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III.

Wismarsche Chronik

über

die Vormundschaftsführung der Fürstin
Anastasia von Meklenburg

vom Jahre 1275 bis 1278,
aus dem wismarschen Stadtbuche von 1272,
mitgetheilt
vom
Dr. C. C. H. Burmeister
zu Wismar.


A ls mir von dem Hochedlen Rathe der Stadt Wismar die Benutzung des Rathsarchivs zum Zweck der Abfassung einer urkundlichen Geschichte der Stadt Wismar auf die freundlichste Weise gestattet war, führte mich der jetzige Herr Stadtsecretär Enghart in das Gewölbe des Archivs an der Westseite des Rathhauses. Von dem frühen Herrn Stadtsecretär Walter war ich schon auf einige alte Stadtbücher, später Zeugenbücher (libri testimoniales) genannt, aufmerksam gemacht worden. Von diesen Stadtbüchern sind bis jetzt drei von mir aufgefunden worden, worüber ich bei einer andern Gelegenheit ausführlicher berichten werde. Das älteste Stadtbuch 1 )


1) Da nach der neuesten Nachricht des Herrn Dr. Pauli in "Darstellung des Rechts der Erbgüter", Lübeck, 1837, S. 6, das älteste Oberstadtbuch von Lübeck bis jetzt nicht aufgefunden ist, so sind die ältesten Stadtbücher der Stadt Wismar (1246-1299) die ältesten Denkmäler des ältern lübischen Rechts in Norddeutschland. - D. Verf.
(  ...  )
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scheint mit dem Jahre 1246 begonnen zu sein. Das Stadtbuch, in welchem sich die unten mitgetheilte chronistische Nachricht von der Vormundschaftsführung der Anastasia findet, ist nach dem Vorworte im Jahre 1272 begonnen:

"Anno MCCLXXII feria quinta post octavam apostolorum Peter et Paul inchoatus hic liber vel de impignoracione vel emptione vel vendicione hereditatum vel aliorum bonorum."

Dieses zweite Stadtbuch besteht aus ungefähr 150 Pergamentblättern in gr. 4., welche aneinander geheftet sind, keinesweges aber um den Inhalt zu ordnen, sondern nur um das Ganze zusammenzuhalten. Durch diesen Mangel an Ordnung wird die Benutzung des Buches etwas schwierig, der Werth und die Originalität desselben aber noch bedeutender; es findet sich nämlich ein Zeugniß im 1340 verfaßten Rathsbuche, wo es als

"liber antiquus civitatis sine coopertorio ligatus"

aufgeführt wird und die missa Rodecoghel (in medio libro civitatis reperietur) auf dieses alte Stadtbuch ohne Umschlag verweiset. Die Schrift ist die gewöhnliche des 13. Jahrhunderts.

Odgleich die Stadtbücher zunächst eine Geschichte der liegenden Gründe der Stadt enthalten, so sind doch auch einige für die Stadt und das Land wichtige Ereignisse und Verfügungen in dasselbe eingetragen. Alte ehrwürdige Namen kommen hier wieder vor. So steht in dem ältesten Stadtbuche unter der vermuthlichen Jahrzahl 1255:

"Martinus Bleyer emit domum unam a magistro Gozwino genero suo libere possidendam quod constat consulibus"

So meldet auch das Stadtbuch von 1272 die Stiftung der Anastasia zu Wein und Oblaten aus den Einkünften der Mühle vor dem altwismarschen Thore, welche noch in der Abtretung dieser Mühle 1300 namentlich vorbehalten wird. (Senkenberg selecta juris et historiae, II, pag. 477.) Die Zeit dieser Stiftung der Anastasia fällt in das Jahr 1273 und mag aus den frommen Wünschen für das Glück ihres pilgernden Gemahls hervorgegangen sein.

Die im Folgenden, aus dem Stadtbuche von 1272 mitgetheilte, jedenfalls glaubwürdige chronistische 1 ) Nachricht, welche


(  ...  ) Vgl. über die ältesten Stadtbücher in Norddeutschland noch Kosegarten "Pommersche und Rügensche Geschichtsdenkmäler", 1834, I, S. 86. Hiernach sind die ältesten Stadtbücher die von Rostock (von 1260), Stralsund (von 1260) und Hamburg (von 1274). - D. Red.
1) Benutzt, jedoch sehr unvollständig und undiplomatisch, ist diese chronistische Nachricht schon von Latomus im Genealochron. Megap., in v. Westphalen Mon. ined. IV, p. 244, indem es hier heißt:
(  ...  )
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vom Stadtschreiber neben den laufenden Vorfällen eingetragen ward, erläutert zugleich eine bis dahin unentschiedene Frage über das Recht der Vormundschaft im fürstlichen Hause; vgl. v. Lützow, Geschichte II, p. 32, flgd.



(  ...  ) "Deroweegen warb nicht allein ihre protestation von ihnen in wind geschlagen, sondern auch das Herrn Haus alda, welches vieren von adel nemlich Herrn Helmold von Pleß, Herrn Benedicto von Rodenbeck, Rittern Alberico von Barnekow und Warner Schluter eingeantwortet wahr, vor ihnen versperret gehalten, und ihnen der aufzug gewehret. Woraus folgents ein ziemlich fewr der uneinigkeit und allerhand unglück im Land entstand, dan die gemelte Brüder thaten sich nicht allein bei ihrem Schwager dem Graven in Holstein Gerhardo 1 sondern auch bei dem Graven zu Schwerin Guncelino 3 wegen dieses ihnen zur Wismar beigefügten schimpfs zum hefftigsten beklagen, und baten ihnen mit raht und that beizutreten, damit solcher Frevel und trotz der Ritterschaft sonderlich an den vier beampten möge gerochen werden. Wan dan die Graven diesen ihnen bewiesenen schimpf und ungehorsam nicht wollen gutheißen, sondern trugen darob ein gros misgefallen, als liessen sie auch ihre Bitte stat und raum bei ihnen finden, und zogen demnach sammt ihnen mit ziemlicher genugsamer staerke nach gedachter Beampter Lehenhove und schenkten sie Vulcano, der sie in eil verzehrte und im rauch gehn Himmel schickte. Aber so hell der Schmauch dieses Fewrs durch die schnellläufige famam aus Meklenburg geführet, vom Nicolao den alten Herrn von Werle vermercket ward, seumete er nicht solch angangen Fewr ehe lieber zu leschen und zu dempfen, derowegen convocirte er in höchster eil alle Landsassen in Meklenburgischen Kreis, wie auch die beschimpften Brüder und fraw Anastasiam von Newenburg sammt ihren beiden Söhnen gehn Wismar, führet sie zusammen in S. Marien Kirchen und vertrog die Sache also: daß Johannes Herr zu Gadebusch des gefangenen Herrn Bruder zum Vormund erwehlet und ihm sechs vornehme von Adel, nemlich Herr Ludolf Moltzan, Herr Ulrich von Blucher, Herr Gerhard Metzeke, Herr Otto von Reventlow, Herr Churd Preen und Herr Gunther von Levitzow alle Ritter, zu räthen und mithelffern adjungiret und zugeordnet worden..— Wismarsche Urkunde."
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Original.

fol. 1.

Q uum nobilis dominus noster Henricus dominus Magnopolensis captus esset a paganis et teneretur in vinculis in Babylonia, venerunt nobiles viri dominus Henricus et frater suus dominus Johannes, filii domini Johannis de Werle, in Wisimariam super castrum et congregaverunt eo universos vasallos jam dicti Henrici de Magnopoli et universos consules civitatis Wismarie, dicentes, quod connatus eorum predictus dominus noster Henricus Magnopolensis commisisset eis, quod tutores esse deberent uxoris sue, inclite domine nostre Anastasie, et filiorum ipsorum et terre, et hoc vellent facere, et vellent videre, quis hoc vellet contradicere et defendere. Tunc domicellus Johannes et frater suus dominus Nicholaus Zwerinensis Lubecensisque prepositus in presentia eorum audientibus vasallis universis et consulibus civitatis hoc constanter contradixerunt, addentes etiam, quod ipsipotius essent tutores filiorum fratris eorum et terre, quam filii patrui suorum. Et hoc testabantur in principes et dominos. Post hec facta fuit magna discordia pro jam dicta ratione inter dominum prepositum et suum fratrem domicellum Johannem et castellanos, scilicet dominum Helmoldum et dominum Benedictum de Rodenbeke et illos de Barnekouwe et Wernerum davigerum, quod dominum prepositum et fratrem suum castrum ascendere non permiserunt. Inde commoti dicti fratres intimaverunt querulando nobili domino Holsatie comiti et domino comiti de Zwerin, quod fuerat actum. Post hec armata manu domicellus Johannes combussit curias castellanorum. Quod dum intellexisset nobilis dominus Nicholaus de Werlle, venit Wismariam et convocatis universis vasallis domini Henrici de Magnopoli et consulibus, sumpsit diem amicabilem inter dominum prepositum et fratrem suum Johannem domicellum et predictos castellanos, et inecclesia heate Marie placitavit dictus dominus Nicholaus cum inclita domina Anastasia et prudentioribus vasallis ejus sic, quod domicellum Johannem cum consensu universorum vasallorum in tutorem jam dicte domine et filiorum ejus

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Uebersetzung.

A ls unser edle Herr, Herr Heinrich von Meklenburg von den Heiden gefangen war und in Babylonien (Aegypten, Kairo) in Banden gehalten ward, kamen die edlen Männer, Herr Heinrich und sein Bruder Johann, Söhne des Herrn Johann von Werle, nach Wismar auf das Schloß und versammelten dort alle Vasallen des schon genannten Heinrich von Meklenburg und den ganzen Rath der Stadt Wismar und sagten, daß ihr Verwandter der vorgenannte unser Herr Heinrich von Meklenburg es ihnen übertragen habe, daß sie Vormünder sein sollten seiner Gemahlin, der gefeierten Anastasia, unserer Herrin, und ihrer Söhne und des Landes; und sie wollten dies thun und wollten sehen, wer dies wolle verbieten und wehren. Darauf Junker Johannes und sein Bruder Nicolaus, Propst von Schwerin und Lübeck, in ihrer Gegenwart widersprachen, so daß es alle Vasallen und die Rathmänner der Stadt hörten, und fügten hinzu, daß sie selbst eher Vormünder der Kinder ihres Bruders und des Landes seien, als die Söhne ihres Vaterbruders. Und sie bezeugten dies gegen Fürsten und Herren. Darauf entstand große Zwietracht aus schon erwähntem Grunde zwischen dem Herrn Propst und seinem Bruder Junker Hans und den Burgmännern, nämlich Herrn Helmold und Herrn Benedict von Rodenbeke und den von Barnekow und Werner dem "Schlüter", daß sie den Herrn Propst und seinen Bruder nicht auf das Schloß kommen ließen. Deshalb klagten benannte Brüder dem edlen Herrn Grafen von Holstein und dem Herrn Grafen von Schwerin, was geschehen war, und Junker Johannes verbrannte mit bewaffneter Hand die Höfe der Burgmänner. Als dies der edle Herr Nicolaus von Werle erfuhr, kam er nach Wismar und berief alle Vasallen des Herrn Heinrich von Meklenburg und den Rath der Stadt und verkündete einen Tag zur Vereinbarung zwischen dem Herrn Propst und seinem Bruder Junker Johannes und den vorgenannten Burgmännern, und in der Marienkirche verabredete der genannte Herr Nicolaus mit der gefeierten Anastasia und den verständigern Vasallen so, daß

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Original.

elegerunt et lerre et sex milites sibi in adjutorium, elegerunt, scilicet dominum Mulzan, dominum Ulricum de Bluchere, dominum Gerardum de Metzeke, dominum Ottonem de Reventlo, dominum Conradum Pren et dominum Guntherum de Levetzouwe. Hiis gestis militibus et famulis et universis vasallis domini nostri fuit intimatum. Quibus bene placuit. Consules etiam presentes fuerunt et hoc audierunt et multi alii burgenses Wismarie civitatis. Acta sunt hec Ao. gracie MCCLXXV.

His omnibus sic peractis dixit domicellus Johannes, si vellent terram in tali statu perdurare, sicut dominus Henricus frater suus statuit, antequam exiret, hoc sibi bene placeret et de omnibus sic vellet acquiescere; sin autem, sibi videretur, quod ipse potius tutor esset, quam alter aliquis. Dum autem domicellus Johannes ex voluntate et jussu dominorum de Werle et domine nostre Anastasie et comitis de Zwerin et domini de Rostok et domini de Rugia et comitis Holsatie et omnium vasallorum dominii Magnopolensis in tutorem esset constitutus, predicti domini dederunt privilegium suum super eo, quod domicellus Johannes et frater suus dominus prepositus deberent esse veri tutores. Post hec contigit, quod marchio Otto de Brandenborg impugnavit cum adjutorio comitis de Zwerin dominos Slavie; et tunc fuit adjutor domicellus Johannes illorum de Werle, sicut dominus Henricus Magnopolensis commiserat suis antequam exiret. Tunc temporis predictus marchio intravit Zwerin cum comite Holtsatie et intraverunt terram Magnopolensem cum comite Zwerinensi, et potenter devastaverunt et combusserunt (et conventionem fecerunt) dominium Magnopolense; et propter illum timorem firmata fuit civitas Wismariensis secundum commissum domini Henrici Magnopolensis, sicut ore trium locutus fuit suis burgensibus Wismarie sibi et pueris suis ad manns.

fol. 2.

Hec gwerra stetit per dimidium annum, in qua gwerra domicellus Johannes cum propriis expensis et suis hominibus adjutor fuit dominorum de

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Uebersetzung.

sie den Junker Johannes mit Einwilligung aller Vasallen zum Vormund der schon genannten Fürstin und ihrer Söhne und des Landes wählten, und wählten ihm zum Beistande sechs Ritter, nämlich Herrn Mulzan, Herrn Ulrich von Blücher, Herrn Gerhard von Metzke, Herrn Otto von Reventlo, Herrn Conrad Preen und Herrn Günther von Levetzow. Darauf ward dies den Rittern und Knappen und allen Vasallen unsers Herrn angezeigt; denen gefiel es wohl. Auch die Rathmänner waren zugegen und hörten dies und viele andre Bürger der Stadt Wismar. Dies geschah im Jahr des Heils 1275.

Als alles dieses so ausgeführt war, sprach Junker Johannes, wenn man wolle, daß das Land in dem Zustande verbleibe, wie der Herr Heinrich sein Bruder es vor der Abreise festgesetzt habe, so gefalle es ihm wohl und er wolle sich in Allem dabei beruhigen; wenn aber anders, so scheine es ihm, daß er eher Vormund sei denn ein anderer. Während aber Junger Johannes nach dem Willen und Geheiß der Herren von Werle und unsrer Herrin Anastasia, des Grafen von Schwerin, des Herrn von Rostock, des Herrn von Rügen, des Grafen von Holstein und aller Vasallen der Herrschaft Meklenburg zum Vormund bestellt war, gaben vorgenannte Herren ihre Briefe darüber, daß Junker Johannes und sein Bruder, der Herr Propst, die wahren Vormünder sein sollten. Darnach begab es sich, daß der Markgraf Otto von Brandenburg mit Hülfe des Grafen von Schwerin die Herren Slaviens anfocht, und der Junker Johannes war der Beistand der Herren von Werle, wie der Herr Heinrich von Meklenburg es den Seinen vor der Abreise aufgetragen hatte. Zu der Zeit nun zog der oben genannte Markgraf mit dem Grafen von Holstein in Schwerin ein und verheerten gewaltig und verbrannten verabredetermaßen die Herrschaft Meklenburg, und wegen jener Furcht befestigte man die Stadt Wismar, wie in dreier Gegend wart Herr Heinrich von Meklenburg für sich und seine Kinder den Bürgern von Wismar befohlen hatte.

Diese Fehde währte ein halbes Jahr; in derselben Fehde war Junger Johannes auf eigne Kosten mit seinen Leuten Helfer der

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Original.

Werle, et sedata gwerra domicellus Johannes dedit doimnis de Werle quingentas marcas Brandeborgensis argenti ad composicionem eorum. Post hec oriebatur inter domicellum Johannem et dominum Ulricum de Bluchere quedam discordia, ad quam venit civitas Wismaria et rogavit, ut diem et inducias acciperent. Ad eundem diem venit dominus Ulricus cum extraneis dominis, scilicet episcopo Zwerinensi et dominis de Werle et comite Zwerinensi, cum armata manu, sicut non erat placitatum, et in eodem die contradixerunt, domicello nostro et domino preposito fratri suo, quod non deberent de cetero esse tutores. Potenter tunc domicellus Johannes et frater ejus prepositus rogaverunt eos, quod sic non facerent, sed permitterent eos venire in presentiam dominorum et principum. Si execssissent in tutela, quod de jure non possent esse tutores, nec deberent, libenter vellent tutelam resignare. Illud fuit ipsis denegatum, nec apud justiciam istos dimittere volebant. Post hec episcopus Zwerinensis sumpsit de his diem ante civitatem Sternberg et ibi venerunt universi vasalli dominii Magnopolensis vocati. Cum autem vasalli venissent ad jam dictum (diem?) amicabilem, invenerunt dominos de Werle et comitem Zwerinensem et aliquos de vasallis dominii Magnopolensis armata manu ante Sternenberg, et illi coegerunt universos vasallos ad hoc, quod adherebant dominis de Werle, et tunc ipso die illi de Werle et comes de Zwerin sumpserunt in suam potestatem Sternenberg et Godebuz. Post hec in tribus diebus venerunt ante civitatem Wismariam armata manu erectis vexillis scilicet Baner et posuerunt se in terram et edificaverunt Mekelingeborg et ex Mekelinborg equitaverunt et combusserunt redditus puerorum et quidquid attinebat civitati Wismarie; et post hec equitaverunt ante Gnevismolen et combusserunt molendina eorum et subdiderunt sibi civitatem et dominum Nicolaum prepositum ejecerunt de civitate et suos, et potentes erant in omni terra et statuerunt advocatos suos. Cum autem civitas Wismarie in magna necessitate posita esset, venit eis rumor, quod dominus Henricus Magnopolensis esset mortuus. Tunc miserunt

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Uebersetzung.

Herren von Werle, und nach beendigtem Kriege gab Junger Johannes den Herren von Werle fünfhundert Mark Brandenburgischen Silbers zu ihrer Sühne. Darnach entstand ein Streit zwischen Junker Johannes und Herrn Ulrich von Blücher; da kam die Stadt Wismar und bat, sie möchten einen Tag zur Vereinbarung ansetzen und Waffenstillstand schließen. Zu diesem Tage kam Herr Ulrich mit den auswärtigen Herren, nämlich dem Bischofe von Schwerin und den Herren von Werle und dem Grafen von Schwerin, mit bewaffneter Hand, wie nicht verabredet war, und an demselben Tage widersprachen sie unserm Junker und seinem Bruder, dem Herrn Propst, daß sie fernerhin nicht Vormünder sein sollten. Da baten Junker Johannes und sein Bruder, der Propst, sie dringend, daß sie so nicht handeln möchten, sondern sie vor Herren und Fürsten erscheinen lassen sollten. Hatten sie in der Vormundschaftsführung gefehlt, daß sie dem Rechte nach keine Vormünder sein könnten noch dürften, so wollten sie gern die Vormundschaft niederlegen. Dies aber ward ihnen abgeschlagen und wollten sie nicht nach Recht entlassen. Da verkündete der Bischof von Schwerin einen Tag vor der Stadt Sternberg und daselbst erschienen auf Ladung alle Vasallen der Herrschaft Meklenburg. Als aber die Vasallen zum genannten Tage kamen, fanden sie die Herren von Werle und den Grafen von Schwerin und einige Vasallen der Herrschaft Meklenburg mit bewaffneter Hand vor Sternberg, und jene zwangen alle Vasallen dazu, daß sie den Herren von Werle anhingen, und an jenem Tage nahmen die von Werle Sternberg und Gadebusch in ihre Gewalt. Nun kamen sie in dreien Tagen vor die Stadt Wismar mit bewaffneter Hand mit erhobenen Fahnen (oder Bannern), und legten sich in das Land und baueten Mekelingeborg auf, und von Mekelingeborg ritten sie aus und verbrannten die Güter der Prinzen und was der Stadt Wismar gehörte. Darauf ritten sie vor Gnevismolen und verbrannten die Mühlen derselben und machten sich die Stadt unterthan; den Herrn Propst jagten sie hinaus mit den Seinen und waren Herren im ganzen Lande und setzten ihre Vögte ein. Als nun die Stadt Wismar in großer Noth war,

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Original.

nuncios suos domino Barnim et domino Ruianorum et domino de Rostoc, amicis puerorum, et comiti Holsaciae et intimaverunt ipsis querulaudo necessitatem eorum et rogaverunt, ut tale consilium apponerent, ut pueri apud dominium ipsorum et terram permanerent. Tunc dicti domini venerunt et fecerunt diem, sub quo die venerunt de Mekelinborg et spoliaverunt ante civitatem ex aratro equos. Tunc civitas insequebatur eos ante collem .Mekelinborg et deo juvante ceperunt IX viros milites et armigeros. Post hec illi de Werle voluerunt habere de terra puerorum XXC m. et X m. lubecensis monete. Hoc contradixit dominus Barnam et vasalli puerorum, et timuerunt, quod anno quolibet vellent facere id ipsum. Tunc dominus Bamam et dominus de Rozstoc placitaverunt sic, quod captivi soluti esse deberent et sere deberent reddi ad manus puerorum; super quo promiserunt domini ex utraque parte, et dominus Barnam et dominus de Rozstoc dederunt privilegium eorum super eo. Civitas tenuit, quod fuit placitatum, et dimisit captivos solutos, et domini de Werle et comes de Zwerin, ut antea seras optinuerunt, et non tenuerunt, que placitata fuerant. Post hec sequenti anno de eadem seris, scilicet Sternenberg et Godebuz, venerunt predicti domini de Werle et comes de Zwerin et posuerunt se ante civitatem Wismarie VI septimanis et hostiliter devastavemnt terram dominorum nostrorum cum adjutorio illustris principis Ottonis Marchionis de Brandenborg et edificavcrunt castrum Dobe potenter et de eodem castro combusserunt terram et spoliaverunt eam. Post hec sepedicti domini e Godebuz intraverunt terram dominorum nostrorum et combusserunt eam sabbato ante festum beati Galli videlicet anno domini MCCLXXVIII et Johanes domicellus tutor puerorum occurrit eis cum suis amicis et cepit ex iis LXXX viros milites et armigeros. Post hec dominus Ruianorum, junior comes Holsacie et dominus de Rostoc fecerunt firmam composicionem sic, quod pueris sere representabautur et dicti LXXX captivi liberi dimittebantur et soluti; et sic placitatum fuit, quod dominus pre-

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Uebersetzung.

kam das Gerücht, daß Herr Heinrich von Meklenburg todt sei. Da schickten sie ihre Boten an Herrn Barnim und den Herrn von Rügen und den Herrn von Rostock, die Freunde der Prinzen, und an den Grafen von Holstein, und baten, daß sie solchen Rath pflegen möchten, daß die Prinzen bei ihrer Herrschaft und dem Lande blieben. Da kamen die genannten Herren und setzten einen Tag fest und kamen an diesem Tage von Mekelinborg und raubten vor der Stadt die Pferde vom Pfluge weg. Die Stadt verfolgte sie bis vor den Hügel Mekelinborgs, und mit Gottes Hülfe nahmen sie neun Mann Ritter und Knappen gefangen. Da wollten die von Werle vom Lande der Prinzen 1800 Mk. lübischen Geldes haben. Dem widersprach Herr Barnam und die Vasallen der Prinzen und fürchteten, daß sie in jedem Jahr dasselbe thun würden. Da kamen Herr Barnam und der Herr von Rostock überein, daß die Gefangenen frei sein sollten und die Schlösser in die Hände der Prinzen überliefert würden. Dies versprachen sie beiderseits und Herr Barnam und der Herr von Rostock gaben ihre Urkunde darüber. Die Stadt hielt, was beschlossen war und ließ die Gefangenen frei, die Herren von Werle aber und der Graf von Schwerin hielten wie vorher die Schlösser besetzt und hielten nicht, was verabredet war. Im folgenden Jahre kamen von denselben Schlössern, nämlich Sternberg und Gadebusch, vorgenannte Herren von Werle und der Graf von Schwerin und legten sich vor die Stadt sechs Wochen lang und verheerten feindlich das Land unsrer Herren mit Hülfe des durchlauchtigen Fürsten, des Markgrafen Otto von Brandenburg, und bauten das Schloß Dobe fest auf, und von demselben verheerten sie das Land und plünderten es. Die oft genannten Herren drangen von Gadebusch in das Land unsrer Herren und verheerten dasselbe am Sonnabend vor St. Gallen im J. 1278. Junker Johannes aber, der Vormund der Prinzen, kam ihnen entgegen mit seinen Freunden und nahm von ihnen 80 Mann, Ritter und Knappen, gefangen. Darauf der Herr von Rügen und der jüngere Graf von Holstein und der Herr von Rostock eine feste Sühne machten, so daß den Prinzen die Schlösser zurückgegeben und genannte

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Original.

positus et domicellus noster tutores esse deberent puerorum, quousque venerint ad annos discrecionis.

Anno dmi MCCLXXIX impignoravit domicellus Johannes Willekino Hanstert et suis fratribus theoloneum in civitate Wismaria pro centum m. et XII m. lubecensis monete, quas sibi mutuo prestiterat, et pro nonaginta tribus m. et IIII solidis usualis monete, quas Gerwinus monetarius nomine predicti domicelli ab ipsis mutuo acceperat, et a festo beati Johannis predicto anno instanti leva bunt theloneum prenotatum, donec rehabeant summam prelibatam.


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Uebersetzung.

80 Gefangene frei und los gelassen wurden, und es ward bestimmt, daß der Herr Propst und unser Junger Vormünder der Prinzen sein sollten, bis sie zu vollkommenen Jahren gekommen sein würden.

Im J. 1279 verpfändete Junker Johannes dem Willekinus Hanstert und seinen Brüdern den Zoll in der Stadt Wismar für 112 Mark lübischen Geldes und für 113 Mark landesüblichen Geldes, welche er ihm geliehen hatte, und für 93 Mk. 4 Schillinge, welche der Münzmeister Gervinus Namens des vorgenannten Herrn Junkers von ihnen als Anleihe empfangen hatte, und vom Feste St. Johannis im vorgenannten gegenwärtigen Jahre werden sie den erwähnten Zoll so lange erheben, bis sie die vorgemeldete Summe wieder erhalten haben.