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V. Zur Naturkunde.


Rennthiere in Meklenburg.

Unter dieser Ueberschrift hat bereits früher (Jahrb. XI, S. 496) mein werther Freund, Herr Dr. Lisch, darauf hingedeutet, wie wichtig es für die Naturwissenschaft ist, nachzuweisen, welche Thiergattungen früher hier im Lande lebten, die jetzt nicht mehr gefunden werden, und namentlich wie unbestimmt es noch sei, ob das Rennthier in den deutschen Ostseeländern gelebt habe. Eine bei Gerdshagen gefundene Stange desselben ist bis jetzt der einzige bei uns beobachtete Beweis für die Bejahung dieser Frage.

Um so erfreulicher ist es mir, einen zweiten Beweis für das frühere Vorhandensein der Rennthiere geben zu können. Im Laufe dieses Sommers ward beim Ausmodden einer Grube auf einem Ackerstücke, welches dem Hauswirth Törper in Carlow, Fürstenthums Ratzeburg, gehört und das noch bei Menschengedenken als Bruch und Moor da lag, unten im Grunde, in einer Tiefe von 8 Fuß, eine in seltener Vollständigkeit erhaltene Geweihstange, und von der zweiten ein bedeutendes Bruchstück gefunden, welche beide nach dem Urtheile der zu Rathe gezogenen Jagdmänner, und namentlich des Herrn Oberforstmeisters von Lehsten in Rehna, einem Rennthiere gehört haben.

Die erhaltene Stange ist glatt, der Durchschnitt derselben würde unten fast rund, weiter hinauf eiförmig ausfallen und hat von der Krone bis zum Ende der Schaufel in gerader Linie gemessen eine Länge von 2 Fuß 8 1/2 Zoll. Da sie aber eine starke Rundung hat, welche von der Peripherie bis zu der gedachten geraden Linie zwischen Krone und Schaufel 11 Zoll beträgt, so würde die Länge, als gerade gedehnt, 3 Fuß 7 Zoll betragen. Die Dicke derselben wechselt; an der stärksten Stelle, nahe der Eissprosse, beträgt sie 2 1/2 Zoll, oben in der Biegung 1 3/4 Zoll.

Die Theile dieser Stange sind, abgesehen von der Krone, welche rund ist und 1 1/2 Zoll im Durchmesser hat, eine Augensprosse, welche sich niederwärts wendet, eine aufrechtstehende Eissprosse und eine Schaufel mit 3 Zacken.

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Die Augensprosse, unmittelbar an der Krone, ist 9 Zoll lang, mißt an der Basis 1 1/2 Zoll, verjüngt sich dann bis zu einem Zoll und gewinnt wieder eine Breite von 1 3/4 Zoll, ist jedoch am Ende etwas abgebröckelt.

Der Anfang der Eissprosse ist 3 1/2 Zoll von dem Ansatz der Augensprosse entfernt; sie ist an der innern Seite der Stange und aufwärts gerichtet, und jetzt noch einen Fuß lang, jedoch auch am oberen Ende nicht ganz erhalten; an der Basis 2 Zoll stark, verjüngt sie sich bis zu 1 1/2 Zoll und gewinnt dann wieder eine schaufelförmige Breite von 3 Zoll.

Die Stange, wie bereits bemerkt, ganz glatt, hat in einer Entfernung von 11 Zoll von der Augensprosse an der äußeren Seite einen kleinen Höcker von 1/4 Zoll Erhöhung und verbreitet sich dann zu einer 2 1/2 Zoll breiten und 11 Zoll langen Schaufel mit 3 Zacken. Diese sind an ihren Spitzen nicht mehr vollständig erhalten, haben jedoch noch eine Länge von 2 1/2 Zoll, sind an der Basis über 2 Zoll und an der Spitze etwa einen Zoll breit, und beträgt die Dicke nur 1/2 Zoll. Daß außer diesen 3 Zacken keine mehr vorhanden waren, ist entschieden zu erkennen.

Von der zweiten Stange ist nur ein 10 1/2 Zoll langes Bruchstück erhalten worden; auf geschehene Nachfrage ward mir die Nachricht, daß nicht mehr davon gefunden sei. Es enthält die Krone und von der Augensprosse 3 Zoll, von der Eissprosse 7 Zoll und von der Stange 6 1/2 Zoll. Der Ansatz der letztern Sprosse ist von dem Ende der erstern nur 2 Zoll entfernt, so daß also, wenn, wie es doch wohl als gewiß anzunehmen, beide Stangen einem und demselben Thiere gehörten, sie nicht ganz gleich gewesen, wie es ja überhaupt bei den meisten Gehörnen der Fall sein soll.

Beide Stangen sind in meinem Besitze.

Demern, den 22. Dec. 1850.

G. M. C. Masch.