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Bedeutendere Münzfunde in Meklenburg.
Außer den Funden, die in den früheren Jahrgängen dieser Jahresberichte angezeigt sind, sind seit dem Anfange dieses Jahrhunderts einige große Münzfunde in Meklenburg=Schwerin gemacht, welche durch die treue Sorgfalt des hochseligen Großherzogs Friederich Franz in ihren historisch=wichtigen Prägen gerettet und aufbewahrt sind. Es sind dies die Funde von Doberan, Kolbow und Picher und ein Bracteatenfund unbekannten Ortes. Es würde viel zu weit führen, wollte man hier die neuen Resultate aufzählen, welche diese Funde bieten; es muß einer dereinstigen Ueberarbeitung des großhherzogl. Münz=Cabinets oder Monographien über einzelne Zeiträume (vgl. Jahrbücher VI, S. 126) vorbehalten bleiben, die sehr zahlreichen Lücken in Evers Mecklenb. Münz=Verfassung nach diesen und andern Funden zu füllen. Nach der Auseinanderlegung dieser Funde wird es aber für die Zukunft von Interesse sein, wenn hier einstweilen das numerische Verhältniß der Münzen dieser Funde nach genauer Sortirung und Zählung aufbewahrt wird, da dasselbe mit der Vertheilung der Münzen nach Sammlungen und den Systemen in denselben zerstört wird.
G. C. F. Lisch.
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A
. Münzfund von Kolbow.
1827.
Im J. 1827 ward zu Kolbow, A. Neustadt, beim Sandgraben ein mittelalterlicher Henkeltopf von fest gebranntem,
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blaugrauem Thon 2 bis 3 Fuß unter der Erdoberfläche entdeckt. Dieser Topf enthielt nichts als Bracteaten der ältern, kleinern, bessern Sorte, alle von gleichem Durchmesser, - wahrscheinlich ein vergrabener Schatz, da sich nach sorgfältigem Suchen weiter nichts in der Umgegend in der Erde fand. Dem Anscheine nach stammen diese Hohlmünzen aus dem 14. Jahrh. Eine classificirte Uebersicht des ganzen Fundes mag dereinst für die Bestimmung gewisser Münzen von Interesse sein. Die Prägen, sogar desselben Wappens, waren fast alle verschieden.
Es fanden sich Bracteaten
und neben diesen viele durchschnittene Bracteaten mit Rost auf den Schnittflächen.
G. C. F. Lisch.
Vor mehreren Jahren ward in Meklenburg=Schwerin eine große Menge von Bracteaten gefunden und dem hochseligen Großherzoge Friederich Franz überliefert. Nachrichten über den Fundort sind bis jetzt nicht aufzufinden gewesen; jedoch thut dies der Sache keinen Eintrag, da der Fund bis zu seiner Ueberlieferung an das großherzogliche Münz=Cabinet (Januar 1840) vollständig aufbewahrt ward. So viel ist wahrscheinlich, daß die Münzen in einem eisernen Behälter vergraben gewesen seien, da mehrere Münzen mit Eisen=Oxyd überzogen sind.
Die Bracteaten waren vorherrschend hamburgische und dänische. Das Verhältniß gestaltet sich folgendermaßen:
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Die Bracteaten mit dem gekerbten Rande erschienen sowohl nach Stempelschnitt und Prägung, als nach Gehalt die jüngern; denn sie hatten das bessere Gepräge und den geringern Gehalt. Etwas roher an Gepräge waren die hier als "älter" bezeichneten: sie waren auch meistentheils dünner und fast alle im Rost zerbrochen. Als die ältesten erschienen die Bracteaten mit glattem Rande, welche an Gehalt besser, an Prägung plumper, aber kräftiger, in der Platte dicker waren. Die Bracteaten mit glattem Rande waren auch die seltenern: unter 3600 Stück waren nur 234 mit glattem Rande. Dagegen waren von den glattrandigen verhältnißmäßig mehr zerschnitten, als von den gekerbten; es waren z.B. zu 1787 hamburgischen mit gekerbtem Rande 128 Stück (ungefähr 1/14) zerschnitten und von 192 hamburgischen mit glattem Rande 28 Stück (ungefähr 1/7) zerschnitten. Es scheint also, daß zur Zeit der gekerbten Bracteaten, als der Schatz mag verborgen worden sein, die glattrandigen Bracteaten seltener waren und durch
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Zerschneiden mehr außer Cours gesetzt wurden, als die gekerbten. Der Schnitt der getheilten Bracteaten dieses Fundes geht übrigens immer durch die Mitte im senkrechten Durchschnitte des Wappens.
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An der Stelle der alten Klostergebäude zu Doberan, und zwar nach alten Inventarien an der muthmaßlichen Stelle der Schatzkammer des Klosters, ward im J. 1805 ein großer Fund von alten Münzen und andern alterthümlichen Geräthen gemacht. An die Stelle des Fundes ließ der hochselige Großherzog Friederich Franz einen großen Leichenstein mit folgender Inschrift legen, der noch liegt:
Hier auf dieser Stelle ist am 12. Novbr. 1805 beim Nachgraben zwischen den alten Kloster=Fundamenten gefunden worden:
1 päbstl. Münze, in der Grösse eines Guldens, 5 Louisd'or an Gewicht,
1 dito etwas kleiner, aber dicker, von gleichem Gewicht und Stück,
12 doppelte Ducaten vom Gewicht eines Louisd'ors,
38 Stück päbstl. Ducaten,
133 dito, dito.
16 Species=Thaler.
112 Species=Thaler und 345 grosse dito.
275 kleine Silberstücke nach den Rostocker Schillingen.
313 Silberstücke.
Am 14. November 1805 1 päbstl. Ducaten.
Der ganze Fund, der von dem Fürsten ruhmwürdigen Andenkens sorglich aufbewahrt ward, ist jetzt mit den "beiden Kruken" theils in die großherzogl. Sammlung meklenburgischer Münzen, theils in die Sammlung nicht meklenburgischer Münzen bei der großherzoglichen Alterthümer=Sammlung zu Schwerin versetzt und hier einrangirt. Nach dem aufbewahrten Funde und nach gleichzeitiger getreuer Registrirung desselben durch den wail. Hofmarschall von Oertzen, der im Anfange dieses Jahrhunderts die Aufsicht über die antiquarischen Bestrebungen im Lande führte, gestaltet sich jedoch das Verhältniß der Münzen ganz anders, als auf dem Leichensteine angegeben ist. Die 2 großen päpstlichen Gold=Münzen von der "Größe eines Guldens" sind 2 große portugiesische Münzen, die 12 Doppeldu=
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caten sind Rosenobel, Engelotten und spanische Doppelducaten, die 171 "päpstlichen Ducaten" sind (Ducaten oder) Goldgulden des 15. Jahrh. aus fast allen Ländern Europas. Die 16 Speciesthaler, von denen einer 1/2 Spec. ist, sind noch vorhanden; die übrigen Speciesthaler sind wahrscheinlich Viertel= und Achtel=Species, Halbe=Ortsthaler und Achtschillingstücke. Die Schillinge und andern Scheidemünzen sind in weit größerer Anzahl vorhanden, als angegeben ist. - Der ganze Fund enthält 196 Goldmünzen und 4050 Silbermünzen, über welche ich nachfolgend genaue Uebersichten mittheile. Die Goldmünzen stammen meistentheils aus dem 15. Jahrhundert und umfassen sicher die Zeit von 1419-1537. Die Silbermünzen stammen fast ohne Ausnahme aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, auch diejenigen, auf denen kein Jahr angegeben ist; nur wenige kleinere Münzen mögen älter sein. Die jüngsten Münzen sind aus dem J. 1542. Es ist daher mehr als wahrscheinlich, daß der Schatz beim Hereinbrechen der Reformation von einem Klosterbeamten verborgen ward und bei der plötzlichen Säcularisirung des Klosters in Vergessenheit gerieth. - Außer den Achtel=Speciesthalern des Herzogs Albrecht von Meklenburg (vgl. Jahrb. IV, S. 168) sind nur Goldmünzen nachgestempelt; über diese Nachstempelung der Goldmünzen ist ebenfalls eine Uebersicht beigefügt.
a) Goldmünzen.
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b) Silbermünzen.
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c) Nachstempelung
der bei Doberan gefundenen Goldmünzen.
I . Mit dem lübischen Adler sind nachgestempelt:
II . Mit dem hamburgischen Nesselblatte nachgestempelt:
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D. Münzfund von Picher.
1830.
G. C. F. Lisch.