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Neuere Ausgrabungen.

Pfahlbauten (?) von Bülow.

Die Gegend von Rehna ist an steinzeitlichen Funden ungemein reich. Südlich vom Orte liegt bei Demen, Hof Nesow, Klein=Hundorf, Benzin eine Gruppe von Hünengräbern ältester Form, von denen einige noch jetzt erhalten sind; in der weiten Niederung nördlich, wesche die Radegast durchfließt, sind auf Rehnaer Stadtgebiet und bei Vitense schöne Moorfunde gemacht; besonders stark aber scheint das hoch gelegene Gebiet von Bülow besiedelt gewesen zu sein. Einzelne Sachen werden hier sehr häufig gefunden, und es scheint jetzt auch eine steinzeitliche Ansiedlung nachgewiesen werden zu können. Um die Sammlung der Rehnaer Alterthümer hat sich in den letzten Jahren besonders Herr Kaufmann Rohde in Rehna verdient gemacht, dem wir auch die Kenntniß der zu besprechenden Stellen verdanken.

Hinter dem ausgebauten Erbpachtgehöft Nr.VI, 2 km westlich von Rehna, liegt in einer abflußlosen Mulde, auf hohem Gelände, ein kleines Torfmoor (sog. "Langerieh") von etwa 275 m Länge und 100 m Breite. Bei der Torfgewinnung sind hier regelmäßig Baumstämme, Pfähle, Holzkohlen, Thierknochen, Haselnüsse, vereinzelt auch steinerne Geräthe und Thongefäße zu Tage getreten, leider aber früher nicht bewahrt. Verfasser hat darauf hin den Ort am 24. Juni 1896 mit thätiger Beihülfe des Besitzers, Erbpächter Klatt, untersucht. Besonders wurde eine Stelle in Angriff genommen, an der nach Klatts Aussage früher einmal ein Thongefäß, nach dem Berichte starkwandig, von kugeliger Form und schwarzgrauer Farbe, unter einem Balken gefunden ist; in der Nähe lagen zwei Feuersteinkeile und viele Thierknochen. Es ergab sich, daß der Torf hier nur etwa 75 cm tief steht, während näher den Rändern des Moores erst bei 3,50 m Tiefe der Grund erreicht wurde. Meine Ausgrabung ergab, daß an der Fundstelle eine Anzahl Pfähle, ich zählte zwölf, im Moore steckten, leider so mürbe, daß keiner ganz herausgezogen werden konnte und daher über die Art der Bearbeitung, besonders der Zuspitzung, sich nichts Genaueres bestimmen ließ. Nur das läßt sich sagen, daß sie behauen waren, denn die Oberfläche der meisten zeigte gerade Flächen. Auch über das Verhältniß der Pfähle zu einander läßt sich nichts mehr bestimmen.

An Fundstücken aus dem Langerieh sind bisher bewahrt: 1. Ein schöner Feuersteinkeil, Grundform D I; s. Jahrb. 63, S. 31.

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2. Eine Gefäßscherbe. 3. Ein Rinderhorn, welches seine Substanz so verändert hat, daß es vollständig wie Holz aussieht; eine fachmännische Bestimmung hat noch nicht stattgefunden.

Dieses Material ist noch zu gering, um die Bülower Fundstelle mit Sicherheit zu den Pfahlbauten zählen zu dürfen. Hierzu ist man erst berechtigt, wenn zwischen den regelmäßig gesetzten Pfählen eine einheitliche Kulturschicht sich findet, wie es in dem Wismarschen Pfahlbau in der That nachgewiesen ist. Jedenfalls aber schließen die bisher vereinzelten Beobachtungen sich am leichtesten zu dem Bilde eines Pfahlbaues zusammen. Die zeitliche Stellung unterliegt keinem Zweifel. Keile und Thongefäße sind sicher steinzeitlich.

Zweifelhafter ist ein zweiter Fundort auf Bülower Gebiet. Südlich von dem genannten "Langerieh", zwischen Gehöft VI und dem Dorfe, liegt ein zweites, ausgedehnteres Moor (600 m lang und im Durchschnitt 200 m breit), genannt "Ollen Bülow". Auch diesem haben die Besitzer, die Erbpächter Burmeister und Lüth, schon oftmals Steingeräthe entnommen. Erhalten sind eine Dioritaxt (s. Jahrb. 63, S. 61) und ein Schleifstein (Jahrbuch 63, S. 78); vielleicht gehört dahin auch der Jahrb. 63, S. 27, beschriebene Feuersteinkeil von Grundform C B II. Aber Beobachtungen über Pfähle, Thierknochen u. s. w. sind in diesem Moore noch nicht gemacht.