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B.

Jahrbücher

für

Alterthumskunde.

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I. Zur Alterthumskunde

im engern Sinne.


1. Vorchristliche Zeit.

a. Zeit der Hünengräber.


Hünengrab von Steinhagen.

Zu Steinhagen bei Bützow ward ein Hünengrab abgetragen und der für Meklenburg nicht häufige antiquarische Inhalt desselben geborgen. Es fand sich nämlich:

eine Urne, ganz in Birnen= oder Melonenform, mit den charakteristischen Verzierungen der Urnen aus der Steinperiode, abwechselnd über und unter dem Bauchrande mit Gruppen von senkrechten Parallellinien, die durch kurze Stiche oder Striche gebildet und von einzelnen wagerechten Stichen begleitet sind (vgl. Jahrb. X, S. 254-258), verziert, am Rande mit einigen Strichen ähnlicher Zickzacklinien eingefaßt und auf dem Bauchrande mit zwei kleinen durchbohrten Knoten oder Henkelchen besetzt, 7 " hoch und im Bauche 7 " weit, mit fast spitzem Boden von kaum 2 " Durchmesser,

ein Keil aus hellgrauem Feuerstein, 4 1/4 " lang, und
ein Schmalmeißel aus hellgrauem Feuerstein, 6 " lang.

Der Verein verdankt diese Alterthümer dem Geschenke des Herrn Dr. Crull zu Wismar.

G. C. F. Lisch.


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Hünengrab von Schlutow Nr. 1.

Zu Schlutow bei Gnoyen wurden beim Steinbrechen in einem Hünengrabe folgende steinerne Alterthümer gefunden:

ein breiter Keil aus gelbgrauem Feuerstein,

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ein Stück von einem an beiden breiten Seiten stark und glatt ausgeschliffenen Schleifstein aus feinkörnigem, festen "alten rothen Sandstein" von rother Farbe, 3 bis 4 " im Quadrat groß,

ein Gypskrystall, 6 " lang.

Diese Alterthümer wurden in einem und demselben Hünengrabe beim Steinbrechen gefunden, da für häufige Häuser= und Straßenbauten in Gnoyen viele Steine auf den benachbarten Gütern gebrochen werden. Der Herr von Kardorff auf Nemlin zu Gnoyen, welcher alle Steinarbeiten in dortiger Gegend sorgfältig überwacht, hat diese Gegenstände erworben und dem Vereine geschenkt.

In einem andern

Hünengrabe von Schlutow Nr. 2

ward ein Keil aus grauem Feuerstein, und in einem dritten

Hünengrabe von Schlutow Nr. 3

ein Schmalmeißel aus grauem Feuerstein gefunden,

und ebenfalls von dem Herrn von Kardorff auf Remlin erworben und dem Vereine geschenkt.

G. C. F. Lisch.

Hünengrab von Dölitz.

In einem Hünengrabe zu Dölitz bei Gnoyen ward beim Steinbrechen für Bauten in der Stadt Gnoyen in einem Hünengrabe eine schöne Streitaxt aus Hornblende gefunden und von dem Herrn von Kardorff auf Remlin zu Gnoyen erworben und dem Vereine geschenkt.

Hünengrab von Vietlübbe.

Einen Streithammer aus Hornblende, von der kleinsten Art, nur 3 " lang, fand der Herr Pastor Ritter auf dem Felde von Vietlübbe bei Plau bei einem halbzerstörten Hünengrabe und schenkte ihn dem Vereine.

Hünengrab von Godern.

In dem in Jahrb. XVI, S. 253 flgd. beschriebenen Hünengrabe von Godern ward ein viel ausgebrochenes und abgenutztes spanförmiges Feuersteinmesser gefunden, welches der Herr Präpositus Schencke zu Pinnow dem Vereine schenkte.

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Hünengrab von Barendorf.

Als im Jahre 1849 auf dem Felde von Barendorf bei Grevismühlen zwei bei einander im Dorngebüsche liegende große Steine gesprengt wurden, welche zu Fundamentsteinen benutzt sind, fanden sich unter denselben nachstehende Gegenstände:

1) ein Schmalmeißel aus Feuerstein, 5 1/2 " lang, nur an der Spitze geschliffen,

2) unter dem andern Steine ein großes eisernes Instrument, welches Aehnlichkeit mit einem Leuchter hat, zwar alt, jedoch aus jüngern Zeiten, so wie auch ein dänisches 2 Skilling=Stück von 1665. Letzteres ist gewiß erst später dahin gekommen und nun erst bei der Bearbeitung des Steines unter denselben gekommen.

Die Arbeiter sagten aus, daß sich unter den großen Steinen eine Art Damm von kleineren Steinen befunden habe, jedoch hätten sie nichts von Urnen entdeckt, und so tief der Boden jetzt auf dieser Stelle durchgeackert ist, so findet sich doch nichts vor.

Barendorf, den 11. April 1852.

C. F. Linshöft.

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Alterthümer vom Kaninchenwerder
bei Schwerin.

Bekannt in Meklenburg ist wegen seiner reizenden Lage der Kaninchenwerder, eine kleine Insel im südlichen Theile des großen schweriner Sees, eine halbe Stunde von Schwerin. Außer der malerischen Gestaltung der Oberfläche und der entzückenden Aussichten ist die Insel auch merkwürdig wegen vieler uralter Dornen= und wilder Obstbäume; namentlich sind die Dornen von so bedeutender Größe und Stärke, daß sie den Obstbäumen gleichkommen. Jetzt liegt die ganze Insel unter Ackercultur. Nach den Erzählungen alter Leute sollen aber früher so viele Dornenbäume, denn Bäume kann man sie nur nennen, auf der Insel gestanden haben, daß sie kleine Wälder gebildet haben und man beim Anfange der Ackercultur Kühe, welche sich hinein gedrängt und verirrt haben, mit Aexten hat heraushauen müssen.

Was aber die Insel noch interessanter macht, ist der Umstand, daß sich auf derselben öfter steinerne Geräthe aus der Steinperiode gefunden haben. Der Herr Hofschlösser Duve zu Schwerin, welcher an den Bestrebungen des Vereins den lebhaftesten Antheil nimmt, hat besonders die Alterthümer auf dem Kaninchenwerder stets scharf im Auge gehabt. Er hat

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namentlich zwei durchbohrte steinerne Streitäxte gesehen, welche dort sicher gefunden worden sind, und kennt noch gegenwärtig eine dritte solche, welche er noch herbeizuschaffen hofft.

Herr Duve selbst hat auf dem Kaninchenwerder gefunden:

1 Keil aus dunkelgrauem Feuerstein, überall ganz roh zugehauen und erst 1" lang und 1/2 " breit an einem Bahnende angeschliffen, und

1 Schmalmeißel aus weißlichem Feuerstein, 5 " lang, an der Schärfe sehr glatt geschliffen.

Der Herr Duve hat diese Alterthümer den schweriner Sammlungen übergeben und dabei berichtet, daß die Alterthümer auf dem Kaninchenwerder meistentheils auf dem Schwerin zugekehrten hohen Ufer, oberhalb der Dornenbäume, beim Abgraben des Ufers zur Gewinnung von Kiessand für Schwerin gefunden sind.

G. C. F. Lisch.

Alterthümer aus der Darnow
bei Bützow.

Der Herr Friedr. Seidel zu Bützow fand im Frühling 1850 auf dem Plan der Eisenbahn in der bei dem Bahnhofe von Bützow gelegenen Holzung, die Darnow genannt, und auf dem Bahnhofe in der von der Darnow dorthin gefahrenen Erde mehrere Alterthümer, welche er dem Vereine schenkte:

10 spanförmige Feuersteinmesser;

ein 1/2 " dickes Randstück von einer sehr großen und dicken Urne;

eine halbe Streitaxt aus Glimmerschiefer, durch das große Schaftloch mitten durchgebrochen, breit und sehr flach, ungefähr 1 " dick, sehr abgerieben und abgespült, aber doch im Schaftloche sichtbar und ohne Zweifel künstlich bearbeitet.

G. C. F. Lisch.

Feuersteingeräthe von Dreweskirchen.

Der Herr Koch auf Dreweskirchen schenkte dem Vereine mehrere Feuersteingeräthe, welche derselbe nach und nach auf der Feldmark Dreweskirchen an verschiedenen Stellen gefunden hatte:

einen an allen Seiten geschliffenen, breiten und dicken Keil;

ein Bruchstück eines geschliffenen Keils;

ein zu einem Keil oder Messer vorbereitetes, keilförmiges Stück Feuerstein;

einen Griff von einem Dolch aus Feuerstein;

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elf Späne oder spanförmige Messer aus Feuerstein, wie solche überall auf der Feldmark, namentlich häufig auf einem Ackerstücke genannt das Neue Land, gefunden werden.

G. C. F. Lisch.

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Steinerne Werkzeuge von Tressow.

Der Pächter Herr G. Haupt zu Tressow bei Wismar hat dem Verein eine Reihe von steinernen Werkzeugen geschenkt, welche derselbe auf der Feldmark des Gutes Tressow und in der nächsten Umgebung derselben gefunden hat, nämlich:

1 kleinen Streithammer aus Hornblende, 3 1/4 " lang, dessen Schaftloch zwar ganz durchgebohrt, aber noch nicht ausgeschliffen ist, indem noch einige erhabene Ringe in demselben stehen, von denen nur der mittlere glatt geschliffen ist;

1 Keil aus Hornblende, 5 1/2 " lang;

1 Keil aus braun und grau geflammtem Feuerstein, 8 1/2 " lang;

1 kleinen, hohlgeschliffenen Keil, 4 " lang, sehr zierlich, überall geschliffen;

2 kleine Keile, an Größe, Form und Farbe gleich, 3 1/4 " lang, nur an den breiten Seiten geschliffen;

6 größere Keile, alle zerbrochen, jeder nur zur Hälfte vorhanden, 2 in der obern Hälfte, 4 in der untern Hälfte;

2 unfertige Keile oder Feuersteine von 4 und 5 " Länge, welche offenbar zu Keilen oder Messern vorbereitet, aber noch nicht vollendet sind;

1 großen Feuersteinsplitter;

2 durchbohrte Scheiben aus grauem Sandstein, Knöpfe, 1 1/2 " im Durchmesser;

1 Perle aus ganz weißem Stein.

Der Herr Haupt berichtet über diese Alterthümer Folgendes: "Die größere Hälfte dieser Alterthümer ist auf der Feldmark Tressow an einem nach Norden sanft abhangenden Hügel gefunden, dessen Flächenraum ungefähr 3000 [ ] Ruthen betragen mag. Am Fuße dieses Hügels dehnt sich eine Wiesenfläche aus, welche ein aus dem tressower See kommender Bach durchfließt. Südlich gegenüber erhebt sich wieder eine Anhöhe, auf welcher jedoch keine Alterthümer gefunden sind." Der Herr Haupt glaubt daher annehmen zu dürfen, daß der nördliche Hügel, auf welchem die Geräthe gefunden sind, eine Kampfstätte gewesen sei. Vielleicht ließe sich aber auch annehmen, daß die Stelle eine Wohnstätte oder eine Fabrik=

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stätte für Feuersteinwerkzeuge gewesen sei. Die vielen zerbrochenen und unvollendeten Geräthe, so wie die große Mannigfaltigkeit derselben scheint hiefür zu reden.

G. C. F. Lisch.

Angekaufte meklenburgische Alterthümer.

Von dem nach Amerika ausgewanderten Herrn Pastor Möller zu Cramon kaufte der Verein folgende von demselben in Meklenburg gesammelte steinerne Alterthümer:

2 Streitäxte aus Hornblende,

1 Dolch aus grauem Feuerstein,

1 Lanzenspitze aus grauem Feuerstein, zur Hälfte vorhanden und diese in zwei Stücke zerbrochen, auf einer Fabrikstätte zwischen vielen Feuersteinspänen gefunden,

1 halbmondförmiges Messer aus grauem Feuerstein,

1 breiten Keil aus gelbgrauem Feuerstein,

1 dicken Keil aus gelblichem Feuerstein,

1 Keil aus grauem Feuerstein,

1 Keil aus braunem Feuerstein,

1 Keil aus grauem Feuerstein: das Schneideende eines größern, wieder zum Keil benutzt,

1 Pfeilspitze aus Feuerstein, sauber gearbeitet, auf einer Fabrikstätte zwischen vielen Feuersteinspänen gefunden,

80 Feuersteinspäne, wie es scheint aus zwei Funden von Fabrikstätten. In einer Abtheilung lagen die zerbrochene Lanzenspitze und die schöne Pfeilspitze.

G. C. F. Lisch.

Steinalterthümer aus der Gegend der Stadt Cröpelin.

Der Herr Glasermeister Torgeler zu Cröpelin besaß eine kleine Sammlung interessanter heidnischer Alterthümer, welche er in der Gegend der Stadt Cröpelin gesammelt hatte und bei seiner Auswanderung nach Amerika im Frühling 1852 durch Vermittelung des Herrn Glasermeisters Beckmann zu Doberan dem Vereine käuflich überließ. Einige dieser Alterthümer gehören zu den seltensten, welche je in Meklenburg gefunden sind.

Keil von Meschendorf,

aus thonartigem, gemengten Gestein, 9 " lang, 3 1/2 " breit und 2 " dick, 4 Pfund 2 Loth schwer, überall geschliffen, der

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schwerste Keil, der bisher in Meklenburg gefunden, aber vielleicht über See eingeführt ist, da er ungewöhnlich ist und Meschendorf an der Ostsee liegt.

Keil von Miekenhagen,

aus schwärzlichem Feuerstein, 10 " lang und 2 " breit in der Mitte, sehr dünne und flach, fast überall 3/4 " dick, überall geschliffen, einer der längsten und verhältnißmäßig dünnsten Keile, die in Meklenburg gefunden sind.

Keil von Basdorf,

aus grauem Feuerstein, 7 " lang, überall und an den Ecken scharfkantig zugehauen und nur an der Schärfe regelmäßig geschliffen.

Keil von Arendsee,

aus weißlichem Feuerstein, 4 " lang.

Keil von Cröpelin,

aus grauem Feuerstein, nur zur Hälfte vorhanden.

Keil von Cröpelin,

aus Thonstein, 5 1/2 " lang, überall geschliffen, wahrscheinlich fremdes Fabricat.

Schmalmeißel von Cröpelin,

aus hellgrauem Feuerstein, nur 5 " lang, scharfkantig zugehauen, nur an der Schärfe geschliffen.

Schmalmeißel von Detershagen,

aus grauem Feuerstein, zur Hälfte vorhanden.

Streitaxt von Kägsdorf,

aus Hornblende, nur in der untern Hälfte vorhanden, im Schaftloche quer durchgebrochen.

Eine große Pfeilspitze

oder Harpunspitze aus grauem Feuerstein, überall roh zugehauen, 3 1/2 " lang.

Eine kleine Pfeilspitze,

aus weißlichem Feuerstein, ziemlich regelmäßig, jedoch etwas roh zugehauen, gegen 2 " lang.

Ein spanförmiges Messer,

aus grauem Feuerstein, an den Seiten vielfach abgenutzt, 3 1/2 " lang.

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Ein Feuersteinspan,

scharfkantig, 2 1/2 " lang.

Eine Scheibe aus Sandstein,

flach, durchbohrt, 1 1/2 " im Durchmesser.

G. C. F. Lisch.

Ein Keil aus Hornblende,

einer der größten und merkwürdigsten Keile Meklenburgs überhaupt und der größten Keile aus Hornblende, die je in Meklenburg gefunden sind, 8 1/2 " lang, 2 " dick, an allen Flächen ganz glatt geschliffen, geschenkt von dem Herrn Candidaten Segnitz zu Schwerin. Dieser hat ihn von dem Herrn Hof=Musicus Reinhard erhalten, welcher ihn von dem Glasermeister Torgeler (vgl. oben S. 232) zum Geschenk erhielt. Nach den von diesem dem Herrn Reinhard mitgetheilten Nachrichten soll der Keil bei Werle (bei Grabow?) gefunden sein.

G. C. F. Lisch.

Schleifstein von Stuer.

Der Herr Apotheker Schreiber, jetzt zu Grabow, war bei der in Jahrb. XIII, S. 357 flgd. beschriebenen Aufdeckung der großen Hünengräber zu Stuer im J. 1847 gegenwärtig und untersuchte nach Vollendung der Aufgrabung die ausgeworfene Erde genauer. Er fand in der Erde noch einen schönen Schleifstein, zum Schleifen der steinernen Werkzeuge benutzt, welcher sicher in dem Grabe gelegen hatte. Der Schleifstein ist von festem, quarzigen, "alten rothen Sandstein", an einem Ende offenbar verstümmelt, jetzt noch 6 " lang, 3 " breit und gegen 1 1/2 " dick. Er ist nicht nur an den beiden breiten, sondern auch an den beiden schmalen Seiten etwas concav und völlig glatt und regelmäßig ausgeschliffen und offensichtlich viel gebraucht. Bei Gelegenheit der Aufdeckung der Kegelgräber bei Grabow am 16. Dec. 1852 schenkte der Herr Schreiber diesen seltenen Stein dem Vereine.

G. C. F. Lisch.

Schleifstein von Schlutow,

aus "altem rothen Sandstein", vgl. oben Hünengrab von Schlutow Nr. 1, S. 228.

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Schleifstein von Tressow.

Ein kurzes, keilförmiges Stück von gelblichem, "rothen alten Sandstein", ungefähr 2 " lang und dick, von Natur wie die Beilseite einer Streitaxt geformt, an einer Seite geschliffen, von dem Herrn Haupt zu Tressow auf der "Kampfstätte" (S. 231) daselbst gefunden und dem Vereine geschenkt.

Schleifstein von Letschow.

Ein Schleifstein oder Klopf= oder Knackstein, aus hellgrauem "alten Sandstein" von fast kugelförmiger Gestalt, 3 " im Durchmesser, nur an einer kleinen Fläche angeschliffen, vor mehreren Jahren in einem der Torfmoore von Letschow bei Schwaan beim Torfstechen, zugleich mit einem alten menschlichen Unterkiefer, gefunden und von dem Herrn Burgemeister Daniel zu Schwaan geschenkt.

Schleifstein von Gerdeshagen.

Ein großes Bruchstück eines zerschlagenen großen Schleifsteins, dessen eine Fläche mehr convex ganz geschliffen ist, aus dunkelgrauem Uebergangskalk (mit einem Graptolithen), ward zu Gerdeshagen bei Doberan gefunden und von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow geschenkt. Vgl. Streitaxt von Reez (S. 237).

Schleifstein von Schwaan.

Ein Schleifstein aus Gneis, von elliptischer Gestalt, 5 1/2 " lang, 2 1/2 " breit und 7/8 " dick, eine schieferige Platte, an einer Seite glatt und etwas vertieft geschliffen, gefunden unter vielen rohen Feuersteinen auf der Feldmark der Stadt Schwaan an einer sandigen Stelle des Ufers der Warnow unweit Friedrichsgabe und dem Vereine geschenkt von dem Herrn Burgemeister Daniel zu Schwaan.

Schleifstein von Losten.

Zu Losten bei Wismar ward ein interessanter Stein gefunden und von dem Herrn Dr. med. Crull zu Wismar dem Vereine geschenkt. Der Stein ist von grauem Thonschiefer und hat ganz die Gestalt eines Feuersteinkeils, 6 " lang; er ist wie ein Keil zugeschärft, an allen Seiten glatt und an den breiten Seiten regelmäßig ganz geschliffen. Er weicht von einem Keile nur dadurch ab, daß er an der einen schmalen Seite etwas eingebogen ist und dadurch ein beilförmiges Ansehen hat. Uebrigens liegt zur Vergleichung kein ähnliches Stück vor.

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Schleifstein von Quaal.

Ein kleiner Wetzstein aus grauem Thonschiefer, 1 3/4 " lang, 3/8 " dick, gefunden zu Quaal bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

Schleifstein von Tressow,

aus schwarzem Thonschiefer, gefunden zu Tressow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow. Für das Alter des Steins spricht, daß er mehrere Fuß tief am Saum einer Wiese gefunden und an zwei schmalen Seiten hohl geschliffen ist.

Schleifstein von Tressow.

Der Herr Haupt zu Tressow schenkte dem Vereine ein auf der Feldmark Tressow gefundenes Bruchstück, das Ende eines vierseitig regelmäßig zugerichteten Schleifsteins aus schwarzem Kieselschiefer oder Probierstein, 1 1/4 " breit, 1 " lang und 1/2 " dick.

G. C. F. Lisch.

Schleif= oder Polierstein von Tressow.

Der Herr Haupt zu Tressow fand auf der Feldmark Tressow einen merkwürdigen Feuerstein, den er dem Vereine schenkte. Dieser Feuerstein ist von Natur cylinderförmig gebildet, 3 " lang und 1 " im Durchmesser, an beiden Enden abgeschlagen. Auf einer Seite ist der Stein offenbar durch Kunst ungefähr 3/4 " breit ganz eben und glatt geschliffen. Diese Erscheinung ist an einem Feuerstein bisher noch nicht beobachtet und nicht erklärt.

G. C. F. Lisch.

Zwei viereckige Poliersteine aus Feuerstein,

gefunden bei Bützow, schenkte der Herr Friedr. Seidel zu Bützow; einen dritten derselben Art hat Herr Seidel für seine eigene Sammlung zurückbehalten.

Es sind viereckige, überall gleich dicke Platten, aus dunkelgrauem Feuerstein, welche sowohl auf den großen Seitenflächen, als an allen Ecken geschliffen sind; die Ecken sind theils abgerundet, theils dreiseitig mit gebrochenen Kanten geschliffen.

Diese Steine werden gegenwärtig von Handwerkern, z. B. Klempnern, als Poliersteine gebraucht.

G. C. F. Lisch.

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Streitaxt von Reez.

Eine Streitaxt aus grobkörnigem, dunklen Grünstein=Porphyr, gefunden 1852 auf dem sogenannten "Teufelssaal" zu Reez bei Rostock (vgl. die folgende Nr.), geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

Der Herr Pastor Vortisch hat diese seltene Streitaxt, so wie den Schleifstein von Gerdeshagen und den Keil von Seehof, alles schöne Sachen, am 16. Oct. 1852 eingesandt und zum

"Andenken an den 16. Oct. 1852"

dem Vereine geschenkt, unter der ausdrücklichen Bedingung, daß die Veranlassung dieser Gabe, die an diesem Tage gefeierte 25jährige Amtsjubelfeier des Herausgebers, Archivars Dr. Lisch, in den Jahrbüchern des Vereins bemerkt werde.

Streitaxt von Reez.

Eine Streitaxt aus gneisartigem, viel geschichteten Gestein, an den beiden Seitenflächen viel und tief ausgewaschen, gefunden 1852 auf dem sogenannten "Teufelssaal" (vgl. die voraufgehende Nr.) zu Reez bei Rostock, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

Streitaxt von Kritzow.

Eine Streitaxt, aus Hornblende, von gewöhnlicher Form und mittlerer Größe, gefunden zu Kritzow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Dr. Crull zu Wismar.

Eine Streitaxt,

aus Hornblende, von schöner Form und Arbeit, jedoch im Schaftloche von den Findern durchbrochen, aber noch vollständig, gefunden in Meklenburg, jedoch unbestimmt, an welchem Orte, geschenkt von dem Herrn Pastor Ritter zu Vietlübbe.

Streitaxt von Miekenhagen.

Auf dem Felde von Miekenhagen bei Cröpelin ward eine interessante Streitaxt gefunden und von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow geschenkt. Dieselbe ist von Hornblendeschiefer, im Schaftloche quer durchbrochen und nur zur Hälfte vorhanden, und im Schaftloche noch nicht vollendet, sondern von beiden Seiten trichterförmig eingebohrt; an der einen Seite streicht bis dicht an dem Schaftloche vorüber eine Schicht eines andern, röthlichen, weichen Gesteins, welche ganz abgesplittert ist und dadurch wahrscheinlich die Durchbrechung veranlaßt hat.

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Streithammer aus dem Amte Bukow.

Der Herr Pastor Masch zu Demern schenkte dem Vereine einen kleinen, merkwürdigen Streithammer, welcher im Amte Neu=Bukow, ungewiß an welchem Orte, gefunden und ihm geschenkt worden war. Der Hammer ist weder in der Bohrung, noch in der Schleifung vollendet. Es ist ein kunstloser, rother Hornstein, ganz von der Gestalt eines Streithammers, roh und uneben, jedoch ziemlich regelmäßig, 3 1/2 " lang, 1 " dick und 1 1/2 " breit in dem breiten Ende des Schaftloches. An dem breiten Ende ist die Bohrung des Schaftloches angefangen und zwar so, daß von beiden Seiten her eine kegel= oder trichterförmige, fast halbkugelförmige Vertiefung von ungefähr 3/8 " Tiefe und 1 " Weite im Rande glatt eingetrieben ist; zwischen beiden Anbohrungen ist der Stein etwa 1/4 " dick noch nicht durchgebohrt.

G. C. F. Lisch.

Streithammer von Dreweskirchen.

Der Herr Pastor Lampert zu Dreweskirchen fand und schenkte dem Vereine einen kleinen Streithammer von Hornblende, welcher aus einem Bruchstücke einer größern Streitaxt gemacht ist. Die größere Streitaxt war im Schaftloche durchgebrochen. Man benutzte nun die zugeschärfte Hälfte, an welcher noch ein Theil des polirten Schaftloches und die Bruchflächen sichtbar sind, und machte daraus einen neuen Streithammer durch Einbohrung eines neuen Schaftloches. Dieses Schaftloch ist von beiden Seiten trichterförmig eingebohrt und noch nicht vollendet; dort, wo die beiden Einbohrungen zusammenstoßen, ist jedoch schon ein Ring rund und glatt ausgeschliffen.

Der Verein besitzt noch 2 Streithammer dieser Art; in dem einen ist das Schaftloch schon ganz ausgeschliffen, in dem andern ist das Schaftloch erst an beiden Seiten trichterförmig angebohrt.

G. C. F. Lisch.

Streitaxt von Barendorf.

Zu Barendorf bei Grevismühlen ward beim Aufgraben eines alten Grabens an einer Hecke die Beilhälfte einer schönen Streitaxt aus grauem Thonstein gefunden, welche wegen der Zerbrechlichkeit des Materials im Schaftloche durchbrochen ist. Geschenk des Herrn Schullehrers Linshöft zu Barendorf.

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Streitaxt von Viecheln.

Eine halbe Streitaxt aus Thonstein, daher im Schaftloche zerbrochen und nur in der zugeschärften Hälfte vorhanden, gefunden zu Viecheln bei Gnoyen im Acker, geschenkt von dem Herrn von Kardorff auf Remlin bei Gnoyen.

Hornblendeblock zur Streitaxt

vorbereitet, gefunden zu Tressow bei Wismar, frei auf dem Felde liegend, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow. Dies ist ein Block aus Hornblende oder Diorit, 4 " lang, 1 3/4 " breit, 1 1/4 " dick, sehr regelmäßig gebildet, an einer breiten Seite ganz eben und glatt geschliffen. Dies ist sicher der erste Anfang zur Verfertigung einer Streitaxt; es kommt öfter vor, daß der Block zuerst zu der beabsichtigten Form in den Oberflächen geschliffen und dann das Loch durchgebohrt ward, als daß erst der rohe Block durchbohrt und dann geschliffen ward. Daß dieser Block nicht zum Schleifsteine benutzt ward, dafür stimmt die ganz ebene, nirgends hohle Fläche und die Steinart, welche nie zu Schleifsteinen benutzt ward.

G. C. F. Lisch.

Durchbohrter Stein von Quaal.

Auf der Hufe des Hauswirths Fetting zu Quaal bei Grevismühlen ward ein roher, von Natur geglätteter, ovaler, kleiner, feinkörniger Granit von 3 1/2 " Länge, 2 1/2 " Breite und 1 1/2 " Dicke gefunden, welcher von beiden Seiten trichterförmig eingebohrt und durchbohrt ist. Ob dieser Stein eine Streitaxt hat werden sollen oder zum Schleudersteine gedient hat, läßt sich wohl schwer bestimmen; vielleicht hatte der Stein auch eine andere Bestimmung, z. B. zur Thürangel etc. .

Auf derselben Hufe ward auch eine Kugel aus etwas weicherem Gestein von 1 " Durchmesser gefunden. Diese Kugel dreht und schleift sich sehr gut in den trichterförmigen Einbohrungen des oben genannten Steines. Es wäre auch möglich, daß dieser zur Bildung solcher Kugeln benutzt ward.

Es werden sowohl rohe angebohrte Granite, als kleine Steinkugeln von der angegebenen Art öfter im Lande gefunden.

Der Herr Pächter Haupt zu Tressow erwarb beide Steine und schenkte sie dem Vereine.

G. C. F. Lisch.

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Keile.

Ein Keil aus hellgrauem Feuerstein, ganz und regelmäßig roh zugehauen, geschenkt von dem Herrn Dr. Gertz zu Wismar.

Ein Keil aus hellgrauem Feuerstein, sehr schön geschliffen, gegen 7 " lang, gefunden 1849 zu Seehof, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow. Vgl. oben Streitaxt von Reez und Jahrb. XVI, S. 254.

Keil von Wendorf. Zu Wendorf bei Wismar ward ein Keil von seltener Größe und Form gefunden und dem Herrn Director, Professor Dr. Crain geschenkt, welcher wieder dem Vereine damit ein Geschenk gemacht hat. Der Keil ist von hellgrauem Feuerstein, lang, breit und dünne: 11 " lang, 3 " breit in der Mitte und 1 3/8 " dick, also von sehr seltener Größe. Er ist an allen 4 Flächen überall und vollkommen geschliffen und von schönen Verhältnissen; leider sind die beiden äußersten Enden abgeschlagen. Der Keil gehört daher zu den äußerst seltenen Erscheinungen.

Ein Keil, aus grauem Feuerstein, groß und dick, von schönen Formen, überall geschliffen, 6 1/4 " lang und 3 " an der Schneide breit, vor einigen Jahren auf der Feldmark Papendorf bei Rostock gefunden, und

ein Keil, aus hellbraunem Feuerstein, 4 " lang, auf der Feldmark der Stadt Schwaan beim Bau der Eisenbahn gefunden, beide von dem Herrn Burgemeister Daniel zu Schwaan erworben und dem Vereine geschenkt.

1) Ein Keil aus bräunlichem Feuerstein, zerbrochen, gefunden zu Warkstorf bei Wismar,

2) ein Keil aus hellgrauem Feuerstein, 5 1/4 " lang, gefunden zu Hastorf bei Doberan,

3) ein Keil aus hellgrauem Feuerstein, 4 1/4 " lang, gefunden zu Kägstorf bei Cröpelin,

geschenkt von dem Herrn Dr. Crull zu Wismar.

Ein Keil aus Feuerstein, kurz und dick und viel ausgebrochen, 3 1/2 " lang, 1 1/4 " dick, gefunden zu Viecheln bei Gnoyen im Acker, geschenkt von dem Herrn von Kardorff auf Remlin zu Gnoyen.

Ein Keil aus Feuerstein, gefunden 1849 zu Wendisch=Rambow, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

Ein kleiner, dünner Keil aus dunkelgrauem Feuerstein, 3 " lang und 1/2 " dick, gefunden zu Scharstorf im Torfmoor, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

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Ein Keil aus grauem Feuerstein, überall geschliffen, kurz und dick 3 1/4 " lang, gefunden zu Tressow, geschenkt von dem Herrn Pächter Haupt zu Tressow.

Keil von Brusow. Zu Brusow bei Cröpelin ward in einem Torfmoore, in welchem auch ein schöner Bernsteinknopf gefunden ward (vgl. unten), ein Keil aus bräunlichem Feuerstein, 4 1/2 " lang, gefunden und von dem Herrn Pastor Masch zu Demern geschenkt.

Ein Bruchstück von einem Feuersteinkeil, gefunden zu Tressow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

3 keilartige Feuersteinsplitter, dick und breit, etwa 3 " lang, offenbar viel gebraucht, ohne Zweifel zu kleinen Keilen, die roheste Form derselben, gefunden zu Tressow, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

Keil von Tressow. Der Herr Haupt zu Tressow fand auf dem Felde von Tressow einen regelmäßigen, an einer Seite ein wenig angeschliffenen Feuersteinsplitter, 3 1/2 " lang, gut 1/2 " dick, an den Kanten vielfach ausgebrochen und offenbar viel gebraucht, und schenkte denselben dem Vereine.

Keil aus Hornblende. In der Gegend von Wismar sollte nach einem Gerüchte ein umherreisender Mann eine Alterthümersammlung besitzen. Nach vielen Bemühungen fand Herr Haupt zu Tressow endlich zu Losten diesen Mann, einen bald hier, bald dort arbeitenden Sattlergesellen, welcher eine werthlose Sammlung von Petrefacten besaß, unter diesen jedoch einen dicken Keil aus Hornblende, 6 " lang, ungefähr 2 " dick, fast ganz rund, mit spitzer Bahn, vorne breit und überall ganz geschliffen, von sehr seltener Beschaffenheit in Vergleich mit den meklenburgischen Keilen und wahrscheinlich ein nordisches, nach Meklenburg eingeführtes Product. Der Herr Haupt kaufte dem Besitzer den Keil ab und schenkte denselben dem Vereine.

Ein Keil aus Grünsteinporphyr, sehr breit und sehr dünne, 4 1/2 " lang, 2 3/4 breit und 3/4 bis 1 " dick, ganz geschliffen und in der Schneide nachgeschliffen und nachpolirt, sichtlich zum Einklemmen in einen starken Schaft oder eine Keule gebraucht, gefunden an dem Hüttenberge auf dem Gute Horst, Pf. Satow bei Cröpelin, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

Keil von Meschendorf, aus thonartigem Gestein, vgl. Steinalterthümer aus der Gegend von Cröpelin, S. 232.

Keil von Cröpelin, aus Thonstein, vgl. daselbst S. 233.

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Ein Schmalmeißel

aus Feuerstein, ganz roh zugehauen, 5 1/2 " lang, gefunden zu Kägstorf bei Cröpelin, geschenkt von dem Herrn Dr. Crull zu Wismar.

Ein unvollendeter Schmalmeißel

aus hellgrauem Feuerstein, 4 " lang, auf der Feldmark der Stadt Schwaan unter Dammsteinen von dem Herrn Advocaten Hansen zu Schwaan gefunden und dem Vereine geschenkt.

Ein Schmalmeißel

aus weißlichem Feuerstein, gefunden zu Degetow bei Grevismühlen auf dem Acker, geschenkt von dem Herrn Landbaumeister Schumacher zu Doberan.

Ein Dolch

aus hellgrauem Feuerstein, 8 1/4 " lang, gefunden vor einigen Jahren auf der Dorffeldmark Letschow bei Schwaan, und

ein Dolch

aus dunkelgrauem Feuerstein, 6 1/4 " lang, schmal und spitz, vor einigen Jahren auf der Feldmark Wiendorf bei Schwaan gefunden, beide von dem Herrn Burgemeister Daniel zu Schwaan geschenkt.

Ein Dolch

aus Feuerstein, von schöner Arbeit, 6 " lang, gefunden zu Remlin bei Gnoyen im Acker, geschenkt von dem Herrn von Kardorff auf Remlin zu Gnoyen.

Ein Dolch

aus Feuerstein, mit viereckigem Griffe, 6 " lang, gefunden zu Hohen=Viecheln am schweriner See, geschenkt von dem Herrn Dr. Crull zu Wismar.

Ein Dolch

aus gelbem Feuerstein, 5 1/2 " lang, gefunden zu Bülow bei Güstrow beim Ackern, geschenkt von dem Ingenieur=Gehülfen Herrn Carl Beyer zu Güstrow.

Eine Lanzenspitze

aus weißem Feuerstein, zerbrochen, nur in der Spitze 3 1/2 " lang vorhanden, gefunden zu Viecheln bei Gnoyen im Acker, geschenkt von dem Herrn von Kardorff auf Remlin.

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Eine Lanzenspitze

aus grauem Feuerstein, gefunden zu Schwaan, geschenkt von dem Herrn L. Fromm zu Parkentin.

Ein halbmondförmiger Feuersteinsplitter,

viel ausgebrochen, vielleicht als Säge oder dergl. gebraucht, gefunden zu Tressow, geschenkt vom Herrn Haupt zu Tressow.

Feuerstein=Späne und Splitter.

Feuersteinspäne von Tressow.

Der Herr Pächter Haupt zu Tressow schenkte ferner dem Vereine 8 Feuersteinspäne, welche größer und stärker sind (4 bis 5 " lang) als gewöhnlich, und zerstreut auf der Feldmark Tressow gefunden wurden. Bemerkenswerth ist, daß 5 derselben, namentlich die 4 größern zum Theil an den Spitzen abgebrochen, alle aber an den scharfen Langkanten sehr viel ausgebrochen und abgestumpft sind, was offenbar auf einen vielfachen Gebrauch deutet. Vielleicht dienten sie zu Lanzenspitzen und so möchte die Ansicht, daß auf der Feldmark Tressow eine alte Kampfstätte gewesen sei, noch mehr bestätigt werden (vgl. den voraufgehenden Abschnitt S. 231).

G. C. F. Lisch.

Feuersteinspäne von Tressow und Umgegend.

Der Herr Haupt zu Tressow schenkte dem Vereine 24 Feuersteinspäne von 2 bis 3 Zoll Länge, welche er größtentheils zu Tressow, theils aber auch auf den benachbarten Feldmarken von Quaal, Plüschow und Pravsthagen aufgesammelt hat. Diese Späne sind nicht, wie gewöhnlich, von vierseitigem Durchschnitte, sondern dreiseitig und ziemlich dick; viele sind offenbar stark benutzt, so daß die Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, daß sie zu Lanzen=, Pfeil= und Wurfspießspitzen gebraucht sind. Solche Splitter finden sich auf den genannten Feldmarken sehr häufig, aber immer zerstreut liegend.

Drei andere, breitere, unbearbeitete Feuersteinsplitter sind wohl zu kleinen Keilen bestimmt gewesen.

G. C. F. Lisch.

30 Feuersteinsplitter, meistentheils spitz an einer Seite, vielfach an den Kanten ausgebrochen und offenbar viel benutzt, ohne Zweifel zu Lanzenspitzen, Wurfspießspitzen u. dgl., gefunden zu Tressow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

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30 Feuersteinspäne, von denen viele offensichtlich als Pfeil= und Wurfspießspitzen und Messer gebraucht sind, ein auf dem Felde des Gutes Tressow bei Wismar gefunden und von dem Herrn Haupt zu Tressow geschenkt.

10 Feuersteinsplitter, größten Theils Pfeilspitzen, gefunden zu Tressow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

Feuersteinsplitter, alle offenbar viel gebraucht, von denen vermuthlich 4 als Lanzenspitzen, und 8 als Pfeilspitzen benutzt worden sind, von dem Herrn Haupt zu Tressow auf dem Felde von Tressow zerstreut gefunden und dem Vereine geschenkt.

Eine Pfeilspitze oder Wurfspießspitze aus einem breiten Feuersteinspan, 3 1/4 " lang und 1 3/4 " breit, gefunden zu Wismar, geschenkt von dem Herrn Dr. Crull zu Wismar.

Eine Pfeilspitze oder Wurfspießspitze aus einem Feuersteinspan, 2 1/4 " lang und 1 1/4 " breit, gefunden am Strande bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Forstmeister Plüschow zu Wismar.

Granitscheibe von Käselow.

Der Herr Haupt zu Tressow schenkte dem Vereine eine merkwürdige Scheibe aus Granit, welche von dem Herrn Evers zu Gr. Krankow auf dem Felde zu Käselow gefunden ist. Der Stein, aus feinkörnigem, festen, röthlichen Granit, ist überall völlig regelmäßig gebildet, abgerundet und geschliffen, ganz vollkommen wie eine flach gedrückte Kugel, ohne irgend eine Ecke oder einen Eindruck oder eine Durchbohrung, 9 " im Durchmesser und 3 " dick und gegen 5 Pfund schwer. Es giebt ähnliche Scheiben, welche wahrscheinlich als Schleudersteine gebraucht sind, aber diese haben alle Rillen an dem Umkreise und Eindrücke in der Mitte der flachen Seiten oder sind durchbohrt; die Scheibe von Käselow hat aber gar keine Abweichung von den regelmäßigen Linien und daher ist ihre Anwendung sehr zweifelhaft.

G. C. F. Lisch.

Eine durchbohrte Scheibe

aus Sandstein, 1 1/8 " im Durchmesser, gefunden zu Tressow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

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Eine durchbohrte Scheibe

(Knopf) von Sandstein, 1 3/8 " im Durchmesser, gefunden zu Satow, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

Eine durchbohrte Scheibe von Sandstein,

1 1/8 " im Durchmesser und 1/2 " hoch, und

einen kegelförmigen Knopf aus Kalkstein,

7/8 " im Durchmesser und 1/2 " hoch,

beide gefunden zu Satow bei Cröpelin und vielleicht der Steinperiode angehörend, schenkte der Herr Pastor Vortisch zu Satow.

Eine durchbohrte Scheibe von Sandstein.

Der Herr Pastor Masch zu Demern schenkte dem Vereine eine in Meklenburg=Schwerin gefundene durchbohrte Scheibe von grauem, feinkörnigen Sandstein, 2 " im Durchmesser und 3/8 " dick; jede flache Seite ist mit 3 eingegrabenen concentrischen Kreisen um das Loch verziert; das 1/2 " weite Loch in der Mitte ist sehr glatt und regelmäßig ausgerieben, woraus sich wohl der Schluß ziehen läßt, daß diese Scheibe ein Spindelstein gewesen sei.

Einen Knopf aus Thonschiefer,

gefunden zu Tressow, 7/8 " im Durchmesser und 1/2 " dick, schenkte der Herr Haupt zu Tressow dem Vereine.

Einen Knopf aus dunkelgrauem Thon,

gefunden zu Tressow bei Wismar, schenkte der Herr Haupt zu Tressow.

Ein menschlicher Unterkiefer,

breit, senkrecht stehend, ohne Zähne (welche alle ausgefallen sind), vom Moor dunkelbraun gefärbt, mit einem runden Schleifsteine (vgl. S. 235) zugleich in einem der Moore von Letschow bei Schwaan beim Torfstechen gefunden und von dem Herrn Burgemeister Daniel zu Schwaan geschenkt.

Pferdeschädel von Langen=Brütz.

Der Herr Präpositus Dr. Schencke zu Pinnow schenkte dem Vereine einen Pferdeschädel von einem sehr kleinen Pferde, welcher zu Langen=Brütz, wahrscheinlich beim Abräumen eines alten Grabes, ziemlich tief in der Erde gefunden ist.

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b. Zeit der Kegelgräber.


Kegelgrab von Gr. Pravsthagen.

Die Landgüter der Pfarre Gressow und Umgegend, zwischen Wismar und Grevismühlen, sind in antiquarischer Hinsicht dadurch von Interesse, daß sich dort viele Gräber von ausgezeichneter Größe und Schönheit finden, so wie sich dort auch eine ausgezeichnete Formation von angeschwemmten Granitblöcken findet. Die Hünengräber aus der Steinperiode bei Naschendorf gehören zu den größten und schönsten Meklenburgs und die Kegelgräber beim Sternkruge (Jahresber. VI, S. 69 flgd.) scheinen eine uralte historische Bedeutung zu haben. =

Der Herr Haupt zu Tressow hat nun in der Gegend noch andere schöne Kegelgräber entdeckt, deren nähere Bezeichnung aufbewahrt zu werden verdient.

Der Herr Haupt hatte schon lange in weiter Ferne einen hoch gelegenen Hügel bemerkt und unternahm vor kurzem die Entdeckung desselben. Er fand ein schönes Kegelgrab auf dem Felde des Dorfes Gr. Pravsthagen 1 ), auf der Hufe des Bauern Baumann, nahe an der Hilgendorfer Scheide. Die Achsenhöhe des Grabes ist 14 bis 16 Fuß; der Fuß des Grabes ist seit längerer Zeit unter dem Pfluge, der Rest hat aber noch einen Umfang von 52 Schritten. Oben hat das Grab noch die alte Rasendecke; an den Seiten ist es rund umher abgeschwemmt oder abgegraben. Oben steht an der Westseite ein Dornenstrauch (Crataegus Oxyacantha). Da das Grab sehr hoch liegt, so genießt man von demselben eine weite und schöne Aussicht, namentlich auf die Hamberge bei Grevismühlen.

Ungefähr tausend Schritte von diesem Grabe liegt auf dem Felde von Gr. Pravsthagen ein zweites Kegelgrab von ungefähr 6 Fuß Höhe und bedeutendem Umfange. Dieses Grab wird jetzt schon beackert.

Nahe bei diesem Grabe liegt im Plüschower Holze, nahe an der Hilgendorfer Scheide, ein drittes Kegelgrab, welches sich nur einige Fuß über den Urboden erhebt und nicht bedeutend an Umfang ist. Dieses Grab ist mit großen Buchen bewachsen.

G. C. F. Lisch.


1) Die Dörfer Gr. Pravsthagen (Propst=Hagen) und Hilgendorf, welches sicher bis 1462 Minnow hieß, gehörten im Mittelalter dem Kloster Neukloster.
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Kegelgräber von Grabow.

Im Dec. 1852 ließ die Kämmerei der Stadt Grabow auf den Weide= und Holzflächen der Stadt Pflastersteine ausbrechen. Die Arbeiter wählten die Tannenwaldung eine halbe Meile nordnordöstlich von der Stadt und erhielten dazu Genehmigung. Bald erscholl in der Stadt das Gerücht, daß bei dem Ausbrechen der Steine viele Urnen ausgegraben und in denselben auch Goldsachen gefunden seien. Einige Urnen, auch Alterthümer von Metall kamen in verschiedene Hände nach der Stadt, glücklicher Weise in solche Hände, welche die gefundenen Sachen nur zu retten bemühet waren. Der Herr Senator Bollbrügge nahm eine Urne, einen goldenen Fingerring und die Bronzen, der Herr Buchhalter Ritter brachte zwei schöne Urnen an sich. Da nun die Sache bedeutend zu werden schien, so meldete der Herr Apotheker Jänecke mir den Hergang und wünschte dringend meine Ueberkunft. Nach näheren Erkundigungen reisete ich denn auch sogleich auf den 16. und 17. Dec. nach Grabow und fand hier noch die Arbeiter in voller Beschäftigung. Dankbar ist vorzüglich die große Theilnahme und vielfache Aufopferung des Herrn Apothekers Jänecke zu rühmen, bei welchem sich an diesen Tagen auch ein Mittelpunkt aller Männer der Stadt bildete, welche regere Theilnahme an der Sache hatten, und welcher die ganze Besorgung übernahm. Besonders bemüheten sich noch die Herren Senator Bollbrügge, Senator Weidemann, Apotheker Schreiber und Zahnarzt Meinhoff.

I. Kegelgräber im Nordosten der Stadt.

A. Kegelgräber bei der Ziegelei.

An der bezeichneten Stelle im NNO. der Stadt, in den Tannen, bei der Ziegelei, auf der höchsten Erhebung über der nahen Elde liegen viele Kegelgräber auf einem Platze, welcher mit alter brauner Haide bedeckt ist und durch seine Färbung einen finstern Anblick gewährt. Namentlich zeichnen sich gegen 6 größere Gräber aus, welche die "Hünenberge" genannt werden. Alle diese Gräber haben einen großen Umfang von ungefähr 40 bis 50 Schritten, aber keine bedeutende Erhebung, indem sie nur etwa 5 Fuß über den Urboden emporragen. Aus diesen Gräbern ragten überall mäßige Feldsteine hervor, so groß, daß sie durchschnittlich ohne Zerschlagung zu Pflastersteinen benutzt werden können, viele aber auch etwas größer, jedoch keine Steinpfeiler oder große Platten, wie sie in den Gräbern der Steinperiode stehen. An diese Gräber waren die Arbeiter zuerst ge=

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gangen und hatten sie beim Ausbrechen der Steine umwühlt, auch zufälliger Weise größten Theils die in denselben liegenden Alterthümer gefunden; es ist freilich möglich, daß in denselben noch dies oder jenes verborgen liegt, die Abgrabung der bedeutenden Erdmassen steht aber in keinem Verhältnisse zu dem, was vielleicht noch gefunden werden könnte, um so mehr da die Ordnung durch das Ausbrechen der Steine zerstört ist. Glücklicher Weise ließ sich in Gegenwart der Arbeiter an Ort und Stelle noch Alles erforschen.

Kegelgrab Nr. 1.

Schon im Anfange dieses Jahrhunderts hatte der Hauptmann Zink hier gegraben und das bedeutendste Grab aufgedeckt, in welchem er 5 Urnen und 6 Bronzen gefunden hatte, wie dies im Friderico=Francisceum, Erläuterung, S. 57, Nr. 16, beschrieben ist. Er hatte die Mitte des Grabes bis auf den Grund ausgegraben; in der umwallten Vertiefung ist jetzt ein Bienenschauer für den Sommer angelegt.

Kegelgrab Nr. 2.

Ein zweites Grab hatte eine besondere Einrichtung. Das Grab war mit einem Kreise von kleinern Steinen eingefaßt. Quer durch den innern Raum waren von gleichen Steinen aus dem Grabe hervorragende Mauern gesetzt, welche sich im Mittelpuncte des Grabes rechtwinklich begegneten und ein Kreuz bildeten,

dessen Arme genau in den Richtungen von S. nach N. und von O. nach W., also ganz in der Richtung der Himmelsgegenden lagen; die Mauern waren ungefähr 8 Fuß lang, waren etwas mit Sand bedeckt und reichten nicht tief hinab. Diese Kreuzmauer lag in ihrem längern Arme mehr an der Südseite des Grabes. Eine ganz gleiche Steinsetzung in einem Kegelgrabe fand sich vor mehreren Jahren in der Gegend von Frankfurt a. O.; der Herr Schreiber zeigte eine Zeichnung von diesem Grabe vor. Zwischen diesen Steinen war ein unverbrannter Schädel gefunden, welcher leider zerschlagen ist; die Leiche war also unverbrannt beigesetzt. Der Schädel war sehr dünne und gehörte ohne Zweifel einem jungen Menschen an. Die übrigen Gebeine sind wohl verworfen. Urnen wurden in diesem Grabe nicht bemerkt. Neben dem Schädel fanden sich folgende Bronzen, welche ebenfalls keine Spur von Brand zeigen.

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Die Bronzen lassen sich dem äußern Ansehen nach sicher in drei verschiedene Classen theilen, welche in sich immer ein gleiches Ansehen haben; die Verschiedenheit des Aussehens kommt entweder von mehreren nach der Zeit verschiedenen Bestattungen in dem Hügel oder von verschiedenen Standpuncten in dem Hügel:

a) als die ältesten Bronzen erschienen folgende, welche theilweise sehr tief, fast ganz von hellgrünem, oft blauem Roste durchfressen und daher zum Theil durchbrochen sind:

ein gewundener Halsring, mit Haken an den Enden, in 5 Stücke zerbrochen;

ein glatter Halsring mit geschmackvollen gravirten Verzierungen;

drei voll gegossene Handringe, von rhombischem Durchschnitt, von denen zwei sehr stark gerostet und durchbrochen sind.

b) als die jüngsten Bronzen erschienen folgende, welche kaum einen Anflug von Rost und eine viel weniger gediegene Gestalt haben und weniger kunstvolle Arbeit zeigen:

ein kleiner gewundener Ring, 4 " im Durchmesser, so weit wie ein Armring;

eine dünne, glatte, halbmondförmige Spange mit spitzen Enden, 3 " weit;

ein Deckel mit einem Oehr in der Mitte, wahrscheinlich ein Deckel zu einem kleinen Bronzegefäße (wie unten S. 255);

ein Doppelknopf mit aufrecht stehender Stange, wie Jahrb. XI, S. 378 oben;

ein spiral=cylindrisch gewundener Fingerring von dünnem Bronzedrath;

eine Spange von Bronzedrath, zerbrochen.

c. als Bronzen aus der Mittelzeit der Bronze=Periode erschienen folgende Stücke, welche alle kräftig und derbe und wohl erhalten und mit festem dunkelgrünem Roste bedeckt sind; diese Bronzen sind später von den Arbeitern ausgeliefert, und es ist nicht zu bestimmen, im welchem Grabe sie gefunden sind:

ein gewundener Kopfring, sehr kräftig und schön gearbeitet; von den Windungen sind immer je zwei glatt und je zwei mit dichten Querfurchen verziert, so daß kleine Buckel oder Knöpfe neben einander stehen;

zwei Paar hohl gegossene Handringe, mit Querfurchen verziert; auf dem einen Paare sind die stehen gebliebenen Erhöhungen wieder durch Querfurchen verziert, wie der Kopfring.

Diese 5 Stücke stammen zuverlässig aus Einer Fabrik.

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In dem Grabe fand sich noch ein sonderbarer Stein: eine dünne, gleichmäßig dicke Stange von festem, gneisartigen Gestein, 1 Fuß lang und 3/4 " dick, sonderbar abgespalten und an einem Ende spitz abgerundet, wie ein Meißel oder ein Polierstein.

Kegelgrab Nr. 3.

In einem andern Grabe fand sich eine kleine, schön geformte Urne, 4 " hoch, mit kugeligem Bauche und weitem Rande, hellgelb und glatt, angefüllt mit verbrannten Knochen eines Kindes. In dieser Urne lag ein goldener, spiralförmiger Fingerring von einfachem Golddrath, 3 Windungen hoch, auf den Finger einer erwachsenen Frau passend. - Dieser Ring in einer Kinderurne hat allerdings etwas Auffallendes; der Fall ist jedoch schon einige Male beobachtet.

Kegelgrab Nr. 4.

Ein anderes großes Grab enthielt eine Urne, welche jedoch zerschlagen ward. In der Tiefe des Grabes neben der Urne fand sich aber ein halbmuldenförmiger, ausgehöhlter Mühlstein aus Granit, welcher jedoch noch nicht tief ausgehöhlt ist. Ich selbst habe diese Quetschmühle von der Fundstelle wegbringen lassen, und es ist diese Mühle die vierte, welche in Meklenburg sicher in einem Kegelgrabe gefunden ist; vgl. Jahrb. XII, S. 418 flgd. und XV, S. 270.

Außer manchen andern Vorkommenheiten ist die Auffindung des goldenen Fingerringes merkwürdig. Bei weitem das meiste Gold, welches unsere Sammlungen besitzen, ist in den Kegelgräbern auf der Sandebene an der südlichen Grenze Meklenburgs, etwa zwischen Parchim und Eldena, oder in einem großen Kreise um Grabow gefunden. Von den 4 massiv goldenen Armringen der Sammlungen wurden zwei zu Cremmin und Beckentin, an die Stadtfeldmark Grabow grenzend (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 49), der dritte bei dem parchimschen Brunnen, der vierte einige Meilen weiter nördlich zu Peccatel bei Schwerin, aber doch noch auf der Haideebene, gefunden. Zu Friedrichsruhe bei Crivitz wurden 6, zu Wittenmoor bei Neustadt 2 goldene Fingerringe gefunden. Zu Warlow bei Ludwigslust war eine Urne mit einem geflochtenen Goldfaden umwunden. Zu Bresegard ward vor einigen Jahren ein großer massiver Eidring, gegen 500 Thaler werth, gefunden. In den neuesten Zeiten sind nicht weit von Marnitz goldene Geldringe und spiralförmige Armringe und zu Göhren bei Ludwigslust spiralförmige Armringe gefunden. Dies sind die meisten und größten Goldfunde, die in Meklenburg gemacht sind. Es ist möglich, daß es ein

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Zufall ist, daß die Entdeckungen von Gold gerade in dieser Gegend bekannt wurden. Es ist aber auch möglich, daß das häufige Vorkommen von Gold gerade in dieser Gegend einem besondern Umstande zuzuschreiben ist, welcher vielleicht eine Forschung verdient.

B. Kegelgräber beim Grimoor.

Ungefähr eine Viertelstunde von diesen "Hünenbergen" fanden die Arbeiter in den Tannen "oben dem Grimoor" unter kleinen, kaum bemerkbaren Erhebungen viele Steine und zwischen diesen überall Urnen. Es war ein sehr großer Begräbnißplatz, der sich gewiß weit erstreckt. Solche große Begräbnißplätze aus der Bronzeperiode sind bisher sehr selten beobachtet, da die Acker= und Forstcultur solche Begräbnißstätten in der Regel längst zerstört hat. Es waren kleine Steinkisten, welche auf dem Urboden standen und mit den Spitzen und Deckeln ein wenig aus der Erde hervorragten, ganz kleinen Steinhaufen ähnlich. In jeder Kiste stand eine Urne mit Knochen und Asche.

Nachdem die Arbeiter in einem Hügel einen goldenen Ring und Bronze, die sie für Gold hielten, gefunden hatten, zertrümmerten sie, gierig nach Gold suchend, die Urnen, als sie diese in den kleinen Steinkisten entdeckten, da das Ausräumen der fest gelagerten Knochensplitter etwas mühsam und zeitraubend ist. So zertrümmerten sie an 40 Urnen aus eben so viel Begräbnissen. Nur 5 Urnen wurden gerettet. Diese Urnen gehören sicher in die beste Zeit der Bronze=Periode. Alle Urnen haben sehr edle und schöne Formen, eine hellbraune Farbe und ziemliche Festigkeit. Drei große Urnen haben eine vasenförmige Gestalt, eine, die größte, mit abgerundetem, zwei mit scharfem Bauchrande, wie sie in Jahrb. XI, S. 356 und 357 abgebildet sind; eine hat auf dem Bauchrande jene charakteristischen schrägenSchwingungen, wie Jahrb. XI, S. 363, und zwar in sehr zierlicher und edler Führung, unter diesen Schwingungen jedoch Gruppen von eingeritzten senkrechten Linien, welche freilich roh gemacht sind, aber doch noch eine Erinnerung an die Stein=Periode geben. Was diese Begräbnißstätte besonders charakterisirt, ist der Umstand, daß alle Knochenurnen durch andere Gefäße geschützt waren. Gewöhnlich stand jede Urne in einer zweiten Urne; andere Urnen waren mit großen Deckschalen überdeckt, bei andern waren kleinere Deckschalen über die Gebeine in die Urnen gelegt. Die nicht mit großen Schalen zugedeckten offenen Urnen waren mit gespaltenen

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Platten aus jungem, mürben, rothen Sandstein, wie er sich gewöhnlich in den Gräbern der Steinperiode findet, zugedeckt.

Auch die Steinkisten waren sorgfältig geschützt. Eine war mit einem großen Steine zugedeckt, welcher künstlich behauen zu sein scheint: unten bildet er einen Würfel, welcher in die Steinkiste paßte; ein rings umher hervorstehender Rand ruhte auf den Wänden der Kiste und darüber war eine dreieckige Erhebung wie ein dreieckiger Hut, so daß das Ganze aus der Ferne einem Kopfe mit einem dreieckigen Hute ähnlich sah.

Alle Urnen enthielten gar keine Alterthümer. Kurz vor meiner Ankunft auf der Stelle waren so eben 2 große Urnen ausgehoben; ich habe sie selbst sorgfältig ausgeleert, aber in denselben nichts als Sand, Asche und zerbrannte Knochen gefunden. Die Schädelfragmente waren nur dünne.

Aus allem diesem ergiebt sich, daß dieser Platz ohne Zweifel eine große Begräbnißstätte für das geringere Volk aus der besten Zeit der Bronze=Periode bildete.

II. Kegelgräber im Südwesten der Stadt.

Im Südwesten der Stadt, der Region der eben beschriebenen Kegelgräber gerade entgegengesetzt, eine Viertelstunde von der Stadt, neben der Eisenbahn nach Warnow, in der Nähe des Galgenberges, bis gegen die "Dorfstätte" des in die Stadtfeldmark aufgegangenen ehemaligen Dorfes Lassahn, liegt auf leichtem, unbebaueten Sandboden eine sehr große Menge hoher Hügel, welche sicher alle Kegelgräber sind; es liegen wohl selten noch so viele Kegelgräber neben einander. Aufgegraben ist jedoch noch keines und gefunden ist hier auch noch nichts.

III. Wendenkirchhof.

In derselben Richtung, "vor dem Mühlenthore, neben den kronsberger Tannen", bei der bedeutendsten Erhebung der Gegend, ward bei der Anlage der Eisenbahn nicht tief unter der Erdoberfläche neben braunen Urnenscherben und zerbrannten Knochen eine eiserne Lanzenspitze, 9 " lang, gefunden und von dem Herrn Senator Weidemann, der sie gefunden, dem Vereine geschenkt.

G. C. F. Lisch.

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Kegelgrab von Rehberg.

Zu Rehberg bei Krakow, nicht weit vom malchiner See, ward, ohne Zweifel in einem Kegelgrabe, gefunden:

eine kleine Henkelurne, 1 3/4 " hoch, unten mit einem runden Fingereindrucke, auf welchem das Gefäß beim Formen aus freier Hand gedreht ist, und dabei

zerbrannte Knochen und

ein bronzenes (Scher=) Messer, welches am Ende des Griffes ein Oehr hat, in welches ein bronzener Drath eingebogen ist.

Diese Sachen sind dem Vereine von der Frau Doctorin Lorenz zu Krakow geschenkt.

Ueber Bronzewagen.
Zu Jahrb. XVI, S. 261 flgd.

"Zu den größten Seltenheiten gehören die Räder in Bronze, deren Originale in der Familie des Herrn Grafen Niclas Esterhazy sich befinden und deren Zeichnung ich dessen Güte verdanke. Sie wurden in einem Walde des Dorfes Arokallja, Dobokaer Comitats, am Ausgange des letzten Jahrhunderts bei Bistritz gefunden. Ihre technische Ausführung bietet Lehrreiches dar. Solche Räder sind so selten, daß mir nur drei ähnliche bekannt sind: zwei in Toulouse, eines in Paris nach Millin. Solche Räder beweisen die seltene Höhe der technischen Arbeiten in diesen Ländern, die kaum Aehnliches jetzt auszuführen im Stande wären."

Arneth, Archäologische Analecten, Siebenbürgische,
     in
den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Philos. histor. Classe. Jahrg. 1851. Bd. VI, Heft 2 und 3, S. 282.

Die Abbildung dieser beiden Räder in den "Tafeln" hiezu, unter dem Titel: Archäologische Analecten von Jos. Arneth. Wien. 1851. Tafel XIX, mit der Unterschrift:

In Siebenbürgen gefundene beim Grafen Esterhazy zu Wien befindliche Bronze=Räder.

Auf weitere Anfrage hat der Herr Regierungsrath Arneth, Director des Antiken=Cabinets zu Wien, in einem Schreiben an den Herausgeber erläuternd hinzugefügt:

"Bei den Rädern hat leider der Lithograph die Maaße ausgelassen. Der innere Durchmesser der Räder beim Grafen Ladislaus Esterhazy ist 2 Fuß 5 Zoll und der mit den

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Felgen 2 Fuß 9 Zoll, also dürften diese Räder zu einem andern Wagen gehören.

Hingegen haben Ihre Wagen mit einem in Siebenbürgen Szatzvaroser Stuhl 1834 gefundenen, dessen Räder 2 3/4 Zoll im Durchmesser haben, sehr große Aehnlichkeit.

Ein einzelnes Rad, 4 1/4 Zoll im Durchmesser haltend, wurde daselbst gefunden.

Ein noch merkwürdigerer, mit Ihrer Hypothese übereinstimmender Wagen mit Götter=Idolen, ward unlängst in Steyermark in der Nähe von Judenburg bei Negau gefunden. Beschreibung und Abbildung sollen im nächsten Hefte der Mittheilungen des histor. Vereins für Steyermark erscheinen."

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Goldfund aus der Gegend von Sukow.

Auf einem wüsten, mit Haide bewachsenen Felde, etwa eine Viertelmeile von Sukow (bei Marnitz), sollte unter anderen Steinen auch ein besonders großer, welcher fast 3 Fuß aus der Erde hervorragte, fortgeschafft werden. Bei dem Losgraben dieses Steines, also neben demselben, und nur etwa 6 Zoll unter der Erdoberfläche, ward eine Bronzeschale gefunden, die zwischen einige kleine Steine (vielleicht Unterlage und Decke) gestellt gewesen sein soll, und die nachstehend beschriebenen Gegenstände von Gold enthielt. Einen Bronzedeckel hatte die Schale nicht. In der Gegend sind zwar Kegelgräber nicht selten, indeß ist auf dem Felde, wo dieser Fund geschah, und im Umkreise von vielleicht 1/8 Meile ein solches nirgends sichtbar; die vielen großen Steine liegen nur einzeln und an keiner Stelle in einer absichtlichen Ordnung oder Anhäufung; auch sind bei Urbarmachung des Feldes weder Urnenscherben, noch Brandstätten bemerkt worden. Daß sonst noch Alterthümer dort gefunden seien, wird in Abrede gestellt, doch sollen noch weitere Nachforschungen stattfinden. Ein Freund unseres Vereins hörte zufällig von dem obenerwähnten Funde, reisete sogleich zu dem Eigenthümer und war so glücklich, die Schale mit dem ganzen Inhalt dort noch vorzufinden. Aber es war die höchste Zeit; die Goldsachen waren bereits Behufs des Verkaufs von einem Goldschmied probirt und ein Gebot war dafür abgegeben; der eine Spiralring, welcher dem noch völlig erhaltenen ganz gleich gewesen sein soll, war leider von dem Finder schon auseinandergezogen, und von der Schale, die wo möglich auch noch golden erscheinen sollte, war durch tüchtiges Scheuern ein Theil des edlen Rostes abgerieben. Die Unterhandlung mit dem Besitzer war von gutem Erfolge: er war bereit, sogleich seinen Fund für den Goldwerth

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abzutreten, und legte auch keinen besonderen Werth auf die schöne Schale, welche er dem darum Bittenden sofort überließ.

Der Verein hat diese merkwürdigen Gegenstände für den Goldwerth erworben. Die Bronzeschale hat der Freund unsers Vereins dazu geschenkt.

Die gefundenen und erworbenen Gegenstände sind folgende.

1) Eine kleine Bronzeschale oder Büchse von der Gestalt der sogenannten Hängeurnen, wie eine Ampel gestaltet. Der Boden ist halbkugelförmig, etwas zugespitzt; auf den Rändern der Oeffnung stehen zwei viereckige Henkel. Diese Büchsen sind sonst immer mit einem Deckel zugedeckt, auf dessen Mitte ein gleicher Henkel oder ein Oehr in gleicher Richtung mit den beiden andern Henkeln steht. Durch die 3 Henkel ward ein Riegel geschoben und dadurch die Büchse verschlossen. Der Deckel fehlt dem in Rede stehenden Gefäße. Die sukowsche Büchse ist mit edlem Roste bedeckt, gut 2 " hoch und etwas über 4 " im äußersten Durchmesser weit. Sie gleicht ganz dem im J. 1844 bei Parchim, eine gute Meile von Sukow gefundenen, in Jahrb. X, S. 281 beschriebenen und hieneben wieder abgebildeten

Gefäß

Gefäße. (dazu eine Abb. in 2/3 Größe) Die sukowsche Büchse unterscheidet sich von der parchimschen nur dadurch, daß der Boden derselben nur mit einfachen Kreisen und Halbkreisen von eingeschlagenen Puncten verziert ist. Oefter haben diese kleinen bronzenen Büchsen einen flachen Boden, wie dergleichen in Frid. Franc. Taf. XI, Fig. 3 und 4 abgebildet sind.

Aus diesen beiden, in ziemlicher Nähe von einander gemachten Funden möchte sich schließen lassen, daß diese kleinen, saubern, verschließbaren Bronzegefäße zu Schmuckkästchen gebraucht wurden. Auch die parchimsche Büchse, welche ebenfalls unter einem einzelnen großen Steine gefunden ward, enthielt

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einen massiven, gewundenen, goldenen Armring und mehrere Knöpfe und Buckel von Bronze.

In dieser Büchse lagen folgende Gegenstände aus reinem Golde, wie es in den Alterthümern der Kegelgräber häufig erscheint.

2 und 3) Ein Paar goldene Spiral=Armringe aus zwei neben einander liegenden, an beiden Enden zusammengeschweißten, also endlos verbundenen, 1/20 " dicken Golddräthen, wie die bekannten goldenen Fingerringe. Der eine von diesen Ringen ist noch unversehrt und elastisch, der andere ist etwas auseinandergezogen und in seiner Form nicht mehr ganz zu erkennen. (Dazu eine Abb. in 1/2 Größe)

2) Der erhaltene Armring hat 4 Windungen, 2 1/2 Zoll Weite, in seiner Federkraft 3 Zoll Höhe und wiegt 5 3/4 Ducaten. Der Golddrath ist glatt, nur an einem Ende sind beide Dräthe auf 1/4 der Windung gedreht. Die beiden verbundenen Enden sind öhrenartig etwas rundgebogen und scheinen etwas ausgeschliffen zu sein.

3) Der zweite Armring scheint eben so gebildet gewesen zu sein, er ist jedoch aus seiner Form gerissen und gezogen und wiegt 5 1/4 Ducaten.

Früher sind in Meklenburg nur Fingerringe von doppeltem Golddrath gefunden worden. Seit kurzer Zeit sind aber auch größere Ringe von dieser Gestalt entdeckt; im J. 1849 wurden zu Röcknitz bei Dargun zwei und im J. 1851 zu Göhlen bei Ludwigslust drei solche goldene Spiralringe gefunden (vgl. Jahrb. XV, S. 269, und XVII, S. 366); die röcknitzer sind aber nur 1 1/2 Zoll weit und die göhlenschen waren zu langen Dräthen auseinander gezogen.

4) Ein goldener Geldring, 9 3/8 Ducaten schwer, der erste große Geldring, welcher in Meklenburg in den Besitz der Wissenschaft gekommen ist.

Er besteht aus starkem, glatten Golddrath, welcher allmählig dünner wird, von 1/4 " bis 3/16 ", an beiden Enden roh abgehauen und unregelmäßig, fast wie zu einem Dreieck zusammengebogen ist. (Dazu eine Abb. in ganzer Größe) In Dänemark sind solche Ringe öfter gefunden; ein sehr bedeutender Fund

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ist in den Historisch=antiquarischen Mittheilungen der k. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde, Kopenhagen, 1835, S. 93 beschrieben und Tab. V, Fig. 15 abgebildet. Ringe und Stangen dieser Art wurden, wie noch heute in den südlichen Welttheilen, als Geld gebraucht und ausgewogen. Wir haben schon früher diese Ansicht ausgesprochen und die kleinen, unregelmäßigen Gold= und Bronzeringe für Geld gehalten; vgl. Jahresber. V, S. 59, und VI, S. 137.

5) Eine kurze, an einem Ende abgehauene, runde Goldstange, 1 3/8 " lang und etwas über 1/8 " dick, 1 3/4 Ducaten schwer, wahrscheinlich auch ein abgehauenes Stück von einem Geldringe oder doch dazu benutzten Ringe. An dem einen Ende sind drei Parallelkreise eingravirt und darüber ein Zickzackband von drei Spitzen, über deren jeder drei Puncte stehen.

G. C. F. Lisch.

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Goldene Spiralen aus der Gegend von Güstrow.

Ganz sichern Mittheilungen zufolge sind auch in der Gegend von Güstrow mehrere goldene Spiralen von der Weite der röcknitzer (vgl. Jahrb. XV, S. 269) gefunden und an einen Goldschmied verkauft, welcher sie eingeschmolzen hat. Dieser Fund ist mir von einem sichern Manne beschrieben, welcher ihn selbst in Händen gehabt hat und ihn in Anschauung der goldenen Spiralen der schweriner Sammlungen beschrieb.

G. C. F. Lisch.

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Bronzener Armwulst von Neustadt.

Es werden mitunter hohle Ringe aus Bronze (für den Oberarm) gefunden, welche ganz ungewöhnlich große Verhältnisse haben. Sie sind aus Bronze gegossen und wie kleine Armringe für den Unterarm eingerichtet, aus starkem Bronzeblech, von ovalem Durchmesser, wie ein Wulst gestaltet, innen der Länge nach mit einer Oeffnung und auch quer geöffnet, so daß beide Enden zusammenstoßen.

Armwulst

Ein solcher Armwulst, von kleinen Verhältnissen, wird seit langer Zeit

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in der großherzoglichen Sammlung zu Schwerin aufbewahrt (vgl. Frid. Franc. Tab. XXI, Fig. 4). Ein größerer Wulst, von mittleren Verhältnissen, 2 1/4 " dick, ward im J. 1849 mit einem prachtvollen Diadem aus Bronze zu Kreien bei Lübz gefunden (vgl. Jahrb. XIV, S. 318). Vor mehreren Jahren wurden in der Gegend von Stettin aber mehrere Wulste dieser Art von den größten Verhältnissen gefunden: einige davon werden in der Sammlung des Vereins zu Stettin aufbewahrt; einer derselben ist von dort in die Sammlung zu Kopenhagen abgegeben; ein anderer war vor einigen Jahren noch im Besitze des Finders, eines pommerschen Forstmannes. Grade ein solcher Wulst, wie der stettiner, von derselben colossalen Größe, ward im J. 1852 zwischen Ludwigslust und Neustadt gefunden; er ward als altes Kupfer an den Kupferschmied Tiedemann in Schwerin verkauft, hier von dem Herrn Architecten Stern zu Schwerin entdeckt und erworben und von diesem der Vereinssammlung geschenkt.

Dieser Wulst ist eines der seltensten Prachtstücke der Sammlung. Der Durchschnitt ist, wie immer bei diesen Wulsten, oval und hat in der größten Ausdehnung, also in der Dicke, 3 1/2 " im Durchmesser. Die innere, runde Biegung hat 4 ",die äußere 9 " im Durchmesser; die innere Biegung dieses Ringes ist also eben so groß, wie die der andern Ringe dieser Art, und paßt für einen nicht zu starken Oberarm; ein anderer Zweck ist auch gar nicht zu ergründen. Der äußere Umfang der Rundung ist natürlich von der Dicke abhängig. Bei allen Wulsten dieser Art passen die Enden an einander; der Wulst von Neustadt ist aber auseinander gebogen, so daß die Enden übereinander stehen und das Ganze aussieht, wie eine Windung von einem spiral=cylindrischen Ringe; daß der Wulst aus der ursprünglichen Form gebogen ist, geht daraus hervor, daß die Enden der innern Oeffnung gegeneinander verschoben sind und nicht zu einander passen. Der Wulst ist vortrefflich erhalten und ohne Rost. Er ist ohne Zweifel gegossen, wie an mehreren Stellen im Innern rauhe Flächen des Metalls beweisen.

G. C. F. Lisch.

Bronzen von Redentin.

Bei Hof Redentin bei Wismar wurden im Moor, also ohne Rost, folgende bronzene Alterthümer gefunden:

eine Framea mit Schaftrinne, voll gegossen, 5 3/4 " lang, von der gewöhnlichen Form, jedoch mit abgerundeter Schneide, und

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eine kleine, dünne, flache Framea mit Schaftrinne, 4 1/4 " lang, höchstens 1/8 "dick, das erste Exemplar dieser Art, welches in Meklenburg gefunden ist,

durch Vermittelung des Herrn Dr. Crull zu Wismar von dem Gelbgießer Herrn Kalderach zu Wismar geschenkt.

Bronzen von Brusow.

Zu Brusow bei Cröpelin wurden etwa 4 Fuß tief in festem, blauen Thonmergel folgende Bronze=Alterthümer gefunden und von dem Herrn Pastor Lampert zu Dreweskirchen dem Vereine geschenkt:

ein hohl gegossener, offener Armring, 1/2 " breit, und

ein Spiral=Armring, 3 " weit, bestehend aus 2 1/2 Windungen von zwei parallelen, runden, eine Linie dicken Bronzedräthen, welche an den Enden verbunden sind, an einem Ende in Form einer Oese, an dem andern Ende fest um einander gewickelt und zugespitzt,

beide sehr stark und braun oxydirt.

Vgl. im folgenden über die Bernsteinscheibe von Brusow.

Bernsteinscheibe von Brusow.

Zu Brusow bei Cröpelin ward im Torfmoore, einige Fuß tief, eine schöne, helle Bernsteinscheibe gefunden und von dem Herrn Pastor Masch zu Demern, welcher sie zu erwerben Gelegenheit hatte , dem Vereine geschenkt. Die Scheibe ist gut 1 " im Durchmesser, 1/4 " dick und mit einem Loche von 1/4 " Weite durchbohrt. Wahrscheinlich ist die Scheibe zu einem Knopfe benutzt gewesen. Die eine flache Seite, die untere, ist ziemlich regelmäßig und blind abgescheuert; die andere Seite ist polirt und glänzend.

Bei dieser Scheibe ward eine grobkörnige, rauhe Urne gefunden, welche jedoch zerfallen war; nach der ganzen Arbeitsart stammt sie aus der Zeit der Kegelgräber.

Ein steinerner Keil ist auch in diesem Moore gefunden, jedoch ist nicht mehr zu ermitteln, in welcher Entfernung von der Bernsteinscheibe. Vgl. S. 241.

Ueber die Bronzen von Brusow vgl. oben.

G. C. F. Lisch.

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Bronze von Heiligenhagen.

Auf dem Felde von Heiligenhagen bei Doberan ist ein großes Hünengrab, an dessen nördlicher Seite sich noch mehrere kleinere befinden. Hinter diesen, nach Osten, in einer Entfernung von etwa 500 Schritten, ist eine Stelle auf dem Acker, von der die Sage geht, daß dort in den ältesten Zeiten ein Tempel oder dergleichen gestanden habe. Hier hat ein Hauswirth einen Gegenstand ausgegraben, von dem er sagt, daß er wie ein Kreuz ausgesehen habe; um ihn zu untersuchen, zerbrach er ihn, und es blieb nur ein geringer Rest übrig. Dies ist ein Stück stark gerostetes, sehr altes, glatt gearbeitetes Bronzeblech, von ungefähr 1 1/2 " Quadrat, ein wenig gewölbt, dem Anscheine nach zu einem sehr großen Bronzegefäß gehörend. Leider ist nichts weiter zu ermitteln. Interessant ist aber die Thatsache, daß sich an dem Orte welchem die Sage eine besondere Wichtigkeit 1 ) beilegt, alte Bronzen fanden.

Satow.

Vortisch.

Bronzeschlacke von Cröpelin.

Auf dem Felde der Stadt Cröpelin fand der Herr Glasermeister Torgeler zu Cröpelin ein Stück Kupfer= oder Bronzeschlacke und dabei ein Stückchen regulinisches Erz, ohne Zweifel Bronze. Das Stück war ursprünglich faustgroß, ward aber zerschlagen und Herr Torgeler fand noch ein Stück, wie eine Wallnuß groß, welches er dem Herrn Pastor Vortisch brachte, der es dem Vereine schenkte. Dieser Fund scheint wiederum einen Beweis zu geben, daß die Bronzegeräthe der Kegelgräber im Lande gemacht wurden.

Ein bronzenes Arbeitsmesser

(auch Schermesser genannt), wie Frid. Franc. Tab. XVIII, unbestimmten Fundortes, schenkte der Herr Gastwirth Dalitz zu Malchow.

Angekaufte meklenburgische Alterthümer.

Von dem Herrn Pastor Möller zu Cramon kaufte der Verein folgende von demselben in Meklenburg gesammelte bronzene Alterthümer (vgl. S. 232):


1) Der Name des Dorfes Heiligenhagen darf nicht zur Annahme einer besondern Heiligkeit des Ortes verleiten, denn in alter Zeit hieß das Dorf Heiligengeisteshagen und gehörte dem Heiligengeist=Hospitale zu Riga; vgl. Jahrb. XIV, S. 60. Dennoch mag die Schenkung des Dorfes an eine geistliche Stiftung vielleicht in einer alten heidnischen Heiligkeit des Ortes ihren Grund haben.
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1 gewundenen Halsring, mit übergehakten Enden, geschlossen,

1 Paar dünne, voll gegossene, mit eingravirten Querlinien verzierte Armringe, von denen einer zerbrochen ist.

Diese Stücke sind offenbar zusammen im Moore gefunden.

1 gewundener Halsring, mit Rost, von dem die Haken abgebrochen sind, so weit auseinander gebogen, daß ein Hals durch die Oeffnung geht, wahrscheinlich aus einem Grabe.

1 kurze Schwert=, Dolch= oder Lanzenklinge, mit Schaftzunge und Nietlöchern, in der Klinge 1 Fuß lang, mit tiefem, glänzenden, hellgrünen edlen Rost; die Schaftzunge und die Klingenspitze sind abgebrochen. Die Bronze ist gelber und glühender, als die heimische Bronze aus der Zeit der Kegelgräber, und daher ist dieses Schwert vielleicht ein eingeführtes.

1 Lanzenspitze mit Schaftloch, in welchem noch Reste des hölzernen Schaftes sitzen.

G. C. F. Lisch.

Riesenurne von Satow.

Auf dem Felde von Satow bei Cröpelin, an der Grenze von Püschow, ward ein Randstück von einer Riesenurne gefunden und dem Vereine von dem Herrn Erbmüller Tiedemann zu Satow geschenkt. Die Urne hat 1 1/4 bis 1 1/2 Fuß im Durchmesser gehabt; die Wand ist überall 5/8 Zoll dick.

Ein Knopf aus Thonschiefer,

einen Zoll im Durchmesser, im J. 1852 zu Satow gefunden, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.


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c. Zeit der Wendengräber.


Wendenbegräbniß von Neuburg.

Im Frühjahre 1851 wurden beim Roden im sogenannten Drönpöl, einem den Wallbergen von Neuburg gegenüberliegenden Tannenkampe, 1 1/2 bis 2 Fuß unter dem Erdboden 2 Urnen gefunden. Die Arbeiter, in dem Glauben, daß es Geldtöpfe seien, zertrümmerten beide, als sie ihre Erwartung getäuscht sahen. Von der größeren ist nur noch ein Fragment des Randes erhalten; dasselbe ist äußerlich roth, inwendig schmutzig grau. Die kleinere Urne ist schwärzlich, und ist es geglückt, sie einigermaßen wieder zusammenzufügen. Die Höhe derselben beträgt 7 1/4 hamb. Zoll, der Umfang des Bauches 34 Zoll, der Umfang des Randes 22 Zoll; gegen den Boden hin verjüngt sie sich sehr stark und ist beinahe ganz spitz; an beiden Seiten sind durchbohrte Henkel. Gefüllt waren sie beide mit Asche und Knochen. Bei der kleineren fanden sich aber, wie es nach der Beschreibung der Arbeiter scheint, oben auf derselben, 10 verschiedene Stücke Metall.

1) Ein Stück Eisen, 3 1/2 " lang, stark gerostet.

2) Ein Hütchen mit breitem Rande, oben in einen Zapfen auslaufend.

3) Ein eben solches; an den kurzen Zapfen schließt sich in gleicher Stärke rechtwinklig eine Stange, an beiden Enden mit Drath umwunden, in der Mitte frei. Das Ende der Stange paßt an den Zapfen.

4. 5) Zwei gleiche Hütchen mit eben solchen Stangen, die gleichfalls zusammenpassen; an der einen Stange läuft der Drath weiter frei, gewunden darunter weg.

6. 7) Zwei zusammengehörige Bruchstücke der obern Seite eines längs gerinnten Bronzebandes, deren breiteres sich am Ende umbiegt und auf die Mitte der Stange von 3 paßt, deren anderes schmäleres aber wieder ein Hütchen trägt, an dessen Zapfen noch etwas Drath sich befindet. Wie das Zäpfchen auf dem Bande befestigt, ist nicht gut zu ermitteln. Das Ende des Bandes ist vergangen.

8) Ein eben solches Band, welches aber stark verbogen ist und kein Hütchen trägt. Die schmalen Enden passen jetzt nicht mehr zusammen.

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9. 10) Zwei Enden dünne gewundenen Spiral=Draths.

2-10 sind sämmtlich von Bronze und sind sämmtlich Bruchstücke von Hefteln und Spangen, wie sie in der Eisen=Periode oft vorkommen.

Der Fund ist noch im Privatbesitze.

C. D. W.

Wendenkirchhof von Grabow

vgl. oben Kegelgräber S. 252.

Thongefäß von Camin, bei Wittenburg.

Der Herr Pastor Masch schenkte dem Vereine ein Thongefäß, welches sicher zu Camin bei Wittenburg gefunden und das kleinste Gefäß ist, welches die schweriner Sammlungen besitzen. Es ist fast ganz kugelförmig, nur etwas plattgedrückt am Boden und 1 3/8 " im Durchmesser; es ist regelmäßig ausgehöhlt und hat eine kleine Oeffnung, welche nur 1 1/2 " weit ist. Zu Camin sind wiederholt an verschiedenen Orten viele wendische Alterthümer gefunden; vgl. Jahrb. II, S. 53-69; IV, 143; VII, 28, u. s. w.

Spindelsteine.

Vier Spindelsteine aus gebranntem Thon, gefunden in der Gegend von Tressow bei Wismar, schenkte Herr Haupt zu Tressow dem Vereine; einen erhielt derselbe von der Frau des Schullehrers Linshöft zu Barendorf geschenkt.

Herr Haupt bemerkt hiebei: "Spindelsteine stecken gewiß noch viele unter den Leuten, werden aber ungerne von diesen weggegeben, weil die Frauen sie beim Doubliren des Garnes benutzen."

Ein Spindelstein aus gebranntem grauen Thon, gefunden zu Käselow bei Wismar, geschenkt von demselben.

Ein Spindelstein von gebranntem Thon, gefunden zu Tressow bei Wismar, geschenkt von demselben.

Drei Spindelsteine aus gebranntem Thon, gefunden zu Rosenhagen, Miekenhagen und Rederank, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

Ein Spindelstein aus Sandstein, gefunden zu Remlin bei Gnoyen im Acker, geschenkt von dem Herrn v. Kardorff auf Remlin bei Gnoyen.

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Acht Spindelsteine aus gebranntem Thon, in den Dörfern in der Gegend der Stadt Cröpelin gesammelt und vom Glasermeister Torgeler zu Cröpelin gekauft (vgl. oben Hünengräber, S. 232).

Drei Spindelsteine aus gebranntem Thon, aus der Sammlung des Herrn Pastors Möller zu Cramon gekauft. (Vgl. oben S. 232 und 260.)

Eine kleine Perle

aus gelbem Glase, 3/8 " im Durchmesser, gefunden auf dem Felde von Tressow bei Wismar, schenkte der Herr Haupt zu Tressow.

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2. Mittelalter und neuere Zeit.


Ein messingenes Taufbecken

mit der bekannten, viel besprochenen Inschrift schenkte dem Vereine der Herr Hof=Decorations=Maler Clement zu Ludwigslust.

Alterthümer von der Burg Stüvendorf.

Der Herr Pastor Ritter zu Vietlübbe bei Plau hat dem Vereine wiederum einige Alterthümer geschenkt, welche auf dem bei Vietlübbe liegenden Wall der ehemaligen Burg Stüvendorf (vgl. Jahrb. XIII, S. 402 flgd.) gefunden sind, nämlich

1 Scheibe von Granit, 3 " im Durchmesser und 1 " dick;

1 Kugel von Granit (eine Falkonetkugel?), 1 1/2 " im Durchmesser;

1 Vorlegeschloß von Eisen.

Alterthümer von Bützow.

Im Sept. 1850, als vor Bützow am Wolker Thore bei der viergängigen Mühle die neue Brücke über die Warnow erbauet und der Strom wegen eines größern Bollwerkes erweitert ward, fanden sich tief in der Erde folgende Alterthümer, welche der Herr Fr. Seidel zu Bützow erwarb und dem Vereine schenkte:

das obere Ende von einem einschneidigen, eisernen Schwerte mit zweihändigem Griffe,

ein großes eisernes Messer und

ein kleines eisernes Messer, mit dem größern zusammengerostet.

Eine eiserne Pfeilspitze

schenkte der Herr Regierungsrath Dr. Prosch zu Schwerin, welcher dieselbe in dem Garten hinter seinem Wohnhause am großen Moor, an der Ecke der Scharfrichterstraße, ausgegraben.

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Zu gleicher Zeit schenkte derselbe einen vollständigen

Pfeil von dem Schlachtfelde von Sempach,

welchen er früher in dem Zeughause zu Luzern erwarb, mit der Versicherung, daß er mit mehr als 1000 ganz gleichen, die dort seit Jahrhunderten aufbewahrt werden, auf dem Schlachtfelde von Sempach aufgefunden sei.

Ein eiserner Dolch,

aus dem 15.-16. Jahrh., gefunden zu Dreweskirchen, geschenkt von dem Herrn Gutsbesitzer Koch auf Dreweskirchen.

Ein eisernes Breitbeil

von sehr großen Dimensionen, gefunden zu Heiligenhagen bei Doberan, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow, welchem es der Holzwärter Herr Neckel daselbst geschenkt hatte.

Ein kleines eisernes Beil,

gefunden auf dem Felde zu Satow bei Cröpelin, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.

Ein großer eiserner Schlüssel,

gefunden zu Schlutow bei Gnoyen, geschenkt von dem Fräulein E. Jatzow zu Schwerin.

Silberner Fingerring von Finken.

Zu Finken bei Röbel ward beim Arbeiten auf dem Felde ein interessanter silberner Fingerring gefunden, welcher jetzt im Besitze des Herrn Grafen von Blücher auf Blücher ist. Der Ring, von reinem Silber, ist auf der Außenseite ganz mit einer Inschrift bedeckt, deren Buchstaben erhaben in gleicher Höhe stehen, während der ganze Grund bis an den Rand ausgegraben ist. Die Arbeit ist also ganz dieselbe, wie sie sich auf den bekannten Grabplatten und Grabschriften in Messingschnitt findet. Die Inschrift lautet:

Inschrift

Nach dem schönen und strengen Charakter der Buchstaben und der Arbeit stammt der Ring aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

G. C. F. Lisch.

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Spangenring von Grüssow.

Zu Grüssow bei Malchow ward ein messingener Spangenring gefunden, auf welchem 5 Male hinter einander etwas leichtfertig und unregelmäßig die Buchstaben NVM eingegraben sind. Geschenk des Herrn Domainenraths Kollmann auf Grüssow.

Ein Bronze=Grapen

von der größten Art, wie sie aus dem Mittelalter öfter vorkommen, mit dem Gießerzeichen neben dem einen Henkel, gefunden zu Wendelstorf bei Cröpelin beim Ausmodden einer Grube in einer Tiefe von 14 Fuß, gekauft von dem Herrn Glasermeister Torgeler zu Cröpelin (vgl. oben Hünengräber).

Henkelkrug von Waren.

Der Herr Senator Rüß zu Waren hat dem Vereine einen völlig erhaltenen, hübsch verzierten Henkelkrug von schwarzblauem Thon, aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammend, geschenkt, welcher beim Ausgraben eines Fundamentes in der Stadt Waren gefunden ist. Neben dem Kruge ward auch ein kleiner Grapen von Bronze gefunden, welcher durch Kauf in den Besitz des Herrn Senators Wagner gekommen ist.

Der Herr Senator Rüß giebt über die Auffindung folgenden Bericht: "Es wird hier ein neues Schulhaus gebauet und zwar auf einem nicht zu festen Boden, der deshalb auf 10-12 Fuß tief hat ausgegraben und gerammt werden müssen. Bei dem Ausgraben dieses Platzes fanden sich in der eben angegebenen Tiefe, jedoch kleine Strecken von einander entfernt, die Spuren eines Menschengerippes, das Gerippe eines Pferdes, eines Hundes, ein kleiner Grapen und ein kleiner Henkeltopf. Fast die Hälfte des Bauplatzes war auf etwa 8 Fuß unter der Erdoberfläche mit eingerammten Pfählen versehen, zwischen denen sich noch Spuren von eingespundeten starken Brettern befanden und woran deutlich zu erkennen war, daß dies ein sogenanntes Mühlenschütt gewesen und die alte Sage richtig sei, daß vor alten Zeiten an dieser Stelle eine Wassermühle existirt habe, was um so mehr einleuchtet, da der abgegrabene Boden sehr verschieden war und lauter aufgetragener Boden zu sein schien.

Daß aber die aufgefundenen Gegenstände lange im Schooße der Erde begraben gewesen sein müssen, bekundet das, daß auf der Baustelle zwei alte Thor= und Wachhäuser gestanden haben, die schon vor 50 Jahren sehr an Altersschwäche litten, und da

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sie jetzt einzustürzen droheten, abgebrochen sind. Daß die aufgefundenen Gegenstände sich so gut conservirt haben, kommt daher, daß sie unter dem Wasserspiegel des nahe angrenzenden Sees gelegen haben."

Waren, den 21. November 1851.

A. Rüß, Senator.

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Burgwall (?)

und

Spindelstein von Tressow.

Der Herr Haupt zu Tressow bei Wismar hat dem Vereine einen Spindelstein von roth gebrannter Ziegelerde geschenkt, welcher zu Tressow gefunden ist, und dabei Folgendes über den Fundort berichtet.

"Auf der Feldmark Tressow, nahe an der Gutsgrenze, liegt im Holze, dem sogenannten Petersdorfer Zuschlage, isolirt ein ziemlich steiler Hügel, genannt der "Fuchsberg", von einigen hundert Schritten Länge und etwas weniger Breite, umher von sumpfigen Brüchen umgeben und mit starken Eichen bewachsen, welche vielleicht 200 Jahre alt sind. Unter einer dieser Eichen ward beim Ausroden derselben der Spindelstein gefunden."

Nach dieser Beschreibung und nach der Auffindung des Spindelsteines scheint die Erhöhung ein Burgwall zu sein, vielleicht ein heidnischer Burgwall, welcher noch im Mittelalter bewohnt ward. Im Lande Bresen sind noch keine Burgwälle bekannt geworden, und wir sehen mit Spannung der weitern Forschung und Beschreibung des Herrn Haupt entgegen.

Im Winter des Jahres 1851-52 untersuchte der Herr Haupt den "Fuchsberg" und ließ an mehrern Stellen 4 bis 5 Fuß tief eingraben, fand aber nirgends etwas anderes, als einen kleinen Feuersteinspan von 2 " Länge.

G. C. F. Lisch.

Ein Spindelstein

aus roth gebranntem Thon, mit sehr weit ausgeschliffenem Loche, gefunden zu Käselow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

Eine durchbohrte Scheibe

aus grauem Thon, 5 " im Durchmesser, zur Hälfte vorhanden, gefunden zu Vietlübbe bei Plau, in der der Pfarre gehörenden

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Wiese, in der Mitte zwischen der ehemaligen Burg Stüvendorf und der frühern dazu gehörenden Mühle, geschenkt von dem Herrn Pastor Ritter zu Vietlübbe.

Eine kleine thönerne Scheibe

oder ein Knopf, von 1 " Durchmesser, mit einer Rille im Rande, gefunden zu Satow bei Cröpelin, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch daselbst.

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Ofenkacheln von Wismar.

Der Herr Dr. Crull zu Wismar hatte das Glück, eine große Menge von schönen Ofenkacheln aus dem 16. Jahrh., welche bei Ausgrabungen von Kellern an verschiedenen Orten in Wismar gefunden wurden, zu gewinnen und dem Vereine zum Geschenke zu überweisen.

1) Auf dem Spiegelberge wurden gefunden:

a . grüne Ofenkacheln: 11 ganze oder doch ziemlich erhaltene und 53 Bruchstücke. Die vollständigen Kacheln enthalten die Brustbilder fürstlicher Personen in einer Nische, unter welcher der Name der Person steht. So z. B. kommen Kacheln mit folgenden Inschriften vor :

ROMISCHER . KEIS..(Rudolf II.)
H . AVGVSTVS (zu Sachsen.)
S . KONIG . IN . POL..(König Sigismund.)
DIE . KONIGIN . IN . POL.
DE . KONIG . IN . DEN . . . . .

Diese Bilder verweisen die Kacheln in das letzte Viertheil des 16 Jahrhunderts.

Ein Fragment hat ein Stück von dem Stier des von plessenschen Schildes mit der Unterschrift:

C. V. PLE[ssen].

Ein anderes Fragment zeigt die Füße eines Greises am Stabe:

90 . IAR . DER .
KINDER . SPOT .

Diese Darstellung der menschlichen Lebensalter kommt auf Kacheln öfter vor, und sind schon früher öfter in Wismar gefunden (vgl. Jahrb. XV, S. 278); jedoch sind die letzteren offenbar niederländischen Ursprungs, wogegen die jetzt gefundenen deutsche Inschriften haben.

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Ein kleines Fragment mit einer ganz hellgrünen Glasur und wohl älter, zeigt den gut modellirten Kopf des Kaisers Carl V.

b . weiße Kacheln mit blauen Verzierungen, die meisten sehr gut erhalten, mit vortrefflichen Ornamenten, 30 Stück.

2) In der lübschen Straße wurden gefunden:

a . grüne Kacheln, 2 ganze, von denen eines ein Eckstück mit einem frei liegenden Löwen, und 4 Bruchstücke;

b . blaue Kacheln mit weißen Verzierungen und grünen Kanten, 3 Bruchstücke.

3) In der Schulstraße wurden gefunden:

grüne Kacheln, 2 ganze, von denen ein Eckstück mit einem ruhenden Löwen, und 14 Bruchstücke, von denen eines mit der Inschrift:

30 . IAR .
EIN . MAN .

4) In der Papenstraße wurden gefunden:

grüne und gelblichgrüne Kacheln, 4 ganze und 13 Buchstücke.

5) Auf der Insel Wallfisch wurden 3 Bruchstücke von grünen Kacheln gefunden.

Alle diese Kacheln, 50 ganze und 90 Bruchstücke, stammen aus dem 16. Jahrhundert.

6) In der Hege ward ein Bruchstück einer schwarzen Kachel aus dem 17. Jahrh. gefunden, darstellend das Brustbild eines Mannes von schwedischem Ansehen, mit Schild und Schwert.

Zu diesen Originalstücken fügte der Herr Dr. Crull einen Gypsabguß von einer Kachel, welche wohl zur Hausverzierung gedient hat, mit einem Crucifix und Maria und Johannes an den Seiten, mit der Inschrift:

HANS . BERMAN . 1562 .

G. C. F. Lisch.

Ferner hat der Herr Dr. Crull dem Vereine geschenkt

1 grün glasurte Ofenkachel, gefunden in Wismar, auf dem Gebiete des alten Militairlazareths, der ehemaligen Papen=Collatie, 6 Schritte vom Hause. Diese Ofenkachel hat ein Gesimsstück gebildet und ist mit einem geschwungenen Spitzbogen gekrönt, welcher noch mit den Giebelverzierungen alter Zeit, den sogenannten Fröschen, verziert ist. Die Kachel selbst bildet die perpendikulair durchschnittene Hälfte eines hohlen Cylinders, dessen offene Seite mit einer grün glasurten, mit architectonischen Reliefs und zwei Vögeln verzierten Platte bedeckt ist;

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in diese Platte sind zur Ausströmung der Wärme 7 Oeffnungen eingeschnitten. Die ganze architectonische Verzierung erinnert noch stark an den Spitzbogenstyl.

Im J. 1576 setzte ein Töpfer Valentin Müller zu Wismar auf Bestellung des Baumeisters Christoph Haubitz Oefen auf dem fürstlichen Hause zu Wismar und erhielt

für Bildkacheln à Stück . . . . . . 1 ßl.     3 pf.
für Fußkacheln à Stück . . . . . . .           9 pf.

Ein anderer Töpfer Lütke von Münden zu Wismar setzte in den Jahren 1574-76 ebenfalls auf dem fürstlichen Hause Oefen und erhielt

für Simsorte (Gesimsecken) à Stück      3        ßl.
für Fußkacheln à Stück . . . . . . . . . . .   1 1/2 ßl.
für lange Bilder à Stück . . . . . . . . . . .   1 1/2 ßl.


20 Ofenkacheln

mit weißem Grunde und vortrefflich gezeichneten blauen Verzierungen, aus dem 16. Jahrh., gefunden zu Wismar, schenkte ferner Herr Dr. Crull zu Wismar.

G. C. F. Lisch.

Glasgemälde.

Der Herr Hofglaser Beckmann zu Doberan schenkte dem Vereine wiederum 7 alte Glasmalereien:

1) ein Stück von einem Helmschmuck mit fünf Pfauenfedern, ein sehr altes Stück auf 3/16 Zoll dickem Glase;

2) ein Stück hochrothes Glas;

3) eine Bogenfüllung aus einem Kirchenfenster mit Architectur, aus dem Ende des 15. Jahrh.;

4) ein großes Wappen des

HENNEKE . WANGELIN .

aus dem Ende des 16. Jahrh.; Vicke von Oertzen auf Gerdeshagen († 1628) hatte Sophie von Wangelin zur Frau (vgl. die folgenden Bilder);

5) zwei kleine v. örtzensche Wappen: der

INGEBORCH . VAN . ORTZEN .

und der

MARGRETE . VAN . ORTZEN .

aus dem Anfange des 17. Jahrh.;

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6) ein v. rohrsches Wappen mit vier rothen Spitzen im silbernen Schilde und der Unterschrift:

HANS . EFERS . 1585.

7) ein Wappen mit einem schwarzen Adler ohne Kopf im silbernen Schilde und darüber ein silberner Querbalken mit drei rothen Zinnen, mit der Unterschrift:

DORTIA . GHINI .

G. C. F. Lisch.

Einen bronzenen Haken

(wie ein sogenannter Strickhaken) zum Anhängen an einen Gürtel, auf der Vorderseite mit Verzierungen und Buchstaben z. B. A und M geschmückt, wahrscheinlich aus dem 16.-17. Jahrh. stammend, neben Menschenschädeln zu Malchow gefunden, schenkte der Herr Gastwirth Dalitz zu Malchow.

Ein Stück Leinewandspitze,

kunstreich aus Leinewand ausgenähet, wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert, geschenkt von dem Fräulein Elise Jatzow zu Schwerin.

Ein Griff von schwarzem Glase,

zerbrochen, gefunden bei Eutin in Holstein, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

Gießform vom Wallfisch.

Auf der Insel Wallfisch vor Wismar ward die Hälfte einer Gießform aus Kalkstein gefunden, mit Reihen kleiner halbkugelförmiger Aushöhlungen, vielleicht zum Gießen von Hagel oder Vogelschrot? Geschenk des Herrn Dr. med. Crull zu Wismar.

Der Herr Glasermeister Torgeler zu Cröpelin fand an einer Sandgrube zu Horst bei Gersdorf in der Nähe von Cröpelin einen Knopf von Eisen, mit einem Löwenkopfe in Relief verziert, ohne Zweifel aber aus Gußeisen. Geschenk des Herrn Pastors Vortisch zu Satow.


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II. Zur Baukunde.

1. Vorchristliche Zeit.


Wendischer Burgwall von Friedrichsruhe.

Der Herr Pastor Willebrand zu Kladow macht dem Vereine über die Entdeckung eines wendischen Burgwalles zu Friedrichsruhe bei Crivitz folgende Mittheilungen.

In den zu Friedrichsruhe gehörenden Wiesen, in der Richtung nach Klinken hin, nahe an der Grenze der sogenannten Pöls, einer rings von Wiesen inselartig umgebenen Bauerhufe, liegt ein Burgwall aus alter Zeit, unmittelbar am linken Ufer des von Friedrichsruhe nach der Klinker Mühle fließenden "Klinker Mühlbaches". Nördlich und südlich vom Burgwalle erstrecken sich längs des Baches große Wiesen und Moorflächen. Die Breite des Wiesenthales von Osten nach Westen beträgt 800 Schritte; der Wall liegt etwas westlich von der Mitte des Thales.

Westlich von Friedrichsruhe erhält der Klinker Mühlbach einen Zufluß, welcher aus der Gegend zwischen Badegow und Radepohl herkommt und den Namen "Düvelsbek" führt; an der Seite dieses Zuflusses liegen: der Blocksberg, die Mörderkuhle, ein großes Hünengrab mit einem mächtigen Decksteine und eine Anhöhe, welche auf der schmettauschen Charte "Hölle", von den Leuten in der Umgegend aber "uppe Hell" genannt wird.

Die Form des Wallringes ist abgerundet viereckig; die südliche, östliche und westliche Seite sind noch ganz erhalten, die nördliche Seite dagegen ist vor etwa 30 Jahren von dem damaligen Pächter von Friedrichsruhe fast ganz abgeräumt, um die umliegenden Wiesen damit zu verbessern. Der Wallring ist etwa 16 Fuß höher, als die ihn umgebenden Wiesenflächen; die innere Fläche des Burgwalles, innerhalb des Wall=

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ringes, ist in der Mitte höchstens 2 Fuß höher als die Wiesen, also etwa 14 Fuß tiefer als der Wall. An der östlichen und westlichen Seite des Wallringes finden sich tiefe Einschnitte, etwa 4 bis 6 Fuß über die Wiesen erhaben, als Durchgänge durch den Wall.

Durch diese beiden thorartigen Einschnitte führt jetzt ein Fußsteig. Vom östlichen Thore führt ein 373 Schritte langer, aufgetragener Damm durch die Wiesen bis an den Rand des Gehölzes. Verfolgt man diesen Fußsteig durch das Holz weiter, so gelangt man nach 534 Schritten (907 Schritte vom Burgwalle) zu einer Gruppe von 8 Hünengräbern, an deren Außenseite aber keine Steine bemerkbar sind. Einige hundert Schritte weiter liegt links vom Steige noch ein einzelnes Grab. Weiterhin führt dieser Fußsteig zur friedrichsruher Holzwärterwohnung.

Aus dem westlichen Thore führt ein 22 Schritte langer, erhöheter Damm bis zum Bache; von hier geht derselbe noch 300 Schritte weiter in der Richtung nach Göthen. Am Ende dieses Dammes sieht man im Sandberge noch deutlich die Stelle, von welcher die Erde, zur Aufschüttung des Dammes oder auch vielleicht selbst des Burgwalles, genommen ist; doch erscheint es wahrscheinlicher, daß die schwarze Erde des Burgwalles von Osten her aus dem Holze genommen ist, wo ebenfalls noch einige Vertiefungen wahrzunehmen sind.

Mißt man von der äußern Seite des östlichen Durchschnittes bis zur äußern Seite des westlichen, so beträgt der Durchmesser des östlichen Ringwalles unten an seinem Grunde 31 Schritte, der des westlichen Ringwalles 33 Schritte, der des Burgwalles innerhalb des Wallringes 52 Schritte, der Durchmesser des ganzen Burgwalles von Osten nach Westen also etwa 116 Schritte.

Da die Nordseite des Wallringes abgetragen ist, so läßt sich hier an den Rändern das Innere des Walles bequem untersuchen. Die Erdwand bietet keine auffallenden Schichten dar; die Erde ist überall gräulich=schwarz und besteht, wie auf allen heidnischen Burgwällen, aus sandiger Moorerde mit wenig Steinen vermischt.

Da der Regen die Erde allmählig abspült, so stehen Gefäßscherben, große Stücken Kohlen von Eichen= und anderm Holze, allerlei Thierknochen, zum Theil roth gebrannte Lehmstücke aus der Wand hervor. Da diese Gegenstände oft tief im Innern des Ringwalles stehen, so liegt die Vermuthung nahe, daß im Laufe der Zeit der Ringwall erhöhet und dazu Erde von der innern Fläche des Burgwalles genommen ward, wobei denn zugleich all jener Schutt und

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Abfall mit auf den Wall gebracht ward. Hieraus erklärt sich denn auch zugleich die auffallende Tiefe des innern Burgraumes und die ungewöhnliche Höhe des Ringwalles.

Diese Gefäßscherben, welche sich in einer Tiefe von 1 Fuß tiefer in der aufgeschütteten Erde überall finden, stimmen alle mit denen von den Burgwällen aus der letzten Zeit des Wendenthums völlig überein. Der Thon zu diesen Gefäßen ist, nach heidnischer Weise, mit Sand und Granitgrus durchknetet; die Ränder sind mit den bekannten breiten, wellenförmigen Verzierungen verziert. Es fand sich auch nicht eine einzige im Brennofen gebrannte Scherbe aus der christlichen Zeit. Der Burgwall ist also rein wendisch. Außerdem fand der Herr Pastor Willebrand eben so viele Bruchstücke von Thierknochen, einige gelbroth gebrannte Lehmstücke und hin und wieder einzelne Kohlen: alles wie auf allen andern wendischen Burgwällen.

Der Herr Pastor Willebrand untersuchte den Burgwall auch in botanischer Hinsicht 1 ), da sich in ihm der Gedanke regte, ob sich vielleicht einzelnes, von den frühern Bewohnern Angepflanztes im verwilderten Zustande erhalten habe. Diese Seite der Forschung ist ganz neu, könnte aber bei fortgesetzten Studien zu interessanten Ergebnissen führen. Ich selbst habe nicht sehr darauf geachtet, und nur auf dem Burgwalle von Dobin, an der Döpe, bei Hohen=Viecheln am schweriner See, verwildertes Gestrüpp von Plaumenbäumen gefunden, am Rande, wo der Pflug die Erde nicht genug umwühlen kann.

Auf dem Burgwalle von Friedrichsruhe fand Herr Willebrand z. B. als Seltenheit die bekannte Schlüsselblume (Primula veris), welche sich sonst in der Umgegend nicht häufig findet; bemerkenswerth war sonst noch das Vorkommen von Fragaria collina (Knack=Erdbeere) und Polygonum bistorta (Wiesen=Knöterich, Natterwurz, ein kräftiges Heilmittel), welche beide Pflanzen in der Umgegend auf den Burgwall beschränkt sind. Auf dem Burgwalle stehen wenig Bäume und hin und wieder vereinzelt ein Busch.

Früher hatte Friederichsruhe den Namen Gömetow und war ein Lehn und Burgsitz der alten Ritterfamilie von Mallin. Im J. 1385 zerstörte der König Albrecht von Schweden mit den Lübeckern die Feste ganz, weil Henneke von Mallin zu Gömetow eine Hauptperson unter den Straßen=


1) Der Herr Pastor Willebrand hat nach der Einsendung dieser Mittheilungen einen Aufsatz: "Zur Flora der Burgwälle" in dem Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg Heft VI, 1852, S. 152 flgd. erscheinen lassen.
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räubern war, welche damals das Land unsicher machten (vgl. Detmar's Lüb. Chron. I, S. 332 und dazu den ausführlichern Bericht des Chronicon Rufi; vgl. Lisch Maltzan Urk. II, S. 355). Bis hieher war Gömetow sicher im Besitze der von Mallin. Im 16. und 17. Jahrh. war es im Besitze der v. Grabow. Den Namen Gömetow führte es noch bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Der durch den Herrn Pastor Willebrand entdeckte Burgwall kann der Burgwall der im J. 1385 zerstörten mallinschen Feste nicht sein, da auf demselben sich keine Spur von mittelalterlichen Alterthümern, die so leicht zu erkennen sind, findet. Die mittelalterliche Burg Gömetow wird auf derselben Stelle gestanden haben, wo jetzt der Hof Friedrichsruhe steht.

G. C. F. Lisch.

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Der Burgwall von Brenz.

Das Dorf Brenz, am linken Ufer der Elde, eine halbe Meile östlich von Neustadt, an der Straße von Neustadt nach Parchim, war in alten Zeiten der Hauptort eines eigenen Landes Brenz, welcher durch die Gründung der Stadt Neustadt im Laufe des 13. Jahrhunderts seine Bedeutung verlor. Oestlich von dem Lande oder Gau Brenz lag das Land Warnow, welches eine ganze Völkerschaft und ungefähr die Länder oder spätern Vogteien Parchim, Ture, Quetzin (Plau), Sternberg und Richenberg 1 ) umschloß. Das Land Brenz wird von dem Lande Warnow ausdrücklich getrennt und gehörte wohl zu einer andern größern Völkerschaft oder war ein neutrales Gebiet. Am 29. April 1230 bezeugen 2 ) die Fürsten Johann und Pribislav von Meklenburg, "daß der Bischof von Schwerin ihnen die Hälfte der Zehnten im Lande Warnow an beiden Seiten der Elde und im Lande Brenitz, so weit ihr Gebiet sich erstreckt, abgetreten habe."

Das kleine Land Brenz hatte ohne Zweifel in wendischer Zeit eine wichtige Lage, da an demselben die Grenzen der drei Bisthümer Havelberg, Schwerin und Ratzeburg zusammenstießen. Die Pfarren Spornitz und Brenz ("villa Brenzsen, Hauelbergensis diocesis, aduocatie Nyenstad" 1361) bildeten die nördliche Grenze des Bisthums Havelberg, bis zur Elde; die Stadt Neustadt am rechten Ufer der Elde, sicher die alte Burg, gehörte zum Bisthume Schwerin,


1) Vgl. Beyer in Jahrb. XI, S. 45.
2) Vgl. Lisch Mekl. Urk. III, S. 78, und Jahrb. XI, S. 46.
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dagegen gehörte das im dreißigjährigen Kriege zerstörte St. Georgen=Hospital vor dem parchimschen Thore der Stadt, also am linken Eldeufer, schon zum Bisthume Havelberg ("sunte Georiens kerke vor der Nyenstadt in deme slichte to Hauelberge" 1421). Die Stadt Grabow und die Pfarre Gr. Laasch zwischen Grabow und Neustadt gehörten noch zum Bisthume Ratzeburg, eben so aber auch noch das jetzt zur Pfarre Muchow gehörende Dorf Zierzow, am linken Ufer der Elde, welches früher eine eigene Pfarre hatte ("Conradus de Honouere et Johannes de Spornitze, ecclesiarum in Cyrtzowe et Spornitze rectores, Raceburgensis et Hauelbergensis dyocesis" 1354). Die Pfarre Brenz im Bisthume Havelberg stieß also im Westen an die Bisthümer Schwerin und Ratzeburg, welche sich zwischen Neustadt und Grabow schieden. Da nun die kirchlichen Grenzen der frühesten christlichen Zeit mit den alten heidnischen Grenzen gewöhnlich übereinstimmen, so wird hier eine wichtige heidnische Völkerscheide gewesen sein.

Noch im J. 1247 wird das "Land Brenz" ("terra Brence") genannt. In diesem Jahre gab nämlich der Graf Gunzelin III. von Schwerin diejenigen Güter, welche er im Lande Ture im Besitz hatte (wahrscheinlich bei Siggelkow und Zachow, südlich von Parchim), dem Fürsten Pribislav von Parchim=Richenberg zurück, wogegen Pribislav das, was der Graf im Lande Brenz besaß, Pribislav aber immer als sein Eigenthum beansprucht hatte, dem Grafen abtrat 1 ). Hierunter sind wohl nur einige Besitzungen am linken Ufer der Elde 2 ) vor der gräflich=schwerinschen Burg Neustadt, damals noch Chlewe genannt, zu verstehen. Diese Abtretung einiger Besitzungen im Lande Brenz geschah ohne Zweifel in Folge der Erbauung der gräflichen Burg zu Chlewe (Neustadt) und der Stiftung der Neuen Stadt Chlewe ("Noua ciuitas Chlewa") oder der Stadt Neustadt, welche in der Zeit von 1251=1253 als eine vor kurzem gegründete Stadt zuerst 2 ) genannt wird.

Es war nun mehr als wahrscheinlich, daß bei dem Orte, welcher der Hauptort eines Landes war, eine heidnische Burg, eine Gauburg, liegen müsse. Da sich auch Kunde von dem Vorhandensein eines Burgwalles verbreitet hatte, so ging ich am 6. Mai 1852 nach Brenz, wo ich unter der freund=


1) Vgl. Jahrb. XI, S. 238 und 53.
2) Vgl. Jahrb. X, S. 188-190.
2) Vgl. Jahrb. X, S. 188-190.
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lichsten Unterstützung und Beförderung des Herrn Pastors Goß, die Forschungen anstellte. Es fand sich bei Brenz allerdings ein Burgwall, welcher noch heute diesen Namen führt. Die ganze Gegend ist bekanntlich flach und sandig. Der Burgwall liegt in dieser flachen, sandigen Ebene, 1/4 Stunde nördlich von dem Dorfe, in einer Ebene, welche freilich viel feuchter und fruchtbarer ist, als der Acker in diesen Gegenden zu sein pflegt, jedoch nicht, wie sonst die wendischen Burgwälle, in einem Moore oder an einem See, sondern in ziemlich festem Erdreich, welches jedoch in frühern Zeiten oft unter Wasser gestanden haben soll. Der Burgwall hat ein ganz anderes Ansehen, als die meisten andern Burgwälle aus der Wendenzeit. Der Burgwall von Brenz ist nur einige Fuß hoch über die Ackerfläche umher erhaben. Er ist nicht viereckig, sondern rund, 235 Schritte im Umfange und 260 Fuß im innern Durchmesser. Er ist ringsumher von einem Walle umgeben, welcher nur 2 bis 3 Fuß über den innern Burgraum emporragt. Um den Wall läuft ein schmaler Graben, in welchem gewöhnlich immer etwas Wasser steht. Dies ist die einfache Gestalt dieses freilich ziemlich ausgedehnten, aber sehr niedrigen Burgplatzes.

Es war von großer Wichtigkeit, die bekannten Alterthümer der Burgwälle zu finden. Eine an vielen Stellen auf dem Burgwalle versuchte Nachgrabung wollte kein Resultat geben; später machte der Herr Hof=Decorations=Maler Clement zu Ludwigslust die Mittheilung, daß er in frühern Zeiten Nachgrabungen auf dem Burgwalle angestellt und dabei viele Scherben gefunden habe. Ich fand jedoch dies Mal auf dem Burgwalle keine einzige Scherbe. Jedoch wurden unmittelbar vor dem Burgwalle mehrere Gefäßscherben gefunden, welche die untrüglichen Kennzeichen der Wendenzeit hatten, so daß es sicher festgestellt ward, daß der Ort zur Wendenzeit bewohnt war.

Es ist allerdings auffallend, daß dieser Burgwall in seiner ganzen Construction von den meisten andern wendischen Burgwällen des Landes abweicht. Der Grund dieser Abweichung mag aber entweder darin liegen, daß dieser Burgwall keine große Bedeutsamkeit hatte, oder ein Werk eines andern Volksstammes war, welcher anders bauete, als die Wenden von den berühmtern größern Völkerschaften, oder auch darin, daß Niclot im Anfange der Kreuzzüge die bekannten Burgwälle in der Mitte des Landes bedeutend erhöhete und mehr befestigte und diese daher ein anderes Ansehen haben, als die Burgwälle, welche von der großen Kriegsstraße entfernter liegen und daher nicht befestigt, sondern verlassen wurden. Daher sieht

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auch der herzogliche Mathematikus und Ingenieur Tilemann Stella, welcher seine Augen auch auf historische Merkwürdigkeiten richtete, in dem Amtsbuche von Neustadt vom J. 1576 den Burgwall von Brenz nur für eine Schutzwehr zur Bewahrung des Viehes zur Kriegszeit an:

"Item zu Brenß auch ein Burgwal, receptaculum pro pecoribus tempore belli."

Die nächsten Burgwälle scheinen zu sein: südlich bei Muchow, östlich bei Parchim, nördlich bei Friedrichsruhe (vgl. S. 273); ob die Burgwälle von Neustadt und Grabow im Westen heidnischen Ursprunges sind, läßt sich wohl schwerlich ermitteln, da sie im Mittelalter viel bebauet sind.

G. C. F. Lisch.

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Burgwall von Crivitz.

Westlich lehnt sich unmittelbar an die Stadt Crivitz ein Burgwall von sehr großen Verhältnissen. Er ist sehr hoch und rings von tiefen Wiesen umgeben, welche westlich an den See stoßen; nur von der Stadt führt ein schmaler Weg hinauf. Dieser Burgwall ist wohl ohne Zweifel von den Grafen von Schwerin, den Landesherren, benutzt worden, da er im 14. Jahrh. als gräflicher Wittwensitz vorkommt; jedoch ist er nie eine eigentliche Residenz der Grafen von Schwerin gewesen. Da er nun für eine Nebenresidenz zu groß sein dürfte, so stammt die ursprüngliche Anlage wahrscheinlich noch aus wendischer Zeit, um so mehr da die ganze Anlage dafür spricht. Nachgrabungen werden schwerlich zu Resultaten führen, da der Burgwall eine Zeit lang als Armenkirchhof benutzt und dadurch ganz umwühlt ist.

G. C. F. Lisch.

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2. Mittelalter.

a . Weltliche Bauwerke.


Die Burg Retschow.

Der Bau eines neuen Wohnhauses auf dem Hofe zu Retschow bei Doberan führte die Entdeckung der historisch=wichtigen Burg Retschow mit sich, welche zwar ein Mal genannt, aber noch nicht in ihrer Bedeutung dargestellt ist. Rudloff M. G. II, S. 341, sagt nämlich: "Retzkow und Eikhof werden jetzt (im Anfange des 14. Jahrh.) als Schlösser namhaft gemacht."

Die Burg Retschow wird im J. 1302 zuerst genannt. Der Fürst Heinrich der Löwe von Meklenburg schenkte 1 ) am 18. Jan. 1302, also 16 Tage nach dem Tode seines Vaters, zum Seelenheile seines Vaters, seiner Mutter, seiner selbst und seiner Gemahlin, dem Kloster Doberan mehrere Aufkünfte von der Insel Pöl, unter der Bedingung, daß davon ein ewiges brennendes Wachslicht an seiner Grabstätte 2 ) gehalten und ein Altar und gemalte (?) Fenster (fenestras laudabiles) in der Kapelle 3 ), wo seine Vorfahren ruheten, hergestellt würden; den Rest der Hebungen sollte das Kloster haben zum Ersatz für die Schäden, welche es von dem Fürsten und den Seinigen und von der Burg Retschow erlitten habe:

"pro omni dampno suo, quod recepit a nobis siue a nostris et de castro Rethcekowe."

Am 8. Oct. 1319 bekennt der Fürst Heinrich mit denselben Worten, daß er dem Kloster zwar diese Schenkung gemacht, die Insel Pöl aber Schulden halber habe verpfänden müssen und das Kloster daher nicht zum Genuß der Schenkung gekommen sei; er schenkte daher demselben dafür das Dorf Admanshagen, wogegen das Kloster dem Fürsten 350 Mk. wend. Pf. zahlte und ihm die Ersetzung eines Schadens von 200 Mk. wend. Pf. erließ, welchen der Fürst dem Kloster in


1) Die Urkunde ist gedruckt in v. Westphalen Mon. ined. Dipl. Doberan. III, p. 1570.
2) Heinrich der Löwe ist bekanntlich isolirt im hohen Chore der Kirche zu Doberan begraben und ruhet unmittelbar neben dem Großherzoge Friedrich Franz I. Vgl. Jahrb. IX, S. 429 flgd.
3) Das alte fürstliche Erbbegräbniß ist in der Kapelle an der Nordpforte. Vgl. Jahrb. IX, S. 427.
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Althof zugefügt habe ("pro dampnis, que intulimus eis in Antiqua Curia Doberan").

Diese Rolle, welche die Burg Retschow in jenen ereignißreichen Zeiten spielte, hatte ihre Veranlassung ohne Zweifel in den Kriegen wegen der Herrschaft Rostock, unter dem letzten Fürsten von Rostock, Nicolaus dem Kinde, sowohl in dem ersten dänisch=rostocker Kriege von 1301, als in den rostockischen Successionskriegen von 1314 und den folgenden Jahren.

Die Sache ist jedoch wegen Mangelhaftigkeit der zur Beurtheilung nöthigen topographischen und diplomatischen Forschungen noch nicht ganz klar. Retschow hatte eine wichtige Lage dort, wo die Herrschaften Meklenburg, Rostock und Werle zusammenstießen. Cröpelin mit Umgegend gehörte zur Herrschaft Rostock, Bukow zur Herrschaft Meklenburg, Retschow gehörte aber nach den Urkunden vom J. 1358 zur Vogtei Schwan, vielleicht als äußerste Grenzfeste, also zur Herrschaft Werle. Durch den rostocker Frieden vom 1. Aug. 1301 ward aber die Feste Schwan mit dem halben dazu gehörenden Lande, welches von Werle an Rostock verpfändet war, dem Könige von Dänemark abgetreten. In dieser Zeit muß der Fürst Heinrich der Löwe auch zugegriffen haben, um einen starken Vorposten nach der drohenden Seite hin zu gewinnen

Retschow war kein fürstliches Schloß, sondern eine Vasallenburg und war Lehn der von Barnekow, welche seit uralter Zeit mit ihren Hauptgütern Vasallen der Herrschaft Meklenburg gewesen waren. Dies wird die Veranlassung gewesen sein, daß der Ritter Heinrich von Barnekow, welcher in jener Zeit häufig im Gefolge des meklenburgischen Löwen, und späterhin unter den Vormündern seiner Kinder erscheint, sich mit seiner festen Burg zu diesem schlug, wie in jenen Zeiten solche Fälle öfter vorkommen.

Es wird in den erwähnten Urkunden ausdrücklich gesagt, daß dem Kloster Doberan von dem Fürsten Heinrich und von der Burg Retschow Schäden zugefügt seien.

Retschow gehörte nach allen diesen Umständen gewiß schon im Anfange des 14. Jahrh. dem Ritter Heinrich von Barnekow. Im J. 1335 wird zuerst ein Besitzer von Retschow genannt.

Am 12. Junii 1335 schenkte der Ritter Conrad Babbe 1 ), aus der in der Herrschaft Rostock ansässigen Familie, dem Kloster Doberan zur Verbesserung der Conventspende (seruicii), welche


1) Im J. 1358 bürgten für die v. Barnekow auf Retschow auch Otto Babbe auf Parkow ("Percowe") und Arnold Babbe auf Carin ("Chorin"), welche beide Güter in der Nähe von Retschow bei Neu=Bukow liegen.
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sein Vater, der Ritter Friedrich Babbe, am Tage des H. Mauricius im Kloster gestiftet, noch 40 Mk. rostock. Pf. Capital oder 4 Mk. jährlicher Hebung, welche das Kloster nach seinem Tode von dem Ritter Heinrich von Barnekow, oder dessen Erben, entweder von dem diesem geliehenen Capital oder den von demselben ihm verpfändeten Hebungen aus dem Dorfe Retschow (Rethzecowe) erheben sollte, wofür das Kloster ihn nach seinem Tode abholen und bei seinen Vorfahren begraben solle.

Indessen kam das Gut bald aus der Familie und von einer Burg Retschow ist nicht mehr die Rede. Am 9. Sept. 1343 verpfändeten die Brüder Raven, Ritter, und Ulrich, Gottschalk und Heinrich, Knappen, von Barnekow dem rostocker Bürger Gerhard Grentze für 1400 Mk. rostock. Pf. das ganze Dorf Retschow zu Vasallenrecht ("ad jus vasallicum"), wie sie es bisher besessen hatten, ohne höchstes Gericht und Beden.

Es dauerte jedoch nicht lange, so mußten die v. Barnekow das Gut ganz verkaufen. Im J. 1358 kaufte der rostocker Rathmann Peter Kremer das Dorf Retschow mit dem bei demselben liegenden Hofe ("curiam villae adjacentem"), und zahlte den Kaufpreis von 3000 Mk. rostocker Münze, ließ das Gut jedoch dem Kloster Doberan zuschreiben und schenkte es demselben ("asscribi fecit, assignavit integraliter ac liberaliter et donauit in pias elemosinas), machte dabei aber die Bedingung, daß das Kloster zu der von ihm neu gestifteten ewigen Vikarei in der Marienkirche zu Rostock unter dem Thurme jährlich 25 Mk. rost. Pf. ewiger Hebungen aus dem Dorfe Retschow zahlen solle.

Peter Kremer hatte diese Stiftungen wohl auf seinem Sterbelager gemacht, da er noch in demselben Jahre starb. Am 4. März 1358 schenkte er noch dem Abte des Klosters Doberan das Patronat dieser Vikarei, am 9. Sept. 1358 verpflichtete sich nach seinem Tode das Kloster zur Leistung der ihm auferlegten Verpflichtung, und am 1 Oct. 1358 bestätigte der bischöflich=schwerinsche General=Vikar Johann von Wunstorf diese Vikarei.

Die Förmlichkeiten des Verkaufes wurden im Junii 1358 abgemacht. Am 18. Junii 1358 verkauften 1 ) der Ritter Raven v. Barnekow und sein Bruder Heinrich, so wie Raven's Sohn Heinrich, Knappen, unter Bürgschaft der übrigen


1) Die Urkunde ist gedruckt in v. Westphalen Mon. ined. Diplom. Doberan. III, p. 1633.
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Brüder Ravens, der Knappen Ulrich und Gottschalk, und seines Vetters Reimar, dem Kloster Doberan das ganze Dorf Retschow mit dem Hofe daselbst, in der Vogtei Schwan belegen ("totam et integram villam Retzecowe cum curia nostra ibidem aduocacie Zywan"), mit aller Gerichtsbarkeit und vielen Diensten und Gerechtigkeiten für 3000 Mk. rostock. Pf. Am 20. Junii 1358 bestätigte 1 ) der Herzog Albrecht dem Kloster Doberan diesen Kauf und schenkte demselben das Eigenthumsrecht des Dorfes.

Seitdem gehörte das Dorf dem Kloster Doberan.

Die Burg Retschow muß daher in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wieder untergegangen sein.

Die Beschaffenheit des Burgwalles ist sehr großartig und wohl geeignet, die Vorstellung von der großen Bedeutsamkeit, welche die Burg zur Zeit Heinrich's des Löwen von Meklenburg hatte, zu bestärken. Der Hof Retschow hat eine große Ausdehnung. Unmittelbar hinter dem Wohnhause erhebt sich der Burgwall sehr steil in bedeutender, ungewöhnlicher Höhe und großer Ausdehnung, so daß der Burgwall über das Hofhaus emporragt und der ganze Hofgarten mit freier Rundsicht auf dem Burgwalle liegt. Offenbar scheidet sich diese gewaltige Erhebung in zwei Theile, auf deren einem die Burg, auf deren anderm die Vorburg gestanden haben wird; auf dem höhern und größern Burgplatze sind noch einige Erhebungen sichtbar. Zu zwei Drittheilen werden Burgwall und Hof von Wasser und Sumpfniederungen, jetzt Teichen und Wasserläufen, welche mitten durch den Hof gehen, umgeben; zu einem Drittheile, gegen das Dorf hin, ist der Burgwall durch Wälle und Gräben künstlich befestigt gewesen. Die Anlage stammt offenbar aus dem christlichen Mittelalter und zeigt keine Spur von wendischen Eigenthümlichkeiten und Alterthümern. Jedenfalls ist der Burgwall einer der bedeutendsten mittelalterlichen Burgwälle im Lande.

Als im J. 1852 ein neues Wohnhaus gebauet werden sollte, grub man auch den hohen Berg des Hofgartens, den Burgwall, an, zunächst um hinter dem Hause mehr Raum zu gewinnen und das Winterwasser von dem Hause ableiten zu können. Bei dieser Gelegenheit kam viel und bedeutendes altes Mauerwerk zu Tage, welches abgebrochen und zu den Fundamenten des Hauses benutzt ward.


1) Die Urkunde ist gedruckt das. p. 1636. - Diese Urkunden sind sehr merkwürdig durch die Aufzählung vieler ungewöhnlicher Dienste.
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Die Ziegel sind von dem allergrößten Format und großer Härte und Schwere, wie sie nur in den Kirchen aus dem 13. und 14. Jahrh. vorkommen.

Bei dem Abgraben des Walles und dem Abbruche des alten Gemäuers wurden auch mehrere Alterthümer gefunden, welche der Pächter Herr Rabe mit gebildetem Sinne sorgfältig aufsuchte, aufbewahrte und, so weit sie von Interesse waren, ablieferte:

1) Viele Kohlen und schwarz gebrannte Lehmstücke mit Stroh eindrücken (von "Klemstaken").

2) Große Klumpen Schlacken, in welchen inwendig Stücke von Ziegeln sitzen.

Diese Funde reden dafür, daß die Burg durch Brand zerstört worden sei. Dies wird schon bald nach der Zeit geschehen sein, als Retschow im Anfange des 14. Jahrh. eine geschichtliche Rolle spielte, da die Burg ("castrum") Retschow nur 1302 und 1319, späterhin nur der Hof ("curia") Retschow genannt wird.

3) Viele Scherben von blaugrauen Töpfen und weißen Krügen, wie dergleichen bekanntlich auf allen mittelalterlichen Burgstätten gefunden werden.

4) Ein eisernes Beil, dessen Blatt völlig dreiseitig ist.

5) Ein eiserner Sturmhaken (?), wie dergleichen unter fast allen Burgruinen des Mittelalters in Meklenburg gefunden werden.

6) Ein eisernes Messer.

7) Eine kleine eiserne Schere, von der alten Form, in welcher noch heute die Schafscheren gemacht werden.

8) Eine große zinnerne Schnalle mit eisernem Dorn.

9) Viele eiserne Nägel und anderes Eisenwerk.

10) Ein Ring aus Elfenbein oder Knochen von 1 1/2 " äußerm Durchmesser und 7/8 " innerer Oeffnung.

Einige Münzen aus dem 17. Jahrh., alle von dem Herzoge Johann Albrecht II. von Meklenburg=Güstrow, sind ohne Zweifel in neuern Zeiten verloren gegangen.

Merkwürdig ist aber

11) ein schöner, geschliffener Keil von Feuerstein aus der Steinperiode, welcher in der Tiefe unter dem Mauerschutt gefunden ward, ein Beweis, daß die Stelle schon in den allerältesten Zeiten bewohnt ward.

Vgl. unten über die Kirche zu Retschow.

G. C. F. Lisch.


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b . Kirchliche Bauwerke.


Die Kirche zu Neuburg.

Dr. Lisch hat in Jahresber. VII, S. 73 bereits einen kurzen Bericht über die neuburger Kirche gegeben. Eine detaillirtere Untersuchung, als demselben damals möglich war, hat zu einem interessanten Ergebnisse geführt, und verdient demnach der Bau, daß einer weiteren Beschreibung desselben Platz gegönnt werde.

Dr. Lisch hat a. a. O. schon das Alter der Kirche bestimmt und Jahrb. VII, S. 170 angegeben, daß bei der Stiftung des Klosters Sonnenkamp im Jahre 1219 der Priester Friedrich von Nienborg als Zeuge auftritt. In der That zeigt die Kirche auch durchweg den Uebergangsstyl, während der Thurm, wie bei den Kirchen zu Proseken und Neubukow, einer viel späteren Zeit seine Entstehung verdankt.

Der Chor ist rechteckig und mit einem sehr spitzen Gewölbe ohne Rippen bedeckt, welches in jeder der vier Ecken durch drei kleine aneinander gestellte Pilaster, die mit einem geringen Simse versehen sind, unterstützt wird. Die östliche Wand hat drei Fenster, deren Wölbung kaum erst vom Rundbogen abweicht, und von denen das mittlere bedeutend höher ist, als die beiden seitlichen. Sie sind mit einem Rundstabe eingefaßt und haben eine glatte, schräge Laibung. Ein Paar eben solcher Fenster befindet sich in der südlichen, ein anderes in der nördlichen Wand; hier sind sie aber eines Anbaues wegen, vielleicht ursprünglich schon, vermauert. Der Chor öffnet sich gegen die Kirche hin durch das Triumphthor, welches mit den erwähnten Pilastern dasselbe Sims hat, in einem ziemlich spitzen Bogen 1 ).

Das Schiff wird jederseits durch vier in gleichen Entfernungen angebrachte Fenster mit schräger, glatter Laibung ohne Stabeinfassung erhellt, und ist, wie in den Kirchen zu Lübow und Neukloster, mit einer flachen Holzdecke bebeckt, obwohl man, höchst auffallend, über dem Triumphbogen eine Aussparung, anscheinend für Gewölbekappen bemerkt. Die Seitenmauern ruhen jede auf vier Rundbogen, die von Pfeilern mit kreuzförmiger Grundgestalt getragen werden, welche in ihren


1) Auch in der lübowschen Kirche, die noch ganz dem Rundbogenstyl angehört, ist die Wölbung des Triumphthors etwas gespitzt.
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Winkeln kleine Säulen haben oder einen um den ganzen Bogen herumlaufenden Rundstab, während der Pfeiler selbst eine abgerundete Kämpferleiste hat. Eine so gebildete Pforte führt auch aus dem Chor südwärts in einen Anbau von späterem Datum, eine andere gegenüber in den schon erwähnten Anbau, welcher, jetzt ein Grabgewölbe, seiner Lage nach ursprünglich als Sakristei gedient haben wird.

Die westliche Wand der Kirche ist mit einem großen Spitzbogen durchbrochen, welcher die Orgel enthält.

Alles ist natürlich mit Tünche übersalbt, die Balkendecke, den Vorstellungen jener pinselseligen Aufklärer von himmlischen Dingen gemäß, grau angestrichen, und die gehörige Suite von Logen und Gallerien an Ort und Stelle. Das gesammte Mobiliar ist neu und mittelmäßig oder schlecht, schlecht auch, aber alt, die Passion unter dem Triumphbogen 1 ).

Von alten Wandmalereien ließ sich nichts spüren, nur daß zwischen den Fenstern der östlichen Chorwand zwei rothe Weihkreuze auf rundem Putzgrunde sich finden. Der Triumphbogen und die Gewölbekappen, so wie die Fensterwölbungen sind natürlich abgeputzt.

Der Chor hat (ungefähr) eine Breite von 24 1/2 und eine Länge von 28 hamb. Fuß, während das Schiff in der Breite etwa 30 und in der Länge 53 Fuß im Lichten mißt.

Man tritt aus der Kirche durch den Thurm über das Fragment einer alten Steinmetzarbeit, anscheinend eines Taufbeckens. - Die östliche Chorwand wird von zwei durch einen romanischen Sockel verbundenen Lissenen eingefaßt, die sich, in Rundbogen ausgeschnitten, deren freie Schenkel von würfelförmigen Kragsteinchen unterstützt werden, an der Giebelschräge hinaufziehen. Die Fenster sind auch außen so gebildet, wie bei der Beschreibung des Innern angegeben und gleichermaßen auf der Südseite, an der sich von den Ecklissenen ein Fries von Rundbogen hinzieht, die sammt den Zwickeln zwischen ihnen ausgeputzt sind und von kleinen geschnittenen, zum Theil glasurten Kragsteinen getragen werden. Auf der Nordseite wird es sich ebenso verhalten, doch ist diese durch den oben erwähnten Anbau, dessen Mauerwerk bis zum Dache übrigens nicht viel jünger als die Kirche sein wird, der Betrachtung unzugänglich.


1) Wenn dies gewöhnlich der Fall ist, so muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß vor Zeiten Bildschnitzer und Maler sich ergänzten, wohl ein und dieselbe Person waren, und daß sicher mit wenigen Ausnahmen alle diese Darstellungen erst durch Anstreicher in den letzten Jahrhunderten ruinirt sind; keinenfalls läßt es sich rechtfertigen, sie kurzhändig aus der Kirche zu entfernen, wie dies z. B. noch im Jahre 1851 auf Pöl geschehen ist.
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Wenn auch nicht das Schönste, - das ist die wahrhaft erhabene Ostseite des Chores, - so doch der ganz besonders die Aufmerksamkeit auf sich ziehende Theil der Kirche ist das Schiff. Dr. Lisch bemerkte in den Seitenwänden Bogenstellungen, welche ihm, da seine Untersuchung nur das Innere genauer berücksichtigen konnte, als Mauervertiefungen zur Materialersparung erschienen. Betrachtet man aber die Außenwand näher, so stellt sich heraus, daß die im Durchmesser vierfüßigen Pfeiler, welche die vier Rundbogen von 7 Fuß Weite tragen, Kämpferleisten und kreuzförmige Grundfigur haben, daß theils Säulchen in den Ecken der Pfeiler sich finden, theils Rundstäbe dieselben ausfüllen und sich um den ganzen Bogen herumziehen, daß die Füllungen der Bogen keineswegs ursprünglich sind, kurz daß der untere Theil der jetzigen Außenwand nichts anders ist, als die Scheidebogen einer Kirche mit zwei niedrigen Seitenschiffen. Daß dem so ist, bezeugen auch die beiden Absätze des Mauerwerks, deren erster sich 1 1/2 Fuß über der Wölbung des äußeren Bogens, welche 1 Fuß breit ist, befindet, und deren zweiter 3 Fuß höher liegt als der erste, und welche offensichtlich dazu bestimmt sind, den Stuhl eines Pultdaches zu tragen. Abzunehmen ist aber aus dieser geringen Entfernung der beiden Absätze von einander, daß entweder die Breite dieser Seitenschiffe eine sehr geringe - 3 bis 4 Fuß - werden sollte, - denn es scheint nicht wahrscheinlich, daß sie ausgeführt wurden, - oder, wie man schwerlich annehmen darf, daß man ein ungewöhnlich geneigtes Dach, wie die Gothiker unserer Tage sich gestatten, zu legen beabsichtigte 1 ).

Der erste Absatz läuft in die beiden äußeren Lissenen fort, der zweite in eine mittlere, die daher zu beiden Seiten zwei Fenster hat. Anderthalb Fuß über dem Scheitel der Fensteröffnung beginnt das Simswerk des Daches. Es treten Kopfsteine in die hohe Kante gestellt gleich weit von der mittlern Lissene aus dem Mauerwerk hervor und tragen eine Laufschicht,


1) Auch in der lübowschen Kirche sind, wie Jahresber. VI, S. 69 angegeben, in der nördlichen Wand zwei zugemauerte Rundbogen, über denen sich Oeffnungen zur Einsetzung von Balkenköpfen befinden, und sind dieselben dort als Verbindungsbogen gedeutet. In der That sind sie dies auch, aber sie führten nicht zu einem abgesonderten Baue, der Pfarrwohnung oder dergl., sondern sind wie die neuburger nichts anders als Scheidebogen. Sie sind an der Südseite ebenfalls vorhanden, und der ältere Theil der westlichen Außenwand der Sakristei läßt sogar noch deutlich erkennen, daß der wahrscheinlich abgebrochene nördliche Flügel im Osten, wie der Chor, eine halbkreisförmige kleine Absis hatte. Während aber in Neuburg die Flügel das Langhaus von einem Ende bis zum andern begleiteten, lehnten sie sich in Lübow nur an die östliche Hälfte desselben, so daß also auch die lübower Kirche Kreuzform gehabt hat, aber nur im Grundriß, und kein Querhaus, wie die Kirchen zu Ratzeburg und Vietlübbe.
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unter der und zwischen den eben gedachten Kragsteinen der Grund geputzt ist. Ueber dieser Laufschicht liegt von einer Ecklissene bis zur andern eine Stromschicht und über dieser wieder eine Laufschicht. Dann folgt eine Schicht Kopfsteine, die so weit hervorspringt wie die Ecklissenen, und dann noch drei Schichten schlichtes Mauerwerk.

Die Kirche wäre demnach wohl würdig, dereinst mit Liebe und Einsicht wieder hergestellt und - ausgeführt zu werden. Sie steht noch im Rundbogenstyl und ist der schönen lübowschen Kirche verwandt, und ragt in die Uebergangsperiode hinein, mit deren schönstem Denkmale, der neuklosterschen Kirche, sie Vieles gemein hat. Sie bildet ein wahres Zwischenglied zwischen den byzantinischen und Uebergangsbauten in Meklenburg, wie die unferne neubukowsche Kirche zwischen letzteren und den Bauten germanischen Styls in der Mitte steht.

Der Thurm ist hoch und ansehnlich, auch von ganz guten Verhältnissen, aber ohne besondere Eigenthümlichkeit.

C. D. W.

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Die Kirche zu Wittenförden,

eine Meile von Schwerin, könnte Erwartungen von interessanten Baueigenthümlichkeiten rege machen, da die Kirche zuerst als eine Kapelle des Domes zu Schwerin am 28. Dec. 1216 gestiftet ward; vgl. Lisch Meklenb. Urk. III, S. 58. Der erste Anblick der Kirche schien zuerst jede Hoffnung auf Gewinnung irgend eines geschichtlichen Ergebnisses abzuschneiden, da wohl kaum eine andere Kirche im Lande so sehr styllos und verfallen ist, als diese Kirche, welche nur noch durch Stützen und Anbauten zusammengehalten wird. Und dennoch gab bei näherer Untersuchung der Bau ein günstiges Resultat für die Kunst= und Baugeschichte.

Ohne Zweifel wurden bei der Einführung des Christenthums sehr viele Kirchen von Holz oder von Fachwerk erbauet, gewiß die meisten von denjenigen Landkirchen, welche in späteren Zeiten umgebauet sind. Von allen Kirchen dieser Art mag die Kirche zu Wittenförden die einzige sein, welche noch erhalten ist.

Die Kirche zu Wittenförden ist von Fachwerk, d. h. in Holzverband mit ausgemauerten Tafeln, aufgeführt und an den Außenwänden mit einer Schicht von Ziegeln verblendet, so daß die Kirche von außen als ein massiver Bau erscheint. Diese Verblendung ist aber ein uralter Bau, welcher nach allen Zeichen aus der Zeit der Stiftung stammt. Die Ziegel sind von dem

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allergrößten Format: 12 " hamburg. Maaß lang und 4 " dicke und die Kalkfugen äußerst hart, auch das ganze äußere Ansehn, des Mauerwerks so alt, als nur an irgend einer Kirche im Lande.

Das Holzwerk im Innern ist starkes Eichenholz, aber schon so vergangen, daß es größtentheils durch die Verblendung gehalten wird. An vielen Ständern sind die Füße schon so sehr vermodert, daß sie hin und wieder einige Fuß lang ganz fehlen. Erwägt man, daß fünfhundert Jahre altes Mobiliar von Eichenholz, z. B. in der Kirche zu Doberan, noch so fest ist, als wäre es ganz neu, so läßt es sich immer denken, daß ein so fest verblendetes Holzwerk, welches jetzt dem Untergange nahe ist, 600 Jahre alt sein kann.

Jedenfalls bietet die Kirche von Wittenförden einen seltenen Ueberrest eines alten Kirchenbaues in Holz=Construction.

An alten Geräthen hat die Kirche nichts weiter, als einige alte Glocken in dem ganz hölzernen Thurme.

Die größte Glocke hat die Inschrift
Inschrift
(= 1473.)

und vier ungewöhnlich große flache Reliefs auf dem Mantel, welche jedoch schwer zu erkennen waren, weil die Glocke ungünstig hängt.

Die beiden andern Glocken haben keine Inschriften, sind also wahrscheinlich auch alt.

G. C. F. Lisch.

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Kirche zu Retschow.

Die Kirche in dem bei Doberan gelegenen Dorfe Retschow, welches im J. 1358 in den Besitz der Cistercienser=Abtei Doberan kam, ist, wie wohl alle Landkirchen der ehemaligen Abtei, ein geräumiges, festes, gewölbtes Gebäude im ausgebildeten Spitzbogenstyle, welcher freilich in den Fenstern in neuern Zeiten sehr verunstaltet ist; die reiche Abtei hatte Mittel genug, im 14. und 15. Jahrh. alle alten Kirchen ihrer Landpfarren dauerhaft neu zu bauen oder umzubauen. Dadurch hat aber auch die Kirche zu Retschow ihre Bedeutsamkeit für die Kunstgeschichte verloren.

Die Kirche enthält aber einen andern, seltenen und großen Schatz in einem vortrefflichen Altar, welcher dieselbe Idee darstellt, wie der eine bekannte Altar in der Kirche zu Doberan (vgl. Jahrb. IX, S. 422 flgd.), nämlich den biblischen Spruch: "Und das Wort ward Fleisch," durch die Symboli=

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sirung, wie das Wort Gottes auf einer Mühle gemahlen wird. Der doberaner Altar ist älter, als der retschower; der doberaner Altar fällt in das erste Viertheil des 15. Jahrh. Der retschower Altar stammt aber gewiß frühestens aus der Mitte des 15. Jahrh. Es läßt sich daher die Verbreitung der Idee von dem Mutterkloster Doberan auf die demselben gehörende Landpfarre bestimmt verfolgen.

Der doberaner Altar, ein Nebenaltar des Klosters, ist noch viel einfacher, als der retschower. Der doberaner Altar hat die Darstellung der Mühle als Gemälde in der Mitteltafel und an jeder Seite einen Flügel mit Gemälden, welche jedoch schon längst so verwittert und abgefallen sind, daß sich der Gegenstand der Darstellung auf denselben nicht mehr erkennen läßt.

Der retschower Altar, der Hauptaltar der Kirche, ist dagegen ganz wie ein großer Hauptaltar eingerichtet. Der Altar hat ein Mittelstück und zwei Flügel an jeder Seite. Die Hauptansicht ist mit vergoldetem und bemaltem Schnitzwerk bekleidet: die Flügel sind mit Gemälden verziert.

In der Hauptansicht enthält die Mitteltafel die Krönung der Jungfrau Maria durch Christus. Die Flügel sind quer getheilt und enthalten jeder zwei Mal sechs Figuren über einander: zunächst an der Mitteltafel zwölf Heilige, und zwar in der Ansicht links:

1. S. Anna. 2. (Christus.)       3. S. Christoph.
4. S. Elisabeth.      5. S. Georg. 6. S. Gertrud.

rechts:

7. S. Margaretha.  8. S. Laurentius.  9. S. Antonius.
10. S. Barbara. 11. S. Nicolaus. 12. Ein H. Bischof.

1) S. Anna, mit der Jungfrau Maria neben sich und dem Christkinde auf dem Arme.

2) (Christus ?). Mit vollem, langem Gewande, Schuhen an den Füßen und einer Krone auf dem Haupte, ans Kreuz genagelt. Die Figur ist größer und anders modellirt, als die übrigen, ist also wahrscheinlich von einer andern Stelle hierher versetzt, um eine entstandene Lücke auszufüllen.

3) S. Christoph mit dem Christkinde auf der Schulter.

4) S. Elisabeth mit einem Korbe in der Hand und einem Kinde neben sich.

5) S. Georg, den Drachen tödtend.

6) S. Gertrud, als Nonne, ein Hospital=Modell im Arme tragend.

7) S. Margaretha.

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8) S. Laurentius, als Diacon; der Rost in der Hand ist abgebrochen.

9) S. Antonius, mit einem Schweine neben sich.

10) S. Barbara, mit einem Thurme neben sich.

11) S. Nicolaus, mit drei Broten im Arme.

12) Ein heiliger Bischof, nicht zu bestimmen.

Von diesen Heiligen stehen 4 weibliche Heilige der Krönung Mariä zunächst. Vier Heilige gehören zu den Nothhelfern: S. Margaretha, S. Barbara, S. Christoph und S. Georg.

Die ersten Flügel, welche mit Malerei bekleidet sind, sind auch quer getheilt und enthalten in 8 Darstellungen die Leidensgeschichte Christi.

Die letzten Flügel sind nicht quer getheilt, sondern enthalten in großen, durch die ganzen Tafeln gehenden Gemälden eine Darstellung der Offenbarung des Wortes bis zur Messe, und zwar

a. links nach innen:

die H. Anna (?)

mit Kindern neben sich und andern Frauen, welche Kinder herbeiführen.

b. rechts nach innen:

die Verkündigung Mariä,

wie ein Engel, mit einem Spruchbande

Inschrift

auf einem Lichtstrahl zur Jungfrau Maria hereinschwebt.

c. rechts nach außen:

die Menschwerdung des Wortes durch die Mühle.

d. links nach außen:

die Messe,

von einem Priester gefeiert.

Der innere Zusammenhang liegt hier klar vor.

Besonders interessant ist hier das Mühlenbild. Oben schütten die 4 Genien oder Symbole der Evangelisten aus langen Säcken das Wort oder das Evangelium in einen Mühlentrichter, welcher über den Mühlsteinen steht. An jeder Seite der Mühlsteine stehen 6 Apostel, welche an einer langen Stange oder Welle die Mühlsteine drehen. Aus der Mühle unter den Mühlsteinen kommt ein Spruchband heraus mit der Inschrift:

Inschrift
(= und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.)
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An dem Spruchbande hängt das Christkind in einem Kelche, welchen die 4 Kirchenväter: S. Gregorius (Papst), S. Hieronymus (Cardinal), S. Augustinus und S. Ambrosius (Bischöfe), zugleich Repräsentanten der höchsten Kirchenwürden, halten.

Der doberaner Altar unterscheidet sich von dem retschower nur dadurch: daß auf dem doberaner die Evangelisten die Evangelien aus Flaschen mit langen Hälsen in den Mühlentrichter schütten, daß das Spruchband ohne Christkind in den Kelch geht (das Christkind ganz fehlt) und daß hinter den Kirchenvätern zu beiden Seiten niedere Geistlichkeit und Volk anbetend knieet, während auf dem retschower Altare der Raum zu beiden Seiten der Kirchenväter frei ist.

Die letzten Flügel des retschower Altars mit den 4 großen Gemälden sind sehr prachtvoll und gut gemalt und gut erhalten, und zeichnen sich namentlich vor den meisten Altären Norddeutschlands durch eine große Pracht und Gluth der Farben aus, so daß dieser Altar auch in Hinsicht der Kunsttechnik zu den seltenern Erscheinungen in Norddeutschland gehört.

Ein Altar in Tribsees mit einer gleichen Darstellung, jedoch in Schnitzwerk, ist von Kugler in Pommer. Kunstgesch., Baltischen Studien, VIII, 1, S. 194 flgd. beschrieben.

Sonst hat die retschower Kirche keine andern Merkwürdigkeiten, als etwa die kleine Glocke mit der Inschrift:

Inschrift

G. C. F. Lisch.

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Kirche zu Parkentin.

Das Kirchspiel Parkentin bei Doberan, welches eine reich dotirte Pfarre besitzt, hat unter allen der ehemaligen Abtei Doberan gehörenden Pfarren die größte Kirche, welche jedoch bei dem großen Reichthum des Klosters, wie alle Landkirchen der Abtei, im 14. oder 15. Jahrh. großentheils neu gebauet ist. Auch das Dorf Parkentin war im Mittelalter groß und reich; daher kommt noch das uralte plattdeutsche Sprichwort:

Stäbelow und Parkentîn
Willen ôk Hansestäde sîn.

Die Kirche besteht aus Chor, Schiff und Thurm.

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Der Chor ist ein Oblongum, im Uebergangsstyle in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Feldsteinen fest und tüchtig gebauet. Die acht Rippen des Gewölbes über dem Altare lehnen sich an eine kreisförmige Scheibe.

Das Schiff, aus Ziegeln gebauet, ist dreischiffig und drei Gewölbe lang, der untere Raum des Thurmes ist mit zur Kirche gezogen, so daß die drei Schiffe gleich lang sind. Die Räume sind für eine Landkirche weit und hoch, die Pfeiler und Gewölbe vortrefflich.

Der Thurm ist fest und hoch.

Schiff und Thurm sind gewiß im 14. Jahrhundert erbauet. Von einem alten Bau sind in der Kirche neben dem Thurme noch Ueberreste vorhanden.

Die Rippen der nördlichen Seitenpforte sind mit Reliefrosen aus gebranntem Thon verziert.

So ist diese Kirche eine der größten und schönsten Landkirchen in Meklenburg, hat jedoch für die Kunstgeschichte nichts besonders Merkwürdiges im Bau.

In der Kirche liegen mehrere alte Leichensteine, von denen einige ganz abgetreten, die folgenden aber noch zu lesen sind. Vor dem Altare liegt ein Stein auf den Vice=Pfarrer Heinrich († 5. Febr. 1318) mit der Inschrift:

Inschrift
(= Anno domini MCCCXVIII in die Agathae virginis (5. Febr.) obiit Hinricus viceplebanus in Parkentin. Orate pro eo.)

Daneben liegt ein anderer Stein aus dem Ende des 14. Jahrhunderts auf den Pfarrer Heinrich († 13. ...) mit der Inschrift:

Inschrift
(= Anno domini M CCC..... obiit dominus Hinricus plebanus ecclesie in Parkentin. Orate pro anima eius.)

In der Mitte des Schiffes liegt ein Leichenstein mit den Bildern eines den Kelch consecrirenden Priesters und einer Matrone, nach der Inschrift auf den Pfarrer Johann Bernith (?) († 1363. Sept. 26.) und seine vier Tage nach

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ihm gestorbene Mutter Katharina († 1363. Sept. 30.), mit der Inschrift:

Inschrift

(= Anno domini MCCCLXIII in profesto sanctorum Cosmae et Damiani (Sept. 26.) obiit dominus Johannes B[erni]th. Eodem anno ipso die beati Hieronymi (Sept. 30.) obiit Katherina mater ejus. Orate pro eis).

Die mittlern Buchstaben des Namens  sind nicht sicher zu lesen; die Buchstaben  sind sicher, vielleicht auch das r.

Wenn, was sehr wahrscheinlich ist, der Stein nie versetzt worden ist, so ist wahrscheinlich das Schiff schon vor dem Jahre 1363 vollendet gewesen und vielleicht unter diesem Pfarrer erbauet, welcher deshalb in der Mitte des Schiffes unter einem schönen Leichensteine begraben ist.

Sehr bemerkenswerth ist der Hochaltar mit Schnitzwerk und zwei Flügeln. Die Flügel haben in der Hauptansicht die geschnitzten Figuren der 12 Apostel. Die Malereien auf den Flügeln sollen die Leidensgeschichte Christi enthalten; sie waren etwas verfallen und daher nicht gut zu öffnen. Die Mitteltafel aber enthält eine sehr merkwürdige geschnitzte Darstellung: wie Gott Vater den Sohn vom Kreuze in seinen Schooß aufnimmt. Die Figuren sind groß, wohl 3/4 Menschengröße, und im hohen Grade kunstgerecht, edel und frei gearbeitet, wenn auch vielleicht schon etwas zu fein; die Arbeit stammt wohl aus dem Ende des 15. oder dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Gott Vater ist eine sitzende, ganz bekleidete, gekrönte, kräftige Gestalt; Christus ist nackt. Daneben stehen zwei Engel, von denen der eine zur Rechten die Säule, der andere zur Linken das halbheruntergelassene Kreuz hält. Die Darstellung ist trotz des Gegenstandes würdevoll und imposant gehalten und erinnert an die schöne Zeit der Nürnberger im Anfange des 16. Jahrh. Zu jeder Seite des Mittelstückes sind zwei kleine Nischen übereinander zu 4 kleinen Heiligenbildern:

S. Katharina, mit dem Rade.   S. Georg, mit dem Drachen.
Ein heiliger Bischof.   Ein heiliger Mönch in weißem Gewande.

G. C. F. Lisch.

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Die Kirche zu Brenz

hat durch Brand so viel gelitten, daß sie sehr unbedeutend erscheint und nichts Merkwürdiges hat. Der aus sehr großen Ziegelsteinen gut und kräftig gebauete Westgiebel, welcher jetzt von dem hölzernen Thurme verdeckt wird, zeugt aber für ein hohes Alter der Kirche, vielleicht aus der Zeit des Uebergangsstyls.

Nur die beiden größern Glocken sind aus alter Zeit erhalten und bemerkenswerth.

Die größte Glocke hat keine Inschrift, sondern nur auf dem Mantel ein Gießerzeichen und um den Helm eine Reihe kleiner, interessanter Reliefs. Im Anfange dieser Verzierung stehen zwei kleine Figuren (Maria und Johannes?). Darauf folgen in gleichen Zwischenräumen 4 Medaillons von der Größe eines Thalers, von denen jedes das Symbol eines Evangelisten trägt; auf dem einen ist ganz klar zu lesen: S. IOHANNES. Nach den Schriftzügen stammt also diese Glocke aus der Zeit vor 1350.

Die mittlere Glocke hat um den Helm die Inschrift:

Inschrift

Dann folgt zwei Mal ein Zeichen, welches drei Thürme darstellt, in gleicher Größe.

Die Kirche war also der Jungfrau Maria und dem Evangelisten Johannes geweiht und eine Johannis=Kirche.

Die kleinste Glocke hat weder Inschrift, noch Zeichen.

G. C. F. Lisch.

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Mittelalterliche Altäre in den Kirchen zu Rostock.

Die Kirchen Rostocks sind ohne Zweifel sehr reich an alten Kunstwerken gewesen. Jetzt ist sehr wenig davon übrig, namentlich seitdem die neuern Restaurationen manches ehrwürdige Denkmal vernichtet haben. Die beiden Hauptkirchen Rostocks, die Jacobi= und die Marien=Kirche, sind in den letzten Jahren so gründlich restaurirt, daß, es ist kaum glaublich, auch nicht die geringste Spur von alten Werken der Kunst und des Gewerbes in ihnen zu finden ist; in der Jacobi=Kirche sind sogar alle alten Leichensteine geebnet. Und um diese Moderni=

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sirung ganz zu vollenden, hat man die ganzen Kirchen, an Wänden, Pfeilern und Gewölben mit demselben blendenden Weiß ausgetüncht und neue Fenster von weißem (d. h. farblosem) Glase eingesetzt. Dadurch verschwinden die großartigen Formen dieser Kirchen so sehr, daß man sie kaum bemerkt; früher bezeichneten doch noch die dunkelgrauen Rippen, die seit der abscheulichen Ausweißung der Kirchen ein fast nothwendiges Uebel waren, einigermaßen die Verhältnisse des Baues. Jetzt aber verschwimmt der ganze Bau in ein leeres Nichts und die Masse des Lichts, welches durch die colossalen, farblosen Fenster auf die schneeweißen Wände und Gewölbe strömt, ist fast unerträglich. Weiter können wir nun nicht kommen, und deshalb ist Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zum alten, naturgemäßen Styl zu hoffen.

Viel Interessantes bewahrt noch die Nicolaikirche, welche bis jetzt von einer solchen totalen Ausräumung verschont geblieben ist, wenn auch ihr Gestühle viel von der Oelfarbe zu leiden gehabt hat.

Eben so bewahrt auch die Kirche des Klosters zum Heil. Kreuz viel Interessantes, obgleich sie sehr verfallen und unsauber gehalten ist.

Uebrigens verfuhr man schon in alten Zeiten in Rostock etwas unsanft mit den alten Denkmälern, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, daß man bald etwas Gutes wieder schuf. Das ganze Fundament des im 14. Jahrh. erbaueten, prachtvollen südlichen Kreuzflügels der Marienkirche ist mit Leichensteinen aus dem 13. und 14. Jahrh. bekleidet.

Das genauere Studium der rostocker Kirchen erfordert viel Zeit und Mühe. Es soll hier für jetzt nur auf einige ausgezeichnete Eigenthümlichkeiten aufmerksam gemacht werden, um die Kunde davon zu bewahren und zu verbreiten.

Der Altar der Nicolai=Kirche

ist ein prachtvolles, schönes Schnitzwerk, mit guten Malereien, etwa aus dem Anfange des 15. Jahrh. und gehört zu den besten im Lande.

Auf diesen Altar hat man einen kleinen Altar von gleicher Arbeit gesetzt; ohne Zweifel stand dieser einst in einer Nebencapelle.

Der Altar in der Kloster=Kirche zum Heil. Kreuz

ist dem Altare in der Nicolai=Kirche sehr ähnlich, wohl eben so gut und eben so alt. Neben dem Altare steht ein

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Tabernakel,

aus geschnitztem und vergoldetem Eichenholz gearbeitet, mit Figuren geziert, äußerst sauber und schlank, dem berühmten Tabernakel in der Kirche zu Doberan sehr ähnlich, vielleicht noch schlanker in den Formen, jedoch nicht völlig so hoch.

Diese Kunstwerke gehören zu den bedeutendsten im Lande. Was die vorzüglichsten alten Altäre, d. h. aus dem 14. und 15. Jahrhundert, betrifft, so steht der doberaner ganz einzig und groß da. Ihm folgt wohl der reiche Altar in der S. Georgen=Kirche zu Wismar; neben ihm stehen die beiden erwähnten rostocker Altäre. Der Styl ist sehr verschieden; der wismarsche ist reicher, jedoch schwerer, - die rostocker sind etwas einfacher, aber leichter und freier gehalten. Der im großherzoglichen Antiquarium zu Schwerin aufbewahrte Altar aus der Kirche zu Neustadt, wohin ihn die Lübecker schenkten, ist ein Meisterwerk ohne Gleichen.

Das rostocker Tabernakel steht dem doberaner ganz nahe. Ein kleines Tabernakel steht noch in der Kirche zu Hanstorf bei Doberan.

Die Nicolai=Kirche zu Rostock

besitzt noch viele schöne Schnitzwerke an den Kirchenstühlen mit alten, würdigen Heiligenbildern, Wappen u. dgl., einige Glasmalereien, einen alten metallenen Taufkessel u. s. w.

Von hohem Interesse ist ein altes Heiligenbild, welches noch in seiner alten Umgebung erhalten ist. In dem nördlichen Kreuzflügel, wahrscheinlich einem Theile der alten Kirche, ist eine mit Thüren verschlossene Wandnische im Rundbogen, welche noch ganz mit alter Wandmalerei von Ornamenten bedeckt ist. In dieser Nische steht ein Heiligenbild in Lebensgröße: ein mit einem langen Gewande ganz bekleideter, bärtiger Heiliger ist an Armen und Füßen (die Füße neben einander) mit eisernen Ringen an ein Kreuz geheftet. Vielleicht soll diese Figur den Apostel Petrus darstellen und hat früher auf dem Kopfe gestanden, da der H. Petrus mit dem Kopfe nach unten gekreuzigt sein soll.

Auch das geschnitzte und bemalte Bild eines werleschen Fürsten in Halbrelief, dem Anschein nach aus dem 14. Jahrhundert stammend, welches früher in der Dominikaner=St. Johannis=Klosterkirche stand, ist gegenwärtig in der Nicolaikirche aufgestellt und verdient eine sorgfältige Untersuchung. Der Schild, den die Figur hält, ist der fürstlich=werlesche, mit dem Ochsenkopfe ohne Halsfell. Vgl. Rostock. Wöchentl. Nachr. und Anz. 1752. Stück 40-41.

G. C. F. Lisch.

Vignette
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III. Zur Münzkunde.


Römische Münzen.

Im Sommer wurden folgende 2 römische Goldmünzen in Meklenburg auf dem Felde gefunden:

1) bei Gadebusch eine Goldmünze des Kaisers Geta, 198-204 n. C., 2 Ducaten schwer, sehr schön gearbeitet und erhalten:

Av. ein links gekehrtes jugendliches Brustbild:
            P SEPT GETA CAES PONT
Rev.    zwei kleine, sich anschauende Brustbilder, rechts eines bärtigen Mannes,
  inks einer Frau, beide bekränzt:
                    AETERNIT IMPERI

Diese Münze ist oben durchbohrt, also früher wohl als Schmuck getragen.

2) bei Dargun auf der Feldmark des Dorfes Brudersdorf eine Goldmünze des Kaisers Justinian, 533 n. C., 1 1/4 Ducaten schwer:

Av. ein behelmtes Brustbild, in der rechten Hand eine Kugel mit einem Kreuze: 
           D N IVSTINI ANVS P P AVI 
Rev.    eine geflügelte Victoria, in der rechten Hand eine Lanze, in der linken eine Kugel 
   mit einem Kreuze haltend; Umschrift:
          VICTORI A AVCCCB
  unten:
          CONOB.

G. C. F. Lisch.

Vignette
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IV. Zur Wappenkunde.


Siegel der Patricierfamilie Kirchhof.

Zu Rostock gab es eine Patricierfamilie Kirchhof, welche noch spät blühete und zu den letzten Patricierfamilien der Stadt gehörte. Vor einiger Zeit ward in der Gegend von Rostock ein messingenes Doppelsiegel gefunden, welches in den Besitz des Herrn Hofmusikus Reinhard zu Schwerin kam und von diesem dem Vereine geschenkt ward. - An einem Ende ist ein größeres Siegel mit einem Wappen; es enthält einen Schild, auf welchem oben ein halber Mond und darunter ein Stern steht; die Umschrift lautet:

Umschrift

Das Siegel stammt ohne Zweifel aus der ersten Hälfte oder der Mitte des 15. Jahrhunderts und mag in den Revolutionszeiten dieses Jahrhunderts verloren gegangen sein. - Denselben Schild führt 1438 der Rathmann "Roleff Kerkhoff" zu Rostock. - An dem andern Ende ist ein kleines Siegel mit einem Hauszeichen.

G. C. F. Lisch.

 

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