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Inhalt:

B.

Jahrbücher

für

Alterthumskunde.

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I. Zur Alterthumskunde

im engern Sinne.


1. Vorchristliche Zeit.

a. Im Allgemeinen.


Ueber Dornen auf den Heidengräbern.

Jacob Grimm hat: "Ueber das Verbrennen der Leichen, "eine in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 29. Nov. 1849 gehaltene Vorlesung", Berlin, 1850, herausgegeben und in derselben die Sitte des Verbrennens der Todten in heidnischer Zeit bei den meisten Völkern, welche uns Schriftdenkmäler hinterlassen haben, aus diesen untersucht. Grimm findet bei diesen Untersuchungen aus Sprachdenkmälern die Eigenthümlichkeit, daß die Scheiterhaufen zum Verbrennen der Todten bei mehrern Völkern mit Dornen durchflochten und bedeckt und daß Dornen auf den Leichenhügeln gepflanzt wurden, so z.B. bei den Griechen S. 15, bei den Hochdeutschen im Allgemeinen S. 29 und 33, bei den Indiern S. 77. Am klarsten findet er die Nachricht über diesen Gebrauch bei dem deutschen Volksstamme der Franken ausgeprägt. Zu dem salischen Volksrechte findet sich nämlich in den malbergischen Glossen die fränkische Uebersetzung: thornechale, thurnichale, turnicale etc. . für die bestattete Leiche (corpus sepultum), also die fränkische Benennung für Grabhügel. Grimm erklärt S. 35 flgd. diesen Ausdruck folgendermaßen:

"In thurni, thorne liegt ganz deutlich das goth. thaurnus, ahd. Dorn, vor augen, dessen bezug auf den leichenbrand schon so viel andere benennungen rechtfertigen; in chale, chali, chalis, challis erblicke ich das durch die zusammenstellung mit ramis erläuterte callis, hallis, allis. Challus oder challa vergleicht sich dem ahd. hala: siliqua. Thurni=

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"challus, oder wie man die endung bilden wolle, drückt also dorngezweig, dorngeflecht, dornschichte aus, womit man ursprünglich den scheiterhaufen, dann aber - - den grabhügel bezeichnete. Man dürfte bei challus auch ans goth. hallus: petra, altn. hallr: lapis und höll: aula, ags. heal, ahd. halla: steinsal denken und thurnichallis auffassen als dornhalle,dornstein. Seit das verbrennen mit dem begraben tauschte, konnte es natürlich sein, daß der bisher geheiligte dornstrauch auch auf das unverbrannte leichen umschließende grab gepflanzt wurde, es geschah vielleicht aus ähnlichem grund auch bei den hügeln verbrannter leichen etc. . - - Diese einzige glosse thurnichallis versichert uns also, wenn man meinen erörterungen folgen mag, daß die Franken gleich den übrigen Deutschen, ihre todten auf dörnern verbrannten und zugleich einen dorn über der grabstätte pflanzten".

Grimm geht bei seiner Untersuchung S. 25 von dem "kostbaren Zeugnisse des Tacitus" cap. 27 aus, daß die Germanen die Leichen ihrer berühmten Männer mit gewissen Hölzern verbrannten ("ut corpora clarorum virorum certis lignis crementur").

Grimm legt in seiner Abhandlung auf die Entdeckung der Anwendung von Dornen beim Leichenbrande ein bedeutendes Gewicht. Er schöpft aber, wie gesagt, nur aus Schriftdenkmälern und läßt absichtlich die Vergleichung des Inhaltes der alten Brandhügel einstweilen ganz bei Seite liegen, da sich das Zeitalter derselben wohl noch nicht ganz genau bestimmen lasse.

Es ist bei Aufgrabungen alter Grabhügel aus der Bronze= (also vermuthlich: germanischen) Periode noch nicht überall und immer die gebührende Aufmerksamkeit auf die Reste des Brandes verwandt. Jedoch sind in Meklenburg bei Aufgrabung großer Grabhügel einige Male verkohlte Eicheln gefunden, von denen einige in der Vereinssammlung zu Schwerin aufbewahrt werden. Ein Mal fand ich selbst auch verkohlte Wachholderbeeren unter den Kohlen tief unten im Grabhügel.

Was nun besonders die Dornen betrifft, so sind in Meklenburg sehr viele Grabhügel und Begräbnißplätze aus der Stein= und der Bronze=Periode mit einzelnen Dornbüschen und dichtem Dornengezweig bewachsen. Vorherrschend ist Schwarzdorn, seltener Kreuzdorn. Auch finden sich in großen Gräbern gewöhnlich dünne, zähe Strauch= oder Baumwurzeln, welche sich mühsam und breit zwischen die die Brandstätte bedeckenden Feld=

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steine durchgeklemmt haben. Diese Dornen könnten uralt sein, da der Dorn sich durch die herabfallenden Früchte fortpfanzt und überhaupt sehr wuchert, wo er einmal Boden gefaßt hat, und alt wird. Dieser Ansicht steht aber entgegen, theils daß sich eben solche Dorngebüsche an andern unbeackerten Stellen und Abhängen auf dem Felde finden, theils daß auf Grabhügeln in Nadelwaldungen nie Dornen stehen, obgleich die Grabhügel in Nadelwaldungen häufig die größten und am meisten ausgeprägten sind.

Der Dorn verlangt nämlich durchaus guten und fetten Boden, vorzüglich der Kreuzdorn, der einen Lehmboden liebt. Da die Nadelwaldungen auf Sandboden stehen, so kommt der Dorn in Nadelwaldungen nicht gut fort. Die vorkommenden Dornen auf den Gräbern auf Lehmboden können also keinen antiquarischen Beweis für Grimm's Entdeckung geben, da Dornen eben so häufig auf andern wüsten Stellen fetten Ackers wachsen. Würden die Dornen auf den Gräbern heilige Bäume sein und sich bis auf unsere Zeit fortgepflanzt haben, so dürften sich auch wohl auf Gräbern in Nadelwaldungen Dornbüsche finden, indem die Alten beim Auftragen des Hügels wohl für einen dem Dorn günstigen Boden, wenn auch nur hin und wieder, gesorgt haben würden.

Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich, daß aus dem heutigen Vorkommen der Dornen auf alten Gräbern kein Beweis für die Bepflanzung der Gräber mit Dornen in alter Zeit zu gewinnen ist. Die Grimm'sche Entdeckung fordert aber zur sorgfältigen Beobachtung der Kohlen beim Aufgraben heidnischer Gräber auf.

G. C. F. Lisch.     


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b. Zeit der Hünengräber.

Steinkisten von Grüssow.

Auf dem Felde des Hofes Grüssow bei Malchow liegen nicht weit von dem Hofe mehrere uralte Steinkisten, viereckige Kisten mit Seitenwänden aus Granitblöcken, auf denen ein großer Deckstein ruht, ohne jede Spur eines Grabhügels. Sie sind alle versunken; die Decksteine sind zwischen die seitwärts ausgewichenen Seitenwände gefallen. Nach allen Beobachtungen bilden diese die allerältesten Gräber; die Hünengräber, bei denen ein langgestreckter, mit Pfeilern umgrenzter Hügel um die Steinkiste aufgeworfen ist, sind jünger: in jene sind die Leichen unverbrannt beigesetzt, in diesen findet sich gewöhnlich schon Leichenbrand.

Eine der verfallenen Steinkisten von Grüssow war abgetragen. In dem Erdboden fanden sich noch die Reste einer nicht verbrannten Leiche, z.B. die Schenkelknochen noch fast ganz, und zahlreiche Gefäßscherben von dem bekannten Charakter der Steinperiode.

G. C. F. Lisch.     

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Hünengrab von Viecheln.

Der Herr von Kardorff auf Remlin zu Gnoien schenkte dem Vereine den Inhalt eines beim Bau der Gnoien=Tessiner Chaussee zu Viecheln bei Gnoien abgetragenen Hünengrabes, nämlich:

1) einen Keil aus grauem Feuerstein, dünne und flach, 6" lang, 1 1/2" breit, 1/2" dick;

Streithammer aus Bernstein

2) einen kleinen, hieneben abgebildeten Streithammer aus Bernstein, ungefähr 5/4" lang und 3/4" dick, regelmäßig bearbeitet und durchbohrt, an beiden Enden gleichmäßig hammerförmig gebildet, an der Oberfläche schon stark verwittert und zerbrechlich. Bernsteinperlen in Hammerform sind in Meklenburg sonst noch nie beobachtet. In Dänemark werden sie häufig gefunden und im Museum zu Kopenhagen sind sie nicht selten; man vgl. auch Sorterup Kurze Uebersicht der Alterthümer im Kopenhagener Museum, 1846, S. 15-16, und Worsaae Dänemarks Vorzeit, 1844, S. 16;

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3) eine eiserne Lanzenspitze, ohne Zweifel aus dem Mittelalter, wenig von Rost angegriffen, die in dem Grabe einmal abgebrochen sein wird; übrigens ist keine Beobachtung darüber angestellt, in welcher Tiefe sie in dem Grabe gefunden ist; vgl. Jahrb. X, S. 248 flgd.;

4) eine kleine dreiseitige Pyramide aus faserigem Bleierz, 1 1/3" lang, wie ein Pfeilbolzen, welche aber wahrscheinlich von außen oder durch Versehen zu dem Inhalte des Grabes gekommen ist, da sie ein neueres Schmelzproduct zu sein scheint.

G. C. F. Lisch.     

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Hünengrab von Maßlow.

Auf der Feldmark von Maßlow, in der Pfarre Lübow bei Wismar, sind viele Hünengräber, von denen mehrere mit sehr großen Granitblöcken umstellt und bedeckt sind. Einige derselben sollten zu wirthschaftlichen Zwecken abgetragen werden; es ward aber nur eines ganz zerstört, da die Steine der übrigen nicht alle zu gebrauchen waren. Leider ward dies zu spät bekannt; jedoch gelang es dem Herrn Pastor Albrand zu Lübow von dem Herrn Keding auf Maßlow das zu erhalten, was in dem Grabe gefunden war; dies war:

1) eine kleine, cylinderförmige Urne, von bräunlich gebranntem, mit grobem Feldspathgrus stark gemengten Thon, mit wenig hervorstehendem, scharfen Bauchrande, ohne alle Verzierungen, von der Gestalt, wie die in dem Hünengrabe zu Prieschendorf gefundene, in Jahrb. X, S. 260 abgebildete Urne, nur daß der Bauchrand etwas niedriger liegt, in viele Stücke zerbrochen, welche jedoch zur Herstellung der Gestalt wieder haben zusammengesetzt werden können; ähnlich werden einige Urnen des Hünengrabes von Lübow gewesen sein (vgl. Jahresber. III, S. 38);

2) ein Keil von hellgrauem Feuerstein, kurz und sehr dick, ganz so wie die in dem so eben erwähnten Hünengrabe von Lübow gefundenen gearbeitet.

G. C. F. Lisch.     

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Hünengräber zu Godern.

Der Herr Präpositus Schencke zu Pinnow schenkte dem Vereine einen Keil aus Feuerstein, welcher in einem großen, mit Steinen umstellten Hünengrabe zu Godern bei Schwerin gefunden ist, nachdem dasselbe zur Wiesenbesserung zum Theil abgetragen war.

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Bei einem andern Hünengrabe in der Nähe sollte vor etwa 25 Jahren der Kopf eines steinernen Götzen 1 ) gefunden, in den Besitz des Schullehrers Rosenow gekommen und von diesem dem Herrn Landdrosten, jetzigen Geheimen Rath von Plessen übergeben sein. Da die Sache von Wichtigkeit zu sein schien, so hörten die Herren Präpositus Dr. Schencke und Candidat Wigger zu Pinnow den Schullehrer Rosenow ab und schickten das Protocoll ein, in welchem der ,,Götzenkopf" genau beschrieben ist. Auf genauere Nachforschung ergab sich, daß der Herr Geheime Rath von Plessen diesen sogenannten Götzenkopf noch aufbewahrt hatte, welchen er dem Vereine überließ. Der Kopf ist nichts weiter, als ein faustgroßer, rundlicher, roher Feuerstein, an einer Seite mit einigen regelmäßig stehenden Eindrücken und Erhebungen, aus denen ein ungebildetes Auge wohl Augen, Nase, Mund und Bart herausdeuten mag, im übrigen aber in der ganzen Bildung von einer künstlichen Bearbeitung nicht die Rede sein darf, da diese gewöhnliche, klumpenförmige Feuersteinbildung kaum für ein Naturspiel ausgegeben werden kann. Dies zur Unterdrückung eines falschen Gerüchtes von aufgefundenen Götzen, welches im Lande immer hin und wieder auftaucht. Bis jetzt ist noch gar keine sichere Spur von ächten Götzenbildern im Lande zu finden gewesen.

G. C. F. Lisch.     

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Feuersteingeräthe zu Seehof.

Zu Seehof, nördlich bei Schwerin , am schweriner See, wurden bei Erdgrabungen 16 Fuß tief mehrere Feuersteingeräthe gefunden und von dem Herrn Weidemann zu Schwerin, Besitzer von Seehof, dem Vereine zur Aufbewahrung übergeben, was um so mehr anzuerkennen ist, als diese Geräthe zu den seltensten in ihrer Art gehören. Diese Geräthe zeichnen sich nämlich zum Theil vor fast allen andern bisher in Meklenburg gefundenen durch ihre Größe aus und geben keinen andern in Beziehung auf Vollendung und Schönheit nach; sie gehören zu den größten von allen, welche bisher in Norddeutschland gefunden sind und stehen in dieser Hinsicht fast einzig da; in den meklenburgischen Sammlungen ist nur ein bei Ehmkendorf gefundener Keil (Jahresber. II, S. 34) von derselben Größe. In der kopenhagener Sammlung befinden sich mehrere Keile, welche den einen seehöfer an Größe noch übertreffen; außerdem habe ich aber nirgends Geräthe von so bedeutenden Maaßen gesehen.


1) Vgl. unten über den angeblich bei Weitendorf gefundenen Götzen bei den Alterthümern gleich gebildeter europäischer Völker.
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Dazu sind die seehöfer Geräthe höchst ausgezeichnet in der Bearbeitung, in der Regelmäßigkeit der Form und in der Vollendung der Schleiferei.

Die Geräthe sind folgende:

1) ein Keil aus hellgrauem, trockenen, undurchsichtigen Feuerstein, an den schmalen Seiten zugehauen, an den breiten Seiten ganz und äußerst regelmäßig geschliffen 10 1/2" lang, in der Mitte 2 1/2" breit und 2 3/4" dick, 2 1/2 Pfd. schwer;

2) ein Schmalmeißel aus hellgrauem, trockenen, undurchsichtigen Feuerstein, ganz und sehr regelmäßig geschliffen, 11 1/2" lang, l 1/4" breit und 1" dick;

beide Stücke gehören offenbar zusammen;

3) ein kleiner Keil aus schwarzgrauem, durchscheinenden Feuerstein, 6 1/4" lang, dünne, 3/8" dick, und so schön und scharf geschliffen, daß man damit leicht schneiden kann.

Ein vierter Keil, welcher beim Ausgraben zerbrach, ist in andere Hände gekommen.

G. C. F. Lisch.     

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Feuersteingeräthe von Consrade.

Im Torfmoore von Consrade bei Schwerin wurden im J. 1845 mehrere Geräthe aus Feuerstein gefunden, welche alsbald verschwanden und in mehrere Hände gelangten, in denen sie lange verborgen blieben. Zuerst lieferte der Torfmeister Riepke ein Stück ab, welches ihm zugekommen war; erst im J. 1850 gelang es, die übrigen Stücke nach und nach für die großherzogl. Sammlung zu erwerben. Es sind im Ganzen:

zwei Paar halbmondförmige Feuersteinmesser,
und
ein Feuersteinspan, 3 1/2" lang, welcher an einem Ende durch regelmäßiges Schlagen zur Pfeilspitze zugerichtet ist; dies ist das erste Exemplar einer solchen Pfeilspitze, welches in Meklenburg gefunden ist, obgleich die bekannten Feuersteinspäne sehr häufig in Meklenburg gefunden werden.

G. C. F. Lisch.     

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Streitaxt von Gotmansförde.

In dem zu dem Gute Gotmansförde gehörenden "Wahrholze" ward im Sommer des J. 1850 in der Nähe eines großen Holzes, in welchem mehrere Haufen von großen Steinen auf zerstörte Heidengräber schließen lassen, auf dem Acker eine Streitaxt ausgepflügt, welche durch ihre Gestaltung und Bearbeitung interessant und von dem Herrn von Böhl

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auf Cramonshagen dem Vereine geschenkt ist. Die Axt ist von Hornblende, aus einem ganz rohen, noch gar nicht bearbeiteten, aber der Form einer Streitaxt ähnlichen Steine, von zwei Seiten her trichterförmig zu einem sehr großen Schaftloche durchgebohrt, im Schaftloche aber noch nicht ganz vollendet. Die Axt ist von der ersten Größe, 4 Pfd. 4 Loth schwer und der in Frid. Franc. Taf. I, Fig. 3, abgebildeten ähnlich. Wir haben hier also eine Axt in den ersten Anfängen zu ihrer Bearbeitung.

G. C. F. Lisch.     

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Streithammer von Retschow.

Zu Retschow bei Doberan ward ein merkwürdiger kleiner Steinhammer aus Hornblende, 3" lang, gefunden und von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow dem Vereine geschenkt. Der Hammer ist die untere Hälfte eines größern Streithammers, welcher in der Mitte queer durch das Schaftloch durchbrochen und an welchem noch ein Stück der alten Schaftlochwand zu sehen ist. Dieser neuere, kleinere Streithammer ist aber noch nicht fertig, sondern von beiden Seiten her erst trichterförmig bis zur Mitte durchbohrt und das Bohrloch noch nicht ausgeschliffen, eine Arbeit, welche bei ihrer großen Schwierigkeit von großer Geschicklichkeit und Erfahrung zeugt. Der Verein besitzt bereits ein anderes Exemplar eines gleichen, bei Plau gefundenen, aus einem zerbrochenen größern gefertigten Steinhammers, dessen Bohrung jedoch schon vollendet ist (vgl. Jahrb. XI, S. 352).

G. C. F. Lisch.     

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Handaxt von Cramonshagen.

Zu Cramonshagen ward manche Jahre lang eine große Handaxt in dem herrschaftlichen Wohnhause aufbewahrt, welche wahrscheinlich auf dem Felde von Cramonshagen gefunden und jetzt von dem Herrn von Böhl auf Cramonshagen dem Vereine geschenkt ist. Diese Axt ist von Hornblende, hat statt eines Schaftloches einen Handgriff, ist wie die in Frid. Franc. Taf. XXIX, Fig. 3, abgebildete gestaltet und ein Exemplar erster Größe, da sie 4 Pfund 26 Loth wiegt.

G. C. F. Lisch.     

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Säge aus Feuerstein von Rampe.

In dem Moor von Rampe am schweriner See ward beim Kalkgraben eine Säge aus Feuerstein gefunden und ange=

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kauft, jetzt 4 1/2" lang, jedoch an einem Ende abgebrochen, so daß das Ganze wohl 5 1/2" lang gewesen ist. Die eine Seite ist ganz grade, die andere in flachem Bogen gekrümmt, so daß das Werkzeug den bekannten halbmondförmigen Feuersteinmessern ähnelt, jedoch von diesen darin ganz verschieden ist, daß es nicht an beiden Seiten halbmondförmig gebildet und viel schmaler ist, nämlich nur 1" breit an der breitesten Stelle. Beide Seiten sind scharf, jedoch etwas unregelmäßig, gezahnt. Hierin gleicht das Werkzeug der merkwürdigen und ausgezeichneten Säge, welche bei Sternberg am Judenberge gefunden ist (vgl. Jahresber. VII, S. 22); jedoch ist letztere harpunförmig und ganz wie die feuersteinernen Pfeilspitzen gestaltet und völlig regelmäßig und vollkommen gearbeitet. Die hier beschriebene Säge von Rampe gleicht dem in den kopenhagener historisch=antiquarischen Mittheilungen Tab III, Fig. 25, abgebildeten Exemplare, welches auch im Norden so selten ist, daß man (1835) dort nur ein einziges Exemplar kannte.

G. C. F. Lisch.     

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Nilson's Ureinwohner des skandinavischen Nordens.

Der Herr Gymnasiallehrer Masch zu Neu=Ruppin schenkte dem Vereine eine deutsche Uebersetzung des schwedischen Werkes:

"Die Ureinwohner des skandinavischen Nordens, ein comparativ=ethnographischer Versuch, von S. Nilson, Professor der Universität zu Lund".


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c. Zeit der Kegelgräber.


Kegelgräber von Kläden.

In den ersten Monaten des J. 1850 ließ der Herr Klosterhauptmann Baron Le Fort zu Dobbertin bei dem Dorfe Kläden Steine zur gelegentlichen Benutzung zu Bauten in dem Theile der klädener Forst ausbrechen, welcher das "side Holt" (niedrige Holz) heißt, und zwar links von der Landstraße, die von Dobbertin nach Sternberg führt, nicht weit von den Niederungen, in denen sich der Mildenitz=Fluß mit dem Bresenitz=Bache vereinigt.

Hier stießen die Arbeiter auf eine Gruppe von Kegelgräbern, die in jenen Gegenden nicht selten sind, und nahmen dieselben sogleich in Angriff, machten aber alsbald die Anzeige, daß man schon mehrere zerbrochene Knochentöpfe ("knâkenpött") ausgegraben habe. Der Herr Klosterhauptmann eilte sogleich an Ort und Stelle, um die Gräber und deren Inhalt zu untersuchen. Er fand die Scherben der zerbrochenen Urnen, aber von andern Alterthümern keine Spur. Die Grabhügel hatten die normale Beschaffenheit der Kegelgräber: sie waren von runder Basis, halbkugeliger Bedeckung und mit einem Steinkranze umgeben, von Sand, der Erde, die sie umgab, aufgeschüttet. Im Innern fanden sich nur wenig Steine, aber verschiedene, viereckige, kleine Abtheilungen oder Kisten, welche aus Steinplatten gebildet waren, in denen die Urnen geschützt standen. Bei sorgfältiger Aufdeckung gelang es dem Herrn Klosterhauptmann, zwei ganze Urnen, die mit Sand und Knochen gefüllt waren, ans Licht zu fördern.

Im Ganzen sind aus diesen Hügeln 6 Urnen hervorgegangen, welche mit den früher bei Dobbertin in den Jungferntannen gefundenen Urnen gleiche Beschaffenheit haben (vgl. Frid. Franc. Tab. V, Fig. 3 und 4, und S. 114), wie denn überhaupt dieser Fund ganz den frühern Funden in dieser Gegend gleicht und ohne Zweifel aus derselben Zeit der Kegelgräber stammt.

Es ist in den klädener Gräbern Folgendes gefunden:

1) eine große Urne, mit scharfem Bauchrande, ohne Verzierungen, ganz wie die in Jahrb. XI, S. 357, abgebildete, 10" hoch und 10" weit in der Mündung, mit Ausnahme eines ausgebrochenen Randstückes fast ganz erhalten;

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2) eine ganz gleich geformte große Urne, ohne Verzierungen, mit scharfem Bauchrande, 9 1/2" hoch, nur im Boden und einem Viertheil der Seitenwand erhalten, so daß sie in dieser Ausdehnung noch zusammengesetzt werden konnte;

3) eine ähnliche Urne, jedoch mit abgerundetem Bauchrande und der in Jahrb. XI, S. 356 abgebildeten sich nähernd, ungefähr wie die in Frid. Franc. Tab. V, Fig. 4 abgebildete, ganz zertrümmert;

4) ein kleinere Urne, stärker ausgebaucht und dünner in den Wänden, welche ganz zerbrochen ist und wahrscheinlich bei Nr. 2 gestanden hat, ganz zertrümmert;

5) eine große schalenförmige Urne, mit zwei kleinen Henkeln und ausgebogenem Rande, 8" hoch und 13 1/2" weit im Bauche und in der Mündung, ungefähr wie die in Jahrb. IX, Lithogr., Nr. 1, abgebildete Bronze=Vase von Peccatel und die in Jahrb. XI, S. 365, unter Nr. V, unten, abgebildete Schale geformt, jedoch sehr viel schöner, mit Gruppen von geschwungenen Linien auf dem Bauchrande, wie die in Jahrb. XI, S. 363, oben, und in Frid. Franc. Tab. V, Fig. 7, abgebildeten Gefäße verziert; dieses Gefäß ist eines der schönsten der nordischen Vorzeit, doch leider so sehr zerbrochen, daß es sich nur mit Mühe zum größern Theile hat wieder herstellen lassen;

6) eine Urne, mit Gruppen von eingekratzten, halbrund geschwungenen Parallellinien auf der untern Bauchwand verziert, jedoch ganz zertrümmert, ohne sie zur frühern Form herstellen zu können;

7) ein Doppelknopf von Bronze, ganz wie der in Jahrb. XI, S. 378, oben, abgebildete, jedoch ohne die lange Stange auf der Spitze, sondern nur mit einer kurzen, etwa 3/8" langen Stange.

G. C. F. Lisch.     

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Kegelgräber von Moltzow.

Beim Steinbrechen für den Chausseebau wurden auf dem Felde von Moltzow beim malchiner See folgende Alterthümer gefunden, durch Fürsorge des Herrn Barons A. v. Maltzan auf Peutsch gerettet und von dem Herrn Landrath Baron von Maltzan auf Rothenmoor, Moltzow ect. dem Vereine übergeben. Es lassen sich in diesem Funde mehrere Begräbnisse erkennen:

A. 1) eine Urne aus hellbraunem Thon, ungefähr wie Jahrb. XI, S. 356, und Frid. Franc. Tab. V, Fig. 2, 9 1/2" hoch und 8 3/4" weit in der Mündung; sie enthielt zerbrannte

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Menschengebeine und einen ganz kleinen Beschlag von Bronzeblech;

B. 2) eine Urne aus hellbraunem Thon, von ähnlicher Gestalt, mit mehr eingezogenem Halse, 7 3/4" hoch, mit "kalkigem Sande" (also wohl Sand und Asche) gefüllt, wie gewöhnlich die Urnen mittlerer Größe. Diese Urne war zugedeckt mit

3) einer Schale aus hellbraunem Thon, mit einem kleinen Henkel, 2 1/2" hoch, nur zur Hälfte vorhanden. In der Urne lag

4) ein ganz kleiner Napf aus hellbraunem Thon, mit Henkel, von scheibenförmiger Gestalt, 1 1/4" hoch und 3 1/4" weit, unten auf dem Boden mit einem runden Eindruck, als wenn das Gefäß auf einem Finger gedreht wäre, und

5) ein kleiner Ring von Bronze; 1 3/4" im Durchmesser;

C. 6) eine Schale aus hellbraunem Thon, mit einem kleinen Henkel, ungefähr wie Jahrb. XI, S. 365, Nr. V, gegen

4" hoch und 10 1/4" weit, wahrscheinlich Deckschale zu einer Urne;

D. 7) eine Schale, eben so, 4 1/4" hoch und 11" weit;

E. 8, 9) Scherben von zwei großen Urnen, deren eine mit einem Bande von fest eingeschnittenen Parallelreifen um den Bauch verziert ist, und von einer Schale;

F. 10) eine Urne von mittlerer Größe, hellbraun, 6" hoch, 5" weit in der Mündung, fast cylinderförmig, mit sehr tief liegendem Bauchrande.

Bei derselben Aufgrabung ward noch gefunden und schon früher eingesandt:

G. 11) eine Henkelurne, welche mit Knochen gefüllt war; diese ist im Quartalberichte 1850, XV, 2, S. 3, aufgeführt.

G. C. F. Lisch.     

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Kegelgrab von Rothenmoor.

Der Herr Baron A. von Maltzan auf Peccatel übergab dem Vereine eine in einer Steinkiste im Sande zu Rothenmoor bei Malchin, in den Tannen vor dem Hofe, wo schon öfter Urnen aus der Zeit der Kegelgräber gefunden sind, ausgegrabene große Urne von der gewöhnlichen, cylinderähnlichen Gestalt der Urnen der Bronzeperiode, etwas zerbrochen , und eine dazu gehörende, ganz zertrümmerte Deckschale.

G. C. F. Lisch.     

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Bronzewagen von Frankfurt a. O.
und
Räder von Frisack.

Beim Bau der Chaussee von Frankfurt a. O. nach Drossen ward vor ungefähr zwei Jahren der auf S. 262 in halber Größe abgebildete Wagen gefunden, welchen der Herr Graf von Zieten auf Wustrau bei Neu=Ruppin für seine Sammlung anzukaufen Gelegenheit fand. Der Wagen ist von alter Bronze, voll und in allen Theilen gegossen, ohne Rost, also wahrscheinlich im Moor gefunden, 9" lang und 4 1/2" hoch.

Der Wagen hat eine Deichsel, welche zuerst am Ende kurz, weit und hohl ist, mit einem durchgehenden Nagelloche zur Seite, also zum Einstecken eines längeren Stockes, dann aber in eine Gabel gespalten, welche auf der Einen Achse, welche der Wagen nur hat, befestigt ist. Auf der Achse laufen drei vierspeichige Räder, von denen zwei außerhalb der Gabel, das dritte innerhalb der Gabel steht. Am Ende der Deichsel, am Anfange der Gabelspaltung und auf jeder Gabelzinke steht auf einer perpendiculairen Stange die Gestalt eines Vogels mit breitem Schnabel: im Ganzen sind also vier solcher Vögel vorhanden. Auch die beiden Gabelzinken biegen sich mit einer Verlängerung nach hinten perpendiculair aufwärts und sind am Ende zu eben solchen, jedoch größern Köpfen gestaltet, wie die Vögel sie haben, aber auf dem Hinterkopfe oder Nacken mit zwei Hörnern oder Flügeln verziert.

Dieser Wagen, welcher der Bronze=Periode angehört, ist eine überaus wichtige und merkwürdige Erscheinung in der Alterthumskunde. Da der Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde zuerst in den Besitz eines ähnlichen Wagens gekommen ist, so hat es der Ausschuß des Vereins für seine Pflicht gehalten, die Literatur über diesen und verwandte Gegenstände weiter zu führen und namentlich den Frankfurter Wagen, von dem der Herr Gymnasial=Lehrer Masch zu Neu=Ruppin mit Bewilligung des Herrn Grafen von Zieten, welche beide Mitglieder unsers Vereins sind, eine getreue Zeichnung genommen und dem Vereine geschenkt hat, in Abbildung mitzutheilen.

Vor allen Dingen wird es von Wichtigkeit sein, eine Uebersicht über die bisher aufgefundenen alterthümlichen Denkmäler ähnlicher Art aus der Bronze=Periode zu geben.

Zuerst ward im J. 1837 bei Wismar am Meeresstrande das zu Jahrb. III abgebildete und in Jahresber. das. S. 67 beschriebene Heerhorn gefunden, auf welchem, neben Ruder=

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Halbe Größe.

Bronzewagen
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schiffen, ein Mal 4 vierspeichige Räder im Viereck und zwei Male 2 vierspeichige Räder neben einander durch Gravirung abgebildet sind. Schon in Jahrb. a.a.O. S. 75 ward darauf aufmerksam gemacht, daß diese vierspeichigen Räder oder "Kreise mit Kreuzen" Wagen zu bedeuten haben.

Im J. 1843 hatten wir das Glück, zu Peccatel bei Schwerin in einem unzweifelhaften, merkwürdigen und reich ausgestatteten Kegelgrabe 1 ) aus der Bronze=Periode einen solchen aus Bronze gegossenen Wagen, der in Jahrb. IX, S. 373, beschrieben und abgebildet ist, in der Wirklichkeit zu finden. Dieser Wagen hat vier vierspeichige Räder, und Achsen und Langbäume wie ein Joch (oder eine Glocke) gestaltet, und hatte ohne Zweifel die Bestimmung, eine große, darauf befestigte Bronzevase hin und her zu fahren.

Mit diesem Wagen von Peccatel ist nun der bei Frankfurt a.O. gefundene Wagen an Größe, Metall, Arbeit, Rädern, kurz in den hauptsächlichsten Einzelnheiten ganz gleich, nur die Einrichtung und Verzierung ist ganz anders. Der ganz vollständige Wagen von Frankfurt hat nämlich nur Eine Achse und drei Räder auf derselben, und nichts weiter, kann also wohl nicht dazu gedient haben , etwas zu tragen; ferner ist die Deichsel mit Vögeln verziert, welche auf perpendiculairen Stangen stehen. Der Wagen hat also überall Hindernisse, welche es unmöglich zu machen scheinen, daß etwas auf denselben hat gesetzt werden können. Auch ist nach genauer Untersuchung ohne Zweifel festgestellt, daß nirgends etwas abgebrochen und nirgends eine Spur zu finden ist, daß früher auf irgend einem Theile des Wagens etwas befestigt gewesen sei.

Die Vergleichung dieser beiden merkwürdigen Bronze=Wagen von Peccatel und Frankfurt, welche in kurzer Zeit nach einander gefunden sind und bis jetzt ihres gleichen nicht haben, führt schon ziemlich weit, indem sie wenigstens der Bronze=Periode eine nicht ganz gewöhnliche Geläufigkeit in Darstellung verschiedener Wagen zuweiset. Wir können aber der Deutung durch Vergleichung anderer Denkmäler vielleicht noch einige Schritte näher kommen.

Auf dem Kivik=Monumente, einem alten Begräbnißhügel mit einer Steinkiste in Schonen, auf welchem alte bildliche Darstellungen eingegraben sind, abgebildet in Suhm Hist. af Danmark, I, S. 529, Tab, I und II (vgl. Jahresber. III, S. 75, und Jahrb. XI, S. 373), ist auch ein Sieger, wie es


1) Dieser Aufgrabung folgte im J. 1845 die Aufdeckung eines benachbarten Grabes, welches fast noch merkwürdiger war; vgl. Jahrb. XI, S. 366 flgd.
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scheint, auf einem Wagen stehend dargestellt. Dieser Wagen hat eine gabelförmige Deichsel und zwei vierspeichige Räder an derselben; der Mann steht auf der gabelförmig gespaltenen Deichsel.

bildliche Darstellung eines Wagens mit gabelförmiger Deichsel und zwei vierspeichige Rädern

Auch die Vögel auf der Deichsel des frankfurter Wagens finden jetzt eine Vergleichung. Die der Bronze=Periode angehörenden Hütchen oder Buckel von Vietgest, welche in Jahrb. XV, S. 268, beschrieben sind, tragen auf der Spitze einen

Ganze Größe.

Vögel von Vietgest

Vogel, welcher den Vögeln auf der Deichsel des frankfurter Wagens sehr ähnlich ist. Die Vögel von Vietgest sind die ersten sichern Figuren, welche aus der Bronze=Periode bekannt geworden sind.

So trifft alles höchst günstig zusammen, um den Weg zur Erklärung des frankfurter Wagens zu bahnen.

Kleine Bronzewagen scheinen in der Bronze=Periode, nach den neuesten Entdeckungen, nicht so sehr selten oder beispiellos gewesen zu sein , wie es noch vor kurzer Zeit den Anschein hatte, wo noch kein einziger bekannt war.

Im J. 1846 wurden auf einem Berge bei Frisack die in Jahrb. XII, S. 414 beschriebenen und verglichenen, ebenfalls in den Besitz des Herrn Grafen von Zieten auf Wustrau gekommenen Bronzen aus der mittlern, reinen Bronzezeit,

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nämlich ein Messer, ein Armring, eine Nadel von einer Heftel mit zwei Spiralplatten und zwei Räder gefunden. Die Räder

Halbe Größe.

vierspeichiges Rad

werden ebenfalls zu einem Gestell, d.h. zu einem Wagen, gehört haben, das aber zerbrochen und verloren gegangen ist, wie

vierspeichiges Rad

denn überhaupt der Fund nicht ganz vollständig in die Hände des jetzigen Besitzers gekommen ist: von der Heftel mit zwei Spiralplatten, zu welcher ohne Zweifel die Nadel gehörte, ist nur diese Nadel, und zwar auch nicht mehr vollständig , vorhanden. Diese frisacker Räder sind von demselben Metall, derselben Größe und derselben Einrichtung, wie die Räder an den vorher beschriebenen Wagen von Peccatel und Frankfurt. Die frisacker Räder sind jedoch schon mehr künstlich gearbeitet. Die Speichen scheinen eingesetzt zu sein und die Naben sind sauber und regelmäßig mit Reifen verziert, wie die beistehende Abbildung zeigt. Hiernach scheinen die Räder von Frisack zwar jünger zu sein, als die Wagen von Peccatel und Frankfurt, aber doch noch der guten Zeit der Bronzeperiode anzugehören.

Außerdem ist noch in der Gegend von Warin ein Bronzewagen gefunden, jedoch verloren gegangen (vgl. Jahrb. XV, S. 276).

Es ist nun die große Frage, welche Bestimmung der Wagen von Frankfurt gehabt habe. - Der Wagen von

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Peccatel war dazu bestimmt, eine Vase zu fahren; dennoch scheint etwas Mythologisches oder Traditionelles darin zu liegen, daß die Achsen wie Joche oder Glocken gestaltet sind; so heißt es in einer althochdeutschen Glosse (vgl. Grimm Deutsche Mythologie, zweite Ausgabe, I, S. 138) von den Sternen des großen Bären, daß sie "nach eineme gloccun joche gescaffen sint", was ich nicht, wie Grimm, durch den "horizontalen Tragebalken", an welchem die Glocken hangen, sondern durch die joch= oder glockenförmige Gestalt der Achsen, also wesentlich des Wagens, wie bei dem peccatelschen Wagen, erklären möchte. - Der Wagen von Frankfurt kann aber keinen technischen Zweck gehabt haben. Ich halte ihn daher nur für ein Symbol, - für ein Symbol der höchsten und obersten germanischen Gottheit Wodan oder Odin. "Unsere Vorzeit erzählt von Wodans Wanderungen, seinem Wagen, Weg und Geleite." Daher hieß bei den alten Deutschen das Gestirn des großen Bären nur der Wagen, in der Schweiz herrawaga, in Dänemark, Schweden und England karl= (d.i. Herren=) wagn, im Niederländischen woenswaghen; vgl. Grimm Deutsche Mythologie, a.a.O. S. 138, 686 und 1223, auch Müllenhof in Nordalbing. Studien IV, 2, S. 202. Freilich ward "das Gestirn allgemein auf die höchsten Gottheiten, bald auf diesen, bald auf jenen bezogen", und auch wohl Irminswagen genannt (vgl. Grimm a.a.O. S. 329 und Müllenhof a.a.O.); freilich giebt die skandinavische Sage dem Gotte Thor einen Wagen und läßt die andern Götter reiten: aber die Beziehung auf den Wodan und seine Straße war in deutscher Sage vorherrschend und allgemeiner.

Hiezu stimmen denn auch die Vögel, wenn es Vögel sein sollen, die auf dem frankfurter Wagen, und auch vielleicht die, welche auf den vietgester Buckeln stehen. Dem Wodan oder Odin waren zwei Raben heilig und in Dänemark und Island heißt ein kleiner Wasservogel (tringa minima): Odens fugl (vgl. Grimm a.a.O. S. 134 und 145).

Was aber grade die drei Räder und die vier (oder sechs) Vögel bedeuten sollen, ist einstweilen schwer zu sagen. Wären es sieben Vögel, so könnte man sie auf die sieben Sterne des großen Bären deuten. - Vielleicht deuten die 6 Vögel aber auf das Siebengestirn der Plejaden, von welchem bekanntlich nur sechs Sterne zu sehen sind. Die Plejaden führen beim Volke in Deutschland, England und Frankreich den Namen: Gluckhenne (vgl. Grimm Mythol. S. 691 und 1223), und es knüpfen sich alte Sagen an die Wanderung des siebenten Sterns (vgl. Arati Phaenomena v. 254 sq.). Die

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Stellung des Fuhrmanns zwischen dem großen Bären (dem Wagen) und den Plejaden beim Stier mag auch nicht ohne Beziehung sein (vgl. Buttmann über die Sternbilder auf der griechischen Sfäre, Abhandl. der berliner Akad. der Wissenschaften vom 8. Junii 1836, S. 38 flgd.). - Die drei Räder mit vier Speichen (also zwölf Speichen) mögen auf die zwölf Monate zielen, in denen der Wagen alljährlich über den Himmel fährt, und auf die drei Jahreszeiten der alten Welt.

Eine mehr sichere Deutung muß künftigen Entdeckungen und gründlichern Forschungen solcher Männer überlassen bleiben, die tiefer in das altgermanische Schriftenthum eingedrungen sind; die antiquarische Seite scheint hinreichend gesichert und erhellt zu sein.

Schwerin, den 10. Dec. 1850.

G. C. F. Lisch.     

Nachdem diese Zeilen niedergeschrieben waren, die ich so wiedergebe, wie sie die erste Forschung gestaltet hat, sandte ich einen Abdruck des während der Zeit fertig gewordenen Holzschnittes von dem Wagen an Jacob Grimm, Mitglied unsers Vereins, und bat ihn um seine Ansicht, die er auch in den folgenden Zeilen, die mit den im Vorstehenden ausgesprochenen Ansichten im Wesentlichen übereinstimmen, bald mittheilte:

Die gegossenen vögel auf dem wagen sind allerdings sehr merkwürdig und für unser alterthum bedeutsam. Ich kann mir nichts anders dabei denken, als dass ein himmelsgestirn darunter vorgestellt werde; vielleicht dass man annahm, alle beweglichen gestirne führen auf wagen, was eigentlich schon das wort rotation sagen will. Am liebsten möchte man an den himmelswagen, wuotanswagen oder donnerwagen, karlwagen denken und die vier grössten sterne der constellation des grossen bären dadurch ausgedrückt glauben. Warum aber sind es vögel? Es kann in verschollnen mythen erzählt worden sein, dass verwandelte menschen dahin an den himmel in vogelgestalt gesetzt wurden. Wem fällt hier nicht das siebengestirn, d.h. die plejaden oder peleiaden ein? Darum braucht kein griechischer mythus statt zu finden. Unser volk macht aus den sieben tauben eine gluckhenne mit ihren küchlein; vgl. das graben der schatzgräber nach der goldenen glocke und den küchlein: mythol. S. 932.

Dabei fällt mir ein, dass an Nestors becher bei Homer (II. XI, 632-635) zwei tauben auf jedem henkel

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sassen und darin eine anspielung auf die plejaden gesehen ward (Athenaeus XI, p, 489. Casaub.). Vielleicht brachten die künstler solche vögel öfter auf gefässen an, wie man aus den vietgester bronzen bestätigt finden könnte.

Dem vogel auf ihr wäre allenfalls noch trotz dem langen halse taubengestalt einzuräumen; die vögel auf dem wagen mit dem langen schnabel schliessen sie aus und begehren gänse zu sein. Augen in den köpfen mangeln überall. Vielleicht berichtet man unter dem volke, das diese bildwerke entstehen liess, von gänsen oder schwänen, die als sterne an den himmel gesetzt worden.

Die zwei handhaben mit ihrer auffallenden krümmung liessen sich allenfalls auch für zwei sterne nehmen, und dann hätten wir sechs sterne, die eigentlich auch im siebengestirne vortreten.

Das ist alles, was mir jetzt beifällt, und ich verzweifle, dass mir künftig bessere gedanken kommen.

Jacob Grimm.     

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Goldener Eidring von Woosten.

Im Nov. 1850 fand zu Woosten bei Goldberg ein Tagelöhner beim Ausschaufeln eines Grabens auf dem Kirchenacker flach in der Erde einen schweren goldenen Ring, den er dem Präpositus Zander daselbst überbrachte. Durch einen unglücklichen Irrthum ward der Ring, der der großherzoglichen Alterthümersammlung angeboten werden sollte, an einen Goldschmied in Schwerin verkauft, welcher ihn durchschnitt und sogleich wieder in Hamburg, dem unfüllbaren Schlunde vieler Schätze, verkaufte. Durch sofortige Bemühungen ward glücklicher Weise der Ring nach Schwerin zurückgeschafft, wieder zusammengesetzt, von Schritt zu Schritt im Preise gesteigert und endlich Sr. K. H. dem Großherzoge angeboten. Um den Schatz zu retten, bewilligten Se. Königliche Hoheit die Summe von 100 Thalern und übergaben den Ring der großherzoglichen Alterthümersammlung. - Diese Geschichte enthält das Schicksal der meisten Schätze Norddeutschlands - mit Ausnahme des dies Mal noch glücklichen Endes, denn das Meiste geht spurlos unter. Es ist in der That merkwürdig, daß die Finder nie den offenen, graden Weg 1 ) gehen,


1) Vor kurzem habe ich mehrere Leute, die sich in den Besitz von Alterthümern gesetzt hatten, gebeten, mir dieselben für die öffentlichen Sammlungen zu guten Preisen zu verkaufen. Sie thaten es nicht, verkauften sie jedoch sogleich wohlfeil an andere Liebhaber, von denen ich sie - um das Doppelte wiederkaufte.
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auf dem sie sich viel mehr einbringen würden. Wie ganz anders ist es in Dänemark, wo gewiß Alles abgeliefert wird, was gefunden wird!

Der Ring ist von reinem Golde, wie es gewöhnlich die Natur giebt und stets in den goldenen Alterthümern der Bronze=Periode gefunden wird, und 5 1/4 Loth hamburg. Gewicht schwer. Er hat eine ovale Gestalt, ist geöffnet, und in der Mitte dicker als an den beiden Enden; an den beiden dünner auslaufenden Enden sitzen zwei hohle Halbkugeln. Der Ring gleicht daher den übrigen in großen Sammlungen befindlichen sogenannten Eidringen, welche ebenfalls alle von reinem Golde sind. Der Ring gleicht also dem bei Bresegard gefundenen, in Jahrb. IX, S. 383, abgebildeten und beschriebenen Ringe, nur daß dieser fünf Mal so schwer war. Bei dem bresegarder Ringe ward ausgesagt, daß ein gelblicher Stein zwischen den beiden Halbkugeln gesessen habe, jedoch verloren gegangen sei; ähnliche Gerüchte tauchten von dem Ringe von Woosten auf. Es ist allerdings möglich, daß die beiden Halbkugeln an diesen Ringen irgend ein Symbol (etwa eine Krystallkugel?) gehalten haben und daß überhaupt diese Ringe von edlem Metall nur dazu bestimmt gewesen sind, ein noch größeres Heiligthum darzubieten, um es nicht unmittelbar zu berühren. Hierauf scheint der im folgenden Abschnitte beschriebene, aus Einem Stücke gegossene Bronzering von Retzin zu deuten, bei welchem offenbar eine Kugel zwischen zwei Halbkugeln (aus einem Stücke gegossen) hat dargestellt werden sollen.

J. Grimm theilt uns brieflich die Bemerkung mit: "Der in den halbkugeln sitzende helle stein gemahnt an den iarknastein, dessen ich in den rechtsalterthümern und in der mythologie gedacht." Grimm sagt in seiner Mythologie S. 1167: Viel weniger mythisch als Kräuter sind Steine. - - - - Dennoch giebt es einzeln althergebrachte Mythen. Die Edda nennt einen heiligen iarknasteinn, der beim Kesselfang in das heiße Wasser geworfen wurde und den der künstliche Schmied Völundr aus Kinderaugen fertigte. - - - - Der entsprechende gothische Name airknast´ins, ahd. erchanstein, darf sicher vermuthet werden, da gothisch airknis: echt, heilig, ausgedrückt und ahd. erchan in andern Zusammensetzungen übrig ist. Es scheint aber der eirunde, milchweiße Opal zu sein, der sonst auch orphanus, pupillus, mhd. Weise heißt, und so köstlich war, daß er die deutsche Königskrone schmückte. - - - Aus Thiassis Augen wurden leuchtende Sterne, alle Sterne sind Edelsteine des Himmels u.s.w." Vgl. weiter Grimm a.a.O. und Rechtsaltth. II, S. 923.

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Der Ring gehört zu der Classe der großen goldenen Ringe, welche man in neuern Zeiten, zuerst in Dänemark, Eidringe genannt hat; man vgl. (Thomsen) Leitfaden zur nord. Alterthumskde. S. 43; Sorterup Kurze Uebersicht der Alterth. im kopenhagener Museum, S. 47; Worsaae Dänemarks Vorzeit, S. 50. Diese Ansicht, welche bis jetzt noch der wissenschaftlichen Begründung entbehrt hat, läßt sich jetzt schon ziemlich zur Gewißheit bringen. J. Grimm sagt in seinen Deutschen Rechtsalterthümern II, S. 895: "Der Schwörende in Standinavien faßte einen im Tempel bewahrten, vom godi (Priester) dargebotenen, mit Opferblut gerötheten Ring, der dem Gott Ullr geweiht war; daher schwören athrîngi Ullar Saem. 248 a ." In der Eyrbyggjasaga p. 10 heißt es (in Uebersetzung): "Es lag da (auf dem Altar) ein Ring (hrîngr), an dem man keine Zusammenfügung (môtlaus = sine compage, sine commissura) sah, zwei Unzen (tvieyringr) schwer, bei dem alle Eide sollten geschworen werden." In der Vîgaglûmssaga c. 25, p. 150 heißt es (in Uebersetzung): "Der Mann, welcher den Eid im Tempel ablegen sollte, nahm in seine Hand einen Silberring 1 ) (silfrbaug), der im Blute des Rindes geröthet war, das man geopfert hatte, und durfte (der Ring) nicht minder stehen (wiegen) als drei Unzen (aurar); ich leiste den Tempeleid und sage dem Gott, daß ich u.s.w.". In der Landnâmasaga p. 138 heißt es: "Ein Ring (baugr) zwei Unzen (tvieyringr) oder mehr schwer mußte in jedem Haupttempel auf dem Altar liegen und diesen Ring jeder Priester in der Hand halten in allen Gerichten, die er selbst hegte, und ihn vorher röthen in dem vergossenen Blute des Rindes, das er selbst geopfert hatte; jeder Mann, der eine gesetzliche Schuld sich im Gericht von der Hand zu lösen hatte, mußte an diesem Ring den Eid leisten". In seiner Deutschen Mythologie, S. 209, Note, sagt J. Grimm: "Ullr steht in Beziehung zu Baldr, welcher Saem. 93 a Ullar sefi (Ulli cognatus) heißt".

Die ganze Sache gewinnt noch mehr an Sicherheit, da auf einer zu Trier gefundenen alten Silbermünze ein solcher Ring dargestellt ist. Diese Münze ist abgebildet in Lelewel Etudes numismatiques et archéologiques, type gaulois ou celtique, Atlas, Tab. VI, Nr. 25, und wieder abgebildet in Wolanski Briefen über slavische Alterthümer, Erste


1) Daß hier ein silberner, und nicht ein goldener Ring genannt wird, hat wohl darin seinen Grund, daß die nordischen Sagen zu dem Heidenthum verhältnißmäßig jung sind und in der heidnischen Eisenperiode das Gold von dem Silber verdrängt ward.
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Sammlung, Gnesen, 1846, Tab. XI, Nr. 13. Auf dem Averse dieser klaren Münze, welche im Besitze des Herrn de Sauley zu Metz ist, ist der Kopf des einäugigen Odin mit dem einen Auge auf der Stirn abgebildet; auf dem Reverse knieet ein Mann (Priester), welcher mit der Hand einen großen Ring emporhält, welcher geöffnet und an beiden Enden mit Knöpfen oder Halbkugeln verziert ist.

Man vgl. übrigens den folgenden Artikel.

G. C. F. Lisch.     

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Bronzen von Retzin
in der Priegnitz,
und
Eidring und Bronzeguß.

Vor etwa drei Jahren wurden beim Bau der Chaussee zwischen Perleberg und Pritzwalck zu Retzin "in einem Loche unter Steinen" mehrere bronzene Alterthümer gefunden, welche zuerst in den Besitz des Eigenthümers, des Freiherrn Gans zu Putlitz auf Pankow, kamen und von diesem durch Geschenk an den Herrn Pastor Ragotzky zu Triglitz bei Putlitz, correspondirendes Mitglied unsers Vereins, der sie der Sammlung des Vereins schenkte. Diese Bronzen, welche ein edler Rost bedeckt, sind wegen ihrer Seltenheit von großem wissenschaftlichen Werthe:

1) Ein sogenannter

Eidring aus Bronze.

Die bisher bekannten sogenannten Eidringe sind von Gold (vgl. den vorhergehenden Artikel über den goldenen Eidring von Woosten); es sind starke, massive, ovale Goldringe, welche an einer Seite geöffnet sind und in den beiden Enden in zwei Halbkugeln zusammenstoßen. So sind die dänischen Eidringe (vgl. Sorterup Kurze Uebersicht der Alterth. im Kopenhagener Museum, S. 47, und Leitfaden zur Nord. Alterthumsk. S. 43); so war der in Meklenburg bei Bresegard gefundene große Goldring, welcher in Jahrb. IX, S. 383, abgebildet ist. Der bei Retzin gefundene Bronzering gleicht ganz dem bei Bresegard gefundenen Goldringe an Gestalt und Größe: er ist ebenfalls nicht rund, sondern oval, im Innern ebenfalls so weit, nämlich 4" in der Länge und 2" in der Breite. Der Ring von Retzin ist jedoch von Bronze, hohl gegossen und nach innen der Länge nach offen; ferner treffen die beiden Enden in einer großen, hohlen, ganz geschlossenen Kugel zusammen, und die sonst herkömmlichen zwei Halbkugeln sind durch Relieflinien angedeutet: der Ring ist also ein zusammenhangendes Ganzes. Es ist also

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hiedurch dargestellt, wie eine Kugel von zwei Halbkugeln gehalten wird. Diese Darstellung würde einen treffenden Beweis dafür geben, daß die beiden Halbkugeln an den geöffneten goldenen Eidringen dazu bestimmt gewesen sind, etwas zu halten (vgl. den voraufgehenden Abschnitt). - Der Ring von Retzin ist nach oben und unten hin sehr künstlich und reich durch Reliefs und Gravirungen verziert. Nach jeder Seite hin läuft zunächst um die äußerste Ausbauchung ein erhabener, glatter Reif, an welchem zu jeder Seite eingravirte, kurze Queerstriche stehen. In einiger Entfernung steht ein erhabener Reif, der durch eingravirte Queerlinien das Ansehen eines gedreheten Seiles hat; zwischen diesem Ringe und dem innern Rande steht ein, wie das letztere verziertes und mit demselben zusammenhangendes Band, welches in diese antike Form gelegt ist:

Eben so ist der Knopf oder die Kugel zu beiden Seiten verziert. Die Enden des Ringes vor der Kugel sind mit eingravirten Zickzacklinien verziert, welche zwischen Queerbändern von mehrern parallelen Linien stehen.

2) Ein Fragment eines bronzenen Kopfringes von der ausgezeichneten Beschaffenheit, wie der in Jahrb. XIV, S. 318, oben, abgebildete seltene Kopfring von Kreien. Das Fragment ergiebt, daß diese Ringe durch 4 rechtwinklig an einen dicken Drath gesetzte, 1/2" lange Flügel gebildet und dann gewunden sind, woraus die regelmäßigen, stark hervorragenden Windungen entstehen.

3) Ein kleiner, hohler, nach innen geöffneter bronzener Ring, 1" im Innern und 2" im äußern Durchmesser, ganz glatt, ganz so groß und so gebildet, wie der in Jahrb. XIV, S. 318, in 1/3 Größe dargestellte colossale Armring

bronzener Ring

von Kreien; es fehlt 1/3 des Ganzen, welches ausgebrochen ist. Wozu dieser Ring bestimmt gewesen sei, läßt sich nicht

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nicht ermitteln. Er ist hohl, von sehr dünnem Metall und in der Oeffnung und Politur meisterhaft gearbeitet. Das Innere ist ganz mit festem, wie es scheint, durch Hitze erhärteten Thon gefüllt; diese feste Füllung ist ohne Zweifel der Kern, über den der Ring gegossen ist, und wir haben hier einmal ein höchst wichtiges Stück für die Einsicht in die Technik und Kunstfertigkeit der Alten, und zugleich den Beweis, daß die vortrefflichsten Kunstsachen hier im Lande verfertigt wurden. Es leidet keinen Zweifel, daß die in dem Ringe sitzende Füllung der ursprüngliche Kern ist, denn eine meisterhaft eingeschnittene Thonerhöhung mit begleitenden Rinnen (Nuth), durch welche die innere Oeffnung des Ringes hervorgebracht ward, ist in ihrer Technik und glatten Vollendung fast noch ganz erhalten. Wir haben hier also ein Stück, wie es aus der Gußform gekommen ist und den Gußkern von Thon im Innern noch birgt; das Ganze ist aber so glatt, glänzend und vollendet, als wenn es eine vollendete Politur erhalten hätte, die jedoch nur durch den reinen Guß in Thon hervorgebracht ist. Das Metall ist sehr dünne, so dünne, wie starkes Papier; eben so dünne ist das Metall des mit feinen, gegossenen Reliefs bedeckten Eidringes. Alle Metallarbeiter erklären, daß es unmöglich sei, so etwas zu gießen; doch den neuern Metallarbeitern ist vieles unbegreiflich, was die Alten, trotz der Beschränktheit an Hülfsmitteln, mit Leichtigkeit übten. Zugleich geht aus diesem Stücke hervor, was auch schon längst aus vielen andern Beobachtungen und Zeichen feststeht, daß die dünnen Bronzegeräthe der Alten nicht aus Blech gebogen, sondern gegossen sind.

Dieser Fund von Retzin hat viel Aehnlichkeit in Form und Bedeutung mit dem oben erwähnten Funde von Kreien, welches nicht weit von Retzin entfernt ist.

G. C. F. Lisch.     

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Bronzen von Redentin.

Im Julii des J. 1850 kaufte der Kupferschmied Herr Markwart zu Wismar von einem ihm unbekannten Manne mehrere treffliche Bronzen, welche dieser im Moore zu Redentin bei Wismar gefunden zu haben vorgab. Der Herr Markwart hatte die Freundlichkeit, diese Sachen dem Vereine nur gegen Wiedererstattung des von ihm aus gelegten Metallwerthes zu überlassen. Weiter ist nichts bekannt geworden. Die Bronzen, welche, mit Ausnahme der fremdartigen Schienen Nr. 3, ganz neu und ungebraucht und ohne Rost sind, sind folgende:

1) ein Schwert mit Griffzunge, 29" in der Klinge lang;

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2) ein Paar Armschienen in Spiralcylinderform, von dreieckigem 3/8" breitem Drath, 8" lang und 3 1/2" weit (für den Oberarm?), wie Frid. Franc. Tab. XXI, Fig. 7;

3) ein Paar Armschienen in Spiralcylinderform, aus breiten, glatten Streifen von Bronzeblech, welche nach beiden Enden hin in schmale, halbrunde Drathenden auslaufen, 5" lang und 2 3/4" weit, (für den Unterarm?); die breiten Streifen sind mit einer Zickzacklinie verziert, welche aus eingegrabenen, kurzen, senkrechten Parallelstrichen gebildet ist. Diese Spiralen sind ganz denen gleich, welche zu Dahmen gefunden und in Jahrb. X,

Halbe Größe.

Armschiene

S. 285, und hieneben abgebildet sind; weiter sind diese Armschienen noch nicht vorgekommen. Diese Armschienen sind, wie in Jahrb. a.a.O. angedeutet ist, ohne Zweifel fremden Ursprunges; sie sind auch in diesem Funde die einzigen Stücke, welche gebraucht und abgenutzt sind, während die andern Stücke ganz neu erscheinen;

4) zwei Paar Handringe, aus Bronzeblech, hohl gegossen, und auf der Außenseite reich mit Gravirungen verziert, alle 4 Stücke ganz gleich.

G. C. F. Lisch.     

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Heftel von Krassow.

In einem Torfmoor zu Krassow, r. A. Güstrow, nicht weit von der Quelle, bei deren Aufgrabung im J. 1836 eine eiserne Axt gefunden ward (Jahresber. III, S. 96), ward im J. 1850 ungefähr 6 bis 7 Fuß tief im Torf eine kleine bronzene Heftel

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mit 2 Spiralplatten, 5 1/4" lang, ohne Rost und wohl erhalten, gefunden und von dem Herrn Gutsbesitzer Pogge auf Roggow und Krassow dem Vereine geschenkt.

G. C. F. Lisch.     

Bronzene Commandostäbe.

Der Herr Gymnasiallehrer Masch zu N.=Ruppin schenkte dem Vereine die Zeichnung von zwei bronzenen Commandostäben (vgl. Jahrb. XV, S. 272), welche auf dem Rittergute Blankenburg in der Prignitz tief im Moor gefunden und jetzt im Besitze des Herrn Grafen von Zieten auf Wustrau sind.


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d. Vorchristliche Alterthümer gleich gebildeter europäischer Völker.


Ueber ein angebliches, zu Weitendorf aufgefundenes Götzenbild.

In Wismar und in der Umgegend ging bei einigen Gebildeten das Gerücht, es sei vor mehrern Jahren zu Weitendorf bei Wismar bei dem Herrn Baron von Biel ein "Götzenbild" aufbewahrt gewesen, jedoch wußte man nicht, wo es gefunden und wo es geblieben sei. Um auch diesen letzten "Spuk" 1 ) zu bannen, wandte ich mich an den Herrn Baron von Biel auf Zierow und Weitendorf etc. . und bat denselben um Auskunft, die ich denn auch sogleich erhielt, des Inhalts: daß "der einzige Gegenstand seiner kleinen Sammlung von Alterthümern, welcher einem Götzen ähnlich sehe, eine kleine Figur in Form einer Mumie sei; ob diese in einer schönen, mit kleinen Knochen gefüllten Vase gefunden sei, vermöge er jedoch nicht anzugeben". Der Herr Baron von Biel erbot sich dabei freundlichst, auf Verlangen das Bild zur Ansicht übersenden zu wollen, was denn auch binnen kurzem geschah.

Das besprochene, sogenannte Götzenbild ist nun nichts weiter, als eine von jenen in allen öffentlichen und in Privatsammlungen so häufig vorkommenden ägyptischen Statuetten in Gestalt einer Mumie, von weißlichem Thon oder Stein, ungefähr 2" lang, wie sie in Italien viel gefunden werden und zu haben sind. Wahrscheinlich ist also das Bild mit der Urne aus Italien hergebracht; es wäre freilich möglich, daß es in Meklenburg gefunden sei, es läßt sich dies aber nicht mehr ermitteln.

Es muß also auch dieses Bild aus der Reihe der angeblichen heimischen Götzen gestrichen werden. Es könnte für uns höchstens als römischer Fund von Interesse sein, wenn es sich nachweisen ließe, daß es im Lande gefunden wäre.

G. C. F. Lisch.     


1) Vgl. oben S. 254 Hünengrab von Godern.
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Hünengräber von Kollund
in Schleswig.
Nachtrag.

Ueber die Aufgrabung des in Jahrb. XIV, S. 343, beschriebenen Hünengrabes von Kollund sind dem Vereine von dem Herrn Lieutenant von Raven, welcher die Aufgrabung leitete, noch interessante Beschreibungen mit genauen Zeichnungen übergeben worden, welche wir hier noch nachträglich mittheilen, da unsere früheren Berichte nur nach mündlichen Aussagen ge geben sind.

Es finden sich an dem Wege von Kollund nach Hönschnap im Herzogthum Schleswig, ungefähr 1/3 Meile nordwestlich vom flensburger Hafen, eine Menge von alten Gräbern, wahrscheinlich der ältesten Periode angehörig, neben und auf einem Höhenzuge, an dessen einer Seite sich ein großes, mit Haide bewachsenes Torfmoor befindet, dessen niedrigster Theil einen jetzt abgelassenen See bildet, an dessen Stelle man jetzt noch Sand erblickt.

Der Untergrund des Moors ist gelber Sand. Die in weiter Entfernung um das Moor liegenden Höhen und die steilen Ufer des Meerbusens machen eine frühere Verbindung mit der Ostsee nicht wahrscheinlich. Auch kann man von den Höhen, wo sich die beregten Gräber finden, das Meer nicht erblicken.

Die Größe des ganzen Kirchhofs mag einen Längendurchmesser von 200 bis 300 Schritten haben und 100 Schritte breit sein; obgleich sein früherer Umfang sich nicht mehr angeben läßt und der Boden in der Umgebung schon durch Kultur geebnet ist. - Die Bauern wollen beim Bestellen des anstoßenden Ackers häufig "schwarze jütische Töpfe" angetroffen haben. - Eine große Anzahl Gräber war zerstört. - Im Uebrigen war die ganze Bauart und Beschaffenheit der Gräber der Art, wie diese in einem Buche über die Alterthümer des Herzogthums Schleswig aus ältester Zeit beschrieben ist. - Auf den Höhen, welche rings dieses große Moor einschließen, liegen überall kleine, runde, kegelförmige Kuppen. Auf der Höhe hier neben dem Kirchhofe waren diese kleineren Kuppen sichtlich Gräber; einige derselben waren früher schon geöffnet worden. In der Niederung daneben lagen die Gräber reihenweise, oft dicht neben einander, andere ohne Ordnung dabei. In einer solchen Reihe waren sie der Länge nach 1, 2 bis 3 Fuß mit Erde bedeckt, und nur bei wenigen waren die Steine zu sehen.

Bei dem von uns aufgegrabenen Grabe lag der colossale Deckstein, 8 Fuß 5 Zoll lang und 6 Fuß 3 Zoll breit, ganz

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zu Tage; auch war dasselbe unter den umherliegenden Gräbern wohl das größte. Zu Seitenwänden dienten 6 etwas kleinere Felsblöcke, von denen 5 zugleich den Deckstein trugen und der sechste nach Osten zu die Thür des Grabes bildete. Die Zwischenräume zwischen den Felsblöcken waren durch kleinere Steine ausgefüllt. Die Länge des inneren Raumes betrug 9' 4", die Breite 5' 7", die Höhe vom Boden bis zur untern Fläche des Decksteins ungefähr 6'. Diese untere Fläche des Decksteins, so wie alle übrigen innern Flächen der Steine waren ziemlich eben. Der Fußboden war fest ausgestampft, gedielt mit zerschlagenen, ganz weißen, vielleicht gebrannten Feuersteinen. Das ganze Grab war mit Erde ausgefüllt; die ganze obere Schicht war schwarz und moorig und nur der allerunterste Theil auf dem Feuersteinboden reiner weißer Sand, und dicht über dem Sande eine etwa 2" hohe, feste Lehmschicht.

Anscheinend das Innerste umschließend, fand sich in ziemlich flach gerundeter oder vielmehr gewölbter Form eine etwa 2 Zoll dicke, gelbe, oft röthliche Lehmschicht, dem Anscheine nach früher gebrannte Erde, jetzt verwittert. Stellenweise war diese Masse sehr weich, stellenweise ziemlich fest und trocken. Die Form schien oval zu sein, jedoch schien kein Boden daran gewesen zu sein.

Dann unregelmäßig lagen im Grabe eine große Anzahl von 1/2 bis 1 Zoll dicken, nach der einen Seite hin eben geschliffenen Platten, verschiedener Größe bis zu 1/2 Fuß, von rothem Sandstein 1 ). Nach der andern Seite waren diese Platten behauen. Auch fanden wir an 2 dieser Platten an den ebenen Seiten Kanten eingeschliffen. Im Uebrigen paßten diese Stücke alle nicht an einander, da auch die Mitte fast jeden Stückes dicker war, als die Seiten.

Außerdem fanden sich noch, jedoch in weit geringerer Anzahl, von schon fast verwittertem Granit, theils auf beiden Seiten, theils aber nur auf einer Seite geschliffen (?), Platten, von ebenfalls verschiedener Größe bis zu ungefähr 3/4 Fuß, alle in der gleichen Dicke, von 1/2 Zoll Duodecimalmaß, und sehr flach gewölbt. - Während die Sandsteinstücke nur an einander gelegt zu sein schienen, konnte man jedoch bei den Granitstücken einige derselben, die gerade beisammen gefunden wurden, an einander passen.


1) Waren diese Sandsteine wirklich geschliffen, so waren es sicher Schleifsteine. Waren sie jedoch nicht geschliffen, so dienten sie, wie häufig beobachtet ist, zur Auszwickung des Grabes oder zu Urnendeckeln. Interessant ist jedoch, daß auch hier die überall erscheinenden rothen Sandsteine vorkommen.          Die Red.
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In dieser obern Schicht fanden wir sonst außer einem 1' langen keilförmigen Stein und einem auf beiden Enden abgerundeten länglichen Stein (vielleicht als Hammer gebraucht) nichts Bemerkenswerthes.

Im weißen Sande unten, auf dem Feuersteinboden und unter der Lehmschicht, fanden wir dicht neben einander, mehr an der nördlichen Seite des Grabes, 5 kleine aufrechtstehende und nur mit Sand gefüllte Urnen. Unter dem Feuersteinboden fand sich der gelbe Untergrund des Moores. Die Längenrichtung dieses Grabes 1 ) ging von Nordwest nach Südost.

Kollund, 1. August 1848.

In einem andern, jedoch kleineren Grabe 2 ) dieser Art, das jedoch von uns nicht weiter ausgegraben ward, weil es schon geöffnet gewesen zu sein schien, fand sich der Keil von Feuerstein, welcher ebenfalls eingesandt wurde.

Kollund, 5. August 1848.

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Ueber
Alterthümer aus der Eisenperiode
aus
der Umgegend von Gransee und Neustadt=Eberswalde.

Ich bin mit dem Herrn Superintendenten Kirchner zu Gransee in antiquarische Berührungen gekommen und erfreue mich dessen Bekanntschaft; im Interesse des Vereins habe ich seine Sammlung besehen und von dem, was ich bemerkenswerth gefunden, gebe ich hier Nachricht und begleite diese mit Zeichnungen. Das Vorkommen irgend einer Antiquität hie oder da kann, wenn einmal zu den Resultaten des Sammelns geschritten wird, sehr dienlich sein und dieser Gedanke bestimmt mich allein, mit meinen Berichten hervorzutreten.

Umgegend von Gransee.

Der Herr Superintendent Kirchner beutete besonders die Umgegend von Gransee aus. Vieles ist und wird dort gefunden, aber der ergiebigste Boden ist der Sonnenberg,


1) Dieses Grab ward aufgegraben von einigen Jägern des Leichten Infanterie=Bataillons, 1ster und 4ter Compagnie, unter Leitung des Herrn Dr. Paschen und des Secondlieutenants von Raven.
2) Am zweiten Tage, wo außer dem Feuerstein nichts gefunden ward, nahm der Herr Hauptmann von Grävenitz an der Leitung Antheil und besorgte überdies die portofreie Uebersendung nach Schwerin.
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1/2 Meile von Gransee, durch Zufall dem Herrn Kirchner seit nicht lange erst bekannt. Aus den Funden daher habe ich Einiges gezeichnet - ich fand es des Bemerkens werth - und es möglichst auf den Blättern erklärt, glaube aber manche Eigenthümlichkeit und Besonderheit nachtragen zu müssen.

Aus einer kugelförmigen Urne von fester, röthlich schwarz gefärbter Masse, ganz gefüllt mit Knochen, Erde und Asche, ragte 1" eine eiserne Spange hervor. Die Urne ward zunächst und dicht umgeben von concav geschlagenen Granitsteinen, und darüber stand eine kleinere, wegen schlechter Masse in sich schon zerfallene Henkelurne, die nichts als ganz schwarze Erde enthielt. Die Urne stand 1 1/2' tief auf reinem Sande; prismatisch geschlagene größere Granitsteine lagen in einem weiteren Kreise um sie her.

Die vielen Bruchstücke von hohlen eisernen Ringen, zu dreien, aber auch zu mehreren zusammengerostet, auch einzeln, sind in der Anwendung räthselhaft.

Urnen werden in großer Menge gefunden, aber nur wenige erhalten. Neues ist mir unter den Urnen nicht aufgefallen. Die Formen sind ganz verschieden, und es sind noch nicht zwei ganz gleiche unter der Menge gefunden worden.

Der Sonnenberg ist gewiß ein großer Wendenkirchhof gewesen und hat so viel Originelles, daß ich ihn mit Herrn Kirchners Worten beschreibe. "Er liegt auf einer Kirchenhufe und war bisher unbebaut wegen der vielen Steine. In der höchsten Mitte findet sich ein Bau von Kubikfuß großen Steinen, aber keine Urne, jedoch schwarze Erde, wahrscheinlich eine Brandstätte, wie aus Folgendem hervorgehen möchte. Der ziemlich lose Boden ist märkischer Sand. Auf der östlichen Seite zieht sich einige Zoll unter der Erde ein mehrere Schritte breiter, ordentlicher Steindamm hin und westlich eine Strecke am Rande entlang liegen viele große Steine. Scheint jene Seite eine ordentliche Fahrstraße gewesen zu sein, so mögen auf dieser in ältester Zeit Urnen gestanden haben; man findet dort einzelne Scherben. Auf beiden Seiten, hart an den bezeichneten Grenzen des Pflasters und der größern Steine, stehen die Urnen bis zur Mitte der Hufe, die größten jedoch nicht weit von der erhöhtesten Stelle, - die ältesten, von zerbrechlicher, mit Granitgrus vermischter Masse, auf der westlichen Seite, ohne weiteren Inhalt als Knochen, außer dann und wann eine Mantelspange, - auf der östlichen die feinen, festen und bis jetzt wenigstens mit den seltenern, wohl bekannten Kunstsachen.

Die Urnen sind fast immer mit Steinen umsetzt, stehen oft auch ohne Steinringe auf einem bedeutenden Steinbau und haben

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bisweilen einen thönernen Deckel, bisweilen einen flachen Stein zur Bedeckung. - Eine Urne, die auf einem Pflaster von kleinen Steinen 2' tief in der Erde stand, hatte einen breiten, flachen Urnendeckel. Trotz des Umbaues von großen geschlagenen Steinen hat sie doch nicht erhalten werden können. Der Inhalt bestand aus Knochen und einer eisernen Spange, 4" lang.

In einer Urne beim Sonnenberge fand sich ein großer, zusammengebogener Gürtelhaken, 7" lang und 2 1/2" breit, aus Eisen, wie dergleichen auch in Meklenburg vorkommen;

eine eiserne Nadel mit bronzenem Knopf;

ein sehr kleiner eiserner Ring;

Bruchstücke eines Ohrringes mit Glasperlen.


Die Brandstätten sind oft nahe, oft ferne. Eine solche fand sich auf dem Sonnenberger Kirchen=Acker, mehrere Fuß im Quadrat, dicht unter der jetzigen Oberfläche, mit eckigen, nur faustgroßen geschlagenen Steinen gepflastert, und mit kleinen, eckig geschlagenen Steinen ausgezwickt. Der ganze Boden war kohlschwarze, fettige Erde, die gewöhnlich auf Urnen leitet, hier aber keine finden ließ.


Bei Schulzendorf an einer sehr sandigen Stelle fand man dicht unter der Oberfläche einen 4□' großen, sorgsam von Steinen erbauten Heerd, darunter und umher 9□' weit eine Lage von schwarzer, fetter Erde, 5" stark, mit wenig Spuren von Kohlen.

Umgegend von Neustadt=Eberswalde.

Die Funde von Gransee sind mannigfaltig und reichlich, aber ärmlich gegen die reichen, auf Luxus, Krieg etc. . deutenden Gegenstände, welche der Herr Kirchner aus der Gegend von Neustadt=Eberswalde erhalten hat. In der Gegend von Gransee sind nie Waffen gefunden. Bei Neustadt=Eberswalde fanden sich 1 ) dagegen schöne Speerspitzen, ein schönes Schwertfragment, Schildbuckel, viele Messer von verschiedener Größe, alles von Eisen, und bronzene und eiserne Hefteln. Besonders interessant


1) Die bei Neustadt=Eberswalde gefundenen Sachen aus der Eisenperiode gleichen den im südöstlichen Meklenburg gefundenen eisernen Alterthümern, namentlich denjenigen, welche auf dem Wendenkirchhofe zu Klein=Plasten (zwischen Waren und Penzlin) gefunden sind (vgl. Jahrb. XIV, S. 334 flgd.).          G. C. F. Lisch.
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sind folgende Sachen, zu denen ich die Abbildungen hiebei übersende.

Die Urnen 1 ) sind an Gestalt und Verzierung selten und sonst wohl noch nicht beachtet, von bräunlichem Thon, schwarz, jedoch nicht gleichmäßig gedämpft.

Schildbuckel 2 ) von Eisen sind drei gefunden; sie weichen etwas von den sonst gefundenen ab.

Die Hefteln 3 ) sind in der Regel von der gewöhnlichen Form der Hefteln aus der Eisenperiode, mit einer cylindrisch gewundenen Feder, wie die in Meklenburg gefundenen, in Jahresber. VIII, S. 48 abgebildeten Hefteln. - Der kostbarste Fund ist jedoch eine ungewöhnlich große, 5" lange, eiserne Heftel dieser Art, welche auf der Höhe der Scheide eine erhabene quadratische Verzierung hat, die mit einem viereckigen Goldblech 4 ) ausgelegt ist. Eine solche Verbindung von Eisen und Gold ist sonst wohl noch nicht beobachtet.

Die graden und krummen Messer 5 ) von Eisen sind den sonst vorkommenden gleich.

Die Prachtstücke der Kirchner'schen Sammlung sind aber eine große Mantelspange 6 ) und ein großer, schön verzierter Ring (6" weit) 7 ), beide aus Bronze.

Neu=Ruppin.

A. G. Masch.     



1)

Die Urnen ähneln den Gefäßen zum häuslichen Gebrauche, welche in den fürstlichen Burgwällen aus der letzten heidnischen Zeit in Meklenburg gefunden werden.

G. C. F. Lisch.     

2)

Diese Schildbuckel sind spitz, zuckerhutförmig gebildet. Die in Meklenburg nicht selten gefundenen heidnischen Schildbuckel aus Eisen haben auf der Spitze gewöhnlich einen Knopf auf einer Stange. Zuckerhutförmige Schildbuckel wurden aber bei Klein=Plasten drei gefunden (vgl. Jahrb. a.a.O.).

G. C. F. Lisch.     

3)

Die kleinen Hefteln von Neustadt=Eberswalde sind den meklenburgischen Hefteln ganz gleich.

G. C. F. Lisch.     

4)

Gold ist bisher in der Eisenperiode in Meklenburg und, so viel ich mich erinnere, auch sonst nirgends gefunden. Bekanntlich erscheint nur Silber als edles Metall in der Eisenperiode. In Skandinavien erscheint Gold wieder in der letzten Zeit des Heidenthums und der ersten Zeit des Christenthums.

G. C. F. Lisch.     

5)

Die eisernen Messer aller Art sind den in Meklenburg in großer Zahl gefundenen völlig gleich.

G. C. F. Lisch.     

6)

Diese bronzene Mantelspange hat ganz den Charakter der Eisenperiode. Zwar sind in dieser Periode große Bronzearbeiten selten; aber auch zu Klein=Plasten wurden noch sehr schöne Bronzen gefunden. Andere dünne Bronzeringe mit Haken, Ringen und dgl. kleinem Beiwerk deuten bestimmt auf die Eisenperiode.

G. C. F. Lisch.     

7)

Dieser (Kopf=)ring scheint aus einem andern Funde zu stammen; er hat zwar nicht mehr den einfachen Charakter der reinen Bronze=Periode, scheint aber doch älter zu sein, als die Eisenperiode.

G. C. F. Lisch.     

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Der Herr Baron Albrecht von Maltzan auf Peccatel übergab dem Vereine zur Aufbewahrung einige moderne Thongefäße von antiker Beschaffenheit, welche derselbe auf einer Reise in die kaiserlich=östreichischen Staaten im J. 1850 gekauft hat, nämlich:

einen großen Topf aus Thon, 9 3/4" hoch, von schwarzer Farbe, und

einen kleinen Topf aus Thon, 6" hoch, von grauer Farbe,

beide mit feinem Kiessand durchknetet und glatt und mit ganz kleinen Glimmerfünkchen durchsprengt auf der Oberfläche, wie sie in Krain und im südlichen Steiermark noch heute im täglichen Gebrauche sind, ferner

eine Scherbe aus roth gebranntem Thon, stark mit grob zerstampftem Granit und feinen Glimmerfünkchen durchknetet und mit reinem Thon überzogen, ganz wie die heidnischen Thongefäße gearbeitet, von einem Topfe, wie solche noch heute auf den Inseln bei Dalmatien gemacht und in Dalmatien gebraucht werden.

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2. Mittelalter.


Ofenkacheln.

In unsern Jahrbüchern ist öfter über alte Ofenkacheln berichtet und auf die Wichtigkeit derselben für die Geschichte der Kunst und des Gewerbes hingewiesen. Die in Meklenburg häufig gefundenen Ofenkacheln stammen meistentheils aus dem 16. Jahrh., der Zeit des Renaissancestyls, einige aus dem 17. Jahrh. Alle diese sind sauber gearbeitet und mit Reliefs bedeckt, die älteren hellgrün, die mittlern gelb, die jüngern schwarz glasurt.

Es sind aber öfter auch noch ältere Kacheln, aus dem Mittelalter, gefunden; alle diese haben die Gestalt tiefer, viereckig gedrückter, unglasurter Töpfe und gleichen Schmelztiegeln. Von verzierten Kacheln aus dem Mittelalter war bisher keine Spur zu finden. Endlich hat der Herr Bau=Conducteur Thormann zu Wismar eine mittelalterliche Kachel, die als Krönung eines Ofens diente, in Wismar gefunden; sie gleicht den Krönungen von mittelalterlichen Schnitzwerken aus Holz und bildet eine Spitze, die mit Blättern (später "Frösche" genannt) besetzt ist.

Aehnliche mittelalterliche Kacheln im schönsten Style des 13. und 14. Jahrhunderts sind bei der Aufgrabung der Ruinen der Burg Tannenberg im Großherzogthum Hessen in vielen Exemplaren gefunden und in dem Werke: "Die Burg Tannenberg und ihre "Ausgrabungen, von J. v. Hefner und J. W. Wolf", Frankfurt a.M. 1850, Tab. II-IV, abgebildet. Wir machen bei dieser Gelegenheit, alle Freunde der Kunst und des Gewerbes auf diese wunderhübschen Gebilde aufmerksam.

G. C. F. Lisch.     

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Mittelalterliche Alterthümer von Rothenmoor.

Ein Krug, aus festem, blaugrauen Thon, gefunden auf dem Hofe zu Rothenmoor, beim Abbruche des Viehhauses im J. 1849, geschenkt von dem Herrn Landrath Baron von Maltzan auf Rothenmoor. Dieses Gefäß stammt höchst wahrscheinlich aus der ersten Zeit nach dem J. 1400, da der Hof Rothenmoor erst um das J. 1400 (vorher Tribeschendorf, un=

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mittelbar am malchiner See) angelegt ward; vgl. Lisch Maltzan. Urk. II, S. 36.

Einen zu Rothenmoor beim Abbruche des Viehhauses gefundenen mittelalterlichen Krug aus blau=grauem Thon und

ein eisernes hackenartiges Reinigungs= oder Krautungs=Werkzeug, gefunden zu Rothenmoor ebendaselbst, übergab der Herr Baron Albrecht v. Maltzan auf Peccatel.

G. C. F. Lisch.     


Der Herr Baumeister Wachenhusen schenkte dem Vereine einen im Lande gefundenen zinnernen Eßlöffel mit länglich rundem Blatt, aus dem 16. Jahrh., auf der Rückseite mit der erhabenen Inschrift:

DRINCK VND IS *
GOT NICHT VERGIS.


Der Herr Gymnasial=Lehrer Masch zu Ruppin schenkte die Zeichnung von einer bei Neu=Ruppin, auf einem Ackerstücke am "Klappgraben" gefundenen bronzenen Spritze, von 2 1/4" Länge, mit bräunlichem Rost, also wahrscheinlich aus dem Mittelalter stammend.


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II. Zur Baukunde.

Mittelalter.


Kirchliche Bauwerke.


Ueber die Bemalung der alten Kirchen.

Die Schmückung der innern Kirchenwände ist ein Thema, welches augenblicklich viele Forscher lebhaft beschäftigt. Daß die in Norddeutschland jetzt allgemein gebräuchliche, abscheuliche Uebertünchung der glatten Mauern mit weißem Kalk und die Bemalung der Sockel und Rippen mit schwarzem Kienruß nicht alt und stylgemäß sei, darüber sind alle einverstanden. Die Frage, was dagegen besseres zu thun sei, ist aber eben so schwer zu beantworten, als die seit 150 Jahren oft wiederholte Kalktünche schwierig zu entfernen ist. Man schlägt oft einen sogenannten warmen, grauen Ton vor, thut jedoch damit nichts weiter, als daß man die südlichen Kirchen aus Sandsteinquadern nachahmt. Dies ist freilich jedenfalls besser, als die weiße Kalktünche, aber keinesweges stylgemäß und daher auch früher nicht gebräuchlich gewesen.

Das Ausweißen der Kirchen ist gar nicht alt. Das selbstgefällige "Dealbatum", welches häufig in den Kirchen als Denkmal der weiß=schwarzen Ueberpinselung und eben so ekelhaften Restaurirung des Kirchen=Mobiliars an den Kirchenwänden prangt, giebt die Zeit der ersten Ausweißung bestimmt an: sie fällt in den Anfang des vorigen Jahrhunderts. Die Kirche zu Gägelow 1 ), deren Ausweißung und Bemalung in das Ende des 17. Jahrh. fällt, wird die erste Kirche gewesen sein, welche im modernen Geschmack zugerichtet ward; daher stammt


1) Vgl. Jahresber. VIII, S. 102.
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denn auch das noch heute allgemein bekannte Sprichwort: "So bunt als die gägelowsche Kirche". Es gab im Anfange des 18. Jahrh. mehrere Stubenmaler, welche die verkehrten Bemühungen des Herzogs Carl Leopold um die Hebung der Kirchlichkeit dadurch zu unterstützen suchten, daß sie die Bemalung der Kirchen mit Posaunenengeln u. dgl. ausführten und deshalb der Ausweißung der Kirchen eifrig das Wort redeten, so daß sie sehr eifrig auf Kirchen Jagd machten, welchen noch nicht das "dealbatum atque depictum" aufgedrückt war.

Der Zustand einiger alten Kirchen giebt hinreichend Auskunft über die Art und Weise, wie die Alten ihre Ziegelkirchen geschmückt haben, und zwar gehören diese Kirchen zu den schönsten Baudenkmnälern des Mittelalters. In den brandenburgischen Marken hat z.B. die meisterhafte und älteste Kirche zu Jerichow in der Altmnark noch ihren alten Schmuck; in Meklenburg ist die berühmte Kirche zu Doberan allein noch in ihrem ursprünglichen Zustande. Man hat im Gegensatze zu der Ausweißung oft gesagt, die Alten hätten ihre Kirchen im Innern, wie im Aeußern, im Rohbau stehen lassen. Dies ist aber nicht ganz richtig. Die Alten haben ihre Ziegelbauten auch oft mit Kalkputz übersetzt und ausgetüncht, aber nur mit den Farben des rohen Materials. Sie übertünchten selbst Außenwände, mit Nachahmung der Ziegel und der Kalkfugen, wenn die Wand durch den Mörtel vielleicht zu sehr beschmutzt war. Im Innern übertünchten sie die Ringmauern gewöhnlich, da diese durch die Einsetzung der Gewölbe sehr verunreinigt wurden. Auch waren die Wände oft nicht schön genug gemauert. Die stark hervortretenden Kalkfugen deuten darauf hin, daß sie die innern Wände nicht immer gut im Rohbau stehen lassen konnten. Nur die Pfeiler und die Gliederungen der Pforten und Fenster, welche gewöhnlich sehr sorgsam und oft mit verschiedenfarbigen Ziegeln mosaikartig ausgeführt wurden, sind im Rohbau stehen geblieben. So ist es in der Kirche zu Doberan. Hier sind nur die berühmten Pfeiler der Kreuzschiffe Rohbau; die Wände sind roth übertüncht und die Kalkfugen mit weißer Tünche aufgesetzt. Die Kirche genießt der allgemeinen und verdienten Bewunderung, und doch hat sich noch Niemand an ihrer Farbe gestoßen, ja es fällt nicht einmal die Farbe irgend Jemand auf.

Außerdem putzten die Alten alle Vertiefungen, Bogenwölbungen, auch die Wände, welche bei beschränktem Raume zur nahen Ansicht kamen, mit einem sehr festen, gelbgrauen Mörtel, welcher oft sehr grob, oft aber äußerst fein und glatt ist, wie geschliffen. Auch die Gewölbe und Fensterleibungen wurden regelmäßig geputzt.

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Endlich schmückte man, wo es irgend thunlich war und es die Mittel erlaubten, nicht allein die Wände mit Gemälden, wie man die Fenster mit Gemälden schmückte, sondern auch die geputzten Bogenwölbungen mit Gemälden oder vielfarbigen Ornamenten.

Fast täglich werden neue Entdeckungen gemacht, welche alle das hier Gesagte bestätigen, und wir werden wohl noch den Tag erleben, wo wir den alten Schmuck der Kirchen wieder sehen. Freilich wird es manchen Kampf kosten, da der Mensch sich nur schwer über das Hergebrachte erhebt, Kampf mit den Architecten, welche, da ihnen oft die Geldmittel fehlen, sich schwer zur Entfernung der Kalktünche verstehen werden, Kampf vorzüglich mit den Malern, da die Ziegelfarbe den neuen Altarbildern nicht günstig ist; freilich gehören diese Altargemälde auch zu den Erfindungen der neuern Zeit. Die alten schmückten ihre Altäre mit Statuen in reichem Schnitzwerk, an dem das Gold nicht gespart ward. Ueberhaupt ist Gold der reichste Schmuck der Ziegelfarbe, und daher die Erscheinung, daß in den norddeutschen Ländern, wo der Ziegelbau blühete, die Altäre ungemein reich vergoldet sind, ja es keinen Altar giebt, der nicht vergoldet wäre. Der moderne Einfall, die Altarschreine aus rohem Eichenholz zu schnitzen und hinzustellen, wie etwa die Kirchenstühle, ist bei den Alten ganz unerhört, eben weil es an aller Wirkung gefehlt hätte.

Einige neuere Entdeckungen, in Zusammenstellung mit alten, bekannten Dingen, werden das Vorgesagte bestätigen; überhaupt werden wir nach Möglichkeit auf Entdeckung alter Kirchenverzierungen ausgehen und fortlaufend darüber Bericht erstatten.

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Kirche zu Doberan.

Die Wände sind ziegelroth übermalt, mit weiß abgesetzten Kalkfugen; nur einige, besonders gut gemauerte Pfeiler stehen im Rohbau. Die Gewölbekappen sind weiß geputzt; die Gewölberippen sind bunt. Der alte Altar 1 ) hat eine Bogenhalle, welche den Schmuck der alten Kirchen nachahmt: die Wände sind ziegelroth, die Gewölbekappen weiß, die Gewölberippen abwechselnd hochroth und blau. (Gewölbeschilde sind dabei nothwendig). - Die Bülowen=Kapelle 2 ) im nördlichen Seitenschiffe ist abgeputzt; die Wände sind am Ende des 14. oder im Anfange des 15. Jahrh. ganz mit lebensgroßen Figuren aus der Ge=


1) Vgl. Jahrb. XIV, S. 353.
2) Vgl. Jahrb. IX, S. 447 flgd.
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schichte der Familie von Bülow, die Gewölbekappen mit schönen Palmetten etc. . bemalt. - Auf den Pfeilern hinter dem Altare sind vier lebensgroße herzogliche Figuren auf dünnen Kalkputz 1 ) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. gemalt.

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Die Dominikaner= oder Schwarze=Kloster=Kirche zu Wismar

in der meklenburger Straße, in dessen Schiff jetzt das Waisenhaus hineingebauet ist, hat über diesem in den höchsten Theilen auch noch die ursprüngliche Decoration aufbewahrt. Die Wände stehen im Rohbau, die Gewölbe sind geputzt, die Gewölberippen und die Gewölbekappen neben den Rippen mit Ornamenten verziert. Die Bogenleibungen der Verbindungsbogen sind geputzt, jedoch so, daß der Rand der Leibung einen Zoll breit nach innen nicht geputzt ist, und die geputzten Flächen der Leibungen sind mit Brustbildern von Heiligen in Medaillons bemalt. - Auch unten in der Kirche finden sich unter der Kalktünche überall Wandmalereien mit figürlichen Darstellungen 2 ) und schönen Ornamenten auf dem Putzgrunde an den Pfeilern und Wänden.

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Die Marien=Kirche zu Wismar

hat noch viele alte Wandmalerei. Vor nicht langer Zeit ward ein großes Wandgemälde, Christus am Kreuze mit zwei Heiligenfiguren, bloßgelegt, aber wieder übergeweißt, weil es in der ganz restaurirten Kirche zu auffallend befunden ward.

Gegenwärtig, im J. 1850, haben Kunstfreunde nach und nach den größten Theil einer über der alten Sakristei hoch liegenden Kapelle ("super armario"), welche hinter einem alten Drathgitter wohl das beste und vollständigste alte Glasgemälde in Meklenburg enthält, bloßgelegt und damit viele große Wandgemälde wieder ans Licht gebracht. Die ganze Kapelle ist mit großen figürlichen Darstellungen bedeckt. Dieser große Schatz wird bei der einsichtsvollen Theilnahme des Kirchen=Provisors wohl unbedeckt bleiben, da die Kapelle wegen ihrer hohen Lage nicht störend einwirken kann.

Auch hinter dem Altarbilde und wo sonst altes Mobiliar die Wände verdeckt, sieht man überall den Rohbau in der Kirche.


1) Vgl. Jahrb. XIII, S. 422.
2) Auch in der ehemaligen Klosterkirche in Verchen in Vorpommern, nicht weit von Dargun, fand ich große Wandmalereien auf dem ehemaligen Nonnenchor und hübsche gemalte Fenster über und neben dem Altare; vgl. Baltische Studien VII, 2, S. 102.
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Die Kirche von Dambeck oder Minzow,

welche als älteste Feldsteinkirche aus der Zeit des Rundbogenstyls und im freien Felde stehende interessante Ruine 1 ) sehr merkwürdig ist, hat in der mit einer Feldsteinkuppel bedeckten Sakristei unter den Gewölbekappen in Rundbogen alte rautenförmige Ornamente auf altem Putzgrunde.

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Die Kirche zu Alt=Röbel,

welche gegenwärtig in der Restauration begriffen ist, zeigt aber höchst merkwürdige Ueberreste von Wandmalerei aus der Zeit ihrer Erbauung und wird an Alter nur durch die Ornamente in der Sakristei der dambeker Feldkirche übertroffen. Die Kirche, ganz von Ziegeln, ist im Uebergangsstyle gebauet. Der Chor ist offenbar viel älter, als das Schiff, und stammt sicher aus der Zeit der Gründung der Stadt, wenigstens aus der Zeit 1220-1230. Im Friese stehen noch alte, sehr kräftige Halbkreisbogen und eine alte vermauerte Thür in der nördlichen Chorwand ist noch ganz im Rundbogenstyle erbauet, obgleich die Fenster schon im Uebergangsstyle gewölbt sind.

Bei einer Untersuchung im Sept. 1850 fand sich nun der Chor in der ursprüniglichen Weise aus der Zeit der Erbauung decorirt. Es ward ein Theil der südlichen Chorwand von der weißen Tünche befreiet und unter derselben lag der alte Schmuck ganz unversehrt. Die ganze Wand ist mit einem dünnen, festen Kalkputz aus der Zeit der Erbauung bedeckt.

Ueber der Erde sind an der Wand entlang Rundbogen, etwa 5 Fuß hoch, durch Einschneidung des Mörtels gezeichnet und die etwa 1/2 Fuß breiten Bogen quadrirt und die Quadern abwechselnd dunkelroth und blau gemalt. Die Füllungen der Bogen sind, wie gewöhnlich, mit einem ungefärbten, gelbgrauen, festen Putz übersetzt. In diesen Füllungen fanden sich zahlreiche alte - Urkunden, die Radirungen der Kinder aus allen Jahrhunderten, Fratzen und Inschriften aller möglichen Art. Ueber den Bogen ist die ganze Wand, wenigstens sicher bis zu den Fenstern, abgeputzt und dieser Putz mit einer angenehmen Ziegelfarbe, welche theilweise in Orange abgeblichen und abgescheuert ist, bemalt und mit weißen und bläulichen Linien in große Quadern, von der Größe der gewöhnlichen Sandsteinbauquadern, abgetheilt. In einer Ecke fanden wir die Malerei eines Kapitäls von weißen Linien auf dem ziegelrothen Grunde. Die


1) Vgl. Jahrb. XV, S. 284.
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Fensterleibungen sind blaugrau gemalt und, wie es scheint, mit Ornamenten verziert. Da der Kirche eine durchgreifende Restauration bevorsteht, so ist zu hoffen, daß die ganze alte Verzierung der Wände bloß gelegt wird und zur Erkenntniß kommt, vielleicht auch wieder hergestellt wird.

Fast noch interessanter ist eine alte Malerei auf der der Stadt zugekehrten südlichen äußern Wand der Kirche, eine Malerei, welche ebenfalls aus der Zeit der Erbauung des Chors stammt. Unter den Fenstern steht nämlich ein Gurtgesims 1 ), welches geputzt ist und auf hübschen, kleinen Ziegelconsolen ruhet, welche alle verschieden sind. Dieses Gesims ist nun sehr hübsch gemalt: auf grünlichem Grunde ist ein Zickzackband, welches eine sogenannte Stromschicht von Ziegeln darstellt; diese breiten Zickzackbänder sind links hinab grau, rechts hinauf in der untern Hälfte ziegelroth, in der obern Hälfte orange gemalt. Dieser Gurt ist an beiden Seiten zunächst von einer dunklern Linie, dann von einem orangefarbenen Bande und endlich zu beiden Seiten von einem ziegelfarbenen, etwas breitern Bande eingefaßt. Der Grund, auf dem die Consolen stehen, ist mit einem naturfarbenen Putz bedeckt. - Dieses Beispiel von Malerei an einer Außenwand einer Kirche ist bisher das einzige bekannte Beispiel in Meklenburg. - An der Ostseite und Nordseite der Kirche, welche der Müritz zugekehrt sind, fehlt diese Decoration, jedoch sind zur Andeutung dieses Gurtsgesimses in gleicher Richtung die Ziegel mit der breiten Seite eingemauert.

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Die Kirche zu Grüssow

bei Malchow hat auch eine Art alter Wandmalerei 2 ) an der Außenwand, indem die äußern Fensterleibungen mit sehr feinem, gelblich weißen, glatten Mörtel abgeputzt und die Wölbungen der Fensterleibungen mit rothen Strahlen bemalt sind.

G. C. F. Lisch.     


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Die Kirche zu Grüssow.

Die Kirche zu Grüssow bei Malchow 3 ) ist ganz von behauenen Feldsteinen ohne alle Ziegel im Uebergangsstyle, also


1) Der Herr Bau=Conducteur Krüger zu Röbel schenkte die Abbildung dieses bemalten Gurtgesimses.
2) Vgl. unten S. 293.
3) Ich verdanke die Beförderung zur Untersuchung dieser Kirche dem Herrn Domainenrath Kollmann auf Grüssow.
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ungefähr 1230-1240 gebauet; sie bildet ein einfaches Oblongum, an dessen Westende ein großes Thurmgebäude steht. Im J. 1284 wird ein Pfarrer Heinrich zu Grüssow genannt (Hinricus plebanus de Grussowe). Die Kirche ist nur klein; aber die jetzige Kirche ist wahrscheinlich nur der Chor einer ältern, größern Kirche: man sieht dies deutlich am Westende, wo zwei im rechten Winkel über die Seitenmauern hinüberragende Wände abgebrochen sind. Dies wird aber schon im Mittelalter geschehen sein, da unmittelbar an dem Westende der jetzigen Kirche ein großes Thurmgebäude, ebenfalls ganz aus Feldsteinen, aufgeführt ist. Dieses Thurmgebäube ist ungewöhnlich breit und colossal und gleicht ganz einem weltlichen Burgthurme, zumal mit den kreisrunden Verzierungsnischen an den Ecken unter einem gewöhnlichen Hausdache; der Thurm ist wahrscheinlich in dem Jahrhundert von 1350-1450 erbauet.

Am 14. Februar (die Valentini) 1352 schenkte der Fürst Nicolaus von Werle das Patronat der Kirche zu Grüssow dem Kloster Malchow, welches dasselbe noch jetzt besitzt.

Durch den dreißigjährigen Krieg verfiel die Kirche sehr. In dem Visitations=Protocolle vom J. 1650 heißt es:

"Die Kirche ist heruntergefallen und stehet noch das unterste Mauerwerk vnd der Vorgiebel von Feldsteinen. Der Thurm ist von hohem Mauerwerk."

In dem Visitations=Protocolle vom J. 1664 heißt es:

"Die Kirche ist ein klein gebewte, mit Stroh gedecket. Der Thurm ist von Mauerwerck auffgeführet vnd oben mit Spohn gedecket, aber sehr bawfellig."

Daher kommt es, daß die Fenster in den Seitenwänden ganz verunstaltet und verbauet sind.

Die Pforte ist mit Ziegeln eingesetzt und ziemlich im Style, also wahrscheinlich noch alt.

Daß der Ostgiebel so tüchtig gebauet und im dreißigjährigen Kriege stehen geblieben ist, hat Veranlassung zu einer höchst interessanten Entdeckung gegeben. Die Giebelwand, welche drei schräge eingehende Fenster im Uebergangsstyle ohne Gliederungen hat, ist ganz von behauenen Feldsteinen (Granitquadern) aufgeführt und sowohl in der Basis, als in den Fensterleibungen sauber und regelmäßig bearbeitet. Diese ganze Wand hat auf der äußern Seite noch die Zurichtung aus der Zeit der Erbauung. Auf der großen Wandfläche sind die Stellen, welche nicht in gleicher Oberfläche mit der Mehrzahl der Quadern stehen, mit grobem Kalkmörtel geputzt und dadurch in gleiche Fläche mit der Mehrzahl der behauenen, ebenen Steine gebracht. In diesem Putz sind die großen Quadern durch eingeschnittene Fugen

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angedeutet. Die Fensterleibungen sind mit feinem, gelblich weißen, überaus harten und glatten Mörtel, der dem Porzellan gleicht, ganz abgeputzt. Hier stehen auf den senkrechten Wänden, bis zu den Fensterwölbungen, die eingeschnittenen Fugen dichter, indem durch dieselben die Umrisse von Ziegeln nachgeahmt sind. Vorzüglich merkwürdig aber ist es, daß die abgeputzten äußern Bogenwölbungen der Fenster bemalt sind: von innen (von dem Glasfenster an) gehen nämlich gegen 3 Zoll breite rothe Streifen, wie Strahlen, auf dem weißen Putzgrunde bis gegen die Außenfläche der Giebelmauer, so daß es scheint, als ströme oben durch die Fenster ein rothes Licht auf die Bogenwölbungen.

Auch die Umgebungen der Eingangspforte scheinen durch Malerei roth quadrirt zu sein, jedoch läßt es sich nicht bestimmen, ob diese Malerei jüngern Ursprungs ist. Die Malerei in den Bogen der Fenster stammt jeden Falls aus der Zeit der Erbauung der Kirche.

G. C. F. Lisch.     

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Die Kirche zu Satow

bei Malchow ist aus Feldsteinen im Uebergangsstyle gebauet, hat jedoch in Thüren und Fenstern Einfassungen von Ziegeln. Die Südwand des Chores hat drei Nischen, welche im Uebergangsstyle gewölbt sind; dergleichen Nischen kommen in den Chorwänden der Kirchen öfter vor. Obgleich die Kirche zu Satow, wie alle Kirchen des Landes, mit Ausnahme der doberaner, ausgeweißt ist, so haben doch diese Nischen, weil ein Kirchenstuhl davor gebauet ist, die alte Verzierung: die vertieften Flächen sind mit dünnem, festen, gelblich grauen Kalkmörtel ohne Färbung abgeputzt, die Bogenspannungen sind mit rother Farbe in Nachahmung von Ziegeln bemalt. Uebrigens ist die Kirche in den einzelnen Theilen sehr verbauet und unklar geworden.

Vor dem Altare liegt der Leichenstein auf dem Grabe des Hans Andreas von Flotow auf Wolzegarten und seiner Gemahlin Anna Hahn: es ist ein Sandstein, auf welchem die Figuren der beiden Gestorbenen in Lebensgröße, der Mann im Harnisch, in Relief ausgehauen sind; die Umschrift lautet:

ANNO 1602 DEN 10. MARTY HORA MATV-
TINA IST DER EDLER VND ERENVHESTEN
HANS ANDREAS FLOTOW AVF STVER
ERBSESSEN SELICH GEST.

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   ANNO [Lücke] IST DIE EDLE VND HEIL 1 )
DVGENTSAME ANNA HANEN HANS AN-
DREAS FLOTOW ELICHE HAVSFRAW SE-
LICHLICH GESTORBEN.

Wappen sind nicht vorhanden. - Die Frau, Achim's Hahn auf Hinrichshagen Tochter, starb also nach dem Manne, und ließ den Leichenstein legen; als sie später im dreißigjährigen Kriege starb, vergaß man es wohl leicht, ihr Sterbejahr in den Leichenstein zu meißeln. Die Frau lebte noch im J. 1629.

Von den in einem Glockenstuhle neben der Kirche hangenden Glocken ist die größere vom J. 1727; die zweite ist aus dem Mittelalter und hat folgende Inschrift auf dem Helme:

Inschrift

Auf dem Mantel stehen: ein Gießerzeichen und zwei Male dasselbe runde Medaillon mit der Verkündigung Mariä.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Ludorf.

Die Kirche zu Ludorf an der Müritz, nahe bei Röbel, ist eine der merkwürdigsten Kirchen in ganz Mecklenburg 2 ). Betrachtet man die Kirche von außen, so sieht man eine seltsam verworrene, niedrige Steinmasse, welche ringsumher verunstaltete und im Aeußern unregelmäßige Anbaue und oben darauf in der Mitte eine plumpe Thurmspitze, natürlich ohne Thurmgebäude, hat. Dazu kommen ungeheure Strebepfeiler und ganze Berge von Ziegeln, welche, namentlich um den Chor, gegen die Mauern gelegt sind, um den Bau zu stützen. Tritt man aber in das Innere, so erblickt man einen ganz regelmäßigen und klaren, wenn auch sehr seltenen Bau.

Die Kirche war stets und ist noch heute eine Mutterkirche, wenn auch die Gemeinde seit Jahrhunderten keinen Pfarrer gehabt, sondern von Röbel versorgt wird.

Den Mittelbau bildet ein regelmäßiges Achteck 3 ); an dieses ist im Osten eine halbkreisförmige Altarnische, im Westen ein viereckiges Thurmgebäude angebauet. An der Süd= und


1) HEIL heißt: ganz, sehr, nach dem plattdeutschen hêl (heil, integer), welches noch diese Bedeutung bei den Landleuten hat.
2) Die Untersuchung dieser Kirche verdanke ich der freundlichen Beförderung des Herrn Kammerherrn von Schulse auf Ludorf.
3) Es giebt in Meklenburg außer dieser Kirche wohl weiter kein anderes achteckiges kirchliches Gebäude, als die Heil. Bluts=Kapelle neben der Kirche zu Doberan.
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Nordseite sind zwei gleiche dreiseitige Abseiten angebauet, welche sich an jeder Seite mit einer vierten halben Seite an den Mitteltheil schließen, so daß jede Abseite im Ganzen vier Seiten hat, von diesen aber nur drei ganz herausstehen, und die vierte zur Hälfte auf jede Seite zum Anschlusse vertheilt ist. Von den acht Seiten des Mittelbaues sind also 4 Seiten zugebauet und 4 Seiten frei, und durch die Fenster dieser vier freien Seiten und durch die Fenster der Altarnische fällt das Licht in die Kirche.

Alle Theile der Kirche sind gewölbt und zwar, mit Ausnahme der Altarnische, in derselben Weise, also zu derselben Zeit. Der Mitteltheil hat Ein großes Gewölbe von acht Gewölbekappen.

Die Frage nach dem Alter der Kirche ist die allerwichtigste bei dieser Untersuchung: sie kann nur durch die Bauconstruction selbst beantwortet werden, da alle Traditionen nicht zutreffend sind. Betritt man zuerst die Kirche, so kann man sich einer Ueberraschung nicht erwehren und man bedarf einiger Zeit, um sich zu der nöthigen Ruhe zu sammeln.

Vor allen Dingen muß entschieden behauptet werden, daß die Gewölbe jüngeren Ursprunges sind, als die Kirche. Die Gewölbe haben den Charakter der jüngern Spitzbogenzeit; die Gewölberippen sind sehr stark und sehr geziert profilirt, die Gewölbekappen gehen über die alten Fenster hinweg und bedecken diese oft zur Hälfte, so daß es mit Händen zu greifen ist, daß die Gewölbe in neuern Zeiten ohne Erkenntniß des Baustyles eingesetzt sind. Wenn nun auch die beiden Abseiten einen scheinbar jüngern Charakter haben, so werden doch die Ringmauern derselben zu dem alten Bau gehören, wenn in denselben nicht die Eigenthümlichkeit des Mittelbaues nachgeahmt ist. - Leider bedeckt eine dicke weiße Kalktünche die Kirche im Innern und im Aeußern, so daß die Bauweise und die Ziegel kein Zeugniß geben können.

Nach diesen Vorbemerkungen kann denn der Bau mit Bestimmtheit dargestellt werden.

Die Altarnische ist im Halbkreise aufgeführt; jedoch geht dieser Kreisbogen etwas über den Halbkreis hinaus, wie die beiden Abseiten etwas über das Dreieck, um den Anschluß leichter bewerkstelligen zu können und bei den kleinen Dimensionen der Kirche mehr Raum zu gewinnen. Diese Altarnische hat jetzt 4 Fenster, von denen 2 in der Mitte nahe bei einander stehen; wahrscheinlich sind wegen der vielen von außen angesetzen Stützpfeiler diese beiden Fenster in jüngern Zeiten eingesetzt, da man für eine halbkreisförmige Absis wohl nur 3 Fenster erwarten kann. Die Fenster sind aber alle sehr verbauet. - Die Altar=

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nische ist kuppelförmig gewölbt, jedoch ist das Gewölbe schon sehr entstellt. - Der Scheidebogen ist rund gewölbt, jedoch nach unten hin ebenfalls sehr entstellt, da die Mauern unten sehr verdickt sind, um die Gewölbe des Mittelbaues ansetzen zu können.

Der Mittelbau hat in jeder freien Seite des Achtecks ein Fenster. Diese 4 Fenster des Mittelbaues sind sehr schmal, schräge eingehend, im Uebergangsstyle leise zugespitzt und stehen in einer rundbogigen Nische. Die 4 Fenster unterscheiden sich paarweise von einander, indem die beiden östlichen und die beiden westlichen je unter sich gleich sind. Die Fenster in den nordöstlichen und südöstlichen Seiten sind im Innern mit einem Wulst eingefaßt, die beiden Fenster gegen Westen hin gehen ohne Schmuck mit glatten Leibungen ein.

In der nordwestlichen Wand ist eine einfache Rundbogenpforte, welche jetzt zugemauert ist. - In den beiden freien Südwänden sind im Innern unten in den Mauern unter den Fenstern rundbogige Nischen.

Das im Westen angebauete Thurmgebäude ist viereckig und gegen die Kirche durch einen Spitzbogen im Uebergangsstyle geöffnet.

Eben so sind die beiden Abseiten durch Spitzbogen im Uebergangsstyle gegen die Kirche geöffnet.

Die beiden Abseiten, von denen die südliche jetzt zum herrschaftlichen Kirchenstuhle, die nördliche zum herrschaftlichen Begräbnisse eingerichtet ist, haben ebenfalls schmale, schräge eingehende Fenster, welche aber durch die Gewölbe so sehr verbauet sind, daß sich gar kein Urtheil über diesen Anbau fällen läßt.

Wahrscheinlich sind nicht allein die Gewölbe, sondern auch die beiden Abseiten, vielleicht auch der Thurm jünger, als der Mittelbau und die Altarnische.

In den ältesten Zeiten stand wahrscheinlich nur der achteckige Mittelbau mit der halbkreisförmigen Altarnische frei. Und diesen Bau müssen wir in die ersten Zeiten der Ausbreitung des Christenthums in diesen Gegenden setzen, wahrscheinlich in die Zeit um das J. 1220, in die ersten Zeiten des Uebergangsstyls.

Die Traditionen über die Bauzeit dieser seltenen, für eine kleine Gemeinde ganz hübschen Kirche, sind alle grundlos.

An der Außenwand der westlichen Pforte im Thurmgebäude ist in einen Ziegel eingeschnitten:

Ziegeleinritzung
(Anno 1177 obiit Claus Riesch).

Dies steht klar da, ist aber in jeder Hinsicht unwahr und eine

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sehr plumpe Nachahmung alten Styls. Die arabischen Ziffern passen für die neueste Zeit; kein Buchstabe hat einen alten Charakter; die Abbreviatur 9 (für us) in CLA 9 (Claus) ist ganz possierlich, da in alter Zeit gewiß NI c OLA 9 oder nicola 9 geschrieben wäre; und was hier die Todesanzeige 0 (obiit: starb) bedeuten soll, ist schwer zu errathen.

Aufklärung giebt eine Holfter auf dem Dache der niedrigen Kirchhofsmauer neben der Pforte; auf derselben steht sehr deutlich in neuerer Frakturschrift:

Anno 1738 Johan Sigmund Risch Ziegel mer in Ludorf.

Wahrscheinlich ist in dem Ziegel an der Thurmpforte einem ältern Zieglermeister Risch, vielleicht dem Vater, der vielleicht im J. 1737 bei der Restauration der Kirche starb, ein Denkmal gesetzt. Der Thurm war im dreißigjährigen Kriege eingestürzt.

Unter keiner Bedingung aber ist hier an ein Denkmal aus dem J. 1177 zu denken. Wahrscheinlich gründet sich die Sage von dem hohen Alter der Kirche auf eine andere Sage: daß ein Ritter von Morin mit dem ersten christlichen Fürsten Pribislav zum Heiligen Grabe gezogen sei und nach seiner Rückkehr diese Kirche gebauet habe.

Eben so wenig ist ein zweites Denkmal ächt. Auf der Thurmfahne steht mit arabischen Ziffern die Jahreszahl 1326; diese Zahl kann aber auch nur jung sein, da arabische Ziffern in dieser Anwendung erst in neuern Zeiten in Gebrauch sind. Von der Gutsherrschaft habe ich gehört, daß bei den Gutspapieren eine Urkunde in Abschrift vorhanden gewesen sei, nach welcher ein Bischof Buppo oder Busso von Havelberg die Kirche im J. 1326 geweihet habe. Nach dieser Sage, welche wohl einigen Grund haben mag, da Ludorf wirklich noch zum Bisthume Havelberg gehörte, indem sich die Bisthümer Havelberg und Schwerin innerhalb der Stadt Röbel zwischen der Altstadt und Neustadt schieden, wäre also die Kirche im J. 1326 gebauet. Dafür ist sie aber zu jung. Verhält sich die Sache also, so ist unter dieser Weihung vom J. 1326 wohl eine zweite Weihung nach einer Restaurirung zu verstehen.

Für das J. 1171 ist die Kirche zu jung, für das J. 1326 zu alt.

Im Innern ist nur eine aus Ziegeln gemauerte Kanzel, auch eine seltene Eigenthümlichkeit, alt.

Man könnte versucht sein, da alles Mauerwerk abscheulich, wenn auch sehr weiß, dick übertüncht ist, die Kirche für einen neuern Bau zu halten, wenn man nicht klar sähe, wie in allen Jahrhunderten des Christenthums in Meklenburg daran geflickt

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ist. Auch berichten die alten Visitations=Protocolle sehr bestimmt. Im J. 1649 heißt es bei der Kirchen=Visitation:

"Die Kirche ist in vier Creutzen vnd 4 Arkenern vnd oben rund gebawet, auf der Italiäner arth , gantz gewelbet, inwendig sehr verwustet, die gräber geöffnet, die Fenster weg. Beim altar ein gemauert predigstuell".

"Der Thurmb ist niedergefallen und sint die glocken daraus wegk, welche der Patronus Henneke Marin dem Bericht nach verkaufft vnd dafür ein pferd gekauft haben soll. Es ist aber dabey glaubwürdig berichtet, daß Henneke Marin mit Verkaufung der glocken weinigs glücks oder segens gehabt, bevorab er bald darauff im elende Ao. 1638 an der roten Ruhr 1 ) zu Röbel gestorben und nicht so viel nachgelassen, daß er ehrlich zur Erden bestattet worden, sondern es hat ihn das gekauffte pferdt auff einer Schlöpe im Sarcke zum grabe trecken müssen, vnd ist also ohne Ceremonien begraben worden, Inmaßen auch erwehntes pferd nicht lange darnach in einen brunnen gefallen und gestorben."

Im Visitations=Protocolle vom J. 1662 heißt es:

"Ludorff eine Mater=Kirche, vaciret anjetzo. Ist nach der Italiäner art in vier Rundehlen gebawet, oben rundt gewelbet, inwendig sehr verwüstet, die Fenster darauß. Beim altar ist ein gemauerter Predigstuel".

Hier ist die Angabe interessant, daß die Visitatoren den Bau mit einem italiänischen vergleichen.

Die Taufkirchen Italiens haben häufig eine achteckige Grundform (vgl. v. Quast die alt=christlichen Bauwerke von Ravenna, Berlin, 1842, S. 4). So hat z.B. das Baptisterium der Ecciesia Ursina zu Ravenna, welches schon im 5. Jahrh. aus dicken Ziegeln erbauet ist, eine achteckige Grundform (vgl. daselbst und Taf. I.), eben so die im 6. Jahrh. erbauete Kirche S. Vitale zu Ravenna (vgl. das. S. 31, und Taf. VIII.).

Ob sich aus der wiederholten Angabe, daß die Kirche "rund gewölbet" sei, schließen läßt, die Kirche sei damals noch mit einer Kuppel gewölbt gewesen und das jetzige Gewölbe erst nach dem J. 1662 eingesetzt, läßt sich nicht mehr ermitteln.

Das Gut Ludorf mit dem Kirchen=Patronat gehörte der alten, jetzt ausgestorbenen meklenburgischen Familie von Marin, welche ihren Stammrittersitz im Lande Röbel zu Leizen hatte. Im J. 1640 verpfändete Henneke v. Marin seiner Tochter Elisabeth, des Eggert Lüdeke Hahn auf Solzow Wittwe, damals zum zweiten Male an den Rittmeister Jacob Ernst Knuth auf


1) Hier wird die furchtbare Pest des J. 1638 die "rothe Ruhr" genannt.
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Leizen und Priborn verheirathet, für ihr Ehegeld und Muttererbe das Gut Ludorf und hiedurch kam das Gut an die Familie von Knuth, eine altadlige Familie des Landes Röbel.

Die Pfarre zu Ludorf war eben so arm, als die Kirche. Schon in den J. 1532 und 1541 hatte sie keinen eigenen Prediger mehr. Eben so unvermögend war die Kirche zu Nätebow bei Röbel, ebenfalls im Bisthume Havelberg belegen. Da schon damals bei beiden Kirchen keine Pfarrhäuser mehr vorhanden waren, so wurden beide Kirchen von einem Pastor, der zu Röbel wohnte, versorgt. Seitdem wurden diese Kirchen immer hin und her geworfen. Im J. 1571 war die Kirche zu Ludorf dem Pastor zu Vipperow, darauf die Kirche zu Nätebow dem Pastor zu Cambs anvertrauet. Im Anfange des 17. Jahrh. ward die Pfarre Ludorf wieder von dem Prediger zu Alt=Röbel versorgt. Vor dem dreißigjährigen Kriege, war Joachim Warneke, der zu Röbel wohnte, Pfarrer für Ludorf und Nätebow; er predigte jeden Sonntag zuerst zu Ludorf und darauf zu Nätebow. Dieser Pastor war 1649 todt und seine Stelle nicht wieder besetzt. Nach dem dreißigjährigen Kriege 1 ) vereinigte man sich aber wieder über die eigene Besetzung der beiden Pfarren. Im J. 1667 ward Christoph Moltmann, Rector zu Röbel, zum Pfarrer der Kirchen zu Ludorf und Nätebow bestellt, mußte aber in der Stadt Röbel zur Miethe wohnen. Nachdem dieser im J. 1678 zum Pfarrer nach Gaarz berufen war, ward Andreas Willebrand, Sohn des Predigers zu Cambs bei Schwan, zum Prediger für beide Kirchen bestellt, mußte aber ebenfalls in der Stadt Röbel wohnen, wo er, wie sein Vorgänger, Stadtlasten tragen mußte. Dieser ward 1687 Pastor zu Dambek und behielt die beiden Pfarren Ludorf und Nätebow bei. Im J. 1710 ward ihm sein Sohn Christian Willebrand für diese drei Pfarren substituirt. Im J. 1732 ward aber die Pfarre Ludorf zu der Pfarre Vipperow gelegt. Gegenwärtig wird Ludorf von dem altstädter, Nätebow von dem neustädter Pfarrer zu Röbel versorgt.

G. C. F. Lisch.     



1) Krieg und Pest hatten im Lande Röbel fürchterlich gehauset. Im J. 1649 wohnte kein einziger Mensch in Nätebow und das Dorf war abgebrannt, in Ludorf wohnte allein Friderich v. Kerberg's Wittwe.
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Die Kirche zu Zurow.

Zurow, früher auch Surow genannt, war in älterer Zeit ein Ort von Bedeutung, als dort oder in Beidendorf die Ritterschaft des Herzogthums Meklenburg tagte. Dem entspricht die Kirche, welche, die Bauten aus der Romanischen und Uebergangs=Periode abgerechnet, zu den vorzüglichsten Landkirchen in der Umgegend von Wismar gehört.

Die Kirche hat einen fünfseitig aus dem Achtort formirten Chorschluß. Chor und Schiff spielen gleich. Die Länge vom Chorschlusse bis zur westlichen Wand im Lichten ist der zwiefachen Chorweite gleich, welche 30 hamb. Fuß betragen wird. Der Chorschluß ist mit einem entsprechenden sechskappigen Gewölbe, das Schiff mit drei Kreuzgewölben, welche glatte Schlußsteine und Rippen und Gurte haben, die einen Stab zwischen zwei Platten zeigen, überdeckt. Gurte und Rippen steigen von fünfseitig aus dem Achtort kapitälartig gebildeten Kragsteinen auf, die auf Diensten von freilich ziemlich schwerer Bildung ruhen, was um so mehr hervortritt, da die Blendung der Mauer bis dicht an die Dienste herangeht, und alles mit dem eintönigen Weiß übergesudelt ist, während früher der weißliche Kragstein, wie der glasurte Träger des Dienstes den Dienst als solchen schärfer hervorhoben. Die Dienste steigen nämlich nicht von der Erde auf, sondern von Auskragungen, die in dem auch im Innern rings umher laufenden Kaffsimse angebracht und zu dem Ziegel vom Schrägsimse angewendet sind, so daß die Wand unterhalb des Kaffsimses nicht unterbrochen ist, außer durch Blenden, welche mit flachen Bogen geschlossen, unterhalb jeden Fensters angebracht sind.

Die den drei Kreuzgewölben und dem fünfseitigen Chorschlusse entsprechenden elf Fenster, welche wie die Thüren mit einem Spitzbogen von edler Form geschlossen sind, sind nicht breit und einpföstig; während sie natürlich im Chorschlusse fast den ganzen Raum zwischen den Diensten ausfüllen, haben sie im Schiffe an jeder Seite eine Wandfläche, die ziemlich eben so breit ist, wie sie selbst. Die Schmiegen sind sehr einfach durch zwei Platten gegliedert. An der westlichen Wand, wo auch eine Fensterblende ist, ein wirkliches Fenster aber wahrscheinlich nie war, sind keine Platten an der Schmiege.

Den Diensten entsprechen außen eben so viele Strebepfeiler, nämlich zwölf. Sie haben mit der Mauer zusammen das Schrägsims und das Kaffsims. Ersteres ist durch Ziegel gebildet, welche eine viertel Hohlkehle und einen viertel Stab durch einen Absatz verbunden zeigen, und zwar durch zwei Lagen solcher Ziegel, die

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durch eine Lage gewöhnlicher Ziegel getrennt sind. Das Kaffsims ist von gewöhnlicher Bildung; zu bemerken ist nur, daß an der Stirn der Pfeiler seine Wasserschräge sich noch eine Schicht höher hinauf zieht. Das Tragesims ist richtig und gut gebildet; das Pfeilersims, wie es scheint, besteht in einer bloßen Vorkragung.

In der Mitte des westlichen Giebels befindet sich die eine Thür, der Haupteingang, und unter dem dritten Fenster nach Süden eine zweite eben so große und mit einer gleichen gut gegliederten Schmiege versehene Pforte, welche von dem Kaffsims umrahmt werden.

Das Dachsims ist am größten Theile bloß durch einfache Verkragung gebildet, nur an den drei mittleren Seiten des Chorschlusses zeigt diese eine Platte.

Das Dach zeigt eine besondere Eigenthümlichkeit. Es ragen nämlich mehrere, nicht alle, die Sparren tragenden Queerbalken über die Mauern hinaus und sind dort dann mit kleinen, nach den Seiten abfallenden Schirmdächern geschützt. Man hat nämlich die im Innern angebrachten Balkenanker noch nicht für stark genug angesehen, und deshalb an die überragenden Queerbalken rechtwinklig nach unten Klötze angebracht, so daß auch diese Queerbalken als Anker zugleich wirken und ein etwaniges Ausweichen der Mauern verhindern.

Der Thurm steht mit der Kirche nicht im Mauerverband; er ist sichtlich jüngeren Datums, auch nicht ursprünglich projectirt.

Er hat nicht die volle Breite der Kirche, sondern ist schmaler. Er hat zwei Stockwerke, keinen Helm, sondern nach Westen und Osten Giebel, und ist mit einem nach Norden und Süden abfallenden Satteldach bedeckt. Ein Schrägsims hat er nur an der Westseite, doch ist es schon sehr verwittert, so daß eine Gliederung sich kaum erkennen läßt. Die Gliederung der Thürschmiege ist dagegen gut erhalten. Sie ist aber sehr manierirt und besteht bloß aus Stabwerk ohne alle Hohlkehlen und Platten, so daß es an der gehörigen Abwechselung von Licht und Schatten mangelt, woraus denn auch eben das spätere Datum des Thurmbaues hervorgeht.

Das erste Stockwerk, welches weder vom Erdgeschoß noch von dem zweiten Stock durch ein Sims oder ein Band geschieden ist, empfängt sein Licht von den drei freien Seiten durch je ein von einem Spitzbogen eingeschlossenes Lukenpaar; beide sind ohne Gliederung. Das zweite Stockwerk hat nach allen vier Seiten je zwei Lukenpaare, deren jedes ebenfalls von einem Spitzbogen eingeschlossen ist. Diese sind aber reich ornamentirt,

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denn außer, daß die Bogen sowohl wie die Luken mit Stäben eingefaßt sind, ist auch in der Spitze des Bogens ein glasurtes sechsstäbiges Rad angebracht, und die Einfassung aus abwechselnd rothen und glasurten Ziegeln gebildet. Auch zwischen den beiden Bogen ist ein Rad angebracht und eben so sind die beiden Giebel mit solchen Rädern und Bändern aus glasurten Ziegeln, welche Vierpässe bilden, reich, wenn auch freilich in etwas roher Weise, geschmückt. Ob das Satteldach ursprünglich projectirt war, ob man vielleicht noch einen Dachreiter darauf setzen wollte, oder ob man einen vollständigen Helm beabsichtigte, das läßt sich jetzt nicht wohl entscheiden; der Umstand, daß der Thurm mit einem Helm zu sehr gegen die Kirche dominirt haben würde, kann gegen die letztere Annahme nicht eingewandt werden, da in späterer Zeit, wo man in der Höhe der Thürme etwas suchte, ein solches Mißverhältniß übersehen wurde. Das zweite Stockwerk sammt den Giebeln stammt aber sicher aus späterer Zeit, wie der Charakter der Architektur hinlänglich zeigt, und zwar wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh., während der untere Theil des Thurms aus dem Ende, die Kirche aus der ersten Hälfte des 14. Jahrh. sein wird.

Der Altarschrein ist noch aus der katholischen Zeit. Das Staffelbild ist fast gänzlich zerstört und mit einer bemalten Leinewand jetzt überzogen. Der mittlere Theil zeigt in der Mitte links Christus, in der einen Hand die Weltkugel, die andere erhoben, auf einem Thronstuhl sitzend, zu seiner Rechten die h. Jungfrau ebenfalls sitzend, mit zum Gebet erhobenen Händen. Im rechten äußeren Winkel steht die h. Anna, links neben Christus Johannes der Evangelist, beide unter einem Baldachin, der über der Mittelgruppe fehlt. Die Flügel enthalten jeder in zwei Reihen über einander 6 männliche Heilige, wahrscheinlich die zwölf Apostel, doch sind nur Petrus, Johannes, Andreas und Bartholomäus noch zu erkennen, da den übrigen die Attribute fehlen. Diese 4 Figuren stehen unter einem Bogengehänge.

Auf der Rückseite der Flügel finden sich je zwei Darstellungen aus der Passionsgeschichte; auf dem linken Flügel oben Christi Geißelung, unten die Kreuztragung. Auf dem rechten Flügel scheint oben die Theilung des Rockes durch die Kriegsknechte, unten Pilatus, der sich die Hände wäscht, dargestellt zu sein.

Alles ist sehr beschädigt und man hat sich den Altarschrein nicht etwa in der Pracht des Goldes und der Temperafarben zu denken: der Grund ist vielmehr mit blauer Leimfarbe und die Figuren sind mit rother, grüner, brauner u.a. Oelfarbe übergepinselt, so daß dieselben jetzt einen zum Theil recht ab=

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scheulichen Eindruck machen. Ueber dem Ganzen stehen auf einem Brette mit erhabenen Buchstaben die Worte:

Inschrift

Die Arbeit gehört in das Ende des 15. Jahrhunderts.

Der Erwähnung werth ist noch das oberhalb des Chorschlusses oben auf dem Dache angebrachte eiserne Kreuz, als ein treffliches Beispiel künstlerischer Tüchtigkeit der alten Schmiede. Auch die Beschläge der Thüren sind alt und, wenn auch nicht besonders kunstreich, so doch von ansprechender, hübscher Form.

C. D. W.     


Ueber die Altäre zu Doberan und Dargun und in der Schloßkapelle zu Güstrow

vgl. oben S. 199-202.


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Messingschnitt und Kupferstich des Mittelalters,

von

G. C. F. Lisch.

Im Deutschen Kunstblatt, 1850, Nr. 17, S. 133 und ferner Nr. 26, S. 206 bespricht Kugler wiederholt die kunstreichen "bronzenen Grabplatten des Mittelalters", nachdem er dieselben schon früher in seiner Pommerschen Kunstgeschichte, 1840, (Balt. Stud. VIII, 1, S. 179), und in seinem Handbuch der Kunstgeschichte, in beiden Aufl., S. 592 und 622, auf dieselbe Weise behandelt hat. Es geht aus allen diesen Stellen unbezweifelt hervor, daß Kugler, und mit ihm gewiß viele Kunstfreunde, alle mittelalterlichen, metallenen Grabplatten für Werke einer und derselben Kunstthätigkeit oder Fertigkeit hält: der Beweis liegt schon darin, daß er die im Kunstblatt Nr. 17 von ihm angezeigten, jüngst in Holzschnitt herausgegebenen 140 englischen Monumente für gleiche Arbeit mit den berühmten, auch von ihm besprochenen, norddeutschen Kunstdenkmälern hält, obgleich diese völlig verschieden von jenen sind, und es jetzt scheint, als wenn England kein Denkmal in der bekannten norddeutschen Kunstweise aufzuweisen hat.

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Die Gleichstellung aller mittelalterlichen metallenen Grabplatten ist aber durchaus unrichtig und hat einen höchst schädlichen Einfluß auf die deutsche Kunstgeschichte, indem eine scharfe Scheidung und Beobachtung viel wichtiger ist, als es auf den ersten Blick scheinen mag, ja eine absolute und große Wichtigkeit hat. Man muß die mittelalterlichen metallenen Grabplatten sowohl nach dem Metall, als nach der Art der Arbeit strenge in mehrere Classen scheiden, von denen jede, wie es scheint, einen bedeutenden neuern Kunstzweig hervorgerufen hat.

In den norddeutschen Ländern, so weit der Ziegelbau reicht, fehlt es fast ganz an jenen monumentalen und decorativen Steinbildern, welche in Süddeutschland überall stehen; es giebt nur wenige Beispiele, daß steinerne Statuen zum Schmuck der Architektur benutzt worden wären, in Lübek findet man z.B. einige Beispiele in und an den Kirchen zum Heil. Geist und S. Katharinen; in Meklenburg ist dagegen kein einziges Beispiel bekannt. Eben so verhält es sich mit den Grab=Monumenten mit ganzen Figuren, die nie in Stein, sondern nur in einzelnen Beispielen in Messingguß erscheinen, z.B. im Dome zu Lübek die Statue auf dem Grabe des Bischofs Heinrich von Bokholt († 1341) und in der Dominikaner= oder Schwarzen=Kloster=Kirche zu Wismar die Statue auf dem Grabe der Herzogin Sophie von Meklenburg († 1504); eine andere, die früher auf dem Grabe des Bischofs Gottfried v. Bülow († 1314) im Dome zu Schwerin lag, ist im 14. Jahrh. von dem Grabe genommen und im vorigen Jahrhundert eingeschmolzen. Dagegen ward durchgehends Eichenholz mit Gold= und Farbenschmuck zu Statuen in Altären, Tabernakeln etc. . verwandt.

So glatt nun, wie die Wände der Ziegelbauten, sind auch alle Denksteine. Man nahm in den alten Zeiten große schwedische Kalksteinplatten und grub die für die Denkmäler bestimmten Darstellungen mit Linien in den Stein. Die nördlichen Länder besitzen viele vortreffliche Arbeiten dieser Art, jedoch kein einziges Relief aus alter Zeit, d.h. bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts.

Zur Zeit der höchsten Ausbildung des Spitzbogenstyls und aller ihn begleitenden Künste kamen aber im nördlichen Deutschland zur Herstellung von Grabplatten die beiden Künste zur Anwendung und Ausbildung, die ich in der Ueberschrift an die Spitze dieser Zeilen gestellt habe.

Ich muß nämlich gegen Kugler entschieden in Abrede nehmen, daß es in Norddeutschland "bronzene" Grabplatten gebe; ich glaube nicht, daß hier die "Bronze" je zu Grabplatten in Anwendung gekommen ist. Ferner muß entschieden

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verneint werden, daß die großen Grabplatten, welche Kugler meint, "gravirt" seien, in so fern man unter Graviren die Darstellung eines Gegenstandes durch Eingrabung der Umrißlinien in die volle Platte versteht.

Dagegen entstand im 14. Jahrh. in Norddeutschland eine neue Kunst, welcher man keinen andern Namen als Messingschnitt geben kann und der im 15. und 16. Jahrh. auch wohl in Stein nachgeahmt ist. Alle jenen berühmten, großen Grabplatten, welche Kugler bespricht und meint, sind nämlich alle aus Messing, nie aus Bronze, weil Bronze und Kupfer für diese Darstellungsart viel zu weich sind; ferner sind die Darstellungen nicht durch eingravirte Umrißlinien, sondern durch Aussparung der ganzen Bilder zur Anschauung gebracht. Es sind Messingplatten, auf deren polirter Oberfläche die darzustellenden Gegenstände mit starken Umrissen abgegraben wurden und in glatter, gleicher Fläche stehen blieben, der Grund dagegen bis zu einer gewissen Tiefe durch Schaben oder Graben vertieft, das Darzustellende also durch Aussparen zur Anschauung gebracht ward. Man kann diese Arbeit nicht anders als Messingschnitt nennen und sie ist dieselbe, die noch heute bei Wappen etc. . in der Buchdruckerei angewandt wird. Das Verfahren bei dem Messingschnitt ist also wesentlich dem Verfahren bei dem Holzschnitt gleich, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß in diesem Messingschnitt die erste Veranlassung zum Holzschnittdruck und zur Erfindung der Buchdruckerkunst liegt.

Diese Ansicht hat schon Sotzmann beiläufig in seiner "Aeltesten Geschichte der Xylographie und der Druckkunst" in v. Raumer's Histor. Taschenbuch, VIII, 1837, S. 490 ff. aufgestellt. Er nennt die Kunst des Messingschnittes, nach Plinius Vorgange, opus interrasile, und beginnt mit derselben folgerecht die Geschichte der Druckkunst, sowohl mit Holzschnitt, als mit Lettern. Ich habe darnach in den Jahrbüchern des Vereins für meklenburg. Geschichte und Alterthumskunde, XII, 1847, S. 479., diesen Gegenstand weiter verfolgt und durch die Scheidung zwischen Messingschnitt und Kupferstich festzustellen gesucht.

Diese ungewöhnlich kunstreichen Grabplatten in Messingschnitt sind bisher nur in Norddeutschland und Dänemark beobachtet und lassen sich zählen. Kugler scheint nur die drei Platten: zu Stralsund, Thorn und eine in Lübek zu kennen. Es sind deren aber viel mehr bekannt. In den verschiedenen Kirchen Lübek's habe ich einmal zwölf gezählt. Die Doppelplatte auf den Gräbern der lübeker Bischöfe Burchard v. Serken († 1317) und Johann v. Mul († 1350) im Dome zu Lübek,

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welche jetzt in Milde's Denkmäler bildender Kunst in Lübek, Heft I, ganz abgebildet und in einzelnen Theilen in Contre=Druck wiedergegeben ist, gehört zu den schönsten Erzeugnissen der Kunst des Mittelalters und des Spitzbogenstyls. Ihnen ganz ähnlich in Styl und Arbeit sind die beiden Doppelplatten (also 4 Platten) auf den Gräbern der schweriner Bischöfe aus dem Hause v. Bülow im Dome zu Schwerin: die eine auf den Gräbern der Bischöfe Ludolf († 1339) und Heinrich († 1347), die andere auf den Gräbern der Bischöfe Gottfried († 1314), welche 1375 nachgesetzt ist, und Friederich († 1375). Die letztere Doppelplatte ist wahrscheinlich die größte und schönste von allen, welche vorhanden sind. In der Kirche zu Ringsted liegt eine Platte auf dem Grabe des Königs Erich Menved und seiner Gemahlin Ingeburg (†† 1319), welche in "Antiqvar. Annaler" Kopenhagen, III, 1820, Tab. I, abgebildet ist. Die beiden bekannten Platten: zu Stralsund auf dem Grabe des Burgemeisters Albert Hövener in der Nicolaikirche und zu Thorn auf dem Grabe des Burgemeisters Johann von Soest in der Johanniskirche sind vortrefflich und den lübeker Platten auf den Gräbern weltlicher Personen ähnlich. Wenn ich nicht irre, liegt auch in Lüneburg eine solche Platte.

Dies dürften die Platten in Messingschnitt sein, welche sich im Norden finden. Es wäre wohl der Mühe werth, sie vergleichend zu untersuchen und zusammenzustellen. Als Quelle scheint Lübek betrachtet werden zu müssen, nachdem man aus Boutell's "Monumental brasses of England" gelernt hat, daß England, wohin man sonst wohl den Ursprung dieser Arbeit verlegen zu müssen geglaubt hat, keine solche Platte besitzt.

Eine ganz andere Arbeit zeigen uns die Grabplatten in Kupferstich, wie wir sie nennen wollen. Dies sind Platten, welche ganz voll geblieben sind; diese Grabplatten sind Nachahmungen der alten Kalksteinplatten. Die darzustellenden Gegenstände sind, wie auf den alten steinernen Grabplatten, nur durch eingegrabene Umrisse, je nach Licht oder Schatten breiter oder tiefer, dargestellt und der ganze Grund, mit Ausnahme dieser Umrisse, ist stehen geblieben. Dieses Verfahren ist also wesentlich das beim Kupferstiche angewandte. Das Metall dieser Grabplatten ist bald Messing, bald Kupfer; jedoch scheint mit dem Fortschritte der Zeit das Kupfer mehr angewandt zu sein. Diese "gravirten" Platten, welche man allein so nennen kann, sind ohne Zweifel die Vorläufer des modernen Kupferstiches und dessen Druckes.

Es liegt also auf der Hand, daß die Scheidung der norddeutschen metallenen Grabplatten in Messingschnitt= und

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Kupferstich=Platten von der allergrößten Bedeutung für die Geschichte der Entwickelung der deutschen Kunst ist.

Von Kupferstich finden sich selten ganze Platten. Gewöhnlich sind einzelne Theile des Grabmonuments, wie die Figuren der Verstorbenen, Schilde, Helme, Inschriftstreifen etc. ., ausgeschnitten, gravirt und dann in Vertiefungen des Leichensteins eingelassen und befestigt. Solche Grabsteine finden sich in den Kirchen zu Stralsund und Lübek viele, wenn auch Kugler sich solcher Arbeiten in Deutschland nicht "entsinnt". In Milde's Denkmälern I ist eine großartig reiche Platte auf den Burgemeister Tidemann Berk und seine Frau vom J. 1521 aus der Marienkirche zu Lübek abgebildet. Auf dieser Platte sind alle Hauptdarstellungen gravirt, der Grund scheint aber in Messingschnitt gearbeitet zu sein, so daß hier beide Kunstzweige vereinigt erscheinen. In den Kirchen zu Wismar finden sich mehrere treffliche Wappen und in der Königskapelle zu Gadebusch findet sich auf dem Leichensteine das ganze Bild der Königin Agnes († 1432) mit Wappen und (jetzt nicht mehr vorhandener) Inschrift. Jedoch sind Arbeiten dieser Art in Norddeutschland so selten nicht und dürften sich allein in deutschen Ostseeländern mehr finden, als in England.

Die jetzt bekannt gemachten 140 englischen Monumente in Boutell's "Monum. brasses" gehören alle der Classe des Kupfer= oder Messingstiches an.

Der Messingschnitt scheint ganz und allein dem 14. Jahrh. anzugehören; der Kupferstich (und Messingstich) beginnt im 14. Jahrh. und erhält seine größte Ausbildung und Verbreitung im 15. Jahrh.

Diese Andeutungen werden genügen, um die große Wichtigkeit der alten Grabsteine in's Licht zu setzen und alle Forscher zu ermuntern, die metallenen Grabtafeln nach Zeit, Metall und Kunst zu untersuchen und bekannt zu machen, damit man einen sichern Grund gewinne, die wichtigen neuern Erfindungen des Holzschnittes (und der Buchdruckerei) und des Kupferstiches aus ihren wahren und ersten Veranlassungen zu entwickeln, abgesehen von dem innern und zeitgemäßen Werthe, welchen alle diese Denkmäler in sich tragen.


Vorstehende Abhandlung habe ich zuerst im Deutschen Kunstblatt, 1851. Nr. 3, abdrucken lassen; ich theile sie, mit Erlaubniß der Redaction, hier noch ein Mal mit, weil unsere Jahrbücher alle Vorverhandlungen dieser nicht unwichtigen Angelegenheit enthalten.

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Kugler, durch dessen Vorarbeiten diese Abhandlung hervorgerufen ist, hat sich aber sogleich in Nr. 4 des Deutschen Kunstblattes in einem Artikel mit der Ueberschrift: "Metallene Grabplatten mit eingegrabener Umrißdarstellung" sehr gereizt gegen meine Auseinandersetzung ausgesprochen, sie persönlich aufgenommen und seine Erwiderung persönlich gegen mich gewandt. Ich will den Streit aus vielen Gründen nicht fortführen; die Zeit wird richten. Um aber kurz den Inhalt der Erwiderung Kugler's anzugeben, so berichte ich, daß er alle von mir besprochenen Arbeitsweisen leugnet, wie schon aus der unklaren Ueberschrift seiner Erwiderung hervorgeht, während er sie früher "gravirte" Platten nannte. Er sagt z.B.: "So weit meine Kenntniß reicht, besteht die Darstellung überall auch hier aus einer Zeichnung, deren Linien, wie im äußern Umriß (?), so namentlich auch im Innern der Darstellung selbst vertieft eingegraben sind, - also überall aus dem diametral Entgegengesetzten der Holzschnitttechnik. Es ist möglich, daß Beispiele vorkommen, bei denen gleichzeitig der gesammte Grund um den äußern Contour herum vertieft ist: bei den mir bekannten Beispielen ist dies aber keinesweges der Fall". Man sieht also, daß Kugler auf die nicht wegzuleugnenden Thatsachen gar nicht eingehen und sie auch nicht glauben will.

Wenn ich ferner sage: "Solche Grabsteine (in Kupferstich) finden sich in den Kirchen zu Stralsund und Lübek viele", so erwidert Kugler dagegen: "Doch kann ich in Betreff eines sehr ansehnlichen Theils dieser Ostseeländer, in Betreff Pommerns - - auf Grund ziemlich genauer örtlicher Untersuchungen die Gegenbemerkung hinzufügen, daß ich dort kein Denkmal der Art vorgefunden habe, auch in Stralsund nicht, wo ich, wie aus meiner pommerschen Kunstgeschichte zu ersehen (!), nur die Prachtplatte des sogenannten Messingschnittes in der Nicolaikirche aufzuführen weiß. Wenn also Hr. Dr. Lisch behauptet, daß in Stralsund (?) deren viele vorhanden seien, so muß ich ihn vorerst um den genauen Nachweis des Einzelnen bitten". - Damit kann ich aufwarten. In der Nicolaikirche zu Stralsund soll, außer der "Prachtplatte" auf dem Grabe des Burgemeisters Albert Hövener († 1357), in einer nördlichen Capelle gegenüber noch eine ganz gleiche auf den Burgemeister Valke gewesen sein, welche jedoch nicht aufzufinden ist. In dem Chore der Nicolaikirche liegt jedoch, halb von Kirchenstühlen bedeckt, auf dem Grabe des stralsunder Oberpfarrers Bernd von Maltzan († ungefähr 1452) ein Leichenstein mit einem eingelassenen metallenen Wappen in (Kupfer= oder) Messingstich. Im Chore, nicht weit von dem Altare, liegen zwei große Leichensteine

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mit eingelegten metallenen Wappen, Inschriftstreifen und Eckverzierungen; aus dem nördlichen Steine ist alles Metall verschwunden; in dem westlichen Steine sitzt noch ein rechts gelehnter Schild mit Helm und Helmdecke und etwa der Hälfte des Inschriftrandes, aus Messing, mit "gravirten" Darstellungen.

Dies mag einstweilen genug sein.

G. C. F. Lisch.     

 

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III. Zur Münzkunde.


Münzfund von Zahren,

von

G. M. C. Masch.


In Dänemark und Jütland werden unter den ältesten Münzen häufig Silberstücke gefunden, welche die Stelle des gemünzten Geldes vertraten, aber bis jetzt war in unserm Vaterlande noch kein Fund der Art bekannt geworden.

Im December 1850 wurden bei der Meierei Zahren, zu Barsdorf im Stargardischen gehörig, in einem Grabhügel, in dessen Mitte auch mehrere Urnen in Fragmenten lagen, einige Münzen und drei Stücke Silber in ganz blankem, rostfreien Zustande gefunden. Die Münzen sind meistens aus der Classe der Wendenpfennige, und zwar von den aus dem Remliner Funde, Jahrb. IX, S. 462 und 463 unter I, II und III bezeichneten Formen, in resp. 1, 5 und 1 Exemplaren, ferner 2 wendische Nachbildungen von Otto=Alheidsmünzen, in der bekannten Form mit Kreuz und Kirchengebäude, dieselben Bilder auf der Nachbildung einer Heinrichsmünze, wo zerstreuete Buchstaben des Wortes Henricus in der Umschrift stehen. Es findet sich ferner die bekanntere Münzform des Stadtzeichens aus drei Linien mit dem Kreuze, dann eine Münze mit der aufgerichteten Hand, an deren Seite REX steht und auf der andern ein Kreuz mit 4 Kugeln in den Winkeln in einem Perlenkreise und mit Spuren des Wortes Henricus in der Umschrift; die seltenste ist unstreitig eine Münze der Alheidis, auf der die Umschrift mir nicht lesbar war, welche auf der Hauptseite ein Kirchengebäude und auf der Rückseite in einem von 4 Kreisstücken gebildeten Kreuze die Buchstaben hat A │ LHD │ I.

Die Silberstücke sind:

1) ein dreieckiges, 1/16 Loth weniger 6 Aß schweres Stück aus dem Rande eines Gefäßes, welches unter einem hervorstehenden Wulst, zwischen zwei Reihen Strichelchen, eine Reihe ein=

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geschlagener, dicht neben einander stehender, die Spitze niederwärts kehrender, mit drei Punkten belegter Dreiecke hat;

2) ein unregelmäßig viereckiges, 1/32 Loth schweres Stück aus dem Rande eines Gefäßes, auf dem unter einem Wulste eine Reihe Ringelchen zwischen zwei Reihen viereckiger Punkte eingeschlagen ward; von der darauf folgenden Verzierung, die aus Rauten, durch Punkte gebildet, in deren Mitte ein Ringelchen befindlich, bestanden hat, ist nur ein Theil, der aber zur Bestimmung ausreicht, vorhanden;

3) eine 13/16 Loth - 4 Aß schwere, rund gebogene und in sich aufgekrümmte, am Ende 2 Millimeter starke Silberstange, worin hin und wieder, gleichsam zum Probiren, hineingehackt ist.

Die beiden erstern Stücke geben durch die große Sauberkeit der Verzierungen ihren orientalischen Ursprung deutlich zu erkennen, das dritte Stück gehört wahrscheinlicher in die Classe der sogenannten Münzringe, als daß es der Henkel eines Gefäßes gewesen; die Münzen aber gehören ins 11. Jahrhundert.

Dieser Fund ist der großherzoglichen Sammlung in Neustrelitz vom Herrn von Ahrenstorff überwiesen worden.


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Münzfund von Hof=Reinshagen,

von

G. M. C. Masch.


Zu Hof Reinshagen, Amts Doberan, lag dicht am Wohnhause ein Hügel von 20 und einigen Schritten im Durchmesser und ungefähr 4 Fuß Höhe, welcher mit einem Kreise von großen Steinen umgeben war. Der Erbpächter Herr Hesse ließ im Januar 1851 den Hügel abtragen, um die großen Steine zu Fundamentsteinen anderweitig zu benutzen. Bei dem Abräumen stießen Arbeiter auf 3 Töpfe, von welchen einer mit silbernen Bracteaten gefüllt war. Herr Hesse nahm sogleich den Fund an sich, obgleich er nicht hatte verhindern können, daß die Arbeiter sogleich mehrere Münzen in die Taschen gesteckt hatten, um sie zu verkaufen. Der Herr Pastor Vortisch zu Satow eilte, nachdem er Nachricht von dem Funde erhalten, nach Reinshagen, um an Ort und Stelle Untersuchung und Erkundigung anzustellen. Er fand den Platz abgeräumt und geebnet, jedoch glückte es seinem eifrigen Nachforschen, Scherben von 2 Töpfen, die zerschlagen waren, wieder aufzufinden; es sind Scherben von

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den bekannten, festen, blau=grauen Töpfen aus dem christlichen Mittelalter.

Die Zahl der vergrabenen Bracteaten mag gegen 2000 betragen haben; in die Hände des Herrn Hesse kamen 1300, deren Werth von Sr. Königl. Hoheit, dem allerdurchlauchtigsten Großherzoge Friedrich Franz zum Besten der vaterländischen Münzsammlungen erstattet ist. Der Herr Pastor Vortisch erhielt 12 Stücke durch die dritte Hand geschenkt und schenkte sie dem Vereine wieder (sie sind in dem folgenden Berichte berücksichtigt); durch die Universitäts=Münzsammlung zu Rostock wurden 153 Stück von den Arbeitern angekauft 1 ), nebst einem in dem Hügel gefundenen eisernen Beile von gewöhnlicher Form, welches keine Zeitbestimmung abzugeben im Stande ist.

Die Bracteaten gehören sämmtlich zu der bekannten Classe der norddeutschen, welche sich durch ihr starkes Blech, durch den in der Mitte sich erhebenden Rand und durch ein stumpfes Gepräge specifisch von allen übrigen mittelalterlichen Hohlmünzen unterscheiden. Das Gewicht des einzelnen Stückes ist nicht völlig 1/32 Loth cöln., so daß etwa 40 ein Loth wiegen, wornach 640 aus der rauhen Mark 12=löthigen Silbers (denn so ist von einem Goldschmiede das Korn annähernd bestimmt worden) geschlagen wurden, also etwa 800 aus der feinen Mark, so daß der Werth des Stückes einen Schilling Cour. (d.i. 1/48 preuß. Thaler) (864 aus der feinen Mark) gleich angenommen werden mag, indem so wenig Gewicht wie Gehalt mit absoluter Genauigkeit bestimmt werden konnte, die man hier auch hoffentlich nicht vermissen wird. - Die Größe im Durchmesser ist durchschnittlich = 15 Millimeter.

Es fehlen bis jetzt noch immer feste Anhaltspunkte, um die Zeit der Prägung dieser gar nicht seltenen Form von Hohlmünzen zweifellos zu bestimmen. Der reiche Münzfund von Kolbow (vgl. Jahrb. VI, S. 126 flgd. und Jahresbericht S. 114) ist dem reinshäger durchaus gleichalterig und bietet dieselben Formen. Mit dankenswerthem Scharfsinn haben meine geehrten Freunde Lisch und Kretschmer die darin vorkommenden, mit A bezeichneten Bracteaten dem Könige Albrecht von Schweden, Herzoge von Meklenburg zugewiesen, und so hätten wir also das letzte Viertel des 14. und den Anfang des 15. Jahrhunderts als Umlaufszeit gewonnen. Wenn man nun aber berücksichtigt, daß


1) Der Universitäts=Bibliothekar Herr Baron Dr v. Nettelblatt, Aufseher der Universitäts=Münzsammlung, hat die Güte gehabt, diese Münzen zur Ansicht und Benutzung einzusenden; sie enthalten kein bisher unbekanntes Gepräge, und ist daher nur das Zahlenverhältniß am Schlusse dieses Aufsatzes berücksichtigt.
D. Red.
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damals bereits die Hansestädte im Handel, wie in der Münze das ausschließende Uebergewicht hatten, und Münzfunde aus jener Zeit, z.B. den von Hagenow (Jahrb. VI, S. 50) und von Rüst (Jahrb. XV, S. 335) mit dem von Kolbow und dem gegenwärtigen vergleicht, so wird man gezwungen, letztere in eine frühere Zeitperiode zu versetzen, da, abgesehen von der ganz verschiedenen Technik der jener Zeit angehörigen Bracteaten, in beiden so zahlreichen Funden auch nicht eine einzige Münze vorkommt, die man Lübek, das damals so viel prägte, oder Wismar, das doch schon 1359 die Münze erhielt, beilegen könnte. Für die vaterländischen Hohlmünzen aus der letzten Zeit des 13. Jahrhunderts haben wir in dem malchower Münzfunde 1 ) einen Haltpunkt gewonnen, und es wird sich ergeben, daß die vorliegenden nicht mit ihm gleichzeitig sein können, obgleich sie ihm nahe stehen. So gewinnen wir denn für diese Classe die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, etwa bis 1350 2 ), und haben die in den Urkunden der damaligen Zeit so häufig als denarii slavicales oder moneta usualis bezeichnete Münze vor uns.

Die Zahl der hier zur Untersuchung gekommenen beträgt 1312 Hohlmünzen, 1 Solidus und 81 Hälften durchschnittener Bracteaten, welche man ohne Zweifel als halbe Pfennige im Verkehr gebrauchte. Man hat dazu jedes vorkommende Stück benutzt, denn es sind eben so wohl meklenburgische durchschnitten, als diejenigen, welche nicht dem Lande selbst angehörten.


1) Der nächste Jahrgang wird die Abbildung der entscheidenden Stücke bringen.
2) Ich bin nicht ganz der Ansicht meines Freundes Masch und muß ihm meine Bedenken entgegensetzen. Ich halte den Münzfund für ein Vierteljahrhundert jünger, als er, und setze ihn in das dritte Viertheil des 14. Jahrhunderts, etwa in das Ende desselben, also in dieselbe Zeit, in welche ich den kolbower Münzfund gesetzt habe (vgl. Jahrb. VI, S. 126). Ich bemerke dabei, daß ich das A nicht für eine Bezeichnung des Königs A lbrecht selbst erklärt habe, sondern für ein Zeichen der demselben gehörenden Münzstätte A rosia (d. ist Westerâs). Es kann also möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich sein, daß hier schon vor dem Könige Albrecht A =Bracteaten geprägt wurden, die unter des Königs Herrschaft in Schweden (1363-1389) nach Meklenburg kamen. Aus des Königs Albrecht Regierungszeit ergiebt sich auch, daß die A =Bracteaten, wenn sie unter ihm geschlagen wurden, nicht in das letzte Viertel des 14. oder den Anfang des 15. Jahrh. fallen können, da der König 1389 den Thron verlor. Zu der von mir angenommenen Zeit der A =Bracteaten würden auch die zwei gekreuzten Bischofsstäbe stimmen (vgl. unten). Ich schließe auf eine jüngere Prägezeit vorzüglich daraus, daß in dem reinshäger Funde schon viele Bracteaten mit gestrahltem (oder gekerbtem) Rande vorkommen; diese finden sich in dem kolbower Funde noch nicht: es dürfte also der reinshäger Fund gerade in die Zeit fallen, wo der gestrahlte Rand Mode ward. Aus vielfachen Beobachtungen, die ich freilich noch nicht beweisen kann, bin ich aber zu der Ansicht gelangt, daß die Bracteaten mit gestrahltem Rande in eine jüngere Zeit, in die zweite Hälfte des 15. Jahrh., fallen; der gestrahlte Münzrand erscheint und verbreitet sich zugleich mit der gothischen Minuskel. Uebrigens wurden wahrscheinlich die denarii Lubecenses und die denarii slavicales, wie in den Urkunden, so auch im Verkehr auseinander gehalten. - Man münzte noch spät im 15. Jahrh. Bracteaten, wendische Pfennige oder Vinkenaugen, alle mit gestrahltem Rande.
G. C. F. Lisch.
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Die zweiseitige Münze wiegt 1/32 Loth und 3 Aß, hat 16 Millimeter im Durchmesser, ist roh gearbeitet und hat auf beiden Seiten einen erniedrigten Rand, so daß auf der Hauptseite die aufgerichtete, flache linke Hand (Händelpfenning), und auf der Rückseite das Ankerkreuz mit einer Kugel in den Enden auf einem erhöheten, länglichen Vierecke steht. - Seeländer Zehn Schriften (XI die segnende Hand T. C., N. 11.) hat eine ähnliche Münze abgebildet, welche sich durch FR A N c F auf der Hauptseite als frankfurtisch (S. 118) deutlich erweiset; ist sie gleich schwerer (1 Quent.), so reicht sie doch hin, um das Vaterland der vorliegenden zu bestimmen. - Die Erscheinung, daß unter größeren Münzfunden einzelne ferne Stücke sich finden, ist nicht ungewöhnlich, und es läßt sich wenig daraus schließen.

Meklenburgischen Gepräges sind bei weitem die meisten dieser Hohlmünzen (796) und es ergeben sich folgende Classen des Gepräges, wobei unwesentliche Verschiedenheiten des Stempels bei feststehender Form weniger berücksichtigt sind. (Die Ziffer weiset die Zahl der vorhandenen Exemplare nach.)

Stierkopf im glatten Rande.
(Universität 61).

  1. Rohe Form, so daß der Stierkopf durch drei Oeffnungen des Grundes gebildet wird. (150).
  2. Von dem Stierkopf treten die Nase mit den Hörnern vorzugsweise hervor, die Augen sind nicht gebildet. (100).
  3. Dicker Stierkopf ohne gebildete Augen. (141).
  4. Dicker Stierkopf mit gebildeten Augen. (93).
  5. Dicker Stierkopf mit einem Punkt zwischen den Hörnern, theils ohne, theils mit gebildeten Augen. (69).
  6. Dicker Stierkopf mit einem Kreuz zwischen den Hörnern, theils ohne, theils mit gebildeten Augen. (51).
  7. Dicker Stierkopf mit einem Stab zwischen den Hörnern. (1).
  8. Stierkopf, darüber 2 auswärts gebogene Halbkreise. (115), (Universität 8), darunter 2 mit einem Knopfe im Rande.
  9. Stierkopf mit weitem Maule. (2).
10. Stierkopf mit weitem Maule und aushangender Zunge. (2).
11. Stierkopf schrägliegend. (2).
12. Stierkopf (?) mit Krone von 3 Spitzen. (3).
13. Stierkopf mit darüber schwebender Krone. (18).
14. Stierkopf mit 2 geraden Hörnern. (2).

Stierkopf im gekerbten Rande.
(Universität 7).

15. Schmaler Stierkopf mit Augen. (13).
16. Dicker Stierkopf ohne Augen. (13).

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17. Dicker Stierkopf mit Augen. (18).
18. Stierkopf mit darüber stehenden Halbkreisen. (1).
19. Stierkopf in einem Rande, der einem Mühlrade gleich ist. (1).

Anm. Es liegt nahe, dieses Gepräge der Stadt Grevismühlen zuzuweisen, welche dasselbe Bild früher im Siegel führte und noch bis in spätere Zeiten Münzen schlug.

20. Stierkopf über einer Brücke von 3 Pfeilern. (1).

Anm. Man pflegt diesen öfter vorkommenden Pfennig der Stadt Malchin zuzuweisen, jedoch ohne hinreichende Begründung, da das Stadtsiegel nicht dafür spricht.

Dänemark hat bekanntlich seine Münzen mit einem Königskopfe bezeichnet; da dieser oft höchst unförmlich gebildet ist, so hat man ihn auch wohl mit dem Stierkopfe verwechselt, wie dies namentlich in den Zahlenverhältnissen des kolbower Fundes geschehen ist.

  1. Gekrönter Kopf. (38).
  2. Gekrönter Kopf mit einem Punkt an jeder Seite. (20).
  3. Kopf mit einer Bischofsmütze bedeckt (sehr unförmlich). (5).
  4. Im gekerbten Rande eine Krone. (4).

Anm. Da beide letztern Bilder auf dänischen Münzen häufig vorkommen, so sind sie auch hier als solche angenommen worden.

Stralsund.

Stadtzeichen des Strals im glatten Rande.
(Universität 14).

  1. Reiner Stral, groß und an den Rand stoßend. (43).
  2. Stral von 2 Punkten begleitet. (7).
  3. Stral mit einem Queerbalken auf dem Pfahle. (7).
  4. Stral mit einem Widerhaken am Pfahle. (11).
  5. Kleiner Stral mit dickem Fuße.

Links gekehrte Flagge von 3 Lätzen im glatten Rande.
(Universität 15.)

  6. Flagge ohne Beizeichen. (Vgl. Jahrb. VI, Tab. Nr. 6). (34).
  7. Desgleichen mit einem Stern (vgl. das. Nr. 7). (13).
  8. Desgleichen mit einem Stern unter der Fahne. (3).
  9. Desgleichen mit einem Halbmond unter der Fahne. (1).
10. Im gekerbten Rande eine linksgekehrte Fahne von drei Lätzen und unter derselben ein Stral. (4).
11. Im glatten Rande eine rechtsgekehrte Fahne mit einem Stral unter derselben. (2).

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Bracteaten mit dem   A (meklenburg=schwedische).
Vgl. Jahrb. VI, S. 126.

  1. Das A mit zugespitztem Queerbalken (vgl. Tab. Nr. 2). (9).
  2. Das A weit gedehnt mit zugespitztem Balken. (6).
  3. Ueber dem A mit zugespitztem Balken ein Punkt. (19).
  4. Neben dem A ein Stern (vgl. Tab. Nr. 4). (3).
  5. Ueber dem A ein Halbmond (vgl. Tab. Nr. 5). (16).
  6. Ueber dem A zwei vertiefte Punkte. (1).

Demmin.

  1. Im glatten Rande die Lilie. (69).
  2. Dieselbe in unförmlicher, vertiefter Gestalt (?). (10).

Stettin.

  1. Der Greifenkopf rechts gewendet im glatten Rande. (32).
  2. Der Greifenkopf links gewendet im glatten Rande. (13).
  3. Der Greifenkopf rechts gewendet im gekerbten Rande. (1).

Sternbracteaten , welche man Perleberg beilegt.

  1. Ein sechsstrahliger Stern mit einem Knopf auf der Mitte, in glattem Rande. (19).
  2. Ein gleicher Stern ohne Knopf. (6).
  3. Ein gleicher Stern ohne Knopf, im gekerbten Rande. (2).

Bischofsstäbe in Form eines Andreaskreuzes gelegt.

Diese Pfennige hat man bald dem Bisthume Havelberg oder Camin, auch, indem man die Figur für zwei Pfannhaken erklärte, der Stadt Colberg zugewiesen. Evers bereits (II, S. 14) nahm sie als aus der Münzofficin der Bischöfe von Schwerin hervorgegangen an. Gegen diese Annahme läßt sich wenig einwenden; die Stäbe als Wappen des Bisthums sind zuerst vom Bischofe Albrecht (1356-1363) auf dem eignen und dem Vicariatssiegel gebraucht worden, sie können also auch sehr leicht früher schon, als man ein einfaches Bild für die Münze bedurfte, angewendet sein.

  1. Im glatten Rande die beiden Bischofsstäbe. (19).
  2. Desgleichen mit einem Punkte über sich. (8).

Thurm. Unter den bisher aufgefundenen Bracteaten ist dieses Bild noch nicht bemerkt worden, und man könnte sich versucht fühlen, diese Münzen, die durchaus den norddeutschen Typus haben, weniger einer Stadt, als dem Bisthume Ratzeburg beizulegen, welches einen halben Thurm als Wappen führte. Dem steht aber entgegen, daß das Wappenbild erst gegen das Ende des 14. Jahrh. unter Bischof Detlevus vorkommt und daß die Zustände des Bisthums zu Anfang des 15. Jahrhunderts nicht in der Art waren, daß man an Münzprägen denken mochte.

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  1. Thurm, gebildet aus 2 Eckpfeilern mit einem weit überragendem Dache. (15).
  2. Thurm, ganz zierlich halbrund gebildet, mit Thoröffnung und kleinem, verhältnißmäßigen Dache. (5).
  3. Ein sehr unförmlich gebildeter Thurm. (1).

Stern von 5 Strahlen, in der Mitte durchbrochen, einem Rade sehr ähnlich, nicht schön gearbeitet, in einem glatten Rande. (5).

Spange. Im gekerbten Rande ist eine sechsspitzige, an den Seiten eingezogene, spangenähnliche Figur, in welcher der mittlere Dorn deutlich zu erkennen. (3).

Rosetten, sämmtlich mit gekerbtem Rande.

  1. Aus drei in ein Dreieck gestellten Blumen gebildet. (2).
  2. Aus vier Kreisbogen gebildet, die in der Mitte eine viereckige Oeffnung lassen und deren Spitzen mit einem Punkte besetzt sind. (3).

Halbmonde, mit dem Rücken gegen einander gestellt.

  1. Im glatten Rande. (1).
  2. Im gekerbten Rande. (2).
  3. Im glatten Rande zwei von einander gestellte Halbmonde, durch einen Streifen, auf dem ein Stern liegt, verbunden. (1).

Pilgerstäbe oder Dolche mit einem Handgriffe, zwei neben einander gestellt, im gekerbten Rande. (2).

Pferd im glatten Rande, links hin springend, mit erhobenem Schweife, zwischen den Füßen eine Kugel. (1).

Anm. Die Grafen von Schwerin führten in ihren Siegeln ein Pferd; jedoch ist dieses überall schreitend, nicht springend, gebildet, so daß man doch nicht unbedingt diese Münze für eine gräflich=schwerinsche halten darf.

Löwe , rechts gekehrt im flach gekerbten Rande, unförmlich gebildet. (1).

Anm. Wahrscheinlich Lüneburg.

Stadtzeichen im gekerbten Rande, aus 2 Eckpfeilern und darüber gelegtem Balken, auf dem 2 Stangen stehen, gebildet, mit einer unförmlichen Figur in der Oeffnung. (1).

Anm. Erinnert auch uns an die späteren hamburgischen Bracteaten und möchte dahin gehören.

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(Unter den von der Universität erworbenen Münzen findet sich ein Exemplar mit einem Nesselblatte.)

Vogelkopf über 2 halbmondförmigen Figuren in einem glatten Rande. (1).

Baum auf breitem Boden von 4 Aesten. (1).

Zwei Hirschhörner neben einander gestellt, die 2 Zacken auswärts gekehrt.

1. Im gekerbten Rande. (2).
2. Im glatten Rande. (1).

Anm. Dieses Bild findet sich auch auf viel späteren Hohlmünzen, welche man den Grafen von Dassel zuschreibt, jedoch wohl mit wenigem Rechte.

Rose.

1. Im glatten Rande eine durch 6 umherstehende und eine in der Mitte befindliche Oeffnung gebildete Rose. (3).
2. Im gekerbten Rande eine vertiefte Rose von 5 Blättern, in welche von unten eine knopfähnliche Figur hineinragt. (1).

Anm. Die letztere Münze gleicht ziemlich einem Helme mit Schmuck von 5 Federn.

Buchstaben .

1. Im glatten Rande ein r, an dessen Schaft eine links gekehrte Fahne von 3 Lätzen befestigt ist. (1).

Anm. Ohne Zweifel eine rostocker Nachbildung der stralsundischen Flaggen=Bracteaten.

2. Im glatten Rande ein T, ein Exemplar ohne Beizeichen, über dem andern eine kreuzförmige Blume von 4 Blättern. (2).

Anm. Wahrscheinlich von Anclam (Tanglim).

3. Im glatten Rande ein e . (1).

Anm. Die bekannte Form der eimbeckschen Münzen.


Ein zerbrochener Bracteat von schwächerem Bleche als die übrigen, läßt noch einen Schild mit 2 Balken erkennen und wäre demnach vielleicht die früheste oldenburgische Münze, die vorhanden ist, denn die bekannten oldenburgischen ähnlichen Hohlmünzen sind viel jüngeren Ursprungs.


Drei Bracteaten mit glattem Rande haben Figuren, welche sich nicht bestimmen lassen, 20 andere sind bis zur Unkenntlichkeit abgegriffen oder zerdrückt.


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Die Zahlenverhältnisse dieses Fundes stellen sich also:

Tabelle

und kommen noch hinzu eine (frankfurter) zweiseitige Münze und 81 Hälften durchschnittener Bracteaten.


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Die neueren meklenburgischen Münzen,

zusammengetragen

von

G. M. C. Masch,

Pastor zu Demern.


Bei einer Veränderung des Landes=Münzfußes verschwinden sofort diejenigen Münzen, welche dem neueren Münzfuße nicht anpassend sind, ein jeder sucht sich derselben zu entledigen und nach wenig Jahren sind sie Seltenheiten geworden. Die meklenburgische Münzgeschichte liefert in den letzten hundert Jahren dazu mehrere Beispiele. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges ward alles damals umlaufende Geld in die leichte Münze verwandelt, und es ist verschwunden, aber die leichte Münze ist eben so zur Seltenheit geworden, als die, woraus sie entstanden, denn als ruhigere Zeiten kamen, ward ihr geringer Silbergehalt ausgeschieden und ist in den schweren Münzen des Herzogs Friedrich enthalten. - Das schwedische und schwedisch=pommersche Geld, welches jüngst noch Meklenburg überschwemmte, ist verschwunden, es ist in die Landesmünze umgewandelt, und auch diese findet sich nicht mehr, seit die Verordnung vom 12. Januar 1848 den 14=Thaler= oder 21=Guldenfuß einführte.

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So ist es denn wohl Zeit, daß für künftige Münzsammler ein vollständiges Verzeichniß der bisherigen meklenburgischen Münzen geliefert werde und diese Jahrbücher sind gewiß der Ort, wo man es suchen wird. Das frühere hat Evers in seinem bekannten Werke "Meklenburgische Münzverfassung", Theil II, gegeben, und ihm schließt sich das folgende Verzeichniß an.


In Meklenburg war nach §. 204 des L.=Grundgesetzl.=Erbvergleichs der schwere Münzfuß grundgesetzlich, und nach ihm wurde seit dem 1. März 1763 die Mark fein, ganz in Uebereinstimmung mit dem dänischen, hamburgischen und lübekischen Münzfuß, in den gröbern Sorten bis zum Doppeltschilling hinab zu 11 Thalern 16 ßl. ausgeprägt, in den Schillingen zu 12 Thlrn., in den Sechslingen zu 12 Thlrn. 32 ßl. und in den Dreilingen zu 13 Thlrn. die Mark. - Zu der Zeit, welche die gegenwärtige Darlegung umfaßt, also von Anfang dieses Jahrhunderts an, sind keine Courantmünzen nach diesem Fuße geschlagen worden, wohl aber die unter Großherzog Friedrich Franz unter B. angeführten Schillinge bis 1817, Sechslinge und Dreilinge bis 1824.

Neben diesen schweren Münzen hatten schon seit lange die nach dem leipziger Fuß geschlagenen Zweidrittelstücke, in denen die Mark fein zu 18 Gulden = 12 Thlr. ausgebracht ward, ihren Umlauf in Meklenburg sowohl, wie in den benachbarten Ländern, und sie waren es bald, nach welchen sich der ganze Handelsverkehr einrichtete; sie wurden allen Rechnungen des gewöhnlichen Lebens zum Grunde gelegt, so daß das sogenannte "Meklenburgische Valeur" oder, wie es in andern Gegenden hieß, "grob dänisch Courant" meistens nur noch als Rechnungswährung angesehen werden konnte. Auch Meklenburg schlug, zuerst 1789, Zweidrittelstücke und durch Notification vom 4. Dec. jenes Jahres wurde ihnen bei den öffentlichen Cassen, wie im Handel und Verkehr derselbe Werth zuerkannt, wie den übrigen N 2/3=Stücken, mit denen sie nach gleichem leipziger Fuß ausgeprägt waren.

Mit der Ausprägung derselben fuhr man fort bis 1826, ohne daß eine Münze vorhanden war, welche die Theile derselben angab, es wurden überhaupt nur einmal, 1790 Eindrittelstücke geschlagen. Dieser Umstand führte denn die schwedischen 10 und 5 Oerstücke und das schwedisch=pommersche Geld in 4, 2 und 1 Schillingstücken ins Land. Um diesem Uebelstande abzuhelfen und dem Eindringen fremder, geringhaltiger Münzsorten zu

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steuern, wurden 1826 Schillinge und Vierschillingstücke nach dem 2/3=Fuß zum Behuf des innern Verkehrs geschlagen, ihre Annahme bei den Steuerstuben (laut Notif. vom 13. Mai 1826) angeordnet und eine Herabsetzung und Entfernung der fremden Geldsorten, vielleicht mit dem 1. Januar 1827, in Aussicht gestellt. Achtschillingstücke wurden 1827 geschlagen und mit dem Ausprägen der Vierschillinge, Schillinge und der kleinern Scheidemünze ward fortgefahren.

Als nun eine k. preußische Cabinetsordre vom 26. Januar 1830 die Circulation der altschwedisch=pommerschen Münze in den preußischen Staaten nur noch auf 6 Monate gestattete, nach deren Ablauf dieselben verrufen sein und confiscirt werden sollte, so beschloß der Großherzog (laut Notif. vom 24. April 1830) diese Münze dergestalt außer Cours zu setzen, daß vom 1. Sept. an die Annahme derselben im Handel und Verkehr gänzlich verboten sein solle, und daß der Vorrath, dessen man sich nicht bis dahin zu entledigen vermochte, im Laufe des Monats October in der großherzogl. Münze nach ihrem innern Werthe angenommen und gegen neu ausgeprägte Vierschillingstücke umgewechselt werden solle.

Durch Verordnung vom 6. Julius 1830 wurde dies Verbot dahin näher erläutert, daß nach dem 1. Sept. Niemand weiter verpflichtet sein solle, diese Münze anzunehmen, auch Niemand berechtigt sei, sie einem Andern wider Willen aufzudringen, es wird ferner bestimmt, daß im September und October in der großherzogl. Münze eine Umwechslung derselben geschehen würde, auch sämmtliche herrschaftliche Cassen sie bis zum letzten October in Zahlung anzunehmen hätten, und zwar nach einem ermittelten Werth, der bei 8=Schillingstücken zu 8 1/3 pCt. (1 Thlr. = 44 ßl.), bei 4=Schillingstücken zu 10 5/12 pCt. (1 Thlr. = 43 ßl.) und bei Schillingen zu 25 pCt. (1 Thlr. =36 ßl.) Verlust bestimmt ward, und durch eine zweite Verordnung von demselben Tage wurde der neu ausgeprägten Landesmünze, "welche bis auf den nöthigen Schlagschatz nach dem 2/3=Fuß ausgeprägt wird" bei sämmtlichen öffentlichen Cassen ganz derselbe Werth wie N 2/3 beigelegt. Durch Verordnungen vom 17. Julius und 6. August ward Sorge getragen, diese Münze bald in Umlauf zu setzen und so wurde denn unterm 12. Nov. bestimmt, daß die Einzahlung in die Cassen mit dem 30. Nov. gänzlich aufhören und daß die Verwechslung in der Münze vom 1. Dec an nur nach dem in einer beigelegten Valvationstabelle, die den wahren innern Werth der einzelnen Stücke angab, geschehen könne, und ward nach dieser, um nicht all zu sehr ins Einzelne zu gehen, der Thaler in den 8=Schillingstücken zu 43 ßl. 6 pf., in

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den 4=Schillingstücken zu 42 ßl., bei den 2=Schillingstücken zu 37 ßl. und den Schillingen zu 35 ßl. festgesetzt. Durch Verordnung vom 14. April 1831 hörte die Einwechslung bei der Münze nach diesen Ansätzen mit dem 31. Mai gänzlich auf, und sollten sie später nur als Silber nach dem Gewichte, nicht als Münze angenommen werden. - So entledigte sich Meklenburg dieser Eindringlinge; der Schaden, den sie dem Lande zugefügt, ist allerdings sehr bedeutend gewesen, läßt sich aber wohl schwerlich genau angeben.

Die Geschichte der Landesmünze ist kürzer; nachdem mit den Landständen über die Verbesserung des Münzwesens berathen, ward die Einführung des 14=Thaler= oder 21=Guldenfußes anstatt des bisherigen 11 1/3=Thaler= oder meklenb. Valeur=Fußes und des 12=Thaler= oder 18=Guldenfußes beschlossen. Die Verordnung vom 12. Januar 1848, welche diesen neuen Münzfuß einführt, bestimmt §. 15, daß die meklenb. N 2/3= und 1/3=Stücke in der Münze mit dem gesetzlich bestimmten Aufgeld von 16 2/3 pCt. nach und nach ausgewechselt, bis dahin aber bei allen öffentlichen Cassen mit diesem Aufgelde angenommen werden sollen. Die Scheidemünzen anlangend (§. 16), so sollen die 8=Schillingstücke sogleich eingezogen werden, was auch unterm 1. Febr. 1848 dergestalt verordnet ward, daß sie nur bis zum 30. April den alten Werth behalten, von da an als 8 ßl. Courant zu betrachten sind. Den Vierschillingstücken ward durch Verordnung vom 8. April 1848 bis zum 1. Mai der anfänglich zugebilligte Werth von 4 ßl. 9 pf. Cour. gelassen, von da aber auf das gesetzliche Verhältniß des 18=Gulden= zum 14=Thalerfuß, mithin zu 4 ßl. 8 pf. Cour., zurückgeführt. Hinsichtlich der Schillinge ward bestimmt, daß ihrer zwei in Courant 2 ßl. 3 pf. gelten sollten, den Sechslingen und Dreilingen, eben so den Kupfermünzen blieb ihr Cours, so daß sie auch für die Münzen des 14=Thalerfußes als Scheidemünze dienen, jedoch sind auch diese kleinen Silbermünzen im Lande sehr verschwunden, da sie sich nach Lübek und Hamburg, wo sie als Ausgleichung bei dem dortigen Münzfuß verwendet werden, hingezogen. Durch Verordnung vom 25. Nov. 1850 ist bestimmt worden, daß den Münzen meklenburgischen Gepräges der vorhin bemerkte Werth in Courant nur noch bis zum 31. März 1851 bleiben soll, mit dem ersten April erlischt jegliche Verpflichtung sie anzunehmen, so daß sie nur noch als Waare zu betrachten sind, jedoch werden sie noch im Laufe jenes Monats bei der Reluitionscasse und den Amtscassen zu ihrem bisherigen Werthe eingewechselt und dann - eingezogen.

In Meklenburg=Strelitz ward durch die Verordnung vom 27. Februar, und im Fürstenthum Ratzeburg durch Verordnung

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vom 16. Februar 1848 der 14=Thalerfuß eingeführt, letzteres hatte keine landesherrliche Münze, welche nach dem daselbst bestehenden 11 1/3=Thalerfuß ausgeprägt war; die bereits aber unter großherzogl. meklenb. strelitzschen Stempel ausgeprägten Vierschillingstücke sind ihrem Feingehalte nach (es wiegen davon 72 eine Mark) und die Schillinge ihrem Feingehalte und Gewicht nach, der Bestimmung des neuen Münzfußes vollkommen entsprechend (§. 9 der Verord. vom 27. Febr.), so daß also keine weitere Maßnehmungen dieserhalb erforderlich wurden.

Ueber die Ausprägung der Kupfermünzen in den beiden Städten Rostock und Wismar sind keinerlei gesetzliche Bestimmungen erlassen; die in einzelnen Städten zur Abhülfe eines temporairen Mangels an kleiner Scheidemünze von Privaten in Blei und Zinn ausgeprägten Dreilinge haben für die meklenburgische Münzgeschichte keine Bedeutung.

 


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Die neueren meklenburgischen Münzen.


A. Das Haus Meklenburg=Schwerin.


I. Großherzog Friedrich Franz.

Goldene Münzen.

1. Zehn=Thaler=Stücke. (= 26 Millimeter).

1. HS . (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ V. G. G. GR. HERZOG. V. MECKLENBURG. SCHW. Das rechtsgekehrte Brustbild mit kurzen Haaren und bloßem Halse.
    RS. ZEHN THALER Das vollständige, schraffirte, mit einer Krone bedeckte, von den Schildhaltern gehaltene Wappen unter einem aus einer zweiten Krone herabfallenden Fürstenmantel. Unten 1828.

2. wie Nr. 1, nur mit der Umschrift auf der Hauptseite: FRIEDR. FRANZ. V. G. G. GROSSHERZOG V. MECKLENBURG. SCHW. und auf der Rückseite mit der Jahreszahl 1831

3. wie Nr. 2, mit der Jahreszahl 1832

4. wie Nr. 2, mit der Jahreszahl 1833

2. Fünf=Thaler=Stücke. (= 21 Millimeter).

1. SH . (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ. V. G. G. GR. HERZOG V. MECKLENBURG. SCHW. Das Brustbild in der Form von 1., Nr. 1.
    RS. FÜNF THALER Das schraffirte Wappen ohne Schildhalter, mit einem offenen Helm und darüber die großherzogliche Krone, von der ein Fürstenmantel herabfällt, der das Wappen umgiebt. Unten 1828

2. wie Nr. 1, mit der Jahreszahl 1833

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3. Zwei ein halb Thaler=Stücke. (= 18 Millimeter).

1. HS. (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ. V. G. G. GROSSHERZOG V. MECKLENBURG. SCHW. Das Brustbild in der Form von 1., Nr. 1.
    RS. ZWEI EIN HALB THALER. Das schraffirte Wappen unter der großherzoglichen Krone, ohne Mantel. Unten 1833.

4. Ducaten. (= 20 Millimeter).

1. HS. (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ. V. G. G. GR. HERZOG V. MECKLENBURG. SCHW. Brustbild in der Form von 1., Nr. 1.
    RS. Das schraffirte, mit der Krone bedeckte, von den Schildhaltern gehaltene Wappen, rechts von der Kette des Elephanten=, links von der des schwarzen Adler=Ordens umgeben, deren Zeichen unten herabhangen. Unten 1830

5. Zwei Thaler Courant=Stücke. (= 20 Millimeter).

1. HS. (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ. V. G. G. GR. HERZOG V. MECKLENBURG SCHW. Das Brustbild in der Form von 1., Nr. 1.     RS. 2. THALER COURANT . In einem graden, mit der Krone bedeckten Schilde das schraffirte Wappen, an der rechten Seite mit der Kette des Elephanten=, an der linken mit der des schwarzen Adler=Ordens umgeben, deren Zeichen unten herabhangen. Unten 1830

(Alle diese Goldmünzen haben eine fein gestrichelte Einfassung und der Rand ist gerändelt.)

Silberne Münzen.

A. Nach dem leipziger Fusze.

1. Zwei=Drittelstücke 1 ).

1. HS. (von oben nach unten) (Blume von 5 Blättern) FRIED. FRANZ V. G. G. HERZOG ZU MECKLENB. SCHWERIN. Unter einer Krone das ovale, nicht schraffirte Wappen in einer Einfassung, die sich nach beiden Seiten ausbreitet und unten in drei Lätze theilt.


1) Evers Meklenb. Münzverfassung II, S. 212, giebt die frühern Jahrgänge 1789, 1790, 1791, 1795, 1796, 1797 an.
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    RS. 18: STUCK EINE MARK FEIN Im Felde 2/3 und darunter zwischen 2 Punkten 1800 (= 34 Millimeter).

2. Wie Nr. 1., die Jahreszahl 1801 ohne Punkte.

3. Wie Nr. 1., die Jahreszahl 1808 zwischen Punkten.

4. Wie Nr. 1., die Jahreszahl 1810 zwischen Punkten.

5. HS. wie Nr. 1., jedoch statt der Blume von 5 Blättern eine sechsblättrige und ist die Theilungslinie im Mittelschilde weggelassen.
    RS. 18: STUCK EINE MARK FEIN Im Felde 2/3 und unter einer Linie DEM VATERLANDE 1813. 1 ) (= 33 Millimeter).

6. HS. (von unten nach oben) FRIEDERICH FRANZ V. G. G. GROSHERZOG (zweite Reihe) VON MECKLENBURG SCHWERIN Das Wappen in den frühern Formen, jedoch kleiner und der Mittelschild von Roth und Gold schraffirt.
    RS. wie Nr. 1., die Jahreszahl 1817 zwischen Punkten. (Größe wie Nr. 5).

7. HS. (von oben nach unten) (Blumen von 6 Blättern) FRIEDR. FRANZ. V. G. G. GR. HERZ. VON MECKLENB. SCHWERIN Das schraffirte Wappen im ovalen Schilde, in einer etwas von der frühern abweichenden, nicht so weit ausgebogenen Einfassung.
    RS. 18 STUCK EINE MARK FEIN . Im Felde 2/3, darunter 1825. (Größe wie Nr. 5).

8. HS. (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ V. G. G. GR. HZ. V. MECKLENB. SCHW . Das rechtsgekehrte Brustbild mit verschnittenem Haare, in Uniform mit gesticktem Kragen und Epaulette, mit einem blauen Ordensbande und dem Stern des schwarzen Adlerordens; unten das Pelzwerk eines Fürstenmantels.
    RS . wie Nr. 7. (Größe = 34 Millimeter).

9. HS. (von oben nach unten) (Blume von 6 Blättern) FRIEDR. FRANZ V. G. G. GR. HERZ. VON MEKLENB. SCHWERIN Das rechtsgekehrte Brustbild mit kurzem Haare, in Uniform mit 2 Streifen auf dem Kragen, 4 Knöpfen, Epaulette und dem Stern des schwarzen Adlerordens.
    RS. wie Nr. 7., mit der Jahreszahl 1826 (Größe wie Nr. 5) 2 ).


1) Francke Meklenb. Noth und Kampf, S. 151, giebt an, daß die Summe des aus dem eingesandten Silberzeuge in der Münze zu Schwerin in NZwdr. geprägten Geldes 5877 Thlr. betrage. - Diese NZwdr.=Stücke sind unter dem Namen "Vaterlandsgulden" bekannt.
2) Von dieser nicht genehmigten Probe sollen überhaupt nur 7 Stücke geprägt worden sein.
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10. HS . wie Nr. 8.
    RS. wie Nr. 9.

11. HS. (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ V. G. G. GR. HERZOG V. MECKLENBURG SCHW . Das rechtsgekehrte Brustbild in kurzem Haare und bloßem Halse. (Form der goldenen Münzen I, Nr. 1. etc. .).
    RS. 18 STUCK EINE MARK FEIN. 1828 Das schraffirte Wappen (wo das Schildlein in dem Fürstenthum Schwerin purpurn, und das Feld des stargardschen Arms blau bezeichnet), auf dem ein offener Helm steht, der die großherzogliche Krone trägt, aus welcher ein Fürstenmantel herabfällt, unten 2/3. (Form der goldenen Münze 2., Nr. 1.) (Größe wie Nr. 5.)

12. Wie Nr. 11, mit der Jahreszahl 1829 (Beide haben einen ausstehenden Rand und alle sind gereifelt.)

2. Acht=Schillingstücke. (= 25 Millimeter.)

1. HS. Unter einer Krone der Namenszug FF , umher V. G. G. GR.     HZ. V. M. S.     RS. 8 (zwischen 2 Blumen von 4 Blättern) SCHILLINGE MECKL. SCHW . │ LAND. MÜNZ 1827 .

Anm. Die großherzogl. Verordnung vom 1. Febr. 1848 erwähnt 8=Schillingstücke von 1826, es liegt aber kein Stück davon vor.

3. Vier=Schillingstücke.

1. HS. Unter einer Krone der Namenszug FF , umher V. G. G. GR.   HZ. V. M. S . (Form der Acht=Schillingstücke.)
    RS. 4 (zwischen 2 Blumen von 5 Blättern) SCHILLIENG MECKL. SCHW . │ LAND. MÜNZ. │ 1826. (Größe = 21 Millimeter.)

2. HS . (von unten nach oben) FRIEDR. FRANZ V. G. G. GR. HERZOG V. MECKLENBURG SCH. Brustbild in kurzem Haare und bloßem Halse. (Form der goldenen Münzen 1, Nr. 1. u.s.w.)
    RS . (von unten nach oben) 12 EINEN THALER Im Felde 4 (zwischen 2 Blumen von 8 Blättchen) . SCHILLINGE . │ 1828 , und am untern Rande LANDES MUNZE (Größe = 20 Millimeter.)

3. HS . wie Nr. 2., jedoch statt SCH. hier SCHW.
    RS. wie Nr. 2., jedoch 1829 und MÜNZE

4. HS. wie Nr. 2., jedoch GROSSHERZOG und SCHW
    RS. wie Nr. 3., jedoch 1830.

5. HS. wie Nr. 4.

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    RS. wie Nr. 3., jedoch 1831 und es fehlen die Punkte vor und nach SCHILLINGE und nach der Jahreszahl.

6. HS. wie Nr. 4.
    RS. wie Nr. 2, jedoch 1832.

7. HS. wie Nr. 4.
    RS. wie Nr. 2, jedoch 1833. (Nr. 2. - 7. haben eine feine Einfassung und gekerbten Rand, die Größe ist gleich.)

4. Schillinge.

1. HS. Unter einer Krone der Namenszug FF , umher V. G. G. G. GR.    HZ. V. M. S.
    RS. 1 (zwischen 2 Punkten) SCHILLING MECKL. SCHW. LAND. MÜNZ. │ 1826. (Größe = 16 Millimeter.) (Form der 8=Schillinge und 4=Schillinge Nr. 1.)

2. Wie Nr. 1., jedoch 1827.

3. HS. Unter der Krone der Namenszug FF , und umher von oben nach unten V. G. G. GR HERZOG V. MECKLENBURG SCHW.
    RS. (von unten nach oben) 48 EINEN THALER . Im Felde 1 (zwischen 2 Blumen von 4 Blättern) . SCHILLING . │ 1829 und am untern Rande LANDES MÜNZE (Größe = 15 Millimeter. Form der 4=Schillinge Nr. 2 ff.)

4. HS. wie Nr. 3.
    RS. wie Nr. 3., jedoch die Jahreszahl 1830 und es fehlen die Punkte vor und nach SCHILLING .

5. Wie Nr. 3., jedoch 1831

6. Wie Nr. 3., jedoch 1832

7. Wie Nr. 3., jedoch 1833

8. Wie Nr. 3., jedoch 1834

9. Wie Nr. 3., jedoch 1835

10. Wie Nr. 3., jedoch 1836

11. Wie Nr. 3., jedoch 1837

5. Sechslinge.

1. HS. Unter der Krone der Namenszug FF und umher von oben nach unten: V. G. G. GR. HERZOG. V. MECKLENBURG SCHW .
    RS. (von unten nach oben) 96 EINEN THALER . Im Felde 1 (zwischen 2 Punkten) SECHSLING 1829 und am untern Rande LANDES MÜNZE (Größe = 12 Mill. Gewicht = 17 Aß. Form der Schillinge Nr. 3.)

2. HS. Unter der Krone der Namenszug FF ohne Beischrift.
    RS. .VI. PFENNINGE M. S. L. M. 1831 │ . Größe = 14 Millimeter.)

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6. Dreilinge.

1. HS. Unter der Krone der Namenszug FF und umher von oben nach unten V. G. G. GR. HERZOG V. MECKLENBURG SCH.
    RS. (von unten nach oben) 192 ENEN THALER . Im Felde 1 . DREILING . 1828 und am untern Rande LANDES MUNZE. (Größe = 11 Millimeter. Gewicht = 1/32 Loth. Form der Schillinge Nr. 3., Sechslinge Nr. 1.) - Ein anderer Stempel hat richtig EINEN THALER .

2. HS. wie Nr. 1.
    RS. wie Nr. 1., jedoch EINEN in der Umschrift, 1 zwischen 2 Punkten, MÜNZE und 1829 Die Punkte vor und nach DREILING fehlen.

3. Wie Nr. 2, jedoch 1830.

4. HS. Unter der Krone der Namenszug FF ohne Beischrift.
    RS. . III . PFENNINGE M. S. L. M. 1831 │ . (Form der Sechslinge Nr. 2. Größe = 11 Millimeter.)

5. Wie Nr. 4., jedoch 1832.

6. Wie Nr. 4., jedoch 1833.

7. Wie Nr. 4., jedoch 1836.

B. Nach dem schweren Münzfusze. 1 )

1. Schillinge. 2 )

1. HS. Unter einer Krone der Namenszug FF .
    RS. 1 (zwischen 2 Blumen von 3 Blättern) SCHILLING COURANT MECKLENB: SCHWERIN: MUNZE 1800 . (Größe = 16 Millimeter.)

2. Wie Nr. 1., jedoch 1801

3. Wie Nr. 1., jedoch 1802

4. Wie Nr. 1., jedoch 1803

(Von diesem Jahre giebt es falsche Schillinge, den ächten sehr ähnlich.)

5. Wie Nr. 1., jedoch 1804

6. Wie Nr. 1., jedoch 1805

7. Wie Nr. 1., jedoch 1806

(Die falschen Schillinge von diesem Jahre, angeblich in Birmingham fabricirt, sind den ächten ziemlich ähnlich, jedoch sind alle Buchstaben etwas kleiner.)


1) Nach diesem Fuße wurden vom H. Friedrich Franz geschlagen: 32=Schillingstücke von 1797, 12=Schillingstücke 1791 und 1792, 4=Schillingstücke 1785, 2=Schillingstücke 1786. S. Evers II, S. 214-216.
2) Die frühern Jahrgänge 1785, 1786, 1787, 1788, 1789, 1790, 1791, 1792, 1793, 1794, 1795, 1796, 1797, 1798 und 1799 sind von Evers II, S. 216 und 217 angegeben.
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8. Wie Nr. 1., jedoch 1807 (Von diesem Jahre giebt es auch falsche Schillinge.)

9. Wie Nr. 1., jedoch 1808

10. Wie Nr. 1., jedoch 1809 (Da der Stempel bei fast allen Schillingen um etwas größer ist, als die Platte, so ist die 9 meistens nicht ausgeprägt, und es scheint 1800 zu stehen.)

11. Wie Nr. 1., jedoch 1810.

(Ein falscher Schilling von diesem Jahre ist eine Zwittermünze, indem zur Hauptseite die Form der Schillinge des H. Friedrich (ein F unter der Krone), angewendet ward, die Buchstaben sind kleiner und klarer als auf den ächten.)

12. Wie Nr. 1., jedoch 1817.

2. Sechslinge. 1 )

1. HS. Unter einer Krone der Namenszug FF .
    RS. VI (zwischen 2 Blumen von 3 Blättern) PFEN : MECK: SCHWERIN: SCHEID. M: 1800 │ . Größe = 13 Millimeter.)

2. HS . wie Nr. 1.
    RS. wie Nr. 1., jedoch über dem N kein Strich, nach SCHEID ein : und 1801

3. Wie Nr. 2., jedoch 1802

4. Wie Nr. 2., jedoch 1803

5. Wie Nr. 2., jedoch 1804

6. Wie Nr. 2., jedoch 1805

7. Wie Nr. 2., jedoch 1810

8. Wie Nr. 2., jedoch 1811

9. Wie Nr. 2., jedoch 1813

10. Wie Nr. 2., jedoch 1815

11. Wie Nr. 2., jedoch 1816

12. Wie Nr. 2., jedoch nach SCHEID ein . und 1817.

13. HS. wie Nr. 1.
      RS. 1 (zwischen 2 dreiblättrige Blumen) SECHSLING 1820 .

14. Wie Nr. 13., jedoch 1822

15. Wie Nr. 13., jedoch 1823

16. Wie Nr. 13., jedoch 1824


1) Evers II, S. 217, hat die frühern Jahrgänge 1786, 1788, 1790, 1792, 1793, 1794, 1795.
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3. Dreilinge. 1 )

1. HS. Unter einer Krone die Buchstaben FF .
    RS. III (zwischen 2 Blumen von 3 Blättern) PFENN. COUR MECK. SCHW MUNZE 1797 (Größe = 12 Millimeter.)

2. HS. wie Nr. 1.
    RS. III (zwischen 2 Blumen von 3 Blättern) PFEN: MECK : SCHWERIN : SCHEID : M : │ 1801

3. Wie Nr. 2., jedoch 1803

4. Wie Nr. 2., jedoch über dem N in PFEN ein Strich und die : fehlen nach MECK und M und 1804 .

5. Wie Nr. 2., jedoch 1805

6. Wie Nr. 2., jedoch nach SCHEID ein . und 1810.

7. Wie Nr. 2., jedoch nach MECK und SCHWERIN keine : und 1811

8. Wie Nr. 4., mit dem Strich über dem N, einem . nach SCHEID und 1814

9. Wie Nr. 2., jedoch nach MECK und M fehlen die : und 1815

10. Wie Nr. 2., jedoch nach SCHEID ein . und 1816

11. Wie Nr. 10., jedoch 1817

12. Wie Nr. 10., jedoch 1818

13. Wie Nr. 10., jedoch 1819

14. HS. wie Nr. 1.
      RS. 1 (zwischen zwei dreiblättrigen Blumen) DREILING 1819

15. Wie Nr. 14., jedoch 1820

16. Wie Nr. 14., jedoch 1821

17. Wie Nr. 14., jedoch 1822

18. Wie Nr. 14., jedoch 1824

Kupferne Münzen.

1. Zwei=Pfennigstück.

1. HS . Unter einer Krone die Buchstaben FF .
    RS. 2 (zwischen 2 vierblättrigen Blumen) PFENNINGE 1831 , darunter eine Blume. Beide Seiten haben eine feine gekerbte Einfassung. (Größe = 19 Millimeter.)

2. Pfennig.

1. HS. Unter der Krone der Namenszug FF .
    RS. 1 PFENNIG 1831 . Blumen und Rand wie bei den vorigen. (Größe = 15 Millimeter.)


1) Die frühern Jahrgänge 1787, 1790, 1791, 1793 sind in Evers II, S. 218, angegeben.
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II. Großherzog Paul Friedrich.

Goldene Münzen.

1. Zehn=Thalerstücke. (= 26 Millimeter.)

1. HS. (von unten nach oben) PAUL FRIEDR. GROSSHERZOG V. MECKLENBURG SCHWERIN. Das links gekehrte Brustbild mit kurzem Haar und bloßem Halse.
    RS . ZEHN THALER Das vollständige schraffirte, mit einer Krone bedeckte, von den Schildhaltern gehaltene Wappen, unter einem aus einer zweiten Krone herabfallenden Fürstenmantel. Unten 1839 (Ganz die Form wie auf den Zehn Thalerstücken von Friedr. Franz Nr. 1., 2., 3.)

2. Fünf=Thalerstücke (= 21 Millimeter.)

1. HS. (von unten nach oben) PAUL FRIEDR. GROSSHERZOG V. MECKLENBURG SCHWERIN . Das Brustbild in der Form von 1., Nr. 1.
    RS . FÜNF THALER Das schraffirte Wappen ohne Schildhalter mit einem offenen Helm und darüber die großherzogliche Krone, aus welcher ein Fürstenmantel herabfällt, der das Wappen umgiebt. Unten 1840 (Form der Fünf=Thaler=Stücke des Großherzogs Friedr. Franz, 2., Nr. 1. und 2.)

3. Zwei ein halb Thalerstücke (= 18 Millimeter.)

1. HS. PAUL FRIEDR. GROSSHERZOG V. MECKLENBURG SCHWERIN. Brustbild in der Form von 1., Nr. 1.
    RS . ZWEI EIN HALB THALER Das schraffirte Wappen unter einem aus einer Krone herabfallenden Fürstenmantel. Unten 1840

(Alle diese Goldmünzen 1 ) haben auf beiden Seiten eine feine Perleneinfassung und gereifelten Rand.)

Silberne Münzen.

1. Zwei=Drittelstücke. (= 32 Millimeter.)

1. HS . (von unten nach oben) PAUL FRIEDR. GROSSHERZOG V. MECKLENBURG SCHWERIN. Das links gekehrte Brustbild in Form der Goldmünzen.


1) Angeführt in Köhne Zeitschrift für Münz=, Siegel= und Wappenkunde, II, S. 378.
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    RS. XVIII STUCK EINE MARK FEIN SILBER . In einem Lorbeerkranze das vollständige, schraffirte Wappen im eingebogenen Schilde mit der Krone bedeckt. Unten 1839.

2. Wie Nr. 1., nur STÜCK.

3. Wie Nr. 1., jedoch 1840 1 ).

4. Wie Nr. 1., jedoch 1841

(Alle haben eine Perleneinfassung und gereifelten Rand.)

2. Vier=Schillingstücke. (= 22 Millimeter.)

1. HS . (von oben nach unten) * PAUL FRIEDR V G G GROSSHERZOG V MECKLENBURG SCHW * Zwischen 2 Lorbeerzweigen in einem eingebogenen Schilde das vollständige schraffirte Wappen unter der Krone (Form der Rückseite der Zwei=Drittelstücke.)
    RS . (von unten nach oben) 12 EINEN (Blümchen) THALER . Im Felde 4 (schraffirt und zwischen 2 Blümchen von 6 Blättern) SCHILLINGE (zwischen 2 Blumen) 1838 und am untern Rande LANDES (Blume) MÜNZE

2. HS . wie Nr. 1., jedoch V. G. G.
    RS . wie Nr. 1., jedoch 1839.

(Beide haben eine feine, gestrichelte Einfassung und der Rand ist gereifelt.)

3. Schillinge. (= 15 Millimeter).

1. HS . Unter der Krone der Namenszug PF und umher V. G. G. GR. HERZOG. V. MECKLENBURG. SCH.
    RS . (von unten nach oben) 48 EINEN THALER . Im Felde 1 (zwischen 2 Blümchen von 4 Blättern) SCHILLING (zwischen 2 Punkten) 1838 und am untern Rande LANDES MÜNZE

2. Wie Nr. 1., jedoch 1839.

3. Wie Nr. 1., jedoch SCH : und 1840.

4. Wie Nr. 3., jedoch 1841.

5. Wie Nr. 3., jedoch 1842.

4. Dreilinge. (= 11 Millimeter.)

1. HS . Unter der Krone der Namenszug PF .
    RS . . III . │ PFENNINGE M. S. L. M . │ 1838 │ .

2. Wie Nr. 1., jedoch 1839.

3. Wie Nr. 1., jedoch 1840.

4. Wie Nr. 1., jedoch 1841.

5. Wie Nr. 1., jedoch 1842.


1) Beschrieben in Köhne Zeitschrift für Münz=, Siegel= und Wappenkunde, V, S. 248.
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III. Großherzog Friedrich Franz.

Silberne Münzen.

1. Zwei=Drittelstücke. (= 32 Millimeter.)

1. HS . (von unten nach oben) . FRIEDRICH FRANZ GROSSHERZOG V. MECKLENBURG SCHW. Das links gekehrte Brustbild in kurzem Haar und bloßem Halse.
    RS . (von unten nach oben) XVIII STÜCK EINE MARK FEIN SILBER. Der gekrönte, schraffirte, vollständige, gerade Wappenschild liegt auf 2 Lorbeerzweigen, unten . 1845 . Eine Perleneinfassung und gekerbter Rand 1 ).

2. Schillinge. (= 15 Millimeter.)

1. HS . Unter einer Krone der Namenszug FF , umher GROSSHERZOG V. MECKLENBURG SCHWERIN.
    RS . (von oben nach unten) 48 EINEN THALER. Im Felde 1 (zwischen 2 Blümchen von 6 Blättern) . SCHILLING 1842 und unten LANDES MÜNZE .

2. Wie Nr. 1., jedoch ohne Punkt vor SCHILLING und 1843

3. Wie Nr. 1., jedoch mit Punkten vor und nach SCHILLING und 1844

4. Wie Nr. 3., jedoch 1845

5. Wie Nr. 3., jedoch 1846

3. Dreilinge. (= 11 Millimeter.)

1. HS. Unter der Krone der Namenszug FF .
    RS . . III . │ PFENNlNGE M. S. L. M. 1842 │ .

2. Wie Nr. 1., jedoch 1843

3. Wie Nr. 1., jedoch 1844

4. Wie Nr. 1., jedoch 1845

5. Wie Nr. 1., jedoch 1846

Kupferne Münzen.

Dreilinge. (= 21 Millimeter.)

1. HS . Unter der Krone der Namenszug FF .
    RS . 3 (zwischen 2 Blumen von 4 Blättern) PFENNINGE 1843 (Blume wie oben) (Perleneinfassung auf beiden Seiten).

2. Wie Nr. 1., jedoch 1845.


1) Beschrieben in Köhne Zeitschrift etc. . S. 248. "Eine schöne Arbeit des trefflichen Künstlers H. Lorenz in Berlin."
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Anmerkung. Die neuesten nach dem 14=Thalerfuß geschlagenen Münzen sind folgende:

1. Thalerstücke. (= Millimeter.)

1. HS . (von unten nach oben) FRIEDRICH FRANZ GROSSH. V. MECKLENB. SCHW . Brustbild in Form der Zweidrittelstücke, jedoch mit Lippenbart. Unten A (Berliner Münze).
    RS . XIV EINE F. M. EIN THALER. Das Wappen wie auf den Zweidritteln, von einem Lorbeerkranz umgeben; unten 1848 Der Rand ist mit Kreuzchen und Laubwerk verziert.

2. Acht=Schillingstücke. (= 23 Millimeter)

1. HS . Umschrift und Bild wie auf den Thalern.
    RS . 84 EINE F. MARK 6 EINEN THALER . Wappen in der Form der Thaler, unten . 1848 . Rand wie beim Thaler.

3. Vier=Schillingstücke. (= 20 Millimeter.)

1. HS . FRIEDRICH FRANZ V. G. G. GROSSHERZOG V. MECKLENB. SCH. Brustbild ohne Lippenbart.
    RS . 12 EINEN THALER 1848 F. N. (Franz Nübell).

4. Schillinge (= 16 Millimeter.)

1. HS . Unter der Krone der Namenszug FF , umher V. G. G. GR. HERZOG. V. MECKLENBURG. SCHWE:
    RS . . 48 . │ EINEN THALER 1848 F. N.

5. Dreilinge in Kupfer.

1. Wie oben Nr. 1., jedoch 1848


B. Das Haus Meklenburg Strelitz.


Großherzog Georg.

Silberne Münzen.

1. Vier=Schillingstücke. (= 20 Millimeter.)

1. HS . (von unten nach oben) GEORG V. G. G. GROSSHERZOG V. MECKLENB. STR. Brustbild, links gekehrt, in kurzem Haar und bloßem Halse.

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    RS . (von unten nach oben) 12 EINEN THALER. Im Felde 4 SCHILLINGE 1846 Unten: LANDES MÜNZE (Auf beiden Seiten eine Perleneinfassung.)

2. Wie Nr. 1., jedoch 1847

3. Wie Nr. 1., jedoch 1849

2. Schillinge. (= 16 Millimeter.) 1 )

1. HS . Unter der Krone G, umher . V. G. G. GR. H. V. M. ST.
    RS . . 48. EINEN THALER 1838 │ . (Gestrichelte Einfassung.)

2. Wie Nr. 1., jedoch fehlen die Punkte hinter 48 und 1841

3. Wie Nr. 2., jedoch 1845

4. Wie Nr. 2., jedoch 1847

Kupferne Münzen.

1. Dreilinge. (= 22 Millimeter.)

1. HS . Unter der Krone G , umher . V. G. G. GR. H. Z. M. ST. Unten eine Blume von 4 Blättern.
    RS . III (zwischen 2 Blümchen von 4 Blättern) PFENNIGE 1832 F (Blümchen) N (Franz Nübell).

2. Wie Nr. 1., jedoch 1843

3. Wie Nr. 1., jedoch 1845

4. Wie Nr. 1., jedoch 1847

2. Ein und ein halb Pfennige. (= 17 Millimeter.)

1. HS . Unter der Krone G .
    RS . 1 1/2 PFENNIG 1838 │ .

3. Pfennige. (= 14 Millimeter.)

1. HS. Unter der Krone G .
RS. . 1. PFENNIG 1838 │ .

(Sämmtliche Kupfermünzen haben eine feine, gestrichelte Einfassung auf beiden Seiten.)



1) Es wurden schon früher in den zwanziger Jahren Schillinge geschlagen, jedoch unter dem frühern Gepräge von 1766 (s. Evers II, S. 331) und unterscheiden sie sich von diesen theils durch die Form der Buchstaben, theils dadurch, daß statt der Sterne von 5 Strahlen, hier 6=strahlige gebraucht wurden.
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C. Stadt Rostock.


Kupferne Münzen.

1. Dreilinge. (= 22 Millimeter.) 1 )

1. HS . (von unten nach oben) ROSTOCKER MUNZE . Der Greif mit doppeltem Schweife auf einem grasigen Boden stehend.
    RS . 3 (zwischen 2 runden, vielblättrigen Blumen) PFENNING 1815 . │ A. S. │ Blümchen von 5 Blättern.

2. Wie Nr. 1., jedoch die Hauptseite von einem andern Stempel, wo der Greif nur einfach geschwänzt ist.

3. Wie Nr. 1., jedoch 1824 und unter A. S. keine Blume.

4. Wie Nr. 3., jedoch statt der runden, fünfblättrige Blumen.

5. HS . wie Nr. 1., jedoch MÜNZE und der Greif steht auf einem glatten Boden.
    RS . 3 (zwischen 2 fünfblättrigen Blümchen) PFENNINGE 1843 . │ B. S.

2. Pfenninge. (= 18 Millimeter.) 2 )

1. HS . (in einem Kreise, am untern Rande, von oben nach unten) ROSTOCKER MUNZE (Blume von 5 Blättern oben im Kreise). Der Greif mit niederhangendem Schweife auf einem Boden.
    RS . 1 (zwischen 2 vierblättrigen Blumen) PFENNING 1800 F. L. (Lautersack.)

2. Wie Nr. 1., jedoch 1 zwischen zwei natürlichen Rosen an langen Stielen mit 2 Blättern und 1802.

3. HS . (von unten nach oben in einem Kreise) ROSTOCKER MUNZE . Der Greif in der frühern Form auf einem durchgehenden Boden.
    RS . 1 (zwischen 2 Blumen von 4 Blättern) PFENNING 1805 A. I. B. (Blümchen von 4 Blättern).

4. HS . (von unten nach oben) ROSTOCKER MUNZE . Der Greif mit erhobenem Schweife auf einem Boden.
    RS . 1 (zwischen 2 in Andreaskreuzform gebildeten Blumen von 4 Blättern) PFENNING 1815 A. S.

5. HS . wie Nr. 4.
    RS . 1 (zwischen 2 Blümchen von 5 Blättern) PFENNING 1824 A. S.

6. HS . Der Greif, doppelt geschweift, auf einer Linie stehend.
    RS . 1 (zwischen 2 fünfblättrigen Blümchen) PFENNIG 1848 B. S.



1) S. Evers II, S. 409.
2) S. Evers II, S. 413.
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D. Stadt Wismar.


Kupferne Münzen.

Dreilinge 1 ).

1. HS . (Blume von 5 Blättern) MONETA NOVA WISMARIENSIS. Das Stadtwappen, vorne ein halber Stierkopf und hinten 2 gegitterte Balken in einem geschweiften Schilde.
    RS . III PFENNING 1799 F. L. In einem Kreise, dessen äußerer Raum mit Arabesken gefüllt ist. (Größe = 22 Millimeter.)

2. Wie Nr. 1., jedoch 1824.

3. Wie Nr. 1., jedoch 1825 und die Buchstaben I. Z.

4. Wie Nr. 1., jedoch statt der Blume, ein o und 1829 mit den Buchstaben H. M. (Größe = 21 Millimeter.)

5. HS . wie Nr. 1.
    RS . wie Nr. 4., jedoch 1830. (Größe = 20 Millimeter.)

6. Wie Nr. 1., jedoch 1835 und . . I C M . .

7. Wie Nr. 1., jedoch eine Blume von 4 Blättern, dann 1840 und die Buchstaben F. S.

8. Wie Nr. 7., jedoch 1845 und der Buchstabe S.

 

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1) S. Evers II, S. 492.
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Münzsorten und Münzwerth

im 16. Jahrhundert,

von

G. C. F. Lisch.


Anno domini 1546,
ahm Mandaghe nach trium regum
entfangen vth der kystenn to Szweryn
van wegen des Turkenscattes
durch Hans Karsten den vaget tho Szwerin
vnde my Albertum Pommeringe,
wo folget:

134 fl. ahn blafferdenn.
170 fl. ahn Mekelenburgesken markstukkenn, dath stukke vor 15 ß. gerekendt.
 42 1/2 fl. ahn helen vnde halffen dalernn.
  18 fl. 23 ahn 13 stempelden gulden, dat stukke 35 ß.
  25 fl. Ryderfl., dat stukke 24 ß.
   3 fl. 18 ßl. ahn 2 halffe [Cru]satenn.
   8 fl. ahn 6 Rynsken fl., dat stukke 32 ßl.
   7 fl. 2 ßl. ahn 3 kronen, enen hornekenfl. vnd 2 Mk. 10 ß. munthe dar by.
  36 fl. 16 ß. ahn dubbelden ß.
144 fl. ahn fustken drelingen.
143 fl. 8 ß. ahn steder ternosenn.
  21 fl. 11 ß. ahn Orternn.
   3 fl. 9 ß. 6 pf. ahn 12 Schrykkenbergernn vnde 1 1/2 markstukke, dat stukke tho 21 ß.
  15 fl. ahn stede wyttenn.
   6 fl. 16 ß. ahn steder drelingen.

Summa summarum alles entfangen geldes vth der kastenn tho Szweryn, den helfften dell lopt sick

--------------------------
780 fl. 5 1/2 ß.

Vt deme kasten to Rostock entfangen:

  22 fl. 8 ß. ahn 8 Engelotten to 4 Mk. 4 ß.
  18 fl. 8 ß. ahn 11 kronen, dat stukke: 40 ß.
  84 fl. 9 ß. ahn 17 hele ducaten vnde 11 halffe, to 3 fl. 18 ß. de gantze gerekendt.
  21 fl. ahn enem portugaloser vnd enen lowengulden vor 2 fl.

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   8 fl. 12 ß. ahn 6 stempelden goltgulden, dat stukke vor 2 Mk. gerekendt vnd 2 ß.
  77 fl. 8 ß., 58 rynske gulden, dath stukke vor 2 Mk.
  65 fl. Ryderfl., dat stukke vor 24 ß.
   5 fl. 12 ß. ahn 6 klemmergulden, dat stukke vor 14 ßl.
   3 fl. 12 ß. ahn 7 hornkengulden, dat stukke vor 12 ß.
250 fl. ahn dalern, markstukken, ortstukken, dubbelde schillinge.
 605 fl. ahn drelingen vnde fumfflingen.
 405 fl. ahn ternosen, dubbelden ß., pruseske vnd merkeske grossen.
-------------------------------
1571 fl. 11 ß. Summa, vnder dussem 8 1/2 szwediske daler, 1 klyppinck vor 11 fl. 6 ß., und 3 gulden vnder den goltgulden weren gulden to 24 ß., geyt aff 1 fl.

Vth deme kastenn to der Wysmer.

343 fl. stederternosen.
 240 fl. ahn drelingen.
  25 fl. ahn Ortern.
   8 fl. ahn 6 goltgulden, dat stukke 2 Mk.
   3 fl. 8 ß. ahn 2 kronen.
  19 fl. ahn Rydern, dat stukke 24 ß.
   3 fl. 18 ß. ahn 2 vngerschen gulden.
  10 fl. 1 1/2 ß. in 11 1/2 steter markstukken.
  85 fl. 15 ß. ahn 86 1/2 dalern.
  42 fl. ahn steder blafferden.
  55 fl. 15 ß. ahn m. g. h. blafferden.
  22 fl. 16 ß. ahn m. g. h. markstukken, dat stukke vor 16 ß.
--------------------------------
 858 fl. 1 ß. 6 pf. Summa.

Vth deme kasten to Brandenborch
entfangen den halffen dell
dorch Ecksteten, de des hyr ghebracht
gen gustrow.

502 fl. ahn Mekelenburg. Drelingen.
 282 fl. ahn steder ternosen.
  47 fl. 16 ß. 6 pf. ahn dalern vnd gulden.
  44 fl. 12 ß. ahn Markstukken vnd pru. gros.
  51 fl. 16 ßl. ahn dubbelden ß.
  30 fl. ahn mekelenburgesken ortern.
  15 fl. ahn brunswykesken dub. ß.

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  34 fl. 5 ß. ahn verkenn, gottinger vnde ander halffe grosken.

Hyr ahn mangeldt 2 dubbeldt ß. vnde ys eyn bose half zwedisk daler vnde 2 bose dubbelde ß.

-----------------------------------
1007 fl. 1 ß. 6 pf. Summa.

Vt der kasten tho Gustrow.

   6 fl. 16 ß. ahn 4 kronen.
   1 fl. 8 ß. ahn enem goltgulden.
 35 ß. ahn enem stempelden gulden.
20 Rydergulden, dat stukke vor 24 ßl.
 106 fl. 6 ß. ahn 85 dalern, dar vnder syndt 2 halffe Szwediske daler.
  65 fl. ahn dubbelden schillingen.
  2 1/2 fl. ahn steter Markstukken.
  27 fl. 12 ß. ahn mekelenborgischen Markstukke.
  60 fl. ahn ortstukken.
  32 fl. 7 ß. 6 pf. ahn großken.
   2 fl. 4 ß. ahn ferken.
   5 fl. 6 ß. 4 pf. bremer vnde gude wytte.
  20 fl. 12 ß. ahn blafferden.
 765 fl. 8 ß. ahn fustken drelingen vnde brunswykesken schillingen.
 400 fl. ahn steder ternosen.
------------------------------
1516 fl. 17 ß. 4 pf. Summa.

Von Hans Meygern entfangen,
so he ahn gelde bekamen van Idel Rugenn.

78 Mk. 6 ß. ahn dubbelden schillingen.
  9 Mk. 8 ß. ahn dalern.
  6 Mk. ahn 4 Ryderfl.
  8 Mk. 7 ß. ahn 3 portugalesiske ducaten, dat stukke
 3 Mk. minus 3 ß.
 25 Mk. 8 ß. ahn 6 Engelotten, dat stukke vor 4 Mk. 4 ß.
 26 Mk. 4 ß. ahn 12 stempelde gulden, dat stukke vor 35 ß.
 12 Mk. ahn 4 kronen, 1 fresisken gulden vnde 8 ß. munthe dar vp.
108 Mk. ahn 54 goltgulden, dat stukke 2 Mk.
200 Mk. noch ahn 100 goltgulden to 2 Mk.
100 Mk. ahn 66 Rydergulden vnde 16 ß., dat stukke 24 ß.
 20 Mk. ahn 10 daler vnd 10 dubbelden ß.
200 Mk. ahn 106 daler vnd 10 dubbelden ß.
-------------------------------
794 Mk. Summa.

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IV. Zur Rechtskunde.


Ueber die meklenburgische Polizei=Ordnung vom Jahre 1542,

von

A. F. W. Glöckler.


Die meklenburgische Polizei=Ordnung vom J. 1542 ist in unserer Landesgeschichte und rechtswissenschaftlichen Literatur nicht unbekannt. Doch findet sich der Text derselben außer in dem alten Original=Drucke nirgends abgedruckt. Auch eine genaue Zusammenstellung des Inhalts derselben mit dem der voraufgehenden vom J. 1516, welcher sie allerdings entnommen ist, liegt nicht vor.

Franck, der Geschichtschreiber, erwähnt mehrere im J. 1542 gehaltene Landtage und führt als deren wichtigeres Ergebniß unsere Polizei=Ordnung an. Er theilt auch deren Titel, so wie das Publications=Patent mit 1 ). Auf welchem der verschiedenen Landtage des J. 1542 das Gesetz zu Stande gekommen sei, läßt er unbestimmt 2 ). Der Publications=Tag ("am Dage Francisci") ist der vierte October. Nach den Acten des Staats=Archivs ist im J. 1542 das Ausschreiben eines Landtags auf den 2. Febr. nach Sternberg wirklich ausgefertigt; über die angeblich später nach Wismar ausgeschriebenen Landtage d. J. aber liegen gleichzeitige Acten bisher nicht vor.

v. Kamptz führt in seinem Civilrecht der Herzogthümer Meklenburg (Bd. I, S. 76, 77) unsere Polizei=Ordnung an, theilt, wie Franck, deren Titel mit, beruft sich übrigens auf Gerdes und Rudloff und erwähnt dreier, in Meklenburg noch vorhandener Exemplare des alten urspünglichen Druckes. Es gebe nämlich 1 Exemplar im großherzogl. Archive, 1 zu Güstrow und 1 zu Plau in den dortigen Raths=Registraturen; die beiden letztern würden wenigstens in anderweitigen Schriften als um das J. 1740 noch vorhanden bezeichnet.


1) Franck Altes und Neues Meklenburg, Buch IX, S. 218, 225.
2) Ebendas. S. 213, 218.
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Ganz auffallend erscheint aber die in der Note (**) bei v. Kamptz enthaltene, bestimmt lautende Angabe:

Diese Polizei=Ordnung sei in der neuen (Bärensprungschen) Sammlung meklenburg. Landesgesetze, und zwar in dem Supplemente CCLIV zu Theil IV, abgedruckt worden.

Hier findet sich nämlich in der That nur das Publications=Patent gedruckt, welches v. Kamptz a.a.O. schon in Note (1) als bei Franck vorkommend nachweis't.

v. Rudloff Neuere Geschichte von Meklenburg, Bd. I, S. 106, 107, erwähnt die Publication unserer Polizei=Ordnung, theilt auch deren Titel richtig mit, bezieht sich aber im Uebrigen nur auf das im großherzoglichen Archive vorhandene gedruckte Exemplar. Von einem irgend sonst wo etwa noch vorkommenden Abdrucke des Textes weiß er nichts zu berichten.

Eben so kennt auch Gerdes, Nützliche Sammlung ungedruckter Schriften, Stück VI, einen solchen Abdruck nicht. In der That haben die verschiedenen älteren meklenburgischen Gesetzsammlungen, wie die Arp'sche und Bärensprung'sche, die Polizei=Ordnung vom J. 1542 eben so wenig mit aufgenommen, als dies von einem unserer neueren Gesetzsammler geschehen ist.

Ob die nach v. Kamptz früherhin zu Güstrow und Plau befindlichen Exemplare des alten ursprünglichen Druckes dort auch jetzt noch in den Raths=Archiven vorhanden sind, ist mir nicht bekannt. Das großherzogliche Staats=Archiv zu Schwerin bewahrt noch jetzt ein Exemplar des alten Abdrucks, und zwar ein solches, welches durch landesherrliche Besiegelung originalisirt ist. Der Druck, auf 6 Foliobogen, ist in scharfen, mittelgroßen Minuskeltypen gehalten, ohne Foliozahlen und Custoden, ohne Holzschnitte, ohne Angabe des Druckortes und des Druckers. Der Satz ist nicht als einzelne ganze Bogen durchlaufend, sondern durch Lagen von 3 Bogen fortlaufend gefertigt, so daß das Ganze aus zwei Lagen von je drei Bogen besteht. Das erste Blatt, bloß den Titel enthaltend, ist auf der Rückseite leer; das letzte Blatt ist ganz leer. Auf Folio 2 beginnt eine Signatur mit Aii und läuft blattweise bis Aiiii; auf Folio 7 beginnt die Signatur Bi und läuft blattweise bis Biiii, so daß die Signatur die beiden letzten Folien jeder Lage nicht mit ergreift. Daß der Druck bei L. Dietz in Rostock gefertigt sei, ist wahrscheinlich 1 ). Die Lettern sind wenigstens größten Theils noch die des Barkhusen in dessen Bambergensis vom J. 1510.


1) Vgl. Jahrbücher des Vereins für meklenburg. Geschichte, Jahrg. IV, S. 145.
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Auffallen dürfte es, daß Acten über diese Polizei=Ordnung im Staats=Archive nicht vorhanden, oder doch zur Zeit nicht nachzuweisen sind. Die Verhandlungen über die Erlassung der Landesgesetze und der landesherrlichen Constitutionen enthalten gar keine Nachrichten über dieses Gesetz. Auch die Landtags=Acten sowohl der voraufgehenden Jahre, wie des J. 1542 geben keinen Aufschluß über die Veranlassung, Redaction und Bekanntmachung dieser Polizei=Ordnung. Indessen ist bei den meisten Acten aus der Zeit vor dem J. 1550 eine wesentliche Unvollständigkeit zu bemerken, welches bei uns namentlich auch von den Landtags=Acten gilt. Ein Hinblick auf die ältere Kanzlei=Verwaltung, ferner auf die vor dem J. 1550 überhaupt noch vorherrschende nothdürftige Aufzeichnung der öffentlichen Geschäfte, und endlich auf die Mißgriffe und Verluste in den letzten beiden Jahrhunderten der verschlossenen Archive mag den Mangel an Acten in diesem Falle hinreichend erklären. Es kommt aber hinzu, daß die Polizei=Ordnung von 1542 nach Form und Inhalt im Ganzen allerdings dem älteren Gesetze des J. 1516 entnommen ist, so daß sie vom Gesetzgeber selbst wesentlich nur als eine neue Gesetzes=Auflage betrachtet und ohne weitläuftige schriftliche Verhandlungen - in Grundlage mündlicher Besprechungen auf Landtagen oder sonst mit Landräthen - erlassen sein mag.

Die Abweichungen der beiden ältesten meklenburgischen Polizei=Ordnungen und die Zusätze derjenigen vom J. 1542 sind zwar nur von geringem Umfange, doch nicht ohne sachliche Bedeutung. Eine kurze Mittheilung derselben ist um so mehr gerechtfertigt, als für die große Mehrzahl der Geschäftsmänner und Gelehrten, denen kein Text der Polizei=Ordnung von 1542 vorliegt, eine etwaige Vergleichung der beiden Gesetze in einzelnen praktischen Fällen nicht möglich ist. Die späteren meklenburgischen Polizei=Ordnungen seit dem J. 1562 erscheinen nach Umfang und Form als etwas wesentlich Neues, welches mit dem Früheren kaum mehr zu vergleichen ist. Sodann wird gerade in den Zusätzen des Gesetzes vom J. 1542 auf das Reichsgesetz vom J. 1530 über das Schuldenwesen verwiesen und die geschehene gesetzliche Verkündigung desselben in Meklenburg ausdrücklich hervorgehoben. Die Fixirung des Zinsfußes auf 5 Procent und die Beschränkung der Einlager=Mißbräuche bilden den Hauptinhalt der Zusätze.

Die Zusammenstellung der beiden ältesten meklenburgischen Polizei=Ordnungen ergiebt nun folgende Resultate.

1) Der Titel beider Gesetze ist in der ersten Hälfte, Zeile 1 bis 8 des gleichzeitigen Abdrucks, ganz übereinstimmend und zwar bis zu den Worten: "Landen, Steden vnd Gebeden dem gemeinen

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Nutte". Von hier an lautet der Titel der Polizei=Ordnung von 1542 abweichend und ausführlicher als früher so:

"tho Forderinge vnd Gude, mit vorgehatten Rade, Weten vnd Willen der Stende erer Förstendömer vnd Lande van Prelaten, Ritterschop vnd Steden vpgericht 1 ), vppet nye besichtiget vnd doch mit etliken weinigem Thosatte vormeret vnd gebetert, einmödichlick tho holden angenamen vnd bewilliget im Jare na Christi vnses leuen Heren Gebort vefftein hundert vnnd thwe vnd vertich dorch ere förstlicke Gnaden eren Underdanen in den Druck publicirt, vorkundigt vnd vnuorrugklich tho holden gebaden."

2) Die Vorrede stimmt in beiden Polizei=Ordnungen wörtlich überein; sogar die Form des Satzes und der Lettern ist ganz dieselbe mit Einschluß der Signaturen.

3) Erhebliche Abweichungen im Texte der beiden Gesetze finden sich nur im (ersten) Artikel "Van Renten" und im (dritten) Artikel "Mit Bereidinge vnd Uthsettinge der Pande". Diese beiden Artikel haben in der Polizei=Ordnung von 1542 aus Anlaß der inmittelst, seit dem Jahre 1516, erfolgten Reichsgesetzgebung, insbesondere der auf dem Reichstage zu Augsburg im J. 1530 ergangenen kaiserlichen Constitution über das Schulden= und Zinsen=Wesen, eine wesentliche Umgestaltung und Erweiterung erfahren, obgleich der Eingang des ersten und der ganze erste Absatz des dritten Artikels (von: "Wo he auer - - bis: edder plichtig syn") noch mit dem Wortlaute des Gesetzes vom J. 1516 übereinstimmen.

(Erster Artitel:)

"Van Renthen 2 ).

   "Nademe mit den vngewanlicken vnnd auermatigen Tinsen vnnd Renthen,
    (hier beginnen einzelne Abweichungen des Wortlautes!)
de jnn Steden, Dörpern, vnd liggenden Gründen, standen Eruen vnd andern Güdern jn Wedderkopswise, ock in Breuen vnd Segeln vp Borgeschop vorschreuen


1) Diese ausdrückliche Beziehung auf die Mitwirkung der Stände bei Erlassung des Gesetzes, zumal in Beihalt des Ausdruckes: "vpgericht", deutet wohl unverkennbar auf die erste Entstehung und die erste Auflage des Gesetzes, nämlich auf die meklenburgische Polizei=Ordnung des J. 1516 hin.
2) Der Inhalt der Art. 1 - 3 unserer Polizei=Ordnung von 1542 findet sich größten Theils und resp. erweitert wieder in der meklenburgischen Polizei=Ordnung von 1562, Titel: "Vom Wucher, Einmahnen vnd Zehrung der Bürgen in den Herbergen", und in dem folgenden Titel: "Von Schaden vnd Pfanden".
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worden, die Inwonere vnser Forstendome vnd Lande mergklich bedrengt vnd beschwert worden: So hebben wy gesettet vnd geordent, dat gewonlike Renthe vnd Tinse
(hier beginnen die eigentlichen sachlichen Zusätze!)
vormöge Keyserlicher Majestet Constituion, vp dem Ricksdage tho Augspurgk, der weiniger tall, na Christi Gebort, jm Drüttigisten Jare geholden, vpgericht, die wy allen vnsen Vnderdanen vnser Forstendome vnd Lande dorch vnsere gedruckede Schriuen, mit Inserirunge berorder Keyserlicker Constitution, opentlick verkunden, antögen vnnd befelen hebben lathen, vom Hundert Gulden höuetsumma nicht auer vyfe, vnd also vp vnd aue thoreken, vorschriuen, geuen, edder nhemen schollen 1 ).
So willen vnd befehlen wy, dat solicks, wo gemelt, van vnsen Vnderdanen vnuorrucklich schal geholden werden, indem wy vth Förstlicker Auericheit vns vorbeholden, Welckere vann vnsen Vnderdanen, nha geschener publication vnd Vorkundiginge gemelter Keyserlicker Constitution, vam Hundert auer Vife tho Renthe thogeuen vnd thonemen, edder Ene thouorschriuen lathen, auerschrieden vnd darauer genamen, edder nafolgick Enen vorschriuen lathen vnd nemen werden, dat wy desuluen Auerfarers vermöge vnnd jnholde dersuluen Keyserlicken Constitution darumme straffen laten mögen."

(Dritter Artikel:)

"Mit bereidinge vnd vthsettinge der Pfande."

(In den ersten beiden Sätzen übereinstimmend mit dem frühern Texte.)
"Wo he auer de Summa Geldes, daruor der edder de Börgen gelauet, geringer Pande, denn se sick am werdt noch so hoch, als de gelenenden Summa erstrecket, bekamen mochte, so schall he so vele deste geringer Pande vthsetten. So auerst de Börgen mit den Panden auer düsse Metigunge vnd Gesette schreden vnd treden, so schal eme edder ene tho Nadele vnd Schaden kamen vnd der Sackwoldige ene darin thouortreden vnd dersüluen auermals thobenemen, nicht schuldig edder plichtig syn.


1) Die Polizei=Ordnung v. J. 1516 bestimmt: "Dat men henuör gewönlike Renthe vnd Tynsen vorschriuen vnd nehmen vnd darin Nemandes den Andern auer Gehör edder themelicke Gewanheit bedrengen schal".
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(Hier beginnt der Text der neuen Zusätze.)
"Wyle auerst de Mißbruck, Pande thom Sticken tho tehen edder tho setten, in vnsen Forstendomen vnd Landen nohende gantz affgestellet, vnd ein anderer beschwerlicker Mißbrugk jngerethen, de ock inn yle, wo sick gebört, nicht lichtlick afftobringen, dat Summen Geldes klein vnnd groth vp Borgen vnnd ere Breue vnd Segel hen vnd wedder vorlent werden, darin se sick vorplichten vnd vorschriuen, wo de Betalinge des Höuetstols edder Renthe, dere se, wo bauen angetöget, vam Hundert nicht auer vife vorschrieuen, nhemen noch gheuen schollen, sümich worden, dat se denne inn Leistunge vnd Inlager ryden, vnd nicht daruth scheiden schollen, solicke Betalinge sy denne vthgerichtet.
Vnd thom offtern sick thogedragen (wo wy des vann den Beschwerten vnnd andern mit whemodigen Clagen syn bericht worden) dath de Börgen vnd ere Knechte, de se in Leistunge edder Inlager hebben edder schicken, by den Werden eyne vnnödige vnnd vnnottorfftige Teringe dryuen, bidden tho sick Geste, lathen tho vnd vpdragen dat Beste, vnnd maken mit Fründen vnnd Fremden so vnnottorfftigen vnnd auermötigen Vpschlach vnd Teringe, so hoch, dat deme, vor deme jngelagen wert, tho holden vnd de vorschreuene vnd gebörlicke Betalinge Höuetstols vnd Renthe thodonde nicht vormach, vnd darumme dat Inlager dulden moth, solicks tho entlickem Vorderue gelanget, vnd thom offtern darumme ere Erue vnd Güder vorlathen vnd rhümen möthen.
Solicken schedelicken Mißbruck vnde Vorderff, de dorch solcke auerflödige vnd motwillige vnnottorfftige teringe herflüth, to uorhöden, hebben wy gesettet vnd geordenet, dat henfor ein Man vnd ein Perdt, so jn Lestunge sin, ein dach vnnd nacht, auer achte Lubsche Schillinge in de Herberge edder vtherhaluen nicht vortheren schollen. Vnd wo se wes darauer vortheren wollen, so schal derjennige, wedder deme ingereden vnd lestinge geholden wert, vor Man vnd Perdt, dach vnd nacht, nicht mher, dan achte Lubesche Schillinge, der veer vnnd twintich eynen Gulden an Münthe gelden, gerekent werden vnd tho bethalen vorplicht syn.
Vnd wo ein Borge edder syne Knechte wes darauer vortheren worden, so schal der, vor deme

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solick Inlager geholden wert, nicht meher denn vor Man vnd Perdt, ein dach vnd nacht, Achte Schillinge tho gelden vnde tobetalen schuldich syn. Vnd wo van Jemandes, de ingereden ys edder an syner stadt jemandes anders hedde inryden lathen, vp ein Man vnd Perdt, ein dach vnd nacht, darauer meher denn achte Schillinge in edder vtherhaluen der Herberge vortert worde, de schal dem Werde dat auerige, dat auer acht Schillinge, dach vnnd nacht, vam Man vnnd Perdt vorteret ys worden, suluest tho bethalen schuldich syn; darumme ock de Wert den Börgen nicht tho belangen, sonder solcks by deme, de solck auermatige Theringe gedan, tho fordern vnd inthobringen hebben scholle. Dat Borgermeystere vnd Rathmanne in Steden eren Börgern, vnd sunderlick by denen solck Inlager gewonlick geholden werden, antögen vnd vorkunden, vnd darin sick des thoholden vnnd vor eygen Schaden thouorhöden, warnenn schollen."

Außer in den vorstehenden Artikeln finden sich im Wortlaute des Textes beider Polizei=Ordnungen keine weiteren Abweichungen von Erheblichkeit.

Es bleibt in dieser Beziehung nur noch zu bemerken übrig, daß in der Polizei=Ordnung vom J. 1542 zwei, jedoch unwesentliche Artikel der frühern Polizei=Ordnung vom J. 1516 ganz ausgefallen sind. Es sind dies nämlich:

1) Der Artikel: "Van Lichten vnd Begencknissen", - der sich in der ersten Polizei=Ordnung (bei blattweiser Zählung) Folio 7 a findet, in der zweiten aber Folio 8 b nicht angetroffen wird;

2) der Artikel; "Van Wasse, Lichten, den Boldeken auer de Dodenbaren vnd Begengnussen", der in der ersten Polizei=Ordnung Folio 8 b steht, in der zweiten aber Folio 9 a ausgefallen ist.

Die Gründe der Auslassung dieser beiden Artikel - welche den, in den Handwerkszünften früher üblichen Luxus bei Beerdigungen und die Anlagen der Gilden zu solchen Zwecken betreffen - in der Polizei=Ordnung von 1542 werden in der Wirksamkeit der Reformation zu finden sein, in Folge deren die altkirchlichen Formen bei den Leichenbestattungen aufgehoben wurden oder außer Gebrauch kamen. Auch in der Polizei=Ordnung vom J. 1562 kommen diese beiden Artikel nicht weiter vor und nur in dem Artikel: "Von Handwerkern insgemein" werden noch die Wachslichte erwähnt, welche die Lehrlinge in einzelnen Gewerken zur Bestattung von Gesellen gaben.

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Endlich ergiebt sich auch eine Uebereinstimmung der beiden Gesetz=Redactionen rücksichtlich des Schlusses. Nicht bloß der letzte Artikel: "Van beiden Steden Rostock vnd Wißmar", sondern auch der "Besluth", in welchem die Bedeutung, die Verkündigung und Handhabung des Gesetzes eingeschärft werden, sind gleichen Wortlautes, nur daß die Besiegelungs=Formel im J. 1516 lautet:

"mit genanter Försten eins hyr vpgedrückten Ingesegel tho Orkunde besegelt";

und im J. 1542 so:

"mit genanter Försten vpgedruckeden Pitzschier tho Orkunde vorsegelt".

Die Datirung lautet 1516:

"am Dage . . . . . , im Jare Christi Vnses Heren Gebort, alse bauen gemelt ys;"

und im J. 1542:

"am Dage Francisci, im Jare Christi Vnses Heren Gebort, alse bauen gemelt ys".

 

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V. Zur Naturkunde.


Rennthiere in Meklenburg.

Unter dieser Ueberschrift hat bereits früher (Jahrb. XI, S. 496) mein werther Freund, Herr Dr. Lisch, darauf hingedeutet, wie wichtig es für die Naturwissenschaft ist, nachzuweisen, welche Thiergattungen früher hier im Lande lebten, die jetzt nicht mehr gefunden werden, und namentlich wie unbestimmt es noch sei, ob das Rennthier in den deutschen Ostseeländern gelebt habe. Eine bei Gerdshagen gefundene Stange desselben ist bis jetzt der einzige bei uns beobachtete Beweis für die Bejahung dieser Frage.

Um so erfreulicher ist es mir, einen zweiten Beweis für das frühere Vorhandensein der Rennthiere geben zu können. Im Laufe dieses Sommers ward beim Ausmodden einer Grube auf einem Ackerstücke, welches dem Hauswirth Törper in Carlow, Fürstenthums Ratzeburg, gehört und das noch bei Menschengedenken als Bruch und Moor da lag, unten im Grunde, in einer Tiefe von 8 Fuß, eine in seltener Vollständigkeit erhaltene Geweihstange, und von der zweiten ein bedeutendes Bruchstück gefunden, welche beide nach dem Urtheile der zu Rathe gezogenen Jagdmänner, und namentlich des Herrn Oberforstmeisters von Lehsten in Rehna, einem Rennthiere gehört haben.

Die erhaltene Stange ist glatt, der Durchschnitt derselben würde unten fast rund, weiter hinauf eiförmig ausfallen und hat von der Krone bis zum Ende der Schaufel in gerader Linie gemessen eine Länge von 2 Fuß 8 1/2 Zoll. Da sie aber eine starke Rundung hat, welche von der Peripherie bis zu der gedachten geraden Linie zwischen Krone und Schaufel 11 Zoll beträgt, so würde die Länge, als gerade gedehnt, 3 Fuß 7 Zoll betragen. Die Dicke derselben wechselt; an der stärksten Stelle, nahe der Eissprosse, beträgt sie 2 1/2 Zoll, oben in der Biegung 1 3/4 Zoll.

Die Theile dieser Stange sind, abgesehen von der Krone, welche rund ist und 1 1/2 Zoll im Durchmesser hat, eine Augensprosse, welche sich niederwärts wendet, eine aufrechtstehende Eissprosse und eine Schaufel mit 3 Zacken.

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Die Augensprosse, unmittelbar an der Krone, ist 9 Zoll lang, mißt an der Basis 1 1/2 Zoll, verjüngt sich dann bis zu einem Zoll und gewinnt wieder eine Breite von 1 3/4 Zoll, ist jedoch am Ende etwas abgebröckelt.

Der Anfang der Eissprosse ist 3 1/2 Zoll von dem Ansatz der Augensprosse entfernt; sie ist an der innern Seite der Stange und aufwärts gerichtet, und jetzt noch einen Fuß lang, jedoch auch am oberen Ende nicht ganz erhalten; an der Basis 2 Zoll stark, verjüngt sie sich bis zu 1 1/2 Zoll und gewinnt dann wieder eine schaufelförmige Breite von 3 Zoll.

Die Stange, wie bereits bemerkt, ganz glatt, hat in einer Entfernung von 11 Zoll von der Augensprosse an der äußeren Seite einen kleinen Höcker von 1/4 Zoll Erhöhung und verbreitet sich dann zu einer 2 1/2 Zoll breiten und 11 Zoll langen Schaufel mit 3 Zacken. Diese sind an ihren Spitzen nicht mehr vollständig erhalten, haben jedoch noch eine Länge von 2 1/2 Zoll, sind an der Basis über 2 Zoll und an der Spitze etwa einen Zoll breit, und beträgt die Dicke nur 1/2 Zoll. Daß außer diesen 3 Zacken keine mehr vorhanden waren, ist entschieden zu erkennen.

Von der zweiten Stange ist nur ein 10 1/2 Zoll langes Bruchstück erhalten worden; auf geschehene Nachfrage ward mir die Nachricht, daß nicht mehr davon gefunden sei. Es enthält die Krone und von der Augensprosse 3 Zoll, von der Eissprosse 7 Zoll und von der Stange 6 1/2 Zoll. Der Ansatz der letztern Sprosse ist von dem Ende der erstern nur 2 Zoll entfernt, so daß also, wenn, wie es doch wohl als gewiß anzunehmen, beide Stangen einem und demselben Thiere gehörten, sie nicht ganz gleich gewesen, wie es ja überhaupt bei den meisten Gehörnen der Fall sein soll.

Beide Stangen sind in meinem Besitze.

Demern, den 22. Dec. 1850.

G. M. C. Masch.     


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Elengerippe.

Es sind in neuern Zeiten in Meklenburg gefunden:

1) zu Meetzen bei Gadebusch vor einigen Jahren ein Gerippe mit ungewöhnlich großen Schaufeln;

2) zu Carlow im Fürstenthume Ratzeburg, bei Ratzeburg, im Sommer 1850 in einem Moderloche eine Schaufel.

Demern.

G. M. C. Masch.     

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