zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 190
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen
IV. Nachrichten von Bildwerken verschiedener Art.

1. Die prillwitzer Götzenbilder.

Folgenden Beitrag zur Entscheidung des Streites über die Aechtheit dieser Idole verdankt der Verein der Mittheilung des Herrn Pastors Masch:

Jacob Grimm in der Recension über Kopitar Glagolita Clozianus in den göttingischen gelehrten Anzeigen, St. 33, vom 29. Februar 1836, S. 327, sagt, nachdem er sich über die Formen des glagolitischen Alphabets ausgesprochen:

"Ich muß aber mit einem schlagenderen Zeugniß für die Alterthümlichkeit der glagolitischen Buchstaben E und B hervorrücken; letzteres hat die Gestalt eines Hakens, der oben in eine dreizinkige Gabel ausläuft, und weicht völlig ab von dem gewöhnlichen lateinischen, gothischen, runischen, folglich auch cyrillischen B. Nun zeigen gerade die Runen der bisher noch übelberüchtigten prillwitzer Idole, so wie der von v. Hagenow bekannt gemachten Steine dieselbe auffallende Abweichung beider Buchstaben, das links gedrehte E und das gabelförmige B. (Man sehe wiener Jahrb. Band 43, S. 33 und Hagenows Figur 8 und 11) 1 ). Diese wendischen Runen sind im Ganzen die nordischen, weichen aber in einzelnen Buchstaben ab und ihre entschiedenste Abweichung stimmt zu der Glagoliza. Was konnte wohl mehr das Alterthum der glagolitischen Schrift und zugleich die angefochtene Echtheit der nordslavischen Götzenbilder bestätigen? Dem neubrandenburger Goldschmied eine solche Kenntniß der nordischen, preußischen, slavischen Mythologie, der der nordischen Runen und des glagolitischen Alphabets zuzutrauen, daß er aus ihnen allen nicht plump, sondern mit geschickter, ab= und zuthuender Mischung nachgeahmt hätte, übersteigt allen Glauben. Die auch durch andere innere Gründe bestärkte Echtheit der Bilder eingeräumt, scheint aus ihnen hervorzugehen, daß schon die heidnischen Slaven einer Schrift pflagen, von welcher uns bedeutende Ueberreste nirgends anders, als in dem glagolitischen Alphabet vorliegen".


1) Man vgl. die Gußformen mit denselben Charakteren S. 85.