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2.
Die Havelquellen und Havelseen.

I n der Geschichte der Comthurei Mirow ist (Jahrb. II, S. 95 und 286) von den Havelwassern, den Seen im obern Laufe der Havel auf meklenburgischem Gebiete, die Rede. Diese Gewässer sind geographisch nicht unwichtig und haben auch für

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die Begränzung der alten Länder historische Bedeutsamkeit. Einige neuere urkundliche Entdeckungen im Großherzogl. Archive fordern zur vollständigen historischen Darstellung dieser hydrographischen Verhältnisse auf.

Die Havelquellen werden gewöhnlich in dem See von Langhagen in Meklenburg=Schwerin, nicht weit von Neustrelitz, zwischen Langhagen und Adamsdorf (Kustal) gesucht. In einer Verleihung des Fürsten Nicolaus von Werle an das Kloster Broda 1 ) werden schon im J. 1230 die Seen bei Freidorp, jetzt Bornhof, westlich bei Ankershagen, als Quellen der Havel angegeben:

"Vrigdorp mit veffich huuen mit dren sehen, dat de Havelwater heten."

Eben so heißt es in desselben Fürsten Confirmations=Urkunde vom 23. April 1273 2 ):

"villam Vridorp cum mansis quinuuaginta, cum tribus stagnis, de quibus effluit aqua, que Hauele nuncupatur."

Bei dem jetzigen Freidorf oder Bornhof liegen drei Seen; aber nahe südlich davon bei Dambeck liegen wieder drei Seen, welche auf der Schmettauschen Charte auch als der "Erste Ursprung der Havel" angegeben werden. Eine von diesen beiden Seengruppen ist also als die wahre Havelquelle seit der ältesten Zeit der meklenburgischen Geschichte angesehen; genauere Local=Untersuchungen mögen entscheiden, ob die südliche Gruppe von Dambeck mit der nördlichen von Bornhof zusammenhängt.

Nach der Bildung eines kleinen Stroms fließt die Havel nun zunächst, sich vergrößernd, durch acht Seen, welche vorzugsweise die Havelseen genannt werden, wie in einer Urkunde vom J. 1358 3 ):

"de Havelwater, der synt achte."

Nach derselben Urkunde heißen sie, den Lauf der Havel stromabwärts gerechnet: Cabelke, Parpar, Pawel, Sczozen, Gaten, Jamele, Gartow und Sific (? — unleserlich in der Urkunde, vielleicht Siric). In der Mirowschen Urkunde vom J. 1257 4 ) kommen von diesen Seen auch einige vor, mit der Bemerkung, daß die Havel durch sie fließe, namemlich: Cobole und Paule. Alle diese Seen liegen


1) Vgl. Urk. Nr. III.
2) Vgl. Urk. Nr. VII.
3) Vgl. Urk. Nr. XVI.
4) Vgl. Jahrb. II, S. 286.
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innerhalb der Grenzen der ehemaligen Comthurei Mirow und tragen noch heute theilweise die alten Namen:

1) Cabelke oder Cobolc = Käbelick, bei Kratzeburg.
2) Parpar = Grantzinsche See, bei Grantzin.
3) Pawel oder Paule = Pagel, bei Kriencke.
4) Szozen = Zutzen, zwischen Kriencke und Babcke.
5) Gaten = Jäthen, bei Babcke.
6) Jamele = bei Blankenvörde am Jäthen=See.
7) Gartow = Görtow, bei Blankenvörde.
8) Siric = Zierze, die nordwestliche Bucht des Userinschen Sees, der Görtow östlich dicht gegenüber.

Diese Seen waren Eigenthum der Herren von Werle, jedoch einige Zeit bis 1358 an die Comthurei Mirow verpfändet, welche am 23. Junii 1358 ausgelöset ward, indem Bernhard von Werle für die Pfandsumme die Seen an die von Morin wiederlöslich verkaufte 1 ).

Von der Bucht Zierze strömt die Havel durch den großen Userinschen See, westlich von Neu= und Alt=Strelitz. Dieser See hieß im J. 1346 der See von Vielen:

"die see tu Vylym, dar die Havele dor vlut 2 )"

Dieser Name erinnert noch lebendig an das 12. Jahrhundert, wo alle diese Gegenden wüst lagen, und Prillwitz, Zieritz und Vielen als die einzigen Ortschaften erwähnt werden. Daß dieser See der jetzige Userinsche See sei, leidet keinen Zweifel nach einer darüber ausgestellten Urkunde 3 ), in welcher dessen Lage genau beschrieben wird. Das Kloster Stolpe in Pommern besaß nämlich die Güter Woserin (Userin), Quassow und Gor mit dem westlich daran gelegenen großen See von Vilim oder Userin, welche Güter das Kloster am 24. Febr. 1346 an die v. Dewitz, jedoch mit Vorbehalt des Eigenthumsrechts und der Lehnsherrlichkeit, verlieh 4 ).

Vom Userinschen See fließt die Havel durch den Labus=See, welcher (Lebbus) im J. 1358 ebenfalls an die von Morin verpfändet ward 5 ).


1) Vgl. Verm. Urk. Nr. XVI.
2) Vgl. Verm.Urk. Nr. XV. — Vielleicht ist das hier genannte Vilim ein anderes, als Gr.=Vielen. Im J. 1342 verkaufte Heinrich von Wokenstädt an das Kloster Wanzka Besitzungen in Groten Vylim, dessen Hof damals wüst lag.
3) Vgl. Urk. Nr. XV.
4) Das Gebiet dieser Güter geht östlich bis an die Städte Neu= und Alt=Strelitz. In den Grenzen lag der See Cyroch=Ziercker See bei Strelitz, welcher von dem Zierze Seebusen am Userinschen See ganz verschieden ist.
5) Vgl. Urk. Nr. XVI.
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Weiter abwärts bedarf der Havellauf wohl keiner weitern historischen Aufklärung.

G. C. F. Lisch.