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Hünengräber von Kollund
in Schleswig.
Nachtrag.

Ueber die Aufgrabung des in Jahrb. XIV, S. 343, beschriebenen Hünengrabes von Kollund sind dem Vereine von dem Herrn Lieutenant von Raven, welcher die Aufgrabung leitete, noch interessante Beschreibungen mit genauen Zeichnungen übergeben worden, welche wir hier noch nachträglich mittheilen, da unsere früheren Berichte nur nach mündlichen Aussagen ge geben sind.

Es finden sich an dem Wege von Kollund nach Hönschnap im Herzogthum Schleswig, ungefähr 1/3 Meile nordwestlich vom flensburger Hafen, eine Menge von alten Gräbern, wahrscheinlich der ältesten Periode angehörig, neben und auf einem Höhenzuge, an dessen einer Seite sich ein großes, mit Haide bewachsenes Torfmoor befindet, dessen niedrigster Theil einen jetzt abgelassenen See bildet, an dessen Stelle man jetzt noch Sand erblickt.

Der Untergrund des Moors ist gelber Sand. Die in weiter Entfernung um das Moor liegenden Höhen und die steilen Ufer des Meerbusens machen eine frühere Verbindung mit der Ostsee nicht wahrscheinlich. Auch kann man von den Höhen, wo sich die beregten Gräber finden, das Meer nicht erblicken.

Die Größe des ganzen Kirchhofs mag einen Längendurchmesser von 200 bis 300 Schritten haben und 100 Schritte breit sein; obgleich sein früherer Umfang sich nicht mehr angeben läßt und der Boden in der Umgebung schon durch Kultur geebnet ist. - Die Bauern wollen beim Bestellen des anstoßenden Ackers häufig "schwarze jütische Töpfe" angetroffen haben. - Eine große Anzahl Gräber war zerstört. - Im Uebrigen war die ganze Bauart und Beschaffenheit der Gräber der Art, wie diese in einem Buche über die Alterthümer des Herzogthums Schleswig aus ältester Zeit beschrieben ist. - Auf den Höhen, welche rings dieses große Moor einschließen, liegen überall kleine, runde, kegelförmige Kuppen. Auf der Höhe hier neben dem Kirchhofe waren diese kleineren Kuppen sichtlich Gräber; einige derselben waren früher schon geöffnet worden. In der Niederung daneben lagen die Gräber reihenweise, oft dicht neben einander, andere ohne Ordnung dabei. In einer solchen Reihe waren sie der Länge nach 1, 2 bis 3 Fuß mit Erde bedeckt, und nur bei wenigen waren die Steine zu sehen.

Bei dem von uns aufgegrabenen Grabe lag der colossale Deckstein, 8 Fuß 5 Zoll lang und 6 Fuß 3 Zoll breit, ganz

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zu Tage; auch war dasselbe unter den umherliegenden Gräbern wohl das größte. Zu Seitenwänden dienten 6 etwas kleinere Felsblöcke, von denen 5 zugleich den Deckstein trugen und der sechste nach Osten zu die Thür des Grabes bildete. Die Zwischenräume zwischen den Felsblöcken waren durch kleinere Steine ausgefüllt. Die Länge des inneren Raumes betrug 9' 4", die Breite 5' 7", die Höhe vom Boden bis zur untern Fläche des Decksteins ungefähr 6'. Diese untere Fläche des Decksteins, so wie alle übrigen innern Flächen der Steine waren ziemlich eben. Der Fußboden war fest ausgestampft, gedielt mit zerschlagenen, ganz weißen, vielleicht gebrannten Feuersteinen. Das ganze Grab war mit Erde ausgefüllt; die ganze obere Schicht war schwarz und moorig und nur der allerunterste Theil auf dem Feuersteinboden reiner weißer Sand, und dicht über dem Sande eine etwa 2" hohe, feste Lehmschicht.

Anscheinend das Innerste umschließend, fand sich in ziemlich flach gerundeter oder vielmehr gewölbter Form eine etwa 2 Zoll dicke, gelbe, oft röthliche Lehmschicht, dem Anscheine nach früher gebrannte Erde, jetzt verwittert. Stellenweise war diese Masse sehr weich, stellenweise ziemlich fest und trocken. Die Form schien oval zu sein, jedoch schien kein Boden daran gewesen zu sein.

Dann unregelmäßig lagen im Grabe eine große Anzahl von 1/2 bis 1 Zoll dicken, nach der einen Seite hin eben geschliffenen Platten, verschiedener Größe bis zu 1/2 Fuß, von rothem Sandstein 1 ). Nach der andern Seite waren diese Platten behauen. Auch fanden wir an 2 dieser Platten an den ebenen Seiten Kanten eingeschliffen. Im Uebrigen paßten diese Stücke alle nicht an einander, da auch die Mitte fast jeden Stückes dicker war, als die Seiten.

Außerdem fanden sich noch, jedoch in weit geringerer Anzahl, von schon fast verwittertem Granit, theils auf beiden Seiten, theils aber nur auf einer Seite geschliffen (?), Platten, von ebenfalls verschiedener Größe bis zu ungefähr 3/4 Fuß, alle in der gleichen Dicke, von 1/2 Zoll Duodecimalmaß, und sehr flach gewölbt. - Während die Sandsteinstücke nur an einander gelegt zu sein schienen, konnte man jedoch bei den Granitstücken einige derselben, die gerade beisammen gefunden wurden, an einander passen.


1) Waren diese Sandsteine wirklich geschliffen, so waren es sicher Schleifsteine. Waren sie jedoch nicht geschliffen, so dienten sie, wie häufig beobachtet ist, zur Auszwickung des Grabes oder zu Urnendeckeln. Interessant ist jedoch, daß auch hier die überall erscheinenden rothen Sandsteine vorkommen.          Die Red.
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In dieser obern Schicht fanden wir sonst außer einem 1' langen keilförmigen Stein und einem auf beiden Enden abgerundeten länglichen Stein (vielleicht als Hammer gebraucht) nichts Bemerkenswerthes.

Im weißen Sande unten, auf dem Feuersteinboden und unter der Lehmschicht, fanden wir dicht neben einander, mehr an der nördlichen Seite des Grabes, 5 kleine aufrechtstehende und nur mit Sand gefüllte Urnen. Unter dem Feuersteinboden fand sich der gelbe Untergrund des Moores. Die Längenrichtung dieses Grabes 1 ) ging von Nordwest nach Südost.

Kollund, 1. August 1848.

In einem andern, jedoch kleineren Grabe 2 ) dieser Art, das jedoch von uns nicht weiter ausgegraben ward, weil es schon geöffnet gewesen zu sein schien, fand sich der Keil von Feuerstein, welcher ebenfalls eingesandt wurde.

Kollund, 5. August 1848.


1) Dieses Grab ward aufgegraben von einigen Jägern des Leichten Infanterie=Bataillons, 1ster und 4ter Compagnie, unter Leitung des Herrn Dr. Paschen und des Secondlieutenants von Raven.
2) Am zweiten Tage, wo außer dem Feuerstein nichts gefunden ward, nahm der Herr Hauptmann von Grävenitz an der Leitung Antheil und besorgte überdies die portofreie Uebersendung nach Schwerin.