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Jahrbücher

des

Vereins für meklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde,

 

gegründet von                  fortgesetzt von
Geh. Archivrat Dr. Lisch. Geh. Archivrath Dr. Wigger.

 


 

Fünfundfunfzigster Jahrgang

herausgegeben
von

Archivrath Dr. H. Grotefend,

als 1. Secretair des Vereins.

 


Mit angehängten Jahresberichten für 1889 und 1890.

 

 

Auf Kosten des Vereins.

 

 

Vignette

Schwerin, 1890.

In Commission der Stillerschen Hofbuchhandlung.

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~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Gedruckt in der Bärensprung'schen Hofbuchdruckerei in Schwerin.

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Inhaltsanzeige.


I. Die Wismarschen Unruhen im ersten Drittel des funfzehnten Jahrhunderts. Von Dr. F. Techen zu Wismar S. 1
II. Geschichte der Sternberger Hospitalien. Von Lic. theol. K. Schmidt, Pastor zu Sternberg S. 139
III. Die Erwerbung des Landes Stargard durch Fürst Heinrich II. Von Dr. Karl Koppmann, Stadtarchivar zu Rostock S. 197
IV. Die Grabsteine der Wismarschen Kirchen. Von Dr. Crull und Dr. F. Techen zu Wismar S. 237
V. Zur Rethrafrage. Von Medicinalrath Dr. Brückner in Neubrandenburg S. 261
VI. Die Civitas der Slaven und Funde aus Feldberg S. 279
VII. Fund in der Kirche zu Gr.-Methling S. 287
VIII. Aus der Jugend des Schauspieldirectors Conrad Ernst Ackermann. Von Archivrath Dr. Grotefend S. 288

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I.

Die Wismarschen Unruhen

im

ersten Drittel des funfzehnten Jahrhunderts.

Von

Dr. F. Techen.

~~~~~~~~~~~

Einleitung.

E s dürfte wenige Thatsachen in der Wismarschen Geschichte geben, die in der Erinnerung der nachfolgenden Geschlechter so festgehalten sind, wie die Hinrichtung des Bürgermeisters Johann Bantzekow und des Rathmanns Hinrik van Haren. An und für sich schon mußte der Eindruck eines solchen Staatsprocesses, wie er in Wismar weder vorher noch nachher geführt worden ist, auf die Bürgerschaft lange nachwirken. Dazu hat die zur Sühne auf dem Marienkirchhofe erbaute Kapelle bis in die Mitte dieses Jahrhunderts das Andenken wachgehalten, mehr aber noch das auf dem Markte an der Stelle der Hinrichtung gesetzte Denkmal, von dem jetzt noch der letzte Rest, der runde Stein, jedem Kinde gezeigt und erklärt wird. Endlich hat, so arm unsere Stadt sonst an Chroniken ist, ein gleichzeitiger Chronist diese Geschichte eingehend und geschickt behandelt, und seine Chronik ist viel abgeschrieben, auch umgearbeitet, und viel gelesen worden.

Dennoch und trotzdem der freilich recht mangelhafte Abdruck dieser Chronik bei Schröder - der ältere bei Regkmann ist völlig unbrauchbar - jedem zugänglich ist, ist die Erinnerung an jenes Ereigniß sehr verblaßt und theilweise von der Sage getrübt. So ist vorauszusetzen, daß eine Abhandlung darüber eine freundliche Aufnahme finden wird. Diese Abhandlung durfte sich aber nicht

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eng auf die "Bantzkow'sche Geschichte" beschränken, sondern mußte die frühere Bewegung mit in ihren Kreis ziehen. Ebensowenig durfte sie eine bloß umschreibende Wiedergabe jener Chronik werden, sondern es mußte alles benutzt werden, was an sonstigen Quellen zugänglich war; und endlich durfte die Abhandlung nicht allein hervortreten. sondern mußte in Begleitung von Urkunden und einer neuen Ausgabe der Chronik erscheinen. Das braucht keine besondere Begründung.

Meine Arbeit zerfällt also in drei Theile, eine Darstellung der Unruhen, eine Urkundensammlung und eine neue Ausgabe der Chronik.

Während es unnöthig ist, zu den ersten beiden Theilen hier etwas zu bemerken, erscheint es geboten, zu dem dritten einiges vorauszuschicken über den Verfasser, die Handschriften und ihre Benutzung.

Der Verfasser nennt sich nicht gerade heraus. Es scheint mir aber keinem Zweifel zu unterliegen, daß Dr. Crull recht hatte, der, bevor ich mir selbst eine Meinung über die Sache hatte bilden können, mich auf den Magister Johann Werkmann als Autor hinwies. Dieser stammte aus einer angesehenen Wismarschen Familie, ward 1406 in Prag als baccalaureus (Balck, Jahrb. L, S. 351, 2072), 1419 in Rostock als magister (Hofmeister, Matrikel S. 1) inscribirt. Im Jahre 1430 trat er in den Rath 1 ) dem er bis zu seinem Tode, 1456, Nov. 21, angehörte (Hans. Geschichtsq. II, S. 61, 246, vgl. Jahrb. LIV, S. 141, 324, wo hinter p festo einzufügen ist: cecilie v'gρ.). Die Frage, ob er mit jenem Joh. Werkmann, welcher 1413 und 1416 in dem Neuen Rathe saß, identisch gewesen sei, wird sich nicht mit Sicherheit beantworten lassen.

Daß ein Zeitgenosse über Selbsterlebtes berichtet, wird niemand verkennen. Er selbst verräth, daß er zu den Sechzigern gehört hat (do qweme wi u. s. w. pg. 39 A). Bei den Worten do was dar ein mank de em (Hans Bantzekowen dem Jüngeren) sere gunstich was vp de tiid, de wart mit em wenende vnde borde ene van der erden vp. desse sulue hadde ok sinen vader to voren entsettet, dat he nicht in den torne settet wart, do her Hinrik van Haren settet wart dar van to vorne (pg. 13 A) gesecht is (pg. 31 A) wird jeder unwillkürlich an Joh. 18, 15 oder auch Joh. 13, 23 denken; und auch schon Schröder hat


1) Die Identität des Magisters und Ratsherrn erweist die Urkunde bei Schröder P. M. 2025 und eine Neuklostersche Urk. von 1449, Oct. 6.
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A. B. 1105 angemerkt, daß dieser "eine" nur der Chronist sein könne. Ebenso wenig wird, denke ich, jemand zweifeln, daß der gefährdete Verfasser und Verleger des Briefes pg. 10 A selbst redet (bes. do schach id, dat etlike . . . . . . reddeden dessen leser desses breues, so id god schickede, dat em nicht qwades vppe de tiid wedderuor). In derselben Weise redet unser Freund aber auch pg. 52 A, nur daß er hier die Anonymität ganz fallen läßt (hadde dat nicht schen, so wolden se mester Johan Werkmanne vte deme vinster worpen hebben, dar vmme dat he der borgere wort hadde geholden vnde dat rechte ordel . . beschermede . ok wusten se wol, dat he den olden rat beschermede vnde eme hulpelik was, wor he konde vnde mochte . ok sparde he dar nicht ane noch gelt noch gut noch sin egen leuent).

Die Sache spricht für sich selbst und Momente, die irgend entgegenständen, sind, soweit ich sehe, nicht vorhanden. Der Parteistandpunkt, der Johann Werkmann zugeschrieben wird, ist kein anderer als derjenige, den der Erzähler überall offen zur Schau trägt, und der Umstand, daß es ein Magister ist der sich zum Verfasser anbietet, kann auch wohl für einen günstigen in Anspruch genommen werden. Schön wäre es freilich, wenn wir Werkmann auch sonst als die Feder führend erweisen könnten, aber der Bericht L. U. B. VIII, Nr. 23 (S. 26-35), welchen man darauf ansehen könnte, wird doch eher von dem Protonotar Hermann van Greben verfaßt sein.

Dadurch, daß der Verfasser der vorliegenden Erzählung sich als einen Zeitgenossen und zwar einen an jenen Vorgängen selbst hervorragend betheiligten und demgemäß wohl unterrichteten offenbart, wird in uns ein für die Glaubwürdigkeit der von ihm berichteten Thatsachen günstiges Vorurtheil erweckt werden. Doch werden wir uns des Bedenkens nicht entäußern können, er möge seiner Parteistellung nach in der Beurtheilung der Personen und Vorgänge nicht immer der Wahrheit ihr Recht gegeben haben. Beweise für seine ausgesprochene Hinneigung zu den Bantzekows und dem Alten Rathe sind hinreichend angeführt und derselbe Ton klingt überall durch; andererseits giebt sich so mannigfach sein Abscheu gegen Jesup kund, daß es fast überflüssig erscheint, wenn ich in dieser Hinsicht auf pg. 12, 19, 20, 48, 49, 51 verweise, wo dieser das Prädikat teuflisch bekommt oder als im Dienste des Teufels stehend von diesem geleitet bezeichnet wird, auf pg. 15, 17, wo er verrätherisch, auf pg. 8, 48, 51, wo er boshaft, tückisch, hinterlistig genannt wird; wobei ich dahin gestellt sein lasse, ob

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nicht von seinen Schwüren pg. 6 und 16 in bestimmter Absicht erzählt ist. Die Schmälerung der Macht des Raths durch die Gemeinde ist dem Autor zuwider (pg. 28) und gar das von dieser gegen jenen geübte Gericht ein Greuel (pg. 31).

Unparteiische Geschichtsschreibung können wir von einem Manne, der so offen seine Vorliebe und Abneigung zeigt, nicht erwarten, doch braucht ihm Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe darum nicht abzugehn. Gegen die Schilderung des Charakters und der Beweggründe Jesups werden wir von vornherein mißtrauisch sein müssen und nicht glauben, daß an jenem kein gutes Haar gewesen sei; wir werden auch nicht genöthigt sein, zu glauben, daß alles dem Alten Rath Feindselige von ihm seinen Ursprung genommen habe und daß alle Unordnung und alle Aufläufe von ihm angestiftet seien. 1 ) Dagegen werden wir annehmen dürfen, daß die Gegner dem Alten Rathe und den beiden Hingerichteten manches im Einzelnen vielleicht mit Recht vorgeworfen haben, das uns verschwiegen wird. Doch werden wir uns vor zu starker Zweifelsucht hüten müssen und aus der Offenheit, mit der Werkmann dem Rathe und der Bürgerschaft Kopflosigkeit, Aengstlichkeit, Unentschlossenheit - schlimme Eigenschaften für eine Regierung und den herrschenden Stand - unbedenklich und nicht nur einmal nachsagt, Zutrauen auch für andere Theile seines Berichts gewinnen. Und fragen wir, ob die erzählten Thatsachen mehr als es der Parteistandpunkt nothwendigerweise mit sich brachte, entstellt, ob sie mit Absicht verfälscht sind, ob böslich Schlimmes auf den Gegner ausgebracht ist, Nachtheiliges für die Freunde unterdrückt ist, so müssen wir diese Frage unbedingt verneinen. Ueberall, wo solche herbeigezogen werden konnten, haben die Urkunden den Bericht lediglich bestätigt. Die einzige Abweichung in der Zahl des den Sechzigern vorausgehenden Ausschusses ist für die Tendenz vollkommen gleichgültig.

So werden wir unter dem gemachten Vorbehalte die Chronik Johann Werkmanns getrost als eine gute Quelle für die Er=


1) Wenn ich später über Jesup im allgemeinen doch wie der Chronist rede, so bitte ich das oben Gesagte mir nicht entgegen zu halten. Soll nicht das ganze Bild grau und nebelhaft werden, so müssen die bestimmten Züge festgehalten werden, wie sie überliefert sind, auf die Gefahr, daß wir mit irren. Einen Gegenbericht der uns zurecht hülfe, haben wir einmal nicht. Wo aber in aller Geschichte müssen wir den allgemeinen Vorbehalt nicht machen: vorausgesetzt, daß wir wahrhaft berichtet sind?
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kenntniß der damaligen Ereignisse ansehen und ohne Furcht, uns zu schwer zu irren, ihr im ganzen Glauben schenken dürfen.

Als Abfassungszeit würde sich der Ausgang des fünften Jahrzehnts vom funfzehnten Jahrhundert ergeben, wenn wir neben die Worte der Chronik 28 A: wente se (die erbgesessenen Bürger) hadden se (die Aemter) to verne ingestedet, so id nu ok leider vuste schut in velen steden die Klage des Lübischen Rathes halten dürften: dat leider in velen steden twisschen den reden vnde den gemeinden sorchuoldighe twidrachte vpstan vnde erwecket werden (Lübeck an Kiel 1447, Apr. 5: Wetzel, die Lübecker Briefe des Kieler Stadtarchivs, S. 8). Ich muß aber bekennen, daß ich lieber eine viel frühere Zeit für die Abfassung in Anspruch nehme, die Zeit zwischen 1428 und 1430. Dafür berufe ich mich vor allem auf den Ton, nicht weniger aber auf den Umstand, daß alle aufgeführten Personen noch am Leben zu sein scheinen. Das Verhältniß zwischen dem Verfasser und den Bantzekows könnte durch das Vorgehn des Lüdeke getrübt sein, wenn wir eine Erklärung haben müßten. Der oben angeführte Satz würde dann als späterer Einschub anzusehen sein. Nun bricht freilich die Chronik weit vor dem natürlichen Abschlusse, der Sühne 1430, mitten im Jahre 1428 plötzlich ab, was man geneigt sein könnte, aus einer Behinderung des Verfassers durch den Tod zu erklären. Als falsch vermag ich eine solche Auffassung nicht zu erweisen, so wenig ich meine eigne als die allein richtige hinstellen will. Nur kann ich nicht zugeben, daß der Grund des (unserer Anschauung nach) vorzeitigen Abbrechens in einer Verhinderung gesucht werden müsse. Wir haben eben keinen kunstmäßigen Geschichtschreiber vor uns, sondern einen Chronisten, und offensichtlich trat die Sache, welche der Nachwelt zu berichten er sich vorgenommen hatte, in ein ruhigeres Stadium ein, so daß es für ihn keinen Reiz haben mochte, die beiden folgenden Jahre zu schildern, denen das abgeht, was unsere damaligen Chronisten der Mittheilung werth hielten, denn der Krieg mit König Erich war sein Vorwurf nicht und gern vermied er gewiß, dem Neuen Rathe für seinen hierauf verwendeten Eifer Beifall zu spenden. 1430 aber neu anzufangen konnte er die Lust verloren haben. Wollte er jedoch abbrechen und nicht schließen, so ist der Punkt, wo er die Feder niederlegte, nicht schlecht gewählt.

An Handschriften sind mir folgende bekannt geworden:

A , dem Großherzogl. Geheimen und Hauptarchive zu Schwerin gehörig, auf Papier in Quart, unbeschnitten, in blaue Aktenpappe geheftet, nach der Subscription 1535 geschrieben, enthält

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S. 1-53 die Bantzkowsche Geschichte: Duth is de hiistoriie van her Johan Bantschow u. s. w., in Capitel getheilt mit Ueberschriften, S. 53 einen Spruch,

S. 54-71 die Sühnurkunde in 23 Paragraphen (12 u. 13 verstellt), S. 71 das Vicarien=Verzeichniß und die Subscription.

B , der Großherzogl. Regieriungs=Bibliothek zu Schwerin gehörig, auf Papier in Folio, 28 Blätter mit Subscription 1544, enthält

S. 1-34 die Bantzkowsche Geschichte: Historia Johannis Bantschowe n mit Querstrich n vnde her n mit Querstrich n Hinrici van Haren u. s. w. ohne Capitel=Ueberschriften,

S. 34 einen Spruch und die Subscription,

S. 35-47 die Sühnurkunde,

S. 47 das Vicarien=Verzeichniß,

S. 48 eine Nachricht von dem Brande des St. Marien=Turmes 1539,

S. 51 ein Schreiben Herzog Heinrichs zur Begleitung der

S. 52-55 mitgetheilten Constitution Kaiser Karl V. in Betreff der Erbfolge von 1529, April 23.

Die Aufzeichnungen von S. 1-47, S. 48, S. 51-55 sind von drei verschiedenen Händen.

R , Anhang in Reckemans Lübischer Chronik, pg. 1073-1143 (Text 1075-1143): Bericht und Urkunde ohne Spruch und Vicarien=Verzeichniß. Die Handschrift, über welche man den Bericht Schäfers, Hansische Geschichtsblätter 1876 (1878), S. 61 ff. sehe, ist von der verehrlichen Verwaltung der Hamburger Stadt=Bibliothek auf meine Bitte mit der größten Zuvorkommenheit in das Schweriner Archiv geliehen und dort von mir verglichen worden. Die Bantzkowsche Geschichte (de warhafftyge hystorie van heren Johan Bantsschowen vnd Hynryck van Haren u s. w.) scheint von Reckemans Hand zu sein.

G , eine Quarthandschrift auf gelblichem Papier, ehemals dem Prof. Schildener gehörig, der sie aus dem Nachlasse Palthens erhielt (Kosegarten), jetzt im Besitze der Greifswalder Universitäts=Bibliothek (Mss. germ. Quart 8), trägt vor der Urkunde die Subscription 1543 und weist nach Kosegarten auch "Schrift des sechzehnten Jahrhunderts" auf. Als ich im September 1887 wegen einer Handschrift unserer Chronik in Greifswald anfragte, fand sich zunächst nur eine Abschrift Kosegartens (Nachlaß Kosegartens, Saxonica Vol. 3, 9), die mir zuvorkommendst von Herrn Ober=Bibliothekar Prof. Dr. Gilbert nach Schwerin in das Archiv geliehen ward. Nachher erfuhr ich von Herrn Gymnasial=Director Dr. Krause in Rostock, daß auch die Vorlage Kosegartens in Greifswald sein müsse, was mir auch die Verwaltung der Königl. Universitäts=Bibliothek daselbst bestätigte. Diese Handschrift kann trotz der Subscription und trotz der, allerdings vorsichtigen, Charakterisirung Kosegartens erst im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts geschrieben sein, denn Jeronymus Schulte, der nach einer unten ausgehobenen Einschaltung zu pg. 23 A das Haus Hinriks van Haren später bewohnte, wird 1603, Juni 11, Bürger, erscheint 1605 im Zeugebuche und das fragliche Haus ist ihm nach dem "Alten" Stadtbuche 1615 hereditatis zugeschrieben, er starb 1628; auch Andrens Hein, der nach einer andern Einschaltung zu pg. 34 A das Bantzkowsche Haus bewohnt hat, kommt im Zeugebuche erst 1603 ff. vor, todt 1619. Als ich wegen dieser Stellen nochmals in Greifswald anfragte, erhielt ich von Herrn Dr. Steinhausen die gefällige Auskunft, daß die fraglichen Bemerkungen zwar um Rande nachgetragen seien, aber wenn auch mit hellerer

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Tinte, doch entschieden von derselben Hand. Daß die Handschrift aber nicht nur hier erweitert, sondern auch sonst überarbeitet ist, ergiebt der Augenschein, wird aber zum Ueberflusse durch ihren Titel (s. die Varianten zur Ueberschrift) bestätigt. Ob die Ueberarbeitung vor 1543 fällt, wofür die Subscription zu sprechen scheint, und die Bestimmung der Häuser von einem andern vorgenommen ist, wofür man sich auf die Stellung am Rande berufen könnte, muß ich dahin gestellt sein lassen. Von dem freundlichen Erbieten der Bibliotheks= Verwaltung, mir die Handschrift nach Wismar zu senden, habe ich, da für meine Zwecke die Kosegarten'sche Abschrift genügte, keinen Gebrauch gemacht. Die Einleitung lautet:

pg. 3.

Ein mercklick vnordentlick 1 ) vnd erbarmlick gescheffte geschen in pg. 3. der stadt Wismar, im jahre vnsers heren Jesu Christi 1427 am dage Laurentii vnd darna van h Johan Bandtschouwen borgermeistern 1 ) vnd h Henrick van Haren raedtman, wo vorredtlick de alhir sin vmmegebrocht worden. Clawes Jesup, sines handtwerckes ein wullenweuer wanhafftich thor Wismar bi der vulen grouen vp der rechtern handt, wen men van sunte Jurgens kerke geit na dem water, welck ein wordsam man he gewesen is, mach men hir wol mercken, de disse dinge lest effte lesen horet 1 ); auerst wen men de warheit seggen will │ so is he ein vorredtlick valsck vprorsck 1 ) stucke schelmes gewest mit

pg. 3.

alle sinem anhange.

Am dage des hilligen marterers s Laurentii u. s. w.

W , in einer einst Herrn Jochim Schomann (Rathslinie S. 111, 538) gehörigen Miscellan=Handschrift des Wismarschen Rathsarchivs aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, auf Papier in Quart. Bis offerden - 18 Blätter, pg. 35 A - auf B unmittelbar zurückzuführen. Dort die Bemerkung: d rest habe nicht haben können. Gleich darunter aber: ich habe nachgehendsz d rest dieser marckwürdigen historie doch bekommen, als continuire allhie vndt follgendsz diesellbe. Die Fortsetzung - 2 Blätter - reicht aber nur bis pg. 39 A Mitte, wo mitten im Satze zu Ende des Blattes abgebrochen ist. Der Rest der angebrochenen Lage Papier ist freigelassen, woraus uns indeß kein Verlust erwachsen ist, da dieser letzte Theil zum Schweriner Bruchstücke und Schröder steht. Der Text ist verhochdeutscht.

L , eine Papier=Handschrift in Quart aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, im Besitze der Erben des wailand Advokaten Gabriel Lembke zu Wismar, bietet Chronik und Urkunde und außerdem eine Anzahl chronistischer Notizen.

F , Fragment einer Papier=Handschrift des Schweriner Archivs mit der Subscription scripta tragica haec anno 1593 Wismariae 12 Juli. Das Bruchstück enthält pg. 9 A-14, pg. 20 bis Schluß ohne die Verse aber mit der Urkunde. Hochdeutsch.

Außerdem giebt noch Schröder in der ausführlichen Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar (s. M. U. B. I, pg. XLVIII, Jahrb. XLIII, S. 166) und in der kurzen Beschreibung im Anhange, S. 596-638, zwei in einigen Ausdrücken von einander abweichende Texte: Sab, Skb, beide hochdeutsch.

Daß A und B gegenüber alle übrigen Handschriften minderwerthig sind, ergab sich leicht.

Denn wenn in R, deren Dialect entschieden auf einen Schreiber aus westlicheren Gegenden hinweist, eine lange Reihe eigner Abweichungen das


1) Ueber dem o ein e.
1) Ueber dem o ein e.
1) Ueber dem o ein e.
1) Ueber dem o ein e.
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Gepräge der Willkür trägt, 1 ) so wird sich auch auf den Rest niemand verlassen wollen; und was hilft uns die Möglichkeit, daß etwa die von dieser Handschrift gebotene Wortstellung die wahre sein könnte, während an der von AB nichts auszusetzen ist ? Werth gewinnt R in den Fällen, wo A und B aus einander gehn, nur schade, daß ABR nicht als drei gleich nahe und gleich entfernte Vettern angesehen werden dürfen. sondern BR sich als Brüder aus= Weisen, daß daher die Uebereinstimmung von BR gegen A nichts beweist; auch AR wird nicht stets unbedingt vor B den Vorzug verdienen, da es Fälle giebt, in denen A und R willkürlich auf dasselbe geraten sein können. Angezogen ist R ausnahmelos, wo A anders liest als B, außerdem, wo es in irgend einer Hinsicht nützlich oder nur interessant schien. Auslassungen nur eines Wortes sind nicht bemerkt, größere Lücken nicht verschwiegen.

G ist eine ganz lesbare Ueberarbeitung, aber doch nur Ueberarbeitung und kann demnach als Zeuge nur hier und da in Betracht kommen: sie steht öfter zu A gegen die B=Klasse. Ausgehoben ist für kritische Zwecke eher zu viel als zu wenig.

Die anderen Handschriften sind nicht zu jung, sondern zu fehlerhaft, als daß sie irgend in Betracht kommen könnten, alle stehn zu B, von der jedoch nur W im ersten Theile direkt abhängig ist.

L scheint einige Verwandtschaft mit R zu haben. Merkwürdig ist hier, daß ein jedesfalls nicht verstandenes eyn die alte Negation wiederholt erhalten hat. Die mitgetheilten Auszüge haben nicht die Bestimmung den Text zu fördern. Einige Anmerkungen Schröders glaubte ich unter dem Texte am besten anzubringen.

Reimar Kock wirft nur ganz geringen Nutzen ab.

Eine Ausgabe der Chronik mußte demnach auf A und B begründet werden. Deshalb habe ich A selbst abgeschrieben, von B aber konnte ich eine Abschrift Herrn Dr. Crulls, die ich nachträglich noch mit ihrer Vorlage verglichen habe, benutzen. Die Collationen habe ich in meine Abschrift eingetragen.

Das leichteste wäre nun gewesen, entweder A oder B, nur an den fehlerhaften Stellen nach den anderen Handschriften verbessert, zum Abdrucke zu bringen. Ich konnte mich aber nicht entschließen, die verdorbene, umständliche, ganz den Stempel des sechzehnten Jahrhunderts tragende Schreibung ohne weiteres wiederzugeben, sondern wollte lieber versuchen, unter thunlichstem Festhalten an den Handschriften und ohne Scheu vor Ungleichheiten eine Schreibung zu bieten, wie sie der Abfassungszeit der Chronik entspricht und sich in den Wismarschen und Lübischen Urkunden und Chroniken aus der ersten Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts findet. 2 ) Ich hoffe, so größere Lesbarkeit erzielt, grobe Verstöße aber vermieden zu haben


1) Wie überhaupt die späteren Schreiber ihrem Abscheu gegen Jesup immer mehr Ausdruck geben, so titulirt ihn Reckeman pg. 6 de valsche, pg. 17 de bose. pg. 43 hat er dulle duuelsche lude für dulle lude, pg. 50 eine grote loggene für ene logene, pg. 1 man für bode, öfter mißverständlich komen für ramen, auch sachten für saten. Ich greife hier nur Einzelheiten heraus.
2) Um Mißverständnissen vorzubeugen, bemerke ich ausdrücklich, daß ich in der Wiedergabe der Urkunden genau der Weise des Meklenburgischen Urkundenbuches gefolgt bin, wie ich auch bei der Chronik, hätte ich nur eine einigermaßen gleichzeitige Handschrift gehabt, deren Schreibung ohne weiteres vorgelegt haben würde.
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Alle Abweichungen nun von der gewählten Schreibung als Varianten mitzutheilen, wäre sinn= und zwecklos gewesen; um aber den gerechten Forderungen Walthers zu entsprechen, gebe ich im Folgenden eine Uebersicht der Veränderungen, über welche unter dem Texte keine Rechenschaft abgelegt wird, wobei ich zugleich den Apparat auch in einigen anderen Dingen entlaste.

Die Handschriften haben nur Formen von ratgeuer und a m mit Querstrich pth (A) oder ampth (B und A), ammet erscheint in ihnen nur an drei Stellen, 1 )

Für wanne, wan, wen (cum wie quam) haben AB allüberall nur wen.

Betreffs des Conjunctiv Präteriti von hebben, den A durchgängig mit e schreibt, sind bei dieser Handschrift nur die Fälle bemerkt, wo diese Formen mit a erscheinen.

Anstatt der erst späterer Zeit zukommenden Form ouerst oder ouers (so hat unter allen 14 Fällen 3 Mal B, 2 Mal A, nie R) ist auer gegeben, wenn die Partikel nicht hinter men durch Klammer ausgeschieden ist. auer steht in unseren Handschriften nur für super.

Die einsilbige Form des unbestimmten Artikels ist mit ei, die mehrsilbigen Formen sind mit e gegeben und keine Abweichungen verzeichnet; findet man ausnahmsweise die einsilbige Form mit e, eine mehrsilbige mit ei, so beruht das auf Uebereinstimmung von A und B. In den Varianten würde einen und eine je etwa 20 Male, eineme bezw. einem halb so oft, spärlich einer und eines mit A, en 14 Mal mit B stehn müssen.

Die mehrsilbigen Formen des hinweisenden Fürworts zeigen e gemäß der Handschrift B, die ganz selten ein dysse bietet, während bei A dusse bei weitem überwiegt, desse nur zweimal, einmal disse, etwa ein Dutzend Mal diisse vorkommt. Für das Neutrum bietet A abweichend einmal duth.

Vereinzelt hat A bogherde, bositten, B desgleichen bogere, boslaten.

Für tonlanges o haben beide Handschriften, soweit nicht mhd ein u Laut entspricht, überall a, nur bieten AB vogede (advocati) neben vaget (advocatus), immer auer (super), dagegen ouers oder ouerst (autem), A pg 26 vorboden, B 15 bodeschopp. Besonders bemerkt sei vlate (classis), tostakere, vortogert, touoren. Unregelmäßig findet sich bei A (pg. 11) to hape.

Kurzes a ist bisweilen unter konsonantischem Einflusse in o übergegangen. Aus den Varianten würde nicht zu ersehen sein, daß im Präteritum und Particip von bringen o und a in beiden Handschriften wechseln


1) Zu Aenderungen hierin und in anderen Punkten berechtigt vollauf eine Vergleichung der Gestalt der Urkunde im Originale mit derjenigen, in welcher sie in A erscheint - B genauer zu vergleichen, fehlte die Zeit - : aus radgeue ist immer rathgeuer, aus ammet ampth, aus wanne wen, aus besundern besunderghen, aus hertoch hertogynne meist hertich hertechiinne, aus de market dat market, aus stede steder, aus sulues suluest, aus edder zehnmal efte, einmal umgekehrt aus ofte edder, aus desse disse oder dusse geworden, an die Stelle von o ist in den betreffenden Fällen a getreten u. s. w. Es sind ja mehrere der von mir beseitigten Formen für die Abfassungszeit der Chronik möglich, aber nicht wahrscheinlich, so wenig wie das in reinem Niederdeutsch des 15. Jahrhunderts äußerst seltene, in dem von mitteldeutscher Sprache (Danzig) beeinflußten recht häufige iderman. Ich bekenne, daß ich noch gegen mehreres, das stehn geblieben ist, wie bursse, sal der bodelie u. a., große Bedenken habe.
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(angemerkt sind nur die Fälle, wo sie im o zusammen kommen) und daß das Präteritum von werden in B etwa ein Dutzend Mal worth lautet.

In B findet sich e dem o übergeschrieben einmal zum Zeichen der Dehnung (loth 1 ), einmal zu dem des Umlautes (loue Laube). In A dient übergeschriebenes e zur Kennzeichnung der Dehnung in how (Hieb), drowworth, loth, hopens (des Hoffens) je einmal - weiter hin gebe ich die Häufigkeit durch eine bloße Zahl in Klammern an, die Zahl nach dem Kolon zählt die Fälle des einfachen o - dore (Thore 7), ratstol (1:3; stole ohne e 1), noghafftich (1:1); im Präteritum kosz (1), koren (6 :1), toghen (5), floghen (1), sworen (s), houen an (1), droghen (4), vlokede (1), drowede (1), wrogede (1); zur Kennzeichnung des Umlautes in borger (74:17), borgermeyster (3:1), sostich (23:22), slote (Plural zu slot, 8:2), slothele (1), konning (8), konninglik (3:1), monneke (7:4), bodel (12), bodelie (2), loffle (1:1), vorloff (1), sone (Sohn 2:1 sons ohne e), broderschop (1:11 broder ohne e), loue (Laube 1: 2), logene(7), ordel(5), vorordelt (1), Joden (2), vogede (6), Roggendorp (2:1 Wenendorp ohne e), Gotke (2), 1 Mal Gobele, Reueshol, Hamborgher, Kropelin, sproke, hode, aremborste, bone, bedroffnisse, bodester, morder, kore, orgelen, houetman, blodich, fromet, otmodich, modicheit, hogeste (2), bose (6:3), bosheit (3), vorsten (1), forstynne (1:8), in den Präsensformen wi moghen (1), ik loue (1), den Infinitiven (ver)horen (3), doden (2), den Participien (ge)dodet (3), geuordert (1), verordelt (1), vortoghert (1), voget (1), brocht (2), wilkorden(1), den Präteritis dorsten (8:1, immer mochte, moste, dorffte ohne e), brochten (3:1), sochten (3), borde (1), verromede (2), horde (4, davon 2 Conj.), den Conj. Prät. koren (1), toghe (1), storue (1). Zweifelhaft bin ich, wie das Präteritum worden (von werden) aufzufassen ist es begegnet 3 Mal als Ind., 1 Mal als Conj. Von Adverbien sind anzuführen dorch, dore, dor, ouerst je 1 Mal, to voren (3), to vorne (3), vore, vor mehr oder minder selbständig 15 Mal (davon 7 Mal vorsprake); hier überwiegt bei weitem einfaches o. - Im Diphthong erscheint hoykenen und moye je 1 Mal mit überschriebenem e.

Dem o nebengeschrieben findet das e sich nicht in A, wohl aber in B: loeth 1 ), doeth (facite), geloent, voer, koesz, koere, soestighen, Goetke.

ue erscheint bei B häufig in hues, 1 Mal huesz (öfter husz), in den durch Flection gelängten Formen kommt es nie vor, wie überhaupt nicht in A.

ae in A nur 2 Mal in raeth (consilium). B schreibt dies Wort immer raedt (1 Mal radt (6), ratgeuere (37); in derselben Handschrift überwiegt im Genitiv und Dativ zuerst einfaches a, später ebenfalls ae; ebenda begegnen häufiger qwaedt, vaere, vaer, auch Raetszeborch und 1 Mal raedt auch für rota (pg. 19). a e nur in A: 2 Mal ra e th, 1 Mal da e th.

ee bei A vereinzelt in geseen, seen, beer (cerevisia), hee (is), neen, leedth (Leid), leeth (ließ), deel, steen, eeth; viel häufiger in B: szeen, reep, eere (Ehre und eher), scheen, heelth, heerschop, szeere, Beere, theen, vordreeth, veer, nee, knee, dree, dreen, neen, Groteeke, eede, meneedere, deel. deelde, steen.

Ueber dem u findet sich in A fast immer ein Haken, wenige Male zwei Striche; 1 Mal ein e (rugheden, das andere Mal fleht ein Häkchen darüber), 1 Mal ein Kreis (pur). Der Haken steht öfters noch über w, selten über v;


1) Reuter, Stromtid III, Kap. 42: de ganze Laut.
1) Reuter, Stromtid III, Kap. 42: de ganze Laut.
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ein Dach über n ist ganz vereinzelt in A wie in B beliebt, wo Verwechselungen vorgebeugt werden sollte. In B stehn über u sehr häufig 2 Strichelchen, die von keiner grammatischen Bedeutung sein können.

Einzelnes i ist, abgesehen vom Anlaute, wo ii auch häufig genug ist, recht selten in A, durchweg steht ii. Die Quantität des Vokals ist dafür vollkommen gleichgültig. In B mögen sich y und i die Waage halten. Den Wechsel für Quantitäts=Bestimmung zu verwerthen, ist nicht angängig, wenn auch im ganzen y häufiger für langen Vokal, i häufiger für kurzen gebraucht ist.

sch in allen Formen von schen und schicken, in vnschult, vnschuldich, vnuorschuldes, schin, schinbar, vnbescheden, schepe, schaden, schilt, schuttink, schare, schulder, vorscheffte, beschermen, schone, schelen, schande, schenken, schot, voreschot, schomaker, schoue, schalkheit, schelden, brotscharen; minschen, valsche, valschheit, theilweise (namentlich in B) auch ssch: Bantschow 1 ), flamesche, baiesche.

scolde 2 Mal in A im Anfange, daneben über 80 Mal scholde, schal, schalt.
vorschrecken bezw. vorschreckinge (2 Mal), mit sc bei BR.
schriuen (1 Mal), mit sc AR.
beschriuen (1 Mal), mit sc BR.
(ge)screuen (5 Mal), 1 Mal mit sch bei A.
schrifft (4 Mal), mit sch B, mit sc AR.
vtschrifft (1 Mal), mit sch AB, mit sc R.
vmmeschrifft (1 Mal), mit sch B, mit sc AR.
scriuerie (5 Mal), 3 Mal mit sch bei B.
vrunt-schop (4 Mal), mit sch AR, mit sc B.
selschop (4 Mal), 2 Mal mit sc B.
wiken schop (2 Mal), mit sc B.
bischop (1 Mal), mit sc A, mit ssch B.
Nur broder , bode-, her-schop (1 bezw. 1, 4 Male), B öfter hersschopp.
esschen (4 Mal), 3 Mal mit sk bei A, 1 Mal essen R.
vissche (1 Mal), mit sk bei A.
vlessche (1 Mal), mit sk bei A.
denschen (1 Mal), mit sk bei A.
duuels(s)che (4 Mal), 1 Mal duuelse bei A.
harns(s)che 3 Mal ABR, harnsch 1 Mal BR, harnsk 1 Mal A.
lubsche, lubsches 5 Mal A, 4 Mal B, lubesche 1 Mal R, lubes 4 Mal R, lubsk 2 Mal B, 1 Mal A.

  twis(s)chen 4 Mal B, 2 Mal R, 1 Mal A, vertikale Klammer für AB 11 Fälle, 4 Mal
Uebereinstimmung.
tus(s)chen 6 B, 6 R, 2 A,
tusken 7 A, 1 B,
twiisken 1 A,

z anstatt des gewöhnlicheren s beruht auf B, A hat es nie.


1) Der Name lautet im Nominativ bei ABR meist Bantschow, daneben hat A Bantzschow, B und R Bantschowe, R Bantschoue, G hat Bandtscho(u)w(e). Jn den obliquen Casus überwiegt Bant(s)schowen, Bantschouwen, daneben zeigt A den Accusativ Bantschow, R die Formen Banssowuen, Bantschowuen (wie diese Handschrift oft wu für uw hat) und Bantschouen. Die Angaben in den Varianten beziehen sich nur auf die Flection.
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sz ist in B ausnehmend häufig im Inlaut, Anlaut, wie Auslaut, drängt jedoch das s keineswegs ganz aus. sze ist häufiger als se, dagegen syn und Jesupp häufiger als szyn und Jeszupp, neben husz und hues steht 1 Mal huesz, neben 43 Mal was nur 1 Mal wa z; bei A ist mit sz öfter wasz (17 Mal neben 29 Mal was) geschrieben, vereinzelt husz, kosz, 1 ) wiisz, wesz, arbeideszlude, vosz, blesz, losz, drosz, bursze.

ss außer vor ch, wo es bei B öfter, seltener bei A sich findet, selten in A sse, reiisse, tziisse, einige Male Wiissmar.

f ist im Anlaute vor Vokal wie Konsonant keineswegs selten; bei B durchgängig in frunt, frouwe, funden, aber auch in andern Wörtern; bei A ist es weniger oft zu treffen. Vor t und im Auslaut ist es in beiden Handschriften meist gedoppelt, öfter noch als in meinem Abdrucke; in offte ofte habe ich mich streng an A gehalten. In Verwendung Von u und v bin ich den Handschriften gefolgt; wichen sie einmal von einander ab, so habe ich u im Anlaute vorgezogen.

Für v findet sich in B vereinzelt w.

ll im Auslaut zuweilen in B: vyll, duuell, bodell, öfter vull.

Doppelung von n bei B nur 4 Mal, anfangs Bantschowen und her n mit Querstrich n (demme pg. 4), etwas öfter bei A, z. B.: konniinghe, 1 ) teghenn, siinnghen, anne, vorgeuenn und hebbenn, mo n mit Querstrich neken, 1 ) offerde n mit Querstrich n, dagegen auch biinen, pcnniige, vorstiinen; stemmpet und kūmpth sind A eigenthümlich, wo die Schreibung a m mit Querstrich pth in der erften größeren Hälfte die Regel bildet gegen einfacheres ampth zum Ende.

pp regelmäßig Jesupp, Jesuppes (Jesupe ein paarmal in A) AB, vpp B; öfter dorpp -schopp AB; vereinzelt noch sonst werppen, vnbegriippliik A, vplopp. behalpp B.

ck regelmäßig in ock, sick, Hinrick, sprack und auch sonst häufig nach Vokal wie Konsonant, besonders gern nach n, marcket ist bei B ganz selten; Mekelenborch bezw. Mekelborch aber in A und B.

tt in A öfter nach ch: so rechtter, riichtteth, achtteden, sachtten u. m., fast nur ruttiingh; in B nur ruting, tt öfter in Silbenschluß, schutt, hatth, blott, brott, schyltt, markett, geweszett u. m.

dt fast ausschließlich in stadt, tiidt (tydt), ydt, sonst gudt, godt; in A noch dodt, leedth; in B noch geszandt, mydt, szundt, allendt, qwaedt, ludt, vulbordt, stundt und szadt (saß), ausnahmelos in B raedt (in A rath); dt wird in A auch noch durch h verstärkt.

th in A zum Ueberdruß oft, die Silbe mag lang oder kurz sein, Vokal oder einfacher oder doppelter Konsonant vorhergehn, in Anlaut, Inlaut und Auslaut; in B ist doch etwas öfter einfaches t erhalten, oder es steht wohl dt; aus th bei A habe ich t, aus dt bei A d gemacht.

Das vielfache gh für g ist aus A beibehalten, wo nicht die annotatio B als Gewähr erkennen läßt. Diese Handschrift bietet es weniger oft und würde als Norm angemessener gewesen sein, immer hat sie ggh (nur toruggende 27, Roggendorppe 30, Roggendorp 30);

Für nie (neu) hat A fast immer niie, B immer nyge und entsprechend nach den Flectionen. Abweichendes ist angemerkt, hilghe beruht auf A, B kennt nur hillige.

Die Abkürzungen sind sämmtlich aufgelöst. In beiden Handschriften finden sich Striche über den Vokalen für n und m und eine Kürzung für Mark und Schilling, in A außerdem zweimal eine für -en (43, 50), je eine


1) Ueber o ein e.
1) Ueber o ein e.
1) Ueber o ein e.
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für -us (51) und er (51), pg. 32 lūb, in B begegnet lūbsk 2 Mal pg. 19, oft v n mit Querstrich , zweimal pg. 16 vp p mit Querstrich ; eine Schleife an g d und t in vnschuldigen, ghyngen, hilligen, wegen, sundergen, wolden, frunden, konden, gulden, straten, ersten; ein paar Male würde Lösung mit e mehr zusagen: pg. 11 int sunderge, pg. 29 sammelinge, pg. 41 gnedige u. s. w.; in -es muß sie gelöst werden gades (40), namyddages (43); hin und wieder treffen wir auf einen Strich über m, den ich für e genommen habe thome (41), eme (23), syneme (18, 21), eneme (21), y m mit Querstrich (ymme 11), vnbegryplykeme (20). Der Haken, den derselbe Schreiber zu Ende des Wortes hinter dem r liebt, könnte oftmals gar wohl ein e bedeuten, mußte aber unberücksichtigt bleiben, da eine solche Lösung in anderen nicht wenigen Fällen sprachwidrige Formen erzeugt haben würde und einmal über borgere derselbe Haken geschrieben ist. Er hat also nicht mehr Bedeutung als das in A erscheinende durchstrichene r.

Das in Abzug gebracht sind sämmtliche übrigen Abweichungen von A und B gewissenhaft angegeben, so daß, wenn nichts notirt ist, die überenstimmende Lesart beider vorliegt, wenn nur eine der beiden Siglen in den Varianten erscheint, der Text die Lesung der andern Handschrift bietet. Stehn hinter einem Kolon nur Siglen, so ist der Text nach ihnen gegeben und vorher gehn die abweichenden Lesarten anderer Handschriften, zu denen die betreffende Textstelle leicht gefunden werden wird. Mußten dagegen, um Mißverständnisse zu verhüten, in der varia lectio Textesworte ausgeschrieben werden, so folgen Siglen mit Varianten hinter dem Kolon.

Auszuscheidendes ist in runde Klammer ( ), Ergänzungen sind zwischen eckige Klammern [ ] gesetzt.

Citirt wird nur nach den Seiten von A, während auch die Seitenzahlen von B am Rande bemerkt sind.


Geschichte der Unruhen.

Im Vierzehnten Jahrhunderte waren die wendischen Städte mächtig aufgeblüht. Was sie vermochten, erwies der Sieg, den sie, von den übrigen Genossen der Hanse treulich unterstützt, nach langem Ringen über König Waldemar davon getragen hatten. Es hatte aber dadurch nicht allein das Selbstgefühl der nur aus der Bürgerschaft im engeren Sinne erwachsenen und aus ihr sich fortwährend ergänzenden Räthe eine Steigerung erfahren, sondern es war auch ein solches in der übrigen Bürgerschaft und in den nach Aemtern gegliederten Handwerkern erweckt. Und diese letzteren, auf welche auch die Vorgänge in den Städten des inneren Deutschlands nicht ohne Einwirkung bleiben konnten, begannen bei annehmendem Wohlstande unlieb zu empfinden, daß sie vom Stadtregimente so gut wie ausgeschlossen waren. Sie vermißten aber die Möglichkeit wirksam zu übenden Einflusses um so mehr, als die wachsenden Auflagen zu zeigen schienen, daß die Verwaltung keineswegs in den besten Händen ruhe. Dies Moment der an den Beutel aller gemachten Ansprüche darf nicht unterschätzt

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werden. Schwerlich wäre es ohne das Erwachen von Standesehrgeiz und ohne unbefriedigte Ehrbegier, auch Haß einzelner zu Unruhen gekommen: aber mindestens ebenso großen Antheil hatte je und je eine durch materielle Verluste oder Anhöhung der Steuern erweckte allgemeine Unzufriedenheit. - Immer hat Kriegführen Geld gekostet und zu Schuldenmachen geführt und nicht am wenigsten bei den Städten im Mittelalter, deren Räthe ihre nur zu oft schon durch allerlei andere Einflüsse behinderten Unternehmungen nicht hätten durchführen können, wenn sie ihren Bürgern dazu große Geldleistungen zugemuthet hätten. Oft waren die Dinge zudem in Unterhandlungen mit anderen Städten, die geheim bleiben mußten, verquickt, gegenüberstehende Schadenansprüche, die manchmal über fünfzig Jahre verfolgt wurden, nicht zu übersehen, dazu die Kassen=Verwaltung eine verwickelte. Aber am Ende stand dann der Rath vor einer Schuldenlast, derentwegen doch die Bürger angegangen werden mußten, und die um so größer zu sein pflegte, je länger der Rath in Hoffnung auf andere Auswege und günstigere Zeiten sich gescheut hatte, die Sache zur Sprache zu bringen. Dann ging Unglück seinen Gang.

In Lübeck gaben sich Anzeichen von Verstimmung der Bürgerschaft zuerst 1376 kund, stärker und deutlicher äußerte sich dieselbe nach vier Jahren, und wieder nach vier Jahren hätte wenig gefehlt, daß eine Verschwörung "die Herren" gestürzt hätte. Von Erfolg gekrönt sah sich erst der vierte Vorstoß der Gemeinde gegen den Rath, indem es 1408 nach langen Reibungen so weit kam, daß die Bürgermeister und ein Theil der Rathmannen die Stadt verließen und die übrigen sich des Rathstuhls enthielten. Ein neuer, erwählter Rath, an dem auch die Aemter Theil hatten, nahm sich mit dem Ausschusse der Sechzig des Stadtregimentes an und beide Körperschaften suchten ihre Stellung gegen die an der Wiedergewinnung ihres Rechtes und ihrer Macht arbeitenden Alten Herren dadurch zu festigen, daß sie in den Nachbarstädten eine gleiche Umwälzung hervorzurufen trachteten.

Zu dem Zwecke zogen Kord Semmelowe, Johan Plote und Hinrik Bloyebom, die in Lübeck nach dem Ausdrucke des Chronisten das Unglück gebraut hatten, zuvörderst nach Wismar. Es werden hier die Verhältnisse ganz ähnlich gelegen haben, wie in der Vorderstadt und namentlich Schwierigkeiten im Geldwesen - hatten doch Rostock und Wismar für den im Interesse König Albrechts weiter geführten Krieg große Opfer gebracht - der Punkt gewesen sein, wo der Hebel angesetzt werden konnte und angesetzt ward. Der erste Erfolg war, daß man zur Controle und zur Vermittelung

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zwischen Rath und Gemeinde einen Ausschuß erwählte. Aber die Wünsche und Forderungen wuchsen und wuchsen, bis der Rath, der Plackereien und des Drängens müde, abdankte. Das spielte sich indeß keineswegs in so kurzer Zeit ab, als es nach der Lübischen Chronik scheinen könnte. Denn nicht 1409 schon, sondern erst 1411, wie Dr. Crull dargethan hat (Hans. Geschichtsquellen II, S. 49), trat der Alte Rath vollständig ab und der Neue in seine Stelle. Die Erkenntniß der Entwicklung aber, welche zu diesem Abschlusse führte, kann, da die zeitgenössische Geschichtschreibung im Stiche läßt, nur aus Urkunden - wegen der bedauerlichen Lücke im Zeugebuche s. Hans. Geschq. II, 0 - gewonnen werden. Die von diesen gewährten Daten, die Crull uns a. a. O. S. 49-51 in wünschenswerther Vollständigkeit bereit gestellt hat, möge der geneigte Leser sich hier in einer neuen, wenig ergänzten Uebersicht vorführen lassen.

1410  
April 20. Johan Bantzkow, Rathssendebote in Hamburg, H. R. I 5, S. 546.
Mai 1. Umsetzung des Rathes nach alter Gewohnheit.
nach Mai 1. Richteherren: Nic. Bucowe, Joh. Bantzekowe, Ludolfus Oldeselle, Nic. Ponat, lib. proscript. pg. 68. 1 )
Juni 14. Vorsteher zum Heil. Geist: die Bürgermeister Joh. Tückeswert und Gert Loste und die ehrlichen Bürger Hinrik Rampe, Johan Dame, Claus Küsel, Reg. Sci. Spir. fol. 8.
Juni 24. Odbert Lüderstorp dominus, Geistl. Rentenreg, fol. 27.
Juli 22. nuncii consulares auf dem Hansetage zu Wismar: Johan Tückezwert, Herman Meyer, Ghert Loste, Reineke Peezel, Johan Hartwich, Nicolaus Jesup H. R. I 5, S. 557.
? eine Verhandlung coram dominis Joh. Tuckezwerd et Nicol. Yesup atque camerariis, SAB. S. 1118.
December 6. Nicolaus Trechow dominus, Hermen Brüsewitz dominus Zb. f. 207.
December 13. Münzkonvent zu Lübeck, Nicolaus Yesup, Johannes Bantzekowe, Johannes Houeman. L. U.B. V, Nr. 347, S. 375, H. R. I 5, S. 565.
?? Albert Scroder is vorvestet - in der ieghenwardicheyt der voghede her Clawes Bucow her Johan Bantzecowen Ludolf Oldezellen vnde her Nicolaus Ponat (l. proscr. pg. 69. pg. 70 gewährt das Datum 1412 auend Maria Magdal. - 21 Juli - )

1) anno domini m cccc anno decimo post assensionem domini judices Nicolaus Bucowe Johannes Bantzekowe Ludolfus Oldeselle Nicolaus Ponat lib. proscr. pg. 66 gestrichen, pg. 68 nochmals eingetragen.
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1411  
Januar 27. Hinr. Vilebom dominus, Zb. f. 207.
März 12. honorabiles viri Johannes Tuckeswerd Gherardus Loste Reynerus Pesel Johannes Hartwich et Nicolaus Jesop proconsules et alii consules opidi Wismer - et quidam alii ciues eiusdem opidi Urk. (Hans. Geschq. II, S. 50 ist März 11 Druckfehler.)
März 29. Reynoldus Pezel Johannes Hartwici Nicolaus Jezup proconsules Zb. f. 207 (Am 27. Januar finden sich diese Namen nicht.)

Diese Liste, meine ich, läßt sich nur so deuten, daß der Rath im Mai oder Juni 1410 1 ) sich entschlossen hat, eine Reihe angesehener oder von der Gemeinde besonders gewünschter Leute aus Bürgerschaft und Aemtern in den Rathstuhl zu nehmen, wofür möglicherweise eine entsprechende Zahl Alter Herren von den Geschäften zurückgetreten ist. Aehnliches wünschte man ja auch in Lübeck zu erreichen (Grautoff II, 639).

Drei von diesen neuen Mitgliedern erhielten sogleich den Bürgermeistersitz, so daß sechs Bürgermeister vorhanden waren, andere traten den Alten Rathmannen in ihren Aemtern zur Seite: so begegnen vier Richteherren.

In dieser Verfassung wird der Rath bis um Himmelfahrt des folgenden Jahres geblieben sein, und dann werden - einen genauen Zeitpunkt anzugeben ist nicht möglich 2 ) - die Alten Herren ihren Sitz aufgegeben haben. Wie weit während der Uebergangszeit die Neuen Herren die Verwaltung an sich allein gezogen und wie viel Einfluß sie den Alten noch mögen gestattet haben, ist nicht sicher auszumachen. Denn wo wir Alte und Neue Herren zusammen antreffen, stehn zwar beinahe immer die Alten voran, allein wir finden in Amtsübung begriffen wohl Neue Herren ohne Alte, nicht jedoch Alte ohne Neue, und daß der Wille der Neuen überwogen habe, ist schon daraus zu folgern, daß bereits zu Ende des Jahres 1409 der Rath nicht nach seiner Neigung handeln durfte: sonst würden kaum die Sendeboten angewiesen sein, dat se nenerleye wiis by des olden rades deghedinghe ghan edder ichtes don scholden, dat en tho ghude komen mochte; wor se auer dem nyen rade to Lubeke ane tho willen wesen mochten dat se dat deden (1409, Nov. 12, L. U. B. V, S. 304, H. R. I 5,


1) Für dies Jahr scheint auch das Verfestungsbuch fol. 99 Spuren von Reibungen zwischen Bürgerschaft und Rath aufzuweisen.
2) Die letzte Urkunde, in der Alte Herren erscheinen, ist vom 12. März datirt.
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S. 487, 13), und ebenso wenig würde trotz der Acht König Ruprechts (Jan. 21) am 20. April 1410 mit Lübeck und Rostock das Bündniß 1 ) geschlossen sein, welches sich einer bewaffneten Zurückführung des Alten Lübischen Rathes widersetzen wollte, wenn es auch einen endgültigen Bruch mit demselben nicht ausbedang. (L. U. B. V, Nr. 317.)

Die Erscheinung, daß der Rath zu einer Zeit, wo er nachweislich noch im Alleinbesitze des Rathstuhls war, gegen seine Neigungen seine Entschließungen faßte, beweist deutlich, daß die Gemeinde über die vorliegenden Fragen ihren Willen in einer Art geäußert haben muß, daß man nicht mehr ohne Rücksicht auf sie vorzugehn wagte. Erinnern wir uns nun an die Erzählung des Lübischen Chronisten, so werden wir es wahrscheinlich finden, daß die Wismarschen auf Anregen der von Lübeck entsandten Prediger des Aufruhrs schon 1409 2 ) Hundertmänner 3 ) ihrem Rathe beschränkend zur Seite gestellt haben. Ausmitteln zu wollen, wie weit deren Befugnisse gegangen, würde eine ebenso undankbare Bemühung sein, wie der Versuch, die Zeit zu bestimmen, zu welcher die Herzoge, unglücklich genug, ihren Einfluß zu Gunsten des Alten Rathes zur Geltung zu bringen suchten. Ob, wie in Rostock, ein Bürgerbrief zu Stande gekommen ist, können wir nicht wissen: die Quellen sagen nichts darüber; jedesfalls aber haben die Hundert dahin gestrebt, an Verwaltung, Gesetzgebung und Diplomatie so viel Antheil zu bekommen wie irgend möglich; hauptsächlich werden sie getrachtet haben, den nervus rerum unter ihre Obhut zu stellen.

In der That finden wir in der Vorstandschaft des Heil. Geistes 1410, Juni 14, neben den beiden Bürgermeistern drei ehrliche


1) Die Folge war, daß zu Bergen und anderswo die Wismarschen von den Rechten der hansischen Kaufleute ausgeschlossen wurden (Klagen 1410 im Juli, H. R. I 5, S. 559, vgl. L. U. B. V, S. 354.)
2) 1408 stand der Wismarsche Rath entschieden zum Lübischen Alten (H. R. I 5, S. 419, Juni 17, S. 447, 558, Sept. 21), 1409 im November trafen die Wismarschen Sendeboten verspätet zum Tage in Lübeck ein, sie hatten keine Vollmacht mehr, sondern sollten zurückberichten (a. a. O. 486,8), am 12. November erhielten sie die schon angeführte Instruction.
3) Hans. Geschq. II, S. 53, L. U. B. V, Nr. 545 (1414 nach Koppmann's Datirung, H. R. I 6, S. 123), Schröder P. M. 1781 ex jussu et precepto tocius consulatus et centenariorum tunc regencium (nach den namhaft gemachten Vögten 1414 anzusetzen?). Die Sechzig in der Chronik sind entweder ein verzeihlicher Irrthum, - Lange Rostocker Verfassungskämpfe S. 14 - oder es hat, was mich weniger wahrscheinlich dünkt, in den fünf Jahren eine Umformung stattgefunden.
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Bürger 1 ), die als Vorstand des Instituts in den folgenden Jahren allein, ohne Bürgermeister oder Rathmannen zur Seite, angetroffen werden (Register und Manual Sei. Spiritus). Die Rolle der Bäcker 1410, November 14, ertheilt der Rath mit vulbort vnde endracht vnser borgere vnde der amte menliken. (Burmeister, Alterthümer des Wismarschen Stadtrechts S. 59.) Ein Schreiben des Lübischen Rathes über die Walen ist 1414 den Hundertmännern mitgetheilt. (L. U. B. V, Nr. 545, über das Datum H. R. I 6, S. 123.)

Unregelmäßigkeiten und Unannehmlichkeiten konnten dabei nicht ausbleiben. So ist nach dem Manual Sei. Spiritus im Verwaltungsjahre 1411-1412 keine ordentliche Rechnung geführt worden (fol. 17 a), und den Lübeckern gab das angeführte Verfahren Anlaß zu Klage über Bruch des Rathsgeheimnisses. (L. U. B. V, Nr. 545.)

Diese Einschränkung seitens einer Gemeinde=Vertretung, die schon 1409 auf den Alten Rath einwirkte, blieb während der ganzen Verwaltungszeit des Neuen zum Unbehagen der Regierenden (s. dieselbe Urk.) von Bestand. Ueber des Rathes Constitution und Zahl selbst befinden wir uns ziemlich im Dunkeln. Nur das ist von Crull dargethan, daß die Rathsämter, namentlich Gericht und Kämmerei, nicht wie üblich von zweien, sondern von drei Herren besetzt waren. 2 ) Aber über die Zahl der Bürgermeister, betreffs der Stärke der Besetzung des Rathstuhls, der Umsetzung ist Vermuthungen freier Raum gelassen. Denn wenn die von Dr. Crull a. a. O. S. 50-53 zusammengetragene Liste fünfunddreißig Namen bietet, so ist, da die Liste ihren Quellen gemäß schwerlich vollständig sein wird, die Organisation nothwendig eine andere gewesen, als beim Alten Rathe: entweder sind die üblichen 24 überschritten, wofür die stärkere Besetzung der Rathsämter herangezogen werden könnte, oder es sind die im Turnus Ausgetretenen keineswegs regelmäßig wieder berufen worden, sondern


1) Wenn ich im Text ehrliche Bürger, Hundertmänner und Gemeinde durcheinander anführe, so zwingt dazu die Dürftigkeit unserer Quellen, ich meine aber auch, daß die ehrlichen Bürger, wenn nicht aus, so doch von den Hundert erwählt sind, und daß von der Gemeinde nichts ohne eben dieselben Hundert verhandelt worden ist.
2) Hans. Geschq. II, S. 50. Regelmäßig ? 1414 sind im lib. proscriptor. pg. 73 nur zwei als judices verzeichnet.
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zum guten Theil draußen geblieben. 1 ) Dieselbe Alternative wäre für die Bürgermeister zu stellen, deren mehr als vier zugleich gewesen sein müssen, wenn ihre Würde nicht auf eine bestimmte Zeit verliehen worden wäre. Für den letzten Fall würde der Umstand sprechen, daß für kein Jahr mehr als vier erwiesen sind. Der Termin, in welchem Umsetzung oder Ergänzung stattgefunden hat, isft aus den zu Gebote stehenden Daten 2 ) nicht zu gewinnen. Die Theilnahme der Aemter am Rathe ist schon erwähnt: Jesup war (Werkmeister der?) Wollenweber, Jörden ein Schmied (Werkmeister?), Hinrik Krassow Werkmeister der Böttcher, Kort Witte Werkmeister der Krämer (Crull a. a. O. S. 58 f.), Nicolaus Ponat (Werkmeister der?) Knochenhauer (Reg. S. Spir. fol. 4 a 1399). Zählte der Rath vierundzwanzig Mitglieder, so ist zu vermuthen, daß acht von den Aemtern gestellt sind, und möglicherweise sind von den drei Richteherren und Kämmerern je zwei Bürger, je einer Gewerker gewesen. - Als Stadtschreiber begegnet von 1411 bis 1414 wieder Herr Hinrik van Balsee, der bis 1396 dem Alten Rathe gedient hatte: Crull, Jahrb. XLIII, S. 169 ff., besonders S. 172 f.

Die früheren Rathmannen blieben nach ihrer Abdankung unangefochten in der Stadt, was uns um so weniger wundern kann, als sie ja eine Zeit lang mit den Neuen Ein Collegium gebildet hatten und vor allem manche Familienverbindungen bestanden haben müssen, da Tückeswerts, Hagemesters, Rampes, Buks auf dieser wie jener Seite stehn.

Innerhalb der Hanse hielt natürlich der Wismarsche Neue Rath ebenso wie der Rostocker sich eng an Lübeck, mit welchem ein besonderes Bündniß geschlossen ward (vgl. H. R. I 6, S. 28 f., 1411, Septbr., S. 56, 4, S. 67, 15). Und es zeigte sich 1412 auf dem großen Tage zu Lüneburg, daß sie lieber mit allen übrigen Städten sich spannen, als von Lübeck sich trennen wollten, indem sie mit den Lübeckern Lüneburg verließen (a. a. O. S. 55, 3,


1) Einige mögen sich als unfähig erwiesen haben, während auf anderer Erwerbsverhältnisse billige Rücksicht genommen sein mag. Viele Namen kommen nur einmal vor (Nic. Trechow, Joh. Hovemau 1410, Kort Witte 1411, Hinrik Hovot, Diderik Bekker, Joh. Düre, Hinrik Vrome 1412 u. s. w.), andere fast Jahr für Jahr, Nic. Buk 1411-15, Nic. Jesup 1410-13, Herm. Brüsewitz 1410, 13-15, Nic. Ponat 1410, 12-14; Otbert Lüderstorp 1410 und 1414, Jörden de Smit 1411 und 1415.
2) Johan Düre 1412, Juni 7, ohne her im Reg. S. Spir. fol. 26 a, Hinrik Warendorp 1414, Jan. 17, ebenso, ebendort.
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S. 67, 17) und sich weigerten, ohne diese irgend etwas zu verhandeln (a. a. O. S. 56, 6, S. 55, 4). So fehlen denn auch die Sendeboten der drei Städte in dem offiziellen Recesse (a. a. O. S. 52). Ebenso wenig sind sie bei den Verhandlungen zu Nyborg (a. a. O. S. 106 ff.) vertreten, und als es sich 1414 um die Beschickung des Konstanzer Concils handelt, sind sie außer Fühlung mit den übrigen Hansestädten ganz auf sich selbst angewiesen (ebenda S. 123 f.). Das erste Zeichen - die Nachrichten über die Hanse von 1412 bis 1415 sind äußerst dürftig - das erste Zeichen dafür, daß Rostock und Wismar mit den anderen Städten wieder in Verbindung stehn, ist der Brief Herrn Nicolaus Vöges, L. U. B. V, Nr. 519, H. R. I 6 S. 147 vom 20. Februar 1415. Im December desselben Jahres nahmen ihre Sendeboten zuerst, so weit wir wissen, wieder an den Berathungen der Hanse Antheil. Unter solchen Umständen mußte dem Einzuge des Alten Rathes in Lübeck (1416, Juni 16) wenigstens in Wismar ein Umschwung wohl folgen.

Verhandlungen zwecks einer Sühne mit den tiefgekränkten Herzogen 1 ) waren bereits seit längerem im Gange 2 ) und zwar wollten die Wismarschen gern ihre Sache im Einvernehmen mit Rostock 3 ) führen. Da ein solches aber aus unbekannten Gründen nicht erreicht werden konnte, demüthigte sich der Neue Rath, nachdem noch seine Sendeboten, Herr Evert Groteeke und Herr Herman Wesboem, 4 ) an den Verhandlungen über die Rückkehr des Alten Raths nach Lübeck und an der Einführung am 16. Juni selbst theilgenommen hatten, mit den vornehmsten Bürgern und


1) Bei ihrem Versuche, den Neuen Rath wegen der Verdrängung des Alten zur Rechenschaft zu ziehen, hatte man den Herzogen Johann und Albrecht in Wismar übel mitgespielt, und mit Mühe und Noth waren sie der Lebensgefahr entronnen. Den Vorfall setzt der Lüb. Chronist (Graut. II, 475 f.) in das Jahr 1409, wozu, von anderem abgesehen, die bei Gorlosen und Stritfeld 1410 und 1411 (Graut. II, 597 f.) geleistete Heeresfolge nicht zu passen scheint.
2) Schon in den vorhergehenden Jahren war kein festes Vertrauen mehr zu der Dauer des neuen Regiments, wenigstens behaupten die 1414 oder 1415 eingesetzten neuen Vorsteher des Nicolai=Werkhauses in der Rechtfertigung gegen ihres Vorgängers, des wegen Unterschleifs, dessen man ihn beschuldigte, damals entsetzten Goslik van der Kulen Angriffe, sie hätten Geld und Gut geboten, um von dem Amte frei zu kommen und nur der Drohung mit Stadtverweisung nachgegeben. Crull: Michael Kopmans Chronik, Anhang B. Jahrb. XLVII, S. 85.
3) Das ergiebt ein Brief an Rostock 1416, April l, H. R. I 6, S. 171, wonach am 31. März ein Tag mit den Herzogen gehalten worden ist.
4) Anfangs ist in Lübeck nur Herman Wesebom zugegen gewesen (Mai 24, 28: H. R. I 6, S. 199, S. 229, 264), aber spätestens zum 30. Mai muß auch Evert Groteeke eingetroffen sein, wie sich aus Werkmann's (  ...  )
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vielen aus der Gemeinde vor den Herzogen am 30. Juni 1 ) des gedachten Jahres, worauf diese selbst, durch eine Zahlung von 10000 Mk. lüb. zufrieden gestellt, am 1. Juli die noch lebenden Alten Rathmannen in den Rathstuhl zurückführten und auf die Zahl von vierundzwanzig ergänzten. Die neuen Rathmannen wurden aus den vppersten genommen (Graut. II, 17), keiner aus den Gewerken, und soweit unsere Kenntniß reicht, fand auch zunächst kein Angehöriger des revolutionären Rathes Aufnahme (im folgenden Jahre aber allerdings Nicolaus Buk, 1419 Odbert Lüderstorp).

Die Hundertmänner mußten selbstverständlich zugleich mit dem Neuen Rathe abtreten, und für die alten Freiheiten und Privilegien verfängliche Maßregeln und Gesetze wurden beseitigt. Uebrigens vermied man allem Anscheine nach bei der Uebernahme der Stadtverwaltung durch unnützes Ueberhasten und Verändern Störungen zu verursachen. 2 ) Von Abstrafung oder Vertreibung einzelner - es handelt sich hier um Wismar - ist keine Rede, 3 ) wohl aber suchte man sich durch Gesetze und Beliebungen gegen künftigen Umsturz zu sichern.

Besonderes Mißtrauen hegte man erklärlicher Weise gegen die Aemter. So erfolgte 1417 (Ende Juli oder Anfang August) der Hansebeschluß, es sollten die Aufnahme in ein Amt Nachsuchenden weder den Aelterleuten Eide leisten, noch ihre Dienstbriefe (Crull, Goldschmiede S. 4) von Aelterleuten zu Aelterleuten, sondern von Rathe zu Rathe bringen, 4 ) und in die 1417, März 18 (Donnerstag nächst vor Sonntag vor Mittfasten) neu ertheilte


(  ...  ) Chronik S. 40 A zu H. R. I 6, S. 208, 36 gehalten ergiebt. Juni 2 und Juni 15 sind beide als Sendeboten bezeugt (H. R. I 6, S. 230, 265, S. 233). Bei den Verhandlungen mit König Erich im Juli ist Wismar durch Herrn Johann Bantzekowe und Herrn Gerd Below vertreten (a. a. O. S. 252).
1) commemorationis apostoli Pauli der lat. Körner, Eckhart II, S. 1218, mit der Variante conversionis?, im niederdeutschen Texte, Graut. II, 16, steht uppe sunte Pawels daghe, alse he bekeret wart.
2) Der unter dem Neuen Rathe als Stadtschreiber eingetretene M. Jürgen Below verblieb in seinem Amte. Beim Heil. Geiste treffen wir noch Sept. 27 die unter dem neuen Regimente eingesetzten Vorsteher (Reg. S. Spir. fol. 20 a); einer derselben, Hinrik Odbrecht, war freilich zu Rathe gewählt.
3) 1417, Aug. 25, ward Godschalk Scheversteen (1411-14 Vorsteher des Heil. Geistes) aus der Stadt verwiesen: aber weil er neuerdings über das Verhalten der Rathssendeboten in Lübeck (1417, Jan.) unziemliche Reden geführt hatte. Später ist er begnadigt worden. Rathswillkürbuch fol. 102 f.
4) Burmeister, Beiträge 150 Anm., H. R. I 6, S. 384, 103.
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Knochenhauerrolle 1 ) setzte der Wismarsche Rath den Artikel to dem ersten. een iewelk knokenhower deme dat ampt des knokenwerkes vorlenet wert, de schal zweren to den hilghen vor deme rade, dat he nummer vorbyndinghe maken schal ieghen den rad bynnen amptes edder buten amptes edder ienigerleye vpsate edder sette, de dem rade edder dem borgheren moghen ieghen wesen: ebenso soll kein Werkmeister irgend einen in Eid nehmen bei willkürlicher Strafe.

Weiter gingen die Beschlüsse des Hansetages von Johannis 1418. Anstifter von Verbindungen oder Auflauf gegen den Rath sollten mit dem Leben gestraft werden, ebenso soll es denen ergehn, die darum wissen und es nicht melden; mit Städten, die solche Leute hausen, soll aller Verkehr abgebrochen werden; Absetzung des Raths oder eines Theils desselben seitens der Gemeinde sollte Ausschluß der Stadt aus der Hanse und Verlust hansischer Privilegien nach sich ziehen; denselben Nachtheil sollte, falls nicht rechtzeitig Besserung geschähe, Einschränkung der Macht des Raths zur Folge haben; und endlich sollte niemand mit mehr als sechs Begleitern in Geschäften vor dem Rathe erscheinen. 2 ).

Das waren keine leeren Worte, sondern bitterer Ernst und sicher würde man nicht nur in den ersten Jahren in frischem Eifer diesen Beschlüssen nachgelebt, sondern auch später keine Umwälzung geduldet haben: aber die Verhältnisse waren stärker als der Wille der hansischen Räthe und als neue Verwickelungen eintraten, konnte an die Ausführung der Strafbestimmungen nicht gedacht werden. - In Wismar saß der wieder eingeführte Rath nur elf Jahre, und auch diese Zeit verlief nicht ohne Störung, wie man daraus wird schließen dürfen, daß 1425 Hinrik Rampe, gewiß identisch mit dem Mitgliede des Neuen Raths H. van Rampen, verfestet werden mußte, weil er den Bürgermeister Herrn Joh. Bantzkowe des Verrats beschuldigt hatte (lib. proscr. pg. 102). Den Anlaß aber zu neuem Aufruhr gaben die auswärtigen Verhältnisse.


1) Burmeister, Alterthümer des Wismarschen Stadtrechts S. 71 ff. -Für kein anderes Amt ist ein derartiger Artikel nachweisbar, im Besonderen weder für die Bäcker, die im selben Jahre eine neue Rolle erhielten, Burmeister S. 60 ff., noch für die Wollenweber, die mit einem Zusatze bedacht wurden, Burmeister S. 57.
2) Burmeister, Bürgersprachen S. 64 f., H. R. I 6, S. 555, 1-4 und ebenda 544, 60, 61, 62, 543, 53. Die Grundlage zum ersten Artikel stammt aus dem Jahre 1412, H. R. I 6, S. 60, 22; 1417 wird Todesstrafe angedroht, H. R. I 6, S. 385, 106, 388; die Verschärfung gegen die Mitwisser und die Städte ist 1418 hinzugefügt. Vergleiche noch S. 545, 63.
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König Erich von Dänemark lag mit den Grafen von Holstein schon seit seinem Regierungsantritte wegen Schleswigs in Streit und befand sich seit 1413 in erklärtem Kriege. Er war es, dessen Eingreifen vor allem der Alte Rath seine Rückkehr nach Lübeck zu danken hatte. Dabei scheint er nicht zum wenigsten durch die Hoffnung auf ein Bündniß mir den Hansestädten bestimmt zu sein, wie er denn 1416 zu Laalands Ellenbogen und weiter 1417 im April zu Kopenhagen die größten Anstrengungen machte, ein solches, und zwar auf ewige Zeiten, zu Stande zu bringen. Entwürfe sind auch von beiden Seiten vereinbart und liegen vor (H. R. I 6, S. 356-59), aber zum Abschlusse ist man trotz der Meldung des Presbyter Bremensis (S. 121 Lappenberg), dem Reimar Kock folgt, nicht gekommen, wiewohl Stralsund und Greifswald auf dem Tage zu Lübeck im Sommer 1417 warm dafür eintraten (H. R. I 6, S. 384, 100) und die Beziehungen der übrigen Städte zu Hamburg, das sich mit den Holstenherren verbündete (ebenda S. 362), eine Zeit lang abgebrochen werden. Sichtbar waren die Städte dem Könige sehr geneigt, wie es überall in den Verhandlungen der Jahre 1417 und 1418 - beide Parteien hatten sich vor je zwei Herren und vier Städten zu Rechte erboten - zu Tage tritt (a. a. O. namentlich S. 586 f.). Sie ließen nicht einmal das rücksichtslose Ausbleiben des Königs vom Rechtstage, Johannis 1418, den Holstenherren merklich zu gute kommen und scheinen auch noch in den folgenden Jahren in keinem unfreundlichen Verhältnisse zu König Erich gestanden zu haben, wenn auch Mißverständnisse und Scenen vorfielen. 1 ) Es ward fortverhandelt. Im Jahre 1422 aber giebt sich eine wesentliche Verschlimmerung in den gegenseitigen Beziehungen kund. Der König erließ ein Ausfuhrverbot und hieß hansische Kaufleute anhalten, erklärte aber, daß das den Städten nicht zu Unwillen geschehen sein solle. Die Städte dagegen rüsteten eine Seewehr 2 ) aus (Hansebeschluß Pfingsten zu


1) Bündnißbemühungen 1416: H. R. I 6, S. 220, 111, S. 221, 113, 116; 1417 ebenda S. 346, 23, 347, 25 - 350, 55, 351, 64. Ueber die nächsten Jahre bin ich nur aus der Wismarschen Receßhandschrift und dem Lübischen Urkundenbuche unterrichtet. Abschließendes wird sich erst sagen lassen, wenn alle Recesse und Briefe gedruckt vorliegen.
2) Wenn der Lüb. Chronist (Eckhart II, 1253, Graut. II, 32, 522 Anm.) zum Jahre 1423 erzählt, die Städte hätten zu Schonen im September die Schiffe der Holländer seeuntüchtig gemacht, damit der König sie nicht gegen sie bemanne: so ist sicher das Jahr unrichtig, wie auch der Tod Herzog Johannes von Meklenburg nicht 1423, sondern 1422, und der Herzog Albrechts 1423 und nicht 1424 erfolgte (Wigger, Jahrb. L, S. 186, 188. Ob aber damit mehr die Hollander über die auf den (  ...  )
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Lübeck): aber nur gegen die Seeräuber, wie sie verlautbarten, und verboten im Juli den Handel mit des Königs Reichen. Dabei wurden die Verhandlungen nicht abgebrochen - stand doch ein Verbündniß auf dem Tapete -, aber zum Spätherbste scheint dem Könige ein Ultimatum gestellt zu sein. Zu den kräftigen Entschlüssen, welche die Städte in Aussicht nahmen, kam es jedoch nicht, indem Herzog Rumpolt von Schlesien eine Annäherung zwischen dem Könige und den Städten bewirkte, die sogar zu einem Verbündnisse auf ewige Zeiten führte (1423, Juni 15, L. U. B. VI, Nr. 523). Die wichtigsten Bestimmungen dieses wenigstens für die Räthe von Wismar und Rostock verhängnißvollen Vertrages sind folgende.

König Erich und seine Nachfolger auf der einen Seite und die Städte Lübeck, Rostock, Stralsund, Wismar, Lüneburg, Greifswald und Anklam auf der anderen Seite schließen für ewige Zeiten einen Bund zu gegenseitiger Unterstützung, vorbehältlich der besonderen Pflichten jeder Stadt gegen ihre Herrschaft, nur daß keine gegen den König Beistand gewähre. Die Hülfe wird auf 1000 Mann 1 ) festgesetzt, kann aber nach Bedarf und Gelegenheit auf Grund gegenseitiger Vereinbarung erhöht oder vermindert werden. Zu leisten ist dieselbe binnen dreier Monate nach Anforderung und kann einzig dann Aufschub erleiden, wenn der um Hülfe Angegangene des Widersachers zu Ehren und Recht mächtig ist: in diesem Falle jedoch ist derselbe in sechs Monaten von der Anforderung an zu Rechte zu stellen. Bei gemeinsamer Fehde soll kein Theil ohne Einwilligung des andern Frieden und Vertrag schließen. Unterthanen des Königs sollen bei den Städten, und Einwohner dieser in den Landen jenes freies Geleit haben Jährlich sollen in Kopenhagen Berathungen zu Förderung des gemeinsamen Besten gehalten werden und daselbst Klagen über Schädigungen ihre Erledigung finden.

Ob dieser Vertrag im Interesse der Städte gelegen habe, kann hier unerörtert bleiben: König Erich schien einen großen Vortheil errungen zu haben. Aber es war sein Schicksal, daß ihm aus jedem Vertrage neuer Unfriede und schlimmerer Streit


(  ...  ) Tagen zu Wismar und Lübeck geklagt ward, oder der König, dessen Beschwerden 1434 (H. R. II 1, S. 244, 27) hierauf zu gehn scheinen, geschädigt werden sollten, das läßt sich jetzt noch nicht ausmachen.
1) Die Vertheilung plante man so, daß Lübeck 200, Rostock 100, Stralsund, Greifswald, Anklam 200, Wismar und Lüneburg je 100, die preußischen Städte 150 und ebensoviel die livländischen stellen sollten (Hansetag Lübeck 1423, Juli 16).
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erwuchs: durch eigne Schuld. Und wie er den Holstenschen Grafen gegenüber hartnäckig auf König Siegmunds parteiischem Spruche bestand, so forderte er auch im Sommer 1426 - die anderen Jahre hatten Verhandlungen ausgefüllt - halsstarrig die vertragsmäßige Hülfe, wogegen die Städte sich auf die Ausnahmebestimmung beriefen, welche, wie sich ans H. R. I 6, S. 356 bis 359 ergiebt, von ihnen in den Vertrag gebracht war, und ihm vorhielten, er habe durch Verletzung der Abmachungen vom September 1425 (L. U. B. VI, Nr. 682) die Schlichtung des Streites gestört (L. U. B. VI, Nr. 748, 752, 756, 760, 761).

Schwerlich hatten die Städte bei Abschluß jenes Vertrages die Absicht gehabt, dem Könige die Holsten unterwerfen zu helfen. Nun, da fie erkannten, daß solches das von ihrem Partner unbeirrt verfolgte Ziel sei, zogen sie sich - und dazu bot der Vertrag selbst die Handhabe - von ihm zurück und näherten sich seinen Feinden. Sie konnten auch nicht anders; denn die Unterwerfung der Holsten lief ihren eigensten Interessen schnurstracks zuwider. Ebenso wenig konnten sie die Förderung der westerseeischen Städte durch Erich ruhig ansehen, und auch das den Dänen feindliche Hamburg wird es an Vorstellungen nicht haben fehlen lassen (v. d. Ropp: König Erich S. 8).

So ward, nachdem noch in der zweiten Hälfte des August mit König Erich unterhandelt war (L. U. B. VI, Nr. 760, 761), schon September 22 die Zahl der von Lübeck, Hamburg, Rostock, Stralsund, Wismar, Lüneburg zum Kriege gegen ihn zu stellenden Mannschaft festgesetzt (Nr. 764) und am 27. September das Bündniß mit den Grafen abgeschlossen (Nr. 767). Am 17. October ward der Lübische Fehdebrief abgesendet (Nr. 774) und am 18. waren dieser wie die der übrigen Städte 1 ) in des Königs Händen (Graut. II, 41).

Noch in demselben Jahre zog man eine bedeutende Flotte zusammen, ohne wegen der späten und ungünstigen Jahreszeit irgend Ernstes unternehmen zu können. Um so nachdrücklicher wollte man im folgenden Frühling und Sommer den Krieg führen


1) Der von Wismar datirt vom 13. October (Sonntag nach Dionysii; Sartorius, Gesch d. Hans. Bundes II, 806 - für 1427 muß es natürlich 1426 heißen). Huitfeld giebt als Datum der Fehdebriefe der wendischen Städte October 6 - daterit søndagen effter Remigii - (III, pg. 405, Ausgabe 1603). Dies Datum tragen nach der gefälligen Mittheilung des Herrn Dr. Koppmann wirklich die Briefe von Lübeck und Lüneburg. Der von Stralsund datirt October 15, die der sächsischen Städte aus dem Frühling des folgenden Jahres.
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zu Lande wie zu Wasser. Aber als in einem, durch die Voreiligkeit des Hamburgischen Führers Herrn Johann Kletze veranlaßten Nachtkampfe Herzog Heinrich bei Flensburg vor dem Berge seinen Tod gefunden hatte (Mai 28), ließen sich die städtischen Hauptleute von der Nachricht, der König nahe mit starkem Heere, beunruhigt, durch keine Bitten der Brüder des Gefallenen halten und führten ihre Mannschaft heimwärts (Graut. II, 42-44, Werkmann). - Noch ungünstiger endete das Unternehmen zur See. Eine stattliche, wohlbemannte 1 ) Flotte war es, welche die Städte zu Anfang Juli 2 ) in den Sund entsandten. Der Oberbefehl war dem Lübischen Bürgermeister Herrn Tideman Steen übertragen worden, dessen Willen die Führer der Abtheilungen sich fügen sollten (Graut. II, 44, 553). Ihm war die Aufgabe gestellt worden, die Baiische wie die Weichselflotte (H. R. II 2, S. 71, 30) durch den Sund zu geleiten und diesen zu dem Zwecke zu halten 3 ) Nachher war seine Bestimmung gen Bornholm oder anders wohin zu segeln und nach Umständen zu handeln (L. U. B. VII, Nr. 106, 105, Graut. 11. 556). Noch waren aber die Schiffe der Stralsunder nicht eingetroffen, als eine ansehnliche dänische, durch schwedische, englische und holländische Schiffe verstärkte Flotte 4 ) herausfordernd nahte. Nach Rücksprache mit dem Oberbefehls=


1) cum multo populo Körner bei Eckhard II, 1281, über 4000 Mann im niederdeutschen Texte bei Graut. II, 45, über 8000 Graut. II. 553.
2) Nachdem im Frühjahre die Verabredungen nicht inne gehalten waren - am 19. April klagen die Sundischen, sie lägen unnütz wochenlang im Wismarschen Tiefe, wo zu Ende März die ganze Flotte sich hatte sammeln sollen (L. U. B. VII, Nr. 24) wollten Lübeck und Hamburg zum 30. Juni in See legen (L. U. B. VII, Nr. 31). Die Erzählung bei Graut. II, 42 ist mit dem ersten Briefe nicht wohl vereinbar.
3) in den Sund to segelende - vnde den nicht to rumende, de Bayesche vnd de Prutzesche vlote enweren dor den Sund gesegelt (L. U. B. VII, Nr. 106, 105).
4) Den englischen Schiffen schreiben die Hamburger 1434 ihr Unterliegen zu, indem sie ihren Schaden auf 100000 Nobel berechnen (H. R. II 1, S. 301, 20, vgl. S. 72, 30). Aus L. U. B. VII, Nr. 143 erfahren wir daß es fünf große englische Fahrzeuge gewesen sind. - Vom Hansetage zu Stralsund 1427, August 3, wird Lübeck beauftragt zu schreiben in de Hollandeschen vnde Vlameschen stede vnde wor des not vnde behuf is, en to vorkundegende vnde se warnende dat se de segelacie afleggen vnde der stede viende mit eren schepen nicht en sterken, wente de stede van erer schepe wegen alrede groten drepliken sschaden nomen hebben, dat gode geklaget mote sin (Wism. Receßhandschr. fol. 313 r). Ueber die später von Wismar gegen die Holländer erhobenen Schadenansprüche s. S. 28, l. Die Betheiligung der Schweden bezeugt die Chronik.
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haber nahm der Hauptmann der Hamburger, Herr Hinrik Hoyer, am 11. Juli 1 ) den Kampf mit den Dänen auf, kam aber von der übrigen Flotte ab, gerieth in zu seichtes Wasser, ward von den kleineren dänischen Schiffen umzingelt und erlag nach tapferer Gegenwehr der Uebermacht. Die Lübecker legten derzeit mit den Schweden zusammen und machten Gefangene, die sie lange Jahre in Gewahrsam behielten (v. d. Ropp a. a. O. S. 24 Anm.). Ob die Hamburger Recht hatten, ihrer Schuld die Niederlage zuzuschreiben, oder ob Hülfeleistung wirklich unmöglich war, das entzieht sich unserer Beurtheilung. 2 )


1) In dem suluen jar des vridages vor sunte Margareten dage wart gegrepen her Hinrik Hoyer, borgermester van Hamborch, mit vifhundert borgeren in dem Sunde van den Denen mit den badequesten bestellet van Lubeke (Magdeb. Schöppenchronik S. 405. Für diese Stelle bin ich Herrn Dr. Koppmann verpflichtet.) Zwar setzt Körner (Eckhart Corpus II, 1281) die Schlacht circa festum b. Marie Magdalene, und der niederdeutsche Text läßt bestimmter die Flotte am Tage vor Marien Magdalenen (also Juli 21) im Sunde anlangen (Graut. II, 45) und nach der Danziger Schadenrechnung von 1434 (H. R. II 1, S. 289) wäre der Verlust der Baiischen Flotte umb festum Jacobi (Juli 25) gefallen: aber für die Magdeburger Chronik entscheidet ein anonymer Briefe welcher, nach den Verlusten geschrieben, der Juli 30 in Wismar tagenden hansischen Versammlung zuging und datirt ist scriptum vp sunte Marien Magdalenen dach XXVII° (Wismarsche Receßhandschr. II, 291 v).
2) Die Magdeburger Chronik giebt leider keine Einzelheiten. Der lat. Körner (Eckhart II, 1281) läßt die Hamburger abwärts gerathen und die Lübecker unterdeß mit den Schweden kämpfen: der Untiefen geschieht Erwähnung im deutschen Text (Graut. II, 45. Unterlassens möglicher Unterstützung zeiht der wohl die Volksstimmung wiedergebende sog. Rufus den führenden Bürgermeister (Graut. II, 555) und läßt im Gegensatze zu ihm nur ein paar Lübecker ihre Pflicht thun. Die Hamburger Chronik S. 406 f. ist zu spät und zu ungenau, als daß ihre Darstellung Gehör verdiente. - In dieser Schlacht soll der Anlaß gegeben sein, daß die Lübecker seitdem mit dem Badequaste geärgert und gehöhnt wurden. (Die Hauptstellen hat Mantels Z. V. L G. I 118 f. vereinige Dazu kommt Berckmanu, Sund. Chr. S. 48 und eine Stelle aus Reckeman, die Hans. Geschbl. I. 145 citirt wird.) Die älteste Quelle dafür, die aus der Magdeburger Chronik oben ausgehobene Stelle, entzieht sich in dieser Beziehung meinem Verständnisse; wie mir auch die ähnlichen Worte der Hamburger Chronik dorch list der Lubeker badequast (Lappenberg S. 37) unverständlich geblieben sind. Haltlos ist die Erklärung der Hamb. Chronik S. 406, der Badequast sei als Erkennungszeichen zwischen Lübeck und Hamburg verabredet gewesen. Wenn dagegen die Chronik der nordelbischen Sassen (S. 125 Lappenberg) und Hamburgische (S. 252, 407 Lappenberg) berichten, daß die Lübecker während dieses Kampfes unter Ausstecken eines Badequastes halt gemacht hätten oder abgesegelt wären, so werden (  ...  )
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Da in dem unter dem ersten Eindrucke der Niederlage gehaltenen Kriegsrathe die Befürchtung vorwog, die Dänen könnten die Sundischen vereinzelt wie die Hamburger schlagen oder gar die preußische Flotte, welche man höher anschlug als die aus der Bai abfangen; und da man sich so wie so nicht mehr den Dänen gewachsen fühlte - denn jene verfügten über 33 große Schiffe, die Städte über 36 große und kleine zusammen (L. U. B. VII, Nr. 105, 106) -: so ward beschlossen, den Sund aufzugeben, die Vereinigung mit den Stralsundern zu suchen und die Weichselflotte zu decken. Und nachdem man um 100 Mark Jacob Bollael gedungen hatte, damit er die Baiischen Schiffe warne, segelte man getrost auf Bornholm zu. Aber kaum war Bollael vor dem Oeresunde angelangt, da begegneten ihm schon die den Dänen entronnenen Reste der Baiischen Flotte und enthoben ihn seines Aufträges (L. U. B. VII. Nr. 96). Drei Stunden waren erst seit dem Rückzuge der Hansen vergangen, als die auf das zugesagte Geleit sich verlassende Handelsflotte in die Hände der Dänen fiel. Zwar wehrte sich die Bemannung tapfer, aber nur wenige entkamen, und der Verlust war groß 1 ) und um so


(  ...  ) sie mit dem Ausstecken der Quäste nicht ganz Unrecht haben, nur muß Zeit und Meinung eine andere gewesen sein, als jene überliefern. Es war eine That des Uebermuths - man erinnere sich, daß von einer Seite die städtischen Schiffe Kirchen, die dänischen Kapellen verglichen wurden - und sollte den Dänen zu verstehn geben: wir wollen Euch "quästen". Das stellen meines Erachtens folgende Stellen aus Grautoffs Lübischer Chronik klar: nement wolde wedderkomen in den baststouen, dar me so hete questede II, 376; he brochte de Bremer to bade, dar se degelken wurden questet II, 381; dar gynk it in eyn questent II, 395; dar gynk it in en vnsachte questent II, 399. Verständniß für solche Zeichensprache, wie die Lübecker sie hier angewendet haben müssen, setzte noch Tromp im siebzehnten Jahrhundert voraus, als er bei seiner Fahrt längs der englischen Kanalküste (1652) einen Besen statt der Flagge am Maste führte (Pauli, Aufsätze zur englischen Geschichte I, S. 292). Bei den Lübeckern aber heftete sich, weil ihr unrühmliches Thun so wenig der Drohung entsprach, der Spott daran.
1) Ueber 30 Schiffe Graut. II, 46, 36 Eckhart Corpus II, 1281, 46 Graut. II, 356. Noch nach fünfzig und mehr Jahren (1479) rechneten die Wismarschen ihren 1427 im Orsunde, dar de Hollandere to hulpen deme koninghe van Dennemarcken, erlittenen Schaden auf 32000 rh. Gulden und zählten 12 Schiffer mit Namen auf, die ihre Schiffe eingebüßt hatten (Wism. Klagen im Hansereceß von Münster, Wism. Handschrift, Hanserecesse III 1, Nr. 227). Ein Irrthum ist aus den Namen nicht nachzuweisen und nach dem Zusammenhange auch unwahrscheinlich. (Ein Schiffer Hans Schulte erscheint übrigens auch 1434 in den Schadenrechnungen Danzigs.) Die Danziger konnten (  ...  )
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schmerzlicher, als für den Krieg ganz erhebliche Aufwendungen gemacht waren. 1 )

Der Muth sank den Räthen nicht. Denn wenn auch der Anonymus, der für die Datirung der Schlacht so schwer ins Gewicht fällt, dringend zu Nachgiebigkeit rieth, so ward doch auf der gleich nach dem Unglücke in Wismar am 30. Juli (Wism. Receßhandschr. II, fol. 291 r, L. U. B. VII, Nr. 106) zusammengetretenen, zum 3. August aber zwecks Verhandlungen mit einem Abgesandten des Hochmeisters schon nach Stralsund 2 ) verlegten Versammlung beschlossen, den Krieg fortzusetzen und Kaperbriefe auszugeben (Wism. Receßhandschrift II, fol. 313 r).

Die Geschädigten verlangten Bestrafung der Schuldigen, und gern hätten die besonders schwer getroffenen Hamburger Herrn Tideman Steen am Leben gestraft gesehen, aber der Lübecker Rath zog die Sache hin und ihr Bürgermeister kam mit langem Gefängniß davon. 3 )

Schlimmeren Verlauf nahm die Sache in Wismar, wo sie von den 1416 wieder aus dem Rathe Gedrängten und deren Anhange begierig aufgegriffen ward, um den rechtmäßigen Rath zum zweiten Male zu Fall zu bringen und sich selbst wieder in den Sattel zu schwingen. Es ist sehr zweifelhaft, ob ihnen durch die übrigen Klagen, welche vorgebracht wurden, gelungen sein würde, die nöthige Aufregung hervorzurufen: gewiß aber hätte auch der große Verlust für den Wismarschen Flottenführer, den ältesten Bürgermeister und den ganzen Rath nicht jene schlimmen Folgen gehabt, wenn nicht ehrgeizige bedeutende Persönlichkeiten, denen der Rath nichts entgegen zu stellen hatte, hier hätten einsetzen können.


(  ...  ) 1434 15 bei ihnen zu Lande und in Livland beheimathete Schiffer aufzählen, welche in der Baiischen Flotte ihre Schiffe verloren hatten. Nicht alle werden geschätzt. Hanserecesse II 1, S. 289 f. Ueber die von Hamburg 1434 an England erhobene Forderung f. S. 26, 4. Der Gesammtschade belief sich nach Pauli, Lüb. Zust. II 59, auf 400 000 Mk.
1) Von Seiten Lübecks 14541 Mk. 8 ß. (L. U. B. VII, S. 414 f.), von Hamburg 4125 Pfund 15 ß. 3 Pf. und 4098 Pfund 4 ß 8 Pf. (Kämmereirechnung).
2) Die Versammlung in Lübeck zum 15. August, von der bei Grautoff II, 556 zu lesen steht, bewährt sich nicht. Wenn ich sage, es sei beschlossen, den Krieg fortzusetzen, so ist damit nicht behauptet, daß man Verhandlungen durchaus von der Hand gewiesen habe, aber man war, wie der Receß zeigt, weit entfernt, mit beiden Füßen hineinzuspringen.
3) Vermuthlich haben die noch übrigen Mitglieder des einstigen Alten Raths damals, um ihren guten Willen zu zeigen, auf weitere 20000 Gulden der ihnen vor 10 Jahren zugesprochenen Entschädigung verzichtet. Pauli, Lüb. Zustände II, 56, L. U. B. VII, Nr. 75.
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Daß wirklich die Fäden, welche 1416 abgerissen waren, 1427 nur wieder angeknüpft wurden, läßt sich zur Noth aus den Namen der Betheiligten erschließen, wird aber auch ausdrücklich von dem uns über die folgenden Wismarschen Ereignisse vorzüglich unterrichtenden Chronisten hervorgehoben. Der diesmal klar hervortretende, vielleicht von Werkmann zu sehr in den Vordergrund geschobene Führer der Aemter war Claus Jesup, 1 ) wie nicht zu bezweifeln steht, seines Zeichens ein Wollenweber. Alles, was gegen den Rath unternommen wird, plant er und weiß es durchzusetzen Der Bäcker Hans Hamborch, der Schuhmacher Bantekow und der Krüger Hinrik Tideman sind nur seine Werkzeuge, die ihm dienen, Aufläufe ins Werk zu setzen. Die Aemter stehn unbedingt zu seiner Verfügung und auch unter der Bürgerschaft hat er seine Anhänger und Zuträger. Wie er schon 1411 und 1413 Bürgermeister war, so nahm er dieselbe Stellung 1428 bis 1430 ein. Nächst ihm fällt auf Evert Groteek das meiste Licht. 1413, 1415, 1416 als Bürgermeister bezeugt, taucht er in der neuen Bewegung wieder als Bürgerworthalter auf. Er suchte versöhnend zu wirken; doch wird seiner Nachgiebigkeit das Hereinbrechen des Verderbens zugeschrieben. 1428 bis 1430 nahm er den ersten Bürgermeistersitz ein und ward 1430 in den rechtmäßigen Rath aufgenommen. Außerdem haben Kort van Pegel und Clawes Trechow nachweislich beide Male dem Neuen Rathe angehört. Godschalk Scheversteen, welcher gemäß der Titulatur, Schröder P. M. S. 1896, 1429 Rathmann gewesen sein muß, war das vorige Mal Vorsteher zum Heiligen Geiste und hatte 1417, wie


1) Abgesehen von den Zeiten der Unruhe 1399 und 1419 in Wismar nachzuweisen. Sein Erbe lag an der Faulen Grube, heute Wilhelmsstraße, (Verzeichniß der geistl. Renten fol. 35) rechts nach dem Hafen gesehen (Greifswalder Handschrift, s. oben S. 7). Die Ueberlieferung, daß er Wollenweber gewesen (Greifswalder Handschrift, Latomus, Schröder) findet ihre Betätigung in der Rathsmatrikel, Hans. Geschq. II, S. 60, wonach ein Angehöriger dieses Amtes, nicht aber ein Pelzer - das soll Claus Jesup nach Reimar Kocks Erinnerung gewesen sein - in den Rath gekommen ist. Gleichzeitig begegnet ein Wollenweber Hinrik Jesup, dessen Buden in der Baustraße lagen, und den Schröder A. B., S. 1118 als Bruder von Clawes anführt. Leute des Namens Jesup, zum Theil an der Faulen Grube angesessen, können das ganze funfzehnte Jahrhundert hindurch und bis in das sechzehnte hinein nachgewiesen werden. Einen Kleriker Nic. Jesup belegt Schröder a. a. O. 1438 und 1447 als Sohn Hinriks; derselbe ist in Rostock 1419, 131 inscribirt (Hofmeister, die Matr. d. Univ. Rostock S. 3). Auch unser Nic. Jesup hatte nach Schröder einen Sohn gleiches Namens. Die Familie könnte aus Pöl stammen: ein Jesoph thu deme vorwerke 1412 (Manual S. Spir. fol. 109 v).
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schon berichtet (S. 21,3), aus der Stadt weichen müssen. Lüdeke Wischür endlich ist zwar nicht wieder in den Rath berufen, hat aber 1427 eine solche Haltung eingenommen, daß Lüdeke Bantzekow ihn vor der Veme zu verklagen Ursache hatte. Mehr Berührungen würden sich wahrscheinlich ergeben, wenn uns vollständige Listen der Räthe und der Ausschüsse vorlägen, indeß wird auch das Gegebene hinreichen, der Chronik in diesem Punkte Glauben zu verschaffen.

Es war der Tag des heiligen Lorenz, des Schutzpatrons der Stadt, der 10. August als Jesup seine Anhänger sammelte und durch Mittheilungen, welche die Stadt gefährdet 1 ) scheinen ließen, eine ungeheure Bewegung hervorrief. Er wollte Nachricht haben, daß sich bei Sternberg Bewaffnete gesammelt hätten, die Nachts in Wismar einreiten sollten, und daß zu dem Zwecke die Thore - das Meklenburger und das Lübsche wurden genannt - wohl schon acht Tage offen gestanden hätten. 2 ) Einzelne Rathmannen, behauptete man weiter, hätten mit dem Dänenkönige ein Einverständniß, und schließlich fanden sich gar Leute, die am Strande eine Schaar Bewaffneter in verdächtiger Bewegung gesehen hatten.

Darauf hin trat man vor den Rath, um von ihm bessere Fürsorge für die Stadt zu verlangen, und der älteste Bürgermeister, Herr Johann Bantzkow, war kurzsichtig genug, den Unzufriedenen die Schlüssel zu übergeben, damit sie selbst die Bewachung ausüben könnten. So bekam Claus Jesup, der diese Pflicht bereitwilligst übernahm, zugleich Gelegenheit und Recht Aemter und Bürger um sich zu sammeln: und nun wurden die Wachen allabendlich mit großem Eifer und unter Aufbietung von nicht geringem Mannschaft bestellt. Nebenbei aber war gar bald ein Verbündniß von Bürgern und Aemtern erstanden, nicht gegen den Rath - das war ja strenge verpönt - aber um Rechenschaft zu fordern wegen der Versäumnisse und der Verluste vor Flensburg und im Sunde.

Zu Verhandlungen mit dem Rathe ward stracks ein engerer Ausschuß 3 ) aus Bürgerschaft und Aemtern erwählt: Vierundzwanzig


1) Durch eine gleiche Aussprengung verursachte man auch in Lübeck 1405/6 die erwünschte Gährung, Graut. II, 624.
2) Bei den am 23. August vorgebrachten Beschwerden treffen wir die Bemerkung, es seien zwei Schlösser vorgelegt, die ohne Schlüssel von den Thoren abgezogen wären (also Vorlegeschlösser). Burmeister, Bürgerspr. S. 56. In der Anklage ist von sechs Nächten die Rede.
3) In der Chronik werden irrthümlich nur zwanzig Bürger und zehn Gewerker angegeben.
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Bürger und zwölf Werkmeister dazu von zwölf Aemtern. Und der Rath ließ sie gewähren, nahm von ihnen die zusammengestellten Beschwerden entgegen und trat am 23. August mit seinen Bürgern in eine Besprechung darüber ein. Die wesentlichsten Punkte (Aufzeichnung in den Bürgersprachen, Burmeister S. 56 f.) dürften folgende sein: Man begehrte Erlaß der 1417 neu eingeführten Eide (s. oben S. 22), mehr Entgegenkommen bei Anliegen der Bürger, Heranziehen derselben bei Verhandlungen über wichtige Stadtangelegenheiten, bessere Bestellung der Wachen, 1 ) tüchtige Rüstung 2 ) im Fall der Verlängerung des Krieges, Gerechtigkeit im Aufbieten zum Kriegsdienste und Untersuchung wegen der bisher vorgefallenen Versäumnisse in der Kriegführung. Außerdem wünschte man eine Einschränkung der vielen Tagfahrten 3 ), Herabsetzung der auf Bier gelegten Accise 4 ) und Beseitigung der ans Brett geschlagenen Artikel, d. h. nach Burmeisters ansprechender Vermuthung (Bürgersprachen S. 66) vor allem derjenigen vier Bestimmungen des Hanserecesses von 1418, deren Inhalt S. 22 in Kürze angegeben ist. 5 )

Was das Ende der Besprechungen gewesen und was vereinbart sein mag, erfahren wir nicht; doch steht zu vermuthen, daß der Rath durchweg nachgegeben und höchstens versucht habe, die Entscheidung hinzuziehen.


1) Diese Forderung verträgt sich nicht ganz mit unserer Erzählung. Der Zusatz, auf den ich erst schon hingewiesen habe, lautet: et nota . de borghere brachten II slote, de se van den porten taghen hadden sunder slotele.
2) In der That ist der Krieg im folgenden Jahre mit besonderem Eifer geführt worden.
3) Vgl. Artikel 18 des Rostocker Bürgerbriefes von 1428 und Lüb. Chron., Graut. II, 33.
4) 4 ß. erhob der Rath von jeder im Kleinen verzapften Tonne; von Michaelis an wollte man nur 2 ß. geben. Nach dem Chronisten könnte es scheinen, als ob die Steuer ganz abgeschafft sei. Der Neue Rath mußte sie in der alten Höhe wieder herstellen.
5) Burmeister wird seine Vermuthung an das bei diesen und einigen andern Artikeln (H. R. I 6, S. 543, 52, 53, S. 544, 60, 61, 62, S. 545, 65 - w - 66, 67, 68, 69, 70) in der Wismarschen (und auch der Lübischen) Receßhandschrift am Rande stehende tabula angeknüpft haben. - Andere Wünsche in Betreff des Brauens, freieren Kaufes von Hopfen und Kohlen, in Betreff der Gewährung von Geleit konnten im Texte übergangen werden. Nach Reimar Kock waren die Bäcker Herrn Johann Bantzkow besonders deshalb gram, weil er sie nöthigte, nach Gewicht zu backen.
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Der Ausschuß aber der Sechsunddreißig, welcher die Beschwerden vorgetragen hatte, bestand nicht lange und machte bald Sechzigern Platz, die aus Bürgerschaft und Aemtern in demselben Verhältnisse wie die Sechsunddreißig erwählt, im übrigen so zu sagen fortschrittlicher gesinnt waren und schon durch die Zahl, die revolutionäre Erinnerungen wecken mußte, Achtung geboten. Die Rührung übernahm ein engerer Kreis, hauptsächlich wohl Gewerker, die sich um Jesup zusammenschlossen und regelmäßige Vereinigungen und Berathungen in Tidemans Kruge 1 ) abhielten, während die an Zahl überwiegende Bürgerschaft, ohne Organisation wie sie war, oft überrascht ward und bald alles Einflusses beraubt war.

Wahrscheinlich um ein Statut nach Art des Rostocker Bürgerbriefs auszuarbeiten, wurden von diesen wieder in der bekannten Zusammenstellung zwölf Männer abgeordnet, die aber binnen Kurzem, da sie zu keiner Vereinbarung gelangen konnten, um vier, vermuthlich lauter Gewerker, verstärkt wurden. Zu einem Abschlusse ist ihre Arbeit trotzdem nicht gekommen und sollte es auch wohl garnicht; 2 ) trefflich aber dienten die Berathungen der Sechzig und nachher der ganzen Bürgerschaft über den Entwurf, die Bewegung in Gang zu halten und zu verstärken und gaben zuletzt die Gelegenheit zu einer Kraftprobe ab. Als nämlich nach nicht wenigen Vorverhandlungen schließlich der Entwurf vor der Bürgerschaft verlesen ward, kam es zu offenem Tumulte und unter dem Geschrei Verrath, Verrath drang ein Haufe mit Messern auf den Leser ein. Der ward zwar gerettet, aber das Benehmen der ganz eingeschüchterten Bürger, die zudem sparsam und sparsamer erschienen, und die stattliche, in ganz kurzer Zeit zusammen getrommelte Zahl der Handwerker besiegelte die Obmacht dieser, die Ohnmacht jener.


1) pg. 11 - Derselbe muß in der Nähe des Marktes gelegen gewesen sein, pg. 18; Genaueres ist nicht bekannt. Die erbgesessene Bürgerschaft pflegte sich in dem Hause der Kaufleute zu versammeln, pg. 9, 12, 41, versammelt sich in dem Schütting der Seglercompagnie, pg. 18, 25, 26. Die Jesupiten versammeln sich bei den Grauen Mönchen pg. 4, in der Kaufleute Hause pg. 4, 27. Die Aemter und Gemeinde finden sich bei den Grauen Mönchen zusammen pg. 9, 41. (Die Citate nach A) Das Haus der Kaufleute lag damals wahrscheinlich an der Ecke des Krönkenhagen und der Borstraße, Südseite.
2) Die Forderung der Aemter, sie wollten vorkommenden Falls die Ergänzungswahlen für die Sechzig vornehmen, konnte nur bezwecken, eine Einigung zu hindern.
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Endlich schien dem Kreise Jesups die Stunde gekommen, weiter gegen den Rath vorzugehn und diejenigen Rathmannen, welche man für das Mißgeschick im Kriege und den ungenügenden Verschluß der Thore verantwortlich machte, wegen Verrätherei zur Rechenschaft zu ziehen. Darum ward den Sechzigern so lange zugesetzt, bis sie die Sache an die Bürgerschaft zu bringen beschlossen. Die deshalb bei den Franciskanern versammelten Bürger aber nöthigte man auf den Markt, den die Aemter mit ihrem ganzen Anhange, Waffen unter den Mänteln, besetzt hatten. An geordnete Berathung und Widerstand gegen die Menge war da nicht zu denken, weder von Seiten der eingekeilten Bürgerschaft noch der Sechzig noch des Rathes, die auf dem Rathhause tagten. So war es schon ein Gewinn, daß es dem Geschicke und dem guten Willen zweier aus den Sechzig - der eine war der Magister Johann Werkmann - gelang dem ersten Bürgermeister den Genuß seiner Freiheit zu bewahren, und daß die Jesupiten sich begnügten, nur Herrn Hinrik van Haren in den Thurm zu bringen (Sept. 24).

Für Herrn Johann Bantzekow war aber nur kurzer Aufschub gewonnen. Denn am nächsten Morgen, dem 25. September 1 ), verbreitete sich, da schon die Nachricht von gekaperten Salzschiffen 2 ) einen Auflauf veranlaßt hatte, das Gerücht, derselbe bringe seine Habe in Sicherheit und wolle selbst - Geleit habe er sich von der Herzogin verschafft - die Stadt verlassen. Und in der That sah man ihn, nachdem er sich zweimal auf dem Markte hatte blicken lassen, die Dankwartsstraße entlang zum Meklenburger Thore und aus dem Thore hinausgehn. Er gelangte aber nur


1) Sept. 22 ward noch ein Verwendungsschreiben an Herrn Joh. Bantzkow, Ritter, vom Lübischen Rathe gerichtet (L. U. B. VII, Nr. 53), und kurz zuvor war er noch in Lübeck gewesen. Interessant wäre es, das Datum des Briefes zu kennen, in dem Wismar Lübeck um Beistand wegen Aufruhrs der Bürger angeht (Mittheilung Grautoffs an Burmeister). - Als Tage der Gefangensetzung werden in der Rathsmatrikel (Hans. Geschq. II, S. 60) der 24. und 25. September angegeben (feria ouarta ante festum Mychaelis - sequenti die scilicet feria quinta); die Abweichung einer Notiz auf der Handschrift F, donnerstag vor Michaelis - am volgenden freytag wird auf einem Mißverständnisse des feria quarta beruhen, das als der vierte Tag genommen ward. Die Erklärung zu sequenti die sc. feria quinta ist entweder einfach übersehen oder als unverständlich und widersprechend bei Seite gelassen.
2) Die Schiffe waren nach Osten bestimmt. Kröplin, der sie genommen, wird der bekannte dänische Hauptmann sein, L. U. B. VI, Nr. 523 [1423] und L. U. B. VII, S. 387 [1430].
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bis zum Kreuze, 1 ) wo er von einem unter Hamborchs 2 ) Führung nachgesandten Haufen eingeholt ward. Gebunden brachte man ihn auf den Markt zurück. Hier rief Jesup die Aemter zu den Waffen und schüchterte den Rath so ein, daß dieser die Gefangensetzung des Bürgermeisters, der sich selbst im Widerstande schwach zeigte, zuließ. Ein Bürgschaftsangebot wurde abgewiesen 3 ); dagegen versprach Jesup, alter Haß solle im Verfahren keine Einwirkung üben.

Vor dem Thurme, in welchem seitdem die beiden Schicksalsgenossen gefesselt saßen, ward nun allabendlich und allnächtlich starke Wacht gehalten und Muthwillen genug gegen die Gefangenen verübt. Halten wir indeß Umschau nach ihren Persönlichkeiten.

Johann Bantzekowe 4 ) stammte aus einer, nach Hausbesitz und Stiftungen zu urtheilen, reichen Familie. Sein Vater hieß wie er mit Vornamen Johann, dessen Bruder 5 ) wird der Rath=


1) Cillinges Kreuz (M. U. B. 5422)? Die Greifswalder Handschrift: bi dem hilligen crutze, worin eine Verderbniß stecken könnte. Es wird bei der Abzweigung des Weges nach Grönings zu suchen sein.
2) Der Chronist nennt die Auftraggebenden nicht. Es werden keine andern als Jesup und seine nächsten Freunde gewesen sein. Hans Hamborch war nach Reimar Kock ein Bäcker. Daß Schröder und Franck erzählen, die Bäcker hätten Herrn Johann Bantzkow aufgepaßt, hat Latomus zu verantworten, der die Nachricht Reimar Kocks von dem Hasse der Bäcker gegen jenen nicht besser verwerthen zu können glaubte, als wenn er einen Zusammenhang mit Hamborchs, des Bäckers, Schergendienst herstellte.
3) Was der Chronist dazu sagt, verstehe ich nicht. Für Herrn Bantzekow war es von großer Bedeutung, daß Jesup ihn nicht "to borge" that. Wäre die Bürgschaft bewilligt, so hätte er auf freien Füßen gestanden. Vgl. Michelsen, Oberhof, Urtheil 19, und s. unten S. 43, 3.
4) Der Familienname wird zu Ende des 14. und im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts recht verschieden geschrieben. Bantzekowe, Siegel, Rathsmatrikel S. 37, 42, 43, 44, 45, 46 (Hans. Geschq. II), Bantzecowe, Rathsmatrikel S. 36, 39, 40, 44, 53, Bantzekouwe, Rathsmatrikel S. 46, 47, 48, Bantzekow, Grabstein, Rathsmatrikel S. 37, 41, 42, 43, L. U. B. VI, Nr. 411, Bantzkowe, Urk. der Söhne, Rathsmatrikel S. 45, 46, 47, 48, 49, Bantzcowe, L. U. B. VI, Nr. 386, Bantzcow, Rathsmatrikel S. 64, Bantzkouw, L. U. B. VI, Nr. 427; Banskow 1478, Rathsmatrikel S. 72.
5) Nach einer Neuklosterschen Urkunde von 1443, Nov. 25, haben Marquard, Johann, Clawes und Johann, alle geheten Bantzkowen, den Klosterfrauen Wendele und Heseke Klenedenst und Gheseke Bantzkowen 50 Mk. mit der Rente gegeben. Diese Personen waren 1443 alle verstorben. Die drei erstgenannten werden Brüder gewesen sein; der zweite Johann der Bürgermeister und Gheseke etwa seine Tante. (  ...  )
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mann (seit 1373), spätere Bürgermeister (seit 1385), Markwart Bantzekowe gewesen sein, welcher 1404 starb (Hans. Geschq. II, S. 36, 191). Seit 1391 gehörte Johann, eine Reihe von Jahren mit seinem Oheime zusammen, dem Rathe an, und zwar 1403, 4, 6. 7, 9, 10 - für 1405 und 1408 mangeln die Angaben - als Richteherr (lib. proscr. pg. 54-68). 1411 mußte er samt seinen Genossen resigniren, ward aber 1416 wieder in den Rathstuhl gesetzt und zum Bürgermeister berufen. Der regelmäßigen Ordnung nach wird er die Jahre hindurch in der Matrikel als intrans manens exiens geführt, 1419 aber und 1421 und 1423 gleich wieder in den geschäftsführenden Rath gerufen, 1425 steht er als intrans, obwohl er das Jahr Vorher unter den manentes war, und 1427 fehlt wohl nur der Vermerk, daß er gleich wieder eingetreten. Seit 1417 ist er also ununterbrochen im geschäftsführenden Rathe gewesen. Auch die Ritterwürde 1 ) hat er erlangt


(  ...  ) (Die monialis in Novo dauere Elisabeth, welche der Stadtsecretär Evert Elmhof in einem freilich durchstrichenen Stammbaume als Schwester des unglücklichen Bürgermeisters giebt, ist aus Neuklosterschen Urkunden und auch aus Wismar sonst nicht zu belegen). Dem älteren Johann Bautzkow gebar seine Frau Ghese außer dem einen gleichnamigen Sohne zwei Töchter, Gertrud oder Ghese, die Frau Herrn Göbels v. d. Sterne, und Margareta, die Frau Diederik Wentorps (Memorienstiftung Geses, der Witwe des Rathmannes Gobel v. d. Sterne, 1440, Oct. 1 - im Copiar des minderen Kaland fol. 22 - Urk. des Bischofs Johann von Ratzeburg, 1431, März 20 - Gretke, die Frau Johann Stamps, wird die Tochter Göbels gewesen sein - Grete, die Frau Wentorps, war nach einer Urk. schon 1421, Juni 24, todt.) Francks Nachricht (VII, 226), betreffs Greteke Wentorpes als Frau des Bürgermeisters beruht auf einem verzeihlichen Mißverständnisse der ersten in einer schwer lesbaren und von Schröder (W. E. S. 147, P. M. S. 1987) verlesenen Abschrift erhaltenen Urkunde.
Der Bürgermeister Joh. Bantzkow hatte zwei Söhne, Johann und Lüdeke, und eine Tochter, welche an Gotle Vogheler verheirathet war (zu erschließen aus der S. P. M. 2321 mitgetheilten Urkunde von 1481 in Beihalt einer Neukl. Urkunde von 1443, Nov. 18).
Das Haus Herrn Joh. Bantzetows lag nach einer Randbemerkung in G in der Borstraße und war im Anfange des 17. Jahrhunderts von Andreas Hein bewohnt (oben S. 6). Ein diesem zugeschriebenes Haus findet sich nicht. Da aber Andreas Hein die Witwe des 1599 verstorbenen Heinrich Tamke geheirathet hat, jener aber Häuser in der Borstraße besaß, so wird er eben dessen Wohnhaus bezogen haben, welches, wie der Besitzwechsel ergiebt, an der Westseite unter Nr. 8 des Alten Stadtbuches, jetzt Polizei Nr. 10, belegen gewesen ist. Der Bürgermeister war in beiden Kalanden, Mitglied der Segler=Compagnie und der Papageien=Gesellschaft und auch in anderer Aemter Brüderschaft.
1) Zeugnisse: 1422, Mai 31, Wismarsche Receßhandschrift II, fol. 211 r, 1427, Sept. 22, L. U. B. VII, Nr. 53.
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und sollte von Wismars wegen nebst Herrn Peter Wilde an der vormundschaftlichen Regierung in Meklenburg theilnehmen (Vormundschaftsurkunde 1424, Mai 6, Gerdes 689-692).

Von den Reisen, welche die Stellung eines Rathmannes mit sich brachte (Crull, Hans. Geschq. II, S. XXV) hat er sein redlich Theil auf sich genommen. Nachweisbar ist mir folgendes, wobei mir für die Jahre, die noch in der Ausgabe der H. R. fehlen, die Wismarsche Handschrift ausgeholfen hat, während ich für 1427 Herrn Dr. Koppmanns Güte Auszüge aus seinen Materialien zu danken habe.

1408, Juni 20, war Joh. Bantzkow neben Nic. Vink und Gerd Loste auf dem Hansetage zu Hamburg, H. R. I 5, S. 417,
1410, April 20, auf dem Hansetage zu Lübeck, H. R. I 5, S. 546,
December 13, auf dem Münzconvente ebenda mit Niv. Jesup und Joh. Honeman, L. U. B. V, Nr. 347, S. 375, H. R. I 5, S. 565,
1416, Juli 23 (Juli 13 aus Lübeck), zu Laalands Ellenbogen und später ohne Zweifel in Lübeck mit Gerd Below, H. R. I 6, S. 252,
August 11 bis September 10, in Lübeck mit demselben, ebenda S. 260,
October 16, zu Lübeck (Befriedigung des Alten Raths wegen der genommenen Güter), L. U. B. V, Nr. 602, H. R. I 6, S. 277,
November 30, in Lübeck mit Joh. Vrese, a. a. O. 288,
December 8, mit demselben nach Rostock, ebenda 289, 10, 290,13,
1417, Januar 20, in Lübeck mit demselben, ebenda S. 312, kommt
Juni 10 in Konstanz an, ebenda S. 430 (Aug. 8 wieder in Wismar, S. 446, 465),
1420, April 14, hat er mit Joh. Vrese und dem Bischofe von Schwerin eine Sühne zwischen Balthasar von Werle und Lübeck zu Stande gebracht, L. U. B. VI, Nr. 196,
Juni 2, nimmt er in Schleswig an den dänisch=holstenschen Verhandlungen theil,
Juni 29, wo?,
August 14, ladet er den Lübischen Bürgermeister Pleskow ein, mit ihm an Verhandlungen in Schwerin sich zu betheiligen (L. U. B. VI, Nr. 263; derselbe Brief ist L. U. B. VI, Nr. 45, zum Jahre 1418 gezogen),
September 24, zu Stralsund, wo er beauftragt wird, wegen verschiedener Sachen ein Einvernehmen mit dem nicht vertretenen Lübeck herzustellen,
1421, September 21 (Mathei apostoli), zu Stralsund,
October 7, vom Lübischen Rathe gebeten, sich um Ausgleichung des Streits zwischen dem Abte von Reinfeld und Heinrich Quitzow und Claus Parkentin zu bemühen, L. U. B. VI, Nr. 357
,December 12, zu Schleswig, nachher zu Flensburg in den dänischen Angelegenheiten,
1422, Januar 6, ist er in Rostock gewesen, L. U. B. VI, Nr. 386, vor April 22 in Lübecks L. U. B. VI, Nr. 408,
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1422, April 24, bittet Lübeck ihn und Peter Wilde zu Verhandlungen nach Dassow zu senden, L. U. B. VI, Nr. 411,
Mai 31, ist er mit Nic. Buk und Joh. Vrese in Lübeck Befriedung der See,
Juni 24, wird er nach Hamburg entsendet, das damals mit den Städten zerfallen war,
Juli 21, ist er mit Joh. Brese in Rostock: wegen der dänischen Sache,
August 5, vereinbart er und Joh. Vrese den Münzreceß von wegen Wismars, L. U. B. VI, Nr. 432,
October 3, mit Peter Wilde in Rostock (wegen Hamburgs, Befriedung der See, Dänemarks),
1423, Juli 16, mit Joh. Vrese zu Lübeck (Feststellung der Contingente für den Bund, Befriedung der See),
1424, vor September 10, in Lübeck in Sachen der Herzogin Katharina und Wismars, L. U. B. VI, Nr. 616,
1426, mit Peter Wilde zu Hadersleben, Graut., Lüb. Chr. II, 40,
1427, März 23, mit Nic. Buk zu Stralsund,
April 15, zu Marienburg,
Mai 13, zu Stralsund,
August 3, zu Stralsund mit Joh. Vrese,
September 4, zu Lübeck (vgl. L. U. B. VII, Nr. 53).

Die Gesandtschaft an den König von Dänemark, die er (von 1427 gerechnet) "vor einigen Jahren" mit Hinrik van Haren ausgerichtet haben soll (Schröder A. B., S. 1001), kann ich nicht näher nachweisen.

Nicht mit Unrecht rühmt also der Chronist Herrn Johann Bantzekowe nach, daß er manche fährliche Reise des allgemeinen Besten halber zu Wasser und zu Lande gezogen sei. Wir werden aber kaum irren, wenn wir diese ganz außergewöhnliche Antheilnahme an Verhandlungen und Geschäften auswärts wie auf eine große Bereitwilligkeit der Stadt zu dienen, so nicht minder auf den Ruf seiner Erfahrung zurückführen, die oft gerade seine Absendung wünschenswerth machte.

Ein anderes Zeugniß für das Ansehen, dessen er sich erfreute, sind die an ihn persönlich gerichteten Briefe mit Bitten um Vermittelung und Fürsprache u. dergl.

Auch das fällt als Zeugniß ins Gewicht, daß die Maßregeln, über welche hervorragende Gewerke klagten, ihm (wohl nicht bloß in späterer Zeit) zugeschrieben und aufs Kerbholz gesetzt wurden.

Wer Ehre genießt, muß Anfeindung in den Kauf nehmen, und die mag er, ganz abgesehen von dem Angriffe, von dem wir handeln und der ihn zum Theil deshalb traf, weil er als ältester Bürgermeister für die Sicherheit der Stadt hauptsächlich verantwortlich war, mehr erfahren haben, als zu unserer

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Kenntniß 1 ) gelangt ist, und er wird zu der Verwahrung, man solle alten Haß außer Spiel lassen, wohl gute Gründe gehabt haben.

Aus seinem Benehmen gegenüber der revolutionären Bewegung würden wir übrigens ein minder günstiges Urtheil gewinnen, da die Schwäche, die er in seinem Handeln hier an den Tag legt, unverkennbar ist. Doch müssen wir, um nicht ungerecht zu werden, wozu uns leicht ein Vergleich mit dem Sundischen Bürgermeister Herrn Nicolaus Lippe verleiten könnte, dessen kraftvolles Auftreten in Stralsund den Aufstand im Keime erstickte - wir müssen, sage ich, bedenken, daß unser Bürgermeister aller Wahrscheinlichkeit nach ein Siebziger wird gewesen sein.

Herr Hinrik van Haren 2 ) (in der Rathsmatrikel immer de Harne, van Haren L. U. B. VI, Nr. 669 und auch die Lüb. Chronik) scheint im Gegensatze zu seinem Leidensgefährten nur unbedeutende Familienverbindungen in Wismar gehabt zu haben: nur ein Bruder wird angefüllt. Er trat 1416 als einer der vppersten vte der meenheyt (Lüb. Chronik II, 16) in den wieder hergestellten Rath ein und wird ganz der Reihe nach als


1) Der alte Krakehler Engelbert Bartscherer zieh ihn in seiner großen Klageschrift über das Regiment in Wismar des Friedensbruches. Er führte an item. so beclaged sik een erbar man, de het Jacob van Lune, wo dat sin broder Hans Luneborch gegrepen vnde geuangghen is in deme lande to Mekelemborch an velighen vrede vnde gedeme gelouen vnde is geuord to Swane in den torne sunder schuld, des her Bantzkouwe een houetman weset is. Die Klage wendet sich an Lübeck. Der dortige Rath schickte 1424, Dec. 10, die im Wismarschen Archive bewahrte Abschrift auf Papier. - Der Angriff Hinriks van Rampen ist oben S. 22 berührt worden.
2) Er wohnte, wenn wir uns auf die Greifswalder Handschrift (oben S. 6) verlassen dürfen, in der Krämerstraße in einem Hause, das, in der Mitte des 17. Jahrhunderts wüst geworden, jetzt unter die Polizei=Nr. 14 fallen würde. Im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts soll sein, uns unbekanntes, Wappen noch auf der Docke vor dem Hause den einstigen Besitzer verkündet haben. Er war Mitglied der Segler=Compagnie und der Papageien=Gesellschaft (vgl. Jahrb. VII A, 179 ff.). - Personen des Namens van Haren begegnen in Lübeck und Rostock; im Rathe der Stadt Stralsund saß von 1409 bis 1422 ein Herr Johann van Haren, von 1432 bis 1449 ein Herr Hinrik van Haren (Brandenburg, Geschichte des Magistrates der Stadt Stralsund S. 86 f.) In Bremen war die Familie van Haren im vierzehnten Jahrhunderte mehrfach im Rathe vertreten (Rynesberch=Schenesche Chronik bei Lappenberg S. 91, 115). Und wenn wir dahinter, daß unser Hinrik van Haren im Zeugebuche fol. 213 als Bevollmächtigter des unglücklichen Bremischen Bürgermeisters Johann Vasmer in Erbschaftssachen erscheint, Familienbeziehungen suchen dürften, so könnten wir geneigt sein, ihn dem Bremischen Geschlechte zuzuweisen.
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manens exiens intrans geführt. Richteherr war er 1418 neben Clases Borchard, 1419 mit Martin Roberstorp (lib. proscr. pg. 82, 87). 1423 ist er von seinem Rathe mit den Verhandlungen über den Betritt zum Bunde, den König Erich und der Hochmeister geschlossen haben, beauftragt und mit Jörden Pleskos und Hinrik Buk am 28. August in Wollin eingeritten, September 12 in Neu=Stettin, September 21 in Landsberg (Wism. Receßhandschrift II, fol. 258). Sonst läßt er sich bei auswärtigen Aktionen nachweisen zu Kopenhagen 1424, October 8, (Münzvertrag ; mit Tideman Steen, L. U. B. VI, Nr. 619) und nochmals ebenda im folgenden Jahre mit Johann Vrese zusammen, L. U. B. VI, Nr. 669. Schröders Angabe, er sei einige Jahre Vor 1427 mit Joh. Bantzkow und einigen andern an den König von Dänemark gesandt, ist leider recht unbestimmt und kann zu Zweifeln Anlaß geben (A. B. S. 1001). Vor Flensburg und auch im Sunde führte Hinrik van Haren die Wismarschen, und diese Führung gerade setzte ihn zuerst dem Angriffe aus.

Hatte der Rath die Gefangensetzung seiner beiden Genossen zugegeben, so konnte er sich mit dem Vorgange der Lübecker trösten, die auch ihrerseits den Flottenführer, den Bürgermeister Herrn Tideman Steen in schweres Gefängniß gelegt hatten, aber während der Lübische Rath die Widerstandskraft besaß, ein weiteres Verfahren hinauszuschieben, und es verstand, das Drängen der besonders erbitterten Hamburger mit Gutachten anderer Räthe zu pariren, sah sich der Wismarsche bald genöthigt, dem Andringen der Jesupiten Statt zu geben und zunächst Hinrik van Haren aus dem Thurme in die Büttelei bringen zu lassen, ohne auch nur bei dem Plenum der Sechzig oder einer allgemeinen Bürgerversammlung Rückhalt gesucht zu haben.

So ward Herr Hinrik eines Abends in die Diebskammer geführt und in Eisen gelegt. Ein Verhör, das einige von den Sechzig dort mit ihm anstellten, lief fruchtlos ab.

Auf welchen Rechtstitel sich diese Abgesandten gestützt haben mögen, ist völlig unklar; wie indeß die ganze Institution der Sechzig eine Unregelmäßigkeit war, so wird man auch für ihr Vorgehn im Einzelnen kein Gesetz und keine Norm vorauszusetzen und zu suchen haben. Wären wir nur im Stande, über den weiteren Verlauf der Untersuchung und des Gerichtsganges, der kein ungesetzlicher gewesen zu sein scheint, mehr Licht zu verbreiten, als unser Bericht ermöglicht!

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Denn so ausführlich er scheint, übergeht er, als den Zeitgenossen bekannt, vieles und läßt anderes völlig unbestimmt, und es fördert auch wenig, daß die Aehnlichkeit des Verfahrens gegen den Bürgermeister eine zweite, hier gleich mitbenutzte, Schilderung veranlaßt hat. Die folgende Darstellung bedarf daher besonders nachsichtiger Beurtheilung.

Zunächst wird in beiden Processen die Vorfrage verhandelt, wie in der Sache verfahren werden solle. Die Bürgerschaft, auf welche die Sechzig die Entscheidung abwälzten, wie auch der Rath wollten beiden Herren Lübsches Recht gönnen. Aber Jesup trat ihnen mit dem Bemerken entgegen, so werde man zu keiner Verurtheilung kommen, 1 ) und er setzte mit seinen Mitteln den Beschluß durch, daß die Klage von königlicher Gewalt wegen zu erheben sei. 2 )

Den Vorsitz im Gerichte führte als Vogt 3 ) einer der beiden Richteherren, also entweder Herr Nicolaus Borchard oder Herr Peter Wilde, beide Richteherren aber hatten sich gemäß der Chronik zum Gerichte verfügt. Als Kläger hatte, da von königlicher Gewalt 4 )


1) so wen me ene Lubsches rechtes gunnen wolde, me wunne se nummer mer.
2) Dies scheint Lübischem Rechte nach pg. 19 nicht entsprochen zu haben; nach jenem Rechte wäre, vorausgesetzt, daß ich die angeführte Stelle richtig auffasse, nöthig gewesen, daß sich jemand fand, der auf eigne Gefahr die Klage erhob, während jetzt der Kläger bestellt ward. - In den Worten se wolden mit em vmme nen Lubsk recht riiden (A, B, G., ryngen R, Reim. Kock) muß eine Corruptel vorliegen, da schlechterdings nicht abzusehen ist, weshalb hier nach Lübeck geritten werden sollte oder nicht sollte. Das konnte doch erst nach Scheltung eines Urtheils des Rathes in Betracht kommen. Schreiben wir für riiden striden, so ist die Sache klar. - Andere wesentliche Verschiedenheiten mögen vielleicht in der Auswahl der Urtheilsfinder und in der Art des Beweises statt gehabt haben; auch kann zur Frage stehn, ob nach Lübischem Rechte dem Büttel die Findung des Urtheils übertragen werden durfte, und ob wie hier über die Scheltung des Urtheils wieder erst ein Urtheil gefragt werden mußte.
3) Seitdem die Stadt 1373 die Vogtei erworben hatte, werden die beiden Richteherren häufig als Vögte bezeichnet, wie auch vom Chronisten hier. Vermuthlich ist der den Vorsitz führende Richteherr als Vogt angeredet worden. Vgl. Mevius commentarius in jus Lubecense V I 1, 3 f.: inferiori (judicio) praeficiuntur aliqui ex Senatu, hujusque delegati sunt - quos vulgo Judices, seu Richter vocamus. Ex quibus unus tanquam praeses et director est, qui praefectus judicii seu der Gerichts=Voigt appellatur, caeteri tanquam assessores ei adjunguntur.
4) Frensdorff hat in der Einleitung zum Verfestungsbuch der Stadt Stralsund, Hans. Geschq. I, S. XLIII zwei Fälle beigebracht, in denen (  ...  )
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wegen geklagt werden sollte, ein Kohlenträger 1 ) aufzutreten. Derselbe brachte jedoch nach altem Gerichtsgebrauche nicht selbst die Klage vor, sondern bediente sich dazu eines ihm bestimmten Fürsprechen. 2 ) Urtheilsfinder waren eine Anzahl Bürger, vielleicht diejenigen, über welche später Ludolf Bantzekowe bei dem Freigrafen Kurd Rube klaghaft ward; wenn nicht etwa, was nach Maurer a. a. O. § 87 auch möglich gewesen wäre, das Volk, das wahrscheinlich dicht gedrängt herumstand, selbst das Urtheil finden sollte. Der Büttel war selbstverständlich zugegen. Ob den Beklagten Fürsprechen bewilligt sind, erhellt nicht. 3 )


(  ...  ) die königliche Gewalt Klägerin ist, einen aus Stralsund vom Jahre 1422 und einen andern (schon von Pauli hervorgehobenen) aus Lübeck vom Jahre 1493. In Uebereinstimmung damit steht, daß, falls kein Ankläger da ist, der königlichen Gewalt die Kosten zur Last fallen sollen, wenn jemand wegen pinliker missedat ingesettet vnd doch allerdinge vnschuldig befunden werdt. Hach, Lüb. Recht, S. 147.
1) do sprak de vorsprake van des koldregers weghen, de de stede helt der koninkliken walt pg. 21; do sprak de vorsprake em to, alse em de alderslimmeste koldreger het vnde vorgaff, de dat van dwanges weghen den moste, de van der koninkliken walt wegen klagen moste pg. 29. Darum auch pg. 27 f. dar hadden se den rat vppe dat hus vorboden laten; dar qwemen de lx to vp mit den koldregeren vnde vorspraken. Wenn nun nach Maurer, Geschichte des altgerm. öffentlich=mündl. Gerichtsverfahrens § 119, S. 152, der es freilich erst von späteren Zeiten berichten kann, vielfach bei den hochnothpeinlichen Halsgerichten der Kerkermeister als öffentlicher Ankläger gedient hat, so wird uns der Kohlenträger nicht mehr überraschen: es ist kein anderer als dieser Kerkermeister; denn die Stätte der königlichen Gewalt ist das Gefängniß, wie ja die königliche Gewalt selbst geradezu Gefängniß (L. U. B. VII, S. 92) und Kerkermeister bedeuten kann (Frensdorff a. a. O. S. XLIV). Später sind in Wismar, wenn nicht vielmehr beides eins und dasselbe ist, für die Kohlenträger die Kohlenmesser eingetreten. Diese hatten im Anfange des vorigen Jahrhunderts die Gefangenen anzunehmen und zu bewahren, auch Pfändungen zu vollziehen. Kein Wunder, wenn darunter ihr Ruf litt. Darum erließ der Rath am 21. Juni 1706 eine Warnung, ihnen nicht an ihre Ehre zu sprechen. Noch in unserm Jahrhunderte hatten die beiden Kohlenmesser die den Delinquenten zuerkannten Röhrchenhiebe auszutheilen. Ihre Officialwohnung war in der Hege hinter der jetzigen Hauptwache.
2) Der jüngste ward dazu ausersehen. Im zweiten Processe ist es ein Roggendorp.
3) Marquard Techow, der in Kiel Todschlags halber gefangen gesetzt war, erhielt das Urtheil, er solle noch achte edder vorspraken genießen; ein Urtheil, das er zwar schalt, wobei es aber blieb, weil er den Stekerechtstag versäumte. Michelsen, Oberhof, Urtheil 196.
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Die Verklagten wurden ungebunden 1 ) vorgeführt, wie es von Hinrik van Haren wenigstens ausdrücklich bezeugt wird. Beide bestritten, was ihnen der Kläger Schuld gab, in besonders nachdrücklicher Weise Johann Bantzekowe. 2 ) Da nun auch keiner in der Büttelei bekannt hatte, auch nicht scheinbare That vorlag, noch Zeugen vorhanden waren - so versichert der Chronist in Betreff Herrn Hinriks -: so hätte, wenn sie auf freien Füßen gewesen wären, nach gewöhnlichem Rechtgange eine Verurtheilung nicht wohl erfolgen können. 3 )

Der Fürsprech 4 ) aber dingte nach dem Bande 5 ) und es ward demgemäß erkannt. 6 ) Zwar schalten die Beklagten das Urtheil und forderten ein Erkenntniß des Rathes, indeß wollte auf die Frage des Vogts 7 ) das Volk (der Umstand) hierauf kein Urtheil 8 )


1) Ueber die Sitte, die Angeklagten vor Gericht der Fesseln zu entledigen, Maurer a. a. O. § 155.
2) Die berichtete Scene würde ich, wenn sie Reimar Kock erst erzählte, für sagenhaft zu erklären nicht anstehn. So aber, wie sie überliefert ist, wird man sie sich gefallen lassen müssen.
3) Als berüchtigt konnten sie doch unmöglich angesehen werden. Für gefangen wird man sie aber erachten müssen, wenn sie auch vor Gericht der Bande entledigt waren. Gefangene waren aber nach manchem Rechte der Uebersiebnung durch den Ankläger ausgesetzt (Wächter, Beiträge zur Deutschen Geschichte, S. 265), und daß das oder Aehnliches hier in Betracht kam, wird man aus dem 19. und 234. Urtheile in Michelsens Oberhof schließen dürfen.
4) So pg. 30, pg. 21 dagegen Büttel, wofür jedoch R und Reim. Kock richtiger vorsprake geben, wenn der Verfasser nicht etwa den Kohlenträger hier Büttel titulirt. So heikel die Sache ist, mußte im Texte die Lesart der besseren Handschriften gegeben werden, wiewohl das Verbum dingen für den Büttel im genauen Sinne des Wortes kaum am Platze ist.
5) Band hier nicht der Strick zum Hängen. Nach Ertheilung des Bandes wird Herr Hinrik gebunden und erfolgt bei Herrn Johann der Antrag auf Todesstrafe, die der Erzählung nach im ersten Falle gleichzeitig mit dem Bande beantragt war.
6) Daß erst, nachdem die Urtheilsfinder ihr Urtheil abgegeben haben, das Urtheil gescholten wird, entspricht der Natur der Sache, ist in einem Falle ausdrücklich erzählt und steht nicht in Widerspruch mit der andern Erzählung.
7) So pg. 21 der Sache gemäß, pg. 30 de vorsprake, der höchstens die Frage veranlaßt haben kann.
8) wer se em ordels wolden gunnen pg. 21 und fast wörtlich ebenso pg. 30. Auf die Scheltung des Urtheils wird keine Rücksicht genommen, so wenig wie in Bremen auf die Herrn Johann Vasmers, der in gleicher Lage war. Nach dem Sachsenspiegel II 12, 15 entbehrte der um Ungericht gefangene und vor Gericht geführte Mann des Rechts, ein Urtheil zu schelten. Die Glosse zu II 12, 1 spricht dies Recht allen peinlich Beklagten ab. Vgl. Planck, Deutsches Gerichts= (  ...  )
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gewähren, und sie wurden gefesselt (bemerkt bei Herrn Hinrik). Darauf forderten die Fürsprechen die Verurtheilung zum Tode und das war auch der Spruch des Gerichtes. 1 )

So stellt sich der Verlauf des Processes in beiden Fällen übereinstimmend heraus. Die Anklage ging aber bei Hinrik van Haren auf Verrath, den er sowohl vor Flensburg wie im Sunde - hier wie dort muß er also der Führer der Wismarschen gewesen sein - geübt haben sollte. Daß an beiden Stellen von Seiten der Stadt mit Mißgeschick gekämpft ist, und daß durch das folgende Aufgeben der Stellungen große Mißerfolge verursacht sind, haben wir gesehen. An Verrath jedoch ist im Ernste nicht zu denken und mit vollem Rechte wird Herr Hinrik diese Beschuldigung zurückgewiesen haben. Die Verurtheilung erfolgte trotzdem wegen dieses Verbrechens und lautete auf Tod durchs Rad. Diese schmähliche Todesart ward ihm freilich erspart, indem der Rath im Einvernehmen mit den Sechzig wohl ebenso sehr aus politischer Klugheit wie aus Humanität ihn zum Schwerte begnadigte. Der Rath hatte nämlich, als er durch Auflauf und Drohungen gezwungen war, die gerichtliche Verfolgung ins Werk zu setzen, zugleich den Sechzig versprechen müssen alle Folgen zu verantworten und gewann nun Sicherung gegen Ansprache dadurch, daß er die Begnadigung an die Bedingung knüpfte, der Bruder des Verurtheilten solle für sich und die Seinen urkundlich auf alle Rechtsverfolgung verzichten. Nachdem Wilkin van Haren 2 ) diese, nicht erhaltene, Urkunde ausgestellt hatte, fand die Hinrichtung


(  ...  ) verfahren im M. A. I 1, S. 268 f. In Hamburg genoß 1536 Bernd Beseke, obwohl er gefangen und auf Leib und Leben beklagt war, das Recht, die Urtheile zu schelten, in ausgiebigster Weise. Hamb. Chron. 113-116 (Lappenberg).
1) Der Büttel findet das Urtheil. Wie die Frage des Vogtes und die Verkündung des Urtheilsspruches durch ihn als selbstverständlich und andere Zwischenfälle als unwesentlich übergangen sind, so ist auch wahrscheinlich ausgelassen, daß der ursprünglich gefragte Urtheilsfinder nach Rücksprache das Urtheil dem Büttel zugeschoben hat. Maurer, Geschichte des altgermanischen Gerichtsverfahrens, § 158, 4 b. Vgl. Waitz, Wullenwever III, 523 ff., bes. 526. In dem Vasmerschen Processe weist der Bremishe Rath den Vogt an, den Büttel zu fragen. Auch aus Dortmund snd Fällbekannt, in denen der Büttel das Urtheil auf Tod findet. Die Feiberger Statuten im Titel vom Friedebruch lassen dies als Regel erscheinen (Haltaus glossar. fori germ. s. v. Büttel).
2) Er begegnet im Kl. Stadtbuch fol. 226 b 1429, 1435 (L. U. B. VII, Nr. 647, Anm. 11) und 1441 als Testamentarius des Hinrik Wesebom. Ob Heileke van Haren, Vorgersche tor Wismar (1443, Oct. 10, 1445), seine oder Hinriks Witwe gewesen, ist nicht auszumachen.
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mitten auf dem Markte am 31. October 1 ) statt. Seine Ruhe fand der Enthauptete bei den Schwarzen Mönchen, in deren Kirche der von ihm selbst lange vorder beschaffte Stein noch im vorigen Jahrhunderte, zerbrochen freilich und des Messingschmucks beraubt, zu sehen war. 2 ) Von einem Vermächtniß von 50 Mark, welches die Witwe dem Schwarzen Kloster 1429 zugewendet, giebt nur noch Schröder (P. M. 1896) Kunde.

Der Rath mochte gehofft haben, mit Einem Opfer sich loskaufen zu können; das war aber nicht die Meinung der Jesupiten, und wahrscheinlich hatte auch Herr Bantzekow mehr persönliche Feinde als der schon Gerichtete. So wurden denn neue Aufläufe ins Werk gesetzt und die Bürger aus dem Hause der Segler=Compagnie, in welchem sie unter sich verhandelten, auf den Markt genöthigt, wo weder sie noch die Sechzig noch der Rath der Menge widerstreben durften, um so weniger als diese in Waffen erschien oder die Waffen in der Nähe bereit hielt. Auf die Art ertrotzte man erst, daß der im Thurme Gefangene in die Hechte gebracht ward "damit das Recht seinen Lauf behielte" 3 ) und weiter, daß gegen ihn dasselbe Verfahren angewendet wurde, welches schon einmal so gute Dienste geleistet hatte.

Die Anklage ging auf Meineid und Verrath. Meineid fand man darin, daß er trotz seines Schwurs, lebendig und todt bei den Bürgern zu bleiben, sich auf die Flucht begeben habe, der Verrath aber sollte aus den Ansammlungen fremdes Volks vor Wismar und aus dem Offenhalten von Thoren 4 ) bei Nachtzeiten erwiesen werden.

Die Wahrheit dieser Anschuldigungen bestritt Herr Bantzekow durchaus und behauptete, die ganze Anklage beruhe auf Haß, ja,


1) in vigilia omnium sanctorum. Rathsmatrikel, Hans. Geschq. II, S. 60. Darum ward die Sühnkapelle auch Allen Heiligen geweiht, wie wegen Bantzekows der Heil. Elisabeth: am Tage des Abts Benedict ward die Sühne geschlossen. Die Weihung an die Mutter Gottes erklärt sich aus dem Standorte der Kapelle.
2) Schröder A. B. 1103. Jetzt liegt der Stein wahrscheinlich in der nördlichen Halle der Marienkirche. S. Jahrb. LIV, S. 144 f. zu *6.
3) In Koppmanns Abhandlung: die Kriminal=Gerichtsbarkeit in Rostock im Zeitalter der Reformation (Hans. Geschbl. 1887-1889) heißt es des öfteren, nachdem der Beklagte bekannt hat: hir up is he ghekamen in de hechte, ute der hechte to rechte oder ganz ähnlich, und hat er dann auf die vorgelegten Fragen sein ja gesagt, so ergeht das Urtheil.
4) pg. 1 hieß es, die Thore hätten 8 Tage lang nachts offen gestanden, hier 6 Tage. Die vorgezeigten Schlösser sind früher (S. 32, 1) erwähnt.
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er nahm den klagenden Fürsprech zum Zeugen der Nichtigkeit der Klage, worauf dieser erwidert haben soll: o leue her Johan, here vorgeuet id mi, ik mot id don, id is mi so beuolen.

Doch alles half nicht; das Gericht erkannte ihn Meineids und Verrathes schuldig und für Recht, dat me ene scholde bouen alle deue in eine galgen hengen vnde scholde ene slepen vt der stat vnde setten vp ein rat. 1 )

Auch hier führte das zusammentreffende Interesse des Rathes und der Angehörigen zu der Begnadigung zum Schwerte. Indeß verursachte die Ausfertigung der verlangten Urkunden einige Schwierigkeiten, da der jüngere Sohn des Verurtheilten Ludolf samt dem Schwiegersohne Götke Vogeler nach Lübeck entwichen war, und der Rath sich nicht mit Urkunden des zurückgebliebenen und die Fürbitte einlegenden Sohnes Johann und des Schwagers Herrn Göbele van der Sterne begnügen konnte. Den dadurch bewirkten Aufschub benutzten der Bischof Johann von Ratzeburg, zu dessen Sprengel ja Wismar gehörte, und sein Official zu Fürsprache bei Jesup und erlangten auch, daß dem Verurtheilten im Saale der Büttelei das Sacrament gereicht werden konnte. 2 )

Endlich waren die Urkunden, von denen uns diejenige der Söhne 3 ) erhalten ist, ausgestellt und noch am selben Tage, dem


1) Doppelte Strafe gemäß dem doppelten Verbrechen. So ward der Hauptmann Linstow von den Sundischen, weil er, anstatt die See zu befrieden, Kaufleute beraubt hatte, für seinen Verrath auf ein Rad gesetzt und nachher als Meineider in den Galgen gehängt. Lüb. Chron. zu 1417, Graut. II, 497. Wegen des Höherhängens vgl. Rugianischer Landgebrauch 53 (Grimm R. A. 905) de olden seden man möchte en (den Meineider) bauen alle deue hengen; 1446 Erthmer Kohne zu Stralsund wegen Meineids bauen alle deue gehenget. Sund. Chron., Mohnike und Zober I, 187; Lüb. Recht, Uffenbachscher Codex, Hach S. 372, Anm.: is dat en man dre mene ede sweret, den mach me bauen ander deue henghen. S. auch Grimm, R. A. 684 über die Strafe des (meineidigen) Verrath übenden Freischöffen, der u. a. 7 Fuß höher gehängt werden soll als ein anderer Dieb. Verrath durchs Rad geahndet in Stettin 1429. Graut. II, 571, Sachsensp. II 14, 5.
2) Der Besuch der Frau des Bürgermeisters bei Jesup, von dem noch in Reimar Kocks Jugend in Wismar erzählt ward, würde einer früheren Zeit angehören. Nach der Sage wäre jene mit einer Hand voll Gulden zu Jesup gegangen, um ihn ihrem Manne günstig zu stimmen. Die Gulden hätte er auch genommen, aber beim Abschiede auf den Thurm der Marienkirche gezeigt und gesagt: vaddersch, wen juwem manne de halsz so dicke were alse de thorn, so moth unde schal he doch ehme up dem rumpe nicht blivenn.
3) Sie findet sich im Großh. Archive zu Schwerin, wohin sie offenbar gesendet ist, um zu erweisen, daß die Söhne sich jegliches Klagerechtes begeben hätten.
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18. November, 1 ) ward um Mittagszeit die Hinrichtung auf offenem Markte vollzogen, nahe bei der Stelle, wo Herrn Hinriks Haupt gefallen war. Von dem Ungeschicke des Büttels wollen wir schweigen, während die Anordnung des Gerichteten, ihn blutig in den Sarg zu legen, damit er so vor Gottes strengem Gerichte erscheine, als ein Zeichen seines guten Gewissens erwähnt werden muß. In der Kapelle Maria zur Weiden, in der die Familie einen eignen Altar und Gottesdienst 2 ) hatte, ist Herr Johann bestattet worden. Die Kapelle steht noch südwestlich der Marienkirche, aber das Grab ist (nach Schröder A. B. 1106) schon 1705 wegen eines Glockengusses ausgeräumt, die Grabplatte in die Marienkirche gebracht worden, jedoch gegenwärtig nicht mehr vorhanden.

Durch die Hinrichtung der beiden Rathsherren mochten persönliche Rachegefühle befriedigt sein: für die Sache der Aemter war, da nichts den Rath im Ganzen Belastendes sich ergeben und der Rath dem Sturme nicht wie eine Eiche getrotzt, sondern sich in die Rolle des Halms gefunden hatte, recht wenig gewonnen. Bei dem Errungenen stehn zu bleiben, war aber nicht rathsam, da sich voraussehen ließ, der Rath werde bei einiger Unterstützung seitens der verbündeten Städte über kurz oder lang die Vormundschaft der Sechzig abschütteln, und sich dann fürchten ließ, es möchte auf Grund der hansischen Beschlüsse gegen die ohnehin von der Rache der getroffenen Familien bedrohten Führer vorgegangen werden. Die Rücksicht auf die eigne Sicherheit mußte also ein neuer Sporn werden, dem Ziele des Ehrgeizes, der Rathsfähigkeit, mit allen Kräften zuzustreben.

Erst versuchte man noch auf dem betretenen Wege vermittelst Angriffe auf einzelne vorwärts zu kommen. Aber Herr Johann


1) in profesto beate Elizabet. Hans. Geschq. II, S. 60. Damit stimmt überein, daß des Bürgermeisters Schwester Ghese, Herrn Göbels v. d. Sterne Witwe, für ihn eine Memorie prope festum beate Elizabet vidue anordnete (S. 36, Anm.). Vgl. auch S. 45, 1.
2) Herr Joh. Bantzekow selbst mit seinen Schwestern Margareta und Gertrud, den Frauen Dietrich Wentorps und Göbels v. d. Sterne, hatten 1415 an einem eignen Altar in Maria zur beiden zwei ewige Vicareien mit den Einkünften von 600 Mark ausgestattet (bestätigt von Bischof Johann von Ratzeburg, 1431, März 20); eine Memorie für ihren Bruder zugleich mit andern für andere Familienangehörige stiftete Gertrud im Jahre 1440, Oct. 1 (Copiar des minderen Kaland, fol. 22, Schröder W. Erstlinge 147).
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Vrese, 1 ) auf den es abgesehen war, weil er vielfach mit dem hingerichteten Bürgermeister zusammen gewirkt hatte, war aus härterem Holze geschnitzt und ließ sich die Drohungen nicht anfechten, sondern blieb auf seinem Posten. Ein Fluchtversuch würde auch aller Wahrscheinlichkeit nach ihn auf den Richtplatz geführt haben: so jedoch fand sich kein Anlaß, die Drohungen zur That werden zu lassen.

Nebenher betrieb man eifrigst Verhandlungen, angeblich zur Sicherstellung von Macht, Gut und Ehre der Sechzig, und veranstaltete zahlreiche Versammlungen, bis man eine Sache ausgespürt hatte, die, gut benutzt, den Rath wohl zu Falle bringen konnte; das war das Bündniß der Hansestädte mit König Erich vom Jahre 1423. 2 ) Dasselbe ist offenbar von den Räthen den Bürgerschaften nicht zur Bestätigung vorgelegt und in Wismar so gut bewahrt, daß eine Abschrift erst aus Rostock 3 ) besorgt werden mußte. Wie die Führer zu seiner Kenntniß gelangten, ist nicht bekannte es läßt sich aber vermuthen, daß Briefe König Erichs an die Bürgerschaften der Anlaß der Entdeckung gewesen sind, Briefe, 4 )


1) Er war 1416 nach der Restauration in den Rath aufgenommen, gehörte 1416, 17, 19, 20, 22, 23, 25, 26 zusammen mit Herrn Bantzekow zum geschäftsführenden Rathe, begleitete 1416 und 1417, 1420, 1422, 1423, 1427 diesen mehrfach zu Hansetagen und in Verhandlungen, und verhandelte zusammen mit Herrn Hinrik van Haren 1425 im Juli in Kopenhagen (L. U. B. VI, Nr. 669). Sobald man den Sitz Herrn Bantzekows für erledigt ansah, erhob der Rath ihn zum Bürgermeister (schon Oct. 16 wird er als Vorsteher des Hauses zum Heil. Geist, und am 10. November urkundlich Bürgermeister genannt), eine Wahl, die später nicht als gesetzlich anerkannt und deshalb wiederholt ward. Hans. Geschq. II, S. 58, S. 54, 233.
2) Siehe oben S. 24.
3) Als Boten werden Berthold Weitendorp und Hans Sasse genannt.
4) Zwei Briefe an die Lübische Bürgerschaft, datirt vom 9. October und vom 4. November, übergeben am 8. December und 18. December (L. U. B. VII, Nr. 57, 67), sind erhalten, fignirt als prima littera und secunda littra; ein früheres Schreiben, auf das sich der König im ersten bezieht, ist nach den Signaturen zu des Rathes Händen nicht gekommen. Den Inhalt bilden Beschwerden über den ungerechten Krieg und die Bitte, die Bürgerschaft möge ihrem Rathe steuern; und anderes scheint, gemäß der Anführung, der vorausgehende Brief auch nicht enthalten zu haben. Die Auffassung des Chronisten, als habe der Schreiber nur beabsichtigt, Zwietracht zu säen, begegnet schon in der Antwort der Lübecker (L. U. B. VII, Nr. 91). An Lübeck gerichtete Briefe, wie sie die Erzählung des (  ...  )
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an die der Lübische Chronist den Ausbruch der Revolution anknüpft, während der Wismarsche ihrer nicht einmal erwähnt.

Für Logik ist der große Haufe nicht zu haben, am wenigsten in aufgeregten Zeitläuften: sonst hätte man sich sagen müssen, die Räthe selbst hätten den Vertrag thatsächlich längst zerrissen, 1 ) zumal der König in seinen Briefen bei den Bürgern Hülfe gegen jene nachsuchte. Aber Verrath war das Feldgeschrei. Nun, da der Vertrag bekannt geworden, war es für Hans und Kunz sonnenklar, weshalb man von Flensburg abgezogen war und den Sund vorzeitig geräumt hatte, und wer früher etwa gezweifelt hatte, war nun gewiß vollkommen überzeugt, daß die Stadt den Dänen hatte in die Hände gespielt werden sollen, und daß nur Jesup der Retter gewesen war.

Unter dem Drucke des laut sich äußernden allgemeinen Unwillens wich der Rath weiter zurück und trug den Sechzig, deren Vermittelung er anrief, die Ausarbeitung eines Bürgerbriefes an. Jene aber meinten, dem Rathe komme es zu, Vorschläge dazu zu


(  ...  ) Lübischen Chronisten skizzirt, sind auf uns nicht gekommen und auch wohl nicht vor den Rath. Die betreffende Stelle des lat. Textes, der in der niederdeutschen Bearbeitung, Graut. II, 46, mißverstanden wiedergegeben ist, lautet: literas - continentes confoederationes speciales contractas inter civitates praedictas et Ericum regem sine consensu et requisitione comunitatum suarum. His literis et alias junxit, in quibus supplicavit -, quatenus consulatum suum inducere et exhortari studerent, ut de injusto bello, quod secum agerent contra firmata pacta juramentis et sigillis suis, desisterent (Körner bei Eckhart II, 1282). Da hätten wir zwei Briefe einen, welcher der Bürgerschaft das ohne ihr Zuthun abgeschlossene Bündniß vorlegt, und einen andern, in dem gebeten wird, den Rath von dem vertragswidrigen Kriege abzuhalten. In dem zweiten könnten wir die oben angeführten Briefe L. U. B. VII, Nr. 57 oder 67 erkennen, wenn nicht der gesperrt gedruckte Passus wäre, der auf das Schreiben L. U. B. VI, Nr. 778 (1426, Dec. 8: tegen - vruntliker betzegelder tozade, in der se sik to vns, vnsen riken ind landen verplichtet vnd verbunden hebben) zutreffen würde: dies Schreiben selbst ist an keine der verbündeten Städte gerichtet und demnach im übrigen nicht zur Chronik stimmig. - Daß die Lübische Darstellung, wonach des Königs Briefe den Ausbruch der Revolution veranlaßt hätten, gegenüber der Wismarschen kein Gewicht hat, versteht sich von selbst.
Dem weiteren Kreise der Hanse gegenüber haben übrigens, wie L. U. B. VI, Nr. 777 (1426, Nov. 19) ergiebt, die sieben Städte kein Hehl aus dem Bündnisse gemacht.
1) Der König freilich bestand auf seinem Scheine noch in den Verhandlungen 1430, und 1435 mußte der Vertrag feierlich für vernichtet erklärt werden (L. U. B. VII, Nr. 648 und 649).
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machen, und so entschloß sich dieser, da er nunmehr raschen Frieden wünschte, einen Entwurf fertig zu stellen, wobei er sich so wenig als Herrn der Lage zeigte daß er es ganz dem Gutdünken der Sechzig anheimstellte, die ihnen zugedachten Rechte zu mindern oder zu mehren.

Nicht so gar eilig hatte es die Aemterpartei, die sich in vielen Versammlungen gefiel und, da die Aemter sich gewöhnten, weit mehr als ihre zwanzig zu den Sechzig zu entsenden, die Bürgerschaft mehr und mehr terrorisirte.

So kam man erst nach langen Versammlungen überein, einen kleineren Ausschuß von fünfzehn (neun aus der Bürgerschaft, je drei aus einem jeden Kirchspiele 1 ), und sechs aus den Aemtern) zu Verhandlungen mit dem Rathe, der ihnen die eine Seite des Rathstuhls einräumte, zu entsenden. Von Versöhnlichkeit waren jedoch die Gewerker weit entfernt 2 ) und wollten vor allem Auskunft darüber, ob die Landesherrschaft durch die Hinrichtung der beiden Rathmannen verletzt sei, und ob der Rath sich entschließen wolle Gewerker aufzunehmen. Auf dies letzte Ansinnen einzugehn, war der Rath nicht geneigt und brach die Verhandlungen ab.

Ein anderer Weg noch als der bisher beschrittene konnte zu der Beseitigung des Rathes führen: wenn man die Landesherrschaft gewann. Die Regierung führte damals für ihre beiden minderjährigen Söhne die Herzogin Katharina unter Beistand eines vormundschaftlichen Rathes, der hauptsächlich der Mannschaft des Herzogthums entnommen war, dem aber auch je ein Bürgermeister und Rathmann der Städte Rostock und Wismar angehörte. Nun hatten die Jesupiten schon nach der Enthauptung des Bürgermeisters mit Adlichen aus der Vormundschaft 3 ) sich in Verbindung


1) Wegen der Klage wider den Rath wollen die Bürger später ebenfalls nach Kirchspielen berathen. Jesup kennt sich unter den Bürgern in den verschiedenen Kirchspielen gut aus, pg. 37. Nach Kirchspielen berathen die Bürger darüber, ob Herrn Hinrik van Haren und Herrn Johann Bantzekow Lübisches Recht gegönnt werden solle, pg. 18.
2) Evert Groteek, der Worthalter der Bürger (allgemein, oder der den Sechzig angehörenden?), machte den Vorschlag, Rath und Sechzig sollten gemeinschaftlich bei feierlichem Gottesdienst Gottes Beistand zur Herbeiführung der Einigkeit anrufen. Der Rath war geneigt, aber Jesup wollte nichts davon wissen.
3) S. 37: dat he id dorstak mit etliken eddelen mannen efte houeluden, de id vnser gnedigen vrouwen scholden andragen, den se gelt loueden vnde geuen, dat se den rat scholde vmme setten. So ging wenigstens das Gerede, wie der Chronist vorsichtig hinzusetzt. Krantz, Vandalia lib. xi cp. XIV, spricht von einem miles obaeratus, Vormunde der jungen Herren, der ins Mittel gezogen sei, (  ...  )
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gesetzte sobald sie aber in Besitz der Vertragsurkunde gelangt waren, schritten sie zur Klage bei der Herzogin und baten sie nach Wismar zu kommen.

Die Feststellung der zu überreichenden Klageschrift zog sich jedoch hin, da die Kaufleute das Offenlassen der Thore, das Aufziehen der Vorhängeschlösser und die Absicht des Rathes, das Land ihren Herren zu entfremden, nicht wahr haben wollten, und der engere Ausschuß 1 ), der zuletzt nicht ohne Widerspruch erwählt ward, um zwischen Bürgern und Landesherrschaft zu vermitteln und die Klage aufzusetzen, hatte sein Werk noch nicht beendet, als eines Morgens die Herzogin in der Stadt erschien und bei den Dominikanern 2 ) Wohnung nahm. Da mußten schleunigst die Bürger zusammenberufen werden, damit sie zu dem Entwurfe der Klage ihre Zustimmung gäben. Aber sie sperrten sich wie früher. Was half es? Der Schuhmacher Bantekow schüchterte sie im Auftrage Jesups mit einem bewaffneten Haufen Volks derartig ein, daß aller Widerspruch verstummte und die Aemter vollständig ihren Willen behielten. Gründen derselben Art, wie die Bürger, mußten die Sechzig sich fügen und, wie Jesup es forderte, Nachmittags - um die Mittagszeit hatte die Herzogin die Klage nicht angenommen - Vollzählig vor der Herzogin erscheinen und der Vorbringung der Klage 3 ) beiwohnen. Und da einiger Straßenlärm den Verhandlungen der fürstlichen Räthe - darunter war Herr Matthias Axekow - nicht undienlich dünkte, so zog auch Bantekow mit seinen Scharen von Amtknechten und Selbstherren Nachmittags noch einmal auf. Das mag der Herzogin, die sich gewiß der Vorgänge von 1410 erinnerte, unbehaglich geworden


(  ...  ) und Franck nennt VII, 230 Matthias Axekow, der den Wismarschen große Geldsummen schuldig gewesen sei, welche man habe dran wenden wollen. So hat einer auf den Vermuthungen des andern weiter gebaut.
1) Dieser Ausschuß bestand nach pg. 44 (unten) neben den Sechzig; ob derselbe später bei den Vorschlägen zur Wahl des Neuen Raths betheiligt gewesen, oder ob dazu wieder ein anderer gebildet ist, das läßt sich nicht sagen. - Beim Worthalter der Bürger Evert Groteek scheint es gestanden zu haben, die Wahl dieses Ausschusses zu hindern oder zuzulassen.
2) Entweder war der Fürstenhof inmitten der Stadt zwischen St. Marien und St. Jürgen nicht wohnlich - der Hof in der Meklenburger Straße ist nicht genügend beglaubigt - oder er schien zu unsicher. Das Dominikanerkloster lag in unmittelbarer Nähe der Stadtmauer.
3) Ueber Hans Haker, der, im Gegensatz zu ehrenwerthen Leuten angeführt, hinderte die "grobe Klage" von früher anzubringen, ist nichts ermittelt. Der ganze Passus ist wenig klar und entweder von Ursprung an schlecht abgefaßt oder theilweise in der Ueberlieferung verderbt.
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sein: denn sie verließ noch desselben Tages die Stadt, während ihre Räthe zurückblieben, um den inneren Frieden herzustellen. Diese tagten mit den Sechzig und dem Ausschusse auf dem Rathhause "bis in die dunkle Nacht" - es war die Zeit der Wintersonnenwende - und vereinbarten endlich eine Urkunde, laut welcher die Herzogin den bestehenden Rath, dem man nicht einmal eine Verantwortung gönnte, absetzen und einen neuen einsetzen sollte. Ehre, Leben und Gut sollte aber den Alten Herren gewährleistet werden. Dies Zugeständniß ging den Sechzig jedoch zu weit und deshalb veranlaßten sie, bevor die Urkunde der Herzogin zur Bestätigung vorgelegt ward, anderen Tages eine Abänderung dahin, daß dem Alten Rathe zwar das Leben verbürgt, dagegen in Bezug auf Ehre und Recht ein jeder verantwortlich sein sollte.

Den Vorwand, die Entsetzung des Rathes auszusprechen, lieferte der vor fünf Jahren mit dem Könige von Dänemark geschlossene Vertrag 1 ) (S. 24), der, ohne Rath und Bevollmächtigung der Landesherrschaft und ohne Wissen und Zustimmung der Bürgerschaft vereinbart, der Herrlichkeit der Landesfürsten Abbruch thue und Behinderung schaffe und zu den inneren Zwistigkeiten Veranlassung gegeben habe. Ich sage Vorwand, denn wenn Rostock und Wismar unbeanstandet dem Hansebunde angehörten, wenn sie Krieg beginnen und Frieden schließen durften, wenn sie als Hansestädte mit Dänemark und Norwegen Frieden haben konnten, während ihr Herzog bezw. Herr noch im Felde lag (1370), wenn sie später, 1399, mit den nordischen Reichen ihren Separatfrieden machten, wenn nach der Besiegung von 1311 Wismar das Recht zugestanden ward, dem noch in Krieg mit dem Fürsten befindlichen Rostock beschränkte Hülfe zu leisten (M. U. B. Nr. 3501): so wird das abgeschlossene Bündniß gegen das thatsächlich bestehende Recht nicht wohl verstoßen haben. Mehr Schein möchte die Klage wegen Mißachtung der Rechte der Bürgerschaft haben, die nach Lübischem Rechte allerdings in schwierigen und wichtigen Angelegenheiten, wo es sich um ein für Stadt und Gemeinde präjudiciirliches Recht handelte, sammt den Werkmeistern


1) Auf Grund desselben Vertrags ward auch gegen die Rostocker Bürgermeister und den Rathmann Hinrik Heket von Seiten der Herzogin processirt und von Herrn Bernd von Plesse unter Beisitz von Henning Halverstad und Henning Gartze entschieden 1428, Jan. 16. Lange, Rostocker Verfassungskämpfe S. 31 f. - Bemerkenswerth ist es immerhin, daß der Lübische Chronist, der bei dem Angriffe auf Rostock sich auf die Seite des Neuen Rathes stellt (Graut. II, 576), den Vertrag als gegen die Landesherrschaft gerichtet auffaßt (Graut. II, 564).
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der Aemter zugezogen werden sollte (L. U. B. II, Nr. 715, Frensdorff, Stadt= und Gerichtsverfassung Lübecks, S. 206 f.); aber die Praxis der ganzen Zeit ist doch entschieden dahin gegangen, nicht in alle Verhandlungen und Verträge die Gemeinde hineinzuziehen, sondern nur in solche, bei denen es dem Rathe nützlich schien, und alle Verhandlungen breiter Oeffentlichkeit zu übergeben, wäre auch kaum dem Wohle der Städte entsprechend gewesen. Die wahren Gründe der fürstlichen Räthe werden, neben der ehrlichen Meinung vielleicht, daß nur so die Stadt beruhigt werden könne, Aussicht auf freiere Bewegung nach Ausdrängung der beiden Städte aus der Vormundschaft und nicht minder die Hoffnung gewesen sein, die Selbständigkeit der Städte einzuschränken und die Hoheit der Landesherren mehr zur Anerkennung zu bringen. Dies letzte ist ja auch erreicht worden, wie regelmäßig innerer Zwist mit Verlust an Rechten geendet hat. Denn während bei ruhiger Fortwährender Ergänzung des Raths nach alter Gewohnheit die fürstliche Macht als Grund der Macht des Rathes in Vergessenheit kommen mußte, gewann sie doppelte und dreifache Anerkennung als solcher, indem sie erst den Alten Rath absetzte, dann den Neuen einsetzte und schließlich den Alten wieder zurückführte und diesen zu einem Huldigungseide 1 ) zwang, den in Zukunft jeder neue Rathmann leisten sollte.

Doch sei dem, wie ihm wolle. Die vorgegebenen Gründe hatten einen guten Schein und am Abende des vierten Januar ward die Tags zuvor entworfene Urkunde mit den von den Sechzig verlangten Aenderungen von der Herzogin besiegelt. Sie hatte den Rath auf ihren Hof entbieten lassen, um ihn, über dessen Köpfe hin bisher verhandelt war, in Gutem oder Bösem zur Abdankung zu vermögen. Dieser machte auch keine Schwierigkeiten, denn Jesup hatte für einen solennen Aufzug des Volks unter Waffen Sorge getragen, der auch die Herzogin mit ihren Kindern und ihrer gesammten Umgebung in Schrecken setzte. Solchen sprechenden Gründen verschloß sich der Rath nicht und bewilligte und besiegelte alles, was man von ihm forderte.


1) Derselbe fand Aufnahme in die Friedensurkunde (unten S. 79, 26 ff. ganz gegen den Willen des Rathes, wie daraus hervorgeht, daß er in einer zweiten, auch in Schwerin vorhandenen, Ausfertigung der Urkunde, die, von der herzoglichen Kanzlei zurückgewiesen, nur das Stadtsiegel trägt und der notariellen Beglaubigung entbehrt, mit allen Beziehungen auf ihn ausgelassen ist. Andere geringe Abweichungen dieser Ausfertigung sind für zufällige anzusehen.
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Die feierliche Entsetzung des Raths hatte am 11. Januar 1 ) statt. Vergebens hatte der Rath die Herzogin noch zu bewegen gesucht, ihm die Schmach zu ersparen, öffentlich aus dem Rathstuhle gewiesen zu werden. Aber die Aemter waren unerbittlich: der Alte Rath mußte seinen Platz einnehmen und dann auf das Gebot der Fürstin aufstehn und den Rathstuhl verlassen. Darauf ward nach Verlesung der fürstlichen Urkunde 2 ) die Neuwahl des Rathes durch einen von den Sechzig erwählten gemischten Ausschuß, vielleicht denselben, der vorher die Vermittlung mit den fürstlichen Räthen auf Hand gehabt hatte, vorgenommen, und zwar wurden sechzehn aus der erbgesessenen Bürgerschaft, acht aus den Aemtern 3 ) der Knochenhauer, Wollenweber (Clawes Jesup), Schneider, Bäcker (Hinrik Hanneman), Schuster, Schmiede, Böttcher, Krämer (Hinrik Dobbin) berufen. Bevorzugt wurden diejenigen, welche sich im Kampfe mit dem Rathe hervorgethan hatten, unberücksichtigt blieben die Alten Herren, obwohl sie sicher nicht von der Wählbarkeit ausgeschlossen waren. Die Erkorenen 4 ) wurden auf eine Liste gesetzt und von der Herzogin feierlich nach der gegebenen Reihenfolge als Rathmannen eingeführt. Den Gewerkern war die Bedingung gemacht, aus ihrem Amte auszutreten.

Der Neue Rath, welcher der Landesherrschaft huldigte, empfing die Befugniß, sich nach Bedürfniß späterhin aus Bürgerschaft und Aemtern zu ergänzen. Die alten Privilegien wurden ihm bestätigt, und die städtischen Beamten leisteten, nachdem sie vom Alten Rathe ihrer Eide entbunden worden, neue Eide. Kurzum, der Neue Rath trat vollkommen in die Stelle und Rechte des Alten ein, nur daß die Sechzig kraft fürstlicher Urkunde ihm zur Seite bestehn blieben.

In Anlaß der hergestellten Einigkeit ward dann eine feierliche Messe veranstaltet, was einst Evert Groteek vorgeschlagen und der


1) Datum nach der Eintragung in die Rathsmatrikel, Hans. Geschq. II, S. 60. Unser Chronist "des anderen dages"; halber degedingesdages gemeint, oder haben sich die Verhandlungen noch in die Länge gezogen, oder ist sein Bericht nicht genau?
2) de schrift heißt es in dem Berichte. Es könnte auch eine verlorene Urkunde über die Bestellung der Wähler sein. Doch muß der Brief der Herzogin zweifelsohne bei dieser Gelegenheit veröffentlicht sein.
3) Die Knochenhauer, Wollenweber, Schmiede, Böttcher, Krämer waren auch 1410 ff. berücksichtigt. S. oben S. 19. Die acht Aemter nennt die Aufzeichnung in der Rathslinie S. 60.
4) Die nachzuweisenden Namen hat Dr. Crull in der Rathslinie S. 59 f. zusammengestellt.
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Alte Rath gewollt, Jesup jedoch vereitelt hatte. Die Alten Herrn aber nahmen keinen Theil mehr daran.

In der Stellung Wismars zur Hanse trat, soweit es ersichtlich ist, keine Aenderung ein. Der Krieg ward mit Energie, aber ohne besonderes Glück fortgesetzt. Mit Lübeck fand nach wie vor ein eifriger Meinungsaustausch und Verkehr statt. Auch was das städtische Regiment betrifft, sahen sich die Neuen Rathmannen genöthigt, den Bahnen ihrer Vorgänger zu folgen. Dieselben Bürgersprachen wurden verlesen, und von der Bieraccise, die vor der Einrichtung der beiden Rathmannen auf Jesups Betreiben abgeschafft war, wird ausdrücklich berichtet, daß sie bald hernach wieder erhoben ward. Die Verwaltung des Hauses zum Heiligen Geist enthielt man sich diesmal umzugestalten, nur daß in den Jahren 1428-30 sämmtliche vier Bürgermeister des Neuen Rathes als Vorsteher erscheinen, während es vom Alten nur zwei zu sein pflegten. Auch das ist nicht wesentlich, daß die Rathsämter wieder mit je drei Personen besetzt wurden (Hans. Geschq. II, S. 59). Zweifelhaft ist, ob auch diesmal wieder Herr Hinrik van Balsee dem Neuen Rathe sich als Stadtschreiber zur Verfügung gestellt hat (Crull, Jahrb. XLIII, S. 172, 174).

Einen leichten Stand hatte der Neue Rath dabei in der Stadt keinesfalls. Denn mochten die Herren des Alten Rathes, die auch diesmal in der Stadt blieben, und ihre Anhänger auch öffentlich nichts gegen ihre Nachfolger in der Macht unternehmen: besonders willige Unterthanen werden sie nicht gewesen sein, und bald liefen Gerüchte von Verschwörungen um. Auf der andern Seite aber war ebenso schwer auszukommen mit den Elementen, welche man als Sturmbock benutzt hatte, und die erbgesessene Bürgerschaft kam unter den Sechzig jetzt so wenig zu ihrem Rechte wie in den letzten Zeiten des Alten Rathes. Nach wie vor drängten sich die Werkmeister und Aelterleute 1 ) der Aemter ohne


1) Es scheint bisher nicht bemerkt oder wenigstens nicht genügend hervor gehoben zu sein, daß die Namen Werkmeister und Aelterleute keineswegs unterschiedslos zur Bezeichnung der Vorsteher von Aemtern anzuwenden sind. Denn es hat Zeiten gegeben, wo an der Spitze einzelner größerer Aemter neben einander Werkmeister und Aelterleute gestanden haben, wie Blümcke in seinen Handwerkszünften im mittelalterlichen Stettin bei den Riemenschneidern, Beutlern u. s. w. einen olderman der compans, bei den Kleinbindern Worthalter, bei den Schneidern vadersz neben den Aelterleuten nachweist und für andere, nicht genannte, Aemter Amtsbeisitzer, Aelteste oder Geschworene Aelteste neben Aelterleuten anführt (Balt. Studien 34, 184). In Wismar stiften 1398 de werkmester vnde de olderlude vnde dat gantze ambacht (  ...  )
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Fug und Recht hinein, und nach wie vor hatten so die Aemter die Oberhand. Und an dem Bäcker Hamborch, welcher einst Herrn Bantzekow gefangen eingebracht und hernach bei der Einschüchterung der Bürger treffliche Dienste gethan hatte, erlebte man einen Vorfall, der augenscheinlich bewies, wie schwach dem Volke gegenüber die Autorität des Rathes und der Sechzig war. Er hatte ein Gerede auf Dietrich Bützow zum Grese ausgebracht, wonach in dessen Hand verrätherische Briefe der Alten Rathmannen an Herrn Helmold von Plessen 1 ) zu Lübz gewesen wären, und sich vermessen, den Beweis dafür zu erbringen. Weil er das zum rechten Termine nicht vermochte und jener, für den es um Leben oder Tod ging 2 ), mit seinem Nein siegreich blieb, hieß der Rath mit Beistimmung der Sechzig den Angeber ins Gefängniß gehn und sprach ihm das Urtheil, dort bis auf Weiteres zu verbleiben. Aber vor einem Auflaufe, den die Parteigenossen des Gefangenen erregten, konnte der Rath seinen Spruch nicht aufrecht erhalten


(  ...  ) der kremer Vigilien und Seelmessen, belieben Werkmeister, Aelterleute und ganzes Amt (undatirte) Artikel, lassen 1411 die Werkmeister mit vulbort der olderlude vnde des gantzen ammetes eine Kapelle bauen, während 1415 und 1421 in Almosen=Angelegenheiten die Aelterleute und Geschworenen Meister desselben Amtes handeln (das Rothe Buch der Krämer, bezw. Stadtbuch=Eintragungen). 1425 kaufen olderlude werkmester vnde dat gantze ammet der Wollenweber Rente (Lisch, Meklenb. Urk. II, Nr. 107) und 1489 klagen in den Streitigkeiten dieses Amts die Aelterleute vor dem Rathe, daß die Werkmeister keine Rechenschaft ablegen wollen. Auch bei den Haken sind zu Anfang und bei den Reifern zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts Werkmeister und Aelterleute nebeneinander in Thätigkeit. Dergleichen Nachweise lassen sich auch für Lübeck, Lüneburg und besonders Hamburg geben. Aber die Einrichtung wie die Namen sind einem steten Wechsel unterworfen gewesen. Was für eine Stadt gilt, gilt nicht für die andere Stadt, was für eine Zeit gilt, nicht für die andere Zeit. Daß für die Krämer an Stelle der Werkmeister und Aelterleute wenig später Aelterleute und Geschworene Meister eintreten, haben wir gesehen, 1517 ist aber im selben Amte Hinrick Becker zugleich Aeltermann und Geschworener Meister. In Lübeck heißen die Werkmeister in den älteren Zeiten einfach Meister, in Hamburg scheint immer der Name Aelterleute überwogen zu haben, und namentlich haben in dieser Stadt im sechzehnten Jahrhundert die Aelterleute den Werkmeistern gegenüber die hervorragendere Stelle inne.
1) Vgl. L. U. B. VII, Nr. 155, 165, 165, 180, 193, 195, S. 183, Nr. 224, 646.
2) Nach der Erzählung muß Dietrich Bützow Wismarscher Gerichtsbarkeit unterstanden haben. Ist er demnach, obgleich der Mannschaft angehörig, Wismarscher Bürger gewesen? Sein Verhältniß zu der Stadt war auch später ein gutes. S. Crull, die Bisthums= und Kirchspiels=Grenzen bei und in Wismar. Beilage I (Jahrb. XLI, S. 137 f.).
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und mußte Hamborch wieder frei lassen, der nun mit gezücktem Messer in den Straßen umherlief und Drohungen gegen seine Feinde ausstieß.

So stand es um das Ansehen des Neuen Rathes. Und die Worte des Chronisten: men ik loue nicht dat se (die Neuen Herren) darin (in die Stelle der Alten Herren) qwemen (pg. 48) werden bedeuten sollen, daß die Neuen weder zu dem Ansehen, noch zu der Macht gelangen konnten, deren sich die Alten vor ihrem Sturze zu erfreuen hatten.

Leider bricht der Bericht, dem wir bisher folgen konnten, mit der Losgebung Hamborchs ab, so daß wir für das folgende auf Urkunden und wenige Notizen angewiesen sind.

Die beiden Söhne des hingerichteten Bürgermeisters Johann und Lüdeke Bantzekowe hatten, wie berichtet, um ihrem Vater einen schmachvollen und grausamen Tod zu ersparen, eidlich und urkundlich sich verpflichtet, auf keine Weise die Sache rechtlich zu verfolgen. Die Urkunde ist bindend, so bindend eine sein kann. Aber der jüngere der beiden Brüder Lüdeke setzte sich über alle Rücksichten hinweg und suchte Recht, wo er es finden konnte. Da die Herzogin keine Neigung gehabt haben wird, für den gewissermaßen auch von ihr Verurtheilten gegen den Neuen Rath einzutreten, die Hansestädte aber, die sich des Krieges halber mit Wismar nicht überwerfen wollten, höchstens im Stillen Vorschub leisten konnten: so blieben noch der König und die Vemgerichte, und an diese wendete sich auch der junge Bantzekow mit Erfolg.

Schon am 4. October 1428 verhängte König Sigismund wegen der Hinrichtung des Bürgermeisters die Acht in contumaciam über die Stadt (Notiz in der Handschrift F). Das ließen die Wismarschen wohl in gutem Vertrauen auf ihr Einvernehmen mit den Bundesstädten und mit der Herzogin zunächst auf sich beruhen. Im nächsten Frühjahre aber klopfte die Veme an. Lüdeke Bantzekowe hatte bei dem Grafen Heinrich zu Waldeck Hülfe gesucht, war in seinen Dienst 1 ) getreten und hatte vor Kurd Rube, Freigrafen zu Sachsenhausen in der Grafschaft Waldeck, Klage erhoben gegen die Rathmannen Evert Groteek, Clawes Jesup, Clawes Trechow, Bertold Weitendorp, Kort Dargun und Hinrik Hanneman, weiter aber gegen die Bürger Hans Panstorp, Lüdeke Wischür, Heine Dordewand, Hinrik Spalkehaver, Clawes Stalköper, Hans Brüseke, Hans Bomgarde, Peter Kanne, Hans Hamborch


1) Vgl. Lindner, die Veme, S. 623.
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und Clawes Wulf. In Folge dessen gingen gleichzeitig am 4. April vom Grafen Heinrich und vom Freigrafen Kurd Rube zwei Briefe aus. Beide suchten zu vermitteln, indem der Graf den Lüneburger Rath bat, seinem Schutzbefohlenen zu einer Genugthuung zu verhelfen, während der Freigraf die genannten Bürger 1 ) aufforderte, innerhalb vierzehn Tage nach Empfang seines Briefes den Kläger zufrieden zu stellen. Beide verbanden aber ihre Mahnung mit einer Drohung, der Graf: er werde Lüdeke Bantzekowen mit seinen freien Gerichten und sonst wie er könne, beistehn, der Freigraf: er werde nach Ablauf der gesetzten Frist, wie es sich gebühre, über Leib und Ehre der Beklagten zu Gerichte sitzen.

Darauf hin wandte sich der Wismarsche Rath an den Lübecker um Vermittelung - in Lübeck hielt sich Lüdeke Bantzekowe damals auf - und erbot sich, dem Kläger sicheres Geleit zu geben, seine Sache in der Vaterstadt abzumachen. Jener lehnte aber ab, nach Wismar zu gehn, war dagegen bereit, in Lübeck mit einem Bevollmächtigten aus Wismar zu verhandeln (Lübeck an Wismar 1429, Mai 5, unten Urk. e).

Aber auch bei der Landesfürstin suchte der Rath Hülfe, und die legte sich bei dem Grafen von Waldeck ins Mittel, indem sie ihn bat, seinen Freigrafen richterliches Eingreifen in dieser Sache zu untersagen und den Fall vor ihr eignes Gericht zu verweisen (Bruchstück eines Briefs des Grafen an die Herzogin, s. S. 73). Sie erbot sich, Lüdeke Bantzekowen Recht zu verschaffen, der auch bereit war, an einem zu Lübeck oder Schlutup abzuhaltenden Tage vor der Herzogin zu erscheinen, um seinen Widersachern gegenüber wahrzunehmen, was ihm von Ehre und Rechts wegen zukäme. Den Lübischen Rath ersuchte der Graf Heinrich mit Bantzekow zu Tage zu kommen und ihm behülflich zu sein (Schreiben des Grafen an Lübeck 1429, Juni 3, unten Urk. f)

Was aus diesen geplanten Tagen und gepflogenen Verhandlungen geworden ist, wissen wir nicht. Lüdeke war jedoch rastlos thätig und betrieb seine Sache auch vor dem deutschen Könige weiter und erwirkte im Laufe des Jahres 1429 2 ) von diesem ein


1) Ein Schreiben an die betheiligten Rathmannen ist vermuthlich verloren.
2) Das Mandat brachte nach dem Lüb. Chronisten (Eckhart II, 1297, Graut. II, 574) Johann Bantzkow Jacobi (Graut. a. a. O.) -Juli 25 - 1430 nach Lübeck. Das Datum ist ungenau, wahrscheinlich in der Jahreszahl. Auch den Vornamen möchte ich nicht vertreten, weil sonst überall Lüdeke als der Handelnde auftritt und auch in der Friedensurkunde seinem älteren Bruder immer voransteht (umgekehrt in der Urkunde von 1427, in der die Brüder auf die Verfolgung ihres Rechts verzichten, unten Urk. a).
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Mandat mit schweren Drohungen, falls die Stadt sich nicht fügen wolle. Vollstrecker sollten die Herzogin und Lübeck sein. Noch am 12. Februar 1430 hatten die Lübecker keine Antwort, scheint es, mit der sie vor den König zu treten für räthlich hielten (Brief des Lüb. Raths an Wismar 1430, Febr. 12, unten Urk. g), aber bis zu Oculi (März 19) des Jahres war es doch der Herzogin im Vereine mit den Sendeboten Lübecks, Hamburgs 1 ), Stralsunds und Lüneburgs gelungen, die Wismarschen zu Nachgiebigkeit zu bestimmen und den inneren Frieden herzustellen. Die augenscheinlich nicht ohne Schwierigkeiten vereinbarte Urkunde darüber vom 21. März führt als Zeugen außer den Sendeboten der Städte Bischof Herman von Schwerin, Abt Bernd von Doberan und die Vormundschaftsräthe auf. Sie ist in dem Schweriner Exemplare mit den Siegeln der Herzogin und dem der Stadt Wismar versehen und von dem Kleriker Gherd Brüsewitz, späterem Probst zu Neukloster, beglaubigt und unter der Beglaubigung desselben Klerikers ins Zeugebuch der Stadt fol. 2-6 eingetragen. Die Bestimmungen zerfallen hauptsächlich in zwei Theile: die Sühne für die Hinrichtung der Rathmannen und die Herstellung der alten Ordnung in der Stadt.

Was die Sühne betrifft, so sollte der Neue Rath den beiden Söhnen des Bürgermeisters und den Angehörigen des Rathmanns öffentlich im Namen der Stadt Abbitte leisten, in St. Marien drei feierliche Seelmessen vor aufgestellten Särgen unter eigner Betheiligung veranstalten und einen Opfergang 2 ) von zweihundert Bürgern und eben so viel Frauen und Jungfrauen veranlassen; auf Stadtkosten sollten innerhalb zweier Monate drei Pilgrime nach Thann im Elsaß zu St. "Ewald" 3 ), nach Rom und zu St. Jago di Compostella entsendet werden, um dort für die Hingerichteten zu beten. Auf Marienkirchhof sollte binnen Jahr und Tag auf Kosten der Stadt eine Sühnkapelle 4 ) errichtet werden mit


1) Die beiden Rathssendeboten Hamburgs nahmen ihren Weg über Lübeck und liquidirten 46 Pfund (Hamb. Kämmereirechn. II, 50).
2) Nach den Bürgersprachen 1418-30 sollten nur fünf Frauen mit der Hausfrau eines Verschiedenen sich am Geleite betheiligen dürfen.
3) Die Bürgersprache von 1419 und 20 verbot zu St. Ewald zu pilgern. Daß Thann das Ziel der von uns aus zu St. "Ewald" pilgernden gewesen sei, hat Dr. Crull mir nachgewiesen.
4) Ueber die Kapelle giebt Herr Dr. Crull, der mich überhaupt bei meiner Arbeit durch Mittheilung von Material und durch guten Rath in ausgiebigster und dankenswerthester Weise unterstützt hat, folgenden Bericht: Die St. Maria, St. Elisabeth, St. Benedict und Allen Heiligen geweihte, 1433, März 1, als gebaut bezeugte, Kapelle lag im Nord= (  ...  )
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zwei, je mit zwanzig Mark Lüb. und sonst nach Gebühr auszustattenden Vicareien. Die Präsentation der Vicare sollte je sechs Mal den Familien zustehn, später dem Rathe, und jeder Vicar sollte täglich zu einer Messe verpflichtet sein. Zum Andenken sollte außerdem auf dem Markte an der Stelle, wo die Hinrichtung vollzogen war, ein Kreuz 1 ) aus Stein errichtet werden. Endlich sollten


(  ...  ) westen der Marienkirche nach Negenchören zu, dem Hause Lübsche Straße Nr. 28 gegenüber so daß zwischen diesem und der Kapelle ein Hof war. Von dem Grundstück Lübsche Straße Nr. 30 ging ein Garten an der Westseite der Kapelle bis zur südlichen Fassade derselben auf den Kirchhof hinaus. Ein neuerdings gelegter Granitkubus bestimmt die Ostseite. Die Kapelle bildete ein richtig orientirtes längliches Rechteck von zwei quadratischen Gewölben mit einem abgewalmten Satteldache. Der östliche Gewölberaum hatte allein drei Seitenfenster und zwar dreipfostige, der westliche nur an der Schmalseite ein Fenster, während nach Süden und Norden Pforten waren. Unter dem Dachgesimse war ein Fries von glasurten Vierpässen ("Kreuzsteinen") angebracht. Die Schmiegen der Fenster und Pforten waren mit Stäben gegliedert. Die Dienste bestauden aus drei Stäben, von denen der mittlere etwas vortrat; ihre Kapitale, Köpfe aus Kalkguß, werden noch im Museum aufbewahrt. In dieser Gestalt hat die Kapelle, au der Ostseite allerdings geborsten, sonst jedoch in baulichem Stande, bis 1850 gedauert. Der Schaden war nach dem Gutachten sowohl des Landbaumeisters Schumacher wie des Baumeisters Thormann mit 50 Thalern zu repariren, während der Sachverständige des Departements der geistl. Hebungen, Maurer=Aeltester Sorger, die Kosten auf 500 Thaler anschlug und ein benachbarter Industrieller, welchem sie im Wege war, die Baufälligkeit der (nachher nur mit schwerer Mühe niedergelegten) Kapelle nicht aufhörte auszurufen. Der Bau sollte fallen und fiel trotz der Bemühungen sämmtlicher Prediger und einer Anzahl namhafter Bürger und Einwohner und zwar ohne oberbischöfliche Einwilligung, weshalb der hochselige Großherzog der Behörde sein Allerhöchstes Mißfallen unverhalten sein ließ. - 1433, März 1, wurden dem Vertrage gemäß jährlich 40 Mark Lüb. für die Vicare auf die Kämmerei angewiesen. 1436, Juli 2, bestätigte Bischof Paridam von Ratzeburg Kapelle und Vicareien und bestimmte zugleich das Verhältniß der Vicare zu dem Pfarrherrn zu St. Marien. Eine Reihe der Vicare findet man in Anschluß an die Chronik. - Bei der Inventarisirung 1530, Aug., (Crull, Goldschmiede S. 28) fand man in der "Banthschouven Cappellen" 1 kelch mid 1 patenen, vorguldet.
1) Die nach dem von Schröder A. B. S. 1248, K. B. S. 250 citirten Anon. Chron. Wism. Msct. pg. 38 (S. Jahrb. XLIII, 179) im Jahre 1439 errichtete Docke ward in Reimar Kocks Kindheit entzwei gefahren, wie man munkelte, absichtlich von Nachkommen der den Bantzkowen feindlichen Familien, aber nach einigen Jahren wieder aufgerichtet. 1513, als zum Zwecke des Turnirs, das am 7. Juni zur Verherrlichung der Hochzeit Herzog Heinrichs daselbfl abgehalten ward, der Markt abgeräumt werden mußte, ward sie auf den Marienkirchhof neben die (  ...  )
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den Söhnen des Bürgermeistern die Kostien für die Verfolgung ihres Rechtes mit 600 rh. Gulden ersetzt werden. 1 )

Die Anordnung der Seelmessen sollte die letzte Amtsthätigkeit des Neuen Rathes sein, wenn wir von den Verfügungen absehen, die er zu seiner eignen Abdankung zu treffen hatte. Denn die Herzogin gab ihr eignes Werk vollständig auf, welcher sie nach kurzem sogar vor dem Könige verleugnete (Brief 1431, Oct. 27). Bevor der Neue Rath nun zurücktrat, mußte er sich den Alten Herrn gegenüber zu einer Abbitte entschließen und versprechen, der Stadt und des Rathes Wohl zukünftig im Auge haben zu wollen, es auch an der schuldigen Ehrerbietung nicht fehlen zu lassen; dagegen sollte den abtretenden Herren, wie auch der gesammten Bürgerschaft und Einwohnerschaft völlige Vergebung zu Theil werden und sie an Gut und Ehre unbeschädigt und ungekränkt bleiben. Die Urkunden, Bücher, Schlüssel und Gelder sollten dem Alten Rathe ausgeliefert und ihm auf Verlangen auch ein Verzeichniß der Stadtschuld übergeben werden.

Die Sechzig mußten gleichfalls entsagen, und für alle Zukunft sollte ein solches Collegium zur Beschränkung des Rathes, es sei unter welchem Namen es sei, verboten sein. Ebenso sollten alle


(  ...  ) Bantzkowen=Kapelle gesetzt, kam jedoch nach etlichen Jahren an ihre alte Stelle zurück. Im Anfange des nächsten Jahrhunderts muß sie wieder in Trümmern gelegen haben. Es erstand nämlich damals der Bürgermeister Jaspar Schwartzkopff, mütterlicherseits ein Nachkomme Joh. Bantzkows, eine Docke, ließ ein Crucifix darauf meißeln und sie an die Stelle der verfallenen setzen (Schröder A. B., S. 1254 und 1408 [K. B. 251] zu 1602; ein Irrthum in der Jahreszahl ist nach den S. 1408 namhaft gemachten Personen ausgeschlossen). Auch die stand nicht lange. Sie soll nach mündlicher Ueberlieferung bei der Einführung des Tribunals (S. K. B. S. 551) 1653 fortgeschafft sein (S. A. B. S. 1254); wozu stimmt, daß der spätere Bürgermeister und Dr. juris Kasp. Schwartzkopff 1657, März 14, beim Rathe um die Erlaubniß zur Errichtung eines neuen Denksteins einkam, aber laut Rathsprotocoll von 1657, März 19, abschläglich beschieden ward. Zu Anfang dieses Jahrhunderts - bis 1822 der Markt neu gedämmt ward - waren nach der Erinnerung alter Leute noch zwei oder drei Steine an jener Stelle über das Pflaster sich erhebend zusammengesetzt. Später lag dort bis zur jüngsten Neupflasterung ein runder Granit von 2 Fuß Durchmesser mit einer einzeiligen nicht lesbaren Inschrift in gothischer Minuskel. Die Platte ist bei unvorsichtiger Handhabung einer großen Ramme in Trümmer gegangen und jetzt durch einen sehr viel kleineren runden Stein neben der Fahrstraße ersetzt.
1) Ganz ähnliche Bestimmungen enthielt die Sühne für Braunschweig 1380 (Br. Chron. I, S. 386 ff.) und erlangte der Sohn des 1430 zu Bremen hingerichteten Bürgermeisters Johann Vasmer (Geschichtsquellen des Erzstiftes und der Stadt Bremen S. 163).
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Verbünde in der Stadt aufhören und nie wieder errichtet werden. Auch Aufläufe und Aufsätzigkeit gegen den Rath wurden für alle Zeit untersagt bei schwerer Strafe. Weder in Meklenburg noch in den Hansestädten sollte ein Aufrührer Sicherheit finden, und auch dem Rathe wurde für den Fall, daß er einen solchen zu strafen unterlasse, große Pön und der Stadt Ausschluß aus der Hanse angedroht. Die Einsetzung der Werkmeister und Aelterleute sollte beim Rathe stehn, von dem die Aemter sich diese ihre Vorsteher zu erbitten angewiesen wurden.

Den Bürgern und Einwohnern ward außerdem ein Eid abgenommen, in dem sie sich zur Treue gegen die Landesfürsten und zu Gehorsam gegen den Rath verpflichteten und Aufsätzigkeit, Verbündnisse, Aufläufe ablobten. Der Eid sollte, wie er auch seit alter Zeit üblich gewesen wäre, auch in Zukunft von jedem geleistet werden, der in Wismar Wohnung haben wollte.

Diese Verfügungen liefen darauf hinaus, des Rathes Macht im Innern sicher zu stellen. Dagegen ward jener verpflichtet, seinen Gegnern Amnestie 1 ) zu gewähren und mußte die Amtsthätigkeit des Zwischenregiments anerkennen, soweit es nicht seine Macht verwendet hätte, die Landesherrschaft oder den Alten Rath und dessen Anhang geradezu zu schädigen und in ihren Rechten zu verkürzen. Besonders anerkannt ward dem wieder eingesetzten Rathe sein Recht, sich nach Gutdünken, wie es erforderlich sei, zu ergänzen.

Wie der Bürgereid, so fand auch der Rathseid 2 ) seine Feststellung. Auch er verpflichtete in erster Linie zu Treue gegen die Herzoge.

Endlich nahm die Herzogin den Rath und die ganze Stadt in ihre Huld auf und bestätigte ihnen alle ihre Privilegien und Freiheiten und Gewohnheiten und gab insbesondere ihre Autorität zu der Erhebung der Accise für einige Jahre, damit die Stadt aus ihren Schulden kommen könne.

Die Sühne ward nach der Eintragung in die Rathsmatrikel (Hans. Geschq. II, S. 60 f.) am 19. und 20. März vollzogen, während die Urkunde das Datum des einundzwanzigsten trägt. Feierlich wurden die noch lebenden Mitglieder des Alten Rathes von der Herzogin und ihren beiden Söhnen wieder in den Rathstuhl


1) In der That ist nach Schröders Sammlungen selbst Jesup unbehelligt in der Stadt geblieben. In den erhaltenen Urkunden und Stadtbüchern kommt er nicht weiter vor. Hamborch mag wirthschaftlich zu unbedeutend gewesen sein, als daß wir ihn ebenda vermissen könnten.
2) S. oben S. 53 Anm.
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eingeführt 1 ). Wir vermissen Herrn Hinrik Hagemester und Göbel van der Sterne 2 ), den Schwager Joh. Bantzekows. Der Bestand des Rathes war siebzehn Personen, von denen drei in ihrer früheren Würde als Bürgermeister eintraten, während andere drei, darunter Herr Johann Vrese 3 ), sogleich zu derselben Würde befördert wurden. Der Grund, aus welchem man die gewöhnliche Zahl der Bürgermeister (vier) soweit überschritt, ist durchaus dunkel. Als Vermuthung mag hingestellt werden, daß man Ansprüchen derer vorbauen wollte, die man aus dem Neuen Rathe aufzunehmen vorhatte. Denn es fällt auf, daß unter den am 11. April des Jahres Erwählten, die die Zahl der Rathmannen auf fünfundzwanzig brachten, sich drei Bürgermeister aus dem Neuen Rathe befanden: Evert Groteek, Johann Sasse, Peter Loste. Der letzte erreichte es, 1437 zum Bürgermeister erkoren zu werden, nicht bei der ersten Vacanz.

In der baldigen Aufnahme dieser und anderer Angehörigen des revolutionären Rathes 4 ) bewiesen die wieder zur Macht gelangten Herren bei weitem größeres Zuvorkommen als 1416, und es wird nicht am wenigsten ihrer Mäßigung gedankt werden müssen, daß der innere Friede auf Jahrzehnte hinaus keine Störung erfuhr.

So war, Dank dem Eingreifen des römischen Königs, die gesetzmäßige Herrschaft wieder in ihre Rechte eingesetzt, scheint aber, wohl weil sie die Sache für an sich erledigt ansah, um Aufhebung der Acht sich nicht besonders bemüht zu haben. Zwar ward mit Lübeck über Briefe an den König verhandelt (Schreiben Lübecks an Wismar 1430, Apr. 5), auch ward Wismar nebst Stralsund vom Könige beauftragt, Rostock zur Wiederaufnahme des Alten Rathes zu vermögen (Lange a. a. O. 22; - der Rostocker Bürgermeister Johann Katzow starb zu Wismar, Jahrb. LIV, S. 135, 240),


1) Ausgaben der Herzogin bei dieser Gelegenheit hat Lisch aus den Rechnungen der Vogtei Bukow publicirt Jahrb. XI, S. 226.
2) Gestorben Anfang 1430, Hans. Geschq. II, S. 54, Nr. 228; eine Urkundencopie, der zufolge er schon 1428 todt gewesen wäre, muß fehlerhaft sein.
3) S. oben S. 48 Anm. 1.
4) Hermen Weltzin. Als Sechziger, aber der Partei des Alten Rathes angehörige läßt sich Johann Werkmann erweisen, s. oben S. 2. Nicolaus Küsel war 1410, Juni 10, nebst zwei andern ehrlichen Bürgern den Vorstehern zum Heil. Geiste zugeordnet. Vielleicht sind von den 1430 neu Aufgenommenen auch noch der Rest dem Neuen Rathe oder den Sechzig zugehörig gewesen. Herrn Joh. Sasse vergab man sogar, daß er die zum Sturze des Rathes ausgenutzte Urkunde hatte holen helfen. Ausgeschlossen mußten priucipiell nach Lübischem Rechte alle Gewerker bleiben.
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jedoch am ersten März des nächsten Jahres sah sich der (wieder einmal geldbedürftige ?) König veranlaßt, von Nürnberg aus Bischof Johann von Lübeck zu beauftragen, die Wismarschen zu Genugthuung gegenüber dem Reiche, an dem sie sich durch ihren Aufruhr vergangen, anzuhalten: - die für Widersetzlichkeit angedrohten Strafen sind nicht gering - worauf sich October 27 die Herzogin für ihre Stadt beim Könige verwendete und ihn bat, da ihr selbst für die Sache genug gethan sei, auch seinerseits es dabei sein Bewenden haben zu lassen. Die Acht ward aber erst am 12. Mai 1432 - unter demselben Datum ward über Rostock die Aberacht verhängt - von Parma aus für aufgehoben erklärt. 1 ) Und damit hatten denn diese Unruhen nach allen Seiten hin ihren Abschluß erreicht.



1) Notiz zur Handschrift E, nach einer andern Nachricht bei einer verschollenen Handschrift um Michaelis. Von dieser Urkunde besorgte sich der Rath zwei Ausfertigungen und verausgabte dafür und für Botenlohn achthundert Mark Lüb. (S. den Anhang zur Chronik.) Die Urkunden sind aus dem Raths=Archive verschwunden.
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Urkunden.

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1427. Novbr. 18. Wismar. a.

Die Brüder Hans und Lüdeke Bantzkow begeben sich, nachdem auf ihre Bitte ihr Vater, Herr Johann Bantzkow, zum Schwerte begnadigt ist, für alle Zeiten jeder Ansprache wegen der Verurtheilung.

Wy Hans vnde Ludeke, ghenomet Bantzkowen, her Johan Bantzkowen sones, bekennen vnde betughen openbare in desseme breue vor alsweme, dat wy de ersamen wisen manne borghermestere vnde radmanne tor Wysmer vnde de erliken sostich borghere darsulues myt andachtighen, vruntliken beden angheuallen vnde otmudichliken beden hebben vmme hern Johan Bantzkowen gnade vnde vntsachtinghe des ordels to donde, dat em vor deme sittenden rychte to der Wysmer myt rechte ghedelet is; vmme welker bede willen deme vorbenomeden her Johan Bantzkowen grote gnade vnde entsachtinghe des ordels ghescheen is vnde des swerdes gheghunt ward. Darvmme wy hochliken danken den borghermesteren, radmannen vnde borgheren tor Wysmer vorbenomet. Vnde wy Hans vnde Ludeke, brodere ghenomet Bantzkowen, vorbenomet hebben ghelouet den erbenomeden borghermesteren vnde radmannen tor Wysmer borgheren, ampten vnde werken darsulues vnde alle den iennen, de se myt rechte vordeghedinghen moghen, vnde louen en in kraft desses breues vor vns, vor alle vnse eruen, vor vnse vrunde vnde maghen, boren vnde vngheboren, ghestlik vnde werlik, vnde vor alle de iennen de vmme vnsen [willen] don vnde laten willen, dat en vnde der stad Wysmer nenerleye maninghe ofte beswaringhe scheen edder wedderuaren schole an tokomenden tyden van dessen vorgherorden saken weghen vnde van des weghene, dat her Johan Bantzkowe vorscreuen vorordelt vnd

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enthouedet is, vnde wes her Johanne darane beyde vore vnde na gheschen is. Wente wy, vnse eruen vnde alle vnse vrunde vnde maghen, ghestlik vnde werlik, gheboren vnde vngheboren, scholen vnde willen nummer darvp saken edder namanynghe don edder don laten an tokomenden tyden, nemende darvmme bescheddighen edder bescheddighen laten, vnde wy vorlaten alle manynghe vnde wrake. Alle desse vorscreuenen stucke vnde articule vnde eyn iewelik besunderghen loue wy Hans vnde Ludeke, brodere vorbenomet, by vnsen lyffliken eeden, de wy deme rade vnde borgheren tor Wysmer darvp ghedaen hebben, by vnsen rechten truwen vnde vasten louen, alle myt ener sameden hand, stede vnde vaste to holdende to ewyghen tyden den borghermesteren, radmannen, borgheren, ampten vnde werken tor Wysmer vorbenomet, ouergheuende alle beschermynghe ghestlikes vnde werlikes rechtes, darmede wy dessen breff breken mochten. Des to tughe vnde merer witlicheit so hebbe wy Hans vnde Ludeke vorbenomet vnse ingheseghele myt gantzen vrygen willen vnde wol bedachten mode henghen laten vor dessen breff, gheuen vnde screuen tor Wysmer na der bord vnses heren Crysti veerteyn hundert iar an deme souenvndetwyntighesten iare achte daghe na sunte Mertens daghe, de[s] hilghen byscopes.

Original im Grossh. Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin, auf breitem Pergament sorgfältig geschrieben. An Pergamentstreifen hangen zwei Siegel mit rother Platte:

1) des Joh. Bantzekow im Schilde zwei auswärts gekehrte Halbmonde, je einen Stern umschliessend; dazwischen oben und unten je ein runder Knopf. Der Schild ist von einem Dreipass mit drei eingeschalteten Spitzen, die bis zum Rande reichen und die Umschrift schneiden, eingefasst; Umschrift in gothischer Minuskel:

s' iohan nis : bant │ zekow
(Vgl. Hans. Geschichtsqu. II. zu Nr. 191.)

2) des Lüdeke Bantzekow. in der Rundung eine Hausmarke; Umschrift in gothischer Minuskel:

Kreuz s' lvdeke Blumenvignette bantzekowen .

1428. Jan. 4. Wismar. b.

Die Herzogin Katharina von Meklenburg urkundet, dass sie den Rath der Stadt Wismar wegen des ohne Wissen

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und Einwilligung der Landesherrschaft und der Bürger mit dem Könige von Dänemark [1423] geschlossenen ewigen Bündnisses kraft ihrer vormundschaftlichen Rechte entsetzt hat in der Weise, dass die früheren Rathmannen als Bürger in der Stadt verbleiben sollen, sicher ihres Lebens, verantwortlich jedoch zu Recht und zu Ehren, dass sie nach Ausweis der von Bürgern und Aemtern ihr übergebenen Schrift einen neuen vollmächtigen Rath aus Bürgern und Aemtern eingesetzt hat zu den alten Rechten, insbesondere dem der freien Ergänzung aus Bürgern und Aemtern. Die zu Rathe gekorenen Handwerker sollen ihr Amt übergeben. Der Rath hat der Landesherrschaft und der Stadt Eide geleistet.

In nomine sancte et indiuidue trinitatis, amen. Wy Katherina, van godes gnaden hertoginne tho Mekelenborch, greuinne to Zwerin, tho Stargarde vnde Rozstok der lande vrůwe, bekennen vnde betůgen openbare in desseme breue vor alsweme, de ene ze e n edder lesen horen, vor vns vnde vnse kyndere, heren Hinrike vnde heren Johanne, van der vorscreuen gnade godes hertogen tho Mekelenborch vnde greuen to Zwerin etc., der wii vormundere syn, vnde vor ere eruen, dat wii vormyddelst rade vnde vulbort vnser leuen getruwen herschop rade hebben angeramet myd den erliken borgheren vnde inwonren an vnser stad Wysmer: also vmme de twedracht vnde vnwillen, de dar is gewesen thůschen deme rade, den borgheren vnde menheyden also van der tosathe weghene, de de vorscreuen rad ghemaket heft myd deme konynghe van Dennemarken vnde synen landen to ewygen tiiden zunder vnse vnde sunder vnser herschop rade offte vulbort vnde sunder vnser vorscreuenen borger willen, wischop efte vulbort, dat vns de erbenomeden vnse borgere tho kennende gheuen, also schaden, brekeligheit, de daraff ghekomen is vnde noch aff komen můchte, dat god affkere, in tokomeden tiiden, dar wii myd vnser herschop rade zee vmme entset hebben vmme zodanen breke vnde hynder vnser herschop vnde vnser vorscreuenen stad vnde vmme des menen besten willen, also dat wii den suluen vorscreuen rad, de van der herschop gheset was, den van deme vorscreuen beuele vnde herligheit beuelen was vnde macht, dar zee to zettet weren, hebben myd vnsen

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kinderen vnde heren, hertoghe Hinrike vnde hertogen Johanne vorgescreuen, vnde herschop rade wedder affgezettet vmme des erbenomeden vorbundes willen, dar sik de vorscreuen rad tho deme koninghe van Dennemarken vnde synen landen ane vorzeghelt vnde vorbreuet hebben tho ewiigen tiiden sunder vns vnde vnser herschop vnde zunder vnser vorbenomeden borghere willen, wischop ofte vulbort, wodoch de sulue rad, de seten heft, vor medeborghere to blyuende lik anderen borgheren, vnde de twedracht, vnwille thuschen en vnde den borgheren darmede vorlecht, men zee scholen antworden to eeren vnde to rechte, doch eres lyues velich to wesende van desser vorscreuenen zake van den borgheren edder herschop weghene erbenomet. Also hebbe wii myd vnsen vorscreuen kinderen vnde heren vnde vor ere eruen vormyddelst vnser herschop rade myd ghantzen vrigen willen vnde wolbedachten mode an vnse vorbenomeden stad Wiismer yn de suluen stede des vthenomen rad es vorgescreuen ene[n] vullenkomen mechtigen rad van borgeren vnde van ampten na vthwiisynghe der scrift, de vns de borghere vnde ampte antwordet hebben, dar zee angetekent weren, wedder zettet vnde stediget, setten vnde stetigen iegenwardigen in craft desses breues an aller vullenmacht, vryheiden vnde nůtticheiden, also ere vorevaren den erbenomeden rad, stad vnde tobehoringe ye vrighest beseten vnde had hebben, vnde also yd van der herschop ie vrigest vorbreuet is dar nichtes buten beschenen; vnde desse breff schal den anderen breuen, de de rad vorgescreuen by sik hebben, van der herschop van Mekelenborch beseghelt, nergen ane to vorvanghe komen. Vnde ok de yenen, de van den ampten an den rad werden koren, de scholen ere ampte ouergheuen, vnde de sulue rad eren vrigen kore to hebbende vnde to beholdende van borgeren vnde ampten in aller mathe, also vorgescreuen steit, also wan des van dodes weghene deme rade not vnde behůff 1 is. Ok heft de sulue rad, den wii hir settet hebben, eede dan, also sik dat bort, vns, vnsen kinderen vnde vnser stad Wiismer vorgenomet. Hirouer sint gewesen vnse leuen getruwen, der herschop van Mekelenborch raad, de dyt, also vorscreuen is, myd vns vnde vnsen vorscreuen kinderen vnde heren vnde vor ere eruen dedinghet vnde ghantzliken mede vulbordet hebben, also Wypert Lutzouwe, marschalk, her Bernd van Plesse, her Mathias Axekouwe, voghet to Zwerin, her Hinrik van Stralendorpe, rittere, Clawes Sperlingh, Otto Veregghe, kamermester, Henningh Haluerstad, vndermarschalk, Hinrik Molteke, Johan vnde Curd,

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brodere, gheheten van Plesse, Clawes van Ortze, Vikke Stralendorp van Criuitze, Johan Veregghe, Helmold Lutzouwe van Grabouwe vnde Hermen Kerkdorp van Gnoyen myd velen anderen erliken luden, gheislik vnde werlik, de wol louen vnde thuchnisse werdich synt. Des to tůughe vnde warheyd alle desser verstreuen stukke vnde articule hebbe wii vruwe Katherina, hertoginne vergescreuen, vor vns, vnse kindere vnde heren erbenomet vnde vor ere eruen vnse ingesegel mid willen vnde ghantzer wytschop henghet laten vor dessen breff, de geuen vnde screuen is tho der Wysmer na der bort godes verteyn hundert iare darna an deme achtevndetvynteghestem iare des neghesten sondaghes vor der hilligen driger koning daghe.

Original im Grossherzogl. Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin. Pergament. An rothen und grünen seidenen Fäden hängt das in der rothen Platte etwas beschädigte grosse Wachssiegel der Herzogin Katharina, wie es Jahrh. XXXIII, S. 197 abgebildet ist. 1 In der Urkunde: hehůff.


1429. April 4. Waldeck. c.

Graf Heinrich zu Waldeck ersucht Bürgermeister und Rath der Stadt Lüneburg, sich dafür zu verwenden, dass benannte Rathmannen und Bürger von Wismar seinem "Knecht und lieben Diener" Lüdeke Bantzkow für das seinem Vater zugefügte Unrecht genugthun. Widrigenfalls will er demselben mit seinen freien Gerichten zu seinem Rechte verhelfen.

Heinrich, graue zu Waldegken. Vnsir fruntlichen grus zuuor. Ersamen vnd vorsichtigen liebin bisundern, wir vornemen vnd vns ist ouch also in warheyden vorbracht, wie Ebirhart Groißeiche, Clawes Yhesup, Clawes Trechauwe, Bertold Weißindorff, Curd Dargune vnd Heinrich Haneman, raitmanne zu der Wismar, vnd Hans Pantzdorff, Luderke Wißkure, Heyne Durchdiewant, Henrich Spalkehafer, Clawis Stailkoiffer, Hans Bruseke, Hans Boymgarte, Petir Kanne, Hans Homborgh vnd Clawis Wolf, gemeynen burger darselbis zu Wismar, den ersamen Ludolf Bontzkowe von der Wismar, vnsin knecht vnd besunderlichs lybyn dyner, an synem vatyr sere swerlich entweldiged, uergreffin vnd vervnrechtid habyn; worvmme wir vch

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biddin gutlich mit gantzem fließe vnd ernste, ir villen (villen) vmbe vnsern wullen de vorgenanten raitmanne vnd gemeynen burger 1 zu Wismar bitdin, sie vndirwisin vnd ouch berichten, daz sie dem obgenanten Ludolfe, vnsim knechte vnd dener, vmbe sulche entweldunge, gewalt vnd vnrecht, so sie an sinem vatir seligen begangen vnd getan han, tun willen so vil sii ime darvan schuldigen vnd plichtich sin zu thunde, vnd ime ouch eyn sulch von ine vnuortzoghed gedigen moghe. Daz willen wir gerne gein uch verschulden. Weres obir der obgenante vnser knecht vnd dener uwer berichtunge gein de obgenanten nicht genißin mochte, des wir doch nicht meynen, so ist vns der obgenante Ludolff also gewand, daz wir ime geraten, behulfen vnd biistendich wullen sin gein de vorgenanten burger von Wismar mit vnsern friien gerichten vnd andirs, wormidte wir mogen, biß also lange er sin recht gein sie erfurdern kunne, vnd vns fuget eyn sulchs nicht zu laßen. Datum Waldegke nostro sub sigillo secunda feria proxima post Quasimodogeniti anno etc. XXIX.

Den ersamen vnd vorsichtigen borgermeistern vnd raitmannen der stad Luneborg, vnsern liebin besundern, detur.

Gleichzeitige Abschrift auf einem breiten Papierstreifen mit Einschnitten für Bänder im Raths-Archive zu Wismar. 1 Hinter "burger" über der Zeile "ztzu" durchstrichen.


1429. April 4. [Sachsenhausen.] d.

Kurd Rube, Freigraf zu Sachsenhausen in der Grafschaft Waldeck, mahnt benannte Wismarsche Bürger, sich mit Lüdeke Bantzkow, der gegen sie Klage erhoben hat, innerhalb vierzehn Tage nach Kenntnissnahme von dem Briefe gütlich zu vergleichen oder ihm nach Recht genugzuthun. Sonst müsste er auf weitere Klage über ihr Leben und ihre Ehre richten.

Wisset, Hans Pantzdorff, Ludeke Wyßkure, Heyne Durchdiewandt, Heinrich Spalkehafer, Clauwis Stailkouffer, Hans 1 Broseke, Hans Bomgarte, Petir Kanne, Hans Hamberch vnd Clauwis Wolff, gemeyne burger in der staid zu Wißmar, das

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mir der ersame Ludolff Bantzkouwe von der Wißrnar an dem heiligen hemelichin friien gerichte zu Sassinhusin, in der graueschafft zu Waldegken belegen, seer swerlich ubir uch geclait hait uwir liebe vnd hoestin ere antreffende; warumbe ich uch anemude mit gantzem ernste von wegin des abgenantin friien gerichtes, das ir uch mit dem abgenantin Ludolff vmbe sulche ergerurten swerlichin clage vnuertzoglich innewendig viertzehen tagen darnach irs[t]in volgende, als uch diese briff zu wissin werdet, gutlich richtet, adir abir ime darenbynnen thut, souil ir ime von eren vnd rechtes wegin schuldig vnd plichtig siit zu thunde. Wereß abir ir des ime darenbynnen nicht thedet, des ich doch noch nicht gloube, clagede mir danne die obgenante Ludolff adir imand van siner wegin ubir uch furder, moste ich ime danne furbaßir ubir uwir liibe vnd ere richten, als sich das geburte, vnd wiewol ich das seer vngerne thede, doch mochte ich ime des nicht geweigern; danne ich raden uch getruwelich, ir eß darzu nicht komen laißet, want eß uch alsdanne ser swer vnd herte ligende wurde. Datum meo sub sigillo anno domini etc. XXVIIII° secunda feria proxima post dominicam Quasimodogeniti.

Curd Rube,                
friigraue der graueschafft zu Waldegken.

Original im Raths-Archive zu Wismar auf einem Quartblatte Papier mit Spuren eines Siegels auf der zu Notizen benutzten Rückseite. Keine Adresse. 1 Aus dem ursprünglichen Hans ist Clauwes gemacht.


1429. Mai 5. Lübeck. e.

Der Rath von Lübeck meldet dem Wismarschen, dass Lüdeke Bantzkow ablehne, in Wismar seine Sache zu betreiben, dagegen bereit sei, in Lübeck mit Bevollmächtigten freundliche Verhandlungen zu pflegen.

Vnsen fruntliken grud vnde wes wii ghudes vormogen to u oren. Ersamen heren, le u en fr u nde, iuwen breff an vns gesant, darinne gi vns scri u en vmme de tosprake, de Ludeke Bantzkawe mene to i u w vnde to den i u wen to hebbende van sines vaders wegen vnde wille he körnen bynnen de Wismere, he schole an e i u weme geleyde vnde velicheit wol verwaret wesen etc. mangk mer worden, hebbe wii, le u en vrunde, wol

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vorn oe men vnde begeren i u wer le u ten weten, dat wii darvmme vor vns vorbodet hebben Ludeken erbenomet vnde gheuen eme desset to kennende mit g u tliker vnderwisinge, dar de sulue Ludeke to antwordet dat eme bynnen i u we stad nicht v oe chliken sy to komende, nademe he nymandes hebben en k oe ne, de eme beqwemelik sin ouer sinen dedingen to wesende, men wille i u we le u en iemendes darvmme bynnen vnse stad senden, he wille vruntlike dedinghe gherne lyden, vnde m oe ge eme redelicheid in fr u ntschoppen weddervaren, dat wille he mit den i u wen gherne handelen, so he g u tlikest m oe ge Siid gode beuolen. Scriptum vnder vnsem secreto an vnses heren hemmeluart d ae ge anno etc. XXIX°.

Consules Lubicenses.     

Auf der Aussenseite: Den ersamen, vorsichtigen, wiisen m ae nnen heren borgermesteren vnde r ae tmannen tor Wismer vnsen besunderen g u den vr u nden, detur.

Original im Raths-Archive zu Wismar, ein breiter Pergamentstreifen. Reste des aufgedruckten briefschliessenden Secrets.


1429. Juni 3. Waldeck. f.

Da die Herzogin von Meklenburg erklärt hat, die von Lüdeke Bantzkow Beklagten sollten ihm vor ihr leisten, was Recht sei, und dieser eingewilligt hat, entweder zu Lübeck oder zu Schlutup in seiner Sache zu verhandeln, so bittet Graf Heinrich zu Waldeck Bürgermeister und Rath der Stadt Lübeck, mit seinem "Diener" Lüdeke Bantzkow zu Tage zu reiten und ihm förderlieh zu sein.

Heinrich, graue zu Waldecken Vnsern fruntlichen grus zuuor. Ersamen, guden frunde, so als ir wol vernomen habt, wie das vnser dyener Ludecke Bantzouwe eynteils ingeseßen burger zu der Wißmar vor vnserm friien stůle an dem heiligen heymelichin gerichte beclagt hat etc., dea th ue n wir uch zu wissende, das die hochgeborn frauww hertzoginne zu Megkelnsborg vns vor denselben geschrebin hat, wie daz sie Ludeken,

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vnserm dyner vor er vnd iren sonen th ue n sullen, wes sie ime in rechte plichtig sin. Daruff wir mit dem obgenanten Ludecken geredt han, also das wir sin darzu mechtig sin vnd ine vermogen, das er gein sie uff einen gelegelichen tag riiden wil bii namen zu Lubecke odir z ue Sluckup an der tzwiger stede eyne, vnd aldarselbs vor der hochgeborn frauwen der hertzoginnen vnd vor iren sonen van den vorgeschrebenen sinen wedirsachen nemen wil, so uill sie ime von eren vnd rechtes wegen plichtig sin zu thunde, darvmbe er sie vor vnserm heymelichin gerichte uerclagt hat, das wir doch ouch der hochgebornen frauwen der hertzoginnen so geschribin han. Ist ez nu sache, das sie des, als vorgeschrebin steet, mir ime zu tagen kommen vnd dem noch gehen w u llen, so bitdin wir uch mit allem fliße fruntlich, daz ir dan mit dem obgenanten Ludeken, vnserm dyner, vmbe vnse liebe willen uff den tag riiden wüllen vnd ime in sinen sachen getruwelich helffin vnd raden wollen, als wir vns des gentzlich zu uch versehen : daz wullen wir sunderlich gein uch verschulden. Des iuwer entwert. Datum Waldeck nostro sub sigillo sexta feria proxima post octauam corporis Christi anno etc. XXIX°

Den ersamen burgermestern vnd reten der staid Lubeke, vnsern guden frunden.

Abschrift auf einem Quartblatte Papier mit Einschnitten für Steifen im Raths=Archive zu Wismar.

Auf der Rückseite finder sich gleichfalls abschriftlich das Bruchstück eines Briefes desselben Grafen an die Herzogin Katharina, er werde das Ersuchen der Herzogin seinen Freigrafen nicht zu gestatten, über ihre Untersassen, die von Wismar, zu richten, sondern dieselben (!) an ihren Rath und ihr Gericht zu weisen, Lüdeke Bantzkow oder dessen Boten zur Kenntniss bringen. sobald sie vor ihm oder seinen Freigrafen erschienen.


1430. Febr. 12. Lübeck. g.

Der Lübische Rath bittet den Wismarschen um einen endgültigen Bescheid, wonach er auf den dem Wismarsehen Rathe früher zur Kenntniss gebrachten Brief des Römischen Königs antworten können. Die Frist sei abgelaufen.

Vnsen vr u ntliken gr u d vnde wes wii gudes vorm oe gen to u oren. Ersamen heren, le u en vr u nde, als wii vnses rades

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erliken sendeboden van gebodes wegen vnses allergnedigesten le u en heren des romisschen konynges mit sinen bre u en, in welken sin koninglike gnade vns by sw ae rer penen strengeliken ge(be)bedende was des nicht to vermydende, by i u we le u en gesant hadden, solliken siner koningliken gnaden geb oe den wii, alse wii schuldich weren, gehorsamen sin gewesen, vnde also de vnsen i u wer le u en siner gnaden bre u e verk u ndiget vnde lesen hebben laten, vnde doch, leuen vr u nde, gii vns bii i u wen erliken sendeboden i u we antwerde darvan wedder en b oe den hebben etc., vnde wante n u , le u en vr u nde, de tiid vmmek oe men is, so m o te wii van gebodes wegen vnses gnedigen heren des romisschen koninges sinen gnaden dat verk u ndigen vnde verschriuen, alss siner k u ngliken gnaden bre u e dat clarliken inneholdeil vnde vt e wisen etc.: hirvmme, leuen vr u nde, eft gii in dessen zaken n u wor vurder vp verdacht hebben, dat wii dem heren romisschen koninghe van i u wer wegen versehriuen m oe gen, begeren wii vns des i u wen willen in schrifften bii desseme vnseme boden to benalende; dara n ne bewyse wii vns vmme i u wer le u en willen gerne na vnseme verm oe ge. Siid gode heuolen. Screuen vnder vnsem secreto des sondages na s u nte Scholastiken dage anno etc. XXX°.

Consules Lubicenses.     

Den ersamen, vorsichtigen, wysen mannen heren borgermeysteren vnde radm ae nnen tor Wysmer, vnsen bes u ndern g u den vrunden, detur.

Original, ein breites Stück Pergament mit Resten des briefschliessenden Secrets, im Raths-Archive zu Wismar.


1430. März 21. Wismar. h.

Herzogin Katharina urkundet über die Sühne, welche wegen der Hinrichtung Herrn Joh. Bantzkow's und Herrn Hinr. van Haren vereinbart ist, wie über die Bedingungen, unter denen der Neue Rath abtreten und der Alte wieder eingesetzt werden soll, bestätigt die alten Privilegien und die Accise und bekräftigt den Frieden.

In 1 godes namen, amen. Vppe dat de dingk, de yn der tiid scheen, mit vorlope der 2 tiid nicht en komen in vorgheten-

1 Initiale nicht ausgefüllt Zb │ 2 vorlopender S 2

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heid, so hefft de vorsichtige sorchuoldicheid gevunden, dat men de dinghe vnde also vele de merkliker sint in scrifft bringe vnde darmede beueste. Vnde wente nu opembare witlik is, wat merkliker, vnordeliker, entfarmeliker vnde schedeliker dinge bynnen kort vorledenen tiiden bynnen der Wismer, gode ent- 5
farmet gescheen sint mit menniger hande gewalt vnde vnrechtem, de an den erliken luden, de de olde rad der stad Wismer nu heten, vnde besundergen an den erliken vnde woldedigen mannen heren Johanne Bantzkowen, borgermeystere, vnde heren Hinrike van Haren, radmanne in vortiiden der 10
stad Wismar, van der meynheid darsulues geda e n vnde begha e n synd, darumme id in varen vnde kentlikem angeste hangede, dat de stad Wismar to vnuorwinlikem schaden vnde gruntlikem vorderue moste gekomen hebben, wan men dar myd der hulpe godes nicht truweliken were voregeweset: vnde hirvmme wii 15
Katherina, van godes gnaden hertogynne to Mekelenborgh, greuynne to Zwerin etc., angeseen vnses aldergnedigesten heren, heren Sigmundes, romschen koninges etc., sware vnde strenge bode vnde breue, van synen koningliken gnaden tegen den nyen rad, borgheren, meynheid vnde inwonere vnser vnde der 20
hochebornen fursten hertogen Hinrikes vnde hertogen Johannis, vnser sones, stad Wismer vmme der vorgerorden walt vnde vnrechtes willen vtgesand, vnde mennichuoldigen vorderffliken schaden, de vnser vnde vnser erbenomeden sone stad Wismer vnde eren inwoneren zune was vnde ane twiuel to komende 25
wesen hadde, wanne se sik na alsodanen koningkliken boden vnde breuen nicht gerichtet en hedden, vnde vppe dat wii mid der hulpe godes alsodanen vorderffliken schaden affkeren vnde vnfrede vnde alle schelinge vnde vnwillen, twisschen beyden ergerorden partien wesende, mit medewerkinge des gheuers des 30
vredes vorsonen moghen: so hebbe wii vns na rade vnser vnde vnser ergenanten sone truwen radgheuen vnde mit hulpe eres wisen rades der erliken stede Lubeke, Hamborch, Stralessund vnde Luneborgh, de wii dart o beden hebben, vnde besunderen

2 merkliken S │ 5 vorleden Zb │ 5 Wismar Zb │ 7 luden bis erliken am Rande nachgetragen Zb │ 8 bisundern Zb │ 9 Bantzcowen Zb │ 9 borgermestere Zb │ II menheid Zb │ 12 kentliken Zb S 2 │ 16 Mekelenborch Zb │ 17 vnses war in S doppelt geschrieben, das erste ist getilgt │ 20 menheid Zb │ 21 hochgebornen Zb │ 22 Wismar Zb │ 24 erbn immer in S Zb │ 24 Wismer war in S doppelt, das zweite getilgt │ 25 suue W, zu u e T, schen A │ 32 eres wisen rades fehlt S 2 │ 34 Luneborch Zb │ 34 de bis hebben fehlt S 2

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der van Lubeke, de to den vorscreuenen koningliken boden vnde breuen voruolghere by zwaren penen van vnsem gnedigen heren dem romschen koninge gesat weren na ynneholde der suluen breue, dar so hochliken mede bekummert, gode almechtigem to loue, vnsem aldergnedigesten heren dem romschen 5
koninge erbenomet to eren vnde vnser vnde vnser sones stad Wismer † vnde erer inwonere, vnser leuen vnderdanigen, t o nutticheid,* vromen vnde bestentnisse, dat beyde de yennen, †2b
Zb
*S2
de de olde rad tor Wismer heten, vnde Ludeke Bantzeowe vnde Johannes, syn broder, vnue de vrunde heren Hinrikes 10
van Haren van eyner ziiden, de ienne, de de nye rad tor Wismar nu heten, de borghere, ammete vnde alle ynwonere der stad Wismer van der anderen siiden, vmme alle vorgerorde gewalt vnde vnrecht hii vns, vnsen vnde vnser erbenomeden sone rad gesat hebben also, dat wii erer darane 15
mechtich wesen scholen to eren, to rechte vnde to aller mogelicheid id sunder inseggent to holdende, wes wii en na rade vnser vnde vnser sone radgheuen vnde der erbenomeden stede vorschedinge affseggen edder affseggen laten, vnde hebben vns gebeden, dat wii vns vmme godes willen darmede bekummeren 20
vnde id gnedichliken besorgen willen, also wii vnde vnse rad kennen, dat id vor de stad Wismer vnde ere inwonere n u tte, vromelik vnde bestentlik sy; dat welke wii also gerne to vns genomen hebben vnde dancken en, dat se vns ere, rechtes vnde aller mogelicheid horen willen. Vnde wii willen se dar ok na 25
rade vnses vnde vnser sones rade mid der hulpe godes vnde der erbenomeden erliken stede ane besorgen dat beste, lymplikeste vnde redelikeste wii konen. Vnde wii vorwaren touoren an, wes wii vppe de vorscreuenen maght affseggen edder affseggen laten, dat dat nymende to na wesen en schal an 30
syner ere, also dat wes eme also to doende togesecht wert, dat men eme des to den eren nicht vorwiiten en schole.
1. Int erste vmme gewalt vnde vnrecht, also yn heren Johanne Bantzowen vnde heren Hinrike van Haren gescheen synd, god sy eren zelen gnedich, segge wii Katherina, van
35
godes gnaden hertogynne to Mekelenborgh, na rade vnser vnde

2 vnseme Zb │ 3 deme Zb │ 3 romischen Zb │ 5 römischen Zb │ 7 Wismar Zb │ 8 vrom oe n S, vormanen A │ 11 siiden vnde de A │ 12 Werner Zb │ 15 rad bis sone fehlt A │ 18 bis auf eine Stelle hat A stets steder │ 23 welke wille W │ 24 ere : eres A │ 30 en fehit in W und A wo die Partikel nur einmal vorkommt │ 36 Meklenborch Zb

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vnser erbenomeden sones radgheuen vnde der erbenomeden stede, dat de ienne, de de nye rad tor Wismer heten, van erer vnde der ghantzen meynheid vnde inwonere weghen der stad Wismer Ludeken Bantzcowen vnde Johanse, synem brodere, van eres erbenomeden doden vaders wegen vnde heren Hinrikes 5
vrunden van Haren van des suluen heren Hinrikes wegene erlike zone doen scholen in nascreuener wiise.
2. To dem ersten scholen de nye rad vorsereuen van erer vnde der gantzen meinheid vnde inwonere wegene der stad Wismer Ludeken Bantzcowen vnde Johanse, * synem brodere,
10
*S3
vnde heren Hinrikes vrunden van Haren opembarliken yn iegenwardicheid vnser, vnser erbenomeden sones, vnser beyder radghe†uen, der erbenomeden stede vnde der erliken lude, de †3a
Zb
de erbenomeden Bantzcowen vnde heren Hinrikes vrunde van Haren dar bringende werden, bidden, dat se en vmme godes 15
willen vnde vnser leuen vrowen togheuen vnde vorgheuen, wes se an eren erbenomeden doden vrunden gebroken hebben, vnde dat se de zone, de wii van der wegen hir vtspreken laten, annamen vnde entfan vor ene erlike zone, vnde weret dat alsodane o 1 uer 1 angk vnde gewalt an en so bescheen were, dat 20
se sik an sodaner zone vnue bote wolden genoghen laten. Vnde desse bede schal schen vppe dem markede bii der louen. Vnde wanne de bede geda e n is, so scholen de yenne, de nu nye rad. tor Wismer heten, van stund vortgan yn vnser leuen vrouwen korken vnde bestellen, dat dar gode to loue, den zelen der 25
vrouwen vnde iuncvrowerbenomeden heren Johans vnde heren Hinrikes vnde allen cristenen zelen to troste dre erlike zelemissen gesunghen werden. Vnde to den suluen missen scholen se offeren mid twen hunderden erliken borgheren vnde mid twehundert erliken vrouwen vnde iuncvrowen na loueliker vnde zedeliker wiise, also sick 30
en yn sodanem offergange to zelemissen plegen to hebbende. Se scholen ok mede bestellen, dat de vorscreuenen missen ouer twe sarke, vppe twen baren, getziret mit boldeken vnde vmme standen waskersen, na wonliker wise yn de vorscreuenen kerken gesettet, werden. Vnde wanne de 35

2 Wismar Zb │ 3 menheid Zb │ 3 wegene Zb │ 5 d oe deden A │ 5 wegene Zb │ 5 hern Zb │ 5 Hiinrickes van Haren vrunde vnde van A │ 6 Hiinrickes erliken sones weghen don A │ 8 deme Zb │ 9 menheid Zb │ 18 wegene Zb │ 20 ouergank W, T │ 21 genughen Zb │ 21 lathen dat begerden se vn desse A │ 23 wanner W, wen dusse A │ 24 Wismar Zb │ 29 twen hundert Zb, S 2 │ 29 erliken vor vrouwen fehlt A │ 30 sedeliker cristliker A │ 31 offerghande W │ 33 miit boldeken getziret A │ 34 wasliichten A │ 35 wanner W A, welche einmal wenne hat, sonst nur wen kennt.

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missen vthe synt, so scholen de vorscreuen nye rad wedder ghan mid den vorgerorden erliken borgheren vnde anderen erliken borgheren vppe den market vor de louen vnde vort anhoren, wes wii dar vtspreken laten.
3. Vortmer schal men to troste der zelen der erbenomeden
5
heren Johannis vnde heren Hinrikes vnde aller cristenen zelen van deme ghemenen gude der stad Wismar bynnen twen manten erst tokomende vthsenden dre pelegrimen, enen to sunte Enwalde, enen to Rome vnde enen to sunte Jacobe in Gallitzien, welke pelegrimen vor de vorscreuenen zelen yn eren reysen 10
vude eyn ieslik vppe der hilgen stede, dar he henne geschicket is, truweliken bidden.
4. Vortmer schal men to troste der zelen heren Johans vnde heren Hinrikes erbenomet vnde aller cristenen zele vppe vnser leuen vrouwen kerkhoff bynnen der Wismer vppe ener
15
bequemen stede van deme gemenen gude der stad Wismer bynnen iare vnde daghe erst tokomende buwen laten ene redelike cappellen, vnde dar sulues schal men van deme gemenen gude erbenomet * vnde bynnen de vorscreuenen tiid in ffunderen twe ewighe vicarie vnde t o ysliker † der vicarien to schickende *84
†3b
Zb
bynnen der vorscreuenen tiid twintich mark lubesch lubescher edder wismerscher penninge guder ewigher iarliker vnde wissen rente, vnde dar schal men ok van deme suluen gemenen gude to schicken boke, kelke, missewade vnde ornate, dar to erlik vnde temelik. Vnde de vorscreuenen twe vicarie scholen der 25
vorsereuenen heren Johans vnde heren Hinrikes eruen vorlenen, alse islike partie ene, vnde islike partie to sos personen, vnde men schal erer nummende lenen denne armen presteren. Vnde wanne de twelff personen vorstoruen synt, so schal de lenware der beyden vicarie to ewigen tiiden bliuen by dem rade tor 30
Wismar, der doch nemende to lenende denne armen presteren. Vnde de suluen prestere scholen alle daghe, wanne se darto geschicket synd, darane eyn islik ene missen lesen; vnde bouen alle so schal dar yo alle daghe ene misse inne geholden werden. Vnde wanne de vorscreuenen prestere dat vorsumeden 35
sunder echte vnde bewislike nodsake, so scholen se van stunden

3 dat market W A │ 4 h oe ren vort an A │ 4 wat A │ 5 den (auch W) selen to troste A │ 6 sele Zb S 2 │ 8 kamende vnde senden A │ 8 Ewalde Zb, Enwolde S 2 │ 9 Gallicien Zb │ 13 den selen W A │ 14 alle W, allen A │ 14 selen S 2 W A │ 16 dem Zb │ 16 gude fehlt A │ 18 me Zb │ 19 der Zb S 2 W │ 19 funderen Zb S 2 │ 28 denne : den Zb, also A │ 30 deme Zb │ 36 noidsake Zb

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an der lene beyde berouet siin, vnde so schal men se twen anderen armen presteren wedder lenen in vorscreuener wiise.
5. Vortmer schal me eyn stenene cruce vppe den market selten, dar de erbenomeden her Johan vnde her Hinric entlyuet worden.
5
6. Vortmer schal me Ludeken Bantzkowen vnde Johanse, synem brodere, van dem gemenen gude der stad Wismer vor alle koste vnde teringhe, de se vmme der vorscreuen walt vnde vnrechtes vnde vorderinge willen rechtes vmme de suluen walt vnde vnrecht gheda e n hebben, bynnen deme ersten to- 10
komenden haluen iare gutliken vntrichten sos hundert rinsche gulden.
7. Vortmer, vppe dat vnses gnedigen heren des romschen koninges boden vnde breuen, also wol billik is, gevolget werde, segge wii, dat de yenne, de n u de nye rad heten tor Wismar,
15
nyn rad dar sulues lengher wesen schal, vnde vntsetten se vnde wii vorlaten en der eede, de se vns van der wegene gedan hebben, vnde de yenne, de de olde rad heten tor Wismer, wille wii van stund an wedder setten in den radstol, den to besittende vnde de stad to regerende also eyn recht, mechtich 20
rad vnser stad Wismer myd aller werdicheid to wesende vnde to bliuende, also se vnde ere voruarne in vortiiden na der stad Wismer erliken vnde olden loueliken erbenomeden sones sodane eede wedder do e n, also wii en in vor- *S5
25
tiiden etliker wiise vordregen mosten. Vnde de eed schal luden yn desser nascreuenen wiise:
Dat wii vnser heren † hertogen Hinrike vnde hertogen
†4a
Zb
Johanne vnde eren rechten erffnamen vnde vnser gnedigen vrowen vorscreuen, erer moder, van erer 30
wegene ere truwe, holde borgermestere vnde radmanne willen wesen vnde ere stad vnde inwonere [tor] Wismer

1 beyde fehlt Z │ 6 Bantzcowen Zb, Bantzchouwen A │ 7 deme Zb │ 11 entrichten Zb S 2 │ 14 ge u olget Zb, ghenoch ghesche vnde volghet A │ 14 werde vnde vppe de vorgerorden maght segge S 2 , werde vppe de vorger oe rden vnse macht so segge A │ 15 wii nu dat A, dat vns de S 2 │ 15 nu tor tiidt A │ 15 Wismar van stund an vpseggen schoten vnde wii vorlaten en der eede, de se vns etc. S 2 │ 16 schal men wii vthsetten se vnde wiillen, dat se den rathstol tor Wismer van st u ndt an vpseggen sch oe len vnde vorlaten vnde wii vorlathen en ock der ede etc. A │ 17 weghen Zb │ 18 Wismar Zb │ 21 Wismar Zb │ 22 alse Zb S 2 │ 26 die Ankündigung des Eides vnde de eed etc. und der Eid fehlen in S 2 │ 26 de: dat A │ 32 tor fügt Dr. Crull ein.

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verstan vnde vore wesen, also bedderuen borgermesteren vnde radmannen van ere vnde rechtes wegene tobort. Dat vns god so helpe vnde [de] hilghen.
Vnde de de nye rad weren, scholeu den olden mit temeliker ere bidden, dat se en vorgheuen willen, wes se teghen se edder
5
ere vrunde gebroken hebben mit worden edder mid werken. Se seholen secgen opembare, dat se mit des olden rades vnde der stad Wismer besten truweliken vmmegha e n willen vnde ere ergeste keren vnde se eren vnde werdigen allerweghene. Vnde de olde rad schal ok deme nyen rade vnde der gantzen meyn- 10
heid togheuen allen vnmud, den se to en geha e bt hebben.
8. Vortmer scholen, de de nye rad weren, van stund an denne deme olden rade wedder antwerden alle priuilegia, ingesegele, rede gelt, slotele, boke, gudere vnde wes deme rade der stad Wismer tokumpt vnde dat se hebben, vnde were ok
15
anders yement, den se wusten, de wes hadde van breuen, clenoden edder anderen stucken, dat deme rade to queme, des scholen se dem olden rade vnderwisen, dat dat by se komen moghe.
9. Vortmer, wanne vnse rad tor Wismer dat van den, de
20
de nye rad weren, esschen, so scholen se en in scrifft gheuen, wat der stad schulde syn.
10. Vortmer, vmme alle vnwillen, schelinge, clage, ansprake, twedracht, angest, vare vnde vnlouen, de twisschen den yennen, de de olde rad tor Wismer heten, vnde eren vrunden,
25
den Bantzkowen vnde heren Hinrikes vrunden van Haren, van eyner siiden vnde den, de de nye rad weren, vnde den borgheren, ammeten vnde ghantzen meynheid dar sulues van der anderen siiden bette yn dessen dach geweset synd, dat sy geweset hemelik edder opembare vnde yn watte wiise edder wor 30
vmme dat geweset sy, segge wii Katherina, van godes gnaden hertogynne to Meklenborg etc., na rade vnser vnde vnser erbenomeden sones radgheuen vnde der erbenomeden stede, dat de alle gentzliken vnde degher scholen vorsonet, gescheden vnde to ende sleten vnde henne gelecht wesen, vnde nemant 35
van dessen partien schal den anderen samentliken * edder be- *S6

2 weghen Zb │ 3 de: alle A, es fehlt in S Zb │ 4 vnde de nye Zb │ 7 vnde mid der S 2 │ 11 vnm oe d Zb S 2 │ 12 stunden S 2 A │ 13 denne : de m mit Querstrich e A, fehlt S 2 │ 18 deme Zb │ 23 allen W A │ 23 claghe vnde ansprake W, clage alle ansprake A │ 26 Bantzcowen Zb │ 26 vrunden fehlt Zb │ 27 den, de: de e n de Zb │ 28 menheid Zb │ 29 syden weghene W │ 32 Mekelenborgh Zb

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sunderen veyden, hinderen, beschedigen, vtheren offte yenigerleye wrake do e n vnde ok nicht veyden, hynderen, beschedigen, vtheren edder wreken laten hemelken offte opembare. Nymant schal ok den anderen darumme vorachten, vorspreken, vorhonen mid worden edder mid werken. 5
11. Vortmer scholen de sostich, de aldus lange bynnen der Wismer geweset hebben † vnde noch synd, van stund an
Zb
afflaten vnde sik mid sodanen dinghen vnde vnderwinde, so se aldus lange geda e n hebben, nicht meer beweren teghen des rades maght vnde der stad wonheid vnde herlicheid. Ock en 10
scholen de borghere vnde de inwonere der stad Wismer deme rade dar sulues in tokomenden tiiden nynerleye sostich, vorstendere, houetlude offte medeweters kesen edder tovoghen, darmede des rades herlicheid, maght, vrigheid vnde der stad olde wonheid edder rechticheid mede vormynnert edder vorandert werde. 15
12. Vortmer, wes de, de nye rad weren, in der stad Wismer boken van kope edder vorkope hebben scriuen laten, entfanginge testamente vnde wes se vorbreuet vnde besegelt hebben vnde wes se ok gerichtet hebben vnde gheistlike vnde werlike lene vnde ammete, de se vorlenet hebben, schal by vuller 20
maght bliuen, also verne dar nicht mede sy, dat vnser vnde vnser kyndere herscop edder deme olden rade vnde eren vrunden sunderges schedelik edder opembare to voruange were.
13. Vortmer schal vnse rad, den wii n u wedder gesettet hebben in besittinge des radstoles vnde rades vnser vnde vnser
25
kyndere stad Wismer, wesen in roweliker des rades besittinge vnde vuller vrien maght, vppe ere eede to sik yn den rad t o kesende wene vnde wo vele se willen, de en vor de herscop vnde de stad Wismer dart o duncket nutte wesen, vnde also vakene en vnde eren nakomelingen, de van en gekoren werden, 30
des behu e ff wert. Vnde de yennen, de aldus van en to sik in den rad gekoren werden, de scholen den vorscreuen eed in erer iegenwardicheid do e n yn aller wiise, alse se vns den vore geda e n hebben.
14. Vortmer scholen de gemenen borghere vnde alle yn-
35
wonere, iegenwardige vnde tokomende, der herscop huldinge

1 vtheren edder wreken W mit Auslassung des Folgenden bis laten, sie fahrt mit hemeliken fort │ 3 hemeliken Zb W │ 11 vnde ynwonere Zb A │ 24 Artikel 13 ist in A dem Artikel 12 vorangestellt │ 24 nu na ynholde vnses gnedigen heren des romschen koninges bode vnde breuen wedder gesetten hebhen S 2 │ 28 weme S und A │ 31 vnde bis hebben fehlt S 2 │ 32 geboren T und Schröder │ 32 vorscreuenen Zb

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vnde ede do e n, alse hir to hand nagescreuen steyt, also sik dat van rechte geboret vnde van oldinges wontlik geweset is. Vnde we sik sodanes to doende werede vnde nicht doen en wolde, de en schal bynnen der Wismer nicht lengk wonen.
Dit is de h u ldinge: *
5
dat wii vnser heren hertogen ninrikes vnde hertogen Johans vnde erer rechten eruen vnde vnser gnedigen vrouwen, erer moder, van erer weghene truwe, holde borghere wesen willen, also bedderue borgere eren rechten heren van rechtes wegene plichtich synd, vnde 10
creme rade tor Wismer vnde eren nakomelingen horsam wesen willen, nynerleye vpsate, vorbunt edder vplop teghen se to makende, dat vns god so helpe vnde syne hilgen.
Vnde desse huldinge is aldus gescheen. †
†5a
Zb
15. Vortmer, alle de yenne, de na desseme daghe borgere werden bynnen vnser vnde vnser erbenomeden sones stad Wismer, de scholen vor deme rade dar sulues dessen vorscreuenen eed doen in aller wise, alse he hir vore gescreuen steyt.
16. Vortmer, wanne de erliken ammete werkmeistere edder
20
olderlude offte vorstendere hebben willen, de scholen se sik to settende esschen vnde bidden van deme rade, vnde de schal se en setten na n u tticheid der stad, vnde de en scholen in eren ammeten nicht handelen edder vortsetten suuder des rades medewetende. 25
17. Vortmer, offt iement mid deme anderen vorbunt gemaket hadde edder ede malkandere geda e n hadden, de segge wii maghtlos vnde crafftloos, vnde der schal de eyne deme anderen vorlaten.
18. Vortmer segge wii vnde beden vmme vredes vnde des
30
gemenen besten willen, dat na desser tiid nemant quade vpsate, vplop, samelinge, vorbunt edder ouerual en make edder do teghen vnsen rad tor Wismar, ere gerichte, bode edder erlike gesette, sunder eyn islik schal sik myd deme anderen in rechte vnde geliiken noghen laten. Wente worde dar 35
yement mede begrepen, de dar ane breke, den edder de scholde vnse rad richten an ere, liff vnde gu e d, de helffte des gudes

2 boret Zb │ 5 dyit Zb; A hat hierbei eine später eingetragene Note: sint hir de borgers vann der Wyßmer nicht vnßen g. h. to Mekelnborch etc. voredede lude, ßo swige ick stylte. │ 7 vnde vnser bis weghene fehlt S 2 │ 8 weghen Zb │ 10 weghen Zb │ 16 yennen Zb │ 17 werder Zb │ 26 iemant Zh │ 32 sammelinge Zb │ 35 geliikem Zb S 2

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to komende an vnse herscop vnde de helffte an de stad Wismer. Vnde weret ok dat de entquemen, de en scholen yn vnsen vnde vnser kindere landen nyne velicheid edder vrede hebben vnde des geliikes ok yn nyner hense stad, de vmme vnsen vnde vnser sones vnde erer nakomelinge willen doen vnde 5
laten wil. Vnde weret ok dat de rad des nicht en richtede, wer se sodane vpsettere vnde vorderuere voresscheden, des en wolde wii vnde vnse erbenomeden sones vnde vnse nakomelinge se sunder grot vorwiit vnde straffinge nicht laten, vnde so en scholde ok de stad Wismer der hense nicht werdich 10
wesen.
19. Vortmer, vmme vlitiger bede * willen der erbenomeden *
*S8
erliken stede so willen wii vnde vnse erbenomeden sones vnsen rad tor Wismar vnde alle borghere vnde inwonere dar sulues vnde de stad mildechliken beholden by allen priuilegien vnde 15
vrigheyden, dar se van oldinges bette her t o mede bewedimet synd, vnde by allen eren olden erliken wonheyden; vnde der alle mogen se vortan vrig bruken, also se der ye vriest gebruket hebben. † †5b
Zb
20. Vortmer, wente kentlik vnde opembare is, dat desse 20
stad yn groten schulden vnde zwarem krige sittet, dar me merklikes gheldes to behouet, so segge wii vnde beden, dat me de tzise, also de yn vortiiden vpgesat is, willichliken vort gheuen schole to etliken iaren, alse des not wert, vppe dat de stad vte swarheid erer schulde komen moghe. 25
21. Vortmer, vppe dat alle vorscreuen st u cke samentliken vnde besunderen in truwen vnde gudem louen gentzliken vnde vnuorbroken geholden werden vnde nymant sik beuaren en dorue, so schal de rad tor Wismer den borgheren vnde meynheid dar sulues seggen bii den eeden, de se vns vnde desser 30
stad geda e n hebben, dat se vmme desser schelinge vnde twedracht yn tokomenden tiiden nynerleye wrake don en willen, men dat se eynem isliken ghunnen, staden vnde helpen willen, dat recht is vnde geliik.
22. Vortrner, weret dat yement, radman edder borgher,
35
dessen vorscreuenen vrede vnde louen breke, den schal vnse rad tor Wismer richten an syn hogeste, vnde qweme he wech edder entwurde he, so scholde sik de rad holden an syn g u d, wat

2 were id Zb │ 2 dat entquemen S │ 2 entqwemen Zb │ 14 Wismer Zb │ 15 mildichliken Zb │ 16 bewedemet Zb │ 18 also Zb │ 23 tziize Zb │ 24 noid Zb │ 27 gudeme Zb, guden S 2 │ 29 Wismar Zb │ 29 menheid Zb │ 33 eynen Zb S 2 │ 37 Wismar Zh │ 37 queme Zb

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vnde wer dat were, vnde de helffte des gudes scholde vallen an de herscop vnde de andere helffte an de stad Wismer. Vnde wor me ene yn vnsen landen vnde den henzesteden ankumpt, dar magh me ene richten vor enen meneder.
Dessen vorscreuenen vtsproke vnde wes daraus begrepen
5
is, is bevulbordet van deme rade, borgeren, ammeten vnde ghantzen meynheid der stad Wismer. Vnde dat wii Katherina, hertogynne vnde grevynne vorbenomet, van vnser vnde vnser erbenomeden sone wegen na rade vnser beyder radgheuen, hir na genomet, vnde der erbenomeden stede desse ! vorscreuenen 10
vtsproke hebben do e n vnde vtkundigen laten, vnde wii den ok van werde vnde by vuller maght strengeliken willen geholden hebben by pynen vnde broke, dar ane vtgedrucket: so hebbe wii des vnse ingesegel * vor vns vnde vnse erbenomeden sones* *S9
vnde ere nakomelinge hengen heten vor dessen vorscreuenen 15
vtsproke. Vnde desses to witlicheid vnde vmme horsames willen so hebben vnse rad vnser stad Wismer der suluen stad ingesegel hir mede vore henghen laten. Vnde hir hebben ane vnde ouer wesen de erwerdigen yn gode vedere vnde heren here Herman bischop to Zwerin vnde her Bernd abbet to 20
Dobberan, her Bernd van Plesse, her † Mathias Axekowe, her †6a
Zb
Hiniric van Stralendorpe riddere, Wipert Lutzowe vnse marschalk, Otte Veregge vnse kamermeyster, Hartich van Bulowe, her Joachim van Bulowe, olde Clawes Sperling to Slawestorpe, Detloff Negendancke to ! Syrowe, Henneke van Plesse to Barne- 25
kowe, Curd van Plesse to dem Dammeshagene vnde Clawes van Ortzen to Gemmelin, vnse ghetruwen radgheuen, vnde de erliken radessendeboden also van Lubeke: her Cůrd Brekewolt, her Hinric Rapesuluer, meyster Pawel Oldenborgh, van Hamborch: her Hinric van deme Berghe, her Eric van Tze u en, 30
van deme Stralessunde: her Curd Bisscop vnde van Luneborgh: her Johan Schellepeper vnde her Frederic Hogeherte vnde noch vele meer erliker louen werdige lude, gheistlike vnde werlike. Gheuen to der Wismer in dem iare vnses heren Cristi dusent verhundert vnde druttich des dinxtedages vor 35
miduastene.

5 desse S 2 A, welche dem Absatze die Ueberschrift giebt: item concl u sio │ 7 menheid Zb │ 9 wegene Zb │ 13 vtedrucket Zb │ 19 vadere S 2 │ 22 Wipert bis marschalk, in Zb am Rande nachgetragen, fehlt in S 2 │ 23 Veeregghe Zb │ 24 Jachim Zb S 2 │ 24 Sperlingk Zb │ 25 Detleff Zb S 2 │ 25 Syrowe S S 2 A: Eggherstorpe Zb │ 26 Barnecowe Zb │ 26 Cord Zb │ 26 deme Zb │ 28 Cord Brekewol Zb │ 29 Oldenborch Zb │ 30 dem Zb │ 30 Tzeuen Zb, Tzenen S 2 │ 31 Cu e rd Zb │ 31 Luneborch Zb │ 34 deme Zb

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Et ego Gherardus Bruseuitze, clericus Zwerinensis diocesis, publicus imperiali auctoritate notarius supradictorumque domine Katherine ducisse et filiorum suorum ducum Magnopolensium etc. secretarius, huiusmodi presentem scripturam in hiis quatuor prepositis foliis et hoc medio 5
latere per alium fideliter conscriptam sigillo eiusdem domine mee de ipsius mandato sigillaui, hie me subscripsi signoque et nomine meis solitis et conswetis consignaui iussus, rogatus et requisitus, presentibus honorabilibus viris strennuo milite Mathia Axcowen, Nicolao 10
Reuentlowe cancellario, Hermanno Sperwater canonicis ecclesie Zwerinensis, Johanne de Bulowe famulo necnon Petro Wilden proconsule Wismariensi, fidelibus ipsius consiliariis, testibus ad hec vocatis specialiter et rogatis in testimonium omnium et singulorum pro- 15
missorum etc.
Es folgt die Beglaubigung, wie sie sich im Zb findet, mit den Varianten von T.
Et ego Gerhardus Brutzeuitze, clericus Zwerinensis diocesis, publicus imperiali auctoritate notarius, supra-
20
dictorum domine et dominorum, domine Katherine ducisse et dominorum Hinrici et Johannis ducum Magnopolensium etc., secretarius, huiusmodi prescriptam scripturam manu alterius fideliter conscriptam sigillo supradicte doniine mee Katherine et de ipsius mandato sigillaui 25
iussus, requisitus et rogatus, ideo presentem huiusmodi scripturam in huiusmodi quatuor foliis antepositis comprehensam nomine et signo meis consignaui et hic me subscripsi in testimonium premissorum, presentibus honorabilibus viris dominis Mathia Axkouwen milite, Nicolao 30
Reuentlowen cancellario et canonico Zwerinensi, Hermanno Speerwater rectori ! in Boitzenborch, Johanne de Bulouwe famulo et Petro Wilden proconsule Wismariensi, fidelibus consiliariis ipsius, ad hoc debite requisitis.
Dazu bietet T noch folgende eigene Beglaubigung:
35
Concordat praesens copia cum vero suo originali de verbo ad verbum, quod ego Marcus Tancke, imperiali

19 Gherardus T │ 19 Bruseuitze T │ 21 supradictaeque (immer ae für e im Genitiv und Dativ erster Declination und prae) T │ 22 Joannis T │ 23 etc. fehlt T │ 30 Axcowen T │ 32 Sperwater T │ 32 Boytzenborg T │ 32 Joanne T │ 33 Bulowe T │ 34 haec T

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authoritate publicus notarius, hac manus meae propriae subscriptione attester.

Die Urkunde ist im Grossherzogl. Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin in doppelter Ausfertigung vorhanden. Ueber die Hauptunterschiede ist schon S. 53, 1 berichtet und nur einiges über das Aeussere hinzuzufügen. Das Authentikum (S, signirt G 56) besteht aus drei Pergamentblättern, von denen das erste ganz, das letzte auf der Rückseite frei geblieben ist. Durchzogen sind sie von einer aus rothen und schwarzen Fäden geflochtenen Schnur, welche die beiden sehr schönen Wachssiegel der Herzogin (s. Urk. 1428, Jan. 4) und der Stadt trägt. Auf S. 9 ist die Beglaubigung Gerd Brusewitzens mit dem Notariatszeichen eingetragen. Zu der andern Ausfertigung (S 2 , signirt G 57) sind vier Pergamentblätter verwendet, von denen das erste und die beiden letzten vollkommen frei geblieben sind. Die hindurchgezogene grün-roth schwarze Schnur trägt nur das unversehrte Wachssiegel der Stadt. Die Beglaubigung fehlt. Ausserdem ist die Urkunde mit einer etwas andere gewendeten Beglaubigung desselben Notars (ohne sein Zeichen) in das Zeugebuch der Stadt auf Blatt 2 bis 6 (die letzte Seite frei) eingetragen (Zb). Ein Stück der Urkunde, bis Art. 5 reichend, dazu aber noch Art. 10 gebend, befindet sich noch auf einem einzelnen grossen Pergamentblatte im Raths-Archive (W). Abschriften sind bei jeder Handschrift über den Jesup'schen Aufruhr. Eine losbändige, von Zb genommene, mit der Beglaubigung des Stadtschreibers Marcos Tanke (aber nicht von seiner Hand: es ist eine weitere Copie) wird im Schweriner Archive aufbewahrt (T).

S und Zb und mit Vorbehalt des S. 53 Bemerkten auch S 2 weichen eigentlich nur in orthographischen Kleinigkeiten von einander ab. Ich gebe S wieder mit den genauen Varianten von Zb und S 2 1) für wirklich Abweichendes, 2) für Abweichungen in Wortbildung, 3) für die Schreibung der Namen. Rein orthographische Abweichungen, wie y für i, gh für g, deren übrigens merkwürdig wenige sind, bleiben meist unerwähnt. Die Abweichungen von A für den ersten Theil der Urkunde sind mitgetheilt, um zu zeigen, wie wenig wir vertrauen können, dass wir für die Chronik einen unverfälschtem Text habem, die von W und T aus Nebenrücksichten.

Gezählt finden sich die Artikel erst in den späteren Handschriften, zum Theil abweichend. S setzt nicht einmal ab. - Gedruckt bei Burmeister, Bürgersprachen S. 72-80.


1430. April 5. Lübeck. i.

Der Lübische Rath erwidert auf das Schreiben des Wismarschen von wegen der Dankbriefe, die in der Bantzkow'schen Sache an den Kaiser abgehn sollten, dass die Briefe fertig gestellt seien und dem Wismarschen

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Boten eingehändigt werden könnten; er erbittet sich aber, falls die Wismarschen sonst kein besonderes Gewerbe beim Kaiser hätten und die Kosten mit tragen wollten, seinen eigenen Boten darum zu senden.

Vnsen vruntliken grud vnde wes wii gudes verm oe gen to u oren. Ersamen heren, leuen frunde, iuwen breff an vns gesant van wegen der breue to beredene an den heren romisschen koning sinen gnaden to dankende alse van Bantzkowen wegen etc., vnde wan de breue rede sin, so schole iuwe bode bii vns komen, de vort dem romisschen koninge to bringende etc.: le u en vruiide, de breue hebbe wii in der besten wyse, wii m oe gen, laten bereden, vnde hirvmme so m oe ge gii i u wen boden bii vns laten k oe men van st u und an, deme wille wii sodanne breue antworden laten. En hadde gii auer, le u en vrunde, anders dar nen besunder werff, so wolde wii vnsen egenen boden darvmme senden, so verre gii de koste mede sta e n willen. Vnde des i u we bescreuene antworde mit den ersten. Siid gode be u olen. Screuen vnder vnsein secreto des midwekens vor Palmen anno etc. XXX°.

Consules Lubicenses.     

Den ersamen, vorsichtigen, wiisen mannen heren borgermesteren vnde radmannen tor Wysmer, vnsen besunderen guden vrunden, detur.

Original auf breitem Pergamente mit Resten des briefschliessenden Secrets im Raths-Archive zu Wismar.


1431. März 1. Nürnberg. k.

Weil die von Wismar wegen des durch das rechtlose Verfahren an Joh. Bantzkow und Hinr. van Haren am Reiche verübten Frevels dem Reiche noch nicht genuggethan haben, beauftragt König Sigismund den Bischof Johann von Lübeck bei Strafe von 100 Mk. l. G., die von Wismar aufzufordern, binnen einem Monate, nachdem sie Kenntniss von diesem Briefe erlangen, genugzuthun bei Strafe von 200 Mk. l. G., Ratification der vereinbarten Genugthuung durch den König vorbehalten.

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Bei Halsstarrigkeit sind sie auf den vierzigsten Tag nach der Ermahnung nach Nürnberg, oder wo in Deutschland sich das Hoflager beenden wird, vorzuladen, die Pön zu bezahlen, wie auch dann über ihre Bestrafung wegen des Frevels gerichtet werden soll.

Wir Sigmund, von gots gnaden romischer kunig, zu allentzeyten merer des richs vnde zu Hungeren, zu Behem, Dalmacien, Croacien etc. kunig, embieten dem erwertigen Johan, bischoff zu Lubike, vnsern fursten vnde lieben andechtigen, vnser gnad vnde alles gud. Erwirdiger fürst vnde lieber an- 5
dechtiger, von solchs vfluffs, rumors vnde geschichts wegen, so dann die gemein der stat zu Wismaren wider die einsamen Johan Bantzkowe vnd Heinrichen von Haren, vnseren burgermeyster vnde burger, hat gehabt vnde die selben burgermeyster vnd burger an alles recht freulich vnd myt gewalt gekopfet 10
vnde andere vnfure getriben haben, als dann deiner andacht das alles wol wissenlich ist, daran sy wider vnser kuniglich maiestat vnde daz heylich romisch reich großlich getan vnde merkchlicher peen fellig worden seyn, vnde wie wol sy darnach vff vnsir ermonung Lutke vnde Johan Bansko, desselben 15
burgermeysters sunen, eyn wikomen widerlegung getan vnd vnserm gebot daran gehorsam gewesen sein: yedoch so sein sie bisher vmb daz freuel vnde gewald, die sie also wider vns haben vnd das rich getan, myt vns nicht vberkomen noch vns darumb besuchet, sunder daz mit widersessigen vnd freuelen 20
mute vertzogen, daz vns doch von in fromd nymbt. Sindtemalen wir aber nu yn vnserein kuniglichen gemuit eygenlich bedacht vnd fur vns genomen haben, so solch widersessicheyt vnd freuel, ye lenger verswigen, vertzogen wirt vnde wechst, daz ouch die peen solchs freuels ouch wachset vnde sich meret, 25
so merken wir ouch eygenlich, solt solch freuel vnde gewalt vngestraffet beleiben, daz vns vnd dem rich vnd ouch allen anderen steten, landen vnd luten groß vngemach, missehellung vnd vorderbnusse daruß vffersteen mochten, vnd wir sein von gotlichem vnd menschlichem rechten pflichtig solch freuel vnd 30
gewalt zu straffen vnd also dartzu zu tun, daz das anderen

1 van A │ 2 allentziten B │ 3 erwerdigen B │ 4 Lubecke B │ 4 vnserm B │ 8 Bantzkow A, Bantzcowe B │ 8 Horen B │ 15 Ludeken B │ 15 Bantzko B │ 16 volkomen B │ 20 widersessigem B │ 21 in A : iw B │ 24 weychst A │ 29 mochan A, moch n mit Querstrich B │ 30 pflichtich A

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steten, landen vnde luten zu beispil vnd exempel kome. Vnd wann wir nu zu deiner andacht ein sunder gut getruwen haben, du werdest yn der sach also gefaren, als du vns vnd dem reich dann pflichtig bist zu tun: darumb begeren wir von deiner andacht myt gantzem fliß vnd ernst vnd gebieten dir ouch 5
von romischer kuninglicher macht ernstlich vnd vestichlich mit diesem brieff bey vnseren vnd des reichs hulden vnd bey eyner peen hundert mark lotiges goldes, daz du deiner reet zwen oder drey zu den, die solch freuel vnd gewalt an den ergenanteil burgermeyster vnd burger zu Wismare n mit Querstrich haben be- 10
gangen, sendest vnd sy ermonen lassest, die wir ouch gemonen vnd erheysche n mit Querstrich myt diessem brieff, daz sy vns yn eynem manod, nach dem vnd yn dieser vnsir briff furkumbt, vmb solch freuel vnde missetat widerleggung vnde genug tun vnd myt den benanten deinen reten oder myt dir an vnser stat darumb vber- 15
komen, den wir euch mit sambt dir dorynne vollemacht geben in krafft dises brifs, vnd das sie des nicht lassen bye verliesung vnser vnd des richs hulden vnd bey einer peen zweyhundert mark lotigs goldes, ob sy des nicht enteten vnd sich dawider meynten zu setzen. Doch wie du vnd deine rete mit in betey- 20
dingt vnd beredt, daz das nit beslossen, sunder vor an vns gebracht vnd vsgenomen werde. Wer ober daz sy des nicht teten, des wir in doch nicht getrawen noch gelauben, so heyschet vnd ladet sy alsdann vnd setzet in tag, die wir ouch nu als dann vnd dann als nu heischen vnd laden vnd setzen in tag, 25
gebietund von romischer kuninglicher macht ernstlich vnd vestichlich mit diesem brieff, daz sie an dem viertzigestem tag nach solcher ermonung fur vns her gen Nurenberg, oder wo wir dann dieselb zeyt sein werden in dutschen landen, komen vnd gesteen, horund vnd sehund zu erkennen, daz sy vns myt 30
gotlichem vnd menschlichem rechten [in] solch peen redlich voruallen vnd zu bezalen pflichtich sein. Wan sy komen oder nicht, so wollen wir daz recht gen vnd vnser fursten, herren vnd reet darvmb erkennen lassen, wes sie vns vnd dem reich dorumb pflichtig sein, vnd mit irem rat gedenken dartzu ze 35
tun vnd zu bringen, damit sy vmb solch freuel vnd [gewalt]

5 dier A │ 7 riches B │ 8 du fehlt A │ 11 gemonen : ermonen B │ 12 eynen A │ 12 monad B │ 15 vnseir B │ 16 vollegemacht B │ 17 bey B │ 17 vorleysung A │ 19 sey A │ 20 menten A │ 20 set n mit Querstrich A, seg n mit Querstrich B │ 23 das B │ 23 getruwen A │ 28 Nurnberg B │ 29 deutschen B │ 30 gesieen A │ 33 willen A │ 34 riche B │ 35 pflichtigh A │ 36 freuel vnd puß genug A, freuel vnd vns genug B

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vns puß [vnd] genug tun. Vnd lasse vns herwider wissen, wann vnd vff welche tzeyt du in solch vnser brieff geantwirt hast vnd was sy dyr zu antwirt geben, daz wir vns yn dem rechten darnach wissen zu richten, Myt vrkund diesses briefs, versigelt myt vnserem kuniglichen anhangenden insigel, geben 5
zu Nurenberg am donerstag nach Reminiscere nach Cristi gepurde virtzenhundert iar vnde darnach in dem anis vnd drissigestern iare, vnsere rich des hungerischen etc. im xliiij, des romischen im xxi vnd des behemschen yn dem eylften iaren. 10

Im Raths-Archive zu Wismar sind zwei gleichzeitige Abschriften von dieser Urkunde, beide auf Papier A und B. Hier ist A wiedergegeben und nur hin und wieder eine Lesart aus dem schöner geschriebenen B aufgenommen. In den Lesarten sind alle Abweichungen von A, dagegen von den Abweichungen der Copie B nur eine Auswahl des Erheblicheren gegehen.

Im Allgemeinen kann über die nicht stark abweichende Schreibweise von B gesagt werden, dass mehr Niederdeutsches eingeflossen ist, sonst öfter i für y, fast regelmässig das für daz, vnd für vnde, sy für sie, mehrmals dor für dar geboten wird. Einzelne von B irrthümlich ausgelassene Worte sind nicht angemerkt.


1431. Octobr. 27. l.

Die Herzogin Katharina bittet König Sigismund, da die Gemeinde und der Neue Rath der Stadt Wismar ihr wegen der Umwälzung und der an Herrn Joh. Bantzkow und Hinr. van Haren verübten Gewalt genuggethan, den Genannten von Wismar gleichfalls gnädig zu sein und sie der berührten Sache wegen nicht mehr zu beschweren.

Deme alderdorchluchtigisten hochebornen ffursten vnde heren, heren Sigismundo romischen koninge, to allen tiiden merer des richs, to Vngheren, Behemen, Dalmacien, Croacien etc. koninge, vnserm aldergnedigisten heren, Katherina, van godes gnaden hertogynne to Meklenborch, greuynne to Zwerin, der lande Stargharde vnde Rozstoke vrouwe etc., vnsen plichtigen wilghen denst vorgescreuen. Alderdurchluchtigiste hoche-

1 lassen B │ 5 anhangandem B │ 6 Nurnberg B │ 6 an B │ 6 xpi A, Krist B │ 8 hungrisschen B │ 9 behemischen B

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born furste vnde gnedige here, iuwen koningliken gnaden do wii to weten, alse de gemeynte vnser stad Wismar mid deme rade, den se do mid gewalt vpgeworpen hadden, vor alsodane sulffwolt, misdaet, vploff vnde rum oe r, alse se beghangen vnde bedreuen ha e n vnde her Jo. Bantzcowen vnsen borgermester vnde Hinric van Harne vnsen radman freuelk mit gewalt gekoppet, vnsen rad affgesettet vnde vnfure ghedreuen hadden, vnde vor alsodane pene, also se vns van des wegene voruallen weren, vns vnde vnsen sons heren Hinrike vnde heren Johanne, hertogen to Meklenborch etc., iuwen gnaden vnderdanigen, eren erffboren heren, wedderleggunge gen ue ch gheda e n vnde ghantzliken vorbot hebben, also dat wii vnde vnse ergenanten sons se an vnse hulde vnde vorsonunge genomen vnde wedder entfangen hebben vnde en allen vnmůd vnde tosprake van des wegene togheuen, qwiid vnde loos vorlaten hebben: vnde wii bidden denstliken iuwen koningliken gnaden mid andachliken beden vnsen erbenomeden vnderdanighen van der Wismar gnedich to synde, se van der vorgerorden schicht vnde zake weghen nicht to bozwarende, wante se vns vnde vnsen sons, eren erffboren heren, dat vorbot hebben vnde nuch geda e n hebben, <vnde wii hopen vnde gentzliken betruwen, daz iuwe koninglike mildicheyt vnser herlicheyt vnde rechtewalt nicht to na syn wille>. Aldergnedigeste here, gnedich vnde gudwillich iw hirane to bewisende, darumme wille wii vnde vnse ergenanten sons gerne willichliken to denste wesen iuwer koningliken werdicheid, de de koningk der ere mute sund vnde salich bewaren to langhen tiiden. Gheuen na der bord Cristi verteyn hundert iar darna an deme enen vnde dortigisten iare in vigilia Symonis et Jude apostolorum vnder vnsem anhangenden ingesegele.

Nach dem Entwurf auf einem halben Bogen Papier im Raths-Archive zu Wismar. Ebenda sind noch zwei Entwürfe desselben Briefes, einer die Grundlage des andern, beide diesem zu Grunde liegend, gleichfalls auf Papier, vorhanden, <vnde - wille> von anderer Hand am Rande nachgetragen.


1433. März. 1. Wismar. m.

Anweisung von jährlich 40 Mk. lüb. auf die Kämmerei für die zwei Vicare an der Sühnkapelle. Wegen Pa-

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tronats und Messfeier Hinweis auf die in das neue Zeugebuch eingetragene Sühnurkunde.

Dominica Invocavit anno 1433.

Adimplendo et satisfaciendo pronunciationi et definitioni inclytae dominae, dominae Catharinae, ducissae Magnopolensis, comitissae Zwerinensis, dominae nostrae gratiosae, quas ipsa de consensu filiorum suorum TTinrici et Johannis, ducum Magnopolensium, dominorum nostrorum in iuniori aetate constitutorum, necnon de consensu fidelium consiliariorum eorundem dominorum nostrorum et etiam nunciorum consularium civitatum Lubeck, Hamborgh, Stralessund et Luneborgh in emendam decapitationis dominorum Johannis Bantzekowen proconsulis et Hinrici de Harne consulis ad clamorem populi licet iniuste in foro perpetratae solenniter pronuntiari fecit et detinivit, domini proconsules et consules huius civitatis Wismariae pro fundatione et erectione duarum perpetuarum vicariarum et missarum in capella nova super caemiterio ecclesiae beatae Mariae virginis in emendam pretacti lamentabilis negotii constructa(m) perpetuis temporibus observanda[ru]m et celebranda[ru]m nomine dotis dederunt et assignaverunt, dant et assignant per praesentem scripturam annuos perpetuos redditus quadraginta marcarum Lubecensium denariorum dandos singulis annis presbyteris et vicariis dictarum vicariarum in quatuor anni temporibus de camera et de certioribus huius civitatis redditibus, in quolibet termino unicuique vicario antedicto quinque marcas Lubecenses, sine briga persolvendo. Tamen dicti domini proconsules et consules possunt, quando eis placet, praescriptos quadraginta 1 marcarum redditus de camera civitatis eximere et cum consensu haeredum dominorurn Johannis Bantzecowen et Hinrici de Harne medio tempore, quo ius patronatus apud eos existit, in aliis certis bonis redditus XL marcarurn Lubecensium denariorurn pro vsu dictarum vicariarum exemere et comparare, ita quod vicariae predictae in suis redditibus firme et perpetue permaneant et inconfracte. Insuper de iure patronatus et celebratione missarum dictarum vicariarum ita est observandum, provt in scriptura super diffitione et pronunciatione praetacta confecta lucide et suffcienter est expressum, cuius scripturae tenor de verbo ad verbum in libro novo testimoniali in cancellaria deposito in principio eiusdem libri in Theutonico est insertus.

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Aus dem 1601 angelegten "Vertzeichnus - aller - Haubtsummen vnd - Zinsen, so den - Gottesheusern - bey der Chemmerey - verschrieben -", fol. 2. Registrirt im liber missarum, fol. 35 v (für definitioni: diffinicioni), "habetur in nono libro Anno xxxiij Inuocauit."
1 quinquaginta in der Vorlage. Anstatt ss überall ß.


1436. Juli 2. Wismar. n.

Bischof Paridam von Ratzeburg bestätigt die neuerbaute, der Jungfrau Maria, der h. Elisabeth, dem h. Benedict und allen Heiligen geweihte Sühnkapelle und ordnet das Verhältniss zwischen den Vicaren und dem Kirchherrn und der übrigen Pfarrgeistlichkeit an St. Marien zu Wismar.

Pardamus, dei et apostolice sedis gracia episcopus Razeburgensis, ad omnium Cristi fidelium presencia visurorum seu auditurorum noticiam deduci volumus per presentes, quod, quia capella noua in emendam dominorum videlicet Johannis Bantzekowen olim proconsulis et Hinrici de Harne quondam consulis opidi Wismar nostre diocesis ad clamorem populi, ut dicitur, decapitatorum intra septa cimiterii parrochialis ecclesie beate Marie virginis opidi predicti in laudem et honorem omnipotentis dei et gloriosissime virginis Marie, beate Elizabeth vidue, beati Benedicti abbatis et omnium sanctorum honorifice sit constructa ac certi redditus pro duabus perpetuis vicariis in eadem capella fundandis sunt assignati et deputati: nos igitur ad supplicacionem proconsulum et consulum eiusdem opidi Wismariensis actu regencium de expresso consensu honorabilis viri domini Nicolai Boddeker, rectoris parrochialis ecclesie beate Marie, predicte cappelle prefate construccionem ac reddituum ipsorum assignacionem ratam et gratam habentes ipsas auctoritate nostra ordinaria approbamus, prouiso tamen quod vicarii in eadern capella pro tempore existentes ipsi rectori seu capellanis eiusdem pro tempore existentibus in licitis et honestis obedire teneantur nec ipsi ecclesie ac rectori et cappellanis pro tempore existentibus in aliquo preiudiciales existant, sed magis ipsi ecclesie parrochiali et eius rectori, prout et dictam cappellam cum suis attinenciis in regimine diuinorum subditam esse volumus, sint subiecti, chorum quoque eiusdem parrochialis ecclesie beate Marie virginis et diuina officia inibi celebranda debitis

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horis visitare et illis interesse ut ceteri vicarii ipsius ecclesie debeant et teneantur; decernentes nichilominus, quod iidem vicarii, nec alius quiscunque cuiuscunque condicionis existat, de oblacionibus in dicta capella quomodolibet prouenientibus, in quibuscunque rebus existant siue de truncis in seu extra prope illam cappellam positis seu ponendis ante quascunque ymagines sanctorum, nullatenus se intromittant, sed huiusmodi oblata omnia rectori predicto aut suis cappellanis fideliter teneautur presentare, ac alias rector ipse et sui cappellani oblata huiusmodi libere tollere et in vsus rectoris conuertere poterint in contrarium facientibus, non obstantibus quibuscunque. In quorum omnium et singulorum fidem et testimonium premissorum presentes litteras cum sigilli nostri appensione duximus roborandas. Datum et actum in ecclesia beate Marie virginis dicti opidi Wismar sub anno a natiuitate domini millesimo quadringentesimo tricesimo 1 sexto in die visitacionis beate Marie virginis gloriose.

Nach der Eintragung in das Zeugebuch, fol. 1 v . Gedruckt: Burmeister, Die Bürgersprachen und Bürgerverträge der Stadt Wismar, S. 75 f. 1 trisesimo in der Vorlage.


1657. März 14 und 19. Wismar. o.

Gesuch des Caspar Schwartzkopf, als Nachkomme des Bürgermeisters Joh. Bantzkow im sechsten Grade die zum Andenken jenes einst errichtete Docke auf eigene Kosten wiederherstellen zu dürfen. Abschlag des Rathes.

Wol Ehrnveste, Groß Achtbare, Hoch vnd Wolgelarte, Hoch vnd Wol Weise, insonders HochgeEhrte Herren!

Welcher gestaldt a° 1427 Sehl. Bürgermeister Johan Bantzschaw im auffruhr auff hiesigen offendlichen Marckte ist decolliret vnd an der Stedte eine steinern Dock nachgesetzet, Solches ist den ausländischen ex rumore, den Einheimischen aber aus der beschriebenen Historien bekandt. Wan aber solche nachgesetzte steinern Docke lenger den furm Jahr daniedergelegen, auch gantze in stucken zerfallen, daß sie schwerlich kan wiedergesetzet werden, vnd aber vorgesetzeter Sehl. H. Johan Bantzschaw Tritavus meus von der Großmutter seiten

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gewesen vnd also Ich vnd die meinigen [nicht] nur in sexto gradu von Ihm stehen, sondern auch dessen negesten Erben sein, maßen wan es begehret wird Ich zu ieder stunde vnd Zeit beweisen kan, daher daß solches also nicht wieder auffgesetzet als dessen Erben nicht verantworten kan, vnd ob Ich wol eine ander Docke dahin setzen laßen willens, so habe Ichs doch ohn deren Consensus nicht thun m oe gen. Gelanget demnach an E. Wol Ehrnv. Herl. vnd Gunst. mein dienstliches bitten, mir per decretum zu erlauben, daß Ich auff mein Vnkosten eine andere steinern Docke an dem orte, wo vorige gestanden, der posterität, sowol frembden als Einheimischen, zum gedächtnus wieder auffrichten laßen mag. Den Herren Bürgermeistern vnd samptlichen Rathsfreunden angenehme Dienste wieder zu erweisen bin Ich willig vnd erbottig. E. Wol Ehrnv. Herl. vnd Gunst. Diener vnd Freund

Casparus Schwartzkopff.     

Wißmar, d. 14. Martii 1657.

Denen wol Ehrnvesten, Großachtbarn, Hoch vnd Wolgelarten, Hoch vnd Wolweisen Herrn, Herrn Bürgermeistern vnd Rath dieser Königl. Stadt Wißmar, Meinen insonders großgünstigen Herrn.

Dienstl.     

Lectum d. 19. Martii 1657.

Nach dem Original im Raths-Archive zu Wismar.

Rathsprotocoll 1657, März 19: decretum: Es ist EE. Rath verkleinerlich, daß solchs von supplicanten geschehe, in betrachtung die erste Docke nicht von privatis sondern EE. Rath auffsetzen laßen.


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Die Chronik des M. Johann Werkmann.

Historie van her Johan Bantzkowen vnde her Hinrik van Haren, wo se enthouet sin t etc.

In den iaren des heren dusent veerhundert vnde souenvndetwintich in sunte Laurentius dage, do sammelde Clawes Jesup de sinen to hope vnde makede enen vplop iegen den rat vor der scriuerie vnde sede, dat dar komen were ein vromet bode van deme Sterneberge vtgesant, de vnsen borgheren tor 5
Wismer openbaren scheide vnde se warnen, wo dar weren grote sammelinghe in deme lande vnde de Wismer were vorraden vnde hadde wol achte daghe des nachtes opengestan vnde de sammelinghe scholden in de stad riden vnde de stad innemen vnde winnen bi nachtslapender tiid vnde scholden de borger 10
vnde ammete dot slan vnde vanghen van den inwoneren. Ok wart dar gesecht van etliken, dat dat Lubsche dore vnde dat Mekelenborger dore weren open vunden vnde dat * dar ein *2a
man mit eneme waghene were ingeuaren; ok dat de slote vor den doren vnde porten des nachtes worden affgesloten vnde 15
dat etlike vt deme rade sik mit deme koninghe beraden hadden, he scholde komen bi nachttiiden, so wolden se ene inlaten vnde

historia Johannas Bantschowe n mit Querstrich n mit Querstrich vnde her n mit Querstrich n mit Querstrich Hinrici van Haren u. s. w. B, historia van h Johan Bandtschowe vnd h. Henrick van Haren welchergestalt de sulven enth oe vet sint mit etliken spr oe cken g oe ttliker schrifft getziret G, de warhafftyge hystorie van heren Johan Bantsschowen vnd hynryck van haren wo se beyde vnvorsch u ldes synt entho u edet worden etc thor Wyssmar R, D u th is de hiistoriie van her Johan bantschow vnde van her hiinric va haren woth iies u p miith siineme anhanghe angeriichtteth hebbe n mit Querstrich n mit Querstrich etc. A, de historia van Clausz Jesuppen L - van her Johan Bantschowe n mit Querstrich B R, 1427 R

1 iaren d u usenth A, in deme iare vnsses heren R, im iahre vnsers heren Jesu Christi G │ 1 xvij A │ 2 La u renciius A │ 5 Sternebarge B L │ 6 Wiissmar A │ 6 were eyne R W │ 7 Wiissmar A │ 8 apenstan A : B R G L │ 9 scholde B R G, scolde A │ 10 wiinnen se A B R │ 10 -slapener R │ 10 scholde B : A R L │ 11 iinwanren A │ 13 Mekelborgher A B R │ 13 f u nden A, befunden B, gevunden G R L │ 14 wagē B G L : AR │ 15 worden des nachtes B R L : A G │ 16 vthe B : A G R │ 16 hadden A B

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so scholde he de stad innemen. Ok wart dar do gesecht, dat vor der Helleporten buten vp der lastadien weren gheseen wol hundert wepener blank mit vullem harnsche.
Do se de Helleporten sloten vunden, do seden se, id were en so ghesecht, vnde seden, se weren lank de lastadien ghan
5
vnde weren wedder vmmegekeret, do se wene vornemen. Dat doch nicht war en was, men vt rechter bosheit gedichtet.
Do Jesup mit siner sammelinghe aldus vor den rat qwam, do sede her Bantzekowe, dat Jesup vnde de ienne, de he mit sik hadde, scholden de slotele nemen vnde de bewaren vnde
10
scholden de † stad bewaken vnde seen to, dat id gut worde, †2B
vnde scholden spreken, wan id not were vnde behoff.
Dat dede her Johan Bantzekowe * iegen der anderen
*3A
borgermeister willen vnde des gantzen rades. Wente darmede vorgaff her Johan Bantzkowe des rades macht in der anderen 15
hande. Hadde de rat do gesecht: Neen, vrunde, gii scholen in de slote ghan, so langhe wii des to der warde offte wetenheit komen, vnde hadden de erffzeten borgher vorboden laten vnde de to sik getoghen, vnde de ratmanne de dore mit den borgeren bemannet, vnde de borgher to perden bracht mit den 20
ridenden stadknechten vnde ratmannen vnde hadden der borgher offte dreger bunghen slan laten: so hadde de rat eren willen beholden. Men do se dat nicht en deden, do was ere macht in der Jesuppiten hende gekomen.
Des suluen auendes do bemannede sik Jesup mit den
25
ammeten, vnde de he dar toteen konde, vor den deren der stad. vnde de ammete sammelden sik mit etliken borgeren vnde

1 do A, dan R, tho G, by B │ 2 helporthen A S, Hellenporten G L : B R Reim. Kock │ 2 buthene A : B R G │ 2 vppe A : B R G │ 3 mehr alse viff menner G │ 3 f u llenkamen A : B G Reim. Kock │ 4 den se A : B R L │ 5 en gesecht B R L : A │ 5 gegan B R G L │ 6 -kerth A : B R G L │ 7 war wasz A B, war ey was R : L │ Den Absatz verstehe ich wie G. Dort heisst es: do nu etlike dar quemen van den b oe rgern vnd wolden darna sehn, so f ue nden se de porten thogeschlaten vnd vornemen dar nemande. Do seden de l oe geners, de dit gesecht hadden, se hedden idt nicht gesehn, sunder idt were en gesecht, dat se lenckst der lastadien weren gegan vnd weren wedder ummegekeret, do se dar etlike l ue de vornamen hadden │ 8 alsus A : B R L │ 9 Johan Bantschow R S │ 9 iienen A, jennen B │ 11 wurde B : A G R │ 12 behuff B : A R L │ 16 hende A G : B R │ 17 so lange wy B, so langhe beth A L, beth dat R │ 17 warheiith A : B R L │ 18 hadde B, hedden A G L : R │ 18 arffsethen A │ 19 de dore bemāneth A : B L, R hat hier stark gekürzt │ 21 hadden do der B │ 23 nicht deden B : A L │ 24 Jeschuppiten B │ 24 kamen B │ 25 auendes bemannede B R L │ 26 ammethen A, ampten B L : synen R │ 26 de doren B, de d oe ore A, deme dore R: G

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makeden grote wachte vppe den straten vnde in der ammete huseren vnde ginghen darna alle nacht vnde warden de dore vnde alle porten.
Darna sammelden sik de ammete mit etliken borgeren, de ok * tovoren ouer xi iaren mede in deme regimente do weren,
*4A
5
do se ok den rat affgeworpen hadden, vnde toghen dar andere borgher to vnde qwemen in der koplude hus vnde setteden sik dar tosamende vnde vorbunden sik bi eren vnde bi louen beide, ammete vnde borgere, to hope to bliuende de eine bi deme anderen : weme wat ouerginghe, dat wolden se alle dregen 10
vnde vp sik nemen vnde dar vast bi bliuen. Jodoch vmme andere slichte, vrome borghere willen, de dat bevruchteden, dat dar aff echter mochte komen ene affwerpinge des rades vnde sodane vordreet vnde twist, also id er gheschen was, so besworen se sik darvp to hope vmme des willen also de sake 15
van des kriges weghen twischen deme koninge vnde deme Holsten heren, dar de stede mit dem Holsten heren hadden geweset vor deme Berghe vnde dar † de Holsten here in der †3B
nacht dot bleff vnde des morgens de stede afftognen vnde wolden dar nicht bliuen vmme bede willen der anderen heren, 20
des doden broder. Dat makede en de anxst, de en maket was. * Wente en was gesecht, dat de konink mit groter macht *5A
qweme; des vruchteden se, dat en de konink de schepe scholde nemen vnde se alle doden. Do segelden se van dar in den Sunt. Dar scholden se de Flameschen vnde de Baieschen 25
vlote dore helpen. Dar qwam de konink vor deme Reueshole vor Kopenhaghen mit den sinen vnde venk vnde sloch de Hamborgher vt der vlote der anderen stede alle, vnde do toghen de anderen stede van deme Sunde. Auer hadden se

4 siick do de A : B R L G │ 5 vorne B │ 5 41 jaren - Grantzius schrifft, dat idt anno 1416 geschen si G │ 5 regemente A : B R L G │ 6 den raedt do B : A R L │ 6 affgeszettet B R L G S Reim. Kock │ 6 hedden A L : B G │ 6 ander B │ 7 der AB, dat R │ 8 dar A, aldar G, fehlt B R L │ 8 siick tho bii A : B R L G │ 8 lo u uen A, truwen B R L S │ 10 dem A G : B R │ 12 b oe rgher A B : R │ 13 dar echter mochte affkamen B, dar echter eyn affwerppynge des rades van kamen mochte R : A │ 14 eere B, A hatte zuvor ere : A R │ 15 sw oe ren A : B R L G │ 17 her n mit Querstrich n mit Querstrich B │ 17 steder A B R │ 17 de m mit Querstrich e B │ 17 hedden A : B R │ 18 gewest A, weszet B : R │ 18 berge etc. B, borgeren R, borgere L : A G │ 18 dar do de B : A R │ 19 steder G : A B │ 21 broders A G : B R │ 22 wasz hiir d oe rch wenthe A : B R L G │ 23 fr u chten A │ 24 nemen scholde R │ 26 dath re u es h oe l A, den Reueshole R, van deme Reueshole L : B G │ 28 stede L, steder A B R G │ 29 steder alle │ 29 van A B, vth G R │ 29 hedden A, weren G : B R

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to hope bleuen, se mochten de Hamborger vnde alle des koninghes volk beholden hebben. Do se vte deme Sunde weren gheseghelt, do qwam de Flamesche vnde de Baiessche vlote, de nam de konink mit alle ereme groten gude.
Vmme desse vorsumenisse offte vorretnisse, so men mende,
5
so sworen sik de borger to hope mit den ammeten bi eren vnde bi louen tosamende de ene bi dem anderen to bliuende; vnde offte * dar iemant binnen rades were offte buten rades *6A
mank ammeten offte borgeren, de dar vorraden hadde vor deme Berghe offte in deme Sunde, den wolden se richtet hebben: 10
men (ouerst) eren erliken rat wolden se bi aller vullen macht beholden.
Dar richtede Jesup vor allen anderen borgeren vnde ammeten twe vingher vp vnde swor, dat em god moste helpen vnde alle hilghen, dat he anders nicht mende, men dat he den
15
rat, de dar sete, bi aller macht beholden wolde, vnde offte de dar nicht en seten, de dar nu seten, so wolde he se dar setten alse noghafftige heren vnde kloke manne, vnde sprak, dat he des rades nicht begerde, ok wolde he des ratstols nicht besitten. 20
Do se aldus sik to hope ghesworen hadden, do koren se xx borghere vnde x ammetlude, de scholden twisschen deme rade vnde den borgeren ghan vnde ere werue vor deme rade weruen. † Dat leet de rat van vruchten weghen vnde van anxtes wegen to vnde vmme hopens willen, dat se sik saten †B
25
scholden.
Darna do setteden de borgher de xx alle aff vnde * koren
*7A
do vte den dreen kerspelen borghere, dede vt eneme iewelikem kerspele scholden kesen sulke lude, de en dar nutte duchten to wesen to desseme vorderue. 30

1 hamb oe rghere A : B R G │ 2 folleck A │ 2 don A R : B G L │ 2 were A : B R L G │ 3 szegelt B │ 3 vnde bayessche vlate B G L : A R │ 5 dusseA, desser B, disser G, dusser R │ 5 vorrethenisse B │ 6 b oe ghere A │ 7 deme B │ 7 blyuen B : A R │ 8 offt B │ 9 āmpthen vnde b oe rgeren A B, borgeren offte ampten were R │ 9 hedden A : B R G │ 10 de A : B R L G S Reim. Kock │ 11 vullenkamen B, wuller R, vul G L │ 14 ii A │ 16 alle A : B R L G │ 16 anstatt offte de dar nicht u. s. w. hat G : effte etlike dartho h oe rden, de dar nicht in seten, de scholden dorch sinen willen darin tho sittende kamen also u. s. w. │ 17 de bis setten fehlt R │ 17 so bis setten fehlt A │ 18 menre alle │ 19 rades AB, rathstols G R │ 21 sick aldus B R L │ 21 swaren B : A R │ 21 hedden A L : B R │ 24 vruchten vnde B R L │ 25 weghe A │ 27 na setteden A L : B R G │ 27 borgere B │ 28 vth A G R │ 28 karspelen A B, kaspelen G, kasplen L : R │ 28 jewelken B : A R │ 29 karspele A R │ 30 dysseme B, dussem A R

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Do koren se do van den xx de iennen, de en to dessem duuelsspele nuttest weren vnde koren ok darto etlike andere der geliiken, so dat se do xl to hope hadden van den borgeren. Vnde de ammete koren ok xx van den ammetluden.
Desse de ginghen dicke vnde vaken tosamende vnde
5
brachten io to allen tiiden ein islik sinen rat vnde sin so lange, dat se darvp sochten sake, dar se her Hinrik van Haren vp mochten angripen vnde ene van den haren bringhen. Vppet leste Jesup mit sinen makeden sammelingen van deme ghemenen volke, dar he anxst vnde vruchten vakene mede makede 10
in der stad, qwemen vppe dat hus, vnde Clot stotte dat hus vp. Men to den Grawen monneken qwemen se ersten tosamende. Do sprak Jesup na willen der ammete vnde etliker van den geschickeden sostighen, de mit eme to helden vnde sik besunderghen na der ersten tohopevorbindinghe mit Jesuppe 15
to vor * bunden hadden, de ok vakene tosamende ginghen, vnde *8A
sede also desse Jesup, men scholde darna wesen, dat me ene gude sate maken konde twisschen deme rade vnde den sostigen schickeden. Dat mende he so mit den sinen, dat he den rat affzetten wolde; men he sprak so nicht vtwendich, wat he 20
mende vnde dachte binnenwendich in sineme valschen, bosen herten. Do anderen van den sostighen, de in sineme vnde der sinen rade, den se hemeliken sunderghen helden, nicht plegen to wesende, de menden, dat Jesup vnde de anderen menden [sik] vruntliken to satende vnde to vruntschop to settende mit 25
deme rade vnde vulbordeden mit en darinne, dat me kos viij van den borgeren vnde iiij van den ammeten, de scholden vppe ene gude säte ramen.

1 em B, ene R │ 2 tho weren R │ 2 koren do ock A : B R │ 3 hedden A │ 5 dysse gynghen B R L │ 5 to samēde diicke vnde vakene A : B R L S │ 6 islik : ein jeder alle │ 6 raedt szo B, r. vnd so R, rath sin vnd vornemendt G │ 7 langhe beth dath A G : B R │ 8 angrypen. Vppeth B S, angrypen. Jesup R, mehr fehlt in L : A G │ 8 G hat vor bringen die Erklärung : dat is vam leuende thom dode │ 9 vppeth leste A B, darna G │ 9 myth den synen R L G │ 9 makede sammelynge B R, makede vor Jesup G L │ 10 fr u chte A : B G │ 11 stad feht in B │ 11 Cloet R, vnde sloth stede dath h u sz vp (stede am Rande) A, und shlot stack stot L, und schlossen und stieszen es auf S, do wasz dar ein mit, de h te Kloth, de nam hulpe vnd st oe tte de d oe ren vp vnd quam in G : B R │ 12 de grawen B : A R 13 tho │ ope R : A B │ 13 den āmpthen A, der ampte B R L │ 14 schyckeden B R │ 14 em B, ene R, en G │ 14 vnde A G L, vnder B R │ 16 vorbinden B R : A G │ 16 hedden A │ 16 vaken B R G │ 17 alse A 18 vnde szoestygen B : A G R L │ 20 -zetten : werpen G │ 21 siinem A │ 22 siinem A │ 23 hemliiken A: B R G │ 26 vullebordeden B : A R │ 27 vpp B R

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† Dar brachte Jesup do to dit, wan se wes beramet hadden, †5B
dat scholde men vor den sostighen lesen, offte se dat ok beleueden offte nicht, weret dat se id bewilleden, so scholde me id ok vor den ammeten vnde vor den borgeren lesen, offte id en ok so beuille vnde * beleuede. *9A
5
Jodoch des rames weren de xij nicht alle ens. Se wolden dar noch mer to sik geschicket hebben van den ammeten vnde borgheren. So worden dar noch iiij to gheschicket, so dat er er xvj to hope weren.
Do se do des rames ens weren tosamende, do wart de
10
rame vor den sostighen gelesen. Do menden de ammete, wen van den sostigen we storue van den borgeren, so wolden de ammete van den borgeren wedder kesen. Men dat wolden de borgher nicht inrumen.
Men se droghen hiirinne ouerein desse sostich, dat me
15
vorboden scholde de borgere in der koplude hus vnde de ammete to den Grawen monneken.
Dar wart de rame gelesen vor den borgeren in der koplude hus, vnde dat was so bestellet, dat etlike borgere dar legen spreken, dat en de rame nicht behagede. Do se to den
20
Grawen monneken qwemen vnde scholden den breff dar lesen laten, dar hadden de werkmester van den ammeten vorboden laten alle den gemenen hupen van alleme losen volke, van dregeren, bruwerknechten, arbeides*luden, vt kelleren vnde boden allent, dat se konden vorboden laten vnde to hope *
10A
25
bringhen konden, vnde hadden id bestellet also, wan de breff gelesen were, so scholden erer etlike enen vplop maken vppe den, de den breff las, mit eren messen vnde steken ene dot. Wente de ammete weren em dar gram vnde qwad vmme, dat he den breff so grof iegen den rat nicht setten wolde vnde 30
scriuen, so se gherne seen hadden. Doch do desse vppe den

1 do brachte B : A G R │ 1 rameth B : A R S │ 2 me B : A G S │ 2 lx B R │ 5 ock befille B R: A (bofiille) │ 6 de rames B : A R │ 6 allens R, a u er ens A: B G │ 7 mere A : B R L G │ 8 borgeren vnde ampten R S │ 11 lesen A : B R L G; geleszen. We unter Auslassung des Zwischensatzes B R L S : A G │ 12 wol A │ 12 wolde B : A G R L │ 15 lx B R │ 16 b oe rgher A G │ 16 hinter vnde: das was getilgt B │ 18 vor b oe rgeren A : B R L G S │ 19 b oe rgher A : B R │ 20 de rame en nicht B R: A G L │ 22 hedden A G L : B R │ 22 warckmester A │ 22 vorboden laten fehlt A : B R L G │ 23 gemeynen B L : A G R │ 24 dregeren vnde br u werknechten A S : B R G │ 24 kelren A, kellern G : B R L │ 25 für allent u. s. w. hat G : alle proie vnd huszken schlus, wat se men konden krigen vnd tho hope eschen laten │ 25 vobaden (!) konden A : B R L │ 26 hedden A L : B R G 27 ere R L │ 27 vpp B R G │ 2s8 lese G L

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leser des breues mit eren mesten vnde mit bosen reden rugheden vnde drengeden vnde repen: O du krodenvorreder, mit desseme breue woldestu vns vnse viende vnde vorreders entbracht hebben, dat me se nicht richten scholde, men † kum, du schalt de erste †6B
wesen! - do schach id dat etlike van den ammeten dar twisschen 5
qwemen, de in desseme bosen rade nicht mede gewest hadden, vnde qwemen em to hulpe vnde reddeden dessen leser desses breues, so id god schickede, dat em nicht qwades vppe de tiid wedderuor.
Darna vorhouen sik de ammete bouen de borgere, do se
10
vornemen, dat se sulken hupen volkes alse van dren dusent offte mer binnen ener * stunde konden to hope vorboden vnde *
11A
de borgere sik dar nicht in steken, men wan me de borgere vorbodede, so qwam dat teiende part van den borgeren nicht to hope, wente ein iewelk vruchtede sik vor schaden vnde 15
qwat. Darna do qwemen de sostich vakene tosamende, vnde etlike van en weren mit den ammeten int sunderge vorbunden, de qwemen alle auende to hope to Tidemans hus in sinen krogh. Dar qwemen se denne ouerein, wat se des anderen dages den wolden. Wen se denne to hope qwemen des morgens, 20
so begunden se ere sake to vorhandelende, de se des auendes in deme kroghe hadden besloten, do se vul bers weren, dar denne de anderen nicht van wusten, de dar nicht mede weset hadden. Vnde so behelden se stedes eren willen, vnde de deme denne nicht vulborden wolde vnde dat nicht beleuen, dat 25
se besloten hadden vnde vorhelden, den droweden se dot to slande. Dit warde so lange, bet dat se hadden to Tidemans huse mit Jesuppe ramet vnde besloten, wodane wiisz se wolden

1 metszen B, messen G R │ 2 kraden A B R, vgl. krodenduvel, krodensone und kradendoren (Seelmann, mnd. Fastnachtspiele S. 24, 48), kotzenvorrêter (Bech aus Pegauer Handschr.), ertz- G │ 2 dussem A │ 3 entbr oe cht A B G │ 4 scholth A │ 6 de bis qwemen fehlt R │ 6 dussem A 6 weszet B: A G │ 6 hedden A │ 7 des bre u es A : B R G │ 9 vore A R │ 10 b oe rgher A │ 12 mere A : B R │ 12 hape A │ 12 vorbaden A G, bryngen B L S, brengen R │ 13 b oe rgher A : B G │ 13 sik fehlt B R │ 13 me : men R, fehlt B │ 13 b oe rgher A │ 14 teiiede A G: B R │ 15 jeder de A, jeder B R L G │ 15 syck R L G S, fehlt A B │ 16 dar do na B R, den do na A, darna ohne do G L │ 16 lx B R │ 16 vaken B G │ 17 sunderg B │ 18 to Tydemans husz to hope B R S: A G │ 19 kroch B │ 22 ii m mit Querstrich e vor kroghe getilgt A, y m mit Querstrich B, yne R : A │ 22 hedden A G L : B R │ 22 wull B R │ 23 weszet B R, gewesth A G │ 24 hedden A, weren G : B R │ 25 denne deme A : B R │ 25 wolden R G │ 26 hedden A │ 26 deme B, denne A G: R │ 27 hedden A │ 28 beramet B R L

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her Hinrik van Haren van den haren bringhen, van deme leuende to deme dode. O du vormalediede vnde duuelssche rat! Dit was ein rat, so de Joden rat helden ouer den vnschuldigen heren Jesum. So * sammelde desse bose Jesup sinen rat iegen desse vnschuldigen lude, dar hiir van gesecht wert iutto. † *
12A
5
†17B
Do worden de sostich vorbodet to den Grawen monneken, vnde de sake wart vorbracht so langhe, dat de borgere mank den sostighen, dede mank dessem sundergen valschen, bosen, duuelschen rade nicht pleghen to wesende, spreken, se wolden 10
desse sake vor de gemenen borgere bringhen.
Des morgens worden de borgere vorbodet in der koplude hus. Do menden de borgere, men scholde en dar de zake verstan laten hebben; men dar qwam de duuelssche Jesup mit sinen ammeten indrengende vnde sprak, dat ein iewelk bi
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siner ere volgen scholde vppe dat hus.
Dar weren do alrede vppe den market vorbodet alle lose lude, wilde bursen, ammetknechte vnde suluesheren, ok kellerlouwen vnde bodeneres, vnde dar hadden de ammete ere pantszere vnde were, rutinge vnde korden vnder eren hoikenen.
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Dar hadden se den rat vorboden laten vppe dat hus. Auer de sostich ghingen bouen vppe dat rathus vnde de rat ok; de borgere bleuen dar neddene mit der menheit samentliken. Dar bouen handelenden se de wiise vnde mate, wo se her Hinrik van Haren anspreken wolden, de sostich, vnde ene in de 25

1 van den haren fehlt B R L S, wolden bringen van den haren dat isz u. s. w. G, bringhen hinter leuende B, hinter dode R L S : A │ 2 vormallediiede A │ 2 d u u elschee A │ 3 was eyn so B R: A S │ 4 Jhesum B │ 5 jegen A S, wedder G L, fehlt B R │ 5 secht B 6 iutto : iidtsundes A, ytzundes B R; hinter ytzundes hat R vmme tho brengende │ 7 de nachgetragen B │ 7 lx B │ 9 den A, de B R L │ 9 lx R │ 9 dusseme A, fehlt R │ 13 b oe rger A G R L │ 13 me B R │ 14 men A, fehlt B R L S │ 15 den synen R │ 15 iderman B R L, jederman A G │ 17 vp A G R L, dat A B R G │ 17 allerlei G │ 17 bose R L : A B G │ 18 busse G, putzen R │ 18 ammetknechte B; anstatt des Folgenden bis hoikenen bietet G: kellerlowken, h oe skenslusz, bruwerknechte, b oe deners, sulffmesters, aller pr oe ie pack, wat se men in den hupen bringen konden vnde damit de anderen b oe rgers desto mehr vnderdrucken De weren dar mit eren speten, korden, swerden, barden, ecksen vndhellebarden, ock etlike van den emptern quemen dar mit eren pantzern vnde harnsken, gerade also effte se wolden in den stridt ten iegen de turcken. │ 18 sulffmestere A B │ 18 kelre- A : B R G, -lowken G, -bouen L │ 19 bodeners G R L, b oe desters A ; R stellt bodeners vnde k. │ 19 hedden A │ 20 pansere A │ 20 vnder : vnde A │ 20 hoken R │ 21 hedden A │ 21 vp A G R │ 22 lx B R │ 23 nedden B │ 23 samptlich B, samptlyken R │ 24 handelden B R G │ 25 lx B R

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slote drenghen mochten. Ok wolden se to * der suluen tii *
13A
her Johan Bantzekowen in de slote gesettet hebben, men dat behinderden erer twe, de id vppe andere rede brachten. Darna steghen de sostich do aff vnde gingen vor de menheit vnde seden, wer id der menheit wille were, dat her Hinrik van 5
Haren in de slote scholde gan. Do repen se alle : Ja, ia, ia. Do setteden se her Hinrik in den torne, vp dat he sik nicht vorantwerden mochte offte konde, de ghude man, dat em doch vnuorschuldes schach sunder reddelike zake.
Des anderen morgens weren de tidinge gekomen, wo de
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soltschepe nomen weren van Kropeline, dede ostwert scholden segelen, dar ein tohopelop van wart in der stad. Ok sede me, wo her Johan Bantzekowe sin gud hadde voren laten na deme Nienkloster, ok ein deel na Zwerin, vnde he wolde wech teen. † †8B
Ok sede me, wo he sik hadde leiden laten to Zwerin van 15
vnser gnedigen vrouwen, vnde qweme he wech, so mochte dar vele grotes qwades vt komen, vnde he mochte de stad vp groten schaden bringhen. Dit seden se vmme des willen, vppe dat se ene ok mochten in de slote bringen. Dit wart her Johanne to wetende, dat de ammete vnde de borgere hirmede 20
vmmeginghen, vnde hadde wol twiie alrede vppe deme markede weset vnde gink do van deme markede de Dankmerstraten entlank vnde gink vte deme Mekelenborger dore. Do wart Hamborghe vppe deme markede gesecht vnde geheten, * dat * he em scholde volgen vnde nemen hulpe vnde halen ene wedder, *
14A
25
se wolden em vor allen schaden stan. Also volgede em Hamborch vnde krech hulpe vor deme dore vnde grepen ene buten deme crutze, also he van vruchten wegen was vtgan, vnde

2 settet B : A R │ 3 ander A, anderen R │ 4 lx B R │ 4 do hen aff B R L : A G │ 5 sede A, frageden G : B R │ 5 wer : were R, offte G Reim. Kock, ob F S, dat A B L │ 6 gan scholde G, scholde yn de slote gan B R S Reim. Keck │ 7 settende R │ 7 Hinricke B : A R │ 8 alle nur ghude man │ 10 ander A : B R L G │ 10 dages B S Reim. Kock : A G R L │ 10 kamen A : B R L G │ 11 dorch den Kr oe pelin G, van den D ae nen S k b (fehlt S a b) : A B R │ 14 Sweriin, Swerin A B R G │ 15 Sweriin, Swerin A B R G │ 18 seden vmme B : A G R │ 18 vpp B │ 20 de b oe rgere vnde de āmpthe A G : B R L (G R L fehlt das zweite de; alle : ampte) │ 21 hadden B, hedde A : G R │ 21 t w ij- (!) A, twye R, twyge B │ 22 danckwerstrathen A, danckwars- R, danckquar- B, danckwor- G │ 23 dit wart alsobalde dem houetmanne van der wacht gesecht vnd tho wetende gedan, dede gen oe met wasz Hamborch, dat he scholde hulpe nemen u. s w. Ueber Schröders Entstellung S. 35, 2. │ 24 markede do secht B : A R │ 25 ene doppelt B │ 27 en B G │ 28 bi dem hilligen crutze G │ 28 wegen fehlt B R L │ 28 vthe- B : A R

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brachten ene harde gebunden vppe den market vor de scriuerie, dar etlike borgermeisters vnde ratmans weren vnde vele van den ammeten vnde borgeren vorgaddert. Do sprak Jesup ein van den ammeten an vnde sede so, dat her Johan Bantzkowen vrunde sik sammelden to hope vnde ginghen to harnsche, 5
dat doch nicht war en was. Do sede Jesup, dat de ammete scholden ok to harnsche gan. Do lepen alle de ammete to hus vnde halden ere spete.
Dit wart den borgermeisteren vnde deme rade vnde den sostich to wetende vor der scriuerie. Do ginghen se tosamende
10
vppe dat rathus mit her Johan Bantzekowen van vruchten haluen, vppe dat se vor der scriuerie nicht seker hadden gewest vor deme volke des vnbescheden hupen.
Dar qwam mit speten vnde mit korden vnde anderer were bouen iij dusent man to hope vppe den market † vnde behalu-
†9B
15
ueden dat rathus alle vmmeher, also dat de gantze rat in groten vruchten sat vnde anxste vnde menden, se wolden se alle hebben gedodet. Men Jesup vnder eneme schine, offte he ene wol mende, mit den anderen sostich ginghen to * hope vor den ratstol vnde klageden vnde karmeden, dat se dat volk *
15A
20
nicht wol stillen konden, sunder se reden her Johan Bantzkowen, dat he in den torne ginghe so lange, dat me dat volk bestillen mochte. O du listige, sneidige, bedrechlike vos! O du vorreder desser vnschuldigen, vromen heren, wo bedruchst du dat simpele volk! 25
Do her Johan Bantzekowe dat inrumede van vruchten wegen, do gink Jesup, de vorreder, mit etliken anderen vt

1 br oe chten A B │ 1 den market gegen alle Handschriften │ 2 -meiister A, -meistere G : B R 3 borgeren vnde ampten R G : A B L (auch diese haben ampten) │ 3 en B, en an van den der ampte wegē R, an fehlt A, J. tho einen van den ampten vnd sede L, J. vor den ämptern dasz S k b, J. zu den ämptern dasz S a b, J. de wullenwever vnd sede also tho her Johan Bandtschouwe, wen se sick tho hope vorsammelden G │ 5 sick vor her B R L │ 5 vorsammelden B R │ 5 ginghen fehlt B : A R L │ 6 en fehlt A B G, ey R │ 7 ock scholden R │ 7 de fehlt R G │ 9 de lx B, den lx R │ 12 vpp B │ 12 weszet B R │ 14 erstes vnde fehlt B R │ 14 ander R, andere A │ 15 iiij A G, in die 3 oder 4000 S: B R L │ 15 miinschen A B │ 15 den market gegen alle Handschr. │ 16 here A : B R G │ 18 dodeth B R (d. hebben) │ 18 eynem guden (groten L S) schyne R G │ 19 en B, ydt R, denn rath wol vnd mit truwen G │ 19 lx B R │ 21 bestyllen B R L S : A (am Rande) G Reim. Kock │ 21 redden B : A R │ 23 stillen G Reim. Kock : A B R L │ 23 konde vnde mochte B R : A G │ 23 schneider undt W │ 23 zweites O fehlt B : A G R L S │ 25 sympel B : A R │ 26 her Bantschow B R : A G L S │ 27 de vorreder fehlt R

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hen to deme volke vppe den market vnde sprak luder stemme also: Leuen, guden vrunde, geuet iuw to vreden vnde dot nemande ouerlast offte walt, wente iuwe borgermeister schal to iuweme willen in den torne gan; darvmme dot em offte nemande dar bouen neue ouerlast. 5
Do se wedder vor den ratstol qwemen, do esscheden her Johans vrunde binnen rades ene to borghe, gelik also he alrede in den sloten sete. Do sede Jesup, dat he vnde de sostich alle des neue macht en hadden vmme de velen volkes willen.
Men Jesup mit den sinen sundergen hemelken vorrederen
10
hadden dat in allen ammeten bestellet, dat se etlike hadden vppe deme markede, de darvp warden, vnde de anderen ammete mit eren knechten weren to erer werkmester husen gesammelt. Also do en de bodeschop qwam, * do qwemen se alle to hope.
Do sprak her Johan Bantzekowe vnde sede, were dar wol,
*
16A
15
dede olt hat vp em hadde, so begerde he, dat me ene dar nicht vppe richten wolde. Do swor Jesup mit etliken anderen in alle godes hilgen, dat dar nen hat mede were offte wesen scholde, stunde † id bii en, id scholde nicht scheen.
Dar brachten desse valschen lude her Johan Bantzkowen

10B
20
in den torne. Dar volgede eme dat gantze sammelde volk na mit speten vnde swerden, korden vnde bilen, vnde gewapent, bouen iij dusent man. Dar wart he in den torne gesettet mit keden vnde helden vaste bewaret, vnde bii em in den torne stedes to bewarende, (vp) dat se beide nicht vt en breken offte 25
van vrunden vtgehulpen worden, ij offte iij staddenre besloten, vnde de butensten porten vaste gesloten mit eneme starken slote buten vorgehenget, vnde helden vppe der straten grote

1 den market gegen alle Handschr. │ 1 stemmen A B │ 2 jw A │ 2 vnde fehlt R Reim. Kock │ 3 schal iw R │ 4 juwē B, juwen G L, iwen R │ 4 eme A: B G │ 5 nemende A R, nemandt G │ 5 nenen A, fehlt R G │ 7 rade R │ 7 enen G : A B R │ 7 borgen B R G, dat se ehn mochten vorborgen Reim. Kock, was S a b in Klammern beigefügt hat │ 7 alse A B, offte R │ 8 sede A B, se R │ 8 lx B │ 9 en fehlt A B R G, ein L │ 9 weghen A : B R G │ 10 hemeliken A G R │ 11 beide Male hedden A │ 12 āmpthen A, ampte B R │ 13 huszer B, husz A R │ 14 alsze B │ 16 de B R G : A L │ 16 v p p B : A G R │ 17 v p p B, vp A, vmme G │ 19 em B, eme A : R G │ 20 Bantschow A : B R G │ 21 volgeden B R : A G │ 21 em B G : A R │ 22 vnde myt swerden B R │ 22 korden vnde bilen vnde fehlt R │ 23 manne B : A G R │ 23 settet B : A G R L │ 24 bewarth A : B R G │ 25 en fehlt A B G, eyn R │ 26 gheholpen A R │ 26 wurden B │ 26 twe B │ 26 -dhener B G, -dore R │ 27 eiinem A R │ 28 vorgehangheth A B R │ 28 den A R : B L G │ 28 straten dar weren vele in der wacht bi 5 effte 10 mit speten u. s. w. G

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wachte mit volke wol j c offte ij c edder mer mit speten vnde wapenen vnde darto de riidende waght alle nacht wol bi xxiiij mannen offte mer, vnde ginghen offte reden ersten vor den torne vnde repen en to se to bespottende vnde to vorachtende vnde to vorsprekende vnde belacheden * desse vanghen, also *
17A
5
de here Cristus vnschuldich bespottet vnde vorachtet wart. Dar seten se in groter moiie vnde pinlicheit eres herten, so id wol afftonemende is.
So schach id vp enen auent spade, dat her Hinrik van Haren dorch de bestellinghe Jesuppes, de de borgermeister
10
vnde den rad darto drunghen hadde [dat] to vulberdende, bracht wart in de bodelie. Dat schach sunder vulbort der gantzen sostich vnde der gemenen borgere, men dit dede Jesup mit etliken sinen sundergen ratgeuen, dede io so uorretlik weren also he. Dar wart her Hinrik van Haren gesettet in 15
der deue kameren, dar me de deue vnde mordere plecht intosettende, vnde wart in iseren keden vnde helden swarliken gesloten. Do worden darto geschicket etlike van den sostigen, de ene vorhoren scholden, dar he doch so wol to antwerdede, dat se van em nicht hebben konden, dar se rechte orsake vt 20
hebben konden teghen eme, mit iennigem rechte ene to dode to bringende. Dar sat he noch ene tid lank, † vppe dat se
11B
sake iegen em vunden ene to richtende.
Darna vorbodede Jesup mit sinen sundergen ratgeuen de sostich to hope vnde gaff en vore, wer me ene mede bringen *
*
18A
25
mochte vnde ok her Johan Bantzekowen to deme dode. Dar spreken do de lx borgere vp vnde menden, se wolden dar nicht

1 waght B │ 1 h u nderth A : B R │ 2 wapende A, wapenden B : R │ 2 de de - wacht A │ 3 manne A R, perden G │ 5 vnde vorsprekende B R L │ 5 belachenden B, belachgeden A : R G │ 5 alsze B │ 6 vnschuldich fehlt G, de vnschuldige here Christus B R (here fehlt R) │ 7 moyge B, mowue R │ 7 vnde in A : B R G │ 9 vppe B │ 10 Jesupps B │ 10 borghermeister vnde fehlt R │ 11 vnde ratma n mit Querstrich A : B R L G │ 11 drben A, gedrungen R G │ 11 hadden R, hedde A │ 11 dat fehlt in allen Handschrifen │ 12 bodelyge B │ 12 dath A, dyth B R L │ 13 lx B R │ 13 meynen B : A G R │ 13 diith A G R L, fehlt B │ 14 etliken A B G, den R │ 14 sinen fehlt A : B R L S G │ 14 de B R : A G L 14 vorretlich B │ 16 de alle │ 16 de fehlt A : B R G │ 16 yn- B (urspr. in der Stellung yn plecht) R G, fehlt A │ 18 geslaten B R L S G, entholden A │ 18 wurden B │ 18 schiicketh A : B R G, etlike geschicket B, etl. tho gesch. R : A G │ 18 lx B R │ 21 em B G : A R │ 21 iennyghen B, ienygen R │ 22 briinghede A │ 22 vpp B │ 23 en R, v u nden iiegen em A : B R L │ 25 lx B R │ 25 em A : B R G │ 25 vor B R G │ 27 b oe rgher A R : B G │ 27 vp B R L, darvp A G

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an seggen offte don, sunder se wolden spreken mit eren erffzeten borgeren; vnde leten se to hope vorboden in der segeler kumpanien hus vnde beghunden darvan to sprekende. Do droghen de borghere van allen dren kerspelen darinne ouerein, dat me beide her Hinrike vnde her Johan Bantzekowen 5
Lubsches rechtes scholde gunnen. Do qwam Jesup, vnde nicht Jesus, mit sinen ammeten in dat hus drengende to den borgeren vnde sprak, so wen me ene Lubsches rechtes gunnen wolde, me wunne se nummermer, vnde sede do, dat ein islik scholde volgen, se hadden de eren alrede vppe deme markede. Vnde 10
hadden ere spete vnde harnsch in den brotscharen vnde vmme den market in den huseren, to Tidemans hus vnde ander lude husen, vnde hadden ok ere pantzer ane vnde ere rutinghe vp eren siiden, so dat nemant van den borgeren dorste en entiegen seggen offte den. Do sede Jesup, weret dat sik 15
iemant van en ten wolde, den wolden se richten like den anderen vorrederen. * *
19A
Dar ginghen de sostich to hope vp dat hus, dar doch vele mede weren, dede van vruchten weghen der ammete vnde des menen volkes dar mede vpgan mosten ane eren dank, wolden 20
se van deme duuelschen Jesuppe vnde sinen hemelken ratgeuen vnde der menheit vnde den ammeten, de do den lop vnde dat regemente hadden, nicht mit den anderen voruolget werden. Dar hadden se den rat vppe dat hus vorboden laten in den ratstol. Vnde se gingen to hope vp deme rathuse in 25
enen rat vnde vorbodeden de vorspraken to sik in dat rathus vnde spreken mit en darvan vnde beslotent also, dat de iungeste vorsprake † scholde ene anklagen van der koninkliken walt
12B
weghen vor enen vorreder der gemenen stede, beide vor deme

1 eren fehlt A : B R L G │ 1 arffsethen A │ 3 cumpanien G, cumpanie B, kumpeniien A, kumpenye R │ 3 daraff A : B R L G │ 3 spreken A, redende G : B R │ 4 karspelen A B : R │ 5 Hiinrick A R │ 6 rechtteth A │ 6 vnde niicht Jes u s A B R, fehlt G │ 7 syneme B │ 8 en B R │ 8 lubes R │ 8 rechte B, recht R G, A ursrünglich rechtteth, th in s gebessert │ 8 scholde (auch G) gunnen A : B R S G │ 9 me B R, we A │ 9 iderman B R, jederman A G │ 10 volgen. Dar gingen se alle na dem marckede. Der hedden se u. s. w. G │ 11 hedden A │ 11 -schrangen R │ 12 den market : dat marcketh A B R │ 12 andere B : A R │ 13 h u sz A B R │ 13 hedden A │ 13 pantsere B : A G R │ 14 vppe B │ 15 J. vnde niicht Jes u s A : B R L G │ 15 werth A : B R │ 16 lick A, gelyck R L G │ 18 lx B R │ 21 se niicht AG │ 23 dat AG, fehlt B R L │ 23 regimente B G : AR │ 23 hedden A │ 24 hedden A │ 24 vp A G │ 25 dem A G, den R │ 26 vorbadden R, vorbaden A L, leten vorbaden G │ 29 gemeynen B R : A G │ 29 steder A B R G

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Berghe vnde ok in deme Sunde. Dar qwemen se do mit den vorspraken vor den ratstol vnde begerden, dat de rat ene richten laten wolde. Do sprak de rat, were dar we, de ene anklagen wolde, se wolden em Lubsches rechtes gunnen. Do sede Jesup, se wolden mit em vmme neu Lubsk recht striiden, 5
se seghen io wol, wo se van der menheit drungen worden; wolden se ene nicht richten, so scholden se ere euenture stan van der mente weghen, se * konden deme rade nicht lenk vor *
20A
schaden stan. Alsus sät de rat in liues vare, wente Hamborch vnde sine medehulpers hadden alrede dat rathus eins vpgelopen 10
vnde weren na Jesuppes tolatinghe vnde sin er selschop vp dat rathus mit speten, exsen, barden vnde rutingen vnde pantzeren gedrenget mit vnbegriplikeme volke, so dat de rat vnde de anderen van den sostigen, de in deme hemelken, duuelschen rade Jesuppes nicht en weren, stunden vnde seten in groter 15
liues vare vnde menden ok anders nicht, sunder dat se se alle dot wolden slan hebben.
Do sede de rat to en : Leuen vrunde, betrachtet doch dat, dat wi de dink don, de wi mit eren vnde mit rechte vorantwerden moghen. Do spreken se dar vmme vnde seden deme
20
rade also, dat id anders nicht wesen mochte, men dat me ene mit rechte winnen scholde mit der koninkliken walt. Hiir mit desser sammelinge des losen volkes vnde der ammete drungen se den rat, dat de rat moste dit inrumen, wolden se anders nicht alle steruen van eren henden. † So senden se ere vogede
13B
25
in dat richte. Vnde drunghen ok den rat darto, dat de rat ene dat toseggen moste, dat de rat mit en id wolde helpen dregen, were dat sake dat dar wes van qweme, vnde wolden dat vorantwerden. * *
21A

1 barge L, Bergen ohne Artikel G, dazu von anderer Hand (B 2 ) offt slate to Flensborch B 2 W │ 1 dem A G : B R │ 1 Sunde: dazu vor Copenhagen B 2 W │ 2 hinter vorspraken ursprünglich auer A │ 4 lub s k B, lubesck G, lubes R │ 4 recht B R G │ 5 J. vnde nicht j h sz A : B R L S G │ 5 lub s k B, lubes R │ 5 striiden : riiden A B G, ryngen R Reim. Kock, richten L, sie wolten nicht mit ihnen rechten S │ 7 scholden A R L S, mochten B Reim. Kock, mosten vnd scholden G │ 7 euentur B R : A G │ 8 weghen fehlt R L G │ 10 hedden A │ 11 nach A G R │ 11 Jesupps B │ 11 vppe B │ 12 exzen A, exen R │ 12 r u ttiinge A, rutynge R │ 13 bedrenget B R : A G 14 lx B │ 15 Jesupps B │ 15 en L, fehlt A B G │ 16 vaer B : A R │ 20 spreke A : B R L G │ 22 mit rechte fehlt A : B R 22 scholden B : A R; scholde wiinnen A : B R │ 23 vor sa m mit Querstrich eliinghe urspr. wiise A │ 25 alle fehlt R; wollten sie anders nicht alle die helse dazu thun F S │ 26 en B │ 27 dat A R, fehlt B G │ 27 de : urspr. der A │ 27 em A, ene R : B G │ 28 wer B │ 28 dat vor dar fehlt B : A R │ 28 wolden A R, wol B │ 28 dat A R : dar B

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Dar ginghen de vogede in dat richte, vnde her Hinrik van Haren wart vt der hechte gehalet vnde qwam vngebunden vor dat richte. Do sprak de vorsprake van des koldregers weghen, de de stede helt der koninkliken walt, wo her Hinrik hadde vorraden vor deme Berghe vnde in deme Sunde de stede 5
vnde were der menen stede vorreder. Dar sede her Hinrik van Haren, de vrome here, neen to vnde sprak, he hadde newerle anders gedan vnde handelt, wan eneme bedderuen, erliken manne tohorde vnde den scholde. Vnde dar was nene bekantnisse, nen tuch, nene schinbar dat, offte neue vogede 10
gichtinge, dat he vor en wes bekant hadde, men her Hinrik stunt in siner were, in siner vnschult, alse ein vnschuldich, bedderf, vrom man. Doch dat mochte em nicht helpen De bodel dingede na deme bande vnde na sineme hogesten. Dar rep her Hinrik van Haren luder stemme also: Jodute ouer de 15
walt vnde ouer dat vnrecht, dat mi schut. Ik schelde dat ordel vor den rat. Do vragede de voget deme gemenen volke, wer se em ordels wolden gunnen. Do rep dat mene volk: Nen, nen, luder stemme, also de Joden ouer Cristum repen: Crucige ene, crucige ene, sin blot gha * ouer vns vnde vnse *
22A
20
kindere, alse id en van Jesuppes selschop was innegheuen. Dar bunden se her Hinrike in deme richte, vnde de bodel † delde
14B
em dat wedde, dat me ene scholde slepen vt der stad vnde vp ein rat setten, sunder de heren van der Wismer wolden ene begnaden. 25
Do de delinghe ghan was, do weren mank den sostighen vnde mank den anderen borgeren vele, dede bitterliken sere

1 richteheren G │ 2 Haren de warth A : B R L G │ 2 vthe B │ 2 b oe delie G │ 2 haleth A, gehalt R : B G │ 3 do B R L G, dar A │ 3 des A B R G, der Reim. Kock │ 4 gewalt B R L G, des - waldes Reim. Kock │ 5 Bergen ohne Artikel G, dazu dat is vor deme slate Flensborch B 2 W │ 5 Sunde : dazu vor Copēhagen B 2 W │ 5 st der A B R G │ 6 steder A B R G │ 8 eiinem A │ 8 badderuen B, fehlt R L │ 10 bekantenisse B, bekentnysse R │ 10 keyne tuchnysse R │ 10 keyne gychtynge R │ 11 em A : B R G, wes vor en B R : A G │ 12 siine were A : B R │ 13 vram A am Rande, fehlt R │ 14 b oe del A B L S G, vorsprake R Reim. Kock, vgl. S. 43, 4 │ 14 vnde fehlt R │ 14 siinem A G R │ 15 stemmen A B │ 15 jodute : ja leute W │ 17 dem rade G : A B R │ 17 da A, don L : B R G │ 17 ein richtvaget G, vrageden de voegede L S │ 18 oe rd ls A B G L, de scheldynge R Reim. Kock │ 19 st mmen AB │ 19 Christum B │ 20 crucige bis kindere fehlt R, das zweite Mal cr u sege A │ 21 m B G : A R │ 21 yugegeuen B R L G │ 22 se fehlt B : A G R L │ 24 vppe B │ 24 sunde B │ 24 Wiissmar A : B R │ 26 so de A :B R L G │ 26 lx B R │ 27 dede A G L, de B R │ 27 szeer B

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wenden vmme desse walt vnde vnrecht, men dar was nemant, de desse walt halp keren. Do dit gheschen was, do esschede de rat de sostich vor sik vnde seden: Leuen vrunde, dit recht is nu geghan, wille gii em dit delde recht ok sachten? Do spreken se darvmme vnde seden deme rade darna ein antwort, 5
so sprekende, wolde sin broder dat bebreuen, dat vp de sachtinge des rechtes he offte de sinen nicht saken wolden, dat me em gnade dede. Dar besegelde sin broder do einen breff, dat he vppe de entsachtinghe des rechtes mit alle den sinen, de vmme sinent willen den vnde laten willen, nicht saken willen. 10
Dar gingen de ratmanne vnde etlike van den sostigen, den dit vnrecht led was, mit wenenden tranen van deme hus.
Dar ward id van den Jesuppiten vnde Jesuppe, den bosen luden, to * laten, dat he gink vor vppe dat rathus binnen vor de deren mit den bodelen so langhe, dat he sine bicht dede
*
23A
15
deme brodere to bekennende (gaff) mit der vart, wat eme wrogede. Darna so togen de bodele mit em so mer midden vppe den market na deme rathuse wert. Dar gink de gude man sitten vppe sine knee vp ein graw laken; dar houw em de bodel sin houet aff. 20
Dar weren vppe deme markede vntellike lude vorsammelt, beide man vnde vrouwen, alle de gantze market vul, vmmehere alle vinstere, vppe den bonen, vor allen husen vul. Dar treden do to sine vrunde, † sin broder mit den negesten, in
15B

3 lx B R │ 5 antwerth A : B R G │ 6 vorbreuen R L G │ 7 he bis rechtes fehlt B W, dat he offte de s. vp de s. d. r. stellt R, dat vp de sackinge des rechtes dat he ente de sinen nicht saken wolden vmme der begnadinge willen, dat sine broder dat schwert kregen, versegelde he einen breeff, dat he noch de sinen dar nicht vp saken wolden. Dar u. s. w. L │ 7 wolden saken, so mochte em gnade weddervaren. Darvp vorsegelde u. s. w. G │ 8 em A G, ene denne R │ 8 vorsegelde R G │ 8 broder AG, fehlt R 8 do A, fehlt R G │ 9 den B R G, fehlt A │ 10 wolden B R │ 10 vppszaken B R G │ 10 wolden B, wolde G, schollen R │ 11 lx B R │ 12 wenden A : B R │ 12 husze B R │ 14 vp A G R │ 15 pedelen S a b, büttel Skb │ 15 dede : sprack G │ 16 den R, sinem G │ 16 to A G R, fehlt B │ 16 bekennede A : B R G │ 16 gaff fehlt G │ 16 em G, en R, fehlt A │ 17 miitden A │ 18 vp A G R │ 18 dat marcketh A B │ 18 de B R L G, fehlt A │ 19 vppe syne knee B R L S G, fehlt A │ 19 vppe B │ 19 grawe B, grae R, grun F │ 19 laken vnde badt dat volck, efft dar jemandt wehre, den he vort oe rnet hadde, dat he em sulckes doch vmme gades willen wolde vorgeuen vnde sach vp na dem hemmel. Do sloch de b oe del tho vnde houede em sin houet aff. So voer he tho gade. (Jesup vnde sine selschop m oe gen varen in nobis kroch) G │ 19 howe B, houede R G │ 21 vntelieke A : B R │ 22 de : dat alle Handschriften │ 23 vp A │ 23 huszeren B │ 24 sine frunde tho sinem bedr oe ueden broder G │ 24 vrunde vnde siin A : B R

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groter wemodicheit vnde mit bedroffliker vare vnde leden en in ein sark. Vnde dit was dorch den broder vnde sine vrunde van den sostighen gebeden, dat se ene mochten to den Swarten monneken in sin graff leggen. Do drogen se en ersten in sin eghen hus vnde leten em des auendes villige singhen. Auer 5
he was in der segeler kumpanien vnde in der papegoien selschop: dar wart bestellet, dat em van den beiden kumpanien nen boldik konde werden offte lichte. Ok wart id bi de ratmanne bracht, dat se van vare wegen * vnde vruchten haluen ene nicht dorsten to der kulen dregen. Men se kregen gude *
24A
10
andere iunghe lude van erliken slechten, de droghen den doden to den Swarten monneken vnder siner erliken husvrouwen egenen gulden stucke, dat se hadde, vnde dar volgeden na mer erlike lude, vrouwen vnde mans, vnde offerden des anderen morgens, wan offte he vppe sinem egenen bedde gestoruen were. 15
Sus wart her Hinrik van Haren begrauen in der Swarten monneke kore vnder sinen liiksten, den he dar tovorne let leggen vppe sin graff. Den steen hadde he laten siren mit reineme missinghe, schilt vnde helm vnde de vmmescrifft, lange tovoren, ere he van sulk eneme dode wuste offte dachte. Sus 20
is em doch alliike wol ene erlike, herlike bigrafft geschen tegen siner viende vnde voruolgere willen.

1 vaer B │ 1 ene A, em G : B R │ 2 vor dorch urspr. van A │ 2 synen (fehlt R) frunden B R : A G │ 3 lx B R │ 3 beden A : B R G │ 4 ene A R : B G │ 5 egene A : B R G │ 5 hus in der cremerstraten, dar nu Jeronymus Schulte wanet. Dat wapen is noch vp der docken G │ 5 em dar des A G : B R L │ 6 k u mpeniien A, cumpanye B G │ 6 papegegen B R, papengoiien A : G │ 7 kmpenii n A, cumpanyen B G, kumpenygen R │ 8 neue G │ 8 boldick B, -diick A, -dike G, -dych R; boldych offte lychte mochte werden R │ 8 radesheren R G │ 9 vr u chtens A B │ 12 vnder : vnde A │ 13 egen R, alle Handschriften stellen es vor erliken │ 13 guldene A, guld B : R G │ 13 hadde vp erem bedde in groten festen liggen G │ 13 mer fehlt R │ 14 mans vnde frouwen R G │ 14 offer den B │ 15 wen fehlt R │ 15 offte am Rande A │ 15 vp A │ 15 stror u en A : B R G │ 16 swarte B R │ 17 den : de A │ 18 vp A │ 18 grab, anitzo gleich gegen der canzeln daruber ein groszer leichenstein, welchen er hatte in seinem leben mit meszing mit helm und schild beschlagen laszen (welches aber anitzo alles herunter geriszen und ist der stein in viele stücke zerbrochen). Kurz vorher in einer durchstrichenen (an eine falsche Stelle gerathenen) Bemerkung wird die Farbe des Steins als braunlich angegeben S a b 1003 │ 19 reiinem A R │ 19 mes synge R │ 19 vmmescrifft : dazu alse men darsuluest sehn mag G │ 20 sulleck B, solken R │ 21 erlyke vnde B R │ 21 begraffnysse R │ 22 willen : dazu etc. A; desse enthouynghe schach etc. B; dusse enthouynge en schach R, G bringt noch die Jahreszahl.

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* Darna qwemen se tosamende Jesup mit den sinen vnde *
25A
makeden grote vare vnde anxst mank deme volke vnde wolden her Johan Bantzekowen ok wech hebben. Dar qwemen de borgere vmme tosamende in der segeler kumpanien hus vnde menden, se wolden † weten, worvmme onte wormede se ene
16B
5
anklagen wolden. Do qwam Jesup mit siner lot vnde selschop in den schuttink drengende, er se id wusten, vnde rep ouerlut, se scholden vppe den market komen, alle, we sik daraff toghe, den wolden se richten also enen anderen vorreder.
Do de sostich vppe dat hus qwemen vnde hadden den
10
rat to hope vorbodet, do was de market vul volkes mit eren wapen vnde panseren, speten, rutingen vnde in mer husen vnde sieden vorgaddert wen tovoren. Do repen se: In dat recht, in dat recht. Men dar wart inne ramet, dat me ene vt deme torne scholde * in des bodels hus setten, er he vor dat *
26A
15
recht qweme, vppe dat dat recht sinen gank behelde.
Dar worden de voghede to geuoghet van des rades wegen, alse de rat van den Jesuppiten darto gedwungen was, dat se ene mit den anderen, de van den sostigen darto schicket weren, vnde mit den ammeten vnde gantzer menheit, also he in den
20
torne gesettet was, mit sodaner sammelinge scheiden so wedder vt bringhen in des bodels hus. Dar setteden se ene in der deue kameren, mit iseren banden, helden vnde keden swarliken
1 * N volgelth (!) hiirna, wo Jes u p, de bloth u nth, miith siime *
25A

falschen anhanghe miith deme vramen heren hēr Johan Bantzschow vmmegan hebbe n mit Querstrich etc. A, dith gelt nu her Johan Bandtschouwen G, ohne Kapitelüberschrift B R

2 dem A G : B R │ 3 Bantschowen B R G, Bantschow A │ 3 e y wech R │ 4 b oe gher A : B R G │ 4 der B R L G : de A │ 4 k u umpeniien A, kumpenyge R, kumpanyge B: G │ 4 hus fehlt R L │ 5 vor vmme ursp. mede A │ 6 qwam : dazu der retlinführer F S │ 6 l oe th A, loeth B, loth G R │ 7 de kumpenyge R │ 7 ere A: B R G │ 8 alle scholden se B, se scholden alle R, alle so vele dar weren de seholden G │ 8 dat alle │ 8 alle hinter komen fehlt B R L G : A │ 8 dar B R L G, fehlt A │ 10 lx B, suluen G │ 11 dat marcketh A B R G │ 11 ereme A : B R G │ 12 wape n mit Querstrich B R, wapende A G │ 12 pantszeren B, dazu v n mit Querstrich R │ 12 mer : eren R │ 13 stede A │ 13 uorne B : A R G │ 14 in dat recht (int recht G) doppelt A G, einmal B L, nur recht doppelt R, vor dem zweiten in urspr. int erste A │ 15 scholde : dazu halen vnd R │ 15 de bodelye R L │ 15 ere A │ 17 geuoghet B : v oe geth A, schycket G, geschycket R, gesettet L │ 18 van : davor ursspr. miit A │ 18 gedrungen G L : A B R │ 18 was : anstatt alse bis was: so dat de Jesupiten myt den ampten hebben wolden R │ 19 den anderen bis hus umgearbeitet in R │ 19 lx B │ 20 alsze B L, so also G │ 21 sottet B : A G L │ 21 scholde ene A B, scholden se nu G │ 22 ene : dazu yn de bodelye R │ 22 der A: de B R G

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gespannen, geliik also enen misdeder. Dar sat he wol mennigen dach lank in moiie vnde sorgen grot.
Do darna na etliken daghen vorbodede Jesup de sostich to hope vnde redede mit en hiirvan, also he alrede mit sinen sundergen rederen, ik segge nicht vorrederen, vnde ratgeuen
5
ouerein gekomen was vnde besloten hadde hemeliken, so he plach, dat se wolden de ammete vnde borgere vorboden laten vnde handelen van her Johan Bantzkowen weghen, se konden sulk enen misdeder mit sik nicht liden in der stat.
Do de borgere to † hope qwemen in der segelere schuttink * vnde begunden darvan to ramende vnde wolden, dat me her

17B
*
27A
Johan Bantzkowen scholde [Lubesches] rechtes gunnen, do qwam Jesup, ik wil nicht seggen Judas, de vorreder, mit siner schare, mit den ammeten vnde mit sinen sunderghen hemeliken ratluden, de mank den borgeren weren, dar qwam he mede 15
her vte der koplude huse mit dranghe vnde mit eneme toruggende vnde mit eneme storme, so he id mit den sinen besturet hadde, vnde hadden ere pantzere ane vnde ere wapen vnde were bi sik.
Do wolden de borgere, de in der segelere kumpanie weren,
20
dar se to indrengende qwemen, weten, wat se em weten, worinne offte wormit se ene anklagen wolden, vnde menden also, de borghere, se weren ouerein gekomen, dat me em scholde Lubsches rechtes gunnen, offte (giffte) em we to spreken wolde. Men dar wolde Jesup mit den sinen nicht aff weten 25

1 gespannen G, fehlt A B R L │ 2 moyge B, mowue R │ 2 sorge A, groten szorgen B R, in groter moie vnd sorge G │ 3 do fehlt R, die Handschr. begnügen sich mit einem na │ 3 Jesup : dazu vnde niicht Jhs A : B R L S G │ 3 lx B R │ 5 wil nicht segnen G │ 6 kamen B L, gedāē R (ohne was) │ 6 hedde A │ 6 hemylyken B │ 7 wolden B R G, fehlt A, später bei L │ 7 de ampthe vnde de b oe rgere A, de borgere vnde ampte R : B G L │ 9 sulleck B, solck R : A G │ 9 eiinen A G, ene B, e y n R │ 9 miit A G, manck B R L │ 10 szegeler B │ 10 schuttinck B A G, kumpenyge R, dazu offte k u mpeniie A │ 13 wyl B R L G, fehlt A │ 13 nicht fehlt R │ 13 segnen : dazu sunder id was L; es war der rechte Judas F S │ 14 den B R, fehlt A │ 14 siinen A G R L, fehlt B │ 14 sunderliken B, sundern G : A R │ 14 hemelken A: B R G │ 15 ratgeueren R │ 16 husz B R G │ 16 drengen B : A R L │ 16 eiinem A │ 16 tor u gende A : B R │ 17 vnde A, fehlt B R │ 17 eiinem A G │ 17 best u rt A : B R G │ 17 hedde A │ 17 hedden A │ 18 pantzer A R : B G │ 18 wapent B A │ 20 segelerē A, szegeler B G, seggeler R │ 20 k u mpeniie A, kumpenyge R │ 21 drengēden R, drengheden B : A G │ 21 qwemen A G, fehlt B R L │ 23 weren : dazu so B R, also G L │ 23 dat A G, fehlt B R L S │ 24 scholde em B R L S │ 24 gyfft B, fehlt R │ 25 aff A : van B R L G

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offte horen, sunder Jesup de rep ouerlut, dat ein iewelk volgen scholde vppe den market bii siner ere; de dat nicht den wolden, de wolden se richten alse de anderen vorreders.
Dar hadden se den rat vppe dat hus vorboden laten; dar qwemen * de lx to vp mit den koldregeren vnde vorspraken.
*
25A
5
Vnde de ammete vnde de menheit des losen volkes weren alle vppe deme markede mit eren speten, pantzeren vnde anderer were vnde hadden sik ghehelet offte vorborgen, dat meste part, in den huseren vmme des willen, offte de erffzetene borghere wolden ene entfriien offte entsetten, so wolden se sik vtert 10
hebben vnde vp se geslagen hebben. Men (ouers) van alle den erffzeten borgeren was nemant so driste, de sik iegen de ammete vnde de lozen menheit setten dorste, wente se hadden se to verne ingestedet, so id nu ok leider vuste schut in velen steden †
18B
15
Auer vppe deme huse spreken de sostich mit den vorspraken, wo se ene anklagen wolden. Wat schal ik vele seggen, so also se her Hinrik van Haren to deme dode vnrechtuerdigen brachten kort tovoren, so geliken deden se ok bi her Johan Bantzkowen, deme vromen heren vnde rechtuerdigem 20
manne, sunder egene bekantnisse edder vogede gichtinghe, men den rat mit den ammeten vnde mit deme gemenem hupen todrengen de darto, dat se dat mosten tosteden vnde anrumen, wolden se anders alle nicht vormordet werden.
Do gingen * de vogede in dat richte so na der wiise, alse
*
29A
25
do her Hinrik van Haren vorrichtet wart, mit groter bedroffnisse vnde vare vnde banghicheit sitten. Do sprak de vorsprake em to, alse em de alderslimmeste koldreger het vnde vorgaff,

1 de A, fehlt B R L G │ 1 iderman B R, iederman A G │ 2 dat marcketh A B, dat marck R 3 wolden, de A R : wolde, den B G │ 4 hedden A │ 4 vp A │ 5 lx B R : he A │ 5 urspr. koldregers A │ 7 eren spissen, speten A 7 ander R, andere A, andern G │ 8 hedden A │ 9 de husere A : B R │ 10 entfrygen B │ 12 erffsetten R, arffsetenen A │ 12 borgers R │ 12 sick dorste B R : A G L (dorffte setten L) │ 13 vnde lozen B R │ 13 hedden A │ 14 vorne B, vorē R : A G │ 14 inne stedeth A, ingestadet G : B R; der nächste Satz fehlt in R │ 14 leyder ock B L : A G │ 16 lx B R │ 16 den : de A │ 17 schal fehlt A │ 19 vorne B │ 19 gelick A G L : B R │ 20 rechtferdig B │ 21 egen R │ 21 bekantenisse B : A R; L fährt fort de gemeine vnd her omnes (auch F und S) raedt de drengen einen erbaren rath │ 21 edder gichtinghe (giittinge A) : sunder tuchnysse vnd schynbar daet R │ 22 gemene B │ 23 inrumen G : A B R │ 25 so fehlt R G │ 26 do nachgetragen A │ 26 groteren A : B R L │ 26 bedroffenisse B : A R │ 28 kaldeff B R, kaelstorter Reim. Kock : A G │ 28 hete A B R, dazu seggen R, wo vnde vorgaff fehlt.

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de dat doch van dwanges weghen den moste, de van der koninkliken walt wegen klagen moste. Do sprak he her Johan Bantzekowen an vor enen meneeder vnde vor enen vorreder, dat he de stad vorraden hadde, so dat dar grote sammelinge des volkes weset hadde buten der stad Wismer vorsammelt, 5
den de stad open stan hadde vj nacht, vnde dat de slote open weren gevunden van den doren vnde porten der stad, vnde her Johan Bantzekowe hadde gesworen ein eed in alle godes hilgen, dat he wolde bi den borgeren bliiuen leuendich vnde dot vnde sin blot vor en geten - also he ok vnuorschuldes dede 10
- vnde hadde sik in ene wiikenscop gegeuen, dat is, he hadde vorgeweken, dar he ouer beherdet vnde beslagen were vnde angetastet vnde in de slote gekomen. Dar her Johan Bantzekowe to allen reden vnde saken vorgeholden * aller dinge nen sede, vnde dat he newerle anders gedan hadde offte handelt bi der stad saken † offte sus anders, wen em van ere offte *
30A
15

19B
rechtes wegen tobehorde, vnde were alle erer ticht vnde tosage vnschuldich, vnde allent wat se em deden, dat schege van hates weghen. Vnde sprak to deme vorspraken Roggendorpe also: Du west wol, dat id so nicht en is, so du sechst. Do 20
sede Roggendorp: O leue her Johan, here, vorgeuet id mi, ik mot id don, id is mi so beuolen. Dar vorgaff her Johan Bantzekowe id em vnde allen, de wat teghen em deden efte dan hadden, vnde sprak aldus: O leue here Jesu Criste, ik bidde di, vorgiff en dat se vnuorschuldes an mi don. Darna 25
dingede de vorsprake na deme bande, vnde de bant wart em todelet. Dat wolde he schelden vor den rat, men de vorsprake vragede deme menen volke, wer se em eines ordels gunnen

1 doch fehlt A, doch sulkes G : B R │ 1 moste don A : B R L G │ 2 do A G : dar B R │ 4 dar A G, fehlt B R L │ 4 sammeling B, sāmeliige A │ 5 gewest G R │ 5 hadde A B R G │ 5 Wiissmar A │ 6 den A : densuluen hedde u. s. w. G, vnd dat R, wen B │ 6 mante L, monat F S │ 8 hedde A, hadden B: R G │ 9 blyuen by den borgeren B, blyuen erst hinter dot R G │ 9 vnde dodt A R, offte doeth B │ 10 se vorgeyten R │ 11 urspr. wiicken- A, wyckenysse ohne die folgende Erklärung R │ 11 hadde : were G │ 12 behardet B │ 13 Bantzekowe: dazu doch A : B R G │ 13 reden dyngen R │ 14 nen : dazu tho R │ 15 offt B, vnd R │ 16 der R: den A B │ 16 sust R │ 17 ere B R │ 17 tydt R │ 18 schege : dazu em B, alle G : A R │ 19 dem A G R │ 20 en : e y R, fehlt G │ 21 leue doppelt A : B R L │ 21 here fehlt A : B R ; o min leue gude here, vorgunnt G │ 23 für id bis wat: synen vyenden dat se R │ 23 offte B R, edder G │ 24 als u s A G : B R │ 24 J y u A │ 24 x y e A, christe B G : R │ 25 vorgiff : dazu ydt R G │ 25 na : dazu do B R : A G L │ 26 dem A G R │ 27 delet: urspr. dazu de vorsprake A │ 28 were dat L, ente R G

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wolden. Do repen se alle: Nen, nen, nen. Do dingede de vorsprake na deme wedde des dodes. Do delde de bodel na der ansprake, dat me ene scholde bouen alle deue in eine galgen hengen vnde scholde ene slepen * vt der stad vnde selten vppe ein rat. *
31A
5
Sze nu wo de vndersaten ere heren, wan me en vorloff ghifft, deren vordelgen vnde iamerliken des smeliken dodes vorlesen. Dit was darvor, dat he vor dat mene beste mennege varlike reise dan hadde to water vnde to lande de menheit to vordegedinghende vnde dat mene gud vnde beste vor heren 10
vnde vorsten, vnde deme gemenen volke gudes kopes behalp in bere, brode, vlessche, visschen vnde aller veilinghe. Se wo em gelont is darvor, dat he dat gemene beste vnde gud geuordert hefft.
Do he aldus vorordelt was, do qwam sin oldeste sone
15
Hans Bantzkowe vor de sostich vppe dat hus vnde vil vor en dale nule vp sine borst mit vtgetenden tranen † vnde bat, dat
20B
se dat ordel sinem vadere entsachten wolden vmme godes willen.
Do was dar ein mank, de em sere gunstich was vp de tiid, de wart mit em wenende vnde borde ene van der erden
20
vp. Desse sulue hadde ok sinen vader tovoren entsettet, dat he nicht in den torne sottet wart, do her Hinrik van Haren settet wart, darvan touorne gesecht is. De sulue man sprak vor * em, so dat de sostich mit em vor den rat gingen vnde spreken dar mit Hans Bantzkowen also: Nademe dat sin broder *
32A
25
vnde siner suster man Gotke weren vte der Wismer weken, wolde he denne sine negesten noghafftigen vrunde dar vor setten, dat he vnde sin broder vnde nement, boren offte vn-

1 degedingede B : A G R │ 2 dem A │ 2 delede G, reep Reim. Kock │ 3 deue: urspr. dazu hengen A │ 3 eiine A B, de G L, dē R │ 4 hangen R │ 4 effte G, edder L │ 4 vther B : A R │ 5 esten en G │ 5 vp A │ 5 raedt B │ 6 seth A: B R │ 6 wo : dazu hiir A │ 8 vmmebrengen R │ 8 mennyge B │ 9 heddeA │ 10 vordedynge R, vordedingen G │ v oe rsten: dazu tho v oe rdern G │ 12 alle B R, allerlei G │ 12 veiielynge A, velynge gudes kopes behalp R, vitallie G, victallie L │ 12 seet G, szo B R │ 12 wo : wort R │ 13 nu dat belonet werdt. De rackers scholden sulcker lude borgermeister vnd rahtlude wesen, de ere heren so ehren also de b oe del sinen knecht G │ 15 alsus A : B R │ 16 ix B R │ 16 vpp B G │ 16 en : dazu nedder R │ 17 nule A B G L, fehlt R │ 17 vthgetheden A, vthgeytynge syner R │ 18 ordele B │ 18 synē B, synes R │ 18 vader B, vaders R │ 19 ser B │ 19 gunstigen B : A G R │ 21 hedde A │ 21 touorne B : A G │ 23 secht B: A G R │ 24 lx B R │ 25 nachdeme A B R G │ 26 Gotke : Hans Golke S │ 26 were erst hinten Wismer R │ 26 vth A G │ 26 Wiissmar A │ 28 effte G, vnde B R L

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geboren, dar to neuen tiiden vp saken scholden offte wolden, so wolden se em gnade don.
Dit konde Hans Bantzkowe so hastigen vnde varlosen nicht don, men he bat, dat me sinen vader wech setten wolde mit barmherticheit, he wolde van stunden an riiden na Lubeke
5
vnde halen sinen broder vnde siner suster man tor stede vnde wolde gerne bebreuen, wes se begerden.
Aldus wart id vortogert ene tiit lank. Men (ouers) sus wolde vnde dorste ok sin broder vnde siner suster man Gotke to der stede binnen de Wismer nicht komen vp ere leide,
10
wente Jesup was mit den sinen mechtiger wan de rat. So schach id, dat binnen desser tiid vnse gnedige here de bischop van Ratzeborch vnde de offcialis Jesuppe mit beden vnderwiseden vnde bewekeden, so dat he mit den sinen dat tolet, dat em binnen der tiid in der bodelie * in deme sale dat sacra- *
33A
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mente des lichammes vnses heren Jesu Cristi wart gegeuen, also dat he qwam to eneme saligen berouwsamen leuende vnde to groter dult, vnde bleff ok dar vast inne bei in sinen dot.
Darna besegelden sine beiden sons enen breff, wolden se den vader bouen dat vnrecht, dat em schach, nicht slepen laten vnde radebraken vnde bouen alle deue hengen † laten.
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21B
Wente dat volk was so sere grimmich vnde vul duuele worden, dat se gerne den gantzen rat, den enen na deme anderen, so vtelesen vnde dodet hadden; men god schickede dat dorch andere gude lude, de mank den sostigen weren, dat id wun- 25
derker wiis behindert wart. Ok mosten etlike andere vrunde, alse her Gobele van der Sterne, her Johan Bantzkowen suster man, ok enen breff besegelen.

1 vnbaren A: B R G │ 3 vorlasen R │ 5 barmhertiiheit A, barmeharticheit B : R G │ 5 lūb A │ 6 siinen (vor suster) A : B R L G │ 8 alsus A B : R │ 9 G oe tke A, fehlt S │ 10 de Wismer : der Wiismar A │ 10 vppe B │ 11 den fehlt A │ 11 mechtiger was B L, synen was R : A G │ 13 Raetszeborch B │ 13 offitialis B │ 13 Jesupp B G : A R │ 13 bedende G │ 14 dat (hinter sinen) fehlt R G │ 15 der : desser B, dusser R │ 15 deme sale : der d oe rnsen G │ 16 Jhesu B │ 16 Christi B G: A R │ 17 beruwsamenden G, beruwsāmeden A, berusamenden B R │ 18 darynne vasth B, vast darynne R : A G │ 20 den A R L: deme B, eren G │ 21 -breken G │ 21 hangen R │ 22 szer B │ 22 duuel A B: R G (boser duuele G) │ 23 eiine n mit Querstrich n mit Querstrich A │ 24 vthleszen B R, vthgelesen G │ 24 hebben B R │ 25 lx B R │ 25 wunderlyker R, wunderbarliker G │ 26 vorhindert B R G S │ 27 Gobbele R, Gabriel L │ 27 dem A : B R L G │ 27 Sterne : dazu de sin graff harde bi her Henrick van Haren in dem chore tho den Schwarten monniken vnder einem herliken breden stein hedde, de wasz G │ 28 vorszegelden B, vor- R L G : A

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Do desse breue besegelt weren, do logen de bodele vnder der rechten maltiid mit eme vppe den market harde bi de stede, da her Hinrik van Haren affgehowen wart. Dar settede sik her Johan Bantzekowe dale vp ein graw laken. Jedoch so was dar bouen male vele volkes vppe deme markede, also dat de bodel * sinen frien how nicht wol hebben konde, do he 5
*
34A
dat swert hadde vtgetogen. Do sach her Johan Bantzekowe den bodel an vnde sede, he scholde en weinich beiden. Do vorscreckede sik de bodel vnde dat volk drengede to so sere, dat he eme in de schulderen how vnde moste em dat houet 10
affsniden, dat em grote pine was sulke martele to lidende.
Do qwemen sine vrunde vnde leden ene in ein sark vnde leten ene dregen in sin hus vnde toghen ene vt vnde wunden ene in ein laken vnde leden ene so blodich in dat sark wedder vnde negelden id vaste to, wente he hadde sine vrund dar
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vmme beden, dat me ene so scholde bliuen taten, vppe dat he in sodaner varwe, also he vnrechtuerdighen vorrichtet wart vnde dodet, so mochte vor dat strenghe richte godes komen. Dar in sineme huse wart he mit villien des auendes beghan, men van vruchten vnde anxtes wegen dorsten ene de ratmanne 20
nicht to der kulen dregen. Ok esscheden sine vrunde nene boldeke vt nenen kumpanien - he was in beiden kalanden vnde in der segelere kumpanie vnde papegoiien selschop vnde * ok in ander ammete broderschop, de do alle sik an en nicht en kerden mit bol†deken vnde mit lichten, (so de wiise was). *
35A

22B
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1 vorsegelt B R L G │ 2 em B G │ 2 dat marcket A B R G │ 3 dem stene L │ 4 vppe B │ 4 graue R │ 5 dem A G │ 5 merkede A │ 6 frygen B : A R G │ 6 wol fehlt R : A B G │ 7 vthetagen A : B R G │ 7 do A G R L : szo B │ 9 dat fehlt A │ 10 em G, ene B R │ 10 huw A, hawue R, houwede G │ 11 sulleke A, solcke R: B G │ 11 lyden R G, dazu auerst hadde de b oe del dat einem slimmen struckr oe uer gedan, se hedden em dodt gesteniget G (Vgl. Cornelius Gesch. des Münsterischen Aufruhrs I, 269; II, 306.) │ 12 qwemen B R L S G Reim. Kock : nemen A │ 12 ene A G R, fehlt B │ 13 hus : dazu in der borstraten, dar nu Andreasz Hein wanet G │ 13 em A B, em sine kleder G : R │ 14 en A: B R │ 14 wedder A G, fehlt B L, wedder bis to fehlt R │ 15 dat A : B G │ 15 hedde A │ 16 dat : urspr. dazu ene B │ 16 so : dazu blodych R │ 17 sodaner: urspr. dazu wer A │ 17 gerychtet R G │ 18 strege A │ 19 husze B, husz A : R G │ 19 villigen B, vygyllyen R, vigilien G │ 20 vnde: dazu van B : A R │ 20 anxstes A │ 21 dragen G, dazu also do de wise vnde gewanheit wasz G : A B R │ 22 boldycke B, boldeken G, bollten W : A R │ 22 kumpanygen B, k u mpeniien A │ 22 he bis selschop vnde fehlt R │ 23 szegeler B G │ 23 k u mpeniie A, kumpanygen B │ 23 letztes vnde A L : fehlt B, dartho G │ 24 anderen A R L │ 24 ampten R L │ 24 em A B : R │ 25 mit vor lichten fehlt A L : B R │ 25 für so bis was : domalsz dem pawestliken gebruke na G ; was : dazu vnde B L G : A R

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Dat schach van vruchten weghen des bozen vorreders Jesuppes vnde siner tohenger, de em biiuillen in der bosheit. Auer sine erlike husvrouwe, sin suster vnde sine negesten leten ene vnder eneme witten otmodigen wullen lakene to Vnser Leuen Vrowen tor Wiiden dreghen erliken iunghen luden, de van 5
guden, erbaren slechten weren. In desser cappellen hadde he sin graff, dar he to liggende qwam vnder sinen sten, vnde em volgeden vele erliker lude na, beide vrouwen vnde man, de em ok des morgens alle naofferden.
* Darna, do desse beiden dot weren, do weren se noch
*
36A
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nicht tovreden, men se sochten sake, wo se noch mer ratlude, de de dreplikesten weren binnen rades, mochten ok vmmebringhen vnde se doden, vnde houen ersten an to ratslagende van her Johan Vresen, wente de hadde alle reise mit her Johan Bantzkowen getogen vnde hadde ein vullenkomen medemaker 15
weset alle der dink, de her Johan Bantzekowe bedreuen hadde. Deme leden se vore vare vnde drow, wort vnde werke, vnde menden, he scholde vorfluchtich worden hebben, alse her Johan Bantzekowe wart van lede vnde vruchten weghen, den se

2 anhanger B R, thojeger G │ 2 eme B R │ 3 vro u we A B : R │ 4 vnder A G S : yn R L, fehlt B │ 4 laken B R G │ 5 dragen G, später R, dazu mit G │ 6 erlyken R │ 6 weren : dazu thor kulen dregen R │ 7 hedde A, hadden de Bantschouen ere graff R, wo das Folgende bis zum Absatze fehlt │ 8 erlike A G │ 9 des anderen dages G │ 9 -offerde n mit Querstrich n mit Querstrich etc. A

Zu der Kapelle und Grabe giebt S a b 1106 folgende Nachricht: ist diejenige capelle, welche . . . und weil man etliche glocken vor einigen jahren darin gegoszen jetzund die glockencapelle genennet wird, und ist zu merken dasz da man āō 1705 einige Glocken gieszen wollen, das grab ausgeräumet, da man den noch unterschiedliche gebeine, in sonderheit den schädel des enthaupteten nebst einem schwarzen mützchen soll gefunden haben, welche ausräumung wohl unterlaszen worden, wenn jemand den leichenstein, der hernach in Marienkirche hingeleget worden, recht betrachtet. Der Stein ist verschwunden. In der Kapelle südwestlich der Marienkirche, stehn jetzt die Leichenwagen.

Kapitelüberschrift in A: Hiir volgeth n u na wo de blothūt Jes u p miith siinem anhange noch niicht gesadiiget was vnde wolde noch mer p me den hals hebben van den le u en radesherē, in G: wat sick darna thogedragen.

12 drepelkesten B, drepelykesten R: A G │ 13 auch muchten auff die fleischbanck opfern F S W │ 14 went wenthe A │ 14 he R │ 14 hedde A │ 14 alle B R G : ock A ; reisen G │ 14 mit A │ 15 taghen B R, gedan G │ 15 vnde: dazu de A, he R │ 15 hedde A, fehlt G │ 16 weset : gewesen R, siin AB │ 16 hedde A │ 17 dro(w)worth in einem Worte in den Handschriften │ 17 vnde fehlt R │ 17 warke A B, fehlt R │ 18 geworden hebben R, geworden sin G, werden A : B

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wedder inhalden, so tovorne gesecht is. Darvmme tergeden se desse anderen ok mit veler moie; se menden ene ok so to bringende in ene wikenschop, vnde hadde he sik darinne geuen, so ere beghere was, so wolden se ene gerichtet hebben liik her Bantzkowen, vnde warden de dore mit velen luden dach vnde 5
nacht: hadde erer ein van deme rade, de se menden, dar vte gan, varen offte reden, den wolden se vp der wikenschop anegrepen hebben vnde de pylterpasse ok mit em gespelet hebben also mit den beiden anderen.
Mlen † (ouerst) do mit desser erer * wiise se nicht konden

23B
*
37A
vortkomen vnde eren willen schaffen, do lede Jesup mit den sinen hemelken rat to hope vnde sochten andere wiise, wo se den gantzen rat mochten affwerpen vnde sik wedder in de stede setten. Doch vppe de mede, dat id dat mene volk nicht en merkede vnde vorneme, makede he ein hemelk vorbunt mit 15
anderen luden, also dat he id dorstak mit etliken eddelen mannen efte houeluden, de id vnser gnedigen vrouwen scholden andragen, den se gelt loueden vnde geuen, dat se den rat scholde vmmesetten - also do des vele mank den luden secht wart: wat des was, dat is gode bewust vnde wol bekant. 20
Darna vorbodede Jesup de borghere vnde ammete van den sostigen vnde hadde mit sinen hemelken ratgheuen bestellet mank den borgheren, dar he in alle dren kerspelen sik mank den borgheren wol verwuste, de mit den ammeten tohelden vnde sik mit den ammeten teghen de borgere vorbunden 25
hadden, vnde sprak aldus to en: Leuen vrunde, wi ghan hiir

1 secht B, zwischen ge und secht scheth getilgt A : R G │ 1 targeden B, torgeden R, targende A, trachteden . . . . na G │ 2 m oe iie A, moyge B, moue R │ 2 ene : se R │ 3 hadden se R │ 3 dariin A, fehlt R : B G │ 3 gegeuen A R G │ 4 er boger B │ 4 ene : se R │ 4 riichtteth A, geruchtet R : B G │ 4 her Bantzkowen : den anderen R │ 7 vthgegaen R, dazu offte B : A R G │ 7 vppe A │ 7 a n mit Querstrich e A, an B R │ 8 peltzerpassiien A, peltzerpassie B G : R │ 8 gespelt A R : B G │ 9 andern R G, andere A │ 10 do se R G │ 10 diisse A : B R G │ 12 sinen : dazu e y R │ 13 -werpen : dazu edder selten G │ 14 vp A │ 15 en fehlt A B G, e y R │ 15 markede AB │ 15 hemelick B R │ 16 he fehlt A │ 16 eddele B, fehlt G ; etlyken van adele R │ 17 offte B R, fehlt G │ 18 iindreghen A: B R G │ 18 geuen : dazu iegenwardich vndt in de handt G │ 19 scholden R, mochten G │ 20 wat des was : effte idt nu so gewesen is edder nicht G │ 20 wol am Rande A, fehlt R. Der Passus lautet in L: also idt manck de lude quam vnd gesecht wardt, fragede de eine dem andern, wat dat were. Se seden, dat were gade bekandt und entsprechend in F und S │ 21 darna : dazu do B │ 22 lx B R │ 22 hedde A │ 22 hemeliken B R │ 23 karspelen A G : B R │ 24 vormochte G │ 25 den fehlt B │ 25 b oe rgher A : B R │ 26 hedden A │ 26 alsus A, also G: B R │ 26 leue B, guden R : A G

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alle tid to hope vnde settet nicht vort; wi weten nicht, wo wii darane stan. Konde wii doch ene ghude sate maken, dat wi alle vnses liues, gudes vnde ere velich mochten wesen vnde wusten, wo wi mit deme rade dar*ane stunden.
Desse sproke qwam mank de borghere vnde ammete. Do
*
38A
5
menden de, de in creme rade nicht geweset hadden, dat se sik menden mit deme rade in vruntscop to vorenighende vnde to settende vnde louen vnde velicheit mit deme rade to ramende vnde to makende. Men ere meninghe was so nicht. Se menden den rat afftowerpende ofte gantz dot to slande, so id de nadat 10
wol vtwisede vnde ok de vorscheffte, vnde wolden sik wedder in de stede vligen.
Hiir ginghen se vaken vmme to hope, vnde Vicke Beer, de duuel, bles vul to, so dat se de degedinghe daghe vppe de louen † leden vnder wilen, to den Grawen monneken ok

24B
15
vnder wilen, so lange dat se id vtlopen leten, dat sik de rat hadde vorenighet vnde tosatet to deme koninghe vnde sik keret van vnses landes heren.
Dar toch do Bertelt Weitendorp vnde Hans Sasse vmme to Rostock vnde halden de vtschrifft van der tosate. De wart
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gelesen vor den borgheren vnde ammeten vnde darna vppe deme huse vor deme rade vnde den sostigen vnde vor der gantzen menheit, also dat dat gantze volk wart mit torne bewagen teghen den rat. Also dat de borghere affghingen, ramede de rat mit den sostighen, dat se scholden ramen vppe ene wiise, 25
dar me allen vnmot mede vorlegghen mochte vnde vorsekeren alle dink tusschen deme * rade, borgheren vnde ammeten. Do *
39A

2 doch fehlt R L │ 4 wo fehlt A │ 4 dar fehlt A │ 6 hedden A │ 7 myt deme rade menden (G gedachten) B G : A R │ 7 vnde to settende fehlt R 8 enycheyt R │ 10 warpende A, settende G: B R │ 11 vthwisende werth B, bewysede R │ 11 vnde wolden : dat se R │ 12 flyen R │ 13 Bere R, dazu iick mene A : B R ; anstatt vnde Vicke bis to hat G nicht in gades namen │ 14 so : dazu langhe A : B R G │ 14 degehdynge B, dazu vnder tidensz in der koplude husz, mit bet se fortfahrend G │ 14 vp A, vnder de l oe uen G, aber erst nach dem zweiten vnder wilen │ 15 l oe uen : leuen R │ 15 to bis vnder wilen (dazu etc.) am Rande A │ 16 vthropen L F S W : A B R, an den dach brochten, wat dar binnen beschlaten wasz, n oe mlick dat G │ 17 sick . . hadde A, hadde sick B R L │ 17 vnde tosatet fehlt R │ 18 vnsen A R │ 19 do A L to B, fehlt R │ 19 Bertoldt B R : A │ 19 Wenendorpp A B, Weynendorpp R, Wedendorp G │ 20 Rostke B, Rosteke R │ 21 vnde ampthen ARG, vnde den ampten B │ 22 h u s A, hues B R G │ 22 vnd den 60 G, fehlt A B R L │ 23 dat dat A R L : dat B │ 23 bewagen miit torne A: B R G │ 25 ramede rath A, kamē de rath R, do berathschlagede de raht vnd beredede idt mit den 60 G │ 25 lx BR │ 25 komen R │ 25 vp A

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spreken de sostich darvmme vnde seden deme rade also, dat de rat daran ramen scholde, id were eres dinghes nicht.
Dar let de rat bescriuen ene wise, de gaff de rat den sostighen vnde sede, were id to luttik, se wolden id vormeren, were id auer to vele, se wolden id minren, vnde allent wes
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den sostich duchte, dat se mit eren vorantwerden mochten, des en duchte, dat wolden se altomale gherne na ereme rade holden, hiir wolden de lx vp vordacht siin. Men dit wart alle vor nicht vorslagen mank velen anderen tohopekomingen [der] ammete vnde sostich borgere: dar de borgere scholden xl hebben, dar 10
hadden de ammete vaken wol sostich ofte mer, dar se de borgere mede drungen vnde vnderhelden. Dat makeden allene de hemelken ratgheuen, de mank den borgheren weren, vnde wat se horden van den borgheren, dat seden se alle bi auenttiiden mank den ammeten in deme kroghe vnde vorreden so 15
de anderen ghuden, vromen lude, dede ere vnde recht gerne beschermet hadden vnde den mort gerne gesturet hadden vnde den rat gerne bii aller macht † beholden hadden.
25B
Jedoch vppe dat lateste, do qweme wii vor den rat vnde rameden mit deme * rade, dat de rat scholde vppe enen na- *
40A
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middach vppe dat hus komen, wi wolden van den sostighen enen minren hupen maken vnde wolden seen, wes wii ramen konden ofte mochten.
Do setteden se vt den kerspelen malk iij vnde vt den ammeten vj vnde qwemen des namiddages vppe dat hus. Do
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wek de rat vppe de enen siden des ratstols vnde desse van den sostigen ghingen sitten iegen den rat in den ratstol vp de andereil siiden. Do beghunde Euert Groteeke hertoseggende,

1 lx B R │ 2 ane R │ 3 rat: dazu do A : B R L G │ 41 lx B R │ 4 weynych R │ 5 wat B R L G │ 6 de B : A G R L │ 6 lx B R │ 6 dat A G L: wes B R │ 6 -wanden A │ 7 em A B: R │ 8 de nachgetragen A │ 10 lx B R │ 10 b oe rgeren A B R │ 10 lx B R L S G │ 11 hedden A │ 11 lx B R │ 11 mere A : B R │ 12 b oe rgher A : B R │ 12 allenē A : B R G │ 13 hemeliken B G │ 15 vorredden A B : R │ 17 hedden A B │ 17 stureth B, gest u rt A : R │ 19 quemen wy R, wy qwemen B, quemen se L S, quemen disse frame b oe rgere G │ 20 dem A │ 20 vp A 21 namyddach scholde B : A G R, nanydach R, mandach G, mandach auende L F S │ 21 vp A │ 21 wi : se G, vnd L │ 21 lx B R │ 22 maken B R L : nemen A │ 22 wolden fehlt B R L │ 22 wii A B R L │ 22 komen R │ 24 se nachgetragen A, fehlt R │ 24 vthe B │ 24 karspelen A : B R │ 24 vnd nachgetragen A │ 24 vthe B │ 25 vnd B │ 25 mandages L, morgens S: A B R G │ 25 vp A │ 26 vp A │ 26 ene R, eiinen A │ 26 siide A G : B R │ 27 lx B R │ 27 vppe B │ 28 beghunde : dazu her G │ 28 Groteke R, Grotheke A, Gödtke L, Golcke S : B G

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-124-
wo he er euer sulken merkliken saken weset hadde, dar rep men ersten an godes hulpe vnde dede gode van hemmele dar ein loffte, wo god vns hulpe enes ghuden endes to guder eindracht, dat me scholde der hilghen dreualdicheit singhen ene schone missen, dar scholden beide de rat vnde de sostich to 5
Men (ouerst) desse rame, de warnet wart van deme rade mit dessen schickeden, de was Jesuppe vnde den sinen nicht wol anname, men se vorachteden ene, so se wol ere ghedan hadden. Men de herschop wart darto toghen, dat se ersten wolden 10
weten, wer der herschop ok dar wes ane schelen mochte, dat de lude sus weren gerichtet, vnde ofte de rat de ammete in den rat settede, efte wer dar we buten bleue, so langhe bet dat desse * vruntlike rame affslogen.
Men de erste bestellinghe bi der herschop wart vullen-
*
41A
15
bracht, so dat vnse gnedige vrouwe wart vorbodet, vnde grote klage worden to hope gescreuen, vnde de menen ammete worden mit der menheit to den Grawen monneken vorbodet, vnde de gemenen borgere in der koplude hus.
Dar worden desse sake vorklaret, tom ersten, wo de stad vorraden were, † wo de dore opene vunden weren, wo de slote
20

26B
vppetoghen weren, wo de rat hadde sik tosatet mit deme koninghe vnde wolden eren heren ere lant vt den henden bringhen. Dar doch in der koplude hus teghen secht wart. Dar qwam Hamborch vnde Rachow, de wolden den rat affhebben, 25
den denschen rat, vnde vele andere ere medehulpere, vnde
offeren.

1 ere A R │ 1 merliken A, marckliken B │ 1 dar : urspr. dazu vp A │ 1 rep am Rande A │ 2 me A : B R │ 2 hulpe an B R │ 2 hemmel B R │ 4 endracht B │ 5 scholde B G, schollen R │ 5 beydt B, fehlt A G L : R │ 5 de A G R, fehlt B │ 5 de R L G, fehlt A B │ 5 lx B R │ 8 den R, fehlt A B │ 9 se fehlt hinter men A │ 9 hedden A │ 11 offte de herschop ock wat daran tho dadeln hedde G │ 11 dar ock B R : A L │ 11 an wat L │ 12 alsus B, aldus R │ 12 richtet B : A R ; G fahrt fort: vnde effte de raht de ampte in den raht mochte setten edder effte se dar buten bliuen scholden, bet so langhe disse vientlike twespalt grundtlick vordragen were │ 13 offte B : A R │ 13 wer : urspr. dazu buthen A │ 13 dar A R : der B │ 13 we fehlt R │ 13 bleuen B : A R │ 14 vientlike A G : B R L S k b, fehlt S a b │ 14 ramen AB, handel L, handlung S k b, fehlt S a b: R │ 14 sloge R, fl oe hen A, were vortgegan L, wahrete S k b, fehlt S a b │ 15 de B R L, disse G, fehlt A │ 16 gnedig B, gediighe A │ 17 worde A : B R │ 17 schreuen A : B R │ 20 tho m mit Querstrich B │ 20 staet R │ 21 apen B, appen R │ 22 hadde sick A R, szyck hadde B │ 23 vthe B │ 24 koplude hus A G, kumpanye B, kupen y e R │ 25 rackawue R, rakow G, radthow L, Rochaw S │ 26 densken A S, denpten de L : B R │ 26 ander A R

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makeden vele beweringhe so langhe, dat se Hamborghe vt der borghere sammelinghe wiiseden.
Darna qwemen se echter vp dat hus vnde hadden do mit den houetluden alrede sproken vnde hadden to den Grawen monneken geweset ens auendes, dar de ammete hadden ere
5
groten sammelinghe, men van den borgeren was dar nicht vele, so dat de ammete mit wall teghen de borghere eren willen wolden beholden: * dat makeden de vorredere vnde de tostokere, *
42A
de de borghere mank sik hadden.
Do qwemen se wedder vppe dat hus tosamende, dar was
10
de rat do nicht ieghenwardich. Do was id des auendes mank den ammeten mit den borgeren des hemelken rades bestellet, dat de ammete scholden vt den borgeren kesen vnde de borghere vte den ammeten, vnde de se koren, de scholden gan tusschen den borgeren vnde der herschop vnde scholden ramen 15
vppe wiise, de se vor de heren bringhen mochten. Dat wart van etliken borgeren weret, men Groteeke, de der borghere wort helt, de let dat do na. Dar volgede do alle vorderff na.
Darna do was de vorstinne hir to den Swarten monneken des morghens, vnde id ruchte gink, dat se dar wolde middelen
20
tusschen deme rade vnde den borgeren. Do qwemen desse mit der schrifft, de se ramet hadden, dar se de schande, laster vnde logene vp den rat † ingescreuen hadden, de se vor vnse
27B
gnedighen vrowen bringhen wolden.
De scrifft wart gelesen vor den borgheren. Dar wart
25
inne secht, dat id so nicht en were, dat wolden se nicht vulborden, ok were en dat nicht beuolen. Doch de kerspele gingen in dre parte vnde scholden darvmme spreken. Do * *
43A
qwam Bantekow, also Jesup dat bestellet hadde, mit ouermate vele volkes loser partiie mit eren speten vnde rutinghen en dels 30
vnde repen vor deme hus also dulle lude, se scholden ende maken, offte se wolden en wol endes helpen. Dar rugeden

3 vppe B │ 3 hedden A │ 4 hedden A │ 5 weset A : B R G │ 5 hedden A │ 6 dar: dazu do B : A R │ 8 vnde tostakere A : B R G; tostakere A B, -stackere R │ 9 hedden A │ 10 vp A │ 11 manck de A : B R G │ 14 vt A │ 14 scholden fehlt B │ 16 waret A │ 17 Groteke A R │ 18 wor A │ 18 vordarff B │ 19 was do B, do fehlt R │ 20 idt A B, dat R G │ 22 beramet R L │ 22 hedden A │ 22 schande : dazu vnde A : B R L S G │ 22 lastere B : A R │ 23 vppe B │ 23 in- nachgetragen A │ 23 hedden A │ 26 inne fehlt G, ene R │ 26 en A L, eyn R, fehlt B │ 26 beuulborden A: B R │ 27 karspele A R │ 29 hedde A │ 30 partyge B │ 31 vor: urspr. dazu der A │ 31 scholden: dazu eyn R L G │ 32 edder R L │ 32 em B, ene R L │ 32 ruueden R, urspr. dazu dat A

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de lude van ander: nemant was dar, de ein wort dorste seggen van lede vnde vruchten weghen des dodes, wente nemant wüste, wo se hiirane stunden; se hadden ok nene were bi sik. Men dit deden de ammete van modicheit vnuorueret, wente se weren den borgeren euer de hant. Dar rep do de Bantekow ouerlut 5
mit alle sineme hupen: wol bi den ammeten wil bliuen, de gha hir dorch vns velich hen, wol auer bii en nicht bliuen wil, de bliue hir binnen, den wille wi sen. Men dar dorste nemant bliiuen. Do bot Jesup bi der ere, dat ein iewelik to den Swarten monneken volgen scholde. Dar loch dat volk in 10
ener rege hen also ein swerk van volke. Do se dar qwemen, do was id bi der maltiid, so dat vnse vorstinne de degedinge vorsloch vppe den namiddach; so vorlos sik alle volk. Men Jesup de sprak, we des namiddages van den lx dar nicht were, den scholde me richten also enen vorreder.
Dar qwemen * se des namiddages wedder, dar scholden
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*
44A
se ere klage vorbringen, men de grouen klacht, de se vorhen luden leten in der koplude hus, dorsten † se nicht vorgeuen
28B
laten, wente Hans Haker sturde en des; dar horden se Hans Haker mer, wan se vor erliken luden horen wolden, de se 20
gerne gutliken vnderwiiset hadden. Wente alle de klage was men pur dichtede loghene, also ere gantze ambegin was, dar se des vngemakes mede beghunden.
Dar hadde Jesup mit den sinen bestellet, dat Bantekow dar qwam mit alto uele loses proiies, ammetknechten vnde
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suluesheren vnde anderen losen burszen, den to vorderue leue was. De repen, me scholde ende maken, vnde vorachteden her Mathias vnde vnser vorstinnen rat vnde dreuen vele bouerie vnde spottes so lange. Vnde desse klaghe vnde loghene deden se ouer den rat, dar se nicht to antwerde weren. 30

1 einander L : A B R │ 3 hedden A │ 4 vnuoueret B │ 5 dar B R G : do A │ 6 den synen R │ 6 wal R, we A : B L G │ 7 ghan A : B R G │ 7 wal R, we A │ 8 wylle B L G, will A R │ 9 nement A : B R G │ 9 ein : urspr. dazu jewelk A; jewelk B: A R │ 10 grauwen G : A B R L │ 11 swarck A B : R │ 12 vnse : de R L │ 13 vp A │ 13 einen mandach L F S : A B R G │ 14 mandages L F S │ 16 mandages L F S : A B R G │ 17 klach R, klage G │ 19 des A : dat B R L 20 vor : van R │ 21 -rychtet R F S : A B L │ 21 de A, disse ere G, fehlt B R │ 22 pure B R │ 23 med fehlt A : B R G │ 24 hedde A │ 24 den G R L S, fehlt A B │ 25 uelen R, velem A │ 25 proges B : A R │ 25 ammetknechten B │ 26 andere A : B R │ 26 bussen R │ 26 vordarue B : A R │ 26 leff B, leuer R │ 27 vorachteden : dazu dar A : B R G │ 28 Mathiese A, Mathyes Axkawuen R, Matthies Axkouwen G

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Darna voer vnse vorstinne wech vnde let eren rat hir tor stede bliiuen, de scheiden mit en enen vrede vnde wise ramen, dar se mede den vnmot stillen mochten vnde den borgeren vnde ammeten eren vnvrede vnde twedracht saten. Dar gingen se vppe dat rathus to hope, de lx vnde de van den borgeren 5
vnde ammeten darto koren weren, bet in de dusteren nacht vnde rameden vppe den breff, den vnse gnedige vro*we vor- *
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seghelen scholde vp de affsettinge der olden vnde insettinge der nigen.
Do de breff maket was, do was dar screuen, dat de olden
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scholden vte deme ratstole settet werden, vnde de nigen scholden van vnser gnedigen vrouwen werden wedder inghesettet etc., men de olden scholden erer ere, liues vnde gudes velich siin.
Des anderen dages vp den auent, also me den breff vp der heren houe vor vnser vorstinnen scholde lesen †
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29B
laten, do wart de breff vppe deme rathuse vor den lx ersten lesen vnde was van Jesuppe vnde den sinen Jesuppiten vmmewandelt alsus: de olden scholden eres liues velich wesen, men se scholden to eren vnde rechte antwerden. 20
Des auendes was de olde rat van vnser gnedigen vrouwen vorbodet vp eren hof vnde ok van Jesuppe vnde den anderen degedingesluden. Men dar let Jesup der ammete tosegger des middaghes bestellen, dat des auendes de ammete to hope qwemen vnde alle dat lose volk mit speten, swerden, iseren hoden, arem- 25
borsten vnde anderen wapenen vnde were, dat dar mer wen iij offte iiij dusent volkes vor den hof to hope qwemen, dar alle redere vnde knechte vnde de vorstinne mit vnsen iunghen heren in groter vorscreckinghe weren, vnde de olde rat wuste anders nicht, men dat me se to allen stucken scholde hebben gehowen. Dar mosten * se, wolden se mit vreden vnde in 30
*
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1 voor A │ 7 vp A │ 7 gnedig B │ 8 vp : dazu dat B : A G R L │ 9 niigen A │ 11 niigen A │ 15 vppe B │ 15 de A 15 men B G :A R │ 16 vnser : der G L; dazu gnedigen A : B R L G │ 18 vnde A G: do B R L │ 18 wasz A G R L, fehlt B │ 18 van A : dor R, fehlt B G, de verflöckede L │ 18 Jesuppe G : Jesupe R, Jesuppen B, Jesup A L │ 18 den fehlt A R : B G, midt den (ohne vnde) L │ 18 Jesuppiten A B R, fehlt G L │ 19 welych B │ 21 des : de A │ 21 vnszer vorstynnen B L S G : A R │ 22 vppe B │ 22 vnde bis luden fehlt R L │ 22 Jes u ppes A, Jesup G │ 23 den A : B G, den ampten thoseggen vnd bestellen R │ 23 -seggers G │ 26 wapenden A B │ 26 weren B G und urspr. A : A R; dazu so G │ 26 dat fehlt B │ 28 riddere G │ 28 de B R L S G, fehlt A │ 30 houwen (geh. R) hebben B R

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deme leuende bliuen vnde nicht vormordet werden, vorsegelen vnde totalen allent, wes se van en esschende vnde begehende weren.
Des anderen dages darna, do men se affsetten scholde, do ghingen se vor vnse gnedigen frowen, de olde rat, vnde
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beden ere gnade, dat se de sostich wolde bidden vnde de degedingheslude, de Jesuppiten, dat ere vorstlike gnade vnde se mochten vordreghen deme rade vp ereme houe, dat se in den ratstol nicht dorfften sitten gan vnde darvt werden heten gan. Dat wolde Jesup vnde de sinen nicht inrumen, men de olde 10
rat moste sitten gan in den ratstol vnde vnse gnedige vorstinne van Mekelenborch mit ereme oldesten sone het se vpstan vte deme ratstole, vnde leten do de scrifft lesen, ere se koren weren, de nige rat, vormiddelst den ammeten vnde borgeren, de van den sostich darto koren weren, dat se bi eren 15
eden scholden kesen xxiiij manne, xvj van den borgeren vnde viij van den ammeten, │ nicht na gunst ofte na vruntschop,
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men alse se der stad vnde deme lande nutte weren. Wo de kore togink, dat entbarme gode! Wente de, den se hadden huldiget vnde gesworen, de koren se nicht, men de desse logene 20
stempet hadden vnde desse twedracht gemaket twisschen den borgeren vnde ammeten, de koren se van deme rade, so vele se mer weset hadden in erer valschen, bosen lo*gene, so vele *
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mer worden se hoger settet in den rat. De settede vnse vorstinne, alse se er vte der schrifft gelesen worden. 25
Do de niie rat gesettet was, do ghingen de nien to vnde leten de olden vppe dat hus vorboden. Dar mosten de olden allen staddheneren vordreghen aller ede vnde louen, de se en

2 wat B R L G │ 4 me A : B R G │ 5 ghynge B │ 5 gnediige A G B R │ 5 vorstiinen A G : B R S │ 6 lx B R │ 7 der G, fehlt R │ 7 Jhesuppiten A │ 7 vorstke R │ 8 vppe B │ 9 drofften B R │ 10 wolde : dazu de B R, dazu der verflockede L: A G │ 12 s oe nee, urspr. dazu he se A, dazu h. Henrich, disser her is do van 8 jahren gewest vnd hefft einen jeden bi der handt gev oe ret, wo se sitten scholden, vth bewegingen des Axkowen G │ 12 het se am Rande A, hethe B G, heten R │ 13 vt A │ 13 do B R S G, fehlt A L │ 13 er B │ 14 de niige A, deme B L, de m mit Querstrich e R │ 14 rade R L │ 14 borgeren vnd ampthen R L │ 15 lx B R │ 16 mā B │ 17 g u nste A : B R │ 17 offt B │ 18 se A G, idt L, fehlt B R S │ 18 were R L S │ 19 enberme B, erbarme R │ 19 de nachgetragen A │ 19 dem A : B R G │ 19 hedden A │ 20 swaren A : B R G │ 20 men desse B │ 21 stampet G, bestemmet R │ 21 hedden A B, hadde R │ 22 van deme rade A B R = eo consilio ut ? (oder liegt eine Verderbniss vor?), tho rade L, in den raht G │ 23 hedden A │ 23 eren A, ere R │ 24 rathstoel R G │ 25 scriiff A, scryff R │ 27 den A R : B G │ 27 vp A │ 28 stadtdenren A │ 28 alle B G, fehlt L : A R, dazu ere B L │ 28 em A B, e m mit Querstrich e R : G

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secht hadden, vnde de denre mosten den nien vppe dat nie ede don vnde louen toseggen.
Darna wan de sostich to hope qwemen, also de endracht tusschen en was, dat der borghere scholden xl wesen vnde der ammete xx, so qwam der ammete wol twiie so vele also der
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borghere, alse se ok touorne dan hadden vor der vmmesettinge des rades, dar se de borgere mede vnderhelden, wente de olden werkmestere vnde de nien vnde darto de olderlude van den ammeten, de dar mank plegen to wesende, de qwemen dar alle mank. 10
Ok do de ix van den borgeren vnde vj van den ammeten mit deme olden rade vppe der westersiide des ratstols vp der groten louen seten, do hoff her Euert Groteeke vp vnde sede, dat he dar ere mede weset hadde, wor me vrede vnde vruntschop scholde maken twisschen twedrachtigen luden, dar scholde me mit den ersten vnsen heren gode * almechtich anropen vnde 15
*
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sinen trost vnde hulpe begheren vnde scholden gode ein werdich, erlik, herlik loffte louen. Also deden de olden ratheren na siner vnderwisinghe vnde repen de hulpe godes an vnde loueden, wanne se ere dink † mit eindracht twisschen sik vnde den bor-
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geren mit gude hadden satet, so wolden se van der hilgen dreualdicheit ene missen to Vnser Leuen Vrouwen vp den orgelen singhen laten, dar scholde de rat to offeren mit den borgheren. Dit loueden de ratmanne, men Jesup vnde de sinen menden den rat nicht mit truwen, dat se offeren scholden, ofte dat se 25
sik mit en saten wolden; wente de duuel let ereme herten nenen vrede Jesuppe vnde den sinen, men ere sin de was, se wolden se affwerpen van deme stole, also id ok schach, vnde wolden sik suluen in de stede settenn: men ik loue nicht, dat

1 hedden A │ 1 vp A │ 2 eet R; den fehlt R │ 2 seggen etc. A │ 3 lx B R │ 3 samende A G : B R L S │ 4 was tusschen en B G : A R │ 4 de borgere B : A R G │ 4 1x R : A B G L │ 5 twyge B, twe mal L : A R │ 6 hedden A │ 7 borgher A : B R │ 7 vnderholden hedden A, vnderholden wolden G : B R L │ 7 de fehlt B │ 8 werckmester A : B R │ 9 weszen B R G │ 9 de B R G, fehlt A │ 12 westen B R, wüsten L F S : A G │ 12 -syden R G : AB 12 vppe B │ 13 grotē am Rande A │ 13 louynge R, lobung F │ 13 Groteke A R, Golke L S : B G │ 16 me B, fehlt A R │ 16 vnsen heren A R, fehlt B │ 18 erlich herlich B │ 18 de nachgetragen A │ 18 radesheren R │ 19 -wysing B │ 20 se B R L, fehlt A G │ 20 endracht B : A R │ 21 wolde B : A G R │ 22 miisse A G R │ 22 den A G R L : de B │ 23 de A G R, fehlt B, ein L │ 24 radesheren R G │ 25 myt B R G, fehlt A │ 26 erem B │ 27 keyne rowe R │ 27 de siinen A : B R │ 27 er B : A R │ 29 suluen: urspr. dazu we A │ 29 men bis qwemen fehlt R L

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se darin qwemen. Do nu de nie rat gesettet was, in kort darna leten se de missen singhen vnde offerden darto mit den sostich borgeren, men (ouers) de olden weren dar al vtescreuen, de let me dar do nicht.
Ok so hadde de olde rat vmme kriges willen vnde nottrofft der stad, vppe dat se eren louen * holden mochten, eine
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*
49A
tzise vppesettet, van ener iewelken tunnen, de me vmme penninge schenkede, iiij ß to geuende do vor der tid, ere her Hinrik van Haren vnde her Johan Bantzekowe dodet worden. Do drengede Jesup mit den sinen den rat darto, dat se de 10
tzise(n) affleggen mosten. Dat dede he der menheit to wolghevalle vnde to willen, vp dat se deste bei an em houeden vnde horen scholden vnde em volgen also eneme houetmanne. Men he was ein qwat leidesman, de so van deme duuele regeret wart, dede nicht gudes ingifft, men alle twedracht, vpror vnde 15
dotslach: dat behaget em vnde den sinen, dar enen isliken got vor beware. Amen.
Men (ouerst) also vro, alse de nien to sittende qwemen, do wart de tzise wedder vppebracht, alse se de olden † vor hadden, vnde wart mank en vortastet: scholde en iewelik geuen

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hebben i mark to voreschotte ofte ein mene schot oueral, dat hadde men to eneme iare denet, men de tzise gifft ere gelt allentliken vnde kumpt der gantzen menheit sachtliken an, wente desse(n) tzise(n) gifft de wanderende man, he is geistlik ofte werlik. 25

1 qwemen : dazu den idt wasz sulcken luden bequemer tho sittende in des fronen huse alse vp dem rathuse G │ 3 lx B R │ 3 alle B R │ 3 vthgescreuen B, vorgetten R ohne die nächsten Worte │ 5 so A R, fehlt B G L │ 5 hadden R │ 5 kryghen B : A G │ 6 vp A │ 6 eyn R │ 7 aczysse R, accise G │ 7 vpgesettet B R G │ 7 eiiner A, eynen R │ 7 tune R, dazu beers R G │ 7 penniige A, pennynck B │ 8 vthtappet R │ 9 worde A : B G L │ 10 de B R : den A │ 11 accysen R │ 11 walgeualen R │ 12 vppe A │ 12 houeden : loueden R, hengeden B │ 13 men A R, fehlt B │ 14 de A : dede B R │ 14 dem A : B R │ 15 dede A : de B R │ 15 vprore A │ 16 enen : eiine A, e y R │ 16 jederen A B, yderen R │ Der folgende Absatz ist in G recht verändert. Ich gebe die für den Sinn erheblichen Varianten.

18 so R G │ 19 sysse R │ 19 vppgebrocht B G R │ 19 alse bis hadden fehlt R, hat L, wo das Folgende weggelassen ist │ 20 hedden A │ 20 vorhandelt ock G │ 20 jewelk B │ 21 vorschate B, vorschotte R, -schatte A │ 22 hedde A, fehlt B R, he hedde sunst G │ 22 man B │ 22 denet: deyt R, fehlt G │ 22 sysse R │ 23 dagelyken R │ 24 tziissen A, fehlt B, disse accise G, desses geldes R │ 24 gyff R │ 24 wandernde B, reyssende R │ 24 sy R │ 25 wertlick B R

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* Darna schach id, dat Hamborch, de her Johan Bantz- *
50A
kowen angrep, brachte ene loghene vor den nien rat, wo Diderik Butzow to deme Gredese hadde geseten to Roden hus vnde hadde secht, dat dar de Plesse were nacht geweset to sineme houe, dar hadde Diderik Butzow bii em vunden enen 5
breff, de were vtgesant van etliken van deme olden rade to her Helmolde van Luptze vnde de breff wolde vele lude des houedes qwiit maken. Dit dede Hamborch na anwisinghe der iennen, de den olden rat gherne alle vormordet hadden, vp dat se velich mochten wesen van erer weghen eres liues 10
vnde gudes.
Hir wart do Diderik Butzow vorbodet vor den rat vnde sede dar neu to to den stucken vnde saken, vnde Hamborch de vorromede sik tughe to bringhende teghen Diderik Butzowen vppe den negesten rechtdach. Vnde Hamborch bewarde dat
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nicht mit rechte, ofte he sine tughe nicht hebben konde, dat he sinen tuch mit rechte verlenghen mochte.
Des wilkorden rechtdages dar qwam Diderik Butzow vor den rat vnde ok Hamborch; men Hamborch hadde sin er tughe dar nicht. Do wart Hamborch mit sinen vrunden in de
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kameren wiiset, vnde Diderik gink buten de louen mit sinen vrunden.
Do sprak de rat bi sik, vnde de sostich, beide * borghere vnde ammete, ein iewelik ok bi sik, vnde brachten alle eren ram in ein aldus to hope: nademe dat de sake Di†derik
*
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33B
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Butzowen in sin hogheste ghalt, iffte em Hamborch de sake konde ouertuget hebben, vnde he tughelosz wart vnde dat nicht

Kapitelüberschrift: hiir na volget van eneme de hete hamborch wo he eiine l oe ghene br oe chte vor den niien rath A

1 na A G R, fehlt B │ 1 Hamborch : dazu de droch G │ 2 angrep : dazu de A G B R │ 3 Butsschoue R │ 3 setten R, fehlt B: A G L │ 4 hadde A 4 weren R, dazu de R, dazu ein G │ 4 gewest A, gewesen G : B R │ 4 to : vp R G │ 5 Diirck A : B R G │ 7 lubse A, Lupse B G : R │ 7 velen luden AB │ 8 den kop G │ 9 der : de A │ 12 do B R G : to A │ 13 nen: anstatt des Folgenden : wente idt wasz ock erlagen G │ 14 de fehlt B R │ 14 beromede B R │ 14 Dyryck Butzowue R │ 15 vp A │ 15 rechte- R, rechtes- G │ 17 sinen : syne B │ 17 tughe B R │ 17 vorlangen R, urspr. dazu konde A │ 18 Diirick A │ 19 hedde A │ 19 syne R G │ 20 nicht dar B L, fehlt R : A G │ 20 do A L : dar B R G │ 21 kamere A, weddekameren R, h oe rkamer G │ 21 Diirick A R │ 21 der l oe ue G │ 23 do A G L : dar B R │ 23 lx B R │ 24 jewelk B, iuelyck R │ 24 brachte B, brochten A G : R │ 25 ra e m B │ 25 alsus A, also B R L G │ 25 nach- alle Handschriften │ 25 dat fehlt R G │ 26 gholt A R, ghuldt B, gulde G │ 26 giiffte A, effte R │ 27 auertuget konde hebben B R : A G │ 27 -losz : urspr. dazu los A

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tugede, alse he vppe den stekerechtdach sik tuge to bringende vorromet hadde, so delde de rat, dat he nener borghen scholde neten, men he scholde in de hechte gan so langhe, dat de rat dar vurder vmme spreke.
Dit was Jesuppe vnde den sinen entiegnen, wente he
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vruchtede, wan dit schen hadde, dat desse Hamborch hadde gerichtet worden, so he wol vordent hadde vnde Jesup mit den sinen vorreders darto, dat denne alle man vorsaghet hadde vnde hadde vmme vruchten willen des duuels karen so nicht ghetrecket, in der stad twedracht to makende vnde vnvrede, 10
vnde hadde sik sulk enes ofte des geliiken ok vormodet, dat en ok so mochte touet hebben, vnde hadde darvmme de hant affghetogen van des duuels hellekaren vnde hadde ereme Jesuppe nicht mer biiplichtet. Ja dat hadde wol gud vor en vnde vor de stad gewest. 15
Do bestellede Jesup mit sinen hemelken radgeuen, de ne wat gudes reden, wat nies vnde brachte desse vare bi de ammete, also vorhen nu screuen steit, vnde dat de Hinrik Tideman, sin gude stalbroder in aller bosheit, mit deme schomaker Bantekowen - se * weren alle bouen - to sik sammelden *
52A
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schoue volkes mit eren medehulpers, also se ok deden vnde sammeiden bouen iiij c lude to hope in korter tiid mit speten, exsen, barden, bilen, rutinghen vnde mit anderem wapene vnde lepen vor de schriuerie vnde repen, se wolden Hamborge losz hebben. De rat antwerdede vnde sede, he were darinne komen 25
mit vulborde des gantzen rades vnde der sostich, beide borghere vnde ammete, se wolden mit en † dar gerne vppe ein
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ander tid vmme spreken.
Men dar mosten se des negesten dages de sostich vorboden laten. Dar qwam ok Tideman mit den sinen mit loser
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1 vp A │ 1 stycken- R │ 1 tughens A: B R │ 2 beropen R │ 2 keyner R │ 4 wyder B R G │ 6 geschen B R │ 7 rychtet B; geriichtet worden hedde A : B R │ 8 hadde B : hedd A, hadden R │ 9 hedden A, hadde B R │ 10 trecket B: A R │ 11 hadde he R │ 11 sulleck B : A R │ 11 ens B │ 12 em A B R │ 12 toweth A B, tawuet R │ 14 hadde em ereme B R │ 15 geweszett B, gewesen R │ 16 hemelyken R │ 16 raedgeueren B R, ratgeuers A │ 16 de A R : dede B │ 16 nee B R │ 17 redden A R │ 18 gescreuen A R │ 18 dat B R, fehlt A │ 19 Tiiddeman A │ 19 szyn B, sii A │ 19 stallebroder B :A R │ 20 se : urspr. dazu werden A │ 21 se A, fehlt B R │ 22 hop A : B R │ 23 exen A : B R │ 23 anderen A │ 23 wapende A B, wape n mit Querstrich de R │ 25 antwerde B R │ 26 lx B R │ 27 mydt B R, fehlt A │ 27 eme R, fehlt A │ 27 vp A │ 27 ene B, eyne R │ 29 rechtsdages L F, reichstages S │ 29 mosten se de lx des negesten dages B R │ 30 qwam A G R, fehlt B │ 30 Tiiddeman A │ 30 loszer B, losen A

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lot vnde ammetknechten vnde mit suluesheren van den ammeten, alse dat van den werkmesteren der ammete bestellet was, mit mer wen twen dusent luden vppe dat hus, derer en dels hadden pantzere, rutinge, spete, bile. Dar mosten se, de rat vnde de sostich, de delinghe ouergeuen vnde mosten ene vt den sloten 5
seggen to latende. Hadde dat nicht schen, so wolden se mester Johan Werkmanne vte deme vinster worpen hebben darvmme, dat he der borgere wort hadde geholden vnde dat rechte ordel, dat teghen Hamborghe geuen was, beschermede. Ok wusten se wol, dat he den olden rat beschermede vnde eme hulpelik 10
was, wer he konde vnde mochte. Ok sparde he dar nicht ane noch gelt noch gut noch sin egene leuent. Vnde hadde dat togan, so hadden dar wol mer vromer lude ouer dot * ge- *
53A
bleuen, dede ok den olden heren gantz gunstich vnde trostlik weren. 15
Do Hamborch vtekomen was, do lep he vppe der straten mit eneme langhen messe vnde drowede vnde vlokede den vromen luden in er antwert, dat doch nemant klagen moste offte dorste, wente hadde dar we klaget, dar hadde nen recht ouer gan, wente dat meste del des rades vnde der sostich be- 20
schermeden ene, vppe dat se de borgere vormiddelst em vnderholden mochten. Dar sla en ein drosz to! kyrioleison.
O valscheit vnde schalkheit
regeret mit mennichvoldicheit,
vorrederie is darmede
vnde nerghen is nu vrede.

1 lo e th B, loeth A, mit vele loses volckes G │ 1 vnde mit bis ammeten fehlt R │ 1 sulffmesteren A, suluesmesteren B │ 2 van: vor R │ 3 mer wen miit A, wol myt twen B, quemen wal myt R │ 3 vp A │ 3 hedden A │ 4 pantzer B, pansen A : R │ 5 lx B R │ 6 niichte A │ 7 Werckmanne A, Werckman B R G │ 8 b oe rgher A │ 8 hedde A │ 8 holden B R │ 9 bescharmede A : B R │ 10 bescharmede A B : R G │ 10 eme A : en G, fehlt B R │ 10 behulplich B, behulplyck R G │ 11 dar : dazu ock A : B R G │ 12 egen R │ 13 szo hadde szo hadden B │ 13 merer B : A G R │ 14 trostlich B │ 16 do (vor lep) A : den R, dar B │ 16 he A R, fehlt B │ 16 straten : dazu alse ein dull hundt G, wie ein toller hund F S, wie ein vnsinnich minsche unter Auslassung des Folgenden L │ 17 eiinem A, e y R │ 17 metze A: B R │ 17 vl oe kede : dazu sprack ouele bose worth A B: R │ 18 ere B R │ 19 mosten offte dorsten B, mochte onte dorste R, moste offte fehlt A │ 19 wol B, wal R │ 20 lx B R │ 21 bescharmeden A, bescharmede R : B G │ 21 vp B G, fehlt R │ 22 Der Fluch fehlt in G, dafür ein frommer Wunsch L │ 22 en ein : se de R │ 22 drosz : mort R │ 22 kyryoleyson B, kriioleiis A, fehlt R

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Der Spruch nach A B, fehlt in R, G bietet:

Ende disser historien.
Dit si daruan gesecht:

Sus hebben gericht de Jesupiten,
so m oe te se de quaier beschiten !
se hebben gehandelt also b oe se h ue de,
dit seggen vnde bet ue gen alle l ue de,
de dit lesen, h oe ren effte beschriuen,
de gerne bi gade willen bliuen,
dat se vnrecht deden dissen heren,
de en doch nergen entiegen weren,
noch in w oe rden noch in wercken,
noch in h ue sen, straten effte kercken.
Men de valscheit vnd v oe rretlicheit,
de waß in en mennichfoldicheit
haedt vnd nidt waß darmede;
darvmme hadden se nenen frede:
men se hebben nu er lon gekregen,
dat se m oe ten tho ewigen tiden dregen
effte in fahrlicheit effte in groter pinlicheit,
godt geue vnß de ewige salicheit.

anno 1543.

Zur Seite des Reimes steht in B links: E. f. scripsit, rechts: 1544 Mathie apli. Datirung von A siehe S. 135. Das Schweriner Fragment hat an dieser Stelle: scripta tragica haec anno 1593 Wismariae 12. Juli.

Hierauf folgt in unsern Handschriften die Friedensurkunde in A mit der Einleitung:

Hiirna volget n u na de sone van her Johan bantschouwen vnde her hiinrik van haren, wo de v oe rstīīne vāme lande dat vtheriichteth heffth v n mit Querstrich ock miith deme niien rade vnde ock namals miith deme olden (etc. getilgt), wo se den wedder ingesetteth heffth.

B: de sz oe ne van her Johan Bantschowen weg. volget hyrna.

R: de sone herē Johan Bantschouwen vnde her hynryck van harē etc.

G : didt iß de vors oe ninge van her Johan Bandtschowen vnd her Hinrick van Haren, dat en godt gnedig si.

L : hir iß de ende der historien der beiden framen heren, alse her Hinrick van Haren, radtmanne, vnd her Johan Bantschowe, borgermeister thor Wißmar, wo se den dodt vnschuldig geleden hebben, des ene gott wille gnedich sin. Die Urkunde schliesst sich mit einer gleichgültigen Ueberleitung an, derentwegen der Anfang derselben arg entstellt ist.

Zum Schluss der Urkunde haben A B ein Vicarien-Verzeichniss für die laut des Vertrages errichtete Sühnekapelle, welches auch Schröder, P. M. 1933, mittheilt, während die am Rande wiedergegebene, vermuthlich in den neunziger Jahren des funfzehnten Jahrhunderts bewirkte Aufzeichnung im Zeugebuche p. 1 einen etwas ändern Bestand gewährt.

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71 A/47 B Possessores vicarie
Johannis 1 Bantzchouwen: 2
Possessores vicarie
Hinrici 3 van Haren:
her Johan Werners 4
(her Eggert Sweder)
her Johan Plawe 6
her Gregorius 8 Messan
her Johan Wylde
her Hermannus 10 Krumtunger 11
her Johan Horne 5
her Eggert Sweder
her Jacob van Klene 7
her Johan Jepkendorp 9
her Johan Dobbertyn
her Tomas 12 Scr oe der 13
her Johan Buweman

Darunter A:

a nn mit Bogen o 1535 scrips'
c f b

1 B, Johānes A │ 2 A, Bantschowen B │ 3 B, Hinrick A │ 4 Werner A B │ 5 Horner S │ 6 Plawe A B S, Plaweman Zb │ 7 A S, Kleue B, Cleyne Zb │ 8 Gregoius A, Massaen Zb, Messerer S (in einer Wism. Urk. von 1459 Messaen) │ 9 Zb, Bopkendorp A, Bekendorpp B, Lepkendorn S │ 10 Ermannus B, Mannus A │ 1 A S, Krumptunger B │ 12 B, Tomes A │ 13 A, Schroder B. - Im Zeugebuche p. 1 lesen wir: desse nabescreuenen synth belenth van den eruen seligen hern Johannis Banskowen: her Johan Werners, her Johan Plaweman, her Gregorius Massaen, her Johan Wilde. Desse synth ghepresentereth van her Hinrici van Haren frunde [n] : her Johan Horne, her Eggerth Sweder, her Jacob van Cleyne, her Johan Jepkendorp, her Johan Dobbertin, her Thomas Scroder a quodam consule Rostockensi dicto van Verlen et dominus Steffanus Rebbetzin ab heredibus domnini Eleri van Verlen in Bremis residenlibus. Deinde dominus episcopus Razeburgensis contulit eandem vicariam domino Johan Buwman . . deuoluto, et est septimus. Als zweiter in der Bantzkow'schen Reihe war her Johan Horne geschrieben, ist aber getilgt; hinter demselben Namen in der Haren'schen Reihe ist eine unleserliche Bemerkung am Rande. An Stelle der beiden Punkte steht eine mir nicht deutbare Abkürzung, man vermuthet etwas wie jure heredum. Her Johan Wilde ist 1481 mit der Vicarei belehnt worden. S. P. M. 2321 f. In dieser Urkunde wird u. A. h. Johan Buwman als Zeuge aufgeführt. Her H. Krumthungher ist in Angelegenheiten der Stadt thätig 1489, wird als Secretär des Raths bezeichnet 1499. Ein her Johan Plawe war 1436 f. Beichtvater in Neukloster. Der Kleriker Stephanus Robbetzin begegnet 1447 in einer Wismarschen, von Schröder, W. E. 150-155 ungenau wiedergegebenen, Urkunde als familiaris des Bischofs Johann Proel von Ratzeburg. Für h. Thomas Schröder habe ich keine Belge aus andren Urkunden. Die Listen werden, wie Dr. Crull vermuthet, auf Eintragungen im Missale zurückgehn (vgl. S., P. M. 1933). (1530 Aug.) bei der Inventarisirung des Silbers in der Kapelle werden als possessores angegeben domini Johan Bosel et Punth, als Patron der Rath.

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Die wenigen annalistischen Aufzeichnungen, welche in dieser und jener Handschrift der Chronik, wo noch Raum war, angeschlossen sind, gebe ich gleich mit. Das meiste ist werthlos, einiges würde sonst nicht bekannt sein.

B. p. 48.

In den iaren des heren dußent vyffhundert vnde xxxix van deme Mydweken vppen Donnerdach yn der nacht vor sunte Jacob yn der arne, do hadde wy sunte Jacob vppen Vrygdach, do brenede aff Vnßer Leuen Frowen thorne beth nedden yn de grundt, darto dat sperte vpper kercken vnde dat ßeygerwerck, vnde dar bleff nicht aff stande. Ock brende aff de boddeker cappelle vnde dat grote orgelwerck. Dyth warde van xj wente to dreen, dre stunde lanck so endyghen. Vnde dat wedder styckede den thorne ersten an bauen vnder deme knope. Dyth ys yn der warheit so geschen imme iare vnde vn der nacht, wo vorberorth.

Vgl. Dr. Crull Michael Kopman's Chronik, § 47 : Jahrb. XLVII, S. 83 und dazu S. 69.

L auf dem letzten Blatte.

Anno 1238 ward de stad Wißmar ersten begrepen vnd gebuwet.

Anno 1364 do fengen de van der Wißmar Peter Denen, des königes van Dennemarcken sinen ridder.

Anno 1391 do gröven de Lüpschen den graven na Möllen.

Anno 1402 do let de koneginne Margareta in Dennemarcken eren liflicken sohne bernen twischen Schoner vnnd Wa[l]sterbo.

Anno 1402 do fingen de Hambörger Wichman vnd Störtebecke[r], darna Götke Micheel vnd Wickboldt.

Anno 1403 do ward tho Wißmar ein ridder gehenget in de galgen mit stevelen vnd sparen vnd was gebaren im lande tho Mecklenborg vnd hete mit nahmen her Johan Gar.

Anno 1409 do quemen vp de söstige tho Rostogk vnd thor Wißmar, des andern iahrs darna tho Hamborg.

Anno 1416 quam de radt wedder thor Wißmar in de stadt.

Anno 1419 do begunde sick dat studium tho Rostogk.

Anno 1423 do was so grot ein winter, dat de koplüde reden äuer de se tho ise vth Prüßen bet tho Lübeck.

Anno 1489 lag hertoch Magnus vor Rostogk. Do ward hertoch Albert to Mecklenborg gebaren.

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Ao. 1492 do worden de Jöden tho Sternebarge gebrant ergent 24.

Item van der tiidt an, dat Lübeck ist erst gefunderet worden, bet tho der tydt, dat men schreff 1519, sint mit rechte vnd ordel gewunnen vnd thom dode gerichtet 37442 minschen.

Eine verlorene Handschrift, welche Schröder (A. B., p. 117) und Joh. Dav. Lembke (1764, corp. jur. statut. w., vol. X; vgl. Dr. Crull, Zeitschr. d. V. f. L.-G. V, 455) noch vorlag, hatte hinter der Friedensurkunde folgende Reime:

Wo Gott nicht gibt seine Gnade und Gunst,
do arbeit jederman umsunst.

Heimlich Neit, ein jungker Rath
Trogahn, Rohme und viel ander Stät verstoret hat. * )

- so hochdeutsch giebt Lembke für sie die einzige Quelle, sie wieder - und darauf die auch bei Schröder und zwar niederdeutsch erhaltene Nachricht: de absolution van dem heren römischen könige van der enthö u edinge wegen h. Johan Bandscha u en und h. Hinrick van Haren kosteden a u erall vor bre u e den boden viij c mark lüb.; Churt (Chort L) Klingenberg (Lingenberg L) portat unam absolutionem et Gerard Ammendorp portavit (fehlt Schr.) alteram (aliam Schr.) sub minori secreto domini regis Romanorum. Actum anno domini 1432 circa festum Michaelis. Item x mark Gre u eraden vor de mützen (Müntzen lese ich bei L).

Auch diese gute Notiz hat Lembke verhochdeutscht. Nicht übergehn will ich, dass nach ihm die Handschrift diese Reihen (nicht die Reime) angab als herstammend ex libro quodam civitatis.

Eine in Schwerin befindliche Abschrift der Urkunde allein (T, s. die Anm. S. 86) hat auf der inneren Seite des letzten halben Bogens folgende Nachrichten:

Anno 1427 am donnerstag vor Michaelis hatt de gemeine zur Wißmar vf Jesups anstifften heren Hinrichen van Haren, einen radtsman, vnd am volgenden freytag heren Johan Bantzcowen gefengklich eingezogen, vnd heren Heinrich van Haren


*) Berkmann, Sund. Chron., her. von Mohnike und Zober I, 154: eigenn nutte kinder rhatt vnnd vorborgen hatt vordarff Rome de gude stadt als Citat.
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auf aller heiligen abendt, heren Johan Bantzcowen aber an s. Elisabeth abent aufm marcktt zur Wißmar mit dem schwerte vnschuldig richten lassen.

Anno 1428 montags für Dyonisii ist de stadt Wißmar van wegen itzgemelter entleibunge vf burgemeister Bantzcowen verfolgen durch koning Sigismund zu Regenspurgk in die acht in contumaciam ercleret.

Anno 1430 dingstag vor mitfasten hat fraw Catharina, hertzoginne zu Meckelnburgk, sambt der erbaren von Lubeck, Hamburgk, Strallsunt abgesandten vorgesetzten machtspruch zuischen den radt mit der gemeine gethoen.

Anno 1432 hat koning Sigißmundus de acht wider die stadt Wißmar zu Parma am molitag nach Jubilate cassiret.

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Berichtigungen:

S. 12: A hat im Nominativ durchaus Jesup, nicht Jesupp. S. 15: 1410, Juni 24, hätte der Name Odbert Lüderstorp wie die der übrigen neuen Rathmannen gesperrt werden sollen.

S. 34, Anm. 1, S. 57, S. 64, Anm.: ist anstatt Handschrift F Urkundenhandschrift T (siehe S. 86 und S. 137 f.) zu lesen.

S. 59, Anm. 3: Der Nachweis über S. Ewald ist in den Mittheilungen des Vereins für Lüb. Gesch. 1889, Heft 4, S. 82 ff., veröffentlicht.

S. 77, Z. 33, wird das Komma hinter sarke und Z. 35 das Komma zu streichen sein und ouer zu missen gezogen werden müssen (während der Messen).

S. 103, Z. 23, lies dar-, Z. 24 handeleden. S. 106, Z. 9, lies des statt de.

 

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II.

Geschichte

der

Sternberger Hospitalien.

Von

Lic. theol. K. Schmidt,
Pastoer zu Sternberg.

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U nter dem Namen "St. Georg=Stift" besteht zu Sternberg eine unter kirchlicher Verwaltung stehende Stiftung für Wohlthätigkeitszwecke mit einem Stiftsgebäude, einer kleinen Stiftskirche und einem nicht unansehnlichen Vermögen an Ländereien und Capitalien. In ihr sind seit dem Jahre 1848 drei bis dahin gesondert von einander verwaltete Stiftungen vereinigt, deren Ursprünge in die Anfangszeiten der Sternberger Stadtgeschichte zurückreichen: das Heiligen Geist=Hospital, das St. Georg=Hospital und das Elenden=Hospital. 1 )

Es verlohnt sich, die Geschichte dieser drei Sternberger Hospitalien eingehend darzustellen. Auch abgesehen davon, daß dieselbe für die Sternberger Localgeschichte von Bedeutung ist - auch von allgemeinerem, kulturgeschichtlichem Standpunkte aus dürfte es werthvoll erscheinen, die Entwickelung dieser Anstalten durch die Jahrhunderte zu verfolgen.

Für die Anfangszeiten fließen die Quellen allerdings spärlich, desto reichlicher aber für die späteren Jahrhunderte. Der als Geschichtschreiber Meklenburgs bekannte wail. hiesige Präpositus


1) Vgl. Lisch im XII. Bande dieser Jahrbücher (1847) S. 203, wo jedoch irrthümlich ein "Siechenhaus (domus leprosorum)" als besondere Stiftung neben dem St. Georg=Hospital aufgeführt ist; vielmehr sind beide ursprünglich identisch und auch später noch verbunden.
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David Franck († 1756) hat mit großer Sorgfalt alle vorhandenen Nachrichten bis auf seine Zeit gesammelt und handschriftlich hinterlassen. Auf diesen Aufzeichnungen basirt meine Darstellung für die frühere Zeit. Für die neuere Geschichte der Hospitalien standen mir die Hospitalregister sowie die bezüglichen Acten aus dem hiesigen Pfarr=Archiv, dem hiesigen Raths=Archiv und dem Güstrower Superintendentur=Archiv zu Gebote. Auch hat Herr Archivrath Dr. Grotefend zu Schwerin die Güte gehabt, aus den Acten des Geheimen und Haupt=Archivs mehreres werthvolle zur Ergänzung mir mitzutheilen, wofür ich demselben auch an dieser Stelle meinen ergebensten Dank sage.

I. Die Anfänge.

Es ist bezeichnend für den Wohlstand und die Bedeutung, deren sich die Stadt Sternberg im Mittelalter erfreute, daß sie in der Lage war, nicht weniger als drei Hospitäler zu begründen. Sie zeichnet sich dadurch vor manchen anderen Städten gleicher Größe aus. Denn wenn es auch damals sicherlich keine noch so kleine Stadt gegeben hat, die nicht ein Hospital aufzuweisen hatte, viele auch, in welchen deren zwei bestanden 1 ), so war es doch für eine Kleinstadt schon ein gewisser Luxus, über diese Zahl hinauszugehen. Die Einwohnerzahl der Stadt war auch in ihrer damaligen Blüthezeit schwerlich größer, eher kleiner als jetzt. Aber es sprechen auch sonstige Beweise dafür, daß die Bürgerschaft nicht nur recht wohlhabend, sondern auch in hohem Maße von Gemeinsinn und Opferwilligkeit beseelt war. Dazu kam freilich auch, daß Sternberg, welches bekanntlich im 14. Jahrhundert längere Zeit fürstliche Residenz war, manche fürstlichen Gunstbezeugungen genießen durfte, und daß sie eine Art Vereinigungspunkt für Ritterschaft und Geistlichkeit war, aus welchen beiden Ständen ihr ebenfalls manche milde Stiftungen zuflossen. Wenngleich vollständige urkundliche Nachrichten darüber leider fehlen, so werden wir doch nicht irren, wenn wir annehmen, daß bei der Begründung und Dotirung der Hospitäler, alle die genannten Factoren, wohl unter Vorantritt der Bürgerschaft, zusammengewirkt haben.

Das Heiligen Geist=Hospital.

Das älteste der drei Hospitäler ist ohne Zweifel das Heil. Geist=Hospital. Urkundlich erwähnt ist es zuerst in einer


1) Vgl. Uhlhorn, Die christliche Liebesthätigkeit im Mittelalter, 1884, S. 202 ff.
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Urkunde vom Jahre 1288, in welcher ein Wismarscher Bürger, Gerbert von Warendorf, demselben ein Legat Von 2 Mark zuweist. 1 ) Erft etwa 40 Jahre zuvor war die Stadt begründet worden. Die Stiftung reicht also ohne Zweifel in die ersten Anfänge der Stadt hinauf. Ohnehin läßt sich in jener Zeit des Aufschwunges und der Blüthe der Städte kaum eine Stadt denken, die nicht darauf bedacht gewesen wäre, eine solche Zufluchtsstätte für die alten und gebrechlichen unter ihren Bewohnern zu errichten. Denn dazu waren im allgemeinen die Häuser bestimmt, welche nach dem "Heiligen Geist" benannt wurden. Es waren im allgemeinen, wenigstens in kleineren Städten, nicht eigentlich Krankenhäuser, auch nicht eigentlich Armenhäuser, sondern Häuser, in welchen sowohl mehr als weniger unbemittelte, mitunter recht vermögende ältere Personen beiderlei Geschlechts, namentlich alleinstehende, für ihren Lebensabend einen friedlichen Aufenthalt, Anhalt und Gemeinschaft suchten und fanden. Wir dürfen im allgemeinen annehmen, daß diejenige Ordnung des Stifts, welche für die Zeit gleich nach der Reformation bezeugt ist, von Anfang dieselbe gewesen ist. Darnach war das Haus bestimmt und im Stande, mindestens vier Personen Aufenthalt zu bieten. Sie wurden in der Regel nicht anders als gegen ein Einkaufsgeld aufgenommen. Letzteres betrug im 16. Jahrhundert 10 Mark, immerhin bei damaligem Geldwerth nicht ganz wenig im Verhältniß zu demjenigen, was das Stift an Emolumenten zum Lebensunterhalt zu bieten hatte. Jede Pfründe ("Pröve") gewährte außer freier Wohnung mit etwas Gartenland und Feuerung eine wohl ausreichende Lieferung an Brod (an deren Stelle später Kornlieferung nebst "Backelgeld" trat), jährlich 1 Paar Schuhe, wie es scheint auch Fischlieferungen für die Fastenzeit. Das Verhältniß gleicht also einer immerhin sehr günstigen Rentenversicherung. Doch ist offenbar, daß die Pfründe für sich allein zum vollen Lebensunterhalt nicht ausreichte, daß vielmehr die Inhaber auf anderweitige Einnahmequellen angewiesen blieben. Es wird also damals so gewesen sein, wie es noch jetzt ist, daß die Hospitaliten, wenn sie nicht vermögend waren, darauf bedacht sein


1) Mekl. Urk.=Buch Bd. III, Nr. 1952: - - hospitali in Sterneberg II marcas. In demselben Testament werden unch den "Hospitälern" in Dassow, Grevesmühlen und Klütz Legate ausgesetzt; es kann wohl kein Zweifel sein, daß in allen diesen Fällen die "Heiligen Geist=Häuser" gemeint sind. - Daß die Urkunde von 1307, Mai 5 (Kauf eines Theils von Kobrow) für das Heil. Geist=Spital bestimmt sei, vermuthet Lisch nur uns dem späteren Besitze desselben in Kobrow.
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mußten, soviel sie noch konnten, für andere Arbeit zu leisten, um etwas dazu zu verdienen. Doch verstand es sich ohne Zweifel von selbst, wie noch jetzt, daß für die Zeiten andauernder Krankheit und Gebrechlichkeit außerordentliche Unterstützungen aus der Stiftskasse gewährt wurden. 1 )

Das Haus lag ziemlich in der Mitte der Stadt an der Küterstraße, und neben dem Hause die zu dem Stift gehörige Kirche, welche schon im Jahre 1357 erwähnt wird und also, wie es auch sonst nur wahrscheinlich ist, mit der Begründung des Stiftes zugleich errichtet sein wird. Ueber die Heil. Geist=Kirche und ihre Benutzung giebt eine Urkunde aus dem Jahre 1503 2 ) wenigstens einigen Aufschluß.

In dem genannten Jahre wurden von Heinrich von Plessen, Ritter, erbgesessen auf Brüel, in Verbindung mit einigen andern, zur Aufrichtung der horae beatae virginis an der Sternberger Kirche mehrere Vicareien fundirt, unter denen eine, die bisher schon an der Heil. Geist=Kirche bestanden hatte und jetzt zur Stadtkirche gelegt wurde. Der darauf bezügliche Abschnitt der Urkunde lautet:

"De ander Vicarie, de ick Hinrick von Plesse, Ritter, Gade almächtig to eren unde ziner werden benedigeden Moder tho der iyde ghelecht hebbe, de nu der tyd besyth Er Hinrick Wittenborg, belegen in des Hilgen Gestes Kerken, tho dem Altar der hilgen Drevaldigheit und teyn dusend Ridder, myt euer vryen Hußstede dar t'yegen äver belegen, de Pacht, wo hier navolgeth u. s. w."

Es ergiebt sich hieraus, daß die Heil. Geist=Kirche einen der heil. Dreifaltigkeit und 10000 Rittern geweihten Altar enthielt, bei welchem - ungewiß zu welcher Zeit, jedenfalls durch einen Vorfahren des Ritters Heinrich von Plessen - eine Vicarei zur Abhaltung einer täglichen Messe gestiftet worden war. Dieselbe war fundirt mit freier Wohnung in einem der Kirche gegenüberliegenden Hause, welches aber im Jahre 1503 nicht mehr stand, sowie mit Pachteinkünften im Betrage von zusammen 14 Mark jährlich.


1) In nachreformatorischer Zeit figurirt unter den jährlichen Leistungen der Stiftskasse an die Hospitaliten je "1 ßl. 3 Pf. Opfergeld". Vermuthlich ist das eine Entschädigung für weggefallene Opfergaben, und wir haben uns danach vorzustellen, daß in älterer Zeit etwa die Besucher der mit dem Heil. Geist=Hospital verbundenen Kirche zum Besten des Stiftes opferten, wovon die Hospitaliten ihren Antheil erhielten.
2) Vollständig mitgetheilt in Franck's Aufzeichnungen über die Sternberger Schule sub Nr. 9 im Urkunden=Anhang.
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Es hatte also die Stiftskirche ihren eigenen täglichen Meßgottesdienst durch mindestens einen eigens an ihr angestellten Priester. Wahrscheinlich hatte das Stift auch damals schon seinen besonderen Kirchhof, da in nachreformatorischer Zeit ein eigener "Armen=Kirchhof" erwähnt wird. Daß jedoch das Stift von dem Parochialverbande der Sternberger Stadtkirche eximirt gewesen, ist an sich unwahrscheinlich und findet sich nirgends angedeutet.

Daß übrigens im Jahre 1503 die Plessensche Vicarei aus der Heil. Geist=Kirche wegverlegt werden konnte, begreift sich doch wohl nur dann, wenn außer derselben noch andere Stiftungen an dieser Kirche bestanden, durch welche für regelmäßigen Meßgottesdienst in derselben gesorgt war.

Die gemeinsame Lebensordnung für die Hospitaliten wird nun vornehmlich darin bestanden haben, daß sie gehalten waren, den in der Stiftskirche stattfindenden Messen beizuwohnen. In nachreformatorischer Zeit findet sich die Einrichtung, daß die Hospitaliten täglich Morgens und Abends eine gemeinschaftliche Andacht mit "Lesen, Beten und Singen" hielten: es ist anzunehmen, daß dieser Brauch durch Umwandlung aus einer Vorreformatorischen Ordnung hervorgegangen ist, und man wird sich also vorstellen dürfen, daß die Hospitaliten täglich Morgens und Abends einer in der Stiftskirche gehaltenen Messe beiwohnten.

Was im Uebrigen die Verfassung des Stiftes betrifft, so finden wir bei der ersten nachreformatorischen Visitation von 1572 die Einrichtung vor, welche schon in einer Urkunde vom 15. November 1357 erwähnt wird, also wohl die ursprüngliche ist, daß die Leitung des Hauses zweien Provisoren (auch Vorsteher, Juraten, Vormünder genannt) oblag. Dieselben hatten abwechselnd je ein Jahr lang die Berechnung der Einnahmen und Ausgaben zu führen. Sie hatten überhaupt die gesammte Oekonomie des Stiftes zu besorgen, die Grundstücke zu verpachten, die Pächte einzuholen, den Hospitaliten ihre "Pröve" zu reichen, die erforderlichen Bauten und Reparaturen an Haus und Kirche anzuordnen. Neben diesen scheint ein besonderer ständiger "Hofmeister", wie er sonst wenigstens in den größeren Heil. Geist=Häusern angestellt war, und wie wir ihn auch bei dem Sternberger St. Georg=Stift finden werden, bei dem Heil. Geist=Hospital nicht gewesen zu sein. Vielmehr scheint die Aufrechthaltung von Zucht und Ordnung im Hause ebenfalls den Provisoren obgelegen zu haben. Näheres übrigens werden wir unten noch zu bemerken haben.

Die Oberaufsicht über das Hospital stand, wie es ja überhaupt bei den aus Mitteln der Stadt oder Bürgerschaft begründeten

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Hospitälern der Fall war, dem Magistrat der Stadt zu. Man kann sagen, daß dasselbe geradezu die Stellung eines städtischen Institutes hatte, weites unter Verwaltung des Magistrates stand. Bezeichnend für dies Verhältniß ist eine Urkunde vom 28. März 1359, in welcher Herzog Johann von Meklenburg dem Hospital zum hl. Geist 14 Hufen zu Pastin verleiht. Es heißt in derselben: dimittimus preesentibus et contulimus quatuordecim mansos cum casis, proprie katen, illis adjacentibus sitos in campis ville Partzentin, quos quidem Nicolaus Wamekowe coram nobis voluntarie resiginavit viris prudentibus nostre civitatis Sternebergh consulibus, qui pro tempore et per tempus fuerint, ad utilitatem et ad manus sancti Spiritus ibidem in Sternebergh jugiter possidendos etc. Also Nicolaus Wamekow, ein Sternberger Bürger, indem er die Revenüen aus diesen Hufen dem heil. Geist zuwenden will, überweist die Ländereien dem Sternberger Magistrat zum Besitz, und der Herzog beftätigt dies mit der Maßgabe, daß der Magistrat befugt sein soll, die Hufen nach Belieben an andere zu verkaufen oder zu Verpfänden: der Magistrat erscheint hier als eigentlicher Besitzer von solchen Grundstücken, deren Nutznießung dem heil. Geiste zusteht. 1 )

Ohne Zweifel waren daher auch die Provisoren vom Magistrat angestellt, wie denn nachweislich dieselben für ihre Rechnungsführung dem Magistrate verantwortlich waren. Bei der Visitation von 1572 nämlich beschwerten sich die Provisoren über die großen Kosten, welche E. E. Rath verursachte, wenn die Rechnungen aufgenommen würden.

Von einer Mitwirkung von fürstlicher oder geistlicher Seite bei der Leitung und Verwaltung des Hospitals ist in vorreformatorischer Zeit keine Spur zu finden, nur daß selbstverständlich die Ausübung des Cultus in der Hospitalkirche unter kirchlicher Aufsicht stand, was auch die bischöfliche Bestätigung einer Vicareistiftung vom 24. Juli 1357 zur Folge hatte.

Fragen wir nun nach den Einkünften und dem Vermögensstande des Hospitals, so wird unterschieden werden müssen zwischen demjenigen, was das Hospital als solches und zu seinem eigentlichen Zweck, der Armenversorgung, zu genießen hatte, und demjenigen, was zur Unterhaltung des Cultus in der Hospitalkirche bestimmt war. Letzteres ist jedenfalls von der Vermögensverwaltung des Hospitals ausgeschlossen gewesen. Jene Plessensche Vicarei=Stiftung wurde, wie wir sahen, im Jahre 1503 der Hospitalkirche


1) Mekl. Urk.=Buch Bd. XIV, Nr. 8588, Vgl. 8366, 8409.
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einfach genommen und zu den Marienzeiten an die Stadtkirche gelegte nach Aufhebung der letzteren, etwa im Jahre 1550, bestimmte Reimar von Plessen als Patron der Kirche zu Bibow dem dortigen Pastor dies Lehn; nun gelang es zwar bei der Visitation von 1572 dasselbe wieder nach Sternberg zurückzubringen, aber nicht etwa, um es dem Hospital zu überweisen, sondern weil man, wie Franck bemerkt, "es für billig hielt, daß solches Beneficium für die Prediger in Sternberg bliebe, als für welche es gestiftet war": das Lehn kam an die Oekonomie. Hat die Hospitalkirche, wie wahrscheinlich ist, noch andere Cultusstiftungen empfangen, so ist doch davon keine Nachricht erhalten und keine Spur geblieben. 1 ) Es ist wahrscheinlich, daß davon manches, ebenso wie von sonstigen Sternberger Cultusstiftungen, in den Wirren der Reformationszeit beseitigt worden ist.

Dagegen dürfen wir annehmen, daß das eigentliche Hospitalvermögen sowohl durch seinen Zweck als auch dadurch, daß es eigentlich städtisches Vermögen darstellte, ungeschmälert durch die Zeit der Verwirrung hindurch gerettet worden ist, und daß also diejenige Uebersicht, welche das Visitationsprotokoll von 1572 bietet, - die älteste, welche wir haben - im wesentlichen den Stand am Ende der Vorreformatorischen Zeit darstellt. Damals belief sich das Capitalvermögen des Stiftes auf 1176 Mk. 8 ßl., wovon 58 Mk. 3 ßl. 6 pf. Zinsen (zu 5 %) eingingen. Das Geld war in 97 kleinen Posten, meist zu 5 oder 10 Mk., an Sternberger Bürger ausgethan. Außerdem gingen etliche Mark jährlich an Pächten und Renten aus Kobrow und Pastin ein - letztere vermuthlich die Revenüen aus den 1357 und 1359 geschenkten Hufen. An Aeckern hatte das Haus 21 Morgen und eine "Breite" 2 ) also etwas mehr als 40 Scheffel Aussaat, durchweg Sandacker, wovon der Morgen nur 4 ßl. Heuer trug; außerdem noch einige "Hopfen=Höfe" und "wüste Dämme". Etliche Schuldforderungen, die das Haus an Bauern der Umgegend zu haben vermeinte, wurden von diesen bestritten. Das gesammte Einkommen an Zinsen, Pächten und Heuer betrug 73 Mk. 5 ßl. 6 Pf. Es reichte vollkommen hin, die Leistungen an die Hospitaliten, sowie die Verwaltungskosten zu bestreiten.


1) Die schon erwähnte Urkunde vom 24. Juli 1357 (Mekl. Urk.=Buch XIV, Nr. 8369), in welcher Bischof Albert von Schwerin eine in der Heil. Geist=Kirche gestiftete Vicurei bestätigt, bezieht sich möglicherweise auf die genannte Plessen=Stiftung.
2) So nannte man ein Ackerstück, welcher über 1 Morgen oder 2s Scheffel Ausaat groß war.
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Das St. Georg=Hospital.

Die auf S. 141, Anm. 1 citirten Worte aus dem Testamente des Gerbert von Warendorf lassen schließen, daß es damals, um 1288, nur ein einziges Hospital, das Heil. Geist=Hospital, in Sternberg gegeben hat. Andererseits wird in einer Urkunde von 1361 1 ) von dem "Gotteshause zu St. Georgs als einem bestehenden geredet. Die Begründung dieses Hospitals wird also in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu setzen sein, in die Zeit des hohen Aufschwungs der Stadt Sternberg.

Wie die St. Georg=Hospitäler überhaupt, lag auch das hiesige außerhalb der Stadt, vor dem Lukower Thor, nahe dem Ufer des großen Sees, und es kann kein Zweifel sein, daß es wie durchweg die nach St. Georg genannten Stiftungen ursprünglich zur Aufnahme der Aussätzigen begründet worden ist. In lateinischen Urkunden wird es mehrfach domus leprosorum genannt, und noch zu Franck's Zeiten wurde das Feld, auf welchem es früher gestanden hatte, im Volksmunde "beim Seken=Huse" bezeichnet. Andererseits aber wird es auch öfter als "Armen=Haus" bezeichnet, und in dem Protokoll der Visitation von 1584 wird unterschieden zwischen "den Armen im Sanct Jorgen" und "den Aussätzigen im Seichen=Hause" 2 ). Es wird also David Franck Recht haben, wenn er - anscheinend auf Grund mündlicher Ueberlieferung - berichtet: "Das ist gewiß, daß gedachtes Hospital anfänglich nicht in der Stadt, wie jetzo, gelegen, sondern vorm Lukower Thor, zur rechten Hand, wo der Steindamm zu Ende geht. Da denn nicht allein eine Capelle an dem Orte stand, welcher bei der Linde genannt wird, weil daselbst noch bei Menschendenken eine Linde an der Capelle gestanden; sondern es war auch bei solcher Capelle ein Armenhaus, zum Sankt Jürgen genannt, wie noch jetzo die Gegend daselbst heißt. Weiterhin war ein Garte, und zuletzt an dem Sarrahus Vorder=Camp ein Siechenhaus, welches in lateinischen Urkunden domus leprosorum genannt wird, daher die Gegend noch jetzo beim Seken=Huse heißt."


1) Mekl. Urk.=Buch XV, Nr. 8879. Herzog Johann von Meklenburg gibt dem St. Georg=Hospital den Aalfang im Lukower See: " - dem gadeshuse to sunte Jorgen de dar licht vor deme Sternberge alle den ahlfanck in deme see tho Lukowe" etc.
2) "Den Ahlfangk im Zerran des Lucower Sehes, welcher dem Armen=Hause zu S. Jorgen zustendich, sollen die Juraten, wie vor Alterß gebreuchlich, behalten. Jedoch wen sie waß fangen, daß sie davon den Armen im Sanct Jorgen und Aussetzigen im Seichen=Hause einem Jeden zwe Ahle geben und die übrigen dem Armen Hause zum Besten verkauffen und berechnen sollen".
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Hiernach war bei St. Georg, wenn nicht von Anfang, so doch in späterer Zeit außer dem Aussätzigen=Hospital ein davon getrenntes Armenhaus. Möglicherweise ist letzteres später hinzugekommen, als sich herausgestellt haben mochte, daß das Heil. Geist=Haus, welches nur für 4 Personen Raum bot, dem Bedürfniß nicht genügte. Mit der Zeit je mehr und mehr scheint die Wirksamkeit des St. Georg sich dieser Seite, der Armenversorgung, zugewendet zu haben. Doch finden wir, wie erwähnt, noch 1584 "Aussätzige im Siechenhause" urkundlich genannt. Sollte wirklich der Aussatz sich hier so lange gehalten haben? Oder sind etwa darunter nur überhaupt Kranke zu verstehen, die mißbräuchlich noch mit dem von Alters üblichen Ausdrucke bezeichnet sind? Jedenfalls finden wir bald darauf, wie weiterhin zu erzählen sein wird, diese ursprünglichste Bestimmung des St. Georg beseitigt.

Der Sternberger St. Georg muß einen ziemlich umfänglichen Gebäude=Complex gebildet haben. Außer der kleinen Kirche, dem Armen=Hause, dem Siechen=Hause, befand sich dort noch die Wohnung des "Hofemeisters"; auch wird eine Scheune erwähnt. Der St. Georgs=Hof lag an der verkehrsreichen Bützower Landstraße; ihm gegenüber ein Krug für Durchreisende. David Franck nimmt wohl mit Grund an, daß die von letzteren eingesammelten milden Gaben eine Einnahmequelle des Hospitals gebildet hätten.

Ueber das Aussätzigen=Haus und die in demselben bestehenden Ordnungen haben wir keine Nachricht. Nach demjenigen, was über andere städtische Aussätzigen=Häuser bekannt ist 1 ), bildeten die Aussätzigen unter sich eine Gemeinschaft, ähnlich wie die Hospitaliten zum heil. Geist, nur noch enger geschlossen und durch straffere Ordnung geregelt. Das Armenhaus zu St. Georg haben wir uns jedenfalls ähnlich organisirt zu denken, wie das Heil. Geist=Hospital. Die beiden bei St. Georg neben einander bestehenden Gemeinschaften, die der Kranken und die der Gesunden, waren doch sonst einander ohne Zweifel sehr ähnlich, und erklärt sich daraus um so leichter, daß sie später mit einander verschmolzen werden konnten. Es muß dies um 1600 geschehen sein. Denn während im Jahre 1584 noch die beiden Kategorien der "Armen" und der "Aussätzigen" unterschieden werden, finden wir im Jahre 1606 den Unterschied aufgehoben. Aus diesem Jahre stammt die erste bekannte Jahresrechnung des St. Georg, aus welcher erhellt, daß das Haus sechs "Arme" als Pfründner zu unterhalten hatte. Von da an steht der St. Georg völlig auf gleicher Linie mit dem heil. Geist.


1) Siehe die schöne Darstellung bei Uhlhorn a. a. O. S. 251 ff.
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Im Unterschiede von dem heil. Geist hatte der St. Georg, wie schon erwähnt, einen "Hof=Meister", welchen wir zuerst im Visitationsprotokoll von 1572 erwähnt finden. Damals war seine Stellung die eines Pächters der Stiftsländereien, für welche er jährlich 10 Mark Pacht an den Magistrat bezahlte. Ein Gegenstand des Streites war damals, ob er noch sonstige Verpflichtungen gegenüber dem Stifte zu erfüllen habe. Die Visitatoren verzeichnen unter den "Mängeln" bei St. Georg an erster Stelle folgendes:

"1) will der Hoff=Meister zu St. Georgen frei sein und dem Gottes=Hause, wie in andern Städten, keine Dienste thun, alleine dem Rathe 10 mark pacht entrichten. Bitten die Vorsteher hierauff Verordnung zu machen. Wan die Gotteshäuser baufellig, daß Ehr alsdenn Leim und Stein fhuren möge, und waß sonst zur Gebaute nöthig."

Wenn früher etwa, wie in andern Hospitälern, der Hofmeister innerhalb der Stiftsgemeinschaft eine leitende Stellung gehabt hat, so ist davon doch um diese Zeit nichts mehr erhalten. Die gesammte Leitung hatten, ebenso wie beim heil. Geist, zwei Vorsteher (Provisoren), welche als "Vormünder" schon 1361, Mai 5, erwähnt werden. Daß dieselben auch wenigstens in späterer Zeit die Sittenzucht auszuüben hatten, ergiebt sich wieder aus dem Visitationsprotokoll von 1572, wo es unter den "Mängeln" weiter heißt:

"3) weill ein armer im Sekenhause, welcher seinen Bruder erschlagen, und sich sonsten unchristlich verhelt, nicht zum Dische des Herrn geht, bitten [die Vorsteher] uhm bevehlich zu thun, wie es darmit zu halten."

Auch das St. Georg=Hospital stand unter alleiniger Oberaufsicht des Rathes, welchem die Vorsteher Rechnung abzulegen hatten. Wie durchaus das Stift als ein städtisches Insitut galt, worüber der Rath zu sagen hatte, erhellt daraus, daß die von dem Hofmeister für die Stiftsländereien zu zahlende Pacht, die doch ohne Zweifel in die Stiftskasse floß und den Provisoren zu überliefern war, als eine "dem Rathe" zu entrichtende Pacht galt.

Die zu dem St. Georg gehörige kleine Kirche war hinsichtlich des Cultus ohne Zweifel ähnlich gestellt wie die heil. Geist=Kirche. Sie hat bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts gestanden, und noch erhalten ist aus ihr in der jetzt sogenannten St. Georg=Kirche das alte Altarwerk, ein kleiner Flügelaltar mit ziemlich rohem, wohl aus dem 15. Jahrhundert stammenden Holzschnitzereien, den Ritter St. Georg und andere Heilige darstellend.

Das Vermögen des St. Georg, über dessen Erwerbung, Vermehrung und Bewahrung im Allgemeinen dasselbe zu sagen ist, wie

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über das des heil. Geistes, ist bei der Visitation von 1572 folgendermaßen verzeichnet. Der Capitalien waren 730 Mk. in 74 Posten in Bürgerhäuser zu 5 % ausgethan, wovon 37 Mk. 7 ßl. Zinsen kamen: dazu noch 1 Mk. 4 ßl. Zinsen von etlichen Bauern. An Ländereien fanden sich etliche Kohl=Höfe und Hopfen=Gärten, welche je 2 1/2 ßl., zusammen 3 Mk. 12 ßl. Heuer trugen. Dem Hospital gehörten ferner 60 Morgen Acker oder 120 Scheffel Parchimer Maß und eine Wiese, der Acker zu 1/3 Gerst=, zu 2/3 Roggen= oder Sand=Acker, welches alles der Hofmeister Asmus Berends für 10 Mk. in Pacht hatte. Franck bemerkt dazu, daß die Pacht, wenn sie mit der Zeit gebührend erhöht worden wäre, nach damaligem Geldwerth mindestens 50 Mk. hätte betragen müssen, und erkennt hierin ein Zeichen schlechter Fürsorge des Magistrats für das Wohl des Stiftes. Das gewisse Einkommen belief sich zusammen auf 52 Mk. 7 ßl. Dazu kam jedoch eine in ihrer Höhe wechselnde, aber zu Zeiten beträchtliche Einnahme aus dem dem St. Georg im Jahre 1361 verliehenen Aalfang aus dem Lukower See, sowie ein vermuthlich nicht geringer Ertrag aus milden Gaben.

Ueber die Zahl der Insassen des Hauses haben wir die älteste Kunde aus dem Jahre 1606. Damals waren in demselben 6 "Arme" als Pfründner, und es ist kaum anzunehmen, obwohl die Zahl auffallend gering erscheint, daß sie früher sollte größer gewesen sein, da die Einkünfte für eine größere Zahl kaum ausreichend erscheinen. Auch hier bei St. Georg bestand, anscheinend auch für die Aussätzigen, soweit sie es irgend vermochten, der Brauch, ein Einkaufsgeld zu zahlen. Dasselbe betrug 1606 schon 20 Mk., dürfte jedoch in älterer Zeit ebenso wie beim heil. Geist 10 Mk. betragen haben. Die Rewenüen der Stifts=Insassen sind fast dieselben, wie bei dem heil. Geist.

Das Elenden=Hospital.

Es ist bekannt, daß im Mittelalter unter dem Namen "Elenden=Häuser" in vielen Städten hospitalartige Stiftungen begründet wurden, welche bestimmt waren, heimatlosen bedürftigen Leuten, besonders wallfahrenden Personen vorübergehend Obdach und Unterhalt zu bieten 1 ). Daß auch das Sternberger Elenden=Hospital ursprünglich die gleiche Bestimmung gehabt hat, kann nicht zweifelhaft sein. Freilich besitzen wir keine direkte Nachricht über die Einrichtung dieses Hospitals in älterer Zeit; und in der späteren Zeit, aus welcher wir die erste nähere Kunde erhalten, erscheint dasselbe schon um=


1) Siehe Uhlhorn a. a. O. S. 275 ff.
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gewandelt zu einem dem heil. Geist ganz ähnlichen Asyl für Stadtbewohner. Aber schon der Name "Elenden" 1 ) (lateinisch theils exules, theils miserabiles personae) weist bestimmt auf Beherbergung Fremder. Und aus einer lateinischen Urkunde aus dem Jahre 1519 erfahren wir beiläufig, daß das Hospital im Volksmunde "dat Gast=Huß" genannt wurde. 2 )

Da Sternberg an einer vielbenutzten Verkehrsstraße lag, so war die Errichtung einer solchen Herberge ohne Zweifel ein Bedürfniß, und bei der Wohlhabenheit und Opferwilligkeit der Bürgerschaft dürfen wir annehmen, daß die Gründung in frühere Zeiten fällt. Erwähnt wird das Haus zuerst in der genannten Urkunde von 1519. Doch kann kein Zweifel sein, daß es viel älter ist, und ich habe Grund zu glauben, daß es schon etwa um 1319 errichtet wurde. In dem aus dem Jahre 1551 stammenden Hauptbuch des Hospitals, welches David Franck noch gelesen hat, findet sich die Notiz:

"V Mk. Hovetsumme angenahmen Tomas Schmitt tho Weittendorpe wegen siner Vorfarn IIII ßl. rente. Darvor ist gesettett worden Anno XXI dat hoffte tho Weittendorpe dar ihn de sulvige Thomas schmitt wanett."

Wohl mit Grund bemerkt Franck dazu, daß hier der Ausdruck "Vorfarn" sehr weit zurückweise, da man nicht einmal das Jahr mehr gewußt, in welchem die Anleihe geschehen. Bestimmteres zu vermuthen, scheint folgender Umstand zu gestatten.

Jenes Hauptbuch von 1551 erwähnt, daß das Elenden=Hospital aus dem Flusse Mildenitz, da, wo derselbe den Trentsee durchfließt, einen Wadenzug Fische zu genießen habe (der sogenannte "Elenden=Zug") und notirt dabei:

"welcken Waden=Toge quondam von den Crammonen tho Borkow dem elenden Huse edder ahrmen tho einer Ewigen Gedechtnisse gegeven."


1) Siehe Wortregister zum Mekl. Urkundenbuch Bd. XII, s. v. Elende.
2) Die Urkunde handschriftlich in David Francks Aufzeichnungen über die Sternberger Schule sub No. 9: Der Vicar Johannes Hake bestimmt zu einer von seinen Vorfahren errichteten Vicarei an der Sternberger Pfarrkirche ein von ihm neu erbauter Haus zu Sternberg - - domum sitam in platea vulgariter nuncupata de Rydrerstrahte, quae quidem domus habet ab uno latere domum, quae vocatur domus miserabilium personarum, vulgariter dat Gast=Huß, et ab alio latere locum sive aream desolate domus spectantis ad Bernhardum Engelken, jam plebanum in Radem. Die Urkunde ist datirt Bützow 1519, Februar 7.
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Nun findet sich urkundlich, daß der Besitz des Flusses Mildenitz auf der erwähnten Strecke im Jahre 1319 durch den Pfarrer Helmold von Cramon für sich und seine Nachfolger durch Kauf von seinen auf Borkow und anderen Höfen der Gegend wohnenden Vettern erworben ist 1 ). Ich schließe also, daß die Verleihung des Wadenzuges an das Elendenhaus seitens der Borkower Cramons nicht erst nach 1319 erfolgt sein kann, sondern wahrscheinlich mit jener Uebertragung des Besitzes auf den Gägelower Pfarrer gleichzeitig ist, wonach denn die Gründung des Hospitals spätestens 1319 anzusetzen sein würde.

Die Einkünfte dieses Stiftes waren geringer als die der beiden andern. Das Hauptbuch von 1551 verzeichnet an Grundbesitz nur 16 Morgen schlechten Ackers und nur 40 Mark Capital, wovon an Heuer und Zinsen jährlich nur 8 Mark eingingen. Außerdem hatte das Haus nur noch den erwähnten Wadenzug und was etwa an Opfergaben einging. Doch ist zu bemerken, daß das Elenden=Hospital in einer gewissen nahen Verbindung stand mit einem andern pium corpus, an dessen Einkünften es participirte, nämlich mit der St. Gertruden=Kirche.

Den Namen "St. Gertrud" trug in früherer Zeit die kleine noch jetzt stehende Kirche, welche um 1600 zur St. Georg=Stiftskirche umgewandelt wurde. Sie scheint nicht von vornherein mit dem Elenden=Hospital verbunden gewesen zu sein, sondern für sich bestanden zu haben. Es ergiebt sich dies theils daraus, daß, während das Hospital an der Ritterstraße unmittelbar bei der Pfarrkirche lag 2 ), die St. Gertruden=Kirche ziemlich entfernt davon auf dem Spiegelberg liegt, theils daraus, daß das Hauptbuch des Hospitals von 1551 nichts von der Kirche und ihren Einkünften sagt, und andererseits noch bei der Visitation von 1572 die Einkünfte der Kirche für sich gesondert aufgeführt werden. Andererseits muß aber die Verbindung doch ziemlich alt sein, da im 16. Jahrhundert Ausdrücke wie "die Elenden" und "die Armen bei St. Gertrud" promiscue gebraucht werden. Auch deutet auf diese enge Verbindung der Kirche mit dem "Gast=Huß" der Umstand, daß jene im Besitz einer Braupfanne war. Im Jahre 1572 besaß die Kirche 184 Mark Capital und die Braupfanne, welche jährlich 30 bis


1) Urkundenbuch Bd. VI, No. 4090.
2) D. Franck nimmt an (A. u. N. Meklenburg B. IX, S. 79), daß das Elenden=Hospital Anfang des 16. Jahrhunderts auf der Stelle des im Jahre 1492 niedergerissenen Hauses des Jdden Eleaser gelegen habe. Es müßte also eine Verlegung des Hospitals stattgefunden haben, und dasselbe könnte möglicherweise früher nahe bei St. Gertruden gelegen haben.
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40 Mark Heuer trug. Früher hatte sie auch Acker besessen, welcher jedoch damals schon verloren war, daher die Visitatoren notirten: "bei dem Raht nachzufragen, wo derselbe hingekommen?" Ohne Zweifel hat die Kirche vornehmlich dazu gedient, Seelenmessen für verstorbene "Elende" abzuhalten.

Es läßt sich annehmen, daß die ursprüngliche Bestimmung des Hospitals, Fremde zu beherbergen, noch in der Zeit, während welcher Sternberg ein viel besuchter Wallfahrtsort war (Verehrung des heil. Blutes von 1492 bis ca. 1520) und in dieser Zeit ganz besonders zur Geltung gekommen ist. Im Laufe des 16. Jahrhunderts aber hat sich dann die Umwandlung vollzogen, durch welche auch das Hospital ein Asyl für Stadteinwohner geworden ist. Markirt wird diese Veränderung durch die Visitation von 1584, welche zu folgender Verordnung führte:

"Es sollen auch hinfurdt den sämptlichen Armen im Elenden=Hause jerlich auff Martini vier Scheffel Rogken von des Armen Hauses einkommen sampt dem Gulden jehrlicher Boden=Heuer, so offt der Boden vermietett, entrichtet und zugestellet werden, undt soll der erste Rogke auff Martini fünff und achtzigk fellig sein."

Hieraus ergiebt sich, daß damals ständig im Hospital wohnende Arme, vier an der Zahl, vorhanden waren, wie es auch seitdem bis zur Niederlegung des Hospitalgebäudes geblieben ist. Dieselben werden jetzt eigentliche Pfründner, während sie bis dahin keine gewissen Deputate genossen hatten. Deutlich zeigt sich hier der Uebergang von einer Fremden=Herberge zum Pfründner=Hause.

Ebenso wie die beiden andern Hospitäler stand auch das Elenden=Hospital unter der Verwaltung zweier Vorsteher (Provisoren), als welche zuerst aus dem Jahre 1547 Hans Goslick und Jakob Granzin genannt werden, und auch hier stehen dieselben unter der Oberaufsicht des Rathes der Stadt, welcher jährlich die Hospitalrechnung revidirte und den Stadtschreiber dem Provisor ins Haus schickte, um die erforderlichen Eintragungen in das Hauptbuch vorzunehmen. Das im Jahre 1551 neu angelegte Hauptbuch enthielt auf seiner ersten Seite folgende Notiz:

"Nach Christi unsers leven Herrn Geborte dusend viffhundertt ein und voefftig hefft ein Ehrsamer Rath thom Sterneberge von halven der Pachte de gehörig sind jarlikes den Armen to sunte Gertrudis Capellen up to borende, alse von Acker und Hovetsum nachvolgende Act. feria 1 a Letale in en Bock scriven und maken laten, den Vorstendern und Armen thom Besten."

In solchem Maße also lag die oberste Verwaltung des Hospitals in den Händen des Magistrates.

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Ueberblicken wir das bisher Gesagte, so muß anerkannt werden, daß in Sternberg im Mittelalter verhältnißmäßig sehr reichlich für Bedürftige aller Art gesorgt war. Bei alledem aber läßt sich nicht verkennen, daß alle diese Stiftungen doch eigentlich nicht dazu da waren, der wirklichen Armuth in der Stadt abzuhelfen. Das Elenden=Hospital war doch eigentlich für die Fremden da, das St. Georg=Hospital eigentlich für die Aussätzigen, und soweit es auch Gesunde aufnahm, war es, ebenso wie das Heil. Geist=Hospital, eigentlich nur für solche, welche doch noch in der Lage waren, das immerhin nicht unbedeutende Einkaufsgeld zu erlegen, welche dann auch als Hospitaliten noch immer für ihren Unterhalt auf anderweitige Einnahmequellen angewiesen blieben. Mit alledem ist doch für die wirklich Armen und namentlich für die armen Kranken, die Krüppel, die Blinden, die gänzlich Arbeitsunfähigen nicht gesorgt. Wir finden also hier bestätigt, daß bei all dem Reichthum an milden Stiftungen im Mittelalter eine geordnete Armenpflege im heutigen Sinne doch nicht bestand. Die Armuth blieb auf den Bettel angewiesen, der je länger je mehr überhand nahm und erst in nachreformatorischer Zeit abgestellt wurde.

II. Die neuere Zeit.

Am Anfang der neueren Zeit begegnet uns eine merkwürdige und bedeutungsvolle Veränderung hinsichtlich der Stellung der Hospitäler zu den öffentlichen Gewalten. Wir haben gesehen, daß die sämmtlichen drei Hospitäler hinsichtlich der von den Provisoren geleiteten Hausordnung und Vermögensverwaltung zu oberst durchaus dem Stadtmagistrat und ihm allein unterstanden. Wenn auch selbstverständlich die Hospital=Kirchen hinsichtlich der Cultusübung unter bischöflicher Oberhoheit standen, so ist doch eine Theilnahme der Kirchengewalt an der Hospitalverwaltung sonst in keiner Weise erkennbar. Vollends ist von einem Einfluß der landesfürstlichen Gewalt auf dieselbe keine Spur vorhanden. Nunmehr aber findet sich, daß bald nach Beginn des 17. Jahrhunderts der Rath von der Hospitalverwaltung gänzlich ausgeschlossen dastand, und die Aufsicht über die Hospitäler in jeder Beziehung zuoberst von dem Landesherrn, in erster Instanz aber von den Predigern der Stadt ausgeübt wurde.

Wie ist es zu dieser Veränderung gekommen?

Die beiden frühesten in reformatorischem Sinne in Sternberg veranstalteten Kirchenvisitationen von 1535 und 1541 haben sich auf die Pfarrkirche und die Schule beschränkt und mit den Hospitälern noch gar nicht befaßt. Es scheint also, daß damals die Landes=

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regierung überhaupt noch nicht das Recht beanspruchte, Oberaufsicht über dieselben zu üben. Anders war es schon bei der Visitation von 1572, welche späterhin als die erste hier in Sternberg vorgenommene angesehen wurde. Diese erstreckte sich auf sämmtliche pia corpora, auf die Stiftskirchen wie auf die Stiftshäuser, verzeichnete deren Vermögen und Einkünfte und nahm Beschwerden der Vorsteher entgegen, um sie dem Herzog zur Entscheidung vorzulegen. Unter den seitens der Vorsteher des St. Georg vorgebrachten Beschwerdepunkten war der zweite dieser:

"weill man in der rechnung dem Rathe ein stübichen Wein geben müsse, daß solches auch müge abgeschaffet werden."

Ohne Zweifel bezieht sich das "solches" nicht überhaupt auf die Rechnungsablage vor dem Rathe, sondern auf die von dem Rathe beanspruchte und nach Ansicht der Vorsteher ungebührliche Vergütung. Aber es erhellt also hieraus, daß damals schon die herzoglichen Visitations=Commissarien sich befugt hielten, Beschwerden der Vorsteher über den Magistrat entgegenzunehmen, welcher doch bisher als höchste Aufsichtsbehörde über ihnen gestanden hatte, ohne daß von einem fürstlichen Oberaufsichtsrecht die Rede gewesen wäre. Es zeigt sich hierin die im Laufe des 16. Jahrhunderts erfolgte und durch Uebernahme des Summepiscopats vermehrte Erstarkung der landesherrlichen Gewalt. Man darf wohl annehmen, daß dies Recht, auch die Hospitäler zu revidiren, aus dem jus episcopale hergeleitet wurde, vermöge dessen zunächst die Hospitalkirchen dem Landesherrn als Oberbischof unterstanden, dann aber auch die Hospitäler selber, sofern sie als Annexe der Kirchen zu betrachten waren; während bisher umgekehrt die Kirchen gewissermaßen als Attribute der Hospitäler erschienen waren.

Im Uebrigen beließ es diese Visitation von 1572 noch bei dem bisherigen Verhältniß, daß die Hospitalverwaltung zunächst dem Magistrat unterstand. Aber schon die Visitation von 1584 ging einen Schritt weiter. Zwar wurde die von den Visitatoren damals getroffene Einrichtung, daß hinfort aus den Mitteln des St. Georg ein Schüler=Stipendium von jährlich 15 Mark verliehen werden solle, ausdrücklich "mit Zuziehung Bürgermeistere und Rath" getroffen. Aber in dem Visitations=Abschied wird nunmehr folgendes festgestellt:

"Undt sollen auch die Herren Pastores hinfurdt jerlich neben dem Ersamen Rathe von den Gottes=Heusern und Hospitalien undt deren vörordneten Juraten rechnung nehmen. Jhngleichen auch, wen der Arme Kaste eröfnet wirdt, sollen die Pastores dazugezogen und mit ihrem Consens das Geldt der Armuth außgeteilet werden."

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Hiermit wurden also die Pastoren, das geistliche Ministerium gewissermaßen zur Correvisionsbehörde neben dem Magisirat bestellt 1 ). David Franck bemerkt dazu: "Wäre man damit vergnügt gewesen, so würde es wohl bey der Mitzuziehung geblieben seyn: als aber der Raht die Prediger nicht mit zuziehen wolte, so wurde Er, durch Betreibung des Pastoris Michael Gutzmer, gar von der Inspection ausgeschlossen."

Den Anlaß dazu gab, daß im Jahre 1612, da der Posten eines Kirchenvorstehers neu zu besetzen war, der Magistrat die Besetzung ohne Vorwissen der Prediger vornahm, und darauf hinwiederum die Prediger ohne Zuziehung des Magistrates einen neuen Vorsteher beim Elenden=Hospital bestellten. Es kam zur Klage vor den Herzögen Adolph Friedrich und Johann Albrecht, welche zunächst den Kirchenvorsteher removirten und nur, als er darauf seitens der Prediger denominirt wurde, bestätigten, und darauf im Jahre 1614 eine Verordnung ergehen ließen, durch welche dem Magistrat die Befugniß, bei der Bestellung der Provisoren der pia corpora mitzuwirken, überhaupt entzogen wurde.

Diese umfängliche, eingehende Verordnung, welche sich in dem Geheimen und Haupt=Archiv vorgefunden hat, verdient hier nach ihrem ganzen Umfange mitgetheilt zu werden. Sie lautet folgendermaßen:

Unsere von Gotts gnaden Adolff Friedrichs und Hans Albrechts, gebrüder, Hertzogen zu Meckelburg, Fürsten zu Wenden, Graffen zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargardt Herrn

Ordnung,

Wie es hinfüro in vnser Stadt Sterneberg mit annehmung vnd bestellung der Kirchen=Juraten vnd Vorsteher der Hospitalien gehalten werden, dieselben auch in verwaltung Jhres ampts sich bezeigen sollen.

Nachdem auß glaubwürdiger bericht vnd clag fürkommen, das in gedachter vnser Stadt Sterneberg ein weill anhero mit an=


1) Dieses Verhältniß kommt auch in der Eidesformel zum Ausdruck, welche 1584 für "die Juraten undt vorsteher der Gotteshäuser und Hospitalien zum Sternberge" vorgeschrieben wurde: "Ich N. und N. swere, das Jch dus Arme Hauß zu N. und die darinne wesende Armen mit Vleiß vorstehen, des Gotteshauses einkomen und außgaben jerlich oder wan es von mir gefordert wirtt, getrewlich berechnen und fleissige Auffsicht thuen, das dem Gotteshause nichtes müge unterschlagen noch veruntrewet werden. Auch ohne vorwissen des Ersamen Raths und Ministerii keine Haubtsumme ablösen noch bestettigen undt des Gotteshauses undt Armen besten nach meinem vermögen alzeidt wissen undt befordern will. Als mir Godt helff und sein heilig Wortt."
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nehmung vnd bestellung der Kirchen Juraten vnd Vorsteher der Hospitalien der gebür nicht Verfahren, itzgemelte Juraten vnd Vorsteher auch in Verwaltung ihres Ampts sich hinleßig erzeiget, auch darbey allerhandt vorteilhaften eigennützigkeit, den Kirchen und Hospitalien zu schaden vndt nachtheill gebrauchet, Alß haben wir, solchen mangelen vnd gebrechen, so viel möglich, vorzukommen, nachfolgende Ordnung verfassen lassen wollen, Hiemit gnedigl. vnd ernstlich befehlendt, das derselben hinfüro in allen Puncten und Articulen, bey vermeidung vnser ungnad vnd ernsten straff, von allen die es belanget, unterthenig, treulich vnd mit fleiß, nachgesetzet werde.

Anfencklich und zum ersten sollen die Prediger zum Sterneberg allein, vnd nicht zugleich mit vnd neben Jhnen der Raht, wie sichs derselbe hiebevor angemaßet, zu Kirchen Juraten vnd Vorstehern der Armen Heuser, Gottfürchtige erbare vnd redliche Männer, die ohne Priuatgesuch der Kirchen vnd Armen Heuser bestes Wissen vnd beförderen mögen, es halten gleich dieselben eigene Pferde oder nicht, an der verstorbenen oder abgestandenen stad erwehlen, und die erwehlte Person vors erstemahl Uns Hertzogk Adolff Friedrichen nominiren, vnd vnsere gnedige confirmation darüber unterthenigl. suchen, wan aber anderweit einer zu bestellen, Uns Hertzog Hanß Albrechten denselben namkundig machen vnd gleichfalls vnsere confirmation vnterthenig erbitten;

Zum Andern, sollen die Juraten und Vorsteher mit den Kirchen vnd Hospital gütern nichtt allein treulich vnd fürsichtig handeln, sondern auch mit einmahnung der schulde sich fleißigk vnd vnverdrossen bezeigen, vnd soviel immer möglich, keine Restanten machen, die seumigen debitores, hindangesetzet aller vngunst, durch gerichtlichen zwangk zur bezahlunge antreiben, vnd dofern vnser Stadtvoigt, vnd seine mit verordnete zum Gericht, in ertheilunge gebürlicher Rechtshülff hinleßig sein würden, es an vns vnterthenig gelangen lassen, darauf wir alsdan bei denselben die gebür ernstlich beschaffen wollen;

Zum Dritten soll vnser Superintendens zu Güstrow, neben dem Visitationis Notario, in beysein der Prediger, damit dieselben von den fürlauffenden sachen, wan es nötig, nachrichtung geben mögen, von den semptlichen Juraten vud Vorstehern, jehrlich auf gewisse dazu bestimbte Zeit rechnung ihrer administration aufnehmen, vnd nach richtiger befindunge derselben, sie entweder gebürlich quitiren, oder auch auffn widrigen fal es vns vnterthenig referiren, damit wan vnd so offt es noth thuet, mit Jhnen den Juraten vnd Vorstehern, enderung könne fürgenommen werden;

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Zum Vierdten, soll nicht der Eltiste, wie bisher geschehen, die Register und geldtlade allein vnter handen haben, sondern damit jherlich umbwechselunge geschehen, vnd dieselbigen der eine Jurat oder Vorsteher das eine, vnd der ander das ander Jahr in verwahrung nehmen, vnd behalten, damit auff des einen Todtsfal auch der ander von allen sachen wissenschafft haben vnd dauon gründlichen bericht thuen vnd geben möge;

Zum Fünfften, sollen aus den Protocollen vnd Hauptbüchern zwene extracta oder directoria geferttiget, vnd das eine vnser Visitationis notarius zu vnsern nachrichtunge bei andern Kirchensachen verwahrlich aufheben, das ander aber in das Kirchengewelb zum Sterneberg, in ein besonder Schapff, dazu die Prediger einen vnd die Juraten auch einen schlüssell haben sollen, neben den Original brieffen und siegelen, hinterlegt, vnd wan man etwas benöttiget, das Schapff in aller beysein eröffnet, vnd was herauß genommen wirdt, auch ebenmeßigk in aller gegenwahrt darin hinwieder vnuerzügklich gelegt werden;

Zum Sechsten, sollen die Juraten vnd Vorsteher einige Hauptgelder, für sich allein abzumahnen, oder hinwieder zinsbar außzuthuen nicht macht haben, sondern dasselbige in der Zeit mit vorwissen vnd beliebung des Superintendenten vnd Prediger geschehen, damit man zu erfahren, wohin solche gelder kommen, vnd ob sie auch gewissen Leutten angeliehen, und genugsamb verhypotheciret ond versichert werden;

Zum Siebenden, wan an den Kirchen gebewen vnd armen Heuseren etwas zu bawen, sollen es die Juraten vnd Vorsteher willig, vnuerdroßen vnd ohne verwegerunge auch zu rechter Zeitt im Vorjahr vnd Sommer vnd nichtt im Herbst, wan es nicht mehr bestendigk sein kan, auch nicht nach ihren eigensinnigen Köpffen, sondern wie es die notturfft vnd gelegenheit der Jenigen, so der Kirchen vnd Hospitalien Heuser bewohnen, bamen vnd verferttigen, auch nichtt auß unartiger karcheit, zu ersparung eines geringen, flickwerk machen lassen, da doch hernacher zu anderweit besserunge, oder auch ganz newen gebew, mit schaden ein viell höhers vnd mehres zum offtern angewandt werden muß;

Zum Achten, wan zu behueff vnd nottwendigkeit der Kirchen vnd armen Heuser Holz zu kauffen, sollen die Prediger, einer umb den andern, neben zween vnparteischen Bürgeren, mit dabei sein, vnd auffsicht haben, das düchtige, vnd nicht solche beume, so voller esten vnd zweige, oder auch gar krum vnd höckrig sein, gekaufft, vnd die daruon gefallene spöne, hinfüro nicht den Juraten

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vnd Vorstehern gefolgett, sondern alles auf werdirung der Prediger vnd vnparteischen bürger, der Kirchen vnd den armen Häusern zum besten, aufs teuerste verkaufft werden:

Zum Neunden, wan die gekauffte Blöcke zu brettern, balcken, stendern oder sonsten zu bawholz zerschnitten, sollen solche newe bretter vnd zerschnitten holz nicht für die Thore, wie bisher geschehen, sondern alßbaldt durch die Prediger ond Juraten, auch die Vorsteher in Augenschein genommen, gezellet, vnd in den Glockthurmb geführet, und alda, biß mans benöttiget, verwahrlich hinterlegt werden;

Zum Zehenden, sollen gleichfals die Prediger vnd vnparteische Bürger, wan bei der Kirchen, in den Hospitalien vnd darzu gehörigen Heusern gebawet wirdt, das alte vbergebliebene Holz auch besichtigen, was noch tauglich, vnd zu Loßhölzern oder sonvten zu gebrauchen, ebenmeßig in den Glockenthurmb geführet, vnd alda hinterlegt, was aber nicht mehr dienlich, auf vorgehende werdierung theuervt verkaufft werden. Jedoch lassen wir in gnaden geschehen, wan solch alt holz geringschezig vnd nicht gar zu viel ist, das es die Juraten vnd Vorsteher zu sich nehmen, die Prediger auch das Rohr von den alten Decheren, auff ihre einhabende Kirchen=Ecker, damit dieselben so viel mehr vnter mist bleiben, führen lassen mögen;

Zum Eilfften, soll gleichfalls alles alteisen Zeugk, alte fenstern vnd dergleichen, in eine besondere Capellen, darzu die Prediger einen, vnd die Juraten den anderen schlüssell haben sollen, bis mans bedarff, auffgehoben vnd verwahret, vnd keins weges von den Juraten vnd Vorstehern zu Jhrem besten wegk genommen werden;

Zum Zwölfften, damit aber die Juraten vnd Vorsteher ihr Ampt nicht vergeblich verwalten, wollen wir einem jeden der Juraten zehen Marck lübsch, auch iglichen Vorsteher sechs marck lübsch von der Kirchen vnd Armen Heuser respective einkünfften, wofern dieselbigen es zu ertragen, zu den Eckern, so sie bereits einhaben, vnd frey gebrauchen, zu jehrlicher besoldungverordenet haben;

Zum Dreizehenden, sollen die Juraten vnd Vorsteher auß dem Gottshauß vnd Armen Heusern kein holz, kalck, stein, Rohr oder dergleichen, es were dan, das man es zu gemeinem Stadtgebew, so keinen verzugk leiden könntte, benötiget were, verleihen, wie dan solches hinfüro zu Ihnen Jhnen hiemit ernstlich verbotten sein soll;

Zum Viertzehenden, sollen die Handwerker, vnd Taglöhner, wan sie der Kirchen vnd armen Heusern arbeiten, einen

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Wochen Zettell auf Jhr Tagwerk vnd Arbeit von den Predigern fordern, vnd solche Zettell die Juraten vnd Vorsteher, bei Jhren rechnungen fürbringen vnd außlegen;

Zum Fünfzehenden, wan in den Hospitalien armen versterben, vnd dieselben etliche Jahr der armen Heuser freiheit vnd almosen genoßen, soll Jhr eingebrachtes Zeugk vnd gerehte, wie an anderen Oertern gebräuchlich, bey den armen Heusern bleiben, vnd von den Vorstehern es semptlich, oder was man daruon zu behueff der anderen armen nicht bedarff, verkaufft werden, oder auch, da die freunde dasselbige haben wollen, es nach billigem wehrt zu lösen, Jhnen frey stehen;

Letzlich, die weill in dem Ano. 1584 gegebenen Visitation abschied versehen, daß die Ecker, so zum Armen Hauß zu S. Georgen gehören, vmb das vierte Jahr vmbgewechselt, vnd den Bürgeren von newen in heur gethan werden sollen, demselben aber bißher kein folge geschehen, alß wollen wir ob angeregten Visitation abschied erwiedert vndt in Krafft dieses verordnet, vnd den Vorstehern gemelten armen Hauses, izigen vnd künfftigen, ernstlich befohlen haben, das die hinfüro die Ecker umbs vier Jahr verenderen vnd nach gelegenheit entweder anderen außthuen vnd verheuren, oder auch den Einhabern derselben den canonem oder mietgeldt erhöhen, damit sich niemandt, durch langen gebrauch, einiger eigenthumbs, oder erbgerechtigkeit daran habe anzumaßen;

Welches alles vnd Jedes wir ernstlich meinen, vnd also durchauß gehalten haben wollen, jedoch mit vorbehalt, diese vnsere Ordnung nach zutragender gelegenheit vnd vnserem gefallen zu endern, zu mindern, zu wehren vnd zu beßeren; Vrkundtlich haben wir dieselbe mit Vnseren aufgedruckten fürstlichen Sekreten besiegeldt, auch eigenen henden vnterschrieben:

Geschehen vnd geben zu Schwerin, den Acht vnd zwanzigsten Aprilis nach Christi vnseres lieben Herrn vnd Seligmachers gebuhrt, Jm Eintausent, Sechshunderten vndt vierzehenden Jahre.

(L. S.) Adolph Friedrich, H. z. M.
mpp.
(L. S.) Hans Albrecht
mpp.

Soweit diese Verordnung über die Verwaltung der Hospitäler (zugleich auch der Kirchengüter) Bestimmungen trifft, werden wir weiter unten mehrfach Gelegenheit haben, auf sie zurückzukommen. Zunächst interessirt uns die bei aller Kürze so einschneidende Bestimmung des I. Artikels, durch welche dem Rath der Stadt die noch 1584 ihm belassene Mitwirkung bei Bestellung der Provisoren genommen wird. Auffallend ist, daß dieselbe als eine "angemaßte" bezeichnet wird, was vorauszusetzen scheint, daß er sie in älteren Zeiten nicht

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gehabt und erst im Laufe der Zeit durch Uebergriffe erworben hatte. Doch steht dem entgegen, was sich uns oben mit ziemlicher Sicherheit ergeben hat, daß vielmehr von Alters her der Rath im rechtmäßigen Besitz des Oberaufsichtsrechtes gewesen ist. Es dürfte also der Ausdruck "angemaßt" sich nur darauf beziehen, daß, wie erwähnt, der Rath in Opposition gegen die Verordnung von 1584 versuchte, die nebengeordnete Aufsichtsinstanz zu ignoriren.

Motivirt wird diese Bestimmung, wie überhaupt die ganze Verordnung, damit, daß bisher schwere Uebelstände bei der Verwaltung der Hospitäler (und Kirchengüter) geherrscht hätten. Daß aber noch ein höherer und allgemeinerer Gesichtspunkt maßgebend war, scheint sich aus folgendem zu ergeben. Aus anderweitigen Angaben der Franckschen Manuscripte ergiebt sich, daß gleichzeitig mit dieser Verordnung über die Bestellung der Juraten und Vorsteher noch eine andere erging, durch welche der Magistrat auch von der Denomination der Schul=Collegen ausgeschlossen wurde, und daß dabei ihm überhaupt bei 100 Thlr. Strafe jeder Eingriff in die kirchlichen Angelegenheiten untersagt wurde. Weiter aber wurde nun ja auch betreffs der Bestellung der Provisoren (und Schuldiener) die Neuerung getroffen, daß dieselben ihre Bestallung nicht mehr wie bisher von der übergeordneten Localbehörde (früher Magistrat, dann Magistrat und Geistlichkeit, nunmehr die letztere allein) empfangen sollten, sondern daß dem geistlichen Ministerium nur die Denomination blieb, während die Bestallung zu ertheilen die Herzöge sich selber vorbehielten.

Mag also immerhin, was nicht zu bezweifeln steht, diese so einschneidende Veränderung dadurch veranlaßt sein, daß bei der bisherigen Art der Oberaufsicht in der Verwaltung der Hospitäler Unordnungen und Mißstände vorgekommen waren, sowie dadurch, daß der Magistrat der 1584 erfolgten Beschränkung seiner Befugnisse eigenmächtig entgegentrat, so ist doch anscheinend das eigentlich Treibende das Streben gewesen, die landesherrliche Oberhoheit straffer geltend zu machen. So verstanden erscheint mir dieser Vorgang charakteristisch für die Entwicklung der fürstlichen Gewalt in Mecklenburg.

Thatsächlich freilich blieb dem Magistrat auch ferner noch die Möglichkeit, auf die Verwaltung der Hospitäler oft weitgehenden Einfluß zu üben, schon dadurch, daß sehr oft Mitglieder des Magistrates Povisorenämter inne hatten. Aber eine rechtlich anerkannte Einwirkung hat er nicht wieder erlangt. Alle dahin zielenden Bestrebungen, an denen es im Laufe der folgenden Jahrhunderte nicht gefehlt hat, sind erfolglos geblieben. Der letzte kräftigste

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Vorstoß geschah am Ende des 18. Jahrhunderts durch den Bürgermeister Cordua, den - meines Wissens - ersten juristischen Bürgermeister, den die Stadt gehabt hat. Anläßlich eines Falles, in welchem sich nach Ansicht des Magistrates die bisherige Verwaltung der Hospitäler eclatant als eine verkehrte und unhaltbare darstellte, wendete sich der Magistrat im Jahre 1789 an den Herzog und beanspruchte, unter Berufung darauf, daß Rath und Bürgerschaft die Hospitäler begründet und dotirt hätten, daß ihm, dem Magistrat, eine Mitwirkung wieder eingeräumt würde. Aber der damalige Sternberger Superintendent Friedrich, welchem diese Eingabe zum Erachten mitgetheilt war, widersetzte sich dem mit großer Energie und legte dar: es sei unbegründet, daß der Magistrat die Hospitäler begründet habe; von der früher von ihm ausgeübten Inspection sei er wegen schlechter Ausübung definitiv im Jahre 1614 ausgeschlossen worden; seine Prätensionen seien ein Eingriff in die herzoglichen Rechte und müßten mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Darauf wurde vonseiten der herzoglichen Regierung dem Superintendenten für seine mannhafte Vertretung der herzoglichen Rechte Anerkennung gezollt, und der Magistrat wurde dahin beschieden, daß seinen Ansprüchen nicht zu willfahren stehe. Und als bald nachher, im Jahre 1792, zur Erledigung mannigfacher Streitigkeiten zwischen der Stadt und den piis corporibus durch Vermittelung einer herzoglichen Commission ein Vergleich geschlossen wurde, so wurde in dessen §. 29 bezüglich dieser Frage festgesetzt:

"Der Magistrat und die Stadt entsagen auf alle Concurrenz zur Aufsicht und Verwaltung der Hospitäler und stellen bloß Serenissimo und der Herzoglichen Regierung das Beste der Stadt bei Verbesserter Einrichtung der geistlichen Stiftungen in Unterthänigkeit anheim."

Was die Stellung der Sternberger Geistlichkeit betrifft, so war derselben durch die erwähnten Verordnungen Von 1584 und 1614 ein früher nicht besessener Einfluß auf die Hospitalverwaltung, wie zugleich auch auf die Verwaltung des Kirchenvermögens zugewiesen. Sie sollten - anfangs in Gemeinschaft mit dem Magistrate, dann allein - jährlich die Rechnungen der Provisoren aufnehmen; zu bedeutenderen Finanzoperationen sollte ihre Zustimmung erforderlich sein; bei der Anstellung der Provisoren sollten sie das Vorschlagsrecht haben. Dabei wird freilich dem Superintendenten die Oberaufsicht zugewiesen, indem bestimmt wird (Artikel III), daß derselbe (mit dem Visitationssecretair) jährlich die Rechnungen revidiren und nöthigenfalls über zu treffende Aenderungen

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referiren soll. Aber dies vorbehalten, sollte doch den Predigern nach dem Wortlaut jener Verordnungen die Stellung einer Aufsichtsbehörde zukommen. Allein thatsächlich ist dieselbe vielfältig beeinträchtigt gewesen. Die jährliche Rechnungsaufnahme ist nur zu Zeiten actuell geworden. Die Provisoren waren von selbst nicht geneigt, die Register vorzulegen; die Prediger waren zu Zeiten selbst nicht darauf bedacht, dies ihr Recht und ihre Pflicht wahrzunehmen; zu Zeiten sind die visitirenden Superintendenten nebst den Visitationssecretairen selbst dem in den Weg getreten, indem sie den Provisoren untersagten, die Rechnungen vorzulegen, und zwar dies, wie Franck schreibt, aus dem Grunde, damit nicht etwa ihre eigene Revision überflüssig würde: es ist sogar vorgekommen (1715), daß der Superintendent nicht einmal bei der Visitation die Prediger zuzog. Auch das Vorschlagsrecht bei Neubesetzung der Provisorstellen wurde öfter illusorisch gemacht dadurch, daß die Bewerber sich unmittelbar an die fürstliche Regierung wendetn und durch Connexionen ihre Bestallung ohne oder auch gegen den Vorschlag der Prediger erlangten, wobei es denn auch vorkam, daß selbst die Instanz der Superintendenten ignorirt und übergangen wurde. Der Einfluß der Geistlichen beschränkte sich zeitweise darauf, daß sie bei Aufnahme von Conventualen gefragt wurden und bei Austheilung kleiner außerordentlicher Unterstützungen Anweisung ertheilten.

Im Ganzen genommen stellt sich also die um 1600 geschehene Veränderung dar, nicht sowohl als Uebergang der Aufsichtsgewalt vom Magistrat auf die Geistlichkeit, sondern als Beseitigung des Magistrates durch die fürstliche Gewalt, wobei letztere freilich im Namen des jus episcopale die Stiftungen als kirchliche in Anspruch nahm, vielfach jedoch, die bestehenden kirchlichen Instanzen übergehend, durch die staatlichen Behörden ihre Maßnahmen vollzog. 1 ) Rechtlich betrachtet muß jene Veränderung als eine Verkirchlichung der Hospitäler bezeichnet werden. Thatsächlich jedoch waren sie damit vielmehr eigentlich auf den Weg gekommen, aus städtischem in staatlichen Besitz überzugehen. Doch ist es zu letzterem nicht gekommen, sondern es ist, wie wir weiterhin darzustellen haben werden, in neuerer Zeit der kirchliche Charakter dieser Stiftungen zu entschiedener Anerkennung und Geltung gelangt.

Für die Stellung der Provisoren brachte jene Beseitigung der magistratlichen Aufsicht thatsächlich eine Erhöhung ihrer Unabhängigkeit


1) Zeitweise fungirte auch der herzogliche Stadtvogt als Inspector wenigstens neben den Predigern.
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und Selbständigkeit. Sehr bezeichnend bemerkt Franck da, wo er von der Verordnung von 1614 berichtet: "Man findet, daß die Provisores, sowohl bey der Kirche als bey den Hospitalien, nachdem viel ruchloser geworden, weil Sie hier nun weniger Aufsicht hatten." Also während die Tendenz der Verordnung dahin ging, den Mißbräuchen der Verwaltung abzuhelfen, hat sie den Erfolg gehabt, dieselben zu steigern. In der That weist die Geschichte der nachfolgenden Zeiten in der Hospitalverwaltung mannigfache Unordnungen auf, über welche wir noch werden berichten müssen. Zunächst jedoch haben wir die innere Entwickelung der Hospitäler in nachreformatorischer Zeit darzustellen.

Was das Elenden=Hospital betrifft, so haben wir schon oben dargelegt, wie dasselbe, seiner ursprünglichen Bestimmung entgegen, am Ende des 16. Jahrhunderts als Pfründner=Asyl dasteht. Auch hier mußte nun bei der Reception ein Einkaufsgeld erlegt werden, welches aber, entsprechend den geringeren Emolumenten, welche den Insassen gereicht wurden, niedriger war, als in den beiden andern Hospitälern, nämlich anfangs 5 Mk. (so noch im Jahre 1614), später 10 Mk. (so schon im Jahre 1640), nachdem die Emolumente etwas erhöht waren. 1 ) Die Einkünfte des Hauses hatten sich seit 1551 (s. oben S. 151) erheblich vermehrt, indem die Zinsen des damals nur 40 Mk. betragenden Capitalvermögens im Jahre 1606 schon jährlich 40 Mark, im Jahre 1623 sogar über 54 Mk. (von 1071 Mk. 8 ßl. Capital) betrugen, während allerdings der Grundbesitz nicht vermehrt war. Die günstigen Verhältnisse gestatteten eine Erweiterung des Stiftes, mit welcher zugleich eine Verlegung desselben verbunden war. Auf der Stelle, auf welcher bisher das Elendenhaus gestanden, nahe der Stadtkirche an der Ecke der Pastinerstraße, wurde für das im Jahre 1621 nach Sternberg verlegte Hofgericht ein Gebäude errichtet, für die Stiftsinsassen aber im Jahre 1635 nahe dem Hl. Geist ein neues Haus erbaut, welches im Stande war, sechs Insassen aufzunehmen.

Aber kaum war das geschehen, so kam das Stift dem Ruin nahe. Das für Sternberg so furchtbare Kriegs= und Pestjahr


1) Die letzten in das Elendenhaus aufgenommenen Hospitaliten (um 1650) erhielten jeder 2 Scheffel Roggen nebst 2 ßl Backel=Geld, ferner auf Martini, Weihnachten, Neujahr, hl. drei Könige und Fastnacht jedesmal 2 ßl., zusammen 10 ßl.; außerdem freie Wohnung und Feuerung. Das Hans enthielt 1 Stube und 5 Kammern. In der Stube logirte die älteste der Hospitalitinnen (meist waren es ja alte Frauen), die andern 5 in den Kammern. Des Winters war die Stube für Alle.
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1638 machte den Anfang. Die gänzliche, ein halbes Jahr dauernde Verödung der Stadt, aus welcher sie nur langsam wieder erstand, brachte mit sich, daß Zinsen und Pächte ausblieben. Der Vorschuß des Provisors wuchs von Jahr zu Jahr. Und als, vornehmlich durch die Einkaufsgelder der neu eintretenden Hospitaliten, die Verhältnisse anfingen sich zu bessern, erfolgte der totale Stadtbrand von 1659, in welchem auch das vor 24 Jahren neu erbaute Stiftsgebäude zu Grunde ging. Es ist nie wieder aufgebaut worden. Die Insassen wurden zunächst mit denjenigen der beiden andern Hospitäler zusammen in einer von den sämmtlichen Hospitälprovisoren gemeinschaftlich ausgebauten "Steinbude" - in einer einzigen Stube ! - untergebracht. Da aber die Mittel des Stifts vorläufig einen Neubau nicht gestatteten, so ließ man die Hospitaliten des Elendenhauses hinwegsterben, ohne neue wieder aufzunehmen. Damals waren die Einkünfte so gering, daß der Provisor zum Jahre 1664 bemerkt: "Diß Jahr hab ich den Armen ihr Deputat nicht geben dürffen." Die Grundstücke lagen fast alle wüste und brachten in diesem Jahr - statt bisher 15 Mk. - nur 1 Mk. 6 ßl. Heuer. Die ausstehenden Capitalien beliefen sich zwar noch auf 730 Mk., wovon 40 Mk. 3 ßl. Zinsen eingehen sollten; allein die Zinsen waren meist nicht einzutreiben. Die gesammte Einnahme des Jahres 1664 betrug nur 13 Mk. 5 ßl.

Während der nächsten Jahrzehnte beschränkten sich die Leistungen der Stiftskasse zu wohlthätigen Zwecken darauf, daß in Fällen besonderer Noth Unterstützungen gewährt wurden, wobei der Prediger Urtheil maßgebend war. In Erinnerung an die ursprüngliche Bestimmung dieses Hospitals wurde manches für bedürftige Fremde gegeben, namentlich zu Beerdigungen solcher, so 1672 1 Mk. 8 ßl. zum Begräbniß einer armen Frau aus Stettin; 1692 "empfing ein alter Con-Rector aus der Frembde, da er hier im Mühlen=Thor starb, zu seiner Beerdigung 1 Mk." Daneben manches an städtische Arme, wie 1686 zur Verpflegung eines armen Kindes 5 Mk. 8 ßl.; 1676 erhielt eine alte Frau 2 Scheffel Roggen, 1 Paar Schuhe und 1 Fuder Holz. Inzwischen hatte sich der Cassenvorrath wieder so gemehrt, daß man an Wiederaufbau des Stiftsgebäudes denken konnte. Nun aber wurde die Kasse des Stiftes ebenso wie die der andern beiden Hospitäler zu Leistungen herangezogen, welche an sich außerhalb ihrer Bestimmung lagen.

Nach dem Brande von 1659 hatte sich Pastor Schwabe, da die Kirche unvermögend war, aus eigenen Mitteln ein Haus gebaut, welches im Jahre 1681 als Pfarrhaus für die Kirche angekauft werden sollte. Da aber die Kirche noch immer außer Stande war,

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die Kosten zu tragen, so wurden dieselben im Betrage von 100 Thlrn. durch fürstliche Anordnung den drei Hospitälern aufgelegt, so zwar, daß St. Georg und hl. Geist je 25 Thlr., das Elendenstift 50 Thlr. bezahlen mußten. Die Stadtkirche, welche im Brande von 1659 auch ihre Orgel verloren hatte, erhielt im Jahre 1687 eine neue Orgel, und es handelte sich nun um Wiederanstellung eines Organisten. Kirche und Oekonomie waren nach den überstandenen schlimmen Zeiten völlig außer Stande, das Gehalt für denselben zu zahlen. Da erfolgte nun 1688 eine hochfürstliche Verordnung, durch welche das Organistengehalt, im Betrage von 25 Thlr. jährlich, den drei Hosptälern aufgelegt wurde, und zwar sollte St. Georg 12 Thlr., der hl. Geist 10 Thlr. und das Elendenhaus 3 Thlr. beitragen.

Hiermit wurden also die Stiftskassen zu aushülfsweiser Leistung von kirchlichen Anstaltsausgaben verbindlich gemacht. Bei St. Georg und hl. Geist lag das nicht so fern, da sie durch ihre Stiftskirchen zu Cultuszwecken in näherer Beziehung standen. Das Elendenstift aber, von welchem die Gertrudenkirche finanziell getrennt war, hatte bisher lediglich zu Wohlthätigkeitszwecken gedient. Von jetzt an sollte es nun auch Cultuszwecken dienen. Die jährliche Ausgabe von 3 Thlr. = 9 M k. war bei seiner schwachen Einnahme groß genug. Außerdem mußte es der Kirche zum Orgelbau ein Capital von 50 Mk. darleihen. Hierdurch wurde die Casse so erschöpft, daß von dem Wiederausbau des Stiftshauses abgesehen werden mußte. Zwar wurde noch öfter seitens der visitirenden Superintendenten eingeschärft, die Wiederherstellung als Ziel im Auge zu behalten, und im Jahre 1717 traf der bekannte Superintendent Albrecht Joachim von Krackewitz, welcher auch sonst sich um die Hospitäler sehr verdient gemacht hat, die Anordnung, daß von den Einkünften jährlich 20 Mk. auf Zinsen gegeben und so ein Baufonds gesammelt werden solle. Allein die nachfolgenden Zeiten großer finanzieller Bedrängniß verhinderten die Ausführung. Auch die Hospitäler hatten unter den Wirren und Unruhen, welche zur Zeit Carl Leopolds das Land erfüllten, sehr zu leiden; dazu kam dann der Stadtbrand von 1741, von welchem sich die Stadt nur langsam erholte. So ist denn später davon nicht weiter die Rede gewesen, zumal auch es scheinen konnte, als ob für dasjenige Bedürfniß, welchem die Pfründner=Asyle zu dienen hatten, durch die bestehenden andern beiden Hospitäler ausreichend gesorgt sei.

Dagegen wurde nun, ebenfalls durch von Krackewitz, im Jahre 1717 die Veranstaltung getroffen, die Einkünfte des Stiftes in geregelter Weise zur Unterstützung der außerhalb der Hospitäler

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stehenden städtischen Armen zu verwenden. Der Superintendent, welcher die jährlichen Einnahmen auf mindestens 60 Mk. berechnete, bestimmte, daß alles, was nach Entrichtung der 25 Mk. feststehender Ausgaben und der zur Capitalisirung ausgesetzten 20 Mk. übrig bliebe, also mindestens 15 Mk. jährlich, "an elende Personen distribuiret werden solle, womit nunmehro in Gottes Nahmen wieder der Anfang zu machen", wobei dem Provisor aufgetragen wurde, "wohl darauff zu sehen, daß es warhafftig elende oder arme wären, die hievon etwas genössen; wie sie denn auch das Zeugnis eines vorhin geführten guten Wandels haben und daher solche Personen eine schrifftliche Einwilligung von den Herren Predigern aufweisen müßten." Was also früher nur außerordentlicher und mehr zufälliger Weise geschehen war, sollte nunmehr systematisch ins Werk gesetzt werden: eine von den Predigern geleitete Armenpflege. Dieselbe ist auch seit der Zeit beständig geübt worden, und zwar in der Weise, daß jedes Jahr eine Anzahl Armer je 1 Scheffel Roggen erhielt. Die Zahl variirte nach der Höhe der Kornpreise, doch wuchs sie allmählich. Nach dem Brande von 1741 stieg sie auf 12. Später wurde sie auf 15 fixrirt. Außerdem wurden noch je nach dem Stand der Casse baare Unterstützungen ausgetheilt, bis endlich im Jahre 1804 durch Allerhöchsten Befehl verordnet wurde: "daß zum Besten der in hiesiger Stadt errichteten Armen=Ordnung aus dem Hospital der Elenden eine jährliche Beisteuer von 40 Thlr. N 2/3 vorläufig auf 5 Jahre geleistet werden soll, und dafür die bisher verabreichten Unterstützungen an Stadtarme, sei es an Geld oder Korn, aufhören sollen."

Damit wurde eine neue Entwickelung eingeleitet welche dahin führen zu sollen schien, daß die Hospitalmittel der in der Bildung begriffenen städtischen, bürgerlichen Armenpflege zur Verfügung gestellt wurden.

Wir stehen hiermit, was das Elendenstift betrifft, an der Schwelle der neuesten Zeit.

Was die mit dem Elendenhause in wenn auch loserer Verbindung stehende St. Gertrudenkirche betrifft, so hatte dieselbe schon am Ende des 16. Jahrhunderts aufgehört, als selbständiges corpus zu bestehen und war mit ihrem gesammten Vermögen in das Eigenthum - nicht etwa des Elendenhauses, sondern der beiden andern Hospitäler übergegangen. Die Kirche scheint, nachdem der Meßkultus aufgehört hatte, unbenutzt gestanden zu haben. Als nun - wahrscheinlich in den Jahren zwischen 1572 und 1584 - das St. Georg=Stift von seiner bisherigen Stelle außerhalb der Stadt in die Stadt hineinverlegt wurde, faßten die Provisoren

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desselben ins Auge, für dasselbe die Gertrudenkirche zu übernehmen. Als Eigenthümerin derselben galt die Oekonomie der Stadtkirche. Diese also verkaufte dem St. Georg=Stift die Kirche und den angrenzenden Hof für die Summe von 80 Mk. - ein Preis, welchen Franck als einen nach damaligem Geldwerth holten bezeichnet. Was aber das anderweitige Vermögen der Kirche, bestehend in einer Braupfanne und 184 Mk. Capital (s. S. 151) betrifft, so ist dasselbe anscheinend ohne Weiteres unter die beiden Hospitäler zum hl. Geist und zum St. Georg getheilt worden. Wenigstens findet sich die Braupfanne bei der Visitation von 1606 im Besitz des hl. Geistes. Und beide Hospitäler weisen um 1600 eine so erhebliche Vermehrung ihres Vermögensbestandes auf, welche sich nur bei der Annahme erklärt, daß ihnen das Vermögen von St. Gertrud anheimgefallen war. Die St. Gertrudenkirche verschwindet also nunmehr aus der Zahl der hiesigen pia corpora, und das Kirchengebäude, obwohl es bei Bestand und im Gebrauche blieb, war schon im Jahre 1624 nur noch unter dem Namen "St. Jürgen" im Volksmunde bekannt.

Das St. Georg=Stift hatte, wie wir gesehen haben, am Ende des 16. Jahrhunderts schon seine ursprüngliche und vornehmste Bestimmung als eines Aussätzigen=Hospitals fast verloren und diente überwiegend als Pfründner=Asyl für alte Leute. Dadurch ohne Zweifel ist es veranlaßt und ermöglicht worden, dasselbe in die Stadt zu verlegen. Aus dem Jahre 1624 findet sich die Angabe, daß schon vor längerer Zeit der S. Jürgens=Hoff, außerhalb den Lukower Thor belegen, nieder gelecht worden" sei 1 ). Doch hat wenigstens die Kapelle, sowie das "Sekenhus" noch eine Zeitlang nachher gestanden. 1615, Mai 15, berichten die Provisoren zu St. Jürgen an die Herzöge, daß "allhie vorm Lukower Thore außerhalb der Stadt eine alte verfallene, Dach= und Fachlose Capelle, dem Armenhause St. Jürgen zugehörig, belegen sei; der Amtmann Matthäus Thuen wolle sie auf Abbruch kaufen." So geschah es. Die Kapelle wurde im Jahre 1618 abgebrochen (für die Mauersteine erlöste man die Summe von 32 Mk. 14 ßl.). Das "Sekenhus" steint sogar noch einige Zeit zur Aufnahme von


1) Von dem "Hofe=Meister", welcher sich bis dahin bei dem St. Georg befunden und den Acker gegen 10 Mk. Pacht bewirthschaftet hatte, ist seit der Verlegung des Stiftes keine Rede mehr. Die dem Stift gehörenden Grundstücke wurden fortan ebenso wie die der anderen Hospitäler einzeln "verheuert" und brachten im Jahre 1606 schon ungefähr 59 Mk. Pacht (mit Einschluß der Hopfen= und Kohl=Höfe).
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Kranken gedient zu haben. Wenn auch, wie erwähnt, im Jahre 1606 keine Aufwendungen mehr für solche verzeichnet sind. so findet sich doch noch im Register von 1617 vermerkt, daß Stroh auf dem Siechenhause verdeckt worden sei. Franck hat noch ein aus dem Jahre 1622 stammendes Bild, die Stadt Sternberg darstellend, gesehen (dasselbe hing "zu Rehna auf dem Tantz=Saal"), auf welchem das Siechenhaus vor dem Lukower Thor zu sehen war. Erst im Jahre 1663 zum ersten Mal wird der Grund und Boden, auf welchem das Haus gestanden, als nunmehr verpachteter Acker aufgeführt.

Ueber die Aufführung des neuen, in der Stadt gelegenen Stiftsgebäudes finden wir keine Nachricht, nur daß dasselbe unmittelbar neben der St. Gertrudenkirche, also auf dem mit dieser erworbenen Hofe, auf derselben Stelle, auf welcher es noch jetzt steht, errichtet wurde, während der übrige Hofplatz, wie noch jetzt, als Garten benutzt wurde. Außerdem kauften die Provisoren um 1620 eine benachbarte Hausstelle ("Klenevotes abgebrochene Hausstedte") dazu und machten daraus "einen Kirchhoff für die Armen und Arbeits=Leute". Ueber diesen Kirchhof, der wohl erst Ende des 18. Jahrhunderts eingegangen ist, finde ich weiter nichts, als daß zu Franck's Zeit der Provisor, wenn eine Leiche darauf begraben wurde, dafür 6 ßl. erhielt, welche Gebühr als persönliches Accidens galt, und daß der Platz zugleich den Hospitaliten als Bleiche diente. Es scheint mir bemerkenswerth, daß dieser Kirchhof nicht bloß von den Hospitaliten, sondern zugleich von "Arbeits=Leuten" benutzt wurde, daß also damit eine Scheidung zwischen der untersten Classe der Bevölkerung und den anderen Ständen markirt wurde.

Auch das neue Haus war wie das alte zur Aufnahme von 6 Pfründnern bestimmt und eingerichtet, welche Zahl auch in den gedeihlichen ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts voll besetzt war. Das furchtbare Kriegs= und Pestjahr 1638 1 ) brachte auch


1) Im Frühling 1638 bitten die vor der Kriegsnoth nach Sternberg geflüchteten Dorfprediger, ihnen "das Kirchlein zu St. Jürgen" zur Abhaltung von Gottesdiensten einzuräumen. Das Gesuch wird von Herzog Adolph Friedrich unter dem 8. Juni 1638 genehmigt, und obwohl die Pastoren und Juraten zu Sternberg des Präjudizes halber sich weigerten, dem nachzukommen, wird dasselbe arctiore forma adhibita unter dem 12. Juni nochmals anbefohlen. Doch kann diese Benutzung der Kirche nicht lange gedauert haben, da bald darauf Sternberg selbst in die Wogen der Kriegsnoth hineingezogen wurde und verödete.
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dieses Stift herunter. Wir haben keine nähere Nachricht über die Zustände der nächstfolgenden Jahre, können sie aber daran ermessen, daß noch im Jahre 1653 die Visitatoren nur 4 Insassen vorfanden. Und bald darauf 1659 erfolgte der Stadtbrand, in welchem die Stiftskirche zwar, wenn auch stark beschädigt 1 ), erhalten blieb, das Haus aber gänzlich eingeäschert wurde. Die Hospitaliten, nunmehr nur noch 2 an der Zahl, wurden vorläufig, wie schon oben erwähnt (s. S. 164), mit denen der beiden andern Stifte zusammen, in einem nothdürftig hergerichteten Gebäude untergebracht 2 ), bis im Jahre 1663 die Provisoren vom St. Georg und Hl. Geist sich dahin vereinigten, an der Stelle des abgebrannten St. Georg ein neues, gemeinschaftliches Pfründnerhaus zu errichten. Dasselbe wurde 1668 fertig. Die baaren Baukosten betrugen ungefähr 1000 Mk. Doch blieben in dem Gebäude die Wohnungen der St. Georgs=Pfründner und der Hl. Geist=Pfründner gesondert: erstere hatten, nach der Straße zu gelegen, 2 Stuben und 4 Kammern für 6 Personen, letztere, nach der Gartenseite, nur 1 Stube, aber 6 Kammern, 3 helle und 3 dunkle, so daß außer für 4 Pfründner noch für 3 Exspectanten Platz war.

Was das Hl. Geist=Stift betrifft, so ist dasselbe im Wesentlichen das geblieben, was es von Alters her war: ein Asyl für 4 alte, gebrechliche, alleinstehende, doch nicht ganz unbemittelte Pfründner. Die Zahl wechselte. Zu Zeiten wurden, soweit der Raum es zuließ, Exspectanten ausgenommen, die dann etwas geringere Emolumente, etwa die Hälfte, bezogene zu Zeiten blieben auch Pfründen unvergeben. Auch hier griff das Jahr 1638 zerstörend ein, und der Brand von 1659 legte das ganze Stift in Asche, so daß nur die massiven Mauern der kleinen Kirche, wiewohl stark beschädigt, stehen blieben. Letztere wurde etwa 1660 zu einem nothdürftigen Unterkommen für die Schule hergerichtet. Für die Hospitaliten aber, wie erwähnt, in den Jahren 1663 - 1668 das neue gemeinschaftliche Haus bei St. Georg erbaut.

Seitdem ist die Entwickelung dieser beiden Hospitäler, wiewohl die Verwaltung noch immer eine getrennte blieb, in Bezug auf das Leben der Insassen eine gemeinsame gewesen.


1) 1677 berichten die Provisoren der Armenhäuser: bei dem Armenhause sei eine kleine Capelle, die am Dach sehr baufällig sei und nothwendig müsse gedeckt werden, wenn darin, wie es früher nach altem Herkommen zu gewissen Zeiten geschehen, wiederum sollte gepredigt werden.
2) Franck erwähnt rühmend, daß die Hospitaliten die ersten waren, für deren Unterbringung nach dem Brande gesorgt wurde.
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Wie sich das gottesdienstliche Leben in den Hospitälern in nachreformatorischer Zeit gestaltete, darüber haben wir, was den hl. Geist und das Elendenhaus betrifft, keine Nachricht. Vom St. Georg aber findet sich aus dem Jahre 1624 die Notiz, daß in der ehemaligen St. Gertruden=, nunmehr St. Georgskirche "4 mahl alle Jahr den Armen zu St. Jürgen gepredigt" wurde, nämlich, wie Franck erläuternd bemerkt, an den 4 Tagen, an welchen die Armen zum hl. Abendmahl gingen, als: auf Pauli Bekehrung (Januar 25), Philippi et Jacobi (Mai 1), Jacobi (Juli 25) und Simonis et Judae (Octbr. 28). Ich möchte glauben, daß der Ausdruck "den Armen zu St. Jürgen" ungenau ist, und daß wenigstens die Insassen des Elendenhauses, deren Kirche es doch gewesen war, daran participirten, möglicherweise auch die des hl. Geistes. Jedenfalls ist - während die "Elenden" seit ca. 1660 nicht mehr in Betracht kommen - seit der räumlichen Vereinigung der beiden andern Hospitäler die nunmehrige St. Georgskirche für beide gemeinschaftlich gewesen. Für Haltung dieses 4maligen Gottesdienstes erhielten die beiden Pastoren, welche denselben abwechselnd hielten, jeder ein Schock Aale aus dem dem St. Georg gehörigen Aalfang 1 ). Zu Franck's Zeit war dieser 4malige Abendmahlsgottesdienst, nachdem er im 17. Jahrhundert nach dem Kriege und Brande eine zeitweilige Unterbrechung erlitten (vgl. Anm. 1, S. 169), noch bei Bestand, wie denn damals noch im Allgemeinen der Brauch war, viermal im Jahre zu communiciren. Im Laufe aber des nächstfolgenden Jahrhunderts hat derselbe aufgehört. Genaueres darüber finde ich nicht, nur daß aus dem Jahre 1829 eine Mittheilung vorliegt, welche hiervon nichts mehr erwähnt, sondern statt dessen berichtet, daß in der Fastenzeit 5mal am Mittwoch Vormittag in der St. Georgskirche Passionsgottesdienst und zwar 4mal mit Communion für die ganze Stadtgemeinde gehalten werde. So ist es noch jetzt, und pflegen die Hospitaliten in dem ersten dieser vier Communionsgottesdienste gemeinschaftlich zu communiciren. Außerdem wurde im Jahre 1706 die Einrichtung getroffen, daß in der St. Georgskirche am Neujahrstage Nachmittags ein außerordentlicher Gottesdienst zugleich für die Stadtgemeinde gehalten wurde, welcher noch jetzt besteht, nur daß er seit längerer Zeit in der Frühe um 6 Uhr stattfindet.

Jn Bezug auf die täglichen Andachten im Stift findet sich eine bemerkenswerthe Verordnung des genannten Superintendenten


1) Diese Gratification ist später mit je 3 Thlr. abgelöst worden, welcher Betrag noch jetzt aus der Stiftskasse gezahlt wird.
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von Krackewitz aus dem Jahre 1715, welche zugleich andere Punkte betrifft und der vollständigen Mittheilung werth ist 1 ).

Verordnungen

so betreffen die Conventualen des St. Jürgen, wie auch des

Hl. Geistes in Sternberg.

1. Es soll ein gemeinschafftlicher Beht=Vater bestellet werden, welcher das Lesen, Beten und Singen verrichte, auch zugleich bemerke, welche von denen Conventualen muthwillig und ohne dringende Noht die täglich zu haltende Beht Stunden verseumen, diese sollen demjenigen Provisori, darunter Sie stehen, angezeiget werden, damit Sie ihrer Pflichten durch denselben können erinnert werden. Für diese Mühe soll dem Beht=Vater jährlich von einem jeden Provisore Ein Scheffel Rocken gereichet werden.

2. Jn den Beht=Stunden des Morgens wird der Anfang gemacht mit einem Morgen=Liede, darnach der Morgen=Segen, aus einem Buche, gebetet, ein Capittel aus dem Alten Testament nebst einem Psalm, gelesen, ein Stück aus dem Catechismo gebetet und mit einem Gesange geschlossen. An Sonn= und Festtagen kan, anstat des Catechismi, das Evangelium nebst der Epistel gelesen werden. Jn den Abend=Bet=Stunden wird der Anfang gemacht mit einem Buß=Liede, oder Vom christlichen Leben und Wandel, auch wohl einem andern geistreichen Gesange. Darnach wird ein Capittel aus dem neuen Testament gelesen, der Abend=Segen, nebst der Litanie, gebetet und mit einem Abend=Liede beschlossen.

3. Wenn Jemand der Conventualen die Beht=Stunde, ohne dringende Noht versäumet oder sonst unordentlich wandelt, so sind sie ihrer Pflichten, durch die Provisores, zu erinnern; wan solches nicht helffen wil, so kan denen Inspectoribus es kund gemacht werden; welche denn dahin sehen werden, wie entweder durch harte Verweisungen oder auch durch einigen decourt von ihren Hebungen, Sie zu bestraffen.

4. Solten sich aber einige Conventualen gar widerspänstig und boshafftig bezeigen, und durch keine Correctiones zu emendiren seyn, so ist solches von denen HHrn Inspectoribus an den Superintendenten zu referiren; da denn, nach Befinden, solche unwürdige Mittglieder aus der Societaet außzustoßen und ihres Rechtes verlustig erklähret werden sollen.


1) Eine ähnliche, nur noch umfassendere und eingehendere Verordnung, ist im Jahre 1713 von demselben Superintendenten von Krackewitz auch in Bezug auf das Armenhaus zu Brüel erlassen worden, und erkennt man auch hieraus, wie segensreich die Wirksamkeit dieses Mannes für unsere Mecklenburgische Landeskirche gewesen ist.
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5. Die Conventualen sind auch verbunden, in dem St. Jürgens=Hause sich aufzuhalten, sonderlich des Nachts; es wäre denn, daß Sie, aus erheblichen Ursachen, ein anderes zu thun genöthiget würden; auf welchen Fall solches, mit Vorwissen der HHrn Inspectorum, geschehen soll. Welches denn auch denen HHrn Provisoribus gebührend anzumelden. Wer hie wieder handelt, soll seines beneticii verlustig seyn.

6. Wann ein Ehrwürdiges Ministerium sich beklaget, daß es, bey reception der Conventualen nicht ordnungsmäßig zugehe, so werden die HHrn Provisores solches inskünftige zu beobachten haben.

7. Was denen Conventualen an Holtz und sonsten gebühret, ist ihnen willig zu reichen, so lange sie sich nicht ungebührlich bezeugen.

8. Die Provisores haben die Conventualen mit keinen Diensten zu beschweren; es wäre denn, daß sie, aus freyem Willen, Jhnen einen Liebesdienst erweisen wollen.

9. Wenn etwas zu repariren nöhtig, muß damit nicht gesäumet werden, wiedrigenfalls können die Conventualen, bei denen HHrn Pastoribus sich melden, welche die HHrn Provisores Jhrer Pflicht erinnern werden; wo solche Erinnerungen nicht helffen, ist es dem Superintendenti zu denunciiren.

10. Es haben auch die HHrn Inspectores, sammt denen HHrn Provisoribus darauf zu sehen, daß die Zank und Hader liebende Personen nachdrücklich bestraffet, hingegen die Frommen und Friedliebenden bey ihrem stillen und gottseligen Wandel geschützet werden, damit Gott unter ihnen wohne, Friede und Einigkeit erhalten, auch die wahre Gottseligkeit möglichster maßen befördert werde.

11. Die HHrn Inspectores werden nicht versänmen dann und wann, sonderlich zur Zeit der Communion, eine Visitation zu halten und zu forschen: ob diesem allen gebührend nachgelebet worden. Wobey zugleich der Conventualen ihre etwan habende Beschwerde anzunehmen und denen selben nach Befinden abzuhelffen.

Datum Rostock, den 20. Febr. ao. 1715.

Verordnet vi commissionis generalis, von mir, Albrecht
Joachim v. Krakevitz. Der Heil. Schrifft D.
und P. P. Fürstl. Mecklenb. Consistorial-Raht und des
     Mecklenb. Districts Superintendente.

Diese Verordnung läßt erkennen, daß auch bisher schon der Brauch täglicher gemeinsamer Andachten der Hospitaliten bestanden hatte, daß es dabei aber an der rechten Ordnung und Stetigkeit

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gefehlt haben muß 1 ). Die hier vorgeschriebene Ordnung erinnert in manchen Stücken an die altlutherische Metten= und Vesper=Ordnung, welche dabei als Vorbild gedient zu haben scheint. Das Amt eines "Betvaters" dagegen, welches sich bis heute erhalten hat, ist anscheinend eine neue Einrichtung, die als sehr schön und zweckdienlich bezeichnet werden muß. Als erster Betvater wurde 1716 einer aus der Zahl der Stiftsbeneficiaten selbst bestellt, und so ist es auch später meistens gehalten. Doch stieß die Besetzung dieses Amtes mitunter auf Schwierigkeiten, wie wir denn in dem St. Georg=Register von 1739 lesen: "Dem Bet=Vater wird sonst auch 1 Sch. Roggen gereichet weil aber Wichtermann nicht beten wollen und sonft niemand dazu geschickt gewesen, so cessiret diese Ausgabe." Der Betvater als primus inter pares hatte zugleich eine gewisse Aufsicht über die Ordnung im Stift zu führen, für welche bisher, ohne Zweifel zum Nachtheil, die nicht im Stifte selbst wohnenden Provisoren die erste Instanz bildeten.

Weiter läßt freilich die Verordnung auch erkennen, daß in dem Verhältniß der Provisoren zu den Predigern als Inspectoren allerlei Schwierigkeiten vorlagen. Die Tendenz der Verordnung ist offenbar die, die Befugniß der Pastoren zum Eingreifen und zur Ueberwachung der Stiftsleitung zu erweitern.

Was die Hebungen der Hospitaliten betrifft, so blieb es nach wie vor bei demjenigen, was aus dem Mittelalter überkommen war. Da dieselben außer freier Wohnung und Feuerung zum allergrößten Theil aus Korn bestanden, welches entweder in natura geliefert oder nach dem jeweils üblichen Preise in Geld behändigt


1) Nachträglich finde ich noch eine Verordnung des Superintendenten Grünenberg von 1699, durch welche meine obige Annahme sich bestätigt: "Wegen des Gottesdienstes bleibet es bey dem, wie es vor alteres gebräuchlich und im Visitations-Buch befindlich, ordentlich sind sie, die Gonventualen, verbunden ihre Morgens= und Abends=Bet=Stunden zu halten, und soll künfftig keiner mehr recipiret werden, der nicht lesen kann, wofern es auf einige Weise zu ändern". - Der Merkwürdigkeit halber folge hier eine Notiz über die von dem genannten Superint. Grünenberg i. J. 1705 gehaltene Visitation, Franck rühmt von demselben, daß er "von sonderbahrer Lebhaftigkeit" gewesen und bei dieser Visitation "eine recht erstaunliche Arbeit" verrichtet habe; er habe in der Regel jeden Tag bis Mitternacht gearbeitet und sei doch des Morgens zu rechter Zeit wieder munter gewesen, und zwar dies trotzdem, daß "der Raum in des Senioris Hause klein und voller Kinder war". Also der Senior, d. i. Präpositus in dessen Hause der Superintendent eingekehrt war, war nicht in der Lage, demselben als Arbeitszimmer ein anderes einzuräumen als dasjenige, in welchem zugleich seine Familie haus'te. Offenbar hat das Haus des Seniors nur eine einzige heizbare Stube gehabt!
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wurde, so stand die Höhe der Hebung immer in angemessenem Verhältniß zu den Kosten des Lebensunterhaltes 1 ). Dem entsprechend wurde denn auch das Einkaufsgeld bei fortschreitender Steigerung der Lebensmittelpreise bezw. Entwerthung des Geldes fort und fort erhöht. Bei St. Georg betrug dasselbe noch 1623 nur 20 Mk, aber seit 1676 schon 20 Thlr., seit 1702 25 Thlr. Seitdem ist es bis in die neueste Zeit noch auf das doppelte, 50 Thlr., gestiegen. Beim hl. Geist, bei welchem die Emolumente etwas geringer waren, blieb auch das Einkaufsgeld niedriger, stieg jedoch auch mit der Zeit; um 1680 und auch noch 1736 betrug es nur 30 Mk., dagegen um 1800 schon 25 Thlr.

Uebrigens wurde auch aus St. Georg und Hl. Geist fort und fort manches für andere Wohlthätigkeitszwecke gegeben.

Schon im Jahre 1584, bei Gelegenheit der damals gehaltenen Visitation, wurde aus den Mitteln des St. Georgs ein Stipendium für Studirende von jährlich 15 Mark - eine für jene Zeit nicht unbedeutende Summe - ausgesetzt. Die Worte lauten:

"Dieweil denn im Stettlein Sterneberge bißweilen seine Knaben, Armuth halber, von den Studiis abstehen müssen; welches die HHrn Visitatores gerne etzlicher maßen endern wollen: also haben, neben den Herren Visitatorn, Bürgermeister und Rath verordnet, daß aus St. Jörgens Hebung und einkommen fünfzehn Marck jährlicher Zinse und Hebung zu einem geistlichen Lehn bestetiget und einem armen düchtigen Knaben, Predigers oder Bürgers Kindern, zum Sterneberge, zu ihren Studiis, durch den Radt mit Wissen und Bewilligunge des Ministerii, sollen verleihet werden, und soll von itz an Joachime Duncker, uff 5 Jahr, verleihet sein".

Die Verleihung ging mit der gesammten Inspection des Stiftes 1914 auf die Prediger über. Es ist dies Stipendium seitdem fast fortwährend, meist an Söhne von Pastoren oder Stiftsprovisoren, gezahlt worden, und zwar bis zum Jahre 1727, wo die Zahlung infolge schlechter Verwaltung des Provisors in Stocken gerieth. Die Ausgabe=Rubrik wurde noch eine Zeitlang fortgeführt aber das Stipendium ist später nicht wiederhergestellt worden, anscheinend um deswillen, weil die Summe von 15 Mk. nunmehr als belanglos erscheinen mußte.


1) Es mag von Interesse sein, den Preis für den Scheffel Roggen uns verschiedenen Jahren zu notiren: es galt der Sch. R. 1606: 1 Mk. 8 ßl. 8 Pf., 1680: 1 Mk. 4 ßl., 1691: 2 Mk. 4 ßl., 1697: 5 Mk., 1700: 1 Mk. 14 ßl., 1760: 4 Mk. 4 ßl., 1761: 8 Mk., 1762: 16 Mk., 1763: 2 Mk. 12 ßl., 1765: 4 Mk. 8 ßl., 1777: 2 Mk., 1787: 3 Mk. 4 ßl., 1793: 4 Mk. 4 ßl., 1795: 6 Mk. 12 ßl.
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Ferner wurden die Hospitäler öfter zur Aushülfe herangezogen, wenn die Stadtkirche, wie es vielfach vorkam, nicht in der Lage war, die nothwendigen Ausgaben für das Kirchen= und Schulwesen zu leisten. So nach dem Brande von 1741, als die Kirche außer Stande war, die Pfarrhäuser wiederaufzubauen, und den Pastoren Miethsentschädigung gezahlt werden mußte: hiezu trug jedes der beiden Hospitäler 12 Thlr. bei. Schon im Jahre 1607 hatte das Hl. Geist=Hospital zur Pension einer Predigerwittwe 6 Mk. zu leisten. Eine ständige Ausgabe wurde der Beitrag zum Organistengehalt, welche für Hl. Geist 1617 nur 4 Mk., 70 Jahre später schon 30 Mk. betrug. Im Jahre 1709 wurde auf Antrag der Prediger durch fürstliche Verordnung festgesetzt, daß fortan jede Predigerwittwe eine volle Stiftspräbende, zur Hälfte aus St. Georg, zur Hälfte aus Hl. Geist, empfangen solle, eine Bestimmung, welche erst in neuester Zeit aufgehoben worden ist. Auch zur Hausmiethe für die Predigerwittwen (nachdem 1741 die Wittwenhäuser abgebrannt waren) wurden die Hospiäler herangezogen. Schließlich ist sogar im Jahre 1826 ein neues Predigerwittwenhaus aus Stiftsmitteln für 1800 Thlr. erbaut worden, in welchem zugleich für die damals noch in rein kirchlicher Verwaltung stehende Schule ein Klassenzimmer eingerichtet wurde: das Haus wurde jedoch 1856 wieder verkauft. Zu erwähnen ist auch noch, daß in neuerer Zeit mehrfach die Hospitäler der Kirche erhebliche Summen als zinsenlose Darlehen haben vorstrecken müssen, welche zum Theil überhaupt nicht zurückgezahlt worden sind; daß, als im Jahre 1823 in der Kirche eine neue Orgel nebst Orgelchor zu erbauen war, die Kosten dem St. Georg aufgelegt wurden, welcher zu dem Zwecke eine Anleihe von 1355 Thlrn. machen mußte, endlich, daß seit Anfang dieses Jahrhunderts die beiden Hospitäler zum Gehalt des Rectors je 10 Thlr. und zu dem des Conrectors je 20 Thlr. beitrugen.

Es erhellt hieraus, daß in neuerer Zeit mehr und mehr die beiden Hospitalkassen in einer ihrem Stiftungszweck nicht immer angemessenen Weise für kirchliche Bauten und Anstaltsausgaben herangezogen wurden. Daher es noch im Jahre 1839 vorkommen konnte, daß die Eingepfarrten der Stadtgemeinde, wenn es sich um Beschaffung der Mittel für kirchliche Bauten handelte, die Ansicht äußerten, sie seien dazu überhaupt nicht verpflichtet, sondern im Bedürfnißfalle seien die Hospitalkassen dazu da auszuhelfen.

Für die außerstiftische Armenpflege wurde, wie wir gesehen haben, vornämlich die Kasse des Elendenhauses in Anspruch genommen. Doch sind auch aus den beiden andern, namentlich aus derjenigen des Hl. Geistes, zu allen Zeiten vielfache Unterstützungen

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gezahlt worden. Namentlich finden wir oft erwähnt Beiträge zu Begräbnissen ärmerer Leute, zum Unterhalt armer Kinder und gebrechlicher Personen, und zwar dies auch noch in der Zeit, als schon das Prinzip aufgestellt war, daß die städtische Commune für ihre Armen zu sorgen habe. Es kam vor, daß, als der Rath eine gebrechliche Person zum Unterhalt austhat, die Kosten dafür aus den beiden Hospitalkassen bezahlt wurden. Auch hier also, wie bei dem Elendenhause, macht sich die Tendenz bemerkbar, die Stiftsmittel der in der Entwickelung begriffenen bürgerlichen Armenpflege zur Verfügung zu stellen.

Schließlich erwähnen wir noch, daß es im 16. Jahrhundert üblich war, den damals häufig auftretenden Collectanten von auswärts - man nannte sie "Bettler" -, welche für abgebrannte Kirchen und Schulen, manchmal auch für verarmte Private, milde Gaben sammelten, aus Hospitalmitteln etwas zu reichen. Sie empfingen von dem Magistrat und der Geistlichkeit unterschriebene Assignationen. Anfangs des 17. Jahrhunderts wurde dies, unbekannt weshalb, durch höhere Weisung untersagt, und seitdem wurden solche "Bettler" an den Armenkasten gewiesen. Im 18. Jahrhundert jedoch wurde es üblich, ärmeren Kirchen des Landes zur Deckung außerordentlicher Bedürfnisse eine auf vermögendere pia corpora des ganzen Landes zu vertheilende Steuer zu bewilligen, wozu denn auch die Sternberger Hospitalkassen mit wenn auch meist geringfügigen Beiträgen herangezogen wurden. So finden wir in den Registern vom Hl. Geist z. B. 1767: für die Kirche zu Karbow 12 ßl. für die Kirche zu Mecklenburg 2 Mk.; 1768: für verschiedene Kirchen 3 Mk. 9 ßl.; 1784: Kirche zu Warnkenshagen 6 ßl., Wittwenhaus in Sülz 6 ßl., Schulhaus in Tessin 6 ßl., Pfarrhaus zu Wustrow 1 Mk., Pfarrhaus zu Gorlosen 8 ßl.

Es erübrigt nun noch, über die Provisoren der Hospitäler und über deren Amtsführung, über die Verwaltung des Stiftsvermögens und des Grundbesitzes zu berichten. Dabei können wir die 3 Hospitäler zusammenfassen.

Die ursprüngliche Einrichtung, nach welcher bei jedem Hospital zwei Provisoren angestellt waren, die abwechselnd je 1 Jahr lang die Leitung und Berechnung hatten, blieb noch bis weit ins 17. Jahrhundert bei Bestand. Durch die Verordnung von 1614 (s. oben S. 157) wurde sie zweckmäßig dahin erweitert, daß auch die Aufbewahrung der Register und der Geldlade jahrweise wechseln solle. Sie hatte, wie Franck bemerkt, den Vortheil, daß sie einen Schutz gegen unordentliche Verwaltung bot, indem jeder der beiden die

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demnächstige Controle seines Collegen zu gewärtigen hatte. Aber seit 1631 wurde dies dahin geändert, daß nur je ein Provisor bestellt wurde, zuerst in dem genannten Jahre beim Elendenhaus, dann seit 1639 beim Hl. Geist, endlich seit 1663 auch beim St. Georg - anscheinend infolge der durch die Kriegsnoth der 30er Jahre und den Stadtbrand von 1659 herbeigeführten kümmerlichen Verhältnisse, in denen es beim Zusammenschmelzen der Bevölkerung zeitweise selbst an geeigneten Persönlichkeiten gefehlt haben mag.

Wie schon bemerkt, war das Verhältniß der Provisoren zu den mit der Inspection bekleideten Pastoren vielfach ein schwieriges und gespanntes, das zu mancherlei Klagen und Zwistigkeiten Anlaß gab. Die Provisoren waren immer geneigt, ihre Verwaltung dem Einfluß der Pastoren zu entziehen, und die Pastoren unter sich waren nicht immer einig. Daher mußte z. B. 1699 der Superintendent Grünenberg folgende Verordnung treffen:

"Wegen der reception der Conventualen und Conventualinnen im St. Jürgen ist verabredet, daß, gleichwie von alters, also auch ferner beyde Pastores ordinarii Inspectores bleiben, und ohne ihren Bewußt keiner oder keine wird eingenommen werden. Worüber zu beiden Seiten conferiret wird. Eine Person, so hinein will, meldet sich bey dem Provisore, und Provisor giebt davon Nachricht an beyde Pastores, welches ordentlich geschehen kan, entweder nach gehaltenem Gottes=Dienst vor dem Altar, oder privatim in den Häusern. Vor die reception giebt pro consuetudine, wer eingenommen wird, dem Provisori 2 Thlr. und pro attestato de recipiendis, dem ältesten Pastori, so das Attestatum schreibet, eine discretion, aber nicht unter 1/2 Thlr. Es unterschreibet solches aber auch der jüngste Pastor zum Zeugniß, daß die einzunehmende Person der reception nicht unwehrt sey. Sollen aber Pastores wieder die reception etwas zu reden haben, kan Provisor sie nicht vollziehn".

Es war dies unter dem St. Georg=Provisorat des Stadtvogtes Heinrich Achilles Schaller, der beständig mit den Pastoren im Streite lag. Derselbe war im Jahre 1693 ohne Mitwirkung der Pastoren unmittelbar von der Regierung zum Provisor bestellt und dünkte sieh daher von vornherein der Aufsicht der Pastoren enthoben, verweigerte die Vorlegung seiner Register und verfuhr in allen Stücken eigenmächtig. Er behielt trotzdem das Provisorat bis an seinen Tod 1730, also 36 Jahre lang, und hat in dieser Zeit so gewirthschaftet, daß, als endlich nach seinem Tode eine genaue Revision seiner Register erfolgte, ich ein Manco von

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1000 Thlrn. herausstellte 1 ). Vielfach waren die Provisorstellen in den Händen der städtischen Bürgermeister, welche schon in Erinnerung daran, daß die Inspection früher dem Magistrat zugestanden hatte, ihm aber genommen war, der pastoralen Inspection wenig Geneigthetl entgegenbrachten. Andrerseits kam es auch vor, daß als Provisoren Männer bestellt wurden, von denen sich nachher zeigte, daß sie der Rechnungsführung nicht gewachsen waren, so daß sie zum Theil froh waren, wenn die Pastoren ihnen die Arbeit abnahmen. Zeitweise mußte auch geradezu ein Pastor zum Provisor genommen werden. Alles wies und drängte darauf hin, diesem Zustande dadurch ein Ende zu machen, daß man die Verwaltung der sprovisorate einfach den Pastoren übertrug. Hierzu ist es denn auch im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts gekommen.

Eigenthümlich ist die Erscheinung, daß die Provisorstellen immer sehr begehrte Posten gewesen sind, während doch die damit verbundenen Einkünfte anscheinend durchaus nicht in angemessenem Verhältniß zu der damit verbundenen Mühe und Verantwortung standen. Wie groß die Verantwortung war, zeigt sich darin, daß wenigstens in früherer Zeit jeder Provisor für die Restanten - deren es immer viele gab - persönlich haftete, so daß für die bei seinem Tode zurückgebliebenen Restanten seine Erben einstehen mußten, dabei aber ein sicherer Weg, das Restirende einzutreiben, noch nicht gegeben war. Erst 1667 wurde durch fürstliche Verordnung entschieden, daß beim Tode eines Revisors nicht seine Erben haftbar zu machen seien, sondern die Beitreibung der Restanten seinem Nachfolger überlassen bleibe, welcher "sich dabei des Richterlichen Ambts Unseres Stadt=Voigdts in puncto executionis gebrauchen soll". Auch dann aber noch blieb mit dem Provisorat das Risiko verbunden, daß der Provisor sehr oft in die Lage kam, ganz erhebliche Vorschüsse - zu Zeiten mehrere 100 Mark -machen zu müssen, deren Rückerstattung manchmal Jahre lang sich verzögerte. Endlich war es auch von Alters Brauch, daß jeder


1) Zur Kennzeichnung der Schallerschen Verwaltung dienen folgende Notizen. 1732, Februar 15, klagt der Nachfolger Schallers im Provisorat zu St. Jürgen dem Herzog Carl Leopold, das Haus drohe einzufallen, die Stiftung habe kein Vermögen mehr und sei besonders ruinirt durch eine unrealisirbare Forderung an die Schallerschen Erben; er bittet um Bauholz. Franck bemerkt dazu, es sei dem St. Jürgen unmöglich, die Kosten zum Bau herzugeben, nachdem es durch den letzten Provisor beinahe zum Untergang gebracht worden sei. 1733, Februar 4, ergeht von neuem die Klage, das Wohngebäude sei dergestalt beschädigt, daß die Sparren oben von einander grissen und nur mit Weden (gedrehten Zweigen) zusammengebunden seien.
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Provisor eine Caution hinterlegen mußte, deren Höhe freilich nicht bekannt ist; nach dem 30jährigen Kriege wurde davon abgesehen, vermuthlich weil die Provisoren damals außer Stande waren, das erforderliche Geld aufzubringen; nachdem man aber mit dem Provisor Schaller so üble Erfahrungen gemacht, wurde seit dem Jahre 1730 die Cautionsforderung wiederhergestellt.

An fixem, baarem Gehalt erhielten die Provisoren in älterer Zeit - nichts. Erst seit Anfang des 17. Jahrhunderts auf Grund des Artikels XII. der mehrerwähnten Verordnung von 1614, erhielten sie jeder jährlich 6 Mk., welcher Betrag, seitdem an die Stelle zweier Provisoren ein einziger getreten war, wenigstens bei St. Georg und Hl. Geist auf 12 Mk. erhöht wurde. Auch frei Zu gebrauchender Dienstacker war den Provisoren erst seit Anfang des 17. Jahrhunderts ausdrücklich zugestanden und zwar nur in geringem Maße, z. B. beim Elendenhause für jeden nur 1 1/2 Morgen (3 Scheffel Aussaat). Außerdem gab es nur noch ungewisse und nicht bedeutende Accidenzien, wie z. B. eine observanzmäßige Gebühr bei Aufnahme neuer Hospitaliten. Man darf sagen, daß vor dem 17. Jahrhundert fast gar keine, nachher nur geringe direkte Einkünfte bestanden. Andererseits kann doch auch nicht die Meinung gewesen sein, das Amt ohne jeden Vortheil lediglich als ein Ehrenamt verwalten zu lassen - welcher Auffassung schon die Cautionsforderung widersprechen würde. Offenbar also waren die Provisoren so zu sagen angewiesen darauf, sich durch indirekte aus der Hospitalverwaltung erwachsende Vorteile schadlos zu halten - ein Umstand, der große Uebelstände im Gefolge gehabt hat, und aus welchem sich manche sehr auffallende Unregelmäßigkeiten und Unrechtfertigkeiten erklären, welche unter ziemlicher Duldung fortbestanden. Eben diese Uebelstände waren es vornehmlich, welchen der Erlaß der Verordnung von 1614 Einhalt thun wollte, ohne ihnen doch Einhalt thun zu können.

Ein großer Vortheil war, daß die Provisoren in der Lage waren, bei Verpachtung der Ländereien sich selbst zu begünstigen. Eine öffentliche meistbietende Verpachtung, wie sie durch Verordnungen seit 1584 erstrebt wurde, blieb trotzdem noch lange nur Ausnahme. In der Regel wurde der Acker unter der Hand verpachtet. Natürlich nahm jeder Provisor - denn die Provisoren waren durchweg, wie überhaupt so ziemlich alle Bürger, Ackerbau treibende Leute - soviel möglich den besten und für ihn bequemsten Acker für sich. Natürlich gegen Pacht, aber dies ist nun das Weitere, daß sie in der Lage waren, die Pacht niedrig zu halten. Durch das ganze 17. Jahrhundert bis tief ins 18. hinein zieht sich in Franck's Darstellung

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die Klage, daß zum großen Nachtheil der Hospitäler die Pächte viel zu niedrig gehalten seien. Immer wieder werden die Provisoren von oben gemahnt, auf Erhöhung derselben Bedacht zu nehmen. Daß sie so schwer daran gingen, erklärt sich in erster Linie daraus, daß sie damit eben sich selber des Vortheils beraubt hätten. Daher denn, als schließlich doch durch meistbietende Verpachtung eine wesentliche Erhöhung erfolgte, den Provisoren concedirt wurde, eine Anzahl Grundstücke gegen die bisherige geringe Pacht in Nutznießung zu behalten. Außerdem bemerkt Franck, daß die Provisoren vielfach auch um deswillen die Pacht niedrig gehalten und überhaupt sich den Wünschen der Pächter mehr als billig geneigt gezeigt hätten, um dieselben ihrerseits sich geneigt zu erhalten und sich ihrer guten Dienste und mancherlei Gefälligkeiten zu versichern.

Ein ähnlicher Vortheil erwuchs daraus, daß bei Capitalbelegung der Provisor in der Lage war, sich selbst zu bevorzugen, infolge dessen öfter die Hospitäler, wenn etwa der Provisor zum Concurs kam, Gelder eingebüßt haben. Zwar schrieb schon die Verordnung von 1614 (Art. VI.) vor, daß die Provisoren neue Capitalien nur mit Vorwissen des Superintendenten und der Prediger belegen dürften, aber die Aussicht war eben nicht genügend. Erst 1745 erging das fürstliche Mandat, wonach "alle capitalia der piorum corporum im Lande niemals anders als auf an Uns ergangene pflichtmäßige Anzeige und Unsern erfolgten gnädigsten Consens untergebracht werden sollen". Hiergegen wurde von Sternberg aus remonstrirt, daß die hiesigen pia corpora Capitalien meist nur in kleinen Pösten von 5-30 Mk. belegen könnten, welche die Kosten solcher Consens=Einholung nicht tragen könnten; worauf concedirt wurde, daß dieserhalb der Consens per Post vom Superintendenten eingeholt werden könne.

Auch sonst konnten sich die Provisoren allerlei kleine Vortheile verschaffen, welche mehr oder minder zweifelhaften Charakters waren. Es war von Alters üblich, das Rechnungsjahr von Judica bis Judica zu datieren, und obwohl um 1700 angeordnet wurde, den Neujahrstermin statt dessen zu nehmen, beharrten die Provisoren dabei. Der Grund war, nach Francks Angabe, daß um Judica der Preis des Korns höher war als sonst im Jahr: die Provisoren berechneten nun das Deputatkorn zu diesem höheren Judica=Preise, während sie thatsächlich den niedrigeren Martini=Preis gezahlt hatten; die Differenz strichen sie ihrerseits ein. Der Provisor Schaller blieb auch nach Einführung des Neujahrstermins dabei, den Scheffel Roggen regelmäßig um 8 ßl. über den wirklichen Preis zu berechnen, und erwiderte, zur Rede gestellt, ganz unbefangen, eine

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solche Erhöhung sei alte und allgemeine Observanz, welche durch die Geringfügigkeit des Provisoren=Gehaltes völlig gerechtfertigt erscheine.

Es läßt sich nicht leugnen, daß die ganze Art der Verwaltung viele und schwere Versuchungen zur Unredlichkeit darbot, daß die Provisoren denselben vielfach unterlegen sind, und - daß das allgemeine Urtheil darüber, auch bei den Aufsichtsbehörden, ein im Ganzen recht laxes war.

Diese Verhältnisse haben, wenn auch keineswegs allein, so doch mit verschuldet, daß die Finanzen der Hospitäler nicht entfernt so gut gediehen, wie sie hätten gedeihen können und müssen, vielmehr oft recht ungünstig standen und manchmal dem Ruin nahe kamen.

Wir geben hier eine allerdings vielfach lückenhafte Uebersicht über die Vermögensentwickelung der Hospitäler.

1. Hl. Geist. Die Capitalien, welche sich 1572 auf 1176 Mk. 8 ßl. belaufen hatten, waren in den folgenden Jahrzehnten ruhigen, gedeihlichen Fortschrittes rasch angewachsen und betrugen 1623 schon nicht weniger als 2946 Mk., sanken dagegen infolge der Kriegs= und Pestnoth auf 1611 Mk. im Jahre 1653, und weiter infolge der Kriegsunruhen der 70er Jahre auf 1328 Mk. im Jahre 1677. Für viele Capitalien mußten die Provisoren Aecker und Häuser oder wüste Hausstätten an Zahlungsstatt annehmen, die doch infolge der Verarmung und Decimirung der Bürgerschaft kaum zu verwerthen waren. Z. B. ein Ackerstück, welches für ein Capital von 120 Mk. zugeschlagen war, und also 6 Mk. Heuer hatte tragen sollen, brachte nur 2 Mk. Infolge dessen erfuhr auch die Ackerheuer, trotz erheblicher Vermehrung des Grundbesitzes, nur eine geringe Zunahme. Unter der umsichtigen Verwaltung des Provisors Wineke stieg das Capitalvermögen von 1677 bis 1691 wieder auf 1614 Mk. Doch blieb der Fortschritt nicht gleichmäßig andauernd. Im Jahre 1767 finden wir an Capitalien 2138 Mk., wovon jedoch nicht weniger als 1267 Mk. keine Zinsen brachten, indem 862 Mk. bei der Kirche standen, die zur Zeit außer Stande war, Zinsen zu Zahlen, und 405 bei alten Restanten, "von denen nichts zu hoffen". Die Finanzlage des Stiftes war damals eine so schwache, daß lange Jahre hindurch überhaupt keine Conventualen aufgenommen werden konnten, weil die Kasse nicht in der Lage war, das Deputat zu reichen. Es schien damals, als ob der völlige Ruin des Stiftes unvermeidlich sei. Da kam ihm unerwartet rettende Hülfe. Im Jahre 1774 kaufte sich ein alter vermögender Sternberger, Namens Pierstorff, ein und erlegte aus besonderer Freigebigkeit als Einkaufsgeld 414 Mk.; von demselben erhielt das Stift schon 1776 ein

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Legat von 678 Mk.; endlich geschah es noch in demselben Jahre 1776, daß ein von Hamburg hierher gezogener wohlhabender Schuster Jürgen Teichen für sich seine Frau und Schwägerin für 4 Hebungen ein Einkaufsgeld von 1080 Mk. bezahlte. Damit war die Stiftskasse in sehr günstige Lage gekommene es konnten erhebliche Summen capitalisirt werden; und obwohl nun die "Franzosenzeit" von 1806 bis 1815 enorme Ausgaben für Einquartierung 1 ) und Kriegssteuer brachte, so mehrte sich doch stetig der Capitalbestand bis auf etwa 1500 Thlr. im Jahre 1835 2 ).

2. St. Georg. Die Capitalien, welche 1572 sich auf 730 Mk. (mit 37 Mk. Zinsen) belaufen hatten, wuchsen bis 1623 in überaus starkem Maße auf 2770 Mk. (wovon 140 Mk. Zinsen kamen). Gleichzeitig wuchs die Zahl der dem Stift eignenden Ackerstücke von 60 Morgen auf über 100 Morgen, und die Heuer für sämmtliche Ländereien, welche 1606 schon 59 Mk. betragen hatte, auf 82 Mk. Aber die Kriegszeit und der Stadtbrand von 1659 brachte auch diesem Stift enormen Schaden. Im Jahre 1663 war an Capital nur noch kaum die Hälfte, nämlich 1313 Mk. vorhanden. Allerdings waren nun im Laufe dieser Jahre dem Stift eine große Zahl von Aeckern und Hausstellen in solutum zugeschlagen worden, nämlich für im Ganzen 2341 Mk. an Capital und rückständigen Zinsen. Aber abgesehen davon, daß dieselben bei den schlechten Zeiten wenig oder gar nicht verwerthet werden konnten - die meisten davon und dazu sogar noch solche, welche das Stift früher schon besessen, gingen, da sie lange Jahre wüste liegen mußten, durch Nachlässigkeit der Provisoren wieder verloren. So konnte es geschehen, daß das Stift im Jahre 1663 nicht einmal soviel Grundbesitz hatte, wie im Jahre 1623. Die folgenden Jahrzehnte waren gedeihlich: 1693 betrug das Capital doch schon Wieder 1577 Mk. 3 ), die Ackerheuer war sogar auf 196 Mk. gestiegen. Aber dann kamen


1) Für Einquartierung zahlte das Stift 1806: 13 Thlr., 1807: 80 Thlr., 1811: 35 Thlr., 1813: 84 Thlr., 1814: 33 Thlr., 1815: 19 Thlr.
2) Es sei noch erwähnt, daß die von St. Gertruden auf den Hl. Geist übergegangene Braupfanne 1621 (für 180 Mk.) verkauft und nicht wieder erneuert wurde, da sie zuletzt nur noch 10 Mk. Heuer eintrug. Franck bemerkt dazu, daß seit Einführung des Landfriedens die Nahrung aus den Brauereien sich von den Städten nach dem Lande gezogen, und der Adel seit Aufhebung der Calande seine Gastereien nicht mehr wie früher in den Städten angestellt habe.
3) Die Zinsen hiervon, welche bei einem Zinsfuß von 5 % 75 Mk. hätten betragen müssen, beliefen sich in Wirklichkeit auf fast 84 Mk., da etliche Capitalien zu 6 % Zinsen standen. Aus zerstreuten Notizen Francks entnehme ich, daß der Zinsfuß für ausgeliehene Stifts=Capitalien, (  ...  )
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wieder schlimme leiten: die üble Wirthschaft des Provisors Schaller (1693-1730), die nicht minder üble seines Nachfolgers Krüger (1730-1737), sowie der Concurs des 1721 verstorbenen Präpositus Sukow, welcher dem Stift Erhebliches schuldete, endlich auch noch der Brand von 1741. so erklärt es sich, daß im Jahre 1753 die Ackerheuer nur wenig mehr betrug als vor 60 Jahren, nämlich 201 Mk., das Capital aber sogar wieder auf 1308 Mk. gesunken war, wovon noch dazu die Zinsen nur zum geringsten Theil eingingen, indem die Capitalien zum größten Theile bei solchen standen, "von denen nichts zu hoffen". Noch weiter sank das Capitalvermögen bis 1787 auf 1076 Mk. Nachdem aber inzwischen die Ackerheuer dadurch, daß man jetzt anfing, mit der öffentlichen meistbietenden Verpachtung Ernst zu machen, ziemlich gestiegen war (1773: 255 Mk, 1774: 288 Mk" 1785: 313 Mk.), so fing nun auch das Capital wieder an, sich zu mehren. Und zwar nahm jetzt beides, die Steigerung der Ackerpacht und die Mehrung des Capitalbestandes ein rasches Tempo an; die jährliche Ackerpacht betrug: 1813: 707 Mk., 1823: 1080 Mk.; das Capital 1793: 2250 Mk., 1800: 3000 Mk., 1813: 9255 Mk., 1823: 9990 Mk. Von diesen Capitalien war allerdings das meiste als zinsenloses Darlehen an die Kirche übergegangen, und, da die Kirche außer Stande war, zu zahlen, so wurde der größte Theil der Schuld gestrichen. Infolge dessen betrug das Capital 1833 nur noch 1490 Thlr., und auch die Ackerpacht war inzwischen gefallen und betrug 1833 nur 236 Thlr. Immerhin war die finanzielle Lage des Stiftes jetzt so günstig, daß das Capitalvermögen bis 1842 wieder auf 2132 Thlr. anwuchs. Die Pacht im letztgenannten Jahre betrug 243 Thlr.

3. Das Elenden=Hospital. Dieses Hauses Vermögensverhältnisse haben wir oben schon bis zum Jahre 1664 verfolgt, in welchem die Einnahme auf den enorm geringen Betrag von 13 Mk. 5 ßl. gesunken war. Seitdem mehrte sie sich stetig. 1705 betrug sie 51 Mk. 3 ßl., 1731 schon 86 Mk. 14 ßl., 1754: 124 Mk.


(  ...  ) welcher im Anfang des 17. Jahrhunderts noch durchweg 5 % gewesen, im Laufe des Jahrhunderts vielfach auf 6 % gestiegen war. Wiewohl nun durch kaiserliche Verordnung von 1654 und Landesverordnungen von 1656 und 1661 der Zinsfuß allgemein auf 5 % herabgesetzt worden war (s. Franck, A.= u. N.=M. Buch XIV, S. 115, 155, 156), so hielt sich doch hier der höhere Zinsfuß noch längere Zeit. Franck bemerkt dazu: "welches auch von der Regierung zu Schwerin gut geheißen, ja wohl gar vorgeschrieben ward, gleich als wüste man von abgedachtem Reichs=Abschiede noch nicht".
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In letztgenanntem Jahre betrug das Capital 1358 Mk., und im Besitz des Stiftes befangen sich 39 Ackerstücke. Es ist früher erwähnt, daß der ehemalige Grundbesitz im Jahre 1572 als verloren galt; seitdem war also neuer erworben, wahrscheinlich auf dieselbe Weise, auf welche auch die andern beiden Hospitäler ihren Grundbesitz vermehrt hatten, nämlich indem das Stift die Grundstücke an Zahlungsstatt für ausstehende Schuldforderungen und rückständige Zinsen annahm. Auch weiter noch vermehrte sich der Grundbesitz bis 1777 auf 44 Stücke, während gleichzeitig das Capital - unbekannt wodurch - auf 890 Mk. sank. Von da an aber findet sich - bei gleichbleibendem Grundbesitz - eine ziemliche erhebliche Vermehrung des Capitals; dasselbe betrug 1787: 1847 Mk., 1804: 2520 Mk., 1828: 1338 Thlr. Da dasselbe aber zum großen Theil der Kirche geliehen war, so erging es diesem Stifte ähnlich wie dem St. Georg, so daß 1841 nur 750 Thlr. Capital aufgeführt werden. -

Aus dem bisherigen läßt sich leicht abnehmen, daß die Hospitäler mit ihrem immerhin nicht unbedeutenden Vermögen an Capital und Grundbesitz in ökonomischer und finanzieller Beziehung für die Stadt und ihre Bevölkerung ein Faktor von nicht geringer Bedeutung gewesen sein müssen. Es kommt dabei freilich in Betracht, daß außer ihnen noch andere pia corpora vorhanden waren, welche ebenfalls nicht Unerhebliches an Geld und Grundstücken besaßen, nämlich die Kirche mit ihrem Aerar und ihrer - bis in neuere Zeit von dem Aerar getrennt verwalteten - Oekonomie, sowie die beiden Pfarren (und auch die Stellen der niederen Kirchendiener und der Schulcollegen) mit ihren Dienstländereien, endlich auch die Filialkirche zu Cobrow, welche einigen Acker auf Sternberger Feldmark besaß. Nehmen wir alle diese pia corpora zusammen - wie sie denn in dieser Beziehung nicht zu trennen sind -, so repräsentiren sie in volkswirthschaftlicher Hinsicht eine Macht, von welcher die öffentlichen und privaten Verhältnisse der Stadt vielfach abhängig waren. Von großem Werthe für die Stadt war, daß man an diesen Kassen der pia corpora meist leistungsfähige Darlehnskassen besaß, aus welchen kleinere oder größere Summen im Bedarfsfalle entliehen werden konnten, ohne daß man in der Regel Kündigung der Forderung zu befürchten hatte. So war denn immer ein großer, vielleicht der größte Theil der Bürgerschaft den piis corporibus gegenüber in einem durchaus nicht drückenden Schuldverhältniß. Es ist auch aus den Registern zu ersehen, daß die Provisoren den Restanten gegenüber stets eine nur allzu weit getriebene Milde und Nachsicht walten ließen. Die Sache wurde sehr

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gemüthlich betrieben, indem die Provisoren, wenn sie nicht gerade dringend Geld gebrauchten, der Restanten schonetn, und in der Regel von oben dazu gedrängt werden mußten, sie beizutreiben oder gar sich der richterlichen Execution zu bedienen. Die Folge war freilich, daß in manchen Fällen die Rückstände so anschwollen, daß die Entrichtung immer schwieriger wurde, und nicht selten schließlich die Schuldner die als Hypothek gesetzten Grundstücke abtreten mußten. In Zeiten allgemeiner Calamitäten geschah es, wie wir gesehen haben, daß in größeren Mengen Grundstücke zur Befriedigung ausstehender Forderungen den piis corporibus abgetreten oder gerichtlich zugeschlagen wurden. Auf diesem Wege vornehmlich erfuhr der Grundbesitz derselben zu Zeiten eine erhebliche Vermehrung. Zu andern Zeiten freilich auch sahen sich die Provisoren bei schwachem Kassenbestand genöthigt - was ihnen in älterer Zeit nach eignem Ermessen zu thun frei gelassen war -, Grundstücke zu veräußern, so daß der Grundbesitz mitunter auch eine erhebliche Verminderung erfuhr. Im ganzen aber doch wuchs derselbe, und zwar im Laufe des 18. Jahrhunderts so sehr, daß man um 1790 berechnete, daß ungefähr der dritte Theil aller in privatem Besitz befindlichen Ländereien in den Händen der pia corpora sei.

Indem nun fast alle diese Ländereien der Bürgerschaft in Pacht gegeben waren, ergab sich hieraus ein weiteres Verhältniß, welches in dem ökonomischen Leben der Stadt eine wichtige Rolle spielte. Wir haben gesehen, daß die Provisoren auch hierbei, allerdings zum Theil aus eigennützigen Gründen, sehr rücksichtsvoll gegen die Bürgerschaft verfuhren. Sie waren sehr schwer dazu zu bringen, die Pächte dem steigenden Werth des Grundbesitzes entsprechend zu erhöhen: bis gegen 1700 blieben die Pächte durchweg so gering, wie sie etwa vor 100 Jahren gewesen waren. Auch waren die Provisoren immer geneigt, die Grundstücke in einer und derselben Hand zu lassen, und zwar dies auch deshalb, weil beim Uebergang aus einer Hand in die andere immer die Frage Schwierigkeit machte, welcher von beiden verpflichtet sei, die Düngung zu beschaffen. Es kam dahin, daß die Pachtäcker in einer und derselben Familie fast erblich wurden, sowie daß die für ein Geringes gepachteten Aecker von den Pächtern gegen eine viel höhere Summe in Afterpacht gegeben wurden.

Mit der Zeit aber mußten diese der Bürgerschaft so überaus günstigen, den piis corporibus aber so überaus nachtheiligen Zustände sich ändern, woraus lang andauernde Differenzen erwuchsen. Zunächst, als um 1700 die Provisoren anfingen, in einzelnen Fällen eine Erhöhung der Heuer zu fordern, und, wo sie geweigert wurde,

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die Aecker den bisherigen Inhabern zu nehmen und an andere, zum Theil an Auswärtige, auszuthun, so empfand dies die Bürgerschaft als eine Kränkung eines vermeintlich ersessenen Rechtes.

Eine weitere Differenz entstand daraus, daß mit der Zeit der Unterschied zwischen den blos verpfändeten Ländereien, die in den Registern immer mit aufgeführt wurden, und denjenigen, welche früher verpfändet gewesen, dann aber abgetreten, jedoch vielfach in Nutznießung der früheren Besitzer, nunmehrigen Pächter, geblieben waren (den sog. "liquidirten und cedirten" Aeckern), in manchen Fällen verwischt worden war. Mitunter hatten die Provisoren blos verpfändete Aecker unter die cedirten gerechnet und die angebotene Reluition geweigert; andererseits glaubten die Nutznießer mitunter cedirte Aecker als blos verpfändete reclamiren und reluiren zu dürfen.

Auch darüber entstand Streit, wie es inbezug auf die Ländereien der pia corpora mit der an die städtische Commüne zu zahlenden Grundsteuer, dem "ordinären Schoß" zu halten sei. Bezüglich der aus alter Zeit überkommenen Grundstücke war unbestritten, daß dieselben immun seien, dagegen von den später durch Cession oder Adjudication erworbenen, welche zuvor schoßbar gewesen, verlangte die Stadt den Schoß, während die pia corpora auch für diese Immunität beanspruchte. Eine fürstliche Verordnung, 1693 erlassen und 1702 kaiserlich confirmirt, hatte auf Antrag des Magistrates dahin entschieden, daß die Provisoren "von denen in administration habenden Schoßbahren Gütern, so viel das vergangene betrifft, innerhalb 3 Wochen mit denen Supplicanten sich vergleichen und abfinden, wegen des künftigen aber den Schoß jährlich richtig bezahlen und abführen" sollten. Allein die Provisoren gaben, wenigstens theilweise, ihre Sache trotzdem noch nicht verloren, und soweit sie sich fügten, geschah es in der Weise, daß die Entrichtung des Schosses den Pächtern noch zu der Pacht auferlegt wurde.

Bei der Visitation von 1705 kamen diese Streitpunkte zur Verhandlung. E. E. Rath und Bürgerschaft überreichten ihre gravamina, worunter auch folgende:

"7. Daß die Kirchen= und Hospitalien=Aecker von den HHrn Provisoribus der Bürgerschaft an Heuer nicht, wie geschehn, versteigert und zum Theil gar abgedrungen werden. Item, daß denen Erben bleiben möge, die Aecker und Gründe gegen Erlegung der Capitalien zu reluiren".

"8. Daß die HHrn Provisores der Kirchen und Hospitalien den gewöhnlichen Schoß nach Hochfürstl. Verordnung de Ao. 1702 zu entrichten gehalten seyn mögen, und nicht den Bürgern über die Heuer, wie geschehn, aufgedrungen werde."

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Die Resolutionen der Visitatoren lauteten:

"ad 7. Daß Kirchen= und andrer piorum Corporum Aecker und liegende Gründe, durchgehends wie andere bürgerliche Aecker, nothwendig müssen so hoch vermiethet werden, als möglich ist, und zwar ohne Ansehen einiger Person. Doch sollen die Bürger, so jährlich ihre Bezahlung richtig thun, für Frembden allezeit die praeference, bey gleicher Entgeltung, haben; es wäre denn, daß einige sonderbare Umstände ein anders erfoderten. So sollen auch, wenn Capitalia ablöslich zu seyn erwiesen, und die Zinsen richtig abgetragen seyn, und zwar solchergestalt, daß die Zinsen dem Capital gemäß befunden werden, die reluitiones nicht gewegert werden".

"ad 8. Was seit Ao. 1702, da die hochfürstl. Resolution von Kayserl. Majest. ist confirmiret worden, denen geistlichen Corporibus an Aeckern und liegenden Gründen zufallen mögte, ist man, zu unterth. Respect solcher confirmirten Resolution, proportionaliter das onus zu ertragen erbötig. In vorgehabten Aeckern aber stehen Sie in immemoriali possessione immunitatis vel quasi, und kan man sich solche de novo zu oneriren, da Sie summo cum onere, der restirenden vielen Zinsen halber, an die pia corpora gemeiniglich judicialiter gedien, nicht gestehn".

Allein damit waren diese Streitpunkte nicht aus der Welt geschafft, vielmehr haben sie noch fast ein volles Jahrhundert hindurch immer wieder die Gemüther erregt, vielfach zu erbittertem Hader und langwierigen kostspieligen Processen geführt, bis sie durch den schon früher erwähnten und in seiner segensreichen Bedeutung für Sternberg kaum zu überschätzenden Vergleich von 1792 beigelegt wurden.

Im Laufe des Jahrhunderts mehr und mehr kam das Princip zur Geltung, durch meistbietende Verpachtung eine angemessene Steigerung der Pächte zu erzielen. Der Verdruß darüber führte die Bürgerschaft zu immer erneuten, verschiedenartigen Sturmanläufen. Auch die Schoßfrage blieb andauernd in der Schwebe, indem darüber gestritten wurde, wie hoch der Schoß zu bemessen sei, und ob die Pächter oder die pia corpora denselben zu tragen hatten. Gegen Ende des Jahrhunderts gesellten sich dazu weitere heftige Streitigkeiten über die Grenzen und Scheiden der geistlichen Grundstücke, über die Benutzung der brach liegenden Stücke, über das Eigenthumsrecht an dem aufgewachsenen Buschholz und Bäumen u. s. w. Endlich erneuerte auch der Magistrat seine Versuche, auf die Verwaltung der Hospitäler einen Einfluß wieder zu gewinnen.

Letzteres geschah, wie oben (S. 160 f.) schon kurz erwähnt wurde, namentlich anläßlich eines erwähnenswerthen Falles vom Jahre 1789.

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Ein hiesiger, früher wohl situirter Bürger, Bäcker Stender, war durch liederliches Leben heruntergekommen und verarmt, so daß er schließlich mit seiner Frau gänzlich mittels und obdachlos war. Der Magistrat gedachte sich seiner Verpflichtung zur Armenversorgung damit zu erledigen, daß er an den Provisor zum Hl. Geist die Zumuthung stellte, dem Ehepaar in dem Hospitalgebäude, in welchem gerade mehrere Stellen vakant waren, Wohnung und zwei Präbenden zu gewähren. Aber der Provisor lehnte ab, indem er geltend machte, daß die Aufnahme nur gegen Einkaufsgeld erfolge, sowie daß das Ehepaar in seinem gänzlich verlumpten Zustande durchaus nicht in die Gemeinschaft der Hospitaliten hineinpasse. Einige Zeit vorher hatte sich zur Aufnahme in das Stift, wie schon oben erwähnt, ein bisher in Hamburg wohnender, jedoch aus Meklenburg gebürtiger, nicht unbemittelter Schustermeister Teichen nebst Frau gemeldet, indem er nicht nur für sich und seine Frau, sondern zugleich für seine hier lebende Schwägerin das Einkaufsgeld und noch etwas darüber, im Ganzen eine beträchtliche Summe, an das Stift zahlte. Die drei Personen waren aufgenommen worden.

Da wendete sich der Magistrat mit einer Beschwerde an den Herzog. Er stellte vor, wie unrecht es sei, hiesige Einwohner abzuweisen und fremde aufzunehmen. Die Hospitäler seien doch Armenhäuser, und müßten für die Versorgung der hiesigen Armen offenstehen. Sternberg sei eine so nahrlose Stadt, und die Einwohnerschaft in so bedrängten Umständen, daß sie die Einkünfte der Hospitäler für die städtische Armenpflege in Anspruch nehmen müßte. Doch damit nicht genug. Der Magistrat stellte vor, daß überhaupt die Verwaltung der Hospitäler eine verkehrte sei und einer verbesserten Einrichtung bedürfe, es würden ungeheure Capitalien gesammelt und die Verwaltung sei eine viel zu kostspielige. Er beanspruchte, unter Berufung darauf, daß Rath und Bürgerschaft dieselben begründet und dotirt hätten, daß ihm, dem Magistrat, eine Mitwirkung eingeräumt würde, indem ihm die Berechnung der Hospitäler und ein Ausweis über den Vermögensstand vorgelegt, und seine Vorschläge zur besseren Einrichtung gehört würden.

Damit wäre denn freilich der Magistrat in die Stellung einer Aufsichtsbehörde wieder eingetreten.

Diese Eingabe wurde dem damaligen hiesigen Superintendenten Friedrich zum Erachten mitgetheilt, und derselbe lieferte eine geharnischte Gegenschrift. Was den Fall des Bäckers Stender betrifft, so legte er die Gründe dar, weshalb die Aufnahme schlechthin unzulässig gewesen sei. Die Aufnahme dagegen des Schusters Teichen sei in jedem Betracht gerechtfertigt und geboten gewesen: nur durch

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seine reiche Geldspende sei das Hl. Geist=Stift vor dem Ruin bewahrt und wieder lebensfähig geworden, nachdem es vorher 25 Jahre lang auf so schwachen Füßen gestanden habe, daß es überhaupt nicht in der Lage gewesen sei, Conventualen aufzunehmen. Es sei unberechtigt, Auswärtige vom Genuß der Stiftsbenefizien auszuschließen, da auch Auswärtige zur Fundirung der Hospitäler beigetragen hätten. Die Behauptung gänzlicher Nahrlosigkeit der Stadt sei ungegründet. Mit besonderer Energie aber wendete sich Friedrich gegen den Anspruch des Magistrats auf ein Mitaufsichtsrecht über die Hospitäler. Es sei ungegründet, daß der Magistrat dieselben dotirt habe. Von der früher von ihm ausgeübten Inspektion sei er wegen schlechter Ausübung für immer ausgeschlossen worden. Seine Prätensionen seien ein Eingriff in die herzoglichen Rechte und müßten mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden. was die bisherige Verwaltung betrifft, so sei dieselbe im Ganzen eine vernünftige gewesen. Es sei ungegründet, daß "ungeheure Capitalien" gesammelt würden. Allerdings habe sich in neuerer Zeit die Lage der Hospitäler etwas gebessert, und man habe einiges zurückgelegt, aber nicht mehr, als bei einer rationellen Wirthschaft geboten sei.

Hierauf wurde von Seiten der Regierung dem Superintendenten für seine mannhafte Vertretung der herzoglichen Rechte Anerkennung gezollt, und der Magistrat wurde dahin beschieden, daß seinen Ansprüchen nicht zu willfahren stehe; doch solle ihm unversehrt bleiben, wenn er Vorschläge habe über bessere Einrichtung der Hospitäler, dieselben vorzutragen, worauf der Herzog sie prüfen und nach Befinden berücksichtigen werde. In Betreff des Falles Stender wurde dem Superintendenten aufgegeben, zu veranstalten, daß - nachdem der Mann inzwischen verstorben war - der Wittwe eine monatliche Unterstützung von 32 Schill. aus Hospitalmitteln gereicht werde.

Damit war dies erledigt. Aber dieser Fall hatte gezeigt, daß es dringend wünschenswerth war, über die Stellung des Magistrates eine unzweideutige, definitive Erklärung herbeizuführen. -

Um alle diese und noch einige andere zwischen der Stadt und den piis corporibus schwebende Streitfragen zu schlichten, wurde nun 1792 eine herzogliche Commission nach Sternberg abgeordnet, welche nach langwierigen Verhandlungen am 27. October "zu allerseitiger völliger Zufriedenheit" den Vergleich zu Stande brachte, welcher noch jetzt in vielfacher Beziehung die rechtliche Grundlage für die Stellung der pia corpora gegenüber der Stadt bildet.

Der Vergleich ist in 39 Paragraphen abgefaßt.

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Die ersten 4 Paragraphen behandeln den Streitpunkt bezüglich des Anrechtes der pia corpora auf die in ihrem Besitz befindlichen Grundstücke. Es war ein Verzeichniß derselben aufgemacht, und beide Theile erkennen dasselbe an und entsagen allen anderweitigen Ansprüchen. Seitens der Stadt war noch bei den Verhandlungen der Vorschlag gemacht, daß sämmtliche Grundstücke der pia corpora der Stadt in Erbpacht gegeben und auf die Bürgerhäuser vertheilt werden möchten. Die Gegenpartei erklärte, daß sie dem an sich nicht abgeneigt wäre, doch müßte die Erbpacht hauswirthlich veranschlagt werden, wo sie dann erheblich höher sich stellen würde als die bisherige Pachtsumme. Als dies der Stadt vorgestellt wurde, trat sie davon zurück. Es werden nun auch alle Ansprüche auf generelle Reluirung aufgegeben und nur vorbehalten, daß einzelne Private, falls sie nachweisen könnten, daß dies oder jenes Ackerstück nur verpfändet gewesen sei, berechtigt seien, dasselbe wieder einzulösen. Es ist auch nachher noch ein Grundstück auf diese Weise zurückgegeben worden. Die pia corpora andererseits verpflichten sich, hinfort keine weiteren Grundstücke zu erwerben.

Der umfänglichste Theil des Vergleiches beschäftigt sich mit den streitig gewordenen Grenzen der geistlichen Grundstücke und verwandten Punkten. Wir können dies hier übergehen und haben auch aus dem weiteren Inhalt nur noch hervorzuheben, daß der "ordinäre Schoß" von den geistlichen Grundstücken, dessen Entrichtung früher schon den piis corporibus auferlegt war, auf einen für immer gleichbleibenden Betrag normirt wurde, sowie, was schon oben erwähnt wurde, daß der Magistrat und die Stadt auf alle Concurrenz zur Aufsicht und Verwaltung der Hospitäler verzichten.

III. Die Gegenwart.

Der Vergleich von 1792 eröffnete für die Hospitäler eine Zeit friedlichen Gedeihens. Die Jahreseinnahmen wuchsen erheblich und überstiegen die Ausgaben bedeutend. Wir haben gesehen, wie infolge dessen im Laufe der ersten Jahrzehnte des gegenwärtigen Jahrhunderts die Hospitalkassen zu allerlei ihrem Stiftungszweck mehr oder weniger fern liegenden Bedürfnissen aushülfsweise herangezogen wurden, nämlich zu zinsenlosen Darlehen an die immer bedürftige Kirche, zu den Lehrergehältern an der damals noch in kirchlicher Verwaltung stehenden Schule, sowie zu Beiträgen an das städtische Armenversorgungsinstitut. Allmählich wuchsen diese Leistungen über die eigentlich stiftischen Ausgaben hinaus, und es wurden dadurch

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über die Hospitäler, ihre Bestimmung, ihre Einrichtung, die Verwendung ihrer Mittel, Erwägungen und Verhandlungen veranlaßt, welche lange Jahre hindurch gedauert und schließlich zu dem gegenwärtigen Zustande geführt haben.

Den Anfang der Verhandlungen machte die schon früher öfter ventilirte Frage, ob nicht zur Vereinfachung und Erleichterung der Verwaltung und zur Ersparung von Kosten die drei Hospitäler unter einheitliche Verwaltung zu stellen seien. Zunächst kam eine Personal=Union zu stande. In den 30er Jahren wurde, nach dem Ableben des St. Georg=Provisors, der damalige Provisor des Hl. Geistes auch zum Provisor für St. Georg bestellt, und als auch dieser etliche Jahre darauf starb, beide Hospitäler dem damaligen Provisor des Elenden=Stiftes, Präpositus Dietz, mit übertragen, nach dessen Abgang 1847 sein Nachfolger Pastor Gaedt ebenfalls, aber nur provisorisch, die Verwaltung aller drei Hospitäler überkam. Die definitive und völlige Verschmelzung sollte zugleich mit einer neuen Regelung der gesammten Verhältnisse erfolgen.

Im Jahre 1838 erforderte die Regierung von dem damaligen hiesigen Superintendenten, Consistorialrath Kleiminger ein Erachten, ob nicht die drei Hospitäler, nach Fixirung der an Geistlichkeit und Schule zu leistenden Abgaben, ganz der Stadt überlassen werden könnten. Es ist nicht ersichtlich, wodurch die Regierung veranlaßt wurde, diesen Plan ins Auge zu fassen, offenbar aber, daß sie demselben nicht abgeneigt war. Kleiminger erwiederte, daß dies zwar mit dem Elenden=Stift wohl geschehen könne, daß aber die beiden andern zu gut fundirt seien; die Stadt würde eine Entschädigung zahlen müssen, wozu ihre Mittel nicht ausreichen würden. Aber damit war die Sache nicht abgethan. 1839 (März 4) wendete sich der Magistrat mit einer Eingabe an den Großherzog, worin er zunächst beantragte, zu erklären, daß die Hospitäler verpflichtet seien, mit ihren Ueberschüssen dem Kirchenärar zu Hülfe zu kommen, sodaß die kirchlichen Baukosten bestritten werden könnten, ohne die Eingepfarrten heranzuziehen, dann aber vortrug, daß es das Beste sein würde, die Hospitäler an die Stadt übergehen zu lassen, was derselben zu unberechenbarem Gewinn gereichen würde. Dagegen remonstrirte Kleiminger (1839, April 24), daß die Hospitalkassen nicht als Hülfskassen für irgendwelche kirchliche oder städtische Zwecke zu betrachten seien. Nun aber äußerte sich (1839, Mai 18) auch das städtische Departement zu Schwerin in dem Sinne begutachtend, daß zwar eine Verwendung der Stiftsmittel für kirchliche Anstalts= oder Bauausgaben entschieden verwerflich und stiftungs=

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widrig sei, daß es sich dagegen entschieden empfehle, ebenso wie es in Plau und Malchin geschehen sei, die 3 Hospitäler an das städtische Armen=Institut zu überweisen.

Hiergegen nun aber erhob sich Kleiminger (1839, Mai 31) mit einem ganz entschiedenen Protest. Das würde heißen, die Hospitäler ihrem Stiftungszweck durchaus entfremden. Es sei ein wesentlicher Unterschied zwischen der bürgerlichen Armenpflege, für welche das Armen=Institut bestimmt sei, und der geistlichen Armenpflege, welcher die Hospitäler dienen sollten. Beide ergänzten einander, es sei auch nicht ausgeschlossen, wie es bisher schon geschehen, daß das Armen=Institut aus Stiftsmitteln Beihülfe erhielte, aber durch eine Verschmelzung würde der eigentliche Charakter der Hospitäler als religiöser Stiftungen aufgehoben werden. In erster Linie müßten die Mittel für die geistliche Armenpflege conservirt bleiben; seien Ueberschüsse vorhanden, so liege es am nächsten, sie für die Bedürfnisse des Schulwesens zu verwenden. Er schloß mit erneuetem, entschiedenem Protest gegen den Vorschlag des städtischen Departements.

Hierauf entschied ein Regiminal=Rescript (1840, April 2), daß die Ueberweisung an das Armen=Institut zwar vorbehalten bleiben, für jetzt aber unterbleiben solle. Man ist auch später nicht darauf zurückgekommen.

Dagegen tauchten einige Jahre später andere Pläne auf, welche doch auch eine wesentliche Verwandlung des bisherigen ursprünglichen Charakters der Stiftungen bezielten.

Im Jahre 1847 (Juli 9) erstattete das städtische Departement ein neues Erachten, betreffend zweckmäßigere Einrichtung der Sternberger Hospitäler. Es geht davon aus, daß der frühere, von Kleiminger zurückgewiesene Vorschlag (Ueberweisung an das Armen=Institut), wiewohl die Allerhöchste Entscheidung noch vorbehalten sei, nicht erneuert werden dürfe, nachdem inzwischen durch Rescript vom 11. April 1844 (betreffend Abhülfe des ungenügenden Zustandes der landesherrlichen Finanzen) folgende Grundsätze als maßgebend aufgestellt worden seien: 1) Solche Institute, die im Laufe der Zeit oder durch andere neue Einrichtungen entbehrlich geworden sind, sind auch formell zu beseitigen, damit Zeit, Kraft und Geld für die Bedürfnisse der Gegenwart gewonnen werden. 2) Die Revenüen der städtischen pia corpora sind, bei Conservirung der Substanz, auf eine anderweitige, den Zeitbedürfnissen mehr entsprechende Weise zu verwenden, soweit nicht Bestimmungen der Stifter entgegenstehen; namentlich ist bei Hospitälern und Armenhäusern auf Abschaffung

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der Gebäude und Vereinfachung der Administration Bedacht zu nehmen. - Bei Anwendung dieser Grundsätze auf die Sternberger Hospitäler sei nun zu beachten, daß dieselben für den ursprünglichen Zweck, die gewöhnliche Armenpflege, nachdem inzwischen 1844 das städtische Armeninstitut neu geordnet worden, überflüssig geworden seien und sich in ihrer inneren, zunächst auf Führung eines gemeinsamen geistlichen Lebens berechneten Einrichtung längst überlebt hätten; sowie daß Stiftungsurkunden, durch welche man gebunden sein könnte, nicht mehr vorhanden seien. Daraufhin macht das städtische Departement nun folgende Vorschläge: 1. Die Gebäude werden veräußert. 2. Der Erlös wird zum Capital geschlagen. 3. Die drei Hospitäler werden vereinigt. 4. Die unentgeltliche Administration wird einer eigenen Behörde überwiesen, bestehend aus dem Superintendenten, dem Bürgermeister und einem Bürger, welcher ein cautionsfähiger, besoldeter Berechner beigeordnet ist. 5. Die Substanz ist stets ungeschmälert zu erhalten. 6. Die jährlichen Aufkünfte werden zur Hälfte für Schulzwecke verwendet, zur Hälfte für verschämte Arme, d. h. solche hülfsbedürftige Orts=Einwohner, welche keinen Anspruch auf die Orts=Armenkasse haben. 7. Die Bestimmung über diese Unterstützungen hat die Verwaltungsbehörde. 8. Von den Beneficiaten wird keine Gegenleistung gefordert. 9. Die Rechnung wird von der Verwaltungsbehörde aufgenommen und von der Regierung superrevidirt.

Kleiminger, zum Bericht erfordert (1847, August 11), erklärt sich im Allgemeinen einverstanden bis auf 2 Punkte: 1. Der Abbruch der Kirche würde sowohl von den Hospitalbewohnern - so lange noch solche da sein würden - als auch von der Gemeinde sehr beklagt werden; 2. die Theilnahme des Bürgermeisters sei bedenklich, wenn die Hospitäler, was sie doch sollen, pia corpora bleiben sollen.

Darauf erging unter dem 4. März 1848 ein "Landesherrlich bestätigtes Regulativ für die Reorganisation und künftige Verwaltung der unter dem Namen St. Georg Stift vereinigten drei Hospitäler zu Sternberg".

Dasselbe geht wie das Erachten des städtischen Departements von der Voraussetzung aus, daß die ursprüngliche Bestimmung, nämlich die der Armenversorgung, durch das im Anfang des Jahrhunderts begründete, 1844 umgestaltete städtische Armenwesen hinfällig geworden sei, daß die bisherige, auf Führung eines gemeinsamen geistlichen Lebens berechnete Einrichtung sich völlig überlebt habe, und daß keine Stiftungs=Urkunden vorhanden, also der Wille

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der Stifter unbekannt sei. Somit sei eine zeitgemäße Umgestaltung möglich und nothwendig. Die Hauptpunkte sind folgende: 1. Die drei Hospitäler werden vereinigt. 2. Sobald die derzeitigen Hospitaliten ausgestorben oder abgefunden sind, soll das Hospitalgebäude - event. an die Stadt zum Armenhause - veräußert, und auch - entgegen der Vorstellung Kleimingers - die Kirche auf Abbruch verkauft werden. 3. Der Erlös zusammen mit allem vorhandenen Capital soll - freilich im Widerspruch mit der Bestimmung des Vergleichs von 1792 - zum Ankauf von Grundstücken verwendet, und das Vermögen stets unangetastet bleiben. 4. Die jährlichen Aufkünfte sollen, nach Abzug der Verwaltungskosten, theils für die Sternberger Schule, theils für verschämte Arme verwendet werden: die Bestimmung steht bei der Regierung; die Aufwendungen aber für verschämte Arme erfolgt auf Vorschlag des Superintendenten und eines angesehenen Bürgers (die Betheiligung des Bürgermeisters also ist entsprechend dem Vorschlage Kleimingers unterblieben; andererseits freilich auch nicht eine Verwaltungsbehörde geschaffen). 5. Zur Verwaltung wird ein Provisor bestellt, welcher in derselben Weise Rechnung ablegt, wie sonst die Berechner von Kirchen und milden Stiftungen landesherrlichen Patronates.

Zunächst wurde nun der jetzt definitiv zum Provisor des vereinigten St. Georg=Stiftes bestellte Pastor Gaedt beauftragt, mit den vorhandenen Hospitaliten zu verhandeln, um sie zu bestimmen, gegen entsprechende Abfindung auf ihre Präbende und die Wohnung im Hospitalgebäude zu verzichten. Aber er mußte unter dem 23. Mai 1848 berichten, daß dieselben ungeachtet aller Vorstellungen sich nicht darauf einlassen wollten und dringend bäten, sie zu belassen. Er seinerseits tritt dieser Bitte bei, da von den 10 Insassen 8 schon über 70 oder nahe an 70 Jahre alt seien, sodaß sie, aus dem Hause gewiesen, hülflos dastehen würden, und da außerdem die Abfindungsgelder den Erlös aus dem Verkauf des Hauses übersteigen würden. Sein Vorschlag geht dahin, die Insassen aussterben zu lassen, bis dahin die vacant werdenden Räume zu vermiethen, darnach aber das Haus zu verkaufen.

Dieser Vorschlag wurde (1848, Mai 25) von der Regierung angenommen.

So war denn den Hospitälern bezüglich ihrer bisherigen eigentlichen Bestimmung das Todesurtheil gesprochen, und nur der Widerstand der Hospitaliten hatten eine Aufschiebung der Ausführung bewirkt.

Dieser Aufschub aber wurde das Mittel zur Rettung. Denn inzwischen ging die Ausübung der oberbischöflichen Rechte an den

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neu errichteten Oberkirchenrath über, welcher bald dem hiesigen St. Georgs Stift seine Aufmerksamkeit zuwendete. Schon unter dem 28. Jimi 1851 hatte Pastor Gaedt dem Oberkirchenrath einen Etat über das Stift einzureichen. Derselbe lautete dahin:

Einnahme:

I. Zinsen 280 Thlr.
II. Stehende Hebungen 120 "
III. Miethe 70 "
IV. Pächte 790 "
------ -------- -------
1260 Thlr.

Ausgabe

I. An die Hospitaliten und den Betvater 235 Thlr.
II. Feststehende Gehalte 470 "
III. An öffentliche Cassen 125 "
IV. Baukosten 50 "
V. An die Schulkasse 160 "
VI. Sonstige Ausgaben 20 "
------ -------- -------
1060 Thlr.

Jährlicher Ueberschuß: 200 Thlr.

Durch Krankheit und Tod des Oberkirchenraths zur Nedden wurde die Regelung der Sache verzögert. Aber im Jahre 1856 wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen, welche schließlich zu dem unter dem 19. December 1857 bestätigten neuen Regulativ führten, auf welchem nunmehr der Bestand und die Verwaltung des Stiftes beruht.

Das Hospitalgebäude und die Kirche sind conservirt. Ersteres ist umgebaut und bestimmt, ständig 10 bis 12 Insassen zu beherbergen, welche unter der Leitung eines aus ihrer Mitte zum Betvater bestellten in alter Weise ein durch christliche Hausordnung geregeltes Gemeinschaftsleben führen. Sie genießen gegen früher etwas erhöhte Emolumente. Das Einkaufsgeld beträgt 150 Mk. Allmonatlich einmal halten die Prediger in der Kirche Bibelstunde für die Hospitaliten. Außerdem dient die Kirche zugleich der Gemeinde für die altherkömmlichen 5 Fasten= und Communion=Gottesdienste nebst dem Neujahrsgottesdienst, sowie für andere etwa einzurichtende Nebengottesdienste. Die Verwaltung des Stiftes steht bei dem Vorstande, welcher aus den beiden Predigern und zwei Bürgern besteht. Der erste Prediger als Provisor hat den

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Vorsitz und die Berechnung, welche er in derselben Weise ablegt, wie sonst die Berechner kirchlicher Stiftungen landesherrlichen Patronates. Die Einnahmen des Stiftes, welche in neuerer Zeit sich erheblich vermehrt haben, werden, soweit sie nicht durch die Leistungen an die Hospitaliten, durch die Verwaltungs= und Baukosten, sowie andere feststehende Abgaben absorbirt sind, zu einem nicht unbedeutenden Theil für Unterhaltung des inzwischen aus der kirchlichen in die städtische Verwaltung übergegangenen Schulwesens, ausnahmsweise auch für Erfordernisse des Kirchendienstes, vornehmlich aber für Wohlthätigkeitszwecke verwendet.

 

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III.

Die Erwerbung des Landes Stargard

durch Fürst Heinrich II.

Von

Karl Koppmann.

~~~~~~~~~~~~~

U eber die meklenburgisch=brandenburgischen Beziehungen zur Zeit des Fürsten Heinrich des Löwen handeln zwei Rostocker Dissertationen: W. Ketel, Die Beziehungen Mecklenburgs und der Grafschaft Schwerin zur Mark Brandenburg in den Jahren 1291 bis 1329, Rostock 1875, und Th. Fischer, Heinrich der Löwe von Mecklenburg. I. Seine Beziehungen zu Brandenburg. II. Seine Kämpfe gegen Wismar und Rostock, Schwerin i. M. 1889. Wirft man die Frage auf, wie sich diese Arbeiten zu dem trefflichen Buche Bolls, Geschichte des Landes Stargard bis zum Jahre 1471, verhalten, so ist diese dahin zu beantworten, daß Ketel, der sonst gewissenhaft citirt, es leider gar nicht gekannt hat, während Fischer, der es überhaupt nicht liebt zu citiren, es regelmäßig nur da anführt, wo er meint, ihm widersprechen zu müssen, was meistens in denjenigen Fällen geschieht, in denen das inzwischen erschienene Meklenburgische Urkundenbuch das Material zur Berichtigung an die Hand gegeben oder diese selbst schon vorgenommen hat.

Bei meiner Ausgabe der Detmar=Chronik habe ich, was ich nunmehr lebhaft bedaure, Bolls Buch ebenfalls nicht benutzt. Gebraucht und angeführt von mir wurde dagegen der sorgsam gearbeitete Aufsatz Heidemanns in den Forschungen zur Deutschen Geschichte, Bd. 17, den Ketel nicht gekannt, Fischer jedenfalls nicht citirt hat. Die Arbeit Ketels war mir bekannt da sie aber dem, der das Quellenmaterial übersieht, nichts Neues bietet, so hatte ich keine Veranlassung, ihrer Erwähnung zu thun.

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Die Schrift Fischers reizt zu ausdrücklichem Widerspruch und da die Erwerbung des Landes Stargard zu den hervorragenden Ereignissen der Landesgeschichte gehört, so möge man mir ein nochmaliges Vorführen der uns darüber bekannten Nachrichten freundlichst gestatten. Eine darstellende Geschichte dieser Erwerbung ist nicht beabsichtigt; am liebsten würde ich eine solche in einer Ueberarbeitung des Bollschen Buches sehen.


In deme jare Cristi 1292 in deme daghe sancti Tiburcii, so erzählt uns Detmar in seiner Lübischen Chronik 1 ), do untfink her Hinric van Mekelenborch sine brut, de het Beatrix, in der stad to Nygen Brandenborch; ze was en dochter marcgreven Albertes von Brandenborch. - Bevor dieses Beilager stattfinden konnte, mußte die Dispensation von einem Ehehinderniß nachgesucht werden. Am 23. December 1291 ermächtigte Papst Nicolaus IV. den Propst Conrad von Brandenburg, die Verlobten von dem Hinderniß der Verwandtschaft im vierten Grade zu dispensiren, und am 22. März 1292 ertheilte Propst Conrad von Brandenburg diesem Auftrage gemäß die Dispensation 2 ).

Auskunft über die Art dieser Verwandtschaft zu geben, scheint Fischer nicht für nöthig zu halten. Boll (1, S. 100) meinte, sie beruhe darauf, daß die Vaterschwester der Braut, Mathilde, Tochter Ottos III. von Brandenburg, sich in dritter Ehe vermählt habe mit Barnim I. Von Stettin, der durch seine Tochter Anastasia der Großvater des Bräutigams war. Das Richtige giebt Wigger 3 ), indem er die gemeinsame Abstammung von Mestwin I. von Pommerellen († 1212) nachweist, der Braut durch Sambor II., Margarethe, Gemahlin König Christophs von Dänemark, und Mathilde, Gemahlin Albrechts III. von Brandenburg, des Bräutigams durch Miroslava, Gemahlin Bogislavs II. von Stettin, Barnim I. und Anastasia, Gemahlin Heinrichs I. von Meklenburg. Daß Fischer seinen Helden in dem ersten Satze seiner Schrift "den Sohn Johanns von Mecklenburg" nennt, beruht auf einer Nachlässigkeit, wie sie nicht vorkommen sollte 4 ).

Ueber das Datum des Beilagers besteht Zweifel; die Einen denken an den 14. April, die Andern entscheiden sich für den


1) Die Chroniken der deutschen Städte 19, S. 373.
2) M. U.=B. 3, Nr. 2138, 2159.
3) Mekl. Jahrb. 50, S. 159 -160.
4) In Folge gleicher Nachlässigkeit begegnet uns auf S. 42 ein "Johann der Pilger".
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11. August. Rudloff (Mekl. Gesch. 2, S. 103) läßt das Beilager am 14. April 1292 stattfinden und beruft sich dabei (2, S. 104, Anm. m) auf Detmar und die Dispensation des Propsten Conrad, die er durch Chemnitz kennt und irrthümlich von 1292, Mai 22, datirt. Boll (1, S. 101) nimmt den Tiburtiustag für den 11. August und bemerkt dazu (Anm. 2): "Gewöhnlich wird der 14. April als Vermählungstag angegeben, der allerdings den Namen des heil. Tiburtius führt. Damit läßt sich nicht vereinigen, daß die Päpstliche Dispensation erst am 22. Mai mitgetheilt wurde. Der 11. August ist im alten Kalender der dies natalis (Märtyrer=Tag) sancti Tiburtii: dadurch löset sich diese Schwierigkeit". Man sieht, daß der von Boll erhobene Einwand zu seiner Zeit vollständig gerechtfertigt war, und ein Neuerer hätte sieh also damit begnügen können zu sagen, derselbe sei durch den Abdruck der betreffenden Urkunde von 1292, März 22, im Mekl. U.=B. hinfällig geworden. Fischer (S. 4, Anm.) polemisirt dagegen folgendermaßen: "Boll in der Geschichte Stargards setzt die Dispensationsurkunde Conrads auf den 22. Mai an. Darnach konnte die Hochzeit allerdings nicht schon am 14. April, also vor der Dispensation, vor sich gehen, und Boll konstruirt sich daher mit vieler Mühe den 11. August heraus. Jedoch nach dem Mekl. Urk.=Buch Nr. 2159 trägt die Urkunde das Datum XI. Kalendas Aprilis, was auf unsern Kalender übertragen gleich dem 22. März ist. Damit fällt Bolls Conjectur und wir können den 14. April festhalten". Der Verfasser macht also erstens Boll für einen Irrthum Rudloffs verantwortlich, meint zweitens, seinen Vorgänger über Etwas belehren zu müssen, was dieser zweifelsohne schon als Schüler gewußt hat, läßt drittens "damit" die Conjectur hinfällig werden, wo doch nur der Einwand gegen den 11. April, beziehentlich die darauf beruhende Nothwendigkeit einer andern Datirung, beseitigt worden ist, sagt viertens in mir völlig unverständlicher Weise, Boll habe sich den 11. August "mit vieler Mühe" construirt, und meint schließlich: "wir können den 14. April festhalten". Mit keinem Wort spricht er dagegen darüber sich aus, daß erstens sowohl der 11. August, wie der 14. April ein Tiburtiustag ist, und daß zweitens nicht nur Boll, sondern auch Wigger 1 ) und ich 2 ) uns für den 11. August entschieden haben. Sollte er in letzterer Beziehung gemeint haben, wir seien darin nur Boll gefolgt, so muß ich das für mich, der ich Boll, wie bereits erwähnt, bei der Detmar=Ausgabe nicht benutzt habe, und darf es wohl auch


1) Mekl. Jahrb. 50, S. 160.
2) Städte=Chroniken 19, S. 373, Anm. 2.
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für Wigger bestreiten. Mein Grund war der, daß gewöhnlich der 11. August als Tiburtius, der 14. April aber als Tiburtius und Valerianus bezeichnet wird, z. B. im Nekrolog des Domcapitels zu Hamburg (herausg. v. Koppmann) August 11: Tiburcii martiris; im Nekrolog des Klosters Cismar (herausg. v. Kohlmann) April 14: Tiburtii et Valeriani et Maximi martirum, August 11: Tiburcii martiris, im Merseburger Todtenbuch (herausg. v. Dümmler) Apr. 14: S. Tyburtii Valeriani mart., August 11: S. Tiburtii mart., und daß es demgemäß bei Grotefend heißt: "Tiburtius m. 11. Aug., häufiger aber noch Tiburtius et Valerianus (et Maximus) mm. 14. April". Es ist also der 14. April nicht einfach festzuhalten, sondern als das richtige Datum Boll, Wigger und mir gegenüber nachzuweisen. - In Urkunden begegnet uns als Tiburtiustag der 14. April häufig (z. B. im M. U.=B. 3, Nr. 1724: Tyburcii et Valeriani, Nr. 2112: Thiburcii et Valeriani, Nr. 2221: Tyburcii et Valeriani, Nr. 2393: Tyburcii et Valeriani), der 11. August selten, weil dieser gewöhnlich mit Rücksicht auf einen bekannteren Heiligen als der Tag nach dem heil. Laurentiustag (M. U.=B. 3, Nr. 1692, 2176) bezeichnet wird. Als Tiburtiustag schlechtweg wird der 14. April von der Universität Rostock gebraucht: "Die Wahl des Rectors, sagt Krabbe 1 ), fand alle halbe Jahre Statt; für den Winter am Dionysiustage, den 9. October, für den Sommer am Tiburtiustage, den 14. April" und bei Hofmeister heißt es 2 ): "Die nach Heiligentagen angegebenen Daten sind in den Anmerkungen aufgelöst, nur für die stets wiederkehrenden Zeitbestimmungen Tiburcii (14. April) . . . ist dies unterblieben". Wäre diese Bezeichnungsweise in Meklenburg schon im 13. Jahrhundert allgemeiner üblich gewesen (Grotefend giebt S. 96 nur ein Beispiel aus dem 14r Jahrhundert aus Schlesien), so wäre das Beilager, da Detmar vermuthlich eine aus dem Kloster Ribnitz erhaltene Nachricht wiedergibt, mit größter Wahrscheinlichkeit dem 14. April zuzusprechen: bis ein solcher Nachweis geliefert ist, hat der 11. August das größere Anrecht.

Die Heirath wurde von Seiten des Markgrafen Albrecht und des Fürsten Heinrich deshalb gewünscht: quod abolim inter eos, parentes, consanguineos et amicos eorum . . . gravia werrarum discrimina suscitata fuerunt, quorum occasione preter non modica dampna rerum plura personarum et animarum pericula


1) Die Universität Rostock im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert S. 79 - 80.
2) Die Matrikel der Universität Rostock I, S. XVIII.
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evenerunt, et ne graviora evenire contingant, verisimiliter dubitatur; man wußte zur Vermeidung solcher Gefahren kein anderes Mittel (cum aliud in hac parte nequeat adhiberi remedium) als diese Heirath.

Markgraf Albrecht von Brandenburg war ein Sohn des Markgrafen Otto III., der zusammen mit seinem Bruder Johann I. 1236, Juni 20, durch Auflassung des Herzogs Wartislav von Pommern das Land Stargard erhalten hatte 1 ) und bei der vor 1259, Januar 11, erfolgten Landestheilung in den alleinigen Besitz desselben gekommen war 2 ). Bei seinem Tode (1267, Oct. 9) 3 ) hinterließ Otto vier Söhne, Otto den Langen, Albrecht, Johann und Otto den kleinen; Johann starb 1268; Otto der Lange und Albrecht regierten Anfangs gemeinschaftlich, nahmen aber 1284 eine Theilung vor, bei welcher das Land Stargard Albrecht zufiel 4 ). Von seiner Gemahlin Mathilde, einer Tochter des Königs Christoph von Dänemark, hatte Albrecht damals vier Kinder: Beatrix, Margarethe, Otto und Henning. Die beiden Söhne starben vor dem Vater; Margarethe, die verlobte Nicolaus des Kindes, Wittwe des Königs Przemislav II. von Polen († 1296, Febr. 6 oder 8), heirathete 1302 den Herzog Albrecht von Sachsen=Lauenburg, und bei dieser Gelegenheit berichtet uns Detmar 5 ): de van Mekelenborch hadde ere suster, dar mede eme wart dat land to Stargharden. Markgraf Albrecht starb im Jahre 1300: sein Neffe Hermann, Sohn Ottos des Langen, bestätigte November 5 die Bewidmung des Klosters Himmelpfort, quia ex antiqua hereditatis successione ad terram et bona ejusdem nostri patrui simus ab imperio inpheodati 6 ); sein Schwiegersohn Heinrich bestätigte November 11 Verfügungen zu Gunsten des Klosters Wanzka ad peticionem ipsius (domini Alberti marchionis) 7 ); sein Todestag war vermuthlich der 19. November 8 ).

In einem Vertrage von 1304, Januar 15, bekennt Markgraf Hermann, er habe "ghelaten van der ansprake, de wi hadden an dem lande to Stargarde", und mit demselben beliehen Herrn Heinrich von Meklenburg "to rechteme lene", sowie auch dessen


1) M. U.=B. 1, Nr. 457, Boll 1, S. 44.
2) M. U.=B. 2, Nr. 833; Boll 1, S. 74.
3) Boll 1, S. 78.
4) Boll 1, S. 93.
5) Städte=Chroniken 19, S. 390-391.
6) M. U.=B. 4, Nr. 2636.
7) M. U.=B. 4, Nr. 2637, 2638.
8) Boll 1, S. 121.
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Gemahlin Beatrix "to eneme rechten lifghedinghe"; erzielt Heinrich Erben, so wird er diese ebenfalls beleihen, stirbt er ohne Erben, so fällt das Land an ihn und seine Kinder zurück; für diese Beleihung zahlt ihm Heinrich 5000 Mk. Silbers, nämlich 3000 Mk., die er Markgraf Albrecht schuldig war, und 2000 Mk. außerdem (dar ghift he us twe dusent mark to); wegen der 3000 Mark soll Abrechnung stattfinden: kann er nachweisen, daß er, Heinrich, Markgraf Albrecht mehr als 3000 Mark schuldig geblieben ist, so soll er dies ebenfalls bezahlen, andernfalls soll Heinrich beschwören, die Zahlung bis auf 3000 Mk. geleistet zu haben; zu Mittfasten will er Heinrich die Briefe zurückgeben, die er Markgraf Albrecht ausgestellt hat. 1 )

Mit Bezug auf diesen Vertrag meint Rudloff, Markgraf Albrecht scheine "seinem Schwiegersohne" die künftige Erbfolge in dem zu Brandenburg gehörigen Lande Stargard, gegen eine baare Herausgabe von 3000 Mark Silbers, statt des Brautschatzes, angerechnet zu haben", nach seinem Tode aber habe Heinrich, obwohl Markgraf Hermann kein Bedenken getragen habe, "Stargard als einen Theil des mecklenburgischen Eigenthums zu betrachten", "wegen des Widerspruchs der übrigen Markgrafen" nicht sofort, sondern erst 1304, Jan. 15, in den wirklichen Besitz desselben gelangen können 2 ). In ähnlicher Weise sagt Boll 3 ): "Wahrscheinlich kaufte Heinrich das Land Stargard von seinem Schwiegervater, um es unter einem Rechtstitel zu besitzen, und die Mitgift seiner Gemahlin wurde auf die Kaufsumme abgerechnet: darauf scheint später der Wittmannsdorfer Vertrag zu deuten"; die Zeit dieser Handlung setzt er hinter den Tod der Söhne Albrechts, in die letzte Hälfte des Jahres 1298 oder ins Jahr 1299. Fischer bestreitet Bolls Annahme und stellt die Meinung auf, Markgraf Albrecht habe Heinrich das Land vermacht (S. 7) und das Schuldverhältniß habe mit der Erwerbung nichts zu thun (S. 13). Indessen liegt hier offenbar weder ein Verkauf, noch ein Legat, sondern eine Belehnung vor und ebenso offenbar steht mit dieser das Schuldverhältniß in Verbindung. Durch Markgraf Albrecht ist geschehen, was nunmehr (1304) durch Markgraf Hermann geschieht, die Belehnung Heinrichs "to rechteme lene" und diejenige seiner Gemahlin "to eneme rechten lifghedinghe". Für die jetzige Belehnung zahlt Fürst Heinrich 2000 Mark an Markgraf Hermann, für die ursprüngliche Be=


1) M. U.=B. 5, Nr. 2903.
2) 2, S. 104-105, 194.
3) 1, S. 117.
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lehnung hat er sich Markgraf Albrecht zur Zahlung einer größeren Summe verpflichtet, von der er diesem bei seinem Tode noch wenigstens 3000 Mark schuldig gewesen ist; auch diesen Rückstand verpflichtet er sich nunmehr an Markgraf Hermann abzutragen. Wie groß die ursprüngliche Summe war oder wie viel Fürst Heinrich abbezahlt zu haben behauptete, wissen wir nicht: die Summe selbst und die Zahlungstermine waren in den Briefen verzeichnet, die ihm Mittfasten zurückgegeben werden sollten. Der Zweifel über den eigentlichen Betrag des Rückstandes war insofern möglich, als die Leistung einer oder mehrerer Theilzahlungen von der einen Seite behauptet, von der andern bestritten werden konnte.

Wann die ursprüngliche Beleihung Heinrichs mit Stargard erfolgt sei, läßt sich insofern nicht mit Sicherheit sagen, als wir die betreffenden Urkunden nicht besitzen. Detmars Angabe aber, mit der Beatrix sei dem Fürsten Heinrich das Land Stargard geworden, und die Nachricht der Chronik der brandenburgischen Markgrafen: Albertus . . . genuit insuper duas filias, quarum unam tradidit domino Henrico Magnopolensi, cum qua terram Stargardensem donavit, können bei unbefangener Interpretation nur dahin verstanden werden, daß Beilager und Beleihung gleichzeitig waren, und bei den Worten der päpstlichen Dispensations=Urkunde, daß die Ehe verabredet sei als das einzige Mittel, neuen Kriegen vorzubeugen, wird man schwerlich nur an das Eingehen eines ethischen Verhältnisses zwischen Markgraf Albrecht und Heinrich von Meklenburg denken können. Wenn dem gegenüber Latomus erzählt, Albrecht habe Heinrich als Mitgift das Land versprochen und nach Albrechts Tode sei der Schwiegersohn in die wirkliche Possession gekommen, so ist das ohne alle Bedeutung, da dieser späte Schriftsteller nur da Beachtung verdient, wo er über uns nicht erhaltene Urkunden verfügt. Fischer meint, Markgraf Albrecht habe keine Veranlassung gehabt, noch bei seinen Lebzeiten "ein so großes Gebiet, das erst seit kurzer Zeit an Brandenburg gefallen war, jetzt schon wieder zu veräußern, zumal seine beiden Söhne noch am Leben waren", aber Einwände solcher Art sind werthlos und sollten deshalb gar nicht vorgebracht werden, denn wenn diese Veräußerung geschah, so hatte der Markgraf zweifelsohne Veranlassung dazu und dem Historiker liegt es ob, ihr nachzuforschen, beziehentlich seine Unfähigkeit, sie aufzufinden, einzugestehen.

Ein Anderes ist es, wenn sich aus Urkunden ergiebt, daß Markgraf Albrecht sich auch nach dem Beilager im Besitz des Landes Stargard befand. Daß dies der Fall sei, haben schon Rudloff und Boll erkannt: beide beziehen sich auf die Urkunde, in welcher Albrecht

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1298, Mai 15, dem Comthur Ulrich Swave das freie Eigenthum der beiden Dörfer Groß= und Klein=Nemerow schenkt 1 ), Boll berichtet auch, daß der Markgraf 1298, Juni 12, zu Gunsten Woldegks in Woldegk urkundet 2 ), und 1298, Juni 24, in Lychen das Kloster Wanzka mit 100 Pfund Hebungen aus stargardischen Dörfern begabt 3 ). Es ist also weder neu, noch vollständig, wenn Fischer (S. 6) sagt: "Aber auch Urkunden beweisen, daß Albrecht noch im Jahre 1298 im Besitze von Stargard gewesen ist. Denn unter dem 24. Juni 1298 schenkt er dem Kloster Wanzka 100 Pfund jährlicher Hebungen aus einer Reihe stargardischer Dörfer".

Am 25. November 1299 bewidmet Markgraf Albrecht das in terra nostra Lychen gestiftete Kloster Himmelpfort und weist ihm unter Andern an: centum mansos in terra nostra Stargardensi, quos filio nostro charissimo domino Henrico Magnopolensi in villis videlicet Nedemin, Werben, Wlotouu commisimus demonstrandos. "Das Land Stargard", sagt dazu Boll (1, S. 110), "war also jetzt factisch im Besitz seines Schwiegersohnes". Fischer (S. 6) Vermag freilich "einen factischen Besitz . . . aus dieser Stelle nicht zu ersehen", aber sein Einwand, die von dem Markgrafen gebrauchten Ausdrücke in terra nostra und dedimus seien "zu sehr im landesherrlichen Ton gesprochen, als daß man annehmen könnte, der Markgraf habe Stargard bereits definitiv abgetreten", hat keine Bedeutung, da der Markgraf als Lehnsherr des Landes diese Ausdrücke sehr wohl gebrauchen konnte, und seine Auffassung der Stelle (S. 7): "Wir haben Heinrich anvertraut, die Hufen zu überweisen, nämlich, wenn das Kloster gebaut wird, was bei unseren Lebzeiten wohl nicht mehr geschehen wird", "eine Art testamentarischer Verfügung an seinen Nachfolger", ist völlig haltlos, wie sich schon daraus ergiebt, daß es in derselben Urkunde weiter heißt: Item viginti solidos eorundem novorum denariorum Brandenburgensium dedimus dicte ecclesie in civitate Lychen, quos advocato nostra Henrico Crouuel commisimus demonstrandos, tres solidos super area argillosa, sita juxta stagnum, quod dicitur Diepe Worll, item duos solidos super insula sita apud stagnum Lesth, item quindecim solidos in censu quinque mansorum ejusdem civitatis singulis annis percipiendos. Auffällig ist, daß der Markgraf bei der Erneuerung dieser Bewidmung von 1300, Februar 2 4 ), die 100 Hufen im Stargardischen nicht erwähnt.


1) M. U.=B. 4, Nr. 2499; Rudloff 2, S. 104, Boll 1, S. 114-115.
2) M. U.=B. 4, Nr. 2509; Boll 1, S. 116.
3) M. U.=B. 4, Nr. 2510; Boll 1, S. 116.
4) M. U.=B. 4, Nr. 2597 und Anm.
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Am 27. August urkundet Albrecht in Eberswalde zu Gunsten der Stadt Wesenberg 1 ), 1300, Nov. 5, bestätigt sein Lehnserbe Markgraf Hermann ebendaselbst die Bewidmung Himmelpforts ipso patruo nostro cum fratribus ejusdem ecclesie nos rogante 2 ) Nov. 11, bestätigt Fürst Heinrich, quoniam . . . voluntatem supradicti domini Alberti marchionis, illustris principis, in omnibus, quibuscumque possumus, cupimus adimplere, zwei Verfügungen desselben zu Gunsten des Klosters Wanzka, und zwar sind die betreffenden Urkunden zu Stargard ausgestellt 3 ).

Am 30. Januar 1302 schenkt Fürst Heinrich der Comthurei Nemerow das Patronatsrecht der Kirche zu Lychen 4 ) am 24. März bestätigt Markgraf Hermann diese Schenkung, quia dictus noster sororius, dominus Heinricus Magnopolensis, terram et civitatem Lychen predictam a nobis tenet in feodo 5 ), und am 8. Nov. bestätigt er der Comthurei alle ihre Besitzungen in terra domini Magnopolensis sita 6 ). Desgleichen begabt Fürst Heinrich 1302, Aug. 15, die Stadt Wesenberg mit der Feldmark Pomel 7 ). Aus diesen Urkunden folgert Boll (1, S. 124), daß Markgraf Hermann dem Fürsten "das Land Stargard in weiterem Sinne, mit Lychen und Wesenberg", zu Lehn gegeben habe. Fischer (S. 8) vermag freilich "dieser Vermuthung, die durch keine Urkunde bestätigt wird, . . . nicht beizustimmen", führt dann aber sofort (S. 9) die Urkunde von 1302, März 24, an, die das Lehnsverhältniß Heinrichs in Bezug auf das Land Lychen ausdrücklich bezeugt. Aus dieser Urkunde wittert er heraus, weil Ulrich Swave volens sibi et suo ordini . . . sinistra velud sapiens dubia precavere, die Bestätigung des Lehnsherrn nachsucht, und weil Markgraf Hermann die Klausel gebraucht, si (donacio) facta est debite, und am Schluß hinzufügt: et si dicta civitas Lychen ad nos processu temporis devoluta fuerit, donacionem ipsam gratam tenebimus atque ratam, die Bestätigung (soll heißen Schenkung) Heinrichs sei in des Markgrafen Augen "keine rechtsgültige" gewesen und dieser spreche deutlich genug die Hoffnung aus, "daß er sich über kurz oder lang wieder in den Besitz des Landes setzen werde". Aber wenn wir wissen, daß der Vertrag von 1304, Jan. 15, be=


1) M. U.=B. 4, Nr. 2625.
2) M. U.=B. 4, Nr. 2636.
3) M. U.=B. 4, Nr. 2637, 2638.
4) M. U.=B. 5, Nr. 2781.
5) M. U.=B. 5, Nr. 2791.
6) M. U.=B. 5, Nr. 2827.
7) M. U.=B. 5, Nr. 2815.
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stimmt, das Land Stargard solle an Brandenburg heimfallen, falls Fürst Heinrich keine Erben hinterlasse 1 ), und daß aus dessen Ehe mit Beatrix nur eine Tochter Mechthild hervorgegangen, beziehentlich am Leben geblieben war, so liegt doch die einfache Erklärung, weshalb Ulrich Swave die Bestätigung des Markgrafen nachsucht und weshalb dieser von der Möglichkeit eines Heimfalls redet, auf der Hand. In dem genannten Vertrage verleiht Markgraf Hermann das Land Stargard mit Ausnahme der Münze zu Lychen; es wird also auch hier, wie Fischer (S. 8) anerkennt, Lychen "als mit zu Stargard gehörend angesehen"; den Vorbehalt wegen der Münze nennt dieser (S. 9) etwas geheimnißvoll "ein sehr bedeutsames Vorrecht".

"Aus allen diesen Gründen", sagt Fischer (S. 9), "müssen wir also annehmen, daß sich Heinrich mit Gewalt der Lande Lychen und Wesenberg bemächtigt hat". Ich sehe in Bezug auf Lychen, von dem Markgraf Hermann ausdrücklich sagt, daß Fürst Heinrich es von ihm zu Lehn trage, nicht einmal eine Möglichkeit, geschweige denn eine Nöthigung zu solcher Annahme, und wenn Wesenberg, wie Fischer (S. 8) mit Boll (S. 128, Anm. 2) annimmt, beim Vertrage von 1304, Jan. 15, "mit eingeschlossen" war, so ist kein Grund ersichtlich, weshalb es nicht gleich Lychen schon früher durch Verleihung des Markgrafen Hermann an Fürst Heinrich gekommen sein sollte.

Festgestellt ist demnach, daß Heinrich vor 1299, Nov. 25, durch Markgraf Albrecht mit Stargard und vor 1302, Jan. 30, beziehentlich März 24, durch Markgraf Hermann mit Stargard und Lychen, vermuthlich auch mit Wesenberg, belehnt worden war. Den Titel dominus Mychelburgensis et de Stargarde führt er zuerst 1302, Juni 24 2 ).

Aus welchen Ursachen nun die Streitigkeiten zwischen Markgraf Hermann und Fürst Heinrich entstanden, die durch den Vertrag von 1304, Jan. 15, geschlichtet wurden, läßt sich nur vermuthungsweise erkennen. Eine dieser Ursachen war, wie schon Boll (1, S. 126) bemerkt, wahrscheinlich die Geldsumme, welche Heinrich dem verstorbenen Schwiegervater schuldig geblieben war. sei es, daß sich beide nur über die Größe des Restbetrages nicht einig werden konnten, oder daß Heinrich diese Zahlung dem Nachfolger seines


1) M. U.=B. 5, Nr. 2903.
2) M. U.=B. 5, Nr. 2806, 2872; Wigger in Mekl. Jahrbb. 50, S. 159. Nach Rudloff 2, S. 195 hätte Heinrich den Titel erst nach dem Vertrage von 1304, Jan. 15, angenommen; ihm folgt Ketel S. 9. Boll und Fischer äußern sich darüber nicht.
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Schwiegervaters zu leisten überhaupt sich weigerte. Eine zweite war vielleicht die Erbverbrüderung, welche Heinrich mit Nicolaus von Werle 1302, Jan. 27, eingegangen war und durch welche er für den Fall seines kinderlosen Ablebens Nicolaus von Werle, beziehentlich zusammen mit Nicolaus von Rostock, zum Erben seines Landes einsetzte 1 ).

Daß Fürst Heinrich einem Angriff der Markgrafen entgegensah, läßt sich aus dem Bündniß von 1303, Dec. 14, folgern, welches Herzog Johann von Sachsen=Lauenburg mit den Grafen Nicolaus und Gunzelin von Schwerin und Heinrich von Mecklenburg abschloß und in welchem sich der Herzog verpflichtete 2 ), falls sein Bruder Herzog Albrecht marchiones in predictorum dominorum prejudicium in seine Festungen aufnehmen würde, nos ipsos in nostras municiones pro defensione ipsorum intromittemus cum coadjutoribus singulis eorundem; vel si frater noster antedictus cum suis armatis absque municionibus marchionibus servierit, nos quoque idem predictis dominis faciemus. Diesem Bündniß entsprechend, bestimmt der Vertrag Von 1304, Jan. 15 3 ): De greven van Zwerin scholen oc an desser sone wesen; willen se over darinne wesen, so scholen se don, dat use veddere markgreve Otto van user weghene unde de van Meklenborch van erer weghene spreken, dat minne oder recht is." Am 10. Juli vergleichen sich dann die Markgrafen mit Graf Gunzelin und am 1. September mit Graf Nicolaus von Schwerin 4 ).

Zu einem eigentlichen Kriege kam es offenbar nicht; wohl aber war während der Streitigkeiten ein Lehnsmann des Fürsten Heinrich, Bernhard von Peckatel, von diesem abgefallen und hatte sich Markgraf Hermann zugewandt. Bernhard von Peckatel, Burgmann von Prilwitz 5 ), erscheint als Zeuge Heinrichs von Meklenburg in der Urkunde von 1302, Aug. 15 6 ); in dem Vertrage von 1304, Jan. 15, heißt es in Beziehung auf ihn: "Wi hebben oc ghedeghenet, dat de van Meklenborch schal herren Berende van Peccatle en holt herre wesen unde schal ene nicht verdenken, darumme dat to uns he ghekeret was" 7 ). Was ihn zum Abfall bewog, ist uns völlig unbekannt.


1) M. U.=B. 5, Nr. 2780.
2) M. U.=B. 5, Nr. 2894.
3) M. U.=B. 5, Nr. 2903.
4) M. U.=B. 5, Nr. 2940, 2950.
5) Boll 1, S. 163.
6) M. U.=B. 5, Nr. 2815.
7) Vgl. Boll 1, S. 128, 164.
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Von den 3000 Mark, die Markgraf Hermann von Markgraf Albrechts wegen zukamen, und den weiteren 2000 Mark, die ihm selbst vom Fürsten Heinrich zugestanden waren, sollte dieser jährlich 2000 Mark in zwei Terminen (Mai 1 und Nov. 11) abbezahlen und damit am 1. Mai 1304 beginnen. April 3 bekennt Fürst Heinrich, von der Comthurei zu Mirow und von den Comthureien zu Nemerow und Gardow trotz der Bedefreiheit, die er ihnen bestätigt, cum . . . in magna necessitate debitorum ex parte illustris principis marchionis Herrmanni essemus positi, eine freiwillige Geldhülfe empfangen zu haben 1 ).

Aus einer Urkunde von 1304, Sept. 24, in welcher Heinrich der Stadt Friedland und zugleich omnibus nostris vasallis et civitatibus in tota nostra terra Starghardensi existentibus für den Fall, daß er selbst, seine Nachfolger oder die fürstlichen Vögte ihre Privilegien verletzen würden, die Ermächtigung giebt, den jedesmaligen Markgrafen von Brandenburg oder, wenn dieser es ablehne, einen andern Schirmherrn zur Vertheidigung ihrer Rechte und Freiheiten zu erwählen 2 ), zieht Fischer (S. 13) den Schluß, Heinrich scheine "sich im Besitz des Landes keineswegs sehr sicher gefühlt zu haben". Man versteht nur, daß seiner Meinung nach Heinrich sich wegen des Markgrafen Hermann unsicher fühlte, der, wie Fischer (S. 17) wissen will, "den Verlust des Landes Stargard sicherlich niemals" verschmerzt hat; ob er aber die betreffende Ermächtigung als Sicherheitsmaßregel auffaßt oder was er sich sonst bei seinem Schluß denkt, ist mir unerfindlich. Ich kann die Urkunde nur so verstehen, daß das Land Stargard wegen der Furcht vor Verletzung seiner Privilegien beruhigt werden sollte und deshalb die Ermächtigung erhielt, im Notfall bei seinem eigentlichen Herrn, dem Lehnsherrn Albrechts, und eventuell bei einem andern Fürsten um die Vertheidigung dieser Privilegien nachzusuchen.

Auf den Feldzug Heinrichs mit den Markgrafen nach Böhmen will ich mich weiter nicht einlassen. Fischer (S. 14) setzt denselben in die "Mitte des Jahres 1304". Boll (1, S. 130-131) hatte bestimmter gesagt, er müsse "im August d. J. 1304 stattgefunden haben"; da aber Heinrich Aug. 19 für das Kloster Himmelpfort, ohne Ortsangabe, aber doch wahrscheinlich nicht in Böhmen, und die Markgrafen Sept. 1 in Peez (Amts Toitenwinkel) urkunden 3 ), so kann diese Zeitbestimmung nicht richtig sein. Von vornherein


1) M. U.=B. 5, Nr. 2922, 2923; Boll 1, S. 129.
2) M. U.=B. 5, Nr. 2958, Rudloff 2, S. 195; Boll 1, S. 135-138.
3) M. U.=B. 5, Nr. 2948, 2950.
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anzunehmen ist, daß die Aussöhnung der Markgrafen mit den Grafen Gunzelin und Nicolaus von Schwerin, Juli 10 und Sept. 1 1 ), dem Feldzug vorangingen und da das eben erwähnte Privileg Heinrichs für Friedland von Sept. 24 datirt, so folgt, daß der Feldzug nach 1304, Sept. 24, gesetzt werden muß. 1305, im Januar, waren die Markgrafen wieder im Brandenburgischen 2 ). Der Friedensschluß zwischen Wenzel und König Albrecht erfolgte erst 1305, Aug. 5, zu Prag 3 ).

Markgraf Hermann starb im Jahre 1308 4 ) und sein Sohn Johann V. folgte ihm unter Vormundschaft Waldemars (von der Johanneischen Linie) in der Regierung. Mündig ward Johann im Jahre 1314. Am 11. August 1314 zu Templin verband sich Markgraf Waldemar mit Fürst Heinrich und belieh ihn zu rechtem Lehn mit "twehundert harde stucke gheldes in unsem lande, dar it eme allerlegelekist is, der en scal hie nicht vort verlyen. Hierumme scal hie unse man wesen unde tu unsem dieneste sitten" 5 ). Daß bei dieser Belehnung nicht, wie Hvitfeldt meinte, an Stargard zu denken ist, hat schon Boll (1, S. 226 Anm. 1) erkannt; vollständig überflüssig ist also Fischers Bemerkung (S. 19): "Einige sind der Meinung, daß obige Urkunde des Markgrafen eine neue Belehnung Heinrichs mit Stargard enthalte. Ich vermag jedoch nicht den geringsten Anhalt für diese Behauptung zu entdecken", und wenn er hinzufügt: "Und sollte man überdies wohl dem Markgrafen, der schon längst daran dachte, Stargard wieder an Brandenburg zu bringen, eine solche Unvorsichtigkeit oder Perfidie zutrauen", so wäre statt dieses Raisonnements besser die Erörterung der Frage am Platz gewesen, ob nach Markgraf Hermanns Tode überhaupt eine Neubelehnung Heinrichs mit Stargard stattgefunden habe oder nicht. Markgraf Waldemar konnte eine solche nur während der Vormundschaft und im Namen seines Mündels (1308 bis 1314) ertheilen; von Markgraf Johann war eine solche von seiner eben jetzt (1314) erreichten Volljährigkeit ab bis zu seinem Tode (1317) möglich. Bei dem am 24. Nov. 1317 zu Templin geschlossenen Frieden überweist aber Waldemar die Entscheidung


1) M. U.=B. 5, Nr. 2940, 2950.
2) M. U.=B. 5, Nr. 2980, 2982, 2983. Vgl. noch die zu Görlsdorf ausgestellte Urkunde Nr. 2979, deren ungewisses Datum auf Sonnabend vor Judica = April 3 zu reduciren ist (s. Korrespondenzblatt für ndd. Sprachforschung 2 Jahrg. S. 67, Grotefend S. 92).
3) Städte=Chroniken 19, S. 404, Anm. 1.
4) M. U.=B. 5, Nr. 3207.
5) M. U.=B. 5, Nr. 3710.
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wegen der 200 Pfund Brandenburgischer Pfennige, quos dictus noster gener dominus Magnopolensis a nobis in pheodo tenuit, zweien Adligen und sagt alsdann: Contulimus quoque dicto nostro genero domino Magnopolensi terram Stargardie cum omni jure, quo eam a marchione Johanne et suis progenitoribus habuit, possidendam 1 ).

Am 22. September 1314 starb die Gemahlin Heinrichs, Beatrix von Brandenburg 2 ). "Nun konnte, sagt Fischer (S. 20), Waldemar ein, wenn auch nur sehr zweifelhaftes Recht, auf das Land Stargard geltend machen": welches Recht aber Waldemar durch den Tod der Beatrix auf Stargard hatte erwachsen können, das ja nach Fischers Annahme Heinrich von Meklenburg "vermacht" war, ist mir unverständlich. Wahrscheinlich beruht seine Bemerkung auf Bolls Darstellung (1, S. 232): "Nach Kirchberg sandte er (Woldemar) Briefe an Heinrich von Meklenburg und forderte das Land zurück. Allerdings war durch den Tod der Markgräfin Beatrix die dem Heinrich keine Leibeserben nachließ, sein Anrecht an das Land in Zweifel gestellt. Als Heinrich sich aber weigerte, das Land, welches er mit seinem Gelde gekauft, wieder abzutreten, rüstete der Markgraf mit aller Macht, um es ihm mit Gewalt zu entreißen"; aber Boll meint auch (1, S. 117), Markgraf Albrecht habe seinem Schwiegersohn das Land "überlassen", der es ihm abkaufte, "um es unter einem Rechtstitel zu besitzen", und mag an die Mitgift der Beatrix gedacht haben, die seiner Meinung nach "auf die Kaufsumme abgerechnet" worden war. In Wirklichkeit jedoch hatte Waldemar, wenn seine Vormundschaft nunmehr aufgehört hatte, gar nichts mit Stargard zu schaffen, und zweitens konnte der Tod der Fürstin in dem Verhältniß ihres Gemahls zu dessen Lehnslande keine Veränderung verursachen: die Beleihung der Beatrix "to eneme rechten lifghedinghe" war natürlich durch ihren Tod erloschen, Heinrich aber blieb nach wie vor belehnt mit Stargard "to rechteme lene".

Der Friede, welchen die Markgrafen Waldemar und Johann 1315, Juni 10, zu Brudersdorf mit König Erich von Dänemark eingingen 3 ), war von Hvitfeldt irrthümlich ins Jahr 1314 gesetzt worden und mit diesem Irrthum in Riedels Urkundenbuch übergegangen. Boll, dem er nur durch Riedel bekannt war, setzt ihn natürlich (S. 225, Anm. 1) ebenfalls ins Jahr 1314. Es berührt


1) M. U.=B. 5, Nr 3942, S. 317.
2) M. U.=B. 6, Nr. 3714.
3) M. U.=B. 6, Nr. 3767.
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in hohem Grade unangenehm, statt der einfachen Bemerkung: Bolls Datirung geht auf einen Irrthum Hvitfeldts zurück, s. Mekl. Urk.=Buch 5, Nr. 3767 Anm., den langen Passus bei Fischer (S. 19) zu lesen: "Jedoch noch ehe die Fürsten sich tiefer in die Fehe einließen, sagt Boll, kam es am 11. Juni (also 1314) zu Broderstorf zum Vertrage. Diese Angabe Bolls ist aber durchaus unrichtig. Der Vertrag zu Broderstorf ward nicht am 11. Juni 1314 geschlossen, sondern ein ganzes Jahr später, nämlich am 10. Juni 1315. Denn die Urkunde trägt am Schlusse folgendes Datum: Disse brief is gegeven tu Brudersdorpp, na godes gebort dusend jar drihundert jar in dem vefteinden jare, des dingesdages vor sente Vites dage."

Unmittelbar vor diesem Vertrage hatte sich Fürst Otto von Anhalt 1315, Mai 23, zu Sternberg mit König Erich von Dänemark und den Fürsten Wizlav von Rügen, Heinrich von Meklenburg, Nicolaus und Johann von Werle gegen die Markgrafen von Brandenburg verbündet 1 ) Juni 28 beurkundete Herzog Wladyslav von Polen sein Bündniß mit König Erich und den Fürsten von Rügen, Wenden und Meklenburg gegen die Markgrafen 2 ) Juli 6 verlobte Herzog Rudolf von Sachsen seine Schwester Anna dem Fürsten Heinrich von Meklenburg 3 ), Sept. 8 verband sich König Erich mit den Herzögen von Lüneburg gegen die Markgrafen und gewann die Grafen Gerhard und Johann von Holstein mit je 60 Mann zur Hülfe 4 ), auch Bischof Hermann ging wider die Markgrafen ein Bündniß mit König Erich und Heinrich von Meklenburg ein 5 ). Heinrich, der Sept. 28 zu Sternberg geurkundet hatte 6 ), bestellte Oct. 8 zu Lychen Hauptleute für die Festungen Ottos von Lüneburg, ubi se de facto nostro intromiserint contra marchiam Brandeburgensem 7 ). Bis hierher reichen die Nachrichten über die dänisch=meklenburgischen Vorbereitungen für den Krieg gegen Waldemar; Fischer (S. 18) giebt eine Aufzählung von Verträgen, die von 1314, Januar 9, bis 1316, Febr. 29 reicht, und erschwert dadurch das Verständniß; die Bündnisse von 1315, Sept 8, hat er ausgelassen.


1) M. U.=B. 6, Nr. 3764.
2) M. U.=B. 6, Nr. 3770.
3) M. U.=B. 6. Nr. 3771; Mekl. Jahrb. 50, S 160.
4) M. U.=B. 6, Nr. 3778, 3779.
5) M. U.=B. 6, Nr. 3780.
6) M. U.=B. 6, Nr. 3782.
7) M. U.=B. 6, Nr. 3785.
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Aus der Zeit von 1315, Oct. 8, bis 1316, Febr. 29, haben wir Urkunden Heinrichs von Meklenburg nur von Nov. 25 aus Neu=Brandenburg und von Dec. 21 ohne Ausstellungsort 1 ). Waldemar von Brandenburg, der vermuthlich von Prenzlau ausrückte und Kirchberg zufolge erst Fürstenhagen einnahm, dann Woldegk sieben Wochen lang vergeblich belagerte, sich darauf nord=westlich gegen Neu=Brandenburg wandte und von hier aus südlich, an Stargard vorüber, auf den festen Hof zu Riepke zu und von dort nach Fürstensee abzog, urkundete Dec. 21 vor Woldegk und bekannte sich 1316, März 2, zu Prenzlau den Bürgern dieser Stadt gegenüber zu einer Schuld von 100 Pfunden, que perdiderunt in equis in nostris servitiis prope Woldeke habitis 2 ): der Einfall in Stargard gehört also in die Zeit vom November 1315 bis zum Februar 1316. Ueber den Einfall der Schweriner, Holsteiner und Meklenburger ins Werlische, in Land Stavenhagen, fehlt uns jede feste Zeitangabe: Graf Heinrich von Schwerin ward von den Werlern bei Mölln, Johann von Werle dagegen westlich von Mölln, bei Luplow, von den Meklenburgern gefangen genommen; 1316, März 23, zu Rendsburg wurde ein Vertrag geschlossen, der beiden die Freiheit gab und die Werler mit den Gegnern der Brandenburger vereinigte: Detmar setzt den Zug ins Werlische vor den Einfall Waldemars in Stargard, Kirchberg erzählt diesen vor jenem 3 ). Einen dritten Zug unternahm Heinrich von Meklenburg und bemächtigte sich auf demselben der beiden brandenburgischen Festungen Eldenburg (Lübz) an der Elde und Strohkirchen (bei Hagenow) an der Sude 4 ): der Vertrag von 1316, März 23, bestimmt, daß die Werler Eldenburg, falls sie es auf irgend eine Weise von den Markgrafen zurückerhalten würden, an König Erich und Heinrich von Meklenburg abtreten sollten; März 21 aber urkundete Fürst Heinrich schon in Eldenburg 5 ). Fischer (S. 22-25) erzählt uns diese Kämpfe, ohne nur ein einziges Datum anzugeben; statt dessen erhalten wir die aus der Luft gegriffene Behauptung (S. 24): "Johann (von Werle) hoffte, daß der Markgraf zu Hülfe kommen oder ihn befreien werde. Als Waldemar jedoch nichts für seinen gefangenen Verbündeten that, hielt es dieser für das Beste, sich mit dem siegreichen Heinrich auszusöhnen."


1) M. U.=B. 6, Nr. 3789, 3791. Vgl. Boll 1, S. 233.
2) M. U.=B. 6, Nr. 3813; Boll 1, S. 233-234; Städte=Chroniken 19, S. 429, Anm. 2.
3) Boll 1, S. 234-235; Städte=Chroniken 19, S. 429, Anm. 1.
4) Boll 1, S. 236-237, Städte=Chroniken 19, S. 429, Anm. 1.
5) M. U.=B. 6, Nr. 3816.
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In Wirklichkeit wissen wir nichts Sicheres darüber, ob der Zug ins Werlische dem Einfall Waldemars in Stargard folgte oder voranging, denn, wie schon erwähnt, Detmar und Kirchberg widersprechen einander. Boll (1, S. 235, Anm. 1) meint, Detmar irre, ich möchte glauben, daß er Recht habe. Jedenfalls aber reicht das uns erhaltene Material zu einem vollen Verständniß dieser Kämpfe nicht aus.

Insbesondere wissen wir nicht, wie schon Boll (1, S. 232) bemerkt hat, weshalb die Werler, beziehentlich Fürst Johann, sich den Brandenburgern zugewandt haben. 1315, Mai 23, verbündet sich Fürst Otto von Anhalt ausdrücklich auch "mit hern Nicolaus unde hern Johanne heren to Werle". Juni 10 heißt es im Brudersdorfer Frieden, den die Markgrafen Waldemar und Johann mit König Erich schließen, wer sich der Entscheidung der Schiedsrichter nicht unterwerfen werde, solle Einlager halten, "wie marcgreve Woldemar tu Prenzlaw, koninc Eric tu Werdingenborch, die andere Wendischen heren unde riddere tu dem Sternenberge", eine unverständliche Bestimmung, da vorher gar nicht von wendischen Herren die Rede war und Sternberg dem Fürsten von Meklenburg gehörte. Juni 27 verbündet sich Wladyslav von Polen principibus Ruyensi, Sclavie, Mekelburgensi. Seitdem werden die Werler, wie Boll (S. 231, Anm. 2) ebenfalls schon beachtet hat, nicht mehr auf Erichs Seite genannt, freilich auch ebensowenig auf der Seite der Brandenburger. Kirchberg zufolge hatte Johann von Werle, als er Heinrich von Schwerin gefangen nahm, am Tage vorher gegen seinen Vetter Nicolaus, der damals zu Penzlin wohnte, in Kummerow gekämpft, Fischer (S. 24) folgt ihm, ohne zu bemerken, daß Nicolaus nicht Johanns Vetter, sondern sein Bruder war und daß sich ein Ort Kummerow zwischen Penzlin und Mölln nicht finden läßt. Eine Feindseligkeit zwischen den Brüdern ist urkundlich überhaupt nicht nachzuweisen: 1315, Aug. 22, Urkunden Nicolaus und Johann zusammen zu Röbel, 1316, Febr. 29, Nicolaus allein ohne Ortsangabe, 1316, März 23, wird der Vertrag zu Rendsburg mit Nicolaus, Johann und Henneke von Werle abgeschlossen 1 ). Von einer Urkunde, in welcher Nicolaus und Johann von Werle angeblich 1316, Febr. 29, zu Ribnitz König Erich als ihrem Lehnsherrn ihre treuen Dienste versprechen, habe ich schon bei anderer Gelegenheit bemerkt, daß dieses Datum zu den übrigen Nachrichten nicht passe 2 ), möglich wäre es ja, daß Nicolaus und sein Sohn, der


1) M. U.=B. 6, Nr. 3775, 3810, 3818.
2) Städte=Chroniken 19, S. 426, Anm. 2.
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jüngere Johann (III.), Febr. 29 Lehnsmannen König Erichs wurden, während sich der ältere Johann (II.) in meklenburgischer Gefangenschaft befand; doch scheint mir diese Annahme nur ein Nothbehelf. Von dem gleichen Datum sollen ähnliche Erklärungen des Herzogs Erich von Sachsen=Lauenburg und des Grafen Nicolaus von Schwerin vorhanden gewesen sein 1 ), doch scheint auch hinsichtlich der Erklärung des Grafen Nicolaus ein Irrthum im Datum obzuwalten, da uns eine solche von 1315, April 25, erhalten ist 2 ). Unbedenklich ist dagegen das Bündniß von 1316, Febr. 29, zwischen König Erich, den Fürsten Wizlav von Rügen und Heinrich von Meklenburg und den Grafen Nicolaus von Schwerin und Johann von Holstein einerseits und Erzbischof Burchard von Magdeburg andererseits 3 ), da wir wissen, daß Burchard 1315, Mai 23, noch nicht Partei genommen hatte 4 ). Am 23. März 1316, schließen dann König Erich, Wizlav von Rügen, Erich von Sachsen=Lauenburg, Bischof Hermann von Schwerin, Heinrich von Meklenburg und Nicolaus von Schwerin mit Nicolaus, Johann und Henneke von Werle den Rendsburger Vertrag und hier findet vermuthlich die Erklärung der Fürsten Nicolaus und Johann von Werle ihre richtige Stelle. In den dem Templiner Frieden von 1317, Nov. 24, vorausgehenden Verhandlungen beschuldigen die Markgrafen Waldemar und Johann den Fürsten Heinrich, er habe den Brudersdorfer Vertrag gebrochen "an us . . . unde an usen mannen und an usen hulperen, dat he se gherovet unde ghebrant heft mit here beyde de van Wenden und herteghen Otten van Stetin, de use hulpere tu der tit weren . . .; darumme sint we int orleghe komen", während Fürst Heinrich erwidert: "was de van Wenden in der marcgreven vrede ghenomen und ere hulpre, dat dat deme konynghe und dem van Mekelenborch nicht ghekundighet was . . .; wat ovor herteghen Otten bejeghende, dat is al na der tit ghescen, dat de van Mekelenborch in velicheyt angheverdighet wart van den marcgreven, unde na der tit, dat de marcgreven de sone broken hadden"; die Schiedsrichter gehen auf die Sache wegen der Werler nicht ein und entscheiden, daß Fürst Heinrich wegen Herzog Ottos zugestehe oder in Abrede stelle und beziehentlich entweder Ersatz oder einen Reinigungseid leiste 5 ).


1) M. U.=B. 6, Nr. 3811.
2) M. U.=B. 6, Nr. 3754.
3) M. U.=B. 6, Nr. 3812.
4) M. U.=B. 6, Nr. 3764.
5) M. U.=B. 6, Nr. 3924.
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Noch größere Dunkelheit waltet ob bezüglich der brandenburgischen Lehnsmannen von Alvensleben und von Kröcher, Otto von Anhalt verpflichtet sich 1315, Mai 23, seinen Verbündeten gegenüber, Hülfe zu leisten "al eren hulperen unde bi namen den van Alvensleve unde den van Croghere". Die Markgrafen beurkunden im Brudersdorfer Frieden von Juni 10, daß die Schiedsrichter entscheiden sollen alle Streitigkeiten zwischen ihnen und ihren Helfern einerseits und König Erich und dessen Helfern andererseits "unde bi namen der sake van Alvensleve unde van Krocheren unde alle erer vrunt", und versprechen, sie wollen "der vorgenomeden von Alvensleve und van Krochere holde here wesen unde erer vrunt binnen der tit, dat dit nicht entworren wert". Dahingegen verbindet sich König Erich mit seinen Helfern 1316, Febr. 29, mit Erzbischof Burchard von Magdeburg gegen Markgraf Waldemar, Graf Albrecht von Anhalt, Markgraf Johann und die von Alvensleben. Letztere waren also mit denen von Kröcher vor 1315, Mai 23, zu den Gegnern der Brandenburger übergegangen, standen Juni 10 auf deren Seite und müssen (wenigstens die von Alvensleven) vor 1316, Febr. 29, zu ihren alten Herren zurückgekehrt sein. Wer von den Gegnern der Brandenburger ihnen diese Lehnsmannen abspenstig gemacht hatte, ist völlig unbekannt. Markgraf Waldemar klagt nur darüber, daß Heinrich von Mecklenburg ihm Mannen Herzog Ottos von Stettin abwendig gemacht habe 1 ), was sich vermuthlich auf das 1315, Mai 16, von vier Rittern von Schwerin eingegangene Dienstverhältniß 2 ) bezieht.

Im Rendsburger Vertrage von 1316, März 23, war den Fürsten von Werle versprochen worden, daß ihnen wegen des Landes Stavenhagen eventuell gegen Otto von Stettin Beistand geleistet, zu dem Neuen Hause in Wredenhagen wiederverholfen und das Amt Sternberg aufgelassen werden sollte. - Das Land Stavenhagen war im Jahre 1282 von Herzog Bogislav von Pommern an Nicolaus von Werle, den Sohn Heinrich I., für 4000 Mark Silbers verpfändet worden 3 ) und nach Heinrichs Tode (1291, Oct. 8) von Nicolaus II. in Besitz genommen worden 4 ): am 20. Januar 1317 verlobte Otto von Stettin seine Tochter Mechthild mit Johann III. von Werle und verzichtete zu dessen Gunsten auf allen Anspruch an Stavenhagen 5 ). Ob die bisherige


1) M. U.=B. 6, Nr. 3925.
2) M. U.=B. 6, Nr. 3763.
3) M. U.=B. 3. Nr. 1631; Boll l, S. 92.
4) M. U.=B. 4. Nr. 2614, 5, Nr. 2895.
5) M. U.=B. 6, Nr. 3874.
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Erhebung dieses Anspruchs etwa mit der Vertreibung oder dem Tode Heinrichs des Vatermörders 1 ) zusammenhängt, wissen wir nicht. - Die Auflassung Sternbergs wird dahin aufzufassen sein, daß die Werler Heinrich von Meklenburg eine entsprechende Gegenleistung zu thun hatten; diese bestand zweifelsohne darin, daß Nicolaus, Johann und Henneke von Werle 1316, Mai 12, Parchim dem Fürsten Heinrich huldigen ließen und beurkundeten, daß im Falle von Streitigkeiten zwischen ihnen und Heinrich die Mannschaft der Lande Parchim und Sternberg und die Räthe der beiden Städte zusammenkommen und ihr Urtheil abgeben sollten; "weme se dat unrecht thovindet, de schal der slote Parchym unde Sternenberch unbaren also langhe, went he it wedderdan hebbe 2 ). Parchim und Sternberg waren Lande Pribislav I. von Parchim=Richenberg gewesen, Parchim hatten die Werler, Sternberg die Meklenburger gewonnene vermuthlich hängen also die Verhandlungen über diese Lande damit zusammen, daß der Sohn Pribislavs, Pribislav II., Herr zu Daber und Belgard, im Jahre 1315 gestorben war 3 ). - Was Wredenhagen betrifft, so muß ich etwas weiter ausholen. Als Nicolaus II. von Werle 1316, Oct. 12, gestorben war 4 ), schlossen Johann II. und Johann III. 1316, Dec. 2, einen Landestheilungs=Vertrag 5 ) in welchem es heißt: "Wert uns dat lant unde dat hus tho deme Nygenhus wedder in unse hant mit rechte, mit denste, mit welde, dat scal unser beyder wesen, hus, man unde lant". Der Vertrag von Templin bestimmt in der Ausfertigung Waldemars von Brandenburg von 1317 Nov. 24 6 ), daß Heinrich von Meklenburg dem Markgrafen Eldenburg übergebe und von ihm mit Eldenburg und Wredenhagen beliehen werde (Dictusque noster gener dominus Magnopolensis castrum Eldeneborch nobis presentare debet. Nos quoque dicto nostro genero contulimus dictum castrum Eldenborch et castrum Wredenhagen cum vasallis et terris attinentibus) und daß der Markgraf König Erich und Heinrich von Meklenburg zum Unterpfand gebe castra nostra Eldenborch, Wredenhagen et castrum et civitatem Meyenborch cum uni-


1) Mekl. Jahrb. 50, S. 227.
2) M. U.=B. 6, Nr. 3824.
3) M. U.=B. 6, Nr. 3733. Wigger, Mekl. Jahrb. 50, S. 268, setzt wohl nur versehentlich auf Grund späterer Quellen seinen Tod erst nach 1316, Juni 21; vgl. M. U.=B. 6, zu Nr. 3733.
4) M. U.=B. 6, Nr. 3849; Mekl. Jahrb. 50, S. 230.
5) M. U.=B. 6, Nr. 3860.
6) M. U.=B. 6, Nr. 3942.
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versis suis attinenciis. Die mangelhaft überlieferte Ausfertigung König Erichs von Nov. 25 1 ) sagt aber an der erften Stelle versehentlich: Dictus quoque dominus Magnopolensis castrum Eldeneborg presentare debet domino marchioni et castrum Vredenhagen cum vasallis et terris attinentibus, und die hier vorliegende Auslassung hat Boll zu einem Irrthum veranlaßt. Kirchberg berichtet nämlich, daß in der Nacht Johannis des Täufers Meienburg von den Meklenburgern erobert worden sei, und Boll (S. 238, Anm. 3) meint, statt Meienburgs Wredenhagen setzen zu dürfen, weil der Rendsburger Vertrag nicht von Meienburg, sondern von Wredenhagen rede und beim Friedensschluß (zu Templin) nicht Meienburg, sondern Wredenhagen in meklenburgischen Händen gewesen sei Fischer, dem beide Ausfertigungen des Templiner Friedens vorlagen, hat Bolls Argumentation nicht verstanden und deshalb weder den Irrthum, noch dessen Ursache erkannt: "Wie Boll richtig vermuthet, heißt es S. 25, Anm., ist bei Kirchberg statt Meyenburg Wredenhagen zu lesen. Denn im Meienburger Vertrage am 13. December 1316 sehen wir Waldemar im Besitze Meienburgs, Heinrich aber im Besitze von Wredenhagen". Im Meienburger Vertrage wird aber Wredenhagen absolut nicht genannt, und meinerseits finde ich weder Meienburg noch Wredenhagen im Besitz Heinrichs von Meklenburg; Meienburg wird im Vertrag von 1316, Dec. 13, von den Markgrafen Waldemar und Johann als Unterpfand dafür, daß sie sich der Entscheidung der Schiedsrichter unterwerfen wollen, Droiseke von Kröcher und im Vertrag von 1317, Nov. 24 und 25, mit Eldenburg und Wredenhagen von Markgraf Waldemar den von ihm erwählten drei Schiedsrichtern eingethan; die von Kirchberg erzählte Eroberung Meienburgs scheint also den urkundlichen Zeugnissen zu widersprechen und das von Meienburg Berichtete auf Wredenhagen zu übertragen, sind wir in keiner Weise berechtigt.

Auf den Kampf um Stralsund hier einzugehen, habe ich keine Veranlassung 2 ). Ueberraschend ist Fischers Entdeckung (S. 20-21): "Es handelte sich für Mecklenburg und Brandenburg in diesem Kriege nicht um die Unterwerfung oder die Vertheidigung Stralsunds, sondern um den Besitz Stargards".

Auch der Kampf bei Gransee oder Schulzendorf sei nur kurz erwähnt. Boll setzt ihn (S. 241) in die letzte Hälfte des August 1316: die Ann. Lub. datiren ihn vom August, Detmar, der ihnen


1) M. U.=B. 6, Nr. 3943.
2) Vgl. Städte=Chroniken 19, S. 430.
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im Uebrigen folgt, aus der Erntezeit (in deme oweste) 1 ), Juli 23 urkundet Fürst Heinrich in Neu=Brandenburg, Juli 29 und Aug. 17 in Sternberg 2 ); Aug. 5 geloben die Grafen Gerhard und Johann von Holstein dem König von Dänemark, ihm Hülfstruppen gegen Markgraf Waldemar zu stellen 3 ); September 24 urkundet Fürst Heinrich in Meklenburg, Sept. 29, Oct. 4 und 19 3 ) wieder in Sternberg 4 ); glaubt man dem Zeugniß der Ann. Lub., so ist also gegen Bolls Datirung Nichts zu erinnern. Fischer (S. 25) giebt gar keine Zeitbestimmung; meinerseits glaube ich, da über den Aufenthalt Heinrichs zwischen Oct. 19 und Dec. 13 keine Nachrichten vorliegen, das Zusammentreffen dem Meienburger Vertrage näher rücken zu dürfen.

Dem Meienburger Vertrage von 1316, Dec. 13, folgten Verhandlungen zwischen König Erich und Markgraf Waldemar zu Vordingborg, bei denen auf die Meienburger Vereinbarungen Rücksicht genommen wurde 5 ), Hvitfeldt hat diese Verhandlungen von 1317, Dec. 13, datirt, Wigger dies als unrichtig nachgewiesen, Fischer (S. 27) hält es für nöthig, uns diesen Nachweis nochmals in 8 Zeilen vorzutragen. Dann fand eine Zusammenkunft Mai 21 zu Brudersdorf zwischen König Erich und Markgraf Waldemar statt, bei der bestimmt wurde, daß die vier Schiedsrichter Juli 1 zu Templin zusammenkommen und binnen vier Monaten alle Streitpunkte entscheiden sollten 6 ). Am 1. Juli zu Lychen einigten sich die Schiedsrichter über allgemeine Grundsätze für ihre Entscheidung 7 ) dann folgen undatirt die Schiedssprüche über die einzelnen Streitpunkte 8 ); Nov. 24-25 beurkundeten Waldemar und Erich zu Templin ihren Frieden 9 ).

Daß in diesem Frieden Heinrich von Meklenburg Eldenburg an Waldemar abtrat und dasselbe mit Wredenhagen von ihm zu Lehn erhielt, ist bereits erwähnt worden. Auch Heinrichs Belehnung mit Stargard von Seiten Waldemars ist oben schon berührt. Wenn Fischer (S. 29) diese letztere Belehnung als den "Kern des Vertrages" bezeichnet, so ist das nach meinem Dafürhalten übertrieben.


1) Städte=Chroniken 19, S. 430.
2) M. U.=B 6, Nr. 3831-3833, 3839.
3) M. U.=B. 6, Nr. 3836.
3) M. U.=B. 6, Nr. 3836.
4) M. U.=B. 6, Nr. 3844, 3847, 3851; Städte=Chroniken 19, S. 431, Anm. 1.
5) M. U.=B. 6, Nr. 3862.
6) M. U.=B. 6, Nr. 3900.
7) M. U.=B. 6, Nr. 3918.
8) M. U.=B. 6, Nr. 3919-3927.
9) M. U.=B. 6, Nr. 3942, 3943; Städte=Chroniken 1.9, S. 437, Anm. 3.
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Markgraf Johann, von dem Heinrich mit Stargard belehnt worden war, hatte noch den Meienburger Vertrag von 1316, Dec. 13, mitbesiegelt; auch in den nach 1317, Juli 1, abgegebenen Entscheidungen der Schiedsrichter wird er neben Markgraf Waldemar genannt 1 ); doch war er damals schon verstorben (1317, März 24) 2 ) und im Templiner Frieden von 1317, Nov. 24 bis 25, ward bestimmt, daß der bei Gransee von den Brandenburgern gefangen genommene Graf Johann III. von Holstein in Freiheit gesetzt werden und Katharina, relictam marchionis Johannis, ohne Mitgift ehelichen solle: Markgraf Waldemar erteilte also nur nach seines Vorgängers Tode als nunmehriger Lehnsherr Stargards dem Fürsten Heinrich sein Lehnsland cum omni jure, quo eam (terram) a marchione Johanne et suis progenitoribus habuit, possidendam. Wichtiger war es, daß in Bezug auf die neuen Lehnsgüter Eldenburg und Wredenhagen festgesetzt wurde, daß, wenn Waldemar ohne männlichen Erben zu hinterlassen sterben würde, dicta castra . . . cum vasallis et terris ad ea spectantibus ad ipsum generum nostrum et suos heredes legitimos debent devolvi et eorum justa bona perpetuo permanere.

Aus dem Jahre 1318 haben wir Nachrichten über Streitigkeiten zwischen Heinrich von Meklenburg und Johann II. von Werle wegen des Landes Kalen. Ursprünglich hatte dasselbe den Fürsten von Rostock gehört, war dann aber von Nicolaus von Werle in Besitz genommen und von ihm 1301, Aug. 1, an König Erich von Dänemark abgetreten worden (terram etiam Calant, sicut dominio Rozstoc prius adjacuerat, ab inpetitione nostra et nostrorum habeat cum vasallis, solutionibus et juribus universis) 3 ) und hatte sich 1305 -1309 im gemeinschaftlichen Besitz Heinrichs von Meklenburg und Nicolaus' von Werle befunden 4 ) 1311, Febr. 5, hatte Nicolaus von Rostock im Beisein dieser beiden Fürsten die von ihnen zu Gunsten des Klosters Dargun getroffenen Verfügungen bestätigt 5 ) und zwischen 1309 und 1316, Oct. 12, war ein Theilungsvertrag zwischen ihnen entweder zu Stande gekommen oder doch in allen Einzelheiten beredet worden 6 ). Als sich aber nach Nicolaus' Tode Johann und Henning von Werle 1316, Dec. 2, wegen einer Theilung ihrer Lande vertragen hatten, war


1) M. U.=B. 6, Nr. 3919, 3920, 3924.
2) Voigtel=Cohn, Tafel 73; Städte=Chroniken 19, S. 431, Anm. 3.
3) M. U.=B. 5, Nr. 2748.
4) M. U.=B. 5, Nr. 3017, 3063, 3064, 3152, 3325, 3328, 3333.
5) M. U.=B. 5, Nr. 3445.
6) M. U.=B. 5, Nr. 3721.
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ganz Kalen in ihrem Besitz gewesen, wenn auch ganz oder zum Theil dem Ritter Heinrich Grube zu Pfand eingethan: demjenigen Fürsten, der durch die Landestheilung Kalen erhalten würde, sollte der andere die Hälfte des Landes dadurch frei machen, daß er Grube für die Hälfte des Pfandschillings anderweitige Pfandschaften in seinem eigenen Landestheil anwiese 1 ). In Folge dieses Vertrages war dann Kalen mit Güstrow an Johann II. gefallen. - 1318, März 15, zu Havelberg verband sich Graf Nicolaus von Schwerin mit seinem Herrn, dem Markgrafen Waldemar, und April 4 ebendaselbst ging Waldemar mit König Erich und Heinrich von Meklenburg gegen Johann II. von Werle ein Bündniß ein 2 ), demzufolge keiner der Verbündeten mit dem Werler Frieden schließen sollte, "he en hebbe deme koninge . . . unde deme van Mekelborch . . . ere brieve wedergevin unde des lovedes los gelatin, dat sie und ere borgin lovit hebben, unde en hebbe dat lant tu dem Caland weder antwerdet vor die tveidusint mark lodighes sulvers, dar dat eme vore steit". Unter den Briefen und dem Gelübde ist vielleicht der Rendsburger Vertrag von 1316, März 23, zu verstehen, dem entgegen Wredenhagen nicht an die Werler Herren, sondern an Heinrich von Meklenburg gekommen war; ob aber die Verpfändung Kalens etwa schon durch Nicolaus von Rostock oder durch König Erich oder aber durch Heinrich von Meklenburg geschehen war, wissen wir nicht. Ebensowenig haben wir Verständniß von der Aenderung dieser Beziehungen, die uns ein halbes Jahr später entgegentritt: Sept. 18 verbinden sich Johann II und Johann III. von Werle mit den Grafen Heinrich und Nicolaus von Schwerin und Oct. 16 ersucht Markgraf Waldemar den Grafen Nicolaus, den Fürsten Johann II. und Johann III. von Werle, dum necesse habuerint, Beistand zu leisten 3 ), Dec. 20 aber verbinden sieh Fürst Wizlav von Rügen und Herzog Wartislav von Pommern mit Nicolaus von Schwerin, Otto von Pommern und Johann II. und Johann III. von Werle und die Werler geloben ihren Verbündeten, daß Bischof Hermann mit Schlössern und Mannen zu ihnen stehen werden, "is dat eyn orloghe wart" 4 ). Ketel (S. 27) meint, es stehe fest, "daß schon vor dem 16. October die Differenzen ausgeglichen waren"; Fischer geht auf diese Verwickelungen gar nicht ein, sondern sagt nur (S. 30): "Das gute Verhältniß zwischen Waldemar und Heinrich ward in der Folgezeit nicht mehr gestört".


1) M. U.=B. 6, S. 239.
2) M. U.=B. 6, Nr. 3967, 3969.
3) M. U.=B. 6, Nr. 4009, 4017.
4) M. U.=B. 6, Nr. 4034, 4035.
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Bei der Dunkelheit des Gegenstandes halte ich zwar ein näheres Eingehen für unthunlich, doch scheint mir nur die Ausgleichung der zwischen Waldemar und den Werlern vorhanden gewesenen Differenz, nicht diejenige wegen des Landes Kalen und beziehentlich wegen Wredenhagens festzustehen, und das Nächstliegende ist doch, die von den Werlern angeknüpften Verbindungen als eventuell gegen Heinrich von Meklenburg gerichtet aufzufassen. Dagegen könnte, soviel ich sehe, nur der Umstand angeführt werden, daß Fürst Wizlav eine Kriegshülfe gegen König Erich und gegen Markgraf Waldemar ausdrücklich ausgenommen hatte; dafür läßt sich geltend machen, daß Bischof Hermann von Schwerin Streitigkeiten mit König Erich und Heinrich von Meklenburg hatte, die erst 1319, Juni 30, zu Wismar endgültig beigelegt wurden 1 ). Ist meine Auffassung richtig, so traten die Verträge gegen Heinrich wohl deshalb nicht in Kraft, weil dieser den von den Werlern erwarteten Krieg unterließ. Versöhnt mit ihnen hat er sich zu Lebzeiten Waldemars und König Erichs unsers Wissens nicht: in den Templiner Frieden hatte König Erich 1317, Nov. 25, nur Johann III., nicht Johann II. aufgenommene auch Markgraf Waldemar hatte es 1318, April 4, Johann III. freigelassen, ob er sich der gegen Johann II. geschlossenen Verbindung gegenüber neutral verhalten wolle; die Bündnisse von Sept. 18 und Dec. 20 aber und das Schreiben von Oct. 16 zeigen uns die beiden Werler in Eintracht und erst 1320, Dec. 23, verbürgt sich Plau für die von Johann II. und Johann III. mit Heinrich von Meklenburg eingegangene Sühne 2 ).

Am 14. August 1319 starb Markgraf Waldemar, als Erben nur einen unmündigen Vetter, Heinrich, den Sohn des Markgrafen Heinrich von Landsberg, nachlassend. Nun räumten die Drosten Waldemars, Droiseke von Kröcher und Redeko von Redern, Heinrich von Meklenburg nicht nur dem Templiner Vertrage gemäß Eldenburg und Wredenhagen ein, sondern überließen ihm auch die ganze Priegnitz, die ihnen von Waldemar für 20000 Mark verpfändet worden war. Aug. 20 zu Quitzow nahmen sechs Adlige, Heinrich und Werner von Stendal, Philipp und Otto Hunger und Hans und Conrad von Quitzow 3 ) den Fürsten Heinrich zu ihrem Herrn an bis zur Zeit, "dat en here queme, de recht hadde tu der Marke unde van den drozsten dat lant losede, oder van deme,


1) M. U.=B. 6, Nr. 4000, 4075, 4082, 4083.
2) M. U.=B. 6, Nr. 4235, s. unten S. 223.
3) M. U.=B. 6, Nr. 4114.
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deme se dat lant hadden ghesat". Sept. 21 folgten ihnen zwei Gumperte von Alsleben, indem sie mit Burg und Stadt Lenzen in Heinrichs von Meklenburg und Rudolfs von Sachsen Dienst traten 1 ). Nov. 2 zu Pritzwalk nahm Günzel Gans, Herr zu Putlitz, seine märkischen Güter von Fürst Heinrich zu Lehn 2 ). Auch die Ukermark erklärte sich für Heinrich: Sept. 29 verbürgte sich Neu=Brandenburg für den Vertrag, den derselbe mit elf ukermärkischen Städten und den Vasallen der drei Vogteien Stolp, Jagow und Liebenwalde geschlossen hatte 3 ). In der Altmark dagegen begaben sich Nov. 20 die von Kröcher und von Schepelitz mit ihren Schlössern Betzendorf und Kalbe in den Dienst Herzog Ottos von Braunschweig=Lüneburg; die betreffende Urkunde macht Heinrich von Meklenburg als Zeugen namhaft und bestimmt, daß die Schlösser Herzog Otto gegen jedermann, nur nicht gegen Heinrich von Meklenburg offen stehen sollen 4 ). Herzog Otto vermählte sich im December mit der Wittwe Waldemars, Agnes, einer Tochter des Markgrafen Hermann und der Anna, Tochter König Albrechts, die sich in zweiter Ehe mit Heinrich VI. von Breslau verheirathet hatte. Am 6. April 1320 zu Havelberg versprach Bischof Albrecht von Halberstadt für Annas Todesfall die Belehnung mit den ihr zum Leibgedinge verschriebenen halberstädtischen Lehen in der Altmark, Arneburg, Werben, Seehausen und Krumbek, dem Herzog Rudolf von Sachsen und dem Fürsten Heinrich von Meklenburg, sowie auch "deme herthogen van Luneborch, of se willen, . . . swan he screft, dat de vesten und dat lant und dat vorbenante ghut scal an se und an ere erfnamen vallen tu eneme rechten lene" 5 ): es sollten also, wie es scheint, diese Lehen nach Annas Tode deren Tochter Agnes als Leibgedinge zufallen, falls ihr Gemahl vorher die Belehnung Rudolfs von Sachsen und Heinrichs von Meklenburg "tu eneme rechten lene" anerkannt haben würde. Dadurch wurde Otto, der die Altmark als Erbtheil seiner Gemahlin in Anspruch nahm, auf die Seite der Gegner Heinrichs von Meklenburg geführt. - Inzwischen hatten nämlich die Mannen und Städte der Lande Lebus, Frankfurt und Müncheberg den Herzog Wartislav von Pommern=Wolgast zum Vormund des Markgrafen Heinrich erwählt und 1320 um Ostern (März 30) waren drei ukermärkische Städte, Pasewalk, Prenzlau und Templin, zu dem


1) M. U.=B. 6, Nr. 4127.
2) M. U.=B. 6, Nr. 4137, Boll 1, S. 249-252.
3) M. U.=B. 6, Nr. 4130; Boll 1, S. 252.
4) M. U.=B. 6, Nr. 4142.
5) M. U.=B. 6, Nr. 4183.
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jungen Markgrafen übergegangen. Bald darauf aber starb der junge Markgraf, den König Ludwig Juni 18 für mündig erklärte, zu Prenzlau 1 ) und nunmehr, Juli 27, verbanden sich der bisherige Vormund, Herzog Wartislaw, und der Gemahl jener Anna, Herzog Heinrich VI. von Breslau, zur Eroberung und Theilung der brandenburgischen Lande: Eberswalde (in der Mittelmark) sollte Wartislaw vorweg nehmen, desgleichen die Ukermark, wenn dieselbe schon für ihn gewonnen sein sollte, falls er aber zu ihrer Eroberung noch Heinrichs Hülfe bedürfen würde, sollte er auch sie mit ihm theilen 2 ). Einen Verbündeten fanden die Gegner Heinrichs von Meklenburg an König Christoph von Dänemark, der seinem Bruder, dem im November 1319 gestorbenen König Erich, in der Regierung gefolgt war und sich 1320, April 8, mit Herzog Erich von Sachsen=Lauenburg verbündet und Aug. 1 den Grafen Nicolaus von Schwerin in seinen Dienst genommen hatte 3 ): Aug. 23 zu Pasewalk bekennen die Herzöge Otto und Wartislav von Pommern, daß die Städte Pasewalk, Prenzlau und Templin "herrn Christophere, den könig zu Dennenmarken, hebben genommen to eneme rechten vorm ue ndere und beschermere und uns . . . von siner wegen" 4 ) Nun fiel Henrich von Meklenburg, der sich Jan. 11 mit Heinrich von Schwerin verbündet hatte 5 ), in die Ukermark ein und gewann Templin zurück: Oct. 1 bestätigt er der Stadt ihre Privilegien "und sie hebben uns gehuldet rechte als andere stadte und die meine mann" 6 ). Aus der Ukermark wandte er sich nach Pommern, drang bis gegen Stettin vor, und zog dann gegen den Erzbischof von Magdeburg, der seinerseits ebenfalls auf jene halberstädtischen Lehen in der Ukermark Anspruch machte 7 ). Nach seiner Rückkehr verbündete er sich mit den Fürsten Johann II. und Johann III. von Werle: Dec. 23 leistet Plau ihm Eventual=Huldigung für den Fall, daß die Fürsten die mit Heinrich geschlossene Sühne nicht halten würden. - Fischer berichtet (S. 31) bei Gelegenheit des Bündnisses zwischen Heinrich von Meklenburg und Heinrich von Schwerin von 1320, Jan. 11: "Heinrich hatte sich gerade jetzt mit Gräfin Elisabeth von Holstein verlobt". Es ist das wiederum eine unverzeihliche Nachlässigkeit, denn Elisabeths


1) Boll 1, S. 253.
2) M. U.=B. 6, Nr. 4211.
3) M. U.=B. 6, Nr. 4184, 4212.
4) M. U.=B. 6, Nr. 4213.
5) M. U.=B. 6, Nr. 4162.
6) M. U.=B. 6, Nr. 4217.
7) Boll 1, S. 254 - 256.
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Verlobung hatte schon vier Jahre früher, 1316, Jan. 22, und zwar nicht mit Heinrich von Meklenburg, wie doch Fischer nur verstanden werden kann, sondern mit Heinrich von Schwerin stattgefunden 1 ). Bei einer Polemik gegen Boll (S. 32, Anm.) giebt er das Datum für den Abfall der drei ukermärkischen Städte "zu paschen" an; im Text aber folgen einander die Daten 1320, April 8, Juli 27 und Aug. 1 und dann heißt es: "Das Schlimmste für Heinrich aber war, daß auch die Städte Prenzlau, Pasewalk und Templin, die sich vorher an ihn angeschlossen, nun wieder abfielen und auf die Seite des jungen Markgrafen und nach dessen Tode zu Christoph und den pommerschen Herzögen traten. Dies geschah am 23. August 1320". Ebenso verwirrend wird uns bei Gelegenheit des Bündnisses von Juli 27 erzählt: "Wartislaw trat zuerst als Vormund des unmündigen Markgrafen Heinrich auf. Als jedoch dieser gestorben war, suchte er die Mark für sich selbst zu gewinnen". Ueber dieses Bündniß selbst heißt es in der Wiederholung eines von Boll (1, S. 252-254) begangenen Irrthums: "Am 27. Juli verband sich Wartislaw von Stettin mit Heinrich von Schlesien, um Heinrich von Meklenburg die Ukermark zu entreißen". Von den halberstädtischen Lehen hören wir (S. 33) zuerst und ausschließlich bei Gelegenheit des Zuges gegen den Erzbischof von Magdeburg, "der ihm (Heinrich) die vom Bischof von Halberstadt übertragenen Lehen Arneburg, Seehausen, Werben und Krumbeck streitig machte".

Im Jahre 1321 finden wir Heinrich im Lande Grabow, wo die beiden Gumperte von Alsleben, die also nach 1319, Sept. 21, von ihm abgefallen sein müssen, März 14 "uppe den velde tu Stavenowe" sich wiederum mit ihrem Schlosse Lenzen in den Dienst ihres Herrn, Heinrichs von Meklenburg, begeben; April 1 stellt er in Doberan eine Urkunde aus, die als ersten der Zeugen Droiseke von Kröcher aufführte April 22 urkundet er in Hohen=Viecheln (Amt Meklenburg); Juli 1 zu Sternberg verleiht er das Land Grabow, wie es die Grafen von Dannenberg besessen haben, den Gebrüdern von Lützow, die es für 3000 Mark Silbers von ihm gekauft und den Kaufpreis bereits an Droiseke von Kröcher und dessen Söhne bezahlt haben 2 ): Droiseke von Kröcher, der sich 1319, Nov. 20, in den Dienst Herzog Ottos begeben hatte, war also nunmehr ebenfalls zu Heinrich von Meklenburg übergetreten. Auch die von Schepelitz hatten vermuthlich schon damals den selben


1) M. U.=B. 6, Nr. 3804.
2) M. U.=B. 6, Nr. 4263; 10 Nr. 7294; 6, Nr. 4268, 4281.
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Schritt Heinrich von Schwerin gegenüber gethan: 1322, Juli 13, finden wir sie zu Perleberg in dessen Umgebung 1 ). - Heinrichs Gegner, Otto, Wartislaw und Barnim von Pommern, geben Mai 5 zu Greifswald dem Fürsten Wizlav von Rügen für die von ihm zu leistende Hülfe gegen Heinrich 2000 Mark Silbers und setzen ihm Stadt und Land Alt=Treptow zur Sicherheit 2 ). Dagegen verbündet sich Juli 16 Nicolaus von Schwerin sowohl mit Heinrich, als auch gegen Herzog Erich von Sachsen=Lauenburg mit Gerhard von Holstein 3 ), und Juni 24 zu Bohus beurkundet die Herzogin Ingeburg von Schweden die Verlobung ihrer Tochter Euphemia mit Albrecht von Meklenburg und das Hülfsbündniß ihres Sohnes, des Königs Magnus, mit Albrechts Vater, Heinrich von Meklenburg, gegen Christoph von Dänemark 4 ). - Dann fanden Kämpfe statt zwischen Heinrich von Meklenburg und Wizlaw von Rügen bei Sülz und bei Ribnitz 5 ). Auch zwischen den Grafen von Schwerin und Erich von Sachsen=Lauenburg kam es zum Kampf: Aug. 17 zu Lauenburg leistete Gerhard von Doren seinen Herren Heinrich und Nicolaus von Schwerin Urfehde für die bis Juni 25 erlittene Gefangenschaft 6 ). In der Ukermark nahmen Prenzlau und Pasewalk Aug. 24 und 25 die Herzöge Otto, Wartislaw und Barnim von Pommern zu ihren Vormündern an 7 ). Sept. 12 auf der Eldenburg beurkunden die von Kröcher Vereinbarungen mit Heinrich Von Meklenburg, denen zufolge derselbe Schnakenburg, falls er es belagern und gewinnen wird, Hans von Kröcher verleihen und ihnen Lenzen zu Pfand setzen will, falls er es durch Kauf oder auf andere Weise in seinen Besitz bringt 8 ). Dec. 6 zu Gadebusch beurkundet Heinrich von Meklenburg einen von ihm Dec. 5 zu Duzow gefällten Schiedsspruch zwischen Erich von Sachsen=Lauenburg einerseits und Johann von Sachsen=Lauenburg und Gerhard von Holstein andererseits 9 ). Am Schlusse des Jahres, Dec. 31, verbindet sich gegen ihn Bischof Hermann von Schwerin mit Wizlav von Rügen und Otto, Wartislaw und Barnim von Stettin 10 ). - Fischer sagt (S. 34): "Im Allgemeinen brachte man die Zeit damit hin, Bündnisse für und wider


1) M. U.=B. 7, Nr. 4366.
2) M. U.=B. 6, Nr. 4271.
3) M. U.=B. 6, Nr. 4284, 4283.
4) M. U.=B. 6, Nr. 4285, vgl. Nr. 4286-4288.
5) Boll 1, S. 256.
6) M. U.=B. 6, Nr. 4292, 4279.
7) M. U.=B. 6, zu Nr. 4213.
8) M. U.=B. 6, Nr. 4299.
9) M. U.=B. 6, Nr. 4311.
10) M. U.=B. 6, Nr. 4317.
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zu schließen", übersieht die Eroberung des Landes Grabow, deren auch Boll nicht erwähnt 1 ), mit der Rückkehr derer von Alsleben und dem Uebertritt derer von Kröcher, die er erst Sept. 12 sich mit Heinrich vereinigen läßt, übersieht, daß es zwischen Erich von Lauenburg und den Schwerinern zum Kampf gekommen sein muß und zieht aus dem Schiedsspruch von Dec. 5, der doch einen bestimmten Ausgleich zwischen Heinrich von Meklenburg und Erich von Lauenburg voraussetzt, nur die unbestimmte Folgerung: "Auch mit Erich von Sachsen scheint Heinrich sich besser gestanden zu haben".

Das Jahr 1322 brachte zunächst ein Bündniß Heinrichs von Meklenburg mit Heinrich von Schwerin vom 11. Mai 2 ); von Seiten des ersteren wurden ausgenommen Rudolf von Sachsen, Erich von Sachsen Lauenburg, Gerhard von Holstein und die Herren von Werle, "dewile se bi useme denste bliven", von Seiten des letzteren Erich von Schleswig, Erich von Sachsen=Lauenburg, Nicolaus von Schwerin und Johann von Holstein; falls aber Nicolaus von Schwerin Heinrich von Meklenburg absagen würde, sollte Heinrich von Schwerin neutral bleiben; dafür erhielt der Graf von dem Fürsten das Land Lenzen mit Ausnahme von Neuhausen und Schnakenburg und das Haus Stavenow im Lande Grabow. - Dann traten die Werler zu den Gegnern Heinrichs von Meklenburg über: Mai 27 zu Vordingborg leistete Wizlav von Rügen König Christoph den Lehneid; Mai 30 daselbst versprachen Johann II. und Johann III. von Werle dem König, ihm die Lande Schwan, Ribnitz, Gnoien, Sülz, Marlow und Tessin aufzulassen, falls und soweit sie sich in deren Besitz setzen könnten; Juni 10 zu Demmin verbanden sie sich zur Bekämpfung Heinrichs mit Otto und Wartislaw von Stettin 3 ). Auch Nicolaus, Sohn des Grafen Nicolaus von Schwerin, wird sich nach Mai 11 den Gegnern Heinrichs angeschlossen haben. Nun folgten der Kriegszug der Verbündeten durch das Land Heinrichs von Schwerin, die Niederbrennung Meklenburgs Juni 23, die Eroberung Tessins und die vergebliche Belagerung Gnoiens 4 ). Heinrich von Meklenburg, von dem wir Urkunden von Mai 24 aus Wismar, Mai 27 aus Stargard, Juni 6 aus Wismar, Juni 10 aus Sternberg, Juni 30


1) Vgl. dagegen Rudloff 2, S. 236.
2) M. U.= B. 7, Nr. 4345.
3) M. U.=B. 7, Nr. 4351, 4353, 4358.
4) Boll 1, S. 260-261; M. U.=B. 7, Nr. 4473, 4400. Beachtenswerth ist auch die Registratur der Nr. 4372.
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aus Neu=Bukow und Juli 17 aus Neu=Brandenburg haben 1 ), soll während dieses Zuges krank gewesen sein; Heinrich von Schwerin erhält Juli 13 zu Perleberg die Huldigung dieser Stadt, die ihm Fürst Heinrich (pro stipendiis et deperditionibus septuaginta armatorum ac pro expensis C armatorum cum dextrariis, cum quibus idem comes serviet domino Magnopolensi predicto per guerram instantem presentem) verpfändet hat 2 ). Dann aber ändert sich die Lage zu Gunsten Heinrichs von Meklenburg: Juli 7 stirbt Bischof Hermann von Schwerin 3 ); Juli 23 zu Sternberg vergleicht sich Nicolaus von Schwerin mit Heinrich dahin, daß sein Sohn Nicolaus, der sich Otto und Wartislaw von Stettin mit 20 Mann zu dienen verpflichtet hat, von den väterlichen Schlössern her Heinrich nicht schädigen solle 4 ); Aug. 2 zu Damgarten beurkundet Wizlav von Rügen seinen Frieden mit Heinrich 5 ). Urkunden des Fürsten haben wir aus der folgenden Zeit von Sept. 24 aus Gadebusch, von Oct. 12 ebendaher, von Dec. 6 ohne Ortsangabe und von Dec. 13 aus Sternberg 6 ). Dann folgt der Rachezug Heinrichs gegen die Werler: Dec. 31 besiegt er die Gegner bei Fretzdorf 7 ). - Fischer wirrt die Ereignisse von 1322 und 1323 dergestalt durcheinander, daß man jede Uebersicht verliert, "Für das Jahr 1323, heißt es S. 35, stand Heinrich ein gewaltiger Kampf bevor, der um so furchtbarer war, als er selbst krank daniederlag". Die Jahreszahl mag auf einem der zahlreichen Druckfehler beruhen, denn nun folgen die Bündnisse von 1322, Mai 11 und - das Versprechen von Mai 30 bleibt unerwähnt - von Juni 10 und der Kriegszug der Verbündeten. Dann aber sagt Fischer (S. 36): "Heinrichs Zorn richtete sich vor allem gegen die meineidigen Fürsten von Werle. Um freie Hand zu bekommen, vertrug er sich am 5. März mit dem Bischof von Schwerin und am 17. März zu Grevesmühlen mit dem Ratzeburger Bischof. Am 23. Juli schloß er mit Nicolaus von Schwerin Frieden und am 2. August versöhnte er sich mit Witzlav von Rügen. Und nun wandte er sich mit aller Macht gegen die Werle. Er verwüstete ihr Land und schlug sie entscheidend bei Friedrichsdorf. Doch erst am 19. Juli 1323 kam der Friede zu Neubrandenburg zu Stande".


1) M. U.=B. 7, Nr. 4348, 4350, 4355, 4357, 4362, 4368.
2) M. U.=B. 7, Nr. 4366.
3) M. U.=B. 7, Nr. 4364.
4) M. U.=B. 7, Nr. 4369.
5) M. U.=B. 7, Nr. 4372.
6) M. U.=B. 7, Nr. 4377, 4383, 4392-4394.
7) Städte=Chroniken 19, S. 444. Boll 1, S. 262.
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Die Verträge mit den beiden Bischöfen sind aber vom Jahre 1323 und können also von Heinrich nicht geschlossen sein, um gegen die Werler freie Hand zu bekommen; es fehlt das Datum 1322, Dec. 31, für das Treffen bei Fretzdorf und es wird uns nicht gesagt, daß Bischof Hermann von Schwerin inzwischen gestorben war und daß es sein Nachfolger war, mit dem sich Fürst Heinrich verglich.

Inzwischen war, 1322, Sept. 8, zu Mühldorf der Sieg Ludwigs von Baiern über Friedrich von Oesterreich entschieden worden und 1323 vor Mai 4 belehnte Ludwig seinen ältesten Sohn Ludwig mit der Markgrafschaft Brandenburg 1 ). Heinrich von Meklenburg, der 1323, März 5, mit dem neuen Bischof von Schwerin, Johann Gans, Frieden geschlossen hatte 2 ), war, wie es scheint, mit den Vorbereitungen für einen Krieg gegen König Christoph beschäftigt, als er Kunde von dieser neuen Gefahr erhielt: März 11 zu Rostock versprach er dieser Stadt, ohne ihr Vorwissen keinen Frieden mit dem König einzugehen 3 ) März 17 finden wir ihn zu Grevesmühlen, wo er sich mit Bischof Marquard von Ratzeburg über vorangegangene Streitigkeiten aussöhnt, März 20 zu Sternberg, April 10 zu Wismar und Mai 9 zu Sternberg 4 ). Nun macht er seinen Frieden mit König Christoph, indem er Mai 21 zu Nykjöbing auf Falster die Lande Rostock, Gnoien und Schwan von ihm zu Lehen nimmt; Mai 23 schließt er ebendaselbst ein Bündniß mit Gunzelin VI. von Schwerin, dessen Vater, Nicolaus, damals wohl schon verstorben war 5 ); Juni 4 zu Rostock beurkundet er die Pfandsumme, für die er Perleberg Heinrich von Schwerin verpfändet hat; Juni 9 weilt er in Wismar 6 ). - Dann erfolgte der Gegenzug König Ludwigs, durch den er König Christoph mit den Interessen seines Sohnes verband: schon Mai 4 zu Nürnberg war Otto von Braunschweig Helfer Ludwigs von Brandenburg geworden, hatte erlangt, daß die altmärkischen Städte Tangermünde, Stendal, Gardelegen, Osterburg und Salzwedel, que inclita Agnes, conthoralis nostra karissima, nunc tenet jure proprietario, nach deren Tode simili jure proprietario ihm gehören sollten und dagegen für Agnes verzichtet auf Berlin, Spandau, Mittemwalde, Liebenwalde, Köpenick, Landsberg, Teltow und Rathenow in der Mittelmark, que (opida et castra) illustris princeps Rodolfus


1) Städte=Chroniken 19, S. 444, Anm. 4.
2) M. U.=B. 7, Nr. 4419.
3) M. U.=B. 7, Nr. 4423, 4424.
4) M. U.=B. 7, Nr. 4426, 4427, 4429, 4434, 4436, 4441.
5) Städte=Chroniken 19, S. 444, Anm. 3.
6) M. U.=B. 7, Nr. 4443, 4444, 4446, 4448-4452.
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dux Saxonie et dominus Hinricus Magnopolensis dominus occupent et detineant occupata 1 ); jetzt, Juli 13 zu Söborg, wurde der Ehevertrag zwischen Margarethe, der Tochter König Christophs, und Markgraf Ludwig abgeschlossen 2 ). - Dem gegenüber entschloß sich Fürst Heinrich, mit den Pommernherzögen und den werlischen Fürsten Frieden zu machen: Juli 19 vor Neu=Brandenburg kompromittirten die Fürsten von Werle wegen ihrer Streitpunkte mit Heinrich auf Otto von Stettin, Juli 20 ohne Ortsangabe Otto und Wartislaw von Stettin auf Erich von Sachsen=Lauenburg 3 ). Nach Aug. 10 beurkundeten die von Schepelitz und Andere, daß Heinrich von Meklenburg sie gegen Otto von Braunschweig in seinen Schutz genommen habe 4 ). - Am 23. October zu Donauwörth bevollmächtigte König Ludwig den Grafen Berthold von Henneberg, den er Aug. 28 zum Verweser der Mark Brandenburg ernannt hatte 5 ) zu Verhandlungen mit Erzbischof Burchard von Magdeburg, den Herzögen von Sachsen und Stettin und Fürst Heinrich von Meklenburg 6 ). - Fischer (S. 36-37) berichtet im Anschluß an den Kampf bei Fretzdorf den Vertrag mit den Werlern von Juli 19, sagt darauf: "Heinrich war jetzt noch unversöhnt mit den mächtigsten Gegnern: Christoph von Dänemark und den pommerschen Herzögen" und erzählt dann die Friedensschlüsse mit Christoph von Mai 21 und "mit den letzten Gegnern" Otto und Wartislaw von Pommern von Juli 20; nunmehr zurückgreifend berichtet er die Belehnung Ludwigs mit der Mark ohne Datum und den Vertrag mit Otto von Braunschweig von Mai 4 ohne Jahr, befindet sich darauf plötzlich bei Ereignissen vom Jahre 1324 und schließt mit der Vollmacht für den Grafen von Henneberg von 1323, Oct. 23.

Im Jahre 1324 verpflichteten sich Jan. 28 zu Stendal die beiden Gumperte von Alsleben, die durch Heinrichs Ueberlassung des Landes Lenzen an Heinrich von Schwerin (1322, Mai 11) dessen Lehnsmannen geworden waren, Ludwig von Brandenburg ihre Schlösser offen zu halten, nur nicht gegen Heinrich von Schwerin 7 ). - Juni 10 zu Vordingborg verband sich Christoph von Dänemark auf fünf Jahre mit Fürst Wizlav von Rügen, mit


1) M. U.=B. 7, Nr. 4439.
2) Städte=Chroniken 19, S. 446, Anm. 4.
3) M. U.=B. 7, Nr. 4467, 4468.
4) M. U.=B. 7, Nr. 4471.
5) Städte=Chroniken 19, S. 448, Anm. 6
6) M. U.=B. 7, Nr. 4484.
7) M. U.=B. 7, Nr. 4511.
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den Herzogen Otto und Wartislaw von Pommern und mit Johann II. und Johann III. von Werle 1 ). Vielleicht war Heinrich von Meklenburg, der April 17 in Sternberg geurkundet hatte und Juni 25 in Warnemünde 2 ) war, ebenfalls bei König Christoph gewesen, jedenfalls waren dessen Bündnisse vornehmlich gegen ihn gerichtet. - Juni 24 belehnte König Ludwig seinen Sohn nochmals mit der Markgrafschaft Brandenburg, sowie auch mit den Herzogthümern Stettin und Demmin und mit dem Lande Stargard. Am 5. October beurkundete Heinrich von Meklenburg seine mit Berthold von Henneberg geschlossene Sühne, kompromittirte wegen der Vogteien Liebenwalde, Stolpe und Jagow auf König Christoph und wegen der von Markgraf Waldemar an Droiseke von Kröcher und Redeko von Redern verpfändeten Lande auf deren Mannen und Städte und versprach, daß auch Rudolf von Sachsen und Otto und Wartislaw von Pommern auf König Christoph kompromittiren sollten 3 ). Nov. 21 aber verband sich Heinrich von Meklenburg mit den Herzögen Otto und Wartislaw gegen jedermann mit Ausnahme des Königs von Dänemark und versprach ihnen Kriegsfolge mit 300 Berittenen: "Mach uns lik scin von der Marke, neme wy dat; nochten scol wi en unde eren erfnamen helpen, also hir vor bescreven steit" 4 ). Dec. 27 zu Vordingborg fällte König Christoph das Urtheil, daß Heinrich von Meklenburg die Vogteien Liebenwalde, Stolpe und Jagow an Markgraf Ludwig zurückgeben solle 5 ), 1325, Febr. 2, zu Kyritz entschieden Mannen und Städte der Priegnitz, daß Heinrich die Droiseke von Kröcher und Redeko von Redern für 20000 Mark Silbers verpfändeten Lande und Städte gegen Rückzahlung des Pfandschillings an Markgraf Ludwig auszuliefern und die von ihm vorgenommenen Verpfändungen auf seine Kosten einzulösen habe 6 ) Febr. 20 zu Avignon antwortet Papst Johann XXII. dem Fürsten Heinrich die von ihm gewünschte Belehnung mit der Markgrafschaft Brandenburg könne er ihm nicht ertheilen, cum nobis non constet, quid et qualiter obtines in mairchionatu predicto 7 ). - Fischer übersieht (S. 37 - 39) das Bündniß Christophs mit den Herzögen von Stettin, läßt Rudolf von Sachsen und die Herzöge Otto und


1) M. U.=B. 7, Nr. 4539, 4540.
2) M. U.=B. 7, Nr. 4530, 4544.
3) M. U.=B. 7, Nr. 4562.
4) M. U.=B. 7, Nr. 4576.
5) M. U.=B. 7, Nr. 4579, 4580; Städte=Chroniken 19, S. 449.
6) M. U.=B. 7, Nr. 4593; vgl. 4592
7) M. U.=B. 7, Nr. 4595.
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Wartislaw wirklich auf Christoph kompromittiren, wofür uns kein urkundliches Zeugniß vorliegt, läßt das Bündniß von Nov. 21 geschlossen werden, "um diesem Vertrage (der Sühne von Oct. 5) den gehörigen Nachdruck zu verleihen", während es doch offenbar gegen Ludwig von Brandenburg gerichtet ist, erklärt die Ausnahme des Königs von Dänemark mit der Hoffnung, dadurch "ein günstiges Urtheil von ihm zu erlangen", berichtet die Entscheidungen von Dec. 27 und 1325, Febr. 2 und sagt dann: "So von beiden Seiten aufgefordert, die märkischen Lande zurückzugeben, that Heinrich einen letzten Schritt, um seine Eroberungen zu erhalten": Heinrichs Gesuch an den Papst, auf das dieser Febr. 20 zu Avignon antwortet, wäre darnach also erst nach 1325, Febr. 2, abgegangen, eine Annahme, die wenig wahrscheinlich und zu der gar keine Veranlassung ist.

Am 24. Mai 1325 an der Daber kam zwischen den Vormündern des Markgrafen, Ludwig, Günther und Ulrich von Lindau, und Heinrich von Meklenburg ein Vergleich zu Stande: Heinrich sollte die Priegnitz und Seehausen und Werben in der Altmark an Ludwig herausgeben und dieser die Verpfändungen einlösen, Heinrichs Schulden in diesen Landen bezahlen und ihm außerdem 8000 Mk. Silbers auskehren und als Unterpfand für diese Summen Grabow und Meienburg setzen 1 ). Am 3. Juni zu Gandenitz bei Templin folgte der Vergleich wegen der Vogteien Jagow, Stolpe und Liebenwalde: Heinrich sollte die drei Vogteien an den Markgrafen zurückgeben und dafür 20000 Mark Silbers erhalten; was er wegen seiner eigenen Schulden verpfändet hatte, sollte er von diesem Gelde einlösen, für seine Verpfändungen wegen der Schulden des Markgrafen aber sollte Ludwig einstehen 2 ). - Fischer (S. 39) sagt hinsichtlich der drei Vogteien: "Wird dies Geld am bestimmten Termin jedoch nicht bezahlt, so fallen die Lande für immer an Meklenburg"; die Urkunde sagt aber im Gegentheil: "Bleve der twintig dusint marg jenich del unbereit to dem lesten dage der beredunge, so scullen de vogede wedder antwurden us und usen erven, wat der hus nicht geloset were; dat scolen de vogede vor uns wissen, als it redlik is; und de vorbenumede hus und lant scullen nicht vorstan, men se scullen sik selver losen . . . mit deme, dat darut vallet".

Durch diese Verträge waren die meklenburgisch=brandenburgischen Wirren zum Abschluß gekommen: was Heinrich von Meklenburg


1) M. U.=B. 7, Nr. 4630.
2) M. U.=B. 7, Nr. 4633.
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nach dem Tode Waldemars in Brandenburg zugefallen oder von ihm erobert worden war, hatte er gegen eine Geldentschädigung wieder abtreten müssen; eine Neubelehnung mit dem Lande Stargard, das doch vom König Ludwig seinem Sohne ausdrücklich mitübertragen worden war, hatte aber, was nachdrücklich hervorzuheben ist, nicht stattgefunden.

Noch bevor Heinrich in solcher Weise auf die brandenburgischen Erwerbungen Verzicht leistete, hatte er nach anderer Seite hin Stellung genommen: am 13. März 1325 zu Barth versprach er seine, wie es scheint, erst nach dem 20. Mai 1324 geborene Tochter Beatrix 1 ) dem ältesten Sohne Wizlavs von Rügen, Jaromar, zur Ehe und übernahm dessen Vormundschaft für den Todesfall seines Vaters 2 ). Aber bald darauf, Mai 25, starb Jaromar 3 ) und der Tod Wizlavs, der Nov. 8 oder 9 erfolgte 4 ), führte den rügischen Erbfolgekrieg herbei, der 1328, Juni 27, durch den Bruderstorfer Frieden beendigt wurde 5 ).

Dieser Friede war geschlossen worden von Herzog Barnim von Stettin für das Königreich Dänemark, für sich und die Söhne des verstorbenen Wartislaw einerseits und Heinrich von Meklenburg, Johann II. und Johann III. von Werle andererseits. Heinrich, der sich nunmehr zum dritten Male und zwar mit der Wittwe Wizlavs von Rügen, Agnes, Tochter des Grafen Günther von Lindau, verehelichte 6 ), verband sich Nov. 15 zu Neu=Brandenburg mit den Herzögen Otto und Barnim von Stettin und versprach ihnen Kriegshülfe, außerhalb ihres Landes mit 50 Berittenen, innerhalb desselben mit ganzer Macht, jedoch nicht gegen Graf Gerhard von Holstein und die Grafen Günther, Ulrich und Adolf von Lindau 7 ). Er stand damals in Feindschaft mit Graf Johann von Holstein und Graf Heinrich von Schwerin: Aug. 1 zu Sternberg hatten ihm vier Gebrüder Sprengel ihre Schlösser Zeetze (Amt Neuhaus) und Gresse (Amt Boizenburg) übergeben "also lange, wen wy us gysonet unde liket hebben met grave Johanne von Holtzsten unde met allen sinen helperen " 8 ), und Sept. 17 zu Rostock waren vier aus Holstein vertriebene Adlige mit ihren Ge=


1) Mekl. Jahrb. 50, S. 166.
2) M. U.=B. 7, Nr. 4602.
3) Fock, Rügisch=pommersche Geschichten 3, S. 67, Anm.
4) Fabricius, Urkk. zur Gesch. d. Fürstenthums Rügen 4, S. 203.
5) M. U.=B. 7, Nr. 4940, Städte=Chroniken 19, S. 459, Anm. 5.
6) Städte=Chroniken 19, S. 459; Mekl. Jahrb. 50, S. 161.
7) M. U.=B. 7, Nr. 4992.
8) M. U.=B. 7, Nr. 4957.
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freundeten, 50 Berittenen, in seinen Dienst getreten, innerhalb seines Landes auf seine Kosten, "wolde se aver ten in dat land to Zwerin oder Wittenborch, so scolde wi ten up unse kost" 1 ). Zu derselben Zeit, da er sich mit den Herzögen von Stettin verband, kamen seine Gegner in Ratzeburg zusammen: Nov. 16 schlossen Graf Johann von Holstein und Graf Gerhard, Herzog von Schleswig und Verweser des Reiches Dänemark, mit Graf Heinrich von Schwerin ein Bündniß gegen Heinrich von Meklenburg 2 ). Aber vierzehn Tage später trat Johann von Holstein zu König Christoph von Dänemark über 3 ) und Dec. 21 versöhnten sich Heinrich von Meklenburg und Johann von Holstein, indem beide den Wipert Lützow und den Marquard Stake zu Schiedsrichtern und Graf Heinrich von Schwerin zum Obmann bestellten 4 ). Bald nach der Beilegung dieser letzten Streitigkeiten starb Fürst Heinrich 1329, Jan. 21 oder 22 5 ).

Am 15. Juli 1328 hatte Papst Johann XXII. von Avignon aus sowohl Herzog Rudolf von Sachsen, wie Heinrich von Meklenburg und Johann II. und Johann III. von Werle zum Widerstande gegen Ludwig von Brandenburg aufgefordert 6 ). Boll (1, S. 278-279) faßt das von Heinrich Nov. 15 mit den Herzögen Otto und Barnim von Stettin geschlossene Bündniß dahin auf, daß Heinrich entschlossen gewesen sei, "abermals in die Märkischen Händel einzugreifen". Aber da derselbe die Kriegshülfe gegen die Grafen von Lindau ausdrücklich ausgenommen hatte, so scheint mir das Bündniß nicht auf die pommersch=brandenburgischen Verhältnisse, sondern auf die meklenburgisch=schwerinischen Irrungen Bezug zu haben. Fischer folgt Bolls Auffassung, weiß aber, daß Heinrich bei dem Bündniß von 1328, Nov. 15, nur an die Ausführung dessen dachte, was er seit den Friedensschlüssen von 1325, Mai 24, und Juni 3 beabsichtigt hatte. "So war denn, sagt er S. 39-40, der brandenburgische Erbfolgekrieg endgültig beendet. Heinrich war unterlegen. Er hatte zwar eine große Geldsumme erhalten, aber konnte ihn dies entschädigen für den Verlust so vieler Landschaften? Gewiß nicht und Heinrich war auch in der That höchst unzufrieden mit dem Abschluß des Krieges. Für den Augenblick mußte er Frieden halten in dieser Sache, zumal er in den


1) M. U.=B. 7, Nr. 4975.
2) M. U.=B. 7, Nr. 4993, 4994.
3) Schl.=Hols.=Lauenb. Urkb. 2, Nr. 144.
4) M. U.=B. 7, Nr. 5006.
5) Städte=Chroniken 19, S. 460, Mekl. Jahrbb. 50, S. 159.
6) M. U.=B. 7, Nr. 4950.
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Rügenschen Erbfolgekrieg hineingezogen wurde. Aber er behielt die Wiedereroberungen seiner märkischen Besitzungen im Auge. Als am 15. Juli 1328 der Papst Rudolf von Sachsen, Heinrich und die Fürsten von Werle auffordete, Ludwig von Baiern Widerstand zu leisten, entschloß sich Heinrich noch einmal zum Kriege gegen die Mark. Am 15. November schloß er mit den pommerschen Herzögen einen Vertrag auf gegenseitige Hülfe". In unmittelbarem Anschluß daran berichtet Fischer alsdann über die meklenburgisch=schwerinischen Wirren, als ob auch diese mit Heinrichs Verhältniß zur Mark Brandenburg in Beziehung standen: "Auch seine Gegner rüsteten sich. Am 16. November verbanden sich Johann von Holstein und Heinrich von Schwerin gegen ihn und am selben Tage schlossen Gerhard von Schleswig und Holstein, dänische Reichsverweser, und Heinrich von Schwerin einen Vertrag. Freilich diese Gegner wußte Heinrich zu trennen. Am 21. December vereinigte er sich mit Johann von Holstein dahin, daß sie ihre Streitigkeiten einem Schiedsgericht anvertrauen wollten, als dessen Obmann Graf Heinrich von Schwerin fungiren sollte. Aber die Mark anzugreifen, verhinderte ihn der Tod".

In der Abbezahlung der 28000 Mark, zu der sich Markgraf Ludwig 1325, Mai 24 und Juni 3, verbindlich gemacht hatte, war eine Stockung eingetreten, deren Art wir nicht zu erkennen vermögen. Die 8000 Mark für die Priegnitz hatten in sechs Terminen bezahlt werden sollen, an den vier ersten (1325, Nov. 11; 1326, Mai 1, 1326, Nov. 11 und 1327, Mai 1) je 1500 Mark, an den beiden letzten (1327, Novbr. 11 und 1328, Mai 1) je 1000 Mark; zu Unterpfändern für diese Zahlung waren Meienburg und Grabow bestellt worden; nach Abbezahlung der ersten Hälfte hatte Meienburg, nach Abbezahlung der andern hatte Grabow zurückgegeben werden sollen. Für die Bezahlung der 20000 Mark für die Vogteien Jagow, Stolp und Liebenwalde mit den ukermärkischen Städten waren fünf Termine (1325, Dec. 6; 1326, Mai 22 und Dec. 6; 1327, Mai 22 und Dec. 6) mit Theilzahlungen von je 4000 Mark bestimmt worden; nach der Abbezahlung des ersten Viertels hatte Passow, nach der des zweiten Gerswalde, nach der des dritten Steinfurth und nach der des vierten Görlsdorf dem Markgrafen zurückgegeben werden sollen. Beim Tode Heinrichs von Meklenburg war ihm Markgraf Ludwig noch 4000 Mark und vierjährige Zinsen dafür schuldig, er hatte aber nicht nur die Vogteien Liebenwalde, Stolp und Jagow mit den ukermärkischen Städten, sondern auch Meienburg, das doch vor Grabow hatte zurückgegeben werden sollen, noch in Händen.

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Am 24. September 1329 versöhnten sich die Söhne Heinrichs Albrecht und Johann, mit Ludwig von Brandenburg "umme alle schelunge, de tweschen em, up en half, und useme vadder, dem God gnedig si, und uns, af ander half, wernde was"; der Markgraf verleiht ihnen "tu rechteme herrenlene" das Land Stargard, Lychen und Wesenberg, ferner Eldenburg, dergleichen Arnsberg und Strelitz und endlich 200 Stück Geldes aus der Vogtei Jagow 1 ). Von diesen verschiedenen Lehen hatte Fürst Heinrich, wie wir gesehen haben, Stargard durch Beleihung des Markgrafen Albrecht, Lychen und Wesenberg durch Beleihung des Markgrafen Hermann und die 200 Stück Geldes durch Beleihung des Markgrafen Waldemar erhalten; Eldenburg und Wredenhagen waren ihm nach dem Tode Waldemars ausgeliefert worden; Arnsberg und Strelitz aber waren neue Lehen, die erst den Söhnen Heinrichs durch Ludwig von Brandenburg verliehen wurden. Für diese neuen Lehen verließen Albrecht und Johann dem Markgrafen nach dessen Urkunde "Meyenborch, hus unde stat mit der manscap unde mit der ghulde, mit der schede, unde hebben us los ghelaten der vier dusent mark sulveres unde des schaden van vier jaren, die dar up ghegan was, dar en die sulve Meyenborch vore stunt". In der Urkunde der Fürsten Albrecht und Johann heißt es: Wye hebbin ok weder ghelaten usen om und an en gewysit de vogedien Levenwolde, Stolpe und Jagowe mit landen und mit luden . . . und hebbin man und stede los gelaten der huldunge und lovedes, de se usem vaddere gedan hebben. Wye hebben ok usem om weder gelaten de Meyenborch, hus, stad und manschap, mit der scheide und mit der gulde, und hebbin im los gelaten der vier dusint marken silbers und des scaden, de vor jar darup gan is, dar dat vor stund. H[ir]vor heft he us und usem erven gelegen Strelitz und Arnsberge, als sine breve spreken, und gift us darto acht und twinthich hundert mark Brand silvers; darmede scullen alle sculde, dar desse pande vor stunden, los sin". Wenngleich aber Arnsberg und Strelitz neue Lehen waren, so muß doch schon Fürst Heinrich in ihrem Besitz gewesen sein, denn bei seinem Bündniß von 1328, Nov. 15, stellte er den Herzögen von Stettin die Ritter Wedego von Plote, Otto von Dewitz und Henning von Peckatel mit ihren Schlössern Wesenberg, Stretitz und Blumenhagen zur Sicherheit 2 ). "Es ist das erste Mal, bemerkt Boll (1, S. 279, Anm. 2) dazu, daß das Schloß Strelitz


1) M. U.=B. 8, Nr. 5081, 5082.
2) M. U.=B. 7, Nr. 4992.
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als Heinrich von Mecklenburg zugehörig, und zwar im Besitz des Ritters Otto von Dewitz vorkommt". Vorher wird seiner zuletzt im Meienburger Vertrage 1316, Dec. 13, erwähnt, in welchem die Markgrafen Waldemar und Johann König Christoph und Heinrich von Meklenburg ihre Schlösser Strelitz und Meienburg zur Sicherheit stellten 1 ). Wann und wie es inzwischen an Heinrich gekommen war, wissen wir nicht.

Erst durch die Belehnung seiner Söhne mit Arnsberg und Strelitz haben die Erwerbungen des Fürsten Heinrich in den brandenburgischen Landen ihren Abschluß gefunden, Fischer hat zwar - äußerlich betrachtet - das Recht mit dem Tode seines Helden abzuschließen, aber bei einer vollen Würdigung der Beziehungen desselben zu Brandenburg hätte er den Besitz von Strelitz und Arnsberg nicht übergehen dürfen.

 

Vignette

1) M. U.=B. 6, Nr. 3862.
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IV.

Die Grabsteine der Wismarschen Kirchen.

Von

Dr. Crull und Dr. F. Techen.

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II. Die Grabsteine der Kirche S. Nicolai. * )

2. a) her Johan rughe. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i 1577 vridages na │ Jnnocauit is her Johan Rughe in got entslapen, dem godt gnedich si. - c) Jochim Hintze v. s. e. 1670. Von früherer Benutzung Reste von Umrissen eines Priesters mit einem Schilde, auf welchem ein Kessel, vielleicht des Pfarrherrn Johann Ketel, der vor 1404 sarb. - E.

3. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M° cccc° │ xlij° in die scī benedicti abbat' ø d n mit Querstrich s │

mathia s runghe - hui9 eccē perpetu9 vica'i9. orate deū pro eo. Mit der ausgesparten Figur des Verstorbenen. - E.


*) Berichtigungen und Nachträge zu Jahrb. 54, S. 119 ff.: Nr. 3 l. Schlvsselbvrgy. - Nr. 8 st. Gerdees? l. Dinggravius. - Nr. 45 l. Eisaxtkreuz st. Tatzenkreuz. - Nr. 240. Nach fortgesetzten Bemühungen glauben wir die Inschrift a) in dem ersten Abschnitte ergänzen zu dürfen in Mccccxx[xv]; vor obiit ist unzweifelhaft [michae]lis [ar]changeli, der Anfang dieses zweiten Abschnittes aber nicht mehr zu erkennen. - Nr. 253 l. biddz. - Nr. 292 l. cvlpin st. cobin? - Nr. 322 l. Zu e) st. Zu b). - Nr. 324. Hinter p festo füge ein cecilie v' Symbol . -Nr. 355 l. elyzabz. - Nr. 360 tilge die Worte: von Philip Brandin und. Unter dem Wappen der Frau in der Mitte des Steins ließ sich noch entziffern Ag[ne]ta [D]vriars. - Nr. *6 Ende l. B. Smidts st. G. v. d. Sterne. - Nr. *16 ergänze [Lancelot]. - Nr. *71 l. Fr. Elisabeta Gerckens.
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4. . . . . . . . . . . . ! │ . . . . . . . . . . . ø hinricus stenuelt │ Anno d n mit Querstrich i m ccccl In │ p festo bti martini ēpi ø a │ bele vxor ei9 orρ p ea. Dazu ein Schild mit Merk. - V.

6. H. M. David Clindt, Elisabet Schmidt vnd ihren erben. 1681. Von früherer Benutzung ein gelehnter dreiseitiger Schild mit einem Merk. - E.

7. a) Anno domini │ M cccc lx sequēti die epyphanie obiit d n mit Querstrich s │ iohannes stu[ve] │ vicarius huius ēcce, cui9 āīa recq'escat ī pace. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i 1565 die 7 men │ sis augusti Obiit D n mit Querstrich s Magister Georgius Windt pastor huius Ecclesie. │ A n mit Querstrich o D n mit Querstrich i 1564 die 7 Men │ sis Januarij Obiit Clare Windes coniunx eius. Zu a) die Gestalt des Verstorbenen in Umrissen. Der Kelch, welchen er hält, und einzelne Theile der Kleidung, insbesondere die Parura der Albe, sind mit gravierten Metallplatten ausgelegt; auf den Ecken sind solche herausgebrochen.

8. a) Anno d n mit Querstrich i 1591 die 15 mensis Decemb. pie obiit d n mit Querstrich s magister Johannes Pavli pastor hvivs ecclesiae fideliss. - b) Anna Maria Pavls v. i. e. 1686.

10. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc xlj │ Des dinxtedages in dem pinxten starf Bernd hol │ dorp. A n mit Querstrich o M cccc │ l xxx iij Des sondag' vor mariē magdalenē starf │ Anneke syn husfrouwe. │ dat en godt gnedig sy. - b) S. Frantz Kroger v. s. e - c) Jacob Boch v. s. e. 1671. Zu a) die Gestalten der Eheleute in schwachem Relief, zu ihren Füßen je ein gelehnter, rechts geschweifter Schild. Das Bild in dem des Mannes ist nicht zu erkennen, das in demjenigen der Frau gleicht einem X. - E.

11. a) Anno 1618 den 19 │ Decembris ist Jacob Trendelenborch christ │ lich in godt vor │ storben, dem godt gnedig sei, seines alters 32 iahr. - b) Johan Friederich Rohland, Ida Dorothea Wachenhusen vnd ihren erben. Anno 1727. Zu a) ein Trendelburgischer Schild, s. Hans. G.=Quell. II, zu Nr. 433, und ein zweiter, auf welchem ein nackter Mann ein Merk oder ein Stundenglas hält: der Ruge. - M. E.

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12. Hier ruhen Johann Jacob Schwartzkopff senior, geb. 1742, gest. 1817, und Margaretha Maria Schwartzkopff gebohrne Hahn, geb. 1753, gest. 1822.

13. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M° ccc° lxx │ vj ī die assūpcōis marie ø margreta vxor │ gherhardi losten │ z filie eiusdei . orρ p eis. - b) gert loste. - c) C. K. Zu a) Merk auf gelehntem dreiseitigem Schilde, zu b) dasselbe Merk. Zu c) - Cyriacus Kleine? - gleichfalls ein Merk. - R.

13a. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc x iiij │ ī octā natītat' btē ma'ie v'gρ ø iohēs . . . . . . │ Anno d n mit Querstrich i M cccc iiij ī │ die assūpcionis btē ma'ie v'gρ ø mechtildis vxor ei9. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M ccccc ij feria tercia │ post festū martini ø margareta tanckē. orρ deū p ea. - c) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M d xj in octava as │ sūpcōis ø birgitta lelades . orρ deū p ea. - d) Hinrick schabbel. - e) Gabriel Lembke v. s. e. Ao 1681. - f) Jochim Lembke, Margreta Bonorden und ihren erben. Anno 1709. - Zwei Wappen des 17. Jahrhunderts sind von Jochim Lembke verstümmelt worden. - E.

13 A. a) M. Johannes Crvdopivs et eivs haeredes. 1639. Epitaphium M. Johannis Crudopii, cum esset annorum lxvi et ludo et templo xl annos serviisset. Dormit Johannes Crudopius hocce sepulchro, De quo, qui transis, paucula, lector, habe. Vitae sex annos et bis sex lustra peregit, Primum conrector lustra quaterna scholae, Dein evangelii per bina decennia fidus Praeco deo vires svppeditante fuit. Emeritus tandem placide hic in pace quiescit. Rursus at evigilans coelica tecta petet, In quibus immensa gratis mercede fruetu[r]. Hoc precium et merces non nisi sancta tria[s]. b) Matthias Scheffel (urspr. Schepel), Anna Maria Clinthen u. i. e. 1698. - R.

13 B. Jurgen Joachim Scheffel, (Katharina Peters u. i. e. Anno 1709.

14. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m ccc xc Jn │ die circūcisiōis d n mit Querstrich i ø anna vxor thiderici wan . . . . │ - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc xxx vj d n mit Querstrich ica │ p9 laurentij ø hinric9 knoke . orρ p eo. - c) Christian

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Diederich Alberti, im herrn entschlafen anno 1741. - d) J. G. Haase, geb. d. 24 Octbr. ao 1764, gest. d. - - ao 18 -, M. C. Haase geb. Sager, geb. d. 16 Octbr. ao 1774, gest. d. 5 Febr. ao 1819, u. s. Erben. - E.

16. Dorotea Krögers vnd ihren erben. 1681. Auf dem Stein ein geschweifter Schild mit dem Wappenbilde der Malchow, s. a. a. O. zu 341.

18. a) Anna Renesche. - b) her Johan stamer 1565. - c) Matthias Kladow vnd seinen erben 1658. - d) Frans Boch v. s. e. Ao 1691. Zu c) ein Merk.

21. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc │ xxx viij ī die mathei apli ø hinric9 timme. │ Anno d n mit Querstrich i M cccc x │ xj d n mit Querstrich ica p9 festū natiuitat' xpi ø iohēs timme fili9 ei9 . orρ. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc xc │ iij die lune x mēsis junij ø kuneke gosmans │ begina j xc° a n mit Querstrich o cōstituta . orρ. Auf dem Steine befindet sich das Wappen der Langejohann, s. a. a. O. zu Nr. 263. - E.

24. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m ccc l xxx vij │ in profest[o dy]onisii epi ø nicolaus criwetze. │ - b) Diese begrebnis gehoret m. Antonio Hertzberg vnd seinen erben. - c) J. D. Borchwardt. Zu a) ein dreieckiger Schild mit drei ins Schächerkreuz gelegten Stockfischen. - E.

25. Dominvs Casparvs Trendelenborch, rei publicae patriae senator, obiit anno 16[6]5 d. [2] Avg. aetatis [73 svae.] Gardrvt von der Fers, vxor eivs, obiit anno 1667 d. 4 Jan. aetatis 60 suae. Dazu die beiderseitigen Wappen. S. a. a. O. zu Nr. 433 und 483.

40. a) Her iochim finger. - b) Erbbegrebnvs Johan Magerfleisch gehorig. Anno 1658. - c) Johannes Rieder v. s. e. 1683. Zu b) ein Merk.

41. a) Anno diii M cccc x . . . . . . │ . . . . . . . . . . . . . . thidericus tuckezwert. . . . . │ Anno d n mit Querstrich i M cccc xxx ? . . . . .│ . . festū natūat' ma'ie ø ermeghard' vxor thiderici tuckezwerdes. - b) . . . . . . . . . . . . . . . [d n mit Querstrich s Albert9] Scelter Consul, cuius anima │ requiescat in pace. amen. - c) Eber-

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hardt Elmhof vnd seinen erben. Anno 1632. - d) Jochim Pawel Haak, Abel Margarehta Svhren v. i. e. Anno 1707. Zu a) das Wappen der Tückeswert. S. a. a. O. zu Nr. 192. - E.

42. a) assmvs thurow 1533. - b) Jvrgen Wever 1606. zu a) ein oben geschweifter Schild mit einem Merk.

45. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc v fe'ia │ vj a n mit Querstrich festū b[t]i iohīs bap' ø marquard9 muge[su]elt. - b) M. Joachimvs Schmidt, Margareta Slees vnd ihren erben. 1643. - E.

47. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc │ xxix f'ia iiij p9 festū epyhanie ! ø radolfus nigemā . a n mit Querstrich o d n mit Querstrich i │ M cccc xxx viij dionisii ø mechtild' vxor ei9. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc │ xxxv J die assūcōis ma'ie ø iohes niemā. - c) her Jochim finger. - d) Eberhardt Elmhof vnd seinen erben. Anno 1632. - e) Jochim Pavel Haak, Abel Margarehta Svhren v. i. e. Anno 1707. - f) Jochim Kop v. s. e. Anno 1733. Zu a) auf den vier Ecken je ein gespaltener Schild.

49. a) Inschrift - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M v c lix (c) des mid │ dewekens vor matthei appostolli starff Hans Dargun │ datt eme godtt gnedich si, │ A n mit Querstrich o lx iiij Kattrina s[in hus]frow den iiij febrvarivs. Zu b) der Schild der Dargun, a. a. O. Nr. 475, und derjenige der Frau, welcher zerstört ist. Darunter ein Merk zwischen den Initialen H. S., d. i. Hans oder Hinrick Schabbel. Dieser 1884 noch vorhandene rothe Stein fehlt jetzt. Die Majuskel=Inschrift war in erhabenen Buchstaben.

53. a) Ann od n mit Querstrich i M cccc xx - │ - - ø hīric9 brugher. │ anno d n mit Querstrich i M cccc xx iij fe'ia iiij a n mit Querstrich fe[stū] puri. ma'ie ø mechtild vxor [ei9]. - b) Clavs Dragvn vnd seine erben. 1618. - c) H. Michel Bvwman v. s. e. 1649. Zu b) der Schild der Dargun, s. a. a. O. zu Nr. 475. - E.

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54. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc . . . │ ix d n mit Querstrich ica misericordia ! d n mit Querstrich i ø hermannus b . . . . . . . │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc │ lxxj J die natiuitat' xpi ø alhe[yt] vxor ei9. [orρ p ] eis. - b) hans dargun. - c) H. Daniel Odewahn v. s. e. - d) Nvnmehro s. h. Daniel Odewahns wittebe v. i. e. 1663. - V.

55. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m │ cccc l x - petrus de exen │ Anno │ d n mit Querstrich i m cccc lx . . . . . . elizabeth vxor eius. - b) Catarina Krochels. Zu a) der rechts geschweifte Schild der v. Eixen in der jüngeren Gestaltung, s. a. a. O. zu Nr. 333. Ob auch das Merk? - Der Stein hat die Form eines Trapezes.

59. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M ccc xc vj │ ipō die exaltacōis scē cruc' ø nicola9 vā der mole. - b) tymme d[ar]gun. - c) Clavs Dragvn vnd sinen erben. 1618. - d) H. Michel Bvwman. v. s. e. 1649. Zu c) ein Schild der Dargun, a. a. O. zu Nr. 475.

60. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cc │ cc l x ix J die natiuitat' xpī obiit h'ma n mit Querstrich us hate. - b) hans kletsinck. - c) her Johan stamer 1565. - d) Dominvs Hinricvs [S]cab[beli]vs, Consvl. - e) Cyriacus Burmeister consul. 1671. - E.

61. a) Inschrift

b) hinrick warckman v n mit Querstrich d sinen eruen. Auf dem rothen Steine ein dreiseitiger Schild mit der Figur der v. Kröpelin. S. a. a. O. zu Nr. 130. Ob die Jahreszahl 1302 bei a) die richtige ist, steht dahin, da ein Riß durch den Stein geht und deshalb auch 1303 möglich wäre. Hinter A t e wird POR t A M wie im Namen RO zu ergänzen sein, welches wohl wie bei St. Marien Nr. *65 auf den Rand gesetzt war.

64. J. J. Schwartzkopf Ao 1773.

65. a) [Jste la]pis pertinet │ my[lgie]ze demy[t]ze seruo d n mit Querstrich orρ . - b) A n mit Querstrich o m l x ! ī vigilia mathei ø hinric9 │ hoppenacke. - c) greteke groten. - d) her Laurens luder.

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- e) Jochim Sten vnd seinen erben. Anno 1625. Dreiseitiger Schild mit einem Merk wie auf Nr. 77, also wohl nicht zu b) gehörig. - E.

71. Jvrgen Juhl v. s. e. 1671. Von einem früheren Besitzer ein Merk unterhalb einer schildförmigen Vertiefung, welche vormals eine Metallplatte enthalten hat.

72. Jurgen Siver[t]. - E.

77. her Jochim fin[g]her. Von früherem Besitz das Wappen der Tückeswert, s. a. a. O. zu Nr. 192, und ein Merk vgl. Nr. 65.

93. a) . . . . . . . . . . . . . . . . . in │ die omniū scōrρ ø iohēs roberstorp . . . . . . . . - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc │ xl q'rta f'ia p9 . . . . . . . . ø kathe'ina kroger et a n mit Querstrich o . . . . . │ . . . . . . . . kroghers, secūda vxor ei9, fe'ia v p9 nati. ma'ie . orρ p eis.

- c) Christian Rode vnd seinen erben. Anno 1636. - d) Michael Kramer, Anna Prens v. i. e. 1659. - V.

95. Salomon König und seinen erben. Anno 1714. Dazu ein Ochsenkopf. Der Stein ist aufgenommen und bei Seite gesetzt.

98. Aō 1625 dē 5 Jvly │ is Martinvs Lvskow sel. im hēr entschlapen. │ Aō 1608 dē 20 │ Sept. is Anna Lvskowen sel. im hēr entschlapen. │ A n mit Querstrich . 1609 dē 6 │ Novemb. is Anna Bleckers Martini Lvskow ehiige hvs │ frow der │ ander eh selig im her entschlapen. Dazu ein Schild mit Merk zwischen den Initialen M und L. - M. E.

99. a) Lisebet Smedes v. e. e. Ao 1616. - b) Christian Diederich Alberti v. s. e. Anno 1709. Der Stein hat die Form eines Trapezes.

100. Anno 1621 den 11 December │ ist h. Stephan Haecks, alterman der kramer │ companey, selich im herrn │ entschlafen. Der selen gott gnaedig sey. │ Anno 1625 den 14 November │ ist die ehr- vnd tvgentsame fravw Gerdravt │ Haecks selig im herrn │ entschlaffen. Der seelen gott gnaedig sey. Dazu ein Schild mit einer Lilie, darüber ein Helm, welcher hinter einem Stern einen Pfauenfederbusch

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trägt, zu dessen beiden Seiten je die Hälfte einer Lilie heraussieht. - M. R.

103. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m d - │ - Clawes lintholt. - b) Jacob Tauman u. s. e. 1717. - E.; darüber in der Folge Messingbeschlag an den Ecken sowie in der Mitte.

104. Caspar Schwartzkopf v. s. e. Anno 1713.

105. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m° cccc° - - ø helmych busacker . orρ . │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc │ xliiij J die ascenciōis d n mit Querstrich i ø gheze vxor ei9 . orρ. - b) Marten Moller vnd sinen erven. Ao 1598. - c) Margareta Bvrmesters sel. Jochim Goltsteden witwen grab v. i. e. 1652. - d) h. b. Joachim Lehman v. s. e. 1689. Zu a) der Schild zerstört; Helmschmuck eine Pflanze. Zu b) ein Merk und darunter Wecke und Hörnchen. - E.

107. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc lxxiij │ ī ipso die epyphanie domini obiit brinker mane . orate pro │ . . . │ . . . . Anno d n mit Querstrich i M cccc │ lx iiij ipso die iacobi apostli obiit marquart mane. │ Anno d n mit Querstrich i M cccc xl iiij │ ipso die natuitat' marie obiit telzeke vxor eius . orρ p ea. - b) h' Johan kroger 1544. - e) her Johan Rughe 1567. - d) Jvrgen Juhle v. s. e. 1670. Zu a) ein Schild mit einem gestürzten Halbmonde über einem Berge und darunter ein Merk. Außerdem noch zwei Merke zu b) und c).

108. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M° ccc │ c l xxx° alte'a die │ valētī │ ø wilkin9 wilkini │ psbit' . orρ p eo. │ D │ e │ V │ S │ misereat Symbol n mit Querstrich ri z b n mit Querstrich dicat nobis, ill m mit Querstrich et vultū suū │ super nos z misereat Symbol n mit Querstrich ri. amē. Mit einem Kelche. Die Majuskeln sind auf den vier Ecken des Steines angebracht.

110. a) Jurgen oldendorp de olde 1533. - b) clawes haveratze. - c) Jvrgen Wever. - d) Hinrich Pralav. - e) Jochim Vick und seiner frawen v. i. e. Zu a) ein Merk.

111. a) Jochim heine 1548. - b) Michael Kramer, Anna Prens v. i. e. Anno 1659.

112. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc │ l ī die exaltaciōis seē crρ ø theodericus speck. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc │ l xx iij bartolomei [oslash;] elisabeth

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vxor ei9 . orρ p eis. - b) Frederich Peterssen vnd [seinen erben], Zu a) ein sehr vertretenes Wappen; s. a. a. O. zu Nr. 295. - E. Der Stein hat die Form eines Trapezes.

113. a) Baltzer Schvlte vnd sine erven. 1617. - b) Clawes Wedow. 1639. Zu beiden je ein Merk. Zu der ältesten nicht mehr lesbaren Inschrift gehört ein Schild mit den Emblemen der Schmiede, zu einer späteren ein gespitzter Schild, gestürzt schächerkreuzförmig gespalten und jeder Platz mit einer Rose belegt. - E. Ehemals Altarplatte.

114. a) Jochim Tede. - b) Hinrich Schepel v. s. e. 1659. Zu a) ein Merk. - V.

115) Anno d n mit Querstrich i M cccc . . . . . │ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ø │ henigus rode. A n mit Querstrich o │ d n mit Querstrich i M cccc° v ī die afsūpcōis ma'ie ø marg │ [areta] vxor ei9. Der letzte Abschnitt auf dem Rande. - E.

118. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc lxij . . │ diuisionis apos[tolorū obiit] d n mit Querstrich s theodericus. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc lx . . │ fe'ia quīta ø lucia mūdes pt9 dōicam cātate. - b) Fredderich Peterss vnd seinen erben. 1639. Zu a) Reste zweier Figuren in Umrissen unter einem Doppelbaldachin. Zu b) ein Merk. - E. 121. a) Nicolaus Degener. - b) Jochim gerleue. - e) Jasper lewessow. - d) Claus Hahn. - e) Jvrgen Schonfeldt v. s. e. 1676. Zu c) und d) je ein Merk. - E.

123. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc │ xvij° ī die ghertrudis ø otto ghosen. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc lj Jn │ vigilia bartholomei ø gheze vxor ei9. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc lxxxj │ in profesto Catherine virgīs ø hans tancke │ orρ p eo, et gheske ei9 vxor a n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc xcv ī die divisiōis āplorρ. - c) Anno d n mit Querstrich i 1553 │ ø her Johan tan │ cke consvl, dat │ em godt gnedich si. - d) Anna Margreta Heins vnd ihren erben. Anno 1710. - e) Daniel Hinrich Evers und seinen erben erblich. A n mit Querstrich o 1731.

124. a) [Anno d n mit Querstrich i] m c │ [c]cc xxx vj sequēti die lucie ø herma n mit Querstrich 9 bru n mit Querstrich │ . . . . . . . - b) Clawes lintholt. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i Mccccdxxv.

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- c) Jochim Köptcke u. s. e. ann. 1751. Zu b) ein geschweifter Schild, auf dem ein Drache vor einer Linde.

125. h. Heinrich Elmhof v. s. e. - E.

126. a) . . . . . . . . │ . . . . . . . . . . . . │. . . . . . . │ h' s't seplti alb't9 z ertmar9 bucowe. - b) Joachim Schvmachern v. s. e. 1619. - c) h. Johan Jorcke v. s. e. Aō 1692 - d) Jochim Hinrich Baewer. Zu b) ein Merk. - E.

127. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M │ dx - obiit hinrik bulowe. orρ deū p eo. │ A n mit Querstrich no d n mit Querstrich i M │ dx - ø taleke vxor eius . orρ deū p ea. - b) Jochim . op de kramer v n mit Querstrich d sinen eruen. 1567. - c) Johan Duriar. 1569 ? . - d) h. Johan Jorcke v. s. e. Aō 1692. - e) C. Otto Bemer u. s. e. Ao 1780. Ein Merk, welches wohl zu b) gehört. - R.

128. Anno 1612 den 8 Decembris obyt Jvrgen Henninges, cvivs anima reqviescat in pace. Ein auf der Platte befindliches Merk gehört zu einer älteren zerstörten Inschrift.

129. a) M. Johannes Crvdopivs et eivs haeredes. - b) Erbbegrebnis des weiland woledlen gestrengen vnd vesten Hans von Warnsted avff Resdorf erbgesessen. 1652.

130. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m ccc xcv │ ī die agnete v'gρ ø albertus haghemester . orρ │ - b) Hinrick hanneman. - c) Marten Luders, Anna Finckenwarders. Anno 1669 v. i. e.

132. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M d x iiij 2 a fe'ia p9 │ letare ø d n mit Querstrich s laurēci9 knorke 9sul . orρ p eo. - b) Obiit Elisabet Henninges die Steffhani anno 1604. - c) Obiit Vrsel Evers den 23 Martii anno 1611. Außer dem Knörkeschen Schilde - s. a. a. O. zu Nr. 338 - und einem der Malchow, s. a. a. O. zu Nr. 341, findet sich auf dem Steine ein gelehnter getheilter Schild oben mit zwei wellig gezogenen Querbändern, unten mit drei Rüben.

133. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc xcix ī │ die lucie virgīs ø her vicke sasse cōsul. orρ p eo. - b) Peter sasse. - c) Clavs Glim v. s. e. 1676. Zu b) ein Merk.

134. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m° ccc° xc°j° d n mit Querstrich ica │ a n mit Querstrich festū michel' ø marquard9 de houe, ī pīo die ø tzye vxor │ cōradi de zee. -

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b) Jochim Sasse v. s. e. 1672. Zu a) Reste eines Helmschmucks, bestehend aus einem Busche von drei Eicheln und vier Blättern. pīo für ipo oder proximo? - E.

135. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc │ - ø nicolaus driberch │ Anno d n mit Querstrich i M cccc │ xiij ī vigilia . . . . . . . ø . . . . . . vxor ei9. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc- │ -d n mit Querstrich s [pe]t[r]us lost[en]. - c) C. H. Hartig. Ao 1813. Zu a) ein Wappen: im Schilde über einem dreikuppigen Berge ein mit drei Rosen belegtes Querband, auf dem Helme Hörner. Zu b) ein Kelch. - E.

136. a) d n mit Querstrich s iohānes boldenberch psbr. - b) Anneke reinekē. - c) M[ati]as schroder. - d) Clawes bwman. - e) her Johan stamer. 1565. Von einem älteren Besitzer ein dreiseitiger Schild mit zwei gekreuzten Figuren, welche langgezogene Garben vorzustellen scheinen, mit Spuren einer kreisförmigen Umschrift, Zu c) ein Merk. - E.

138. Hinricus Tancken v. s. e. Anno 1658. Von früherem Besitz ein rechtseitig geschweifter Schild der Malchow. S. a. a. O. zu Nr. 341.

139. a) An° 1586 den 24 │ Awgvsti ist de erbar │ vnd wolwiser h. Mat │ thias Kock bvrgeme │ ster in godt den herē salich endtslapen │ den godt gnedich si. - b) Andreas Westfahl v. s. e. Anno 1659. - c) J. P. Komeyer u. s. erben. Ao 1802. Zu a) ein Schild, s. a. a. O. zu Nr. 412.

142. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc - - d│s ioha n mit Querstrich es wīter pres │ bit' orρ dev p eo. - A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc . . . . . . . . . . . ø d n mit Querstrich s iohes wint' psbr . orρ p eo. - b) Krisstoffer samekow.

- c) Hinrick Tede. - d) h. Jochim Harder vndt seinen erben, ano 1650 ! Die zweite Inschrift zu a) ist kreisförmig mitten auf der Platte. Zu b) und c) je ein Merk.

145. Jochim Lehman, Marria ! von der Fehrs v. i. e. 1670. Dazu zwei Wappen. S. a. a. O. zu Nr. 526 und Nr. 483.

146. Joran Matzon, skepscaptien. 1645. Einst Altarplatte.

147. a) [Anno] 15 . . den . Augusti │ is in Godt entschlapen hinrich, Augustins │ duriars Sone, den Godt gnedich Sy. -

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b) H. David Sandow v. s. e. 1625. - c) Jvrgen Schvlt der alter v. s. e. 1671. Zu a) ein Wappen. S. a. a. O. zu Nr. 417. - V.

150. a) [A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i] M cccc vj In │ die btī dyonisij epi ø ludolphus ratzeborch. │ b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc - │ - ø d n mit Querstrich s ludolphus de molne vica[ri9]. - c) Clavs Gronow, Ilsebe Averhagens vnd ihren erben. Anno 1645. - d) Lenert Rehm v. s. e. Ao 1702. Ein Merk in einein Schilde wird zu a) gehören. - Der Stein ist mit Cement ausgebessert, so daß von dem letzten Worte der Inschrift b) jetzt nichts mehr kenntlich ist. - E.

152. a) Hinrich Bone vndt seinen erven. Anno 1653. - b) Clavs Ronckendorf v. s. erben. Ao. 1692. - c) Christoffer Meusling u. s. e. A. 1710. - d) Salomon König vnd seinen erben. Anno 1719. Zirkel und Winkelmaaß, die auf dem Steine sich finden, werden wohl zu b) gehören.

153. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc - │ - - ø d n mit Querstrich s mathe9 bucow psb'. │ Anno d n mit Querstrich i M cccc │ xij in die allexij ø petrus bucowe . orρ p eo. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m v c xxx iiij ī sunte Steffens dage │ starf tewes kroger. │ dat em godt gnedig si. │ A n mit Querstrich o M v c 58 pasken │ ø dorotea sin hu │ sfrowe . dat er got gnedich si. - c) Matthias Kladow v. s. e. 1671. Zu a) Reste eines doppelten Baldachins, unter dem rechts noch Spuren von der Figur eines Priesters in Umrissen sichtbar sind, zu c) ein Merk. - E.

154. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m ccccc XXX vij ! - ø her harmen vam haue │ consul. orρ - b) clawes kroger [vn]de sy[nen eruen]. 1578 ! . c) tomes lange 1578. - d) Jacob Lange vnd seinen erben. 1619. Zu c) ein Merk. Außerdem ein Schild der Winterpol (vgl. zu der folgenden Nummer) und noch ein Merk in einem rechts geschweiften Schilde. - E.

155. a) [Anno d n mit Querstrich i] M cccc . . │ ī p festo btā margarete v'gρ ø winold9 winterpol. │ Anno d n mit Querstrich i M cccc xcj │ ī sah p9 assūp. ma'ie ø iohes winterp[ol] fili9 eius. - b) Selige Peter Eixken eren nachgelaten erven. - c) Hinrich Boie v. s. e.

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1673. - Jochim Warkentin v. s. e. Ao 1689. Zu b) ein rechts geschweifter Schild mit einem Bande, auf dem drei Eicheln an Stielen (= Winterpol), Zu d) ein beiderseits geschweifter Schild, in dem zwei gekreuzte Weberschiffe, begleitet von vier Wollkratzen. - E.

158. a) Berent Elmhof. - b) Jurgen Jarmer, Catharina Lubcken u. i. e. Anno 1708. - V.

160. a) Hic iacet d n mit Querstrich s theodiric9 │ musell psbr . orρ p eo. │ z gretheke vxor hās havekes. │ orρ den p ea. - b) hans haveck. 1546. - c) pawel scroder vnd synē arwā. - d) ditrich Sehasen 1565. - e) Peter Bockholt vnde sinen erven 1598. - f) Frans Schvtte vnd seinen erben. Anno 1619. Auf dem Steine finden sich noch ein rechts geschweifter Schild mit Merk, Schmiedeabzeichen und ein zweites Merk, ungewiß zu welchen Inschriften gehörig. - V.

162. Jochim Gerken v. s. e. Anno 1670. - Von älterem Besitz zwei geschweifte Wappen in Kränzen. Rechts: im Schilde ein gestümmelter Ast quergelegt, von dem oben ein Palmblatt, unten ein Kleeblatt ausgehen; auf dem Helme ein Kleeblatt zwischen drei Palmblättern. Der Schild links ist durch einen Balken getheilt, auf dem ein Vogel steht, rechts unten wie links oben von einem Sterne begleitet, im untern Felde drei Rosen an Stielen auf einem Boden; auf dem Helme drei Rosen. - M. E.

165. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cc │ cc xxx in die btī valētini mrtiris │ obiit d n mit Querstrich s │ nicola9 de dulma vica'i9 ecce b. ma'ie v'gρ. - b) Hans Garnaze, Elisabet Garnazen. Anno 1617. - c) H. Andreas Bentschneider v. s. e. 1670. - d) Johan Daniel Bruhn u. s. e. Ano 1731. Zu b) ein Merk. - E.

167. a) clawes wittenberch. - b) Anno 1604 den 27 │ October iss schiper Jochim Horneman │ in godt den heren salich │ endtslapen, dem godt gnedich si. - c) Hinrich Schepel v. s. e. 1659. - R.

168. a) Petrus de eecksen │ Obiit anno dm. 1559 in die │ circvmcisionis │ domini. - b) Anna Margreta Heins vnd ihren

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erben. Anno 1710. - c) Jochim Wäsenbarg und seinen erben. 1718.

169. a) Anno d n mit Querstrich i m ccc [xcvij] . . . │ . . . . andree apostoli ø d n mit Querstrich s vycko roberstorp cōsul. │ Anno d n mit Querstrich i m ccc° lxxxvij │ feria quarta pt9 festū michaelis ø ymme[ke] vxor eius . orρ p ea. [Anno d n mit Querstrich i] m cccc . . . . . . │ . . purificaciōis bte ma'ie v'gρ ø marquard9 roberstorp filius ei9. - b) Matthias Kladow, Dorotea Lvders. Anno 1673. Von dem zu a) gehörigen Wappen ist nur noch die linke Hälfte einer Lilie als Helmschmuck erhalten. Zu b) zwei Wappen: der Schild rechts durch einen Faden getheilt, oben neben einander drei schwimmende Vögel (nicht gestümmelte), unten fünf (3, 2) Rosen, s. a. a. O. zu Nr. 413, auf dem Helme ein Vogel zwischen Hörnern; der Schild links zeigt drei Glocken und der Helm einen wachsenden Hirsch - E.

170. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc - │ - - ø detmarus stenuelt . orρ p eo. │ Anno d n mit Querstrich i m cccc ix f'ia │ sexta post festū sci iacobi apli ø alheyd' vxor ei9 . orρ p ea. - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m ccccc xxxx vj │ ficdac ! vor crvtwige ø her nicolaus grawe borme[ster]. - c) David Henninges vnd seinen erben. Anno 1618. Zu a) ein Schild mit einem Merk. Zu b) ein Schild wie a. a. O. zu Nr. 367. - Das Ende der Jahreszahl zu b) und das erste Wort der zweiten Reihe (fridach?) ist sehr ungeschickt gehauen. - E.

172. a) Perpetvvm m. Johannis Crvdopii monvmentvm, vbi filioli eivs svaviss. David ao 1629 d. 10 Mai & Samvel ao 1634 d. 18 Jvl. pie defvncti placide qviescvnt. - b) Hinrich Loper vnd seinen erben erblich. Ao 1688.

173. a) hans loste . dat en got gnedich [sy]. - b) Sehl. m. Martini Crvdopi witw. Dorothea Coten v. ihren erben. Ao 1658. - c) J. D. Borchwardt. - d) J. G. Haase.

174. a) [Ano d n mit Querstrich i m cccc iij ī die ascen]cōis d n mit Querstrich i ø zwe n mit Querstrich eke vxor nicolai blok. │ b) Ano dni M cccc - │ - - laurenci9 sch . . . . Zu a) der Schild der Gewandschneider, eine Elle, begleitet von einer geöffneten Scheere und einein Messer, zu b)

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ein Merk in einem Schilde. - Der Anfang der Inschrift a) des jetzt verstümmelten Steins konnte nach älterer Lesung gegeben werden. - E. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M ccccc . . . . . . . │ . . . . . . . . michaelis obiit iurgen butzow . orρ deū p eo. - b) Jochim Hintze v. s. e. 1671.

A n mit Querstrich ° 1523 den 1 Novemb. │ ist der erbar vnd wolweiser h. Vlrich vom Have, │ radtman, christlich │ in godt vorstorben. A n mit Querstrich ° 157[8] den 2 September │ ist der erbar vnd wolweiser │ h. Frantz vom Have, bvrgemeister, christlich in │ godt vorstorben. A n mit Querstrich ° │ 1594 den 17 Martii ist die erbare vnd viel doget' frvve Cecilia von │ Stiten, des gemeltn got │ saligen h. bvrgemeisters na │ gelatene wedewe christleich in godt verstorben │ A n mit Querstrich ° 1593 den 19 Oktober ist │ der erbar vnd vornemer bvrger │ Jacob Gronow christleich │ in godt verstorben. A n mit Querstrich ° 1602 den 21 Jvlii ist die erbare vnd viel dvgentsame │ fraw Catarina vam Haves, │ Jacob Gronowen nachgelassene │ widwe, christleich in godt │ verstorben, denen alln godt gnedich sei. Dazu in der Mitte des Steins zwei Wappen; rechts im Schilde unter einem Sparren drei Rosen, auf dem Helme drei Straußenfedern = Gronow, links das Wappen der v. Have s. a. a. O. zu Nr. 340. Auf den Ecken des Steins sind ebenfalls Wappen angebracht und zwar oben rechts das der v. Have, unten das der Niebur, s. a. a. O. zu Nr. 366, links oben das der v. Stiten, s. a. a. O. zu Nr. 326, unten links im Schilde drei Aehren auf einem Berge und eine auf dem Helme.

a) Anno 1595 dē 30 Marty │ ist sehlich in gott entschlafē Dorthea Tamke, ihres alters 73 jahr. │ Anno 1599 de 30 Marty │ ist Hinrich Tamke der jvger in got sehlig entschlafē seines alters 28 jhar. │ Anno - den - │ ist in godt sehlich entschlaffen Jlse Tamken, ires alters -. - b) Frantz Diederich Knop, Gardrvth Gerdes v. i. e. 1664. - c) Jacob Rampow v. s. e. Anno 1668. Außer

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einem gelehnten geschweiften Schilde der v. Stiten sind auf dem Steine zwei Wappen gleichfalls mit geschweiften Schilden angebracht. Der vordere zeigt einen mit drei pilzförmigen Figuren belegten Querbalken, begleitet von drei Sternen und hat auf dem Helme zwischen Hörnern die pilzförmige Figur. Im hinteren Schilde sieht man über einem mit zwei Rosen belegten Schildesfuße eine Weinranke quer gelegt und auf dem Helme eine Rose zwischen Hörnern. Zweifelhaft ist, ob diese Wappen in jetziger Gestalt zu der Inschrift a) gehören. - Zu c) ein Merk. - M. E.

180. a) a n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m │ cccc hinrik mume ? . - b) Johan kroger. - c) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i 155[5] vp niejars │ dach [is] H Johan Kroger in got entslapen [got si em gnedig]. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i 1574 vp S. lukas dach starf sin husfrouue Anna Kroge's.

- d) A n mit Querstrich o 1575 ? vp hemelfart auent starf engel Ruge,

den got alle g[nedig si] - e) H. Jeronimus Rvge v. s. e. 16[7]3. - E.

181. a) Anno domini │ [M c]ccc lxij ? d n mit Querstrich ica p9 festū pet' pauli │ obiit olricus │ van der ? vere ? , cui9 aīa requiescat ī pace. - b) h' hinrick lutkehē │ neke. - c) her hans hoppenacke.

- d) Jochim Paschen v. s. e. Anno 1706. - d) Jacobus Michaelis u. s. e. Anno 1709. Zu a) ein Merk. - V.

182. a) Anno d n mit Querstrich i 1554 │ hermen boleman. - b) titke knvst. - c) Jörgen Koeper v. s. e. Anno 1637. Zu c) ein Merk.

183. a) Anno d n mit Querstrich i m° ccc lx viii │ feria ii post festum dyonisii epi ø elyzabeth │ uxor nicolai brogers │ . . . . . . . . . . . . . broger eodem a n mit Querstrich o in die │ lucie v'ρ ø (unkenntliche Helmzier) alheyd' vxor │ ei9 │ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . broger psbr filius eorρ. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc lx iij fe'ia t'cia a n mit Querstrich dōicā │ jubilate obiit d n mit Querstrich s │ nicola9 brogher vicari9 hui9 ecce. - b) Clawes Haveratzē. - c) Jvrgen Wever 1606. - d) Hans Köneke, Margareta Ävers vnd ihren erben. Anno 1682. Zu a) ein Schild mit zwei gekreuzten aufrechten Brauschippen. Wem zwei nebeneinander gestellte, rechtsseitig

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geschweifte Schilde, deren vorderer ein später eingehauenes Merk, der hintere drei Hopfenstangen zeigt, zugehören, steht dahin. Zu d) Bäckerabzeichen. - Vier Kleeblätter in Rundungen.

184. a) . . . . . . . . . . . . │ . . . . bartholomei apli . . . . . . [i] ohis swartecops. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc xcix quīta fe'ia │ p9 d n mit Querstrich icam letare ø bertoldus swartekop, cui9 aīa requiescat ī pace. Zu a) ein Merk und ein Wappen: im Schilde eine aus dem Schildesfuße wachsende Büste mit Halskragen und auf dem Helme zwei Hahnenfedern. - V.

185. a) Catrina Bockholtes vnd eren erven. Anno 1604. - b) Hans Köneke v. s. e. Anno 1660. Zu a) ein Merk, zu b) zwei Brode und die Initialen H und K verbunden.

188. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc x │ - ø gherardus zelleke. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc° iij │ sabbo a n mit Querstrich oculi ø elyzabeth vxor ghera'di zellekē. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc x │ - - ø hinric9 zelleke │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc x │ - - ø mechtild' vxor hīrici zellekē. - b) bertholome9 netke. - c) H. Heinrich Kock vnd seinen erben. Anno 1618. Zu a) ein Merk. Zu c) ein Schild. S. a. a. O. zu Nr. 455. - E.

191. a) Pawel scroder vnd sine aruē. - b) peter Sloiss 1582. Zu b) ein Merk.

192. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M ccccc │ die iouis a n mit Querstrich d n mit Querstrich icā esto michi ø d n mit Querstrich s cristi │ an9 weddege │ h9 eccīē vicari9 . orρ p eo. - b) d n mit Querstrich s ioha n mit Querstrich es mertens psbr. - c) Anno d n mit Querstrich i 1553 iochim everdes. - d) Jochim Osterstock v. s. e. - e) Joachimvs Hacker v. s. e. Ao 1710. Zu d) ein Merk.

192 a. Clavs Gerds vnd seinen erben. Anno 1658. Mit Darstellung eines Thores.

194. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m ccccc - │ - ø hans vole. orρ deū p eo. - b) Clavs Hahn v. s. e. 1667. Zu a) ein Merk in rechts geschweiftem Schilde.

196. a) Anno d n mit Querstrich i M cccc xxij ? │ fe'ia v p9 lucie ø │ d n mit Querstrich s nicola9 de . . . . . . . . - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc . . . . . . . . ø ludolphus wustrowe. - c) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M v c xlvj │ ø d n mit Querstrich s

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et mgr Jōēs kroger consul. A n mit Querstrich o M v c - │ ø Orsula vxor ei9 │ [orate] p eis. - d) hinrik meiger. - e) s. Frantz Kroger v. s. e. - f) Jonas Meinike 1643. Die Inschrift b) verläuft kreisförmig. - Man erkennt auf dem Steine noch einen geschweiften Schild mit 3 (2 . l) Rosen.

199. a) tomas tetrow. - b) Agathae Rantzen vnd eren erven. Anno 1625. - c) Friederich Rohlandt vnd seinen erben. Anno 1709. Von einer älteren Inschrift von 1438 ein Schild mit Merk. Zu c) Brode. - E.

202. a) . . . . . . . . . . . . │ . . . . . . . thome aplī ø iōhēs buw │ mā . . . . . . . - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc xc uij │ sabato an[l]etar (!) ø her iohan bantzekowe cōsul │ orρ den p eo. -

c) peter flensborch. 1577. - Zu b) Reste des Bantzkowschen Schildes. S. a. a. O. zu Nr. 191. - E.

203. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc lx │ - ø iohes kos[ter p ]visor [h9] ecce - b) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i 15 . . │ ø matias spretwisk' . orρ deum p eo. - c) Andreas Segebade. 1582. - d) M. Mavricivs Wacenivs 1606. - e) M. Christiani Cothenii erbgrebnis. - f) Lveder vom Stade vnd seinen erben. Anno 1660. - g) Johan Köhn v. s. e. Ano 1745. Zu f) eine Kanne.

206. a) [A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i] m ccc xc iij ? fe'ia vj a n mit Querstrich festū marci ew ø tydemann9 rybbe. - b) peter buck. 1552. - c) Jochim Koker vnde seinen erben. 1604. Anno 1604 den 5 Octob. is mine selige frovwe Catarina Koekers sampt eren beiden kindern als Margreta vnd Johan in godt selich entschlapen. - d) Olof Fagt v. s. e. Anno 1660. - e) Marcvs Siverlingk v. s. e. Anno 1682. Zu d) ein Merk. - E.

207. a) Anno d n mit Querstrich i M │ cccc Ix - - joha n mit Querstrich es cosueld. │ Anno d n mit Querstrich i M │ cccc lxvij ipso die bti viti ø hebele vxor ei9. orρ p eis. │ Anno d n mit Querstrich i M cccc │ lxviij ?

fe'ia iij p9 michaelis ø telzeke vxor eius. - b) Davidt Harder v. s. e. 1662. Zu a) ein leerer Schild. Zu b) ein Merk = Marien Nr. 100. - E.

208. a) s. Frantz Kroger v. s. e. - b) Jochim Wäsenbarg und seinen erben. 1718.

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209. Selig Marten Tancken erben. Dazu ein geschweifter Schild der Tancken, S. a. a. O. zu Nr. 440, und ein Merk. - E.

210. Marten Brwer is in godt ferstorven de 18 Maivs anno 97. Katrine Brvwers vnde erre erven. Anno 1598 den 29 Avgvstvs is Katrine Browers in godt vorstorven, der godt genedich sei. Dazu ein Merk zwischen den Initialen M und B.

213. Jochim Koker vnde sine arven. 1589. Dazu ein Merk. Einst Altarplatte.

214. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc │ v fe'ia iiij p9 letare ø iohes peel . orρ p eo. │ b) [A n mit Querstrich o] d n mit Querstrich i m cccc lx ? │ v Dirick loste v n mit Querstrich d Jlsebe sin husfrow, dē godt gne │ - c) Jasper Goltbarch v. s. e. - d) Clavs Molte v. s. e. 1657. - e) Michel Stiegmann u. s. e. Ann. 1723. Ob ein Schild mit einem Kranze zu a) gehörig? Außerdem ein rechts geschweifter Schild mit einem Bock: der Wilde. - E.

217. a) Matthias Foelke vnd sinen erven. - b) Hans Raven vnd seinen erben. 1619. - c) Christian Nüsch u. s. e. Anno 1717. Zu a) und b) je ein Merk.

220. Johann Hinrich Schönfeldt und sine erben. Anno 1738 den 20 December. - V.

224. Deo et patriae │ (Wappen) │ gratae memoriae │ d n mit Querstrich [i La]vrentii Lvderssen │ [senator]is boni beatiqve [v]iri │ an. Chri mdxciv . xii April. │ aet. lxxix pie hic defvncti │ amic. cogn. Nico[lavs] Holste │ monvmenti possesso[r] f. f. (Wappen). Das Lüderssche Wappen, s. a. a. O. zu Nr. 410, ist vertreten, das Holstesche s. a. a. O. zu Nr. 450, der dort nicht angegebene Helm trägt einen mit Balken belegten Flug.

[2]26.a) hans detlof v n mit Querstrich syne eruē. - b) h. b. J. L. v. s. e. 1689. b) ist Bürgermeister Lehmann. Eingehauen ist die Nr. 826. - V.

231. Reste einer Inschrift für mgr iohan kroger. - E.

232. a) Inschrift

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Inschrift - b) claues resech. 1578. - c) Hans szile 1580. - d) Jochim Witte. - e) Hans Tede v. s. e. Anno 1632. - f) Hans Jurgen Kamp u. s. e. Anno 1777. Zu d) und e) je ein Merk.

233. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc lvj° │ fi'a iiij an festū pētecost' ø petr9 stolp p visor h9 ecce │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc lv │ sequēti die pantheleonis ø gretke vxor ei9 . orρ p eis. - b) Frans Schvtte v. s. e. Aō 1630. Zu a) ein Schild mit Zange und Hammer.

236. a) H. Johan Jorcke v. s. e. Ao. 1692. - b) Matthias Jorck und seinen erben. Ao 1705. Außerdem Spuren eines alten Helmschmucks, anscheinend eines sitzenden Löwen.

240. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M d iiij - │ - - iohānes pranghe. - b) Johan Dvriar dem ivngern v. s. e. 1619. Zu beiden ein Merk; das zu a) auf einem Schilde.

241. Peeter Segeba[de]. Paschen Segebade. Außerdem ein dreiseitiger Schild der v. Kröpelin. S. a. a. O. zu Nr. 130.

242. a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc lj │ in die symon [et] iude ø martinus syle. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc . . . . │ . . . . . . . . . . . ø brigita vxor ei9 . orρ p eis. - b) Anno dni 1548 │ starf kort sile in go[t]. c) Anno domini - Hans Zile. - d) Michael Hancke v. s. e. Anno 1639. Zu a) Darstellung der Gattin in Umrissen; zu Füßen je ein geschweifter Schild, im vordern anscheinend ein Bär, im hintern ein Merk. - V.

243. a) Anno d n mit Querstrich i m cccc │ xlvij f'ia ij p9 marcij ø iohes wistfael . orρ p eo. │ Anno d n mit Querstrich i m cccc xl │ Jn die agate v'gρ ø alheydis vxor ei9 . orρ p eis. - b) Marten Prvese, Chatarina Prvesen vnd ihren erben. Anno 1645. - c) Michel Nienkirch v. s. e. Anno 1706. Zu a) ein Schiff in Umrissen, ziemlich gut erhalten. - E.

246. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i - │ - Lafrens Maler - │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i - │ - An[na] Malers -. Dazu zwei geschweifte Schilder auf dem rechten ein Pferd hinter einem Baume hervorrennend, auf dem linken ein Merk. - E.

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254. a) Anno domini │ 1604 den 13 Novemb is selige Jochim [Vh]len[brock] de │ jvngelinck selich │ liken im gelo[ven entsla]pen, dat em godt gnedich [si]. - b) Samuel Hvnemor[der] v. s. e. 1666. - R.

256. Evert Elmhoff. - E.

257. Jacob Lange. 16 . . Außerdem zu einer älteren nicht mehr lesbaren Schrift in Minuskeln ein Merk sammt Böttcherbeil und Zirkel. - R.

1.* Jochim Se[v]erin. Dazu ein Merk.

2.* a) Inschrift

- b) Sivert Godeman 1584. Vielleicht zu a) ein dreiseitiger Schild mit einer Lilie ; außerdem ein Merk zu b). Der Stein ist nur zur Hälfte vorhanden. - V.

3.* a) [h]inrick kerstens. - b) h. Jochim Harder vnd seinen erben. 1659.

4.* a) clawes eddeler. - b) hans wittenborch. 1544. Zu b) ein Merk.

5.* Anno d n mit Querstrich i [m cccc] Ij ī die viti ø clawes kopmann . orρ │ - - - - - │ - - - - - d n mit Querstrich s michael kopmā vicari9 ī ecca sci │ nicolai. Dazu ein Böttcherbeil und darunter ein rechts geschweifter Schild, auf dem eine Tonne. S. Jahrb. XLVIII, S. 342.

6.* A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M° cccc° ī │ die blasij ø claws varneholt fundator hui9 │ cappelle et trium │ bi n mit Querstrich ficiorρ. A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M° d° x - │ ø d n mit Querstrich s iohes wint' patron9 hui9 cappelle et b n mit Querstrich ficiorρ . │ orate deū pro eis. Dazu ein rechtsseitig geschweifter Schild, in dem nach einem Kleeblatte drei Vögel stoßen, und ein Kelch. Der Augenschein ergiebt, daß der Stein im Auftrage H. Joh. Winters gehauen ist. S. Jahrb. LIV, S. 112. - R.

7.* a) . . . . . . . . . . . . . │ . . . . . . . . . . ø degenard9 noyte

. . . . . . . . . │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m° cccc° v° ī │ die iohis a[ n mit Querstrich ] portā latinā ø mechtil[dis vxor ei9 . orρ] . - b) Anno d n mit Querstrich i M cccc Ixx │ divisionis [a]poftolorū ø tomas deghe[ner]

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cosul. orate dev p eo. - c) Carl Friderich Wachenhusen. Das eine Ende der Platte fehlt. - E.

8.* Nach Austilgung einer Minuskel=Inschrift als Altarplatte benutzt.

9.* a) Hinrick Bvmgarde v. s. e. Anno 1604. - b) Ernst Hase vnd seinen erben.

10.* [Anno] . . . vp Lavrenty │ ist gestorben Jvrien Tr[end]lenborch. Anno 1564 vp │ . . . . . . [ist ge]storben sin │ elike frvwe Catherina Tren[dl] enborges, den godt gnedich si. │ Anno . . . . . . . . . . . . ist │ se: gesto[rben] . . . . . . Trendle[nborch. Anno] . . . . . . . │ ist entslap[en sin e]like │ frvwe . . . . . . .[ Tren]dlenb[orges] . . . . . . . . . . │ Anno 1604 . . . . . . . . . . . . . . . er ist │ Anna Tre[ndlenborges] selich . . . . . . . . . . . │ . . . . . . . . . . . . . den godt al │ len gnedich sy. Uebrigens sind von dem schönen Steine, dessen Ecken Scenen aus der h. Geschichte enthalten, nur die linken Viertel in der Kirche, ein drittes ist zu einem Trittstein im Predigerhause verarbeitet. Das untere rechte Viertel zeigt Reste des Schildes der Trendelburg, s. a. a. O. zu Nr. 433, das untere linke den Schild der Eixen, s. a. a. O. zu Nr. 333, darunter die Hälfte eines Schildes der Barße.

11.* Aō 1595 dē 31 Janari ! starf der edle vnd ernvest Heinrich von │ der Lvhe erbgesessē zv Bvschemvl. │ Aō 1601 dā 6 Marty starf de edle v n mit Querstrich vieldogetsame │ Lvcretia von Perkētin, Henrich von der Lvhe ehelige hvsfrow. Beide sind unter einer Renaissance=Architektur, ihre Wappen zu den Füßen, in Relief auf dem Steine dargestellt. - M. E.

12.* A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i │ M d xxxj ø clawes woth - │ - │ senior h9 capple - │ Dazu ein rechts geschweifter Schild mit einem Querbalken, der mit zwei abwärts gerichteten Füßen in der Ansicht von oben belegt ist.

13.* Inschrift

Nach älterer Aufzeichnung; der Stein ist jetzt nicht mehr vorhanden.

14.* A n mit Querstrich o [d n mit Querstrich i] m d - │ ø clawe ! │ petershagē . orρ den pro eo. │ A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m d - │ ø katerina vxor eius . orρ deū p ea. - V.

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15.* Engelbrecht Preim vnd seinen erben. Anno 1625. Dazu ein Merk. - E.

16.* a) A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc xcvj in die │ invēcio' sancte crucis ø d n mit Querstrich s arnoldus . . . . . . . . │ . . . . . . . . │ . . . . . . . . . obiit d n mit Querstrich s iohānes burme[ster psbr]. - b) peter burmester. 1566. - c) Asmus burmester. - d) Jochim Fölsche v. s. e. Anno 1660.

17.* a) h. Avstin Dvriar. - b) h. David Sandow. 1625. - c) Jacob Booch. 1671.

18.* a) clawes burmester. - b) Asmus burmester. - c) Jvrgen Schönfelt. Zu a) ein Merk.

19.* a) A[ n mit Querstrich o d n mit Querstrich i . . . . . . . │ . . e cōrad9 [cru]ze psbr │ - b) A[ n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M cccc] │ xliij ? sabbo a n mit Querstrich cantate ø h'mān9 crutze fr ei9. Zu a) ein Kelch und Hostie, zu b) ein Schild mit Merk.

20.* [Ao Christi 1600 │ die 30 D]ecemb. obiit pie in Christo prvdentissimvs │ consvl dominvs │ Hendericvs Schabbelivs. Ao Christi 1596 . . . . │ ascensionis do[mini obiit Anna Dargv]ns eivsdem vxor. Dazu die Wappen a. a. O. zu Nr. 419 und Nr. 475. Der obere Theil der Platte fehlt. -Spuren von Pechfüllung. - M. E.

21.* Elisabeht Wilckens vnd eren erven. Von früherem Eigenthümer ein Wappen: getheilter Schild, oben zweimal gespalten, unten ein Kleeblatt an einem Stengel, auf dem Helme vier Stangen mit Hahnenfeder=Büscheln. Außerdem ein Merk.

22.* a) Anno d n mit Querstrich i M cccc │ lxxx - - ø d n mit Querstrich s nicola9 krowel │ vicari9 hui9 ecce. or[ate │ deū] p eo. - b) Jste lapis ptinz d n mit Querstrich o hin'co │ gryme h9 ecce vicar. │ ø a n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc xcv ī die godehardi. Der Stein liegt im Chore an der Nordseite unter dem Gestühl.

23.* D n mit Querstrich Johannes Schvmacher, reipvbl. patriae consvl, obiit anno 1660, 23 Jvlij. Elisabetha Eddelingen vxor eivs obiit anno 1670 den 28 Septem. - M. E.

24.* a) Anno d n mit Querstrich i M cccc lj f'ia │ ij p9 visitacōis ma'ie obiit d n mit Querstrich s petr9 vā barkē 9sul . │ Anno d n mit Querstrich i M cccc lxx │ vij sabbto

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p9 cor p is xpi ø alheydis vxor ei9 . orρ p eis. - b) clawes lange. 1571. - c) Jvrgen Lange. 1597. - d) Christoffer Holsten witwe er. i. e. Ao 17 . 6. Zu a) die Figuren der Verstorbenen in Umriß unter Baldachinen in Flachrelief; die Wappen sind zerstört. - E.

25.* A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i M° cccc° xlix │ in die laurencij ø clawes bruseke et tilseke │ vxor eius. Ano d n mit Querstrich i M° ccx° │ ccx°c ø d n mit Querstrich s │ Johes bruseke psbr vi │ cari9 hui9 │ cappelle. Auf der Mitte des Steins ein Kelch mit Hostie.

26.* A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m° [cccc°] xxxiij° J │ vigilia ascēeciōis d n mit Querstrich i obiit d n mit Querstrich s │ albertus de steenbrynke │ p petuus vicari9 hui9 capelle. orρ p eo. Nach älterer Aufzeichnung ; der Stein, welcher damals vor der Thür einer südlichen Kapelle lag, ist nicht mehr vorhanden.

27.* [A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m] cccc lxxx - ø har ! brun brand prester vnde koster. Nicht mehr vorfindlich.

28.* A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i m cccc │ . . . . . . ī die decollac │ iōis ø mar │ tin dryfoet vicari9. Der kleine quadratische Stein fehlt jetzt.

29.* . . . . . . . . . . . . . . . ø d n mit Querstrich s reynold9 de leydē cōsul . . . . . . . Der Stein ist gegenwärtig nicht mehr aufzufinden. Das auf demselben dargestellte Wappen s. a. a. O. zu Nr. 266.

~~~~~~~~~~~~~~

Nachtrag.

Zu 13 A.: A n mit Querstrich o d n mit Querstrich i mccc lxxxv° │ J uigilia penthecostis ø nicol[a9] de [p]archā . orρ p eo.

 

Vignette
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V.

Zur Rethrafrage.

Von

Medicinalrath Dr. Brückner in Neubrandenburg.

~~~~~~~~~~~~~~

I n Band 54 der Jahrbücher des Vereins für Meklenb. Geschichte und Alterthumskunde habe ich einen Aufsatz veröffentlicht, betitelt: "Rethra lag auf der Fischerinsel in der Tollense". - Gegen diesen meinen Aufsatz hat ebendort Herr Archivrath Schild! eine "Entgegnung" geschrieben, und Herr Archivrath Grotefend "Bemerkungen". - Ich habe beide Arbeiten mit großem Interesse gelesen. Dieselben haben mir Veranlassung gegeben, meine Untersuchungen und Ermittelungen über Rethra noch einmal einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen. Meine Ansichten über Rethra und die Lage desselben haben nach keiner Richtung hin eine Aenderung erfahren können.

Herr Archivrath Schildt macht mir den Vorwurf, daß ich seine Untersuchungen über Wustrow und die Fischerinsel nicht gewürdigt habe, und da ich die Fischerinsel als die Stelle von Rethra angesehen haben wolle, daß ich dann seine Entdeckung, daß das castrum Wustrow auf der Fischerinsel gestanden haben müsse, nicht widerlegt habe, oder, wie er sagt, ihm nichts Falsches und Irriges nachgewiesen habe.

Ueber Rethra, seine Beschaffenheit und Lage finden wir mehrfach Nachrichten bei den alten Chronisten und man ist im Stande zu prüfen, wie weit diese Nachrichten etwa einer bestimmten Lokalität entsprechen.

Von dem castrum Wustrow, welches einigemal in alten Urkunden genannt wird, kennt man allgemein nur den Namen. Was

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es sonst mit demselben für eine Bewandniß gehabt hat, kann niemand angeben. Beschreibungen des castrums, oder der besonderen Lage desselben, giebt es nicht. Etwas Sicheres und Zuverlässiges über die Lage desselben zu ermitteln, ist schwer.

Nach Herrn Archivrath Schildt soll die Lage des castrums auf der Fischerinsel bewiesen werden:

1) durch Reste eines alten Walles auf der Insel und

2) durch die neu aufgefundene, von dem Herrn Archivrath untersuchte und beschriebene Brücke, die früher sicher nach der Fischerinsel hinübergeführt hat, und aus der mit Nothwendigkeit folge, "daß die Insel früher von Menschen benutzt wurde",

3) dadurch, daß wenigstens ein Theil von Wustrow müsse auf der Fischerinsel gelegen haben, weil das slavische Wort »Wustrow« Insel bedeute.

Zunächst muß ich der Angabe, daß Reste eines alten Walles auf der Insel vorhanden sind, geradezu widersprechen. Es ist dort auch nicht die leiseste Andeutung oder Spur eines alten Walles vorhanden. - Das nördliche Ende der Insel, an welchem Herr Archivrath Schildt die Spuren der Umwallung gesehen haben will, ist ein durch Wellenschlag entstandenes Abbruchsufer, welches gegen weitere Abnagung durch die Wurzeln der dort stehenden Bäume geschützt wird. Einzelne kaum vorstehende Baumwurzeln, die mit Gras und Moos überwachsen sind, wird Herr Archivrath Schildt auch wohl nicht für Reste eines alten Walles ansehen wollen; aber er glaubt, die Vermuthung aussprechen zu dürfen: "daß man vormals, um die Insel zum Anbau von Getreide oder Gemüse geeignet zu machen, den Wall am Ufer abgrub, und die tieferen Stellen in der Mitte damit ausfüllte". Also gesehen hat Herr Archivrath Schildt den Wall auch nicht; er existirt nur in seiner Vorstellung, ebenso wie der Gemüsebau, an den man in nachslavischer Zeit auf der Insel bestimmt nie gedacht haben kann. Gleich im Beginn der christlichen Zeit muß die Tollense durch Anlage der Mühlen bei Neubrandenburg zu ihrem jetzigen Niveau aufgestauet worden sein. Die Vierrademühle bei Neubrandenburg war urkundlich schon 1287 vorhanden 1 ). Damals also muß die Fischerinsel schon so feucht gewesen sein, wie sie jetzt ist. Nur in ausnahmsweise trockenen Jahren kann dieselbe überall ungehindert begangen werden. Der jetzige Fischereipächter hat allein 100 Kahnladungen Erde nach der Insel übergeführt, um nur neben dem Hause einen trockenen Platz zu gewinnen.


1) Ahlers Skizzen pag. 101.
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Es ist ganz sicher, Reste oder Spuren eines alten Walles giebt es auf der Insel nicht. Mit dieser sicheren Thatsache fällt nun schon jede Möglichkeit fort, daß auf der Insel ein slavisches castrum vorhanden gewesen sei nach Art der bekannten slawischen Burgwälle, von denen es bei uns in Wiesen und Sümpfen ja reichliche Beispiele giebt; derartiges ist auf der Insel sicher nie vorhanden gewesen.

Auch die Brücke und der aus derselben folgende Menschenverkehr nach der Insel liefern keinen Beweis dafür, daß hier gerade ein castrum Wustrow gestanden haben müsse. Die Brücke läßt doch entschieden eher an Rethra denken, als an castrum Wustrow. Nach Rethra führte eine Brücke hinüber, wie Adam ausdrücklich angiebt; Von dem castrum Wustrow kennt man nur allein den Namen. Was es sonst mit demselben für eine Bewandniß gehabt habe, wissen wir nicht. Ueber Beschaffenheit und speciell über die Lage desselben haben wir gar keine Nachrichten oder Anhaltspunkte, wie dies bei Rethra der Fall ist.

Aus dem Umstande, daß Wustrow Insel bedeutet, kann man auch nicht sicher darauf schließen, daß ein Theil des Ortes Wustrow auf der Insel gelegen habe. - Ohne alle Baulichkeiten ist z. B. die Insel im Plätlinsee, an dessen Ufern (südlich von Wesenberg) auch ein Ort Wustrow liegt.

Nach allem kann man nicht behaupten, daß Herr Archivrath Schildt dargethan habe, auf der Fischerinsel habe eine Burg nach Art der bekannten wendischen castra gestanden. Ueber castrum Wustrow kann man überhaupt nur Vermuthungen hegen.

Meine Vermuthung, was es mit dem castrum Wustrow etwa für eine Bewandniß haben könne, werde ich weiter unten angeben.

Bevor ich nun näher auf die Einreden eingehe, die Herr Archivrath Schildt gegen meine Ausführungen, daß Rethra auf der Fischerinsel gelegen habe, gemacht hat, will ich noch einige allgemeine Befragungen vorausschicken.

Herr Archivrath Grotefend sagt in seinen "Bemerkungen": Jeder Untersuchung über Rethra müsse zunächst die philologische Kritik vorausgehen. Das will ich nicht bestreiten; doch sind bei Untersuchungen über die Lage von Rethra jedenfalls Lokaluntersuchungen auch von großer, ja von der allergrößten Wichtigkeit. Dieselben werden, wenn man schließlich überhaupt die Stelle von Rethra wirklich feststellen will, zuletzt doch das entscheidende Moment in die Wagschale werfen. Allein in der Studirstube kann Rethra nicht gefunden werden.

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Alle Berichte, die wir über Rethra besitzen, sind nach Hörensagen niedergeschrieben, keiner der Berichterstatter ist jemals in Rethra selbst gewesen. Da nun Nachrichten, die sich von Mund zu Mund fortpflanzen, auch in der Gegenwart nicht allemal überall ganz zuverlässig sind, so werden auch wohl die Nachrichten der alten Chronisten nicht ganz haarscharf genaue Beschreibungen von Rethra und der Lage desselben enthalten. Die Berichte weisen ja auch dem Wortlaute nach wesentlich von einander ab. Unbedingt ohne alle Kritik wird man die Nachrichten nicht aufnehmen können. Daß aber auch jedenfalls viel Wahres, der Wirklichkeit Entsprechendes, in den Berichten steckt, muß man ebenfalls zugeben. - Unter diesen Umständen kommt es darauf an, in demjenigen Landstriche, der hier allein in Frage kommen kann, dem Lande der Redarier, die Oertlichkeit ausfindig zu machen, die am besten mit den Angaben der alten Chronisten übereinstimmt. Dort wird man dann Rethra zu suchen haben.

Wenn man die alten Berichte untereinander vergleicht, so muß man zu der Ueberzeugung kommen, daß von dem Lande der Redarier bald im engeren, bald im weiteren Sinne die Rede ist. Auf die Grenzen des Redariergaues im engeren Sinne werde ich weiter unten noch specieller eingehen. - Im weiteren Sinne muß das Redarierland auch den Gau der Tolenzer mit umfaßt haben. Werden doch von Helmold (I, 21) die Redarier und Tolenzer als identisch bezeichnet, indem er die Stämme Riaduri sive Tholenzi nennt. Daß beide Stämme in einem engeren staatlichen Verbande lebten, geht auch daraus hervor, daß sie ein gemeinsames Heiligthum, nämlich Rethra, hatten und daß sie gemeinsam Kriege führten. - Wenn sich demnach eine entsprechende Stelle für Rethra im alten Gau der Tolenzer auffinden ließe, so würde man - meiner Meinung nach - mit vollkommener Berechtigung dort Rethra annehmen dürfen. Ich habe deshalb auch bei meinen Nachforschungen über die Lage von Rethra die Seen in den benachbarten Meklenburg=Schwerinschen Landestheilen in den Kreis meiner Betrachtungen hineingezogen.

Rethra muß an oder in einem der Landseen im Lande der Redarier (im engeren oder weiteren Sinne) gelegen haben, soviel steht fest; - aber man kann noch einen Schritt weiter gehen und sagen, Rethra muß an einem Orte gelegen haben, der jetzt einen deutschen Namen hat, oder gar nicht benannt ist. Rethra kann namentlich nicht an einem Orte gelegen haben, der jetzt einen slavischen Namen trägt. Hierauf hat schon 1773 Buchholz, Pastor

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zu Lychen, in einer anonymen Schrift 1 ) hingewiesen, die gegen die Ansicht von Masch, Rethra habe auf der Stelle von Prillwitz gestanden, gerichtet ist. "Es ist unbegreiflich, - schreibt er, - daß die Sachsen, wenn sie an der Stelle von Rethra eine neue Festung bauen, und den alten wendischen Namen nicht behalten wollen, dieselbe mit einem neuen Namen aus eben der Sprache sollen belegt haben. Das war wider ihre Gewohnheit wo ihnen das Wendische nicht gefiel, da gaben sie deutsche Namen." Dem kann man nur beipflichten. An Orten mit wendischen Namen werden wir Rethra nicht suchen dürfen.

Nun kann man sich den Kreis der zu untersuchenden Punkte noch mehr verengen, wenn man bedenkt, daß nach Adam eine Brücke nach Rethra hinüberführte. Man kann also Rethra, oder wenigstens den Tempel von Rethra, nur auf einer Insel suchen. - Herr Archivrath Grotefend kommt freilich in seinen "Bemerkungen" zu einem anderen Resultat, nach ihm soll Rethra ganz auf dem Festlande gelegen haben. Ich halte diese Ansicht für verfehlt, und werde später noch einmal Gelegenheit haben, diesen Punkt zu besprechen. - Die Brücke, die Adam erwähnt, trägt ein zu charakteristisches Moment in die Beschreibung von Rethra hinein, als daß man annehmen dürfte, die Brücke sei rein aus der Luft gegriffen. Es ist ja sehr möglich, daß die späteren Chronisten die Berichte der früheren gekannt haben, wie Herr Archivrath Grotefend behauptet, wenn sie dann aber neue, besonders charakteristische Momente in die Angaben hineintragen, so muß man doch immer im Auge behalten, daß diese von anderweitig ihnen zugegangenen Nachrichten herstammen dürften. Ich bin nicht der Ansicht, daß es Herrn Archivrath Grotefend geglückt ist, die Brücke an die Seite zu schieben.

Nun kann man noch sagen, die Insel die zu Rethra gehörte, muß am Westufer eines Sees liegen, weil man nach Thietmar gegen Morgen an den See gelangte. So ist denn die Anzahl der Punkte, die man für Rethra zur Auswahl hat, eine ziemlich beschränkte.

Schon in meiner Jugend habe ich großes Interesse gehabt für Rethra und dessen fragliche Lage. Wenn ich die Berichte las, schienen mir immer Wustrow und die Fischerinsel die geeigneten Punkte für Rethra zu sein. Aber dann wurde mir gesagt, dort kann Rethra nicht gelegen haben, weil Wustrow im alten Gau der Tolenzer liegt, Rethra aber im alten Gau der Redarier lag.


1) Rethra und dessen Götzen. Sendschreiben eines Märkers an einen Mecklenburger über die zu Prillwitz gestundenen Alterthümer. Bützow und Wismar 1773.
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Als ich dann später selbständig mich mit der Rethrafrage befaßte, habe ich aus eigener Anschauung alle die Punkte kennen gelernt, die im Umkreise von 2 bis 3 Meilen um Neubrandenburg irgend einmal für Rethra gehalten worden sind, oder bei der Rethrafrage in Betracht kommen können.

Die größte Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß Rethra an der Tollense oder Liepz müsse gelegen haben, und es sind deshalb nach verschiedenen Uferpunkten dieser Seen Exkursionen bezüglich Rethras von Neubrandenburg aus unternommen worden. - An der Tollense haben wir die Oertlichkeit Wustrow=Fischerinsel untersucht und die Insel selbst angraben lassen. Zunächst sind jedoch beide Lokalitäten minder berücksichtigt worden, weil man noch unter dem Eindruck alter Anschauungen stand. - Gegraben haben wir am ausgiebigsten an der Liepz - namentlich im Liepzbruch, - auf dem Hanfwerder in der Liepz - und bei Prillwitz. Das Ergebniß war, daß wir uns sagen mußten, die Stelle von Rethra haben wir nicht gefunden.

Bei Nachforschungen über Rethra konnten dann noch in erster Linie in Betracht kommen der Rödliner See und der Wanzkaer See. Beide Seen sind von uns untersucht worden. - Die Inseln im Rödliner See sind erst in allerneuester Zeit durch Senkung des Seespiegels entstanden. - Im Wanzkaer See sind zwei Inseln, eine kleinere sumpfige und eine größere, die beackert wird, und am Westufer liegt. Wir haben letztere an vielen Punkten angegraben. Gefunden worden ist nichts. Die Insel ist nie bewohnt gewesen.

So waren alle Untersuchungen völlig resultatlos verlaufen. Aber hier in der Gegend von Neubrandenburg mußte Rethra doch gelegen haben.

Da wurde nun die Brücke aufgefunden, die vor Zeiten von Wustrow nach der Fischerinsel hinübergeführt hat. Das war ein wichtiger bedeutsamer Fingerzeig für Rethra, der genauere Nachgrabungen auf der Insel erforderlich machte, und mir die Veranlassung gab, die alten Berichte noch einmal einer genauen Prüfung zu unterwerfen.

Ich bin dann zu der Ansicht gelangt, die ich im 54. Bande dieser Zeitschrift näher begründet habe, daß Rethra kein größerer allgemein bewohnter Ort gewesen sein kann, daß vielmehr Rethra nur allein der Tempel war, der ganz isolirt auf der Fischerinsel stand. Dies ist auch heute noch meine sichere Ueberzeugung, nachdem ich meine Ansicht an den Entgegnungen der Herren Archivräthe Grotefend und Schildt habe prüfen können.

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Grundsätzlich oppositionell verhält sich Herr Archivrath Schildt gegen meine Ausführungen; er bemängelt alles, was ich doch nach reiflicher Erwägung niedergeschrieben habe. Was ihn zu dieser Opposition veranlaßt, ist die Befürchtung, daß Rethra ihm sein castrum Wustrow von der Insel verdrängen könne. Wir werden sehen, wie weit, und ob überhaupt die Einwendungen, die Herr Archivrath Schildt gegen meine Ausführungen vorgebracht hat, stichhaltig sind.

Wie ganz richtig bemerkt wird, basiren meine Erörterungen auf Thietmar, Adam und Helmold. Nun wird gesagt, daß ich die Nachrichten derselben soweit für zuverlässig und beweiskräftig halte, als sie für meinen Zweck zu passen scheinen, im übrigen würden sie von mir für falsch erklärt und "in das Reich der Fabel" verwiesen. - Ich wüßte nicht, daß ich eine andere Angabe der Chronisten beanstandet hätte, als die neun Thore, von denen Adam berichtet. Auf diese zielt Schildt auch offenbar hin, denn bei den 9 Thoren habe ich den Ausdruck gebraucht, sie gehörten in das Reich der Fabel. Ich habe die neun Thore aber doch nicht ohne Weiteres über Bord geworfen, sondern ich habe ausführlich die Gründe angegeben, weshalb mir die neun Thore verdächtig seien. Etwas Kritik über Nachrichten auszuüben, die nur nach Hörensagen niedergeschrieben sind, zumal wenn sie in sich Widersprüche enthalten, wie ich gezeigt habe, wird doch erlaubt sein. - In Bezug auf die Fraglichkeit und Unhaltbarkeit der neun Thore sekundirt mir ja auch Herr Archivrath Grotefend in seinen "Bemerkungen" in dankenswerther Weise, indem er nachweist, wie durch den Gebrauch des Wortes unaquaeque statt una das Mißverständniß mit den neun Thoren entstanden sein werde (Jahrbücher LIV, pag. 176).

Herr Archivrath Schild giebt dann zunächst in seiner Entgegnung als Gründe an, weshalb Rethra nicht auf der Fischerinsel gelegen haben könne.

1) Wustrow castrum cum villa habe nicht im Gau der Redarier gelegen. Auf diesen Punkt komme ich sogleich zu sprechen, und ferner sagt er:

2) Ein wendischer Ort, der sonst den Namen Rethra führte, kann nicht später Wustrow genannt sein. Der Name Rethra konnte in einen anderen wendischen so schwer verwandelt werden, daß ich an diese Möglichkeit nicht glaube, bis ich unumstößliche Beweise dafür habe. - Aber ich habe ja auch gar nicht behauptet, daß speciell Wustrow Rethra sei! Nach meiner Darlegung ist die Fischerinsel allein Rethra.

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Nun behauptet Herr Archivrath Schildt, meine Angabe, die Fischerinsel habe im alten Gau der Redarier (im engeren Sinne) gelegen, sei falsch. Es wird mir der Rath ertheilt, mich zu belehren aus unseren Jahrbüchern Band VII, pag. 1-19, und aus Boll "Stargard" I, pag. 48. - In den Jahrbüchern steht an der citirten Stelle auch nicht eine Silbe über die Grenzen des Radver. Ich vermuthe, daß Jahrbuch III, 1-19, gemeint ist. Dort bezeichnet Lisch ganz im Allgemeinen die Tollense als die Grenze des Radver; ob das Ost= oder Westufer derselben gemeint sei, wird nicht gesagt. - Boll spricht an der bezeichneten Stelle über die natürlichen Grenzen des Landes Stargard und bezeichnet als solche: "das breite Wiesenthal von der Pommerschen Grenze bis Neubrandenburg herab, dann den See Tollense, die Liepz und den auf der Feldmark von Weisdin entspringenden und in die Liepz laufenden Bach". Ueber eine specielle Grenzlinie spricht sich Boll an dieser Stelle nicht aus. Daß Franz Boll nun nicht gerade das Ostufer der Tollense und Liepz als Grenze des Radver betrachtet, hätte Herr Archivrath Schildt aus der von ihm in »castrum Wustrow« (Jahrbücher LII, pag. 30) citirten "Beschreibung der Tollense von Ernst Boll" ersehen können. Der in dieser Abhandlung vorkommende Aufsatz "über die Lage von Rethra bei Prillwitz und über die sogenannten Prillwitzer Idole" ist ganz allein, - wie dies auch Ernst Boll angiebt, - aus der Feder von Franz Boll geflossen. Boll spricht in diesem Aufsatz die Ansicht aus: Rethra dürfte auf der tief in die Liepz einschneidenden Halbinsel des Liepzbruches gelegen haben. Die Halbinsel des Liepzbruches hat nun in der Liepz die gleiche Lage, wie die Fischerinsel in der Tollense, d. h. beide liegen dem Westufer näher, als dem Ostufer. Bolls Ansicht spricht also für mich, nicht für Herrn Schildt. - Nun habe ich aber auch noch einen ganz bestimmten Grund, der mich veranlaßt, die Grenze zwischen Radver und Tolenz am Westufer der Tollense zu suchen. Daß die terra Wustrowe, die in dem Vertrage von Cremmen genannt wird, ein Theil der alten Provinz Tolenz, und zwar der am weitesten östlich gelegene war, wird man nicht bestreiten können, und da kann ich denn die eigenen Worte des Herrn Archivraths Schildt als Beweis für die Richtigkeit meiner Ansicht anführen. "Das Land Wustrow," - sagt er (Jahrb. 52, pag. 32), - "lag an dem ganzen Westufer des Tollense=Sees". Wenn hier also die Ostgrenze von Tolenz war, muß hier die Westgrenze des Radver gewesen sein.

Es hat sicher Schwierigkeiten, aus so alter Zeit eine ganz bestimmte Grenzlinie festzustellen. In der Rethrafrage ist - nach

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meiner Ansicht - ein Streit über eine specielle Grenze zwischen Tolenz und Raver ziemlich gegenstandslos. Man bedenke, daß Helmold die Einwohner beider Gaue als identisch bezeichnet, und die Gauen selbst einen staatlichen Verband hatten, wie dies bereits oben erörtert wurde.

Zu meiner Ausführung, Rethra müsse nahe der Grenze von Tolenz und Radver gelegen haben, und eine solche Lage habe die Fischerinsel, schreibt Herr Archivrath Schildt: "Dies lasse ich gerne gelten", aber als tadelnde Bemerkung setzt er dann noch hinzu: "Dies hat die Fischerinsel mit manchen anderen Orten gemein, und zweitens steht es noch nicht unzweifelhaft fest, daß Rethra an der Gaugrenze gelegen hat." Abgesehen von dem Widerspruch, den die Worte des Herrn Schildt selbst in sich tragen, so wird durch dieselben doch nicht die Tatsache widerlegt, daß gerade die Fischerinsel (und von dieser spreche ich nur) nahe der Grenze der Gaue gelegen hat. Herr Schildt mag sich die Grenzen denken wie er will, das wenigstens wird er immer zugestehen müssen, daß westlich von der Tollense Tolenz war, und östlich Radver. Die Breite der Tollense bei der Fischerinsel kann allerhöchstens 2,5 Kilometer betragen. Die Insel lag also sicher in der Nähe der beiderseitigen Gaugrenzen.

Zu meinem Hinweis darauf, daß Rethra auf der Fischerinsel auch die vom Chronisten angegebene insulare Lage habe, sagt Herr Schildt, daß er dies unbedenklich zugeben könne, fügt dann aber noch die Bemerkung hinzu, eine insulare Lage habe auch jede andere Insel. Diese Thatsache bestreite ich gewiß nicht, aber sie widerspricht doch nicht dem, daß gerade die Stelle, die ich für Rethra halte, eine insulare Lage hat.

Daß nun die Insel, auf der Rethra stand, in einem großen See müsse gelegen haben, habe ich daraus herzuleiten gesucht, daß Thietmar für den betreffenden Landsee den Ausdruck mare gebraucht, dazu schreibt Herr Schildt mit gänzlicher Umgehung des Wortes mare: "Die Lage in einem großen See mag in Bezug auf Adams: undique lacu profunde inclusa halbwegs gelten, wenn man es nicht so genau nimmt. Sonst ist für den Begriff profundus das Wasser zwischen der Fischerinsel und dem Westufer nicht tief genug, und profundus selbst mit "groß" nicht gerade genau übersetzt". - (Herr Schildt übersieht, daß der "große" See allein aus dem Worte mare zu folgern ist, und zwar deshalb, weil Thietmar für einen Landsee diesen Ausdruck gebraucht). - "Mit Thietmars Bericht, - fährt Herr Schildt fort, - ist aber für die Fischerinsel keine Uebereinstimmung vorhanden, und

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Helmold sagt nichts von einem großen See und von einer Insel in demselben". - Glaubt etwa Herr Schildt, daß Thietmar, Adam und Helmold verschiedene slavische Tempelstätten bei ihren Beschreibungen im Sinne haben? Daß alle dasselbe Heiligthum beschreiben, wenn sie auch verschiedene Nachrichten über dasselbe hatten, daran ist mit Grund doch nicht zu zweifeln. - Daß nun aber gerade alle so verschieden lautenden Nachrichten mit der Fischerinsel, Wustrow gegenüber, in den wesentlichen Punkten zusammenstimmen, darin liegt mit der stärkste Beweis dafür, daß ich die Stelle von Rethra richtig angegeben habe.

Mit diesem Zusammenstimmen aller Nachrichten über Rethra hängt es nun auch zusammen, daß die Insel Rethra an dem Westufer eines Sees gelegen haben muß, welches, wie Herr Schildt sagt, Adam und Helmold nicht verlangt haben. - Die Entdeckung, daß die Insel Rethra am Westufer eines Sees müsse gelegen haben, ist nicht mein Verdienst es hat darauf der verstorbene Archivrath Beyer zuerst aufmerksam gemacht. Ich werde mich hier kurz fassen können. Man möge die Gründe, die Beyer bestimmt haben, und denen ich vollständig beistimme, nachlesen in unseren Jahrbüchern Band 32, pag. 136.

Daß eine Brücke slavischer Anlage nach der Insel hinüberführte, giebt Herr Schildt zu, aber er betrachtet diese Brücke als einen Beweis dafür, daß auf der Insel das castrum Wustrow, und nicht etwa der Tempel Rethra lag. - Vom castrum Wustrow wird nun aber nirgends berichtet, daß dorthin eine Brücke führte, während wir doch sicher diese bestimmte Nachricht über Rethra haben. Da wird jeder Unbefangene doch sagen müssen, die Brücke legt entschieden ein bedeutendes Gewicht für Rethra in die Wagschale, nicht aber für castrum Wustrow, über dessen Beschaffenheit und specielle Lage man überhaupt nur Vermuthungen hegen kann. Meine Vermuthungen, was es etwa mit dem castrum Wustrow für eine Bewandniß möge gehabt haben, werde ich weiter unten mittheilen.

Die urbs tricornis des Thietmar habe ich auf Wustrow bezogen und gesagt, daß in Folge der Terrainbeschaffenheit der dortigen Gegend die Gebäude des Ortes, der hier zur Slavenzeit stand, ebenso eine winkelförmige Stellung gehabt haben dürften, wie jetzt die Gebäude von Wustrow, und daß man deshalb wohl gesagt haben könne, der Ort sei tricornis. Dazu bemerkt Herr Schildt: "ebensogut ist es nach meiner Ansicht mancher Ort". Aber von manchen anderen Orten ist doch nicht die Rede. Ich spreche doch überall immer nur speciell von den örtlichen Verhält=

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nissen bei Wustrow und der Fischerinsel, und suche die Uebereinstimmung der dortigen Verhältnisse mit den Beschreibungen von Rethra nachzuweisen.

Nach Thietmar muß man bei Rethra von einem am Ufer liegenden Orte gegen Morgen an den See gelangen. Das ist nun bei Wustrow der Fall, und die Lage entspricht somit der alten Nachricht; aber, sagt Herr Schildt: "das ist bei allen Orten der Fall, die am Westufer eines Sees liegen." - Das ist nun wieder dieselbe Entgegnung, auf die wir schon mehrfach gestoßen sind! Es handelt sich ja doch nicht um alle möglichen Orte; es soll doch nur immer von mir für die Lokalität Fischerinsel=Wustrow nachgewiesen werden, daß gerade hier die örtlichen Verhältnisse mit den Berichten der Chronisten zusammenstimmen. Herr Schildt kommt aber immer wieder mit derselben Einrede hervor.

Wenn ich als Beweis, daß eine slavische Anlage auf der Insel vorhanden gewesen sein muß, anführe, daß wir dort slavische Scherben gefunden haben, so meint Herr Schildt: "slavische Reste finden sich meist überall, wo einmal Slaven gewohnt haben." Diese Entgegnung hat wieder große Familienähnlichkeit mit früheren und der, die wir soeben betrachtet haben. - Durch die Auffindung der slavischen Scherben auf der Fischerinsel soll ja eben nur erhärtet werden, daß gerade dort Slaven waren.

Wenn ich auf den großen Wald zu sprechen komme, von dem nach Thietmars Angabe Rethra rings umgeben war, und auf die schönen Waldungen hinweise, die heute noch die Tollense größtentheils umgeben, so beliebt Herr Schildt die Waldungen Bäume zu nennen, und zu sagen: "Reste eines großen Waldes kann es auch anderswo gebend - Dies ist nun wieder dieselbe Einrede, die uns bereits hinreichend bekannt ist. - Schließlich glaubt Herr Schildt auch noch bezweifeln zu sollen, daß bei Wustrow überhaupt früher mehr Wald gewesen sei, wie jetzt. Er fragt: "Wann ist der Wald um Wustrow ausgerodet, dessen Raum jetzt große Kornfelder und Wiesen einnehmen?" Wenn man die Schmettausche Karte vom Jahre 1793 mit der neuen Generalstabskarte vergleicht, wird man sich überzeugen, welche ansehnliche Waldfläche allein in den letzten 100 Jahren bei Wustrow verschwunden ist. Ich selbst habe noch einen Wald ganz in der Nähe des Dorfes gekannt, der erst in den letzten 40 Jahren beseitigt wurde und jetzt Acker ist.

Ueber die isolirte slavische Baustelle auf der Insel bemerkt Herr Schildt, er sei bei der Excursion am 4. Juni 1887 zugegen gewesen, und wisse, daß damals nur einige wenige Stellen durch Grabung untersucht seien. - Nur einmal allerdings hat uns Herr Schildt

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bei unseren Excursionen mit seiner Gegenwart beehrt; wenn er aber den Bericht über eine Excursion puncto Rethra einsehen wollte, der von mir in den Verhandlungen der Berliner anthropolog. Gesellschaft 1883, pag. 34 ff. Veröffentlicht ist, wird er sich überzeugen (pag. 40), daß wir auch sonst noch auf der Insel haben graben lassen.

Schließlich bestreitet Herr Schildt auch noch, daß die Anzahl der Tagereisen, die nach Adam Rethra von Hamburg entfernt sein soll, mit der Fischerinsel stimmt Adam giebt an 4 Tagereisen bis Rethra (II, 18), und 7 Tagereisen bis Jumne=Wollin (II, 19). Gelangte man in 7 Tagen bis Wollin, konnte man bestimmt in 4 Tagen die Tollense erreichen. - Herr Schildt aber sagt, bis an die Fischerinsel müsse man wenigstens 8 Tagereisen veranschlagen, und der Annalista Saxo gebe bis Rethra 14 Tagereisen an. - Ich muß gestehen, es ist mir nicht recht verständlich, was Herr Schildt mit seiner Einrede bezweckt. Will Herr Schildt damit beweisen, daß entweder Rethra an einem Punkte zu suchen sei, der etwa in der Mitte liegt zwischen der Tollense und Hamburg oder will er Rethra nach Hinterpommern verlegen?

Bei Gelegenheit der kritischen Besprechung einer archäologischen Excursion nach Feldberg i. M. hat Virchow (Verhandlungen 1881, pag. 272) nach Winter (die Prämenstratenser, Anhang 14) die Stationen der Tagereisen von Hamburg nach Jumne angegeben:

1. Tagereise bis Ratzeburg,
2. " " Schwerin,
3. " " in die Gegend Güstrow=Krakow=Malchow,
4. " " Broda am Tollensesee,
5. " " Pasewalk,
6. " " Stettin,
7. " " Jumne=Wollin.

"Eine Tagereise - sagt Winter - war wirklich ein objectives Längenmaß. Man mußte seine Tagereisen nach den Stationen einrichten, die man auf der Straße hatte, und an denen man für die Nacht Obdach fand."

Es sind nun alle Einreden des Herrn Schildt gegen meinen Aufsatz über Rethra der Reihe nach betrachtet worden. Ich überlasse es dem Urtheil anderer, ob Herr Schildt mit seinen Einreden glücklich gewesen ist oder nicht.

Herr Schildt hat seine "Entgegnung" offenbar in der Meinung geschrieben, ich wolle durch Rethra das castrum ganz von der Insel verdrängen. Das ist nun nicht der Fall. Herr Schildt citirt in seiner "Entgegnung" einen Aufsatz von mir, der in den

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Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft 1887, pag. 492 ff. abgedruckt ist, und behauptet, auch dort habe ich auf seine Ausführungen über castrum Wustrow keine Rücksicht genommen. Er kann diesen Aufsatz unmöglich aufmerksam gelesen haben. Ich habe in jenem Aufsatze zunächst der Auffindung der Brücke (mit Hinweisung auf die Arbeit des Herrn Schildt über castrum Wustrow) gedacht, und spreche dann meine Vermuthung darüber aus, was es etwa mit dem castrum für eine Bewandniß gehabt haben könne. - Von einem castrum Wustrow ist erst die Rede nach der Zerstörung des Tempels Rethra, und da konnte man vielleicht annehmen, daß die schöne Brücke Veranlassung gegeben habe, auf dem Grunde des alten Tempels ein Gebäude zu errichten, welches man wegen seiner minder zugänglichen Lage eine Burg nannte. Ich kam zu dieser Vermuthung durch eine Angabe in Bolls Chronik von Neubrandenburg (pag. 83). Ich habe die dort verzeichnete Nachricht in dem oben citirten Aufsatze (Verhandl. 1887, pag. 496), wie folgt, mitgetheilt: "In den Zeugenverhören - vom Jahre 1602 und 1603 - in dem Processe des Raths zu Neubrandenburg gegen die Landesherrschaft wird der Burg auf dem Werder in der Tollense gedacht; nannte man zu Anfang des 17. Jahrhunderts - und wahrscheinlich noch in Folge von Tradition - das auf der Insel stehende Gebäude eine Burg, so kann hier nur an Burg Wustrow gedacht werden". Aber an eine Burg nach Art der bekannten slavischen Wallburgen durfte nicht gedacht werden, weil durchaus keine Spuren einer Umwallung vorhanden sind. - Was 1602 auf der Insel Burg genannt wird, war ein dem Fischereibetriebe dienendes Haus, ähnlich dem, welches jetzt dort steht.

Daß das castrum Wustrow auf der Fischerinsel zu suchen sei, hat bereits Beyer (Jahrb. XXXVII, pag. 63) angenommen. Er hält castrum Wustrow und die Tempelburg Thietmars und Adams für identisch.

Zwischen meiner und Beyers Hypothese über castrum Wustrow hat man die Wahl. Ich bin neuerdings mehr geneigt, Beyers Annahme für die richtige zu halten. Es ist sehr wohl möglich, daß man den Tempel Rethra nach Analogie anderer Tempelburgen auch eine Tempelburg genannt hat, obgleich er von einem Walle nicht umgeben gewesen sein kann.

Die "Bemerkungen" des Herrn Archivrath Grotefend habe ich mit besonders großem Interesse gelesen" allein mit dem Endresultat, zu dem Herr Archivrath Grotefend gelangt, bin ich doch nicht einverstanden.

Ich will mir erlauben, einige Punkte in seinen Ausführungen näher zu besprechen. - Ich will nicht darüber streiten, ob statt

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visu nimis horribile, wenn meine Uebersetzung richtig wäre, es, wie Herr Grotefend sagt, dann dort heißen müßte horribilia; ich will einmal zugeben, daß horribile Adjectivum, und selbstverständlich auf mare zu beziehen ist. Dann lautet also die Uebersetzung von: tertia (porta) tramitem ad mare juxta positum et visu nimis horribile monstrat: das dritte Thor führt hin auf einen Weg zum nahe liegenden, schrecklich anzublickenden mare. Was ist nun das schrecklich Anzublickende an dem mare? Sicherlich doch der Götzentempel, der in dem See liegt. Damit wäre man also genau wieder zu derselben Bedeutung der Worte gelangt, die Bolls von mir acceptirte Uebersetzung giebt. Grotefend meint zwar, die Tollense müsse früher, als sie noch überall von "einer silva ab incolis intacta et venerabilis - einem Urwalde - umgeben" war, einen ganz anderen Anblick, und da es sich hier um den Ausdruck visu horribile handelt, also einen schrecklichen Anblick gewährt haben; man könne von der jetzigen Umgebung des Sees nicht auf den Eindruck schließen, den der Anblick des Sees in der Vorzeit gewährt habe. Darauf habe ich zu erwidern, daß die Tollense an beiden Ufern noch größtentheils von bewaldeten Höhen begrenzt ist, und daß es dort mehrere vielbesuchte Aussichtspunkte giebt, von denen aus man nur Himmel, Wald und Wasser sieht, - von denen aus man also ganz denselben Anblick hat, wie er in der Vorzeit gewesen sein muß. Ich habe noch nie Jemand gefunden, der diesen Anblick schrecklich oder schaudervoll genannt hätte. Man kann das schön, großartig, erhaben nennen, nimmermehr aber schrecklich oder schaudervoll. So wird denn wohl, - zumal wenn der Berichterstatter, der den Ausdruck horribili bei der Beschreibung der Stätte des slavischen Götzenkultus gebraucht, ein christlicher Domherr ist, - die natürlichste und ungezwungenste Erklärung des mare visu nimis horribile immer die bleiben, daß dem Chronisten das Schaudervolle an dem See der Anblick des Götzentempels war, den man vom Lande aus erblickte.

Herr Archivrath Grotefend meint auch, Rethra müsse mitten in einem großen Urwalde und nicht dicht am Wasser gelegen haben. Mit dieser Auffassung scheinen mir die Worte Thietmars: »mare juxta (junxta) positum« nicht vereinbar zu sein, denn sie besagen doch, daß die beschriebene Oertlichkeit hart am Wasser lag.

Auch dem, Was Herr Archivrath Grotefend über das kleinste Thor gesagt hat, und dessen schwere Zugänglichkeit, weil man es nur über ein sumpfiges Ufer und im Einbaum hatte erreichen können, auch dem kann ich nicht beipflichten. - Die Slaven, welche überhaupt Ansiedelungen in Wiesen und Sümpfen liebten, waren be=

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sonders gute Wasserbaumeister, - man denke an die einen halben Kilometer lange Brücke vom Festlande nach der Fischerinsel, - und da sollten sie nicht im Stande gewesen sein, wenn auch über ein sumpfiges Ufer, durch ein kleines Steg sich die Landung leicht zu machen?

Das Fahren im Einbaum darf man sich auch nicht besonders gefahrvoll vorstellen. In meiner Jugend noch wurde die Fischerei auf der Tollense nur im Einbaum betrieben. Ich selbst habe als heranwachsender Knabe den Einbaum gelenkt, auch bei minder gutem Wetter. Daß jemals mit dem Einbaum auf der Tollense Unglück vorgekommen sei, habe ich nie vernommen. - Von der Wasserseite aus war das kleinste Thor bestimmt ebenso leicht zu erreichen, wie von der Landseite. Die unsichere Landung war nicht der Grund, der es weniger zugänglich machte. Ich halte deshalb noch immer das, was Herr Archivrath Grotefend einen circulus vitiosus zu nennen beliebt, für den geraden und richtigen Weg nach Rethra. Man ging durch die beiden großen Thore in den Ort hinein, und durfte das kleinere Thor nach dem Tempel zu nur passiren, wenn man opfern, oder Orakel vernehmen wollte.

Ein sehr schweres bedenken erregt es, daß Grotefend die Insel und die Brücke, von denen Adam spricht, für Rethra ganz beseitigen will. Grotefend meint, Adam habe seine Nachrichten aus Thietmar (in der glossirten Text=Ueberlieferung des Corveyer Codex) geschöpft, und dabei habe er den Wald ganz "weggelassen", und aus dem mare in Verbindung mit dem schwer zugänglichen Thore eine Wasserumgürtung "gemacht", und eine Brücke "beigegeben".

Selbst, wenn Adam den Thietmar benutzt hätte, so kann man doch nicht annehmen, daß ein Domherr, dem man doch einen angemessenen Bildungsgrad wird zugestehen müssen, die Nachrichten, die er vor sich hatte, in so völlig entstellter Form wiedergegeben habe. Nun meint doch auch Grotefend selbst, daß Adam in Bezug auf den Namen des Götzen ein "besseres Wissen" gehabt habe, als Thietmar. Warum soll er nicht in Bezug auf andere Nachrichten auch besser unterrichtet gewesen sein? Stimmt doch die Lokalität, die ich als Rethra bezeichne, - speciell in Bezug auf insulare Lage und Brücke, - vollständig mit den Angaben Adams überein.

Wattenbach, den auch wohl Grotefend als einen unserer bedeutendsten Geschichtsforscher anerkennen wird, hat über Adam als Schriftsteller andere Anschauungen, wie Herr Grotefend. Wattenbach in seinem "Deutsche Geschichtsquellen im Mittelalter" (II, pag. 58), führt alle Quellen an, die Adam bei Ausarbeitung seiner Hamburger Kirchengeschichte benutzt hat, - (Thietmar ist nicht darunter) -

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und bemerkt über Adams Werk (pag. 59): "ein großer Theil desselben ist eine Frucht gelehrter Studien, und mit Fleiß und Sorgfalt aus den eben berührten Quellen, die er stets gewissenhaft anführt, zusammengesetzt. Je mehr er sich dann seiner eigenen Zeit nähert, desto reicher werden seine Mittheilungen aus mündlicher Ueberlieferung, zuletzt aus eigener Erfahrung und Kenntniß". - Adam starb 1075; die letzte Zerstörung Rethras geschah erst im Jahre 1150, der Götzendienst zu Rethra bestand also noch bei Adams Lebzeiten. Da kann es doch nicht zweifelhaft sein, daß seine von Thietmar abweichende Nachrichten ihm von anderer Seite her zugegangen sein müssen. Wird doch seine Sorgfalt als Schriftsteller von Wattenbach ausdrücklich hervorgehoben.

Nun gelangt Grotefend durch völlige Beiseiteschiebung des Adam und alleinige Betonung Thietmars zu seinem Resultat: Rethra müsse allein auf dem Festlande gelegen haben. Dies Resultat, zu dem Herr Grotefend gelangt, ist, weil auf einseitigen Nachrichten gestützt, nach meiner Ueberzeugung verfehlt.

Meine Untersuchungen über Rethra haben, - wie bereits angegeben wurde, - zu dem Ergebniß geführt, daß Rethra kein größerer allgemein bewohnter Ort gewesen sein kann, daß vielmehr Rethra nur allein der Tempel war, der ganz isolirt auf der Fischerinsel stand. Dies Resultat meiner Untersuchungen entspricht sowohl den Angaben Thietmars, als auch denen Adams und Helmolds. Ich habe dies im 54. Bande dieser Zeitschrift ausführlich und eingehend begründet.

Nachdem ich alle Orte, die bei der Rethraforschung in Betracht kommen können, aus eigener Anschauung kennen gelernt habe, hat sich für mich die vollkommen feste Überzeugung ergeben: die Fischerinsel ist die einzige Stelle, an welcher der Tempel Rethra gestanden haben kann.

Wenn man meinen Ausführungen keinen Glauben schenken will, sollte man sich bemühen an Ort und Stelle eine andere Lokalität nachzuweisen, die besser mit den Angaben der Chronisten harmonirt. Daß man dies nicht können wird, dessen bin ich vollkommen sicher.

An einer ferneren Discussion über Rethra werde ich mich schwerlich weiter betheiligen. Ich halte dies für unfruchtbar. Jeder der Herren wird wohl zunächst bei seiner Meinung beharren wollen. Ich für meine Person bin fest überzeugt, daß meine Ansicht die richtige ist, und will ich getrost deshalb die endgültige Klärung der Zukunft überlassen.

 

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A uf die vorstehende Abhandlung glaube ich erwidern zu müssen, daß ich es dem Urtheil der Leser überlassen kann, zu entscheiden, ob ich in meinem Aufsatz im Jahrbuch 54 (S. 168-174) zu dem gereizten Ton, den Herr Medicinalrath Dr. Brückner gegen mich anschlägt, Veranlassung gegeben habe.

Für diejenigen Leser, welchen meine Arbeit nicht zur Hand ist, möchte ich bemerken, daß ich Ausdrücke, wie z. B. "die Untersuchungen nicht gewürdigt," nicht gebraucht, auch dem Herrn Medicinalrath nicht "den Rath ertheilt" habe, sich "zu belehren", wie es nach dessen Darstellungen (S. 261 und 268) scheinen muß. Auch habe ich mich nicht "grundsätzlich oppositionell" gegen die B.'schen Ausführungen verhalten, wie der Herr Medicinalrath (S 267) behauptet, denn dann hätte ich am Schlusse meines Aufsatzes nicht sagen können: "Vielleicht findet Herr Rath Brückner bei seinem eifrigen Forschen neue Beweisgründe und überzeugt mich durch dieselben zu seiner Ansicht. Ich würde ihm dann sehr dankbar sein, denn ich halte die Fischerinsel an sich für einen recht passenden wendischen Tempelplatz und möchte es ganz gern glauben, daß sie die Stelle des berühmten Radegasttempels war."

Da nun in der vorstehenden B.'schen Abhandlung neue Beweisgründe für das Fischerinsel=Rethra nicht gebracht sind, so bleibe ich immer noch, wie der Herr Medicinalrath dies übrigens auch im Voraus (S. 276) annimmt, bei meiner alten Ansicht, die sich eben nur durch Gründe ändern läßt.

Fr. Schildt.     

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H err Rath Brückner sagt in seiner vorstehenden Schrift: "Allein in der Studirstube kann Rethra nicht gefunden wergen". Mit diesem Ausspruche bin ich durchaus einverstanden, deshalb überließ ich auch (Band LIV, S. 180) das Suchen "den des Ortes und des Alterthums Kundigeren", aber ich forderte vor allem Suchen philologische und historische Kritik der überliefernden Quellen, um zu wissen, was in der Natur zu suchen sei. Einer solchen Kritik aber entspricht es nicht, wenn man die Quellen nicht aus ihnen

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selbst heraus beurtheilt. sondern, durch Ortsbeobachtungen voreingenommen, aus den zum Theil sich widersprechenden Quellen nur das zu diesen Ortsbeobachtungen stimmende herausgreift, den Rest als werthlos bei Seite läßt.

Das wollte ich vermieden wissen, als ich philologische und historische Quellenkritik forderte, und ich wollte deshalb versuchen, meinerseits den durch diese Hülfsmittel zu ermittelnden Kern der Quellen darzulegen. Zu entscheiden, ob es mir gelungen, steht selbstverständlich den Lesern der Jahrbücher zu. Daß ich nicht alle Leser überzeugen würde, habe ich vorausgesetzt, umsomehr aber konnte ich meine Ansicht denen nicht vorenthalten, die ohne Voreingenommenheit der Frage gegenüberstehen.

Daß dieses die Mehrzahl der Leser ist, glaubte ich und glaube ich auch noch, voraussetzen zu dürfen.

Grotefend.     

 

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VI.

Die Civitas der Slaven

und

Funde aus Feldberg.

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G. Oesten=Berlin berichtet in den Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft (Sitzung vom 11. Januar 1890) über diesen Gegensand das Nachfolgende, dessen vom Autor beantragte Mittheilung an dieser Stelle der Herausgeber nicht für unangebracht gehalten hat.

Man mag zu den von Oesten gezogenen Nutzanwendungen auf die Möglichkeit der Existenz des alten Rethre in der Feldberger Gegend stehen, wie man will, auf alle Fälle ist die Betrachtung des Begriffs einer Civitas bei den Slaven von allgemeinem Interesse für Meklenburg als unzweifelhaftem Sitze derartiger slavischer Gemeinwesen. Ob Oestens Deutung der Worte immer die richtige ist, bleibe dahin gestellt. Namentlich die Einbeziehung der mit cum eingeleiteten Worte S. 283 in den Begriff der civitas, anstatt der Parallelisirung mit diesem Begriffe, ist anfechtbar.

Oesten's Bericht lautet:

"Herbord's Leben Otto's von Bamberg, des Apostels der Pommern, bietet reichen Stoff zur Beurtheilung der Frage: Wie hat man sich in Gestaltung und Ausdehnung diejenige Besiedelungsform der slavisch=heidnischen Volksstämme vorzustellen, welche von den Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit stets mit civitas bezeichnet und wofür von den Uebersetzern stets das Wort Stadt gewählt worden ist. Eine Stadt, im christlich=deutschen Sinne seit Heinrich I., gab es zu Otto's Zeit im heidnischen Slavenlande nicht. Dies geht aus Herbord's Beschreibung der Bekehrungszüge des Bamberger Bischofs zuverlässig hervor, so mannigfaltig

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auch sonst die Siedelungen der Wenden, welche Otto von Bamberg in Pomeranien sah und besuchte, und die dafür gewählten Bezeichnungen waren. Die Hauptform war die civitas. Außerdem aber gebraucht Herbord zur Bezeichnung der verschiedenen Gebilde: castellum, castrum, vicus, viculus, villa, palatium, tectum, curtis, moenia, curia, munitio, praesidium, locamunita etc., auch metropolis (von Stettin). Urbs nennt Herbord Städte in christlichen Landen, so Nemecia (Nimptsch, die Stadt des Herzogs von Polen und Gnesen). Im Pommerland wird diese Bezeichnung nur einmal angewendet bei Timina (Demmin). In dieser civitas, heißt es, kannten sie niemand, nur den urbis praetectum von der früheren Reise her, der sie auch freundlich aufnimmt und zu ihrer Wohnung einen Platz neben der Stadt in der alten Burg (juxta civitatem in veteri castello) bestimmt. Hier erscheint offenbar die urbs als ein Theil der civitas. Außerdem gebraucht Herbord das Wort urbs nur noch einmal bei Hologasta (Wolgast), das er sonst stets civitas nennt. Der Zusammenhang, in dem die Bezeichnung hier gebraucht ist, schließt die Annahme nicht aus, daß dort mit urbs ebenfalls ein besonderer Theil der civitas gemeint sei.

Bei der ersten Reise ins Pommerland 1124 nimmt Bischof Otto seinen Weg über Braga (Prag), Milecia (Milletin), Nemecia (Nimptsch), durch die Bisthümer Breslau, Kalisch, Posen, nach Gnesen, wird hier von dem Herzog Boleslaw für den Zug nach Pommern ausgerüstet und gelangt über das castrum Uzd (Uscz a. d. Netze) durch einen schrecklichen Wald in das heidnische Pommerland; zunächst nach dem castrum Pirissa (Pyritz). II. 11. Auf dem Wege nach Pirissa finden die Pilger viculos paucos, von kriegerischer Verwüstung zerstört, und machen ihre ersten Bekehrungen. Vor Pirissa, welches nur ein castrum, keine civitas ist, finden sie 4000 Heiden zu einem Feste versammelt und schlagen dort auf einem geräumigen platze vor der Burg auch ihre Zelte auf.

Herbord, der gelehrte Scholasticus, schreibt, was Sefried, Begleiter Otto's und Augenzeuge, erzählt. So anziehend die Schilderungen sind, so kann ich bei denselben nicht verweilen, vielmehr aus denselben nur das heraussuchen, was geeignet ist, ein Licht auf die Art und Form der Wohnstätten zu werfen.

Von Pirissa kommen die Pilger nach der civitas Camina (Kamin), wo sie 40 Tage bleiben, II. 19, den Herzog Wratislaw und seine Gemahlin bekehren und eine Kirche bauen.

Nicht bloß aus der Stadt (de civitate), sondern auch vom Lande (de rure) strömt das Volk nach der Kirche. In Kamin

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lassen die Reisenden ihre Pferde und Lastthiere zurück, die von dem Herzog auf Weidegründe des Landes gesandt werden, und gehen zu Schiffe über Seen und Meerbusen nach Julina (Wollin). Dies ist eine große und feste Stadt (civitas magna et fortis), die Einwohner derselben sind grausam und barbarisch.

Die Pilger verlassen daher vor der Stadt die Schiffe, warten das Dunkel der Nacht ab und ziehen alsdann unbemerkt in den Ort und dort in den Hof und das Haus (curtim et moenia) des Herzogs. In den einzelnen Städten (civitatibus) besitzt der Herzog ein palacium. In Julina bestand dasselbe aus einem großen Gehöft mit mehreren Gebäuden. Das Hauptgebäude, Stupa oder Pirale, war sehr fest aus ungeheuren Balken und Brettern zusammengefügt. In diesem Gebäude bergen sich der Bischof Otto, seine Kleriker mit den Schreinen, Packsätteln, dem Gelde und den Kostbarkeiten vor dem Angriffe der Heiden, der am andern Tage stattfindet, als der Einzug der Karawane ruchbar geworden ist. Es wird derselben schließlich gestattet, abzuziehen. Die Straßen der Stadt (civitatis) waren sumpfig und schmutzig, und wegen des Schmutzes waren Brücken hergerichtet und überall Bretter gelegt. Der Durchzug gestaltet sich schwierig. Sie erreichen endlich die Brücke über den See (die Dievenow) und ruhen, nachdem sie die Brücke abgebrochen, drüben zwischen Tennen und Scheunen (inter areas et loca horreorum), II. 23, waren also auch hier noch innerhalb des Bereiches der civitas. Otto bleibt hier 7 Tage und verhandelt mit den Julinern. Sie erklären schließlich, sich zum Christenthum bekehren zu wollen, wenn die Stettiner dies thäten. Denn diese civitas, sagten sie, sei die älteste und vornehmste im Lande der Pomeranen und die Mutter der Städte. Als Otto dann später nach der Bekehrung Stettins nach Julin zurückkehrt, wurde die ganze Stadt und Landschaft (tota civitas et provincia) dem Christenthum gewonnen. Zwei Monate lang hat Otto ununterbrochen zu taufen und zwei Kirchen werden in Julin gebaut.

Es war also die civitas Julin von erheblicher Ausdehnung, sie war offen und weitläufig gebaut, da sonst unmöglich eine ganze Karawane, auch nicht unter dem Schutze der Dunkelheit, unbemerkt hätte hineinziehen können.

Von Julin fährt Otto mit seinen Begleitern zu Schiffe nach Stettin. Auch hier ziehen sie nach Anbruch der Nacht in den Hof des Herzogs (curtim ducis, II. 25). Die civitas Stetin war von allen Seiten von Sumpf und Wasser umgeben, sie war die Hauptstadt (metropolis) von ganz Pommern, sie hatte Hauptstraßen (capita platearum) und Stadtviertel oder Vorwerke (vicos,

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II. 33). Es gab einen Marktplatz, auf dem wöchentlich zweimal Markttag gehalten wurde und über welchen sie während desselben das Kreuz trugen, II. 25. Auf dem Marktplatze befanden sich hölzerne Stufen (gradus lignei, III. 17), von denen die Herolde und die Obrigkeit zum Volke zu sprechen pflegten. Mitten auf dem Marktplatze wird später eine Kirche gebaut, II. 35.

In civitate Stetin gab es ferner 4 Continen: eine derselben war der wunderbar schmuckreich und kunstreich gebaute Tempel mit dem Bilde des Triglav, die anderen 3 Continen waren Versammlungshäuser und enthielten nur Tische und Bänke. 900 Familienväter gab es in der Volkreichen Stadt, ohne die Kinder und die Weiber und die übrige Menge. In Stettin, innerhalb der civitas, stand auch eine mächtige und dicht belaubte Eiche, und unter derselben floß eine liebliche Quelle, welche das Volk, als von einer Gottheit bewohnt, für heilig hielt. Ebenso ist eines heiligen Nußbaumes auf einem Acker neben einer Brücke in Stettin gedacht, den Otto umhauen will, wobei er in große Gefahr geräth. Die Bäume bleiben schließlich auf vieles Bitten der Bürger ihrer Annehmlichkeit und Nützlichkeit wegen ungefällt, II. 31, III. 22. Auch ein heiliges schwarzes Roß wurde innerhalb der civitas gehalten, II. 32.

Als der Bischof eines Tages den Besuch einer Frau von großer Ehre und Macht erwartet, geht er aus dem Hause (tecto), in dem er wohnt und setzt sich mit seinen Klerikern vor demselben auf einen Rasenhügel. Sie sehen die Frau von ferne herankommen. II. 27.

Aus der Gesammtheit dieser Angaben muß man die Anschauung gewinnen, daß die civitas Stetin nicht eine von Mauern eingeschlossene Stadt, sondern ein räumlich ausgedehntes, landschaftlich offen und breit gelagertes Gemeinwesen darstellte, dessen Unzugänglichkeit allein durch die natürliche Lage gewahrt war.

Von Stettin werden noch zwei in der Nachbarschaft belegene und zum Stettiner Gau (ad pagum Stetinensem) gehörige Burgen (castella) besucht, Gradicia (Garz a. d. Oder) und Lubin (Lübzin am Dammschen See). In jeder der Burgen (per castellum utrumque) wird ein Altar erbaut und geweiht. Dann geht die Reise zu Schiffe wieder nach Julin, wo nun die Bekehrung der ganzen Stadt und Landschaft anstandslos vor sich geht. II. 36.

Von Julin wieder aufbrechend, gelangen die Pilger nach Clodona (Klötikow a. d. Rega), wo sie eine besonders große und kunstreich gebaute Kirche errichten. Nach Ueberschreitung des Flusses bei Clodona, der Rega, finden sie eine durch Feuer und Schwert zerstörte Stadt von großem Umfange und ausge=

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dehnt (civitatem magnam quidem ambitu et spaciosam II. 37). Es ist die durch Boleslaw zerstörte civitas Nacla, von der es II. 5 heißt, daß die Trümmer und Brandstätten derselben an verschiedenen Orten von den Eingeborenen gezeigt wurden. So vergänglich die Baumaterialien der Slaven, Holz und Lehm, sind, so ist Brandschutt doch gegen Verwitterung sehr widerstandsfähig; dieser sowohl, wie Topfscherben würden noch heute der örtlichen Nachforschung zuverlässigen Aufschluß über die Lage, Ausdehnung, zerstreute Bauart der im Jahre 1121, nämlich 3 Jahre vor dem Besuch derselben durch Otto von Bamberg, bei Klötikow auf dem rechten Ufer der Rega zerstörten civitas Nacla geben * ).

Der Zug bewegt sich nun nach Colobrega (Colberg) und von dort nach dem eine Tagereise (35 km) entfernten Belgrada (Belgard). In beiden Orten fügt sich Alles bereitwillig der neuen Lehre.

Als dies geschehen war, heißt es in dem Bericht, schien es ihm (Otto) gut, die 4 noch übrigen Städte mit ihren Gauen, Dörfern und Inseln (4 quae supererant civitatibus cum pagis, viculis et insulis suis) Uznoimia (Usedom), Hologasta (Wolgast), Gozgaugia (Gützkow) et Timina (Demmin) für jetzt unbesucht zu lassen, weil die Zeit zurückrief u. s. w. Wer noch im Zweifel sein kann, wie man sich die normale Gestaltung einer slavischen civitas vorzustellen hat, wird es aus dieser kurzen Notiz entnehmen. Sie war gauartig ausgebreitet und umfaßte Einzelansiedelungen auf festem Lande und auch auf Inseln.

Bischof Otto kehrte von seiner ersten Pommern=Reise über Polen zurück. Er unternimmt die zweite Bekehrungsreise nach Pommern 3 Jahre später, im Jahre 1127, über Halle. Er geht dort zu Schiffe, kommt, auf dem Elbstrom in die Havel segelnd, an die Gestade Leuticiens und erreicht von Pommern zuerst die civitas Timina (Demmin), wo er, wie bereits Eingangs erwähnt, durch den urbis praefeetum aufgenommen wird. Von hier aus sehen die Pilger den Rauch der brennenden, durch den Herzog Wratislaw verheerten leuticischen Ortschaften. Sie fahren dann auf der Peene in 3 Tagen nach Unznoimia (Usedom). In dieser Stadt (civitate) findet eine Hauptzusammenkunft der Barone und Vornehmen des ganzen Landes und der Befehlshaber der Städte


*) So Oesten; ich bemerke, daß Mon. Germ. Ser. XII, 717 die zerstörte Stadt nicht Naclam civitatem sondern Nadam civ. gelesen und als Damm erklärt wird. Dann stimmt obiges nicht.           Der Herausgeber.
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(ad praefectis civitatum) statt, in welche der Herzog selbst den Bischof einführt, indem er zugleich in eindringlicher Rede die Bekehrung empfiehlt. III. 4.

Der Zug geht alsdann nach Hologasta (Wolgast), wo nach erfolgter Bekehrung der Tempel des Gerowit zerstört wird.

In civitate Gozgaugia (Gützkow), wohin die Apostel von hier aus gelangen, finden sie einen Tempel von wunderbarer Größe und Schönheit, der erst neuerdings mit großen Kosten gebaut war. Derselbe wird schließlich auch niedergelegt und an seiner Stelle eine Kirche errichtet. III. 7.

Inzwischen war der Herzog Boleslaw von Polen wieder in Pommern eingefallen, weil er erfahren, daß die schon früher bekehrten Städte die Verpflichtungen des mit ihnen eingegangenen Bündnisses, wie die des neuen Glaubens, nicht zu erfüllen gedächten, auch die Befestigungen und Burgen, welche durch Kriegsgewalt gebrochen waren, wieder hergestellt hatten (munitionibus et castris reparatis). Da Boleslav bereits heranrückte, begannen sie, ihre Habe nach festen Orten (loca munita) zu bringen u. s. w. Auch hieraus geht hervor daß die civitates selbst offen waren, aber castra und loca munita besaßen.

Otto zieht in das Lager des Boleslaw, vermittelt Frieden und Abzug, besucht alsdann noch wieder Usedom, Stettin, Julin, befestigt überall das Christenthum, stellt die stellenweise zerstörten Kirchen wieder her und kehrt über Polen nach seinem Bischofsitz Bamberg zurück.

Wenn man aus diesen Aufzeichnungen Herbord's eine recht lebhafte Anschauung der Gestaltung einer slavischen civitas zur Zeit von 1124-1127 gewinnen kann, so wird man mit derselben auch besser verstehen, was man sich unter Adam's von Bremen, etwa 50 Jahre früher genannten, civitas vulgatissima Rethre vorzustellen hat.

Thietmar von Merseburg spricht von dem pagus Riederierun, in dem sich die urbs quaedam Riedegost befindet. Bei Adam entspricht letzterer das templum magnum des Redigast. Mit der richtigen Vorstellung der wirklichen oder möglichen Ausdehnung der civitas wird man kaum noch im Zweifel bleiben können, daß civitas Rethre bei Adam und pagus Riederierun bei Thietmar ein und dasselbe Object bedeuten, und daß beide Bezeichnungen, civitas wie pagus, ihre Berechtigung haben. Man wird sich allerdings von der Vorstellung trennen müssen, daß "undique lacu inclusa" mit "ringsum von einem See umgeben" zu übersetzen sei, also eine Insel bedeute. Diese Uebersetzung hat mindestens keine

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ausschließliche, vielleicht überhaupt keine Berechtigung. "Undique" heißt nicht "ringsum" und wenn Adam hatte ausdrücken wollen, daß Rethra auf einer Insel, und zwar auf einer Insel gelegen sei, so hatte er wohl einen mehr bezeichnenden Ausdruck wählen können und müssen. Will man aber eine Oertlichkeit sehen, die keine einzelne Insel, in Wirklichkeit aber "undioue lacu profunde inclusa", und dabei zugleich mit wendischer Besiedelung bedeckt gewesen, ist, so darf man nur die Landschaft Carwitz=Feldberg betrachten.

Ich habe hierauf bereits hingewiesen" (nämlich im Jahrgang 1887 der obenangeführten Verhandlungen, S. 87), "sowie auf die Zusammengehörigkeit der vielen wendischen Besiedelungsstätten hier zu einem größeren Gemeinwesen.

Die Zahl dieser wendischen Besiedelungsstätten hat sich inzwischen bei weiterer Nachforschung noch vermehrte (Folgen Angaben, die ohne die in den Verhandlungen 1887 abgedruckte Karte nicht zu verstehen sind.)

"Das Bild des gesammten Besiedelungssystems hier vervollständigt sich dadurch wieder etwas; es widerspricht sicher ebensowenig der Vorstellung einer wendischen civitas überhaupt, wie sie aus Herbord's Berichten über das nachbarliche Pommern gewonnen wird, als derjenigen, welche man sich von der civitas vulgatissima Rethre Adam's, dem pagus Riederierun Thietmar's machen muß.

Zu dem, was ich früher (1887) über die Lage dieser Landschaft an der Stelle, wo die Gaue der Redarier, Uckrer und Rezenen zusammentreffen, gesagt habe, möchte ich hier hinzufügen, daß diese Annahme dadurch bestätigt wird, daß nach F. Voigt, Historischer Atlas der Mark Brandenburg in der Gegend der Iser Purt die Diöcesan=Grenzen von Havelberg, Stettin und Brandenburg zusammenstoßen.

Die Nachgrabungen, die in den letzten beiden Sommern auf dem Amtsbezirk Feldberg stattgefunden, haben sich, da es der dichten Bebauung wegen störend war, auf dem Amtshofe selbst weitere Aufgrabungen zu machen, auf Baggerungen beschränken müssen, die unter großen Schwierigkeiten und mit geringen Mitteln im See, am nördlichen Ufer der Amtsinsel, in Angriff genommen worden sind. Dieselben mußten durch 1,5 bis 2 m tiefe, schwer zu durchsuchende Schichten von Rohrwurzeln und Schutt hindurchgeführt werden. Die Schuttablagerungen ließen schichtenweise die Aufeinanderfolge der Jahrhunderte bis zur wendischen Zeit deutlich erkennen; in der genannten Tiefe unter Wasser, dem Wasserspiegel der Wendenzeit, wurden wieder feste, eichene Pfähle, einzelne wendische Scherben und Eisentheile, viel Eichenholz und Kohle

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gefunden, obwohl ich mich bei diesen, mit den zur Verfügung stehenden ungeübten Kräften und primitiven Einrichtungen schwer zu bewältigenden Arbeiten der thätigen Beihülfe des Herrn H. Sökeland zu erfreuen hatte, gelang es uns doch bis jetzt nicht, mehr als sehr geringe Fleckchen der alten wendischen Oberfläche von dem Darauflagernden frei zu machen. Die dort angetroffenen Pfähle und größeren Holzstückchen sind in ihrer Lage verblieben, sie bestätigen wieder die in allen Aufgrabungen auf dem Amtshof gefundene, überaus intensive Bebauung dieser Insel - dem templum des Radigast."

(Die nun beschriebenen und abgebildeten Fundstücke sind: ein aus der untersten Schicht hervorgeholtes zweispitziges Eiseninstrument, von welchem der Autor sagt: "Ueber die Bedeutung dieses Stückes weiß ich keine Vermuthung auszusprechen", ein bronzener Schlüssel auf dem Amtshof, ein Einsteckkamm auf dem Werder und zwei Handkämme, sämmtlich aus Horn gefertigt, die innen liegenden Zahnlamellen durch zwei gewölbte, verzierte Schalen mittelst eiserner Niete gefaßt auf dem Schloßberg, und zwar alle Stücke vom Autor selbst, ausgegraben.) "Sie sind gegenwärtig mit dem größten Theile der übrigen Fundstücke aus der Wendenzeit von der Feldberger Sammlung an die Großherzogliche Sammlung in Neustrelitz übergegangen, indem erstere so ihrer Bestimmung, als Provincialsammelstelle für die Centralstelle zu schaffen, genügt."

 

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VII.

Fund in der Kirche zu Gr.=Methling.

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I m Hauptaltare der Kirche zu Gr.=Methling wurde nach Mittheilung des Pastor Theod. Kittel daselbst beim Abbruch der Kirche Reste der Weihurkunde gefunden. Die auf dem sehr zerstörten Pergamentstückchen noch lesbaren Worte ergeben keinen Sinn. Das spitz=ovale Siegel zeigt einen stehenden Bischof unter einem gothischen Baldachin, an dessen Seitensäulen je ein Wappen mit drei Menschenköpfen ? hängt. Umschrift ergänzt, soweit sie abgebröckelt. Umschrift Das Siegel befindet sich im Großherzoglichen Museum. Es entstammt augenscheinlich der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Welcher Diöcese der Bischof angehört hat, ist mir nicht bekannt. Unzweifelhaft handelt es sich um einen Weihbischof der Camminer Kirche. Möglich, daß das Fortschreiten des Pommerschen Urkundenbuchs Näheres über diesen inpartibus infidelium betitelten Geistlichen ans Tageslicht bringt. Einstweilen soll nur sein gelegentliches Wirken in Meklenburg hier angemerkt sein.

Grotefend.     

 

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VIII.

Aus der Jugend des Schauspieldirectors
Conrad Ernst Ackermann.

Von

Archivrath Dr. Grotefend.

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E s ist eine fable convenue, daß Ackermann, der als Charakterdarsteller wie als Bühnenleiter gleich bekannte Gatte der Mutter Friedrich Ludwig Schröder's, ebenso wie letzterer in Schwerin geboren sei. Diese Thatsache des gleichen Geburtsortes der beiden stand von jeher so fest, daß sogar Ludwig Brunier auf ihr seine schwungvolle Einleitung zum Schröderschen Lebensbilde gründete, die in dem Gedanken ihren Ausgangspunkt sucht, daß der Ort, an dem die Wiege großer und bedeutender Männer gestanden, "niemals ein zufälliger", sondern ein "von der Vorsehung sinnbildlich und vorbedeutend ausgewählter" sei.

Ein gelegentlicher Fund in dem ältesten Kirchenbuche der Gemeinde Jabel, jetzt Alt=Jabel genannt, im Amte Dömitz, wirft dieses ganze Raisonnement über den Haufen, soweit es sich auf die Gleichheit des Geburtsortes der beiden Schauspielheroen bezieht, denn wir lernen daraus, daß Conrad Ernst Ackermann zu Jabel am 4. Februar 1712 in den Schooß der christlichen Kirche auf genommen wurde. Das Geburtsdatum läßt sich nach der Anlage der älteren Kirchenbücher, die nur das Taufdatum enthalten, nicht feststellen, wird aber nach damaligem Gebrauche nur wenige Tage vor dem Taufdatum fallen.

Ackermanns Vater, Jochim Heinrich, war bei der Geburt des Sohnes Landmann, nämlich Pächter, oder, wie sie schon damals genannt wurden, Pensionarius eines den Herren von Pentz vom Herzog Friedrich Wilhelm abgekauften Antheils von Redefin,

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einschließlich des benachbarten, später in Redefin aufgegangenen Hofes Altena. Ursprünglich aber war er gelernter Forstmann, und kommt als Holzförster noch 1699 bei Gelegenheit des Ankaufs des Redefiner Antheils vor. Schon 1701 aber hatte er die Pachtung bereits angetreten, ohne jedoch die Forsterei aufzugeben. Noch 1704 wenigstens wird er als Holzförster aufgeführt. Nach dem Beichtkinderverzeichniß vom Sommer 1704 war damals er 30 Jahre, seine Frau 26 Jahre alt. Er wird daher wohl kaum vor dem Jahre 1698 geheirathet haben, also im Alter von 24 Jahren eine Zwanzigjährige. Das muthmaßlich erste Kind dieser Ehe wurde am 29. Juli 1699 getauft, ein Sohn Jacob Heinrich Dietrich. Eine im Jahre 1700 geborene Tochter starb nach wenig Wochen. Drei Töchter Abel Catharina (geb. 1701), Charlotte (geb. 1703) und Anna Catharina (geb. 1704) entschädigten die durch den Verlust betrübten Eltern. Einem im Jahre 1706 todt geborenen Kinde folgte im Jahre 1707 ein zweiter Sohn Georg Gabriel Otto, der, am 3. Dec. getauft, seiner Mutter das Leben kostete. Sie ward am 22. Dec. 1707 beerdigt. Ihren Namen meldet das Kirchenbuch nicht. ihre Herkunft ist uns aber durch ein anderes Actenstück aufbewahrt Jacob Lefers, herzoglicher Forstmeister zu Zarrentin, verwendet sich darin für seinen Schwiegersohn Ackermann, der mit Hülfe seiner Bürgschaft die Höfe in Redefin und Altena gepachtet hatte, 1701 beim Herzog, um den Verkäufer des Redefiner Hofes, Herrn von Pentz, zur richtigen Leistung des im Kaufcontract Zugesagten zu bewegen. Aus Kirchenbuchs=Einzeichnungen als Taufpathen erfahren wir, daß die Mutter Ackermann's (die alte Ackermann'sche) 1705 bei ihm lebte, wie auch ein vermuthlich jüngerer Bruder Hermann, der im Jahre 1706 zweimal, das zweite Mal als Monsieur erwähnt wird. Diese Bezeichnung wurde nach dem damaligen Sprachgebrauch jungen, unverheiratheten Männern der wohlhabenderen Stände beigelegt.

Ueber die sonstigen Lebensumstände des Vaters Ackermann läßt sich nicht viel beibringen. Seine Wirthschaft war zuerst nur klein, 1704 besorgt er sie noch mit Hülfe eines Knechts, eines Jungen und zweier Mägde. Später konnte er auch Neu=Krenzlin, das der Herzog gleichfalls von den von Pentz gekauft hatte, hinzupachten.

Während die Taufpaten seines ersten Kindes der Müller zu Redefin und dessen Frau, sowie der Küster waren, sind die Taufpathen der nächsten Kinder aus der Zahl der umwohnenden Pastoren, Pensionarien, dann sogar der adligen Gutsbesitzer gewählt. Er war also nach und nach in die Gegend seiner Thätigkeit hinein=

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gewachsen. Im Jahre 1710 meldet das Kirchenbuch die Geburt einer spuria, als deren Vater er sich bekannte, und bald darauf seine Verheirathung mit Frau Sophia Metta Theloni, vermuthlich der ungenannten Mutter jenes Kindes.

Dieser Ehe entsproß nun unser Conrad Ernst. Seine Taufpathen waren "der Herr Cantor von Stapel, Herr Kruße Pensionarius zum Suderhoff, Herrn Stammers Pensionarii zu Golnitz filia". Die Geburt dieses Kindes war das letzte Familienereigniß, von dem das Kirchenbuch meldet. Schon am 1. Mai 1712 mußte Jochim Hinrich Ackermann seine Pachtung räumen, da die Höfe zur Stuterei geschlagen wurden. Neu=Krenzlin war nach Ablauf der dreijährigen Pachtzeit Ackermanns 1709 anderweitig verpachtet worden, so daß ihn nichts mehr an die Scholle fesselte.

Anscheinend hat er sich zuerst nach Zahrenstorf bei Boizenburg gewendet, wo ein für einen herzoglichen Haidereuter früher gebautes Haus 1712 und 1713 von einem Ackermann bewohnt wurde. Dann ist er nach Boizenburg gezogen, von wo er am 7. März 1715 meldete, daß er zu dem ihm angesetzten Termine in Rostock nicht erscheinen könne, da eines seiner Kinder gestorben sei. Leider enthält das ältere Boizenburger Kirchenbuch keine Eintragungen Gestorbener oder Begrabener, so daß wir nicht wissen, welches der Kinder er verloren hatte und ob er etwa selber dort verstorben ist.

Vielleicht bringt ein weiterer Zufall mehr an den Tag.

Nachfolgende Episode, die wir nicht anders können, als auf den späteren Schauspieler Conrad Ernst Ackermann beziehen, möge hier noch Platz finden. Das cholerische Temperament Ackermanns ist ebenso bekannt, wie es seine Rodomontaden mit Bezug auf seine russische Kriegsthätigkeit und seine Stärke sind. Beides aber finden wir in dem actenmäßigen Falle bestätigt.

Ein kaiserlich russischer Lieutenant Conrad Ackermann, der sich in Wismar aufhielt, berichtet über einen Streit, den er im Wirthshause von Peter Leusmann hatte. Ein Thurmdecker Eck, mit dem Ackermann "eine gewisse Aventure im Neuen Hause" gehabt hatte, hätte kaum mit ihm Händel angefangen, als sich ein herzoglicher Kammerlakai Schäffer, ein Begleiter des Eck, hereingemischt habe, "fing an zu calumniiren, injuriiren, und hieß dem Wirthe, mich als eine Canaille aus der Thür zu schmeißen, weil ich ein Hundsfott und Canaille wäre. Als ich hierauf wegen dem mit Eck gehabten Rencontre hinausging und mir das Blut im Gesichte abgewaschen, und bei Hereintretung mich vorm Tische stellte, sagend gegen Schäffer, der unterthänigste Respect gegen S. Hf. Durchlaucht hielte mich nur zurück, sondten würde ich ihm auf seine herbe, wider mich aus=

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gestoßene Jnjurien eine wohlverdiente Antwort geben, antwortete Schäffer hierauf, ich wäre eine Canaille und Pasquillant, hätte auch keine Ehre zu sprechen, griff mich in Gegenwart Advocat Crollen, Kahl Herrn Lieutenant Bartels, den Stallmeister Herrn Francken, Herrn Cammerrath Paulsen Sohn, welche alle ihre Freude hierüber bezeugten, an, schlug mir ins Angesicht und warf mich zu Boden; nachdem ich mich nun hülflos sahe und die Unterlage von Schäffer leiden mußte, und des Schlagens und Jnjuriirens kein Ende hatte, der Wirth selbsten auch wieder meinen agressorem mich nicht schützen wollte, vielmehr sich herausließ, als wollte er mich zur Stube herausschmeißen, so mußte ich nur bei Zeiten die Thüre suchen und davon gehen.

Wenn nun E. Hf. Durchl. ex hac specie facti klärlich sehen werden, wie Schäffer meine Ehre angegriffen mit diesen schimpflichen Anzeigen: Wer mich zum Lieutenant gemacht? Er - (salva venia) auf solchen Lieutenant!

Nun heißt es im Rechten:

Vita et fama pari passu ambulant. Wenn nun Jhre russisch=kaiserliche Majestät mir diesen Charakter wegen meine getreuen Dienste (welches ich mit einem Testimonio zu bescheinigen mich offerire) allergnedigst beigelegt, dieser mein Charakter schimpflich angegriffen, in specie aber Jhre kaiserliche Majestät consequenter angegriffen, dessen hohe Autorität geschmälert und ein crimen laesae Majestatis begangen wordene mithin mich unverdienter Weise als einen Pasquillanten tractiret und mir einen gar großen Schaden an meiner Kleidung und Wäsche, so er, Schäffer, in der Bosheit zerrissen, zugefüget," bittet Supplicant um Bestrafung des Schäffer wegen des crimen laesae majestatis und um Schadenersatz für die Kleidung, sowie "wegen der mir falsch beschuldigten Anschlagung der neulich geschehenen Pasquillen" um Anwendung der Strafe, die "ein Pasquillant werth ist" auf Schäffer "et quidem ex jure retorsionis, welches ich mich zwar selbsten nicht de facto anmaßen, vielmehr fußfällig ausbitten will."

Herzog Carl Leopold, der damals in Wismar sich aufhielt, und an welchen die Bitte gerichtet war, verfügte die Vernehmlassung Schäffers über die Angelegenheit, verlangte aber gleichzeitig von Ackermann den Nachweis, daß er in fremden Militairdiensten als Officier wirklich stehe. Inzwischen lief beim Herzog auch eine Species facti ein von Seiten eines alten Cornets des Herzogs Carl Leopold, Nicolaus Jürgs, der mit Lieutenant Kreitlau Zeuge des Vorfalls gewesen war, und selber eingegriffen hatte.

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Nach dieser, wohl glaubwürdigeren Darstellung hatte der Streit mit dem Thurmdecker in einer schweren Beleidigung desselben durch Ackermann seinen Ursprung. Eck unterliegt und Ackermann will ihn gerade mit den Füßen bearbeiten, als Lieutenant Kreitlen ihn zurückriß und von weiteren Mißhandlungen des Daliegenden abhielt.

Der Streit und die Balgerei ging aber fort, und als die beiden Officiere Nachmittags wieder kamen, um ihre Pfeife Tabak dort zu rauchen, brach Ackermann während einer Gefechtspause in die Worte aus: Hätte er nur drei von denen bei sich, so er haben wolle, so sollten allesammt, so in die Stube wären, an ihrem Leben verzogen. Auf diese Rodomontade fragte Jürgs, wie man das verstehen sollte "und gab," wie er weiter erzählte, "dem Ackermann auf seine wiederholte ausverschämte Prahlereien einige Maulschellen. Bei dieser Begebenheit gedachte Schäffer: das heißt: fange mit alten Officieren an! welchem der Ackermann sogleich die Antwort mit Ungestüm ertheilte: Jung, halte dein Maul! worauf sich Schäffer entrüstet, sagend: Was, bin ich ein Jung, fährt also nun auch auf selben (Ackermann) los, giebt ihm einige Streiche mit der Faust und wirft ihn zur Erde. Hiermit war die Tragödie zu Ende, und wurde Ackermann, ich weiß nicht von wem, hinweg geführt."

Aus diesem Bericht ersehen wir, daß Ackermanns Darstellung eine im hohen Grade schonfärberische war, daß er durch seine leeren Prahlereien und Streitsucht die ihm widerfahrenen Thätlichkeiten sich selber zugezogen hatte, und auch nach damaligen Begriffen nicht als Ehrenmann oder honnête homme gehandelt hatte. Als Schäffcr ihm dies auf offenem Markte nach kurzer Frist vorhielt, supplicirte Ackermann wiederum gegen ihn beim Herzoge, aber wir werden es ohne Zweifel nur als gerecht empfinden, wenn ihm, wie es der Fall war, gar keine Antwort zu Theil wurde. Den Beweis der russischen Lieutenantswürde hat er aber niemals angetreten, also auch wohl anzutreten nicht vermocht.

Weshalb wir aber dieses alles hier so ausführlich erzählt haben? Einfach deshalb, weil die Renommisterei Ackermanns mit seinen Kriegsthaten unter den Augen des Feldmarschalls Münnich, die Prahlereien mit seiner persönlichen Tapferkeit und Stärke ein Lieblingsthema des späteren Schauspieldirectors waren, und weil wir - die unbezweifelbare Identität der beiden vorausgesetzt - hier einmal eine actenmäßige Probe davon geben können, daß diese Ruhmredigkeit wenig oder gar keinen thatsächlichen Hintergrund hatte.

 

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Quartal= und Schlußbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, August 1889.


S eine Königliche Hoheit, unser allerdurchlauchtigster Vereins=Protector, Großherzog Friedrich Franz geruhten der am 11. Juli d. J. statutenmäßig veranstalteten Generalversammlung anzuwohnen. Diese dem Verein seit langer Zeit zum ersten Male wieder angediehene Freude und Ehre war dem Vorstande Veranlassung, außergewöhnliche Vorbereitungen für eine würdige Begehung des festlichen Tages zu treffen.

Gemäß specieller Einladungen, welche an eine Reihe auswärtiger, vermuthlich zur Theilnahme an den Verhandlungen geneigter Mitglieder ergangen waren, hatten sich solche und die Schweriner Genossen in reicher Zahl eingestellt. Ueber 60 Personen versammelten sich 5 Uhr Nachmittags in einem Saale des Hôtel de Paris; für die Zeit nach Beendigung der Geschäfte war ein Souper in Aussicht genommen. - Die Sitzung eröffnete der Herr erste Präsident, Staatsminister von Bülow, Excellenz, mit einer ehrfurchtsvollen Begrüßung des erhabenen Vereins=Protectors und ertheilte dem Herrn Professor Dr. Stieda aus Rostock das Wort. Dies unser Mitglied hatte sich zur Haltung eines Vortrages bereit finden lassen, in welchem er sich über den Einfluß der um 1700 auch in Meklenburg aufgenommenen französischen Refugies zur äußersten Genugthuung der Hörer aussprach, die seinen Mittheilungen mit gespanntem Interesse folgten Gestützt

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auf die vom Redner ausgiebig benutzten Acten des hiesigen Archives, zeichnete er ein charakteristisches Bild von den Schicksalen dieser bedauernswerten Versprengten, von ihrer Heimath in Folge Widerrufes des Edictes von Nantes Ausgestoßenen. Im Allgemeinen haben sie allenthalben, wohin sie sich wandten oder in Anbetracht der Glaubens=Genossenschaft gerufen wurden, eine zuvorkommende Aufnahme gefunden und ihren Wohltätern durch ihren gewerblichen Fleiß wie die so gegebene Anregung zu gleicher Thätigkeit sich dankbar erwiesen. Auch hier zu Lande versprach man sich viel, hoffte die etwas antiquirte Handwerker=Arbeitsamkeit zu beleben und selbst größere Industriezweige schaffen zu können. In der That entwickelte sich in Bützow, wo bis heute in allerlei Einrichtungen die Spuren ihrer Anwesenheit dauern, eine kleine Colonie, aus welcher manche in Meklenburg wohlbekannt gewordene Namen hervorgegangen sind. Aus anderweiten Quellen läßt sich zum Beispiel die Mittheilung beibringen, daß auch ein Mann, der um die Landesgeschichte sich in der Mitte zwischen damals und jetzt reich verdient gemacht hat: der Rostocker Professor der Jurisprudenz, dann Geheimer Rath an der Landesregierung, Johann Peter Schmidt, zufolge eigener Aussage aus einer französischen Auswanderer=Familie stammte. Natürlich ist deren Name im Laufe der Zeit verdeutscht worden. - Fügen wir aus dem reichen Inhalt des Vortrages noch hinzu, daß die private Stellungnahme der Eingeborenen unseres Landes zu den Fremdlingen keine ganz wünschenswerthe gewesen ist. Der stark sich geltend machende Brotneid hat neben der großen Verschiedenheit des Naturells darauf hingewirkt, daß die Erfolge des hochherzigen, vom Landesherrn ausgehenden Unternehmens nicht ganz die wünschenswerthen gewesen sind.

Nach Beendigung des Vortrages erhielt, indem man zu dem geschäftlichen Theile der Tagung überging, der Unterzeichnete das Wort zur Verlesung des Jahresberichtes. Nach Anführung der im Personalstand des Vereins in der abgelaufenen Periode eingetretenen Veränderungen folgte die Rechenschaft über die fortschreitenden Vereinspublicationen; später erstattete auch noch der Herr Rechnungsführer des Vereins Bericht über die finanziellen Verhältnisse desselben. Aus Allem zusammen ergab sich der günstige Stand sowohl des Vermögens wie dessen Gleichgewicht mit den durch Druck der Jahrbücher u. s. w. hervorgerufenen Ausgaben. - Von letzteren lag der diesmalige Band vollendet vor; der 15. Theil des Urkundenbuches wird vermuthlich bis zum Winter fertiggestellt werden.

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Ueber die außerhalb des Vereins entstandene, in sein Studiengebiet einschlagende Litteratur enthielt der Jahresbericht etwa folgendes. Mit der frühesten Epoche zu beginnen, so hat Friedel (Zeitschrift für Ethnologie, Heft II. d. J., S. 51) Gegenstände besprochen, welche in den Bereich der apokryphen wendischen Götter=Idole einschlagen. Die Prillwitzer Fälschungen werden in Vergleichende Beziehung gebracht zu vermuthlich mittelalterlichen Metallfiguren. Wenigstens dem Modelle nach, meint der Autor, dürften solche wiederzufinden sein in den als Lichterträger u. dgl. benutzten Gestellen.

W. Salow hat (in einem Friedländer Gymnasial=Programm) eine ansprechende Abhandlung unter dem Titel: Lothar III. und das Wendenland geliefert, welche insbesondere die Missionsreisen Otto's von Bamberg untersucht. Dieser hat mehrfach das jetzige Strelitzische gestreift, aber auch in der Müritz=Gegend das Alt=Meklenburgische berührt. Die Züge Lothar's selbst aber haben sich bekanntlich bis Rostock und Rügen ausgedehnt, und so ist er ein kräftiger Vorarbeiter für die bald sich entwickelnde Baltische Monarchie Heinrichs des Löwen geworden. Auch die complicirten dänischen Verhältnisse, welche in Gestalt des kurzlebigen Regimentes vom Knut Laward über die Ostseeküsten hier eingreifen, kommen zur Sprache. Als Ueberblick über alle diese, auf die bedeutendste Epoche unserer Gegend vorbereitende Zeit ist die Arbeit Salows sehr empfehlenswerth.

Die Bischofsreihen dreier der für Meklenburg competenten Stifter, neben den beiden märkischen: Havelberg und Brandenburg, auch noch Oldenburg, später Lübeck, versieht eine Zusammenstellung von H. Breßlau mit dankenswerthen Nachträgen (Forschungen zur Brandenb. u. s. w. Geschichte, Bd. I., 385 ff.) Kleinigkeiten dieser Art interessiren in der Regel nur den Specialforscher; bei der Spärlichkeit unseres Wissens über meklenburgische Verhältnisse im 10. und 11. Jahrhundert wiegen jedoch auch diese Errungenschaften schwer. Die Rectification der oft sehr entstellten Sprengelnamen, wenn solche überhaupt hinzugefügt gewesen sind, ja die Auffindung selbst der von ihren, im Heidenlande liegenden Diöcesen in der Regel weit entfernt sich aufhaltenden Hirten derselben setzt besonderes Glück und Geschick voraus, wie einzelne hier nachgewiesene Beispiele zeigen.

Die im vorigen Jahresberichte besprochene Answerus=Legende hat schon wieder einen Bearbeiter gefundene der dort angedeuteten Ansicht steht Hellwig näher (Archiv des Vereins für Geschichte des Herzogthums Lauenburg II., Heft 1) Eben=

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denselben Verfasser hat (am gl. O.) eine Abhandlung über Alt= und Neu=Ratzeburg. Auf Grund topographischer Studien wird festgestellt, daß die neueren, sächsisch=christlichen Fortificationen auf der noch heute die Stadt tragenden Insel lagen, während die am Seeufer sich findenden, wohl wendischen Burgreste einer älteren Zeit angehören.

Eine Studie über das Kloster Doberan, insbesondere seine und des fast allein noch erhaltenen Münsters Baugeschichte bietet die Zeitschrift des Benedictiner=Ordens (Bd. X, Heft 1, 2). Sie entstammt der Feder Dolbergs und bezeichnet, soweit man etwas derartiges von einem Nicht=Architekten erwarten kann, einen bedeutsamen Schritt vorwärts auf der Bahn, welche einzig zum Ziele leiten dürfte. Die Entstehung eines baulichen Denkmals, namentlich wenn es aus dem Mittelalter stammt, das an Notizen selbst über die hervorragendsten Bauten und seine Meister so außerordentlich discret ist, setzt der Untersuchung Schwierigkeiten entgegen, welche nur dann zu besiegen sind, wenn man die Steine sprechen läßt. Die großen kirchlichen Mauermassen Rostocks erfreuen sich schon so einer sachkritischen Analyse und guter Resultate aus derselben. Möge dem edelsten Kleinod gothischer Kunst unseres Landes bald ein Ähnliches angedeihen und dem genannten Verfasser bis dahin das Beste, was gethan wurde, gedankt sein.

Die im vorigen Generalberichte erwähnte Besprechung der (Alt=)Brandenburger, durch den Böhmen Pulkawa excerpirten Markgrafen=Chronik hat durch denselben Verfasser eine Erweiterung erfahren. Sello hat auch die Bisthums=Chronik von Brandenburg (20. Jahresbericht des Vereins zu Brandenburg a./Havel) sowie diejenige eines Heinrich v. Antwerpen (22. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins zu Salzwedel) einer Untersuchung unterzogen. Mehr der Technik wegen interessirt, da die directe Ausbeute aus genannten Quellen für unser Land fast gleich Null ist, diese Doppel=Forschung; sie lehrt analogieweise erkennen, wie derartige historische Reliquien des Mittelalters entstanden, besonders aber ihre Behandlung und Benutzung durch die Nachwelt würdigen.

Das spätere Mittelalter ist von der Literatur diesmal wenig gefördert worden. Darum nennen wir an dieser Stelle den Namen eines unserer werthesten Mitglieder, welches in einer, eigentlich aus dem Rahmen der Historiographie heraustretenden Weise die Zeiten der beginnenden Cultur - in unserm Sinne - für Meklenburg hat zur Anschauung zu bringen gesucht. Beyer in Lage hat den Lesern in zwei frei erfundenen, aber den geschichtlichen Boden suchenden Erzählungen den Einzug des Christenthums und Deutschthums

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sowie die erste große Krisis unseres erhabenen Fürstenhauses näher zu bringen gesucht. Mit Namen, welche demselben entnommen sind: "Pribislav" und "Anastasia", fixirt er die Charaktere, welche jedesmal die Träger der entscheidenden Bewegung sind. Damit verknüpft sich einmal das Gedenken an die schweren äußeren und geistigen Kämpfe, welche das Haupt des Landes bei dessen Uebergang zur neuen Ordnung der Dinge zu bestehen hatte. Das andere Werk giebt die freie, aber in historischen Farben ausgemalte Schilderung einer Landesmutter, welche dem verschollenen Gatten seine Herrschaft und seine Kinder hütend, Anspruch auf Theilnahme für ihre Leiden und belohnte Geduld erheben darf wie nur irgend eine Dame des weniger romantischen als hausbackenen Mittelalters. - Der realistische Zug in Beyer's Ausführungen scheint der Wirklichkeit, soweit sie sich errathen läßt, mit vielem Glück abgelauscht zu sein. Die reizvollen Beobachtungen am Naturleben, welche eine Eigenart des Autors sind, durchsetzen die Fäden des dramatischen Gewebes in ansprechender Weise und verleihen dem Ganzen eine wahrheitsgemäße Stimmung, welche in diesem, sonst viel versuchten Productionsfache nicht oft mit so viel Glück auftritt.

Heinrich der Pilger, der Gemahl der Anastasia, ward streng historisch, wie es ihm schon oft zu Theil geworden ist, auch erwähnt in dem Werke Röhricht's: Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande. Des Fürsten Nachkommen haben oft seine Fußtapfen aufgesucht; ein Ende dieser frommen Uebung machte zunächst die Reformation. Ihr zeitlich nächster Vorgänger auf dem meklenburgischen Throne ist dreimal über das Mittelmeer gefahren; das erste Mal zusammen mit seinem Bruder Balthasar und dem letzten Vetter, daher Erblasser für beide, von der Stargarder Linie. Hier sei bemerkt, doch nicht näher ausgeführt, daß dessen, Ulrich's II. Tod, nicht um 1471, sondern schon ein Jahr früher fällt. Auch die jüngsten, sonst so zuverlässigen Aufstellungen dürften sich hier haben irren lassen.

Die im vorigen Berichte kurz citirte Schrift Stoys über die Bündnißbestrebungen der neugläubigen deutschen Fürsten, welche schließlich zu der formellen, aber geheimen Abmachung von 1528 führten und Herzog Heinrich von Meklenburg zum eifrigsten Theilnehmer hatten, bietet für ihn speciell und seine tieferen Gründe nicht gerade erheblich Vieles und Neues. An Beiträgen zur Erkenntniß der, noch weit mehr als die der großen Verhältnisse complicirten Stellung der Fürstenwelt gegen einander, sowie auch der Methode diplomatischer Verhandlungen jener Zeit bietet die Arbeit viel Schätzenswerthes. Jeder Schritt in die noch sehr vernachlässigte

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Geschichte der damaligen norddeutschen Kleinbündeleien ist eine dankenswerthe Bereicherung des Wissens und eine Vorarbeit zu einer, indeß wohl lange noch nicht zu erwartenden Geschichte Nieder=Deutschlands in großem Stil.

Die gleichfalls früher bemerkbar gemachte Publication von Spangenbergs, eines auch Meklenburg berührenden Reformators, Briefen durch Rembe enthält nur wenig Verwerthbares. Auch die in Greifswald gesammelte und herausgegebene Correspondenz Bugenhagens bringt uns kaum Zuwachs an Ungedrucktem. - Wie bei diplomatischen Dokumenten die Regel ist, daß sie nur in großen Umgebungen verwerthbar und verständlich sind, so gewinnt das Wenige, was Meklenburg in folgender großer Veröffentlichung dircet betrifft ungemein an Bedeutung durch den Autor jeder Aeußerung. Irmer hat die Correspondenz zwischen Gustav Adolf "und seinen Verbündeten mit Wallenstein und dem Kaiser" gesammelt, bisher für 1631 und 1632 (Theil I. in den Publicationen aus Preußischen Staatsarchiven, Bd. LXXX). Die jedem geläufige Situation spricht für die Bedeutsamkeit dieses Neugewinnes an wichtigem und reinlichem Material. - Von gleichem Charakter und Bedeutung ist der Briefwechsel des berühmten Canzlers Axel Oxenstjerna, welcher schwedischerseits edirt wird und in seinen verschiedenen Abtheilungen rüstig fortschreitet. Das Nähere über die im Text meist lateinisch gehaltenen, sonst schwedisch behandelten Publicationen werden Special=Freunde des großen Mannes leicht zu ermitteln wissen. Eine sachliche Würdigung dürfte einer, dem Abschluß dieser Werke näher liegenden Periode vorzubehalten sein.

Die Mitglieder unseres Vereines, welche auch dem Museums=Verbande zu Rostock angehören, pflegen die dortige Zeitung mit reichlichen Mittheilungen aus dem historischen Leben der Stadt zu versehen. Es genügt, auf dieselben im Allgemeinen hinzuweisen; einzelne jener Aufsätze sind auch in Sonder=Abzügen verbreitet. Auf zwei derselben weisen wir vorzüglich hin, weil ihr Gegenstand eigentlich über das Interesse jener Gemeinde hinausreicht. Es sind Stieda's Aufsatz über Pelzer und Buntfutterer, sowie Hofmeister's Buchdruckergewerbe. Letzterer Vorwurf steht mit der geistigen Cultur des ganzen Landes in sehr enger Wechselbeziehung, da Rostock die einzige Stelle des Landes war, wo Verlegergeschäfte aufkommen konnten, wohin also die Seribenten jener Zeit ihre Zuflucht zu nehmen hatten. - Mit Stieda's Aufsatz ist eine tiefgreifende Uebersicht der ganzen, mit Rauchwaaren befaßten Handwerker= und Händler=Gruppe verbunden.

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Ueber die Schicksale Vorpommerns zur Napoleonischen Zeit, die selbstverständlich fast dieselben sein mußten, wie die wenigstens des Ostens von Meklenburg, gewährt eine gehaltvolle Veröffentlichung unserer dortigen Schwester=Gesellschaft Aufschluß. Im Namen des pommerschen Geschichtsvereines hat Professor Pyl mit gewohnter, aus gründlicher Kenntniß der Sache hervorgehender und erschöpfender Sorgfalt ein Tagebuch über den französischen Krieg von 1807 bis 1810 herausgegeben (Pommersche Geschichtsdenkmäler, Bd. VI.). In Greifswald entstanden, rühren die Aufzeichnungen nicht gerade vom Professor Rühs selbst her, sind aber unter seinen Augen von zwei jungen Leuten hergestellt worden, Namens Barkow und Quistorp. Der letztere geht auch uns näher an, indem er, seines Zeichens ein Tuchmacherlehrling, aus dem eben wieder für Meklenburg gewonnenen Wismar stammte. Sonstige Berührungspuncte mit unserem Lande ergeben sich aus der Theilnahme der meklenburgischen Truppen an dem End=Act des Schill'schen Dramas, indem der Vernichtung jenes Insurgenten=Corps in dem benachbarten Stralsund das Gefecht bei Damgarten voraufgegangen war. Hier, an der uralten Kampfstelle der beiden Gränzlande, hat sich vom Mai bis zum Juni 1809 dasjenige zugetragen, was uns besonders berührt. - Freilich reicht der Gesichtskreis der Erzähler nicht weit über die Stadt hinaus; desto zuverlässiger sind die einzelnen Facten, weil Tag für Tag sofort aufgezeichnet. Nach der Stralsunder Katastrophe wird der Stoff knapper, um mit 1810 ganz abzuschließen. Der Beginn des annalistischen Unternehmens liegt auch erst zu Anfang von 1807. Die der Publication beigefügten ausgiebigen Mittheilungen aus den Magistrats=Acten von Greifswald commentiren die Ereignisse der bösen Jahre nach der finanziellen Seite.

In ebendiese Zeit fallen die ersten bedeutenderen Erlebnisse einer heimischen Truppe, welche kürzlich ihr erstes Säculum abschloß. Das jetzige 90. Füsilier=Regiment in Rostock tritt damit in die Reihe derjenigen Militär=Verbände des Landes, welche eine der Oeffentlichkeit anheimgegebene Geschichte besitzen. Wie diejenige ihrer Kameraden vom Jäger=Bataillon und vom Grenadier=Regiment, welche theils eines 50jährigen Jubiläums halber, theils vermöge ihrer etwas älteren Existenz, schon früher mit Corps=Geschichten versehen sind, haben nun auch die Füsiliere in den Herren v. Wrochem und Hävernick geschickte und patriotische Zeichner des deutschen Soldatenlebens gefunden. Was ihnen oblag, war von sehr verschiedener Art. Lange Friedensjahre, wie sie zu bewältigen waren, sind kein geeignetes Thema für populäre Darstellungen aus

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diesem Gebiete. Glücklicherweise lagen auch kampf= und ruhmvolle Perioden vor, welche das eigentliche Element dieser Historiographie bilden. In ihren ersten, später vielfach umorganisirten Formationen hat die Truppe, welche gerade zu diesem Zwecke gebildet war, theilgenommen an den Kämpfen in Holland gegen die entstehende, aber von ganz Europa angefeindete französische Republik. Der aus ihr als Imperator hervorgegangene Napoleon hat auch das Bataillon, von welchem die Füsiliere sich herleiten, als Rheinbundstruppe nach Rußland ziehen heißen. Diese mehr grausame als ruhmreiche Episode ist fast die einzige Schattenseite der militairischen Vergangenheit; die armseligen Reste, welche zu Ende 1812 in der Heimath wieder eintrafen, hatten zuletzt eigentlich keinen anderen Feind als Hunger und Frost gehabt. Die Freiheitskriege haben den rasch wieder mobilisirten Verband, soweit man von einem solchen noch reden konnte, trotzdem noch auf dem Plane gesehen; mit Ehren ist die Schmach, unter dem Fremden sch hinschlachten lassen zu müssen, wieder eingebracht worden. Im selben Sinne hat man dann, nach der kurzen, für meklenburgische Truppen kaum in Betracht kommenden Episode von 1866, in dem ruhmreichen Feldzuge von 1870/71 weiter wirken können. Die breiten Lücken, welche die harten Tage an der Loire in die Reihen gelegt haben, sei es durch die Kugel oder Krankheit, zeugen von der schweren Last, welche auch unser Land von dieser Blutsteuer gehabt hat. Gleichwohl kann man im Gegensatze zu 1812 mit Genugthuung auf den letzten Feldzug zurücksehen; in ihm hat zuerst das Regiment in seiner jetzigen Gestalt und Benennung sich dargestellt, denn es war inzwischen in einen größeren Verband eingetreten, der fester halten wird als derjenige der Rheinbundszeit. - Die letzten Blätter in diesen Regiments=Annalen vergessen auch die frohe Gegenwart nicht; mit Behagen wird die berühmte Löwenjagd erzählt, welche, einzig ihrer Art im Lande, sich ostwärts von Rostock unter der entscheidenden Beihülfe der Neunziger abgespielt hat.

Mit zwei Werken statistischen Werthes hat uns das laufende Jahr noch eben vor Abschluß dieser Zeilen erfreut. Das eine ist dasjenige des Pastors Walter zu Kastorf, welcher in dem Werke: "Unsere Landesgeistlichen von 1810 bis 1888" sich um die Geschichte seines Standes ein unangreifbares Verdienst erworben hat. Eine mehr vom Glück begünstigte, weil mit Energie durchgeführte Fortsetzung der bekannten Werke von Cleemann, giebt es nicht bloß über die Seelsorger des Landes persönlich, sondern möglichst auch über deren gesammte Familien=Verhältnisse Auskunft. Man kann nur anerkennen, daß trotz der nicht allzu langen

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darauf verwandten Zeit, der ländlichen Abgeschlossenheit und der herkömmlich geringen Sympathie, welche man dergleichen Vorarbeiten entgegenbringt, ein so ausgiebiges Resultat entstehen konnte. Daß auch Lücken darin sind, welche unter die vom Verfasser zu Eingang entschuldigten Kategorien nicht fallen, wird nicht zu sehr zu betonen sein. Nachträge zu einer Arbeit dieser Art werden leichter zu verwerthen als zu vermeiden sein.

Zu unserer Genugthuung mag es gereichen, daß sowohl dieser Verfasser Vereinsmitglied ist wie Bachmann, durch dessen Bemühung das Land mit einem Repertorium seiner Literatur im objectiven Sinne versehen worden ist. Praktiker werden es vielleicht unangebracht finden, daß das Unternehmen nicht gemeinsam von uns mit dem Schwester=Vereine für Naturkunde bewerkstelligt ist. Gehört doch gewiß dreiviertel von dem, was Bachmann in seiner "Landeskundlichen Literatur der Großherzogthümer Meklenburg" verzeichnet, in ein Repertorium der heimischen Geschichtschreibung. Der Verfasser stellt selbst eine Completirung, oder wie man es nennen will, in diesem Sinne in Aussicht. Man kann ihm und dem antheilnehmenden Publicum dazu nur Glück wünschen; der Erfolg wird nicht ausbleiben. Denn Niemand wird sich des Gefühles eines vom Herzen fallenden Steines erwehren können, ist man auf ein derartiges Hülfsmittel angewiesen statt eigener, oftmals sauer errungener Bücherkenntniß. Sieht an diesen Columnen man doch recht, wie zerfahren die publicistischen Strömungen hier stets waren; wie vieles selbst durch unangebrachte Bescheidenheit an schwer findbare Orte gelangt trotz seines unzweifelhaften Werthes. Ungeachtet mancher Ausstellungen, welchen das Werk nicht entgehen wird, da es das erste seiner Art ist, wird Jedermann die von ihm gebotene Hülfe, selbst Anregung gerne sich gefallen lassen wollen.

Die nach Verlesung des Jahresberichtes sich anschließenden Verhandlungen sind dahin zu resumiren, daß auf Vorschlag des Herrn Präsidenten sich die Fest=Versammlung der sonst in ihrer Befugniß stehenden formellen Neuwahl des Vorstandes enthielt, ihn vielmehr durch Acclamation in seinen Functionen weiter beließ.

Nicht mehr zu demselben wird nur gehören unser langjähriger hochverdienter und des Ausdrucks der Anerkennung für seine dem Vereine geleisteten Dienste nicht bedürfender Cassenführer, Herr Hofrath Dr. Wedemeier. Das von ihm jetzt abgegebene Portefeuille hat sich immer einer sehr dauerhaften Inhaberschaft erfreut, auch ein Grund mit für den vorzüglichen Stand der Vereinsmittel. Seit Stiftung des Verbandes hat die Berechnerstelle 16 Jahre der wail. Geh. Canzleirath Faull bekleidete als er sie 1851 niederlegte,

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wurde in der Generalversammlung des Jahres Herr Dr. Wedemeier, damals Ministerial=Registrator und um den Verein schon als mehrjähriger Bilderwart verdient, zu dem verantwortungsreichen, insbesondere aber mühevollen Posten wiedergewählt. So hat er fast 40 Jahre denselben verwaltet; bei seiner Jubiläumsfeier im Jahre 1885 ernannte ihn der Verein zu seinem Ehrenmitgliede. Die lange und erfolgreiche Thätigkeit dieses unseres Veteranen war es, der der Herr Präsident in der Versammlung mit warmen Worten gedachte.

Die Cassenführung wurde durch Acclamation auf Vorschlag des Ausschusses dem Ministerial=Registrator Schwerdtfeger übertragen.

Ein verdienstvolles Ehrenmitglied ist in letzter Zeit durch den Tod dem Verein entrissen worden: der Herr Oberlandesgerichts=Senatspräsident Dr. Mann in Rostock, seit 1851 Mitglied des Vereins, durch verschiedene Aufsätze in den Jahrbüchern erkennbar als eifriger Förderer des Vereins. Weit mehr noch muß das nicht vor Aller Augen liegende Verdienst hervorgehoben werden, welches er sich um die Bearbeitung des Rostocker Raths=Archives, insbesondere der Stadtbücher für unsere Urkunden erworben hat. Ohne ihn hätten wir vielleicht auf eine, so wie sie vorliegt, immer noch weitestgehenden Bedürfnissen entsprechenden Einreihung der wichtigsten Daten dieser Art verzichten müssen. - Daß die ersten Bürgermeister unserer beiden Hansestädte: Geh. Hofrath Dr. Haupt und Dr. Giese auch von uns, zu denen sie als Mitglieder gehörten, zu betrauern sind, muß besonders erwähnt werden im Hinblick auf die liberale Forderung, welche sowohl die Literatur des Vereins wie auch sonst jedes Interesse desselben, z. B. durch Zutritts=Ertheilung zu den reichen Raths=Archiven, in beiden Städten erfahren hat. - Dies Jahr hat ferner dem Leben des Geheimen Legationsrathes von Prollius in Berlin ein Ziel gesetzt, der aus eigenem Studium, besonders der geschichtlichen Hülfswissenschaften dem Vereine, dessen Mitglied er lange Jahre war, reiche Zuwendungen hat machen können. - Auch des in gleichem Sinne thätigen, jüngst in hohem Alter entschlafenen Kammerpräsidenten und Oberjägermeisters zu Neustrelitz, unseres Ehrenmitgliedes Herrn von Voß, ist rühmend zu gedenken.

Der Vereins=Vorstand war in der Lage gewesen, seine statutenmäßigen Rechte überschreiten zu müssen, indem er ohne Zuziehung einer Schweriner Generalversammlung die Creirung des

Herrn Wirkl. Geh. Oberregierungsraths Dr. von Sybel zu Berlin, Directors der Kgl. Preußischen Staatsarchive,

zum Ehrenmitgliede bei Gelegenheit von dessen am 27. April 1888 stattfindenden 50jährigen Doctor=Jubiläum vollzog. Das erwünschte

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Ziel, besagtem Herrn an seinem Ehrentage selbst den schuldigen Dank abzustatten für viele dem Vereine bei Herausgabe des Urkundenbuchs bewiesene Zuvorkommenheiten, hätte nicht anders erreicht werden können. Die Versammlung gewährte bereitwilligst die beantragte Indemnität.

Sie genehmigte auch die weiteren Vorschläge des Herrn Präsidenten: den

Herrn Landdrost von Pressentin zu Dargun zum Ehrenmitgliede und den
Herrn Dr. Crull zu Wismar zum Ehrensenior

des Vereins zu ernennen. Welche Verdienste um ihn sich beide schätzbare Mitglieder erworben haben, braucht nicht auseinandergesetzt zu werden. Erhoffen wir von ihnen noch langjährige rüstige Mitarbeit!

Der letztgenannte Herr Dr. Crull ist in seiner Vereinswürde der dritte, indem nur der Gründer desselben, Geheime Archivrath Dr. Lisch und nach ihm unser unverdrossener, bis an sein Lebensende thätiger Rector Römer ihrer theilhaftig geworden sind.

Der Herr Präsident schloß den geschäftlichen Theil des Tages, um demnächst den Beginn des in Aussicht stehenden Soupers zu veranlassen. Fast alle anwesenden Vereins=Mitglieder nahmen Theil und hatten die hohe Ehre, Seine königliche Hoheit, unsern huldreichen Protector, auch hierbei gegenwärtig zu sehen. Der Präsident gedachte dieses Umstandes in warmen Worten und forderte zu einem Toast auf den allergnädigsten Gast auf. - Gegen 10 Uhr wurde die Tafel aufgehoben, worauf Se. Kgl. Hoheit auch noch weiter den Theilnehmern die Freude seiner Anwesenheit bereitete.

Die zum Theil schon in der Quartal=Versammlung welche am 8. Juli voraufgegangen war, erledigten Geschäfte der letzten Monate beschränkten sich meist auf Vorbereitungen zu dem bevorstehenden Feste. - Durch Tod oder Austritt verloren wir folgende ordentlichen Mitglieder:

1) Herrn von Uslar hieselbst, ausgetreten am 6. April, Mitglied seit dem 13. April 1885;

2) Herrn Amtsrichter Horn zu Schönberg, ausgetreten am 18. April, Mitglied seit dem 6. April 1880;

3) Herrn Gutsbesitzer Schlettwein auf Bandelstorf, gestorben am 20. April, Mitglied seit dem 12. Januar 1875;

4) Herrn Gymnasiallehrer Kraner zu Doberan, ausgetreten am 4. Mai, Mitglied seit dem 2. November 1883;

5) Herrn Rechtsanwalt Michaelsen zu Tessin, gestorben am 10. Mai, Mitglied seit dem 24. October 1884;

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6) Herrn Hofrath Steiner, gestorben am 5. Juni, Mitglied seit dem 9. September 1861;

7) Herrn Dr. med. Wegener, ausgetreten am 19. Juni, Mitglied seit dem 2. Juni 1882;

8) Herrn Amtmann Baumann zu Doberan, ausgetreten am 20. Juni, Mitglied seit dem 6. April 1880.

Dem steht mit einem Deficit von 6 Nummern ein Zuwachs von nur 2 Personen im letzten Quartal gegenüber. Es traten ein:

1) Herr Hofbuchhändler Kober in Ludwigslust am 12. April,

2) Herr Assessor Zelck zu Rostock am 3. Juni.

Der Gesammtbestand an ordentlichen Mitgliedern ist berechnet auf 484. Die Ehrenmitglieder sind durch das bezw. am 27. Juni d. J. und 20. Juli v. J. erfolgte Ableben der Herren Oberlandesgerichts=Senatspräsident Dr. Mann zu Rostock und Kammerpräsident von Voß zu Neustrelitz auf die Zahl von 16 reducirt worden. Correspondirende Vereine und Personen führen wir jetzt 219.

Der Ausschuß besteht im kommenden Jahrgang aus folgenden Mitgliedern:

Präsident: Herr Staatsminister von Bülow, Exc.;
Vice=Präsident: Herr Staatsrath von Bülow, Exc.;
Erster Secretair: Herr Archivrath Dr. Grotefend;
Zweiter Secretair: der Unterzeichnete;
Bilderwart: Herr Landgerichtsrath Schlettwein;
Bibliothekar: Herr Regierungs=Bibliothelar Dr. Schröder:
Rechnungsführer: Herr Ministerialregistrator Schwerdtfeger;

Repräsentanten: Herr Geh. Finanzrath Balck;
   "    Ministerialsecretair Hofrath Dr. Piper;
   "    Oberstlieutenant von Weltzien;
   "    Amtsverwalter von Oertzen.

Der Rechenschaftsbericht über die Cassenführung im Jahre 1888/89 erfolgt anbei. Die Berichte über den Zuwachs der Vereinssammlungen werden später nachgetragen werden.

Dr. E. Saß, Archivar,      
als 2. Secretair des Vereins.   

Nach sachlicher Berichtigung des geschäftlichen Theils ausgegeben im August 1890.

Namens des Ausschusses:     
Grotefend, 1. Secretair.     


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Anlage.
horizontale Klammer

Vereins=Rechnung 1888/89.

Vereins-Rechnung
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Vereins-Rechnung

 

Vignette
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-[1]-

Jahresbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, August 1890.

D ie diesjährige Generalversammlung fand, dem Beschlusse derjenigen zu Neubrandenburg gemäß, zu Wismar an dem satzungsmäßigen Tage, dem 11. Juli, statt. Außer den Wismarer Mitgliedern, deren Zahl sich in den letzten Monaten um einige vermehrt hatte, waren sowohl seitens des Ausschusses einige Deputirte, sowie auch andere auswärtige Mitglieder erschienen, denen sich verschiedene einheimische Gäste angeschlossen hatten.

Schon am Abend zuvor hatten die Räume der Hansa Mitglieder und Gäste in geselligem Beisammensein aufgenommen. Am 11. Juli früh trat man die Wanderung durch die alte, baulich so sehenswerthe Hansastadt an, geführt und belehrt durch den allzeit bereiten Ehrensenior Herrn Dr. med. Crull. Nachdem ein Frühstück die Müden erquickt, versammelte man sich um 1 1/2 Uhr in dem Saale des Hotels Fründt, wo unter Vorsitz des 1. Secretairs die officielle Sitzung abgehalten wurde.

Nachdem der 1. Secretair die Herren Präsidenten, Herr Dr. Crull die Herren Bürgermeister von Wismar entschuldigt hatte, die leider verhindert waren, der Tagung beizuwohnen, begann Herr Dr. F. Techen seinen Vortrag über die Geschichte, namentlich die Verfassungsgeschichte der Stadt Wismar. Sodann folgte Herr Dr. Crull mit kurzer und lichtvoller Auseinandersetzung der Baugeschichte der Stadt.

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Beide Vorträge werden wir in der Lage sein, im nächsten Jahrbuche den Mitgliedern unverkürzt vorlegen zu können, weshalb hier nur das Wort der Anerkennung wiederholt werden soll, das der 1. Secretair im Namen der Versammlung den Herren Rednern aussprach.

Herr Pastor Dr. Krüger=Kalkhorst widmete sodann schwungvolle Worte einem Plane, dessen Forderung er vom Vereine erbat, der Sammlung der Meklenburgischen Volksdichtungen und Volksreime. Sein Vorschlag, eine Commission für die Vorbereitung dieser Angelegenheit vereinsseitig niederzusetzen, einen Aufruf zu erlassen und einen Redacteur für die Sammlung zu erwählen, fand, nachdem auch der 1. Secretair Namens des Ausschusses die volle Uebereinstimmung mit diesen Vorschlägen ausgesprochen hatte, die ungetheilte Billigung der Versammlung. Der Ausschuß wird sich angelegen sein lassen, die Beschlüsse der Versammlung baldigst zur That werden zu lassen.

Darauf trug der 1. Secretair den Jahresbericht wie folgt vor:

"Indem ich zur Erstattung des Jahresberichts über das abgelaufene Vereinsjahr schreite, thue ich dieses mit der Bitte um Entschuldigung, falls er seinem Inhalte nach Ihren berechtigten Wünschen und Ansichten nicht entsprechen sollte.

Allein erst am gestrigen Tage konnte ich zu seiner Anfertigung gelangen, die ja, wie Sie wissen, satzungsgemäß dem 2. Secretair obgelegen hätte.

Umsomehr aber ist diesesmal Sachliches zu berichten, da wie Sie ja gleichfalls wissen, sowohl der letzte Schlußbericht, wie auch die seitdem fälligen 3 Quartalberichte nicht ausgegeben worden sind, die Mitglieder daher ihrer Mehrzahl nach seit dem April vorigen Jahres ohne Nachricht über den Verein geblieben sind.

Das Ausbleiben des letzten Schlußberichts liegt daran, daß der 2. Secretair das Manuscript des von ihm auf der Generalversammlung in Schwerin 1889 verlesenen Jahresberichtes verloren hatte, dieser Verlust aber erst nach dreiviertel Jahren zur Kenntniß des Ausschusses gelangte.

Der Ausschuß legte Werth auf die Nachlieferung des Schlußberichts und brachte diese seine Ansicht durch mehrere Beschlüsse gegenüber dem in allen Quartalsitzungen abwesenden 2. Secretair zum Ausdruck. So hat derselbe denn nach seiner schriftlichen Anzeige vom 6. Juli dieses Jahres den, so gut es anging, wiederhergestellten Schlußbericht in den Druck gegeben. Gleichzeitig aber hat er in diesem Schreiben seine Verzichtleistung auf das Amt des 2. Secretairs und seinen Austritt aus dem Vereine angezeigt.

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Dies ist der Grund, weshalb ich die Erstattung des Jahresberichts übernehmen mußte, und weshalb ich erst so spät, nach Uebergabe der dafür nöthigen Actenstücke an dessen Anfertigung gehen konnte. Da Bibliothekar und Bilderwart in der Lage sind, die gleichfalls in Verlust geratenen Verzeichnisse der Zugänge zu den Sammlungen zu ersetzen, so wird dieser fehlende Schlußbericht und seine Anlagen - so hoffen wir - bald in den Händen der Mitglieder sein.

Die Quartalberichte - ich bitte diese von den Schlußberichten oder Jahresberichten strenge zu scheiden - sind weggefallen auf Grund eines Beschlusses des Ausschusses vom 13. Januar 1890. Der Herbstquartalbericht 1889 war von dem 2. Secretair, damals wohl in der Hoffnung, das verlorene Manuscript noch zu finden und dann mit dem Quartalbericht zu vereinigen, unausgearbeitet geblieben. In der Januarsitzung 1890 legte dann der neue Kassenführer dem Ausschuß eine 10jährige Uebersicht über Ausgaben und Einnahmen des Vereins vor, um die Grundlage einer geordneten Finanzgebahrung für die Zukunft zu gewinnen. Es stellte sich das überraschende Resultat heraus, daß der Druck und die Versendung der Quartalberichte im Verhältniß zu ihrem Inhalt und dem dadurch erzielten Nutzen für den Verein eine viel zu hohe Summe in Anspruch nähmen.

Eine Umgestaltung des Inhalts durch Aufnahme von kleineren Aufsätzen und Mittheilungen, von Fundberichten und Notizen, wie sie schon bei Gelegenheit der Generalversammlung von 1889 von einem auswärtigen Mitgliede gemacht und von mir lebhaft unterstützt worden war, hatte nicht die Billigung des 2. Secretairs gefunden. Es stand ihm dabei der Wortlaut des §.16 der Satzungen zur Seite, der den Inhalt der Quartalberichte auf die Verhandlungen des Ausschusses und den Zuwachs der Sammlungen zu beschränken scheint: indeß liegt es doch auf der Hand, daß dieser Paragraph nur das Minimum der Leistung angeben, keineswegs aber einen Damm für höhere Bestrebungen bilden soll.

Der Ausschuß glaubte unter so bewandten Umständen nur im Interesse des Vereins zu handeln, wenn er - gegen die Satzungen, der Indemnität sicher - die Quartalberichte einstweilen sistirte, um seine ganze finanzielle Kraft den Jahrbüchern zu widmen.

Hierfür aber bedürfen wir größere Summen als bisher, da die Honorirung der zum Druck gelangenden Manuscripte sich nicht länger zurückweisen ließ, nachdem alle benachbarten größeren Vereine und die einschlagenden allgemeinen Zeitschriften Honorar bewilligt haben. Der Ausschuß hat daher beschlossen, nach Maßgabe des

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Ueberschusses des Vorjahres die im Jahrbuche zum Abdruck gelangenden Aufsätze zu honoriren. Als Maximum wurde festgesetzt 32 Mk. für den Bogen einer zusammenhängenden Arbeit, 16 Mk. für einfache oder commentirte Quellendrucke. Aufsätze polemischen Inhalts oder Wiederabdrucke bereits anderwärts ganz oder theilweise gedruckter Aufsätze sind von der Honorirung ausgeschlossen.

Was die Quartalberichte anbetrifft, so muß nun abgewartet werden, ob genügende Mittel für dieselben zur Verfügung bleiben werden.

Der jetzt bevorstehende Wechsel des 2. Secretairs ist allerdings Wohl darnach angethan, die Frage anzuregen, ob die Quartalberichte in veränderter, inhaltreicherer Form wieder einzuführen seien. Der Ausschuß wird sich angelegen sein lassen, diese Frage bei der nach §. 14 der Satzungen zunächst in seiner Hand liegenden provisorischen Besetzung oder aushülflichen Verwaltung der Stelle im Auge zu behalten. Läßt eine inhaltliche Erweiterung der Quartalberichte sich nicht bewerkstelligen, so wird der Ausschuß voraussichtlich bei seinem Beschlusse der einstweiligen Sistirung derselben stehen bleiben, denn in dieser Form und mit diesem Inhalt wie bisher sind sie das Geldopfer nicht werth, was für ihre Herstellung gebracht werden muß.

Auf alle Falle wird sich die nächstjährige Schweriner General=Versammlung (da der diesjährigen nach §. 21 der Satzungen derartige Rechte nicht zustehen), sei es in Form einer Indemnität für das bisherige Nichterscheinen, sei es in Gestalt einer Statutenänderung, mit dieser Frage zu beschäftigen haben.

Gleicherweise muß die nächstjährige Versammlung sich mit einer anderweitigen Eigenmächtigkeit des Ausschusses beschäftigen. Der Preis des Urkundenbuchs für Mitglieder ist auf 6 Mk. statutarisch (durch §. 6) festgesetzt. Trotzdem hat der Ausschuß nicht nur den Preis der bereits erschienenen 14 Bände auf je 3 Mk. für Mitglieder herabgesetzt, was wir hiermit zur Kenntniß derselben bringen, sondern er hat auch den Mitgliedern den preis des soeben neu erschienenen XV. Bandes und seiner Nachfolger auf mir 3 Mk. bestimmt, so daß nunmehr die gesammten 15 Bände für 45 Mk. in die Hände der Mitglieder gelangen können.

Es lag auf der Hand, daß dieser beim Beginne des Werkes festgesetzte Preis von 6 Mk. beim Anschwellen der Bändezahl sich auf die Dauer nicht halten konnte. Wie durfte man erwarten, daß ein neu eintretendes Mitglied, das das vollständige Werk in seinem Besitze sehen wollte, auf einem Brett 90 Mk. opfern würde.

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Der Zweck, den Regierung und Stände bei der hochherzigen Bewilligung der Herstellungskosten verfolgten, ein so wichtiges und gewichtiges Werk in die Hände möglichst zahlreicher Interessenten gelangen zu lassen, wurde dadurch geradezu illusorisch gemacht.

Der Ausschuß hofft, daß eine größere Abnahme von Exemplaren die Folge seiner Maßregel sein wird. Auf Lager sind noch weit über 100 Exemplare.

Die Jahrbücher dagegen sind in ihrem Preise für außerhalb des Vereins stehende erhöht. Bisher fand das ungerechte Verhältniß statt, daß die Mitglieder das Jahrbuch mit dem Vereinsbeitrage von 6 Mk. bezahlten, während man es buchhändlerisch für 5 Mk. kaufen konnte. Ein früherer Vorschlag, es buchhändlerisch auf 6 Mk. heraufzusetzen, fand s. Z. Anstand im Ausschusse, man glaubte die Generalversammlung deshalb befragen zu müssen. Nunmehr aber hat sich die gegentheilige Ueberzeugung Bahn gebrochen, daß die Erhöhung des Buchhändlerpreises der Jahrbücher nur im Vereinsinteresse liegen könne, und hat deshalb der Ausschuß den Preis des Jahrganges der Jahrbücher im Buchhandel auf 8 Mark festgesetzt. Dahingegen werden die dem Vereine zur Verfügung stehenden Exemplare der allerdings theilweise vergriffenen, also nicht mehr ganz vollständigen Jahrbücher in größeren Folgen oder im einzelnen auf das billigte (je nach der Menge der Vorhandenen Exemplare zu 1 Mk. oder 50 Pf.) an Mitglieder zur Vervollständigung ihrer Reihen abgegeben.

Der Stand der zahlenden Mitglieder hat sich gegen den Abschluß des Vorjahres mit 484 Mitgliedern gehoben. Einer Zahl von 15 Verstorbenen und 9 Ausgetretenen, zusammen einen Verlust von 24 Mitgliedern darstellend, stehen 27 im Laufe des abgeschlossenen Jahres Neueingetretene gegenüber. Zu diesen kommen noch 11 am Tage der Generalversammlung beigetretene Mitglieder für das neue Vereinsjahr, das wir daher mit einer gegen das Vorjahr um 14 erhöhten Zahl von ordentlichen Mitgliedern beginnen. Bei dem Rückgange, den die Listen aller derartigen Vereine aufweisen, die rein ideale Zwecke verfolgen, ist dieser Zuwachs immerhin als ein großer zu bezeichnen.

Verstorben sind im verflossenen Jahre:

Herr Gutsbesitzer von Behr auf Renzow.
   "    Pastor Schaumkell zu Neese.
   "    Amtmann a. D. Grupe zu Lübz.
   "    Pastor emer. Günther (Gr.=Methling) zu Rostock.
   "    Rechtsanwalt Lembcke zu Wismar.

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Herr Postbaurath Wachenhusen zu Schwerin.
   "    Kammerherr von Borck auf Möllenbeck.
   "    Postdirector Engelhardt zu Teterow.
   "    Geh. Ober=Regierungsrath von Kröcher zu Berlin.
   "    Hofrath Bahr zu Fürstenberg.
   "    Superintendent Steven zu Doberan.
   "    Graf von Bernstorff auf Bernstorff.
   "    Drost von Oertzen zu Mirow.
   "    Baumeister Thormann zu Wismar.
   "    Geh. Ministerialrath a. D. Losehand zu Schwerin.

Ausgetreten sind:

Herr Landgerichtsdirector Sohm zu Rostock.
   "    Pastor Weiß zu Sülze.
   "    Medicinalrath Dr. Stahl zu Schwerin.
   "    Pastor Pistorius zu Schwerin.
   "    Gutsbesitzer von Flotow auf Kogel.
   "    Kammerherr von der Mülbe auf Boddin.
   "    Gutsbesitzer von Stern auf Tüschow.
   "    Professor von Zehender zu Rostock.
   "    Archivar Dr. Saß zu Schwerin.

Eingetreten sind:

Herr Amtmann Mau zu Hagenow.
   "    Oberstlieutenant Köhler zu Schwerin.
   "    Rittmeister von Müller zu Schwerin.
   "    Oberlehrer Dr. Richter zu Malchin.
   "    Kammerherr von Voß=Wolffradt auf Lüssow (in Vorpommern).
   "    Kammerherr von Voß zu Rühn.
   "    Landrentmeister von Pressentin zu Schwerin.
   "    Senator Weltzien zu Schwerin.
   "    Hypotheken=Departements=Registrator Singhol zu Schwerin.
   "    Rentschreiber Singhol zu Schwerin.
   "    Kaufmann Staude zu Malchin.
   "    Dr. med. Mozer zu Malchin.
   "    Hoflieferant Grotefend zu Güstrow.
   "    Bürgermeister Kossel zu Tesfin.
   "    Gutspächter Busch zu Lüningsdorf.
   "    Consistorialrath Präfcke zu Neustrelitz.
   "    Amtmann Einbaum zu Gadebusch.
   "    Erbpächter Ritter zu Damerow.
   "    H. Thormann jun. zu Wismar.

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Herr Cand. jur. Lembcke zu Wismar.
   "    Gymnasiallehrer Wossidlo zu Waren.
   "    Architekt Brunswig zu Wismar.
   "    Amtsverwalter Weltzien zu Hagenow.
   "    Referendar Freiherr von Meerheimb zu Schwerin.
   "    Bürgermeister a. D. Freiherr von Langermann=Erlenkamp auf Dambeck.
   "    Hofdecorationsmaler Michaelsen zu Wismar.
   "    Rechtsanwalt Oldenburg zu Wismar.
   "    Gymnasiallehrer Dr. L. Techen zu Wismar.
   "    Gymnasiallehrer Dr. Kirchner zu Wismar.
   "    Districtsbaumeister Gaster zu Doberan.
   "    Hofbuchdruckereibesitzer Eberhardt zu Wismar.
   "    Hofbuchhändler Witte zu Wismar.
   "    Amtsrichter zur Nedden zu Schwerin.
   "    Gutsbesitzer Freiherr von Langermann=Erlenkamp auf Zaschendorf.
   "    Oberlehrer Dr. Kuthe zu Wismar.
   "    Oberlehrer Lemme zu Wismar.
   "    Rechtsanwalt Dr. Stichert zu Wismar.
   "    Amtsrichter Behncke zu Schwerin.

Zu den correspondirenden Vereinen und Instituten, mit welchen der Verein in Schriftenaustausch steht, traten im laufenden Jahre:

1) Das Museum in Bergen (anstatt des schon im Vorjahre verstorbenen Direktor desselben, Lorange, der correspondirendes Mitglied des Vereins war).

2) Gesellschaft für Lothringische Geschichte zu Metz.

3) Stadtarchiv zu Kronstadt (Siebenbürgen).

4) Krainische Museal=Verein zu Laibach (anstatt des historischen Vereins).

5) Alterthums=Verein zu Plauen.

Wie wir im vorigen Jahre das fünfzigjährige Jubiläum des Vereins für hamburgische Geschichte durch Entsendung eines Vertreters und Ueberbringung eines Glückwunsches hatten mitfeiern dürfen, so konnte auch in diesem Jahre der Verein ein Jubelfest eines befreundeten Vereins mitfeiern, das Fest des 25jährigen Bestehens des Vereins für die Geschichte Berlins.

Als Vorort der Gesammtvereine der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine steht er uns nahe, und besonders hatte ein im Juli vorigen Jahres unternommener Ausflug des Berliner

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Vereins nach Schwerin und Wismar in manchem der Berliner Mitglieder ein hohes Interesse für Mecklenburg hinterlassen, sodaß der Abgesandte unseres Vereins der herzlichsten Aufnahme im Kreise des befreundeten Vereins sich zu erfreuen hatte. Durch Munificenz des Großherzoglichen Ministeriums des Innern war es dem 1. Secretair vergönnt, wie 1888 in Posen, so auch 1889 im Herbst in Metz, an der Generalversammlung der Gesammtvereine der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine Theil zu nehmen. Neben der Vertretung der ministeriellen Interessen, die sich namentlich auf den dauernden Schutz der Kunst= und Alterthumsdenkmäler bezogen, der den Hauptgegenstand jener Versammlung bildete, fanden auch die Interessen des Vereins in der Delegirten=Sitzung durch den Abgesandten ihre Vertretung.

Eine Folge des Besuches dieser Tage war es, daß Schwerin zum Festorte der nächsten vom 7. bis 10. September d. J. abzuhaltenden Generalversammlung auserlesen wurde. Nicht wenig trug dazu der Umstand bei, daß Se. Königliche Hoheit der Großherzog, unser erhabener Protector, diesem Plane gleich von vorneherein so hold war, daß mit Genehmigung des Vereinsausschusses meine Bitte um Berücksichtigung von Schwerin einer directen Einladung gleichkommen durfte.

So haben wir denn auf den Herbst uns für den würdigen Empfang einer Anzahl befreundeter Gäste zu rüsten. Das Nähere über das Fest hat noch den Beschlüssen eines zu bildenden größeren Ortsausschusses zu unterliegen. Das einstweilen in seinen Umrissen mit dem Vorort vereinbarte Programm wird den Mitgliedern gesondert zugesendet.

An Publikationen erschienen für das Jahr 1889/90 das Jahrbuch Band 54.

Vom Urkundenbuch ist, wie schon erwähnt wurde, Band XV vollendet, er umfaßt die Jahre 1361 bis 1365 (nicht 1360 bis 1365) wie durch einen Irrthum der Druckerei auf dem Titel steht, was meinem Auge entgangen war).

Band XVI soll sofort in Angriff genommen werden."

Soweit der Wortlaut des verlesenen Jahresberichtes.

In der der Jahresversammlung voraufgehenden Quartalversammlung hatte man noch nicht die Frage der vorläufigen Besetzung der Stelle des 2. Secretairs ins Auge fassen können, indeß hatte schon damals sich die Mehrzahl des Ausschusses dafür ausgesprochen, von einer interimistischen Besetzung der Stelle abzusehen, um der Wahl der Generalversammlung im nächsten Jahre in keiner Weise vorzugreifen. Eine nach der Wismarer General=

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versammlung gehaltene außerordentliche Ausschußsitzung sprach sich ebenfalls dahin aus, und es ist mit freudigem Danke hier zu erklären, daß sich auf Wunsch des Ausschusses Herr Archivrath Dr. Schildt bereit erklärt hat, bis zur nächsten Schweriner Generalversammlung die Geschäfte des zweiten Secretairs aushülflich zu besorgen.

Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die im Verlauf des Jahres vom 1. Juli 1889 bis dahin 1890 erschienene Literatur.

Für die prähistorischen Alterthümer sei hier auf die Zeitschrift für Ethnologie, Organ der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, verwiesen, in der mehrfach meklenburgische Alterthumsfunde zur Besprechung gelangten.

Das V. Heft des 21. Jahrganges giebt die Abbildung eines von Menschenhand bearbeiteten Elchgeweihs wieder, das im Moore von Mieckow bei Teterow gefunden ist.

Das I. Heft des 22. Jahrganges bringt die Abbildungen der neuesten Feldberger Funde mit einer Arbeit Oestens über die Civitas der Slaven, die in den Jahrbüchern wiederabgedruckt ist. Virchows Bemerkungen dazu geben dem auch in des Unterzeichneten Einleitungsworten beim Wiederabdruck angedeuteten Bedenken Ausdruck, daß in den von Herbord angeführten civitates nicht ganze Gaue zu erblicken seien, ebenso wie der Herbordschen Schilderung eine Beweiskraft für Rethre=Feldberg abgesprochen wird.

Im II. Heft des 22. Jahrganges behandelt Dr. Ingvald Undset in Christiania die antiken Wagengebilde, darunter auch den in dem Schweriner Museum befindlichen Kesselwagen von Peckatel, sowie die bei Pennewit gefundenen Bruchstücke eines solchen. Die Zusammenstellung des gesammten Vergleichungsmaterials macht die Publication für uns werthvoll.

In gleicher Weise ist eine dänische Veröffentlichung für uns interessant: Nordiske Fortidsminder, udgivne af det Kgl. Nordiske oldskriftselskab, 1. Heefte. Sie enthält an zweiter Stelle einen Aufsatz von Dr. Sophus Müller, einige Halsringe aus dem Schluß des Bronzealters und dem ältesten Eisenalter, der 16 derartige Alterthümer zur Abbildung bringt, aber im Texte sich auf die Vergleichung einer weit größeren Menge von Exemplaren (260) stützt. Nach Müllers nicht zu widerlegenden Untersuchungen haben wir in den von Lisch als Kronen bezeichneten Ringen, auch in der Jahrbuch XIV, S. 316 abgebildeten sog. Wendischen Krone keinen Kopfschmuck, sondern Halsringe zu erblicken. Der das Scharnier krönende Zapfen saß im Nacken. Dänemark hat 5 solcher gezackter Ringe mit höheren oder kleineren Spitzen aufzuweisen.

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Was die Literatur der historischen Zeit anlangt, so hat der letzte Schlußbericht schon ein Haupterzeugniß heimathlichen Fleißes vorweggenommen, die landeskundliche Literatur über die Großherzogthümer Meklenburg, von unserm Mitgliede Rector Fr. Bachmann zu Warin. Das am 24. October 1889 unterzeichnete Vorwort legt die Bearbeitungsweise des Autors dar, und der Inhalt zeigt, daß die Hoffnung des Autors, auch dem Historiker etwas für seinen Bedarf zu bieten, vollauf gerechtfertigt ist.

Schließen wir diesem Repertorium gleich ein zweites Buch über Landeskunde an "Stoff zur Landeskunde von Meklenburg=Strelitz", gesammelt von D. Zander (Neustrelitz, 1889). Aus gedruckten Hülfsmitteln und dem literarischen Nachlaß des Pastors Sponholz schöpfte der Verfasser vornehmlich seine Mittheilungen, die bisher nur in einzelnen Artikeln der Strelitzischen Landeszeitung zugänglich waren.

Aus Meklenburgs Nachbarländern soll hier nur der neueste topographische Beitrag erwähnt werden, ein Aufsatz Hellwigs über die Löwenstadt bei Lübeck, und Nachträge Handelmanus zum Limes Saxoniae. Beide sind enthalten im 1. Heft des III. Bandes des Archivs des Vereins für die Geschichte des Herzogtums Lauenburg.

An Quellen für die Meklenburgische Geschichte ist außer dem Urkundenbuch hinzuweisen auf den dritten Band der Schleswig=Holstein=Lauenburgischen Regesten und Urkunden von Dr. Hasse, von welchem die ersten 3 Lieferungen erschienen sind. Sie bieten eine Anzahl auch Meklenburg betreffende Urkunden aus den Jahren 1301-1321, zum Theil bisher völlig unbekannte, zum Theil nur aus schlechteren Vorlagen gedruckte.

Sodann enthält der bereits 1888 erschienene Band IV der Sverges Traktater med främmande Magter von O. S. Rydberg von 1521 bis 1571 einen Vertrag Herzog Albrechts des Schönen von Meklenburg, der sich auf die von ihm 1534 erhoffte Eroberung von Schweden bezieht. Die beiden ersten Bände dieser Sammlung sind schon früher erschienen, der dritte Band, die Lücke von 1409 bis 1520 ausfüllend, hat sich bislang leider immer noch verzögert. Band V, Heft 1 enthält nichts Bezügliches.

Von dem Lübecker Urkundenbuch hat der unermüdliche Dr. Wehrmann wiederum einen Band, den achten, von 1440 bis 1450 reichend, abgeschlossen. Von den Hanserecessen erschien von der Koppmann'schen (ersten) Serie der IV. Band, die Jahre 1411 bis 1418 umfassend, von der zweiten, durch von der Ropp herausgegebenen Serie der V. Band, von 1460 bis 1466 reichend,

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Von der dritten, Dietrich Schäfer anvertrauten Reihe der IV. Band, die Jahre 1497 bis 1504 enthaltend. Alle Bände beschäftigen sich gelegentlich auch mit meklenburgischen Dingen. So ist namentlich im ersterwähnten Bande der Kampf um den Rathssitz in Rostock berührt, in dem letzterwähnten Bande die Vermittlung des Herzog Magnus und seines gelehrten Rathes Albert Krantz zwischen der Hansa und Dänemark.

An historischen Arbeiten ist nur wenig anzuführen. Th. Fischer, ein geborener Schweriner, lieferte eine Doctorarbeit über Heinrich den Löwen von Meklenburg, seine Beziehungen zu Brandenburg und seine Kämpfe gegen Wismar und Rostock, mit deren inhaltlicher Würdigung sich Koppmanns Aufsatz über die Erwerbung des Landes Stargard durch Fürst Heinrich II. in den Jahrbüchern beschäftigt.

Eine Dissertation von Zickermann aus Stettin über die Begründung des brandenburgisch=pommerschen Lehnsverhältnisses muß selbstverständlich auch Meklenburgs Geschicke des 12. und 13. Jahrhunderts berühren.

Carl Lohmeyer, der im Vorjahre auch das Schweriner Archiv für seine Studien über die Geschichte Herzog Albrechts von Preußen heranzog, verwerthet schon in seiner Festschrift zum 17. Mai 1890, dem 500jährigen Jubeltage der Geburt dieses ersten Herzogs von Preußen, einiges von dem Erforschten. Herzog Albrecht von Preußen, eine biographische Skizze, nennt sich der Aufsatz, er enthält auch eine klare Uebersicht der Verhältnisse und des Verhaltens des Herzogs Johann Albrechts I. von Meklenburg zu seinem Schwiegervater, dem Preußenherzoge.

Mit den Kunstbestrebungen Herzog Johann Albrechts I. beschäftigt sich eine auf den gründlichsten und umfassendsten Studien beruhende Doctorarbeit von Fr. Sarre aus Berlin. Sie ist betitelt Beiträge zur Meklenburgischen Kunstgeschichte und enthält zwei Aufsätze: 1) der Fürstenhof zu Wismar und die thönernen Formsteine aus der Werkstatt des Statius von Düren in Lübeck, 2) Künstler und Werkmeister in Meklenburg von 1550 bis 1600.

Der Kunstgeschichte im 17. Jahrhundert dienen zur Aufhellung die Beiträge zur Lebensgeschichte Jean Baptiste Oudrys, mit besonderer Berücksichtigung seiner Gemälde in Schwerin und seiner Verbindungen mit dem Meklenburgischen Hofe von Paul Seidel, unserem Schweriner Landsmanne. Der Aufsatz erschien im Repertorium für Kunstwissenschaft Bd. XIII, ist aber auch separat käuflich.

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Einen Beitrag zur Geschichte des Anfangs unseres Jahrhunderts enthält die Nummer 2 der Zeitschrift "Vom Fels zum Meer", Jahrgang 1888/89, in welcher Professor Egelhaaf Briefe der Königin Luise und Blätter aus dem Tagebuche des englischen Arztes Brown veröffentlicht, die sich mit den letzten Tagen der hochseligen Erbprinzessin Helene Paulowna von Meklenburg beschäftigen, sodann das Osterprogramm 1890 des Gymnasiums zu Schwerin, dessen wissenschaftliche Beilage eine Arbeit Friedrich Latendorfs: Theodor Körner in Meklenburg bildet, und zuletzt die Mittheilungen über das Tesdorpf'sche Geschlecht, die für Meklenburg insofern von Interesse sind, als ein Mitglied dieser Hamburg=Lübecker Familie den Feldzug der Hanseaten in Meklenburg 1813/14 mitmachte, über welchen gleichzeitige Nachrichten in das Buch aufgenommen sind (hauptsächlich S. 116 ff.).

Es mag dieses Werk die Ueberleitung bilden zu dem Gebiete der Familiengeschichte und der Wappenkunde. Erstere ist vertreten durch: Nachrichten über die Familie von Schuckmann (1582- 1888), von Major von Schuckmann * ) die Familien Baleke, Balcke, Balch, Balck von Geh. Finanzrath Balck (in der Vierteljahrsschrift des Vereins Herold, Jahrgang 1890); Urkundliche Geschichte des Geschlechtes Balck. Von demselben Verfasser; Aufzeichnungen über die Familie derer von Lowtzow, von Fräulein Jenni von Lowtzow; Geschichte des Geschlechtes von Oeynhausen, von Julius Grafen von Oehnhausen, III. Theil: biographische Bearbeitung, herausgegeben von dem Unterzeichneten, sowie IV. Theil: Stammtafeln, aufgestellt von demselben; Stammtafel der Familie Hübbe, aufgestellt von dem Schweriner Stadtbaudirector Hübbe, und für Meklenburg von Interesse, weil die Familie ihren Ursprung in dem Städtchen Laage genommen und durch mehrere Generationen dort geblüht hat.

Von ausländischen Erzeugnissen ist zu erwähnen: Danmarks Adels-Aarbog, ein regelmäßig jährlich erscheinendes Repertorium der vielfach mit Meklenburg sich berührenden dänischen Adelsfamilien, dessen sechster Band 1889, siebenter Band 1890 erschienen ist. Sodann eine Ehrenrettung zweier, aus einer auch in Meklenburg ansässigen Familie stammender dänischer Generale des 17. Jahrhunderts Friedrich und Carl von Arenstorff, unternommen von einem Familienangehörigen C. J. von Arenstorff (Generalerne Friderich og


*) Zwar schon 1888 erschienen, aber erst in diesem Jahre uns zugänglich geworden.
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Carl von Arenstorff, opslysinger og berigtigelser efter trykte og utrykte Kilder, Kjøbenhavn 1889). Beide waren wegen des unglücklichen Ausgangs der Schlacht bei Lund 1676 zur Rechenschaft gezogen worden.

Zur Wappenkunde trug C. Teske in Neustrelitz mit zeichnungsgewandtem Griffel durch Veröffentlichung der Wappen derer von Oertzen und der Wappen derer von Bassewitz bei. Beide Wappen sind auf 9 Blättern in einer lobenswerten Treue durch die verschiedenen Stilarten der Gothik, der Renaissance, des Barock und des Rococo hindurchgeführt. Es soll diese Veröffentlichung nach dem Wunsche des Autors dazu beitragen, die Stillosigkeiten aus der Welt zu schaffen, die sich Künstler und Werkmeister so oft bei Anbringung von Wappen an Gebäuden oder Kunstwerken zu schulden kommen lassen. Möge dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Dr. Ad. Hofmeister behandelte das Wappen der Stadt Rostock in seiner Entstehung und seiner schließlichen Gestalt. Die Schrift liegt uns durch Güte des Verfassers als Sonderabdruck aus Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock, Heft 1, vor.

Obschon unser Verein alle Ursache hatte, diesem Unternehmen des vor wenig Jahren gegründeten Rostocker Museumsvereins - als einer Art von Concurrenz im eigenen Gebiete - nicht sympathisch gegenüberzustehen, so hat er sich doch aller kleinlichen Eifersüchtelei enthalten, und gerne die für die Zwecke des Urkundenbuchs angefertigten Clichés für die Hofmeistersche Arbeit zur Benutzung dargeliehen; er wird das Erscheinen des Heftes mit Freude begrüßen, wie ihn ein jedes Zeichen des im Vaterlande sich regenden geschichtlichen Sinnes und geschichtlichen Interesses mit hoher Freude erfüllen muß. Ist es doch derselbe Geist der Vaterlandsliebe, derselbe Zug zum Idealen, von dem die Mitglieder der Localvereine beseelt werden, der auch die Lebensadern des Landesvereins bildet. Auch den neugegründeten oder noch in der Gründling begriffenen Museumsverein zu Güstrow kann er nur in gleichem Sinne willkommen heißen. Beide genannten Vereine, wie auch die älteren Museumsvereine zu Wismar und Neubrandenburg und die jüngere Gründung einer Sammelstelle zu Feldberg, tragen, wie sie einerseits die Alterthümer und Funde dem Lande erhalten, andererseits wesentlich dazu bei, daß der Sinn für die Geschichte in immer breitere Kreise der Bevölkerung gebracht wird, in Kreise, die von einem Centrum aus - also hier etwa von Schwerin, als dem Sitze des Landesvereines - eine Anregung zu empfangen nicht in der Lage sind.

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Wünschenswerth wäre allerdings die Angliederung der Einzelvereine an den Landesverein zu gemeinsamer, organisirter Thätigkeit, das Wie aber und das Wann müssen wir der Zukunft vertrauensvoll überlassen.

Es ist neuerdings mehrfach ausgesprochen worden, daß dem Landesverein ein wichtiges Lebensorgan abginge, dadurch, daß er keine regere Verbindung seiner Mitglieder durch gehaltene Vorträge und läufiger unternommene Besuche interessanter Städte und Oerter des Landes aufrecht erhält. Der Vorwurf ist nicht unbegründet und der darin enthaltene Wunsch wird vom Ausschuß völlig getheilt. Es wird aber wohl einer Statutenänderung bedürfen, ehe wir dazu gelangen können, und eine solche will vor allem nach der Seite der Möglichkeit des Gelingens des neuen Planes wohl erwogen und von langer Hand her vorbereitet sein.

Schwerin, im August 1890.

Archivrath Grotefend.      
1. Secretair.                

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Anlage A
horizontale Klammer

Vereins=Rechnung 1889/90.

Vereins-Rechnung

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Anlage B
horizontale Klammer

Erwerbungen der Bibliothek seit 1. April 1889

(Außer den fälligen Heften oder Jahrgängen der in regelmäßigem Austausch eingehenden periodischen Zeitschriften der correspondirenden Vereine.)

I. Meklenburg.

1) Jul. Freiherr v. Maltzan, Zur Erinnerung an den Vicelandmarschall v. Dewitz auf Cölpin. Ludwigslust 1889. (Geschenk des Herrn Redacteurs Prillwitz.)

2)* Fr. Bachmann, Die landeskundliche Litteratur über die Großherzogthümer Mecklenburg. Bibliographische Zusammenstellung, bearbeitet im Auftrage des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Güstrow 1889.

3)* W. Stieda, Rostocker Buntfutterer und Pelzer in alter Zeit. (Vortrag.) Separatabdruck aus der "Rostocker Zeitung", Nr. 480 ff. 1889.

4)* J. v. Lowtzow, Aufzeichnungen über die Familie derer v. Lowtzow. Hamburg 1890.

5)* Ad. Hofmeister, Das Wappen der Stadt Rostock. Rostock 1890.

6) Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin. Uebersicht der während der Spielzeit 1889/90 gegebenen Vorstellungen und Concerte.

7) Programm des Großherzoglichen Realgymnasiums in Schwerin für das Schuljahr 188/90. Schwerin 1890.

8) Programm des Großherzoglichen Gymnasiums zu Friedland. 1890. Friedland i. M. 1889.

9) Programm des Großherzoglichen Gymnasiums und Realgymnasiums zu Rostock. Rostock 1890.

10) Programm des Großherzoglichen Realgymnasiums zu Malchin für das Schuljahr Ostern 1889/90. Malchin 1890.

11) 21. Jahresbericht über das Städtische Gymnasium zu Waren. Waren 1890.

12) Jahresbericht über das Gymnasium zu Ratzeburg. Ostern 1890. Ratzeburg 1890. Mit einem Aufsatze über die Ratzeburger Dombibliothek. (Geschenk des Herrn Probstes Rußwurm in Ratzeburg.)

13) C. W. A. Balck, Die Familie Baleke, Balcke, Balch, Balck. Berlin 1890.

14)* C. W. A. Balck, Urkundliche Geschichte des Geschlechts Balck. Schwerin 1890.

II. Allgemeine Geschichte und Alterthumskunde.

1)* G. A. B. Schierenberg, Der Ariadnefaden für das Labyrinth der Edda oder die Edda, eine Tochter des Teutoburger Waldes. Frankfurt a. M. 1889

2)* Pasq. Garofalo, Sintesi o genesi di scienza. Napoli 1889.

3) Katalog der im germanischen Museum vorhandenen interessanten Bucheinbände und Theile von solchen. Nürnberg 1889.


*) Die mit * bezeichneten Werke sind Geschenke der Verfasser.

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4) Katalog der im germanischen Museum befindlichen deutschen Kupferstiche des XV. Jahrhundert. Nürnberg 1887.

5)* L. F. Freiherr v. Eberstein, Urkundliche Geschichte des reichsritterlichen Geschlechtes Eberstein vom Eberstein auf der Rhön. 2. Aufgabe. 5 Bände. Berlin 1889.

6) Protokolle der Generalversammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine zu Metz. Berlin 1890.

III. Nord=Deutschland.

1)* H. Grotefend, Stammtafeln der schlesischen Fürsten bis zum Jahre 1740. 2. Auflage. Breslau 1889.

2) Codex diplomaticus Silesiae. Herausgegeben vom Verein für Geschichte und Altertum Schlesiens. 15. Band. Acta Nicolai Gramis. Breslau1890.

3)* H. Handelmann, Der Krinkberg bei Schenfeld und die holsteinischen Silberfunde, Kiel 1890.

4) A. v. Oppermann, Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen. Heft. 1. 2. Hannover 1887/88.

5)* Alex. Dietz, Der Superintendent und erste Hofprediger M. Johann Hektor Dietz, seine Vorfahren und Nachkommen. Frankfurt a. M. 1889.

6) Monumenta historiae Warmiensis. Band VIII. 2. Abtheilung. Scriptores rerum Warmiensium oder Quellenschriften zur Geschichte Ermlands. Herausgegeben von C. P. Woelky. Band II. Bogen 33 bis 50. Braunsberg 1889.

7)* Th. Pyl, Beiträge zur Rügisch=Pommerschen Kunstgeschichte. Heft 2. Greifswald 1890.

8) Inventare des Frankfurter Stadtarchivs. 2. Band. Frankfurt a. M. 1889.

9) Katalog der Gemäldegallerie des Towarzystwo Przyjaciól Nauk zu Posen. Posen 1888.

10) R. Béringuier, Die Rolande Deutschlands. (Festschrift.) Berlin 1890.

11) Verzeichniß der im Märkischen Provinzial Museum der Stadtgemeinde Berlin befindlichen Berlinischen Alterthümer. Berlin 1890.

12) Das Werder= und Achtbuch der Stadt Eisleben in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Herausgegeben von H. Größler. Eisleben 1890.

13) Die Polizeiordnungen der Städte Ratzeburg und Lauenburg. Herausgegeben von C. Günther. Mölln i. Lbg. 1890.

14) Urkundenbuch der Stadt Lübeck. Band VIII. Heft 11. 12. Lübeck 1889.

15)* Der Memorienkalender (Necrologium) der Marienkirche in Lübeck. Herausgegeben von C. Wehrmann. Lübeck 1889.

16) Das fünfzigjährige Stiftungsfest des Vereins für Hamburgische Geschichte. Hamburg 1889.

17) W. v. Bippen, Seeversicherung und Seeraub eines hansischen Kaufmanns im 16. Jahrhundert. Dem Verein für Hamburgische Geschichte bei der Feier seines 50jährigen Bestehens am 9. April 1889 gewidmet von der Historischen Gesellschaft des Künstlervereins zu Bremen.

18)* H. W. C. Hübbe, Stammbaum der Familie Siemers in Hamburg. Schwerin i. M. 1889.

19)* H. W. C. Hübbe, Stammbaum der Familien Hübbe und Wasmann in Hamburg. Schwerin i. M. 1889.

IV. Mittel=Deutschland.

1) J. Vogel, Reformations=Festspiel. Die Einführung der Reformation in Plauen im Vogtland. Gotha 1888.

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2) Thüringische Geschichtsquellen. N. F. 4. Band. Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle. I. Heft. 1068-1314. Herausgegeben von Anenmüller. Jena 1889.

3) W. Crecelius, Oberhessisches Wörterbuch. 1. Lieferung. Darmstadt 1890.

V. Süd=Deutschland.

1) J. W. v. Planck, Ueber die historische Methode auf dem Gebiet des deutschen Civilprozeßrechts. (Festrede.) München 1889.

2) Fr. Leist, Die Residenz in Bamberg und Baumeister Joh. Jac Mich. Kuchel. (Vortrag.) Bamberg 1889.

3) Münsterblätter. Herausgegeben von A. Beyer und Fr. Pressel. 6. Heft. Ulm 1889.

VI. Oesterreich=Ungarn.

1) Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae. Pars III. Annorum 1311-1333. Opera Jos. Emler. Pragae 1890.

2) Programm des evangelischen Gymnasiums A. B. zu Hermannstadt für das Schuljahr 1888/89. Hermannstadt 1889.

3) Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt in Siebenbürgen. 2. Band. Kronstadt 1889.

VII. Uebriges Ausland.

1) Basler Chroniken. 4. Band. Leipzig 1890.

2) Neujahrsblatt des Historisch=antiquarischen Vereins und des Kunstvereins in Schaffhausen für 1890. K. Henking, Das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen H. Schaffhausen 1890.

3) C. Rahm, Neuhausen ob Egg. Ein Abschnitt Schaffhauser Klostergeschichte 1050-1889. Schaffhausen 1889.

4) J. D. Doyen, Bibliographie Namuroise. I. Partie. Tome II. 1. Livraison. 1890.

5) Joh. C. H. R. Steenstrup, Historieskrivningen i Danmark i det 19 de Aarhundrede (1801-1863). Kjøbenhavn 1889.

6) Samfundet för Nordiska Museets Främjande. 1887. Stockkholm 1889.

7) Kunst og Haandverk fra Norges Fortid. 9. Hefte Kristiania 1889.

8) N. J. Wesselowski, Wassili Wassiljewitsch Grigroriew nach seinen Briefen und Werken. 1816-1881. Mit Beigabe eines Portraits und eines Facsimile. (Herausgegeben von der Kaiserlich Russischen Archäologischen Gesellschaft.) St. Petersburg 1887. (In russischer Sprache.)

9) N. J. Wesselowski, Geschichte der diplomatischen und Handelsbeziehungen zwischen Rußland und Persien. I. Band. Die Regierung Fedors Iwanowitsch. (Arbeiten der orientalischen Abtheilung des Kaiserlich Russischen Archäologischen Instituts. 20. Band.) St. Petersburg 1890. (In russischer Sprache.)

10) Sylv. Boxter, The old New World. An Account of the Explorations of the Hemenway Southwestern Archaeological Expedition in 1887-1888. Salem Mass. 1888.

Dr. Schröder.      


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Anlage C.
horizontale Klammer

Verzeichniß der im Jahre 1889/90 dem Vereine
geschenkten Alterthümer und Bilder.

Alterthümer:

1) Eiserne Lanzenspitze, gefunden auf dem Torfmoor zu Holm, geschenkt von Herrn Revierförster Evers in Tankenhagen.

2) Feuersteinkeil, gefunden in der Elde bei Lübz.

3) Drei Feuersteinkeile, gefunden zu Neuenhagen bei Dassow,

2 und 3 geschenkt von Herrn Pastor Dr. Krüger zu Kalkhorst.

4) Vier Bronzekelte, gefunden auf der Feldmark Neu=Wüstenfelde, geschenkt von Herrn Gutsbesitzer Dahlmann auf Gehmkendorf.

5) Bronzene Dolchklinge, gefunden bei Warrenzin, geschenkt von Herrn Gutspächter Schmidt daselbst.

6) Granitbeil mit noch nicht vollendeter Bohrung, gefunden bei Upost, geschenkt von demselben.

Bilder:

Photographien: 1) weil. Baron von Langermann und Erlenkamp auf Dambeck, 2) weil. Oberlanddrost Graf Eyben zu Schönberg, 3) Geh. Regierungsrath Rudloff und 4) Geh. Cabinetsrath Boldt.

 

Vignette
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