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7.
Beiträge zur Geschichte der Sitten und des Kultus.
a) Die Eselsprozession am Palmsonntage.

In einem alten Buche, welches, laut der Jahrszahl des Bandes, 1516 gebunden und Registrum parochie Mariane betitelt ist, findet sich am Ende unter den Gefallen des Balgentreters zu St. Marien folgende Nachricht:

Dat ys de neeth un loen de orghelen to treden so men plach to lonende do de olden orghelen noch weren

Nach Letare:

1 ſ: den banre uthtosteckende.
VI den: palmarum den ezel umme tho theende.
VI den: de vane up to vligende.

In welcher Art die Prozession geschah, war mir aber unbekannt, bis ich in einer Geschichte der Stadt Leipzig, 1778, S. 457, folgenden Aufschluß fand:

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"Am Palmsonntage legten die Priester, Pfaffen und Mönche einen auf Rädern gepflockten hölzernen Esel, mit einem geschnitzten Mannsbilde, welcher in einem langen Rocke auf dem Esel saß aus der Thomaskirche, mit Gesang und Gepränge, auf den Markt zu führen, allda ihn das in großer Menge versammelte Volk, Jung und Alt, mit Frohlocken und Jubelgeschrei annahmen und durch alle Gassen, welche mit ausgeschlagenen Zweigen von Weiden bestreut, und die Häuser mit Teppichen behangen und aufs schönste geziert waren, wiederum in die Kirche, da er denn öffentlich aufgestellt wurde, begleiteten. In der Kirche hatte der fürnehmste Priester ein indianisches Rohr, und schlug damit auf die andern zu, welche zerstreut davon liefen, und hinter einen dazu ausgespannten Vorhang sich verbargen. — Damit wollten sie die Prophezeihung Zacharias 13, 7; Matth. 26, 31."

b) Die Hundefütterung in der Kirche.

Schon Grautoff (historische Schriften, Th. I, S. 255) hat erwiesen, daß in der Marienkirche zu Lübeck zum Schutz der Kirchenschätze des Nachts ungeheure Hunde losgelassen wurden. Die Kosten der Fütterung der Hunde fanden sich in den Kirchenrechnungen, wie Grautoff in der Note bemerkt. Es ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß man in der Marienkirche zu Wismar ebenfalls große Hunde hielt, denn es heißt in dem oben angeführten Buche bei dem Lohn des Bälgentreters:

Johannis baptiste

XII ſ: den hunden to veghende in der Kerken de toto anno.

Es erhielt der Bälgentreter die bedeutende Vergütung von 12 ß., während ihm für die Reinigung des Kirchhofes nur 3 ß. gegeben wurden (ebend. III ſ: van kerkhauen reyne to makende). Wären die Hunde nicht von der Kirche gebraucht worden, so würde man sicher für die Auskehrung ihres Unraths keine Ausgaben gemacht haben.

Wismar.

Dr. Burmeister.