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LVII, 1.
des
Schwerin, October 1891.
1. Geschäftliche Mittheilungen
Die erste Quartalversammlung des Rechnungsjahres 1891/92 wurde am 12. October im Lesesaale der Regierungsbibliothek abgehalten. Gegenwärtig waren die Herren: Staatsminister v. Bülow, Exc., Staatsrath v. Bülow, Exc., Geh. Finanzrath Balck, Archivrath Dr. Grotefend, Landrentmeister v. Oertzen, Landgerichtsrath Schlettwein, Regierungsrath Dr. Schröder, Ministerialsecretär Schwerdtfeger und der Unterzeichnete.
Nach dem Berichte über die Vereinsmatrikel sind im abgewichenen Quartal ausgeschieden:
1) Herr Hofrath Schweden zu Schwerin, Mitglied seit 31. März 1863, verstorben 16. August 1891 zu Villach in Kärnthen;
2) Herr Rechtsanwalt Siemerling zu Neubrandenburg, Mitglied seit 11. Juli 1888, ausgetreten den 23. August 1891;
3) Herr Major v. Matthießen zu Dömitz, Mitglied seit 27. April 1885, ausgetreten den 29. August 1891;
4) Herr Schulz, Hausgutspächter zu Herren=Steinfeld, seit 7. April 1891.
In den Verein aufgenommen wurden:
1) das Stadtgymnasium zu Stettin am 10. Juli,
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2) Herr Hauptmann a. D. v. Engeström und Dahlstierna zu Schwerin am 11. Juli,
3) das Großherzogliche statistische Bureau zu Schwerin am 26. August,
4) das Großherzogliche Museum zu Schwerin am 3. September,
5) Herr Graf v. Bernstorf auf Ankershagen am 3. September,
6) Herr Ernst Hornemann, Fabrikant zu Haffburg bei Wismar, am 5. September,
7) Herr Gustav Michaelis, Weinhändler zu Wismar, am 5. September,
8) Herr Pastor Schumacher zu Grüssow bei Malchow, am 9. September.
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder ist somit um vier gewachsen.
Die Bildersammlung des Vereins ist vom Herrn Commerzienrath Francke zu Schwerin durch das Geschenk vortrefflicher, aus seiner Officin hervorgegangener phototypischer Bilder nach Kunstdenkmälern der Schweriner Domkirche bereichert worden.
Aus den Verhandlungen und Beschlüssen der Versammlung ist das Nachfolgende mitzutheilen:
1) Das Erbieten des Stadtarchivs zu Köln zum Austausch seiner Publicationen gegen das meklenburgische Urkundenbuch wurde angenommen.
2) Nachdem Herr Wossidlo seine zum Aufspüren und Sammeln volksthümlicher Ueberlieferungen unternommenen Wanderfahrten vorläufig abgeschlossen hat, wird er demnächst über seine Reisen und deren Ergebniß Bericht erstatten. Um zugleich diesem Berichte den Werth einer Uebersicht über den ganzen Stand des Unternehmens zu verleihen, wurde beschlossen, einen Aufruf durch die meistgelesenen meklenburgischen Tagesblätter zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, der an alle Förderer des Werkes, die noch Material in Händen haben, das Ersuchen richtet, das Gesammelte nunmehr freundlichst einsenden zu wollen. Wenn auch an einen Abschluß der Sammlung noch nicht gedacht werden kann, und ein eifriges Weitersammeln allen Freunden der Sache ans Herz zu legen ist, so war es doch für den Herrn Bearbeiter auch deshalb erwünscht, bereits jetzt einen ungefähren Ueberblick über den Stoff zu gewinnen, um den Plan des Ganzen festlegen zu können.
3) Ferner wurde beschlossen, die "deutsche Chronik des Fräuleinklosters St. Claren=Ordens zu Ribnitz, von dem Franziscaner=Lesemeister Lambrecht Slagghert", nach der im Kloster zu Ribnitz aufbewahrten Landschrift aus Vereinskosten im meklen=
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burgischen Jahrbuche abzudrucken. Herr Regierungsrath Dr. Schröder wurde mit der Herausgabe betraut.
4) Im Laufe des Winters sollen im Hotel Louisenhof etwa fünf abendliche Versammlungen der Vereinsmitglieder stattfinden, in denen geschichtliche Vorträge gehalten werden.
II. Wissenschaftliche Mittheilungen.
Der Herausgeber glaubt, auf den Beifall der Leser rechnen zu dürfen, wenn er die wissenschaftlichen Mittheilungen seines Quartalberichts mit dem nachfolgenden kleinen Beitrage eröffnet, der sich unter dem Titel "Kriegszüge des Lazarus Voß aus Neustadt" in dem literarischen Nachlasse des wailand Geh. Archivrathes Dr. Fr. Wigger vorgefunden hat und von diesem zu gelegentlicher Veröffentlichung im Jahrbuche bestimmt gewesen ist. 1 )
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1.
Am 10. Mai 1620 wandte sich aus Crivitz, wo er mit seiner hochbetagten Frau ein kümmerliches Dasein fristete, ein alter Kriegsmann, Lazarus Voß aus Neustadt, mit einer Bittschrift um eine Unterstützung an den Herzog Adolf Friedrich I. von Meklenburg. Er war dem Herzog nicht mehr unbekannt; er hatte denselben schon früher um ein Fürschreiben wegen seines rückständigen Soldes an die Staaten von Holland ersucht. Um nun aber doch seiner Bitte mehr Nachdruck zu geben, legte er ein Verzeichniß seiner Kriegsfahrten bei. Eben dieses hat für uns darum einiges Interesse, weil ähnliche bisher nicht gedruckt worden sind, wahrscheinlich aber nicht nur viele junge Männer vom meklenburgischen Adel, von denen es zum Theil schon anderweitig bekannt ist, an den Kriegen des 16. Jahrhunderts theilgenommen haben, sondern auch andere kriegslustige Leute aus Meklenburg theils im Gefolge der Edelleute, theils auf eigene Hand nach Art der oberdeutschen Landsknechte einen Kriegsschauplatz aufsuchten, um sich für die eine oder die andere Partei anwerben zu lassen. Ich hoffe daher Nachsicht zu finden, wenn ich die an sich nicht eben wichtigen Erlebnisse des armen alten Kriegsmannes hier mittheile. Wie
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aus unsern Noten hervorgeht, erzählt Voß recht genau; wahrscheinlich beruht sein Verzeichniß auf schriftlichen Notizen, welche er während einer kriegerischen Laufbahn gemacht hat.
Vertzeichnuße,
wor ich Laseruß Voße, bortigk auß der Newenstadt, von meiner Jugent hero mich habe gebrauchen laßen vnd gedienet in Kreigesleufftenn, welches mennigen ehrlichen Kreigesman, beide vom Adel vnd Vnadel, wolbewust ist.
Anno 1563 ist Hertzogk Ehriirch von Brunseweich durch das Landt Meckelnburgk gezogen, mit Reutern und Knechten gefuret 1 ). Damalß bin ich vnder die Soldaten kommen für einen Jungen bey Hanß von Brunseweich.
Anno 1564 2 ) haben vnse Gnedige Fursten und Hern, Hern Johanneß Albrecht und Hertzogk Vlrich, gebrudere, die Hertzogen zu Meckelnburgk pp. hochloblicher s. Gedechtenuße, Rostogk eroberth vnd eingenommen. Damalß bin ich vor einen Jungen gedienet bei Heinrich Berns.
Anno 1566 bin ich mit Raben Barnekow in daß Landt Vngern geritten für einen Staljungen. Mein Oberster geheißen Johan von Asseborch, mein Ritmeister Luteke Moltzan, mein Leutenandt Gerdt Dessin, mein Fenrich Christoff Moltzan; haben in Ober=Vngern drey Festungen, Zadewar, Munckeiß, Horst, eingenommen; fur Lieblow abgedanckett.
Anno 1567 bin ich mit Marckwarth von der Jahn für einen reisigen Knecht geritten in Franckreich; mein Oberster geheißen Dize von Schonnenberge, mein Ritmeister Heinrich von Sundhußen, mein Leutenant Aßmuß Karleuitz, mein Fenrich Carll Hake. Damalß hadt vnser Herr Prentz von Kunde die Stadt Scharter 3 ) belagert und die Stadt zu Storme beschloßen. Mittelerweill kumbt der Konningk von Franckreich Post, man sol die Stadt nicht anlauffen, die Koningk wolle sich mit dem Prenzen von Kunde vertragen 4 ); vnd vor Nickelsporten abgedanckett.
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Anno 1568 bin ich mit Marckwarth von der Jahn in Brabant geritten fur einen reisigen Knecht, vnd haben dem Prentzen von Oranien gedinett. Mein Oberster geheißen Graffe Dost von der Schowenborch, mein Leutenandt Ewalt Kleinow, mein Fenrich Johan von Weberlinge; haben offt mit dem Docta 1 ) de Alba an einander gewest mit harden Schermutzeln, seint nach Quentin vom Paris in Franckreich wegh gefurth, nach Straßeburgk alda abgedanckett.
Anno 1569 bin ich wieder mit Marckwarth von der Jahn in Franckreich geritten vnd dem Konningk von Franckreich gedienet. Mein Oberster geheißen Marckgraf Philip von Baden, mein Rittmeister Christoff Zeijeser, mein Leutenant Tomas Jungeman, mein Fenrich Fritze Vder. Damals haben unsere vorige Reuter vnd Knechte dem Prenzen von Konde vor Kastelen neuntausent Mahn abgeschlagen. Des Sontages Oculi 2 ) da bleb der Prinz selber off der Walstette 3 ). Damals hatt sich der Ammeral 4 ), der junge Her von Kunde, wieder der Konningk angenommen, vnd haben den Freitagk für Michaels 5 ) an einander getroffen vnd einen harden schermussel gehalten, dar ezliche hundert Man gebleiben. In den viertten tagk darnach, des Mantages nach Michaelis 6 ), haben wir dem Ammeral achtzehen taussent Man abgeschlagen. Von Munckentor dar bleiben von vnseren Obersten zwey lantgraffen von Hessen vnd der Marckgraf Philip von Baden. Domalß wirth mein Junckher von der Jahn gefangen, vnd seine Pferde werden verkaufft. Auff demselbigen Zoge bin ich vnder einen Obersten gezogen, bei Christoff Reinstorff, fur einen Einspender mit 2 Pferden; mein Oberster geheißen Otto Edler van Platte, mein Ritmeister Christoff Ruchow, mein Leutenante Alaxander von Osten, mein Fenrich Bartholdt van Weberlinge. Damalß seint wir wieder mit dem Ammeral zu Felde gezogen vnnd haben zum dritten mahl schlan wollen, vnd mundtlich vertragen 7 ). Vor Ferdun abgedanckett.
Anno 1570 bin ich bei dem Bischoff zu Ferden an dem Hoffe anderthalb Jahr geritten, zu Rodenberch bei dem Hoffmarschalck gedienet, bei Freiderich von Balmar. 8 )
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Anno 1573 bin ich in daß Niederlanth geritten vor einen Einspendigen mit 2 Pferden vff die spandische Halbe. Mein Oberster geheißen Graff Otto von Schowenburgh, mein Rittmeister Johan von Holle, mein Leutenant Deiterich von Sarnhaußen, mein Fenrich Friderich von Boetmar. Damalß seint wir vor die Stadt Sidtfelde 1 ) gezogen, zu Storm geschossen vnd mit stormer Handt eingenommen. Dar etzliche taußend Man vmbkommen. Vnd fur dem Herzog vom Busch 2 ) abgedanckett.
Anno 1574 bin ich mit meinem Oheimb Peter Pist nach Hollanth geritten in das spanische Lager vor Herlem, welche Stadt hart belagert worden. Mein Ritmeister Christoff Schencke Freyher zu Tutenborch, mein Leutenant Vicke von Ortzen, mein Fenrich Franz Luzow. Vmb Johanni warth die Stadt zu Storm geschossen. Aber Gottes Wetter vnd Windt kam so starck, daß sie nicht vor Windt konnen zu Storm lauffenn. Darnach kumbt der Prenz mit der Statten Hauffen antrecken mit ezliche hundert Wagen mit Prouiant, Krauth vnd Lodt. Wurden entlich geschlagen vnd schlagen in die acht taußent Man, musten die Stadt vffgeben von Hungers halben vff Margrethen Tagk. Da warth die Stadt mit spannischen Soldaten bestellet.
Nach der Oberung der Stadt Herlem sint wir in Northollandt gefuert vnd die Stadt Alckmor belagert vnd zu Storm geschoßen vnd auch zu Storm gelauffen; wor umb Martini [a]ußen 3 ). Aber Gottes Weder vnd Windt entsettete die Stadt, daß wir musten abziehen nach dem Winterlager.
Vff daß Vorjar, in der Fasten [1574], kumbt der Palzgraffe Christoff, Graffe Ludewich, Graue Johan die von Naßaw mit ezlichen taußent Mennern von Reutern vnd Knechten vor Maßtriek. Dornach wurden wir auß Hollandt gefuert nach Arrnim vber den Rein, zu Nimwegen vber die Wahl. Dar sint wir vff der Mukerheide 4 ) des Mittwochens in den Ostern an einander getroffen vnd schlogen achttaußent Man ab. Da bleib Paltzgraue Christoffer, Graue Ludewich, Graue Johan 5 ) von Neßow. Nach dem Treffen vnd Schlacht vff der Mukerheide haben mich meine Oheimb Hans, Peter Gebruder die Pisten zwolff Reige=Pferde vnd 4 Wagen=Pferde für dem Rustwagen in Beuehlich gethan, zwolff Monat, darvnter ich zwey Pferde gehabt, vnd vor Acken abgedanckett.
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Anno 1576 bin ich vnder die Hochdutzschen Knechte gezogen vnder Carell Fuggert sein Regement; mein Hauptman Hanß Gawdenß von Ratenow, auß Schwabenlanth burtig, vnd fur Taußborch 1 ) abgedancket.
Anno 1577 bin ich wieder in Franckreich geritten, dem Konning gedienet, der auß Pollen entflagen. Mein Oberster geheißen Christoff Freiher zu Petzstein, ein Lutringer, mein Ritmeister Christoff Schwantener, mein Leutenant Christoff Reinstorff, mein Fenrich Caspar Löbe. Damalß hobe ich vff den Ritmeister gewartet vor einen Einspendigen vf seinen Leib mit zwei Pferden und für Dolle abgedanckett.
Anno 1578 seint wir wieder bestallet wegen des Konings von Hißspanien in das Lanth zu Luzelburch; mein Oberster geheißen Christoff Freiher zu Petzstein, Christoff Schwantener mein Ritmeister, Christoff Reinstorff mein Leutenant, Caspar Löbe mein Fenrich. Damalß habe ich wieder vf meinen Ritmeister gewartet vff seinen Leib fur einen Einspendigen vnd fur Echternach abgedanckett.
Anno 1579 bin ich auß Niederlanth geritten in Brabanth mit 2 Pferden. Mein Oberster geheißen Christoff Schencke Freiher zu Tutenborch 2 ), Pfandther vf der Schulenborch, mein Ritmeister Vicke von Orzen, mein Leutenant Jurgen Wagel, mein Fenrich Jurgen Raben. Damalß haben wir die Stadt Binst 3 ) zu Storme beschloßen, in Brabanth, vnd entlich vfgegeben. Damals mit vf den Ritmeister gewartet fur einen Einspendigen vnd fur Winterßwich abgedanckt.
Anno 1580 bin ich bey Hanß Peccatel mit 2 Pferden vf der Rege gehalten vor einen Einspendigen im Niederlande. Mein Oberster geheißen der Her von Katzbach, welcher sich noch mit Pulffer zusprengt, mein Ritmeister Her Vlrich Kluuer, ein Domherr zu Bremen vnd Ferden, mein Leutenant Fritze von Bulow, mein Fenrich Heinrich Hobe. Damalß haben wir Duttikow 4 ) ingenommen, vor Oldensehel 5 ) abgedancket.
Anno 1594 bin ich vnder Hertzogh Franz von Sachsen vnder die Soldaten gelauffen in das Landt zu Hadelen, wie spandische Bestallunge, wurden zwey Meihle vnder Bremen vber die Weser gefuert mit der Vnderwehre; darnach so mennige Man, so mennige Wegh.
Zum Ersten hadt m[ein] G[nädiger] F[ürst] vnd H[err] Hertzogh Vlrich hochloblicher christmilder Gedechtenuße eine gnadige Vorschrifft
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mitgetheillet an die Statten in Hollandt; meiner nachstendigen Besoldung nichts dauon bekommen, nhur allein die Zehrung.
Zum Andern hadt mir M. G. F vnd H. Hertzogh Johanneß hochloblicher gedechtnuß ein gnedige Vorschrift mitgetheillet an Graff Moritz von Naßaw wegen meiner nachstendigen Besoldung; nichts dauon bekommen, den allen die Zehrung.
Zum Dritten hadt M. G. F. vnd H. Hertzog Adolph Friderich eine Vorschrifft auß Gnaden mitgetheillet an die Statten von Hollandt; meiner nachstendigen Besoldung, aber nichts bekommen, allein die Zehrung.
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2.
Der Quartalbericht vom October vorigen Jahres brachte eine anregende Studie Grotefends über die Vornamen der fürstlichen Unterthanen im Amte Grevesmühlen im Jahre 1581. Wir sind in der angenehmen Lage, unsern Lesern heute ein von Herrn Dr. Crull zusammengestelltes, höchst lehrreiches Verzeichniß aller während des 13., 14., 15., 16. und 17. Jahrhunderts zu Wismar begegnenden Vornamen mittheilen zu können.
Ueber die Koseformen äußert sich Herr Dr. Crull in seinem Schreiben an Herrn Archivrath Grotefend wie folgt:
"Die Koseformen habe ich in die Schlußcolumne gesetzt, bin mir aber nicht sicher, ob, wie ich immer angenommen und wie auch bei Schiller und Lübben angenommen, Tideke und Tideman zu Tidericus gehören oder ob, nach Büttner, Lüneb. Patricier, Tideke zu Titmar gehört und die Koseform von Tidericus vielmehr Tileke ist. Wenn, wie es nach Schiller und Lübben scheint, Wessel Koseform zu Werner ist, so würde jener Name zu streichen, Werner mit 26 hinter Diderick und vor Hermen zu stellen und Wessel in die letzte Kolumne zu setzen sein. Ich stelle dies zu Ihrer Entscheidung, wie ich überhaupt diese Liste ohne Vorbehalt Ihnen überliefere."
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3.
Im Stargardt'schen Katologe Nr. 180 fand ich verzeichnet:
422. "Heiraths=Contract zwischen Prince Louis Henri de Bourbon u. Isabella Angelika Herzogin von Mecklenburg=Schwerin, Wittwe des Herzogs Christian Ludwig I. von Mecklenburg. Milan 1694. 42 p. fol. Mit Unterschriften des Prinzen von Bourbon u. der Herzogin von Mecklenburg."
Dies Document erwies sich aber als eine beim Gerichtshofe zu Melun am 20. December 1694 zum Zwecke der Eintragung in das Insinuations=Register präsentirte, am 8. Juli 1695 durch Unterschrift des L. H. de Bourbon anerkannte notarielle Abschrift eines
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Heirathsvertrages, den am 6. October 1694 zu Paris die tres haute et tres puissante et tres illustre princesse son altesse sérénissime Madame Isabelle Angélique duchesse douairière souveraine de Meckelnbourg princesse des Vandalles née de l'illustre maison de Montmorency, duchesse de Chatillon, baronne de Mello, dame de Clain, St. Georges, Cubillac et autres lieux demeurante rue du Cherchemidy quartier St. Germain des Prez, paroisse St. Sulpice, im Namen ihres Bruders, des Franz Heinrich von Montmorency, Herzogs von Luxemburg und Piney, und seiner Gemahlin schließt zwischen deren Tochter Angélique Cunigonde und Louis Henry legitimé de Bourbon prince de Neufchâtel et de Valengin en Suisse. Die vermeintliche Unterschrift der Herzogin war das manupropria Zeichen eines der Notare, die die Unterschrift des Prinzen von Bourbon bestätigen, 5 Monate nach dem Tode der Herzogin Isabella Angelika. Ich bemerke dieses hier, damit nicht etwa der Katalog spätere Forscher zu einer falschen Ansicht verleiten möchte.
Grotefend.
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4.
(Vergl. Quartalsbericht LVI, 1.)
Schildt führt an der angezogenen Stelle als älteste Nachricht über das frühere Kirchspiel Poversdorf das Visitationsprotokoll von 1541 an.
Doch schon 36 Jahre früher erscheint in der Urkunde des ehemaligen Antoniterhauses von Tempzin die Pfarre Poverstorf. Am 23. December 1505 bezeugen die Herzoge Baltasar und Heinrich von Meklenburg, daß sie dem Antoniter=Ordenshause zu Tempzin die Lehnwaare des Kirchlehns (also den Besitz des Patronats) der Kirche zu Poverstorf zu eigen gegeben haben, die an sie durch das Absterben des Werner Meetzke fallen wird. Jährlich soll der Kirchherr zu Poverstorf 2 Mark lübisch auf Martini (Nov. 11.) an die Brüder zu Tempzin geben, wofür diese am Tage nach Petri Kettenfeier (Aug. 2.) ein Seelgedächtniß für die "Herrschaft Meklenburg" begehen sollen. Am 7. Sept. 1508 lassen sich die Brüder diese Schenkung auch durch Werner Meetzke bestätigen, im Jahre 1511 geschah die Besitzergreifung
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durch das Ordenshaus, nachdem Meetzke verstorben war, sein Lehnsnachfolger Claus Lützow zum Eickhofe die Schenkung bestätigt und Bischof Peter von Schwerin die Incorporation der Pfarre Poverstorf in das Gotteshaus Tempzin vollzogen hatte.
Die Erwerbung der Pfarre war der Schlußstein einer Reihe von Einzelerwerbungen, durch die das Ordenshaus Tempzin nach und nach die Besitztitel von Groß=Poverstorf und Klein=Poverstorf an sich brachte. Letzterer Name ist die alte Bezeichnung für das Dorf Jülchendorf. 1383 als Martin Zickhusen seinen Besitz in diesem Dorfe an den Bürger zu Sternberg Johann Gherdes und seine Frau Alheid wiederkäuflich verkauft, nennt er es Lutteken Poverstorp dat ok ys ghenomet Gulekendorp. Als frühere Besitzer nennt er damals die Lucowe. 1395 verkaufen dann Martins Söhne 7 1/2 Mark jährlicher Hebung aus Poverstorf an denselben Johann Gherdes. Der eine der Söhne, Hartwig Zickhusen, verpfändet sodann 1397 dem Antoniterhause zu Tempzin seinen Antheil am Lucower Holze auf der Feldmark Lutken Poverstorp auf zwei Jahre. Schon im folgenden Jahre erwirbt das Haus das Dorf Lutteken Puverstorp enders geheten Ghulekendorp ganz, eine Hälfte von den Brüdern Zickhusen, Werner Ronnebeck und Marquard Barnekow, die andere Hälfte von Marquard und Raven Barnekow und deren Mutter Mechtild, Eggerd Barnekow's Wittwe. Die Herzoge Johann und Ulrich bestätigen diese Erwerbung, die zum Zwecke der Stiftung einer Vicarei geschah am 1. Sept. 1398. Am Martinitage 1399 vermacht Alheid, die Wittwe Henneke Gherdes die von ihr 1395 erworbenen Hebungen aus Groten=Poverstorp (wie es jetzt geradezu heißt) an das Gotteshaus zu Tempzin. 1400, Oct. 16, verkauft Marquard Barnekow, wohnhaft zu Poverstorf, dem Orden de schede uppe deme velde to Gulekendorpe, alse van deme zadeghen (bestellbaren) ackere wente uppe de beke to myddeme strome, dese vlut ute deme stowedyke over den stich, alseme geit to Groten Poverstorpe, also ok de bornynghe an deme zulven dyke an deme Hazenberghe für 5 Mark. Es handelte sich hierbei also um eine Abrundung der Jülchendorfer Feldmark durch Grenzstücke aus der Poverstorfer (Schönlager) Feldmark. 1410 ist der Ankauf von Klein=Poverstorf gänzlich vollendet. Der Meister des Antoniterhauses Tempzin bekennt, daß er mit Hülfe von Freunden des Hauses, die freiwillige Beisteuern gegeben haben, Gulekendorp alias parvum Poverstorp angekauft habe, wofür er diesen Freunden Seelgedächtnisse zu stiften verspricht.
Sodann richtete sich die Erwerbssucht des Ordenshauses auf Groß=Poverstorf, aus dem wir es 1399 schon eine Hebung von 7 1/2 Mark durch Vermächtniß erwerben sahen. 1446, Jan. 9,
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quittiren Marquard Barnekow zu Gustävel und seine Söhne und Curd Hoikendorf das Ordenshaus zu Tempzin wegen des ihnen richtig gezahlten Kaufgeldes van des dorpes weghen, des dorpes hoves unde syner tobehoringhe to Poverstorpe. 1451, Febr. 3, giebt Herzog Heinrich der Aeltere dazu seinen Consens. Die erwähnte Uebereignung des Kirchlehns 60 Jahre später vollendete die Erwerbung der beiden Dörfer dieses Namens für die geistliche Hand. Jülchendorf scheint im geistlichen Besitze nur noch diesen Namen geführt zu haben, den wir in den Jahren 1383 bis 1410 schon aus der zweiten Stelle in die erste rücken sehen, ja der 1400 schon als Gegensatz zu Groß=Poverstorff (Schönlage) ohne den sonstigen Beisatz anders geheten verwendet wird.
Grotefend.
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5.
zu
Untergegangene Dörfer.
(Jahrbuch LVI, Nr. VIII.)
Land Crivitz.
Tövick. Nach Mittheilung des Gutsbesitzers Hillmann auf Kladow soll links an der Warnow, der Meierei Rönkenhof gegenüber, ehemals ein Dorf "Tövick" gelegen haben. Hillmann beruft sich wieder auf ein Schreiben des früheren Gutsbesitzers von Buchwald aus Stuttgart vom 21. Juli 1879.
Schildt.
Land Meklenburg
1. Karpzee, Karpensee. Im Jahre 1425, Dec. 21., verkaufen Reimer und Marquard Gebrüder Barnekow zu Gustävel wohnhaft dem Ordenshause zu Tempzin ihren Hof tome Karpzee mit einem Hofe und einem Kathen zu Golchen wiederkäuflich für 200 Mark. Fünfzehn Jahre später (1440 Sept. 22.) erhöht Marquard Barnekow mit seinen Söhnen die Wiederkaufssumme auf 300 Mark Lübisch. Im Jahre 1496, Dec. 21. verzichten Joachim und Hinrich Barnekow auf das Einlösungsrecht und erklären den Kauf für erblich und ewig. Doch muß damals der Hof Karpsee nicht mehr bestanden haben, da die Verkäufer von dem gud unde hoven, kathen unde have
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de den Karpsesken hoven to beleghen sind, redeten. Martini 1507 verkaufen dann die Brüder von Tempzin de viff Karpenseske hoven an die von Barner zu Weselin gegen deren Besitzthum zu Pentzin. 1719 sagt Pastor Passow zu Tempzin von diesen Hufen:
"Das Wiperstorfsche Feld grenzet ans Blankenbergische Feld, dahin es auch gehöret hat und von Junker Preen besessen worden, an dieses Feld grenzet Karpensee, als fünf Hufen von Junker Barnekow erblich und zur ewigen Zeiten gekaufet worden. Diese Sachen alle prätendirt mein gnädigster Landesherr."
Hiernach also handelt es sich um einen am Karpfensee nördlich von Wiperstorf belegenen Hof. In der Urkunde von 1340 über Brüel's Stiftung als Stadt (Urkb. Bd. 9 Nr. 6054) wird der Karpensee expreß von der städtischen Feldmark ausgenommen. Von einem Hofe daselbst ist aber noch nicht die Rede. Bemerkt soll hier sein, daß die letzte genannte Urkunde sich im Stadtarchiv zu Brüel noch in einer sicher dem 14. Jahrhundert angehörigen Handschrift vorfindet, daher Beyer's in der Anmerkung zu der Nr. 6054 geäußerte Ansicht, es handle sich um eine Fälschung aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, zurückzuweisen ist.
2. Kiewitzwisch . Diese noch bei Schmettau angegebene Wiese bei Brüel trug früher auch eine Hofstätte de hofstede to der Kyweteswysch de dar lycht by deme Brule, unde de nu buwen de borghere to deme Brule. (1399, Sept. 29). Damals verkauften die Plessen dieselbe an das Kloster Tempzin. 1347, 1356, 1366, 1367 und 1374 kommt vor Henning Preen de dar wohnet tho der Kiwittswisch. Er hat Beziehungen zu dem Dorfe Goldewin (A. Rossewitz), deshalb sucht Schildt (Jahrb. LVI, 199) Kiwittswisch in dessen Nähe. Doch wird die Kiwitswisch wohl die bei Brüel sein, denn die Preens und die Plessens sitzen im 14. und 15. Jahrhundert auch in zwei anderen Dörfern bei Brüel, Zahrenstorf und Mechewitz oder Mewitz (untergegangen) nebeneinander, und oben sehen wir, daß auch Wiperstorf ehemals Preensches Besitzthum war.
Grotefend.
Der 2. Secretär des Vereins:
F. v. Mehenn.