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Die Kirche zu Grüssow.

Die Kirche zu Grüssow bei Malchow 3 ) ist ganz von behauenen Feldsteinen ohne alle Ziegel im Uebergangsstyle, also


3) Ich verdanke die Beförderung zur Untersuchung dieser Kirche dem Herrn Domainenrath Kollmann auf Grüssow.
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ungefähr 1230-1240 gebauet; sie bildet ein einfaches Oblongum, an dessen Westende ein großes Thurmgebäude steht. Im J. 1284 wird ein Pfarrer Heinrich zu Grüssow genannt (Hinricus plebanus de Grussowe). Die Kirche ist nur klein; aber die jetzige Kirche ist wahrscheinlich nur der Chor einer ältern, größern Kirche: man sieht dies deutlich am Westende, wo zwei im rechten Winkel über die Seitenmauern hinüberragende Wände abgebrochen sind. Dies wird aber schon im Mittelalter geschehen sein, da unmittelbar an dem Westende der jetzigen Kirche ein großes Thurmgebäude, ebenfalls ganz aus Feldsteinen, aufgeführt ist. Dieses Thurmgebäube ist ungewöhnlich breit und colossal und gleicht ganz einem weltlichen Burgthurme, zumal mit den kreisrunden Verzierungsnischen an den Ecken unter einem gewöhnlichen Hausdache; der Thurm ist wahrscheinlich in dem Jahrhundert von 1350-1450 erbauet.

Am 14. Februar (die Valentini) 1352 schenkte der Fürst Nicolaus von Werle das Patronat der Kirche zu Grüssow dem Kloster Malchow, welches dasselbe noch jetzt besitzt.

Durch den dreißigjährigen Krieg verfiel die Kirche sehr. In dem Visitations=Protocolle vom J. 1650 heißt es:

"Die Kirche ist heruntergefallen und stehet noch das unterste Mauerwerk vnd der Vorgiebel von Feldsteinen. Der Thurm ist von hohem Mauerwerk."

In dem Visitations=Protocolle vom J. 1664 heißt es:

"Die Kirche ist ein klein gebewte, mit Stroh gedecket. Der Thurm ist von Mauerwerck auffgeführet vnd oben mit Spohn gedecket, aber sehr bawfellig."

Daher kommt es, daß die Fenster in den Seitenwänden ganz verunstaltet und verbauet sind.

Die Pforte ist mit Ziegeln eingesetzt und ziemlich im Style, also wahrscheinlich noch alt.

Daß der Ostgiebel so tüchtig gebauet und im dreißigjährigen Kriege stehen geblieben ist, hat Veranlassung zu einer höchst interessanten Entdeckung gegeben. Die Giebelwand, welche drei schräge eingehende Fenster im Uebergangsstyle ohne Gliederungen hat, ist ganz von behauenen Feldsteinen (Granitquadern) aufgeführt und sowohl in der Basis, als in den Fensterleibungen sauber und regelmäßig bearbeitet. Diese ganze Wand hat auf der äußern Seite noch die Zurichtung aus der Zeit der Erbauung. Auf der großen Wandfläche sind die Stellen, welche nicht in gleicher Oberfläche mit der Mehrzahl der Quadern stehen, mit grobem Kalkmörtel geputzt und dadurch in gleiche Fläche mit der Mehrzahl der behauenen, ebenen Steine gebracht. In diesem Putz sind die großen Quadern durch eingeschnittene Fugen

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angedeutet. Die Fensterleibungen sind mit feinem, gelblich weißen, überaus harten und glatten Mörtel, der dem Porzellan gleicht, ganz abgeputzt. Hier stehen auf den senkrechten Wänden, bis zu den Fensterwölbungen, die eingeschnittenen Fugen dichter, indem durch dieselben die Umrisse von Ziegeln nachgeahmt sind. Vorzüglich merkwürdig aber ist es, daß die abgeputzten äußern Bogenwölbungen der Fenster bemalt sind: von innen (von dem Glasfenster an) gehen nämlich gegen 3 Zoll breite rothe Streifen, wie Strahlen, auf dem weißen Putzgrunde bis gegen die Außenfläche der Giebelmauer, so daß es scheint, als ströme oben durch die Fenster ein rothes Licht auf die Bogenwölbungen.

Auch die Umgebungen der Eingangspforte scheinen durch Malerei roth quadrirt zu sein, jedoch läßt es sich nicht bestimmen, ob diese Malerei jüngern Ursprungs ist. Die Malerei in den Bogen der Fenster stammt jeden Falls aus der Zeit der Erbauung der Kirche.

G. C. F. Lisch.