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Pfahlbau von Dargun.

In den ausgedehnten moorigen Wiesen, die südlich von Dargun am Röcknitzbach und der Peene sich hinziehen, ist eine Gruppe von Altsachen gefunden, welche höchst wahrscheinlich einem Pfahlbau angehören. Die Fundstelle liegt 2,7 km vom Orte, zwischen dem jetzigen Laufe des Röcknitzbaches und dem Wendischteichholze in den sog. Klein=Rosin=Wiesen, auf dem Antheile des Erbpächters Trog (Nr. 9). Die Sachen sind mit der etwa 4 m tief gehenden Maschine, angeblich aus tieferen Lagen, gehoben und bereits 1871 in den Besitz des Herrn G. Kellner in Dargun gekommen, wo sie sich zur Zeit noch befinden. Zahl=

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reiche senkrecht stehende Pfähle und eine Fülle von Thierknochen sind beobachtet, aber nicht bewahrt. Pfähle sollen auch neuerdings noch zu Tage getreten sein, über andere Funde verlautet nichts.

Die Fundstücke sind: 1. Keil von Feuerstein, sehr hübsch gearbeitet, grau, 7,5 cm lang. Grundform D 1. 2. Meißel von Feuerstein, schwarz, nicht geschliffen, fein muschelig geschlagen, 10 cm lang. 3. Klinge aus Feuerstein, weiß, einfache Form ohne Schaft, unten scharfkantig schließend (I a), sehr schön gearbeitet; die Seiten ziemlich hoch gewölbt und zum großen Theil geschliffen, eine sehr seltene Erscheinung, 24 cm lang, 3,5 cm größte Breite. Aus Dänemark bildet die Grundform Müller, Ordning- 153, ab, doch sind jene Exemplare nicht geschliffen; unter den Nye stenalders former (Aarböger 1896, S. 381) bespricht Müller auch diese dort nur an zwei Stücken beobachtete Abschleifung als eine besonders seltene Erscheinung. 4. Dolch mit unten verbreitetem Griff und gekröselter Mittelkante; Grundform II c 2, graubraun, 19,5 cm lang. 5. Dolch mit gekröseltem Griff; Grundform III 2, grau, 19 cm lang. 6. 7. Reste von zwei ähnlichen Dolchen. 8. Pfriemen aus Hirschhorn, schmal und spitz, 21,5 cm lang. 9. Reste eines umfangreichen Thongefäßes, dessen Grundform etwa die der a. a.O., S. 80, dargestetlten Ostorfer Schalen ist, (vergl. auch das Gefäß von Satzkorn imOsthavellande bei Brunner, Steinzeitl. Keramik in Brandenburg, Abbildung 6), welches aber einen breiteren Boden gehabt haben soll. Die Farbe ist schwarz; erhalten sind Theile des leicht eingezogenen Randes und

Abbildung 12.
Abbildung 12.

der etwas sich ausbiegenden Wandung. Die Verzierung besteht aus tief eingezogenen Linien; am Halse ein Saum von unregelmäßigen Vierecken mit kleinen Spitzen, darunter zwei Reihen kleiner Parallelstriche, am Ansatz der Wandung das übliche Hängeornament, hier bestehend aus kleineren und größeren Streifen, auf denen Sparren und Perpendikulärlinien mit seitlichen Schrägstrichen abwechseln. - Die zeitliche Stellung dieser

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Gefäßform ist noch nicht fest bestimmt. Es scheint, daß die Schalenform auf unserem Boden nicht der ältesten Stufe steinzeitlicher Keramik angehört, doch ist das Material noch zu gering.

Jedenfalls aber gehört der Fund als Ganzes einer jüngeren neolithischen Periode an. Alle Gegenstände sind ganz besonders zierlich gearbeitet, und es zeigen sich einzelne Formen, so die Dolche, welche der älteren, durch die Hünengräber charakterisirten Gruppe noch fremd sind. Auch der Pfahlbau von Wismar ist auf Grund der dort auftretenden Krugform innerhalb der Steinzeit ziemlich weit hinabzurücken; damit stimmen die Darguner Verhältnisse überein. Wenn die bisherigen Beobachtungen eine Verallgemeinerung rechtfertigen, dürften wir sagen: die Pfahlbauten auf unserem Boden sind nicht gleichzeitig mit den Hünengräbern, sondern den Steinkistengräbern.