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im engern Sinne.
1. Vorchristliche Zeit.
a. Im Allgemeinen.
Ueber die rothen Sandsteine
in
den heidnischen Gräbern.
E s ist in Meklenburg sehr häufig beobachtet und in unsern Jahrbüchern beschrieben, daß in den Gräbern der Steinperiode und auch noch oft in den Gräbern der Bronzezeit die Urnen mit dünnen, gespaltenen Platten von grobkörnigem, hellrothen Sandstein bedeckt und daß die steinernen Grabkisten mit denselben Steinen ausgezwickt und an den Seiten ausgelegt, selbst oft mit großen Sandsteinplatten gleicher Art ganz bedeckt, ja mitunter ganz von solchen Steinen erbauet sind. Diese stets wiederkehrende, nicht zu bezweifelnde Erscheinung, welche ohne Zweifel eine tiefere Bedeutung hat, war bisher nur in Meklenburg als ein charakteristisches Kennzeichen beobachtet worden (vgl. unten S. 349). Sie findet sich jedoch auch in andern Ländern.
In dem an Kegelgräbern äußerst reichen Thiergarten bei Kopenhagen war beim Steinbrechen von den Arbeitern ein ziemlich großes Kegelgrab geöffnet. Der Vorfall ward sogleich angezeigt und ich war am 2. Julius 1845 bei meiner Anwesenheit auf Seeland bei der Untersuchung gegenwärtig. Das Grab enthielt in der Mitte eine aus großen, starken Steinplatten wohl zusammengefügte Grabkammer zum Aufnehmen der ganzen, unverbrannte Leiche, gewissermaßen einen Sarg, von ungefähr 7 Fuß Länge und einigen Fuß Breite und Tiefe. Das Begräbniß war schon ausgeräumt; es fielen mir aber sogleich die gespaltenen, rothen Sandsteine, welche aus dem Grabe geworfen waren, in die Augen. Bei näherer Besichtigung fand sich, daß alle Fugen zwischen den großen Steinplatten mit solchen rothen Sandsteinen ausgezwickt waren und daß der westliche große Deckstein der Grabkammer ebenfalls aus rothem Sandstein,
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der östliche jedoch aus röthlichem Granit bestand. Einige anwesende Forstmänner und Mineralogen versicherten, daß sich dieser rothe Sandstein in dem ganzen Thiergarten und der Forst von Jägersburg sonst nicht finde. - Bei genauerer Beobachtung wird diese Erscheinung auch wohl in andern Ländern hervortreten.
G. C. F. Lisch.
Ueber die Graburnen der Kegelgräber
vgl. man unten die Abhandlung über die Alterthümer aus der Zeit der Kegelgräber.
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b. Zeit der Hühnengräber.
Hünengräber von Eversdorf.
Bekannt ist das ausgezeichnet große und schöne Hünengrab von Naschendorf (vgl. Frid. Franc. Tab. XXXVI, Fig. II und III, und Erläuterung S. 164). In der Nähe desselben liegt zu Eversdorf bei Grevismühlen, in den jetzt zum Abräumen bestimmten eversdorfer Fichten an der barendorfer Scheide, ein ähnliches, jedoch lange nicht so schönes und so gut erhaltenes Hünengrab. Es ist ungefähr 130 Fuß lang, 16 Fuß breit, einige Fuß hoch und mit Steinpfeilern umstellt, welche jedoch größtentheils versunken sind.
In einiger Entfernung davon liegt an jeder Seite ein kurzes Hünengrab mit einer Steinkiste; beide sind jedoch schon gestört.
In den eversdorfer Eichen aber liegt ein Grab von seltener Form. Es ist ein ungeheurer Granitblock, ungefähr 9 Fuß lang, 5 Fuß breit und 4 Fuß hoch, welcher auf kleinen Steinen ruht, die jedoch fast ganz in die Erde versunken sind. Der Stein ist dadurch merkwürdig, daß er die ganz regelmäßige Form eines Sarges hat
Behauen ist der Stein nirgends, sondern er ist von Natur so gestaltet und zu dem Zweck gewählt worden.
G. C. F. Lisch.
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Feuerstein=Manufactur bei Raben=Steinfeld.
Auf der Feldmark von Raben=Steinfeld, auf hohem Ufer des schweriner Sees, in der sogenannten Seekoppel, fand sich auf einem kleinen Raume eine sehr große Masse der bekannten drei= und vierseitigen Späne aus Feuerstein, obgleich schon früher viele weggenommen waren. Bei der letzten Abräumung fanden sich noch mehrere Scheffel dieser Späne und andere steinerne Alterthümer, welche der Herr Oberjägermeister von Pressentin zu Raben=Steinfeld dem Herrn Premier=Lieutenant Baron von Stenglin zu Schwerin schenkte, welcher sie wieder dem Vereine zum Geschenke brachte.
Von mehreren Feuersteinspänen, welche derselbe besaß, war ihm nur einer übrig geblieben. Dagegen sind die andern dort gefundenen Alterthümer erhalten. Dies sind namentlich zwei Schleuder= oder Klopf= oder Knacksteine, beide aus feinkörnigem Granit oder hornsteinartigem Gesteine, der eine dunkelgrün, der andere röthlich: 1 1/2 " dicke, 2 1/2 " und 3 " im Durchmesser haltende, an beiden Seitenflächen conver gearbeitete Scheiben, welche in der Mitte jeder Seitenfläche eine Vertiefung, wie einen Fingereindruck, in der Mitte des schmalen Umfanges eine Rille haben, ganz wie der in Frid. Franc. Tab. XXVII, Fig. 20, abgebildete Stein. Die Rille um den größern Stein ist sehr fein, scharf und regelmäßig, um den kleinern Stein breit, unregelmäßig und vielfach ausgebrochen. Gleiche Steine mit Vertiefungen an beiden flachen Seiten, jedoch ohne die Rillen, "Knacksteine" genannt, hält man in Skandinavien für die Instrumente, mit denen man die Steinwerkzeuge des Alterthums bearbeitete; der Umstand, daß unsere Steine auf einer Manufacturstätte gefunden wurden, spricht allerdings sehr für diese Ansicht. Größere Steine dieser Art sind in Meklenburg zu Lehsen und Lütgenhof gefunden; vgl. Jahresber. IV, S. 24 und 25.
Ferner ward auf der Manufacturstätte zu Raben=Steinfeld die Hälfte einer im Schaftloche durchbrochenen Streitaxt aus Hornblende gefunden.
Ueber ähnliche Manufactur=Stätten, in der Regel an Seeufern, vgl. man Jahrb. IX, S. 362, und X, S. 262, und Jahresber. III, S. 41, 64 und 66, und VII, S. 46.
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Auf der Feldmark Raben=Steinfeld wurden an verschiedenen Orten noch folgende Steinalterthümer gefunden und von dem Herrn Premier=Lieutenant Baron von Stenglin ebenfalls geschenkt:
eine Lanzenspitze aus hellgrauem Feuerstein, 9 " lang, am breiten Ende stumpf und von dort geradlinig zur Spitze auslaufend;
ein Keil aus Feuerstein, 3 1/2" lang;
ein Dolch aus dunkelgrauem Feuerstein, 5 " lang, sehr schmal, mit rhombischem Griffe.
G. C. F. Lisch.
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Hünengrab
und
Steingeräthe von Dobbin
bei Krakow.
In einem schon aufgebrochenen Hünengrabe nahe bei der Schmiede zu Dobbin, von welchem noch Spuren zu sehen sind, fanden sich noch folgende steinerne Alterthümer, welche der Herr von Jasmund dem Vereine schenkte:
ein Streithammer von Hornblende, von schöner, lang gestreckter Form, 7 " lang, polirt, mit nicht polirtem Schaftloche, welches eine rillenförmige Fläche hat;
ein Streithammer von Gneis, kurz und dick, 4 " lang, an der Oberfläche stark verwittert und mit hervorstehenden Adern festern Gesteins, mit polirten Schaftloch;
ein Keil von weißem Feuerstein, überall polirt, an einer Seite der Schärfe hohl geschliffen, von sehr zierlicher Form, 4 1/2" lang.
Außerdem fanden sich auf dem dobbiner Felde in Mergel= oder Sandgruben folgende steinerne Alterthümer, welche der Herr von Jasmund ebenfalls dem Vereine schenkte:
eine zerbrochene große Streitaxt aus stark mit schwärzlichem Glimmer und röthlichem Feldspath vermengtem Granit, mitten durch das polirte Schaftloch durchgebrochen, nur in der obern Hälfte vorhanden, hier 3 " breit und 2 " dick;
ein zerbrochener kleiner Streithammer aus hellgrüner Hornblende, kurz und schmal, mitten durch das sehr große, polirte Schaftloch, in den dünnen Wänden durchgebrochen, nur in der untern Hälfte vorhanden;
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zwei kleine Keile aus Feuerstein, 4 " und 3 1/2 " lang, dünne, von sehr zierlichen Formen und überall polirt;
zwei große Keile aus Feuerstein, 6 " lang, an den beiden breiten Seiten geschliffen.
Daß die beiden einzeln gefundenen Streithämmer zerbrochen sind, kommt ohne Zweifel daher, daß der größere aus bruchigem Granit verfertigt ist, der kleinere aber ein zu großes Schaftloch und zu dünne Seitenwände hat.
G. C. F. Lisch.
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Hünengrab von Vietlübbe
bei Plau, Nr. 3.
Vgl. Jahrb. IX., S. 368.
Auf dem vietlübber Acker liegt da, wo die Wege vom Sandkruge nach Retzow und von Vietlübbe nach Schlemmin sich kreuzen, ein Hünengrab, umstellt von 8 Granitpfeilern und bedeckt mit einem einzigen Steine. Die Steine umschließen einen Raum von 12 Fuß Länge von Nordost nach Südwest und 6 Fuß Breite. Der südwestliche Stein war ausgewichen und der Deckstein zwischen die übrigen Tragsteine hineingesunken. Ehe dies Grab untersucht werden konnte, mußte der Deckstein durch Sprengen entfernt werden. Dann ward der nordöstliche Stein weggenommen und von hier aus die weitere Nachgrabung vorgenommen. Die über dem Urboden angehäufte Erde bestand aus Dammerde und war 2 1/2 'hoch. Der Urboden war mit kleinen Steinen, besonders calcinirten Feuersteinen belegt, zwischen denen Asche und Kohlen aus Tannen= und Buchenholz sich zeigten; weiterhin war ein sorgsam gelegter Steindamm, 6 ' lang und 2 'breit in der Längenrichtung des Grabes, ebenfalls mit Feuersteinen, Asche und Kohlen bedeckt. An zwei Stellen lag etwa 1' hoch über diesem Damme eine kleine Urnenscherbe; sonst fand sich nichts an Alterthümern. Aber rund umher war nahe an den Tragsteinen der Platz mit auf einander gelegten gespaltenen Sandsteinen gleichsam ummauert. Das Grab liegt in einer Niederung; einige hundert Schritte westlich ist eine Gruppe von 9 Kegelgräbern, welche bedeutend höher liegt, da der Boden sich nach Nordwest erhebt.
Vietlübbe, im April 1845.
J. Ritter.
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Hünengrab von Plau Nr. 1.
Auf dem Felde Dresen, einem Theile der plauer Feldmark nach Ganzlin hin, lagen 2 Hünengräber rechts von der alten Landstraße nach Meienburg einige hundert Schritte entfernt. Das größere war 20 Fuß lang und 8 Fuß breit, mit je 3 Steinen der Länge nach und einem Schlußsteine in Nordost und Südwest umstellt und mit 2 Decksteinen, die alles dicht verschlossen, bedeckt. Nachdem alle Steine gesprengt waren, untersuchte ich die dazwischen drei Fuß hoch angehäufte Erde. Gleich am nordöstlichen Schlußsteine lag ein menschlicher Schädel und auch weiter das ganze Gerippe auf der Brandstelle, die sich durch das ganze Grab auf dem Urboden hinzog und an Kohlen, ausgeglüheten Feuersteinen und Asche kenntlich war. Der Schädel lag 1 Fuß höher: dem Anscheine nach war die Leiche in sitzender Stellung beigesetzt, an den Schlußstein sich lehnend. Die Stirnbildung bei diesem Schädel ist auffallend flach. Die Leiche war über 2 Fuß hoch mit den flach gespaltenen Sandsteinen bedeckt, mit denen auch die Seitensteine umher ausgezwickt waren. Ganz am entgegengesetzten südwestlichen Ende stand 1 1/2 Fuß über dem Urboden eine schon zerdrückte Urne ohne Verzierung; ihre Gestalt war nicht zu erkennen; darin schien nur Sand und Asche gewesen zu sein. Weiter fand sich an Alterthümern nichts.
Hünengrab von Plau Nr. 2.
Etwa 200 Schritte westlich von dem vorigen lag ein kleineres Hünengrab, dessen Schluß= und Decksteine schon früher weggenommen waren. Nachdem auch die Seitensteine zersprengt waren, durchsuchte ich die innere Erdmasse in einer Länge von 12 Fuß, einer Breite von 5 Fuß und einer Höhe von drei Fuß. Außerdem, daß auch hierin sich besonders am Rande viele flache Sandsteine, über dem Urboden eine Brandstelle mit ausgeglüheten Feuersteinen belegt und fast in der Mitte 2 Fuß hoch über dem Urboden in einer Lehmmasse die Scherben einer grobkörnigen Urne befanden, war in dem Grabe nichts von Alterthümern vorhanden.
Vietlübbe im Juni 1845.
J. Ritter.
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Hünengräber von Leisten (bei Plau).
Auf dem Felde des Gutes Leisten (vgl. Jahrb. IX, S. 355) lagen in der Richtung nach Plauerhagen unweit einer Niederung, auf
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einer nach Südosten sich neigenden Fläche drei Hünengräber von gleicher Größe und Bauart. Auf einem kleinen fast runden Hügel, mit mäßigen Steinen im Umkreise umstellt, so daß sie fast das Ansehen von Kegelgräbern hatten, stand eine längliche Steinkiste von Nordwest nach Südost etwa 10 ' lang, während die Breite nur 4' betrug. Beim Ausbrechen der Steine zum Chausseebau fanden die Arbeiter den Boden der Steinkisten mit Steingrus, besonders weiß ausgeglüheten Feuersteinen belegt, außerdem aber in den Kisten:
1) einen kleinen Streithammer aus Gneis, 3 1/4 " lang,
2) einen geschliffenen, kleinen Keil aus grauem Feuerstein, 3 3/4" lang,
3) einen Schmalmeißel oder eine Lanzenspitze aus hellgrauem Feuerstein, roh zugehauen und nicht geschliffen, 4 1/2" lang,
4) ein spanförmiges Messer aus Feuerstein.
Vietlübbe.
J. Ritter.
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Schleifstein von Rambow
Nr. 2.
Vgl. Jahrb. X, S. 269.
Zu Rambow bei Malchin ward in dem Fundamente
eines alten Gebäudes ein Bruchstück von einem
Schleifstein aus der Steinperiode gefunden und
von dem Herrn Landrath, Reichsfreiherrn von
Maltzan auf Rothenmoor, Rambow
. dem Vereine geschenkt. Das fast
viereckige Bruchstück ist ungefähr 3 Quadratzoll
groß und 1 Zoll dick. Es ist von feinkörnigem,
quarzigen, festen, rothen Sandstein und an den
beiden breiten Flächen und einer schmalen Seite
glänzend glatt ausgeschliffen; der Stein ist
offensichtlich zu neuern Bauzwecken zerschlagen.
Der Stein ist ganz dem bei Dabel in einem
Hünengrabe neben Feuersteinkeilen gefundenen,
vollständigen Schleifsteine gleich, nämlich
roth, flach, dünne und an den beiden breiten
Flächen stark ausgeschliffen, und unterscheidet
sich von den freilich eben so bearbeiteten,
"keulenförmigen" Schleifsteinen, wie
solche in Skandinavien oft gefunden werden,
dadurch, daß diese prismatisch gestaltet, an
mehrern Stellen angeschliffen und aus weißem,
feinkörnigen Sandstein sind, wie ein solcher
ebenfalls zu Rambow gefunden ist (vgl. Jahrb. X,
S. 269 flgd.).
Solche rothe Sandsteinplatten, namentlich die grobkörnigen, welche zu Urnendeckeln dienten, findet man häufig zur Setzung
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von Steinmauern und Fundamenten auf dem Lande angewandt und zeugen für eine unglaubliche Aufräumung der Hünengräber beim Beginn der neuern Ackercultur. Vgl. oben S. 343.
G. C. F. Lisch.
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Wetzstein von Quetzin.
Auf der Feldmark von Quetzin bei Plau ward beim Ausbrechen von Steinen zur Chaussee in der Erde ein eigenthümlich geformter Stein gefunden und durch den Herrn Pastor Ritter zu Vietlübbe für den Verein gewonnen. Ein eigentliches Hünengrab oder ein Hügel soll an dem Fundorte nicht gewesen sein, jedoch gehört der Stein ohne Zweifel der Steinperiode oder doch einer sehr fernen Zeit an. Der Stein besteht aus festem, dunkelgrauen Schiefer, hat eine sehr regelmäßige, elliptische oder kahnförmige, nach beiden Enden hin zugespitzte Gestalt, ist 9 1/2 "lang, 1 5/8 " breit in der Mitte und überall 3/4 " dick, ist in allen Flächen geglättet und wohl erhalten und an den Kanten ein wenig abgestumpft. Man hat solche Steine früher wohl Weberschiffsteine oder Schleudersteine genannt; in Frid. Franc. Tab. XXVII, Fig. 19 ist ein solcher Stein abgebildet.
In Skandinavien werden solche Steine von verschiedenen Größen, aber immer ungefähr von derselben Gestalt, in Gräbern der Steinperiode und einzeln, häufig gefunden; in der königlichen Sammlung zu Kopenhagen und in der ebenfalls sehr reichen Sammlung des Herrn Professors Nilsson zu Lund finden sich diese Steine in sehr großer Zahl. Ich verdanke die Bestimmung dieser Steine der persönlichen Belehrung des Herrn Professors Nilsson, der mir dieselbe an jedem Exemplare seiner Sammlung so erläutert hat, wie ich die Beschaffenheit später an allen andern Exemplaren, auch dem unsrigen, beobachtet habe. Alle diese Steine haben nämlich an den breiten Seiten mehr oder minder tiefe, oft nur geringe, längs gerichtete Vertiefungen, welche in der Regel nach einer Seite hin schräge links hinab laufen, wenn man den Stein in der linken Hand hält. Sie waren zum Wetzen, Schärfen oder Nachschleifen kleiner Werkzeuge, vielleicht von Pfeilen oder Nadeln, bestimmt, so daß, wenn man den Stein in der linken Hand hielt, die schräge links laufenden Vertiefungen natürlich ohne Absicht entstanden. Die Form war nöthig, um ohne Bohrung von Löchern die Steine sicher in Bändern am Gürtel tragen zu können. Eine große Menge ähn=
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licher Steine setzt diese Bemerkung außer allem Zweifel. Wahrscheinlich wurden diese bequemen Steine auch noch in jüngern Zeiten gebraucht.
G. C. F. Lisch.
Ueber diese "weberschiffartigen" "Klopf= und Schleifsteine" (vgl. auch oben "Feuersteingeräth=Manufactur von Raben=Steinfeld" S. 345) giebt Herr Masch zu Neu=Ruppin folgende Mittheilung aus Nilssons Forschungen.
Diese Steine, deren Bestimmung die Kopenhagener in den "Historisch=antiquarischen Mittheilungen, Kopenhagen, 1835, S. 81 " noch nicht erkennen, gehören nach Nilsson (Skandinaviske Urinvanare) zu dem Werkzeuge, mit welchem anderes gefertigt wird. Nilsson theilt sie in
und liefert viele Abbildungen davon, die seiner Erklärung, mit dem ihm beiwohnenden Scharfblick und Scharfsinn abgefaßt, zum klarsten, evidentesten Beweise dienen. "Sie sind stets von einer harten, öfters quarzartigen Steinart, bisweilen reinem Quarz, bisweilen Quarzsandstein, nie von Feuerstein oder Gneis."
Daß sie, wie die Kopenhagener sagen, sich auch von weicherer Steinart finden, wird dadurch widerlegt.
Der Klopfsteine giebt es 2 Arten:
1) bloße Klopfsteine, mit denen dem Feuersteine
die erste Form gegeben, der Stein geschlagen
(tillknackat) ward. Sie sind rund gedrückt,
flach=rund, flach=oval, vier =, sechseckig
., nicht scharfeckig, auch wohl
birnförmig u. s. w., alle haben kleine, in den
Flächen und Seiten sich gegenüberstehende, runde
Vertiefungen, bisweilen zu einem Loche
durchbohrt, zum bessern Fassen.
2) Klopf= und Schleifsteine, mit welchen nur die Schärfe (Schneide) an= oder zurechtgeklopft (gehämmert) und auf deren Fläche dann geschliffen ward. Sie sind flach, viereckig oder oval; in der Mitte der Fläche findet sich eine geradlaufende Ritze (Furche), die vom Schleifen (Reguliren) der geklopften Schneide entstanden ist.
An den Enden beider Arten finden sich die Spuren der Schläge, sichtbar und deutlich.
Schleifsteine, mit welchen (vielleicht) nicht geklopft oder geschlagen ward, welche nur zum Anschärfen stumpfgewordener Schneiden dienten: die "weberschiffförmigen Steine" der Kopen=
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hagener. In der Rille. (Falz) ward ein Riemen
befestigt, um sie am Gürtel zu tragen. Die Ritze
auf der Fläche ist schräge, wie sie entstehen
muß, wenn der Stein in einer, z. B. der linken
Hand gehalten und der zu schärfende Gegenstand:
Pfeil =, Lanzenspitze
., mit der andern Hand darüber
hingeführt wird.
Der ferner in den Histor.=ant. Mitth. erwähnte Stein, mit dem "nun fast verrosteten" eisernen Futter in der Rille, liegt im Museum zu Stockholm und ist nichts anderes, als ein solcher Schleifstein, den die späteren skandinavischen Bewohner, welche die Steingeräthe ihrer Vorbewohner für zauberkräftig hielten, so zu einem "Lebens=Siegesstein" (Amulet), den sie um den Hals trugen, umschafften.
Auch die "Probirsteine" (Hist.=ant. Mitth. S. 83, Fig. 56) rechnet Nilsson unbedingt zu den Schleifsteinen und beweiset es bündig, wie gewöhnlich. Sie gehören unbedingt zu den Urgeräthen und wurden nicht unwahrscheinlich von den Frauen zum Spitzen der Knochennadeln gebraucht und am Gürtel getragen, wie der Riemen beweiset.
Die Anführung, daß sie ursprünglich zum Probiren des Goldes oder Silbers gedient hätten, zerfällt in sich selbst.
Hinsichtlich der Schleifsteine Hist.=ant. Mitth.
S. 66 ist Nilsson einverstanden. Die
Original=Abhandlung in "Nordisk
Tidskrift"
. 1 Bd., 2 H.: "Om nord.
Oldsager af Stehen", verdeutscht in den
"Mittheilungen", S. 63, hat er nach
Beendigung seines Werkes kennen gelernt.
Neu=Ruppin.
A. G. Masch.
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Streithammer von Plau.
Auf dem gaarzer Felde bei Plau ward unter einem Steinhaufen (wahrscheinlich dem Reste eines Hünengrabes) ein Streithammer aus Hornblende gefunden und von dem Herrn Chaussee=Baumeister Mühlenpfort erworben und dem Vereine geschenkt. Er ist klein und flach, hat die Gestalt eines schmalen, gleichschenkligen Dreiecks, ist 4" lang, am breiten Ende 2" breit und 1" hoch. Er zeichnet sich dadurch aus, daß er am breiten Ende in der Mitte durch die Höhe den 1/2" breiten Rest eines alten Schaftloches hat, woraus hervorgeht, daß er aus einer zerbrochenen größeren Streitaxt gebildet ist.
G. C. F. Lisch.
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c. Zeit der Kegelgräber.
Die Graburnen der Kegelgräber,
von
G. C. F. Lisch
Mit Abbildungen in Holzschnitt.
In Jahrb. X., S. 237 flgd. sind allgemeine Untersuchungen über die heidnischen Grabgefäße überhaupt angestellt und im Verfolg derselben S. 253 flgd. im Besondern die charakteristischen und eigenthümlichen Formen und Verzierungen der Graburnen der Hünengräber oder der Gräber aus der Steinperiode zur Anschauung gebracht. In den nachfolgenden Zeilen soll eine Charakteristik der Urnen der Kegelgräber in Meklenburg, der Gräber aus der zweiten heidnischen Culturepoche, versucht werden; unter Kegelgräbern verstehen wir nämlich die über dem Erdboden aufgeschütteten, kegelförmigen, oder halbkugelförmigen oder backofenförmigen, mit Rasen bedeckten Hügel (tumuli) der reinen Bronze=Periode, Hügel, welche vorherrschend und in der Regel Leichenbrand und nur Geräthe aus Bronze (Legirung aus Kupfer und Zinn) und mitunter Schmuck aus Gold, jedoch nie mehr Stein, auch noch kein Eisen enthalten, mit Ausnahme weniger, höchst seltener Fälle. Wir vermuthen, daß diese Gräber Völkern germanischen Stammes angehören, andere glauben sie den Kelten zuschreiben zu müssen; doch ist diese Frage kaum völlig reif zur Lösung, wenn sich auch nicht leugnen läßt, daß die Schilderungen der Germanen durch die Römer zu dem Inhalte der Kegelgräber trefflich stimmen: die Beantwortung der Frage kann hier auch ganz aus dem Spiele bleiben. Es soll hier auch nicht auf einzelne Ausnahmen, unverbürgte Funde und unklare Bildungen, wie häufig geschieht, gefußt werden; das System, welches sich hier von selbst ergiebt und nicht gemacht wird, gründet sich auf täglich und ohne Ausnahme sich wiederholende Erscheinungen und hunderte von Gräbern.
So viel ist außer Frage, daß die Kegelgräber einem sehr alten Volke angehören, welches einen hohen Grad der Tüchtigkeit und einen sehr feinen, edlen Geschmack besaß. Im südlichen Deutschland wird die Eigenthümlichkeit dieser Bildung oft durch Eindrängung der verwandten römischen Cultur verwischt und im
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Norden in den jüngeren Zeiten durch eine frühere christliche Cultur und einen größeren Seeverkehr oft besonders modificirt; aber in einer gewissen, alten Zeit, der Zeit der reinen Bronze=Periode, ist diese Cultur in allen Ländern der westlichen Ostsee durchaus gleich. Ich habe innerhalb eines Jahres hinter einander die Sammlungen in Stettin, Berlin, Greifswald, Strelitz, Schwerin, Kiel, Kopenhagen und Lund gesehen und verglichen und die Erzeugnisse aller der Völker, denen die Geräthe in diesen Sammlungen angehören, durchaus in allen Stücken übereinstimmend gefunden; ich rede natürlich nicht von äußerst wenigen, einzelnen Ausnahmen während der Zeiten der verschiedenen Uebergänge, die so selten sind, daß sie kaum und mit geringer Sicherheit gefunden werden. Was also von Meklenburg gilt, das gilt zugleich auch von Pommern, Brandenburg, Lauenburg, Lübeck, Holstein, Dänemark und Schonen. - Der jüngsten heidnischen Periode, der wendischen, können diese Gräber natürlich nicht angehören.
Die Verfertigung der Urnen ist zwar in Jahrb. X. a. a. O. zur Untersuchung gezogen, jedoch mag eine kurze Schilderung der allgemeinen Eigenthümlichkeiten auch hier willkommen sein. Die Urnen der Kegelgräber sind, wie alle übrigen heidnischen Grabgefäße, aus Thon und zerstampftem Granit aus freier Hand geformt, dann mit einer feinen Thonschicht überzogen und in einem freien Feuer gedörrt oder halb gar gebrannt. Im Besondern findet man aber unter den Urnen der Kegelgräber sehr viele, welche ein viel mehr grobkörniges Gemenge haben, als die Urnen der Stein= und der Eisen=Periode; mitunter ist der Granit oder Feldspath nur so grob zerstoßen, daß die Gefäße von außen wie eine höckerige Steinmasse erscheinen. Im Allgemeinen hat man aber nur wenig Sorgfalt auf die Ausarbeitung der Grabgefäße gewandt und den Schmuck der Verzierungen fast ganz verschmäht, obgleich es auch viele sehr sauber gearbeitete Gefäße aus dieser Periode giebt. Dagegen sind die Grundformen immer edel und rein, wenn auch die rauhe Außenseite mitunter nicht gefallen mag. Die Grundform nähert sich immer mehr oder weniger dem Cylinder und man hat daher die Urnen der Kegelgräber auch wohl vasenförmige genannt, während die runden, kannenförmigen Urnen der Steinperiode sich mehr der Kugel, die flachen, schlüsselförmigen Urnen der Eisenperiode mehr der Scheibe nähern. Die Urnen der Kegelgräber vermeiden stets eine zu große Zuspitzung des Fußes und eine zu große Oeffnung der Mündung. Man kann die Grundform der Urnen der Kegelgräber eine antike nennen, wenn man unter antiken Formen die Formen der altitalischen und altgriechischen Cultur versteht, einer Cultur,
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welche auch in den bronzenen Geräthen mit der nordischen übereinstimmt. Die großen Urnen der Kegelgräber gleichen in der Form ganz den schlichten römischen Graburnen aus Mittelitalien und unterscheiden sich von diesen oft nur dadurch, daß die römischen aus andern Thonarten gefertigt und gleichmäßig und fest gebrannt sind. Ich rede hier natürlich nicht von den bemalten sogenannten etrurischen Vasen griechischer Cultur, sondern nur von den in Gräbern Mittelitaliens gefundenen, röthlichen, schmucklosen Urnen zur Aufbewahrung der verbrannten Gebeine. Wenn man erst mehr auch für die Geschichte der Cultur, als für die höchste Ausbildung der Cultur sammelt und forscht, wird sich die Aehnlichkeit der alten Cultur des Südens und des Nordens zur Zeit der Bronzeperiode auffallend zeigen.
Endlich ist es eine Eigenthümlichkeit der Urnen der Bronzeperiode, daß die Grundform derselben fast in allen Gefäßen gleich ist. Freilich ist jede Urne anders, als die andere, und es findet sich die moderne Uniformität im Alterthum nicht; aber in keiner Periode des Alterthums ist das Festhalten an der edlen Grundform so allgemein, als in der Bronzeperiode, und in jeder andern Periode findet eine häufigere Abweichung von dem Grundgedanken und eine größere Mannigfaltigkeit statt.
Was nun die Form der einzelnen Urnen der Kegelgräber und vielleicht auch ihre Bestimmung betrifft, so lassen sich zur Zeit der Bronzecultur gleichzeitig drei Arten von Grabgefäßen unterscheiden.
mit den Ueberresten des verbrannten Leichnams gefüllt und, wenn mehrere Urnen in demselben Grabe stehen, gewöhnlich die größeren Knochenstücke enthaltend (ossuaria=Beinurnen). Am häufigsten findet sich jedoch nicht mehr, als eine solche große Urne in einem Grabe, und wenn sich mehr als eine Urne in einem Grabe findet, so ist die große Urne das Hauptgefäß, da es in der Regel auch die bronzenen Alterthümer zwischen den Knochen liegend enthält. Diese großen Urnen sind in der Regel sehr dickwandig und grobkörnig, am gewöhnlichsten von ganz hellbrauner Farbe und, mit höchst seltenen Ausnahmen, ohne Verzierungen. Ihre Form nähert sich der Cylinderform, die Ausbauchung ist nur sehr geringe und der Bauchrand liegt gewöhnlich in der Mitte. Ihre Höhe beträgt gewöhnlich 8" bis 10".
Diese großen Beinurnen scheiden sich in zwei verschiedene Arten:
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1) Große, vasenförmige, ungehenkelte Urnen mit abgerundetem Bauchrande.
1/2 Größe.
Diese Art von Urnen kommt in den Gräbern der reinen Bronzeperiode am häufigsten vor und acheint den Gräbern der ältern Zeit anzugehören. Die Form ist in der Regel edel und rein und verträgt ohne Störungen geringe Abweichungen (vgl. Frid. Franc. Tab. V.). Oft ist der Rand über dem Bauche höher, oft die Ausbauchung geringer und dann nähert sich die ganze Urne mehr dem Cylinder, ja es giebt aus der Bronzeperiode Urnen, welche die vollkommene Cylindergestalt haben. So stand zu Rakow bei Bukow in einem Kegelgrabe eine 13 " hohe, ganz cylindrisch geformte Urne, bei welcher ein Schwert und eine Lanzenspitze aus Bronze und eine 2 Fuß lange, bronzene Nadel, deren Knopf mit Goldblech überzogen war, gefunden wurden (vgl. Erster Bericht über das Antiquarium zu Schwerin, S. 9). Urnen dieser Art sind in Gräbern häufig zu finden, seltener in den Sammlungen, da sie, vielleicht ihrer Größe wegen, in den Gräbern gewöhnlich zerdrückt sind. Die oben abgebildete Urne ward in einem Kegelgrabe zu Perdöhl (Jahresber. V, S. 48 flgd.) gefunden; in andern Kegelgräbern daselbst fanden sich ähnliche Urnen. Diese Urnen scheinen die Grundform gebildet zu haben, da sich Gefäße aller Art und Größe von derselben Form finden.
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2) Große, vasenförmige, ungehenkelte Urnen mit scharfem Bauchrande.
1/3 Größe.
Diese Art von Urnen wird in den Kegelgräbern der jüngern Zeit häufig gefunden. Es läßt sich ihr jüngeres Alter daraus ermessen, daß die in ihnen gefundenen Bronzen gewöhnlich nicht sehr tiefen Rost haben und daß sie noch in Begräbnissen vorkommen, welche schon der Eisenperiode angehören (vgl. Frid. Franc. Tab.VI, Fig. 1, 3 und 4, u. Erläut. S, 23 flgd.). Sie sind sehr weit verbreitet und kommen noch in Böhmen vor (vgl. Kalina von Jäthenstein: Böhmens Alterthümer Taf. XXXIII, Fig. 2). Wegen des in der Mitte liegenden scharfen Bauchrandes ist ihre Grundform sehr fest bestimmt und daher erträgt sie keine andere Abweichung, als daß etwa der Bauchrand um ein geringes höher oder tiefer liegt. Die oben abgebildete Urne ward in dem Kegelgrabe von Meyersdorf Nr. 1. (vgl. Jahresber. V, S. 47) gefunden; auch fanden sich in den perdöhler Kegelgräbern (vgl. daselbst S. 48 flgd.) Urnen dieser Art. Diese Urnen sind den mittelitalischen Graburnen am ähnlichsten.
Diese beiden Arten von Urnen charakterisiren die Bronze=Periode hinlänglich; sie müssen lange Zeit in Anwendung gewesen sein, da noch in der Eisen=Periode mitunter ganze Lager von ähnlichen Urnen, wenn auch nicht in so reinen und strengen Formen, gefunden sind.
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3) Mittelgroße, vasenförmige, ungehenkelte Urnen.
1/2 Größe.
Mitunter stehen in größeren oder durch den Inhalt ausgezeichneteren Kegelgräbern, namentlich wenn sie mehrere Urnen enthalten, neben gehenkelten Urnen auch ungehenkelte Urnen von mittlerer Größe, welche gewöhnlich feiner und sauberer gearbeitet und von zierlichern Formen sind. Dergleichen Fälle sind aber in Verhältniß zu der großen Masse von Kegelgräbern, welche sich im Lande finden, nicht häufig. Die oben abgebildete Urne stand in dem großen, merkwürdigen Kegelgrabe von Ruchow (vgl. Jahresber. V, S. 32, Nr. 8) und ist vielleicht keine Graburne, sondern ein dem Todten mitgegebenes Gefäß zum häuslichen Gebrauche, da die Leiche nicht verbrannt, sondern in einer ausgehöhlten Eiche beigesetzt war. Die Verzierung, welche in senkrechter Auskerbung des etwas erhöheten Bauchrandes besteht, ist noch an einer andern Urne unbekannten Fundortes nachzuweisen.
Diese Urnen finden sich in der Regel in den Gräbern nicht allein, sondern nur neben einer großen, vasenförmigen, ungehenkelten Urne und enthalten gewöhnlich keine Knochen, sondern nur Sand und Asche und etwa kleine Knochensplitter, aber fast nie Alterthümer; man kann sie daher Aschenurnen (cineraria) nennen. Wenn sich eine solche Urne allein in einem Grabe findet, so ist sie nur scheinbar allein beigesetzt; in einem solchen Falle pflegen, statt der ungehenkelten Beinurnen, die verbrannten Knochen in einem Haufen oder in einer von Steinen gebildeten Höhlung oder Kiste gesammelt zu sein. Die gehenkelten Urnen sind fast immer von feinerer Masse, viel dünner als die ungehenkelten Urnen, oft ganz dünne, sauber ausgearbeitet, von
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schwärzlicher Farbe und mitunter mit Verzierungen geschmückt. Die Grundform ist der der ungehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande (I, 1) gleich; nur ist die Form der gehenkelten Urnen in der Regel etwas geschmackvoller und zierlicher. Die gehenkelten Urnen scheinen daher ebenfalls einer älteren Periode anzugehören, um so mehr, da in der Steinperiode Urnen mit großen Henkeln vorkommen und sich in der Eisenperiode keine Urnen mit großen Henkeln mehr finden; in der Eisenperiode haben die Urnen nur durchbohrte Knötchen oder Höcker, durch welche man Schnüre ziehen konnte (Seiltöpfe). Die Henkel an den Urnen der Bronzeperiode sind aber so groß, daß man mit der vollen Hand hineinfassen kann. Die Höhe der Henkelurnen beträgt gewöhnlich 6 bis 7 ".
Die gewöhnlichste Gestalt der Henkelurnen der Kegelgräber ist die hier abgebildete, welche in einem Kegelgrabe zu Gallentin (vgl. Jahresber. II, S. 38, Nr. 1) gefunden ist; sie ist schwärzlich, etwas dick in den Wänden und sonst ganz gewöhnlich gearbeitet.
1/3 Größe.
Mitunter haben diese gehenkelten Urnen unter dem Boden einen niedrigen, erhabenen Ring statt eines Fußes, während sonst an allen andern Urnen der Boden ganz glatt ist. Im Allgemeinen läßt sich bemerken, daß sich diese gehenkelten Urnen nicht so häufig finden, als die ungehenkelten.
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Eine etwas zierlichere Form hat eine in einem Kegelgrabe zu Perdöhl (vgl. Jahresber.V, S. 52, Nr. 18) gefundene Henkelurne
1/3 Größe.
welche ziemlich dickwandig und von braungrauer Farbe ist. Sie zeigt zugleich eine Form der Verzierung aus der Bronzeperiode, welche aus concentrischen Halbkreisen besteht, die an einem mehrstreifigen, horizontalen Bande hangen, also eine Art "Guirlande" bilden. Diese Art der Verzierung bildet sich sehr frei, leicht und geschmackvoll und ist ohne Zweifel aus dem vorherrschenden Ornament der Bronzeperiode entsprungen, nämlich aus den bekannten horizontalen Spiralwindungen
Urnenverzierungen sind übrigens in der Bronzeperiode sehr selten. In einem andern Kegelgrabe zu Perdöhl (vgl. Jahresber. V, S. 54, Nr. 25.) ward noch eine andere, gleich geformte und verzierte, jedoch kleinere Urne gefunden.
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Ein anderes Ornament der Henkelurnen aus der Bronzeperiode besteht in vertieften, parallelen Kreisen, welche über dem Bauchrande bis zum Henkel liegen, wie die hier abgebildete,
1/3 Größe.
zu Gallentin gefundene Urne (vgl. Jahresber. II, S. 38, Nr. 2) zeigt.
Völlig und ausschließlich eigenthümlich sind der Bronzeperiode die ganz kleinen Gefäße oder Näpfe, welche sich sehr häufig in den Gräbern finden und hier gewöhnlich oben in den größern Urnen stehen; sie sind in der Regel ungefähr 3 " hoch und von sehr zierlichen und geschmackvollen, oft rein "antiken" Formen. Sie enthalten gewöhnlich nur etwas mit Asche vermischten Sand und sind vielleicht bestimmt gewesen, die Asche von den Stellen der edleren Theile des Leibes, z. B. des Herzens, der Augen u. s. w. aufzunehmen. Ihre Formen sind sehr mannigfaltig (vgl. Frid. Franc. Tab. XXXV.), jedoch lassen sich einige Hauptformen herausfinden:
1) kleine Gefäße in Gestalt der großen, ungehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande: diese sind nicht sehr häufig und sind in der Farbe gewöhnlich auch hellbraun;
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2) kleine Gefäße in Gestalt der großen ungehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande, mit ziemlich engem und hohem, oft etwas eng auslaufenden Halse, auf dem Bauchrande mit zwei ganz kleinen, durchbohrten Knötchen, deren Oeffnung nicht größer, als eine dünne Schnur dick ist; diese charakteristischen Gefäße finden sich nicht selten in den Kegelgräbern; die hier abgebildete Urne
1/3 Größe.
ward in einem Kegelgrabe zu Perdöhl in einer großen Urne gefunden (vgl. Jahrb. V, S. 52, Nr. 15);
3) kleine Gefäße in Gestalt der großen gehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande, mit nicht ganz hohem, an der Oeffnung etwas nach außen umgebogenen Halse, mit einem großen Henkel am Halse; diese Gefäße, welche oft sehr sauber, edel und zierlich sind, werden häufig gefunden: das hier zunächst abgebildete Gefäß
1/3 Größe.
ist zu Moltzow gefunden, einer Feldmark, deren Kegelgräber an ähnlichen kleinen, zierlichen Gefäßen besonders reich sind. Das ferner hier abgebildete Gefäß
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1/2 Größe.
ward in einem Kegelgrabe zu Retzow gefunden (vgl. unten); es zeichnet sich durch seine auf dem Bauchrande angebrachten Verzierungen aus, abwechselnd erhabene und vertiefte, schräge rechts laufende Schwingungen, welche tief in der ganzen Oberfläche des Gefäßes haften und bei der Verfertigung desselben geformt sein werden; dieselbe Verzierung findet sich noch an einigen kleinen, ähnlichen Gefäßen und einer großen, ungehenkelten, zu Spornitz gefundenen im Frid. Franc. Tab. V, Fig. 7, abgebildeten Urne in der großherzoglichen Sammlung und ist also für die Bronzeperiode wohl eine charakteristische Verzierung und bei der Seltenheit der Ornamente wohl zu beachten;
4) kleine gehenkelte Schalen, ungefähr in dem Charakter der Urnen, von den zierlichsten Formen, deren Grundtypus (dem dorischen Kapitäl ähnlich) die in Jahrb. X, S. 283, abgebildete, zu Moltzow gefundene Bronzeschale zu sein scheint; sie scheinen zum Ueberstülpen zu klein und überhaupt durch ihren Bau nicht geeignet zu sein und sind auch oft neben Urnen in Gräbern gefunden; sie sind oft ganz klein, oft etwas größer, bis zur Größe der eben erwähnten Bronzeschale: die hier abgebildete Schale
1/2 Größe.
ward zu Moltzow gefunden, wo überhaupt viele Schalen gefunden sind.
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Außer den oben aufgeführten, häufig vorkommenden, charakteristischen Formen kommen zuweilen, jedoch sehr selten, auch ganz ungewöhnliche Urnenformen vor. Zu diesen gehört die hier abgebildete bienenkorbförmige Urne, welche die Oeffnung an der Seite hat oder vielmehr eine Thüröffnung, welche mit einer Platte durch vorgeschobene Riegel verschlossen werden konnte. Die Urne ist zu Kikindemark bei Parchim in einem Kegelgrabe gefunden (vgl. Jahresber. III, S. 59).
1/3 Größe.
Sie hat senkrechte Wände, eine zugespitzte, gewölbte Decke, so daß sie oben und unten geschlossen ist, und eine viereckige Oeffnung an der Seite; um diese Oeffnung geht ein erhabener Rand, durch welchen an jeder Seite zwei Löcher gebohrt sind, durch welche die Riegel vor der einpassenden Thür geschoben wurden. Zu dem oben mitgetheilten Holzschnitte ist zu bemerken, daß die Wände der Urne deshalb so dick dargestellt sind, weil die Urne jetzt inwendig mit Gyps bekleidet und zusammengehalten ist, da sie zerbrochen war.
Urnen von gleicher Gestalt sind bis jetzt nur noch außerhalb Deutschland beobachtet und zwar zu Rönne auf Bornholm und zu Burgchemnitz in Thüringen (vgl. Jahresber. III, S. 49, Note).
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Außerdem sind noch an seltnern Formen ganz cylinderförmige und eiförmige, mit einpassenden Deckeln versehene Urnen
1/3 Größe.
in mehreren Kegelgräbern zu Gallentin gefunden (vgl. Jahresber. II, S. 38 - 39).
In den Kegelgräbern finden sich oft große Schalen, welche, so viel bekannt ist, ebenfalls der Bronzeperiode charakteristisch sind. Sie sind groß, mehr oder minder flach, bald mit einem oder zwei Henkeln, bald ohne Henkel und ungefähr von der hier abgebildeten Form. Die hier dargestellte Schale
1/3 Größe.
ward in einem Kegelgrabe zu Meyersdorf über die oben I, 2 abgebildete große Urne mit scharfem Bauchrande gestülpt gefun=
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den (vgl. Jahresber. V, S. 47). Solche Erscheinungen sind in Kegelgräbern nicht sehr selten. In den 10 Kegelgräbern von Perdöhl waren z. B. 5 Urnen mit solchen Schalen bedeckt; vgl. Jahresber. V, S. 48 flgd. Nr. 5, 17, 18, 23 und 24.
Eine in der großherzoglichen Sammlung aufbewahrte Schale hat als Verzierung am Rande eben solche tiefe, schräge rechts gehende Schwingungen, wie sie das oben S. 363, III, 3 abgebildete kleine Gefäß von Retzow zur Verzierung trägt.
In Meklenburg sind große Schalen aus der Bronzeperiode nur als Deckschalen der Urnen beobachtet worden. Von einem anderen Gebrauche hat sich keine Spur gezeigt, am wenigsten hat irgend eine Erscheinung zur Annahme von Opferschalen Veranlassung geben können, von denen lange und häufig genug gefabelt ist.
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Kegelgrab und Opferstätte von Peccatel
bei Schwerin, Nr. 2.
Mit einer lithographischen Abbildung.
In Jahrb. IX, S. 369 - 378, ist die Aufdeckung eines sehr merkwürdigen Kegelgrabes zu Peccatel bei Schwerin beschrieben, eines der merkwürdigsten Kegelgräber, welche je in Deutschland aufgedeckt sind. Ebendaselbst S. 370 - 371 ist eines andern, größern Kegelgrabes gedacht, welches ganz nahe bei jenem liegt; an diesem haften bei den Bewohnern der umherliegenden Dörfer viele Sagen, von denen dort einige mitgetheilt sind. Der Hauptinhalt der Sagen ist folgender.
In dem Berge, welcher "Rummelsberg" genannt wird, wohnen die Unterirdischen, welche hier ihre vollständige Wirthschaft haben. Mitunter kommen sie auch ans Tageslicht und halten auf der Spitze des Hügels Tafel, wozu sie sich auch Kessel und andere Geräthe aus den andern Bergen leihen. Kommt ein Mensch dazu und nimmt etwas von der Tafel, so kann diese nicht eher verschwinden, als bis das Weggenommene wieder hingelegt ist. - Dies ist der Hauptinhalt einer Sage, welche vielfach gestaltet und ausgeschmückt bei dem Volke umhergetragen wird. Die Begriffe: Unterirdische, Tafel und Kessel, bilden aber die Hauptegriffe der Erzählungen.
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Die Berührung des Grabes war den Bewohnern des Dorfes Peccatel strenge untersagt. Nachdem aber der Dorfschulze gestorben war, hatte der Besitzer des Ackerstückes, auf welchem das Grab liegt, nicht nur den übrigen Bewohnern des Dorfes erlaubt, von dem Grabe Sand zu holen, sondern hatte auch selbst, bei wankenden Vermögensumständen, nach Schätzen in demselben geforscht, da das andere Grab so viel Ausbeute gegeben hatte. Er hatte bei diesen Untersuchungen mit einer Stange ein Steingewölbe in der Mitte des Grabes getroffen, war von oben herab hineingedrungen und zufällig gerade auf viele Bronzen gestoßen, welche er kaum hervorgeholt hatte, als die umherliegenden Steine in die Tiefe des Loches nachstürzten. In seinen Hoffnungen getäuscht, zeigte er bei dem großherzoglichen Domanial=Amte zu Schwerin den Fund als einen "zufällig am Rande des Hügels" gemachten an und lieferte die gefundenen Bronzen ein, um die Abtragung des Hügels auf Anderer Kosten zu erreichen und Theil an den in demselben enthaltenen Schätzen zu gewinnen, für welche, wie er in vollem Ernste versicherte, man das ganze Dorf kaufen könne. Unter solchen Umständen, da das Grab Aussicht auf wissenschaftlichen Gewinn eröffnete und vor unberufenen Händen nicht länger zu schützen war, mußte die Aufdeckung des Grabes vorgenommen werden. Ich begab mich daher sofort nach Peccatel, nahm die vorbereitenden Erdabgrabungen vor und deckte in Gegenwart und mit Hülfe des Herrn Dr. Beyer am 22. Novbr. 1845 alle Stellen auf, welche Gewinn verhießen. Geldeswerth und seltene Geräthe wurden auffallender Weise gar nicht gefunden, so sehr auch an manchen Stellen der Anschein dafür sprach; dagegen war der wissenschaftliche Gewinn sehr erheblich.
Der Hügel maß 120 Schritte im Umkreise und im Durchmesser 45 Schritte von Osten gegen Westen und 40 Schritte von Norden gegen Süden; er war in der Mitte ungefähr 10 Fuß hoch, von der Grundfläche der Aufthürmungen im Innern, und sehr rund und regelmäßig gewölbt, so daß er fast wie ein regelmäßiger Kugelabschnitt erschien; das ganze Erdreich, auf welchem der Hügel stand, schien von Natur etwas erhöhet zu sein. Er war, mit Ausnahme einzelner Steinsetzungen im Innern, ganz von Erde aufgeführt, deren Masse von den Arbeitern auf ungefähr 4000 vierspännige Fuder geschätzt ward. Der ganze Hügel bestand aus dem groben, lehmhaltigen Sande, aus welchem die ganze, durchaus flache Feldmark in der Tiefe unterhalb der Tragerde besteht, war jedoch an vielen Stellen verschieden gemischt.
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Da diese Masse zum völligen Abtragen zu groß war, so ward zuerst der Rand tief hinein abgetragen; dieser war nicht mit Steinen umsetzt, sondern ebenfalls nur von Sand gebildet; von Osten und Süden her ward der Hügel bis gegen die Mitte hin zum Theil abgetragen. Sodann ward ein großer Kreuzschnitt von Osten gegen Westen und von Süden gegen Norden bis auf den Urboden gemacht und von diesen Durchschnitten wurden Querdurchschnitte gegen die Ränder hin gemacht und endlich die meisten noch stehenden Theile in die Durchschnitte abgegraben. Es blieben nur einige Segmente, welche keinen Gewinn zu geben verhießen, nach den Rändern hin stehen.
Bei dem Durchschnitte von Osten gegen Westen ward auch der Hauptinhalt des Grabes bloß gelegt, indem genau in dieser Linie alles dasjenige stand, weshalb der Hügel vorzüglich aufgeführt zu sein schien.
Ungefähr in der Mitte des Grabes, etwas mehr gegen Osten hin, stand ein von großen Feldsteinen aufgeführtes Begräbniß, ungefähr ein Würfel von 5 Fuß. In der Tiefe lagen neben den zerbrannten starken Menschengebeinen die Trümmer von zwei Urnen, einer grobkörnigen, hellbraunen Urne und einem feinkörnigen, schwärzlichen Henkelgefäße. Neben diesen Urnentrümmern hatten die Alterthümer gelegen, welche von dem Bauer hervorgeholt und abgeliefert waren, nämlich:
ein Paar Handbergen aus Bronze, wie sie Frid. Franc. Tab. IV und Jahrb. IX, S. 329 abgebildet sind, vom Leichenbrande in sehr viele und verbogene Stücke zersprengt;
zwei gewundene, starke Kopf= oder Halsringe aus Bronze, wie Frid. Franc. Tab. X, Fig. 2, ebenfalls vom Leichenbrande in mehrere Stücke zersprengt;
fünf Handringe aus Bronze, ganz wie Frid. Franc. Tab. XXII, Fig. 7, vom Leichenbrande nicht zerstört;
ein sogenanntes Hütchen oder ein Buckel aus Bronze, von der Bildung wie Frid. Franc. Tab. XXIII, Fig. 10, jedoch ungewöhnlich groß, 4 " im Durchmesser der Platte und ungefähr 3" hoch, durch den Leichenbrand zersprengt und verbogen:
all diese Gegenstände haben starken Rost;
eine Büchse von Bronze, rund und mit plattem Boden und Deckel, wie die in Frid. Franc. Tab. XII, Fig. 3 und 4 abgebildeten, besonders aber wie die Fig. 4 abgebildete und ähnlich wie die in Jahrb. X, S. 281 abgebildete eingerichtet, nämlich
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mit einem erhaben verzierten Boden, so daß die untere Seite die Hauptsache zu sein scheint, mit einem glatten, nicht verzierten Deckel, durch dessen Handhabe, so wie durch die beiden auf den Seitenrändern des Gefäßes stehenden Oehren ein Riegel gegangen ist, 4 " im Durchmesser und 1 1/2 " hoch, auf dem Boden sehr stark, auf dem Deckel fast gar nicht, auf den Seitenwänden sehr wenig gerostet; der Deckel ist defect, in der Seitenwand fehlt ein kleines Stück schon ursprünglich, eben so sind die Verzierungen eines Viertheils des Bodens durchbrochen gearbeitet: wahrscheinlich ist der Guß an diesen Stellen nicht gekommen und das ganze, sonst hübsche Gefäß bei der Einsetzung in den Hügel noch gar nicht ganz fertig gewesen; dem Leichenbrande ist die Büchse nicht ausgesetzt gewesen, eben so auch nicht
fünf fein durchbohrte Perlen oder Knöpfe von braunem Bernstein, abgeflacht und mit scharfen Rändern, von verschiedener Größe, 1 1/4 ", 1 ", 3/4 " und 1/2 " im Durchmesser und von verhältnißmäßiger Dicke, 3/4 " bis 1/4 " dick.
Genau in der Linie und in der Richtung von Osten gegen Westen stand ungefähr 10 Schritte westlich von der beschriebenen Begräbnißstelle bis gegen den westlichen Rand des Grabes ein Bau, dessen ganze Beschaffenheit und Regelmäßigkeit von der größten Merkwürdigkeit ist und offenbar einen gottesdienstlichen Zweck gehabt hat, um so mehr da von heidnischer Bestattungsweise unter diesem Bau keine Spur zu finden war. Als von oben hineingegraben ward, entstand die lebhafte Hoffnung, hier eine bedeutende Bestattung zu finden; aber die Hoffnung ward gänzlich getäuscht, jedoch durch eine sichere Ansicht ersetzt, welche sich nach völliger Bloßlegung als unzweifelhaft darstellte.
Die Mitte dieses Baues, welche durch eine beigeheftete lithographische Abbildung der frei gelegten Stelle in dem Durchschnitte des Grabes veranschaulicht ist, nahm ein Altar ein. Auf dem Urboden stand eine ganz regelmäßige, viereckige Erhöhung von 10 Fuß Länge, 10 Fuß Breite und 5 Fuß Höhe, in dem Niveau der Grundfläche des Begräbnisses; das ganze Erdreich schien aber vor dem Bau schon etwas erhöhet zu sein. Sie war ganz von dem gleichmäßigen, groben, lehmhaltigen Sande, aus welchem der umherliegende Acker besteht und welcher bei Aufthürmungen in den Seitenwänden fest steht, ohne irgend eine andere Beimischung, aufgeführt und mit einer doppelten oder dreifachen Lage ungefähr kopfgroßer Feldsteine bedeckt. Weder auf dem Urboden, noch in der Sandaufschüttung, noch auf der Steinbedeckung zeigte sich irgend eine Spur von Knochen oder Kohlen: das Ganze war völlig und durchaus rein. Oben auf stand zwischen einigen höher gestellten Steinen ein ziemliches geradewandiges,
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ungefähr 6 " hohes, schon zerbrochenes, thönernes Gefäß, welches am Rande mit 1 1/2 " hohen, aus weit von einander stehenden Augen o gebildeten Zickzacklinien verziert war, in dieser Form.
Daneben scheint noch ein anderes thönernes Gefäß in Form einer niedrigen Schale gestanden zu haben, da sich Bruchstücke von dem scharfen Bauchrande eines Gefäßes fanden, welche nicht zu dem ersten Gefäße gehört haben können.
Die Arbeiter waren sehr erstaunt, hier wirklich "die Tafel der Unterirdischen" zu finden; die Verwunderung ward aber noch erhöhet, als sich bald darauf auch der "Kessel" fand.
Oestlich unmittelbar an dem Altare stand ein durchaus regelmäßiger, cirkelrunder Kessel von gebrannter Erde, von 3 Fuß Durchmesser und 2 Fuß Tiefe, mit dem Rande ungefähr 1 Fuß über die Oberfläche des Altars hervorragend. Er stand ebenfalls auf einem Unterbau von demselben lehmhaltigen Sande und war auf dem Boden mit kleinen Feldsteinen ausgelegt und außen mit kleinen Feldsteinen in Sand ummauert, so daß der ganze Kesselbau in dem äußern Rande einen Durchmesser von 5 Fuß hatte. Die Wände des Kessels selbst waren von demselben lehmhaltigen Sande aufgeführt, aus welchem der ganze Hügel bestand. Wegen der Lehmhaltigkeit wird dieser Sand vom Feuer roth gebrannt und fest stehend, durch langes Brennen und Aufnahme von Ruß und Harz aber kohlschwarz und so fest, daß er losen Ziegeln ähnelt 1 ). Der Kessel war an Ort und Stelle von diesem Sande aufgeführt und ausgebrannt; die Wände bildeten eine ungefähr 2" dicke, schwarze Masse, welche so fest war, daß sie mit Spaten abgehauen werden mußte; nach außen hin war der umkleidende Sand roth gefärbt. Das Innere des Kessels enthielt nichts Besonderes, sondern war bei der Aufschüttung des Hügels mit reinem Sande gefüllt worden. Auch der Unterbau enthielt nichts als reinen Sand.
Unmittelbar östlich an dem Kessel stand ein kleiner viereckiger Tisch oder Altar, an jeder Seite 5 Fuß lang, von der Höhe des großen Altars, ebenfalls von reinem Sande aufgeführt
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und mit einer doppelten Lage von kleinen Steinen gepflastert. Auch diese Erhöhung enthielt nichts außer Sand und Steinen.
Unmittelbar westlich an dem großen Altare, bis gegen den westlichen Rand des ganzen Hügels, stand auf dem Urboden in kleinen Feldsteinen eine regelmäßige Mulde oder Wanne, ebenfalls aus schwarz gebranntem Sande, gegen 6 ' lang, 3 ' breit und in der Mitte gut 1 ' tief, mit sehr fest gebrannter, 3 " dicker Wand, welche ausgebrochen werden mußte und sich in Stücken sehr gut transportiren und aufbewahren ließ. Diese Mulde, deren oberer Rand 3 Fuß niedriger stand, als die Oberfläche des großen Altars, war ebenfalls an Ort und Stelle gebauet und ausgebrannt, ohne Zweifel durch wiederholten, heftigen Brand, weil sonst die Mulde nicht eine so große Dicke und Festigkeit erlangt haben würde. In dieser Mulde lag eine unverbrannte Leiche, nach Osten und dem Altare hinschauend, mit den Füßen östlich am Altare, mit dem Schädel westlich gegen den Rand des Grabes. Die Leiche war sorgfältig in die Mulde gelegt und lag daher mit dem Becken tief und mit Kopf und Füßen viel höher; das Gerippe nahm daher nur einen horizontalen Raum von 5 Fuß ein: Die Leiche war in schwarze Erde gepackt, welche vielleicht aus den nahen Wiesen, ehemals Erlenbrüchen, genommen ward und daher noch hin und wieder verkohlte Rinde zeigte; diese schwarze Erde, welche sonst nirgends in dem ganzen Hügel lag, zeigte sich schon bei dem ersten Spatenstiche in den Rasen des Grabes. Vielleicht war es Branderde; jedoch ließ sich dieses nicht mit Bestimmtheit ermitteln. Das Gerippe ließ sich in seiner regelmäßigen Lage und ganzen Beschaffenheit sehr klar erkennen, obgleich es so morsch war, wie es in alten Gräbern selten gefunden wird; der Schädel ließ sich zu Moder zerreiben, die starken Schenkelknochen ließen sich zum größern Theile herausholen. Von Alterthümern war auch hier nichts zu finden; einige Scherben von einem thönernen Gefäße lagen seitwärts. Kohlen zeigten sich nirgends.
Dieser ganze Bau ist in seiner Art einzig und merkwürdig 1 ). Unser Verein hat von jeher die gottesdienstliche Deutung der gewöhnlichen Geräthe und gewöhnlichen Steingräber verschmäht, und die Zeiten werden überhaupt vorüber sein, wo man jedes Steingrab für einen Opferaltar und jeden steinernen Keil für ein Opfermesser ausgab. Aber hier, in Gegenwart
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zweier Alterthumsforscher, welche nicht tumultuarisch in die Tiefe gruben, sondern mit Vorsicht und Ruhe erst den ganzen Bau umher völlig bloß legten und untersuchten, und in Gegenwart von 38 verständigen Arbeitern aus dem Bauerstande ist ein Irrthum unmöglich. Der Kessel und die Mulde standen stundenlang in den Wänden frei; sie wurden mit Haken und Spaten ausgeräumt; man stieg in sie hinein und sie konnten nur mit Mühe zertrümmert werden, als sie zur Untersuchung des Grundes entfernt werden mußten. Wir sind abgesagte Feinde einer jeden Hypothese, welche sich nicht auf Thatsachen begründen läßt; aber hier läßt sich zum ersten Male eine gottesdienstliche Deutung des Baues nicht abweisen. Der hier so genannte Altar wird wirklich ein Altar zum Schlachten des Opfers, die Leiche, welche zu den Füßen des Altars in der Mulde lag, vielleicht ein geopferter Sklave oder Kriegsgefangener gewesen sein 1 ), da man ihr nicht die Ehre der Verbrennung angethan hat. Der Kessel im Osten des Altars ist entweder als Wasserbehälter oder zu einem besondern Brandopfer, der verbrannten Hauptleiche gegenüber, benutzt worden. Der ganze Bau wird früher bloß gestanden haben und zum Todtencultus für die daneben verbrannten Leichen benutzt worden sein. Nach dem Aussterben eines Geschlechts oder dem Ende irgend einer Periode mögen denn alle Begräbnisse und der Altarbau zu Einem Hügel zugeschüttet worden sein.
Wir haben hier ohne Zweifel neben einem
Begräbnisse eine Opferstätte, und zwar aus einer
frühen Zeit der reinen Bronze=Periode,
vielleicht die einzige, die bisher entdeckt
worden ist. Denn die bisher für Opferstätten
ausgegebenen großen Wälle mit vielen
Topfscherben, Lehmstücken, Thierknochen,
Metallschlacken
. sind durchaus nichts weiter, als
wendische oder ältere Wohnstätten, Burgen oder
Städte, namentlich die von Wagner bei Schlieben
und sonst von ihm und andern entdeckten und
vielfach beschriebenen Wälle in der Lausitz und
Sachsen (vgl. Klemm German. Alterthsk. S. 106
flgd.), die von Kalina von Jäthenstein
weitläuftig beschrie=
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benen, in Böhmen aufgefundenen Fundstätten von
Scherben, Knochen
., die am Harze, ja selbst in
Meklenburg in der Ravensburg bei Neubrandenburg
aufgegrabenen Umwallungen (vgl. Jahresber. V, S.
110 flgd.) Alle Wälle sind den historisch
nachweisbaren und untersuchten, aus dem 12.
Jahrhundert stammenden, wendischen Burgwällen zu
Meklenburg, Werle, Ilow, Dobbin
. (vgl. Jahrb. VI und VII) völlig
gleich; ja einige dieser sogenannten
Opferstätten Mitteldeutschlands und Böhmens sind
nichts weiter als mittelalterliche Burgplätze,
wie der große Burgwall von Prillwitz in Meklenburg.
Die Bedeutsamkeit des oben beschriebenen Fundes von Peccatel wird durch den Inhalt des unmittelbar bei diesem Grabe aufgedeckten andern Grabes außerordentlich erhöhet. Die in diesem gefundene, auf einem Wagen stehende Bronzevase (vgl. Jahrb. IX, S. 372 flgd.) ist ohne Zweifel ein gottesdienstliches Geräth, welches vielleicht einem Priester angehörte. Beide neben einander stehende Gräber scheinen derselben Zeit anzugehören.
Früher war die ganze Gegend dieser Gräber ganz mit Wald bedeckt; noch seit Menschengedenken ist in der Nähe der Gräber viel Holz abgeräumt. Zwischen den Steinen in der Tiefe dieses Grabes fanden sich oft Reste uralter Baumwurzeln.
Wie es gewöhnlich in großen Gräbern der Fall ist, fanden sich in dem Hügel zerstreut noch mehrere Begräbnisse.
Nicht weit vom Rande gegen Südwesten war eine Brandstätte. Auf derselben stand eine große Urne, welche ganz zertrümmert war, und unter einem großen, flachen Steine ein fast ganz erhaltenes kleines Thongefäß, 2 1/2 " hoch, ungefähr wie das oben S. 362 abgebildete, mit aschenhaltigem Sande. Andere Alterthümer wurden nicht gefunden.
Nahe dabei gegen Südost fanden sich wieder Kohlen und zwei größere Urnen, welche ebenfalls zertrümmert waren.
Nicht weit vom nordöstlichen Rande des Grabes fand sich neben Urnenscherben eine mit edlem Rost bedeckte, zerbrochene, kleine Pincette aus Bronze.
Mehr nach dem Hügel hinein, nordöstlich in der Nähe des mittlern Hauptbegräbnisses, fand sich ein sehr feiner gewundener Halsring und ein sauber gearbeiteter, feiner Handring, beide aus Bronze und zerbrochen.
G. C. F. Lisch.
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Kegelgrab von Gr. Methling (bei Gnoien).
Oestlich von dem Dorfe Gr. Methling und nur in geringer Entfernung davon liegt rechts am Wege nach Demmin ein Kegelgrab, genannt der Doctorberg, auf einem kleinen Bergrücken, der von Nordwest nach Südost sich erstreckt. Der Boden umher besteht aus Sand und aus diesem ist auch das Grab aufgeworfen. Der Kegel hatte 8 Fuß Axenhöhe und einen Durchmesser von etwa 4 Ruthen. Die Unterzeichneten unternahmen für den Verein die Aufdeckung des Grabes, wobei sie sich der zuvorkommenden Unterstützung des Herrn Pensionairs Tack zu Kl. Methling zu erfreuen hatten. Die Herren Amtmann Haase zu Dargun und Pastor Günther zu Gr. Methling waren ebenfalls wiederholt bei der Aufgrabung zugegen. Schon früher war am Rande nach Steinen gegraben und innerhalb des äußern Steinringes, gerade in Osten, eine Urne mit einer Pincette aus Bronze zu Tage gekommen; auch war wenige Tage vor unserer Ankunft ein glücklicher Weise nicht gelungener Versuch von Unberufenen gemacht, durch Eingraben von oben nordwärts den Inhalt des Grabes zu gewinnen, weil man in demselben wahrscheinlich einen Schatz erwartete. Zuerst ließen wir die Spitze des Kegels mit Karren abfahren und wollten einen Durchschnitt von Osten nach Westen machen, da sich aber bald Steinhaufen unter der Oberfläche zeigten, so ließen wir die Erde überall abtragen, um über die Steinlage, die zuerst unregelmäßig schien, einen sichern Ueberblick zu erhalten. Gleich oben 2 Fuß unter der OberfIäche zeigte sich etwa 10 Fuß östlich von der Mitte mit einer ziemlich bedeutenden Brandstelle ein kleiner Steinhaufen, unter welchem eine zerdrückte Urne stand mit einer Menge verbrannter Knochenreste, zwischen denen eine kleinere, gehenkelte Urne lag. Nach Abräumung aller Erde ergab sich, daß, weil an den Seiten schon früher die Steine ausgebrochen waren, fast der ganze Boden des Grabes mit Steinen belegt war, über denen sich drei Steinkegel von 4 bis 5 Fuß Höhe erhoben.
Der erste Kegel erhob sich gleich von Osten bis zu einer Höhe von 5 bis 6' und hatte seine Spitze etwa 10 ' von der Mitte des Hügels östlich. An der südlichen Seite dieses Steinkegels war bis fast 2 ' unterhalb des Urbodens die Erde stark mit Kohlen und Asche vermischt. Bei Abtragung der Steine fanden sich zwischen der untersten Schicht zwei Paar sehr weite, massive bronzene Armringe, von denen aber nur der eine Ring unversehrt war; er hat 4 1/2 und 5 1/4 " im Durch=
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messer; die übrigen zeigten schon alte Brüche und Verbiegungen. Ein Paar, zu denen der unversehrte gehört, hat einen rhombischen Durchschnitt und gravirte Verzierungen aus schrägen und geraden Parallellinien; der dritte ist ebenfalls rhombisch, jedoch flacher und nicht verziert; der vierte ist platt und auch nicht verziert. Neben diesen lagen zwischen den Steinen zwei sehr dünne, fast drathförmig gearbeitete Ringe von 2 1/2 " Durchmesser, die aber durch die starke Oxydation an einzelnen Stellen mürbe geworden waren und bei der sorgfältigsten Behandlung in 2 und 3 Enden zerfielen. Unter dem Steinhaufen war eine Brandstelle von etwa 7 Fuß Länge und 4 Fuß Breite von Osten nach Westen, mit etwas Asche und Kohlen belegt; die Erde war einige Linien dick fest gebrannt. Diese Brandstelle war gegen 2' über dem Urboden und ganz horizontal geebnet, da der Urboden sich stark abrundete wegen des natürlichen Bergrückens, auf welchem das Grab gebauet war.
Der zweite Steinkegel lag in gleicher Höhe mit dem vorigen, genau westlich, von der Mitte des Grabes etwa 12' entfernt; er war aus größeren Steinen erbauet, die kaum von 2 Menschen gewälzt werden konnten. Die bei dem vorigen Kegel bemerkte Brandstelle setzte sich südlich auch von diesem Kegel fort, und es ward hier die Branderde schmierig, bis sich in der Tiefe auch die Gebeine eines Menschen, freilich nur in Bruchstücken, namentlich der Hinterkopf und mehrere Röhrenknochen, fanden. Zwischen dieser Modererde lagen Bruchstücke eines sehr dünnen bronzenen Ringes, welcher sehr stark oxydirt war und daher in viele Stücke zerbrach, jedoch nicht vom Feuer gelitten hatte. Unter dem Steinkegel fand sich nichts an Alterthümern. Am nordwestlichen Fuße dieses Kegels ward eine Steinkiste entdeckt, aus schön gespaltenen Sandsteinen erbauet, 3 Fuß lang, 1 1/2 Fuß breit und hoch. Sie war unversehrt, nur daß die längeren Seitensteine etwas ausgewichen waren; die Kiste enthielt aber nichts als Sand.
Ein dritter Steinkegel war südlich, etwa 20 Fuß von den beiden andern im Dreiecke gelegen, enthielt aber keine Alterthümer und überhaupt nichts Bemerkenswerthes, als daß er nur 3 bis 4' sich über den Urboden erhob.
Nahe an demselben, so wie noch an zwei Stellen auf der südlichen Seite des Hügels fanden sich wahrscheinlich später eingesetzte Urnen auf kleinen Brandstellen nahe unter der Oberfläche, so daß sie schon zertrümmert waren. Unter den darin
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befindlichen Knochen war kein Metall aufzufinden; nur das war auffallend, daß sie mit lauter Kalksteinen umstellt waren.
Gnoien im September 1845.
von Kardorff auf Remlin.
von Bülow aus Neustrelitz.
J. Ritter
aus Vietlübbe.
Die innere Construction dieses Grabes ist auffallend der des Grabes von Peccatel ähnlich (vgl. oben S. 370 flgd.). Der Aufbau von Steinen mit einer nicht verbrannten Leiche, die verschiedenen Erhöhungen, welche keine Alterthümer bargen, und die ganze innere Anordnung ist in beiden Gräbern fast gleich, so daß auch in Methling wahrscheinlich ein Opferaltar, mit einer geopferten Leiche, im Grabe stand. Da aber diese Construction noch nicht bekannt war und man dergleichen bei der Aufgrabung nicht vermuthete, sondern , wie sonst wohl, verschiedene Begräbnisse in Einem Grabe erwartete, so wurden die Erhöhungen zugleich mit dem ganzen Hügel abgetragen. Die Beobachtung kann jetzt also nicht mehr ganz sicher genannt werden.
Da nun auch in dem Bau der Gräber sehr wichtige Eigenthümlichkeiten zu liegen scheinen, so ist bei der Aufgrabung größerer Gräber fortan noch mehr Sorgfalt zu beobachten. Es wird nöthig sein, daß man alle Steinbauten und mit Steinen bedeckte Erhöhungen, alle vom Feuer gefärbten Stellen, kurz alles Ungewöhnliche stehen, nur den bedeckenden Erdauftrag sorgfältig abräumen und so das eigentliche Innere des Grabes bis auf den Urboden völlig bloß legen läßt, dann erst aber an die ruhige Betrachtung und demnächstige sorgfältige Abtragung der einzelnen Bauten geht; hiebei ist nicht allein das zu beachten, was man an Alterthümern findet, sondern auch das, daß man nichts findet. - Solche Aufgrabungen werden allerdings bei einer großen Menge von Arbeitern und deren Unverstand und Ungestüm und auch bei eigener körperlicher Arbeit, da man nothwendiger Weise oft selbst mit Hand anlegen muß, viel Anstrengung und auch größere Geldopfer fordern; einem wahrhaften wissenschaftlichen Gewinne werden aber solche Opfer gerne gebracht. Nur ist die nüchternste Darstellung nöthig und nichts mehr zu vermeiden, als Selbsttäuschung und Uebertragung vorgefaßter Ansichten. So viel scheint aber gewiß zu sein, daß man noch lange nicht genug wissenschaftliche Aufgrabungen vorgenommen hat, sondern erst recht damit anfangen muß.
G. C. F. Lisch.
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Kegelgräber von Dobbin
bei Krakow.
Vgl. oben Hünengräber, S. 346.
Auf dem dobbiner Felde befanden und befinden sich zum Theil noch viele Kegelgräber, theils vereinzelt, theils in größerer Anzahl vereinigt, so daß unweit des Einflusses der Nebel in den krakower See, auf dem linken Ufer des Flusses auf einer Anhöhe, einige hundert Gräber zusammen standen, welche leider im Laufe der Zeiten fast alle zerstört sind, so daß man zum Theil nur aus den Steinkreisen in der Erdoberfläche auf ein vorhanden gewesenes Grab schließen kann. Von andern Gräbern stand noch innerhalb des Steinkreises eine kleine Steinkiste, welche früher auch wohl mit Erde bedeckt gewesen sein mochte, wie es bei einigen ziemlich erhaltenen der Fall war.
Bei Dobbin, im krakower See, ward auch die schöne römische Vase, die Dobbin=Vase, gefunden, welche Jahresber. VIII, Taf. III. abgebildet und S. 50. beschrieben ist.
Beim Oeffnen der Gräber wurden häufig Urnenscherben in denselben gefunden; die ganzen Urnen zerfielen jedoch bei der leisesten Berührung und es gelang nur, drei derselben in einem leidlichen Zustande zu erhalten. In der Regel standen die Urnen in der Mitte der Steinkreise zwischen größeren, zusammengestellten Steinen oder in einer Steinkiste. Zuweilen fanden sich die Urnen aber auch mehr an den Seiten der Gräber; auch schienen mitunter mehrere Urnen um eine größere gestanden zu haben. In mehreren Urnen schienen Knochen gelegen zu haben.
Außerdem fanden sich in den Gräbern mehrere Alterthümer aus Bronze, welche, neben den vorstehenden Nachrichten, der Verein dem Herrn von Jasmund auf Dobbin verdankt.
In Gräbern auf der Höhe an der Nebel fanden sich folgende Alterthümer aus Bronze, welche alle edlen, jedoch nicht tiefen Rost haben und fast alle wohl erhalten sind:
drei sogenannte Scheermesser, wie Frid. Franc. Tab. XVIII, ohne Verzierungen;
drei Zangen, wie Frid. Franc. Tab. XIX, von denen eine zerbrochen ist, mit Verzierungen;
ein Pfriemen;
eine Säge, 3 1/2 " lang, an einem Ende mit einem Loche,
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am andern mit zwei Löchern, zum Befestigen und Einspannen, ein sehr seltenes Stück des Alterthums; die Zähne werden nach dem einen Ende hin immer kleiner, dichter und stumpfer;
ein Doppelknopf mit langer, aufstehender Spitze, nach hieneben stehender Abbildung, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XXIV, Fig. 3, 2 Zoll lang, am Ende der auf der Wölbung stehenden Spitze oder Stange mit einem ganz polirten, kleinen Knopfe versehen, so daß das Geräth nicht länger gewesen ist und daher eine räthselhafte Bestimmung hat; die convexe Oberfläche des Doppelknopfes nach der Stange hin ist vielfach verziert, eben so die Stange selbst mit feinen concentrischen Reifen geschmückt. Wahrscheinlich ist dieser Doppelknopf eine Art Buckel zum Zusammenhalten mehrerer Stücke und die Stange war wohl zum sicherern Halten und Regieren nothwendig. Die concave Seite der obern Wölbung ist in der concaven Wölbung mit einer grauen, festen, porösen Masse gefüllt und abgeglättet. Man vgl. unten Kegelgrab von Retzow Str. 6.
zwei Doppelknöpfe, Hemdsknöpfen gleich, wie Frid. Franc. Tab. XXXII, Fig. 22, nur etwas kleiner, der eine hoch convex, der andere flacher;
ein Knopf mit Oese, wie Frid. Franc. Tab. XXXII, Fig. 23, nur kleiner und platter;
ein Schließhaken oder Gürtelhaken aus Blech, mit 2 Löchern, 1" breit, 1 1/2 " lang;
ein Fingerring.
In den Gräbern an der Nebel fand sich auch noch:
eine größere Urne; in dieser stand:
eine kleinere Urne, welche mit Knochen gefüllt war;
ferner fand sich in einem andern Grabe:
eine ganz kleine Urne, welche mit Knochen gefüllt war und neben welcher mehrere Urnenscherben lagen, welche wahrscheinlich auch einer größern Urne gehört hatten, in welcher die kleinere gestanden hatte.
In einem Steinkreise am krakower See fand sich:
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eine Stange oder Nadel, 1/4 " dick, mit sehr tiefem, hellgrünen, edlen Rost, in 3 Stücke zerbrochen, zusammen 9 " lang, ohne Knopf und Spitze.
G. C. F. Lisch.
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Kegelgräber von Weisin bei Lübz.
Am 23. Juli 1845 theilte der Herr von Bülow zu Kuppentin mir die Nachricht mit, daß er bei Weisin mehrere Leute beim Ausbrechen von Steinen angetroffen habe, unter denen sie Bronzesachen gefunden hätten; er habe sich deshalb an den Herrn Hoffschläger auf Weisin gewandt, welcher sogleich die vorhandenen Alterthümer an sich genommen, die Arbeiter von dem Steinausbrechen wegbeordert habe und mich nun ersuche, dahin zu kommen, um im Interesse des Vereines nähere Nachforschungen anzustellen. Nachdem ich mich dahin begeben und durch weiteres Nachforschen, unterstützt durch den unermüdlichen Eifer des Herrn Hoffschläger, noch einige von den Leuten verheimlichte Stücke der Alterthümer herbeigeschafft hatte, händigte mir der Herr Hoffschläger die Bronzesachen gütigst für den Verein ein und verhieß für die folgenden Tage eine hinreichenden Anzahl Arbeiter zu weiteren Nachgrabungen zu stellen. Leider sind aber sämmtliche Sachen, mit Ausnahme der Armringe, von den Arbeitern zerbrochen, welche stets Gold gefunden zu haben glauben oder doch sehen müssen, wie solche Sachen inwendig aussehen! Bei der nun erfolgenden Aufgrabung waren der Herr von Bülow und der Herr Hoffschläger beständig mit der lebhaftesten Theilnahme gegenwärtig. Die früher schon abgetragenen Kegelgräber, in denen die Sachen gefunden waren, liegen auf einer Erhebung, die sich von Süden nach Norden wie ein kleiner Bergrücken erstreckt, besonders aber nach Osten sich abdacht, nahe an dem Wege von Weisin nach Gallin, auf dem sogenannten Tannenkampe.
Dieses Grab zeigte einen Durchmesser von 50 Fuß und eine Axenhöhe von nur 3 1/2 Fuß, aufgetragen aus Sand und Lehm, woraus auch der Boden umher besteht. Er hat den Namen Silberberg 1 ) und ist in der Mitte schon früher von Schatzgräbern durchwühlt. Der Steinkreis am Umfange war
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noch vollkommen vorhanden, theilweise aber von der Erde verschüttet. Beim Ausgraben dieser Steine hatten die Arbeiter in dem südlichen Theile des Hügels ein Steinlager von gewöhnlichen Dammsteinen, etwa 6 Fuß lang von Osten nach Westen, 3 Fuß breit und 2 Fuß hoch gefunden und unter denselben folgende Sachen aus Bronze, mit edlem Roste bedeckt:
eine Handberge, deren Spiralen 3 3/4 " breit sind, von der stets vorkommenden Form und Verzierung, wie Jahrb. IX, S. 329;
zwei Handringe, 3 und 2 1/2 " weit; in dem einen derselben steckten 2 Fragmente von Knochen vom Arme, 4 Zoll lang;
ein kleinerer Ring aus viereckigem, starken Drath, offen, 2 und 1 3/4 " weit;
Fragmente von kleinen Ringen aus dünnem Drath;
ein gewundener Halsring von gewöhnlicher Form, mit über einander fassenden Häkchen an den Enden, 6" weit, und ein ähnlicher Halsring, jedoch viel feiner und enger gewunden.
Nachdem die Stelle wiederholt durchsucht war, schritten wir von hier aus weiter vor und deckten das ganze Grab auf innerhalb des Steinringes. Etwa 16 Fuß vom südöstlichen Rande nach der Mitte hin war ein kleiner Steinhügel, unter welchem sich aber nichts fand. Grade am östlichen Rande nahe am Steinringe lagen Scherben von Urnen mit etwas Asche zwischen dem Sande. Sowohl nach der Masse, der Oberfläche und der Farbe, als nach den Verzierungen gehören die Scherben zwei Urnen an. Beide aber zeichnen sich durch fortlaufende, auf dem Rande eingegrabene, eigenthümliche Charaktere aus, welche sich in Meklenburg noch nie auf Urnen gefunden haben. Die eine Urne, welche von feinerem Thon und hellbrauner Farbe ist, hat unter dem Rande fortlaufend dieselbe, hier abgebildete
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Verzierung, welche immer je zwei durch eine etwas schräge liegende Säule von kurzen, horizontalen, durch Stiche gebildeten Linien getrennt sind. Die andere Urne, welche mit mehr Kies gemischt und von dunklerer Farbe ist, hat unter dem Rande fortlaufend und ohne Trennung die hier abgebildete Verzierung:
Ob diese Charaktere nun bloße Verzierungen sind, oder ob sie tiefere Bedeutung haben, läßt sich jetzt schwerlich bestimmen; jedoch schien eine Abbildung derselben nothwendig. Die erstere Urne hat in der Mitte des Bodens unten eine runde Vertiefung von ungefähr 1" Durchmesser, welche beweiset, daß sie frei auf dem Daumen gedreht ist. Dem Anscheine nach stand ein drittes Gefäß an derselben Stelle, indem sich ein dünnes, stark gebogenes, mit einem kleinen Loche durchbohrtes Stück von einem Rande vorfand, welches zu keiner der andern Urnen gehören kann. In der Mitte des Hügels war ein Steinhaufen Von 12 Fuß Länge in der Richtung von Osten nach Westen und von 8 Fuß Breite. Die Steine waren gewöhnliche Dammsteine; doch die am Rande und in der westlichen Hälfte waren etwas größer. Die Höhe des Steinhaufens war etwa 2 bis 2 1/2 Fuß. Unter diesem Haufen war eine mit kleineren Dammsteinen belegte Fläche von 6 Fuß Länge und 3 Fuß Breite, bedeckt mit einer Lage von Asche und Kohlen ungefähr 1/4 Zoll dick. Die Mitte dieser Brandstelle war nicht genau der Mittelpunct des Grabes, sondern wich um 2 Fuß nach Norden ab. An Alterthümern fand sich nichts. Zwischen den größeren Steinen am westlichen Ende lag aber ein stark oxydirtes Hütchen. - Noch fand sich ohne Steine über dem Urboden nordöstlich von der Mitte gegen 16 Fuß entfernt eine Brandstelle, aber ohne weitere Alterthümer. Kohlen, besonders aus Erlen= und Eichenholz, lagen durch das ganze Grab zerstreut zwischen der Erde.
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In nordwestlicher Richtung von dem vorigen Grabe etwas über 100 Schritte entfernt liegt ein anderes, aber schon früher fast ganz abgetragenes Kegelgrab. Außer dem Steinringe, der wie das vorige Grab einen Durchmesser von 50 Fuß zeigte, waren nur noch in der Mitte einige Steine gewesen, etwa 1/2 Fuß mit Erde bedeckt. Hier hatten die Arbeiter folgende Gegenstände aus Bronze gefunden:
zwei Handringe, 3 1/4 und 2 1/2 " weit, äußerlich stark geriefelt, wie Friderico-Franc. XXII, 9;
die Fragmente von 2 sehr starken, gewundenen Kopfringen;
das Fragment eines Diadems, wie Jahrb. IX, S. 333;
eine große Nadel mit einem platten Kopfe, der 2 1/2 " Durchmesser hat, und darunter mit vielen scheiben= oder ringförmigen Verzierungen, ganz wie die Friderico - Franc. XXIV, 1. abgebildete, nur daß sie 2mal drei Gruppen von drei Scheiben und eine in der Mitte von sechs Scheiben hat. Die Länge vom Kopfe bis zum Ende dieser Verzierung, mißt 6 3/4 " die vorhandenen Stücke der Nadel sind zusammen 12" lang; doch fehlt etwas in der Mitte, und mag die ganze Länge gegen 2 Fuß betragen haben.
Alle diese Sachen sind viel kräftiger und gröber gearbeitet, als die Alterthümer aus dem Grabe Nr. 1, und sind nicht allein mit tiefem grünen, sondern auch theilweise mit hochblauem Rost bedeckt.
Eine weitere Untersuchung des ganzen Grabes ergab durchaus keine weiteren Resultate.
Ganz, nahe nördlich von den vorigen war ein Kegelgrab gewesen, ähnlich wie das vorige, bis auf einige Steine früher schon abgeräumt; es hatte auch gleichen Durchmesser. In der Mitte waren von den Arbeitern gefunden:
eine Handberge, ganz wie die im Grabe Nr. 1, doch fehlt etwas vom Bügel,
zwei Handringe, wie die im ersten Grabe gefundenen, und
ein Diadem mit zwei Reihen eingravirter Spiralwindungen verziert, ganz wie die in Jahrb. IX, S. 333, und im Friderico - Franc. X, 5. und XXXII, 2, dargestellten Diademe gebildet.
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Auch hier war eine weitere Nachgrabung fruchtlos. - Weiter nördlich scheinen noch 2 eben so große Kegelgräber gestanden zu haben, wie die ganze Beschaffenheit des Bodens, auch eine fast unmerkliche Erhebung desselben verrathen; es war aber keine Spur von Steinen zu finden und also auch keine Hoffnung vorhanden, hier noch Alterthümer zu entdecken.
Für eine weitere Nachsuchung und Aufdeckung von Gräbern auf seinem Gute hat der Herr Hoffschläger bereitwilligst seinen Beistand und seine gütige Mitwirkung zugesagt.
Vietlübbe im August 1845.
J. Ritter.
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Nachdem die Forschungen zu Weisin beendigt waren, trugen die Arbeiter wieder ein von Feldsteinen aufgebauetes Kegelgrab ab, dessen Inhalt jedoch der Herr Hoffschläger an den Verein einsandte. Leider ist der Inhalt theils durch das Alter, theils durch die Zerbrechlichkeit des Materials, theils durch die Ungeschicklichkeit der Arbeiter zum großen Theile zerstört, was um so mehr zu bedauern ist, als der Inhalt grade dieses Grabes sehr interessant war. Es fand sich nämlich
eine braune Urne von Thon, braun, dickwandig, ganz zerstört und mit zerbrannten Knochen gefüllt;
ferner fand sich zwischen dem eingesandten ganzen Inhalt des Grabes:
ein kleines Bronzegefäß, ungefähr 4 1/2 " weit und 2 1/2 " hoch, zur Hälfte vorhanden, aus getriebener Bronze nicht viel dicker als Schreibpapier, von fast halbkugelförmiger Gestalt, mit grade aufstehendem Rande, welcher 1/2 " breit eine Verzierung von erhaben getriebenen Schrägelinien \\\\\\ hat, wie die unten aufgeführten kleinen Thongefäße von Retzow, vgl. oben S. 363; ein anderes kleines Bronzegefäß von eben so dünnem Bronzebleche, ganz zertümmert, mit hohem Halse und einem kleinen Henkel, der mit einer eingravirten Zickzacklinie verziert ist, welcher durch einen fortgehenden Meißel gebildet ist; endlich lag zwischen den eingesandten Knochen eine Sichel von Eisen, wie Frid. Franc. Tab. XVII, Fig. 12, in zwei Stücke zerbrochen.
Wenn alles dieses zusammen gefunden ist, was sich vermuthen läßt, da die eiserne Sichel, mit Rost, Erde und Knochensplittern bedeckt, unerkannt zwischen den eingesandten Knochen lag, so ist das Grab allerdings sehr interessant, da es eines der sehr wenigen Kegelgräber ist, welche Spuren von Eisen
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geliefert haben. Es ist freilich nicht sicher, in welchen Höhen sich die verschiedenen Alterthümer gefunden haben, aber es deutet alles auf die Bronzeperiode. Aus dem dünne getriebenen Bronzeblech läßt sich aber auf eine jüngere Zeit der Bronzeperiode schließen, da in ältern Zeiten nur Bronzeguß vorkommt; auch geht der Rost nicht tief, obgleich er schon edel ist.
Die Kegelgräber von Weisin repräsentiren daher die verschiedensten Perioden der Bronzezeit, von den stärksten Formen des Bronzegusses mit hochblauem Roste bis zu den dünnsten Formen der Bronzeblechtreibung mit leichtem hellgrünem Roste in Begleitung des Eisens.
G. C. F. Lisch.
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Kegelgrab von Retzow,
D. A. Lübz, Nr. 5.
Vgl. Jahresber. IX, S. 381.
Um den Inhalt der von der Zerstörung bedrohten Gräber der Feldmark Retzow zu retten, schritt ich zu der Aufdeckung der noch bisher gut erhaltenen Kegelgräber, welche vom Dorf Retzow aus an der Landstraße nach Lübz die zweite Gruppe bilden. Sie bestanden ursprünglich aus 6 gleich großen Kegeln, von denen die Hälfte schon früher zerstört ist. Diese Kegelgräber sind eigentliche Steinkegel, deren Ringsteine noch deutlich zu Tage standen und Kreise von 30 Fuß Durchmesser bilden. Sie liegen auf einer nach Süden geneigten Anhöhe, deren Boden aus grobkörnigem rothen Sande besteht, womit auch die Steine der Gräber durchschüttet sind. Innerhalb des zuerst geöffneten südlichen Hügels fanden sich gegen die Mitte hin 2 Fuß über dem Urboden, zwischen den Steinen verpackt und von ihnen zerdrückt, neben einander 6 Urnen und in 2 derselben je eine kleinere, also zusammen 8 Urnen.
Zuerst standen östlich neben einander:
a. eine grobkörnige Urne, aus deren Bruchstücken sich die Form nicht erkennen ließ. Zwischen den darin befindlichen Knochen lag aus Bronze eine Messerklinge von 3" Länge, erst vorwärts und dann rückwärts gebogen, und eine Pincette, die aber sehr dünne und vom Oxyd zerfressen, daher etwas zerbrochen ist. Der Rost auf beiden Gegenständen ist edel, jedoch etwas matt.
b. eine braune Urne von feinerer Masse, in der Bauchweite mit schrägen, rechts nach unten auslaufenden, ziemlich breiten Eindrücken verziert. Der Inhalt bestand nur aus Knochen.
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Sodann standen wieder 2 Urnen neben einander, nämlich
c. eine schwarze Urne, ähnlich wie Frid. Franc. V, 10, mit scharf gebogenem Bauche, und
d. eine ähnliche braune Urne. Der Inhalt beider Urnen bestand nur aus Knochen; in dieser letzten Urne lag
e. eine schon zerbrochene kleine Urne, wie die unter b. verziert, ohne Inhalt.
Endlich standen schon etwas westlich über die Mitte des Grabes hinaus
f. eine grobkörnige, ganz zerbröckelte Urne, in welcher unter den Knochen noch
g. eine kleine, ziemlich erhaltene Urne umgekehrt lag. Sie hat 2 3/4 "Höhe, ist in der Oeffnung 3 1/2" weit, im Bauche 3 1/4" und in der Basis 1 1/2". Die Verzierung ist wie bei den Urnen unter b. und e.; auch hat die Urne einen Henkel;
h. eine Urne, wie die unter c. beschriebene. Unter den Knochen lag ein kleiner, dünner, gewundener Halsring aus Bronze, und auf diesem Ringe hing ein kleiner Ring von 1 1/8" Weite. Beide sind matt oxydirt.
Weiter fand sich nichts in dem Hügel, dessen Höhe in der Mitte 5 Fuß betrug; auch war nirgends eine Spur von Brand.
Kegelgrab von Retzow, Nr. 6.
Der östlich von dem vorigen nur 20 Schritte entfernte Hügel enthielt in der Mitte, wo die Höhe nur 4 Fuß betrug, nur eine Urne, welche aber gänzlich zertrümmert war. Unter den Knochen fand sich ein Doppelknopf, ähnlich dem Frid. Franc. XXXII, 22, abgebildeten, nur daß die obere Scheibe noch eine 3/4" lange, mit einem kleinen Knopfe endende Spitze hat 1 ). Daneben lag ein Ring von 5/8" innerer und 7/8" äußerer Weite. Beide Sachen sind mit mattem Roste bedeckt. Außerdem fand sich nichts in dem Hügel.
Kegelgrab von Retzow, Nr. 7.
Nordwestlich von dem Grabe Nr. 2. war ein dem vorigen ganz gleicher Hügel, in dessen Mitte sich ebenfalls nur eine einzige Urne vorfand. Sie war bedeutend groß, aber ganz zerdrückt, mit scharf nach außen gebogener Bauchweite. Unter den vielen
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und starken Knochen lagen ein kleiner Stift und das Bruchstück eines Ringes, beide aus matt oxydirter Bronze. Weiter war auch in diesem Kegelgrabe nichts.
Vietlübbe, im Mai 1845.
J. Ritter.
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Kegelgrab von Vietlübbe bei Plau, Nr. 3.
Ein Kegelgrab aus der Gruppe zwischen Vietlübbe und Damerow, zu welcher das im vorigen Jahrgange S. 380 beschriebene gehört, war von der nördlichen Seite bereits über ein Drittheil abgegraben. Um den Inhalt zu retten, ließ ich von Osten her den Hügel untersuchen. Er war in der Mitte 7 Fuß über dem Urboden erhöhet und hatte einen Durchmesser von 50 Fuß. Die sandige Erde war durchweg mit Dammsteinen angefüllt (Steinkegel); etwa in der Mitte standen auf dem Urboden 3 größere Steine aufgerichtet, mit ihren oberen Spitzen gegen einander gelegt. Zwischen diesen Steinen fanden sich die Scherben einer schwarzen, grobkörnigen Urne und drei Kopf= oder Halsringe aus Bronze 1 ), mit schönem, edlen Rost bedeckt, ähnlich gewunden wie Frid. Franc. XXXII, 3. Einer derselben ist etwas größer, als die beiden andern; allen dreien aber fehlt etwas an einem Ende. Sonst fand sich nichts weiter in dem Grabe. - Nur eines Steines ist noch zu erwähnen, der sich auf der südlichen Seite, gegen 10 Fuß vom Rande, nahe dem Urboden, in diesem Hügel fand. Es ist ein sonst ziemlich roher Granit, der auf einer etwas ebenen Seite von 16 " Länge und 12 " Breite 7 runde Vertiefungen von 2 - 2 1/2 " Durchmesser hat. Diese Vertiefungen sind nicht vollkommen rund und glatt, aber doch künstlich hervorgebracht und nicht durch Verwitterung, da sie durch Quarzadern hindurch gehen. Ganz dieselben Vertiefungen finden sich auf dem Decksteine eines Hünengrabes an dem Wege von hier nach Wangelin, an der Zahl wohl hundert. Der Volksglaube sieht sie für Eindrücke der Fingerspitzen an, damals entstanden, als die Riesen diesen Stein dahin gelegt haben.
Vietlübbe, im April 1845.
J. Ritter.
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Kegelgrab von Sandkrug, D. A. Lübz, Nr. 1.
Auf dem Felde des ehemaligen Dorfes Sukow, jetzt zum Forsthofe Sandkrug gehörig, liegt auf einer Anhöhe, die sich nach Südosten abdacht, eine Gruppe Kegelgräber, von denen nur wenige erhalten sind; doch kann man noch etwa 13 zählen, die zum Theile ganz oder halb zerstört sind. Um für den Verein zu retten, was noch vorhanden war, begab ich mich dahin und öffnete das noch am besten erhaltene Grab zuerst. Es hatte einen Ring von ziemlich großen Steinen gehabt, welche im Laufe des Winters zur Anfertigung eines Brunnens weggenommen waren. Der Durchmesser des Ringes betrug 4 Ruthen. Als ich innerhalb desselben von der Ostseite die Aufdeckung beschaffte, zeigte sich eine Ruthe vom Umkreise ein Steingewölbe, welches sich bis zu der Höhe von 5 Fuß in der Mitte hinauf zog. Die Axenhöhe des ganzen Kegels war 5 1/2 Fuß. Die Breite dieses inneren Steingewölbes war 18 Fuß von Süden nach Norden. Gegen die Mitte hin bildete das Steingewölbe eine muldenförmige Vertiefung von 8 Fuß Länge, 5 Fuß Breite und 2 1/2 Fuß Tiefe; die Mitte dieser Vertiefung lag 4 Fuß südlich vom Mittelpuncte des Hügels. Unterhalb dieser Vertiefung war die Erde auf dem Urboden mit Asche und Kohlen von Ellernholz stark bedeckt; an den Steinen war kein Brand bemerkbar. Mitten unter der Vertiefung, etwa 1 1/2 Fuß über dem Urboden war zwischen die Steine verpackt und von denselben zerdrückt eine Urne, welche nach den Scherben 8" in der Oeffnung hielt; der Inhalt war nur Asche. Weiter fand sich in dem Grabe nichts.
Kegelgrab von Sandkrug, Nr. 2.
Westlich von dem vorigen lag ein Kegelgrab etwa 50 Schritte entfernt; der Steinkreis war schon verschwunden und der innere Steinhaufe schon an der Süd= und Nordseite etwas angegriffen. Das Steingewölbe maß von Osten nach Westen 20 Fuß und hatte eine Axenhöhe von 5 Fuß. Gegen die Mitte hin stand 2 Fuß hoch über dem Urboden eine grobkörnige Urne, deren Gestalt unkennbar war, angefüllt mit Asche und Modererde. Auf dem Urboden waren nur geringe Spuren von Kohlen. Das Steingewölbe hatte keine Vertiefung, wie der vorige Hügel sie zeigte. Auch fand sich weiter nichts an Alterthümern.
Vietlübbe, im Mai 1845.
J. Ritter.
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Kegelgräber von Kikindemark.
Die Chaussee=Arbeiten bei Parchim haben bisher wenig Alterthümliches zu Tage gefördert, obgleich ich ziemliche Erwartungen davon hegte, als ich erfuhr, daß man beschäftigt sei, die Kegelgräber in der Streithorst bei Kikindemark, wo ich vor einigen Jahren schon einmal Nachgrabungen angestellt habe (vgl. Jahresber. III, S. 57 und Jahrb. X, S. 280 - 283), aufzuräumen. Ich begab mich sofort mit dem Herrn Pastor Günther an Ort und Stelle; wir fanden aber schon eine Menge Grabhügel zerstört und viele Urnenscherben umherliegen; die Arbeiter versicherten aber, nichts weiter als solche zerbrochene Töpfe gefunden zu haben, weshalb sie es nicht für nöthig gehalten hätten, Anzeige davon zu machen. Wir ließen noch einmal die genauesten Instructionen zurück; aber alles, was ich erreicht habe, ist, daß sie mit den "Töpfen" etwas vorsichtiger umgegangen sind. Das ganze Begräbnißfeld, gewiß 20 Gräber, Hügel an Hügel, ist zerstört und der einzige Ertrag für die Alterthumskunde ist:
eine braune Urne, ohne Henkel, von der oben S. 356 abgebildeten Grundform, gegen 5 " hoch,
ein sogenanntes Schermesser von Bronze und eine grade Nadel mit kleinem Kopfe von Bronze, 5 1/2 " lang;
die beiden letztern Stücke sollen nach den Aussagen der Arbeiter nicht in einem eigentlichen Grabe, sondern daneben mitten in einem Fahrwege zwischen unregelmäßig liegenden Steinen gefunden sein, wobei ich jedoch bemerken muß, daß schon früher in diesem mächtigen Steinlager gewühlt ist und Fahrwege öfter mitten durch niedrige Kegelgräber gehen.
Parchim, 1845.
W. G. Beyer, Dr.
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Kegelgrab von Spornitz.
Auf einer Durchreise durch Spornitz um Johannis 1845 reichte mir der dort wohnende Aufseher über die Chaussee =Arbeiten zwischen Spornitz und Parchim, Namens Speekmann, eine Graburne nebst einem Bronzering in den Postwagen.
Diese Alterthümer sind nach später eingezogener Erkundigung bei den in der Gegend sehr bekannten sieben Steinen, in der Nähe des Forsthofes Trotzenburg, auf der spornitzer Feldmark gefunden. Dort lag nämlich eine Gruppe von 6 großen Steinen und in einiger Entfernung davon ein 7ter, von welchen die Sage geht, daß es in Stein verwandelte Knaben seien. Sechs Pferde=
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jungen, sagt man, hätten Kegel gespielt und sich statt der Kegel ihrer Würste, statt der Kugel des Brotes bedient; der siebente habe sich zwar entfernt, um keinen Theil an diesem Frevel zu nehmen, aber doch nicht unterlassen können, sich unterwegs umzuschauen, und in diesem Augenblicke seien alle sieben zu Stein geworden. (Die Sage ist offenbar unvollständig; wahrscheinlich begab sich der Frevel während der Kirche, und die Verwandlung erfolgte, nach der Analogie anderer Sagen, in dem Augenblicke, wo die Glocke stieß.)
Die unter einem dieser Steine gefundene, wohl erhaltene Urne ist zierlich und edel geformt, ungefähr von der oben S. 358 abgebildeten Form und Größe, nur nach oben hin spitz auslaufend, ganz röthlich gelb 1 ) gebrannt, ohne alle Verzierungen, in der Mündung 5 1/2 ", im Bauche 7 1/2 " weit und 4 1/2 " hoch, soll übrigens nichts als Erde enthalten haben. Der erst nach der Auffindung an einer stark oxydirten Stelle durchbrochene Ring von Bronze, welcher neben der Urne lag, ist ein sogenannter Oberarmring, nicht geschlossen, sondern mit beiden Enden etwas übereinander gebogen, und würde in voller Rundung etwa 4" weit sein. Er ist voll gegossen, viereckig, etwas oval gebogen, auf der einen Fläche voll und regelmäßig, auf der andern Fläche an den beiden äußeren Enden des Ovals mit einer halben Drehung wie gewunden ausgehöhlt und überall mit Parallellinien und Zickzacklinien, wie gewöhnlich, verziert, nur in den beiden Windungen ganz glatt, übrigens mit edlem Roste bedeckt. - Ein ganz ähnlicher Ring, vielleicht an derselben Stelle gefunden, ist zur Zeit jenes Fundes einem Juden in Parchim zum Verkauf angeboten, aber nicht wieder zu erfragen gewesen.
Schwerin, den 1. September 1845.
W. G. Beyer, Dr.
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Kegelgrab von Stolpe.
Nach einem schriftlichen Berichte des Chaussee=Bau=Aufsehers Speekmann hat der Schachtmeister Eggers aus Consrade bei Schwerin im Monate Julius d. J. in den sogenannten "Dämmen" auf der Feldmark Stolpe bei Neustadt beim Steinbrechen eine mit Asche und Knochen gefüllte Urne und dicht daneben einen goldenen Ring gefunden, aber der allen Chaussee=Arbeitern gegebenen genauen Instruction ungeachtet doch nicht
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abgeliefert. Auf diese Anzeige habe ich mich sofort an den Herrn Amtmann Weber zu Neustadt gewendet und um Untersuchung des Thatbestandes gebeten, leider aber zu spät, denn die Urne war bereits zerschlagen und der Ring zunächst an den Juden Jacob Ascher zu Neustadt angeblich für 3 Rthlr. 16 ßl., von diesem aber weiter an den Goldschmied Wegner daselbst für 4 Rthlr. verkauft und von letzterem sofort eingeschmolzen. Nach den von dem Herrn Amtmann Weber bei den genannten Personen eingezogenen Erkundigung bestand der Ring, dessen Größe nicht angegeben wird, aus 8 feinern Dräthen, welche je 2 um einander gewunden waren und also zusammen 4 an einander geschweißte Reifen bildeten.
Schwerin, den 1. Septbr. 1845.
W. G. Beyer, Dr.
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Kegelgrab von Wiechmanstorf.
Beim Bau der Chaussee von Cröpelin nach Neu=Bukow wurden im J. 1845 von den Steinbrechern einige aus Feldsteinen gewölbte Kegelgräber zu Wiechmanstorf bei Cröpelin ohne Wissen des Gutsherrn angegriffen. In einem derselben fand sich:
ein Paar gravirte Handringe aus Bronze, von denen der eine ganz zerbrochen ist,
ein sehr feiner glatter Handring,
ein gewundener Halsring aus Bronze,
eine große Haarnadel, mit einem glänzenden Steine, nach der Aussage der Arbeiter, welche jedoch nach ihrer Behauptung verloren gegangen ist.
Alle Sachen sind aus Bronze, ungewöhnlich fein und sauber gearbeitet und mit hellgrünem edlen Rost bedeckt. Die geretteten Stücke hat der Herr von Schack auf Wiechmanstorf dem Vereine geschenkt.
G. C. F. Lisch.
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Kegelgrab von Roggow.
Auf der Feldmark von Roggow bei Neu=Bukow steht ein großes Kegelgrab. Man könnte versucht sein, dasselbe, wie mehrere andere große, kegelförmige Hügel auf den Höhen in der Nähe der Ostsee (vgl. Jahrb. IX, S. 354), nicht für heidnische Gräber, sondern für Warten oder dgl. zu halten, welche Meinung auch wohl schon ausgesprochen ist. Jedoch scheint die Construction dieser Hügel durchaus für heidnische Gräber zu reden.
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Der Herr von Oertzen auf Roggow ließ einen solchen großen Hügel, der, an einem Wege stehend, am Fuße schon etwas abgegraben war, an einer Seite ein wenig angraben und fand unter Kohlen sogleich eine Nadel aus Bronze, 4 " lang, oben etwas gebogen und am dicken Ende umgerollt, in Gestalt eines modernen Pfeifenräumers.
G. C. F. Lisch.
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Kegelgrgräber von Alt=Sammit bei Krakow.
Beim Ausbrechen von Steinen auf dem Felde von Alt=Sammit wurden gefunden und von dem Herrn Riedel auf Alt=Sammit dem Vereine zum Geschenke gemacht:
zwei kurze Schwerter oder Dolche aus Bronze, beide ein Mal zerbrochen und in den Bruchenden oxydirt, beide sehr schmal und dem Anschein nach sehr ausgeschliffen, beide mit kurzen, massiven, bronzenen Griffen, nämlich:
ein Schwert mit einem ovalen, glatten Griffe und einem großen ovalen, platten Knopfe, welcher mit 8 gravirten Spiralwindungen verziert ist, wie Frid. Franc. Tab. XIV, Fig. Ic, in der Klinge 12 " lang;
ein Schwert mit einem viereckigen Griffe, welcher mit gravirten, parallelen Horizontal= und Perpendiculair=Linien verziert ist, und einem kleinen, viereckigen Knopfe, in der Klinge 14 " lang.
G. C. F. Lisch.
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Begräbnißplatz von Vietlübbe
bei Plau,
aus der Zeit der Kegelgräber.
Auf der jetzigen vietlübber Feldmark, wahrscheinlich dem früheren Felde von Sukow, links vom Wege nach Plau, nahe der Rißbek und den Tannen, liegt eine Fläche von etwa 20 Ruthen Länge von Osten nach Westen und einer Breite von 8 Ruthen mit kleineren und größeren Steinhügeln bedeckt; der Platz heißt der "Mürerbusch" (Mörderbusch) und hatte früher eine bedeutende Größe, da die Fundamentsteine zu mehreren Gebäuden hier schon vor einigen Jahren ausgebrochen und einige Hügel am Rande halb zerstört sind. Sobald der ganze Raum aufgedeckt ist, werde ich das Nöthige über das Ganze am Schlusse nachträglich bemerken. Da die Steine überall zu Tage liegen und jetzt ausgebrochen werden, die Alterthümer aber hier scheinbar dicht gedrängt sich finden, so glaube ich, daß eine Aufdeckung
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sehr im Interesse des Vereins ist, ehe fremde Hände den noch vorhandenen Theil dieses Begräbnißplatzes zerstören.
Einen halb zerstörten Hügel im Osten einstweilen übergehend, fing ich die Untersuchung
A. am nächstfolgenden Hügel an, der unversehrt war und bei einem Durchmesser von 50 Fuß eine Axenhöhe von 4 Fuß hatte, doch so daß oben in einer Fläche von etwa 30 Fuß dieser Hügel abgeplattet war. Schon einige Fuß vom östlichen Rande fand sich eine Brandstelle auf dem Urboden und bald darauf
1) eine Urne von 9 " Höhe, 11 1/2 " in der Oeffnung, 14 1/2 " im Bauche und 4 1/2 " in der Basis haltend. Sie ist unverziert und enthielt nur Knochen und Asche.
2) Etwa 5 Fuß weiter westlich stand mitten zwischen den Steinen, 2 Fuß hoch über dem Urboden eine Urne von 4 Fuß Höhe, 4 " Oeffnung, 4 1/2 " Bauchweite und 3 1/2 " Basis mit fast graden Wänden; sie war roh gearbeitet, bereits zerdrückt und außer einigen kleinen Knochen ohne weitern Inhalt.
3) Weiter südwestlich etwa 8 Fuß war eine Urne bis zum Rande in den Urboden versenkt, mit vielen Kohlen und gebrannter Erde umgeben, an Gestalt der ersten Urne gleich, aber 13 " in der Oeffnung haltend. Zwischen den Knochen lag:
a. ein Doppelknopf aus Bronze mit auslaufender Spitze, 2" lang, ganz wie die oben erwähnten Doppelknöpfe von Dobbin und Retzow (vgl. die Abbildung S. 378), und
b. ein Bruchstück von einem hohl getriebenen Handringe, ebenfalls aus Bronze, im Bruchende oxydirt.
Der Rost auf beiden Sachen ist nicht glänzend.
4) Etwa 10 Fuß westlich, südlich von der Mitte des Hügels, fand sich wieder eine Urne, an Bildung der 1 und 3 gleich, aber 9 " hoch, 14 " im Bauche und 6 " in der Basis weit.
Sie enthielt außer vielen und starken Knochen:
a. ein doppelt gebogenes, nämlich zuerst wie eine Sichel nach innen gekrümmtes und dann wieder rückwärts gekrümmtes Messer aus Bronze mit Griffzunge. Die am Rücken verzierte Klinge ist 8 ", die Griffzunge 2 1/2 " lang. Auf einer Seitenfläche ist der Rost so dünne, daß die Metallfarbe stark hervortritt; auf der andern Seite ist der Rost edel, jedoch nicht tief;
b. einen offenen, leise gewundenen Ring aus Bronze, 2 " weit, aus einem gut 1"' dicken, gedrehten Drathe, der an den offenen Enden platt ausläuft und 1 " weit überfaßt.
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5) Südlich von der vorigen 5 ' entfernt war eine gleiche Urne, von 12 " Durchmesser in der Oeffnung, bis an den Rand in den rings umher verbrannten und mit Kohlen angefüllten Urboden versenkt. Außer Knochen und Asche enthielt sie nichts an Alterthümern 1 ).
B. Zwei kleinere, südlich von dem vorigen gelegene Hügel enthielten je eine
6 und 7) Urne, die aber zerdrückt waren und keinen weiteren Inhalt als Asche und Knochen hatten.
Vietlübbe, im Juni 1845.
J. Ritter.
C. Vier Hügel, welche nach einander in der Breite von Osten nach Westen fortschreitend durchgegraben wurden, gaben keine andere Ausbeute, als Urnenscherben und Brandstellen, obgleich die Hügel ganz unversehrt waren. Auch die Zwischenräume, da sie mit Steinen ausgelegt waren, ließ ich durchgraben.
D. In der Mitte eines alsdann folgenden Hügels stand auf dem Urboden eine Urne mit scharfem Bauchrande, von der oben S. 357 abgebildeten Grundform, den früher gefundenen ähnlich, aber kleiner; sie mißt nämlich 5 1/2 " in der Höhe, 6 1/2 "in der Oeffnung, 7 3/4 " in der Bauchweite und 3 1/2 " in der Basis. Der Inhalt bestand nur in Sand, Asche und kleinen Knochen. Dicht daneben lag auf dem Urboden ein Bruchstück von einem feinkörnigen Sandstein, welcher auf mehreren Flächen offenbar zum Schleifen gebraucht ist.
Vietlübbe, im August 1845.
J. Ritter.
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Bericht über Kegelgräber von Plau.
Da wo die alte Straße von Plau nach Meienburg die Chaussee jenseit der Appelburg am Ende der Tannen durchkreuzt, lagen 4 schon früher durchgrabene Kegelgräber von mäßiger Größe. Die Chaussee ist dort 3 bis 4' tiefer gelegt, als der Urboden der Gräber war. Bei den Arbeiten in der Gegend der Gräber
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fanden sich hin und wieder Urnen, von denen mir etwa 6 in Scherben von verschiedener Gestalt und Dicke der Masse gezeigt wurden. Sie waren in dem dortigen kiesartigen Sande 2 bis 3 ' tief in der Erde gefunden und sämmtlich in Lehm verpackt gewesen; der Inhalt hatte nur aus Asche und Knochen bestanden. - Ein Hünengrab in der Nähe, noch in den Tannen liegend, sollte nächstens angegriffen werden.
Vietlübbe, Anfangs Juli 1845.
J. Ritter.
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Kegelgrab von Plau.
In den Tannen rechts von dem Wege, der von der Appelburg bei Plau nach Twietfort führt, lag ein Kegelgrab von 30 Fuß im Durchmesser und 5 Fuß Axenhöhe. Die Erde war überall mit Steinen angefüllt und fast in der Mitte des Hügels nahe am Urboden fanden sich aus Bronze:
a. ein Stabbeschlag mit rhombischer Deckplatte, welche mit Ringverzierungen geschmückt ist, wie der Schwertknopf Frid. Franc. Tab. XIV, Fig. 2 c , nur etwas kleiner, jedoch ganz so, wie die antiken Schwertknöpfe gewöhnlich sind; es ward jedoch kein Schwert gefunden, wie überhaupt dergleichen Knöpfe öfter allein gefunden werden. Beim Finden waren noch Spuren von Holz darin sichtbar. Der Rost ist alt und edel.
b. ein runder, hutförmiger Buckel, 2 Zoll im Durchmesser und 3/4 " hoch. Der Bügel auf der untern Fläche war durch Oxydation so angegriffen, daß er beim Auffinden zerbröckelte. Der breite, flache Rand ist mit 12 sechsblättrigen, erhabenen Rosetten, der mittlere, hohle Theil ist mit Blättern verziert, und der höchste Teil stellt ein menschliches Gesicht dar. Alles ist erhaben gearbeitet 1 ).
Vietlübbe, im Juni 1845.
J. Ritter.
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Begräbnißplatz von Liepen.
Der in Jahrb. X, S. 294, beschriebene Begräbnißplatz von Liepen gehört, wie auch Ritter S. 393. bemerkt, nicht der Eisenperiode, sondern der Bronzeperiode an. Eine von dem Herrn Reichsfreiherrn A. v. Maltzan auf Peutsch eingesandte, mit Parallellinien um den hohen Hals und mit Schrägelinien um den Bauch verzierte kleine Urne bestätigt diese Ansicht.
G. C. F. Lisch.
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Ohrbommel aus Bernstein von Moltzow.
Im Laufe des Sommers 1845 ward zu Moltzow in derselben Modergrube, in welcher im Winter vorher ein bronzener Spiralcylinder gefunden war (Jahrb. X, S. 285 - 286), neben mehreren Urnenscherben ohne Verzierung noch eine Ohrbommel aus Bernstein gefunden und von dem Herrn Landrath Reichsfreiherrn von Maltzan auf Rothenmoor dem Vereine geschenkt. Dieselbe ist 1" lang, hat ganz den Charakter der Geräthe aus der Bronzeperiode, gehört wohl sicher in diese und ist nur geschnitten, nicht gefeilt. Der untere, dickere Theil hat ganz die Gestalt der Gefäße aus der ausgebildeten Bronzeperiode, wie z. B. das Bronzegefäß von Parchim (Jahrb. X, S. 281), darüber drei parallele, erhabene Reifen und darüber ein Oehr.
G. C. F. Lisch.
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d. Zeit der Wendengräber.
Die schwarzen Urnen
der Wendenkirchhöfe.
Es sind in unsern Jahrbüchern die häufig in den der letzten Zeit des Heidenthums angehörenden Wendenkirchhöfen oder Begräbnißplätzen der Eisenperiode gefundenen, ganz schwarzen Urnen mit den aus Punctlinien gebildeten, mäanderförmigen Verzierungen, welche mit einem laufenden, gezahnten Rade gebildet sind, öfter besprochen. Diese Urnen, welche, mit den ihnen eigenthümlichen Hefteln, in Frid. Franc. Tab. XXXIV. abgebildet sind,
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sind in größerer Anzahl bisher nur in der westlichen Hälfte Meklenburgs und jenseit der Elbe in der ganzen Altmark beobachtet. Die Sammlungen in Berlin (außer denjenigen, welche aus der Altmark stammen), Neu=Strelitz und Stettin haben sie nicht; in Kopenhagen sah ich zwei ähnliche Urnen aus der Eisenperiode; aber sie waren nur ähnlich, nicht gleich. Nur in Kiel fand ich die Scherben einer einzigen Urne, welche mit unsern in Frage stehenden Urnen an Gestalt, Farbe und Verzierung völlig gleich war. Leider ist der Fundort dieser Urne nicht genau bekannt. Nach den von dem Herrn Professor Paulsen zu Kiel mir mitgetheilten Nachrichten aus den Verzeichnissen der kieler Sammlung ist die Urne der Gesellschaft für Erhaltung der vaterländischen Alterthümer zu Kiel von der patriotischen Gesellschaft geschenkt. "Da nun die patriotische Gesellschaft ihren Sitz zu Altona hat, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß die Urne aus Holstein, und also möglicher Weise aus Wagrien stammt."
G. C. F. Lisch.
e) Vorchristliche Alterthümer gleichgebildeter europäischer Völker.
Der Herr Inspector Beneke zu Pampow bei Teterow hat dem Vereine eine kleine Sammlung von Alterthümern aus andern deutschen Ländern zum Geschenke gemacht, welche von ihm selbst an den Fundorten erworben sind:
I. aus Holstein:
2 Keile aus Feuerstein,
1 spanförmiges Messer aus Feuerstein,
1 Framea mit Schaftloch und Oehr, aus Bronze, aus einem Grabe,
1 Scheermesser, aus Bronze, aus einem Grabe,
1 Pfriemen, aus Bronze, aus einem Grabe,
1 Nadel, aus Bronze, aus einem Grabe,
1 Messer aus Eisen, aus einem Grabe;
II. aus dem Oderbruche:
1 kleine, gehenkelte, glatte Urne, gefunden bei Gorgast, wahrscheinlich aus der Bronzeperiode.;
1 ganz kleine Urne, von der Gestalt und Größe einer mittelgroßen Zwiebel, mit parallelen Halbkreisen auf dem Bauchrande und mit eingestochenen Puncten verziert, welche mit einer weißen Masse (Kalk?) ausgestrichen sind (vgl. Jahrb. X, S. 266), wahrscheinlich aus der Steinperiode, gefunden bei Kienitz auf einem Begräbnißplatze.
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f) Vorchristliche Alterthümer der Römer.
Ueber die Verbreitung römischer Alterthümer in den Ostseeländern.
Erst in neuern Zeiten ist durch wichtige Funde in den Ostseeländern die Aufmerksamkeit auf die Verbreitung römischer Alterthümer in diesen Ländern gelenkt worden. In Meklenburg sind in den neuesten Zeiten wiederholt bedeutende und interessante Funde gemacht worden, wie z. B. zu Gr. Kelle, Hagenow und Schwinkendorf (vgl. Jahresber. III, S. 42, V, Anhang und Lithogr. und VIII., S. 38 flgd. und S. 51 flgd.). Diese Alterthümer sind um so wichtiger und sicherer, als sie theils römische Fabrikstempel führen, theils von unzweifelhaft römischer Arbeit sind. In der Sammlung nordischer Alterthümer zu Kopenhagen werden viele in Dänemark gefundene römische Alterthümer aufbewahrt und unter diesen mehrere Bronzegefäße von ausgezeichneter Schönheit. Dieses Museum bewahrt aber noch viel mehr ächt römische Alterthümer, welche sicher in Dänemark ausgegraben sind, als bisher bekannt gewesen ist.
Zu den wichtigsten römischen Alterthümern in den Ostseeländern gehören die Kellen aus Bronze, theils weil grade sie oft die unverkennbaren Zeichen römischer Arbeit tragen, theils weil sie gewöhnlich Fabrikstempel führen (vgl. Jahresber. VIII, S. 41 u. 51), auch am häufigsten mit andern römischen Alterthümern zusammen gefunden werden und daher in der Regel ein sicheres Kennzeichen des römischen Ursprunges der Funde sind. Eine besondere Art dieser Kellen sind die ihnen an Form gleichen "Siebe" oder "Seihen" aus Bronze, Kellen, in welche die Sieblöcher in schönen, antiken Linien eingeschlagen sind. Solcher Kellen und Siebe bewahrt die Sammlung nordischer Alterthümer zu Kopenhagen eine ganze Menge, - Siebe gewiß ein Dutzend; alle sind aber hier den heimischen Alterthümern zugezählt. Dies ist nicht allein allgemein angenommen, sondern auch in Schriften ausgedrückt; in dem Leitfaden zur Nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen, 1837, werden unter den heimischen "Sachen, welche man als die heidnische Gottesverehrung betreffend ansieht" S. 44. aufgeführt:
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"4) Flache, große Schüsseln, oder Gefäße von Bronze, die gewöhnlich einen gedrehten Fuß haben sie werden für die sogenannten Opferbecken gehalten, worein das Opferblut gegossen wurde."
"5) Siebe von Metall, in ein thönernes Gefäß oder in ein anderes dazu gehörendes Bronzegefäß gesetzt."
Mein Freund Worsaae setzt in diese Bestimmung mit Recht Bedenken, indem er in seiner Schrift: "Dänemarks Vorzeit durch Alterthümer und Grabhügel beleuchtet," Kopenhagen, 1844, S. 55, sagt:
"Zu den rein römischen Alterthümern müssen die meisten größern Metallgefäße und namentlich einige runde, gedrehte Gefäße mit Handhabe, ferner die Seihen, einzelne Glassachen
. gerechnet werden."
Im Sommer 1845 entdeckte ich nun zu Kopenhagen auf den Griffen der Siebe, welche alle augenscheinlich von römischer Arbeit sind, unter dickem Rost die bekannten römischen Fabrikstempel. Es ist also keinem Zweifel unterworfen, daß alle Kellen und Siebe aus Bronze im Museum zu Kopenhagen römischen Ursprunges sind. Hiedurch aber werden die Fundorte der in Dänemark gefundenen rein römischen Alterthümer bedeutend vermehrt, so daß die Sammlung der in Dänemark gefundenen römischen Bronzegefäße ganz ansehnlich erscheint.
In den Sammlungen zu Kiel und Stettin habe ich keine ächt römischen Alterthümer bemerkt.
G. C. F. Lisch.
Römische Goldmünze von Neu=Brandenburg.
Auf dem Felde der Stadt Neu=Brandenburg ward eine römische Goldmünze des Kaisers Valentinian (425 - 455) ausgepflügt und von dem Herrn Dr. Jenning zu Stavenhagen erworben und dem Vereine geschenkt. Vgl. unten: IV. Zur Münzkunde.
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g) Alterthümer außereuropäischer Völker.
Zur Erkennung und Erläuterung der Alterthümer unserer Steinperiode sind die Geräthe der außereuropäischen Völker von wesentlicher Bedeutung. Der Ausschuß des Vereins hat sich daher seit mehreren Jahren bemüht, solche Alterthümer, namentlich aus Amerika und Neu=Seeland, zu gewinnen. Bei der großen Schwierigkeit, zu solchen Sachen zu gelangen, sind jedoch diese Bemühungen bisher fruchtlos geblieben, obwohl sich in den neuesten Zeiten die Aussicht günstiger gestellt hat. Die Steinarten, aus denen diese Geräthschaften der sogenannten wilden Völker gefertigt sind, und die Formen derselben sind der Masse und Gestalt der Steingeräthe unserer Steinperiode auf eine überraschende Weise gleich; abgesehen von dieser merkwürdigen Uebereinstimmung, geben die Steingeräthe der außereuropäischen Völker durch ihre Anwendung häufig Aufschluß über die Benutzung unserer alten Steinwerkzeuge, da die außereuropäischen Geräthe noch häufig mit ihrer ursprünglichen Befestigung an den Schaften vorkommen, wie sie in Nilsson Skandinaviska Nordens Urinvånare häufig abgebildet sind. Es sind solche vollständige Geräthe von allen Entdeckern, Weltumseglern und wissenschaftlichen Reisenden von der Entdeckung Amerikas bis auf die neuesten Zeiten mitgebracht, - ein Beweis, daß die außereuropäischen Völker diese Geräthschaften zu allen Zeiten gebraucht haben und zum großen Theil bis auf das Eindringen europäischer Cultur auf demselben Standpuncte geblieben sind.
Durch Vermittelung des Unterzeichneten während seines Aufenthalts auf Seeland im Sommer 1845 hat nun der Herr Obrist=Lieutenant von Sommer, Commandant des Schlosses Rosenburg zu Kopenhagen, ein würdiger und einsichtsvoller Alterthumsforscher und Sammler, die aufopfernde Güte gehabt, unserm Vereine eine kleine Sammlung außereuropäischer Steingeräthschaften zu schenken, welche einstweilen dem nothwendigsten Bedürfnisse abhilft, und hat Aussicht auf mehr eröffnet, da ihm zuverlässige Quellen zu Gebote stehen.
Diese von dem Herrn Obrist=Lieutenant von Sommer dem Vereine geschenkten Steingeräthschaften außereuropäischer Völker sind folgende:
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1 Keil aus Grünstein von der Insel St. Croix in West=Indien, 4 1/2" lang, mit zugespitztem "Bahnende", der Schärfe gegenüber;
1 Pfeilspitze aus Chalcedon von Godhavn in Nord=Grönland;
1 Pfeilspitze aus schwarzem Kiefelschiefer, wie Frid. Franc. Tab. XXX, Fig. 7, von Jacobshavn in Nord=Grönland;
1 Streitaxt aus festem, feinkörnigen Sandstein, zum Einklemmen in einen gespaltenen Schaft, ohne Durchbohrung, ungefähr von der Größe und Gestalt der Axt in Frid. Franc. Tab. XXIX, Fig. 3, von Easton am Delaware in Pensylvanien;
28 Lanzen=, Pfeil= und Harpun=Spitzen, meistentheils aus Feuerstein, aber auch aus andern Steinarten, von Easton am Delaware.
Die zuletzt erwähnten Geräthschaften, schreibt der Herr von Sommer, "sind in Nord=Amerika an den Ufern des Delaware=Stromes in der Nähe von Easton in Pensylvanien gefunden, wo man dergleichen Alterthümer in großer Menge antrifft. Die Indianerstämme, welche diese Gegend früher bevölkert haben, sind längst ins Innere von Amerika zurückgedrängt. Vielleicht gehörten diese Sachen nicht einmal den zuletzt von hier vertriebenen Eingebornen, sondern frühern Aboriginer=Familien an."
G. C. F. Lisch
Ferner hat der Herr Obrist=Lieutenant von Sommer dem Vereine in einer zweiten Sendung folgende steinerne Alterthümer zum Geschenke gemacht:
1 kleines Schneidewerkzeug aus- schwarzem Kieselschiefer, 1 1/2" lang, an der geschliffenen Schneide etwas zerbrochen, von Jacobshavn in Nord=Grönland:
1 Messerspitze, Fragment, 1 1/2" lang, dolchförmig geschliffen, von Ikaresak an der Umanaks=Bucht in Nord= Grönland, aus Angmak; mit dem Namen Angmak, bemerkt der Herr v. Sommer, bezeichnen die Grönländer mehrere Steinarten, gewöhnlich von gräulicher, bläulicher oder schwärzlicher Farbe, dem Anscheine nach alle der grönländischen Thonschieferformation angehörend, die bei einem gewissen Härtegrade sich leicht bearbeiten, schleifen und bohren lassen;
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1 Lampe, halbkreisförmig, aus Topfstein, aus einem Heidengrabe unweit Godthaab in Süd=Grönland;
1Netzsenker aus Topfstein, ein mit einem regelmäßig durchbohrten Loche versehenes Bruchstück von einem alten, großen Gefäße, aus Godthaab in Süd=Grönland; dergleichen durchbohrte Scherben von Topfsteingeschirren, bemerkt der Herr v. Sommer, finden sich nicht selten in und neben den Ruinen von Wohnungen der alten nordischen Colonisten, mitunter 6 - 8, bis 10 Stück beisammen, die wahrscheinlich als Netzsenker benutzt sind (vgl. Jahrb. des Ver. f. meklenb. Gesch. X, S. 299); einige sind mit eingeschnittenen oder eingeritzten Runen oder runenähnlichen Figuren, andere mit einem Kreuze bezeichnet: Finn Magnusen spricht von ihnen in seinem Werke "Runamo og Růnere" S. 577 flgd. und erwähnt beiläufig eines solchen in der Sammlung des Herrn v. Sommer befindlichen Steines, von welchem dieser unserm Vereine eine Zeichnung übersandt hat;
1 Netzsenker aus mehr kalkschieferigem Topfstein, ebenfalls ein durchbohrtes Bruchstück von einem alten Gefäße aus Godthaab in Süd=Grönland.
G. C. F. Lisch.
2. Mittelalter.
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In einer Grube in dem Hause des Herrn Kürschners Boldt zu Bützow, in der Schloßstraße, ward eine an beiden Seiten ausgeschnittene Holzform, gegen 10" lang und gegen 6" breit, gefunden. Auf der einen Seite ist, 9" hoch und 5 1/4" breit, die nach katholischer Weise ausgedrückte Dreieinigkeit dargestellt, wie Gott der Vater den Sohn am Kreuze im Schooße hält, wobei jedoch zu bemerken ist, daß die sonst gebräuchliche Taube, das Symbol des heil. Geistes, über dem Kreuze fehlt. Auf der andern Seite steht, 6 3/4" hoch und 4 3/4" breit, das Wappen der Stadt Magdeburg. Beide Darstellungen sind äußerst roh gearbeitet, wenn auch mit einigem Geschick und gewiß in einer herkömmlichen Weise. Aus dem Alter der Holzform, den
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Gegenständen der Darstellung und dem Styl möchte sich aber schließen lassen, daß die Form noch aus der katholischen Zeit stammt, und aus der Größe und der ganzen Arbeit, daß sie nichts weiter ist, als eine Kuchenform. Und von dieser Seite hat die Form ihr Interesse, indem man sieht, welche Gegenstände man auf Eßwaaren versinnbildlichte und daß die Tradition nichts unerhörtes ist, daß die Heidenbekehrer Semmel in Kreuzesform backen ließen.
Auf Nachricht und durch Vermittelung des Herrn Friedr. Seidel hat der Verein die Form von dem Herrn Boldt zum Geschenk erhalten.
G. C. F. Lisch.
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Heberegister
der Vogtei Grevismühlen
aus
den Jahren 1404 und 1519
mitgetheilt von
G. C. F. Lisch.
Alte Register und Verzeichnisse aller Art sind von sehr großem und dauerndem Werthe für die Geschichtsforschung, weil sie ein sehr vielseitiges Interesse haben; viele Register sind für die deutsche Geschichte berühmt geworden und bilden eine unerschöpfliche Quelle der Forschung, wie für einen großen Theil Meklenburgs das Zehntenregister des Bisthums Ratzeburg. In Meklenburg sind bis jetzt äußerst wenige solcher Documente veröffentlicht. Daher wird es nützlich sein, von Zeit zu Zeit solche Urkunden mitzutheilen und der allgemeinen Benutzung und Bearbeitung hinzugeben. Freilich sind die deutschen Ostseeländer sehr arm an solchen Schriftwerken, weil es ihnen ganz an alten Klosterbibliotheken aus dem Mittelalter fehlt und zur Zeit der Reformation außer den Urkunden alle Schriften der geistlichen Stiftungen untergegangen sind. Aber es wird sich bei eifriger Forschung wohl manches finden, was bei der Seltenheit einen um so größern Werth hat.
Gegenwärtig wird ein jüngst entdecktes Beden= oder Contributions=Register der Vogtei Grevismühlen vom J. 1404 mitgetheilt, da das Register ziemlich alt ist und eine
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in mancher Hinsicht interessante Gegend berührt. Das Register bildet ein Quartheft von 6 Blättern Papier und ist auf der ersten Seite (Pfarre Grevismühlen) und auf der letzten Seite (Pfarre Diedrichshagen) sehr abgescheuert. Es führt die Ueberschrift:
Es ist also ein Verzeichniß der erhobenen Bede (precaria) aus der Vogtei Grevismühlen.
Daß das Register die Vogtei Grevismühlen umfaßt, geht nicht nur aus dem Inhalte, sondern auch aus einem, Pachtregister derselben Vogtei vom J. 1519 hervor, welches fast alle dieselben Dörfer aufführt. Wenn auch die Mittheilung des Bedenregisters von 1404 der Hauptzweck dieser Zeilen ist, so ist doch auch das ebenfalls jüngst entdeckte Pachtregister von 1519 zugleich benutzt. Dieses Pachtregister ist ein Quartheft von 12 Blättern mit der Aufschrift:
Das Pachtregister enthält bei jedem Dorfe den Namen des Dorfes, die Namen aller Bauern mit Angabe der Pachtsumme eines jeden Bauern und die Summe dessen, was das ganze Dorf trägt. Zur Vergleichung ist nicht das ganze Register abgedruckt, sondern es sind nur vollständig die Namen der Dörfer, die Anzahl der Bauern und die Pachtsummen der Dörfer mitgetheilt; (da die Zahl der Bauern in dem Register nicht wörtlich angegeben ist, sondern nur durch Zählung gewonnen ist, so ist sie mit deutschen Lettern und arabischen Ziffern angedeutet).
Uebrigens enthalten beide Register nicht alle Dörfer und Güter der Vogtei, da viele abgabenfrei waren; jedoch sind die angegebenen Namen und Verhältnisse schon interessant genug.
Zu noch größerer Anschaulichkeit sind auch die betreffenden Namen aus dem bekannten Zehntenregister des Bisthums Ratzeburg, herausgegeben von Arndt, 1833, zur Vergleichung gezogen.
Endlich sind die heutigen Namen nach dem meklenburgischen Staatskalender hinzugefügt.
Bei dem Abdruck ist folgendes Verfahren beobachtet. Vollständig und diplomatisch genau ist das Bedenregister von 1404 mitgetheilt, jedoch nicht ganz in der Reihenfolge des Originals. Die Dörfer der einzelnen Kirchspiele sind immer ganz
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genau in der Reihenfolge des Originals abgedruckt. Da es aber von Interesse war, zu sehen, wie sich die Vogtei Grevismühlen aus dem Lande Bresen (mit Ausnahme des Kirchspiels Beidendorf), dem Lande Dassow und dem Walde Klütz gebildet hat, so ist die Kirchspielsfolge nach dem ratzeburger Zehntenregister gewählt; die Stellung der einzelnen Namen dieses Zehntenregisters hat sich aber nach dem Bedenregister von 1404 richten müssen. Da das Pachtregister von 1519 keine Pfarren angiebt, sondern die Namen bunt durch einander würfelt, so hat sich die Reihenfolge der Dörfer ebenfalls nach dem Bedenregister richten müssen, eben so auch die Reihenfolge der Namen aus dem Staatskalender. Es ist jedoch zu bemerken, daß aus dem ratzeburger Zehntenregister und dem Staatskalender nicht alle Namen aufgenommen, sondern die unbedeutendern, kleinern Ortschaften, welche in den Registern von 1404 und 1519 fehlen, oft weggelassen sind.
Man kann also in Beziehung auf den Abdruck sagen:
Das Bedenregister von 1404 ist vollständig und diplomatisch genau nach dem Originale abgedruckt, auch in der Reihenfolge der Dörfer in den einzelnen Kirchspielen, jedoch ist in den Kirchspielen die Reihenfolge des ratzeburger Zehntenregisters von 1230 gegeben; von dem Pachtregister von 1519 sind die Namen, die Bauernzahl und die Pachtsumme vollständig mitgetheilt, die Reihenfolge der Dörfer hat sich aber ganz nach dem Bedenregister von 1404 gerichtet; eben so hat sich die Stellung der Namen des ratzeburger Zehntenregisters und des Staatskalenders nach dem Bedenregister von 1404 richten müssen: so daß alle Mittheilungen zur Erläuterung des Registers von 1404 dienen.
Zur Aufklärung einzelner Seltenheiten und Dunkelheiten sind einige erläuternde Noten hinzugefügt; diese sind jedoch nur aus dem Vorrath der Studien genommen und machen nicht auf Vollständigkeit Anspruch; man wollte jedoch nicht vorenthalten, was man besaß. Zur vollständigen Erforschung aller Orts= und Sachverhältnisse würden sehr große Quellenstudien gehören. Einstweilen mögen diese Blätter zu Berichtigungen und Forschungen einladen.
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1) Die Pfarren Dassow und
Mummendorf waren um 1230 sehr groß. In der
Folge wurden von der Pfarre Mummendorf die
beiden Pfarren Börzow und Roggenstorf
abgetrennt und von der Pfarre Dassow gingen
mehrere Dörfer an andere Pfarren über.
Mehrere Ortschaften in der Pfarre Dassow
sind auch bis jetzt unbekannt
geblieben.
2) Zur Zeit des ratzeburger
Zehntenregisters (um 1230) umfaßte die
Pfarre Mummendorf fast alle Dorfschaften,
welche etwas später in die drei Kirchspiele:
Mummendorf, Roggenstorf und Börzow vertheilt
wurden; viele Ortschaften bestanden damals
auch noch gar nicht oder lagen wüste.
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3) Roggenstorf ist das Dorf, welches im Zehntenregister Villa Reinwardi - Reinwardsdorf heißt. Späterhin im Mittelalter ward es Neuwerstorf oder Neuwenstorf, auch Roggenstorf geschrieben, woraus Roggenstorf gestorben ist, mit einer eigenen Pfarre, welche sich nur nach der Erkenntniß dieser Wandelung des Namens verfolgen läßt.
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1) Wulwekenhagen lag bei dem
neuern Bernstorf, ward nach und nach kleiner
und endlich ganz wüst, bis es wieder unter
dem Namen Wilkenhagen aufgebauet ward.
2) Bunhoph ist das heutige Bonhagen: vgl.
Lisch Maltzan Urk. I, S. 159. Es hieß im J.
1309 Bunenhoph und noch im J. 1557 Bonhoff
und 1623 Bunenhove. Eben so hieß auch
Hafthagen, in der Pfarre Elmenhorst früher
Hafhoff.
3) Bamberg ist in der Feldmark
Klütz untergegangen. In einem Amtsregister
von 1557 heißt es: "Bamborch; Dussen
acker geheten Bamborch bwen Vernth Plessen
luede thom Klutze vnde geuen dar jarliks vor
VI mr. IIII s." - Im
Visitations=Protocolle von Klütz von 1541
heißt es: V mark aufm Bamberge beym Creutz
(Klütz) gelegen". - Im
Visitations=Protocolle von 1568 kommt
Bamberg nicht mehr vor.
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4) Von den 3 Tarnewitz erklärt
Arndt wohl mit Recht Superius Tarnewitze für
Oberhof. Im J. 1439 gab es im Gegensatze
auch ein Neddere Tarnewitze, worunter wohl
das eigentliche Tarnewitz oder Wendeschen
Tarnewitz verstanden ist.
5)
Tarnewitzerhagen kommt in der Zeit von 1358
- 1670 häufig vor. Arndt hält dieses Dorf
für Wittenbergerhagen, vielleicht mit Recht,
da dieses auch neben Tarnewitz vorkommt; im
J. 1366 z. B. verpfändet der Herzog Albrecht
den Brüdern Marquard und Hermannn Tarnewitz
die Bede aus den den Dörfern Tarnewitze und
Wittenborgherhagen, alze van "souen
vnde twyntich houen to dissen dorpen
belegen". - Im J. 1557 wird
Tarnewitzerhagen auch
Groten=Tarnewitzerhagen genannt, vielleicht
im Gegensatze zu Wittenborgerhagen., und
Wittenborgerhagen kommt nicht mehr vor.
Dagegen heißt im 16. Jahrh. Tarnewitzerhagen
oft bloß Hagen.
6) Tarnewitz ist wohl
ohne Zweifel das Dorf, welches auch
Wendisch=Tarnewitz genannt wird und welches
("villam slauicam Tarneuwiz") im
J. 1301 von dem Ritter Ludolph Negendank an
das Kloster Reinfelden verkauft ward. Im
Visitations=Protocolle vom J. 1568 werden
von den Dörfern Tarnewitz nur Wendeschen
Tarnewitz und Tarnewitzerhagen genannt.
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1) Arpshagen wird in den
Visitations=Protocollen von 1541 und 1568
wiederholt Marpeshagen genannt; dies ist
wahrscheinlich eine verkürzte
Zusammenziehung aus (tó=) Marpeshagen (=zum
Arpshagen), wie Drewskirchen aus tôr
Oedeakirchen, tôr Oeskirchen etc.
2)
Kl, Pravsthagen gehörte dem Dom=Capitel zu
Ratzeburg.
3) "Der Hof zum
Felde" kommt schon im J. 1568 vor.
4)Das durch ein stark besuchtes Seebad in
den neuesten Zeiten bekannt gewordene Dorf
Boltenhagen tritt erst mit dem Anfange des
14. Jahrhunderts in die Geschichte und zwar
gewöhnlich mit dem benachbarten Dorfe
Wichmanstorf, auch Wichmerstorf genannt.
Wahrscheinlich hat es seinen Namen von einem
Besitzer Bolte; denn im J. 1313 verkaufte
Gerhard von Hagen dem Ritter
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Johann Riken das Dorf Wichmanstorf und seine Güter, welche ein gewisser Bolte in Steinbeck besessen hatte (villam Wichmersdorpe et bona sua quae habuit quidam Bolto nomine in villa Stenbeke). Im J. 1326 hieß Boltenhagen: der Lange Hagen, als die Grenzen zwischen "Tarniuize" und "Wimerstorpe" beschrieben wurden, welche gingen von dem Moor bis zu den Grenzen des Dorfes Langhagen ("iuxta paludem vaque ad terminos ville, que Longa Indago nominatur"). Im J. 1333 gehörte Wichmanstorf der ritterlichen Familie Kulen, welche es damals mit Boltenhagen zugleich an das Kloster Reinfelden verkaufte in dessen Besitze beide Dörfer unter diesen Namen auch im J. 1336 vorkommen.
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1) Um das Jahr 1230 war Bössow
noch keine eigene Pfarre.
2) Hafthagen
hieß noch im J. 1557 Haffhoff, wie Bonhagen,
Pf. Börzow, früher Bonhoff hieß.
3) Die
Holstein in diesen Gegenden waren mit den
dort begüterten v. Parkentin gleichen
(Stammes, im J. 1264 war Eckhard Holstein
Bruder des Thetlev und des Marquard von
Parkentin: vgl. Masch Gesch. des Bisth.
Ratzeburg, S. 161, Not. 2.
4)
Dönkendorf heißt im Ratzeb. Zehtenregister
Villa Thankmari und gehörte damals zu der
Pfarre Dassow.
5) Miristorp war der
Name des Dorfes, in dessen Nähe die Kirche
gegründet ward, von welcher das neben
derselben entstandene Dorf Hohenkirchen
hieß. Im J. 1158 hieß das Dorf Miristorp
(vgl. Franck A. u. N. M. X, S. 81 -
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82). Im J. 1260 wird gesagt, daß Miristorp damals Hohenkirchen heiße (vgl Schröder P. M., (S. 679, und Masch Bisth. Ratzeb. (S. 121). Zwar steht dieser Zusatz auch in der Urk. vom J. 1158; es ist aber zu bemerken, daß diese Worte (Myristorp, que nunc Honkerken vocatnr) aus der Urkunde vom J. 1260 fälschlich den gedruckten Text der Urkunde vom J. 1158 eingeschoben sind (vgl. Arndt Zehntenreg. des Bisth. Ratzeb. S. 28, Not. 3). In dem Zehntenregister vom J. 1230 fehlt Miristorp, dagegen kommt schon Hohenkirchen vor. Interessant ist es daher, daß nach unserm Register von 1519 noch Mirstorp neben Hohenkirchen existirte, freilich nur mit einem Pacht zahlenden Bauern und 2 wüsten Erben. Nach den Amts=Registern wohnten noch im J. 1557 zwei Bauern zu Myrsthorp. Es war Mirstorp daher nicht in Hohenkirchen untergegangen, sondern dieses neben jenem erbauet. Mirstorp wird also erst im 16. Jahrh. ganz untergegangen sein. Vgl auf folgender Seite Not. 4.
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1) Marmotse ist ganz unbekannt;
vielleicht ist es in den neuen Dörfern
Woldenhagen und Niendorf untergegangen. Es
ist aber zu beachten, daß Woldenhagen schon
im J. 1219 existirte und an das Kloster
Sonnenkamp kam (vgl. Lisch Mekl. Urk. II, S.
3 flgd.).
2) Everakstorf ist sicher
Everstorf, welches jetzt zur Pfarre
Grevismühlen gehört.
3) Reimanstorf ist
unbekannt.
4) Siehe Not. 5 auf Seite 412.
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5) Im J. 1418 heißt daß Dorf noch
"Lantberstorpe" und im
Visitations=Protocolle von Proseken von 1568
"Der Hof zu Landtmerstorpe".
6) Der jetzige Hof Fliemstorf hieß früher
Frimanstorf. Im J. 1557
. heißt er Frymerstorp und
noch im J. 1609 Frimenstorf. Von diesem Hofe
hat ohne Zweifel bis im 16. Jahrhundert
ausgestorbene Familie Vrigmannestorf,
Vrigmanstorf, Vrimanstorf oder Frimerstorf
ihren Namen; vgl. Lisch. Gesch. des Geschl.
Hahn I, A, S. 39 flgd.
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1) Um das J. 1230 hatte das Dorf Friedrichshagen nach keine eigene Pfarre. Friedrichshagen ist Indago Fredeberi oder Fredebernshagen; darauf hieß es auch Frebbershagen, in den neuern Zeiten Friedrichshagen.
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2) Degetow, Gr. Pravsthagen und Minnow gehörten dem Kloster Sonnenkamp oder Neukloster, eben so Woldenhagen, jetzt Wohlenhagen in der Pfarre Hohenkirchen. - Minnow ward seit dem Anfange des 16. Jahrh., sicher nach 1462, Hilgendorf genannt.
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1) Hievon hat noch der Vilebeker
See bei Grevismühlen den Namen.
2) Dies
ist vielleicht das im Ratzeburger
Lehnregister vom J. 1335 (in Schröder P. M.
S. 1151) genannte Rodmansvelt bei
Grevismühlen: "in Guevesmolen in agro,
qui dicitur Rodemannesvelt".
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3) Im Ratzeburger Zehntenregister
wird die Pfarre Diedrichshagen noch nicht
aufgeführt.
4) Kastahn gehörte um 1230
zur Pfarre Grevismühlen.
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des Mittelalters.
Der Dom zu Ratzeburg
Der Dom zu Ratzeburg ist bekanntlich in der zweiten Hälfte des 12ten Jahrhunderts im byzantinischen oder Rundbogen=Style aus Ziegeln erbauet und in mehrfacher Hinsicht ein ausgezeichnetes und unter den Ziegelbauten seltenes Bauwerk. Von größeren Kirchen im nordöstlichen Deutschland ist ihm an Alter wohl nur der Dom zu Lübeck gleich, welcher jedoch nur noch das Mittelschiff vom ursprünglichen Bau erhalten hat. Der Dom zu Ratzeburg hat ein günstigeres Schicksal gehabt, indem mit Sicherheit nur die Fenster der Kreuzschiffe und durch Anbau von Kapellen die Außenwände der Seitenschiffe ihre ursprüngliche Gestalt verloren haben; vgl. Jahresber. VII, S. 61 flgd. Eine besondere Beachtung fordern jedoch die Gewölbe. Die Gewölbe des Chores, der Kreuzschiffe und des Mittelschiffes sind nämlich im Spitzbogenstyle aufgeführt. Nach einer Sage (vgl. Masch Gesch. des Bisth. Ratzeburg, S. 382) soll der Bischof Johannes von Parkentin (1479 - 1511) den Hauptganghaben erhöhen lassen. Dagegen behauptet der Architect Lauenburg (vgl. Masch a. a. O. S. 749), und nach ihm Andere, es leide keinen Zweifel, daß die jetzt vorhandenen Gewölbe gleichzeitig mit der Kirche aufgeführt seien. Daß dies unglaublich, ja unmöglich sei, lehrt der erste Anblick: alle Spitzbogengewölbe in der ratzeburger Kirche sind so unregelmäßig und leichtfertig angesetzt, daß sie unmöglich nach dem Grundplane des Baumeisters haben ausgeführt werden können, wenn man auch zur Zeit des Rundbogenstyls eine Wölbung im Spitzbogenstyle annehmen wollte, was auch wohl behauptet ist. Ein solcher Zwiespalt und eine solche Unsauberkeit, wie sie die Hauptgewölbe des ratzeburger Domes zeigen, sind aber in der Geschichte der Baukunst unerhört, und es ist wenigstens das außer Zweifel, daß zur Zeit des Rundbogenstyls die Rundbogengewölbe mit Rücksicht auf die Höhenverhältnisse und die Lage und Größe der Fenster sehr sauber und sorgfältig angesetzt sind, was im Schiffe des ratzeburger Domes durchaus nicht der Fall ist.
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Eine treffende Vergleichung giebt der bekannte Dom zu Roeskilde. Dieses im 11. Jahrhundert im Rundbogenstyle von rothen Ziegeln aufgeführte Gebäude hat die größte Aehnlichkeit mit dem Dome zu Ratzeburg. Nicht allein die Außenwände sind denen des ratzeburger Domes sehr ähnlich, sondern auch das Innere beider Kirchen bietet viele Vergleichungen dar. Der Dom von Roeskilde ist nämlich ohne Ausnahme ganz im Spitzbogenstyle mit starken Rippen gewölbt und die Gewölbe sind eben so unsauber angesetzt, als die Gewölbe des ratzeburger Domes: bald liegt ein Fenster nicht in der Mitte des Gewölbes, bald schneidet eine Gewölbekappe sogar ein Fenster, bald steht ein Gewölbe hoch, bald niedrig über einem Fenster: kurz, man sieht auf den ersten Blick, daß auch hier, wie zu Ratzeburg, das Gebäude im 15. Jahrhundert ausgebauet ist. Von dem Dome zu Roeskilde ist aber die Zeit der Spitzbogenwölbung bekannt. Im J. 1443 legte nämlich eine heftige Feuersbrunst ganz Roeskilde in Asche und brannte auch den Dom aus. Der Ausbau währte 20 Jahre und erst 1464 konnte die Kirche neu geweihet werden. (Vgl. Behrmann, Grundrids til Roeskilde Domkirkes, S. 31 - 33).
Uebrigens stimmt der Dom zu Roeskilde im Aeußeren ganz mit andern Kirchen des Rundbogenstyls überein. Von den charakteristischen Merkmalen will ich zur Vergleichung nur das eine hervorheben, daß, was die Abbildungen nicht angeben, die Steine in den Giebeln der Kreuzschiffe in Zickzacklinien gestellt sind, eine Erscheinung, welche sich nicht allein an der Vorhalle des ratzeburger Domes findet, sondern auch an Kirchen aus der Uebergangsperiode; (vgl. Jahresber. III. S. 143; VI, S. 87; VII, S. 62.).
G. C. F. Lisch.
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:
Die Domkirche zu Güstrow
und
die Kirche zu Satow.
In Beziehung auf beide Kirchen, welche im Uebergangsstyle gebauet sind, ist in Jahrb. X, S. 309, hervorgehoben, daß sie eine eigenthümliche Pforte besitzen, deren Wulste zur Verzierung von rechtwinklig eingesetzten, zugespitzten Scheiben durchbrochen sind. Sind diese Pforten in beiden Kirchen auch schon im Spitzbogen gewölbt, so ist diese eigenthümliche Art der Verzierung doch noch ein Nachklang aus der Zeit des Rundbogenstyls. Grade eine solche, jedoch noch rundbogig gewölbte Pforte besitzt der uralte, ausgezeichnete Rundbogendom zu Lund.
G. C. F. Lisch.
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Auf dem Neubrandenburger Stadtfelde ward eine Goldmünze des K. Valentinian des jüngern (425 - 455) ausgepflügt und vom Hrn Dr. Jenning in Stavenhagen der Sammlung geschenkt. S. Jahresbericht X, S. 25. Ihre Größe ist nach dem Maderschen Münzmesser 13 und sie wiegt 5/16 Loth weniger 5 Aß (1 1/4 Ducaten).
Die Hauptseite derselben hat die Umschrift: DN PLA VALENTINIANVS P FAVG und zeigt das linksgekehrte Brustbild mit einem Diadem.
Die Rückseite hat die Umschrift VICTO RIA AVGGG. Der stehende Kaiser hält in der Rechten einen Stab, auf dem ein Kreuz und in der Linken eine Victoria, und setzt den rechten Fuß auf einen vorwärts gekehrten Elephantenkopf mit ausgestrecktem Rüssel. Neben ihm stehen die Buchstaben R M und unten CONOB (die natürlichste Erklärung dieser auf den Münzen der spätern Kaiser so oft vorkommenden Buchstaben ist, daß damit die Prägung in Constantinopel bezeichnet werde). An der Seite der Linie, auf welcher das Bild steht, befindet sich noch ein N.
Diese Münze gehört nicht zu den seltenen; sie ist auch schon im Museum Molano Bohmerianum I, p. 161. 1. mit der geringen Abweichung, daß R V statt R M steht, angegeben worden.
G. M. C. Masch.
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Verzeichniß des meklenburgischen Adels,
von
dem meklenburg=strelitzischen Minister
Christoph Otto von Gamm,
redigirt
um das J. 1775.
Der bedeutendste Genealog Meklenburgs, so viel sich nach den vorhandenen genealogischen Werken beurtheilen läßt, ist der wail. meklenburg=strelitzische Geheime=Rath und Minister Christoph Otto von Gamm auf Carow (geb. 19. Jan. 1721 † 1797). Mit den größten Anstrengungen und Opfern verfaßte er die Stammbäume oder " Genealogien der adeligen Familien, welche das Indigenatrecht besitzen" und eine "Beschreibung der ausgestorbenen Geschlechter;" das letztere Werk ist im J. 1780 beendigt, das erstere ist ohne Jahreszahl, jedoch um dieselbe Zeit redigirt, da der Verfasser die Geburt seines Sohnes Friederich Ludwig Otto von Gamm im J. 1783 nachgetragen hat. Die Original=Handschriften beider Werke, früher in der großherzoglichen Handbibliothek zu Ludwigslust, werden gegenwärtig im großherzoglich=meklenburgischen Geheimen= und Haupt=Archive zu Schwerin aufbewahrt.
Aus dem Nachlasse des wailand Ministers von Gamm hat dessen Sohn, der Herr Kammerherr Friederich Ludwig Otto von Gamm auf Friedrichshof im Großherzogthume Meklenburg=Strelitz, dem Vereine die Handschrift des unten abgedruckten Verzeichnisses mitgetheilt und zur Verfügung gestellt.
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Die Handschrift ist zwar nicht von des Ministers eigener Hand geschrieben; aber sie hat Nachträge, welche ohne Zweifel von seiner eigenen Hand geschrieben sind, namentlich der Artikel IV. 7. Knesebeck. Dieser Umstand, die Auffindung der Handschrift in des Ministers Nachlasse und die gleichzeitige Abfassung der beiden größeren Werke zeugen dafür, daß der Minister von Gamm der Verfasser der Uebersicht sei. Eine solche Arbeit konnte auch wohl nur während sehr umfassender genealogischer Forschungen entstehen.
Das hier mitgetheilte Verzeichniß ist ungefähr um das Jahr 1775 abgefaßt, also ungefähr zu der Zeit, als der Verf. seine Forschungen beendigt hatte und an die schließliche Redaction beider oben genanten größern Werke ging.
Das Verzeichniß ist vor dem J. 1778 abgefaßt, denn die Familie v. Gadow, welche in diesem Jahre anerkannt ward, ist in demselben gar nicht aufgeführt. Die im J. 1770 geschehene Reception der Familie IV. 8. v. Mecklenburg ist in den ursprünglichen Text aufgenommen, eben so in I. das Aussterben der Familien v. Pederstorf und v. Peccatel im J. 1773, u. s. w. Die Reception der Familie IV. 7. v. Knesebeck (vgl. VI. 39.) im J. 1774 ist in der Hauptredaction nachgetragen, dagegen das Aussterben der Familie I. v. Parkentin im J. 1775 schon bei der Abschrift eingefügt. Es ist daher das Verzeichniß wahrscheinlich im Anfange d. J. 1775 redigirt.
Der Verfasser scheint hiernach außer allem Zweifel zu stehen. Es gab damals in Meklenburg wohl nur zwei Männer, welche überhaupt zu solchen Arbeiten befähigt waren: der Minister v. Gamm und der Landes=Syndicus Pistorius zu Neu=Brandenburg. Pistorius war ebenfalls mit einem meklenburgischen Adelslexikon beschäftigt, welches er drucken lassen wollte. Pistorius wollte aber mehr historisch verfahren, v. Gamm arbeitete rein genealogisch. Bekanntlich hat Pistorius ungefär im J. 1767 eine Abtheilung seines Werkes, über die Familie v. Warburg, drucken lassen; aber " Undankbarkeit " und Mangel an Theilnahme sollen ihn an der Fortsetzung verhindert haben, so daß selbst diesem gedruckten Bruchstücke noch Titel und Schlußbogen fehlt. Pistorius starb im J. 1781, ohne sein Werk zu Ende gebracht zu haben. Nugent sagt in seinen Reisen durch Meklenburg, Berlin und Stettin, I, 1781, S. 244: "Pistorius arbeitet izt an einer Geschichte aller adlichen Familien in Meklenburg, wovon nächstens der erste Band herauskommen wird. Dies Werk erfordert unsägliche Mühe; es ist ein vollkommnes Adelslexicon, das aber mehr historische Bemerkungen enthält, als man sonst wohl gewöhnlich in solchen Werken antrift."
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Der Uebersetzer fügt hinzu: "Pistorius ist dies Jahr gestorben, "ohne dies vortrefliche Werk zu Stande gebracht zu haben." - Pistorius starb also vor Vollendung seines Werkes ungefähr zu derselben Zeit (1781), als Gamm sein Werk vollendete (1780). Es wird also v. Gamm ohne Zweifel Verfasser des Verzeichnisses" sein. Freilich mochten sich beide Männer, zu denen noch Masch kam, ihre Arbeiten mittheilen und beide sich einander ergänzen, wie dies aus vorliegenden Briefen erhellt. Im Februar 1766 schrieb Masch an Pistorius: "Dem Hrn. Land=Synd. Pistorius kann man eine Anzeige von vielen adel. Familien. und einzelnen Personen verschaffen, die in Meklenburg von 1300 - 1600 gelebt haben, wenn demselben damit gedient ist. Pistorius bemerkt darunter: Den 25. ejusd. habe ich den Herrn Superintendenten um Communication dieser Nachrichten gebethen." Aus vielen an Pistorius gerichteten Briefen aus verschiedenen adeligen Familien in dem v. gammschen Nachlasse möchte man schließen, daß der pistoriussche Nachlaß in den Besitz des Ministers v. Gamm kam. Am strelitzer Hofe ward damals die aufkeimende vaterländische Alterthumskunde mit Vorliebe befördert.
Was den Werth des Verzeichnisses betrifft, so ist derselbe allerdings bedeutend. Freilich läßt sich nicht leugnen, daß in den Theilen, welche die alte Geschichte berühren, namentlich in dem "I. Verzeichniß der erloschenen Geschlechter," sehr viele Fehler vorkommen, welche sich jetzt wohl berichtigen lassen, aber bei dem damaligen mangelhaften Zustande der Archiv= und Urkundenforschung leicht zu erklären und zu entschuldigen sind. Auch ist nicht zu übersehen, daß v. Gamm die bekannten v. Behrschen Arbeiten und Sammlungen im Landesarchive, auch wohl die Hoinckhusen'schen Forschungen benutzte. Aber die übrige Masse des Materials, namentlich für die Ereignisse des vorigen Jahrhunderts, ist für unsere Geschichte und unser Recht so wichtig, daß die Mittheilung des Verzeichnisses nur dankenswerth erscheinen kann. Zuerst ist das Wagniß des Unternehmens dankenswerth, eine vollständige Namensübersicht zu geben: wer es kann, vertieft sich zu leicht in Einzelnheiten und entrückt sich dadurch seinem Ziele; wer der Sache nicht völlig gewachsen ist, vermag die Aufgabe gar nicht zu lösen. Es gehört eine ungeheure Masse von Kenntnissen und Erfahrungen und eine seltene Ausdauer und Selbstverleugnung dazu, eine so umfassende Arbeit zu Stande zu bringen: alles Dinge, die sich sehr selten finden. Dann aber ist die Arbeit höchst schätzenswerth wegen der großen Masse von Nachrichten, welche schon damals sehr schwer zu sammeln waren und jetzt vielleicht nicht mehr zusammen zu bringen sind, um so mehr,
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da des Verfassers Leben in eine Zeit fällt, in welcher sich die Zustände wesentlich veränderten, deren Entwickelung also von großem Einflusse sein kann. Endlich hat die Arbeit durch ihre Uebersichtlichkeit und Eintheilung einen bedeutenden Werth erhalten.
Die ursprüngliche Handschrift ist sehr kurz und besteht fast nur aus Namen und Zahlen. Eine weitere Ausführung und Umarbeitung war beabsichtigt, reicht jedoch in dem Abschnitte I. nur bis zur Familie Kohlhans. In dem Abdrucke ist diese weitere Ausführung statt der ursprünglichen, kürzern Ausarbeitung genommen.
Die Handschrift ist getreu abgedruckt. Von Umänderungen konnte natürlich nicht die Rede sein. Es stand aber zur Frage, ob man nicht auffallende und bekannte Fehler in Noten berichtigen wollte. Aber hier stieß man gleich an den Fehler, durch dessen Vermeidung v. Gamm die Ausführung möglich gemacht hat: man kam vor Specialforschungen nicht weiter und konnte doch so bald nichts Vollständiges liefern. Es schien also am gerathensten, das Verzeichniß, da es fast urkundlichen Werth hat, getreu abdrucken zu lassen und die Verbesserung der Fehler Zeiten und Gelegenheiten anheim zu stellen, in denen sich etwas Vollständigeres bieten lassen kann, als es jetzt möglich ist.
Der Abdruck ist im Allgemeinen buchstäblich veranstaltet; nur einige unwesentliche Veränderungen in Abkürzungen und Bezeichnungen sind vorgenommen, z. B. ist Jahrh. statt: Sec., ungef. statt: pp. gesetzt, lediglich um den Satz nicht durch viele lateinische Lettern zu bunt zu machen.
G. C. F. Lisch.
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Verzeichniß
der in denen
Herzogthümern Meklenburg
ausgestorbenen Geschlechter,
nebst Anzeige der Zeit, wann sie
erloschen sind,
und was sie für
Wapens gehabt haben.
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Von der im 17. Jahrh. hier erloschenen Branche wohnete Bartram 1628 auf Torriesdorff, sowie hiernächst Wolff, ein Sohn von Asmus, auf Großen=Rensow und Torriesdorf. Sie führen ein der Länge nach gespaltenes Schild, vorne im blauen einen silbernen herabhangenden Flügel, hinten im silbernem Felde 2 rohte Balken. Der Helm, dessen Deken zur rechten silbern und blau, und zur linken silbern und roht sind, ist mit ein rothes Küssen, das güldene Quäste hat, beleget, darauf ein silbener Jagd=Hund mit einem goldenen Halsband nebst dem Ringe umhabend, sizet.
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Felde. Da nun dieses Wapen mit demjenigen welches die noch in Pommern seyenden v. Barnekow führen, überein stimmend ist, nur daß diese noch über den Helm einen Pfauen=Wedel natürlicher Farbe haben; so liegt hieraus am Tage, daß sie eines Ursprungs gewesen sein müssen.
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seyn sollenden Familie. Deren Wapen siehe Weigels Wapen=Buch P. I. p. 174.
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tini lezteren Jahres von der hohen Landesherrschaft belehnet. Es hatten aber die von Bartekow drey von der rechten zur linken schräge herunter liegende Rosen im Wapen geführet.
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halben Löwen mit ausgeschlagener Zunge. Es war auch eine Linie dieses Geschlechts in Holstein begütert, als welche ich daselbst im Jahr 1598 zum lezten vorgefunden. Selbige schrieben sich Breiden, und führeten mit denen unsrigen ein egales Wapen, nur daß die Löwen gekrönt waren.
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führeten im Schilde drey schräge rechts herunter liegende Quadrate, über und unter denenselben war eben so schräge herunter gehend eine Figur, welche ich vor Balkens halte befindlich.
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erloschenen Geschlechte war das im Amte Güstrow belegene Kirch=Dorf Kabelsdorf.
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eigenthümlich verkaufte, scheint dieses Geschlecht abgegangen zu seyn. Sie führten drey silberne altförmische Mützen oder Hühte im blauen Felde. Auf dem Helm, dessen Deken von genannten Metall und Farbe waren, erschien eine dergleichen Mütze oder Huht, aus welchen drey Pfauen=Federn natürlicher Farbe hervorgingen.
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zweene Karpen im silbernen Felde, und auf den Helm, dessen Deke silbern und blau, erschiene eine doppelte schwarze Pforte oder Thor.
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Geschlechts erloschen ist, hievon habe keine Nachricht erhalten können.
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Wapen ist: ein rohtes Einhorn im silbernen Felde. Auf den gekrönten Helm, dessen Deken silber und roht, erscheinet ein wachsendes Einhorn, hinter welchen ein rohter, mit einem güldenen Schräg=Balken bemerkter Flügel hervorgehet.
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und ungef. 1739 gänzlich ausstarb. Deren Wapen ist in Weigels Wapen=Buch P. I. p. 61 anzutreffen.
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Schild, oben ein wachsender Hirsch natürlicher Farbe in Silber, der untere Theil aber von blau, gold und silber geschachtet. Auf den Helm befinden sich drey auf denen Spizen ruhende Pfeile, deren mittelster blau, die beyden andern gülden sind.
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den 10ten Nov. 1576 verstarb, vermählt gehabt hatte. In dem silbernen Schilde dieses Geschlechts, befand sich sowohl, als auf den mit Silber und schwarzen Deken umgebenen Helm, das Haupt von einem schwarzen Maulthiere mit einer rohten Oefnung.
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1677 vermählt gehabt mit Johann Friderich v. Forst auf Tessin.
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Kaland (h. Alten=Kalden) und andere Güter. Hiernächst aber ist das Gut Rey fast biß zum Ausgange des 17ten Jahrh. in ihre Hände gewesen. In der Mitte dieses 18ten Jahrh. waren noch einige in auswärtiger Herren Diensten am Leben; allein sie sollen eingezogenen Nachrichten zu Folge, bald hierauf gänzlich abgegangen sein. Sie hatten zum Wappen, im blauen Felde eben eine solche rohte Figur als die von Bredow darin führen, und welche einem gekrümmten Horn mit sechs Zakken gleichet. Auf den Helm, dessen Deken blau und roht, erschiene eine kurze goldene Säule, welche drey grüne Pfauen=Federn trug, und an jeder Seiten von der rohten Figur der Feldung begleitet ward.
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burg wohnhaft, so 1506 zum Kriege gegen der Stadt Lübeck 4 Pferde zu stellen angesagt wurden.
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Nahmens noch florirenden in Verwandtschaft und Gleichheit des Wapens.
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Verzeichniß
der noch florirenden
adelichen Familien,
welche in
denen Herzogthümern Meklenburg
für alt=Eingeborne angesehen
werden,
indem sie die Union von
1523 unterschrieben,
oder doch
wenigstens an der 1572
geschehenen Ueberweisung der
Klöster
Antheil genommen haben.
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Die von der alten Meklenburgischen
Ritterschaft
als alt=anerkannte
und noch florirende
Geschlechter sind:
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Gützkow in Pommern wieder abstammet, so können auch alle diese, dieweil sie von denen oben genannten 2 Brüdern nicht herkommen, auch nicht unter denen alt=Meklenburgern gezählet werden.
Die von der alten Meklenburgischen
Ritterschaft
und denen
alt=anerkannten
in denen
folgenden Jahren des 18ten
Jahrh.
recipirt gewordene
und noch florirende Geschlechter sind:
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NB. Er lebt unvermählt, und also noch zur Zeit als der erste und lezte dieses recipirt gewordenen Geschlechts.
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Von denen bereits sub Nr. II, III und
IV
vorgekommenen 115 Indigenat
habenden
Geschlechter sind
alhier begütert:
1. Arenstorff.
2. Barner. 3. Bassewitz. 4. Behr. 5. Below. 6. Bernstorff. 7. Blücher. 8. Both. 9. Bothmar. 10. Bredow. 11. Buch. 12. Buchwald. 13. Bülow. 14. Cramon. 15. Dessin. 16. Dewitz. 17. Ditten. 18. Flotow. 19. Gamm. 20. Gentzkow. 21. Gloede. 22. Graevenitz. 23. Hahn. 24. Halberstadt. 25. Hobe. 26. Holstein. 27. Jasmund. 28. Kamptz. |
29. Kardorff.
30. Ketelhodt. 31. Kettenburg,v. d. 32. Knuth. 33. Koppelow. 34. Kosboth. 35. Kosse. 36. Krakevitz 37. Lancken, v. d. 38. Lehsten. 39. Lepel. 40. Levetzow. 41. Linstow. 42. Lowtzow. 43. Lück. 44. Lühe, von der. 45. Lützow, 46. Maltzahn, die Freyh. u. Moltzahn d. Adel. Branchen. 47. Mareschal 48. Mecklenburg. 49. Meerheimb. 50. Möllendorff. 51. Moltke. 52. Oertzen. 53. Oldenburg. 54. Passow |
55. Pentz.
56. Plessen. 57. Plüskow. 58. Preen. 59. Pressentin. 60. Pritzbuer. 61. Quitzow. 62. Raben. 63. Raven. 64. Restorff. 65. Rieben. 66. Rohr. 67. Schack. 68. Stralendorff. 69. Tohmstorff. 70. Tornow. 71. Vieregge. 72. Voß. 73. Wackerbarth. 74. Warburg. 75. Walsleben. 76. Wangelin. 77. Warnstedt. 78. Weltzin. 79. Winterfeldt. 80. Zepelin. 81. Zülow. |
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Geschlechter
welche das
Indigenat dieses Landes nicht
haben
und doch darinn begütert sind.
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Sächsischen Branchen vertheilete, und von welcher lezteren sich der erste alhier 1679 seßhaft gemacht hat.
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in Ankershagen seyend, weder Verwandtschaft noch Gleichheit des Wapens hat.
Geschlechter
welche das
Indigenat dieses Landes haben
und
unbegütert darinn wohnen.
1 v. Barsse.
2. Bibow. 3. Bischwang 4. Dorne. 5. Drieberg. 6. Fineck. 7. Förstner Bar. |
8. Grabow.
9. Grambow. 10. Hagen. 11. v. d. Jahn. 12. Kaiserlingk 13. Kruse Bar. 14. v. d. Osten. |
15. Scheel.
16. Sperling. 17. Stoisloff. 18. Wenckstern. 19. Wendessen. 20. Wickede. |
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Geschlechter
welche das
Indigenat dieses Landes nicht
haben, und unbegütert darinn wohnen.
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Geschlechter
welche das
Indigenat dieses Landes haben,
jedoch nur in andern Ländern
befindlich sind.
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Geschlechter
welche
das
Indigenat dieses Landes nicht
haben,
jedoch darin gewesen
sind,
und jezt noch in andern
Ländern floriren.
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Wiederholung.
Die Zahl der ausgestorbenen mehrentheils alt Meklenburgischen Geschlechter besteht in | 499 | Geschlechter. |
II. Die Zahl der florirenden
Geschlechter, welche das Indigenat in
diesem Lande haben, sind:
1. sub No. II, alt Eingeborne 93; 2. sub No. III, alt anerkannt 10; 3. sub No. IV. recipirte . . . . .12. |
115 | - |
III. Die Zahl der Geschlechter welche
anjezt in Meklenburg begütert,
sind:
1. sub No. V, Indigenathabende 81; 2. sub No. VIII, Nicht Indigenat=habende 86. |
167 | - |
IV. Die Zahl der Geschlechter welche in
diesem Lande unbegütert anzutreffen,
sind:
1. sub No. VII, Indigenat=habende 20; 2. sub No. VIII, Nicht Indigenat=habende 78. |
98 | - |
V. Die Zahl der Geschlechter, welche
hier gewesen, und jezt in andern Ländern
floriren, sind:
1. sub No. IX, Indigenat=habende 13; 2. sub No. X, Nicht Indigenat=habende 53. |
66 | - |
VI. Die Zahl der Geschlechter, welche
demnach noch hier floriren, sind:
1. Indigenat=habende 101; 2. Nicht Indigenat=habende 164. |
265 | - |
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:
Die
von Lewetzow
und
von Lowtzow.
Die Familie von Lowtzow gilt für eine Familie aus dem alten, eingebornen Adel Meklenburgs und doch läßt sie sich bisher mit Sicherheit nicht früher hinaufführen, als bis zu der Zeit, wo sie selbst als eine alte Familie auftritt. Zuerst scheint sie unter dem Namen Lowtzow vorzukommen, als "Achim Lowtzo" im J. 1523 die Union unterschrieb, wenn anders der Name in dem Abdrucke richtig ist. Im großherzoglichen Archive zu Schwerin ist kein einziger Lowtzow vor dem 16. Jahrhundert aufgezeichnet, ein einziger Fall unter den alten Familien. Daher reichen die Stammbäume der Familie von Lowtzow auch nicht über das 16. Jahrhundert hinaus, wenige unsichere Namen abgerechnet. Dieser Achim Lowtzow ist der erste "Lowtzow", und doch vertrat er damals schon ein altes Geschlecht! Dies ist allerdings sehr auffallend und die Genealogen haben zu allerlei Hypothesen ihre Zuflucht genommen, unter andern auch, nach Latomus Vorgange, zu der, daß man glaube, die von Lowtzow seien aus der Familie von Lewetzow hervorgegangen, weil sie das Gut Lewetzow besessen haben. Dies ist aber wegen der völligen Verschiedenheit der Wappen nicht denkbar; die Gleichheit der Wappen ist nämlich das einzige sichere Kennzeichen der Stammesverwandtschaft mehrerer Familien. Die Sache läßt sich aufklären; jedoch bevor der Ursprung der von Lowtzow nachgewiesen werden kann, muß man über die von Lewetzow im Klaren sein. Es können hier jedoch nur allgemeine Umrisse und entscheidende Thatsachen über beide Familien gegeben werden. Es gab im Mittelalter zwei Familien von Lewetzow. Die bekannte, noch blühende Familie von Lewetzow, welche ein Gatter im Schilde führt, erscheint zuerst im Lande Meklenburg bei Wismar bis Gadebusch und Neukloster hin. Der Stammvater scheint Heinrich Leuzowe zu sein, welcher im J. 1219 auftritt (vgl. Lisch Mekl. Urk. III, S. 64), In der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. ist der Ritter und Rath Günther Lewetzow ein bekannter Mann; im Jahre 1277 verkaufte er mit seinem Bruder Heyne an die Stadt Wismar den Hof Dorsten, welcher in der Nähe der Stadt lag (vgl. Lisch Maltzan. Urk. I, Nr. XXII). Höchst wahrscheinlich hatte diese Familie ihren Namen von dem in der Nähe der Stadt Wismar bei Lübow liegenden Dorfe Lewetzow. In einem kleinen Hebe=
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register des Bisthums Schwerin aus dem Ende des 13. Jahrh. heißt es bei den Zehnten mehrerer Dörfer in der Gegend von Wismar, wie Rosendal, wo der Ritter Helmold von Plessen, wie Krassow, wo die Brüder Hanenstert aufgeführt werden:
"In Lewetzow de vno manso dantur nobis XVIII mod. auene, et dominus Gunterus de sua curia dat ibidem IIII mod. silig., IIII ordei, IIII auene, licet in plus se extendant".
In der ersten Hälfte des 14. Jahrh. erscheint sie viel in der Gegend von Rostock. Erst um die Mitte des 14. Jahrh. kam sie nach und nach in den Besitz der nicht weit von Dargun liegenden Güter Schorrentin, Markow und Lunow u. a., auf welchen sich eben so viele Hauptlinien der Familie ausbildeten; so saßen z. B. noch 1360 die Bere auf Schorrentin. Am 1. Mai 1372 ward Heinrich von Lewetzow für sich und seine Familie mit dem Erbmarschallamte des Landes Werle=Güstrow und dem Dorfe Klentz als Dienstgut belehnt. Nach dem Aussterben des fürstlichen Hauses Werle im J. 1436 ward das Marschallamt des Landes Wenden zwischen den von Lewetzow und den Maltzan, welche ebenfalls um das J. 1370 mit dem Erbmarschallamte des Landes Werle=Goldberg belehnt worden waren, streitig, bis am Ende des 16. Jahrh. die Maltzan sich auf rechtlichem Wege im Besitze behaupteten (vgl. Lisch Maltzan. Urk. II, S. 240 flgd. und S. 251 - 256). Für die seit erster Belehnung das Erbmarschallamt bekleidenden Familien scheint der Helmschmuck ihres Wappens von Wichtigkeit zu sein, wobei man freilich nicht die neuern Entstellungen der Wappen betrachten, sondern auf die ältesten Siegel zurückgehen muß. Die Maltzan führen zwei Büsche über einander auf dem Helme, unten einen metallenen, wie es scheint, und darüber einen Pfauenwedel. Eben so führen die von Lewetzow einen doppelten Busch, unten ebenfalls einen metallenen, wie es scheint, auf welchem einzelne Federn liegen, und darüber einen Pfauenwedel. Die von Lützow führen ebenfalls einen breiten Pfauenwedel auf dem Helme. Es läßt sich daher im Allgemeinen annehmen, daß die alten Erbmarschallsfamilien einen Pfauenwedel auf dem Helme führen, gewöhnlich über einer zweiten kelchformigen, aber sehr ausgebreiteten, metallenen Helmzier mit den Farben des Wappens. Sie führen diesen Schmuck aber nicht, weil sie das Erbmarschallamt bekleiden, da die Maltzan schon lange vor der Gewinnung des Erbmarschallamtes diesen Helmschmuck haben (vgl. Lisch Urk. zur Gesch. des Geschl. Maltzan I, Lithogr. Taf. I), sondern sie bekleiden das Amt, weil sie, um so zu sagen, diesen Helmschmuck führten, oder
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richtiger gesagt, weil sie nach Stellung, Besitz, Wappen u. s. w. aus alten bevorzügten Familien stammten, denen dieses wichtige Amt vor andern anvertraut ward. Auch die Landesfürsten führten einen Pfauenwedel auf dem Helme. Ein solcher Helmschmuck kommt auf alten, ächten Siegeln nicht häufig vor.
Eine zweite Familie von Lewetzow hing mit der so eben abgehandelten Familie gar nicht zusammen. Sie führte einen halben Hirsch im Schilde und war seit den ältesten Zeiten auf dem Dorfe Lewetzow bei Teterow angesessen, von welchem sie wohl ohne Zweifel den Namen führte. Dieses Gut grenzt unmittelbar an die Güter der andern Familie von Lewetzow; dieses auffallende Zusammentreffen der Namen und des Güterbesitzes kann aber nur ein rein zufälliges sein, da nach dem Wappen beide Familien gar nicht verwandt sind. Diese Familie von Lewetzow erwarb nach und nach mehrere Güter in der Nähe des Hauptgutes Lewetzow, zwischen Teterow und Lage, z. B. Todendorf, Tenze, Bützin, Lüningstorf, Carnitz u. s. w. Merkwürdig ist es wieder, daß die Familie von Lewetzow auf Schorrentin und Markow im 14. Jahrhundert Rechte an dem Gute Lewetzow hatte, welchen sie aber im J. 1390 entsagte; wahrscheinlich waren dies nur Pfandrechte an einzelnen Gerechtsamen, welche sie entweder von den Landesherren oder den Besitzern auf kurze Zeit erworben hatte. Uebrigens erscheinen beide Familien oft neben einander.
Die Existenz der Familie von Lewetzow auf Lewetzow mit dem halben Hirsch im Wappen ist ohne Zweifel und durch alle sie betreffenden, Original=Urkunden und Siegel, welche einzeln verglichen sind, begründet; es kann nicht der leiseste Zweifel gegen die Schreibung des Namens aufkommen. - Der Stammvater dieser Familie von Lewetzow auf Lewetzow scheint der Ritter Johannes von Lewetzow zu sein, welcher in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. häufig bei den Fürsten von Werle und in der Nähe des Klosters Dargun vorkommt. Im J. 1304 hatte er eine Kirche zu Lewetzow erbaut, welche durch den Bischof Heinrich von Camin in demselben Jahre von der Mutterkirche zu Jördenstorf wegen zu großer Entfernung getrennt, zu einer Pfarrkirche erhoben und mit den Dörfern Lewetzow, Perow und Todendorf zum Kirchsprengel ausgestattet ward. Im J. 1305 setzte Johann von Lewetzow den zwei Priestern, welche er an der Kirche und einer in derselben von ihm gegründeten Vicarei angestellt hatte, mehrere Einkünfte aus. Am 25. Juli 1308 legirte er 60 Mark zu dem Altar in einer neuen Kapelle der Klosterkirche zu Dargun, vor welchem er und seine Frau Gertrud begraben sein wollten. Das an dieser Urkunde
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hangende älteste Siegel ist Taf. I, Nr. 3, abgebildet. Im J. 1316 war er gestorben und seine Wittwe an den Ritter Conrad von Cröpelin wieder verheirathet. - Der Name Johann (oder Henneke oder Hans) ward von dem Ritter Johann vorherrschender Vorname in der Familie. - Am 31. Octbr. 1366 waren zwei Vicke von Lewetzow auf Lewetzow ("Vicke unde Vicke Lewytzowen, de to Lewitzowe wonen,") bei den Fürsten von Werle und führen Siegel mit dem halben Hirsche; die Namen sind mehrere Male sehr deutlich Lewetzow geschrieben; neben ihnen erscheint Günther Lewetzow auf Schorrentin (vgl. Lisch Maltzan. Urk. II, S. 198 und 201). Eine Urkuude vom J. 1406 im Archive der Stadt Güstrow besiegeln Günther von Lewetzow mit einem Gatter im Schilde und Henneke Lewetzow mit einem Siegel mit dem halben Hirsche und der Umschrift:
Am 25. Nov. 1437 ist der Knappe Dietrich von Lewetzow nach dem Aussterben des Fürstenhauses Werle unter den Vertretern der werleschen Ritterschaft bei dem Kaiser und besiegelt die Urkunde mit einem Siegel mit einem halben Hirsche und der Umschrift:
Wenn diese Vertretung unter "Diderik
Lewetsowen, Ulrich Moltzan marschalke, Mauricius
Vlotowen, Johans von Leesten - -
ingheseghelen" geschieht, so ist die
Würdenbezeichnung durch "marschalk"
nur auf Ulrich Maltzan allein zu beziehen, da
wohl die von Lewetzow auf Klentz
., aber nicht die von Lewetzow mit
dem halben Hirsche im Wappen Marschalle waren.
Im J. 1477 besiegeln Hans von Lewetzow auf
Lewetzow und seine Vettern Hans von Lewetzow auf
Carnitz und Vicke von Lewetzow zu Güstrow und
ferner Titke Lewetzow zu Lewetzow eine
Familienurkunde mit Siegeln mit einem halben
Hirsche, von denen noch zwei erkennbar sind.
Hans von Lewetzow auf Lewetzow stellte noch im
J. 1494 eine Urkunde aus.
Diese Familie von Lewetzow auf Lewetzow mit einem halben Hirsch im Schilde läßt sich also bis zum Ende des 15. Jahrh. nachweisen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrh. verschwinden aber diese von Lewetzow eben so plötzlich, als die von Lowtzow auftreten. Da nun die von Lowtzow einen halben Hirsch im Wappen führen und das Gut Lewetzow im 16. Jahrh. das Hauptlehn der Familie von Lowtzow war, so ist nichts gewisser, als daß die alte Familie von Lewetzow auf Lewetzow dieselbe Familie ist, welche sich seit dem 16. Jahrhundert durch eine veränderte Aussprache von Lowtzow nannte, wahrscheinlich durch den Uebergang von Lewetzow durch Leutzow in Lowtzow (ausgesprochen Lôtzo). Seit ungefähr 1550 wird der Name öfter Loutzouw
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und Lautzau geschrieben, aber noch 1589 werden "Heinrich und Jochim gebrüder die Leutzouen auf Leuetzou" genannt, dagegen schon 1544 "Lowtzow". Die Familie von Lowtzow war noch das 18. Jahrhundert hindurch im Besitze des uralten Stammlehns Lewetzow.
Auf diese Weise werden sich beide Familien scheiden und es wird sich jetzt der Stammbaum der von Lowtzow vielleicht vollständig herstellen lassen, dagegen werden aus dem von Lewetzowschen Stammbaume vielleicht auch aus dem von Lowtzowschen der ältern Zeit, mehrere Personen nach beiden Seiten hinausscheiden müssen.
Mit den von Lewetzow sind die von Lowtzow nicht stammverwandt, vielleicht aber mit den von Oldenburg, mit denen sie gleiches Schildzeichen, wenn auch mit verschiedener Tinctur, führen.
Mit den von Lewetzow werden dagegen die Berne für gleichen Stammes sein, da sie ebenfalls ein Gatter im Schilde führen, wie das Taf. I, Nr. 4, abgebildete Siegel des Wolder Bernefür vom J. 1405, welchem alle andern bernefürschen Siegel gleich sind, zeigt; der niederdeutsche Name Bernefür heißt: Brennfeuer, von brennen oder bernen, wie in Bernstein. Die Hauptgüter der Bernefür waren Freudenberg, Heinrichsdorf und Tressentin bei Ribnitz. Die Bernefür haben nicht allein mit den von Lewetzow gleiches Schildzeichen, sondern sie kommen mit diesen auch im Verkehr in nähere Berührung. Im J. 1371 verkauften die von Sukow das Dorf Chlewe oder Klewe, jetzt Kleverhof bei Dargun an die von Lewetzow mit dem Gatter im Schilde (z. B. Werner Lewezowe knape de wonet tu deme Chlewe, 1371) und es blieben diese auch eine Zeit lang im Besitze des Gutes. Neben ihnen erscheinen aber auch die Bernefür auf Chlewe oder Kleverhof (z. B. Hans Bernevur, Hinrick Bernevurs sone, tome Chlewe, 1444). Am 14. Februar 1496 war mit Rolef Bernefür zu Chlewe das Geschlecht ausgestorben und die Güter fielen an die Lehnsherren heim.
In Wismar gab es auch eine Bürgerfamilie Lewetzow, z. B. "Johannes de Lewetzow, civis Wismariensis" am 11. Juni 1287 in Lisch Maltzan. Urk. I, S. 88 v. a. u. O. öfter.
Auch in Rostock gab es eine Bürgerfamilie Lewetzow, von denen im J. 1475 "Hinrik Levesowe radman der stad Rotzstok" mit seinen Söhnen Joachim und Heinrich eine Seelenmesse stiftet und die Urkunde mit einem Siegel
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Im J. 1492 führt "Joachim Lewetzow, opidanus, opidi Rostock" ebenfalls
im Siegel. Diese Familie gehörte also wohl keiner Patricierfamilie an.
G. C. F. Lisch.
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Die Schwartepapen.
Die Familie der Schwartepapen, welche im Mittelalter in der Stadt Plau wohnte und in der Nähe dieser Stadt viele Landgüter besaß, auch einen Sitz auf dem in der Nähe der Stadt liegenden Burgwalle der Feldmark Gaarz hatte, ist in den neuern Zeiten öfter zur Sprache gekommen und hat eine urkundliche Darstellung gefunden in: Lisch Berichtigung einer von dem Herrn Staatsminister v. Kamptz gemachten Aeußerung, 1844. Als Stammvater dieser Familie hat sich bisher Barthold Swartepape, 1313 - 1338, erkennen lassen, dessen Nachkommen in seinen Kindern und Enkeln bis gegen das Ende des 14. Jahrh. lebten. Barthold Swartepape wird ausdrücklich zwei Male Bürger zu Plau genannt; er ward durch die Erwerbung vieler Güter Lehnmann und endlich auch Vogt zu Plau.
Man hat diese Familie mit dem rittermäßigen Geschlechte Pape, welches in der Gegend von Malchow ansässig war, in Stammesverbindung zu bringen gesucht. Die Pape stammten von einem Ritter Dietrich Pape, welcher 1292 - 1303 vorkommt. Allerdings führten beide Familien denselben Helm, ein Pelikansnest, und von den Swartepapen ist auch ein Wappenschild bekannt.
Es ist aber durchaus ungewiß, ob die Swartepapen von den Papen herstammen; vielmehr ist es wahrscheinlich, daß beide Familien gleichzeitige Sprossen eines uns unbekannten Stammes
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sind. Dies wird durch eine neuere Entdeckung noch wahrscheinlicher, indem die Familie der Swartepapen noch älter ist, als die Familie der Papen.
Durch eine in Lisch Gesch. und Urk. des Geschl. Hahn I, S. 109 mitgetheilte Urkunde vom 28. Sept. 1284 verpfänden die Fürsten von Werle
für 200 Mark lübischen Geldes mehrere Hebungen aus der Mühle zu Plau. Ich habe diese Worte durch
erläutert, muß aber nach anderweitigen, seitdem gemachten Studien diese Auffassung für irrig ansehen; ich habe mich schon bei der Herausgabe der Urkunde daran gestoßen, daß ein "Bürger" zugleich ein "Geistlicher (clericus)" sei, konnte aber die ganz nahe liegende Bedeutung der Worte nicht sehen und vergriff mich daher in Orthographie und Interpunction. In der Original=Urkunde steht nämlich ganz genau:
Dies darf man jetzt nur schreiben und interpungiren:
und übersetzen:
Der Ausdruck niger clericus ist nämlich in der lateinischen Urkunde nichts weiter, als eine lateinische Uebersetzung des Namens "Swarte Pape", grade wie der Name des Ritters "Pape" öfter durch "Clericus" übersetzt wird.
In einer andern, im königlich dänischen Archive zu Kopenhagen aufbewahrten lateinischen Original=Urkunde, datirt Plau 1295 am Tage Philippi und Jacobi, durch welche der Fürst Nicolaus von Werle dem Kloster Rühn das Patronat von Frauenmark und Severin verleiht, sind nach den Rittern folgende Bürger Zeugen: "burgenses de Plawe: Hynricus Niger Clericus, Johannes Marlowe". Also auch hier ist Schwartepape durch Niger Clericus übersetzt.
Heinrich Schwartepape war also schon im J. 1284 ein schlichter Bürger zu Plau und so wohlhabend, daß er den Fürsten Geld anleihen konnte. Ob er ein Vater oder Bruder des Barthold Swartepape, ob er mit dem Ritter Pape verwandt gewesen sei, läßt sich nicht mehr ermitteln; jedoch scheint er der erste des Namens Swartepape gewesen zu sein, ursprünglich Pape geheißen und sich durch das Beiwort von seinen Verwandten geschieden zu haben. Auch das ist nicht zu entscheiden, ob er der
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Schlachterälteste Heinrich Pape sei, der in einer Urkunde vom J. 1306 in den Beilagen zu den Rostockschen Wöchentl. Nachr. S. 196 vorkommt.
G. C. F. Lisch.
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Denkstein von Eversdorf.
Auf der Feldmark von Eversdorf bei Grevismühlen, in der östlichen Ecke, wo der Weg von Eversdorf nach Naschendorf den sogenannten Poststeig oder den Nebenweg von Wismar nach Grevismühlen schneidet, steht ein granitener Denkstein in der gewöhnlichen, oben abgerundeten Form. - Auf beiden Seiten sind Reliefbilder in gutem Styl mit Inschriften eingehauen. Auf der östlichen Seite steht ein Crucifix; zur rechten Hand desselben knieet ein unbewaffneter Mann in kurzem Wams mit unbedecktem Haupte, vor ihm steht zur linken Hand des Crucifixes gelehnt ein Wappenschild, mit einer Art von Thurm oder Gebäude mit Zinnen, über welchem eine Muschel,
wie es scheint, steht. Vor dem Haupte des knieenden Mann liegt ein Spruchband mit der Inschrift:
Unter der ganzen Darstellung steht die Inschrift:
d. i.
Anno domini MCCCXCI, ipso die decem millium (militum) Ludeke Morellenbuch, civis in
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Wismer, hic interfectus est Orate deum pro eo.
(= Im Jahre des Herrn 1391, am Tage der zehntausend Ritter (22. Junii), ist Lüdeke Morellenbuch, Bürger in Wismar, hier getödtet worden. Bittet Gott für ihn.)
Auf der westlichen Seite steht wieder ein Crucifix, zur rechten Seite daneben Maria, zur linken Johannes, wie es scheint. Darunter ist wieder derselbe Bürger, vor seinem Wappen knieend, betend dargestellt, und zwar der Mann unter der Maria; vor ihm sind zwei Spruchbänder mit den Inschriften:
Darunter steht wieder:
G. C. F. Lisch.
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Urkunden.
Der Verein erhielt zum Geschenke an Urkunden:
I. Von dem Herrn Dr. Sorterup zu Kopenhagen:
1) 1604. April 19.
Instruction des Königs Christian IV. von Dänemark und des Herzogs Johann Adolph von Holstein für ihre Gesandten Jonathan Gutzlaf und Ludwig Pinzier zu deren Reise zum Herzog Carl von Meklenburg wegen des Heirathsgeldes der Herzogin Dorothea, Gemahlin des Herzogs Christoph.
2) 1605. Dec. 31.
Antwort des Herzogs Carl von Meklenburg auf die Vorträge dieser Gesandtschaft.
II. Von dem Herrn Advocaten Lembke zu Wismar die einen bekannten, von Müller in seinem Buche Ueber alte und neue Lehen, 1836, S. 112 flgd., und von Eschenbach in Beil. zu Rostock. Nachr. 1817, S. 33 und 90 flgd. behandelten Lehnfall berührenden Urkunden, welche der Herr Geber durch Zufall an sich gebracht und dem Untergange entrissen hat:
1) 1476, Febr. 2. (am dage lichtmissen.)
Curt Sperling zu Keetz und seine Söhne Curt, Lüder, Hans, Volrath, Otto und Jürgen verpfänden, unter Consens des Johann Sperling zu Schlagsdorf, dem Kloster zu Tempzin ihre beiden Höfe und das Dorf zu Keetz.
2) 1507. Dec. 10, (des vrigdages vor Lucien dage.)
Die Brüder Jürgen und Claus Bekendorf, wail. Jürgen Bekendorfs zu Buchholz Söhne, verkaufen den dritten Theil des Dorfes Buchholz, namentlich den Hof, den ihr Vater bewohnt gehabt hatte, mit dessen Zubehörungen an Otto Sperling zu Schlagsdorf.
3) 1508. Jan. 19. (mittwoch nach Prisce.)
Die Herzoge Heinrich und Erich von Meklenburg belehnen den Otto Sperling mit dem dritten Theile des Hofes und des
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Dorfes Buchholz, welchen dieser von Jörg und Claus Bekendorf gekauft hat.
4) 1541. Jan. 22. (am sonnabent na Antonii.)
Die Brüder Curt und Hans Sperling auf Schlagsdorf und Rüting überlassen ihren Vettern Volrath und Jürgen Sperling zu Schlagsdorf ihre Hälfte des Gutes Keetz, welches sie von dem Kloster Tempzin eingelöset haben, auf 20 Jahre zu gebrauchen.
5) 1543. Jan. 17. (am dage Antonii.)
Die Brüder Curt und Hans Sperling und Curts Söhne Colaban und Achim zu Schlagsdorf und Rüting verkaufen ihren Vettern Volrath und Jürgen Sperling zu Schlagsdorf und Keetz die Hälfte des Gutes Keetz und alle ihre Rechte an demselben, welches diese von dem Kloster Tempzin eingelöset haben.
6) 1552. Febr. 20.
Der Herzog Johann Albrecht von Meklenburg belehnt die Brüder Volrath und Jürgen Sperling auf Schlagsdorf und Keetz mit dem Gute Turow, welches sie von den Brüdern und Vettern Lütke Johann, Vicke, Gert, Achim und Christoph Bassewitz zu Dalwitz, Lühburg, Thorstorff und Lukow gekauft haben.
7) 1563. Febr. 4.
Leveke von Bülow, wail. Jürgen Sperlings Wittwe, gibt dem fürstlich meklenburgischen Rathe Joachim Wopersnow auf Ratztow ihre Tochter Catharina Sperling zur Ehe und verschreibt ihr zur Mitgift namentlich das Gut Schlagsdorf, unter der Bedingung, daß wenn ihre andere Tochter Anna verheirathet werden sollte, Joachim Wopersnow mit deren Bräutigam um die Güter Schlagsdorf und Keetz kaveln oder sich vergleichen solle.
8) 1563. Mai 26, (mittwoch nach Exaudi.)
Der Küchenmeister Johann Grammertin cedirt, mit Bewilligung des Herzogs Ulrich, den ihm von dem Herzoge verliehenen Domhof zu Bützow an den fürstlich meklenburgischen Hofrath Joachim Wopersnow.
9) 1563. Junii 22.
Der ehemalige Präceptor des Klosters Tempzin, Conrad (?) Detlevi, bezeugt vor Notar und Zeugen die Richtigkeit eines im J. 1556 zwischen ihm und wail. Volrath Sperling auf Schlagsdorf abgeschlossenen Vertrages wegen eines Aalfanges.
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10) 1569. Jan. 17. (am dage Antonii.)
Peter Wopersnow auf Nastaw verschreibt sich seinem Bruder Joachim Wopersnow, fürstlich meklenburgischem Hofrath auf eine Schuld von 300 Gulden pommerscher Währung.
11) 1570. Mai 27.
Der Kaiser Maximilian privilegirt des verstorbenen Georg Sperling eine Tochter, Catharina, des Joachim Wopersnow Ehefrau, und ihrer beider Leibeserben mit dem Rechte, die von ihrem Vater auf sie gekommenen Lehngüter Keetz, Turow und ein Dritttheil von Buchholz, welche sie theils eingelöset, theils wieder gekauft, nach Lehnrecht erblich zu besitzen.
12) 1570. Aug. 20.
Der Kaiser Maximilian nimmt den Joachim Wopersnow und seine Frau und seine beiden Kinder, auch seiner Frauen Schwester Anna Sperling mit ihren Gütern, namentlich mit dem Hofe Keetz, in seinen und des Reiches besondern Schutz und Schirm.
13) 1571. Mai 4.
Die Herzoge Johann Albrecht und Ulrich von Meklenburg belehnen in Folge des kaiserlichen Privilegii ihren Rath Joachim Wopersnow und seine und seiner Ehefrau Catharina Sperling Leibeserben mit den Gütern Keetz, Turow und einem Dritttheil von Buchholz.
14) 1574.
Der fürstlich meklenburgische Hofrath Georg Thesmer auf Buchholz uud Jürgen von Bülow auf Zibühl, als des wailand Joachim Wopersnow hinterlassenen Wittwe und Kinder Vormünder, lassen vor Notarien und Zeugen den Brüdern und Vettern Joachim, Christoph und Curdt Sperling den kaiserlichen Schirmbrief für Joachim Wopersnow und seine Familie, vom 20. Aug. 1570, mittheilen und dieselben in Grundlage dieses Briefes von der Beeinträchtigung an dem wopersnowschen Theile des Gutes Rubow abmahnen, jedoch Vergleichung darüber anbieten.
15) 1577. Jan. 24.
Die Wittwe des Domdechanten und Raths Joachim Wopersnow übergiebt der Vormundschaft ihrer Kinder ihre und
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ihres Mannes hinterlassene Güter, namentlich Keetz, Turow, Buchholz und Pentzin.
16) 1577. Jan. 25.
Der fürstlich pommersche Canzler Georg Thesmar, als Vormund der Kinder des wail. Domdechanten und Rathes Joachim Wopersnow, nimmt für sich und seinen Mitvormund Georg von Bülow auf Zibühl von den Gütern Dämelow und Rubow, welche früher von dem Domcapitel zu Schwerin gekauft sind, in Besitz und weiset die Unterthanen dieser Güter an die Mutter der Minderjährigen, wie es bei den andern Gütern Keetz, Turow, Buchholz und Penzin geschehen ist.
17) 1581. Nov. 3.
Das Domcapitel zu Schwerin vergleicht sich schließlich mit der Curatel der Kinder des wailand Domdechanten und Raths Joachim Wopersnow, namentlich über mehrere Geldforderungen, über die Wahl seines Sohnes Joachim Wopersnow zum Domherrn, über eine Kasel seines Vaters und über die Auslieferung der Urkunden über die Güter Dämelow und Rubow.
18) 1582. Nov. 18.
Der schweriner Domherr Otto Wackerbart tritt der Vormundschaft der Kinder des wailand Joachim Wopersnow das Gut Keetz ab.
19) 1591. Jan. 17. (am dage Antonii.)
Joachim von Bülow auf Karcheez und Dr. Friederich Heine zu Redentin, als Vormünder des jungen Joachim Wopersnow auf Turow, Sohns des verstorbenen Joachim Wopersnow auf Keetz und Turow, verschreiben sich der Ilse Klevenow zu Güstrow, Wittwe des Hieronymus Donstein, auf eine Schuld von 4500 Gulden und setzen ihr dafür die Güter Turow und Rubow zum Pfande, unter Zustimmung des Jürgen Wopersnow auf Keetz, Bruders des minderjährigen Joachim Wopersnow.
20) 1622. Jan. 17. (am tage Antonii.)
Die Vettern Henneke und Matthias von Lützow auf Eickhof verkaufen an Joachim Wopersnow das höchste Gericht in den Gütern Turow und Keetz und mehrere Geldpächte aus dem Dorfe Turow.
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21) 1624. Oct. 31.
Der Herzog Adolph Friederich von Meklenburg verleihet den Erben des Jürgen Wopersnow auf Keetz und dem schweriner Domherrn Joachim Wopersnow auf Turow erblich die Fischerei auf dem halben Höffer See an der Seite des Keetzer Feldes, mit Ausnahme der großen Wadenzüge über den ganzen See, für sich und ihre Leibeserben, so daß diese Gerechtigkeit nicht aus die Sperling übergehen soll, falls diese in dem Streite über das Gut Keetz gegen die Wopersnow siegen sollten.
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Das meklenburgische Hofgericht im Mittelalter.
Ueber die ältesten Formen des fürstlichen Hofgerichts sind bisher fast gar keine Nachrichten bekannt geworden, ja selbst die Existenz desselben im Mittelalter schwebt noch im Dunkel, wärend in manchen andern Ländern, z. B. im Brandenburgischen, die Sache ziemlich klar vorliegt.
Die älteste Urkunde, welche ein fürstliches Hofgericht und dessen Verfahren nachweiset, ist vom 7. Dec. 1309 (gedruckt in Lisch Urk. des Geschl. Maltzan I, Nr. LXIX). Es wird durch dieselbe bezeugt, daß damals das Hofgericht ganz einfach vor dem Fürsten selbst an dessen Hofe und in Gegenwart und durch Hülfe der Vasallen, als "dinglûde", also nach Analogie aller übrigen Gerichte, gehalten ward, welche sich nur durch den Stand der Gerichtspersonen und die streitigen Gegenstände von jenem unterschieden.
Eine Einsetzung eines förmlichen Hofgerichts scheint erst durch den Herzog Albrecht um die Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgt zu sein, wie sich überhaupt unter diesem Fürsten die ganze Staatsverwaltung durch seinen eigenen Geist und durch den Drang des mehr bewegten äußern Lebens fester gestaltete. Wir finden unter ihm und seinem Bruder Johann von Stargard zuerst angestellte Hofrichter. In Meklenburg erscheint zuerst von 1365 - 1391, und zwar sechs Male: 1365, 1366, 1386, 1387, 1390, 1391, der Knappe, seit 1390 Ritter Heinrich Moltke auf Westenbrügge unter dem Titel eines "Hofrichters (hoverichter, judex curiae) des Herzogs von Meklenburg" und im J. 1353 der Ritter Albrecht Warburg ebenfalls unter dem Titel eines Hofrichters des Fürsten Johann von Meklenburg=Stargard.
Eine klare Anschauung der Gerichtsverfassung giebt die im rostocker Stadtarchive entdeckte, unten mitgetheilte 1 ) Original=Urkunde vom 14. Julii 1365. Nach derselben präsidirte in dem selbstständigen Hofgerichte (" in domini nostri et nostro judicio" - - ex nostro jussu et scitu")
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der genannte Heinrich Moltke als Oberhofrichter des Herzogs von Meklenburg ("judex generalis curiae domini Alberti ducis Magnopolensis") und führte zur Besiegelung des Urtheils ein eigenes Gerichtssiegel ("sigillum ad huiusmodi judicium curiae nobis per praedictum dominum nostrum ducem specialiter ad hoc datum et commissum"). Dieses Siegel, welches an der bezeichneten Urkunde hängt und Taf. I, Nr. 1, abgebildet ist, führt das herzogliche Wappen und die Umschrift:
(d. i. Sigillum judicis Alberti ducis Magnopolensis: Siegel des Richters des Herzogs Albrecht von Meklenburg). Es geht aus demselben, wie aus der Urkunde, unzweifelhaft hervor, daß nicht, wie später, im Namen des Fürsten, sondern im Namen des Rechts durch den Gerichtspräsidenten Recht gesprochen ward.
Die zu der Zeit bestellten ordentlichen Assessoren oder Dingleute ("nostri in hujusmodi actu iudiciali assessores, proprie dinglude") waren zwei Vasallen: die Ritter Nicolaus von der Lühe und Gottschalk Pren, wahrscheinlich Landräthe, - die außerordentlichen Assessoren, welche die Urkunde mit besiegelten: die Vasallen, Knappen Otto von Dewitz und Hermann von der Lühe, und Johann von Baumgarten, Burgemeister, und Heinrich Vrese, Rathsherr von Rostock, da das Gericht damals in Rostock gehalten ward. Als Zeugen (Umstand) erscheinen noch 6 Vasallen und 4 rostocker Rathsherren.
So erscheint schon damals das höchste Gericht, bis auf die Zuziehung gelehrter Räthe, so vollständig und in mancher Hinsicht richtiger ausgebildet, als es sich bis auf die neuern Zeiten erhalten gehabt hat.
Eine ähnliche Urkunde vom 26. Sept. 1391 über ein zu Cröpelin gehaltenes Gericht ist schon früher in Franck A. u. N. M. VII, S. 53, und darauf in Lisch Urk. des Geschl. Maltzan II, S. 403, gedruckt. Diese Urkunde ist ebenfalls im Namen des Richters ausgestellt und mit dem Hofgerichtssiegel ("ingesegel, des ick bruke to mynes heren hoverichte to Mekelenborgh") besiegelt. Als Assessoren sind 4 Vasallen genannt; Rathmänner fehlen, da die Rathmänner von Cröpelin wohl nicht die Fähigkeit besaßen, im fürstlichen Rathe und Gerichte zu sitzen. Aus dieser Urkunde geht auch noch hervor, daß schon bestimmte allgemeine Gerichtstage ("dyngdaghe") angesetzt waren.
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Die oben angeführte Urkunde vom 14. Juli 1365 ist auch des Gegenstandes wegen interessant, da sie über Besitz von Holzungen aburtheilt: es wird nämlich die Holzung zugesprochen nach der Formel "baumeshoch und baumestief", d. h. nach der Höhe, Länge, Breite und Tiefe der Bäume ("secundum altitudinem, longitudinem, latitudinem et profunditatem arboris, proprie bômeshôch vnde bômesdêp").
G. C. F. Lisch.
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Alte Ceremonien bei Erhebung von
Abgaben
und Ausübung von Gerechtigkeiten.
Der Schuhmacher Herr Friedr. Seidel zu Bützow, welcher sich sehr lebhaft für unsern Verein interessirt, hat nachstehende zwei Schilderungen von alten Gebräuchen eingesandt:
Hebungen des Amtes Rühn.
Beim Amte Rühn existirt noch folgendes alte Vermächtniß, welches früher von einer Prinzessin gestiftet sein soll. Am Tage vor Martini fährt der Landreiter mit noch einem Manne, von einem passiner Bauern gefahren, nach dem Gute Warstorf bei Schwaan; sie dürfen aber nicht vor Sonnenuntergang auf den Hof kommen. Wenn sie ankommen, muß eine Stube für sie eingerichtet sein, in welcher zwei aufgemachte Betten stehen; der Tisch muß schon gedeckt sein und Butter, Brot und Branntwein darauf stehen; der Landreiter erhält dazu eine Tonne schwaansches Bier und der Fuhrmann einen Scheffel Hafer für die Pferde. Zum Abendessen kommt Suppe, welche wieder abgetragen wird, wenn sie ihr Theil davon haben. Dann wird Rindfleisch, Kartoffeln und Pflaumen und zuletzt ein Gänsebraten aufgetragen; wenn sie hievon gegessen haben, so darf nichts wieder abgetragen werden, selbst wenn nur die Knochen übrig geblieben sind, sondern es muß alles so bis zum andern Morgen stehen bleiben, wo sie dann ihr Frühstück davon halten. Wenn sie abfahren wollen, muß der Gutsherr an den Landreiter 33 alte A. Gulden auszahlen; da solche Gulden nicht mehr vorhanden sind, so muß jeder Gulden mit 1 ßl. belegt werden. Auch muß er noch dem Landreiter so viel Rist Flachs, wie Tage im Jahr, überliefern, nämlich 365.
Von einem andern Gute in der Nähe, dessen Name mir entfallen ist, werden ihm 18 Gulden überliefert.
Der Landreiter bringt dies alles nach dem rühnschen Amte, welches unterdessen von verschiedenen Gütern in der dobbertinschen Gegend durch einen Boten eine bestimmte Summe Geldes hat
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zusammenholen lassen, welches zum Theil von einzelnen Gütern nur in wenigen Schillingen besteht; auch muß das Bäcker Lützowsche Haus in Sternberg hierzu 24 ßl. zahlen.
Der Landreiter, von einem zepeliner Bauern gefahren, bringt nun alles nach dem Gymnasium in Schwerin.
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Fischerei des Gutes Steinhagen auf dem rühnschen See.
Wie ich von alten glaubhaften Leuten zu Steinhagen erfahren, bestand vor alten Zeiten zwischen Steinhagen und Rühn die alte Gerechtigkeit, wenn im Winter der große rühnsche See zugefroren war, so gingen die Steinhäger, im Beisein des rühnschen Amtes, von ihrer Seite an den See und warfen eine Pflugschaar auf das Eis entlang; so weit nun das Eisen flog, konnten sie den Winter über fischen. Später ward dies abgeschafft, und Steinhagen erhielt dafür den kleinen See bei Schlukow, eine Meile von Steinhagen.
Bei dieser Gelegenheit kam folgender, am 9. Febr.
1763 an alle Beamten und Superintendenten
erlassener Befehl zum Berichte über die im Lande
bei Erhebung von Pächten
. zu beobachtenden Ceremonien ins Gedächtniß:
Friederich von Gottes Gnaden Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr.
Weil seit einiger Zeit verschiedene Irrungen bey Unsrer Regierung vorgekommen sind, welche die Beobachtung gewisser Ceremonien bey Einhebung der Pächte betreffen; So sollet ihr hiemit befehliget seyn, fordersamst zu berichten:
1) Ob in Unserm euch anvertrautem Amte gewisse Pächte mit gewissen Ceremonien bey der Einhebung verknüpfet seyn, da entweder die Empfänger zu einer besondern Formalität und Gegenleistung bey der Erhebung oder auch die Pacht=Geber zu einer Neben=Prästation, oder, auch zu gewissen Feyerlichkeits=Beobachtungen, dem alten Herkommen nach, sich verpflichtet finden, und worinn
2) alle solche Feyerlichkeiten bestehen? Als welche ihr kurtz, doch verständlich, zu beschreiben habt.
An dem geschiehet Unser gnädigster Wille und Meinung.
Datum auf Unserer Vestung Schwerin, den 9ten Februar 1763.
Friederich, H. z. M.
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Die in Befolgung des Befehls entstandenen Acten sind noch vollständig vorhanden. Merkwürdiger Weise enthalten sie aber fast alle nichts weiter, als den Bericht, daß - keine Ceremonien bei Erhebung von Pächten und Ausübung von Gerechtsamen beobachtet würden. Einige Male wird gesagt, daß die Einforderer von Pächten von denen, welche sie zu leisten hätten, bewirthet werden müßten.
Das einzige Bemerkenswerthe ist folgendes:
1) das Amt Neu=Bukow berichtet:
Ferner hat das zum Rostockschen Heyl. Geist gehörige Dorff Didrichshagen 22 Drt. 7 1/2 schffl. Korn allerley Gattung jährl. Termino Martini anhero zu liefern, und müssen auch diese Lieferanten , die inclus. der Fuhrleute auf 24 Persohnen ausmachen, dem Herkommen nach auf eine mahlzeit mit 4 Gerichten, als Hirse oder Reiß, Fischen, Hammelfleisch mit weißem Kohl, und Gänsebraten, und nebenher mit bier und Brandtwein, auch Toback und langen Pfeiffen tractiret werden und beim Abschiede machet der Schultz des Dorffs das compliment: daß Er sich für die Ehre bedancke, die Ihm zukomme. Wogegen man Ihm erwiedert, daß es nur eine Höfflichkeit sey.
2) Das Amt Wredenhagen berichtet:
a. Muß das in der Chur Mark Brandenburg belegene Dorff Röggelin, ohnweit Ruppien, Vier Tonnen Ruppiener Bier liefern.
Dieses Bier ist vor dem, am ersten Pfingst=Morgen, und NB. der Schuldigkeit nach vor Sonnen Aufgang aufs Ambt geliefert worden. Der damahlige Beambte aber Klentz, hat eine Verenderung des Tages vorgenommen, und solches darinn, daß die zwy Wagen, welche gedachtes Bier gebracht, sowol den Tag vor den Fest (da dis Dorff Röggelien 4 Meiln vom Ambte entlegen) alß auch den ersten Festtag fahren mußen, und hat solches auf den Freytag vor Pfingsten gesetzet, und so wird solches noch jetzo geliefert.
Bey geschehener Lieferung, ist und wird denen Lieferern zuforderst Brandtwein gereichet, sodann werden die Tonnen angestochen, und die Probe vom Bier abgezapfft, auch wol denen Ambts Leuten zu probiren gegeben, ob es gut sey. Wann nun solches vor gut erkant, so wird denen Bringern eine Suppe gemacht von diesen Bier, hiernechst bekommen solche wol einen Pfankuchen, und ein Gericht Fische, welches dieselben verzehren und reisen so dan wieder ab.
b. Aus dem Mecklenb. Dorffe Grabow, mußen gesambte Bauren, um Martini, und Fast Nacht, holtz aufs Ambt fahren, auch gewiße Kämpe Acker bestellen, solche Ackern säen, mähen
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und einfahren, bey Jeder Art Arbeit, und wenn solche vollendet, bekommen sie Brodt, Fische und 1/2 Tonne Bier.
Auch mußen diese Grabower Bauren Jährlich den Tag vor Pfingsten, zwey Lauberhütten, auf Stellen die Ihnen angewiesen werden, bauen, und werden dabey mit Fische, Brod, und 1/2 Tonne Bier gespeiset und getränket.
c. Aus denen Dobbertienschen Kloster Dörffern, Sietow, Loeitz, Schwartz und Diemitz, werden gewiße Korn Pächte Ochsen, Schaaffe und Rauchhüner, Jährlich abgegeben, und werden die Bringer mit Erbsen gespeiset, auch wird denenselben wol ein von den gebrachten Schaafen geschlachtet, und aufgegeßen.
d. Aus denen Märckchen Dörffern, Sevekow, Dranse und Berlienken., mußen gewiße so genante Ablager Brodte, eine Kleine Anzahl Rüben, und gewißes so genantes Peitschen Geld gegeben, aber dieses muß von Amts Bedienten, aus Jeden Dorffe abgeholet werden.
3) das Amt Rehna berichtet:
Daß im hiesigen Ambte obwoll keine Pächte mit gewißen Ceremonien bei der Einhebung verknüpffet sein - - - - - Es wäre dann, daß hirunter dasjenige alte Herkommen und Verbindlichkeit hiesigen Ambtes gerechnet werden könte, nach welchem daßelbe jährlich die von 6 Schffl. Weitzen gebackene und aus Mehl und Waßer zubereitete Kuchen am Char=Freitage nach Lübeck absendet, und daselbst unter die Persohnen des Magistratus austheilen läßet wobei den Empfängern gleichwohl keine Gegen=Leistung oblieget, die Einlieferung der Kuchen auch durch einen mitgesandten Menschen ohne aller Formalitaet geschiehet.
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Huldigungsplatz zu Cölpin
im Lande Stargard.
Bekanntlich huldigten die Stände des Landes Stargard auf dem ritterschaftlichen Gute Cölpin bei Stargard. Dicht vor dem Kirchhofe zu Cölpin, zwischen der Kirchhofspforte und der Straße ist ein großer viereckiger Platz mit alten Linden umpflanzt. Der Sage und auch dem Anschein nach soll diese Stelle der Huldigungsplatz gewesen sein. Auch sagt der Hofmeister Claus Josias von Behr: "Im Stargardischen ward zu Kölpin unter der Linde am Kirchhofe Musterung gehalten".
G. C. F. Lisch.
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Rennthiere in Meklenburg.
Es dient nicht allein zur Förderung der einzelnen Zweige der Naturwissenschaft, sondern auch zur Belebung der Geschichte, wenn man weiß, welche Thiere in den ältesten Zeiten der menschlichen Cultur in den Ländern gelebt haben; es kann hiebei entweder von noch in den Ländern lebenden, oder von dort ausgestorbenen Thiergattungen die Rede sein: letztere mögen hier allein zur Sprache kommen. Daß das Elen und der Auerochs früher in Meklenburg gelebt haben, ist durch häufige Auffindung von Gerippen und Gehörnen, über welche auch unsere Jahrbücher wiederholt Bericht erstatten, außer Zweifel; in der deutschen Sage, z. B. in den Nibelungen, kommen beide Thiere auch noch als vorzügliche Jagdthiere vor. Ob das Rennthier in den deutschen Ostseeländern gelebt habe, ist eine bisher noch nicht bestimmt zu beantwortende Frage, da es noch sehr an Material zur Lösung derselben fehlt; es soll jedoch hiedurch die Frage mehr, als bisher geschehen ist, angeregt werden. Der Herr Professor Nilsson in Lund ist der Meinung, daß das Rennthier in alten Zeiten auch in Deutschland gelebt habe; er unterrichtete mich über den Unterschied der Geweihe ähnlicher Thiere, im Interesse der Wissenschaft dringend weitere Nachforschungen wünschend. Nach Vergleichung aller seit 10 Jahren zur Vereinssammlung eingegangenen Geweihe ist eines wohl unzweifelhaft ein Rennthiergeweih, nämlich das im Jahresber. III., S. 114 - 115 aufgeführte, zu Gerdshagen bei Güstrow 24 Fuß tief in der Modde gefundene halbe Geweih. Das Geweih ist ganz glatt, die 2 1/4 Fuß lange Stange ohne Zacken, außer in einer Höhe von 1/2 Fuß mit einem kleinen Auswuchse von ungefähr 3 Zoll Länge, und endigt ohne Verzweigung in eine jetzt abgebrochene Schaufel. Die völlige Glätte der Oberfläche des Geweihes spricht bestimmt für ein Rennthiergeweih.
G. C. F. Lisch.