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Kirche zu Parkentin.
Das Kirchspiel Parkentin bei Doberan, welches eine reich dotirte Pfarre besitzt, hat unter allen der ehemaligen Abtei Doberan gehörenden Pfarren die größte Kirche, welche jedoch bei dem großen Reichthum des Klosters, wie alle Landkirchen der Abtei, im 14. oder 15. Jahrh. großentheils neu gebauet ist. Auch das Dorf Parkentin war im Mittelalter groß und reich; daher kommt noch das uralte plattdeutsche Sprichwort:
Stäbelow und Parkentîn
Willen ôk Hansestäde sîn.
Die Kirche besteht aus Chor, Schiff und Thurm.
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Der Chor ist ein Oblongum, im Uebergangsstyle in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Feldsteinen fest und tüchtig gebauet. Die acht Rippen des Gewölbes über dem Altare lehnen sich an eine kreisförmige Scheibe.
Das Schiff, aus Ziegeln gebauet, ist dreischiffig und drei Gewölbe lang, der untere Raum des Thurmes ist mit zur Kirche gezogen, so daß die drei Schiffe gleich lang sind. Die Räume sind für eine Landkirche weit und hoch, die Pfeiler und Gewölbe vortrefflich.
Der Thurm ist fest und hoch.
Schiff und Thurm sind gewiß im 14. Jahrhundert erbauet. Von einem alten Bau sind in der Kirche neben dem Thurme noch Ueberreste vorhanden.
Die Rippen der nördlichen Seitenpforte sind mit Reliefrosen aus gebranntem Thon verziert.
So ist diese Kirche eine der größten und schönsten Landkirchen in Meklenburg, hat jedoch für die Kunstgeschichte nichts besonders Merkwürdiges im Bau.
In der Kirche liegen mehrere alte Leichensteine, von denen einige ganz abgetreten, die folgenden aber noch zu lesen sind. Vor dem Altare liegt ein Stein auf den Vice=Pfarrer Heinrich († 5. Febr. 1318) mit der Inschrift:
Daneben liegt ein anderer Stein aus dem Ende des 14. Jahrhunderts auf den Pfarrer Heinrich († 13. ...) mit der Inschrift:
In der Mitte des Schiffes liegt ein Leichenstein mit den Bildern eines den Kelch consecrirenden Priesters und einer Matrone, nach der Inschrift auf den Pfarrer Johann Bernith (?) († 1363. Sept. 26.) und seine vier Tage nach
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ihm gestorbene Mutter Katharina († 1363. Sept. 30.), mit der Inschrift:
(= Anno domini MCCCLXIII in profesto sanctorum Cosmae et Damiani (Sept. 26.) obiit dominus Johannes B[erni]th. Eodem anno ipso die beati Hieronymi (Sept. 30.) obiit Katherina mater ejus. Orate pro eis).
Die mittlern Buchstaben des Namens sind nicht sicher zu lesen; die Buchstaben sind sicher, vielleicht auch das r.
Wenn, was sehr wahrscheinlich ist, der Stein nie versetzt worden ist, so ist wahrscheinlich das Schiff schon vor dem Jahre 1363 vollendet gewesen und vielleicht unter diesem Pfarrer erbauet, welcher deshalb in der Mitte des Schiffes unter einem schönen Leichensteine begraben ist.
Sehr bemerkenswerth ist der Hochaltar mit Schnitzwerk und zwei Flügeln. Die Flügel haben in der Hauptansicht die geschnitzten Figuren der 12 Apostel. Die Malereien auf den Flügeln sollen die Leidensgeschichte Christi enthalten; sie waren etwas verfallen und daher nicht gut zu öffnen. Die Mitteltafel aber enthält eine sehr merkwürdige geschnitzte Darstellung: wie Gott Vater den Sohn vom Kreuze in seinen Schooß aufnimmt. Die Figuren sind groß, wohl 3/4 Menschengröße, und im hohen Grade kunstgerecht, edel und frei gearbeitet, wenn auch vielleicht schon etwas zu fein; die Arbeit stammt wohl aus dem Ende des 15. oder dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Gott Vater ist eine sitzende, ganz bekleidete, gekrönte, kräftige Gestalt; Christus ist nackt. Daneben stehen zwei Engel, von denen der eine zur Rechten die Säule, der andere zur Linken das halbheruntergelassene Kreuz hält. Die Darstellung ist trotz des Gegenstandes würdevoll und imposant gehalten und erinnert an die schöne Zeit der Nürnberger im Anfange des 16. Jahrh. Zu jeder Seite des Mittelstückes sind zwei kleine Nischen übereinander zu 4 kleinen Heiligenbildern:
S. Katharina, mit dem Rade. | S. Georg, mit dem Drachen. | |
Ein heiliger Bischof. | Ein heiliger Mönch in weißem Gewande. |
G. C. F. Lisch.