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Die Kirche zu Alt=Röbel,

welche gegenwärtig in der Restauration begriffen ist, zeigt aber höchst merkwürdige Ueberreste von Wandmalerei aus der Zeit ihrer Erbauung und wird an Alter nur durch die Ornamente in der Sakristei der dambeker Feldkirche übertroffen. Die Kirche, ganz von Ziegeln, ist im Uebergangsstyle gebauet. Der Chor ist offenbar viel älter, als das Schiff, und stammt sicher aus der Zeit der Gründung der Stadt, wenigstens aus der Zeit 1220-1230. Im Friese stehen noch alte, sehr kräftige Halbkreisbogen und eine alte vermauerte Thür in der nördlichen Chorwand ist noch ganz im Rundbogenstyle erbauet, obgleich die Fenster schon im Uebergangsstyle gewölbt sind.

Bei einer Untersuchung im Sept. 1850 fand sich nun der Chor in der ursprüniglichen Weise aus der Zeit der Erbauung decorirt. Es ward ein Theil der südlichen Chorwand von der weißen Tünche befreiet und unter derselben lag der alte Schmuck ganz unversehrt. Die ganze Wand ist mit einem dünnen, festen Kalkputz aus der Zeit der Erbauung bedeckt.

Ueber der Erde sind an der Wand entlang Rundbogen, etwa 5 Fuß hoch, durch Einschneidung des Mörtels gezeichnet und die etwa 1/2 Fuß breiten Bogen quadrirt und die Quadern abwechselnd dunkelroth und blau gemalt. Die Füllungen der Bogen sind, wie gewöhnlich, mit einem ungefärbten, gelbgrauen, festen Putz übersetzt. In diesen Füllungen fanden sich zahlreiche alte - Urkunden, die Radirungen der Kinder aus allen Jahrhunderten, Fratzen und Inschriften aller möglichen Art. Ueber den Bogen ist die ganze Wand, wenigstens sicher bis zu den Fenstern, abgeputzt und dieser Putz mit einer angenehmen Ziegelfarbe, welche theilweise in Orange abgeblichen und abgescheuert ist, bemalt und mit weißen und bläulichen Linien in große Quadern, von der Größe der gewöhnlichen Sandsteinbauquadern, abgetheilt. In einer Ecke fanden wir die Malerei eines Kapitäls von weißen Linien auf dem ziegelrothen Grunde. Die

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Fensterleibungen sind blaugrau gemalt und, wie es scheint, mit Ornamenten verziert. Da der Kirche eine durchgreifende Restauration bevorsteht, so ist zu hoffen, daß die ganze alte Verzierung der Wände bloß gelegt wird und zur Erkenntniß kommt, vielleicht auch wieder hergestellt wird.

Fast noch interessanter ist eine alte Malerei auf der der Stadt zugekehrten südlichen äußern Wand der Kirche, eine Malerei, welche ebenfalls aus der Zeit der Erbauung des Chors stammt. Unter den Fenstern steht nämlich ein Gurtgesims 1 ), welches geputzt ist und auf hübschen, kleinen Ziegelconsolen ruhet, welche alle verschieden sind. Dieses Gesims ist nun sehr hübsch gemalt: auf grünlichem Grunde ist ein Zickzackband, welches eine sogenannte Stromschicht von Ziegeln darstellt; diese breiten Zickzackbänder sind links hinab grau, rechts hinauf in der untern Hälfte ziegelroth, in der obern Hälfte orange gemalt. Dieser Gurt ist an beiden Seiten zunächst von einer dunklern Linie, dann von einem orangefarbenen Bande und endlich zu beiden Seiten von einem ziegelfarbenen, etwas breitern Bande eingefaßt. Der Grund, auf dem die Consolen stehen, ist mit einem naturfarbenen Putz bedeckt. - Dieses Beispiel von Malerei an einer Außenwand einer Kirche ist bisher das einzige bekannte Beispiel in Meklenburg. - An der Ostseite und Nordseite der Kirche, welche der Müritz zugekehrt sind, fehlt diese Decoration, jedoch sind zur Andeutung dieses Gurtsgesimses in gleicher Richtung die Ziegel mit der breiten Seite eingemauert.


1) Der Herr Bau=Conducteur Krüger zu Röbel schenkte die Abbildung dieses bemalten Gurtgesimses.