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Die Kirche zu Wittenförden,

eine Meile von Schwerin, könnte Erwartungen von interessanten Baueigenthümlichkeiten rege machen, da die Kirche zuerst als eine Kapelle des Domes zu Schwerin am 28. Dec. 1216 gestiftet ward; vgl. Lisch Meklenb. Urk. III, S. 58. Der erste Anblick der Kirche schien zuerst jede Hoffnung auf Gewinnung irgend eines geschichtlichen Ergebnisses abzuschneiden, da wohl kaum eine andere Kirche im Lande so sehr styllos und verfallen ist, als diese Kirche, welche nur noch durch Stützen und Anbauten zusammengehalten wird. Und dennoch gab bei näherer Untersuchung der Bau ein günstiges Resultat für die Kunst= und Baugeschichte.

Ohne Zweifel wurden bei der Einführung des Christenthums sehr viele Kirchen von Holz oder von Fachwerk erbauet, gewiß die meisten von denjenigen Landkirchen, welche in späteren Zeiten umgebauet sind. Von allen Kirchen dieser Art mag die Kirche zu Wittenförden die einzige sein, welche noch erhalten ist.

Die Kirche zu Wittenförden ist von Fachwerk, d. h. in Holzverband mit ausgemauerten Tafeln, aufgeführt und an den Außenwänden mit einer Schicht von Ziegeln verblendet, so daß die Kirche von außen als ein massiver Bau erscheint. Diese Verblendung ist aber ein uralter Bau, welcher nach allen Zeichen aus der Zeit der Stiftung stammt. Die Ziegel sind von dem

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allergrößten Format: 12 " hamburg. Maaß lang und 4 " dicke und die Kalkfugen äußerst hart, auch das ganze äußere Ansehn, des Mauerwerks so alt, als nur an irgend einer Kirche im Lande.

Das Holzwerk im Innern ist starkes Eichenholz, aber schon so vergangen, daß es größtentheils durch die Verblendung gehalten wird. An vielen Ständern sind die Füße schon so sehr vermodert, daß sie hin und wieder einige Fuß lang ganz fehlen. Erwägt man, daß fünfhundert Jahre altes Mobiliar von Eichenholz, z. B. in der Kirche zu Doberan, noch so fest ist, als wäre es ganz neu, so läßt es sich immer denken, daß ein so fest verblendetes Holzwerk, welches jetzt dem Untergange nahe ist, 600 Jahre alt sein kann.

Jedenfalls bietet die Kirche von Wittenförden einen seltenen Ueberrest eines alten Kirchenbaues in Holz=Construction.

An alten Geräthen hat die Kirche nichts weiter, als einige alte Glocken in dem ganz hölzernen Thurme.

Die größte Glocke hat die Inschrift
Inschrift
(= 1473.)

und vier ungewöhnlich große flache Reliefs auf dem Mantel, welche jedoch schwer zu erkennen waren, weil die Glocke ungünstig hängt.

Die beiden andern Glocken haben keine Inschriften, sind also wahrscheinlich auch alt.

G. C. F. Lisch.