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Von
Ludwig Krause
in Rostock.
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S eit dem letzten eingehenderen Berichte über die Alterthümer aus der Rostocker Umgegend im Jahrb. XLVIII, S. 285 ff. sind hier, namentlich in Folge der durch die Eisenbahnbauten und den eingeführten Zuckerrübenbau veranlaßten mannigfachen Erdarbeiten, wieder zahlreiche neue Fundstellen entdeckt. Aber auch die bereits von früher her bekannten Fundorte sind darüber nicht vernachlässigt, sondern in diesen letzten zehn Jahren ebenfalls häufiger abgesucht und haben dabei manche schöne Ausbeute ergeben. In Folge dessen hat sich denn auch der zur Bearbeitung vorliegende Stoff derartig angehäuft, daß ich zunächst eine Trennung der Funde in solche östlich und westlich der Warnow habe vornehmen und aus den ersteren auch diejenigen vom Fresendorfer Schloßberge und Dierkower Burgberge einstweilen habe ausscheiden müssen. So folgen hier denn zunächst nur die übrigen Alterthümer östlich der Warnow, aus deren Aufzählung man ersehen wird, daß das rechte Warnow=Ufer, jedenfalls von Kessin bis zum Breitling hin in fast ununterbrochener Reihenfolge mit prähistorischen Ueberresten bedeckt ist. Die Anordnung ist im Folgenden, abweichend von dem früheren Aufsatze, nicht nach Zeitepochen, sondern, als für einen einfachen Fundbericht practischer erscheinend, nach Feldmarken gemacht, da sich bei so manchem Funde bisher noch nicht hat feststellen lassen, welchem Zeitabschnitte er zuzurechnen ist.
Bezüglich der im Jahrb. XLVIII, S. 293 unter Nr. 7 aufgeführten Groß=Lüsewitzer Burgstätte sei hier noch ein Druckfehler
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berichtigt. Dieselbe heißt nicht, wie dort angegeben: Ratswall, sondern Katswall, unter welchem Namen sie auch schon im alten v. Schmettau'schen Atlas von 1788 auf Section III vorkommt. Vergl. über diesen Wall übrigens auch das unten S. 228 beim Lebken=Wall zu Billenhagen Gesagte.
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Als ich diesen alten wendischen Packwerkbau im August 1884 zuerst in Augenschein nahm, sah ich in der Wand des ihn durchschneidenden Zarnowkanales einzelne Pfähle schon in einer Tiefe von nur 1/4 m unter der Oberfläche liegen, die eigentlichen Pfahllagen aber begannen erst 3/4 m tiefer. Diese Packung war an den von mir untersuchten Stellen in der Höhe des Wasserspiegels und unter demselben in mindestens zwei Schichten über einander so fest und dicht, daß der Kanal dort wie über Schwellen lief und man mit einem Stocke nicht zwischen den einzelnen Stämmen hindurch in den Grund stoßen konnte. Die noch unter Wasser befindlichen Balken bzw. Stämme waren noch völlig fest, die höher in der Uferwand sitzenden und namentlich die ausgegrabenen und nun am Ufer umherliegenden Stücke jedoch schon sehr morsch. In letztere hatte sich, soweit sie nicht schon völlig zerfallen waren, vielfach eine auf fast allen wendischen Burgbergen in hiesiger Gegend vorkommende kleine gelbe Ameisenart eingenistet. Die von mir untersuchten Stämme waren theils an den Seiten kantig zugehauen, einige auch unten zugespitzt, theils ganz unbehauen und noch mit der Rinde versehen. Auch bei einem zweiten dortigen Besuche im October 1889 beobachtete ich derartig bearbeitete Hölzer, z. B. Reste von einem acht= bis zwölfkantig zugehauenen Kiefernstamme von 20 bis 30 cm Durchmesser sowie Stücke von etwa 4 cm dicken Brettern, welche durch Spalten der Stämme hergestellt waren. An Baumarten bemerkte ich unter diesen Hölzern, soweit sie sich ohne Weiteres noch erkennen ließen, viel Birken und Kiefern (Pinus silvestris L.), aber auch Eichen. Die Dicke der von mir gesehenen Stämme betrug 1884 bis zu 50 cm, 1889 bis zu 30 cm Durchmesser. Ein Theil der Hölzer schien angekohlt zu sein, wie denn auch die am Kanalufer sowie auf der Balkenlage noch im Kanale ziemlich zahlreich umherliegenden Feldsteine zum größten Theile berußt und im Feuer gewesen waren. Unter den letzteren befand sich ein ca. 15 bis 20 cm im
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Durchmesser haltender, behauener, runder Granit, wohl ein zufällig in das Feuer gerathener Reibstein einer Quetschmühle (oder ein zum Backen oder dergleichen benutzter Glühstein?). Auch kleine weißgeglühte Feuersteinstücke sah ich mehrfach.
Von sonstigen Altsachen fand ich - von einer Anzahl durch die Moorerde gebräunter, fast sämmtlich zerschlagener Thierknochen, einigen Thierzähnen und etwas Holzkohle abgesehen - nur 50 bis 60 wendische Gefäßscherben und ein Stück (etwa 1/8) eines offenbar doppelkonischen Spinnwirtels. Die zum Theil berußten Scherben sind röthlich, gelblich, grau oder graubraun und bestehen sämmtlich aus gebranntem, mit Steingrus vermengtem Thon. Ihre Dicke wechselt zwischen 3 und 10 mm. Die Böden sind außen platt. Die Seitenwand geht innen allmählig schräge in den Boden über, außen aber setzt sie unten mit deutlicher Kante ab. Von den Randstücken ist eins oben wagerecht glatt abgeschnitten (wie Jahrb. XLVIII, S. 301 sub Nr. 14 b), während fünf einen zum Theil sehr stark nach außen gebogenen Rand mit abgeschrägter bezw. abgerundeter Vorderkante aufweisen. In der Sammlung der Rostocker Großen Stadtschule befindet sich zwischen einigen dort aufbewahrten Dummerstorfer Scherben auch ein nach innen gebogener Rand. Die Verzierung besteht überwiegend aus einfachen Horizontalrillen, doch kommen auch, namentlich auf den Randstücken, eingedrückte Wellenlinien sowie horizontale Kerbenreihen, und zwar fast immer in Verbindung mit den ersteren, vor. Das Spinnwirtelstück besteht aus grauem, hart gebranntem Thon und ist an der konischen Außenwandung mit flachen, schmalen Horizontalrillen verziert. Da das vorhandene Stück drei solche Rillen zeigt, so wird der etwa 20 mm hohe und in der Mitte 30 mm breite vollständige Wirtel mit sechs oder sieben derselben versehen gewesen sein. Das durch die Mitte gehende runde Loch hat glatte Wände und ist augenscheinlich überall gleichmäßig 8 mm weit gewesen.
In westlicher Richtung, nicht weit von dem erwähnten Packwerkbau entfernt, bemerkt man noch eine zweite, dem Aeußeren nach ihm täuschend ähnliche Erhöhung, und ebenso liegt eine solche auch noch östlich von Prisannewitz im Moore dicht am Südufer des Zarnowkanales. Erstere ist eine aus Sand und Kies bestehende runde Insel von 105 bis 110 Schritt Umfang, welche, allmählich zur Mitte hin ansteigend, sich etwas über den sie umgebenden Torfsumpf erhebt. Sie ist über dem Kies vollständig mit großen Findlingsblöcken und Feldsteinen bedeckt. Auf diesen Steinen lagert stellenweise eine 3 bis 4 cm dicke, fest gepreßte Torfschicht von Wasseralgen oder dergl. und darüber eine 30 bis 50 cm mächtige Schicht lockerer brauner
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Moorerde mit der Grasnarbe. Die großen Findlingsblöcke sind zum Theil nur eben mit Moos und Gras überwachsen, einige liegen sogar offen zu Tage. In der erwähnten lockeren Moorerde fand sich auch ein Birkenstamm von ca. 15 cm Durchmesser mit Rinde. Irgendwelche Anzeichen dafür, daß auch diese Insel einst bewohnt wurde, waren jedoch nicht zu finden. Die übrigens auch auf dem Meßtischblatt "Hohen=Sprenz" der königlich preußischen Landes=Aufnahme von 1880 (herausgegeben 1882) angegebene Prisannewitzer Erhöhung konnte seiner Zeit leider nicht näher untersucht werden, ist allem Anscheine nach aber von ganz ähnlicher Beschaffenheit, wie die soeben geschilderte. Danach ist anzunehmen, daß auch der Dummerstorfer Packbau eine derartige Sand= und Kies=Insel zur Grundlage hat, wie denn auch Geinitz in seinem XIV. Beitrag zur Geologie Meklenburgs 1 ) wohl mit Recht vermuthet, daß diese durch das Moor sich erstreckende Inselreihe eine Fortsetzung des Hohen=Sprenz=Prisannewitzer Wallbergzuges nach dem Groß=Potremser Wallbergrücken hin bildet.
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Im Jahre 1888 hörte ich, daß auf dem nach Dummerstorf zu belegenen Acker eines der ausgebauten Höfe von Kavelsdorf beim Tiefpflügen häufig Urnenstücke zu Tage kämen. Doch sei dies, wie erwähnt, nur beim wirklichen Tiefpflügen der Fall, und würden auch hierbei nicht die ganzen Urnen, sondern nur etwa die obere Hälfte derselben vom Pfluge herausgeworfen. Daß irgend etwas von sonstigen Alterthümern hierbei gefunden sei, davon war bisher nichts bekannt geworden.
Im September 1890 unternahm ich in Folge dessen mit meinem jüngeren Bruder zusammen von den Hohen=Schwarfser Tannen ab einen Streifzug die Kavelsdorf=Dummerstorfer Grenze entlang, um zu sehen, ob wir das Urnenfeld auffinden könnten. Ungefähr vor der Mitte des Westrandes der Dummerstorfer Tannen entdeckten wir auch im Acker eine vom Pfluge zerstörte alte Grabstelle. Dieselbe lag 67 Schritte von der Holzkante entfernt am Rande einer kleinen Vertiefung und bestand aus schwarzer Brand= und Kohlenerde, ver=
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mischt mit berußten Steinen, Urnenscherben und calcinirten Knochenstücken. Weitere Grabstätten oder auch nur Spuren von solchen, wie auf dem Acker zerstreute Scherben oder dergleichen, waren aber nicht zu bemerken, so daß es einstweilen zweifelhaft bleiben muß, ob hier in der That der Platz des vorhin erwähnten Urnenfeldes gefunden ist. Auf der ganzen übrigen Grenzstrecke wurde nichts Auffälliges wahrgenommen.
Die gefundenen, leider sämmtlich nur kleinen elf Scherben stammen mindestens von zwei, wahrscheinlich aber von vier Urnen bezw. Gefäßen und sind offenbar nicht wendischen Ursprungs.
a. Eine Scherbe: 7 mm dick, roth gebrannt, stark mit Steingrus durchsetzt und, da grade die Außenseite mit den gröbsten Stücken gespickt ist, außen offenbar künstlich rauh gemacht. Die Innenseite ist zwar gleichmäßig geebnet, aber nicht eigentlich geglättet.
b. Eine Scherbe: 7 bis 8 mm dick, grauschwarz, außen braun, hart gebrannt, mit geringerem Steingruszusatz, beiderseits sehr gut geglättet, unverziert.
c. Ein abgesplittertes, 6 bis 7 mm dickes graubraunes Stück, hart gebrannt, wahrscheinlich zu b gehörig.
d. Sechs Scherben: 5 mm dick, aus hart gebranntem, mit weißem Quarzsand vermischtem Thon, beiderseits gut geglättet, unverziert. Der hellgraue Kern ist beiderseits mit einer feinen Thonschicht überzogen, und zwar außen schwarz und innen theils schwarz, theils bräunlich. Ihrer Form nach scheinen diese Scherben von einem kleinen, stark gewölbten Gefäße zu stammen.
e. Zwei Scherben: 5 mm dick, hart gebrannt, unverziert, scheinbar von einem ähnlichen Gefäße, wie die vorigen. Auch hier ist der hellgraue Kern beiderseits mit einer feinen Thonschicht überzogen, und zwar innen mit einer glänzend schwarzen und außen mit einer stark mit feinem Sand vermischten gelbbraunen, welche letztere jedoch durch den umgebenden Ackerboden steIlenweise schon sehr abgescheuert ist
Je nachdem diese elf Scherben nun von zwei oder vier Urnen herrühren, gehören a, b, c zu der einen und d, e zu der anderen, oder a zur ersten, b und c zur zweiten, d zur dritten und e zur vierten.
Daß auch anderweitig schon Alterthümer auf der Kavelsdorfer Feldmark gefunden sind, zeigen einige dorther stammende Gegenstände, welche in der Sammlung der Rostocker Großen Stadtschule aufbewahrt werden. Es sind dies:
1. Ein Hals= oder Kopfring aus Bronce. Vorhanden sind drei zum Theil etwas verbogene, stark oxidirte Stücke desselben, welche
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fast den ganzen, nur aus einander gebogenen und zerbrochenen Ring darzustellen scheinen. Jedenfalls kann nur ein kleiner Theil fehlen. Die Unterseite ist platt, die Oberseite dagegen etwas gewölbt und durch kleine Querrillen verziert. Der vom Ringe eingeschlossene Raum scheint 10 cm Durchmesser gehabt zu haben. Die Breite des Reifes wechselt zwischen 5 und 7 mm, während seine Dicke etwa 1 mm beträgt. Gefunden wurden diese drei Stücke in einer mit Asche und gebrannten Knochenstücken gefüllten Urne beim Abtragen eines Hünengrabes. Von der zerbrochenen Urne sind zwei große Stücke, ein Randstück und ein Stück mit dem vollständigen Boden, erhalten, so daß sich ihre Form und Größe noch ziemlich genau erkennen läßt. Das zu ihrer Herstellung verwandte Material besteht aus grauschwarzem, stark mit Steingrus vermengtem Thon, der auf der einen Seite, wie sich an den Bruchstellen zeigt mit einer dünnen rothen Thonschicht überzogen ist. Die Farbe der anderen Seite ist graubraun. Der 4 cm hohe Hals bezw. Rand biegt mit ziemlich scharfem Knick nach außen. Der Bodendurchmesser beträgt außen 7 cm und innen 5 bis 6 cm. Von hier ansteigend erweitert sich die mindestens 20 cm hohe Urne mehr und mehr; 6 cm über dem Boden beträgt ihr Durchmesser bereits 14 cm, während der dicht unter dem wieder etwas engeren Halse befindliche, weit ausladende Bauch etwa 26 cm Durchmesser hält.
2. Ein in drei Theile zerbrochener, zweischneidiger Keil aus hellbräunlich= bezw. grau=blauem Feuerstein, überall polirt, mit Ausnahme der später wieder durch Behauen geschärften hinteren Schneide; Länge: 15 1/2 cm, Breite vorne 5 1/2 cm, hinten: 4 cm, Dicke in der Mitte: 2 bis 2 1/2 cm. Der specielle Fundort ist nicht genauer angegeben.
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Auf dem Kösterbecker Acker an der Südseite des Kassebohm=Kösterbecker Weges fand ich im Mai 1889 auf der ersten Höhe jenseit des dortigen Hohlweges mehrere alte Urnenscherben. Abgesehen von einigen ganz kleinen Splittern waren es fünf sämmtlich an einander passende Stücke, die auf einem dort zusammengeworfenen Steinhaufen zerstreut lagen. Die Steine waren aus dem die Höhe bedeckenden Acker bei dessen Herrichtung zum Rübenbau zusammengelesen, und dürften somit die gefundenen Urnenreste einem hier durch das Steinbrechen bezw. das tiefere Pflügen zerstörten alten
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Brandgrabe entstammen. Die hart gebrannten, schwarz= bezw. graubraunen Scherben sind 1 cm dick und bestehen aus ganz außerordentlich stark mit feinem, rothem Granitgrus vermischtem Thon. Die augenscheinlich mit Hülfe der Töpferscheibe hergestellte Urne war innen sehr sorgfältig geglättet. Außen sind sämmtliche fünf Scherben rauh. Ob diese Rauhheit aber nur auf späterer Verwitterung beruht oder ursprünglich so hergestellt ist, wage ich bei den geringen Ueberresten nicht zu entscheiden. Da ein Theil der Scherben schon ältere Bruchflächen aufweist, so war die Urne, falls sie überhaupt heil in das Grab kam, jedenfalls schon vor dieser letzten Zerstörung zerbrochen. Ihrem ganzen Charakter nach dürften die Scherben der vorwendischen Zeit angehören.
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An der Südwestseite der Wolfsberger Seewiesen (im Petschower Theile) zieht sich im Moore zwischen der Kösterbeck und dem Dorfe Petschow, etwa 100-300 Schritte vom Festlande entfernt, eine Inselkette von sieben aus Blocklehm bestehenden, ziemlich hohen und wohl 200-300 Schritte im Umfange messenden Inseln hin. Als ich dieselben auf der Suche nach einem in dortiger Gegend vermutheten Burgwalle 1883 besichtigte, waren zwei derselben beackert, während die übrigen, soweit sie nicht zum Lehmabgraben benutzt wurden, gewöhnlicher Graswuchs bedeckte. Auf den nicht beackerten und vor allen Dingen den als Lehmgruben dienenden Inseln lag eine Menge zum Theil schon gesprengter Steinblöcke, von Alterthümern war jedoch nichts zu entdecken. Nur auf der südöstlichsten, die wohl 300 Schritte im Umfang halten mochte und bereits fast rundherum abgegraben war, fand ich am Nordabhange eine alte unverzierte Gefäßscherbe von augenscheinlich wendischem Typus. Es ist ein 5 X 4 cm großes Stück aus hart gebranntem, mit Steingrus durchknetetem Thon, innen röthlich, im Kern und außen graugelb. Die ziemlich rauhe Außenseite ist platt, während die geglättete Innenfläche nach der Mitte zu etwas ansteigt, so daß die im Uebrigen nur 1 cm dicke Scherbe hier 14 mm mißt. Das Stück stammt also offenbar aus der Mitte des Gefäßbodens. Weitere Scherben oder sonstige Altsachen aber waren trotz eifrigen Suchens, wie bereits bemerkt, auch hier nicht zu finden.
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I. Unter den wenigen mit einem Fundorte bezeichneten Steinsachen der Sammlung der Rostocker Großen Stadtschule befinden sich auch zwei bei Sanitz und bei Hohenfelde gefundene Stücke.
1. Ein Messer aus grauem Feuerstein mit vierkantigem Griff und zweischneidiger Klinge, nur behauen, nicht polirt. Die Spitze ist abgebrochen und fehlt. Das vorhandene Stück mißt in der Länge: 16 cm, der Griff allein: 7 cm. Die am Griff 3 cm breite Klinge wird nach vorne hin allmählig schmäler, so daß sie an der Bruchstelle nur noch 2 1/4 cm breit ist. Der Griff hat einen Durchmesser von 3 cm. Fundort: Sanitz, geschenkt im Schuljahr 1877/78.
2. Eine Pfeil= oder Lanzenspitze aus grauem Feuerstein, 6 cm lang, wovon etwas über 1 cm auf das 1 1/2 cm breite Schaftende kommt. Die eigentliche Spitze ist hinten 3 1/2 cm breit und spitzt sich dann nach vorne hin allmählig zu. Die Dicke beträgt etwa 3 mm. Gefunden im Torfmoore bei dem zu Groß=Lüsewitz gehörigen Vorwerk Hohenfelde, geschenkt im Schuljahr Ostern 1879/1880.
II. Etwas zahlreicher sind die im Rostocker Alterthums=Museum aufbewahrten, im Jahre 1889 vom Gutspächter Herrn Piper geschenkten Steinsachen von Neu=Brodersdorf. Es sind dies:
1. Eine 4 cm lange, 2 1/2 cm breite und 6-6 1/2 mm dicke, am hinteren Ende abgebrochene Lanzen=, Pfeil= oder Messerspitze aus weißlichgrauem Feuerstein.
2. Ein kurzer, breiter Feuersteinkeil, hellgrau, an den beiden breiten Seiten polirt, doch ist die Politur später zum Theil wieder abgesplittert. Länge: 8 cm, Breite an der Schneide: 6 cm und hinten: 43 mm, Dicke hinten: 1 1/2 cm.
3. Ein ganz und gar polirter Keil aus braunem Feuerstein, dessen eine Breitseite flach hohl geschliffen ist. Länge: 9 cm, Breite an der Schneide: 4 1/2 cm und hinten: 1 1/2 cm, Dicke: 18-20 mm.
4. Ein gelblich=grauer Feuersteinkeil von 9 cm Länge und 7-13 mm Dicke. Seine beiden Breitseiten sind ursprünglich polirt gewesen, jedoch fast gänzlich wieder abgesplittert. Die Breite beträgt an der Schneide: 4 1/2 cm und am hinteren Ende: 1 1/2 cm.
5. Die Hälfte eines Hammers aus hartem, grauem Gestein, schön geglättet, aber nicht eigentlich polirt, im Schaftloch gebrochen. Länge: 8 1/2 cm, Breite an der Bruchstelle, also ungefähr in der Mitte des ganzen Hammers: 4 1/2 cm, nach dem Ende zu abnehmend,
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Höhe zwischen 5 und 5 1/2 cm. Das runde Schaftloch hat glatte Wände und scheint überall gleich weit gewesen zu sein.
Genauere Fundorte sind nicht angegeben, nur bei Nr. 1: "Lanzenspitze gefunden auf dem Acker zu Neubroderdorf" und bei den übrigen vier Stücken: "Gefunden in Neubroderdorf."
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Der auf dem Meßtischblatte "Dänschenburg" der königlich preußischen Landes=Aufnahme von 1884 (herausgegeben 1885) im westlichen Theile des Billenhäger Forstrevieres angegebene Lembken=Wall ist ein ähnlicher von einem Graben umgebener Hügel, wie der Katswall bei Groß=Lüsewitz (vergl. Jahrb. XLVIII, S. 293) und der Wallberg bei Gelbensande (ebenda S. 295). Er mißt, an der inneren Grabenkante abgeschritten, 90 Schritte im Umfang, erhebt sich 1-2 Manneshöhen über der Grabensohle und war, als ich ihn im Juni 1889 besuchte, mit acht bis zehn Buchen sowie mit allerlei Gestrüpp von Haselbusch und dergl. bestanden. Der ihn umgebende, damals trockene Graben ist auf der Sohle einen, und von Bord zu Bord fünf bis sieben Schritte breit. Der Hügel hat eine runde Form und ist nicht höher als das Festland, dessen durch den Graben abgetrennten, in eine kleine moorige Wiese sich hinein erstreckenden, südöstlichen Ausläufer er bildet. Irgendwelche Alterthümer habe ich bei meiner Anwesenheit dort nicht bemerkt, wie. denn überhaupt bei Billenhagen bisher nur früher einmal eine alte Schwertklinge aus Bronce gefunden sein soll. Ueber den Ursprung des Namens "Lembken=Wall" habe ich nichts auffinden und auch in dortiger Gegend nichts in Erfahrung bringen können. Jedoch hörte ich, daß ein Erlenkamp neben dem Walle "Hausstelle" heißt. Mir scheint die beste Erklärung sowohl für den Lembken=Wall als auch für den Wallberg und den Katswall die zu sein, sie alle drei als Warthügel aufzufassen, auf denen einst alte, seien es nun gemauerte oder auch nur hölzerne, Wartthürme standen. Eine andere hier ebenfalls zu erwähnende Meinung hält den Lembken=Wall für eine alte Hausstätte im Anschluß an die im Groß=Freienholzer, Billenhäger und Gresenhorster Reviere einst so zahlreichen alten Gehöftsreste, auf welche ich bei einer anderen Gelegenheit noch einmal ausführlicher zurückkommen werde.
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Südwestlich von der Schraep'schen Steinschleiferei befindet sich in der dortigen Sandgrube, sowie namentlich auf dem benachbarten Kassebohmer Acker am Abhange nach den Oberwarnow=Wiesen hin ein altes, leider durch die Beackerung zerstörtes Urnenfeld, dessen Auffindung ich einer freundlichen Mittheilung des Herrn Rentier Burgwedel zu Rostock verdanke. Von letzterem erfuhr ich nämlich im September 1887, hinter der erwähnten Steinschleiferei liege in einer Entfernung von etwa 75 m von der Wiesenkante auf dem Felde ein Hügel aus weißem Sand, auf dem er verschiedene schwarze Stellen und auch Urnenscherben gefunden habe. Die schwarzen Stellen seien bei Näße nicht ordentlich zu sehen, weil dann das Ganze dunkler gefärbt sei, bei trockenem Wetter träten sie jedoch ganz deutlich hervor. Eine genauere Untersuchung der betreffenden Stelle mußte, theils wegen der Ackerbestellung, theils wegen persönlicher Behinderungsgründe, leider bis zum Sommer 1889 verschoben werden. Seit dem aber ist die dortige Gegend, die Sandgrube sowohl wie der Acker, mehrfach einer eingehenden Besichtigung und sorgfältigen Absuchung unterzogen, wobei sich dann die folgenden Resultate ergaben.
Zunächst ließen sich in der erwähnten Sandgrube während der Zeit vom 4. August 1889 bis 17. October 1891 an drei verschiedenen Tagen im Ganzen zwölf Brandstellen constatiren. Dieselben befanden sich sämmtlich in der Südostwand der Grube und lagen mit ihrer oberen Kante etwa 30 cm und mit der Sohle etwa 60 cm unter der Ackeroberfläche. Das Aussehen und die Zusammensetzung war bei allen gleich: ein Pflaster von im Feuer gewesenen Feldsteinen, umgeben und durchsetzt mit schwarzer, Holzkohlenreste enthaltender Branderde. Sonst wurde in diesen Stellen nichts gefunden, als einmal eine kleine, unverzierte Urnenscherbe und Bruchstücke eines Thierzahnes und ein anderes Mal zwei Thierzähne und Reste eines schon verwitterten dritten, wobei zu bemerken ist, daß sämmtliche Zähne bezw. Zahnreste nicht dem Feuer ausgesetzt gewesen sind. Die Urnenscherbe ist 7-9 mm dick, durch und durch dunkel graubraun, gut gebrannt, beiderseits geglättet, im Bruch aber stark mit Steingrus durchsetzt.
Wichtiger ist ein Fund, den ich am westlichen Ende der Sandgrube machte. Hier sah ich an dem dortigen niedrigen Abhange
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einige Urnenscherben auf der Oberfläche liegen. Hierdurch veranlaßt, grub ich nach und fand dabei unmittelbar unter der Oberfläche eine schwarze Brandstelle, ebenso wie die soeben beschriebenen, jedoch ohne Steinpflaster. Zwischen der Branderde aber kamen noch weitere, zum Theil sehr verwitterte und brüchige Urnenscherben zu Tage, ferner calcinirte Knochenstückchen, einige kleine Stückchen Holzkohle und zwei Stücke einer Broncenadel. Letztere lag schon zerbrochen im Grabe. Die beiden vorhandenen Stücke sind das Kopfende und das Mittelstück, während das untere Ende fehlt. Zusammen 73 mm lang, bilden die beiden gefundenen Theile etwa zwei Drittel der ursprünglichen Länge. Die Nadel ist rund und mißt an der unteren Bruchfläche 3 mm, an der mittleren 3 1/2 mm und oben unter dem Kopfe 4 mm im Durchmesser. Der Kopf besteht aus zwei (2 bezw. 3 1/2 mm dicken) runden Wulsten von 5 bezw. 6 mm Durchmesser und einer 1 mm dicken, ebenfalls runden und 6 mm im Durchmesser haltenden Platte. An Urnenscherben wurden im Ganzen zwischen 20 und 30, zum Theil mit den Bruchflächen an einander passende, 6-8 mm dicke Stücke gefunden. Dieselben bestehen aus ganz außerordentlich stark mit Steingrus vermengtem, gebranntem Thon, sind meist röthlich, einzeln jedoch auch graubraun von Färbung und stammen augenscheinlich sämmtlich von ein und derselben, nicht gerade sehr kleinen Urne. Die Außenseite ist völlig rauh bis auf den etwa 2 cm hohen aufrechten Hals und den untersten Theil des Gefäßes, etwa 2-4 cm über der abgerundeten Bodenkante. Diese beiden letzteren Stellen sind ebenso, wie die gesammte Innenseite, geglättet, allerdings theilweise nur recht mangelhaft. Unmittelbar unter dem Halse, dessen obere Kante zum Theil leicht abgeplattet, zum Theil abgerundet ist, befindet sich außen dicht an einer Bruchfläche ein 1 1/2 cm langes und bis zu 7 mm vorspringendes Stück eines Henkansatzes bezw. kleinen horinzontalen Wulstes.
Unmittelbar östlich neben diesem eben erwähnten Brandgrabe fand sich noch eine kleine, beiderseits geglättete Scherbe von einem Gefäßrande, 2 1/2 cm hoch und 2 cm breit, aus fein geschlemmtem, hart gebranntem, mit wenig sehr feinem Steingrus vermengtem Thon. Der Kern ist schwarz, außen und innen aber mit einer dünnen rothen Thonschicht überzogen. Der sich nach oben stark verjüngende Rand biegt erst nach außen und dann wieder ein klein wenig nach oben um. Die oberste Kante ist abgesprungen; sie muß entweder abgerundet gewesen oder in einen Grat ausgelaufen sein.
Auch auf dem sandigen Acker südlich und südwestlich der Sandgrube, namentlich an bezw. auf dem oben erwähnten Hügel (einer flachen, länglichen Anhöhe) zeigten sich noch mehrere schwarze Brand=
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stellen, welche beim Nachgraben im Feuer gewesene Steine und mit zergangener Holzkohle vermischte Branderde ergaben. Bei zwei derselben fand sich oben auf der Ackeroberfläche auf einem kleinen Raume in unmittelbarer Nähe der schwarzen Kohlenerde eine größere Anzahl einander ähnlicher Scherben, sowie einige kleine calcinirte Knochenstückchen, so daß anzunehmen ist, daß dieselben diesen beiden durch den Pflug zerstörten Brandgräbern entstammen. Diese Scherben sind:
a. Bei der ersten Stelle gefunden: 17 scheinbar von zwei Urnen herrührende Scherben und zwar von einer beiderseits sehr gut geglätteten und einer außen - abgesehen von Rand und Bodenkante - rauhen und nur innen geglätteten. Zu ersterer gehören sechs Scherben, darunter zwei mit je einer Horizontalrille verzierte, zu letzterer elf unverzierte, darunter ein Rand und vier Bodenstücke, von welchen letzteren zwei an einander passen. Der Rand ist oben abgerundet und bei den Bodenstücken geht die Gefäßwand außen sowohl wie innen allmählich ohne scharfen Absatz in den Boden über. Das Material ist gut gebrannter mit Steingrus durchkneteter Thon.
α. Scherben beiderseits sehr gut geglättet, 4-8 mm dick, graubraun bis chokoladefarben und röthlichbraun. Die auf zwei Stücken vorkommenden Horizontalrillen sind ca. 1 mm tief und 2-2 1/2 mm breit.
β. Scherben nur innen geglättet, außen dagegen künstlich rauh gemacht. Fast sämmtliche Scherben sind außen graubraun, innen röthlich und haben einen grauen, stellenweise etwas bräunlichen Kern. Nur der Rand und zwei Bodenstücke sind durch und durch roth. Diese drei letzten Scherben könnten vielleicht noch zu einem dritten Gefäße gehören.
b. Bei der zweiten Stelle gefunden: 12 Scherben, darunter ein Rand= und zwei Bodenstücke. Der Form dieser beiden letzteren nach stammen die Scherben jedenfalls von zwei Urnen. Welche der zehn übrigen Stücke nun zu dem einen und welche zu dem anderen Boden gehören, läßt sich wegen der großen Uebereinstimmung in Material, Farbe und Arbeit jedoch nicht sagen. Sämmtliche Scherben sind beiderseits geglättet. Material wie bei der vorigen Stelle. Farbe: außen und innen hell= bezw. graubraun, Kern hell= oder dunkelgrau, stellenweise in das Bräunliche übergehend. Rand aufrecht, oben abgerundet. Beide Bodenstücke außen scharf absetzend, innen allmählig von der Wand zum Boden übergehend. Böden außen platt. Beide Bodenstücke sind aber trotzdem in der Form so verschieden, daß es klar ersichtlich ist, daß sie von zwei verschiedenen Gefäßen stammen, auch ist das eine etwas härter gebrannt und nicht so stark mit Steingrus durchsetzt, wie das andere.
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Außer an diesen beiden Stellen aber fanden sich hier auf dem Acker zerstreut auch sonst noch mehrfach Urnenscherben und sonstige Altsachen, und zwar:
1. Ein 84 mm langer an der einen Langseite mit zwanzig bis dreißig kleinen bis zu 2 mm langen scharfen Zähnen versehener grauer Feuersteinspahn von länglich ovaler Form, hinten: 1 cm, vorne 1/2 cm und an seiner breitesten Stelle, ziemlich in der Mitte, etwas über 3 cm breit. Trotzdem die fortlaufende Reihe sorgfältig eingehauener Zähne, von denen kurz vor der Spitze leider fünf ausgesprungen sind, viel Aehnlichkeit mit einer Säge hat, so kann das Stück doch nicht gut als solche benutzt sein, da es gegen den Rücken hin 1/2 bis 1 cm dick ist.
2. Fünf Spähne von grauem bezw. schwärzlichem Feuerstein, 3-4 cm lang.
3. Eine graue Feuersteinscheibe von der im Jahrb. XXX, S. 33, abgebildeten Form, 4 X 6 cm groß und 2 cm dick.
4. Acht oder neun Stücke von gebranntem Lehm (ohne Stroheindrücke).
5. Einige kleine calcinirte Knochenstückchen.
6. Die etwa 40-45 Urnen= oder sonstigen Gefäßscherben bestehen sämmtlich aus gut gebranntem mit mehr oder minder grobem Steingrus vermischtem Thon und sind alle nur klein, denn die größte mißt nur 3 X 5 cm. Die Dicke wechselt zwischen 4 und 11 mm. Randstücke wurden fünf gefunden sowie eine völlig platte Scherbe, welche entweder von einem Gefäßboden oder von einem Thonbrette herstammt. Betrachtet man die Gesammtheit dieser bisher dort gesammelten Scherben, so sieht man sofort, daß dieselben von mindestens zwei völlig verschiedenen Gefäßarten herrühren. Die einen, und zwar bei weitem die meisten, stammen offenbar von Urnen, welche nur auf der Innenseite und außen am Hals und an der Bodenkante geglättet, im übrigen außen aber rauh gelassen oder künstlich rauh gemacht waren, ebenso wie die oben erwähnten in der Grabstätte zusammen mit der Bronzenadel gefundenen Scherben. Die anderen sind beiderseits sehr sorgfältig geglättet und gehören augenscheinlich bedeutend sorgfältiger gearbeiteten Gefäßen an.
Die Scherben der ersten Art sind mit ziemlich grobem Steingrus durchsetzt und von gelblicher, bräunlicher, röthlicher, grauer oder schwarzgrauer Farbe, und zwar theils durch und durch gleichfarbig, theils innen und außen von verschiedener Färbung. Hierher gehören 31 Scherben, von denen 18 außen rauh und innen geglättet und 13, darunter 4 Randstücke, beiderseits geglättet sind. Die Glättung ist edoch, und zwar auch bei den letzteren, bei weitem nicht so sorgsam
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und gleichmäßig ausgeführt, wie bei den Scherben der zweiten Art. Von den Randstücken sind drei oben abgerundet und eins abgeplattet. Letzteres ist eine der dicksten dort gefundenen Scherben, denn es hat, trotzdem die Oberfläche der Außenseite abgesprungen ist, noch immer eine Dicke von 1 cm. Dieser Stärke der dunkel bräunlichgrauen Scherbe entspricht auch die Grobkörnigkeit des in ihr enthaltenen Steingruses, unter welchem sich Stücke bis zu 5 mm Durchmesser befinden. Sämmtliche Scherben dieser Art sind unverziert, jedoch ist eine derselben mit einem ähnlichen 3 mm vorspringenden, jedoch vertikalen Wulst oder Höcker (und zwar scheinbar auch unmittelbar unter dem Halse) versehen, wie das eine bei der Bronzenadel gefundene Randstück. Der Wulst hat eine Grundfläche von 10 (vertikal) X 7 (horizontal) mm. Vielleicht gehört hierher auch, falls sie nämlich nicht von einem Thonbrett, sondern aus der Mitte eines platten Urnenbodens stammt, die oben erwähnte auf beiden Seiten völlig platte Scherbe. Dieselbe ist hart gebrannt, beiderseits geglättet und durch und durch graubraun.
Die zweite Scherbenart ist, wie bereits bemerkt, beiderseits sehr sorgfältig und fein geglättet, trotzdem sie in ihrem Kern ebenfalls eine ziemlich große Steingrusbeimengung zeigt. Hierher sind neun Scherben zu rechnen, darunter zwei Randstücke mit oben abgerundeter Kante. Die Färbung dieser beiderseits augenscheinlich mit einer dünnen sehr fein geschlemmten Thonschicht überzogenen Scherben ist theils chokoladefarben, theils grau oder graubraun.
Endlich sind hier noch drei kleine Stücke aufzuführen, die zwar auch beiderseits geglättet sind, aber trotzdem nicht zu der vorigen Art gehören. Das eine derselben ist eine außen röthliche, innen schwarzgraue, nach außen gebogene Scherbe, auf deren Innenseite sich, der äußeren Biegung entsprechend, eine flache 1 mm vorspringende und 8 mm breite horizontale Leiste hinzieht. Das andere Stück ist durch und durch graubraun und zeigt außen ein horizontales Band kleiner schräger eingestempelter Reihen von fünf viereckigen Punkten sowie eine flache Horizontalrille. Die dritte durch und durch hellgraue Scherbe ist nur mit einer einfachen Horizontalrille verziert.
Auch auf einer etwas weiter südlich belegenen flachen Erhebung desselben sandigen Ackers, östlich der in den Warnowwiesen befindlichen Kassebohmer Rinder= und Pferdekoppel, wurde noch eine Anzahl alter Urnenscherben gefunden, sowie ferner einige kleine Stücke calcinirter Menschenknochen, ein 4 cm langer grauer Feuersteinspahn und ein bereits stark in Verwitterung übergegangenes 11-12 cm langes abgespaltenes Stück eines Röhrenknochens, dessen Zugehörigkeit zu dem Urnenfelde sich bis jetzt jedoch nicht mit Sicherheit behaupten läßt.
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Von den fünfzehn hier gefundenen Scherben gehören sieben zu der vorhin beschriebenen ersten, außen rauhen, Urnenart, darunter drei Bodenstücke. Das eine der letzteren stammt aus dem Boden selbst, ist außen rauh, innen geglättet und beiderseits platt. Die beiden anderen aus der Bodenkante herrührenden Stücke sind in dem lockeren Sande schon ziemlich stark abgerieben, so daß sich ihre ursprüngliche äußere Form nicht mehr genau erkennen läßt. Innen gehen beide allmählig von der Wand zum Boden über, während das eine außen augenscheinlich ziemlich scharf absetzte und das andere unten an der Außenkante mit einem flach vorspringenden Ringe versehen zu sein scheint.
Von der oben erwähnten zweiten Art wurden nur zwei braune bezw. graubraune Stücke gefunden, beide unverziert.
Die übrigen sechs alten Scherben lassen sich unter keine der beiden vorigen Arten unterbringen. Vier derselben sind mit den gewöhnlichen Horizontalrillen verziert, 3-7 mm dick und grau, braun oder röthlich von Färbung. Sie sind sorgsam gearbeitet, beiderseits gut, wenn auch nicht so gut, wie die zweite Art, geglättet, hart gebrannt und zeigen weniger Steingruszusatz, als die bisher erwähnten beiden Arten. Zwei dieser Scherben sind offenbar dicht unter dem Rande abgebrochen, von denen der eine, wie man an dem Ansatz noch deutlich erkennen kann, leicht nach außen gebogen war. Von den beiden anderen Scherben stimmt die eine in Material, Brand und Arbeit mit den vorigen vier sonst völlig überein, doch ist sie außen nur mangelhaft geglättet. Sie ist 4 mm dick, außen und innen röthlich bezw. bräunlich mit grauem Kern, unverziert und scheint von der Bodenkante herzurühren. Die siebte ebenfalls unverzierte Scherbe endlich stammt, ihrer starken horizontalen Krümmung nach zu urtheilen, vielleicht vom Hals eines Kruges. Sie ist gleichfalls nur wenig mit Steingrus durchsetzt, hart gebrannt, durch und durch graubraun, innen gut geglättet und, trotzdem die Oberfläche der Außenseite abgesprungen ist, noch 8-9 mm dick. Größe 1 X 3 cm.
Vergleichen wir nun alle diese Funde mit einander, so scheint es mir zweifellos zu sein, daß beide bisher genannten Fundstellen ihrem Ursprunge nach ein einziges altes Begräbnißfeld bilden, wenn sich auch ein unmittelbarer örtlicher Zusammenhang der Gräber beider Fundorte bisher nicht hat nachweisen lassen, da zwischen beiden seiner Zeit noch Korn auf dem Halme stand und die nähere Untersuchung verhinderte. Auf der zuletzt erwähnten Fundstelle lagen die Scherben und sonstigen Altsachen zwanzig bis fünfzig Schritte von der Wiesenkante entfernt. Ob sich nicht auch noch näher nach der Wiese hin derartige Sachen finden, mußte ebenfalls des seiner Zeit dort noch
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stehenden Kornes wegen einstweilen ununtersucht bleiben; ebenso wie überhaupt die gesammte Ausdehnung bezw. Abgrenzung des Urnenfeldes noch einer eingehenden Erforschung bedarf. Schon beim Bau der Zuckerfabrik fiel es bei den zu diesem Zwecke vorgenommenen Erdarbeiten auf, daß die daselbst in der Erde lagernden Steine zum Theil derartig auf einander lagen, als ob sie aufgeschichtet seien. Auch fand sich ebendaselbst im Jahre 1884 zwischen ausgesiebten Steinen bereits ein Stück von einem Urnenboden. Ein bei der nahen Stralsunder Eisenbahnbrücke aus der Oberwarnow ausgebaggertes 15 cm langes Dolchmesser aus grauem Feuerstein wird im Rostocker Alterthums=Museum aufbewahrt. Es hat eine 79 mm lange platte, an der breitesten Stelle, kurz vor dem Griff, 3 cm und vorne an der Spitze 3 mm breite Klinge sowie einen 1 cm dicken vierkantigen Griff. Die Form ist ähnlich wie bei dem im Friederico=Francisceum, Tab. II, Fig. 4 abgebildeten Quastenberger Steinmesser, nur ist das Rostocker Stück, besonders in der Klinge, bedeutend kürzer als dies. Im Jahre 1884 wurde übrigens auch schon in der oben erwähnten Sandgrube hinter der Schraep'schen Steinschleiferei ein in zwei Theile zerbrochener, stark verwitterter Wirbelknochen sowie ein Sandsteinblock gefunden, dessen eine Seite mit einer halbkreisförmigen Ausschleifung von ca. 15 cm Durchmesser und 4 cm Tiefe versehen war (Mühlstein?). Dabei sei hier noch bemerkt, daß damals dort noch eine Dachpappenfabrik an der Stelle der jetzigen Steinschleiferei stand, so daß der Sandstein also nicht, wie man sonst aus der jetzigen Nachbarschaft vermuthen könnte, aus dieser letzteren herstammen kann.
In demselben Acker, welcher unten an den Warnowwiesen das erwähnte Urnenfeld enthält, wurden im März 1887 auch oben an der Rostock=Neubrandenburger Chaussee in einer damals dort angelegten Sandgrube zwei Brandstellen gefunden und zwar die eine in der Nord= und die andere in der Südwand derselben. Beide lagen ungefähr 50 cm unter der Erdoberfläche und enthielten nur schwarze Branderde und Holzkohlenstückchen. Die Sandgrube, welche sich unmittelbar an der Westseite der Chaussee etwa in der Mitte zwischen dem zur Schraep'schen Steinschleiferei führenden Wege und der Kassebohm=Kessiner Grenze befand, ist seit einigen Jahren wieder in Acker gelegt und läßt sich jetzt nur noch an der niedrigeren Lage dieser Stelle dem sie umgebenden Lande gegenüber erkennen.
Die mit der Einführung des Zuckerrübenbaues verbundene Tiefkultur, sowie das infolge dessen sich vernothwendigende Herausbrechen
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der Steine aus den Ackerflächen hat, wie an so manchen anderen Stellen, so auch auf dem zwischen der Neubrandenburger Chaussee und dem Petschower Landwege belegenen Theile des Kassebohmer Feldes in den letzten Jahren mehrfach alte Grabstätten zu Tage gefördert, wenn auch längst nicht alles, was an derartigen alten Resten bei dieser Gelegenheit zerstört wurde, bekannt geworden sein dürfte.
Schon im Januar 1884 fanden Knechte beim Steinbrechen dicht an der Chaussee bei der dort nicht weit von der Rostock=Kassebohmer Grenze entfernten Mergelgrube im Feuer gewesene Steine, "schwarzen Dreck" und Urnenscherben, die sie jedoch, ohne weiter darauf zu achten, liegen ließen. Ungefähr in derselben Gegend, jedoch etwas weiter südlich, wurden dann im September 1889 durch den Rübenpflug noch fünf dicht bei einander liegende, aber trotzdem deutlich von einander getrennte Brandgräber zerstört. Alle fünf Stellen waren in dem im Uebrigen lehmfarbenen Acker an der vom Pfluge herausgeworfenen schwarzen Kohlenerde und den berußten, zum Theil ziemlich großen Feldsteinen leicht erkennbar. Die aus ihnen herausgepflügten Urnenscherben wurden von Herrn Rentier Burgwedel gesammelt und dem Rostocker Alterthums=Museum überwiesen. Die fünf Brandstellen lagen unmittelbar nordöstlich neben der dort im Acker befindlichen kleinen sollartigen, aber trockenen Vertiefung südöstlich der an der Westseite der Chaussee erbauten Schraep'schen Arbeiterwohnungen.
Ganz ähnliche Entdeckungen wurden in den beiden eben erwähnten Jahren auch in der Nähe des Petschower Landweges gemacht. Auch hier stießen die Knechte zu Anfang 1884 beim Ausbrechen von Steinen auf eine alte Grabstätte, welche sie nach Entfernen der ersteren einfach wieder zuwarfen. Dieselbe lag ziemlich auf der Höhe des Hohlweges unmittelbar am Wege und bestand aus einer unter einem Steine befindlichen Höhlung mit Urnenscherben, "schwarzem Schmier" und im Feuer gewesenen Steinen. Ende 1889 wurde hier mit dem Herrichten des Ackers zum Zuckerrübenbau fortgefahren, wobei eine derartige Menge von Steinen zu Tage kam, daß das Feld, als ich es am 17. November 1889 besichtigte, förmlich übersät schien mit kleinen Steinhaufen und großen Blöcken, welche aus der Erde theils ausgegraben, theils durch den tief gehenden Rübenpflug ausgehoben waren. Oben auf der Höhe am Petschower Landwege wurden hierbei wiederum einige Urnenscherben gefunden und durch Herrn Burgwedel dem Rostocker Alterthums=Museum übermittelt.
Im Ganzen werden von den beiden 1889er Fundorten sieben Urnenscherben und ein Holzkohlenstückchen in diesem Museum aufbewahrt, leider ohne genauere Bezeichnung, von welchem der beiden Plätze die einzelnen herrühren. Fünf dieser Stücke stimmen mit der
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oben beim Urnenfeld beschriebenen ersten Scherbenart vollkommen überein. Sie sind innen sämmtlich und eine auch außen zur Hälfte geglättet, im Uebrigen aber außen alle rauh. Eine gleiche Uebereinstimmung in Charakter, Arbeit und Material zeigt auch eine außen mit sehr schlechten Horizontalrillen verzierte Scherbe. Auch sie ist außen rauh und nur innen geglättet, doch ist es möglich, daß hier die äußere Rauhheit nur vom Verwittern herrührt. Die Horizontalrillen sind schmal und ziemlich tief. Das siebte Stück ist eine unmittelbar unter dem Rande weggebrochene größere Scherbe einer gut gearbeiteten graubraunen Urne, deren ziemlich starke Ausbauchung sich dicht unter dem Halse befand. Sie ist beiderseits geglättet, hart gebrannt und unverziert. Ihre Krümmung beträgt etwa 140°. Der Hals der sich nach dem Boden zu verjüngenden Urne war ziemlich viel enger als die Ausbauchung.
a. Auch auf diesem Theile des Kassebohmer Ackers beobachtete ich im November 1889 fünf durch den Pflug zerstörte Brandgruben. Dieselben bestanden, wie gewöhnlich, aus schwarzer Kohlenerde und berußten, bezw. im Feuer gewesenen Feldsteinen. Von Urnenscherben und sonstigen Alterthümern war nichts zu finden, jedoch enthielt die eine Grube eine ganze Anzahl formloser gebrannter Lehmstücke. Sämmtliche fünf Brandgruben lagen nicht weit vom Wege entfernt zwischen dem Gipfel des Wurmberges und dem Westende des von Rostock ab ersten Hohlweges am Petschower Landwege. Uebrigens soll bereits im Juli 1887 beirn Bau der Rostock=Stralsunder Eisenbahn auf der benachbarten Stadtfeldmark eine Urne, und zwar in Verbindung mit Eisensachen, ausgegraben sein. Auch von einem damals gefundenen Menschenschädel wurde gesprochen. Als Fundort wurde angegeben: zwischen Stadtpark und Ober=Warnow. Stimmt diese Angabe, so müßte die Urne im Durchstich zwischen dem Stadtpark und dem Petschower Landwege gestanden haben, da das Bahnplanum von diesem Wege bis zur Warnow aufgeschüttet ist und hier zu der Zeit noch nicht einmal die Gräben an beiden Seiten des Bahndammes ausgehoben, augenscheinlich also überhaupt noch nicht gegraben war. In dem erwähnten Durchstiche zwischen dem Landwege und der Tessiner Chaussee wurde damals eine große Menge von Steinen, darunter Blöcke von gewaltiger Größe, zu Tage gefördert, jedoch habe ich keine Grabstätten dabei bemerkt, vielmehr lagen die Steine, soweit ich gesehen habe, alle im Urboden.
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b. Oben auf der Spitze des Wurmberges fand mein jüngerer Bruder in der 1889 eingeebneten und in Acker gelegten Sandgrube im September 1885 etliche umherliegende Menschenknochen und bei aufmerksamerer Besichtigung in der südlichen Wand der Grube auch das Skelett, von dem sie herstammten. Eine am folgenden Tage vorgenommene genauere Untersuchung ergab, daß das Gerippe, von welchem der Schädel und ein Theil des linken Armes, sowie der linken Rumpfseite schon fehlten, nur etwa 40 cm tief in der sandigen Ackerkrume lag, und zwar auf dem Rücken in der Richtung von WNW (Kopf) nach OSO (Füße). Bis auf die beiden zuweit in den noch bestellten Acker hineinreichenden Unterschenkel wurden alle noch vorhandenen Knochen ausgegraben. Auffällig war die Lage der Knochen der rechten Hand. Dieselben lagen nämlich zwischen dem Becken und den Unterarmknochen in einer Art und Weise, als ob die losgetrennte Hand neben der Innenseite des Unterarmes in die Erde gebettet sei. Zwischen den Fingerknochen dieser Hand fand sich die Hälfte eines dünnen Fingerringes aus Kupfer oder Bronce, sowie irgend ein schwarzer feuchter Faserstoff (Kleidungsreste?). Die Fingerknochen zeigten, offenbar in Folge der Oxidirung des Ringes, zum Theil eine grüne Färbung. Durch das Gewicht der darauf liegenden Erde war der Brustkasten des Gerippes vollständig eingedrückt, so daß die Rippen durch einander gefallen waren. Die Rückenwirbel dagegen befanden sich noch alle dicht an einander gereiht in ihrer ursprünglichen Lage. Sämmtliche Knochen waren bereits sehr morsch, so daß eine ganze Anzahl derselben beim Ausgraben zerbrach. Das gefundene Ringstück stammt von einem mit einer Platte oder dergl. versehen gewesenen Fingerringe. Denn der sonst nur 2 mm breite, ganz einfache Reif verbreitert sich dicht vor der einen Bruchstelle plötzlich bis zu 7 mm. Die Dicke des Reifes beträgt 1/2-3/3 mm, die der Platte höchstens 1/2 mm. Das Ganze ist vollkommen grün oxidirt und nur an einer Stelle auf der Innenseite dicht vor der der Platte entgegengesetzten Bruchstelle dunkelblau angelaufen.
Auch früher kamen in dieser Sandgrube schon einzelne menschliche Skelette bezw. Reste von solchen zum Vorschein. So gruben wir dort schon als Schüler um die Mitte der siebziger Jahre fast an derselben Stelle der Südwand einen wohlerhaltenen Schädel, Wirbelknochen, Rippen, Becken und Oberschenkelknochen aus, die jedoch später verloren gingen. Dies Gerippe lag etwa in derselben Tiefe und, soweit ich mich entsinne, auch ungefähr in derselben Richtung, wie das oben erwähnte, wenigstens wurde auch bei ihm zuerst das Kopfende in der Wand sichtbar. Später wurden, und zwar wiederum in derselben Gegend, im Februar 1882 noch einmal drei menschliche
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Arm= bezw. Unterschenkelknochen gefunden, welche vielleicht noch zu dem zuletzt genannten Skelette gehörten, da in der Zwischenzeit nur sehr selten Sand von dort abgefahren war. Daß aber auch anderweitig schon Gerippe daselbst ausgegraben sein müssen, geht aus dem Umstande hervor, daß es der Rostocker Kämmerei damals, als wir das erste Skelett in der Sandgrube entdeckten, schon seit längerer Zeit bekannt war, daß dort Gerippe im Acker lägen.
Sonst wurde in der erwähnten Sandgrube nichts weiter gefunden, als im März 1887 eine kleine, nur 14 X 15 mm große, 5 mm dicke alte Gefäßscherbe; außen roth, innen braun, mit Steingrus durchsetzt, hart gebrannt und unverziert. Dieselbe lag am Abhange unmittelbar westlich von der Stelle, wo wir 1885 die Skelettreste ausgegraben hatten.
Auf dem Acker an der Ostseite des von Kassebohm nach den Cramonstannen führenden Weges fand ich im Februar 1891 etwa 55 Schritte von der Tannenkante entfernt nahe am Wege die abgebrochene Spitze eines Messers oder dergl. aus grauem Feuerstein. Das vorhandene kurz zugespitzte Stück ist 24 mm lang, 15 mm breit und nach dem Rücken hin bis zu 7 mm dick. Es ist nur behauen, nicht polirt.
Einen auf Kassebohmer Feldmark gefundenen 78 mm langen schwarzen Feuersteinspahn besitzt das Rostocker Alterthums=Museum, und einen eben dort gefundenen Steinkeil bewahrte man früher auf dem dortigen Hofe.
Auch hart gebrannte mittelalterliche Gefäßscherben kommen bei Kassebohm mehrfach vor, und zwar sowohl auf dem Urnenfelde an der Oberwarnow als auch auf den Aeckern zwischen der Rostock=Neubrandenburger Chaussee und dem Stadtpark.
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1. Am Südrande der Cramonstannen zwischen dem Kassebohm=Riekdahler Fahrwege und der Dachpappenfabrik von Diedr. Riedel wurde im November 1887 beim Ausheben von Pflanzlöchern für dort zu pflanzende junge Eichen und Akazien eine alte Brandstelle angestochen. Eine bald darauf vorgenommene genauere Untersuchung und völlige Ausgrabung derselben ergab folgendes Resultat. Die
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betreffende Stelle befand sich 199 Schritte westlich von dem erwähnten Fahrwege und 7 Schritte nördlich von der Südkante der Tannen, war nicht sehr groß und bestand aus schwarzer Kohlenerde und im Feuer gewesenen kleinen Feldsteinen sowie einigen Gefäßscherben. Ihre Sohle lag 58 cm unter der Erdoberfläche. Das umgebende Erdreich bestand aus lockerem Sand. Waren in der Grube ursprünglich nicht bloß Scherben, sondern wirklich ganze Urnen oder sonstige Gefäße vorhanden gewesen, so waren diese im Laufe der Zeit schon in der Erde zerdrückt und zum größten Theile verwittert. Denn gefunden wurden nur zehn meist kleine Scherben. Dieselben sind offenbar wendischer Herkunft, stammen mindestens von zwei, wahrscheinlich aber von drei Gefäßen und bestehen aus hart gebranntem mit ziemlich grobem Steingrus vermengtem Thon. Ein etwa 12 mm dickes ziemlich bröckliches Stück ist sogar so stark mit derartiger Steinbeimengung versehen, daß es fast zu gleichen Theilen aus Thon und Steinstückchen besteht (außen graubraun, Kern und Innenseite grauschwarz). Die übrigen Scherben sind etwa 1/2 cm dick, ganz gut gearbeitet und meist durch und durch röthlich oder bräunlich, nur ein Bodenstück ist außen röthlich, im Kern und an der Innenseite aber hellgrau. Verziert sind nur drei Stücke, ein größeres und zwei kleinere. Ersteres zeigt eine horizontale Wellenlinie und darüber drei durch einander laufende Horizontalrillen, das zweite Stück ein horizontales Band schräger von rechts oben nach links unten gerichteter Kerben, welche mit einem zwei= bis dreizahnigen Instrumente eingedrückt sind, und das dritte nur vier einfache Horizontalrillen. Unter den Scherben befinden sich auch zwei Bodenstücke. Beide setzen außen mit scharfer, der eine sogar mit vorspringender Kante ab, während sie innen allmählig schräge von der Seitenwand in den Boden übergehen. Der Winkel zwischen Wand und Boden beträgt innen bei dem einen ca. 125° und bei dem anderen ca. 140°. Die Böden selbst sind, soweit vorhanden, platt.
Diese beiden Bodenstücke gehören offenbar zwei verschiedenen Gefäßen an, auf welche sich auch die übrigen Scherben vertheilen lassen. Nur die erwähnte, 12 mm dicke, steinhaltige Scherbe scheint von einem dritten Gefäße herzurühren, von welchem sie allein erhalten blieb. Sie müßte sonst zu dem Bodenstück ohne vorspringenden Rand gehören und aus der Mitte des Bodens stammen, der dann nach der Mitte zu verdickt gewesen wäre. Doch scheint mir die erstere Ansicht die richtigere zu sein.
2. Eine roh zugehauene Pfeilspitze aus hellgrauem Feuerstein (44 mm lang; am hinteren Ende: 13 mm, in der Mitte: 16 mm und am abgebrochenen vorderen Ende: 7 mm breit; 5-6 mm dick)
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wurde von meinem jüngeren Bruder im Juli 1890 im Fußsteige am Eingange der Tannen vom Stadtpark her bei der Riedelschen Dachpappenfabrik gefunden.
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Auf dem den Cramonstannen gegenüber an der Nordseite der Rostock=Tessiner Chaussee auf Riekdahler Feldmark belegenen früheren Exercierplatze nebst angrenzendem Acker ist augenscheinlich durch die Beackerung und die dort bis vor kurzem alljährlich vorgenommenen Pionierübungen der Rostocker Garnison ein altes Urnenfeld zerstört. Es liegt dort nämlich auf der Oberfläche im Sande zerstreut eine Menge theils durch den Haken, theils durch die erwähnten Schanzarbeiten ausgeworfener Urnenscherben. Auch wurden bei den letzteren Arbeiten mehrfach alte Brandstellen angegraben. Der Raum, auf welchem diese Scherben bisher gefunden wurden, erstreckt sich nach Westen bis an die Grenze des seitherigen Exercierplatzes, nach Norden circa 4-5 m über die Nordkante desselben hinaus auf den daranstoßenden Acker. Im Süden bildet die Tessiner Chaussee und im Osten eine von der Ostseite des "Einsiedlers" nach Norden hin quer über den Exercierplatz gezogene grade Linie die Grenze. Ob sich das Urnenfeld noch weiter nach Osten erstreckt, bedarf noch einer genaueren Untersuchung, da 1887 auch an der Ackerkante an der östlichen Seite des Exercierplatzes drei Urnenscherben gefunden wurden. Zwei dieser Scherben bestehen aus gebranntem, mit grobem Steingrus vermengtem Thon und sind grob gearbeitet, die eine durch und durch graubraun, die andere außen roth, innen dunkelgrau. Das dritte Stück ist eine gut gearbeitete, dünne, schwarze Scherbe aus hart gebranntem Thon mit feinem Steingruszusatz, vielleicht jüngeren Alters und von einem "Taterpott" stammend. Außerdem fanden sich dort noch eine der bekannten blaugrauen mittelalterlichen Scherben und ein Knochenstück.
Brandstellen sah ich bis jetzt fünf, sämmtlich in den Seitenwänden dort ausgehobener Schanzgräben. Vier derselben befanden sich an der Westkante des Platzes, lagen etwa 1/2 m unter der Erdoberfläche und bestanden aus einer mehr oder weniger festgefügten Pflasterung von im Feuer gewesenen Feldsteinen, deren Zwischenräume mit schwarzer, mit Holzkohlenstückchen vermischter Branderde ausgefüllt waren. Ueber dieser Pflasterung lagerte ebenfalls eine Schicht derartiger Branderde. Die fünfte, im November 1890 nordöstlich vom
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Einsiedler in der Nähe der Südkante des Urnenfeldes entdeckte Stelle zeigte das deutliche Bild einer senkrecht durchstochenen muldenförmigen Brandgrube. Ihre Tiefe betrug 1,5-1,6 m und ihr Durchmesser an der Oberfläche etwa 1,5 m. Sie hob sich durch ihre Färbung deutlich von dem anstehenden gelben Sande ab. Der untere Theil der Grube enthielt röthlich gebrannten Lehm und schwarze Kohlenerde, während der obere Theil mit bräunlichem, jedenfalls auch durch beigemischte Brand= oder Kohlenerde so gefärbtem Sand gefüllt war. Urnenreste oder dergl. wurden in keiner der fünf Stellen beobachtet.
Von den bisher auf diesem Urnenfelde gesammelten Alterthümern sind als sicher prähistorisch anzusprechen nur zwei durch einander vorkommende Sorten von Urnenscherben. Dieselben sind fast sämmtlich nur klein und meist schon mit alten, im Sande abgeriebenen Bruchkanten versehen.
Die Scherben der einen Art sind außen größten Theils roth, seltener grau oder bräunlich, und innen grau, bräunlich oder schwarz, sämmtlich stark mit grobem Steingrus durchsetzt, nicht sehr hart gebrannt und daher bröcklich, grob gearbeitet und vor allen Dingen außen überhaupt nicht und innen nur zum Theil, und dann auch nur schlecht, geglättet. Ihre Dicke beträgt 4-14 mm. Hierher gehören die meisten (140-150 Stück) der gefundenen Scherben, und zwar sind die wenigen größeren Stücke alle außen roth. Von den sonst durch und durch grauen Scherben zeigen fünf, darunter auch eine solche vom Gefäßrande, außen noch Spuren eines dünnen rothen und eine sechste innen noch Reste eines dünnen gelbbraunen Thonüberzuges. Unter den Randstücken kommen vier verschiedene Formen vor, und zwar:
Von den beiden ersten Formen fanden sich je zwei, von den beiden letzteren je ein Stück. Bei zwei anderen dicht unter dem Rande abgebrochenen Scherben ist nur noch zu erkennen, daß der Rand nach außen umgebogen war. Die sechs hierher gehörigen Bodenstücke sind innen, wenn auch nur schlecht, geglättet, außen rauh und 10-14 mm dick. Der Boden ist innen platt, die äußere Bodenkante, soweit erhalten, abgerundet.
Die zweite Scherbenart ist durch und durch grau bezw. gelbbraun, 4-9 mm dick, ebenfalls mit grober Steingrusbeimengung versehen und meist schlecht gebrannt, aber sorgfältiger gearbeitet und beiderseits geglättet. Die Seitenwandung dieser Urnen scheint, nach
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zwei kleinen ziemlich stark gebogenen Scherben zu urtheilen, eine kräftigere Wölbung gehabt zu haben, als die der vorigen Art, deren Reste sämmtlich nur flach sind. Die hierher gehörigen Randformen sind den vorigen sehr ähnlich. Es wurden gefunden: vier nach außen umgebogene Stücke, davon eins mit abgerundeter und eins mit abgeplatteter Kante, während bei den beiden anderen das obere Ende abgebrochen ist, ferner eine Scherbe mit oben abgeplatteter und nach außen überstehender Kante sowie ein abgesplittertes Stück eines oben platten Randes. Bei zwei Scherben endlich verdickt sich der Rand nach oben zu allmählich so, daß die Stärke derselben von 3 mm an der unteren Bruchfläche bis zu 1 cm oben an der im Uebrigen abgerundeten aufrechten Kante zunimmt. Ein aus dem unteren Theile des Halses herausgebrochenes Stück, dessen Rand fehlt, ist unmittelbar unter dem ersteren mit einem rundlichen flach vorspringenden Absatze versehen. Das einzige vorhandene Bodenstück ist beiderseits platt. Die Urnen dieser zweiten Art scheinen übrigens bedeutend seltener gewesen zu sein, als die der ersten. Denn es wurden bisher zwischen den zahlreichen rauhen Scherben zerstreut nur 18-20 beiderseits geglättete Stücke gefunden.
Sämmtliche bisher erwähnten Urnenreste sind unverziert. Mit einer Verzierung, und zwar zwei flachen Horizontalrillen, ist überhaupt nur eine einzige alte Scherbe dort gefunden. Dieselbe ist außen und innen roth mit grauem Kern, besteht aus mit Steingrus vermischtem Thon, ist gut gearbeitet, beiderseits geglättet und stimmt vollkommen mit den Scherben unserer wendischen Burgwälle überein, während sie mit den bisher beschriebenen Urnenresten nur sehr wenig Aehnlichkeit hat. Ich möchte sie deshalb für eine spätere nicht zum Urnenfelde gehörige wendische Scherbe halten, welche entweder irgendwie hierher verschleppt wurde oder einem einzelnen später auf dem älteren Begräbnißplatze angelegten Wendengrabe entstammt.
Ebenfalls zweifelhaft, ob zum Urnenfelde gehörig, ist ein 1883 in dem bei den Schanzarbeiten ausgehobenen Sande gefundenes unverziertes auf der Außenseite zum Theil noch mit einer dicken Rußschicht überzogenes Randstück eines schwarzen Henkeltopfes. Es besteht aus fein geschlemmtem, hart gebranntem grauem Thon, ist außen und innen schwarz, sorgfältig gearbeitet und beiderseits geglättet. Der oben abgerundete 1 1/2 cm hohe Rand ist im Winkel von etwa 135° nach außen umgebogen. Unmittelbar unter der oberen Kante dieses Randes sitzt ein kleiner öhrartiger Henk von etwa 12-17 mm Breite und mit einem Oehrloch von ca. 12 mm Durchmesser. Da dies Stück von den übrigen dort gesammelten Urnenscherben ganz außerordentlich abweicht, und sich sonstige Ueberreste derartiger
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schwarzer Henkelgefäße daselbst bisher nicht weiter haben auffinden lassen, so ist es mir, wie gesagt, fraglich, ob wir es hier überhaupt mit einem alten prähistorischen Fundobjecte zu thun haben, oder ob dies Stück nicht vielleicht erst einer viel jüngeren Zeit angehört. Die erwähnte Scherbe hat nämlich mit einigen in Rostock ausgegrabenen Resten sog. "Taterpötte" manche Aehnlichkeit und könnte daher möglicher Weise auch erst von einem solchen herstammen, sei es nun, daß sie mit Müll bezw. Schutt oder sonst irgendwie aus der Stadt an ihren jetzigen Fundort gekommen ist, oder aber von einer der herumziehenden Zigeunerbanden (Tatern) herrührt, welche auf dem dortigen Felde und in den angrenzenden Cramonstannen noch bis in die jüngste Zeit häufiger lagerten.
Sicher jünger, wie das Urnenfeld, aber sind die zwischen den älteren Gefäßresten ebenfalls in ziemlicher Menge (70-80 Stück, darunter Scherben von Rand, Boden, Henken und Füßen sowie auch einige mit Horizontalrillen verzierte Stücke) vorkommenden hart gebrannten blaugrauen, grauen und bräunlichen Scherben ohne Steingrusbeimischung. Sie gehören offenbar erst dem jüngeren Mittelalter an und stammen aus der Stadt, da sie sich auf der Stadtfeldmark fast überall zerstreut finden. Auch eine Anzahl dünner, hart gebrannter, schwarzer und schwarzgrauer Stücke ohne oder mit nur geringem und ziemlich feinem Steingruszusatz dürfte hierher zu rechnen sein. Auch diese Scherbenart findet sich auf den Aeckern um Rostock häufiger und rührt wohl zum Theil von den oben erwähnten "Taterpötten" her. Mit dem gleichfalls oben aufgeführten Randstück eines schwarzen Henkeltopfes stimmen diese Gefäßreste ihrem Charakter nach jedoch augenscheinlich nicht überein.
Von den übrigen auf dem Urnenfelde gemachten Funden können nur die folgenden mit einiger Sicherheit als prähistorisch in Anspruch genommen werden:
1. Die Hälfte einer alten Quetschmühle. Es ist etwa die Hälfte eines mit einer muldenförmigen Ausschleifung versehenen, harten Steinblockes, dessen anderes Stück mit dem Reste der Ausschleifung fehlt.
2. Ein oben und unten abgeplatteter, sonst runder Feldstein von 10-11 cm Durchmesser und 4-7 cm Höhe, der wohl als Reibstein oder dergl. gedient hat.
3. Etwas Holzkohle und röthlich gebrannte Lehmstücke aus den Brandgruben, darunter ein kleines Stückchen mit einer ganzen Anzahl von Grashalm=Eindrücken.
Zweifelhaft wird das Alter schon bei einem kleinen, vollständig oxydirten, in zwei Theile zerbrochenen, scheinbar röhrenförmigen Stückchen Kupfer oder Bronce, während die sonst noch gefundenen
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Gegenstände: zwei stark verrostete Eisenstücke, einige kleine Reste von Thier=Knochen und =Zähnen und einige Schlacken, wohl ziemlich sicher der Neuzeit (aus der Stadt angefahrener Müll und Schutt) zuzurechnen sind.
Zum Schluß mag hier noch erwähnt werden, daß auch auf dem in nordwestlicher Richtung nicht weit von diesem Urnenfelde entfernten sog. Lehm= oder Krähenberge früher Urnenscherben gefunden sein sollen. Dieser Hügel liegt links vom Rostock=Riekdahler Wege dicht am Wiesenrande unmittelbar neben der Rahtkens'schen Dachpappenfabrik und sollen jene Scherben daselbst gefunden sein, bevor diese Fabrik hier angelegt wurde.
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Westlich von Riekdahl unmittelbar an dem nach Alt=Bartelsdorf führenden Wege ragt eine kleine beackerte Anhöhe bis dicht an die Carbeck in die Wiesen hinein. Als in den achtziger Jahren die Rostock=Stralsunder Eisenbahn zwischen ihr und dem Dorfe hindurchgeführt wurde, mußte auch von der östlichen Seite dieser Kuppe ein Theil abgegraben werden, um die durch den Bahnbau nöthig gewordene Verlegung der dortigen Wege zu ermöglichen. An dem hierdurch geschaffenen Abhange am Kassebohm=Alt=Bartelsdorfer Fahrwege wurde nun in den Jahren 1887-91 eine Anzahl dabei zu Tage gekommener, offenbar wendischer Gefäßscherben, sowie ein hart gebranntes Stück Lehm oder Thon gefunden. Eine daraufhin vorgenommene genauere Absuchung des ganzen, die Anhöhe bedeckenden Ackers blieb jedoch ohne weiteres Resultat. Selbst an mehreren Stellen, wo Steine ausgebrochen waren, war nichts von Scherben oder sonstigen Alterthümern zu bemerken, so daß anzunehmen ist, daß dieselben, falls es sich hier nicht bloß um ein oder ein Paar alter Gräber handelt, ziemlich tief in der Erde liegen. Das einzige, sonstige Fundobject ist die hintere Hälfte eines grauen Feuersteinkeiles, von dem jedoch nicht nachzuweisen ist, ob er in irgend welcher Beziehung zu den oben erwähnten Scherben steht. Derselbe lag zwar am Wege vor dem Abhange auf dem damals erst abgegrabenen Terrain, aber dicht bei einem ganzen Haufen dort bei dem bezw. für den Bahnbau zusammengeworfener Steine. Das gefundene Stück ist 6 cm lang, hinten 2 1/2 und an der Bruchfläche 3 1/2 cm breit bei etwa l 1/2 cm Dicke. Von der einstigen Politur zeugen nur noch
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drei kleine polirte Stellen auf den beiden breiten Seiten, alles Uebrige ist abgesprungen.
Die fast sämmtlich nur kleinen Gefäßscherben, im ganzen 27 an der Zahl, darunter vier Randstücke und ein Bodenstück, haben viel Aehnlichkeit mit den weiter unten näher zu besprechenden vom Südabhange des Fährberges. Sie sind meist nur roh und freihändig gearbeitet, haben einen ziemlich starken grobkörnigen Steingruszusatz, sind 6-10 mm dick und größten Theils von röthlicher oder bräunlicher, einzeln jedoch auch von grauer Farbe. Zehn der Scherben, darunter die sämmtlichen Randstücke, sind verziert und zwar eine mit den gewöhnlichen Horizontalrillen, drei mit eingedrückten horizontalen Wellenlinien, fünf mit den beiden vorigen Arten zusammen und eine mit einem aus vier graden Rillen bestehenden Gitterwerk. Einen Hals scheinen die Gefäße nicht gehabt zu haben. Der Rand ist bei zwei Stücken oben abgerundet, bei einem abgerundet und leicht nach außen gebogen und beim vierten abgerundet und nach außen überstehend. Bei dem einzigen vorhandenen Bodenstücke biegt die Seitenwand beiderseits mit leichter Rundung in den Boden um.
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Unmittelbar nördlich des eben erwähnten Riekdahler Fundortes wurden beim Bau der Rostock=Stralsunder Eisenbahn auch auf der Alt=Bartelsdorfer Feldmark mehrfach Alterthümer zu Tage gefördert. Kurz nach Beginn der Durchsticharbeiten jenseit der Carbeckbrücke fand ich im Januar 1888 auf dem zwischen der Carbeck=Niederung und dem ersten Einschnitt aufgeschütteten Bahndamm verschiedene alte Gefäßscherben, welche, der angefahrenen Erde nach, zwischen der sie lagen, nur aus dem Anfange jenes Durchstiches stammen konnten. Es sind im Ganzen 29 Stücke, von denen jedoch 22 zu den hartgebrannten grauen, blaugrauen oder schwarzen Scherben des jüngeren Mittelalters gehören. Sicher prähistorisch sind nur vier. Dieselben haben den üblichen Steingruszusatz, sind 5-8 mm dick und unverziert, aber ganz gut gearbeitet und gebrannt. Der Farbe nach ist die eine außen roth, innen graubraun und die drei anderen durch und durch grau bezw. graubraun. Das einzige darunter befindliche Randstück hat eine oben abgeplattete, nach außen überstehende Kante. Drei Scherben scheinen zwischen diesen eben erwähnten beiden Arten zu stehen. Sie zeigen in der Zusammensetzung des Materials noch
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ziemlich viel Steingrus=Beimischung, sind durch und durch grau bezw. schwarzbraun und 4-5 mm dick. Dem harten Brande und der stellenweise außerordentlich feinen Glättung der Außenseite nach zu urtheiten, dürften sie jedoch schon einer jüngeren Periode, als die erwähnten vier prähistorischen Stücke angehören.
Etwas weiter nördlich auf dem Bahnterrain, unmittelbar neben dem Hofe und Dorfe Alt=Bartelsdorf, wurde an demselben Tage ebenfalls eine Anzahl alter Scherben, sowie die Hälfte eines Eberhauers gesammelt. Hier war die Erde damals erst etwa einen Spaten tief aus dem Acker ausgehoben und als Grenzlinie an beiden Seiten des Bahnstreifens zu einem niedrigen Walle aufgeworfen. In diesen beiden Wällen lagen die gefundenen Scherben, und zwar sechs prähistorische und acht aus dem jüngeren Mittelalter stammende. Erstere sind 1/2 bis 1 cm dick, mit Steingrus durchsetzt, gut gearbeitet und hart gebrannt. Ihre Färbung ist theils außen roth, innen graubraun, theils durch und durch graubraun oder schwarzgrau. Verziert ist nur ein hierbei befindliches Randstück, und zwar mit einer nur flach eingedrückten, unmittelbar unter dem Rande sich hinziehenden horizontalen Wellenlinie. Der Rand selbst, dessen obere Kante fehlt, ist nach außen umgebogen; ein Gefäßhals ist nicht vorhanden. Ihrem ganzen Typus nach haben diese Scherben viel Aehnlichkeit mit unseren hiesigen Burgbergfunden und dürften daher grade so, wie diese, als wendische in Anspruch zu nehmen sein.
Später, beim Fortschreiten des Bahnbaues, wurde ungefähr in derselben Gegend eine Sand= und Kiesgrube für die Eisenbahn angelegt. Dieselbe zieht sich in bedeutender Längen=Ausdehnung, neben dem Hofe Alt=Bartelsdorf beginnend und neben der eigentlichen "Bartelsdorfer Kiesgrube" endigend, an der Ostseite des Bahnplanums hin. In der Ostwand dieser Grube fand ich bei einer Besichtigung am 29. Juli 1889 nicht weniger als fünfzehn Brandstellen von ganz derselben Art, wie die oben bei dem Urnenfelde auf der Kassebohmer Feldmark beschriebenen, und zwar zwei derselben östlich von der eigentlichen "Bartelsdorfer Kiesgrube" und dreizehn östlich neben dem Hofe und Dorfe. Alle fünfzehn bestanden aus schwarzer, sandiger, mit Holzkohlenresten vermischter Branderde und einer wie ein Pflaster fest in einander gepackten Schicht von größeren und kleineren Feldsteinen. Letztere zeigten zum Theil deutliche Spuren einstiger Feuereinwirkung und waren infolge dessen stark im Verwittern. Das Steinpflaster lag überall so, daß sich über und unter ihm noch je eine dünne Schicht der schwarzen Kohlenerde befand, mit welcher natürlich auch die Lücken desselben ausgefüllt waren. Die einzelnen Brandstellen lagen 1/4 bis 1 m tief unter der Acker=Oberfläche
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und waren in einer Horizontal=Ausdehnung von 0,5-2,5 m in der Wandfläche sichtbar. Wie tief sie noch in die Wand hineinreichten, konnte leider nicht genauer untersucht werden. Gefäßscherben oder sonstige Alterthümer wurden nicht bemerkt.
Einen wohl erhaltenen Thierknochen fand ich 1888 in dem beim Bau der Eisenbahnbrücke über die Carbeck und der Verlegung des Carbeckbettes unter dieser Brücke hindurch ausgegrabenen blaugrauen Sande. Auch unter den Neuerwerbungen des meklenburgischen Geologischen Landesmuseums zu Rostock in Nr. 7 der "Rostocker Zeitung" von 1888 werden beim Bau der Stralsunder Eisenbahn gefundene "Knochen aus dem Moor des Warnow= und Carbeckthales" aufgeführt.
Auch hier wurde in den letzten Jahren wieder eine ganze Reihe neuer Entdeckungen gemacht, die zum Theil unzweifelhaft noch mit dem alten, früher hier aufgegrabenen Begräbnißplatze zusammenhängen. In der Südecke der Grube, der Gegend, welche in diesen Jahren hauptsächlich zum Abfahren von Sand und Kies benutzt wurde, beobachtete ich in der Südwest= sowohl wie in der Südostwand in dem Zeitraum vom 23. Mai 1883 bis zum 7. September 1890 im Ganzen 25 derartige Brandstellen, wie die soeben aus der Eisenbahnsandgrube erwähnten. Dieselben lagen mit ihrer oberen Kante 25-150 cm unter der Erdoberfläche, hatten einen Vertikaldurchmesser von 15-35 cm und einen in der Absturzwand zu Tage tretenden Horizontaldurchmesser von 45-180 cm. Die sich noch in die Wand hinein erstreckende Tiefen=Ausdehnung, welche je nach der Größe des bereits abgegrabenen Theiles der betreffenden Stelle ja übrigens sehr verschieden sein mußte, ließ sich bei den hohen steilen Wänden der Kiesgrube wegen der Ein= bezw. Absturzgefahr nur an einigen wenigen Punkten genauer untersuchen. Bei einer, mit ihrer Oberkante 90 cm unter der Oberfläche belegenen Brandschicht von 20-25 cm Vertikal= und 45 cm sichtbarem Horizontaldurchmesser betrug sie 10 cm, bei einer zweiten, deren Oberkante 1,10 m tief lag, bei 25 cm Vertikal= und 90 cm sichtbarer Horizontal=Ausdehnung 20 cm. Das bei dem Nachgraben herausgebrochene Steinpflaster dieser letzteren Stelle bestand aus ca. 20-30 Feldsteinen. Eine dritte, 75 cm unter der Oberfläche beginnende Schicht von 35 cm Vertikal= und 110 cm Horizontal=Durchmesser wurde bis zu 43 cm Tiefe in die Wand hinein verfolgt, ohne ihr Ende zu erreichen.
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In allen diesen 25 Brandschichten wurden außer den erwähnten Holzkohlenresten und Steinpflasterungen nur folgende Gegenstände, und zwar an drei verschiedenen Stellen, gefunden: eine kleine, 8-9 mm dicke, hart gebrannte, alte Gefäßscherbe (stark mit Steingrus durchsetzt, beiderseits, innen allerdings nur mangelhaft, geglättet, durch und durch dunkel graubraun), ein kleines gebranntes Lehmstückchen sowie drei kleine abgesprungene (nicht im Feuer gewesene) Stücke eines Thierzahnes.
Zu bemerken ist übrigens noch, daß sich in der Wand der ganzen Südwestseite sowie der Südecke der Kiesgrube eine ackerkrumenartige Erdmischung bis etwa 1 m Tiefe, also gerade bis zu der Tiefe, in der die Brandschichten liegen, hinab erstreckt, während sich in den übrigen Wänden dieser Grube nur eine dünne (nur so tief, wie der Haken hineingreift) Ackerkrume befindet, unter der dann sofort die verschiedenen Sand= und Kiesschichten beginnen.
In eben dieser Südwestwand entdeckte ich im October 1889 eine mit ihrer oberen Kante etwa 1/2-3/4 m unter der Oberfläche stehende, unverzierte, durch und durch braune Urne. Ihr Rand fehlte, er ist wohl beim Ackern vom Haken erfaßt und abgebrochen. Die Urne stand auf Feldsteinen und war auch von solchen umgeben, nur oben drüber lagen naturgemäß keine. Leider hatte das Gefäß schon in der Erde mehrere Bruchstellen und Risse und zerbrach dann beim Transport so vollständig, daß es sich nicht wieder zusammensetzen ließ. Seine Form war die folgende:
Die Dicke der Seitenwand beträgt 8-10 mm, die des Bodens 20-22 mm und die der Uebergangsstelle von der Wand zum Boden 25 mm. Die Urne besteht aus stark mit Steingrus durchknetetem Thon, ist ziemlich roh gearbeitet, beiderseits nur mangelhaft geglättet und nicht sehr hart gebrannt. Den Inhalt bildeten calcinirte Menschenknochen, Asche und Sand ohne irgendwelche Beigaben.
Sonst wurde von Urnen oder Urnenresten nur noch gleich links vom Eingange, also im nordwestlichen Theile der Kiesgrube, eine kleine, innen rothe, außen gelbbraune, gleichfalls mit Steingrus durchsetzte Scherbe gefunden. Dieselbe ist 6 mm dick, beiderseits gut geglättet und scheint auf der Außenseite mit sehr flachen Horizontalrillen verziert zu sein.
Ebenfalls im October 1889 wurden in der Kiesgrube, und zwar beim Abgraben der Südostwand, dem Eingange gerade gegenüber, von den dort beschäftigten Arbeitern einige menschliche Gerippe zu
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Tage gefördert. Leider war es mir nicht möglich, genauere Einzelheiten über diesen Fund zu erlangen. Als ich die betreffende Gegend kurz darauf in Augenschein nahm, fand ich nur noch einen zusammengeworfenen kleinen Haufen menschlicher Gebeine und Schädelreste. Die Knochen sind noch ziemlich fest, durch das Umherwerfen zwischen den Steinen und durch das Hindurchfahren eines Wagens durch den Haufen aber stark zertrümmert. Den Schädelstücken und der Menge der Zähne nach müssen sie jedenfalls von zwei oder drei Leichen stammen.
Auch einige einzelne Thier=Knochen und =Zähne wurden wieder in dieser Grube gefunden, und zwar in der Nordwestwand nicht weit vom Eingange in der Nähe der zuletzt erwähnten Urnenscherbe, darunter ein 1 1/2 m tief unter der Oberfläche aus einer Kiesschicht ausgegrabenes Unterkieferstück von einem Schaf oder dergl. Dabei sei hier noch bemerkt, daß der im Jahrb. XLVIII, S. 311 aufgeführte, 1882 gefundene Gelenkkopf eines großen Beinknochens nach freundlicher Bestimmung des Herrn Professors Dr. Nehring zu Berlin ein humerus, und zwar wahrscheinlich von einem jungen Pferde ist. Ebendaselbst muß es übrigens bei den beiden dort etwähnten Thierknochenfunden in der Ortsangabe bei dem Eberzahne Ost= statt Westseite und bei diesem Gelenkkopfe West= statt Südostseite heißen.
Ueberblicken wir nun noch einmal alle diese in den letzten Jahren in der Alt=Bartelsdorfer Kiesgrube gemachten Funde, so dürfte bezüglich der Urne, der Urnenscherbe und der Brandschichten kaum etwas Anderes anzunehmen sein, als daß sie noch zu dem 1862 hier entdeckten alten Begräbnißplatze gehören. Zweifelhaft ist dies dagegen bezüglich der Gerippe, da hier jeder genauere Fundbericht und somit einstweilen auch jeder feste Anhalt für eine Einordnung derselben fehlt. Für ihre Zugehörigkeit zu den übrigen Funden könnte allerdings der Umstand sprechen, daß die Gegend, in der sie aufgedeckt wurden, ebenso, wie der Fundort der Urne, noch innerhalb des Verbreitungsgebiets der dortigen Brandstellen liegt. Als was endlich diese Brandschichten zu deuten sind, ob vielleicht auch als Gräber, sog. Brandgruben, oder als die Stellen, auf denen die Leichname, deren Reste sich in den Urnen fanden, dem Feuer überliefert wurden, oder als was sonst etwa, darüber kann, wenn überhaupt, wohl nur eine größere planmäßige Aufgrabung Klarheit schaffen.
Zum Schluß mögen hier noch einige Gegenstände aufgeführt werden, welche in den sechziger Jahren in dem Bartelsdorfer Gräber=
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felde gefunden sind und nunmehr im Rostocker Alterthums=Museum aufbewahrt werden. Es sind dies:
1. Eine kleine, mit 3-4 flachen Horizontalrillen verzierte, 5 cm hohe Urne aus hart gebranntem Thon, hellgelblich, außen stellenweise von glasurartiger Glätte. Die weiteste, 4 cm im Durchmesser haltende Ausbauchung befindet sich 2 cm über dem auf der Unterseite abgerundeten Boden. Oben am Rande beträgt der Durchmesser 36 mm (im Lichten: 26 mm). Der grade aufrechte Hals hat oben eine abgerundete Kante. Mein verstorbener Vater, Gymnasial=Director Dr. K. E. H. Krause, erklärte das kleine Gefäß für einen römischen Thränenkrug. Leider fehlt hier ebenso, wie bei sämmtlichen folgenden Stücken, ein ordentlicher Fundbericht. Ein in dem Gefäße steckender Zettel besagt nur: "kleines irdenes Gefäß vom Wendenkirchhof auf dem Bartelsdorfer Felde (Gnittgrube)."
2. Ein Stück (etwa 2/3) eines Hals= oder
Schläfenringes von Bronze, beiderseits
abgebrochen. Der Reif ist in der Mitte rund (1/2
cm dick) und wird nach beiden Enden zu flacher
und dünner bis zu 2 X 3, bezw. 3 X 4 mm Dicke.
Die Verzierung besteht aus einem einfachen,
eingravirten Strichmuster:
.Von Ende zu Ende beträgt der
Durchmesser 14 cm, der größte dagegen ist 16 cm.
3. Ein etwa 5 cm langer und 3 mm dicker, runder Haken von Bronze mit einer Bruchfläche am einen Ende. Scheinbar ein in der einen Biegung abgebrochener Doppelhaken.
4. Zwei an einander passende Stücke eines stark verrosteten eisernen Messers, zusammen 7 cm lang, wovon 37 mm auf die Klinge kommen. Die Breite der letzteren beträgt bis zu 1 1/2 cm, die des Stieles 7-8 mm. Uebrigens sind weder Stiel noch Klinge vollständig erhalten, sondern von beiden fehlen die äußeren Enden. Die Form des ganzen Messers scheint dieselbe gewesen zu sein, wie Jahrb. LVIII, S. 219, Fig. 37.
5. Einige calcinirte Knochenstücke, ein kleines angekohltes Holzstückchen sowie ein kleiner Eisensplitter, der Etikette nach "gefunden in einer Urne in der Sandgrube bei Bartelsdorf. 1862."
6. Ein kleines, eigenthümlich geformtes Feuersteinmesserchen oder Schaber (?) (vielleicht nur Naturspiel), 52 mm lang, wovon 3 1/2 cm auf die Klinge kommen. Die Breite der letzteren beträgt bis zu 2 cm, die des Griffes am Ende 13 mm und sonst 8-9 mm.
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In der kleinen Sandgrube am Süd=Abhange des Fährberges, d. h. der Höhe, auf welcher die Fährtannen stehen, wurden 1886 im Sande zerstreut einige wendische Gefäßscherben sowie gebrannte Lehmstückchen gefunden, welche auf das Vorhandensein eines alten Wohn= oder Begräbnißplatzes schließen ließen. Bei genauerem Nachsuchen zeigten sich denn auch in der Wand des Abhanges zwei aus schwarzer Kohlenerde, vermischt mit Gefäßscherben, Knochen, Holzkohlenresten und gebrannten Lehmstücken bestehende Brandstellen, denen jene Funde offenbar entstammten, falls sie nicht aus etwa früher schon abgegrabenen ebensolchen Stellen herrührten. Auch auf dem angrenzenden Acker wurden noch einige zerstreute Scherben gesammelt. Weiter war einstweilen nichts festzustellen. Im Mai 1889 wurde nun an der Südwestecke jener Grube in größerer Menge Sand von der Oberfläche abgefahren, wodurch eine gewaltige schwarze Brandschicht in einer Ausdehnung von 25 Schritten von Südwest nach Nordost und von 2-3 Schritten von Südost nach Nordwest zu Tage trat, die sich aber offenbar nach beiden Richtungen hin noch weiter in den Abhang hinein erstreckte. Ob dieselbe vielleicht gar mit den etwas weiter östlich belegenen Brandstellen von 1886 zusammenhängt, in welchem Falle sie sich als fortlaufende Brandschicht fast durch den ganzen Abhang hinziehen würde, bleibt jedoch noch genauer zu untersuchen. Die 1889 bloßgelegte Brandschicht liegt 80 cm unter der heutigen Oberfläche und ist im vertikalen Durchschnitt 15-35-70 cm mächtig. Ueber ihr lagert nur reiner, lockerer Flugsand, welcher scharf gegen die darunter befindliche schwarze Schicht absetzt und vielleicht eine auf den alten Urboden aufgewehte Düne darstellt. Die Sohle der Brandschicht bildet an den meisten Stellen eine Pflasterung von kleinen Feldsteinen, vermischt mit Kohlenerde, Holzkohlenresten und Stücken von gebranntem Lehm. Die Gefäßscherben, Knochen und sonstigen Gegenstände liegen dagegen meistens über oder neben der Pflasterung in der einfachen Kohlenerde.
Die bisher gemachten Funde bestehen hauptsächlich aus alten wendischen Gefäßscherben, von denen etwa hundert gesammelt wurden. Sie sind meist roh gearbeitet und schlecht geglättet und wechseln in der Dicke zwischen 4 und 11 mm. In der Färbung herrscht Roth vor, doch findet sich auch Grau und Braun in verschiedenen Schattirungen. Der dem Thon beigemischte Steingruszusatz besteht meist aus weißem Quarz und ist stellenweise außerordentlich grob. Einzelne der Scherben sind ziemlich gewölbt. Die (8) Bodenstücke haben die
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gewöhnliche Form, innen allmählich schräge in den Boden übergehend und außen mit deutlicher Kante absetzend. Die Böden selbst sind platt. Einer scheint unterwärts an der Außenkante auch mit einem etwas erhöhten Ringe versehen gewesen zu sein, und ein anderer zeigt in der Mitte der Unterseite den Rest einer eingedrückten glatten, kreisrunden Fläche von etwa 15-17 mm Durchmesser. Die sämmtlichen (15) Randstücke sind oben abgerundet oder abgeplattet und etwas nach außen umgebogen oder überstehend. Einen eigentlichen Hals scheinen die Gefäße nicht gehabt zu haben, wenigstens lassen die bisher gefundenen Scherben keine Spuren davon erkennen. An Verzierungen überwiegt die Wellenlinie. Ferner kommen vor die gewöhnlichen Horizontalrillen, dann Zickzacklinien, im stumpfen wie im spitzen Winkel zu einander stehende Bänder grader Linien (Gitterwerk), Kerben, eingedrückte Punkte in graden und Zickzacklinien sowie mit Kerben durch einander, ferner Verbindungen von Wellen= und Zickzacklinien, sowie von Horizontalrillen mit Wellenlinien, Kerben oder Punkten allein bezw. mit Wellenlinien und Punkten zusammen. Die Wellenlinien treten stets zu mehreren auf, und zwar meist in horizontalen Bändern von zwei bis sieben Stück, die mit einem gezahnten Instrumente eingedrückt sind. Auf gleiche Weise mit einem derartigen gezahnten Werkzeuge sind auch die Zickzacklinien, das Gitterwerk und ein Theil der Kerben hergestellt. Einzelne der Punkt= und Kerbenreihen befinden sich oben auf oder vorne an der Randkante, alle übrigen Zierrathe außen an der Gefäßwand. Ein großer Theil der Verzierungen, namentlich der Wellenlinien, ist übrigens ebenso, wie die Scherben selbst, nur schlecht gearbeitet, doch kommen auch Stücke von sehr exakter und guter Arbeit und sorgfältiger Verzierung vor. Eine roh gefertigte, außen röthliche, innen schwarzbraune, mit einer Horizontalrille und einer ganzen Anzahl wirr durcheinander laufender Wellenlinien verzierte Scherbe ist künstlich durchlöchert. In derselben befindet sich nämlich ein von außen her durch die Gefäßwand hindurch gebohrtes oder gestochenes rundes Loch von außen 6 und innen 3 mm Durchmesser, sowie 1 cm davon entfernt in der einen Bruchfläche noch die Hälfte eines zweiten etwa gleich großen, das aber, da seine engste Stelle in der Mitte liegt, während es sich nach der Außen= und Innenseite erweitert, von beiden Seiten her hindurch gearbeitet sein muß. Das Verhältniß der verzierten zu den unverzierten stellt sich bei den gewöhnlichen Scherben wie 20 zu 55 und bei den Randstücken wie 7 zu 8.
Auffällig sind zwölf nahe bei einander gefundene und wohl zu ein und demselben Gefäße gehörige Scherben, welche theils durch und durch verschlackt und verschmolzen, theils völlig durchglüht und an
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einzelnen Kanten verschlackt sind. Infolge der großen Erhitzung von 7 bis zu 16 mm Dicke aufgequollen, zeigen sie auf der Oberfläche zahlreiche kleine Risse und Sprünge. Unter diesen Scherben befinden sich auch zwei Rand= und zwei Bodenstücke, von welchen letzteren das eine mit der oben erwähnten eingedrückten Kreisfläche versehen ist. Diesem Bodenstücke nach muß das Gefäß ziemlich groß gewesen sein. Von den beiden Randstücken ist das eine mit zwei horizontalen Bändern von je drei Wellenlinien verziert, während das andere so vollkommen verschlackt ist, daß sich nichts mehr auf ihm erkennen läßt. Die durch und durch verschlackten Scherben sind infolge des völligen Ausbrennens so leicht wie Bimsstein geworden. Auch unter den übrigen Scherben befinden sich einige infolge zu großer Hitzeeinwirkung rissig gewordene, sowie einige theilweise angeglühte Stücke.
An sonstigen Gegenständen wurden noch gefunden:
1. Ein stark verrosteter, 3 1/2 cm langer, eiserner Nagel mit Kopf (Kopf 1-2 cm breit), eine kleine, ebenfalls stark verrostete, viereckige Eisenplatte von 2 cm Durchmesser und 2-3 mm Dicke, sowie drei bis vier kleine Eisenroststücke.
2. Ein kleiner Schleifstein, bestehend aus einem sonst nicht weiter bearbeiteten Stück Thonschiefer mit einigen flachen und schmalen Schleifrinnen.
3. Die Hälfte einer in der Mitte mit einem runden Loche versehenen runden Scheibe aus gebranntem Lehm von 24 mm Dicke und 9 cm Durchmesser. Das Loch hält 1-1 1/2 cm im Durchmesser.
4. Ein beim Finden zerbrochenes, kleines, rundliches Stück rohen rothen Bernsteins mit verwitterter Außenfläche.
5. Drei kleine Stückchen Schlacke.
6. Eine Anzahl gebrannter Lehmstücke aus den in den Brandstellen befindlichen Pflasterungen, darunter zwei mit Eindrücken von Gras= oder Strohhalmen.
7. Sechs kleine calcinirte Knochenstückchen.
8. Einige wenige sehr stark verwitterte Thier=Knochen und =Zähne.
9. Eine ganze Anzahl, wenn auch nicht großer, so doch gut erhaltener Holzkohlenstücke.
Eine einzelne, kleine, hart gebrannte, mit Steingrus durchsetzte, außen geglättete, innen ziemlich rauhe, graubraune Gefäßscherbe mit Horizontalrillen=Verzierung wurde auch an der Nordseite des von der Gehlsdorfer Dorfstraße nach den Fährtannen führenden Weges, und zwar ziemlich in der Mitte zwischen den Tannen und der Straße gefunden, vielleicht nur ein vom eben erwähnten Fundorte verschlepptes Stück.
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1. Auf dem Gehlsdorfer Acker rechts von dem von der Dorfstraße zur früheren Weigelschen Ziegelei führenden Wege, etwa in der Mitte zwischen Straße und Ziegelei, wurde 1884 eine einzelne kleine Scherbe von wendischem Typus gefunden. Dieselbe ist fast durch und durch roth, gut gearbeitet und hart gebrannt, jedoch mit ziemlich grober Steingrusbeimengung. Die Verzierung besteht aus einem Bande von drei eingedrückten Wellenlinien.
2. Ein in (oder bei) der Kiebitzwiese am Wege von der Fähre nach dem Toitenwinkler Kirchsteige gefundenes Feuersteinmesser von etwa 10 cm Länge wurde im September 1890 in einem Rostocker Restaurant zu Kauf angeboten.
3. Nicht weit von dem unten näher zu beschreibenden Fundort Nr. 1 am Langen Ort zu Gehlsdorf fand ich 1885 auf dem Acker südöstlich vom letzten, am Wege nach Oldendorf belegenen, ausgebauten Gehlsdorfer Bauernhofe Nr. 9, und zwar rechts vom Wege zwischen der Biegung desselben beim Langen Ort und dem erwähnten Hofe einen an den beiden Breitseiten und der oberen schmalen Kante polirten, aber zum Theil wieder abgesplitterten hellgrauen Feuersteinkeil. Länge: 102 mm, Breite hinten: 2 1/2 cm, vorn an der Schneide: 4 cm, Dicke hinten: 15 mm und in der Mitte: 18 mm.
4. Ein 1883 bei Toitenwinkel gefundener dunkelgrauer Feuersteinkeil befindet sich in der Sammlung der Rostocker Großen Stadtschule. Er ist auf den beiden Breitseiten polirt gewesen, aber meist wieder abgesplittert. Länge: 13-14 cm, Breite an den beiden Enden: 3 1/2 und in der Mitte: 4 cm, Dicke hinten: 1 1/2 und in der Mitte: 2 1/2 cm.
5. Drei Stücke von bearbeiteten Feuersteinen fand ich im April 1892 auf dem Toitenwinkler Acker zwischen dem Dorfe und Schwinkuhlen. Eins derselben scheint das hintere Ende eines nicht polirten, schmalen, hellgrauen Keiles oder das obere Ende eines Dolchmesser=Griffes zu sein, 31 mm lang, 29 mm breit und 12 mm dick. Das zweite ist ein fast 4 cm langes und 3-3 1/2 cm breites gelbbraunes Stück von keilartiger Form und das dritte ein Stück eines weißlichen Feuersteinspahnes.
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Am sandigen Warnowufer des Langen Ortes oder der Langen Nees, d. h. der am rechten Ufer vor Oldendorf in die Warnow hineinragenden, zur Gehlsdorfer Feldmark gehörigen Landspitze, finden sich auf dem Acker sowie in der Wand des Abbruchufers zahlreiche wendische Gefäßscherben und sonstige Alterthümer. Die bisher gemachten Funde erstrecken sich über das Abbruchufer vom Südrande der am Langen Ort befindlichen Sandgrube bis zu dem beim Kind'schen Hofe (der letzte am Wege nach Oldendorf belegene ausgebaute Gehlsdorfer Bauernhof Nr. 9) in die Warnow mündenden Bache 1 ) (im Folgenden als Fundort Nr. 1 bezeichnet), ferner über die nördlich von diesem Bache gelegene Uferstrecke bis zur Niederung eines daselbst aus dem Acker in die Warnow führenden Grabens (Fundort Nr. 2) und endlich drittens über das Abbruchufer zwischen diesem Graben und der Sumpfniederung der Gehlsdorf=Krummendorfer Scheide (Fundort Nr. 3). Bei Nr. 1 und 3 finden sich auf der Ackeroberfläche Gefäßscherben und dergl. jedenfalls bis zu 75 m und bei Nr. 2 bis zu 25 m von der Kante des Abbruchufers ab landeinwärts. Merkwürdig ist dagegen, daß sich im eigentlichen Ufersande sowie im Wasser vor diesen drei Stellen nichts findet. Dort ist wohl bei dem fortwährenden Wasserstandswechsel und dem Hin= und Herspülen alles zerrieben und zergangen.
Von besonderem Interesse bei diesen Funden ist noch, daß dieselben zum Theil, wenigstens bei Fundort Nr. 1, offenbar aus einer jetzt theilweise fast 1 m hoch mit gelbem Sand überdeckten alten Kulturschicht stammen. Im Abbruchufer dieser Strecke beobachtete ich nämlich (am 11. September 1886) folgende Schichtenlage: Unmittelbar unter der dünnen Grasnarbe befindet sich eine nur 0,10-0,20 m mächtige, magere, aus grauer, sandiger Erde bestehende Ackerkrume. 2 )
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Darunter steht etwa 0,20-0,70 m tief gelber Sand und hierunter dann 0,10-0,20 m mächtig eine dunkelgraue bis schwarze Sandschicht in der sich eine Menge zergangener Holzkohle, kleine röthlich gebrannte Lehm= oder Thonstücke, im Feuer gewesene Steine, Gefäßscherben, Knochenstücke, Schlacken, sowie Reste von allerlei Geräthen finden. Dies ist augenscheinlich die alte Kulturschicht, auf der jene Ansiedler lebten, von denen obige Alterthümer herrühren, eine Schicht, welche dann später durch Sandwehen oder Ueberschwemmung mit dem gelben Sande überdeckt wurde, auf dem sich die heutige magere Ackerkrume befindet. Aus dieser alten Schicht stammen auch diejenigen Alterthümer, welche jetzt oben auf der Oberfläche umherliegen. Diese Stücke sind allmählich durch das Beackern an das Tageslicht gebracht an Stellen, wo der obere gelbe Sand nicht mächtig genug war, um das Eindringen des Hakens in die tiefer liegende, ältere Schicht zu verhüten. An manchen Stellen ist auch diese Schicht selbst mit der Zeit wieder mehr oder weniger bloßgelegt durch Sandabfahren, Abspülen des Sandes bei Hochwasser und Abwehen desselben, namentlich bei Schneestürmen, bei denen der Sand an den von der Pflanzendecke entblößten Stellen noch jetzt immer stark in Bewegung geräth. Unter der Alterthümer führenden Schicht liegt etwa 0,10 m mächtig wieder gelber Sand. Darauf folgt 0,20 m stark eine Schicht von grauem Sand von ganz ähnlichem Aussehen, wie die heutige Ackerkrume, dann dunkelgelber Sand und unter diesem fester gelber Lehm. An einer Stelle, an welcher die erwähnte alte Kulturschicht durch besonders viel Holzkohlenreste vorzugsweise dunkel gefärbt war, hatte der unmittelbar darunter befindliche gelbe Sandstreifen eine offenbar von Feuer herrührende röthlichgelbe Farbe, und zwar war diese Färbung in einer horizontalen Ausdehnung von mindestens 1 m Länge außen an der Uferwand sichtbar.
Diese verschiedenen Erd= bezw. Sandschichten ziehen sich mehr oder weniger deutlich (die drei obersten Schichten sind fast immer deutlich erkennbar) durch die Abbruchwand der ganzen mit Nr. 1 bezeichneten Uferstrecke hin und treten an einigen nicht bewachsenen Stellen auch bei Fundort Nr. 2 auf. Beim Fundort Nr. 3 ist das Abbruchufer dagegen fast vollkommen mit einer starken Grasnarbe bedeckt, so daß hier von einer etwaigen Schichtenlage nichts zu sehen ist.
Die Funde von Langen Ort sind folgende:
A. Von Fundort Nr. 1:
1. Ein kleines calcinirtes Knochenstückchen.
2. Thierknochen und =Zähne.
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Thierknochen fanden sich bisher nur sehr spärlich, und auch diese wenigen Reste bestehen meist nur aus sehr morschen und zerbrochenen Stücken, darunter drei angekohlte Splitter. Nach Aussage eines auf dem Kind'schen Hofe dienenden Knechtes sollen dort jedoch bei der Ackerbestellung schon häufiger große Thierknochen ausgepflügt sein. Auch Thierzähne kommen nur in geringer Menge vor und sind ebenfalls zum größten Theil verwittert und zerbrochen. Es befinden sich unter denselben solche von Wiederkäuern und acht bis zehn Stücke vom Schwein, darunter auch ein Bruchstück eines Hauers. An Fischresten wurde bisher nur ein Schlundknochen vom Rothauge gefunden. Einige kleine ebendort gesammelte Knochen von Frosch oder Kröte dürften neueren Zeiten angehören.
3. Gebrannte Lehm= und Thonstücke.
Dieselben sind größtentheils völlig verwittert. Es lassen sich daher nur wenige sehr kleine Stücke erhalten. Eins dieser letzteren zeigt den deutlichen Abdruck eines dünnen runden Stockes und ein anderes Eindrücke von Stroh= oder Grashalmen.
4. Im Feuer gewesene bezw. berußte Feldsteine.
Infolge der Einwirkung des Feuers sind dieselben meist stark verwittert. Hierher gehören auch zwei kleine weißgeglühte Feuersteinstückchen.
5. Holzkohle.
Diese ist meistens schon so stark zergangen, daß sie sofort bei der Berührung zerfällt. Doch ließen sich auch einige größere Stücke erhalten.
6. Metall= und Stein= bezw. Thon=Schlacken.
Meist nur Stücke von geringer Größe. Die Metallschlacken überwiegen, denn die übrigen wurden bisher nur in ganz wenigen kleinen Stücken gefunden.
7. Ein hellgrünes Stück Glasfluß, 34 mm lang, 10-17 mm breit, 4-5 mm dick, am breiten und zugleich dickeren Ende abgebrochen. Vielleicht erst aus neuerer Zeit stammend.
8. Steingeräthe und bearbeitete Steine.
a. Ein Netzsenker, Spinnwirtel oder kleiner Schleifstein aus grauem Sandstein, rund, oben und unten platt; Höhe: 17 mm, Durchmesser: 20 mm. An der einen Rundseite befindet sich eine kleine, schmale Schleifrinne. Das durch die Mitte gebohrte runde Loch hat 10 mm Durchmesser im Lichten.
b. Ein keilförmiges, an einer der Schrägseiten glatt geschliffenes Stück braunrothen Sandsteins, 70-80 mm lang, 30-45 mm breit und einerseits 35-40 mm, andererseits 5 mm dick. (Stück von einem Mühl= oder Schleifstein?)
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c. Ein 70 mm langer, 15-25 mm breiter und 8-10 mm dicker Griff eines Messers aus grauem Feuerstein, am Klingenansatz abgebrochen. Der letztere ist etwas breiter (30 mm breit) als der Griff.
d. Eine Pfeilspitze aus hellgrauem Feuerstein. Sie ist nur roh zugehauen und augenscheinlich zum Einlassen in einen vorne eingekerbten Schaft bestimmt. Denn die Dicke beträgt am hinteren Ende nur 2 mm und nimmt dann nach der Spitze hin allmählich zu bis zum Maximum von 5 mm. Länge: 32 mm, größte Breite: 17 mm.
e. Eine Anzahl pfeilspitzenartiger Feuersteinsplitter, vorne zum Theil spitz, zum Theil mit breiter Kante.
f. Eine Anzahl Feuersteinspähne.
g. Fünfzig kleine Feuersteinsplitter, fast sämmtlich mit Schlagmarken. Dieselben wurden an einer Stelle des Abbruchufers im Sande der Uferwand unmittelbar bei einander gefunden; vielleicht Abfallsplitter vom Bearbeiten von Steinwerkzeugen?
9. Die Hälfte einer kleinen Silbermünze des Königs Ethelred II. von England (978-1016).
Die Münze ist nur 1/2 mm dick und mißt 2 cm im
Durchmesser. Auf dem Avers der vorhandenen
Hälfte erblickt man im runden Felde den Kopf des
Königs nach links - wie es scheint, ohne
Kopfbedeckung - mit einem oben in ein Kleeblatt
auslaufenden Scepter davor. Die ganze Münze
enthielt also offenbar das Brustbild des Königs
mit dem Scepter in der Hand. Die oben über dem
Scheitel beginnende Umschrift lautet:
EDELRÆ . . . . . . . . . . .
V
?
M
?
. Die Punkte bedeuten
den fehlenden Theil der Umschrift, der auf der
anderen Hälfte der Münze gestanden haben muß.
Die beiden letzten Buchstaben sind verwischt und
nicht genau zu erkennen. Der Revers zeigt,
ebenfalls im runden Felde, eine ausgereckte Hand
(scheinbar mit sechs Fingern) mit einigen
kleinen Zeichen oder Buchstaben (
?) an der linken Seite. Von der
Umschrift enthält das vorhandene Stück: . . . .
ANII
OLVN . . . Ob der Anfang dieses
Umschriftrestes ANII oder ANTI oder ANIT heißt,
ist nicht genau zu entziffern. Eine mir durch
das freundliche Entgegenkommen des Herrn Dr.
Hofmeister ermöglichte Vergleichung dieses
Fragmentes mit einigen im Rostocker
Universitäts=Münzkabinet befindlichen,
vollständig erhaltenen ähnlichen Münzen ergab,
daß das gefundene Stück von einer Münze des von
978-1016 regierenden Königs Ethelred II. von
England
1
)
stammt, und daß die volle Umschrift des Averses
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offenbar folgendermaßen gelautet hat:
EDELRÆ(D REX ANGLOR)VM. Die
Umschrift des Reverses ließ sich dagegen wegen
der Verschiedenheit des Gepräges nicht
rekonstruiren, sie enthielt offenbar den Namen
des Münzmeisters und den des Münzortes London.
Sonst war an Münzen trotz eifrigen Suchens nichts weiter zu finden, und auch über anderweitige dort etwa gemachte Münzfunde habe ich bisher nichts in Erfahrung bringen können, als daß ein auf dem dortigen Bauernhofe bediensteter Knecht mir am 4. October 1891 erzählte, er habe an jener Stelle eine alte meklenburgische Münze gefunden, die ihm unbekannt sei. Leider habe ich diese Münze nicht gesehen und muß es daher zweifelhaft bleiben, ob es wirklich ein meklenburgisches oder nicht auch etwa ein bedeutend älteres Stück gewesen ist.
10. Gegenstände aus Bronce oder Kupfer.
a. Eine 20 X 25 mm große und 1 mm dicke Scherbe eines Bronce= oder Kupfergefäßes. Dieselbe ist in der Mitte mit einer 2 mm breiten und 1 mm vorspringenden, horizontal um die Gefäßwand laufenden Rippe oder Kante versehen und beiderseits vollständig mit einer festen schwarzen Rußschicht überzogen.
b. Drei kleine über einander liegende und durch ein Bronceniet fest zusammengehaltene, abgebrochene und verbogene Stücke dünnen Bronceblechs, 14 X 24 mm groß.
c. Ein 30 mm langes und 2 mm dickes rundes Stück Draht.
d. Ein kleines abgebrochenes Schmuckstück. An einem 5 mm langen und 2 mm breiten Stiel befindet sich eine Rosette von 7 mm Durchmesser mit eingestanzter Punktverzierung und fünf durchgestanzten kleinen runden Löchern. Dicke: 1/2 mm.
e. Ein Stück eines kleinen Bronceplättchens mit drei durchgestanzten runden Löchern. Größe: 6 X 16 mm, Dicke: 1/2 mm. (Zerbrochenes Schmuckstück?)
f. Ein Gewichtstück (?).
Es ist eine auf der einen Seite abgeplattete kleine Kugel von 20 mm Durchmesser und 15 mm Höhe. Die abgeplattete Stelle ist kreisförmig (6 mm Durchmesser) und wird von einem eingestanzten Perlenkranze, wie man ihn so häufig auf Münzen findet, umrahmt. In diesem Kranze lassen sich jetzt nur drei einzelne, kleine, ebenfalls eingestanzte, runde Punkte erkennen. Nach der Stellung derselben zu
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einander aber scheint es, als ob ursprünglich fünf derartige Punkte (zur Bezeichnung der Gewichtszahl?) vorhanden gewesen seien, von denen jetzt jedoch zwei durch Rost verdeckt oder vernichtet sind. An der dieser Abflachung entgegengesetzten Seite ist die Kugel infolge des Eisengehaltes des Bodens am Fundorte stark verwittert und mit Rost bedeckt, so daß es sich nicht mehr erkennen läßt, ob sie auch hier abgeplattet war. Daß die Kugel trotz dieses Rostes aus Kupfer oder Bronce besteht, ist durch leichtes Anfeilen der vom Rost angefressenen Seite festgestellt. Ihr Gewicht beträgt im jetzigen Zustande zwischen 29 und 30 Gramm.
11. Geräthe aus Eisen (sämmtlich stark verrostet):
a. Eine abgebrochene Messerklinge, 76 mm lang, 15 mm breit, Rücken 3 mm dick.
b. Messergriff mit einem Theil der umgebogenen und abgebrochenen Klinge (?). Es ist ein 65 mm langes, plattes Stück Eisen, am hinteren Ende 15-18 mm breit und abgerundet, während es am vorderen, etwas umgebogenen und nur 10 mm breiten Ende abgebrochen ist. Die Dicke beträgt, mit Ausnahme des nur 1 mm starken umgebogenen Stückes, 5 mm.
c. Mittelglied eines Pferdegebisses (?). Dasselbe besteht aus einer 41 mm langen und 5 mm breiten und dicken Eisenstange mit je einer viereckigen Oese an den beiden Enden. Breite der Oesen: 19-20 mm, Dicke derselben: 3 mm, lichter Durchmesser des viereckigen Oesenloches: 8-11 mm. Gesammtlänge des ganzen Stückes: 75 mm.
d.
=förmiger Doppelhaken, 49 mm lang
und 3-4 mm dick.
e. Ein vierkantiger, 50 mm langer Haken, 7-9 mm breit und 3-9 mm dick. Das umgebogene Ende ist 4 mm hoch.
f. Ein vierkantiger Angelhaken (?), krumm gebogen, 85 mm lang und 3-4 mm dick. Die mit einem Widerhaken versehene Spitze ist 17 mm lang und am hinteren Ende 9 mm breit.
g. Eine Schnalle. Der etwa 3 mm dicke viereckige Bügel ist 2 X 3 cm groß und mit einer 22 mm langen runden Pinne versehen.
h. Zwei Niete. Das eine ist augenscheinlich rund, 38 mm lang und etwa 5 mm dick und hat am oberen Ende einen 19 X 22 mm breiten viereckigen Kopf. Das untere Ende ist etwas verdickt und ebenfalls mit einem, aber nur 9 mm breiten, Kopfe versehen, der jetzt jedoch zur Hälfte abgebrochen ist. Das andere Stück ist 32 mm lang, 2-3 mm dick und ebenfalls scheinbar rund. Es hat einen 15 X 19 mm breiten Kopf und ist am unteren Ende verdickt mit ovalem Querschnitt von 5 X 7 mm Durchmesser.
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i. Eine kleine Pinne mit großem, viereckigem Kopf von 20 bis 25 mm Breite und 2-3 mm Dicke. Die vierkantige Pinne selbst ist nur 9 mm lang und am Kopfende 4 mm dick.
k. Sieben vierkantige Nägel bezw. Stücke von solchen, 23 bis 74 mm lang und 3-6 mm dick, drei davon mit Köpfen von 10 bis 20 mm Breite.
l. Kopfstück eines runden Nagels oder Stiftes. Länge: 9 mm, Dicke: 5 mm, Breite des Kopfes: 8 mm.
m. Eine 10 X 25 mm breite und 3-4 mm dicke Eisenplatte (abgesprungener Nagelkopf?).
n. Eine etwas krumm gebogene, vierkantige, durchbohrte Eisenplatte von 21 X 27 mm Durchmesser und 15-30 mm Dicke. Das in der Mitte befindliche Loch ist rund und hält etwa 5 mm im Durchmesser.
o. Ein etwas krumm gebogenes, 50 mm langes, 15-30 mm breites und 10-30 mm dickes Stück Eisen.
p. Kleines abgebrochenes, dreieckiges Stück Eisen. Breite an der Basis: 32 mm, Höhe: 25 mm, Dicke: 2-7 mm.
q. Ein 20 mm langes, 10 mm breites und 2 mm dickes Eisenstück.
r. Zwei kleine, 1 mm dicke platte Stückchen Eisen von 10 X 20 und 15 X 20 mm Durchmesser.
s. Vierzehn kleine Eisensplitter.
12. Ein kleines, dunkelrothes Thonstückchen, 10 X 13 mm groß bei 5 mm Dicke. Vielleicht als Farbe benutzt?
13. Die Hälfte eines unverzierten, glatten Spinnwirtels von doppelkonischer Form aus grauem, hart gebranntem Thon. Höhe: 12 mm, Durchmesser in der Mitte: 30 mm und an beiden Enden: 18 mm. Das senkrecht durch die Mitte gehende kreisrunde Loch mit glatten Wänden mißt 9-10 mm Durchmesser im Lichten.
14. Aeltere Gefäßscherben finden sich in großer Menge, sowohl verziert, wie unverziert.
Alle diese Scherben zeigen in Material, Technik und Verzierung genau denselben Charakter, wie die von den hiesigen wendischen Burgwällen (vergleiche die Funde vom Dierkower Burgberge in Jahrb. XLVIII, S. 300 ff.) und sind daher unzweifelhaft als wendische anzusprechen. Sie bestehen sämmtlich aus Thon, der mit einer größeren oder geringeren Menge Steingrus von verschiedener Feinheit bezw. Grobheit durchmengt ist, zeigen mehrfach deutliche Spuren ihrer Herstellung vermittelst der Töpferscheibe und sind sämmtlich gebrannt, und zwar zum bei weitem größten Theile sehr gut.
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Was die Farbe anbetrifft, so sind die meisten Scherben an der Außen= und Innenseite roth oder gelblichroth mit grauem Kern, viele jedoch auch außen roth, röthlich oder gelblich und innen grau bezw. grauschwarz oder außen und innen graubraun mit grauem Kern. Daneben kommen aber auch nicht selten durch und durch graue, grauschwarze oder rothe Scherben vor, sowie einige innen röthliche, im Uebrigen aber graue. Ein braunrother Kern bei sonst grauer Färbung wurde nur bei ganz wenigen, hart gebrannten, ziemlich stark mit Steingrus durchsetzten Scherben beobachtet. Bei manchen Stücken ist es deutlich erkennbar, daß das zunächst aus grauer, mit Steingrus durchkneteter Thonmasse geformte Gefäß dann an der Innen= und Außenseite mit je einer dünnen Lage feineren Thones, meist von rother oder gelbbrauner Färbung ohne Steinzusatz, überzogen ist. Bei zwei oder drei hart gebrannten Scherben mit nur wenig Steingrusbeimengung lassen sich sogar fünf Schichten über einander erkennen: ein grauer Kern ist beiderseits mit je einer dünnen braunen und diese wiederum mit je einer dünnen grauen Thonschicht überzogen. Die am besten gearbeiteten, und mit wenigen Ausnahmen auch die mit dem feinsten Steingrus durchsetzten Scherben finden sich unter den durch und durch rothen, womit aber nicht gesagt sein soll, daß bei allen derartigen Gefäßresten Material und Arbeit von solcher Feinheit sei sondern es kommen daneben auch sehr roh gearbeitete Stücke, sowie solche mit sehr grobem Steingruszusatz vor. Bei weitem die meisten Scherben sind, wie bei fast allen durch den Ackerbau zerstörten hiesigen Fundstellen, nur klein. Größere Stücke wurden bisher nur verhältnißmäßig wenig gefunden, und wenn sich auch mehrfach Scherben, die offenbar zu ein und demselben Gefäße gehören mußten, im Acker unmittelbar bei einander fanden, so haben sich dieselben doch bisher nur in einem einzigen Falle zu einem größeren Stücke zusammensetzen lassen, aus dem sich wenigstens ungefähr die Form des betreffenden Topfes erkennen läßt. Die dicksten der bisher gefundenen Gefäßreste sind 8, 9, 12 und 13 mm, die dünnsten 3-5 mm dick. Die Wölbung der Scherben ist, ein oder zwei stärker gebogene Stücke ausgenommen, sehr flach, so daß die Gefäße durchgehend ohne besondere Ausbauchung gewesen zu sein scheinen. Eine ziemlich dicke, unverzierte, hart gebrannte, graue Scherbe ist so leicht wie Bimsstein, so daß sie auf dem Wasser schwimmt.
An Verzierungen, welche auf manchen Stücken nur roh und verwischt, auf den meisten aber gut und theilweise sogar sehr exakt ausgeführt sind, kommen die folgenden vor:
a. Die gewöhnlichen Horizontalrillen von 1-5 mm Breite und bis zu 3 mm Tiefe, genau wie die im Jahrb. XLVIII, S. 302
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sub Nr. 15 a vom Dierkower Burgberge beschriebenen. Dies ist die am häufigsten vorkommende Verzierungsart. Denn es zeigt nicht bloß die bei weitem größte Anzahl der überhaupt verzierten Scherben nur diese Verzierung allein, sondern dieselbe kommt auch in Verbindung mit allen übrigen Ornamenten vor. Fast sämmtliche Rillen sind einzeln ein nach einander aus freier Hand in die Gefäßwand eingegraben; daß sie aber unter Umständen auch mit einem gezahnten oder ausgezackten Instrumente hergestellt wurden, zeigt eine Scherbe, welche mit mehreren völlig gleichmäßigen Bändern von je drei Horizontalrillen und außerdem noch mit einem horizontalen Bande von mindestens zwei Wellenlinien verziert ist. Die Zahl der Wellenlinien läßt sich nicht genau feststellen, da die Scherbe in diesem Bande abgebrochen ist. Bei einigen Scherben sind die ziemlich breiten Rillen so kräftig eingedrückt, daß die schmalen Zwischenräume zwischen denselben wie horizontale, um die Gefäßwand sich herumziehende Rippen aussehen. Bemerkenswerth dürften hier noch zwei Randstücke sein, welche außer den Horizontalen auf der äußeren Gefäßwand auch noch zwei bis drei derartige Linien oben auf der wagerechten bezw. von innen nach außen schräge aufwärts gerichteten Abplattung des etwas nach außen überstehenden resp. umgebogenen Randes aufweisen.
b. Im Winkel zu einander stehende bezw. sich kreuzende eingegrabene grade Linien (vergl. Dierkow l. c., S. 303 und 304, Nr. 15 i-m). Nur vier kleine, gut geglättete Scherben mit sorgfältig ausgeführter Verzierung.
c. Eingegrabene horizontale Wellen= oder Zickzacklinien (l. c., S. 302, Nr. 15 b und c).
Die meisten diese Ornamentirung zeigenden Scherben sind nur mit einer, einige jedoch auch mit zwei einzelnen oder mit einem horizontalen Bande von zwei bis drei Wellen= bezw. Zickzacklinien verziert. Von den überhaupt nur wenig vorkommenden Zickzacklinien sind übrigens manche wohl nur etwas steiler und eckiger gezogene Wellenlinien, so daß mit wirklichem Zickzack=Ornament nur ganz einzelne Stücke übrig bleiben. Besonders zu erwähnen ist hier noch eine kleine, durch und durch braune, gut gearbeitete Scherbe von der oberen Gefäßkante mit abgeplattetem, nach außen überstehendem Rande (der Rand ist 7 mm, die übrige Scherbe nur 3 mm dick). Dieselbe besteht aus feinem, hart gebranntem Thon mit nur ganz geringer und sehr feiner Steingrusbeimengung und ist außer mit einer oben an der Außenseite des Randes angebrachten flachen auch noch auf der Innenseite des Gefäßes unmittelbar unter dem Rande mit einer
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ähnlichen, allerdings nur roh eingegrabenen Wellen= oder Schlangenlinie verziert.
d. Kerben (l. c, S. 303, Nr. 15 e).
Alle hierher gehörigen Stücke sind Randstücke oder unmittelbar unter dem Rande weggebrochene Scherben, welche sämmtlich dicht unter demselben mit einer horizontalen Kerbenreihe versehen sind. (Ein Randstück hat ein Band von senkrecht stehenden Kerben von 6-7 mm Durchmesser, die mit einem vierkantigen Instrumente mit stumpfer Spitze eingedrückt sind. Auf allen übrigen Scherben stehen die Kerben schräge, und zwar meistens von links oben nach rechts unten. Reihen, bei denen die Einkerbungen umgekehrt von rechts oben nach links unten gerichtet sind, kommen nur ganz wenig vor. Bei einigen Stücken sind die Kerben mit einem drei= bis sechszinkigen Instrumente eingedrückt in der Weise, daß jede einzelne derselben sich aus den unmittelbar zusammenstoßenden drei bis sechs mehr oder weniger horizontal liegenden Zinkeneindrücken zusammensetzt.
e. Fischgräten=Ornament.
Dies Ornament wurde bisher nur auf einem einzigen Randstücke beobachtet. Oben auf dem 5 mm breiten, platten Rande befinden sich zwei gegen einander gerichtete, durch eine ganz schmale Längsrille in der Mitte getrennte Kerbenreihen, und zwar so, daß die äußere Reihe, deren Kerben etwas stärker sind als die der inneren, noch mit in die Außenseite des Randes eingedrückt und daher nicht bloß von oben, sondern auch an der Außenseite der Scherbe sichtbar ist. Die einzelnen Kerben sind etwa 5 mm lang und die der inneren Reihe ca. 1 mm, die der äußeren 1-2 mm breit. Außerdem ist die Scherbe außen dicht unter dem Rande noch mit einer horizontalen graden und zwei Wellenlinien verziert, und zwar so, daß die erstere sich zwischen den beiden letzteren befindet.
f. Eingedrückte Punkte (l. c., S. 302, Nr. 15 d und S. 304, Nr. 15 p).
Punkte allein als einzige Verzierung fanden sich nur einmal auf einem Randstücke, sonst nur in Verbindung mit den gewöhnlichen Horizontalrillen. Aber auch hiermit wurden bis jetzt nur drei Scherben beobachtet. Alle vier Stücke sind mit je einem horizontalen Bande kurzer schräger Reihen von drei bis vier kleinen Punkten verziert. Bei zwei Bändern sind diese Punktreihen von links oben nach rechts unten, bei den beiden anderen entgegengesetzt von rechts oben nach links unten gerichtet. Die einzelnen Punkte haben auf drei Scherben eine mehr oder weniger runde Form, während sie auf der vierten, dem erwähnten Randstücke, augenscheinlich mit einem spitzen, vierkantigen Gegenstande gemacht sind. Letztere haben bei ca. 1-2 mm
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Tiefe einen oberen Durchmesser von 2-3 mm. Bei zwei Scherben bestehen die einzelnen Punktreihen aus je drei Punkten, die ganz offenbar mit einem dreizackigen Instrumente eingedrückt sind. Aus wieviel Eindrücken die Reihen auf den beiden anderen Scherben bestanden, ist nicht genau festzustellen, da diese Stücke grade im Punktbande abgebrochen sind. Die längsten Reihen zählen auf beiden je vier Punkte.
g. Ein um die Gefäßwandung laufender erhöhter oder vorspringender horizontaler Ring oder Wulst (l. c., S. 306, Nr. 15 v.).
Ein derartiger Ring befindet sich auf dreizehn Scherben. Er springt 2-8 mm vor und ist bei zehn Stücken mit schrägen Kerben versehen. Daneben sind alle dreizehn Scherben noch mit den gewöhnlichen Horizontalrillen und außerdem eine noch mit einer Wellen= und eine andere mit zwei Zickzacklinien (die eine über, die andere unter dem gekerbten Ringe) verziert. Bei einer Scherbe mit 3 mm vorspringendem Ringe ist dieser zum Theil abgesprungen und zeigt sich darunter eine völlig glatte, 6 mm breite und 1 1/2 mm tiefe Horizontalrille, so daß es den Anschein hat, als ob der Ring erst später in diese Rille eingefügt sei.
Außerdem kommen noch folgende Zusammensetzungen obiger Verzierungsarten vor:
h. Gewöhnliche Horizontalrillen und Wellen= bezw. Zickzacklinien (l. c., S. 304, Nr. 15 n und o).
Die Hauptverzierung bildet die grade Rille. Denn die meisten Scherben zeigen neben einer größeren oder geringeren Anzahl von graden nur eine einzige Wellenlinie, welche letztere meist über den ersteren dem Rande zunächst angebracht ist. Mit zwei einzelnen Wellenlinien neben den Graden wurden nur zwei oder drei Scherben gefunden und ebenso nur sehr vereinzelt Stücke mit Bändern von zwei bis vier Wellenlinien, die zum Theil mit einem gezahnten Instrumente eingeritzt sind. Bei einer Scherbe von der oberen Gefäßkante ist ein derartiges, mit einem drei= oder vierzinkigen Geräthe hergestelltes schmales Band in die vordere Kante des oben abgeplatteten und nach außen überstehenden Randes eingedrückt, und zwar so stark, daß dieser dadurch von außen ein gekräuseltes oder welliges Ansehen erhalten hat. Auf einem anderen Randstücke liegt die Wellenlinie in einer unmittelbar unter dem Rande befindlichen, 4 mm breiten Graden, während sie auf einer dritten Scherbe drei der sie umgebenden Graden durchschneidet.
i. Gewöhnliche Horizontalrillen und Kerben (l. c., S. 305, Nr. 15 r.).
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Alle hierher gehörigen Scherben, von denen über die Hälfte Randstücke sind, sind neben den Horizontalrillen nur mit je einer horizontalen Kerbenreihe verziert. Die Einkerbungen stehen, ebenso wie bei den nur mit ihnen verzierten Scherben, fast sämmtlich schräge, und zwar sind etwa 5/6 von links oben nach rechts unten und nur 1/6 umgekehrt gerichtet. Auf einer Scherbe stehen die Kerben fast und auf einem Randstücke ganz senkrecht, während sie auf einem dritten Stücke wagerecht liegen. Bei fast sämmtlichen Randstücken befindet sich die Kerbenreihe zunächst unter dem Rande, und folgen dann erst die Horizontalrillen. Nur bei sechs bis sieben Scherben steht dieselbe etwas tiefer zwischen den letzteren oder ist sie in dieselben hineingedrückt. Auf einem dieser Stücke sind die Kerben 7 mm breit, 9 mm lang und sehr flach und scheinen durch leichtes Eindrücken des kleinen Fingers in die noch nicht hart gewordene Gefäßwand hergestellt zu sein. Bei dem Randstücke mit den senkrechten Kerben (von 2-3 mm oberem Durchmesser) sind dieselben mit einem spitzen, vierkantigen und bei vier anderen Scherben mit einem gezahnten Instrumente gemacht. Bemerkenswerth sind noch drei kleine hierher gehörige Scherben, die fast einen Uebergang von der Wellenlinie zu den Kerben, bezw. umgekehrt, zu bilden scheinen. Bei zwei dieser Stücke nämlich sind die ebenfalls schräge stehenden Kerben etwas schlangenartig und bei der dritten am einen Ende hakenförmig gebogen, so daß das Kerbenband auf allen drei fast einer regelmäßig unterbrochenen Wellenlinie ähnlich sieht.
k. Wellenlinien und Kerben (l. c., S. 305, Nr. 15 s.).
Nur zwei Scherben, welche beide unter dem Rande mit je einer horizontalen Reihe schräger, von links oben nach rechts unten gerichteter Kerben und einer unmittelbar hierunter angebrachten, ebenfalls horizontalen Wellenlinie verziert sind.
l. Horizontalrillen, Wellenlinien und Kerben (l. c., S. 306, Nr. 15 t.).
Ebenfalls nur zwei kleine Scherben, bei denen zu der soeben unter k aufgeführten Verzierung noch die gewöhnlichen Horizontallinien hinzukommen.
Ueber die Scherben vom Gefäßboden und vom unteren Theile des Gefäßes mit einem Stücke des Bodens daran gilt genau dasselbe, was l. c. S. 301, Absatz 3 über die Dierkower Bodenstücke gesagt ist. Der Winkel zwischen Boden und Gefäßwand wechselt zwischen 96° und 143°. Mit einem an der äußeren Kante sich herumziehenden flachen Ringe auf der Unterseite des Bodens sind nur sechs bis sieben Scherben versehen. Alle übrigen sind völlig platt. Die geringste Dicke der Bodenstücke beträgt 4 mm.
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Auch die Randformen stimmen bei den bisher gefundenen 161 Scherben von der oberen Gefäßkante größten Theils mit den l. c., S. 301 ff. beschriebenen Randstücken vom Dierkower Burgberge überein. Denn 42 Scherben haben dieselbe Form wie die daselbst sub Nr. 14 d aufgeführte, 27 sind wie die erste der dort sub Nr. 15 a genannten Arten, 26 wie Nr. 14 f, 19 wie Nr. 14 b, 5 wie Nr. 14 a, 4 wie Nr. 14 c, je 2 wie Nr. 15 b und die erste der sub Nr. 15 r beschriebenen Formen sowie je 1 wie Nr. 14 e und die zweite sub Nr. 15 a genannte Art. Neu sind dagegen die folgenden Formen:
α. oben horizontal oder von innen nach außen schräge auswärts abgeplattet, wie l. c., Nr. 14 b und c, aber nach beiden Seiten hin überstehend (3 Stücke),
β. wie l. c., Nr. 14 d, aber nach oben hin verdickt (1 Stück),
γ. wie l. c., Nr. 14 b, 14 d und die erste der sub Nr. 15 r beschriebenen Randformen, aber mit einer Auskehlung in der abgeplatteten oberen bezw. abgeschrägten vorderen Kante (15 Stücke),
δ. wie die erste der l. c. sub Nr. 15 a beschriebenen beiden Formen, aber mit einer Auskehlung oben in der Biegung bezw. der schräg abwärts gerichteten vorderen Randkante oder in beiden (11 Stücke),
ε. ganz oben abgerundet und dann nach innen hin schräge abwärts abgeplattet (1 Stück),
ζ. Rand von innen und außen nach oben zu allmählich dünner werdend, so daß er oben schließlich in eine ganz schmale Kante ausläuft (1 Stück).
Von den Randstücken ist etwa die Hälfte verziert und die Hälfte unverziert, und zwar herrschen unter den ersteren die mit den gewöhnlichen Horizontalrillen (42 Stück) sowie die mit den Horizontalen und Kerben (21 Stücke) versehenen Scherben vor, während von den übrigen Verzierungsarten gewöhnliche horizontale und Wellen= bezw. Zickzacklinien nur auf zehn, Kerben allein auf sechs, Wellenlinien allein auf vier, Kerben und Wellenlinien zusammen auf einer und Punkte, sowie das oben beschriebene Fischgräten=Ornament ebenfalls nur auf je einer Scherbe vorkommen. Da die unverzierten Randstücke übrigens meist nur klein sind und größere Stücke unter ihnen fast gar nicht vorkommen, so dürften sie wohl zum größten Theile vom unverzierten Halse oder Rande sonst verzierter Gefäße stammen.
Selten sind Reste von Gefäßdeckeln, von denen bisher nur zwei Scherben gefunden wurden. Beide stammen von platten runden Deckeln und sind röthlich mit grauem Kern, hart gebrannt und, ebenso wie alle übrigen Scherben, mit Steingrus durchsetzt. Die Dicke der
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einen beträgt 5-8 mm, die der anderen 7-8 mm. Die Oberseite beider Deckel war verziert, und zwar die des einen offenbar vollständig mit eingedrückten, der Deckelrundung entsprechenden concentrischen Kreisen bedeckt. Die andere Scherbe dagegen zeigt nur 5 mm von der Kante entfernt ein Band von zwei bis drei derartigen, übrigens nur roh hergestellten und in einander laufenden Kreislinien, welche radial von einer gleichfalls eingedrückten Graden durchschnitten werden.
Zum Schluß möchte ich hier bei den älteren Scherben noch einige allerdings nur in sehr geringer Anzahl vorkommende Stücke erwähnen, die den Uebergang zu den folgenden jüngeren Gefäßresten zu bilden scheinen. Es sind dies theils graue, theils bräunliche 1 ) Scherben, bei denen sich eine allmähliche Verfeinerung des zur Herstellung benutzten Materials erkennen läßt. Der Thon ist ausgeschlemmt resp. besser ausgeschlemmt, als bisher, und die Steingrusbeimengung ist geringer und feiner. Auch sind diese Scherben zum Theil dünner und schon härter gebrannt, als die älteren. Dennoch aber ist der Brand noch nicht so hart, wie bei der jüngeren Art, namentlich nicht klingend, und ist ferner auch die Arbeit noch nicht so gleichmäßig und exakt, wie wir sie bei diesen letzteren durchweg finden. Vor Allem aber, und dies dürfte wohl den jüngeren Scherben gegenüber das Hauptunterscheidungsmerkmal bilden, zeigen diese Uebergangsscherben noch stets eine, wenn auch schon vielfach bedeutend geringere und verfeinerte Steingrusbeimengung, eine Zuthat, die bei den jüngeren (von einem einzigen, mit feinem, weißem Quarzsand durchsetzten Stücke abgesehen) völlig fehlt. An Verzierungen kommen vor die gewöhnlichen Horizontalrillen, horizontale Wellenlinien und horizontale Kerbenreihen, sowie Zusammensetzungen aus diesen Ornamenten. Die Randformen sind wie Jahrb. XLVIII, S. 301, Nr. 14 b, 14 d und die erste der ebenda S. 302 sub Nr. 15 a beschriebenen Arten (je eine Scherbe). Bei dem einzigen hierher gehörigen Bodenstücke geht die Seitenwand innen allmählich in den Boden über, während sie außen scharf absetzt. Der Boden selbst ist, soweit sich dies bei der Kleinheit der Scherbe erkennen läßt, beiderseits platt.
15. Jüngere Gefäßscherben.
Diese jüngeren Scherben finden sich einzeln zwischen den älteren zerstreut. Sie sind sehr hart und größtentheils klingend gebrannt, nur 2-6 mm dick und von Farbe meist durch und durch hellgrau
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oder graublau, einige auch schwärzlich oder bräunlich oder außen und innen grau bezw. graublau, aber mit braunem Kern. Sämmtliche Stücke sind mittelst der Töpferscheibe gearbeitet und bestehen aus fein geschlemmtem Thon ohne Steingrusbeimengung. Nur eine einzige dunkelgraublaue Scherbe ist, wie bereits bemerkt, mit sehr feinen weißen Quarzstückchen oder Quarzsand durchsetzt. Die meisten Scherben sind unverziert, doch kommen einzeln auch Horizontalrillen vor. Andere Verzierungsarten wurden bisher nicht beobachtet. Ebenso wie Material und Technik, sind auch die Randformen dieser jüngeren Gefäßreste fast durchgehend wesentlich anders als bei den älteren Scherben. Die bisher gefundenen Formen sind folgende:
a. Wie Jahrb. XLVIII, S. 302, Nr. 15 b (zwei unverzierte Stücke).
b. Senkrecht stehender, oben abgerundeter oder sich allmählich zu einer schmalen Kante verjüngender Rand. Bei einer der hierher gehörigen Scherben springt die Gefäßwand unmittelbar unter dem Rande etwas nach außen vor, so daß hier ein kleiner Absatz entsteht. (3 dünne Scherben, 2 unverzierte und eine mit Horizontalrillen.)
c. Senkrecht stehender, oben abgerundeter Rand mit verdickter Kante und einem 1/2-1 1/2 cm unter demselben befindlichen flachen nach außen vorspringenden horizontalen Wulste (zwei unverzierte Stücke).
d. Nach außen umgebogener Rand mit stark verdickter und dadurch nach beiden Seiten hin überstehender abgerundeter Vorderkante (4 unverzierte Stücke).
e. Rand erst nach außen und dann nach oben gebogen, obere Kante abgerundet (zwei unverzierte Stücke und ein ähnliches, gleichfalls unverziertes, welches fast den Uebergang von d zu e bildet).
Scherben von Gefäßboden wurden bisher nicht gefunden, wohl aber ein hellgraues Henkelstück.
Ob zu diesen jüngeren Gefäßresten auch die sich ebendort zerstreut findenden, klingend gebrannten, weißlichgrauen oder hellgelblichbraunen, meist mit Horizontalrillen verzierten Scherben (seltener unverziert, zum Theil mit Stellen ganz dünner brauner Glasur) zu rechnen sind oder ob diese einer neueren Zeit angehören, wage ich einstweilen nicht zu entscheiden. Auch von diesen Gefäßen wurden bisher keine Boden=, wohl aber Rand= und Henkelstücke gefunden.
B. Vom Fundort Nr. 2.
1. Ein ganz kleines calcinirtes Knochenstückchen.
2. Thierknochen und Zähne.
Ein humerus vom Schwein, drei kleine Stücke von Rippen, ein kleiner und ein großer Fußknochen (letzterer aus der Warnow
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oder dem zwischen den Fundorten l und 2 mündenden Bache) und ein abgesplittertes Stück eines Zahnes.
3. Gebrannte oder doch wenigstens im Feuer gewesene Lehm= und Thonstücke, zum Theil mit Abdrücken von Gras= oder Strohhalmen, im Feuer gewesene Steine, sowie Holzkohle fanden sich hier bisher nur sehr spärlich, Metall= oder Steinschlacken garnicht.
4. Ein kleines schwarzes Stück Harz, Pech oder dergl.
5. Zwei dreikantige Feuersteinspähne von 5 und 7 1/2 cm Länge, sowie ein oder zwei Feuersteinsplitter, welche letztere aber auch auf natürliche Weise abgesplittert sein können.
6. Geräthe aus Eisen, sämmtlich stark verrostet:
a. Eine Messerklinge von 58 mm Länge, 12 mm Breite und 4 mm Dicke.
b. Eine Messerklinge (?) oder dergl., 56 mm lang, bis zu 9 mm breit und bis zu 6 mm dick.
c. Ein ca. 9 cm langes, 24 mm breites, plattes, vierkantiges, an den beiden Enden mit je einem runden Loche durchbohrtes Stück Eisen von 3 mm Dicke. Vielleicht erst aus neuerer Zeit stammend.
d. Ein Nagelkopf von 3 1/2 cm Längen= und 2-3 cm Breiten=Durchmesser.
e. Ein 2 cm langes, 1 cm. breites, 6-10 mm dickes, kantiges Eisenstück.
f. Verschiedene kleine Eisensplitter.
Andere Metallgegenstände wurden nicht beobachtet.
7. Ein unverzierter Spindelstein aus hart gebranntem, graubraunem Thon, 2 cm hoch, mit rundem, 7-8 mm breitem Loch. Er ist oben und unten platt (je 1 1/2 cm Durchmesser), nimmt nach der Mitte hin zu und bildet hier eine scharfe Kante von 27 mm Durchmesser.
8. Aeltere Gefäßscherben.
Auch hier wurden zahlreiche wendische Scherben von demselben Typus, wie die vom Fundort Nr. 1 beschriebenen, gefunden, wenn auch nicht in ganz so reichlicher Menge, wie dort. Auf den verzierten Stücken herrschen auch hier die gewöhnlichen Horizontalrillen entschieden vor (40-45 Scherben). Aber auch die meisten anderen oben aufgeführten Verzierungsarten wiederholen sich hier. So wurden gefunden: vier mit einer nur sehr flach eingedrückten Wellenlinie verzierte Scherben, zwei Randstücke mit je einer horizontalen Reihe schräger, von links oben nach rechts unten gerichteter Kerben unmittelbar unter dem 2 cm hohen, etwas nach außen gebogenen Halse, sowie eine kleine Scherbe mit einem horizontalen Bande schräger,
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ebenfalls von links oben nach rechts unten gerichteter Reihen von je drei eingedrückten Punkten. Elf Scherben, darunter drei Randstücke, zeigen die Horizontalrillen in Verbindung mit der Wellenlinie, und zwar kommt ebenso wie beim Fundort Nr. 1 nur auf einer Scherbe ein horizontales Band von zwei, sonst immer nur eine einzige, zum Theil sehr roh hergestellte Wellenlinie vor. Auf den Randstücken befindet sich diese letztere zu oberst über den Horizontalrillen, nämlich auf dem einen vorn an dem durch einen Absatz von der übrigen Gefäßwand getrennten, 2 cm hohen aufrechten Halse, bei den beiden anderen unmittelbar unter dem Rande. Mit Horizontalrillen und je einem horizontalen Kerbenbande fanden sich sechs Scherben, deren Einkerbungen die übliche schräge Richtung von links oben nach rechts unten haben, mit Ausnahme eines einzigen Randstückes, bei dem sich die Kerbenreihe unmittelbar unter dem 24 mm hohen, aufrechten Halse befindet und die 5-6 mm langen und nur 1 mm breiten Kerben fast wagerecht liegen. Bei einem anderen hierher gehörigen Randstücke sind die 6-7 mm langen und 4 mm breiten Einkerbungen oben in die Außenkante des Randes eingedrückt, während sich die Horizontalrillen unmittelbar unter demselben befinden. Besonders zu erwähnen ist auch hier wieder eine Scherbe, welche in ihren schlangen= bezw. hakenartig gebogenen Kerben den Uebergang von diesen zur Wellenlinie zeigt. Ein horizontal um die Gefäßwand laufender, 4-5 mm vorspringender Ring oder Wulst kommt nur auf vier Scherben vor, und zwar stets in Verbindung mit Horizontalrillen. Auf einer ganz gut gearbeiteten und gebrannten, innen grauen, außen röthlichen Scherbe hat der Ring einen dreieckigen Querschnitt und ist nicht gekerbt, während er auf den drei übrigen mit schrägen Kerben versehen ist. Die Richtung dieser Kerben geht bei einem Wulste von rechts oben nach links unten, bei den beiden anderen dagegen, wie gewöhnlich, umgekehrt. Bei einem dieser letzteren Stücke (außen röthlich, innen grau, 3-4 mm dick) zeigt sich an einer Stelle, an welcher der 5 mm vorspringende Ring abgesprungen ist, ebenso, wie bei der einen vom Fundort Nr. 1 erwähnten Scherbe, eine 5 mm breite und 1 1/2 mm tiefe Horizontalrille, in welche der Wulst später eingesetzt zu sein scheint. Auf einer etwas stärker gewölbten Scherbe, bei welcher der Ring sich außen grade an der größten Ausweitung befindet, sind die Kerben mit einem vierzackigen Instrumente eingedrückt. Ein 7-8 mm dickes, röthliches, mit grobem Steingrus durchsetztes, gut gebranntes Randstück, welches unmittelbar unter dem 2 cm hohen, aufrechten Halse ziemlich scharf nach innen umbiegt und außen an dieser Stelle mit einem etwas vorspringenden Absatze versehen ist, trägt am Halse vier und unter jedem Absatze zwei roh
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eingeritzte horizontale Wellenlinien. Ob der Absatz außerdem noch mit Einkerbungen verziert war, läßt sich nicht mehr genau erkennen.
Die Scherben vom Gefäßboden sind, ebenso wie die vom Fundort Nr. 1, außen mehr oder weniger scharf absetzend, innen allmählich in den Boden übergehend. Der Boden selbst ist völlig platt und nur bei vier Stücken auf der Unterseite mit einem an der äußeren Kante herumlaufenden, etwas erhöhten Ringe versehen. Nur eine einzige Scherbe zeigt auf der Unterseite den Bruchtheil einer dort in der Mitte des Bodens angebrachten, leicht erhöhten Verzierung, augenscheinlich ein Rad mit Speichen darstellend, ähnlich dem im Jahrb. LVIII, S. 196, Fig. 14 abgebildeten, von dem sich aus der vorhandenen Scherbe jedoch nur ein Stück des äußeren Kreises sowie zwei Speichen befinden.
Von Randformen wurden bisher beobachtet: zwei Stücke wie Jahrb. XLVIII, S. 301, Nr. 14 b (beide mit Horizontalrillen und Kerben verziert) eins wie ebenda Nr. 14 c (das zuletzt beschriebene Randstück mit Wellenlinien und einem gekerbten (?) Absatz unter dem Halse), fünf wie Nr. 14 d (drei unverziert, eins mit Horizontalrillen und eins mit Kerben), drei wie Nr. 14 f (unverziert), vier (zwei unverziert, eins mit Horizontalrillen und eins mit diesen letzteren und Wellenlinien) wie die erste der 1. c., S. 302 sub Nr. 15 a und eins (mit Kerben) wie die letzte der l. c., S. 303 sub Nr. 15 e beschriebenen Formen, ferner drei wie die oben beim Fundort Nr. 1 sub γ aufgeführte Art (eins unverziert, eins mit Horizontalrillen und eins mit letzteren und Wellenlinien), eins wie Fundort Nr. 1 sub δ (mit Horizontalrillen und Wellenlinien) und eins wie Fundort Nr. 1 sub ζ (unverziert) sowie ein oben abgerundeter, doch etwas nach außen überstehender Rand (mit Wellenlinien). Die unverzierten Randstücke sind auch hier sämmtlich nur klein.
Das einzige an dieser Stelle bisher gefundene Deckelstück stammt von einem dicken runden Deckel von ca. 13 cm Durchmesser, ist roh gearbeitet, innen rauh, außen geglättet und nimmt nach der Mitte hin an Dicke zu. Die Farbe ist röthlich, innen jedoch zum Theil grau. Die auf der Oberseite angebrachte Verzierung besteht aus sieben eingeritzten concentrischen Kreisen, von denen die sechs äußeren zu zwei Bändern von je drei zusammengefaßt sind.
Von den oben S. 269 erwähnten Gefäßresten, welche vielleicht den Uebergang zu den jüngeren mittelalterlichen bilden, wurden hier drei gewöhnliche unverzierte Scherben, ein Boden= und drei Randstücke, sowie ein Fuß gefunden, sämmtlich grau resp. bräunlich. Das Bodenstück ist sehr hart gebrannt, außen grau, innen hellbraun, mit feinem, meist aus Quarz bestehendem Steingrus durchsetzt und zeigt
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deutliche Spuren der Herstellung vermittelst der Töpferscheibe. Die Dicke der Gefäßwand beträgt 9 mm, die des Bodens 6 mm. Innen geht die Seitenwand allmählich in den Boden über, während derselbe außen völlig platt und an der Kante mit einem etwas erhabenen Ringe versehen ist. Von den drei Randstücken zeigen zwei einen aufrechten, oben etwas nach außen gebogenen Hals von 2 cm Höhe und unmittelbar unter demselben je ein horizontales Band kleiner schräger Kerben (auf der einen von rechts oben nach links unten, auf der anderen umgekehrt gerichtet). Die Randform ist bei beiden dieselbe, wie die erste der im Jahrb. XLVIII, S. 302 sub Nr. 15 a beschriebenen beiden Arten. Das dritte unverzierte Stück stammt von einem 1 1/2 cm hohen aufrechten Gefäßhalse und hat die ebenda S. 301 sub Nr. 14 d angegebene Form. Der Gefäßfuß ist 43 mm lang, vierkantig, mit abgerundeten Kanten, oben etwa 2 cm, unten etwa 1 cm dick, gut geglättet, und besteht aus bräunlich=grauem, mit Steingrus durchmengtem, sehr hart gebranntem Thon.
9. Jüngere mittelalterliche Gefäßscherben:
Zehn 2-6 mm dicke Scherben, darunter eine vom Gefäßboden und zwei vom Gefäßrande.
Das Bodenstück ist hellgrau und hat einen platten Boden mit außen scharf absetzender Kante. Von den Gefäßrändern ist der eine 2-3 cm nach außen umgebogen mit stark verdickter platter Vorderkante, während der andere die im Jahrb. XLVIII, S. 301 sub Nr. 14 d beschriebene Form zeigt. Dies letztere blaugraue, ins Bräunliche spielende Stück ist noch dadurch besonders interessant, daß es 1/2 cm unter dem Rande mit einem scharfkantigen, rautenförmigen Loche von 4-5 mm Durchmesser versehen ist. Dies Loch ist seiner Zeit offenbar von außen her mit einem metallenen Instrumente (Nagel oder dergl.) durch die damals noch weiche Gefäßwand hindurchgestoßen. An Verzierungen kommen nur die Horizontalrillen vor, und zwar auf drei Scherben, darunter auch das zuletzt erwähnte Randstück.
C. Vom Fundort Nr. 3.
I. In den Jahren 1885-91 in resp. auf dem gehakten Acker sowie einzeln auch in oder an der Wand des Abbruchufers zerstreut gefundene Gegenstände:
1. Aeltere wendische Gefäßscherben.
Gefunden wurden 90-100 Scherben von 4-11 mm Dicke, etwa zur Hälfte verziert, zur Hälfte unverziert, unter letzteren vier Rand= und vier Bodenstücke, Material und sonstige Beschaffenheit wie bei den beiden vorigen Fundorten. Die dickste Scherbe ist außen
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roth, sonst durch und durch grau, mit grobem Steingrus durchsetzt, aber gut gearbeitet, unverziert. Bei sämmtlichen Bodenstücken geht die Gefäßwand innen allmählich in den Boden über, während sie außen mit scharfer Kante absetzen. Die Böden selbst sind beiderseits platt. Von den Gefäßrändern sind zwei wie Jahrb. XLVIII, S. 301, Nr. 14 d geformt, der dritte ist oben platt, nach innen und außen überstehend, und der vierte scheint, soweit sich dies bei der schlecht gebrannten, schon ziemlich verwitterten und innen abgesprungenen graubraunen Scherbe erkennen läßt, oben abgeplattet und außen mit einer ca. 13 mm hohen und 1 cm vorspringenden Randleiste versehen gewesen zu sein.
Verzierungen wurden, abgesehen von den auch hier häufig (etwa 35 Stücke) vorkommenden Horizontalrillen, wenig beobachtet. Wellenlinien fanden sich nur auf zwei oder drei Scherben. Auf der einen bildet eine einzelne derartige Linie den einzigen Schmuck, während auf einer anderen (außen roth, innen braun) neben zwei sich gitterförmig schneidenden horizontalen Wellenlinien auch noch zwei gewöhnliche Horizontalrillen angebracht sind, in deren eine jene mit ihren Bögen zum Theil hineinreichen. Ein drittes, außen hellbräunliches oder röthliches, innen schwarzbraunes Stück ist mit einem um die Gefäßwand laufenden, 4 mm vorspringenden und 3-4 mm breiten Ringe oder Wulste versehen, über bezw. unter welchem sich noch eine Wellen= oder Zickzacklinie befunden zu haben scheint. Diese übrigens nur kleine, 4-5 mm dicke Scherbe ist ziemlich roh gearbeitet, außen rauh, innen jedoch geglättet. Auch Kerben kommen nur auf zwei Stücken vor. Das eine zeigt unmittelbar unter dem Halse ein horizontales Band schräger, von links oben nach rechts unten gerichteter, langer Kerben und darunter zwei Horizontalrillen, in deren oberste jene noch hineinschneiden. Auf der anderen, ebenfalls vom oberen Theile des Gefäßes stammenden Scherbe befindet sich dicht unter dem etwas nach außen gebogenen Halse nur eine horizontale Kerbenreihe, deren Kerben in der gewöhnlichen Richtung, aber außerordentlich schräge, fast wagerecht liegen. Von den nur mit Horizontalrillen verzierten Stücken seien hier noch zwei besonders erwähnt. Das eine ist etwas stärker gebogen als die meisten übrigen Scherben und außen gerade an dieser Biegung mit einem kleinen Absatze von etwa 2 mm versehen. Das andere dagegen ist eine stark mit Steingrus durchsetzte Scherbe mit unebener Außenfläche, in welche die Rillen augenscheinlich mit einem Strohhalme oder dergl. eingedrückt sind (außen und innen graubraun, Kern grau).
Den Uebergang zu den folgenden jüngeren bildende Scherben wurden sechs gefunden, theils durch und durch grau, theils außen
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bräunlich und im Uebrigen grau, drei unverziert und drei mit Horizontalrillen, unter letzteren ein stark gewölbtes, hellgraues Stück.
2. Jüngere mittelalterliche Gefäßreste:
Zwei hell= bezw. bräunlichgraue unverzierte Scherben und ein Halsstück. Letzteres, welches außen sehr schön geglättet ist, hat einen hellgrauen Kern bei sonst dunkelgrauer Färbung. Der Biegung des Halses nach zu urtheilen, hatte dieser einen Durchmesser von 7 1/2 cm. Der nach oben etwas verdickte Rand ist abgerundet. Der Hals ist auf der Außenseite mit drei sehr feinen horizontalen Rillchen versehen und unmittelbar unter demselben befindet sich ein kleiner, abgerundeter, etwas vorspringender Absatz. Die Gefäßwand unter diesem Absatz ist 5 mm, der Absatz 6 mm, der Hals 4 mm und derRand wieder 5 mm dick.
3. Im Uebrigen fanden sich nur noch einige im Feuer gewesene Steine, sowie je ein kleines Stückchen Holzkohle, Schlacke und Lehm oder Thon mit Abdrücken von Stroh= oder Grashalmen.
II. Am 10. October 1891 nach dem ersten Umpflügen dieses bisher nur gehakten Ackers in vier Brandstellen gemachte Funde:
1. Vier größere und eine ganze Anzahl kleinerer, harter, gelber Lehmstücke mit einer Menge von Stroh=Abdrücken darin, einige ganz kleine Holzkohlenstückchen sowie 13 Scherben, darunter zwei Rand= und ein Bodenstück, von mindestens zwei mit Horizontalrillen und Kerben oder Punkten verzierten Gefäßen. Die Scherben sind hart gebrannt, mit Steingrus durchsetzt, röthlich bezw. bräunlich und zum Theil, wie z. B. das Bodenstück, mit grauem Kern. Außer dem auf der Unterseite außen an der Kante mit einem flach erhöhten Ringe versehenen Boden sind noch fünf Scherben unverziert. Vier zeigen nur Horizontalrillen und bei einer fünften kommt zu diesen letzteren noch ein horizontales Band 2 1/2 cm langer, schräger, in die Rillen hineinschneidender Kerben hinzu. Von den beiden Gefäßrändern ist der eine oben wagerecht abgeplattet, aber mit zwei flachen Rillen in dieser Abplattung versehen, während der andere die oben beim Fundort Nr. 1 sub γ beschriebene Form hat. Das letztere Stück trägt unmittelbar unter dem unverzierten, 1 1/2 cm hohen, aufrechten Halse eine Anzahl 2-3 mm breiter und 1-2 mm tiefer Horizontalrillen, in deren oberste vermittelst eines stumpfen Instrumentes eine Reihe von Punkten eingedrückt ist. Das andere Randstück ist unverziert.
2. Zwei kleine Stückchen gebrannten Lehms.
3. Zwei kleine Holzkohlenstückchen.
4. Eine stark gewölbte Scherbe mit nach außen umgebogenem Rande, verziert mit zwei unmittelbar unter diesem befindlichen, mit
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einem vier= und einem dreizackigen Instrumente gemachten horizontalen Bändern von vier und drei Wellenlinien, einer dann folgenden horizontalen Reihe schräger Kerben und darauf sich anschließenden Horizontalrillen. Die mit Steingrus durchsetzte Scherbe ist durch und durch roth, gut gearbeitet und hart gebrannt.
Legen wir uns nun die Frage vor, ob wir es an diesen drei Fundstellen mit alten Wohn= oder mit Begräbnißplätzen zu thun haben, so müssen wir meiner Ansicht nach zwischen den beiden ersten und dem dritten Fundorte unterscheiden. Diese letztere Stelle halte ich für einen alten wendischen Begräbnißplatz. Denn als das bisher immer nur mit unserem alten meklenburgischen, nicht tief in den Boben hineindringenden Haken bearbeitete Feld im October 1891 zum ersten Male mit einem ordentlichen Pfluge umgebrochen wurde, konnte man auf demselben deutlich eine ganze Anzahl sich scharf von dem sonst gelben Sande des Ackers abhebender, durch den Pflug an das Tageslicht emporgehobener schwarzer Brandstellen erkennen. Zu finden war in den meisten derselben nur Kohlenerde und graue Asche und nur sehr wenige im Feuer gewesene Feldsteine, jedoch keine Scherben und keine Knochen. Nur in vier Stellen wurden die oben sub II, Nr. 1-4 erwähnten Gegenstände von mir gefunden. Diese Brandstellen nun als die Ueberreste ehemaliger Wohnstätten aufzufassen, dagegen scheinen mir zwei Umstände zu sprechen. Zunächst und vor allen Dingen war die Ausdehnung der einzelnen Brandplätze, als ich das Feld noch während des Umpflügens am 10. October 1891 besichtigte, eine zu geringe, um sie als Wohngruben zu deuten. Denn auch wenn wir sie nur als die Herdstellen untergegangener, aus Flechtwerk mit Lehmbewurf oder dergl. hergestellter Hütten betrachten wollten, so hätte sich doch auch der Boden des übrigen Hüttenraumes in dem durch dies erstmalige Umbrechen nach oben geworfenen reinen gelben Sande neben dem Herdplatze resp. um denselben herum durch eine andere, dunklere Färbung abheben müssen. Davon aber war nichts zu bemerken. Dann aber dürfte hier auch noch das ins Gewicht fallen, daß sich, von den im Vergleich zu den anderen beiden Fundorten auch nur spärlichen Gefäßresten abgesehen, auf dem ganzen Ackerstücke bisher gar keine Reste irgendwelcher alter Gebrauchsgegenstände gefunden haben. Deshalb halte ich dies Feld, wie bereits erwähnt, für einen wendischen Begräbnißplatz und die auf demselben bloß gelegten Brandstellen für sog. Brandgruben=Gräber. Schwierig bleibt es dabei allerdings, das Vorkommen der in der einen Brandgrube gefundenen, harten, mit Stroheindrücken versehenen Lehmstücke zu erklären. Doch dürfte dieser vereinzelte Umstand den angeführten
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Gründen gegenüber für die Beurtheilung der gesammten Anlage nicht von Einfluß sein.
Anders liegt die Sache dagegen bei den Fundorten Nr. 1 und 2. Hier hat augenscheinlich einst die alte wendische Ansiedelung gestanden, zu der jenes Begräbnißfeld gehörte. Denn dafür, daß wir es hier mit den Stätten einstiger Wohnungen und nicht mit einem durch den Ackerbau zerstörten Urnenfriedhofe zu thun haben, spricht zunächst die Thatsache, daß sich bisher, von zwei einzelnen kleinen Stückchen abgesehen, gar keine calcinirte Knochenstücke gefunden haben, die doch bei einem Urnenfelde vorhanden zu sein pflegen. Für einen Platz der Leichenbeerdigung aber sind die Gefäßscherben viel zu zahlreich und fehlen auch die Skelette. Ich selbst habe wenigstens bisher dort nie Menschenknochen gesehen und auch über sonstige derartige Funde von dort nur die eine hier folgende Nachricht zu erlangen vermocht. Am 11. September 1886 erzählte mir nämlich der im November 1890 in seinem 76. Lebensjahre verstorbene Büdner und Krugwirth Kobrow zu Oldendorf, als ich ihm "Pottschürr" vom Langen Ort zeigte, dort im Abbruchufer hätten sie auch schon einmal ein Gerippe gefunden. Der Schädel wäre aus der Wand herausgefallen und auch der Oberkörper, von einem großen starken Menschen herrührend, wäre durch Abrutschen der Wand zu Tage gekommen. Nachgegraben hätten sie nicht weiter. Die Beine möchten wohl noch in der Wand drinstecken. Mit der Meinung endlich, daß wir auch hier grade so, wie an der vorigen Stelle, Brandgrubenäcker vor uns haben, dürfte die bereits auf S. 256 angeführte, sich durch das Abbruchufer hinziehende alte Kulturschicht schwer in Einklang zu bringen sein, ebenso wie das an beiden Fundorten beobachtete zahlreiche Vorkommen von Gefäßscherben und anderen Altsachen, während sich in den Brandgruben meist keine oder doch nur spärliche Alterthümer finden.
Im October 1891 zeigte mir ein in Gehlsdorf bediensteter Knecht nicht weit jenseits der Gehlsdorf=Krummendorfer Grenze ziemlich nahe am Abbruchufer der Warnow im Acker westlich von den ersten dort am Oldendorfer Wege liegenden Krummendorfer Büdnereien eine Stelle, wo er vor einigen Tagen beim Ausgraben von Steinen eine alte Brandstätte gefunden. Er sei beim Graben, so erzählte er, etwa 1/2 m tief unter der Oberfläche auf schwarze, im
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gelben Sande des Ackers deutlich sichtbare Kohlenerde und eine kreisrunde Schicht von Feldsteinen gestoßen. Die Steine seien schon stark im Verwittern gewesen, sie fühlten sich so bröckelich an, "as wenn se waßt." - Die Steine lagen noch dort. Es waren gewöhnliche Feldsteine, die im Feuer gewesen und in Folge dessen brüchig und stark in Verwitterung übergegangen waren. In der Grube, die wir untersuchten, zeigte sich deutlich die Kohlenerde. Scherben, Knochenreste oder sonst dergleichen waren jedoch nicht zu finden, wie denn auch der Knecht beim Ausheben der Steine, deren kreisrunde Lage im Verein mit der Kohlenerde ihm sogleich aufgefallen war, nichts derartiges bemerkt hat. Es handelt sich hier augenscheinlich um ein altes Brandgrubengrab von etwa 1/2 m Tiefe und 3/4-1 m Durchmesser.
Ungefähr an derselben Stelle oder doch in deren unmittelbarer Nähe wurde 1886 eine kleine, graue, unverzierte Gefäßscherbe gefunden. Dieselbe ist 3-4 mm dick, hart gebrannt, mit Steingrus durchsetzt und stammt aus dem unteren Ende eines etwas nach außen gebogenen Gefäßhalses. Ihrem ganzen Aussehen nach dürfte sie zu den bei den Funden vom Langen Ort als Uebergang von den alten wendischen zu den jüngeren mittelalterlichen Scherben beschriebenen Gefäßresten zu rechnen sein, falls sie nicht trotz ihrer Steingrusbeimengung gar zu den letzteren gehört. Ob diese Scherbe in irgend welchem Zusammenhang mit der eben erwähnten Brandgrube steht, ist zweifelhaft.
In demselben Jahre fand sich auch etwas weiter nördlich, ebenfalls nicht weit vom Abbruchufer der Warnow entfernt, auf dem dortigen Acker eine kleine, durch und durch rothe, mit grobem Steingrus durchsetzte, hart gebrannte, unverzierte Scherbe, welche sicher noch der prähistorischen Zeit angehört.
Zwei gleichfalls nur kleine Scherben aus grauem, gut geschlemmtem Thon, mit feinem Steingrus vermengt und hart gebrannt, lagen endlich auf dem Acker in der Nähe des Abbruchufers südlich des vom Oldendorfer Kruge zur Warnow führenden Weges. Das eine dicht unter dem nach außen umgebogenen Gefäßrande abgebrochene Stück ist mit Horizontalrillen versehen, das andere unverziert. Beide gehören offenbar derselben Zeit an, wie die 1886 in der Nähe der Brandgrube gefundene graue Scherbe.
Im September 1886 erzählte ich einmal, als ich vom Alterthümer=Sammeln am Langen Ort kam, in Oldendorf dem dortigen,
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oben S. 278 bereits erwähnten, Büdner und Krugwirth Kobrow, ich sei am Warnow=Ufer entlang gekommen und habe Pottschürr gesammelt. Darauf erklärte er in der Meinung, ich sei vom Breitling her gekommen: "Ja dor in de Petersdörper Dannen (einem Theile der Oldendorfer Tannen) dor sindt sik vel sonn oll Pottschürr. De stammt noch von de Katholschen her. De kemen von Doberan hier räver. Hier stünnen dunnmals Kapellen. De sünd noch in de Petersdörper Dannen in de Ird. De Katholschen kemen von Doberan hierher un güngen von Groten=Kleen hier räver ävern Breetling. Dor söllen dunnmals Pierschädels int Water legen hebben. In de Petersdörper Dannen sindt sik nich blot Pottschürr, ne ok alterhand anner Saken, wurvon man gor nich weet, wat dat egentlich is." Früher sei dort viel gefunden beim Kartoffelhacken, jetzt im Holze könne man ja nicht mehr so graben, aber beim Roden und beim Fuchs=Ausgraben würde noch immer allerlei gefunden.
Ich gebe diese auf einen alten Wohnplatz oder ein zerstörtes Urnenfeld hindeutende Nachricht hier einstweilen ohne weiteren Kommentar, da ich die betreffende Stelle in den Tannen bisher noch nicht aufgefunden habe.
Zu den im Jahrb. XLVIII, S. 285 erwähnten beiden Steinkeilen im Besitze des Herrn Sturm sei hier noch bemerkt, daß der eine derselben im Meiershaussteller Revier in Schlag Nr. 6 beim Auswerfen eines Grabens um eine Tannenschonung etwa 3 Fuß tief in bloßer Erde gefunden wurde. Es war ein mit einigen Kreidestellen behaftetes, ziemlich langes und schmales, nicht polirtes, sondern nur behauenes Exemplar.
Ein beim Schnatermann gefundener, schön gearbeiteter Keil wurde 1869/70 der Rostocker Großen Stadtschule geschenkt. Leider war derselbe von einem Knechte gegen einen Stein geworfen und in Folge dessen in mehrere Stücke zersprungen. Auch das Rostocker Alterthumsmuseum besitzt einen 1891 eingelieferten Keil aus der Heide, und zwar aus Willershagen. Derselbe besteht aus bräunlichem Feuerstein und ist 11 1/2 cm lang, 4 cm breit und bis zu 3 cm dick. Seine beiden breiten Seiten sind polirt, doch ist die Politur auf der hinteren Hälfte meist wieder abgesplittert.
Ueber prähistorische Grabstätten im Gebiete der Rostocker Heide habe ich, von den im Jahrb. XXXVIII, S. 147 beschriebenen
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Kegelgräbern abgesehen, trotz vielfacher Erkundigungen bisher weiter nichts in Erfahrung bringen können, als daß in einem jetzt mit jungem Nadelholz bestandenen Schlage zwischen der Markgrafenheider Schneise und dem Brandtskreuze früher in einer Sandgrube eine Urne gefunden sei. Dieser Schlag liegt übrigens gar nicht weit von der Stelle jener Kegelgräber entfernt, ebenfalls im südlichen Theile des Hinrichshäger Revieres.
Ein in der Heide ausgegrabenes Rennthiergeweih soll vor Jahren der frühere Förster zu Torfbrücke, Herr Keding, besessen haben.