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Inhalt:

Jahresbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde,

aus

den Arbeiten des Vereins

herausgegeben

von

A. Bartsch,

Domprediger zu Schwerin, mehrerer alterthumsforschenden Gesellschaften correspondirendem Mitgliede,
als
zweitem Secretair des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Siebenter Jahrgang.


Mit elf in den Text gedruckten Holzschnitten.


Auf Kosten des Vereins.

Vignette

In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung zu Rostock und Schwerin.


Schwerin, 1842.

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Inhaltsanzeige.


Erster Theil.
Aeußere Verhältnisse des Vereins.
S.
1. Veränderungen im Personalbestande 1
2. Finanzielle Verhältnisse 3
3. Versammlungen, Verfassung und Verwaltung 4

 

Zweiter Theil.
Thätigkeit des Vereins für die Erreichung seiner Zwecke.
1. Sammlung und Aufsuchung historischer Denkmäler.
A. Sammlung von Schriftwerken.
I. Bibliothek 6
II. Urkundensammlung 16
III. Sammlung anderer Handschriften 17
IV. Sammlung typographischer Alterthümer 17
B. Sammlung von Bildwerken.
I. Alterthümer im engern Sinne
1. Aus vorchristlicher Zeit
A. Aus der Zeit der Hühnengräber 18
B. Aus der Zeit der Kegelgräber 22
C. Aus der Zeit der Wendenbegräbnisse 27
2. Aus dem Mittelalter 45
3. Aus verschiedenen Perioden der Vorzeit 46
4. Aus neuerer Zeit 47
II. Münzen und Madaillen 48
III. Siegel 55
IV. Zeichnungen 55
C. Naturhistorische Sammlung 55
D. Gesammelte Nachrichten von Alterthümern aller Art.
I. Nachrichten von heidnischen Gräbern und andern historisch merkwürdigen Stätten, von mittelalterlichen Bauwerken u. dgl. 56
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S. 
II. Nachrichten über Bildwerke verschiedener Zeiten und Arten 80
2. Bearbeitung des historischen Stoffes.
A. Gelieferte Arbeiten.
I. Größere Abhandlungen 86
II. Kleinere Mittheilungen 87
B. Begonnene oder vorbereitete Arbeiten 89

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Erster Theil.

Aeußere Verhältnisse des Vereins.


1. Veränderungen im Personalbestande.

D ie Chronik des siebenten Lebensjahres unsers Vereins hat von vielen schmerzlichen Verlusten zu berichten. An der Spitze derselben steht der am 7. März d. J. ungeahnt frühe und plötzch erfolge Tod des allerdurchlauchtigsten Großherzogs Paul Friederich von Meklenburg=Schwerin, wodurch, wie das Land eines allgemein verehrten und innig geliebten Herrschers, auch der Verein eines Protectors beraubt ward, der demselben durch eine tiefe Sympathie für seine Bestrebungen von seinem Beginne an eng verbunden und seiner Wirksamkeit auf alle Weise in hohem Grade förderlich war. Der erlauchte Sohn des Vollendeten ist auch dem Vereine gegenüber in die Stelle seines verewigten Vaters getreten, und der Name Friedrich Franz , unter dessen Auspicien der Verein ins Leben trat, nennt aufs neue einen Schirmherrn desselben. Möge der zweite Träger dieses Namens in Meklenburgs Geschichte und in den Annalen des Vereins auch an langer Dauer einer gesegneten Regierung dem ersten gleichen!

Auch der Kreis unsrer correspondirenden Mitglieder erlitt schweren Verlust. Drei um die norddeutsche Geschichte überhaupt und um die meklenburgische insbesondere hochverdiente Männer, welche an den Bestrebungen und Arbeiten unsers Vereins den regsten, thätigsten Antheil nahmen, Consistorialrath Dr. Mohnicke zu Stralsund, Professor Dr. Fabricius zu Breslau und Professor Dr. Böhmer zu Stettin, so wie der Regierungsrath von Boddien zu Aurich, wurden uns durch den Tod entrissen. Dafür gewann der Verein in dem Herrn Bürgermeister Fabricius zu Stralsund ein neues correspondirendes Mitglied, und erweiterte seine Verbindungen mit dem geschichtforschenden Auslande außerdem noch durch Anknüpfung

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von Correspondenz und Schriftenaustausch mit dem Vereine für hamburgische Geschichte und mit dem historischen Vereine für Oberbaiern zu München. Von den ordentlichen Mitgliedern starben 5, nämlich: Rath Dr. Preller zu Neubrandenburg, Oberlehrer Weber zu Schwerin, Geheimer=Hofrath Dr. Kämmerer zu Rostock, Landrath von Oertzen auf Gr. Vielen und Geheimer=Legationsrath Reichenbach zu Neu=Strelitz; auf anderem Wege schieden aus die Herren: Hofrath Ehlers und Criminalrath Ackermann zu Bützow, Pastor Christlieb zu Cavelstorf, Pastor Willebrand zu Parkentin, Hofrath Tolzien zu Schwerin und von Oertzen auf Barsdorf. Dagegen wurden 21 Männer als ordentliche Mitglieder aufgenommen:

1)    Herr     von Oertzen auf Markshagen,
2)      - Dr. Nevermann zu Plau,
3)      - Lieutenant von der Lühe zu Schwerin,
4)      - Domänenrath von Röder zu Boizenburg,
5)      - Erblandmarschall Graf von Hahn auf Basedow,
6)      - von Buch auf Zapkendorf,
7)      - Drost von Meerheimb auf Gr. Gischow,
8)      - Buchdrucker Bicker zu Schönberg,
9)      - von Kardorff auf Remlin,
10)      - Baron von Möller=Lilienstern auf Carlsdorf,
11)      - Gymnasiallehrer Dr. Frege zu Wismar, 
12)      - Canzleirath Dr. Schmidt zu Rostock,
13)      - von Oertzen auf Roggow,
14)      - von Gundlach auf Hinrichsberg,
15)      - Graf von Blücher auf Göhren,
16)      - Rittmeister von Blücher auf Rosenow,
17)      - von Heyden auf Bredenfelde,
18)      - Kammerjunker von der Lancken auf Galenbeck,
19)      - General=Major von Elderhorst zu Schwerin,
20)      - Adjutant von Zülow ebendaselbst,
21)      - Lieutenant von Lowtzow ebendaselbst.

Der Verein zählt also zur Zeit: 22 correspondirende Gesellschaften (2 mehr als im vorigen Jahre), 54 correspondirende Mitglieder (3 weniger) und 370 ordentliche Mitglieder (10 mehr als im vorigen Jahre).

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2. Finanzielle Verhältnisse.
Vom 1. Julius 1841 bis zum 1. Julius 1842 betrug

Finanzielle Verhältnisse
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Finanzielle Verhältnisse

Schwerin, den 1. Julius 1842.

P. F. R. Faull,    
Cassen=Berechner.

3. Versammlungen, Verfassung und Verwaltung.

Die diesjährige, am 11. Julius gehaltene und zahlreich besuchte Generalversammlung ward durch den Herrn Präsidenten mit einer Anrede eröffnet, welche eine Hinweisung auf den schmerzlichen Verlust, den vor kurzem das Land und der Verein erlitten, auf den schnellen, mehrfachen Wechsel, den

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innerhalb weniger Jahre das Protectorat des Vereins erfahren, aber auch auf die tröstlichen und fröhlichen Aussichten enthielt, welche auch unter der Regierung des jetzigen jugendlichen Herrschers von Meklenburg=Schwerin für das Gedeihen und die Wirksamkeit des Vereins sich eröffnen. An die Jahresberichte der Beamten schloß der Herr Präsident die von der Versammlung mit der lebhaftesten Freude aufgenommene Erklärung, daß Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz das Protectorat des Vereins zu übernehmen geruht haben. Nachdem auch der Herr Präsident und der Herr Vice=Präsident noch ferner die Leitung des Vereins beizubehalten sich bereit erklärt hatten und sämmtliche Beamte in ihren Functionen für das nächste Jahr bestätigt waren, wurden durch Stimmenmehrheit die Herren Revisionsrath Schumacher, Vice=Oberstallmeister von Boddien, Regierungsrath Knaudt und Advocat Schweden als Repräsentanten der Gesammtheit in den Ausschuß gewählt. Auf den Vorschlag des Herrn Präsidenten proclamirte die Versammlung sodann die Frau Gräfin von Hahn auf Basedow, in Anerkennung vielfacher und großer Verdienste um die Arbeiten und die Sammlungen des Vereins, zum Ehrenmitgliede desselben, und hörte hierauf einen Vortrag des Herrn Archivars Lisch über den byzantinischen oder Rundbogenstyl in meklenburgischen Kirchen. Schließlich erfreuten sich die Anwesenden an der Besichtigung und Besprechung der zahlreichen und zum großen Theil sehr interessanten Alterthümer, Münzen etc. ., welche der Verein neuerdings erworben hat.


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Zweiter Theil.

Thätigkeit des Vereins für die Erreichung seiner Zwecke.


1. Sammlung und Aufsuchung historischer Denkmäler.

A. Sammlung von Schriftwerken.

I. Bibliothek.

V erzeichniß der in dem Vereinsjahre 1841/42 erworbenen Bücher (vgl. Jahresber. VI, S. 20-28):

  1. Aktstykker til Oplysning iscer af Danmarks indre Forhold i aeldre Tid. Odense 1841. 4. (Geschenk der Fyens Stifts literaire Selfkab.)
  2. Alberti, Fünfzehnter Jahresbericht des Voigtländischen alterthumsforschenden Vereins. Gera 1840. 8. [M. s. Nr. 386. 539. 784.] (Geschenk des Vereins.)
  3. Antwort, Gebührliche, auf ungebührliches Geschwätz in dem freimüthigen Abendblatter 1818. 8. (Geschenk des Hrn. Dr. Bartels hieselbst.)
  4. Apologia, Fürstl. Mecklenburgische, das ist: Hochnothwendige Verantwortung vnd wolgegründete Deduction der Vrsachen, warumb die Durchl., Hochgeb. Fürsten vnd Herrn, Hr. Adolph Friederich vnd Hr. Hans Albrecht Gebrüdere, Hertzoge zu Mecklenburg etc. . dero Hertzog=Fürstenthumben vnd Ländern nicht haben priviret vnd entsetzet werden können noch sollen. Von II. FF. GG. zu rettung dero Vnschuld, Stewr der Wahrheit etc. . angeordnet vnd publiciret. A. 1630. 4. (Geschenk des Hrn. Buchhändlers Fr. Oertzen hieselbst.)
  5. Archiv des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg. 6ten Bandes 3tes Heft. Würzburq 1841. 8. [M. s. N. 827-839. 1010-1012.] (Geschenk des Vereins.)
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  1. - 1109. Archiv, Vaterländisches, des historischen Vereins für Niedersachsen. Herausgegeben von A. Brönnenberg. Jahrgang 1840: 4 Hefte. Hannover. 8. [M. s. Nr. 396. 397. 542-549. 1006-1009.] (Geschenk des Vereins.)
  1. -1118. Archiv, Oberbayerisches, für die vaterländische Geschichte, herausgegeben von dem historischen Verein für Oberbayern. 1sten, 2ten und 3ten Bandes 1stes, 2tes und 3tes Heft. Holzschnitten und Lithographien. München 1839-1841. 8. (Geschenk des Vereins.)
  1. Assecuration vnd andere Reverse, de Annis 1572 vnd 1621. Von den regierenden Herzogen zu Meckelnburgk etc. . Deroselben vnterthänigen Ehrbarn Ritter= vnd Landschaft ertheilet. Rostock 1626. 4. (Geschenk des Hrn. Dr. E. Zober in Stralsund.)
  2. Atlas antiquus Danvillianus minor. Norimbergae. Fol. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  3. Ausführung, Zuverlässige, des Rechts der Auseinandersetzungs=Convention, welche zwischen beiden zu Mecklenburg regierenden durchl. Herzogen am 3. Aug. 1748 vollzogen worden etc. . 1749. Fol. (Geschenk des Hrn. Pastors Masch zu Demern.)
  4. Jac. Heinr. Baleke, Gedanken von Wiedererstattung der in benachbarter Mächte Hände geratenen Mecklenburgischen Aemter in Ansehung des Hrn. Herzogs Christian Ludwigs zu Mecklenburg etc. . Rostock und Wißmar 1752. 4. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  5. Baltische Studien. Herausgegeben von der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde. 8ten Jahrgangs 2tes Heft. Stettin 1841. 8. [M. s. Nr. 11-14. 224. 225. 400. 550-552. 841. 842. 1016. 1017.] (Geschenk der Gesellschaft.)
  6. Dr. Joh. Ph. Bauermeister, Rede über den Herzog Johann Albrecht I. Rostock 1841. 4.
  7. Dr. Joh. Ph. Bauermeister, Rede über den Professor David Chyträus. Rostock 1840. 4. (Nr. 1124 und 1125 Geschenke des Hrn. Bibliothekars Dr. v. Nettelbladt in Rostock.)
  8. Ludwig Bechstein, Deutsches Museum für Geschichte, Literatur, Kunst und Alterthumsforschung. 1ster Band. Mit 5 Bildtafeln und Facsimiles. Jena 1842. 8.
  9. Bericht, Vierter über das Bestehen und Wirken des
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historischen Vereins zu Bamberg in Oberfranken in Baiern. Bamberg 1841. 8. [M. s. Nr. 559. 850.] (Geschenk des Vereins.)

  1. Bericht, Siebenter, der Königl. Schleswig=Holstein=Lauenburgischen Gesellschaft für die Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer. Mit e. Lithographie. Kiel 1842. 8. [M. s. Nr. 229. 230. 407. 561. 851. 1023.] (Geschenk der Gesellschaft.)
  2. Bericht des literarisch=geselligen Vereins zu Stralsund über sein Bestehen während der Jahre 1839, 1840 und 1841. Stralsund 1842. 8. [M. s. Nr. 406. 560.] (Geschenk des Hrn. Dr. E. Zober in Stralsund.)
  3. Bericht, Amtlicher, über die Versammlung deutscher Land= und Forstwirte zu Doberan im September 1841. Herausgegeben von Dr. A. v. Lengerke. Güstrow 1842. 8. (Geschenk des Hrn. Grafen v. d. Osten=Sacken zu Marienhof.)
  4. Betrachtungen, Ausführliche, über die verschiedenen Stücke der Gemeinschafts= und Contributions=Verfassung derer drey Crayse der Herzogthümer Mecklenburg etc. . 1751. Fol. (Geschenk des Hrn. Pastors Masch zu Demern.)
  5. 1133. Bibliothek, Die, der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, alphabetisch verzeichnet. 2 Bände. Görlitz 1819. 8. (Geschenk der Gesellschaft.)
  1. v. Brandenstein, Noch Etwas über die Schiffbarmachung der Elde. Schwerin 1792. 8. (Geschenk des Hrn. Landraths von Maltzahn auf Rothenmoor.)
  2. Fr. Fr. v. Bülow, Versuch einer einleuchtenden Darstellung der bisherigen Amtsverfassung und ihres Geistes, so wie des Ideals einer zweckmäßigen Trennung aller Zweige der Administration in den Großherzogl. Mecklenburg. Domanial=Aemtern. Fol. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  3. M. C. F. Crain, Die Reformation der christlichen Kirche in Wisnar etc. . Wismar 1841. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  4. M. C. F. Crain, Zu der am 29. Septbr. stattfindenden Feier des 200jährigen Bestehens der hiesgen großen Stadtschule ladet ein -. Wismar 1841. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  5. C. F. Crain, Carmen Sæculare nomine Lycei Wismariensis d. XXIX. Sept. 1841. IV. Saeculum solemniter auspicantis dicatum a -. Wismariae 1841. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
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  1. C. F. Crain, Oratio habita in tertiis solemnibus saecularibus scholae Civitatis Wismariensis d. 29. m. Spt. a. 1841. Wismariae 1841. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  2. Fr. Danneil, Fünfter Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. Neuhaldensleben 1842. 8. [M. s. Nr. 869. 870. 1041.] (Geschenk des Vereins.)
  3. Darstellung, Kurze, der Feierlichkeiten, welche am 26. Aug. bei der Enthüllung des dem Fürsten Blücher von Wahlstadt von den Mecklenburgern in seiner Geburtsstadt Rostock errichteten Denkmals stattgefunden, nebst den an diesem Festtags gehaltenen Reden. Rostock 1819. 4. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  4. Dr. E. Deecke, Von der ältesten Lübeckischen Rathlinie. Eine Jubelschrift. Lübeck 1842. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  5. Dr. G. W. Dittmer, Einige fragmentarische Bemerkungen über vormalige Revenüen des heil. Geist=Hospitals zu Lübeck, aus Grundeigenthum in Pommern. Lübeck 1842. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  6. Joseph Dobrowsky, Lehrgebäude der Böhmischen Sprache. Prag 1819. 8. (Geschenk des Hrn. Dr. Burmeister in Wismar.)
  7. C. G. Evers, Genealogisch=histor. Darstellung der Abstammung des verstorbenen Erb=Land=Marschalls Cord Jaspar Ferdinand von Moltzan auf Grubenhagen etc. . und der jetzt lebenden Gräfl., Freiherrl. und Adlichen Maltzane und Moltzane, als Prätendenten zu den von Moltzan=Grubenhagenschen Lehnen u. s. w. Neubrandenburg 1841. Fol. (Geschenk des Hrn. Landraths von Maltzahn auf Rothenmoor.)
  8. C. G. Fabricius, Urkunden zur Geschichte des Fürstenthums Rügen unter den eingebornen Fürsten etc. . 1r Bd. (Einleitung.) Stralsund 1841. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  9. Car. Ed. Foerstemann, Album Academiae Vitebergensis ab A. Ch. MDII usque ad A. MDLX. Ex autographo. Lipsiae 1841. 4.
  10. Dr. Fr. Förster, Wallenstein, Herzog zu Mecklenburg, Friedland und Sagan, als Feldherr und Landesfürst in seinem öffentlichen und Privatleben. Eine Biographie. Potsdam 1834. 8.
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  1. Fromm, Einige processualische Betrachtungen in Bezug auf die Errichtung eines Oberappellations=Gerichts in Mecklenburg. Hamburg 1817. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  2. Gedanken über die Korn=Ausfuhr von Mecklenburg. Als ein patriotischer Beitrag über die Materie von Schiffbarmachung der Elde. Schwerin 1792. 8. (Geschenk des Hrn. Landraths von Maltzahn auf Rothenmoor.)
  3. Gesellschaft, Die Königliche, für Nordische Alterthumskunde. Jahresversammlung 1840 und 1841. Kopenhagen 1841. 8.
  4. Gutenbergfest, Das, in Görlitz. Görlitz 1840. 8. (Geschenk der Oberlausitz. Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz.)
  5. Christophor. Hartknoch, Alt= und Neues Preussen oder Preussischer Historien zwey Theile. Mit vielen Abbildungen. Frkft u. Lpzg. 1684. Fol. (Geschenk des Hrn. Pastors Brückner zu Gr. Giewitz.)
  6. Leop. Haupt und Joh. Ernst Schmaler, Volkslieder der Wenden in der Ober= und Nieder=Lausitz. 1r Thl. V.=L. der W. in der Ober=L. (Bogen 1.-30.) Grimma 1841. 1842. 4.
  7. W. Havemann, Handbuch der neuern Geschichte 2r Thl. 1842. 8. [M. s. Nr. 1052.] (Geschenk des Hrn. Verf.)
  8. Jos. v. Hefner, Das römische Bayern, in antiquarischer Hinsicht. Eine Einladungsschrift. München 1841. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  9. Jos. v. Hefner, Tegernsee und seine Umgegend. Mit einer Ansicht des königl. Schlosses. München 1838. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  10. C. A. Holmboe, De prisca re monetaria Norwegiae et de numis seculi duodecimi nuper repertis, proludendi causa, scripsit -. Accedunt quinque tabulae lapidi incisae. Christianiae 1841. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  11. Jahresbericht, Fünfzehnter, der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, v. 27. Jun. 1840. Stettin 1840. 8. [M. s. Nr. 97-102. 265. 266. 615. 616. 912.] (Geschenk der Gesellschaft.)
  12. - 1162. Jahresbericht, 1r, 2r und 3r, des historischen Vereins von und für Oberbayern. Für d. J. 1838, 1839 und 1840. Erstattet durch den Dr. Fr. A. Frhrrn. von Zu=Rhein. München 1839, 1840, 1841. 3 Bde. 8. (Geschenk des Vereins.)
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  1. Jahrbücher und Jahresbericht des Vereins für mekl. Geschichte und Altertumskunde. 6r Jahrgang. Schwerin 1841. 8. [M. s. Nr. 264. 445. 613. 913. 1056.]
  2. Ferd. Keller, Der Großmünster in Zürich. II. Architectur. Mit 2 Kpfrtafln. Fol. (Geschenk des zürichschen Vereins.)
  3. Klag, Ein klägliche, an den christl. Römischen Keyser Karolum von wegen Doctor Luters vnd Vlrich von Hutten. Auch von wegen der Curtisanen vnd Bettel mönch. Daß Kayserl. Maj. sich nit laß sollich leut verfuren. Der erst bis XV. bundsgenos. 4. (Geschenk des Hrn. Buchhändlers Fr. Oertzen hieselbst.)
  4. - 1168. F. W. B. F. Frhrr. v. d. Knesebeck, Die allgemeinen Stände und die Provinzial=Landschaften des Königreichs Hannover. 1ste, 2te und 3te Lieferung. Hannover 1841. 8. (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)
  1. F. W. B. F. Frhrr. v. d. Knesebeck, Archiv für Geschichte und Genealogie. 1r Bd. Hannover 1842. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  2. P. v. Kobbe, Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogthums Lauenburg. 3r Bd. Altona 1837. 8. [M. s. Nr. 271. 272.] (Geschenk des Hrn. Pastors Masch zu Demern.)
  3. P. v. Kobbe, Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Holstein. 1r Thl. Hamburg 1842. 8.
  4. E. v. Ladiges, Vorschlag zur Bildung eines Actien=Vereins Zwecks Errichtung einer landwirthschaftl. Lehranstalt. Güstrow 1841. 8. (Geschenk des Hrn. Archivar Lisch hieselbst.)
  5. G. Landau, Die Ritter=Gesellschaften in Hessen während des 14. und 15. Jahrhunderts. Mit e. Urkundenbuche. Kassel 1840. 8. (Geschenk des hessischen Vereins.)
  6. J. C. M. Laurent, Das älteste Hamburgische Handlungsbuch aus dem 14. Jahrhundert. Hamburg 1841. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  7. Leop. v. Ledebur, Streifzüge durch die Felder des königl. Preußischen Wappens. Berlin 1842. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  8. C. v. Lehsten, Ueber die Aufhebung der Leibeigenschaft in Mecklenburg und deren günstige und ungünstige Folgen, nebst Vorschlägen zu Ausgleichung der letzteren. Parchim 1834. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
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  1. G. Ch. F. Lisch, Philipp Melanthons Universitäts=Zeugniß für den Herzogl. Meklenb. Secretair Mag. Simon Leupold. (Aus Ilgen's Zeitschrift für historische Theologie. Lpzg. 1841.) 8. (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)
  2. 1179. G. Ch. F. Lisch, Meklenburgische Urkunden. II. Urkunden des Klosters Neukloster. Schwerin 1841. III. Urkunden des Bisthums Schwerin. Schwerin 1841. 8. [M. s. Nr. 464.] (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)
  1. G. Ch. F. Lisch, Ueber die Deutung der norddeutschen Grabalterthümer. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  2. G. Ch. F. Lisch, Geschichte der Eisengewinnung in Meklenburg aus inländischem Rasenerz. (Aus d. Jahrbüchern des V. f. mekl. G. u. A.) 1842. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  3. G. Ch. F. Lisch, Die verwandtschaftlichen Verbindungen des ältern Hauses Gans von Putlitz mit altfürstlichen Geschlechtern. Schwerin 1841. 8. (Geschenk deS Hrn. Verf.)
  4. Mémoires de la Société Royale des Antiquaires du Nord. 1838. 1839. Copenhague 1840. 8. [M. s. Nr. 939.] (Geschenk der Königl. Gesellschaft für N. A.)
  5. 1185. Mittheilungen, Neue, aus dem Gebiete histor.=antiquarischer Forschungen. Herausgegeben von dem thüringisch=sächsischen Verein für Erforschung des vaterländ. Alterthums. 6ten Bdes 1stes und 2tes Heft. Halle und Nordhausen 1841. 1842. 8. [M. s. Nr. 150-153. 326-329. 479-484. 690. 691. 941-943. 1068-1070.] (Geschenk des Vereins)
  1. - 1188. Joh. Molleri Flensburgensis Cimbria Literata, sive scriptorum ducatus utriusque Slesvicensis et Holsatici historia literaria. Tom. I., II., III. Havniae 1744. Fol. (Geschenk des Hrn. Consistorialraths Prof. Dr. Diemer in Rostock.)
  1. v. Nettelbladt, Bemerkungen über einige Gegenstände des Mecklenburgischen Concurs=Processes. Rostock und Schwerin 1810. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors v. Steinfeld hieselbst.)
  2. G. H. Pertz, Monumenta Germaniae Historica etc. Tom. VI. Scriptorum tom. IV. Hannov. 1841. Fol. [M. s. Nr. 165-167. 494. 953.] (Geschenk Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Meklenburg=Schwerin.)
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  1. C. A. Pescheck, Geschichte der Poesie in der Lausitz. Görlitz 1836. 8. (Geschenk der OL. Gesellschaft d. W. zu Görlitz.)
  2. J. F. Pries, Am Weihetage der Bildsäule des Fürsten Blücher von Wahlstatt den Ständen Mecklenburgs. Rostock 1819. 4. (Geschenk des Hrn. Dr. Bartels hieselbst.)
  3. Proben aus einer Sammlung wendischer Volkslieder. Die ersten vier aus der Oberlausitz, die übrigen aus der Niederlausitz. 8. (Geschenk der OL. Gesellschaft d. W. zu Görlitz.)
  4. Protocollum Comitiale d. d. Malchin 25. Nov. 1799. 1794. Schwerin 1796. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  5. - 1197. Fr. von Raumer, Historisches Taschenbuch. Neue Folge 1r, 2r und 3r Jahrgang. Leipzig 1840, 1841, 1842. 8. (Geschenk des Hrn. Regierungsraths von Oertzen hieselbst.)
  1. Dr. W. Reinhold, Chronik der Stadt Rostock. Rostock 1836. 8. (Geschenk des Hrn. T iedemann in Rostock.)
  2. Fr. Theodor Richter, Geschichte des Pönfalls der Oberlausitzischen Sechsstädte. Görlitz 1835. 8. (Geschenk der OL. Gesellschaft f. W. zu Görlitz.)
  3. Dr. A. pr. Riedel, Geschichte der auf Befehl Sr. Maj. des Königs Friedrich Wilhelm III. wiederhergestellten Klosterkirche und des ehemaligen Dominicaner=Mönchs=Klosters zu Neu=Ruppin, herausgegeben von Dr. Kampe. Neu=Ruppin. 4. (Geschenk des Hrn. Gymnasiallehrers Masch zu Neu=Ruppin.)
  4. Schadow, Ueber das Denkmal des Fürsten Blücher von Wahlstatt als es am 26. Aug. 1819 zu Rostock feierlich aufgestellt wurde. (Rostock) 1819. 4. (Geschenk des Hrn. Dr. Bartels hieselbst.)
  5. - 1211. Schulprogramme, Zehn, des Gymnasium Fridericianum zu Schwerin von 1835-1841. 4. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  1. Schulreglement für das Amt Pöl. Wismar 1836. 4. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  2. - 1214. Scriptores Rerum Lusaticarum. Herausgegeben von der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Neuer Folge 1r Band und 2ten Bandes 1ste Lieferung. Görlitz 1839. 8. (Geschenk der Oberlaus. Gesellschaft d. W. zu Görlitz.)
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  1. Fr. W. Sibeth, Ueber die Verbesserung des Schuldsystems im Großherzogthum Mecklenburg=Schwerin, besonders in Hinsicht auf die Collisionen der Gläubiger unter einander. 1r Theil. Güstrow 1816. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  2. Adolph Chr. Siemssen, Vorläufige Nachricht von den Mineralien Mecklenburgs. Schwerin 1792. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hies.)
  3. Staatskalender, Großherzogl. Mecklenburg=Schwerinscher. 1842. 8. [M. s. Nr. 192. 193. 371. 514. 747. 1089.] (Geschenk von H. W. Bärensprung.)
  4. Staatskalender, Großherzogl. Mecklenburg=Strelitzischer. 1842. 8. [M. s. Nr. 974-985. 1090.] (Geschenk des Hrn. Vicedirectors von Maydell hieselbst.)
  5. (J. V. Stever), Glorwürdigster Lebens=Lauf des wail. Durchlauchl. Fürsten und Herrn Herrn Friederichs zu Mecklenburg=Grabow etc. . Rostock 1748. 4. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  6. - 1233. Peter Friderich Suhm, Historie af Danmark. Fra de äldste Tider til 1400. Kjøbenhavn 1782-1828. 14 Bde. 4.
  1. Tabellen, Vollständige, von dem Verhältniß Herzoglich Mecklenburg=Schwerinscher Courant=Münzen gegen andere Geld=Sorten, von 1752 bis 1763; ferner von dem gesetzmäßigen Verhältniß verschiedener im Herzogthum Mecklenburg coursirender Gold=Münzen gegen Reichs=Crayß auch nachbarliche und inländische Münzen, von 1566 bis 1752. Schwerin 1764. 4. (Geschenk des Hrn. Landraths von Maltzahn auf Rothenmoor.)
  2. Fr. Thomas, Lutherus biseclisenex oder 200jähriges Ehren=Gedächtniß D. Martini Lutheri etc., in der Mecklenburgischen Haupt=Stadt Güstrow biß daher Gottlob glücklich behalten etc. ., wobei die Meckl. Kirchen=Historie etc. . in etwas zu Tage geleget. Güstrow 1717. 4. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  3. Car. Türk, De Statuts Rolandinis. Dissertatio historico-juridica. Rostochii 1824. 4.
  4. Carl Türk, Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte. 3tes Heft. 1. Kritische Geschichte der Franken bis zu Chlodwigs Tode, i. J. 511. 2. Das salfränkische Volksrecht. Rostock und Schwerin 1830. 8. [Nr. 1236 und 1237 Geschenke des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
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  1. O. G. Tychsen, Geschichte der öffentlichen Universitäts=Bibliothek und des Museums zu Rostock. Rostock 1790. 4. (Geschenk des Hrn. Landraths von Maltzahn auf Rothenmoor.)
  2. Ueber die Einrichtungen, die im Herzogtum Mecklenburg=Schwerin durch den Beitritt zum Rheinischen Bunde notwendig werden dürften, nebst einem Anhange über den 320sten Paragraphen des Landes=Vergleichs. Rostock 1808. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)
  3. Frhrr. Joh. Reichard Valvasor, Vollkommene und gründliche Landbeschreibung deß Erz=Herzogthumes Kärndten etc. . Mit vielen Kupfern. Nürnberg 1688. Fol.
  4. - 1242. Frhrr. Joh. Reichard Valvasor, Historisch=topographische Beschreibung etc. . deß Herzogthums Crain etc. . In reines Teutsch gebracht etc. . durch Erasmum Francisco Mit vielen Kupfern. Laybach 1689. Fol. 1r u. 3r Bd. (Nr. 1240 - 1242 Geschenke des Hrn. Pastors Müller zu Neese.)
  1. Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländ. Museums in Böhmen in der 19. allgem. Versammlung am 26. Mai 1841. Prag 1841. 8. (Geschenk des Hrn. Bibliothekars Hanke in Prag.)
  2. Vertheidigte Gerechtigkeit der Herzogl. Mecklenburgischen Maaß=Reguln in Ansehung der Meckl. Ritterschaft überhaupt etc. . 1750. Fol. (Geschenk des Hrn. Pastors Masch zu Demern.)
  3. Verzeichnis oberlausitzischer Urkunden. 2 Thle. in 1 Bde. V. Jare 965 - 1803. Görlitz 1799-1824. 4. (Geschenk der Oberl. Gesellschaft d. W. zu Görlitz.)
  4. Johannes Voigt, Codex diplomaticus Prussicus. Urkunden=Sammlung zur ältern Geschichte Preussens aus dem Königl. Geh. Archiv zu Königsberg, nebst Regesten. 1r und 2r Thl. in 1 Bde. Königsberg 1836. 1842. 4. (Geschenk des Hrn. Verf.)
  5. Warhafftige vnterricht, der Ratzeburgischen Pfaffen herkommens, vnd wie gar vnchristlich vnd beschwerlich dieselben jegen ihren rechten erblichen Patron vnd Landesfürsten gehandelt. 4. (Geschenk des Hrn. Buchhändlers Fr. Oertzen hieselbst.)
  6. Dr. P. Wigand, Wetzlarsche Beiträge für Geschichte und Rechtsalterthümer. 2ten Bdes 1stes Heft. Frankfurt a. M. 1841. 8. [M. s. Nr. 527. 528. 767. 996.] (Geschenk des wetzlarschen Vereins.)
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  1. 49. Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. 2ten Bdes 4tes Heft. Kassel 1840. 8. [M. s. Nr. 775-778.] (Geschenk des Vereins.)
  2. Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Zweites Supplement. Hessische Chronik von Wigand Lauze. Kassel 1841. 8. (Geschenk des Vereins.)
  3. 1252. Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. 1sten Bdes 1stes und 2tes Heft. Hamburg 1841. 8. (Geschenk des Vereins.)
  1. 1254. Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von dem Verein für v. G. u. A. Westfalens. 4ten Bdes 1stes und 2tes Heft. Münster 1841. 8. [M. s. Nr. 779. 780. 998. 1098. 1099.] (Geschenk des Vereins.)
  1. Dr. E. Zober, Gerhard Hannemann's Stralsunder Memorialbuch von 1553 bis 1587. Stralsund 1841. 8. (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)
  2. Dr. E. Zober, Eine alte Stralsunder Chronik. Aus der unlängst aufgefundenen Pergamentschrift herausgegeben. Mit einem Facsimile. Stralsund 1842. 8. (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)
  3. Zugabe zu den Worten des Hrn. Kammerraths v. Zimmermann über die Seiten der landschaftl. Mitglieder des E. Ausschusses bei der höchsten Landesregierung übergebene Erklärung in Betreff des in Mecklenburg zu organisirenden Credit=Wesens. Rostock 1815. 8. (Geschenk des Hrn. Kammerdirectors von Steinfeld hieselbst.)

H. W. Bärensprung,     
Bibliothekar des Vereins.

II. Urkundensammlung.

Die Urkundensammlung erhielt folgende Urkunden im Originale und in Abschriften zum Geschenke:

1) durch den Herrn Kaufmann Boldemann zu Grabow:

Original=Landtags=, Aufgebots=, Contributions= etc. . Edikte von 1589-1682.

2) durch den Herrn Archivar Dr. Lappenberg zu Hamburg:

Abschrift von einer Urkunde vom 8. October 1295, betreffend einen Streit des schweriner Domherrn Johann Sperling mit dem Dom=Capitel zu Lübeck.

3) durch den Herrn Archivar Lisch zu Schwerin:

a. Abschrift von den Confirmationen der zwei neuburger Pfarrhufen in Eichholz von 1270, 1431 und 1521,

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nach der von dem Herrn Pastor Sichert zu Neuburg mitgeteilten letzten Original=Confirmation (gedruckt Jahrb. VII, S. 301).

b. die Originalurkunde der Herzoge Rudolph und Johann über Bede und höchstes Gericht in Wessin und Radepohl vom 31. Mai 1391 (gedruckt Jahrb. VI, S. 213).

4) durch den Pastor Bartsch zu Schwerin:

die Original=Urkunde, durch welche der Ritter Johann von Buch, Herr von Garsedow und Wittenberge, der Stadt Perleberg und den Kaufleuten daselbst die Mühle an der Stepenitz zu Wittenberge und die Schifffahrt auf der Stepenitz nach bestimmten Zollsätzen verkauft, d. d. Perleberg, 1337, tu lichtmisse.

Die Sammlung besteht daher jetzt aus

91   Urkunden im Original,
192   Urkunden=Abschriften,
246   Urkunden=Regesten.
---- --------
529   Stück.

III. Sammlung anderer Handschriften.

1) Ein Band Nachrichten (144. S. in 4) über den Supeintendenten Wigand und die Wiedertäufer zu Wismar, aus einer Handschrift der Bibliothek zu Wolfenbüttel, durch Vermittelung des Herrn Bibliothekars Schönemann daselbst.

2) Der Amnestie=Revers des Herzogs Johann Albrecht I. für die Stadt Rostock vom 27. October 1565, und

3) ein Schreiben des Superintendenten Joh. Wigand an denselben Herzog vom 23. Febr. 1566, beide aus dem dessauischen Archive durch den Herrn Prediger Schubert zu Zerbst.

4) Niedersächsische Kreisabschiede von 1610 bis 1634, geschenkt vom Herrn Dr. juris von Duve zu Ratzeburg.

IV. Sammlung typographischer Alterthümer.

Für diese ward auf einer Auction zu Hamburg die erste, höchst seltene (Ebert Nr. 2142), im J. 1550 zu Kopenhagen von Ludwig Dietz aus Rostock gedruckte dänische Bibel (vgl. Jahrb. IV, oder Lisch Gesch. der Buchdruckerkunst in Meklenburg, S. 138) erworben:

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Biblia / Det
er den gantske Hellige
Scrifft / vdsaet paa
Danske.
Esaiae 40
Guds Ord bliffuer euindelige.
Prentit in Kobenhaffn /
aff Ludowich Dietz
M. D. L

ein starker Foliant, mit vielen Holzschnitten; das letzte Blatt und der erste Bogen des Textes fehlt.

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B. Sammlung von Bildwerken.

I. Alterthümer im engern Sinne.

1. Aus vorchristlicher Zeit.

A. Aus der Zeit der Hünengräber.

a. Gesammelter Inhalt ganzer Gräber.

Hünengrab von Karft (bei Wittenburg).

Von den auf dem karfter Felde liegenden Hünengräbern ließ ich im Auftrage des Vereins dasjenige aufdecken, welches zunächst an der Forst liegt und von welchem die dasselbe umgebenden Steine zum Chausseebaue weggenommen wurden. Es liegt in der Richtung von Osten nach Westen zwischen Püttelkow und Karft, wo sich das Feld stark nach Norden zu dem Bache hin abdacht. Der Boden umher besteht aus Sand, unter welchem Lehmschichten liegen.

Das Grab war 72 Schritte lang und 26 Fuß breit, eingefaßt mit großen Steinen; die dazwischen umgekehrt muldenförmig angehäufte Erde bestand aus lehmhaltigem Sande 4 bis 5' hoch. Die Aufgrabung begann vom östlichen Ende, und fanden sich hier viele flache, gespaltene röthliche Sandsteine, zwischen denen dreierlei Arten von Urnenscherben umher gestreuet lagen, nämlich dünne schwarze, eben solche schwarzbraune und gröbere gelbbraune; doch waren sie zu klein, um die Gestalt der Urnen zu erkennen. Auch fanden sich Kohlen und über dem Urboden hin und wieder mit Asche vermischte Sandschichten. Nachdem ein Raum von 24 Schritten in der Länge durchgraben war, kam eine quer durch das Grab gelegte Schicht großer Steine und bald hinter derselben eine drei Fuß tiefe und vier Fuß im Durchmesser haltende runde, in den Urboden hinabgehende Vertiefung, eine

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Brandstelle voll Kohlen und Asche; doch ward an Alterthümern nichts dabei gefunden. Von hier bis zu Ende kamen keine Urnenscherben weiter vor; aber etwa 20 Schritte von der Querschicht Steine lag ein Röhrenknochen, von einer nicht verbrannten Leiche 4 Fuß tief und in der Nähe desselben ein Stück Bernstein von fast herzförmiger Gestalt, 2 Zoll lang und 1 3/4 Zoll breit, so wie ein Stück eines braunen harzartigen Körpers, ganz wie das aus dem wohlder Kegelgrabe No. 2. (Jahresbericht IV, 30). Weiter ward nichts gefunden.

Wittenburg, im Juni 1841.

J. Ritter.     

b. Einzelne gefundene Alterthümer.

Keile.

2 Keile aus Feuerstein,
der eine aus hellgelbem Feuerstein, von großer, gestreckter Form, 9" lang und in der Mitte 2 1/2" breit,

der andere aus grauem Feuerstein, von kurzer gedrängter Form, 4" lang und in der Mitte 2" breit,

beide offenbar gebraucht und nachgeschliffen, gefunden zu Jassewitz an der weitendorfer Grenze auf dem Acker des Erbzinnsmanns Joh. Schröder und geschenkt von diesem, durch Vermittelung des Herrn Pastors Strecker zu Hohenkirchen.

1 Keil aus grünsteinartiger Hornblende, 4 1/2" lang, in der Mitte ungefähr 1 3/4" breit und 1 1/4" dick, ungewöhnlich dick, gefunden in einem Garten des Herrn Jagd= und Cammer=Junkers von Lewetzow zu Ludwigslust, hinter dem fürstlichen Küchengarten nach dem Schulzengehöfte von Klenow hin, geschenkt von dem Herrn Lieutenant von Lewetzow aus Hannover. Die in Meklenburg gefundenen Keile sind in der Regel aus Feuerstein; aus andern Steinarten, und zwar aus grünsteinartiger Hornblende, aus welcher die durchbohrten Streitäxte in Meklenburg gefertigt sind, sind außer dem vorstehend beschriebenen Keile bis jetzt nur 3 beobachtet: vgl. Jahresber. I, S. 14 (zu Mustin bei Sternberg), III, S. 39 (zu Pastin bei Sternberg) und VI, S. 32 (zu Sülz).

1 Keil aus hellgrauem Feuerstein, an einer Seite hohl geschliffen, gefunden zu Golchen, geschenkt vom Hrn. Bau=Aufseher von Zülow. Als Curiosum, daß dieser Keil einem Tagelöhner zu Golchen 40 Jahre zum Rasiermesser=Schleifstein gedient hat.

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1 Keil aus hellgrauem Feuerstein, hohl geschliffen, im obern Bahnende abgebrochen, gefunden bei Brüel, geschenkt vom Herrn Gastwirth Dalitz zu Brüel.

4 Keile aus hellgrauem Feuerstein, gefunden zu Passow bei Lübz, geschenkt von dem Herrn von Behr=Negendank auf Passow durch Vermittelung des Herrn Vice=Oberstallmeisters von Boddien zu Schwerin.

1 Keil aus Feuerstein, gefunden in einem Grabe zu Langenbrütz bei schwerin; vgl. unten Kegelgräber.

Eine Streitaxt von Granit,

gefunden auf der Feldscheide von Keetz und Golchen, erworben und geschenkt vom Herrn Bauaufseher von Zülow. Die Waffe ist von der in Meklenburg gewöhnlich vorkommenden Gestalt, wie Frid. Franc. Tab. I, Fig. 5, und Tab. XXVIII, Fig. 1, gegen 6" lang, von glimmerigem grünlichem Granit, dessen Oberfläche, auch im Bohrloche, stark verwittert und uneben geworden ist; am Bahnende setzt sich etwas Grünstein an, der unverwittert geblieben ist.

Ein Dolch aus Feuerstein,

muschelig aus hellgrauem Feuerstein geschlagen, von der Gestalt wie Frid. Franc. Tab. II, Fig. 4, von 8 1/2" Länge, gefunden 1820 zu Knegendorf, A. Güstrow, im Torfmoor, geschenkt von dem Herrn Consistorial=Rath und Professor Dr. Diemer zu Rostock.

Eine Pfeilspitze aus Feuerstein,

1 1/4" lang, an den Kanten ausgezackt, wie Frid. Franc. Tab. XXVII, Fig. 17, gefunden im sülzer Moor, geschenkt vom Herrn Geheimen=Amts=Rath Koch zu Sülz.

Ein Messer aus Feuerstein,

carneolfarbig und durchscheinend (der Griff ist abgebrochen), gefunden in einer Sandgrube bei Rehna, geschenkt vom Herrn Bürgermeister Daniel daselbst.

Schleuderstein von Brustorf.

Ein ovaler Schleuderstein, aus hellbräunlichem, sehr festem, quarzigem Sandstein, 3" lang, 2 1/2" breit, 1 1/4" dick, in der Seitenansicht, wie Frid. Franc. Tab. XXVII, Fig. 20 b,

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auf den breiten Flächen und dem Rande abgeschliffen und an den Kanten zu einem breiten Rande abgeschliffen, also mit 8 Kanten, jedoch ohne Rille an der schmalen Kante und ohne Eindrücke auf den breiten Seiten, also wahrscheinlich noch nicht ganz vollendet und daher selten, gefunden auf dem Baarenberge zu Brustorf bei Penzlin, geschenkt von dem Herrn Baron Alb. von Maltzahn auf Peutsch.

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Mühlenstein von Rothenmoor.

Auf den "peschendorfer Ackerstücken" der Feldmark Rothenmoor, am malchiner See, ward im Anfange des J. 1842 die obere Hälfte einer alten Handmühle gefunden. Die runde Platte ist aus hellfarbigem Granit, ungefähr 2' im Durchmesser, wie die zu Wahmkow gefundenen Platten (vgl. Jahresber. II, S. 76 - 77), in der obern Fläche convex, in der untern concav geformt. - In den letzten Jahren sind mehrere Steine ähnlicher Art, einzeln und paarweise, für die großherzogliche Alterthümersammlung erworben; einige waren im Ackerlande, andere an Seeufern, noch andere in Torfmooren am schweriner See neben alten Canal=Verbindungen gefunden; die von letzterm Fundorte waren dicker und plumper geformt, einer von ihnen über 1/2' dick. Funde solcher Art scheinen die Ansicht zu bestärken, daß solche durchlöcherte runde Granitplatten zu Ankern gedient haben. Es werden daher Fundort und Beschaffenheit jedesmal genau zu berücksichtigen sein. - Der zur Frage stehende rothenmoorsche Stein ist, ungeachtet der jetzt stark concav geformten Reibfläche, sicher ein Mühlstein, da die Oeffnung in der Mitte von einer künstlich gearbeiteten, schalenförmigen und von einem erhöheten Rande begrenzten Vertiefung umgeben und die untere Reibfläche in concentrischen, vom Drehen entstandenen Reifen gehöhlt ist. Wahrscheinlich ist die concave Wölbung von Anfang her eine absichtliche, damit das Mehl nach und nach herabfallen könne. Geschenk des Herrn Landraths Reichsfreiherrn von Maltzahn auf Rothenmoor.

G. C. F. Lisch     

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Eine Scheibe aus grauem Sandstein,

platt und dünne, 2 1/4" im Durchmesser und 3/8" dick, in der Mitte mit einem Loche, welches trichterförmig von beiden Seiten eingebohrt ist, gefunden tief im Moor zu Rastorf bei Wismar, geschenkt vom Herrn Dr. Beste auf Rastorf zu Schwerin. Diese Steine unterscheiden sich sehr von den Spindelsteinen der wen=

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dischen Zeit, welche dicker sind und einen geringern Durchmesser haben; sie gleichen an Gestalt mehr den großen granitenen Mühlsteinen (oder Ankersteinen ?).

Eine Säge

aus hellgrauem Feuerstein, platt, 4 3/4" lang, lanzenförmig gestaltet, am breiten Ende 1 1/4" breit und halbmondförmig zum Einbinden eines Griffes ausgeschnitten, von hier in zwei graden, regelmäßig gezahnten Seiten zur Spitze auslaufend, erstes bisher in Meklenburg beobachtetes Exemplar, gefunden bei Sternberg am Judenberge, geschenkt vom Herrn Superintendenten Kleiminger zu Sternberg. Thomsen sagt in Beziehung auf die Seltenheit dieser Geräthe in den historisch=antiquarischen Mittheilungen der königl. Gesellsch. für nordische Alterthumskunde, Kopenhagen, 1835, zu Fig. 22: "Ausgezackte Geräthschaften von Feuerstein. Diese Art findet sich äußerst selten, und scheint als eine Art Raspel gebraucht worden zu sein. Das unterste Ende ist gewöhnlich in schwach einwärts gehender Bogenform ausgehauen (7-5 Z.)." Unser Exemplar ist aber bei weitem schöner und klarer ausgebildet, als das zu den Mittheilungen Fig. 22 abgebildete, und läßt durch seine ganze Beschaffenheit keinen Zweifel übrig, daß es eine Säge vorstellen soll, über deren halbmondförmige Ausschneidung am breiten Ende ein übergebundener, gespaltener Griff von Holz überfaßte.

G. C. F. Lisch.     

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B. Aus der Zeit der Kegelgräber.

a. Gesammelter Inhalt ganzer Gräber.

Kegelgräber von Moltzow.

Kegelgrab Nr. 4.

In Verfolg der im Jahresber. VI, S. 137 flgd. beschriebenen Aufdeckung einiger Kegelgräber öffnete der Herr Baron A. von Maltzahn auf Peutsch im Frühling 1842 wiederum einige Kegelgräber nahe an der rambower Scheide. Das eine Grab war ein Steinkreis mit niedrigem Hügel und enthielt mehrere, bestimmt 2 kleine Steinkisten, welche zusammengesunken waren. In jeder Kiste standen mehrere zerdrückte Urnen ohne Zeichnung. In der einen großen Urne von Vasenform stand zwischen Knochen und Kohlen ein erhaltenes kleines Grabgefäß von gelblicher Farbe, wie dergleichen der Bronze=Periode eigen sind.

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Kegelgrab Nr. 5.

Ein größeres Grab täuschte die Hoffnung sehr. Das Grab war 7' hoch, hatte an 25' im Durchmesser und bestand aus losem Sande, mit Steinen vermengt. Die Aufdeckung geschah von Osten gegen Westen. Im Osten fand sich eine kleine Kiste mit Scherben einer großen Urne ohne Verzierungen. - Fast in der Mitte des Grabes stand eine große Steinkiste, 7' lang, fast 3' breit und 3' hoch, aus Platten von rothem Sandstein, zum Theil mit doppelten Seitensteinen; der Boden bestand aus gleichen Steinen und ruhete auf einem Damme von Feldsteinen. Mit gleichen Steinen war die Kiste bedeckt; im Osten ruhete der Deckstein noch darauf, im Westen war er abgesunken. Die Kiste war mit Feldsteinen angefüllt. Sie war sehr ausgezeichnet durch Größe, Bauart und Sorgfalt, ergab jedoch an Alterthümern gar nichts. - Am Westende lag ein Haufen schwarzen Sandes vom Brande.

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Kegelgrab von Lehsen No. 4.

Der Herr von Laffert auf Lehsen gab mir Nachricht, daß seine Leute beim Steinausbrechen auf ein bedeutendes Steinlager gestoßen wären und bereits einige Sachen darin gefunden hätten; die Arbeiter seien von ihm einstweilen anderweitig beschäftigt, bis ich kommen und selber an Ort und Stelle nachsehen würde. Bei meiner Ankunft fand ich, daß der Platz ein abgepflügtes Kegelgrab sei; er liegt nämlich etwa tausend Schritte nordwestlich vom Dorfe Lehsen, unweit des Baches, an einer ziemlich steilen nach dem Dorfe zu fallenden Abdachung, wodurch das allmälige Abpflügen desto leichter vor sich gegangen und zuletzt die äußere Kegelform verschwunden war. Der Boden ist lehmhaltiger Sand. Die innere Structur war noch unverletzt: ein Steingewölbe von 24' Länge, von Norden aber nach Süden 18' breit, in der Mitte gegen 7' hoch. Unter einem ziemlich großen Steine auf dem Urboden am südlichen Rande hatten sich folgende mit sehr tiefem, hellgrünem edlen Roste bedeckte Alterthümer aus Bronze gefunden:

1) ein Kopfring, gegen 8" und 7 " im Durchmesser groß, 1/4" dick, gewunden, mit Schließhaken; er ist in 6 Theile zerbrochen.

2) ein Halsring, gegen 6 1/2" und 5 1/2" im Durchmesser, 1/6 " dick, oben und vorne mit gravirten Schräglinien und Bändern verziert; die Enden fehlen.

3) ein Paar Armringe, wie Frid. Franc. Tab. XXI, Fig. 3, 4" und 3 1/4" im Durchmesser, mit Querlinien verziert; der eine ist durchgebrochen.

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4) ein Paar Armringe von gleicher Beschaffenheit.

5) ein Paar Handringe, wie Frid. Franc. Tab. XXII. Fig. 6, 3 1/4" und 2 1/2" im Durchmesser mit Querlinien und Querbändern verziert, feiner gearbeitet; der edle Rost ist an einem derselben schöner und glänzender.

6) ein sogenanntes Hütchen, wie Frid. Franc. Tab. XXXIII, Fig. 10, größer als gewöhnlich, 3" in der Basis im Durchmesser, gegen 2 1/2" hoch, in der Oberfläche mit concentrischen Kreisen verziert, mit einer 1 3/4" langen, oben abgebrochenen Spitze, zerbrochen.

Nach diesem Funde scheint das Grab für 2 Personen errichtet zu sein (vielleicht Mann und Frau). - Bei fortgesetzter Arbeit fanden sich keine weiteren Alterthümer; auch keine Spur von Urnen; nur schien nach der Mitte eine Brandstelle zu sein, da einzelne Kohlen und etwas Asche sich zeigten.

Wittenburg, 1842.

J. Ritter.     

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Kegelgräber von Rothenmoor.

Auf der Feldmark von Rothenmoor bei Malchin, in einer an Gräbern reichen Gegend, ward nicht weit vom Hofe links hart am Wege nach Dahmen nicht weit von den Tannen, im Anfange d. J. eine Steinkiste unter einem niedrigen Sandhaufen aufgedeckt; es fanden sich in der Kiste nur kleine Scherben von mehrern schön geformten Urnen, ungefähr von der Gestalt, wie die Urnen im Frid. Franc. auf Tab. V. Ganz in der Nähe dieser Kiste wurden unter der welligen Ackerfläche mehrere Grabstätten entdeckt; die Hügel waren schon verschwunden; es lagen unter der Oberfläche noch große Dämme von Feldsteinen, die Grundpflaster von 4 bis 5 Gräbern. Zwischen den Steinen eines dieser Pflaster fanden sich mehrere Bronze=Alterthümer und zerbrannte Knochensplitter, die zertrümmerten Urnen waren ebenfalls von der Gestalt, wie Frid. Franc. Tab. V gewesen, hellbraun, wenig gebaucht, hochrandig, mit ganz kleinen Henkeln. Diese Alterthümer, welche der Herr Reichsfreiherr A. von Maltzahn auf Peutsch zu Tage gefördert und der Herr Landrath Reichsfreiherr von Maltzahn auf Rothenmoor dem Vereine zum Geschenke gemacht hat, sind folgende:

1) ein Paar vollständige gravirte Handringe aus Bronze, wie Frid. Franc. Tab. XXII, Fig. 4;

2) ein Paar zerbrochene, gravirte Handringe aus Bronze wie Frid. Franc. Tab. XXII, Fig. 5;

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3) ein gravirter Armring aus Bronze, offenbar vor der Beisetzung zerbrochen und auseinandergebogen, wie Frid. Franc. Tab. XXI, Fig 3;

4) ein gewundener Halsring aus Bronze, ebenfalls vor der Beisetzung auseinandergedreht, wie Frid. Franc. Tab. X, Fig. 2;

5) eine Heftel mit zwei Spiralplatten, zerbrochen, wie Frid. Franc. Tab. XI, Fig. 3;

6) ein Paar flache, runde Knöpfe aus dünnem Bronzeblech, 1 1/2" im Durchmesser, am Rande ein wenig nach unten umgebogen, mit einem Oehr auf der Rückseite.

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Kegelgräber von Rambow.

Zu Rambow, nicht weit vom malchiner See, auf dem Theile des rambower Feldes, welcher die moltzowschen Außenschläge bildet, nahe an der jetzigen Scheide und an der Nordwestecke der Nachtkoppel der Bauern, welche unterhalb der rambower Kirchenruine liegt, befindet sich eine grandige Anhöhe, auf welcher nur wenig aus der Erde hervorragende Steinringe Grabstätten anzeigen. Es stehen hier, auf einem Raume von ungefähr 100' Länge und 50' Breite, in der Längenausdehnung von Nord nach Süd, 8 Steinringe, von denen sieben 12' und einer 6' im Durchmesser halten. Außerdem fanden sich beim Nachgraben bisher 3 einzelne kleine Steinkisten aus rothen Sandsteinen. Ein etwas besser erhaltenes Grab steht am Nordende dieses Begräbnißplatzes; nahe dabei, jedoch nicht dicht neben einander stehen zwei Kegelgräber von etwa 10' Höhe.

In einer der einzeln stehenden Steinkisten aus rothem Sandstein stand eine zerdrückte Urne ohne Verzierungen mit verbrannten Knochen. Auf dem Boden dieser Urne lag ein kleiner geschlossener Ring von dünnem Bronzedrath, 1" weit, mit edlem Rost bedeckt, im obern Theile der Steinkiste in der Erde eine mit Linien und Querstrichen und mit einigen Knöpfchen verzierte, jedoch nur zur Hälfte vorhandene Pincette von Bronze, fast ganz wie Frid. Franc. Tab. XIX, Fig. 5.

In einer andern dieser einzeln stehenden Steinkisten stand eine große, zerdrückte Urne und ein kleines, hübsches Grabgefäß, 2 1/4" hoch und vasenförmig gebildet.

Mehrere von den Steinringen, welche geöffnet wurden, enthielten zum Theil in der Mitte die gewöhnlichen Kisten von rothem Sandstein mit Urnenscherben, ringsum fest mit Steinen verpackt, zum Theil aber, da alle sehr flach und vom

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Pfluge gefaßt waren. selbst nicht mehr die Kisten, sondern nur einzelne Urnenscherben.

Aufgrabung des Herrn Reichsfreiherrn A. von Maltzahn auf Peutsch, Geschenk des Herrn Landraths, Reichsfreiherrn von Maltzahn auf Rothenmoor, Rambow etc. .

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Kegelgrab von Langenbrütz,

beim Bau der schwerin=brüeler Chaussee unter Aufsicht des Herrn Bauaufsehers von Zülow zu Chausseesteinen abgetragen und der Inhalt von demselben geschenkt. Das Grab war sehr bedeutend, indem von den im Kreise umhergestellten Steinen 10 Schachtruthen Steine gesprengt wurden. Eine Urne war nicht zu finden; jedoch fanden sich Knochen und Kohlen. An Alterthümern fanden sich:

ein Hütchen, wie Frid. Franc. Tab XXXIII, Fig. 10, fast ganz in hellgrünen Oxyd übergegangen;

die Reste einer ebenfalls stark oxydirten, kleinen Heftel, wie Frid. Franc. Tab. XI, Fig. 3, nämlich: die eine Spiralplatte des Bügels, welche jedoch nicht, wie gewöhnlich, aus Drath gewunden ist, sondern aus einer massiven, runden Platte besteht, und das Kopfende der Nadel, welche ebenfalls am Ende eine gleich große massive, runde Platte hat, auf welche das Kreuz mit zwei Querbalken eingravirt ist Kreuz , statt daß das Kopfende der Nadel sonst immer ganz zu einem solchen Kreuze gestaltet ist.

Nach dieser Gestaltung der Heftel und dem Roste gehört dies Grab gewiß einer sehr alten Zeit an und liegt wohl in den Anfängen der Bronzeperiode. Daher mag die allerdings sehr seltene Erscheinung nicht Wunder nehmen, daß aus dem Grabe auch ein Keil von hellgrauem Feuerstein ausgebrochen ward.

G. C. F. Lisch.     

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b. Einzeln gefundene Alterthümer.

Eine Framea aus Kupfer

ohne allen Rost, vom Herrn Anders, Besitzer der Eisengießerei zu Güstrow, mit altem Metall aus der Gegend von Goldberg gekauft und dem Vereine geschenkt. Leider ist diese Framea nur noch in der untern Hälfte mit der Schaftrinne vorhanden, da die obere Hälfte von den Arbeitern bereits abgeschlagen war und wahrscheinlich schon verschmolzen ist. Dennoch bildet der Rest einen sehr merkwürdigen Gegenstand des Alter=

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thums. Die Framea war bedeutend größer, als die gewöhnlich vorkommenden; die Gestalt ist wenig ausgebildet und nähert sich dem Keil; der Guß ist sehr roh und uneben; das Metall ist noch nicht Bronze, sondern fast reines Kupfer. In allen diesen Beziehungen dürfte dieses seltene Stück in die Zeit des Ueberganges vom Feuersteinkeil in die Framea gehören, wie es noch zwei Keile aus Kupfer (Frid. Franc. Tab. XXXIII, Fig. 2 und Tab. X, Fig. 6) in Meklenburg giebt; diese und die vorliegende Framea sind die einzigen Altertümer aus Kupfer, die bisher in Meklenburg beobachtet sind.

G. C. F. Lisch.     

Eine Framea aus Bronze,

mit Schaftrinne, mit edlem Rost bedeckt, von der in Meklenburg gewöhnlich vorkommenden Gestalt, wie Frid. Franc Tab. XIII, Fig. 5, von dem Herrn Anders, Besitzer der Eisengießerei zu Güstrow, unter altem, zum Einschmelzen bestimmtem Metall gekauft und dem Vereine geschenkt.

Eine Lanzenspitze aus Bronze,

wie Frid. Franc. Tab. VIII, Fig. 5, mit edlem Rost und einem Nagelloche an jeder Seite, gefunden in der Lewitz.

Eine Handberge aus Bronze,

wie Frid. Franc. Tab. IV, in viele Stücke zerbrochen, mit starkem, edlem Rost bedeckt, gefunden zu Schwinkendorf bei Basedow, aus der Ueberweisung des Herrn Grafen von Hahn auf Basedow.

Eine Nadel aus Bronze,

8 1/2" lang, oben einmal gebogen und dann als Drath von rhombischem Durchschnitt m 2 1/2 Windungen zu einer runden Platte gebogen, ohne Rost, gefunden im sülzer Moor, geschenkt vom Herrn Geheimen=Amtsrath Koch zu Sülz.

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C. Aus der Zeit der Wendenbegräbnisse.

a. Gesammelter Inhalt ganzer Begräbnißplätze.

Wendenkirchhof von Döbbersen (bei Wittenburg).

Von dem Herrn Pastor Kehrhahn zu Döbbersen ward ich darauf aufmerksam gemacht, daß auf einer Anhöhe zu Döb=

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bersen, da wo der wittenburg=döbberser und der raguth=boddiner Weg sich kreuzen, unweit des Sees, zu wiederholten Malen Urnen ausgegraben seien von Leuten, welche dort Gräben anlegten. Deshalb bat ich den Herrn Pastor Kehrhahn, auf diesen Ort ein wachsames Auge zu haben; es ward mir auch bald von dem Küster zu Döbbersen eine dort ausgegrabene, vollkommen erhaltene Urne überbracht; sie ist schwarzbraun, 6 3/4" hoch, mißt 3 7/8" in der Basis, 10 3/4" im Bauche und 8 1/2" in der Oeffnung. Sie ist (ähnlich den kothendorfer und caminer Urnen) mit punctirten Linien verziert, welche oben horizontal und von der Bauchweite bis zur Basis senkrecht laufen. Der Inhalt bestand aus Sand, Knochen und Asche.

Die Anhöhe, auf welcher dieser Begräbnißplatz liegt, besteht aus Sand und wird von den döbberser Bauern "de hil'ge Barg" genannt; also lebt noch in der Tradition das Andenken an den geheiligten Begräbnißplatz fort.

Wittenburg, 1841.

J. Ritter.     

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Wendisches Grab von Camin (bei Wittenburg).

Der Herr Präpositus Flörcke zu Camin benachrichtigte mich, daß auf der dortigen Feldmark ein eigenthümliches Grab durch die Steinbrecher entdeckt sei; ich begab mich daher, da der Herr Kammerjunker von Bülow verreis't war, am 7. Julius d. J. dahin. Die Grabstelle, wohin mich der Gutsjäger führte und wohin er auch die Arbeiter bestellte, welche die Steine hier ausgebrochen hatten, liegt an einer Anhöhe, die sich nach Süden nach der hohen Horst (einem Gehölze) abdacht, in der Richtung zwischen Camin und Kützin, auf einem Schlage, welcher das Brachfeld heißt. Das Grab war mit einem Kreise von Steinen umsetzt gewesen, dessen Durchmesser 46 Fuß betrug; innerhalb dieses Steinkreises war ein Steinhaufe von 18 Fuß Länge in genauer Richtung von Osten nach Westen und von 12 Fuß Breite. Das Grab hatte aber keine Erhöhung gebildet, die Steine waren nirgends an der Oberfläche sichtbar gewesen, sondern durch Fühleisen entdeckt. Der mittlere Steinhaufe hatte sich 5 Fuß tief in die Erde hinein erstreckt und eine Masse von 3 1/2 Bank Chaussee=Steine geliefert; oben war dieser Steinhaufe abgerundet gewesen, in Gestalt eignes Backofens. Auf der untersten Steinschicht hatten Knochen von einem menschlichen Gerippe (Becken=, Schenkel= und Armknochen) der Länge nach gelegen und am westlichen Ende, neben dem Steinhaufen, hatte auf einem flachen Steine eine Urne gestanden, oben weit ge=

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öffnet und mit kleiner Basis, ganz wie die zu Camin sonst gefundenen Wendenurnen, aber ohne Verzierung; neben der Urne, welche nur Sand enthaltet hatte, war eine bronzene Heftel (Broche) entdeckt, ganz wie sie sonst nur in Wendenkirchhöfen gefunden werden. Sie hat drei doppelt scheibenförmige, hervorstehende Verzierungen, von denen die 2 Paare, in der Mitte und am Ende des Bügels, am Rande sehr geschickt mit Silber belegt sind. Die Spiral=Windungen und die Nadel waren beim Finden bereits mürbe, zerbrachen und sind seitdem verloren. Man hatte die Gebeine wieder in die Tiefe gelegt; ich ließ sie wieder ausgraben und untersuchte genau die Stelle.

Die ganze Steinsetzung war einem Kegelgrabe ähnlich; auch waren die Steine von derselben Größe, wie man sie gewöhnlich in Kegelgräbern findet; aber eigenthümlich ist die 5 Fuß tiefe Versenkung des mittleren Steingewölbes und der Leiche unter die Oberfläche der Erde; aber eben nur auf Wendenkirchhöfen finden sich die Urnen unter die natürliche Erdoberfläche begraben und auch die Leichen auf dem Wendenkirchhofe zu Helm (Jahresber. IV, 46) lagen 5 Fuß tief.

Wittenburg, am 9. Julius 1841.

J. Ritter.     

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Wendenkirchhof von Camin (bei Wittenburg).

Der Herr Gutsbesitzer Glantz auf Wölzow ließ mir am 29. Julius d. J. anzeigen, daß auf dem caminer Felde ein großer Begräbnißplatz von den Steinbrechern zerstört werde; er habe den Leuten gesagt, sie möchten damit einhalten, bis er mir davon Nachricht gegeben.

Deshalb begab ich mich sogleich dahin, fand aber leider schon alles durchwühlt, die Urnen zertrümmert, die eisernen Alterthümer derselben weggeworfen. Der Kirchhof liegt auf beiden Seiten des Weges von Lehsen nach Camin, am Ende des ersten Schlages (der Kätherkamp genannt) von der lehsener Scheide, da wo eine kleine Quelle diesen ersten von dem zweiten Schlage scheidet. Die Gebend ist hier eben und dacht sich allmälich nach Südwesten ab; der Boden ist gelblicher Sand. Der nordwestlich vom Wege liegende Theil war schon im März und April zerstört, jetzt mit Hafer besäet. Durch die Arbeiter ließ ich nun die andere Hälfte nochmals durchsuchen und fand hier noch einige Urnen, welche ganz den Charakter der helmer Urnen an sich tragen. Auch die Art der Einsetzung dieser Grabgefäße in die Erde ist mit der auf dem helmer Haidberge durchaus gleich, indem sie 4, 6 bis 8 Fuß auseinander standen, manche

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von bloßer Erde umgeben, andere mit Steinen umsetzt und mit einem Steindamme von 6-8 Fuß Durchmesser im Kreise bedeckt. Von einer äußeren Umgrenzung des Kirchhofes war nichts zu bemerken, wohl aber schien der Platz etwas gegen die Umgebung erhöhet. Am südöstlichen Ende des Platzes entdeckte ich noch 1 Fuß unter der Oberfläche einen 20 Fuß langen und 14 Fuß breiten Platz, der ganz wie ein Steindamm gepflastert und mit Asche und Kohlen belegt war; also eine Brandstelle. Kurz vorher fanden sich noch Urnen in einem Abstande von nur 10 Fuß.

Die noch ziemlich erhaltenen Urnen sind:

1) eine gelbbraune Urne, hoch 15 3/4", in der Basis 5 1/2", im Bauche 14 1/4 und in der Oeffnung 7 1/2" haltend. Sie ist auswendig bis zum Halse rauh und hat unter dem Halse statt der beiden Henkel je 2 kleine Knötchen. Außer Knochen und Asche fand sich in derselben eine kleine gelbbraune Urne von 3 5/8" Höhe, 1 6/8" in der Basis, 3 7/8" im Bauche und 2 3/8" in der Oeffnung haltend, mit einem Henkel. Darin waren wenige sehr feine Knochenspuren.

2) eine gelbbraune Urne, 12 5/8" hoch, 4" in der Basis, 10" im Bauche und 5" in der Oeffnung haltend. Der Inhalt bestand aus Knochen und Asche. Statt des Henkels ist eine halbmondförmige, unten offene Erhöhung.

3) eine gelbbraune Urne, wie die vorige außen rauh, etwa 12" hoch, 4 1/4" in der Basis, 11 1/4" im Bauche und gegen 5 1/2 " in der Oeffnung haltend. Ueber den Knochen lag darin eine 8" lange eiserne Nadel, in 5 Enden zerbrochen, mit einem gut 3/4" dicken runden Knopfe, durch welchen oben ungenietet die Nadel geht.

4) eine braune, glatte Urne, in der Höhe von 10 5/8" vorhanden, 5 1/4" in der Basis, 10 1/4" im Bauche haltend, mit 2 Henkeln; der Inhalt bestand aus Knochen und Asche. Nach unten war die Urne ausgelegt mit Scherben einer gröberen schwarzbraunen Urne, deren Rand durch Eindrücke verziert war.

5) eine fast schwarze Urne, 9 1/2" hoch, 4" in der Basis, 12" im Bauche und 7" in der Oeffnung haltend, ebenfalls wie Nr. 3 mit einer halbmondförmigen Verzierung statt des Henkels versehen; der Inhalt war Asche und Knochen, zwischen denen eine 1 5/8" lange Hakenfibel aus Eisen lag.

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6) eine schwarzbraune Urne, 5 1/2" hoch, 2 1/2" in der Basis, 6 1/2" im Bauche und 3 3/8" in der Oeffnung haltend, mit einem Henkel; auch hierin war nur Asche und Knochen.

Außerdem fand sich ein, in der Mitte durchbrochener, bronzener Cylinder unbekannter Bestimmung von 4" Länge und 1/3 " Durchmesser, der ebenfalls in einer Urne gelegen hatte, von den Arbeitern aber als ihnen unnütz weggeworfen war.

Wittenburg, 1841.

J. Ritter.     

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Wendenkirchhof von Helm (bei Wittenburg).

Zwei Tage, an denen ich vergeblich nach Urnen graben ließ, überzeugten mich, daß der Kirchhof am Haidberge zu Helm wohl erschöpft sei. Darum liefere ich nachträglich die nöthigen Bemerkungen über den Platz.

Von der Spitze des Haidberges liegen einzelne größere Granitblöcke in 2 Linien nach Süden und Westen, fast im rechten Winkel gegen einander, welche hier die Grenze des Begräbnißplatzes bilden, der also von der Spitze des Berges aus an der südwestlichen Abdachung liegt. Im Süden und Westen aber mangelt jede Grenzbezeichnung und ist die Ausdehnung nach Westen namentlich gewiß noch groß gewesen, da auf dem hier angebaueten Boden sich Scherben von Urnen finden, auch bei Urbarmachung des Bodens nach der Erzählung der Dorfbewohner weithin Steine ausgebrochen und Urnen zertrümmert sind. Soweit der Boden noch nicht beackert und mit Haidekraut bewachsen war, habe ich den Platz überall untersucht in einer Ausdehnung von reichlich 420 Quadratruthen. Der Boden besteht aus rothgelbem Sande, unter welchem weißer Quarzsand steht in einer Tiefe von 3-6 Fuß. Die Urnen waren in dem gelben Sande eingegraben; Brandstellen zeigten sich nicht, obwohl bei einzelnen Urnen auch Kohlen gefunden wurden. Diese Grabgefäße standen in verschiedenen Entfernungen, gewöhnlich 6-12 Fuß auseinander, theils in bloße Erde eingesetzt (besonders schwarze Urnen), theils mit Steinen umsetzt, auf einem Steine stehend und mit einem andern bedeckt; noch andere waren mit einem 6 bis 10 Fuß im Durchmesser haltenden Steindamme von kreisrundem Umfange belegt, welcher bald dicht unter der Oberfläche, bald sichtbar zu Tage lag. Einzelne schwarze Urnen waren schon bei ihrer Einsetzung ohne Boden gewesen und diese hatten einen recht glatten gespaltenen Stein zur Unterlage.

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Der ganze Platz war aber in Abtheilungen getheilt, welche Streifen von 3 bis 5 Ruthen Breite bildeten und von Süden nach Norden in grader Linie sich erstreckten. Zwischen denselben blieb ein Zwischenraum von 1/2 bis 1 Ruthe Breite unbenutzt, welcher sich überall durch bemerkbare Senkung und größere Festigkeit des Bodens ankündigte. Sieben solcher Streifen waren noch bemerklich; der vierte von Osten lieferte die meisten Eisensachen und die Nadeln mit den bronzenen Halbkugeln; in dem fünften, worüber jetzt der neue Weg geht, standen die meisten Urnen und lagen die beiden Leichen; die drei ersten waren am unergiebigsten. Vielleicht hatte also jede Familie ihren eigenen Begräbnißort.

Wittenburg, 1841.

J. Ritter.     

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Wendenkirchhof von Neuenkirchen.

Der in Jahresber. III, S. 123, erwähnte Wendenkirchhof zu Neuenkirchen bei Schwaan ist eine natürliche Anhöhe von 2 bis 3 Fuß Ansteigung und bildet ein regelmäßiges Quadrat, dessen Seiten 20 Ruthen lang sind; er lehnt sich mit einem Theile seiner Westseite an die neuenkirchensche Kirchhofsmauer und wird durch den Weg, der von Neuenkirchen nach Hohen=Lukow führt, in zwei gleiche Hälften getheilt. Der nördliche Theil ist ungewöhnlich reichhaltig an Scherben, welche oft nur einige Zoll tief unter der Oberfläche der Erde liegen, so daß manche Stellen ganze Fuder liefern könnten 1 ). Etwa 6 Ruthen nördlich vom Kirchhofe ward im Sommer 1840 beim Mergelgraben eine muldenförmige Vertiefung von 4' Fuß Tiefe, 5' Breite und 10' Länge bloß gelegt; diese war unter der Ackerkrume von l bis 2 Fuß Dicke mit fettiger Asche, Kohlen und Erde 2 bis 3 Fuß hoch gefüllt, und es fand sich dabei ein eisernes Instrument, welches einem Einschlagemesser nicht unähnlich ist, nur daß es eine Spitze statt einer Klinge hat.

Diese Nachrichten, so wie das Instrument sind vom Herrn Hülfsprediger Günther zu Neuenkirchen, jetzt zu Eldena, mitgeteilt.


1) Diese Stelle, welche mehr einem alten Burgwalle zu gleichen scheint, scheint einer genauem Untersuchung werth.
G. C. F. Lisch.
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Wendisches Priestergeräthh von Roga.

Im Jahresber. VI, S. 110 flgd. gab der Herr Pastor Boll Nachricht von einem merkwürdigen Funde bronzener Gräthschaften, welcher bei Roga, westlich nicht weit von Friedland, in der Richtung zwischen Friedland und Neu=Brandenburg, gemacht war, und fügte zur Instruction für den Ausschuß des Vereins einige Handzeichnungen von denselben hinzu. Die ungemeine Dichtigkeit dieser Alterthümer, welche schon aus den in Eile entworfenen Umrissen sogleich hervorleuchte veranlaßten den Ausschuß, den Herrn Erblandmarschall Grafen von Hahn auf Basedow und Roga, Mitglied des Vereins, um die Uebersendung und Erlaubniß zur Benutzung der Gegenstände zu ersuchen; nachdem derselbe die Sammlungen zu Schwerin in Augeschein genommen hatte, übergab er dem Vereine nicht nur den Fund von Roga, sondern auch alle Alterthümer, welche fortan auf seinen Gütern gefunden werden würden, zum Besitze, sich jedoch das Eigenthumsrecht vorbehaltend.

Da die Alterthümer jetzt zur ruhigen und vergleichenden Forschung vorliegen, so wird neben den hiebei erfolgenden Abbildungen eine Beschreibung willkommen sein.

Der ganze Fund besteht aus einem Kessel, einem Diadem, drei Paar Armringen, drei Kopf= oder Halsringen, drei Fingerringen, alles aus Bronze, und einer Spanqe aus Bernstein.

Als im Laufe des Winters 1840/41 der Herr Pächter Runge zu Pleetz bei Friedland im Großerzogthum Mecklenburg=Strelitz auf dem benachbarten Dorfe Roga aus einem kleinen Teiche nahe hinter den Tagelöhnerhäusern Moder fahren ließ, wurden die genannten Alterthümer 3 Fuß tief im Moder beisammen gefunden; die Armringe und die Fingerringe lagen unter dem umgestülpten Kessel, die übrigen Sachen um denselben. Sämmtliche Alterthümer sind von gleichmäßiger, dunkelfarbiger Bronze, ohne allen Rost, wie alle in Mooren gefundenen Bronzen, jedoch hin und wieder auf dieselbe Weise schwärzlich und bläulich von dem Moder leicht angelaufen, und vollkommen wohl erhalten. Der Kessel ist mit einer schwärzlichen Materie dünne und fest, wie mit Ruß bedeckt und hat den Anschein, als wäre er vom Feuer in den Teich versunken. Der Ueberzug kann aber auch durch die Modererde entstanden sein; jedoch haben die übrigen Geräthe nicht diesen Überzug, sondern sind nun hin und wieder schwarzbläulich angelaufen.

Die Zuverlässigkeit des Fundes unterliegt keinem Zweifel, da er in Gegenwart des Sohnes und des Neffen des

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Herrn Pächters Runge, zweier umsichtiger und zuverlässiger, der Landwirthschaft beflissener junger Männer gemacht und darauf sogleich von dem Herrn Runge selbst in Obhut genommen ward; demnächst ward von dem Herrn Pastor Boll zu Neu=Brandenburg der im Jahresber. VI, S. 110 abgedruckte Bericht nach den Berichten der Finder und den Originalstücken abgefaßt und demnächst von dem Herrn Runge vor dem Abdruck in allen Stücken genehmigt. Hierauf ward der Fund nach Basedow eingesandt, wo ihn der Unterzeichnete im Mai 1841 sah; damals fehlte schon der spiralförmig gewundene Fingerring, der Eisendrath am Diadem und die Bernsteinstange, welche letztere jedoch später wieder dazu gekommen ist. Am 23. Febr. 1842 brachte der Herr Graf von Hahn den ganzen Fund nach Schwerin.

Die einzelnen Gegenstände sind folgende:

1) ein Kessel von Gestalt der hiebei stehenden Zeichnung, 5" hoch, 9 1/2" weit im Bauchrande, 7 1/4" weit in der Mündung, 1 Pfund 10 Loth schwer. Ueber dem scharfen,

Kessel

7/8" breit eingezogenen Bauchrande ragt die Wand der Mündung 1 3/8" hoch empor und legt sich nach innen 3/4" breit zu einem Rande um, der mit einem Zickzack in Relief geschmückt ist. Auf diesem Rande stellen zwei oblonge, 1 1/2" lange Henkel, aus Einem Stück mit dem Kessel. Das Ganze ist aus Einem Stück gegossen, wie überhaupt alle vorchristlichen Bronze=Alterthümer Gußwerke sind; die Gußnäthe stehen im Innern noch stark hervor und zeigen keine Spur von Feile.

Der obere Theil ist durch zwei, mit dem Stück gegossene, concentrische, erhabene Reifenpaare verziert, welche nahe stehende, eingefeilte Querstriche haben.

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Der untere Theil der Außenfläche ist polirt und ganz mit eingravirten Verzierungen bedeckt. Es laufen drei Reihen Verzierungen übereinander umher, welche durch angemessene Abgrenzungen getrennt sind.

Kessel

Unten um den hiebei abgebildeten Knopf stehen fünf Drachen oder gewundene Schlangen ohne Füße, mit einem Kamm. Die beiden höher stehenden Reihen sind Drachenverzierungen, d. h. Ornamente nach Art der Drachenwindungen, jedoch keine Drachen mehr.

Diese Bronze=Kessel sind sehr selten und in Meklenburg bisher nur im Großherzogthume Meklenburg=Strelitz, und zwar vorherrschend in der Gegend von Neu=Brandenburg, gefunden. In der großherzoglichen Sammlung zu Neu=Strelitz befinden sich zwei aus der Sammlung des bekannten Gideon Sponholz, zwei aus einem Funde bei Neu=Brandenburg, bei welchen der verstorbene Pastor Masch zu Schlagsdorf in seiner Jugend auch den Runenstein mit dem Radegast, bei v. Hagenow Beschreibung der Runensteine, Fig. 1, zu S. 16, entdeckte, und einer, dessen weiter unten Erwähnung geschehen wird, aus einem Funde bei Wesenberg. - In Dänemark sind ähnliche Kessel, auch in kleinern Maaßen von Gold, gefunden (vgl. Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, S. 41).

Allem Anscheine nach haben diese Kessel eine gottesdienstliche Bestimmung gehabt, da sie vorzüglich in dem seiner Tempel wegen berühmten Lande der Rhedarier (vgl. Jahrb. III, S. l flgd.) gefunden werden und Rhetra in der Nähe von Neu=Brandenburg (vgl. Jahresber. V, S. 110 flgd.) oder Neu=Strelitz zu suchen sein wird, da sie mit Drachenbildern verziert sind und gewöhnlich mit Gegenständen zusammen getroffen werden, welche ebenfalls eine gottesdienstliche oder doch räthselhafte Bestimmung haben und nicht mit den häuftgen Geräthen des gewöhnlichen Lebens übereinstimmen.

2) Drei Paar oder besser sechs breite, hohl gegossene Armringe von der Gestalt beistehender Zeichnung, 1 1/2" breit

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und etwas über 3" weit, so daß sie auf einen vollen weiblichen oder kräftigen männlichen Oberarm passen (für den Unterarm sind sie zu weit); sie sind offen und elastisch, so daß sie noch gut federn, und haben kurz vor jedem Ende eine dreiseitige Oeffnung. Die Ringe selbst sind alle gleich, theilen sich jedoch nach äußerlicher Ausstattung in zwei Gattungen:

a. Drei derselben haben, in gleichen Zwischenräumen von einander, nämlich zu beiden Seiten und grade hinter der Oeffnung, drei angelöthete oder mit dem Armringe zufammen gegossene, feste, kleine Ringe oder Oehren, welche auf den verzierenden Reliefreifen der Armringe stehen; in jedem dieser Oehren hängt ein etwas größerer, zusammengebogener Drathring, und in jedem von diesen hangen wieder drei kleinere, aus Einem Stücke bestehende Drathringe; an dem einen Armringe fehlen von den eingehängten Ringelchen 5 Stück, da die großem Ringe etwas auseinander gebogen sind.

Armring

b. Die drei andern haben diese drei Oehren mit den anhangenden Ringen gar nicht, sind auch nicht dazu bestimmt gewesen, solche eingehängte Ringe zu tragen, da keine Spur von Anheftung der Oehren vorhanden ist.

Wollte man diese Armringe nach Paaren zählen, so würde vielleicht immer ein beringter und ein nicht beringter zusammen gehören.

Auch in Dänemark sind solche Armringe mit kleinen anhangenden Ringen gefunden (vgl. Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, S. 49, Nr. 4)

Gegenstände von derselben bisher erwähnten Art wurden am 1. Junii 1838 auf der Pomel, einem Theile der Stadtfeldmark Wesenberg, in Meklenburg=Strelitz, entdeckt und werden jetzt in der großherzogl. Sammlung zu Neu=Strelitz aufbewahrt. Neben Steinen, Urnenscherben und Knochen fand man nämlich einen Kessel von derselben Gestalt und mit denselben Verzierungen, wie der so eben beschriebene, nur ein wenig kleiner, und sieben Armringe, denen von Roga völlig gleich, nur daß alle sieben die eingehängten Ringe, jedoch nur

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zwei Ringelchen in dem größern zusammengebogenen, in ein Oehr eingehängten Ringe haben.

Die Bestimmung der eingehängten Ringelchen erscheint durchaus dunkel.

3) Ein Diadem oder eine Stirnbinde aus sehr dünnem Bronzeblech, gebildet aus einem 1 5/8" breiten Streifen, der an

Diadem

beiden Enden umgerollt ist; in diesen Umrollungen waren die Enden der Stirnbinde durch einen eisernen Drath, der mit einer zeugartigen, nicht mehr zu erkennenden Masse umgeben war, zusammengehalten; leider fehlt dieser Bindedrath jetzt. Die zeugartige Masse war vielleicht der Ueberrest von einer herabhangenden Binde, wie dergleichen im Alterthume vorkommen. Die Weite der Rundung beträgt 7 Zoll, das Gewicht des ganzen Didems nur 2 1/4 Loth.

Die ganze Außenseite dieses Diadems ist mit Verzierungen bedeckt, welche, mit Ausnahme von 8 kreisförmigen, mit Einem Stempel bewirkten Verzierungen, aus feinen Punctlinien bestehen, die mit feinen Punzen von der innern Seite her getrieben sind. Verfolgen wir diese Darstellungen der Länge des Blechstreifens nach von einem Ende bis zum andern.

Zuerst kommt eine kurze Strecke reiner Ornamenten=Verzierung, die sich in gleicher Länge am andern Ende wiederholt; darauf folgen zwei neben einander stehende, mit einem Stempel eingeschlagene Augen oder Kreise mit einem Puncte in der Mitte. Auf diesen Augen steht aufrecht, mit dem Schwanze nach unten, ein großer im Oberleibe doppelter, gewundener Drache mit einem Kamme an Kopf und Nacken und einem Kamme auf der Brust, mit zwei Schwänzen, welche sich

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Diadem

Schlangen= oder unbekammte Drachen=Köpfe endigen und mit zwei Paar Füßen (oder Flügeln?) am Leibe, nicht weit von dem Nacken und dem Schwanze. Ueber diesem größern Drachen steht in entgegengesetzter Richtung, mit dem Schwanze nach oben, ein kleinerer, gewundener Drache, von einer einfachen Windung, mit Einem kurzen Kamme auf dem Kopfe, mit Einem Schwanze, der sich ebenfalls in einen Schlangenkopf endigt, und mit zwei Paar, von dem Unterleibe ausgehenden Füßen. Diese Drachendarstellung wird von zwei Augen geschlossen.

Die große Wichtigkeit dieser Darstellung wird auf den ersten Blick einleuchten; sie wird aber noch mehr gehoben, wenn man, was allerdings sehr nahe liegt, annimmt, daß diese Drachenbilder Darstellungen heidnischer Gottheiten sein sollen, was um so leichter anzunehmen ist, als sich auf den meisten Alterthümern des jüngern nordischen Heidenthums, welche eine ernstere oder gottesdienstliche Bestimmung zu haben scheinen, wie auf Runensteinen etc. ., solche Drachenverzierungen finden. Bei dem gänzlichen Mangel an zuverlässigen wendischen Götzenbildern oder deren Beschreibung (denn in die wendische oder Eisen=Zeit müssen wir die rogaschen Alterthümer setzen) dürfte es aber schwer sein, Namen und Charakter der Drachenbilder festzusetzen, um so mehr, da sie die ersten authentischen Götzenbilder der wendischen Heidenzeit sein mögen.

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Indessen giebt das Diadem selbst Mittel zur Verfolgung der Forschung an die Hand. Zwischen den beiden schlangenköpfigen Schwänzen des größern Drachen steht nämlich das Zeichen Zeichen oder Zeichen und über demselben stehen zwei 6, die eine rechts, die andere links gekehrt, oder im ganzen Bilde die Darstellung Zeichen . Vielleicht sind die zwei über Zeichen stehenden 6= Zeichen nur Ornamente oder Hindeutungen auf die zwei schlangenköpfigen Drachenschwänze. Aber das Zeichen Zeichen wird ohne Zweifel eine Rune sein; und so enthielte das Diadem auch die älteste und erste Rune in Deutschland auf einem gleichzeitigen Monumente des heidnischen Alterthums, und die Bekanntschaft der Wenden mit der Runenschrift wäre gesichert. Dasselbe Zeichen Zeichen wiederholt sich am andern Ende des Diadems noch 9 mal. Es ist dasselbe Zeichen, welche sich auch auf dem zu Dargun gefundenen, hieneben zur Veranlassung genauerer Forschung nach einem Abgusse abgebildeten, alten Gußform (vgl. Jahresber. HI, S. 83 und 190 und Baltische Studien VI, 1, S. 239 flgd.) findet.

Diadem

Bei dem Mangel eines unzweifelhaft sichern wendischen Runenalphabets ist die Deutung der Rune waglich; da aber nach den von v. Hagenow (1826, Greifswald, in der Universitäts=Buchhandl.) beschriebenen, bisher als ächt anerkannten strelitzischen Runensteinen das Zeichen Zeichen oder Zeichen für den Laut Z zu stehen scheint (vgl. v. Hagenow, S. 17), so könnte dasselbe hier den Namen des Götzen Zarnebog oder, da der im Folgenden erwähnte Runenstein neben dem Drachen mit dem Zeichen Zeichen noch das Wort Radegast enthält, auch das Wort Zirn (zornig) oder Zirnitra (zauberkräftig) in Beziehung auf den Radegast bedeuten. Es bliebe freilich noch übrig, das Zeichen Zeichen nach nordischer Weise umgekehrt zu betrachten und Zeichen = M zu lesen. Jedoch können hier bei der Entdeckung der ersten Spuren von Götzenbildern und Runenschrift nur Vermuthungen gewagt werden.

Von großem Interesse sind hier die neustrelitzer Runensteine, auf die noch kein gegründeter Verdacht gefallen ist, wogegen die Götzenbilder zur Unterstützung begründeter Untersuchungen gänzlich aus dem Spiele bleiben müssen. Würde

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durch unser Diadem die Aechtheit der Runensteine unterstützt, so könnten diese wiederum das Diadem erläutern helfen. Nun befindet sich zu Neustrelitz ein hiebei nach dem Originale abgebildeter Runenstein, welcher zu Prillwitz gefunden und schon bei v. Hagenow Fig. 4 zu S. 18 abgebildet ist, mit

Runenstein

derselben Darstellung, wie sie das Diadem enthält, nämlich mit einem Drachen (oder einer Schlange), über deren Rücken ebenfalls ein Zeichen steht. Außerdem steht zu den Füßen des Drachen, nach der von mir an dem Originale angestellten, genauen Untersuchung noch unter dem Drachen Rade- . . (Rade-) und auf der Rückseite des Steins unter dem mit Runen besetzten (Zauber-?) Kreise die obere Hälfte der Buchstaben: -gast . (-gast), welche mehr als wahrscheinlich die Fortsetzung der Runen auf der Hauptseite sind und zusammen Radegast =

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Radegast bedeuten würden. Dasselbe Wort bilden wahrscheinlich die auf der Rückseite des Steines auf einem Kreise (dem "Zauberkreise") stehenden Runen, nämlich Zeichen mit einem schließenden Zeichen .

Die Schriftzüge sind nach Verhältniß der Größe des Steins nicht allzutief, dahr nicht scharf, sondern rauh und an den Grenzlinien ausgesprungen, beurkunden auch durch ihr ganzes Ansehen ein hohes Alterthum.

Dieser Runenstein hat also nach allen innern und äußern Zeichen durchaus den Charakter der Aechtheit. Schließen wir von diesem Steine auf die übrigen nicht verdächtigen Runensteine, namentlich auf den, von dem wail. Pastor Masch gefundenen, ohne Zweifel ächten, bei v. Hagenow Fig. 1 abgebildeten Stein, der in den Runen Aehnlichkeit mit Fig. 4 und dieser wieder mit Fig. 3 hat, so muß das Zeichen über dem Nacken des Drachen nach unten geöffnet Zeichen gestellt und durch Z gedeutet werden, wie auch der Runenstein Fig. 5 bei v. Hagenow die Inschrift Zirn = Zirn hat.

Mag man nun das Zeichen Zeichen oder Zeichen stellen, so ist es offenbar ein Schrift=Charakter von Bedeutsamkeit, der öfter, vielleicht noch gar in der Tradition, vorkommt und sich noch in den Gußformen findet, gleichviel aus welcher Zeit diese stammen

Auf die beiden Augen über den kleinen Drachen folgen drei Reihen von │ über einander, in der 1. Reihe 27, in der 2. Reihe 30, in der 3. Reihe 30, welche an jeder Seite von einer zweifach ausgebogenen Verzierungslinie Verzierung und Verzierung begrenzt sind, in deren 4 Biegungen die Zeichen Zeichen oder Zeichen nach verschiedenen Richtungen stehen; diese Zeichen sind aber wahrscheinlich nur Verzierungen oder Füllungen der 4 Ausbiegungen der begrenzenden Verzierungslinien, wie der mittlere Theil dieser eine Perpendikulärlinie bildet und mit der mittlern Reihe der │ in Einklang steht. Sollten die │ aber Runen sein, so würden sie ein i bezeichnen.

Die Augen haben schwerlich eine tiefere Bedeutung, da sie, auch im Norden, häufig als reines Ornament vorkommen und wohl mit den Spiralverzierungen im Zusammenhange stehen; schon der Umstand, daß sie mit einem Stempel einschlagen sind, deutet auf einen gewöhnlichen Gebrauch als Ornament.

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Dagegen könnte es möglich sein, daß das Zeichen N am Ende die Rune Zeichen (= u) darstellen sollte und die Schlußverzierung Verzierung sich nach diesem Buchstaben gerichtet hätte, und nicht umgekehrt. Dann wäre es mögliche wenn man alle Runenzeichen des Diadems zusammenbrächte, das Wort Ziv (=Zîv) aus demselben herzustellen.

Auf diese durch │ Zeichen gebildeten Linien folgen wieder 2 Augen, worauf zwei Reihen Zeichen oder Runen übereinander, nämlich neun Zeichen und neunzehn │, und zwar immer ein Zeichen und darüber zwei Perpendikulairlinien oder ││, oder in der ganzen Darstellung neun mal Zeichen und zuletzt ein │ folgt. Diese Darstellung hat durch die Wiederholung des Zeichen Zeichens offenbar Beziehung zu den Drachenbildern.

Nach zwei Augen schließt die Reihe der Darstellung dieselbe Endverzierung, welche den Anfang bezeichnete.

Im Ganzen sehen wir auf dem Diadem 3 Haupt=Gruppen von Darstellungen, jede von Augen begrenzt, nämlich die Gruppe mit den beiden Drachen, die Gruppe mit den 3 Reihen │ und die Gruppe mit den Zeichen , und 2 Nebengruppen mit bedeutungslosen Verzierungen an den beiden Enden, wobei jedoch zu bemerken ist, daß in denselben eine Reihe von │ steht.

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4) Drei Fingerringe, nämlich einer aus Kupferdrath spiralförmig in 9 Windungen gewunden, der jetzt aber fehlt, die beiden andern, ein etwas weiterer und ein engerer, aus Einem Stücke gegossene Reifen.

5) Drei gewundene Kopf= oder Halsringe, wie sie

Halsring

häufig gefunden werden, wie Frid. Franc. Tab. X, Fig. 2, an beiden Enden mit in einander greifenden Schließhaken versehen. Zwei haben die gewöhnliche Dicke, von ungefähr 5/16"; der eine von ihnen hat eine Weite von 8", der andere von 7"; der letztere ist in liegender Stellung auf der obern und untern Seite stark abgenutzt, so daß die Windungen fast ganz verschwunden sind.

Auf die Bestimmung der Zeit haben diese Ringe wenig Einfluß. Sie sind am häufigsten und sehr häufig in dem (germanischen) Bronze=Zeitalter; jedoch finden sie sich schon in den jüngsten Hünengräbern der Steinzeit und sind noch in der Eisenzeit beobachtet; sie reichen also von der ältesten Zeit bis in die jüngste Zeit des Heidenthums hinein.

6) Eine Spange von Bernstein, bestehend aus einem runden, platten Ringe, von 2 " Durchmesser und 3/4" Weite in der Oeffnung, an einer Seite zum Umlegen der Zunge ausgeschnitten; die Zunge fehlt jetzt. Spangen von dieser Form kommen auch schon in der (wendischen) Eisenzeit vor, wenn sie gleich vorzüglich dem Mittelalter eigen sind.

Spange

Auffallend ist, daß alle in mehr als Einem Exemplare vorhandenen Stücke in drei Exemplaren vorhanden sind und auch die Darstellung auf dem Diademe eine dreifache Eintheilung hat.

Forschen wir nach der Zeit, aus welcher diese Alterthümer stammen, so sind wir genöthigt, sie der Zeit der wendischen Bevölkerung zuzuschreiben. Hiefür redet: der eiserne Ver=

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bindungsdrath des Diadems, die Analogie der Drachenverzierungen mit ähnlichen Monumenten Skandinaviens, welche dort aus der letzten Periode des Heidenthums stammen, der sehr leichte Rost, welchen ähnliche Alterthümer, namentlich die bei Neu=Brandenburg und Wesenberg gefundenen Kessel und Ringe haben, die Beisetzung derselben unter der natürlichen Erdoberfläche, welche nur der Eisenperiode eigenthümlich ist, und endlich die Abweichung der Formen von den Alterthümern der Bronzeperiode 1 ).

Da in dieser Darstellung alles berührt ist, was in meklenburgischen Ländern nach authentischen Funden für Götzenbilder und Runenschrift zeugt, so möge hier zugleich der im Jahresber. V, S. 82-83 angeführte Spangenring mit Inschrift eine Abbildung nach einem Abgusse (nicht nach der Gußform selbst) finden, welcher als in Meklenburg, jedoch ungewiß an welchem Orte, gefunden von dem Herrn Lieutenant von Lewetzow auf Hohen=Mistorff zu Hildesheim dem Vereine geschenkt ist.

Spangenring

Die Entzifferung der Schrift, welche vielleicht aus combinirten Runen besteht, hat noch keinem Gelehrten gelingen wollen.

Schwerin.

G. C. F. Lisch.     


1) Daß diese Alterthümer aus der wendischen Zeit stammen, wird durch einen ähnlichen, sehr interessanten Fund bestärkt, der in Joh. Ge. Keysler Antiquitates selectae septentrionales etc., Hannoverae. 1720, p. 513, von Abbildungen begleitet, beschrieben ist. Im Septeber 1719 wurden die Sachen in der Altmark zu Neilingen beim Kloster Arendsee ausgepflügt und gewissenhaft zusammengehalten und sogleich beschrieben. Das Hauptgefäß war eine bronzene Urne, ganz von der Gestalt, wie solche Urnen in Wendenkirchhöfen oder aus der Eisenperiode in Meklenburg gefunden werden, von der Grundform der Urne in Frid. Franc. Tab. XXXIV, Fig. 10: nach unten hin spitz, oben weit geöffnet, mit scharfem Bauchrande im obern Theile. In dieser Urne stand ein bronzener Kessel, ganz wie der rogasche, von derselben Gestalt und mit denselben gravirten Verzierungen, nur daß unten um den Knopf 12 gekämmte Schlangen stehen und daß der Rand nicht nach innen gebogen ist, sondern aufrecht stehend ausläuft. In diesem Kessel stand ein zweiter, etwas kleinerer bronzener Kessel, statt der emporstehenden zwei Handhaben mit zwei in den Seitenrand geschlagenen länglichen Löchern versehen; es fehlen jedoch in den Verzierungen die Schlangen : statt deren sind alle drei Reihen Verzierungen gleich und wie die obern Reihen der Verzierungen auf dem rogaschen Kessel; der Knopf war mit einem Kreuze verziert. Dieser innere Kessel war mit Asche und Knochen gefüllt. In der Asche lagen 9 bronzene Schüsselchen, oder große, flache Knöpfe oder Buckel von verschiedener Größe, von 4 bis 6" Durchmesser, und an 60 kleine, runde Knöpfe, theils von Bronze, theils von Silber. - Die Gestalt der äußern Urne, welche alle diese Sachen enthielt und das Vorkommen des Silbers in den Knöpfen dürfte die gravirten Kessel ungefähr in die Mitte der heidnischen Eisenperiode, etwa in das achte Jahrhundert n. Ch., verweisen. - Ich freue mich, daß ich auf die Beschreibung dieses Fundes noch zu rechter Zeit durch (  ...  )
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b. Einzeln gefundene Alterthümer.

Ein Spindelstein aus schwarzem Thon,

gefunden bei Brüel, geschenkt vom Herrn Gastwirth Dalitz zu Brüel.

2. Aus dem Mittelalter.

Ein Weihkessl aus Granit,

geschenkt vom Herrn Baron A. von Maltzahn auf Peutsch. Einer der schon oft besprochenen Steine, welche sich hin und wieder auf dem Lande finden: ausgehöhlte Granite in der Gestalt einer halben Mulde; hm und wieder findet man solche Weihbecken noch an den Außenseiten der Kirchen (z. B. in Verchen) unter Heiligenbild=Nischen eingemauert.

Ein Grapen von Bronze

mit drei Beinen und zwei Henkeln, drei erhabenen Reifen um den Bauch und einem schon einigemale beobachteten Gießerzeichen, geschenkt vom Herrn Domainenrath Sibeth zu Güstrow.

Zwei eiserne Messer,

gefunden auf dem Kirchhofe zu Boitin, 14 Fuß tief, geschenkt vom Herrn Gymnasial=Lehrer Dr. Francke zu Wismar.

Ein Schlüssel von Eisen,

mit doppeltem Bart, aus dem Mittelalter, >gefunden zu Schwerin hinter dem Klosterhofe, geschenkt von dem Portier Schöning zu Schwerin.

Eine Ofenkachel,

in Form eines Schmelztiegels, eine sogenannte Topfkachel, ganz wie die (nach Jahresber. IV, S. 53) in Schwerin gefundene Topfkachel, gefunden zu Rostock beim Ausgraben des Fundamentgrundes zum neuen Logenhause an der Stelle der Häuser der Brüder vom gemeinsamen Leben, geschenkt vom Herrn Universitäts=Bibliothekar Baron von Nettelbladt zu Rostock. Die Kachel ist ganz, wie die zu Schwerin gefundene geformte nicht glasurt, jedoch mit einigen Glasurstellen, und an der Außenseite des Bodens von Ruß geschwärzt.


(  ...  ) unsern Freund Finn Magnusen in Kopenhagen aufmerksam gemacht bin; derselbe fügt noch hinzu: "Daß die Charaktere auf dem Diademe Zeichen , wie auch Zeichen und │ Buchstaben sind, ist sehr wahrscheinlich, wie ähnliche Vervielfältigungen der Runen in ihrem magischen oder religiösen Gebrauch, wie ich in meinem" (so eben erschienenen) "Runenwerke erwiesen habe, nicht ungwöhnlich sind, obgleich es mir noch nicht ganz klar geworden ist. Kunstsachen, die diesen ähnlich sind, haben wir mehrmals in Dänemark gefunden".
Im August 1842.          G. C. F. Lisch.
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Drei (Kanonen= ?) Kugeln von Granit,

6", 4 1/2" und 3 1/2" im Durchmesser, auf dem Sachsenberge bei Schwerin in einiger Tiefe unter der Erdoberfläche gefunden, geschenkt vom Herrn Hausverwalter Framm daselbst. Die beiden größern sind offenbar alte Kanonenkugeln; von der kleinern, etwas unregelmäßigem, welche neben den andern gefunden ward, ist es zweifelhaft, ob es eine Kanonenkugel ist, jedoch ist der rundliche Stein von Menschenhand bearbeitet.

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3. Aus verschiedenen Perioden der Vorzeit.

Feuerstein=Manufactur und Begräbnißplatz zu Damerow.

Im J. 1841 machte der Herr Cand. Reuter zu Kl. Plasten auf der Feldmark zu Damerow, am nördlichen Ufer des KölpinSees, zwischen Waren und Malchow, eine Entdeckung, welche durch Vergleichung von nicht geringem Interesse ist. Es fanden sich hier nämlich Reste von Alterthümern aus allen Perioden der Vorzeit neben einer großen Menge von spanförmigen Feuersteinmessern beisammen. Eine gleiche Entdeckung ward vor einigen Jahren zu Klink, am südlichen Ufer des Kölpin=Sees Damerow gegenüber gemacht; das Resultat (vgl. Jahresber. III, S. 41, 64 u. 66) stimmt auch mit den Funden zu Rülow bei Neu=Brandenburg (vgl. Jahresber. V, S. 71 flgd.) völlig überein. Auch zu Jabel, bei Damerow, sollen sich nach Mittheilungen des Herrn Küchenmeisters Engel zu Malchow große Massen von Feuersteinspänen und Urnenscherben finden.

Der Herr Cand. Reuter hat folgende Gegenstände eingesandt:

1) Gefäßscherben mit den unverkennbaren, kräftigen Verzierungen aus der Stein= oder Hünen=Zeit, wie sie in den Hünengräbern zu Prieschendorf (vgl. Jahresber. II, S. 25 flgd.) und Moltzow (vgl. Jahresber. VI, S. 134 flgd.) beobachtet sind;

2) ein Schmalmeißel aus hellgrauem Feuerstein, 4" lang;

3) an 25 spanförmige Feuersteinmesser (vgl. Jahresber. III, S. 41), von denen die meisten klein oder mißlungen sind;

4) Gefäßscherben mit hellbrauner Thonbekleidung ohne Verzierungen, wie sie in der Zeit der Kegelgräber oder der Bronze=Periode allgemein sind;

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5) Gefäßscherben aus der letzten wendischen Zeit, aus festem, grauem oder braungrauem Gefüge, mit horizontalen Parallelreifen verziert, wie sie auf den wendischen Burgplätzen Meklenburg, Werle, Ilow und Dobin, in der Lagerstätte der Ravensburg und namentlich bei Rülow vorkommen;

6) ein eisernes Gehenk, wie ein jetzt sogenannter Karabiner=Haken, 5" lang;

7) Fragmente einer eisernen Messerklinge;

8) eine Scherbe von einem mittelalterlichen Gefäße aus blaugrauem, feingeschlemmtem Thon;

9) Kohlen;

10) Thierzähne.

G. C. F. Lisch.     

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4. Aus neuerer Zeit.

Henkelkrug von Sülz.

Hinter dem am Markte zu Sülz gelegenen Hause des Herrn Maurermeisters Klasen ward im Febr. 1842 beim Ausgraben eines Kellerraumes auf dem Hofe, zwischen dem Schutte eines altern und jungem Brandes, jedoch mehr nach der obern Schicht hin, ein thönerner Henkelkrug mit einem abgeschmolzenen Zinnernen Deckel gefunden und in demselben eine Menge silberner Scheidemünzen aus dem sechszehnten Jahrhundert, ungefähr 4 Pfund an Gewicht; in der Nähe wurden 2 Thalerstücke und einige kleinere Münzen gefunden. Die Mümzen hat Herr Klasen, durch Vermittelung des Herrn Geheimen Amtsraths Koch, dem Vereine zum Ankaufe nach Auswahl übermittelt; man vgl. unten Münz=Bericht.

Der Henkelkrug, den der Herr Maurermeister Klasen dem Vereine geschenkt hat, ist merkwürdiger Weise vollkommen erhalten; es ist eine gehenkelte Kanne in mittelalterlichen Formen, aus sehr festem Thon oder Steingut, mit allerlei Verzierungen in Relief bedeckt, welche buntfarbig auf hellem Grunde glasurt sind.

Die Zeit, wann der Krug mit den Münzen versunken ist, läßt sich nur nach den Münzen beurtheilen. Große Stadtbrände suchten, nach Archiv=Acten und Stadt=Nachrichten, die Stadt in den J. 1552, 1725, 1740 und 1771 heim. Aus der Zeit dieser Brände können die Münzen also nicht herstammen, wahrscheinlich sind sie beim Brande einzelner Häuser versunken. Der Henkeltopf stammt daher nach den Münzen, von denen die jüngsten die Jahrszahl 1605 tragen, und dem Styl der Arbeit aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts.

G. C. F. Lisch.     

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Zwei Kupferplatten zur Geschichte des Geschlechts von Driberg.

Diese beiden sauber gestochenen Kupferplatten, ungefähr 16" hoch und 14" breit, sind zuletzt als viereckige Wagschalen gebraucht gewesen und zu diesem Zwecke an den Rändern gegen 1 " hoch umgebogen und an den Ecken durchbohrt, haben jedoch durch den Gebrauch sehr wenig gellten. In diesem Zustande hat sie der Herr von Kardorff auf Remlin zu Gnoien durch Kauf erworben und dem Vereine geschenkt.

Die eine Platte stellt einen Stammbaum dar und zwar die Abkunft des

Herrn Rudolph Friederich
von Driberg
Hoch Fürstl. Mecklenb. Krieges=
Commissarius
auf Sprentz, Göldenitz, Dolgen
und Schwehtz Erbherr,
geb. den 30st. Mart. 1655.
Starb den 24 Jan. 1706.

im sechsten Geschlecht; die Platte enthält 63 Wappen. Die Aeltern dieses Rud. Friedr. v. Driberg sind: Johann von Driberg auf Gotthun, geb. 1613 † 1696, und Catharine Barolt.

Die andere Platte stellt den Sarkophag dieses Rud. Friedr. v. Driberg dar. Am Hauptende stehen die Wappen D. V. D. (Der Von Driberg) und D. V. V. (Der Von Vieregge) , auf der Decke im Hintergrunde neben andern kleinern Wappen der Großältern, die auch den Sarkophag zieren, auf einem größern Schilde die Wappen der Aeltern des Rud. Friedr. v. Driberg (v. Driberg und v. Barolt).

II. Münzen und Medaillen.

Der Münzvorrath des Vereins, welcher nach dem vorigjährigen Bericht aus 2829 Stücken bestand, ist jetzt zu 3336 angewachsen und besteht aus 527 Hohlmünzen, 16 goldenen, 2197 silbernen, 493 kupfernen Münzen und 103 Medaillen mancherlei Art. Jedoch ist die Sammlung selbst nicht so zahlreich, da in dieser Summe alle Dubletten mitbegriffen sind.

Von den hinzugekommenen 507 Münzen wurden 374 angekauft: außer den Münzfunden, von denen später die Rede sein wird, waren darunter ein meklenburgischer Bracteat, welcher Malchin zugeschrieben wird, da unter dem Büffelskopfe eine Figur stellt, die einem m ähnlich ist, und 9 kleine Hellinge von pommerschen Städten, der seltene Dütchen des Herzogs Friedrich

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von Schlesien von 1545 (Dewerdeck Siles. numism. t. VI n. 39) und mehrere neuere meklenburgische Münzen, auch die neuesten bei so schmerzlicher Veranlassung geprägten Münzen auf den Heimgang des hochseligen Großherzogs Paul Friederich 1 ).

Die übrigen Münzen sind Geschenke; die hohe großherzogliche Kammer überwies der Sammlung 39 Münzen aus dem Depositen=Kasten des Amtes Grevesmühlen, größtentheils norddeutsche Dütchen und Doppelschillinge aus dem Anfang des 17ten Jahrhunderts, unter denen sich ein Doppelschilling des Herzogs August von Sachsen=Lauenburg (Molan. Bohem. 631. 11) als ziemlich selten auszeichnet. Die Güte der Herren Geheimerath von Steinfeld, Hauptmann Graf von Oeynhausen, Oberzahlmeister Henke, Obermünzmeister Nübell, Kriegsrath Grimm, Pageninformator Dehn, Hofkellermeister Wöhler, Kaufleute Böhm, Röper und Uhle in Schwerin, Obermedicinalrath Brückner in Ludwigslust, Prinzeninstructor Brockmann in Schwerin (die berlinsche Huldigungsmünze von 1740 Appel III, 731. 2.), Dr. Schnelle auf Buchholz, Jahn auf Adamsdorf, von Buch auf Zapkendorf, der Pastoren Ritter in Wittenburg, Kehrhahn in Döbbersen, Strecker in Hohenkirchen (worunter eine brandenburgische Huldigungsmedaille von 1690, Appel III, 724. 1.), Professor Crain, Lehrer Wetterich und Kaufmann Rhades in Wismar, Bürgermeister Daniel und Senator Demmler in Rehna, Stadtsecretär Peters in Schwaan und Chausseebauaufseher von Zülow hat die Sammlung mit manchen werthvollen Stücken bereichert; für Dubletten aus dem hagenower Funde wurden vom Herrn Dr. Deecke in Lübeck mehrere neue seltene Stücke eingetauscht.

Drei Münzfunde sind dem Vereine zugekommen:

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A. Der Münzfund von Wittenburg.

Er ist besonders wichtig für die Bestimmung des Alters der hier in großer Anzahl vorkommenden Münzen von Hamburg und Lübeck, deren Verbreitung in der südlichen Hälfte von Meklenburg so groß war, daß man nur einzelne andere neben ihnen findet. Die beiden Münzen, deren Alter sich bestimmt nachweisen läßt, die bischöflich hildesheimische von H. Magnus


1) Es sind davon 2: eine größere und eine kleinere (Größe 16 und 12 nach Mader). Die Hauptseite, mit dem Stempel der ganzen und halben 5 Rthlr. Stücke geprägt hat um das Brustbild die Umschrift: PAUL FRIEDR. GROSSHERZOG V. MECKLENBURG-SCHWERIN, und die Rückseite in einem von 2 Cypressen=Zweigen gebildeten Kranze unter einem Stern von 5 Strahlen die Worte: VOLLENDET D. 7. MÄRZ 1842.
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zwischen 1423 - 20. Sept. 1452, und die liefländische des Heermeisters Berndt v. d. Borch von 1477- 1486, weisen auf die Mitte bis zu Ende des 15. Jahrhunderts hin, und da keine herzogl. meklenburgische sich findet, obgleich H. Magnus und Balthasar zu Anfang des 16. Jahrhunderts viel prägen ließen, so kann man wohl nicht aus dem 15. Jahrhundert hinausgehen.

Hier findet sich nun von

Lübeck die älteste Form des Typus der Doppelschillinge mit dem Johannes auf der einen und dem Lilienkreuz mit dem runden Schilde, worin der Reichsadler liegt, auf der andern Seite (S. Schnobel p. 52. 2.), welche sich lange (bis 1563) erhielt. Das unterscheidende Merkmal der ältesten ist, daß das Stadtwappen unter Johannes von einem Ringe, einem Scepter und 3 Ringen an jeder Seite begleitet wird. Das eine Exemplar hat die Schreibfehler, auf dem A. N OOV A , auf dem R. e RVX. - Von den Schillingen dieser Zeit, welche auf dem A. den doppelten Adler mit der Umschrift MO N e T A ° A OV A ° LVBI c e N SIS und auf dem R. ein Kreuz mit dem Stadtwappen in der Mitte und Boqen mit Kleeblättern in den Winkeln haben mit der Umschrift c RVX ° FV S A T ° OM N e ° M A LVM (Schnobel 48 letzte M.), finden sich 7 Gepräge, welche in den Zeichen vor der Umschrift sich unterscheiden, während diese selbst die nämliche ist, es sind

Umschrift

Die Doppelschillinge von

Hamburg sind denen von Lübeck analog: so wie da Johannes, so ist hier Maria und unter ihr ein Schildlein mit dem Nesselblatte von einer Säule zwischen 2 Ringen, auf einem andern Exmplar von der Säule, welche an der äußern Seite einen Ring, an der Innern 2 Ringe hat, begleitet. Der Schild mit den 3 Thürmen auf einem Blumenkreuze der Rückseite entspricht auch der lübeckischen Darstellung. - Die Schillinge haben auf der Hauptseite die Burg von 3 Thürmen mit der Umschrift: Umschrift , auf der Rückseite ein Kreuz mit bogenförmigen Zierrathen und Klee=

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blättern in den Winkeln und daraus ein Schild mit dem Nesselblatte. Nach den Zeichen der Umschrift lassen sich 4 Gepräge erkennen:

Umschrift

Die bischöflich hildesheimsche Münze (Gr. 14 nach Mader, Gew. 3/32 Loth) hat auf der Hauptseite den herzoglich sächsischen Wappenschild des Herzogs Magnus von Lauenburg mit der Umschrift: Umschrift und auf der Rückseite das Bild des Bischofs, in der Rechten einen Kreustab, in der Linken einen Bischofsstab haltend, umher: Umschrift

Die sehr seltene Münze des liefländischen Heermeisters Berndt v. d. Borch hat auf der Hauptseite das Wappen desselben, 3 Vögel mit der Umschrift: Umschrift , auf der Kehrseite ein durch die Umschrift gehendes Kreuz, welches die Worte MA ║ GIS ║ TRI ║ LIVO trennt. Köhne Zeitschrist für Münz=, Siegel= und Wappenkunde II, t. IV, n. 11 hat diefe Münze abgebildet, jedoch mit der Abweichung, daß magister auf der Hauptseite steht. Die Form stri auf unserer Münze ist sicher.

Die übrigen Münzen sind bekannte Formen. Das Verhältniß des Fundes ist folgendes:

Münzfund
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B. Der Münzfund von Sülz

ward vom Maurermeister Klasen gemacht, als er einen Keller auf dem Hofe seines am Markte gelegenen Hauses ausgrub, auf eine Brandstelle stieß und daselbst einen Krug von Steingut mit Spuren eines abgeschmolzenen zinnernen Deckels fand, in

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dem etwa 4 Pfd. kleinere Münzen sich befanden, von denen 614 dem Verein durch gefällige Vermittelung des Hrn. Geh. Amtsraths Koch zur Auswahl zugestellt wurden. 2 Thalerstücke (einer des Herzogs Heinrich Julius von Braunschw., Bischofs von Halberstadt, von 1593, v. Madai I, n. 1108, und einer des Erzh. Ferdinand von Oesterreich [vor 1595], ähnlich dem bei Madai I, n. 1378) und ein dänisches Markstück von 1563 fanden sich seitwärts von der Kruke.

Die älteste Münze mit Jahrzahl ist von 1528 und die jüngste unter ihnen, welche durchaus nicht vom Feuer gelitten hatten, aber dick mit Grünspan bedeckt waren, ist der Doppel=schilling des H. Carl von 1605. Aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts sind mehrere vorhanden, die meisten sind jedoch aus dem 16. Jahrhundert, und zeichnet sich dieser Fund besonders durch die Menge der Münzstätten aus, welche zu ihm beigetragen haben.

Münzstätten
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Münzstätten

Als besonders selten möchte die Münze von Hoya hervorzuheben sein ( Gr. 12 nach Mader, 1/16 Loth). Auf der Haupt=

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seite ist eine Burg mit 3 Thürmen, in deren Thor 2 Bärentatzen: Umschrift: Inschriftskreuz M O N e T A N OV A hOI A N auf der Rückseite ist ein Kreuz mit der Umschrift: † O c RVX Symbol Stern A DOR A . . . . Symbol Stern Die Münze von Salzburg ist bei Appel II, p. 489, 5. Die spanische Münze (Größe 16, wiegt 7/32 Loth - 4 Aß) hat das links gekehrte Brustbild mit der Umschrift PHS D. G HISP Z . . . DVX BRA und darunter 1572, durch einen Thurm (Dornick) getheilt, auf der Rückseite das gekrönte burgundische Kreuz, auf dem das Feuereisen des goldenen Fließes liegt mit herabhangendem Ordenszeichen, die Umschrift DOMINVS MIHI ADIVTOR . Die schwedische (Gr. 14, wiegt 3/32 Loth) hat die gekrönte Garbe der Wasa zwischen I R mit der Umschrift IOHANNS . 3 . D . G . SVECI . REX und auf der Rückseite den gekrönten Schild mit den 3 Kronen zwischen 7 7 mit der Umschrift MONETA NOVA STOKHOL .

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C. Der Münzfund von Schwerin,

auf dem Stadtfelde daselbst gemacht, 101 Stück stark, stammt aus einer noch jüngern Zeit, die älteste Münze ist von 1603, die jüngste von 1646, ein sächsischer Ortsthaler von 1544 steht einzeln da (den dazu gehörenden ganzen Thaler s. v. Madai II, 2932).

Münzfund

Demern, im Julius 1842.

G. M. C. Masch.     

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III. Siegel.

1) Von dem Herrn Baron Alb. von Maltzahn auf Peutsch die Abdrücke der in den Registraturen noch vorhandenen Siegelstempel folgender Städte: Teterow, Stavenhagen, Neukalden, Schwan, Ribnitz, Friedland, Stargard, Alt=Strelitz, Fürstenberg.

2) Von dem Herrn Pastor Frese zu Brüel Abdrücke und Zeichnungen von den Siegeln und dem Wappen der Stadt Brüel.

IV. Zeichnungen.

1) Zeichnung einiger Bronze=Alterthümer, die bei Alt=Ruppin gefunden sind, geschenkt vom Herrn Gymnasial=Lehrer Masch zu Neu=Ruppin.

2) Zeichnung von einer eisernen Hand, mit einem Sporn und einem Schwerte im J. 1836 zu Alt=Ruppin neben der langen Brücke bei der Schiffbarmachung des Rhin gefunden, im Besitze des Herrn Grafen von Zieten auf Wustrau, von dem Herrn Gymnasial=Lehrer Masch zu Neu=Ruppin, mit historischen Nachrichten über andere eiserne Hände von dem Herrn Grafen von Zieten.

3) Zeichnungen von den Kirchen zu Gadebusch und Vietlübbe, von dem Herrn Hofmaler Schumacher aufgenommen.

4) Zeichnung des Siegels Heinrich Borwin's II. an der in Cleemann parch. Chron. S. 94 gedruckten Fundations=Urkunde der Stadt Parchim (von 1218).

5) Plan des Burgwalles von Werle und des Hofes Wiek, aufgenommen und geschenkt von dem Bau=Beflissenen Herrn J. Quistorp aus Schwaan, unter Vermittelung des Herrn Gerichtsrath Ahrens daselbst.

C. Naturhistorische Sammlung.

Diese empfing einige, noch nicht genauer bestimmte und classificirte Fossilien als Geschenk des Herrn Ingenieurs Ahlers, und vom Herrn Superintendenten Kleiminger zu Sternberg einen am Judenberge daselbst gefundenen Büffelzahn.

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D. Gesammelte Nachrichten von Alterthümern aller Art.

I. Nachrichten von heidnischen Gräbern und andern historiach merkwürdigen Stätten, von mittelalterlichen Bauwerken etc. .

Das Hünengrab von Kl. Görnow.

Das Hünengrab von Kl. Görnow bei Sternberg ist wohl am frühesten als eine große Merkwürdigkeit besprochen. Schon Francke A. u. N. M. I, S. 232, der es für einen wendischen Opferaltar hält, hat es beschrieben, und im Jahresber. IV, S. 68/9 ist von dem Herrn Advocaten Schwertfeger wiederum die Aufmerksamkeit auf dasselbe gelenkt. Es liegt auf dem Wege von Gr. Görnow nach Eikelberg, unmittelbar rechts am Wege, vor der Baumgruppe, welche dem Hofe Kl. Görnow gegenüber liegt. Es hat keinen Grabhügel, sondern ist eine Steinkiste oder eine Steinkammer von 25 Fuß Länge und 12 Fuß Breite, welche mit 4, vielleicht 5 großen Steinen bedeckt war, von denen einige eingesunken sind. Die Decksteine sind ungefähr 10' lang, 6' breit und gegen 4' dick. In der Nähe liegen häufig große Steine. Vergleicht man dieses Grab mit den übrigen bekannten großen Hünengräbern im Lande, so ist das Grab von Gr. Labenz bei Warin, nahe bei Görnow, (vgl. Jahresber. III, S. 15) im Unterbau bei weitem das mächtigste und das Grab von Katelbogen in den Decksteinen das großartigste.

G. C. F. Lisch.     

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Gräber an der alten Straße von Schwerin nach Brüel.

1) Auf dem Felde von Langen=Brütz, vor dem Hofe, zwischen diesem und dem Holze, rechts am Wege mehrere Kegelgräber.

2) Auf dem Felde von Kleefeld:

a. rechts vom Wege, nicht weit von der langenbrützer Scheide, ein Hünengrab;

b. links am Wege, in der Richtung zwischen dem Hofe von Kleefeld und der richenberger Mühle, ein Kegelgrab mittlerer Größe unter Acker=Kultur;

c. im Holze, an der Brücke, vor der zaschendorfer Scheide, namentlich rechts am Wege, eine große Menge von Kegelgräbern.

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3) In der Gegend von Kuhlen, links am Wege auf einem Haidberge, dem Wege nach Golchen gegenüber, ein Kegelgrab.

G. C. F. Lisch.     

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Gräber zu Witzin.

An dem Wege von Witzin bei Sternberg nach Tieplitz und Ruchow, nicht weit von dem Ende der tarnowschen Forst oder des "Herrenholzes", stellt links am Wege ein sehr großes, schön gebildetes Kegelgrab (erster Größe), und links nicht weit vom Wege eine Steinkiste (ohne Hügel), welcher jedoch schon der Deckstein fehlt. Diese Gräber schließen sich an die große Gräbergruppe, welche Jahrb. VI, S. 68 u. 69 beschrieben ist.

G. C. F. Lisch.     

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Der Burgwall zu Lankow bei Schwerin.

Hinter einem Bauergehöfte zu Lankow steht noch ein Burgwall in viereckiger Form, welcher mit drei Seiten in den Lankower See hineinragt und an der vierten Seite vermittelst einer Wiese mit dem festen Lande des Bauergartens zusammen hängt, jedoch hier, mit Ausnahme der Auffahrt, durch einen Graben von der Wiese getrennt wird. Die Ansteigungen sind jetzt mit Holz bewachsen; die Oberfläche wird als Acker benutzt. Nach den aufgefundenen Scherben aus Urnenmasse fällt dieser Burgwall noch in die heidnische Zeit.

Von ganz gleicher Beschaffenheit ist

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der Burgwall von Gr. Rahden bei Sternberg,

am östlichen Ende des rahdenschen Sees. Auch dieser geht mit drei Seiten in den See und wird an der vierten Seite von einer Wiesenfläche begrenzt. Von den Höhen, welche das Seebecken in einiger Entfernung umgeben, zeigt sich dieser Burgwall in einer sehr reinen quadratischen Form mit schrägen Ansteigungen. Wohl selten liegt ein Burgwall vor dem Auge so klar, als dieser. Die Oberfläche zu untersuchen, fehlte es an Zeit und Gelegenheit.

G. C. F. Lisch.     

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Der Schloßberg bei Brüel.

Wehnert erwähnt in seinen Nachrichten von der Burg Brüel im freim. Abendbl. 1831, Nr. 647, S. 45 3/4 den vor dem Zingelthore an der Zugbrücke gelegenen sogenannten Schloß=

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berg und berichtet, daß dort zu seiner Zeit Mauerwerk entdeckt und ausgegraben sei. Der Platz ist ein sehr kleines, niedriges, rundes Plateau am Rande eines Wiesengrundes und bietet nicht viel mehr Raum, als zu einem Befestigungs= oder Wartthurme erforderlich ist. Nach den dort zerstreut umher liegenden Bruchstücken dürfte dieser ungefähr im 14. Jahrh. erbaut gewesen sein; es fanden sich nämlich nur jene blaugrauen und schwärzlichen Scherben von den kugeligen Gefäßen, welche dem Mittelalter eigenthümlich sind, Hohlziegel, wie sie gewöhnlich im 15. Jahrh. vorkommen, Mauerziegel von nicht bedeutender Härte, das Fragment eines eisernen Messers und Lehmstücke mit Stroheindrücken.

G. C. F. Lisch.     

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Ueber die ehemaligen Höfe Sievershof, Hawhof und Nienhofe auf dem jetzigen Felde zu Selow, desgleichen über ein ehemaliges Kirchdorf auf dem Felde von Vietzen.

Die Bewohner von Selow wissen, wie die Namen, so auch die ehemalige Lage der drei genannten Höfe genau anzugeben. Der Sage nach sollen alle 3 Höfe im 30jährigen Kriege zerstört und soll ihr Ackerwerk zum selowschen Felde gelegt worden sein. Auch soll zu Nienhofe, das in der Nähe von Kleinen=Belitz lag, eine Kirche und Pfarre gewesen sein. Die letztere Angabe findet Bestätigung in dem hohenlukowschen Kirchen=Visitationsprotocolle v. 1642, woraus hervorgeht, daß im J. 1618 noch ein Prediger zu Nienhofe wohnte, der die hohenlukowschen Pfarramtsgeschäfte verwaltete, während zu Neuenkirchen Vacanz war.

Eine andere Sage berichtet von einem ehemaligen Kirche und Bauerdorfe auf dem Felde von Vietzen. Als Dorfstätte wird ein Hügel, hart am dortigen Tannenholze und in der Nähe des Zusammenflusses des vietzer Bachs mit dem gr. gischower Bache, bezeichnet. Vor etwa 15 Jahren grub man Mergel aus diesem Hügel und stieß bei dieser Gelegenheit auf eine Erdvertiefung von 10 Fuß ins Gevierte, deren Seitenwände mit Feldsteinen aufgesetzt waren und deren Boden aus einer Lehmdiele bestand. Ein Menschenzahn und einige andere Knochen, die auf dem Boden lagen, machten es wahrscheinlich, daß dieser Ort zum Begräbniß gedient habe, und bestätigten die obige Sage von dem ehemaligen Vorhandensein einer Kirche daselbst. Auch findet sich in den neuenkirchner Pfarrschriften aus der Mitte des 17. Jahrhunderts aufgezeichnet: "ein Stück

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Acker auf dem Felde zu Vice, darauf ehemalen ein alter Kirchenkathe gelegen, thut 12 schillinge Heuer." Vielleicht war der ehemalige alte Kirchenkathen ein ehemaliges Pfarrhaus. Ueber den Namen des Dorfs schweigt die Sage. In einem Register von 1468 über die Einkünfte des ehemaligen Klosters Marienehe findet sich die Angabe: Nienkercken, Wockrente, Renstorp, Schwitze, zusammen 45 Mk. (vide Schröders Wism. Erstl. pag. 381). Nach dieser Zusammenstellung zu urteilen lag Schwitze nahe bei Reinstorf. Sollte nicht Schwitze der Name des untergegangenen Dorfs gewesen sein, das kaum 1/4 Meile von Reinstorf entfernt lag? oder ist aus "Schwitze" späterhin "Witze" und endlich "Vietzen" geworden? Vielleicht aber auch, daß das ehemalige Dorf, als Bauer=Dorf, zum Hofe Vietzen gehört und daß beide Ortschaften einerlei Namen führten.

Eldena.

Günther, Hülfsprediger.     

Ueber den Aufbau der Kirche zu Hohen=Lukow.

Jochen Gottfried von Bassewitz, vormals Besitzer von Hohen=Lukow, hat im Jahre 1786 die folgende Nachricht niedergeschrieben, die sich unter den dortigen Gutspapieren befindet.

Die alte gewölbte Kirche ist von Heinrich von Bassewitz Anno 1308 Erbauet worden hierauff Anno 1310 von den derzeitigen Bischoff Jottfriedt zu Schwerin und Bützow dem heiligen nicolahs zu Ehren Eingee Weihet worden: wie solches die Lateinchee uhr Kund besaget: dieser Hinrich Bassewitz hat zu Hohen Lukow gewohnt: laut Kauffbrieff an denn Cartaussee zu Rostock in Betreff großen Stohffee.

Eldena.

Günther, Hülfsprediger.     

Verzeichnis der Namen auf der Forstcharte von der Kühlung,

einem bergigen Walde am Abhange des diedrichshäger Berges, A. Doberan, mitgetheilt vom Herrn Revisions=Rath Schumacher zu Schwerin.

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Ueber den Rundbogenstyl in Meklenburg und die Kirchen zu Ratzeburg, Schlagsdorf, Gadebusch, Vietlübbe und Lübow.

Die Werke aus der Zeit des Rundbogen= oder byzantinischen Baustyls haben in den neuesten Zeiten mit Recht die ganze Aufmerksamkeit aller denkenden und fühlenden

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Menschen auf sich gezogen. Da aber theils der byzantinische Baustyl einer längst entschwundenen Zeit angehört, indem die letzten Werke desselben in das Ende des 12. Jahrhunderts fallen, theils die deutsche Bildung, und mit ihm der Steinbau, erst in dieser Zeit in die nordöstlichen Länder Deutschlands einwandert, so müssen die wenigen Ueberreste förmlich entdeckt werden.

Schon seit längerer Zeit waren die Dome zu Lübeck und Ratzeburg als Werke des Rundbogenstyls bekannt. Die Capelle zu Althof bei Doberan (vgl. Jahrb. II, S. 1 flgd. u. S. 24 flgd.) hat im Laufe der Zeit zu viel gelitten und ist zu sehr verbaut, als daß sie als Muster oder Beispiel eines Baustyls aufgestellt werden könnte. Darauf ward im J. 1837 das Schiff der Kirche zu Gadebusch (vgl. Jahresber. III, S. 125 flgd.) als ein byzantinisches Bauwerk entdeckt, später im J. 1839 die Kirche zu Vietlübbe (vgl. Jahresber. IV, S. 82) und im J. 1841 die Kirche zu Lübow (vgl. unten). Es wurden durch diese Entdeckungen die Eigenthümlichkeiten dieses Styls in den Ostseeländern klar. Im J. 1839 entdeckte Kugler auch in Pommern einige byzantinische Bauten (vgl. Kugler's pommersche Kunstgeschichte in Balt. Stud. VIII, Heft 1, 1840), nachdem Al. v. Minutoli (Denkmäler mittelalterl. Kunst in den brandenb. Marken) schon im J. 1836 die Hauptwerke des Rundbogenstyls in der Mark Brandenburg, wie die Marienkirche bei Brandenburg und die Klosterkirche zu Jerichow, so wie die Krypten zu Jerichow und Brandenburg, bekannt gemacht.

Bei der Entdeckung der einzelnen Bauwerke des Rundbogenstyls stellte es sich nach und nach heraus, daß bestimmte Ueberreste desselben in Meklenburg nur in der Nähe der ältesten Bischofssitze und Residenzen zu finden seien; jede andere Forschung war vergeblich, wenn man nicht Bauten aus der Uebergangsperiode und andere unklare Erzeugnisse für wichtiger halten will, als sie wirklich sind. Die Aufstellung unbestimmter Bauwerke als Muster eines Styls ist aber verführerisch, um so mehr, da sich in vielen schlechten und geistlos restaurirten Landkirchen mancher runde Bogen findet. Es ist hier daher nicht die Rede von Andeutungen und Spuren, sondern von scharf ausgeprägten Formen, welche keinen Zweifel übrig lassen.

Der Rundbogenstyl ist in der bischöflichen Kirche zu Ratzeburg (im J. 1154 gegründet und noch im 12. Jahrh. vollendet) völlig klar ausgebildet. Von hier hat er sich im Vorrücken sächsischer Cultur gegen Westen hin in die Gegend

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von Gadebusch und Meklenburg verbreitet, wo er bei der allmäligen Paciscirung der Sachsen nach und nach in den Spitzbogenstyl übergeht.

Der Spitzbogenstyl des 12. und 14. Jahrhundert erscheint in Meklenburg nicht plötzlich, sondern bildet sich vermittelst eines Ueberganges aus, während dessen die Fensterwölbungen aus zwei Kreissegmenten in einer ernsten und strengen Gestalt, ohne Gliederung der Seitenwände, gebildet sind und daneben noch rundbogige Pforten und Friesverzierungen angewandt werden. Jedoch sind die Altartribunen in dieser Zeit schon beständig dreiseitig gebildet oder rechtwinklig abgeschnitten.

Um nun die Kirchen des Rundbogenstyls (denn von Privatgebäuden dieses Styls in Meklenburg kann nicht die Rede sein) in übersichtlichen Zusammenhang zu bringen, machte der Einsender mit dem Herrn Pastor Masch zu Demern und dem Herrn Hofmaler Schumacher zu Schwerin im Junii 1842 im Interesse des Vereins eine Entdeckungsreise in die Gegend von Ratzeburg und Gadebusch, um die Kirchen, welche in den Urkunden als die ältesten genannt werden, einer vergleichenden Prüfung zu unterwerfen. Das Resultat dieser Untersuchung ist, daß Meklenburg in den 5 Kirchen zu Ratzeburg, Schlagsdorf, Gadebusch, Vietlübbe und Lübow alle Formen des Rundbogenstyls in fast vollständiger Reinheit besitzt.

1. Der Dom zu Ratzeburg

ist schon in Masch Geschichte des Bisthums Ratzeburg, S. 747 flgd., beschrieben; es soll hier daher nur berührt werden, was eigenthümlich und charakteristisch ist und zur Vergleichung dienen kann. Zuvor sei bemerkt, daß das Material der Kirche zum größten Theil aus vortrefflichen, hellen, gelblichen Ziegeln besteht, welche in Meklenburg äußerst selten vorkommen. Die Grundform der Kirche ist die eines lateinischen Kreuzes mit langem Stamm im Schiffe, mit zwei niedrigen Seitenschiffen. Die Altartribune, mit 3 Fenstern, von denen das mittlere höher ist, ist im reinen Halbkreise aufgeführt. Die Fenster, welche paarweise nicht weit von einander stehen, jedoch nicht verbunden sind, sind schmal und im Halbkreise gewölbt; unter dem Kranzgesimse krönt die Mauern ein Fries von kleinen Halbkreisbogen, von dem zwischen den Fensterpaaren schmale Wandstreifen oder Lissenen niederlaufen, welche die großen Mauermassen angemessen theilen. Der Chor liegt sehr hoch, ganz als wenn unter demselben eine Gruft=

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kirche oder Krypte wäre, welche jedoch nicht vorhanden sein soll. Die Altartribune ist im Innern mit einer Halbkuppel, dem einzigen Beispiele in Meklenburg, vortrefflich gewölbt. Im Innern ist Alles, Pforten, Bogen und Gewölbe der Seitenschiffe, im Halbkreise gewölbt. Nur die Hauptgewölbe des Chores und der Hauptschiffe haben Gewölbe aus der Zeit des ersten, ernsten Spitzbogenstyls. Diese Construction ist auffallend, aber sie ist sicher vorhanden; sei es nun, daß während der Vollendung der Kirche sich schon der Spitzbogen entwickelte und man diesen beim Schlusse des Gebäudes anwandte, derselbe also ursprünglich ist, wie bei Masch a. a. O. von dem Architecten Lauenburg angenommen wird, sei es daß die Sage Wahrheit hat, die Gewölbe seien im 15. Jahrhundert erbauet worden: so viel ist gewiß, daß die Gewölbe, mit Verachtung der rundbogigen Fenster= und Mauerformen, schlecht, unregelmäßig und unsauber genug angesetzt sind, um solche Gedanken aufkommen zu lassen. - Am westlichen Ende der südlichen Seitenwand ist eine Vorhalle oder eine dem ersten Bischofe Evermod zugeschriebene Capelle vorgebauet, auf deren äußern Schmuck besondere Sorgfalt verwandt ist; gleichviel ob sie eine Taufhalle (Baptisterium) oder eine Büßerhalle (Narther), ob sie bloß eine Vorhalle zum Schutze des Einganges sein sollte: sie ist sehr alt. "Gehört sie auch vielleicht nicht zum Grundplane der Kirche," da die reich geschmückte Hauptpforte und andere Details durch sie verdeckt sind, so stammt sie doch ohne Zweifel aus der Zeit der Erbauung der Kirche; denn das Material besteht aus ganz denselben hellfarbigen Ziegeln, aus denen das Schiff aufgeführt ist, und die Ornamente sind den Ornamenten des alten Baues völlig gleich. Der gegen Süden gewandte dreiseitige Giebel ist ebenfalls mit einem Fries von Halbkreisbogen verziert 1 ); durch die nach unten geöffnete Zusammensetzung von drei Halbkreisbogen im Schlusse des Giebels wird eine kleeblattartige Verzierung gebildet, welche in einer strengen Durchführung dem byzantinischen Baustyl in Meklenburg eigenthümlich ist. Das Giebelfeld, welches ganz in Zickzacklinien aufgeführt ist 2 ), enthält


1) Die übrigen zwischen der Vorhalle und dem Kreuzschiffe ausgebaueten Capellen verunzieren die Kirche nicht wenig. Die beiden äußersten rechts und links sind am Ende des 15. Jahrhunderts eingefügt, denn der Baustyl derselben mit den dreigetheilten, flachbogigen Fenstern ist dem auffallenden und eigentümlichen Slyl der Kirche zu Ziethen, welche nach Masch a. a. O., S. 373, seit dem J. 1481 erbaut ward, völlig gleich.
2) Diese Stellung der Zickzacklinien in Giebelfeldern ist dem Rundbogen= und Uebergangsstyl eigenthümlich (vgl. Jahresber. VI, S. 87); (  ...  )
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eine große rundbogige Rosette aus Reliefziegeln, deren genauere Vergleichung mit dem bronzenen Rosenfenster im Westgiebel der Kirche zu Gadebusch von Interesse sein dürfte. Die gegliederte Pforte ist, wie die Hauptpforte der Kirche, im Halbkreise gewölbt. Von den vier Gewölben der Vorhalle hat der Raum unter dem Gewölbe rechts vor der Hauptpforte der Kirche eine wie die Altartribune halbkuppelförmig gewölbte Nische.

Ein ähnlicher Giebel, wie die Vorhalle, schmückt auch den an die Nordseite der Kirche angelehnten östlichen Theil des Kreuzganges oder des Klosters, der sowohl hiedurch, als durch seine Gewölbe und Säulenstellungen seinen Ursprung aus der Zeit der Erbauung des Doms beweiset.

Für das Studium der Entwickelung des Spitzbogenstyls geben mehrere Inschriften in den Mauern der Klostergebäude (vgl. Masch Gesch. des Bisth.) treffliche Grundlagen.

2. Die Kirche zu Schlagsdorf

(sonst Slavekestorp), eine Meile von Ratzeburg, liegt gegen Westen hin dem Dom von Ratzeburg am nächsten und ist nach dieser unzweifelhaft die älteste Kirche in der Nähe von Ratzeburg, wie sie auch im Zehntenregister des Bisthums Ratzeburg von allen zuerst genannt wird. Die Kirche hat eine ganz eigenthümliche und seltene Bauart. Sie besteht aus einem Schiffe im Oblongum und einem etwas schmalern, oblongen Chor, welcher dreiseitig zur Altarnische ausgebaut ist. Ohne Zweifel ist das Schiff ein älterer Bau, wenn auch der Chor nicht viel jünger ist. Das Schiff bildet ein regelmäßiges Oblongum, ohne Strebepfeiler, das an jeder Seite 4, im Ganzen also 8 schräge eingehende, nicht verzierte, enge Fenster hat, welche jedoch nur in der nördlichen Wand ganz erhalten und im reinen Rundbogenstyl ohne Mittelstäbe construirt, in der südlichen Wand dagegen schon sehr entstellt sind. Die Hauptpforte ist in der Mitte der südlichen Wand eingesprengt und mit Wulsten im Rundbogenstyl, jedoch so construirt, daß, grade wie an der Friesverzierung im Giebel der "Evermods=Capelle" am Dome zu Ratzeburg, die Kreiswölbung unterbrochen ist und nach oben hin einen kleeblattartigen Ausschnitt durch Aufsetzung eines kleinen Halbkreises auf die


(  ...  ) auch an den Giebeln des Doms zu Schwerin, der nach mehrern Spuren, wie der Chor, aus der Uebergangs=Periode stammt, stehen die Ziegel noch im Zickzack.
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unterbrochenen Kreislinien erhalten hat  . Eine gleiche Pforte findet sich in der Nordwand der Kirche zu Lübow, welche die Hauptpforten ebenfalls in der südlichen Wand hat. In der nördlichen Wand der schlagsdorfer Kirche ist eine kleine, rundbogige Thür zugemauert. Das Innere des Schiffes ist mit Rundbogen, welche jedoch schon eine kleine Spitze haben, gewölbt. Die ganze Decke besteht aus 8 Kreuzgewölben, welche auf 3 in der Mitte der Kirche stehenden Säulen ruhen; und hierin besteht vorzüglich die seltene Eigenthümlichkeit der Kirche. Die beiden äußersten Säulen sind Bündel, welche aus 4 Säulen bestehen; der mittlere Säulenbündel besteht aus 4 achteckigen, aus dem Viereck geschnittenen Pfeilern; die Kapitäler sind aus einem kräftigen Viereck geschnitten. Die Säulen stehen also dem Altare grade gegenüber. Der östlichste Gurtbogen, welcher die Richtung grade auf den Altar hat, ist in zwei Bogen gespalten, welche sich an die Seiten des Bogens vor der Altarnische legen und durch diese Construction am östlichen Ende ein Sterngewölbe bilden. Ohne Zweifel schloß sich früher hieran unmittelbar eine halbkreisförmige Altartribune mit Halbkuppelwölbung. Dies liegt schon in dem ganzen Grundplan der Kirche; denn es ist kaum glaublich, daß man die starken Pfeiler in die Mitte der Kirche gestellt haben würde, wenn man ursprünglich die Absicht gehabt hätte, einen engen, langen Chor anzubauen, da in diesem Falle, wie gegenwärtig, der Altar so weit in den Hintergrund zu liegen kommt, daß eine freie Wechselwirkung zwischen Altar und Schiff wenigstens sehr erschwert wird. Statt der halbkreisförmigen Altartribune ist ein gewölbter, oblonger Chor ohne Strebepfeiler an das Ostende der Kirche angesetzt; lange nach der Erbauung des Schiffe wird dies nicht geschehen sein, da die in der südlichen Wand liegende, jetzt durch einen Vorbau verdeckte Pforte zum Chor noch im reinen Rundbogenstyl construirt ist; wahrscheinlich ist der Bau des Chors noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ausgeführt, da die Fenster noch in dem ernsten Style der ersten Zeit des Spitzbogens mit zwei in einen Winkel zusammengesetzten Kreissegmenten gewölbt sind; von diesen Fenstern ist jedoch nur noch eins an der Nordseite mit einfachen, schräge eingehenden Wänden erhalten, das andere an der Südseite ist verändert und zwei sind ganz zugemauert: ursprünglich hatte der Chor 4 Fenster. - Die Altarnische ist dreiseitig ausgebauet, hat 4 Strebepfeiler und 3 Fenster im Spitzbogenstyl mit gegliederten nicht schräge eingehenden Seitenwänden; von diesen Fenstern ist das mittlere dreifach, die beiden andern sind zweifach getheilt.

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Nach dieser ganzen Construction scheint die Altarnische und also auch die gewöhnliche, spitzbogige Wölbung des Chors in noch jüngerer Zeit erbauet zu sein. - Der am Westende angebauete Thurm mit vielen flachbogigen Doppelfenstern und einer Pforte im strengen Styl aus der ersten Zeit des Spitzbogens stammt ohne Zweifel aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

3. Die Kirche zu Gadebusch

ist im Jahresber. III, S. 125 flgd. bereits beschrieben. Gadebusch war die älteste Stadtresidenz im Lande Meklenburg und ihre Pfarrer nehmen vor den übrigen der Umgegend nah und fern gewöhnlich die erste Stelle ein. - Die Kirche besteht aus zwei verschiedenen Theilen. Der Chor ist im Spitzbogenstyl im 14. Jahrhundert erbaut. Das Schiff ist jedoch sehr alt und im reinen Rundbogenstyl aufgeführt; durch die Ansetzung des Chors ist die alte Altartribune natürlich verschwunden. Diese alte Kirche bildet ein Oblongum von drei gleich hohen und breiten Schiffen mit 12 Rundbogengewölben, welche auf 6 verschieden gestalteten Säulenbündeln ruhen: die Kirche ist also eine gewölbte Basilika und darin besteht das Eigenthümliche dieser Kirche. Die in der südlichen Wand liegende Hauptpforte mit den verzierten Rundbogenwulsten und den verschiedenen Kapitälern, wie am Dome zu Lübeck, ist die einzige dieser Art in Meklenburg. Eine von dem Innern der Kirche zur Thurmtreppe führende, im strengsten byzantinischen Style gebildete, durch eine kurze, dicke Säule gebildete und rund gewölbte Doppelöffnung in der Mauer findet sich außer hier nur zweimal in den Kreuzschiffen der Kirche zu Ratzeburg. Das bronzene Rosenfenster scheint auch aus der Zeit des Rundbogenstyls zu stammen. Uebrigens sind die engen, schmucklos und schräge eingehenden, kurzen, hoch liegenden, rundbogigen Fenster und der Rundbogenfries hier, wie überall an byzantinischen Bauten.

4. Die Kirche zu Vietlübbe

bei Gadebusch, welche im Jahresber. IV, S. 82 flgd., beschrieben ist, ist, nach der Rangordnung der Pfarrer zu urtheilen, die älteste nach Gadebusch im weiten Kreise umher. Die Grundform der Kirche ist ein gleicharmiges, griechischem Kreuz. Im Innern ist sie mit 5 auf mächtigen Pilastern ruhenden Gewölben im Rundbogenstyl bedeckt. Die Pforten, welche unter jedem Giebel in die Kirche führen, sind rund gewölbt,

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eben so die kurzen, engen, schräge eingehenden Fenster. Die Altartribune mit 3 Fenstern ist im reinen Halbkreise aufgeführt und mit halber Kuppel gewölbt. - Die Kirche zeichnet sich durch ihren ernsten, strengen, schweren Charakter aus.

5. Die Kirche zu Lübow

bei Meklenburg ist eine der interessantesten Landkirchen und der ältern Kirchen überhaupt in Meklenburg. Die am 25. Julius 1841 als wichtig entdeckte Kirche zu Lübow und die Kirche zu Vietlübbe (vgl. Jahresber. IV, S. 82, und vor. Seite) sind die einzigen Landkirchen in Meklenburg=Schwerin, von denen es bis jetzt bekannt ist, daß sie im reinen Rundbogenstyl und ohne Zweifel noch im 12. Jahrhundert erbaut sind; beide Kirchen haben ihre frühe, tüchtige Erbauung wohl dem Einflusse der benachbarten alten Residenzen zu verdanken, die Kirche zu Vietlübbe der Residenz Gadebusch, die Kirche zu Lübow der Residenz Meklenburg. Die Kirche zu Lübow aber ist in dem Geiste der ältesten, einfachen, byzantinischen Baukunst erbauet 1 ).

Schon in den ersten Zeiten der Einführung des Christenthums erscheint im J. 1192 der Pfarrer Marsilius von Lübow im Gefolge des Fürsten Borwin I. (vgl. Westph. Mon. III, p. 1473) und in den ersten Zeiten der Befestigung des Christenthums nach dem letzten Aufstande nach Pribislavs Tode der Pfarrer Ovo 2 ) von Lübow 1219-1222 öfter im Gefolge desselben Fürsten (vgl. Rudloff Urk. Lief., S. 7, Jahrb. II, S. 292, Lisch Mekl. Urk. II, S. 3 u. 7), woraus sich auf eine besondere Theilnahme des Fürsten an dieser Pfarre und des Pfarrers an der Kirchengründung im Lande schließen läßt; auch in spätern Zeiten, selbst bis ins 16. Jahrh., läßt sich öfter ein engeres Verhältniß der Pfarrer von Lübow zum nahen Fürstenhofe zu Wismar nicht verkennen (vgl. z. B. Jahrb. V, S. 13).

Die Kirche zu Lübow ist von dem festesten, schönsten Material erbaut, das gefunden werden kann; obgleich sie sicher schon 600 Jahre alt ist, so ist doch nicht allein die Oberfläche der glatten, großen Ziegel, sondern auch die Kalksausfugung so fest, daß weder Zeit, noch Wetter den Außenwänden den geringsten Schaden haben zufügen können und daß nirgends ein Mangel oder eine Reparatur sichtbar ist.


1) Vgl. Der Großmünster in Zürich von Ferd. Keller, S. 13.
2) Ovo ward in der Folge wahrscheinlich Domherr zu Schwerin: 1237 erscheint Ovo canonicus Zwerinensis; vergl. Westph. Mon. III. p. 1481-82.
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Die Gestalt der Kirche bildet ein Oblongum von Westen gegen Osten in folgenden Abtheilungen, welche in derselben Richtung immer schmaler und niedriger werden: Schiff, Chor (oder Vorchor) und Altartribune (Chor). Das Thurmgebäude, welches nicht zur Kirche genommen ist, ist im Westen, in gleicher Breite mit dem Chor, aufgeführt.

Pforten und Fenster sind im reinen Rundbogen oder Halbkreise gewölbt und nicht ganz eng; Zahl und Lage derselben werden den Geist des Baues am besten charakteresiren können. Die Altartribune hat 3 Fenster (= Dreieinigkeit?), der Chor an jeder Seite 2 Fenster (= die 4 Evangelisten?) und das Schiff an jeder Seite 4 Fenster (= die übrigen 8 Apostel?). Alle Fensteröffnungen verengen sich nach innen hin bedeutend. Die große Hauptpforte für das Volk liegt in der Südwand des Schiffes; eine kleine Pforte für den Clerus liegt in der Südwand des Chors; an der Nordseite ist nur eine kleine schmale Pforte. Diese nördliche Pforte, der Pfarrwohnung gegenüber, bildet jetzt das Haupthor; die alte Hauptpforte in der Südwand ist gegenwärtig vermauert. Die Vermauerung der Hauptpforten ist eine sehr häufig vorkommende Erscheinung; diese hat gewiß darin ihren Grund, daß mit der Reformation die Kanzeln sehr häufig an die Pfeiler zwischen Chor und Schiff angebracht wurden, und dadurch eine Eingangspforte zu nahe kam, als daß diese durch Eintreten und Zugluft nicht zu Störungen und Unbequemlichkeiten hätte Veranlassung geben können: deshalb bauete man nach Bedürfniß die nahe liegenden Pforten zu, freilich gegen den Geist und die Schönheit der Bauwerke.

Die Altartribune oder der Chor bildet einen halben Kreisbogen, der an der Ostwand des Vorchors heraustritt; die 3 gesonderten Fensteröffnungen derselben gingen einst tiefer hinab, als die übrigen Fenster der Kirche, so daß das Licht der 3 Fenster concentrirt auf den niedrigem Altar der alten Zeit fiel; die Altartribune gewährt nur Raum für den Altar. Schon in früher Zeit sind die Fensteröffnungen des Chors von unten auf fast bis zur Hälfte zugemauert, wahrscheinlich im 14. oder 15. Jahrhundert, als der Heiligencultus überhand nahm und die hohen Flügelaltäre herrschend wurden.

Der Chor wird durch starke Pilaster im Rundbogenstyl abgegrenzt.

Die Fenster des Schiffs sind viel kürzer und liegen viel höher, als die übrigen, so daß die Wände des Schiffes im untern Zweidrittheil undurchbrochene Mauern bilden.

Der Chor oder Vorchor, welcher ein Viereck bildet, ist von einem ganzen Kreuzgewölbe und die Altartribune

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mit einem halben, sich daran schließenden Gewölbe im Spitzbogen bedeckt. Das Schiff im Oblongum, ohne Nebenschiffe, ist in der Decke flach mit Gebälk belegt. Die Wölbung ist offenbar viel jünger und wohl erst im 15. Jahrhundert gemacht, um so mehr, da sie ohne Geist, Geschmack und Gliederung auf die alten Pilaster gesetzt ist und sehr schlecht den rundbogigen Fensteröffnungen angepaßt ist.

Die ganze Kirche ist im Innern auf weißem Kalkgrunde bemalt, zuletzt vielleicht im 17. Jahrhundert übermalt. Die Gliederungen sind mit Weinlaub und Pametten etc. . geschmückt; das Schiff hat 3 Reihen von Wandgemälden übereinander: die untere Reihe hat Gehänge von Teppichen, die mittlere Reihe die (nicht schlecht gemalten) Apostel (in Beziehung auf die Zahl der Fensteröffnungen?) in Lebensgröße, die obere Reihe zwischen den Fenstern Medaillons oder Kränze mit Inschriften. Mag diese Malerei auch im 17. Jahrhundert renovirt oder übermalt sein, so scheinen doch einige Reste von alter Malerei, z. B. eine Lilie, dafür zu zeugen, daß diese Verzierung schon sehr frühe und im Geiste des Baues angelegt worden ist.

Was das Aeußere der Kirche betrifft, so sind die Fenster ohne Gliederungen, die südlichen Hauptpforten von vortrefflicher Construction, aber mit schönen, jedoch einfachen Wulsten und Kapitälern aus Ziegeln verziert: leider ist die größere, zugemauerte Hauptpforte fast zur Hälfte verschüttet. Die kleine Pforte in der Nordwand ist ohne Gliederungen, aber kleeblattförmig mit einem kleinen, aufgesetzten Rundbogen gewölbt: oben im halben Kreisbogen, an dem nach unten hin zwei Viertelkreisbogen hangen, welche auf perpendiculairen Pilastern stehen.

Die vortreffliche Altartribune ist im Geiste einer colossalen Säule mit einer schön gegliederten Basis aufgeführt; der Chor ist von seinen Umgebungen und in seinen Theilen durch dünne, verticale Wandstreifen oder Lissenen abgegrenzt.

Das Gesimse ist dadurch verziert, daß die äußern Wände des Schiffes von zwei Reihen triangulairer Ziegel bedeckt sind oder die Ziegel mit einer Ecke in der Außenwand stehen; der Chor hat außerdem noch zur Verzierung unter diesem halbdurchbrochenen Gesimse einen Fries von sich durchschneidenden nach unten geöffneten halben Kreisbogen.

Ueber der südlichen Hauptpforte ist zur Verzierung eine Vertiefung, bestehend in einem Viereck, auf dessen Seiten vier halbe Kreisbogen stehen, eingemauert.

Der Thurm ist etwas jünger, als die Kirche; das Material ist freilich noch gleich mit dem der Kirche; die Maurer=

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arbeit ist aber schon leichtfertiger. Durch zwei Leisten von halben Kreisbogen in Relief ist das Thurmgebäude in drei Theile abgegrenzt. Die Thür, über welcher ein zirkelrundes Fenster angebracht ist, ist im Spitzbogen gewölbt, eben so auch die Schallöcher, welche jedoch je zwei in einer rundbogigen Vertiefung liegen. Das Granitfundament des Thurmgebäudes ragt über der Erde hervor, das Fundament der Kirche nicht.

An der südlichen und nördlichen Wand der Kirche sind die Sakristei und eine Kapelle im Spitzbogenstyl, vielleicht im 14. Jahrhundert, angebauet und Veranlassung zur Verunstaltung der Kirche geworden.

In der nördlichen Wand sind neben einander zwei große, zugemauerte Rundbogen, deren Bestimmung sich schwer errathen läßt; da jedoch über denselben jetzt zugemauerte Oeffnungen zur Einsetzung von Balkenköpfen befindlich sind, so läßt sich vermuten, daß sie den Eingang zu einem früher angehängt gewesenen Gebäude, einer Art von Kreuzgang, vielleicht der ältesten Pfarrerwohnung, bildeten. Zur Materialersparniß, wie an der Kirche zu Neuburg, werden sie schwerlich angebracht worden sein, da sie in diesem Falle durch das ganze Gebäude hätten durchgeführt werden müssen.

An alten Leichensteinen besitzt die Kirche noch zwei, beide mit dem Bilde eines den Kelch consecrirenden Geistlichen und den Inschriften:

Inschrift

(Anno [Lücke durch die Aufsetzung der Kirchenstühle entstanden: wahrscheinlich 15. Jahrh.] feria III ante invencionis sancte crucis obiit dominus Nicolaus Tzyttkowe [d. i. Zittow], huius ecclesie vicarius, orate pro eo),

und
Inschrift

(Anno domini MCCCLXXXII, in vigilia Elisabet obiit dominus Hermannus - - [wahrscheinlich Pfarrer von Lübow].)

Das Ende dieser Inschrift ist zur Eingrabung einer jüngern Inschrift abgeschliffen.

Außerdem enthält die Kirche an der Nordwand des Chors ein großes Epitaphium aus Sandstein für Ludolph von

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Bassewitz und seine Gemahlin, geb. von Osten, eine große, nicht werthlose Bildhauerei vom J. 1620, im Styl der Epitaphien aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, mit den knieenden Figuren der Familie.

Der Greser Kirchenstuhl von 1585 enthält die geschnitzten Wappen von "Klaves fan Oldenborch, Seffige Fineken, Margret Pensen, Christoffer Dryberch".

Im Pfarrgarten stehen zwei große Kapitäler aus nordischem Kalkstein im einfachen reinen Styl der Rundbogenzeit. Sie werden jetzt als Fuß eines Gartentisches benutzt; früher lagen sie neben einer im Pfarrgarten stehenden noch 4 - 5 Fuß hervorragenden achteckigen Säule aus demselben Gestein. Diese merkwürdigen Monumente zeugen von einem großen Bau, der jetzt wohl nicht zu erforschen ist.

Schlußbetrachtung.

Dies sind nach aufmerksamen Forschungen die bis jetzt bekannten Kirchen des Rundbogenstyls in Meklenburg. Vergleichen wir sie unter einander und mit andern Kirchen desselben Styls, so stellen sich folgende Eigenthümlichkeiten heraus.

Die Grundform aller 5 Kirchen ist verschieden, denn es bildet

die Kirche zu Ratzeburg ein lateinisches Kreuz,

die Kirche zu Schlagsdorff ein Oblongum, dessen Gewölbe in der Mitte der Kirche stehende Säulen tragen,

die Kirche zu Gadebusch eine gewölbte Basilika von 3 gleichen Schiffen,

die Kirche zu Vietlübbe ein griechischem Krenz,

die Kirche zu Lübow ein mit Gebälk bedecktes Oblongum.

Allen gemeinsam sind jedoch folgende Eigenthümlichkeiten.

Die Gewölbe und Bogen sind im Halbkreise aufgeführt.

Die Pforten sind im Halbkreise gewölbt und in Wulsten gegliedert. Verschieden gebildete Kapitäler finden sich nur an der Kirche zu Gadebusch, welche auch auf den die Gewölbe tragenden Säulen freier gebildete Kapitäler hat. Sonst sind die Kapitäler gewöhnlich halbachteckig, aus dem Würfel geschnitten. Zu Lübow und Schlagsdorf finden sich auch kleeblattförmige Pforten, welche durch Aufsetzung eines Halbkreises auf den unterbrochenen Bogen gebildet werden.

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Die Hauptpforten liegen in den südlichen Wänden und zwar führt die Hauptpforte für die Gemeinde ins Schiff, eine kleinere für den Clerus in den Chor; außerdem hat die Nordwand gewöhnlich eine kleinere Pforte.

Die Fenster sind eng, kurz und schmal, schräge eingehend, ohne Gliederung der Seitenwände und im Halbkreise gewölbt. Die Fenster im Schiffe liegen sehr hoch, die im Chore gehen tiefer hinab, die in der Altartribune noch tiefer.

Die Zahl der Fenster ist vorherrschend gleich und hat wahrscheinlich eine symbolische Bedeutung; die 3 Fenster in der Altartribune deuten wohl auf die Dreieinigkeit, die 4 Fenster im Chore auf die Evangelisten, die 8 Fenster im Schiffe auf die übrigen Apostel. - Strebepfeiler fehlen.

Die Altartribune ist im Halbkreise aufgeführt. Kuppelwölbung findet sich nur noch zu Ratzeburg und Vietlübbe.

Die Verzierungen des Frieses bestehen aus kleinen, erhabenen Halbkreisen, welche gewöhnlich neben einander stehen, mitunter sich auch schneiden. Die Fenster sind oft durch senkrechte Wandstreifen oder Lissenen geschieden.

Die Ziegel der Giebelfelder sind häusig in Zickzacklinien gestellt.

Das Material besteht aus Ziegeln von größtem Format, welche ausgezeichnet schön und dauerhaft sind.

Schwerin.

G. C. F. Lisch.     

Uebergangsstyl.

Aus dem Rundbogenstyl entwickelt sich allmälig der Spitzbogenstyl, zunächst in einer ernsten, strengen und würdigen Form, indem alle Wölbungen zwar schon eine Spitze haben, die Schenkel derselben jedoch aus zwei Kreissegmenten in einen stumpfen Winkel zusammengestellt sind; diese Form des Uebergangsstyls ist der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eigen. Die Wandöffnungen sind oft noch nicht gegliedert, sondern einfach schräge eingehend, und nicht selten finden sich einzelne Theile des Baucs noch im reinen Rundbogenstyl aufgeführt. Die Altarnischen sind dreiseitig gebildet und haben shon Strebepfeiler. Das schönste Bauwerk aus der Zeit des Uebergangsstyles in Meklenburg ist wohl die Kirche zu Neukloster (seit 1219) (vgl. Jahresber. III, S. 147 flgd.); auch der Dom zu Güstrow (seit 1226) hat noch manche Eigenthümlichkeiten des Rundbogenstyls; man vgl. auch unten die Kirche zu Brüel.

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In der Nähe von Ratzeburg bewahrt noch

die Kirche zu Rehna,

Kirche des 1235 gestifteten Prämonstratenser=Nonnen=Klosters, welche in den Fenstern im Uebergangsstyl gewölbt ist, manche Eigenthümlichkeit des Rundbogenstyls. Namentlich ist die Hauptpforte, welche in der Westmauer des Thurmgebäudes liegt, mit Wulsten im reinen Rundbogen gewölbt; die Ziegel derselben sind bunt (grün, roth, gelb, weißlich) gefärbt. In einiger Höhe über der Pforte, am Gesimse der ersten Etage des Thurmes, steht ein Fries aus kleinen Halbkreisen.

Von den übrigen Kirchen zwischen Ratzeburg und Gadebusch sind folgende nennenswerth.

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Die Kirche zu Pokrent

bei Gadebusch hat sehr durch Restaurationen gelitten. Sie besteht aus einem oblongen Schiffe, einem schmaleren Chor und einer dreiseitigen Altartribune; die Altarnische hat 3, der Chor 4, das Schiff jedoch nur 6 Fenster. Altarnische und Scheidebogen sind noch rund gewölbt. Die Kirche besitzt noch einen großen steinernen Taufkessel (Fünte), am Fuße mit 4 Menschenköpfen verziert; er stand noch seit Menschengedenken vor dem Altare, ist jetzt aber in eine Thurmecke versetzt.

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Die Kirche zu Carlow

bei Ratzeburg ist von Feldsteinen (Granitstücken) aufgeführt Sie hat ein oblonges Schiff und einen kleinen Chor, der im Osten durch eine Wand rechtwinklig geschnitten ist. Im Süden sind 2 Pforten im strengen Uebergangsstyl. Die Fenster sind eng und schmal; der Chor hat hinter dem Altar 3 und an jeder Seite 3 schmale Fenster im Uebergangsstyl. Der Chor hat ein äußerst zierliches, eigenthümlichcs Gewölbe. Das Schiff ist nicht gewölbt, hat aber in den Wänden Spuren von einem sehr flachen Gewölbe; der Scheidebogen ist fast Rundbogen. Um die Restauration der Kirche hat sich früher der Domdechant Hartwig von Bülow auf Pokrent (seit 1610) verdient gemacht; die Kirche bewahrt von ihm noch ein gutes Brustbild, so wie ein Brustbild des Herzogs Carl aus seiner Dedication. Außerdem besitzt die Kirche noch einen Kelch und eine Patene aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts.

G. C. F. Lisch.     


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Die Kirche zu Neuburg

zeigt sich als unzweifelhaft schon im Anfange des 13. Jahrhunderts erbauet, so daß die Sage, sie sei aus den Steinen der abgebrochenen Burg Neuburg erbaut, sich als eben so unzweifelhaft falsch erweisen muß. Sie ist freilich schon im Spitzbogenstyl erbauet, aber die schmalen Fenster nähern sich noch sehr dem Rundbogen: sie sind denen in der Klosterkirche von Neukloster (nach 1219) ähnlich. Die Altarwand ist grade und bildet keine Altartribune mehr. In Hinsicht der Zahl der Fenster gleicht sie der rundbogigen Kirche von Lübow (vgl. oben S. 68): sie hat nämlich 8 Fenster im Schiffe, 4 in dem etwas schmalern Chor und 3 in der Wand hinter dem Altare. Merkwürdig ist, daß beide Seitenwände des Schiffes auf hohen Rundbogen erbauet sind, offenbar um Material zu sparen; denn unter den Bogen sind im Innern große Nischen. Die Pfeiler, welche diese Bogen tragen, sind im Innern gegliedert und mit kleinen Kapitälern verziert, und erinnern im Styl etwas an den Rundbogenstyl. Die beiden Bogen in der Kirche zu Lübow (vgl. oben S. 69) scheinen eine andere Bestimmung zu haben.

Im Innern hat die Kirche wenig Merkwürdiges. Vor dem Altare liegt ein Leichenstein mit dem Bilde eines den Kelch consecrirenden Priesters und der Inschrift:

Inschrift

(Anno domini MCCCC[X] obiit dominus Arnoidus Bucho[v], plebanus huius ecclesie, cuius anima requiescat in pace.)

An der nördlichen Wand des Chors ist der Leichenstein Daniels von Plessen († 15. März 1598) auf Steinhausen aufgerichtet. Er enthält eine Erzählung seiner Lebensumstände und oben sein Wappen und das seiner Frau, Margaretha von Krosigk, und umher die 16 Wappen seiner Ahnen, alle tingirt.

Von den 3 Glocken stammen 2 aus der neuesten Zeit, die größte aber aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie hat weiter keine Verzierungen als auf einer Seite ein größeres Maltheserkreuz und darüber ein kleineres; um den Helm steht eine Inschrift in sehr großen mittelalterlichen Unzialen, aber verkehrt, da der Glockengießer sie recht modellirt

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hat. Zur Veranschaulichung ist diese Inschrift im Folgenden von der Rechten zur Linken gesetzt:

Inschrift

(Pello nociva : consolor viva : fleo mortua).

Für die Analogie mancher anderer räthselhafter Glockeninschriften ist die vorstehende gewiß von Interesse.

G. C. F. Lisch.     

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Die Kirche zu Neu=Bukow

hat für die Geschichte des Kirchenbaues wenig Bemerkenswerthes; sie ist wohl schon im 13. Jahrhundert im Spitzbogenstyl erbauet und erinnert in vielen Formen an die Kirche zu Neukloster (vgl. Jahresber. III, S. 147), namentlich dadurch, daß in dem ganzen östlichen, graden und von 3 Fenstern durchbrochenen Giebel alle Ziegel im Zickzack stehen (vgl. Jahresb. III, S. 143, VI, S. 87 und oben S. 62) und zwar horizontal schichtenweise abwechselnd aus roth gebrannten und schwarz glasurten Ziegeln. Die schwarz glasurten Ziegel sind überhaupt häufig in den Wulsten um die Thür= und Fensteröffnungen gebraucht. Die Wulste der Hauptpforte im Süden sind aus rothen, schwarzen und hellgrünen Ziegeln aufgeführt. In der Mitte des Thurms sind einige schwarz glasurte Reliefbilder eingemauert, wie sie sich an den wismarschen Kirchen finden.

G. C. F. Lisch.     

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Die Kirche zu Witzin

bei Sternberg, Tochterkirche von Boitin, ist im Styl der nahen Kirche zu Ruchow (vgl. Jahresber. VI, S. 87) erbauet. Sie hat ebenfalls oblonge Formen; das Material besteht aus Granit und Ziegeln; namentlich zeichnet sich die granitene Basis der Kirchenmauer dadurch aus, daß sie behauene Gliederungen hat. Die östliche, grade Altarwand hat ebenfalls 3 Fenster und darüber ein vertieftes Kreuz; die übrigen Fenster stehen paarweise beisammen. Am Westende steht auf dem Kirchhofe ein großer Taufkessel aus einem unbehauenen Granitblocke, in welchem nur die Vertiefung regelmäßig bearbeitet ist. Daneben ist in die Außenwand ein halb muldenförmiger Granit, wie dergleichen öfter im Lande, auch bei Dörfern ohne Kirchen, gefunden werden, mit der offenen Seite nach unten senkrecht eingemauert. Diese öfter besprochenen Steine sind sicher nichts anderes als Weihkessel, welche nicht allein

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im Innern der Kirchen an den Thüren, sondern auch an den Außenwänden derselben neben Heiligenbildern oder auch bei einzelnen, freistehenden Heiligenbildern angebracht wurden; einen solchen Stein fand ich noch in der Außenwand der Klosterkirche zu Verchen bei Demmin unter einer Nische als Weihkessel eingemauert.

G. C. F. Lisch.     

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Die Kirche zu Brüel.

So dankenswerth die Nachrichten sind, welche Wohnort über Brüel im Freimüth. Abendbl. 1831, Nr. 647 flgd., und 1830, Nr. 594, mittheilt, so ist es doch auffallend, daß er dabei der Kirche nicht erwähnt. Freilich ist sie in ihrer jetzigen Verfassung sehr dunkel und unfreundlich, und überhaupt nicht in die Augen fallend, da sie weder eine bedeutende Größe, noch einen hohen Thurm hat: aber sie hat doch so viel Eigenthümliches und Schönes, daß sie in der Geschichte der Baukunst in Meklenburg nicht vergessen werden darf.

Die Kirche hat die Gestalt eines Oblongums und besteht aus einem Chore mit einem Gewölbe, einem Schiffe mit zwei Gewölben und einem Thurmgebäude.

Der Chor ist es besonders, der die Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, da er aus der Zeit des Ueberganges vom Rundbogen= zum Spitzbogen=Styl stammt und eines der klarsten Bauwerke, wenn nicht das vorzüglichste, aus dieser Zeit in Meklenburg ist; denn nicht allein die äußern Ornamente, sondern auch die Wölbung im Innern stehen sowohl mit dem würdigen Style der Zeit, als auch untereinander im größten Einklange.

Der Chor ist an der östlichen Altarwand grade abgeschnitten, ohne Altartribune. Die drei Fenster des Chors sind in einem aus zwei Kreissegmenten bestehenden Spitzbogen gewölbt; der Spitzbogen ist im Schlusse zwar scharf angedeutet, jedoch im Ganzen so unbedeutend, daß nur eine sehr leise Wendung nöthig wäre, um eine Wölbung im Rundbogen hervorzubringen, wenn nicht der ganze kräftige Bau dieser Fenster die in ihnen enthaltene Construction mit Notwendigkeit bedingte. Die Fenster sind schon viel weiter, als die Fenster aus der Zeit des Rundbogenstyls, jedoch noch nicht so sehr in die Breite gezogen, als die Fenster aus der Zeit des Spitzbogenstyls, welche zur Zeit des Verfalls desselben so oft den ganzen Bau entstellen und mit deren Bau man oft nicht recht hat durchkommen können, wie es scheint. Und in dieser aus einem kräftigen, edlen Geiste

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hervorgegangenen Construction liegt die Schönheit dieses ganzem Baues. - Der Chor, aus großen, trefflichen Backsteinen erbauet, ruhet auf einem Fundamente von Granit, auf dem eine Platte von glasurten Ziegeln steht. Die schräge eingehenden Fenster sind am Rande abwechselnd mit glasurten und unglasurten Ziegeln abgekantet. - Das östliche Altarfenster ist breiter als die Seitenfenster und ging beim Bau tief herab. Jetzt ist das Fenster von unten auf über die Hälfte zugemauert und durch zwei schlichte Säulen in drei Fächer geteilt; dies wird, nach dem Material zu urtheilen, schon im 14. Jahrhundert bei der Einführung der hohen Altartafeln geschehen sein.

Das Gesims besteht aus einer Lage von Ziegeln, welche mit einer Kante nach der Außenfläche gekehrt sind. Ueber diesem Fenster ist in dem dreiseitigen Giebel ein vertieftes Kreuz eingemauert und an jeder Seite unterhalb desselben eine vertiefte Verzierung von drei ganz im Geiste der Fenster gemauerten Spitzbogen, welche durch Halbsäulen mit kleinen aus dem Viereck geschnittenen Kapitälerchen getrennt sind.

Die beiden Seitenfenster sind schmäler als das Altarfenster und durch einen Steinpfeiler, der in der Wölbung in eine dreifach geschweifte Rosette von gebranntem Thon ausläuft, in zwei Fächer geschieden.

Unter dem südlichen Fenster ist die Chorpforte, an den eingehenden Gewänden reich mit Halbsäulen und Gurten verziert und ganz in dem Style der Fenster gewölbt. Gegenwärtig ist diese Pforte durch eine vorgebauete Vorhalle dem Anblicke von außen entzogen.

Das Vorzüglichste an der Kirche besteht aber in dem einen herrlichen Gewölbe des Chors, welches ebenfalls ganz in dem äußerst kräftigen, edlen Geiste der Fenster aus der Zeit des eben beginnenden Spitzbogens mit Großartigkeit und Kühnheit aufgeführt ist. Die Gurte der Gewölbe ruhen auf zierlichen, runden, fast ganz hervorstehenden, dünnen Säulen oder Pilastern von nicht viel größerm Durchmesser, als die zusammenstoßenden Gurte; die Kapitäler der Säulen sind mit einer Ranke mit drei Blättern verziert.

Nach dem Schiffe hin ist der Chor durch einen Spitzbogen geöffnet.

An den Chor stößt das Schiff, aus einem Oblongum bestehend, welches etwas breiter ist, als der Chor. Das Schiff ist mit zwei Gewölben im Rundbogen, die Fenster sind dagegen mit leisen Spitzbogen gewölbt. Offenbar ist das Schiff in etwas jüngerer Zeit oder doch von einem andern Baumeister angebauet. Die Fenster sind zwar in demselben Styl, wie die

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Fenster des Chors, aber sie sind viel weiter, und dies will zu der ganzen Construction nicht recht passen, so daß die Oeffnungen schon viel schwerfälliger sind, was recht klar in die Augen springt, wenn man seinen Standpunct in einiger Entfernung nimmt. Das Material des Schiffes ist übrigens fast eben so gut und alt, als das des Chores. Wahrscheinlich also ist der Bau des Schiffes noch eine letzte Anstrengung zur Nachahmung des Rundbogenstyls.

Fragen wir nach der Zeit der Erbauung, so stammt der Chor ohne Zweifel aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts. Schon im J. 1222 war der Priester Theoderich von Brüel ("Theodericus sacerdos in Bruile: Rudloff Urk. Lief. S. 7") zu Sonnenkamp Zeuge der Stiftung des nahe gelegenen Antonius=Klosters Tempzin. Wahrscheinlich ist also der Chor das erste Gotteshaus von Brüel aus dem Anfange des 13. Jahrh., dem bald die Anbauung des Schiffes folgte. Haben wir nun in der Kirche zu Gadebusch eine Basilika, in den Kirchen zu Lübow und Vietlübbe Bauwerke des reinen byzantinischen Rundbogenstyls, so besitzen wir in den Kirchen zu Neukloster und Brüel alle Elemente der Entwickelung des Spitzbogenstyls mit Anklänge aus der Zeit des Rundbogenstyls.

In jüngern Zeiten, wahrscheinlich erst im 15. Jahrhundert ist an der Südwand des Schiffes eine Art Capelle, wie ein Kreuzesarm, zur Vergrößerung der Kirche, vielleicht ursprünglich zu einer Familien=Begräbniß=Capelle, im schlechten Geschmacke angebauet. Schon vor diesen Zeiten hat nach den Spuren an der Mauer die Kirche an derselben Seite bereits einen Anbau gehabt. - An der Nordwand des Schiffes ist ebenfalls eine Begräbniß=Capelle angebauet.

Das Thurmgebäude scheint ebenfalls alt zu sein, dem Material nach von dem Alter des Schiffes. Es hat in der Höhe vertiefte Nischen, von je zwei Spitzbogen, in denen kleinere, rundgewölbte Schallöffnungen durchgehen.

An Mobiliar hat die Kirche fast nichts bemerkenswerthes. Das v. Plessensche Wandgemälde und die Glocken sind von Wehnert a. a. O. schon beschrieben. Außerdem wären etwa nur noch die an den Schlußsteinen der Gewölbe hangenden 3 Rosetten, mit einer Lilie, einem Stern und einem Christuskopfe, so wie ein geschnitztes Stadtwappen an dem Rathsstuhl aus dem 16. Jahrhundert zu erwähnen.

Die Inschriften auf den beiden ältern Glocken hat Wehnert im Abendbl. 1830, Nr. 594, abbilden lassen und erläutert.

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Die Inschrift auf der kleinern Glocke hat den bekannten Spruch mit gotischer Schrift:

Inschrift

und eine Jahrszahl, welche Wehnert liest:

Jahreszahl

Aber es ist schon von vorne herein unwahrscheinlich, daß die Inschrift richtig gelesen sei, da sich die gothische Minuskel schwerlich vor dem J. 1350 zu Inschriften angewendet findet. Auch ergiebt der Augenschein, daß Wehnert nicht richtig gelesen hat; denn es steht auf der Glocke:

Jahreszahl

Die Ansicht von dem hohen Alter dieser Glocke muß man also ganz fallen lassen.

G. C. F. Lisch.     

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Die Kirche zu Gr. Salitz.

Die Kirche zu Gr. Salitz bei Gadebusch gehört zu den zierlichsten Dorfkirchen im Lande aus der Zeit des ausgebildeten Spitzbogenstyls. Die Kirche bildet in Oblongum von 3 Gewölben, an welches sich im Osten eine dreiseitige Altarnische anschließt; das Gewölbe der Altarnische verbindet sich geschmackvoll mit der östlichen Hauptwölbung. An die Seiten schließen sich 2 niedrigere Seitenschiffe mit Gewölben von geringerer Dimension, so daß 3 Seitengewölbe auf 2 Hauptgewölbe kommen. Hiedurch erhält die Kirche eine eigenthümliche, für eine Landkirche nicht häufige Construction, indem sie aus einem Hauptschiffe und 2 Seitenschiffen besteht. Hiedurch ist es nothwendig geworden, daß der untere Theil der Hauptmauern des Hauptschiffes nach den Seitenschiffen hin in Bogen durchbrochen ist und die kurzen Fenster des Hauptschiffes nur über den Dächern der Seitenschiffe stehen können und das Licht aus der Höhe der Gewölbegurte hinein lassen. Außerdem ist der ganze Bau offenbar zu verschiedenen Zeiten ausgeführt. Die Seitenschiffe gehören wohl mit zum Grundplan der Kirche; aber der ganze westliche Raum in der Dimension eines Gewölbes ist in spätern Zeiten angesetzt. Dies beweisen die schlechtem Materialien, der Mangel an den eigenthümlichen Verzierungen im Aeußern und der Wölbung im Innern, die schlechte Zusammenfügung der Mauern, welche in der Verbindung schon auseinander gewichen sind.

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Die Altarnische, als Verlängerung des schmalen Mittelschiffes, ist nur klein, aber in ihrer Construction vorzüglich. Die Fenster sind schön gewölbt, die Strebepfeiler in der Basis und in der ganzen Gliederung vortrefflich gebildet; die Glieder der Basen und ein Fries aus kleeblattförmigen Verzierungen besteht aus glasurten Ziegeln; an den Pfeilern sind kleine Reliefbilder aus Thon eingesetzt: zwei Male ein Bischof mit einem Schwerte und zwei Male in einer zierlich ausgeschnittenen Ecke eines Ziegels ein sitzender Löwe, wie es scheint.

Die über den Dächern der Seitenschiffe hervorragenden Seitenfenster des alten Theils des Mittelschiffes sind durch einen Pfeiler getheilt, der in der Wölbung des Fensterbogens in drei Rosetten ausgeht; diese gut gebildete Architectur besteht ganz aus Kalkputz, der durchaus nicht gelitten hat und gewiß sehr selten ist. Derselbe ältere Theil des Schiffes hat ebenfalls einen Fries von abwechselnd glasurten und nicht glasurten Verzierungen in Kleeblattform.

Im Innern der Kirche stehen an den Pfeilern ebenfalls kleine Reliefbilder, welche jedoch stark mit Kalk bedeckt sind.

Die Kirche wird gegenwärtig, namentlich in den Dächern, den Seitenschiffen und den oberen Theilen des jüngern Baues restaurirt. Bei dieser Gelegenheit war ein Ziegel mit Buchstaben ausgebrochen und es fanden sich mehrere Ziegel mit einer eingeschnittenen Inschrift in den obern Steinschichten des westlichen Endes des nördlichen, jüngern Seitenschiffes. Nach einer sorgfältigen Forschung fanden sich folgende Steine:

Ziegel

Diese Fragmente geben leider weder einen Namen, noch eine Jahrszahl, noch irgend eine andere Aufklärung. Es sind die Steine der Inschrift aber schon früh auseinandergerissen und versetzt. Hiefür spricht nicht allein die unregelmäßige und sinn=

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lose Vermauerung der noch vorhandenen Reste, sondern auch der Umstand, daß ein kleines Fenster am östlichsten, also am entgegengesetzten Ende desselben Seitenschiffes unter andern auch mit einem halben Steine von derselben Inschrift, mit einem S

Ziegel

vermauert ist; zu beiden Seiten dieses Steines ist ein vierseitiger, glasurter Stein mit einer hübschen Relieflilie eingemauert.

Die Schriftzüge dieser Inschrift sind scharf und klar und in altem, würdigen Styl gehalten, und gleichen ganz den Schriftzügen der zu Jahrb. II abgebildeten althöfer Inschrift in den Steinen Nr. 1-11. Sie stammen also ohne Zweifel aus dem Ende des 13. oder dem Anfange des 14. Jahrhunderts, und in das Ende des 13. Jahrhunderts wird auch der Bau der ganzen Kirche fallen.

G. C. F. Lisch.     

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II. Nachrichten von Bildwerken verschiedener Zeiten und Arten.

Kelch von Kavelstorf.

Der Herr Kriegsrath Grimm zu Schwerin hat dem Vereine Nachricht und Zeichnung von einem alten Kelche der Kirche zu Kavelstorf, zwischen Schwaan und Rostock, mitgetheilt. Der Kelch, welcher aus dem Ende des 15. Jahrh. zu stammen scheint, hat die gewöhnliche Form der Kelche dieser Zeit. An dem Griffe ragen sechs balkenartige Knöpfe mit vertieften Enden hervor (wie an dem Kelche von Hohen=Vicheln, Jahresber. III, S. 146); auf dem Fuße ist ein Crucifix eingegraben. Die Umschrift lautet:

Umschrift

Hiernach scheint der Kelch aus Rostock zu stammen. Am Fuß sind die Buchstaben eingravirt:

u s ı h e

Wahrscheinlich sollen diese Worte ihesu(s) bilden; auf dem vichelschen Kelche scheinen die Buchstaben ebenfalls versetzt zu sein.

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Die Glocke zu Warsow.
(Vgl. Jahresber. IV, S.95)

Durch den früheren Bericht des Herrn Pastors Bruger fühlte ich mich veranlaßt, bei meiner Durchreise durch Warsow die dortige Glocke zu besehen. Die Jahreszahl ist vom Herrn Pastor Bruger ganz recht gelesen, und lautet die Inschrift, mit folgenden Schriftzeichen:

Inschrift

vollständig in derselben Schrift also:

anno d n mit Querstrich i d cccc lxx iiii in vigilia ascensionis d n mit Querstrich i. osanna maria . nicolaus . catherina . ihesus nazarenus rex iudeorum.

Ein Anfangs= oder Schlußzeichen findet sich nicht; aber zwischen dem letzten und ersten Worte ist ein sehr bedeutender leerer Zwischenraum.

J. Ritter.     

Daß der Herr Pastor Bruger die Jahrszahl richtig gelesen habe, unterliegt also keinem Zweifel. Eben so unzweifelhaft ist es aber, daß das Alter der Glocke nicht über die Mitte des 14. Jahrhunderts hinausreicht, da die gothische Minuskel auf Denkmälern nicht früher vorkommt. Es ist hier also von dem Gießer ein Schreibfehler gemacht und statt eines m oder M ein d gesetzt worden. Die Glocke kann nur vom J. 1474 sein.

G. C. F. Lisch.     

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Perlen von Glas=Mosaik.

Wir haben von dem Herrn Epffenhausen aus Hamburg, welcher an der Goldküste Handel treibt und längere Zeiten hindurch weite Reisen nach andern Welttheilen macht, höchst interessante Mittheilungen zur Vergleichung erhalten. Im Innern von Afrika, und von hier, nach Ueberlieferungen, nach Aegypten hin, werden alte Glasperlen mit eingeschmolzenen bunten Glasflüssen, gewöhnlich in Gestalt von Augen, Kreisn oder Sternen, am häufigsten in blau, weiß und gelb gefunden, welche durch das Alter ein opalisirendes Ansehen haben. Mit diesen Glasperlen wird an der Goldküste, wo sie wie Edelsteine geschätzt und mit dem doppelten Gewicht des Goldes bezahlt werden, ein nicht unbedeutender Handel getrieben. Diese ächten Perlen, d. h. die wirklich alten, werden jedoch von den Eingebornen an ihrem geringen specifischen Gewichte leicht erkannt und es hat nirgends, selbst nicht in

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Venedig, und nicht für große Opfer, gelingen wollen, sie, namentlich in Beziehung auf die specifische Schwere, getreu nachzuahmen. - Herr Epffenhausen war nicht wenig erstaunt, ganz dieselben Glasperlen in der Großherzoglichen Sammlung vaterländischer Alterthümer zu Schwerin wiederzufinden und bemerkte dabei, daß er dieselben auch an ägyptischen Mumien bemerkt habe. Wir haben dagegen bemerkt, daß sie auch in Skandinavien vorkommen. Leider sind von den in den germanischen Ländern gefundenen Perlen nicht die Fundorte angaben und es läßt sich daher nicht mit Sicherheit bestimmen, aus welcher Zeit sie stammen.

G. C. F. Lisch.     

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Römische Münze.

Beim Torfstechen auf der Kuhwiese bei Neu=Brandenburg ward im Frühling 1841 eine römische Kupfermünze gefunden, ohne Rost, nach Größe und Gewicht ein As.

Av. Linksgekehrtes, weibliches Brustbild, die Haare reich mit Perlenschnüren geschmückt; Umschrift:
DIVA FAV │ STINA.
Rev.  . Rechtsgekehrte, weibliche Figur, auf einem Stuhle mit hoher Lehne sitzend, in der ausgestreckten Rechten eine Kugel, in der Linken einen Stab haltend; Umschrift: 
AETER │ NITAS.
Im Abschnitte unter dem Stuhle: 
S. C.

Die Münze ist ohne Zweifel auf die Gemahlin des Kaisers Marcus Aurelius Antoninus, die berüchtigte Faustina († 176 n. Chr.), geprägt.

Die Münze ist jetzt im Besitze des Herrn Raths Dr. Kirchstein zu Neubrandenburg.

Neubrandenburg.

F. Boll.     

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Ueber die ältesten meklenburgischen Goldmünzen
von
F. W. Kretschmer zu Berlin.

Die ersten meklenburgischen Goldmünzen werden den Herzogen Magnus und Balthasar zuschrieben. Wegen deren Prägung ertheilte der römische Kaiser Maximilian I., d. d. Worms

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am 29. August 1495, ein Privilegium, des Inhalts: daß den Hochgebornen Herzogen Magnus und Balthasar zu Meklenburg, so wie ihren Erben und Nachkommen, die Aufrichtung einer goldenen Münze in ihren Landen an irgend einem dazu gelegenen Orte frei und ungehindert zustehen solle, um daselbst Goldgulden unter ihrem Titel und fürstlichen Wappen prägen zu können, gleich der zur Zeit gangbaren goldenen Münze der rheinischen Churfürsten, an Gehalt neunzehntehalb Karat sein und an Gewicht 107 Stück aus einer und einer halben cölnischen Mark. Evers in seiner "Mecklenburgischen Münz=Verfassung" Thl. I. (Schwerin 1798) S. 29 ff. giebt den Abdruck dieser wichtigen Urkunde, und bemerkt dazu (S. 32): "Nun sollte man vermuthen, daß diese Herzöge vom angeführten Privilegio sogleich Gebrauch gemacht und goldene Münzen haben prägen lassen, bis jetzt sind aber dergleichen noch unbekannt geblieben, und ihre Nachkommen haben, wie die Folge zeigen wird, sich allererst dieses Rechtes bedient". Ferner sagt Evers im zweiten Theile seines Münzwerks (Schwerin 1799) S. 40: "aß, nach erlangtem Privilegio, wegen Prägung goldener Münzen, (1495) diese Herzoge Gebrauch davon gemacht haben, und Goldgülden prägen lassen, solches machen die Münzordnungen des Kaisers Carl V. vom Jahre 1551, Cap. 9. § 8., und des Kaisers Ferdinand I. de ann. 1559, wofern der Name Mecklenburg daselbst kein Schreib= oder Druckfehler ist und ein ander Land verstanden wird, fast glaublich. In selbigen wird der Mecklenburgische Goldgulden mit St. Christoph - resp. auf 69 1/2 Kreuzer herabgesetzt und nach Verlauf von 6 Monaten gänzlich verrufen. Allein diese Art goldener Münzen ist bis jetzt noch nicht entdeckt worden".

Die eigentliche Existenz der ersten goldenen Münze des Landes Meklenburg vermochte Evers nicht zu ermitteln. Auch bis jetzt fehlte darüber alle weitere Nachweisung. Nun aber findet sich eine Abbildung, durch die sich ergiebt, daß die Herzöge Magnus und Balthasar nach dem Privilegio de ann. 1495 eine Ausmünzung wirklich vorgenommen haben, auch daß sie die oben erwähnten Goldgulden mit St. Christoph 1 ) haben schlagen lassen und daß diese Ausmünzung zu Güstrow Statt fand.

Von der ältesten meklenburgischen Münze in Gold ist also endlich eine Abbildung entdeckt worden, und sie ist anzutreffen


1) Von dieser Abbildung folgt beigehend eine Copie zur Münzsammlung des Vereins.
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in Hofmanns Münzschlüssel (Nürnberg 1683) auf S. 288. Sie stellt da bei den schlesischen Goldmünzen, welche die Ueberschrift führen: "güldige Ducaten : Hochfürstl. Luegnitzische und Münsterbergische ". Das Gepräge zeigt in der Mitte ein Lilienkreuz, in dessen Winkeln die vier Schilde von Meklenburg, Wenden, Rostock und (wahrscheinliche Stargard, nebst der Umschrist: MAGVS . BALTASAR . DV c c S . MA. Im Rev. steht der heilige Christoph mit dem Kinde Jesu auf der linken Schulter, unten zu den Füßen ein Schildchen, welches das Münzzeichen ist, und dann die Umschrift: M O N e . AVR e - A GVSTR . 151. Ob diese Umschrift sich mit dem Worte Gustrovensis endigt oder mit der Jahreszahl "151" (1501), läßt die Abbildung mit Sicherheit nicht beurtheilen. Am gewissesten ist indeß das Jahr 1501 anzunehmen, da die Goldmünzen der Herzoge Magnus und Balthasar nur zwischen 1495 bis 1507 geprägt sein können. Die Jahreszahl 1501 wäre dann die älteste auf einer meklenburgischen Münze, weil diese mit Jahreszahlen erst 1502 beginnen. Daß Hoffmann eine Münze, die nach Meklenburg gehört, zu den schlesischen gestellt hat, dazu verleitete ihn jedenfalls der heilige Christoph im Gepräge, dessen Bild fast ausschließlich nur auf den Goldmünzen Schlesiens vorkommt. Es sind davon bekannt die Ducaten der Herzoge von Münsterberg und der Herren von Rosenberg, sämmtlich von der reichensteiner Münzstätte, erstere von 1521 bis 1582 (vid. Dewerdeck siles. numism. p. 414. Tab. XIII. no. 4. und p. 425. Tab. XIV, no. 10), letztere von 1582 bis 1595 (beschrieben von Soothe in dem Madaischen Ducatenkabinette S. 181 und Dewerdeck p. 629). "Fürstl. Luegnitzisch" Ducaten, mit St. Christoph im Gepräge, sind bisher noch nie vorgekommen.

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Kupfermünzen von Horst bei Boizenburg.

Im August 1841 wurden zu Horst bei Boizenburg beim Lehmgraben 300 Münzen gefunden, welche merkwürdiger Weise fast alle Billon= oder Kupfermünzen waren. An Silbermünzen befanden sich unter denselben nur: 1 Doppelschilling der Herzoge Magnus und Balthasar von Meklenburg aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts und 1 Sechsling der Stadt Bremen aus dem 17. Jahrhundert. Ein Solidus der Stadt Thorn (1671) und 2 Vierlinge der Stadt Metz von 1648 sehen Silbermünzen noch entfernt ähnlich. Die im Folgenden nach den Prägeorten und der Stückzahl ausgeführten

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Münzen, welche sämmtlich dem 17. Jahrhundert angehören, erscheinen dem Ansehen nach alle als Kupfermünzen, obgleich viele von ihnen Billon sind; sehr viele von ihnen sind ohne Zweifel Kippermünzen.

Kupfermünzen
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Kupfermünzen

Die Mehrzahl bilden Münzen aus den schwedischen Ostseeländern, aus Braunschweig=Lüneburg und aus Meklenburg. Die Münzen sind der großherzoglichen Münzsammlung zu Schwerin einverleibt.

G. C. F. Lisch.     

2) Bearbeitung des historischen Stoffes.

A. Gelieferte Arbeiten.

I. Grössere Abhandlungen
(außer den in vorstehenden Jahresberichte abgedruckten):

Vom Herrn Dr. Dittmer zu Lübeck:

1) Ueber den Ursprung und den Umfang der Pachtgerste aus Russow.
2) Ueber den reichsgerichtlichen Pfändungsproceß, in besonderer Anwendung auf das ehemalige lübische Hospital=Gut Strisenow in Meklenburg.

Vom Herrn Archiv=Registrator Glöckler zu Schwerin:

3) Das Leben des meklenburgischen Canzlers Heinrich Husan d. A.

Vom Herrn Hülfsprediger Günther zu Eldena:

4) Meklenburgischer Volksaberglaube mit einem Volksmährchen.

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5) Plattdeutsche Sprichwörter und Redensarten.

Vom Herrn Geheimen Amtsrath Koch zu Sülz:

6) Geschichte der Saline zu Sülz.

Vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin:

7) Ueber die wendische Fürstenburg Ilow.
8) Ueber die wendische Fürstenburg Neuburg.
9) Ueber die wendische Fürstenburg Dobin.
10) Ueber die Hohe=Burg bei Schlemmin.
11) Ueber die Wandgemälde in der Heil. Bluts=Capelle im Dome zu Schwerin.
12) Ueber Handschristen mittelhochdeutscher Gedichte.
13) Ueber die Landfahrer=Compagnie zu Rostock und deren Vogelschießen.
14) Ueber meklenburg=schwerinsche und güstrowsche Orden.

Vom Herrn Pastor Masch zu Demern:

15) Ueber meklenburg=strelitzische Orden.

II. Kleinere Mittheilungen.

Der anhaltende Verkehr mit vielen correspondirenden und ordentlichen Mitgliedern zur Gewinnung von Kunde über Gegenstände des Alterthums und zur Vorbereitung und Bearbeitung des historischen Stoffes war auch in dem abgelaufenen Jahre sehr lebendig, und der Verein gewann dadurch eine große Menge kleinerer Nachrichten, welche für das augenblickliche Bedürfniß und für fernere Zwecke von dem wesentlichsten Nutzen waren.

Besonders gewinnbringend war der Verkehr mit den correspondirenden Mitgliedern, welche alle Angelegenheiten unsers Vereins mit vorherrschender Zuneigung zu fördern strebten. Schmerzlich zu beklagen haben wir den Tod dreier, um die norddeutsche Geschichte und auch um unsern Verein hochverdienter, uns schwer zu ersetzender Männer: des Consistorial=Rath's Dr. Mohnike zu Stralsund († 6. Julii 1841), des Professors Dr. Böhmer zu Stettin († 27. Febr. 1842) und des Professors Dr. Fabricius zu Breslau († 8. April 1842); dem ersteren vedanken wir die interessante Nachricht über den Crützeberch und Nachträge zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg im V. Jahrg. der Jahrbücher, dem letztern Slagghert plattdeutsche Chronik im III. Jahrg. und eine Abhandlung über das frühere Slaventhum der Ostseeländer im VI. Jahrg. der Jahrbücher; Böhmer ist als Herausgeber von Kantzow's pommerscher Chronik bekannt. Ersatz fanden wir in

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diesem Jahre nur durch die Gewinnung des Herrn Burgemeisters Fabricius zu Stralsund, des Herausgebers der rügenschen Urkunden. - Gewinnbringend war der Verkehr mit mehrern Männern, welche ihre Mußestunden dem Vereine gewidmet haben: mit dem Herrn Dr. Deecke zu Lübeck, welcher in den wendischen Geschichten forscht, mit dem Herrn Dr. von Duve Zu Ratzeburg, welcher die überelbischen Besitzungen der Grafen von Schwerin bearbeitet, und mit dem Herrn Gymnasiallehrer Masch zu Neu=Ruppin, welcher seltene, nordische Schriften über Geschichte und Alterthumskunde ins Deutsche übersetzt. Die Correspondenz mit dem Herrn Dr. Dittmer zu Lübeck brachte zwei größere Abhandlungen über mittelalterliche Rechtsverhältnisse. Die Herausgabe von umfassenden Urkundenwerken über Alt=Preußen, Pommern, Rügen, Lübeck, Hambürg (von dem hamburgischen Urkundenwerke ist leider der größere Theil der fast vollendet gewesen, jedoch noch nicht ausgegebenen Auflage durch den großen Brand verzehrt), und Holstein, so wie die Herausgabe von Special=Urkundenwerken in Meklenburg brachte gewinnreichen Austausch mit dem Herrn Professor Dr. Kosegarten zuGreifswald, mit dem Herrn Archivrath Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel und mit den Herren Syndicus Dr. Brandenburg, Burgemeister Fabricius und Gymnasiallehrer Dr. Zober zu Stralsund. Zur Herausgabe eines großen, bereits erschienenen Werkes über Runen vom Herrn Etatsrath Finn Magnusen ward nach Kräften beigesteuerte Herr F. W. Kretschmer zu Berlin unterstützte die Fortsetzungen in der Münzkunde, die Herren Bibliothekar Dr. Friedländer zu Berlin und Gymnasiallehrer Masch zu Neu=Ruppin die Forschungen in der Alterthumskunde. Die Herren Bibliothekar Dr. Friedländer, Dr. Schönemann zu Wolfenbüttel und Dr. Zober halfen freundlichst zur Mittheilung und Erwerbung seltener Druckschriften.

Unter den ordentlichen Mitgliedern lieferten häufiger Nachrichten über alte Topographie, alte Gebäude, Alterthümer, Münzen etc. die Herren Pastor Boll zu Neu=Brandenburg, Hülfsprediger Günther zu Eldena, Pastor Masch zu Demern, Archivar Lisch zu Schwerin, Reichsfreiherr von Maltzahn auf Peutsch zu Rothenmoor, Hülfsprediger Ritter zu Wittenburg; der Herr Revisions=Rath Schumacher zu Schwerin lieferte Beiträge zum Verzeichnisse alter Ortsnamen auf alten Feldcharten; der Herr Reichsfreiherr von Maltzahn auf Peutsch sammelte für den Verein die ältern und neuern Siegel der meklenburgischen Städte, ein Unternehmen, welches von großem

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Interesse werden kann. Andere Mitglieder lieferten einzelne Beiträge, wie sie in dem vorstehenden Jahresberichte abgedruckt sind.

G. C. F. Lisch.     

B. Begonnene oder vorbereitete Arbeiten.

I. Die meklenburgischen Regesten.

Nach dem vorjährigen Berichte (VI, p. 131) betrug die
Anzahl der bereits bearbeiteten Urkunden 3599.
Hinzugekommen sind:
Vom Herrn Archivar Lisch aus
Die verwandtschaftlichen Verbindungen des alten Hauses Gans von Putlitz mit altfürstlichen Häusern  4
Jahrbücher des Vereins VI 18
Denkmal der zu Rostock gehaltenen Jubelfeier des Religionsfriedens  5
Vaterländisches Archiv des histor. Vereins für NS. 1
Henr. Nettelbladt de Dotalitio 6
-------- ---- 34.
Vom Unterzeichneten:
Actenmäßige Nachricht von 1748 mit 1ster und 2ter Fortsetzung 50
Zuverlässige Ausführung des Rechts der Auseinandersetzungs=Convention 73
Urkunden=Sammlung der Schlesw.=Holst.=Lauenb. Gesellschaft
-------- -- 137.
-------- ---- ----
3770.

Die Zahl der durchforschten Werke ist 93.

Demern.

G. M. C. Masch.     

II. Die Sammlung meklenburgischer ungedrucker Urkunden von Lisch.
(Vgl. Jahresber. I, S. 93, II, S. 161, III, S. 204 V, S. 150 und VI, S. 132)

ist, als ein vorbereitendes und ergänzendes Werk, in 3 Bänden, von denen Bd. I die Urkunden des Mönchs=Klosters Dargun bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, Bd. II die vollständigen Urkunden des Nonnen=Klosters Neukloster und Bd. III die Fundamental=Urkunden des Bisthums Schwerin und Abhand=

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lungen über dieselben und systematische Register über alle 3 Bände enthält, jetzt vollendet und wird, da ihre Wichtigkeit schon vielfach bewährt gefunden ist, der Berücksichtigung der Mitglieder empfohlen.

III. Die Urkunden=Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Maltzahn,

welche von der Familie von Maltzahn durch den Archivar Lisch vorbereitet und in ihrem ersten Bande nächstens erscheinen wird, wird als ein umfangreiches Werk, welches alle ältern Urkunden, die den Namen des Geschlechts enthalten, aufnimmt der Theilnahme der Forscher empfohlen.

 

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