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Ofenkacheln von Wismar.

Der Herr Dr. Crull zu Wismar hatte das Glück, eine große Menge von schönen Ofenkacheln aus dem 16. Jahrh., welche bei Ausgrabungen von Kellern an verschiedenen Orten in Wismar gefunden wurden, zu gewinnen und dem Vereine zum Geschenke zu überweisen.

1) Auf dem Spiegelberge wurden gefunden:

a . grüne Ofenkacheln: 11 ganze oder doch ziemlich erhaltene und 53 Bruchstücke. Die vollständigen Kacheln enthalten die Brustbilder fürstlicher Personen in einer Nische, unter welcher der Name der Person steht. So z. B. kommen Kacheln mit folgenden Inschriften vor :

ROMISCHER . KEIS..(Rudolf II.)
H . AVGVSTVS (zu Sachsen.)
S . KONIG . IN . POL..(König Sigismund.)
DIE . KONIGIN . IN . POL.
DE . KONIG . IN . DEN . . . . .

Diese Bilder verweisen die Kacheln in das letzte Viertheil des 16 Jahrhunderts.

Ein Fragment hat ein Stück von dem Stier des von plessenschen Schildes mit der Unterschrift:

C. V. PLE[ssen].

Ein anderes Fragment zeigt die Füße eines Greises am Stabe:

90 . IAR . DER .
KINDER . SPOT .

Diese Darstellung der menschlichen Lebensalter kommt auf Kacheln öfter vor, und sind schon früher öfter in Wismar gefunden (vgl. Jahrb. XV, S. 278); jedoch sind die letzteren offenbar niederländischen Ursprungs, wogegen die jetzt gefundenen deutsche Inschriften haben.

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Ein kleines Fragment mit einer ganz hellgrünen Glasur und wohl älter, zeigt den gut modellirten Kopf des Kaisers Carl V.

b . weiße Kacheln mit blauen Verzierungen, die meisten sehr gut erhalten, mit vortrefflichen Ornamenten, 30 Stück.

2) In der lübschen Straße wurden gefunden:

a . grüne Kacheln, 2 ganze, von denen eines ein Eckstück mit einem frei liegenden Löwen, und 4 Bruchstücke;

b . blaue Kacheln mit weißen Verzierungen und grünen Kanten, 3 Bruchstücke.

3) In der Schulstraße wurden gefunden:

grüne Kacheln, 2 ganze, von denen ein Eckstück mit einem ruhenden Löwen, und 14 Bruchstücke, von denen eines mit der Inschrift:

30 . IAR .
EIN . MAN .

4) In der Papenstraße wurden gefunden:

grüne und gelblichgrüne Kacheln, 4 ganze und 13 Buchstücke.

5) Auf der Insel Wallfisch wurden 3 Bruchstücke von grünen Kacheln gefunden.

Alle diese Kacheln, 50 ganze und 90 Bruchstücke, stammen aus dem 16. Jahrhundert.

6) In der Hege ward ein Bruchstück einer schwarzen Kachel aus dem 17. Jahrh. gefunden, darstellend das Brustbild eines Mannes von schwedischem Ansehen, mit Schild und Schwert.

Zu diesen Originalstücken fügte der Herr Dr. Crull einen Gypsabguß von einer Kachel, welche wohl zur Hausverzierung gedient hat, mit einem Crucifix und Maria und Johannes an den Seiten, mit der Inschrift:

HANS . BERMAN . 1562 .

G. C. F. Lisch.

Ferner hat der Herr Dr. Crull dem Vereine geschenkt

1 grün glasurte Ofenkachel, gefunden in Wismar, auf dem Gebiete des alten Militairlazareths, der ehemaligen Papen=Collatie, 6 Schritte vom Hause. Diese Ofenkachel hat ein Gesimsstück gebildet und ist mit einem geschwungenen Spitzbogen gekrönt, welcher noch mit den Giebelverzierungen alter Zeit, den sogenannten Fröschen, verziert ist. Die Kachel selbst bildet die perpendikulair durchschnittene Hälfte eines hohlen Cylinders, dessen offene Seite mit einer grün glasurten, mit architectonischen Reliefs und zwei Vögeln verzierten Platte bedeckt ist;

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in diese Platte sind zur Ausströmung der Wärme 7 Oeffnungen eingeschnitten. Die ganze architectonische Verzierung erinnert noch stark an den Spitzbogenstyl.

Im J. 1576 setzte ein Töpfer Valentin Müller zu Wismar auf Bestellung des Baumeisters Christoph Haubitz Oefen auf dem fürstlichen Hause zu Wismar und erhielt

für Bildkacheln à Stück . . . . . . 1 ßl.     3 pf.
für Fußkacheln à Stück . . . . . . .           9 pf.

Ein anderer Töpfer Lütke von Münden zu Wismar setzte in den Jahren 1574-76 ebenfalls auf dem fürstlichen Hause Oefen und erhielt

für Simsorte (Gesimsecken) à Stück      3        ßl.
für Fußkacheln à Stück . . . . . . . . . . .   1 1/2 ßl.
für lange Bilder à Stück . . . . . . . . . . .   1 1/2 ßl.


20 Ofenkacheln

mit weißem Grunde und vortrefflich gezeichneten blauen Verzierungen, aus dem 16. Jahrh., gefunden zu Wismar, schenkte ferner Herr Dr. Crull zu Wismar.

G. C. F. Lisch.

Glasgemälde.

Der Herr Hofglaser Beckmann zu Doberan schenkte dem Vereine wiederum 7 alte Glasmalereien:

1) ein Stück von einem Helmschmuck mit fünf Pfauenfedern, ein sehr altes Stück auf 3/16 Zoll dickem Glase;

2) ein Stück hochrothes Glas;

3) eine Bogenfüllung aus einem Kirchenfenster mit Architectur, aus dem Ende des 15. Jahrh.;

4) ein großes Wappen des

HENNEKE . WANGELIN .

aus dem Ende des 16. Jahrh.; Vicke von Oertzen auf Gerdeshagen († 1628) hatte Sophie von Wangelin zur Frau (vgl. die folgenden Bilder);

5) zwei kleine v. örtzensche Wappen: der

INGEBORCH . VAN . ORTZEN .

und der

MARGRETE . VAN . ORTZEN .

aus dem Anfange des 17. Jahrh.;

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6) ein v. rohrsches Wappen mit vier rothen Spitzen im silbernen Schilde und der Unterschrift:

HANS . EFERS . 1585.

7) ein Wappen mit einem schwarzen Adler ohne Kopf im silbernen Schilde und darüber ein silberner Querbalken mit drei rothen Zinnen, mit der Unterschrift:

DORTIA . GHINI .

G. C. F. Lisch.

Einen bronzenen Haken

(wie ein sogenannter Strickhaken) zum Anhängen an einen Gürtel, auf der Vorderseite mit Verzierungen und Buchstaben z. B. A und M geschmückt, wahrscheinlich aus dem 16.-17. Jahrh. stammend, neben Menschenschädeln zu Malchow gefunden, schenkte der Herr Gastwirth Dalitz zu Malchow.

Ein Stück Leinewandspitze,

kunstreich aus Leinewand ausgenähet, wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert, geschenkt von dem Fräulein Elise Jatzow zu Schwerin.

Ein Griff von schwarzem Glase,

zerbrochen, gefunden bei Eutin in Holstein, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow.

Gießform vom Wallfisch.

Auf der Insel Wallfisch vor Wismar ward die Hälfte einer Gießform aus Kalkstein gefunden, mit Reihen kleiner halbkugelförmiger Aushöhlungen, vielleicht zum Gießen von Hagel oder Vogelschrot? Geschenk des Herrn Dr. med. Crull zu Wismar.

Der Herr Glasermeister Torgeler zu Cröpelin fand an einer Sandgrube zu Horst bei Gersdorf in der Nähe von Cröpelin einen Knopf von Eisen, mit einem Löwenkopfe in Relief verziert, ohne Zweifel aber aus Gußeisen. Geschenk des Herrn Pastors Vortisch zu Satow.