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14. Wendische Wohn= und Begräbnißstätten am Langen Ort, Feldmark Gehlsdorf.

Am sandigen Warnowufer des Langen Ortes oder der Langen Nees, d. h. der am rechten Ufer vor Oldendorf in die Warnow hineinragenden, zur Gehlsdorfer Feldmark gehörigen Landspitze, finden sich auf dem Acker sowie in der Wand des Abbruchufers zahlreiche wendische Gefäßscherben und sonstige Alterthümer. Die bisher gemachten Funde erstrecken sich über das Abbruchufer vom Südrande der am Langen Ort befindlichen Sandgrube bis zu dem beim Kind'schen Hofe (der letzte am Wege nach Oldendorf belegene ausgebaute Gehlsdorfer Bauernhof Nr. 9) in die Warnow mündenden Bache 1 ) (im Folgenden als Fundort Nr. 1 bezeichnet), ferner über die nördlich von diesem Bache gelegene Uferstrecke bis zur Niederung eines daselbst aus dem Acker in die Warnow führenden Grabens (Fundort Nr. 2) und endlich drittens über das Abbruchufer zwischen diesem Graben und der Sumpfniederung der Gehlsdorf=Krummendorfer Scheide (Fundort Nr. 3). Bei Nr. 1 und 3 finden sich auf der Ackeroberfläche Gefäßscherben und dergl. jedenfalls bis zu 75 m und bei Nr. 2 bis zu 25 m von der Kante des Abbruchufers ab landeinwärts. Merkwürdig ist dagegen, daß sich im eigentlichen Ufersande sowie im Wasser vor diesen drei Stellen nichts findet. Dort ist wohl bei dem fortwährenden Wasserstandswechsel und dem Hin= und Herspülen alles zerrieben und zergangen.

Von besonderem Interesse bei diesen Funden ist noch, daß dieselben zum Theil, wenigstens bei Fundort Nr. 1, offenbar aus einer jetzt theilweise fast 1 m hoch mit gelbem Sand überdeckten alten Kulturschicht stammen. Im Abbruchufer dieser Strecke beobachtete ich nämlich (am 11. September 1886) folgende Schichtenlage: Unmittelbar unter der dünnen Grasnarbe befindet sich eine nur 0,10-0,20 m mächtige, magere, aus grauer, sandiger Erde bestehende Ackerkrume. 2 )


1) Im Garten des Kind'schen Hofes steht die weiße Anemone (Anemone nemorosa L.) in Menge, namentlich unten am Bach zwischen den Ellern. Dieser Gartentheil war früher sehr naß und mit Bülten von Sumpfgräsern bestanden, offenbar der Rest eines alten Holzes oder Bruches. Auch auf der gegenüberliegenden Seite des am Hofe vorbei nach Oldendorf führenden Weges lag früher am Bach noch eine kleine Sumpfwiese, die erst seit Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre drainirt und zugeackert ist.
2) Der Ackerstreifen am Abbruchufer beim Fundort Nr. 1 (bis etwa 10 Schritt vom Abbruchufer landeinwärts) war früher Wüstland und ist erst in neuerer Zeit in Acker gelegt. Dieser Streifen heißt das "Freiland," weil der Hof für ihn keine Pacht zu zahlen braucht, da es eben Wüstland war. Daher ist natürlich auf diesem Uferstrich die Ackerkrume besonders mager. Der übrige, übrigens ebenfalls völlig sandige Acker hat keinen besonderen Namen.
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Darunter steht etwa 0,20-0,70 m tief gelber Sand und hierunter dann 0,10-0,20 m mächtig eine dunkelgraue bis schwarze Sandschicht in der sich eine Menge zergangener Holzkohle, kleine röthlich gebrannte Lehm= oder Thonstücke, im Feuer gewesene Steine, Gefäßscherben, Knochenstücke, Schlacken, sowie Reste von allerlei Geräthen finden. Dies ist augenscheinlich die alte Kulturschicht, auf der jene Ansiedler lebten, von denen obige Alterthümer herrühren, eine Schicht, welche dann später durch Sandwehen oder Ueberschwemmung mit dem gelben Sande überdeckt wurde, auf dem sich die heutige magere Ackerkrume befindet. Aus dieser alten Schicht stammen auch diejenigen Alterthümer, welche jetzt oben auf der Oberfläche umherliegen. Diese Stücke sind allmählich durch das Beackern an das Tageslicht gebracht an Stellen, wo der obere gelbe Sand nicht mächtig genug war, um das Eindringen des Hakens in die tiefer liegende, ältere Schicht zu verhüten. An manchen Stellen ist auch diese Schicht selbst mit der Zeit wieder mehr oder weniger bloßgelegt durch Sandabfahren, Abspülen des Sandes bei Hochwasser und Abwehen desselben, namentlich bei Schneestürmen, bei denen der Sand an den von der Pflanzendecke entblößten Stellen noch jetzt immer stark in Bewegung geräth. Unter der Alterthümer führenden Schicht liegt etwa 0,10 m mächtig wieder gelber Sand. Darauf folgt 0,20 m stark eine Schicht von grauem Sand von ganz ähnlichem Aussehen, wie die heutige Ackerkrume, dann dunkelgelber Sand und unter diesem fester gelber Lehm. An einer Stelle, an welcher die erwähnte alte Kulturschicht durch besonders viel Holzkohlenreste vorzugsweise dunkel gefärbt war, hatte der unmittelbar darunter befindliche gelbe Sandstreifen eine offenbar von Feuer herrührende röthlichgelbe Farbe, und zwar war diese Färbung in einer horizontalen Ausdehnung von mindestens 1 m Länge außen an der Uferwand sichtbar.

Diese verschiedenen Erd= bezw. Sandschichten ziehen sich mehr oder weniger deutlich (die drei obersten Schichten sind fast immer deutlich erkennbar) durch die Abbruchwand der ganzen mit Nr. 1 bezeichneten Uferstrecke hin und treten an einigen nicht bewachsenen Stellen auch bei Fundort Nr. 2 auf. Beim Fundort Nr. 3 ist das Abbruchufer dagegen fast vollkommen mit einer starken Grasnarbe bedeckt, so daß hier von einer etwaigen Schichtenlage nichts zu sehen ist.

Die Funde von Langen Ort sind folgende:

A. Von Fundort Nr. 1:

1. Ein kleines calcinirtes Knochenstückchen.

2. Thierknochen und =Zähne.

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Thierknochen fanden sich bisher nur sehr spärlich, und auch diese wenigen Reste bestehen meist nur aus sehr morschen und zerbrochenen Stücken, darunter drei angekohlte Splitter. Nach Aussage eines auf dem Kind'schen Hofe dienenden Knechtes sollen dort jedoch bei der Ackerbestellung schon häufiger große Thierknochen ausgepflügt sein. Auch Thierzähne kommen nur in geringer Menge vor und sind ebenfalls zum größten Theil verwittert und zerbrochen. Es befinden sich unter denselben solche von Wiederkäuern und acht bis zehn Stücke vom Schwein, darunter auch ein Bruchstück eines Hauers. An Fischresten wurde bisher nur ein Schlundknochen vom Rothauge gefunden. Einige kleine ebendort gesammelte Knochen von Frosch oder Kröte dürften neueren Zeiten angehören.

3. Gebrannte Lehm= und Thonstücke.

Dieselben sind größtentheils völlig verwittert. Es lassen sich daher nur wenige sehr kleine Stücke erhalten. Eins dieser letzteren zeigt den deutlichen Abdruck eines dünnen runden Stockes und ein anderes Eindrücke von Stroh= oder Grashalmen.

4. Im Feuer gewesene bezw. berußte Feldsteine.

Infolge der Einwirkung des Feuers sind dieselben meist stark verwittert. Hierher gehören auch zwei kleine weißgeglühte Feuersteinstückchen.

5. Holzkohle.

Diese ist meistens schon so stark zergangen, daß sie sofort bei der Berührung zerfällt. Doch ließen sich auch einige größere Stücke erhalten.

6. Metall= und Stein= bezw. Thon=Schlacken.

Meist nur Stücke von geringer Größe. Die Metallschlacken überwiegen, denn die übrigen wurden bisher nur in ganz wenigen kleinen Stücken gefunden.

7. Ein hellgrünes Stück Glasfluß, 34 mm lang, 10-17 mm breit, 4-5 mm dick, am breiten und zugleich dickeren Ende abgebrochen. Vielleicht erst aus neuerer Zeit stammend.

8. Steingeräthe und bearbeitete Steine.

a. Ein Netzsenker, Spinnwirtel oder kleiner Schleifstein aus grauem Sandstein, rund, oben und unten platt; Höhe: 17 mm, Durchmesser: 20 mm. An der einen Rundseite befindet sich eine kleine, schmale Schleifrinne. Das durch die Mitte gebohrte runde Loch hat 10 mm Durchmesser im Lichten.

b. Ein keilförmiges, an einer der Schrägseiten glatt geschliffenes Stück braunrothen Sandsteins, 70-80 mm lang, 30-45 mm breit und einerseits 35-40 mm, andererseits 5 mm dick. (Stück von einem Mühl= oder Schleifstein?)

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c. Ein 70 mm langer, 15-25 mm breiter und 8-10 mm dicker Griff eines Messers aus grauem Feuerstein, am Klingenansatz abgebrochen. Der letztere ist etwas breiter (30 mm breit) als der Griff.

d. Eine Pfeilspitze aus hellgrauem Feuerstein. Sie ist nur roh zugehauen und augenscheinlich zum Einlassen in einen vorne eingekerbten Schaft bestimmt. Denn die Dicke beträgt am hinteren Ende nur 2 mm und nimmt dann nach der Spitze hin allmählich zu bis zum Maximum von 5 mm. Länge: 32 mm, größte Breite: 17 mm.

e. Eine Anzahl pfeilspitzenartiger Feuersteinsplitter, vorne zum Theil spitz, zum Theil mit breiter Kante.

f. Eine Anzahl Feuersteinspähne.

g. Fünfzig kleine Feuersteinsplitter, fast sämmtlich mit Schlagmarken. Dieselben wurden an einer Stelle des Abbruchufers im Sande der Uferwand unmittelbar bei einander gefunden; vielleicht Abfallsplitter vom Bearbeiten von Steinwerkzeugen?

9. Die Hälfte einer kleinen Silbermünze des Königs Ethelred II. von England (978-1016).

Die Münze ist nur 1/2 mm dick und mißt 2 cm im Durchmesser. Auf dem Avers der vorhandenen Hälfte erblickt man im runden Felde den Kopf des Königs nach links - wie es scheint, ohne Kopfbedeckung - mit einem oben in ein Kleeblatt auslaufenden Scepter davor. Die ganze Münze enthielt also offenbar das Brustbild des Königs mit dem Scepter in der Hand. Die oben über dem Scheitel beginnende Umschrift lautet: Kreuz EDELRÆ . . . . . . . . . . . V ? M ? . Die Punkte bedeuten den fehlenden Theil der Umschrift, der auf der anderen Hälfte der Münze gestanden haben muß. Die beiden letzten Buchstaben sind verwischt und nicht genau zu erkennen. Der Revers zeigt, ebenfalls im runden Felde, eine ausgereckte Hand (scheinbar mit sechs Fingern) mit einigen kleinen Zeichen oder Buchstaben ( Buchstabe ?) an der linken Seite. Von der Umschrift enthält das vorhandene Stück: . . . . ANII Buchstabe OLVN . . . Ob der Anfang dieses Umschriftrestes ANII oder ANTI oder ANIT heißt, ist nicht genau zu entziffern. Eine mir durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Dr. Hofmeister ermöglichte Vergleichung dieses Fragmentes mit einigen im Rostocker Universitäts=Münzkabinet befindlichen, vollständig erhaltenen ähnlichen Münzen ergab, daß das gefundene Stück von einer Münze des von 978-1016 regierenden Königs Ethelred II. von England 1 ) stammt, und daß die volle Umschrift des Averses


1) Funde von Ethelred=Münzen kommen in Meklenburg, sowie im sonstigen Ostseegebiet häufiger vor, so bei Sternberg (Jahrb. III B., S. 105), in der Lewitz (ebenda, IV, S. 58 und 59), bei Warlin (ebenda, V, S. 129 und 130), (  ...  )
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offenbar folgendermaßen gelautet hat: Kreuz EDELRÆ(D REX ANGLOR)VM. Die Umschrift des Reverses ließ sich dagegen wegen der Verschiedenheit des Gepräges nicht rekonstruiren, sie enthielt offenbar den Namen des Münzmeisters und den des Münzortes London.

Sonst war an Münzen trotz eifrigen Suchens nichts weiter zu finden, und auch über anderweitige dort etwa gemachte Münzfunde habe ich bisher nichts in Erfahrung bringen können, als daß ein auf dem dortigen Bauernhofe bediensteter Knecht mir am 4. October 1891 erzählte, er habe an jener Stelle eine alte meklenburgische Münze gefunden, die ihm unbekannt sei. Leider habe ich diese Münze nicht gesehen und muß es daher zweifelhaft bleiben, ob es wirklich ein meklenburgisches oder nicht auch etwa ein bedeutend älteres Stück gewesen ist.

10. Gegenstände aus Bronce oder Kupfer.

a. Eine 20 X 25 mm große und 1 mm dicke Scherbe eines Bronce= oder Kupfergefäßes. Dieselbe ist in der Mitte mit einer 2 mm breiten und 1 mm vorspringenden, horizontal um die Gefäßwand laufenden Rippe oder Kante versehen und beiderseits vollständig mit einer festen schwarzen Rußschicht überzogen.

b. Drei kleine über einander liegende und durch ein Bronceniet fest zusammengehaltene, abgebrochene und verbogene Stücke dünnen Bronceblechs, 14 X 24 mm groß.

c. Ein 30 mm langes und 2 mm dickes rundes Stück Draht.

d. Ein kleines abgebrochenes Schmuckstück. An einem 5 mm langen und 2 mm breiten Stiel befindet sich eine Rosette von 7 mm Durchmesser mit eingestanzter Punktverzierung und fünf durchgestanzten kleinen runden Löchern. Dicke: 1/2 mm.

e. Ein Stück eines kleinen Bronceplättchens mit drei durchgestanzten runden Löchern. Größe: 6 X 16 mm, Dicke: 1/2 mm. (Zerbrochenes Schmuckstück?)

f. Ein Gewichtstück (?).

Es ist eine auf der einen Seite abgeplattete kleine Kugel von 20 mm Durchmesser und 15 mm Höhe. Die abgeplattete Stelle ist kreisförmig (6 mm Durchmesser) und wird von einem eingestanzten Perlenkranze, wie man ihn so häufig auf Münzen findet, umrahmt. In diesem Kranze lassen sich jetzt nur drei einzelne, kleine, ebenfalls eingestanzte, runde Punkte erkennen. Nach der Stellung derselben zu


(  ...  ) bei Schwaan (ebenda, XXVI, S. 270 ff.), bei Danzig (Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc. ., Jahrg. XXII, Nr. 9, S. 85) und in einem Normannengrab in Livland (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc. ., 1876, S. 278).
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einander aber scheint es, als ob ursprünglich fünf derartige Punkte (zur Bezeichnung der Gewichtszahl?) vorhanden gewesen seien, von denen jetzt jedoch zwei durch Rost verdeckt oder vernichtet sind. An der dieser Abflachung entgegengesetzten Seite ist die Kugel infolge des Eisengehaltes des Bodens am Fundorte stark verwittert und mit Rost bedeckt, so daß es sich nicht mehr erkennen läßt, ob sie auch hier abgeplattet war. Daß die Kugel trotz dieses Rostes aus Kupfer oder Bronce besteht, ist durch leichtes Anfeilen der vom Rost angefressenen Seite festgestellt. Ihr Gewicht beträgt im jetzigen Zustande zwischen 29 und 30 Gramm.

11. Geräthe aus Eisen (sämmtlich stark verrostet):

a. Eine abgebrochene Messerklinge, 76 mm lang, 15 mm breit, Rücken 3 mm dick.

b. Messergriff mit einem Theil der umgebogenen und abgebrochenen Klinge (?). Es ist ein 65 mm langes, plattes Stück Eisen, am hinteren Ende 15-18 mm breit und abgerundet, während es am vorderen, etwas umgebogenen und nur 10 mm breiten Ende abgebrochen ist. Die Dicke beträgt, mit Ausnahme des nur 1 mm starken umgebogenen Stückes, 5 mm.

c. Mittelglied eines Pferdegebisses (?). Dasselbe besteht aus einer 41 mm langen und 5 mm breiten und dicken Eisenstange mit je einer viereckigen Oese an den beiden Enden. Breite der Oesen: 19-20 mm, Dicke derselben: 3 mm, lichter Durchmesser des viereckigen Oesenloches: 8-11 mm. Gesammtlänge des ganzen Stückes: 75 mm.

d. S-Spiegelbild =förmiger Doppelhaken, 49 mm lang und 3-4 mm dick.

e. Ein vierkantiger, 50 mm langer Haken, 7-9 mm breit und 3-9 mm dick. Das umgebogene Ende ist 4 mm hoch.

f. Ein vierkantiger Angelhaken (?), krumm gebogen, 85 mm lang und 3-4 mm dick. Die mit einem Widerhaken versehene Spitze ist 17 mm lang und am hinteren Ende 9 mm breit.

g. Eine Schnalle. Der etwa 3 mm dicke viereckige Bügel ist 2 X 3 cm groß und mit einer 22 mm langen runden Pinne versehen.

h. Zwei Niete. Das eine ist augenscheinlich rund, 38 mm lang und etwa 5 mm dick und hat am oberen Ende einen 19 X 22 mm breiten viereckigen Kopf. Das untere Ende ist etwas verdickt und ebenfalls mit einem, aber nur 9 mm breiten, Kopfe versehen, der jetzt jedoch zur Hälfte abgebrochen ist. Das andere Stück ist 32 mm lang, 2-3 mm dick und ebenfalls scheinbar rund. Es hat einen 15 X 19 mm breiten Kopf und ist am unteren Ende verdickt mit ovalem Querschnitt von 5 X 7 mm Durchmesser.

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i. Eine kleine Pinne mit großem, viereckigem Kopf von 20 bis 25 mm Breite und 2-3 mm Dicke. Die vierkantige Pinne selbst ist nur 9 mm lang und am Kopfende 4 mm dick.

k. Sieben vierkantige Nägel bezw. Stücke von solchen, 23 bis 74 mm lang und 3-6 mm dick, drei davon mit Köpfen von 10 bis 20 mm Breite.

l. Kopfstück eines runden Nagels oder Stiftes. Länge: 9 mm, Dicke: 5 mm, Breite des Kopfes: 8 mm.

m. Eine 10 X 25 mm breite und 3-4 mm dicke Eisenplatte (abgesprungener Nagelkopf?).

n. Eine etwas krumm gebogene, vierkantige, durchbohrte Eisenplatte von 21 X 27 mm Durchmesser und 15-30 mm Dicke. Das in der Mitte befindliche Loch ist rund und hält etwa 5 mm im Durchmesser.

o. Ein etwas krumm gebogenes, 50 mm langes, 15-30 mm breites und 10-30 mm dickes Stück Eisen.

p. Kleines abgebrochenes, dreieckiges Stück Eisen. Breite an der Basis: 32 mm, Höhe: 25 mm, Dicke: 2-7 mm.

q. Ein 20 mm langes, 10 mm breites und 2 mm dickes Eisenstück.

r. Zwei kleine, 1 mm dicke platte Stückchen Eisen von 10 X 20 und 15 X 20 mm Durchmesser.

s. Vierzehn kleine Eisensplitter.

12. Ein kleines, dunkelrothes Thonstückchen, 10 X 13 mm groß bei 5 mm Dicke. Vielleicht als Farbe benutzt?

13. Die Hälfte eines unverzierten, glatten Spinnwirtels von doppelkonischer Form aus grauem, hart gebranntem Thon. Höhe: 12 mm, Durchmesser in der Mitte: 30 mm und an beiden Enden: 18 mm. Das senkrecht durch die Mitte gehende kreisrunde Loch mit glatten Wänden mißt 9-10 mm Durchmesser im Lichten.

14. Aeltere Gefäßscherben finden sich in großer Menge, sowohl verziert, wie unverziert.

Alle diese Scherben zeigen in Material, Technik und Verzierung genau denselben Charakter, wie die von den hiesigen wendischen Burgwällen (vergleiche die Funde vom Dierkower Burgberge in Jahrb. XLVIII, S. 300 ff.) und sind daher unzweifelhaft als wendische anzusprechen. Sie bestehen sämmtlich aus Thon, der mit einer größeren oder geringeren Menge Steingrus von verschiedener Feinheit bezw. Grobheit durchmengt ist, zeigen mehrfach deutliche Spuren ihrer Herstellung vermittelst der Töpferscheibe und sind sämmtlich gebrannt, und zwar zum bei weitem größten Theile sehr gut.

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Was die Farbe anbetrifft, so sind die meisten Scherben an der Außen= und Innenseite roth oder gelblichroth mit grauem Kern, viele jedoch auch außen roth, röthlich oder gelblich und innen grau bezw. grauschwarz oder außen und innen graubraun mit grauem Kern. Daneben kommen aber auch nicht selten durch und durch graue, grauschwarze oder rothe Scherben vor, sowie einige innen röthliche, im Uebrigen aber graue. Ein braunrother Kern bei sonst grauer Färbung wurde nur bei ganz wenigen, hart gebrannten, ziemlich stark mit Steingrus durchsetzten Scherben beobachtet. Bei manchen Stücken ist es deutlich erkennbar, daß das zunächst aus grauer, mit Steingrus durchkneteter Thonmasse geformte Gefäß dann an der Innen= und Außenseite mit je einer dünnen Lage feineren Thones, meist von rother oder gelbbrauner Färbung ohne Steinzusatz, überzogen ist. Bei zwei oder drei hart gebrannten Scherben mit nur wenig Steingrusbeimengung lassen sich sogar fünf Schichten über einander erkennen: ein grauer Kern ist beiderseits mit je einer dünnen braunen und diese wiederum mit je einer dünnen grauen Thonschicht überzogen. Die am besten gearbeiteten, und mit wenigen Ausnahmen auch die mit dem feinsten Steingrus durchsetzten Scherben finden sich unter den durch und durch rothen, womit aber nicht gesagt sein soll, daß bei allen derartigen Gefäßresten Material und Arbeit von solcher Feinheit sei sondern es kommen daneben auch sehr roh gearbeitete Stücke, sowie solche mit sehr grobem Steingruszusatz vor. Bei weitem die meisten Scherben sind, wie bei fast allen durch den Ackerbau zerstörten hiesigen Fundstellen, nur klein. Größere Stücke wurden bisher nur verhältnißmäßig wenig gefunden, und wenn sich auch mehrfach Scherben, die offenbar zu ein und demselben Gefäße gehören mußten, im Acker unmittelbar bei einander fanden, so haben sich dieselben doch bisher nur in einem einzigen Falle zu einem größeren Stücke zusammensetzen lassen, aus dem sich wenigstens ungefähr die Form des betreffenden Topfes erkennen läßt. Die dicksten der bisher gefundenen Gefäßreste sind 8, 9, 12 und 13 mm, die dünnsten 3-5 mm dick. Die Wölbung der Scherben ist, ein oder zwei stärker gebogene Stücke ausgenommen, sehr flach, so daß die Gefäße durchgehend ohne besondere Ausbauchung gewesen zu sein scheinen. Eine ziemlich dicke, unverzierte, hart gebrannte, graue Scherbe ist so leicht wie Bimsstein, so daß sie auf dem Wasser schwimmt.

An Verzierungen, welche auf manchen Stücken nur roh und verwischt, auf den meisten aber gut und theilweise sogar sehr exakt ausgeführt sind, kommen die folgenden vor:

a. Die gewöhnlichen Horizontalrillen von 1-5 mm Breite und bis zu 3 mm Tiefe, genau wie die im Jahrb. XLVIII, S. 302

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sub Nr. 15 a vom Dierkower Burgberge beschriebenen. Dies ist die am häufigsten vorkommende Verzierungsart. Denn es zeigt nicht bloß die bei weitem größte Anzahl der überhaupt verzierten Scherben nur diese Verzierung allein, sondern dieselbe kommt auch in Verbindung mit allen übrigen Ornamenten vor. Fast sämmtliche Rillen sind einzeln ein nach einander aus freier Hand in die Gefäßwand eingegraben; daß sie aber unter Umständen auch mit einem gezahnten oder ausgezackten Instrumente hergestellt wurden, zeigt eine Scherbe, welche mit mehreren völlig gleichmäßigen Bändern von je drei Horizontalrillen und außerdem noch mit einem horizontalen Bande von mindestens zwei Wellenlinien verziert ist. Die Zahl der Wellenlinien läßt sich nicht genau feststellen, da die Scherbe in diesem Bande abgebrochen ist. Bei einigen Scherben sind die ziemlich breiten Rillen so kräftig eingedrückt, daß die schmalen Zwischenräume zwischen denselben wie horizontale, um die Gefäßwand sich herumziehende Rippen aussehen. Bemerkenswerth dürften hier noch zwei Randstücke sein, welche außer den Horizontalen auf der äußeren Gefäßwand auch noch zwei bis drei derartige Linien oben auf der wagerechten bezw. von innen nach außen schräge aufwärts gerichteten Abplattung des etwas nach außen überstehenden resp. umgebogenen Randes aufweisen.

b. Im Winkel zu einander stehende bezw. sich kreuzende eingegrabene grade Linien (vergl. Dierkow l. c., S. 303 und 304, Nr. 15 i-m). Nur vier kleine, gut geglättete Scherben mit sorgfältig ausgeführter Verzierung.

c. Eingegrabene horizontale Wellen= oder Zickzacklinien (l. c., S. 302, Nr. 15 b und c).

Die meisten diese Ornamentirung zeigenden Scherben sind nur mit einer, einige jedoch auch mit zwei einzelnen oder mit einem horizontalen Bande von zwei bis drei Wellen= bezw. Zickzacklinien verziert. Von den überhaupt nur wenig vorkommenden Zickzacklinien sind übrigens manche wohl nur etwas steiler und eckiger gezogene Wellenlinien, so daß mit wirklichem Zickzack=Ornament nur ganz einzelne Stücke übrig bleiben. Besonders zu erwähnen ist hier noch eine kleine, durch und durch braune, gut gearbeitete Scherbe von der oberen Gefäßkante mit abgeplattetem, nach außen überstehendem Rande (der Rand ist 7 mm, die übrige Scherbe nur 3 mm dick). Dieselbe besteht aus feinem, hart gebranntem Thon mit nur ganz geringer und sehr feiner Steingrusbeimengung und ist außer mit einer oben an der Außenseite des Randes angebrachten flachen auch noch auf der Innenseite des Gefäßes unmittelbar unter dem Rande mit einer

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ähnlichen, allerdings nur roh eingegrabenen Wellen= oder Schlangenlinie verziert.

d. Kerben (l. c, S. 303, Nr. 15 e).

Alle hierher gehörigen Stücke sind Randstücke oder unmittelbar unter dem Rande weggebrochene Scherben, welche sämmtlich dicht unter demselben mit einer horizontalen Kerbenreihe versehen sind. (Ein Randstück hat ein Band von senkrecht stehenden Kerben von 6-7 mm Durchmesser, die mit einem vierkantigen Instrumente mit stumpfer Spitze eingedrückt sind. Auf allen übrigen Scherben stehen die Kerben schräge, und zwar meistens von links oben nach rechts unten. Reihen, bei denen die Einkerbungen umgekehrt von rechts oben nach links unten gerichtet sind, kommen nur ganz wenig vor. Bei einigen Stücken sind die Kerben mit einem drei= bis sechszinkigen Instrumente eingedrückt in der Weise, daß jede einzelne derselben sich aus den unmittelbar zusammenstoßenden drei bis sechs mehr oder weniger horizontal liegenden Zinkeneindrücken zusammensetzt.

e. Fischgräten=Ornament.

Dies Ornament wurde bisher nur auf einem einzigen Randstücke beobachtet. Oben auf dem 5 mm breiten, platten Rande befinden sich zwei gegen einander gerichtete, durch eine ganz schmale Längsrille in der Mitte getrennte Kerbenreihen, und zwar so, daß die äußere Reihe, deren Kerben etwas stärker sind als die der inneren, noch mit in die Außenseite des Randes eingedrückt und daher nicht bloß von oben, sondern auch an der Außenseite der Scherbe sichtbar ist. Die einzelnen Kerben sind etwa 5 mm lang und die der inneren Reihe ca. 1 mm, die der äußeren 1-2 mm breit. Außerdem ist die Scherbe außen dicht unter dem Rande noch mit einer horizontalen graden und zwei Wellenlinien verziert, und zwar so, daß die erstere sich zwischen den beiden letzteren befindet.

f. Eingedrückte Punkte (l. c., S. 302, Nr. 15 d und S. 304, Nr. 15 p).

Punkte allein als einzige Verzierung fanden sich nur einmal auf einem Randstücke, sonst nur in Verbindung mit den gewöhnlichen Horizontalrillen. Aber auch hiermit wurden bis jetzt nur drei Scherben beobachtet. Alle vier Stücke sind mit je einem horizontalen Bande kurzer schräger Reihen von drei bis vier kleinen Punkten verziert. Bei zwei Bändern sind diese Punktreihen von links oben nach rechts unten, bei den beiden anderen entgegengesetzt von rechts oben nach links unten gerichtet. Die einzelnen Punkte haben auf drei Scherben eine mehr oder weniger runde Form, während sie auf der vierten, dem erwähnten Randstücke, augenscheinlich mit einem spitzen, vierkantigen Gegenstande gemacht sind. Letztere haben bei ca. 1-2 mm

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Tiefe einen oberen Durchmesser von 2-3 mm. Bei zwei Scherben bestehen die einzelnen Punktreihen aus je drei Punkten, die ganz offenbar mit einem dreizackigen Instrumente eingedrückt sind. Aus wieviel Eindrücken die Reihen auf den beiden anderen Scherben bestanden, ist nicht genau festzustellen, da diese Stücke grade im Punktbande abgebrochen sind. Die längsten Reihen zählen auf beiden je vier Punkte.

g. Ein um die Gefäßwandung laufender erhöhter oder vorspringender horizontaler Ring oder Wulst (l. c., S. 306, Nr. 15 v.).

Ein derartiger Ring befindet sich auf dreizehn Scherben. Er springt 2-8 mm vor und ist bei zehn Stücken mit schrägen Kerben versehen. Daneben sind alle dreizehn Scherben noch mit den gewöhnlichen Horizontalrillen und außerdem eine noch mit einer Wellen= und eine andere mit zwei Zickzacklinien (die eine über, die andere unter dem gekerbten Ringe) verziert. Bei einer Scherbe mit 3 mm vorspringendem Ringe ist dieser zum Theil abgesprungen und zeigt sich darunter eine völlig glatte, 6 mm breite und 1 1/2 mm tiefe Horizontalrille, so daß es den Anschein hat, als ob der Ring erst später in diese Rille eingefügt sei.

Außerdem kommen noch folgende Zusammensetzungen obiger Verzierungsarten vor:

h. Gewöhnliche Horizontalrillen und Wellen= bezw. Zickzacklinien (l. c., S. 304, Nr. 15 n und o).

Die Hauptverzierung bildet die grade Rille. Denn die meisten Scherben zeigen neben einer größeren oder geringeren Anzahl von graden nur eine einzige Wellenlinie, welche letztere meist über den ersteren dem Rande zunächst angebracht ist. Mit zwei einzelnen Wellenlinien neben den Graden wurden nur zwei oder drei Scherben gefunden und ebenso nur sehr vereinzelt Stücke mit Bändern von zwei bis vier Wellenlinien, die zum Theil mit einem gezahnten Instrumente eingeritzt sind. Bei einer Scherbe von der oberen Gefäßkante ist ein derartiges, mit einem drei= oder vierzinkigen Geräthe hergestelltes schmales Band in die vordere Kante des oben abgeplatteten und nach außen überstehenden Randes eingedrückt, und zwar so stark, daß dieser dadurch von außen ein gekräuseltes oder welliges Ansehen erhalten hat. Auf einem anderen Randstücke liegt die Wellenlinie in einer unmittelbar unter dem Rande befindlichen, 4 mm breiten Graden, während sie auf einer dritten Scherbe drei der sie umgebenden Graden durchschneidet.

i. Gewöhnliche Horizontalrillen und Kerben (l. c., S. 305, Nr. 15 r.).

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Alle hierher gehörigen Scherben, von denen über die Hälfte Randstücke sind, sind neben den Horizontalrillen nur mit je einer horizontalen Kerbenreihe verziert. Die Einkerbungen stehen, ebenso wie bei den nur mit ihnen verzierten Scherben, fast sämmtlich schräge, und zwar sind etwa 5/6 von links oben nach rechts unten und nur 1/6 umgekehrt gerichtet. Auf einer Scherbe stehen die Kerben fast und auf einem Randstücke ganz senkrecht, während sie auf einem dritten Stücke wagerecht liegen. Bei fast sämmtlichen Randstücken befindet sich die Kerbenreihe zunächst unter dem Rande, und folgen dann erst die Horizontalrillen. Nur bei sechs bis sieben Scherben steht dieselbe etwas tiefer zwischen den letzteren oder ist sie in dieselben hineingedrückt. Auf einem dieser Stücke sind die Kerben 7 mm breit, 9 mm lang und sehr flach und scheinen durch leichtes Eindrücken des kleinen Fingers in die noch nicht hart gewordene Gefäßwand hergestellt zu sein. Bei dem Randstücke mit den senkrechten Kerben (von 2-3 mm oberem Durchmesser) sind dieselben mit einem spitzen, vierkantigen und bei vier anderen Scherben mit einem gezahnten Instrumente gemacht. Bemerkenswerth sind noch drei kleine hierher gehörige Scherben, die fast einen Uebergang von der Wellenlinie zu den Kerben, bezw. umgekehrt, zu bilden scheinen. Bei zwei dieser Stücke nämlich sind die ebenfalls schräge stehenden Kerben etwas schlangenartig und bei der dritten am einen Ende hakenförmig gebogen, so daß das Kerbenband auf allen drei fast einer regelmäßig unterbrochenen Wellenlinie ähnlich sieht.

k. Wellenlinien und Kerben (l. c., S. 305, Nr. 15 s.).

Nur zwei Scherben, welche beide unter dem Rande mit je einer horizontalen Reihe schräger, von links oben nach rechts unten gerichteter Kerben und einer unmittelbar hierunter angebrachten, ebenfalls horizontalen Wellenlinie verziert sind.

l. Horizontalrillen, Wellenlinien und Kerben (l. c., S. 306, Nr. 15 t.).

Ebenfalls nur zwei kleine Scherben, bei denen zu der soeben unter k aufgeführten Verzierung noch die gewöhnlichen Horizontallinien hinzukommen.

Ueber die Scherben vom Gefäßboden und vom unteren Theile des Gefäßes mit einem Stücke des Bodens daran gilt genau dasselbe, was l. c. S. 301, Absatz 3 über die Dierkower Bodenstücke gesagt ist. Der Winkel zwischen Boden und Gefäßwand wechselt zwischen 96° und 143°. Mit einem an der äußeren Kante sich herumziehenden flachen Ringe auf der Unterseite des Bodens sind nur sechs bis sieben Scherben versehen. Alle übrigen sind völlig platt. Die geringste Dicke der Bodenstücke beträgt 4 mm.

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Auch die Randformen stimmen bei den bisher gefundenen 161 Scherben von der oberen Gefäßkante größten Theils mit den l. c., S. 301 ff. beschriebenen Randstücken vom Dierkower Burgberge überein. Denn 42 Scherben haben dieselbe Form wie die daselbst sub Nr. 14 d aufgeführte, 27 sind wie die erste der dort sub Nr. 15 a genannten Arten, 26 wie Nr. 14 f, 19 wie Nr. 14 b, 5 wie Nr. 14 a, 4 wie Nr. 14 c, je 2 wie Nr. 15 b und die erste der sub Nr. 15 r beschriebenen Formen sowie je 1 wie Nr. 14 e und die zweite sub Nr. 15 a genannte Art. Neu sind dagegen die folgenden Formen:

α. oben horizontal oder von innen nach außen schräge auswärts abgeplattet, wie l. c., Nr. 14 b und c, aber nach beiden Seiten hin überstehend (3 Stücke),

β. wie l. c., Nr. 14 d, aber nach oben hin verdickt (1 Stück),

γ. wie l. c., Nr. 14 b, 14 d und die erste der sub Nr. 15 r beschriebenen Randformen, aber mit einer Auskehlung in der abgeplatteten oberen bezw. abgeschrägten vorderen Kante (15 Stücke),

δ. wie die erste der l. c. sub Nr. 15 a beschriebenen beiden Formen, aber mit einer Auskehlung oben in der Biegung bezw. der schräg abwärts gerichteten vorderen Randkante oder in beiden (11 Stücke),

ε. ganz oben abgerundet und dann nach innen hin schräge abwärts abgeplattet (1 Stück),

ζ. Rand von innen und außen nach oben zu allmählich dünner werdend, so daß er oben schließlich in eine ganz schmale Kante ausläuft (1 Stück).

Von den Randstücken ist etwa die Hälfte verziert und die Hälfte unverziert, und zwar herrschen unter den ersteren die mit den gewöhnlichen Horizontalrillen (42 Stück) sowie die mit den Horizontalen und Kerben (21 Stücke) versehenen Scherben vor, während von den übrigen Verzierungsarten gewöhnliche horizontale und Wellen= bezw. Zickzacklinien nur auf zehn, Kerben allein auf sechs, Wellenlinien allein auf vier, Kerben und Wellenlinien zusammen auf einer und Punkte, sowie das oben beschriebene Fischgräten=Ornament ebenfalls nur auf je einer Scherbe vorkommen. Da die unverzierten Randstücke übrigens meist nur klein sind und größere Stücke unter ihnen fast gar nicht vorkommen, so dürften sie wohl zum größten Theile vom unverzierten Halse oder Rande sonst verzierter Gefäße stammen.

Selten sind Reste von Gefäßdeckeln, von denen bisher nur zwei Scherben gefunden wurden. Beide stammen von platten runden Deckeln und sind röthlich mit grauem Kern, hart gebrannt und, ebenso wie alle übrigen Scherben, mit Steingrus durchsetzt. Die Dicke der

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einen beträgt 5-8 mm, die der anderen 7-8 mm. Die Oberseite beider Deckel war verziert, und zwar die des einen offenbar vollständig mit eingedrückten, der Deckelrundung entsprechenden concentrischen Kreisen bedeckt. Die andere Scherbe dagegen zeigt nur 5 mm von der Kante entfernt ein Band von zwei bis drei derartigen, übrigens nur roh hergestellten und in einander laufenden Kreislinien, welche radial von einer gleichfalls eingedrückten Graden durchschnitten werden.

Zum Schluß möchte ich hier bei den älteren Scherben noch einige allerdings nur in sehr geringer Anzahl vorkommende Stücke erwähnen, die den Uebergang zu den folgenden jüngeren Gefäßresten zu bilden scheinen. Es sind dies theils graue, theils bräunliche 1 ) Scherben, bei denen sich eine allmähliche Verfeinerung des zur Herstellung benutzten Materials erkennen läßt. Der Thon ist ausgeschlemmt resp. besser ausgeschlemmt, als bisher, und die Steingrusbeimengung ist geringer und feiner. Auch sind diese Scherben zum Theil dünner und schon härter gebrannt, als die älteren. Dennoch aber ist der Brand noch nicht so hart, wie bei der jüngeren Art, namentlich nicht klingend, und ist ferner auch die Arbeit noch nicht so gleichmäßig und exakt, wie wir sie bei diesen letzteren durchweg finden. Vor Allem aber, und dies dürfte wohl den jüngeren Scherben gegenüber das Hauptunterscheidungsmerkmal bilden, zeigen diese Uebergangsscherben noch stets eine, wenn auch schon vielfach bedeutend geringere und verfeinerte Steingrusbeimengung, eine Zuthat, die bei den jüngeren (von einem einzigen, mit feinem, weißem Quarzsand durchsetzten Stücke abgesehen) völlig fehlt. An Verzierungen kommen vor die gewöhnlichen Horizontalrillen, horizontale Wellenlinien und horizontale Kerbenreihen, sowie Zusammensetzungen aus diesen Ornamenten. Die Randformen sind wie Jahrb. XLVIII, S. 301, Nr. 14 b, 14 d und die erste der ebenda S. 302 sub Nr. 15 a beschriebenen Arten (je eine Scherbe). Bei dem einzigen hierher gehörigen Bodenstücke geht die Seitenwand innen allmählich in den Boden über, während sie außen scharf absetzt. Der Boden selbst ist, soweit sich dies bei der Kleinheit der Scherbe erkennen läßt, beiderseits platt.

15. Jüngere Gefäßscherben.

Diese jüngeren Scherben finden sich einzeln zwischen den älteren zerstreut. Sie sind sehr hart und größtentheils klingend gebrannt, nur 2-6 mm dick und von Farbe meist durch und durch hellgrau


1) Bei einigen Stücken ist der graue Kern beiderseits mit einem ganz dünnen, hellbraunen Ueberzug aus fein geschlemmtem Thon bedeckt.
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oder graublau, einige auch schwärzlich oder bräunlich oder außen und innen grau bezw. graublau, aber mit braunem Kern. Sämmtliche Stücke sind mittelst der Töpferscheibe gearbeitet und bestehen aus fein geschlemmtem Thon ohne Steingrusbeimengung. Nur eine einzige dunkelgraublaue Scherbe ist, wie bereits bemerkt, mit sehr feinen weißen Quarzstückchen oder Quarzsand durchsetzt. Die meisten Scherben sind unverziert, doch kommen einzeln auch Horizontalrillen vor. Andere Verzierungsarten wurden bisher nicht beobachtet. Ebenso wie Material und Technik, sind auch die Randformen dieser jüngeren Gefäßreste fast durchgehend wesentlich anders als bei den älteren Scherben. Die bisher gefundenen Formen sind folgende:

a. Wie Jahrb. XLVIII, S. 302, Nr. 15 b (zwei unverzierte Stücke).

b. Senkrecht stehender, oben abgerundeter oder sich allmählich zu einer schmalen Kante verjüngender Rand. Bei einer der hierher gehörigen Scherben springt die Gefäßwand unmittelbar unter dem Rande etwas nach außen vor, so daß hier ein kleiner Absatz entsteht. (3 dünne Scherben, 2 unverzierte und eine mit Horizontalrillen.)

c. Senkrecht stehender, oben abgerundeter Rand mit verdickter Kante und einem 1/2-1 1/2 cm unter demselben befindlichen flachen nach außen vorspringenden horizontalen Wulste (zwei unverzierte Stücke).

d. Nach außen umgebogener Rand mit stark verdickter und dadurch nach beiden Seiten hin überstehender abgerundeter Vorderkante (4 unverzierte Stücke).

e. Rand erst nach außen und dann nach oben gebogen, obere Kante abgerundet (zwei unverzierte Stücke und ein ähnliches, gleichfalls unverziertes, welches fast den Uebergang von d zu e bildet).

Scherben von Gefäßboden wurden bisher nicht gefunden, wohl aber ein hellgraues Henkelstück.

Ob zu diesen jüngeren Gefäßresten auch die sich ebendort zerstreut findenden, klingend gebrannten, weißlichgrauen oder hellgelblichbraunen, meist mit Horizontalrillen verzierten Scherben (seltener unverziert, zum Theil mit Stellen ganz dünner brauner Glasur) zu rechnen sind oder ob diese einer neueren Zeit angehören, wage ich einstweilen nicht zu entscheiden. Auch von diesen Gefäßen wurden bisher keine Boden=, wohl aber Rand= und Henkelstücke gefunden.

B. Vom Fundort Nr. 2.

1. Ein ganz kleines calcinirtes Knochenstückchen.

2. Thierknochen und Zähne.

Ein humerus vom Schwein, drei kleine Stücke von Rippen, ein kleiner und ein großer Fußknochen (letzterer aus der Warnow

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oder dem zwischen den Fundorten l und 2 mündenden Bache) und ein abgesplittertes Stück eines Zahnes.

3. Gebrannte oder doch wenigstens im Feuer gewesene Lehm= und Thonstücke, zum Theil mit Abdrücken von Gras= oder Strohhalmen, im Feuer gewesene Steine, sowie Holzkohle fanden sich hier bisher nur sehr spärlich, Metall= oder Steinschlacken garnicht.

4. Ein kleines schwarzes Stück Harz, Pech oder dergl.

5. Zwei dreikantige Feuersteinspähne von 5 und 7 1/2 cm Länge, sowie ein oder zwei Feuersteinsplitter, welche letztere aber auch auf natürliche Weise abgesplittert sein können.

6. Geräthe aus Eisen, sämmtlich stark verrostet:

a. Eine Messerklinge von 58 mm Länge, 12 mm Breite und 4 mm Dicke.

b. Eine Messerklinge (?) oder dergl., 56 mm lang, bis zu 9 mm breit und bis zu 6 mm dick.

c. Ein ca. 9 cm langes, 24 mm breites, plattes, vierkantiges, an den beiden Enden mit je einem runden Loche durchbohrtes Stück Eisen von 3 mm Dicke. Vielleicht erst aus neuerer Zeit stammend.

d. Ein Nagelkopf von 3 1/2 cm Längen= und 2-3 cm Breiten=Durchmesser.

e. Ein 2 cm langes, 1 cm. breites, 6-10 mm dickes, kantiges Eisenstück.

f. Verschiedene kleine Eisensplitter.

Andere Metallgegenstände wurden nicht beobachtet.

7. Ein unverzierter Spindelstein aus hart gebranntem, graubraunem Thon, 2 cm hoch, mit rundem, 7-8 mm breitem Loch. Er ist oben und unten platt (je 1 1/2 cm Durchmesser), nimmt nach der Mitte hin zu und bildet hier eine scharfe Kante von 27 mm Durchmesser.

8. Aeltere Gefäßscherben.

Auch hier wurden zahlreiche wendische Scherben von demselben Typus, wie die vom Fundort Nr. 1 beschriebenen, gefunden, wenn auch nicht in ganz so reichlicher Menge, wie dort. Auf den verzierten Stücken herrschen auch hier die gewöhnlichen Horizontalrillen entschieden vor (40-45 Scherben). Aber auch die meisten anderen oben aufgeführten Verzierungsarten wiederholen sich hier. So wurden gefunden: vier mit einer nur sehr flach eingedrückten Wellenlinie verzierte Scherben, zwei Randstücke mit je einer horizontalen Reihe schräger, von links oben nach rechts unten gerichteter Kerben unmittelbar unter dem 2 cm hohen, etwas nach außen gebogenen Halse, sowie eine kleine Scherbe mit einem horizontalen Bande schräger,

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ebenfalls von links oben nach rechts unten gerichteter Reihen von je drei eingedrückten Punkten. Elf Scherben, darunter drei Randstücke, zeigen die Horizontalrillen in Verbindung mit der Wellenlinie, und zwar kommt ebenso wie beim Fundort Nr. 1 nur auf einer Scherbe ein horizontales Band von zwei, sonst immer nur eine einzige, zum Theil sehr roh hergestellte Wellenlinie vor. Auf den Randstücken befindet sich diese letztere zu oberst über den Horizontalrillen, nämlich auf dem einen vorn an dem durch einen Absatz von der übrigen Gefäßwand getrennten, 2 cm hohen aufrechten Halse, bei den beiden anderen unmittelbar unter dem Rande. Mit Horizontalrillen und je einem horizontalen Kerbenbande fanden sich sechs Scherben, deren Einkerbungen die übliche schräge Richtung von links oben nach rechts unten haben, mit Ausnahme eines einzigen Randstückes, bei dem sich die Kerbenreihe unmittelbar unter dem 24 mm hohen, aufrechten Halse befindet und die 5-6 mm langen und nur 1 mm breiten Kerben fast wagerecht liegen. Bei einem anderen hierher gehörigen Randstücke sind die 6-7 mm langen und 4 mm breiten Einkerbungen oben in die Außenkante des Randes eingedrückt, während sich die Horizontalrillen unmittelbar unter demselben befinden. Besonders zu erwähnen ist auch hier wieder eine Scherbe, welche in ihren schlangen= bezw. hakenartig gebogenen Kerben den Uebergang von diesen zur Wellenlinie zeigt. Ein horizontal um die Gefäßwand laufender, 4-5 mm vorspringender Ring oder Wulst kommt nur auf vier Scherben vor, und zwar stets in Verbindung mit Horizontalrillen. Auf einer ganz gut gearbeiteten und gebrannten, innen grauen, außen röthlichen Scherbe hat der Ring einen dreieckigen Querschnitt und ist nicht gekerbt, während er auf den drei übrigen mit schrägen Kerben versehen ist. Die Richtung dieser Kerben geht bei einem Wulste von rechts oben nach links unten, bei den beiden anderen dagegen, wie gewöhnlich, umgekehrt. Bei einem dieser letzteren Stücke (außen röthlich, innen grau, 3-4 mm dick) zeigt sich an einer Stelle, an welcher der 5 mm vorspringende Ring abgesprungen ist, ebenso, wie bei der einen vom Fundort Nr. 1 erwähnten Scherbe, eine 5 mm breite und 1 1/2 mm tiefe Horizontalrille, in welche der Wulst später eingesetzt zu sein scheint. Auf einer etwas stärker gewölbten Scherbe, bei welcher der Ring sich außen grade an der größten Ausweitung befindet, sind die Kerben mit einem vierzackigen Instrumente eingedrückt. Ein 7-8 mm dickes, röthliches, mit grobem Steingrus durchsetztes, gut gebranntes Randstück, welches unmittelbar unter dem 2 cm hohen, aufrechten Halse ziemlich scharf nach innen umbiegt und außen an dieser Stelle mit einem etwas vorspringenden Absatze versehen ist, trägt am Halse vier und unter jedem Absatze zwei roh

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eingeritzte horizontale Wellenlinien. Ob der Absatz außerdem noch mit Einkerbungen verziert war, läßt sich nicht mehr genau erkennen.

Die Scherben vom Gefäßboden sind, ebenso wie die vom Fundort Nr. 1, außen mehr oder weniger scharf absetzend, innen allmählich in den Boden übergehend. Der Boden selbst ist völlig platt und nur bei vier Stücken auf der Unterseite mit einem an der äußeren Kante herumlaufenden, etwas erhöhten Ringe versehen. Nur eine einzige Scherbe zeigt auf der Unterseite den Bruchtheil einer dort in der Mitte des Bodens angebrachten, leicht erhöhten Verzierung, augenscheinlich ein Rad mit Speichen darstellend, ähnlich dem im Jahrb. LVIII, S. 196, Fig. 14 abgebildeten, von dem sich aus der vorhandenen Scherbe jedoch nur ein Stück des äußeren Kreises sowie zwei Speichen befinden.

Von Randformen wurden bisher beobachtet: zwei Stücke wie Jahrb. XLVIII, S. 301, Nr. 14 b (beide mit Horizontalrillen und Kerben verziert) eins wie ebenda Nr. 14 c (das zuletzt beschriebene Randstück mit Wellenlinien und einem gekerbten (?) Absatz unter dem Halse), fünf wie Nr. 14 d (drei unverziert, eins mit Horizontalrillen und eins mit Kerben), drei wie Nr. 14 f (unverziert), vier (zwei unverziert, eins mit Horizontalrillen und eins mit diesen letzteren und Wellenlinien) wie die erste der 1. c., S. 302 sub Nr. 15 a und eins (mit Kerben) wie die letzte der l. c., S. 303 sub Nr. 15 e beschriebenen Formen, ferner drei wie die oben beim Fundort Nr. 1 sub γ aufgeführte Art (eins unverziert, eins mit Horizontalrillen und eins mit letzteren und Wellenlinien), eins wie Fundort Nr. 1 sub δ (mit Horizontalrillen und Wellenlinien) und eins wie Fundort Nr. 1 sub ζ (unverziert) sowie ein oben abgerundeter, doch etwas nach außen überstehender Rand (mit Wellenlinien). Die unverzierten Randstücke sind auch hier sämmtlich nur klein.

Das einzige an dieser Stelle bisher gefundene Deckelstück stammt von einem dicken runden Deckel von ca. 13 cm Durchmesser, ist roh gearbeitet, innen rauh, außen geglättet und nimmt nach der Mitte hin an Dicke zu. Die Farbe ist röthlich, innen jedoch zum Theil grau. Die auf der Oberseite angebrachte Verzierung besteht aus sieben eingeritzten concentrischen Kreisen, von denen die sechs äußeren zu zwei Bändern von je drei zusammengefaßt sind.

Von den oben S. 269 erwähnten Gefäßresten, welche vielleicht den Uebergang zu den jüngeren mittelalterlichen bilden, wurden hier drei gewöhnliche unverzierte Scherben, ein Boden= und drei Randstücke, sowie ein Fuß gefunden, sämmtlich grau resp. bräunlich. Das Bodenstück ist sehr hart gebrannt, außen grau, innen hellbraun, mit feinem, meist aus Quarz bestehendem Steingrus durchsetzt und zeigt

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deutliche Spuren der Herstellung vermittelst der Töpferscheibe. Die Dicke der Gefäßwand beträgt 9 mm, die des Bodens 6 mm. Innen geht die Seitenwand allmählich in den Boden über, während derselbe außen völlig platt und an der Kante mit einem etwas erhabenen Ringe versehen ist. Von den drei Randstücken zeigen zwei einen aufrechten, oben etwas nach außen gebogenen Hals von 2 cm Höhe und unmittelbar unter demselben je ein horizontales Band kleiner schräger Kerben (auf der einen von rechts oben nach links unten, auf der anderen umgekehrt gerichtet). Die Randform ist bei beiden dieselbe, wie die erste der im Jahrb. XLVIII, S. 302 sub Nr. 15 a beschriebenen beiden Arten. Das dritte unverzierte Stück stammt von einem 1 1/2 cm hohen aufrechten Gefäßhalse und hat die ebenda S. 301 sub Nr. 14 d angegebene Form. Der Gefäßfuß ist 43 mm lang, vierkantig, mit abgerundeten Kanten, oben etwa 2 cm, unten etwa 1 cm dick, gut geglättet, und besteht aus bräunlich=grauem, mit Steingrus durchmengtem, sehr hart gebranntem Thon.

9. Jüngere mittelalterliche Gefäßscherben:

Zehn 2-6 mm dicke Scherben, darunter eine vom Gefäßboden und zwei vom Gefäßrande.

Das Bodenstück ist hellgrau und hat einen platten Boden mit außen scharf absetzender Kante. Von den Gefäßrändern ist der eine 2-3 cm nach außen umgebogen mit stark verdickter platter Vorderkante, während der andere die im Jahrb. XLVIII, S. 301 sub Nr. 14 d beschriebene Form zeigt. Dies letztere blaugraue, ins Bräunliche spielende Stück ist noch dadurch besonders interessant, daß es 1/2 cm unter dem Rande mit einem scharfkantigen, rautenförmigen Loche von 4-5 mm Durchmesser versehen ist. Dies Loch ist seiner Zeit offenbar von außen her mit einem metallenen Instrumente (Nagel oder dergl.) durch die damals noch weiche Gefäßwand hindurchgestoßen. An Verzierungen kommen nur die Horizontalrillen vor, und zwar auf drei Scherben, darunter auch das zuletzt erwähnte Randstück.

C. Vom Fundort Nr. 3.

I. In den Jahren 1885-91 in resp. auf dem gehakten Acker sowie einzeln auch in oder an der Wand des Abbruchufers zerstreut gefundene Gegenstände:

1. Aeltere wendische Gefäßscherben.

Gefunden wurden 90-100 Scherben von 4-11 mm Dicke, etwa zur Hälfte verziert, zur Hälfte unverziert, unter letzteren vier Rand= und vier Bodenstücke, Material und sonstige Beschaffenheit wie bei den beiden vorigen Fundorten. Die dickste Scherbe ist außen

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roth, sonst durch und durch grau, mit grobem Steingrus durchsetzt, aber gut gearbeitet, unverziert. Bei sämmtlichen Bodenstücken geht die Gefäßwand innen allmählich in den Boden über, während sie außen mit scharfer Kante absetzen. Die Böden selbst sind beiderseits platt. Von den Gefäßrändern sind zwei wie Jahrb. XLVIII, S. 301, Nr. 14 d geformt, der dritte ist oben platt, nach innen und außen überstehend, und der vierte scheint, soweit sich dies bei der schlecht gebrannten, schon ziemlich verwitterten und innen abgesprungenen graubraunen Scherbe erkennen läßt, oben abgeplattet und außen mit einer ca. 13 mm hohen und 1 cm vorspringenden Randleiste versehen gewesen zu sein.

Verzierungen wurden, abgesehen von den auch hier häufig (etwa 35 Stücke) vorkommenden Horizontalrillen, wenig beobachtet. Wellenlinien fanden sich nur auf zwei oder drei Scherben. Auf der einen bildet eine einzelne derartige Linie den einzigen Schmuck, während auf einer anderen (außen roth, innen braun) neben zwei sich gitterförmig schneidenden horizontalen Wellenlinien auch noch zwei gewöhnliche Horizontalrillen angebracht sind, in deren eine jene mit ihren Bögen zum Theil hineinreichen. Ein drittes, außen hellbräunliches oder röthliches, innen schwarzbraunes Stück ist mit einem um die Gefäßwand laufenden, 4 mm vorspringenden und 3-4 mm breiten Ringe oder Wulste versehen, über bezw. unter welchem sich noch eine Wellen= oder Zickzacklinie befunden zu haben scheint. Diese übrigens nur kleine, 4-5 mm dicke Scherbe ist ziemlich roh gearbeitet, außen rauh, innen jedoch geglättet. Auch Kerben kommen nur auf zwei Stücken vor. Das eine zeigt unmittelbar unter dem Halse ein horizontales Band schräger, von links oben nach rechts unten gerichteter, langer Kerben und darunter zwei Horizontalrillen, in deren oberste jene noch hineinschneiden. Auf der anderen, ebenfalls vom oberen Theile des Gefäßes stammenden Scherbe befindet sich dicht unter dem etwas nach außen gebogenen Halse nur eine horizontale Kerbenreihe, deren Kerben in der gewöhnlichen Richtung, aber außerordentlich schräge, fast wagerecht liegen. Von den nur mit Horizontalrillen verzierten Stücken seien hier noch zwei besonders erwähnt. Das eine ist etwas stärker gebogen als die meisten übrigen Scherben und außen gerade an dieser Biegung mit einem kleinen Absatze von etwa 2 mm versehen. Das andere dagegen ist eine stark mit Steingrus durchsetzte Scherbe mit unebener Außenfläche, in welche die Rillen augenscheinlich mit einem Strohhalme oder dergl. eingedrückt sind (außen und innen graubraun, Kern grau).

Den Uebergang zu den folgenden jüngeren bildende Scherben wurden sechs gefunden, theils durch und durch grau, theils außen

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bräunlich und im Uebrigen grau, drei unverziert und drei mit Horizontalrillen, unter letzteren ein stark gewölbtes, hellgraues Stück.

2. Jüngere mittelalterliche Gefäßreste:

Zwei hell= bezw. bräunlichgraue unverzierte Scherben und ein Halsstück. Letzteres, welches außen sehr schön geglättet ist, hat einen hellgrauen Kern bei sonst dunkelgrauer Färbung. Der Biegung des Halses nach zu urtheilen, hatte dieser einen Durchmesser von 7 1/2 cm. Der nach oben etwas verdickte Rand ist abgerundet. Der Hals ist auf der Außenseite mit drei sehr feinen horizontalen Rillchen versehen und unmittelbar unter demselben befindet sich ein kleiner, abgerundeter, etwas vorspringender Absatz. Die Gefäßwand unter diesem Absatz ist 5 mm, der Absatz 6 mm, der Hals 4 mm und derRand wieder 5 mm dick.

3. Im Uebrigen fanden sich nur noch einige im Feuer gewesene Steine, sowie je ein kleines Stückchen Holzkohle, Schlacke und Lehm oder Thon mit Abdrücken von Stroh= oder Grashalmen.

II. Am 10. October 1891 nach dem ersten Umpflügen dieses bisher nur gehakten Ackers in vier Brandstellen gemachte Funde:

1. Vier größere und eine ganze Anzahl kleinerer, harter, gelber Lehmstücke mit einer Menge von Stroh=Abdrücken darin, einige ganz kleine Holzkohlenstückchen sowie 13 Scherben, darunter zwei Rand= und ein Bodenstück, von mindestens zwei mit Horizontalrillen und Kerben oder Punkten verzierten Gefäßen. Die Scherben sind hart gebrannt, mit Steingrus durchsetzt, röthlich bezw. bräunlich und zum Theil, wie z. B. das Bodenstück, mit grauem Kern. Außer dem auf der Unterseite außen an der Kante mit einem flach erhöhten Ringe versehenen Boden sind noch fünf Scherben unverziert. Vier zeigen nur Horizontalrillen und bei einer fünften kommt zu diesen letzteren noch ein horizontales Band 2 1/2 cm langer, schräger, in die Rillen hineinschneidender Kerben hinzu. Von den beiden Gefäßrändern ist der eine oben wagerecht abgeplattet, aber mit zwei flachen Rillen in dieser Abplattung versehen, während der andere die oben beim Fundort Nr. 1 sub γ beschriebene Form hat. Das letztere Stück trägt unmittelbar unter dem unverzierten, 1 1/2 cm hohen, aufrechten Halse eine Anzahl 2-3 mm breiter und 1-2 mm tiefer Horizontalrillen, in deren oberste vermittelst eines stumpfen Instrumentes eine Reihe von Punkten eingedrückt ist. Das andere Randstück ist unverziert.

2. Zwei kleine Stückchen gebrannten Lehms.

3. Zwei kleine Holzkohlenstückchen.

4. Eine stark gewölbte Scherbe mit nach außen umgebogenem Rande, verziert mit zwei unmittelbar unter diesem befindlichen, mit

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einem vier= und einem dreizackigen Instrumente gemachten horizontalen Bändern von vier und drei Wellenlinien, einer dann folgenden horizontalen Reihe schräger Kerben und darauf sich anschließenden Horizontalrillen. Die mit Steingrus durchsetzte Scherbe ist durch und durch roth, gut gearbeitet und hart gebrannt.

 

Legen wir uns nun die Frage vor, ob wir es an diesen drei Fundstellen mit alten Wohn= oder mit Begräbnißplätzen zu thun haben, so müssen wir meiner Ansicht nach zwischen den beiden ersten und dem dritten Fundorte unterscheiden. Diese letztere Stelle halte ich für einen alten wendischen Begräbnißplatz. Denn als das bisher immer nur mit unserem alten meklenburgischen, nicht tief in den Boben hineindringenden Haken bearbeitete Feld im October 1891 zum ersten Male mit einem ordentlichen Pfluge umgebrochen wurde, konnte man auf demselben deutlich eine ganze Anzahl sich scharf von dem sonst gelben Sande des Ackers abhebender, durch den Pflug an das Tageslicht emporgehobener schwarzer Brandstellen erkennen. Zu finden war in den meisten derselben nur Kohlenerde und graue Asche und nur sehr wenige im Feuer gewesene Feldsteine, jedoch keine Scherben und keine Knochen. Nur in vier Stellen wurden die oben sub II, Nr. 1-4 erwähnten Gegenstände von mir gefunden. Diese Brandstellen nun als die Ueberreste ehemaliger Wohnstätten aufzufassen, dagegen scheinen mir zwei Umstände zu sprechen. Zunächst und vor allen Dingen war die Ausdehnung der einzelnen Brandplätze, als ich das Feld noch während des Umpflügens am 10. October 1891 besichtigte, eine zu geringe, um sie als Wohngruben zu deuten. Denn auch wenn wir sie nur als die Herdstellen untergegangener, aus Flechtwerk mit Lehmbewurf oder dergl. hergestellter Hütten betrachten wollten, so hätte sich doch auch der Boden des übrigen Hüttenraumes in dem durch dies erstmalige Umbrechen nach oben geworfenen reinen gelben Sande neben dem Herdplatze resp. um denselben herum durch eine andere, dunklere Färbung abheben müssen. Davon aber war nichts zu bemerken. Dann aber dürfte hier auch noch das ins Gewicht fallen, daß sich, von den im Vergleich zu den anderen beiden Fundorten auch nur spärlichen Gefäßresten abgesehen, auf dem ganzen Ackerstücke bisher gar keine Reste irgendwelcher alter Gebrauchsgegenstände gefunden haben. Deshalb halte ich dies Feld, wie bereits erwähnt, für einen wendischen Begräbnißplatz und die auf demselben bloß gelegten Brandstellen für sog. Brandgruben=Gräber. Schwierig bleibt es dabei allerdings, das Vorkommen der in der einen Brandgrube gefundenen, harten, mit Stroheindrücken versehenen Lehmstücke zu erklären. Doch dürfte dieser vereinzelte Umstand den angeführten

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Gründen gegenüber für die Beurtheilung der gesammten Anlage nicht von Einfluß sein.

Anders liegt die Sache dagegen bei den Fundorten Nr. 1 und 2. Hier hat augenscheinlich einst die alte wendische Ansiedelung gestanden, zu der jenes Begräbnißfeld gehörte. Denn dafür, daß wir es hier mit den Stätten einstiger Wohnungen und nicht mit einem durch den Ackerbau zerstörten Urnenfriedhofe zu thun haben, spricht zunächst die Thatsache, daß sich bisher, von zwei einzelnen kleinen Stückchen abgesehen, gar keine calcinirte Knochenstücke gefunden haben, die doch bei einem Urnenfelde vorhanden zu sein pflegen. Für einen Platz der Leichenbeerdigung aber sind die Gefäßscherben viel zu zahlreich und fehlen auch die Skelette. Ich selbst habe wenigstens bisher dort nie Menschenknochen gesehen und auch über sonstige derartige Funde von dort nur die eine hier folgende Nachricht zu erlangen vermocht. Am 11. September 1886 erzählte mir nämlich der im November 1890 in seinem 76. Lebensjahre verstorbene Büdner und Krugwirth Kobrow zu Oldendorf, als ich ihm "Pottschürr" vom Langen Ort zeigte, dort im Abbruchufer hätten sie auch schon einmal ein Gerippe gefunden. Der Schädel wäre aus der Wand herausgefallen und auch der Oberkörper, von einem großen starken Menschen herrührend, wäre durch Abrutschen der Wand zu Tage gekommen. Nachgegraben hätten sie nicht weiter. Die Beine möchten wohl noch in der Wand drinstecken. Mit der Meinung endlich, daß wir auch hier grade so, wie an der vorigen Stelle, Brandgrubenäcker vor uns haben, dürfte die bereits auf S. 256 angeführte, sich durch das Abbruchufer hinziehende alte Kulturschicht schwer in Einklang zu bringen sein, ebenso wie das an beiden Fundorten beobachtete zahlreiche Vorkommen von Gefäßscherben und anderen Altsachen, während sich in den Brandgruben meist keine oder doch nur spärliche Alterthümer finden.