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Hierzu kommen nun eine Anzahl neuerer Beobachtungen:

Wir zählen zunächst die in der Umgebung von Schwerin gemachten auf, wobei vielfach auf ältere Funde zurückgegriffen werden muß.

Ansiedlungen bei Schwerin.

Als ganz besonders ergiebig haben sich die Ufer des Schweriner Sees erwiesen. Wir zählen hier auf:

1. Raben=Steinfeld. (K.=Nr. St. 10.) Bereits 1846 waren an dem Steilufer in der sog. Seekoppel die typischen Stücke beobachtet (vergl. Jahrb. 11, S. 345; auch Jahrb. 63, S. 25). Neuerdings hat Herr Hofgraveur Lenthe aus Schwerin in dem zum See abfallenden Garten seines Grundstückes eine Unsumme von Messern, Spähnen u. s. w. gefunden und in größerer Anzahl dem Großherzoglichen Museum überwiesen. Es sind in großer Gleichmäßigkeit die drei= oder vierkantigen "prismatischen" Messer, meist kleine Exemplare, einige mit scharfer z. Th. gebogener Spitze, auch einige Nuclei. Feuerstellen sind beobachtet, aber keine Scherben. In einer Sandgrube auf dem Vorsprunge am Ufer sind u. a. Gebeine, Messer und ein durchbohrter Zahn beobachtet.

2. Kalkwerder. (K.=Nr. St. 51.) Im Garten des Wohnhauses der früheren Ziegelei und in dem benachbarten Großherzoglichen Küchengarten sind zahlreiche Spähne u. s. w. gefunden, aber auch fertige, z. Th. sehr schön gearbeitete Sachen. So sind als Geschenk des Herrn Stargard in das Museum gelangt: ein Dioritkeil (s. unten), ein Feuersteinkeil (a. a. O., S. 26), ein Meißel (a. a. O., S. 40), ein "halbmondförmiges Messer" (a.a.O., S. 56) und ein Reibstein (a. a. O., S. 77). Auch eingerammte Pfähle sind gelegentlich beobachtet. Da der ganze Boden sich wenig über den Spiegel des Großen Sees erhebt, hat man es hier wahrscheinlich mit Pfahlbauten zu thun, wozu auch die ge=

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fundenen Sachen, die dem Ende der Steinzeit nahe liegen, vortrefflich stimmen.

3. Kaninchenwerder. (K.=Nr. St. 1.) Einem aufmerksamen Sammler stoßen hier fast überall bearbeitete Steinsachen auf, allerdings meist unscheinbarer Art. Ueber ein keilartiges Stück in der Form der älteren Steinzeit vergl. a. a. O., S. 6. Nach den Beobachtungen des Herrn Maler Körner in Schwerin, der sich seit Jahren die Erforschung der Schweriner Umgegend, besonders nach Steinsachen, hat angelegen sein lassen, ist besonders das steile Abbruchufer an der Westseite ergiebig. Hier sind z. B. eine zerbrochene Axt, ein Dioritkeil und ein Knochenmeißel geborgen. Auf der kiesigen Anhöhe hinter der Gastwirthschaft ist 1888 in geringer Tiefe ein Skelett, anscheinend in "liegend hockender" Stellung gefunden. In der Sammlung befinden sich außer den genannten vier roh zugeschlagene Stücke, drei Messer, ein Schleifstein, ein Feuersteinkeil (C a), ein Dioritkeil und ein Meißel.

4. Am Ostorfer See. Am Nordufer, wo in jüngster Zeit die Ostorfer Villenkolonie entstanden ist, wurden bei dem Bau des ältesten Hauses, der damaligen Villa Suhrland, eine großere Anzahl der typischen Feuersteingeräthe gefunden, von denen eine Sammlung in die Großherzogliche Alterthümersammlung gelangt ist (1867 flgd.; Jahrb. 39, S. 120). Doch kann die Fundstelle nicht groß gewesen sein; denn bei den Neubauten ist allerdings ein schöner Urstierschädel (jetzt im Universitätsmuseum in Rostock auf dem Nieskeschen Grundstückf gefunden, Feuersteinsachen aber ganz vereinzelt. Ueber einen schönen Dolch vergl. a. a. O., S. 50, über einen sehr schönen Nucleus Jahrb. 3 B, S. 40. - Auch gegenüber dieser Stelle, bei dem Bahndurchschnitt, scheint eine Ansiedlung gewesen zu sein, von der aber nur ein Keil gerettet werden konnte; vgl. a. a. O., S. 25. Ebenso sind auf dem Friedhofe vereinzelt sehr einfache und alterthümlich anmuthende Messer gefunden; über eins vergl. Jahrb. 44, S. 71. - Daß die kleine Insel im See außerordentlich schöne und seltene Steinsachen geliefert hat, die auch einer Wohnstätte (nicht einem Grabe) zuzuschreiben sein werden, ist schon mehrmals besprochen; vergl. a. a. O., S. 80.

In weiterer Entfernung von Schwerin gehört hierher:

5. Die Insel Lieps im nördlichen Theile des Sees (zu Gallentin gehörig). Auch hier ist, wie auf dem Kaninchenwerder, besonders das Steile Abbruchufer am Nordende ergiebig gewesen;

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eine Anzahl von Stücken der typischen Art sind durch Herrn Körner in das Museum gelangt.

Ueber Pinnow und Kladow s. oben.

Außer von den fünf genannten Fundstellen haben in der Stadt Schwerin nnd ihrer Umgebung noch folgende Stellen vereinzelte steinzeitliche Funde ergeben:

1. 2. Am Neumühler See und am Lankower See einige derbe roh zugehauene Blöcke und eine angefangene Axt.

3. Von Zippendorf sind roh bearbeitete Stücke wiederholt eingeliefert.

4. Auf dem Schelfwerder sind zu verschiedenen Zeiten Steingeräthe in paläolithischem Charakter gefunden. Siehe a. a. O., S. 5; auch ein ungeschliffener, sehr großer Feuersteinkeil und eine kleine Dolchspitze (II a c) stammen von dort. Leider ist Genaues über den Fundort nicht aufgezeichnet; nahe der früheren Jägerkaserne ist 1883 eine kleine zerbrochene Axt aus schiefrigem Gestein und eine Anzahl Feuersteinmesser als Geschenk des Herrn Schütt in die Sammlung gelangt. (K.=Nr. St. 3.)

5. Vom Ostorfer Halse stammen zwei Dioritäxte, eine einfache keilförmige (a. a. O., S. 38), eine mit angefangener Bohrung und ein prismatisches Messer.

6. Auf der Schloßinsel sind einige sehr schöne Steinsachen gefunden, welche beweisen, daß die Stelle der alten Wendenburg schon in sehr viel früheren Perioden bewohnt gewesen ist, sei es, daß auch hier eine Insel, oder daß ein Pfahlbau als Ansiedlung gedient hat. Dahin gehören eine einfache Dioritaxt (a. a. O., S. 62) und eine größere Dolch= oder Lanzenklinge.

Außerdem sind eine Anzahl Einzelfunde gemacht:

1. Prismatisches Messer (III b. III) in der Wittenburgerstraße. 2. Desgleichen (4601) in der Amtsstraße, bei der Turnhalle 1879. 3. Keil (Gl. IV. 1. 358), Grundform B I, in der Johann Albrechtstraße (Jahrb. 63, S. 18). 4. Dolch (2072), Grundform II B 2; am Fuße des "Treppenberges" (Kommandantenstraße). 5. Hirschhorngriff (4632) beim Bau des Museums.

In der Umgegend von Schwerin: Keil (4404), Grundform B I, offenbar im See gelegen. Meißel (Gl. IV. 2. 34), Stadtfeldmark. Dolch (2934), Grundform II B 2, zwischen Schwerin und Wismar in einer Mergelgrube. Axt (L I A 1 a 54), sehr schöne Grundform II 1 c, im Amte Schwerin. Geschweifte Axt "im See nahe der Lieps".

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Ohne nähere Fundangabe: Keil (3), Grundform D I. Jahrb. 1 B, S. 14. Keil (Gl. IV. 1. 175), Grundform B II, mit geschweifter Schneide. Keil (Gl. IV. 1. 223), Grundform A. Jahrb. 63, S. 15.

Gegenüber diesem Reichthum an Wohnstellen und Einzelfunden ist die Armuth der Schweriner Gegend an Gräbern sehr auffallend. Besonders Hünengräber fehlen auf weitere Entfernung hier gänzlich.