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2. Urnenfeld, Hünengrab und Steinkeil von Kavelsdorf.

Im Jahre 1888 hörte ich, daß auf dem nach Dummerstorf zu belegenen Acker eines der ausgebauten Höfe von Kavelsdorf beim Tiefpflügen häufig Urnenstücke zu Tage kämen. Doch sei dies, wie erwähnt, nur beim wirklichen Tiefpflügen der Fall, und würden auch hierbei nicht die ganzen Urnen, sondern nur etwa die obere Hälfte derselben vom Pfluge herausgeworfen. Daß irgend etwas von sonstigen Alterthümern hierbei gefunden sei, davon war bisher nichts bekannt geworden.

Im September 1890 unternahm ich in Folge dessen mit meinem jüngeren Bruder zusammen von den Hohen=Schwarfser Tannen ab einen Streifzug die Kavelsdorf=Dummerstorfer Grenze entlang, um zu sehen, ob wir das Urnenfeld auffinden könnten. Ungefähr vor der Mitte des Westrandes der Dummerstorfer Tannen entdeckten wir auch im Acker eine vom Pfluge zerstörte alte Grabstelle. Dieselbe lag 67 Schritte von der Holzkante entfernt am Rande einer kleinen Vertiefung und bestand aus schwarzer Brand= und Kohlenerde, ver=

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mischt mit berußten Steinen, Urnenscherben und calcinirten Knochenstücken. Weitere Grabstätten oder auch nur Spuren von solchen, wie auf dem Acker zerstreute Scherben oder dergleichen, waren aber nicht zu bemerken, so daß es einstweilen zweifelhaft bleiben muß, ob hier in der That der Platz des vorhin erwähnten Urnenfeldes gefunden ist. Auf der ganzen übrigen Grenzstrecke wurde nichts Auffälliges wahrgenommen.

Die gefundenen, leider sämmtlich nur kleinen elf Scherben stammen mindestens von zwei, wahrscheinlich aber von vier Urnen bezw. Gefäßen und sind offenbar nicht wendischen Ursprungs.

a. Eine Scherbe: 7 mm dick, roth gebrannt, stark mit Steingrus durchsetzt und, da grade die Außenseite mit den gröbsten Stücken gespickt ist, außen offenbar künstlich rauh gemacht. Die Innenseite ist zwar gleichmäßig geebnet, aber nicht eigentlich geglättet.

b. Eine Scherbe: 7 bis 8 mm dick, grauschwarz, außen braun, hart gebrannt, mit geringerem Steingruszusatz, beiderseits sehr gut geglättet, unverziert.

c. Ein abgesplittertes, 6 bis 7 mm dickes graubraunes Stück, hart gebrannt, wahrscheinlich zu b gehörig.

d. Sechs Scherben: 5 mm dick, aus hart gebranntem, mit weißem Quarzsand vermischtem Thon, beiderseits gut geglättet, unverziert. Der hellgraue Kern ist beiderseits mit einer feinen Thonschicht überzogen, und zwar außen schwarz und innen theils schwarz, theils bräunlich. Ihrer Form nach scheinen diese Scherben von einem kleinen, stark gewölbten Gefäße zu stammen.

e. Zwei Scherben: 5 mm dick, hart gebrannt, unverziert, scheinbar von einem ähnlichen Gefäße, wie die vorigen. Auch hier ist der hellgraue Kern beiderseits mit einer feinen Thonschicht überzogen, und zwar innen mit einer glänzend schwarzen und außen mit einer stark mit feinem Sand vermischten gelbbraunen, welche letztere jedoch durch den umgebenden Ackerboden steIlenweise schon sehr abgescheuert ist

Je nachdem diese elf Scherben nun von zwei oder vier Urnen herrühren, gehören a, b, c zu der einen und d, e zu der anderen, oder a zur ersten, b und c zur zweiten, d zur dritten und e zur vierten.

Daß auch anderweitig schon Alterthümer auf der Kavelsdorfer Feldmark gefunden sind, zeigen einige dorther stammende Gegenstände, welche in der Sammlung der Rostocker Großen Stadtschule aufbewahrt werden. Es sind dies:

1. Ein Hals= oder Kopfring aus Bronce. Vorhanden sind drei zum Theil etwas verbogene, stark oxidirte Stücke desselben, welche

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fast den ganzen, nur aus einander gebogenen und zerbrochenen Ring darzustellen scheinen. Jedenfalls kann nur ein kleiner Theil fehlen. Die Unterseite ist platt, die Oberseite dagegen etwas gewölbt und durch kleine Querrillen verziert. Der vom Ringe eingeschlossene Raum scheint 10 cm Durchmesser gehabt zu haben. Die Breite des Reifes wechselt zwischen 5 und 7 mm, während seine Dicke etwa 1 mm beträgt. Gefunden wurden diese drei Stücke in einer mit Asche und gebrannten Knochenstücken gefüllten Urne beim Abtragen eines Hünengrabes. Von der zerbrochenen Urne sind zwei große Stücke, ein Randstück und ein Stück mit dem vollständigen Boden, erhalten, so daß sich ihre Form und Größe noch ziemlich genau erkennen läßt. Das zu ihrer Herstellung verwandte Material besteht aus grauschwarzem, stark mit Steingrus vermengtem Thon, der auf der einen Seite, wie sich an den Bruchstellen zeigt mit einer dünnen rothen Thonschicht überzogen ist. Die Farbe der anderen Seite ist graubraun. Der 4 cm hohe Hals bezw. Rand biegt mit ziemlich scharfem Knick nach außen. Der Bodendurchmesser beträgt außen 7 cm und innen 5 bis 6 cm. Von hier ansteigend erweitert sich die mindestens 20 cm hohe Urne mehr und mehr; 6 cm über dem Boden beträgt ihr Durchmesser bereits 14 cm, während der dicht unter dem wieder etwas engeren Halse befindliche, weit ausladende Bauch etwa 26 cm Durchmesser hält.

2. Ein in drei Theile zerbrochener, zweischneidiger Keil aus hellbräunlich= bezw. grau=blauem Feuerstein, überall polirt, mit Ausnahme der später wieder durch Behauen geschärften hinteren Schneide; Länge: 15 1/2 cm, Breite vorne 5 1/2 cm, hinten: 4 cm, Dicke in der Mitte: 2 bis 2 1/2 cm. Der specielle Fundort ist nicht genauer angegeben.