zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 78 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Die Kirche zu Gr. Salitz.

Die Kirche zu Gr. Salitz bei Gadebusch gehört zu den zierlichsten Dorfkirchen im Lande aus der Zeit des ausgebildeten Spitzbogenstyls. Die Kirche bildet in Oblongum von 3 Gewölben, an welches sich im Osten eine dreiseitige Altarnische anschließt; das Gewölbe der Altarnische verbindet sich geschmackvoll mit der östlichen Hauptwölbung. An die Seiten schließen sich 2 niedrigere Seitenschiffe mit Gewölben von geringerer Dimension, so daß 3 Seitengewölbe auf 2 Hauptgewölbe kommen. Hiedurch erhält die Kirche eine eigenthümliche, für eine Landkirche nicht häufige Construction, indem sie aus einem Hauptschiffe und 2 Seitenschiffen besteht. Hiedurch ist es nothwendig geworden, daß der untere Theil der Hauptmauern des Hauptschiffes nach den Seitenschiffen hin in Bogen durchbrochen ist und die kurzen Fenster des Hauptschiffes nur über den Dächern der Seitenschiffe stehen können und das Licht aus der Höhe der Gewölbegurte hinein lassen. Außerdem ist der ganze Bau offenbar zu verschiedenen Zeiten ausgeführt. Die Seitenschiffe gehören wohl mit zum Grundplan der Kirche; aber der ganze westliche Raum in der Dimension eines Gewölbes ist in spätern Zeiten angesetzt. Dies beweisen die schlechtem Materialien, der Mangel an den eigenthümlichen Verzierungen im Aeußern und der Wölbung im Innern, die schlechte Zusammenfügung der Mauern, welche in der Verbindung schon auseinander gewichen sind.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 79 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Altarnische, als Verlängerung des schmalen Mittelschiffes, ist nur klein, aber in ihrer Construction vorzüglich. Die Fenster sind schön gewölbt, die Strebepfeiler in der Basis und in der ganzen Gliederung vortrefflich gebildet; die Glieder der Basen und ein Fries aus kleeblattförmigen Verzierungen besteht aus glasurten Ziegeln; an den Pfeilern sind kleine Reliefbilder aus Thon eingesetzt: zwei Male ein Bischof mit einem Schwerte und zwei Male in einer zierlich ausgeschnittenen Ecke eines Ziegels ein sitzender Löwe, wie es scheint.

Die über den Dächern der Seitenschiffe hervorragenden Seitenfenster des alten Theils des Mittelschiffes sind durch einen Pfeiler getheilt, der in der Wölbung des Fensterbogens in drei Rosetten ausgeht; diese gut gebildete Architectur besteht ganz aus Kalkputz, der durchaus nicht gelitten hat und gewiß sehr selten ist. Derselbe ältere Theil des Schiffes hat ebenfalls einen Fries von abwechselnd glasurten und nicht glasurten Verzierungen in Kleeblattform.

Im Innern der Kirche stehen an den Pfeilern ebenfalls kleine Reliefbilder, welche jedoch stark mit Kalk bedeckt sind.

Die Kirche wird gegenwärtig, namentlich in den Dächern, den Seitenschiffen und den oberen Theilen des jüngern Baues restaurirt. Bei dieser Gelegenheit war ein Ziegel mit Buchstaben ausgebrochen und es fanden sich mehrere Ziegel mit einer eingeschnittenen Inschrift in den obern Steinschichten des westlichen Endes des nördlichen, jüngern Seitenschiffes. Nach einer sorgfältigen Forschung fanden sich folgende Steine:

Ziegel

Diese Fragmente geben leider weder einen Namen, noch eine Jahrszahl, noch irgend eine andere Aufklärung. Es sind die Steine der Inschrift aber schon früh auseinandergerissen und versetzt. Hiefür spricht nicht allein die unregelmäßige und sinn=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 80 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

lose Vermauerung der noch vorhandenen Reste, sondern auch der Umstand, daß ein kleines Fenster am östlichsten, also am entgegengesetzten Ende desselben Seitenschiffes unter andern auch mit einem halben Steine von derselben Inschrift, mit einem S

Ziegel

vermauert ist; zu beiden Seiten dieses Steines ist ein vierseitiger, glasurter Stein mit einer hübschen Relieflilie eingemauert.

Die Schriftzüge dieser Inschrift sind scharf und klar und in altem, würdigen Styl gehalten, und gleichen ganz den Schriftzügen der zu Jahrb. II abgebildeten althöfer Inschrift in den Steinen Nr. 1-11. Sie stammen also ohne Zweifel aus dem Ende des 13. oder dem Anfange des 14. Jahrhunderts, und in das Ende des 13. Jahrhunderts wird auch der Bau der ganzen Kirche fallen.

G. C. F. Lisch.