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4.

Das ehemalige Kirchspiel Poverstorf

(Vergl. Quartalsbericht LVI, 1.)

Schildt führt an der angezogenen Stelle als älteste Nachricht über das frühere Kirchspiel Poversdorf das Visitationsprotokoll von 1541 an.

Doch schon 36 Jahre früher erscheint in der Urkunde des ehemaligen Antoniterhauses von Tempzin die Pfarre Poverstorf. Am 23. December 1505 bezeugen die Herzoge Baltasar und Heinrich von Meklenburg, daß sie dem Antoniter=Ordenshause zu Tempzin die Lehnwaare des Kirchlehns (also den Besitz des Patronats) der Kirche zu Poverstorf zu eigen gegeben haben, die an sie durch das Absterben des Werner Meetzke fallen wird. Jährlich soll der Kirchherr zu Poverstorf 2 Mark lübisch auf Martini (Nov. 11.) an die Brüder zu Tempzin geben, wofür diese am Tage nach Petri Kettenfeier (Aug. 2.) ein Seelgedächtniß für die "Herrschaft Meklenburg" begehen sollen. Am 7. Sept. 1508 lassen sich die Brüder diese Schenkung auch durch Werner Meetzke bestätigen, im Jahre 1511 geschah die Besitzergreifung

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durch das Ordenshaus, nachdem Meetzke verstorben war, sein Lehnsnachfolger Claus Lützow zum Eickhofe die Schenkung bestätigt und Bischof Peter von Schwerin die Incorporation der Pfarre Poverstorf in das Gotteshaus Tempzin vollzogen hatte.

Die Erwerbung der Pfarre war der Schlußstein einer Reihe von Einzelerwerbungen, durch die das Ordenshaus Tempzin nach und nach die Besitztitel von Groß=Poverstorf und Klein=Poverstorf an sich brachte. Letzterer Name ist die alte Bezeichnung für das Dorf Jülchendorf. 1383 als Martin Zickhusen seinen Besitz in diesem Dorfe an den Bürger zu Sternberg Johann Gherdes und seine Frau Alheid wiederkäuflich verkauft, nennt er es Lutteken Poverstorp dat ok ys ghenomet Gulekendorp. Als frühere Besitzer nennt er damals die Lucowe. 1395 verkaufen dann Martins Söhne 7 1/2 Mark jährlicher Hebung aus Poverstorf an denselben Johann Gherdes. Der eine der Söhne, Hartwig Zickhusen, verpfändet sodann 1397 dem Antoniterhause zu Tempzin seinen Antheil am Lucower Holze auf der Feldmark Lutken Poverstorp auf zwei Jahre. Schon im folgenden Jahre erwirbt das Haus das Dorf Lutteken Puverstorp enders geheten Ghulekendorp ganz, eine Hälfte von den Brüdern Zickhusen, Werner Ronnebeck und Marquard Barnekow, die andere Hälfte von Marquard und Raven Barnekow und deren Mutter Mechtild, Eggerd Barnekow's Wittwe. Die Herzoge Johann und Ulrich bestätigen diese Erwerbung, die zum Zwecke der Stiftung einer Vicarei geschah am 1. Sept. 1398. Am Martinitage 1399 vermacht Alheid, die Wittwe Henneke Gherdes die von ihr 1395 erworbenen Hebungen aus Groten=Poverstorp (wie es jetzt geradezu heißt) an das Gotteshaus zu Tempzin. 1400, Oct. 16, verkauft Marquard Barnekow, wohnhaft zu Poverstorf, dem Orden de schede uppe deme velde to Gulekendorpe, alse van deme zadeghen (bestellbaren) ackere wente uppe de beke to myddeme strome, dese vlut ute deme stowedyke over den stich, alseme geit to Groten Poverstorpe, also ok de bornynghe an deme zulven dyke an deme Hazenberghe für 5 Mark. Es handelte sich hierbei also um eine Abrundung der Jülchendorfer Feldmark durch Grenzstücke aus der Poverstorfer (Schönlager) Feldmark. 1410 ist der Ankauf von Klein=Poverstorf gänzlich vollendet. Der Meister des Antoniterhauses Tempzin bekennt, daß er mit Hülfe von Freunden des Hauses, die freiwillige Beisteuern gegeben haben, Gulekendorp alias parvum Poverstorp angekauft habe, wofür er diesen Freunden Seelgedächtnisse zu stiften verspricht.

Sodann richtete sich die Erwerbssucht des Ordenshauses auf Groß=Poverstorf, aus dem wir es 1399 schon eine Hebung von 7 1/2 Mark durch Vermächtniß erwerben sahen. 1446, Jan. 9,

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quittiren Marquard Barnekow zu Gustävel und seine Söhne und Curd Hoikendorf das Ordenshaus zu Tempzin wegen des ihnen richtig gezahlten Kaufgeldes van des dorpes weghen, des dorpes hoves unde syner tobehoringhe to Poverstorpe. 1451, Febr. 3, giebt Herzog Heinrich der Aeltere dazu seinen Consens. Die erwähnte Uebereignung des Kirchlehns 60 Jahre später vollendete die Erwerbung der beiden Dörfer dieses Namens für die geistliche Hand. Jülchendorf scheint im geistlichen Besitze nur noch diesen Namen geführt zu haben, den wir in den Jahren 1383 bis 1410 schon aus der zweiten Stelle in die erste rücken sehen, ja der 1400 schon als Gegensatz zu Groß=Poverstorff (Schönlage) ohne den sonstigen Beisatz anders geheten verwendet wird.

Grotefend.