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II.

Die steinzeitlichen Fundstellen in Meklenburg.

Von
Dr. Robert Beltz .
~~~~~~

I n dem letzten Bande der Jahrbücher des Vereins für Meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde (63, S. 1 ff.) ist ein Verzeichniß der neu bekannt gewordenen steinzeitlichen Fundstücke gegeben, soweit sie sich in den Schweriner Sammlungen befinden. Die Zahl der Gegenstände war groß genug, um eine Uebersicht über das gesammte Material an steinzeitlichen Geräthen und Geräthformen bieten zu können. Mehr nicht; eine Geschichte der einzelnen Geräthtypen und damit eines Theils der steinzeitlichen Kultur überhaupt vermochten wir auf Grund der Einzelformen allein noch nicht zu geben. Dazu gehört eine eingehendere Berücksichtigung der Fundstellen und Fundverhältnisse. Einen Beitrag dazu sollen die folgenden Mittheilungen bilden, indem neben einem Ueberblicke über die wichtigsten, bisher bekannten Fundstellen der Steinzeit die neuerdings untersuchten beschrieben werden. Groß ist die Zahl der letzteren nicht; die stattlichsten und werthvollsten Denkmäler der Steinzeit, die Hünengräber, befinden sich meist in einem Zustande trauriger Verwüstung, und das unschätzbare Material zur Kenntniß der ältesten Geschichte des Landes, welches sie einst bargen, ist unbeachtet vernichtet. Aber eine zeitliche Ordnung der steinzeitlichen Funde in großen Umrissen ermöglichen sie doch. Und mit der Festlegung der relativen Chronologie muß sich - neben der Klarstellung der Kulturbeziehungen zu andern Gebieten - die vorgeschichtliche Archäologie bisher im Wesentlichen begnügen. Kulturgeschichte können wir noch nicht schreiben.

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Ein zweiter Gesichtspunkt für uns war die Vertheilung der Funde über das Land, das erste Blatt der Besiedelungsgeschichte Meklenburgs. Gleichzeitig mit diesem erscheint eine vorgeschichtliche Karte (Vier Karten zur Vorgeschichte von Mecklenburg, bearbeitet von Dr. R. Beltz auf Grund der Peltz'schen Höhenschichtenkarte 1:400000. I. Die Steinzeit. Verlag von W. Süsserott, Berlin), in der die Orte der charakterisirbaren Funde eingetragen sind. Es wird sich daraus ergeben, daß gewisse Gruppen steinzeitlicher Fundgebiete vorhanden sind, deren Bedeutung auf kartographischem Wege allein nicht zu erhellen ist und zu deren Erklärung die folgenden Zeilen beitragen wollen.

Die Gräber der Steinzeit.

1. Form.

Die bekanntesten Gräber der Steinzeit 1 ) sind die großartigen "Hünengräber", deren gemeinsames Merkmal die aus großen Steinblöcken errichtete Grabkammer ist. Doch sind die Hünengräber, wie wir sie, dem hier geltenden Sprachgebrauche folgend, weiter nennen wollen, durchaus nicht die einzigen Grabstätten steinzeltlicher Bevölkerung. Wir haben außerdem flache Erdhügel im Charakter der Hünengräber, aber ohne Steinkammer, die ohne Zweifel auch als Grabstätten benutzt sind, ferner Steinkistengräber unter der Erdoberfläche, aus flachen Platten errichtet, und zuletzt Skelettgräber ohne Steinsetzungen.

Daß diese vier Gruppen in derselben Zeit neben einander zur Anwendung gekommen sein sollten, ist nicht anzunehmen; im Allgemeinen wird die oben gegebene Reihenfolge auch die chronologische sein, doch ist die Frage auf Grund des vorliegenden Materials noch nicht zu entscheiden, ebensowenig wie die andere,


1) Litteratur über die Hünengräber: Schröter und Lisch, Friderico-Francisceum 1837, S. 24 und 72 ff. - A. de Bonstetten, essai sur les dolmens. Genf 1865. - Montelius, Kultur Schwedens in vorchristlicher Zeit, übersetzt von Appel. Berlin 1885, S. 17. Antiquarisk tidskrift XIII, S. 1 ff.- S. Müller, Nordische Altertumskunde, deutsche Ausgabe. Straßburg 1897, S. 55 ff. - H. Petersen, Die verschiedenen Formen der Steinalterräber; übersetzt vonJ. Mestorf. Archiv für Anthropologie, Bd. XV. Braunschweig 1885. - A. P. Madsen, Gravhöje og Gravfund fra Stenalderen i Danmark. Kopenhagen 1896. - Krause und Schötensack, Die megialithischen Gräber Deutschlands. I. Altmark. Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 1893. - A. Meitzen, Siedelung und Agrarwesen der Germanen u. s. w. Berlin 1895. Bd. III, S. 95 ff.
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wie weit Gründe lokaler Art mitgewirkt haben (so scheint unsere zweite Gruppe sich auf ein ziemlich enges Gebiet zu beschränken) oder welche auswärtigen Einflüsse eine Veränderung in der Gestaltung der Gräber herbeigeführt haben.

I. Steinkammern.

Schon im Friderico-Francisceum 1837 sind Seite 24 und 72 zwei Arten steinzeitlicher Gräber geschieden, als:

I. "Steinkisten." Gräber ohne Erdhügel aus großen Steinplatten, auf der hohen Kante in der Grundform eines Vierecks aufgerichtet, auf denen ein großer Deckstein ruht.

II. "Hünengräber." Gräber in Gestalt eines langen Rechtecks, am Rande begrenzt von Granitpfeilern, innerhalb welcher ein niedriger, gewölbter Erdhügel aufgeschüttet ist, den, durch Unterlagen gestützt, große Decksteine überragen, gewöhnlich vier an der Zahl.

Mit dieser Zweitheilung der Kammergräber kommen wir im Allgemeinen völlig aus und werden uns in der tabellarischen Uebersicht unten auf sie beschränken, wobei wir, um Mißverständnisse zu vermeiden, für Steinkisten Steinkammern und für Hünengräber Hünenbetten sagen werden; je nachdem die Steinkammer einen oder mehrere Decksteine hat, mögen sie als kleine oder große Steinkammern bezeichnet werden.

Eine weitere Besprechung der Hünengräber hat Lisch 1865 in den Jahrb. 30, S. 9 ff. gegeben, zu deren Resultaten wir nur wenig hinzuzufügen haben. Der erste Satz, "die ältesten Gräber des Menschengeschlechts sind ohne Zweifel die aus großen Steinblöcken auf dem natürlichen Erdboden aufgebauten Grabkammern, deren Steinbau von außen sichtbar ist", ist allerdings nicht haltbar und dem verehrten Forscher wohl nur in dem Entdeckerenthusiasmus entschlüpft, der ihn damals (1864) angesichts der Wismarschen Pfahlbauten beseelte. Es ist selbstverständlich, daß die gewaltige Arbeit, welche die Errichtung der Steinkammern erforderte, nur von einem Volke, das schon einen weiten Kulturweg zurückgelegt hatte, geleistet werden konnte, und daß die ältere Annahme von Lisch selbst, der in dem schlicht im Kiessande "liegenden Hocker" von Plau eine Bestattungsart des "Urvolkes" sah, das richtigere trifft.

Wir scheiden nach der Form der Grabkammern einfachere und zusammengesetztere Anlagen. Die ersten bestehen aus einem annähernd quadratischen Raum, der durch einen größeren Deck=

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stein oben abgeschlossen ist, welchen (gewöhnlich vier) Tragsteine hatten. Sehr selten sind in Meklenburg rundliche Grabkammern. (Mestlin, ohne genauere Angabe, Jahrb. 27, S. 165; Stassow, dreiseitig, Jahrb. 38, S. 110.) Als eine Erweiterung der einfachen Steinkammer ist aufzufassen die mit mehreren Decksteinen, gewöhnlich vier, sehr selten mehr. Ueber die Lage des Einganges liegen ausreichende Berichte nicht vor; bei den genauer untersuchten fand er sich meist auf der Breitseite. Ein Beispiel dafür bildet das wichtige Grab von Alt=Sammit (Jahrb. 26, S. 136) und das neu aufgegrabene von Zarnewanz (s. u. S. 110). Aus dem Umstande, daß der Eingang bei Alt=Sammit nicht in der Mitte liegt, schloß Lisch mit Recht auf eine allmähliche Aufführung bezw. Erweiterung dieser Gräber. Dafür, daß der Eingang durch einen aus größeren Pfeilern errichteten Gang gebildet ist, wie in den berühmten skandinavischen "Ganggräbern", 1 ) findet sich in Meklenburg nur einmal eine Andeutung (bei Tankenhagen, S. Jahrb. 37, S. 198); wohl aber wird der Eingang öfter durch kleinere Platten begrenzt. Soweit die Form der Grabkammer. Ferner ist zu beachten ihr Verhältniß zu dem sie umgebenden Boden und weiteren Steinsetzungen.

Heute stehen die Steinkammern entweder frei auf dem Boden auf oder es sind nur die Decksteine sichtbar. Es fragt sich, ob die Gräber schon bei der Anlage als freistehende Bauten gedacht sind oder erst später der Erdmantel geschwunden ist" Wahrscheinlicher ist das letztere. Ursprünglich sah man wohl überall nur den Deckstein. Daß auch dieser bedeckt war, ist sehr selten, doch haben wir in Meklenburg auch dafür vier sichere Beispiele (Tankenhagen, s. Jahrb. 37, S. 197; Nesow, Jahrb. 26, S. 131; Blengow, Jahrb. 37, S. 195; Dobbin bei Dobbertin; vielleicht auch Mestlin 2, Jahrb. 31, S. 58). Wo die Erdumhüllung unversehrt erhalten ist, sieht man, wie die Grabkammer auf dem natürlichen Boden, seltener ebenem, meist auf einer natürlichen Erhebung oder doch dem höchsten Theile des betreffenden Feldes angelegt und dann mit Erdanschüttungen umgeben wurde, entweder nach allen Seiten gleichmäßig, so daß die Kammer auf einem runden Hügel steht oder einer länglichen Wölbung, wo sich die Grabkammer fast stets nahe dem einen Ende, gewöhnlich dem östlichen, findet. Auch Uebergangsformen, wie ovale Hügel, kommen häufig vor.


1) S. Müller, Nordische Alterthumskunde S. 77 ff.
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Nach außen ist der Bezirk des Hünengrabes mit einer Umfassung von einzelnen Steinen umgeben gewesen. Heute sind diese Steine meist entfernt; ursprünglich haben wir sie wohl überall vorauszusetzen, von Einzelfällen natürlich abgesehen. Das Haus des Todten ist primitiven Völkern ein geweihter Bezirk, der seine Abgrenzung gegen die profane Außenwelt verlangt. Wir halten es darum nicht für angebracht, zwischen "Rundgräbern" und "Steinkammern" zu scheiden; ein rundlicher Steinkranz wird auch bei den letzteren bestanden haben.

Anders liegt es bei den Steinkammern mit länglichem Erdauftrag, die wir mit dem herkömmlichen Namen als "Hünenbetten" bezeichnen. Der "umgekehrt muldenförmige" Hügel ist mit Granitpfeilern umsetzt, die an den vier Ecken besonders stark zu sein pflegen, dieses die sog. Wächter. Der Hügel bildet ein schmales, längliches Rechteck; das Verhältniß von Länge und Breite ist sehr ungleich. Die Grabkammer findet sich gewöhnlich nahe dem östlichen Ende; mehrere Grabkammern sind selten; ein Beispiel (von Moltzow) mit vier Kammern s. Jahrb. 6 B, S. 134; ein Beispiel, wo die Grabkammer in der Mitte lag (von Remlin), s. Jahrb. 9, S. 263 ff. Ueber den Eingang zu den Grabkammern der Hünenbetten fehlen in Meklenburg noch genauere Beobachtungen; nach Beobachtungen in der Altmark (Krause und Schötensack, a. a. O., S. 19) soll er gewöhnlich an der Schmalseite liegen.

Wenn man die eben angegebenen Grundzüge der meklenburgischen Hünenbetten, die den altmärkischen und wohl auch hannoverschen völlig entsprechen, mit den dänischen (besonders nach der Schilderung Müllers, N. A., S. 63 ff.) vergleicht, so ergeben sich wesentliche Unterschiede: das dänische Hünenbett hat in der Regel 1. mehrere Grabkammern oder die Grabkammer in der Mitte; 2. den Eingang zu der Grabkammer regelmäßig an der Längsseite des Hügels; 3. kleine, d. h. mit einem Deckstein geschlossene, Steinkammern. Dementsprechend konnte Müller die Hünenbetten einfach als Begräbnißplätze auffassen, bei denen die Grabkammern nach und nach eingefügt wurden. Diese Erklärung fällt selbstverständlich für die deutschen Hünengräber fort, wo eine (oder wenige) Grabkammern an den Enden die Regel ist. Wir können uns dem Gedanken nicht verschließen, daß der eigenthümlichen Anlage irgend ein Sinn zu Grunde liegen muß," und da scheint uns das nächst liegende zu sein, daß, wie das Grab das "Haus des Todten" ist, die Umfassungssteine die Umfriedigung seiner Behausung, also den Hausbezirk, den

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Hof, darstellen. Der (länglich) rechteckige Hof mit dem Hause an einem Ende, von dessen Thür aus man den Hof übersieht, ist ja eine der einfachsten Formen der Siedelung, wie sie noch in der Gegenwart in dem niedersächsischen Hause und schon im homerischen Griechenland in der Odyssee anklingt (vergl. die Situation im ersten Buche V. 103 ff.); wenn dort (9, 185 ff.) die Behausung des Cyklopen geschildert wird als umgeben von einem Gehege (αύλή) κατωρνχέεσσι λίδοισι (aus eingegrabenen Steinen) mit Bäumen

                              . . . . . . . herum war
Hoch ein Gehege gebaut aus eingegrabenen Steinen
Und aus mächtigen Fichten mit hochbewipfelten Eichen

so klingt das fast wie eine Beschreibung der Umfassung unserer Hünengräber. Dieser den Hof nachahmende Raum vor dem Grabe wird zu Opfern u. dergl. gedient haben, die den in der Steinkammer Beigesetzten gebracht sind. So erklären sich die kleineren Steinsetzungen, Kohlen=, Aschen= und Knochenreste, die in dem Erdmantel sich finden.

Sehen wir also in den Hünenbetten eine Darstellung des Hofraums, so müssen wir auch der Frage näher treten, ob und wie weit die Steinkammer selbst eine Nachahmung der Wohnung enthält. Es ist bekannt, daß der berühmte schwedische Archäologe Nilsson 1 ) die großen Ganggräber mit den Winterwohnungen der Eskimos zusammenstellte und in ihnen eine eigenartige nordische Wohn= und Grabform sah. Die Ansicht ist scharf bekämpft von Müller (N. A., S. 128 ff.); sie genügt in der That nicht, die Entstehung der Steinkammergräber zu erklären, denn das Ganggrab ist nur eineForm der steinzeitlichen Gräber und sicher nicht die älteste; aber anderseits ist die Uebereinstimmung der Eskimohäuser (und der lappischen Gamme, s. z. B. Meitzen, a. a. O., III, S. 106) eine so schlagende, daß man sich der Analogie nicht wohl entziehen kann. Für uns hat die Frage keine entscheidende Bedeutung, da die Ganggräber eine in Deutschland nur vereinzelt auftretende Form sind.

Die Mehrzahl der jetzigen Alterthumsforscher sieht nach dem Vorgange Mortillets in den megalithischen Gräbern Nachahmungen der Felsgräber, künstlich hergestellte Grotten (vergl. auch Meitzen III, S. 98 ff.). Der Gebrauch dieser künstlichen Höhlen hat sich nach ihnen vom Orient über Nord=Afrika, die Küstenländer des westlichen Europas entlang nach dem Norden


1) Ureinwohner des schwedischen Nordens I, 1863.
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übertragen, natürlich nur als Grabgebrauch; von Höhlenwohnungen kann hier, wo es keine Höhlen giebt, nur in übertragenem Sinne die Rede sein. 1 ) Diese Ableitung unserer Hünengräber, zu der ihre geographische Verbreitung zu nöthigen scheint, schließt nun aber durchaus nicht aus, daß das Grab der wirklich gebrauchten Wohnung so ähnlich gestaltet wurde, wie es eben bei dem Streben, die Behausung des Todten so unvergänglich wie möglich zu machen, angängig war.

Begreiflicher Weise sind Reste steinzeitlicher Wohnstätten nur in geringer Anzahl hinterlassen. Wir werden unten darauf zurückkommen; bei Pölitz z. B. waren es kreisrunde (sonst auch ovale) Gruben, ungefähr 1,30 Meter tief unter der Bodenoberfläche (Jahrb. 34, S. 203 ff.). Gedeckt waren diese Wohngruben mit einem Erdaufwurf oder Flechtwerk mit Lehmbewurf: eine primitive Form der Behausung, die noch heute in den einfacheren Gammen der Lappen u. s. w. erhalten ist; vergl. z. B. die Abbildungen zu Montelius' Abhandlung über die Urform des arischen Hauses im Archiv für Anthropologie 1893/94 (Bd. XXIII). Das sind aber die wesentlichen Züge des Steinkammergrabes: annähernd centrale Anlagen unter der Erde, bei denen nur die Decke, hier der Deckstein, sichtbar ist.

Wir haben bisher vorausgesetzt, daß die kleine Steinkammer, wie die einfachste, so auch die älteste Form des Hünengrabes darstellt. Das ist in der That die Ansicht der meisten Archäologen, für deren Begründung auf S. Müllers Ausführungen, S. 68 ff. verwiesen sein mag. Unter unseren Gräbern sind besonders lehrreich die von Leisten: einfache Steinkammern auf rundlichem Hügel, in welchen nur Gegenstände von älterem Typus, z. B. ein scharfkantiger Meißel, gefunden sind; ebenso enthält ein einfach gebautes Hünengrab von Neu=Gaarz nur primitive Sachen. (Vergl. Tabelle II, S. 98 ff.)

Ist aber auch das einfache Steinkammergrab die ältere Form, so unterliegt es mir wenigstens keinem Zweifel, daß es neben der entwickelteren auch weiter bestanden hat. Gerade in Meklenburg ist sehr oft beobachtet, daß Hünenbetten und Steinkammern in unmittelbarer Nähe neben einander stehen, so bei Mechelsdorf, Roggow, in dem Jameler Forst, bei Karow, Vietlübbe, Benzin (nach Zeichnungen von Zinck 1806, bei den Akten


1) Lisch spricht oft von Höhlenwohnungen, so Jahrb. 31, S. 53; 34, S. 203, 232; doch ist der Ausdruck irreführend und durch Wohngrube zu ersetzen (s. unten).
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der Großherzoglichen Kommission zur Erhaltung der Denkmäler), Dabel u. s. w. Die kleine Steinkammer ist die am weitesten verbreitete Form; das Hünenbett "hat die engsten Verbreitungsgrenzen von allen Grabformen der Steinzeit" (Müller S. 65), es beschränkt sich auf Dänemark und Norddeutschland westlich der Oder.

Gestützt auf die oben hervorgehobenen Unterschiede zwischen den deutschen und den dänischen Hünenbetten stehen wir nicht an, in den ersteren eine lokale Entwickelung der überkommenen Form zu sehen. In dem Herausschälen räumlich beschränkter Typen liegt eine Hauptaufgabe der Alterthumsforschung; gar zu sehr haftet der Blick der meisten Forscher auf den gemeinsamen Zügen und wird so leicht zu falschen Verallgemeinerungen verführt, zu denen besonders die Konstruktion eines "Dolmenvolkes" zu rechnen ist Zuerst sprach von Bonstetten es aus, daß alle Dolmen (bekanntlich der französische Ausdruck für Hünengräber) von Afrika bis Skandinavien einem und demselben Volke angehörten (a. a. O., S. 40) und vermuthete einen Stamm finnischer ("skythischer") Art. Noch neuerdings setzte Meitzen (a. a. O. III, S. 106) dafür Iberer ein. Beide nahmen eine von Süden nach Norden gehende Wanderung prähistorischer Völker an. Umgekehrt hat man sogar germanischen Stämmen alle Hünengräber zuschreiben wollen und sie für Denkmäler der Wikingerzeit (!) erklärt (von Löher, Westermanns Monatshefte XXIV, Heft 406, S. 540 ff.). Das sind müssige Kombinationen. Sicherlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem Gürtel von Hünengräbern, aber zu der Erklärung desselben braucht man weder ein Volk noch auch eine Völkerwanderung zu konstruiren, sondern die Uebertragung eines Grabgebrauchs oder vielleicht Kultusgedankens genügt völlig. Die Frage nach den Erbauern der Hünengräber ist lokal zu beantworten. Und da scheint es mir nach neueren Forschungen unzweifelhaft, daß wir in Meklenburg schon in dieser Periode eine germanische Bevölkerung anzunehmen haben; Meklenburg gehört zu der "germanischen Urheimath" (Kossinna, Indogerm. Forschungen VII, 1896, S. 279), welche außerdem Südskandinavien, Dänemark, Schleswig=Holstein, Pommern bis zur Oder und wohl auch die Altmark und das östliche Hannover umfaßte. 1 )


1) Da ich das große Werk von Meitzen "Siedelung und Agrarwesen" öfter genannt habe, sei hier bedauernd ausgesprochen, daß der verdienstvolle Verfasser sich durch seine unselige Theorie, die Germanen seien bis zum Beginn unserer Zeitrechnung Nomaden gewesen, das Verständniß (  ...  )
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II. Hünenbetten ohne Steinkammern.

Eine eigenartige Grabform, die mir außerhalb Meklenburgs nicht bekannt geworden ist, ist die des Hünenbettes, in dem eine aus größeren Steinen gebildete Grabkammer sich nicht findet, welches aber gewöhnlich durch Querwände abgetheilt ist. Man könnte an einen Zufall, Zerstörung der Steinkammer etwa, denken; doch ist dazu die Zahl der Gräber zu groß (16), und, was besonders zu beachten ist, sie bilden im Wesentlichen eine geschlossene Gruppe in der Gegend um Wittenburg, wo andere Hünengräber überhaupt nicht bekannt geworden sind. Die Ausgrabungen sind älteren Datums, stammen aber meist von dem zuverlässigsten Berichterstatter dieser Zeit, dem damaligen Pastor Ritter in Wittenburg. Die vorliegenden Fälle sind: 1 )

1. Karft. 40 m lang, 8 m breit. Querschicht von Steinen, 7 m vom Ostende. In der kleineren Abtheilung Gefäßscherben und Kohle; in der größeren eine Brandgrube und Reste eines Beerdigten mit einem Bernsteinstück.

2. Wittenburg. 7,4 m lang, 6 m breit. Keine Querschicht. Keil und Meißel aus Feuerstein.

3. Püttelkow. 33 m lang, 8,5 m breit. Schon gestört.

4. Helm. 11,5 m lang, 6 m breit. Durch zwei Querschichten in drei Abtheilungen, von diesen zwei wieder in je drei Kammern getheilt. Auf der Oberfläche lagen decksteinartige Blöcke. Inhalt: Feuersteinmesser und Gefäßscherben.

5., 6. Perdöhl. 1) 16,5 m lang, 5 m breit. Kein Inhalt, 2) 25 m lang, 3,5 m breit. Zwei Querschichten. In der mittleren Abtheilung ein Skelett ohne Beigaben, sonst Kohlen und Scherben.

7.-9. Goldenbow. 1) 24 m lang, 5,5 m breit. Kein Inhalt 2) 2,25 m lang, 6 m breit. Scherben, am westlichen Ende ein Steinkreis mit einem Granitblock auf stufenartig (!) gelegten Steinen (Altar??). 3) 33 m lang, 5,5 m breit. Zwei Gefäße.

Soweit die Wittenburger Gruppe.

10. Brüsewitz bei Schwerin. 30 m lang, 4 m breit. Eine Querschicht, die eine Abtheilung in zwei Kammern getheilt. Calcinirte Feuersteine und Kohlen.


(  ...  ) der deutschen Vorgeschichte völlig verbaut hat, trotzdem schon 1892 R. Much (Zeitschrift für deutsches Alterthum, 36, S. 104 ff.) eindringlichst dagegen Einspruch erhoben hat.
1) Die Litteraturnachweise s. i" dem Verzeichniß S. 95.
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11. Rosenberg bei Gadebusch. 7 m (ang, 3,5 m breit. zahlreiche Messer und Keile aus Feuerstein, auch Bernsteinperlen mit jüngeren Beimischungen). Schon gestört?

12., 13. Siggelkow bei Parchim. 1) Grab von ovaler Form (sehr selten), 39 m lang, 1,3 bis 2,6 m breit; doppelte Querwand 2,5 m von dem einen Ende; in der kleineren Abtheilung zwei Feuersteinkeile und Scherben. 2) In zwei ziemlich gleiche Hälften getheilt. Gefäß.

14. Lübow bei Wismar. Form? Knochen, zum Theil angebrannt, zum Theil nicht, von einem Pferde. 5 Gefäße, 2 Feuersteinkeile.

15. Garvsmühlen bei Neubukow (?, s. unten).

16. Zarnewanz bei Tessin (s. unten).

Mit Steinkammer, sonst gleich:

Prieschendorf bei Grevesmühlen. 9 m lang, 5,5 m breit. In der Mitte eine leere Steinkammer, nach beiden Seiten Urnen und zahlreiche Steinsachen.

Die Ausstattung dieser Gräber gleicht ganz der der Steinkammergräber, und ein zeitlicher Unterschied tritt nicht hervor. Doch werden Sie einem jüngeren Abschnitt dieser Periode angehören, in dem die Errichtung der großen Steinkammern nicht mehr nöthig schien. Die Wittenburger Hünengräber bilden die am weitesten nach Südwesten vorgeschobene Gruppe (s. unten S. 92 über die Verbreitung der Hünengräber); es scheint fast, daß erst gegen das Ende der jüngeren Steinzeit diese Gegend besiedelt ist.

III. Steinkisten.

Im Gegensatz zu den aus großen Steinblöcken aufgethürmten Gräbern bezeichnet man als Steinkisten eine Begräbnißart, wo aus flachen Steinplatten ein länglicher Raum geschaffen ist, der mit ebenfalls flacheren Steinplatten, meist aus Sandstein, überdeckt und durch einen kleineren Erdhügel geschlossen ist. Der Unterschied von dem Steinkammergrab ist wesentlich: es fehlt besonders der Eingang; der Gedanke an die Behausung verschwindet.

Zuerst ist diese Grabform für Schweden nachgewiesen (von Montelius, Compte rendu du congrès de Stockholm 1876, I, S. 162 ff.), dann für Dänemark (von Petersxfen, a. a. O., S. 141; vergl. auch S. Müller, a. a. O., S. 114 ff.). Daß sie an das Ende der Steinzeit gehören, wird durch ihren Inhalt, zu dem gelegentlich schon Bronzen gehören, bewiesen.

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In Meklenburg haben ausreichende Untersuchungen dieser Grabform noch nicht stattgefunden. Daß Sie auch hier vorhanden sind, beweisen z. B. folgende Beobachtungen:

1. Hohen=Wieschendorf bei Wismar. In einem Sandberge mehrere Gräber von 1,5 m Länge, 0,75 m Breite, "mit Steinen ausgesetzt". In einem ein Thongefäß und 7-8 Keile, in den andern nur Keile.

2. Malchin. In einem höheren Sandberge 5 bis 6 "mit großen Steinen ausgesetzte Gräber" mit Skeletten und Steingeräthen.

3. Moltzow bei Waren. Hünenbett von 27 m Länge, 6 m Breite, umgeben von Steinpfeilern (dieses sonst nicht bei dieser Grabform), darin 4 (vielleicht 5) Kisten "aus großen, flachen, gespaltenen, rothen Sandsteinen" mit ebensolchen Deckeln, von denen einer 1,8 m lang, 0,9 m breit und 10 cm dick war. In den Kisten nur Gefäße.

4. Basedow (s. unten), überdeckt mit einem Steinhügel; das einzige Grab, von dem ein Bericht über die Bestattungsart vorliegt.

Besonders der letzte Fund giebt deutlich den Typus des Steinkistengrabes; leider liegen bisher keine weiteren Beobachtungen vor; in Pommern sind Sie schon häufiger, S. Schumann, Kultur Pommerns, S. 20 und Nachrichten über deutsche Alterthumsfunde 1898, S. 98.

IV. Skelett= und Brandgräber unter Bodenniveau.

Als vierte Gruppe steinzeitlicher Gräber möchten wir die "Skelettgräber ohne Steinkammer unter Bodenniveau" bezeichnen, denen wir die noch sehr seltene Bestattung durch Leichenbrand anschließen. Es sind in unseren Nachbarländern mehrfach Gräber, gewöhnlich in Muldenform, gefunden, oft von einem kleinen Hügel überwölbt, in denen ein Leichnam mit Steingeräthen lag. Eine systematische Untersuchung solcher Gräber hat in Meklenburg noch nicht stattgefunden; daß sie auch hier vorhanden sind, ist sicher. Es liegen folgende Beobachtungen vor:

1. Bei Schwansee bei Dassow wurde um 1870 ein "Hünengrab" abgetragen, "in dem sich eine ausgehöhlte Eiche fand, in welcher ein menschliches Gerippe lag; neben dem Gerippe lag ein nicht geschliffener Keil und eine durchbohrte Streitaxt" (Lisch, Jahrb. 36, S. 132). Analoge Beobachtungen in

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Schleswig=Holstein machen wahrscheinlich, daß es sich hier um ein Grab unter Bodenniveau handelt (vergl. Splieth, 40. Bericht des Schl.=Holst. Museums, 1894, S. 20).

2. Bei Roggow bei Neubukow fanden sich 1822 im trocknen Sandboden über 2 m tief eine Anzahl (12-16) Gerippe, um ein in der Mitte liegendes gruppirt, daneben Steinsachen und Thongefäße, S. Jahrb. 9, S. 366. Bei demselben Orte wurde 1865 ein zweiter Begräbnißplatz aufgedeckt, aber ohne Beigaben, s. Jahrb. 31, S. 57.

3. Bei Gottesgabe bei Gnoien fand sich 1859 neben einem menschlichen Gerippe eine Lanzenspitze; Steinsetzungen werden nicht erwähnt, S. Jahrb. 26, Q. 2.

4. Bei Sanitz bei Tessin stieß man 1824 bei der Anlage einer Mergelgrube auf einen "ausgehöhlten Eichenstamm", in welchem zwei Feuersteinkeile und eine Lanzenspitze lagen.

5. Basedow. s. unten.

Ob auch der folgende Fund hierher zu rechnen ist, ist sehr zweifelhaft.

6. In den Jahren 1877 und 1879 sind auf der kleinen Insel im Ostorfer See bei Schwerin eine Anzahl steinzeitlicher Gegenstände gefunden, welche zum größten Theile in die Großherzogliche Sammlung gelangt sind. (Vergl. Lisch, Jahrb. 43, S. 193 und 44, S. 69.) In der Nähe von (angeblich acht) Skeletten fanden sich drei schöne Feuersteinkeile, Schmalmeißel, Feuersteinmesser und Thongefäße, welche Jahrb. 63, S. 80 abgebildet und besprochen sind. Die Schädel hat Professor Merkel Jahrb. 49, S. 1 ff. behandelt. Leider ist es ungewiß, ob wir es hier überhaupt mit einem Grabe zu thun haben. Die Zugehörigkeit der Schädel zu den Steinartefakten ist fraglich; der Eichaltungszustand der Schädel ist so vorzüglich, daß wir ihnen kaum ein so hohes Alter zuschreiben dürfen. Lisch sah daher in dem Funde eine Wohnstätte; dafür spricht auch die große Zahl der Feuersteinmesser, welche in Grabfunden nur ganz vereinzelt vorkommen.

Lisch sah in diesen Gräbern die Grabstätten der großen Masse des Volkes, dessen Fürsten in den Steinkammern beigesetzt wurden. 1 ) Dagegen spricht aber, daß die Steinkammern durchaus


1) Aehnlich schon 1521 Marschalk Thurius: tumulus e lapidibus in colle plerumque suggestis saxo maximo superimposito. Procerum hoc ut arbitror sepulturae genus fuit. Nam multi. . . . S. Lisch, Text zum Friderico-Francisceum, S. 16.
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keine Fürstengräber sind, sondern oft eine sehr beträchtliche Menge (in Dänemark bis 70) von Leichen enthalten. Nordische Archäologen neigen daher, und ich glaube mit gutem Rechte, dazu, die Flachgräber als eine besondere Grabform an das Ende der Steinzeit zu setzen, so S. Müller, Nordische Altertumskunde, S. 119 ff. Jedenfalls unterscheiden Sie sich nicht nur durch die Form, sondern auch durch die Grabausstattung von den megalithischen Denkmälern. Vergl. darüber besonders J. Mestorf, Zeitschrift für Ethnologie, 1889, Verhandlungen, S. 468 und Mittheilungen des anthropologischenVereins in Schleswig=Holstein, 1892, Heft 5, S. 9 ff., 1899, Heft 12, S. 26. In diesen Abhandlungen wird zum ersten MaIe auf die Eigenart dieser Grabform hingewiesen, und allein aus Holstein sind nicht weniger als 55 Fundorte aufgezählt Auch in Pommern kommen sie mit derselben Ausstattung vor (S. Schumann, Nachrichten über deutsche Alterthumsfunde 1894, S. 81 und 1898, S. 98; Kultur Pommerns, S. 20), auch in der interessanten Uebergangsform, daß in der Erde frei liegende Leichen von einem großen Stein überdeckt sind (S. Schumann, Nachrichten über die Alterthumsfunde, 1896, S. 95), sodaß wir eine sehr bemerkenswerthe Gleichheit der Grabgebräuche auf dem Gebiete der nordischen Steinzeit nachweisen können. In der Aufspürung und Ausbeutung von Gräbern der besprochenen Form auch auf unserem Boden liegt eine Aufgabe der heimischen Alterthumsförschung.


Daß am Ende der Steinzeit gelegentlich auch die Beisetzung der Reste verbrannter Leichen in Thongefäßen stattgefunden hat, kann nach neueren Funden keinem Zweifel unterliegen. Es sei nur für Brandenburg auf den Fund von Warnitz hingewiesen (Olshausen, Zeitschrift für Ethnologie, 1897, Verhandlungen, S. 182; Goetze, Vorgeschichte der Neumark, S. 16), für Westpreußen auf den von Liebenthal (Olshausen, a. a. O., 1892, S. 153). Besonders lehrreich ist der Fund von Bergedorf bei Hamburg, wo in unzweifelhaft steinzeitlichen Gefäßen, den bekannten "Bechern mit geschweifter Wandung" und Schnurornament, wie sie z. B. Jahrb. 63, S. 84 abgebildet sind, Leichenbrandreste mit einem kleinen Steinhammer und Bronzeringen sich fanden; die Gefäße standen frei in der Erde. (Vergl. Hagen, Correspondenzblatt der deutschen anthropologischen Gesellschaft, 1897, S. 158.)

Für Meklenburg lag bisher nur eine dahin gehende Beobachtung vor: 1823 sollte auf dem Malchower Stadtfelde
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"beim Ausroden von Stämmen eine Urne mit Asche und Gebeinen" gefunden sein und darin eine Lanzenspitze mit Stiel (Grundform II. b. 2 nach Jahrb. 63, S. 51. Die dort gegen den Fund erhobenen Bedenken muß ich jetzt zurücknehmen.). Neuerdings ist bei Tannenhof bei Lübz ein ähnlicher Fund gemacht (s. unten): in einem Sandberge fand sich eine ganz kleine Urne (7 cm hoch), darin zwischen verbrannten Gebeinen zwei Pfeilspitzen der bekannten Form; da gerade Pfeilspitzen in der Metallzeit weiter gebraucht sind, dürfen wir den Fund noch nicht ohne Weiteres in die Steinzeit versetzen, sondern sind hier noch genauere Nachforschungen erforderlich. Ueber ein zweites Grab, das von Garvsmühlen, s. unten.

Auch in Meklenburg=Strelitz ist 1881 ein interessanter Fund der Art gemacht, welcher in das Neubrandenburger Museum gelangt ist. In einem Steinkistengrabe bei Friedland fand sich eine amphorenförmige Urne mit Schnurornament und Henkeln an der stärksten Ausbauchung (wie Goetze, a. a. O., Fig. 3, eine Norddeutschland fremde Form) mit gebrannten Gebeinen.

Weitere Beobachtungen aus diesem Gebiete sind ganz besonders erwünscht. Bekanntlich haben wir keine Grabstätten aus der ältesten Bronzezeit, sind aber bisher geneigt gewesen, in der Grabform der entwickelten Bronzezeit eine Weiterbildung der Hünengräber zu sehen. Hat sich aber am Ende der Steinzeit die Anschauung, dem Todten gebühre ein festes Haus, schon so weit verflüchtigt, daß die Beisetzung in Flachgräbern (ohne und mit Leichenbrand) genügte, so bieten die Kegelgräber eine ganz neue Erscheinung, deren Entstehung wir wo anders suchen müssen, als im heimischen Boden.

2. Verbreitung.

Aus der Tabelle II ergiebt sich, daß die 164 Orte, von denen Hünengräber, d. h. Steinkammern und Steinkistengräber, bekannt geworden sind, sich in sehr ungleicher Weise über das Land verbreiten. Am dichtesten gedrängt liegen sie in den Amtsgerichtsbezirken Malchow (14 Fundorte) und Tessin (13); diesen schließen sich die benachbarten Bezirke an. Ein Blick auf die vorgeschichtliche Karte zeigt, daß sich von selbst verschiedene Strecken mit größerer oder geringerer Dichtigkeit herausheben; man kann so das Land je nach dem Vorkommen von Hünengräbern in eine Anzahl steinzeitlicher Provinzen theilen.

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I. Zahlreiche Hünengräber.

1. Im westlichen Küstengebiet, etwa bis zur Kägsdorfer Spitze, umfassend die Amtsgerichtsbezirke Grevesmühlen, Wismar, Neubukow und hinübergreifend nach den Amtsgerichtsbezirken Rehna, Schwerin, Warin, Kröpelin (30 Fundorte).

2. Das Gebiet an der Recknitz, Trebel bis zum Kummerower See, umfassend die Amtsgerichtsbezirke Tessin, Gnoien, Dargun, theilweise auch Laage und Neukalen (38 Fundorte).

3. Das Eldegebiet, ein Streifen, der vom Südende des Schweriner Sees bis Parchim und die Elde entlang bis Waren geht, umfassend die Amtsgerichtsbezirke Crivitz, Parchim, Lübz, Plau, Malchow mit den angrenzenden Theilen von Röbel, Waren, Goldberg, Krakow (56 Fundorte).

4. Ein kleines Gebiet um Wittenburg, nach Boizenburg hinübergreifend (7 Fundorte).

5. Ein schmaler Strich links der Warnow von Kl.=Görnow bis Kambs, Amtsgerichtsbezirke Bützow, theilweise Sternberg und Schwaan (11 Fundorte).

II. Vereinzelte Hünengräber.

6. Der Landstrich zwischen der Eldegruppe (3) einerseits, der Recknitz=Trebel= (2) und Warnowgruppe (5) anderseits, umfassend die Amtsgerichtsbezirke Sternberg, Goldberg, Güstrow, Krakow, Teterow, Malchin, Stavenhagen, Waren, Penzlin. Besonders die letztgenannten sind arm; von Waren östlich scheinen sie ganz zu fehlen, dagegen findet sich eine kleine zusammenhängende Gruppe (6 Orte) südwestlich vom Malchiner See (im Ganzen 14 Fundorte).

7. Der Landstrich zwischen der Küstengruppe (1) und der Wittenburger (4), umfassend die Amtsgerichtsbezirke Gadebusch, theilweise Rehna und Schwerin (7 Fundorte).

III. Keine Hünengräber.

8. Heide= und Untere Elde=Gebiet, umfassend die Amtsgerichtsbezirke Hagenow, Lübtheen, Dömitz, Ludwigslust, Grabow, Neustadt Hier fehlt jede Nachricht.

9. Oestlicher Küstenstrich und Untere Warnow=Gebiet, umfassend die Amtsgerichtsbezirke Kröpelin (zum größten Theil), Doberan, Schwaan (zum größten Theil), Rostock, Ribnitz. Hier sind nur unbestimmte Nachrichten bekannt geworden.

Diese Verbreitung der Hünengräber entspricht den von der Natur des Landes gegebenen Bedingungen, Vergleicht man die

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angegebenen Gebiete mit der Geinitz'schen geologischen Eintheilung desLandes, 1 ) so ergiebt sich ein interessanter Parallelismus. In den beiden ausgedehnten Heiden, sowohl der südwestlichen Thalsand=Heide mit der Lewitzniederung (Geinitz, Landstrich 6), als der Rostock=Ribnitzer (Geinitz, Landstrich 7), fehlen die Hünengräber; besonders die Grenzen des erstgenannten decken sich genau mit unserem achten Bezirk. Die Erklärung ist einfach: es fehlte hier das erforderliche Steinmaterial, und die Terrainbildung mit ihren unregelmäßigen Wasserläufen mußte die Besiedelung erschweren. In der That finden sich auch Einzelfunde der Steinzeit im achten Bezirk sehr vereinzelt Aehnlich liegen die Verhältnisse im neunten. Arm an Hünengräbern ist auch Geinitz Landstrich 1 (Wariner Mulde, Heidegebiet von Dobbertin=Waren=Fürstenberg).

Umgekehrt entsprechen die an Hünengräbern reichen Gebiete im Allgemeinen der Richtung der Höhenzüge des Landes bezw. dem Gange der Endmoränen; so unser erster Bezirk dem Nordwestende der nördlichen Hauptmoräne (vergl. Geinitz, Uebersichtskarte der Endmoränen, in Landwirthschaftliche Annalen 1894) und noch mehr unser dritter (Elde=) Bezirk dem mittleren Laufe der südlichen Endmoräne von Leizen bei Röbel bis Schwerin. Auch der kleinere fünfte Bezirk an der Warnow und die kleine Gruppe von Hünengräbern südlich des Malchiner Sees (Bezirk 6) schließt sich an das Endmoränengebiet an. Sehr zu beachten ist aber, daß durchaus nicht überall, wo das Steinmaterial vorhanden war, auch Hünengräber gebaut sind; so liegt der ganze mittlere Theil der nördlichen Endmoräne (Krevtsee=Eikelberg, s. Geinitz, a. a. O., S. 179 ff.) in der an Hünengräbern armen Gegend (Bezirk 6). Wir dürfen gewiß eine sehr verschieden starke Besiedelung des Landes in der Steinzeit annehmen. Das Vorkommen der Hünengräber allein würde dafür keinen Maßstab geben, da in Meklenburg sicher ebenso wie in den Nachbarländern auch Grabstätten ohne Steinbauten bestanden haben; aber auch die Vertheilung der Einzelfunde führt darauf. Ganz leer an gelegentlichen Steinzeitfunden ist keine Gegend; die zahlreichsten sind aber in denselben Gebieten gemacht, in denen die Hünengräber liegen; und umgekehrt sind Einzelfunde seltener in den Theilen, wo auch die Hünengräber fehlen, besonders im Südwesten. Nicht zur Besiedelung luden die Sandgebiete, besonders


1) z. B. Geinitz, Die mecklenburgischen Höhenrücken in Lehmanns Forschungen zur deutschen Landes= und Volkskunde. Stuttgart 1886, S. 215 ff.
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mit Heideboden, ein, und ebenso war der schwere Boden für die einfachen Arbeitsgeräthe unzugänglich, und die fruchtbarsten Landstriche bildeten in der Steinzeit sicher noch feuchte, unwohnliche Urwälder. So sind denn auch der größere Theil des Klützer Ort, ein Landstrich bei Gadebusch, ferner Kröpelin=Doberan, Bützow= Güstrow, Teterow=Malchin=Stavenhagen=Penzlin arm an Steinalterthümern. Ich verzichte darauf, eine Statistik der in den Schweriner Sammlungen aufbewahrten Steinsachen zu geben; dieselbe würde zu einem ausreichenden Bilde nicht genügen, da nur ein kleiner Bruchtheil der im Lande gefundenen Steinsachen nach Schwerin gekommen ist. Die Zahl der im Privatbesitz oder kleineren öffentlichen Sammlungen verstreuten Sachen ist ganz erstaunlich groß.

Wir besitzen eingehendere Studien über Vorkommen und Form der deutschen Hünengräber bisher nur in der werthvollen Abhandlung von Krause und Schötensack über die megalithischen Gräber der Altmark, Zeitschrift für Ethnologie, 1893. Dort ist nachgewiesen, daß in der Altmark ausschließlich die diluvialen Hochflächen in der Steinzeit Spuren einer dauernden Besiedelung nachweisen. Wir dürfen dasselbe in Meklenburg annehmen. Aus unserer nach der Peltz'schen Höhenschichtenkarte angefertigten vorgeschichtlichen Karte ergiebt sich, daß die Landstriche unter 20 Meter Höhe keine Steinalterthümer aufweisen und daß die aufgezählten, an Hünengräbern reichen Gebiete meist der Zone von 40-60 und 60-80 Metern angehören. Besonders bei dem Abfall des diluvialen Hochplateaus bei Neukalen und östlich von Wismar ist es deutlich, wie die Hünengräber an den Rändern dieser inselartigen Flächen entlang gehen. In den noch höher gelegenen Strichen (über 100 Meter) fehlen sie wieder.


Das folgende Verzeichniß (I) der in Meklenburg bekannt gewordenen Hünengräber macht weder auf Vollständigkeit noch völlige Korrektheit Anspruch. Es will nur die Vorarbeit zu einer kartographisch genauen Aufnahme aller noch vorhandenen Reste sein, wie sie in Deutschland bisher nur die Altmark in dem genannten Werke von Krause und Schötensack besitzt. Sie beruht nur zum Theil auf eigener Kenntniß des Verfassers, zum andern aus Berichten, älteren, welche meist in den Jahrbüchern niedergelegt sind, und neueren, welche überwiegend den Inventarisirungsarbeiten der Großherzoglichen Kommission zur Erhaltung der Denkmäler verdankt werden. Manche der aufgezählten Gräber mögen indessen

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verschwunden sein, andere sind der Aufmerksamkeit der Beobachter entgangen. Unter diesen Umständen begnügen wir uns mit einer einfachen Aufzählung und verzichten auf nähere Angaben über den Erhaltungszustand. Erhaltene, d. h. im Wesentlichen unberührte, Gräber gehören zu den größten Seltenheiten. Die große Mehrzahl ist bis in neuere Zeit hin unachtsam zerstört und das unschätzbare Material verloren. Die Zahl der mit genügender Sorgfalt aufgedeckten ist sehr gering. Da die Beschreibungen sich meist mit allgemeineren Angaben begnügen, werden auch wir nur zwischen Steinkammern und Hünenbetten scheiden. Steinkisten sind äußerlich nicht erkennbar. Allen Freunden landeskundlicher Forschung sei auch auf diesem Wege die Bitte ausgesprochen, durch Mittheilung und möglichst genaue Beschreibung der ihnen zugänglichen Hünengräber nach den oben gegebenen Gesichtspunkten dem noch bestehenden Mangel abzuhelfen.


I. Hünengräber in Mecklenburg=Schwerin.

Die mit [ ] bezeichneten sind nicht mehr vorhanden; aus den mit * bezeichneten befinden sich Funde im Großherzoglichen Museum.

I. Landgerichtsbezirk Schwerin.

Grevesmühlen. Jameler Revier: 1) Hünenbett ("Grab von Naschendorf"), Frid. Franc., S. 18 und 73. Jahrb. 3 B, S. 113; 33, S. 113. Schlie, Denkmäler II, S. 422. 2) Steinkammer ("Grab von Everstorf"), Jahrb. 11, S. 344; 33, S. 113. 3) und 4) zerstörte Steinkammern. Holm: Steinkammer, Jahrb. 2 B, S. 107. [Schwansee: Form? Jahrb. 32, S. 210.] (6 weitere Fundplätze s. Tabelle II.) Summe 9 Fundplätze.
Rehna. Kl.=Hundorf: 3 kleine Steinkammern. (2 weitere siehe Tabelle II.) Summe 3.
Gadebusch. (1, s. Tabelle II.) Summe 1.
Wismar. Proseken: Hünenbett, Jahrb. 3 B, S. 119. [Moidentin: Hünenbett, Jahrb. 4 B, S. 72.] (3, s. Tabelle II.) Summe 5.
Schwerin. Zülow: Hünenbett, Jahrb. 2 B, S. 108; 3 B, S. 36. [Kleefeld, Jahrb. 7 B, S. 56.] (5, s. Tabelle II.) Summe 7.
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Wittenburg. *Goldenbow: Hünenbett, Jahrb. 5 B, S. 26. [5, S. Tabelle II.] Summe 6.
Boizenburg. [Granzin: 3 Hünenbetten. Jahrb. 4 B, S. 76.]
Crivitz. * Friedrichsruhe: 3 Hünenbetten, Jahrb. 24, S. 259. *Goldenbow (gewöhnlich mit Ruthenbeck bezeichnet): Steinkammer, Jahrb. 5, S. 101; 33, S. 113. Raduhn: Hünenbett, Jahrb. 2 B, S. 108. Radepohl: Hünenbett. Goldenbow: 7 Hünenbetten, Jahrb. 2 B, S. 108. Kritzow: 2 Hünenbetten (?). [Zapel: Jahrb. 2 B, S. 108.] (1, s. Tabelle II] Summe 8.
Parchim: *Frauenmark: Steinkammer. Domsühl: mehrere Hünenbetten und Steinkammern, Jahrb. 2 B, S. 108. *Siggelkow: 2 Hünenbetten, Frid. Franc., S. 74. Grebbin: 2 Reste zerstörter Steinkammern. Severin: Reste mehrerer Gräber. (3, siehe Tabelle II.) Summe 8.

Aus Hagenow, Lübtheen, Dömitz, Ludwigslust, Grabow, Neustadt keine bekannt, so wenig wie in Tabelle II.

II. Landgerichtsbezirk Güstrow.

Lübz. Wilsen: Steinkammer. Sandkrug: Hünenbett. [Bobzin: Steinkammer.] [Gischow, zwei Steinkammern, Frid. Franc, S. 76.] (5, s. Tabelle II.) Summe 9.
Plau. Karow: zerstörte Steinkammer; früher mehr, Jahrb. 8, S. 94, 9, S. 355. *Barkow: Hünenbett. (3, siehe Tabelle II) Summe 5.
Goldberg. Damerow: zerstörtes Hünenbett; früher mehr, Jahrb. 9, S. 368. [Dobbin: unterirdische Steinkammer.] (1, s. Tabelle II.) Summe 3.
Sternberg. *Dabel: 2 Steinkammern, Frid. Franc., S. 77; Kl.=Görnow: große Steinkammer; früher mehr, Jahrb. 4 B, S. 68; Frid. Franc., S. 17. Eickelberg: Steinkammer, Jahrb. 4 B, S. 69. [Eickhof: Hünenbett, Jahrb. 4 B, S. 69.] Summe 4.
Warin. Gr.=Labenz: Hünenbett, Jahrb. 3 B, S. 115. Warin: Hünenbett. Schimm: kleine Steinkammer. Summe 3.
Bützow. *Katelbogen: 2 große Steinkammern, Frid. Franc., S. 17, 73. Jahrb. 12, S. 304. Langen=Trechow: Hünenbett, Jahrb. 14, S. 309. Warnkenhagen: Form? [Qualitz: Hünenbett und andere. Frid. Franc., S. 17.] (1, s. Tabelle II.) Summe 5.
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Güstrow. Plaaz: Steinkammer, Jahrb. 8 B, S. 90. [Boldebuck: Steinkammer in einem Kegelgrab, Jahrb. 25, S. 214.] [Vogelsang, Jahrb. 3 B, S. 119.] (1, s. Tabelle II.) Summe 4.
Laage. *Kronskamp: Steinkammer, Jahrb. 40, S. 145. Schlie I, S. 450. Cammin: zwei große Steinkammern. (2, s. Tabelle II.) Summe 4.
Dargun. Dargun: Steinkammer, gestört ("Kowelin"). Alt=Kalen: Steinkammer, Schlie I, S. 585. Wolkow: Steinkammer (?). Upost (Brudersdorfer Revier): Hünenbett, Schlie I, S. 587. Schlutow (Finkenthaler Revier): 2 große Steinkammern. *Schlutow (Feld): 3 große Steinkammern. *Finkenthal: Steinkammer. Kl.=Methling: Hünenbett (?) im Hinterholm [Darbein: Jahrb. 4 B, S. 70.] (2, s. Tabelle II.) Summe 11.
Neukalen. Gehmkendorf: 3 große Steinkammern. [Kämmerich, Schlie I, S. 585.] (1, siehe Tabelle I.) Summe 3.
Stavenhagen. [Stavenhagen: Hünenbett, Jahrb. 3 B, S. 117; Kittendorf? Jahrb. 3 B, S. 119.] Summe 2.
Krakow. Serrahn: 2 Hünenbetten. Lüdershagen: 3 Gräber (erhalten?), Jahrb. 9, S. 358. (2, s. Tabelle II.) Summe 4.
Malchow. *Sparow: große Steinkammer, Frid. Franc., S. 77; Jahrb. 4 B, S. 70. *Stuer und Neu=Stuer: mehrere Hünenbetten und Steinkammern. Alt=Gaarz. Blücherhof: Hünenbett, Jahrb. 38, S. 111. Blücher: Hünenbett. Lexow: Steinkammer, [Poppentin: Steinkammern, Jahrb. 12, S. 399.] [Sietow: Steinkammern, Jahrb. 8 B, S. 93.] [Sembzin: Steinkammer.] (4, s. Tabelle II.) Summe 14.
Röbel. Zierzow: Steinkammer, Jahrb. 8 B, S. 93. Schamper Mühle: Steinkammer. Retzow: Steinkammer. Summe 3.
Waren. Waren: 3 Steinkammern. (3, siehe Tab. II.) Summe 4.
Malchin. Faulenrost: Steinkammer. Basedow: Steinkammern, *Steinkiste. (4, s. Tabelle II.) Summe 6.

Aus Brüel, Teterow, Penzlin keine, sowenig wie in Tabelle II.

III. Landgerichtsbezirk Rostock.

Neubukow. Neu=Gaarz: 2 Steinkammern, Jahrb. 9, S. 355. Mechelsdorf: Hünenbett, Steinkammer, Jahrb. 9,  
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S. 355. *Blengow: unterirdische Steinkammer, Jahrb. 37, S. 195. (2, S. Tabelle II.) Summe 5.
Kröpelin. Meschendorf: Hünenbett und Steinkammer. Hohen=Niendorf: Hünenbett und Steinkammer. [Heiligenhagen, Jahrb. 18, S. 260. Hünenbett.] Summe 3.
Doberan. Bollbrücke: Steinkammer in einem Kegelgrabe, Jahrb. 48, S. 320. Summe 1.
Schwaan. (2, s. Tabelle II.) Summe 2.
Tessin. Liepen: 7 Steinkammern, Jahrb. 6 B, S. 75. Schlie I, S. 435. Thelkow: Steinkammer, Schlie I, S. 435. Drüsewitz (Christianenhof): 2 Hünenbetten, Schlie I, S. 438, *Stassow: 3 (fast zerstörte) Hünenbetten, Jahrb. 38, S. 110. Stormsdorf: Hünenbett (?), große Steinkammer, Schlie I, S. 434. Gnewitz. *Zarnewanz: (6?) große Steinkammern, Schlie I, S. 433. Teutendorf: 4 Hünenbetten, Schlie I, S. 434. *Vilz: 2 Hünenbetten, Steinkammer, Schlie I, S. 432. [Wohrenstorf: Hünenbett. Schlie I, S. 437, unter Petschow.] [Boddin, Jahrb. 24, S. 259.] (2, s. Tabelle II.) Summe 13.
Gnoien. Basse: Steinkammer. Kranichshof: 2 Hünenbetten, kleine Steinkammer. (5, s. Tabelle II.) Summe 7.
Sülze=Marlow. Fahrenhaupt: Hünenbett (?), Schlie I, S. 399. Summe 1.

Rostock und Ribnitz keine, wie Tabelle II; dort ein fraglicher Fund

.

II. Ausgegrabene Hünengräber.

Bei den mit * versehenen Orten sind Gräber erhalten.

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3. Neure Ausgrabungen.

Hünengräber von Zarnewans.

(Katalog=Nummer St. 97-106.)

Die Gegend um Tessin enthält zur Zeit noch die größte Zahl von erhaltenen Hünengräbern. Zu beiden Seiten des tief eingeschnittenen Recknitzthals sind Steinzeitliche Reste in Fülle bekannt geworden; in einem kleineren Streifen liegen Hüuengräber am linken Ufer (Wohrenstorf, dann auf den Gebieten der benachbarten Güter Teutendorf, Stormsdorf, Zarnewanz, Gnewitz), in einem breiteren auf dem rechten Ufer (Drüsewitz, Vilz, Kowalz, Thelkow, Liepen, Stassow, Nustrow, Basse). Während nach der ersten Seite hin die genannten Gräber die am weitesten nach

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Norden vorgeschobenen sind, hängen sie nach Osten mit einer ebenfalls reichen Gruppe um Gnoien und Dargun zusammen, welche ihren natürlichen Abschluß in den großen Niederungen an der Grenze nach Pommern hin findet. Im Wesentlichen umfaßt dieses Gebiet die Amtsgerichtsbezirke Dargun, Gnoien und Tessin (östticher Theil). Während von den Hünengräbern der Gnoiener Gegend wenigstens einige sachgemäß aufgedeckt waren (z. B. bei Remlin von Ritter, S. Jahrb. 9, S. 362), fehlte es für die Tessiner bisher gänzlich an genauerer Kenntniß, und Verfasser begrüßte daher dankbar die von dem Besitzer von Zarnewanz, Herrn Grafen Bassewitz auf Dalwitz, gewährte Genehmigung, die dortigen Gräber zu untersuchen. Die Ausgrabung hat unter thätiger Mitwirkung des Herrn Bürgermeisters Kossel in Tessin am 4. und 5. April 1899 stattgefunden. Die Gräber sollen erhalten bleiben und sind nur so weit angegraben, daß ihre Form und Gesammtanlage deutlich erkennbar bleibt.

1.

Gelegen östlich vom Orte gleich hinter den letzten Häusern, rechts von dem zu den Recknitzwiesen führenden Wege. Das Grab

Abbildung 1.
Abbildung 1.

liegt in sandigem Acker auf flachem Boden; ein Steinkranz soll es früher umgeben haben, doch ist davon jetzt nichts mehr vorhanden. Das Grab (vergl. Abb. 1 und 2) bildet eine längliche Steinkammer in ostnordost=westsüdwestlicher Richtung, die von

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außen gemessen 7,5 m lang, 3,5 m breit und 1,55 m hoch ist, während der innere Raum ungefähr 5,5, 2,5 und 0,80 m beträgt. Je vier Tragsteine an den beiden Längsseiten, durchschnittlich von 1 m Länge, 0,60 m Breite und 0,85 m Höhe, zu denen zwei größere an den Schmalseiten kommen, tragen vier gewaltige Decksteine von durchschnittlich 2 m Länge, 1,25 m Breite und 0,75 m Höhe; die größten waren die beiden äußeren. Diese liegen auch noch an ihrem Platze, während die mittleren sich gesenkt und die Tragsteine etwas verschoben haben. Die Zwischenräume zwischen den Trägern waren sehr künstlich ausgefüllt: auf dem Urboden durch aufrecht stehende Platten (meist von Sandstein), darüber von aufeinander gelegten Platten, derenFugen mit flachen Keilsteinen, ebenfalls meist aus Sandstein, ausgezwickt waren. Es fehlte die Verkleidungder Fuge zwischen dem (von Westen gerechnet)

Abbildung 2.
Abbildung 2.

dritten und vierten Träger an der Nordseite; hier standen zwei kleinere Platten (etwa 0,40 m hoch) vor den Trägern und eine gleiche senkrecht davor, eine dieser parallele auf der andern Seite scheint weggebrochen zu sein; es war sicher, wie an vielen Gräbern beobachtet, der Eingang. Die Decksteine lagen vollständig frei, während die Träger nur etwa 0.10 m aus dem herangebrachten Erdmantel heraussahen.

Eine vollständige Ausräumung des Grabraums wäre nur bei Entfernung der Decksteine möglich gewesen und ist demnach, um das Gesammtbild des Grabes nicht zu vernichten, unterblieben. Doch ließ sich das Innere an drei Stellen erreichen. Es stellte sich dabei heraus, daß die Fugensteine sich im Innern des Grabes fortsetzten und dort mauerartige Schichtungen bildeten,

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durch welche das Grab in vier getrennte Abtheilungen geschieden wurde. Drei konnten untersucht werden: 1. Unter dem ersten Deckstein (von Westen), zugänglich von der Südecke, die nur schwach geschlossen war. Der Grund bestand aus festem Lehm, anscheinend einer Lehmdiele. Der ganze Raum war mit Erde angefüllt; in dieser, also nicht nur auf dem Grunde, fanden sich eine Anzahl Scherben von einem sehr schön verzierten Thongefäße. Die Stücke genügen leider nicht zu einer Wiederherstellung. Es ist ein größeres Gefäß von guter Arbeit, der Thon ist ziemlich fein und der Brand fest, die Dicke der Wandung etwa 9 mm. Die Farbe ist ungleich, meist röthlichbraun. Zur Bestimmnng der Form dient besonders ein leicht eingebogenes Randstück, 6,5 cm hoch, unten abschließend in einer leicht erhöhten Kante, unter der die Wandung sich stark einbiegt. (Abb. 3.)

Abbildung 3.
Abbildung 3.

Die Grundform war höchstwahrscheinlich die einer größeren Schale, ähnlich der vonTatschow, Jahrb. 63, S. 81, oder Ostorf, ebenda, S. 80. Das Gefäß ist sehr hübsch verziert; oben am Rande eine Doppelreihe kleiner tiefer zweitheiliger Kerben, unten eine gleiche Reihe, dazwischen ein vierfaches Zickzackband, gebildet durch spitzwinklig zusammenlaufende Linien, die mit einem kleinen Stäbchen mit Doppelspitze eingedrückt sind. Unter dem Rande an der Wandung die üblichen Hängezierrathe, gebildet durch 6 Parallellinien von 3,75 cm Breite und 3 cm Länge, in Entfernung von etwa 2,5 cm; auch diese mit einem Stäbchen mit Doppelspitze tief eingestochen. Thongefäße dieser Technik, Stichverzierung ohne Furche (oder Kanal) (vergl. dazu u. a. Brunner, Steinzeitliche Keramik in Brandenburg, S. 25), sind bei uns nicht gerade häufig und gehören ohne Zweifel einer frühen Periode der jüngeren Steinzeit an.

Außerdem fanden sich kleine geschlagene Feuersteinstücke, Spähne mit scharfen Rändern, die zum Theil als Messer oder Schaber gedient haben mögen, eine Anzahl jener geglühten Feuersteine, die in den Hünengräbern allgemein üblich sind und wahrscheinlich ein Pflaster gebildet haben; auch Kohle, ein Zeichen, daß

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hier Feuer gebrannt ist. (Natürlich ist das kein Beweis für Leichenbrand, sondern Feuer können in sehr verschiedener Weise bei den Leichenfeierlichkeiten zur Anwendung gekommen sein.) Von menschlichen Gebeinen keine Spur. Offenbar ist diese Grabkammer schon einmal durchwühlt, und der Inhalt, der für die Thäter werthlos war, durch einander gekommen.

2. unter dem zweiten Decksteine; zugänglich nur an einer kleinen Stelle, nahe der Südwand. Hier fanden sich besonders viele geglühte Feuersteine, die sichtlich den Boden bedeckten, auf ihnen zwei sehr einfache Feuersteinmesser; das eine länglich rund mit gewölbter Oberfläche, die durch den natürlichen Stein gebildet wird, und glatter Unterseite, Abnutzungsspuren an den Rändern, 10 cm lang; das andere in der bekannten Form der prismatischen Messer mit scharfem, hohem Mittelgrat, 5,5 cm lang, und ein Feuersteinspahn. Auch lag hier eine kleine, unregelmäßig geformte Sandsteinplatte, 10 cm lang und etwa 2 cm dick, wohl ein Schleifstein.

3. Unter dem dritten Steine am Nordende nahe dem Eingange. Der Grund bestand aus festem Lehm; geglühte Feuersteine sind nicht beobachtet; auf dem Lehm ein Steinpflaster und auf diesem, in gestreckter Lage nach Osten gerichtet, deutlich erkennbare Reste eines Beigesetzten. Vom Kopfe ist nichts erhalten, aber die Oberschenkel lagen noch unberührt. Neben diesen Gebeinen an drei Stellen, etwa dem Oberarm, Becken und Unterschenkel entsprechend, drei Thongefäße, die in dem festen Lehm zerdrückt waren und von denen nur Stücke gerettet werden konnten. Es sind: ein becherartiges Gefäß mit dünner Wandung und gleichmäßig hellbrauner Oberfläche. 3,75 cm unter dem Rande biegt sich das Gefäß stark ein. (Abb. 4.)

Abbildung 4.
Abbildung 4.

Am oberen Rande ist ein Streifen gebildet durch zwei Reihen vertikaler Stiche, von da gehen fast bis zum Fuße etwa 1 cm breite Streifen in "Tannenwedelmuster", d. h. an einen Mittelstrich setzen sich an beiden Seiten nach oben gerichtete kleine Schräglinien an. In Form und Verzierung scheint sich das Gefäß dem a. a. O., S. 82 abgebildeten Blengower anzuschließen, war aber wesentlich kleiner.

Das Tannenwedel= (oder Fischgräten=Muster haben wir auch sonst, so bei Blengow und Lübow, aber dort ohne Mittelgrat.

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Es ist in der Steinzeit weit verbreitet, zeigt aber meist nach unten gerichtete Schrägstriche. Gerade in unseren Nachbarländern scheint es seltener zu sein, kommt aber auch dort vor, z. B. im Lübeckschen (Lübecker Festschrift 1897, IV, 4 an einem angeblich aus dem Waldhusener Hünengrabe stammenden Gefäße), und an einem Gefäße aus dem "Denghooge", einem "Ganggrabe" von Sylt (Mestorf, Vorgesch. Alterth. Schlesw.=Holst., XVII, Abb. 145). An diesen Beispielen fehlt der scharfe Mittelgrat, und an eine Nachbildung, eines Tannenwedels etwa, ist sicher nicht gedacht, während bei dem Zarnewanzer die Umdeutung des "Sparremnotivs" in eine Nachahmung des Wedels wohl möglich scheint.

Eine vereinzelte Scherbe zeigt das Tannenwedelmotiv etwas verändert, es wechseln ein Streifen mit Mittelgrat und einer ohne, neben einander. Ein drittes, kleines Thongefäß ist schwärzlich, sehr starkwandig und unverziert, leider so unvollständig, daß Näheres nicht zu sagen ist.

Außerdem (die Lage ist unsicher) ein Stück von einem ungeschliffenen Feuersteinmeißel. Auch in einem, anscheinend sehr alten, Hünengrabe von Neu=Gaarz (bei Waren) ist nur ein derartiger Meißel gefunden, desgleichen in einem Hünengrabe von Maßlow (s. unten S. 130).

Die Ausstattung des Grabes schließt sich an unsere anderen Hünengräber an. Von besonderem Interesse ist das Thongefäß der ersten Kammer. Sicher gehört das Grab in eine ältere Zeit der neolithischen Periode.

2.

Nördlich von diesem Grabe, 550 m entfernt, links von dem Wege nach Gnewitz, liegt auf sandigem Acker ein flacher, mit einigen Kiefern bestandener Hügel, auf dem eine Erhöhung in der Form der Hünenbetten sich findet. Diese ist genau nord=südlich gerichtet und hat eine Länge von 18 und eine Breite von 5,20 m bei 1 m Höhe. Auf ihr liegt eine Steinlagerung von 15 m Länge und 2,20 m Breite, bestehend aus 70 bis 80 neben einander gelegten größeren Steinen von meist 0,60 bis 1 m Durchmesser; am Nordende sind sie etwas größer. Unter diesen Steinen befindet sich eine etwa 0,20 m starke Schicht reinen gelben Sandes, dann eine zweite Schicht kleinerer Steine von durchschnittsich 0,25 m Stärke, die dammartig gelegt sind. Quer durch den Hügel ging an mehreren Stellen (sicher an zwei, wahrscheinlich noch an einer dritten) eine mauerartige Schichtung von

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Steinen, wie sie den unteren Damm bilden. Durch diese wird der innere Raum in mehrere Abtheilungen (deutlich erkennbar war eine in der Mitte des Hügels von etwa 3 m Länge und 2 m Breite) geschieden, in denen man die Grabräume erwarten sollte. Es fand sich aber weder hier noch sonst in dem Hügel irgend ein Artefakt oder eine Spur der Benutzung, auch war der Grund des Hügels, der bei 1 m Tiefe erreicht wurde, nicht abgedämmt oder mit einer Lehmdiele versehen, sondern der Urboden hob sich nur durch seine andere Schichtung und Färbung ab. Trotzdem ist für die Anlage kein anderer Zweck ersichtlich, als der als Grabstätte. Es ist sehr wohl möglich, daß in dem lockeren, durchlässigen Boden die Körper ganz spurlos vergangen sind.

Die Bauart des Hügels ist eigenartig und uns durch kein weiteres Beispiel bekannt. Am meisten erinnert daran ein 1839 aufgegrabenes Hünengrab von Helm (Jahrb. 4 B, S. 21), wo ebenfalls von der Steinbedeckung eines sehr ärmlich ausgestatteten Hünengrabes, dessen Inneres in verschiedene Abtheilungen getrennt war, die Rede ist. Sehr wahrscheinlich gehört unser Grab in die oben S. 86 besprochene Gruppe der Hünenbetten ohne Steinkammern.

3.

Ein drittes Grab ist im März 1899 von Arbeitern, welche Steine suchten, angetroffen und zerstört. Es lag etwa 800 m südöstlich von dem ersten in dem Acker zwischen den beiden zur Recknitz führenden Wegen. Nach der Beschreibung bildeten vier Steine von etwa 1 m Länge einen rechteckigen Raum unter der Erde, wohl eine Grabkammer, deren Deckstein über die Erdoberfläche gereicht hatte und entfernt ist. In dem Raume lagen vier Steingeräthe, je zwei übereinander, nämlich:

1. Keil von weißgrauem Feuerstein von der Grundform D I, gut geschliffen, an der Schneide nachgearbeitet, und zwar nur durch Schlagen, nicht durch Schleifen. Länge 16, Breite oben 4,5, unten 6,75, größte Dicke (8 von unten) 2,5 cm.

2. Der Rest eines gleichen, sehr schönen und großen Keils derselben Art, wahrscheinlich Grundform D II. Länge noch 11, Breite unten 8, gr. D. 2,5 cm.

3. Keil aus dioritartigem Gestein, Grundform B a II; ungewöhnlich schönes Stück mit scharfen Kanten und feinem Schliff. Länge 10, Breite oben 3,5, unten 7,5, gr. D. (6,5 von unten) 2 cm.

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4. Ein gleicher Keil, aber stärker verwittert. Länge 14, Breite oben 3,5, unten 6,75, gr. D. (5,5 von unten) 2 cm.

Die Stücke befinden sich in der Sammlung des Herrn Bürgermeisters von Rentz in Teterow.

Der Fund ist nach verschiedenen Seiten von Interesse. Sowohl Feuersteinkeile von der Grundform D, als auch Dioritkeile überchaupt sind in Hünengräbern sehr selten (vergl. Jahrb. 63, S. 35 und 39); nach den Erfahrungen der skandinavischen Archäologen scheint der Typus D (das "dünnnackige" Beil Sophus Müllers; vergl. Müller, Nordische Alterthumskunde I, S. 67, Ordning 54) in eine der frühesten Perioden der jüngeren Steinzeit zu gehören. Ebenso stehen die einfachen vierseitigen Kammern, zumal die fast ganz im Erdboden gelegenen, an dem Anfange der Entwickelungsreihe.

Unsere meklenburgischen Hünengräber in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, ist kaum angängig; dazu haben wir zu wenig sachgemäße Ausgrabungen. Leider ist ja auch das vorliegende Grab zerstört; über Leichenreste oder Thongefäße verlautet nichts. Aber daß es eins der allerältesten unter den überhaupt bekannt gewordenen ist, darf nach dem Obigen als sicher gelten.

In den drei Zarnewanzer Gräbern haben wir drei verschiedene steinzeitliche Typen, den ältesten stellt 3, den jüngsten 2 dar. Die anderen Gräber der Feldmark (ich habe noch sieben gezählt) gehören nach dem Augenschein und der an einem vorgenommenen Ausgrabung der folgenden Periode, der Bronze=Zeit, an.

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Hünengräber von Woldzegarten.

(Katalog=Nummer St. 25-27.)

In der Südwestecke des Woldzegartener Forstes (bei Malchow) am Abhange einer Endmoräne, die hier ein stark coupirtes Gelände mit großem Blockreichthum bildet, nahe den Scheiden von Rogeez, Käselin und Leizen, lagen eine größere Anzahl kleinerer Hünengräber.

Der Besitzer des Gutes, Herr von Flotow auf Walow, hatte die Freundlichkeit, auf diese bisher unbeachtet gebliebenen Denkmäler aufmerksam zu machen und eine vom Verfasser am 24. April 1897 vorgenommene Untersuchung thatkräftig zu fördern. In Angriff genommen sind vier Gräber, welche alle auf ebenem Boden gelegen und in diesen hineingegraben waren.

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I. (Vergl. beistehende Skizze, Abb. 5.) Vierseitige Kammer;

Abbildung 5.
Abbildung 5.

0,90 m tief, 1,38 m lang (in nordwest=südöstlicher Richtung) und 0,80 m breit. Die Wände der Kammer wurden auf drei Seiten gebildet von flachen, auf die hohe Kante gestellten Geschiebesteinen, die 0,80 m hoch waren und 0,10 m über den Urboden ragten; die Fugen waren mit Keilsteinen, besonders aus gespaltenem rothen Sandstein, eng geschlossen. An der Südwestseite fehlte der Wandstein, dagegen fanden sich hier einige mittelgroße Steine, welche wohl eine Art Eingang gebildet haben. In der Kammer lag ein großer platter (nicht gewölbter) Stein, 1,40 m lang, 0,80 m breit und 0,35 m hoch, offenbar der Deckstein, der seiner Ausmessung nach gerade zur Ueberdeckung des Raumes hinreichte. Vor dem Eingange zwei etwa 50 cm lange Reihen kleiner Steine. Die Kammer war leer, wahrscheinlich seit Langem ausgeräumt, denn sie hatte sich seitdem ganz mit Erde gefüllt In der aufgeworfenen Erde fanden sich einige Scherben einfachster Art, braun, unverziert und zu zeitlicher Bestimmung nicht hinreichend.

II. Dem ersten gleich, nur lag hier der Eingang auf der Schmalseite und im Südosten. Die Steinreihen und ein Deckstein fehlen. Tiefe 0,80 m, Länge (nordwest=südöstlich) 1,30 m, Breite 0,80 m. Kein Inhalt.

III. Gleich dem vorigen, aber streng quadratisch; die Steine sind noch stärker, wie bei den andern; der Eingang, von dem noch einige kleinere Steine an Ort und Stelle lagen, auch hier im Südosten. Der Deckstein fehlt. Durchmesser 1,30 m, Tiefe 0,70 m. Kein Inhalt.

IV. Von den andern in mehreren Punkten abweichend; alle vier Seiten werden von je einem sehr großen Steine gebildet, über denen zwei große, dachförmig gewölbte Blöcke als Decksteine lagerten, die jetzt eingesunken sind. Länge (nordwest=südöstlich)

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1,90 m, Breite 1,10 m, Tiefe 0,70 m. In der Erde einige Scherben und ein kleines Feuersteinmesser.

Der Boden bestand bei allen vier Gräbern aus festgestampftem Lehm. Einige weißgeglühte und an der Oberfläche gerissene Feuersteinstücke fanden sich, aber zu wenig, als daß man sie hier, wie es in andern Fällen mit gutem Grunde geschehen ist (vergl. z. B. Lisch, Jahrb. 30, S. 118 und oben S. 113) für ein Pflaster halten könnte.

Daß die Woldzegartener Gräber schon ausgeraubt waren, ist in hohem Grade zu bedauern, denn Sie gehören einer Grabform an, die in Meklenburg bisher nicht beobachtet ist. Wir haben oben die Entwickelung der steinzeitlichen Begräbnißform besprochen und betont, wie aus der Steinkammer die Steinkiste wird. Unsere Gräber haben noch die Form der Kammer; bei dreien wenigstens ist ein seitlicher Eingang anzunehmen, aber der Deckstein des ersten ist die flache Platte, wie sie die Steinkistengräber (vergl. unten S. 121 das Grab von Basedow) charakterisirt, und die Gräber liegen im Boden ohne Hügel oder Langbett; sie scheinen also eine Uebergangsform von den freistehenden Kammern der älteren Periode zu den Kistengräbern der jüngeren darzustellen. Aehnliche Grabformen sind in Pommern beobachtet, wo man Sie ebenfalls in einen jüngeren Abschnitt der Steinzeit versetzt (vergl. Schumann, Kultur Pommerns, S. 20).

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Hünengrab von Garvsmühlen.

(Katalog=Nummer St. 15-21. 94.)

Bei dem zu dem Gute Blengow (bei Neubukow) gehörenden Vorwerke Garvsmühlen lag neben einem alleinstehenden Hause zwischen Alt=Gaarz und Westhof ein Hünenbett, welches in den letzten Jahren allmählich abgetragen ist. Das Grab hatte eine Länge von 13,5 m (ostwestlich) und eine Breite von 5 m. Eine Grabkammer war äußerlich nicht erkennbar, doch war das Grab umstellt mit 14 großen und schönen Umfassungssteinen. Eine Ausgrabung, welche Verfasser am 5. Oktober 1895 mit freundlicher Unterstützung des Herrn Beste auf Blengow unter Mitwirkung des Herrn SenatorLisch aus Schwerin vorgenommen hat, ergab Folgendes:

Der Hügel bestand aus lockerer, schwarzgrauer Erde und war etwa 1,25 m hoch aufgetragen. Ganz am südlichen Ende auf dem Urboden an den Umfassungssteinen fand sich ein

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Haufe menschlicher Gebeine wirr durcheinander, die, wie sich bei der Ordnung ergab, vier Skeletten angehörten. Bei der völligen Abräumung sind weitere vier Skelette gefunden, deren Reste im September 1898 von Herrn Beste der Großherzoglichen Sammlung übergeben sind. Die Gebeine machen zwar den Eindruck hohen Alters; sie gehören aber schwerlich zu der alten Grabanlage, sondern entstammen wohl einer benachbarten Grabstätte (Wendenzeit?), sind bei der Feldarbeit gefunden und hier zusammengetragen. Zwischen den Gebeinen lag ein Feuersteinspahn ("prismatisches Messer") einfachster Form. Der Grund des Hügels war abgedämmt mit größeren, flachen Geschiebesteinen. 4,5 m vom westlichen Ende stand auf diesem Damme quer in dem Hügel ein mächtiger Granitblock von etwa 2 m Länge und 1,5 m Höhe, dessen eine, nach Westen gerichtete, Seite ganz glatt war. Durch ihn wird der Hügel in zwei ungleiche Abschnitte getheilt. An Altsachen fanden sich in dem westlichen Abschnitte nur zwei kleine charakterlose Scherben. Dagegen stand im östlichen Ende auf dem Urboden zwischen den Steinen des Dammes in starken Steinen verpackt eine Graburne, gefüllt mit Knochen und Asche. Sie ist zerdrückt, aber ihre Form erkennbar. Von einer ziemlich schmalen Standfläche weitet sie sich zu einem Umfange von etwa 70 cm aus, den sie bei 13 cm Höhe erreicht, dann biegt sich der Rand leicht nach außen, die ganze Höhe wird etwa 16 cm betragen haben. Die Farbe ist graubraun. Leider fehlen Verzierungen gänzlich; aber die Form redet schon deutlich genug. Von den kugeligen, becher= und flaschenförmigen Gefäßen, welche die echte Steinzeit charakterisiren, unterscheidet sie sich wesentlich; sie erinnert dagegen an die breiten, vasenförmigen Gefäße der Bronzezeit. - Ebendahin führt ein Zweites in der Nähe stehendes Gefäß ohne Inhalt, von dem leider außer einer derben, glatt abschließenden Standfläche und einem leicht nach außen gebogenen Rande nichts zu erkennen ist.

Verwandte Formen (stärkere Ausbauchung, leicht gebogener Rand, allerdings wohl stets mit Henkeln) sind am Ende der Steinzeit in unseren Nachbarländern weit verbreitet; vergl. z. B. Steinkistengräber von Pommern (Schumann, Nachr. über d. A., 1898, S. 86), wo die Beziehungen dieser Form zu den mitteldeutschen jüngststeinzeitlichen dargelegt sind. (Uebrigens ist auch in Meklenburg in einem Hünengrabe bei Molzow ein Becher mit Henkel gefunden, freilich unter nicht ganz sicheren Verhältnissen. Lisch, Jahrb. 10, S. 263 ff.)

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Leider sind die Erscheinungen des Garvsmühlener Hünengrabes mehrdeutig. Daß das Grab selbst seiner Anlage nach steinzeitlich ist, kann nicht bezweifelt werden. Ob aber die Urnen der Steinzeit angehören oder eine spätere Nachbestattung bilden, wage ich nicht zu entscheiden.

Ebenso ist die Bedeutung des großen Steines in der Mitte nicht sicher. Es kann der Rest einer Grabkammer sein, deren andere Steine schon früher weggebrochen sind. Es kann aber auch eine Querwand sein, durch welche der Hügel in zwei Abtheilungen getrennt wird, in der Art, wie bei den oben S. 86 angeführten Beobachtungen von Wittenburg u. s. w. Hierfür spricht die Abdämmung des ganzen Bodens. Die Ausbeute der Gräber dieser wenig beachteten Gruppe (Hünenbetten ohne Steinkammern) ist stets nur unbedeutend gewesen.

Ist diese Auffassung richtig und ist die Leichenbrandurne steinzeitlich, so haben wir dieses Grab in eine ganz junge Periode der Steinzeit zu setzen (S. oben S. 90), in der die alte Sitte der Grabkammern und der Beisetzung unverbrannter Leichen verschwindet. Anscheinend ist es das einzige seiner Art in jener an steinzeitlichen Gräbern und Einzelfunden überaus reichen Gegend.

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Steinkistengrab von Basedow.

(Katalog=Nummer St. 95. 96.)

Die Landschaft südlich vom Malchiner See ist seit Langem ein ergiebiges Gebiet für Steinzeitliche Funde gewesen; von Rothenmoor, Sagel und besonders Molzow stammen wichtige Grabfunde. Bei der Anlage der Chaussee Malchin-Dahmen sind nun auch auf Basedower Gebiet eine unerwartet große Anzahl von Grabstätten z. Th. angeschnitten, z. Th. zerstört, und es hat sich herausgestellt, daß der ganze Basedower "Thiergarten", die Waldung südlich vom See bis zur Scheide, voller Grabhügel ist. Die Basedower Gräber gehören sehr verschiedenen Zeiten an; fast alle vorgeschichtlichen Perioden sind vertreten.

Aus der Steinzeit finden sich nicht weniger als drei verschiedene Typen: zwei Steinkammern, von denen die eine sicher, die andere wahrscheinlich schon längst ausgebeutet sind, im Park; ein Steinkistengrab im "Thiergarten" und ein Flachgrab am Wege nach Malchin. Verfasser hat, dank der entgegenkommenden Unterstützung des Herrn Grafen Hahn auf Basedow, wiederholt, vom 16. bis 18. Juli und am 30. Dezember 1898, die vorgeschichtlichen Vorkommnisse in und bei Basedow untersucht.

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Ueber das Steinkistengrab sei hier bemerkt: Das Grab lag nahe der Rothenmoorer Scheide im sog. "dicken Busch", rechts von dem alten Landwege, der jetzt chaussirt ist, im Walde; es bildete äußerlich einen flachen, rundlichen Hügel, wie sie in jenem Walde in großer Zahl vorhanden sind und bei denen bisher ein künstlicher Ursprung nicht vermuthet ward. Arbeiter, welche nach Steinen für die Chaussee suchten, fanden in dem Hügel unmittelbar unter der Oberfläche eine bedeutende Steinschichtung von etwa 1,5 m Höhe und unter dieser die Steinkiste. Die Steine waren zu einer rundlichen Erhöhung über der Kiste gehäuft. Diese selbst bildete ein Rechteck von 1 m Höhe, 1,75 m Länge und 1 m Breite (innen) mit nordsüdlicher Längenachse; Sie steht anscheinend auf dem Boden einer natürlichen flachen Erhebung. Die Wände der Kiste waren aus flachen Platten aus Granit oder Sandstein von durchschnittlich 1 m Höhe errichtet, drei Seiten wurden von je einer, die vierte von zwei gebildet, darüber lag eine einzige Platte aus weißem Sandstein, 2,30 m lang, 1,80 m breit, 0,25 m dick. Die Deckplatte zeigt kleine rundliche Vertiefungen, die bekannten "Schalen" der Hünengräber. Die Arbeiter hoben diese Deckplatte auf und räumten die Kiste aus, ehe Sie ihren Fund meldeten. Unsere Kenntniß über den Inhalt beruht also leider nur auf ihren Aussagen. Danach war die Kiste ganz mit Sand gefüllt; in einer Ecke an der Nordseite der Kiste lagen zwei Haufen von Gebeinen, der eine anscheinend quer über dem andern, davor einThongefäß. Steinsachen sind nicht beobachtet. In der ausgeworfenen Erde ist später eine steinerne Pfeilspitze einfachster Form gefunden. Die Mitte der Kiste war leer. Gebeine und Thongefäß befinden sich jetzt im Großherzoglichen Museum. Die Gebeine gehören zwei Personen an, einer sehr kräftig gebauten und einer zarteren. Die Schädelkapseln sind erhalten. Eine fachmännische Untersuchung hat bisher nicht stattgefunden.

Nach dem Berichte sind die Beerdigten an den Wänden sitzend oder hockend, jedenfalls nicht ausgestreckt liegend, bestattet und ihnen Beigaben zu Füßen gelegt. Das Thongefäß (nur zu 3/4 erhalten) hat die Form einer kugeligen Flasche. (Abb. 6.) Der Thon ist ziemlich gut geschlemmt und gut gebrannt; die Oberfläche ganz hell graubraun und glänzend. Schmale Standfläche, rundlicher Leib, scharf ansetzender gerader Hals; zwei kleine Henkel am Halsansatze. Höhe 18,5, Durchmesser der Standfläche 5, der Mündung etwa 8, Höhe des Halses 6,5, größter Umfang (6 von unten) 47 cm. Die Gefäßform ist uns

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nicht fremd; wir haben schon drei Stücke aus ganz ähnlichen Gräbern: 1. Neukalen (3205) aus einem "kleinen Hünengrabe", welches

Abbildung 6.
Abbildung 6.

1852 geöffnet wurde und außer der Urne ebenfalls nur Gebeine enthielt (Jahrb. 21, S. 229). Diese Urne gleicht der besprochenen, auch in der Farbe, nur ist sie etwas flachkugeliger. 2. Molzow (741); aus einem Hünenbett mit Steinkisten, geöffnet 1840; verziert mit Perpendikulärlinien, daneben eine zweite Urne und Gebeine, s. Jahrb. 6 B, S. 134, abgeb. Jahrb. 10, S. 255; 13, S. 79. 3. Molzow (2090), aus einer mit einem Steinringe umgebenen Steinkiste, geöffnet 1844.

Die Urne ist der vorigen gleich, auch hier fanden sich nur Gebeine, S. Jahrb. 10, S. 264. Die drei Fundstätten dieser Urnen liegen nicht weit von einander, die Fundverhältnisse sind in allen Fällen dieselben. Wir dürfen also diese Urnenform als eine Charakterform unserer Steinkistengräber ansehen. Einige gleiche Gefäße befinden sich in dem Museum von Neubrandenburg, stammend von dem benachbarten Neuenkirchen, wo sie mit Keilen und Feuersteinmessern zusammen in einem Moderbruch gefunden sind, an einer Stelle, wo man einen Pfahlbau vermuthet. Auch in Dänemark gehören sie den Steinkistengräbern an (Petersen, a. a. O., S. 151); desgl. in Pommern (Gr.=Rambin: Walter, Lemcke=Festschrift, S. 8-12. Lebahn: Schumann, Zeitschrift für Ethnologie, 1889, Verhandlungen S. 217).

Eine Urne von verwandter Form stammt aus einem Hünenbett von Helm, in dem keine Steinkammer beobachtet ist, wohl aber Sandsteinplatten, wie sie die Steinkisten zu bilden pflegen, gefunden sind; S. Jahrb. 5 B, S. 22; 10, S. 255 und 63, S. 80 (mit Abbildung). Etwas weiter entfernt ist eine Urne aus einem Hünenbette mit Steinkammer von Remlin (s. Jahrb. 9, S. 362 und 10, S. 259, auch Jahrb. 63, S. 79), welche der Amphorenform sich nähert. Ohne Zweifel ist dieser (Remliner) Typus älter als der Molzower u. s. w., welcher wohl aus ihm hervorgegangen ist.

Steinkistengräber lösen, wie schon oben mehrmals erwähnt, die Steinkammergräber ab. Das Grab ist ein typisches Steinkistengrab; doch scheint in dem vorliegenden Falle die Form der in Steinkammern üblichen Beisetzung noch beibehalten zu sein.

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Neu für meklenburgische Hünengräber ist die Ueberdeckung mit einer Steinhäufung, eine Sitte, die erst in der Bronzezeit allgemein wird.

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Flachgräber von Basedow.

Bei dem Chausseebau 1898, wo die oben beschriebene Steinkiste gefunden wurde, ist auf einem anderen Theile des Basedower Gebiets, fast 5 Kilometer entfernt, noch ein zweiter Grabplatz aufgedeckt Die Fundstelle ist der "Fuchsberg", der Kamm eines Höhenrückens zwischen den Niederungen am See und der Moor= Strecke Basedow-Malchin, südlich von dem Wege nach Malchin. Der Boden ist leicht und sandig. Hier sind in geringer Tiefe, 30 bis 40 cm, mehrere Skelette frei im Boden liegend gefunden. Größere Steinsetzungen fehlten, doch scheinen sie von einer Steineinfassung umgeben zu sein. Ueber die Art ihrer Lagerung, Orientirung u. s. w. ist nichts beobachtet. Bei einem Leichnam lagen zwei prachtvolle Feuersteindolche (jetzt in der Sammlung des Herrn Grafen Hahn auf Basedow). 1. Typus II c 2 (Jahrb. 63, S. 43): der Griff fein gekröselt, unten glatt, rhombisch, Klinge mit kleinen Parallelmuschelungen von der allerfeinsten Arbeit. Farbe grau; Länge 25,5, Länge des Griffs 9, größte Breite des Blattes 4 (10 von der Spitze), Breite des Griffs unten 3,75 cm. 2. Typus III 2: sonst dem vorigen sehr ähnlich, aber alles einfacher, der Griff unten fast quadratisch abschneidend. Länge 18, Länge des Griffs 7, größte Breite (6,5 von der Spitze) 3 cm

Es ist schon a. a. O., S. 51 darauf hingewiesen, daß die besser gearbeiteten Dolche den Hünengräbern fremd sind und an das Ende der Periode gehören werden, wo die Hünengräber durch andere Grabformen ersetzt werden. Das Basedower Grab giebt dazu eine vortreffliche Bestätigung. Auch in Holstein ist in einem entsprechenden Grabe ein solcher Dolch gefunden (Oersdorf, Kirchspiel Hademarschen, s. Mestorf, Mitth. des A.=V. in Schlesw.=Holst., V, S. 17). Flachgräber ohne größere Steinsetzungen gehören ebenso an das Ende der Periode, wie die fein geschlagenen Dolche.

Auch in den angrenzenden "Basedower Wiesen" ist bei der Torfgewinnung 1896 ein schöner Dolch von Typus III. 2 gefunden von 20 cm Länge, der dem oben unter 2 beschriebenen fast ganz gleicht. Auch sonst sind in den Wiesen oft Steinsachen,

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Thierknochen, Pfähle gefunden, und es ist die Möglichkeit ins Auge zu fassen, daß hier Pfahlbauten waren, deren Bewohnern die Gräber auf dem Fuchsberge angehören.

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Hünengrab von Alt=Sammit (Nr. 3).

(Katalog=Nummer St. 2. 3.)

Im Jahre 1860 sind bei Alt=Sammit (bei Krakow) zwei bedeutende Steinkammern abgetragen, die nach Form und Inhalt unsere am besten charakterisirten Hünengräber darstellen; vergl. den eingehenden Bericht von Lisch, Jahrb. 26, S. 115 ff. 1883 ist dort ein drittes Hünengrab angeschnitten und leider zerstört, ehe eine sachkundige Untersuchung stattgefunden hatte. Die Ermittelung der Fundverhältnisse hat sich Herr Fabrikant Lorenz in Krakow angelegen sein lassen, wobei besonders die Aussagen des Herrn Inspektors Homann in Alt=Sammit zu Grunde gelegt sind. Danach unterschied sich dieses Grab von den beiden andern ganz wesentlich. Es war ein Lehmhügel von 5 m Durchmesser, das Grab äußerlich nicht sichtbar; im Hügel eine Steinschichtung von Feldsteinen, darunter ein länglicher Raum, ausgesetzt mit platten Steinen, nur 1,25 m lang und 0,60 m breit. Von einem Decksteine verlautet nichts. Nach dem Berichte scheint das Grab ein Steinkistengrab im Charakter des eben besprochenen von Basedow (S. 121) gewesen zu sein. Gebeine sind nicht beobachtet worden, eine "Urne" ist verworfen. Bewahrt sind 6 Feuersteingeräthe vortrefflichster Arbeit, von denen zwei von Herrn Lorenz der Großherzoglichen Sammlung übergeben, die übrigen in verschiedene Hände gelangt sind. Die beiden in Schwerin befindlichen Stücke sind: Keil von der Grundform B I, beschrieben Jahrb. 63, S. 17; Meißel von der Grundform B, beschrieben ebenda, S. 40.

Beide Geräthe gleichen in Form und Arbeit genau den Stücken, welche den früheren Alt=Sammiter Gräbern entnommen sind und werden demnach auch derselben Zeit angehören. Wir hätten demnach hier Steinkammergräber und ein Steinkistengrab neben einander, ein seltenes Vorkommniß, welches den Mangel eines einwandfreien Fundberichts doppelt fühlbar macht.

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Grab (?) von Russow.

(Katalog=Nummer St. 22.)

In der Nähe des Hofes Russow bei Neubukow wurde 1895 auf ebenem Terrain, 30 cm unter der Oberfläche, eine

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Steinsetzung aufgedeckt, die sich als eine steinzeitliche Anlage erwies. Herr Landrath von Oertzen auf Roggow hat über den Fund berichtet und den Inhalt dem Großherzoglichen Mufeum überwiesen. In der Tiefe von 1,5 m lag ein runder Steindamm; auf diesem standen vier größere flache Steine von 60-80 cm neben einander und bildeten einen quadratischen Raum; über diesem lag keine Deckplatte, sondern ein zweiter Steindamm. In dem Raume fand sich nichts als ein kleines Thongefäß (abgebildet beistehend), leider nur zur Hälfte erhalten.

Abbildung 7.
Abbildung 7.

Es hat die rothbraune Thonfarbe, die Form eines geschweiften Bechers und einen leicht gekerbten Rand. Höhe 7 cm, Durchmesser der Grundfläche 4 cm. Unter dem Rande läuft ein doppeltes Band von je drei gebrochenen Linien, die durch kleine eingedrückte Vertiefungen gebildet werden, das Zickzackornament, in Mitteldeutschtand ein beliebtes steinzeitliches Motiv (vergl. Goetze, Gefäßformen, Tafel 2, S. 27 ff.; Brunner, Steinzeitliche Keramik in Brandenburg, S. 15 und 19), welches besonders auch an den "geschweiften Bechern" häufig ist. Unbestritten gehört diese Becherform bei uns an den Ausgang der neolithischen Periode.

Die Deutung des Russower Fundes wird unsicher bleiben. Von Gebeinen wird nichts berichtet. Grabanlagen der erwähnten Art, die als steinzeitliche Gräber nachgewiesen wären, sind nicht bekannt; wir können den Fund also nur mit allem Vorbehalt als Grabfund bezeichnen. Im Uebrigen schließt er sich den Beobachtungen, die in jener an steinzeitlichen Funden so ungemein reichen Gegend gemacht sind, vortrefftich an. Steinzeitliche Skelettgräber und Grubenwohnungen sind in dem benachbarten Roggow gefunden, und in Russow selbst ist ein Pfahlbau wahrscheinlich gemacht. (Jahrb. 31, S. 51.)

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Steinzeitliches (?) Grab von Tannenhof.

(Katalog=Nummer St. 74-76.)

Auf dem Felde des Gutes Tannenhof (bei Lübz) wurde im Februar 1896 am Ende eines sandigen, stark mit Steinen durchsetzten Höhenzuges eine Grabstätte frei gelegt Der Platz

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liegt etwa 500 m südöstlich vom Hofe, 26 m von den Benthener Tannen und 200 m von dem Benthen-Lindenbecker Wege entfernt. Auf dem ganzen Schlage liegen Urnenscherben; in einer ganz zerfallenen Urne fand sich eine kleine bronzene "Stange", die leider nicht bewahrt ist In der Tiefe von 30 bis 50 cm Stand eine längliche Steinsetzung von ungefähr 75 cm Länge und 1 m Höhe. Seitwärts von diesem Steinwall, dessen Bedeutung unklar ist, stand etwa 70 cm tief eine braune Urne, nach der Beschreibung in bronzezeitlichem Charakter. Am Fuße des Walles ein kleines Thongefäß, in dem zwischen Sand ein zweites, noch kleineres Gefäß und eine steinerne Pfeilspitze lag. Diese drei Stücke sind 1898 mit der Sammlung Langermann in das Großherzogliche Museum gelangt; der Fundbericht beruht auf brieflicher Mittheilung des Herrn P. Langermann von 1896.

Das größereThongefäß (Abb. 8) ist 6 cm hoch und oben 6,5, unten 6 cm breit Die Wandung biegt sich nur schwach nach außen und zieht sich unter dem leicht gebogenen Rande zu einer flachen Hohlkehle zusammen. Die Farbe ist die hellbraune des Thons, der Thon mit Quarz gemischt.

Abbildung 8.
Abbildung 8.

Das kleinere ist 4 cm hoch und oben ebenso breit, der Boden hat 3 cm Breite. Die Form gleicht genau dem andern. Die Pfeilspitze ist äußerst Sauber gearbeitet in der Jahrb. 63, S. 53 unten abgebildeten Form.

Wenn wir die Anlage hier unter den steinzeitlichen Funden aufzählen, so geschieht es mit vollem Zweifel; sie kann ebensogut bronzezeitlich sein. Die Form der Gefäße ist wenig charakteristisch (ähnliche steinzeitliche s. z. B. Walter, Lemcke=Festschrift 1898, S. 19 u. 20; Mestorf, Mitth. des anthropol. Vereins Schlesw.=Holst, 1899, S.32); und die Pfeilspitze allein beweist nichts für die Steinzeit, da gerade diese Form der Pfeilspitzen in bronzezeitlichen Gräbern häufig ist (s. unten), doch lagen in allen den aufgezählten Fällen die Pfeilspitzen neben einem beerdigten Leichnam; es ist das erste Mal, daß eine Pfeilspitze in einem Gefäße beobachtet ist.

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Steinkistengrab von Friedland.

In dem kleinen, aber an wichtigen Funden reichen Museum von Neubrandenburg befindet sich eine Urne (Katalog=Nr. 1145) mit dem Vermerk: Steinkistengrab von Friedland 1881; in der Urne sollen zerbrannte Knochen gefunden sein; die Urne ist beim Bahnbau gefunden, ein genauer Fundbericht liegt leider nicht vor. Die Urne (Abb. 9) baucht sich von einer schmalen Standfläche weit aus, ein hoher Hals setzt in scharfem Winkel an, oberhalb der größten Ausbauchung sitzen vier Henkel, und an der Wandung befindet sich das bekannte Hängeornament, je drei Striche, und zwar Schnurornament.

Der Fund ist nach mehreren Seiten von besonderem Interesse: zunächst ist es eine der sehr seltenen steinzeitlichen Grabstellen mit Leichenbrand; sodann bietet die Urne für uns ganz Neues. Sie entspricht genau der Hauptform der "Thüringischen Schnurkeramik", der Amphore, wie sie Goetze.Gefäßformen, T. 1 ff.,

Abbildung 9.
Abbildung 9.

darstellt. Daß die Thüringer Schnurkeramik auch das nordische Steinzeitgebiet beeinflußt hat und ins Besondere eine große Anzahl "geschweifter Becher" als Importgegenstände anzusehen sind, ist schon lange bekannt (vergl. Goetze, Neolithischer Handel, Seite 9). Soweit ich sehe, ist es das erste Mal, daß auch eine Amphore hier beobachtet wird. Sehr merkwürdig ist es nun, daß die Amphore als Leichenbrandbehälter dient. Für Pommern ist festgestellt (nach Schumann's Formulirung, Nachr. über deutsche Alterthumsfunde 1898, S. 89): Steinkisten mit stichverzierten Amphoren als einheimische Begräbnißart, Flachgräber mit schnurverzierten Bechern als fremde (vom Süden eingedrungene) Begräbnißform gehen am Ende der Steinzeit neben einander her;

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Kreuzungen finden statt, sind aber selten. Eine solche Kreuzung bietet das Friedländer Grab: Steinkiste mit Schnurverzierter (fremder) Amphore. Das gliedert sich den bisherigen Beobachtungen sehr gut an, indem die Amphore der Friedländer Form im Allgemeinen einer älteren Stufe angehört als der schnurverzierte Becher in der nach dem Norden gedrungenen Form (Goetze, Gefäßformen, S. 46) und ebenso die Steinkisten den Flachgräbern gegenüber eine ältere Begräbnißart darstellen. Neu aber ist das Auftreten des Leichenbrandes. Steinkistengräber mit Leichenbrand sind meines Wissens noch nie beobachtet. Wo Leichenbrand am Ende der Steinzeit erscheint, hat er sich in Flachgräbern gefunden, und fast stets mit Anzeichen beginnender Metallzeit Nach seiner Bauart und Urnenform ist das Friedländer Grab wohl das älteste überhaupt bekannt gewordene mit Leichenbrand.

Auch außer dem Friedländer Grabe befinden sich im Neubrandenburger Museum eine Anzahl bemerkenswerther Steinzeitlicher Grabstellen; in dem gegebenen Zusammenhange besonders: Krappmühl (bei Neubrandenburg) 1877: "In einem Kieslager, zwei Fuß tief unter der Oberfläche, zwei Skelette in gestreckter Lage ohne jede Steinsetzung. Eine becherförmige Urne ohne Ornamente, die zwischen den Schädeln stand, enthielt eine Anzahl von Hundezähnen, die alle am Wurzelende durchbohrt sind, und die zweifelos als Halsschmuck [oder Gürtelschmuck] gedient haben." Brückner, 26. Jahresbericht des Museums von Neubrandenburg 1898, Seite 4. Durchbohrte Hundezähne sind in ganz gleicher Form in Ostorf gefunden, die Beigabe von Bechern bei Flachgräbern ist allgemein; wir sehen demnach in dem Grabe eines der Flachgräber vom Ende der Steinzeit (s. oben S. 88). Brückner hat in der angeführten, sehr verdienstlichen Arbeit die Schädel einer vergleichenden Betrachtung unterzogen und bemerkt, daß die Krappmühler (wie auch Ostorfer) Schädel im Gegensatz zu der Brachiocephalie der meisten "paläolithischen" Schädel dolichocephal sind; da er den Fund in Parallele mit dem altsteinzeitlichen Grabe von Plau stellt, sah er darin eine "paläolithische" Grabstelle. Nach dem Gesagten gehört der Fund nicht an den Anfang, sondern an das Ende der Steinperiode, und da gliedern sich die Krappmühler Schädel vortrefflich der von Brückner, S. 6, aufgestellten Reihe ein.


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Außerdem befinden sich in der Schweriner Sammlung mehrere Fundstücke, die nach der Angabe ihrer früheren Besitzer aus Hünengräbern stammen sollen. Eine Entscheidung über die Glaubwürdigkeit dieser Angaben ist nicht mehr möglich, zumal der Name "Hünengräber" eine Sammelbezeichnung für alle möglichen vorgeschichtlichen Anlagen geworden ist.

1. Wustrow bei Neubukow. Zwei Keile, einer von der Grundform D II (Jahrb. 63, S. 34), einer derb zugehauen (S. unten S. 160). Auf den Reichthum der Neubukower Gegend an steinzeitlichen Dingen ist schon oben mehrfach hingewiesen, doch wird gerade die Halbinsel Wustrow weniger genannt, auch sind diese Keilformen im Allgemeinen den Gräbern fremd.

2. Maßlow bei Wismar. Meißel Typus B, ganz ungeschliffen (a. a. O., S. 40, vergl. Abb. 10),

Abbildung 10.
Abbildung 10.

vielleicht auch ein Dolch Typus II b 2 (a. a. O., S. 47). Die Angabe gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß bei Maßlow eine ganze Anzahl Hünengräber zerstört sind; vergl. das Verzeichniß S. 100. Meißel gehören zu dem regelmäßigsten Bestande der Hünengräber; ungeschliffene allerdings sind bisher nur aus Gräbern von Neu=Gaarz und Zarnewanz bekannt geworden.

3. Kowalz bei Tessin. Axt: Typus I B1 b (a. a. O., S. 63). Ueber die Zerstörung von dortigen Hünengräbern und die dabei gefundenen, aber zerstreuten Altsachen wird bereits Jahrb. 3 B, S. 118 berichtet; die dort als noch vorhanden genannten Anlagen sind seitdem auch verschwunden, und einer mag diese Axt entstammen, wenn auch Aexte, besonders der einfacheren Form, in unseren Gräbern recht selten sind.

4. Kargow bei Waren. Sehr Schöne Axt, Typus II 1 b (a. a. O., S. 66, vergl. Abb. 11).

Abbildung 11.
Abbildung 11.

Der Sammler, von dem diese Axt erworben wurde (Struck), war ein zuverlässiger Beobachter.

Ob ein Dolch von Zarnewanz bei Tessin, Typus II b 2 (a. a. O., S. 48), der oben S. 110 besprochenen Gräbergruppe entstammt, ist unsicher.

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Ansiedlungen der Steinzeit.

Die steinzeitlichen Grabstätten gestatteten, eine Aufeinanderfolge verschiedener Grabgebräuche festzustellen: Kleine und größere megalithische Grabkammern, Hünenbetten, Steinkisten, Flachgräber (und Urnengräber?) stellen vier (oder fünf?) zeitlich getrennte Stufen dar, in welchen eine völlige Aenderung der alten Gebräuche und doch wohl auch der Anschauungen vor sich geht. Diese Aenderungen sind nicht spontan entstanden, sondern hängen mit auswärtigen Beziehungen eng zusammen. Die einfachere Grabkammer umfaßt einen großen Theil des westlichen Europa; Steinkisten und Flachgräber sind Formen der mitteldeutschen Steinzeit; eigenthümlich nordisch ist nur das Hünenbett. Es ist noch zu untersuchen, ob die Verschiedenheit der Grabformen eine solche Bedeutung hat, daß Sie zu einer Periodeneintheilung innerhalb der Steinzeit berechtigt; das läßt sich nur durch eine andere Untersuchung erreichen, wie weit die anderen Erscheinungen steinzeitlicher Kultur dieser Entwicklung entsprechen. In Frage kommen da zuerst die Wohnstätten.

Es liegen folgende Beobachtungen vor:

1. Dreveskirchen (bei Neubukow). Auf dem "Klingenberge" und dem "Rauhberge", an einer Hügelkette südwestlich vom Hofe, die zur Ostsee abfällt, sind bis 1,5 m tief in lehmigem Boden auf Sandschollen seit 1853 eine größere Anzahl (über fünfzig) von Stellen mit Kulturresten beobachtet. Der Durchmesser der (rundlichen) Gruben betrug gewöhnlich nur 1,25 m, eine größere Anlage zeigte 3,5 m und war durch eine Mauer aus stärkeren Steinen in zwei Hälften getheilt. Auf dem Boden der Grube war ein Steinpflaster, darauf Brandstellen mit Thierknochen, Feuersteingeräthen, Reibsteinen und Gefäßscherben, die zwei Gruppen, derbere Vorrathstöpfe und besser gearbeitete Schalen und Krüge, bilden. Lisch hat mehrmals über diese Siedelung berichtet; zuletzt (zusammenfassend) Jahrb. 30, S. 123; über einige später eingelieferte Keile S. Jahrb. 63, S. 25 u. 28.

2. Hinter=Bollhagen (bei Doberan). "Ein viereckiger Raum, 3' tief unter der Erdoberfläche, mit großen Steinen an den Wänden ausgesetzt und mit kleinen Steinen gepflastert, auf diesem Fußboden mit schmieriger Masse bedeckt" so ein Bericht vom Jahre 1855; vergl. Jahrb. 20, S. 276. Da an Geräthen nichts gefunden ist, läßt sich über die zeitliche Anlage nichts sagen. Wohngruben, deren Wände durch Steine gebildet werden, sind aus keiner Periode bekannt geworden. Es mag die ver=

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meintliche Wohngrube ein Hünengrab im Charakter derer von Woldzegarten gewesen sein.

3. Breesen (bei Gadebusch). Drei kreisrunde Gruben von etwa 1,75 m Tiefe, elwa 2 m von einander entfernt im Dreieck liegend; Grund konkav, mit Scherben, Kohlen, Asche; an Altsachen fanden sich nur zwei Reibsteine. Beobachtet 1858; vergl. Jahrb. 26, S. 127.

4. Wismar; am Galgenberge. Grube von 1,75 bis 2,50 m Durchmesser mit Kohlen, Topfscherben und Muschelschalen. Vergl. Jahrb. 30, S. 128. Leider ist nichts aufbewahrt.

5. Roggow (bei Neubukow). Auf dem an vorgeschichtlichen Dingen ungemein reichen Gebiete von Roggow sind 1864 und die folgenden Jahre an fünf verschiedenen Stellen Wohngruben gefunden, über die Lisch, Jahrb. 31, S. 53 ff. und 39, S. 118 berichtet. Die dort unter 2) aufgezählten scheiden wir aus, da sie mehr den in den letzten Jahren massenhaft bekannt gewordenen wendischen Wohngruben entsprechen; über die unter 3) und 5) genannten ist nichts Genaueres bekannt geworden. Steinzeitlicher Ursprung bleibt wahrscheinlich bei zweien: Gruppe 1; runde Stellen von 1,8 bis 2,4 m Durchmesser und 1,25 m Tiefe mit den Resten dickwandiger Gefäße, auf einer Bodenwelle südlich vom Hofe; und Gruppe 4; am Steilufer am Salzhaff drei runde Gruben (eine vierte s. Jahrb. 32, S. 220) von 1,8 m Durchmesser und 1 m Tiefe; ausgelegt mit einer Lehmdiele, darauf herdartige Steinsetzung mit den Resten mehrerer grobwandiger und zwei feinerer Gefäße, Thierknochen und zwei Reibsteinen.

6. Pölitz (bei Güstrow). Auf der Kuppe einer Anhöhe, des "Sippenberges", Gruben von nur etwa 1,25 m Durchmesser und (ursprünglich) wohl ebenso tief, mit schwarzer Masse, Gefäßscherben, Thierknochen; sehr wenig Geräthe, darunter vier kleine Schleifsteine, sechs "scheibenartige Feuersteinsplitter" und ein Stechwerkzeug aus der Ulna eines Hirsches. (Jahrb. 34, S. 203.)

Die Ausbeute dieser Wohngruben ist außerordentlich gering, und zur zeitlichen Bestimmung verwendbar sind in mehreren Fällen nur die Reibsteine. So viel aber ist klar, daß sie alle der neolithischen Periode angehören; Geräthe in altsteinzeitlichem Charakter finden sich hier nur ausnahmsweise, so in Dreveskirchen, aber vergesellschaftet mit den voll ausgeprägten Formen.

Die Arbeitsstätten für Steingeräthe.

Sehr zahlreich sind die Stellen, auf denen kleinere Geräthe aus Feuerstein, besonders die prismatischen Messer, in Massen

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liegen; die Mehrzahl der Fundstücke sind klein, unscheinbar, oft unfertig oder verbraucht. Schönere, gut erhaltene Sachen finden sich nur vereinzelt. Lisch nannte diese Stellen "Feuersteinmanufakturen" (so schon 1838; s. Jahrb. 3 B, S. 41), ausgehend von der ohne Zweifel richtigen Annahme, daß an den betreffenden Orten die Geräthe hergestellt seien, und daß die Masse der Ueberbleibsel Spähne und verworfene Stücke seien. so wird der Name sein Recht behalten, auch wenn man ihn dahin einschränken muß, daß die Stellen nicht ausschließlich Werkstätten gewesen sind, sondern meist Ansiedlungen der steinzeitlichen Bevölkerung, wie Feuerstellen, Urnenscherben und das Vorkommen zahlreicher offenbar gebrauchter Gegenstände einerseits, der Mangel an unfertigen größeren und besseren andererseits beweisen. Das Bild dieser Arbeitsstätten ist im Wesentlichen immer dasselbe. Fast ohne Ausnahme finden sie sich auf sandigem, höher gelegenem Boden an einer größeren Wasserfläche. Die Oberfläche des Bodens ist mit den Splittern u. s. w. bedeckt, oder, wo der Flugsand wirkt, liegen sie unter diesem vergraben. Fast überall hat ihre Verstreuung sichtlich auf freiem Boden stattgefunden. Gleich bei den ersten Beobachtungen ist es aufgefallen, daß diese Arbeitsstätten sich in einigen Gegenden häufen. So liegen nahe bei einander am Nordufer der Seekette Müritz=, Kölpin=, Flesensee die Fundstätten von Eldenburg (Jahrb. 41, S. 161; 42, S. 131), Klink (Jahrb. 3 B, S. 41; vergl. auch Jahrb. 63, S. 37), Damerow (Jahrb. 7 B, S. 46), Jabel (Jahrbuch 10, S. 262), Nossentin (Jahrb. 33. S. 120); auch an dem benachbarten Plauer See sind sie beobachtet (Jahrb. 33, S. 121). Eine zweite Gruppe liegt am Schweriner See und wird unten zur Besprechung kommen. An zwei Stellen sind Arbeitsstätten auch unmittelbar an der (jetzigen) Seeküste gefunden: zwischen Brunshaupten und Arendsee auf dem ziemlich niedrigen Uferstreifen Messer, Schaber, Keil ältester Form (s. Jahrb. 9, S. 362; auch 63, S. 6), und besonders auf dem hohen Ufer des Fischlandes östlich von Wustrow. Auch das am Heiligen Damm gefundene starke spahnförmige Messer (Jahrb. 41, S. 162) ist schwerlich ein vereinzelter Fund. Die Wustrower Stelle hat die zahlreichsten und in manchen Stücken abweichende Funde ergeben und wird unten zu einer gesonderten Besprechung kommen. Von anderen Stellen sind noch früher erwähnt bezw. durch ältere Funde im Großherzoglichen Museum vertreten: 1. Friedrichshöhe (bei Rostock): Messer mit Reibsteinen, Keilen und anderem steinzeitlichen Geräth (s. u. a. Jahrb. 63, S. 5). 2. Tressow (bei Wismar):

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an einer nach einer feuchten Wiesenniederung sich abdachenden Anhöhe Spähne mit zahlreichem anderen Geräth; auch sonst ist die Feldmark reich an Steinsachen; s. Jahrb. 18, S. 231 u. 243. 3. Satow (bei Kröpelin): "im See" eine Anzahl prismatischer Messer, auf dem Felde zahlreiche einzelne Steinsachen; s. Jahrbuch 12, S. 406. 4. Kladow (bei Crivitz): einzeln gesammelt eine Anzahl prismatischer Messer, ein ovaler Schaber, Nucleus, Spahnspalter. 5. Weselsdorf (bei Ludwigslust), aus einer an Steinsachen sehr armen Gegend: in einer Sandscholle eine Anzahl prismatischer Messer. 6. Kröpelin (ohne Fundbericht): prismatische Messer. 7. Alt=Karin (bei Kröpelin): zahlreiche Steinsachen auf dem Felde gesammelt, darunter überwiegend größere prismatische Messer, ferner ein Keil ältester Form, ein großer Bohrer, aber auch fünf zum Theil sehr schöne Feuersteinkeile (s. Jahrb. 63, S. 24 ff.). 8. Alt=Steinhorst (bei Sülze). Gelegentlich gefunden Steingeräthe aller Typen, darunter auch zahlreiche Messer (vergl. Jahrb. 63, S. 15 ff.). 9. Pinnow (bei Crivitz): ziemlich formlose Steine, die aber Spuren der Benutzung zeigen. 10. Weitendorf (bei Brüel): einige alte Keile (Jahrbuch 63, S. 6), aber auch junge Typen mit Messern u. s. w. 11. Bützow: auf dem Mahnkenberge eine Anzahl Feuersteinspähne, Messer, Nucleus. 12. Borkow (bei Plau): eine Anzahl schöner prismatischer Messer und ein "halbmondförmiges Messer", Grundform II. 13. Insel Walfisch (bei Wismar): drei stark abgenutzte größere Messer. 14. Dettmannsdorf (bei Sülze): Im Neubrandenburger Museum liegen eine größere Anzahl Messer, Pfeilspitzen einfacherer Form, daneben aber auch schönere und besser gearbeitete Feuersteinsachen, welche offenbar einer Wohn= oder Arbeitsstätte entstammen. Näheres über den Fundplatz ist nicht bekannt geworden.


Für eine genauere Festlegung der zeitlichen Stellung bieten diese Arbeitsstätten kein ausreichendes Material. Die prismatischen Messer, welche die ganz überwiegende Masse der Funde bilden, sind fast zeitlos. Sie finden sich in Hünengräbern und noch auf wendischen Burgwällen, wo sie keine zufälligen Beimengungen sein können. Paläolithische Stücke sind selten; sie überwiegen in dem Funde von Wustrow; die gut abgesuchten Feldmarken von Roggow, Steffenshagen, Alt=Steinhorst u. s. w. haben alle steinzeitlichen Typen ergeben: die große Mehrzahl der Arbeitsstätten gehört also sicher der neolithischen Periode an. In Holstein sind Arbeitsstätten und Wohnplätze auf derselben

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Feldmark mit Muldengräbern gefunden und damit der zeitliche Zusammenhang festgelegt (Mestorf, Mitth. d. anthropologischen Alterthumsvereins in Schleswig=Holstein V, S. 22); in dieser glücklichen Lage sind wir noch nicht, aber da bei der großen Mehrzahl der erwähnten Fundplätze Hünengräber nicht erwähnt werden, ja, sie zum Theil aus Gebieten stammen, die an Hüuengräbern überhaupt arm sind, werden auch wir die zu den Arbeitsstätten gehörenden Gräber eher unter den Skelettgräbern als unter den Hünengräbern zu suchen haben.


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Hierzu kommen nun eine Anzahl neuerer Beobachtungen:

Wir zählen zunächst die in der Umgebung von Schwerin gemachten auf, wobei vielfach auf ältere Funde zurückgegriffen werden muß.

Ansiedlungen bei Schwerin.

Als ganz besonders ergiebig haben sich die Ufer des Schweriner Sees erwiesen. Wir zählen hier auf:

1. Raben=Steinfeld. (K.=Nr. St. 10.) Bereits 1846 waren an dem Steilufer in der sog. Seekoppel die typischen Stücke beobachtet (vergl. Jahrb. 11, S. 345; auch Jahrb. 63, S. 25). Neuerdings hat Herr Hofgraveur Lenthe aus Schwerin in dem zum See abfallenden Garten seines Grundstückes eine Unsumme von Messern, Spähnen u. s. w. gefunden und in größerer Anzahl dem Großherzoglichen Museum überwiesen. Es sind in großer Gleichmäßigkeit die drei= oder vierkantigen "prismatischen" Messer, meist kleine Exemplare, einige mit scharfer z. Th. gebogener Spitze, auch einige Nuclei. Feuerstellen sind beobachtet, aber keine Scherben. In einer Sandgrube auf dem Vorsprunge am Ufer sind u. a. Gebeine, Messer und ein durchbohrter Zahn beobachtet.

2. Kalkwerder. (K.=Nr. St. 51.) Im Garten des Wohnhauses der früheren Ziegelei und in dem benachbarten Großherzoglichen Küchengarten sind zahlreiche Spähne u. s. w. gefunden, aber auch fertige, z. Th. sehr schön gearbeitete Sachen. So sind als Geschenk des Herrn Stargard in das Museum gelangt: ein Dioritkeil (s. unten), ein Feuersteinkeil (a. a. O., S. 26), ein Meißel (a. a. O., S. 40), ein "halbmondförmiges Messer" (a.a.O., S. 56) und ein Reibstein (a. a. O., S. 77). Auch eingerammte Pfähle sind gelegentlich beobachtet. Da der ganze Boden sich wenig über den Spiegel des Großen Sees erhebt, hat man es hier wahrscheinlich mit Pfahlbauten zu thun, wozu auch die ge=

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fundenen Sachen, die dem Ende der Steinzeit nahe liegen, vortrefflich stimmen.

3. Kaninchenwerder. (K.=Nr. St. 1.) Einem aufmerksamen Sammler stoßen hier fast überall bearbeitete Steinsachen auf, allerdings meist unscheinbarer Art. Ueber ein keilartiges Stück in der Form der älteren Steinzeit vergl. a. a. O., S. 6. Nach den Beobachtungen des Herrn Maler Körner in Schwerin, der sich seit Jahren die Erforschung der Schweriner Umgegend, besonders nach Steinsachen, hat angelegen sein lassen, ist besonders das steile Abbruchufer an der Westseite ergiebig. Hier sind z. B. eine zerbrochene Axt, ein Dioritkeil und ein Knochenmeißel geborgen. Auf der kiesigen Anhöhe hinter der Gastwirthschaft ist 1888 in geringer Tiefe ein Skelett, anscheinend in "liegend hockender" Stellung gefunden. In der Sammlung befinden sich außer den genannten vier roh zugeschlagene Stücke, drei Messer, ein Schleifstein, ein Feuersteinkeil (C a), ein Dioritkeil und ein Meißel.

4. Am Ostorfer See. Am Nordufer, wo in jüngster Zeit die Ostorfer Villenkolonie entstanden ist, wurden bei dem Bau des ältesten Hauses, der damaligen Villa Suhrland, eine großere Anzahl der typischen Feuersteingeräthe gefunden, von denen eine Sammlung in die Großherzogliche Alterthümersammlung gelangt ist (1867 flgd.; Jahrb. 39, S. 120). Doch kann die Fundstelle nicht groß gewesen sein; denn bei den Neubauten ist allerdings ein schöner Urstierschädel (jetzt im Universitätsmuseum in Rostock auf dem Nieskeschen Grundstückf gefunden, Feuersteinsachen aber ganz vereinzelt. Ueber einen schönen Dolch vergl. a. a. O., S. 50, über einen sehr schönen Nucleus Jahrb. 3 B, S. 40. - Auch gegenüber dieser Stelle, bei dem Bahndurchschnitt, scheint eine Ansiedlung gewesen zu sein, von der aber nur ein Keil gerettet werden konnte; vgl. a. a. O., S. 25. Ebenso sind auf dem Friedhofe vereinzelt sehr einfache und alterthümlich anmuthende Messer gefunden; über eins vergl. Jahrb. 44, S. 71. - Daß die kleine Insel im See außerordentlich schöne und seltene Steinsachen geliefert hat, die auch einer Wohnstätte (nicht einem Grabe) zuzuschreiben sein werden, ist schon mehrmals besprochen; vergl. a. a. O., S. 80.

In weiterer Entfernung von Schwerin gehört hierher:

5. Die Insel Lieps im nördlichen Theile des Sees (zu Gallentin gehörig). Auch hier ist, wie auf dem Kaninchenwerder, besonders das Steile Abbruchufer am Nordende ergiebig gewesen;

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eine Anzahl von Stücken der typischen Art sind durch Herrn Körner in das Museum gelangt.

Ueber Pinnow und Kladow s. oben.

Außer von den fünf genannten Fundstellen haben in der Stadt Schwerin nnd ihrer Umgebung noch folgende Stellen vereinzelte steinzeitliche Funde ergeben:

1. 2. Am Neumühler See und am Lankower See einige derbe roh zugehauene Blöcke und eine angefangene Axt.

3. Von Zippendorf sind roh bearbeitete Stücke wiederholt eingeliefert.

4. Auf dem Schelfwerder sind zu verschiedenen Zeiten Steingeräthe in paläolithischem Charakter gefunden. Siehe a. a. O., S. 5; auch ein ungeschliffener, sehr großer Feuersteinkeil und eine kleine Dolchspitze (II a c) stammen von dort. Leider ist Genaues über den Fundort nicht aufgezeichnet; nahe der früheren Jägerkaserne ist 1883 eine kleine zerbrochene Axt aus schiefrigem Gestein und eine Anzahl Feuersteinmesser als Geschenk des Herrn Schütt in die Sammlung gelangt. (K.=Nr. St. 3.)

5. Vom Ostorfer Halse stammen zwei Dioritäxte, eine einfache keilförmige (a. a. O., S. 38), eine mit angefangener Bohrung und ein prismatisches Messer.

6. Auf der Schloßinsel sind einige sehr schöne Steinsachen gefunden, welche beweisen, daß die Stelle der alten Wendenburg schon in sehr viel früheren Perioden bewohnt gewesen ist, sei es, daß auch hier eine Insel, oder daß ein Pfahlbau als Ansiedlung gedient hat. Dahin gehören eine einfache Dioritaxt (a. a. O., S. 62) und eine größere Dolch= oder Lanzenklinge.

Außerdem sind eine Anzahl Einzelfunde gemacht:

1. Prismatisches Messer (III b. III) in der Wittenburgerstraße. 2. Desgleichen (4601) in der Amtsstraße, bei der Turnhalle 1879. 3. Keil (Gl. IV. 1. 358), Grundform B I, in der Johann Albrechtstraße (Jahrb. 63, S. 18). 4. Dolch (2072), Grundform II B 2; am Fuße des "Treppenberges" (Kommandantenstraße). 5. Hirschhorngriff (4632) beim Bau des Museums.

In der Umgegend von Schwerin: Keil (4404), Grundform B I, offenbar im See gelegen. Meißel (Gl. IV. 2. 34), Stadtfeldmark. Dolch (2934), Grundform II B 2, zwischen Schwerin und Wismar in einer Mergelgrube. Axt (L I A 1 a 54), sehr schöne Grundform II 1 c, im Amte Schwerin. Geschweifte Axt "im See nahe der Lieps".

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Ohne nähere Fundangabe: Keil (3), Grundform D I. Jahrb. 1 B, S. 14. Keil (Gl. IV. 1. 175), Grundform B II, mit geschweifter Schneide. Keil (Gl. IV. 1. 223), Grundform A. Jahrb. 63, S. 15.

Gegenüber diesem Reichthum an Wohnstellen und Einzelfunden ist die Armuth der Schweriner Gegend an Gräbern sehr auffallend. Besonders Hünengräber fehlen auf weitere Entfernung hier gänzlich.

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Ansiedlung von Steffenshagen.
(Katalog=Nummer St. 48-62).

Bei Hof Steffenshagen (bei Kröpelin) hat Herr Paul Langermann eine große Anzahl steinzeitlicher Geräthe zusammengebracht, welche das Vorhandensein einer steinzeitlichen Ansiedlung außer Frage stellen, wenn auch Wohngruben u. dergl. nicht aufgedeckt sind. Brandstellen und Gefäßscherben sind beobachtet, aber an entlegenen Stellen und ohne charakteristische Formen; es scheint sich danach die Besiedelung auf eine größere Fläche zu erstrecken, ähnlich wie bei Wustrow=Niehagen (s. unten). Die Sachen lagen verstreut auf dem Felde und sind gelegentlich gesammelt; der Fundort ist nur bei einzelnen genauer bestimmt. Wir zählen sie demnach zusammen auf und bemerken die Fundverhältnisse, so weit sie bekannt sind, bei den einzelnen Gruppen.

"Prismatische" Messer. Die bekannten spahnförmigen Messer, leicht gewölbt mit flacher Unterseite, mehrflächiger Oberseite und seitlicher Schneide bilden auch hier die Hauptmasse der Funde. Es sind 137 Stück gesammelt, fast durchgängig einfache Exemplare mit einem scharfen Mittelgrat; die Länge beträgt 2 bis 8 cm. Zu bemerken sind nur einige mit vorn gebogener und zugespitzter Schneide, die also den Uebergang zu den Bohrern, Lanzenspitzen oder Angelhaken bilden, und ein Stück, welches mit einem kleinen Loch versehen ist, das erste durchbohrte Feuersteingeräth unserer Sammlung. Auch ein sehr schöner "Nucleus" ist dabei gefunden, konisch, mit zehn Schlagflächen, 5 cm lang; sehr ähnlich S. Müller, a. a. O., 7. Bemerkenswerth ist auch ein Messer, welches nicht aus dem natürlichen Steine, sondern mit Benutzung eines Absplisses von einem geschliffenen Feuersteinkeil hergestellt ist.

Rundschaber. Meist unregelmäßige Formen: 21 Stück.

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Geräthe von wenig ausgeprägter Form. 128 wenig charakteristische Stücke, meist länglich, oft Messern ähnlich, jedenfalls überwiegend zum Schneiden benutzt, da die Seitenkanten abgenutzt sind.

Geräthe mit einer Spitze, großflächig zugeschlagen. 107 Stücke, meist länglich flach, mit höherem Mittelgrate wie die prismatischen Messer; rundliche Formen mit kürzerer Spitze sind seltener. Alle Formen sind wenig ausgeprägt und sei darum hier zwischen den bei S. Müller, 28 bis 32, abgebildeten Typen kein Unterschied gemacht; 29 und 30 sind bei uns weniger häufig als die andern. Auch ist es unmöglich, über den Gebrauch dieser Spitzen Genaueres zu sagen; zum größten Theile sind es wohl Bohrer, aber andere mögen auch als Lanzen=, Pfeil= u. s.w. Spitzen gebraucht sein.

Pfeilspitzen. Vier schöne Stücke, eine mit scharfem Mittelgrat gleich den prismatischen Messern (vergl. Tannenhof 1), zwei flache mit gedengelter Schneide (= Tannenhof 2), und eine von seltener Form, großflächig, Seiten gedengelt, mit tiefem Ausschnitt an der unteren Seite.

Roh zugehauene Stücke paläolithischen Charakters. 1. "In einem Torfgrund". Großflächig. Grundform ein dreiseitiges Prisma; alle Kanten gleich scharf. Weißgrau. Länge 10 cm. 2. Gelblichweiß. Zwei scharfe Kanten, höherer Mittelgrat auf der einen, schwächerer auf der anderen Seite; an beiden Enden spitz. Aehnlich Müller 21. Länge 9, größte Breite 2,5 cm. 3. Auf dem "Baher Berge" mit vielen Messern und anderen Steingeräthen. Weißgrau. Spitze eines dolchartigen Geräthes; Länge noch 7, gr. Breite 2,25 cm. 4. Gefunden mit 55 b, auch ähnlich diesem, aber die Endigungen gerundeter. Weißgrau. Länge 6,5, gr. D. 2,25 cm. 5. Großmuschelige Lanzenspitze einfachster Form. Weißgrau. Länge 6, größte Breite 2,5 cm. 6. Kleiner, großmuschelig geschlagener Keil mit spitzem Bahnende, stark gewölbten Flächen und breiter Schneide. Aehnlich Müller, a. a. O., 14. Weiß opak. Länge 6, Breite an der Schneide 3 cm. 7. Spitze einer großmuscheligen einfachen Lanzenspitze. Weißgrau. Noch 5 cm lang.

Feuerstein=Keile. 1. Hohlkeil. Grundform B I. Brauner Stein. Großmuschelig und unregelmäßig zugeschlagen und dann geschliffen. Länge 8, Breite oben 1,5, unten 3 cm, gr. D. (1 cm von unten) 3,25 cm. 2. unregelmäßig, groß=

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muschelig zugehauen, dann geschliffen. Gelbweiß opak. Länge 8, Breite oben 2, unten 4 cm, gr. D. (4,5 cm von unten) 1,25 cm.

Keil; unregelmäßig, hellgrün, anscheinend Diorit. Länge 8, Breite oben 3, unten 5,5 cm, gr. D. (3 cm von unten) 2 cm.

Meißel. 1. Grundform A. Schwärzlichgrau, gefleckt. Oben großmuschelig, unten geschliffen. Länge 16,5, Breite oben 2,25, unten 1,25 cm, gr. D. (10,5 cm von unten) 1,75 cm. 2. Grundform A. Schwarzgrau, erhalten nur der obere Theil. Länge noch 5,5 cm. 3. Grundform B. Gelbbraun. Auch die Seiten angeschliffen. Länge 11,5, Breite oben 1,25, unten 1,50 cm, gr. D. (8,5 cm von unten) 1,25 cm.

Aexte. 1. Grundform I B 1. Leider nur die Spitze erhalten. Seltenes Stück, etwa wie S. Müller 97. Schlank und dünn, längliches Schaftloch; anscheinend hellgrüner Diorit. Länge noch 11, Hohe 2 cm. 2. Grundform III β 1. Scharfkantig, die Schneide nach unten gebogen. Unvollständige Bohrung; erhalten nur der vordere Theil. Länge noch 9, Höhe 3 und 4 cm.

Axtartiges Geräth" Bruchstück, welches möglicherweise einem ähnlichen Stücke wie dem unten abgebildeten von Laage angehört. Länge noch 7, Höhe 2 cm.

Lanzenspitzen und Dolche. Zerbrochene Stücke, deren Einordnung nicht möglich ist.

Halbmondförmige Messer. 1. Weißgrau. Länge 8,25, Breite 2,25 cm. Grundform I. 2. Weißgrau, unregelmäßige Form. Grundform III. Länge 8, Breite 3 cm. Dazu sechs unvollständige Stücke.

Schleifsteine. 1. Sandstein, unregelmäßig vierseitig, die Breitseiten durch den Gebrauch leicht vertieft. Länge 17, Breite 6-7, Höhe 3-5 cm. 2. Schiefriges Gestein, unregelmäßig vierseitig; geringe Spuren der Benutzung, mag auch als Axt gedient haben. Länge 10, größte Breite (in der Mitte) 2, Höhe 2-3,5 cm.

Aus der Aufzählung geht hervor, daß ältere und jüngere Typen sich neben einander finden, doch sind die paläolithischen nicht charakteristisch genug, um die Ansiedlung in diese Zeit verlegen zu dürfen.

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Ansiedlung von Tannenhof.
(Katalog=Nummer St. 63-73.)

Wie bei Hof Steffenshagen, hat auch auf der Feldmark von Tannenhof (bei Lübz) Herr P. Langermann eine größere Anzahl steinzeitlicher Sachen geborgen. Im ganzen lagen sie weniger dicht zusammen wie dort, werden aber immerhin nicht als zufällig verlorene Stücke, sondern Abfallreste einer hier siedelnden und hier ihre Geräthe arbeitenden Bevölkerung aufzufassen sein. Ueber einen Grabfund, der möglicherweise damit zusammenhängt, ist schon oben (S. 126) gesprochen.

Die Fundstücke vertheilen sich auf folgende Gruppen:

Prismatische Messer. 63 einfache Messer, besser gearbeitet nur zwei von 7 und 9,5 cm Länge. Auch ein kleinerer Nucleus ist hier gefunden, und ein prismatisches Messer mit sägeartigen Einkerbungen, ähnlich wie S. Müller, Ordning, Abb. 9.

Rundschaber. 18 Stücke von wenig ausgeprägter Form. Sonderbar ist einer, welcher aus dem Abspliß eines geschliffenen Feuersteinkeils gebildet ist.

Geräthe von wenig ausgeprägter Form. Wie bei Steffenshagen überwiegen längliche, zum Schneiden bestimmte Formen. 95 Stück.

Geräthe mit einer Spitze. 23 Stücke, meist aus prismatischen Messern gearbeitet und als Pfeil= und Lanzenspitzen, zum Theil auch Angelhaken verwendbar.

Paläolithische Formen und roh zugehauene Keile. 1. Alle Seiten scharfkantig, offenbar benutzt; die eine Seite flach, die andere mit hohem, flachem Mittelgrat; großmuschelig geschlagen. Eine in der älteren Steinzeit überall verbreitete Form, Siehe S. Müller, Ordning, Abb. 3. Auch Jahrb. 63, S. 4, das Stück von Tessenow. Grünlichgrauer Feuerstein. Länge 7,5, Breite oben 2,5, unten 3 cm. (Gl. IV. 1. 459.) 2. Klein, keilartig, großmuschelig, scharfkantig, untere Seite flach, obere mit leichtem Mittelgrate. Weiß. Aehnlich den "Spahnspaltern" von Zapel und Prieschendorf. S. Müller, a. a. O., 17; Jahrbuch 63, S. 5. (Gl. IV. 1. 462.)

Pfeilspitzen. 17 zugespitzte kleine Feuersteingeräthe, die man als Pfeilspitzen auffassen muß. Sie theilen sich in folgende Arten: 1. Großflächig, die Schneiden durch Absprengen gebildet, in der Art der prismatischen Messer mit

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scharfer, hoher Mittelkante. 11 Stück. 2. Großflächig, ohne Mittelkante, verhältnißmäßig breiter als die erste Gruppe, die Seiten zum Theil nachgedengelt, in einem Fall mit seitlicher Einkerbung für den Schaft. 4 Stück. Vergl. Jahrb. 63, S. 53. 3. Kleinmuschelig, die Seiten gedengelt, am unteren Ende sich zuspitzend. 1 Stück. 4. Größere dreiseitige Spitze, muschelig geschlagen, Seiten gedengelt. Länge 5, Breite unten 3 cm.

"Pfeilspitzen mit querstehender Schneide". Gelegentlich finden sich, besonders in West= und Mitteleuropa, in steinzeitlichen Funden kleine, großflächige Feuersteinspähne mit breiter Schneide; in Dänemark sind mehrere solcher Stücke als Pfeilspitze geschäftet gefunden, und so rechtfertigt sich die obige Benennung. Vergl. S. Müller, Ordmng, 17, und über Herstellung und Gebrauch Müller, Nordische Alterthumskunde, S. 33. Auch hier ist ein Stück gefunden, nur 3,5 cm lang.

Aexte. 1. Diorit; stark, nur zur Hälfte erhalten. Länge noch 10, Höhe 6 cm. Grundform I B 1. (L I A 1 a 136.) 2. Grundform II 1 c. Geradaxt mit achtseitigem, scharfkantigem Bahnende. s. Jahrb. 63, S. 66.

Lanzenspitzen und Dolche. Drei zerbrochene Stücke, deren Grundform nicht mehr erkennbar ist.

Halbmondförmiges Messer. Einzelfund; ob zu den bei Tannenhof beobachteten Ansiedlungen gehörend, fraglich. Weißgrau, Typus II, aber unregelmäßig. Die eine Seite etwas nach unten gebogen. Länge 11, Breite 3 cm. (Gl. III b 44.)

Feuersteinkeil. Grundform B II. Nur der untere Theil. Dunkelgrau. Länge noch 5, Breite der Schneide 4,5 cm. (Gl. IV. 1. 468.)

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Ansiedlung von Klinken.
(Katalog=Nummer St. 46.)

Auf einer sandigen Kuppe, gegenüber dem Burgwall von Friedrichsruh, rechts von dem Wege nach der Poels, die ziemlich steil in die tiefe Wiesenniederung abfällt, sind 1896 zwei steinerne Pfeilspitzen nahe der Oberfläche gefunden. Die Spitzen schließen sich keiner der im Jahrb. 63, S. 53 und 54, abgebildeten Formen an, sondern sind einfach dreiseitig ohne Einkerbung; die eine, 3 cm lang und mit einer dicken weißen Schicht überzogen, nur zugeschlagen, die andere, 2,5 cm lang und hellgrau, fein gedengelt. Sie sind 1897 als Geschenk des Gymnasiasten

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H. Schmidt aus Klinken in die Großherzogliche Sammlung gelangt (Katalog=Nummer L I F 1 a 54. 55). Bei einer weiteren Durchforschung des Platzes sind zahlreiche Feuersteinsplitter, "prismatische Messer", zerbrochene Feuersteingeräthe (z. B. die Hälfte eines halbmondförmigen Messers) gefunden. Ich habe die Stelle am 28. September 1897 zum Theil durchgraben, aber keine besonders zu beachtende Einzelstelle gefunden; die Gegenstände lagen regellos über der Oberfläche zerstreut. Offenbar stammen Sie von einer steinzeitlichen Ansiedlung, auf der Steingeräthe hergestellt sind. Die Lage ist die allgemein beliebte: eine sandige Kuppe, die zum Wasser abfällt. In der ausgedehnten Moor= und Wiesenniederung westlich von Klinken sind schon mehrfach wohl erhaltene Feuersteingeräthe gefunden, von denen einige in den Besitz des Herrn Uhrmacher Schröder in Crivitz gekommen sind. Auch gegenüber unserer Stelle auf der anderen Seite des Weges befand sich bis vor Kurzem ein steil abfallender Sandberg, in dem vereinzelte Feuersteinmesser vorkamen, daneben aber auch ein Grabfeld aus einer viel jüngeren periode, der la Tène=Zeit.

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Ansiedlung bei Wustrow und Niehagen.
(Katalog=Nummer St. 77-93.)

Ueber die reichhaltige steinzeitliche Fundstelle auf dem Fischlande haben die Herren Dr. Lettow und Professor Geinitz unten (im Anhang) berichtet. Herr Dr. Lettow hat eine Anzahl der typischen Fundstücke dem Großherzoglichen Museum zum Geschenk gemacht. Unter diesen sind besonders zu bemerken: Bohrer, auffallend große und starke Stücke, Rundschaber, Pfeilspitzen von allen Typen, auch die sog. "querschneidigen", z. Th. außerordentlich feine Exemplare; "prismatische Messer" der verschiedenen Formen, z. B. auch an der Schmalseite abgenutzt, also als Meißel oder dergl. benutzt; formlose oder rundliche Steine, z. Th. mit stark abgenutzten Flächen, die offenbar zum Schlagen oder Klopfen benutzt wurden und über deren Bestimmung im Einzelnen, ob sie bei der Feuerbereitung, oder als Keulen, Schleudersteine, Gewichte gebraucht wurden, sich nichts entscheiden lassen wird. Von besonderem Interesse sind einige geschliffene Keile mit scharfen Seitenkanten, eine Uebergangsform vom ungeschliffenen Keil zu Typus D. Unter den zahllosen Scherben, welche auf der steinzeitlichen Ansiedlung liegen, befinden sich solche aus ganz verschiedenen Zeiten, aber

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auch eine große Anzahl sicher steinzeitliche. Es sind dieses Stückchen von etwa 50 mm Dicke mit braunrother Färbung und den charakteristischen Ornamenten, tiefen Linien, die zum Theil auf ihrem Grunde noch Stichverzierung zeigen. Unter den Mustern sind erkennbar Streifen herabhängender Parallellinien, wie Jahrb. 63, S. 86, Abbildung b, und ein Gitterornament, wie ebenda S. 84 (Zickhusen), beides Zierformen, die einer jüngeren Periode zugehören. Von den anderen steinzeitlichen Wohnplätzen und "Feuersteinmanufakturen" unterscheidet sich die besprochene durch ein stärkeres Hervortreten einiger sonst seltener Formen, besonders der Bohrer und Rundschaber. Einen einheitlich paläolithischen Charakter haben die Funde nicht, wie die Besprechung unten zeigen wird, wenn auch die älteren Typen und Uebergangsformen weit überwiegen. Einer genaueren Bestimmung entzieht sich der Fund, da alle bisher gefundenen Sachen zerstreute Gegenstände darstellen, und nicht aus geschlossenen Fundstellen, wie Wohngruben oder Gräbern stammen. Als Feuersteinmanufaktur möchte ich diese Stelle nicht bezeichnen, da sehr viele sehr wohl brauchbare und, wie die Abnutzung zeigt, auch gebrauchte Gegenstände angetroffen sind. Auch Brandstellen sind angetroffen, die doch wohl Wohngruben entstammen.

Moorfunde.

Bekanntlich sind die Moore eine sehr ergiebige Fundstätte vorgeschichtlicher Funde; sowohl in der Stein= wie in der Bronzezeit kann man eine gesonderte Gruppe der Moorfunde aufstellen, wie es zuerst Worsaae gethan hat. Die Veranlassungen, aus denen Altsachen in See= oder Wasserbecken, aus denen die jetzigen Moore sich gebildet haben, gerathen sind, werden selbstverständtich sehr verschieden sein, und der Zufall spielt hier seine Rolle. Doch handelt es sich im Folgenden nicht um einzelne im Moor gefundene Gegenstände, sondern um Funde mehrerer Gegenstände, deren Zusammengehörigkeit durch die Fundverhältnisse gesichert wird, sei es, daß sie absichtlich geborgen, oder daß die Fundgruppen die Reste einer Anlage im Wasser sind. Eigenthümlich ist es, daß dieselbe Sitte, besonders kostbare Dinge an geschützten Stellen, so mit Vorliebe in jetzigen Mooren, oder unter einem großen Steine zu bergen, von der Steinzeit durch die Bronzezeit hindurchgeht, ein Umstand, der einen Zusammenhang der zu Grunde liegenden Anschauungen voraussetzt, wie wir ja auch

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sonst oft veranlaßt sind, jüngere Stein= und Bronzezeit nur als verschiedene Kulturstufen desselben Volkes anzusehen.

Unter unseren Moorfunden glauben wir zwei Gruppen scheiden zu sollen, die wir kurz als "Depotfunde" und "Pfahlbauten" bezeichnen wollen.

Die ersteren umfassen besonders schön gearbeitete Steingeräthe (hauptsächlich lange Keile der Grundform D, halbmondförmige Messer [oft paarweise] und Dolche), sämmtlich von Typen, die in Hünengräbern fast ganz fehlen, die wohl als Opfer= oder Votivgaben, jedenfalls zu irgend einem symbolischen Zweck an entlegener Stelle geborgen sind. (Vgl. Petersen, hypothesen om religiöse offer-og votivfund in Nord. Aarböger 1890.) Als Beispiel sei ein Fund von Wakendorf (bei Neubukow) angeführt, wo 1/2 m tief im Torf ein Dolch im Boden steckend, umgeben von halbmondförmigen Messern, gefunden wurde. Zu dieser Gruppe gehören die Mehrzahl der gelegentlichen Funde in Mooren. Vergl. das Verzeichniß S. 146; dieses Verzeichniß führt auch einige Einzelfunde aus Mooren auf, doch nur solche, wo nach glaubwürdigen Berichten mehr gefunden sein soll, oder wo die Lage des Moores eine absichtliche Bergung wahrscheinlich macht.

Ganz anderen Charakter zeigt die zweite Fundgruppe. Sehr häufig finden sich in Mooren Pfähle und Thierknochen; wo letztere gespalten und mit Steinartefakten zusammen gefunden werden, ist ein Pfahlbau zu vermuthen. Gegen die Annahme von Pfahlbauten im Gebiete der nordischen Steinzeit besteht in Fachkreisen ein weitgehendes Mißtrauen. Und doch ist der Pfahlbau von Wismar eine archäologisch vollkommen gesicherte Erscheinung. Die Pfahlbauhütten sind von Lisch selbst untersucht, die Thierknochen als die von domesticirten Thieren von Rütimeyer bestimmt, Steinartefakte in Masse gefunden. Der Zweifel knüpft besonders an die Fälschungen von Büsch an, dem Lisch ein zu weitgehendes und zu lange bewahrtes Vertrauen schenkte. Diese Fälschungen beziehen sich oder selbstverständlich nicht auf die Anlage des Pfahlbaues, auch nicht auf die Masse der Funde, sondern auf einige Kuriositäten, die das Bild des Wismarschen Pfahlbaues noch interessanter machen sollten. Auch nachdem Büsch längst unschädlich gemacht worden war, sind noch immer, z. Th. unter den Augen der zuverlässigsten und völlig sachkundiger Zeugen (ich nenne nur Herrn Karl Mann in Wismar) dieselben Steingeräthe und Pfähle in derselben Lagerung weiter

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gefunden. Wenn in den seitdem verflossenen dreißig Jahren kein zweiter Pfahlbau aufgedeckt ist, so erklärt sich dieses durch die Schwierigkeit der Untersuchung. Daß hier eine der ersten Aufgaben der heimischen Alterthumspflege liegt, ist wohl allgemein anerkannt, und es wird sich hoffentlich bald eine günstige Gelegenheit finden, um an einer der Stellen, wo Pfahlbauten anzunehmen sind, Bestätigung zu finden. Die älteren Beobachtungen sind von Lisch in den Jahrbüchern eingehend besprochen und werden in unserem Verzeichniß angeführt werden. An Funden sind seitdem dazu gekommen:

1. Pfahlbauten von Redentin (bei Wismar). Hirschhornaxt (Jahrb. 63, S. 9), Meißel (ebenda S. 41), halbmondförmiges Messer (ebenda S. 56), Keil (unten S. 172 ff.).

2. Pfahlbau von Mühl=Rosin (bei Güstrow). Zu älteren Funden sind dazugekommen: ein Dolch, Grundform II b 2 (ebenda S. 47), drei halbmondförmige Messer (ebenda S. 55 und 56).

Die bisher nicht veröffentlichten Stellen, welche nach den oben erwähnten Kriterien als pfahlbauverdächtig anzusehen sind, werden unten S. 154 ff. besprochen werden.

Verzeichniß der Moorfunde.

Aus der folgenden Aufzählung ergeben sich sehr bezeichnende Unterschiede zwischen Moorfunden und Hünengräbern; die Vertheilung über das Land ist eine ganz andere: die reichsten Hünengräbergebiete (Malchow, Tessin, Grevesmühlen) haben Moorfunde bisher überhaupt nicht ergeben. Hier spielt der Zufall sicher eine große Rolle, aber unzweifelhaft ist es auch, daß die Moorfunde im Ganzen einer jüngeren Periode angehören als die Hünengräber und eher den Flachgräbern gleichzeitig sind.

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Aus Grevesmühlen, Gadebusch, Boizenburg, Parchim keine; ebenso keine aus Lübtheen, Dömitz, Ludwigslust, Grabow, Neustadt (wo auch keine Hünengräber).

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Keine von Ribnitz und Tessin.


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Neuere Ausgrabungen.

Pfahlbauten (?) von Bülow.

Die Gegend von Rehna ist an steinzeitlichen Funden ungemein reich. Südlich vom Orte liegt bei Demen, Hof Nesow, Klein=Hundorf, Benzin eine Gruppe von Hünengräbern ältester Form, von denen einige noch jetzt erhalten sind; in der weiten Niederung nördlich, wesche die Radegast durchfließt, sind auf Rehnaer Stadtgebiet und bei Vitense schöne Moorfunde gemacht; besonders stark aber scheint das hoch gelegene Gebiet von Bülow besiedelt gewesen zu sein. Einzelne Sachen werden hier sehr häufig gefunden, und es scheint jetzt auch eine steinzeitliche Ansiedlung nachgewiesen werden zu können. Um die Sammlung der Rehnaer Alterthümer hat sich in den letzten Jahren besonders Herr Kaufmann Rohde in Rehna verdient gemacht, dem wir auch die Kenntniß der zu besprechenden Stellen verdanken.

Hinter dem ausgebauten Erbpachtgehöft Nr.VI, 2 km westlich von Rehna, liegt in einer abflußlosen Mulde, auf hohem Gelände, ein kleines Torfmoor (sog. "Langerieh") von etwa 275 m Länge und 100 m Breite. Bei der Torfgewinnung sind hier regelmäßig Baumstämme, Pfähle, Holzkohlen, Thierknochen, Haselnüsse, vereinzelt auch steinerne Geräthe und Thongefäße zu Tage getreten, leider aber früher nicht bewahrt. Verfasser hat darauf hin den Ort am 24. Juni 1896 mit thätiger Beihülfe des Besitzers, Erbpächter Klatt, untersucht. Besonders wurde eine Stelle in Angriff genommen, an der nach Klatts Aussage früher einmal ein Thongefäß, nach dem Berichte starkwandig, von kugeliger Form und schwarzgrauer Farbe, unter einem Balken gefunden ist; in der Nähe lagen zwei Feuersteinkeile und viele Thierknochen. Es ergab sich, daß der Torf hier nur etwa 75 cm tief steht, während näher den Rändern des Moores erst bei 3,50 m Tiefe der Grund erreicht wurde. Meine Ausgrabung ergab, daß an der Fundstelle eine Anzahl Pfähle, ich zählte zwölf, im Moore steckten, leider so mürbe, daß keiner ganz herausgezogen werden konnte und daher über die Art der Bearbeitung, besonders der Zuspitzung, sich nichts Genaueres bestimmen ließ. Nur das läßt sich sagen, daß sie behauen waren, denn die Oberfläche der meisten zeigte gerade Flächen. Auch über das Verhältniß der Pfähle zu einander läßt sich nichts mehr bestimmen.

An Fundstücken aus dem Langerieh sind bisher bewahrt: 1. Ein schöner Feuersteinkeil, Grundform D I; s. Jahrb. 63, S. 31.

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2. Eine Gefäßscherbe. 3. Ein Rinderhorn, welches seine Substanz so verändert hat, daß es vollständig wie Holz aussieht; eine fachmännische Bestimmung hat noch nicht stattgefunden.

Dieses Material ist noch zu gering, um die Bülower Fundstelle mit Sicherheit zu den Pfahlbauten zählen zu dürfen. Hierzu ist man erst berechtigt, wenn zwischen den regelmäßig gesetzten Pfählen eine einheitliche Kulturschicht sich findet, wie es in dem Wismarschen Pfahlbau in der That nachgewiesen ist. Jedenfalls aber schließen die bisher vereinzelten Beobachtungen sich am leichtesten zu dem Bilde eines Pfahlbaues zusammen. Die zeitliche Stellung unterliegt keinem Zweifel. Keile und Thongefäße sind sicher steinzeitlich.

Zweifelhafter ist ein zweiter Fundort auf Bülower Gebiet. Südlich von dem genannten "Langerieh", zwischen Gehöft VI und dem Dorfe, liegt ein zweites, ausgedehnteres Moor (600 m lang und im Durchschnitt 200 m breit), genannt "Ollen Bülow". Auch diesem haben die Besitzer, die Erbpächter Burmeister und Lüth, schon oftmals Steingeräthe entnommen. Erhalten sind eine Dioritaxt (s. Jahrb. 63, S. 61) und ein Schleifstein (Jahrbuch 63, S. 78); vielleicht gehört dahin auch der Jahrb. 63, S. 27, beschriebene Feuersteinkeil von Grundform C B II. Aber Beobachtungen über Pfähle, Thierknochen u. s. w. sind in diesem Moore noch nicht gemacht.

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Pfahlbau (?) von Goldberg.

In dem städtischen Torfmoor an der Lüschow bei Goldberg (See nördlich von der Stadt) sind aus der untersten Torfschicht, die etwa 2,25 m tief liegt, mehrmals steinzeitliche Dinge zu Tage gefördert worden. Herr Bürgermeister Dr. König hat dem Großherzoglichen Museum eingesandt (1895): 1. ein becherartiges Thongefäß, vergl. Jahrb. 63, S. 83; 2. ein kleines Henkelgefäß; 3. einen Reibstein.

Das größere Thongesäß findet seine Analogie in breitmündigen Bechern, welche z. B. dem Pfahlbau von Wismar und den Steinkistengräbern von Molzow aus einer jüngeren Periode der Steinzeit entnommen sind. Die an der angeführten Stelle gemachte Vermuthung, daß diese Gefäßform eine lokal meklenburgische sei, findet ihre weitere Bekräftigung dadurch, daß Sie weder in Brandenburg (vergl. Brunner, steinzeitliche Keramik in Brandenburg; Archiv für Anthropologie 1898), noch in Pommern (vergl. Walter, Steinzeitliche Gefäße des Stettiner Museums;

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Lemcke=Festschrift 1898) üblich gewesen ist. Eine verwandte Form ist auf Rügen in einem Moore bei Gingst gefunden unter Verhältnissen, die ebenfalls auf einen Pfahlbau schließen lassen. (S. Baier, Zeitschrift für Ethnologie 1896, Verhandlungen S. 353.)

Reibsteine gehören begreiflicher Weise zu den häufigsten Fundstücken der Pfahlbauten und anderen Ansiedelungen; ihr Vorkommen macht es stets wahrscheinlich, daß eine Ansiedelung in der Nähe war. Pfähle und Thierknochen sind bei Goldberg beobachtet, aber nicht bewahrt. Bis auf Weiteres können wir demnach nur von der Wahrscheinlichkeit eines Pfahlbaues reden.

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Pfahlbau (??) von Friedrichsdorf.

Bei der Torfgewinnung sind in den Mooren bei dem Gute Friedrichsdorf (bei Neubukow) sehr häufig Pfähle, zahlreiche Thierknochen und Steingeräthe angetroffen. Leider sind weder Gegenstände in ausreichender Menge erhalten noch genauere Beobachtungen angestellt.

Aufbewahrt und von Herrn von Plessen auf Friedrichsdorf dem Großherzoglichen Museum übergeben (1894) sind nur zwei starke Rinderhörner, welche nach der Bestimmung des Herrn Professors Adametz in Krakau einem Urstier (bos primigenius), und zwar von der wilden Rasse, angehören (vergl. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, 51, 1897, S. 43). Friedrichsdorf liegt an jenem Küstenstriche bei Wismar, der für steinzeitliche Beobachtungen jeder Art, besonders über Ansiedlungen, sowohl Pfahlbauten wie Grubenwohnungen, sich als der allerergiebigste im Lande erwiesen hat. Demnach müssen wir auch die oben gegebenen Beobachtungen, so wenig Greifbares sie bisher enthalten, für künftige Forschung vormerken.

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Pfahlbau von Dargun.

In den ausgedehnten moorigen Wiesen, die südlich von Dargun am Röcknitzbach und der Peene sich hinziehen, ist eine Gruppe von Altsachen gefunden, welche höchst wahrscheinlich einem Pfahlbau angehören. Die Fundstelle liegt 2,7 km vom Orte, zwischen dem jetzigen Laufe des Röcknitzbaches und dem Wendischteichholze in den sog. Klein=Rosin=Wiesen, auf dem Antheile des Erbpächters Trog (Nr. 9). Die Sachen sind mit der etwa 4 m tief gehenden Maschine, angeblich aus tieferen Lagen, gehoben und bereits 1871 in den Besitz des Herrn G. Kellner in Dargun gekommen, wo sie sich zur Zeit noch befinden. Zahl=

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reiche senkrecht stehende Pfähle und eine Fülle von Thierknochen sind beobachtet, aber nicht bewahrt. Pfähle sollen auch neuerdings noch zu Tage getreten sein, über andere Funde verlautet nichts.

Die Fundstücke sind: 1. Keil von Feuerstein, sehr hübsch gearbeitet, grau, 7,5 cm lang. Grundform D 1. 2. Meißel von Feuerstein, schwarz, nicht geschliffen, fein muschelig geschlagen, 10 cm lang. 3. Klinge aus Feuerstein, weiß, einfache Form ohne Schaft, unten scharfkantig schließend (I a), sehr schön gearbeitet; die Seiten ziemlich hoch gewölbt und zum großen Theil geschliffen, eine sehr seltene Erscheinung, 24 cm lang, 3,5 cm größte Breite. Aus Dänemark bildet die Grundform Müller, Ordning- 153, ab, doch sind jene Exemplare nicht geschliffen; unter den Nye stenalders former (Aarböger 1896, S. 381) bespricht Müller auch diese dort nur an zwei Stücken beobachtete Abschleifung als eine besonders seltene Erscheinung. 4. Dolch mit unten verbreitetem Griff und gekröselter Mittelkante; Grundform II c 2, graubraun, 19,5 cm lang. 5. Dolch mit gekröseltem Griff; Grundform III 2, grau, 19 cm lang. 6. 7. Reste von zwei ähnlichen Dolchen. 8. Pfriemen aus Hirschhorn, schmal und spitz, 21,5 cm lang. 9. Reste eines umfangreichen Thongefäßes, dessen Grundform etwa die der a. a.O., S. 80, dargestetlten Ostorfer Schalen ist, (vergl. auch das Gefäß von Satzkorn imOsthavellande bei Brunner, Steinzeitl. Keramik in Brandenburg, Abbildung 6), welches aber einen breiteren Boden gehabt haben soll. Die Farbe ist schwarz; erhalten sind Theile des leicht eingezogenen Randes und

Abbildung 12.
Abbildung 12.

der etwas sich ausbiegenden Wandung. Die Verzierung besteht aus tief eingezogenen Linien; am Halse ein Saum von unregelmäßigen Vierecken mit kleinen Spitzen, darunter zwei Reihen kleiner Parallelstriche, am Ansatz der Wandung das übliche Hängeornament, hier bestehend aus kleineren und größeren Streifen, auf denen Sparren und Perpendikulärlinien mit seitlichen Schrägstrichen abwechseln. - Die zeitliche Stellung dieser

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Gefäßform ist noch nicht fest bestimmt. Es scheint, daß die Schalenform auf unserem Boden nicht der ältesten Stufe steinzeitlicher Keramik angehört, doch ist das Material noch zu gering.

Jedenfalls aber gehört der Fund als Ganzes einer jüngeren neolithischen Periode an. Alle Gegenstände sind ganz besonders zierlich gearbeitet, und es zeigen sich einzelne Formen, so die Dolche, welche der älteren, durch die Hünengräber charakterisirten Gruppe noch fremd sind. Auch der Pfahlbau von Wismar ist auf Grund der dort auftretenden Krugform innerhalb der Steinzeit ziemlich weit hinabzurücken; damit stimmen die Darguner Verhältnisse überein. Wenn die bisherigen Beobachtungen eine Verallgemeinerung rechtfertigen, dürften wir sagen: die Pfahlbauten auf unserem Boden sind nicht gleichzeitig mit den Hünengräbern, sondern den Steinkistengräbern.

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Pfahlbau (?) von Consrade.

Im Störthal sind bei Consrade (bei Schwerin) sehr oft Steinsachen gefunden, z. Th. bei Flußregulirungsarbeiten, z. Th. bei der Torfgewinnung. Auch Pfähle und Thierknochen sind vielfach beobachtet. Genauere Fundberichte liegen nicht vor; der verstorbene Oberförster Drepper berichtete, daß eine "Sandscholle" im Moor sich als besonders ergiebig erwiesen hätte, hat aber gerade an dieser Stelle nichts über Pfähle und Knochen erfahren. Gefunden sind hier zwei Klingen (Jahrb. 63, S. 44 und 47), neun halbmondförmige Messer (ebenda S. 56, 57 und unten), ein Keil von Grundform D 1 und ein prismatisches Messer, also die gewöhnliche Zusammenstellung.

Auch in dem benachbarten Plate sind Steinsachen unter ähnlichen Verhältnissen gefunden, aber anscheinend vereinzelter.

Ueber einen bei Schwerin (auf dem Kalkwerder) zu vermuthenden Pfahlbau s. oben S. 135. Auch bei Waren ist neuerdings durch den Fund einer Harpune aus Knochen ein Pfahlbau wahrscheinlich gemacht.

Auch im Strelitzischen Landestheile werden Pfahlbauten vermuthet. so befindet sich im Museum zu Neubrandenburg ein Fund von Thongefäßen, Feuersteinmessern und Sägen u. s. w., der einem Moderbruche bei dem benachbarten Dorfe Neuenkirchen entnommen ist. Näheres ist darüber nicht bekannt geworden. Ueber eine dort gefundene Gefäßform, die in eine jüngere Periode der Steinzeit gehört, s. oben S. 123.

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Neuerwerbungen und Nachträge.

Seit Abschluß der letzten Veröffentlichung (Juni 1897) sind für das Großherzogliche Museum zwei Sammlungen erworben:

1. Sammlung des Händlers Schilling in Hamburg; gekauft Herbst 1897. Feuersteingeräthe von überwiegend vortrefflicher Erhaltung. Die Sammlung soll hauptsächlich im südwestlichen Meklenburg zusammengebracht sein; die Echtheit der Stücke ist zweifellos, aber den Fundorten gegenüber scheint jene Vorsicht angebracht, welche bei allen aus dritter Hand erworbenen Altsachen geboten ist; wir geben sie darum sämmtlich mit einem (?).

2. Sammlung des Wirthschafters Langermann; geschenkt von dem Vater, Herrn Amtsanwalt Langermann in Hagenow Dezember 1898. Pul Langermann, geb. 1873 in Hagenow, gest. 1897 in Tannenhof bei Lübz, hat von klein auf mit Eifer und Geschick vorgeschichtliche Dinge gesammelt und in seinen verschiedenen Stellungen als Landmann, besonders in Hof Steffenshagen und Tannenhof, eine große Anzahl von Steinsachen, die überwiegend sogen. "Feuersteinmanufakturen" entstammen, zusammengebracht.


Wir schließen uns bei der folgenden Aufzählung der im Jahrb. 63 gegebenen Ordnung unserer Altsachen an. Die Geräthe älteren Charakters lassen eine bis in das Einzelne durchgeführte Klassifizirung unthunlich erscheinen, da hier die Formen sehr in einander übergehen und selbst die Scheidung zwischen natürlichem, nur benutzten und absichtlich geformtem Stein nicht immer möglich ist.

Die Geräthe mit einer Spitze (Jahrb. 63, S. 3) sind oben bei den Gesammtfunden von Steffenshagen, Tannenhof, Wustrow behandelt, wobei eine bisher hier wenig vertretene, echt paläolithische Form, der scharfkantige Bohrer, besonders hervortritt.

Geräthe mit einer Schneide.

1. Derb zugehauene axt= und keilförmige Geräthe (Jahrb. 63, S. 4).

Tressow (bei Grevesmühlen), von einer durch zahlreiche Funde (vergl. oben S. 133) als "Feuersteinmanufaktur" der jüngeren Steinzeit bekannt gewordenen Stelle. Einfach zugeschlagener Spahn mit scharfen Kanten, der auch an den Seiten

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Abnutzungsspuren zeigt; weiß. Länge 11, Breite oben 2, unten 4,5 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 231).

Gegend von Rostock (näheres nicht bekannt). Scharfkantig und großmuschelig, beide Seiten mit hohem Mittelgrate, die eine mehr als die andere. Die Grundform des späteren Meißels; besonders in Westeuropa vertreten. S. Evans, a. a. O., 154; S. Müller, .a. a. O. 21; Jahrb. 63, S. 5, das Stück von Pogreß mit Abbildung. Hellweißgrau; Länge 10,5, Breite in der Mitte 3 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 458).

Wustrow (bei Neubukow). Feuersteinblock von der Form eines Keils vom Typus C b I. Interessant für die Art der Bearbeitung der Keile. Die Breitseiten und die Schneide werden von dem natürlichen Steine gebildet und zeigen noch keine Spur von Bearbeitung, die Schmalseiten und das Bahnende sind gerade abgeschnitten. Grau. Länge 15, Breite oben 3, unten 5,5, größte Dicke (6 cm von unten) 2,5 cm. Erworben 1885 mit dem Jahrb. 63, S. 34, beschriebenen Stücke. Die Angabe, daß beide aus einem Hünengrabe stammten, ist unwahrscheinlich. (Gr. S., Gl. IV. 1. 316.)

Hagenow. Kleiner, großflächiger, scharfkantiger Spalter von der Grundform S. Müller, Abb. 11. Aehnlich dem "Schaber" von Neu=Käterhagen Jahrb. 63, S. 7, aber flacher. Hellgrau; Länge 5, Breite ob. 2,5, unt. 4,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S. Gl. IV. 1. 460).

Goldenitz (bei Schwaan). Grundform gleich dem Stücke von Rostock, aber flacher. Weißgrau; Länge 8, Breite in der Mitte 2,75 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 461).

Zapel (bei Crivitz). Die untere Seite glatt, die obere dreiseitig mit schmalem Grate, dadurch an die "prismatischen Messer" erinnernd, Schneide gewölbt; großflächig zugeschlagen; opak weißer Feuerstein. Länge 8,5 cm, Breite der Schneide 5,5 cm. Das Geräth trägt den Charakter der "Spalter" aus den dänischen Muschelhaufen und gehört sicher in eine sehr alte Periode der Steinzeit (vergl. S. Müller, a. a. O. 3 und 14; Mestorf, a. a. O. 11); ein ganz gleiches ist bisher hier nicht bekannt geworden. Unser Stück nimmt eine Mittelstellung ein zwischen den a. a. O. S. 5 und 7 abgebildeten von Friedrichshöhe und Neu=Käterhagen. Der Fundort ist sandiger Acker an dem Wege von Zapel nach Goethen, vor der Biegung des Weges zur Brücke.

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Geschenkt von dem Gymnasiasten Hans Schmidt aus Klinken 1898 (Gr. S., Gl. III a. 131).

Eldenburg (bei Waren). Auf der bekannten "Feuersteinmanufaktur". Mittelding zwischen dem paläolithischen Längsschaber und dem Keil; die eine Seite glatt, die andere muschelig geschlagen; zum Theil noch der natürliche Stein. Dunkelgrau. L. 6, Br. 3 cm. Geschenk des Herrn Senator Geist in Waren, 1899. (Gr. S., Gl. IV. 1. 475.)

(Weitere S. oben S. 141 bei Tannenhof.)

2. Prismatische Messer (S. Jahrb. 63, S. 7).

Hagenow (?). Zehn Stück von verschiedener Länge (12 bis 5,5 cm) und verschiedener Färbung, schwerlich von einer Stelle; alle von der typischen Grundform; die obere Kante meist scharf, bei zweien gedengelt, bei mehreren eine schmale Fläche. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. III a. 127).

Boizenburg (?). Drei Stücke verschiedener Färbung; gegen 9 cm lang. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. III a. 128).

Melkof (bei Lübtheen) (?). Drei Stück, hellgrau; 10 bis 6 cm lang. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. III a. 129).

Holthusen (bei Schwerin) (?). Schmaler Spahn von 10 cm Länge, grau. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. III a. 130).

Weitere s. oben bei dem Abschnitte über die Ansiedlungen.

3. Rundschaber.

Die gewöhnlich als "Rundschaber" bezeichneten Feuersteinscheiben sind in Meklenburg nicht besonders häufig. Es sind flache Feuersteinscheiben, meist sehr wenig bearbeitet, deren Ränder ziemlich gleichmäßig abgenutzt sind. Der Durchmesser beträgt durchschnittlich ungefähr 5 cm. Vergl. S. Müller 1. S. bei Steffenshagen, Tannenhof und unten bei Wustrow (mit Abbildung).

Feuersteinkeile.

Grundform A. (Jahrb. 63, S. 13.)
Allseitig mit scharfen Kanten.

Malchin. Gefunden auf dem Stadtfelde. Zum Theil noch der natürliche Stein, Schneide abgenutzt. Aehnlich dem Jahrbuch 63, S. 15, abgebildeten Stück von Lalchow. Länge 12, Breite oben 2,5, unten 5 cm; grau und weiß gesprenkelt. Ge=

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schenk des Herrn Pastor Walter in Malchin, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 447).

Techentin (bei Ludwigslust). Seltenere Form, indem die untere Seite flach, die obere aber stark gewölbt ist, und so der Uebergang von paläolithischen Formen deutlich wird; muschelig geschlagen, nur die Schneide geschliffen. Siehe S. Müller, Abb. 53. In unserer Sammlung ein ähnliches Stück von Gnewitz, S. Jahrb. 63, S. 15. Ungleichmäßig dunkelgrau; L. 10, Br. o. 2,5, u. 3,5 cm. Geschenk des Herrn Kaufmann Schnapauff in Hagenow, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 470).

Ankershagen (bei Penzlin). Unregelmäßige Form; großflächiger Spalter mit geschliffener Schneide; weiß. L. 8, Br. o. 2, u. 3,25 cm. Geschenk des Herrn Grafen A. Bernstorff, 1892 (Gr. S., Gl. IV. 1. 368).

Grundform B. (Jahrb. 63, S. 16.) Breitseiten gerade oder nur schwach gewölbt; dünne, im Allgemeinen gleichmäßig dicke Schmalseiten, meist ungeschliffen; Bahnende schmal rechtseitig.
B I. Die Schneide wesentlich breiter als das Bahnende.

Lankow (bei Schwerin). Gefunden nahe dem Dorfe aus dem Acker der Erbpachthuse Nr. VI, auf der schon mehrfach Steinsachen beobachtet sind. Zwei Stück, von ähnlicher Form, das größere mit stärkerer Breitseite und dadurch der Uebergangsform zu Typus C sich nähernd; dunkelgrau und hellgrau. Länge 15 (11), Breite oben 2,25 (2), unten 5 (4), größte Dicke (7 [5] cm von unten) 2 (1) cm. Geschenk des Herrn Schulzen Abel in Lankow, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 453. 454).

Goldenitz (bei Lübtheen). Breitseiten ganz geschliffen, Schneide nach außen gebogen; grau. L. 13, Br. o. 2,25, u. 4, gr. D. (7 cm v. u.) 1,5 cm. Gefunden mit einem Keil vom Typus D in einer Sandgrube zwischen dem Hofe und den Tannen, in welcher auch ein bronzezeitliches Grab aufgedeckt wurde. Geschenk des Herrn Rittmeister von Könemann auf Goldenitz, 1898 (Gr. S, Gl. IV. 1. 451).

Warlitz (bei Hagenow). Schlank und schmal, Bahnende unregelmäßig; grau. L. 13, Br. o. 2, u. 4,5, gr. D. (6 cm v. u.) 1 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 465).

Kalkhorst (bei Dassow). Schlankes Exemplar, an der Schneide ausgebrochen; grau. L. 13, Br. o, 2, u. 5, gr. D.

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(5,5 cm v. u.) 1 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 218).

Kalkhorst (bei Dassow). Breiter als das vorige Exemplar; grauweiß. L. 12, Br. o. 2, u. 5, gr. D. (7 cm v. u.) 1,25 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 227).

Melkof (bei Lübtheen) (?). Bahnende angeschliffen, Schneide stark nach außen gebogen (geschweift), ähnlich dem Stück von Löwitz, a. a. O. S. 19; gelb. L. 12,5, Br. o. 3, u. 5,5, gr. D. (4,5 cm v. u.) 1,5 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 419).

Lübsee (bei Rehna). Bahnende beschädigt; Hohlkeil; hellbräunlich. L. 12, Br. u. 4,5, gr. D. (5 cm v. u.) 1,25 cm. Sammlung Splitter, 1876 (Gr. S., Gl. IV. 1. 263).

Kleinen (?). Die eine Breitseite an der Schneide stark nach außen, die andere stark nach innen gewölbt (Hohlkeil); gelbbraun. L. 11, Br. o. 1,5, u. 4,5, gr. D. (6 cm v. u.) 1,25 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 421).

Krusenhagen (bei Wismar). Bläulichgrau. L. 11,5, Br. o. 2, u. 3,5, gr. D. (ziemlich) gleichmäßig) 1 cm. Geschenk des Herrn Dr. Crull in Wismar, 1873 (V.=S. 4407). Krusenhagen ist wie das benachbarte Redentin die Fundstelle zahlreicher Feuersteinartefakte. Ob auch hier Pfahlbauten bestanden haben, bleibt zu untersuchen.

Steinbeck (bei Gadebusch). Grünlichgrau. L. 11,75, Br. o. 1,5, u. 4, gr. D. (ziemlich gleichmäßig) 1,25 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 216).

Pritzier (bei Lübtheen). Der obere Theil großmuschelig geschlagen, die Schneide schön geschliffen; weißgrau. L. 11,5, Br. o. 2, u. 5, gr. D. (5,5 cm v. u.) 2 cm. Gefunden 1862 in dem Tannengehölz "Lütteheide", welches südlich der Bahn in der Niederung liegt. Der Fundort ist von Interesse, da das Heidegebiet des südwestlichen Meklenburg an steinzeitlichen Funden so gut wie leer ist; unser Exemplar ist das einzige mit gesicherter Fundnotiz. Geschenk des Herrn Kammerherrn v. Könemann auf Ppritzier, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 449).

Büchen (?). Bahnende nur zugehauen, Schneide geschweift; grau und röthlichbraun. L. 10, Br. o. 1,75, u. 5, gr. D. (7 cm v. u.) 1,5 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 420).

Lübtheen (?). Hohlkeil, ähnlich dem von Kleinen, aber beide Wölbungen weniger stark; braunroth und weiß gefleckt. L. 10,5, Br. o. 2, u. 3,5, gr. D. (gleichmäßig in der ganzen

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Mitte) 1,5 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 422).

Stubbendorf (bei Dargun). Gefunden 1895 in dem Garten des Gastwirths Schmidt. Ungemein feines und zierliches Stück, am Bahnende und den Schmalseiten muschelig geschlagen, an den Seiten gezahnt; die eine Seite ist stärker gewölbt als die andere, in der Art der Hohlteile; röthlichweiß. L. 9, Br. o. 1,5, u. 4, gr. D. (1 cm v. u.) 4,5 cm. Erworben 1899 (Gr. S., Gl. IV. 1. 472).

Tressow (bei Grevesmühlen). Von der oben S. 133 erwähnten "Feuersteinmanufaktur". Stark verjüngt, Schneide leicht geschweift; weißgrau. L. 9, Br. o. 1,25, u. 4,5, gr. D. (ziemlich gleichmäßig) 1 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 221).

Steffenshagen. Zwei Stück s. o. S. 138.

Unvollständige Stücke von der Grundform B I.

Wotenitz (bei Grevesmühlen). Nur der Theil am Bahnende erhalten; braun. Länge noch 9 cm. Sammlung v. Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 235).

Tessenow (bei Parchim). Nur Schneide; grau. L. noch 5,5 cm. Sammlung von Voß, 1882 (Gr. S., Gl. IV. 1. 279).

Pritzier. Der obere Theil eines großen schönen Stückes; weißgrau. L. 7, Br. o. 2,25 cm. Gefunden 1885 in der "Rädekoppel" (nahe den Tannen an der Goldenitzer Scheide, von deren anderer Seite die S. 162 und 171 . besprochenen Keile stammen, also nicht wie das Stück oben S. 163 im Heidegebiete, sondern an dem alten Abfall zum Elbthal). Geschenk des Herrn v. Könemann auf Pritzier, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 450).

Plate (bei Schwerin). Bei der Störregulirung gefunden, wohl von einem Pfahlbau. Zerbrochen; erhalten der untere Theil. L. noch 9 cm. Schwärzlich. Geschenk des Herrn Pastor Klähn in Plate, 1891 (Gr. S., Gl. IV. 1. 364).

Alt=Karin (bei Neubukow). Weiß; zerbrochen, Mittelstück noch 4 cm lang. Geschenk des Herrn Grafen A. Bernstorff, 1884 (Gr. S., Gl. IV. 1. 313).

B II. Der Durchschnitt annähernd rechteckig; wesentlich seltener als B I.

Hagenow (?). Der echte Typus von Lisch "Streitmeißel", an der einen Breitseite nachgeschliffen und dadurch scheinbar

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sich dem Typus C II b nähernd; grau, mit schwarzen Streifen. L. 13, Br. o. 3, u. 5, gr. D. (6 cm v. u.) 1,5 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 423).

Hagenow (?). Ganz ungeschliffen. Grünlichgrau durchscheinend. L. 11, Br. o. 3, u. 4, gr. D. (in der ganzen Mitte) 1 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 424).

Rahnenfelde (bei Penzlin) [Vorwerk zu Puchow]. Auf dem "Heuwerder", inwitten der Abfallreste einer spätwendischen Ansiedlung. Der obere Theil verschmälert sich etwas zur leichteren Aufnahme des Schaftes; grauschwarz. Uebergangstypus zu D II. L. 7,25, Br. o. 2,50, u. 3,25, gr. D. (4,2 cm v. u.) 1 cm. Ausgegraben im April 1898 von dem Verfasser. Eine Zugehörigkeit zu der wendischen Kulturschicht ist nicht anzunehmen, zumal dort auch eine unzweifelhaft steinzeitliche Scherbe gefunden ist; vergl. Jahrb. 63, S. 82. (Gr. S., Gl. IV. 1. 448.)

Waren. Sehr einfach zugehauen, Schmalseiten fast scharfkantig; grau. L. 6, Br. o. 2,25, u. 4, gr. D. (ziemlich gleichmäßig) 0,75 cm. Sammlung Struck, 1886 (Gr. S., Gl. IV. 1. 321).

Grundform C. (Jahrb. 63, S. 20.)
Breitseiten meist gewölbt; Schmalseiten breit, selten geschliffen; Bahnende unbearbeitet oder rechtseitig, oft mit Spuren der Benutzung ("Arbeitskeile").
C a. Die größte Dicke näher dem Bahnende.
I. Durchschnitt trapezförmig.

Boizenburg (?). Schneide schön geschliffen, Bahnende regelmäßig rechtseitig; braun. L. 16,5, Br. o. 2,5, u. 6, gr. D. (11 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 425).

Melkof (?). Bahnende leicht gewölbt und abgenutzt; die Breitseiten ungleich stark gewölbt; gelbbraun. L. 12,5, Br. o. 2, u. 5, gr. D. (8 cm v. u.) 1,5 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 427).

Tressow (bei Grevesmühlen). Gefunden mit dem oben beschriebenen Exemplare von der Grundform B I. Regelmäßig gebildetes rechteckiges Bahnende; braun. L. 10,25, Br. o. 3, u. 4,25, gr. D. (8,5 cm v. u.) 1,75 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 213).

Holthusen (bei Schwerin) (?). Seltenes Stück. Das Bahnende ungewöhnlich gerade und rechtseitig, die Schneide leicht

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nach außen gebogen; grau. L. 10, Br. o. 2,5, u. 5, gr. D. (7 cm v. u.) 2, Bahnende 2,5 und 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 429).

Lübtheen (?). Rundlicher als die meisten Stücke dieser Grundform, auch die Schmalseiten zum Theil geschliffen; braunroth und weiß gefleckt. L. 9,5, Br. o. 2, u. 4, gr. D. (6,5 cm v. u.) 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 430).

Cordshagen (bei Rehna). Uebergangsform zu D I, sehr schöne Schneide, Seiten leicht gekräselt; grau. L. 9,5, Br. o. 1,5, u. 5, gr. D. (5,5 cm v. u.) 1,5 cm. Sammlung Splitter, 1876 (Gr. S., Gl. IV. 1. 262).

Behnkenhagen (bei Ribnitz). Gefunden 1895 beim Stämmeroden im Schutzbezirk Behnkenhagen, etwa 1 m tief. Einfach, am Bahnende zersplittert, an der Schneide ausgesprungen; grauweiß. L. 8, Br. o. 3, u. 4, gr. D. (5,5 cm v. u.) 2,25 cm. Die Gegend, in der der Keil gefunden ist, ist bekanntlich an steinzeitlichen Funden außerordentlich arm; wir besaßen bisher aus dem Amtsgerichtsbezirk Ribnitz (abgesehen vom Fischlande) nur drei Keile. Als ganz unbewohnt haben wir uns aber, wie auch dieser Fund zeigt, das weite Heidegebiet im Nordosten nicht vorzustellen. Geschenk des Herrn Forstrendant Köpping in Dargun, 1899 (V.=S. 4937).

II. Durchschnitt annähernd rechteckig.

Kleinen (?). Bahnende der rohe Stein, auch die Schmalseiten nur roh zugehauen; hellgrau mit weißen Flecken. L. 17, Br. o. 4, u. 5, gr. D. (9,5 v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 426).

C b. Die größte Dicke näher der Schneide.
I. Durchschnitt trapezförmig.

Brahlstorf (?). Ganz ungeschliffen; Bahnende schmal rechtseitig und schiefliegend; rothbraun und gelblich. L. 19, Br. o. 3, u. 6, gr. D. (8 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 440).

Brahlstorf (?). Bahnende beschädigt; dunkelgelb. L. 17, Br. o. 3,25, u. 6, gr. D. (8 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 433).

Brahlstorf (?). Schmalseiten roh zugehauen und angeschliffen; dunkelgelbbraun. L. 17, Br. o. 4, u. 5,25, gr. D.

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(7 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 431).

Brahlstorf (?). Bahnende schmal, Schmalseiten sorgsam geschlagen und leicht gewölbt (Uebergang zu Typus D); gelbbraun. L. 16, Br. o. 3, u. 5, gr. D. (8 cm v. u.) 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1.432).

Brahlstorf (?). Ganz ungeschliffen; Bahnende unregelmäßig; weißlichgelb. L. 15,5, Br. o. 3, u. 5, gr. D. (7 cm v.u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1.439).

Brahlstorf (?). Ganz ungeschliffen; Bahnende unregelmäßig; rothbraun, weiß gesprenkelt. L. 15,5, Br. o. 2, u. 5,25, gr. D. (7 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 441).

Tressow (bei Grevesmühlen) [vergl. oben S. 164 und sonst]. Schönes schlankes Stück; grauweiß mit rothbraunen Flecken und Streifen. L. 17, Br. o. 3, u. 5,5, gr. D. (8 cm v. u.) 2,5 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 207).

Kladow (bei Schwerin). Prachtstück; die Schmalseiten und der obere Theil feinmuschelig geschlagen, die eine Breitseite nach außen, die andere nach innen gewölbt (Hohlkeil); rothbraun. L. 17, Br. o. 2,15, u. 6,25, gr. D. (7 cm v. u.) 2,25 cm. Geschenk des Herrn Dr. G. von Buchwald 1879 (V.=S. 4619).

Kleinen (?). Interessantes Stück: die eine Breitseite ist stark gewölbt und unten gut geschliffen, zieht sich dann etwas zusammen, wie um einem Schafte mehr Halt zu geben, ähnlich wie an dem bei Müller, Ordning 70, abgebildeten Feuersteinkeil, oder dem im Jahrb. 63, S. 37, abgebildeten Dioritkeil. Duffgrau. L. 17, Br. o. 3, u. 5,5, gr. D. (8 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 434).

Melkof (?). Interessantes, in seiner Art einziges Stück. Ganz ungeschliffen, die Breitseiten behandelt wie bei dem nächsten Stück, doch ist die konkave Wölbung noch stärker (Hohlkeil), und die Schneide verbreitert sich stärker nach den Seiten. Grauweiß. L. 16, Br. o. 2,5, u. 7, gr. D. (6 cm v. u.) 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 442). Von ungeschliffenen Hohlkeilen besitzt die Sammlung nur noch ein Stück (Barnekow, s. Jahrb. 63, S. 20).

Melkof (?). Ganz ungeschliffen; die eine Breitseite stark nach außen, die andere leicht nach innen gewölbt (Uebergang zum Hohlkeil). Braunroth mit weißgrauen Sprenkeln. L. 15,5, Br. o. 1,5, u. 5, gr. D. (6 cm v. u.) 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 428).

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Holthusen (?). Besonders starkes Stück, Bahnende unregelmäßig; duffgrau. L. 15,5, Br. o. 2,75, u. 5,5, gr. D. (7 cm v. u.) 3,5 (!) cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 435).

Holthusen (?). Dem vorigen ähnlich. Weißgrau. L. 15,5, Br. o. 2,25, u. 5, gr. D. (7 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 436).

Fundort unbekannt. Schneide und Bahnende stark ausgebrochen; wechselnd gelbbraun und weißlich. L. 15, Br. o. 3, u. 4, gr. D. (6,5 cm v. u.) 2,25 cm. Erworben 1883 (Gr. S., Gl. IV. 1. 283).

Dassow. Regelmäßig; starkes Bahnende: gelblichweiß. L. 14, Br. o. 3, u. 5,5, ar. D. (7 cm v. u.) 3 cm. Geschenk des Herrn K. Mann in Wismar, 1877 (V.=S. 4562).

Arpshagen (bei Klütz). Einfaches, starkes Exemplar; bräunlich. L. 13, Br. o. 2, u. 5, gr. D. (5 cm v. u.) 2,5 cm. Geschenk des Herrn K. Mann in Wismar, 1877 (V.=S. 4537).

Boizenburg (?). Breitseiten ungleich gewölbt, Schmalseiten angeschliffen; duffgrau. L. 14, Br. o. 2, u. 5, gr. D. (7 cm v. u.) 2,25 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 437).

Lübtheen (?). Bahnende unregelmäßig; hellgrau und braun. L. 14, Br. o. 3, u. 5,5, gr. D. (7 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 438).

Weitendorf (ohne Angabe, von welchem Orte dieses Namens; eine ergiebige Fundstätte von Feuersteingeräthen liegt bei Weitendorf bei Brüel). Starker Arbeitskeil mit schiefem Bahnende; gelbbraun. L. 14, Br. o. 3, u. 5, gr. D. (3 cm v. u.) 7 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 202).

Bakendorf (bei Hagenow). Derb, auch an den Schmalseiten zum Theil geschliffen. L. 13, Br. o. 3, u. 4,5, gr. D. (6 cm v. u.) 2,5 cm. Eingeliefert 1891 (Gr. S., Gl. IV. 1. 359).

Tressow (bei Grevesmühlen) [vergl. oben]. Stark beschädigt an der Schneide und der einen Breitseite. L. noch 13, Br. o. 3, u. 5, gr. D. (6 cm v. u.) 2 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 232).

Hagenow. Derb, einfach, am Bahnende der natürliche Stein; hellgrau. L. 13, Br. o. 1,5, u. 6, gr. D. (4 cm v. u.) 2,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 464).

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Hagenow. Unregelmäßig; das Bahnende in einer scharfen Kante endigend. Gelb. L. 13, Br. o. 2,5, u. 4, gr. Br. (1,5 cm v. u.) 3,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 463).

Waren. Sehr derb und unregelmäßig; rothbraun. L. 13, Br. o. 2,5, u. 4,5, gr. D. (6 cm v. u.) 2,5 cm. Erworben 1877 (V.=S. 4523).

Wismar. Großflächig geschlagen, wenig geschliffen, Schneide stark abgenutzt; weiß inkrustirt, wohl vom Wasser. L. 13, Br. o. 2,5, u. 5,25, gr. D. (6 cm v. u.) 2,25 cm. Geschenk des Herrn K. Mann in Wismar, 1877 (V.=S. 4532).

Wozeten (bei Laage). Rundlich und ganz geschliffen; Uebergangsform zu D I; rothbraun mit hellen Flecken. L. 13, Br. o. 3, u. 6, gr. D. (6,5 cm v. u.) 2 cm. Geschenk des Herrn Pastor Beyer in Laage, 1891 (Gr. S., Gl. IV. 1. 367).

Dummerstorf (bei Rostock). Starkes Exemplar; der obere Theil schmäler (zur Befestigung in einer Handhabe); weiß. L. 11, Br. o. 3, u. 5, gr. D. (5 cm v. o.) 2,25 cm. Sammlung von Preen, 1893 (Gr. S., Gl. IV. 1. 398).

Kogel (bei Ratzeburg). Schönes typisches Stück. Nur an der Schneide geschliffen. Weiß. L. 16, Br. o. 2,5, u. 5, gr. D. (5,5 cm v. u.) 2,25 cm. Geschenk des Herrn Oekonomierath Harms in Schlutow, 1899 (V.=S. 4931).

II. Durchschnitt annähernd rechteckig.

Rohlstorf (bei Wismar). Grau, oben noch der rohe Stein. L. 13, Br. o. 4, u. 4,5, gr. D. (7 cm v. u.) 2,5 cm. Geschenk des Herrn Dr. Crull, 1873 (V.=S. 4408).

Kalkhorst (bei Grevesmühlen). Bahnende abgesplittert; dunkelbraun. L. 13, Br. o. 3,5, u. 4, gr. D. (7 cm v. u.) 1,75 cm. Geschenk des Herrn K. Mann, 1877 (V.=S. 4563).

Eldenburg (bei Waren). Auf der schon mehrmals genannten "Feuersteinmanufaktur". Interedsant als Uebergangsform zwischen A und C, indem die eine Schmalseite nur eine schmale, unregelmäßige Kante bildet. Muschelig geschlagen; Schneide schön geschliffen. Glänzend dunkelgrau. L. 7, Br. o. 2,25 u. 3, gr. D. (3 v. u.) 1,25 cm. Geschenk des Herrn Senator Geist in Waren, 1899. (Gr. S., Gl. IV. 1.476.)

Unvollständige Stücke der Grundform C.

Medewege (bei Schwerin). Derb; erhalten das Bahnende; gelbbraun. L. noch 15 cm. Geschenk des Herrn Behrens in Schwerin, 1878 (V.=S. 4565).

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Kalkhorst (bei Grevesmühlen). Derb; erhalten zur Hälfte (Schneidentheil); gelbbraun. L. noch 12 cm. Geschenk des Herrn Karl Mann in Wismar, 1877 (V.=S. 4538).

Benzin (bei Rehna). Der mittlere Theil; weiß. L. noch 15 cm. Sammlung Splitter, 1876 (Gr. S., Gl. IV. 1. 257).

Tarnewitz (bei Grevesmühlen). Der mittlereTheil; grauweiß. L. noch 10 cm. Samml.von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 233).

Wendorf (bei Wismar). Am Ufer gefunden. Der mittlere Theil; rothbraun. L. noch 9 cm. Sammlung v. Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 238).

Käselow (bei Gadebusch). Der Schneidentheil; grauweiß. L. noch 9 cm. Samml. von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 226).

Steinbeck (bei Gadebusch). Schneidentheil; grauweiß. L. noch 6,5 cm. Samml. von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 239).

Prieschendorf (bei Grevesmühlen). Schneide; gelbbraun. L. noch 5 cm. Sammlung Peitzner, 1893 (Gr. S., Gl. IV. 1. 383).

Tessenow (bei Parchim). Schneide; grau. L. noch 4,5 cm. Sammlung von Voß, 1882 (Gr. S., Gl. IV. 1. 280).

Tressow (bei Grevesmühlen) [s. oben]. Der obere Theil; grau. L. noch 7,25 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 240).

Alt=Karin (bei Kröpelin). Wohl von einer "Feuersteinmanufaktur"; der obere Theil; weiß. Länge noch 8 cm. Geschenk des Herrn Grafen A. Bernstorff, 1888 (Gr. S., Gl. IV. 1. 312).

Wozinkel (bei Parchim). Nur der obere Theil; graublau. L. noch 5,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 467).

Wozinkel (bei Parchim). Nur der obere Theil; schwarzgrau. L. noch 7 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 466).

Goldenitz (bei Schwaan). Nur der obere Theil; gelblichgrau. L. noch 5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 469).

Grundform D. (Jahrb. 63, S. 29.)
Alle Seiten gewölbt und meist auch geschliffen; Bahnende gewöhnlich aus einer schmalen Kante bestehend.
D I. Mit stärkerer Verjüngung.

Boizenburg (?). Vollständig geschliffen, Breitseiten stark gewölbt; rothbraun. L. 15, Br. o. 2,5, u. 5, gr. D. (5,5 cm

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v. u.) 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 444).

Elmenhorst (bei Grevesmühlen). Auf dem Acker gefunden. Auf der unteren Seite stärker gewölbt als auf der oberen (Uebergang zum Hohlteil). Das Bahnende ist abgebrochen; Farbe jetzt gelbbraun, ursprünglich weißgrau. L. noch 13, Br. o. 4,5, u. 6, gr. D. 2 cm. Geschenk des Herrn Lehrer Prange in Elmenhorst, 1899 (Gr. S., Gl. IV. 1. 473).

Goldenitz (bei Lübtheen). Zweimal nachgeschliffen; am oberen Theile ausgebrochen; gelbbraun. L. 10, Br. o. 3,5, u. 6, gr. D. (4 cm v. u.) 1 cm. Gefunden und erworben wie das Stück vom Typus B I oben S. 162 (Gr. S., Gl. IV. 1. 452).

Eldenburg (bei Waren). Auf der seit lange bekannten "Feuersteinmanufaktur" (S. oben S. 133). Sehr schön gearbeitetes, schlankes Stück; ganz geglättet, die Schneide nachgeschliffen und schräg (ein seltener Fall bei diesem Typus). Weißgrau. L. 10, Br. o. 3, u. 4,5, gr. D. (3 cm v. u.) 1 cm. Geschenk des Herrn Senator Geist in Waren, 1899 (Gr. S., Gl. IV. 1. 477).

Muchow (bei Grabow). Auf dem Felde gefunden. Derbes Stück, Uebergangsform zu C I, indem das Bahnende in einer Fläche abschneidet; ganz geschliffen; an der Oberfläche gelbbraun, wie es die grauweißen Feuersteingeräthe durch Lagern in eisenhaltigem Sande leicht werden. L. 9,5, Br. o. 2,75, u. 4,5, gr. D. (5,5 cm v. u.) 2 cm. Geschenk des Herrn Präpositus Ihlefeld in Muchow, 1899 (Gr. S., Gl. IV. 1. 471).

Weitendorf (vergl. oben S. 168). Schwarz, auf einer Seite mit weißer Schicht. L. 9, Br. o. 2, u. 4,25, gr. D. (5 cm v. u.) 1,25 cm. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 222).

Hohlkeile, auf Grundform D I zurückgehend.

Dreveskirchen (bei Neubukow). Wahrscheinlich aus einer der oben S. 131 beschriebenen Wohnstätten der Steinzeit (vergl. auch Jahrb. 63, S. 25 und 28). Stark konkaver Hohlteil, an der Schneide verletzt, Seiten ungeschliffen; Uebergangsform zu B I. Grauweiß mit rothbraunen Flecken und Streifen. L. 12, Br. o. 2, u. 5, gr. D. (7 cm v. u.) 1,75 cm. Geschenk des Herrn Karl Mann, 1877 (V.=S. 4541).

Friedrichshagen (bei Grevesmühlen). Sehr ähnlich dem a. a. O. S. 34 beschriebenen zweiten Stück von Dummerstorf. L. 11, Br. o. 1,5, u. 5,5, gr. D. (8 cm v. u.) 2 cm; weißgrau.

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Gefunden auf dem Acker und geschenkt von Herrn Erbpächter H. Dreves in Friedrichshagen 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 455).

D II. Mit schwächerer Verjüngung. (Durchschnitt annähernd rechteckig.)

Elmenhorst (bei Grevesmühlen). Auf dem Acker gefunden (aber nicht zusammen mit dem eben genannten Exemplar). Prachtstück. Ganz ungeschliffen, an allen Seiten, auch den Kanten der Schmalseiten, scharf zugeschlagen; dunkelrothbraun. L. 21, Br. o. 6, u. 8, gr. D. (13 cm v. u.) 2 cm. Erworben 1899 (Gr. S., Gl. IV. 1. 474).

Boizenburg (?). Schmalseiten angeschliffen; duffgrau. L. 17,5, Br. o. 4, u. 6, gr. D. (4,5 cm v. u.) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 443).

Fahren (bei Wismar). Stark, Schmalseiten nicht geschliffen, Uebergang zu C b II; mit einer weißen Schicht überzogen. L. 16, Br. o. 5, u. 7, gr. D. (7 cm v. u.) 3 cm. Geschenk des Herrn Dr. Crull in Wismar, 1880 (V.=S. 4597).

Hagenow (?). Bahnende gebildet von einer schmalen Fläche; grau. L. 14,5, Br. o. 5, u. 5, gr. D. (6,5 cm v. u.) 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 446).

Hagenow (?). Weißgrau. L. 13, Br. o. 4, u. 5,5, gr. D. (6 cm v. u.) 1,5 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 1. 445).

Wozeten (bei Laage). Die Schneide auf beiden Seiten nachgeschliffen; rothbraun. L. 13,5, Br. o. 6,5, u. 7,5, gr. D. (6,5 cm v. u.) 1,5 cm. Geschenk des Herrn Pastor Beyer in Laage, 1892 (Gr. S., Gl. IV. 1. 366).

Redentin (bei Wismar). In dem Hofmoor, wo ein Pfahlbau vermuthet wird; vergl. das Verzeichniß auf S. 148. Interessantes Stück, indem es zum Theil noch den rohen Stein zeigt und grobmuschelig geschlagen ist, aber an den Seitenrändern und an dem oberen Theile der Breitseiten (nicht an der Schneide) Spuren vom Schliff hat Dunkelgelbbraun. L. 13,25, Br. o. 5, u. 6,25, gr. D. (ziemlich gleichmäßig) 1,75 cm. Geschenk des Herrn Karl Mann, 1889 (Gr. S., Gl. IV. 1. 348).

Gnewitz (bei Tessin). Weißlich. L. 11,5, Br. o. 4,5, u. 5,25, gr. D. (5 cm v. u.) 1,25 cm. Geschenk des Herrn von der Lühe auf Gnewitz, 1877 (V.=S. 4566).

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Ziesendorf (bei Schwaan). Derb, mit Abnutzungsspuren am Bahnende. Rothbraun. L. 9, Br. o. 3,5, u. 5,5, gr. D. (5 cm v. u.) 2 cm. Geschenk des Herrn Rentner Iven in Doberan, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 456).

Unvollständige Exemplare der Grundform D.

Alt=Steinhorst (bei Sülze). Wohl von der durch zahlreiche Funde (vergl. oben S. 134) festgestellten Wohnstelle. Der obere Theil eines schönen Stückes der Grundform D I. Gelblichbraun. L. noch 13 cm. Geschenk des Herrn Grafen A. Bernstorff, 1884 (Gr. S., Gl. IV. 1. 303).

Redentin (bei Wismar). Aus dem Dorfmoor (Pfahlbau?, vergl. das Verzeichniß S. 148); gelblichbraun; der untere Theil. L. noch 7 cm. Geschenk des Herrn Wachtmeister Cords in Wismar, 1889 (Gr. S., Gl. IV. 1. 339).

Redentin. Aus dem Müllermoor (Pfahlbau?, vergl. a. a. O.); braungelb; der untere Theil eines schönen Hohlkeils. L. noch 7 cm. Geschenk des Herrn Karl Mann, 1889 (Gr. S., Gl. IV. 1. 349).

Käselow (bei Gadebusch). Der obere Theil eines längeren Stückes vom Typus D I; weißgrau, noch 7 cm lang. Sammlung von Rantzau, 1871 (Gr. S., Gl. IV. 1. 242).

Tessenow (bei Parchim). Der mittlere Theil, noch 5 cm lang; weißgrau. Sammlung von Voß, 1882 (Gr. S., Gl. IV. 1. 281).

Kladow (bei Schwerin). Der untere Theil eines starken Exemplars, noch 13 cm lang; weiß. Geschenk des Herrn Dr. von Buchwald, 1879 (V.=S. 4622).

Keile aus andern Gesteinsarten. (Jahrb. 63, S. 35.)

B a II. Breite Seitenflächen, größte Dicke dem Bahnende näher als der Schneide, trapezförmiger Durchschnitt.

Ziesendorf (bei Schwaan). Hellgrüner Diorit; Bahnende leicht gerundet. Länge 11, Breite oben 3, unten 5, größte Dicke (6,5 cm von unten) 2 cm. Geschenk des Herrn Iven in Doberan, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 1. 457).

Rehna. Gefunden mit dem unten besprochenen Stück. Am Bahnende etwas beschädigt Grünlicher Diorit, z. Th. schwarz angelaufen. L. 15, Br. o. 3, u. 6, gr. D. (8,5 cm v. u.) 4 cm. Erworben wie 4935 (V.=S. 4936).

Ein Stück von Steffenshagen s. oben S. 140.

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B a III. Durchschnitt annähernd rechteckig.

Rehna. Gegen 1892 in den Benziner Tannen gefunden beim Aufräumen eines Grabens zwischen Bruch und Tannenland, etwa 2 m tief, zusammen mit einem zweiten, sehr ähnlichen Stück (S. oben). Schönes Stück, am Bahnende beschädigt, mit scharfen Kanten, gut geschliffen mit Ausnahme des oberen Theils, wo das Stück sich etwas verschmälert, offenbar um bequemer in einen Schaft eingelassen zu werden (vergl. das Jahrb. 63, S. 37, abgebildete ebenfalls von Rehna stammende Stück). Grünlicher Diorit, an der einen Breitseite schwarz und braun angelaufen. L. 17,5, Br. o. 5, u. 5,5, gr. D. (11,5 cm v. u.) 3 cm. Geschenk des Herrn Forstrendant Köpping in Dargun, 1899 (V.=S. 4935).

Meißel. (Jahrb. 63, S. 39.)

Grundform A. Die obere (Schlag=) Fläche breiter als die Schneide.

Lübtheen (?). Zerbrochen, nur der untere Theil erhalten; braun und weiß gefleckt Länge noch 10,5, Breite oben 2, unten 1,25, größte Dicke 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 2. 59).

Ziesendorf (bei Schwaan). Hellgrau. L. 12, Br. o. 2, u. 1,25, gr. D. 2 cm. Geschenk des Herrn Iven in Doberan, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 2. 62).

Wozinkel (bei Parchim). Charakteristisches Stück. Das obere Ende der natürliche Stein, dann großmuschelig geschlagen. Die Schneide klein und gut geschliffen. Weißgrau. L. 13,5, Br. o. 2,25, u. 1,25 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 2. 66).

Dazu zwei Stücke von Steffenshagen und Zarnewanz (s. o.).

Grundform B. Oben und unten ziemlich gleich breit

Ziesendorf (bei Schwaan). Dunkelgrau. L. 21, Br. o. und u. 1,25, gr. D. (12 cm v. u.) 2 cm. Geschenk des Herrn Iven in Doberan, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 2. 61).

Zarnewanz (bei Tessin). Die Schneide gewölbt, also ein Hohlmeißel; alle Seiten geschliffen; z. Th. verletzt. L. 11,5, Br. 2, gr. D. 2 cm. Geschenk des Herrn von der Lühe auf Gnewitz, 1878 (V.=S. 4576).

Lübtheen (?). In der Mitte stärker als oben und unten; am oberen Theile nicht geschliffen; dunkelgelbbraun. L. 9,

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Br. o. und u. 1,25, in der Mitte 1,75, gr. D. (in der Mitte) 1,25 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 2. 58).

Glashagen (bei Doberan). Ganz ungeschliffen, an paläolithische Formen erinnernd, auch scharfkantig. Aehnliche Stücke von Woltersdorf und Einzelfunde s. Jahrb. 63, S. 41. Dunkelgrau. L. 9, Br. o. und u. 1,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 2. 64).

Grundform C. Die Schneidefläche breiter als die Schlagfläche.

Glashagen (bei Doberan). Dunkelgrau. L. 15, Br. o. 1,5, u. 2,25, gr. D. (7,5 cm v. u.) 1,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 2. 63).

Wozinkel (bei Parchim). Nur der untere Theil; dunkelgrau. L. noch 6 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. IV. 2. 65).

Unbestimmt, weil zerbrochen: Lübtheen (?). Nur der untere Theil erhalten. Weißgrau. L. noch 7,5, Br. o. 2, u. 1,5, gr. D. 2 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. IV. 2. 60).

Lanzenspitzen und Dolche.

Grundform 1. Klingen ohne Schaft (Jahrb. 63, S. 42.)
a. Die größte Breite liegt nach unten.

Lübtheen (?). Die obere Seite stärker gewölbt; ziemlich derb geschlagen; in Arbeit und Form ähnlich dem Jahrb. 63, S. 44, abgebildeten Stücke von Suckow. Hellgrau. Länge 9,5, größte Breite (4,5 cm von unten) 3 cm. Sammlung Schilling, 1897 (Gr. S., Gl. III c. 107).

Wozinkel (bei Parchim). Flach, unten konkav gebogen, eine ziemlich seltene Erscheinung; vergl. Jahrb. 63, S. 52, und S. Müller, Abbild. 155. Grau opak; leider fehlt die Spitze. L. noch 8, Br. u. 4,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. III c. 111).

Grundform II. Klingen mit flachem Schaft.
a. Spitze Schaftzunge.

Goldenitz (bei Lübtheen). Flach, scharf absetzender Schaft, leider zum größten Theil abgebrochen. Weißgrau. L. noch 7,5,

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L

. der Spitze 6, Breite 4 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. III c. 113).

b. Der Schaft mit parallelen Rändern.

Ziesendorf (bei Schwaan). Gelbbraun, Griff derbmuscheliger als die Klinge. L. 16, L. des Griffs 6, gr. Br. (7,5 cm v. u.) 3, Br. des Griffes 1,75 cm. Geschenk des Herrn Iven in Doberan, 1898 (Gr. S., Gl. III c. 108).

c. Der Griff sich unten verbreiternd.

Schlutow (bei Gnoien). Gefunden 1880 auf dem Felde beim Pflügen. Einfaches Stück, der Griff mit leichtem Mittelgrate. Gelbbraun, Griff schwärzlich. L. 14, L. des Griffs 6, gr. Br. (9 cm v. u.) 2,25 cm. Geschenk des Herrn Oekonomierath Harms in Schlutow, 1899 (V=.S. 4932).

Grundform III. Klingen mit vierseitigem Schaft.
1. Einfachere.

Glashagen (bei Doberan). Breites Blatt, unregelmäßig geformter Griff, theilweise aus dem natürlichen Stein bestehend; Uebergangsform zu II c 1. Grünlichbraun gefleckt. L. 15, L. des Griffs 6, gr. Br. (10 cm v. u.) 4 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. III c.109).

2. Künstlichere.

Glashagen (bei Doberan). Weißgrau, alle Kanten des Griffs gekröselt. L. 17,5, L. des Griffs 7,5, gr. Br. (12 cm v. u.) 2,5 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. III c. 110).

Zerbrochene Exemplare, deren Einordung nicht möglich ist, sind eingeliefert von den Feuersteinmanufakturen von Steffenshagen (zwei, St. 60 a. und b.) und Tannenhof (drei, St. 71 a. c. d.), sowie von Wozinkel (Gl. III c. 112); alle aus der Sammlung Langermann.

Pfeilspitzen. (Jahrb. 63, S. 53.)

Grundform B.

Granzin (bei Lübz). (?, der Fundort ist nicht ganz sicher.) Zusammen gefunden mit den Resten einer bronzenen Schale,

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welche der Jahrb. 47, Tafel VI (2), Fig. 10, abgebildeten von Friedrichsruh genau gleicht. Der Fund entstammt wohl einem bronzezeitlichen Grabe. Die Pfeilspitze ist dünn, fein geschlagen, die Ränder leicht nach außen gebogen, die halbrunde Kerbe klein. Länge 4, größte Breite 2 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Br. 481). - Jahrb. 63, S. 54, ist die zeitliche Stellung dieser Pfeilspitze besprochen und darauf hingewiesen, daß die Mehrzahl in bronzezeitlichen Gräbern gefunden ist. Zu den fünf dort aufgezählten Plätzen kommt jetzt noch ein Flachgrab der Bronzezeit von Loiz (bei Sternberg), wo zwei derartige Spitzen neben einem Flachschwert vom Mycenaetypus gefunden sind, und der Fund von Granzin (?) oben. Aber auch in einem steinzeitlichen Hünengrabe ist seitdem eine Pfeilspitze aufgetaucht, dem bekannten "Heisterstein" bei Waren; das Stück befindet sich im Besitz des Herrn Senator Geist in Waren.

Ueber einen Grabfund von Tannenhof s. oben S. 126. Ueber Pfeilspitzen aus Ansiedlungen oben S. 141 ff. Auch die sog. Pfeilspitzen mit querstehender Schneide" sind schon oben besprochen S. 142.

Halbmondförmige Messer. (Jahrb. 63, S. 54.)

Consrade (bei Schwerin). Im Störthal, wo schon zahlreiche steinzeitliche Geräthe, die auf Pfahlbauten schließen lassen, gefunden sind. Hellgrau opak. Grundform II. L. 14,5, Br. 4,5 cm. Sägeartige Einkerbungen auf der inneren Einbiegung. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. III b. 43).

Tarnow (bei Bützow). Auf dem "Silberberge". Grundform II. (s. Jahrb. 63, S. 55); grau, mit schwarzen Sprenkeln; an einer Spitze beschädigt. Länge noch 11, Breite 3 cm. Geschenk des Herrn E. Schmidt in Tieplitz, 1897 (Gr. S., Gl. III b. 42).

Barkow (bei Plau). Mit einer Anzahl prismatischer Messer. Grundform II. L. 7,5, Br. 2,25 cm; hellgrau. Sammlung Splitter, 1871 (Gr. S., Gl. III b. 24).

Friedrichsruh (bei Crivitz). In einer tief liegenden Wiese beim Ziehen eines Grabens gefunden 1897. Grundform III (a. a. O., S. 56); dunkelgrau; beide Schneideflächen gedengelt. L. 9,5, Br. 3,5 cm. Geschenk des Herrn Schulze Thieß in Friedrichsruh, 1897.

Wozinkel (bei Parchim). An dem einen Ende beschädigt;

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weißgrau. Grundform III. L. noch 7,5, Br. 2 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., Gl. III b. 46).

Ueber Steffenshagen und Tannenhof s. oben.

Unvollständige Stücke, deren Grundform nicht mehr deutlich erkennbar ist, die aber überwiegend dem Typus III angehören, sind erworben von Gramnitz (b. Hagenow; Gl. III b. 45); Wozinkel (bei Parchim; Gl. III b. 47 und 48); beide aus der Sammlung Langermann.

Auch bei Wustrow=Niehagen sind mehrere Reste gefunden; s. unten S. 187.

Aexte. (Jahrb. 63, S. 58.)

Blankenberg (bei Brüel). Grundform I B 1 b, s. Jahrbuch 63, S. 60. Gefunden auf der Hufe Hof Brüel beim Ackern 1895. Schieferiges Gestein; an der unteren Seite beschädigt. Die Form ist unregelmäßig, die Seiten verschieden gewölbt. Länge 16,5, Sschaftloch 6,5 vom Ende, größte Breite (am Bahnende) 5, Höhe (gleichmäßig) 3,5 cm. Das siebenzehnte Exemplar seiner Art (Jahrb. 63, S. 64), einfacher wie die meisten dort aufgezählten. Geschenk des Herrn Hans Nizze in Blankenberg, 1899 (Gr. S., L I A 1 a. 137).

Klein=Viegeln (bei Laage). Grundform II 2 b, s. a. a. O., S. 67. Gefunden 2,5 m tief auf Bauernacker in einer sumpfigen Wiese. Diorit; an der Schneide und dem Bahnende beschädigt; hinten gerade und hammerartig abschließend, am Schaftloch sich erweiternd. L. 8, gr. Br. (am Schaftloch) 4,5, H. 3 cm (gleichmäßig), Entfernung des Bahnendes von der Mitte des Schaftloches 4,5 cm. Erworben 1898 (Gr. S., L I A 1 a. 134).

Banzkow (bei Schwerin). Im Juli 1897 "bei der Korrektion der Stör etwa 400 m oberhalb der Banzkower Brücke im Störbett mit dem Dampfbagger heraufbefördert" (Bericht des Herrn Distriktsbaumeister Klett) und an das Großh. Museum eingeliefert. Die Axt (Abb. 13) besteht aus einem feinkörnigen, harten, homogenen Gestein von grünschwarzer Farbe, wohl Kieselschiefer; sie war in der Mitte zerbrochen und ist auch sonst mehrfach beschädigt. Ihre Form ist selten. Von dem Bahnende, welches schmal und leicht gebogen ist und Spuren der Abnutzung zeigt, verbreitert sie sich bis zu dem großen Schaftloch mit leichtem Anwachsen der Höhe, und wird dann nach der leicht geschweiften Schneide zu schmaler und niedriger. Die obere und untere

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Seite ist leicht vertieft, die anderen Seiten nach oben und unten schräg geschliffen. Dadurch kommt die Axt den "facettirten" Aexten nahe. L, 12, gr. Br. (im Schaftloch, 5,5 cm vomBahnende) 5, H. am Bahnende 3,25, i. Schaftloch 4, an der Schneide 3,5 cm. (L I A 1 a. 131.)

Abbildung 13.
Abbildung 13.

Die Form ist selten und bei uns bisher nicht vertreten. Am nächsten kommt ihr der Jahrb. 63, S. 69, beschriebene Typus II 3 c. Vergl. auch Montelius, Ant. suéd. 40. Voß=Stimming, Alterth. v. Brandenburg I, 3, 3. Mestorf, Alterth. v. Schl.=H., 81. Im Ganzen erinnert die Axt mehr an mitteldeutsche Formen als an nordische und dürfte als eingeführter Gegenstand anzusehen sein.

Cambs (bei Schwerin). Gefunden auf dem Felde beim Ackern. Im Schaftloch zerbrochen, erhalten nur der Schneidentheil. Ein außerordentlich schönes Stück von dem Jahrb., 63, S. 71, beschriebenen Typus III β 2. Material anscheinend feinkörniger Diorit (hellgrün). Oben und unten leicht vertieft, die Schneide rund und nach unten verlängert, am Schaftloch eine kleine Leiste. L. noch 11, Dicke 3 und 5,5 cm, Durchmesser des Schaftlochs 2 cm. Von den meklenburgischen Stücken ähnelt am Meisten das a. a. O. abgebildete von Ruest. Ein sehr ähnliches siehe Mestorf, Vorgesch. Alterth. aus Schl.=H. XIV, Nr. 98; ein gleiches S. Müller, Ordning, Fig. 75. Groß ist die Zahl der bekannt gewordenen Aexte dieser Art überhaupt nicht, und ihr Verbreitungsgebiet scheint über die jütische Halbinsel wenig hinauszugehen. Die Vertiefung, die Leisten, besonders die untere Ausbiegung am Ende sprechen für eine Nachahmung metallener Vorbilder, und in der That kommen ähnlich geformte Aexte aus Kupfer nicht selten vor. Geschenk des Herrn Diestel auf Cambs, 1898 (Gr. S., L I A 1 a.133).

Glashagen (bei Doberan). Grundform II 1 c. Nur das hintere Ende erhalten. L. noch 6, H. 4 cm. Sammlung Langermann, 1898 (Gr. S., L I A 1 a.135).

Laage. Gefunden in den sog. Schwenknitztannen, südlich der Stadt, beim Stämmeroden. Diorit; der Stein wenig bearbeitet; das Loch in der Mitte. L. 12, gr. Br. 7 cm. Höhe am Bahnende 3 cm. (Abb. 14.) Das Geräth gehört zu den Jahrb. 63,

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Abbildung 14.
Abbildung 14.

S. 75, besprochenen seltenen, bei denen das Schaftloch senkrecht zur Schneide steht, und ist das erste vollständige Stück, welches in Meklenburg gefunden ist. Geschenk des Herrn Pastor Beyer in Laage, 1898 (Gr. S., L I A 1 a.132).


Berichtigungen zu Jahrbuch 63, S. 1 ff.

S. 5 Z. 5 v. u. l. Prieschendorf. S. 14 Z. 11 v. o. l. 38. S. 14 Z. 5 v. u. l. stimmt (für paßt). S. 15 Z. 9 v. o. l. Baier S. 18. S. 15, Keil von Lalchow, l. 32 6 . S. 17 bei den Keilen von Alt=Sammit und Degtow l. größte Dicke (für Durchmesser). S. 20. Der Keil von Barnekow ist zugleich Hohlkeil. S. 21. Bei C a I l. Keile mit trapezförmigem Durchschnitt. Die S. 21 und 34 als von Beckerwitz stammend aufgeführten Keile sind nach an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen in einem Moore von Krusenhagen gefunden. S. 21 Z. 4 v. u. l. unten. Der Keil von Rostock hat eine geschweifte Schneide. S. 22 Z. 13 v. 4. l. nahe (für in). S. 24 Z. 4 v. u. l. 28 3 . S. 26. Der Keil von Alt=Steinhorst Gl. IV. 1. 306 ist ein Hohlkeil. S. 26 Z. 6 v. u. l. 264 (für 184). S. 28. Keil von Beckerwitz zu streichen. S. 30 Z. 13 v. u. (l. 36 0 ). S. 32. Der Keil von Käselow ist ein Hohlkeil. S. 33. Die Keile von Konow und Remlin sind nicht geschliffen. S. 33 Z. 9 v. o. l. 31 5 . S. 34 Z. 21 v. o. l. 3 9 6. S. 34. Der Keil von Gr.=Krankow ist kein Hohlkeil, sondern ein ungeschliffenes Exemplar vom Typus D. S. 44 Z. 14 v. o. l. 4 0 . S. 46 Z. 9 v. o. l. 6 7 . S. 50 Z. 1 v. u. l. 83 (für 95). S. 51 Z. 11 v. o. l. Fundort unbekannt (für Kritzow). S. 51 Z. 13 v. u. Von dem Typus II c 2 sind Einzelfunde 5, Grabfunde 1 (Sanitz s. o. S. 89). S. 56 Z. 2 v. o. l. 2 3 ; Z. 15 v. o. l. 4369 (für 4060). S. 80 Z. 23 v. o. l. 39 (für 15). S. 81 Z. 2 nachtragen: St. 40.


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Anhang.

Fundstätte von Feuersteingeräthen

bei Ostseebadb Wustrow a. d. Fischland.
Von
E. Geinitz =Rostock und Dr. Lettow =Wustrow.
~~~~~~~~~~~~

A uf dem sogen. "Hohen Ufer" nördlich von Wustrow auf dem Fischland fand Dr. Lettow 1 ) im Herbst 1898 an der Stelle, wo zum Zwecke der Uferbefestigung vor zwei Jahren große Mengen Sand abgefahren waren, und auch jetzt noch Sand von den Niehäger Bauern geholt wird, eine ungeheure Menge von bearbeiteten Feuersteinen und dabei auch viele gute Feuersteingeräthe, sowie Thongefäßscherben (Urnenscherben) und fossile Knochen. Nach gemeinsamer Besichtigung der Fundstätte und der gesammelten Gegenstände sind wir in der Lage, Folgendes über das Terrain und die gefundenen Stücke zu berichten:

Die Stelle liegt auf dem "Hohen Ufer" von Niehagen da, wo auf dem Meßtischblatt Wustrow am Strand das Wort "Glippe" steht. Hier lagert auf dem blauen und gelben Geschiebemergel gelber Heidesand, in dessen obern Lagen die bis 1/2 m mächtige Schicht des bekannten Ortsteins (auch Ur und Klashahn genannt) entwickelt ist, jenes rostbraunen, im feuchten Zustand oft schwärzlichen, festen Ausscheidungsprodukts der einstigen Oberfläche des Heidesandes; über ihm liegt schwarzer, grauer und weißer Sand, der sog. Bleisand, und dieser ist noch bedeckt von grauem oder gelbem Flugsand, der z. Th. eine Mächtigkeit


1) In Wirklichkeit machten die ersten Funde schon im Sommer 1898 Frau Dr. Lettow und vor einigen Jahren (1893) Herr Dr. Beltz=Schwerin.
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von 3 m erreicht. Immer über der Ortsteinschicht, die sich aus dem Niveau der ganzen Stätte stellenweise bis zu einer Höhe von 1-2 m erhebt und dann wieder allmählich abfällt, finden sich die Feuersteingeräthe; wir gruben sie aus ihrem ursprünglichen Lager heraus und fanden sie zu Tausenden auf der bis zum Ortstein abgetragenen Fläche. Der von hier massenhaft fortgeschaffte Sand, der vermuthlich noch viele fertige und unfertige Sachen enthielt, ist vom "Hohen Ufer" heruntergeschüttet, so daß in späteren Jahren, wenn die Wellen ihr Zerstörungswerk an den Uferbefestigungen vollendet haben, wohl leicht unten am Ostseestrande selbst Feuersteingeräthe gefunden werden können. Die auf eine Länge von 300 m und eine Breite von ca. 200 m freigelegte Fläche war übersäet mit Feuersteinsplittern. Auch in den ausgetretenen Wegen südlich von hier von der Niehäger Scheide an finden sie sich massenhaft (vereinzelt auch noch bis in die Gegend vor dem Strandhotel und dem Strandpavillon von Wustrow). Ihr Vorkommen reicht nach Norden bis an den Berg westlich vom Signalpunkt (dem trigonometrischen Dreieck von Althagen), sodaß mithin die Stätte eine Längserstreckung von ca. 2 km hat. Auf den angrenzenden Feldern findet man auch vielfach noch Feuersteinsplitter und fertige und zerbrochene Feuersteingeräthe, doch ist naturgemäß eine Abgrenzung der Stätte nach ihrer Breite z. Z. nicht möglich. Auch unverkennbare Spuren von Brandstätten sind gefunden. Doch darf man sich bei der Bestimmung derselben nicht täuschen lassen durch den schwarzen und grauen Sand oder durch den dunkelbraunen Ortstein; Beides sind durch Humus gefärbte natürliche Bildüngen (vergl. auch unten angebrannte Knochen, angebranntes Holz und Schlacken).

Der Sand ist der feinkörnige, gelbe Heidesand, wie er in gleicher Beschaffenheit in der Ribnitzer, Müritzer und Rostocker Heide vorkommt; ihm fehlen alle gröbern Kiesbestandtheile. Wenn wir daher in unserm Feld so massenhafte, fast ausnahmslos zerschlagene und zweifellos bearbeitete Feuersteine finden, so sind diese nur durch Menschenhand hierhergekommen. Bemerkt sei gleich hier, daß neben den Feuersteinen ganz vereinzelt auch größere und kleinere Stücke anderer Art sich fanden, besonders Gneiß, Grünstein, die meist keine Bearbeitung zeigten (doch vergl. unten S. 189). Häufig finden sich auch Stücke von Raseneisenstein, welche wohl als lokale Ausbildung des Ortsteins zu betrachten sind und welche möglicherweise aus der Nähe herbeigeführt worden sind. Schlacken wurden vereinzelt gefunden, ungefähr 8 Stücke, auch bis jetzt nur 1 Stück angebrannter

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Knochen (? Rippe eines größeren Säugethiers) und 3 Stücke angebranntes Holz (? Tannenholz).

Betrachtet man die gesammten Funde seit dem Herbst her, so sind dieselben, abgesehen von der Masse der hier liegenden Feuersteine, die den Typus von Splittern und Steinresten, von denen Stücke abgeschlagen sind, den sogenannten Nucleï, tragen:

A. Feuersteingeräthe
a) in paläolithischem Charakter,
b) neolithische.
B. Knochen, Granit, Schiefer, Holz, Schlacken, Bernstein.
C. Gefäßreste (Urnenscherben).

Was nun zunächst den Hauptfund betrifft, die Feuersteingeräthe, auf die es in dieser kurzen Uebersicht ja gerade ankommt, da sie der Fundstätte ihre Bedeutung geben, so lassen sich deutlich zwei Arten von Geräthschaften unterscheiden, solche mit großen Schlagflächen, ganz ungeschliffen, mit groben Aushöhlungen, die Seiten meist in scharfen Kanten zusammenlaufend, die bekanntlich der paläolithischen Zeit, und zweitens solche mit feinen, muschelförmigen Schlagstellen, Glättungen und sogar Polirungen, die allgemein der neolithischen Zeit zugerechnet werden.

A. Feuersteingeräthe.

I. In paläolithischem Charakter.

Wie bei den meisten steinzeitlichen Funden, so sind auch hier zahlreich die einfachen

1. Spahnmesser (prismatische Messer) unter den Stücken, die meist in Fragmenten, aber auch in Längen bis zu 13 cm massenhaft vorkommen. Die meisten unter diesen zeigen die auch sonst üblichen Formen; doch wurden mehrere gefunden, die deutliche Handhaben aufwiesen, ferner solche, die gegenüberliegende Einkerbungen zeigten (offenbar um angebunden zu werden), endlich solche mit zugeschlagener Spitze, mit abgerundetem oberen Ende und Schließlich solche mit gezahnten Kanten und auch viele mit konvexer Schneide. Zwei Messer sind ganz dem im Jahrbuch 63, S. 8, abgebildeten ähnlich; ein anderes scheint als Messer, Hammer und Meißel gedient zu haben. Vier Messer mit gekrümmter Spitze seien endlich noch erwähnt. (Abb. 1.)

Abbildung 1.
Abbildung 1.

Sichtlich haben nicht alle als Schneide=

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instrumente gedient, sondern zum Theil auch zum Bohren und Stechen, die mit gekrümmter Spitze wohl auch als Angelhaken.

Unter den anderen roh gearbeiteten Werkzeugen sind ferner vertreten

2. Bohrer in den drei bekannten Haupttypen, dem "Spahnbohrer" (Abb. 2)

Abbildung 2.
Abbildung 2.

in 65 Exemplaren, dem "kleinen Bohrer" in 60 Exemplaren und dem "dicken Bohrer" (Abb. 3)

Abbildung 3.
Abbildung 3.

in 50 Exemplaren. Einige der kleinen Bohrer sind so zierlich und fein gearbeitet, daß man sie wohl als Pfrieme bezeichnen könnte. (Abb. 4.)

Abbildung 4.
Abbildung 4.

(30 Exemplare.) Andere Stücke, nämlich 2-4 cm lange und 2-3 mm breite Spähne, sind an den Seiten fein behauen und am Ende abgesetzt und könnten wohl als Nadeln gedient haben. (Abb. 5.)

Abbildung 5.
Abbildung 5.

Außer diesen fanden sich 16 Bohrer von der Form eines rechten Winkels, dessen eine Kathete die andere etwas an Länge überragt und nach unten zugespitzt ist, während die kürzere breiter ist und als Handhabe gedient hat (vergl. Dr. Haas: "Das Dorf Lietzow auf Rügen und seine vorgeschichtliche Feuersteinwerkstätte", aus den Verhandlungen der Berliner Anthropolog. Gesellschaft vom 19. Juni 1897, Nr. 31).

Die Zahl der prismatischen Messer übertreffen roh gearbeitete.

3. Schaber in den verschiedensten Typen, die insofern sehr interessant sind, als nach Beltz, Jahrb. 63, S. 7, Schaber in Meklenburg selten sind, die runden Formen fast ganz fehlen. Es lassen sich in unserm Fund folgende Typen von Schabern unterscheiden:

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α) große Rundschaber: ca. 100 Exemplare; die meisten sind von der Außenseite der Feuersteinknollen abgesplissen, einige auch aus dem innern Kern. Der Durchmesser beträgt meist 8-9 cm; die untere Fläche ist flach oder gewölbt, die obere bis zur Hälfte roh bearbeitet, die Ränder sind bis zur halben oder ganzen Peripherie grob gezähnt.

β) Mittlere Rundschaber: ca. 60 Exemplare von 6 cm Durchmesser, nicht so regelmäßig rund wie α). Bearbeitung wie oben. (Abb. 6.)

Abbildung 6.
Abbildung 6.

γ) Kleine Rundschaber: ca. 40 Exemplare von 4 cm Durchmesser, sonst wie oben.

δ) Ovale Schaber: 4 Exemplare von ovaler Form; einer ganz besonders schön bearbeitet.

ε) Nierenförmige Schaber: 2 Exemplare mit zum Einlegen des Daumens ausgearbeiteter Einbuchtung.

ζ Längliche kleine Schaber: bis auf 2 Exemplare nur Bruchstücke.

η Längliche, große Schaber: ca. 50 Exemplare. Die untere Fläche bei diesen zwei letzten Arten ist stets durch eine Schlagfläche flach oder gewölbt gebildet, der obere Rand scharf gezähnt (Abb. 7.)

Abbildung 7.
Abbildung 7.

Verwandt damit sind die sog. "löffelförmigen" Schaber, die in ihren ausgesprochenen Typen hier aber nicht auftreten. Beistehende Abbildung zeigt ein Mittelding von prismatischem Messer und länglichem Schaber, indem sowohl die Breitseiten als die halbrunde Schlußfläche Abnutzungsspuren zeigen.

4. Speer= und Lanzenspitzen. Außer vielen Resten und unfertigen Spitzen sind folgende gut erhaltene gefunden: 13 schmale, dreiseitige, grob gezähnte, in eine scharfe Spitze auslaufend,

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4-7 cm lang; 8 lanzettförmige von 7 cm Länge, fast 3 cm Breite und 1/2-1 cm Dicke, unten eingekerbt. (Abb. 8.)

Abbildung 8.
Abbildung 8.

Die meisten Exemplare hiervon sind nicht wie sonst aus schwarzem oder helldurchsichtigem Feuerstein, sondern aus grau=opakem. Bei vielen dieser Spitzen sieht man nur die ersten Anfänge der Arbeit, sodaß man nur aus der breiten, blattförmigen oder der länglich=dreiseitigen Gestaltung den dereinstigen Zweck erkennen kann; doch sind schon Einkerbungen am untern Ende zur Befestigung am Schaft deutlich sichtbar.

5. Pfeilspitzen. Viele kleine, ganz vereinzelt bearbeitete, aber wohl als Pfeilspitzen brauchbare Stücke (von Andern auch wohl nur für Abfälle [Spähne] gehalten). Außer diesen wurden aber in großer Anzahl (bis jetzt 70) noch gefunden sog. querschneidige Pfeilspitzen oder "Spahnspalter", kleine Geräthe mit breiterer, rundlicher Schneide, flacher Unterseite und dreiflächiger Oberseite, hergestellt aus einem prismatisch zugehauenen Feuersteinblock durch zwei Querschläge. (Abb. 9.)

Abbildung 9.
Abbildung 9.

(S. S. Müller, Nordische Alterthumskunde, S. 33, Abb. 15). In Dänemark sind solche Geräthe an einem Schafte befestigt gefunden, wodurch ihre Benutzung als Pfeilspitzen wahrscheinlich wird; vergl. Evans, "les ages de la pierre", pag. 402, Abb. 344.

6. Meißelartige Geräthe. Meist nur Bruchstücke mit ganz groben Aushöhlungen, großen Schlagflächen, 6 cm lang, 2-4 cm breit, 1-2 cm dick, an den Schmalseiten in scharfen Kanten zusammenlaufend, 40 Exemplare; doch auch einige gut erhaltene.

7. Sägen. Große, roh abgesprengte Stücke von ovaler oder rechteckiger Form mit dickerem Rücken und gegenüberliegendem gröber oder feiner gezähntem Rande: 16 Exemplare.

8. Geräthe zum Schlagen oder Keilen, meist ziemlich formlos; mißglückte, angefangene und zerbrochene, ohne Glättung, ohne Loch: 16 Exemplare; und ein angefangener Hammer.

9. Einige größere Feuersteinstücke, welche eine breitere Schlagfläche zeigen und wohl als Hämmer oder Aexte gedient haben;

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bei einigen scheinen natürliche Rinnen im Stein zur Befestigung gedient zu haben. Sonst sind sie anscheinend wenig bearbeitet.

10. Sehr häufig sind rundliche Steine (bis 8 cm Durchmesser) mit unregelmäßigen Flächen, deren Kanten zum Theil sehr abgenutzt sind. Sie haben offenbar verschiedenen Zwecken gedient, zum Behauen, Beschweren, vielleicht auch Schleudern: eine zusammenfassende Bezeichnung ist darum nicht angebracht.

11. Keile. Eine Anzahl Stücke haben allseitig scharfe Kanten und auf beiden Seiten gewölbte Flächen, die Urform des bekannten Feuersteinkeils (vergl. Jahrbuch 63, S. 6). Von großem Interesse ist es, daß an zwei Exemplaren, einem kleinen und einem ungewöhnlich großen, leider zerbrochenen, die Seiten flach geschliffen sind; so entsteht eine Uebergangsform zu dem Keiltypus D, der demnach als der älteste unter den verschiedenen Keiltypen anzusehen ist (Abb. 10).

Abbildung 10.
Abbildung 10.

(Beltz.)

II. Feuersteingeräthe in neolithischem Charakter.

Als Geräthe, welche durch ihre Arbeit (feinere Muschelung oder Schliff) einen jüngeren Charakter tragen, seien folgende aus dem Funde erwähnt:

1. Scheibenschaber. Größe wie oben die paläolithischen, aber mit feineren Zähnungen und Muschelungen in 30 Exemplaren.

2. Sägen (? "halbmondförmige Mlesser"). Die Flächen sind vollständig fein muschelig ausgearbeitet, sowohl die gewölbte, als auch die gerade Schneide scharf gezähnt, 4 vollständige Exemplare, 11 cm lang, und 20 Bruchstücke. Auf dem benachbarten Acker ist ein Stück gefunden, welches die ansehnliche Länge von 18,5 cm (bei 3,5 cm Breite) hat. Es ist eine Uebergangsform zwischen Form II und III nach Dr. Beltz. Ein anderes vollständig erhaltenes ist nicht symmetrisch nach beiden Seiten, sondern .verjüngt sich nach der einen, während es nach

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der andern kolbig verdickt ist; hier an dem verdickten Ende befand sich offenbar der Griff; eine sehr seltene Form; vergl. Müller, Ordning, 142. (Abb. 11.)

Abbildung 11.
Abbildung 11.

3. Lanzen= und Speerspitzen. 25 Bruchstücke mit feiner Muschelung; 8 vollständige von länglicher Form, 1 ähnlich einem kleinen Dolch, und 4 andere vollständige, fein bearbeitete, blattförmige; außerdem 2 mit deutlichem Schaftende, welches durch Wegmeißeln des Steines hergestellt ist.

4. Pfeilspitzen. Diese Stücke, 40 an der Zahl (2 ebenfalls sehr schöne Exemplare sind zur selben Zeit anderseitig gefunden), mit größter Sorgfalt behauen, sind die schönsten Stücke des ganzen Fundes, 25 davon sind vollständig, 15 Fragmente. Hier ist in der Bearbeitung der höchste Grad von Feinheit erreicht; die vier verschiedenen Typen nach Jahrb. 63, S. 53 und 54, lassen sich auch hier erkennen.

5. Dolchgriffe, vierkantige von grauem und schwarzem Feuerstein, sehr schön muschelig gearbeitet, und zwei Reste von Meißeln von derselben Feinheit.

6. Beilfragmente; z. B. mit deutlichem sogenannten "groben Schliff", der über die ganze Längsfläche geht, mit weißlichen in der Längsrichtung laufenden Streifen; z. Th. mit feinem und feinstem Schliff: über 100 Stücke, doch viele noch bis 8 cm lang.

7. Kleine runde Scheiben: (1,5 bis 2 bis 3 cm Durchmesser). Ganz dünn, sehr sorgsam durch Nachdengeln geformt, in einem Fall sogar auf das Feinste geschliffen. Ob dieselben als Amulette, Schmuck, eine Art Geld gedient haben, wird sich kaum entscheiden lassen. (20 Stück.) Abbildung 12. Solche Scheibchen sind anderweitig noch nicht bekannt geworden. (Abb. 12.)

Abbildung 12.
Abbildung 12.

Die große Masse aller hier gefundenen Feuersteingeräthe besteht aus grauschwarzem, durchsichtigem Feuerstein, Weniges, besonders die breiten, blattförmigen Lanzenspitzen und viele prismatische Messer, aus grau=opakem, und ganz Vereinzeltes aus rothgelbem Feuerstein.

Das sind in Kürze angegeben die gefundenen Feuersteingeräthe.

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B.

Ob auch folgende, aus Granit bestehende, wirklich Artefakte sind oder Zufälligkeiten, bleibe dahingestellt. Es sind dies: eine Granitaxt, 30 cm lang mit 18 cm langem Stiel und deutlicher Rundung am obern Enbe; die Breite beträgt dort 10 cm, die Dicke 2-4 cm; ferner zwei unregelmäßig behauene Granitstücke von 12 und 6 cm Länge und 4 und 3 cm Breite, endlich ein Granitreibstein (oder Mahlkugel), dessen Seiten abgeflacht sind, und der vielleicht zum Zerquetschen von Getreide in den sog. Quetschmühlen, ausgehöhlten Granitblöden benutzt wurde (anderseitig gefunden). Als auch zu unserm Fund gehörig müssen wohl betrachtet werden unregelmäßig geformte, länglichrunde Schieferstücke, die in 5-6 Exemplaren gefunden wurden, und die zum feineren poliren der Feuersteingeräthe, benutzt zu sein scheinen. Endlich wurden auch zwei Stücke Bernstein an unserer Stätte gefunden, die aber keine Bearbeitung zeigen. Wenn auch, wie schon oben gefagt, viele Brandstätten bisher noch nicht gefunden wurden (die auch vielleicht durch bas massenhafte Fortschaffen von Sand zerstört sind), so deuten doch die gefundenen Schlacken, die angebrannten Knochen und das angebrannte Holz darauf hin, daß, wenn sich auch die einstigen Bewohner hier in dem öden Dünenterrain nicht dauernd niebergelassen haben, doch die mit der Bearbeitung des Feuersteins Beschäftigten sich zur Erwärmung und Speisenbereitung Feuer angezündet haben müssen. Außer diesen Knochen wurde noch ein offenbar absichtlich gespaltener langer Röhrenknochen gefunden, der zu einem Meißel= ober pfriemenartigen Geräth zugespitzt und als solches auch in Gebrauch genommen zu sein scheint. Andere Geräthe aus Bein wurben bisher noch nicht gefunben.

C. Scherben von Thongefäßen (Urnenscherben).

Dieselben, aus grober Thonmasse gefertigt, zeigen die grobe Beimengung von Granitgruß und sind vielfach an der äußern Fläche schwarz gebrannt. Sie haben deshalb sicher nicht als Grabgefäße gedient, sondern sind einfach Kochgefäße gewesen, in denen die Feuersteinarbeiter sich ihre nothdürftige und kärgliche Nahrung bereitet haben. Ueber die Form dieser Gefäße läßt sich wegen der Kleinheit der gefundenen Stücke (dieselben schwanken zwischen der Größe eines Fünfpfennigstückes und einer halben Handfläche) leider nichts Genaues sagen. Sicher aber

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sind es steinzeitliche Gefäße, die zu unserm Fund gehören, und zwar z. Th. mit Henkeln versehene, da sich Oesentheile fanden. Das beweist auch das noch seltene Vorkommen von Ornamentirung an den zu Tausenden aufgefundenen Scherben: unter allen diesen Stücken finden sich nämlich nur ungefähr 50 mit Ornamentenmuster, das aber, da die gefundenen Stücke alle sehr klein sind, sich nicht überall sicher erkennen läßt. Drei jedoch treten deutlich hervor: 1. Parallele Horizontalen, gebildet durch eine eingerissene tiefe Furche und kleinere Einstiche, das bekannte steinzeitliche Ornament; 2. senkrechte Parallellinien, auch in Furchenstichmanier, ein Hängeornament, welches in Meklenburg besonders beliebt ist; s. Jahrb. 63, S. 86; 3. das seltene Gitterornament; s. Jahrb. 63, S. 84 (Zickhusen). Dieses dritte Ornament gehört ganz an das Ende der Steinzeit, und auch das erste scheint den älteren neolithischen Funden (eine paläolithische Keramik kennen wir nicht) fremd zu sein. Neben diesen typischen Gefäßresten fanden sich sowohl an unserer Stede, als auch auf den angrenzenden Feldern, Scherben von gebranntem Thon mit dunkler Glasur und z. Th. sogar mit aufgelegter Zeichnung in weißer Glasur, offenbar auch Stücke von höherem Alter, doch sicher nicht zu unserm Fund gehörig, sondern in spätern Zeiten zufällig dahin gekommen. 2 )

Wir haben es nach Obigem zweifellos mit Wohn= und Werkstätten eines steinzeitlichen Volkes zu thun. 1 ) Die weiter zu beantwortende Frage nach dem wirklichen Alter der Wustrower Feuersteinwerkstätte ist eine schwierige. Man könnte ja sagen, die roh bearbeiteten, grob zugehauenen Stücke gehören der ältesten, die fein muschelig gearbeiteten und geschliffenen Geräthe gehören der jüngeren Steinzeit an, und die Werkstätte sei daher der älteren Periode zuzurechnen und auch noch in der jüngeren Steinzeit benutzt worden.

Viel wahrscheinlicher ist es aber doch, diesen hier in Wustrow entdeckten Werkstättenplatz der jüngeren Steinzeit zuzurechnen und die älteren paläolithischen Formenstücke als einfachere Geräthe anzusehen, die neben den besseren (gerade wie wir es heutzutage mit unsern jetzigen lnstrumenten auch noch machen in Gebrauch geblieben sind. Wie überall auf solchen


2) Einige sind sicher wendisch. (Beltz.)
1) Aehnlich die Feuersteinwerkstätten zu Klink, Damerow i. Meckl., Lietzow auf Rügen und Glowe auf Jasmund.
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bisher entdeckten Werkstättenplätzen, so liegen auch hier die weggeworfenen Stücke herum, theils verunglückte Werkzeuge, theils Reste von Steinen (Nuclei), von denen die Spähne und anderes mehr abgehauen wurden, theils verloren gegangene vollkommene Stücke, unter denen naturgemäß namentlich die kleineren vorwiegen. Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn wir annehmen, diese Werkstätte sei annähernd vor 2000 Jahren vor Christi Geburt benutzt worden.

Das Erstaunlichste an allen bearbeiteten feineren, auch an unserm Werkstättenplatz gefundenen Feuersteinartefakten ist und bleibt die Technik, und mit Recht sagt Sophus Müller in seiner Nordischen Alterthumskunde, 1. Theil:

"In der Behandlung des Feuersteins zeigt sich eine merkwürdige Kenntniß des Stoffs, erworben im Lauf langer Zeiten, eine beständig zunehmende Tüchtigkeit, das Resultat einer fortgesetzten Entwicklung, und schließlich eine erstaunliche Fertigkeit, die man heutzutage nicht erreichen kann. Der Stein und seine Behandlung giebt der ältesten Periode der Urzeit ihr eigenthümliches Gepräge. Mit Recht hat man sie daher die "Steinzeit" genannt."

(Typen von allen hier gefundenen Feuersteingeräthen sind von dem Finder Dr. Lettow=Wustrow sowohl dem mineralogisch=geologischen Museum der Landes=Universität Rostock, als auch dem Alterthums=Museum in Schwerin überwiesen worden.)


Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich eine Bestätigung der Ansetzung bes Herrn Dr. Lettow, welcher die Anlage im Ganzen trotz altsteinzeitlicher Typen der jüngern Steinzeit zuschreibt. Dahin führen die halbmondförmigen Messer, die Pfeilspitzen und die Verzierungen der Thongefäße. Auch zeigen einige Stücke, welche in der großflächigen, paläolithischen Art zugeschlagen sind, sekundäre Bearbeitung durch Nachdengeln der Seitenflächen in der jüngern Technik, und umgekehrt sind eine Anzahl geschliffener Geräthe (wohl meist Keile) zerschlagen und neu zu Bohrern, Schabern u. s.w. verarbeitet. Doch ist auffallend das Fehlen des häufigsten neolithischen Geräths, des "Arbeitskeils" (Typus D), ebenso kommen kantige Meißel nicht vor; auch sind die "prismatischen Messer" im Ganzen derber und großflächiger als die der "Feuersteinwerkstätten". Eine Anzahl von Typen, wie die Rundschaber, Bohrer, Spalter, sind aus rein neolithischen

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Ansiedlungen nicht bekannt geworden. Der Schliff erscheint ganz vereinzelt und zum Theil an typologisch alten Stücken. Wir sind demnach wohl berechtigt, den Fund als Ganzes in eine sehr frühe neolithische Zeit hinaufzurücken und müssen eher die minder zahlreichen jüngeren Sachen (die ganz feinen Pfeilspitzen, kantigen Dolchgriffe u. dergl.) als spätere Beimischung erklären, als in den überwiegenden alterthümlichen Dingen Ueberbleibsel einer früheren Besiedlung sehen.

Damit ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, daß an derselben Stelle auch schon in ältester Steinzeit Menschen gesiedelt haben können, und diesen ein Theil der Gegenstände von altem Typus angehört.

(Beltz.)

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