wurden, haben sich alle an den Gebäuden verewigt. Die letzten Präceptoren waren, so viel sich aus den Urkunden und Akten annäherungsweise ergiebt:

1478-1490 Gerhard Schütte (Sagittarius).
1490-1500 Barthold Ponnick, (Punick oder Ponink).
1500-1518 Johann Kran, resignirt.
1518-1529 Johann Wellendorp
1529-1550 Gregorius Detlevi, der letzte Präceptor, unter dem das Kloster säcularisirt ward und der noch 1571 zu Rostock lebte.

An dem westlichen Ende des südlichen Seitenschiffes sind zwischen den beiden letzten Strebepfeilern in Menschenhöhe in die äußere Wand der Kirche 7 rothe Ziegel mit einer erhaben modellirten 1 ) Inschrift eingemauert:

Inschrift

(d. i.

T. frater Johannes Kran preceptor. Anno domini MD).


1) Das Hervorstehen der Buchstaben im Relief in Inschriften auf gebrannten Ziegeln scheint der letzten Zeit des Mittelalters, dem gothischen Alphabet, anzugehören, während in der ersten Zeit des Mittelalters im 13. und 14. Jahrh. die Unzialen eingegraben wurden.
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Auf dem ersten Steine steht in einem Zirkel das Wappen des Präceptors Johannes Kran: ein Kranich (Kran oder Kron im Plattdeutschen genannt) mit einem großen T Ring , an einem Ringe, im Schnabel; nach dem Wappen folgt auf dem Steine noch ein T (= Tempzin?) 1 ). Diese Inschrift kann nur zum Gedächtniß des Amtsantritts des Präceptors gesetzt sein, da er, nach der verschwenderischen Regierung des Präceptors Barthold Ponnick, seine Würde erst im J. 1500 übernahm.Vielleicht bezieht sie sich aber auch auf die Restaurirung der Kirche.

Hinter dem westlichen Theile der Kirche liegt der Hof (Tönningshof). Auf diesem stammen noch zwei Gebäude aus alter Zeit. Das eine ist das jetzige Backhaus, südwestlich von der Kirche, in gleicher Richtung mit derselben und etwas von derselben entfernt, an der Südseite des Hofes. Die Ringmauern stehen noch, und von dem schönen östlichen Giebel, welcher im reichen Spitzbogenstyl aufgeführt ist, steht noch der größere Theil, obgleich hinter dem verstümmelten Mauerwerk ein neuer Giebel aufgeführt ist. Ueber der, im Spitzbogen gewölbten Pforte im Osten des Gebäudes sind 6 Ziegel mit einer erhabenen Inschrift eingemauert; die beiden ersten sind zertrümmert; der zweite und der letzte Ziegel sind von weißem, die übrigen von rothem Thon. Der Rest der Inschrift lautet:

Inschrift

(d. i.

[T. Bartoldus P] onink preceptor anno 1496).

An der Nordseite des Hofes, der Seite der Kirche mehr gegenüber, liegt ein zweites Gebäude, eine Scheure, welche ebenfalls noch im gothischen Style erbauet ist und der alten Zeit angehört.

Am Ostende dieses Gebäudes zwischen demselben und der Kirche war das Klosterthor, welches in neuern Zeiten abgebrochen ist. Auch dieses trug eine erhaben gearbeitete Inschrift auf gebrannten Ziegeln, den beiden andern Inschriften gleich. Nach den glaubwürdigen Berichten des Herrn Pastors Zarncke zu Zahrenstorff enthielt diese Inschrift den Namen (des vorletzten Präceptors) Johann Wellendorp. Ueberreste von dieser Inschrift fanden sich noch in der Kirche.


1) Dieses große T war das eigenthümliche Amtswappen der Präceproren von Tempzin. So führten auch Gerhard Schütte und Barthold Ponik dieses T unter Blumenranken im Siegel, und das Siegel des Johannes Kran ist ganz wie das oben beschriebene Wappen auf dem Ziegel an der Kirche.
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Die Kirche und das Kloster zu Kühn.

Die Kirche des Cistercienser Nonnenklosters Rühn bei Bützow hat, wie die noch vorhandenen Klostergebäude, im Bau nichts Merkwürdiges und Ausgezeichnetes; eben so ist im Innern der Kirche wenig von Bedeutung zu finden: die Kirche ist nicht einmal gewölbt.

Das Sehenswertheste in der Kirche ist das Altargemälde, welches aus einem Hauptblatte und zwei Flügeln besteht mit Gemälden auf Holz und Kreidegrund. Das mittlere Blatt enthält das Gemälde des Abendmahls und ist nicht von Bedeutung. Die beiden Flügel enthalten jedoch die knieenden und betenden lebensgroßen Bilder des Herzogs Ulrich und dessen Gemahlin Elisabeth, beide sehr gut gemalt und schon der Seltenheit wegen von hohem Werthe. Rechts (heraldisch) ist das Bild des Herzogs, links das Bild der Herzogin. Zu beiden Seiten der Häupter dieser Figuren stehen ihre Wappen und kleine Tafeln mit den Inschriften:

VON. GOTT. GN. ULRICH. H. Z. MECKELNB. F. Z. W. GR. ZV. SCHW. D. L.R.V. ST. H. ANNO 1578.

und

V. G. G. ELISABET. GEBOREN. AVS. KONIGLICHEM. STAMME. ZV. DENNEMARKEN. HERZOGIN. ZV. MECKELNB.FVRSTIN. Z. W. GRÄFIN. Z. S. D. L. ROST. V. ST FRAV. AO. 1578.

Auf den Hinterseiten der Tafeln mit den fürstlichen Bildnissen stehen die Inschriften:

WIR V. G. G. ULRICH
DES LANDES MEKELBRURG HERTZICH
ADMINISTRATOR TZU SCHWERIHN
AUCH DES STIFTS BUTZOW UND WARIHN
HABEN DIS KLOSTER UNBESWERT
UNSERM LIEBN GEMAHL VORERD
ALS MAN SCHREIB AN DEM WEINGERN TZAL
FUNF UND SIEBENTZIGK UBERAL

und

WIR FRAU ELISABTH GEBORN
AVS KONGLICHEM STAMMEN AUSERKORN
HABEN DIS KLOSTER RENOVIRD
DIE KIRCH GEBAUT UND FEIN GETZIERD

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TZU EHREN DEM GETREUWEN GOD
DAS MAN DARIN NACH SEIN GEBOD
MUCHT UNDERWEISEN IN TZUCHT UND LEHRN
DIE UNDERTAHN UNSERS HERZLIEBEN HERN
DER UNS DASSELBE GAR UMSUNST
GESCHENKET HAT AUS LIEB UND GUNST.

Mit dieser ersten Renovirung wird denn auch wohl der Anfang mit Hinausschaffung des Alterhümlichen gemacht sein.

Die messingenen Altarleuchter sind auch noch von der Herzogin Elisabeth.

Rechts vom Altar ist das Grabdenkmal der Herzogin Sophie Agnes († 1625) aus Holz, schon schlecht gearbeitet, und über demselben das Brustbild der Herzogin. Zu beiden Seiten des Epitaphiums sind die Wappen des Herzogs Adolph Friederich I. und seiner Gemahlin Anna Margaretha, geb. Gräfin von Ostfriesland. In dem meklenburgischen Wappen sind die Kronen der Stierköpfe golden, die Schirmbretter des Helms für Meklenburg golden, blau, roth, schwarz und golden, die Helmdecken rechts roth und golden, und links blau und golden, der schwerinsche Schild ist unten roth und oben golden, der stargardische Arm mit dem Aermel ganz silbern (jetzt geschwärzt, wie gewöhnlich durch die Länge der Zeit). — In dem Wappen des Herzogs Ulrich auf dem Altarblatte sind die Schirmbretter silbern, blau, roth und golden.

Im hohen Chor der Kirche liegen auch noch einige alte Leichensteine, welche im Folgenden beschrieben werden sollen. Die Leichensteine im Schiffe sind aus neuerer Zeit und leicht zu lesen.

Zunächst vor dem Altare liegt ein Leichenstein mit der Umschrift:

Inschrift

(d. i.

Anno domini MCCCLXXX obiit Reymarus Barnecow; anno domini MCCCLXXX obiit . . . . uxor eius).

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Der Name der Frau ist nicht mehr deutlich zu erkennen; er bestand aus vier bis fünf Buchstaben, und hieß vielleicht Anna .

In der Mitte des Steins ist rechts liegend eine Frau, links ein geharnischter Ritter, beide mit gefalteten Händen auf der Brust, ungefähr in ¾.Lebensgröße dargestellt; beide haben tief um die Hüften einen breiten Gürtel aus großen quadratischen Gliedern, vorne durch ein rundes Schloß zusammengehalten. Zu ihren Häupten steht in der Mitte des Steins ein Helm, zu ihren Füßen darunter ein Schild mit einem, nach unten gekehrten Fluge, über welchem zwei Stierhörner stehen, an dem noch Stirne und Ohren sitzen.

An den vier Ecken des Steins sind die vier symbolischen Zeichen der Evangelisten ausgehauen.

Neben diesem Steine liegt ein anderer ungefähr von derselben Größe mit denselben Darstellungen. Die Umschrift lautet:

Inschrift

(d.i.

Anno domini MCCCLXX ipso die Gordiani obiit Reymarus Barnecow et anno post obiit uxor eius Margareta. Orate pro eis.).

Der Name margareta steht der Länge des Steins nach zwischen den Beinen beider Figuren. (Ein Reimar Barnekow wohnte 1348 auf Karin.)

Etwas weiter hinab an den Chorschranken liegt links ein großer Stein mit der Inschrift:

Inschrift

(d.i.

Anno domini MCCCLXXXII in die Nicolai episcopi obiit Bertoldus Moltsan miles. Anno domini MCCC          obiit Alheydis uxor eius. Orate pro eis. Non oblitum.).

In gothischen Nischen sind zwei Figuren: rechts eine Frau, links ein geharnischter Ritter, beide mit gefalteten Händen, ein=

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gehauen. Zu den Füßen der Frau steht das molzansche Wappen: ein längs getheilter Schild, mit zwei Hasenköpfen unter einander in der rechtn und einer halben dreiblätterigen Weinranke in der linken Häfte. Zu den Füßen des Ritters steht ein Helm. Zwischen beiden Figuren stehen, nach der Länge des Steins, die Worte:

non. oblitum.

Rechts vom Altare an den Chorschranken liegt ein Stein mit der Umschrift:

Umschrift

(d.i.

Anno domini MCCC obiit dominus Hinricus Mulsow prepositus Runensis. Orate pro eo.).

Die mindere Jahrszahl nach m°.c°c°c°. und der Sterbetag ist nicht ausgefüllt gewesen; an der Stelle derselben ist eine nicht bearbeitete Lücke im Stein: der Schrift nach stammt der Stein aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die innere Fläche des Steins füllen die Umrisse eines den Kelch consecrirenden Geistlichen; an den vier Ecken stehen die symbolischen Darstellungen der vier Evangelisten.


Zwischen den beiden letztern Steinen grade vor dem Altare liegt ein Stein mit einem, in einer vertieften Nische in Relief ausgehauenen, lebensgroßen Bilde eines lutherischen Geistlichen. Die Umschrift lautet:

ANNO. 1603. 30 OCTOBRIS. HORA. 10. VESPERTINA. PIE. ET. PLACIDE. IN. CHRISTO. OBIIT. REVERENDVS. ATQVE. DOCTISSIMVS. DOMINVS. STEPHANVS. RICHARDI. HVIVS. ECCLESIAE. RHVNESSIS. PASTOR.

Im Halbkreise um das Haupt der Figur steht:

ANNO. AETATIS. 63. MINISTERII. 36. REQVIESCAT. IN. PACE.

Die Kirche zu Bützow.

Die Kirche des schwerinschen Collegiatstifts zu Bützow ist eins der ausgezeichnetsten Bauwerke, welche Meklenburg besitzt. Imponirt der Dom zu Schwerin durch die einfache und edle

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Größe seiner Massen, reißt die Klosterkirche zu Doberan durch die fast unglaubliche Kühnheit und Zierlichkeit der Formen zur Bewunderung hin, so entzückt die Kirche zu Bützow durch die Schönheit und den tief berechneten Wechsel der saubersten Formen, welche sich sonst nicht häufig finden möchten. Der ganze Bau ist ein Meisterwerk der Baukunst und zeigt durchweg eine solche Harmonie, daß überall Befriedigung zu finden ist. Diese Tribüne des hohen Chors mit ihren schmucklosen, scharfkantigen, ernsten Säulen, mit den drei weiten Kapellenräumen mit den hohen Fenstern dahinter, durch welche sich von allen Seiten hin das Licht über die Altarstelle ohne Hemmung ergießt; — dieser liebliche Mittelraum mit seinen zierlichen Säulenbündeln und humoristischen Kapitälern; — dieser etwas verengte und schlichte Westraum mit dem dunklern Hintergrunde für die Orgel: — alles dies befriedigt im Ganzen und in den Theilen, man mag sehen, wohin man will. Dergleichen läßt sich aber mit wenig Worten nicht schildern, sondern bedarf einer gründlichen Aufmessung und Zeichnung, welche Monate Zeit fordern würden.

Das Altarblatt besteht aus ziemlich gutem vergoldeten Schnitzwerk. Der Mitteltheil stellt eine Grablegung Mariä(?) dar, während welcher die Umgebungen, aus Geistlichen bestehend, das Amt verwalten, beten, singen u. s. w. Unter diesen ist eine Gruppe merkwürdig, welche aus Einem Buche singt; einer der Singenden in der hintern Reihe sieht über die andern weg und hat eine Brille auf der Nase. Die Seitenflügel enthalten in Nischen geschnitzte Heiligenbilder. Der Altar hat außerdem noch zwei, also im Ganzen drei Flügel an je der Seite; jede der hintern Seiten hat Gemälde, deren also im Ganzen acht sind, welche zu den bessern aus den ersten Jahrren des 16. Jahrhunderts gehören und hohe Beachtung verdienen. Auch hier ist auf einem der (heraldisch) rechten Flügel eine h. Katharina dargestellt, wie sie den winzigen Kaiser (Maxentius) in den Staub tritt! 1 ) Der Altar ist unter dem verdienstvollen Bischofe Conrad Loste (1482-1503) erbaut und unter seinem Nachfolger Johannes Thun (1504-1506) vollendet, da Conrad Loste im J. 1503 starb. Ueber dem Altare steht auf einer schmalen Leiste in Holz geschnitzt die Inschrift:


1) Diese Darstellung hat in Bützow hin und wieder zu lächerlichen Verwechselungen Veranlassung gegeben, indem die Kaisergestalt durch den Küster für den "Bischof Costius (d. i. Lostius oder Loste) ausgegeben wird, der den "Altar erbauet habe". Es ist bei der Figur auch viel gewischt.
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astitit. regina. a. dextris. tuis. in. vestitu.

Inschrift

Auf der Basis des Altarblattes steht rechts das Wappen des Bischofs Conrad Loste: auf blauem (oder grünem) Schilde ein halber goldener Widder, der einen goldenen Bischofsstab trägt; links steht das Wappen des Bischofs Johannes von Thun: auf goldenem Schilde drei gewässerte grüne Querbänder und hinter dem Schilde ein goldener Bischofsstab.

Der schönste Schmuck der Kirche bleibt aber die Orgel, welche ebenfalls noch aus der katholischen Zeit (wohl aus dem Anfange des 16. Jahrh.) stammt und noch nichts von dem barocken Geschmack hat, mit welchem alle Orgeln in neuerer Zeit überladen werden. Hier steht noch ein Werk, wie es sich für eine gothische Kirche ziemt. Im reinsten gothischen Styl strebt das Werk mit einer Kraft und Würde empor, daß es augenblicklich klar wird, diese Einrichtung, und keine andere, passe an dieser Stelle. Betrachtet man ohne Störung diesen Orgelbau bei den prächtigen Tönen des Werkes, so scheint es, als theilten sich die Empfindungen des Ohres dem Auge mit: die Thürmchen und Arabeskenschwingungen werden gewissermaßen lebendig und scheinen in der Harmonie emporzustreben. In einer solchen tief durchdachten Anlage bewährt sich die Meisterschaft der alten Zeit, die ein Werk in dem Einen Plane, für den Einen Zweck schuf. Diese Orgel kann immer als Muster für neue Bauten gelten, wenn sie nicht sclavisch nachgeahmt wird und wenn sich — Holzschnitzer finden, die genug Geschicklichkeit und Fleiß zu solchen Werken haben. Leider ist das Rückpositiv ein jämmerliches Machwerk des 17. Jahrh. Die 4 schön geschnitzten Figuren auf der Außenlehne der vier Kirchenstühle unter der Orgel stellen die Anbetung der heil. Drei=Könige dar. Die erste Figur ist die Jungfrau Maria, die drei andern sind die heil. Drei=Könige mit ihren Gaben. Das Schnitzwerk ist ernst und gut.

Rechts vom Altar am Pfeiler ist ein steinernes Epitaphium auf Georg Wackerbart und Ursula Vieregge (seine Frau) vom J. 1590. Vor einem Bilde der Auferstehung knieen rechts 3 männliche und links 5 weibliche kleine Figuren, die Familie Wackerbart darstellend, aus Alabaster; im Gipfel sind die Wappen der beiden und an den Pilastern 16 Wappen der Ahnen aus Alabaster. Es wird dies Werk hier angeführt, damit es dereinst zur Vergleichung mit dem großen

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fürstlichen Epitaphien im Dome zu Güstrow dienen kann, mit denen das bützowsche wohl denselben Meister hat.

Unter den Glasmalereien verdient noch ein südliches Fenster neben dem, welches den Reichsadler trägt, Beachtung. Hier ist ein, den Kelch consecrirendes männliches Bild mit rothem Heiligenschein (?) dargestellt. Ueber demselben steht ein blauer Schild mit rothem Querbande, auf welchem drei grüne (Klee=) Blätter liegen; dies ist ohne Zweifel das Familien=Wappen des Bischofs Werner Wolmers (1458-1473).

An einem östlichen Pfeiler an der Außenwand der Kirche ist das bülowsche Wappen aus Messing angebracht, wie es auch am Dome zu Schwerin befestigt ist.

An dem südöstlichen Pfeiler an der Außenwand, welcher den Sonnenzeiger trägt, ist eine Kalksteintafel mit dem Wappen des Bischofs Conrad Loste. Die Inschrift, welche durch Hülfe einer Leiter und des scharfen Sonnenlichts jetzt entziffert werden konnte, lautet:

Inschrift

(d.i.

Annis verbigene 1 ) quingentis mille quoque vno Conradus presul condidit istud opus.).

Die Leichensteine sind einem wiederholten Studium unterworfen, aber kein einziger zeigte einen solchen Zusammenhang, daß sich irgend ein Name oder ein Datum für eine Person herausbringen ließ.


Mögen diese Andeutungen auch dazu dienen, daß bei Renovationen im Laufe der Zeit die Wahrheit erkannt, das Schlechte der letzten Jahrhunderte aus den Tempeln geworfen und das Würdigere im Geiste der ursprünglichen Schöpfung wieder an dessen Stelle gesetzt werde, damit die großen Werke der Vorzeit den Einfluß gewinnen, zu dessen Erreichung sie geschaffen und fähig sind. Hiezu kann aber nur ein sorgfältiges Studium der noch vorhandenen Ueberreste führen.


1) verbigenae = des Wortgeborenen=Christi, nach der Bibelstelle: Und das Wort ward Fleisch. — Als Nachtrag zu S. 139 die Bemerkung, daß Mantzet Pichil statt presul (d. i.=episcopus) las.—Auch hat sich S. 139 in die Inschrift ein Druckfehler eingeschlichen: m cccc i statt m ccccc i .
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Die Burg der Bischöfe von Schwerin zu Warin.

Die alte Burg der Bischöfe von Schwerin zu Warin ist in neuern Zeiten als Amtshaus benutzt und soll im Laufe dieses Jahres abgebrochen werden und einem neuen Amtshause Platz machen; es ist daher die Aufgabe des Vereins gewesen, dieses alte Gebäude in getreuen Zeichnungen aufzubewahren. Diese mag folgende kurze Beschreibung, so viel sie es noch vermag, erläutern. Die Burg liegt im Süden der Stadt Warin unmittelbar an derselben auf einem nicht sehr hohen Plateau und war mit Gräben und Wällen umgeben, von denen noch bedeutende Ueberreste vorhanden sind. Das Ganze bildete ein geschlossenes regelmäßiges Viereck mit der Auffahrt von der Stadtseite her. Jetzt stehen noch drei Seiten des alten Gebäudes; die Gebäude der Seite nach der Stadt hin sind seit Menschengedenken abgebrochen. Das Hauptgebäude bildet den mittlern Theil, der Auffahrt (gegen Norden) gegenüber; mit diesem sind zwei lange Flügel verbunden, welche die beiden Seiten des Hofes bilden. Diese drei Gebäude sind von gleicher Höhe und nur zwei Stockwerke hoch, wie auch ähnliche alte Gebäude in Meklenburg, z. B. die alte gräflich=schwerinsche Burg zu Neustadt, sich nicht höher erhoben. Links an dem Thor der Auffahrt, an der nordöstlichen Ecke des Vierecks, stand ein viereckiger Thurm (ein "Berchfrit") mit einem Eingange von oben hinein auf einer, von außen an der Hofseite angebrachten Treppe. Dieser Thurm war bis zum Dache 80', mit dem Dache gegen 120' hoch und nahm ein Quadrat von 40' ein; die Grundmauern waren 10' dick. Die nordwestliche Ecke war durch eine Mauer geschlossen. An der hintern Seite des südlichen, mittlern Hauptgebäudes, auf dem südlichen Ende des Plateaus, steht ein großes, hohes, viereckiges Gebäude von festem Bau, ungefähr halb so lang, als das Hauptgebäude und stark nach der Ostseite desselben hin gerückt, die eigentliche Residenz oder Veste Warin; dieser Bau erhebt sich bedeutend höher, als die übrigen Gebäude und ist, obgleich wohl in neuern Zeiten mit neuen Balkenlagen im Innern durchlegt, auf dem Unterbau drei hohe Stockwerke im Gemäuer hoch mit sehr hohen und spitzen Giebeln. Im mittlern Theil sind die zugemauerten Wölbungen von großen Spitzbogenfenstern erkennbar. Das obere ganz leere Stockwerk, welches noch der Bischofssaal heißt, hat an den Seiten nur Schießscharten als Oeffnungen, welche lang und schmal sind und sich nach außen hin erweitern. Im untern Theile sind hohe, weite Bogenfenster, jetzt vermauert. Im J. 1521 war

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hier "des Bischofs Kammer" und im J. 1624 hieß dieses Gemach "der Bischof"; unter war der "lange Saal" 1 ). Die Giebel haben hohe, vertiefte Spitzbogen zur Verzierung. An dem westlichen Giebel dieser Veste, an den obern, rechten Seiten der drei Bogenverzierungen, sind neben einander und in drei Reihen in schräger Linie über einander drei, also im Ganzen neun, viereckige Ziegel (von ungefähr 4 Fuß im Quadrat) mit erhabenen Wappen eingemauert; in jeder Reihe ist ein Ziegel glasirt. Auf einigen dieser Ziegel läßt sich ein Schwan erkennen.

Das Hauptgebäude quer am Ende des Hofes vor dieser Veste ist im Erdgeschosse gewölbt, schmal und nur ein Gewölbe tief. Der Eingang ist in der Mitte und der Fußboden ist in neuern Zeiten so sehr erhöht, daß die Tragsteine der Gewölbe nicht hoch über dem Fußboden stehen. Der jetzt in mehrere Zimmer geschiedene untere Raum des Gebäudes, im Eingange, rechts vom Eingange ganz und links vom Eingange zur Hälfte, bildete früher nur einen Raum und war wahrscheinlich der Hofsaal oder der Hauptsaal; er ist in einem zierlichen Gewölbe mit vielen, sich durchkreuzenden Rippen gewölbt. Der linke, östliche Raum des Hauptgebäudes ist ganz einfach und würdig von einem Gewölbe mit Kreuzrippen bedeckt; dieser heißt jetzt noch die Kapelle und war sicher die Haus= oder Burg=Kapelle des Bischofs. An der östlichen Außenwand dieser Kapelle links neben dem Fenster im zweiten Stock sind wieder zwei Paar Ziegel über einander eingemauert, wie sie am Giebel der Veste zu sehen sind. Von dem obern Paar trägt der eine Ziegel das Wappen der von Bülow (mit 14 Byzanten) ganz so, wie es aus Messing am Dom zu Schwerin und an der Westseite der Kirche zu Bützow zu sehen ist; der zweite Ziegel ist verwittert. Von dem untern paar Ziegeln führt ein jeder einen Schwan als Wappenschild; rechts von dem Fenster ist noch ein Ziegel mit einem Schwan. — Unter diesem Hauptgebäude sind heller, deren Eingänge in schönen Spitzbogen aufgemauert sind.

Die beiden Flügel zeigen außer ihrem festen, tüchtigen Bau nichts Altertümliches, als daß oben an der Außenwand des östlichen Flügels, nicht weit davon, wo derselbe an die Kapelle angelehnt ist, in gleicher Reihe mit den Wappenziegeln


1) Im J. 1521 war in des Bishofs Kammer zu Warin: "1 Bedde, 1 Ornat in einer Kiste, 1 Missal und "- was für einen Bischof lächerlich genug klingt — "1 Junckfrow in dat bede tho wermenn"; so muß man damals die Bettwärmer genannt haben.
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auf der Kapellemvand, zwei Ziegel mit dem Wappen der von Bülow, von denen einer glasirt ist, eingemauert sind.

Eine Zeichnung des früher abgebrochenen Thurms am Eingange, welche vor dem Abbruch aufgenommen ist, hat der Herr Amtmann Piper zu Warin gütigst überlassen.

Auf dem Plateau unmittelbar an der Veste wurden viele Scherben von sehr festen, blaugrauen mittelalterlichen Gefäßen gefunden, wie sie zu Prillwitz (vgl. Jahresber. II, S. 76) und ein ganzer Krug zu Rehna (vgl. Jahresber. III, S. 92) gefunden sind. Die Gefäße waren auf der Töpferscheibe mit Reisen und außerdem mit Knötchen um den Bauch verziert, welche von innen nach außen gedrückt sind; die Füße waren theils klein und gedreht, theils, wie bei dem Gefäße von Rehna, von innen aus dem Bauche hinausgedrückt. Auch dicke Glasscherben fanden sich, einige von der Dicke von 3/8 Zoll.

Die Entdeckung der eingemauerten Ziegel, während die Gebäude noch standen, läßt Schlüsse auf die Zeit der Erbauung der Veste machen. Nach dem von Bülowschen Wappen können die Gebäude nur in dem Zeitraume von 1292-1375 aufgeführt sein, da nur in dieser Zeit Bischöfe aus dem Hause von Bülow: Gottfried I. (1292-1314), Ludolph (1331-1339), Heinrich I. (1339-1347) und Friederich II. (1365-1375) den Hirtenstab zu Schwerin führten. In den Siegeln der beiden ersten ist noch keine Spur von dem Gebrauche eines Amts= oder Familien=Wappens. Auch war Warin erst kurz vor dem Regierungsantritte des Bischofs Gottfried befestigt (vgl. Rudloff II. S. 91), so daß ein durchgehends neuer Bau unter diesem nicht glaublich erscheint. Die Burg zu Warin wird also im 14. Jahrhundert, unter dem Bischofe Heinrich I. von Bülow (1339-1347) oder dem Bischofe Friedrich II. von Bülow (1365-1375) erbaut sein. Der Bischof Heinrich I. führte zuerst das Familienwappen in das große bischöfliche Siegel ein und unter dem Bischofe Friederich II. ward das kurz zuvor erfundene eigenthümliche bischöflich=schwerinsche Wappen der zwei Bischofsstäbe über dem quer geheilten Schilde allgemein angewandt und viel Prunk damit gemacht. Auch stimmt die künstlerische Darstellung des Wappenschildes am Schlosse zu Warin und an den Kirchen zu Schwerin und Bützow mit den Bildungen des Schildes auf den Amtssiegeln des Bischofs Friederich II. Es ist also glaublich, daß das Schloß zu Warin unter dem schwerinschen Bischofe Friederich II. von Bülow 1365-1375 erbauet worden sei.

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Es ist noch das Wappen mit dem Schwan zu berücksichtigen. Man könnte bei dem Anblick desselben an den Bischof Johann I. Gans (1322-1331) denken; der Schwan ist aber auf dem Wappen zu deutlich und schön modellirt, als daß man ihn für eine Gans halten könnte. Es bleibt also nichts übrig, als diesen Wappenschild auf den Bischof Nicolaus I. Böddeker (1444-1457) zurückzuführen, der einen Schwan im Wappen führte. Diese Annahme wird dadurch wohl zur Gewißheit, daß derselbe Bischof nach den Worten einer gleichzeitigen Inschrift 1447-1448 auch auf der bischöflichen Residenz Bützow einen viereckigen Thurm bauete, an welchem auch sein Familienwappen, der Schwan, mehrere Male angebracht war, wie es noch Franck (A. und N. M. VIII, S. 70) im Jahre 1754 sah. Es ist also wahrscheinlich, daß die Veste Warin unter dem Bischofe Nicolaus I. Böddeker 1444-1457 restaurirt worden sei.

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4. Das Schloß und die Kirche zu Dargun,

nach Archiv=Acten und einer Localuntersuchung im August 1837, vom Herrn Archivgehülfen Glöckler zu Schwerin.

Der Flecken Dargun, in einer flachen und seit Alters waldreichen 1 ) Gegend gelegen, bildet eine einzige, lang hingedehnte Straße, an deren äußerstem Ende man das Schloß mit der ehemaligen Klosterkirche gewahrt 2 ). Besonders auf den von der rostocker Seite her aus der Waldung tretenden Reisenden macht der Anblick des Ortes, verbunden mit der Stille und Einsamkeit seiner Umgebungen, einen eigenthümlichen Eindruck.

Der Flecken besteht aus dem Schlosse mit der Kirche und den Nebengebäuden — das alte Dargun —, wohin am fischreichen Klostersee vorüber eine herrliche Kastanien=Allee führt, der Neubaute 3 ) und dem Dorfe Röcknitz, welches sich unmittelbar dem Flecken anschließt.

Das alte Dargun erlitt bald nach der Säcularisirung des Klosters (12. Februar 1552) bedeutende Veränderungen.


1) Noch im J. 1610 konnten bei voller Mast jährlich 5000 Schweine in die Forsten des Amts Dargun getrieben werden.
2) Die älteste der bisher bekannten Urkunden des Cistercienser=Mönchsklosters Dargun ist vom J. 1173, Nov. 30., in welcher der Bischof Berno von Schwerin die Bewidmung des Klosters bestätigt. Lisch, meklenb. Urkunden I, 1-5.
3) Diese entstand wesentlich im Anfange des 17. Jahrh., litt 1612 durch Brandschaden, ward aber seit 1664 bevölkerter, namentlich von Handwerkern.
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Das bald darauf hier errichtete fürstliche Amt fiel durch den ruppinschen Machtspruch (1. August 1556) dem Herzoge Ulrich zu, dessen übrigen Landestheilen es sich schon geographisch anschloß. Der Herzog, ein großer Jagdliebhaber, hielt sich, namentlich seit 1560, häufig zu Dargun auf, um seinem Lieblingsvergnügen, der Jagd, obzuliegen. Schon um diese Zeit scheint der Bau eines fürstlichen Jagdhauses auf der Stelle des jetzigen Schlosses begonnen zu haben, in Folge dessen mehrere der Klostergebäude abgebrochen oder umgestaltet wurden. Der Herzog verweilte gerne und oft längere Zeit zu Dargun, um so mehr, als dieses der Residenz Güstrow ziemlich nahe gelegen war. Seit dem Jahre 1580 kommen von Dargun aus datirte Erlasse dieses Fürsten nicht selten vor. Gegen das Ende des Jahrhunderts (schon vor 1590) war das fürstliche "lange Haus" vollständig eingerichtet und einige fürstliche Dienerschaft, welche hauptsächlich während der Anwesenheit des Herzogs fungirte, hatte ihren beständigen Wohnort zu Dargun.

Im Jahre 1610 standen neben der ehemaligen Klosterkirche, außer den kleinern Gebäuden, folgende:

1) "das fürstliche lange haus, gemaurett vnd mit flomstein gedecket; in der Mitte ein thorwegk";
2) ein Gebäude, in welchem die Speise= und Silberkammer, die Küchenmeisterei und der Bierkeller;
3) die Kirche;
4) "ein Distillierhaus, durchaus gemaurett" 1 );
5) "der alte Reventer" und in dessen Nähe der Weinkeller, ebenfalls ein altes Gebäude.

Außerdem waren hier einige kleinere, namentlich Wirthschaftsgebäude, von denen mehrere, wie z. B. das Gärtnerhaus, aus der Klosterzeit stammten. Ueberhaupt kommt in einem Inventarium von 1610 "altes Mauerwerk" noch häufig vor und ein großer Theil der Ringmauern des Klosters dürfte damals noch vorhanden gewesen sein.

Ein Lustgarten war bald nach Errichtung des fürstlichen Jagdhauses angelegt worden. In diesem Garten ward auch Gemüse gebaut 2 ).


1) Dies dürfte ein noch jetzt zur Brennerei benutztes Gebäude sein, welches die Jahrzahl 1586 trägt.
2) Weil das Gemüse wegen Dürre des Bodens nicht gedieh, bat 1665 der Gärtner Antonius Unger zur Gewinnung desselben um einen Platz beim "Poggendeich".
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Auf dem Bauhofe, an der Stelle des jetzigen gleichnamigen Ortes, waren an größeren Gebäuden im Jahre 1610 vorhanden:

"das Jegerhaus von 8 Gebinden; der Mahrstall von 32 Gebinden; das Kornhaus, durchaus gemaurett, 4 Böhne hoch"; "neben dem Jegerhause ein angebewde, ist die Cantzlei genennt". Hier waren auch der "Jmmenhof" und Ställe für die "Windhunde".

Das fürstliche "lange haus" erhielt seine jetzige Gestaltung während des 17. Jahrhunderts.

Schon im Jahre 1612 ward es unter dem Baumeister Michael Falk erweitert, namentlich in den obern Theilen. 1622 ward der "lange Saal von dem Kalckschneider Daniel Ankenmann außstafiert 1 )", doch waren 1625 die oberen Theile des hintern corps de logis des jetzigen Schlosses noch im Bau begriffen. Unter Wallensteins Regierung verfielen die Schloßgebäude bei Unachtsamkeit und mangelnden Baumitteln, so wie durch feindliche Zerstörung vor und nach Wallensteins Zeit in Kurzem.

Obgleich der Herzog Johann Albrecht II. schon 1634 Geld zum Schloßbau zu Dargun anlieh, auch zu bauen begann, so waren doch 1640 die Gallerieen und ein Theil der Bedachung dem Einsturze nahe. Das Amt war durch Kriegslasten ausgesogen; während verschiedener Durchzüge war die Gefahr selbst für das landesherrliche Eigenthum so groß geworden, daß um das J. 1640 alle Mobilien des Schlosses nach Rostock geschafft werden mußten.

Erst unter dem Herzoge Gustav Adolph, der viel persönliches Interesse an Dargun nahm und öfter dort verweilte, ward der Bau wieder mit Erfolg aufgenommen. Im J. 1668 ward vieles wieder hergestellt und am neuen Stockwerk auf der Südseite gebaut, auch ein großer Theil des Schlosses von Christoph Fensterer mit Wasserfarben und mit "Gold und Silber" gemalt, wozu dieser das meiste Material und außerdem mit seinen Leuten monatlich 50 Rthlr. erhielt. Die letzten bedeutenden Bauten während dieses Jahrhunderts fanden 1687 statt, wo an den Gallerieen, in der Nähe des Tanzsaals etc. . Manches gebessert oder erneuert ward.

Seit dem vorigen Jahrhunderte hat das Schloß im Wesenlichen seine jetzige Gestalt behalten; an Reparaturen und


1) Dies ist der jetzt sogenannte Redoutensaal im untern Stock des linken Flügels. Noch jetzt sind viele Reste von kunstvollen Gipsarbeiten in Relief in demselben vorhanden.
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Ausschmückungen fehlte es aber nicht, namentlich während der langen Anwesenheit der Herzogin Auguste zu Dargun.

Das jetzige Schloß besteht aus einem oblongen Viereck von 2 Stockwerken, mit einer Auffahrt in der Mitte der Vorderfronte. Obgleich man dem Ganzen den Baustyl des 17. Jahrhunderts sofort ansieht, so erinnert doch Manches an eine frühere Zeit und verleiht dem Gebäude ein eigemhümliches Interesse. Das Aeußere ist vor einiger Zeit aufgeputzt; das Innere findet sich, bis auf den sogenannten Redoutensaal im linken Flügel, ziemlich erhalten und wird von einem Theile des Beamten=Personals bewohnt. In den reservirten Zimmern finden sich schöne Wandbekleidungen von gemalter farbiger Wolle aus dem 17. Jahrhundert; einige gemalte Ledertapeten dürften von noch höherem Alter sein. Eine Reihe von dynastischen Portraits ist auf allerhöchsten Befehl in die großherzogl. Gemälde=Gallerie versetzt worden.

Die Kirche schließt sich dem Schlosse da an, wo die Hinterseite und der rechte Flügel desselben zusammenstoßen. Sie ist in einem schmucklosen gotischen Styl gebauet und stammt nur in ihren Grundmauern aus alter Zeit. Der obere Theil, Gewölbe, Thurm und Bedachung sind aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, wie eine in der Kirche neben dem Fürstenchor aufgestellte Denktafel nachweist. In den Grundmauern finden sich noch die meisten jener Blenden und Nischen, welche einst zu Altären und zur Aufstellung der Bilder der Heiligen dienten. Die oberen Theile sind in neuerer Zeit verändert worden. Im Jahre 1661 war das alte Dach sehr beschädigt und mußte 1661-1663 und 1675 reparirt werden. Auch das alte Gewölbe war 1665 zum großen Theile eingestürzt, und obgleich nach Möglichkeit hergestellt, erforderte es doch 1673 wiederholte bedeutende Reparaturen. Die Pfeiler waren 1665 ebenfalls schadhaft und mußten zum Theil erneuert werden. Im Jahre 1693 ward im ganzen Lande zum Bau dieser Kirche collectirt, jedoch mit geringem Erfolge. Auch waren 1717 wiederum viele Fenster zerstört, wie schon im J. 1673. Am Dache, so wie am Thurm mußte gebessert werden; aber 1735 war der letztere schon wieder baufällig.

Dem Innern fehlt, außer einer Reihe alter Grabsteine, aller alterthümliche Schmuck. Der Hochaltar, der Fürstenchor, die Kanzel und die Orgel sind aus neuerer Zeit. Der neue Altar, von Charles Dieussart für 250 Rthlr. geliefert, ward 1669 eingeweiht, "der alte Chor" aber 1673 abgebrochen. Auf dem Fußboden der Seitenkirche zur Linken vom Schloß=Eingange finden sich einige im Quadrat geformte Ziegel mit

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Bildern von Hirschen in einem sehr schwachen Relief 1 ). Einige Pfeiler haben an den Absätzen der Sockel mit Arabesken verzierte oblonge Ziegel, welche jedoch überkalkt sind. An Glasmalerei sind nur in 2 oder 3 Fenstern hinter und neben dem Hochaltare spärliche, obwohl vielleicht kostbare Reste erhalten.

Die Sage von einem großen unterirdischen, mit der Kirche zusammenhängenden Gange ist im Orte sehr verbreitet, der Gang selbst unbekannt. Schätze sollen in der Kirche verborgen sein und man hat vor einiger Zeit einen Pfeiler erbrochen, jedoch nur eine leere Höhlung gefunden. Beim Graben ist man in der Nähe des Schlosses und der Kirche noch in neuester Zeit bisweilen auf Reste menschlicher Körper gestoßen.

Von Zeit zu Zeit sollen Unbekannte die Kirche besucht haben. Nach den Aussagen mehrerer glaubwürdiger Zeugen, Einwohner zu Dargun, kam um die Zeit des Napoleonischen Sturzes ein englischer Gelehrter, angeblich aus London, nach Dargun, wo er die ehemalige Klosterkirche genau untersuchte und alte Manuscripte dabei benutzt haben soll. Nach seinen Bemerkungen über einige der Grabsteine scheint er indessen nicht vorzüglich unterrichtet gewesen zu sein 2 ).

Leichensteine.

Diese Steine sind fast alle aus dem 14. Jahrhunderte und bewahren das Andenken einiger Aebte und Angehörigen des Klosters, so wie mehrerer alter Geschlechter. Viele Steine sind bei den Reparaturen der Kirche in neuerer Zeit entfernt und zerstört worden; von Denkmälern der ersten und letzten Aebte des Klosters findet sich keine Spur. Die Inschriften der noch vorhandenen Steine sind meist mit einer pechartigen Masse ausgegossen, wie sie z. B. auch im Dom zu Schwerin bei Inschriften aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts beobachtet wird. Die meisten Steine liegen im Gange des hohen Chors und sind folgende:


1) Der Hirsch kommt als kirchliches Symbol auch auf Taufbecken vor, wie z. B. auf dem bei Rey in der darguner Gegend gefundenen; Jahresbericht des Vereins f. m. G. u. A. II, 80. Mit den Ziegeln in der Kapelle zu Althof - Jahrbücher des Vereins f. m. G. u. A. II, 25, 30 - sind diese darguner Steine nicht zu vergleichen; sie haben keine Glasur und eine Höhe von etwa 6 ". Nur 8-12 derselben scheinen vorhanden zu sein.
2) So hatte er behauptet, unter dem sub litt. a) beschriebenen Steine (des "Gregorius de Rostock") sei der erste Abt des Klosters bestattet; der Stein des "Andreas Vlotow" im Seitenchor soll nach ihm eine Familiengruft decken, in welcher 7 Personen beigesetzt seien etc. .
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a) Ein etwa 9' hoher und 5' breiter Kalkstein, aus dem eine Gestalt im geistlichen Ornate, in der Linken ein Buch, in der Rechten den Hirtenstab haltend, dargestellt ist. Der Stein ist in der Mitte gerissen und liegt unmittelbar an den Stufen des Altars. Umschrift 1 ), in den gothischen Unzialen des 14. Jahrhunderts:

"anno domini M.C.C.C.LXXXI obiit dominus Marquardus Gregorius de Rostock abbas in Dargun 2 ), qui duos annos rexit. eius anima requiescat in pace."
(In der Mitte des Steins, zu Häupten der Gestalt, in Minuskel:)
"abbas XXXII 9 ."

b) Ein Stein von Art und Höhe wie der vorige, jedoch von weniger Breite, in dessen Felde zwei Aebte, mit über den Stab gefalteten Händen, unter Kirchengiebeln dargestellt sind. Der Stein ist in der Mitte gerissen, Zeichnung und Umschrift sind hin und wieder ausgetreten. Umschrift, in neugothischer Minuskel, sehr verschlungen und mit vielen Abbreviaturen:

"anno domini M.C.C.C.LXVI. quarto ydus Julii profesto sancte Margarethe [obiit Barnardus ex Drue 3 )] abbas monasterii Dargun ...... Marie .... dominus [Hermannus de Ryga] abbas ecclesie coenobii Dargun, qui dominus suam"
(In einer zweiten und dritten zu Füßen der Gestalten gewundenen Zeile:)
"animam erexit anno domini M.C.C.C.LXIX. VI. nonas Sep[tembris], qui duos annos rexit."

c) Ein Stein von der Art und Größe wie die vorigen, mehrfach gerissen und stark ausgetreten, in dessen Felde die Umrisse einer Gestalt im geistlichen Ornat, in der Rechten den Krummstab, abgebildet sind. Umschrift, in einer sehr geschnörkelten Minuskel:

"anno domini M.C.C.C.XLIX in vigilia Lucie obiit Johannes 4 ) abbas huius [monasterii]


1) Die Einklammerung bedeutet Conjuctur. Die Abbreviaturen sind aufgelöst.
2) Im J. 1379 Februar 21 kommt der Abt "Reyner" noch urkundlich vor.
3) Dieser kommt urkundlich nicht vor und ist der Name wohl unrichtig gelesen. (Note 2) und 3) nach Mittheilung des Archivars Lisch.)
4) Obgleich urkundlich schon am 16. April 1349 "Gerhardus" als Abt zu Dargun genannt wird, so dürfte hier doch recht gelesen sein, indem das "quondam" auf die Resignation des Johannes hinzudeuten scheint und die Inschrift übrigens mit der Angabe auf dem unten sub litt. f) verzeichneten Steine übereinstimmt.
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"quondam .... anima qui[escat] . . . . orate pro anima eius.
(Im Innern des Feldes zu Häupten der Gestalt:) Johannes Bilrebeke de Rozstok, qui XIII annos rexit."

d) Ein versunkener, auf der Oberfläche meist zerstörter Stein von der Masse und Form der vorhergehenden, nur etwas kolossaler, in dessen Felde die Umrisse zweier Aebte, so wie in den 4 Ecken die Symbole der Evangelisten erkennbar sind. Von der Inschrift war, augenblicklich wenigstens, nichts Wesentliches zu entziffern. Der erste Theil der Jahrzahl im Anfang derselben scheint jedoch nicht: M.C.C.C. sondern: M.C.C., auch der Name Johannes ziemlich klar zu sein 1 ).

e) Ein etwa 6½' hoher und 3½' breiter Kalkstein, auf dem eine Gestalt in mönchsartigem Gewande, mit dichtem Bart am Kinne, einer Sturmhaube oder Kappe auf dem Haupte, in der Rechten ein entblößtes Schwert, in der Linken den Rosenkranz und im Gürtel ein glockenartiges Instrument haltend, dargestellt ist. Die Zeichnung ist auffallend fehlerhaft und geschmacklos. Umschrift, in neugothischer Minuskel:

"anno domini M.C.C.C.(C.?) in die Prothi et Jac[inthi] occisus fuit frater Hartvicus advocatus in Darghun ... [ossa fidelis benign]"...
(Auf einem bandartig von einem Ellenbogen zum andern über den Rücken geschlungenen Streifen:)
"miser.. et miser... salut... amen."

f) Ein etwa 8' hoher und 4½' breiter Kalkstein, in dessen Felde ein Abt im Ornat, mit der Rechten den Stab, mit der Linken den Schooß des Gewandes fassend, abgebildet ist. Der Stein ist in der Mitte gerissen, der Styl der Zeichnung edler, als gewöhnlich. Umschrift, in den Unzialen des 14. Jahrh.:

"anno domini M.C.C.C.XXXVI. XII. kalendas Aprilis obiit dominus Johannes 2 ) abbas dictus de Rostok ........ amen. Dargun.

g) Eine kleine in die Quere gelegte Kalksteinplatte, auf der ein Steinmetz=Zeichen 3 ) befindlich ist. Umschrift in gefälligen Unzialen:


1) Während des 13. Jahrhunderts nennen die Urkunden des Klosters Dargun einen Abt Johannes von 1271-1275, und später einen zweiten Johannes von 1292-1297. Lisch mekl. Urkunden, I, 147, 197, 202.
2) Schröder im Pap. Mekl. nennt Bb. I, S. 885 einen Johann als Abt zu Dargun ad a. 1304, und ebendaselbst S.1139 ad a. 1334.
3) Ein unziales, verschlungenes TE in verlängerter Form.
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"hic est sepultus Hinricus Sasse, minister patris domini Gotschalci de Rostok 1 ), abbatis in Dargun. orate pro eo."

Im Seitenchor zur Rechten vom Eingange des Schloßhofes finden sich:

a) Ein etwa 11' hoher und 6' breiter Kalkstein, in dessen Felde ein geschlossener Helm mit reichem Pfauenwedel. Unter dem Visir ein unten zugespitzter, längsgetheilter Schild, auf dem rechts zwei Hasenköpfe, links zwei Pflanzen: Blätter oder Weinranken. Umschrift in breiten, kräftigen Unzialen:

"anno domini M.C.C.C.XX. XI. kalendas Januarii obiit dominus Hinricus Moltzan miles 2 ). Anno domini M.C.C.C. ... XI. kalendas Jvnii obiit dominus Ludolphus Moltzan 3 ) miles."

b) Dem Hochaltare etwas näher, finden sich zwei große Grabsteine, theils zerstört, theils durch Stühle verdeck. Nach dem, was von Schrift und Bildwerk augenblicklich sichtbar ist, sind sie aus dem 15. Jahrh. und schließen die Gruft von Kriegern aus edlen Geschlechtern.

Im Seitenchor zur Linken:

a) Ein etwa 10' hoher und 5' breiter Kalkstein, etwas versunken und am Rande hin und wieder zerbröckelt. In dessen Felde ein unten zugespitzter Wappenschild mit 4 Ringen oder Kugeln. Umschrift in gothischen Unzialen:

"anno domini M.C.C.C.LX. VII. ka.... obiit dominus Andreas Vlotow 4 ), miles. Anno domini M.C.C.C.LXV feria III ante Laurentium obiit Anna Meuis. Orate pro eis. Anime eorum requiescant in pace."

b) Ein schmaler, nur zur Hälfte erhaltener Kalkstein. Von der Umschrift in neugothischer Minuskel ist zu entziffern:

"Johannes Rodolphi, miles in Demyn 5 )."


1) Urkundlich ist dieser Abt bisher nicht nachzuweisen. Mittheilung des Archivars Lisch.
2) Die ungedruckten Urkunden des Klosters Dargun nennen die Gebrüder Heinrich und Bernhard Molzan wiederholt im J. 1318, wo sie die dem Kloster verursachten Schäden vergüten und beim Begräbnisse ihres Oheims Vicko Molzan im Kloster demselben 200 slav. Mark legiren.
3) In den ungedruckten Urkunden des Klosters Dargun kommt "Ludolph von Molsan" im J. 1276 vor, wo er Grenzstreitigkeiten mit dem Kloster gehabt hatte.
4) Nach Schröders Pap. Mekl. I, S. 1097, entstand 1330 zwischen dem Abte zu Dargun und den von Flotow ein Streit wegen der Fischerei auf der Peene und wegen der Dörfer Zeddemin und Dempzin.
5) Die bisherigen Bemerkungen über die Grabsteine sind um so mehr mangelhaft, als nur eine kurze Zeit auf die Untersuchung derselben verwandt werden konnte.
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Nicht ohne Interesse ist die Inschrift einer Denktafel aus dem 15. Jahrhundert. Sie hängt neben dem Fürstenchor, ist aus Eichenholz und etwa 4½' hoch und gegen 7' breit. Die Inschrift, in neugothischer Minuskel, füllt 6 Spalten und scheint aus dem Jahre 1479 herzurühren, bei welchem es in der Inschrift heißt: "an disseme brede". Bei der Restauration der jetzt mit weißer Farbe aufgetragenen Inschrift haben sich, wie es scheint, einige Verunstaltungen eingeschlichen, die Interpunktion, die Eigennamen und die Versetzung oder Auslassung einzelner Buchstaben in Beiwörtern betreffend. In der nachfolgenden Abschrift sind: tho und vnd gleichmäßig beibehalten, die Eigennamen durchweg groß geschrieben und die sinngemäßen Interpunktionen beobachtet.

Diese Inschrift ist, so viel bekannt, bisher nicht gedruckt; der Eingang ward im Freim. Abendblatt, Jahrg. 1826, S. 409, in einer Correspondenz=Nachricht, jedoch nicht genau, mitgetheilt.

Die Inschrift erzählt eine Reihe von Schenkungen an das Kloster Dargun, mittelst derer vorzüglich mehrere Bauten an der Kirche beschafft worden sind. Zwei Aebte des Klosters werden in derselben genannt; viele meklenburgische Vasallen, namentlich Lütke Hahn zu Basedow, erscheinen als Wohlthäter des Klosters.

Die Inschrift lautet:

"Wi Johann Depzow abbet vnd gance conuent tho Dargun bekennen vor vns vnd vnse nakomlinge, dat in den iaren vnses heren M.CCCC. dar na in dem LXIIII iare, do was anbeginner der buwethe vnse kerke tho Dargun vnse gnedige here Herthoge Hinrick van Meklenborg, grave to Swerin, forste tho Wenden mit sinen leven sons vnsen gnedigen heren Herthog Albrecht, Herthog Johann, Herthog Magnus, Herthog Balzer, vmme erer selen salicheit willen vnd erer olderen vnd alle ere slechte, so se hir na by namen genomet werden, ein islik by sick, wo vele dat he dar tho keret hefft in gades ere. Tho dem ersten hefft her Ludeke Hane, wanhafftich tho Basedow, veer marck vnd L sundesch vnd XII gulden, de denne vordert hefft geuorden, dat vnse kerke rede worden is vnd sodane gelt uorlonet hefft Also de guden menne, hir na benomet, dar

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tho gegeuen hebben: de duchtige man Ludeke Moltzan tho dem Grubenhagen IV mr. vnd L sundesche vnd XII guldem tho enem knope; Henneke van der Osten tho Kastorpe XL mr. Hinrick Hane tho Kuchehnisse IIII mr. vnd L sundesche vnd XII gulden; Otte vnd Clawes, veddern geheten de Moltken, wanhafftich tho dem Stritfelde, L sund. mr. Ratke Kerckdorp tho Nikür LVI mr. sundesche; Vicke Moltzan enen gulden tho enem knope; Clawes en Oldenborch tho Gremmelin IIII vnd LXX sund. mr.; her Vincentz van dem Kalden C. vnd XXX mr. Ghertich Kalff van Malchin XX mr. sund.; Günther Leuetzow tho Schorrentin L mr. sund.; Matthias Grabow tho Wusten XV sund. mr. Gunter Leuetzow tho Merkow L. sund. mr. her Jurgen Grabow tho Gamelow XXX sund. mr. Clawes Holste wanhafftich tho Wickenwerder XXX sund. mr. Clawes Bardenfleth tho dem Zarnde XXX sund. mr. Reimer Plesse tho Zulow XXX sund. mr. Hans van Restorp tho Boltze XXX sund. mr. her Nicolaz Breide, kerckhere tho Malchin, XXX mr. her Helmich Vlotow, prawest tho Dobbertin, XXX sund. mr. her Diderick Sukow prawest tho der Verchen, X sund. mr. Wedige Bugenhagen tho der Neringe XV sund. mr. Hennink Breide XV mr. sund. Achim vnde Drewes de Vlotowen geheten, wanhafftich tho dem Sture, je welckes XXII sund. mr. Hinrick Smeker tho dem Wüstenfelde XV sund. mr. Berndt van Lesten X mr. sund. Johann van Lesten X mr. alle wanhafftich tho Gottin. Vicke Bere tho Nuttzerow XV sund. mr. Hermen Kerckdorp tho Wobbekendorf X gulden. Hinrik Schonefelt tho Subbetzin X gulden. Hermen Hagenow, wanhafftich tho Parchim, X gulden. Achim van Losten tho Gottin X sund. mr. her Peter Warenstorp, prawest tho Malchow, X mr. Hermen Hagenow tho Parchim X guld. Hans van Restorp X gld. Eggerdt Stall X Lübsche mr. Gunther van Retstorp ratman tho Malchin, XX Lubsche mr. Joachim van Prenses husfrouwe van Wedendorp X Lub-

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sche mr. Titke Lowtzow tho Leuetzow X sund. mr. VIrick van Losten tho Gottin X sund. mr. Hinrik Hane van Arnsberghe XLüb. mr. Hans van Adrum tho Zirstorp V sund. mr. Achim vam. Hagen tho Bukow X sund. mr. Johann Smeker tho Gültzow X sund. mr. - In den jaren vnses heren veertein hundert dar na in dem negen vnd souenthigesten iare in deme daghe Aexius des hilghen bichtegers hefft de strenghe ridder vnde wolduchtige man her Ludeke Hane, wanhafftich tho Basedow, ein woldeder des gadeshuses, also hefft he rekenschon gedan dem erwerdigen heren heren Johan Becker abbet vnd synem gantzen conuent tho Dargun van sodane gifft, de de guden manne, an disseme brede benomet, vmme salicheyt willen erer selen hulpe vnd hantrekinge gedan, des de szumme was sostein hundert mark acht vnd achtentich mr., welcker gelt merkliken kamen vnde kerdt ys in nutticheyt des gadeshuses, nomelliken tho den glasevinstern, tho dem welffte, tho dem gheuele tho kloster-wardt tho deckende, tho der liberye, tho deme slaphuse, tho dem torne midt handuathe, dat vorgan wasz. Bauen disse rekenscop hefft vns her Ludeke Hane in redem gelde vorantwerdet sostich sund. mr. ock tho kerende in behoff des gadeshussz, vor welker hulpe vnde woldadt desse conuent vnd herrn godt den hern vor ere sele vnd slechte flitigen bidden willen. All dit geldt vorbenomet is gekamen tho der kerken tho deckende, tho den glasevinstern vnd tho dem welffte. Alle desse jennen de hir vorbenomet sin, de ere allmissen hebben gegeuen tho der buwethe tho hulpe vnd ock de noch hir namals tho geuende werden, de werden began alle weken midt vilgen vnd mit selemissen mit vns tho Dargun in der kerken vnde werden delhafftich aller guden werke, de mit vns sihen in allen tiden. Vurder vordenen se sodane aflat, alse dar de orden mede begifftiget is van vnsen geistliken

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vederen den pawesen, des doch gantz vele is vnd mit enem ringhen mach vordenen dat ewige rike, dar vns godt alle tho helpe. amen".

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5. Die Kirche und die Glocken zu Hohenkirchen,

vom Herrn Pastor Erfurth daselbst.

Herr Pastor Erfurt schreibt hierüber an Herrn Archivar Lisch, wie folgt.

Im zweiten Bande unserer Jahrbücher sagen Sie von der Capelle zu Althof, daß sie das einzige Gebäude in Meklenburg sei, welches ein Gewölbe im Rundbogenstyl habe. Unwillkührlich fiel mir meine uralte Kirche hiebei ein; ich stellte mich im Geiste unter ihr Gewölbe, kein Spitzbogen wollte sich der Erinnerung darstellen; ich mußte mich durch Ocularinspection überzeugen, und fand wirklich am ganzen Kirchengewölbe, die angebaute Sacristei mitgerechnet, nur Rundbogen, und zwar so, daß die auf den Pfeilern ruhenden Hauptbogen gedrückter, die zwischen denselben befindlichen Kreuzbogen aber erhabener und wirklich rund sind. Besteht nämlich der Spitzbogen aus zwei Zirkelstücken, die in einer Spitze zusammenlaufen, so finde ich diesen hier am Gewölbe nirgends. Nur die Verbindungen zwischen zwei Pfeilern, auf denen die Decke des Gewölbes ruht, so wie die Fenster und Thüren sind spitze Bogen, die Rippen des Gewölbes jedoch theils gedrückte, theils Rundbogen. Die Kirche scheint mir in der Uebergangsperiode aus dem byzantinischen in den deutschen Styl erbaut zu sein. Eben so, wie hier, ist das Gewölbe in der Kirche zu Proseken: die Hauptbogen gedrückt, die sich kreuzenden Bogen aber rund, selbst die Fenster haben dort keinen Spitzbogen. Irre ich nicht, so sind die Gressower und Beydendorfer Gewölbe ebenfalls im Rundbogenstyl.

Ich kann mit Jhnen nicht rechten, wenn Sie sagen, daß mit dem Anfange des 13. Jahrhunderts 1 ), und schon früher, der Rundbogen durch den Spitzbogen verdrängt worden sei, obwohl man gewöhnlich annimmt, daß erst gegen die Mitte des 13.Jahrh. der deutsche Styl in Anwendung gekommen sei. Beide Ansichten widerstreben sich einander keinesweges, sondern verhalten sich wohl zu einander, wie schwacher Anfang zur völligen Ausbildung.

In welchem Jahre die hiesige Kirche erbaut sei, vermag


1) Wie die Kirchen zu Doberan, Neukloster und Bützow. — G. C. F. Lisch.
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ich nicht genau anzugeben; nach dem Rundgewölbe zu urteilen, muß sie ein sehr hohes Alter haben. Die erste Urkunde, in der Hohenkirchen erwähnt wird, ist vom Jahre 1222 oder 1226, worin Heinrich Burwin und dessen Söhne, Heinrich und Nicolaus, mit dem Bischofe Heinrich von Ratzeburg, der Zehnten und Hufen wegen, einen Vergleich schlossen. In Bezug auf die hiesige Kirche heißt es darin: Ecclesias etiam tam fundandas quam fundatas — — Episcopus dotabit et libere possidebit, et idem jus erit in ecclesiis adhuc fundandis. Quarum eclesiarum nomina sunt hec: Prozeken, Beyendorpe, Gressowe, Hohenkerken— —. Ist meine Ansicht richtig, so geht hieraus hervor, daß zwar die Idee, an diesen Orten Kirchen zu bauen, noch nicht ausgeführt war, aber doch der Ausführung nahe stand, besonders da schon, wie die Urkunde sagt, in consecrationem cimiterii Miristorp, Land an den Bischof abgetreten war. Die Erbauung der Kirche fällt aber gewiß vor 1250, da schon 1260 zwischen Johannes Theologus und dem Bischof, wegen einer ambiguitas de jure patronatus Ecclesiarum per terram Bresen ein Vergleich getroffen, und das obige Instrument von 1226 wörtlich wiederholt ward. — Die Kirche ist in Form eines Kreuzes gebaut, so daß auf der einen Seite die Sacristei, und auf der andern das sogenannte Leichenhaus den Querbalken bilden. Glasurte Steine findet man an mehrern Eingangsthüren, das Hauptportal aber ist vermauert und hat eine kleine, geschmacklose Thür an seiner Stelle, wie denn überhaupt die Hand der spätern Jahrhunderte, durch theilweises Zumauern der Fenster, und sonst noch, das edle Bauwerk verunziert hat. Ein in einer Ecke liegender Taufstein und ein Weihkessel, beide von Sandstein, mögen noch der ältern Zeit angehören, sonst findet sich keine Spur aus dem Alterthume darin. Die Kirchenstühle wurden wahrscheinlich nach der Reformation neu gemacht, wenigstens findet sich auf einem Stuhle die Jahreszahl 1564, und darunter das von Bülowsche Wappen. Der Sage nach soll der Thurm ehemals höher gewesen, aber durch Sturm umgeworfen sein, und nun, statt des spitzen Daches, ein platteres erhalten haben. So alt, als die Kirche, ist auch wohl das Eingangsthor zum Kirchhofe, an dessen einer Seite ein Bischof mit seinem Hirtenstabe, und auf der andern Maria mit dem Kinde, auf glasurten Kacheln abgebildet, eingemauert sind. Die Kirche wird dadurch als eine bischöfliche, der Maria geweihte bezeichnet. Wahrscheinlich hatten auch alle im Lande Bresen liegenden Kirchen, weil sie vom Bischof zu Ratzeburg gegründet und dotirt

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waren, den Bischof und die Maria mit dem Kinde im Siegel, wie noch heute die Kirche in Klütz.

Auf dem hiesigen Thurme hangen 3 Glocken, von denen die kleinste schon zum dritten Male umgegossen ist, auch die mittlere gehört der neuern Zeit an, die größte aber stammt noch aus dem Alterthume. Bisher glaubte ich, durch eine schriftliche Notiz im Pfarrarchive dazu verleitet, daß die Inschrift der großen Glocke nicht mehr zu lesen sei, und beruhigte mich um so leichter dabei, da meine Kurzsichtigkeit den Irrthum begünstigte. Zufällig erfuhr ich jedoch vor einigen Wochen von einigen meiner Söhne, welche den Thurm bestiegen hatten, daß die Buchstaben auf der großen Glocke sehr klar und deutlich ausgedrückt seien. Ich trug ihnen daher auf, die Inschrift genau abzuzeichnen. Ich erhielt die Zeichnung, erkannte die einzelnen Buchstaben, konnte aber keinen Sinn darin finden. Meine Mühe, mich mit eigenen Augen zu überzeugen, war vergeblich, da die Glocke für meinen Gesichtskreis zu hoch hängt. Zur Sicherheit gab ich nun dem Organisten Warnke hieselbst Auftrag, die auf der Glocke befindlichen Zeichen mit allen Verzierungen nachzuahmen. Beide Exemplare stimmten aufs Genaueste überein, und lieferten die Schrift, die ich Ihnen vor einigen Wochen in der Eile durch meinen Organisten übersandte 1 ).

Die Höhe der Buchstaben beträgt 3 Zoll; sie stehen ohne Interpunction neben einander in gleichen Zwischenräumen, und nur das gewöhnliche Kreuz ( Inschriftskreuz ) zeigt den Anfang der Schrift. Die Inschrift steht aber theils auf der Haube (der obern Wölbung der Glocke), — was mir als Abweichung erscheint — , theils am obern Rande, und zwar auf folgende Weise:

a) oben auf der Haube steht:

B e NI G N A

b) am obern Rande:

Inschriftskreuz  V A SDEVShOCSIN G N A PELBS A LV A ST A VR A

Die Schrift ist genau nach den Originalzeichnungen wiedergegeben.

Weder an, noch über, noch unter den Buchstaben steht ein Abbreviaturstrich, noch sonst ein Zeichen. Bis zum zwanzigsten Buchstaben, vom Kreuz an, hat der Künstler Verzierungen angebracht, dann hören diese auf und kehren nur in einzelnen Andeutungen bei drei Buchstaben wieder, Dem letzten A fehlen die sonst gewöhnlichen innern Striche; der Künstler war ermüdet.

Alle meine Versuche, sie zu lesen, sind so ausgefallen, daß ich durch keinen befriedigt werde. Als Anfänger im Lesen der


1) Die Inschrift ist sehr sauber, klar und verständig gezeichnet. — G. C. F. Lisch.
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alten Schrift darf ich es freilich kaum wagen, Kennern etwas vorzulesen, indessen glaube ich die einzelnen Buchstaben zu kennen, nur der vierte vor dem letzten ( A ) macht mir einige Scrupel; ich halte ihn für ein verbundenes ta oder at 1 ). Daher folgendes:

Betrachten wir das Wort benigna auf der Haube, so fällt es mir schon darum auf, weil es einzeln steht. Soll es den Namen der Glocke bezeichnen? Aber findet man dergleichen sonst noch? Der Taufname ward ja immer erst gegeben, wenn die Glocke an ihren Bestimmungsort aufgehängt werden sollte, wohl niemals vor dem Gusse 2 ). Außerdem finde ich im Kalender auch keine heilige Benigna, und doch taufte man die Glocken nur mit Namen von Heiligen. Ich bin daher geneigt zu glauben, daß nur des Raumes wegen dies Wort auf die Haube gesetzt worden sei, und daß man also — besonders, da es gerade über Inschriftskreuz vas steht, benigna vas, oder vas benigna lesen müsse. Aber dann macht dies Wort neue Verlegenheiten. Als Adjectiv kann es hier nicht stehen, es muß der Imperativ von benignare sein. Nun gibt es im mittelalterlichen Latein zwar ein Deponens benignari, aber kein Activum, wenigstens ist mir ein solches unbekannt. Und doch muß ich mich hier hinter den weiten Mantel des Mönchslatein verbergen, und nehme benigna als Imperativ = segne, mit dem Objectsaccusative construirt, wie benedicere im Mittelalter.

Verbinde ich hiemit die Schrift am obern Rande, so lauten die ersten Wörter: Benigna vas deus hoc, und geben, obwohl die Wortstellung auffallend ist, den Sinn: Segne, o Gott, dieses Geräth. — Nun aber, signapelb! Was ist mit diesem anzufangen? Offenbar hat der Künstler eingesehen, daß ihm der Raum gebreche, und hat darum von einzelnen Wörtern entweder nur die Anfangsbuchstaben, oder doch nur einige modellirt. Die letzten Buchstaben bilden, wenn ich mich in dem viertletzten nicht irre: salva statura.

Wochenlang habe ich über den Inhalt der Inschrift nachgedacht, aber nur folgendes Ungenügende heraus gebracht:

1. Benigna, vas, Deus, hoc, signa (=singna) pelle Barbarorum, salva statura.

Wenn man sich nämlich auch unter den signis barbarorum etwas denken kann, so weiß ich doch nicht, wie ich die abl.


1) Der Buchstabe sieht aus wie ein mittelalterliches A , dem der untere Theil des rechten Perpendikular=Balkens fehlt, dafür aber zwei Querlinien zwischen den beiden Balken hat. D. Red.
2) Ein Beispiel von einer Ausnahme giebt die alte, in diesem Jahresbericht beschriebene Glocke auf dem Schelfthurme zu Schwerin. Vgl. S. 193. D. Red.
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absol. — salva statura damit verbinden soll. Ich muß dann übersetzen: "Segne, o Gott, dieses Geräth, vertreibe die Waffen (Angriffe) der Barbaren, und erhalte die Form". Aber es mißfällt, daß der vordere und hintere Theil der Inschrift sich auf die Glocke bezieht, der mittelste aber auf die Wenden, die freilich hier auch nicht ganz friedlich waren; oder auf die Seeräuber, welche, bei der Nähe der Ostsee, oft Räubereien verübten. Darum zweifle ich an der Wahrheit der Erklärung 1 ).

Gekünstelter noch sind folgende Interpretationsversuche:

2) Benigna vas, Deus, hoc, sin gentilium natio audeat, pie elevatum (vas) laedere balistis, salva (imperat.) statura(m).

Möglich ist es, daß aus Mangel an Raum das m ausgefallen sei, da das letzte A dicht am Inschriftskreuz steht.

3) Benigna vas, Deus, hoc sacrum, id ne gentiles navibus advecti perturbent et (neve) laedant, benigne salva statura(m).

Versucht aber habe ich auch, Benigna als Namen der Glocke zu nehmen, und folgende Zusammensetzungen gebildet:

1) Benigna. Vas, Deus, hoc serva in nominis (tui) gloriam; nemo audeat pie elevatum laedere, benigne (oder Benignae) salva statura.

2) Benigna. Vas, Deus, hoc sacrum ingeneret nobis


1) Es finde hier ein anderer Erklärungsversuch einen Platz. - Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Wort benigna in den Anfang gehört; der Künstler, der die Inschrift modellirte, zeichnete durch die Stelle gewiß nicht von vorne herein ein Wort aus, welches er füglich nach dem Kreuze in den Anfang setzen konnte; das Wort benigna bildet wohl den Schluß der Inschrift. Ferner wird hier angenommen, daß die Buchstaben des Wortes pelbs versetzt sind statt plebs und daß das S nach pleb statt zwei Mal nur ein Mal steht. Dann lautet die Inschrift:
Inschrift
d.i. Vas dens hoc signa! Plebs salva statura benigna! Dies ist dann ein vollständiger Hexameter, was um so mehr zu der Annahme dieser Stellung berechtigt. - Vas steht im Mittelalter oft für = Glocke, Singnare, d. i. wie oft, signare, heißt nicht selten: cruce signare, bekreuzen, segnen. Die erste Hälfte ist also eine Anrufung an Gott in einem kirchlichen Bilde: als Oberpriester die Glocke zu weihen. — Salva (freilich ohne Beachtung der Position) bedeutet wohl: (durch das Christenthum) gerettete, = bekehrte Volk. — Statura ist das Particip von stare, wobei sit ausgelassen ist: statura sit = stet, maneat. — Benigna ist = felix, glücklich, oder: = wohlwollend (gegen die Kirche). — Der Sinn wäre also:
"Segne, o Gott, dies Gefäß! (Dein) gerettetes Volk, möge es glücklich bleiben!
"Weihe, o Gott, diese Glocke! Möge dein Volk im Heile glücklich bleiben!
G. C. F. Lisch.
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amorem paternum et labefactam benigne salva staturam.

3) Benigna. Vas, Deus, hoc sempiternam indicet nominis (tui) gloriam nobis audientibus; perturbationibus et labe benigne salva statura(m).

Manche andere Conjecturen übergehe ich mit Stillschweigen, weil sie mir noch weniger gefallen, als die eben mitgetheilten.

Auffallend ist bei dieser Inschrift überhaupt, daß Gott angeredet wird, da entweder Jesus oder Maria, mit ihren veni cum pace oder ora pro nobis, gewöhnlich den Inhalt ausmachen.

Ueber das Alter der Inschrift, also auch der Glocke, wage ich nicht, etwas Entscheidendes auszusprechen. Die mehrfach vorkommenden E und N deuten jüngern Ursprung an 1 ); später als ins 15. Jahrhundert möchte ich sie jedoch nicht stellen 2 ).

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6. Baudenkmäler in der Umgegend von Feldberg (im Strelitzischen).

Nach dem Berichte des Herrn Candidaten Kortüm zu Feldberg enthält die an Naturschönheiten, besonders Wasserparthieen, reiche Gegend von Feldberg noch einige Ruinen von Kirchen und Burgen. So steht an dem Wohnhause des ersten Beamten zu Feldberg der Rest eines alten, runden, mit Kalk gemauerten Thurmes von Feldsteinen. Nicht weit von Feldberg am großen Lutzin, ziemlich steil vom See aus sich erhebend, ist der sogenannte Schloßberg, auf welchem aber nichts als das erhöhete Erdreich die Stelle einer Burg angiebt. In Schlicht, ¼ Meile von Feldberg, steht noch der Giebel einer vor langer Zeit zerstörten Kirche und nicht weit vom Dorfe liegen die Trümmer einer alten Burg. In dem Holze zwischen Rehberg und Granenhagen, 1 Meile von Feldberg, findet sich eine Kirchenruine, die sogenannte rothe Kirche, deren innerer Raum mit starken Bäumen besetzt ist, und endlich bei Hinrichshagen das Gemäuer einer alten Burg.


1) Den Schriftzügen nach stammt diese Glocke noch aus dem 13. Jahrhundert. Die Inschrift enthält erst wenige geschnörkelte Buchstaben des 14. Jahrhunderts; grabe die E und N, statt e und N , deuten auf das hohe Alter. Eine Inschrift aus dem 15. Jahrhundert würde wohl schon gothische Minuskel haben. — G. C. F. Lisch.
2) Andere Glockeninschriften s. unten die dritte Rubrik der Nachrichten.
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7. Baudenkmäler in der Umgegend von Sülz.

Die hiesige Gegend ist nicht reich an Resten des Alterthums, doch finden sich deren auch, die wohl einer näheren Untersuchung werth wären. So befinden sich die Güter auf der Sülz gegenüber liegenden pommerschen Seite, Cavelsdorf, Semlow etc. . noch in Händen der Familie von Behr=Negendanck. Diese Familie hatte in alter Zeit auch diesseits viele Güter, wie denn noch jetzt ein Bär statt des Hahns auf dem Thurm der Kirche zu Lübchin prangt. Diese Güter waren durch einen Damm verbunden, welchen man noch in dem sülzer Moor mit Torf überwachsen findet und der noch der Bärendamm heißt. Er verschwindet auf dem hohen Lande, man spürt ihn aber wieder im lübchiner See, wo auch Reste von Pfählen, wie zu einer Brücke gehört habend, sich finden. Die Richtung führt hier grade auf ein Holz zu, welches zu dem Gute Grammow gehört, und noch jetzt der Bärnimm heißt, von einer Burg dieses Namens, deren Wälle und Gräben man noch im Holze findet. Füchse sollen häufig Bauschutt aus dem innern Burgplatze herausfördern, und sollen auch silberne Sporen und andere Geräthe herausgegraben haben, die ein Schäfer gefunden und hierher nach Sülz verkauft haben soll; doch bleibt dies im Reich der Sagen! — Ein sehr verfallener alter Thurm mit ganz verfallenem Gemäuer steht noch auf dem v. Blücherschen Gute Wasdow, und eine schöne alte Burg, bis zu ihrem Abbruche noch bewohnt, stand bis vor wenigen Jahren auf dem dem Herrn Landdrosten v. Schack gehörigen Gute Nustrow, hat aber einem eleganten neuen Hause Platz machen müssen. Der Herr Landdrost besitzt nur eine kleine Zeichnung von dem alten Schlosse, welches wohl der Mühe werth wäre, daß man es der Nachwelt im Bilde erhielte, da wohl wenig Gebäude der Art noch in Meklenburg bewohnt sind. Alte Gräber finden sich — zum Theil von bedeutender Größe — auf mehreren Gütern der Umgegend, Liepen, Viecheln, Zarnewanz, Gnewitz etc. ., und sind namentlich zu Viecheln vor einigen Jahren mehrere durch Mergelgraben etc. . zerstört, ohne daß wohl irgend Jemand darauf geachtet hat, was sich darin finden könnte.

Sülz.

A. L. Koch.

III. Nachrichten von andern antiquarisch merkwürdigen Stätten.
1. Burgwall von Wieschendorf (bei Dassow).

Auf dem wieschendorfer Felde befindet sich ein Burgwall, mit dem die Sage große Keller verbindet, aus denen

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der Fuchs silberne Löffel herausgescharrt haben soll. Es ist ein ziemlich regelmäßig viereckiger Raum von 300 Quadrat=Ruthen Größe, an zwei Seiten von Wiesen begrenzt und mit einem etwa 15-20 Fuß hohen, mit Gesträuch und hohen Eichen bewachsenen Walle eingefaßt. Er wird die Burg genannt, ist neuerdings mit Tannen bepflanzt, bei deren Pflanzung sich Spuren von Mauersteinen fanden. — Finden sich urkundliche Nachweisungen, daß bei Wieschendorf eine Burg stand? Mir ist keine vorgekommen?

G. M. C. Masch.

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2. Alte Dorfstelle etc. . bei Gr. Freienholz.

Im freienholzer Forst, im sogenannten Kriegholze, etwa 1500 Schritte von Gr. Freienholz, am Wege nach Dänschenburg, befinden sich die Ueberreste eines großen (muthmaßlichen) Dorfes, da die noch vorhandenen, theils gut conservirten Steinmauern, Fundamente, Brunnen und Backofenstellen noch sehr genau den Platz bezeichnen, wo vormals Gebäude gestanden haben; bei genauer Beschauung der verschiedenen Objecte aber siehet man selbst, wo jeder einzelne Hauswirth gewohnt hat. Daß die Verwüstung dieses großen Dorfes sich lange vor dem Beginne des dreißigjährigen Krieges zugetragen habe, bezweifle ich aus folgenden Gründen nicht.

Meine ältesten Forstarbeiter, Männer von 70 bis 80 Jahren, versichern, daß sie hier schon vor 40 bis 50 Jahren auf der genannten Dorfstelle, die noch jetzt mit hartem und weichem Holze allenthalben auf bestanden ist, Eichen von 36 Zoll Stammdurchmesser abgehauen haben; auch jetzt noch stehen dort Eichen von 3 bis 4 Fuß Diameter. Wollte man nun annehmen, daß die Verwüstung des Dorfs im dreißigjährigen Kriege geschehen sei, so widersprechen dem jene dort noch lebenden Exemplare Eichen von 3 bis 4 Fuß Durchmesser mit vieler Bestimmtheit, da Eichen in einem solchen Zeitraume nicht zu dieser Größe aufwachsen können, sondern mindestens 100 Jahre mehr bedürfen, um, auf hiesigem Boden, eine solche Stärke zu erreichen; überdies haben jene Bäume anscheinend schon ungefähr 100 Jahre ohne merklichen Zuwachs, zumTheil im Wachsthum stillstehend und absterbend, dort gestanden: so daß man hiernach den Eichen auf jener alten Dorfstelle ein Alter von mindestens 400 Jahren zuzugestehen sich veranlaßt finden dürfte.

Im freienholzer Forst, in unmittelbarer Nähe der alten Dorfstelle, befindet sich auch ein Torfmoor, wo meine Torf=

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arbeiter, circa 7 Fuß unter der Oberfläche, Bunde Flachs in durchaus haltbarem Zustande auffinden und zu Tage fördern; sobald aber der Flachs einige Tage der atmosphärischen Luft bloßgestellt ward, verlor derselbe seine Haltbarkeit und ward mürbe.

Höchst wahrscheinlich haben jene Dörfler dort, in einem damaligen Wasserbehälter, ihren Flachs zum Röthen eingesenkt, und sind, ehe sie denselben zum weiteren Gebrauche wieder hervorholen konnten, zusammt ihren Wohnungen vertilgt worden; es läßt sich nicht annehmen, daß aus Nachlässigkeit dieser Flachs dort verloren sein sollte, da man an verschiedenen Stellen, bei der Ausgrabung des Torfs, ein solches Product hervorholt.

Wäre aber meine Vermuthung hinsichtlich der Art, wie der Flachs hieher gekommen sei, richtig, so würde hier ein neues Zeugniß vorliegen, daß der Zeitraum von der Verwüstung jenes Dorfes bis jetzt viel größer sei, als 400 Jahre. Denn das genannte Torfmoor hat folgende Bestandtheile. Unter der Oberfläche befindet sich:

1) eine Schicht guten Torfs von 2 Fuß Tiefe; dann kommt
2) ein Lager von großen, noch sehr festen Kieferstämmen (Pin. sicoestris), an der Stelle, wo der Baum abgehauen ist, 24-34 Zoll im Durchmesser haltend, die nicht durch die Gewalt der Elemente umgestürzt wurden, sondern noch die Spur der Axt an sich tragen; endlich
3) unter den Stämmen steht noch eine Schicht guten schwarzen Torfs von 2 Fuß Tiefe, welche den vorgefundenen Flachs unter sich verborgen hatte.

Wird also diese Stelle als früherer Wasserbehälter betrachtet, so muß derselbe damals, als Flachs darin geröthet wurde, von beträchtlicher Tiefe gewesen sein.

Wenn mm auch bekanntlich in einer gewissen Wassertiefe, wo Boden und Lage dazu geeignet ist, durch das successive Anhäufen von vegetabilischen Substanzen sich eine Torfschicht bildet, die nach und nach weiter empor kömmt und so endlich das Wasser ganz verdrängt, - so ist dazu doch, zumal in dieser niedrigen, wasserreichhaltigen Gegend, ein beträchtlicher Zeitraum erforderlich. Daß nun ferner auf der trocken gewordenen Torfschicht sich Nadelholz anbaute, (vermuthlich durch Besaamung von nicht allzufern stehenden Kiefern), welches bis zu der Zeit, da es abgehauen worden, ein Alter von 120-150 Jahren erreicht haben dürfte (dies beurkunden die noch vorhandenen Stämme) und daß sich endlich über den abge=

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hauenen Kieferstämmen ein neues Torflager von 2 Fuß Höhe bildete, das deutet ebenfalls wieder auf einen nicht unbeträchtlichen Zeitraum hin.

Alle diese verschiedenen Thatsachen zusammen gestellt, ergiebt sich die Folgerung:

daß von der Zeit an, da der gefundene Flachs dort ins Wasser gesenkt wurde, bis zur gegenwärtigen Zeit über ein halbes Jahrtausend verflossen sein kann.

Wilpert, Förster zu Gr. Freienholz 1 ).

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3. Blocksberge in Meklenburg.

(Vgl. Jahresber. II, S. 114.)

Herr Pensionär Schubart zu Gallentin meldet:

a) Auf der Feldmark Gallentin, nahe beim Hofe, ist ein Berg, der den Namen Blocksberg führt. Auf demselben standen früher, etwas von einander entfernt, zwei Kreise von Steinen (alte Grabstellen?), deren es auf derselben Feldmark sonst noch mehrere gab. Diesem Berge gegenüber hat vor Zeiten auf einem andern Berge eine Kirche gestanden, von welcher noch viele Kalk= und Steinstücke an der Stelle zeugen; auch fand ich dort vor einigen Jahren das Fragment eines Leichensteins von weißen Fliesen, mit den Buchstaben SEL. Diese Kirche und das dazu gehörige Bauerdorf sollen im dreißigjährigen Kriege zerstört sein, welches Schicksal auch die ehemalige Kirche in dem an Gallentin grenzenden Dorfe Kleinen gehabt haben soll.

b) Auf der Feldmark Ganzow bei Gadebusch ist ein einem Kegelgrabe ähnlicher Hügel, der den Namen "smökpahl" (Schmauchpfahl) trägt: nach der Sage sind auf demselben Hexen verbrannt worden.

Außerdem liegen Blocksberge:

c) einer auf dem Felde des Gutes Vilz, dicht vor der Stadt Tessin (nach Mittheilungen des Herrn Regierungsraths von Oertzen zu Schwerin und des Herrn Präpositus Karsten zu Vilz),

d) ein anderer auf dem Felde des Gutes Radegast bei Neubuckow (Mittheilung des Herrn Regierungsraths von Oertzen) und

e) ein dritter auf dem Felde von Lankow bei Schwerin (Mittheil, des Herrn Forstraths von Wickede zu Schwerin).


1) Der Verein verdankt diese interessante Mittheilung der Vermittelung des Herrn Hauptmanns von Restorff zu Bützow.
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IV. Nachrichten von Bildwerken verschiedener Art.

1. Die prillwitzer Götzenbilder.

Folgenden Beitrag zur Entscheidung des Streites über die Aechtheit dieser Idole verdankt der Verein der Mittheilung des Herrn Pastors Masch:

Jacob Grimm in der Recension über Kopitar Glagolita Clozianus in den göttingischen gelehrten Anzeigen, St. 33, vom 29. Februar 1836, S. 327, sagt, nachdem er sich über die Formen des glagolitischen Alphabets ausgesprochen:

"Ich muß aber mit einem schlagenderen Zeugniß für die Alterthümlichkeit der glagolitischen Buchstaben E und B hervorrücken; letzteres hat die Gestalt eines Hakens, der oben in eine dreizinkige Gabel ausläuft, und weicht völlig ab von dem gewöhnlichen lateinischen, gothischen, runischen, folglich auch cyrillischen B. Nun zeigen gerade die Runen der bisher noch übelberüchtigten prillwitzer Idole, so wie der von v. Hagenow bekannt gemachten Steine dieselbe auffallende Abweichung beider Buchstaben, das links gedrehte E und das gabelförmige B. (Man sehe wiener Jahrb. Band 43, S. 33 und Hagenows Figur 8 und 11) 1 ). Diese wendischen Runen sind im Ganzen die nordischen, weichen aber in einzelnen Buchstaben ab und ihre entschiedenste Abweichung stimmt zu der Glagoliza. Was konnte wohl mehr das Alterthum der glagolitischen Schrift und zugleich die angefochtene Echtheit der nordslavischen Götzenbilder bestätigen? Dem neubrandenburger Goldschmied eine solche Kenntniß der nordischen, preußischen, slavischen Mythologie, der der nordischen Runen und des glagolitischen Alphabets zuzutrauen, daß er aus ihnen allen nicht plump, sondern mit geschickter, ab= und zuthuender Mischung nachgeahmt hätte, übersteigt allen Glauben. Die auch durch andere innere Gründe bestärkte Echtheit der Bilder eingeräumt, scheint aus ihnen hervorzugehen, daß schon die heidnischen Slaven einer Schrift pflagen, von welcher uns bedeutende Ueberreste nirgends anders, als in dem glagolitischen Alphabet vorliegen".

2. Gedächtnißstein zu Selow.

Zu Selow befindet sich, wie Herr Hülfsprediger Günther zu Neuenkirchen berichtet, auf der dritten Hufe des Dorfes im


1) Man vgl. die Gußformen mit denselben Charakteren S. 85.
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Freien, nicht fern von der Landstraße, ein Stein, welcher dem Leichenstein des von Bernstorff (Jahresber. II, S. 167) sehr ähnlich ist. Das Wappen des selowschen Steines ist, nach der eingesandten Zeichnung, ungefähr wie drei Thierköpfe (Hasenköpfe?) gestaltet, die Figuren sind fast gleich mit denen des Bernstorffschen Steines, die Buchstaben aber so sehr verwittert, daß der Herr Berichterstatter die Inschrift nicht zu entziffern vermochte.

Herr Archivar Lisch bemerkt zu dieser Nachricht, daß schon Mantzel in den bützowschen Ruhestunden XIII, S. 16 diesen Stein beschrieben habe. Mantzel sah auf demselben das Wappen der Hasenkop und las noch:

Anno dni. MCCCLI in die beati Viti martiris obiit Hermannus — — —

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3. Denkstein am Dome zu Schwerin.

Bei Gelegenheit der neuen Häuserbauten um den Dom Zu Schwerin ward im Frühling 1838 auch der letzte Rest der ehemaligen Kirchhofsmauer, dem Prinzenhofe gegenüber, im Westen der Kirche abgebrochen. Unter den Fundamentsteinen dieser Mauer fand sich, im Westen der südwestlichen Kirchenecke, dem Thurme gegenüber, ein großer, roher Granitblock, welcher mit einem Kreuze bezeichnet war. Der Granitblock hatte die Gestalt eines unregelmäßigen Oblongums von ungefähr 6-8 Fuß Länge und eine Dicke von 1-2 Fuß, war überall roh und, mit Ausnahme einer Seite, welche zur Oberfläche benutzt war, unregelmäßig; diese größere Seite der Oberfläche war von Natur ganz eben und glatt. Auf derselben war ein Kreuz eingemeißelt; dieses Kreuz war 2½ Fuß lang, ganz regelmäßig und rechtwinklig gebildet, die Querbalken waren mehr nach dem obern Ende hin gerückt, das untere Ende des Hauptbalkens hatte zwei emporstehende Balken, so daß die untere Hälfte völlig einem Anker glich. Von andern Bezeichnungen war keine Spur vorhanden.

Wozu dieser Stein gedient habe, ist zweifelhaft. Ein Leichenstein kann es kaum gewesen sein, da jede Spur von Inschrift oder dgl. fehlt, es sei denn, daß er in den frühesten Zeiten des Christenthums in Meklenburg gelegt worden wäre, als noch der Handelsverkehr stockte und es noch an geeignetem Material zu Leichensteinen und an Steinmetzen fehlte. Vielleicht ist es ein Denkstein, ein erster Grundstein, bei der Einführung des Christenthums und der Gründung des ersten Gotteshauses zu Schwerin gelegt, da früher sicher eine

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Interimskirche oder eine Kapelle vor der Vollendung des jetzigen Dom=Gebäudes in der Nähe desselben vorhanden war. Im Jahre 1227 datirte der Graf Heinrich von Schwerin eine Urkunde "in capella Zwerin"; vgl. Jahrb. I, S. 204.

G. C. F. Lisch.

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4. Glocken=Inschriften aus den Kirchen zu Schwerin.

Die Glocken der Domkirche.

Auf dem Thurme der Domkirche zu Schwerin hangen vier Glocken.

Die beiden größten sind im J. 1811 von J. G. W.Landre zu Lübeck gegossen; zu dem Erze wurden die alten Glocken genommen (hoc aeramentum perantiquum ruptum, denuo fusum A. S. O. MDCCCXI). Die muthmaßlich ältesten Glocken des Bisthums sind also untergegangen.

Die kleinste Glocke hat im Kranze die Inschrift: FVDIT. LAVRENTIVS. STRALHORN. ANNO. 1733.

Die mittlere Glocke ist allein von einiger alterhümlichen Bedeutung. Die Umschrift lautet:

Umschrift

Unter dem Worte dni steht ein Geistlicher mit unbedecktem, lockigem Haupte, in langem Gewande und Mantel, in der Linken einen Kelch, die Rechte consecrirend vor der Brust, mit einem viereckigen Täfelchen am Gürtel. Diese Figur, welche hier, ohne Heiligenschein, ganz klar dargestellt ist, führt auch der schwerinsche Bischof Werner (1458-1470) im Siegel.

Unter dem Worte mater steht ein Marienbild und unter demselben das Zeichen des Gießers: wie ein unziales H mit einem rechts davon liegenden Kreuze: H Inschriftskreuz

Die Glocken der Schelfkirche.

Auf dem Thurme der Schelfkirche zu Schwerin hangen drei Glocken, von denen zwei alt sind, obgleich die Kirche erst im Anfange des 18. Jahrhunderts erbauet ist. Wahrscheinlich stammen diese Glocken noch aus der ehemaligen St. Nicolai=Kapelle oder Kirche auf der Neustadt.

1) Die große Glocke hat weiter keine Auszeichnung, als am obern Kranze die Umschrift:

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Umschrift

(d. i.

Hilf Gott zu dem, was ich beginne 1 ), daß es ein gutes Ende gewinne)

in großer gothischer Minuskel. Wahrscheinlich stammt die Glocke also aus dem 15. Jahrhundert.

2) Die mittlere Glocke ist sehr hübsch verziert und modellirt und hat zwei Reihen Inschriften, die eine um den obern Theil, die andere um die Mitte.

Die obere Inschrift lautet:

Umschrift

Auf der Vorderseite in der Mitte der Glocke steht das halbe Bild eines Bischofs mit der Mitra, mit consecrirender rechter Hand und mit dem Stabe in der Linken. Unter demselben steht das fünfschildige herzoglich=meklenburgische Wappen 2 ).

Auf der hintern Seite der Glocke steht ein ganzes menschliches Bild in langem Gewande, mit einer Mütze auf dem Haupte, ein Schwert zur Linken, in der rechten Hand vor der Brust ein Viertheil von einem gezahnten Rade haltend; also wieder eine H. Katharine! (Vgl. oben die Kirchen zu Neukloster und Bützow, S. 147 u. 163.) Unter der Figur steht das meklenburgische Wappen noch ein Mal.

Um die Mitte der Glocke, zu den Seiten dieser Figuren, läuft, mit kleinern Bildern vermischt, eine zweite Umschrift, bestehend aus drei Namen, welche mit den eingestreueten Bildern folgendermaßen lauten:

"(Zuerst ein Bild eines Knappen, einige Zoll lang, einen Blumenstrauß mit der Rechten vor der Brust, in der Linken einen Krug haltend; dann der Name:) Marten (die Mütze des Bischofs; ein gelocktes, unbedecktes Brustbild, wie ein Frauenkopf, von der Höhe der Buchstaben:) Slone (ein Männerkopf). hinrick uan kampen (dann wieder der Knappe). hinrick (dann der Kopf des großen


1) beginnen mit dem Genitiv = etwas unternehmen.
2) In diesem Wappen sind die beiden Stierköpfe ganz gleich, vor sich schauend und ohne Nasenring; der Arm ist mit einem großen Tuche umwickelt und am Oberarm nicht bekleidet; der gräflich=schwerinsche Schild ist in der obern Hälfte schraffirt.
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Bildes im langen Gewande; dann wieder der kleine Frauenkopf) Reyneken (dann, am Ende, wieder der kleine Männerkopf)".

Es finden sich hier also drei Namen:

marten Slone.
hinrick van kampen.
hinrick Reyneken.

Von diesen kommt Heinrich von Kampen in den Renterei=Rechnungen von J. 1507-1517 als Gießer zu Gadebusch vor, wo er für die Herzoge Geschütz goß. Wahrscheinlich ist diese Glocke hiernach, und nach dem Bischofsbilde und dem fürstlich=meklenburgischen Wappen, ungefähr 1516 oder 1517 unter dem Bischofe Magnus, Herzog von Meklenburg, gegossen; sicher ist sie, wegen des fünfschildigen Wappens, nach 1480 aegossen, und, nach den Verzierungen, vor der Reformation.

3) Die kleinere Glocke hat an der Vorderseite das meklenb. Wappen mit der Umschrift:

V. G. G. CHRISTIAN. LUDEWICK. REGIERENDER. HERTZOG. ZU. MECKLENBURG.

Darüber steht:

SOLI. DEO. GLORIA.

Auf der Rückseite der Glocke steht:

O. G. MEIER. IN. ROSTOCK. ANNO. 1751.

Die Glocke hat hübsche Verzierungen. Eine Glocke von demselben Gießer und demselben Jahre ist zu Parchim; vgl. Cleemann Parch. Chronit, S. 309.

G. C. F. Lisch.

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5. Inschriften der Glocken zu Zarrentin.

I.

Auf der größten, ohne Rand, steht ganz oben:

VIVOS. EGO. ET. MORTUOS. VOCO.

Zweite Reihe:

ES. KOMMEN. DIE. MICH. HÖHREN. DEM. GROSSEN. GOTT. ZV. EHREN.
DRVMB. HÖHR. VND. HÖHRE. EBEN. WIE. DV. KANNST. EWIG. LEBEN.

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Dritte Reihe:

II. AVGVSTVS. KREIDEL. FVRSTL. M. B. AMPTM. H. JOHAN. TIGVHL.
PASTOR. H. JVSTG. REINH. SEILING. HINRICH. HALLOF. ADITVG.

Vierte Reihe:

HANS. STROKIRCH. HANS. RVMP. IVRATEN. M. ADAM. DANCKWARDT.
WISMER. ANNO. 1661. DEN. 12. SEPTEMBER.

II.

Ganz oben:

SOLI. DEO. GLORIA.

Auf der vordem Seite:

MANDANTE. CELISSIMO. PRINCIPE. CAROLO. LEOPOLDO.
CVRANTE CHRIST. FRIED. SENSTIO. PASTORE FVSA PER
DIEDERICH STRAHLENBORN ANNO 1746

Auf der hintern Seite:

IHR. DIE. IHR. MEINE STIMME. HÖHRT
GLAVBT. DAS. SIE. EVCH. DIE. PFLICHTEN LEHRT
GIEB. DEINEN. GOTT. WAS. GOTTES. IST
VND. DENKE. DASZ. DV. STERBLICH. BIST

III.

Ganz oben:

LAVRENTIVS STRALBORN ME FVDIT LVBECAE ANNO 1742.

Vorne:

JOH. CHRIST. SENTIVS PRAEP. ET PAST. HANS PAPE JVRAT.

Stockfisch.

6. Der Taufstein aus der Döpe bei Hohen=Vicheln.

(Jahresber. II, S115 flgd.)

Der Herr Freiherr von Glöden zu Bützow hat über das Schicksal dieser Antiquität vielfache eifrige Nachforschungen

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angestellt, und auch vom Herrn Hülfsprediger Günther zu Neuenkirchen sind weitere, die Geschichte derselben betreffende Bemerkungen eingegangen. Da jedoch die ersteren keine bestimmte Nachweisung ergeben haben und die letzteren ebenfalls nichts Entscheidendes feststellen, überhaupt nach der Lage der Sache eine Gewißheit darüber, was aus dem Taufsteine geworden, schwerlich zu erwarten steht, und andrerseits das Interessanteste bei der ganzen Untersuchung, nämlich die Geschichte der Auffindung, hinlänglich constatirt ist: so dürften die Verhandlungen über diesen Gegenstand als geschlossen anzusehen sein.

7. Münzen.

Eine römische Münze

ist zu Bössow bei Grevismühlen ausgepflügt und im Besitz des Herrn Hoikendorff zu Gr.Walmsdorf: es ist eine kleine Silbermünze von Antoninus Pius. (Mittheilung des Herrn Pastors Erfurth zu Hohenkirchen.)

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Der Münzfund zu Zinow (im Amte Strelitz).

Im September 1837 fand die Frau eines Arbeitsmannes in Zinow bei Neustrelitz im Sande ein 7 Zoll hohes bauchiges, sich oben verengendes, thönernes Gefäß von grober Arbeit, zum häuslichen Gebrauch bestimmt, welches 405 Münzen enthielt. Sie waren dick mit Grünspan bedeckt, der sie auch zum Theil an einander geklebt hatte, und wogen ungereinigt 1 Pfund 10 Loth lüb. Gew. Die neueste Münze war von 1505, und da die meisten aus dem Anfange des 16 Jahrhunderts herrührenden durchaus nicht abgeführt waren, so ist die Zeit der Vergrabung wohl nicht lange nach dem angeführten Jahr zu setzen 1 ).

In historischer Hinsicht ist bei solchen Münzfunden das Verhältniß des in einem gegebenen Zeitpunkt cursirenden Geldes nach Nominalwerth und Münzstätten offenbar das Wichtigste, und so ist es denn interessant genug, im östlichsten Meklenburg lübeckische, hamburgische, dänische und göttingische Münzen im Umlauf zu finden, welche nicht mit den daselbst gewöhnlichen meklenb., pommerschen und brandenburgischen nach


1) Dieser Münzfund wurde mir von großherzogl. Landesregierung zu Neustrelitz zur Untersuchung, mit beigefügter Gestattung, dem Vereine für mekl. Gesch. und Alth. Nachricht von demselben geben zu dürfen, zugesandt und ist bereits zurückgeliefert worden.
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gleichem Fuße geprägt sind. Die lübeckischen, hamburger und dänischen Schillinge müssen dort mit dem meklenb. und brandenburgischen Groschen gleichen Werth gehabt haben. Rostock und Pommern lieferten wohl die meisten Schillinge, Sechslinge fanden sich hier verhältnißmäßig wenige, und Hohlpfennige, obgleich damals noch in Hamburg und Lüneburg in Menge geschlagen, kommen gar nicht vor. Das Verhältniß der gefundenen Münzen in angegebener Beziehung ist folgendes:

Tabelle zum Verhältniß der gefundenen Münzen

In numismatischer Hinsicht bereichert dieser Fund, zunächst die meklenburgischen Münzen berücksichtigend, den 2. Theil von Evers Meckl. Münzverfassung in den unter den Herzogen Magnus und Balthasar geschlagenen Groschen und Schillingen durch eine ansehnliche Menge von Stempelverschiedenheiten, welche jener sorgsame Beschreiber nicht gekannt hat. So sind 18 Gepräge von Groschen, in Güstrow geschlagen, vorhanden, von denen sich bei Evers nur 2 angeführt finden (S. 44, und 3. Münze). Späteren ausführlicheren Mittheilungen die vollständige Angabe vorbehaltend, führe ich

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hier nur 2 Gepräge an, welche Evers nicht kannte und die hinsichttich des Wappens sehr merkwürdig sind, denn bis jetzt ist ein vier Wappenbilder in einem Schilde enthaltendes meklenb. Wappen noch nicht bekannt geworden, wenn auch die 4 Bilder auf der einen Seite der Münze bereits bei Evers II, S. 41 u. 46 vorkommen. Die Stellung des Arms mit dem Ringe ist gleichfalls sehr bemerkenswerth, obgleich nicht geeignet, Licht in diese dunkle Partie der meklenburgischen Heraldik zu bringen. Diese beiden Groschen sind an Größe und Gewicht den bekannten dieses Herzoges gleich und haben:

1) A. Inschrift

Ein vierfeldiger Schild, über dem Schilde ein Blatt. Im Schilder 1) der meklenburgische Stierkopf. 2) das gräfl. schwerinsche getheilte Wappen; 3) der stargardische Arm, aber aus dem rechten Unterwinkel nach dem linken Oberwinkel gekehrt, den Ring haltend, aber ohne Pausche und Binde; 4) der rostockische Greif.

R. Inschrift

Auf einem durchgehenden Kreuze ein kleiner Schild mit dem wendische Stierkopfe.

2) A. Inschrift

Das Wappen wie beim vorigen und über dem Schilde ein Kreuz zwischen 2 Punkten.

R. Inschrift

Auf einem durchgehenden Kreuz in einer 4 Mal gebogenenen runden Einfassung liegt der Schild mit dem wendischen Stierkopfe.

Aus derselben Zeit liefert Parchim 7 Gepräge von Groschen, welche alle bei Evers fehlen; von den 13 in Güstrow geprägten Schillingen hat Evers 4 (S. 45 erste bis vierte Münze), die andern nicht; der parchimsche Schilling fehlt ihm, und von den 12 i nGüstrow geprägten Sechslingen hat er nur einen (S. 46 erste Münze).

Unter den rostocker Schillingen sind nach Beschaffenheit der vorliegenden Stücke, die mit der Umschrift: civitas magnopol. unstreitig älter, als die andern mit: sit non. dni. bnd.; daher hätten sie auch bei Evers nicht die Stelle haben sollen, welche er ihnen S. 293 anweiset; 7 Stempel waren von der erstem Art vorhanden, von denen nur einer (dritte Münze a. a. O.) angeführt ist; von der zweiten in vielen Exemplaren vorhandenen Art fanden sich 21 Abweichungen, von denen 4 bei Evers angeführt sind (S. 293 vierte Münze von unten und

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letzte, S. 294 erste und zweite); zugleich ist zu berichtigen, daß nicht nom., wie er überall hat, sondern non. auf den Münzen sich findet. Von den 6 Sechslingen hat Evers S. 400 den einen als dritte Münze. Der wismarsche Groschen ist bei ihm S. 486 dritte Münze vorhanden.

Die pommerschen Schillinge des Herzogs Bogislaus in ihrer sehr bekannten Form mit dem Greif auf der einen und dem rügenschen Wappenschilde auf einem Kreuze auf der andern Seite sind wohl damals über ganz Meklenburg verbreitet gewesen. Hier sind von den in Stettin geschlagenen aus den Jahren 1500=9, aus 1501=3, aus 1502=3, und aus 1504=2 verschiedene Gepräge vorhanden. Die in Garz geschlagenen sind von 1489 und 1492, die in Dam geprägten finden sich ohne Jahrszahl in 3, von 1492 in 4, von 1493 in 2, von 1494 und 1496 in einem, von 1497 in 3 und von 1499 in einem Gepräge.

Von den 7 verschiedenen Arten stralsunder Schillingen haben nur 2 Gepräge eine Jahrszahl 1504, die übrigen sind ohne solche; der Sechsling ist von demselben Jahre. Die 3 greifswalder, die 3 anclammer und der eine demminer Schilling haben keine Jahrszahl; ihre Stadtzeichen sind bekannt und in den baltischen Studien II, 1, S. 118 fl. zu finden.

Von den brandenburger Groschen des Kurfürsten Johann I. sind 1 Stempel von 1497 und 2 von 1498 vorhanden, vom letztern Jahre ist auch der Schilling (ein pankower Gröschlein); von denen der Markgrafen Joachim und Albert sind die Jahrgänge 1500-1505 in 14 Prägen gefunden, sämmtlich ohne Angabe des Prägorts, also wie Köhne Münzverf. von Berlin S. 47 annimmt, in Salzwedel geschlagen. Ein in Angermünde geprägter Groschen ohne Jahrszahl ist auch vorhanden.

Die lübeckischen Münzen (bei Schnobel Lüb. Münz= und Medaillen=Cab. S. 47) sind eigentlich Schillinge 1/8 Loth schwer und es fanden sich nur 2 Gepräge. Ueber ihren Gehalt, welcher sie beser macht, als die brandenburgischen Groschen, ist Grautoff hist. Schriften III, S. 143 zu vergleichen. Nach dem Receß von 1461 wurden nämlich aus der Mark 9löthigen Silbers 104 Stück geschlagen, von jenen Groschen aber aus der Mark 6löthig weniger ½ Ot. schlug man 92 Stück.

Die hamburger Schillinge sind den lübeckern an Gehalt gleich, es sind ihrer 3 Gepräge vorhanden. Die Inschrift derselben ist: signo crucis salvemur in alten Buchstaben; diese waren auf dem einen auf folgende Weise durch einander

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geworfen: SI G NC RVM E . V C IS LV E MVR . Die Anwendung dieser Erscheinung bei Erklärung von räthselhaften Inschriften liegt nahe genug.

Der dänische Groschen des Königs Johann wird in Joachims Groschen=Cabinet VII, S. 402 als besondere Seltenheit hervorgehoben und ist daselbst auf dem Titelblatt abgebildet.

Die göttingischen Münzen von 1485, 1488 und 1497 mit dem Stadtwappen, einem S bezeichnet, sind in einem meklenburgischen Münzfunde gewiß eine Merkwürdigkeit.

Schönberg.

G. M. C. Masch.

V. Nachrichten von Schriftwerken.

Das Manuscript Joachim Mantzel's: Manipulus rerum Parchimensium etc., nach welchem im Jahresbericht II, S. 124 gefragt wird, ist im December 1837 von dem Herrn Archivar Lisch auf der großherzogl. Regierungs=Bibliothek in dem litterarischen Nachlasse des Geheimen=Raths J. P. Schmidt aufgefunden, und wird fortwährend in dieser Bibliothek aufbewahrt.

Eine alte Chronik von Amelungsborn, welche in (Spiel's) Spangenberg's Neuem vaterländ. Archiv Bd. 6, 1834, S. 369, als auf der Bibliothek zu Wolfenbüttel befindlich citirt wird:

"Eine alte Kronicke von 1428 unde im Kloster to Amelungsborne funden",

ist vom Herrn Archivar Schmidt zu Wolfenbüttel sorgfältig durchgesehen, und berichtet derselbe, daß sie gar nichts auf Amelungsborn und auf Merlenburg Bezügliches, sondern nur allgemeine Weltgeschichte enthalte und mit Amelungsborn nur insofern in Beziehung stehe, als sie früher ein Eigenthum dieses Klosters gewesen sei.


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2. Bearbeitung des historischen Stoffes.

A. Gelieferte Arbeiten.

a) Für die Jahresschriften des Vereins.

I. Grössere Abhandlungen 1 ).

Vom Herrn Hofrath Bölckow zu Gnoien:

1) Morgensprache der Stadt Gnoien.

Vom Herrn Dr. phiI. Burmeister zu Wismar:

2) Wismarsche Chronik über die Vormundschaftsführung der Fürstin Anastasia von Meklenburg vom J. 1275 bis 1278.
3) Ueber die altwismarsche Kirche.
4) Ueber die Wachstafeln im Rathsarchive zu Wismar.
5) Wismarsche Rathsprotocolle über den vichelschen Kanal vom schweriner See in die Ostsee.

Vom Herrn Cand. theol. Burmeister zu Wismar:

6) Alphabetisches Verzeichniß der meklenburgischen Vögel in niederdeutscher Mundart.
7) Alphabetisches Verzeichniß der meklenburgischen Pflanzen in niederdeutscher Mundart.

Vom Herrn Dr. jur. von Duve zu Möllen:

8) Beitrag zur Geschichte der meklenburgischen Fürsten Pribislav II. und der Borwin I., II. und III.
9) Nachträgliche Bemerkungen über die Herzogin Marienne, Mutter der meklenburgischen Fürstin Anastasia.

Vom Herrn Dr. jur. Fabricius zu Stralsund:

10) Ueber die niederdeutsche Chronik des Klosters Ribnitz von Lambrecht Slagghert.

Vom Herrn Dr. phil. Havemann zu Ilefeld:

11) Beiträge und Briefe zur Geschichte der Herzogin Anna, Gemahlin des Herzogs Albrecht des Schönen von Meklenburg.

Vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin:

12) Ueber die Döpe bei Hohen=Vicheln und die Burg Dobin.
13) Geschichte des Schlosses zu Wismar.
14) Geschichte des Schlosses zu Schwerin.
15) Geschichte des Schlosses zu Gadebusch.


1) Außer den in diesem Jahresbericht abgedruckten antiquarischen Arbeiten.
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16) Aeltere Geschichte der Buchdruckerkunst und der Buchdrucker in Meklenburg bis zum J. 1540.
17) Handschriften mittelhochdeutscher Gedichte: Wilhelm von Orange.

Vom Herrn Pastor Masch zu Demern:

18) Ueber den Todestag des Bischofs Johann I. von Ratzeburg.

Vom Herrn Pastor Mussäus zu Hansdorf:

19) Sympathien, in Meklenburg gesammelt.
20) Meklenburgische Volksmährchen.
21) Meklenburgische Sprichwörter.

Vom Herrn Archivar Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel:

22) Memorienbuch des Klosters Amelungsborn, im Auszuge für Meklenburg.

II. Kleinere Mittheilungen.

Der briefliche Verkehr sowohl mit ordentlichen Mitgliedern, je nachdem durch besondere Anregungen und Vorfälle oder durch die Quartalberichte sich Veranlassungen dazu fanden, als auch mit den corredpondirenden Mitgliedern und Vereinen, deren lebendige und aufopfernde Theilnahme ein wahres Kleinod des Vereins ist, war in dem verflossenen Jahre nicht weniger lebhaft, als in den frühern Jahren, und brachte dem Verein eine große Fülle von Ansichten und Mittheilungen, welche in die Abhandlungen der Jahrbücher und des Jahresberichts verwebt sind.

Für die Grabalterthümer waren vorzüglich der Herr Canzleirath Thomsen zu Kopenhagen und der Herr Professor Danneil zu Salzwedel thätig; es ward durch die Correspondenz mit diesen Herren, geführt durch den ersten Secrtär des Vereins, Herrn Archivar Lisch, in Grundlage der Aufgrabungen und dee Vereinsschriften eine vollkommene Verständigung über die vorchristlichen Alterthümer in Dänemark und in der Altmark erreicht, und dadurch die norddeutsche Alterthumskunde um einen guten Schritt weiter gebracht; auch die königliche schleswig=holstein=lauenburgische Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer zu Kiel hat, nach ihren Jahresberichten, dieselben Resultate gefunden. — Ueber alte Münzen, welche in dem verflossenen Jahre selbst manchen historischen Stoff lieferten, belehrten vorzüglich der Herr Canzleirath Thomsen zu Kopenhagen, der Herr Kretschmer zu Berlin, der Herr Professor Kosegarten zu Greifswald und der Herr Universitäts=Biblio=

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thekar Baron von Nettelbladt zu Rostock, und der Verein kam dadurch zu Besitzungen in diesem lange verabsäumten und wichtigen Felde des Alterthums, welche bis dahin nicht geahnet wurden und welche in Verbindung mit der noch ganz vernachnachlässigten Siegelkunde einst reiche Ausbeute verheißen. — Die Fülle der mittelalterlichen Bauwerke im Vaterlande, welche fast ganz übersehen waren, wurden im verflossenen Jahre vorzüglicher Gegenstand der Aufmerksamkeit des Vereins: diese Untersuchungen belebte vorzüglich der Herr Regierungs=Rath A. v.Minutoli zu Berlin, Herausgeber der mittelalterlichen Bauwerke der Mark Brandenburg, und eröffnete für die Zukunft die schönsten Aussichten zur Bearbeitung der vaterländischen Bauwerke; zur Vorbereitung auf eine dereinstige Bearbeitung wird der Verein willkommenen Stoff sammeln. Der Herr Archivrath Klaatsch correspondirte hiebei über Baumeister des 16. Jahrhunderts. — Die alterthümlichen Schriftwerke Meklenburgs gaben schon reiche Frucht durch W. Grimm's meisterhafte Bearbeitung des Rolands=Liedes, 1838, zu welcher die schweriner Handschrift (vgl. Jahrbücher I.) die kräftigste Stütze bot. — Zu der ältern Geschichte der Typographie in Meklenburg (s. oben I. 16), welche der Ausschuß im nächsten Jahre herauszugeben beabsichtigt, steuerten der Herr Gymnasial=Lehrer Dr. Deecke zu Lübeck, der Herr Bibliothek=Custos Dr. Friedländer zu Berlin und der Universitäts=Bidliothekar v. Nettelbladt reiche Gaben bei. Der Austausch urkundlichen Stoffes und die Bearbeitung desselben führte zu erfreulichen Resultaten: der Herr Archivar Schmidt zu Wolfenbüttel eröffnete die Quellen des ehemaligen Klosters Amelungsborn, welche reiche Früchte auf dem Felde unserer Geschichte verheißen, und klärte das Abtreten und die Verwandtschaft der letzten Gräfin Adelheid von Ratzeburg auf, so wie die Geschichte der Gemahlinnen des Grafen Heinrich I. von Schwerin; der Herr Dr.Dittmer zu Lübeck eröffnete die Archive des Heil. Geist =Hospitals und des St. Johannis=Klosters zu Lübeck, welche im Verein mit dem reichen schweriner Archive dereinst Stoff zu erschöpfenden historischen Abhandlungen gewähren, und der Herr Dr. Deecke fuhr fort, die Verhältisse Meklenburgs zu Lübeck aufzuklären.— Auch die Bearbeitung des historischen Stoffes gedieh bei dem lebendigen Briefwechsel. Unter andern gab der Herr Gerichts=Director Fabricius zu Stralsund Aufklärung in der Geschichte der Herren von Havelberg und des Ritterwesens, der Herr Dr. Havermann zu Ilefeld, Verfasser einer Geschichte von Braunschweig=Lüneburg, begann Mittheilungen über hervorragende Persönlichkeiten

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in der meklenburgischen Geschichte, der Herr Dr. v. Duve zu Möllen lieferte, außer einer größern Arbeit über die ältesten Glieder des meklenburgischen Fürstenhauses, noch Beiträge zu den Rechtsalterthümern. Von den ordentlichen Mitgliedern lieferten Beiträge: der Herr Dr. Burmeister zu Wismar zur Sitten= und Sprachgeschichte, der Herr Dr. Beyer zu Parchim zur Aufklärung wendischer Ortsnamen, der Herr Director Crain zu Wismar zur Rechtsgeschichte, der Herr Senator Dr. Crumbiegel zu Rostock zur Typographie und der Herr Pastor Masch zu Demern zur Numismatik und Heraldik etc. . Die Bearbeitung der geistlichen Archive Wismars durch den Herrn Director Dr. Crain wird der vaterländischen Geschichte noch manchen Nutzen bringen. Die Lebensbeschreibung des nachmaligen wismarschen Superintendenten Johannes Frederus durch den Herrn Consistorialrath Mohnike zu Stralsund, 1837, die Geschichte des St. Johannis=Klosters, des Heil. Geist=Hospitals und des St. Clemens=Kalandes zu Lübeck durch den Herrn Dr. Dittmer und die Bearbeitung der angelsächsischen und altsächsischen Nachrichten über die Wendenländer durch den Herrn Professor Leo zu Halle (in dessen Altsächsischen und Angelsächsischen Sprachproben, 1838,) werden der meklenburgischen Geschichte einst von dem wesentlichsten Nutzen sein.

b) Außerhalb der Jahresschriften.

Die Sammlung ungedruckter meklenburgischer Urkunden,


bearbeitet und herausgegeben von G. C. F. Lisch.

Von dieser im vorigen Jahresberichte noch unter den vorbereiteten Arbeiten aufgeführten Sammlung ist nunmehr der erste Band mit Beihülfe des Vereins bereits erschienen. Die Veranlassung und das Bedürfniß eines solchen Werkes weiset die Vorrede einerseits in der anerkannten Unentbehrlichkeit geöffneter Quellen für die Geschichtsforschung und Schreibung, anderseits in der Fehlerhaftigkeit der älteren zur Oeffentlichkeit gebrachten Urkundenabdrücke und in der Unzulänglichkeit der neueren nach, indem die begonnenen Arbeiten eines Rudloff, Schröter, der Herausgeber der Beilagen zu den "Wöchentlichen Rostockschen Nachrichten und Anzeigen" und des wail. Pastors Cleemann zu Parchim aus Mangel an Unterstützung scheitern mußten, ein Mangel, von dem zu hoffen sei, daß er jetzt durch die von unserm Vereine geweckte allgemeinere Theilnahme an ähnlichen Forschungen und Arbeiten beseitigt sein werde. Die

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Herausgabe einer solchen weniger umfänglichen Urkundensammlung statt eines vollständigen Codex diplomaticus Megapolitanus wird hauptsächlich durch die gewiß richtige Ansicht gerechtfertigt, daß zuvor vollständige Regesten über die gedruckten, zerstreuten Urkunden herausgegeben und einer vielfachen öffentlichen Prüfung unterworfen, dann aber auch einzelne Hauptperioden der Geschichte urkundlich und kritisch durchforscht sein müssen, ehe die Herausgabe einer umfassenden Urkundensammlung mit Sicherheit und mit Aussicht auf glücklichen Erfolg unternommen werden könne. Dieser erste Band nun enthält Urkunden des Klosters Dargun, eine Wahl, die sich durch den zweifachen Umstand hinlänglich empfiehlt, einmal daß Sammlungen vermischter Urkunden bei weitem nicht den Nutzen gewähren, welchen zusammenhängende Urkunden einzelner Institute haben, sodann daß vor dem schon mehrfach erhellten Westen Meklenburgs die noch fast gänzlich im Dunkel liegende älteste Geschichte seiner östlichen Theile dringend zur Berücksichtigung aufforderte: aus beiden Gründen aber verdiente die wichtige Abtei Dargun die Priorität. Auf ihre Geschichte während des 12. und 13. Jahrhunderts beziehen sich daher die in diesem Grunde gedruckten, mit der größten Treue wiedergegebenen und mit kurzen Inhaltsanzeigen, so wie mit schätzbaren diplomatischen Bemerkungen begleiteten 100 Urkunden. Es läßt sich erwarten, daß ein so verdienstliches Werk von so vielfachem Interesse hinlänglich werde anerkannt und unterstützt werden, um dessen Fortsetzung möglich zu machen: die Materialien zu einem zweiten Bande sind bereits vollständig gesammelt, bearbeitet und geordnet.

B. Begonnene oder vorbereitete Arbeiten.

I. Die meklenburgischen Regseten.


(Vgl. Jahresber. II, S. 160 und 161.)

Die Arbeit am Regestenwerke hat im verflossenen Jahre von mir wenig gefördert werden können, da ich auf zu vielfache Weise in Anspruch genommen ward, als daß es möglich gewesen wäre, ihr meine ganze Muße zu widmen. Das nächste Jahr, welches hoffentlich für mich ruhiger sein wird als das vergangene war, wird einen genügendern Bericht bringen, da bereits mehrere der Herren, die mir ihre Mitwirkung zusagten, bedeutende Beiträge vollendet haben, welche jedoch, da sie mir noch nicht zugingen, hier nicht aufgeführt werden konnten. Dies Mal haben zu den bereits vorhandenen des vorigen Jahres

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laut S. 161 des Jahresberichts 1500
beigesteuert:
    Herr Archivar Lisch aus
    Höfers Auswahl der ältesten Urkunden in deutscher Sprache 11
    Höfers, Erhards und v. Medems Zeitschrift für Archivkunde 1
    Baltische Studien 3
    Wedekinds Noten 5
    Kosegarten Pomm. Rügen. Geschichtsdenkmäler 1
    Dittmer Johannis=Kloster in Lübeck 1
    Thomas analecta Güstrov 5
    Jahrbücher des Vereins II. 38
    Schröter Beiträge 20
    ----- 85
    Herr Archivgehülfe Glöckler aus
    E. J. Westphalen, Specimen document 14
    H. C. Senckenberg, selecta juris 24
    ----- 38
    Ich selbst aus
    Schröders Evangel. Meklenburg noch 10
    Rostock. Wöchentl. Nachrichten von 1817-23 56
    ----- 66
    ------------
    Summa 1689

G. M. C. Masch.

II. Die Sammlung und Erläuterung der slavischen Ortsnamen Meklenburgs.

(Vgl. Jahresber. II, S. 163-165.)

Der Urheber und Leiter dieses Unternehmens, Herr Dr. Burmeister zu Wismar, berichtet, daß er mit demselben bereits den Anfang gemacht habe und daß ihm erfreuliche Unterstützung von Seiten einzelner Mitglieder des Vereins geworden sei; er bittet um fernere Mittheilungen für diesen Zweck.

III. Aeltere Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg bis zum Jahre 1540.

Der Haupttheil dieser für das vierhunderrjährige Jubiläum der Buchdruckerkunst bestimmten Arbeit des Herrn Archivars

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Lisch, welche der Ausschuß in den Jahrbüchern von 1839 erscheinen lassen wird, ist zwar schon eingereicht und (s. oben) unter den fertigen Arbeiten aufgeführt; indessen begründet der Wunsch, ihm die möglichste Vollständigkeit und Genauigkeit zu geben, die Bitte um fernere Mittheilungen von Nachrichten, welche die bezeichnete Periode der Buchdruckerkunst in Meklenburg betreffen, namentlich über älteste rostocker Drucke.

C. Unterstützte und empfohlene Werke, die außerhalb des Vereins erschienen sind oder erscheinen sollen.

I. Geschichte von Pommern,

vom Professor Barthold zu Greifswald.

Dieses Werk eines rühmlichst bekannten Geschichtsforschers, welches bald in seinem ersten Theile erscheinen und auch für Meklenburg von Wichtigkeit werden wird, hat unser Verein noch (vgl. Jahresber. I, S. 47) durch Mittheilung der Aushängebogen des gegenwärtigen Jahrganges der Jahrbücher und durch mehrtägigen persönlichen Verkehr einzelner Mitglieder mit dem Herrn Verfasser während der Anwesenheit desselben in Schwerin unterstützen zu können die Freude gehabt und wird dazu im Fortschritte der Arbeit hoffentlich noch weitere Gelegenheit finden.

II. Geschichte der edlen Herren vom Berge.

Zur Geschichte dieses im J. 1398 erloschenen Dynasten Geschlechts, aus welchem eins der letzten Glieder des gräflich schwerinschen Hauses, die Gräfin Lise, Gemahlin des Grafen Nicolaus IV, stammte, sind dem westphälischen Verein zu Händen der Bearbeiter, des Herrn Drosten von Hodenberg zu Lilienthal und des Herrn Mooyer zu Pr. Minden, mit Erlaubniß der hohen Landesregierung zu Schwerin durch den Herrn Archivar Lisch Regesten von Urkunden aus dem großherzoglichen Archive mitgetheilt.

III. Geschichte der Fürsten von Rügen.

Mit dem Herrn Gerichtsdirector Fabricius zu Stralsund wurden Einleitungen zur Unterstützung einer von demselben beabsichtigten Geschichte der rügenschen Fürsten getroffen.

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IV. Meklenburgisches Wappenbuch von Masch und Tiedemann.

Dieses Werk, welches schon vor seinem Erscheinen den Mitgliedern empfohlen ward, ist in seinem ersten Hefte hervorgetreten und empfiehlt sich als eine ausgezeichnete Erscheinung der ferneren Theilnahme der Vereinsmitglieder, so wie sämmtlicher Freunde der vaterländischen Heraldik und Geschichte.

 

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