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Hünengräber von Woldzegarten.

(Katalog=Nummer St. 25-27.)

In der Südwestecke des Woldzegartener Forstes (bei Malchow) am Abhange einer Endmoräne, die hier ein stark coupirtes Gelände mit großem Blockreichthum bildet, nahe den Scheiden von Rogeez, Käselin und Leizen, lagen eine größere Anzahl kleinerer Hünengräber.

Der Besitzer des Gutes, Herr von Flotow auf Walow, hatte die Freundlichkeit, auf diese bisher unbeachtet gebliebenen Denkmäler aufmerksam zu machen und eine vom Verfasser am 24. April 1897 vorgenommene Untersuchung thatkräftig zu fördern. In Angriff genommen sind vier Gräber, welche alle auf ebenem Boden gelegen und in diesen hineingegraben waren.

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I. (Vergl. beistehende Skizze, Abb. 5.) Vierseitige Kammer;

Abbildung 5.
Abbildung 5.

0,90 m tief, 1,38 m lang (in nordwest=südöstlicher Richtung) und 0,80 m breit. Die Wände der Kammer wurden auf drei Seiten gebildet von flachen, auf die hohe Kante gestellten Geschiebesteinen, die 0,80 m hoch waren und 0,10 m über den Urboden ragten; die Fugen waren mit Keilsteinen, besonders aus gespaltenem rothen Sandstein, eng geschlossen. An der Südwestseite fehlte der Wandstein, dagegen fanden sich hier einige mittelgroße Steine, welche wohl eine Art Eingang gebildet haben. In der Kammer lag ein großer platter (nicht gewölbter) Stein, 1,40 m lang, 0,80 m breit und 0,35 m hoch, offenbar der Deckstein, der seiner Ausmessung nach gerade zur Ueberdeckung des Raumes hinreichte. Vor dem Eingange zwei etwa 50 cm lange Reihen kleiner Steine. Die Kammer war leer, wahrscheinlich seit Langem ausgeräumt, denn sie hatte sich seitdem ganz mit Erde gefüllt In der aufgeworfenen Erde fanden sich einige Scherben einfachster Art, braun, unverziert und zu zeitlicher Bestimmung nicht hinreichend.

II. Dem ersten gleich, nur lag hier der Eingang auf der Schmalseite und im Südosten. Die Steinreihen und ein Deckstein fehlen. Tiefe 0,80 m, Länge (nordwest=südöstlich) 1,30 m, Breite 0,80 m. Kein Inhalt.

III. Gleich dem vorigen, aber streng quadratisch; die Steine sind noch stärker, wie bei den andern; der Eingang, von dem noch einige kleinere Steine an Ort und Stelle lagen, auch hier im Südosten. Der Deckstein fehlt. Durchmesser 1,30 m, Tiefe 0,70 m. Kein Inhalt.

IV. Von den andern in mehreren Punkten abweichend; alle vier Seiten werden von je einem sehr großen Steine gebildet, über denen zwei große, dachförmig gewölbte Blöcke als Decksteine lagerten, die jetzt eingesunken sind. Länge (nordwest=südöstlich)

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1,90 m, Breite 1,10 m, Tiefe 0,70 m. In der Erde einige Scherben und ein kleines Feuersteinmesser.

Der Boden bestand bei allen vier Gräbern aus festgestampftem Lehm. Einige weißgeglühte und an der Oberfläche gerissene Feuersteinstücke fanden sich, aber zu wenig, als daß man sie hier, wie es in andern Fällen mit gutem Grunde geschehen ist (vergl. z. B. Lisch, Jahrb. 30, S. 118 und oben S. 113) für ein Pflaster halten könnte.

Daß die Woldzegartener Gräber schon ausgeraubt waren, ist in hohem Grade zu bedauern, denn Sie gehören einer Grabform an, die in Meklenburg bisher nicht beobachtet ist. Wir haben oben die Entwickelung der steinzeitlichen Begräbnißform besprochen und betont, wie aus der Steinkammer die Steinkiste wird. Unsere Gräber haben noch die Form der Kammer; bei dreien wenigstens ist ein seitlicher Eingang anzunehmen, aber der Deckstein des ersten ist die flache Platte, wie sie die Steinkistengräber (vergl. unten S. 121 das Grab von Basedow) charakterisirt, und die Gräber liegen im Boden ohne Hügel oder Langbett; sie scheinen also eine Uebergangsform von den freistehenden Kammern der älteren Periode zu den Kistengräbern der jüngeren darzustellen. Aehnliche Grabformen sind in Pommern beobachtet, wo man Sie ebenfalls in einen jüngeren Abschnitt der Steinzeit versetzt (vergl. Schumann, Kultur Pommerns, S. 20).