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A.

Jahrbücher

für

Geschichte.

 


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I.

Ein Kalands-Buch

der Stadt Güstrow

Vom

Geheimen Archivrath Dr. F. Lisch.


Vorwort.

 

Vor mehr als dreißig Jahren entdeckte ich im Archive der Stadt Güstrow bei Gelegenheit geschichtlicher Forschungen 8 handschriftliche Bücher zur Geschichte der Stadt, welche bis dahin unerkannt und unbenutzt auf einem Brett über der Eingangsthür lagen. Diese Handschriften waren 3 Urkunden=Copiarien, 3 Rechnungsbücher, 1 Protocollbuch und 1 Buch mit Aufzeichnungen einer Brüderschaft, welches ich als ein Kalandsbuch bezeichnete. Ich machte diesen Fund unter dem Titel "Die alten Schriftwerke der Stadt Güstrow" in den Jahrbüchern VIII, S. 155 flgd. im Jahre 1843 bekannt. Ich beschrieb hier kurz das letzte Buch als "ein Buch des Kalands oder der Brüderschaft S. Gregorii und S. Augustini, enthaltend Statuten, Hebungen und Messen, kurz alle Nachrichten über die Brüderschaft, Pergament, aus dem 15. Jahrhundert bis 1525." -

Als ich mehrere Jahre später diese Bücher zu benutzen wünschte, waren sie verschwunden und weder in noch außer dem Rathhause trotz jahrelanger eifriger Nachforschungen zu finden. Erst in den allerneuesten Zeiten hat Herr Burgemeister Dahse glücklicher Weise diese Bücher wohl verwahrt in einer Schieblade im Rathhause wieder gefunden und mir das Kalandsbuch auf meine Bitten zur Benutzung im Staatsarchive mitgetheilt.

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Ich kann daher jetzt meinen viele Jahre lang gehegten Wunsch erfüllen und die für die Culturgeschichte äußerst wichtigen Statuten und andere Aufzeichnungen und Berichte über die so viel besprochenen, aber bisher noch lange nicht genug aufgeklärten Kalands= und andere ähnliche Brüderschaften des Mittelalters im Folgenden weiter unten mittheilen, und bemerke zugleich, daß ich in den zunächst folgenden einleitenden Forschungen und Berichten die Statuten schon vorweg nach den Nummern der Abschnitte oder nach den § citiren werde.


Einleitung.

Wesen und Verfassung

der Brüderschaften.

Zu den Eigenthümlichkeiten des Mittelalters gehören die zahlreichen Brüderschaften und Gilden zum geselligen Umgange und gegenseitigem Beistande. Weit verbreitet waren die Kalands=Gesellschaften, welche wohl davon ihren Namen hatten, weil sie an den ersten Monatstagen (Calenden) ihre Zusammenkünfte hielten ("fraternitates kalendarum").

So viel auch die Kalande genannt sind, so ist doch über das Wesen und die Einrichtung 1 ) dieser Brüderschaften sehr wenig bekannt geworden. In der Stadt Güstrow bestanden mehrere Gesellschaften dieser Art, von denen manche den Namen von Heiligen führten und auch kirchliche Zwecke verfolgten, daher denn auch häufig Priester Mitglieder waren. Hervorragend war in Güstrow die Brüderschaft S. Gregorii und S. Augustini ("fraternitas beatorum Gregorii et Augustini confessorum"), auch kurz die S. Gregorii=Brüderschaft genannt, deren Statuten im Folgenden mitgetheilt werden. Nach diesen Statuten, welche volles Licht über diese Brüderschaften verbreiten, verfolgten die Mitglieder gesellige und kirchliche Zwecke. Die Mehrzahl der Mitglieder bestand aus Priestern. Doch waren auch an=


1) Ueber Wesen, Zweck und Geschichte der Kalandsvereine in Meklenburg vgl. auch J. Wiggers Kirchengeschichte Meklenburgs, 1840, S. 79 flgd.
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gesehene bürgerliche Personen, auch Frauen und Jungfrauen Mitglieder. Als eine Hauptbedingung zur Ausnahme galt ehrbarer Umgang ("bona conversatio") (§. 1.) Auch der Priester=Kaland zu Perleberg war nach der Bestätigung des Bischofs Otto von Havelberg vom J. 1496 1 ) zur Pflege eines ehrbaren Umganges ("honesta conversatio") gestiftet. Hiedurch sollte das höhere Ziel der Brüderschaft, die Führung eines christlichen und kirchlichen Lebens befördert werden, zur Uebung der Barmherzigheit und Armenpflege und zur Beförderung eines beschaulichen und thätigen Wandels, zu Gebeten und andern "guten Werken". Auch Züge von conservativer Richtung treten in den Kalanden hervor, z. B. daß in vielen Kalanden die Geburtstage der Landesherren gefeiert werden mußten. Zur Erfüllung dieser Pflichten mußten die Brüder, welche in der Pfarrkirche zu Güstrow (§. 23) in der Marien=Kapelle einen eigenen Altar mit bischöflichem Ablaß und Messen=Stiftungen hatten, oft und gemeinschaftlich Messen hören und Seelenmessen für die gestorbenen Brüder feiern, die Armen, namentlich arme Brüder, unterstützen, die Kranken trösten und pflegen und die Todten begraben (§. 9 und 21). Die Pflichten der Kalandsbrüder gleichen daher sehr den Ritterpflichten. Außerdem hatten die Brüder zur Beförderung der Friedlichkeit und Eintracht und an Gedächtnißtagen gemeinschaftliche Gastmahle, über deren Ausrichtung die Statuten wiederhole reden, so wie ein im Anhange unten mitgetheilter, höchst merkwürdiger Speisezettel. Bei diesen "Gastgeboten" wurden auch Unterstützungen an die Armen ausgetheilt (§. 15); auch in Perleberg war eine ewige Spende, in den Fasten für jeden armen Menschen und jeden Schüler einen "Hering und ein Roggen = Brot". 2 )

Diese Forschungen werden durch folgende im Staats=Archive zu Schwerin aufgefundene Nachricht über eine andere ähnliche Brüderschaft in Güstrow bestätigt.

In Güstrow war auch eine S. Jacobs=Brüderschaft, deren letztes Mitglied der "edle und ehrenfeste Martin vom Sehe im Jahre 1598 auf Befehl des Herzogs Ulrich durch den Notar Martin Bökel über den "Zustand" und die "Gelegenheit" dieser Brüderschaft notariell verhört ward.

Dieser sagt unter Anderm Folgendes aus:

"Es wäre diese Brüderschaft etwa vor drei hundert Jahren anfänglich gestiftet und er hätte noch in seinem Hause


1) Vgl. Riedel Cod. dipl. Brand I, 1, S. 199, Nr. 119.
2) Vgl. Riedel a. a. O. S. 202, Nr. 124.
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Nachrichtung, daß wailand Herzog Balthasar von Mekelnburg nebenst S. F. G. Gemahlin hochlöblicher christmilder Gedächtniß auch Bruder und Schwester mit darin gewesen. Und obwohl diese selbige Brüderschaft von Jahren zu Jahren und insonderheit dadurch continue erhalten, daß hiebevor alle Jahre einer unter ihnen nach der Ordnung ein Gasteboth celebriren müssen, dabei dann den Armen Almusen und Bier ausgespendet worden, so wäre doch solches in den nächsten fünf Jahren nicht geschehen, nun auch die Brüderschaft bis auf seine Person und Jochim Krüger ganz verfallen und ausgestorben. Zudem verweigerten sich etliche Leute, die Hebungen, so doch gar geringe, also daß sie öfters damit auf den Gästereien nicht könnten zureichen, sondern müßten aus ihren eigenen Säckeln zuschießen, auszugeben, mit dem Fürgeben, daß sie selbst dieselbigen den Armen wohl reichen und ausgeben wollten, da doch vermöge der Fundation die Dispensation "keimande" also den Brüdern allein zugelassen und vertrauet. Sonst könne jemand sich in diese Brüderschaft leichtlich einkaufen und giebt nicht mehr als achtzehen Schillinge Lübß zum Eingange oder Antritt, darf auch nichts anloben, allein daß er dasjenige wolle leisten, was seine Vorfahren gethan, nämlich daß einer den andern, wann er stirbt, ehrlich zur Erden helfe bestätigen, Item wann nach der Ordnung sein Jahr heran kommt, ein Gasteboth anrichte, welche puncta nebenst andern die Fundation besage."


Ein Anderer (Beamter, - Johannes Schirmeister) berichtet zu gleicher Zeit:

"Daß vor Zeiten eine Brüderschaft, S. Jacobs Brüderschaft genannt allhier ist angerichtet worden, in welcher Anfangs, wie ich berichtet werde, Herrn von Werle, wie auch etliche von der Geistlichkeit und Andere gewesen sein sollen"

und

"daß ohne Zweifel die Herrn von Werle, wie auch die Geistlichkeit die Hebungen und Einkommen dazu werden vermacht und gegeben haben."


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Zur Geschichte der Brüderschaft S. Gregorii und Augustini.


Nach den Statuten (§. 1) ward die Brüderschaft S. Gregorii und Augustini zu Güstrow um das Jahr 1340 gestiftet und am 29. Septbr. 1349 durch den zuständigen Bischof Johann von Camin bestätigt und mit Indulgenzien reich bewidmet. Die Brüderschaft sollte aus 20 Priestern und 2 Diakonen bestehen. Nach einem Verzeichniß der Güstrow'schen Geistlichen Urkunden vom J. 1580 bestätigte derselbe Bischof an demselben Tage auch die Brüderschaft des "Kalandes" genannt S. Johannis und S. Catharinen Brüderschaft zu Güstrow, welche in dem Verzeichnisse öfter nur "Kaland" genannt wird. Im J. 1365 stifteten nach einem Urkunden=Verzeichnisse Jacob Wörpel, welcher mit seiner Frau für die geistlichen Stiftungen, namentlich für die Heil. Geist=Kapelle in Güstrow viel that, und Gottfried Mölne zur "Fraternität S. Gregorii" eine Vikarei in der Pfarrkirche. Im J. 1500 stiftete Nicolaus Hoikendorf, Dekan oder Vorsteher der Brüderschaft, eine Messe zu Ehren der fünf Wunden Jesu Christi in der Pfarrkirche zu Güstrow (§. 22 und 23). Im J. 1508 bestätigte der Bischof Martin von Camin zu Güstrow die Fraternität S. Gregorii und Augustini (nach einem Urkunden=Verzeichnisse). In der bald darauf einfallenden Reformation hörten auch alle Geistlichen Gesellschaften auf. Die letzte ausführliche Nachricht ist vom Jahre 1525.


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Das Kalands-Buch.


Das Buch ist ein starker Foliant von Pergament in Holzband, mit gepreßtem, braunem Leder überzogen, mit Messing=Clausuren und Ecken.

Das Buch enthält 160 Blätter dicken Pergaments, von denen in einzelnen Abschnitten 42 Blätter beschrieben, dazwischen 118 Blätter leer sind.

Angeschafft und angelegt ist dieses Buch für 11 Sundische Mark im Jahre 1502, also ein Jahr vor dem ersten großen Brande, durch den Priester Nicolaus Hoikendorf, damals Dekan, Vorsteher oder "Vogt" des Kalands, (Statuten §. 22-23). Nicolaus Hoikendorf war Priester, da er sich selbst wiederholt Herr (dominus) nennt. Er war Vikar an der Domkirche zu Güstrow (ecclesie collegiate Gustrowensis perpetuus vicarius. Statuten §. 23). Er war wahrscheinlich ein Güstrower von Geburt. Am 3. Decbr. 1469 verkaufte, nach einer Urkunden=Regeste D. Clandrians, "Nicolaus Hoykendorp, Bürger zu Güstrow, den Vorstehern des Kalandes 8 Sund. Sch. aus einem Garten." Der Name Hoikendorf kommt noch in den neuesten Zeiten in Bürgerkreisen Güstrows vor.

Nicolaus Hoikendorf hat über die Anlegung des Buches auf dem Vorsetzblatt folgende Nachricht am 14. März 1502 eigenhändig eingetragen. - Die Handschrift ist noch eine große, kräftige, mittelalterliche Minuskel. Die Ueberschriften der Abschnitte und einige Initialen der Statuten sind mit rother Farbe ausgemalt.

Notandum, quod de consensu fratrum fraternitatis beatorum Gregorii et Augustini confessorum ego dominus Nicolaus Hoykendorp anno domini millesimo quingentesimo secundo pro vtilitate fraternitatis predicte comparaui et disposui presentem librum pro vndecim marcis Sundensibus et in subsidium ac releuamen apposuerunt fratres de communi bursa sex marcas Sundenses; ego vero de

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mea propria peccunia propter gratitudinem, quam fratres memorati michi exhibuerunt, apposui quinque marcas Sundensis monete, feria secunda post festum beati Gregorii confessoris et nostri patroni, (März 14.) et affectanter precor Deum omnipotentem pro me orare.

Auf demselben Vorsetzblatt folgt die folgende kurze Nachricht von dem Capellan Matthäus Eddeler vom 15. Septbr. 1525, welcher an diesem Tage zum Vorsteher (Dekan) des Kalands gewählt ward und das Buch mit seiner kleinern und feinern Handschrift mehrere Jahre lang fortführte, vielleicht bis zur Auflösung der Brüderschaft, sicher wohl bis zu seinem Rücktritt.

Anno domini millesimo quingentesimo vigesimo quinto, ipso die sancti Lamperti, et erat dominica 14 post diem indiuidue trinitatis (15. Septbr.), ego Mateus Eddeller cappellanus eo tempore, quo secta Martinistarum perversorum in Gustrow grassabatur, electus sum in decanum fraternitatis beatorum Gregorii et Augustini; et pro tunc procuratores fuerunt dominus Joachim Gentze, cuius registrum, vbi spes habebatur, extendebat se ad XVII marcas Stralsundenses et II 1/2 s. lb., dominus Brandanus Kroger, coadiutor eius, cuius registrum se ad XVI marcas et 4 1/2 s. lb. extendebat, vbi spes habebatur.
Item eodem tempore illustrissimi principes nostri, videlicet dux Hinricus et dux Albertus, scriptis suis diem generalis iudicii in oppido Rostock fulminauerunt inter clerum et barones disceptantes de pactibns siue redditibus, quos quidem pactus prefati barones presumendo scriptis et dictis Martinistarum friuole ad annos aliquod perceperunt etc.

Matthäus Eddeler war Capellan und Vikar an der Pfarrkirche oder Marktkirche zu Güstrow und hatte die Vikarei wahrscheinlich von dem Kaland S. Gregorii. Der Kaland hatte seine kirchlichen Feiern in der Marktkirche (in ecclesia forensi, Statuten §. 4 und 6) und 1500 eine Kapelle zu S. Marien ("capella beate Marie virginis in ecclesia parochiali Gustrowensi", Statuten §. 23). Eddeler hatte 1523 eine Vikarei der Pfarrkirche in der Kapelle über der Gerbekammer ("supra armarium", d. i. jetzt Sakristei). Dies ist wahrscheinlich die Marienkapelle, an welcher Eddeler

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Vikar war. Die Kapelle liegt über einem Gewölbe in der Südostecke der Kirche, neben dem Altare, und diente in neuern Zeiten zum Schülerchor. An der äußern Westwand war und ist vielleicht noch ein schönes, großes, reich vergoldetes Marienbild aufgestellt.

Matthäus Eddeler ward darauf lutherisch und 1530- 1531 Prediger zu Rostock an der Marienkirche und 1534 Pfarrer zu Gnoien. Er war jedoch schon im J. 1534 wieder in Rostock und sollte hier 1541 um die "Briefe des Kalands zu Krakow gut Wissen" haben. Er starb 1556 als Pfarrer zu S. Marien in Rostock.

Bei einer solchen Prediger=Thätigkeit ist seine Aeußerung in der Nachricht über seine Wahl zum Kalandsvorstand vom J. 1525 sehr merkwürdig, daß sie zu der Zeit geschehen sei, als die Secte der verkehrten Martinisten in Güstrow graffirt habe ("eo tempore, quo secta Martinistarum perversorum in Gustrow grassabatur.")

 


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Inhaltsverzeichniß

zu dem Kalands=Buch.


Voran stehen auf dem Vorsetzblatt die 2 oben S. 8 und 9 abgedruckten Nachrichten

 1)  des Vikars Nicolaus Hoikendorf (1502),
 2)  des Capellans Matthäus Eddeler (1525)

über ihre Wahl zum Dekan des Kalands.

Dann kommen folgende Haupteintragungen in Abschnitten, welche durch leere Blätter zu Fortsetzungen getrennt sind, nach den Ueberschriften der Abschnitte:

 3) Fercula (ohne Jahr)  (  3 Seiten)
 4) Nomina illorum, qui dederunt votivas (ohne Jahr)  (  1     "    )
 5) Misse votivales (o. J.)  (  1     "    )
 6) Statuta fraternitatis (1500)   (14     "    )
 7) Confirmation der Brüderschaft durch Bischof Martin von Camin (1508)  (  3     "    )
 8) Concordia (zu den Statuten) (1426)  (  2     "    )
 9) Confirmatio Caminensis episcopi fundationum super duo beneficia in eccles. parroch. Gustrov. (1457)  (10     "    )
10) Benefactores fraternitatis (o. J. bis 1555)
       (1509 -1555 mit jüngerer Schrift.)
 (14     "    )
11) Nomina fratrum vivorum (1501 o. J. bis 1534)  (  3     "    )
12) Nomina fratrum eorum servicia seruiencium (1469 bis 1525)  (12     "    )
13) Registrum protocollorum, instrumentorum fraternitatis (1428 bis 1507)  (15     "    )

 


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Namensverzeichnisse

der Mitglieder und Wohlthäter des Kalands.

 

Das Kalands=Buch enthält auch die folgenden Namensverzeichnisse der Brüder und Wohlthäter des Kalands.

1.

Das erste Verzeichniß, das Verzeichniß der Mitglieder, ("nomina fratrum vivorum"), (bis zum Jahre 1523) enthält im Anfange eine lange Reihe Namen von Priestern ("domnius"), welche von der kräftigen Hand des Vikars Nicolaus Hoikendorf geschrieben sind. Mit Ausnahme dieses einen Namens sind alle Zeilen der Länge nach durchstrichen, was hier im Druck durch einen Querstrich - vor jeder durchstrichenen Zeile angedeutet ist. Ohne Zweifel waren also diese Mitglieder im Jahre 1523 schon todt.

Fortgesetzt ist dies Verzeichniß von einer jüngern Handschrift, welche auch kleiner und feiner ist, und ohne Zweifel dem Capellan Matthäus Eddeler, dem Nachfolger Hoikendorfs im Vorstande, angehört.

2.

Ein zweites Verzeichniß enthält die Namen der Wohlthäter des Vereins ("qui dederunt votivas" = "Opfer"?).

Beide Verzeichnisse gewähren viele tiefe Blicke in das Wesen und die Verfassung des Kalands, auch der Stadt Güstrow.

1.

Nomina fratrum vinorum.

- Dominus Johannes Berndes.
- Dominus Henricus Vichel.
- Dominus Johannes Lentzeman.
- Dominus Vicko Berckhane.
- Dominus Henricus Knake.
- Martinus Distelow.
- Dominus Johannes Kleuena.
- Dominus Johannes Kleest.

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- Dominus Henricus Sterneberch.
- Dominus Johannes Brezeman.
- Dominus doctor Meyger.
- Bernd Bremer.
- Dominus Cosmas Radtge.
   Dominus Nicolaus Hoykendorp.
- Dominus Johannes Bulow.
- Dominus Bernardus Smydt.
- Magister Reynerus Hollogher.
- Dominus Johannes Angheler.
- Dominus Thomas Hundertmarck.
- Dominus Joachim Zagher.
- Dominus Joachim Boddekere.

Anno domini M° CCCCC° I, in die Egidii in loco capittuli ecclesie collegiate fratres vnaniiniter statuerunt, quod deinceps qui presentem fraternitatem postulauerit, ponat duos fideiussores, vt supra premittitur.

- Dominus Johannes Ghoren; fideiusserunt pro eo domini Cosmas Ra e tge et Johannes Kleest.

- Dominus Joachim Schade; fideiusserunt pro eo domini Johannes Cleuena et Johannes Kleest.

- Hans Brockman proconsul; pro eo fideiusserunt
- Bernt Bremer et dominus Johannes Lentzeman.

- Dominus (Name ausradirt);
- fideiusserunt domini Johannes Cleuena et Johannes Ghoren, collegiate ecclesie vicarii.

- Dominus et magister Petrus Sadelkow, fideiusserunt
- dominus Johannes Cleuena et Berntd Bremer laicus.
- Resignauit.

Joachim Albrecht mercator; fideiusserunt domini Johannes Kleest et Joachym Zagher.

- Dominus Hermannus Smytd; fideiusserunt domini
- Johannes Breszeman et Bernhardus Smytd ad singula
- facienda et dominus Thomas Hundertmarck pro domino
- Bernhardo Smytd.

Mychael Heyne; fideiusserunt magister Reynerus Hollogher et Bernth Bremer proconsul pro singulis faciendis.

Dominus Hermannus Borchardi; fideiusserunt domini Johannes Cleuena et Thomas Hundertmarck.

Dominus Mathias Hoppenstanghe; fidem dixerunt dominus Johannes Clest et dominus Joachym Gulow.

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- Dominus Johannes Smedeberg; fidem dixerunt
- Jochym Gulow et dominus Hermannus Borchardi.

Dominus Gregorius Randow; fidem dixerunt dominus Johannes Cleuena et Jochim Albrecht.

Dominus Nicolaus Oldescho; fidem dixerunt dominus Johannes Cleuena et dominus Jochim Gulow.

Dominus Johannes Beuer confrater; fidem dixerunt dominus Johannes Cleuena et dominus Joachym Gulow.

Item Peter Cleuena confrater; dixerunt fidem dominus Johannes Cleuena et dominus Tomas Hundertmark.

Item dominus Matheus Eddeler confrater; fidem dixerunt dominus Nicolaus Oldesco et Gregorius Randow.

Item dominus Jacobus Molnere postulauit nostram fraternitatem; fidem dixerunt dominus magister Reynerus Holloger et Johannes Kleest.

Item dominus Joachim Jentze confrater; dederunt fidem domini Nicolaus Oldescho et Matheus Edeller.

Item dominus Brandanus Kroger postulauit fraternitatem, et pro eo fidem dederunt domini Johannes Kleuena et Mathias Hoppenstange.

Item dominus Sthefanus Szotekock receptus in fratrem; locauit fideiussores dominos Mathiam Hoppenstange et Gregorium Randow.

Dominus Joachim Küster tunc temporis cappellanus fraternitatem Gregorii et Augustini humiliter adoptauit nostram; fideiussores dominum Nicolaum Oldescho necnon Matheum Eddeler locauit et receptus.

Item dominus Johannes Rosze receptus in fratrem; locauit fideiussores dominos Johannem Kleuena et Nicolaum Oldescho.

Item dominus Andreas Kock receptus in fratrem; locauit fideiussores dominos Mathiam Hoppenstange et Bran[d]ani Kroger.

Dominus Joachim Albrecht acceptus in fratrem; ffidem iusserunt dominus Nicolaus Oldesco et dominus Mateus Eddeler.

Dominus Jacobus Busse acceptus in fratrem, fideiusserunt dominus Gregorius Randow et dominus Jochim Albrecht 1522

Dominus Johannes Reyneke est admissus in fratrem; fideiusserunt dominus Johannes Cleuena et dominus Mathias Hoppenstange anno 1522.

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Dominus Johannes Versz admissus in fratrem; fideiusserunt dominus Johannes Cleuena et dominus Gregorius Randow 1523.

Dominus Johannes Santvosz admissus in fratrem, fideiussores dominus Nicolaus Oldesco et dominus Jacobus Bussze 1523.

Dominus Johannes Knechten (?) admissus in fratrem; fideiussores domini Nicolaus Oldescho et Brandanus Kroger, anno M V° XXX IIII°.

2.

Nomina illorum, qui dederunt vdiuas.

Primo dominus Jacobus Worpel dedit triginta solides.

Dominus Gherardus Ghiskow dedit vnam marcam.

Nicolaus Hogher dedit vnam marcam.

Hinrick Bruckman proconsul dedit vnam marcam pro se et vxore sua Alheyde.

Dominus Conradus Gantzow dedit vnam marcam pro se et nomine parentum suorum Hennynghi et Elizabeth Gantzouwen.

Dominus Conradus Satow dedit vnam marcam.

Dominus Johannes Borchardi dedit vnam marcam.

Dominus Dethmarus Kremer senior dedit vnam marcam.

Dominus Hinricus de Leesten dedit duas marcas nomine et ex parte matris sue Ghese de Leesten ad votiuas ad ambo seruicia sic, quod quiuis fratrum aut locum tenens fratris tenetur legere longam vigiliam et vnam missam pro vna famula addendo collectam de sancta trinitate.

Dominus Nicolaus Breyde dedit vnam marcam.

Dominus Nicolaus Kryn dedit vnam marcam.

Bernt Boytyn dedit vnam marcam pro se et sua vxore Taleken.

Gheske, relicta Bernardi Wedeghen, dedit VIII solides.

Vxor Hermanni Goltberghes dedit octo solidos.

Vxor Nicolai Mileken dedit vnam marcam.

Vxor quondam Hinrici Radeloff dedit octo solidos.

Dominus Nicolaus Hoykendorp dedit viginti quatuor solidos, ad quotlibet seruicium duodecim solides

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in augmentum votiuarum, pro quibus quiuis fratrum aut locum fratris tenens tenetur legere vnam missam de quinque vulneribus Jhesu Cristi, inferendo collectam pro vno sacerdote, et hoc post obitum supradicti domini Nicolai et eius sororis vt [premittitur?].

Dominus Hinricus Knake dedit vnam marcam Stralensundensem, ad quotlibet seruicium octo solidorum redditus in augmentum votiuarum.


Misse votiuales infra[tac]te sunt seruande. Prima de sanctissima trinitate, secunda de sancta cruce, tercia de quinque vulneribus Jhesu Cristi, quarta de domina nostra, quinta de patrono, sexta de omnibus sanctis, septima pro vna famula cum collecta de sanctissima trinitate, octaua pro defunctis cum collecta: "Deus indulgenciarum"; nona pro defunctis cum suffragio pro vno sacerdote.


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Statuten

des S. Gregorii=Kalands zu Güstrow.

1 )

Incipiunt

Statuta fraternitatis beatorum Gregorii et Augustini confessorum.

1. In nomine domini. Amen. Vbi duo vel tres congregati fuerint in nomine meo, in medio illorum sum, dicit dommus. Hinc est, quod retroactis temporibus quidam, pii desiderii moti affectu, circa annos incarnacionis domini millesimo tricentesimo quadragesimo quandam fraternitatem in honore beatorum Gregorii et Augustini confessorum et in ipsorum animarum salutem, que expost anno domini millesimo tricentesimo quadragesimo nono, in die sancti Michaelis per reuerendum in Cristo patrem dominum Johannem ecclesie Caminensis episcopum fuit litteraliter confirmata ac per eundem cum donis spiritualibus, videlicet indulgenciis, largiter dotata, in hunc qui sequitur modum instituerunt. Primo quod tantum in numero fraternitatis debent esse viginti sacerdotes vel qui sint in ordinibus subdiaconatus vel diaconatus constituti, et duo laici ad luminaria et ad alia necessaria ministrantes et fratres seniore iubente conuocantes. Si vero aliquis fratrum viam vniuerse carnis fuerit ingressus, et alius fraternitatem affectans tali condicione assumatur, si bone sit conuersacionis, nullas discordias habens fratribus cum predictis, et si aduersus aliquem de fratribus quid habeat, prius se componat, et sic ex consensu communitatis fraternitatem intret. Et si vnus vel duo de recepcione persone cum fratribus noluerint neque scierint concordare, tunc senior assumet sibi duas personas de fratribus seniores; in quocunque illi tres concordauerint, omnibus fratribus gratum atque ratum fore debet; et talis non accipietur,


1) Die Abschrift dieser Statuten nach dem Originale zum Druck hat der Herr Archiv=Registrator Schultz besorgt, auch die Collationirung mit dem Originale mit mir.    G. C. F. Lisch.
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quin promittat et astringat se triginta missas pro defunctis et totidem vigilias in salutem anime illius defuncti, in cuius locum intrare nititur, infra annum per se vel per alios legendas.

2. Juramentum introitus fraternitatis ponendo manum ad cor dicendo.

Ego N. recognosco me benigne a fratribus huius fraternitatis ad eorum consorcium receptum et admissuin et pro isto fratre, in cuius locum hanc fraternitatem intro, et quandocunque vnum e fratribus nostris mori contigerit, michique, quocunque loco fuero, quis dixerit, in redempcionem anime ipsius anno primo, subsequenti diem obitus sui, triginta missas, in noua fundacione signatas, et totidem vigilias per me vel per alium seu per alios ordinabo complendas, super ita singulis faciendo. Et statuta fraternitatis huius secundum posse meum seruabo ac neminem in consorcium nostrum admittam benigne, quin eadem ipse fecerit, que per me ad presens facta dinoscuntur. Arbitror eciam, quod si fratribus nostris congregatis aliquem de fratribus, quod deus auertat, verbo vel facto offendero, extunc pro tali excessu dabo vnam tunnam cereuisie fraternitati, et cum hoc ero priuandus eadem fraternitate, nisi fratres velint me gracioso remanere in eadem. Hec in consciencia mea firmiter me tenere promitto.

3. De porcione pro introitu per nouum fratrem danda.

Quo recepto dabit cultui diuino vnam marcam Lubicensem et vnam libram cere ad comparandum luminaria et aha necessaria in exequiis fratrum mortuorum.

4. Quomodo ista fraternitas est seruanda cum diuinis offciis in ecclesia parrochiali.

Item fratres statuerunt, ut omnes fratres fraternitatis eiusdem in proximis diebus dominicis, festum beati Gregorii et Augustini sequentibus, in ecclesia forensi conueniant, ut dictis vesperis possint vigilias longas in salutem fratrum defunctorum solempniter et distincte absque cachinnacione decantare; duos habeant cantores, et senior ordinet iunioribus lectiones legendas Et tunc vigiliis finitis cantores incipiant responsorium

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"Vere felicem presulem", cum versu: "A domino factum est istud", repeticione non sequente; et tunc senior dicat: "Ora pro nobis beate pater Gregori", cum collecta de co, subiungendo collectam de sancto Augustino.

5. Dictis vigiliis quid agendum sit, sequitur.

Post hec omnes fratres simul vadant ad domum illius fratris, quem ordo expensarum tunc tangit ministrando, de vespere cenando bibent et pro defunctis orent, ut sic excogitare possint dicte fraternitatis profectum.

6. De ordinacione fratrum per decanum ad diuinum officium altera die seruire ex statutis obligancium.

Sic simili modo altera die, scilicet feria secunda, fratribus conuenientibus senior ordinet ministros ad missas, qui ministrent, primo in missa pro defunctis, ad quam omnes fratres tenentur offerre et per se vel per alios esse presentes; et post illam missam idem ministrant ad missam de sancto Gregorio et Augustino solempniter decantandam; et fratres vsque ad finem missarum perseuerant. Quibus finitis legant conmendaciones distincte, in qua omnes fratres, si infirmitas eos non excusat, et in loco sint residentes, sin autem, per alium seu per alios, inductis suppliciis debent esse presentes; et ad tercium responsorium: "Libera me domine", cantabitur versus: "Horrendum est". Quo dicto cantores incipiant responsorium: "Accessit ad pedes"; et tunc senior cum diacono et subdiacono lauent pedes duodecim pauperum scholarium et procuratores sequentes dabunt cuilibet duos denarios Lubicenses, quibus lotis cantores incipiunt responsorium: "Vere felicem", cum versu sine repeticione; et tunc senior dicat versiculum: "Ora pro nobis", cum collectis vt supra.

7. De seruicio post festum Augustini seruando in diuinis officiis.

Hec omnia eciam post festum Augustini, ut premissum est, seruabuntur, et missam celebrans pro defunctis menioriam fratrum defunctorum et indulgencias publice faciat coram plebe, et in offertorio calicem manu tenens et versum: "Hostias ac preces tibi domine" etc.

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medio altaris cantat, et in eleuacione sacramenti ambarum missarum cantores mediocriter versum: "Qui in cruce", incipiant trinis vicibus choro prosequente; hiis omnibus peractis vadunt comestum.

8. Quod omnes in diuinis officiis sint per se vel per alium presentes et de contrarium faciencium pena.

Item sciendum, quod fratres concorditer statuerunt, ut quilibet fratrum bis in anno, cum fraternitas peragatur, m primo nocturno vigiliarum vsque ad finem eorundem per se vel per alium in ecclesia forensi sit constitutus, similiter de mane ante offertorium prime misse sit per se vel per alium nomine suo in ecclesia vsque ad finem secunde misse et commendacionis constitutus, nisi ex speciali licencia senioris. Si quis autem in vigiliis post primum nocturnum seu de mane post offertorium prime misse venerit, dabit pro tali excessu duos solidos Lubicenses, qui recipientur in secundis vesperis de sua porcione.

9. Omnes fratres presentes in oppido dezent esse in exequiis fratris mortui.

Item si aliquis moritur de fratibus nostris, omnes alii fratres sint in missis et in vigiliis per se vel per alios constituti sub pena vmus libre cere, ipsum funus de domo ad ecclesiam et ad sepulchrum gloriose deferendo, si eis ad domum intimetur; et si quis fratrum absens fuerit de Gustrow, absencia sua eum excusabit.

10. De concordia inter fratres habenda et delinquencium pena.

Et fratres debent esse concordes, ne quis alteri verbo vel facto se litigiose quoquo modo opponere presumat. Sed si contrarium quis fecerit, vnum punt cere eroget sine mora; et si aliqui discordant, senior eorum assumptis duobus vel tribus fratribus ipsos absque contradictione eorum fraternaliter concordabit. Similiter ipsi fratres debent esse vnanimes videlicet omnes se mutuo diligentes et oracionibus ob salutem animarum insistentes, necnon in inuicem, prout decet, honorantes atque contra alios, dum requiritur, in placitis ipsos se racionabiliter defendentes.

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11. Pauperibus fratribus subuenire debemus.

Eciam si oportuerit, in tribulacionibus siue in paupertatibus insimul subuenientes videlicet, ut si aliquis de fratribus nostris, quod absit, ad tantam paupertatem deuenerit, quod se ipsum pro nimia paupertate defendere et releuare non poterit, tunc vnusquisque fratrum id, quod pro amore dei alii donare voluerit, hoc ipsi pauperi fratri suam paupertatem releuando pure propter deum erogabit.

12. Quilibet fratrum huiusmodi fraternitatem corroborare debet sua testamento in extremis et quotidie pro viuis et defunctis exorare.

Insuper volumus, cum aliquem de nostris fratribus ex hoc mundo migrare contigerit, m extremis suis nostram fraternitatem corroborare debet de suis bonis pro suo posse. Cum enim decens est et de voluntate fratrum arbitratum sit pro inuicem orare, ut simul saluemur, ideo quilibet fratrum legal cotidie psalmum: "Deus misereatur nostri, pater noster" cum versu: "Saluos fac fideles" cum collecta: "Pretende domine" pro fratribus viuis; insuper psalmum: "De profundis", cum antiphonia: "Tuam deus deposcimus pietatem", cum collecta: "Deus venie", cum collecta: "Fidelium deus omnium", pro fratribus defunctis, et iugis memoria inter nos in missis et oracionibus pro viuis et defunctis fratribus generaliter seruetur, sed laici legant decem "Pater noster", cum "Aue Maria" cotidie quinque pro viuis et totidem pro defunctis.

13. De seruiciis nouellorum fratrum necnon seniorum prius eorum seruicia factorum seruandis.

Item fratres statuerunt, ut iunior frater, qui non prius fratribus in expensis ministrauit, toti fraternitati prouideat solemniter de bonis suis propriis, cui tamen in subsidium dabuntur quatuor marce Lubicenses de pixide. Si autem aliquis fratrum tempore suo ministrauit, dabit procuratoribus fraternitatis duas marcas Lubicenses, quociens eum ordo expensarum tetigerit, et procuratores per se de bonis fraternitatis procurando ad expensas ministrabunt, et quicquid superfuerit de escis et potu, sequenti die, postquam senior et procuratores cum scholare comederint, cum elemosinis ad hoc deputatis per venerabilem dommum Bernardum Parstin, quondam

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decanum ecclesie collegiate, idem procuratores pauperibus erogabunt; nouicii autem, qui prius in fraternitate non ministrauerunt, si sequenti dievelint, aliquos ad prandium inuitare, vel non hoc stabil in eorum arbitrio et opcione propria.

14. Absentes tamquam presentes fratres in secundis frriis post seruicium factum accipient distribucionem.

Item diffinitum est a fratribus, quod absentibus fratrihus in secundis vesperis festis patronorum peractis dabitur de distribucione tamquam presentibus.

(Randbemerkung:

Istud statutum a fratribus est aunihilatum.)

15. De rateficacione statuti duarum marcarum per fratres exponendarum, qui prima eorum seruicia frecrunt et seruierunt.

Insuper fratres et domini huius fraternitatis concorditer de nouo disposuerunt et consenserunt, quod istud statutum de et super hoc factum et ordinatum, videlicet quod quicunque fratrum, postquam primum seruicium per se fecerit, postea, quandocumque idem seruicium ex ordine ei facere contigerit, duas marcas Lubicenses procuratoribus dumtaxat persoluat, ut ipsi eo largius prouideant, ut sequenti die totum residuum in esculentis et potulentis cum elemosinis ad hoc deputatis, ut premissum est, in dei omnipotentis, beate Marie virginis ac patronorum laudem. et honorem, necnon in fratrum eiusdem fraternitatis animarum salutem ad manus pauperum distribuantur etc., debeat saluuni et illesum perpetue manere ei irreuocabiliter et firmiter obseruari.

16. De domo habenda, in qua fraternitas potest haberi.

Eo saluo, quod si aliquis procuratorum ipsorum habeat domum habitacionis in commodis et loco ad hoc competentem, quod ibidem huiusmodi seruicium ministretur, sinant, quod ille, quem huiusmodi seruicium ex ordine tetigerit, si talem, vt prefertur, curiam vel domum habuerit, ipsam ad hec cum omni beniuolencia et complacencia procuratoribus ipsis ad huiusmodi seruicium

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faciendum accommodat et desuper requisitus adiuuet consiliis et suis adminiculis fidelibus, in quantuni possit; alioquin ipse, quem huiusmodi seruicium ex ordine tetigerit, vna cum procuratoribus talem, ut prefertur, curiam vel domum ad ipsum seruicium faciendum a quocunque poterint, accommodant, vbi singula faciant in ea parte facienda.

Racionabiliter procuratoribus pro inconsuetis laboribus de competenti porcione est prouidendum.

17. De pena fratrum ordinaudorum per decanum et se inordinate habencium.

Item fratres statuerunt, quod si senior ordinauerit aliquos de fratribus iunioribus ad officia seruanda, siue fuerint cantaria, siue ministracio, et ipsi sie ordinati seruare rennuerint, quos tamen verus ordo tangit auf tetigerit, eciam si quis fratrum verba inhonesta, scandalosa auf viciosa coram fratribus aut loco fratrum absencium existentibus proposuerit, de quibus fratres seniores displicenciam habuerint, de facto debet esse fraternitate priuandus, aut certe domini et fratres voluerint secum graciose agere, et si sie detunc pena ipsius delinquentis stabil in dictamine fratrum omnium.

18. De personis ecclesie collegiate.

Insuper si aliqui fratres ecclesie collegiate habuerint officia illa, debent antea ordinare et disponere sic, quod nec hic nec ibi committatur negligencia; et si negligencia commissa fuerit, tunc negligens in aliquo penitus non debet esse excusandus, sed secundum arbitriurn senioris talligendus.

19. Quod fratribus infirmis mittatur porcio.

Item placuit fratribus singulis, quod secunda feria seruicii in meridie debet mitti tratribus infirmis de omnibus ferculis et quolibet vna amfora cereuisie, sed in secundis vesperis penitus nichil neque in cibis, neque in poculisvel panibus, nisi fratres voluerint concorditer alicui fratri mittere propter inopiam iuxta tenorem vnius statuti precedentis.

20. Quod nemo ad aequales haustus bibere presumat.

Item concorditer placuit omnibus fratribus, quod nullus fratrum aut dominorum existencium loco fratrum absencium tam in primis vesperis, ouam secunda feria in

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prandio ad aequales haustus bibere presumat, sed quiuis bibat secundum libitum iocunde iuxta dictamen racionis propter discordias et inconueniencias vitandas, si quis oppositum practicare presumpserit tociens, quociens apprehensus fuerit, dabit duos solidos de porcione sua in secundis vesperis, dempto illo, quod agitur, dum crinale offertur pro futuro et proximo seruicio.

21. Juniores portare debent corpora defunctarum ad sepuchra.

Anno domini millesimo quadringentesimo nonagesimo primo super Gregorii fratribus et dominis eiusdem fraternitatis congregatis fuerunt nonnulli fratres et notanter seniores, hincinde non modicam displicenciam habentes super ordinacione et consensu cuiusdam statuti, cuius tenor sonat in hec verba: Si quis moritur de fratribus nostris, omnes alii fratres sint in missis et vigiliis per se vel per alios constituti sub pena vnius libre cere, ipsum funus de domo ad ecclesiam et ad sepulchrum gloriose deferendo; sed reuera quidam de iunioribus non attendentes, quod statutum predictum tangit, iuramentum prestitum fraternitati faciem. auertentes et dorsum dantes, donec ipsum funus est delatum, non curando, quod opus misericordie et pietatis existit. Quare fratres concorditer consenserunt, quod desuper posset fieri statutum penale: Si qui se sic absentauerint tociens, quociens apprehensi fuerint, quilibet illorum dabit tunnam cereuisie, nisi fratres voluerint eisdem in aliquibus parcere.

22. De admissione vnius misse in honore quinque vulnerum Jhesu Christi.

Anno domini millesimo quingentesimo in seruicio post festum beati Augustini fratribus huius fraternitatis tunc de sero post secundum prandium, hoc est cena facta simul congregatis, matura et bona deliberacione prehabita, concorditer ad peticionem honorabilis viri domini Nicolai Hoykendorp, huius fraternitatis decani, et vnanimiter admiserunt vnam missam ad numerum votiuarum missarum, post singula seruicia per fratres seu eorum loca tenentes fiendarum in honore quinque vulnerum Jhesu Cristi, cum collecta pro vno sacerdote pro suffragio seruandam. Et hoc post obitum supradicti

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domini Nicolai et eius sororis Metke Truden, ad quam pro augmento votiuarum idem dominus Nicolaus assignauit duarum marcarum Stralensundensis monete annuos redditus preter id, quod adhuc in suo testamento legittime in augmentum predictorum pactuum assignauerit, prout fratribus prememoratis promisit; et sie erunt nouem misse votiuales per fratres huius fraternitatis seruande post obitum memoratorum domini Nicolai et sororis eius. Aut quando de eorum libera voluntate, ipsis viuentibus, supradictis fratribus huiusmodi pactus prememoratos dimiserint seu resignauerint seu eorum alter dimiserit vel resignauerit, extunc ad dictum numerum missarum sunt astricti per se vel per alium seruandum, ut habetur in instrumento infrascripto.

23. Tenor instrumenti desuper confecti sequitur.

In nomine domini. Amen. Anno a natiuitate eiusdem millesimo quingentesimo, indictione tercia, die vero Lune, oltima mensis Augusti, hora vesperarum vel quasi, in domo habitacionis honorabilis viri domini Petri van dem Ende, capelle beate Marie virginis in ecclesia parrochiali Gustrowensi, Caminensis diocesis, elemosinarii eiusdemque ecclesie organiste, pontincatus sanctissimi in Cristo patris et domini nostri domini Alexandri diuina prouidencia pape sexti anno eius nono in meique notarii publici ac testium infrascriptorum ad hoc vocatorum et rogatorum presencia personaliter constitutus honorabilis dominus Nicolaus Hoykendorp, ecclesie collegiate Gustrowensis, supradicte diocesis, perpetuus vicarius ac fraternitatis beatorum Gregorii et Augustini confessorum decanus, non coactus, non. compulsus, sed libere ex sua vera sciencia et spontanea voluntate, matura eciam super hoc deliberacione prehabita, omnibus melioribus modo, via, iure, causa et forma, quibus melius et efficacius potuit et debuit, pure et simpliciter cessit, dedit, resignauit et donauit donacione legittima et perpetua inter viuos ob anime sue salutem suorumque parentum et benefactorum fratribus supradicte fraternitatis, ibidem pro maiori parte congregatis, nomine omnium et singulorum fratrum tam presencium, quam eciam absencium, necnon futurorum, duarum marcarum annuos pactus et redditus, emptos et comparatos cum quibusdam Hermanno Dreves alias Sluter, penestico, et Johanne Baetqen, sertore, cum quolibet vnius marce redditus opidanis opidi supradicti, ut

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clarius patet in instrumentis desuper confectis et memorate fraternitatis procuratoribus illese presentatis, ea adiecta condicione, quod supradicte fraternitatis procuratores, pro tempore existentes, supramemorato domino Nicolao Hoykendorp ad vitam et eius post mortem sorori sue legittime Metke Truden, si superuixerit, eciam ad vitam eius dumtaxat singulis annis super festo beati Augustini de duarum marcarum Stralensundensis monete vitaliciis prouidebunt et respondebunt, prouideant et respondeant realiter et cum effectu, absque contradictione et replica iuris cuiuscunque. Ipsis vero ambobus de medio per mortem sublatis et in domino defunctis, dicti procuratores duarum marcarum pactus et annuos redditus cedent et cedere debent fratribus supradicte fraternitatis, presentibus et futuris disponentes videlicet vt vnius marce pactus in augmentum votiuarum sic, quod in singulis eorum seruiciis distribuantur octo solidorum pactus siue redditus, pro quibus quilibet debeat et teneatur legere vnam missam de quinque vulneribus Jhesu Cristi inferendo vnam collectam pro vno sacerdote; ceteri vero vnius marce pactus venire debent in augmentum stiparum, ad quotlibet seruicium octo solidorum redditus, pro quibus procuratores fraternitatis supradicte emere debent panes aut carnes et terciis feriis post eorum seruicia pauperibus erogare. Premissis omnibus ita peractis et per antedictum dominum Nicolaum fratribus ibidem presentibus propositis honorabiles domini Johannes Berendes, Johannes Lentzemann, Hinricus Knake, Johannes Cleuena, Johannes Kleest, Hinricus Sterneberch, Cosmas Ratke, Johannes Bulow, Bernhardus Smyt, Johannes Angheler, Thomas Hundertmark, Joachim Saghere et Joachim Boddekere, fratres supradicte fraternitatis, ibidem presentes et intelligentes concorditer pro se ipsis et absentibus, necnon successoribus eorum huiusmodi donacionem sic, ut premittitur, factam mediantes eorum vocibus admiserunt. Super quibus omnibus et singulis premisso dictus dominus Nicolaus donator me notarium infrascriptum requisiuit, ut ipsi desuper vnum vel plura, publicum seu publica conficerem instrumentum et instrumenta. Acta sunt hec anno domini, indictione, die, mense, hora et pontificatu, quibus supra, presentibus ibidem supradictis dominis et Nicolao Houesken, parrochialis ecclesie supradicte custode, testibus ad premissa vocatis pariter et rogatis.

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Subscripcio notarii:

Et ego Reynerus Hollogher, clericus Zwerinensis diocesis, publicus apostolica et imperiali auctoritate notarius, quia omnibus et singulis, cum sic, ut premittitur, fierent et agerentur, vna cum prenotatis testibus presens interfui eaque omnia et singula premissa sic fieri vidi et audiui et in notam subscripsi, ideoque hoc presens publicum instrumentum manu alterius fideliter conscriptum exinde confeci, subscripsi, publicaui et in hanc publicam formam redegi, quam signo meis solitis et consuetis signaui et nomine roboraui, in fidem euidens testimonium omnium et singulorum premissorum rogatus et vocatus.

24. Quod deinceps nulla missa admittatur seu plures misse admitti debent a fratribus presentibus et futuris.

Item anno domini millesimo quingentesimo primo in seruicio post festum beati Augustini, feria secunda de sero facta cena et fratribus ac dominis huius fraternitatis congregatis habitisque inter se diuersis sermonibus de et super grauaminibus tam ex parte missarum, quam eciam vigiliarum huic fraternitati annexis, ipsorum consciencias non modicum tangentibus vnanimiter concordauerunt, quod deinceps et ammodo non debet admitti per fratres huiusmodi fraternitatem presencialiter habentes et in futuro eam habere volentes aliqua missa votiualis vltra numerum superius in statuto expressum, attendentes, quod propter huiusmodi grauamina sepe (ut factum dinoscitur) fraternitatis huiusmodi ab aliis extraneis contempnatur et recusatur, sic quod [post] obitum alicuius fratris faciliter in locum defuncti fratris alius extraneus, qui eius vices gerat et locum suppleat, non potest haberi; ut ergo locus alicuius defuncti fratris non remaneat vacuus, perpetuum desuper, ut supra narratur, posuerunt silencium perpetuis et futuris temporibus duraturum.

25. De fideiussoribus pouendis per nouum fratrem.

Insuper anno domini millesimo quingentesimo primo, in die beati Egidii confessoris fratribus pro maiori parte in loco capitulari ecclesie collegiate Gustrowensis congregatis et ibidem de vtilitate huius fraternitatis tractantibus concorditer statuerunt, quod am-

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modo et deinceps nullus ad presentem fraternitatem admitti debet, nisi prius caucionem et fidem duobus fide dignis fideiussoribus ex huiusmodi fraternitatis fratribus faciat et, prout in aliis fraternitatibus seruatur, eciam absque contradictione et replica iuris seruare studeat; volueruntque idem fratres huiusmodi statutum saluum et illesum perpetue manere et irreuocabiliter et firmiter obseruari.

26. De inutilibus expensis vitandis.

Eodem die et hora atque loco, quibus supra, demum fratres vnanimiter statuerunt, quod procuratores huius fraternitatis, cum proprium seruicium celebratur et habeatur, fratribus videlicet de pecunia fraternitatis prouidentes, nullum extraneum hospitem super feriam terciam post huiusmodi fraternitatem seruatam inuitare debent, ut eo melius de vtilitate fraternitatis inter se ipsos tractare poterint et pauperibus de elemosinis et residuo eo plus erogari valea[n]t. Cum autem nouus frater suum proprium serui[a]t et faciat seruicium, poterit seruare et tenere, prout superius in vno statuto desuper tractatur seu narratur.


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Speisezettel

für den Gregorii=Kaland in Güstrow zu Fastnacht.

Sehr werthvoll für Bildungs= und Sprachgeschichte ist folgender Speisezettel ("Fercula") des Kalands, welcher im Anfange des Buches geschrieben steht.

Fercula

in prima cena in ieiumo post vigilias. 1 ).

Primum ferculum alleca assata, ad quotlibet vas quatuor alleca cum cinapio, et quatuor persone habebant vnum vas.

Secundum ferculum de intestinis luceorum 2 ) cum vuis passis 3 ) et amigdalis, et duo habebunt vnum vas.

Tercium ferculum lucei sicci cum pipere in salseris, quatuor habebunt vnum vas.

Item poma depost et nuces, depost aqua 4 ) et Gracias 5 ).

Item lecto Gracias 5 ) distribuentur pecunie.

Secunda feria fercula finita missa.

Primum quinque alleca cum pisis et sinapio pro duabus personis dabuntur.


1) Jejunium post vigilias ist: Fastnacht, besser niederdeutsch: Fastelabend.
2) Luceus = Hecht.
3) - cum uvis passis = getrocknete Weinbeeren, Rosinen.
4) Aqua wahrscheinlich = Handwasser.
5) Gracias = Dankgebet, eine lateinische Bezeichnung, die sich in dieser Form in Katechismen und sonst bis in die neuesten Zeiten erhalten hat.
5) Gracias = Dankgebet, eine lateinische Bezeichnung, die sich in dieser Form in Katechismen und sonst bis in die neuesten Zeiten erhalten hat.
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Secundum ferculum strumulum 6 ) cum manmelk 7 ) duo habebunt vnum vas.

Tercium ferculuin galreyden 8 ) duo vnum vas habebunt.

Quartum vighen cocta, duo habebunt vnum vas.

Quintum sicci lucei cum pipere, duo vnum vas habebunt.

Sextum wynmos, et duo vnum vas habehunt.

Septimum lucei assati, quatuor vnum vas habebunt.

Octauum quinque cropelen 9 ) ad quolibet vas, quilibet habebit vnum.

Nonum poma et nuces, depost aqua et Gracias.

Ex parte fraternitatis Gregorii et Augustini summa votiuarum et quantum quilibet habebit.

In prima cena habebit vnusquisque sex albos et vnum denarium Sundensem, pro quibus tenetur quilibet legere quinque longas vigilias. Summa istarum votiuarum in primis vesperis II 1/2 Mk. et III 1/2 alb.

Item feria secunda in prandio habebit quilibet VIII albos et vnum denarium Lubicensem et tenetur quilibet legere octo missas: primam de sancta trinitate, secundam de sancta cruce, terciam de beata virgine, quartam de patrono, quintam de omnibus sanctis, sextam pro defunctis, septimam pro vna famula cum collecta de trinitate, octauam pro defunctis cum collecta de vno sacerdote aut suffragio, nonam de quinque vulneribus domini nostri Jhesu Cristi. Summa istarum votiuarum in prandio diuidendarum IIII mrc. VIII s. H alb.

De pecunia non consumpta.


6) Strumulus ("talox") = Stockfisch, Dieffenbach Glossarium Latino-Germanicum medii aevi, 1857, p. 557.
7) Mânmelk, ohne Zweifel = Mohnmilch, Suppe oder Getränk von reifem MohnSamen, wohl ähnlich der Mandelmilch neuerer Zeit. Noch jetzt wird nach mündlichen Reiseberichten in der Mark Brandenburg und in Alt=Preußen hin und wieder Mohnsuppe genossen; auch in Apotheken ist "Mohn = Emulsion" officinell.
8) Galreyden = Gallert, Gelee. Mittellat. gelatina, galreda. Franz, gelée. Nach Heyse'S großem Handwörterbuch der deutschen Sprache unter "Gallerte" Vgl. auch Schiller und Lübben, W. B.
9) Cropelen = Krapfen, Kräpfen, Krappeln, Krapkuchen = eine Art gefülltes Backwerk, jetzt wohl: "HandpaSteten". Vgl. Heyse Handwörterbuch unter "Krapf".
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Item post secundam cenam pecunia, que vltra consumpta superest, diuiditur per procuratores in equales porciones fratribus tam presentibus, quam absentibus.

Summa istarum votiuarum VI mrk. IIII albos.

Fercula Augustini de sero post vigilias.

Item assatos pullos, vnum pullum ad vas pro duabus personis.

Item caseum cum butiro.

Item fructus, depost aqua et Gracias et tunc diuidentur votiue.

Feria secunda fercula in prandio post missam.

Primum ferculum schapulesk in magnis frustis cum pipere, pro duobus vnum vas.

Secundum ferculum grapenbrade 10 ).

Tercium honre myt byghote 11 ) van mandelen vnde rosin.

Quarto wynmoes, semper pro duobus vnum vas.

Quinto caseum cum butiro, depost fructus.

Ad cenam fercula.

Schapulesk myt wortelen. 12 ) Semper pro
Wynmoes  quatutor vnum
Pullos assatos  vas.
Caseum cum butiro.  

Ad seruicium beati Augustini subscripta requiruntur.

Item XXXVIII pullos. Item II botlynghe 13 ). Item III schepel rogghen. Item enen schepel weyten. Item II kese. Item II botteren. Item eyn verdendeel vanme rynde. Item II tunne bers.


10) Grapenbrade = Grapenbraten, im Grapen geschmortes Fleisch, namentlich Rindfleisch, = Schmorbraten, noch jetzt ein volkstümliches ländliches Festgericht.
11) Byghote (Beiguß) = Brühe, Tunke, Sauce.
12) Wortelen = "gelbe Wurzeln" Mohrrüben, Daucus carota, noch jetzt im Gebrauch, z. B. "Erbsen und Wurzeln".
13) Botlingh = Hammel, wahrscheinlich: junger Hammel. Bötling oder Boitling wird noch jetzt auf dem Lande oft jedes Verschnittene Hausthier genannt, namentlich Schaf und Schwein, auch Rind. Vgl. Schiller und Lübben Mittelniederdeutsches Wörterbuch unter Botlink, Heft IV, S. 406.
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Postscripta dabunt de communi bursa procuratores.

Item XII solidos Lubicenses dabunt semper de communi summa ad stipam.

Item septem marcas et VI albos, ad votiuas VII marc. et VI albos.

Item celebrantibus vnum. solidum Stralensundensem.

Item scholaribus m ambabus missis existentibus sex albos.

Item custodi vnum solidum, calcanti vnum album, procuratoribus IIII s. Stralensundenses. Item fratri, qui procurat primum seruicium, dabuntur in subsidium IIII mrc.

Item si est in ieiunio, habebit senior VI albos pro statutis legendis.

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II.

Kleine Güstrowsche Chroniken

aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts.

Mitgetheilt

vom Archiv=Registrator L. Schultz

zu Schwerin.


Die im Stadt=Archive zu Güstrow befindliche Matrikel der Kalands=Brüder vom Jahre 1502, welche oben S. 1 flgd. näher beschrieben und im Auszuge mitgetheilt ist, enthält außer den a. a. O. gegebenen Stücken noch einzelne nach Art der Chroniken ohne weiteren Zusammenhang hie und da eingefügte Nachrichten, von denen die hier folgenden um deswillen mittheilenswerth sein dürften, weil sie als Berichte eines Augenzeugen, des oben S. 8 geschilderten Vikars und Kalandsbruders Nicolaus Hoikendorf, des Stifters des Kalands=Buches, die anderweitigen Nachrichten über die großen Brände, von welchen die Stadt Güstrow in den fahren 1503, 1508 und 1512 so schwer heimgesucht ward, bestätigen und ergänzen. Außerdem aber sind die folgenden Chroniken auch in Bezug auf die Topographie der Stadt Güstrow nicht ohne Werth. Sie finden sich in dem genannten Buche unter dem Abschnitte, welcher "Nomina fratrum eorum seruicia seruiencium" überschrieben ist, bei den betreffenden Jahren und lauten folgendermaßen.


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1503. Juni 28.

Nota. Anno domini miliesimo quingentesimo tercio, in vigilia beatorum Petri et Pauli apostolorum, hora meridiei inter vndecimam et duodecimam, ex permissione diuina ex aëre subitus venit tonitrualis ictus, nullis tamen apparentibus nubeculis in aëre, sed circumquaque ethere clarescente. Cum huiusmodi ictu fulgur ignis iehennalis descendit super oppidum Gustrowense, statim et in continenti incendit sex aut octo domos et horrea tam vehementissime, quod nullo per incolas illius oppidi potuit extingui remedio. Ideo igne isto conualescente et de momento in momentum sine dilacione augmentante combusta est - proch dolor - ista nobilis ciuitas Gustrowensis, que in diuinis officiis ad laudem dei et virtutibus non mediocriter pollere solebat, licet certis in ea Luciperi existentibus filiis et de femineo sexu filiabus omnino incorrigibilibus, non tantum illi, sed eciam dei filii et filie propter eorum demerita heu hanc magnam passi sunt tribulacionem. In qua quidem combustione lamentabili non solum ista civitas memorata et ecclesie, videlicet parrochialis, Sacri Cruoris et Sancti Spiritus, verum eciam plures homines vtriusque sexus ex ista vehementissima incensione et combustione interempti sunt, consumpti et plures mortui inuenti. Nichilominus deus omnipotens sua magna misericordia conseruauit ecclesiam collegiatam cum curiis canonicalibus, demptis duabus. et certas habitationes vicariorum eiusdem ecclesie, necnon in ciuitate supradicta quasi vnam plateam tantum habitabilem, paucas domos integras habentem seu continentem, duorumque elemosinariorum capelle beate virginis ecclesie parrochialis predicte habitationes, ceteris omnibus combustis et in igne memorato consumptis. In illa vero ignis incensione et combustione combusta fuerunt huius fraternitatis coclearia in numero XXVII et omnia alia huius fraternitatis vtensiha, vasa stannea, coopertoria cuprea, olle, anphore, mensalia, manutergia non modica etc. et omnia huius fraternitatis iura, necnon instrumenta, in ecclesia parrochiali supradicta posita et minime inuenta. Quantam autem miseriam incole illius oppidi sustinuerunt in fame et siti, (quia eodem supradicto anno erat caristia non parua), calamo nequeo exprimere, quia domibus eorum combustis iacuerunt extra muros apud exitus viarum in ortis et horreis etc. In perpetuam rei me-

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moriam ego Nicolaus Hoykendorp hec collegi seu conscripsi.

1508. Juni 28.

Anno domini millesimo quingentesimo octauo, in vigilia Petri et Pauli apostolorum, de sero post horam septimam iterum fuit combusta magna pars oppidi Gustrowensis per ignem cuiusdam sutoris Valentini, absque timore dei viuentis, cuius domus primo fuit incensa, bonis et rebus omnibus nichilominus suis per suos bene custoditis et reseruatis; deinde tota platea Holstenstrate dicta, noviter pro maiori parte constructa, cum aliquibus domibus circa cimiterium ecclesie parrochialis et circa forum, cum media platea Molenstrate, ab vno latere versus plateam supradictam eciam reconstructa, deinde totum residuum, quod anno domini 1503° ab incendio fuerat illesum, totaliter erat igne consumptum, demptis stuba (!) circa valuam, que fuit incensa, sed viceuersa reextincta, et domo Nicolai Butere cum certis horreis pro tunc remanentibus. Pro tunc pauperiores facti sunt ciues oppidi supradicti, quam antea in primo incendio eo, quod nunc maius perpessi sunt damnum etc.

1508. Septbr. 3.

Eodem anno, dominica die ante festum natiuitatis beatissime virginis Marie reuerendus pater et dominus Martinus episcopus Caminensis reconsiliauit ecclesiam parrochialem eiusdem oppidi et decem octo altaria in eadem ecclesia. Vno die incepit enim officium suum de mane quasi sexta hora et terminauit circa secundam horam post meridiem; extunc propter eius lassitudinem ad eius peticionem ego Nicolaus Hoykendorp, canonicus ecclesie collegiate Gustrowensis; seruaui pro eo missam ad summum altare, que fuit finita circa terciam horam aut modicum post; et idem episcopus ministrauit sacramentum confirmacionis feria secunda sequenti in ecclesia collegiata.

1512. Novbr. 8.

Anno domini millesimo quingentesimo duodecimo, in octaua Omnium sanctorum et Quatuor coronatorum, de mane hora quinta aut infra iterum fuit combusta qua[r]ta pars opidi Gustrowensis a cimiterio forensi quasi

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versus valuam Hauelbuck per valuam Snoyendore vsque ad Minores breui tempore infra quatuor horas usque ad plateam des "hilligen blodes straten" vna parte, in parte occidentali et aquilonis sic, quod tantum due domus circa forum et cimiterium fuerunt conseruate; et illud incendium factum est per vnam paruam ancillam, vt dicitur, in platea Hauelbuck cum quodam nomine Zelanth.

 

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III.

Rethra.

Vom

Pastor Willebrand zu Zapel.


In den Jahrbüchern Bd. XXXII, S. 137 (vgl. XXXVII, S. 69) sprach Herr Archivrath Beyer die Ansicht aus, die alte Tempelstätte von Rethra, das castrum, habe auf der sogen. Fischerinsel im Tollenser See gelegen, das dazu gehörige Dorf, die villa, dagegen auf dem Festlande an der Stelle des jetzigen Hofes Wustrow. Ich unternahm am 25. Mai 1877 eine Wanderung in diese geschichtlich und naturgeschichtlich so interessante Gegend, um mich durch den Augenschein davon zu überzeugen, ob jene Annahme in der Beschaffenheit der Localität ihre Bestätigung finde. Von Penzlin kommend, erblickte ich auf der Höhe bei Siehdichum im Grunde vor mir liegend gegen Osten einen Theil des Tollenser See's und die neben Wustrow liegende Fischerinsel, sowie mehr südlich das vom Wustrower Bach durchströmte schöne Thal. Je mehr ich mich beim Weiterwandern dem See näherte, desto schmerzlicher erkannte ich, daß die Fischerinsel völlig flach, ohne die geringste einem Burgwall ähnliche Erhöhung war, nur mit einigen Bäumen bewachsen, mit einem Häuschen in der Mitte, vor welchem einige Fischer hin und her gingen, die mit ihren Kähnen an der Insel gelandet waren.

Durch die Freundlichkeit des Herrn Inspectors Künzel zu Wustrow erhielt ich einen Kahn, auf welchem ich mit dessen Sohn die Ueberfahrt zur Fischerinsel machte. Die ganze Insel ist so flach, daß sie kaum einen Fuß hoch über den Wasserspiegel des See's hervorragt, nur dicht am

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Wasserrande kann man trocknen Fußes dieselbe umgehen; in der Mitte ist flaches Wasser, das von Caltha palustris und Wiesengräsern verdeckt wird. Das Haus ist 14 Schritte lang und 8 Schritte breit; um dasselbe kann man ebenfalls trocken herumkommen, da ein mit Seesand einige Zoll hoch bedeckter Umgang um dasselbe führt. Von Gefäßscherben ist keine Spur zu finden; nicht das Geringste deutet auf einen früheren wendischen Wohnplatz hin. Auch keine Pfähle, als etwaige Ueberreste einer früheren Brücke zwischen dem Festlande und der Insel, befinden sich nach Aussage des Fährmanns im See.

Dagegen halte ich den Hof Wustrow selbst für die Tempelstätte des alten Rethra. Die Lage desselben stimmt auffallend gut mit den Beschreibungen Thietmar's und Adam's. Der Hof bildet ein gleichschenkliges Dreieck (tricornis: Thietmar), dessen kürzere Seite, die Grundlinie gegen Osten nach dem See hin gerichtet ist und auf welcher jetzt das Wohnhaus liegt; hinter dem Wohnhause befindet sich der Garten, der nach dem See hin in sumpfiges Rohrdickicht übergeht. Der nördliche Schenkel wird von einem Bache mit sumpfigen Ufern gebildet; über den Bach führt an der Nordostseite des Hofes eine Brücke oberhalb einer kleinen Mühle. Zur Aufstauung des Mühlenwassers dient ein kurzer Mühlendamm zwischen der Brücke und dem Hofe; beim ersten Anblick dieses Dammes konnte ich mich kaum enthalten, denselben für den Rest eines alten Burgwalles anzusehen: Nach dem Hofe hin liegt er nämlich in gleichem Niveau mit dem Hofe, dagegen nach Osten, nach dem See hin, hat er ganz das Ansehen eines alten Walles, auf dem man nach Scherben u. s. w. suchen müßte. Jetzt ist es freilich nur ein Mühlendamm, vielleicht aber alt oder aus den Resten einer alten Umwallung gebildet. Ueber diese Brücke führt der Eingang zum Hofe, wenn man von Penzlin kommt (pons ligneus transitum praebet, per quem tantum sacrificantibus aut responsa petentibus via conceditur. Adam).

Den andern, südlichen Dreieckschenkel habe ich aus Mangel an Zeit leider nicht untersuchen können; nach der großen Schmettau'schen Karte scheint sich dort vom Bache nach dem See hin ebenfalls eine früher vielleicht sumpfige Niederung hinzuziehen. An der Spitze des Dreiecks im Westen führt von dem Hofe ein Weg nach Ziplow; dies würde die zweite, von Thietmar erwähnte Hauptpforte sein. Ein dritter Ausgang vom Hofe befindet sich in der Südostecke, der zu den Wiesen am See führt (tertia, quae orientem

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respicit et minima est, tramitem ad mare juxta positum et visu nimis horribile monstrat. Thietmar), von denen aus man den See seiner Länge nach überblicken kann, während vom Hofe selbst und in der Gegend der Brücke wegen des Röhrichts und der vorliegenden Fischerinsel nur wenig vom See zu sehen ist, höchstens kann man ihn stellenweise seiner Breite nach überblicken. An der Südseite des Sees dagegen wird der Wellenschlag bei nördlichen Winden jedenfalls stärker sein (visu nimis horribile). Den lacus profundus, in dessen Mitte nach Adam Rethra lag, muß man daher mit "tiefem Sumpf" übersetzen, während Thietmar's mare der See selbst ist.

Leider mußte ich mir versagen, speciellere Nachforschungen anzustellen; der größte Theil des Nachmittags war mit Untersuchung der Insel verstrichen, und ich hatte noch am Westufer des Sees den weiten Weg nach Neubrandenburg vor Abend zurückzulegen.

 

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IV.

Umwallung von Rederank.

Nach Berichten des wailand Pastors Vortisch zu Satow

mitgetheilt

von Dr. G. C. F. Lisch.


Der vor einigen Jahren verstorbene Pastor Vortisch zu Satow bei Kröpelin, ein eifriger Freund und Förderer des Vereins, entdeckte vor mehr als 12 Jahren auf dem an Satow grenzenden Gute Rederank eine merkwürdige alte Umwallung und sandte im Jahre 1867 eine Beschreibung mit Zeichnungen von dem damaligen Küster Matthes an den Verein. Da er dabei weit reichende Vermuthungen über die Bedeutung dieser Umwallung aufgestellt hatte, so ging diese Beschreibung zur größern Klärung und Begründung zwischen Vortisch und seinen Bekannten und Freunden und auch Beamten des Vereins lange Zeit hin und her, bis sie irgendwo hangen geblieben und jetzt nicht wieder zu finden ist, besonders da alle betheiligten Personen theils abgetreten theils gestorben sind.

Da aber das alte wendische Rethra in neuester Zeit wiederholt wieder zur Sprache gebracht ist (vgl. oben S. 37 flgd.), so halte ich es für angemessen, die Entdeckung des Pastors Vortisch nach dessen Briefen an mich, die ich aufbewahrt habe, hier mitzutheilen, um die Nachricht für etwanige künftige Forschungen zu erhalten. Vortisch schreibt über diese Umwallung Folgendes.

"Auf dem Felde des Gutes Rederank in unmittelbarer Nähe des Dorfes Satow liegt auf einem Hügel von hohen bewaldeten Wällen umgeben in der Tiefe innerhalb der

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Wälle eine kleine, von einem Graben umgebene, (künstliche) bewaldete Insel, welche jetzt das "Grundbruch" genannt wird."

Ich zögerte damals, diese Beschreibung gleich und ganz in die Jahrbücher aufzunehmen, da Vortisch sehr weitgehende und wagliche Vermuthungen über die Bedeutung dieser Stelle aussprach, über die ich mich mit ihm zu verständigen hoffte. Vortisch wollte die Bedeutung der Umwallung aus dem Namen Rederank erklären und hielt diesen Ort für ein Heiligthum der Redarer. Er sagt: Reder ist das Volk der Rederer, und Rank bedeutet im Slavischen: Ring. " Reder=Rank" ist also so viel als "Ring der Rederer". Man vereinte hier den Götzen Radegast, da ein benachbartes Gut den Namen Radegast führt. - Vortisch führt noch zur Vergleichung an, daß der Müritz=See an der nordöstlichen Seite in der Nähe der Rederer einen kreisförmigen Busen von der Gestalt des Grundbruches hat, welcher auch "der Rederank" heißt. Im Besondern hält Vortisch das Grundbruch von Rederank für einen "Hain der Hertha".

Da nun solche Anschauungen längst überwundenen Standpunkten angehören, so habe ich Bedenken gehabt, die ganze große Abhandlung gleich Anfangs mitzutheilen. Die Bezeichnung der Lage und Gestalt des Grundbruches wird zum Leitfaden für künftige Forschungen genügen.

G. C. F. Lisch.

 

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V.

Ueber den Tempel in Parchim.

Mittheilung

vom Archivrath Dr. Beyer zu Schwerin.

Vgl. Jahrb. XLIII, S. 32.


In dem Testamente des Arendt v. Möllendorff zu Dargelütz erbgesessen, d. d. Parchim in seiner Behausung daselbst am 13. April 1621, vermachte derselbe seiner Ehefrau, Elisabeth v. Wardenberg, Halbschwester der Dorothea v. Möllendorff, unter anderm sein Stadtgut zu Parchim, nämlich seine beiden Häuser, "als das große gemawerte Hauß der Tempel genant, midt allem dartzu gehorigen Acker, Wiesen, Gartten vnd andern Pertinentien an wüsten Stedten und waß zu demselben belegen und gehörigk, wie ich solches von s. Vicke vom Stralendorffes Erben vnd andern mehr, in vnd fur der der Stadt Parchim belegen, an mich erblich gekaufft, gebawet, gebessert vnd eingerichtet, nichts davon ausbescheiden, so wie das kleine neue Häuselein nicht weit vom Wohkenthor negst Paul Mützen neuem Hause belegen". Hierzu sollte sie ferner auch haben, "Meine zum gedachten Stadtguthe erblich gekaufte Drei Pflugdienst sampt einem Kossathen im Dorff Rohm, dieselbe mit Diensten, Pächten, Gerichten vnd ändern Herligkeiten, die Zeitt ihres Lebendes, gleich wie daß Vorige bester ihrer gelegenheit nach zu besitzende vnd zu gebrauchende". Nach dem Tode der Frau aber sollte das vorgedachte Stadtgut "Meines sehligen Bruders, Christoff von Möllendorffen, Sohne Arndt von Möllendorffen Erblich erblig und eigenthumblich heimbfallen".

 

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VI.

Verzeichniß

der fremden Gesandten in Rostock bei der kaiserlichen Commission zur Beilegung der Rostocker Wirren 1564.

Mitgetheilt vom Dr. Crull zu Wismar.


Was vor frombde Gesandten zw Rostock seinn.
Von wegen der Rom. Key. Matt.:

Her BohuschIa Felix, Her zw Hassenstein vnnd Lockewitz, vff

Litzschow, Rathe vnnd Landtvogt der Margraffschafft der Nidern Lausenitz.

Vonn wegenn Rom. Kon. Matt.:.

Her Heinrich von Walnsteinn, Freyher,
N. vonn Wernstorff, ein schlesiescher Eddelmann,
                      beithe Rethe.

Vonn wegenn Dennemarck:

Otto Krumpe, Ritter,
Holger Rosenkrantz,
Heinrich Rantzow, Stadthalter vff Szegeberge ihm Land zu Holstein,
D. Joachim Hincke, Thoumdechen zw Bremen.

Vonn wegenn Schwedenn:

is noch Niemands ankummen, szunder die Gesandten sein noch da, die bey dem Landtgraffen sein gewesen:

Guldensteene, Cantzler,
Jeorge Gera (?), Ritter,
Latzarus Muller, Hauptman.

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Vonn wegenn Polenn:

Her Johann Castka (?) von Stengenbergk, Dautzscher Castellann der Kon. Matt. zw Polln, der Lande zw Preussen vff Marienburgh Schatz Meister, vff Dyeschaw, Bantzigk, Bereen vnd Comin Haupttman.

Der Achtbar vnd Hochgelarte Herr Martinus Cromerus, beider Rechten Doctor vnd der Kirchen zw Crockaw vnd Ermlandt Thumher etc .

Vonn wegenn Spannigen

soll kummen Doctor Gebell,

Vonn wegenn Franckreich

der Ambasador, der ihn Dennemarck pflegt zu sein.

Vonn wegen Hessen

kumptt Niemandes, dann J. F. G. sollchs der Rom. Key. vnd Kon. Matt. abgeschriebenn dess Engelendisschen Brieffs halber.

Vonn wegen Sachsen und Brandenburch

ist es auch vngewisss, ob Jemandt kummen wirtt.

Vonn wegen Lübeck:

Der Burgermeister Luneburgk,
Herman Fechelt, D. vnnd Sindicus,
Bertolomeus Zinappffell, Radsman,
N. Kuntzman, Secretarius.

Aus dem Wismarschen Rathsarchive. Auf einem Bogen Folio. Liegt bei einem Dankschreiben der kaiserlichen Abgesandten, Boguslav Felix, Herr von Hassenstein, Heinrich Herr von Wallenstein und Nicolas von Warnstorf, für geliehene Pferde zur Reise nach Rostock, die sie in zwei Tagen (3 und 4 M.) machten. Der Brief ist mit 3 Siegeln geschlossen, sämmtlich sehr unklar, nämlich:
1) Schild mit quer liegendem, nach Oben offnem halben Mond, darüber ein Stern; dasselbe auf dem Helm.
2) Quadrirter Schild, jedes Viertel mit einem Löwen, auf dem Helme ein Flug; daneben die Initialen H. V. W.
3) Quadrirter Schild, 1 und 4 quer getheilt, 2 und 3 unklar, darüber B. F. H. V. H.
und datirt "den letzten Junii anno Lxiiij".
Vgl. Ungnaden Amoenit. S. 1065; Rudloff Meklb. Geschichte III, 1, S. 196 und 201.

Wism. Rathsarchiv Tit. XXI.

 

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VII.

Zur Geschichte der Judenverbrennung in Sternberg.

Nachtrag zu Jahrbüchern XII, S. 211 flgd. und 259.


Die Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Neue Folge Band III, Heft 4, 1875, S. 461 flgd., enthält einen Aufsatz: Zur "ältesten Geschichte der Juden in Hamburg, von Dr. M. Isler", und weiter S. 480: den hier folgenden, auch für Meklenburg werthvollen

"Nachtrag zu dem Aufsatze:
Zur ältesten Geschichte der Juden in Hamburg."

"Nachdem obiger Aufsatz schon gedruckt war, fiel mir zufällig ein Sammelband der Hamburger Stadtbibliothek (bezeichnet AC. IX. 96) in die Hände, in welchem mit mehreren alten, meist Straßburger Drucken aus dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts eine kleine Schrift in niederdeutschem Dialekt sich befindet, mit der Aufschrift auf dem ersten Blatte:

"Van der mysehandelinge des hilligen Sacramentes, der bößen iöden to de Sterneberge."

Darunter ist ein Holzschnitt, auf welchem ein Mann, eine Frau und ein Knabe an einem gedeckten Tische eine Hostie mit Messern stechen, daß das Blut herausspritzt, seitwärts abgewendet sieht man eine junge Frau, welche etwas in der Hand trägt. Die Schrift nimmt mit dem Titelblatt sechs Blätter ein, und enthält die Beschreibung des Vorganges bei Durchstechung der Hostie, das peinliche Verhör und das Urtheil.

Allem Anscheine nach ist dies eine der Ausgaben von Hermann Barckhusen in Rostock, über welche Lisch (Geschichte

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der Buchdruckerkunst in Meklenburg bis zum Jahre 1540, Schwerin 1839. 8. S. 86 ff.) spricht, jedoch kein Exemplar derselben auftreiben konnte. Die Typen entsprechen den Proben auf der Schriftentafel II. Nr. 2 a und 2 b, auch III. Nr. 4 von Nicolaus Marschalk, welcher nach Lisch S. 88 zuerst mit Barckhusen's Schriften druckte; sie sind jedoch ausgebildeter und schärfer geschnitten, wenn man anders annehmen darf, daß die Lithographie der Tafel ganz treu ist. Jene beiden, II. a und II. b, beziehen sich ebenfalls auf die Sternberger Verfolgung, was für die Verwandtschaft mit unserer Ausgabe spricht. Der Druck fällt demzufolge in eines der Jahre 1510 oder 1512, also achtzehn oder zwanzig Jahre nach dem Ereigniß. Die Autorität dieser Flugschrift, die in der Art der "Neuen Zeitungen" jener Art erzählt, ist allem Ansehen nach größer als die aller bisher bekannten Erzählungen, da die Begebenheit in ihr ausführlicher und genauer dargestellt wird, die Abschrift im Schweriner Archiv nicht ausgenommen. Daselbst heißt es nun bei dem Bericht über die peinliche Frage:

"Item Eleazarß wyff heft bekant, dat öhr man, myt hulpe vn rade der anderen iöden heft gekofft vn by sick gekregen vier gebenedyede Ostien. Der den twe kort vorgangen vor Jacobi op eynen frydach, des morgens fro to achten, Alße Eleazarß dochter byslep bynnen dem Sterneberge in Eleazarß huß, Orer vyue hebben mit natelen gesteken, dat dar blöt vth geflöten iß Alße nemenliken, de sulfte Eleazar öre man. Michol Aronß sone van bradenborch. Schüneman van Fredelant. Symon de brütmeker örer dochter man. Sloman to Teterow. Vn de sulftige Symon örer dochterman heft ock bekent vn geuolbördet myt Eleazarß wyue in sampt vn eyn ytzlick besundern, dat sulckes alßo vor wäre geschen yß.

Ferner etwas weiterhin:

Item se bekent ok, dat to örer dochter kost gewest syn bouen de vorgemelden vyue: Alße mit namen Syran. katheryge. Drie Franken Dauid to Parchem. Meyer Lüppe Israhel vn kümprecht.

Wir sehen daraus, daß in den anderen Erzählungen die Namen der betheiligten Juden mehrfach verschrieben sind, uns interessirt hier nur der für Hamborch erscheinende Kümprecht (Gumprecht), ein Name, der noch heute bei

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Juden nicht ungebräuchlich ist. Damit fällt die Verbindung: Israhel uth Hamborch, vnde erweist sich als richtig, und wir gewinnen einen unzweifelhaft correcten Namen. Die Anwesenheit von Juden in Hamburg am Schlusse des funfzehnten Jahrhunderts entbehrt nunmehr auch des schwachen Anhalts, den wir dafür gefunden zu haben glaubten."

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VIII.

Rostocker Universitäts-Buchdrucker im 16. Jahrhundert.


Nachtrag.
Mitgetheilt vom Dr. Crull zu Wismar.


-  -  -  -  -  -  -  -  -     -  -  -  -  -  -  -  -  -  -  -  -  -  
besten hat schicken vollen vnd . . . . . . . . . . . . . . . . . .
das ich sie auff Schreibpapir . . . . . . . . . . . . mussen,
So wolle E. A. W. auch . . . . . . . . . helffen verschaffen,
das zwo thaler arbeidts lohn dafur bekommen muge, auch
den gesellen ein wenig trinckgeldt, vnd da E. A. W. etwas
grosses vorfelle, dasselb wollet mir auch fur einem andern
gunnen. Auch kan ich E. A. W. nicht furhalten, das Ja=
cobus Lucius gistriges tages mit seinem gantzen Hußgesinde
ist wegk gefahren. So hab ich vol beim Ehwirdigen Consilio
angehalten vmb succeßion, kan aber kein antvortt bekommen,
es ist am vergangen Montag L. Clingius Rector elegirt.
Hiemit vil ich E. A. W. in den schutz des Almechtigen lange
gesundt empfelen. Datum Rostock in eil den letsten Aprilis
Anno etc . 79.                    E. A. W. villiger
                                         Stephan Mullman.

Fragment, zwei Drittel eines halben Bogens, von einem Briefe an den D. Laurentius Niebur, Wismarschen Syndicus, im Raths=Archive zu Wismar.

Wahrscheinlich veranlaßt durch den Druck der Wismarschen Obergerichts=Proceß=Ordnung.

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IX.

Beiträge

zur

Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg.

Von

Dr. Ad. Hofmeister ,

Custos der Universitäts=Bibliothek in Rostock.


A ls im vierten Bande dieser Jahrbücher die erste systematische, auf urkundliche Forschung und Autopsie gegründete Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg erschienen und dadurch auch in weiteren Kreisen die Aufmerksamkeit auf dies Feld gelenkt worden war, verging kaum ein Jahr, in welchem nicht von den verschiedensten Seiten her mehr oder weniger werthvolle, immer aber willkommene Beiträge dazu eingesendet worden wären, so daß Dr. Wiechmann im zweiundzwanzigsten Bande eine neue Zusammenstellung alles bisher ermittelten Materials veröffentlichen konnte, die bereits 39 Nummern mehr enthielt, als die erste. Von der Zeit jedoch und von dem Erscheinen des verdienstvollen Wiechmann'schen Werkes über Meklenburgs altniedersächsische Literatur an hören anderweitige Beiträge gänzlich auf, sei es, daß der Eifer für diesen Theil der heimathlichen Specialgeschichte erkaltet war, sei es, daß man glaubte, nach dreißigjähriger, emsiger Durchforschung dieses Gebietes doch nichts Erhebliches mehr finden zu können. Daß wenigstens das letztere ungerechtfertigt war und gewiß noch manches werthvolle Stück seines Entdeckers harrt, soll durch nachfolgende

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Zeilen bewiesen werden, die zum größten Theil nur eine Nachlese auf dem wohl am meisten durchsuchten Gebiete, der Universitäts=Bibliothek zu Rostock, enthalten. Der leichteren Vergleichung halber mag bis zum Jahre 1540 die Reihenfolge, wie sie von Wiechmann, Jahrb. XXII, S. 225 ff., aufgestellt worden ist, beibehalten werden, während sie sich von da ab an Wiechmanns "Meklenburgs altniedersächsische Literatur" anschließt. Da auch Notizen über den Aufbewahrungsort einzelner Bücher, die in den bisherigen Nachrichten fehlen, hier ihre Stelle finden sollen, so wird es nöthig sein, die bisher nicht allgemein bekannten Thatsachen zu wiederholen, daß seit 1842 die Marienbibliothek ganz und seit 1869 die Wiechmannsche Sammlung zum größten Theil der Universitäts=Bibliothek zu Rostock einverleibt sind, also in diesen Fällen ein besonderer Nachweis nicht gegeben ist.

I.

Drucke der Michaelis=Brüder.

1) Missale. (Jahrb. XXII. S. 227, 6.)

Das von Mohnike Jahrb. V, S. 184 ff. nach einem Stralsunder Exemplar beschriebene Missale ist identisch mit dem von Lisch, Jahrb. IV, S. 51, 7, nach Fragmenten der Rostocker Universitäts=Bibliothek aufgeführten. Die Ausgabe muß in Pergament= und Papierabzügen erschienen sein. Das Stralsunder, sowie ein im Besitz der Universitäts=Bibliothek zu Rostock befindliches etwas defectes Exemplar sind auf Papier gedruckt, nur der Meßcanon, als der am meisten benutzte Theil, auf Pergament, während die Fragmente, das Schweriner sowohl als die beiden Rostocker (das nach Fol. 93 eingeschobene Halbblatt, sowie Fol. cv und cvi), aus Pergament=Exemplaren stammen. Offenbar hat die vielseitige Verwendbarkeit des Stoffes zu Buchbinderarbeiten diesen den Untergang gebracht, während die minderwerthigen Papierabdrücke hier wie in Stralsund unbeachtet in einer Ecke liegen blieben. Es fallen also Jahrb. XXII, S. 227, 6 und 228, 13 in eins zusammen.

2) Der Confraternitäts=Brief von 1500 (Jahrb. XXII, S. 228, 16),

ist in zwei noch zusammenhängenden Exemplaren auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock, möglicherweise auch aus Lübeck stammend (cfr. Jahrb. IV., S. 53. 10).

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3) Agenda secundum ritum eccll'ie Swerine n mit Querstrich correcta, Rostochii 1521. (Jahrb. IV, S. 54, 12. XXII, S. 229, 19.)

Dieses Buch hätte man eigentlich auch unter der niedersächsischen Literatur aufgeführt erwarten sollen, denn es enthält nicht wenig niederdeutsche Stellen, so Fol. 22 die Trauungsformel, Fol. 25 Glauben und Beichte, Fol. 98 b das Gebet des Herrn, das Ave ("Wes gegrotet maria vul gnaden: de here is myt dy. 2, Du bist gebenediet manck den frowesnamen. 3, Unde gebenedyet is de frucht dynes lives iesus christus Amen"), der Glaube, der Dekalog und die Beichte.

Läßt schon der Zusatz correcta auf eine frühere, nicht weiter bekannte Auflage schließen, so wird dieser Schluß bestätigt durch die Auffindung mehrerer Fragmente eines Pergamentdruckes im Einbande des Opus questionum divi Augustini, Lugduni 1497, die sich sofort als Druck der Michaelis=Brüder und zwar als Stücke einer Agende zu erkennen geben. Sie haben genau dasselbe Format wie die Agende von 1521, aber noch keine Blattzahlen, sondern nur Signaturen (aiii), sind ausschließlich mit der größeren Type gedruckt und stimmen mit geringen Abweichungen mit den entsprechenden Stellen (Fol. VI sqq.) der ed. correcta von 1521 überein. Da aus der Officin der Brüder vom gemeinsamen Leben nur noch eine Agenda bekannt ist, die Schleswiger von 1522, diese aber einen abweichenden Ritus enthält, so können vorliegende Bruchstücke nur von einer früheren Auflage der Schweriner Agende herrühren, die dann wohl wenig jünger sein dürfte, als das unter 1) hier aufgeführte Missale.

4) (Godschalci ab Ahlefeld) Rosarium sive Liber agendarum secundum ritum . . . ecclesie . . . Slesvicensis. (Parisiis 1512 in 4to), Rostochii 1522 in 4to.

Die hierüber Jahrb. IV, S. 56 gegebenen Nachrichten bedürfen einer näheren Untersuchung. Zuerst kann man als feststehend annehmen, daß keiner der Autoren, die dies Buch erwähnen, es gesehen hat. Die Pariser Ausgabe befand sich in der Bibliothek des Grafen Thott und jetzt in der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen. Dies Exemplar liegt der Beschreibung bei Panzer offenbar zu Grunde, während die sonstigen Nachrichten bei Mantzel und Dreyer auf Wide-

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kind, bei Widekind auf Dav. Element, Bibliotheque curieuse, tome I. Göttingen 1750, 4to, pag. 98 beruhen. Element gibt den Titel höchst wahrscheinlich nach Mollers Cimbria literata, Havniae 1744, Fol., tom. I, p. 15 und verweist auf die "Dänische Bibliothec", Copenhagen 1738 -47, 8vo) T. VI (1745), p. 3, und auf Johannes Vogt, Catalogus historico-criticus librorum rariorum. Hamburg, 1732, p. 16, worauf auch die Dänische Bibliothec zurückgeht. Vogt beruft sich auf briefliche Mittheilungen Noodts, der also bis auf Weiteres die letzte Quelle bleiben muß. Alle diese, mit einziger Ausnahme Mantzels, berichten, daß im Jahre 1512 eine Agende und ein Breviarium in 4to und 1513 ein Diurnale in 12mo für die Schleswiger Diöcese in Paris gedruckt worden seien und geben nur von der Agende den Neudruck 1522 in Rostock an, womit also die Jahrb. IV, S. 57 im Excurs über das Schleswiger Brevier von 1512 aufgeworfene Frage ihre Erledigung findet. So viel von der Pariser Ausgabe; was die Rostocker anbetrifft, so geht sie mit der Pariser durch alle eben genannten Schriften durch, also in letzter Linie auf Noodt und Moller zurück. Panzer führt noch Hennings, biblioth. libr. rar. p. 48 an, welches Buch mir leider nicht zur Hand ist. Moller sagt a. a. O.: deinde Rostochii A. 1522 in 4. (cujus Editionis exemplum in Biblioth. Kiloniensi superest) excusus. J. F. Noodt, der in Schleswig zu Hause war und 1725-27 in Kiel den Studien oblag, wird seine Kenntniß jedenfalls eben daher haben. Auf meine Anfrage in Kiel erhielt ich nun von Herrn Dr. Schwenke daselbst die freundliche Auskunft, daß die Angabe bei Moller wahrscheinlich irrthümlich sei. Die Bibliothek besitze zwar einen Druck der Schleswiger Agende, aber, wie es scheine, den Pariser. Titel und Ende des Index fehle dem Exemplare; von einer älteren Hand sei auf dem jetzigen ersten Blatte bemerkt: a. 1522 Rostochii recusum. Daß Moller noch Titel und Schluß vorgelegen hätten, scheine nach der Art des Einbandes nicht glaublich; ebenso wenig, daß ein anderes Exemplar dort existirt habe, abhanden gekommen und in die neuen Cataloge nicht mit aufgenommen sei. Die Typen des Buches seien durchaus verschieden von denen der Michaelis=Brüder, besonders mehr abgerundet, und unterliege es daher keinem Zweifel, daß es der Pariser Druck sei. So wäre uns denn, falls nicht das Buch von Hennings, Kiel 1766, andere Quellen beibringt, die Schleswiger Agende Rostochii 1522 unter den Händen verschwunden und auf die Notiz im Kieler Exemplar reducirt,

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ungefähr wie der Reineke Voß von demselben Jahr auf die im Froschmeuseler.

5)
    Buchtitel

Dies ist der Titel des Jahrb. IV S. 23, Wiechmann, Meklenburgs altniedersächsische Literatur 1. S. 143 besprochenen Buches, welches der Druckerei des Fraterhauses so verderblich wurde. Die Geschichte des Druckes ist a. a. O. ausführlich genug erzählt, es genüge daher, hier das Aeußere zu beschreiben, wozu in der Rostocker Universitäts=Bibliothek aufgefundene, zuerst in Petzholdt's Neuem Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft 1878 S. 315-319 besprochene Fragmente und die ebenda S. 379 von Herrn Bibliothekar Prof. Dr. Th. Schott nach einem Stuttgarter Exemplar dazu gegebenen Ergänzungen die Grundlage darbieten. Der Titel befindet sich in einem Holzschnitte, ein Portal darstellend, unter dessen Wölbung eine Tafel mit der Zahl 1530 hängt, während sich an den beiden Seitenpfeilern die Buchstaben P B in kleinen Schilden, unten heraldisch rechts ebenfalls ein P findet; am Fuße des Portals sieht man in einem Schildchen das auf ein Minimum reducirte Signet der Michaelis=Brüder, nur 4 mm groß, wie auch Dietz mitunter in seinen Zierleisten sein Zeichen in ähnlicher Vereinfachung, 8 mm. hoch, anwendet. Die Rückseite des Titels nimmt das von Panzer, Versuch einer Geschichte der römisch=catholischen deutschen Bibel=Uebersetzung, Nürnberg 1781, 4to., S. 53 beschriebene Epitaphium Emsers ein. Darauf folgt auf Blatt 2 die Vorrede, auf Blatt 4 das Privilegium Herzog Georgs von Sachsen vollständig und dann die "Wedder eynanderstreuinge Luthers Testamenten" auf acht Blättern. Hiernach folgt der Text bis Apostelgeschichte Cap. 25, von welchem noch 5 Zeilen vorhanden sind (letzte Zeile: der Paulum | vormaneden em | vnde bede v m mit Querstrich e gunst). Herr Professor Schott nimmt an, daß das Stuttgarter Exemplar am Schluß defect sei; falls nicht äußere Umstände diese Annahme aufdrängen, möchte sie wohl unrichtig sein. Die Zahl der Blätter (240) deutet darauf hin, daß der letzte Bogen vollständig ist; die vier übrigen Capitel würden einen neuen Bogen nicht mehr gefüllt haben, und

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Reimmann drückt sich keineswegs so bestimmt aus, daß man glauben müßte, sein Exemplar habe mit dem Ende der Apostelgeschichte geschlossen. Seine ganze Beschreibung besteht eigentlich nur in der ungenauen Titelangabe und der Bemerkung: haec editio cum Actis Apostolorum finitur. Bestärkt wird die Annahme, der Druck sei nie weiter als bis Blatt 240 gediehen, dadurch, daß dies Blatt auch unter den Rostocker Fragmenten das letzte ist. Das Format ist Octav, die Lettern in zwei Größen, für Text und Glosse. Die Zeit des Druckes scheint nicht, wie angenommen wird, 1530, sondern 1532 zu sein und erst durch das Einschreiten des Rathes gegen den Rector und den Drucker des Fraterhauses wird die Ausführung ihr Ende gefunden haben, so daß also die Jahreszahl auf dem Titel=Holzschnitt nur die Vollendung dieses bezeichnet. Das Stuttgarter Exemplar hat noch eine Eigenthümlichkeit, welche erkennen läßt, auf welche Weise dies eine der Vernichtung entgehen konnte; es trägt nämlich auf dem Titelblatt in rother Farbe die Inschrift: pro usu fratris Lauretij . . . . . . Das letzte Wort ist zwar unleserlich, dürfte aber wohl Fuchs gewesen sein, denn in der Urkunde Nr. XXIV, Jahrb. IV., S. 265 finden wir einen Laurentz Foss als frater der ghemeinen samelinge des gadeshuses tho Sanct Michael tho Rhostock. Was nun die Art der Uebertragung in das Niederdeutsche angeht, so ist dieselbe nicht eine bloße Uebersetzung des Emser'schen hochdeutschen Textes, sondern eine genaue Revision desselben nach der Vulgata und entfernt sich in Folge davon weiter von Emser, als dieser von Luther, so daß diese Ausgabe mit vollem Recht als eine ganz selbstständige Arbeit angesehen werden kann. Eine Probe findet sich in Petzholdt's "Neuem Anzeiger" für 1878, S. 318.

6) Unter den aus alten Einbänden ausgelösten Fragmenten befindet sich ein Doppelblatt in 4to aus einem niederdeutschen Drucke, den ich bisher vergeblich zu bestimmen bemüht war. * ) Die Lettern sind die des Tractatus de verbo


*) Von Herrn Prof. Bechstein in Rostock darauf aufmerksam gemacht, daß die Erzählung von Judas in seinen "Altdeutschen Märchen", 2te Auflage, Leipzig 1877, S. 180, enthalten sei und den von Pfeiffer in Frommann's "Deutsche Mundarten" Jahrg. 2, Nürnberg 1855, S. 291 aus einer niederrheinischen Handschrift des "Seelentrostes" mitgetheilten Stücken entstamme, bin ich geneigt, trotz mehrfacher Abweichung unseres Fragments von dem bei Frommann mitgetheilten Texte eine hier in Rostock gedruckte niederdeutsche Ausgabe des Seelentrost anzunehmen. Bisher (  ...  )
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rei ex doctore sancto (Jahrb. VI, S. 52) und des Nicolaus Ruß (Wiechmann I, S. 9), denen des Bernhardus Clarevallensis von 1481 sehr ähnlich, aber nur eine Idee kleiner und durch das Vorkommen von he auf einem Kegel leicht kenntlich. Den Inhalt bildet eine Legende von Judas Ischarioth. Der Vater des Judas hieß Ruben und wohnte zu Jerusalem; seine Frau hat einen bösen Traum in Bezug auf das erwartete Kind. Als dies ein Sohn ist, wie der Traum verkündet hatte, "dochten se beide in ere herte . dat se vnschuldich wolden sin d' schande v n mit Querstrich sude . de van d' vrucht mochte komen, v n mit Querstrich nemen ein schryn dat dicht vnde wol bewart was . dar leden se dat kint in v n mit Querstrich setten dat dar mede up dat water . v n mit Querstrich leten dat wech vleten . vnde dat sulue water vlot in dat meer." Ein Wind treibt das Schifflein an das Eiland Scarioth "dar he noch den name van krech . dat men ene hete iudas scarioth". Die kinderlose Königin des Landes findet das Knäblein am Gestade und beschließt, es als ihr eigenes zu erziehen. Als sie aber später selbst einen Sohn bekommt, zeigt sich der Unterschied der Geburt, "wente de rechte sone des koninghes was van bord weghen eddeler wen iudas . darumme was he ok doghentsammer . v n mit Querstrich was em ouerleghen in schonheit v n mit Querstrich in menigen dinghen . men judas was vul aller schalkheit v n mit Querstrich vndoghet." Als er nun eines Tages seinen vermeintlichen Bruder mishandelt, wird ihm seine Findlingschaft vorgeworfen. Erbost darüber, tödtet er den Sohn des Königs und flieht aus dem Lande nach Judäa, wo er sich in den Dienst des Pilatus begiebt, "vnde dende pylato so langhe dat he ene leff krech . vnde was e m mit Querstrich gantz gunstich . wente se weren mordere v n mit Querstrich schelke alle beyde." An den Hof des Pilatus stieß der Garten Rubens, worin schönes Obst war.

Hier bricht das Blatt ab. Neben den letzten Zeilen befindet sich ein 7,6 cm hoher, 6,1 cm breiter Holzschnitt, der in rohester Ausführung zeigt, was eine Hand des angehenden 16. Jahrhunderts erläutert: Judas de schot syne vade doth ynne appelgharde myt e stene.

7) Größere typologische Schwierigkeiten bietet eine andere fragmentarisch erhaltene Schrift: "Auctoritates ex Arestotile


(  ...  ) haben die Bibliographen außer drei hochdeutschen Drucken (s. l. & a; Augsburg 1478; ib. 1483, cfr. Hain 14581 -83) nur eine Cölner (Johan Coilhoff 1474, 4to) und eine Antwerpener (Govaert Bac 1500, 4to) Ausgabe ausgeführt. (Cfr. Graesse, Trésor etc. 6, 1.)
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et aliis qnibusdam philosophis succincte et exacte collectae" (Universitäts=Bibliothek zu Rostock, Eb 1097) dar. Diese besteht in ihrem jetzigen Zustande aus 60 Blättern kl. Folio in 8 Lagen, von denen die erste und letzte unvollständig sind. Im Anfang fehlt vielleicht mehr als nur einige Blätter; am Ende kann der Defect nur sehr unbedeutend sein. Der Inhalt besteht aus Sentenzen aus den Schriften des Aristoteles, Seneca, Boethius sammt ihren Commentatoren, nach den Werken geordnet, und beginnt:

     Omnes hoiees naturaliter scire desiderant
Sensus visus multas nobis rer. differentias demonstrat Solum hominvu genus arte et ratione vivit etc .

Die einzelnen Schriften sind durch Ueberschriften bezeichnet, z. B. Sequuntur anctoritates II libri methaphisice . . . . Commentator.

Unter den Commentatoren sind namentlich aufgeführt Albertus und Temistius. Die ganze Schrift macht den Eindruck eines zum Gebrauch bei Vorlesungen oder beim Unterricht in den Regentien bestimmten Leitfadens, der den Studirenden eine große Menge von Citaten für ihre Disputirübungen darbot, ohne daß sie nöthig hatten, den Aristoteles und die anderen Philosophen selbst mit der Feder in der Hand durchzustudiren. Bestätigt wird diese Vermuthung durch das wahrscheinlich nur unvollständig erhaltene Schlußwort. Es heißt darin:

Predictarum aut autoritatum suuccincte et exacte collectarnm finis adest, iuxta iam consuetam librorum philosophi ac aliorum quorundam translationem, quas non alphabetim prout pluribus quandoq  placuit colligere libuit, sed ordinate iuxta textus processum de libro in libru sine vlla expositione propter diuersam diuersoru inepta ac minus cogrnente erpositoem ne vicijs scptoru nuc tpis irremediabilibus seribatnr liber pro libro quota pro quota, si demu contigeret easde ex his impressis opera quorucunq  diligeti codesare. In laude et gl'am dei o m mit Querstrich ipotetis nuc et i euu, ac vtilitate quorulib  studiosoru qui has tenaci memoria ut ph'ie florigeru sataget ineorpora'e dicente Seneca epl'a cviij In eode prato bos herba pueril, canis lepore, ciconia lacertam siue serpentem valebunt igitur unicuiq  pro suo artis experimeto. (Ende des Buches, wie es jetzt vorliegt.) Blattzahlen, Signaturen und Custoden fehlen; die bei Hain, Rep. bibliogr. 1921 und 1925 aufgeführten ganz ähnlichen Drucke haben Signaturen, wenigstens theilweise Blattzahlen und nur 59 Blätter,
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sowie 36 Zeilen auf der Seite, während gegenwärtiges Exemplar 37 hat. Ueberdies scheinen beide Nummern nur verschiedene Beschreibungen desselben Druckes zu sein. Nach Hain 1921 würde am Schluß nichts fehlen. Was nun die Typen angeht, so ist die letzte Seite mit dem hier theilweise gegebenen Nachwort ganz zweifellos mit den Lettern des Bernhardus Clarevallensis, resp. den mittleren Lettern der Schweriner Agende von 1521 gedruckt, und stehe ich deshalb nicht an, das Buch für ein Erzeugniß der Druckerei der Michaelis=Brüder zu erklären, obgleich die vorhergehenden Blätter, wenn auch nicht im Charakter, so doch in der Form einzelner Buchstaben ungewöhnliche Erscheinungen zeigen. Der Satz erscheint schärfer, mit weniger abgenutzten Lettern hergestellt als der der letzten Seite, und außerdem finden sich in den mit Missaltypen (denen der Schweriner Agende ganz gleich) gedruckten Ueberschriften neben dem charakteristischen §=förmigen S auch noch ein S in der Form des in der mittleren Type gebräuchlichen und ebenso neben dem A der Schriftprobe I, 1 in Jahrb. IV noch ein zweites der mittleren Type entsprechendes.

Daß die Brüder vom gemeinsamen Leben ihre Lettern nicht selbst gegossen haben sollten, ist schwer anzunehmen; die chalcotypa fratrum officina ist keineswegs immer auf dem Standpunkte des fünfzehnten Jahrhunderts stehen geblieben, wenngleich sie sich erst ziemlich spät dem Beispiel der Dietzischen Druckerei anbequemte. Als die Michaelis=Brüder im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts sich der Titel=Holzschnitte, Randleisten und Initialen, die Dietz anwendete, ebenfalls zu bedienen anfingen, sorgten sie auch für neue Lettern, mit denen sie Oldendorp's tractatus de praescriptionibus und Emser's Neues Testament druckten. Diese unterscheiden sich ganz wesentlich von den Dietzischen, während sie, abgesehen von der Größe, mit wenigen Abweichungen der am häufigsten vorkommenden mittleren Missaltype vollkommen entsprechen. Den Anstoß zu diesen Neubeschaffungen hatte jedenfalls das Schweriner Brevier von 1529 gegeben.

II.

Drucke von Hermann Barckhusen.

1) Das 1839 vermißte Exemplar von Crantz's Spirantissimum Opusculum in Officium Misse (Jahrb. IV,

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S. 79) ist vorhanden. (Universitäts=Bibliothek zu Rostock, Fk 1111.)

2) Das Flugblatt, den ungenähten Rock Christi betreffend (Jahrb. IV, S. 90), führt Wiechmann Jahrb. XXII, S. 234 zwar in der Reihe mit auf, hat es aber merkwürdiger Weise nicht mit in seine niedersächsische Literatur Meklenburgs aufgenommen, trotzdem es ganz in niederdeutscher Sprache abgefaßt ist. (Vgl. S. 66.)

III.

Drucke von Nicolaus Marschalk.

1) Johannis Padi Camoenae. (Jahrb. IV, S. 117, XXII, S. 237.)

Dies Werkchen wird weiter unten bei den Dietzischen Drucken näher besprochen werden, es genüge daher, vorläufig nur zu bemerken, daß es nach dem vorliegenden Exemplare der Rostocker Universitäts=Bibliothek (Mk 1647) und nach Vergleichung mit dem Greifswalder Exemplar des einzigen bekannten deutschen Druckes Marschalks, des Ausztzog der Meckelburgischen Chronicken von 1522, aus der Reihe der ex aedibus Thuriis hervorgegangenen Werke zu streichen ist.

2) Sermones Magistri Cornelii de Snekis . . de serto Rosaceo . . quod rosarium beatae Mariae inscripsit etc. Rostock 1517. 4to.

Das nach Jahrb. IV, S. 119 im Jahre 1839 nicht mehr aufzufindende Exemplar ist vorhanden (Universitäts=Bibliothek zu Rostock, Fl 1255). Es ist complet und stimmt in seinen beiden Theilen ganz mit der Jahrb. XXII, S. 238, 18 und 239, 19 gegebenen Beschreibung, nur daß hier der Anweisung des Titels zufolge beide Nummern ein Werk bilden und Nr. 19 voransteht. Es wird dadurch Deecke's Vermuthung a. a. O., daß die neu hinzugekommenen Reden mit den früher erschienenen zusammengefügt worden sind, vollständig bestätigt. Dabei sind die Titelblätter von Nr. 18 und 19 in Wegfall gekommen und die ersten zwei Bogen mit dem Titel für das Ganze, sowie der Epistola dedicatoria, dem Registrum sermonum sequentium für beide Theile, der Epistola excusatoria und dem Prologus mit den Signaturen A und B neugedruckt und den beiden Einzelschriften vorgehängt worden. Das beweisen die Zählung der Blätter und

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die Signaturen, die auf dem dritten Bogen mit Fo. I und a neu beginnen. Es dürfte sich danach das Werk als eine der ältesten Titel=Auflagen manifestiren.

Die Rückseite des letzten ungezählten Blattes von Bogen B enthält einen Holzschnitt, welcher dem Jahrb. IV, S. 173; XXIII, S. 105, Nr. 3 beschriebenen ziemlich ähnlich ist, doch reicht das Jesuskind einem knieenden Mönche, über dessen Haupt ein Stern schwebt, einen Rosenkranz. Zu Füßen befindet sich ein agnus dei.

Ueber die Entstehung sagt der Verfasser im Prologus selbst: Hac consideratione permotus huius divae virginis qualiscunque servulus fridigus licet et indevotus nonnulla de hac fraternitate in diversis opusculis et quaternionibus dispersa in unum hoc opusculum quantum temporis angustia permisit, adunavi . . . . . et si quid otii interdum concedebatur, id quasi per furtum subripiens huic negotio impendi. Quo factum est ut revidendi tempus illorum quae collegeram negatum mihi sit . . . Ad aliena prata exiens varias et multiplices ex illis Rosas recollegi, ex quarum collectione libellus iste Rosarium beatissimae virginis Mariae non iniuste appellari poterit, qui duas continet partes, quarum quaelibet . XXV . continet sermones cum quinque sermonibus de oratione dominica, et sic resultabit Rosarium quod ex . 1 . salutationibus angelicis & . v . orationibus dominicis constat, ut tanto justius Rosarii nomen accipiat. Sed nec quempiam moveat si forte nonnulla exempla ante plures annos per diversos fide dignos conscripta huic opusculo adiecta invenerit, quae maiorem nonnunquam devotionem praestant et memoria tenaciori reservantur, quod propter illos dixerim qui omnia devotionis exercitia fantasias quasdam & aestimant & nominant, sanctorum miracula & exempla velut deliramenta contemnunt & nihil tanquam sanctum & verum admittunt quod dialectica demonstratione non deducitur . . . Non enim subtilium verborum (quorum magna est copia) sed operum bonorum remunerator est deus.

Der zweite Theil mit weiteren 25 Rosenkranzpredigten scheint nicht zu Stande gekommen zu sein. Nic. Gryse, der das Buch in seinem "Spegel des Antichristischen Pawestdoms", Rostock 1593, Bl. Rriii b citirt (cfr. Jahrb. XXI, S. 161), nennt es einfach mit dem Titel für beide Theile Rosarium Mariae, der doch sonst höchstens für den ersten gelten könnte, während sich die angeführten Worte im zweiten Theile l. c. finden. Es beruht

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daher auf einem Irrthum, wenn Wiechmann (Jahrb. XXII, S. 241), trotzdem er S. 239 den Titel des Buches: . . quod Rosarium beatae Mariae inscripsit - richtig mittheilt, aus der Möhlmann'schen Hinweisung auf Gryse einen Doppelgänger macht und diesen - wenn auch mit Vorbehalt - der Dietzischen Druckerei zuschreibt.

3) Von dem Commentariolus Annalium Herulorum sive Megapolensium befindet sich auch ein Exemplar auf der Universitätsbibliothek zu Rostock, angebunden an die Annales Herulorum. Ebenso ist

4) das Diemer'sche Exemplar der Deflorationes antiquitatum (Jahrb. VI, S. 129) jetzt dort aufbewahrt.

Jahrb. XXIII, S. 106 Anm. 1, erwähnt Wiechmann, daß in seinem Exemplar der Institutiones reipublicae militaris von 1515 das Druckerzeichen Marschalks colorirt sei und zwar so, daß das obere Feld schwarz, das untere gelb tingirt sei. * ) Wiechmann scheint auf diese Tingirung einiges Gewicht legen zu wollen, aber sicher ohne jeden weiteren Anhalt. In dem Greifswalder Exemplar der Institutiones sowohl wie der Annales ist das Druckerzeichen auch colorirt, beide Male so, daß das obere Feld weiß, das untere blau ist.

IV.

Drucke von Ludwig Dietz.

1) Die Rostocker Universitäts=Bibliothek besitzt zwei Exemplare von "Der sele rychtestych."

2) Die Jahrb. IV, S. 151 erwähnten Blätter des Schweriner Missals sind auffälliger Weise nur auf einer Seite bedruckt. Es wäre interessant, zu erfahren, ob die a. a. O. berührten weiteren Bruchstücke die gleiche Eigenthümlichkeit zeigen.


*) Es ist mir nicht ganz zweifellos, ob ich die betreffende Anmerkung auch richtig verstehe. Es heißt da, der quer getheilte Schild sei gespalten. Nach der gebräuchlichen heraldischen Terminologie kann das nur einen quadrirten Schild geben; da aber blos zwei Felder erwähnt sind, läßt sich die Vermuthung einer Ungenauigkeit im Ausdruck nicht abweisen.
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3) Ad nonnullos illustres Ro=
stochiane Achademie
viros paucule et
tumultuarie Jo
annis Hadi
camene.

So lautet der volle Titel des oft erwähnten, aber nie gesehenen Schriftchens, von welchem sich ein wohl unbedenklich als Unicum zu bezeichnendes Exemplar auf der Rostocker Universitäts=Bibliothek befindet (Mk 1647). Nur Schröder Papistisches Meklenburg II, 2234, hat von der Existenz des Druckes Kunde gehabt, doch sind die von ihm mitgetheilten Stücke von Fehlern entstellt, die oft mit den Lesarten Mantzels im Mekl. Gelehrten=Lexicon Stück VII übereinstimmen, sodaß es den Anschein hat, als habe er das Original nicht selbst bei der Hand gehabt, sondern nur den erwähnten Abdruck obenhin danach corrigirt und diese Collation seiner Arbeit zu Grunde gelegt. Das Buch selbst hat auf dem Titelblatt unter der Ueberschrift einen den übrigen Raum der Seite füllenden Holzschnitt, das Brustbild eines anscheinend docirenden unbärtigen Mannes in der damaligen Gelehrtentracht in einem Fensterbogen mit landschaftlichem Hintergrund. Die Rückseite ist leer; dann folgen noch 15 Blätter in 4to, deren letztes ebenfalls nur vorn bedruckt ist. Die Lettern des Textes sind die des Barckhusen'schen Donats von 1505, resp. der Navolghinge Jesu cristi von 1507. Zu dem Titel und den Ueberschriften der einzelnen Seiten und Gedichte ist eine nicht gerade sehr geschmackvoll verschnörkelte Missaltype verwendet, wie sie in damaliger Zeit sehr häufig zu diesem Zwecke gebraucht wurde (ganz ähnliche Lettern wendet auch Marschalk an, cfr. Jahrb. IV, Taf. III. 2), und wie sie ganz gleich in der Ordeninge der Misse 1540-45 vorkommt. Ihre eigenthümliche Gestalt ist die Ursache, weshalb der Verfasser gegen die Autorität der Matrikel, die deutlich Hadus zeigt, seit der Mantzelschen Publication 1732 unter dem Namen Padus aufgeführt wurde - zugleich ein Beweis, daß die Vorlage Mantzel's eine Copie des Druckes ist - weil P und H wirklich große Aehnlichkeit mit einander haben. Der Druck an sich ist sehr nachlässig, unsauber und ungleich, offenbar dem Titel entsprechend tumultuarie beschafft, vielleicht als Abschiedsgruß. Jedenfalls muß er aber L. Dietz beigelegt werden.

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Zu bemerken ist, daß der Zeitgenosse und College eins von seinen Gedichten zueignet Humanissimo viro Ramberto Hilszheimo, der Lesart der Matrikel gegenüber dem gebräuchlicheren Giltzheim entsprechend.

4) Dat nye schip van Narragonien. 1519.

Von diesem Buche liegt mir ein Exemplar vor, welches offenbar einer der ersten Abzüge ist. Abgesehen von einer gewissen Unsauberkeit des Druckes findet sich darin ein Fehler im Satze, der dann bemerkt und bei den späteren Abzügen verbessert worden ist. Auf Bogen C ist nämlich beim Widerdruck die erste und zweite Spalte mit der siebenten und achten vertauscht worden, sodaß nun die Seiten in ganz verkehrter Reihenfolge stehen: 9, 15 b 16, 10 b , . . . . 15, 9 b , 10, 16 b . Der Eigenthümer, Herr Dr. Fr. Latendorf in Schwerin, hat die ausgezeichnete Freundlichkeit gehabt, zu gestatten, daß das der Universitäts=Bibliothek zu Rostock gehörige Exemplar aus dem seinigen completirt werde. Ebenso sind die verdruckten Blätter in den Besitz der Universitäts=Bibliothek übergegangen.

5) Zu dem bei Wiechmann I, S. 79 erwähnten Glücksspiel ist zu bemerken, daß die Ziehung nicht, wie dort angegeben ist, am 16. Aug. 1524, sondern 1523 stattfand; denn da das Jahr mit dem 25. December begann, ist die Erlaubniß des Rathes vom 31. Dec. 1523 nach unserer Rechnung am 31. Dec. 1522 ertheilt. Die darauf folgende Nummer XL ist offenbar nur eine weitere Bekanntmachung und Anpreisung desselben Glückstopfes. (Nach einer freundlichen Notiz des Herrn Gymnasial=Director K. E. H. Krause in Rostock.)

6) Van der grwsame tyrannesche mißha | delinge, ßo koningk Cristiern des namens de ander van Den | nemarken, im Kyke (sic!) to Sweden beganghen.

Unter diesem Titel besitzt die Rostocker Universitäts=Bibliothek einen von den bei Wiechmann I, S. 85 und S. 86 Anm. beschriebenen Exemplaren abweichenden Dietzischen Druck, 4 Bl. in 4to ohne Blattzahl, Signatur und Custoden (aus der Wiechmann'schen Sammlung).

7) Etlike vthgetagen Artikel vth gemeiner Landeszordeninge des Hertochdoms in Pruszen. 1526.

Ein Exemplar dieses seltenen Buches ist im Besitz der Rostocker Universitäts=Bibliothek. (If 1287.)

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8) Eyne korte vormanynge vnde toherdinge aller cristl oe uygen mynschen etc. .

Jahrb. IV, S. 173, und XXII, S. 249, ist dies Blatt bei dem Jahre 1527 aufgeführt, aber ganz entschieden zu spät. Von den Dominikanern ausgehend, ist es sicher gleichzeitig mit dem Rosarium Mariae des Dominikaner=Priors Cornelius de Snekis, also 1517, erschienen als eine populäre Ergänzung zu den nur den Gelehrten zugänglichen lateinischen Predigten.

Merkwürdiger Weise hat Wiechmann dies Blatt ebenso wie den schon erwähnten heiligen Rock Christi später in seiner niedersächsischen Literatur weggelassen. (Vgl. S. 66.)

9) Etlike spro | ke dar jnne dat gan= | tze Christlyke leuent | geuatet ys, nutlik alle= | wege vor ogen tho heb | bende vnde tho be | trachtende. ║ Philippus Melachton ║ M. D. xxvii
Am Schluß: bedr ue cket dorch Ludwich Dietz | des 14. dages Februarij.

12 Bl. 8vo. Der Titel steht in einer Einfassung von doppelten Zierleisten mit dem Monogramm PB. Auf der Rückseite des Titels beginnt sofort der Text:

Van bote vnde fruchte des erschrecklyken torne Gades, vnde dem anfange Chrlstlykes (sic!) leuendes.

Bl. 4. Van dem gelouen.

Bl. 6. Vam Crutze v n mit Querstrich d ouinge des gelouens vnde gebedes.

Bl. 8. Van ouinge des gelouens jn orge (sic!) der neringe edder der gelyken tydtlykes anlyggendes.

Bl. 9 b . Van guden wercken gehorsam yegen de ae avericheyt, van leue des negesten, vnde van k ue sckheyt.

Bl. 11. Van dem Echten levende.

Die Rückseite von Blatt 12 ist leer. Das, soviel bekannt, noch nirgends beschriebene Buch befindet sich auf der Rostocker Universitäts=Bibliothek. (Fm 3591.)

10) Ordeninge der Misse. 1540-45.

Ein Exemplar auf der Universitäts=Bibliothek in Rostock. (Mk 6928.)

11) Reynke Voß. 1549.

Ein etwas defectes Exemplar ohne Register befindet sich im Besitz der Bibliothek der großen Stadtschule zu Rostock.

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Ein anderes ebenfalls nicht ganz vollständiges ist in diesem Jahre auf der Weigel'schen Bücherauction mit ca. 26 Mark bezahlt worden.

12) Kerckenordeninge. 1557.

Von Druck A besitzt die Universitäts=Bibliothek zu Rostock ein Exemplar (Kl. 104), von Druck B zwei (Mk 6929 5. und Mk 6933); von letzterem befindet sich auch ein Exemplar in der Bibliothek der großen Stadtschule.

Bei dieser Gelegenheit mag gleich eine nicht uninteressante, die Meklenburgischen Kirchenordnungen betreffende schriftliche Notiz Platz finden, welche von einer Hand des ausgehenden 17. oder angehenden 18. Jahrhunderts in der "Revidirten Kirchenordnung" (Lüneburg, 1650), im Besitz der großen Stadtschule zu Rostock eingezeichnet steht. Bei der von 1552 heißt es: "Ao. 1552. Die erste von Philippe Melanchthone schriftl. abgefaßte Meklenb. Kirchenordnung Herzog Johann Albrechts christl. Andenkens in Wittenberg gedruckt in Quarto." Zu der von 1557 ist zugesetzt: "Zu Rostock gedruckt und also die durch Phil. Melancht. abgefaßte revidiret." Dann werden noch die von 1602 und 1650 erwähnt, worauf folgt: "Adde die alte der Stadt Rostock Kirchenordnung Rostochii A. C 1540 in octavo et aliam.

A. C. 1515 ibi typis exscriptam per Ludwieg Diezen vid. Hederic. Chron. Suerinens."

13) Trostb ue chlin. 1557. (Wiechmann II, S. 25)

Hierzu gibt Herr Director Krause in Rostock folgende sehr werthvolle Notiz: "Die Verse: Thom Leser (a. a. O.) enthalten unfraglich ein Akrostichon: BALSER GWLE , und es kann darunter nur Balthasar (Baltzer) Gule (später auch Gaul geschrieben) verstanden werden, der vielleicht der "eyntfoldyge Christ" des Titels ist. Balthasar Gule, aus Wittstock gebürtig, Bürger zu Rostock, unterzeichnete am 11. Mai 1563 aus der "großen Bürgerschaft" mit die Formula concordiae zwischen den Herzogen und Rostock, wurde zu Rathe gekoren 1567 Petri cathedra, noch im selben Jahre 1567, 1. November, Bürgermeister, zeichnete als solcher die neue Formula concordiae vom 21. Sept. 1573 und die von 1577, † 1582, 28. November. (Meist nach handschriftlichen Quellen, cfr. die Lifte der Rathsherren in Ungnaden Amoenitates)."

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14) Zum Jahre 1557 dürfte noch hinzuzufügen sein: Van den K oe sten | vnde Gastebaden dar= | mede de Sabbat vorun= | hillget werdt. D. Johan | Bugenhagen vnde | etliker anderer | meyninge. ║ Esaie 58. ║ So du nicht deist wat dy geuolt an mynem hilligen dage | So werdt yd eyn | lustiger Sabbath heten | den Heren tho hilligende vnd tho prisende.║ M. D. LVII.

20 Bl. 8vo. Bl. 19 b und 20 leer.

In der Zuschrift an die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich nennt sich Johann Freder als Herausgeber dieser Auszüge aus den Schriften Bugenhagens, Luthers, Melanchthons, Brenz's, Veit Dietrichs. Der letzte Abschnitt Bl. 16 b: Wedderlegginge etliker inrede der de de Sondages kosten als recht vordegedingen ist jedenfalls von Freder selbst. Ein Drucker oder Druckort ist nicht genannt; die Lettern sind die der Verordnung der Herzöge Heinrich und Johann Albrecht vom 15. August 1549, die herumstreichenden Landsknechte etc. . betreffend (Wiechmann I, S. 217).

Rostock, Universitäts=Bibliothek. Fm 3971.

15) Van dem gelouen des | Mörders am Cr ue tze. Vnd dat he vns thom vorbilde ge | settet ys, de b oe te beth jnn den ende des l ee = |uendes nicht to vort oe geren: sundern | dat wy vns bekeren scholen, so | balde wy des HEREN | stemmen h oe ren. Thon Heb: 4 Capit. | So latet vns nu fr ue chten, dat wy de tho= | sage, jnthokamende tho syner rowe ni= | cht vors ue en, vnnde vnser nemat na blyue tc. ║ Gedr ue ckt tho Rostock by | Ludowich Dietz. D. M. LXVII.

9 Bl. 8vo.

Dies Schriftchen, der Stadtbibliothek zu Hamburg gehörig, ist zuerst von Walther im Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, Jahrgang 1877, S. 183, angeführt. Schon in der Besprechung des erwähnten Bandes des Jahrbuchs in Nr. 183 der Rostocker Zeitung vom 8. August 1879 ist darauf hingewiesen, daß die Jahreszahl entweder einen Irrthum oder einen Druckfehler enthalten müsse. Da Dietz bereits am 1. September 1559 starb und seine Firma spätestens im nächsten Jahre erlosch, * ) kann die Zahl 1567, wie sie auf dem diplomatisch getreu von Walther wiedergegebenen Titel steht, unmöglich richtig sein; man muß also annehmen, daß durch Versehen des Setzers das L vor das X gerathen sei, gerade wie das D vor das M, daß


*) cfr. Wiechmann 2, S. 40, Anm. 1.
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also zu lesen sei M. D. XL VII. Dazu stimmen auch die Lettern aufs genaueste; es sind die der Ordeninae der Misse von 1540-45, während die Dietzischen Drucke aus den späteren Jahren andere, neue Typen zeigen. Die Rückseite des Titels ist leer; auf dem nächsten Blatt beginnt sogleich ohne Vorrede etc . der Text. Erst auf dem dritten Blatte erscheint eine Signatur, Aiij worauf Aiiij, Bo, Bvi folgen. Die drei letzten Blätter sind wieder ohne Signaturen. Custoden befinden sich auf jeder Seite; Blattzahlen fehlen.

16) Wenngleich nicht ganz zur Sache gehörig, sei hier noch ein Schriftchen erwähnt, welches das Schicksal der meisten Schulbücher getheilt zu haben und sehr bald gänzlich verbraucht zu sein scheint. Es ist dies Joh. Freder's d. J. Libellus propueris syllabas connectere incipientibus in schola Gustroviensi. Anno 1571, von dem Fragmente aus dem Einbande eines nicht mehr näher zu bezeichnenden Buches, welches bereits 1580 gebunden wurde, losgelöst worden sind. Leider sind diese Bruchstücke (10 Octavblätter) zu geringfügig, um mehr erkennen zu lassen, als daß das Werkchen eine lateinische Formenlehre und für ein Schulbuch splendid ausgestattet ist. Den Titel ziert ein Holzschnitt, Jakob mit dem Engel ringend, in reicher Medaillonumrahmung (nach Wiechmann 2, S. 104 das Zeichen des Jacob Lucius in Rostock) und alle Seiten sind mit Zierleisten umgeben, von denen kaum eine der anderen gleicht. Dreimal zeigen sich in diesen Leisten zwei in Rankenwerk ruhende Männer, von denen der (heraldisch) rechts liegende einen Schild mit einem links hinschauenden Löwen, der links liegende einen mit einem ungekrönten Adler hält. Als bisher unbekannte Schrift Freder's und als das älteste speciell Güstrower Schulbuch verdient das Büchlein gewiß einige Beachtung.


Nachtrag zu S. 58, Nr. 2. und S. 63, Nr. 8. Während obiges bereits im Druck war, hatte Herr Dr. Wiechmann die Freundlichkeit, mitzutheilen, daß von seinem Buche über Meklenburgs altniedersächsische Literatur der dritte Theil, welcher außer dem Schluß der datirten auch die undatirten Drucke enthält (zu denen die erwähnten Schriften gehören), demnächst erscheinen wird.

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