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Wendisches Grab von Camin (bei Wittenburg).
Der Herr Präpositus Flörcke zu Camin benachrichtigte mich, daß auf der dortigen Feldmark ein eigenthümliches Grab durch die Steinbrecher entdeckt sei; ich begab mich daher, da der Herr Kammerjunker von Bülow verreis't war, am 7. Julius d. J. dahin. Die Grabstelle, wohin mich der Gutsjäger führte und wohin er auch die Arbeiter bestellte, welche die Steine hier ausgebrochen hatten, liegt an einer Anhöhe, die sich nach Süden nach der hohen Horst (einem Gehölze) abdacht, in der Richtung zwischen Camin und Kützin, auf einem Schlage, welcher das Brachfeld heißt. Das Grab war mit einem Kreise von Steinen umsetzt gewesen, dessen Durchmesser 46 Fuß betrug; innerhalb dieses Steinkreises war ein Steinhaufe von 18 Fuß Länge in genauer Richtung von Osten nach Westen und von 12 Fuß Breite. Das Grab hatte aber keine Erhöhung gebildet, die Steine waren nirgends an der Oberfläche sichtbar gewesen, sondern durch Fühleisen entdeckt. Der mittlere Steinhaufe hatte sich 5 Fuß tief in die Erde hinein erstreckt und eine Masse von 3 1/2 Bank Chaussee=Steine geliefert; oben war dieser Steinhaufe abgerundet gewesen, in Gestalt eignes Backofens. Auf der untersten Steinschicht hatten Knochen von einem menschlichen Gerippe (Becken=, Schenkel= und Armknochen) der Länge nach gelegen und am westlichen Ende, neben dem Steinhaufen, hatte auf einem flachen Steine eine Urne gestanden, oben weit ge=
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öffnet und mit kleiner Basis, ganz wie die zu Camin sonst gefundenen Wendenurnen, aber ohne Verzierung; neben der Urne, welche nur Sand enthaltet hatte, war eine bronzene Heftel (Broche) entdeckt, ganz wie sie sonst nur in Wendenkirchhöfen gefunden werden. Sie hat drei doppelt scheibenförmige, hervorstehende Verzierungen, von denen die 2 Paare, in der Mitte und am Ende des Bügels, am Rande sehr geschickt mit Silber belegt sind. Die Spiral=Windungen und die Nadel waren beim Finden bereits mürbe, zerbrachen und sind seitdem verloren. Man hatte die Gebeine wieder in die Tiefe gelegt; ich ließ sie wieder ausgraben und untersuchte genau die Stelle.
Die ganze Steinsetzung war einem Kegelgrabe ähnlich; auch waren die Steine von derselben Größe, wie man sie gewöhnlich in Kegelgräbern findet; aber eigenthümlich ist die 5 Fuß tiefe Versenkung des mittleren Steingewölbes und der Leiche unter die Oberfläche der Erde; aber eben nur auf Wendenkirchhöfen finden sich die Urnen unter die natürliche Erdoberfläche begraben und auch die Leichen auf dem Wendenkirchhofe zu Helm (Jahresber. IV, 46) lagen 5 Fuß tief.
Wittenburg, am 9. Julius 1841.
J. Ritter.