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IX.

Beiträge

zur

Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg.

Von

Dr. Ad. Hofmeister ,

Custos der Universitäts=Bibliothek in Rostock.


A ls im vierten Bande dieser Jahrbücher die erste systematische, auf urkundliche Forschung und Autopsie gegründete Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg erschienen und dadurch auch in weiteren Kreisen die Aufmerksamkeit auf dies Feld gelenkt worden war, verging kaum ein Jahr, in welchem nicht von den verschiedensten Seiten her mehr oder weniger werthvolle, immer aber willkommene Beiträge dazu eingesendet worden wären, so daß Dr. Wiechmann im zweiundzwanzigsten Bande eine neue Zusammenstellung alles bisher ermittelten Materials veröffentlichen konnte, die bereits 39 Nummern mehr enthielt, als die erste. Von der Zeit jedoch und von dem Erscheinen des verdienstvollen Wiechmann'schen Werkes über Meklenburgs altniedersächsische Literatur an hören anderweitige Beiträge gänzlich auf, sei es, daß der Eifer für diesen Theil der heimathlichen Specialgeschichte erkaltet war, sei es, daß man glaubte, nach dreißigjähriger, emsiger Durchforschung dieses Gebietes doch nichts Erhebliches mehr finden zu können. Daß wenigstens das letztere ungerechtfertigt war und gewiß noch manches werthvolle Stück seines Entdeckers harrt, soll durch nachfolgende

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Zeilen bewiesen werden, die zum größten Theil nur eine Nachlese auf dem wohl am meisten durchsuchten Gebiete, der Universitäts=Bibliothek zu Rostock, enthalten. Der leichteren Vergleichung halber mag bis zum Jahre 1540 die Reihenfolge, wie sie von Wiechmann, Jahrb. XXII, S. 225 ff., aufgestellt worden ist, beibehalten werden, während sie sich von da ab an Wiechmanns "Meklenburgs altniedersächsische Literatur" anschließt. Da auch Notizen über den Aufbewahrungsort einzelner Bücher, die in den bisherigen Nachrichten fehlen, hier ihre Stelle finden sollen, so wird es nöthig sein, die bisher nicht allgemein bekannten Thatsachen zu wiederholen, daß seit 1842 die Marienbibliothek ganz und seit 1869 die Wiechmannsche Sammlung zum größten Theil der Universitäts=Bibliothek zu Rostock einverleibt sind, also in diesen Fällen ein besonderer Nachweis nicht gegeben ist.

I.

Drucke der Michaelis=Brüder.

1) Missale. (Jahrb. XXII. S. 227, 6.)

Das von Mohnike Jahrb. V, S. 184 ff. nach einem Stralsunder Exemplar beschriebene Missale ist identisch mit dem von Lisch, Jahrb. IV, S. 51, 7, nach Fragmenten der Rostocker Universitäts=Bibliothek aufgeführten. Die Ausgabe muß in Pergament= und Papierabzügen erschienen sein. Das Stralsunder, sowie ein im Besitz der Universitäts=Bibliothek zu Rostock befindliches etwas defectes Exemplar sind auf Papier gedruckt, nur der Meßcanon, als der am meisten benutzte Theil, auf Pergament, während die Fragmente, das Schweriner sowohl als die beiden Rostocker (das nach Fol. 93 eingeschobene Halbblatt, sowie Fol. cv und cvi), aus Pergament=Exemplaren stammen. Offenbar hat die vielseitige Verwendbarkeit des Stoffes zu Buchbinderarbeiten diesen den Untergang gebracht, während die minderwerthigen Papierabdrücke hier wie in Stralsund unbeachtet in einer Ecke liegen blieben. Es fallen also Jahrb. XXII, S. 227, 6 und 228, 13 in eins zusammen.

2) Der Confraternitäts=Brief von 1500 (Jahrb. XXII, S. 228, 16),

ist in zwei noch zusammenhängenden Exemplaren auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock, möglicherweise auch aus Lübeck stammend (cfr. Jahrb. IV., S. 53. 10).

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3) Agenda secundum ritum eccll'ie Swerine n mit Querstrich correcta, Rostochii 1521. (Jahrb. IV, S. 54, 12. XXII, S. 229, 19.)

Dieses Buch hätte man eigentlich auch unter der niedersächsischen Literatur aufgeführt erwarten sollen, denn es enthält nicht wenig niederdeutsche Stellen, so Fol. 22 die Trauungsformel, Fol. 25 Glauben und Beichte, Fol. 98 b das Gebet des Herrn, das Ave ("Wes gegrotet maria vul gnaden: de here is myt dy. 2, Du bist gebenediet manck den frowesnamen. 3, Unde gebenedyet is de frucht dynes lives iesus christus Amen"), der Glaube, der Dekalog und die Beichte.

Läßt schon der Zusatz correcta auf eine frühere, nicht weiter bekannte Auflage schließen, so wird dieser Schluß bestätigt durch die Auffindung mehrerer Fragmente eines Pergamentdruckes im Einbande des Opus questionum divi Augustini, Lugduni 1497, die sich sofort als Druck der Michaelis=Brüder und zwar als Stücke einer Agende zu erkennen geben. Sie haben genau dasselbe Format wie die Agende von 1521, aber noch keine Blattzahlen, sondern nur Signaturen (aiii), sind ausschließlich mit der größeren Type gedruckt und stimmen mit geringen Abweichungen mit den entsprechenden Stellen (Fol. VI sqq.) der ed. correcta von 1521 überein. Da aus der Officin der Brüder vom gemeinsamen Leben nur noch eine Agenda bekannt ist, die Schleswiger von 1522, diese aber einen abweichenden Ritus enthält, so können vorliegende Bruchstücke nur von einer früheren Auflage der Schweriner Agende herrühren, die dann wohl wenig jünger sein dürfte, als das unter 1) hier aufgeführte Missale.

4) (Godschalci ab Ahlefeld) Rosarium sive Liber agendarum secundum ritum . . . ecclesie . . . Slesvicensis. (Parisiis 1512 in 4to), Rostochii 1522 in 4to.

Die hierüber Jahrb. IV, S. 56 gegebenen Nachrichten bedürfen einer näheren Untersuchung. Zuerst kann man als feststehend annehmen, daß keiner der Autoren, die dies Buch erwähnen, es gesehen hat. Die Pariser Ausgabe befand sich in der Bibliothek des Grafen Thott und jetzt in der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen. Dies Exemplar liegt der Beschreibung bei Panzer offenbar zu Grunde, während die sonstigen Nachrichten bei Mantzel und Dreyer auf Wide-

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kind, bei Widekind auf Dav. Element, Bibliotheque curieuse, tome I. Göttingen 1750, 4to, pag. 98 beruhen. Element gibt den Titel höchst wahrscheinlich nach Mollers Cimbria literata, Havniae 1744, Fol., tom. I, p. 15 und verweist auf die "Dänische Bibliothec", Copenhagen 1738 -47, 8vo) T. VI (1745), p. 3, und auf Johannes Vogt, Catalogus historico-criticus librorum rariorum. Hamburg, 1732, p. 16, worauf auch die Dänische Bibliothec zurückgeht. Vogt beruft sich auf briefliche Mittheilungen Noodts, der also bis auf Weiteres die letzte Quelle bleiben muß. Alle diese, mit einziger Ausnahme Mantzels, berichten, daß im Jahre 1512 eine Agende und ein Breviarium in 4to und 1513 ein Diurnale in 12mo für die Schleswiger Diöcese in Paris gedruckt worden seien und geben nur von der Agende den Neudruck 1522 in Rostock an, womit also die Jahrb. IV, S. 57 im Excurs über das Schleswiger Brevier von 1512 aufgeworfene Frage ihre Erledigung findet. So viel von der Pariser Ausgabe; was die Rostocker anbetrifft, so geht sie mit der Pariser durch alle eben genannten Schriften durch, also in letzter Linie auf Noodt und Moller zurück. Panzer führt noch Hennings, biblioth. libr. rar. p. 48 an, welches Buch mir leider nicht zur Hand ist. Moller sagt a. a. O.: deinde Rostochii A. 1522 in 4. (cujus Editionis exemplum in Biblioth. Kiloniensi superest) excusus. J. F. Noodt, der in Schleswig zu Hause war und 1725-27 in Kiel den Studien oblag, wird seine Kenntniß jedenfalls eben daher haben. Auf meine Anfrage in Kiel erhielt ich nun von Herrn Dr. Schwenke daselbst die freundliche Auskunft, daß die Angabe bei Moller wahrscheinlich irrthümlich sei. Die Bibliothek besitze zwar einen Druck der Schleswiger Agende, aber, wie es scheine, den Pariser. Titel und Ende des Index fehle dem Exemplare; von einer älteren Hand sei auf dem jetzigen ersten Blatte bemerkt: a. 1522 Rostochii recusum. Daß Moller noch Titel und Schluß vorgelegen hätten, scheine nach der Art des Einbandes nicht glaublich; ebenso wenig, daß ein anderes Exemplar dort existirt habe, abhanden gekommen und in die neuen Cataloge nicht mit aufgenommen sei. Die Typen des Buches seien durchaus verschieden von denen der Michaelis=Brüder, besonders mehr abgerundet, und unterliege es daher keinem Zweifel, daß es der Pariser Druck sei. So wäre uns denn, falls nicht das Buch von Hennings, Kiel 1766, andere Quellen beibringt, die Schleswiger Agende Rostochii 1522 unter den Händen verschwunden und auf die Notiz im Kieler Exemplar reducirt,

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ungefähr wie der Reineke Voß von demselben Jahr auf die im Froschmeuseler.

5)
    Buchtitel

Dies ist der Titel des Jahrb. IV S. 23, Wiechmann, Meklenburgs altniedersächsische Literatur 1. S. 143 besprochenen Buches, welches der Druckerei des Fraterhauses so verderblich wurde. Die Geschichte des Druckes ist a. a. O. ausführlich genug erzählt, es genüge daher, hier das Aeußere zu beschreiben, wozu in der Rostocker Universitäts=Bibliothek aufgefundene, zuerst in Petzholdt's Neuem Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft 1878 S. 315-319 besprochene Fragmente und die ebenda S. 379 von Herrn Bibliothekar Prof. Dr. Th. Schott nach einem Stuttgarter Exemplar dazu gegebenen Ergänzungen die Grundlage darbieten. Der Titel befindet sich in einem Holzschnitte, ein Portal darstellend, unter dessen Wölbung eine Tafel mit der Zahl 1530 hängt, während sich an den beiden Seitenpfeilern die Buchstaben P B in kleinen Schilden, unten heraldisch rechts ebenfalls ein P findet; am Fuße des Portals sieht man in einem Schildchen das auf ein Minimum reducirte Signet der Michaelis=Brüder, nur 4 mm groß, wie auch Dietz mitunter in seinen Zierleisten sein Zeichen in ähnlicher Vereinfachung, 8 mm. hoch, anwendet. Die Rückseite des Titels nimmt das von Panzer, Versuch einer Geschichte der römisch=catholischen deutschen Bibel=Uebersetzung, Nürnberg 1781, 4to., S. 53 beschriebene Epitaphium Emsers ein. Darauf folgt auf Blatt 2 die Vorrede, auf Blatt 4 das Privilegium Herzog Georgs von Sachsen vollständig und dann die "Wedder eynanderstreuinge Luthers Testamenten" auf acht Blättern. Hiernach folgt der Text bis Apostelgeschichte Cap. 25, von welchem noch 5 Zeilen vorhanden sind (letzte Zeile: der Paulum | vormaneden em | vnde bede v m mit Querstrich e gunst). Herr Professor Schott nimmt an, daß das Stuttgarter Exemplar am Schluß defect sei; falls nicht äußere Umstände diese Annahme aufdrängen, möchte sie wohl unrichtig sein. Die Zahl der Blätter (240) deutet darauf hin, daß der letzte Bogen vollständig ist; die vier übrigen Capitel würden einen neuen Bogen nicht mehr gefüllt haben, und

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Reimmann drückt sich keineswegs so bestimmt aus, daß man glauben müßte, sein Exemplar habe mit dem Ende der Apostelgeschichte geschlossen. Seine ganze Beschreibung besteht eigentlich nur in der ungenauen Titelangabe und der Bemerkung: haec editio cum Actis Apostolorum finitur. Bestärkt wird die Annahme, der Druck sei nie weiter als bis Blatt 240 gediehen, dadurch, daß dies Blatt auch unter den Rostocker Fragmenten das letzte ist. Das Format ist Octav, die Lettern in zwei Größen, für Text und Glosse. Die Zeit des Druckes scheint nicht, wie angenommen wird, 1530, sondern 1532 zu sein und erst durch das Einschreiten des Rathes gegen den Rector und den Drucker des Fraterhauses wird die Ausführung ihr Ende gefunden haben, so daß also die Jahreszahl auf dem Titel=Holzschnitt nur die Vollendung dieses bezeichnet. Das Stuttgarter Exemplar hat noch eine Eigenthümlichkeit, welche erkennen läßt, auf welche Weise dies eine der Vernichtung entgehen konnte; es trägt nämlich auf dem Titelblatt in rother Farbe die Inschrift: pro usu fratris Lauretij . . . . . . Das letzte Wort ist zwar unleserlich, dürfte aber wohl Fuchs gewesen sein, denn in der Urkunde Nr. XXIV, Jahrb. IV., S. 265 finden wir einen Laurentz Foss als frater der ghemeinen samelinge des gadeshuses tho Sanct Michael tho Rhostock. Was nun die Art der Uebertragung in das Niederdeutsche angeht, so ist dieselbe nicht eine bloße Uebersetzung des Emser'schen hochdeutschen Textes, sondern eine genaue Revision desselben nach der Vulgata und entfernt sich in Folge davon weiter von Emser, als dieser von Luther, so daß diese Ausgabe mit vollem Recht als eine ganz selbstständige Arbeit angesehen werden kann. Eine Probe findet sich in Petzholdt's "Neuem Anzeiger" für 1878, S. 318.

6) Unter den aus alten Einbänden ausgelösten Fragmenten befindet sich ein Doppelblatt in 4to aus einem niederdeutschen Drucke, den ich bisher vergeblich zu bestimmen bemüht war. * ) Die Lettern sind die des Tractatus de verbo


*) Von Herrn Prof. Bechstein in Rostock darauf aufmerksam gemacht, daß die Erzählung von Judas in seinen "Altdeutschen Märchen", 2te Auflage, Leipzig 1877, S. 180, enthalten sei und den von Pfeiffer in Frommann's "Deutsche Mundarten" Jahrg. 2, Nürnberg 1855, S. 291 aus einer niederrheinischen Handschrift des "Seelentrostes" mitgetheilten Stücken entstamme, bin ich geneigt, trotz mehrfacher Abweichung unseres Fragments von dem bei Frommann mitgetheilten Texte eine hier in Rostock gedruckte niederdeutsche Ausgabe des Seelentrost anzunehmen. Bisher (  ...  )
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rei ex doctore sancto (Jahrb. VI, S. 52) und des Nicolaus Ruß (Wiechmann I, S. 9), denen des Bernhardus Clarevallensis von 1481 sehr ähnlich, aber nur eine Idee kleiner und durch das Vorkommen von he auf einem Kegel leicht kenntlich. Den Inhalt bildet eine Legende von Judas Ischarioth. Der Vater des Judas hieß Ruben und wohnte zu Jerusalem; seine Frau hat einen bösen Traum in Bezug auf das erwartete Kind. Als dies ein Sohn ist, wie der Traum verkündet hatte, "dochten se beide in ere herte . dat se vnschuldich wolden sin d' schande v n mit Querstrich sude . de van d' vrucht mochte komen, v n mit Querstrich nemen ein schryn dat dicht vnde wol bewart was . dar leden se dat kint in v n mit Querstrich setten dat dar mede up dat water . v n mit Querstrich leten dat wech vleten . vnde dat sulue water vlot in dat meer." Ein Wind treibt das Schifflein an das Eiland Scarioth "dar he noch den name van krech . dat men ene hete iudas scarioth". Die kinderlose Königin des Landes findet das Knäblein am Gestade und beschließt, es als ihr eigenes zu erziehen. Als sie aber später selbst einen Sohn bekommt, zeigt sich der Unterschied der Geburt, "wente de rechte sone des koninghes was van bord weghen eddeler wen iudas . darumme was he ok doghentsammer . v n mit Querstrich was em ouerleghen in schonheit v n mit Querstrich in menigen dinghen . men judas was vul aller schalkheit v n mit Querstrich vndoghet." Als er nun eines Tages seinen vermeintlichen Bruder mishandelt, wird ihm seine Findlingschaft vorgeworfen. Erbost darüber, tödtet er den Sohn des Königs und flieht aus dem Lande nach Judäa, wo er sich in den Dienst des Pilatus begiebt, "vnde dende pylato so langhe dat he ene leff krech . vnde was e m mit Querstrich gantz gunstich . wente se weren mordere v n mit Querstrich schelke alle beyde." An den Hof des Pilatus stieß der Garten Rubens, worin schönes Obst war.

Hier bricht das Blatt ab. Neben den letzten Zeilen befindet sich ein 7,6 cm hoher, 6,1 cm breiter Holzschnitt, der in rohester Ausführung zeigt, was eine Hand des angehenden 16. Jahrhunderts erläutert: Judas de schot syne vade doth ynne appelgharde myt e stene.

7) Größere typologische Schwierigkeiten bietet eine andere fragmentarisch erhaltene Schrift: "Auctoritates ex Arestotile


(  ...  ) haben die Bibliographen außer drei hochdeutschen Drucken (s. l. & a; Augsburg 1478; ib. 1483, cfr. Hain 14581 -83) nur eine Cölner (Johan Coilhoff 1474, 4to) und eine Antwerpener (Govaert Bac 1500, 4to) Ausgabe ausgeführt. (Cfr. Graesse, Trésor etc. 6, 1.)
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et aliis qnibusdam philosophis succincte et exacte collectae" (Universitäts=Bibliothek zu Rostock, Eb 1097) dar. Diese besteht in ihrem jetzigen Zustande aus 60 Blättern kl. Folio in 8 Lagen, von denen die erste und letzte unvollständig sind. Im Anfang fehlt vielleicht mehr als nur einige Blätter; am Ende kann der Defect nur sehr unbedeutend sein. Der Inhalt besteht aus Sentenzen aus den Schriften des Aristoteles, Seneca, Boethius sammt ihren Commentatoren, nach den Werken geordnet, und beginnt:

     Omnes hoiees naturaliter scire desiderant
Sensus visus multas nobis rer. differentias demonstrat Solum hominvu genus arte et ratione vivit etc .

Die einzelnen Schriften sind durch Ueberschriften bezeichnet, z. B. Sequuntur anctoritates II libri methaphisice . . . . Commentator.

Unter den Commentatoren sind namentlich aufgeführt Albertus und Temistius. Die ganze Schrift macht den Eindruck eines zum Gebrauch bei Vorlesungen oder beim Unterricht in den Regentien bestimmten Leitfadens, der den Studirenden eine große Menge von Citaten für ihre Disputirübungen darbot, ohne daß sie nöthig hatten, den Aristoteles und die anderen Philosophen selbst mit der Feder in der Hand durchzustudiren. Bestätigt wird diese Vermuthung durch das wahrscheinlich nur unvollständig erhaltene Schlußwort. Es heißt darin:

Predictarum aut autoritatum suuccincte et exacte collectarnm finis adest, iuxta iam consuetam librorum philosophi ac aliorum quorundam translationem, quas non alphabetim prout pluribus quandoq  placuit colligere libuit, sed ordinate iuxta textus processum de libro in libru sine vlla expositione propter diuersam diuersoru inepta ac minus cogrnente erpositoem ne vicijs scptoru nuc tpis irremediabilibus seribatnr liber pro libro quota pro quota, si demu contigeret easde ex his impressis opera quorucunq  diligeti codesare. In laude et gl'am dei o m mit Querstrich ipotetis nuc et i euu, ac vtilitate quorulib  studiosoru qui has tenaci memoria ut ph'ie florigeru sataget ineorpora'e dicente Seneca epl'a cviij In eode prato bos herba pueril, canis lepore, ciconia lacertam siue serpentem valebunt igitur unicuiq  pro suo artis experimeto. (Ende des Buches, wie es jetzt vorliegt.) Blattzahlen, Signaturen und Custoden fehlen; die bei Hain, Rep. bibliogr. 1921 und 1925 aufgeführten ganz ähnlichen Drucke haben Signaturen, wenigstens theilweise Blattzahlen und nur 59 Blätter,
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sowie 36 Zeilen auf der Seite, während gegenwärtiges Exemplar 37 hat. Ueberdies scheinen beide Nummern nur verschiedene Beschreibungen desselben Druckes zu sein. Nach Hain 1921 würde am Schluß nichts fehlen. Was nun die Typen angeht, so ist die letzte Seite mit dem hier theilweise gegebenen Nachwort ganz zweifellos mit den Lettern des Bernhardus Clarevallensis, resp. den mittleren Lettern der Schweriner Agende von 1521 gedruckt, und stehe ich deshalb nicht an, das Buch für ein Erzeugniß der Druckerei der Michaelis=Brüder zu erklären, obgleich die vorhergehenden Blätter, wenn auch nicht im Charakter, so doch in der Form einzelner Buchstaben ungewöhnliche Erscheinungen zeigen. Der Satz erscheint schärfer, mit weniger abgenutzten Lettern hergestellt als der der letzten Seite, und außerdem finden sich in den mit Missaltypen (denen der Schweriner Agende ganz gleich) gedruckten Ueberschriften neben dem charakteristischen §=förmigen S auch noch ein S in der Form des in der mittleren Type gebräuchlichen und ebenso neben dem A der Schriftprobe I, 1 in Jahrb. IV noch ein zweites der mittleren Type entsprechendes.

Daß die Brüder vom gemeinsamen Leben ihre Lettern nicht selbst gegossen haben sollten, ist schwer anzunehmen; die chalcotypa fratrum officina ist keineswegs immer auf dem Standpunkte des fünfzehnten Jahrhunderts stehen geblieben, wenngleich sie sich erst ziemlich spät dem Beispiel der Dietzischen Druckerei anbequemte. Als die Michaelis=Brüder im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts sich der Titel=Holzschnitte, Randleisten und Initialen, die Dietz anwendete, ebenfalls zu bedienen anfingen, sorgten sie auch für neue Lettern, mit denen sie Oldendorp's tractatus de praescriptionibus und Emser's Neues Testament druckten. Diese unterscheiden sich ganz wesentlich von den Dietzischen, während sie, abgesehen von der Größe, mit wenigen Abweichungen der am häufigsten vorkommenden mittleren Missaltype vollkommen entsprechen. Den Anstoß zu diesen Neubeschaffungen hatte jedenfalls das Schweriner Brevier von 1529 gegeben.

II.

Drucke von Hermann Barckhusen.

1) Das 1839 vermißte Exemplar von Crantz's Spirantissimum Opusculum in Officium Misse (Jahrb. IV,

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S. 79) ist vorhanden. (Universitäts=Bibliothek zu Rostock, Fk 1111.)

2) Das Flugblatt, den ungenähten Rock Christi betreffend (Jahrb. IV, S. 90), führt Wiechmann Jahrb. XXII, S. 234 zwar in der Reihe mit auf, hat es aber merkwürdiger Weise nicht mit in seine niedersächsische Literatur Meklenburgs aufgenommen, trotzdem es ganz in niederdeutscher Sprache abgefaßt ist. (Vgl. S. 66.)

III.

Drucke von Nicolaus Marschalk.

1) Johannis Padi Camoenae. (Jahrb. IV, S. 117, XXII, S. 237.)

Dies Werkchen wird weiter unten bei den Dietzischen Drucken näher besprochen werden, es genüge daher, vorläufig nur zu bemerken, daß es nach dem vorliegenden Exemplare der Rostocker Universitäts=Bibliothek (Mk 1647) und nach Vergleichung mit dem Greifswalder Exemplar des einzigen bekannten deutschen Druckes Marschalks, des Ausztzog der Meckelburgischen Chronicken von 1522, aus der Reihe der ex aedibus Thuriis hervorgegangenen Werke zu streichen ist.

2) Sermones Magistri Cornelii de Snekis . . de serto Rosaceo . . quod rosarium beatae Mariae inscripsit etc. Rostock 1517. 4to.

Das nach Jahrb. IV, S. 119 im Jahre 1839 nicht mehr aufzufindende Exemplar ist vorhanden (Universitäts=Bibliothek zu Rostock, Fl 1255). Es ist complet und stimmt in seinen beiden Theilen ganz mit der Jahrb. XXII, S. 238, 18 und 239, 19 gegebenen Beschreibung, nur daß hier der Anweisung des Titels zufolge beide Nummern ein Werk bilden und Nr. 19 voransteht. Es wird dadurch Deecke's Vermuthung a. a. O., daß die neu hinzugekommenen Reden mit den früher erschienenen zusammengefügt worden sind, vollständig bestätigt. Dabei sind die Titelblätter von Nr. 18 und 19 in Wegfall gekommen und die ersten zwei Bogen mit dem Titel für das Ganze, sowie der Epistola dedicatoria, dem Registrum sermonum sequentium für beide Theile, der Epistola excusatoria und dem Prologus mit den Signaturen A und B neugedruckt und den beiden Einzelschriften vorgehängt worden. Das beweisen die Zählung der Blätter und

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die Signaturen, die auf dem dritten Bogen mit Fo. I und a neu beginnen. Es dürfte sich danach das Werk als eine der ältesten Titel=Auflagen manifestiren.

Die Rückseite des letzten ungezählten Blattes von Bogen B enthält einen Holzschnitt, welcher dem Jahrb. IV, S. 173; XXIII, S. 105, Nr. 3 beschriebenen ziemlich ähnlich ist, doch reicht das Jesuskind einem knieenden Mönche, über dessen Haupt ein Stern schwebt, einen Rosenkranz. Zu Füßen befindet sich ein agnus dei.

Ueber die Entstehung sagt der Verfasser im Prologus selbst: Hac consideratione permotus huius divae virginis qualiscunque servulus fridigus licet et indevotus nonnulla de hac fraternitate in diversis opusculis et quaternionibus dispersa in unum hoc opusculum quantum temporis angustia permisit, adunavi . . . . . et si quid otii interdum concedebatur, id quasi per furtum subripiens huic negotio impendi. Quo factum est ut revidendi tempus illorum quae collegeram negatum mihi sit . . . Ad aliena prata exiens varias et multiplices ex illis Rosas recollegi, ex quarum collectione libellus iste Rosarium beatissimae virginis Mariae non iniuste appellari poterit, qui duas continet partes, quarum quaelibet . XXV . continet sermones cum quinque sermonibus de oratione dominica, et sic resultabit Rosarium quod ex . 1 . salutationibus angelicis & . v . orationibus dominicis constat, ut tanto justius Rosarii nomen accipiat. Sed nec quempiam moveat si forte nonnulla exempla ante plures annos per diversos fide dignos conscripta huic opusculo adiecta invenerit, quae maiorem nonnunquam devotionem praestant et memoria tenaciori reservantur, quod propter illos dixerim qui omnia devotionis exercitia fantasias quasdam & aestimant & nominant, sanctorum miracula & exempla velut deliramenta contemnunt & nihil tanquam sanctum & verum admittunt quod dialectica demonstratione non deducitur . . . Non enim subtilium verborum (quorum magna est copia) sed operum bonorum remunerator est deus.

Der zweite Theil mit weiteren 25 Rosenkranzpredigten scheint nicht zu Stande gekommen zu sein. Nic. Gryse, der das Buch in seinem "Spegel des Antichristischen Pawestdoms", Rostock 1593, Bl. Rriii b citirt (cfr. Jahrb. XXI, S. 161), nennt es einfach mit dem Titel für beide Theile Rosarium Mariae, der doch sonst höchstens für den ersten gelten könnte, während sich die angeführten Worte im zweiten Theile l. c. finden. Es beruht

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daher auf einem Irrthum, wenn Wiechmann (Jahrb. XXII, S. 241), trotzdem er S. 239 den Titel des Buches: . . quod Rosarium beatae Mariae inscripsit - richtig mittheilt, aus der Möhlmann'schen Hinweisung auf Gryse einen Doppelgänger macht und diesen - wenn auch mit Vorbehalt - der Dietzischen Druckerei zuschreibt.

3) Von dem Commentariolus Annalium Herulorum sive Megapolensium befindet sich auch ein Exemplar auf der Universitätsbibliothek zu Rostock, angebunden an die Annales Herulorum. Ebenso ist

4) das Diemer'sche Exemplar der Deflorationes antiquitatum (Jahrb. VI, S. 129) jetzt dort aufbewahrt.

Jahrb. XXIII, S. 106 Anm. 1, erwähnt Wiechmann, daß in seinem Exemplar der Institutiones reipublicae militaris von 1515 das Druckerzeichen Marschalks colorirt sei und zwar so, daß das obere Feld schwarz, das untere gelb tingirt sei. * ) Wiechmann scheint auf diese Tingirung einiges Gewicht legen zu wollen, aber sicher ohne jeden weiteren Anhalt. In dem Greifswalder Exemplar der Institutiones sowohl wie der Annales ist das Druckerzeichen auch colorirt, beide Male so, daß das obere Feld weiß, das untere blau ist.

IV.

Drucke von Ludwig Dietz.

1) Die Rostocker Universitäts=Bibliothek besitzt zwei Exemplare von "Der sele rychtestych."

2) Die Jahrb. IV, S. 151 erwähnten Blätter des Schweriner Missals sind auffälliger Weise nur auf einer Seite bedruckt. Es wäre interessant, zu erfahren, ob die a. a. O. berührten weiteren Bruchstücke die gleiche Eigenthümlichkeit zeigen.


*) Es ist mir nicht ganz zweifellos, ob ich die betreffende Anmerkung auch richtig verstehe. Es heißt da, der quer getheilte Schild sei gespalten. Nach der gebräuchlichen heraldischen Terminologie kann das nur einen quadrirten Schild geben; da aber blos zwei Felder erwähnt sind, läßt sich die Vermuthung einer Ungenauigkeit im Ausdruck nicht abweisen.
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3) Ad nonnullos illustres Ro=
stochiane Achademie
viros paucule et
tumultuarie Jo
annis Hadi
camene.

So lautet der volle Titel des oft erwähnten, aber nie gesehenen Schriftchens, von welchem sich ein wohl unbedenklich als Unicum zu bezeichnendes Exemplar auf der Rostocker Universitäts=Bibliothek befindet (Mk 1647). Nur Schröder Papistisches Meklenburg II, 2234, hat von der Existenz des Druckes Kunde gehabt, doch sind die von ihm mitgetheilten Stücke von Fehlern entstellt, die oft mit den Lesarten Mantzels im Mekl. Gelehrten=Lexicon Stück VII übereinstimmen, sodaß es den Anschein hat, als habe er das Original nicht selbst bei der Hand gehabt, sondern nur den erwähnten Abdruck obenhin danach corrigirt und diese Collation seiner Arbeit zu Grunde gelegt. Das Buch selbst hat auf dem Titelblatt unter der Ueberschrift einen den übrigen Raum der Seite füllenden Holzschnitt, das Brustbild eines anscheinend docirenden unbärtigen Mannes in der damaligen Gelehrtentracht in einem Fensterbogen mit landschaftlichem Hintergrund. Die Rückseite ist leer; dann folgen noch 15 Blätter in 4to, deren letztes ebenfalls nur vorn bedruckt ist. Die Lettern des Textes sind die des Barckhusen'schen Donats von 1505, resp. der Navolghinge Jesu cristi von 1507. Zu dem Titel und den Ueberschriften der einzelnen Seiten und Gedichte ist eine nicht gerade sehr geschmackvoll verschnörkelte Missaltype verwendet, wie sie in damaliger Zeit sehr häufig zu diesem Zwecke gebraucht wurde (ganz ähnliche Lettern wendet auch Marschalk an, cfr. Jahrb. IV, Taf. III. 2), und wie sie ganz gleich in der Ordeninge der Misse 1540-45 vorkommt. Ihre eigenthümliche Gestalt ist die Ursache, weshalb der Verfasser gegen die Autorität der Matrikel, die deutlich Hadus zeigt, seit der Mantzelschen Publication 1732 unter dem Namen Padus aufgeführt wurde - zugleich ein Beweis, daß die Vorlage Mantzel's eine Copie des Druckes ist - weil P und H wirklich große Aehnlichkeit mit einander haben. Der Druck an sich ist sehr nachlässig, unsauber und ungleich, offenbar dem Titel entsprechend tumultuarie beschafft, vielleicht als Abschiedsgruß. Jedenfalls muß er aber L. Dietz beigelegt werden.

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Zu bemerken ist, daß der Zeitgenosse und College eins von seinen Gedichten zueignet Humanissimo viro Ramberto Hilszheimo, der Lesart der Matrikel gegenüber dem gebräuchlicheren Giltzheim entsprechend.

4) Dat nye schip van Narragonien. 1519.

Von diesem Buche liegt mir ein Exemplar vor, welches offenbar einer der ersten Abzüge ist. Abgesehen von einer gewissen Unsauberkeit des Druckes findet sich darin ein Fehler im Satze, der dann bemerkt und bei den späteren Abzügen verbessert worden ist. Auf Bogen C ist nämlich beim Widerdruck die erste und zweite Spalte mit der siebenten und achten vertauscht worden, sodaß nun die Seiten in ganz verkehrter Reihenfolge stehen: 9, 15 b 16, 10 b , . . . . 15, 9 b , 10, 16 b . Der Eigenthümer, Herr Dr. Fr. Latendorf in Schwerin, hat die ausgezeichnete Freundlichkeit gehabt, zu gestatten, daß das der Universitäts=Bibliothek zu Rostock gehörige Exemplar aus dem seinigen completirt werde. Ebenso sind die verdruckten Blätter in den Besitz der Universitäts=Bibliothek übergegangen.

5) Zu dem bei Wiechmann I, S. 79 erwähnten Glücksspiel ist zu bemerken, daß die Ziehung nicht, wie dort angegeben ist, am 16. Aug. 1524, sondern 1523 stattfand; denn da das Jahr mit dem 25. December begann, ist die Erlaubniß des Rathes vom 31. Dec. 1523 nach unserer Rechnung am 31. Dec. 1522 ertheilt. Die darauf folgende Nummer XL ist offenbar nur eine weitere Bekanntmachung und Anpreisung desselben Glückstopfes. (Nach einer freundlichen Notiz des Herrn Gymnasial=Director K. E. H. Krause in Rostock.)

6) Van der grwsame tyrannesche mißha | delinge, ßo koningk Cristiern des namens de ander van Den | nemarken, im Kyke (sic!) to Sweden beganghen.

Unter diesem Titel besitzt die Rostocker Universitäts=Bibliothek einen von den bei Wiechmann I, S. 85 und S. 86 Anm. beschriebenen Exemplaren abweichenden Dietzischen Druck, 4 Bl. in 4to ohne Blattzahl, Signatur und Custoden (aus der Wiechmann'schen Sammlung).

7) Etlike vthgetagen Artikel vth gemeiner Landeszordeninge des Hertochdoms in Pruszen. 1526.

Ein Exemplar dieses seltenen Buches ist im Besitz der Rostocker Universitäts=Bibliothek. (If 1287.)

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8) Eyne korte vormanynge vnde toherdinge aller cristl oe uygen mynschen etc. .

Jahrb. IV, S. 173, und XXII, S. 249, ist dies Blatt bei dem Jahre 1527 aufgeführt, aber ganz entschieden zu spät. Von den Dominikanern ausgehend, ist es sicher gleichzeitig mit dem Rosarium Mariae des Dominikaner=Priors Cornelius de Snekis, also 1517, erschienen als eine populäre Ergänzung zu den nur den Gelehrten zugänglichen lateinischen Predigten.

Merkwürdiger Weise hat Wiechmann dies Blatt ebenso wie den schon erwähnten heiligen Rock Christi später in seiner niedersächsischen Literatur weggelassen. (Vgl. S. 66.)

9) Etlike spro | ke dar jnne dat gan= | tze Christlyke leuent | geuatet ys, nutlik alle= | wege vor ogen tho heb | bende vnde tho be | trachtende. ║ Philippus Melachton ║ M. D. xxvii
Am Schluß: bedr ue cket dorch Ludwich Dietz | des 14. dages Februarij.

12 Bl. 8vo. Der Titel steht in einer Einfassung von doppelten Zierleisten mit dem Monogramm PB. Auf der Rückseite des Titels beginnt sofort der Text:

Van bote vnde fruchte des erschrecklyken torne Gades, vnde dem anfange Chrlstlykes (sic!) leuendes.

Bl. 4. Van dem gelouen.

Bl. 6. Vam Crutze v n mit Querstrich d ouinge des gelouens vnde gebedes.

Bl. 8. Van ouinge des gelouens jn orge (sic!) der neringe edder der gelyken tydtlykes anlyggendes.

Bl. 9 b . Van guden wercken gehorsam yegen de ae avericheyt, van leue des negesten, vnde van k ue sckheyt.

Bl. 11. Van dem Echten levende.

Die Rückseite von Blatt 12 ist leer. Das, soviel bekannt, noch nirgends beschriebene Buch befindet sich auf der Rostocker Universitäts=Bibliothek. (Fm 3591.)

10) Ordeninge der Misse. 1540-45.

Ein Exemplar auf der Universitäts=Bibliothek in Rostock. (Mk 6928.)

11) Reynke Voß. 1549.

Ein etwas defectes Exemplar ohne Register befindet sich im Besitz der Bibliothek der großen Stadtschule zu Rostock.

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Ein anderes ebenfalls nicht ganz vollständiges ist in diesem Jahre auf der Weigel'schen Bücherauction mit ca. 26 Mark bezahlt worden.

12) Kerckenordeninge. 1557.

Von Druck A besitzt die Universitäts=Bibliothek zu Rostock ein Exemplar (Kl. 104), von Druck B zwei (Mk 6929 5. und Mk 6933); von letzterem befindet sich auch ein Exemplar in der Bibliothek der großen Stadtschule.

Bei dieser Gelegenheit mag gleich eine nicht uninteressante, die Meklenburgischen Kirchenordnungen betreffende schriftliche Notiz Platz finden, welche von einer Hand des ausgehenden 17. oder angehenden 18. Jahrhunderts in der "Revidirten Kirchenordnung" (Lüneburg, 1650), im Besitz der großen Stadtschule zu Rostock eingezeichnet steht. Bei der von 1552 heißt es: "Ao. 1552. Die erste von Philippe Melanchthone schriftl. abgefaßte Meklenb. Kirchenordnung Herzog Johann Albrechts christl. Andenkens in Wittenberg gedruckt in Quarto." Zu der von 1557 ist zugesetzt: "Zu Rostock gedruckt und also die durch Phil. Melancht. abgefaßte revidiret." Dann werden noch die von 1602 und 1650 erwähnt, worauf folgt: "Adde die alte der Stadt Rostock Kirchenordnung Rostochii A. C 1540 in octavo et aliam.

A. C. 1515 ibi typis exscriptam per Ludwieg Diezen vid. Hederic. Chron. Suerinens."

13) Trostb ue chlin. 1557. (Wiechmann II, S. 25)

Hierzu gibt Herr Director Krause in Rostock folgende sehr werthvolle Notiz: "Die Verse: Thom Leser (a. a. O.) enthalten unfraglich ein Akrostichon: BALSER GWLE , und es kann darunter nur Balthasar (Baltzer) Gule (später auch Gaul geschrieben) verstanden werden, der vielleicht der "eyntfoldyge Christ" des Titels ist. Balthasar Gule, aus Wittstock gebürtig, Bürger zu Rostock, unterzeichnete am 11. Mai 1563 aus der "großen Bürgerschaft" mit die Formula concordiae zwischen den Herzogen und Rostock, wurde zu Rathe gekoren 1567 Petri cathedra, noch im selben Jahre 1567, 1. November, Bürgermeister, zeichnete als solcher die neue Formula concordiae vom 21. Sept. 1573 und die von 1577, † 1582, 28. November. (Meist nach handschriftlichen Quellen, cfr. die Lifte der Rathsherren in Ungnaden Amoenitates)."

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14) Zum Jahre 1557 dürfte noch hinzuzufügen sein: Van den K oe sten | vnde Gastebaden dar= | mede de Sabbat vorun= | hillget werdt. D. Johan | Bugenhagen vnde | etliker anderer | meyninge. ║ Esaie 58. ║ So du nicht deist wat dy geuolt an mynem hilligen dage | So werdt yd eyn | lustiger Sabbath heten | den Heren tho hilligende vnd tho prisende.║ M. D. LVII.

20 Bl. 8vo. Bl. 19 b und 20 leer.

In der Zuschrift an die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich nennt sich Johann Freder als Herausgeber dieser Auszüge aus den Schriften Bugenhagens, Luthers, Melanchthons, Brenz's, Veit Dietrichs. Der letzte Abschnitt Bl. 16 b: Wedderlegginge etliker inrede der de de Sondages kosten als recht vordegedingen ist jedenfalls von Freder selbst. Ein Drucker oder Druckort ist nicht genannt; die Lettern sind die der Verordnung der Herzöge Heinrich und Johann Albrecht vom 15. August 1549, die herumstreichenden Landsknechte etc. . betreffend (Wiechmann I, S. 217).

Rostock, Universitäts=Bibliothek. Fm 3971.

15) Van dem gelouen des | Mörders am Cr ue tze. Vnd dat he vns thom vorbilde ge | settet ys, de b oe te beth jnn den ende des l ee = |uendes nicht to vort oe geren: sundern | dat wy vns bekeren scholen, so | balde wy des HEREN | stemmen h oe ren. Thon Heb: 4 Capit. | So latet vns nu fr ue chten, dat wy de tho= | sage, jnthokamende tho syner rowe ni= | cht vors ue en, vnnde vnser nemat na blyue tc. ║ Gedr ue ckt tho Rostock by | Ludowich Dietz. D. M. LXVII.

9 Bl. 8vo.

Dies Schriftchen, der Stadtbibliothek zu Hamburg gehörig, ist zuerst von Walther im Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, Jahrgang 1877, S. 183, angeführt. Schon in der Besprechung des erwähnten Bandes des Jahrbuchs in Nr. 183 der Rostocker Zeitung vom 8. August 1879 ist darauf hingewiesen, daß die Jahreszahl entweder einen Irrthum oder einen Druckfehler enthalten müsse. Da Dietz bereits am 1. September 1559 starb und seine Firma spätestens im nächsten Jahre erlosch, * ) kann die Zahl 1567, wie sie auf dem diplomatisch getreu von Walther wiedergegebenen Titel steht, unmöglich richtig sein; man muß also annehmen, daß durch Versehen des Setzers das L vor das X gerathen sei, gerade wie das D vor das M, daß


*) cfr. Wiechmann 2, S. 40, Anm. 1.
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also zu lesen sei M. D. XL VII. Dazu stimmen auch die Lettern aufs genaueste; es sind die der Ordeninae der Misse von 1540-45, während die Dietzischen Drucke aus den späteren Jahren andere, neue Typen zeigen. Die Rückseite des Titels ist leer; auf dem nächsten Blatt beginnt sogleich ohne Vorrede etc . der Text. Erst auf dem dritten Blatte erscheint eine Signatur, Aiij worauf Aiiij, Bo, Bvi folgen. Die drei letzten Blätter sind wieder ohne Signaturen. Custoden befinden sich auf jeder Seite; Blattzahlen fehlen.

16) Wenngleich nicht ganz zur Sache gehörig, sei hier noch ein Schriftchen erwähnt, welches das Schicksal der meisten Schulbücher getheilt zu haben und sehr bald gänzlich verbraucht zu sein scheint. Es ist dies Joh. Freder's d. J. Libellus propueris syllabas connectere incipientibus in schola Gustroviensi. Anno 1571, von dem Fragmente aus dem Einbande eines nicht mehr näher zu bezeichnenden Buches, welches bereits 1580 gebunden wurde, losgelöst worden sind. Leider sind diese Bruchstücke (10 Octavblätter) zu geringfügig, um mehr erkennen zu lassen, als daß das Werkchen eine lateinische Formenlehre und für ein Schulbuch splendid ausgestattet ist. Den Titel ziert ein Holzschnitt, Jakob mit dem Engel ringend, in reicher Medaillonumrahmung (nach Wiechmann 2, S. 104 das Zeichen des Jacob Lucius in Rostock) und alle Seiten sind mit Zierleisten umgeben, von denen kaum eine der anderen gleicht. Dreimal zeigen sich in diesen Leisten zwei in Rankenwerk ruhende Männer, von denen der (heraldisch) rechts liegende einen Schild mit einem links hinschauenden Löwen, der links liegende einen mit einem ungekrönten Adler hält. Als bisher unbekannte Schrift Freder's und als das älteste speciell Güstrower Schulbuch verdient das Büchlein gewiß einige Beachtung.


Nachtrag zu S. 58, Nr. 2. und S. 63, Nr. 8. Während obiges bereits im Druck war, hatte Herr Dr. Wiechmann die Freundlichkeit, mitzutheilen, daß von seinem Buche über Meklenburgs altniedersächsische Literatur der dritte Theil, welcher außer dem Schluß der datirten auch die undatirten Drucke enthält (zu denen die erwähnten Schriften gehören), demnächst erscheinen wird.

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