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IV.

Ueber die Wachstafeln

im
Raths=Archive der Stadt Wismar,
vom
Dr. C. C. H. Burmeister
zu Wismar.


I m Laufe des Sommers, als Herr Archivar Lisch in Wismar neben andern Gegenständen auch das Raths=Archiv besichtigte, zeigte der Herr Stadtsekretär Enghart neben andern merkwürdigen Urkunden und Siegeln auch ein Buch mit Wachstafeln 1 ), auf welchen sich noch einige leserliche Zeilen befanden. Herr Archivar Lisch äußerte darauf den Wunsch, eine Abhandlung über dieselben für die Jahrbücher von dem Einsender zu erhalten und der Herr Stadtsekretär hatte die Güte, dieselben sogleich zu meiner Disposition nach der Registratur bringen zu lassen.

Folgendes ist nun Beschaffenheit und Inhalt der Tafeln.

Die Wachstafeln sind Blätter und Rahmen von Buchenholz in Gestalt des jetzigen Großoktavs mit schwarzem Wachs ausgestrichen, welche früher durch ein Band von Pergament wie ein Buch zusammengebunden waren, jetzt aber bis auf zwei Blätter, welche noch zusammenhangen, lose geworden sind. Das Wachs auf denselben ist aber durch Jahrhunderte so gehärtet, daß nur mit einem scharfen Instrumente ein Eindruck


1) Vgl. Schönemanns Versuch eines Systems der Diplomatik, I, S. 468: "Wächserne Tafeln sind wohl kaum anders als zu Kladden und Interimsregistern gebraucht worden". - "Ihr Gebrauch war noch im 15. Jahrh. in Teutschland sehr stark." D. Red.
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zu erwirken ist. — Das Alter ist nicht leicht zu ermitteln, jedoch findet sich einmal die Jahrszahl 1419. Nach den Schriftzügen, verglichen mit dem Stadtbuche C., gehören die Tafeln in das Ende des 14. Jahrh. oder in das 15. Jahrhundert.

Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß diese Wachstafeln die Kladde des Stadtbuchs oder doch besonders desjenigen Theils des Stadtbuchs, welcher die Einkünfte der Stadt aufnahm, enthielt. In dem ältesten Stadtbuche ist durch einen sonderbaren Umstand ein solches Rentenregister vom J. 1300 ff. eingeheftet, von dem ich Vergleichungen entlehnen werde.

Die Zahl der Tafeln ist zwölf, von denen jedoch die erste und letzte nur eine beschriebene Seite enthalten, weil die übrigen für den Umschlag abgehen.

Inhalt.

Tafel I. II. III. enthalten bloße Namensverzeichnisse mit Anfügung der Abgaben, z. B.

Tafel I, oben Nicolaus burmester. 1 mk. ſla.
Tafel II, a. bauen sunte Jacobus.
Sanctus Jacobus XII ſ. ſlau.
Sanctus Jacobus XII ſ. ſlau.
b. Sanctus nicolaus XII ſ. ſlau.
Clawes halenbeke XII ſ.
Tafel III, a. Beata maria 1 m.
beata maria 1 m.
Sancta Maria 1 m. und so mehrere Male nach einander.
Tafel IV.  
a. Officium sartorum talliabit pro CX mark. Officium sartorum talliabit pro C marcis ex parte elemosinarum arnoldi hopperades et pro C m. de missa eorum.
It. Officium sartorum debet talliare pro CC marcis ad missam Hinrici luneborgen apud sanctum spiritum.
It. Tenetur prouisor ecclesie sancti georgii presenti anno IIII marcas ad melioracionem capelle westual in ecclesia beate marie virginis infra angulum aquilonarem.
b. Camerarii exposuerunt e conuerso IIII marcas penesticis. (Penestici sind: Haken.) It. pro reformacione fenestrarum VI 1/2 marcas II ſ.
It. 1 m. Nicholas de ultzen.
It. Camerarii exposuerunt 1 m. wibeken de heyda pro antipendiis altaris.
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Prouisor ecclesie beate marie talliabit annuatim 1 m. pro XIII jugeribus agri, que dabitur a domino nicolao moller a anno LXIX.

Wahrscheinlich aus früherer Zeit ist stehen geblieben:

Et sic camerarii tenentur ad capellam de anno MCCCCXIX.

Darunter:

Officium pistorum talliabit pro hospitalia veniente anno in platea canum post mortem dicti Jacobi anno veniente pro se pro eadem.

Das Bäckeramt ist noch im Besitz dieses Gasthauses in der Hundestraße, weiß aber die Zeit der Erwerbung nicht mit Gewißheit anzugeben, wiewohl es in den Acten des Bäckeramts schon im sechzehnten Jahrhundert häufig erwähnt wird.

Tafel V.  
a. Aluart sellin wanaftich to butzow schal schaten vor III boden, de belegen sin in der papen straten by her magnus smede anno LX (vielleicht 1460). Das Uebrige ist unleserlich.
b. Officium penesticorum talliabit omni anno pro CC m. de anno XLIII.
Tafel VI.  
a. Stedegheld de foro quilibet quolibet termino I sofidum, et serui forenses tenentur colligere et dominis camerariis summam col lecte exponere quia de tali collecta serui forenses recipiunt mercedem corum et residuum datur eis per camerarios; de camera receperunt residuum anno LXXIIII.
b. Officium ortulanorum debet dare pro censu pro ortis et pratis XVI m. Das Uebrige ist unleserlich.
Tafel VII.  
a. Officium sartorum talliabit pro CCC marcis.
b. Elemosine Conradi de pechel debent talliare pro CCCC marcis. Officium lanificium talliabit ut in libro est scriptum.
It. Hans scrader to Redebusse schal schaten vor 1 m. de staen binnen pressere.

Tafel VIII. a. b. enthält bloße Namen, welche auch größtentheils unleserlich sind.

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Tafel IX.  
b. Presbiteri siue vicarii ecclesie sancti nicolai dabunt annuatim X sol. pro agro domini Jo. Bukow anno XVI. (Dies ist wahrscheinlich 1516.)
Tafel X.  
a. Officium sutorum dat de curia extra ualuam magnopolensem X marcas. Im Stadtbuche: case site ante portam mekelenborgh soluunt VI m. bis in anno dandas.
(Im ältesten Stadtbuche: Sutores dant quilibet eorum de sua taberna XII sol.)
It. de domo allecum (im ältesten Stadtbuche: allecotheca).
(Im Stadtbuche: domus allecum soluit VIII m. annuatim seu IIII in pascha et IIII in mychael.)
Cerdones quilibet quolibet anno V sol et IIII den.
(Stadtbuch: de quolibet spacio serdonum dabuntur VlII solidi, nisi sint adeo pauperes, quod duo dent VIII solidos de uno loco.)
Carnifices de macellis quilibet quolibet anno VII sol. et I den. d infra festum pasce habebunt unam lagenam cereuisie a camerariis anno LXXIII.
It. quilibet hoppenmeter dabit quatuor marcas pro dolio.
Tafel XI.  
a. Officium penesticorum talliat pro CC m. de anno XLII° Elemosine hogenwerden habet in hereditate ruchowen CCC m., pro quibus dabuntur redditus XV marcarum, quas camerarii subleuabunt et dabuntur vini stupa propter deum, et eciam dabitur inde summo seruo quantum ipse unum par caligarum de panno brugensi poterit comparare, et domini consules inde habebunt ante omnia IIII marcas pro distribucione inter se LXXIIII ſ.
Hans winter IIII m. vor de boden, de by em steit, anno XL.
Hans Kruger bleff schuldich XIIII m.
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Herbord Suoge tenetur XIII ſ. van tynsen de acker den swartekopeschen gheuen heft sunte nicolaus IIII morgen licht up deme honuelde bi der ek twischen sunte nicolaus acker, anno XL (wohl 1540).
b. Officium cerdonum debet talliare pro LXXX m.quas habet super vitalicia hinrici heuesten omni anno III m. argenti et pro hereditate sua ex parte vicarie korneke XLV m. scriptura inde reperitur MCCCCXIIII. (Von 1414 fehlt das Stadtbuch.)
D. G. Dargeribbe talliabit pro agro hinrici de wesere XXVI s. anno XLI°. (1541.)
Offcium lanificiorum tenetur talliare pro C marcis quas habet in hereditate Jo. clerus.
Stobelo cum sociis suis dat III m. pro antiqua. domo laterum extra ualuam lubicensem.
Tafel XII.  
Hans swartehudere tenetur de tribus annis censum de agro suo quem vendidit ludke meyer.
In dem gude hans slusewegge unde Jurgen ere vader wanaftich to Roleffstorpe schal schaten vor CCC m. stan in agro Riketere anno LXIIII. (1564.)

Auf der neunten Tafel a. hat sich ein späterer Stadtsekretär um 1595: Eberhard Elmhoff, mit großen Buchstaben verewigt.

Noch eine interessante Nachricht fand ich Tafel XI. a.:

Pannicide debent recipere sortes eorum in theatro feria III a ante dominicam palmarum et quilibet eorum quolibet termino dare debet decem solidos et VI den., anno LXVIII (1468).

Stadtbuch: Locus super domum pannicidarum dabit marcam denariorum. Es wurden also, wie in Lübeck, so in Wismar die öffentlichen Plätze auf dem Gewandhause, welches sich, wenn nicht im Rathhause selbst, doch in dessen Nähe befand, jährlich verlooset. (Grautoff historische Schriften. Lübeck, 1836, Th. I. S. 229.) Die Abgabe hieß von dem Kauftische (Litte, plattdeutsch lcde. Grautoff lüb. Chronik I, S. 314, die Ledehure): Tischmiethe. In Lübeck wurde (ebend. Seite 230) nach Ostern geloost.