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Verein für mecklenburgische Geschichte und
Altertumskunde

 
 

Mecklenburgische

   

Jahrbücher

 
 
   

Gegründet von Fr. Lisch, fortgesetzt
von Fr. Wigger und H. Grotefend

 
 
 
 
   

100. Jahrgang 1936

 
   

Herausgegeben vom Vereinsleiter
Staatsarchivdirektor a.D. Dr. F. Stuhr

 

Schwerin in Meckl.

Druck und Vertrieb der Bärensprungschen Hofbuchdruckerei
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Inhalt des Jahrbuchs.

Seite
I. Die Personennamen der Stadt und des Landes Boizenburg vom 13. bis 17. Jahrhundert. Von Dr. Werner Felten, Hamburg 1
II. Mecklenburgische Handwerker auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt. Von Dr. Julius Hartwig, Lübeck 179
III. Bisher unbekannte und unveröffentlichte Originalbriefe der Großherzogin Alexandrine, der Gemahlin des Großherzogs Paul Friedrich, Mutter Friedrich Franz II. Mitgeteilt von Dr. v. Langermann, Dessau 185
IV. Die Gr. Stietener Fayence Gruppe und ihr Vorbild. Von Museumsdirektor Dr. Walter Josephi, Schwerin 193
V. Volksdialekt und Schriftsprache in Mecklenburg, Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache im 15. /16. Jahrhundert. Von Staatsarchivrat Dr. Paul Steinmann, Schwerin 199
VI. Archäologische Methoden in der mittelalterlichen Siedlungsforschung. Ihre Wege zur Erforschung der Ostkolonisation. Von Archivassistent Dr. Franz Engel, Stettin 249
VII. Über das Schicksal des Techelschen Turms auf dem alten Lübzer Schloß. Von Propst a. D. Hugo Bernhardt, Ludwigslust 261
VIII. Herzog Karls schwedische Kriegsdienste im Dreißigjährigen Krieg. Von Staatsarchivrat Dr. Georg Tessin, Schwerin 267
IX. Friedrich Techen †. Von Ratsarchivar Dr. Hugo Lübeß, Wismar 281
X. Die geschichtliche und landeskundliche Literatur Mecklenburgs 1934-1935 und 1935-1936. Vom Herausgeber 291
Jahresbericht (mit Anlage A und B) 321
Mitteilungen über vorrätige Vereinsschriften 326
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I.

Die Personennamen der Stadt
und des Landes Boizenburg
vom 13. bis 17. Jahrhundert

von

Dr. Werner Felten.

 

Vignette
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Quellenangabe.

I. Städtische Namenquellen.

Mecklenburgisches Urkundenbuch Bd. 1 - 24.

Kaiserbede von 1496: "Duth is dat Keyserghelt uth Boytzenborch" Gemeiner Pfennig auf 4 Jahre nach dem Reichsabschiede von Worms 1495, in Mecklenburg erhoben 1496. Neue Sammlung der Reichsabschiede II, 14. Nach S. 16 Spalte 2 war Herzog Magnus 1495 in Worms gegenwärtig.

St. Georgenbuch 1 ) 1494 ff.: Kapitalanlagebuch des St. Georgenhospitals zu Boizenburg.

Kirchenakten Boizenburg: 31. März 1503.

Haussteuerliste 1514: "Boytzenborg Restantien Anno (1514) dat nastendinghe Hussgelt".

Doppelte Landbede von Stadt und Amt Boizenburg: 1538. Register der doppelten Landbede (Prinzessinnensteuer) 1537. Amt und Stadt Boizenburg. Erhoben 1538: "Anno 1538 is desse [bescreven] Landtbede im Ampte und in der Stadt Boytzenburg upgehaven durch Her Sebastian Gerdes und Jochim Stryke".

Kirchenvisitation Boizenburgs aus dem Jahre 1541 2 ): "Generalvisitierbuch wegen der Kirchen und Pfarren in den Mecklenburgischen Landen de Annis 1541/1542". - "Einnahm der Kirchgeschworne zu Boitzenborgk. Dis ist die Aufborung der Kerchen zu Boitzenborgk mit Pechten, Hove und Heuser".

Steuerlisten von 1569 - 1571: "Registrum der Maltzise Belangen, so in der Stadt Boytzenborg ingenahmen worden durch my, Jochim Stryke".

Doppelte Landbeden von 1570 - 1572: "Registrum der dubbelten Landtbeten, so von den Burgeren alhir zu Boytzenburgk eingenommen".

Kirchen-Visitationsprotokoll von 1579: Bd. 1 - 2.

Visitation von 1586.

Türkensteuer von 1601 - 1606.

Kreissteuer von 1611 und 1614.


1) Genaueres hierüber vgl. S. 11.
2) Genaueres Siehe S. 11.
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II. Ländliche Namenquellen.

Schloßregister: Vogtei Wittenburg und Boizenburg 1423; Wittenburg 1432; Boizenburg und Wittenburg 1453; Boizenburg 1456; Boizenburg und Wittenburg 1458; Boizenburg und Wittenburg 1459; Boizenburg 1462.

Landbede 1462 - 1464, 1468. Landbede und Pacht in der Voigtei Boizenburg 1479.

Schloßregister Boitzenburg 1485.

Kaiserbede 1496. Vgl. oben S. 3.

St. Georgenbuch 1494, S. 25 - 33: "De Upboringhe buten up den Dorperen".

Doppelte Landbede 1538. Vgl. oben S. 3.

Steuererhebung zu Gresse 1541. "Kalandes Borunge zu Boitzenborch. Jerliche Borunge zu Gresse". (Enthalten im Visitationsprotokoll 1541.)

Doppelte Landbede 1560, 1570.

Kirchen-Visitationsprotokoll von 1579. Vgl. S. 3.

Landbede 1573, 1585.

Türkensteuer 1601 - 1606.

Kreishilfe 1611.

Mecklenburgisches Urkundenbuch Bd. 1 - 24.

 


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Literaturverzeichnis.

Dr. Hans Bahlow, Deutsches Namenbuch. Neumünster, Karl Wachholz, 1933.

Dr. Hans Bahlow, Mecklenburgisches Namenbüchlein. Rostock, Carl Hinstorff, 1932.

Wilhelm Biereye, Beiträge zur Geschichte Nordalbingiens im 10. Jahrhundert. Diss.-Teilabdruck.

F. Boll, Mecklenburgs deutsche Kolonisation im 12. u. 13. Jahrh. Meckl. Jahrb. 13 (1848) S. 57 ff.

Prof. Josef Karlmann Brechenmacher, Deutsches Namenbuch. Stuttgart, Adolf Benz, 1928.

Karl Carstens, Beiträge zur Geschichte der bremischen Familiennamen. Marburg 1906.

J. E. Fabri 3 ), Chronik der Stadt Boizenburg 1154 - 1789. Boizenburg (Buchdruckerei der "Elb-Zeitung") 1924. - Wortgetreuer Nachdruck aus: "Magazin für die Geographie, Staatenkunde und Geschichte".

E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, 1. Bd., 2. Aufl., Bonn 1900. 2 Bde., 3. Aufl., Bonn 1913-1916. Hrsg. von H. Jellinghaus.

Prof. Albert Heintze, Die deutschen Familiennamen. Halle a. d. Saale (Buchhandlung des Waisenhauses) 1914.

Helmoldi chronica Slavorum, ed. Lappenberg.

K. Hoffmann, Die Stadtgründungen Mecklenburg-Schwerins in der Kolonisationszeit vom 12. bis 14. Jahrhundert (auf Siedlungsgeschichtlicher Grundlage), Meckl. Jahrb. 94 (1930), S. 1 ff.

Dr. Selmar Kleemann, Die Familiennamen Quedlinburgs und der Umgebung. Quedlinburg, H. E. Huch, 1891.

Emil Mackel, Die Namenbildung im Hochstift Hildesheim mit Rücksicht auf die einzelnen Stände. Abgedr.: "Niederdeutsche Studien", Festschrift für Conrad Borchling. Neumünster, Carl Wachholtz, 1932.


3) Der vorliegende Abriß wurde 1797 von Fabri in Nürnberg herausgebracht. Der 1. Teil: "Boitzenburgische Chronik im Abrisse" enthält in kurzen Paragraphen einen historischen Überblick über Stadt und Land Boizenburg bis zum Jahre 1789. Die sich anschließende "Beschreibung der Stadt Boitzenburg" befaßt sich in fast übertrieben eingehender Weise mit allen Fragen des städtischen Lebens in Boizenburg.
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Emil Mackel, Grundsätzliche Erwägungen zur Namenforschung. Nd. Jb. 1929.

Georg Mahnken, Die Hamburgischen Niederdeutschen Personennamen des 13. Jahrhunderts. Dortmund, Fr. Wilh. Ruhfus, 1925.

Hans Nüske, Die Greifswalder Familiennamen des 13. und 14. Jahrhunderts (1250 - 1400). Ein Beitrag zur niederdeutschen Namengeschichte. Greifswald 1929.

Marta Paulus, Die alten Lahrer Familiennamen, sprachgeschichtlich untersucht. Gießen, von Münchowsche Universitätsdruckerei, 1928.

Almuth Reimpell, Die Lübecker Personennamen. Schönberg i. Meckl., Lehmann & Bernhard, 1928.

Dr. A. Rudloff, Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte. Berlin-Leipzig, Wilh. Süsserott.

Otto Schütte, Braunschweiger Personennamen. Braunschweig 1901.

Dr. Friedrich Stuhr, Die Bevölkerung Mecklenburgs am Ausgang des Mittelalters. Meckl. Jahrb. 58 (1893), S. 232 ff.

Dr. Friedrich Techen, Etwas von der mittelalterlichen Gewerbeordnung, insbesondere der wendischen Städte. Hansische Geschichtsblätter, Jahrg. 1897 (1898), S. 19 ff.

Dr. Hans Witte, Wendische Zu- und Taufnamen. Meckl. Jahrb. 71 (1906), S. 153 ff.

Dr. Hans Witte, Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg. In: Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. 16, Heft 1. Stuttgart 1905.

Dr. Rudolf Zoder, Magdeburger Familiennamen. In: Magdeburger Geschichtsblätter. 56. - 59. Jahrg. (1924).

Wörterbücher und sonstige Literatur.

E. Borchling - A. Lasch, Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Hamburg 1928 - 1930.

Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 11. Aufl. Berlin-Leipzig 1930.

M. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Leipzig 1876.

A. Lübben - E. Walter, Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Norden u. Leipzig 1888.

K. Schiller - A. Lübben: Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Bremen 1875 ff.

Mecklb. Schwerinscher Staatskalender 1827. Schwerin.

Meyers Orts- und Verkehrslexikon des deutschen Reichs. Bibliographisches Institut, Leipzig-Wien 1912.

 


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Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkungen 9 - 12
Einleitung 13 - 14
Vorkapitel: Historischer Werdegang der Stadt und des Landes Boizenburg. 14 - 18
A. Erster Hauptteil: Das Boizenburger städtische Personennamensystem bis zum Jahre 1614. 19 - 103
I. Germanische und fremde Taufnamen; slawische Namen. 19 - 62
   1. Tabellarische Überschau. 20 - 29
   2. Art der Taufnamen. 30 - 34
   3. Bedeutung des Taufnamens. 34 - 48
   4. Slawische Familiennamen. 48 - 53
   5. Ungenaue Namengebung. 53 - 57
   6. Frauenbezeichnungen. 57 - 62
II. Herkunftsnamen. 62 - 76
   1. Zusammenstellung. 62 - 69
   2. Herkunft der Boizenburger Stadtbevölkerung. 69 - 71
   3. Herkunftsnamen als Beinamen. 71 - 75
   4. Wohnstättennamen. 75 - 76
   5. Zusammenfassung. 76
III. Berufsnamen. 77 - 89
   1. über das Berufswesen an der Schwelle der Neuzeit. 77 - 78
   2. Überblick über die Boizenburger Berufsnamengruppen. 78 - 83
   3. Anteil der Berufsnamengruppen am Namensystem. 83 - 84
   4. Form der Berufsnamen. 84 - 85
   5. Unfeste Berufsbezeichnungen. 85 - 88
   6. Zusammenfassung. 88 - 89
IV. Übernamen. 89 - 101
   1. Aufteilung der Übernamen. 90 - 97
   2. Über die Gruppierung der Übernamen. 98
   3. Beiname oder Familienname. 99 - 101
V. Ergebnis der Boizenburger städtischen Personennamenuntersuchung. 101 - 103
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B. Zweiter Hauptteil: Die Personennamen des Amtes Boizenburg bis 1614 (ein Vergleich mit dem städtischen Namensystem). 103 - 169
I. Germanische und fremde Taufnamen. 103 - 136
   1. Einzel - und Vornamen. 104 - 115
   2. Germanische und kirchliche Personennamen als Zunamen. 115 - 123
   3. Slawische Zunamen. 123 - 130
   4. Ungenauigkeiten der germanischen, kirchlichen und städtischen Personennamen. 130 - 136
II. Herkunftsnamen. 136 - 148
   1. Zusammenstellung nach Gebieten 137 - 142
   2. Herkunft der Boitzenburger Land - und Stadtbevölkerung, ein Vergleich. 142 - 145
3. Namenungenauigkeiten. 146 - 148
III. Berufsnamen. 148 - 157
   1. Zusammensetzung nach Berufsgruppen. 149 - 153
   2. Vergleich der ländlichen und städtischen Berufsgruppen. 153 - 155
   3. Namenungenauigkeiten. 155 - 157
IV. Übernamen. 157 - 169
   1. Aufteilende Tabelle. 157 - 165
   2. Gegenüberstellung ländlicher und städtischer Übernamen. 165 - 167
   3. Ungenauigkeiten bei den Übernamen. 167 - 169
C. Schlußbetrachtung:
Zusammenfassender Vergleich städtischer und ländlicher Personennamengebung in Boizenburg. 169 - 172
Namenregister. 173 - 178

 


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Vorbemerkung

Die Namenforschung machte, wie die Wissenschaft auf so vielen Gebieten, eine Entwicklung durch vom Allgemeinen zum Besonderen. Grundlegende, für die gesamte Namenwelt maßgebende Arbeiten standen am Anfang, die Einzelarbeit fehlte. Diese setzte erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ein unter der tatkräftigen Führung der Universitäten. In allen Gegenden Deutschlands entstanden Arbeiten über Familiennamen in den Städten und deren ländlicher Umgebung. Bevorzugt wurden selbstverständlich Orte mit historisch reicher Vergangenheit, die ein umfangreiches und vor allem frühes Quellenmaterial gewährleisteten. Soll aber ein Gesamtbild der deutschen Namenwelt entstehen, muß auch die unbekannte Kleinstadt mit in die Untersuchungen einbezogen werden. So gehört, vom niederdeutschen Kulturkreis gesprochen, neben die aufschlußreichen Namendarstellungen der Städte Hamburg, Lübeck, Bremen und neuerdings Rostock 4 ) auch die niederdeutsche Kleinstadt als wertvoller Beitrag zum niederdeutschen Familiennamensystem. Bisher sind aber nur wenige systematische Versuche unternommen, auch die kleineren Landstädte wirklich organisch in den niederdeutschen Namenkreis einzubeziehen, ja, vielleicht konnte auch das Landgebiet nicht in dem Maße an den Namenuntersuchungen beteiligt werden, da seine älteren Quellen in den meisten Fällen zur Untätigkeit verdammten. Was an Steuerlisten, Chroniken und anderen alten Namenquellen in erster Linie für die Namenforschung in Betracht kommt, ist entweder zu spärlich oder reicht nicht genügend weit zurück, um die Namen einer Stadt oder eines Bezirkes erschöpfend zu behandeln. Es fehlen vor allem in Mecklenburg fast völlig die für den Namenforscher so wichtigen


4) Helene Brockmüller, Die Rostocker Personennamen bis 1304. Diss. Rostock 1933.
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Bürgerbücher und Erbebücher mit ihren zahlreichen Personaleintragungen, besonders miteinander verwandter Personen. So stellen die wenigen vorhandenen älteren Namenquellen unserer niederdeutschen Heimat um so wertvollere Schätze dar. Freilich, bis zu den Zeiten der Familiennamen-Entstehung reichen auch diese im allgemeinen nicht zurück; doch ist deren teilweise immer noch recht altes Namengut derart vielseitig und aufschlußreich, daß auch diese jüngeren Namenschätze nicht ungehoben in den Archiven ruhen sollten.

Für den ersten Versuch einer solchen oben geforderten systematischen Erfassung auch kleinstädtischer und sogar ländlicher Personennamen habe ich die mecklenburgische Kleinstadt Boizenburg a. d. Elbe gewählt. Das für mecklenburgische kleinstädtische Verhältnisse besonders günstige und umfangreiche Namenmaterial Boizenburgs - auf das Herr Staatsarchivrat Dr. Steinmann, Schwerin, der Bearbeiter der mecklenburgischen Steuerverhältnisse des Mittelalters, mich immer wieder aufmerksam machte - ließ mich gerade an dieser Kleinstadt den Versuch wagen. Für den Zeitraum von 1255, dem Jahr der ersten Stadterwähnung Boizenburgs, bis 1400 war freilich nur mittelbarer Namengewinn möglich. Den unvollständigen, aber in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzenden Ersatz für originale Namenquellen boten die 24 Bände des Mecklenburgischen Urkundenbuches, denen in der Hauptsache die bis 1400 verzeichneten Namen entstammen. Ergänzt wurden diese durch 16 von Herrn Dr. Steinmann aus bislang unzugänglichen Quellen herausgezogenen und mir freundlichst zur Verfügung gestellten Namen der Stadt Boizenburg aus dem 13. bis 14. Jahrhundert und durch einige wenige, aus dem Kirchen-Visitationsprotokoll von 1579 stammende städtische Namen des gleichen Jahrhunderts. Dieselbe sekundäre Quelle füllte auch die im 15. Jahrhundert zu beachtende Lücke in der Quellenüberlieferung der Stadtnamen spärlich aus.

Mit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts setzt dann die bis zu den Wirren des Dreißigjährigen Krieges - dem jüngsten Zeitpunkt meiner Namenuntersuchungen - charakteristische Vollständigkeit der Boizenburger städtischen Namenüberlieferung ein. Diese beginnt mit dem "Keysergelt uth Boytzenborch" 5 ), der 1495 von Kaiser Maximilian auf dem Reichstag zu Worms erhobenen Kopf- und Vermögenssteuer des "ge-


5) Siehe S. 3.
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meinen Pfennig" 6 ), einer für Stadt und Land Boizenburg in gleicher Weise ergiebigen Namenfundgrube.

Diese älteste uns erhaltene amtliche städtische Steuerliste Boizenburgs erfährt ihre wertvollste Ergänzung durch das "St. Georgenbuch" 7 ) aus dem Jahre 1494 mit Eintragungen bis spät ins 17. Jahrhundert hinein. Es stellt das zweite Geschäftsbuch des noch heute bestehenden Boizenburger St. Georgenhospitals dar - an einer Stelle ist von einem "olden Boke" die Rede, "dar de Renteneres ingeschreven" -, das insbesondere Eintragungen der vom Stift an Bürger und Bauern ausgeliehenen Kapitalien enthält, durch deren Zinsen der Unterhalt der Hospitalbewohner sichergestellt wurde.

Die Einleitung des Buches spricht in der dem späten Mittelniederdeutschen eigenen breiten und anschaulichen Redeweise von der Stiftsverwaltung, von "den Articul und Gesette, dar sick de Süster und Broeder to sunte Jürgen mogen na richten", von den Naturalbezügen der Insassen und den geldlichen Verpflichtungen des Stifts gegenüber "dem Capellanen, dem Scholemester und dem Koster". Das schon äußerlich wertvolle Buch, dessen Einband mit gepreßtem Leder überzogen und mit messingenen Eckbeschlägen verziert ist, stellt eine in Mecklenburg an keiner anderen Stelle erhaltene Seltenheit dar und muß als ein für mecklenburgische Kleinstädte ganz besonderes Unikum seiner Art gewürdigt werden.

Im 16. Jahrhundert verdient besondere Erwähnung die Landbede von 1538 8 ), eine schon 1537 erhobene Prinzessinnen-Steuer: "Anno 1538 is desse - 9 ) Landtbede im Ampte und in der Stadt Boytzenburg upgehaven durch Her Sebastian Gerdes und Jochim Stryke". Vollständigkeit und gute Lesbarkeit machen diese Quelle besonders anziehend. - Aufs wertvollste unterstützt und ergänzt werden diese Ergebnisse durch die "Visitatio 1541" 8 ), das General-Visitierbuch wegen der Kirchen und Pfarren in den mecklenburgischen Landen von 1541/1542. Das Buch enthält die "Einnahm der Kirchgeschwornen zu Boitzenborgk" und "die Aufborung der Kerchen zu Boitzenborgk mit Pechten, Hove und Heuser". Die späteren Stadtnamenquellen sind auch wohl vollständig, haben aber teilweise den großen Fehler schlechter Schreibung, so daß der ein-


6) Genaueres hierüber in Meckl. Jahrb. 58, S. 232 ff.
7) Vgl. auch S. 3.
8) Siehe Quellenangabe auf S. 3
9) Undeutliche Schrift.
8) Siehe Quellenangabe auf S. 3
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zelne Name häufig erst mühsam durch die vergleichende Methode 10 ) erschlossen werden mußte.

Was die Quellen der Boizenburger Landnamen angeht, so muß hier zuerst ein fast völliges Versagen des M. U. B. 11 ) festgellt werden, denn nur insgesamt 22 Personen aus dem Amt Boizenburg werden uns bis zum Jahre 1400 überliefert 12 ). Reichlich wieder wettgemacht wird dieser Namenmangel jedoch durch die schon in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts ausgiebigen Namenquellen der Boizenburger Umgegend, die wir in gleicher Vollständigkeit für kaum eine zweite mecklenburgische Stadt derselben Größe besitzen 13 ). Es sind zumeist Aufzeichnungen der für landesfürstliche oder kaiserliche Bedürfnisse erhobenen Steuern, vom gesamten Lande zu tragen, die wegen ihres stark amtlichen Charakters Gewähr bieten für annähernde Namenvollständigkeit. In den Boizenburger Listen sind die Steuerzahler mit Namen aufgeführt. Dies ist durchaus nicht bei allen mecklenburgischen Ämtern der Fall, macht aber für unsere Untersuchungen die Boizenburger Quellen besonders wertvoll.

Zur Nachprüfung meiner aus den Originalen herausgezogenen Namen dienten ferner die von Herrn Archivdirektor i. R. Dr. Witte mir freundlichst zur Verfügung gestellten ungedruckten Landnamenauszüge aus Quellen des 15. Jahrhunderts.

 



10) Genaueres hierüber S. 13.
11) Abkürzung für "Mecklenburgisches Urkundenbuch".
12) In die Untersuchung nicht einbezogen sind die Namen von adligen Personen und Geistlichen.
13) Nach Aussagen Dr. Steinmanns, Schwerin.
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Einleitung

Aus der Art der Quellen ergibt sich Weg und Ziel dieser Untersuchung. Die Dürftigkeit der Quellen bis 1400 setzt dem Forscher ein gebieterisches Halt entgegen, wenn er mehr aus den Quellen erschließen wollte, als sie hergeben, wenn er nämlich die Übergangszeit vom Beinamen zum Familiennamen festzulegen versuchte - jene eigentliche und letzte Frage der Namenforschung. Das vorliegende Namenmaterial gestattet nur die Beantwortung einer zweiten wichtigen Frage, die nach dem systematischen Aufbau der Namen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes und eines abgegrenzten Bezirkes. Das Arbeitsziel läßt sich also so formulieren: Das System der Boizenburger städtischen und ländlichen Personennamen nach Form und Bedeutung darzustellen und daraus die Folgerungen für die Beschaffenheit und Herkunft der Boizenburger Bevölkerung zu ziehen.

Voraussetzung für einen solchen Namenaufbau ist eine zuverlässige Materialsammlung aus den Originalquellen. Zunächst also das Lesen der Namen in den Quellen, jene erste schwierige und zeitraubende Arbeit, die nur überwunden werden kann durch die oben angedeutete vergleichende Methode 14 ), indem zwei oder mehr Namenlisten nebeneinander gelegt und bei zweifelhafter Lesung eines Namens diese oder ähnliche Schriftzüge miteinander verglichen werden, um ein eindeutiges Namenergebnis zu erzielen. Erst bei so gesicherter Materialgrundlage ist ein systematischer Namenaufbau möglich. Dieser Aufbau ist teilweise an die voraufgegangenen Namenuntersuchungen angelehnt als eines jetzt schon seit Jahrzehnten gebräuchlichen Verfahrens der Namengruppierung in ehemalige Taufnamen - germanische und fremde - in Herkunftsnamen, Berufsnamen und Übernamen.


14) Siehe S. 12.
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Im einzelnen soll sich dann an jede Namengruppe eine Betrachtung der unfesten Namen und der Namenbesonderheiten anschließen, so daß zusammen mit den Tabellen am Schluß jedes der beiden Hauptteile der Arbeit - der Stadtnamen und der Landnamen Boizenburgs - ein klares Bild vom Aufbau der Boizenburger städtischen und ländlichen Personennamen entsteht. In kurzer Überschau werden dann städtische und ländliche Namen miteinander verglichen werden, um eine Antwort darauf zu finden, ob städtische und ländliche Namengebung in gleicher Weise aus den vier Namenquellen schöpfen oder ob grundlegende Quellenunterschiede beide Systeme voneinander scheiden.


Vorkapitel

Geschichte der Stadt und des Landes Boizenburg. 15 )

Auf dem östlichen Ufer der Elbe oberhalb Lauenburgs liegt, idyllisch in weite Marschwiesen eingebettet, nach Norden und Westen zu von hohen Steilufern umschlossen, die kleine, schon früh in mecklenburgischen Urkunden erwähnte Stadt Boizenburg. Zunächst als Burg, später als Stadt, teilt Boizenburg die wechselvollen Schicksale dieses "Grenzlandes" unserer norddeutschen Heimat und ist im Laufe der Jahrhunderte Zeuge gewesen der mannigfachen inneren und äußeren Wandlungen in deutschen Landen.

Früheste Kunde von Boizenburg dringt schon aus dem Ende der Wendenzeit in Norddeutschland zu uns herauf aus dem Jahre 1154, dem Gründungsjahre des von Heinrich dem Löwen gestifteten Bistums Ratzeburg, zu dessen Sprengel das Land "Boyceneborg" gehörte als Teil des damals noch vorwiegend wendisch bevölkerten Polabien. Aus dem gleichen Jahre stammt auch schon die Nachricht von einer durch den Grafen Heinrich von Badewide geleiteten Ansiedlung von Westfalen im Gebiet um Ratzeburg, und im gleichen Sinne wirkte um 1160 der von dem Löwen eingesetzte Statthalter über das


15) Vgl. F. Boll, E. Fabri, W. Biereye, A. Rudloff, Literaturverzeichnis S. 5-6.
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Wendenland, Ritter Gunzelin, wenn er Deutsche in sein Gebiet kommen ließ "und die Wenden seiner Grafschaft zwang, den deutschen Ankömmlingen nachzuahmen und das Land anzubauen" 16 ). So wurde die wendische Vormachtstellung im Norden systematisch gebrochen und die Voraussetzung geschaffen für freie Entwicklung germanischen Wesens und germanischer Kultur. Doch noch war die Erfüllungszeit nicht gekommen.

Heinrich der Löwe hatte 1189 Holstein genommen und das Schloß Boizenburg als wichtigen Elbübergang stark befestigt. Der in Boizenburg residierende Gunzelin II., Sohn des von Heinrich dem Löwen eingesetzten Gunzelin I., brachte durch kriegerische Allianz gegen einen Verwandten des Dänenkönigs Knut VI. seine Länder in die größte Bedrängnis. Eine Plünderung Boizenburgs im Jahre 1199 und schließlich 1202 die Huldigung vor König Knut waren die Folge. - Noch nicht genug des Unglücks, erregte ein kriegerischer Strafzug Boizenburgs gegen einen gewissen Johann Gans, dessen Schloß Grabow hierbei vernichtet wurde, den Zorn des damaligen Dänenkönigs Waldemar II., auf dessen Befehl daraufhin 1208 Graf Albrecht von Orlamünde und Ratzeburg als Statthalter des Königs über Holstein und Lauenburg das Schloß und Land Boizenburg aufs schwerste verwüstete. - Überdies fiel 1217 die halbe Grafschaft Schwerin, wozu auch Boizenburg gehörte, als Pfand in dänische Hände und verblieb dort bis zu dem Vertrag von Bardowieck am 27. November 1225. Neue Feindseligkeiten flackerten auf, als der Dänenkönig 1227 diesen Vertrag zu umgehen trachtete. So setzte erst der entscheidende Sieg Graf Heinrichs I. von Schwerin über Knuts Nachfolger Waldemar II. bei Bornhöved 1227 der dänischen Herrschaft in deutschen Landen ein Ende. - Eine Zeit der Ruhe folgte, während der Boizenburg seine ersten wirtschaftlichen Grundlagen festigen und ausbauen konnte. Besonders für die Entwicklung Boizenburgs zur Stadt wirkte sich diese Ruhezeit günstig aus. Wenn in den Urkunden bis zum Jahre 1227 immer nur von Schloß oder Land Boizenburg die Rede war, niemals Boizenburg als Stadt auftritt, muß das Vorhandensein einer solchen zum mindesten stark in Zweifel gezogen werden. Erst seit 1255 findet sich die Bezeichnung "Bürger von Boizenburg" in den Quellen, und zwar verkauft Graf Günzel III. am 22. Juli 1255 17 ) den "bor-


16) Siehe E. Fabri, S. 5.
17) MUB. II, Nr. 755.
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gern to Boitzenborg" ein Vorwerk an dem kleinen Boitze-Fluß. Eine besondere Erklärung Boizenburgs zur Stadt hat sich aber nicht erhalten. Und doch muß Boizenburg schon 1267 Stadt gewesen sein, denn am 24. Juli 1267 verliehen die Grafen Günzel III. und sein Sohn Helmold II. auf Ansuchen der "Börgere und Inwahnere" 18 ) das Lübeckische Stadtrecht an Boizenburg, was ja die Stadterhebung Boizenburgs zur Voraussetzung haben mußte. Außerdem hebt die Urkunde ausdrücklich hervor, "dat Nemand unser Börgere edder Inwahnere unser Statt Boissenborg edder Gast, dede schuldig is tho deme Rechten des Coln, schal von Boissenborg fahren efte afwesen, sünder mit Willen unde Vulborth unsers Collners 19 )" Stadt, Bürger und sogar ein Zollgericht, drei untrügliche Kennzeichen für eine Stadt!

Die die Stadtangelegenheiten verwaltenden Ratsherren werden zum ersten Male in einer Urkunde aus dem Jahre 1241 erwähnt; es werden darin als Zeugen genannt die "consules de Boceneburg". In späteren Urkunden treten dann die Boizenburger Ratsherren häufiger auf. Längere Zeit hindurch, ungefähr von 1160 bis 1349, blieb Boizenburg im Bezirk der tatkräftigen gräflich schwerinschen Familie Gunzelins von Hagen. Der letzte Sproß, Nikolaus IV., starb 1349 ohne männliche Nachkommen, nachdem er zuvor unstatthaft den Grafen Otto I. von Wittenburg zu seinem Erben eingesetzt hatte. Zwischen letzterem und den beiden Herzögen Albrecht und Johann zu Mecklenburg, denen Nikolaus ebenfalls die Nachfolge seiner Grafschaft zugesprochen hatte, kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die 1352 mit der Abtretung Boizenburgs an die mecklenburgischen Herzöge und der Vermählung von Ottos Tochter Richardis mit des Herzogs zweitem Sohn Albrecht II. vorläufig endeten. Die durch Nikolaus IV. nicht eingelösten testamentarischen Erbversprechungen geschädigte, im Westfälischen ansässige Wittenburger Linie erhob zunächst Einspruch hiergegen, verkaufte dann aber schließlich ihren Anspruch an die mecklenburgischen Herzöge. - 1362 denen von Bülow und von Moltke, 1391 denen von Zülow als Pfandobjekt gehörig, litt Boizenburg sehr unter den hauptsächlich durch die schwache Lage des Herzogs von Mecklenburg heraufbeschworenen zerrütteten Verhältnissen in Mecklen-


18) Vgl. E. Fabri, S. 5. MUB. II, Nr. 1127.
19) Vgl. MUB. I, Nr. 529.
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burg am Ausgang des 14. Jahrhunderts bis tief hinein in das 15. Jahrhundert. Auf wirtschaftlichem Gebiet wirkte sich dies besonders dadurch ungünstig für Boizenburg aus, daß den bislang von Wismar nach Lüneburg über Boizenburg geführten Salzhandel jetzt plötzlich Lübeck an sich zog und das Salz verbilligt lieferte. Lüneburg paßte sich den Interessen Lübecks an, nicht ohne selbst erheblichen Vorteil daraus zu ziehen. Zwischen Lüneburg und Boizenburg hat seitdem immer nur ein kühles Verhältnis bestanden.

Die oben schon angedeuteten unsicheren Zustände in Mecklenburg: wenig zielbewußte Herrscher, kleinliche Anlässe zu Fehdestreitigkeiten, setzten sich das 15. Jahrhundert hindurch, das Land zermürbend, fort und überantworteten besonders die kleineren Städte der Willkür ihrer durch immerwährende Fehden in Geldnot geratenen Landesherren. Ganze Schlösser, Städte und Vogteien gingen auf diese Weise als Pfandgüter in die Gewalt einzelner Geldverleiher über. So mußten 1427 auch Schloß, Stadt und Land Boizenburg für eine Anleihe den Städten Rostock, Wismar und Lüneburg die Huldigung leisten und sich sogar einen lüneburgischen Vogt gefallen lassen.

Bessere Zeiten begannen für Mecklenburg erst wieder unter den seit 1480-1503 gemeinschaftlich regierenden mecklenburgischen Herzögen Magnus und Balthasar. Besonders dem friedfertigen und energischen Balthasar gelang die Wiedereinführung geordneter Zustände in seinem Lande, indem er verpfändete Domänen einlöste und so das gesunkene fürstliche Ansehen neu erstehen ließ.

Diesen hohen Stand erhielt sich das mecklenburgische Fürstenhaus auch in den Religionsstreitigkeiten des 16. Jahrhunderts, besonders in der Gestalt des in seiner Bedeutung weit über Mecklenburgs Grenzen hinausragenden Herzogs Johann Albrecht I. Entscheidend beteiligt am Zustandekommen des Passauer Vertrages sowie des Augsburger Religionsfriedens von 1555, widmete Joh. Albrecht seine Hauptkraft der Wohlfahrt des eigenen Landes. Trotz schwächender Doppelregierung mit seinem Bruder Ulrich, dem Schweriner Bischof, gelangen Joh. Albrecht weitgehende Reformen: Das katholische Kirchentum verschwand, an seine Stelle trat die lutherische Landeskirche Augsburgischer Konfession, eine neue 1552 durch Melanchthon selbst begutachtete Kirchenordnung erschien 1557 in plattdeutscher! Sprache. Das Bildungswesen erfuhr durch Joh. Albrecht einen hervorragenden Aufschwung: Höhere Schulen

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wurden gegründet, die sogenannten Partikular- oder Latein-Schulen, und besonders die in der Reformationszeit verfallene Rostocker Universität wurde mit neuem protestantischen Geiste erfüllt.

Nach Joh. Albrechts Tode 1576 lag die Verwaltung der mecklenburgischen Länder in den festen Händen seines Bruders Ulrich. Der Erbvergleich mit Rostock 1584 und die Revidierte Kirchenordnung von 1603 sind Zeugen der zielbewußten Regierung Ulrichs. - Nachfolger Ulrichs wurde nach seinem Tode 1603 der bejahrte Herzog Karl als Vormund für die erst 1607 für volljährig erklärten Herzöge Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht II., unter denen Mecklenburg dann die Umsturzzeiten des Dreißigjährigen Krieges erlebte und erlitt.

Aus Boizenburg selbst wird im 16. Jahrhundert meist nur Lokalpolitisches berichtet 20 ): Wiederholte Privilegierungen des Boizenburger Schifferamtes über die alleinige Beschiffung der Sude, eines Nebenflusses der Elbe, Durchzüge der Herzöge Heinrich von Lüneburg und Erich II. von Braunschweig durch Boizenburg, Handelsstreitigkeiten zwischen Boizenburg und Lüneburg, das sind die wenig bedeutenden Berichte der Boizenburger Chronik. - Nur zwei Ereignisse sind von allgemeinerem Interesse. Einmal die 1541 in Boizenburg stattfindende Kirchenvisitation 21 ) zur Feststellung evangelisch-lutherischen Glaubenslebens in der Kirche. Die Beauftragten fanden zwar einen evangelischen Prediger vor, aber er mußte auf dem Kirchhofe unter einer Linde predigen, da der Papismus noch mächtig genug war, ihm die Kirche zu verbieten 22 ). - Die zweite wichtige Überlieferung ist die Beschwerde Herzog Ulrichs über die nichtgehaltenen Versprechungen seines Bruders Johann Albrecht, dessen Kriegsvolk die Städte Boizenburg und Grevesmühlen aufs schwerste heimgesucht, und der die Bevölkerung infolgedessen mit Ersatzleistungen vertröstet hatte, die jedoch innerhalb der nächsten sieben Jahre noch nicht erfüllt wurden. Die "wüsten" Stellen in den Namenregistern dieser Zeit mögen zum Teil auf diese Mißhelligkeiten zurückzuführen sein.



20) Vgl. hierüber Fabri S. 15 ff.
21) Siehe Quellenangabe S. 3.
22) Siehe E. Fabri S. 16.
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A. Erster Hauptteil.

Das Boizenburger städtische Personennamensystem bis zum Jahre 1614.

I. Germanische und fremde Taufnamen. 23 )

Die Vornamen in der deutschen Namenwelt stellten ursprünglich, ihrer Bedeutung als Alleinbezeichnung von Personen entsprechend, einen viel gewichtigeren und voller klingenden Namenbestand dar als in späteren Jahrhunderten. Mit der Zeit schliff sich dieser ab, und neue Namenbildungsmöglichkeiten übernahmen die Führung. Die Vollformen, d. h. die meist aus zwei Kompositionsgliedern bestehenden germanischen Namen, verloren eines von diesen, und der Namenrest führte ein Eigendasein. Der so gekürzte Name erfuhr dann häufig eine abermalige Ausweitung durch die sogenannten Kosesuffixe -iko, -ilo, -izo, dem patronymischen -ing und der Kosesilbe -man, die an den gekürzten Namen gehängt wurden und die so die weitverbreiteten Koseformen der ursprünglichen vollen Namen lieferten.

Trotz dieser germanischen Wiederauffüllungen mußte sich der germanische Name ein Beiseiteschieben gefallen lassen durch den im Mittelalter mächtig in das germanische Vornamensystem hereinbrechenden Strom fremder Namen. Er wurde besonders durch den stark anwachsenden kirchlichen Einfluß mit seinen kirchlichen Namen gespeist.

Um diesen Vorgang zu verdeutlichen, mußten die Vornamen geschieden werden in germanische und fremde Namen, dann die germanischen Namen unter sich in die Vollformen, Kurz-und Koseformen und die durch Anhängung eines Suffixes gebildeten Namen. Die nachstehende Tabelle ist in dieser Weise angeordnet. Sie enthält alle in den Städtischen Quellen als Tauf- oder Einzelnamen bezeugten Namen für die Zeit bis


23) Vgl. G. Mahncken, A. Reimpell, Literaturverzeichnis S. 6.
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1614. Die alleinstehenden Taufnamen sind durch Fettdruck gekennzeichnet.

Die Jahreszahl hinter dem Namen gibt sein erstes Auftreten in den Boizenburger städtischen Quellen an, die in Klammern gesetzte Zahl vermerkt die Häufigkeit des Namens im behandelten Gesamtzeitraum vom 13. Jahrhundert bis 1614. Ein f bezeichnet weibliche Vornamen.

Die in Klammern stehende Vollform eines Namens ist nicht belegt, wurde aber zum besseren Verständnis der dazugehörigen Kurzformen hinzugefügt.

1. Tabellarische Überschau.

Germanische Vornamen.

Germanische Vornamen.

24) Nach Mahnken S. 2 als Masculinum zu Albernus, als Femininum zu Albero gehörig. Hier letzteres der Fall wegen: "puella dicta Abele, filia quondam Hinrici Sartoris".

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Germanische Vornamen.

25) Steht mit "pro se" und zahlt die Summe alleinstehender Personen.
26) Reimpell weist auf S. 16 einen Namen "Eskillus" als skandinavisch nach.

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Germanische Vornamen.

27) Ist Taufname immer desselben Zunamens Mauritz(e) - vgl. S. 45, Anm. 69 - daher gleiche Etymologie von Ewalt, Emwoldt usw. anzunehmen. In einem Fall ist übrigens das "m" bei Emwoldt nachträglich darüber geschrieben. - Vielleicht zusammengehörig mit dem dänischen Namen Enevold?

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Germanische Vornamen.

28) Die vollständigen Namen lauten: Gescke, Giscke Sassen 1494. - Gheseke Scomakersche 1496; Geske Mollers 1570. Die deklinierte Zunamenendung drückt das Abhängigkeitsverhältnis der Frau vom Manne an, daher sind die Vornamen feminin!
29) Auffällig ist an dieser Form das "s", was niederdeutsch unregelmäßig ist.

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Germanische Vornamen.

30) Wegen gleicher Familienzugehörigkeit (v. Rode) zu Hartwich zu stellen, nicht zu Herlich mit dem Beinamen "von Lobeken".
31) "Ide" ist Taufname bei den zwei verschiedenen Familiennamen Ide Nieburs 1496 und Ide Werneken 1496.
32) Die Vornamen Idel(l), Eitell und Eidell stehen je bei verschiedenen Zunamen als alleinige Vornamen: Idel Lemcke 1494, Idel Lemeke 1496 - Idell Godtschalck 1558 - Eitell Owstin 1601, - Eidell Bruggeman 1602. Diese Namen gehören nach S. 39.
33) Gehört zu Heine usw. wegen des gleichen Zunamens. Es kommen 1494 vor: Hynrick Lynow, Heyne Lynow, Heygen Lynow.
34) Vgl. Kleemann S. 76 Anm. 5, wo "Itel" usw. als "reiner ungemischter Stamm" adeliger Geschlechter erklärt wird. Dieser bürgerliche Vorname in Boizenburg scheint jener Annahme jedoch zu widersprechen.
35) Vgl. auch S. 45 Anm. 66; S. 107 Anm. 195.

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Germanische Vornamen.
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Germanische Vornamen.
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Germanische Vornamen.

Fremde Vornamen.

Fremde Vornamen.

36) Die Etymologie von Tewes, Dewes könnte auch mit Mattheus konkurrieren, wenn nicht an gleichen Stellen in verschiedenen Listen nebeneinander ständen: Dewes Luder 1604, 2. Termin, und Drewes Luder 1604, 1. Termin: Tewes Wolder 1603, 1. und 2. Termin, und Drewes Wolder 1604.
37) Vgl. auch S. 29 Anm. 41.

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Fremde Vornamen.

38) Kann auch Kurzform für Heinrich sein. Vgl. hierzu S. 107.

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Fremde Vornamen.

39) Beide Vornamen gehören zu zwei verschiedenen Familien, daher die angedeutet verschiedene Etymologie wahrscheinlich.
40) Vgl. auch S. 111.
41) Tonnies gehört in diesem Fall nicht zu Antonius, sondern zuu Tomas wegen: Thomas Poulcke 1570, 1572; Thomas Pouwelke 1571; Tonnies Powelke. Sonstige Vornamen sind für Pouleke usw. nicht verzeichnet.

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2. Art der Taufnamen.

Die vorangestellte Tabelle spricht deutlich über das Bildungssystem der Vornamen der Boizenburger städtischen Namen von den Anfängen an bis hin zu den Umsturzzeiten des Dreißigjährigen Krieges. Berücksichtigt sind insgesamt 925 Personen, deren Vor- oder Einzelnamen sich auf die beiden Namengruppen der germanischen und kirchlichen Taufnamen recht ungleichmäßig verteilen: Auf die ganze Zeit gesehen, also auf den Zeitraum von vor der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1614, tragen 576 Personen einen kirchlichen, also ursprünglich einen artfremden Vornamen, und nur 349 Personen einen germanischen. also über die Hälfte aller Personennamen, genauer 62,3 %, sind fremden Ursprungs, 37,7 % tragen einen artgebundenen, einen germanischen Taufnamen. Die am häufigsten auftretenden germanischen Vornamen sind: Heinrich 171-mal! - Hermann 45-mal - Bernhard 44-mal - Dietrich 31-mal - Arnold 27-mal. An kirchlichen Vornamen treten besonders hervor: Johannes 200-mal - Claus 75-mal - Joachim 55-mal - Jürgen 49-mal - Peter 30-mal. Die überragende Häufigkeit des Namens "Heinrich" wird ihre Ursache haben in dem Herzog Heinrich dem Löwen, dessen norddeutsch-kolonialpolitische Bedeutung 42 ) sich somit noch nach Jahrhunderten im Lande seines Wirkens in der Namengebung ausprägt. - Der Fremdname "Johannes" mit all seinen Kurzformen zeigt schon viele Jahrhunderte vor der eigentlichen Fremdnamenwelle des 16. Jahrhunderts weiteste Verbreitung; er ist der am meisten gebräuchliche Fremdname 43 ).

Ich gebe zunächst eine tabellarische Übersicht über das Taufnamenmaterial aus sechs verschiedenen Zeiten:

tabellarische Übersicht

42) Genaueres hierüber siehe bei K. Hoffmann, Die Stadtgründungen Meckl.-Schwerins.
43) Ebenso bei Mahnken, Reimpell.
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Die Entwicklungstendenz der Vornamen wird deutlich aus dieser Zusammenstellung: Das germanische Namenelement wird zugunsten des artfremden kirchlichen Vornamens zurückgedrängt; und zwar ganz stetig und sicher gewinnt der Fremdname immer mehr an Boden, so daß er am Anfang des 17. Jahrhunderts 84,2 % aller Taufnamen im Boizenburger Stadtgebiet ausmacht. Zwei Erscheinungen werden wichtig für dieses gewaltige Anwachsen der Fremdnamen: Einmal das allmähliche Absterben der suffixlosen und der mit -iko gebildeten germanischen Kurzformen und zum andern das überaus lebenskräftige Wuchern der kirchlichen Kurzformen. Bemerkenswert ist hierbei der seit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts zu beobachtende gleichbleibende Stand der Vollformen, sowohl der germanischen wie besonders der kirchlichen. Es ist also nicht so, daß eine bei allen Namenformen gleiche Verschiebung stattgefunden hätte von den germanischen hin zu den kirchlichen. Sondern daß lediglich auf dem Gebiet der Kurzformen sich diese Wandlung vollzieht: Die Anzahl der Vollformen bleibt unerschüttert.

Bei dem Vergleich der germanischen Taufnamen der ältesten Boizenburger städtischen Namenquellen mit denen des 17. Jahrhunderts läßt sich eine eigenartige Übereinstimmung feststellen. Zu beiden Zeiten besteht fast dasselbe Zahlenverhältnis der Namenformen: Die Vollformen überwiegen bei weitem, die Kurzformen sind schwach oder überhaupt nicht vertreten. Dazwischen liegt eine Zeit der Vollformenverdrängung durch die Kurzformen, was in der Kaiserbede von 1496 am augenfälligsten zutage tritt; in ihr stehen 21 germanischen Vollformen 54 germanische Kurzformen gegenüber. Dieses Verhältnis zwischen Voll- und Kurzformen wird freilich trotz aller urkundlichen Belege im täglichen Leben ein etwas anderes gewesen sein, als das Quellenmaterial es angibt: Der Kurzname wird zu jeder Zeit häufiger gewesen sein als die listenmäßige Anzahl. und zwar ist das Mehr der Kurzformen zu ergänzen aus den vorhandenen Vollformen, die oftmals nur der amtlichen Liste wegen die im täglichen Umgang benutzten Kurz- und Kosenamen beiseite schoben.

Die Bildungsart des germanischen Kurznamens auf niederdeutschem Gebiet ist gekennzeichnet durch das an die Kurzform angehängte -iko-Suffix, was jedes andere Suffix fast völlig von der Namenbildung ausschloß. Gegen das 17. Jahrhundert hin tritt der durch Suffix gebildete Name jedoch

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mehr und mehr zurück, so daß auch das -iko-Suffix beim Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges in keinem städtischen Vornamen Boizenburgs mehr zu finden ist.

Die Fremdnamen zeigen bis 1400 dasselbe Verhältnis der Namenformen zueinander wie die germanischen Namen des gleichen Zeitabschnittes; die Vollformen sind auf der ganzen Linie herrschend: 28 Vollformen, 3 Kurzformen! Im Verlaufe der nächsten Jahrhunderte aber entfalten sich die fremden Kurzformen mehr und mehr - wie dies bis 1496 ja auch bei den germanischen Kurzformen der Fall war - , und zwar in einem weit größeren Ausmaße, als die germanischen Kurzformen nach 1496 wieder an Zahl und somit an Bedeutung einbüßen. Zahlenmäßige Belege mögen dies noch klarer erkennen lassen: Die Kaiserbede von 1496 verzeichnet 45 fremde Kurzformen gegenüber nur 7 fremden Vollformen. - Von nun an aber verläuft die Entwicklung bei den kirchlichen Taufnamen genau umgekehrt wie bei den germanischen. Dort verloren die Kurzformen an Zahl, starben gleichsam ab, hier dehnen sie sich immer mehr aus, bis im Anfang des 17. Jahrhunderts 124 fremde Kurzformen nur 15 fremden Vollformen gegenüberstehen. Letztere bleiben das ganze 16. Jahrhundert bis hinein ins 17. auf einem zahlenmäßig ähnlich tiefen Stand wie die germanischen Vollformen der gleichen Zeitperiode. -

Was mag nun diese Umwälzung in der Namengebung hervorgerufen haben? Einesteils ist es natürlich der Einfluß der Kirche auf das weltliche Leben jener Zeit, der sich hier so deutlich bei den Namen auswirkt; denn Namen aus der kirchlichen Welt sind es, die den Fremdnamenbestand ausmachen. Andererseits setzt aber die Eingliederung des kirchlichen Fremdnamens in die deutsche Vornamenwelt etwas Weiteres voraus, ja, es bereitete der kirchlichen Namenwelt erst den Boden zu ihrer Entfaltung: Es ist der innere Abstand der damaligen Zeit von dem germanischen Namen. Dieser wurde nicht mehr recht verstanden und erstarrte deshalb. So erklärt es sich, daß keine neuen Kurz- und Koseformen mehr entstanden und keine neuen germanischen Vollformen mehr auftauchten. Kurz, eine Entfremdung des germanischen Namens trat ein. Und dieser Umstand gereichte der kirchlichen Namengebung zum Vorteil. Eben weil kein festgegründetes germanisches Namensystem mehr bestand (um 1500), konnte das fremde Namenelement um so ungehinderter in die germanische Namenwelt einströmen und sich dort festsetzen. Und dies um so mehr, als die Be-

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ziehungen zur Kirche und somit zu den Kirchennamen recht mannigfaltige waren. Man hatte ein inneres Verhältnis zu all den Johannes - Joachim - Jürgen und wie die Kirchenheiligen alle hießen, man betete ja zu ihnen. Wie konnte es da ausbleiben, die Kinder in die beschützende Obhut eines solchen heiligen Namens zu geben, wie man es einst vor Jahrhunderten teilweise auch ähnlich mit den germanischen Namen gemacht hatte. Wohl fristete der germanische Name noch zeitweilig in immer wiederkehrenden Taufnamen innerhalb einer Familie ein verhältnismäßig langes Dasein, aber auch hier erwies sich der kirchliche Name schließlich lebenskräftiger und verdrängte seinen germanischen Vetter.

Bisher wurde die Art der Vornamen untersucht, ob germanische oder kirchliche, und ihre zahlenmäßige Verteilung auf die Namenträger; es folge jetzt ergänzend hierzu eine zahlenmäßige Darstellung der überhaupt in den Quellen auftretenden Vornamen, um einen Einblick zu gewinnen in die Mannigfaltigkeit der Vornamenwelt in den Jahrhunderten des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit:

tabellarische Übersicht

Die Tabelle spricht in deutlichen Zahlen von dem seit 1500 ziemlich gleichen Verhältnis verschiedener Taufnamen zur Gesamtpersonenzahl einer Liste: 29,4 % beträgt das Durchschnittsverhältnis in den Boizenburger städtischen Namenquellen für das 16. und das beginnende 17. Jahrhundert, d. h. in dieser Zeit trug beinahe jede dritte Person einen anderen Taufnamen. Daß die Anzahl verschiedener Taufnamen gegenüber der Gesamtpersonenzahl innerhalb eines Zeitraumes verhältnismäßig so groß ist und von gleichen Untersuchungen dieser Verhältnisse - wie sie Reimpell für Lübeck und Wagner 44 ) für Köln an-


44) Wagner, DieKölner Familiennamen
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gestellt haben: auf 15000 Personen kamen dort nur rund 1000 verschiedene Taufnamen! - So stark abweicht, erklärt sich aus der späten Zeit, für welche die vorliegenden Untersuchungen angefertigt wurden; denn die beiden genannten Arbeiten behandeln die Personennamenverhältnisse nur bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, wo der Namenbestand sich noch nicht in jenem Auflösungs- und Umbruchsstadium befand wie in den folgende Jahrhunderten. Die abnehmende Verschiedenheit und zahlenmäßige Minderung der germanischen Taufnamen und die gewaltig anschwellende der kirchlichen in den Namenlisten deckt sich naturgemäß mit der gleichen Entwicklung der germanischen und kirchlichen Kurzformen, denn auf dem Gebiet der Kurzformen spielte sich ja die Wandlung innerhalb des Taufnamensystems ab.

3. Bedeutung des Taufnamens

Was nun die Bedeutung des Taufnamens anlangt, so gliedere ich das germanische wie auch das kirchliche Taufnamensystem in zwei Hauptgruppen:

a) Der Taufname als Einzelname, als selbständige Personenbezeichnung ohne nähere Bestimmung.

b) Der Taufname als Familienname.

Zu a) Personenbezeichnungen der ersten Gruppe sind im Boizenburger Namenmaterial begreiflicherweise nur sehr spärlich vertreten, doch sind sie ihres altertümlichen Charakters wegen um so bemerkenswerter. Es sind sogenannte Einzelnamen, Taufnamen ohne eine weitere Beifügung zur Bezeichnung einer Person. Im Hinblick auf die übrige bürgerliche Namengebung Boizenburgs stellt der Einzelname einen Restbestand dar. Ist doch die Einnamigkeit im allgemeinen nur den allerältesten Zeiten eigentümlich. Ob man freilich den Abschlußzeitpunkt der Einnamigkeit so festlegen darf, wie Reimpell es tut, wenn er sagt: "Alleinstehende Taufnamen kommen nur bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts vor" 45 ), so erscheint mir dieses zumindest als gewagt. Fest steht nur, daß der Einzelname gegenüber der übrigen Namengebung in Boizenburg rein zahlenmäßig nicht mehr sehr ins Gewicht fällt: Nur acht Personen mit Einzelnamen konnte ich für das Boizenburger Stadtgebiet feststellen, wobei selbstverständlich die nur zeitweise alleinstehenden Taufnamen unberücksichtigt blieben.


45) In: Die Lübecker Personennamen, S. 29
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in jedem Falle ohne Beinamen stehen folgende Namen: Visemannus 1325 (1) - Hildebrandus 1335 (1) - Helmeken 1494 (1) - Hildeman 1496 (1) - Aske 1496 (1) - . Zu diesen fünf germanischen Einzelnamen gesellen sich noch zwei kirchliche in gleicher Einzelstellung, und zwar: Florikinis 1343 (1) - als Vorname eines festen Familiennamens nicht auftretend - Baltzer 1496 (1) - zwischen 1569 und 1611 im ganzen fünfmal als Vorname fester Familiennamen auftretend, als Familienname nie!

Ein alleinstehender slawischer Name - Techmer 1496 (1) - muß ebenfalls in diese Gruppe der Einzelnamen mit einbezogen werden. Ob derselbe als Vorname oder als Familienname zu werten ist, läßt sich mit Bestimmtheit nicht sagen. Er könnte in Zusammenhing gebracht werden mit dem zur gleichen Zeit auftretenden Familiennamen Techen (s) usw., jedoch verzeichnet Witte im Mecklb. Jahrb., Bd. 71, S. 261, auch einen slawischen Namen Techomer, freilich nicht für das Boizenburger Gebiet.

Zwei Möglichkeiten einer Erklärung bestehen für diese in so verhältnismäßig später Zeit auftretenden Einzelnamen: Es könnten diese einnamigen Personen ein derartiges Ansehen bei ihren Mitbürgern genossen haben, das sie vor allen anderen so aus der Allgemeinheit heraushob, daß ein einfacher Name genügte zu ihrer Kennzeichnung. Diesem widerspricht jedoch, daß um die Mitte des 14. Jahrhunderts die Ratsgeschlechter Boizenburgs, also die in der Stadt doch bestbekanntesten Familien sämtlich schon Familiennamen tragen: Hinricus Wrede (Consul civitatis Boycenborch) 1327 - Hermannus Wrede (Consul von Boizenburg) 1345 - 1347 - Hinricus Badegowe (consul civitatis Boyceneborch = Sohn von Wilkinus Badegowe).

Es liegt daher näher, eine zweite Erklärungsmöglicheit als wahrscheinlicher anzunehmen, daß nämlich die auftretenden Einzelnamen unter den übrigen Taufnamen der gleichen Zeit gar nicht oder nur vereinzelt vorkommen, daß also der Einzelname in der Gegend seines Auftretens wirklich eine Einzelerscheinung darstellt, die eine Verwechselung mit anderen Personen unmöglich macht. (Denn genaueste Kennzeichnung der Personen zur Vermeidung von besonders rechtlichen Irrtümern ist ja der Sinn jeglicher Namengebung.)

Dies letztere scheint für die angeführten Einzelnamen der Fall zu Sein. Von den acht aufgeführten Einzelnamen erfüllen

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sechs restlos die Bedingungen dieser zweiten Möglichkeit: Visemannus 46 ) kommt nur 1325 ein einziges Mal vor, der Name Hildebrandus 1335 47 ) - erst 1601 tritt wieder ein "Brandt" als Vorname auf - Helemken im St. Jürgenbuch 1494, Hildeman, Aske und Baltzer in der Kaiserbede 1496 - alle als Einzelnamen einmalig belegte Namen!

Nicht ganz so eindeutig liegen die Verhältnisse bei dem Namen Florikinis 1343: Florikinis besitzt immerhin schon einen Sohn mit Namen Johannes, der freilich bei dreimaliger Aufführung in der betreffenden Quelle immer nur Johannes genannt wird, ohne Zunamen, den er daher wohl noch nicht besessen haben wird; und außerdem spricht für eine unfeste Einnamigkeit dieses Namens die Nennung Florikinis - also des Vaters - ohne jeden Vornamen. Daß Florikinis 1343 schon fester Familienname sei, möchte ich daher nicht annehmen, denn nur mit dem Nachnamen bezeichnete Personen sind in so früher Zeit für Boizenburger Namen bisher noch nicht nachgewiesen. Eine solche Eigentümlichkeit der Personenbezeichnung würde schon einen festen Familiennamen voraussetzen müssen, und dieser ist im allgemeinen erst späteren Jahrhunderten vorbehalten 48 ). So sind die in unseren Quellen einnamig auftretenden Personen - diese älteste Namengebung überhaupt - letzte spärliche Reste einer ehemals die gesamte Namenbildung beherrschenden Gruppe.

Mit zunehmender Differenziertheit des täglichen Lebens genügte jedoch der einfache Taufname nicht mehr zur Kennzeichnung einer Person; es mußte ein erklärender Beiname hinzutreten - der zunächst selbstverständlich noch kein fester Familienname war - , sei dies nun eine Verwandtschaftsbezeichnung, die Herkunftsangabe, der Beruf oder geistige oder körperliche Auffälligkeiten des Namenträgers. Diese Namengebung erlebte im Mittelalter ihre höchste Blüte und nimmt auch in den uns vorliegenden, meist späteren Boizenburger Quellen noch einen verhältnismäßig breiten Raum ein.

Wenn ich die unfesten Beinamen aber nicht schon an dieser Stelle behandle, sondern erst im Anschluß an die aus Taufnamen gebildeten Familiennamen unter der "unregelmäßigen


46) M. U.-B. VII, 4607: "von Visemanno 3 punt..."
47) M. U.-B. VIII, 5613: "ibidem altare demini Hildebrandi".
48) Vgl. hierüber auch S.53/54
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Namengebung" 49 ) auf Seite 53 - 62 ff., so deshalb, weil für die Boizenburger Quellen der feste Familienname doch schon weitaus das Übergewicht hat.

Zu b) Familiennamen aus Taufnamen. Nach Besprechung der Taufnamen erhebt sich nun die Frage, welches Bild der germanische oder kirchliche Taufname im Gewande des Familiennamens bietet. Zur Beantwortung dieser Frage schicke ich eine Zusammenstellung aller aus germanischen und kirchlichen Taufnamen entstandenen Familiennamen voraus.

Die in dieser Liste wiederkehrenden Boizenburger Taufnamen sind fett gedruckt. Ausgelassen habe ich hierbei die Doppelbezeichnungen von Personen, alleinstehende Familiennamen, unfeste Namen, die Fälle von Namenwechsel und die Frauenbezeichnungen. Diese Gruppen sollen einer besonderen Betrachtung unterzogen werden. Eine in Klammer gesetzte Namenvollform zeigt an, daß sie in den Quellen nicht belegt ist.

Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen.

3 b, α): Tabellarische Darstellung.

Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

50) Für alle drei Formen der gleiche Taufname Henning usw.
51) Vgl. auch Bahlow S. 50, wo Bode aus Sigbot erklärt wird.


49) Über die Bezeichnung "unregelmäßige Namengebung" siehe S. 130, 146!
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Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

52) Diese genitivische Kürzung findet sich besondere häufig in Ostfriesland.
53) Vgl. Mahnken: Erpf = dunkelfarbig, braun. Es ist eine der weniger erhaltenen einstämmigen Vollformen, heute besonders im Friesischen erhalten.

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Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

54) Vgl. Bahlow, Mecklenburgisches Namenbüchlein S. 12.
55) Identisch sind Gatke, Getke, da beide einen gleichen Vornamen Ludke tragen.
56) Bahlow macht auf S. 33 aufmerksam auf die dreimal im M.-U.-B. Bd. 17 vorkommenden, zu Gottschalck gehörigen Formen ohne "l": Gotscahk, Godsca(c)k - Mahnken S.18 weist Scacke zu Scatsard, wobei er Scacke gleichzeitig mit Shakan = schütteln zusammenbringen möchte. - Reimpell läßt auf S. 108 Schakke = Schach sein, allerdings mit Fragezeichen. - Die Etymologie ist also unsicher; doch möchte ich mich Bahlows Ansicht anschließen auf Grund der aufgezeigten Parallelen im M.-U.-B. Überdies ist Scacke um 1300 häufiger Adelsname in Holstein.
57) Ghebbe usw. und Hebbe usw. werden Zunamen ein und derselben Person sein wegen: Hans Gebbe 1494, Hans Hebbe 1538, Hans Habbe 1571, Hans Habben 1601. Es ist dies eine besonders im friesischen bekannte Kurzform.

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Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

58) Beide Zunamen werden nur eine Person bezeichnen wegen: Franz Heine 1570, Frantz Heines 1571 und Frantz Heine 1572.

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Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

59) Zu an. Idja = arbeiten zu stellen (?).
60) Lemme ist identisch mit Lemcke usw. wegen gleicher Vornamen: Hans Lemcke 1538, Hans Lemme 1541, 1572.

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Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

61) Es könnten auch die mecklenburgischen Orte Poppentin, Poppendorf in Frage kommen.

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Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

62) Fridrich Weiser 1605 S.3 Mitte, Friedrich Wieser 1606 S. 3 Mitte: also bezeichnen die beiden Zunamen dieselbe Person.

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Familiennamen aus ehemaligen germ. Taufnamen

63) Wölke, Wölcke ist mit Woldeke identisch wegen: Lazarus Woldeke 1602/1603 und Lazarus Wölcke 1604.
64) Vgl. auch Schiller-Lübben S. 350: Tzirlik, Sirlik = zierlich, schön, schmuck.

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Familiennamen aus ehemaligen kirchl. Taufnamen

Familiennamen aus ehemaligen kirchl. Taufnamen

65) Kann auch Kurzform sein von dem germ. Namen Giltbert.
66) Beide Zunamen bezeichnen wegen gleichen Vornamens nur eine Person, Hennick Hannemann 1494 neben Hennick Hennemann 1538.
67) Peter Hansen 1611 neben Peter Hans 1614, also eine Person!
68) Sind die verschiedenen Zunamen für nur eine Person. Kersten Jurges 1601, Kersten Jurgs 1603, Kersten Jurgens 1604.
69) Vgl. S. 22, Anm. 27.
70) Bei allen drei Zunamen tritt der gleiche Vorname T(h)omas bzw. Tonnies auf.
71) Ist besonders ostdeutsche Weiterbildung von Peter.
72) Stoppell usw. steht mit drei verschiedenen Vornamen.

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Familiennamen aus ehemaligen kirchl. Taufnamen

73) Drei verschieden Vornamen kommen vor.
74) Vgl. auch Schiller-Lübben S. 403: Ti(e), Tig(g)e = öffentlicher Sammelplatz eines Dorfes zu dörflichen Zusammenkünften.
75) Ist dreifache Schreibung nur eines Zunamens, da für alle drei Formen nur der eine Vorname "Hans" belegt ist.
76) Die vierfach verschieden Schreibung bezeichnet nur eine Person, da nur deer eine Vorname "Peter" belegt ist.

Ganz deutlich ergibt sich aus den vorangegangenen Listen das germanisch-kirchliche Familiennamensystem der Stadt Boizenburg. Es ist eine beachtlich große Zahl von personen, die ihren Namen von alten germanischen oder kirchlichen Personennamen herleiten: 300, das macht 32,4% der gesamten Boizenburger Personen aus. Im Vergleich mit den aus Personennamen gebildeten Namen der Stadt Lübeck stellt sich der Boizenburger Bestand als eine überraschend große Zahl dar. Es scheint sich also in Boizenburg diese Art der Namengebung größerer Beliebtheit erfreut zu haben als in Lübeck, wo infolge des weit größeren Zustroms von Einwanderern die Herkunftsbezeichnungen beinahe die Hälfte aller Namen ausmachen.

3 b, β: Anteil der Taufnamen an der Familiennamenbildung.Was nun den Anteil der in Boizenburg vorkommenden Taufnamen an der Familiennamenbildung angeht, so ergibt sich die überraschende Tatsache, daß sich von den gesamten 149 verschiedenen Boizenburger Taufnamen nur 24 germanische und 15 kirchliche an den 107 verschiedenen germanischen und 35 kirchlichen Familiennamen beteiligen, also 27,5 % - das sind noch nicht einmal ein Drittel - der aus Personennamen gebildeten Familiennamen hatte sich bis zum 17. Jahrhundert aus den in Boizenburg bekannten Vornamen entwickelt. Man hätte vielleicht erwarten können, daß die vorhandene stattliche Anzahl von insgesamt 80 verschiedenen germanischen und 69 kirchlichen Taufnamen doch mindestens zum allergrößten Teil, wenn nicht ganz, in den Familiennamen wiederkehren würde.

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3 b, γ: Bildungsweise. Ein Blick auf die obigen Familiennamen in bezug auf Voll- und Kurzformen zeigt ein ähnliches Bild wie das der Taufnamen: Nur 26 (13) verschiedene germanische (kirchliche) Vollformen stehen 46 (14) germanischen (kirchlichen) Kurzformen gegenüber, von welch letzteren die mit einem -iko-Suffix, als dem typisch bodenständigen niederdeutschen Suffix, gebildeten Namen mit allein 21 (nur 2!) verschiedenen germanischen (kirchlichen) Namenformen das Übergewicht haben. Den von den germanischen wie kirchlichen Personennamen hergeleiteten Familiennamen sind am meisten vertreten: Beneke 15mal, Lemeke 14mal, Luder 14mal, Maneke 9mal, Schack 7mal, Wolder 6mal, Peters 5mal, Augustin 4mal; also nicht etwa die gleichen Namen wie bei den Taufnamen, bei denen ja die Heinrich, Hermen, Bernhard, Diedrich und Arnold; Johannes, Joachim, Jürgen, Peter und Jacob im Vordergrunde standen.

Der überaus geringe Anteil der kirchlichen Familiennamen am Namensystem der Boizenburger städtischen Namenwelt mag zunächst verwundern, besonders da der kirchliche Name in seiner Taufnamenbedeutung das germanische Vornamenelement zu gleicher Zeit ja schon erheblich in den Hintergrund gedrängt hatte; aber der starre unlebendige Familienname war eben dem leichter auswechselbaren und äußeren Einflüssen stärker ausgesetzten Taufnamen an Festigkeit weit voraus. So konnte das germanische Element im Familiennamen ein bedeutend längeres Dasein fristen als im Taufnamen. Dieser war aufs stärkste zeitlich modischen Einflüssen unterworfen, lehnte sich an die Namen der jeweils regierenden Herrscher an 77 ), an bekannte biblische und kirchliche Persönlichkeiten, und konnte vor allem in jeder Generation neu korrigiert und dem bestehenden Zeitgeschmack bzw. Modenamen angepaßt werden. - Beim feststehenden Familiennamen hingegen mußte auf modische Erscheinungen dieser Art verzichtet werten. Nur grammatische Eigentümlichkeiten konnten dasFamiliennamenbild zeitlich bestimmen; aber auch dies nur in beschränktem Maße, denn das jedem Namen anhaftende Beharrungsvermögen in bezug auf seine Form - in der von uns behandelten Zeitepoche freilich noch nicht sehr sichtbar ausgeprägt - läßt die grammatischen Kennzeichen einer neuen sprachlichen Entwicklungsepoche immer erst verspätet Zutritt finden zu den Namen.


77) Was besonders beim Vornamen "Heinrich" deutlich wird.
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So kann die Schreibart eines Namens immer nur als sekundäre Quelle dienen zu seiner zeitlichen Fixierung niemals als einzige und primäre! Dies gilt für die gesamte Namenwelt und findet hier teilweise immer noch nicht die entsprechende Würdigung.

4. Slawische Familiennamen 78 )

Zur Gruppe der aus Fremdnamen gebildeten Familiennamen tritt im ehemals slawischen Raum Ost- und Norddeutschlands nun immer noch ein weiteres Fremdnamenelement hinzu: Der slawische Namenbestand. Wirtschaftlich und gesellschaftlich hatten die in Mecklenburg überall verdrängten und vertriebenen Slawen schon längst ausgespielt 79 ); auf dem Lanbe sei nur an die "Groß-Klein", "Neu-Alt"-Bezeichnungen der Dörfer erinnert, wobei "Klein" und "Neu" die slawische Siedlung bezeichnen, und zwar immer den weniger fruchtbaren Teil der Dorfmark, in den die slawischen Ansiedler vertrieben wurden. - In den Städten erging es den Slawen nicht besser. Auch hier mußten sie, abgesondert von ihren germanischen Mitbürgern, in besonderen Straßen wohnen, und den Handwerksmeistern war es verboten, wendische Lehrlinge einzustellen 80 ).

Nur eins konnte den Slawen nicht so leicht genommen werden: ihr slawischer Name. Wohl haben hier und da slawische Namenträger, besonders Adelsgeschlechter, ihren Namen bewußt verdeutscht, oder aber der fremdklingende und unverstandene slawische Name wurde in einigen Fällen volksetymologisch umgedeutet und so eingedeutscht; aber trotz alledem überliefern die Namenquellen Mecklenburgs und insbesondere auch die Boizenburgs bis auf den heutigen Tag noch einen nicht unbeträchtlichen Prozentsatz slawischer Namen. Für die Stadt Boizenburg ist der slawische Zuname sogar gleich stark vertreten wie der kirchliche Fremdname: 31 verschiedene slawische Fremdnamen stehen in den Boizenburger Stadtquellen 35 verschiedenen kirchlichen Fremdnamen gegenüber.

Bei der Zusammenstellung der slawischen Familiennamen - um solche handelt es sich wohl ausschließlich mußte mit


78) S. Witte, Jahrb. f. meckl. Gesch. 71, S. 153 ff.
79) Vgl. Techen, S. 24/25. Ferner: Deutsche Hefte I (1930/31), S. 94 ff.; 241 ff.
80) Vgl. Witte, Jahrb. f. meckl. Gesch. 71, S. 154. - Techen, Hans Geschichtsbl. 1897
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besonderer Sorgfalt der slawische Ortsname ausgemerzt werden. Ein solcher ist als bloßer Herkunftsname zu werten und braucht durchaus keinen Slawen zu bezeichnen 81 ). Es war natürlich auch das möglich; aber für eine slawische Personennamenliste durfte diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen werden.

Es stellt die folgende Liste also den namenmäßig rein slawischen Bevölkerungsanteil des Boizenburger Stadtgebietes dar:

4. Slawische Zunamen 82 ).

Dolingk 1605 (1). Witte: Dolnik = der unten Wohnende, der Talmann. Hans 83 ).

Drauanicke 1614 (1). Witte verzeichnet Draffanike nur einmal für das Dorf Gülze in der Landbede 1538. Slaw. drevo = Baum. - Claus.

Glaffatze 1541 (1). Witte verzeichnet für das Amt Boizenburg nur 1538 in Blücher einen Gleffesse. - Jacob.

Guouwste 1494. Guoust 1496; 1572. Guous 1570. Guousth 1571. Guowst 1611. Guouwst 1614 (3). Auch bei Witte verzeichnet. - Marquart, Marquard, Berendt, Jochim.

Greuenitz 1569. Greuenitzs 1601. Greuenizen 1602/1603 (1) Witte verzeichnet für das Schloßregister Schwerin Gryuenatze. - Johan.

Hennazs 1602/1603. Heinatz 1604. Heinatze 1605/1606. Heinaz 1611/1614 (1) Witte kennt Heynytze, Hennatze = Heinrich. - Jacop.

Holling 1601/1603. Hollingk 1602/1603. Hölnigk 1604. Hoelingk 1605. Holing 1606. Holingk 1611. Hoeling 1614 (1). Witte: Hulnik = Wächter der Waldbienenstände. - Claus, Clawes.

Janeke 1579/1611. Janeken 1586. Janike 1604, 1614. Jancke 1606. Janicke 1614 (3). Witte ebenfalls: Janeke, Janike und Janicke = Klein-Johannes. Wohl nicht unbedingt Slawisch. - Hans, Cerstenn, Peter.


81) Die als Ortsnamen bezeugten slawischen Namen sind daher auch als Herkunftsbezeichnungen aufgeführt; s. S. 62 ff.
82) Die von Witte bezeugten Namen stehen im Jahrb. f. meckl. Gesch. 71, S. 171 ff. - Vgl. diese städtischen slawischen Namen Boizenburgs mit den ländlichen slawischen Namen auf S. 123 ff.
83) Man beachte die rein germanischen bzw. kirchlichen Vornamen der slawischen Zunamen.
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Jeckel 1494. Ghekel 1494. Jekel 1496(1). Witte kennt nur: Ja(c)kel (1) = Klein-Jakob. - Hinrick, Hynryck.

Jilbrecht 84 ) 1541. Jelbrecht 1570/1579 (1). Bei Witte nicht. - Lulaf(f), Luleff, Ludeleff, Ludolff, Ludolph.

Kirlefei 1465. Kirlefey 1465 (1). Bei Witte nicht. - Heinrich.

Klackunsce 85 ) 1496 (1). Witte: Klackun = Lokalname?

Koltze 1538 86 ). Koltzen 1569/1571. Koltzenn 1569. Colze 1570. Coltze 1571 (3). Witte leitet diesen Namen her von Kolca = Kniekehle, Schenkel. - Werner, Hans, Anne.

Kowal(en) 1345. Kowal 1346/1347. Kuwal 1347. Cowal 1354. Korualn, Korualen 1601 (2). Witte: Kouale = Schmied. - Johannis, Johannes, Johan.

Kubel 1569, 1572, 1576/1579. Kubelke 1570. Cubelcke 1571/1572 (1). Witte: Koben, Kubela = Klein-Jakob. - Heinrich.

Labbun 1576 (1). Witte: Labbuen, Lab(b)un = Der den Frieden Liebende. - Marten.

Milowe 87 ) 1347 (1). Bei Witte nicht. - Clawes.

Odynck 88 ) 1538 (1). Bei Witte nicht. - Hans.

Pantzen 1494, 1503. Pans 1496. Pantze 1514. Pentze 1541 (5). Witte: Pantze, Panic(a) = Junker. - Herme, Hermannus, Gefke, Jurgen, Jochim, Reimer.

Pretthun 1538. Prettun 1538/1611. Prethun 1541, 1601. Pretthin 1541. Perttun 1571/1611. Perttunn 1571, 1603. Prettun 1603. Pertun 1604/1606. Portun 1606, 1614 (9). Witte: Prettun = Durchbau, Lichtung (Lokalname). - Peter, Bene, Clawes, Hans, Bertolmeus (Birtolmeus - Bartholomey - Bartolomeus), Claus, Bertolmeus (Bartholomeus), Drewes, Jacob (Jacob), Jurgen, Hanns, Jochim.


84) Nicht unbedingt hierher gehörig, denn Jil- kann auch stehen für Gil u. Gisil, -brecht ist germ. Vgl Mahnke S. 117.
85) = Frau des Klackun.
86) Doch muß auch hingewiesen werden auf die Orte Kölzow in Mecklenburg und Költzen in Sachsen.
87) Milow kann auch Ortsbezeichnung sein.
88) S. auch Schiller-Lübben 3. Bd. (1877), S. 216: "Privati cives - - dicto kamerario capituli Bremensis - - persolvent nomine decime petite quinge solidos. Quod si hanc pensionem, que vulgariter odinge dicitur, - - non dederint." Old. Urk. von 1248
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Quarter 89 ) 1570/1571 (1). Bei Witte nicht. - Fran(t)z.

Kainmatze 1538 (1). Bei Witte ebenfalls nur einmal in der Landbede 1538 für Boizenburg-Stadt verzeichnet. - Achim.

[Raban 1604 (1). Witte nur Rabode. Hierzu gehörig? - Steffen.]

Ribeling 1498, 1579, 1586. Reibe 1570/1572. Ribe 1579 (2). Witte: Rybe, Ribe, Reybe = Fisch. - Johannes, Johan, Hans.

Rytzke 90 ) 1538. Riscke 1541. Ritzke 1541, 1603/1606. Rizke 1603, 1614 (3). Witte: Ritzke, Rützeke, Ryske = Demi nutiv von Rosto. Für das Amt Boizenburg sehr häufig verzeichnet. - Achim (Jochim), Peter, Hans.

Seucke 1541, 1570/1614. Szeuike 1569/1571. Szeueke 1569, 1571. Seuike(n) 1604 (4). Witte: S(z)euke = Der Lebendige, Lebensfrohe. - Han(n)s, Heinrich, Peter, Ulrich.

Scmilou 1319. Smilow 1327. Smylow 1345. Smylowe 1349 (2). Witte: Smil(o) = Kurzform von Smiloslaw. - Gherardus, Nikolaus, Nycolaus. Vielleicht auch Ortsname mit slaw. ow-Endung.

Techenn 1494, 1538/1541. Tegghem 1494. Techen 1528, 1541, 1579, 1586. Techens 1538/1569. Techann 1541 (4). Witte: Teghan usw. = consolatio, freilich nicht für das Amt Boizenburg. - Hans, Hinrik, Heinrich, Gretke.

Techmer 1496 (1). Witte kennt den Namen, verzeichnet ihn aber nicht für Amt Boizenburg.

Teske 1538, 1579. Tesche 1541 (2). Witte stellt diesen Namen zu Teha = consolatio , verzeichnet ihn aber nicht für Amt Boizenburg. - Kersten, Jürgen.

Tzyge 91 ) 1569/1571. Tzi(e)gen 1579. Tzeige 1579. Tzigen 1579, 1586 (1). Witte: Cigan, Cygan = Zigeuner. - Mathias, Mattias. Matthies.

Wolecke 1494 (1). Witte: Wolicke, wolik = Deminutiv von Woco = Wille. - Hans.

Slawischer Vorname: Zunächst ein kurzes Wort über die Vornamen der aufgeführten Slawennamen. Es fällt der rein germanische Charakter der Vornamen auf. Nur eine


89) Schiller-Lübben 1877: "Alse he idt makede, dar feileden up der elen mehre denn dree quarthere." v. Hövel, Chr. 7.
90) Vgl. auch Bahlow S. 71, der Ritzke zu Mauritius stellt.
91) Auch als Frauenname bekannt.
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einzige Form erinnert an einen slawischen Namen: Lulaf, Luleff, Ludeloff. Die beiden weiteren Formen Ludolff, Ludolph geben jedoch Aufschluß über seine germanische Zugehörigkeit. Was heißt dieses völlige Fehlen von slawischen Vornamen? Es kann m. E. nur das vollständige Lossagen bedeuten von der slawischen Welt. Ferner heißt dies, daß eine slawische Sprache in Boizenburg nicht mehr lebendig war vom 14. Jahrhundert ab, denn sonst hätte der sprachlich slawische Zusammenhalt auch noch slawische Vornamen hervorbringen müssen. Für die Stadt Boizenburg ist somit auf Grund des untersuchten Quellenmaterials der aus slawischem Sprachtum genährte Vorname für die untersuchten Jahrhunderte nicht mehr erweislich.

Slawischer Zuname: Was vom Vornamen gesagt wurde über die Eindeutschung, gilt sinngemäß auch für den slawischen Zunamen. Auch dieser zeigt deutlich eine Hinneigung zu germanischen Nameneigentümlichkeiten, besonders was das im niederdeutschen Gebiet so weitverbreitete -iko-Suffix anlangt, das auch hier deutlich hervortritt; es wird unbeschadet des slawischen Namens an den Stamm gehängt 92 ). Die auf germanischem und kirchlichem Namengebiet im nieder deutschen Sprachraum ebenfalls seltener auftretenden -ilo, -izo, -ing und -man Suffixe treten auch beim slawischen Zunamen fast ganz zurück.

Wie kann, oder genauer, wie muß diese "Germanisierung" des slawischen Fremdnamens erklärt werden? Es gibt nur die eine Erklärungsmöglichkeit, daß nämlich der slawische Name seinen Halt an der slawischen Sprach- und Namenwelt verloren hatte. Die vordringende germanische Welt hatte slawisches Wesen und somit slawische Sprache immer mehr eingeengt 93 ), so daß das Slawentum daher sehr bald nicht mehr in der Lage war, seinen slawischen Namen genügend volkstümliche Kraft zu spenden für slawisch-wesenhaftes Dasein: Der slawische Name stand losgelöst vom slawischen Volkstum da, ohne slawische Eigengesetzlichkeit! Er war bereit zur Aufnahme germanischer Nameneigentümlichkeiten, die diesen verlassenen Posten slawischen Volkstums rings umgaben. Germanische Suffixe hängten sich an artfremdes Namengut an und gliederten es so in den Entwicklungsprozeß der germanischen


92) Ein ähnlich klinkendes slawisches Suffix tritt mit dem germanischen -iko-Suffix allerdings des öfteren in Konkurrenz.
93) Vgl. hierüber Witte, Jahrb. f. mecklb. Gesch. 71, S. 153 ff.
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Sprache ein. - Jedoch bedeutet dies keinesfalls eine völlige Gleichsetzung der slawischen Namenbildungsart mit der germanischen. Vielmehr behielten und behalten noch heute der slawische und auch kirchliche Name im germanischen Namensystem immer eine größere Starre in ihren Formen als der germanische. Besonders dem im Niederdeuttschen sonst so häufig vorkommenden Kosesuffix -iko begegnen die Fremdnamen im Verhältnis zu den -iko-Formen germanischer Namen doch immer mit deutlicher Zurückhaltung: Die Verhältniszahlen der mit -iko gebildeten Namen betragen 27 % bei den germanischen, 19 % bei den slawischen und nur 10 % bei den kirchlichen Zunamen.

5. Ungenaue Namengebung 94 ).

Bisher kamen lediglich alle als unbedingt fest anzusprechenden Familiennamen zur Besprechung. In ein vollständiges Namensystem jedoch, wie es für Boizenburg in dieser Arbeit ja dargestellt werden soll, gehört auch unbedingt jede vom endgültigen Familiennamen abweichende Namengebung hinein, wie die in den Quellen auftretenden gleichen Namen, allein stehende Familiennamen und unfeste Namen, insbesondere die wenigen Fälle von Namenwechsel. Ich lasse die in dieser Gruppe der aus ehemaligen Taufnamen stammenden Personennamen in Betracht kommenden Namenbeispiele folgen:

I, 5, a) Personen mit gleichem Namen: Zunächst drei Belege für gleiche Namengebung:

Neben "Hans Brandes" steht im St. Jürgenbuch "Hans Brantto Holte"; in der Landbede von 1570 folgt noch ein "Jochim Brandt".

In der Landbede von 1538 steht ein "Hans Luder" einem "Hans Luder vor der Brugge" gegenüber. Neben anderen Vornamen findet sich 1614 nochmals ein "Hans Lueder".

"Borchardt vom See" im Visitatiansprotokoll von 1579 neben einem "Johannes Borcherd" 1503 und einem "Clawes Borcherdt" usw. 1570 - 1579.

"Borchardt" wird also als Zuname eines festen Familiennamens anzusprechen sein. Und an diesen tritt die nähere Bezeichnung "am See". Warum? Um "Borchardt vom See"


94) D. h. die von der durch Taufname plus festem Zunamen abweichende Personenkennzeichnung.
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deutlich abzusondern von den übrigen noch in Boizenburg bekannten Borchardts (mit gleichviel welcher Schreibung).

Trifft diese Erklärung auch für die übrigen genannten gleichen Zunamen zu, oder anders gefragt, sind die durch die nähere Bezeichnung ausgezeichneten Personen mit denen ohne eine solche identisch? Ich möchte dies verneinen und annehmen, daß eine für damalige Zeit recht seltene gleiche Vor- und Zunamigkeit bei zwei verschiedenen Personen vorliegt. Zur Unterscheidung wurde je einer von beiden die Wohnortsbezeichnung "to Holte", "vor der Brugge" bzw. "am See" beigefügt. Diese Herkunfts- bzw. Wohnortsbezeichnung ist, wie die Besprechung der Herkunftsnamen zeigen wird, in der Boizenburger Gegend wie im gesamten niederdeutschen Sprachgebiet 95 ) recht verbreitet. - Der Name "Borchardt vom See" als alleinstehender Familienname mit Herkunftsbezeichnung leitet über zu den alleinstehenden Familiennamen.

I, 5,b) Alleinstehende Familiennamen: Der ohne Vor- und Beinamen alleinstehende Familienname ist in dieser Abteilung der "Familiennamen aus ehemaligen Taufnamen" mit drei Beispielen vertreten: in der Landbede 1538 Bene neben Jacob Bene aus dem Visitationsprotokoll über frühere Zeiten; - der alleinstehende Ditmer in der Kaiserbede neben dem gleichen Familiennamen mit vier verschiedenen Vornamen - und der nur 1603 vorkommende Gabriel in den beiden Formen "hern Gabriels haus" und "ern Gabriels haus"

Während gleiche Namen bei verschiedenen Personen schon im 13. und 14. Jahrhundert vorkommen 96 ), ist der alleinstehende Familienname Kennzeichen späterer Jahrhunderte. Voraussetzung hierbei ist der feste Familienname mit dem Hauptakzent auf dem Zunamen. Solange letzterer noch nicht den Hauptton trug, was ja nur bei unfester Namengebung der Fall fein konnte, bei welcher der Nachdruck auf dem Taufnamen lag, erfolgte auch keine Vereinzelung des Beinamens; es sei denn, daß dieser seiner Einzigartigkeit wegen zur Namenkennzeichnung als besonders geeignet erschien, wie es z. B. der Fall sein könnte bei dem Namen: "hern Gabriels haus". Ob hier Tauf- oder Beiname vorliegt, kann jetzt freilich nicht mehr nachgeprüft werden, doch ist dem späten Auf-


95) Was übrigens auch Reimpell für Lübeck und Carstens für Bremen nachgewiesen haben.
96) Vgl. Reimpell, S. 36-42.
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treten nach - 1603 - wohl alleinstehender Familienname anzusetzen. Fest steht jedenfalls das nur einmalige Vorkommen des Namens Gabriel, der seinen Namenträger genügend vor allen anderen Boizenburger Personen herausgehoben haben wird und daher auf einen Taufnamen verzichten konnte.

Wurde bei unfestem Beinamen bei mehrfacher Nennung manchmal der Beiname weggelassen und nur der Taufname genannt 97 ), so trat jetzt beim festen Familiennamen das Umgekehrte ein: Der Taufname verlor an Wichtigkeit, und der Zuname genügte teilweise zur Personenkennzeichnung, eine Handhabung des Namens, die in den erwähnten drei Beispielen zur Anwendung gelangt und die ja noch heute durchaus gebräuchlich ist. Diese in der Literatur der Namenkunde noch viel zu wenig berücksichtigte Tatsache gewinnt ihre volle Bedeutung erst bei der für den Namenforscher so wichtigen Frage nach der Festwerdung eines Namens.

I, 5, c) Taufnamen mit näherer Kennzeichnung: An sonstigen unfesten Namen enthalten die Quellen für diese Gruppe drei Beispiele:

"Lambert(h)us" teils plus "Lemcke" 1483,

"Ludeke. hern Brandes Sohn" 1347,

"Johannis Werneri" u. "Werneri de harte" 1503.Der Name "Lamberthus", teils durch den Zunamen "Lerncke" ergänzt, ist deutliches Gegenbeispiel für den allein stehenden Familiennamen. In diesem Falle liegt der Hauptton noch durchaus auf dem Taufnamen; "Lemcke" konnte noch weggelassen werden, ohne die Identifizierung des Namenträgers in Frage zu stellen.

"hern Brandes sohn" ist ebenfalls noch deutlicher Beiname zu dem alleinstehenden "Ludeke". Leider tritt dieser Ludeke nur ein einziges Mal in den Quellen auf, so daß seine Weiterentwicklung nicht verfolgt werden kann.

Recht unklar ist der Wechsel "Johannes Werneri" mit "Werneri de horte", der ohne Zweifel die gleiche Person bezeichnet. Als Familienname könnte "Werneri" gelten auf Grund der näheren Ergänzung "de horte" zum alleinstehenden Familiennamen Werneri, unfest erscheint mir der Name wegen


97) Beispiele dieser Art führt unter anders aus Mackel in "Grundsätzliche Erwägungen zur Namenforschung", niederdeutsches Jahrb., 1929.
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des recht ungebräuchlichen Genitiv-i bei Werneri, der sonst in den Quellen nie wieder vorkommt. Ich entscheide mich für letzteres, da ein fester Familienname in Mecklenburg die i- Endung des lateinischen Genitivs bei Werneri doch wohl schon sehr bald wieder abgestoßen hätte. Fand sich unser Name doch nicht im Gebiet der häufigen Namen im Genitiv im nördlichen Schleswig, Holstein oder auch strichweise in Westfalen!

I, 5, d) Fälle von Namenwechsel: Die Gruppe der unfesten Namen muß ergänzt werden durch die in den Quellen auftretenden Fälle von möglichem Namenwechsel. Nun ist in den Quellen aber außer den bloßen Namen keine weitere Handhabe gegeben zur Namenidentifizierung, es kann also lediglich das Namenbild Aufschluß geben über mögliche Fälle von Namenwechsel. Daß hierbei von unbedingter Sicherheit der Deutung nicht die Rede sein kann, muß vorweg gesagt werden.

Nur in einem einzigen Falle kann mit absoluter Sicherheit Namenwechsel bei zweien zu einer Familie gehörigen Personen festgestellt werden:

Es ist dies der im Meckl. Urkb. für das Jahr 1388 verzeichnete "Herman Kersten", vom Rat der Stadt Boizenburg als "unser borgher" beglaubigt, der an den Lübecker Rat Erbansprüche stellt nach seines Sohnes "Hans Boytzenborg" Tod in Boizenburg. Eine Stelle weiter unten im Briefe ergibt eindeutig diese Verwandtschaft: " - des Hermen Kersten, Hanses vader, recht ist - ".

In dem St. Jürgensbuch sowie in der Kaiserbede tritt ein "Hinrik Beneken" bzw. "Hinrick Beneke" auf, die wohl als identisch miteinander anzusprechen sind. Nun trägt der Hinrik Beneken im St. Jürgensbuch aber noch den Zusatz "vor dem markeddore", und die Kaiserbede enthält außerdem den nur einmal belegten Namen "Beneke dore". Es könnte also die Wohnstättenbezeichnung "am marked dore" für den Hinrik Beneke so allgemein üblich geworden sein - vor allem, da im 16. Jahrhundert noch 15 weitere Personen mit dem Zunamen Beneke nachweisbar sind -, daß die Wohnortsbezeichnung "dore" den eigentlichen Namen Beneke verdrängte. Über eine bloße Möglichkeit geht diese Annahme jedoch nicht hinaus.

Ähnlich liegen die Verhältnisse bei: Hans Hanneke 1494, Hans Hanneman 1579, Peter Hansen 1611, Peter Hans 1614, welch letztgenanntes Namenpaar mit

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größter Wahrscheinlichkeit eine Person bezeichnet, denn nur einmal tritt in diesem Namenzusammenhang der Name "Peter" und je einmal der Name "Hansen" bzw. "Hans". - Ob "Hans Hanneke" und "Hans Hanneman" miteinander identisch sind, ist nur schwer erweislich. Die Möglichkeit besteht jedoch durchaus, wenn man das in damaliger Zeit noch recht häufige Schwanken der mit Suffix gebildeten Namen in Betracht zieht. Als recht unklar erweisen sich die Namen Clawes Lenten 1494, Hinrici Lentheburghes 1503, Margareta, Heinrich Lentzen Wittwe 1460. Eine verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit dieser Personen kann auf Grund des vorhandenen Namenmaterials nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen werden. Es darf Clawes Lenten höchstens mit Wahrscheinlichkeit als Verwandter angeshen werden des schon vor 1460 verstorbenen Heinrich Lentzen. Mehr ergeben die Quellen nicht, und mehr sollte auch nicht in den bloßen Namen hineininterpretiert werden.

I. 6. Frauenbezeichnungen.

Ausgelassen wurden bisher die Bezeichnungen der weiblichen Vornamen, die ich der Einheitlichkeit wegen für das gesamte Boizenburger Stadtgebiet hier folgen lasse:

a) An weiblichen Einzelnamen sind insgesamt nur vier verzeichnet:

puella dicta Abele, filia quondam Hinrici Sartoris;
Heyleke(n), Heylcke, relicta 1483;
Ghertrudis, relicta Johannis, Stetin dicti 1311;
frawen Gertrudi, Florekins, burgers zu Boitzenburgk, wittwen, und ihrem Sohne Johanni 1343.

Die letzten drei Namen sind zugleich die einzigen Beispiele eines alleinstehenden Frauennamens zur Bezeichnung einer Witwe. Im übrigen enthalten die Boizenburger Namenquellen an weiblichen Personen nur Ehefrauen, meist ohne ihren Taufnamen, die eigentlich immer in der Bedeutung von "Witwe" 98 ) stehen.


98) Verständlich wird dieses Übergewicht an Witwenbezeichnungen durch die Art der Quellen: Es sind Steuerlisten, die Haushalte aufführen, wobei beim Tode des Mannes der Haushaltsname auf den Namen der Frau überging.
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b) Weiblicher Taufname plus Zuname.

Zunächst die schon durch weibliche Vornamen als Frauen gekennzeichneten Personen:

Wybe Tyde 1577. Cillige Wernekeske 1494. Catharina Wesken 1538. Margareta, Heinrich Lentzen Wittwe, 1460.

Margrete Janeken 1571. Anne Techens, Gretke Techens 1538. Ghertrudis, Cristina Badegowe 1351, 1569. Catrina Kerken 1605. Anne Koltzen 1569. Lisabeth Lawenburgs 1606.

Anneke Kremers 1496. Anneke Molres 1496. Geske Möllers 1570. Thine Moller 1572. Wybe Weghener 1494.

Katerina Haneken 1541. Alheyt Jungen 1571. IIso naghels? 1514. Hilleke Katte 1494. GreteVrigmans 1494, 1528. Gretke Vrygmans 1494. Melke Vremen 1496.

c) Mannesname plus "Witwe"-Beifügung.

Die weitaus größere Anzahl von Frauenbezeichnungen sind in den Quellen jedoch nicht ohne weiteres als solche zu erkennen; Sie erscheinen unter dem Namen des Mannes - mit oder ohne Vornamen -. wobei dieser in den Genitiv gesetzt und ihm die Kennzeichnung "Witwe" usw. oder die weibliche Endung -eske, -esche angehängt wird.

Die durch "Witwe" gekennzeichneten Frauen sind folgende:

Balzer Ehrenholds witwe 1614. Friderich gobben widtwe 1601, 1604: "- - wegen der pest arm". (Hans) Habben witwe 1614. Jochim Herders widtwe (nach 1601, Jochen Herders widtwe 1606. Hans Lamprechts widtwe 1606, Johannes Lamprechts witwe 1614. Jochim Manekens widtwe 1602, Jochim Maneke, widtwe, itzo Hans Palm 1603 neben: die Jochem Mangkesche 1601. Hans Reineken witwe 1614. Bartholomeus Schacken widtwe 1606.. Lorenz Schacken witwe 1614. Antonies widtwe 1605 neben: die Antonische 1601-1606. Jansen widtwe 1602. Grevenitzen widtwe arm 1603, 1605. Jochim Reymar Pentzen widtwe 1602 - 1603, Jochim Reimar Pentzen widtwe 1603, Jochim Reimer Pentzen widtwe 1604, Penzen widtibe 1606. Hans Soueken widtwe 1606.

Martin Bukowen widtwe 1603, Mertten Bukhauben witwe 1604, Martin Bukaws widtwe 1606. Jasper Grubenn witwe 1614. Claus Hagemans witwe 1614. Mertin Kerken widtwe 1603, Mertten Kercken: witwe 1604, Merten Kerken witwe 1605 neben: Jurgen Kercksche 1571,

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die Kerksche 1601. Daniel Köllen: witwe arm 1572. Henningk Kandtorpffs widtwe arm mit vielen kleinen Kindern 1602, Henning Rendorfs witwe: arm 1604, Henning Rentorffs widtwe 1606.

Carsten Burgers widtwe 1606. Vrepers widtwe 1571, 1606. Jurgen Fischers widtwe 1601. Chrisstoff Krogers widtwe 1601, 1603, Christoff Krugers widtwe 1603, Christoffer Crügers witwe 1604, Christoffer Krugers witwe 1604, Krugers witwe 1605, Christoff Krügers witwe 1614. Heinrich Ropers widtwe 1602 - 1604, Ropers witwe 1605. Heinrich Schepaubers witwe 1604, Heinrich Schipbawers widtwe 1606, Schiffbuwers witwe 1605. Pawel Schulten widtwe 1601, Paul Schulzen widtwe 1603, Paul Schulten widtwve 1603, Paul Schulten witwe 1604, Paul Schulten witwe 1604.

Koepen: witwe arm 1614. Heinrich Schaffs widtwe 1601. Struven witwe 1605 neben: die Struveske 1602, de Struvesche 1603, die Struvische 1603, die Strubische 1604, 1606.

d) Mannesname plus -eske-, -esche-Endung.

Ebenso beliebt war bei den Boizenburgem die Bezeichnung der verheirateten Frau durch Anhängen der Endung -eske bzw. -esche an den Namen des Ehemannes, häufig mit dem Artikel nd. = de bzw. hd. = die:

Die Berendt Benekesche 1602, die Benekesche 1611. Die Everdersche 1603. Jurgen Lempsche 1570, 1572, Jurg Lempsche 1571. De Luderske 1570, de Ludersche 1571, Daniel Ludersche 1572, 1576. Die Jochem Mangkesche 1601 neben. Jochim Manekens widtwe 1602, Jochim Maneken widtwe 1603. Reynikeske 1538. De Hans Werneske 1494, Hans Wernekesche 1496. Die blinde Wholdersche 1601.

Die Antonische 1601 - 1606 neben: Antonies witwe 1605. Die Auguftinsche 1611. Die Bestesche 1611. Bleseske 1494, 1496. Die Petersche 1611.

Die Janckesche 1570 - 1571 neben: Margrete Janeken. Klackunsce 1496. Die Querdersche 1603. De Techensche 1570, 1572, de Techennsche 1571 neben: Anne Techens 1569, Gretke Techens 1538.

Die Boitzenburgische 1611. Die Buekowische 1603 neben: Martin Bukowen widtwe 1603, Mertten Bukhauben witwe 1604, martin Bukaws widtwe 1606, de Busekesche 1570. De Collensche 1572 neben: Daniel Köllen witwe arm 1572.

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Gallinesche 1541. Beke Grimmeske 1474, Beke Grimmesche 1487, Grimmeske 1496. Haghemaneske 1494, die Hagemannsche 1611 neben: Claus Hagemans witwe 1614. De Hostmansche 1570, Jasper Hostmansche 1571 - 72. - Die Jarchowsche 1601. Marquart Kakesche 1514. - Arendt Kakersche 1571. Jurgen Kercksche 1571, die Kercksche 1602. Thomas Koltzeske 1538, Tonniges Koltzeske 1538. Hans Hesemaneske 1494, Hesemaneske 1494. Hans Timesche 1496. Berendt Linousche 1571. Die Hans Lomburgische 1602, die Lowenburgische 1611 neben: Lisabeth Lawenburgs 1614. Polkouweske 1496. Prusmansche 1496. Rhaven Sprengelske 1538.

Die Bomersche 1601, 1603. Die Lademansche 1601. Hans Remensniderske in erem huse 1494. Jachym Kodriversche in ereme acker 1494. De Schultesche 1571 neben: Pawell Schulten widtwe 1601, Paul Schulzen widtwe, Paul Schulten widtwe 1603, Paul Schulten witwe 1603 - 1604, Paul Schulten witwe 1604. Toleske 1494. Tilsche 1496. Wegenersche 1496 neben: Wybe Weghener 1494.

Die Berckhansche 1611. Borgersche. Cuntze Duvelsse, -sche 1611. Alte Houische 1611 neben: Arnd und Hans Houeske 1602. Die Jungesche 1611 neben: Alheyt Jungen 1571. Hans Kakeske in ereme huse 1494, Kacksche 1496. Klingkradeske 1514. De Mouseske 1570. Hermen Moweske 1538. Die Mundtsche 1611 neben: Heinrich Mundes witwe 1614. Snakesche 1496. Die Struveske 1602, de Struvesche 1603, die Struvische 1603, die Strubische 1604, 1606 neben: Struven witwe, hermen Witteske 1496.

Nicht unerwähnt bleiben darf die Möglichkeit, daß es sich bei den letztgenannten Namen auch um Benennungen nach der Mutter handeln kann, so daß man es in diesem Falle mit männlichen Personen zu tun hätte. Ganz eindeutig kommt ein solcher Fall in den gesamten Quellen freilich nur ein einziges Mal vor, und zwar die 1494 im St. Jürgensbuch genannte Familie "Hoveske". In dieser treten auf "olde Arnd Hoveske", "junghe Arnd Hoveske" und "Hans Hoveske" mit der näheren Bestimmung: "vadder von Arnd Hoveske". Also nicht die Frau von Arnd Hoveske ist gemeint, sondern deutlich ein männlicher Namenträger mit weiblichem Kennzeichen im Zunamen. Zu erklären ist diese Eigentümlichkeit wohl nur so, daß der Sohn einer vielleicht alleinstehenden Frau, genannt "Hoveske", wie er in den Quellen ja auch nachweisbar ist,

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nach seiner Mutter benannt wurde und daß dieser Name in der nächsten Generation zum Familiennamen erstarrte. Zu verallgemeinern ist diese Deutung eines männlichen Namens aber nicht. Es liegt in keinem weiteren Fall der mit "esche" gebildeten Namen die Notwendigkeit vor, den Namenträger als männlich anzusprechen. Umgekehrt aber lassen Namen dieser Art auf Grund ihrer Beifügungen so häufig nur die Entscheidung für eine weibliche Person zu, daß auch bei den als unsicher verbleibenden Fällen die Entscheidung für eine weibliche Person immer der für eine männliche vorzuziehen ist.

e) Weibliche Doppelbezeichnungen.

Zum Schluß noch fünf weibliche Doppelbezeichnungen:

Cillige Wernekeske 1494. Beke Grimmeske 1474, Beke Grimmesche 1487. Ilsede Budelmakersche 1496. Gheseke Schomakersche 1496. Katherine Kolsche 1494.

Der weibliche Vorname oder die weibliche Endung -eske, -esche hätten im allgemeinen schon allein genügt, die Person als eine weibliche zu kennzeichnen. Ein zwingender Grund für diese Doppelbezeichnung liegt daher nicht vor. Es sei denn, daß unter demselben Zunamen zufällig mehrere verwitwete Frauen in Boizenburg lebten, die daher voneinander durch die Hinzufügung ihres Vornamens geschieden werden müßten.

f) Zusammenfassung.

Über die Frauennamen läßt sich im allgemeinen nur feststellen, daß sie der großen Anzahl der Männernamen gegenüber recht schwach vertreten sind. Es mag dies einesteils auf die Art der Quellen zurückzuführen sein: Steuerlisten, die den Gesamthaushalt im Namen erfassen wollen, werden sich in der Regel an das männliche Familienoberhaupt halten bei der Namenfestlegung. Andererseits ist dieser Mangel an weiblichen Namen aber auch deutlichstes Kennzeichen für die im öffentlichen Leben der damaligen Zeit recht unbedeutende Rolle der Frau. Diese Behauptung wird gestützt durch die Art der weiblichen Namengebung, wenn die Frau doch einmal genannt werden mußte. Von den in den Quellen auftretenden 107 weiblichen Personen führen nur 27 ihren weiblichen Vornamen - und nur vier davon stehen als Einzelnamen -, während die übrigen vollständig nach dem Manne benannt werden, zu dem sie gehören, ohne weiblichen Vornamen. Die Kennzeich-

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nung der weiblichen Person geschieht in 30 Fällen durch Hinzufügung des Wortes "Witwe", bei den übrigen 50 tritt das weibliche -eske bzw. -esche-Suffix an Namen des Mannes. Wenn der weibliche Name damals wirklich ebenso wichtig gewesen wäre wie der männliche, hätte eine solche Vernachlässigung in der weiblichen Namengebung nie Platz greifen können. Als kleiner Beitrag zur Einschätzung der Frau in öffentlichen Angelegenheiten an der Schwelle der Neuzeit mag diese Feststellung immerhin von einigem Nutzen sein.

II. Herkunftsnamen Boizenburgs. 99 )

Die Herkunftsnamen der Boizenburger Stadtbevölkerung - Personenbezeichnungen nach Orten (für die selbstverständlich auch die entsprechenden Ortsnamen nachweisbar sein müssen) - teile ich unter in die sechs Gruppen: nähere Umgebung Boizenburgs, weitere Umgebung, Stammes- und Ländernamen, Ausland, Wohnstättennamen und Konkurrenzen. Unter näherer Umgebung Boizenburgs verstehe ich die mecklenburgischen und die sonstigen aus der Nähe Boizenburgs stammenden Ortsnamen, mit weiterer Umgebung bezeichne ich die außermecklenburgischen deutschen Ortsnamen. Ich beginne mit der ersten Gruppe, den Boizenburg zunächst liegenden Ortschaften. Die noch nicht zu Familiennamen entwickelten Herkunftsnamen werden besonders herausgestellt.

Aufgeführt sind sämtliche in den Quellen vorkommenden Schreibarten eines Namens mit den dazugehörigen Vornamen. Der in Klammer gesetzte Ortsname gibt die heutige Schreibung wieder.

1. Zusammenstellung

a) Mecklenburgische Ortsnamen und sonstige nähere Umgebung.

Badegow(e) ( = Badegow) 1327. Hinricus, Hinrik Badegowe 1347. Here Henrich Badegow 1370. Ghertrudis Badegow 1351, Christina Badegow 1351. Hinricus Badegow consul Boycenburgensis 1367, Wilkinus Badegow 1327 (consul Boycenborch), Willekinus Badegow 1345, Willeke Badegow 1347, Wilkinus Badegow 1351. Johannes Badegow 1351.


99) Vgl. für diese Namengruppe besonders: Bahlow, S. 81 - 102; Mahnken, S. 94 - 101; Reimpell, S. 42 - 66 ff. - Ferner: Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reichs, Großh. Meckl.-Schwerinscher Staatskalender 1827.
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Bandow (= Bandow): Titke 1496.

Basedow ( = Basedow) 1496.

Benyn ( = Bennin): Hinrik 1347.

Boysenborch (= Boizenburg) 1494. Boytzenborgh 1494. Boytzoborch 1494. Boytzenborg 1496. Boytzenborch 1538, 1570. Boitzenborg 1541. Boitzenbarch 1571 - 1572, 1605. Boizenburgk 1601 - 1603. Beutzenburg 1604. Boitzenburgk 1605. - Ger(c)ke, Carsten, Kersten, Ger(d)t.

Blucher (= Blücher) 1496. Blu(g)cher 1503, 1538. - Hans, Reymari, Jochim.

Bockholth (= Bockholt) 1494 - 1538. Bockholdt 1603. Bogkholdt 1603. Buckholt 1604. Bockholtz 1605. Buckholz 1611. Buchholt 1614. - Kort, Cordt, Churt, Jochim.

Bochop (= Bockup) 1319. Buchop 1347, 1370. - Johannes, Gherhart, Gert.

Bukow (= Bukow) 1602. - Martin.

von Collenn (= Köln) 1541 - 1603. von Kellen 1541. von Collen 1572 - 1589. Collens 1601 - 1606. Coln 1603. - Johan(n), Daniel.

de Colsyn (= Kölzin) 1319. - Borchardus.

Czulow (=Zülow) 1541. - Hans.

Eldenn (= Eldena?) 1602 - 1603. Eldens 1604 - 1614. - Hans, Peter.

de Galin (= Gallin) 1327. Gallin 1443. Gallyn 1367. Gallynn 1538. Gallien 1541. Gallinn 1571. - Johannes, Petrus, Michell, Peter, Nikolaus, Jochim.

de Gresse (= Gresse) 1330. van Gresse 1347. - Johannes, Jo.

Gressow (= Gressow) 1569. - Sixtus.

de Hagenowe (= Hagenow) 1251. Hagenowen 1411 - Hermannus, Berendt.

Holthusen (= Holzhausen) 1325. - Hinrich.

Jerchow (= Jarchow) 1496. Jerchouw 1496. Jarchow 1570 - 1603. Jerchowen 1603. Jarchowen 1603. Jerchau 1604. Jerchauben 1604. Jerchauw 1604. Jerchow 1605 - 1606. Gerchowen, widtibe 1606. - Heneke, Hinrich, Jurg(en).

Karnezin (= Karenzin) 1416. - Lutke.

Jherow (= Jesow?) 1602. Jerow 1603 - 1611. - Hans.

Klentzeman (= Klenz) 1494. van der Wende(n)wisk.

Klentz (= Klenz) 1569 - 1570. - Heinrich.

Lancouw (= Lankow)1494. Lanckow, Lankouw, Lanko(u)w 1494. Lankow 1496. - Hans.

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Lowenborg (= Lauenburg) 1458. Loueborch 1494. Louenhorch 1496. Louenburgh 1503. Lounborch 1514. Loweborch 1538. Lowenborch 1538 - 1605. Louwenborch 1571. Loborch 1576 - 1579. Louenborg 1579. Lawenburg 1579. Lawenburgk 1603. Lowenburgk 1603/1606. Laubenburg 1604. Louwenburgk 1614. - Churdt, Martini, Clawes, Claus. Hans, Cordt, Christoff, Cristoffer, Heinrich.

Lenten 100 ) (= Lenz, Lenzen) 1494. Lenthenburghes 1503. Lentzen: Margareta Heinrich Lentzen wittwe = Hinrici Lenthenburghes? - Clawes, Hinriß.

Mecklenburgk (= Mecklenburg) 1601 - 1611. Meckelburg 1604. Meckelburgk 1604. Mekelburgk 1605. Meckelnburg 1611 - 1614. Mecklenburg 1614. - Jur(e)n, Schwerias, Schweries, Asschwerus, Schwerges, Sweries, Asschwerges, Hans.

de Nienburg 101 ) (= Neuburg) 1325. des Nigenborch, Johannis 1325. Nigenborch (ohne "de"), Johannes 1330. de Nygenborg, Johannes 1330.

Niendorp101) (= Niendorf) 1494. Nigedorpe. - Hinrick, Johan.

Pamperin (= Pamprin) 1602 - 1604, Ramprin. - Jochim, Chim.Parkentinn (= Parkentin) 1358. Perkentinn 1571. Parkentin 1572 - 1602. Perkentin 1570, 1606. von Parkentin 1603. - Lorentz. Dudeleff, Ludolff, Luloff, Reimar.

Polechouwen 102 ) (= Polchow) 1494. Polchow 1494. Polkouweske 1496. - Hans.

Schulenborch (= Schulenberg) 1503. Schulenborgk 1503. Schulenborch 1503, 1514. - Johanes, Johes, Johannes.

de Stenbeke 103 ) (= Steinbeck) 1327. - Conrabus: "consul visitatis Boyceneborch".

Sterneberch (= Sternberg) 1319. - ohne Vornamen.

Stralendorpff (= Stralendorf) 1601 - 1603. Strallendorf 1604. Stralendorf 1604 - 1606. - Peter.


100) Neben mehreren weiter entfernten Orten "Lentzen" findet sich auch einer im Kreise Dannenberg a. d. Elbe; als Boizenburg am nächsten gelegen, wird letzterer wohl gemeint sein.
101) Kann auch ein anderes Neuburg bzw. Niendorf sein wegen des überall auftretenden Namens.
102) Vgl. auch "Potecowe", heute Pötow, bei Hagenow (Mahnken, S. 99).
103) Vgl. den gleichen Ortsnamen auch im Holsteinischen und bei Hamburg.
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Strokercke (= Strohkirchen) 1541. - Achim.

von Swartowe (= Schwartow) 1325. - Hermannus.

Traman (= Tramm) 1494. - Nicolaus.

Trebbow (= Gr. u. Kl. Trebbow) 1569 -1571. - Jurgen.

de Tvedorpe (= Zweedorf) 1541. - Hinricus.

Szule (= Zülow) 1538. Tzule 1538. - Bartheldt, Bertholdt.

Wittenborg (= Wittenburg) 1514. - ohne Vornamen.

b) Außermecklenburgische deutsche Ortsnamen
1. Westfalen.

van Herwerth (= Herfurth) 1538. - Albrecht

Ellingk (= Ellinghausen) 1603, Elling 1605 - 1606. - Peter.

von Lubeken (= Lubbeke) 1346. Lobeke 1496. - Herlich, Clawes.

van Myndenn (= Minden) 1538. von(n) Mindenn 1541. - Arendt, Arnd, Arnt.

Scharpenberch (= Scharpenberg) 1538. - Diderich.

Wardenberch 104 ) (= Wartenberg) 1538. Wartenborch, Warborch 1541. Wartenberch 1577 - 1578. - T(h)ewes, Mathias.

2. Ostfalen.

Curenberch 105 ) (= Kürenberg) 1327. - Johannes.

Halberstadt (= Halberstadt) 1578. - Hans.

de Hamelen (= Hameln) 1503. - Jacobus.

Huls 106 ) (= Huls) 1601 - 1614. - Martin, Mert(t)en, Marten.

3. Pommern und Brandenburg

Blomendal (= Blumenthal) 1496. - Ohne Vormamen. (Auch in Schleswig-Holstein. )

Grimmen 107 ) (= Grimmen) 1474. - Claus, Beke.

Schenkenborch (= Schenkenburg) 1494. - Lüder

Stetin (= Stettin) 1311 - 1324. Stettin 1314 - 1324. Stedtin 1314. Stetyn 1347. Stetin 1353. - Johan(es), Johannis)


104) Reimpell verzeichnet auch für das Thüringische einen Ort "Wartberch".
105) Siehe Reimpell, S. 50; Kuran.
106) Siehe Reimpell, S. 49; Hulfer
107) Siehe auch S. 159. Wegen des "n" hier wohl kein Herkunftsname.
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4. Schleswig-Holstein

Lynaü (= Linau) 1494. Lynaw 1494. Lynou, Lynouwe, Lynouwen (vorweser der armen lube) 1494. Linow 1494 - 1614. Lynow 1494 - 1571. Lennow 1570. Linaw, Lenow 1571. Linowen 1603. Linauw 1604. - Achim, Bern(d)t, Clawes, gerike, Gereke, Hans, Heinrich, Herman, Herme, Jochim, Henne, Jurgen, Hinrich, Berendt, Moritz, Jurg, Daniel, Asmus, Christoff(er), Christoffer, Chim, Heins, Claus.

Holtze (= Holstein?) 1541. - Werner.

Rendtorpff (= Reinsdorf) 1601 - 1603. Rentorff, Randtorpffs 1602 - 1605. - Henningk, -inck.

5. Hannover.

Isernhagen 108 ) (= Isernhagen) 1443. - Heinrich.

Peyne 109 ) (= Peine) 1347. - Jo.

6. Hamburg.

Hsmborch (= Hamburg) 1570 - 1572. - Jochim.

7. Preußen.

Prutzman 110 ) (= Preußen) 1483. Pru(e)tzemane 1494. Prusse 1496 - 1541. Prutze 1570 - 1579. - Heinrich, Hinrik, Jesper, Jurg(en).

8. Altmark.

Gardeleghen (= Gardelegen) 1378. - Rothger.

9. Meißen.

Misner (= Meißen) 1496. Ohne Vornamen.

10. Thüringen.

Doringk (= Thüringen) 1570. Dorringk 1572. - Hans.

c) Ausland
1. Dänemark.

Dene (= Der Däne) 1572 - Jacob.

2. Niederlande und Friesland.

Middele(n)borch 1494. Middelenborg 1529. Middelenborgh 1494. Middelborch 1538 - 79. Middelnborch 1541, Myddelnborg 1569 - 1570. Mydelnborch 1569 - 1571.


108) Kommt auch sonst häufig vor.
109) Vgl. auch einen Ort Peine i. d. Altmark.
110) In Frage kommt auch der mecklenburgische Ort Prutzen.
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Midelnborg 1569. Mydlnborg 1569 - 1571. Midelnborch 1569. Myddelnborch 1571. Midlenburgk 1601 - 1611. Middelburg 1604. Midlenburg 1604. Middelburgk 1605. Midtelborgk 1606. - Peter, Hans, Hermen, Wilken.

v. Remen 1601 - 1603. von Rhemen 1602 - 1606. von Rehmen 1604 - 1614. v. Rehmen 1611. - Franzs, Fran(t)z.

d) Allgemeine Herkunftsbezeichnungen.

Sassen (= Sachsen) 1529. Sasch 1538. Saske 1601 - 1603. Sasse 1603 - 1614. Sescke 1611. - Gesecke, Giscke, Han(n)s, Carsten, Heine, Dinges, Dinnies.

Westen 1324. - Johan.

e) Wohnstätten und Flurnamen
1. Allgemeine Flurnamen.

van dem Brinke 1388. - Heyne.

Busch 1393 111 ). Büsck 1494. Bußk 1538. Busk 1570. Buesch 1571. Busek 1572. - Heyneke, Clawes, Hans, Jurg(en), Alberd.

Heseman 1514. - Hennigk.

Horneman 1538 - 1541. - Peter. Mnd. Horn = Ecke, besonders Waldecke.

Horsteman 1496. Horstman 1494 - 1614. Hostman 1538 - 1614. - Wilken, Franz, Hans, Laurens, Jacob, Christoff, Cristoffer, Franzs, Fränz, Jurg(en).

Marskman 1494. Mersman 1496. Meskman 1570 - 1571. Metzhman 1571. Marsthman 1571. Maschman 1601 - 1614. Masthman 1603. Mastkman 1604 - 1606. Marschman 1611. - Ar(e)nd, Bernd, Hans. = Marschbewohner.

Ouerbeke 1570 - 1611. Ouverbeke 1601, Owerbeke 1603. Oberbeck 1604 - 1606. Ouerbeck 1614. Godert, Diderick, Lorenzs, Loren(t)z. Der oberhalb des Baches Wohnende

Puleman 1371. Poleman 1572. - Werner, Tile. Der am Pfuhl Wohnende.

Szandtman 1538. Sandtman 1541. Hans.

Strote 1601 - 1603 112 ). Strate 1603 - 1614. Strade 1606. - Heinrich. Der an der Straße Wohnende.


111) Vgl. auch den Ort Busch = im Rheinland, 2. in den Niederlanden.
112) Vgl. auch den im Mecklenburgischen Staatskalender erwähnten Ort Straßen.
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2. Bestimmte Wohnstättenangaben.

Bowstrate 1370, Hinrich.

by der Brughe 1371, Hans. Bei der Brücke wohnend.

Deergharden 1392, Olrych.

by de geheren 1494, Gherke.

Kerke(n) 1494. Kerke 1496. Kercke 1570 - 1614. Karche 1579. Kake 1601. Karke 1602. - Gherke(n), Ghereke, Jurg(en), Gerd(t), Marquart, Arendt, Martin, Mertin, Mert(t)en, Tytke, Beneke, Berendt, Drewes, Bern(d)t, Hans, Claus, Clawes, Franzs, Andreas.

Lindemann 1514, Hans.

van der Molene 1347, Arnolt, Richart.

Ponthe 1327. Ponthe 1330. Ponth 1347. Ponthe 1370. Ponthe 1392. - Hinricus, Heyne, Heino.

de Salice 1309. de Subfalice 1327. - Tidericus, Thidericus. = Der von der Weide.

c) Art der Wohnung.

Hoeling 1614, Claus.

to deme Kelre 1371, Hanse.

Musholtz 1601 - 1602. Museholtz 1603. Museholl 1604 - 1605. Museloch 1605. Mausehoell 1606. Museholl 1614. - Benedictus, Bendix(s), Dixs. = Mauseloch.

Louwe 1496. Lowe 1603. Lauw 1604. Law 1606. Louw 1611 - 1614. - Wilken, Burgkhardt, Burck(-ch)ardt, Bor-chardt, Burchart.

Steinkeller 1611 - 1614, Han(n)s.

f) Unbekannte Herkunftsnamen.

Crimerstorp 1514. Ohne Vornamen.

Hemstede 1603, Ladewicus.

[Kedenburges 1605. Zwei heuser]

Langenbeke 1569 - 1571. Langebeke 1571. - Jurgen.

von Redern 1614, Daniel.

v. Rode 1347 113 ). Roden 1371. - Hartwich, Pawel.

Rosenkamp 1393, Johannes.


113) Vgl. Reimpell S. 61.
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Satrow 1611 114 ). Sadrow 1614 - Bartholt.

Winterfelt 115 ), Leuin.

2. Herkunft der Boizenburger Stadtbevölkerung.

Die Zusammenstellung der zahlreichen Herkunfts- und Wohnortsbezeichnungen ergibt eine Gesamtpersonenzahl von 194. Wie diese Personen sich auf die verschiedenen deutschen Gebiete verteilen, mag am klarsten eine tabellarische Übersicht veranschaulichen:

Herkunft der Boizenburger Stadtbevölkerung.

Anmerkung: Die in Klammern gesetzten Verhältniszahlen der eingerahmten Namengruppen sind nach den insgesamt vorhandenen Herkunftsnamen berechnet, während die übrigen auf die 70 reinen Herkunftsbezeichnungen bezogen sind.


114) S. auch den mecklenburgischen Ort Satow. Das deutsche Verkehrslexikon weist mehrere Orte dieses Namens nach.
115) Wegen des Vornamens wohl jüdischer Name.
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Die in obiger Übersicht berücksichtigten 194 Personen mit Herkunftsbenennunngen können zur Frage nach der Herkunft der Boizenburger Bevölkerung nicht alle herangezogen werden. Auszuscheiden sind die mit unbekanntem Ortsnamen und die mit Wohnstättenbezeichnungen 116 ), da diese über die Herkunft ihrer Namenträger nur in beschränktem Maße Aufschluß geben. Es bleiben demnach noch 122 Personen bzw. 70 Namen für die Betrachtung der Herkunft der Boizenburger übrig. Das sind 15,3 % des gefamten Boizenburger städtischen Namenmaterials. Man kann daher wohl mit einiger Berechtigung die bei den Herkunftsbezeichnungen gewonnenen Verhältniszahlen auf die gesamte Bevölkerung Boizenburgs übertragen, so daß die innerhalb der eigentlichen Herkunftsbezeichnungen - ohne die allgemeinen, die unbekannten Ortsnamen und die Wohnstättenbezeichnungen - errechneten 60 % mecklenburgischer Ortsnamen auch maßgebend sein werden für die Herkunft der Gesamtbevölkerung Boizenburgs. So erkennt man deutlich den wenig ausgesprochenen Kolonialcharakter der Boizenburger Bevölkerung. Es war in erster Linie der niederdeutsch-mecklenburgische Sprachraum, der Boizenburg bis ins 17. Jahrhundert hinein mit Menschenmaterial versorgte, ganz im Gegensatz etwa zu den Kolonialstädten Hamburg und Lübeck, deren Bevölkerung sich zum allergrößten Teil aus dem hanfischen Zuzugsland, insbesondere Westfalen, zusammensetzte, während die nähere Umgebung dort nur wenige Bürger stellte 117 ).

Unterstützt wurde dieser mecklenburgische Zustrom nach Boizenburg von dem Einwandererzuzug aus dem übrigen Deutschland: 34,2 % der reinen Herkunftsnamen verteilen sich auf die verschiedenen Landschaften Nord- und Mitteldeutschlands. Lag Boizenburg doch an dem damals viel befahrenen Handelswege Lüneburg-Lübeck-Wismar, der aus allen Gegenden regsten Zuspruch fand, - und wurden doch schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts von dem Grafen Heinrich von Badewide und später von dem Holstein-Schauenburger Grafen Adolf II. besonders westfälische bäuerliche Ansiedler in das damalige Polabingien gerufen 118 ). So folgen Westfalen mit sechs, Ostfalen mit vier, Schleswig-Holstein mit drei. Branden-


116) Und außerdem die allgemeinen Herkunftsbezeichnungen, die ebenfalls nicht als reine Herkunftsnamen zu werten sind.
117) Vgl. Helmold I S. 57; Reimpell S. 66
118) Vgl. Helmold I, S. 57
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burg, Hannover und Pommern mit je zwei, Hamburg, Preußen, Altmark sowie das entfernte Thüringen und Meißen mit je einer Ortschaft. Außergewöhnlich schwach beteiligt an der Boizenburger Bevölkerungszusammensetzung ist das Ausland mit nur vier verschiedenen ausländischen Namen, die sich auf acht Personen verteilen. Und nur zwei dieser vier Namen - Middelenborch und Remen - sind wirkliche ausländische Ortsnamen.

Die am Schluß angeführten Wohnstättenbezeichnungen sowie die allgemeinen und schwer festlegbaren Ortsnamen - insgesamt 34 an der Zahl - bezeichnen teils im niederdeutschen Sprachgebrauch bekannte und häufig vorkommende Flurnamen wie -holtz, -hagen, -beke, teils werden es Bezeichnungen irgendwelcher Ortschaften oder damals bekannter Plätze sein, die heute festzulegen ein aussichtsloses Unterfangen wäre.

Insgesamt gilt für alle durch Ortsnamen bezeichnete Personen, daß ihre Zahl in Wirklichkeit beträchtlich größer gewesen sein wird als die Zahl der in den Quellen vertretenen Herkunftsnamen sie angibt, denn längst nicht alle Neubürger haben bei ihrer Niederlassung in Boizenburg ihren ursprünglichen Namen beibehalten. Und außerdem brachten die später Hinzugewanderten ja auch schon einen festen Familiennamen mit, so daß schon aus diesem Grunde niemals eine genaue zahlenmäßige Festlegung der hinzugewanderten Personen aus den Herkunftsnamen möglich sein wird.

3. Herkunftsnamen als Beinamen.

Erwähnung finden muß vor allem noch die Art der Namengebung bei den Herkunftsnamen und die wichtige, hiermit engstens verbundene Frage nach der Festwerdung des Namens. Jedoch sei hier nochmals erinnert an die nur spärlich überlieferten Stadtquellen für die frühesten Jahrhunderte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, die niemals ein vollständiges Bild der ältesten Boizenburger Namen geben, sondern lediglich die Bevorzugung bzw. Vernachlässigung einer Namengebungsart anzeigen können. Für letztere Frage freilich gewinnt man aus dem Namenmaterial des Meckl. Urkundenbuches ein klares Bild: 28 von den 60 verschiedenen Namen aus dem Meckl. Urkundenbuch tragen einen Herkunftsnamen; es muß dies also in früher Zeit eine überaus beliebte Namengebung gewesen sein, was ja einesteils von den als Kolonialstädten bekannten

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Orten wie Hamburg und Lübeck 119 ), andernteils durch die bis ins 17. Jahrhundert hinein in Boizenburg häufigen Namengebungen durch Herkunftsbezeichnungen ohne weiteres bestätigt wird.

Was nun die Form dieser Namengebung angeht, so lassen sich in Boizenburg drei verschiedene Bindungsarten der Herkunftsbezeichnung an den Taufnamen feststellen: Einmal eine dem Herkunftsnamen hinzugefügte Präposition wie "von" gleich lateinisch "de" und andere, zum andern der in den Nominativ gesetzte Ortsname und drittens das an den Ortsnamen angehängte Suffix -man.

a) Ortsname plus Präposition.

Die mit einer Präposition gebildeten Herkunftsnamen führe ich hier nochmals im Zusammenhang auf:

Vicke von Berge 1579.

Ludolf von Berckentin 1605 neben Lulof Berkentin 1603 - 1604.

Heyne van dem Brinke 1388.

Hans by der Brucghe 1371.

Johann von Collenn, Johan vonn Kellenn 1541, Johan von Colln 1572, Johan(n) von Collen 1572 - 1579 neben: Daniel Collens 1601 - 1606, Daniel Coln 1603.

Borchardus de Colfyn 1319.

Johannes de Galin 1327 neben vier Formen ohne "de" aus den Jahren 1367 ff.

Gherke by de Gheren 1494.

Johannes de Gresse 1330, Jo van Gresse 1347.

Hermannus de Hagenowe 1241 neben Späterem Berendt Hagenowen 1411.

Jacobus de Hamelen 1503.

Albrecht va Herwerth 1538.

Hanse to deme Kelre 1371.

Herlich von Lobeken 1346 neben Clawes Lobeke 1496.

Johhannis de Nigenborch 1325, Johannes de Nienborg 1325 neben Johannes Nigenborch 1325, Johannnes de Nygenborg 1330.

Arnd,Arnt von(n) Minden 1541.

Arnold, Arnolt, Richart van der Molen(e) 1347.

Franzs v. Remen 1601, 1603, Franzs von Rhemen 1602 - 1603, Frantz von Rehmen 1604 - 1605, Franz von Rhemen 1606, h Franz v. Rehmen 1611, Franz von Rehmen 1614.


119) Vgl. Reimpell S. 64 - 65.
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Daniel von Redern 1614.

Hartwich v. Rode 1347 neben Pawel, Michel Roden 1371.

Thiderico de Salice 120 ) 1309, Tidericus de Subfalice 1327.

Conradus de Stenbeke 1327.

Hermannus von Swartowe 1325.

Hinricus de Tvedorpe 1241.

Die nochmalige Anführung obiger Namen wird gerechtfertigt durch ihren Bedeutungsgehalt; es können nämlich die mit einer Präposition versehenen Herkunftsnamen unmöglich schon als feste Familiennamen gewertet werden. Die Präposition ist vielmehr das Zeichen für den noch unfesten Beinamen und drückt noch deutlich den Herkunftscharakter des Namens aus. Das trifft auch noch zu für die im 16. und sogar am Anfang des 17. Jahrhunderts bezeugten Präpositionen vor der Ortsbezeichnung. Doch sind diese Fälle in so später Zeit als Ausnahmen zu betrachten, die dem um diese Zeit schon längst zur Herrschaft gelangten präpositionslosen Familiennamen nur noch ganz vereinzelt gegenüberstehen - freilich darf umgekehrt dieser präpositionslose Herkunftsname nicht unbedingt einer Festwerdung zum Familiennamen gleichgesetzt werden, denn unter den 28 bis 1400 in den Boizenburger Quellen vorhandenen Herkunftsnamen stehen 12 im Nominativ, ohne irgendeine Beifügung! Dies also zu einer Zeit, in der von festen Familiennamen noch durchaus nicht immer die Rede sein konnte. - Anders ist es, wenn ein im Nominativ stehender Ortsname im 15. bis 17. Jahrhundert auftritt; zu dieser Zeit wird er schon meistens kein Herkunftsbeiname mehr sein, sondern erblicher Familienname, was die durch lange Jahrzehnte hindurch verfolgbaren Familien gleichen Namens aufs entschiedenste nahelegen.

b) Ortsname plus -man-Suffix.

Nur 10 solcher mit -man-Suffix gebildeter Namenformen enthalten die Quellen:

Tytke Hagheman 1494 - 1611.

Peter Horneman 1538 - 1541.


120) Möglich sind folgende Bedeutungen: a) Dietrich von der Weide = Salice, b) der aus dem westfälischen Ort "Salice" Stammende. Vgl. Reimpell S. 43. Hier jedoch wohl erstere Bedeutung wegen des 1327 auftretenden Namens "Subfalice" = untere Weide,
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Wilken Horsteman 1494 - 1496 neben späterem Hor(s)tman 1538 - 1541.

Klentzeman van der Wende(n)wisk 1494 neben Heinrich Klentz 1569 - 1570.

Hans Lindeman 1514.

Ar(e)nd, Bernd Marskman 1494, Arneth, Beneke Mersman 1496, Hans Marsthman 1571, Hans Maschman 1601 - 1614, Hans Mastkman 1604 - 1606, Hans Masthman 1603, Hans Marschman 1611.

Werner Puleman 1371, Tile Poleman 1572.

Hans Szandtman 1538, Hans Sandtman 1541.

Einen weiteren mit -man-Suffix gebildeten Herkunftsnamen füge ich als nur entfernt hierher gehörig an:

Heinrich Prutzman 1483, Hinrik Prutzemane 1494 neben Jesper Prusse 1496 - 1541, Jurg(en) Prutze 1570 - 1579.

Zwei Eigentümlichkeiten kennzeichnen diese Namen: 1. Das -man-Suffix bei den Herkunftsnamen tritt mit überwiegender Mehrheit bloß an Flurnamen an, nur in zwei Fällen an einen Stammes- bzw. konkreten Ortsnamen. 2. Ist den oben angeführten, mit -man-Suffix zusammengesetzten Herkunftsnamen ihr spätes Auftreten gemeinsam. Bis auf einen - Werner Puleman 1371 - sind sie erst vom Ende des 15. Jahrhunderts ab nachweisbar und bis 1614 hin bezeugt. Gewiß können die das ganze 15. Jahrhundert bis 1494 hin verschollenen oder zerstörten Quellen noch manche Namen dieser Art enthalten haben, aber wenn vor dieser Zeit überhaupt keine und das ganze 16. Jahrhundert hindurch bis zum Anfang des 17. nur 10 solcher Herkunftsnamen mit einem -man-Suffix auftauchen, dann kann mit Bestimmtheit von einer in Boizenburg nicht besonders gebräuchlichen Anwendung des -man-Suffixes bei Herkunftsnamen gesprochen werden. - Welche Stellung das Suffix bei den Berufsnamen einnimmt, bei denen es auch auftritt, sei dort an Ort und Stelle erwähnt 121 ).

Die Frage, ob Beiname oder Familienname, muß für diese Namen zugunsten des Familiennamens entschieden werden. Nur in einem Fall könnte man schwanken: Wenn "Klentzeman van der Wende(n)wisk" 1494 und "Heinrich Klentz" 1569 - 1580 identisch sind, wird Klentz den im Rostockischen bezeugten Ort Klenz 122 ) darstellen, der in einem Falle eben - als Zeichen


121) Siehe S. 84 - 85.
122) Vgl. Schwerinischer Staatskalender 1827.
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der Namenunfestigkeit - durch das -man-Suffix erweitert wurde.

4. Wohnstättennamen.

Die sich nach allgemeinen Flurnamen, bestimmten Wohnstättenangaben und Art der Wohnung in drei Gruppen teilenden Wohnstättennamen sind mit 56 Personen am zweitstärksten bei den Boizenburger Herkunftsnamen beteiligt. Besonders die Benennungen nach allgemeinen Flurnamen und nach bestimmten Wohnstättenangaben scheinen sich großer Beliebtheit erfreut zu haben, was die 50 Personen dieser Art bezeugen. - Die überaus willkürliche Art der Namengebung bei den Wohnstättenbezeichnungen zeigt das Regellose dieser Gruppe in bezug auf die Form. Unfeste Namen wie: Heyne van dem Brinke 1388, Hans by der Brucghe 1371, Gherke by de Gheren 1494, Thiderico de Salice 1309, Hanse to deme Kelre 1371, Arnolt, Richart van der Molene 1347, zeigen die mannigfaltige Verwendung von Präpositionen, die der Familiennamenbildung überaus hemmend im Wege standen. Daneben steht die ebenfalls häufige präpositionslose Wohnstättenbezeichnung, sowie Formen mit angehängtem -man-Suffix, also ein buntes Gemisch von Bezeichnungsmöglichkeiten auf kleinstem Raum zusammengedrängt.

Spärlich hat sich der Wohnstättenname zum Familiennamen entwickelt, denn nur sieben der vorhandenen Wohnstättennamen sind deutliche Familiennamen, und zwar sind es meist die Bezeichnungen allgemeinerer Art, die sich in späteren Jahrhunderten in Familiennamen wiederfinden, während die speziellere Angabe der Wohnungsart wie Hoeling, Museholl usw. schon häufig vor der Festwerdung wieder verschwand. - Bemerkt sei an dieser Stelle das häufig nur einmalige Auftreten der Wohnstättenbezeichnungen (14 nur einmal auftretende Namen bei 25 verschiedenen Wohnstättennamen) und der unbekannten Ortsnamen. Letztere erscheinen alle sogar ausnahmslos nur ein einziges Mal in den Quellen. Ich kann nicht glauben, daß alle diese einmalig vorkommenden Namen nur durch eine Person vertreten und, was mir noch unmöglicher erscheint, sich nur eine einzige Generation hindurch in Boizenburg gehalten haben sollen. Vielmehr muß bei der Geschlossenheit der auftretenden Einnamigkeit bei den unbekannten Ortsnamen und auch bei den Wohnstättennamen eine andere Möglichkeit ins Auge ge-

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faßt werden, daß diese Ortsnamen nämlich noch unfeste Herkunftsbezeichnungen darstellen. Bei anderer Gelegenheit wurde ja ebenfalls schon eine Abneigung der Wohnstättennamen gegenüber dem Familiennamen festgestellt. Und die Herkunftsangabe ist außerdem noch in späteren Jahrhunderten in mehreren Fällen eindeutig als Beiname bezeugt. Trotz ihres meist späten Auftretens.

5. Zusammenfassung.

Die Bildungsart der Herkunftsnamen läßt sich tabellarisch in folgender Form darstellen:

Bildungsart der Herkunftsnamen.

Bildungsart der Herkunftsnamen.

Die im Nominativ stehenden Herkunftsnamen überwiegen bei weitem mit 71 verschiedenen Namen - im Nominativ hauptsächlich wohl wegen des späten Quellenmaterials -, es folgen die 24 mit Suffix gebildeten unfesten Namen und die kleine Gruppe der 9 durch -man ergänzten Beispiele.

Die Frage Beiname oder Familienname bei den Herkunftsbezeichnungen kann auf Grund des kargen Quellenmaterials gerade für die hierfür kritische Zeit des ausgehenden 14. Jahrhunderts nur insoweit beantwortet werden, als von den auftretenden Namen dieser Gruppe 24 auf Grund der dem Ortsnamen vorangestellten Präposition noch als bloße Beinamen erklärt werden müssen. Die im Zeitraum des 15. bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts vorhandenen relativ zahlreichen Namenunfestigkeiten befonders dieser Gruppe der Herkunftsnamen sind, von der Gesamtheit aller städtischen Namen gesprochen, doch als verspätete Ausnahmen zu erklären, die im vorliegenden Namensystem Fremdkörper darstellen, die aber doch beredt Auskunft geben über die konservative Art der niedersächsischen Namengebung, die sich so offensichtlich in derartigen Restbeständen aus alter Zeit kundtut.

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III. Berufsnamen. 123 )

1. Über das Berufswesen an der Schwelle der Neuzeit.

Als dritte große Namengruppe innerhalb des Familiennamensystems folgen die Benennungen nach Berufen, die sich als besonders interessant und aufschlußreich erweisen in bezug auf die mittelalterlichen Berufs- und Lebensverhältnisse. Ungemein stark sprudelt dieser Namenquell im allgemeinen zur Hochblüte des mittelalterlichen Handwerks mit all seinen vielen Verästelungen und Unterabteilungen, wie sie in Hamburg, Lübeck und Bremen im 13. und 14. Jahrhundert noch deutlich zum Ausdruck kommen 123 ). Der Höhepunkt des handwerklichen Zunftwesens ist hiermit aber bereits überschritten; neue Handwerke kommen wenig hinzu, im Gegenteil erfolgte bis 1500 eine straffe neuordnende Zusammenfasung der Gewerbe 124 ), der viele der kleineren, einstmals wohlbekannten Handwerke zum Opfer fielen. - Bei solcher Entwicklung hätten notwendigerweise die betroffenen Berufsarten sehr bald der Vergessenheit anheimfallen müssen, wenn nicht der nach ihnen benannte Bei- bzw. Familienname sie vor dem Untergang bewahrt hätte. Die Vererbbarkeit des Berufes innerhalb ein und derselben Handwerkerfamilie hatte nämlich häufig schon verhältnismäßig früh eine Festwerdung des Berufsnamens zur Folge, ein Umstand, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Denn wie wär' sonst mancher längst vergessene Berufsname auf uns gekommen, wenn nicht durch die Bezeichnung des Handwerkers nach seinem Beruf.

Bei der Deutung dieser Berufe stößt man jedoch häufig auf Schwierigkeiten, denn der bloße Name einer Tätigkeit sagt längst nicht immer eindeutig und klar über die Tätigkeit selber aus. Unklarheiten in der Deutung sind daher häufig unvermeidlich. - Die Boizenburger Namen dieser Art unterliegen jedoch nur in wenigen Fällen einem solchen Zweifel; im allgemeinen geben sie ein klares und anschauliches Bild von den in Boizenburg einst geübten Handwerken. Zur Verdeutlichung ordne ich diese nach Gebieten und führe sie insgesamt auf; die Frage, ob Bei- oder Familienname, bleibt hierbei zunächst noch unberücksichtigt.


123) Zu Vergleichszwecken habe ich besonders herangezogen: Carstens, Mahnken, Reimpell. (Siehe Literaturverzeichnis.)
123) Zu Vergleichszwecken habe ich besonders herangezogen: Carstens, Mahnken, Reimpell. (Siehe Literaturverzeichnis.)
124) Genauer hierüber: Techen, Hans. Geschichtsbl. 1897, S. 77 ff. , Band IX.
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Zur Zusammenstellung der Berufsnamen sei noch bemerkt, daß hier auch einige wenige Berufs-Übernamen Erwähnung gefunden haben, das sind Namen, die nicht direkt den Beruf bezeichnen, sondern nur einen Teil oder Gegenstand desselben.

2. Überblick über die Boizenburger Berufsnamengruppen.

a) Steinbearbeitung.

Bruggemann 125 ) (= Steinsetzer, Pflasterer) 1538 - 1606. Brugman 1569 - 1614. Bruggemans 1601. - Achim, Jochim, H(e)inrich, Heinrick, Jost, eidell.

den Potter (= Töpfer) 1496. Potter 1579 - 1602. - Hans, Simon, Reimen.

Tegeler (= Ziegelbrenner) 1496. - Ohne Vornamen.

b) Holzverarbeitende Gewerbe.

Bodeker(s) (= Bottichmacher, Böttcher) 1494. Bodekere 1494. Bedeker, Bodicker, Boddi(c)ker(s), Boddecken, Bod(de)ker 1494. Badeker 1496. - Marten(n), Merten, Pawell, Gretke, Han(n)s.

Dreger 126 ) (= Dreher, Drechsler) 1496. Dreyers widtwe 1571, 1606. Drieher 1601. Dreiher 1602. Dreier 1604. Drejer 1605. Dreyer 1614. - Thomas, Hinrick, Hanns.

Hower (= Hauer, besonders Holzhauer im Walde) 1481. Houwer 1494'96. Houwere 1494. Hauer, Houuer 1541. Hoier 127 ) 1541. - Hans, Clawes, Clauwes, Hennynck, Hen(n)yngh, Henick, Nikolaus.

Koler (= Köhler) 1514. - Ostman.

Krett 128 ) (= Brett am bäuerlichen Kastenwagen) 1611. - Christoff, Heinrich.

Rademaker (= Stellmacher) 1411. Rademacher 1603. Der Rademacher 1603 - 1604. - Heyne, Heinrich.

Der Sagemöller (= Sägemüller) 1614. - Ohne Vornamen.

Stalmaker (= Stuhlmacher, -flechter) 1538. Stolemaker 1541. - Eggert, Eggerdt.


125) Kann auch sein: Wohnstättenbezeichnung an der Brücke oder Brückenaufseher.
126) Im Hochalemannischen heißt drafen = drehen. Daher hat "Dreier" nichts zu tun mit der Zahl 3. Außerdem liegt hier niederdeutscher Einfluß vor.
127) Vgl. Heintze-Cascorbi, S. 169: mit Umlaut.
128) Vgl. Schwäb. Wörterbuch, in dem seit 1447 ein "Krattensnider" bezeugt ist. Schwäb. Kratt, Krett = Armkorb, im Gegensatz zu "Zeine".
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Tymerman (= Zimmermann) 1494. Timerman 1496. Tymmerman 1538.

Tunngmaker 129 ) (= Übername eines Böttchers, denn mnd. Tunne = Tonne) 1494. Tunemaker 1529. - Jurgen.

Weg(h)ener (= Wagner, Stellmacher) 1494 - 1541. - Arndt, Heyne, Johan, Wybe.

c) Ledergewerbe.

Remensniderske (= Riemenschneider) 1494. "in ereme huse". - Hans.

Sadeler (= Sattler) 1541. - Valentin.

Schomaker (= Schuhmacher) 1411. Schuemacher 1601 - 1605. Schumaker 1604. Schuemaker 1606. - Johannes, Jost(h), Just.

Sutor (= Schufter) 1327. - Wichardus.

d) Metallbearbeitungen.

Mester Johan 1388. Johan Armborster (= Armbrustmacher) 1393. Mester Johanne 1393.

Kanmaker (= Kannenanfertiger) 1496. - Ohne Vornamen.

Kleensmyd (= Kleinschmied, Schlosser) 1494. Kleynsmeth 1496. Klegensmidt 1538. - Hinrik, Albrecht.

Mestmaker (= Kleinschmied) 1494. - Johan(nes), Johans, Johis.

Schlosser 130 ) (= Schließer in verschiedenen Bedeutungen, besonders Gefängniswärter) 1601 - 1602.

Schlutter 130) 1604. Schluter 1605 - 1606. - Andreas.

Smedes (= Schmied) 1494. Smeth 1496. Smidt 1538. Schmidt 1602 - 1614. Schmitt 1611. - Peter, Merten, Marten, Hans, Jacob.

Aurifaber (= Goldschmied) 1335. Goltsmet 1347. Goltsmed 1353. Goltfmede 1353. - Johannes, Albrecht.

e) Glasgewerbe.

Budelmakersche 131 ) (= Frau des Flaschenmachers) 1496. - Ilsebe.


129) Vgl. Carstens, S. 106
130) Des gleichen Vornamens wegen sowie wegen der Bedeutung Schlutter usw. = Schließer wird auch Schlosser = sonst Kleinschmied die Bedeutung Schließer haben.
131) S. auch Schiller-Lübben I 445, wo Budelmaker = Budelere als "Beutelmacher" nachgewiesen wird.
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f) Bekleidungsgewerbe usw.

Der Bordemaker (= Bordenanfertiger) 1614. - Ohne Vornamen.

Federsnider 1538 (Federer = Bett-Kissenpolsterer). - Heyne.

Poppiermacher (= Papierhersteller) 1602. Der Pappiermoller 1603. Der Pappirmoller 1604. Die Papiermacher 1605. Die Papiermuhlen 1606. - Ohne Vornamen.

Sartor (= Schneider) 1319. Sartoris 1327. - Johannes, Hinricus.

Schroder 132 ) 133 ) (= Grobschneider für grobe Kleidung) 1496 - 1538. - Kort, Tewes, Lutke.

Clawes dem Swarter 134 ) (= Schwärzer, Färber des Tuches?) 1494 - 1496. De Swerter 1496.

Jurgen der Wandtmacher (Nach Brechenmacher S. 255 = Übername für einen Gewandschneider) 1611. Wandtmaker 1614. - Jurgen.

Wullenwever (= Weber) 1473 - 1496. Wulleuer 1494. Wullenweffer 1514. - Arnoldus, Hans, Jacob.

g) Kunstgewerbe.

Jacob der Schnizer 135 ) (= Bildschnitzer) 1602.

h) Körperpflege.

Olde Hinrick Stauer 136 ) (= Bader) 1496. Der Badstuber 1602. Der Badtstöber 1614.

Scherer (= Scherer, Barbier. Oft auch Tuchscherer. ) 1494. - Wykbold.

i) Landwirtschaftliche Beschäftigung.

Ingebure (= eingesessener Bauer) 1494. - Ohne Vornamen.

Burike (= Bauer) 1569 - 1571. Bureke 1579. - Ohne Vornamen.


132) Vgl. mhd. Schrdtaere = einer, der Wein- und Bierfässer schrötet, d. h. sie von den Brauhäusern zu den Kellern fährt.
133) Nach Bahlow S. 25 der häufigste Familienname Mecklenburgs in der Gegenwart
134) Vgl. Schiller-Lübben, S. 396: Swarte, Swerte = Schwärze, Schwarze Farbe.
135) Kann auch Armbrustmacher heißen; noch häufig im Althochdeutschen. - In Schiller-Lübben IV 274 wird Snitker = Tischler erklärt.
136) Vgl. Schiller-Lübben, S. 423 Stover = Bader. Daneben auch die Bedeutung Spürhund.
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Herdes (= Hirt) vor 1400. - Lemmeke.

Hoffmann 137 ) (= ein Gehöft bewirtschaftender Bauer, auch Gutsknecht) 1605. -Christoffer, Frentz.

Kodriver (= Kuhtreiber) 1496. Kodrivers 1486 "stad faghedes der suluen Stad". - Qhne Vornamen.

Meyger (= westfälische Bezeichnung des Hofpächters) 1494 - 1569. Meyge 1494. Meyer 1541 - 1571, 1614. Meiger 1570 - 1572. Meiher 1601. Mheier 1602.

Nienbur (= der neu hinzugezogene Bauer) 1327. Nygebur 1494. Niebur(s) 1496. Nigebur 1503. Nigbur 1538. Niebuhr 1611. - Johannes.

Hinrick den Scheper (= Schäfer) 1496.

k) Nahrungs- und Genußmittelbereitung.

Be(c)k(k)er (= Bäcker) 1538 - 1574. - Hans.

Brockmoller (= Besitzer der Mühle in Brook) 1538 - 1541, 1611. - Gercke, Heinrich.

Kok (= Koch) 1514. Koch 1601 - 1611. Kogk 1602. Kochs 1614. - Brondanus, Brandanies, Barnanies, Brandtnanius.

Krogher (= Gastwirt, besonders im Niederdeutschen) 1494. Kroger 1496 - 1614. Kruger 1541. Kroiger 1571. Krüger 1602 - 1604. Cruger 1604. Krueger 1606.

Molendinarius = Mollern (= Müller) 1325. Moller 1327. Molendinarius 1327. - Johannes, -is, Hermannus.

Der Moller (= Müller) 1496. Molres 1496. Muller 1496. Molre 1496 - 1514. Mollers 1570 - 1572. Mholler 1601 - 160. Mhollers 1601. Der Mholler 1602.

Teppe (= mnd. Tepper = Schankwirt) 1538. - Jurgen, Laurentze.

l)Fischerei.

Vischer (=Fischer) 1443 - 1611. Visker 1496 - 1570. Fischer 1541 - 1614. Viscker 1570 - 1572. Fistker 1604. Fischker 1604 - 1606. - Henneke, Hans, Peter, Heinrich, Jochim, Pawel, Jurgen, Arndt.

m) Schiffahrt.

Schiffbauers(= Schiffsbauer) 1601. Schieffbauer 1602. Schieffbower 1603. Schiffbawer 1603. - Karsten, Heinrich.

Verman (= Fährmann) 1514. - Hans.


137) Kann auch sein: Mitglied eines Fürstlichen Hofgesindes. -Die ff-Schreibung ist heute besonders schlesische Eigentümlichkeit.
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n) Händlerberufe.

Hotman (= Huthändler, im Gegensatz zum Hutanfertiger) 1494 - 1541. - Bene, Clawes.

Kremer (= Krämer) 1569 - 1571. Kramer 1570 - 1579. - Clawes, Claus.

Winckelman (= Händler im Winkel) 1611 - 1614. - Heinrich.

o) AmtlicheBerufe.

Bomer (= Inhaber eines Schlagbaumes) 1538. Bohemer 1571. Bomer 1579. Bhomer 1602. - Jochim, Berendt, Hans.

Burger (= Bürger) 1606. - Carsten.

Burmester (= Bürgermeister) 1569 - 1571. - Hans.

Furboter, Furböter 138 ) (= Ofenheizer, besonders eines größeren Werkes) 1569 - 1572. - David. Husman 139 ) (= Burgwart) 1569 - 1577. - Hermen, Herman(n), Harmen.

Koester (= Küster) 1538. Koster 1541. - Markus.

Roper (= Städtischer Ausrufer, Büttel) 1601 - 1611. Ropers 1601. Röpp 1601. Roeper 1614. - Heinrich, Hans, Zacharias, Jochim.

Sculte (= Ländlicher Gemeindevorsteher) 1496. Schulte 1530 - 1572. Schultze 1541. Schulzen 1601. Schultte 1606 - 1614.

Sehlman 140 ) (= mhd. Selman, Seldeman = Ein im Spital = mhd. Selhus, Beschäftigter) 1614. - Tohnges.

Toleske 141 ) (= Frau oder Witwe des Zolleinnehmers) 1494. Tolsche 1496.

Voigt (= Vogt) 1601 - 1611. Vogt d. junger 1603 - 1614. Vagtt d. elter 1603. Vogdt der eltter 1604. Vag(e)t 1605. Voigtt der eldter 1606. - Hans.

Pawel de Stadtknecht (= Knecht in Städtischen Diensten) 1538.


138) S. Carstens, S. 112
139) Kann auch sein: Hausbesitzer bzw. Mitbewohner im Haus. Vgl. Brechenmacher, S. 285.
140) Vgl. Kleemann, S. 77. - Vgl. Schiller-Lübben: Sel = Seil, Sele = Niederung; Pferdegeschirr; Sale = laut Testament zu übergebendes Gut. Deshalb Sehlman auch = Vormund?
141) Vgl. auch Witte, Jahrb. S. 265. Tölicke - slaw. tol = placatio.
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p) Unsichere Berufe.

Cloderman (= unbekannter Berufsname, vielleicht Gaukler?) 1327, 1345 142 ). - Johannes, Jo. Cloderman 1347.

Sampeler 143 ) (= unsicherer Beruf, kommt besonders häufig unter den Boizenburger ländlichen Namen vor, siehe dort!) 1496.

3. Anteil der Berufsnamen am Gesamtnamensystem.

Zur genauen Darstellung der in Boizenburg bis zum Jahre 1614 vorkommenden Berufsgebiete und der sich auf dieselben verteilenden Personen diene folgende Übersicht, die dem Häufigkeitsgrade der Berufe nach angelegt ist:

Anteil der Berufsnamen am Gesamtnamensystem.

170 Personen mit 71 Berufsbezeichnungen - das sind nur 18,4 % der insgesamt behandelten Personen oder 15,5 % der Gesamtnamenanzahl - ergibt die Zusammenstellung. Das ist die kleinste Namengruppe im Boizenburger Familiennamensystem. Allzu große Verbreitung hat der Berufsname in Boizenburg also nicht gefunden. Das gilt für die behandelte


142) Vgl. Reimpell, S. 92, wo ebenfalls ein "Johannes Cloterman 1329", ungefähr also zur selben Zeit, angeführt, aber auch nicht erklärt werden kann.
143) Vgl. Reimpell, S. 92: "Zampelere", unter unerklärbaren Berufsnamen eingeordnet. - Vgl. auch mhd. = Schachzabel = Schachbrett. - S. auch den im Meckl. Staatskalender bezeugten Ort "Zapel", auch vorkommend unter den ländlichen Namen Boizenburgs.
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Gesamtzeit ebenso wie für jede Zeitepoche innerhalb dieses Zeitraumes, wie ein kurzer Überblick erweist:

Prozentuale Beteiligung der Berufsnamen.

Außer 1496 ist die prozentuale Beteiligung der Berufsnamen an der Namengebung zu keiner Zeit größer als 19 %. - Im einzelnen sind die 71 überlieferten Berufsarten recht verschieden stark vertreten. Als besonders zahlreich erweist sich das Holzhandwerk mit 11 Untergruppen, was zusammenhängen mag mit der vorwiegend ländlichen Umgebung Boizenburgs und dem damit verbundenen Bedarf an landwirtschaftlichen Holzgeräten aller Art. - So folgen denn auch den mit 13 Berufen an erster Stelle stehenden Namen aus dem Gebiet der Verwaltung und dem sonstigen amtlichen Berufsleben an dritter Stelle schon die acht landwirtschaftlichen Namenbezeichnungen. Eine wertvolle Stütze für diese von in der Gruppe der Herkunftsnamen erwähnte Ergänzung der Boizenburger Bevölkerung aus ländlicher Umgebung. - Stoff- und Metallgewerbe sind mit acht bzw. sieben Berufen verzeichnet, die übrigen zehn Berufsgruppen beteiligen sich nur mit je einem bis fünf Namen an den Berufsbezeichnungen. - Typisch für den aufs Lndwirtschaftliche gerichteten Blick Boizenburgs erscheint mir die geringe Beteiligung der handel- und schiffahrttreibenden Gewerbe, die nur je drei bzw. zwei Berufe stellen, m. E. ein deutliches Zeichen für eine wenig ausgeprägte Handelstätigkeit des Boizenburgers. Die einstige handelspolitische Bedeutung Boizenburgs im 13. und 14. Jahrhundert als Übergangsstelle des Handelsweges Lüneburg - Wismar über die Elbe 144 ) hat sich in den Namen nicht erhalten. - Überraschen muß das trotz der Elbnähe lediglich einmal durch den Namen "Fischer" vertretene Fischereigewerbe.

4. Form der Berufsnamen, insbesondere die mit -man-Suffix gebildeten Namen.

Der Form nach ordnen sich die Berufsnamen in drei Gruppen ein: in die Nominalbildung wie "Kleensmeth usw. ", "Schulte usw. ", "Vogt usw. ", in neun Namen vorkommend,


144) Vgl. Hoffmann, S. 37 - 38.
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in die mit -man-Suffix gebildeten Berufsnamen (10 Beispiele) und schließlich in die weitaus verbreitetste Gruppe, in die mit er(e)-Suffix aus ahd. ari, aus got. areis und und aus lat. arius zusammengesetzten Namen (52 Berufe).

Mit -man-Suffix gebildete Berufsbezeichnungen: Nur die mit "man" gebildeten Berufsbezeichnungen sollen einer näheren Betrachtung unterzogen werden, da das -man-Suffix verschiedene Bedeutungen vertritt, was ja schon bei den aus Personennamen gebildeten Namen und bei den Herkunftsnamen beobachtet werden konnte. Für die vorliegenden 10 Berufsnamen konnte ich vier verschiedene Bedeutungen des -man-Suffixes feststellen:

  1. die bloße Berufsangabe in "Sehlman", Timmerman, Verman und Cloderman;
  2. die Übernamenbedeutung in Bruggeman = Steinsetzer, -pflasterer;
  3. die Gleichsetzung von "man" mit Besitz: Hoffman, Husman, Lademan, Winckelman = Hof-, Haus-, Ladenbesitzer;
  4. die auch in Lübeck nachgewiesene Bedeutung von "Händler" in einem Namen wie Hotman. Hotman ist nicht Hutanfertiger, -hersteller, sondern der mit Hüten Handelnde, also ein ähnlicher Fall wie der in Lübeck vorkommende Winman, Hoppeman = Wein-, Hopfenhändler und auch unser heutiger Milchmann = Milchhändler.

5. Unfeste Berufsbezeichnungen.

Zum Schluß die Frage, ob Bei- oder Familienname. Keine eindeutige Entscheidung lassen zu: "Kanmaker", "Sampeler" und "Tegeler", sämtlich in der Kaiserbede verzeichnet. Sie stehen ohne Taufnamen oder Artikel, sind also gleich geeignet als Berufsbezeichnung oder als Familienkurzform.

Deutlich als gekürzter Familienname erscheint "Kleynsmeth" wegen "Hinrik Kleensmyd 1494" und "Albrecht Klegensmidt 1538". Ebenso "Kodriver" in der Kaiserbede neben "JachimKodrivers" (stad faghedes der fulven stad). Voraussetzung zur Auslastung des Taufnamens bei der Namennennung ist die Wertminderung des Vornamens und die hieraus folgende uneingeschränkte Hauptbetonung des Zunamens, was nur der Fall ist bei festen Familiennamen, wie sie hier vorliegen 145 ).


145) Genaueres s. S. 53 - 54 und S. 34 - 35.
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Solche Vorboten modernster Namengebung treten um 1500 erst vereinzelt in Erscheinung.

a) Mit Artikel stehende Berufsnamen.

Unfeste Berufsnamen finden sich in den Boizenburger Quellen eine ganze Reihe. Da sei an erster Stelle genannt der mit einem Artikel verbundene Name, was als Berufskennzeichnung und noch nicht als Familienname zu werten ist. Was die "de, von"-Beifügungen für den Herkunftsnamen bedeuteten, ist der Artikel für den Berufsnamen: Deutliches Zeichen einer noch nicht zu festem Familiennamen erstarrten Personenbezeichnung. Namen dieser Art sind:

der Badstuber 1602, der Badstöber 1614;

der Bordemaker 1614;

Arneth der Moller 1496 neben: Arnd van der Molen 1494, Frantz Moller 1572, Franzs der Mholler 1602, Franz Moller 1602;

den Potter 1496;

der Sagemöller 1614;

Hinrick den Scheper 1496;

Jacob der Schnizer 1602;

Pawel de Stadtknecht 1538;

Clawes dem Swarter 1494 - 1496, de Swerter 1496;

Jurgen der Wandtmacher 1611 neben: Jurgen Wandtmaker 1614.

Auffällig ist das noch überaus späte Vorkommen dieser Namenunfestigkeit: Allein 7 der 12 mit Artikel gebildeten Namen finden sich erst im 17. Jahrhundert, in einer Zeit also, in der andere Namengruppen kaum noch unfeste Beispiele stellen. Daß auch der ohne Artikel gebildete Berufsname zu so später Zeit noch unfest sein kann, beweisen die drei neben den mit Artikel stehenden artikellosen Formen: Heyne Rademaker usw. , Frantz Moller und Jurgen Wandtmaker. - Demnach besteht für alle nur einmal vorkommenden deutschen Berufsnamen ohne Artikel - es sind unter den Berufsnamen insgesamt 27 - die Möglichkeit ihrer Unfestigkeit. Da jedoch das überlieferte Quellenmaterial hierüber keine endgültige Entscheidung zuläßt, rechne ich auch die nur einmalig vorkommenden Berufsnamen zu den Familiennamen, die sie in den weitaus meisten Fällen auch sein werden; sind Namenunfestigkeiten zu so später Zeit doch immerhin als Ausnahmen anzusehen.

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b) Der latinisierte Berufsname.

Eine zweite Gruppe unfester Namen haben wir vor uns in den sechs latinisierten deutschen Berufsbezeichnungen wie:

Johannes Aurifaber 1335 neben dem deutschen Albrecht Goltsmet 1347 - 1353;

Johannes Molendinarius 1325 neben dem deutschen Johanns Moller 1327; Hermannus Molendinarius 1327;

Johannes Sartor 1319, Hinricus Sartoris 1327 = Schneider;

Johannis Scriptor 1335 = Schreiber;

Wichardus Sutor 1327 = Schuster.

Konnte ein Quellenschreiber - denn ein solcher übersetzte die deutschen Berufsbeinamen ins Lateinische, nicht etwa der Namenträger selber, der im 14. Jahrhundert kaum des Lateinischen mächtig war - mit teilweise ein und demselben Namen derart willkürlich verfahren, daß er ihn einmal lateinisch, das andere Mal deutsch aufzeichnete, so war für die hierfür vorliegenden Fälle bestimmt, wahrscheinlich aber auch für eine ganze Anzahl weiterer Namen aus demselben Zeitabschnitt die Zeit fester Familiennamengebung noch nicht gekommen. Familiennamen im heutigen Sinne können nicht willkürlich von irgendeinem Beamten in eine fremde Sprache übersetzt werden, oder sie sind keine Familiennamen. Da von den aufgeführten latinisierten Berufsnamen der späteste 1353 auftritt und die Mitte des 14. Jahrhunderts ohnehin noch als eine Zeit häufiger Namenunfestigkeit gilt 146 ), ist auch aus diesem Grunde schon an einer Nur-Berufsbezeichnung der besprochenen Namen festzuhalten.

c) Fälle von Namenwechsel.

Zu den Namenunfestigkeiten gehört endlich noch der Namenwechsel, der in denBoizenburger Quellen deutlich nachweisbar ist bei vier Namen:

  1. Der schon vorher erwähnte "Arneth der Moller 1496" heißt 1494 "Arnd van der Molen". Dieselbe Person also einmal durch den Beruf, das zweite Mal durch die Wohnstätte ausgedrückt.

146) Vgl. Carstens, S. 59; Mahnken, S. 39; Reimpell, S. 126.
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  1. Namenwechsel wird ebenso vorliegen bei"Eitell Owstin 1601" S. 1 Mitte und "Eidell Bruggeman 1602" S. 1 Mitte. Die Liste zeigt auf der angegebenen Seite außer dieser einen keine weitere Namenverschiebung, so daß der mit gleichem Vornamen an gleicher Stelle stehende Owstin - Bruggeman wohl in ersterem Falle den eigentlichen Namen bezeichnet und im zweiten die Berufsangabe darstellt.
  2. Niederdeutsch und Hochdeutsch stehen sich gegenüber in "Andreas Schlosser 1601 - 1602" und "Andreas Schluter 1605 - 1606". Die Personenidentität ist gewährleistet durch gleiche Zeitangabe und gleichen Vornamen.
  3. Namenwechsel im wörtlichsten Sinne zeigt "Tias,Tide Pappiermacher 1601", der vom nächsten Jahre ab bis 1606 in der Berufsbezeichnung "Poppiermacher 1602", "Pappiermacher 1603", "der "Pappiermoller 1603", "der Papirmoller 1604", "die Papiermacher 1605" und 1606 schließlich als "die Papiermuhlen" auftritt. - Der Parallelname "der Sagemöller 1614" läßt Personennamenverdrängung annehmen durch den ehemals bloß beigefügten Beruf.

Als nicht direkt in diese Gruppe gehörig füge ich an: Mester Johan 1388, Johan Armborster 1393, Mester Johanne 1393.

Familienname dürfte Armborster kaum sein, da in zwei von drei Fällen Überbetonung des Taufnamens vorliegt 147 ), der bei vorgesetztem Titel allerdings leicht haupttonig werden und sich dann zum Familiennamen weiterentwickeln konnnte.

6. Zusammenfassung der Boizenburger Berufsnamen.

Zusammenfassend sei über die Boizenburger Berufsnamen nochmals betont, daß sie hinter den zwei schon besprochenen Namengruppen zahlenmäßig und somit auch der Bedeutung nach zurücktreten. Trotzdem muß die formal wie inhaltlich aufschlußreiche Gliederung der Boizenburger Berufsnamen erwähnt werden. Rein formal überwiegt die -er(e)-Endung bei weitem (52 von 71 Berufen), wie übrigens auch in Hamburg und Lübeck, die Gewerbebezeichnung tritt natürlich dem späten Auftreten der Quellen zufolge hinter dem Familiennamen


147) Vgl. S. 85 Anm. 145.
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zurück. So muß der noch im 16. Jahrhundert angewandte Gebrauch des Artikels als Kennzeichen der Namenunfestigkeit ganz besonders überraschen.

Inhaltlich lassen die Boizenburger Berufsnamen auf ein verhältnismäßig wenig differenziertes Gewerbeleben in der Stadt Boizenburg schließen. Nicht auf dem Gebiete des Handels oder des Verkehrs mit der Außenwelt sah der Boizenburger sein Betätigungsfeld, Sondern im weit beschaulicheren Ackerbürgerdasein. Die an der Spitze der Boizenburger Berufsnamen stehenden holzverarbeitenden Berufe wie die ebenfalls zahlreichen landwirtschaftliche Berufe bezeichnenden Namen lassen in Zusammenschau mit den überwiegenden Herkunftsnamen aus Boizenburgs nächster Umgebung eine tiefe Verbundenheit des Boizenburgers mit seiner ländlichen Umgebung und Beschäftigung deutlich werden.

IV. Übernamen 148 )

Übernamen, die vierte und letzte Gruppe des Familiennamensystems, sind solche Namen, deren Quellen zu suchen sind in körperlichen und geistigen Eigenschaften des Menschen, in der Spottlust, ferner in der Vorliebe, Menschen mit Tier- oder Gerätenamen zu benennen - letztere häufig als Ausdruck der täglichen Beschäftigung -, weiter spielen die menschliche Bekleidung bei den Übernamen eine Rolle, die Jahreszeiten, Verwandtschaftsbezeichnungen und Gasthaus- bzw. Wappennamen. Einige nicht in diesen Gruppen unterzubringende und vereinzelte schwer deutbare Namen füge ich den obigen eingeordneten Übernamen an.

Wenn auch jede dieser Untergruppen ein eigenes Gesicht trägt, so muß doch die sich oftmals überschneidende Bedeutung der Übernamen betont werden, die häufig eine Einordnung in eine bestimmte Gruppe sehr erschwert. Dies nimmt Preuß (im Niederdeutschen Jahrbuch 9) sogar als Veranlassung zu seiner Forderung, überhaupt von einer Unterteilung der Übernamen abzustehen. Es ist m. E. jedoch nicht einzusehen, warum die sich natürlich ergebenden Namengruppen, wenn auch teilweise mit sehr fließenden Grenzen, vollkommen außer acht gelassen werden sollten. Ich führe die Übernamen daher in nachstehender Reihenfolge gesondert auf:


148) Vgl. für die Erklärungen der Übernamen besonders Borchling-Lasch, Schilller-Lübben und Kluge.
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1. Aufteilung der Übernamen 149 )

a) Körperliche Besonderheiten.

Blanck(e)(n) (= der Blanke, Saubere. Vgl. "Blankhals" in Lübeck. ) 1570 - 1614. - Jochim, Hans, Tias, Ties, T(e)iges, Augustin, Augstin, Peter.

B(e)ischwang(k) (= der mit der gebissenen Wange) 1601. Bejswangk, Bischwang 1601 - 1614.

Blindemhollers (= der blinde Müller) 1602. - Hans.

Brunen (= einer mit brauner Haar- oder Hautfarbe. Besonders häufig in Nordfriesland. ) 1474. Bruns 1503. - Claus, Hinrici.

Flyncke 150 ) (= der Glänzende, Blanke. Ift bei Kluge nicht vor 1691 belegt. Auch mnd. nicht. ) 1494. Flincken tho dem Brake 1494. - Drewes.

Grote (= der Große. Kann anch eine Münzart sein. ) 1496. - Albrecht.

Haupt (= einer mit auffallendem Kopfe) 1601. - Jurge.

Kopp 151 ) (= einer mit auffallendem Kopfe) 1602 - 1604. Ko(e)p 1605. Koep 1606. Kopff 1611. Koepenn witwe arm 1614. - Zacharias, Zacharies.

Kruse (= der mit krausem Haar) 1487 - 1614. Krause 1569 - 1606. - Titken, Kerstenn, Peter, Clawes, Berendt, Berent, Berndt.

Crusman (= der mit krausem Haar) 1496. Crussemans 1529. Crutzeman 1538. Krutzman 1538, 1572. Cruzeman 1541. Krusseman 1541. Krutzeman 1570. - Hans, Titke, Johan(n), Esaias.

Langehans 152 ) (= ein großer Mensch) 1494. - Peter.

Langhe Echarde van dem Sterneberghe (= ein langer Mensch) 1319,1370.

De Mouseske 1570, 1572 153 ) (= mnd. Museken = Daumenballen; also der mit einem Handfehler Behaftete).

Ruffus (= der Rothaarige) 1306, 1340. Rufus 1327, 1335. - Nikolaus, Nycolaus, Ludolfus.


149) In dieser Übernamenaufteilung sind nicht mit aufgezählt die schon beim Vornamensystem behandelten Einzelnamen plus näherer Personenkennzeichnung.
150) Vgl. Kluge, S. 165: Flink = ursprünglich glänzend, blank.
151) Nach Bahlow zu Jacobus zu stellen.
152) Dies der einzige Fall, wo Hans als Zuname auftritt.
153) Vgl. auch Schiller-Lübben: mnd. Mus = Maus.
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Scheue (= der Schiefe) 1605. - This.

Schone (= der schön Aussehende) 1570 - 1572. Schöne 1573 bis 1579. - Michel(l).

Struue (mnd. struf = gefträubt, rauh; also der Rauhhaarige) 1569 - 1601. Struwe 1570. - Jacob, Heinrich.

Swarthe 154 ) (= der Schwarzhaarige) 1570, 1572. Swarte 1571. Schwarze 1614. - Berendt, Peter.

Vos (= Fuchs. Entweder der wie ein Fuchs Rothaarige oder der wie ein Fuchs Schlaue. ) 1494 - 1605. - Cordt, Drewes, Churt,Hinrich, Andreas.

Waghelerethodembrake (= der mit unstetem Gang: mnd. waggelen = Schaukeln) 1494. - Hynryck.

Witte (= der Hellblonde) 1541. Witteske (= Frau des Witte) 1496. - Hermen.

b) Geistige Eigenschaften.

Aldehouett 155 ), Altehouet(t), Altehaupt, Oldehoeft, Olde Höfet, Oldehouett, Oldehouet, Oldehöuet (= Althaupt. Der Weise?) 1602 - 1614.

Bösman 156 ) (= Übername eines bösartigen Menschen, denn mnd. bos(e) = böse, grimmig) 1571. - Baltzer.

Dussel 157 ) (= ein Tölpel) 1611. Dusell 1614. - Heinrich.

Düwel (= der wie der Teufel Listige, Verschlagene) 1494. De Duvell 1496. - Ohne Vornamen.

Duuell 1538. Duuel 1494, 1541. - Hinrick, Gherke, Gerike, Kuntze, Cuntze, Gereke.

Vulland 158 ) (= der Teufel) 1494. Vüllanth 1496. (Ohne Vornamen. ) - Henyngh.

Fraligke (= der mit fröhlichem Sinn) 1601. Froligke 1603. Frolink 1603. Frölich 1604. Frolingk 1605. Froling 1611. Frolich 1614. - Jocob, Jacob, Jacop.

Gerouwen 159 ) (= der Ruhige) 1614. - Hans.


154) Vgl. Schiller-Lübben: mnd. Swerte = Schwärze, Wichse, schwarze Farbe.
155) Vgl. Mahnken, S. 79: Houet = Haupt in der Bedeutung Führer. - Schiller-Lübben: Hovet, Hoft = Haupt, Kopf neben Hovede, Höfte = Gehöft. Hier wie Mahnke zu Haupt zu stellen.
156) Vgl. auch mnd. Bosman, Botsman = Matrose.
157) Vgl. Kluge, S. 119: Dussel = Tölpel. Dort aber erst seit 1616 verzeichnet. - Lexer kennt nur duseln = taumeln.
158) Vgl. Schiller-Lübben, S. 467.
159) S. auch Witte, S. 197: slaw. Gouwer = Ahorn.
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Jammer 160 ) (= einer, der oft jammert) 1496. - Ohne Vornamen.

Kakeske 161 ) (= Frau des Meineidigen oder die Meineidige) 1494. Kacksche 1496. - Hans.

Kappenduek 162 ) (= Mönchsteufel, Scheinheiliger) 1614. Chriftoffer.

Kindt (= kindliches Wesen oder: die Kindesbezeichnung dem Vater gegenüber) 1605. - Jurgen.

Moite 163 ) (= Gemüt?) 1577. Moyte 1579. - Jeronimus. "Pasteidenbecker und Burger zu Boitzenburgk".

Resse 164 ) (= der Hitzige) 1541. - Andreas.

Seliger (= ein froher Mensch) 1570 - 1614. Szeliger 1571. Sehliger 1611. - Nickel, Hans, Andreas. "Ern (Hern) Andreas Seligern Haus" 1603.

Wanckelmuth (= der Wankelmütige) 1603,1614. Wenckelmuht 1604. Wanckelmodt 1605. Wanckelmot 1605. Wanckellmuedt 1606. - Johanns, Johannes.

Wrede (= der Zornige) 1327, 1345 - 1347, 1541. - Hermannus, Herman, Hinricus, Clawes, Härmen.

c) Tierbenennungen 165 )

Bene 166 ) (= Biene, denn nach Schiller-Lübben S. 39 Be(i)ne = Biene) 1541. - Jacob.

Heinrich Berchhane ufm Klingenberge 167 ) (= Birkhuhn, Birkhahn) 1494 168 ). Barckhane 1494. Der olde Barchann 1541. Barckhann, Barckhanen, (her) Bergkhan(e), Berckhan(e), Berckhanen, Berchane, Be(r)ghon, Bergkhan(e)n, Berckhans, Berhane, Bergkhann, Berckauben,


160) Vgl. Schiller-Lübben: Jam(m)er = Jammer, Herzeleid.
161) Vgl. mnd. Ka(c)k = Ausstellung und Stäupen am Pranger; neben: Schandpfahl. Pranger. - S. auch "Kok" auf S. 81, 151.
162) Vgl. mhd. Kappe = Besonders Mönchgewand; Schiller-Lübben, S. 168: Duk(a)s = Teufel, Betrug, Verstellung.
163) Vgl. Schiller-Lübben, S. 233, neben: Moite = Gemüt, auch = Aufruhr, Aufstand. - Auch Moitin i. Meckl.
164) Vgl. mhd. Raze = Scharf, beißend, hitzig.
165) Viele Namen werden häufig Gasthausnamen bzw. Benennungen nach Wappenschildern sein.
166) Vgl. auch Behn(e) = ndd. Kurzform zu dem germanischen Stamm ber(a)n.
167) Noch heute in Boizenburg eine Klingbergstraße.
168) Vgl. Schiller-Lübben: Barkhon, -han = Birkhuhn.
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Berchan. Berckhann, Berckhanen 1494 - 1614. - Berent, Drewes, Hans, Heinrich, Vit(h), Vi(e)dt, Jochim, Dit(h)mer, Mertten, Dreuwes, Beren(d)t, Christoff.

Bulleman von der Wendewisch 169 ) (= Besitzer eines Zuchttieres) 1541. Bulleman 1570 - 1572. - Jurgen).

Grouingk (= grüner Junge, Gelbschnabel. Auch Name der Goldammer. ) 1601 - 1605. (Nach Schiller-Lübben S. 130. Grouingk. ) Kruuingk 1604. Cruuingk 1604. Creuening 1606. Grouing 1611. Gröuing 1614.

Haneke(n) (= Scheltname) 1529 - 1530. Wegen des einen "n" wohl nicht zu Hanneke zu Stellen (S. 28). Hanekens 1529. Katerina Haneken 1541. - Clawes, Katerina.

Hase 170 ) (= Hase) 1538 - 1611. Die Hasesche 1611. Hase 1614. - Ciliarus, Clawes, Hans, Heinrich, Christoff(er), Claus.

Kalf (= Kalb) 1494. Kalff 1496. - Werner, Hans.

Katte (= Katze) 1494. - Hilleke.

Kouoth 171 ) (= Kuhfuß. Der mit einem Beinfehler Behaftete.) 1496. - Ohne Vornamen.

Kroen (= Kranich) 1605. Kron 1611, Kronn 1614. - Beren(d)t, Berndt. Wohl Übername eines Menschen mit langem Halse.

Luningk (= Sperling) 1601 - 1603. Luninck 1605. Lunings 1606. - Ro(d)tker.

Schoff 172 ) (= Schaf) 1538 - 1614. Doch macht die hd. ff-Schreibung schon 1538 Schwierigkeiten. Schof 1541. Schaff 1602. Schöff 1606 - 1611. Schöef 1611. - Clawes, Claus, Heinrich, Lorenz.

Snake (= Schlange. Meist aber wohl Gasthausname. ) 1494 - 1579. Snaken 1494. Schnake 1541. - Detleff, Hinrik, Heyne, Jacob, Peter, Jost, Hans, Hein.

Wulff (= Wolf. Wird Übername eines grimmigen Menschen gewesen sein. ) 1494. Vulff 1496. Wulleff 1538 - 1571. Wulf 1541, 1604. - Hans, Hermen, Clawes, Andreas, Drewes, Asmus, Franz(s), Frentz, Michael.


169) Auch vielleicht entstanden - mhd. Bullaere = Urkundensiegler?, denn mhd. Bulle = Erlaß, Vorschrift.
170) Nach Schiller-Lübben kann auch mnd. Hase = Hose sein.
171) In der Soldatensprache heißt Kuhfuß auch das Gewehr, aber erst seit 1687 bezeugt.
172) Vgl. auch Schiller-Lübben: Schof = Schaub, was zusammengeschoben ist: Bund Stroh, Garbe. Außerdem mnd. Schoff, Schop = Schaf.
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d) Sachbezeichnungen des täglichen Lebens.

Besen (= nach Schiller-Lübben Zuchtrute, Kehrbesen) 1371. - Herme.

Bolte 173 ) (= Bolzenpfeil, mnd. Bolte(n)) 1392. Bolten 1397. Bolte 1538, 1572. Bolthe 1569. - Hans, Otto.

Hamer (= Hammer. Nach Schiller-Lübben besonders Münzhammer. ) 1538 - 1541. - Ismahel.

Krantz (= (Braut-)Kranz. Auch Ritterschmuck. ) 1538. - Hans.

Klynckrad (= Übername eines Drechslers) 1514. Klingkradeske in ereme huse 1514. - Clawes.

Naghels (= Gesellenname für Nagel- und Hufschmiede) 1514. - Ilso.

Panneke (= Pfanne, mnd. Panne) 1611. - Claus.

Pitzehr 1541. Nach Schiller-Lübben S. 277: Pitzer = Petschaft, Pitzersnider = Graveur.

Potke (= kleiner Topf) 1541. - Gutke.

Puls 1319 174 ). Mnd. Puls = Stange mit Holzklotz, um die Fische ins Netz zu treiben.

Rumpff 1611. Mnd. Rumph = große hölzerne Schüssel, Getreidemaß. Rump 1614. - Jochim.

Schacht (= Schaft, Lanzenspeer. Wohl Übername für einen Schachtsnider, der die Schäfte für die Lanzen zuschneidet. Später wohl Name des Drechslers. ) 1494 - 1614. Schat 1496. Schachtt 1601 - 1603, 1611. - Ditrick, Heyne, Hein, Achim, Heinrich, Hinrich.

Scuddeke 175 ) (= der kleine Schütze) 1327. - Johannes.

Schutte (= Schütze) 1494 - 1614. Schutten 1494. Schütte 1496 - 1602. - Herm(en), Achim, Jochim, Jochen, Hans.

Scherre (mnd. Schere = Schere, Klippe) 1496. - Hans.

Spörkin 176 ) (mhd. Sporn = Sporn. Ein Sporenmacher?) 1601. Sporken 1603 - 1606. Schworken 1604. Sporke 1605. Sporcke 1611. Spörcke 1614. - Franzs, Frantz.


173) Vgl. auch Bolte - germ. -bald, -bolt-Zusammensetzungen. S. Bahlow, S. 22.
174) Vgl. auch bei Reimpell: Puls = Ort in Holstein. - Vgl. auch bei Witte, S. 241: Puls(se) aus Boles = Kurzform von slaw. boleslav.
175) Etymologisch nicht erklärbar ist das "dd".
176) Für alle Zunamenformen nur ein Vorname, außerdem ungefähr dieselbe Zeit, was auf ein und dieselbe Person schließen läßt. Mnd. Sparke = Funke.
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Strick (mhd. Stricker = Seiler. Daher Übername eines Seilers?) 1570 - 1572. - Jochim.

Swinghe 177 ) (= nach Schiller-Lübben = Bleuel oder Brett zum Flachsweichklopfen, Getreideschwinge) 1494, 1514. Swynghe(n) 1494. Swinge 1496. - Jacob.

Tellman (mnd. Telle = Schlucht, nach Lexer) 1538. - Valentin.

e) Standesübernamen.

Ape 1494 178 ) mit mnd. Apengheter, Gropengeter zusammengehörig? - Ghoes.

Biscob 179 ) (= Bischof) 1494. Byschop 1538. Bischoff 1541. - Hans.

Borgersche 180 ) (= Bürgerin bzw. Frau des aus irgendeinem Grunde "Bürger" Genannten) 1496.

Greue 181 ) (= Graf) 1416 - 1472. Graue, grewe. greüe 1496. Greuen 1579. Die Vornamen sind: Jurgen, Lutke, Marqus, Marcus, Kersten, Carstenn, Karsten, Titke.

Halbe 182 ) (= einer, der etwas halb ist bzw. einen höheren Stand nachahmt und über seine Verhältnisse lebt) 1541. - Martenn, Merten.

Haueske (= der, die mit höfischem Benehmen) 1496. Olde (jughe) Arnd Houeske 1494. Houweske 1530. Haueske 1538. Alte Houische 1601. - Arneth, Titke.

Konigh (= König) 1371. - Herm.

Pape (= mnd. Pfaffe, nicht Papst) 1327. Pape 1496 - 1614. Papen 1494, 1603. - Hans, Bartholdt, Jacob, Jurg(en), Jochim.

Wandelman 183 ) (= Wanderer, Pilger, Landstreicher) 1494 - 1541. - Hans, Clawes.


177) Swinge ist auch der Fluß, an dem Stade liegt. S. Mahnken, S. 98.
178) Vgl. auch mnd. Ape = Affe.
179) Vgl. Bahlow, S. 148: Rudolphus (Bauer) dictus episcopus 1270.
180) Borgersche steht mit der Beifügung: "pro se"bezeichnet also eine alleinstehende weibliche Person.
181) Die Formen mit "au" usw. können auch die Bedeutung "Frau" haben. Vgl. auch mnd. Grave = Graben.
182) Vgl. auch Schiller-Lübben: Halbe = Grundstück, wovon die Hälfte des Ertrages vom Pächter als Zins zu entrichten ist.
183) Vgl. Schiller-Lübben, S. 552. Wandelbroder = Pilger.
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f) Kleiderbezeichnungen.

Houe, Hove 184 ) (= Haube, Kopfbinde, nach Schiller-Lübben) 1602. - Hans.

Moweske (= Frau oder Witwe eines Modenarren, denn mnd. Mo(u)we, Mawe = weiter Ärmel, der in einfachen Kreisen damals nicht üblich war) 1538. - Hans.

Kols 185 ) (= Beinkleid, Hose. Siehe Schiller-Lübben mnd. Kolse) 1496. Kolesse 1494. Katherine Kolssche 1494. - Hans.

Wenke(n) 186 ) (= grobes Kleidungsstück) 1494 - 1496. Wencke 1570 - 1572. Weneke 1579. - Clawes, Arendt.

g) Gewohnheiten und Tätigkeiten.

Slubber (= Schlürfer. Vgl. Schiller-Lübben: slubberen = schlürfen, etwas Dünnes trinken) 1494 - 1541. - Hermen, Hinrick, Hinrich, Heinrich.

Steke (= der Turnierstich. Vgl. Schiller-Lübben S. 376: steke = Stechen beim Turnier. Daher wohl Übername eines Raufboldes. ) 1570 - 1606. Stecke 1611 - 1614. - Jochim, Hans.

Sup (= Trinkerübername) 1538. - Hans.

h) Festage im Jahr.

Lenten 187 ) (= Lenz, Frühling) 1494. - Clawes.

Palm (= Palmzweig. Schiller-Lüben: Palm. Vielleicht auch Tag des Palmsonntag?) 1602 - 1611. - Hans, Lorenzs, Lorentz.

Wortelisse (= wohl mißverstandene Form für mnd. wort(e) = Fest der Himmelfahrt Mariä am 15. August) 1327.

i) Verschiedene Benennungen.

Durkop (= einer, bei dem man teuer kauft) 1538. - Heinrich.

Fatke (= Pfettenhauer, Unterabteilung der Zimmerleute, Brechenmacher S. 248) 1611. Fadtke 1614. Vadtken witwe 1614. - Mettias,Metthies.


184) Nach Schiller-Lübben auch Bienenkorb.
185) Vgl. auch Schiller-Lübben S. 182: Kols = Plauderei.
186) Siehe Schiller-Lübben: Wen(ne)ke = weites, grobes Kleidungsstück. Auch Tracht der hinzurichtenden Männer.
187) Vgl. auch den Ort "Lenzen" in Mecklenburg.
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Hasendunk (= Wohnstättenübername, denn nach Schiller-Lübben bezeichnet "dunk" ein unterirdisches Gemach) 1494.

Junge (= Bezeichnung des Sohnes dem Vater gegenüber) 1569 - 1579. Jungen 1571. Die Jungesche 1611. - Andreas, Alheyt.

Mumbardt (= Vormund, Vogt. Eigentlich Schutzbringer.) 1614. Munt - bor, was später verändert wurde zu Mum-bar, -bar, -bert, -bern, -mer (de) usw. - Samuel.

Nyelandt 188 ) (= Neuland) 1438. - Hans.

Nyeman (= ein neu hinzugezogener Bürger oder Siedler) 1571. - Heinrich.

Porke (= Schnittlauch, nach Schiller-Lübben) 1602. - Franzs.

Rike (= der Reiche) 1603, 1606. Reke 1611. - Hans, Franz.

Scharff (mnd. Scerf = Münze von einem halben Pfennig Wert. Daher Übername eines armen Mannes?) 1494. Scarff 1494. Scherff 1496. - Hynryck, Hans.

Scherue (= Topfscherbe?) 1397. - Hermen.

Schilling (= Münzname) 1611. Schelling 1614. - Hans.

Vennekoltho der Wendenwisk (mnd. Ven(n)ekol = Fenchelkraut) 1494. - Peter.

Vrygmans (= freier Mann gegenüber dem leibeigenen Knecht) 1494. Vregman 1496. Vremen 1496. Vrigmans 1528. - Hinrick, Gretke, Metke.

Vieregge 189 ) (= entweder das Ackergerät Egge oder auch der in Mecklenburg nachgewiesene Qrt "Viereckenhof") 1614. - Adam.

k) Unbekannte Übernamen.

Bitenpart (=Vgl. mnd. bit(te), bete = Gebiß, bite = Blutegel, Raupe. ) 1416. - Heyne.

Jordan 190 ) (= Pilgerübername?) 1611 - 1614. - Bert(h)oldt.

Kölcke (Unbekannte Bedeutung. Evtl. Ableitung eines Taufnamens?) 1494. - Peter.

Odewurm (= Ist hierbei an die Siegfriedsage gedacht?) 1614. - Steffenn.

Starkebecker (= Übername nach dem körperlichen Aussehen eines Bäckers?) 1347. - Herman.


188) Kann auch ein Maß sein.
189) Edw. Schröder weist auch nach: Viereck aus Firk, aus Friederik.
190) Vgl. auch die mecklenburgischen Orte Jördensdorf, Jörnsdorf im Mecklb. Staatskalender.
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2. Über die Gruppierung der Übernamengruppen.

Eine tabellarische Darstellung der besprochenen Übernamengruppen sei zur klareren Übersicht des Boizenburger Übernamensystems angefügt; die Reihenfolge in der Aufzählung ist gewählt nach der Anzahl der in den Gruppen enthaltenen verschiedenen Namen:

Gruppierung der Übernamengruppen.

Körperliche Besonderheiten des Menschen stehen bei den Boizenburger Übernamen an erster Stelle. Zahlenmäßig am nächsten kommen diesen die nach Geräten der täglichen Beschäftigung benannten Personen, denen die Benennungen geistiger Eigentümlichkeiten und die verschiedenen Lebensgebieten entnommenen Personenbezeichnungen sich anfügen. Die Spottnamen eines Standes schließen sich eng an die Tierbenennungen an, sind doch beide zahlreichen Gruppen besonderer Ausdruck des humorigen, gutmütig-spöttischen Charakters des Niederdeutschen. Benennungen nach der Bekleidung sind nur in vier Namen nachweisbar, dies wohl ein Zeichen für den damals noch einfachen, wenig auf Modisches gerichteten Sinn der Boizenburger. Die Gewohnheiten und Tätigkeiten ausdrückenden Namen - letztere außer den Berufsbezeichnungen - sind nur sehr spärlich vertreten. Hauptsächlich werden hieran die Berufsnamen Schuld sein, die einen großen Teil dieser Namen mit Beschlag belegt haben. Ebenfalls recht klein ist die Anzahl der Namen von Jahresfesttagen,wie übrigens auch im übrigen Norddeutschland, zum Beispiel in Hamburg, Lübeck und Bremen 191 ). Die 15 Namen verschiedener Benennungen ließen sich nicht unter eine einheitliche Rubrik zusammenfassen.


191) Vgl. hierfür Mahnken, Reimpell und Carstens.
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3. Beiname oder Familienname.

Die Frage nach festem oder unfestem Namen, also nach Familiennamen oder bloßem Beinamen, ist bei den Übernamen verhältnismäßig leicht zu beantworten, denn in keiner anderen Namengruppe ist die Namenbedeutung so eng an die einzelne Person geknüpft, wie gerade hier. So drückt ein Name wie "Hermen Slubber" ursprünglich die nur diesem einen Individuum eigentümliche Gewohnheit aus, zu "slubbern", d. h. schlürfend zu trinken. Sowie aber noch eine zweite Person mit gleichem Namen belegt wird, wie in diesem Falle, wo neben Hermen noch ein "Hinrik Slubber" tritt, muß der Name schon fest geworden sein, es sei denn, daß beide Namenträger gerne schlürfend trinken, was ja aber unwahrscheinlich ist. Daher sind gleiche Übernamen bei verschiedenen Personen innerhalb eines Wohnbezirkes und zur selben Zeit mit Sicherheit als feste Familiennamen anzusprechen. - An unfesten Namen scheiden also von vornherein die bei mehreren Personen zu gleicher Zeit auftretenden gleichen Übernamen aus. Aber auch die noch verbleibenden Namen lassen der Beschaffenheit der Quellen wegen nicht immer eine Entscheidung zu. Verzichtet das Boizenburger Quellenmaterial doch fast vollkommen auf die für die Frage der Festwerdung der Namen so wichtigen Verwandtschaftsangaben.

a) Unfeste Übernamen.

Mit Sicherheit kann somit nur der mit Artikel stehende Name als unfest gelten oder die Überbetonung des Vornamens bei mehrmaliger Nennung der gleichen Person.

α) Der mit Artikel flehende unfeste Übername.

Nur zwei Beispiele der genannten unfesten Namenart finden sich unter den gesamten Boizenburger Übernamen. Es sind dies: "de Düvell 1496" neben "Hinrick" und "Gherke Duuell" 1494, denen "Vüllanth" und "Henyngh Vulland" 1494 gegenüberstehen. Daß Hinrick Duuell und Henyngh Vulland als miteinander identisch anzusehen sind, liegt nahe, da mnd. Vulland = der Teufel bedeutet und außerdem Henyngh = Hinrick gleiche Vornamen sind, die auch sonst willkürlich füreinander eingesetzt werden.

β) Überbetonung des Taufnamens.

Unfest wird ebenfalls sein: "Rychard Hoken" 1396, der im Text auch auftritt als ". . . der fulue Rycherd". Der

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Hauptton liegt noch auf dem Taufnamen, der in diesem Falle der wichtigere Namenteil war, da er im Wiederholungsfalle des Namens dem Zunamen vorgezogen wurde.

b) Unsichere Fälle, besonders Überbetonung des Zunamens.

Der Besonderheit wegen erwähne ich noch die seit 1496 in den Quellen zu beobachtende Tendenz zu einem teilweisen oder ganzen Alleinstehen der Zunamen: So steht:

Bulleman von der Wendewisch (1541) neben Jurg(en) Bulleman (1570 - 1572),

Flincke tho dem Brake (1494) neben Drewes Flincke (1494),

Kols (1496) neben Hans Kolsse (1494),

Wandelman (1496) neben Hans Wandelman (1494),

Witte (1541) neben Hermen Witteske (1496) als Frau des Witte.

Diese in allen vier Namengruppen auftauchenden Bildungseigentümlichkeiten sind in keinem Falle früher als 1496 belegt, sie sind also Zeichen späterer Jahrhunderte und setzen im allgemeinen einen festen Familiennamen voraus, bei dem das Hauptgewicht ja auf dem Zunamen liegt und wo der Taufname infolgedessen gelegentlich fortgelassen werden konnte, ohne die Identität des Namenträgers in Zweifel zu ziehen. Ob aber wirklich in jedem Falle Namenfestigkeit vorliegt bei bloßer Nennung des Zunamens, erscheint mir nicht zwingend. Hauptsächlich in dieser Gruppe der Übernamen könnte der besonders individuelle Charakter des Übernamens die Personennennung auch ohne Taufnamen bewirkt haben. Unterstützung findet eine solche Annahme außerdem in dem häufig nur einmaligen Vorkommen eines solchen Namens, was ja an sich schon immer die Möglichkeit einer Namenfestigkeit in sich birgt. In diesem Sinne wirken drei Namen besonders anschaulich; es sind: "Hasedunk" 1494, "Jammer" 1496 und "Kouoth" 1496. Alle drei stehen ohne Vornamen und kommen je nur ein einziges Mal vor in den Quellen. Im allgemeinen ist man, wie gesagt, wohl geneigt, solche alleinstehenden Zunamen als feste Familiennamen hinzunehmen, die eben wegen ihrer Festigkeit einen Vornamen schon entbehren könnten. Besonders Mackel im Niederdeutschen Jahrbuch 1929 befürwortet dies aufs entschiedenste. Ich möchte gegen diese

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Auffassung jedoch geltend machen, daß es sich bei den drei vorliegenden Namen wie auch bei den in der Gruppe der Herkunfts- und Berufsnamen beobachteten Einzelnamen meist um besonders ausgefallene Namen handelt, die überdies immer nur einmalig auftreten. - So braucht die Auslastung des Taufnamens, besonders bei den Übernamen, m. E. nicht unbedingt einen besonders festen Familiennamen bedeuten, sondern kann ganz im Gegenteil ebensogut Ausdruck sein für einen unfesten Namen, der nun gerade durch seine Einmaligkeit und Seltsamkeit den Vornamen abstößt. Leider fehlen für eine endgültige Entscheidung die hierfür nötigen verwandtschaftlichen Beziehungen der Namenträger zueinander in den Quellen. Somit kann die vorgetragene Ansicht nur als Vermutung gesehen werden.

V. Ergebnis der Boizenburger städtischen Personennamenuntersuchung

Als abschließende Zusammenfassung der Boizenburger Stadtnamen stelle ich kurz die vier Namenbildungsgruppen der Boizenburger Stadtbevölkerung bis 1614 zusammen, um so ein übersichtliches Bild zu gewinnen von dem zahlenmäßigen Beitrag jeder Namengruppe am Aufbau des Boizenburger Familiennamensystems:

zahlenmäßiger Beitrag jeder Namengruppe am Aufbau des Boizenburger Familiennamensystems.

Für die gesamten, bis 1614 ermittelten Personennamen Boizenburgs gilt die obige Zusammenstellung: Der aus Taufnamen hergeleitete Name überwiegt, diesem kommt zahlenmäßig am nächsten der Übername, dann der Herkunftsname und schließlich der Berufsname.

Dieses Verhältnis der Namengruppen zueinander ist jedoch nicht zu allen Zeiten dasselbe gewesen. Einige Querschnitte durch die Boizenburger städtische Namenwelt mögen dies darlegen:

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Verhältniszahlen der Familiennamen

Die Namenaufteilung des Meckl. Urkundenbuches, d. h. bis 1400, weicht demnach entschieden ab von der des ausgehenden 15. Jahrhunderts wie auch des 16. und 17. Bis 1400 nimmt der Herkunftsname den Hauptraum aller Namen ein. Die Hälfte aller Namen des Meckl. Urkundenbuches sind Herkunftsnamen, wahrend die drei übrigen Namengruppen sich ungefähr gleichmäßig in die restlichen 50 % der Namen teilen.

Ganz anders das Bild von 1496 bis 1614. Hier gewinnt der aus Taufnamen gebildete Zuname betrachtlich an Boden zuungunsten der Herkunftsnamen, die jetzt mit durchschnittlich nur 20 % am Namensystem beteiligt sind, denen der ehemalige Taufname mit 42 % gegenüber steht. - Der Berufsname weicht seit 1496 nach anfänglichen 26 % mit 19,9 und späteren 15 % nur wenig vom prozentualen Anteil der gleichen Namengruppe des Meckl. Urkundenbuches ab, wohingegen der Übername zahlenmäßig gewinnt. Mit nur 15 % im Meckl. Urkundenbuch beteiligt, steigert sich sein Anteil im 16. Jahrhundert zu 19 und im 17. sogar zu 23%.

Eine starke Labilität innerhalb der Namenwelt also, die zunächst verwundert; aber schon die Besprechung der Taufnamen lehrte ja den wenig stabilen Charakter des Namens, das Neu-Auftauchen und das Wieder-Vergehen von Namen, kurz das Unterworfensein unter zeitliche Modeerscheinungen, ohne jedoch in jedem Falle bis zu den eigentlichen Quellen vorstoßen zu können.

Besonders der unfeste Beiname ist so zu einem Teil Modeeinflüssen unterworfen gewesen; die starke Bevorzugung der Herkunftsnamen bis 1400 und deren Vernachlässigung nach dieser Zeit drückt dies deutlich genug aus. Wenn sich diese Vorliebe für den Herkunftsnamen nach 1400 nicht erhalten hat, genauer nicht erhalten konnte, so mag das einesteils

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liegen an der wenig typischen Namenart der bloßen Herkunftsbezeichnung für eine Person, zweitens an der meist nahen mecklenburgischen Herkunft der Bewohner, die wenig Fremdartiges für einen Namen bot; weiter brachte der etwaige Zuwanderer nach Boizenburg seit dem 15. Jahrhundert in den allermeisten Fällen ja schon einen festen Familiennamen mit, und viertens fehlte in den späteren Jahrhunderten überhaupt fast völlig die Voraussetzung für einen Herkunftsnamen. Die Zuwanderung zur Stadt, denn die Personenzahl bleibt in den untersuchten Listen des 16. und des 17. Jahrhunderts bis einschließlich 1614, von einigen Schwankungen abgesehen, konstant, und neue Namen treten in diesem Zeitraum nur in sehr geringem Umfange in den Quellen auf. So konnte es geschehen, daß der viel deutlicher unterscheidende Tauf-Zuname in fast dem gleichen Maße an Bedeutung gewann, wie der Herkunftsname an Wichtigkeit verlor.

Diese seit 1496 zuerst nachweisbare neue Namengruppenkonstellation behielt ihre Gültigkeit das ganze 16. Jahrhundert hindurch bis 1614. Die auftretenden Schwankungen in der Stärke der einzelnen Gruppen werden auf die Quellen zurückzuführen sein, die nachweislich in einigen Fällen unvollständig sind und nicht die gesamte Boizenburger Einwohnerschaft erfassen. Auf die Gesamtbeurteilung des Boizenburger Namensystems hat diese Unvollständigkeit jedoch keinen Einfluß, so daß die beiden aufgestellten Tabellen zu recht bestehen als deutliche Kunde von Bestand und Wandel in der Namenwelt.


B. Zweiter Hauptteil

Die Personennamen
des Amtes Boizenburg bis 1614

(Ein Vergleich mit dem städtischen Namensystem.)

Der zweite Teil der Arbeit stellt die schon in der Einleitung hervorgehobene systematische Erfassung der bäuerlichen Personennamen aus dem Amte Boizenburg dar, deren Darstellung insbesondere in der Gegenüberstellung mit den städtischen Namen Boizenburgs zu einem Urteil führen soll über die Unterschiede städtischer und ländlicher Personennamengebung.

Die in diesem Abschnitt bearbeiteten 1923 bäuerlichen Personennamen des Amtes Boizenburg entstammen bis auf 22

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Namen des Meckl. Urkundenbuches alle dem 15. bis 17. Jahrhundert, genauer dem Zeitraum zwischen 1423 und 1612. Umfangreiche Namenunfestigkeiten sind also auch für diese ländliche Namen Boizenburgs nicht zu erwarten. Um so mehr kann der Nachdruck gelegt werden auf eine möglichst knappe Darstellung, so daß städtische und ländliche Besonderheiten in der Namengebung klar und deutlich hervortreten.

Ich beginne mit den Vornamen des Landes Boizenburg, jener seit der Familiennamenentstehung aufschlußreichsten Namengruppe für modische Geistesströmungen innerhalb einer Zeitepoche.

Fettdruck eines Namens kennzeichnet diesen als Einzelnamen. Die dem Namen beigefügte Jahreszahl zeigt sein erstes nachweisbares Auftreten im Amt Boizenburg an, während die in Klammer stehende Zahl hinter dem Namen Aufschluß gibt über die Häufigkeit seines Auftretens.

1. Einzel- und Vornamen.

a) Tabellarische Übersicht.

Germanische Vornamen

Germanische Vornamen.
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Germanische Vornamen.
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Germanische Vornamen.

192) Nach edw. Schröder: aus Gertrud entstanden.

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Germanische Vornamen.

193) Nebeneinander stehen Hanneke Maneke und Henneke Maneke in Groß-Bengerstorf. Hans M. kommt nicht vor, dafür mehrere Heinrich-Formen. In diesem Fall ist also Hanneke zu Heinrich zu stellen! Ferner stehen nebeneinander: Hanneke Fos und Hinrich Fos in Gallin 1496; Henneke Greue und Hans greue in bersitz 1496 bzw. 1538. Sonst kommen keine Heinrich bzw. Hans vor, also Hanneke = KF zu Heinrich. Siehe auch S.24, Anm. 35.

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Germanische Vornamen.

194) Grimm gibt im "Deutschen Wörterbuch" den gräflichen und adligen Geschlechtern häufig ein Itel, Eitel vor den eigentlichen Namen. Als wirklicher Vorname in Quedlinburg erst seit 1598 bezeugt. Siehe S. 24, Anm. 32.

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Germanische Vornamen.

195) Eindeutig als Vorname bei mehreren Zunamen nachgewiesen.

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Germanische Vornamen.

Fremde Vornamen

Fremde Vornamen.

196) Benedicken ist zu Benedictus zu stellen, da bei beiden Vornamen gleiche Zunamigkeit vorliegt.
197) Nebeneinander stehen im Dorfe Gallin: Drewes, Schröder 1538 - 1601 und Tewes Schröder 1611 - 1612. So wird Tewes wohl in diesem Falle zu Drewes zu stellen sein.

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Fremde Vornamen.

198) Teiws ist hier zu Mattheus zu stellen, da nebeneinander stehen: Tewes Konow 1560 und teiws Konow 1573. Beide Namen im gleichen Dorf Rensdorf.

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Fremde Vornamen.

199) Nebeneinander stehen im Dorfe Blücher: Tomas Brockmoller 1538 und Tonnies Bruckmuller 1570. Also wird Tonnies in diesem Fall ausnahmsweise zu Tomas zu stellen sein, nicht zu Antonius.
200) Es stehen nebeneinander Tonnies Prettuen 1570 und Ties Pertuen 1601, Ties Pretuen 1606. Alle Namen für das Dorf Gülze belegt. Ties ist bei diesem Namen zu Tonnies, einer Kurzform von Antonius, zu stellen.

b) Gegenüberstellung der ländlichen und städtischen Vornamen.

Die vorangestellte Taufnamenliste des Amtes Boizenburg umfaßt bei einer Gesamtzahl von 1923 Personen 70 verschiedene germanische und 57 verschiedene kirchliche Vornamen. Die entsprechenden Zahlen der städtischen Taufnamen waren 80 germanische und 69 kirchliche bei insgesamt nur 925 Personen. Als Hauptmerkmal ländlicher Taufnamengebung ist also gegenüber der städtischen aus gleichem Bezirk und gleicher Zeit eine beträchtlich geringere Namenmannigfaltigkeit festzustellen. Und zwar sowohl der germanische als auch der kirchliche ländliche Taufname büßen an Namenverschiedenheit ganz bedeutend ein:

Gegenüberstellung der ländlichen und städtischen Vornamen.

Schon die absoluten Zahlen des ländlichen Taufnamenbestandes sind bei weitem geringer als die entsprechenden städtischen trotz der beinahe doppelt so großen Gesamtpersonenzahl!

Ein eindeutiges Bild von der geringen Namenverschiedenheit auf dem Lande gewährt aber erst das Verhältnis zur behan-

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delten Gesamtpersonenzahl in der Stadt sowie auf dem Lande. Hierbei erweist sich die ländliche Taufnamenverschiedenheit zahlenmäßig um mehr als 50 % geringer als in der Stadt!

Wieder wettgemacht wird diese kleinere Namenanzahl auf dem Lande durch entsprechende Namenkonzentration auf die verbleibenden Vornamen. Die schon in der Stadt zahlenmäßig hervorragenden Namen erfahren auch auf dem Lande - wenigstens für das Land Boizenburg - im allgemeinen eine weitere Verstärkung. Die vier in der Stadt am häufigsten vertretenen germanischen Namen stehen auch auf dem Lande im Vordergrunde: Heinrich mit seinen Kurzformen tritt in der Stadt 171 mal auf, auf dem Lande 440 mal. Die entsprechenden Zahlen sind für die Namen Herman 45 mal und 89 mal, für Bernhard 44 mal und 100 mal und für Dietrich 31 mal und 82 mal. - In entsprechender Weise verhalten sich die kirchlichen Taufnamen: Johannes mit seinen Nebenformen in der Stadt 200 mal vorkommend, auf dem Lande 371 mal, Claus 75 mal und 176 mal, Jochim 55 mal und 127 mal und Peter 30 mal und 74 mal.

Die Form der ländlichen Taufnamen den städtischen genauer gegenüberzustellen, erübrigt sich, da beide Systeme im wesentlichen dasselbe Bild zeigen, nur daß der Taufname auf dem Lande noch schneller seine volle Form zu verlieren scheint als in der Stadt, daß der Landbewohner also in der vollen Namenform etwas unpersönlich steifes sah, etwas, was seiner Art nicht gemäß war und was er daher ablehnte. Besonders aus den 31 als nur auf dem Lande bezeugten Namen spricht deutlich die ländliche Vorliebe für die Namenkurzform: Es stehen 25 Kurzformen nur 6 Vollformen gegenüber. - Eine Ausnahme macht nur die in der Stadt wie auf dem Lande zu beobachtende Überbetonung der Vollformen Heinrich, deren 440 maliges Vorkommen allein 284 Vollformen aufweist. Ihren Grund trägt die Bevorzugung der lebensvolleren Namenkurzform auf dem Lande ohne Zweifel in dem bäuerlichen, sich auf engstem dörflichen Raum abspielenden Gemeinschaftslebens, wo einer den andern aufs beste kennt und wo daher die steife Namenvollform noch bedeutend unorganischer wirken würde als in der Stadt.

Ein zweites Kennzeichen bäuerlicher Taufnamengebung ist ein unverkennbar konservativerer Zug als in der Stadt, der sich am deutlichsten kundtut in dem Kampf des germanischen Vornamens mit der auch auf das Land einströmenden kirchlichen Namenwelt. Daß diese zunächst wirklich als Feind empfunden und daher bekämpft wurde, zeigt das beinahe ein-

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einhalb Jahrhunderte währende Ringen mit dem fremden Eindringling. Erst vom Jahre 1538 ab konnte das kirchliche Namengut eine Vormachtstellung über den germanischen Namen für sich gewinnen. - Welchen Stand der Kampf auf dem Lande wie in der Stadt zu den verschiedenen Zeiten hatte, mögen einige Querschnitte dartun:

Gegenüberstellung der ländlichen und städtischen Vornamen.

Die Tendenz des Vornamenkampfes ist in Stadt und Land Boizenburg die gleiche: Der bis um 1400 überragend herrschende germanische Taufname muß dem unerbittlich andrängenden kirchlichen Vetter seinen Platz räumen. Aber der zu gleichen Zeiten verschieden prozentuale Anteil beider Namengruppen stellt einen nicht zu umgehenden Unterschied zwischen Stadt- und Landnamengebung dar. Der bäuerliche germanische Taufname verfügt 1423 noch um einen über 14 % größeren germanischen Namenanteil als der städtische bis 1400. Schon dies ein Zeichen unverkennbaren Festhaltens am Althergebrachten gegenüber dem damals Modernen der kirchlichen Namengebung. - Und diese Treue des Landbewohners seinem germanischen Namen gegenüber schimmert auch in all den Kampfjahren des 15. und 16. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges immer wieder hindurch: Zu allen Zeiten ist das Verhältnis des germanischen zum kirchlichen Taufnamen im Lande Boizenburg größer als das in der Stadt. Sogar noch 1612 bewirkte der bäuerliche Konservativismus eine immer noch um 6 % höhere Beteiligung des germanischen Namens am Taufnamensystem als in der Stadt. An germanischen Namen stehen 21,7 % ländliche 15,8 % städtischen Taufnamen gegenüber.

So erkennen wir im Gegensatz zur Stadt als die beiden Hauptmerkmale bäuerlicher Taufnamengebung für das Land

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Boizenburg: die erhöhte Bevorzugung der Namenkurzform und das stärkere Bewahren althergebrachten germanischen Namengutes.

2. Germanische und kirchliche Personennamen als Zunamen.

Das bei den ländlichen Vornamen beobachtete stärkere Festhalten am germanischen Namen den städtischen gegenüber läßt auch für den germanischen bzw. kirchlichen Zunamen auf dem Lande eine ähnliche Überbetonung des germanischen Namenelementes erwarten. Der Untersuchung hierüber sei eine Übersicht über das im Amte Boizenburg bis 1612 gültige germanisch-kirchliche Zunamensystem vorangestellt.

Verzeichnet sind hierin alle im Amte Boizenburg bis 1612 bezeugten ehemaligen germanischen und kirchlichen Personennamen in der Bedeutung von Zu- oder Familiennamen. Vollständig aufgeführt, d. h. Aufzeichnunng jeder im behandelten Zeitraum vorkommenden Form eines Namens, sind nur die lediglich auf dem Lande vertretenen Namen, während die in Stadt und Land nachgewiesenen ihrer meist übereinstimmenden Formen wegen nur in der Schreibung ihres ersten und letzten Auftretens dargestellt sind.

Der nur auf dem Lande auftretende Familienname ist in der Liste durch Fettdruck gekennzeichnet, die Jahreszahl unter dem Namen gibt die Zeit seines ersten und letzten Auftretens an.

a) Zunamentabelle.
Zunamentabelle.
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Zunamentabelle.

201) Kleemann weist folgende Entwicklung nach: Frouwa zu Frobenius zu Frobose (Volksetymologie). - Bahlow führt S. 86 Frübös als Herkunftsnamen auf.

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Zunamentabelle.

202) Kleemann weist folgende Entwicklung nach: Frouwa zu Frobenius zu Frobose (Volksetymologie). - Bahlow führt S. 86 Frübös als Herkunftsnamen auf.

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Zunamentabelle.

203) Nach Bahlow zu Thomas zu stellen.
204) Vgl. auch den bei Witte bezeugten slawischen Namen Ribe usw.

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Zunamentabelle.

205) Von 1585 ab wird der im Amte Boizenburg häufig belegte Name Roder zu Rohr usw. gekürzt.
206) Siehe auch Schiller-Lübben: Wasche = Plappermaul, Mund. - Vgl. den mecklenburgischen Ort Waschow. - Vgl. den städtischen Zunamen Wesken, Wetzke(n).

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Zunamentabelle.

Familiennamen aus kirchlichen Taufnamen

Familiennamen aus kirchlichen Taufnamen

207) Kleemann verzeichnet für Quedlinburg 1347 einen Juden namens Aron. Daher hier wohl auch ein jüdischer Name.
208) Hauptsächlich im Niederrheinischen vorkommende Kurzform.

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b) Gemeinsames und Unterschiedlichkeiten zwischen ländlicher und städtischer Zunamengebung.

Stadt und Land miteinander zu vergleichen, sollte Hauptaufgabe dieses Teiles der Arbeit sein. So folge hier zur besseren Veranschaulichung germanischer bzw. kirchlicher Familiennamenverhältnisse gleich eine tabellarische städtisch-ländliche Namengegenüberstellung der aus Taufnamen gebildeten Familiennamen:

städtisch-ländliche Namengegenüberstellung der aus Taufnamen gebildeten Familiennamen

Leider bietet die obige Übersicht wenig schwerwiegend Neues. Das Verhältnis der bäuerlichen germanischen und kirchlichen Familiennamen stimmt bis auf weniger als 1 % Unterschied mit dem des städtischen überein. In der Stadt: bei einer Gesamtpersonenzahl von 925 stehen 79 % germanische Zunamen neben 21 % kirchlichen, auf dem Lande bei doppelt so großer Personenanzahl - 1923 - ebenfalls 79,4 % neben 20,6 %. In Stadt und Land Boizenburg kommt der kirchliche Zuname also bei weitem nicht in gleichem Maße zur Geltung wie der kirchliche Vorname. Der Grund ist sehr einfach: Zur Zeit der unfesten Namengebung sprudelte der kirchliche Namenquell noch nicht stark genug, um den germanischen Restbestand aus seiner Position zu vordrängen, und später konnte auch das gewaltige Anschwellen der Fremdnamen dem inzwischen zum Familiennamen erstarrten germanischen Rivalen nichts mehr anhaben, da dieser erblich und somit fest geworden war. Diese Entwicklung kennzeichnet Stadt wie Land Boizenburg gleichermaßen. Soweit die Übereinstimmung zwischen Stadt und Land.

Der Unterschied zwischen bäuerlicher und städtischer Namengebung liegt vor allem in der weniger großen Namenmannig-

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faltigkeit auf dem Lande als in der Stadt. Ein Blick auf die Tabelle bestätigt dies: In der Stadt stehen 107 verschiedene germanische Familiennamen 35 verschiedenen kirchlichen gegenüber, auf dem Lande finden sich jedoch bei fast doppelt so großer Personenzahl nur 90 verschiedene germanische und 31 verschiedene kirchliche Zunamen (!), eine Namenkonstellation also, die sowohl für den germanischen wie für den kirchliches Familiennamen in gleicher Weise zutrifft. - Das Verhältnis des germanischen zum kirchlichen Zunamen bleibt in Stadt und Land konstant. -

Gestattet dieses Hauptmerkmal bäuerlicher Personennamengebung Rückschlüsse auf den Namengeber, den Bauern? Ich möchte dies bejahen, und zwar in demselben Sinne, wie ich auch die bäuerlichen Taufnamen schon als Anlaß nahm zur Feststellung gewisser Charaktereigenarten des bäuerlichen Landbewohners. Dort war es der konservativ-bodenständige Beharrungssinn des Bauern einem fremden Nameneindringling gegenüber, hier tut sich durch sein Sich-Bescheiden mit den gangbarsten Namen ein nüchtern-realer Sinn des Bauern kund, jedenfalls vor der Zeit der Festwerdung der Namen, der wenig Neigung zeigt, wohl- und vollklingende germanische Namenformen wieder lebendig werden zu lassen. Gewiß würde das damalige Sprachgefühl im allgemeinen alte volle Formen wenig gern geduldet haben - die ausgesprochene Vorliebe für die Namenkurzform, besonders des germanischen Namens, bestätigt dies -, aber es fehlte dem bäuerlichen Menschen auch wahrscheinlich überhaupt die Voraussetzung hierzu, die Erkenntnisfähigkeit für derlei Dinge, die übrigens auch in der Stadt kaum vorhanden gewesen sein wird, denn sonst hätte man auch hier dem Fremdnamen einen viel energischeren Kampf angesagt, als es tatsächlich geschehen ist. -

Ein Wort muß noch gesagt werden über die nur auf dem Lande vorkommenden germanischen und kirchlichen Familiennamen. Es ist eine beträchtliche Anzahl. Von den 90 verschiedenen ländlichen germanischen Zunamen sind allein 45 für die Stadt als Zunamen nicht nachweisbar, also die Hälfte! Genau so verhält es sich mit den ländlichen kirchlichen Familiennamen: Von den 31 verschiedenen kirchlichen Zunamen zeigen sich 16 nur auf dem Lande, also ebenfalls 50 % neue Namen, die die Stadt als Zunamen nicht kennt; zum Teil finden sich nämlich die 61 nur ländlichen germanischen und kirchlichen Zunamen in den städtischen Vornamen wieder, die

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immerhin je 7 germanische und kirchliche ländliche Zunamen enthalten. Somit bleibt als nur auf dem Lande bezeugt ein Namenrest von 38 verschiedenen germanischen Zunamen und 9 kirchlichen. Die germanischen lauten: Apel, Arnecke, Berner, Brotken, Daber, Ebelyngh, Elers, Engel, Eddeler, Engelken, Vrobose, Gebers, Hartman, Hape, Heyman, Heyneman, Henke, Herbert, Hildeman, Hintze(-man, -lyn), Kone, Lemme(n), Loueman, Luderman, Maß, Mutel, Reineken, Ribeling, Rohr, Syvert, Swenneken, Vocken, Waschen, Wichman, Wichen, Winderich. - Die 9 kirchlichen, nur auf dem Lande vertretenen lauten: Anders, Aron, Kopken, C(h)rist, Cristke, Laurentius, Laffrentze, Domas, Vrene. Man erkennt hieran einen, wenn auch nicht übermäßig stark ausgeprägten, so doch ausgesprochenen Willen der Landbevölkerung, sich unabhängig von der Stadt eine eigene Namenwelt zu erhalten. Diese Behauptung bedarf allerdings, wenn sie für alle Boizenburger Namen Gültigkeit besitzen soll, noch der Bestätigung durch die übrigen Namengruppen.

3. Slawische Zunamen.

Den Übersichten über die Familiennamen ehemals germanischer bzw. kirchlicher Taufnamen schließe ich die besonders auf dem Lande unseres ehemaligen norddeutsch-slawischen Sprachraumes zahlreiche Gruppe der slawischen Familiennamen an.

Die in Stadt und Land Boizenburg erhaltenen slawischen Namen haben Erwähnung gefunden durch Hinzufügung der Jahreszahlen ihres ersten und letzten Auftretens; wohingegen der nur im Amte Boizenburg erhaltene Name, mit allen vorkommenden Namenformen aufgezeichnet, fett gedruckt wurde. Die von Witte angezogenen Jahre sind in Anführungszeichen gesetzt.

a) Übersichtstabelle.

Bankel: Slaw. Bakula = Dem. von Bak = Rohrdommel, Hummel. Gothmann 1453, "1462"

Batel: Slaw. Basta = Vater. Bahlen 1541. Battell: Bahlen 1560. Batell: Gülze 1538 - 1612. Bathell: Gülze 1573, 1601. Bathel: Gülze 1606. Bethell: Gülze 1570. Witte verzeichnet nur: Batell in Scharbow 1582.

Boychen: Niendorf 1453; slaw. Kurzform zu Bojslaw = der durch Kampf Berühmte. Boyghe: Niendorf 1496, Pottel-

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kow 1423, "1456". Boyge: Niendorf 1538. Bowche: Niendorf 1560. Boiche: Niendorf 1573.

Borat: Bandekow "1496" = slaw. Bortaj = Bartholomäus,

Borden: Dersenow "1479, 1496" = slaw. Bortaj = Bartholomäus.

Bresseke: Gehrum "1538" = slaw. Breza = Birke. Bretzke: Gehrum 1560, 1573; Rensdorf "1496". Breske: Gülze 1485. Bretze: Rendsdorf 1479.

Darinke: Dersenow "1538" = slaw. Dar = Donum. Darnicke: Dersenow 1560.

Draffanike: Gülze "1538" = slaw. Glafvatze = Haupt. Draffanik: Gülze 1541. Dreffaneke: Gülze 1560, 1573. Drauaneke: Gülze 1579. Dreuaneke: Gülze 1585. Drevaneke: Gülze 1601. Driuaneke: Gülze 1606, 1612.

Gleffesse: Blücher "1538".

Genawst: Dersenow 1485 = slaw. Chwost = Schwanz. Guoweske: Dersenow 1485, "1538"; Rendsdorf "1538". Guowst: Dersenow 1496; Gehrum "1538". Guaust: Dersenow 1496, 1573; Gehrum "1496". Guouft: Dersenow 1496; Gehrum 1573; Besitz "1453, 1462". Guowsth: Dersenow 1560; Gehrum 1560. Guawst: Dersenow 1570. Guauest: Gehrum 1573. Kuaust: Dersenow 1496.

Gus: Gothman "1453, 1496" = Slaw. Kos = die Amsel. Gotze: Gothman 1456, 1468, 1485. Gosse: Gothman 1461 - 1462. Gasse: 1510.

Gusape: Rensdorf "1453, 1479"; Gehrum "1453". Gosape: Rensdorf "1463", 1468; slaw. Kosow = Sohn des Amsel. Ghosape: Rensdorf 1496.

Hannyske: Gülze "1538"; slaw. Hanysk = Klein-Johannes.

Hawandt: Dersenow 1496. Hewanndt: Dersenow 1496. Habant: Dersenow 1538. Witte verzeichnet diesen Namen, gibt aber keine Erklärung.

Heynitze: Kl. Bengerstorf "1453, 1462", 1485; slaw. Hejnic, Hejnac = Heinrich. Hennatze: Zahrensdorf "1453, 1496". Hynazken: Niendorf 1456. Hunnitze: Kl. Bengerstorf 1479. Heynytze: Kl. Bengerstorf "1496".

Huedeke: Bennin 1606; slaw. Hud = Elend.

Janden: Tessin "1453"; slaw. Jendro = Beere, Kern. Jand: Tessin "1462, 1496". Jander: Tessin "1479".

Janeke: Altendorf 1601, 1606; slaw. Joan = Johannes.

Jekel: Gothmann 1485. Bei Witte nur Ja(c)kel = Klein-Jacob.

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Jasker: Altendorf 1538; slaw. Jesker = Funke; Steder "1560". Jesker: Steder "1538".

Jyseke 209 ): Bennin 1573; Slaw. Jazek = Kleiner Igel. Jerseke: Bennin 1601. Jescke: Bennin 1606; Boizenburg 1573, 1601, 1606.

Karfak: Besitz 1453 - 1496; Slaw. Gärbak = der Bucklige. Kraffake: Besitz 1538. Karuake: Besitz 1560, 1585. Kuruake: Blücher 1570. Caruacke: Blücher 1573.

Kuruacke: Besitz 1573. Karuucke: Besitz 1601. Caruake: Besitz 1606.

Karnil: Nostorf 1560. Karneill: Nostorf 1570. Bei Witte nicht belegt.

Klackun: Besitz "1456, 1462, 1538". Witte nimmt Lokalname an. Klackun: Gülze,,1538". Klakkun: Blücher "1462". Klackul: Bahlen 1462, 1468; Besitz 1468. Klackuel: Steder 1479. Clackol 210 ): Gülze "1496, 1538". Klackol: Besitz 1560. Klackel: Gülze 1560, 1585. Klockholl: Gülze 1573. Clackell: Gülze 1585. Klackoell: Gülze 1601. Klackoell: Gülze 1606.

Kobelke: Gothmann 1612. Witte verzeichnet nur Koben, Kubela = Kleinjacob nur für Friedrichsruh 1584 (Landbede Parchim).

Kolz 211 ): Gülze 1456; slaw. Kolca = Kniekehle, Schenkel. Kols: Gülze 1458, 1459. Coltzs: Gülze 1460. Koltz: Gülze 1461 - 1462. Koltze: Gülze 1468, 1485. Bei Witte nur für Wendorf, Gägelow, Rolofshagen verzeichnet.

Krilatze: Dersenow "1479", 1485; Gresse "1479, 1496". Krylatze: Gresse 1485; slaw. Krylac = der Schirmer.

Cureke: Gerum 1453, 1496; Slaw. Kurko = Hähnlein. Kurken: Rensdorf "1479,1496".

Kulale: Ziggelmark "1399"; slaw. Kulala = Dem. von Kula = Nikolaus. Kulan: Gülze "1453". Culal: Gülze "1462". Culale: Gülze 1473. Kulal 212 ): Gülze "1479", 1485.

Labbuen: Blücher "1479"; slaw. Labbun = der den Frieden Liebende. Labun: Bahlen "1496". Labbun: Dersenow "1538", 1560.

Liennitze: Gallin 1601. Leinitze: Gallin 1601. Witte verzeichnet nur: Linitze für Blankensee 1510.

Lotzke: Dersenow "1496"; Slaw. Lysek = Kahlkopf; slaw. Liska = Fuchs. Lueske: Dersenow "1538". Lutzke: Dersenow 1560. Luske: Dersenow 1573.


209) Vgl. auch Mahnke 10: Giseko.
210) Witte liest: "Glackel".
211) Vielleicht auch zu meckl. ON. Koltzow zu stellen?
212) Witte liest: "Kulael".
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Masche(n): Gülze "1453", 1456, 1458 - 1460; slaw. Maska = unbehülfliche Person.

Meske: Blücher 1538; slaw. Mecek = Kurzform von Mecislaw = der Schwertberühmte. Mitzke: Blücher 1560. Witte verzeichnet nur Mezeke für die Orte Niendorf 1448 und Alt-Pokrent 1448.

Myleke: Gülze ,,1453"; slaw. Mylek, Milatze = Kurzform von Miloslow. Mylike: Dersenow "1538". Mileke: Zahrensdorf 1573.

Mouseken: Blücher 1453; Slaw. Mysek = Kurzform von Premysl, Radomysl usw. Mouseken: Gülze 1462. Mouseke: Blücher 1462 - 1573. Mouwseke: Blücher "1496". Mowseke: Blücher "1496", 1538 - 1570. Mowseke: Blücher "1538. Mauseke: Blücher 1573.

Niemic: Gallin 1560. Neimatz: Gallin 1570. Bei Witte nicht verzeichnet.

Pantze 213 ): Tessin "1496"; Kl. Bengerstorf "1538". Nach Witte verderbte Form aus Panic(a) = Junker.

Pardantz: Bandekow "1453"; slaw. Pordanc = der Verkaufte.

Patelff: Gülze "1496". Aus slaw. Patilov?

Pestryck: Gothmann "1538"; Slaw. Pestrik = dem Substantiv von pestry = bunt. scheckig. Pestrick: Gothmann 1560. Pestrich: Gothmann 1573, 1601. Pesterich: Gothmann "1585", 1606.

Plotze: Gothmann 1456, "1458, 1462"; Slaw. Blozk = Dem. von blozo = gut, reich. Plotzke: Gothmann 1468; Nostorf "1479"; Bandekow "1479", 1485. Plotzk: Gothmann "1496". Blotzk: Gothmann "1496". Blotzken: Bandekow 1496.

Pallen: Bahlen "1453"; slaw. Polan = Bewohner des Feldes, der Ebene. Pollene: Bahlen "1453, 1462", 1464; Besitz: 1459. Polene: Besitz "1453", 1458. Pollen: Bahlen 1453, "1462". 1468,1479.

Prettun: Bickhusen 1453, "1479, 1496, 1538", 1560 - 1585; slaw. Preton = Durchbau, Lichtung im Walde, kommt nur im Amte Boizenburg vor. Prettun: Gehrum "1479"; Gülze "1453, 1462, 1479", 1485, "1538", 1541 - 1612; Bandekow "1538", 1585; Rensdorf 1560, 1573; Nostorf 1579; Gothmann 1585. Parttun: Gülze "1496". Pretthunn: Bickhusen "1538". Pretthun: Gülze "1538". Prettuen: Bickhusen 1570; Gülze 1570. Pretteun: Gülze 1585. Pertun: Gülze 1601; Bandekow 1601; Gothmann 1601; Nostorf 1601; Bickhusen 1611 - 1612. Portun: Bickhusen 1601; Blücher 1538; Gülze


213) Erinnert sei auch an den meckl. ON. Pentzlin.
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1601, 1606; Nostorf 1606. Pretuen: Gülze 1606. Portuen: Bickhusen 1606. Pertuen: Bandekow 1606, Gülze 1606. Pretun: Gülze 1612.

Prosken: Vellahn "1423, 1453, 1496"; Slaw. Prosko = Kurzform von Prosimir = der um Frieden Bittende. Broske: Bahlen 1468. Proske: Lüttenmark "1479, 1496, 1538", 1560 - 1585; Gülze 1485. Pröse: Lüttenmark 1601. Prosche: Lüttenmark 1606.

Puche: Tessin "1453"; Slaw. puh = hohl.

Rabade: Gülze "1453"; slaw. Bad(o)bud = der gern Wachende; Tessin "1453, 1462, 1479, 1496"; Zahrensdorf "1453"; Dersenow "1479", 1485.

Rentzke: Zahrensdorf 1485; slaw. Rencka = Dem. von Renc = Kurzform von Reinhard.

Rübe: Niendorf "1453" 214 ); slaw. Ryba = Fisch. Riben: Niendorf "1456", 1485, 1560; Blücher 1485. Rybe: Niendorf 1485, 1496, "1538"; Blücher 1496; Gothmann 1538. Ribe: Blücher "1538", 1560; Niendorf "1456"; Gothmann 1560; Bahlen 1570, 1585. Riebe: Bahlen 1560, 1573, 1585, 1601; Blücher 1573; Altendorf 1601. Reibe: Blücher 1573, Altendorf 1606.

Rützeke: Bandekow "1453, 1479"; slaw. Rostek = Dem. von Rosto = Kurzform von Rostobyl. Ritzke: Gülze "1453, 1462, 1479", 1485, "1496, 1538"; Bandekow "1453, 1479", 1485, "1538", 1560 - 1612; Blücher 1485, "1496, 1538", 1560, 1573. Rytsche: Blücher "1496". Ritzken: Gülze "1496". Rytzke: Bandekow "1538"; Gülze "1538". Ryske: Blücher "1538". Ritzsche: Gresse 1541. Ridtzsche: Bandekow 1570; Altendorf 1570.

Roel: Gülze "1496"; slaw. Rola = Acker, Role = Kurzform von Roland.

Roleken: Steder "1462". Roleke: Steder 1485. Rolcke: Besitz 1496. Siehe die Bedeutung von Roel.

Rubeke: Bahlen "1453"; slaw. Rybak = Fischer; Blücher "1453", 1456, 1458, 1460 - 1462; Niendorf 1453; Gülze "1538", 1560. Rubeck: Gülze "1496".

Rusche: Tessin "1453"; Slaw. rus = rot.

Tzamme: Gülze "1453, 1462, 1479", 1485, 1560 - 1606; sflaw. Samo = Kurzform von Samobar = Selbstkämpfer;


214) Rübe vielleicht auch verkürzte Form von Rubeke, da 1453 in Niendorf je einmal vorkommend: Hinrich Rübe und Hinrich Rubeke.
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Altendorf 1570. Samme: Bahlen 1570 - 1606; Altendorf 1573. Samm: Bahlen 1496. Tzamme: Gehrum "1538"; Gülze "1538".

Schuren: Bickhusen "1453"; Slaw. Sur = Hamster. Schürnke: Bickhusen "1479".

Tzebeleke: Besitz "1496"; slaw. Siwy = Grau, Siwelik = der kleine Graukopf. Tzebelleke: Besitz "1496". Szibelike: Besitz "1538". Sebelke: Blücher 1538. Sibeliche: Blücher 1560. Zibelecke: Blücher 1573.

Seleken: Dersenow "1453", 1462; Slaw. Sulik = Dem. Kurzform von Sulislaw, Sulimir. Sulleken: Dersenow "1453". Zeleke: Dersenow "1479". Tzeleken: Tessin 1485. Tzelcke: Tessin 1496. Tzeleke: Besitz,,1496"; Tessin "1496". Szelike: Dersenow "1496, 1538". Szedelke: Dersenow 1538. Szelicke: Dersenow 1560. Selige: Dersenow 1560. Czeleke: Altendorf 1570. Zelicke (Altendorf) 1573.

Zeueke: Besitz "1453, 1462"; slaw. Ziwik = der Lebendige, Lebensfrohe; Bandekow "1479", 1485. Tzefeke: Blücher "1453, 1496". Tzewicken: Bandekow "1496". Szeueke: Bandekow "1538", 1570. Seuicke: Bandekow 1560. Seueke: Bandekow 1560 - 1606. Seveke: Bandekow 1601.

Strabanck: Blücher "1453, 1479", 1485; slaw. Strabank, Scrabbek = der Schaber, Kratzer. Strabank: Steder "1453".

Taske: Altendorf "1538", 1560. Witte belegt den Namen für Boizenburg nicht. Wahrscheinlich ist Taske = Teske = Trost. Für Boizenburg belegt Witte aber auch Teske nicht.

Tulen: Greven "1423", Slaw. Tol = Placatio. Tolen: Greven 1432. Tole: Greven 1458, 1459, 1485, 1496. Tollen: Greven 1485. Thole: Greven 1538. Thoile: Greven 1560, 1573. Thulen: Granzin 1579. Toele: Greven 1585, 1606. Tölle: Greven 1601. Toler: Bahlen 1601.

Wiseke: Kl. Bengerstorf "1453, 1496", 1560; slaw. vysok = hoch; Gülze 1560 - 1606; Schwartow "1538", 1573. Wyseke: Kl. Bengerstorf 1479, "1538"; Gülze "1538", 1570, 1601. Wyseken: Steder "1453, 1562"; Zahrensdorf "1453"; Kl. Bengerstorf "1462".

Zigen: Nostorf "1453, 1496"; Zweedorf "1479, 1496"; slaw. Cygan, Cigan = Zigeuner. Czyghen: Nostorf 1456. Cigen: 1468, 1485. Czige: Nostorf 1538; Zweedorf 1538. Czige: Nostorf 1560; Zweedorf "1538", 1560. Ziege: Zweedorf 1573. Zeige: Nostorf 1585. Zeye: Nostorf 1601. Zye: Nostorf 1606; Zweedorf 1606.

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b) Ländliche und städtische slawische Namen.

Setzt man diesen slawischen Familiennamenbestand des Amtes Boizenburg mit der entsprechenden städtischen Namengruppe in Beziehung, so ergibt sich folgendes Bild:

Beziehung zwischen slawischen Familiennamenbestand des Amtes Boizenburg mit der entsprechenden städtischen Namengruppe

Das Ergebnis ist ganz einfach abzulesen: der prozentuale Anteil der ländlichen slawischen Familiennamen an der Familiennamenbildung ist um etwas über das Doppelte größer als der der städtischen, sowohl in bezug auf die Personenanzahl als auch auf die Namenverschiedenheit. - Das Land gewährt dem slawischen Namen also in weit größerem Maße Gastrecht als die Stadt.

Die Ursachen für diese größere slawische Verbreitung auf dem Lande als in der Stadt werden einesteils wohl auf charakterlichem Gebiet liegen: Der dem Stadtbewohner gegenüber weniger kämpferisch veranlagte Sinn des Landbewohners kam der bedürfnislosfen und aufs ländliche gerichteten Art des Slawen weitestgehend entgegen, zumal der slawische Dorfbewohner sich, wenn auch zunächst notgedrungen, mit dem weniger fruchtbaren Teil der Dorfmark beschied und so seinem befähigteren germanischen Mitbewohner wenig Anlaß zu Klagen geboten haben mag. - Weit mehr wird indes zur Klärung der Ursachen des starken slawischen Bevölkerungseinschlags auf dem Lande eine kurze Untersuchung beitragen über die historischen Vorbedingungen der Slawensiedlung. Die Stadtegründungen im ehemals slawisch besiedelten Mecklenburg sind von Deutschen erfolgt, so daß deutsche Eigenart das Gesicht der Städte bestimmte 215 ); außerdem konnte das enge städtische Zusammenleben dem Slawentum nur ein bescheidenes Gastrecht einräumen. Das Aufnahmeverbot wendischer Lehrlinge in die Zünfte legt hiervon beredtes Zeugnis ab 216 ). - Das Land hingegen bot schon zu allen Zeiten dem unterdrückten und verfolgten Volksteil letzte Zufluchtsmöglichkeiten, und so


215) Vgl. S. 22 ff. und Hoffmann, S. 37 ff.
216) Vgl. hierzu Techen in Hans. Geschichtsbl. Bd. 9 S. 24 - 25.
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finden sich auch im Boizenburgischen in den Dörfern überall, zum Teil noch in großer Zahl, slawische Namen erhalten als letzte Zeugen eines ehemals hier gebietenden Volkstums! Vom Lande und von der Landarbeit kommend, versuchte sich der Slawe in den germanischen Stadien Eingang zu verschaffen, stieß aber auf stärksten Widerstand und zog sich daher in teilweise noch slawischen Verbänden auf das Land zurück, hier ein kärgliches Dasein auf meist unfruchtbarer Sandhufe fristend. - Und doch, wie bodenständig der Slawe eigentlich auf dem Lande ist, geht schon aus der einfachen Tatsache hervor, daß alle in der Stadt Boizenburg nachgewiesenen Slawennamen sich auch auf dem Lande finden, daß das Land also im Boizenburgischen die eigentliche Heimat des Slawen darstellt. Für die schon bei den städtischen Namen festgestellte Herkunft der Bevölkerung Boizenburgs aus der näheren Umgebung bedeutet diese Beobachtung eine weitere Stütze!

4. Ungenauigkeiten der germanischen, kirchlichen und slawischen Personennamen.

Schließlich seien alle in den behandelten ländlichen Boizenburger Quellen vorkommenden Namenunregelmäßigkeiten 217 ) dieser ersten Namengruppe aufgeführt, die eines erklärenden Wortes bedürfen. Die sich für die Einordnung insgesamt ergebenden sechs unregelmäßigen Namenabteilungen sind in der Reihenfolge germanische, kirchliche und slawische Besonderheiten dargestellt.

Ich beginne mit den unregelmäaßigen Quellen germanischer Namen:

a) AlleinstehendeVornamen.

Arnt: Granzin 1423. Kommt auch des öfteren als Zuname vor, allerdings nie so früh und im Dorfe Granzin überhaupt nicht. Daher ist Arnt als alleinstehender Vorname anzusprechen.

Heyne: Gallin 1423. Ist nie als Zuname belegt.

Hinrick, myth der frowen: Gresse 1496.

Hinrick, Servus: Zweedorf 1496. Belegt sind nur diese beiden Fälle. Ein Zuname Hinrick ist nicht bekannt.

Cord: Gallin 1423. Kommt in den Quellen nur dieses eine Mal als Einzelname vor.


217) Unter Namenunregelmäßigkeiten verstehe ich jegliche von der endgültigen Familiennamenkunde abweichende Personenkennzeichung.
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Lemmeke: Gresse 1538. Tritt außer in Gresse auch in anderen Dörfern als Familienname auf. Der Einmaligkeit in Gresse wegen hier wohl alleinstehender Taufname.

Ludeke: Kattemarke 1423. In Kattemarke sonst kein Ludeke verzeichnet als Vor- oder Zuname. Der Zuname Ludeke taucht erst 1485 - 1612 in Bennin und Blücher wieder auf. Daher hier Taufname.

Meyneke: Kladrum 1391. Das frühe Vorkommen dieses nur einmalig belegten Meyneke läßt auf alleinstehenden Taufnamen schließen.

Wybe: Gallin 1423. Da in Gallin Wybe außer diesem Beifpiel kein einziges Mal auftritt, wird Wybe alleinstehender weiblicher Taufname sein.

Alle vorliegenden Einzelnamen entbehren eines letzten quellenmäßigen Belegs, ob Sie als Vor- oder Zunamen zu werten sind. Lediglich die beigefügten Hinweise lassen die Wahrscheinlichkeit ihrer Bedeutung als alleinstehende Taufnamen zu.

b) Alleinstehende Zunamen.

Arneke: Gülze 1485. In Gülze und anderen Dörfern als häufiger Zuname einwandfrei bezeugt.

Beneke: Gallin 1423, 1432. Als Zuname häufig.

Eddeler: Granzin 1460. Hier mehrfach als Zuname belegt.

Gosschalck: Nostorf 1496. In Nostorf häufiger Zuname.

Heyneman: Blücher 1485. Steht neben Make, Gherke Heyneman: Blücher 1496, also ausgesprochener alleinstehender Zuname.

Helmeke: Rensdorf 1468. Obwohl Helmeke in Rensdorf nicht als Zuname bekannt ist in weiteren Fällen, ist er in diesem Falle doch wohl schon Zuname, da andere Dörfer Helmeke um diese Zeit schon des öfteren als Zunamen belegen.

Lemmen: Greven 1496. Hier häufiger Zuname.

Olryk: Niendorf 1496 - 1560. In Niendorf und anderen Dörfern häufiger Zuname.

Wernere: Blücher 1485. In Bahlen und Dersenow des öfteren als Zunamen bezeugt, für Blücher jedoch nur dieser eine Fall.

Woldeke: Besitz 1612. Ist sehr häufiger Zuname, in Besitz jedoch nur dieses eine Mal belegt.

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Der alleinstehende Zuname fällt auf dem Lande durch sein häufig schon früheres Vorkommen als in der Stadt auf. Demnach gilt das auf S. 54 über den alleinstehenden Zunamen Gesagte uneingeschränkt nur für die städtische Namengebung.

c) Einzelname plus nähere Bezeichnung.

Lange Beneke: Blücher 1453. Beneke in Blücher häufiger Zuname.

Schele Beneke: Vellahn 1423. Auch hier Beneke = Zuname, da er in anderen Dörfern ebenfalls schon früh eindeutiger Zuname ist.

Kale Gherke: Gallin 1486, 1496; Greven 1486, 1496. Häufiger Zuname; allerdings in Gallin bzw. Greven nur diese beiden Fälle bezeugt.

Swarte Beneke: Tessin 1453. Bis 1612 hin häufiger Zuname.

Schefe Gotteke: Gallin 1496. Neben mehreren Zunamen Gotteke.

Swarte Heyne: Gresse 1453. "Swarte" ist hier nähere Bezeichnung des Taufnamens Heyne, denn als Zuname ist Heyne sonst nicht belegt.

Junge Herbert: Blücher 1485. Steht neben Hans Herbert: Blücher 1485 - 1496. Also wohl Bezeichnung des Sohnes gegenüber dem Vater.

Schefe Hermen: Gallin 1496. Neben dem Zunamen Heyn Hermen in Bandekow 1496. Doch muß auch wegen des häufigen Vorkommens von Hermen als Taufname auch diese Möglichkeit offen gelassen werden.

Swarte Tideke: Tessin 1453. Als Familienname ist Tideke nie belegt. Also Taufname plus nähere Kennzeichnung.

Korte Werneke: Tessin 1479. Wegen später im gleichen Dorfe belegten Zunamens Werneke auch 1479 wohl schon Zuname plus nähere Personenbezeichnung.

Die den städtischen Namen gleicher Gruppe gegenüber häufige Eigenschaftshinzufügung an den Zunamen mag ihre Ursache haben in der großen Anzahl von Personen gleichen Namens auf dem Lande, die eine nähere Kennzeichnung notwendig machten. Alleinstehender Taufname plus Beifügung wird wohl bei den wenigsten Namen eine Erklärung rechtfertigen.

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d) Frauenbezeichnungen.
1. Durch weiblichen Vornamen.

Abele, Uxor: Zweedorf 1496.

Bartele Werneke: Dersenow 1560.

Beke, Mater: Zweedorf 1453, 1496.

Ghesche Vicken: Blücher 1496.

Hillicke, Uxor: Zweedorf 1496.

Metke: Blücher 1453.

Swantke: Niendorf 1496.

Wobbeke, Uxor: 1496.

2. Durch Anhängung eines -esche-Suffixes.

Langhe Benesche: Blücher 1496.

Eddelersche: Granzin 1453.

Olde Engelsche: Klein Bengerstorf 1462.

Hermen Hannische: Gülze 1560.

Olde Woldesche: Klein Bengerstorf 1462.

Beste Woltersche: Blücher 1560, 1570.

Die weiblichen Personen auf dem Lande weichen in ihrer Kennzeichnungsart nicht von der der städtischen weiblichen Namen ab, doch scheint der weibliche Vorname unter den übrigen Frauenbezeichnungen eine Sonderstellung einzunehmen.

e) Falle von Namenungenauigkeit bzw. Namenwechsel.

Hans Bene: Schwartow 1538 neben Hans Beneke: Schwartow 1560 - 1573.

Idel Beneke neben Idell Bhene: Gresse 1570; Idell Behne: Gresse 1573.

In Schwartow bzw. Gresse sind nur je diese beiden Zunamen mit gleichem Vornamen belegt, so daß Personenidentität beider Namen anzunehmen ist, d.h. wir haben hier zwei Fälle unfester Namengebung vor uns.

Bene Vicken: Gallin 1485; Beneke Fyckken: Gallin 1496 neben:

Fyckke van der Danow: Gallin 1496; Vicke Danow: Gallin 1538.

Vicke vppe derDannowe: Vellahn 1423; Vicke Danow Vellahn 1432.

Henneke Vicken: Vellahn 1423.

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In Gallin tritt erst 1560 wieder ein Hans Vicke auf, in Vellahn sind nur die aufgeführten Fälle verzeichnet, so daß die Annahme unfester Namengebung für obige Beispiele berechtigt erscheint.

Der von 1453 bis 1606 in acht verschiedenen Dörfern des Amtes Boizenburg auftretende Zuname "Roder" zeigt seit dem Jahre 1585 ausnahmslos eine Wandlung von Roder - Rohr usw., so daß dieser neu entstandene Name Rohr als Kurzform zu älterem Roder zu stellen und nicht etwa mit Rohr = Röhricht gleichzusetzen ist.

Hinrich Tiden: Tessin 1479 neben Hinr. Tideman: Tessin 1485; Hinrik Tydeman: Tessin 1496.

Außer diesen Beispielen sind in Tessin keine Personen mit dem Nachnamen Tiden, Tideman nachweisbar; der gleiche Vorname Hinrich usw. berechtigt daher wohl zur Annahme eines Namenwechsels für die gleiche Person.

Olide Willeken Reymer: Rensdorf 1453 neben ReymerWilken: Rensdorf 1479.

In Rensdorf ist nur je dieser eine Name Reymer bzw. Wilken belegt. Die beiden Namenträger werden daher ihrer ähnlichen Namen wegen in verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander gestanden haben oder, was noch wahrscheinlicher sein wird, überhaupt ein und dieselbe Person bezeichnen.

Zu den germanischen Namenunregelmaßigkeiten rechne ich auch den Wechsel des Vornamens Hanneke und Henneke für die gleiche Person. Als Beleg führe ich an:

Hennike Gattke: Besitz 1538.

Hans Gotke: Besitz 1560

Hans Gadtke: Besitz 1570.

Henneke Manike: Granzin 1560, 1573, 1601 - 1606.

Hanneke Manike: Granzin 1585.

Heinrich Maneke: Granzin 1585, 1606.

Hans Karfak: Besitz 1496.

Hans Karuake: Besitz 1560, 1585, 1601.

Hanns Karuake: Besitz 1573, 1606 neben:

Henneke Karfak: Besitz 1496.

Der Vorname Hennike bzw. Hanneke ist also nicht eindeutig. Beide Vornamen können zu Johannes oder zu Heinrich gestellt werden.

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Unregelmäßigkeiten in der kirchlichen Namengebung.

Die kirchlichen Namen enthalten, ihrer geringen Gesamtzahl entsprechend, auch nur wenige Unregelmäßigkeiten.

a) AlleinstehendeVornamen.

Jacob: Greven 1432 neben Kale Jacob: Greven 1538.

Jurgen, Servus: Zweedorf 1496. Nur dieses eine Mal vorkommend.

Kersten: Bandekow 1453. Außer diesem Einzelnamen immer nur Zuname.

Steffen: Gallin 1423. In Gallin tritt 1432 ein Steffen Vos auf.

Tiges: Rensdorf 1468.

Als ausgesprochener Zuname ist keiner der obigen Namen erweislich.

b) Alleinstehende Zunamen.

Kersten: Bandekow 1453.

Crist: Bennin 1453.

Marten: Zweedorf 1496.

Marten: Schwartow 1468.

Stheffen: Steder 1485.

Stoppel: Blücher 1485.

Meister Tewes: Gülze 1560.

Die Mehrzahl obenstehender Einzelnamen ist auch als eindeutige Zunamen belegt.

c) Einzelnamen plus nähere Bezeichnung.

Lange Johan: Gallin 1423. Nur dieses eine Mal.

Kale Hans: Greven 1538. In Gülze tritt ein Herman Hans auf, daher hier auch wohl Hans als Zuname zu deuten.

Kale Jacob: Greven 1538. Ein alleinstehender Jakob ist in Greven nur 1432 verzeichnet. Daher hier wohl Taufname plus nähere Kennzeichnung.

Langhe Clawes: Blücher 1496. In Bennin wird ungefähr zu gleicher Zeit ein Hinrick Claves verzeichnet.

Scheue Clawes: Greven 1458. Siehe den vorigen Namen.

Scheue Marten: Granzin 1496.

Olde Merten: Rensdorf 1468. In anderen Dörfern sind mehrere Marten mit Vornamen belegt.

d) Frauenbezeichnungen.

Metke Petermans: Setzin 1423.

Olde Vrensche: Zahrensdorf 1496.

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Unregelmäßigkeiten bei den slawischen Namen.

Besonders häufig begegnet in dieser Gruppe

a) der alleinstehende slawische Zuname:

Banckel: Gothmann 1453. Immer ohne Vorname.

Batel: Bahlen 1541.   Stehen auch mit Vornamen.

Draffanik: Gülze 1541.   Stehen auch mit Vornamen.

Huntzelyn: Blücher 1485.   Stehen auch mit Vornamen.

Krilatze: Gresse 1496.   Stehen auch mit Vornamen.

Pardantz: Bandekow 1453. Nur dieses eine Mal auftretend.

Roleke: Steder 1485. Kommt auch mit Vornamen in Steder und anderen Dörfern vor.

Strabanck: Blücher 1453 - 1485; Steder 1453. Steht immer ohne Vornamen.

Tolen: Greven 1432. Auch mit Vornamen in Greven auftretend.

Wyseke: Klein Bengerstorf 1479; Steder 1453. Kommt auch mit Vornamen vor.

Czabell: Besitz 1560. Neben Hans Szabell: Blücher 1538.

Zigen: Nostorf 1496. Neben Zeye, Zyr mit Vornamen.

b) Namenwechsel:

Tritt nur bei einem slawischen Namen auf:

Henneke Schuren: Bickhusen 1453 neben Henneke Schürnke: Bickhusen 1479.

c) Frauenbezeichnungen:

Ghulsche: Kattemark 1432.

Olde Rabadesche: Tessin 1496.

Reybesche: Tessin 1423.

d) Doppelvorname

Scheint vorzuliegen bei

Tonnies Prettun: Gülze 1570,

Lutke Tonnies Prettun: Gülze 1573.

II. Herkunftsnamen.

Die auch im Landbezirk Boizenburg zahlreiche Gruppe der Herkunftsnamen ist nach Gebieten geordnet dargestellt, einmal der klareren Übersicht wegen, dann vor allem, um mit den entsprechenden Unterabteilungen der städtischen Herkunftsbezeichnungen besser in Beziehung treten zu können.

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Das nur auf dem Lande bezeugte Namenmaterial ist durch Fettdruck gekennzeichnet, der in Stadt und Land auftretende Ortsname ist gesperrt gedruckt. Die Jahreszahlen hinter den Namen zeigen wieder das Auftreten der Namen an, die beigefügte Zahl die Häufigkeit des Namens. Der in Klammern gesetzte Ort gibt die heutige Schreibweise an.

1. Zusammenstellung nach Gebieten.

1. Mecklenburgische und sonstige aus der näheren Umgebung Boizenburgs stammende Ortsnamen.

Bantyn - Bentin (Bantin, Bentin): Greven 1423 - 1606, 5mal.

Basidow (Basedow): Altendorf 1538, 1mal.

Bibowe (Bibow): Lüttenmarke 1456, Rensdorf 1468, 2mal.

Blucher (Blücher): Blücher 1456 - 1560, Gresse 1541, Tessin 1560, Vellahn 1432, Zahrensdorf 1573, 6mal.

Borch (Borg): Zweedorf 1579, 1mal.

Boitze (Boize): Niendorf 1485, 1mal. Boitze auch Fluß in der Nähe Boizenburgs.

Bralstorff (Brahlstorf): Brahlstorf 1579, 1mal.

Bredeuelt (Bredenfelde): Kladrum 1391, 1mal.

Brake (Brook): Gülze 1612, 1mal.

Bragkeman , Brockman (Brackede Krs. Bleckede, Brook, 2mal in Meckl.): Kl. Bengerstorf 1612, Dersenow 1496, 2mal.

Bülow (BüIow 2mal in Meckl.): Gothmann 1353, 1mal.

Dalenborg , Dalborch, Dalenburgk (Dalberg): Kl. Bengerstorf 1479 - 1606, Zahrensdorf 1579, 4mal.

Eigkhoff (Eichhof, Eikhof 3mal in Meckl.): Zweedorf 1606, 1mal.

Galstorp (Garlsdorf links der Elbe): Blücher 1560, 1mal.

Gemmelin (Gammelin): Grantzin 1453, 1mal.

Gratzyn, Grantzien (Granzin 2mal in Meckl.): Bengerstorf 1449 - 1479, Besitz 1496 - 1601, Blücher 1538 - 1573, Greven 1458 - 1496, 10mal.

Gresse (Gresse): Gresse 1541, 1mal.

Gribbouwe (Griebow): Gülze 1453, 1mal.

Greuen, Grebe(n) (Greven): Greven 1462, Dersenow 1485, Gülze 1485, 3mal.

Greßman (Gresse): Altendorf 1485, 1mal.

Groue, Growe (Grube): Nostorf 1538 - 1606, Zweedorf 1601, 5mal.

Guilze (Gülze): Gallin, 1mal.

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Hitzker (Hitzacker): Gülze 1496, Zahrensdorf 1538 - 1573, Besitz 1585, 4mal.

Horstman 218 ) (Horst 2mal in Meckl.): Bengerstorf 1479 - 1606, Garlsdorf 1510, Gehrum 1538 - 1585, Greven 1423, Gresse 1479 - 1579, Nostorf 1468 - 1538, Zweedorf 1496, Brutzin 1612, 21mal.

Jerichow, Jerchow(e) (Jarchow 3mal in Meckl.): Bandekow 1453 - 1485, Blücher 1485 - 1496, Gothmann 1485, 5mal.

Karstede, Carstede (Karstädt): Zweedorf 1585 - 1606, 1mal.

Carntzin, Karntsin (Karenzin): Gothmann 1453 - 1496, Gr. Bengerstorf 1479, 2mal.

von Cladrem (Kladrum): Zweedorf 1462, 1mal.

Klen(n)tz (Klenz): Blücher 1560 - 1573, 1mal.

Colnn, Collen (Köln im Amt Güstrow): Gülze 1496, Granzin 1579, 2mal.

Conouw, Konow (Konow): Altendorf 1538, Besitz 1453 - 1612, Blücher 1453 - 1496, Gehrum 1538 - 1585, Gülze 1538 - 1612, Niendorf 1538 - 1573, Rensdorf 1538 - 1585, Schwartow 1570 - 1606, Steder 1538 - 1573, 30mal.

Lemkule (Lehmkuhle): Blücher 1538, Brutzin 1496 - 1606, Granzin 1432, Lüttenmarke 1573 - 1606, Niendorf 1485 - 1538, Steder 1485, Zahrensdorf 1485 - 1496, 12mal.

de Lesten 219 ) (Leisten): Gresse 1349, 1mal.

Lesteman, Lestman (Leisten): Bahlen 1606, Blücher 1560 - 1573, Gülze 1538 - 1573, Niendorf 1453 - 1573, 9mal.

Lose (Loofen): Blücher 1496, 1mal.

Lowburgk (Lauenburg a. Elbe): Dersenow 1573, 1mal.

Marsow (Marsow): Zahrensdorf 1577, 1mal.

Neibaudt (Neubaute): Bennin 1585, 1mal.

Pamp(e)rin (Pamprin): Ziggelmark 1399, Kattemark 1423, 2mal.

Passow (Passow): Zahrensdorf 1560, 1mal.

Plate (Plate): Ziggelmark 1423, 1mal.

Rabann, Rabow (Rambow ?, 2mal in Meckl.): Besitz 1573 - 1612, 2mal.

Ritzow 220 ) (Ritzerow bzw. Retzow): Bandekow 1496, 1mal.

Roisin (Rosin): Greven 1585, 1mal.


218) In der städtischen Herkunftstabelle Horstman unter Flurnamen aufgeführt. Diese Möglichkeit besteht auch hier.
219) Vgl. auch Leist = Gut in Pommern.
220) Vgl. auch den Ort Ritzow in Pommern.
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Schulenburgk (Schulenburg): Gresse 1503, 1mal.

Smardow, Schmardow 221 ) (Smardow b. Dannenberg): Blücher 1538 - 1573, 2mal.

Sternebarch (Sternberg): Blücher 1538, 1mal.

van Stoue (Gr. u. Kl. Stove): Gresse 1391, 1mal.

Trybel 222 ) (Trebel = Fluß): Steder 1496, 1mal.

Vaghelzank (Vogelsang 4mal): Kattemark 1423, 1mal.

Venskow, Ventzkow (Ventschow bzw. Venzkow): Altendorf 1538, Zahrensdorf 1573, 2mal.

Vileman, Vieleman (Vielen): Blücher 1560 - 1573, Besitz 1612, 2mal.

Wakendorp, Wakendorff (Wakendorf): Brützin 1496 - 1612, Lüttenmark 1496, Zahrensdorf 1485 - 1496, 6mal.

2. Ortsnamen Nord- und Mitteldeutschlands.
a) Westfalen.

Klye (Cleye usw. nach Reimpell): Ziggelmark 1423, 1mal.

minden(h) (Minden): Altendorf 1573, 1mal.

Scharpenberch, Scherpenberch (Scharpenberg(h) usw. nach Reimpell): Nostorf 1538 - 1606, 3mal.

von Sosten (Soest): Schwartow 1560 - 1573, 1mal.

Westfal, Westuall (Westfalen): Gallin 1423, Granzin 1538, 2mal.

b) Hannover.

Heltorff (Helstorf): Gresse 1579, 1mal.

Isebeke (Isenbeck im Landkreis Hann.): Dersenow 1485, 1mal.

Lunenborch (Lüneburg): Kladrum 1570, Nostorf 1606, Zweedorf 1538 - 1606, 5mal.

Sprenghel, Sprengel (Sprengel): Blücher 1579, Gresse 1494 - 1579, Rensdorf 1483, 6mal.

Valkenbarch (Mehrere Falkenberg a. Elbe im Hannöverschen): Brützin 1496, 1mal.

c) Schleswig-Holstein.

Fynckke van der Danow usw. 223 ) (Dannau Krs. Plön): Gallin 1496 - 1538, Vellahn 1423 - 1432, 2mal.


221) Vgl. auch Schmardau i. Hann. b. Lüneburg.
222) Witte verzeichnet auch einen slaw. Namen Tribechel in Pätrow b. Gadebusch.
223) Siehe unter Namenungenauigkelt bzw. Namenwechsel auf S.133 ff.
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Ekebroch (Ekbrook Krs. Eckernförde): Bickhusen 1538, 1mal.

Escheborch (Escheburg): Bickhusen 1453, 1573, 3mal.

Holste(n) (Holstein): Bennin 1538 - 1570, 3mal.

Kyle 224 ) (Kiel): Ziggelmark 1399, 1mal.

Klindt (Klint, mehrfach belegt in Schl.-H.): Gülze 1573, 1mal.

d) Pommern und Brandenburg.

Dame (Dahme i. Pommern): Gallin 1458 - 1462, 1mal.

Linowe, Linow (Linow i. Pomm. und Brandenburg): Gehrum 1538 - 1573, Granzin 1573, Gresse 1479 - 1573, 8mal.

Schmoldow (Schmoldow i. Pomm., Schmolde i. Brandenburg): Granzin 1573 - 1606, 1mal.

Verchowe, Verchow (Verchen i. Pomm.): Bandekow 1458, Gothmann 1456 - 1458, 2mal.

e) Rheinland.

Bengher 225 ) (Bengen): Vellahn 1432 - 1459, Nostorf 1458 - 1468, 3mal.

Berkrot 226 ) (Nach Reimpell Berchrode): Gothmann 1432, 1mal.

Trympen, Trimpe (Nach Reimpell Trimport): Nostorf 1453 - 1606, 4mal.

f)Oldenburg.

Gann, Ganne 227 ) (Nach Reimpell Ort zwischen Weser und Elbmündung): Gothmann 1496 - 1606, 2mal.

3. Ausland.
a) Dänemark.

Denike 228 ) (Der aus Dänemark): Bandekow 1538 - 1573, Gothmann 1538 - 1573, Nostorf 1601 - 1606, 3mal.


224) Urkundlich belegt
225) Möglich wäre auch die Herkunft aus dem Dorf Bengerstorf im Amte Boizenburg.
226) In Mecklenburg-Schwerin sowie in Schleswig-Holstein kommt ebenfalls ein ähnlicher Name vor: Bergrade.
227) Könnte auch Flurname in der Nähe Boizenburgs sein. Heute = Gamme.
228) Vgl. auch Bahlow, der Denike zu Daniel stellt.
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b) Polen.

Pole(man) (Der aus Polen): Ziggelmark 1399, Altendorf 1585 - 1606, Nostorf 1468 - 1496, 3mal.

c) Friesland.

Frese (Der Friese): Altendorf 1538 - 1601, 2mal.

4. Wohnstättennamen 229 ).

Berchman, Berckman (Der am Berge Wohnende): Gallin 1485, Rensdorf 1453 - 1496, 2mal.

Busk, Busch (Busch = niedriges Gestrüpp): Bahlen 1468, Blücher 1496, Gresse 1541, 7mal.

Hageman (Der am Walde = Hag Wohnende): Badegow 1479 - 1485, Bengerstorf 1479 - 1573, Bennin 1585, Gallin 1560 - 1606, Granzin 1496, Greven 1538 - 1606, Gresse 1485 - 1573, Lüttenmark 1456 - 1496, Rensdorf 1468, Schwartow 1560 - 1606, Zweedorf 1606, 20mal.

Haghen (Vgl. Hageman): Vellahn 1423, 1mal.

van deme Horne (Horn = Waldecke): Kladrum 1391, 1mal.

Kelre (Der im Keller Wohnende): Gothmann 1432, 1mal.

Kerken, Karke (Der an der Kirche Wohnende): Gallin 1560, Nostorf 1538 - 1573, Schwartow 1453 - 1479, 8mal.

Knie (Nach Schiller-Lübben ist Knie ein im Wald belegenes Stück): Bickhusen 1612, 1mal.

Crouwel, Krouwel 230 ) (Im St. Jürgenbuch wird eine Flurbezeichnung "by der Krouels Kulen" aufgeführt): Greven 1462 - 1496, 3mal.

Culeman (Der an einer Kuhle Hausende. Vielleicht sind die im St. Jürgenbuch genannten Flurbezeichnungen "by der Krouels Kulen" oder "by der Leem Kulen" gemeint.): Greven 1458, 1mal.


229) Unter Wohnstättennamen verstehe ich allgemeine Wohnortsangaben, insbesondere Flurnamen und Bezeichnungen nach bestimmten Örtlichkeiten.
230) Im Kreis Kehdingen gibt es einen Ort "Krauel". der evtl. auch in Frage käme. Noch wahrscheinlicher ein Ort Krauel bei Kirchwärder (Hamburg).
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Le(h)mkule (Vgl. die Erklärung zu "Culeman): Blücher 1538, Brützin 1496 - 1606, Granzin 1432, Lüttenmarke 1473 - 1601, Niendorf 1485 - 1538, Steder 1485, Zahrensdorf 1485 - 1496, 12mal. "Lehmkuhle" ist auch mecklenburgischer Ortsname.

Ma(r)schman (Der aus der Marsch Stammende oder der dort Wohnende): Bahlen 1612, Blücher 1573, 2mal.

Querbeke 231 ) (Der oberhalb des Baches Wohnende): Kladrum 1458, 1mal.

Strauk 232 ) (Flurbezeichnung Strauch?): Gothmann 1462, 1mal.

Vten-Bruke (Der aus dem Brook Stammende): Gresse 1358, 1mal.

Wendeman (Der an der Weide Wohnende): Altendorf 1538, 1mal.

5. Allgemeine Herkunftsnamen.

Osteman 233 ) (Der aus dem Osten Kommende): Bahlen 1541 - 1601, Blücher 1453 - 1462, Tessin 1479, 3mal.

Sasse, Saske (Der Niedersachse): Blücher 1456 - 1573,Gothmann 1456 - 1606, 9mal.

Went, Wend 234 ) (Der Wende): Greven 1423 - 1458, 3mal.

6. Unbekannte Ortsnamen.

Telecke (Für Holstein verzeichnet Reimpell einen Ort T(h)elecow): Dersenow 1496, 1mal.

Trib(b)ekouw (Reimpell verzeichnet nur Tribbowe, Witte kennt den slaw. Personennamen Tribechel): Bengerstorf 1453 - 1585, Besitz 1460 - 1606, Blücher 1538 - 1573, Zahrensdorf 1453, 10mal.

2. Herkunft der Boizenburger Land- und Stadtbevölkerung.

(Ein Vergleich.)

Im kurzen tabellarischen Vergleich mit den städtischen Herkunftsnamen zeigen die ländlichen folgendes Bild:


231) Siehe den rheinländischen Ortsnamen Overbeck.
232) Siehe den rheinländischen Ortsnamen Strauch.
233) Es könnte auch Personenbezeichnung aus dem ehemaligen Taufnamen Ost(man) sein.
234) Oder der aus germ. Wendland Stammende.
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Herkunftstabelle der Boizenburger Stadt- und Landbevölkerung

Anm.: Die in Klammern gesetzten Verhältniszahlen der eingerahmten Namengruppen sind nach den insgesamt vorhandenen Herkunftsnamen berechnet, während die übrigen auf die 80 ländlichen bzw. 70 städtischen reinen Herkunftsbezeichnungen bezogen sind.

Die bisher bei der ländlichen Namengebung erwartete und auch bestätigte Ähnlichkeit mit der städtischen begegnet uns ebenfalls bei der Zusammensetzung der ländlichen Herkunftsnamen. Herkunftsbezeichnungen als Personenbenennung haben in Stadt wie Land Boizenburg ungefähr gleichen Anteil an der Gesamtpersonennamenbildung: 22,7 % in der Stadt, 22,2 % auf dem Lande.

Bei der Frage nach der Bevölkerungsherkunft besitzen diese Zahlen jedoch keine Gültigkeit. Auszuscheiden sind hierfür die

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in bezug auf die Gesamtnamenzahl auf dem Lande 4,6 % ausmachenden Wohnstätten-, allgemeinen und unbekannten Bezeichnungen, so daß noch 17,6 % des ländlichen Namenmaterials als ausgesprochene Herkunftsnamen verzeichnet werden können. In der Stadt machten die reinen Herkunftsnamen 16,3 % des Gesamtnamenbestandes aus 235 ).

Wie bei den städtischen Herkunftsbezeichnungen, dehne ich die innerhalb der reinen Herkunftsnamen gefundenen Verhältniszahlen der an der ländlichen Personennamengebung beteiligten Landschaften auf die Herkunft der Gesamtbevölkerung des Amtes Boizenburg aus und komme damit zu einem der städtischen Untersuchung sehr ähnlichen Ergebnis. Danach stellt Mecklenburg und die sonstige nähere Umgebung Boizenburgs 53 verschiedene Namen, das sind innerhalb der 80 reinen Herkunftsnamen 67,1 % gegenüber 60 % der gleichen städtischen Gruppe. Also um 7,1 % ist die nähere Umgebung auf dem Lande mehr beteiligt als in der Stadt. In der Hauptquelle ihrer Bevölkerungsherkunft stimmen Stadt und Land Boizenburg also weitgehend überein.

Schleswig-Holstein, Westfalen und Hannover beteiligen sich mit 6 bzw. 5 Namen an der ländlichen Bevölkerungszusammensetzung, das sind 7,5 bzw. 6,3 % der Gesamtherkunftsnamen. - Die städtische Konstellation war eine etwas andere, da Westfalen hier mit 8,6 % vertreten war, Schleswig-Holstein mit 4,3 und Hannover mit nur 2,9 %. Beträchtlich sind diese Unterschiede ja nicht, aber sie lassen doch das nächst Mecklenburg und Schleswig-Holstein wichtigste Herkunftsland Weftfalen deutlicher vortreten und ergänzen hierdurch aufs beste die entsprechenden stadtischen Zahlen.

Pommern und Brandenburg treten mit zusammen vier Namen im Boizenburger Landgebiet auf, das sind 5,1 % der reinen Herkunftsnamen gegenüber 5,7 % in der Stadt.

Eigentümlicherweife finden sich auch drei Namen aus dem Rheinland im Boizenburger Landgebiet. In der Stadt sind solche nicht belegt. - Schließlich ergänzen Oldenburg und das Ausland Dänemark, Friesland und Polen den Boizenburger ländlichen Namenbestand durch je einen Namen. - Außer Polen verzeichnet auch die Stadtische Namenliste je einen ausländischen Namen aus Danemark und Friesland. Die im Lande Boizenburg für die Herkunftsfrage ausge-


235) Vgl. S. 69.
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schiedenen Wohnstätten-, allgemeinen und unbekannten Bezeichnungen vermehren das Namensystem um 16,3 bzw. 2 % der Gesamtherkunftsnamen. - Die der Stadt gegenüber unverhältnismäßig geringen, für die Herkunftsfrage unverwendbaren Wohnstätten- und Flurbezeichnungen finden ihre Ursache in der ländlichen räumlichen Beschränktheit. Die Stadt - auch schon die kleine Landstadt Boizenburg - verfügt über eine viel reichhaltigere Auswahl von bekannten Straßen, Plätzen und Örtlichkeiten zur Bezeichnung einer Person als die in dieser Beziehung viel einförmigere dörfliche Gemeinschaft. So haben außer den Namen Kirche = nd. Kerke und Keller 1423 als Kelre in Gothmann (Stadtnähe!) auch nur ganz allgemeine Flur- und Örtlichkeitsbezeichnungen, wie Berchman, Busk, Hagheman (sehr zahlreich), Haghen, van deme Horne, Knie, Crouwel, Culeman, Lemkule, Ma(r)schman, Querbeke, Strauk, Vtenbruke und Weydeman ihren Niederschlag in der ländlichen Namengebung finden können.

Die zwei bei den aus Taufnamen abgeleiteten Familiennamen gemachten Beobachtungen der Beschränkung dörflicher Namen auf eine geringere Namenanzahl als in der Stadt und der ländlichen Tendenz nach einer von den Stadtnamen unab-hangigen Namengebung finden auch in dieser Abteilung der Herkunftsnamen weitestgehende Bestätigung. Die Stadt Boizenburg verfügt bei 194 verzeichneten Personen über 104 verschiedene Herkunftsnamen, das Amt Boizenburg nur über 101 Namen bei 318(!) Personen. Also rund 120 Personen mehr als in der Stadt teilen Sich auf dem Lande in ungefähr dieselbe Namenzahl. - Stark ist auch die trotz gleicher Herkunftsgebiete auffällige Abweichung des ländlichen Herkunftsnamens von dem städtischen. Nur 21 Namen des Amtes Boizenburg kehren ebenfalls in der Stadt wieder, 80 Namen, das sind 79,2 % aller bis 1614 nachgewiesenen Herkunftsbezeichnungen, treten nur auf dem Lande auf.

Eine deutliche Sprache reden diese nüchternen Zahlen: Einmal offenbart sich in ihnen noch schärfer als in der Stadt Mecklenburg und sonstige nähere Umgebung Boizenburgs als die Hauptbevölkerungsquelle des Landes Boizenburg, und dann vor allem tritt in ihnen aufs stärkste hervor eine von der städtischen Namenwelt sich deutlich abhebende bäuerliche Namenverschiedenheit. Dies ein weiterer Beitrag zu selbständiger ländlicher Namengestaltung, unabhängig von der städtischen Namenwelt.

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3. Namenungenauigkeiten.

Die bei den Herkunftsnamen auftauchenden Unregelmäigkeiten sollen einer besonderen Betrachtung unterzogen werden. Unter Namenunregelmäßigkeiten habe ich ähnlich wie bei den aus Taufnamen hergeleiteten Familiennamen verstanden:

  1. Vornamen plus nähere Bezeichnung,
  2. Alleinstehende Zunamen,
  3. Frauenbezeichnungen,
  4. Namenwechsel.
Zu 1. Vornamen plus nähere Bezeichnung.

Hans von Sosten 1560, 1573; Hanns von Sostenn 1570: Schwartow.

Drewes, Peter, Clawes Broder gheheten: Trybbekouw - Besitz 1496.

Hinric van Stoueto Gresse 1391.

Churdt zu Bralstorff 1579.

Reymer von Cladrem: Zweedorf 1462.

Die vorstehenden, nur je einmal belegten fünf Namen verdienen besondere Erwähnung wegen des vor den Beinamen gesetzten Verbindungswortes. Schon bei der städtischen Namenbesprechung wurden solche Namen als noch im Wandel begriffene unfeste Personenbezeichnungen erkannt 236 ). Das in der Stadt häufigere Auftreten solcher Unfestigkeiten erklärt sich aus dem frühen Quellenmaterial, was für den ländlichen Namen leider versagt. - Als alleinstehende Familiennamen kommen die aufgeführten Hans, Hinriß, Churdt, Drewes, Peter, Clawes und Reymer kaum in Frage, da für keinen dieser Namen ein gleichartiger fester Zuname belegt ist. Auch die drei Brüder "gheheten Trybbekouw" tragen noch durchaus unfesten Beinamen.

Zu 2. Alleinstehende Zunamen.

Bengher: Vellahn 1432.

Berkrot: Gothmann 1432.

Brockman: Dersenow 1496.

Dame: Gallin 1458 - 1462.

Grobe: Dersenow 1485.

van deme Horne: Kladrum 1391.

Klye: Ziggelmark 1423.


236) Vgl. S. 72 f.
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Konow: Blücher 1474; Olde Konow: 1496.

Ostman: Bahlen 1541; Tessin 1479.

Plate: Ziggelmark 1423.

Polman: Nostorf 1496.

Sprengel: Gresse 1579.

Trybbechowe: Kl. Bengerstorf 1479; Tribbekowe: Kl. Bengerstorf 1485.

Trcouwe 237 ): Zahrensdorf 1453.

Trybel: Steder 1496.

Wakendorp: Lüttenmark 1496.

Der alleinstehende Zuname im Landgebiet überrascht durch zweierlei: Einmal durch sein häufiges Auftreten; es sind 15 Fälle alleinstehender Zunamen belegt, denen im Stadtgebiet bis 1614 nur drei Beispiele gegenüberstehen. - Zweitens verwundert das verhältnismäßig frühe Auftreten der ländlichen Einzelnamen. Nur zwei alleinstehende Zunamen des Amtes Boizenburg sind für das 16. Jahrhundert verzeichnet, die übrigen 13 Beispiele entstammen alle schon dem 15. Jahrhundert. - Der städtische Einzelname taucht im Gegensatz hierzu erst seit 1496 in den Jahren 1538 und 1603 in den Quellen auf.

Eine eindeutige Erklärung hierfür ist schwer zu geben. Man könnte an die schon bei den städtischen Zunamen geäußerte Vermutung nur einmalig auftretender und daher schwer verwechselbarer Namen denken, eine Annahme, die für den ländlichen Einzelnamen freilich nur für 9 der 15 Fälle zutrifft. Die 6 restlichen Namen bedürfen weiter einer Erklärung. Ich möchte diese wieder auf charakterlichem Gebiet suchen.

Noch heutzutage nennen sich in Mecklenburg die Mitbewohner ein und desselben Dorfes teilweise mit dem Zunamen, sogar wenn sie miteinander verwandt sind. So spricht die Bäuerin Sophie Klatt, geborene Brunswig, in Bobzin, Amt Hagenow, von ihrem im gleichen Dorf wohnenden Bruder Fritz Brunswig immer nur als von "Brunswig", nicht etwa von "Fritz", und die Tagelöhnerfrau Kohloff in Wittenhagen bei Feldberg über ihre beiden Schwager Friedrich Preß und Karl Fünfstück immer nur als von "Pressen" und "Fünfstück". - Sollte dieser dörflichen Gepflogenheit der Personenbezeichnung, im 20. wie im 15. oder 16. Jahrhundert, nicht eine charakterliche Haltung zugrunde liegen, eine innere Abgeschlossenheit zur Außenwelt,


237) Wird Abkürzung für Tribbekowe usw. sein.
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und sei es dem nächsten Verwandten gegenüber? Zum sonst schon bekundeten dörflichen Konservatismus paßt dieser Charakterzug jedenfalls vortrefflich.

Zu 3. Frauenbezeichnungen.

Bengersche: Vellahn 1459.

Windel Es Scheborge Sch, cum filio: Bickhusen 1496.

Olde Frie Sche: Altendorf 1585; die alte Friesische: Altendorf 1601.

Mette Lemkule: Brützin 1496.

Kathrina Ritzow: Bandekow 1496.

Zu 4. Ungenaue Namengebung und Namenwechsel.

Thim Bragkeman: Kl. Bengerstorf 1612; Thim Brockman: Kl. Bengerstorf 1612.

Hinrich Hage: Gresse 1496; Hinrich Hageman: Gresse 1496.

Heinrich Horstman: Gr. Bengerstorf 1606; Heinrich Horst: Gr. Bengerstorf 1612.

H. Leste: Blücher 1560; Hanns Lestmhann: Blücher 1570; Hans Lestmann: Blücher 1573.

Dings Szasse: Gothmann 1560; Dinnies Sasse: Gothmann 1570; Dennes Saske: Gothmann 1573.

Fyckke van der Danow: Gallin 1496; Vicke Danow: Gallin 1538; Henneke Vicken: Gallin 1423; Vicke vppeder Dannowe: Vellahn 1423; Hinrick Vicken: Vellahn 1432; Vicke Danow: Vellahn 1432.

Die fünf zuerst genannten Namen möchte ich unter "ungenaue Namengebung" zusammenfassen, da lediglich lautliche Wechsel oder Suffixabfall bzw. -hinzufügung die Namenformen verändern; der Name als solcher aber derselbe bleibt. - Ausgesprochener Namenwechsel liegt nur vor bei dem zuletzt aufgeführten "Fyckke van der Danow": Gallin 1496 usw.

III. Die Berufsnamen

Die Berufs- und Gewerbenamen im Amte Boizenburg stelle ich als dritte große Namengruppe dem städtischen Familiennamensystem gegenüber und ordne die Namen wieder nach Berufsgebieten, um den Vergleich mit den städtischen Berufs-

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namen möglichst zu erleichtern und um die Abweichungen beider Zusammenstellungen klarer hervortreten zu lassen.

Die fettgedruckten Namen kommen nur auf dem Lande vor, alle anderen kehren auch in der Stadt wieder. Aufgezeichnet sind die Namen ebenso wie die vorhergehenden Herkunftsbezeichnungen nur in der Form ihres ersten und letzten Auftretens, worüber die beigefügten Jahreszahlen Auskunft geben. Die ländlichen Berufsnamen bieten in der Gesamtheit dann folgendes Bild:

1. Zusammenstellung nach Berufsgruppen.

a) Steinbearbeitung.

Brugheman, Bruggeman: 1423 - 1612, 12mal. Blücher 1560 - 1573, Dersenow 1496, Gallin 1423 - 1612, Granzin 1485, Greven 1538 - 1606, Gresse 1570 - 1573, Zahrensdorf 1538. Siehe auch S. 78.

Groper: 1453 - 1479, 2mal. Granzin 1453, Rensdorf 1479. Mnd. Groper = Töpfer.

b) Holzverarbeitende Gewerbe.

Bod(de)ker: 1453 - 1612, 24mal. Bengerstorf 1479 - 1612. Bennin 1538 - 1560, Blücher 1485 - 1573, Brützin 1538 - 1612, Greven 1485 - 1496, Gresse 1479 - 1541, Schwartow 1453 - 1573, Tessin 1538, Zahrensdorf 1479 - 1496. Siehe auch S. 78.

Dreiger, Dreyer: 1479 - 1606, 4mal. Altendorf 1606, Besitz 1496 - 1606, Tessin 1479. Siehe S. 78.

Hawer: 1496, 1mal. Bandekow 1496.

Kistenmaker: 1485, 1mal. Blücher 1485. = Kistenanfertiger.

Moldenhouw: 1453, 1mal. Gresse 1453. = Einer der Molden haut.

Sager: 1453, 1mal. Bandekow 1453. = Der Säger.

Stolemaker, Stuelmacher: 1453-1612, 16mal. Bahlen 1570, Bickhusen 1453 - 1612, Granzin 1496, Gresse 1538 - 1573, Gothmann 1570, Lüttenmark 1456 - 1612, Rensdorf 1468, Schwartow 1496 - 1606. Siehe S. 78.

Tymmerman, Timmerman: 1397 - 1606, 14mal. Altendorf 1397, Besitz 1538 - 1606, Blücher 1570 - 1579, Niendorf 1485 - 1573, Steder 1538 - 1573. Siehe S. 79.

Wegener: 1456 - 1612, 23mal. Bandekow 1601, Blücher 1485 - 1573, Greven 1458, Gresse 1541 - 1573, Gülze 1538

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- 1606, Lüttenmark 1456 - 1612, Rensdorf 1468. Siehe S. 79.

c) Ledergewerbe.

Schomaker, Schuemacher: 1485 - 1606, 10mal. Bahlen 1496 - 1606, Bickhusen 1601 - 1606, Gothmann 1538 - 1606, Gülze 1585 - 1606, Niendorf 1485. Siehe S. 79.

d) Metallbearbeitung.

Smyt, Schmidt: 1423 - 1612, 17mal. Blücher 1496, Granzin 1423 - 1606, Greven 1538 - 1612, Vellahn 1423. Siehe S. 79.

e) Bekleidungsgewerbe usw.

Peltzer: 1423 - 1606, 5mal. Blücher 1496 - 1560, Greven 1432 - 1606. Mnd. Pelzer = Kürschner. Noch um 1790 in Rostock als Berufsname nachgewiesen.

Scroder, Schroder: 1423 - 1612, 25mal. Bandekow 1453, Kl. Bengerstorf 1479 - 1573, Bennin 1496 - 1570, Bickhusen 1585 - 1612, Blücher 1485 - 1573, Gallin 1458 - 1606, Granzin 1585 - 1612, Greven 1538, Niendorf 1496, Tessin 1538 - 1573, Vellahn 1423, Zahrensdorf 1496 - 1573. Siehe S. 80.

Snider, Schnider: 1538 - 1573, 1mal. Dersenow 1538 - 1573. In der Stadt tritt nur die lateinische Bezeichnung Sartor auf. Siehe S. 80.

Weuer, Weber: 1432 - 1573, 3mal. Blücher 1560 - 1573, Greven 1432, Tessin 1538 - 1573. In der Stadt nur das Kompositum Wullenweuer usw. Siehe S. 80.

f) Künstlerische Berufe.

Piper: 1560 - 1573, 2mal. Blücher 1560 - 1573. = Der Pfeifer.

g) Landwirtschaftliche Beschäftigung.

Buweman: 1541, 1mal. Zweedorf 1541. Mhd. Bu(r)man = Pächter eines Bauerngutes.

Herd(e): 1453 - 1496, 2mal. Rensdorf 1453 - 1479, Zweedorf 1496. Siehe S. 81.

Meiger, Meier: 1538 - 1606, 4mal. Besitz 1606, Blücher 1573, Gresse 1541, Zahrensdorf 1538 - 1560. Siehe S. 81.

Nigebur, Niebur: 1453 - 1579, 5mal. Altendorf 1538, Badegow 1485, Gülze 1601 - 1606, Nostorf 1612, Schwartow 1453, Zweedorf 1462 - 1612. Siehe S. 81.

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h) Nahrungs- und Genußmittelbereitung.

Becker: 1538a606, 2mal. Bohlen 1538 - 1606. Siehe S. 81.

Brockmoller, Bruchmuller: 1479 - 1606, 12mal. Kl. Bengerstorf 1560 - 1606, Gr. Bengerstorf 1485, Blücher 1496 - 1573, Dersenow 1538 - 1573, Gallin 1496, Gresse 1538 - 1573, Tessin 1560 - 1573, Zahrensdorf 1479 - 1560. Siehe S. 81.

Kok, Kock: 1423 - 1606, 14mal. Altendorf 1585, Gallin 1423 - 1606, Lüttenmark 1456 - 1485, Rensdorf 1468. Siehe S. 81.

Kakemester: 1485 - 1496, 1mal. Granzin 1485 - 1496. = Vorsteher der Küche.

Croger, Kru(e)ger: 1423 - 1612, 18mal. Altendorf 1538 - 1585, Badegow 1479, Bandekow 1538 - 1585, Gr. Bengerstorf 1485 - 1496, Bennin 1538 - 1612, Besitz 1560 - 1606, Blücher 1485 - 1496, Gallin 1573, Granzin 1423 - 1573, Greven 1538, Gülze 1485 - 1585, Gothmann 1538,

Lüttenmark 1573, Niendorf 1485 - 1573. Siehe S. 81.

Moller: 1423 - 1606, 16mal. Badegow 1485, Bickhusen 1453, Blücher 1538 - 1601, Greven 1423 - 1606, Gülze 1606, Kladrum 1458 - 1485, Niendorf 1485 - 1573, Zahrensdorf 1538 - 1573. Siehe S. 81.

Schencke: 1538, 1mal. Altendorf 1538. Mnd. Schenke = Schankwirt.

Teppe: 1538, 1mal. Zahrensdorf 1538. Mnd. Tepper = Schankwirt, abgeleitet von mnd. teppen = zupfen, pflücken. Siehe S. 81.

i) Fischerei.

Visscher, Fisker: 1453 - 1573, 6mal. Altendorf 1538 - 1573, Gehrum 1479 - 1573, Gothmann 1453. Siehe S. 81.

k) Schiffahrt.

Der Schleusemeister: 1579, 1mal. Zweedorf 1579. = Beamte an der Schleuse.

l) Händlerberufe.

Hake: 1462 - 1496, 2mal. Blücher 1462 - 1496. Mnd. Hake = Höker, Händler.

Hotman: 1496 - 1606 238 ), 4mal. Zweedorf 1496 - 1606. Siehe S. 81.


238) Vgl. S. 84 f., wo das -man-Suffix zur Bezeichnung eines Händlers auftritt.
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Perman: 1612, 1mal. Bennin 1612. = Pferdehändler?

Winkelman: 1423, 1mal. Vellahn 1423. Siehe S. 82.

m) Amtliche Berufe.

Burme(i)ster: 1353 - 1612, 44mal. Bahlen 1601 - 1612, Bandekow 1585 - 1606, Besitz 1496 - 1612, Bickhusen 1485 - 1612, Blücher 1485 - 1573, Gallin 1560 - 1612, Gehrum 1485, Granzin 1485 - 1612, Gresse 1353 - 1573, Gothmann 1453 - 1612, Gülze 1573 - 1612, Lüttenmark 1606, Nostorf 1468 - 1601, Rensdorf 1453 - 1573, Zweedorf 1462 - 1496. Siehe S. 82.

Korner: 1459 - 1485 239 ), 3mal. Gallin 1485, Granzin 1460, Vellahn 1459. = Getreidebeamte im städtischen Kornhaus.

Koster: 1496 - 1612, 19mal. Blücher 1496 - 1573, Brützin 1496 - 1606, Granzin 1585, Gresse 1560 - 1573, Lüttenmark 1560, Rensdorf 1560 - 1573, Zahrensdorf 1538 - 1573, Zweedorf 1538 - 1612. Siehe S. 82.

Prost: 1453 240 ), 1mal. Bengerstorf 1453. Mnd. Prost = Provest = Präpositus, Vorsteher eines Klosters, Domkapitels.

Roper:1538 - 1606, 2mal. Greven 1538 - 1606. Siehe S. 82.

Schulte, Schultze: 1538 - 1573, 5mal. Altendorf 1570 - 1573, Blücher 1538 - 1573, Brützin 1560, Zahrensdorf 1538. Siehe S. 82.

Sluter: 1538 - 1560, 2mal. Altendorf 1538 - 1560. = Schließer, besonders Gefängniswärter. Vgl. auch S. 79.

Toeleman: 1479, 1mal. Gehrum 1479. Mnd. Toll(en)er = Zollerheber. Siehe auch den Namen Toleske auf S. 82.

n) Kriegsberufe.

Rut(h)er: 1485 - 1538, 2mal. Blücher 1485 - 1538. Mnd. Ruter = Söldner, Landsknecht.

Schiltknecht: 1453 - 1462, 1mal. Blücher 1453 - 1462. Mnd. Schiltknecht = Schildknappe, Kriegsknecht.

Werknecht: 1453, 1mal. Blücher 1453. Mnd. Were = alles, was zur Verteidigung im Kriege dient; Werknecht also = Kriegsknecht.


239) Vgl. genauer hierüber: Carstens S. 114.
240) Mnd. Provest auch größeres Trinkgefäß bzw. eisernes Gerät.
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o) Unsichere Berufe.

Cloderman: 1423, 1mal. Vellahn 1423. Siehe S. 83.

Tzempeler, Sampeler: 1453 - 1606 241 ), 8mal. Bohlen 1573 - 1606, Blücher 1485, Greven 1458 - 1459, Gülze 1453 - 1606. Siehe S. 83.

2. Vergleich der ländlichen und städtischen Berufsgruppen.

Auf den ersten Blick läßt die vorangestellte ländliche Berufsnamenliste die nahe Verwandtschaft mit der entsprechenden städtischen Zusammenstellung erkennen. Eine tabellarische Gegenüberstellung soll den zahlenmäßigen Beleg liefern.

Die Berufsnamen der Stadt und des Amtes Boizenburg

241) Vgl. noch: Reimpell, S.92. Vielleicht auch mit dem 2mal in Mecklenburg vorkommenden Ort Zapel zusammenhängend? In Gülze kommt nämlich 1538 ein Kersten Tzapiler vor, allerdings neben Kersten Samp(e)ler 1560 usw.
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Wie zu erwarten, ist Amt und Stadt Boizenburg gemeinsam die Verteilung der Berufsnamen auf die gleichen Berufsgebiete, nur daß der Stadt die Namen der Kriegsberufe mangeln und dem Lande die Namen der mehr in der Stadt geübten Tätigkeiten der Körperpflege und der Glasverarbeitung fehlen.

Als Hauptgegensatz zwischen städtischer und ländlicher Namengebung kennzeichnet, wie jede der bisher behandelten Namengruppen, so auch die ländlichen Berufsnamen eine stark ausgeprägte Nameneinförmigkeit auf dem Lande. Nur 49 verschiedene ländliche Berufsnamen stehen 71 verschiedenen städtischen gegenüber, und zwar bei einer fast doppelt so großen Personenzahl auf dem Lande als in der Stadt. - Hinzu kommt die schon an anderer Stelle bemerkte Neigung der Landbevölkerung zu selständiger Namengebung, die bei den Berufsnamen dadurch ihren Ausdruck findet, daß 19 der 49 ländlichen Berufsnamen lediglich auf dem Lande belegt sind. Ein deutliches Zeichen starker namenerhaltender Kraft auf dem Lande!

Bezogen auf die Gesamtzahl aller Personen und Namen in Boizenburg, besteht für die durch einen Berufsnamen gekennzeichneten Personen in Land wie Stadt ein gleiches prozentuales Verhältnis: 17,9 % aller verzeichneten Personen tragen anf dem Lande einen Berufsnamen, 18,4 % in der Stadt.

Das Berufsnamenverhältnis zur Gesamtnamenzahl ist jedoch in Amt und Stadt sehr verschieden. In der Stadt machen die Berufsnamen 15,5 % aller Namen aus, auf dem Lande dagegen nur 10,8 %. Ein Verhältnis, was verständlich ist und auch wohl erwartet werden durfte, denn einmal hat sich das Land in allen bisher besprochenen Namengruppen als sparsamer in der Namengebung erwiesen als die Stadt, und zum anderen ist das Land nie der Sitz zahlreicher Berufe oder Gewerbe gewesen. Der Bauer herrschte hier und nicht ein Vielerlei von Berufen!

Der Anteil der einzelnen Berufsarten am Berufsnamensystem des Amtes Boizenburg ist folgender: An der Spitze der Berufsnamen stehen im Amte wie in der Stadt die holzverarbeitenden und amtlichen Berufe: 20 % bzw. 15,6 % aller Berufsnamen auf dem Lande, 15,9 bzw. 18,8% in der Stadt.

Es folgt, ebenfalls mit 15,6% auf dem Lande, das Gebiet der Nahrungs- und Genußmittelherstellung, was in der Stadt nur 7,2% ausmacht.

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Bekleidungsgewerbe, landwirtschaftliche Beschäftigungen und Händlerberufe sind auf dem Lande immerhin noch mit 8,9 % beteiligt, in der Stadt werden 11,6 % für die ersten beiden Gruppen gezählt und nur 4,3 % für die Händlernamen. Jedoch werden Händlernamen wie Hotman und Winkelman ursprünglich in der Stadt zu Hause gewesen sein und erst nach ihrer Festwerdung auch das Land erobert haben. Dies übrigens ein Zeichen dafür, daß sekundar auch einmal eine Abwanderung von der Stadt aufs Land erfolgt sein muß.

Die drei nur auf dem Lande erhaltenen Personenbezeichnungen nach Kriegsberufen verwundern zunächst, weil sie auf dem Lande auftreten und nicht in der befestigten Stadt, dem eigentlichen Schauplatz kriegerischer Betätigung. Erklärt werden kann das nur ländliche Vorkommen der Ruther, Schiltknecht und Werknecht wohl am besten dadurch, daß mit zurückgehender Bedeutung des Ritterwesens mancher überflüssig gewordene Kriegsmann sich der friedlicheren Landarbeit zuwandte, seinen kriegerischen Namen aber beibehaltend. Zur Verallgemeinerung dieser Hypothese bedarf es allerdings noch der Bestätigung solcher Namen auch in anderen Ämtern.

Die steinverarbeitenden Berufe sind in Amt und Stadt gleich stark vertreten mit 4,5 bzw. 4,3 %.

Die restlichen Berufe bezeugt das Land durch nur je einen Namen oder 2,2 %. In der Stadt treten drei dieser Namen häufiger auf als im Amt, so zum Beispiel erweisen sich die Metallberufe mit 10,1 Prozent als in der Stadt besonders bodenständig, desgleichen das Ledergewerbe mit 5,8 % Namenanteil. Gleich oder noch geringer beteiligt an der Namenbildung sind im Amte Namen aus dem Gebiet der Schiffahrt, den künstlerischen Berufen und der Fischerei.

3. Namenungenauigkeiten.

Namenungenauigkeiten auf dem Lande waren bei allen bisher besprochenen Namengruppen nicht sehr häufig vertreten wegen der von mir behandelten späten Zeit, und so lassen sich auch für die ländlichen Berufsnamen nur drei unregelmäßige Namengruppen aufstellen:

  1. Alleinstehende Zunamen.
  2. Frauenbezeichnungen.
  3. Namenungenauigkeit bzw. Namenwechsel.
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Zu 1. Alleinstehende Zunamen.

Bodeker: Gresse 1496. Neben mehreren Vornamen plus Zunamen Bodeker.

Burmester: Besitz 1496. Auch mit Vornamen.

Buweman: Zweedorf 1541. Nur dieses eine Mal belegt.

Korner: Vellahn 1449, Granzin 1461 - 1462, Gallin 1485. Steht immer ohne Vornamen, ist daher vielleicht noch Amtsbezeichnung.

Stolemaker: Gresse 1541 neben Hans Stolemaker: Gresse 1538.

Toeleman: Gehrum 1479. Steht immer allein.

Wegener: Gresse 1541 neben: Hans Wegener: Gresse 1560, 1570.

Zu 2. Frauenbezeichnungen.

Gropersche: Granzin 1453.

Olde Hakersche: Blücher 1496.

Clodermansche: Vellahn 1423.

Ghese Kosters: Blücher 1496.

Schiltknechtesche: Blücher 1462.

Olde Scrodersche: Zahrensdorf 1496.

Abele Weuers: Greven 1432.

Zu 3. Namenungenauigkeit bzw. Namenwechsel.

Gherke Moller: Kladrum 1458.

de Moller von Kladrum: Kladrum 1485.

Ein weiterer Name Moller ist in Kladrum nicht bezeugt. Es könnten beide Personenbezeichnungen also für eine Person gelten.

de Burmester: Granzin 1432.

de Burmester: Gallin 1432.

Der Artikel zeigt die Amtsbezeichnung an.

der Blucher Muller: Blücher 1601.

Deutlich tritt hier die Berufsbezeichnung hervor, die durch die Ortsangabe "Blucher" noch verstärkt wird.

der Walckmuller vffm Carpentin 242 ): Kladrum 1601.

Deutliche Berufsangabe und Wohnortsbezeichnung lassen den Namen noch unfest sein.


242) In der Quelle haben beide Namen die gleiche Überschrift Kladrum: "Carpentin", "Schildt" werden Flurbezeichnungen in der Nähe Kladrums sein.
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der Schildt Muller 243 ): Kladrum 1601.

Unfeste Berufsbezeichnung plus Wohnortsangabe.

Michel der Schleusemeister: Zweedorf 1579.

Deutliche Berufsbezeichnung. Michel daher als Einzelname anzusetzen.

Bartelt Krogh: Gr. Bengerstorf 1485.

Bartelt Krogher: Gr. Bengerstorf 1496.

Dieselbe Person einmal nach der Wohnstätte benannt, das zweite Mal nach dem Beruf. Jedoch könnte im ersteren Falle auch Abkürzung von Krogher vorliegen.

IV. Übernamen. 244 )

Die bisher behandelten ländlichen Namengruppen ließen im ganzen eine große Verwandtschaft erkennen zwischen Land und Stadt Boizenburg. Ob diese für die Übernamengruppe ebenfalls besteht, soll im folgenden untersucht werden.

Die im Amte Boizenburg vorkommenden Übernamen ordne ich nach den schon von den städtischen Übernamen her bekannten Gruppen 245 ). Die nur auf dem Lande bezeugten Namen sind wieder durch Fettdruck hervorgehoben, die in Stadt und Land auftretenden Übernamen erscheinen in der Originalabbildung in Sperrdruck.

1. Aufteilende Tabelle.

a) Körperliche Besonderheiten.

Baruod, Baerfues: 1453 - 1612, 15mal. Altendorf 1606, Bandekow 1453 - 1606, Gr. Bengerstorf 1601 - 1606, Besitz 1496, Dersenow 1496, Gresse 1560 - 1573, Rensdorf 1560 - 1585, Tessin 1479 - 1573, Zweedorf 1538 - 1612. = Wohl Übername eines armen Mannes oder die Gewohnheit des Barfußgehens anzeigend.

Blancke: 1479 - 1573, 5mal. Gr. Bengerstorf 1479, Dersenow 1538 - 1573, Granzin 1485, Greven 1496, Zahrendorf 1479 - 1496. Siehe S. 90.

Bun(e)ke(n): 1453 - 1463, 3mal. Niendorf 1453 - 1463. Mnd. Bunk = hervorragende Hüft- und Beinknochen großer Tiere. Daher vielleicht Bezeichnung für einen mit einem Körperfehler Behafteten.


243) Siehe S. 156 Anm.242.
244) Siehe genauer auf S. 89 ff.
245) Siehe S. 89.
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Groese, Grose: 1585 - 1612, 3mal. Bandekow 1612, Zweedorf 1585. Siehe S. 90.

Grosman: 1585 - 1606, 1mal. Bennin 1585 - 1606. Siehe unter Groese.

Grotekop, Grattekop: 1485 - 1496, 1mal. Greven 1485 - 1496. = Der mit einem großen Kopf.

Kakes, Kacke 246 ): 1485 - 1612, 2 mal. Gallin 1485 - 1612. Mnd.Kake = Kinnbacke, Wange. Also wohl der mit auffälligem Merkmal an Kinn oder Wange.

Kale, Kahle: 1462 - 1612, 16mal. KI. Bengerstorf 1462 - 1573, Brützin 1496, Gallin 1538, Greven 1538 - 1612, Gresse 1462, Lüttenmark 1612, Schwartow 1560 - 1606, Zahrensdorf 1479 - 1573. =Der Kahlkopf.

Craker, Krake 247 ):1453 - 1606, 10mal. Bahlen 1606, Gresse 1541, Gothmann 1453 - 1606. Kracke = hinfälliges Pferd (nach Kluge nicht vor 1691 belegt)! obd. heißt ebenfalls Kracher ein alter gebrechlicher Mann. Die Bedeutung des Gebrechlichen wird auch für diesen Namen zutreffen.

Crop, Krop: 1460 - 1573, 5mal. Niendorf 1460 - 1573. Mnd. Krop = Kropf (am Halse), also der mit einem Kropf Behaftete.

Kruse, Krause: 1479 - 1612, 14mal. Altendorf 1538 - 1560, Bandekow 1612, Gr. Bengerstorf 1479 - 1612, Bennin 1573 - 1606, Gallin 1585 - 1606, Gresse 1541, Zahrensdorf 1570 - 1573. Siehe S. 90.

Lang(e)hans 248 ): 1538 - 1573, 3mal. Blücher 1538 - 1573, Gülze 1560. Siehe S. 90.

Mund, Mundt: 1462 - 1606, 19mal. Brützin 1612, Gehrum 1560 - 1573, Gothmann 1538 - 1612, Gülze 1606, Lüttenmark 1538 - 1606, Nostorf 1485 - 1612, Rensdorf 1538 - 1573, Zweedorf 1462 - 1606.

Rump, Rump(ff): 1423 - 1612, 11mal. Bennin 1496 - 1612, Gallin 1485 - 1612, Greven 1585, Vellahn 1423 - 1459. = Der mit einem Körperfehler Behaftete.


246) Vielleicht auch zu stellen zu mnd. kak = Schandpfahl, Pranger.
247) "Krack" ist außerdem ein Ort in Mecklenburg, kann auch sein mnd. Krake, Karecke = spanisches Kauffahrteischiff von alter Bauart.
248) 1573 steht der Name folgendermaßen da: Peter, Langhans. Trotz dieser Schreibung aber wegen drei verschiedener Vornamen im gleichen Ort schon fester Familienname.
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Scheue: 1458 - 1612, 10mal. Gallin 1458 - 1606, Granzin 1579 - 1606, Greven 1560 - 1612. Siehe S. 91.

Schoneke: 1606, 1mal. Besitz 1606. Siehe S. 91.

Struue: 1479 - 1606, 8mal. Bengerstorf 1538 - 1606, Granzin 1496 - 1506, Tessin 1479 - 1573. Siehe S. 91.

Surdus: 1349, 1mal. Gresse 1349. Lat. surdus = taub. Der Taube.

Swarten, Swarte: 1423 - 1560, 4mal. Bahlen 1496 - 1560, Gülze 1496, Vellahn 1423, Zahrensdorf 1538. Siehe S. 91.

Vos: 1399 - 1612, 21mal. Altendorf 1585, Badekow 1399, Dersenow 1485, Gallin 1458 - 1612, Greven 1560 - 1606, Granzin 1612, Lüttenmark 1585 - 1612, Zweedorf 1462. Siehe S. 91.

Witke, Witte: 1461 - 1573, 3mal. Altendorf 1560, Gülze 1461, Steder 1560 - 1573. Siehe S. 91.

Woldhoupt: 1496, 1mal. Gülze 1496. = Wollhaupt, Krauskopf.

b) Geistige Eigenschaften.

Oldehouet, Altehaubt: 1538 - 1612, 4mal. Siehe S. 91.

Duuels: 1541, 1mal. Gresse 1541. Siehe S. 91.

Froherde: 1538 - 1560, 1mal. Blücher 1538 - 1560. Wohl Übername eines frohen Menschen.

Grym(me) 249 ): 1485 - 1496, 4mal. Blücher 1485 - 1496, Gülze 1485-1496. = Der grimmige, hitzige Mensch.

Jam(m)er: 1453 - 1573, 5mal. Altendorf 1570 - 1573, Steder 1453 - 1573. Siehe S. 92.

Carstman 250 ): 1496, 1mal. Gallin 1496. Mnd. karsten, kassen = taufen. Daher wohl Übername eines frommen Menschen.

Clauck, Kluch: 1496 - 1585, 2mal. Granzin 1496, Gülze 1485. = Der Kluge.

Ruemor: 1399, 1mal. Kladrum 1399. Mnd. Rumor = Lärm, Tumult. Daher = unruhiger Mensch. Rusche: 1560, 1mal. Altendorf 1560. Mnd. rusch = rasch, schnell. Daher der rasch Handelnde.

Swarke, Schwarcke: 1485 - 1573, 2mal. Niendorf 1485 - 1573. Mnd. Swark, Swerk = finsteres, dunkles Gewölk; Leid,


249) Siehe auch S. 65!
250) Vielleicht auch zu Carsten aus Christian zu stellen.
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Kummer. Wohl Übername eines Menschen mit finsterem Gemüt.

Wrede: 1485 - 1606, 4mal. Zweedorf 1485 - 1606. Siehe S. 92.

Wutcop: 1485, 1mal. Gothmann 1485. Ein leicht erregbarer Mensch.

c) Personenbenennungen nach Tieren und Pflanzen
(bzw. Gasthaus- oder Wappennamen).

Berkhan, Berckhane: 1453 - 1606, 33mal. Bahlen 1612, Bengerstorf 1560 - 1606, Brützin 1496 - 1612, Lüttenmark 1577, Gehrum 1479 - 1573, Greven 1458 - 1606, Gresse 1496 - 1573, Kladrum 1570, Nostorf 1468 - 1612, Rensdorf 1538 - 1560, Schwartow 1453 - 1606, Zweedorf 1538 - 1606, Zahrensdorf 1573 - 1579. Siehe S. 92.

Bom: 1496 - 1538, 3mal. Blücher 1496 - 1538. Mnd. Bom = Baum.

Bone: 1541, 1mal. Schwartow 1541. Mnd. Bone = Bohne.

Bulle 251 ): 1462, 1mal. Blücher 1462. Mnd. Bulle = Bulle.

Bulleman : 1496 - 1585, 5mal. Gehrum 1496, Gothmann 1485, Rensdorf 1538 - 1560. Siehe S. 93.

Eichebom 252 ): 1612, 1mal. Bickhusen 1612.

Girste: 1612, 1mal. Bennin 1612. Mnd. Gerste, Garste, Gast = Gerste. "Girste" ist nicht belegt.

Gockel: 1496, 1mal. Gothmann 1496. Mnd. Gockel = Hahn.

Hase: 1453 - 1585, 6mal. Bandekow 1453 - 1585, Bennin 1585, Gresse 1541. Mnd. Hase = Hase oder Hose. Siehe S. 93.

Hon: 1459, 1mal. Vellahn 1459. Mnd. Hon = Huhn, Kränkung oder Schimpf. Der häufigen Tierbezeichnungen wegen hier wohl ersteres.

Kannell: 1612, 1mal. Bahlen 1612. Mnd. Kannel = Zimmet = Krämerübername?

Kempe(n) 253 ):1453 - 1485, 3mal. Blücher 1453 - 1485. Mnd. Kempe = der zahme Zuchteber.


251) Vgl. auch mit dem auf S. 93 angeführten Namen Bulleman von der Wendewisch 1541.
252) Vielleicht ist auch die im St. Jürgenbuch S. 6 erwähnte Flurbezeichnung "by den soeuen boemen" gemeint.
253) Siehe auch bei Reimpell unter rheinländischen Herkunftsbezeichnungen S. 53 den Ort Kempen.
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Krabbe: 1453 - 1612, 7mal. Altendorf 1560 - 1573, Bahlen 1485 - 1612, Bennin 1496, Granzin 1453, Gülze 1453 - 1468. Mnd. Krabbe = Krabbe, Meerkrebs. Übername eines Krabbenfischers?

Krasseke: 1538, 1mal. Mnd. Krasse = Krabbe. Krasseke demnach = kleine Krabbe, Übername eines Krabbenfischers? Vgl. Krabbe.

Kreye: 1606, 1mal. Altendorf 1606. = Krähe.

Kron, Krons: 1485 - 1612, 3mal. Gallin 1538 - 1612, Zweedorf 1485 - 1496. Siehe S. 93.

Louw(e): 1453 - 1462, 1mal. Nostorf 1453 - 1462. = Löwe. Wohl Gasthausname.

Meybom: 1485, 1mal. Rensdorf 1485. = Frühlingsbaum.

Glibom: 1432, 1mal. Gothmann 1432. Mnd. Gliebom = Ölbaum.

Schnacke, Schnake: 1573 - 1601, 3mal. Altendorf 1573 - 1585, Gülze 1601. Siehe S. 93.

Schoff: 1541, 1mal. Gresse 1541. Siehe S. 93.

Specht: 1462, 1mal. Blücher 1462. = Specht.

Trappen, Trappe: 1456 - 1573, 5mal. Besitz 1456 - 1468, Blücher 1496 - 1538, Dersenow 1538 - 1573. Mnd. Trappe = 1. der Vogel Trappe, 2. Treppe.

Wolff, Wolwe: 1496 - 1538, 3mal. Bahlen 1496, Blücher 1538. Siehe S. 93.

d) Sachbezeichnungen des täglichen Lebens.

Bagher: 1496, 1mal. Blücher 1496. Mnd. Bager = Ring mit einem Edelstein.

Bodder: 1453, 1mal. Schwartow 1453. Mnd. Botter = Butter.

Bolte: 1479 - 1612, 10mal. Kl. Bengerstorf 1538, Bennin 1573 - 1606, Bickhusen 1485 - 1612, Blücher 1496 - 1573, Rensdorf 1479, Schwartow 1496, Zahrensdorf 1479. Siehe S. 94.

Bretschen, Bretze: 1464 - 1479, 2mal. Bahlen 1464, Rensdorf 1479. Mnd. Brace, Brece = Brosche, Spange.

Hamer: 1585, 1mal. Altendorf 1585. Siehe S. 94.

Haepe: 1606, 1mal. Gülze 1606. Mnd. Hep(p)e, Heipe = krummes Messer zum Beschneiden der Bäume.

Klynkrot: 1432, 1mal. Ziggelmark 1432. Siehe S. 94.

Kloke, Klocke: 1496 - 1560, 3mal. Besitz 1496 - 1560. Mnd. Klocke = Glocke, Übergewand, Pflanzenname. Am nächsten liegt wohl die Bedeutung Übergewand.

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Klockeman: 1485 - 1612, 3mal. Gallin 1485 - 1612. Siehe unter "Kloke usw.".

Kneb: 1585, 1mal. Greven 1585. Mnd. Knipere = mit der Kneifzange umgehen.

Cran: 1453, 1mal. Gehrum 1453. Mnd. Kram(e) = Handel mit Kramwaren; Kleinhandel.

Lampe: 1485 - 1612, 6mal. Besitz 1570 - 1612, Gülze 1485 - 1606, Greven 1496. = Hase? Kluge weist Lampe = Hase seit 1465 nach.

Pahle: 1612, 1mal. Besitz 1612. Mnd. Pale = Geschmeidestück.

Plugh: 1432, 1mal. Vellahn 1432. Mnd. Ploch, Pluch = Pflug. Auch = Lebensunterhalt.

Runge: 1456 - 1496, 1mal. Blücher 1456 - 1496. Mnd. Runge = Bolzen, Pfosten, Wagenrunge.

Slod: 1462, 1mal. Blücher 1462. Mnd.Slot = Schloß, Fessel usw. Auch tiefer Graben, Sumpf.

Sporeken, Sparke: 1462 - 1485, 1mal. Kl. Bengerstorf 1462 - 1485. Siehe S. 94.

e) Standes- und Verwandtschaftübernamen.

Bischop: 1541, 1mal. Gresse 1541. Siehe S. 95.

Greue: 1423 - 1612, 33mal. Kl. Bengerstorf 1538 - 1606, Bennin 1496 - 1612, Besitz 1496 - 1538, Blücher 1485 - 1573, Dersenow 1485 - 1573, Granzin 1485, Gothmann 1612, Kladrum 1570 - 1573, Lüttenmark 1456, Niendorf 1485 - 1573, Nostorf 1570 - 1606, Rensdorf 1468, Vellahn 1423, Zahrensdorf 1538 - 1573, Zweedorf 1560 - 1606. Siehe S. 95.

Konigk 254 ): 1496, 1mal. Dersenow 1496. = König. Siehe Standesübernamen auf S. 95.

Om: 1423, 1mal. Greven 1423. Mnd. Om = Oheim. Mutterbruder.

Pape: 1485 - 1573, 4mal. Granzin 1538, Niendorf 1485 - 1573. Siehe S. 95.

Wandelman: 1479 - 1485, 2mal. Granzin 1485, Schwartow 1479 - 1485. Siehe S. 95.

Wendelen: 1423 - 1485, 5mal. Gallin 1423 - 1462, Granzin 1423 - 1485, Greven 1423. Mnd. Wendeler = Pilger, Wanderer, Landstreicher. Siehe auch S. 95 und den vorigen Namen Wandelman.


254) Kann nach Edw. Schröder auch aus Konrad stammen.
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f) Kleiderbesonderheiten.

Mow,Mouwe 255 ): 1432 - 1485, 1mal. Gülze 1458 - 1485, Ziggelmark 1432. Siehe S. 96.

Mowenke: 1485, 1mal. Dersenow 1485. Siehe den vorigen Namen Mow usw.

Weneken: 1453, 1mal. Blücher 1453. Siehe S. 96.

g) Gewohnheiten und Tätigkeiten.

Berchrider: 1399, 1mal. Ziggelmark 1399. = Einer, der am Bergesabhang zu reiten pflegt.

Dornnbusch, dorch ben Buesch 256 ): 1570 - 1573, 1mal. Altendorf 1570 - 1573. = Einer mit scheuem Wesen?

Drinkegherne, Drinckegern: 1496 - 1606, 9mal. Besitz 1496 - 1606, Blücher 1538 - 1573. = Einer, der gern trinkt.

Dornnehecke: 1573, 1mal. Dersenow 1573. Vgl.Dornnbusch usw.

Halewat: 1423 - 1496, 3mal. Gallin 1423 - 1496. Mnd. Halewat = hole was.

Hengevos: 1458 - 1612, 9mal. Bennin 1538, Gallin 1458 - 1606, Granzin 1538 - 1573, Greven 1538 - 1612. Zufälligkeitsbenennung nach dem Ausruf: "Häng den Voß (Dieb?)!"

Holtleghgher 257 ): 1496, 1mal. Greven 1496. Mnd. Leger-holt = Abfall in den Waldungen, trockene Zweige. Der Holzsammler?

Kortomme, Kortumme: 1423 - 1485, 3mal. Gallin 1423 - 1485. Einer, der sich gewohnheitsmäßig kurz umdreht.

Slalosen, Schlage: 1453 - 1612, 15mal. Altendorf 1570 - 1573, Bickhusen 1453 - 1612, Greven 1601 - 1612, Nostorf 1560 - 1612, Zweedorf 1612. Ein leicht erregter Mensch: Schlage los.

Steke: 1453 - 1462, 1mal. Dersenow 1453 - 1462. Siehe S. 96.

Trost: 1453, 1mal. Steder 1453. Mnd. Trost = Zuversicht, besonders Helfer.

h) Verschiedene Benennungen.

Durekop, Du(e)rkop: 1453 - 1612, 6mal. Altendorf 1538, Gothmann 1453 - 1612, Gülze 1485 - 1496. Siehe S. 96.


255) Vg1. auch den bei Witte S. 229 aufgeführten slaw. Namen: Mouwseke: Blücher 1496.
256) Vgl. auch die noch heute in Boizenburg geläufige Flurnamenbezeichnung: Am Dornbusch.
257) Kann auch verlesen sein, da die Quelle an dieser Stelle äußerst unleserlich ist.
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Gherne 258 ): 1496, 1mal. Bengerstorf 1496. Eine Spracheigentümlichkeit?

Grape: 1456 - 1573, 7mal. Bandekow 1538 - 1573, Blücher 1485 - 1560, Gülze 1456 - 1485, Rensdorf 1479 - 1560. Mnd. Grape, Grope = Kessel (Schiller-Lübben II 153). Ferner auch: Mistrinne im Viehstall.

Henen: 1496, 1mal. Nostorf 1496. Mnd. Henen, Henneklet = Totenkleid. Vielleicht Übername für die Totenfrau?

Jung(e): 1456 - 1485, 2mal. Besitz 1456, Zahrensdorf 1485. = Der Junge. Siehe S. 97.

Kerv: 1496, 1mal. Gresse 1496. Mnd. Karv(e), Kerf = Kerbe, Einschnitt; Fischreuse, Fischnetz.

Klute: 1601, 1mal. Gülze 1601. Mnd. Klut(e) = Klumpen; auch freie Äcker unmittelbarer Reichscolonen.

Krumstro: 1601, 1mal. Altendorf 1601. = Unordentlich wie krummes Stroh?

Nie: 1612, 1mal. Gülze 1612. = Der neu Hinzugezogene.

Nielandt: 1538 - 1612, 5mal. Altendorf 1606, Bennin 1538 - 1612, Gülze 1538 - 1573, Zweedorf 1560 - 1570. Siehe S. 97.

Nigeman, Niemhan: 1485-1573, 3mal. Blücher 1573, Niendorf 1485 - 1573. Siehe S. 97.

Pinck, Pincke: 1479 - 1606, 13mal. Kl. Bengerstorf 1479 - 1606, Bennin 1496, Besitz 1496 - 1606, Blücher 1485 - 1573, Granzin 1538, Gülze 1485 - 1496. = Übername eines Schmiedes?

Ryke, Reike: 1496 - 1606, 4mal. Altendorf 1606, Bohlen 1606, Blücher 1496 - 1573. Siehe S. 97.

Scherff: 1496, 1mal. Rensdorf 1496. Siehe S. 97.

Stegell: 1538, 1mal. Besitz 1538. Mnd. Stegel = steil, Stegele = Tritt zum Übersteigen üer einen Zaun.

Vryman, Vrighman: 1456 - 1485, 2mal. Gothmann 1485, Gülze 1456. Siehe S. 97.

i) Unbekannte Übernamen.

Hebel: 1460, 1mal. Bandekow 1460. Mnd. nur hebbelik = geschickt, nachgewiesen. Sonst ist Hebel nur als alemannischer Bäckername bekannt.

Monsterman: 1423, 1mal. Ziggelmark 1423. Mnd. lediglich Munsteren = Anwerben bekannt. Vielleicht zusammenzustellen mit lat. monasterium = Kloster? Dann Monster-


258) Kann auch zum germanischen Namen "Gernolt" gehören.
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man = Klostermann, einer, der zum Kloster irgendwelche Beziehungen hat.

Rogge(h)eman: 1458 - 1485, 2mal. Greven 1458 - 1485, Vellahn 1459 (hier =Rogeman). Entweder mit Roggen zusammengehörig oder zum mecklenburgischen Ort Roge zu stellen.

Sande: 1485, 2mal. Tessin 1485. Mnd. Sande, Sende = Sendung, gesandtes Geschenk. Reimpell verzeichnet auch einen westfälischen Ortsnamen Senden, Zenden.

Vmelank: 1453, 1mal. Zahrensdorf 1453. Mnd. umme-lank = unmittelbar aufeinander folgend, rings umher, in der Umgegend. Es mag daher der aus der Umgegend Hinzugezogene sein.

Wenkestan: 1453, 1mal. Granzin 1453. Mnd. Wenke = grobes Kleidungsstück, Stan jedoch nicht belegt. Vielleicht verstümmelter slawischer Name.

Czabel, Zabel: 1496 - 1606, 4mal. Besitz 1496 - 1606. In Mecklenburg ein Ort Zapel belegt; Reimpell verzeichnet außerdem ein Zabelstorp, Zobel usw. In Stralsund ferner 1432 ein Zabellus Zeghwryt vorkommend. Schließlich mhd. Zabel = Schach-, Spielbrett. Auch Schach-Zabel. Kann auch slawischer Personenname sein.

2. Gegenüberstellung ländlicher und städtischer Übernamen.

Die obige Übernamenzusmmenstellung erschließt uns, besonders hinsichtlich der städtischen Übernamengruppe, zweierlei: Ihre große Anzahl und die in Land wie Stadt Boizenburg gleichen Gebiete, denen die Namen entstammen. Im einzelnen verteilen sich die ländlichen Übernamen den städtischen gegenüber folgendermaßen:

Gegenüberstellung ländlicher und städtischer Übernamen.
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An der Spitze stehen auf dem Lande die Tier- und Pflanzenbenennungen mit 24 verschiedenen Namen, in der Stadt kommen diese erst mit 13 nur der Tierwelt entlehnten Namen an fünfter Stelle. Dies wohl ein Beweis für die innige Verbundenheit des Landbewohners mit seiner ländlichen Umgebung.

In fast gleicher Stärke, mit 21 verschiedenen Namen, tritt die Benennung nach körperlichen Besonderheiten auf, die gleiche Anzahl übrigens wie in der Stadt, wo sie die am meisten vertretene Gruppe darstellt. Land- wie Stadtbewohner, letzterer als Kleinstädter ebenfalls noch engstens mit dem Lande verwachsen - was ja die Besprechung der holzverarbeitenden Berufe schon zu zeigen versuchte - , kennzeichnet somit die gleiche Vorliebe für augenfällige körperliche Besonderheiten und läßt weiterhin den vornehmlich auf das Reale gerichteten Sinn unserer niederdeutschen Bewohner aufs schärfste hervortreten 259 ).

Hiermit stimmen gut überein die in Amt und Stadt Boizenburg an dritter Stelle folgenden Sachbezeichnungen aus dem täglichen Leben, 17 bzw. 19 an der Zahl.

Es schließen sich mit gleicher Namenzahl hieran eng an die Personenbenennungen verschiedener Namengebiete, die nicht in eine bestimmte Rubrik einzuordnen waren.

Die geistigen Eigenschaften nehmen mit 12 Namen den fünften Platz unter den Übernamen des Landes Boizenburg ein, in der Stadt standen diese mit 16 Namen an dritter Stelle, dies wohl Ausdruck einer ausgeprägteren psychologischen Beobachtung in der Stadt, und sei es eine Kleinstadt wie Boizenburg, als auf dem Lande.

Die Reihe der aus dem unmittelbar umgebenden Leben genommenen Namen wird fortgesetzt durch die 11 Bezeichnungen täglicher Gewohnheiten und Tätigkeiten. Die Stadt kennt nur drei solcher Namen. - Eine Zufälligkeit wird diese Namenkonstellation kaum sein, vielmehr ordnen sich diese Tätigkeitsnamen sehr wohl dem hauptsächlich auf dem Lande beobach-


259) Auf dem Lande tragen übrigens 157 von 462 Personen mit Übernamen Benennungen nach körperlichen Auffälligkeiten, das sind 34 % aller Übernamenträger. In der Stadt ist der prozentuale Anteil der Personen mit nur 18,6 % weit geringer. Dies wieder ein Beitrag zur Nameneinförmigkeit auf dem Lande!
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teten, meist aus nächster sichtbarer Umgebung stammenden ländlichen Übernamen ein.

An Standes- und Verwandtschaftsnamen humorvoll-spöttischer Art verzeichnet die Stadt 10, das Land 7 Namen, von denen 5 in der Stadt wiederkehren. Sinn für Humor drückte sich also auch auf dem Lande in den Namen aus.

Kleider- und Modefragen scheinen zur Zeit der Festwerdung der Familiennamen noch keinen großen Raum eingenommen zu haben im Leben der ländlichen Niederdeutschen. Nur drei Namen solcher Art kennt das Land, vier die Stadt.

Sieben schwer zu bestimmende Namen beschließen das ländliche Boizenburger Übernamensystem. - Personenbezeichnungen nach Jahresfesttagen wie in der Stadt scheint das Land nicht gekannt zu haben.

Im ganzen schöpft das Land also aus gleichen Quellen wie die Stadt, nur daß aus den ländlichen Übernamen noch eine tiefere Verbundenheit des Landbewohners mit seiner ländlichen Umgebung spricht, ein noch mehr als in der Stadt auf das Reale der Umwelt gerichteter Sinn, und schließlich scheidet ländliche und städtische Übernamen eine um die Hälfte stärkere Namenkonzentration auf dem Lande: 462 Personen verteilen sich auf dem Lande auf 118 Namen, in der Stadt nur 204 Personen auf 110 Namen!

Voraussetzung all dieser Folgerungen ist die grundsätzliche Annahme der nicht städtischen Entstehung der auf dem Lande bezeugten Namen. Und ein erst sekundäres Abwandern von der Stadt auf das umgebende Land läßt sich auch durch keine der benutzten Quellen mit Bestimmtheit nachweisen. Nur in dem einen Fall der auf dem Lande bezeugten Namen nach Kriegsberufen konnten Zweifel an deren ländlicher Bodenständigkeit aufkommen.. - Vielmehr lassen umgekehrt alle besprochenen Namengruppen den Zug vom Lande zur Stadt wahrscheinlich werden, denn einmal tauchen die Personennamen des Landes zu 37,4 % auch in der Stadt wieder auf, und zum anderen wurde doch gerade an Hand der Herkunftsnamen die Rekrutierung der Boizenburgischen Stadtbevölkerung aus der näheren Umgebung einwandfrei erkannt.

3. Ungenauigkeiten bei den Übernamen.

Zur Namenvollständigkeit stelle ich die bei den ländlichen Übernamen beobachteten Namenunregelmäßigkeiten heraus:

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1. Einzelname plus nähere Bezeichnung.

Die in dieser Gruppe bezeugten Fälle sind sämtlich den unregelmäßigen Namen der aus Taufnamen abgeleiteten Zunamen eingegliedert. Siehe dort S. 131 - 132.

2. Alleinstehende Zunamen.

Barckhane: Gresse 1496; Barkhane: Nostorf 1496. Kommen in anderen Dörfern mit Vornamen vor.

Olde Bulleman: Rensdorf 1541. Ist im gleichen Dorf mehrmals mit Vornamen belegt.

Grotekop: Greven 1485; Grattekop: Greven 1496. Steht immer ohne Vorname.

Halewat: Gallin 1496. Kommt nur dieses eine Mal vor.

Jammer: Steder 1453. Steht im gleichen Dorf auch mit Vornamen.

Krohn: Gallin 1560. Daneben auch mit Vornamen.

Monsterman: Ziggelmark 1423. Nur dieses eine Mal belegt.

Mow: Ziggelmark 1432. In Ziggelmark dies die einzige belegte Form. In Gülze tritt der Name auch mit Vornamen auf.

Olibom: Gothmann 1432. Einmalig vorkommend.

Roggeman: Greven 1458 - 1459. Im gleichen Dorf und in Vellahn auch Roggeman plus Vorname verzeichnet.

Olde Runghe: Blücher 1496. Nur dieses eine Mal belegt.

Witke: Gülze 1461 - 1462. Auch mit Vornamen belegt.

3. Frauenbezeichnungen.

Olde Bomesche: Blücher 1496.

Die Jurgen Hasesche: Bandekow 1585.

Hebelsche: Bandekow 1460.

Vibe Henen: Nostorf 1496.

Ilse Knebsche: Greven 1585.

Die Kreyesche: Altendorf 1606.

Bene Mouwesche: Gülze 1458; Bene Mowesche: Gülze 1459; Beneke Mouweske: Gülze 1560.

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Die Schnackesche: Altendorf 1585.

Ghesche Trappesch: Blücher 1496.

4. Namenungenauigkeit bzw. Namenwechsel.

Nebeneinander stehen:

Henneke Pynck: Gülze 1485; Heyn Pennecke: Gülze 1496; Klaus Penecke: 1496. Der Name Pynck zeigt Namenwandel zu Pennecke, d.h. die lautmalende Bezeichnung eines Schmiedes scheint sich bei diesen Namen zu einer Münzbezeichnung gewandelt zu haben.

Claus Slagelosen: Bickhusen 1496; Claus Slage: Bickhusen 1560; Claus Schlaglose: Bickhusen 1570. Es liegt hier offenbar ungenaue Bezeichnung ein und derselben Person vor.

Scheue Titke: Gallin 1458; Titke Scheue: Gallin 1485; Scheue Tytke: Gallin 1538; Titke Schieue: Gallin 1585 - 1601. Bis 1585 eine ausgesprochen unfeste Personenbezeichnung, von da ab scheint sich "Schieue" als fester Zuname durchgesetzt zu haben.

Johannis Surdus: 1399. "Surdus" wird unfeste Übernamenbezeichnung dieser einen Person sein. Der Name kommt nur dieses eine Mal vor.

Anne Vosses, anders gheheten de Hardenakkessche: Badegow 1399. "Vos" wird der Madchenname einer mit einem Hardenakke verheirateten Frau sein.


C. Schlußbetrachtung

Zusammenfassender Vergleich städtischer und ländlicher Personennamengebung im Boizenburgischen

Das Personennamenmaterial im Amte Boizenburg wurde systematisch in die vier Gruppen der aus ehemaligen Taufnamen abgeleiteten Personenbezeichnungen, der Herkunftsbenennungen, der Berufsnamen und der Übernamen geordnet und in Beziehung gesetzt zur gleichen städtischen Namenaufteilung. In der Gesamtschau ergibt sich folgendes Bild:

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Das Boizenburgische Familiennamensystem.

Das Boizenburgische Familiennamensystem.

Die Personennamengruppen sind im Landgebiet Boizenburg mit ungefähr gleichen prozentualen Anteilen am Namensystem beteiligt wie in der Stadt. Die Zunamen aus ehemaligen germanischen und kirchlichen Taufnamen, ergänzt durch die slawischen Namen, überwiegen zahlenmäßig sehr stark mit 40,9 % auf dem Lande gegenüber 37,8 % in der Stadt. Es folgen an zweiter Stelle die Übernamen mit 26 bzw. 24 %. Die wichtige Gruppe der ländlichen Herkunftsnamen steht mit 22,2 % der 22,7 % starken gleichen städtischen Gruppe gegenüber. Am schwächsten vertreten sind in Amt wie Stadt Boizenburg die Berufsnamen mit 10,8 bzw. 15,5 %.

Diese gleiche Namengruppenkonstellation von Land und Stadt Boizenburg durfte erwartet werden aus verschiedenen Gründen: einmal waren bei einer Kleinstadt wie Boizenburg die damaligen Wechselwirkungen zwischen der ländlichen Umgebung und deren städtischem Mittelpunkt ungleich stärker, als sie es heute noch sind, dann stammten vor allem die Bewohner der Stadt sowie des Landes Boizenburg aus der mecklenburgischen oder sonstigen näheren Umgebung 260 ), so daß schon aus


260) Dasselbe spricht hierüber Witte aus im Jahrbuch des Vereins f. meckl. Gesch. Band 71 S. 154: "Zumal bei den vielen (  ...  )
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diesem Grunde eine große Ähnlichkeit in bezug auf die Namenquellen die Folge sein mußte, und schließlich hat nach Festwerdung der Familiennamen bis 1614 keine fremde Einwanderungswelle - wie in neuester Zeit etwa die durch die Industrie nach Boizenburg gelockten slawisch-polnischen Siedler - die ursprünglichen Namenquellen verschüttet. So mußten ländliche und städtische Namengebung im Boizenburgischen in ihrem Grundstock gleich sein.

Das schloß nicht aus, daß sich in jahrhundertelanger verschiedenartiger Entwicklung der Stadt und des Landes entsprechende typische Unterschiede bei der Namengebung herausstellten. Im einzelnen schon bei den betreffenden Namengruppen besprochen, führe ich diese hier nur kurz insgesamt auf.

Zunächst fällt ganz allgemein der kleinere Namenreichtum des Landgebietes Boizenburg auf. Wohl konnte für Stadt und Land Boizenburg eine fast gleiche Anzahl verschiedener Namen verzeichnet werden, in die sich auf dem Lande aber eine über doppelt so große Anzahl Personen teilt, so daß also die Namenmannigfaltigkeit im Amte Boizenburg um über die Hälfte geringer ist als in der Stadt.

Im einzelnen zeigen die verschiedenen ländlichen und städtischen Namengruppen zur Gesamtnamenanzahl folgendes Verhältnis: der Familienname aus ehemaligem germanischen und kirchlichen Taufnamen stellt auf dem Lande einen um 3,6 bzw. 0,8 % geringeren Anteil als in der Stadt, ähnlich dem um 0,5 zw. 4,7 % kleineren Prozentsatz den ländlichen Herkunfts- und Berufsnamen der gleichen städtischen Namengruppen gegenüber. Vier Namengruppen also, in denen sich das Land der Stadt gegenüber als weniger reichhaltig an Namenverschiedenheit erweist. Diese Tendenz einer Namen-Monotonie auf dem Lande unterstützt aufs stärkste auch die oben schon erwähnte doppelte Anzahl von Namenträgern auf dem Lande, die sich hier in eine gleich große Namenanzahl teilen. - Ausnahmen hiervon haben wir in den beiden Gruppen der slawischen Personennamen und der Übernamen vor uns. Der Vorname zeigt auf dem Lande eine der Stadt gegenüber um % stärkere Beteiligung am Zunamensystem, und der länd-


(  ...  ) kleinen Städten, in denen gleich dem Lande der Ackerbau den Hauptnahrungszweig der Bevölkerung darstellte, zeigt sich in der Personenbenennung eine augenfällige Abhängigkeit von der ländlichen Umgebung."
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liche slawische Namenanteil überragt den städtischen sogar um 7,5 %, das sind über doppelt so viel slawische Namen auf dem Lande als in der Stadt! Das Land ist hierdurch als Zufluchtstätte für den Slawen am Ausgang des Mittelalters gekennzeichnet. (Vgl. Slaw. Namen.)

Schließlich sei noch kurz ein Wort gesagt über die nur auf dem Lande bezeugten Namen, denn jede der behandelten Gruppen stellte ja eine beträchtliche Anzahl von Namen, die die Stadt nicht kannte. Es ergeben sich da für die einzelnen Namengebiete aufschlußreiche prozentuale Unterschiede: Für a 11 e Gruppen muß festgestellt werden, daß die nur ländlichen Namen einen starken Prozentsatz aller Namen des Amtes Boizenburg ausmachen. In besonders starkem Maße ist dies der Fall bei den Herkunftsbenennungen und den slawischen Namen, von denen 79,2 bzw. 73,8 % in der Stadt nicht vorkommen. Ähnlich liegt das Verhältnis bei den Übernamen, die 69,5 % ihres Namenbestandes nur für das Land verzeichnen. Der ehemalige germanische und kirchliche Taufname ist mit 44,4 bzw. 48,1 % etwas weniger stark auf das Land beschränkt. Der Berufsname findet sich noch verhaltnismäßig am häufigsten in Stadt und Land vertreten: 38,8 % sind nur ländliche Berufsnamen.

So tritt neben die vorher besprochene Namen-Monotonie auf dem Lande eine ausgesprochene ländliche Namenselbständigkeit, deren Ursache wohl zum Teil zu suchen ist in der hauptsächlich vor der Festwerdung der Personennamen erfolgten und abgeschlossenen Abwanderung vom Land in die Stadt, wobei der primäre ländliche Name in der Stadt verloren ging 261 ); andererseits werden die nicht aus der nächsten Umgebung Boizenburgs stammenden Neubürger direkt in die Stadt gezogen sein, ohne Zwischenstation auf dem Lande, so daß deren Name aus diesem Grunde auf dem Lande fremd sein mußte. -

Diese sowie alle bei den ländlichen Personennamen besprochenen Abweichungen vom städtischen Personennamensystem können aber nicht die große Verwandtschaft beider Systeme verleugnen. Die Quellen der Namengebung sind in Stadt und Land Boizenburg die gleichen, nur daß die Einfachheit und der Konservativismus bäuerlichen Lebens einerseits und die wenn auch geringe Differenziertheit kleinbürgerlichen Kleinstadtlebens andererseits in der Namengebung deutlich ihren Niederschlag finden.


261) Siehe S. 155
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Namenregister

Das nachstehende Verzeichnis enthält alle in den listenmäßigen Namenzusammenstellungen vorkommenden Namen, jedoch ist meistens nur eine der zahlreichen Schreibarten berücksichtigt.

     A.

Abele 20. 37. 10. 113
Achim 28. 111
Adam 28
Alberd 104. 113
Albrecht 20. 37. 104
Aldehouett 91. 159
Alheyt 20
Almar 104
Anders 120
Andreas 28
Anne 110
Anneke 29. 120
Anthonius 28
Ape 95
Apel 115
Arnd 20. 37. 105. 115
Arnecke 115
Arnold 20. 105
Aron 120
Aske 20
Asmus 28. 110
Asschwerus 26
Assuerus 109
Augustinus 27. 45
Aurifaber 79
Austinus 27. 45

     B.

Badegowe 62
Baden 37
Bading 37
Bagher 161
Baltzer 28
Bandouw 63
Bankel 123
Bantyn 137
Barnanius 110
Baruod 157
Bartele 105
Bartholomey 28
Barttels 38
Basedow 63
Bastian 110
Batel 123
Behrnson 38
Beke 21. 105
Beker 81.131
Bendix 28
Bene 21. 38. 92. 105
Benedicts 28. 110
Beneke 20. 38. 105. 115
Bengher 140
Benyn 63
Berchhane 92. 160
Berchman 141
Berchrider 163
Berend 20. 105. 115
Berkrot 140
Berner 115
Bernhard 21. 38
Berteldes 115
Bertelt 105
Bertolt 21
Besen 94
Best 45. 120
Betcke 38
Bibowe 137
Bischwang 90
Biscop 95. 162
Bitenpart 97
Blancke 90. 157
Blasius 110
Blindemholler 90
Blomendal 65
Blucher 63. 137
Bochop 63
Bockholt 63
Bodder 161
Bodeker 78. 149
Bodert 21
Bösman 91
Boitze 137
Bolte 94. 161
Bolradt 38
Bom 160
Bomer 82
Bone 160
Borat 124
Borch 137
Bordemaker 80
Bordey 124
Borger 95
Borchardus 21. 38. 116
Bowstrate 68
Boychen 123
Boysenborch 63
Bragkeman 137
Brake 137
Bralstorff 137
Brandanig 105
Brandes 40
Brandt 105. 116
Bredeuelt 137
Bresseke 124
Bretschen 161
Brink 67
Brockmoller 81. 151
Brotken 116
Brucghe 68
Bruggemann 78. 149
Dtenbruke 142
Brun 90
Budelmakersche 79
Bülow 137
Bukow 63
Bulle 160
Bulleman 93. 160
Bunke 157
Burger 82
Burike 80
Burmester 82. 152
Busch 67. 141
Buweman 150

     C.

Carntzin 138
Caroll 25
Carstenn 28
Carstman 159
Casten 28
Catharina 28
Chim 28
Christoffer 28. 111. 120
Churdt 25. 108
Ciliarus 28. 110
Cillige 28
Ciriacus 28
Cladrem 138
Clauck 159
Claus 29. 111. 120
Cloderman 83. 153
Clementhe 111
Collenn 138

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Colsyn 63
Conradus 25
Cordes 38
Cram 162
Crimerstorp 68
Crist 120
Cristina 28
Crouwel 141
Crusman 90
Culeman 141
Cuntze 25
Cureke 125
Curenberch 65
Czierlinck 44
Czulow 63
Czyge 51

     D.

Daber 116
Dalenborgh 137
Dame 140
Dauid 28
Daniel 28. 120
Dannel 45
Danow 139
Darinke 124
Dene 66
Denike 140
Detleff 21. 105
Dideman 38
Diers 38
Dietrich 22. 105. 116
Dinges 28. 110
Dinnies 28. 110
Dirikes 38
Ditmer 22. 38. 106. 116
Dix 28
Dolingk 49
Domas 120
Dore 68
Doringk 66
Dornnbusch 163
Dornnehecke 163
Drauanicke 49
Dreger 78
Drewes 45
Dreyer 149
Drinkegherne 163
Düwel 91. 159
Durgharden 68
Durkop 96. 163
Dussel 91

     E.

Ebel 38
Ebelingh 116
Echarde 22
Eddeler 116
Eggert 106
Eichebom 160
Eigkhoff 137
Eitell 24
Ekebroch 140
Eldenn 63
Elers 116
Ellingk 63
Emwolt 22
Engel 116
Erenholtz 38
Erp 38
Erthman 39. 116
Esaias 28
Escheborch 140
Ewaldt 22

     F.

Fabian 45
Falke 97
Federsnider 80
Florikinis 28. 35. 36. 45
Flyncke 90. 100
Foecke 39
Fraligke 91
Frantz 28. 110
Frene 120
Frese 141
Friderich 22
Froherde 159
Furboter 82

     G.

Gabriel 28
Galin 63
Galstorp 137
Gann 140
Garbe 39
Gardelegen 66
Garloff 106
Gebbe 39. 117
Gebers 117
Gefke 22. 106
Gemmelin 137
Georg 28
Gerke 23. 40
Gerouwen 91
Gert 23. 40
Gertrudis 23. 57
Geseke 23. 106
Gewer 117
Gherardus 23
Gheren 68
Gherne 164
Ghesekyna 23
Ghoes 23
Gilling 45
Girste 160
Glaffatze 49
Gleffesse 124
Gobbe 40
Gockel 160
Godeken 116
Gorges 28
Gorries 28
Gosman 40
Gotke 23. 39. 106
Gottschalk 23. 39. 116
Grantzien 137
Grape 164
Gresse 63. 137
Greßman 137
Gressow 63
Grete 111
Gretke 29
Greue 95. 137. 162
Greuenitz 49
Gribbouwe 137
Grimmen 65. 159
Groese 90. 158
Groper 149
Grosman 158
Grote 90. 158
Grotekop 158
Groue 137
Grouingk 93
Guilze 137
Guouwste 49. 124
Gus 124
Gusape 124

     H.

Habbe 40
Haepe 161
Hageman 141
Hagenowe 63
Haghen 141
Hake 151
Halbe 95

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Halberstadt 63
Halewat 163
Hamborch 66
Hamelen 65
Hamer 94. 161
Haneke 93. 120
Hanneke 29. 45
Hanneman 45. 120
Hannyske 124
Hans 29. 45. 111. 120
Hap 117
Harder 40
Harloff 40
Hartman 117
Hartwich 24
Hase 93. 160
Hasendunk 96. 100
Hasse 40
Haueske 95
Haupt 90
Hawandt 124
Hawer 149
Hebbe 40
Hebel 164
Heinrich 107
Helme 106
Helmeke 24. 106. 117
Heltorff 139
Hemstede 68
Hengeuos 163
Henen 164
Henke 117
Henneman 45. 120
Henning 24. 25. 45. 107. 117
Herbert 117
Herdeloff 40
Herdes 81. 150
Herlich 23
Hermannus 25. 107. 118
Hertich 24. 106
Herwerth 65
Heseman 67
Heygen 24
Heylcke 23
Heyman 117
Heynazs 49. 124
Heyne 24. 40. 107
Heyneke 24. 25. 107
Heyneman 117
Heynitze 49. 124
Hildebrandus 24. 40
Hildeman 24
Hillicke 107
Hinricus 24. 25
Hintze 117
Hintzeke 40
Hintzelin 117
Hintzeman 107. 117
Hitzker 138
Hoeling 68
Hoffman 81
Holling 49
Holste 140
Holthusen 63
Holtleghgher 163
Holtze 66
Hon 160
Horne 141
Horneman 67
Horsteman 67
Horstman 138
Hotman 82. 151
Hower 78
Huedeke 124
Hugo 41
Huls 65
Husman 82
Huue 96

     I.

Idel 24. 108
Idens 41
Ilse 108
Ilso 24
Ingebure 80
Isebeke 139
Isernhagen 66

     J.

Jacob 28. 110. 120
Jammer 92. 159
Janden 124
Janeke 49. 124
Jansen 45
Jasker 125
Jaspar 110
Jeckel 50. 124
Jerchow 63. 138
Jeronimus 29
Jherow 63
Jilbrecht 30
Joachim 28. 111
Johannes 28. 110
Jordan 97
Jordes 28
Jorg 28. 110
Jost 28. 111
Jürgen 28. 45
Junge 97. 164
Jurgen 28
Just 29
Jyseke 125

     K.

Kacke 92. 138
Kahle 158
Kakemester 151
Kalf 93
Kanmaker 79
Kannell 160
Kappenduek 92
Karfak 125
Karnezin 63. 138
Karnil 125
Karstede 138
Karsten 28. 45. 111. 120
Katerine 28
Katte 93
Kelre 68. 141
Kempe 160
Kerke 68. 141
Kerv 164
Kindt 92
Kirlefei 50
Kistenmaker 149
Klackun 50. 125
Klawes 29
Kleensmyd 79
Klentz 63. 138
Klindt 140
Kloke 161
Klockman 162
Klute 164
Klye 139
Klynckrad 94. 161
Kneb 162
Knie 141
Kobelke 125
Kodriuer 81
Kölcke 97
Koester 82. 152
Kok 81. 151
Koler 78
Kols 96
Koltz 50
Kolz 125
Kone 108. 118

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Koneke 41
Konigk 95. 162
Konow 138
Kopke 110. 120
Kopp 90
Korner 152
Kortomme 163
Kouoth 93
Kowal 50
Krabbe 161
Krake 158
Krantz 94
Krasseke 161
Kremer 82
Krett 78
Kreye 161
Krilatze 125
Krist 120
Kristken 120
Krogher 81. 151
Krohn 93. 161
Krop 158
Krouwel 141
Krumstro 164
Kruse 90. 158
Kulale 125
Kuntze 25
Kyle 140

     L.

Labbun 50. 125
Ladewicus 25
Laffrentze 120
Lambertus 25
Lampe 162
Lamprecht 41
Lancouw 63
Langehans 90. 158
Langenbeke 68
Laurentius 120
Lazarus 29
Lemkule 138. 142
Lemmeke 25. 41.108. 118
Lemmen 118
Lenten 64. 96
Lesten 138
Lesteman 138
Leuin 29
Liennitze 125
Lindeman 68
Linowe 66. 140
Lizabet 28
Lorentz 29
Lotzke 125
Loueman 118
Louwe 68. 161
Lowenborg 64. 138
Lubbeke 41. 108. 118
Lubberd 41
Lubeken 65
Lucas 111
Ludeke 25. 108. 118
Ludeman 108. 118
Lüder 25. 42. 108. 118
Ludolfus 25
Lulaf 25
Lunenborch 139
Luningk 93
Lutken 42
Lux 111

     M.

Make 109
Maneke 42. 118
Markus 29. 111
Margareta 29. 111
Marskman 67
Marsow 138
Marten 29
Marquard 26. 42. 109. 118
Marx 111
Masche 126
Maschman 142
Maß 118
Matheus 29. 45. 111
Mauritze 29. 45
Mecklenburgk 64
Meier 81. 150
Meineke 42. 109
Melchior 111
Meske 126
Mestmaker 79
Metke 26. 109
Meuwes 111
Meybom 161
Meyne 42. 118
Michael 29. 111
Middeleborch 66
Milowe 50
Minden 65. 139
Misner 66
Moite 92
Moldenhouw 149
Molendinarius 81
Molene 68
Moller 81. 151
Monsterman 164
Moritz 111
Mouseken 126Mowenke 163
Moweske 96. 163
Muetell 118
Mumhardt 97
Mundt 158
Musholtz 68
Myleke 126

     N.

Naetke 42
Naghels 94
Neibaudt 138
Nickel 29
Nie 164
Nielandt 97. 164
Niemitz 126
Nienbur 81. 150
Nienburg 64
Niendorp 64
Notke 42
Nycolaus 29
Nyeman 97. 164

     O.

Odewurm 97
Odynck 50
Olibom 161
Olrych 26. 109. 119
Om 162
Ostman 109. 142
Otte/Otto 26. 109
Ouerbeke 67. 142
Oustines 27
Owstin 27. 120

     P.

Pagell 29
Pahle 162
Pallen 126
Palm 96
Pamperin 64. 138
Panneke 94
Pantze 50. 126
Pape 95
Pardantz 126
Parkentin 64
Pasche 29
Passow 138

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Patelff 126
Pawel 29. 45. 120
Pawelke 120
Peltzer 150
Perman 152
Pestryck 126
Peter 29. 45. 111. 120
Petrus 29
Petze 45. 120
Peyne 66
Philip 29
Pinck 164
Piper 150
Pitzehr 94
Plate 138
Plotze 126
Plugh 162
Pole 141
Polechouwen 64
Popper 42
Poppiermacher 80
Porke 97
Potke 94
Potter 78
Poulcke 45. 120
Poythe 68
Prettun 50. 126
Prosken 127
Prost 152
Prutzman 66
Puche 127
Puleman 67
Puls 94

     Q.

Quarter 51

     R.

Rabade 127
Raban 51. 138
Rabow 138
Rademaker 78
Rainmatze 51
Ratke 42. 118
Rauen 26. 109
Redern 68
Reimers 26. 43. 109. 118
Reinike 43. 118
Remen 67
Remensniderske 79
Rendtorpff 66
Rentzke 127
Resse 92
Ribeling 51. 118
Riben 127
Richart 26
Richgerdes 43
Rike 97. 164
Ritzke 51. 127
Ritzow 138
Rode 68
Roder 43. 119
Roel 127
Roggeman 165
Roisin 138
Roleken 127
Rolofes 43
Roper 82. 152
Rosenkamp 68
Rothger 26. 119
Rubeke 127
Ruemor 159
Ruffus 90
Rump 94. 158
Runge 162
Rusche 127. 159
Ruter 152

     S.

Sadeler 79
Sagemöller 78
Sager 149
Salice 68
Samme 127
Sampeler 83. 153
Samuel 29
Sande 165
Sartor 80
Sassen 67. 142
Satrow 69
Scacke 39. 116
Scakman 39
Schacht 94
Schacke 39
Scharff 97. 164
Scharpenberch 65. 139
Schencke 131
Schenckenborch 65
Scheper 81
Scherer 80
Scherre 94
Scheue 91. 139
Schiffbauers 81
Schilling 97
Schiltknecht 152
Schleusemeister 151
Schlosser 79
Schlutter 79. 152
Schmidt 79. 150
Schmoldow 140
Schnitzer 80
Schoff 93. 161
Schomaker 79. 150
Schone 91
Schoneke 159
Schroder 80
Schürnke 128
Schulenborch 64. 139
Schulte 82. 152
Schuren 128
Schutte 94
Schwarcke 159
Schwerias 26
Scmilou 51
Scuddeke 94
Segebant 109
Sehlman 82
Seleken 128
Seliger 92
Seueke 51. 128
Simon 29. 111
Slalosen 163
Slod 162
Slubber 96. 99
Smardow 139
Smedes 79
Snake 93. 161
Snider 80. 150
Sosten 139
Specht 161
Spörkin 94. 162
Sprenghel 139
Stalmaker 78
Stapel 45. 120
Starkebecker 97
Staüer 80
Steffen 29. 111. 120
Stegell 164
Steinkeller 68
Steke 96. 163
Stenbeke 64
Sterneberch 64
Stetin 65
Stolemaker 78. 149
Stoppel 45. 120

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Stoue 139
Strabanck 128
Stralendorpff 64
Strauk 142
Strick 95
Strokercke 65
Strote 67
Struue 91. 159
Sup 96
Surdus 159
Sutor 79
Swantke 109
Swarten 159
Swarter 80
Swarthe 91
Swartowe 65
Swenneken 119
Sweris 109
Swinghe 95
Syman 29. 46
Syuerd 109. 119
Szander 111
Szandtman 67
Szibelike 128
Szule 65

     T.

Tamke 43. 119
Techenn 51
Techmer 35. 51
Tegeler 78
Teiges 29
Telecke 142
Tellman 95
Teppe 81. 151
Teske 51. 128
Tewes 29. 111. 120
Theodericus 22
Tias 29. 111
Tideke 22. 43. 105. 119
Tideman 43. 119
Tiges 29. 46. 111
Tile 22
Tinges 28
Tobias 46
Toeleman 152
Toleske 82
Tomas 29. 112
Tonnies 29. 112. 120
Traman 65
Trappen 161
Trebbow 65
Tribbekouw 142
Trost 163
Trybel 139
Trympen 140
Tulen 128
Tunngmaker 79
Tvedorpe 65
Tyde 43. 119
Tymerman 79. 149

     V. = U.

Vlrich 26. 109. 119
Vmelank 165

     V.

Vaghelzank 139
Valentin 29. 112
Veith 29
Velten 46
Vennekol 97
Venskow 139
Verchowe 140
Verman 81
Vicke 22. 109. 119
Vieregge 97
Vileman 139
Vischer 81. 151
Visemannus 26
Vith 29. 112
Vocke 39. 119
Voigt 82
Vos 91. 159
Vrene 120
Vrighman 97. 164
Vrobose 116
Vulland 91

     W.

Waghelere 91
Wakendorp 139
Wandelman 95. 162
Wandtmacher 80
Wankelmuth 92
Wardenberch 65
Waschen 119
Wasmuth 26
Wedekindt 43
Wegener 79. 149
Weiser 43
Welant 43
Wendelen 95. 163
Weneken 96. 163
Wenkestan 165
Wennekindt 43
Went 142
Werknecht 152
Werneke 109. 119
Werner 27. 43. 109. 119
Werninges 43
Weschen 119
Westfal 139
Wetzke 44
Weuer 150
Weydeman 142
Wichardus 27
Wiedt 29
Wilkinus 27
Winckelman 82. 152
Windel 27. 110
Winderich 120
Winterfelt 69
Wiseke 128
Witke 159
Witte 91. 159
Wittenborg 65
Wobbeke 27. 110
Wolecke 51
Woldeke 44. 120
Wolder 44. 120
Woldhoupt 159
Wortelisse 96
Wrede 92. 160
Wulff 93. 110. 161
Wullenweuer 80
Wutcop 160
Wyche 109. 119
Wychman 109. 119
Wybe 27. 109
Wykbold 27. 43
Wylken 27. 44. 109. 120
Wyneke 44. 110. 120

     Z.

Zabel 165
Zacharias 29
Zander 111
Ziell 46
Zigen 51. 128
Zirlinck 4

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II.

Mecklenburgische Handwerker
auf dem
Lübecker Weihnachtsmarkt

von

Julius Hartwig

 

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Am 22. September 1769 erließ der Lübecker Rat eine Verordnung des Inhalts, daß fortan "allen in den Königlich Großfürstl. Holsteinischen, Bischöfl. Lübeckischen, Herzoglich Mecklenburgischen u. Sachsen-Lauenburgischen Städten angesessenen Handwerkern die Freiheit, auf hiesigem Weihnachtsmarkt auszustehen", verstattet sein solle.

Diese Verordnung hat eine längere Vorgeschichte.

Der Lübecker Weihnachtsmarkt, der seit 1612 nachweislich ist und zweifellos noch viel länger besteht, war zunächst nur ein örtlicher Markt, zu dem keinerlei Fremde zugelassen wurden. Als sich 1748 einige Buchbinder aus Plön auf ihm einfanden, wurden sie kurzerhand abgewiesen und ihre Bücher beschlagnahmt. Sie nahmen das aber nicht ruhig hin, sondern schlugen Lärm und erreichten schließlich, daß der König von Dänemark in Lübeck vorstellig wurde. Er bedeutete dem Rat, daß die Lübecker Handwerker und Krämer seit undenklichen Zeiten die Jahrmärkte in seinen Städten und Flecken besuchen dürften, und verlangte, daß Lübeck fortan Gleiches mit Gleichem erwidere; andernfalls werde er zu Vergeltungsmaß regeln greifen. Der Rat setzte sofort die Bürgerschaft von diesem Ersuchen in Kenntnis und bat um ihre Stellungnahme. Daraufhin sprachen sich 11 von den 12 bürgerlichen Kollegen grundsätzlich für die Zulassung fremder Handwerker aus, nur die Handwerker, die in den "4 großen und zubehörlichen Ämtern" organisiert waren, baten, das Königliche Gesuch "mit

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Manir" abzuwenden. Der Rat aber entschied begreiflicherweise im Sinne der Mehrheit und eröffnete am 7. November 1749 dem dänischen Residenten mit vielen höflichen Worten, daß fortan die in den Schleswig-Holsteinischen Städten angesessenen Handwerker und zünftigen Meister gegen Vorlegung eines behördlichen Ausweises den Lübecker Weihnachtsmarkt besuchen könnten.

Man sollte meinen, daß die Holsteinischen Handwerker nun gleich in hellen Scharen nach Lübeck gekommen wären. Merkwürdigerweise geschah das jedoch nicht; in den nächsten 20 Jahren fand sich nur ein einziger Handwerker aus Holstein, ein Weißgerber aus Kiel, zur Weihnacht in Lübeck ein. 1768 begann dann aber ihr Zustrom, und zwar in der Hauptsache wohl deshalb, weil im Sommer des Jahres die Schustergesellen in Lübeck die Arbeit niedergelegt und die Stadt verlassen hatten. Der Zwist war zwar bis Weihnachten wieder beigelegt, die Schuster der Umgegend scheinen aber trotzdem noch mit einem guten Absatz ihrer Ware in Lübeck gerechnet zu haben.

Unter den fremden Handwerkern, die Weihnachten 1768 in Lübeck erschienen, waren nun auch einige Schuster aus Rehna. Als sie sich aber bei der Wette meldeten, wurde ihnen erwidert, daß sie sich "die Befugnis zum Ausstehen - auf dortigem Jahrmarkte erst erwerben müßten". "Wir mußten daher, ohne den mindesten Absatz zu machen, wieder zurückreisen". Sie beklagten sich darüber in einer Eingabe vom 31. Januar 1769 beim Herzog Friedrich und baten, ihnen in Lübeck "zur Erwerbung des Rechts, unsere Waren - [dort] ebenfalls feilhalten zu dürfen, huldreichst behilflich zu sein oder, daferne darunter Schwierigkeiten gemachet werden sollten, die Lübecker Schuster von Beziehung der hiesigen Jahrmärkte auszuschließen". Der Herzog gab diese Klageschrift bereits am 3. Februar an den Lübecker Rat weiter und erbat "in Ansehung des in diesem Supplicato enthaltenen alternativen Gesuchs, deroselben beliebige Erklärung". Der Lübecker Rat beantwortete das Schreiben aber zunächst überhaupt nicht, so daß der Herzog auf Drängen der Rehnaer Schuster am 23. Juni erneut vorstellig wurde, "die darin verlangte Erklärung nicht

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länger auszusetzen". Daß der Lübecker Rat solange schwieg, war begreiflich; er stand nämlich zwischen zwei Feuern. Er konnte nicht verkennen, daß das mecklenburgische Ansinnen berechtigt war; aber die Lübecker Handwerker waren über die ihnen bereits erwachsene und weiter anschwellende fremde Konkurrenz ganz außer sich und bestürmten den Rat mit einer Flut von Eingaben, nur keine weiteren Konzessionen zu machen. Schließlich verlangte aber die Wette, daß er nunmehr eine klare Entscheidung träfe, und darauf gestattete er allen benachbarten städtischen Handwerkern und damit auch denen aus Mecklenburg, durch seine Verordnung vom 22. September 1769 die Marktfreiheit.

Seitdem haben über 100 Jahre mecklenburgische Handwerker auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt ausgestanden. 1769 kamen nur 9, 1780 waren es bereits 20 und in den nächsten 30 Jahren stets zwischen 17 und 26. 1808 fanden sich zum ersten Male über 30, nämlich 33, ein und den stärksten Besuch hatte das Jahr 1824 mit 37 auszuweisen. Seit 1830 erschienen aber meist nur noch unter 20 und seit 1840 unter 10 und schließlich hörte der Besuch des Weihnachtsmarkts aus Mecklenburg ganz auf; er lohnte sich nicht mehr; die Handwerker konnten die Konkurrenz mit der sich immer mehr breitmachenden billigeren Fabrikware nicht aushalten.

Dem Berufe nach waren die Mecklenburger Handwerker meist Schuster, ferner Drechsler (Spinnrademacher), Beutler, Hutmacher, Buntmacher (Kürschner) und gelegentlich auch Klempner, Maler, Bürstenbinder, Nadler, Kammacher und Schneider. Sie kamen ganz überwiegend, bis zu 26, aus Rehna, dem Lübeck nächstgelegenen Ort, und regelmäßig, wenn auch in viel geringerer Zahl, höchstens 6, aus Gadebusch. Das Wismarer Handwerk erschien erst 1806 auf dem Markt; seitdem stellten sich aber stets einige Drechsler (bis 6) und gelegentlich auch vereinzelte andere Handwerker ein. Aus Schwerin wurde der Weihnachtsmarkt 19mal von je einem Handwerker, meist Schustern und Pantoffelmachern, aufgesucht. Stove war im 18. Jahrhundert 14mal durch einen Drechsler vertreten. Auch aus Grevesmühlen stand zehnmal ein Drechsler und einmal ein Hutmacher auf dem Markte aus,

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während Boizenburg und Schönberg nur ein einziges Mal in Lübeck anzutreffen waren.

Der Lübecker Weihnachtsmarkt besteht auch heute noch. Aber er hat sein Angesicht gegen früher stark verändert. Insbesondere sind die Handwerker, einheimische wie fremde, ganz von ihm verschwunden.

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III.

Bisher unbekannte und
unveröffentlichte Originalbriefe
der Großherzogin Alexandrine

der Gemahlin des Großherzogs Paul Friedrich
Mutter Friedrich Franz II.

mitgeteilt von

Dr. von Langermann

 

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Die Töchter Friedrich Wilhelms II. von Preußen und der Königin Luise, die ja aus dem mecklenburgischen Fürstenhause stammte, die Prinzessinnen Charlotte, Alexandrine und Luise, wurden in ihrer Jugendzeit am preußischen Hofe von ihrem Hauslehrer Friedrich Schmidt unterrichtet. Alle drei bewahrten diesem ihren langjährigen Lehrer auch nach ihrer Verheiratung ein dankbares Gedenken. Die Briefe, die sie noch nach Jahren, vielen Jahren an ihn schrieben, vererbten sich in der Dessauer Nachkommenschaft des aus Dessau stammenden Schmidt bis auf den heutigen Tag und liegen im Original vor dem Schreiber dieser Zeilen (in Dessau).

Fünf dieser Briefe sind von der Hand der Prinzessin Alexandrine, der späteren Erbgroßherzogin und Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, die also in die mecklenburgische Heimat ihrer edlen Mutter, der Königin Luise, zurückkehrte.

Bevor wir nun diese schönen und höchst charakteristischen Briefe Alexandrines, der Schwester des alten Kaisers 1 ) und Mutter des Großherzogs Friedrich Franz II. wiedergeben, zunächst ein paar erklärende Worte über den, an den sie gerichtet sind, an den einstigen Lehrer Alexandrines, Professor Schmidt.

Schmidt, ein an Wissen und Charakter gleich hervorragender Mann von edelstem Menschentum, ein wahrer Erzieher der Jugend und Menschenbildner, war 1776 als armer, aber rechtschaffener Leute Kind in Dessau geboren. Hier genoß er auch den Unterricht des berühmten, von Basedow und dem Fürsten Franz ("Vater Franz"), dem von Goethe bewunderten Schöpfer des herrlichen Wörlitzer Parks, gegründeten Dessauer Philanthropins. 1805 kam der noch jugendliche Schmidt als Lehrer an einer Handelsschule nach Berlin. Doch schon bald wurde ihm nun der Unterricht bei den königlichen Prinzessinnen übertragen.

Im Juni 1817 verlor er seine erste Schülerin, die Prinzessin Charlotte, die als verlobte Braut des Großfürsten Nikolaus, des späteren Kaisers Nikolaus I., nach Petersburg abging. Und im Mai 1822 verließ ihn die Prinzessin Alexandrine, die sich, als Neunzehnjährige, mit dem Erbgroßherzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin vermählte.


1) Die Briefe des Kaisers an seine Schwester Alexandrine sind von Johannes Schultze bearbeitet und 1927 im Verlage K. F. Koehler, Berlin und Leipzig, erschienen.
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Zwei Jahre vorher, 1820, war Schmidt zum Professor ernannt worden. 1832 schloß er seine langjährigeTätigkeit als Lehrer am preußischen Hofe ab. Der König übertrug dem bewährten Manne nunmehr das Amt eines Kustos der Kartenabteilung der preußischen Staatsbibliothek. Hier hat Schmidt als Kartenentwerfer und -zeichner noch viele Jahre bahnbrechend gewirkt. Er starb zu Beginn des Jahres 1849. Dann kehrte seine Witwe, die gleich ihm aus Dessau stammte, nach Dessau zurück. So kommt es, daß jene Briefe nach Dessau kamen, wo sie noch heute sind. - Und nun zu unseren Briefen! Den ersten schreibt die jungvermählte Erbgroßherzogin (aus Doberan) zwei Monate nach ihrer Hochzeit. Er lautet:

I.

Dobberan, d.24.Juli 1822.

Mein bester Herr Schmidt.

Sie haben mich sehr angenehm überrascht durch Ihren freundlichen Brief. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll. Ich will Ihnen aber meine Freude dadurch zeigen, daß ich Ihnen so schnell antworte, besonders da ich jetzt recht viel unwohl bin, Ihnen aber gerne diese gesunde Stunde weihe. - Mir geht es im neuen Vaterlande unendlich gut, ich bin aber auch mit so viel Liebe empfangen worden, daß es garnicht anders sein kann. Der Großherzog 2 ) behandelt mich mit soviel Güte, und meine Schwiegermutter - eine solche Frau giebt es wirklich nicht mehr! Ich hänge auch mit ganzer Seele an ihr, sie besitzt mein ganzes Vertrauen, sie liebt mich aber auch sehr und steht mir immer mit ihrem guten Rath bei. Sie würde Ihnen, liebster Herr Schmidt, sehr gefallen. Sie ist aber von einer ganz anderen Art, als Tante Wilhelm 3 ), wohl viel strenger in ihren Grundsätzen.

Nun muß ich Ihnen doch ein wenig von meinem jetzigen Aufenthalt erzählen. Dobberan liegt in einer Tiefe, die sehr fruchtbar ist. Der Ort an sich ist natürlich ganz klein, daher so sehr ländlich, was ihm eben das angenehme Ansehen giebt. Das Haus des Großherzogs, in dem ich wohne, liegt sehr freundlich, da es auf dem Camp ist, welches ein großer Platz ist, auf dem viele schattige Alleen angelegt Sind. In der Mitte


2) Friedrich Franz I.
3) Amalie Marie, die Gattin des Prinzen Wilhelm Karl, des zweiten Bruders des Königs. Nach dem Tode der Königin Luise war sie die erste Frau des Hofes. Beider Sohn ist Adalbert (geb. 1811), der spätere bekannte Admiral.
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ist ein schöner grüner Platz, dessen eine Seite mit Bondikon eingefaßt ist, von dem ich Ihnen einige Proben schicke und Sie bitte, dieselben unter Ihrer Familie zu vertheilen. Eine halbe Stunde von dem Orte sind die Badehäuser, dicht an der See selbst. Der Eindruck, welchen die See auf mich gemacht, ist unbeschreiblich. Es ist ein so erhabner Anblick, besonders wenn es stürmisch ist. Seit meinem dritten Lebensjahre hatte ich die See nicht gesehen; man fühlt sich so klein und nichtig, wenn man am Ufer steht; und nun erst, wenn man darauf herumfährt! Zweimal bin ich von ihr schon leicht hinweggetragen worden.

Leben Sie nun wohl, lieber Herr Schmidt, nehmen Sie noch meinen Dank für Ihren Brief! Ich hoffe, daß es Ihnen noch immer recht gut gehen mag. Recht oft bedauere ich es, daß ich Ihren Unterricht missen muß, er war mir soviel werth. Noch bin ich nicht dazu gekommen, mich recht ernsthaft zu beschäftigen. Dies muß man aber einer jungen Frau zu gut halten, die nur glücklich ist, wenn ihr Mann um sie ist, und dieser wohl manche Störung verursacht. Doch seien Sie überzeugt, daß ich Ihrer noch mit recht viel Liebe gedenke! Schreiben Sie mir einmal wieder, wenn Sie Zeit haben.

Ihre dankbare Schülerin               
Alexandrine.   

Kameke grüßt Sie herzlich.

II.

Ludwigslust, d. 30. Dec. 1822.

Lieber Herr Schmidt!

Ich danke Ihnen sehr für das übersandte Buch und für Ihren Brief, welcher mir viel Freude gemacht hat, und ich daraus gesehen habe, daß Sie noch zuweilen Ihrer Schülerin gedenken. Frl. v. Kameke freut sich gewiß jedesmal, wenn Sie sie besuchen und sie sich mit Ihnen der verflossenen Zeit erinnern kann. Ich begreife es sehr gut, daß Sie sich noch immer nicht in ihre Einsamkeit finden kann. Auch mir wird es zuweilen ganz angst, wenn mein lieber Mann nicht zu Haus ist und um mich her sich auch garnichts bewegt, alles so still ist. Oft sehne ich mich nach einer Stunde von Ihnen, die mir, wie ich gestehen muß, erst die letzten Jahre anziehend wurden, vorzüglich die Geschichtsstunden.

Luise wird wohl jetzt sehr fleißig gewesen sein, um die ruhige Zeit recht zu benutzen! Denn wenn der Papa (König

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Friedrich Wilhelm III.) nun zurückkehrt, da werden wohl viele Unterbrechungen sein, da sie ja nun die einzige Tochter (dort) ist. Der liebe Papa kann recht mit Ruhe an seine entfernten Kinder denken, da sie beide so glücklich verheiratet sind; und ich meine immer, das ich die glücklichste bin, erstens weil mein Mann so unendlich gut ist und zweitens, daß ich meiner lieben Familie so nahe bin.

Der armen Friederike 4 ) ihren Verlust werden Sie, lieber Herr Schmidt, gewiß besonders recht aufrichtig bedauert haben. Sie hatte, glaube ich, wenig Freude in ihrem Häuslichen, und nun wird ihr noch der einzige Gegenstand ihres Glückes geraubt! Sie soll sich aber mit einer Fassung und Ruhe benehmen, die ihr die Herzen ihrer Dessauer noch mehr zuwendet. Welch' trauriges Wiedersehen wird es mit Leopold sein, der das Kind so wohl verlassen hat!

Was machen denn Ihre Kinder? Das Weihnachtsfest wird wohl wieder sehr heiter zugebracht worden sein? Wie sehr habe ich gerade in dieser Zeit an Sie alle gedacht. Gerne hätte ich wieder unsern Berliner Weihnachtsmarkt besucht, wie die anderen Jahre. Nun kommt das Neue Jahr, das ich zum ersten mal entfernt von meiner Familie anfange! Es ist doch ein wehmütiges Gefühl. Leben Sie wohl, lieber Herr Schmidt, möge es Ihnen auch dies neue Jahr recht gut gehen und Sie

Ihrer Schülerin                        
Alexandrine            
gedenken.   

III.

Ludwigslust, d. 14. Februar 1823.   

Lieber Herr Schmidt.

Ich kann unmöglich den 14. Februar vorüber gehen lassen, ohne Ihnen, als dankbare Schülerin, meine Glückwünsche zum Geburtstag zu senden! Sonst hatte ich die Freude, Sie Ihnen mündlich sagen zu können, jetzt aber muß die Feder sie dem Papier vertrauen. Indessen sind Sie doch nicht minder warm und innig. Sie werden wohl jetzt gerade bei Luise sein, denn es schlägt eben 11 Uhr. Einst war dies die Stunde, wo ich


4) Die ebenfalls von Schmidt unterrichtete Tochter eines Bruders Friedrich Wilhelms III. Ihre Mutter war die Schwester der Könign Luise. - Friederike ist also die Kusine Alexandrines. Sie war inzwischen die Gemahlin des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt geworden und war seitdem in Dessau, Professor Schmidts Heimat, ansässig.
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bei Ihnen Unterricht hatte, in der blauen Stube, hinter dem kleinen Tisch, und Ihnen wohl manchmal als Geduldsprobe diente. Mit meiner Gesundheit geht es immer sehr gut, und ich sehe mit großer Ruhe dem Augenblick meiner Entbindung entgegen. Gott wird ja alles zum besten wenden. Leben Sie wohl und gedenken Sie zuweilen

Ihrer Schülerin            
Alexandrine.   

Ich sende Ihnen hier einige Schnupftücher, das Einzige, welches diesen Augenblick hier zu haben ist. Ich hoffe, Sie werden sie zu meinem Andenken tragen.

IV.

Ludwigslust, d. 11. Januar 1825.   

Bester Herr Schmidt.

Sie haben mich recht sehr angenehm überrascht durch Ihren Brief, für welchen ich Ihnen herzlich danke. Ich glaubte nicht, daß Sie mich durch einige Zeilen erfreuen wurden, da Sie immer so unerträglich bescheiden sind. Noch mit rechtem Dankgefühl gedenke ich der Stunden, welche Sie mir widmeten, und oft wünschte ich wohl, mit Ihnen einiges durchzugehen, was meinem Gedächtnis entfallen; was wohl mehr ist, als ich mir selbst gestehe. Diese Zeit wird mir wohl nie werden!!

Dieses Jahr wird Ihnen wohl Luise abgehen, dann sind wir alle Schwestern verheirathet; und recht glücklich, was wohl nicht so zu erwarten stand. Doch möchte ich fast behaupten, daß ich das beste Loos gezogen, denn so glücklich wie ich bin, ist doch keine andere! Und so sich in sein Verhältnis finden thut auch keiner! Das soll aber kein Lob für mich sein! Das glauben Sie auch nicht, bester Schmidt.

Das Vertrauen, das Sie mir Schenken, Herr Schmidt, ist mir sehr schmeichelhaft, und ich werde, wenn mir Ihr Wunsch erst ausgesprochen ist, gewiß nicht ermangeln, alles zu thun, was in meinen Kräften steht, doppelt lieb, Ihnen von neuem einen kleinen Beweis meiner Anhänglichkeit zeigen zu können. Leben Sie wohl, bester Herr Schmidt, und denken Sie zuweilen

Ihrer dankbaren Schülerin           
Alexandrine.   

Meine Kinder sind wohl und munter und werden recht groß.

Dem Herrn Professor

J. M. F. Schmid              zu Berlin.   

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Noch in die Berliner Jugendzeit der Prinzessin Alexandrine geht ihr folgender kurzer, aber bezeichnender Brief (ohne Datum) zurück:

V.
Lieber Herr Schmidt.

Wären Sie wohl so gut, mir einen Gegenstand aufzuschreiben, über den ich einen freien Aufsatz machen könnte? Wir gehen morgen nach Potsdam, wo wir bis Mittwoch Abend bleiben. Da ich nun keinen Geschichtsaufsatz habe, so könnte ich die Zeit anwenden, meine Gedanken ein wenig zu ordnen.

Alexandrine.   

Soweit unsere Briefe. - Über Alexandrine äußert sich nun Professor Schmidt in seinen handschriftlichen unveröffentlichten Lebensaufzeichnungen, die mir ebenfalls vorliegen:

"Der Mai 1822 entführte mir auch diese Schülerin, indem sie sich mit dem Erbgroßherzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin vermählte. Wenn dieselbe auch in wissenschaftlicher Beziehung weniger befriedigte als ihre Schwestern, so ward sie mir doch um desto theurer durch die Offenheit ihres Charakters, die große Herzensgüte und die außerordentliche Anhänglichkeit an allen den Personen, welchen sie ihre Bildung verdankt. Diese Eigenschaften erwarben ihr auch bald die allgemeine Liebe der Mecklenburger, denen sie auch ein Vorbild der schönsten Muttertreue wurde. Wenn sie mir in einem Briefe schrieb: "Seien Sie Überzeugt, daß ich Ihrer mit recht viel Liebe gedenke", so hat sie mir dies bis jetzt (1847) auch bei jeder Gelegenheit bewiesen. Mit zarter Aufmerksamkeit sorgte sie immer für solche Extrabedürfnisse, deren Anschaffung eine gewisse ökonomische Überwindung erfordert. So versah sie mich regelmäßig und reichlich mit seidenen Taschentüchern, und an meinem ersten Geburtstage, den ich als Großvater feierte (1834), kam ganz unerwartet ein sehr schöner und höchst bequemer Großvaterstuhl als Geschenk von ihr und der Prinzeß Luise in meiner Stube an."

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IV.

Die Gr. Stietener
Fayence-Gruppe und ihr Vorbild

von

W. Josephi

(Mit 1 Tafel)

 

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Zu den größten Seltenheiten der deutschen Keramik gehören die Erzeugnisse der mecklenburgischen Fayence-Manufaktur Gr. Stieten bei Wismar 1 ). Bekannt sind von ihr nur zwei Arbeiten, eine freiplastische Kindergruppe zu dritt "Die Künste" sowie eine Butterdose in Gestalt einer Ente, wozu dann noch ein zusammengeschmolzener Satz von Tellern mit Blaumalerei kommt, der durch die Fundumstände - Grabenbau auf dem Gute Gr. Stieten, 1858 - als Gr. Stietener Fehlbrand gesichert ist. Alle diese Stücke befinden sich im Schweriner Staatlichen Schloßmuseum, demnach der einzigen Stätte von Erinnerungen an die künstlerische Episode von Gr. Stieten.

Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte dieser Manufaktur: Im Jahre 1743 hatte der Königl. Ungar. Oberstlieutenant Otto von Hagen das bisher ZüIowsche Gut Gr. Stieten gekauft. Um 1750 starb er und hinterließ das Gut seiner Witwe Franziska, geb. Freiin von Buckenheim, und seinem 1740 geborenen Sohne Johann von Hagen. Franziska von Hagen ging 1751 mit Wilhelm Dietrich von Bülow eine zweite Ehe ein, der 1753


1) Literatur: G. C. F. Lisch: Der glimmerhaltige Sand in Mecklenburg (Meckl. Jahrb. 8, 1843, S. 243). G. C. F. Lisch: Fayence-Fabrik zu Gr. Stieten (Meckl. Jahrb. 23, 1858, S. 173). Dr. Crull: Fayence-Fabrik zu Gr. Stieten (Meckl. Jahrb. 32, 1867, S. 155 f.). Friedr. Schlie: Aus der kunstgewerbl. Abt. des Großh. Museums zu Schwerin: IV. Alte meckl. Fayencen aus der Zeit der Arkanisten (Kunstgewerbeblatt, N. F. V, 1894, S. 87 ff.). Justus Brinckmann: Führer durch das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe, 1894, S. 356. W. Stieda: Deutsche Fayencefabriken des 18. Jahrhunderts. Mecklenburgische Fabriken. (Deutsche Töpfer- u. Ziegler-Zeitung. XXXIII, 1902, Nr. 6). August Stöhr: Deutfche Fayencen und deutsches Steingut, Berlin (1920), S. 528 ff. u. Abb. 248. O. Riesebieter: Die deutschen Fayencen des 17. u. 18.Jahrhunderts, Leipzig, 1921, S. 229 f.
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offensichtlich "uxorio nomine" - die beiden Stietener Fayence-Arbeiten sind mit "v. H" signiert - hier eine private Fayence-Manufaktur errichtete. Als Künstler und Werkführer trat laut Vertrag vom 31. März 1753 in die Manufaktur der Arkanist Chriftoph Ludwig Chelij ein, ein Abkömmling der Gründer der Braunschweiger Fayence-Manufaktur, also ein Mann, der von vornherein etwas von der Sache verstand. Jedoch war das Verhältnis zwischen Fabrikherrn und Werkführer von Anfang an ein Schlechtes, so daß Chelij trotz seines zehnjährigen Vertrages bereits im Frühjahre 1754 aus Gr. Stieten in das nahe Schwedische Wismar flüchtete, worauf von Bülow die Manufaktur eingehen ließ. Die museale Seltenheit der Stietener Erzeugnisse ist also durch die tatsächlichen Verhältnisse begründet.

Von den zwei Gr. Stietener Erzeugnissen des Schweriner Schloßmuseums hat die reizvolle Gruppe "Die Künste" eine besondere Geschichte. Sie war offensichtlich ein Versuchsstück, das von Bülow dem Schweriner Herzoge zum Geschenk machte, zweifellos mit der Absicht, ihn von der Leistungsfähigkeit dieser inländischen Manufaktur zu überzeugen; und daß hierbei auch die Erreichung landesherrlicher Privilegien für die neue Industrie erstrebt wurde, versteht sich im Sinne des 18. Jahrhunderts von selbst.

Im Geheimen und Haupt-Archiv zu Schwerin befindet sich das eigenhändig von Herzog Christian II. Ludwig signierte ausschlaggebende Dokument unter den Akten "Fabriken von s. g. unfeinem Porzellan (holländisch irdenen Geräthe) in Mecklenburg V. 77. 3." und lautet

Dem Bedienten des von Bülow von Stieten, welcher eine Grouppe von unechtem porcelaine, so hier im Lande gemacht, überbracht hat, sollen 2 Rth. Trink Geld gegeben werden. Schwerin d. 18. Febr. 1754. C. L.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß mit diesem Geschenk die

"v: H. / Gros. Stitten / Chely /

signierte Gruppe identisch ist, die mehr als ein Jahrhundert später von Friedrich Schlie noch im Schweriner Schlosse aufgefunden wurde.

In einer Würdigung dieser Gruppe in der Tagespresse (Meckl. Ztg., Sonntags-Beilage vom 7. Sept. 1919) habe ich

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Die Künste. Porzellan-Gruppe Meißen um 1749. und Fayence-Gruppe Gr. Stieten 1754
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deren künstlerische Bedeutung in die Worte gefaßt: "Die Kindergruppe unseres Landesmuseums zeugt von der hohen künstlerischen Leistungsfähigkeit dieser doch so jungen Manufaktur; sie ist künstlerisch vortrefflich komponiert und im strengsten Sinne als Rundgruppe aufgebaut, die Formengebung ist flott. Die Glasur ist ganz vorzüglich, sahnengleich, wie es bei guten Fayencen sein soll. Dagegen ist die Farbengebung noch nicht recht gelungen: Sie ist hart und unschön, und einzelne Farben sind im Brande verglüht."

Mein damals ausgesprochenes Urteil über die Formengebung ist objektiv richtig, als Bewertung für die Leistungsfähigkeit der Gr. Stietener Manufaktur aber unrichtig, nachdem ich im vorigen Jahre durch einen glücklichen Fund im Nationalmuseum zu Stockholm feststellen konnte, daß sie keineswegs eine originale Schöpfung ist, vielmehr nur eine leicht veränderte Nachbildung einer Meißener Gruppe.

Diese Abweichungen bestehen einmal in der Größe, sodann in manchen Einzelheiten. Die Größenanderung (Meißen 30,2 cm hoch; Gr. Stieten 25 cm hoch) hat sich wohl zwangsläufig aus dem jedem keramischen Erzeugnis eigentümlichen "Schwund" beim Brennen ergeben: Chelij wird seine Gruppe in der Größe des Meißener Vorbildes modelliert haben - die bequemste Form einer Nachbildung - und der Schwund wird ihm dabei gleichgültig gewesen sein. In den Einzelheiten sind die Änderungen, wie die nebeneinander wiedergegebenen Abbildungen der Meißener Gruppe und der Gr. Stietener Nachschöpfung erweisen, nur unbedeutend und berühren nicht den eigentlichen Aufbau der Rundgruppe. Die augenfälligste Abweichung ist die, daß der Meißener Putto rechtshändig auf seiner Laute spielt, der Gr. Stietener aber zum Linkshänder gemacht wird. Es ist klar, daß Chelij an der leeren Senkrechten zwischen den Rücken der Putti Anstoß nahm und, um diese durch eine Überschneidung auszufüllen, unbekümmert seinen Putto zum Linkshänder werden ließ!

Das Meißener Vorbild ist die Schöpfung des damals unter dem großen Kändler unfroh schaffenden Bildhauers Friedrich Elias Meyer, der von 1748 bis 1761 in der Königlichen Porzellan-Manufaktur Meißen als Modellmeister tätig war. Da er mit seiner Gruppe "Die Künste" als Gegenstück eine Gruppe "Die Wissenschaften (Astronomie)" modellierte, für diese letztere aber das Entstehungsjahr 1749 feststeht (Mitteilung der Staatl.

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Porzellan-Manufaktur Meißen), darf auch das Vorbild für Gr. Stieten als um das gleiche Jahr geschaffen angesehen werden.

Der Fall liegt also so, daß die Gr. Stietener Manufaktur sich für ihr sie dem Landesherrn empfehlendes Probestück ein - in Hinsicht auf die damaligen Handelsverhältnisse - allerneuestes Kunstwerk der Meißener Manufaktur verschaffte und es im Wetteifer mit der damals führenden Porzellan-Manufaktur skrupellos in Fayence neu erstehen ließ.

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V.

Volksdialekt und Schriftsprache
in Mecklenburg

Aufnahme
der hochdeutschen Schriftsprache
im 15./16. Jahrhundert

von

Paul Steinmann

 

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Vorbemerkung

Die Arbeit erwuchs aus und neben Studien für die Geschichte der mecklenburgischen Landstände und der finanz-, verwaltungs-, wirtschafts- und regierungspolitischen Verhältnisse Mecklenburgs im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. (Vgl. Meckl. Jahrb. 86 (1922), 88 (1924). Die Zeitverhältnisse gestatteten es nicht, die Arbeit weiter auszubauen. - Jn den letzten Jahren sind in benachbarten Ländern und Hansestädten gleichartige Arbeiten erschienen. Es vernotwendigt sich daher, die Arbeit zu veröffentlichen, und zwar in der Hauptsache so, wie sie z. Zt. niedergeschrieben wurde, ergänzt durch gelegentliche Beobachtungen sowie durch kürzlich gemachte Aktenfunde (auswärtige Korrespondenzen) und durch Auskünfte von auswärtigen Archiven. - Möge die Arbeit zu weiteren Forschungen, insbesondere in den städtischen Archiven, anregen. - Von einem Heranziehen der inzwischen erschienenen Spezialliteratur muß Verf. absehen. Zeitmangel gebietet auch ein Beibehalten der alten Form. Im Interesse der Kultur- und Sprachgeschichte unseres Landes liegt die Beibehaltung des alten Rahmens, der die Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache in Zusammenhang setzte mit dem Aufkommen, Blühen und Vergehen der übrigen Schriftsprachen - der lateinischen und der mittelniederdeutschen -, die einmal in Mecklenburg herrschten.

Es wurde dabei der Versuch gemacht, die geistes- und kulturgeschichtlichen Ursachen dieses Sprachwandels zu ergründen. Da hierbei auf den Gegensatz von Volksdialekt und Schriftsprache einzugehen war, mußte eine kurze Untersuchung über das Verschwinden des wendischen Volksdialektes in Mecklenburg vorangeschickt werden.


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Inhaltsübersicht

I.

Emporkommen und Blüte der niederdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg.

Seite
Verdrängen des wendischen Volksdialekts durch den niederdeutschen 204-207
Herrschaft des Lateinischen als Schriftsprache 207-208
Erstes Auftreten, weitere Ausdehnung, Sieg und Blüte des Niederdeutschen als Schriftsprache:
in den Urkunden 208-210
in den Verordnungen und Stadtbüchern 210-212
in den Akten (Register und Rechnungen) 212
in der Literatur 213-216
Ergebnis 216
Tiefere Gründe für das Verdrängen der lateinischen Schriftsprache durch das Niederdeutsche 216-218

II.

Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg durch die herzogliche Kanzlei und durch die Herzöge

1. Einführung der hochdeutschen Schriftsprache in die herzogliche Kanzlei durch den Kanzler Dr. Anthonius Grunwald (1493-1501) und Aufnahme des Hochdeutschen als Schriftsprache durch die Herzöge Magnus II. und Balthasar sowie durch Magnus' Söhne Heinrich V. und Albrecht VII.

Bisherige Ansicht über äußeren Anlaß der Aufnahme und Zeitpunkt des ersten Auftretens der hochdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg (von 1502 ab unter den beiden Kanzlern von Schöneich) 218-220
Bereits aus der Zeit des Kanzlers Grunwald lassen sich von 1493 ab einige hochdeutsche Original-Urkunden und Urkunden-Abschriften nachweisen 220-225
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Ergänzung und Erweiterung des neuen Ergebnisses durch Heranziehung von Akten:
Hochdeutsche Originalschreiben des Kanzlers Grunwald, des Rentmeisters Trutmann, der mecklenburgischen Herzöge Magnus II., Heinrich V., Albrecht VII. 225-227
Hochdeutsche Abschriften, bes. für Prozesse beim Reichskammergericht 227-228
Hochdeutsche Konzepte des Kanzlers Grunwald und ihre sprachlichen Wandlungen zum Niederdeutschen, insbesondere in den für die Stadt Rostock bestimmten
Konzepten; Konzepte für Schreiben an fremde Fürsten und Personen 228-234
Ergebnis 234-236
Organisation der mecklenburgischen Kanzlei im allgemeinen 236-237
Kanzleipersonal unter Grunwald
Der Rentmeister Trutmann 237-242
Die Sekretäre und Kopisten 242-244
Ergebnis: Geringe Bedeutung des Rentmeisters, der Sekretäre und der Kopisten für die Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache. Treibende Kraft für die Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache durch die Kanzlei war der Kanzler Dr. Anthonius Grunwald. Sein Werdegang und seine sprachliche Entwicklung 244-246
Opposition der Stadt Rostock gegen das Hochdeutsche als Schrift- und Verhandlungssprache 246-248
Endergebnis: Die erste Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg äußert sich im internen Kanzleibetrieb, im persönlichen Urkundenwesen und Schriftwechsel der Herzöge sowie bei Verträgen und Korrespondenzen mit hochdeutschen Fürsten und Personen. Eine Einwirkung auf auf die bodenständige Bevölkerung Mecklenburgs ist noch nicht zu spüren. 248

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I.

Emporkommen und Blüte der niederdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg

Mecklenburg wurde durch die nach Niclots Tod (1160) im Westen einsetzende, für die übrigen Gegenden nachhaltig aber erst im 13. Jahrhundert durchgeführte großzügige deutsche Kolonisation wieder ein germanisches, ein deutsches Land. Wenn auch in fast ganz Mecklenburg teils größere, teils geringere Reste von Wenden noch längere Zeit ihr Volkstum und ihre Sprache bewahrten 1 ), so setzte sich bei ihnen doch allmählich mit der höheren Kultur der deutschen Ansiedler auch deren Sprache durch. Die Slaven wurden in ständig steigendem Maße germanisiert. Frühzeitig begannen wendische Edle deutsche Vor- und Zunamen anzunehmen 2 ), und die in


1) Durch Wittes Arbeiten (Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg 1905, wendische Zu- und Familiennamen: Meckl. Jahrbuch 71, Mecklenburgische Geschichte I 1909) ist die früher herrschende Ausrottungstheorie endgültig erledigt. - Über das tendenziöse Werk des Russen Jegorov (Die Kolonisation Mecklenburgs im 13. Jahrhundert), der die Kolonisation in der Hauptsache als interne slawische Bevölkerungsbewegung ansehen möchte, vgl. die deutschen Gegenschriften und Besprechungen, insbesondere die von Witte, zusammengestellt Meckl. Jahrb. 96 S. 210 - Witte meint (Wendische Bevölkerungsreste S. 114/15), daß von den 100 000 Bewohnern, die Mecklenburg schätzungsweise unmittelbar nach der deutschen Besiedlung haben mochte, kaum der größere Teil deutsch gewesen sei. - Doch ist hier und hernach (Anm. 5) der wendische Bevölkerungsanteil aus verschiedenen Gründen (starkes Überwiegen der deutschen Familiennamen, Beschränkung der Wenden in der Hauptsache auf leichte Böden, Kleinheit der wendischen Dörfer usw., vgl. auch Anm. 5) zu hoch geschätzt, wie denn überhaupt größere Abstriche an Wittes zahlenmäßigen und kartographischen Ergebnissen zu machen sind. Denn da seine Quellen in der Hauptsache Steuerregister des 15./16. Jahrhunderts sind, wäre für seine bevölkerungs- und agrargeschichtlichen Rückschlüsse eine örtliche Konstanz der bäuerlichen Bevölkerung sowie des Steuer- und Hufenwesens die Voraussetzung. Das ist jedoch nicht, bzw. nicht in dem Maße, wie Witte es voraussetzt, der Fall. Doch kann hier nicht näher darauf eingegangen werden.
2) Witte, Meckl. Geschichte I S. 136/38.
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Stadt und Dorf seit den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts bei den Wenden verschiedentlich bezeugten deutschen Vor- und Zunamen 3 ) zeigen deutlich die Werbekraft und den Fortschritt der deutschen Kultur und Sprache auch bei der niederen wendischen Bevölkerung an. Doch hielt sich die wendische Sprache, welche allerdings "mehr und mehr auf die engsten Kreise der örtlichen und häuslichen Gemeinschaft beschrankt wurde" 4 ), bei den fast durch ganz Mecklenburg verstreuten wendischen Bevölkerungsresten, insbesondere auf dem platten Lande, bis gegen Ausgang des 14. Jahrhunderts. Wenn auch die wendische Sprache nicht mehr so lebenskräftig war, daß sie sich zur Schriftsprache entwickeln konnte, so vermochte sie, als um die genannte Zeit die Bildung von Familiennamen erfolgte, doch noch als lokal begrenzter Volksdialekt eine größere Anzahl von wendischen Familiennamen zu erzeugen 5 ), denen allerdings eine beträchtliche Mehrzahl von deutschen Namen gegenübersteht. Im 15. Jahrhundert und in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts stoßen wir hier und da


3) Witte, Wendische Bevölkerungsreste S. 23/24 (Urk. v. 1277) 55/56 (Urk. v. 1326, 1328, 1329, 1331, 1335, [1355], 1364, 1369), 62 (über das Dorf Hohenfelde, Urk. v. 1312), 63 Anm. 1 (Urk. v. 1292, 1339), 66 (Urk. v. 1317), 67 oben (Urk. v. 1342-48), 83 (Urk. über Jatzke v. 1330, nicht, wie Witte meint, (Karte) Jatzke bei Friedland, wo Kloster Broda nie Besitz hatte, sondern das zwischen 1330 bzw. 1336 (M.U.B. 5161, 5651) und 1560 wüst gewordene, am Westufer des Tollense SSO von Neuendorf gelegene Dorf Jazeke, Jaceke, wie Flurnamen: Gatscher Weg (Meßtischblatt) und Jatsch, Jatscher Ecken (Flurnamensammlung) zeigen. Orts-Reg zu M.U.B. (XI) hat zutreffend: bei Niendorf (Neuendorf) SW Neubrandenburg). Vgl. noch Meckl. Jahrb. 21 S. 27/28 (Wenden in Rostock 1289 ff.).
4) Witte, Wendische Bevölkerungsreste S. 63
5) Witte, Wendische Bevölkerungsreste S. 92-112. Witte verzeichnet im Meckl. Jahrb. 71 S. 171 ff. 600 - 700 verschiedene wendische Namen. (Vgl. dazu: Wendische Bevölkerungsreste S. 114.) Doch bedürfen diese z. T. noch einer Nachprüfung. - Bemerkenswert ist, daß Fürst Johann (IV.) vom Werle (reg. v. 1361-1374, Meckl. Jahrb. 50 S. 249/50) von den Zeitgenossen Knese Janeke genannt wurde, wie die ungefähr 1370 abgefaßte Doberaner Genealogie und die davon zwischen 1370 und 1376 abgeschrieben Parchimsche Genealogie (meckl. Jahrb. 11 S. 16/17, vgl. Anm. 48), ferner Kirchberg, der seine hd. Reimchronik 1378 zu schreiben begann (von Westphalen, Monumenta inedita 1739, IV S. 837, vgl. Kap. III, 7) bezeugen. - Witte schätzt die endische Bevölkerung in Mecklenburg im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts auf ungefähr 27 000 - 31 500 Seelen. (Wendische Bevölkerungsreste S. 114/15.) Dioch vgl. dazu Anm. 1
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noch auf Lebensäußerungen des Wendentums 6 ). Dann machen sich stärkere sprachliche Zersetzungen an den Familiennamen bemerkbar 7 ). Um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert


6) Der wendische Vorname Iwan kommt noch im 15. Jahrh. verschiedentlich vor: 1426 (Lisch, Urkundensammlung zur Geschichte des Geschlechtes von Maltzan, 1842, II S. 575), 1447 (Boll, Geschichte des Landes Stargard bis zum Jahre 1471, 1846, II S. 446), 1455 (Lisch, Urkundliche Geschichte des Geschlechtes von Oertzen, 1847, II 2 S. 156), 1496 (Lisch, Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechtes Behr, 1861, IV S. 162), vgl. noch Meckl. Jahrb. 71 S. 156 (1411, 1424 usw.). Über andere wendische Vornamen Janeke, Tscherneke, Büske, s. Witte, Wendische Bevölkerungsreste S. 73/74 (1427, 1407). - Das Redentiner Osterspiel von 1464 hat eine deutsche Anspielung auf Wenden in Mecklenburg (Witte, Wendische Bevölkerungsreste S. 115). Noch 1471 nannte man den Rostocker Karzer mit einem offenbar dem niederen wendischen Volke entlehnten Ausdruck "temenitze" = Gefängnis (von altslav. temica = Finsternis). (Witte, Meckl. Geschichte II S. 9; Meckl. Jahrb. 16 S. 233; Schiller-Lübben, Mnd. Wörterbuch IV S. 526/27; Miklosich, Wörterbuch der slavischen Sprachen 1886 S. 349.) In den Jahren 1508 bzw. 1512/14 waren nach Ausweis der Rentereiregister am herzogl. Hofe tätig ein wendischer Jägerknecht bzw. ein wendischer Junge, der die Trommel schlug (Rentereireg. 1506/08: "4 ß dem wendischen Jegerknecht Hufschlag"; Meckl. Jahrb. 2 S. 177). 1517/18 begegnen Wenden im Amte Feldberg, 1521 werden im Amte Stavenhagen wendische Wildschweinsjäger erwähnt. (S.A. Landesteilungsakten, Vol. XVII, Auszüge aus den Ämtern, Amt Feldberg 1517/18: ... Ausgabe von Rogken ... 4 Drömpt, 10 Scheffel dem Kircherrn, Scheffern unde den Wenden, die gerodet haben, gegeben." ... "Ausgabe van Arbeis = Erbsen ... 1 1/2 Scheffel den Wenden, die Acker gerodet haben." ... "Ausgabe vam Speck ... 5 Sithen den Wenden, den, die den Acker ratthen." Desgl. Amt Stavenhagen 1520/23: "8 Gulden 20 Schilling vor Gewandt und Stiffeln den wendischen Szwein-Jegern.") - Doch deuten diese Nachrichten darauf hin, daß in den betr. Gegenden das wendische Volkselement bereits etwas Seltenes, etwas im Absterben Begriffenes war. - Allgemein bekannt ist die literarische Nachricht des Nikolaus Marschalk, daß um 1521 die wendische Sprache und wendisches Wesen in der Jabelheide noch vorhanden war (Meckl. Jahrb. 2 S. 177). Über die Umbildung des Namens Leussow zu Leussath im Amte Dömitz zwischen 1535 und 1551 und über die Bezeichnung des zwischen 1464 und 1571 wüst gewordenen Ortes Kattemark (Amt Wittenburg) im Jahre 1571 als "wüste, alte wendische Feldmark" s.Witte, Wendische Bevölkerungsreste S.39 , 102, 113.
7) Bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts zeigen die wendischen Familiennamen noch ein verhältnismäßg reines Gepräge. (S. bes. die Familiennamen Wendische Bevölkerungsreste S. 39 ff. und Meckl. Jahrb. 71 S. 171 ff.) Zersetzungen durch deutsche Volksetymologien und durch deutsche Formen sind selten. (Doberhuth, Dofferhut, Dauerhut usw. aus Dobrota, Swagerhusen aus Swageruse, Meckl. Jahrb. 71 S. 187, 258.) Erst nach 1550 treten diese Zersetzungen (  ...  )
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wird die wendische Sprache auch in ihrem letzten Rückzugsgebiet, der Jabelheide, verklungen sein 8 ).

Während die niederdeutsche Sprache, welche die deutschen Siedler aus ihrer Heimat (Westfalen, Holstein, Friesland, Niedersachsen, Mark Brandenburg) mitbrachten, als Volksdialekt genügend Kraft entwickelte, um die bodenständige wendische Sprache allmählich zu verdrängen, war an die Ausbildung und Pflege einer nationalen niederdeutschen Schrift-und Literatursprache noch nicht zu

denken. Bei dem harten Kampf, den die Ansiedler mit dem schwer zu bearbeitenden Lehm- und Waldboden und bei der Erschließung des Koloniallandes für Handel und Verkehr zu führen hatten, mußten die materiellen Interessen überwiegen. Die Pflege des geistigen Lebens lag ausschließlich in den Händen der Geistlichkeit, deren Sprache war aber die internationale Weltsprache, das Lateinische. Bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts herrscht das Lateinische so gut wie ganz in den Schriftdenkmälern dieser Zeit, in den Urkunden 9 ), in den Stadtbüchern von Rostock und Wismar 10 ) und in der einzigen Chronik, die uns aus jener


(  ...  ) stärker hervor. (Meckl. Jahrb. 71 S. 167/68, vgl. noch Koffeldt, Kuffelt neben Kawolt, Kouahle neben Kofal und Kufall, Krambeherr aus Kramber, Mildach, Middach aus Mittas, Cederahn neben Chedrann, Wildehoeth, Wildehudt, Wilhoedt usw. aus Viluth; Meckl. Jahrb. 71 S. 210, 214, 215, 228, 261, 270.)
8) Witte, Wendische Bevölkerungsreste S. 113. - Die Bezeichnungen: Sarrahn (Serrahn) und Lug, Luch, Leuch als technische Bezeichnungen für den Aalfang und für den Sumpf (-See) begegnen in Amtsbeschreibungen und Akten des 16./17. Jahrhunderts als bescheidene Überreste (Lehnwörter) der wendischen Sprache - wenn wir von den Orts-, Flur- und Familiennamen absehen -. Bezeichnenderweise sind beide Wörter dem Fischergewerbe entnommen, das wohl Hauptdomäne der Wenden war. - Vgl. M. U. B. IV B. S. 450/51, XII S. 476. Kühnel, Meckl. Jahrb. 46 S.85/86, 133.
9) Meckl. Urkundenbuch (M.U.B.) I - IV, X und XXV (Nachträge).
10) Die bisher veröffentlichten Rostocker Stadtbücher bzw. Stadtbuchblätter beginnen mit dem Jahre 1257, Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock (Rost. Beitr.) III, 1, S.1 - 13. Es sind nur vier undatierte Eintragungen, die etwa aus den Jahren 1296, 1296 - 98, 1296 - 1300 stammen, niederdeutsch (M.U.B. 2385, 2386, 2423, 2424), alle übrigen lateinisch abgefaßt. Im übrigen vgl. über die Rostocker Stadtbücher M.U.B. I S. XLV - XLVII; V S. V - X; XIII S. V - XI; Rost. Beitr. II, 2, S. 1 ff.; III, 1, S. XVI - XVII; IV, 1, S. 1. Das älteste Wismarer Stadtbuch beginnt wahrscheinlich noch einige Jahre vor 1250. Es ist in lateinischer Sprache abgefaßt, nur die ersten (  ...  )
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Zeit überliefert ist, der Wismarschen Chronik über die Vormundschaftsführung der Fürstin Anastasia (1275/78) 11 ).

Um die Wende des Jahrhunderts tauchen zuerst niederdeutsche mecklenburgische Urkunden auf 12 ). Die ersten betreffen die Herrschaft Wenden: Aus dem Jahre 1290/91 ist die beglaubigte Abschrift eines Transsumpts, aus dem Jahre 1292 die erste niederdeutsche Original-Urkunde erhalten 13 ). In derselben Herrschaft folgt dann erst wieder eine Originalurkunde aus dem Jahre 1307 14 ).

Aus der Herrschaft Mecklenburg haben wir die ersten niederdeutschen Urkunden aus den Jahren 1306 und 1307 15 ), aus der Grafschaft Schwerin vom Jahre 1301 eine Abschrift, vom Jahre 1307 eine Originalurkunde 16 ), aus der Herrschaft Rostock eine


(  ...  ) 25 Eintragungen sind niederdeutsch. Doch ist dies durchaus eine Ausnahme bei Stadtbüchern. Techen, Das älteste Wismarsche Stadtbuch von etwa 1250 - 1272, 1912, S. VI/XVII, M.U.B. 648. Im übrigen vgl. über die Wismarschen Stadtbücher M. U. B. I S. XLVIII bis LI.
11) Vom Stadtschreiber ins Wismarsche Stadtbuch von 1272 eingetragen. M. U. B. 1382, vgl. Meckl. Jahrb. 3 S. 37 - 39. Hinzu kommt noch als einziges dichterisches Werk, von dem wir Kunde haben, die vielleicht aus dieser Zeit stammende, aber nicht mehr erhaltene, wohl in Form einer Reimchronik abgefaßte Passio St. Ludolfi. Sie wurde nach Kirchberg von Untergebenen des meckl. Fürsten Johann I. Theologus († 1264) verfaßt. Lorenz, Der Anteil Mecklenburgs an der deutschen Nationalliteratur von den Anfängen bis zum Ende des XVII. Jahrhunderts, Rost. Diss. 1893 S. 8; Witte, Meckl. Geschichte II S. 6. Doch ist es auch möglich, daß sie im 14. Jahrh. gedichtet wurde. (Allgemeine Deutsche Biographie, 19, S. 387; Masch, Geschichte des Bistums Ratzeburg 1835 S. 146 Anm.; Schröder, Mecklenburg und die Mecklenburger in der schönen Literatur (Meckl. Geschichte in Einzeldarstellungen VI/XII) 1909 S. 2.
12) Doch begegnen seit dem 12. Jahrhundert i. d. lat. Urk. einzelne deutsche Wörter für bestimmte technische Ausdrücke, bei denen offenbar die lat. Sprache nicht ausreichte. Z. B.: burchwerc, markzinc, brucwerc, lantwere, lantdink.
13) M. U. B. 7230, 2182. Den ältesten, erhaltenen fortlaufenden niederdeutschen Text Mecklenburgs stellen die oben (Anm. 10) erwähnten Wismarschen Stadtbucheintragungen dar. Aber weder sie, noch die niederdeutschen Rostocker Stadtbucheintragungen von 1296 ff. sind für das Aufkommen der niederdeutschen Schriftsprache von Bedeutung gewesen, da sie ganz isoliert dastehen und eine fortschreitende Entwicklung der niederdeutschen Schriftsprache sich an sie nicht anknüpft.
14) M.U.B. 3178.
15) M.U.B. 3084, 3179B, 13835.
16) M.U.B. 2756, 3145.
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Abschrift vom Jahre 1312 17 ). Alle diese Urkunden sind Fürstenurkunden, d. h. solche Urkunden, die als Aussteller einen der betr. Fürsten nennen, und sind wahrscheinlich auch aus den betr. fürstlichen Kanzleien hervorgegangen 18 ).

Die weitere Aufnahme und Ausbreitung der niederdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg weist, wie sich später zeigen wird, wichtige Parallelen mit der Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache auf, daher verlohnt es sich, das weitere Vordringen der niederdeutschen Schriftsprache genauer zu verfolgen.

Aus dem Jahre 1316 stammt die erste niederdeutsche Originalurkunde mecklenburgischer Adliger 19 ). Die ältesten städtischen Urkunden sind drei Originalurkunden der Städte Parchim, Schwerin und Neubrandenburg aus den Jahren 1312, 1326 und 1333 20 ). Die älteste niederdeutsche Originalurkunde der Städte Rostock und Wismar stammt erst aus dem Jahre 1332 21 ). Von einigen nur in Abschriften erhaltenen Urkunden der Geistlichkeit aus den Jahren 1307, (1313), 1315, 1321 abgesehen, - bei denen es zweifelhaft sein mag, ob es wirkliche Abschriften und nicht vielmehr Übersetzungen sind -, stammt die erste geistliche Originalurkunde aus dem Jahre 1323 (Bischof von Schwerin) 22 ). Die niederdeutschen Urkunden nehmen, wie das Mecklenburgische Urkundenbuch zeigt, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts langsam zu. Um die Mitte des Jahrhunderts halten sich die von mecklenburgischen Fürsten und Adligen ausgestellten lateinischen und niederdeutschen Urkunden so ziemlich das Gleichgewicht, wenn auch noch bei den Städten und bei der Geistlichkeit die lateinischen Urkunden überwiegen. Gegen Ende des Jahrhunderts treffen wir nur


17) M. U. B. 7272.
18) Ein endgültiges Ergebnis ist natürlich hier und im folgenden nur durch eingehende diplomatische Untersuchungen am Original zu erzielen, denn es ist möglich, daß gelegentlich Urkunden nicht in der Kanzlei der Person hergestellt sind, welche der Titel der Urkunde als Aussteller nennt. Solche Untersuchungen, die weit über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen und in eine erschöpfende Geschichte der meckl. Kanzlei gehören, könnten meine Ergebnisse gelegentlich berichtigen. Wenn sich aus innern Gründen bei einer Urkunde Zweifel an der Identität von Aussteller und Hersteller ergeben, so ist es im folgenden angemerkt.
19) M. U. B. 3840.
20) M.U.B. 3524, 4712, 14143.
21) M. U. B. 5362; voran geht eine nur als Abschrift erhaltene Urkunde der Stadt Wismar aus dem Jahre 1330 M. U. B. 5135.
22) M. U. B. V 3188, 3582, 3737, 4317, 4419.
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noch vereinzelte lateinische Urkunden der mecklenburgischen Fürsten und Adligen an, bei den Städten überwiegen bereits die niederdeutschen, und bei der Geistlichkeit halten beide sich das Gleichgewicht. Im 15. Jahrhundert kommen nur noch ganz vereinzelte, fast ausschließlich von der Geistlichkeit ausgestellte lateinische Urkunden vor, die sich mit einigen seltenen Ausläufern bis ins 16. Jahrhundert hinein erstrecken 23 ). Wenn wir noch sehen, daß auch in den eigentlichen Hanserezessen seit den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts das Niederdeutsche überwiegt 24 ), so kommen wir zum Ergebnis, daß im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts der Sieg der nationalen Schriftsprache als Sprache der eigentlichen Urkunden entschieden war 25 ).

Länger, zum Teil bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts hinein, wurde noch in den Verordnungen (Bürgersprachen, Willküren) der beiden Seestädte Rostock und Wismar das Lateinische angewandt, d. h. für die offizielle, rechtsverbindliche Formulierung, verkündet wurden sie in der Bürgerschaft natürlich von vornherein in niederdeutscher Sprache 26 ). Doch muß um


23) Das bezeugen z. B. die Maltzanschen Urkunden, wo sich unter vielen niederdeutschen nur je eine lateinische Urkunde aus den Jahren 1403, 1416, 1453, 1475 vorfindet (Lisch, von Maltzan II S. 511/14,III S. 36/39, 198/200, 391/92). Ähnlich ist es bei den Behrschen, Oertzenschen und Stargarder Urkunden (Boll). Bei den Neuklosterschen Urkunden findet sich eine lateinische Urkunde aus den Jahren 1404, 1428, 1434, 1437, 1491, 1529 (2 Urk.) (Lisch, Meckl. Urkunden 1837 II S. 170/73, 187 vgl. 179 Anm., 199/204, 208, 241, 157/58.) Die letzte gedruckte lateinische Urkunde, die mir begegnet ist. stammt aus dem Jahre 1530 und ist eine Urkunde des Bistums Schwerin (Meckl. Jahrb. 4 S. 260/61).
24) Der erste niederdeutsche Rezeß ist der von Lübeck vom 20.I.1358. (Hanse-Rezesse, I. Abt., [Koppmann], I, 1870, S. 135/37), der letzte lateinische ist der von Lübeck vom 28.II.1384 (Hanse-Rezesse, I. Abt., II, S. 330).
25) Wir dürfen wohl annehmen, daß im allgemeinen auch in Mecklenburg die zur Schrift- und Verkehrssprache für das niederdeutsche Sprachgebiet erhobene Lübecker Mundart (Grimme, Plattdeutsche Mundarten, 1910, S. 11) für die Schriftsprache maßgebend war, wenn sich auch in den Urkunden und Akten verschiedentlich der Einfluß von mecklenburgischen Volksdialekten zeigt. (Vgl. Kap. IV.) Doch kann ich mich hier, wie auch hernach, auf eingehende sprachliche Untersuchungen nicht einlassen, da meine Arbeit die Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache in der Hauptsache vom historischen Standpunkt aus behandeln soll. - Vgl. noch Anm. 105.
26) Die Bürgersprachen der Stadt Wismar sind bis 1399 einschl. lateinisch, mit diesem Jahre setzen vereinzelt niederdeutsche ein, doch überwiegen die lateinischen durchaus bis 1453. Die nächste erhaltene (  ...  )
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die Mitte des 14. Jahrhunderts bei den bedeutenderen Bürgern das Lateinische als Schriftsprache durchaus üblich gewesen sein, wie das Rechnungsbuch einer Rostocker Handelsgesellschaft aus den Jahren 1345 - 1350, das ganz lateinisch geführt ist, zeigt 27 ).

Auffallend lange hielt sich das Lateinische in den Stadtbüchern (Hausbüchern, Grundbüchern) der beiden Seestädte Rostock und Wismar. Es ist dies typisch für das zähe Festhalten am Althergebrachten, das die beiden Städte auch auf andern Gebieten auszeichnete. Das Rostocker Stadtbuch ist erst seit dem Jahre 1480 niederdeutsch geführt 28 ). Niederdeutsche


(  ...  ) ist vom Jahre 1480 und niederdeutsch (Techen, Die Bürgersprachen der Stadt Wismar, Hansische Geschichtsquellen N. F. III 1906). Dieses Schwanken zwischen lateinischer und niederdeutscher Sprache haben wir uns folgendermaßen zu erklären: Der Stadtschreiber formulierte auf einzelnen Zetteln die Bürgersprachen doppelt, in lateinischer Sprache als rechtsverbindliche Norm, in niederdeutscher Sprache für die Verkündigung an die Bürgerschaft, die alljährlich zu bestimmten Terminen vom Rathaus herab durch den worthabenden Bürgermeister erfolgte. Dies tritt deutlich zutage bei den Wismarer Willküren, die 1340 durch den Stadtschreiber Nicolaus Swerk gesammelt und in das von ihm angelegte Ratswillkürenbuch eingetragen wurden. (M.U.B. I S. L/LI.) Es begegnen uns hier nämlich neben den weit überwiegenden lateinischen schon frühzeitig - um 1306?, 13232, 1330, 1340 usw. - niederdeutsche Willküren. (M. U. B. 3059, 4463, 5185, 6019; im übrigen verweise ich für dieses und das Folgende auf die Register des M. U. B. unter "Willküren".) Man kann dies nur durch ein mechanisches Abschreiben von Einzelaufzeichnungen erklären. Dieselbe Erscheinung findet sich auch bei den viel weniger zahlreich erhaltenen Rostocker Willküren, die in dem erst um 1400 angelegten Liber arbitriorum aus ."zerstreuten Aufzeichnungen" kodifiziert wurden. (M. U. B. V S. XIV/XV.) Hier ist die erste niederdeutsche Willkür aus den Jahren 1354 - 56. (M. U. B. 7906) Die Überlieferung der Rostocker Bürgersprachen ist besonders dürftig. Die älteste stammt erst aus der Zeit um 1400, die nächste ist ungefähr 100 Jahre jünger, beide sind niederdeutsch (Rost. Beitr. IV, 2, S. 49, M. U. B. XXIV 13731.) Die Luxusordnung für die Stadtdörfer von 1421 ist niederdeutsch, ebenso die Gerichtsordnung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (Rost. Beitr. IV, 1, S. 30; III, 4, S. 65 ff.).
27) Koppmann, Johann Töllners Handlungsbuch, 1885.
28) Die Stadtbücher (Hausbücher) der Alt-, Mittel- und Neustadt (Ratsarchiv Rostock) sind von Cathedra petri (22. II.) 1480 ab niederdeutsch geführt. Da das Lateinische plötzlich ohne Übergangserscheinungen mit Beginn des Rechnungsjahres (22.II.) einsetzt, so ist entweder anzunehmen, daß dafür ein entsprechender Beschluß des Rostocker Rates die Ursache war, wie es für Lübeck bezeugt ist, wo im Jahre 1455 das Niederdeutsche durch Ratsbeschluß (  ...  )
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Sätze begegnen vorher in allen Jahrhunderten, sind aber ganz außerordentlich selten 29 ). Noch länger hielt sich das Lateinische im Wismarer Stadtbuch, es ist erst seit dem Jahre 1521 niederdeutsch geführt 30 ). Dagegen ist das von 1424 ab erhaltene Schweriner Stadtbuch niederdeutsch abgefaßt 31 ), und in den 1399 beginnenden, bis zum Jahre 1448 sich erstreckenden Fragmenten des Stadtbuches von Neukalen findet sich von 1399 an bereits eine größere Zahl von niederdeutschen Eintragungen 32 ).

Verhaltnismäßig lange hielt sich das Lateinische auch in den Akten (Registern und Rechnungen) der mecklenburgischen Fürsten und der Stadt Rostock: Sie wurden erst seit den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts niederdeutsch geführt 33 ).


(  ...  ) als Sprache für die Stadtbücher eingeführt wurde (Rehme, Das Lübecker Oberstadtbuch, 1895, S. 16), oder daß ein neuer Stadtschreiber eingestellt wurde, der von sich aus das Niederdeutsche ein-führte. Vgl. Anm. 30 und Kap. III, 3.
29) S. Anm.10, M. U. B. XIII S. VI: Eintragung von l390. Das Rostocker Stadtbuch von 1439 - 1449 hat z. B. nur in den Jahren 1439 und 1449 je eine niederdeutsche Eintragung.
30) Nach den Auszügen aus den Wismarschen Stadtbüchern (Grundbüchern) dieser Zeit (die Originale sind nicht mehr vorhanden) waren sie lateinisch geführt noch am 6.II. und 2. VII. 1520, am 1. X. 1521 und am 13.IV. 1522 niederdeutsch. Dagegen sind die kleinen Stadtbücher oder Zeugebücher seit Frühjahr 1486 überwiegend niederdeutsch geführt, wenn auch vereinzelte lateinische Eintragungen noch bis zum 24.XI.1488 begegnen: Mitteilung des (†) Wismarer Stadtarchivars Dr. Techen (1919). Nach seiner Ansicht wird der Übergang vom Lateinischen zum Niederdeutschen in der Führung der Stadtbücher (Grundbücher) mit dem Amtsantritt des Stadtsekretärs Mag. Jordan Hoppener zusammenfallen. Bei den Zeugebüchern fällt der Übergang mitten in die Amtszeit Gottfried Persevals, doch meinte Techen, daß diese Bücher wohl von Substituten geschrieben wurden.
31) Depositum im Geh. und Hauptarchiv Schwerin (S. A.). Nur die Einleitung ist noch lateinisch abgefaßt!
32) Meckl. Jahrb. 43 S. 3ff. Die Fragmente sind aus den Jahren 1399, 1400, 1401, 1402, 1414, 1415, 1417, 1447, 1448; von 34 Eintragungen sind 23 lateinisch, 9 niederdeutsch, 2 gemischt. Dagegen war das Parchimer Stadtbuch von 1395 - 1400 lateinisch geführt. M. U. B. 12725, 12882, 13034, 13232, 13383, 13564.
33) Die am vollständigsten erhaltenen Rostocker Stadtrechnungen sind bis zum Ende des 14. Jahrhunderts ganz lateinisch. Erst in den beiden ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts dringen in die Rechnungen einzelne niederdeutsche Sätze ein, die sich bald vermehren, so daß ungefähr vom Jahre 1420 an die Rechnungen so gut wie ganz niederdeutsch sind. (Ro. A. Landgüter-, Gewett-, Gerichts-, (  ...  )
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Auch in der Literatur setzte sich das Niederdeutsche langsam durch, wenn es auch von vornherein mit der hochdeutschen Hof-und Dichtersprache stark zu kämpfen hatte 34 ). Es begegnen uns in mecklenburgischen Archiven Fragmente von verschiedenen niederdeutschen Evangelien-, Andachts- und Gebetsbüchern und von einem Passional. Nach der Handschrift weisen sie auf Mitte oder zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hin 35 ). Ja, ein niederdeutsches Gedicht, eine Übersetzung der Sprüche des Dionysius Cato, muß, wie der Schriftcharakter zeigt, bereits im Anfang des 14. Jahrhunderts abgefaßt sein 36 ). Aus derselben Zeit etwa stammt auch die niederdeutsche Bearbeitung einer Paraphrase des Heinrich von Krolewitz über das Vaterunser 37 ). Aus dem Jahre 1388 ist ein niederdeutscher Zauberspruch erhalten 38 ). Zwei Jahre später findet sich das Fragment eines niederdeutschen lyrischen Gedichtes vor 39 ). Ein Hochzeitsbitterlied und die Übersetzung eines niederdeutschen Minneliedes sind uns aus den Jahren 1433 - 48 erhalten 40 ). Das Ribnitzer Stadtbuch vom Jahre 1456 hat niederdeutsche ge-


(  ...  ) Weinamts-, Kämmerei-, Münz-, Mühlen-, Schloßrechnungen, bis 1400 z. T. gedruckt im M. U. B.; ferner das Rostocker Weinbuch von 1382 - 91, herausgegeben von Dragendorff und Krause, 1908.) Auch die Wismarer Kämmereirechnungen von 1326 - 36 sind lateinisch geführt; sehr selten sind kurze niederdeutsche Sätze. (Meckl. Jahrb. 29 S. 77 ff.) Aus der Zeit des Übergangs vom Lateinischen zum Niederdeutschen sind, wie mir Dr. Techen mitteilte, Wismarer Stadtrechnungen nicht erhalten. Ferner sind die wenigen erhaltenen fürstlichen Hof- und Amtsrechnungen und Register des 14. Jahrhunderts lateinisch. (M. U. B. 3296 [1309], 3941 [1317/18], 4402 [1322 - 72], 7988 [1354], 10424 [1373].) Auch die Amtsregister des 15. Jahrhunderts sind z. T. noch lateinisch geführt. Vgl. das Bederegister von 1404, Meckl. Jahrb. 11 S. 406/18. Das letzte, ganz lateinisch gefuhrte Register, das mir begegnete, ist das Landbederegister der Vogteien Güstrow, Teterow, Laage, Krakow von 1441. Dort begegnen noch lange lateinische Überschriften sowie einzelne lateinische Wörter für technische Ausdrücke (precaria, pactus, tenetur usw.) in den Registern.
34) Vgl. Kap. III, 7.
35) Meckl. Jahrb. 10 S. 375 - 78, 23 S. 128/38.
36) Meckl. Jahrb. 9 S. 473/74.
37) Lorenz S. 6, Schröder S. 1.
38) Rost. Beitr. II, 3, S. 106.
39) Auf einem leeren Blatt in gleichzeitig geschriebenen Wismarer Hanseakten von 1390. (Meckl. Jahrb. 7 S. 231.) Es dürfte aus dem Hochdeutschen übersetzt sein, wie die Formen "tzo", "tzyd", "tzarten" andeuten.
40) Meckl. Jahrb. 22 S. 268 - 72, vgl. Meckl. Jahrb. 27 S. 275/78; Lorenz S. 7; Schröder S. 5.
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reimte weise Regeln für Stadtobrigkeiten überliefert 41 ). - Vor etwa 18 Jahren entdeckte Claussen ein um 1478 wahrscheinlich von Rostocker Studenten geschriebenes niederdeutsches Liederbuch 42 ), das neben einigen lateinischen und hochdeutschen Liedern sowie drei lateinisch-niederdeutschen Mischliedern nicht weniger als 42 niederdeutsche Liebes-, Trink-, Scherz- und historische Lieder sowie zwei geistliche Lieder und eine Anzahl von niederdeutschen Sprüchen enthält, die zum größten Teil bislang unbekannt waren.

Trotz dieses wichtigen Fundes wird man zugeben müssen, daß das Niederdeutsche auf dem Gebiete der lyrischen und lehrhaften Dichtung mit der hochdeutschen Dichtung des 14. und 15. Jahrhunderts einen Vergleich nicht abhalten kann. - Der etwas nüchterne Sinn des Norddeutschen dürfte Schuld daran sein. - Daß dagegen in der dramatischen Dichtung im 15. Jahrhundert das Niederdeutsche dem Hochdeutschen durchaus ebenbürtig, wenn nicht überlegen war, zeigt am besten das Redentiner Osterspiel von 1464, welches in seinen realistischen Teufelsszenen mit ihrem echt niederdeutschen, halb gutmütigen, halb derb-drastischen Humor "ein wirkliches dichterisches Kunstwerk" ist 43 ). Aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben wir fast nur Übertragungen aus dem Lateinischen oder Hochdeutschen, die allerdings z. T. recht geschickt sind. Es mangelt sichtlich an größeren originellen niederdeutschen Schöpfungen. So wurden die vom Rostocker Professor Hinrich Boger gleich nach 1500 verfaßten lateinischen Gedichte über den Sternberger Judenmord und über die Dithmarschen-Schlacht, ferner die wahrscheinlich gleichfalls von Boger herrührende lateinische Reimchronik über die Rostocker Domfehde vielleicht von dem ans Göttingen stammenden Rostocker Professor Tile mann Heverlingh, der von 1501 bis 1511 an der Universität


41) Meckl. Jahrb. 27 S. 278/79. Sie sind wahrscheinlich Übersetzungen von einem weit verbreiteten lateinischen Text. (Meckl. Jahrb. 39 S. 101/103; Lorenz S. 7: Schröder S. 5.)
42) Claussen, Rostocker niederdeutsches Liederbuch vom Jahre 1478, Rostock 1919. Hinstorff.
43) Schröder S. 6 ff.; Lorenz S. 9/11; Lübben im Jahrb. des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, Jahrg. 1875, S. 9/10. Ungefähr aus dem Jahre 1520 stammen dieBruchstücke des Röbeler Fastnachtsspiels. (Meckl. Jahrb. 27 S. 279/86; Schröder S. 12; Lorenz S. 11/12.) Über die Aufführung eines geistlichen Schauspiels wahrscheinlich um 1520 s. Schöder S. 35.
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lehrte, zu niederdeutschen Reimgedichten umgearbeitet 44 ). Das 1519 zu Rostock gedruckte "nye schip van Narragonien" wurde, wie es scheint, von dem Rostocker Buchdrucker Ludwig Dietz übersetzt und umgedichtet 45 ). Noch in die letzten Jahre des 15. Jahrhunderts reichen verschiedene Volksbücher zurück, die von den Rostocker Michaelisbrüdern ins Niederdeutsche übersetzt und gedruckt wurden 46 ). Im übrigen blühte im 16. Jahrhundert eine mannigfaltige niederdeutsche Literatur von kleinen Schriften geistlichen und weltlichen, erbaulichen und belehrenden Jnhalts 47 ).

In den Prosachroniken, in denen das Lateinische im 14. Jahrhundert unumschränkt herrschte und seine mehr oder minder dürftigen Ausläufer bis ins 15., ja sogar bis ins 16. Jahrhundert hinein erstreckte 48 ), ist auch im 15. Jahr-


44) Meckl. Jahrb. 4 S. 89, 6 S. 195/96, 9 S. 480/84, 12 S. 210, 45 S. 33/52, 47 S. 115, 126, 133 -36. Hansische Geschichtsblätter 1885 S. 169/70. Allgemeine Deutsche Biographie 12 S. 344. (Das Jahr 1506 dürfte hier ein Versehen sein, Meckl. Jahrb. 47 S. 136 gibt Krause das Jahr 1511 an, auch Lorenz hat Anm. 1501 - 11.
45) Dagegen hat der 1517 zu Rostock gedruckte "Reinke de Vos" wahrscheinlich nicht einen Mecklenburger, sondern einen Lübecker Ordensgeistlichen zum Verfasser. (Lorenz S. 12, Schröder S. 13/14.) Der Reinke de Vos wurde hernach 1539, 1549, 1592 und 1616 zu Rostock in niederdeutscher Spraye neu bearbeitet bzw. neu gedruckt. Wiechmann, Mecklenburgs altniedersächsische Literatur, 1864, Nr. XVII, LXXXIX, CXII, CCXXXIV, CLXXXVI.
46) Schröder S. 13; Wiechmann Nr.CCV - CCIX.
47) S. die chronologische Übersicht von niederdeutschen Drucken bei Wiechmann III Anhang S. III ff.
48) Ribnitzer Chronik (lat. Rezension) vielleicht vom Prokurator des Klosters Dietrich von Studitz (urkundlich bezeugt 1329 - 30) verfaßt. Sie geht in ihren Fortsetzungen bis zum Jahre 1538. (Techen, Die Chroniken des Klosters Ribnitz S. 1 - 4, 8, 12, 16 Anm. 3.) Kurze chronistische Notiz im Wismarer Ratsbuch von 1339 (Meckl. Jahrb. 7 S. 36/37.) Doberansche Chronik, eine Genealogie des mecklenburgischen Fürstenhauses, aufgezeichnet im Diplomatorium des Klosters, 1. Teil ungefähr um 1370, 2. Teil wahrscheinlich im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts abgefaßt. Parchimsche Genealogie, ins Parchimsche Stadtbuch wahrscheinlich vom Stadtschreiber eingetragen, 1. Teil zwischen 1370 und 1376 als "eine hin und wieder modifizierte Abschrift der Doberaner Genealogie", 2. Teil nach dem Jahre 1455 selbständig verfaßt. (Meckl. Jahrb. 43 S. 1 - 25) Chronik Heinrichs von Balsee, Stadtschreibers zu Wismar, über die Zeit von 1323 - 1385, angefangen 1384 (Meckl. Jahrb. 43 S. 165 ff.). Verschollene Wismarer Chronik, welche der aus Wismar Stammende Schweriner Bischof Nikolaus Böddeker (1444 - 57) schreiben ließ. (Meckl. Jahrb. 43 S. 165) Kurze Chronik der Rostocker Domhändel von 1484 - 87. (Meckl. Jahrb. 43 S. 187/88) Kleine Güstrower (  ...  )
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hundert der Sieg zugunsten des Niederdeutschen entschieden 49 ). Es ist immerhin bezeichnend, daß Rostocker und Wismarer Ratsherren und Geistliche sich bei ihren Chroniken jetzt der niederdeutschen Sprache bedienen. Die Chronik über die Rostocker Fehde von 1487 - 91 stellt eine durchaus beachtenswerte Leistung dar und verdient es, den berühmten Lübecker Chroniken an die Seite gestellt zu werden. Sie zeigt uns die der niederdeutschen Sprache besonders eigentümliche Fähigkeit zur schlichten, anschaulichen und lebendigen Erzählung 50 ). Den späteren hochdeutschen, durchweg trockenen und dürftigen Chroniken ist sie in jeder Hinsicht weit überlegen.

Im 15. Jahrhundert hatte in Mecklenburg die zur Schriftsprache erhobene niederdeutsche Volkssprache der Laien den endgültigen Sieg über die internationale lateinische Schriftsprache der Geistlichen errungen und war durchaus literaturfähig geworden.

Der tiefere Grund für diesen Wandel von der lateinischen zur niederdeutschen Schriftsprache ist in der Geistesgeschichte,


(  ...  ) Chroniken aus den Jahren 1503, 1508, 1512, im Güstrower Kalandsbuch. (Meckl. Jahrb. 44 S.33/36) Im 16. Jahrhundert finden sich noch verschiedene lateinische Chroniken von Marschalk. Bacmeister, Lindeberg usw. Sie dind aber Ausflüsse humanistischer Studien und gehören daher nicht hierher.
49) Rostocker Chronik über die Ereignisse von 1310 - 1314, "im großen und ganzen ein ins Niederdeutsche übersetzter Auszug aus Kirchbergs Chronik". Vielleicht 1408 erfaßt. (Kraue, Hansische Geschichtsblätter 1885 S. 163 - 65; Krause, über den 1. und 2. Teil der Rostocker Chronik, Rost. Gymnasialprogramm 1873 S. 3.) Chronik des Wismarschen Ratsherrn Mag. Johann Werkmann über die Wismarsche Revolution von 1427/28, geschrieben wahrscheinlich zwischen 1428 und 1430. (Meckl. Jahrb. 55 S. 2 - 5, 96 ff.) Chronik der Rostocker Domfehde von 1487 - 91, gleichzeitig, vielleicht von einem Rostocker Geistlichen, verfaßt. (Krause, Hansische Geschichtsblätter 1885 S. 167/69; gedr. Rostocker Gymnasialprogramm 1880: "Van der Rostocker Veide".) Chronik der St. Nikolaikirche zu Wismar, verfaßt 1470 - 1509 vom Wismarer Vikar Michael Kopmann. (Meckl. Jahrb. 47 S. 53 ff., 48 S.342/43.) Denkwürdigkeiten des Rostocker Ratsherrn Jacob Darkow über die Jahre 1506 - 1522 mit späteren Zusätzen über Ereignisse der Jahre 1543, 1557, 1558, die vielleicht von einem Nachkommen herrühren, versehen. (Rost. Beitr. III, 2, S. 1 ff.) Niederdeutsche Rezension der Ribnitzer Chronik, sog. Chronik des Franziskaner-Lesemeisters Slaggert zu Ribnitz, 1522 bis 1532 geschrieben. (Techen, Die Chroniken des Klosters Ribnitz S. 7 ff.) Über niederdeutsche Chroniken aus der 2. Halfte des 16. Jahrhunderts vgl. Kap. III, 7.
50) Vgl. Lübben im Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, Jahrgang 1875, S. 10/12.
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in der Änderung der Weltanschauung zu suchen. Seit dem Mißerfolge des zweiten Kreuzzuges (1147 - 49) mit seiner katastrophalen Wirkung auf die bis dahin alle Welt beherrschende höchstgespannte international-kirchliche und nur auf das Jenseits gerichtete Weltanschauung setzte eine neue Geistesbewegung: die Nationalisierung und Entklerikalisierung (Entkirchlichung und Verweltlichung) der Gemüter der Menschen langsam ein 51 ). An Stelle der römischen, geistlichen, jenseitigen, weltfeindlichen Jdeale setzte sich langsam eine echt germanische, laienhafte, diesseitige, weltfreudige Weltanschauung wieder durch.

Besonders gut können wir diesen Umwandlungsprozeß an Hand der deutschen Literatur verfolgen: von den Dichtern wurden immer mehr weltliche und im deutschen Volkstum wurzelnde Stoffe und Ideen behandelt. Zuerst durch die Jugend, die fahrenden Schüler und Studenten. Erinnert sei nur an die für das Mittelalter unerhört freigeistigen Carmina Burana. - Zu den wandernden Studenten gesellten sich die fahrenden Spielleute, die die neue Bewegung mehr volkstümlich machten, bis dann in Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach diese Bewegung ihren Höhepunkt fand. Diese Bewegung griff nun auch auf die Sprache über. Zuerst waren die Satiren der fahrenden Schüler und Studenten noch in lateinischer Sprache verfaßt. Dann aber begann die deutsche Sprache sich siegreich durchzusetzen. Mit Energie wurde auf allen Gebieten der Literatur die Freiheit von der Bevormundung durch die römischen Priester und von ihrer Sprache erstrebt. Diese auf die Beherrschung und künstlerische Anwendung der völkischen Sprache gerichtete Bewegung dehnte sich bald auf die Prosaliteratur aus, drang ungefahr seit der Mitte des 13. Jahrhunderts auch in die Kanzleien ein, trotzdem diese ausschließlich von Geistlichen besetzt waren, und nötigte auch sie, dem neuen laienhaften und völkischen Zeitgeiste Rechnung zu tragen und ihre Urkunden in deutscher Sprache abzufassen. - Die erste deutsche Kaiserurkunde stammt aus dem Jahre 1238/39 52 ). Wie wir sehen, hatte etwa 50 Jahre später diese


51) Hampe, Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer, 2. Aufl., 1912, S. 115 ff. Mit Recht hebt Hampe auf S. 117 hervor, daß der bekannte Historiker Nitzsch die Katastrophe des zweiten Kreuzzuges mit Napoleons I. Katastrophe in Rußland verglichen habe.
52) Thommen, Königs- und Kaiserurkunden, in Meisters Grundriß der Geschichtswissenschaft 1913 S. 16.
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Bewegung auch Mecklenburg erreicht, um nach weiteren 100 Jahren zum siegreichen Durchbruch gekommen zu sein. - Diese neue Bewegung machte nicht einmal vor der Kirche Halt. Auch sie sah sich schließlich genötigt, der nationalen niederdeutschen Sprache Zugeständnisse zu machen. Bezeichnend für den Geist der Zeit und für den Widerwillen des Volkes gegen die lateinische Sprache, selbst im Gottesdienst, ist es, wenn wir sehen, daß schon 1429 in Rostock eine Stiftung dafür vorhanden war, daß das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis in der Muttersprache durch den Priester hergefagt und erklärt werden sollte 53 ). Ja, die mecklenburgische Geistlichkeit sah sich schließlich genötigt, einige niederdeutsche Kirchenlieder 1492 und 1519 im Gottesdienst zuzulassen 54 ). So wurde schon seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die neue Zeit allmählich vorbereitet, bis alle diese Bestrebungen im Humanismus und in der Reformation mit elementarer Kraft an die Oberfläche kamen.

II.

Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg durch die herzogliche Kanzlei und durch die Herzöge

1. Einführung der hochdeutschen Schriftsprache in die herzogliche Kanzlei durch den Kanzler Dr. Anthonius Grunwald (1493 - 1501) und Aufnahme des Hochdeutschen als Schriftsprache durch die Herzöge Magnus II. und Balthasar sowie durch Magnus' Söhne Heinrich V. und Albrecht VII.

Wie kam es, daß die niederdeutsche Schriftsprache trotz all der kräftigen Lebensäußerungen und trotz einer gewissen Blüte, die sie im 15. Jahrhundert entwickelt hatte, bereits im Laufe des 16. Jahrhunderts der hochdeutschen Schriftsprache erlag? - Diese Frage hat schon seit Rudloffs Zeiten die mecklenburgischen Geschichtsschreiber und -forscher beschäftigt. Sie sehen den äußern Anlaß in der herzoglichen Kanzlei, in welche die hochdeutsche Schriftsprache zu Anfang des 16. Jahrhunderts durch die beiden aus Mitteldeutschland (Sorau in der Niederlausitz) stammenden Kanzler von Schöneich, den alteren Brand (1502


53) Rost. Beitr. II, 3, S. 107/08.
54) Bachmann, Geschichte des evangelisvchen Kirchengesanges in Mecklenburg, 1881, S. 4/5; vgl. noch Kap. III, 7.
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bis 1507) und seinen Neffen Caspar (1507 - 1547), eingeführt sei 55 ). Ihre knappen Angaben sind aber nicht durch eingehende Untersuchungen näher begründet, sondern stellen nur gelegentliche Bemerkungen dar. Trotzdem haben sie, um das vorweg zu nehmen, wenigstens in dem ersten Punkte richtig gesehen: die hochdeutsche Schriftsprache ist in Mecklenburg tatsächlich durch die Kanzlei und nicht, wie man ja auch annehmen könnte, durch die beiden neuen Geisteserrungenschaften des hochdeutschen Sprachgebiets: Buchdruck und Reformation, einge-führt worden.

Nun wurde vor etwa 20 Jahren die Frage nach dem Auftreten der hochdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg von Böttcher in seiner Dissertation über das Vordringen der hochdeutschen Sprache in den Urkunden des niederdeutschen Gebietes vom 13. bis 16. Jahrhundert 56 ) auf Grund von Urkunden des


55) Rudloff, Pragmatisches Handbuch der mecklenburgischen Geschichte 1780, II S. 922; von Lützow, Versuch einer pragmatischen Geschichte von Mecklenburg 1827, II S. 331/32; Lisch, Meckl. Jahrb. 3 S. 69 Anm. 1; Krause, Allgemeine Deutsche Biographie 32 S. 286/87; Witte, Mecklenburgische Geschichte II S. 25; Schröder, Meckl. Literatur S. 60/61; vgl. noch Kluge, Von Luther bis Lessing 1888 S. 102. - In der 5. Auflage 1918 S. 133 werden bereits die Ergebnisse von Böttchers Arbeit (vgl. Anm. 56) verwertet. - Vgl. noch Kap. II, 2.
56) Berliner Dissertation, 1916, Teildruck. - In der Zeitschrift für Deutsche Mundarten Jahrg. 1921 S. 62/67 und 1922 S. 97/108 erschienen hiernach nur die Einleitung, die Abschnitte über Lübeck und Schleswig-Holstein sowie der Schluß. In der Tabelle auf S. 105 die Jahreszahlen für Mecklenburg: 1. nd. Urk. der Fürsten: 1502, letzte nd. Urk. der Fürsten: etwa 1547, 1. nd. Urk. der Städte: etwa 1656, letzte nd. Urk. der Städte: etwa 1610. - Eigene Forschungen hat Böttcher im Meckl. Geh. und Hauptarchiv nicht vorgenommen. Er beruft sich hauptsächlich ( auf S. 63) auf Belehrung durch cand. ohil. W. Schröder (Kloster Malchow i. M.). Dieser machte, wie Verf. soeben feststellt, für eine Rostocker Dissertation: "Das Vordringen der hochdeutschen Schriftsprache in die mecklenburgischen Urkunden und Drucke" 1913 Studien im Archiv. Nach den Benutzerakten wurden ihm vorgelegt: Schuldurkunden, Reichskammergerichtsakten, Materialien zur Polizeiordnung von 1516. Die Arbeit gelangte nicht zum Abschluß. - Böttcher bzw. Schröder haben bei ihrer Angabe offenbar die Urk.: Schuldbriefe I Nr. 337 im Auge: Herzog Heinrich von Mecklenburg stellt dem Innsbrucker Ratsherrn Sixt Furrter eine Schuldverschreibung über ein Darlehen von 147 rh. Gulden und 25 Kreuzer aus. Die Urkunde (Original vom 12. 9. 1502, Innsbrucker Vidimus vom 2. 8. 1505) könnte höchstens für Herzog Heinrich, der aber noch nicht regierte, bzw. für dessen Privatschreiber in Anrechnung gebracht werden, nicht aber für die mecklenburgische Kanzlei. Aber nach Handschrift und "Rostat und Stragat" (Rostock und Stargard) kann nur ein Innsbrucker Schreiber in Frage kommen.
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Mecklenburgischen Geheimen und Hauptarchivs kurz behandelt. Doch ist Böttcher nicht über die bisherige Ansicht hinausgekommen, denn er gibt an, daß die erste mecklenburgische hochdeutsche Urkunde aus dem Jahre 1502 stammt.

Tatsächlich erfolgte aber die Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache in die herzogliche Kanzlei neun Jahre früher, und zwar zu den Zeiten des aus Nürnberg stammenden Kanzlers Dr. Anthonius Grunwald. Von Ende 1493 bis zu seinem kurz vor dem 10. März 1501 erfolgten Tode stand er der Kanzlei der Herzoge Magnus II. und Balthasar vor.

Ans Grunwalds Amtszeit sind mir bislang fünf bis sechs hochdeutsche Originalurkunden begegnet, die teils in der mecklenburgischen Kanzlei selbst, teils von Kanzleibeamten anläßlich von Reisen des Kanzlers bzw. der Herzöge außerhalb Mecklenburgs geschrieben sind.

Noch ins Jahr 1493 (26. Dezember) reicht eine Kanzleiordnung der Herzöge zurück 57 ). Sie weist einige niederdeutsche Wörter auf. Diese sind aber so gut wie ganz auf das Konto eines Kanzleischreibers (Kopisten) zu setzen, der beim Abschreiben des hochdeutschen, vom Kanzler Grunwald entworfenen Konzeptes gelegentlich in sein gewohntes Niederdeutsch verfiel. So gleich beim Eingang: "Wy Magnus und Baltazar, gebroder etc." An niederdeutschen Wörtern finden sich noch: irsten, cantzelye, breven (neben brive), liebgedinges, fulborth, nemant, drincken, dage, to (1 mal neben 19mal zcu), by (1mal neben 3mal bey). An messingschen bzw. pseudohochdeutschen Formen begegnen: bucker (Bücher), furstenthom, matzen (hd. maßen), etzen (essen), arloff (Urlaub), deyner (Diener). Understeen ist hernach von Grunwald in untersteen, reder in redte verbessert worden, während er an den übrigen niederdeutschen und messingschen Formen merkwürdigerweisfe keinen Anstoß nahm!

Die nächste Urkunde ist vom 1. Januar 1494 datiert. Sie ist ein Hausvertrag bzw. Hofordnung der Herzöge Magnns und Balthasar 57a ) und in der Hauptsache in hochdeutscher Sprache


57) Instruktionen und Ordnungen. Reinschrift, verschiedentlich verbessert, aber doch wohl einem Original gleichwertig, da man sich vielfach bei derartigen Ordnungen (Hofordnungen!) mit solchen Stücken begnügte. Konzept zwar nicht erhalten, aber in dem Memorial von [1493] (vgl. S. 228) begegnen solche nd. Wörter in gutem Hochdeutsch.
57a) Urk.: Hausverträge.
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verfaßt. Das Hochdeutsche überwiegt so, daß man sie nicht als typisch messingsch bezeichnen kann. An niederdeutschen Ausdrücken finden sich: darboven, hirenboven, holden (halten), gebrucken, benomen, nemant, nemandes neben nymands, wy neben wyr - beide mehrfach vorkommend -, ebenso to neben zu; messingsch: außwisung, brutschatz. Im Eingang heißt es: ". . . Hertzogen zcu Mecklenborg, Fursten to Wenden, Graven zcu Swerin." Man hat hier ganz den Eindruck, daß der Kanzleischreiber an sich nur das Niederdeutsche beherrschte und dieses bei der Anfertigung der Reinschrift des öfteren unwillkürlich anwandte.

Aus demselben Jahr 1494 stammt eine am 8. Mai zu Schwerin von den beiden Herzogen für den Bischof Johann von Ratzeburg ausgestellte Urkunde 58 ), in der sie und ihre Räte zwischen den Bischof einerseits und der Witwe Vicke von Quitzows, Konrad Sperling bzw. dessen Gattin andererseits einen Vergleich aufrichten über Zehnten in einer Keihe von mecklenburgischen, im Klützer Winkel, bei Wismar, Satow und Hagenow gelegenen Dörfern. Die Urkunde ist fast rein hochdeutsch geschrieben. Anzumerken ist nur: van neben von, dorp neben dorf.

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Originalquittung, die der mecklenburgische Adlige Hartwig von Flotow am 27. Oktober 1497 zu Worms den mecklenburgischen Herzögen über von diesen in seinem Prozeß empfangene Gelder ausstellte 59 ), vom Kanzler Grunwald im Konzept entworfen und von einem mecklenburgischen Kanzleischreiber ins Reine geschrieben. Grunwald war nämlich um diese Zeit in Worms, und die Quittung ist von einer ausgesprochenen Kanzleihand geschrieben. An niederdeutschen Wörtern finden sich nur: myner, myns.

Ein am 28. Mai 1498 zu Güstrow von dem mecklenburgischen Lehnsmann Jörg vom Stein zu Lindow ausgestellter Dienst-


58) Ratzeburger Urkunden. Man kann sich hier dem Eindruck nicht entziehen, daß diese Urkunde versehentlich in hochdeutscher Sprache ausgestellt wurde. Denn an Hand der folgenden Stücke der Abt. ist festzustellen, daß die mecklenburgischen Herzöge am 6. 1. 1498 an den Bischof niederdeutsch schreiben ließen (das nächste Schreiben vom 1. Juni 1512 ist hochdeutsch), und daß in der Ratzeburger Kanzlei noch lange die niederdeutsche Schriftsprache (neben dem Lateinischen) herrschte.
59) Akten, Debita passiva, von Flotow ad Vol. I.
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revers 60 ) ist rein hochdeutsch. Jörg vom Stein zu Lindow - ein fremder, in mecklenburgische Dienste tretender Ritter - verpflichtet sich den beiden Herzögen gegenüber, sein Lebenlang in Mecklenburg zu bleiben.

Schließlich fand sich noch eine am 25. August 1499 von Anthonius Grunwald dem Propste zu Komburg (bei Schwäbisch Hall) zu Worms ausgestellte Schuldurkunde über 50 rh. Gulden, die dieser den mecklenburgischen Herzögen für deren Angelegenheiten beim Reichskammergericht leihen sollte 61 ). Niederdeutsch ist: vlyssig, myn, mynes, bybriefs. Doch sind diese niederdeutschen Formen nach Ausweis des noch erhaltenen, von Grunwald entworfenen Konzeptes auf das Konto des betr. Kopisten zu setzen. Grunwald schrieb: mein, fleißig, beybriefs usw.

Zn diesen Originalen 62 ) gesellen sich bislang noch fünf ganz bzw. überwiegend hochdeutsch verfaßte verbesserte Reinschriften bzw. Abschriften von Urkunden.

Zunächst zwei Stücke aus dem Jahre 1495: Ein zu Worms am 24. Juni ausgestellter Dienstrevers des Hans Smidt zu Wachim, der als Hofhufschmied und Roßarzt sich in den Dienst der mecklenburgischen Herzöge begibt, und ein zu Braunschweig am 6. August von dem herzoglichen Leibarzt Dr. Swestermüller und dem Güstrower Domdechanten Johannes Tigeler ausgefertigtes Protokoll über Befriedigung eines Wirtes zu Braunschweig wegen seiner Forderungen an Herzog Magnus. Beide


60) Familien-Urkunden, Stein von Lindow (mecklbg. Kanzleihand), gedr. Meckl. Jahrb. 13 S: 353. Er erhielt das Burglehen zu Lenzen.
61) Akten, Bestallungen der Kanzler: Grunwald. - Die Urk. ist durchgeschnitten, da der Propst das Geld nicht leihen konnte.
62) Eine hd. Orig.-Urk. vom 5.8.1500 (Fürstl. Eheverträge): Heirat v. Magnus Tochter Anna mit Landgrafen Wilhelm v. Hessen, hat ebenso wie die vorangehenden besiegelten, am selben Tag zu Wittenburg aufgestellten Artikel - neben einigen wenigen nd. Wörtern der Orig.-Urk. und des Marburger Exemplars der Artikel, die offenbar auf Konto der mecklbg. Sekretäre bzw.-Kopisten zu setzen sind - eine Anzahl von ungewöhnlichen Ausdrucken: hinlichs- und widdems-briefe, sail (soll), naich (nach), staidt neben stadt, antzail, woil, thoitlich, libbern (liefern) usw., die nur auf den Einfluß eines hessischen Kanzleibeamten zurückgehen können, der mit nach Mecklenburg kam und die Konzepte entwarf. (Grunwald war nicht im Lande!) - Auch die von Magnus und Balthasar am 24. 10. 1500 zu Kassel ausgestellte hd. Urk. über Mitgift der Anna wird als Grundlage einen Entwurf der hessischen Kanzlei haben (libbern, dwil, heyrait), die anscheinend auch die Reinschrift lieferte.
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Stücke sind von Dr. Grunwalds Vorgänger Johannes Tigeler eigenhändig geschrieben. - Der damaligen Üblichkeit entsprechend, leistete Tigeler nach seinem Abscheiden aus dem aktiven Dienst als herzoglicher Rat nach Bedarf noch Dienste als Gesandter, Kommissar usw. und half gelegentlich als herzoglicher Sekretar mit aus. - Während Tigeler in seiner Amtszeit (etwa 1480 - 93) seine zahlreichen Konzepte zu Schreiben und Urkunden, seine Protokolle und Rentereiregister niederdeutsch schrieb, sind diese beiden Schriftstücke in der Hauptsache hochdeutsch mit einigen niederdeutschen Wörtern: vor (für), forsten, erer, nottorft, welken, truwelichen, disse, tor (1mal neben siebenmal zcu), - Brunswick, vor, forste, de, eme, frowe (Frau), tidt, wollde, sollde, dorch, folks, velemalen; eetzliken 63 ).

Ab dem Jahre 1500 stammen drei rein hochdeutsche Abschriften (Kanzleihände): Bestallung Dr. Rechlingers zum Prokurator der Herzöge in ihrem Prozeß mit den Flotows (20. April), zwei Schuldverschreibungen, die der Kanzler Grunwald am 10. und 17. Mai zu Worms seinen Wirten ausstellte 64 ).

Vermutlich lassen sich, besonders in auswärtigen Archiven, noch weitere hochdeutsche, aus der herzoglichen Kanzlei stammende Urkunden ausfindig machen. Doch bin ich in Hinblick auf die zahlreichen, mir begegneten niederdeutschen Original-


63) Anlagen zu Rentereiregister 1492 ff., Tigeler begleitete 1495 Herzog Magnus auf seiner Reise zum Reichstag zu Worms und führte das Rechenregister, Fürstl. Reisen: Magnus II. - Formen wie: myne, mynes, mynem (neben meynen), zcit, vorschribung - syn (sind) syne, myn, hutze, mirklichen, geschien (geschehen) sind als mitteldeutsche (Thüringer) Dialektformen anzusehen, denn Tigeler stammte ebenso wie der Rentmeister Claus Trutmann (vgl. S. 226 u. 237 ff.) aus Waltershausen bei Gotha (Weißenborn, Akten der Universität Erfurt 1881 I S. 277/78, II S. 226). - Bemerkenswert ist, daß Tigeler die gleichfalls am 24. Juni 1495 zu Worms von den Herzögen Magnus und Balthasar ausgestellte Bestallungsurkunde (wegen Verbesserungen zurückgehalten) für Hans Smidt, abgesehen von: hengeste unde pferde, niederdeutsch schrieb! - In dem Stück vom 16. 8. 1495 schrieb Tigeler seinen Namen je einmal Tigeler und Tzigeler! In der Erfurter Matrikel ist er als Johannes Tzigeler de Waltershusen bzw. Waltershausen bezeichnet. Er steht offenbar mitten drin im Sprachwandel. - Waltershausen und Erfurt lagen im 15 Jahrh. nur etwa 65 - 70 km südl. der damaligen nd. Sprachgrenze (Halle - Eisleben, Kluge S. 117). Die im Staatsarchiv zu Gotha vorhandenen Urk. von Waltershausen aus Mitte bis Ende des 15. Jahrh. sind nicht in nd. Sprache abgefaßt. Das Stadtarchiv von Waltershausen reicht nicht bis ins 15. Jahrh. zurück. (Auskünfte 1919.)
64) Debita passiva, von Flotow, ad Vol. I; Anm. 61.
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Urkunden überzeugt, daß die hochdeutschen nur einen ganz geringen Teil der in dieser Periode (1493/1502) überhaupt ausgestellten Urkunden ausmachen.

Die von den Herzögen für einheimische Adlige, Geistliche, Bürger, für geistliche Korporationen und für Städte ausgestellten Urkunden, die mir begegneten, sind mit ganz vereinzelten Ausnahmen 65 ) in diesem Zeitabschnitt niederdeutsch.

Niederdeutsch sind die Urkunden für benachbarte niederdeutsche Fürsten (Herzoge von Braunschweig-Lünebur g, Sachsen-Lauenburg, Pommern, für den Bischof von Havelberg und für holsteinische Adlige 66 ).

Dagegen scheint es so, als ob für Fürsten, in deren Kanzlei die hochdeutsche Schriftsprache seit alters herrschte 67 ), sowie für fremde, hochdeutsch sprechende Personen im allgemeinen hochdeutsche Urkunden ausgefertigt wurden.

Die beiden Urkunden von 1493 und 1494 sind die einzigen aus diesem Zeitabschnitt erhaltenen Kanzleiordnungen, Hausverträge bzw. Hofordnungen der Herzöge. Der nächte erhaltene


65) Ratzeburger Urkunde vom 8. 5. 1494; Quittung Hartwigs von Flotow 27.10.1497 (S. 221). Bei der letzten Urkunde wird die hochdeutsche Umgebung eine Rolle gespielt haben. Auch der mecklenburgische, in Oberdeutschland zeitweise sich aufhaltende Ritter Otto Maltzan bediente schon um diese Zeit sich des Hochdeutschen in verschiedenen Briefen (vgl. Kap. III, 1).
66) S. A. Urkunden: Schuldbriefe I: Orig.-Urk. für Sachsen-Lauenburg (1496, 1502), für Bischof von Havelberg (1499), für Pogwisch und Rantzau (1495, 1497). - Auskünfte (1936) der Preußischen Staatsarchive zu Kiel: 3 Orig.-Urk. für Sachsen-Lauenburg (1496, 1497), zu Hannover: 4 Orig.-Urk. für Braunschweig-Lüneburg (1497,1498, 1499), zu Stettin: 1 Urk.-Abschrift für Pommern (1498). - Im Preuß. Geh. Staatsarchiv zu Berlin-Dahlem wurden Orig.-Urk. für Brandenburg a. d. J. 1493 -1502 nicht festgestellt. Die vorangehenden 3 (Johanniter-) Urk. von 1491 und 1492 sind nd.
67) Im Sächsischen Hauptstaatsarchiv zu Dresden konnten mecklenburgische Urk. aus diesem Zeitabschnitt nicht ermittelt werden (Auskunft 1936). Im Preußischen Staatsarchiv zu Marburg konnten nur die besiegelten Artikel vom 5.8.1500 (mecklbg. Kanzlei) und die Urk. vom 5.8. und 24.10.1500 (vgl. Anm.62) in gleichzeitigen hd. Abschriften (hess. Kanzlei) festgestellt werden.
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Hausvertrag von 27. Dezember 1503 und die nächste Hofordnung vom 4. Dezember 1504 sind, wie alle folgenden, hochdeutsch abgefaßt, während die Hausverträge vor Grunwalds Zeiten niederdeutsch sind. Es ist somit sicher, daß in dieser Urkunden-Abteilung seit Grunwalds Zeit die Entwicklung zur hochdeutschen Schriftsprache erfolgt ist.

Einen weit besseren Einblick in die Art und Weise der Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache durch die herzogliche Kanzlei und durch die mecklenburgischen Herzöge erhalten wir, wenn wir unsere Untersuchung auf die Akten 68 ) ausdehnen. Da stoßen wir auf eine ganze Reihe mehr oder minder hochdeutscher Stücke aus Grunwalds Zeit.

Betrachten wir zunächst die Originalschreiben.

Der Kanzler Dr. Grunwald schrieb in drei eigenhändigen, aus dem Jahre 1498 stammenden, an Herzog Magnus bzw. an beide Herzöge, von Frankfurt (6. 1.) bzw. Worms (22. 3., 21. 6.) aus gerichteten Briefen bzw. langen Berichten rein hochdeutsch (das Schreiben vom 6. 1. hat nur: unterdenigkeit). Diese Schreiben betreffen die beim Reichskammergericht hängenden Prozesse gegen die Flotows und gegen Rostock, persönliche Angelegenheiten des Kanzlers sowie Zeitereignisse. - Am 27. 11. 1498 ließ Grunwald von Wismar aus an beide Herzöge über die Ergebnisse seiner Verhandlungen mit Wismar und Rostock hochdeutsch schreiben, anzumerken sind nur zyt, by, darby, doch sind diese Formen zweifelsohne auf die Konten des Kopisten zu setzen. - Hingegen schrieb Grunwald am 28. August 1500 von Wismar aus an Herzog Magnus eigenhändig messingsch. Er beginnt: "Irleuchter, hochgeborner furst, mein willige vorpflichte dinste sind iwen forstliken [gnaden] alle tyt mede willen tovorn beraydt. Genediger her,


68) Hauptquellen für die folgenden Abschnitte: Regestensammlung des Archivs. - Eheverträge und -Akten, Korrespondenzen der Herzöge, Bestallungen und Besoldungen der Kanzler und der Rentmeister, Steuerakten, Rentereiregister vor 1500, Schloß- und Landbederegister vor 1500, Debita pssiva, von Flotow, ad Vol. I, Stadtakten: Rostock: Generalia, Accise, Landgüter, Onera, Stadtsachen, Stadtschulden: Kirchenakten: Rostock, St. Jacobi; Johanniter-Ordenskomtureien. Auswärtiges: Mark Brandenburg, Ansbach-Bayreuth, Braunschweig-Lüneburg, Pommern, Kur-Sachsen, Sachsen-Lauenburg. - Lisch, von Maltzan IV.
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wi woll ich my in aigener persone langste to I. f. g. gefoget solt hebben . . ." Im folgenden sind einige Sätze so gemischt wie diese Textprobe, einige sind fast rein niederdeutsch, andere fast rein hochdeutsch. Es finden sich to (9mal) neben zu (1mal), upp neben auff, myn neben mein, mir neben my, uth neben auß usw.

Ein eigenhändiger Brief des Rentmeisters Claus Trutmann vom 28. 1. 1498 an den Kanzler Grunwald ist in der Hauptsache hochdeutsch abgefaßt. Es finden sich nur vereinzelte, wie es zunächst scheint, niederdeutsche Wörter darin: myne, myn, minen, schribet, ungezcwivelt, bliebet, vlis, bybriefe. Der Brief beginnt: "Minen willigen dinst mit allem vermogen zcuvor, hochgelerter, gunstiger herre und frunt, uwern schriftlich begere an mich habe ich allen vlis verkert." Die Form "uwern", ferner der Umstand, daß Trutmann in diesem Briefe für euch stets uch schreibt, machen es aber wahrscheinlich, daß neben frunt auch die Formen mit i (y) statt ei keine niederdeutsche, sondern Thüringer Dialektformen sind, denn Trutmann stammt aus Thüringen, daß zu seiner Zeit noch nicht von der österreichisch-bayrischen Diphthongierung ergriffen war 69 ). Derselbe Trutmann schreibt an Herzog Magnus am 20. 12. 1498 typisch messingsch. Der Brief beginnt: "Durchleuchtiger, hochgeborner furst, meine underdenige dienste syn I. f. g. bereide. Gnedige herre, Hanns Trutmann, myn sön, hat mich bericht . . ." Dagegen schrieb er am 28. 3. 1498 eigenhändig an denselben Herzog in der Hauptsache niederdeutsch, mit vereinzelten hochdeutschen Wörtern: "Irleuchte, gerne"; messingsch bzw. thüringisch: twey, drie, weigen, gein (wegen, gen).

Herzog Magnus ließ am 24. März 1498 von Güstrow aus an seinen Kanzler Dr. Anthonius Grunwald rein hochdeutsch schreiben 70 ).


69) Vgl. noch Anm. 63 S. 237 ff., und Socin, Volksdialekt und Schriftsprache im Deutschen 1886 S. 158/63.
70) Hingegen hatte Herzog Magnus am 16. August 1496 von Braunschweig aus an den in Worms weilenden Kanzler Grunwald einen Brief über die beabsichtigte Heirat seines Sohnes Heinrich mit des Königs von Sizilien Schwester in niederdeutscher Sprache abgesandt. Der Brief ist von dem früheren Kanzler Johann Tigeler geschrieben, der den Herzog auf seiner Reise begleitete. Vgl. S. 222/23. - Niederdeutsch ist ein persönlicher, von einer Kanzleihand geschriebener Brief Herzog Magnus' an die Gräfin von Barby, dat. Jerichow 17. März 1500. (Der Brief wurde, wohl wegen einiger Verbesserungen, zurückgehalten.)
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Magnus' Sohn Heinrich (V.), der von 1494 (oder 1492?) ab längere Zeit am Hofe des Markgrafen von Ansbach-Bayreyth und an dem des Kaisers Maximilian weilte, schrieb 1494, 1494 und 1497 von der Plassenburg (bei Kulmbach) bzw. von Ansbach aus an seinen Vater hochdeutsch. Es sind das die ersten eigenhändigen Schreiben eines Angehörigen des mecklenburgischen Fürstenhauses, die vorhanden sind.

Als niederdeutsche Reminiszenzen sind wohl anzusehen: Vatter, fatter, watter (= Vater) und: dack (= Tag). 1497 ließ Heinrich von Nördlingen bzw. Ansbach (2mal) und von Zirzow in Mecklenburg sowie 1498 von Eßlingen und Innsbruck aus an seinen Vater hochdeutsch schreiben. In allen sechs Schreiben findet sich: vatter, in je einem von 1497 und 1498 daneben: vater 71 ). - Überwiegend hochdeutsch ist ein Brief, den Heinrich am 17. 11. 1499 an den Kanzler Grunwald von Mecklenburg aus schreiben ließ. An niederdeutschen Wörtern finden sich: tovore (zuvor), soß (6), syn, frunden, geschreben, bybrieffen, na; messingsch sind gruds (Gruß), vlis (Fleiß). Der Anfang ist fast ganz niederdeutsch: "Henrich, von gots gnaden, hertog to Meckelnborch, furst to Wenden, grave to Swerin . . ."

Außer diesen Originalschreiben finden sich noch einige ganz oder überwiegend hochdeutsch verfaßte Abschriften vor.

Aus dem Jahre 1499 stammen die Abschriften eines Schreibens der Herzöge vom 10. 8. 1494, gerichtet an den Vogt zu Plau, Engelke Frisicke, in der Flotowschen Streitsache, sowie eines Schreibens des Vogtes an die Herzöge vom 15. 8. 1494. Beide Schriftstücke sind hochdeutsch, abgesehen von: nenerly, wyse, gewyset, schryben, de lut (Leute), donde, mynung (neben meynung), myne, myn (neben meyn), wy (neben wir), tho (1mal, neben 10mal zu), sind beide Schriftstücke hochdeutsch. Da beide Abschriften sich auf demselben Blatt befinden und es nicht denkbar ist, daß ein mecklenburgischer Vogt um diese Zeit schon hochdeutsch schreibt bzw. schreiben läßt (Cyriacus von Biswang ausgenommen, aber der stammte aus hochdeutschem


71) Rein hochdeutsch ist ein von einem Privatschreiber Heinrichs am 11.12.1497 (zu Ansbach) entworfenes Konzept zu einem Schreiben Heinrichs an den Kanzler Grunwald. - Im Brandenburg- Preußischen Hausarchiv zu Berlin-Charlottenburg konnte noch ein stark beschädigter, an den Kurfürsten von Brandenburg gerichteter Brief Herzog Heinrichs V. vom 25. August 1500 (dat. Beyersdorf) ermittelt werden. Er ist rein hochdeutsch und von einem Privatschreiber Heinrichs geschrieben.
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Sprachgebiet), so ist anzunehmen, daß beide Schriftstücke hochdeutsche Übersetzungen von ursprünglich niederdeutschen Schreiben darstellen, die für die Akten des beim Reichskammergericht hängenden Prozesses der Herzöge gegen die Flotows gebraucht wurden. Bei dem niederdeutschen Konzept eines Schreibens Herzog Magnus' an Otto Maltzan vom 14. 11. 1497 befinden sich zwei gleichzeitige hochdeutsche Abschriften. Von einem einzigen Wort: bi abgesehen, ist hochdeutsch die etwa gleichzeitige Abschrift eines Schreibens der Herzöge an den königlichen Kammerrichter, Markgrafen Jacob von Baden, und an die Beisitzer des Reichskammergerichts wegen des Prozesses mit den Flotows. Die Abschrift eines Schreibens der Herzöge an ihren Prokurator beim Reichskammergericht, Dr. Rechlinger, vom 28. 5. 1499 ist, abgesehen von: schrieben, velen (vielen), hochdeutsch.

Schließlich sind mir noch in größerer Zahl ganz, bzw. mehr oder minder, hd. verfaßte Konzepte begegnet, die von dem Kanzler Dr. Grunwald eigenhändig geschrieben sind. Von diesen Konzepten sollen einige besonders wichtige und aufschlußreiche Reihen und Stücke behandelt werden.

Diese Konzepte geben nämlich ein besseres Bild von der Art und Weise der Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache, als es z. T. die Originale vermögen. Bei den Reinschriften ist, wie die Erfahrung zeigt, mehr oder minder mit der Willkür der Kopisten zu rechnen. Auch geben die Konzepte gelegentlich die Möglichkeit, interessante Einblicke psychologischer Natur in die Gründe für das eigenartige Schwanken in der Verwendung der hochdeutschen, messingschen und niederdeutschen Schriftsprache zu tun, das uns in den Originalen und Abschriften begegnet ist. Ferner erfahren wir durch sie näheres über den Widerstand, der sich gegen die Aufnahme des Hochdeutschen als Schrift- und Verhandlungssprache geltend machte.

Wohl bald nach seinem Übertritt aus dem Dienst am brandenburgischen Hofe in den Dienst der mecklenburgischen Herzöge - etwa Oktober/November 1493 - wird Grunwald das undatierte Memorial zu einer Kanzlei-Ordnung verfaßt haben. Von einem einzigen, später von Grunwald übergeschriebenen Wort: hebben (gegenüber sonstigen: haben) abgesehen, ist das

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Memorial hochdeutsch 72 ). Der Entwurf zu einem Schreiben der Herzöge vom 11. November 1493 an den Meister des Johanniter-Ordens in der Mark Brandenburg ist bis auf: ingedenck, verlatt, hochdeutsch.

Rein hochdeutsch sind drei undatierte Konzepte, die um den 1. Dezember 1493 herum entworfen sind. Zwei sind an den Kurfürsten von Brandenburg gerichtet und betreffen die Biswangschen Händel 73 ) und sonstige Räubereien und Übergriffe. Das dritte ist an den mecklenburg-pommerschen Lehnsmann Bernd Maltzan gerichtet und behandelt Streitigkeiten der Herzöge mit ihm über verschiedene Gerechtsame.

Zwei für den Herzog zu Braunschweig-Lüneburg bestimmte Entwürfe vom 9. Dezember, die Biswangschen Händel betreffend, sind hochdeutsch bis auf: undersaten, sacken (neben sachen), halden, gehalden. Ein Konzept zu einem längeren Schreiben der Herzöge, an den Herzog von Sachsen-Lauenburg in derselben Angelegenheit am 10. 12. gerichtet, ist, abgesehen von gehalden, hochdeutsch. Ein Entwurf aus der Zeit: 10. 12. 1493/20. 1. 1494, bestimmt für den Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, ist bis auf holden hochdeutsch. Ein Konzept für ein Schreiben der Herzöge an den Herzog von Sachsen-Lauenburg vom 2. Februar 1494 ist, abgesehen von: undersaten, gleichfalls hochdeutsch.

Ein zu Cöln a. d. Spree am 10. Februar 1494 entworfenes Konzept für ein Schreiben der Herzöge Magnus und Balthasar an den Meister des Johanniter-Ordens in der Mark Brandenburg ist hochdeutsch bis auf: gehalden (neben: vorbehalten).

Vermutlich vom 24. August 1494 ist ein für den Herzog zu Braunschweig-Lüneburg bestimmter Entwurf wegen Räubereien in der Mark. Bis auf: ingedenck ist das Stück hochdeutsch.

Ans der Wende des Jahres 1494/95 stammen zwei undatierte Konzepte: Ein herzoglicher Urteilsspruch in Sachen des Rostocker Bürgers Eler Lange gegen die Stadt Rostock und ein Schreiben der Herzöge an ihre Räte in derselben Angelegenheit; abgesehen von


72) In: puchstaben. unpillich, treien (3), berment (Pergament) usw. tritt hier und in den folgenden Stücken Grunwalds Nürnberger Dialekt zutage.
73) Vgl. Witte, Meckl. Geschichte I S. 294, 299
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1495 ist zwar noch im Prinzip hochdeutsch, enthält aber doch schon eine größere Anzahl von niederdeutschen Wörtern 74 ). Auch das Konzept eines Schreibens der Herzöge an Rostock vom 27. Januar 1495 über eine Geleitserteilung ist in der Hauptsache hochdeutsch, weist aber gleichfalls schon verschiedene niederdeutsche Wörter auf 75 ). In dem Konzept zu dem Rezeß eines Tages zwischen den Herzögen, Mitgliedern der mecklenburgischen Landstände und Städten der wendischen Hanse in Sachen Herzöge von Mecklenburg gegen den Rostocker Ratsherrn Bertold Kerkhoff sind glicker, lut, to (einmal neben verschiedenen zu) die einzigen niederdeutschen Wörter; uß, wue (= wie) haben wir wohl als hochdeutsche Dialektformen anzusehen. Eine wahrscheinlich dazugehörige Anlage ist, abgesehen von: lathen, hochdeutsch. Das Konzept eines Schreibens der Herzöge an Rostock vom 30. Januar 1495, Beschluß des Güstrower Landtags, ist überwiegend hochdeutsch 76 ). Ein gleichfalls für Rostock bestimmtes Konzept vom 5. Februar 1495 ist, abgesehen von ock und aff, hochdeutsch. Ein undatiertes Konzept eines Schreibens der Herzöge an Rostock, das gleich nach dem 4. Februar verfaßt wurde, ist rein hochdeutsch. Dasselbe gilt von einem andern undatierten Konzept, das in dieselbe Zeit fällt. Ein drittes vom 26. Februar hat an niederdeutschen Wörtern: getruen, nha. Ein viertes Konzept, das ungefähr aus derselben Zeit stammt, ist hochdeutsch, abgesehen von geholden und do.

Verschiedenartig sind die sprachlichen Verhältnisse in Konzepten aus der zweiten Hälfte des Monats März 1485 für Schreiben der Herzöge an Rostock: Ein Absagebrief vom 17. März ist in der Hauptsache hochdeutsch mit vereinzelten niederdeutschen Wörtern (guden, upp, na, toven laten). Verhältnismäßig mehr niederdeutsche Wörter hat ein Schreiben wegen Versperrung der Rostocker Tore vor den Herzogen (kurz nach 20. März). Es ist aber noch nicht als messingsch anzusprechen. Hingegen hat ein Schreiben vom 26. März wieder


74) Z. B. na, tid, older, drudden, hebben neben haben, twischen, twidracht, macken, to (8mal) neben zu (5mal), upp (3mal) neben auf (2mal).
75) Getruen (= Getreuen), wy, inholde, irbar, upp, to neben zu, thokomen; messingsch ist: aff und thu (am 26. Februar 1495 - s. weiter unten - schreibt Grunwald aber: ab und zu).
76) Niederdeutsch sind: towen und uppholden, wiß, twidracht, dar na, to (4mal neben 8mal zu).
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nur vereinzelte niederdeutsche Wörter 77 ). Ähnlich sind die Verhältnisse bei einem andern Schreiben vom selben Tage: Auf der ganzen voll beschriebenen Seite finden sich nur zwei niederdeutsche Wörter (beslaten, boven), sonst ist alles hochdeutsch (9mal zu!). Auch in einem Schreiben vom 30. März stoßen wir nur auf vereinzelte niederdeutsche Wörter 78 ). Bemerkenswert ist, daß das Konzept mit niederdeutschen Ergänzungen, besonders in der Anrede, von der Hand von Grunwalds Vorganger Tigeler versehen ist, der um diese Zeit verschiedentlich niederdeutsche Konzepte für Schreiben der Herzöge an Rostock verfaßte.

Zwei Konzepte zu Schreiben der Herzöge an Lübeck in der Rostocker Angelegenheit vom 5. Oktober 1495 sind gleichfalls hochdeutsch mit nur vereinzelten niederdeutschen bzw. messingschen Wörtern 79 ). Rein hochdeutsch sind sechs Konzepte zu Instruktionen von herzoglichen Gesandten bzw. Bevollmächtigten vom 29. Oktober 1495 für Verhandlungen mit dem Kaiser, dem Bischof von Mainz und dem kaiserlichen Kammerrichter. Nur 2mal schleicht sich ein nha in das Datum ein! - Ein für den Meister des Johanniter-Ordens der Mark Brandenburg bestimmter Briefentwurf vom 26. November 1495 ist fast ganz hochdeutsch 80 ).

Allen diesen Konzepten Grunwalds ist bis gegenEndeNovember 1495 das gemeinsam, daß sie entweder rein hochdeutsch sind, oder aber, daß zwar einige oder mehrere niederdeutsche Wörter in ihnen begegnen, daß sie aber in der Hauptsache hochdeutsch sind. Dagegen hat das Konzept zu einem Rezeß zwischen den Herzögen und der Stadt Rostock vom 8. Dezember 1495 bereits von Anfang an sehr viele niederdeutsche Wörter und Wendungen. Sie häufen sich im weiteren Verlauf des Schrift-


77) Gy, hude (heute), olderluden, 1mal upp neben 3mal auf, aber 9mal zu und kein to! - Ein Schreiben vom 27. März hat: olderlude, laten, nha und je 1mal to und zu.
78) Tyd neben Zeit (je 1mal), upp (1) neben auff (3), to (2) neben zu (12).
79) Dag, na, alletyt, dausend, zuverdragen; bzw. up, freidages neben dinxstag, nha (1) neben nach (2).
80) Niederdeutsch sind nur: guder (Güter), von noden (von nöten), nha, wyhenachten und 1mal to, neben 9mal zu.
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stückes so, daß es schließlich mehr niederdeutsch als hochdeutsch ist! Es finden sich da z. B. uprur, twischen, dat, nha, ansprack, lathen, edder, schelung und twist, in mathen wie hier nha volget, wo boven berurt; verbrochen neben vorbraken, zu neben to, uff neben upp, sollen neben schollen, außtrag neben uthdrages; untherdhan, freuntlick, zu de Wismar, uff disen dag, von beyden telen. - Die Erklärung für diese sehr auffallende Erscheinung wird sich am Schlusse dieses Kapitels ergeben, wenn wir uns mit Grunwalds Persönlichkeit näher zu beschäftigen haben.

Betrachten wir zunachst noch weitere, für Rostock bestimmte Konzepte.

So gut wie ganz hochdeutsch ist aber wieder ein Entwurf für Akzise-Privileg und Revers der Stadt Rostock vom Jahre 1496! 81 ). Hingegen sind vier Entwürf e Grunwalds für Schreiben der Herzöge an Rostock sowie ein Vertragsentwurf aus demselben Jahre 1496 mehr niederdeutsch als hochdeutsch, ja zum größten Teil nahezu ganz niederdeutsch. So findet sich in einem dieser Schreiben 14mal to und nur 1mal zu.

Sehr interessant sind zwei Entwürfe Grunwalds für Schreiben an Rostock wegen der Akzise aus dem Jahre 1497. Das eine (7. September) ist in seinem ersten Drittel rein hochdeutsch, hernach rein niederdeutsch! Bei dem andern (kurz nach 9. September) ist der Eingang rein hochdeutsch, alles übrige rein niederdeutsch, wobei bemerkenswert ist, daß 2mal ursprüngliches zu von Grunwald in: to verbessert wurde! Andererseits ist ein Konzept für ein Schreiben an Rostock vom Ende des Jahres 1498 mehr hochdeutsch als niederdeutsch!

Es sollen nun noch einige Konzepte Grunwalds für Schreiben der Herzöge an fremde Fürstlichkeiten und Personen aus den Jahren 1496 bis 1500 untersucht werden.

Ein für den Kaiser bestimmtes Schreiben aus dem Jahre 1496, den Streit der Herzöge mit den Johannitern betreffend, ist hochdeutsch, bis auf: unterdenig, eldern 82 ). Dasselbe ist


81) Niederdeutsch sind nur: inwonere, achter, lude, na (3), up (1), to (1mal neben vielen zu); messingsch: diep (Tief).
82) Ein für die Bischöfe von Ratzeburg und Schwerin bestimmter Briefentwurf wurde am selben Tage (6. 4.) gleichfalls bis auf: dhon hochdeutsch geschrieben!
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auch der Fall bei dem Entwurf eines Beglaubigungsschreibens für den herzoglichen Marschall Jörg von Biswang aus dem Jahre 1497, der mit dem Kaiser mündlich verhandeln sollte. (Es begegnet darin nur: unterdeniglich.) Abgesehen von: fridages und nha ist eine Credenz für Magister Reyner Holloger, der 1496 als Gesandter nach Rom in der Johanniter-Angelegenheit reien sollte, hochdeutsch entworfen. Eine etwa aus derselben Zeit stammende Aufzeichnung oder Instruktion über den Stand dieses Streitfalles ist aber überwiegend niederdeutsch verfaßt 83 ).

Elf, zum Teil recht umfangreiche Konzepte aus den Jahren 1496/1500, für Schreiben an die Kurfürsten bzw. Markgrafen von Brandenburg bestimmt - zumeist Straßenraub betreffend -, sind teils so gut wie ganz hochdeutsch, teils hochdeutsch mit wenigen niederdeutschen Wörtern. Ein für den Bischof von Hildesheim bestimmter Briefentwurf aus dem Jahre 1497 (Otto Maltzan betreffend) ist in der Hauptsache hochdeutsch mit einigen niederdeutschen bzw. messingschen Wörtern 84 ). Zwei an den Landgrafen von Hessen gerichtete Briefentwürfe aus den Jahren 1499 und 1500 sind hochdeutsch. Das erste hat nur Brunswigk. Die Konzepte zu drei an den Propst zu Komburg (bei Schwäbisch Hall) in den Jahren 1497 und 1499 gerichteten Briefen sind rein hochdeutsch.

Eine stärkere Beimengung niederdeutscher Wörter hat der Entwurf zu einem Rundschreiben an norddeutsche Fürsten aus dem Jahre 1498. Das Konzept zu einem von Herzog Magnus zwischen Bernd Maltzan und dem Herzog Bogislav von Pommern aufgerichteten Vergleich vom 24. Oktober 1498 ist in der Hauptsache rein niederdeutsch, doch finden sich verschiedentlich rein hochdeutsche Sätze, Wendungen und Wörter. Ein Schreiben an den Pommerschen Marschall Degener Buggenhagen aus dem Jahre 1498 ist, abgesehen von einigen wenigen niederdeutschen Wörtern: dir (neben dy), to (2mal neben 3mal zu), in niederdeutscher Sprache entworfen. Fast mehr niederdeutsch als hoch-


83) Es begegnet u. a. darin 12mal to und 5mal zu. Vielleicht war das Schriftstück für den nd. schreibenden herzogl. Prokurator Petrus Wolkow bestimmt. - Die Credenz war vermutlich an Jacob Fugger adressiert. Vgl. Anm.85.
84) To (2mal neben 5mal zu), guden, gekamen, abgegreppen, aff und zu, geholden, by, beth (Bitte).
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deutsch, mit gelegentlichen kurzen niederdeutschen Sätzen, ist ein für den Bischof von Havelberg bestimmtes Schreiben wegen allerhand Räubereien und Übergriffen aus dem Jahre 1497. Es begegnen darin u. a.: 9mal to neben 1mal zu, vader, lathen, sick, affrede, dage, ock, rede (Räte), toseggen. Ein im selben Jahr verfaßter Entwurf zu einem Schreiben an den Herzog zu Braunschweig-Lüneburg (wegen einer Reise zu diesem) ist fast ganz niederdeutsch. Hochdeutsch ist im Text nur: weiß und in der Schlußformel ein kurzer Satz: ". . . der wir zu willen und wolgevallen allezeit geneigt." Niederdeutsch ist das Konzept für einen Brief an den Lübecker Kaufmann Bilringk aus dem Jahre 1497, der von den Herzögen beauftragt wird, etliche Briefe nach Rom zu besorgen 85 ).

Wenn es auch bei der Buntheit und Unvollständigkeit des Aktenmaterials schwer hält, zu allgemein gültigen Schlüssen zu gelangen, so läßt sich zusammenfassend etwa folgendes sagen:

Unbeeinflußt von Grunwald bzw. von der mecklenburgischen Kanzlei hat von den mecklenburgischen Fürsten zuerst der junge Herzog Heinrich V., Herzog Magnus II. ältester Sohn (geb. 1477), die hochdeutsche Schriftsprache angenommen. Von 1494 bis 1499 sandte er an seinen Vater bzw. an den Kanzler Grunwald teils eigenhändige, teils durch seinen Privatschreiber geschriebene Briefe, die teils so gut wie ganz oder überwiegend hochdeutsch verfaßt waren. - Der Grund hierfür ist in der Tatsache zu suchen, daß Heinrich jahrelang an hochdeutschen Fürstenhöfen weilte und daher stark von seiner hochdeutschen Umgebung beeinflußt wurde. Bemerkt sei, daß Heinrich, als er nach seines Vaters Tod (1503) zunächst zusammen mit seinem Oheim Balthasar († 1507), sodann allein die Regierung des Landes innehatte, persönlich die hochdeutsche Schriftsprache beibehielt, wenn auch in seinen eigenhändigen Schreiben und Aufzeichnungen gelegentlich einige niederdeutsche Wörter (de, na, breff, egentlich, dochter, bede, naher, gedan usw.) bis in sein Alter (1545) begegnen.

Von Magnus' dritten Sohn Albrecht VII. (geb. 1488) liegen erst aus dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts eigenhändige Schreiben vor. Sie sind hochdeutsch. - Auch Albrecht weilte in seinen jungen Jahren lange in Oberdeutsch-


85) In einem durchgestrichenen Satz begegnet: haben und habt. Derselbe Brief sollte ergehen: "mutatis mutandis an Jacob Fugger zu Nurnberg".
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land. - Hingegen ließ Magnus' zweiter Sohn Erich (geb. 1483, gest. 1508), der die Universität zu Rostock besuchte, 1501 an seinen Vater rein niederdeutsch schreiben.

Eigenhändige Schreiben der Herzöge Magnus II. und Balthasar sind mir nicht begegnet. Doch steht fest, daß sie die hochdeutsche Sprache voll beherrschten 86 ). - Beim Schriftwechsel mit seinem Kanzler Grunwald bediente sich Magnus, wie wir sahen, teils der niederdeutschen, teils der hochdeutschen Schriftsprache.

Die beiden gemeinschaftlich regierenden Herzöge Magnus und Balthafar lassen ihre offiziellen, in ihrer Kanzlei verfaßten, an den Kaiser und an hochdeutsche Fürsten und Personen sowie an das Reichskammergericht gerichteten Schreiben durch ihren Kanzler - ganz oder überwiegend - in hochdeutscher Sprache konzipieren und wohl auch so im Original ergehen 87 ).

Wenn auch die Konzepte für Schreiben an benachbarte niederdeutsche Fürsten und derenUntertanen von Grunwald zunächst (1493/94) ganz oder überwiegend hochdeutsch entworfen wurden, so wandte er doch hernach (1497/99) hierfür fast ganz die niederdeutsche Sprache an! Was aber die betr. Original-Schreiben anbetrifft, so müssen wir annehmen, daß sie ebenso an die Herzöge zu Sachsen-Lauenburg und Pommern, sowie an den Bischof von Havelberg in Grunwalds Amtszeit in niederdeutscher Sprache ergingen, wie das bei den Schreiben an die Herzoginnen Margarethe und Anna von Braunschweig-Lüneburg der Fall war 88 ).


86) Über Magnus vgl. S. 247. Balthasar besaß ein vielleicht 1472 in seinem Auftrage verfaßtes hd. Heldenbuch. Schröder S. 4.
87) Im preußischen Staatsarchiv zu Marburg wurden an den Landgrafen von Hessen-Cassel gerichtete Original-Schreiben erst a. d. J. 1502 festgestellt und übermittelt: 10 Schreiben (4 versch. Hände), so gut wie ganz hd. (tusent neben tausent, fruntlich neben freuntlich, einmal verfällt der Schreiber bei der Unterschrift ganz ins Nd., ein von Trutmann zu Augsburg geschriebener Brief Heinrichs V. hat noch: zyt, by, bewißen, dener, vel, lehen = leihen; bete.weigen willin).
88) Erhalten im Preußischen Staatsarchiv zu Hannover. - In den Staatsarchiven zu Stettin und Kiel konnten keine Originalschreiben der mecklenburgischen Herzöge aus diesem Zeitabschnitt festgestellt werden. (Auskünfte 1936). Wir sind hier und bei Havelberg daher auf den Befund, den die Konzepte und die Original-Urkunden (S. 224) ergeben, angewiesen. - In der Kanzlei der Kurfürsten von Brandenburg war man seit einigen Jahren zur hochdeutschen Schriftsprache übergegangen (vgl. S. 244/45). Mit Rücksicht auf die zahlreichen, von Grunwald ganz bzw. ganz (  ...  )
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Niederdeutsch sind in diesem Zeitabschnitt die Originalschreiben der Herzöge an ihre Gesamt-Landstände, an einzelne Mitglieder der Geistlichkeit, der Ritterschaft und Städte, an ihre Vögte und Untertanen. Daß hier ein bestimmtes Prinzip obwaltet, erkennt man am besten aus dem Schriftwechsel der Herzöge mit Rostock. Obwohl eine ganze Anzahl von mehr oder minder hochdeutschen Konzepten Grunwalds vorhanden ist, fand sich unter den umfangreichen, im Rostocker Ratsarchiv vorhandenen Originalschreiben der Herzöge bis zum Jahre 1501 einschließlich kein hochdeutsches vor.

Im eigentlichen Kanzleibetrieb nimmt aber das Hochdeutsche neben dem Niederdeutschen wenigstens zunächst einen breiten Raum ein: Das Memorial zur Kanzleiordnung von 1493 ist ebenso wie die Kanzleiordnung von 1494 - von einigen wenigen niederdeutschen Wörtern abgesehen - hochdeutsch. Der Kanzler Grunwald fertigte seine Konzepte hochdeutsch, messingsch, späterhin aber z. T. mit starkem niederdeutschen Einschlag aus.

Betrachten wir noch kurz die Organisation der mecklenburgischen Kanzlei im allgemeinen, ferner die einzelnen Kanzleibeamten, die unter Grunwald in der Kanzlei tätig waren, sowie ihren Anteil an der Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache.

Kanzleiordnung und Memorial von 1493 unterscheiden als Rangstufen: Kanzler, Sekretäre, Substitute; die Hofordnung von 1504 und der Neubrandenburger Hausvertrag von 1520: Kanzler, Sekretäre, Schreiber (bzw. Kanzleischreiber). -Hinzu kommt noch der Rentmeister. - Substitute bzw. Kanzleischreiber sind die subalternen Schreiber (Unterschreiber, Kopisten.) - Die Sekretäre nehmen eine höhere Stellung ein. Nach Art der späteren Geheimen Kanzleiräte. Sie sind die


(  ...  ) überwiegend hd. für Schreiben an die Kurfürsten entworfenen Konzepte (insbesondere in Hinblick auf die von 1496/1500) sollte man annehmen, daß auch die Originalschreiben in hd. Sprache geschrieben wurden. Doch sind die beiden im Geh. Preußischen Staatsarchiv zu Berlin-Dahlem aus Grunwalds Zeit ermittelten und mir übersandten Original-Schreiben der mecklenburgischen Herzöge an den Kurfürsten Johann vom 12. 7. 1497 und 23. 2. 1498 ganz bzw. so gut wie ganz niederdeutsch! Das zweite vom Rentmeister Trutmann eigenhändig geschriebene Stück hat nur: gethan, heiligen, yren, glicher; irmergkt, irholen, gein, vorloiff.
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Gehilfen des Vorstandes der herzoglichen Kanzlei. - Diese klare Scheidung von Sekretären und Schreiber vermißt man aber teilweise in den Urkunden, Akten und Registern. Es gehen dort die Bezeichnungen bisweilen etwas durcheinander. Doch sei bemerkt, daß vielfach Schreiber zu Sekretären aufrückten.

Kanzleiordnung und Memorial von 1493 geben Namen und Zahl der Kanzleisekretäre und Schreiber nicht an. Die Hofordnung von 1504 spricht von zwei Sekretären, die Zahl der Schreiber wird dagegen nicht angegeben. 1518 waren in der Kanzlei, vom Kanzler und Rentmeister abgesehen, im ganzen sechs Personen tatig. Wir können daher annehmen, daß in der Kanzlei in der Regel zwei Sekretäre und vier Schreiber beschäftigt waren.

Nächst dem Kanzler Dr. Grunwald war die wichtigste Persönlichkeit in der herzoglichen Kanzlei der Rentmeister und Rat Claus Trutmann. Er stammte aus Waltershausen bei Gotha und wurde 1468 zu Erfurt immatrikuliert 89 ). Trutmann war der erste mecklenburgische Rentmeister - wir würden heute sagen Finanzminister - im modernen Sinne und der Exponent der durch Herzog Magnus 1478 ff. geschaffenen Zentralverwaltung, welche die Grundlage für die Verwaltung des modernen Mecklenburgs bildet. Trutmann ist eine sehr interessante Persönlichkeit: das Mittelalter mit seinem Faustrecht und Fehdewesen und die Neuzeit mit ihrem Sinn für friedliche Wirtschaftspolitik und gute Verwaltung waren in seiner Person noch unausgeglichen verkörpert 90 ). - Wenn er auch in der Kanzleiordnung und in dem Memorial von 1493 nicht genannt wird, so ist doch bereits seit Ende 1492 in den Akten und seit Ende 1493 in den nur fragmentarisch erhaltenen Rentereiregistern seine Tätigkeit festzustellen, zum mindesten als Kanzleisekretär. Mit dem offiziellen Titel Rentmeister ist er mir bislang zuerst am 10. November 1495 begegnet. Nach Grunwalds Tod verwaltete er wahrscheinlich 1501/02 das Kanzleramt mit als Vizekanzler. Als Rentmeister zog er sich anscheinend Ende 1508 von dem aktiven Dienst zurück, doch war er noch bis 1515 nachweisbar gelegentlich im Rentereibetriebe tätig. 1521 vertrat er als Statthalter Herzog


89) Weißenborn, Akten der Universität Erfurt 1881 I S. 328.
90) Vgl. meine Arbeit: Finanz-, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Regierungspolitik der mecklenburgischen Herzöge im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Meckl. Jahrb. 86 S. 101 ff., 118/119.
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Heinrich V. in dessen Abwesenheit. Bald nach dem 1. Juli 1522 starb er als Bürgermeister von Schwerin und Besitzer der Lehngüter Gr. Schönfeld und Carpin (Land Stargard).

Claus Trutmann wird, soweit bislang zu ersehen, in den Akten des Archivs zuerst erwähnt in einem undatierten, nach dem 7. Oktober und vor dem 11. November 1492 wahrscheinlich von dem Kanzler Tigeler (rein niederdeutsch) entworfenen Konzept zu einem Schreiben der Herzöge Magnus und Balthasar an den Herzog von Sachsen-Lauenburg. Das erste, von Trutmann ("Trudtman") selbst entworfene Konzept ist vom 12. Dezember 1492. Das Schriftstück ist niederdeutsch bis auf gelimpf, irschinen, latzten; diese beiden Wörter sind wohl Thüringer Dialektformen. Zwei von ihm entworfene Konzepte zu Schreiben des Herzogs Magnus an den Herzog von Sachsen-Lauenburg in der Biswangschen Angelegenheit vom 21. Juli bzw. 1. August 1493 sind niederdeutsch; hochdeutsch ist im zweiten Schreiben: gesetzt; latzten, weigen (wegen), irkennen, irfchienen - entpoden, willin, weighe (Wege) sind wiederum wohl als Thüringer Dialektformen anzusehen. Niederdeutsch ist auch der Entwurf Trutmanns für ein Schreiben Herzog Magnus an den Kurfürsten von Brandenburg in derselben Angelegenheit, datiert: Hagenow, d. 6. 8. 1493; an Thüringer Dialektformen begegnen wieder: weigen, willin. Auf demselben Blatt befindet sich, gleichfalls von Trutmann entworfen, ein an Herzog Magnus gerichtetes Schreiben des Cyriakus von Biswang, in dem er zu einem Schreiben des Kurfürsten Stellung nimmt. Das Schreiben ist datiert: Körchow, 5. August (ursprünglich stand dort der 6. Angust!) und als Anlage zum Schreiben vom 6. August bestimmt. Das Konzept ist aber von Trutmann "messingsch" entworfen. So begegnen z. B.: habe neben hebbe, uf neben up, zu (12mal) neben to (15mal). Man könnte zunächst annehmen, daß das der Einfluß des vorangehenden hochdeutschen Schreibens des Kurfürsten von Brandenburg wäre, zu dem eingehend Stellung genommen wird. Doch kann man sich dem Eindruck nicht entziehen, daß Trutmann absichtlich seine Sprache so stark modifizierte, damit man am brandenburgischen Hofe nicht merken sollte, daß Biswangs Schreiben in der herzoglichen Kanzlei entworfen wurde. So hat Trutmann seinen sonst üblichen Eingang: Unse fruntlik die[nste] durchgestrichen und erneut angefangen: Irleucht hochgeborner furst... Auch treten die Thüringer Dialektformen zurück. Als Folge von

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einigen Verbesserungen an den von den zwei Konzepten angefertigten Reinschriften sind diese zurückgehalten worden. Bemerkenswert ist, daß der Kopist die hochdeutschen Extraturen seines Vorgesetzten nicht mitmachte, und daß Trutmann selbst eine längere Verbesserung rein niederdeutsch vornahm. Man mochte wohl gemerkt haben, daß ein "messingsches" Schreiben den Brandenburgern erst recht verdächtig sein mußte!

Zwei Konzepte für Schreiben des Herzogs Magnus an den Herzog zu Sachsen-Lauenburg vom 6. August und 21. Dezember 1493, die Biswangschen und Trutmannschen Händel 91 ) betreffend, sind niederdeutsch bis auf: todt, montach, vormittage; thüringisch ist: irmergken, irschynen, weigen, winin. Ganz überwiegend niederdeutsch ist auch das von Trutmann in den Jahren 1493/97 geführte "Schulth Register" (Rentereiregister) und eine Abrechnung aus dem Jahre 1494. An hochdeutschen bzw. messingschen Formen begegnen einige Male nur: bezcalt, bezcalen, tusent neben dusent, Heinrick. Als Dialektformen sind anzumerken: toich, vorkoiste, koipen, weige, reidt, leigen.

Aus den Jahren 1495 bis 1500 ist noch eine Anzahl von Konzepten Trutmanns erhalten. Sie sind bestimmt für Schreiben der Herzöge an die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg, Pommern und Sachsen-Lauenburg, an den Kurfürsten von Brandenburg, an den Grafen von Barby, an den Bischof von Havelberg, an den Johanniter-Orden, an den branden-


91) Aus den von Tigeler und von Trutmann Ende 1492/Anfang 1493 entworfenen Konzepten für Schreiben an die Herzöge zu Sachsen-Lauenburg geht hervor, daß Trutmann vorher mit den genannten Herzögen Differenzen gehabt hatte. Eine Auskunft vom Staatsarchiv zu Kiel (1936) brachte die Bestätigung für meine Vermutung, daß Trutmann vorher in Sachsen-Lauenburgischen Diensten gestanden hatte: Am 3. Dezember 1488 bekannte der Knappe Clawes Trutmann für frühere, dem Herzo Johann IV. von Sachsen-Lauenburg geleistete Dienste mit einem Halb-Schiff, wie sie auf der Elbe zwischen Hamburg und Lauenburg zu fahren pflegen, auf Lebenszeiten sowie mit 30 Mk. aus dem Lauenburger Zoll belehnt zu sein. Würde er eine Vogtei oder sonst ein Amt annehmen, kann er die 30 Mk. aus diesem nehmen, dazu will ihm der Herzog in einem halben oder ganzen Jahre noch ein Halb-Schiff für seine Lebenszeit schicken. Dafür verspricht er dem Herzog und seinen Erben Treue. - In seinem Notariatsinstrument vom 4. Dezember 1488 wird Nicolaus Trutmann als Rat des Herzogs Johann IV. von Sachsen-Lauenburg bezeichnet. Trutmann war als herzoglicher Gesandter bei Kaiser Friedrich in Flandern gewesen, um für seinen Herzog verschiedene Streitpunkte klären zu helfen.
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burgischen Lehnsmann Kurt Rohr, an herzogliche Räte und an die Stadt Rostock. Die meisten sind rein niederdeutsch bzw. niederdeutsch mit einigen hochdeutschen oder messingschen Wörtern (guts, buchsen, heiligen, bezcalt, beschatzt, todtslags, teder = Täter, anzehen, gethanen, zu). Daneben begegnen an Thüringer Dialektformen: gein, willin, irschynen, irkennen, irlangen, irmordt, irslagen, irteigen, entporen, latzten, koipen, koipman, getoiget, roives = Raubes, geheiget.

Eine etwas größere Anzahl von hochdeutschen Wörtern begegnet in einem Schreiben Herzog Heinrichs (V.) an den Herzog von Pommern vom 11. März 1499 (Reinschrift von Trutmanns Hand, die aus irgendeinem Grunde nicht abgesandt wurde). - Es finden sich darin: uff neben up, herzcog neben hertoge, guts, zcu (5mal) neben to (7mal). Dasselbe ist der Fall in dem Entwurf zu einem Schreiben der Herzöge an einen mecklenburgischen Beauftragten beim Reichskammergericht (wahrscheinlich Hofmarschall Jörg von Biswang), das nach dem 14. Oktober 1499 geschrieben ist. - Darin finden sich: ungezwivel, zcuvorhorige, sachen, wir, uffs nuwe, vertragen, machen, selbstigen, rat.

Sechs Konzepte Trutmanns aus dem Jahre 1501 (Zeit seiner mutmaßlichen Vizekanzlerschaft), bestimmt für Schreiben der Herzöge an den Herzog von Pommern, an den Johanniter-Orden, an die Städte Rostock und Lübeck, sind niederdeutsch mit ganz vereinzelten hochdeutschen Wörtern (gesetzt, sontach) und einigen Thüringer Dialektformen (willin, gein, weigen, leigen = legen; doch schreibt er jetzt: erschenen, erschynen, erteigen). Ein Konzept für eine Urkunde der Herzöge für die Boizenburger Kirche ist niederdeutsch mit zwei hochdeutschen bzw. messingschen Wörtern (tode, nateyl), Thüringer Dialektform ist wohl gloicken = Glocken.

Trutmann ist meines Wissens der einzige Kanzleibeamte, der aus den Zeiten Tigelers und Grunwalds noch in die Zeit der beiden Kanzler von Schöneich hineinragt. Daher soll hier kurz auf den sprachlichen Charakter seiner Schriftstücke nach 1501 eingegangen werden.

Auch in dieser neuen Epoche hielt Trutmann noch längere Zeit an der niederdeutschen Sprache fest. - Die ganz von ihm selbst verfaßte Amtsbeschreibung der Vogtei Strelitz von 1505 ist niederdeutsch mit einigen wenigen hochdeutschen Wörtern (macken neben machet, gerechent, Breytenfelde neben Breydenfelde). Selten stößt man auf kurze hochdeutsche bzw. messing-

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sche Sätze (... dann es trecht des eynes jars mehr als des anders ungeverlik ... , ... wan die jeger des jars eyn mal da hyn kamen, so mussen sehe yn udtrichtigen don). 1510 schrieb er an den Küchenmeister zu Strelitz, von einigen wenigen hochdeutschen Wörtern abgesehen, niederdeutsch. - Auch seine Rentereiregister, die wieder vom Ende des Jahres 1504 ab erhalten sind, führte er bis gegen Ende des Jahres 1507 (1508?) ganz überwiegend niederdeutsch mit einigen wenigen messingschen bzw. hochdeutschen Wörtern 92 ). - Hernach führt Trutmanns Neffe Balthasar Rotermund als Rentschreiber (bzw. Rentmeister) die Hauptregister, und zwar in der Hauptsache hochdeutsch mit einigen wenigen niederdeutschen Wörtern. - Bemerkt sei aber, daß Trutmann in den Überschriften für das Rentereiregister seines Neffen für 1508/09 bereits: rechenschafft, herschafft, zcollen schrieb, und daß zwei Nebenregister von 1509, die Trutmanns Schlußabrechnung mit den Herzögen enthalten, von ihm überwiegend hochdeutsch geschrieben sind.

Hingegen ließ Trutmann sein Testament aus den Jahren 1517/22, das er von 1517 bis 1522 durch eigenhändige Zusätze erweiterte, ganz überwiegend niederdeutsch abfassen. Es finden sich in Urschrift und Zusätzen nur vereinzelte hochdeutsche Wörter.

Man kann also sagen, daß Trutmann, obwohl er auf hochdeutschem Sprachgebiet geboren war, das Niederdeutsche entschieden bevorzugte, und daß in der Hauptsache nur einige hochdeutsche bzw. thüringische Reminiszenzen in den von ihm verfaßten Schriftstücken begegnen. Das Hochdeutsche beherrschte er natürlich völlig, doch wandte er es nur selten an. Insbesondere - aber keineswegs konsequent -, wenn er an hochdeutsch sprechende Personen schrieb bzw. Konzepte entwarf. So ist der schon erwähnte Brief an den Kanzler Grunwald vom 28. Januar 1498 rein hochdeutsch. Von: guden und getruwer abgesehen, ist hochdeutsch ein undatiertes Konzept zu einem Schreiben des Herzogs Magnus an den Grafen von Hohnstein wegen dessen Händel mit Cyriakus von Biswang


92) Z. B. ich, er, verzerth, gerechent, zolle, zollener, hertzogen, neben den betr. niederdeutschen Wörtern, die aber durchaus überwiegen. Auch stoßen wir hier wieder auf seinen Thüringer Dialekt: koipen (neben vorkopen), vorkoisten (neken vorkosten), gein, weigen, reydt (= ritt), Ratzinborg (= Ratzeburg).
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aus den neunziger Jahren. Ein auf demselben Blatt befindlicher Entwurf für ein Schreiben der Herzöge Magnus und Balthasar an den Rat der Stadt Lüneburg ist dagegen bis auf: gantz, gloif, erteigen, rein niederdeutsch! - An seinen Herzog Magnus schrieb er am 28. März 1498 in der Hauptsache niederdeutsch, am 20. Dezember 1498 messingsch. Im Jahre 1521 richtete er an Herzog Heinrich ein eigenhändiges Schreiben, das fast ganz hochdeutsch ist. Niederdeutsch sind: durchluchtigter, gedahn, dener, to (neben zu), Hinrich. In: beroibet, koifman, tritt auch jetzt noch sein Thüringer Dialekt zutage.

Trutmann war also an und für sich doppelsprachig. Wir dürfen wohl annehmen, daß er vor seinem Auftreten in Mecklenburg sich an dem Hofe des Herzogs von Sachsen-Lauenburg als Rat (und Sekretär ?) die völlige Beherrschung der niederdeutschen Sprache aneignete. Soviel dürfte klar sein, daß Trutmann für die Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache durch die mecklenburgische Kanzlei von einer ins Gewicht fallenden Bedeutung nicht gewesen sein kann.

Von dem übrigen Kanzleipersonal lassen sich mit Bestimmtheit bislang fünf Personen während Grnnwalds Amtszeit nachweisen. Sie waren alle Nichtmecklenburger, aber von Geburt aus Niederdeutsche und hatten zumeist in Rostock studiert:

Meynardus Tobingk begegnet als Schreiber (Kanzleischreiber) von 1492 bis 1495, er stammte aus Lüneburg und wurde 1493 zu Rostock immatrikuliert 93 ).

Thomas Dobertzin, als Schreiber nachweisbar von 1493 bis 1498, aus Perleberg, 1491 zu Rostock immatrikuliert 94 ).

Johann (von) Horn ("Johannes vam Horne") tritt von 1496/97 bis 1500 als Schreiber auf, stammte ans Schleswig und wurde 1484 zu Rostock immatrikuliert 95 ).

Nikolaus Pakebusch, der uns von 1495 bis mindestens 1501/02 als Schreiber begegnet, war Priester des Halberstädter Stifts, also Niederdeutscher.

Magister Johannes Rhode, der Mitte 1498 einmal als Schreiber auftritt, wird von Ende 1498 bis 1500 als Sekretär


93) Hofmeister, Die Matrikel der Universität Rostock 1889 I S. 268a.
94) Hofmeister, Rostocker Matrikel I S. 258a.
95) Hofmeister, Rostocker Matrikel I S. 236a.
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bezeichnet. Er stammte aus Stadthagen und wurde 1486 zu Rostock immatrikuliert 96 ).

Da in der Kanzlei durchschnittlich etwa zwei Sekretäre und vier Schreiber beschäftigt waren, so ist anzunehmen, daß die fünf genannten Personen nicht das gesamte Kanzleipersonal darstellen, das unter Grunwald arbeitete. Es ist wahrscheinlich, daß mehrere von den Sekretären bzw. Schreibern, die unter Grunwalds Vorganger Tigeler tätig waren, wenigstens eine Zeitlang unter Grunwald Dienste taten. Das möchte ich in erster Linie von zwei Persönlichkeiten annehmen:

1. Petrus Sadelkow aus Neubrandenburg. Von 1483 bis 1492 ist er mir bislang als Sekretär begegnet. 1474 wurde er zu Rostock immatrikuliert 97 ).

2. Kersten (Kerstianus) Berskamp (auch Kerstianus Knop genannt) aus Hamburg. Er wurde 1483 zu Rostock immatrikuliert 98 ) und begegnet von 1491 bis 1493 (Mai 20.) als Schreiber und Notar. Im Oktober 1494 war er allerdings schon Küchenmeister zu Schwerin.

Vielleicht kommen auch noch in Frage:

Johann Talle, Priester der Halberstädter Diözese, der bislang 1488 bis 1492 (Dez. 7.) als Sekretär begegnet, und der aus der Ratzeburger Diözese stammende Notar Hermann Tymmermann, der mir 1489 als Schreiber begegnet ist.

Auch alle diese Persönlichkeiten stammen also aus dem niederdeutschen Sprachgebiet bzw. aus Mecklenburg. - Das "Schulth Register" wurde 1497/99 von Johann von Horn und 1499 von Nicolaus Pakebusch niederdeutsch geführt. Doch findet sich hier bei Pakebufch einmal ein hochdeutsches Wort: gekofft. In dem von ihm geführten (Teil-) Pachtregister von 1494 sind 15 Eintragungen niederdeutsch, eine ist hochdeutsch bis auf: vogdien, eine messingsch. Ein von ihm geschriebener Originalbericht des Boizenburger Vogtes Ciriacus von Biswang vom 2. Dezember 1496, der an Herzog Magnus gerichtet ist , ist, abgesehen von: schepel und punt, hochdeutsch. - Niederdeutsch sind aber die umfangreichen Eintragungen ins Schweriner Stadtbuch, die Pakebusch 1521/28 als Notar tätigte.


96) Hofmeister, Rostocker Matrikel I S. 246 b, 252 a, 255. 1500 Nov. 30 wird er als "secretarius und schriver" aus mecklenburgischen Diensten verabschiedet, um in den Dienst des Rates der Stadt Lübeck zu treten.
97) Hofmeister, Rostocker Matrikel I S. 184 b.
98) Hofmeister, Rostocker Matrikel I S. 230 b, 241 a.
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Sonst sind mir in den 90er Jahren des 15. Jahrhunderts noch einige ganz oder überwiegend hochdeutsche Konzepte von ein bis zwei unbekannten Händen begegnet.

Petrus Sadelkow führte 1487 das Rentereiregister niederdeutsch. Rein niederdeutsch ist auch das wahrscheinlich von ihm geschriebene Landtagsprotokoll von 1488 99 ). 1509 schrieb Sadelkow an Herzog Albrecht niederdeutsch, hochdeutsch sind nur: itzundes, entzeiygunge. Ein eigenhändiger Revers aus dem Jahre 1511 ist so gut wie ganz niederdeutsch. Hochdeutsch ist: nachdeme; messingsch: Heinrick.

Man wurde aber wohl zu weit gehen, wenn man auf Grund dieser wenigen Zeugnisse behaupten wollte, daß, abgesehen von Pakebusch und den ein bis zwei unbekannten Sekretähänden die übrigen Kanzleibeamten nur oder in der Hauptsache das Niederdeutsche beherrscht hätten. Es ist anzunehmen, daß Sie durch die hochdeutsche Sprache ihres Vorgesetzten doch stärker beeinflußt wurden. Da Grunwald sicherlich von maßgebendem Einfluß bei der Besetzung der Sekretär- und Schreiberstellen war, wird er schon in seinem eignen Interesse dafür Sorge getragen haben, daß er wenigstens einige Kanzleibeamte erhielt, die sowohl das Hochdeutsche als auch das Niederdeutsche beherrschten. Man kann wohl annehmen, daß der eine oder der andere der genannten Kanzleibeamten vorher in einer Kanzlei, in der das Hochdeutsche bereits üblich war, arbeitete. Daß unabhängig von Grunwalds Einfluß und ohne daß seine Konzepte vorlagen, hochdeutsche Schriftstücke aus der mecklenburgischen Kanzlei ergehen konnten, ersehen wir übrigens aus dem Schreiben, das Herzog Magnus am 24. März 1498 von Güstrow aus, ferner aus dem Schreiben, das Herzog Heinrich am 17. November 1499 von Mecklenburg aus an Grunwald richten ließ.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, daß Rentmeister, Sekretäre und Kopisten für die Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache nur von geringer Begeutung gewesen sind, mit Ausnahme etwa von Nikolaus Pakebusch und von ein bis zwei unbekannten Sekretären.

Somit kommen wir zum Ergebnis, daß Grunwald bei


99) Auf Rückseite der Abschrift der Priv.-Bestätigung für das Land Stargard vom 12. 6. 1477 (Urk: Verträge m. d. Ständen). Gedr. Meckl. Jahrb. 10 S. 191/93. Nicht, wie Lisch meint, vom Kanzler (Tigeler) geschrieben, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach von Sadelkow.
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seinen Bemühungen, die hochdeutsche Schriftsprache einzuführen, wohl bei einigen seiner Kanzleibeamten, die auch das Hochdeutsche beherrschten, eine Unterstützung fand. Letzten Endes ist aber Grunwald doch so gut wie allein die treibende Kraft dafür gewesen, daß die hochdeutsche Schriftsprache im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in der herzoglichen Kanzlei Eingang fand.

Wir müssen uns daher zum Schluß noch eingehender mit Dr. Grunwalds Werdegang und mit seiner eigenartigen sprachlichen Entwicklung befassen, auf die wir besonders bei der Betrachtung seiner Konzepte gestoßen sind.

Der Dr. der kaiserlichen Rechte Anthonius Grunwald stammte aus Nürnberg 100 ). 1485 (26. Dezember) begegnet er als Rat des Markgrafen Albrecht Achilles zu Ansbach 101 ). Von 1491 bis Anfang 1493 war er am brandenburgischen Hofe als Rat und Gesandter tätig 102 ). Gegen Ende des Jahres 1493 (1. bislang festgestelltes Konzept vom 11. November) tritt er in Mecklenburg als Kanzler und herzoglicher Rat auf und verwaltet dies Amt bis zu seinem Tode Anfang 1501 (kurz vor 10. März). Von ein paar niederdeutschen Brocken abgesehen, beherrschte er anfangs nur das Hochdeutsche, das ja auch zu seiner


100) Akten Besoldungen und Bestallungen der Kanzler: Dr. Anthonius Grunwald. - 1496 wurde er zu Rostock ehrenhalber immatrikuliert (Hofmeister, Rostocker Matrikel I S. 282 a). - Grunwalds Vater Hans Grunwald lebte noch 1493 (in Nürnberg). Erkundigungen beim Kreisarchiv zu Nürnberg (1919) ergaben, daß im 15. Jahrhundert in Nürnberg verschiedene Träger des Namens Grunwalt vorkommen, doch konnten ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu Hans und Anthonius nicht festgestellt werden. - Anthonius Grunwald führte im Wappen ein Zeichen, das Ähnlichkeit mit einem Mauerhaken hat.
101) Priebatsch, Politische Korrespondenz Albrecht Achilles, Publikationen a. d. Preußischen Staatsarchiv, Band 71 (1898) S. 110 Anm. 5.
102) Ein Artikel in dem Memorial zu einer Kanzleiordnung von 1493 deutete darauf hin, daß er zuvor im Dienste des Kurfürsten Johann (Cicero) von Brandenburg tätig war. Eine Nachfrage im Geh. Preußischen Staatsarchiv zu Berlin(-Dahlem) (1919) ergab denn auch, daß er 1491/93 in Johann Ciceros Diensten stand. Er wurde zu diplomatischen Sendungen verwandt: 1491 an König von Böhmen, 1491 - 92 an Kaiser Friedrich III. und an König Maximilian. - Der 1493 war er in Mailand. - Soweit im Archiv zu Berlin(-Dahlem) ersichtlich, tritt er zuletzt in der Mark Brandenburg am 28. März 1493 auf.
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Zeit in der brandenburgischen Kanzlei üblich war 103 ). Seine eigenhändigen Konzepte sind von 1493 bis Anfang 1495 überwiegend hochdeutsch mit einigen wenigen niederdeutschenWörtern. In seinen Originalschreiben und Konzepten finden sich vielfach Formen, die für die Nürnberger Schriftsprache und für die kaiserliche Kanzleisprache, die damals unter bayrisch-österreichisch-nürnbergischem Einfluß stand, typisch sind: Anlautendes p statt b, ai statt ei, e in tonlosen Silben statt des mitteldeutschen i usw. Es scheint demnach zuerst in Mecklenburg unter Grunwald die kaiserliche Kanzleisprache eingeführt zu sein. Doch macht sich bei Grunwald ein gewisses Schwanken in der Schreibweise bemerkbar 104 ), und bereis 1498 sind, soweit ich sehe, die oben genannten Eigentümlichkeiten aus Grunwalds eigenhändigen Schreiben verschwunden. Es wäre denkbar, daß dies durch den Einfluß des Niederdeutschen geschah. Doch bedurfte dies alles näherer Untersuchungen, die über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen 105 ). - Seit Anfang des Jahres 1495 stellen sich, wie wir sahen, in Grunwalds Konzepten bereits verschiedentlich etwas mehr niederdeutsche Wörter ein. Aber wie mit einem Schlage ist der Entwurf zu dem Rostocker Rezeß vom 8. Dezember 1495 mehr niederdeutsch als hochdeutsch! Daraus ist zu schließen, daß die niederdeutsche Opposition gegen die Einführung der hochdeutschen Schriftsprache noch so stark gewesen sein muß, daß Grunwald sich bemühen mußte, das Niederdeutsche zu erlernen und es anzuwenden.

Über diesen partikular-niederdeutschen Wider stand, der bezeichnenderweise von Rostock ausging, und über Grunwalds Sprache haben wir zwei wichtige Zeugnisse.


103) Böttcher S. 64, 76. - Das erste hochdeutsche, von den Kurfürsten von Brandenburg an die mecklenburgischen Herzöge gerichtete Schreiben, das mir in unserm Archiv begegnet ist, stammt aus dem Jahre 1470, das letzte niederdeutsche aus dem Jahre 1489.
104) Es findet sich: unpillig, puchstaben neben buch, widerpart neben widerbart, treyen neben dritten; aigen, beraidt, gemaint, glait; das tonlose e ist durchaus die Regel: erschenen (= erschinen), aber, oder, underthanen. An sonstigen bemerkenswerten Formen finden sich: uber, guder, thuon, huett. - Vgl. Socin S. 151, 153, 157, 194.
105) Allgemein möchte ich bei dieser Gelegenheit bemerken, daß über manche der von mir in meinem Material gefundenen Sprachformen der zünftige Sprachforscher vielleicht anderer Ansicht sein kann. Daher habe ich in meiner Arbeit möglichst viel an bemerkenswerten Sprachformen gebracht.
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Am 24. November 1495 fanden zu Wismar zwischen der Stadt Rostock und den mecklenburgischen Herzögen Verhandlungen über ihre Streitigkeiten statt. Grunwald trug die Klage der Herzöge gegen Rostock vor. Da erklärten die Rostocker: Sie könnten den Kanzler nicht verstehen, da er "hochdudesch" redete. Sie baten, daß ihnen die Klageartikel schriftlich übergeben wurden. Der Kanzler antwortete, daß er ihnen seinen Merkzettel übergeben wollte. Die Rostocker erklärten daraufhin, daß ihnen dieser nichts nützen könne. Die Herzöge hingegen hielten sich nicht für verpflichtet, die Klageartikel schriftlich zu übergeben, und Magnus fragte die Rostocker, ob sie ihn denn verstehen würden. Da erklärten die Rostocker, daß sie den Herzog wohl verstehen würden, und Magnus trug nun die Klageartikel, sicherlich auf Grund Grunwalds Merkzettel, vor 106 ). Dieser "Merkzettel" fand sich in den Akten vor, und zwar als Konzept und als Reinschrift. Beide sind eigenhändig von Grunwald geschrieben und nahezu ganz hochdeutsch, nur vereinzelte niederdeutsche Wörter, auf der Seite durchschnittlich eins bis zwei, kommen darin vor. Bemerkenswert ist darin der verschiedentlich zutage tretende Nürnberger Dialekt: irleuchten, gepurt, unpillig, gotzhues, fueß, wue, guet, schrieft usw. Wenn auch Grunwald es im "Schriftlichen" etwa halbwegs bis zum Messingsch gebracht hatte, so muß es doch mit dem "Mündlichen" noch sehr gehapert haben. Sein hochdeutscher Vortrag muß für die Rostocker recht unverständlich gewesen sein, da noch eine starke nürnbergische Dialektaussprache hinzukam.

Die auf diesem Wismarer Tag gemachten Erfahrungen trugen offensichtlich dazu bei, daß Grunwald seine Bemühungen, das Niederdeutsche immer besser zu beherrschen, verdoppelte. Jedenfalls fahen wir ja schon, daß sehr bald die von ihm entworfenen Konzepte, insbesondere für Schreiben der Herzöge an Rostock und an niederdeutsche Fürsten und Personen, immer mehr niederdeutsch werden.

Mit dem Sprechen des Niederdeutschen muß es aber bei Grunwald noch 1499 ziemlich schlecht bestellt gewesen sein, denn als am 7. 2. die Stadt Rostock über den Wortlaut eines


106) Hanserezesse III. Abt. (Schäfer) III S. 407. Diese Nachricht ist auch insofern von Interesse, als in ihr, soweit ich sehe, zuerst in Mecklenburg von der hochdeutschen Sprache die Rede ist. - In Deutschland gehen voran eine Nachricht vom Jahre 1470 (Westfalen) und 1493 (Straßburg). Socin S. 174/74.
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von Grunwald entworfenen Schuldbriefes mit diesem und den Herzögen in Streit geriet, baten die Rostocker, daß die Herzöge ihren Rat Johann Thun, Dekan zu Güstrow und Propst zu Dobbertin, an Stelle von Grunwald zu mündlichen Verhandlungen senden möchten, da Johann Thun mit ihnen "in der Sprake concordert" und Sie mit ihm über die Dinge reden und nach Bedarf ratschlagen könnten, "deß uns myth juwer gnaden doctor (Grunwald) so ghar bequemelick nicht steyt by tho bringhende".

Die Herzöge gingen auf den Wunsch der Rostocker ein und schickten Johann Thun!

*                       *
*

Die erste Aufnahme der hochdeutschen Schriftsprache in Mecklenburg zu Zeiten des Kanzlers Dr. Anthonius Grunwald (1493 bis 1501) hat einen vorbereitenden Charakter. Sie äußert sich im internen Kanzleibetrieb, in den persönlichen Urkunden und Schreiben der Herzöge sowie in den für hochdeutsche Fürsten und Personen bestimmten Urkunden und Schreiben. Hauptträger der Einführung ist der Kanzler Grunwald selbst. Unabhangig von ihm nimmt der junge Herzog Heinrich V., Magnus II. ältester Sohn, in Oberdeutschland die hochdeutsche Schriftsprache an.

Eine Einwirkung auf die einheimische Bevölkerung ist noch nicht zu spüren. Im Gegenteil. Es macht sich eine Opposition der Stadt Rostock gegen Grunwalds hochdeutsche Schrift- und Verhandlungssprache geltend, die Grunwald nötigt, das Niederdeutsche zu erlernen und es in seinen für Rostock und für niederdeutsche Fürsten und Personen bestimmten Konzepten in steigendem Maße anzuwenden.

Fortsetzung folgt.   

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VI.

Archäologische Methoden
in der mittelalterlichen
Siedlungsforschung.

Neue Wege
zur Erforschung der Ostkolonisation.

von

Franz Engel

 

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Nach jahrhundertelanger Slawenherrschaft wurde Mecklenburg im 13. Jahrhundert durch die Ostkolonisation wieder ein deutsches Land. Nicht durch Kriegszüge und gewaltsame Unterwerfung, sondern erst durch die Ansiedlung von Scharen deutscher Bauern konnte die Rückgewinnung des ehemals germanischen Bodens endgültig gesichert werden. Über diese Landnahme der Kolonisten, deren Einstellung zur slawischen Bevölkerung sowie über Alter und Gründungszeit der mecklenburgischen Dörfer Klarheit zu gewinnen, hat die Wissenschaft bisher vergeblich versucht. Infolgedessen konnte der Russe Jegorow die Behauptung aufstellen, die Neubesiedlung des Landes im Mittelalter sei ein Werk slawischer Binnenkolonisation und Mecklenburg noch bis zum Dreißigjährigen Kriege ein slawisches Land gewesen. Wenn auch Witte die Jegorowsche Schrift als tendenziös und unwissenschaftlich brandmarken konnte, so mußte er doch erneut darauf hinweisen, daß die Vorgänge bei der Ansiedlung der deutschen Bauern nach wie vor im Dunkeln lagen.

Aus der großen Zahl der ungelösten Probleme seien hier nur einige angedeutet. Trotz mancher wissenschaftlicher Untersuchungen ist noch völlig ungeklärt, ob die vielen Hunderte von slawisch benannten Orten alte Wendendörfer oder trotz ihres Namens Neugründungen der Kolonisationszeit sind. Auch das Verhältnis der Doppeldörfer (Groß-, Klein- usw.) zueinander ist problematisch, und ebenso harrt die Frage, ob Rundlingsdörfer deutsche, slawische oder gar urgermanische Gründungen sind, noch ihrer Lösung.

Immer mehr mußte man erkennen, daß das bisher verwandte Quellenmaterial, wie Urkunden, Akten, Flurkarten und Rückschlüsse aus späterer Zeit keineswegs zur Erforschung der mittelalterlich-bäuerlichen Geschichte ausreichte. Sollte die Siedlungsforschung der Kolonisationszeit nicht endgültig

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stagnieren, galt es also neue Untersuchungsmethoden zu erarbeiten und ihre Brauchbarkeit zu erweisen.

Aus dieser Notwendigkeit heraus machte ich vor einigen Jahren den Versuch, siedlungshistorische Fragen mit Hilfe archäologischer Arbeitsmethoden zu lösen. Durch Scherbenfunde auf den Feldmarken und in Dörfern und durch Grabungen waren wichtige Erkenntnisse zu erwarten. Aber mangels jeglicher Vorarbeiten mußten in jahrelanger systematischer Kleinarbeit erst die Grundlagen für diese neuen Forschungsmethoden geschaffen und die Grenzen und Möglichkeiten ihrer Anwendbarkeit erprobt werden.

Die größte Schwierigkeit lag zunächst in unserer mangelnden Kenntnis der deutsch-mittelalterlichen Keramik. Während die Archäologie gelernt hatte, in grauer Vorzeit die Stilentwicklung oft von 50 zu 50 Jahren zu verfolgen, war die Entwicklung der bäuerlichen Keramik vom 12. bis zum 16. Jahrhundert fast völlig unbekannt. Durch Ausgrabung von zwei Töpferwerkstätten 1 ) und zahlreiche Einzelbeobachtungen 2 ) konnte ich im Verlauf der letzten Jahre die typologische Entwicklung der mittelalterlichen Keramik in Mecklenburg untersuchen und in ihren Grundzügen festlegen. Erst dadurch war die Gewähr gegeben, zuverlässige Erkenntnisse für die Siedlungsforschung zu erhalten.

Die Geschichte der mecklenburgischen Siedlungen kann nicht allein vom Schreibtisch aus bearbeitet werden. Der Bauer ist eng mit seinem Grund und Boden verbunden, und wir müssen in die Dörfer und Floren gehen, um aus den Siedlungsresten der Vergangenheit die Geschichte der Dörfer und der Bauern ablesen zu können. Aus dieser Arbeit der mecklenburgischen Siedlungsforschung soll der vorliegende Aufsatz einen Ausschnitt geben.

In Mecklenburg wird noch heute von einer großen Anzahl von Stellen im Volksmund behauptet, daß dort ehemals ein Dorf gelegen habe und zu irgendeiner fernen Zeit - meist spricht man vom Dreißigjährigen Krieg - zerstört und unter-


1) Ausgrabungen in Dümmer bei Parum und in Granzin bei Boizenburg.
2) Z. B. Ausgrabungen von Hungerstorf bei Grevesmühlen.
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gegangen sei. Oft nennt man diese Plätze "Dorfstätte", "Oll Dörpstädt", oder sie werden noch mit dem Namen der ehemaligen Siedlung bezeichnet. Die mecklenburgische Flurnamensammlung in Rostock enthält Hunderte solcher Hinweise auf alte Wüstungen, allein im Kreis Hagenow z. B. für 58 verschiedene Plätze.

Diese Wüstungen sind für den Siedlungshistoriker wichtige und aufschlußreiche Ansatzpunkte für seine Forschungen. Denn hier, wo vor vielen Jahrhunderten Gehöfte und Dörfer lagen, bietet sich zur Untersuchung der Siedlungsreste meist ein günstiges Feld. Auch die gründlichste Beackerung des Bodens vermag die Spuren der untergegangenen Dörfer nicht restlos zu zerstören. Schon die Zusammensetzung des Bodens verrät oft dem geübten Auge das Vorhandensein von Brand- oder Bauschutt, und es ist eine oft erprobte Erfahrungstatsache, daß jeder alte Siedlungsplatz des Mittelalters sich mit unbedingter Sicherheit durch Scherbenstreuung auf der Ackeroberfläche erkennen läßt. Daß oftmals die erwähnten Flurbezeichnungen im Laufe der Jahrhunderte an eine andere Stelle gewandert sind und Wald- und Grasbedeckung die Scherbensuche erschweren oder gar unmöglich machen können, sei hier nur kurz erwähnt.

Verschiedene Forfcher haben nachzuweisen versucht, daß das mecklenburgische Dorf bis in die Germanenzeit zurückreiche 3 ). Nach der Völkerwanderung sei eine große Zahl germanischer Dörfer bewohnt geblieben und von den einwandernden Slawen und später von den deutschen Kolonisten übernommen worden. Hierdurch sei die Rundlingsform der slawischen und später deutschen Siedlungen zu erklären. Wenn dieser Gedankengang richtig wäre, müßten bei einer größeren Zahl von Dorfstellen, besonders im Südwesten des Landes, neben slawischen auch germanische Scherben zu finden sein. Denn es ist ja nicht anzunehmen, daß in der Kolonisationszeit oder später nur diejenigen slawischen Dörfer untergegangen sind, die nicht auf germanische Siedlungen zurückgingen.

Was ergeben jedoch die Scherbenfunde? Trotz genauester


3) Mielke in Ztschr. für Ethnologie 52. Jg. - Endler-Folkers: Das mecklenburgische Bauerndorf, S. 7. - Die Rostocker Dissertationen von Stössel, Schulz usw.
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Untersuchung von 49 slawischen Siedlungsplätzen in den verschiedensten Kreisen Mecklenburg-Schwerins konnte mit einer einzigen Annahme bisher nirgends vorslawisches Scherbenmaterial ausfindig gemacht werden. Und auch bei jener einen Ausnahme (Wüstung Devstorf b. Dobbertin) handelt es sich wahrscheinlich um germanische Scherben der älteren Eisenzeit (etwa 800 v. Chr.).

Diese Forschungsergebnisse führen mit Sicherheit zu dem Schluß, daß weder das Slawische, noch erst recht nicht das jetzige mecklenburgische Dorf aus urgermanischer Zeit stammt. Das hindert natürlich nicht, daß in ganz vereinzelten Fällen eine derartige Zurückführung möglich sein kann. Auch scheinen, nach den Scherbenfunden zu urteilen, die Verhältnisse im Kreise Stargard etwas anders zu liegen.

Auf Grund des Scherbenmaterials ergab sich, daß die größte Zahl der untersuchten Dorfstellen bereits in der Wendenzeit besiedelt war. Schwieriger war oft die Feststellung, wann das betreffende Dorf von seinen Bewohnern verlassen wurde, da die Zahl der gefundenen Scherben in einzelnen Fällen zu einer genauen Datierung kaum ausreichte. Mit Sicherheit ließ sich jedoch die Einreihung sämtlicher untersuchter Wüstungen (Gesamtzahl 58) in folgende Hauptgruppen durchführen:
1. Jüngere slawische Zeit bis zur Kolonisationsperiode.
2. Mittelalter bis etwa 1550. 3. Neuzeit.

Natürlich ist Wüstungsforschung ohne archivalisches Quellenstudium nicht möglich, aber erst die Auffindung der Dorfstelle und Sichtung des Scherbenmaterials vermögen wirkliche Klarheit zu schaffen 4 ). Vor allem die für die Erkenntnis siedlungsgeschichtlicher Entwicklung wichtige Lage der Wüstungen zu den späteren Dörfern ist nur durch Geländebegehung zu erschließen. Oft finden sich Dorfstellen aus der jüngsten Slawenzeit in direkter Nachbarschaft heutiger Siedlungen, so daß offenbar ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Untergang des Wendendorfes und der Gründung einer Kolonistensiedlung


4) Die Arbeit von Schildt über die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins (M. Jb. 56) ist deshalb in vielen Punkten zu berichtigen.
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besteht 5 ). Diese Annahme wird in vielen Orten durch die noch heute erzählten Sagen bestätigt. So heißt es z. B. in Jesendorf, Kr. Wismar, daß das heutige Dorf früher auf der sog. "Dörpstädt" gelegen habe, die sich auf Grund der Scherbenfunde als Wüstung der Kolonisationszeit erweist. Hier wie in Oldenstorf und vielen anderen Orten ist also das heutige Dorf eben zu der Zeit entstanden, als die Wendensiedlung unterging. Vielleicht haben beide Dörfer für kurze Zeit mit den Vorsilben Groß und Klein oder Wendisch und Deutsch nebeneinander bestanden.

Oldenstorf und die slawische Dorfstätte. Gez. Dr. Engel.

Jedenfalls ist durch das zeitliche Nacheinander der slawischen und deutschen Siedlung die Tatsache zu erklären, daß eine so große Zahl reiner Kolonistendörfer noch heute wendische Ortsnamen trägt. Wir erhalten also Einblicke in den Vorgang der deutschen Kolonisation, die auf Grund des schriftlichen Quellenmaterials niemals zu gewinnen wären.

Um diese Zusammenhänge restlos nachprüfen zu können, tauchte der Gedanke auf, das Alter und die Gründungszeit der heute bestehenden Siedlungen durch Scherbensuche im Dorfe selbst zu bestimmen. Dieser Plan wurde zunächst von Fachprähistorikern als völlig undurchführbar abgelehnt. Tatsache war jedoch, daß an wüsten Dorfstellen, die noch bis ins 19.


5) Vgl. die Karte von Oldenstorf und die Ausführungen in meiner Arbeit: Deutsche und slawische Einflüsse in der Dobbertiner Kulturlandschaft, S. 45 f.
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Jahrhundert hinein besiedelt waren, neben Scherben der jüngsten Zeit solche aus dem Mittelalter und der Slawenperiode gefunden wurden, daß also auch jahrhundertelange intensive Bebauung die älteren Siedlungsreste nicht völlig zu verschütten und zu zerstören vermag. Es war demnach zu erwarten, daß in den Gärten und auf den Hofstellen unserer heutigen Dörfer die Scherben der älteren Perioden durch Oberflächensuche zu entdecken seien. Durch eingehende Untersuchungen erwies sich die Richtigkeit dieser Annahme.

In den Dörfern Bobzin, Kr. Hagenow, Dümmerstück und Holthusen, Kr. Schwerin, fand sich die ganze Stufenfolge von Scherben, angefangen mit der Slawenperiode bis hin zur Neuzeit. Die Anwendbarkeit der Methode war also erwiesen. Schwierigkeiten ergaben sich aus der Beschaffenheit des Scherbenmaterials, das durch die intensive Bearbeitung des Gartenbodens meist sehr stark zertrümmert und daher oft nicht leicht einwandfrei zu bestimmen war. Erschwert und auf gewisse Jahreszeiten beschränkt wird die Untersuchung dadurch, daß in den Gärten oft nur wenig freiliegender Boden vorhanden ist. Größere Erdbewegungen an den entscheidenden Stellen des Dorfes können jegliche Scherbensuche völlig vereiteln (z. B. Lankow b. Schwerin durch Anlage des Sanatoriums).

Bei den oben erwähnten drei Bespielen mußten wir auf Grund der Scherbenfunde damit rechnen, daß die Dorfanlage schon aus der Slawenzeit stammte. Wenn nun trotz eingehender Untersuchung sämtlicher Bauerngärten in einer Anzahl anderer Dörfer zwar Scherben aus der deutschen Kolonisationszeit, aber keine einzige slawische gefunden werden konnte, so ergibt sich daraus, daß diese Siedlungen erst in der Kolonisationszeit angelegt sein können.

Der große Wert der geschilderten Arbeitsmethoden für die Siedlungsforschung liegt auf der Hand und sei an drei Beispielen nochmals kurz erläutert.

1. Dicht südlich von Schwerin liegen an dem sog. Siebendörfermoor die Orte Wüstmark und Pampow. Über Gründung und älteste Geschichte dieser Dörfer berichtet keine Urkunde oder andere schriftliche Nachricht. Pampow wird zum ersten

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Male 1285, Wüstmark erst 1356 erwähnt. Bei Wüstmark scheint die Lage (Sackgassendorf auf einem Hügel am Sumpf), bei Pampow der Name auf slawische Gründung hinzuweisen. Die genaue Untersuchung der Scherbenfunde auf den vorhandenen Dorfstellen und in den Dörfern selbet hatte jedoch folgendes Ergebnis: Slawische Siedlungen haben bis zur Kolonisationszeit an je zwei Stellen auf beiden Feldmarken gelegen, von denen drei Stellen noch heute den Flurnamen "Dörpstädt" tragen.

Die Kolonistendörfer Pampow und Wüstmark. (Die Kreuze bezeichnen die slawischen Dorfstellen.) Gez. Dr. Engel.

Die einwandernden Deutschen verschmähten es, ihre Häuser zwischen die wendischen Hütten zu bauen, errichteten vielmehr völlig neue Dörfer (Scherbenfunde der Kolonisationszeit in Pampow und Wüstmark). Die Slawen mögen dann z. T. in diese übergesiedelt sein, aber unter völliger Aufgabe ihrer Eigenart, denn weder in Pampow noch in Wüstmrk fanden sich slawische Scherben. Wir gewinnen also mit diesen Feststellungen Aufschluß über eine Reihe wichtiger siedlungshistorischer Fragen. 1. Ein slawischer Ortsname beweist nicht die Herkunft der Dorfanlage aus der Wendenzeit. 2. Auch die typische Sackgassenform am Rande der Niederung braucht nicht auf slawische Gründung hinzuweisen. 3. Die Kolonisten

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vermeiden den Ausbau der wendischen Dörfer. 4. Wenn - wie es wahrscheinlich ist - Teile der wendischen Bevölkerung in die deutschen Dörfer übernommen wurden, so gaben sie doch völlig ihre Eigenkultur auf. Diese Schlußfolgerungen werden durch Beobachtungen in einer Reihe anderer Dörfer weitgehend gestützt.

2. Viel umstritten ist die Frage nach der deutschen oder slawischen Herkunft der sog. Rundlinge, kleinen geschlossenen Platzdörfern im ostdeutschen Kolonisationsgebiet. Während man früher den Rundling für eine national slawische Siedlungsform hielt, sucht man ihn heute vielfach als urgermanische Gründung oder als rein wirtschaftliche Zweckform zu erklären. Auffällig ist jedenfalls, daß nur im Südweften Mecklenburgs, d. h. in dem Teil des Landes mit langer nachweisbarer slawischer Bevölkerung, wirklich echte Rundlinge zu finden sind.

Von diesen typischen Rundlingen konnten bisher Wöbbelin, Fahrbinde und Lehmkuhlen nach Siedlungsresten der älteren Zeit eingehend untersucht werden. Überraschenderweise ergab sich, daß zwar reichlich Scherben der Kolonisationszeit, aber keine einzige slawische in diesen Dörfern zu finden war. Es handelt sich also trotz der slawischen Namen (Wöbbelin, Fahrbinde = Verbent), trotz der typischen Rundlingsform und der Lage am Sumpf um rein deutsche Anlagen. Um ein endgültiges Urteil über die Entstehungszeit der Rundlinge im mecklenburgischen Südwesten abgeben zu können, ist natürlich die Untersuchung einer größeren Zahl von Dörfern erforderlich, aber es ist doch auffällig, daß alle bisher erforschten sich als rein deutsch erwiesen haben.

3. Die Grundrißformen sehr vieler Dörfer stellen den Siedlungsforscher immer wieder vor unlösbare Fragen, da mangels alter Karten nur schwer Sicherheit über die ursprüngliche Siedlungsform zu gewinnen ist. Es erscheint einleuchtend, daß das Mindestalter jetziger Dorfformen durch Scherbenfunde auf den Hofstellen wenigstens annähernd bestimmt werden kann - oder aber daß die Form des Dorfes sich als Anlage der Neuzeit erweist, wie z. B. in Bobzin bei Wittenburg. Der große dreieckige Anger von Bobzin macht einen durchaus alter-

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tümlichen Eindruck. Jedoch ergab die Untersuchung zahlreiche slawische und mittelalterliche Scherben nur an der südlichen Gehöftszeile, während sich an den beiden anderen Seiten des Platzes ausschließlich neuzeitliches Material fand. Daraus folgt, daß der heutige große Anger erst nach dem Dreißigjährigen Kriege entstanden sein kann und Bobzin im Mittelalter die Form eines von Osten nach Westen verlaufenden schmalen Anger- oder Straßendorfes gehabt haben muß.

Angerdorf Bobzin bei Wittenburg. Gez. Dr. Engel.

Die Anwendung archäologischer Untersuchungsmethoden in der Siedlungsforschung mußte in ihren Einzelheiten entwickelt werden, da sie bisher in keiner deutschen Landschaft systematisch erprobt noch in konsequenter Form zur Durchführung gekommen war. Aber gerade für die mecklenburgische Forschung liegt hier eine große und dankbare Aufgabe, da Mecklenburg einerseits wegen des verhältnismäßig raschen Übergangs von slawischer zu deutscher Kultur besonders günstige Untersuchungsmöglichkeiten bietet, andererseits eine Schlüsselstellung für das Verständnis der gesamten nordostdeutschen Kolonisation einnimmt. Außerdem ist es die Pflicht gerade unserer Zeit, der Großtat der deutschen Landnahme im Mittelalter endlich den Platz zuzuweisen, der ihr in der Geschichte unseres Bauernstandes gebührt.

Wenn man bisher allgemein angenommen hatte, daß die Mehrzahl der mecklenburgischen Dörfer aus slawischen Siedlungen entstanden sei, so scheint sich diese Ansicht auf Grund der geschilderten Untersuchungsmethoden als völlig irrig zu erweisen. Sogar in Sandgebieten, dem bevorzugten Siedlungsboden der Slawen, gingen von 15 bisher untersuchten Dörfern nur 3 auf slawische Siedlungen zurück, und etwa 24

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weitere erwiesen sich durch die erwähnte dicht benachbarte Lage der wendischen Dorfstelle als deutsche Gründungen. Auf Grund eingehender Vergleiche, die ich in einer späteren Veröffentlichung anführen werde, konnte festgestellt werden, daß im Hauptteil Mecklenburgs östlich des Schweriner Sees etwa 1/3 der slawischen Ortsnamen überhaupt nicht bodenständig war, sondern von den Kolonisten aus dem Westen des Landes und aus Holstein übertragen wurde. Auch in diesen Fällen wird also durch den slawischen Namen zu Unrecht eine alte wendische Dorfanlage vorgetäuscht.

Zwar ist die Siedlungsforschung mit Hilfe archäologischer Methoden und die Untersuchung der Ortsnamenübertragung noch längst nicht abgeschlossen. Aber wir können doch schon heute mit ziemlicher Sicherheit die Feststellung treffen, daß - abgesehen von wenigen Ausnahmen - trotz zahlreicher slawischer Ortsnamen und trotz gegenteiliger Behauptung slawischer Forscher das mecklenburgische Dorf das Produkt der deutschen Kolonisation ist.

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VII.

Über das Schicksal
des Techelschen Turms
auf dem alten Lübzer Schloß

von

Hugo Bernhardt

 

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Im Jahre 1509 ließen die Herzöge Heinrich V und Albrecht VII. durch den Maurermeister Andreas Techel auf dem Schlosse zu Lübz einen neuen Turm bauen, 10 Fuß dick und 3 Ruten hoch, mit einem Gewölbe 1 ). Der Turm sollte im Laufe des Sommers fertig sein.

Es ist zunächst schon von Interesse, daß wir feststellen können, daß dieser Techelsche Turm wirklich aufgeführt ist. Das ergibt sich aus einem zweiten Vertrage der Herzöge Heinrich V. und Albrecht VII. mit dem Maurermeister Gerd Pantelitz über den Bau eines weiteren Turmes auf der Lübzer Burg vom 7. September 1511 2 ). Dieser pantelitzsche Turm sollte ebenso hoch wie der Techelsche werden, in der Stärke der Außenmauer aber diesen übertreffen. Er sollte "vyrtheyn vote dycke uth" und "negen vote dycke na der borch warth" betragen und im Innern 2 Fuß weiter sein als jener.

Man hielt nun noch in neuerer Zeit jenen Techelschen Turm und den noch heute vorhandenen Turm der früheren Burg für ein und denselben 3 ). Mit diesem Irrtum hat dann aber Schlie endgültig aufgeräumt und dem letzteren wegen des Übergangsstils, den er zeigt, ein höheres Alter zugesprochen. Er hätte dieses richtige Urteil auch unwidersprechlich mit den Maßen


1) Vertrag mit Techel, gedr. Jahrb. 8 B S. 137 -138
2) Der bisher noch nicht veröffentlichte Vertrag findet sich im Geh. u. Hauptarchiv Schwerin, Stadtakten Lübz, Turm und Wall, und lautet: "Wy Hinrick unde Albrecht, gebroder, von Gotts gnaden hertogen to Mekelenborch, fursten to Wenden, greven to Szwerin, Rostock unde Stargardt der lande heren, bekennen, dat wi mit Gerdt Pantelyssen von Rostock avereingekamen sint, dat hie uns einen torne to Luptze, dre roden hoch, vyrtheyen vote dycke uth, negen vote dycke na der borch warth unde twe vote inwendich wyder wen die ander torne, den meister Andreas Techell darsulvest gemuret hefft, upmuren unde up pinxsten negest volgende, wen mhen schriven werdt den weniger tall twelfe, den sulven torne to murende anfangen schole, wovor wi emhe soventtich gulden, vyf elen Hagenskes wandes unde mit synen knechten eten unde drinken geven willen. Darentjegen schal unde und will gedachte Pantelysse allen synen knechten, so hie to sulcker arbeit bedorven werdt, ore dachlon sulvest entrichten unde betalen. In crafft desses brefes, die getwyfechtiget, einen in unser cantzellien, die ander ermelten Pantelitzen mit unser fürsten eins torugge upgedruckeden pytzir besigelt unde geven to Szwerin, am sondage na Egidii, anno Domini etc. undecimo."
3) Raabe, Meckl. Vaterlandskunde (1857), S. 253 f.
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dieses Turmes begründen können; er ist nach der von Schlie abgedruckten Zingelmannschen Zeichnung dreimal so dick als der Techelsche Turm und enthält nicht ein, sondern fünf gewölbte Stockwerke 4 ).

Ebensowenig kann der letztere mit dem Pantelitzschen Turme verwechselt werden. Das verbieten ebenfalls die angegebenen Maße. Wir müssen also annehmen, daß im Anfang des 16. Jahrhunderts drei Türme auf der Lübzer Burg vorhanden waren, und dieser Annahme entspricht auch die Zeichnung auf der Karte der Fahrenhorst und der anliegenden Ortschaften

Zeichnung

von 1534 5 ), welche die Burg mit einem stattlichen Bergfrit, einem schlanken hohen Turme und einem anscheinend mit Schiefer gedeckten dritten Turme darstellt. Ob die in der Renterei-Rechnung unter dem 29. Juli 1558 erwähnte Zahlung Johann Albrechts I. an Maurermeister Hans (Parr) sich auf einen Neubau bezieht oder auf eine Reparatur oder einen Ausbau, läßt sich daraus nicht ersehen. Immerhin hat die Annahme Schlies sehr viel für sich, daß es sich um einen Neubau handelt, für den als letzte Rate 15 Tlr. entrichtet wurden 6 ). Mit


4) Schlie, Kunst- u. Gesch. - Denkm. IV, S. 534 ff.
5) Vgl. Bachmann, Die älteren mecklb. Städteansichten, Jahrb. 88, S. 163.
6) Schlie IV, S. 533.
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Sicherheit läßt sich aber aus dem Inventar von 1592 feststellen, daß damals drei Türme auf der Burg vorhanden waren: der blaue, der weiße und der Fangelturm, von denen jedenfalls heute nur der weiße Turm mit fünf Gewölben und einer eisernen, schloßfesten Tür mit dem mecklenburgischen Wappen übrig geblieben ist.

Wichtiger noch dürfte es sein, daß ich in der Ratsregistratur zu Lübz eine Karte von Overheiden und Bruchmann aus dem Jahre 1726 - 27 fand, in der die damals noch vorhandenen Gebäude der alten Burg ihrer Lage nach eingezeichnet sind,

Plan der Lübzer Burg aus der Karte von 1726. Gez. H. Bernhardt.

darunter der heutige Turm und zwei kleinere zwischen der Haupt- und Vorburg gelegene Türme.

Es bleibt aber auch dann noch die Frage, wann und wie der Abbruch der verschwundenen Türme erfolgte, auf die auch Schlie nicht eingegangen ist. Nun fand ich im Geh. und Haupt-Archiv zu Schwerin, Stadtakten Lübz, Turm und Wall, folgendes Schreiben der verwitweten Herzogin Anna vom 13. Febr. 1562 an Herzog Ulrich zu Güstrow:

"Was wir aus mütterlicher Lieb und Trewe vermügen zuvor. Hochgeborner Fürst, freundlicher geliebter Sohn! Wir haben aus E. L. Schreiben sowol des hochgebornen Fürsten, unsers freuntlichen lieben Sohns, Hertzog Johanß Albrechts zu Meckelnburg freuntlich vernohmen, das S. L., den hohen

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Thorm alhie E. L. zu Erbawunge des angefangenen newen Güstrowschen Hauses abbrechen zu lassen, freunt- und bruderlichen nachgegeben und bewilligt habt, bittend, wir wolten uns, whan wir solcher Abbrechung gewertig sein konten, gegen E. L. freuntlich erklären. Whan Wir dan E. L., voriger unserer Bewilligung nach, solchen Thorm gern für unsere Person auch folgen lassen und nachgeben wollen, mogen E. L., sobald es derselben gelegen, zum förderlichsten etzliche, die denselben abbrechen, anhero schigken und verordnen, jedoch aber auf E. L. Uncosten und das solche Steine auch E. L. und nit unsere Underthanen dahin gegen Güstraw furen und bringen mugen, welchs Wir Uns, voriger E. L. Zusage nach, wollen furbehalten haben. Solche mochten Wir E. L., dero Wir iderzeit mütterlichen zu wilfahren geneigt, zu geborener Andword nit verhalten.

Datum Luptz, den 13ten Februarii Anno etc. LXII.

Von Godts gnaden Anna, geborne Marggrafin
zu Brandenburgk etc. und Hertzoginne zu
Meckelnburg, Witwe."

Danach ist der Abbruch eines der Türme auf Verhandlungen der Herzöge mit ihrer Mutter auf Ansuchen Herzog Ulrichs geschehen, um Material für den Wiederaufbau des 1557 abgebrannten Güstrower Schlosses zu gewinnen. Welcher der Türme gemeint ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ich konnte auch in den Güstrower Schloßbau-Akten nicht finden, daß das Material dort verwandt sei. Es finden sich aber auch Aktenstücke im Geh. und Haupt-Archiv über den Abbruch baufällig gewordener Gebäude der alten Burg aus dem Jahre 1698. In diesem Jahre war die Stadt, die nach dem großen Brande von 1660 kaum wiedererstanden war, abermals vom Sägemühlentor bis zum Parchimer Tore hinaus völlig abgebrannt, und auf Antrag der Bürgerschaft wurden unter Befürwortung der herzoglichen Beamten Steine und Holz zum Wiederaufbau aus "den auf hiesigem Amtshause zerfallenen "ruderibus" bewilligt. Da holten die Bürger, was sie irgend abbrechen konnten, obschon die Beamten nur die in Haufen liegenden Steine hergeben wollten. Damit war das Ende der alten Burg besiegelt.

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VIII.

Herzog Karls
Schwedische Kriegsdienste
Im Dreißigjährigen Krieg

von

Georg Tessin

 

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I.

Herzog Karl war der zweite, am 8. März 1626 geborene Sohn des Schweriner Herzogs Adolf Friedrich I. und war später mit der Johanniterkomturei Mirow und einigen anderen Einkünften abgefunden. Im Gegensatz zu seinem Bruder Christian, dem späteren Herzog Christian Louis I., der schon in seiner Jugend ein schwer zu nehmender Charakter war, war er der erklärte Liebling seines Vaters. Seine Jugend fiel in die blutigen Jahre des Dreißigjährigen Krieges, in denen auch am Fürstenhofe in Schwerin das Leben recht einfach und oft dürftig war. Trotzdem unterließ der Vater es nicht, seinem Lieblingssohne die Ausbildung zu geben, die für einen Fürstensohn der damaligen Zeit die übliche war. Vor allen Dingen galt es, durch eine Reise oder, wie man sagte, eine Kavaliertour den Überblick zu erweitern. Reisen in Deutschland waren unmöglich. Kreuz und quer durch das ausgesogene Land zogen die schwedischen, franzöischen und kaiserlichen Heere. So kam es, daß Prinz Karl im Herbst 1644 über Aurich nach Holland und von dort in Begleitung seines Hofmeisters Dietrich von der Lühe nach Frankreich reiste. Längere Zeit hielt er sich auf der französischen Universität Saumur an der Loire auf. Hier spürte man nichts von den Schrecken des Krieges, der die Heimat verwüstete. Frankreich war gerade damals unter dem Kardinal Mazarin in dauerndem Aufstieg begrifen. Die einzige Sorge des jungen Prinzen war, daß die Gelder aus der Heimat für seinen französischen Aufenthalt rechtzeitig und sicher übersandt wurden. Im Herbst des nächsten Jahres führte die Reise den Prinzen über Marseille nach Italien. Im Februar 1646 nahm er am Karneval in Venedig teil. Im Juli war der Prinz in Genf, im September wieder in Paris. Von hier reiste er über Amsterdam und Hamburg in die Heimat zurück. Im nächsten Jahre (1647) wurde Herzog Karl in Begleitung des mecklenburgischen Gesandten nach Stockholm gesandt. Es war notwendig geworden, die Beziehungen zu Schweden mit allen Mitteln zu festigen. Seit Jahren tagten schon die Unterhändler der kriegführenden Parteien in Münster und Osnabrück. Schon war es sicher, daß Mecklenburg in dem zu erwartenden Frieden Wismar endgültig verlieren würde. Es kam jetzt nur darauf an, mit Schwedens Hilfe bei dem westfälischen Länderschacher möglichst große und wertvolle Entschädigungen zu erhalten. Gleichzeitig war es wieder einmal nötig, dort Klage über die Erpressungen und

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Verheerungen der schwedischen Truppen und vor allen Dingen der wismarschen Garnison in Mecklenburg zu führen. An dieser Reise des mecklenburgischen Beauftragten Hein nahm auch Prinz Karl teil.

Für Herzog Karl hatte die Reise noch einen weiteren Grund. Eine Aussicht auf eine Erbfolge in Mecklenburg war für ihn nicht vorhanden, und die Sorge seines Vaters ging dahin, für den jungen zwanzigjährigen Prinzen rechtzeitig ein standesgemäßes Auskommen zu sichern. Dafür kam im Kriege, in dem Bürger und Bauer verarmte, nur der Stand des Offiziers in Frage. Schon hatten mehrere schwedische Obersten von der erworbenen Kriegsbeute sich Güter in Mecklenburg gekauft. Nur im Felde konnte ein junger Prinz hoffen, seine "Fortune" zu machen. So benutzte er die Gelegenheit seines Besuches in Schweden, der jungen Königin Christine seine Dienste anzubieten und ihr seine Bereitschaft zu erklären, zum Besten des gemeinsamen evangelischen Wesens ins Feld zu gehen. Obgleich er noch an keinem Feldzuge teilgenommen hatte, bat er die Königin, ihm ein Regiment zu Pferde als Oberst zu verleihen. Aber man wußte in Stockholm, wie ungern die Feldherren die Anstellung fürstlicher Personen bei der Armee sahen, und wie leicht auch die alten bewährten Reiteroffiziere sich bei einer derartig bevorzugten Beförderung übergangen fühlen konnten. Auch rechnete man jetzt mit einer baldigen Beendigung des langen Krieges. So versuchte man in Stockholm, dem Prinzen abzuraten und ihn zu vertrösten. Da er aber fest bei seiner Absicht verharrte und die schwedische Regierung es nicht zu einem Bruch mit ihm und seinem Vater kommen lassen wollte, erhielt er am 16. August 1647 eine Empfehlung an den Höchstkommandierenden der schwedischen Truppen in Deutschland, Feldmarschall Wrangel, ihn bei der Armee zu verwenden, um ihn, falls er sich wirklich "capabel" machte, später einem Regiment vorzustellen. Gleichzeitig erhielten die Kommandanten der schwedischen Truppen in Wismar, Dömitz, Gardelegen und Leipzig Anweisung, die Reise des Prinzen mit seiner "Suite, Bagage, Pferden, Wagen und allen angehörigen Sachen" nach Möglichkeit zu begünstigen.

Nach Mecklenburg zurückgekommen, galt es, die Feldequipage zu beschaffen. Zur Begleitung des Prinzen ins Feld wurden für nötig erachtet: ein Hofmeister, ein Edelmann, ein Kammerdiener, zwei "in Liberey", von denen der eine ein

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wenig von der Küche verstehen mußte, ein Leibknecht, drei Stallknechte, drei Kutscher, zwei Diener für den Hofmeister und ein Diener für den Edelmann. Im ganzen waren es neben dem Prinzen 15 Personen, dazu kam ein Rüstwagen mit sechs Pferden und eine Kalesche mit vier Pferden, so daß die ganze Suite mit den Reitpferden 26 Pferde umfaßte. Die Kosten an Kleidung, Pferden und Wage wurden auf 1275 Reichstaler veranschlagt. Das Schwierigste an der Ausrüstung war, diese Gelder zu beschaffen. Außer ihnen mußte der Prinz weitere Beträge für Verpflegung und Unterkunft auf der Reise bei sich führen. Die herzogliche Schatulle gab beim besten Willen diese Gelder nicht mehr her, und so begann man im Januar und Februar 1648 von Schwerin aus mit Versuchen, dies Geld zu beschaffen. Der Kommandant von Wismar war bereit, 1000 Taler von dem ihm zustehenden und von der Admiralitäat in Stockholm versprochenen Geldern vorzuschießen, aber ein Versuch, 1000 Taler von den schwedischen Licentgeldern freizumachen, schlug fehl. Gleichzeitig wurde der Oberstleutnant und Kommandant von Lübeck, Heinrich Lübbecke, um 500 Taler angepumpt. Empfehlungsschreiben ergingen an den Feldmarschall Wrangel und an den Generalleutnant Hans Christoph von Königsmark. Nach dem mitgegebenen Memorial sollte der junge Prinz sich bei der Armee Quartier und Unterhalt geben lassen, um sich und die seinigen notdürftig zu versorgen, denn es wäre unmöglich, ihm von Hause aus etwas nachzuschicken. Vor einer wirklichen Anstellung habe er hoffentlich soviel Zeit, den Rat des Vaters einzuholen. Falls er vor Antritt einer Charge wider Verhoffen gefangen würde, werde man ihn hoffentlich als Volontär behandeln und ohne Rantzion freilassen. Auf alle Fälle stellte ihm der Herzog ein väterliches Zeugnis aus, daß der Prinz nur als Volontär zur Armee geschickt sei, um etwas zu sehen und zu lernen, das ihm in Kriegs- und Friedenszeiten nützlich und seinem Vaterlande ersprießlich sein möge.

Die zahlreichen persönlichen Briefe des jungen Prinzen von der Reise und während des Aufenthalts bei der Armee geben ein hübsches Bild seiner Liebe zu seinen Eltern und Geschwistern. Immer wieder spricht aus ihnen die Sorge um das Wohlergehen seines meist kranken Vaters, seiner Mutter und seiner Geschwister. Daneben geben sie aber auch Einblick in die trostlosen Zustände in allen Teilen unseres Vaterlandes in diesem letzten Jahre des blutigen Dreißigjährigen Krieges.

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Die Schwedische Armee unter Wrangel war in den letzten Tagen des Dezember 1647 bei Oldendorf 1 ) zusammengezogen. Aus Hessen marschierte Wrangel südwärts an den Main, um die Ankunft der Franzosen unter dem Feldmarschall Turenne abzuwarten. Auf der Gegenseite waren die Kaiserlichen auf seinen Anmarsch hin bis in die Gegend von Nürnberg zurückgewichen. Am 26. Februar 1648 brachen die beiden verbündeten Armeen der Schweden und Franzosen südwärts auf, um den Feind aus Franken zu vertreiben. Am 8. März wurde Windsheim genommen, die Kaiserlichen wichen über die Donau bei Ingolstadt zurück. Jetzt bestand Uneinigkeit zwischen den Verbündeten. Wrangel wollte die schwedische Besatzung in dem von den Kaiserlichen hart blockierten Eger entsetzen, die Franzosen dagegen die Verbindung an den Rhein nicht aufgeben und lieber in Schwaben operieren. Schließlich entsandte Wrangel den Grafen Königsmark mit 2000 Mann, um Eger mit Lebensmitteln zu versorgen, während die Hauptarmee weiter in Franken operierte. Am 1. April stand Wrangel bei Feucht und Turenne bei Dinkelsbühl. An diesem Tage kam der Herzog Karl bei der schwedischen Hauptarmee an.

Der Prinz hatte am 25. Februar 1648 Schwerin verlassen und war über Hagenow, Boizenburg, Bleckede, Altenstadt nach Celle gereist. Seinen französischen Lakai sandte er schon nach wenigen Tagen zurück in derBefürchtung, daß er bei der Armee zu wenig zu gebrauchen sein werde, da er der Sprache unerfahren sei. Er solle solange seiner Schwester Sophie Agnes aufwarten. Von Celle ging die Reise weiter über Hannover, wo Prinz Karl am 4. Mai eintraf und drei Tage Aufenthalt nahm, dann über Braunschweig, Quedlinburg, Ballenstedt, Frankenhausen nach Erfurt. In Erfurt traf er am 14. März ein und berichtete von hier seinem Vater über den bisherigen Verlauf der Reise:

"Hochgeborner Fürst, gnediger herzvielgeliebter und hochgeehrter Herr Vater! Euer Gnaden kan ich unberichtet nicht lassen, daß, nachdem ich mich mit dem Obersteutnant Peege (welcher die desmundirte Reuter im Lande zu Braunschweich und Lüneburch wieder beritten gemacht und in 600 Pferde starck nach der Armee zu gehen gedenckt) conjungirt, ich den 14. Martii alhier zu Erffurt glücklich und wohl angelanget. Gedachter Oberstleutnant hat mich bis dato sehr höflich traktiret, und ist mir lieb, daß ich zu seine Geselschaft gekommen.


1) In Hessen.
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Ich hette sonst nicht gewußt, wie ich sicher hette sollen zur Armee kommen, denn noch eine keyserliche Partey von 50 Pferden vor drey oder vier Tagen über die Saale gegangen, welche mich, da ich allein gewesen, wohl hetten bey Nachtzeiten pussen machen können. Er hat hüpsche Truppen bey sich, wen er sie nur so zur Armee gebracht hette, den fiele davon schon wieder zu Fuße lauffen. Es gehet mir vor meine Persohn auch noch gar wol. Die Bauren müssen das Gelach bezahlen, und jammert mir man der armen Leute ihr Weheklagen. Da wir hinkommen, finden wir auch halt keine Leute, müssen also alles mit uns führen, wovon wir und unsere Pferde uns unterhalten müssen. Habe also noch zwey Rüstwagen zulegen müssen, Proviant mit mir zu füren, und mus ich so viel von hier mitnehmen, daß ich genug bis zur Armee habe, den die Dörffer hier herumb so ruiniret und man nicht eins Heu vor die Pferde bekommen kan, daß ich also mein bahr Geld verzehren mus, und, solte ich nicht Hoffnung haben, in Künftige was wieder dabey zu erwerben, würde mir der Krieg sehr beschwerlich vorkommen, den wen man das Seinige verzehren wil, kan mans ja mit besserm Gemach tun und darf anders keine Molestie, wie schon geschehen, machen Es scheinet aber wol, wie ich von die Offizierer verstanden, daß weinig beim Krieg itziger Zeit zu prosperiren und das, was sie vor diesem dabey erworben, zusetzen müssen, daß ich ni größer Fortune werde machen als sie. Als ist mein kindgehorsamliche Bitte, Euer Gnaden wollen sich gnedich belieben lassen und mir noch was Geld übermachen zu lassen (weil das mitgenommene aus angezogener Ursachen mehrenteils darauf gegangen), damit ich in keinen Schimpf möge geraten. Von der Armee, wils Gott, will ich Euer Gnaden ausführlicher schreiben, wie mir der Krieck ansteht, und was ich vor Tractament dabey zu verhoffen. Wir haben noch etliche Weil bis zur Armee. Der Feldmarschall hat Winsen bey Nurenberg attaquiret und schon eingenommen, wird also nicht lange da bestehen bleiben. Nun ich befehle Euer Gnaden in Gottes Schutz und mich zu Euer Gnaden beharlichen Affection. Bitte alle Zeit mein gnediger Herr Vater zu sein und zu verbleiben. Ich sterbe Euer Gnaden getreuer und gehorsamer Sohn und Diener bis an mein Ende. . . . Carl, HzM., mpp."

Übermäßig erbaut von seinen soldatischen Aussichten scheint der Prinz schon nach diesem ersten Schreiben an seinen Vater nicht mehr gewesen zu sein. Von Erfurt reiste er über Mühl-

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berg, Schmalkalden, Kissingen, Schweinfurt, Neustadt nach Nürnberg und traf am 1. April im Hauptquartier der schwedischen Armee, drei Meilen von Nürnberg, ein. Im Verbande der Armee marschierte er auf Dinkelsbühl. Aus dem Lager vor der Stadt ist sein nächster Brief datiert. Außer mit seinem Vater korrespondiert er auch mit dem Geh. Sekretär Simon Gabriel zur Nedden; ist dieser es doch, der dafür sorgen soll, daß er weitere Geldmittel von zu Hause erhielt. Nach Eroberung von Dinkelsbühl, das mit einer Kompanie zu Fuß und zu Pferde besetzt wurde, marschierten die Schweden nach Göppingen. Turenne nahm sein Hauptquartier in Reutlingen, eine halbe Stunde von dort. "Die kaiserliche und kurbayrische Armee steht jenseits der Donau bei Donauwörth; was sie beiderseits traktieren werden, lehret die Zeit", schreibt der Prinz am 23. April aus Göppingen. Über seine Aussichten bei der Armee sollte der Oberstleutnant Markwart Ernst Pentz, der nach Schwerin reiste, dem Herzog mündlich berichten.

Die Reise des Herzogs Karl zur schwedischen Armee war nicht unbemerkt von kaiserlicher Seite geblieben. Der mecklenburgische Gesandte in Osnabrück, Dr.Keyser, berichtete, daß die kaiserlichen Gesandten ihm vorgeworfen hätten, alle Zeitungen seien voll davon, daß ein Herzog zu Mecklenburg mit Völkern zur schwedischen Armee gekommen wäre und sich gegen das Reich und die kaiserliche Majestät habe bestellen lassen. Er habe ihnen darauf geantwortet, Herzog Karl habe sich auf keine wirklichen Dienste eingelassen, sondern sei nur als Volontär zur Armee gereist. Trotzdem habe ihm der eine kaiserliche Gesandte geantwortet, vom Kaiser wolle Mecklenburg Wohltaten und Hilfe und gleichzeitig helfe man, diesen mit eigenem Blut bekriegen. Auf seine Entgegnung, ob denn ein einzelner Herr so großen Schaden tun könne, der nur etwas sehen und lernen wolle, um später dem Kaiser und dem Reich in Notfällen dienen zu können, hätte der andere Gesandte geantwortet, warum man dann ihn nicht zu ihrer Armee gesandt hätte. Das sei nicht möglich, solange die Schweden Herr im Lande wären, antwortete Keyser, gab aber gleichzeitig dem Herzog zur Erwägung, ob man nicht den anderen Sohn, Herzog Hans Georg, zur kaiserlichen Armee des Erzherzogs Leopold Wilhelm senden könne, damit dieser sich bei jener Armee vervollkommnen und des Krieges gewohnt werden könne. Man entschloß sich jedoch, diesen nach Möglichkeit zur französischen

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Armee zu senden. Herzog Karl erhielt aber mit Schreiben vom 28. April die Aufforderung seines Vaters, sich nicht in wirkliche Kriegsdienste einzulassen, zumal bei diesen doch zur Zeit nichts zu prosperieren und zu erwerben sei, vielmehr solle er sich angelegen sein lassen, mit guter Manier und Reputation davon abzukommen, zumal der Herzog keine Mittel habe, mehr Gelder nachzuschicken. Diesen Brief erhielt Herzog Karl am 19. Mai.

Inzwischen hatte die verbündete Armee bei Ulm einen Übergang über die Donau versucht. Aber erst, als die Kaiserlichen und Bayern sich auf Augsburg zurückzogen, überschritten Wrangel und Turenne mit neun Reiterregimentern die Donau und überraschten das feindliche Heer am 6. Mai im Lager bei Zusmarshausen. Am folgenden Tage wurde in der Verfolgung die feindliche Arrieregarde von 3200 Mann unter Montecuculi völlig aufgerieben, während die Hauptmacht der Gegner sich nach Augsburg retten konnte. Über diese Ereignisse berichtet Herzog Karl am 5. Mai aus dem Lager von Langenau bei Ulm: "Die Armee betreffend, stehen wir itzunder jegen dem Feinde bey Ulm und seindt wir auf diese Seite und war auf der ander Seiten der Donau der Feindt, ist aber schon wieder aufgebrochen und marschieret nach Augsburg zu, hat alle Brucken, über die Donau zu kommen, ruiniert. Wir werden aber welche wieder bauen, ihn zu verfolgen, und weil wir uns mit Tourein conjungieret, versuchen, ob der Feindt zum Stande zu bringen sei, da es dann wol lustige Hendel setzen dürfte. Gott dirigiere es alles nach seinem väterlichen Willen, daß es zu seiner Ehren und den Evangelischen zum Besten aufschlagen möge. Sollte eine oder ander Partei unterliegen, dürfte es wohl schwerlich Friede werden." Diesem Brief liegt ein mit Bleistift geschriebenes Postskriptum folgenden Inhalts bei: "Nach geschlossenem Briefe seind wir aufgesessen und den Feind verfolget, haben ihn ranccontrieret 4 Meilen von Augsburg, dahin wir ihn auch confoyrt 2 ). Graf Holtzappel ist geblieben und 2 Obersten, 2 Obristleutnants und 1000 Mann vom Feinde geblieben. Wir haben uns heute wieder zum Fechten präsentiert, hat aber nicht stehen wollen." Das letzte Schreiben des Herzogs ist aus dem Hauptquartier bei Augsburg vom 10. Mai


2) convoyiert.
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datiert. Am 17. Mai gab Gronsfeld 3 ) den Lech auf und ging über die Isar auf den Inn zurück. Bayern wurde von den Verbündeten besetzt. Ein Übergang über den Inn scheiterte aber. Erst Mitte Juni konnte die kaiserlich-bayrische Armee wieder an den Vormarsch denken. Ihnen gegenüber bezogen die Verbündeten ein Lager bei Dingolfing auf dem rechten Ufer der Isar. Die Kaiserlichen standen ihnen mit 24 000 Mann bei Landau gegenüber, wie der Sekretär des Herzogs am 21. Juli berichtet. Der Herzog selbst war nicht mehr bei der Armee, sondern war zu einer Besprechung bei dem erkrankten Vater nach Hause geeilt, wo er Ende Juni eintraf.

II.

Zum Oberbefehlshaber aller schwedischen Armeen in Deutschland war am 23. Mai 1648 der Pfalzgraf Karl Gustav, der Vetter der jugendlichen Königin Christine und ihr späterer Nachfolger auf den schwedischen Thron, ernannt worden. Er landete Mitte Juli mit Verstärkungen in Pommern und brach einen Monat später von Havelberg zum Marsch nach Böhmen auf, wo der Graf Königsmarck bereits einen Teil der Stadt Prag besetzt und Verstärkungen aus Schlesien herangezogen hatte. Auch Herzog Karl entschloß sich, wieder zur Armee zu gehen. Über den ersten Teil seiner Reise berichtet er aus Leipzig am 6. September an seinen Vater: "Wasmaßen, nachdem ich den 20. Augusti von E. Gn. meinen unterthenigen Abscheidt genommen, ich meinen Wegk recta nach Leipzig angestellet. Wie ich aber verstanden, als ich nach Sandau gekommen, daß, wan ich des Pfaltzgraven Marsch wurde folgen, ich keine Lebensrnittel so wol vor mir als vor meine Pferde finden wurde, habe ich meinen Wegk nicht nach Jericho genommen, da sonst der rechte Marsch ist hin gegangen, sondern habe mich mit Kahnen zu Sandow über die Elbe setzen lassen und so nach Tangermunde ubergangen. Von dannen bin ich nach Salsen, Kalbe und so nach Hal zu gegangen, alda ich mich 4 Tage aufgehalten. Meine Schwester 4 ) hat unter der Zeit eine junge Tochter bekommen und ist allda große Freude vorhanden. Sie war zimlich krank, aber nun ist sie, Gott lob, wieder lustig. Ich habe gestrigen Tages meinen Abscheidt wieder


3) Bayr. Feldmarschall, führte nach Holzapfels Tode das bayrisch-kaiserliche Heer.
4) Anna-Maria, verh. mit dem in Halle residierenden Herzog August von Sachsen, Administartor von Magdeburg.
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genommen und nach Leipzich, alda ich mich itznder befinde, verreiset, alda ich den Pfaltzgraven nebenst Graf Magnus 5 ), welcher Juverneur über diesen Estat verbleibet, angetroffen. Er wird zwar noch was mit nach der Hauptarmee gehen, aber seine Gemahlin wird wol alhie verbleiben. Des Pfaltzgraven Marsch betreffend, ist derselbe von Sandow auf Jericho, von da auf Cerbst und so auf Aques 6 ), alda er über die Elbe gegangen, gewesen. Unser itziges Hauptquartier ist zu Eulenberch und ist die Vermutung, das wir morgendes Tages von hier aufbrechen werden. Wo wir aber eigentlich hingehen werden, kann ich nicht erfahren. Die Keyserlichen sindt aufgebrochen aus Beyern und gehen, Prag zu entsetzen. Ich halte wol, das unser Marsch auch dahin gerichtet ist. Es durffte wol was dafür setzen. Gott dirigiere es zu seinen Ehren und unser aller Besten. Vom Frieden ist es gantz stil und stößt sichs an der Franzosen ihrer Satisfactio. Sie haben eine herliche Bataille wider den Erzherzog Leopolt erhalten, da über 5000 gefangen und ebensoviel auf der Wahlstatt geblieben 7 ). Er selber sol mit genauer Noht davon kommen sein. Die Studenten dieses Orts haben dem Pfaltzgraven eine herrliche Music gebracht und seindt die Vornempsten von ihnen gar freundtlich empfangen worden. Landtgraff Fritz ist Juverneur in Westphalen geworden und wirdt er wol schwerlich wieder zu Armee kommen."

Die Armee des Pfalzgrafen brach am 11. September von Leipzig auf, überschritt bei Presnitz das Erzgebirge und traf am 24. September mit 8000 Mann bei Prag ein. Sofort wurde die Moldau auf der durch Königsmarck gebauten Brücke überschritten und die Belagerung der Ostseite begonnen. Aber die Besatzung und die Bürgerschaft verteidigten sich tapfer, und es fehlte an schwerer Artillerie. Auf die Nachricht von dem Anmarsch eines feindlichen Entsetzungskorps hob der Pfalzgraf am 24. Oktober die Belagerung auf. Zur Schlacht kam es nicht mehr. Die Nachricht vom abgeschlossenen Westfälischen Frieden machte allen Bewegungen ein Ende. Aus dem Feldlager vor Prag liegt wiederum ein interessantes Schreiben des Herzogs Karl vom 8. Oktober vor: "Liegen itzunder vor Prag, welches wir sehr hart beschossen, also das die Turmer und


5) Graf Magnus de la Gardie.
6) Aken a. d. Elbe.
7) Schlacht bei Lens.
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Mauern schon gesellet, haben auch schon einmal gesturmet undt die Schantz, so vor dem Galgenbergstor liegt, erobert. Weil aber die Schantz einen Abscheidt gehabt, haben wir das Mahl nicht weiter kommen können. Wir haben ihnen sonsten mit Miniren sehr zugesetzt, in Meinung, die Mauern über den Haufen zu werfen. Weil sie aber gutte Minierers in der Stadt haben, contraminiren sie und machen unsere Werck zunicht. Itzunder aber seindt wir ihnen so nahe gekommen, das wir die Mauern entlang miniren und Stützen darunter setzen, damit sie, wenn Feuer an die Stützen gemacht wird, herrumb fallen möge, welches mit Gottes Hulff morgendes Tages geschehen wirdt, und wird alsdan wol zugleich ein Generalstorm vorgehen. Gott gebe nur zu Glück. Die Stadt ist wol gewis unser, den sie sich keines Succurs zu vermuten, und da die Bürger und Studenten, welche sich bis dato mitgewehret, kleinmuhtich werden, weil sie sehen, wan es mit Gewalt solte übergehen, das es ihr Haab und Gut, auch wol ihr Leben, treffen würde. Zu dem mach auch wol Mangel an Pulver und Lunten, wie die Gefangenen aussagen, darin sein. Der Coloredo hat vor etzlichen Tagen herausgeschickt und, zu accordieren, Conditiones vorgeschlagen, nemlich, das sich der Pfaltzgraf belieben lassen möchte, die Stadt und die Kleineseiten (welche ohne das unser ist) neutral zu halten, und begerten sie so viel Soldaten, als der Pfaltzgraf auf der Kleinen Seiten lassen wollen, auch da als Salveguardie zu lassen. Ingleichen möchte der Pfaltzgraf in der Alten Stadt eben so viel Volcks als sie hineinlegen, das übrige Volck aber solte von beyden Teilen abgefuhret werden. Darauf der Pfaltzgraf geantwortet: Er verstunde sich zu keinem andern Accort, als daß er die Stadt übergeben solte und mit seinen Knechten abziehen, werde er solches nicht tun, so möchte er erwarten, was davon kehme. Darauf Coloredo gebeten umb einen halben Tag Dilation, sich mit den Stenden zu bereden, welches ihm erlaubet, und hat er heut den 8. Octobris seine Resolution wieder schriftlich herausgeschickt, nemlich, daß er sich mit den Stenden beredet, und befunden sie nebst ihm, das sie hierinnen nichts tun könnten, sie müßten Ordre von Ihr Keyerliche Maytt. oder von Graf Schligk erwarten, begerten also, daß man ihnen, einen Trompeter, dahin zu reisen, verlauben möchte, würde ihnen das abgeschlagen werden, müsten sie sich als Soldaten wehren. Wie das nun weiter ablaufen wirdt, gibt die Zeit. Die Hauptarmee befindet sich, wie man saget, bey Regensburch. Möchte wünschen, das sie bei uns were, damit ich zu meinem Regiment gelangen könnte.

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Ich muß hier vor mein bahr Gelt leben, da rint herumb nicht viel zu bekommen, welches mich dan sehr verdrislich feldt. Meine Pferde fangen an, den Wurm zu bekommen. Der Pfucks helt sich Gott lob noch recht wol und weis er sich wol in die Possen zu schicken. Nun weil ich keine Materie mehr zu schreibn, befehle ich E. Gn. in Gottes Schutz, mich aber zu dero beharrlicher väterlicher Affection, als der ich zu leben und sterben gedencke, an was Orth ich sein magk, E. Gn. getreuer und gehorsamer Sohn und Diener auch bis in mein Grab Carl, HzM. Mpp. P.S. Ich hette gern an die Frau Mutter undt Sophia-Agnes 8 ) auch geschrieben, habe aber, weil der Sturm vorgehen sol, der Weile nicht. Sollen also mit E. Gn. Permission ihre Begrüßung alhier finden auf ein ander Mahl. Wen die Stadt über, wil ich mich desto fleißiger mit Schreiben einstellen. . . ."

Die Hoffnung des Herzogs auf baldige Einnahme von Prag erfüllte sich, wie gesagt, nicht. Aus dem Schreiben geht hervor, daß Herzog Karl zu Mecklenburg jetzt endlich zum Chef eines schwedischen Regiments ernannt war. Die Bestallung ließ sich unter nachgelassenen Papieren des Herzogs nicht finden, auch das schwedische Kriegsarchv in Stockholm konnte keinerlei Mitteilungen machen. Aus dem weiteren Briefwechsel geht hervor, daß er sich um das Regiment zu Pferde handelte, das bisher den Obersten Kettler zum Inhaber gehabt hatte. Das Regiment hatte nach einer schwedischen Liste 8 Kompanien und 319 Reiter. Es hatte bei der Hauptarmee gestanden und war nach Abschluß des Friedens in nürnbergisches Gebiet verlegt worden. Der Vater hatte sich über die Bestallung des Sohnes gefreut, riet ihm aber, nach abgeschlossenem Frieden nach Hause zurückzukehren und die überzähligen Diener zu entlassen. Zunächst begab sich Herzog Karl aber doch zu seinem Regiment nach Rothenburg ob der Tauber. Die Abdankung der schwedischen Truppen zog sich monatelang hin, da die deutschen Stände hierfür 5 Millionen Taler aufbringen mußten. Am 8. Januar 1649 war der Herzog zu Plochingen 9 ), am 18. in Marbach 9 ). Dort stand er auch am 13. Februar. Zwischendurch war der Herzog nach Erfurt gereist, um vom Pfalzgrafen zu erfahren, ob das Regiment in schwedischen Dienst behalten oder abgedankt werden sollte. Es ging das Gerücht, daß ein


8) Sophie Agnes, Schwester des Herzogs Karl, sp. Äbtissin von Rühn.
9) Beide Orte am Neckar, heute würtembergischer Neckarkreis.
9) Beide Orte am Neckar, heute würtembergischer Neckarkreis.
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Teil der Regimenter an die Franzosen überlassen werden sollte, andere sollten abgedankt und die Mannschaften auf die bestehen bleibenden Regimenter verteilt werden, um stärkere Regimenter mit weniger Offizieren zu haben. Der Herzog glaubte nicht, daß die deutschen Regimenter sich ohne weiteres nach Frankreich schicken lassen würden. Er würde das tun, was die übrigen deutschen Obersten ebenfalls täten. Im Frühjahr 1649 war der Herzog auf die dringende Bitte seines Vaters nach Schwerin gereist. Am 9. April traf er wieder in Erfurt ein und berichtete, daß die vier Regimenter, die von den weimarschen Truppen zu den Schweden gekommen waren, zuerst abgedankt werden sollten, die andern Regimenter sollten nur reduziert werden, und zwar sollten immer aus acht Kompanien vier gebildet werden. Von Erfurt reiste der Herzog nach Nürnberg und berichtete am 19. April, daß dort in Kürze der schwedische Generalissimus und der kaiserliche Feldmarschall Picolomini zu den Verhandlungen über die gegenseitige Abdankung der Truppen erwartet würden. Beide Teile würden große Pracht aufwenden, für etliche tausend Taler seien stattliche Livreen bestellt worden. Nürnberg sei ein recht teures Pflaster, und er werde so bald wie möglich zu seinem Regiment reiten. Der Befehl, die Regimenter auf vier Kompanien zu reduzieren, sei schon widerrufen worden. Sollte das Regiment abgedankt werden, so werde er sich gerne an des Vaters Bitte erinnern, einige Einspännige mit nach Mecklenburg zu nehmen, "die die Straßen mochten rein halten". Am 31. Mai berichtete Herzog Karl aber doch aus Marbach, wo das Regiment offenbar stand, daß er vier Kompanien seines Regiments reduziert und alle Offiziere dieser Kompanien gegen einen Drei-Monatssold als Abdankung entlassen habe. Noch einmal schrieb Herzog Karl am 30. Juli 1649 aus Marbach und vermutete, daß er in den nächsten Tagen abgedankt werden würde. Auch aus den schwedischen Listen geht hervor, daß das Regiment des Herzogs zu Mecklenburg mit zu der ersten Gruppe der aufzulösenden Regimenter gehörte. Die Abdankung dürfte danach im Laufe des August in Marbach erfolgt sein.

Dieser Schilderung der schwedischen Kriegsdienste des Herzogs Karl im Dreißigjährigen Kriege mag noch hinzugesetzt werden, daß Herzog Karl noch einmal im schwedisch-polnischen Krieg ein schwedisches Reiterregiment befehligt hat.

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IX.

Friedrich Techen †

von

Hugo Lübetz

 

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Dr. F. Techen.
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Das Jahr 1936 nahm der hansischen Geschichtsforschung einen ihrer Meister: Friedrich Techen. Er ist nach einem wissenschaftlich überaus fruchtbaren Leben am 30. März 1936 in Wandsbek im 77. Lebensjahr gestorben. Dort hatte er, nachdem er seine Tätigkeit als Ratsarchivar - zuletzt mit dem Titel Archivrat - der Stadt Wismar nach mehr als einem Vierteljahrhundert 1930 beendet hatte, seine letzten Lebensjahre im Hause seines treu um ihn besorgten Neffen, des Stadtrats Techen, verbracht.

Friedrich Techen wurde am 12. Juni 1859 in Wismar als Sohn des Buchbinderältesten Georg Techen geboren. Er besuchte das Gymnasium der Großen Stadtschule und diente auch in seiner Vaterstadt als Einjähriger. Er studierte dann in Tübingen, München, Leipzig und Göttingen alte Sprachen, Deutsch und Geschichte, promovierte 1886 mit der Schrift "Die Lieder des Hern Jacob von Warte" und bestand im gleichen Jahre auch seine Staatsprüfung für das Lehramt an Höheren Schulen. Seine ersten Schuldienstjahre leistete er in Schwerin und Doberan ab. Er wandte sich aber bald der Geschichtsforschung seiner Heimatstadt zu und schied deshalb aus dem Schuldienst aus. Denn unter der Anleitung seines "väterlichen Freundes" (so sagte Techen selbst) Dr. med. Friedrich Crull, des aus zahlreichen Beiträgen zu unsern Jahrbüchern weiten Kreisen bekannten Forschers unseres Wismar, vertiefte sich Techen von 1889 an schnell so in die Schätze des Ratsarchivs, daß die Stadt ihn schließlich im Oktober 1904 zum Ratsarchivar - nur für Techen auf Lebenszeit, nicht als Dauereinrichtung wurde dieses Amt geschaffen - ernannte.

Bis dahin war schon eine Reihe wesentlicher Werke aus Techens rastloser Feder hervorgegangen. Seine erste größere Arbeit waren "Die Wismarschen Unruhen im ersten Drittel des funfzehnten Jahrhunderts". Unterstützt von Crull, bereitete Techen den Wismar enthaltenden 2. Band der "Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin"

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von Schlie vor, so daß dieser im Vorwort gestand: "ohne die trefflichen Vorarbeiten des überaus fleißigen und gewissenhaften Herrn Dr. Friedrich Techen für die Altertümer der Stadt Wismar wäre der zweite Band, welcher den ersten an Umfang übertrifft, nicht so schnell fertig geworden, wie es jetzt der Fall ist". 1901 veröffentlichte Techen die aufschlußreichen "Straßennamen Wismars". 1904 erschien die grundlegende Arbeit "Die Gründung Wismars" (Hans. Geschichtsblätter 1903). Unendliche Mühe ließ Techen der Anfertigung mehrerer Register zu den Bänden des Mecklenburgischen Urkundenbuches angedeihen.

1904 wurde Techen dann als Ratsarchivar angestellt.

Bald erschienen zwei größere Werke: "Die Bürgersprachen der Stadt Wismar" (1906) und "Die Chroniken des Klosters Ribnitz" (1909). 1912 gab Techen das inhaltreiche älteste Wismarsche Stadtbuch heraus. Er beteiligte sich in diesen Jahren auch an der Herausgabe der Hanserecesse, von denen er den 8. und 9. Band zusammen mit Dietrich Schäfer bearbeitete.

Zum elfbändigen Urkundenbuch der Stadt Lübeck hat Techen einen umfangreichen Registerband verfaßt, an dem er zehn Jahre gearbeitet hat. Er ist vor allem in seinem Sachwortregister außerordentlich wertvoll. Er erschien aber erst 1932.

Im Jahrbuche 1927 (91) erschien die umfassende und gründliche Arbeit "Das Haus zum Heiligen Geist zu Wismar".

Die Krönung seiner wissenschaftlichen Lebensarbeit ist die meisterhafte "Geschichte der Seestadt Wismar" von Friedrich Techen (1929), ein Lebenswerk im strengsten Sinne des Wortes, denn fast alle seine Arbeiten zur Wismarschen Geschichte bis dahin waren doch nur Vorarbeiten zu diesem seinen Hauptwerk. Es sollte Techens letztes Werk sein. Er hatte es bereits früh begonnen und im wesentlichen schon im Weltkrieg vollendet. Er schenkte es seiner Vaterstadt zur Siebenhundertjahrfeier.

Aber hinsichtlich Zeitaufwand und Mühe viel umfassender als alle diese genannten und die viel zahlreicheren anderen Veröffentlichungen ist doch die Arbeit, die Techen dem Ratsarchiv selbst gewidmet hat. Wenn Crull auch schon manche Ordnungsarbeiten durchgeführt, vor allem in unermüdlichster Arbeit zahlreiche Urkundenabschriften, ja ganze Buchabschriften in einem Umfange durchgeführt hatte, daß der, der sie näher kennen lernt, glauben mag, er stehe vor mehr als nur eines

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Menschen Lebensarbeit, so war doch noch sehr viel zu tun, um das Archiv, das bis dahin ein Stiefkind der städtischen Verwaltung gewesen war, wissenschaftlich zu ordnen, einer wissenschaftlich notwendigerweise anspruchsvollen Benutzung und weiteren Forscherkreisen zugänglich zu machen. Alle die Tausende von Akten gingen durch seine ordnende Hand. Abertausende von Registerzetteln entstanden. Bei keiner einzigen Akte fast kann man Techens Arbeit übersehen. Techen erst hat das Wismarsche Archiv zu einem zuverlässigen wissenschaftlichen Instrument gemacht. Jedem Gebiet der Heimatgeschichte wandte er seine Mühe und seinen Sammeleifer zu. Er pflegte alle Gebiete archivalisch gleichmäßig. Jeder, der die Früchte der Techenschen Arbeiten im Ratsarchiv benutzt, muß seiner Mühewaltung höchste Anerkennung und Dank zollen.

Die Techen noch persönlich gekannt haben und ihn in seinem Reiche, dem Ratsarchiv, das sich damals nach im zweiten Stock des Rathauses befand, aufsuchten, rühmen alle seine persönliche Liebenswürdigkeit und stete Hilfsbereitschaft. Er riet und half, wo und so oft er nur vermochte. Und er konnte aus seinem reichen Wissen überall raten und helfen.

Techens Forscherfleiß war unermüdlich, seine unbestechliche Kritik wandte er gegen sich genau so wie gegenüber anderen an. Er lebte ein äußerlich stilles und zurückgezogenes Gelehrtendasein. Er mied das laute Getriebe des Alltags. Um äußere Ehren war es ihm nie zu tun.

Aber Techens Arbeit war doch nicht nur auf das Archiv im engten Sinne beschränkt. Seiner Zusammenarbeit mit Crull verdanken wir die wertvolle, peinlich genaue Registrierung der Grabplatten der Kirchen Wismars. Auch die Grabsteine der Lübecker Kirchen hat er in der gleichen Weise verzeichnet. Diese Zusammenstellungen sind besonders wichtig und aufschlußreich gerade für unsere neue Familienforschung. Ferner kümmerte sich Techen zunächst als Helfer Crulls, dann nach dessen Tode (1911) allein um das Kulturhistorische Museum in der Alten Schule. Seiner und Crulls sorgsamer und unermüdlicher Sammeltätigkeit verdanken die beiden heutigen Museen unserer Stadt die Erhaltung und den Besitz vieler sonst damals wenig beachteter Altertümer.

Für die Ratsmünzensammlung, wohl die vollständigste Sammlung Wismarscher Münzen, fertigte Techen einen neuen (handschriftlichen) Katalog und ergänzte die Sammlung durch zahlreiche Neuerwerbungen.

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Die von Crull begründete und nach ihm benannte Sammlung Wismarscher Bilder, Pläne, Karten usw. - sie ist im Besitz des Archivs - hat Techen mit großer Liebe dauernd ergänzt.

Große Anerkennung wurde der Arbeit Techens auch außerhalb Wismars zuteil. Unser Geschichtsverein, dem Techen seit 1886 angehörte, ernannte ihn am 16. April 1930, seinem letzten Arbeitstage im Archiv, zu seinem Ehrenmitglied. Dem Hansischen Geschichtsverein gehörte Techen - nach dem Tode Crulls auch als dessen Nachfolger im Vorstand - ebenfalls an. Der Verein für Lübeckische Geschichte verlieh ihm wegen seiner Verdienste um Lübecks Geschichte 1921 die Ehrenmitgliedschaft. 1934 ernannte ihn der Heimatbund Mecklenburg, Ortsgruppe Wismar, zum Ehrenmitgliede. Techen war korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.


Verzeichnis

der Schriften Dr. Friedrich Techens

(Für die Zusammenstellung dieses Schriftenverzeichnisses stand leider keinerlei gleichwie geartete Vorarbeit, sondern nur eine Schriftensammlung von wenigen Stücken zur Verfügung. Deshalb und wegen der nur kurzen Zeit, die zur Verfügung stand, erhebt diese Zusammenstellung nicht den Anspruch auf unbedingte Vollständigkeit. Ergänzungen mögen in einem etwa notwendig werdenden Nachtrag später gebracht werden. Zeitungsaufsätze wurden nur berücksichtigt, soweit sie wesentliche Arbeiten darstellen. Besprechungen, Referate über Bücher und dergl. wurden nicht genannt, wenn sie auch oft Bemerkungen grundsätzlicher Wichtigkeit enthalten. - Es sind folgende Abkürzungen angewandt worden: Jb. = Jahrbücher unseres Vereins; MT. = "Mecklenburger Tagesblatt"; HG. = Hansische Geschichtsblätter.)

1. Wismar.

Die Wismarschen Unruhen im ersten Drittel des funfzehnten Jahrhunderts. Jb. 55 (1890), S. 1 - 138.

[Crull und Techen], Die Grabsteine der Wismarschen Kirchen.

  1. Einleitung und Die Grabsteine der Marienkirche, Jb. 54 (1889), S. 111 - 152
  2. Die Grabsteine der Kirche S. Nikolai. Jb. 55 (1890), S. 237 - 260.
  3. Die Grabsteine der S. Jürgenskirche. Jb. 56 (1891), S. 95 - 148.
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Die Bevölkerung Wismars im Mittelalter und die Wachtpflicht der Bürger. HG. VII (1890/1891), S. 63 - 94.

Überblick über die Geschichte Wismars. Jb. 56 (1891) S. 1 - 17.

Wismar vor fünfhundert Jahren. MT. Sonntagsbote 1891, Nr. 44, 49, 55, 61.

Aus dem Amtszeugebuche der Wismarschen Wollenweber. Jb. 58 (1893), S. 31 -58.

Götke, Herrn Johann Bantzkows Tochtermann. Jb. 58 (1893), Quartalber. 1, S. 4 - 7.

Das Haus des Bürgermeisters Bantzkow und der Bantzkowsche Hof. Jb. 58 (1893), Quartalber. 1, S. 7 - 8.

Die Weihe des Chors und Hochaltars von St. Nikolai in Wismar (1403 Mai 27.) Jb. 60 (1895), S. 179 - 183.

Der Nothelfer St. Theobald (Ewald). Jb. 60 (1895), S. 169 - 178.

Wismar und die Vemgerichte, Jb. 61 (1896), S. 15 - 74.

Wismar unter schwedischer Herrschaft. (Vortrag im Militärverein am 6. Dez. 1897.) MT. 1897, Nr. 288, 290 und 292.

Die Straßennamen Wismars. Jb. 66 (1901), S.65 - 114

Das kulturhistorische Museum zu Wismar. MT. 1903, Nr. 268. [Auch als Sonderdruck.]

Die Gründung Wismars. HG. 1903 (in Bd. XI), S. 121 - 134.

Aus Wismars Vergangenheit. "Mecklb. Nachr." 1903, Nr. 178, 179, 180, 181, 183, 185, 186, 187, 188, 190.

Bagger zu Wismar im 17. und 18. Jahrhundert. HG. (1904 -)1905 (in Bd. III), S. 146 - 153.

Von einem über Wismar im Jahre 1637 beobachteten Wunderzeichen. Jb. 70 (1905), S. 183 - 190. Die Bürgersprachen der Stadt Wismar. (Hans. Geschichtsquellen N. F. Bd. III.) Leipzig 1906.

Die Wismarschen Bürgersprachen. Eine Entgegnung. [Auf: Herrmann Joachim; Friedrich Techen, Die Bürgersprachen der Stadt Wismar. Rezension in: HG. XII (1906), S. 388 - 418.]. HG. XIII (1907), S. 265 - 274.

Die Morgensprache der Wismarschen Bäcker. HG. XV (1909), S. 509 bis 521.

Wismar im Mittelalter. Pfingstblätter des Hans. Geschichtsver. Bd. VI (1910).

Verzeichnis der Schriften des Dr. Friedrich Crull, Wismar. Jb. 76 (1911), Jahresber. S. 27 - 30.

Die aufgedeckten Gewölbe in der Bliedenstraße [zu Wismar]. MT. 1911, Nr. 95.

Dr. F. Crull †. MT. 1911, Nr. 130.

Der Kampf Peters van dem Velde um sein Recht. HG. XVII (1911), S. 247 - 264.

[Entgegnung auf:] Die Entwertung des Krämeraltars in der Wismarer Marienkirche. Von Museumsdirektor Dr. Raspe in Oldenburg i. Gr. MT. 1911, Nr. 218.

[Entgegnung auf:] Die Bedeutung Wismars als Kunststadt. Von Museumsdirektor Dr. Raspe in Oldenburg i. Gr. MT. 1911, Nr. 224.

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[Entgegnung auf:] Der Krämeraltar in Wismar. Von Dr. Raspe, Museumsdirektor in Oldenburg i. Gr. Rost.Ztg. 1911, Nr. 268.

Das älteste Wismarsche Stadtbuch. Herausgegeben von ---- ----. Wismar. 1912.

Wismars Stellung in der Hanse. HG. XX (1914), S. 227 - 256.

Das Brauwerk in Wismar. HG. XXI (1915), S. 263 - 352. - HG. XXII (1916), S. 145 - 224.

Eine angeblich in Wismar aufgefundene Prophezeiung. MT. 1916, Nr. 213.

Nochmals die Kriegsprophezeiung. MT. 1917, Nr. 228.

Die Wismarsche Wasserkunst und Meister Heinrich Dannert. Mitt. d. V. f. Lüb. Gesch., 13. Heft (1917 - 1919), S.60 - 67.

Peter Regevardt gegen Hans Böle. Jb. 82 (1918), S. 127 - 132.

Bürgerrecht und Lottacker zu Wismar. HG. XXIV (1918), S. 169 - 204.

Die Wachstafeln des Wismarschen Ratsarchivs, Jb. 83 (1919), S. 75 - 104.

Von vergangenen Zeiten. [Vorgeschichte des Baus des Stadttheaters zu Wismar 1839 - 1842.] MT. 1920, Nr. 238.

Unsere Straßennamen [zu Wismar]. MT. 1920, Nr. 243, 249, 255, 261, 267, 272, 278.

Alte Häusernamen aus Wismar. MT. 1920, Nr. 301 und 302. - Neuabdruck: MT. 1935, Nr. 1 und 2.

Eulenspiegel in Wismar. MT. 1921, Nr. 1.

Die Flurnamen der Wismarschen Feldmark. MT. 1921, Nr. 42, 47, 48, 54, 61 und 66. - Wiederabdr. in Zeitschr. des Heimatbundes Mecklb., Aug. 1924.

Das Rathaus in Wismar. MT. 1921, Nr. 100.

Der Wismarsche Pfingstmarkt von früher. MT. 1921, Nr. 111.

Abriß der Geschichte Wismars bis zur Revolution. MT. 1921, Nr. 271 ff.

[Buchausgabe] Abriß der Geschichte Wismars bis zur Revolution. Wismar 1922.

Einige Handelsbriefe aus dem letzten Drittel des 16. Jahrh. im Ratsarchiv zu Wismar. HG. XXVII (1922), S. 170 - 186.

Achtzig Jahre Stadttheater in Wismar. MT. 1922, Nr. 223, 226 und 227.

Zum hundertsten Geburtstage Dr. Friedrich Crulls. MT. 1922, Nr. 244.

Vor hundert Jahren. MT. 1922, Nr. 304; 1923, Nr. 5, 17 und 41.

Beobachtungen über die Abstimmung im Rate [zu Wismar]. Vierteljahrsschr. f. Sozial- u. Wirtschaftsgesch. 17. Bd. (1923), S. 205 - 207.

Wismarsche Verhältnisse 1724. MT. 1923, Nr. 135.

Zur Deutung des Namens Wismar. MT. 1923, Nr. 211.

Das Straßenpflaster in Wismar. MT. 1923, Nr. 239.

Rückkehr zu alten Bräuchen. MT. 1923, Nr. 269.

Das Taufgitter in der Marienkirche. MT. 1924, Nr. 128.

Hor von de Strat. Aus Wismars Vergangenheit. MT. 1924, Nr. 266.

Die Böttcher in den wendischen Städten, bes. in Wismar. HG. XXX (1925), S. 67 - 127.

Die Mecklb. Seestädte Rostock und Wismar. In: Mecklb., EinHeimatbuch. Herausg. von Otto Schmidt. Wismar 1929, S. 133 - 144.

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Die alten Schweden [Schwedenköpfe im Wismarer Hafen] MT. 1925, Nr. 176.

Das alte Wappen der Seestadt Wismar. MT. 1915, Nr.242.

Patronats- und Pfarrwahlrechte in Wismar. MT. 1926, Nr. 13, 14.

Das Haus zum Heiligen Geist zu Wismar. Jb. 91 (1927), S. 153 - 248.

Das Wichtigste v. d. Gesch. der Stadt Wismar. In: Deutschlands Städtebau; Wismar. Herausg. vom Rat der Seestadt Wismar. Berlin-Halensee 1927. S. 5 - 8.

Nachrichten über den Glockengießer Klaus Wachtel. Zeitschr. d. V. f. Lüb. Gesch. XXIV, Heft 2 (1928), S. 345 - 350.

Die Rechte der Stadt Wismar an Bucht und Hafen. Jb. 93 (1929), S. 267 - 282.

Ein Frachtvertrag vom Jahre 1684. HG. 54 (1929), S. 174 - 183.

Geschichte der Seestadt Wismar. Wismar 1929.

Siebenhundert Jahre Wismar. MT. Festausgabe 1929, Nr.192.

2. Mecklenburg.

Nachträge u. Berichtigungen zu MUB. XVI (1893).

Nachträge zu den Stammtafeln des Großh. Hauses (Jahrb. 50). Jb. 61 (1896), Quartalber. l, S. 2 - 6.

Vorwort, Standes- Wort- u. Sachregister u. (mit Archivar v. Meyenn gemeinsam) Personenregister zu MUB. XIII - XIV in Bd. XVII (1897).

Nachträge, Berichtigungen, Wort u. Sachregister zu MUB. XVIII (1897).

Der Denkstein bei Tramm. Jb. 64 (1899), S. 276 - 278.

Berichtigungen, Wort- u. Sachregister zu MUB. XIX (1899) und XX (1900).

Rostock als Oberhof für Richtenberg. Beitr. zur Gesch. der Stadt Rostock, B. III, Heft 2 (1901), S. 119.

Über die Bede in Mecklenburg, Jb. 67 (1902), S. 1 - 73.

Wort- u. Sachregister zu MUB. XXI (1903).

Zum Zusammenstoße der Meklenburger mit König Waldemar von Dänemark im Jahre 1358. HG. Bd. XI (1903), S. 139 - 143.

Wann ist Güstrow mit Stadtrecht bewidmet? Jb. 70 (1905), S. 179 bis 182.

Das Strandrecht an der Mecklb. Küste. Mit einem Anhang über Seezeichen und Lotsen das. HG. XII (1906), S. 271 - 308.

Wort- u. Sachregister zu MUB. XXII (1907).

Über Marktzwang und Hafenrecht in Mecklenburg. HG. XIV (1908), S. 95 - 150.

Die Chroniken des Klosters Ribnitz. In: Meckl. Geschichtsquellen Bd. I. Schwerin 1909.

Die Geburtstage der Herzoge Ulrich und Georg, Jb. 76 (1911), S. 341 - 346.

Der Geburtstag Herzog Johann Albrechts von Mecklenburg, Jb. 79 (1914), S. 205 - 209.

Ein ritterschaftliches Halsgericht vom Jahre 1706. Jb. 80 (1915), S. 89 - 96.

Zu der Gefangennahme König Christians II. Mitt. aus dem Wismarschen Ratsarchive. HG. XXIII (1917), S. 237 - 252.

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3. Lübeck.

Die Grabsteine des Doms zu Lübeck. Zeitschr. D. V. f. Lüb. Gesch. u. Alt. Bd. 7 (1894), S. 52 - 107.

Die Grabsteine der Lübeckischen Kirchen. Zeitschr. d. V. f. Lüb. Gesch. u. Alt. Bd. 8 (1900), S. 54 - 168.

Ein Lobspruch auf Lübeck aus dem Jahre 1366. Mitt. d. V. f. Lüb. Gesch. u. Alt. 11. Heft (1903, 1904), S. 93 - 94.

Eine Fälschung und ihre Sühne. [Prozeß gegen den Priester Johann von der Helle, Pfarrer zu Borbye bei Eckernförde; 1362 ff.] Zeitschr. d. V. f. Lüb. Gesch. u. Alt. XX (1920), S. 303 - 310.

Wort- und Sachregister zu Band 1 - 11 (1139 - 1470) [des Urkb. Der Stadt Lübeck]. Lübeck 1932.

4. Hanse.

Ein Bief der Bürgermeister und Ratmannen zu Kiel an die Bürgermeister und Ratmannen zu Wismnar, mitgeteilt von Dr. Friedrich Techen in Wismar. In: Zeitschr. der Ges. f. Schlesw.-Holsti.-Lauenb. Gesch. XXII (1893), S. 235.

Etwas von der mittelalterlichen Gewerbeordnung, insbes. der wendischen Städte. HG. XI (1897), S. 17 - 104.

Zu den Münzrecessen der Wendischen Städte. HG. Bd. XI (1903), S.105 - 118.

Hanserecesse von l477 - 1530. Bearb. von Dietrich Schäfer u. Friedrich Techen. 3. Abt. 8. Bd. Leipzig 1910. [Einleitung von Techen.]

Hanserecesse von l477 - 1530. Bearb. von Dietrich Schäfer u. Friedrich Techen. 3. Abt. 9. Bd. Leipzig 1913. [Einleitung von Techen.]

Die deutschen Handwerker in Bergen. HG. XIX (1913), S. 561 - 576.

Rathaus und Kaufhaus im nördlichen Deutschland. Vierteljahrsschr. f. Sozial- und Wirtschaftsgesch. Bd. XIV (1918), S. 532 - 541.

Über die Straßennamen norddeutscher Städte. "Nordelbingen" 5. Bd., I, S. 526 - 553.

Die Deutsche Brücke zu Bergen. Hans. Volkshefte, Heft 1.

Die blaue Flagge. Störtebeker, Klaus Kniphof, Marten Pechelyn. Hans. Volkshefte, Heft 2.

Bernd Besekes Glück und Unglück und Martin Rövers Händel. Von Otto Beneke. Überarbeitet von Friedrich Techen. Hans. Volkshefte, Heft 3.

Hildebrand Veckinchusen, Briefwechfel eines deutschen Kaufmanns im 15. Jahrh., herausg. und eingeleitet von Wilhelm Stieda. Leipzig, Hirzel, 1921. LVIII und 560 Seiten. [Besprechung dieses Buches und "Ergänzungen" und "Berichtigungen" von Techen.] Zeitschr. d. V. f. Lüb. Gesch. u. Alt. Bd. XXI (1922), S. 257 - 274.

5. Verschiedenes.

Die Lieder des Hern Jacob von Warte. Inaugural-Diss. Göttingen 1886.

Beisteuer zum mittelniederdeutschen Wörterbuch. In: Jahrb. des Ver. für niederdeutsche Sprachforschung, Jahrg. XLV (1919), S. 43 - 84 und Jahrg. XLVI (1920), S. 1 - 28.

Weichbild. Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung XII, 1, S. 42 - 49.

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X.

Die geschichtliche
und landeskundliche Literatur
Mecklenburgs
1934 - 1935 und 1935 - 1936

von

Friedrich Stuhr

 

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Bibliographie.

  1. Heeß (Wilhelm), Über Bibliographien im allgemeinen und eine m. im besonderen. M. Schulztg., 66. Jg., 1935, Nr. 21 S. 361 - 364.
  2. Heeß (Wilh.), M. Bibliographie, Schema der Systematik, verbunden mit einer Statistik. M. Schulztg., 67. Jg., 1936, Nr. 25 S. 414 - 416.
  3. Heeß (Wilh.), Heimatkunde: Studium, Unterrichtspraxis u. m. Bibliographie. M. Schulztg., 67. Jg., 1936, Nr. 20 S. 332 - 334.
  4. Strecker (Werner), Die geschichtl. u. landeskundl. Literatur M. 's 1926 - 27: M. Jahrb. 91; 1927 - 28: Jahrb. 92; 1928 - 29: Jahrb. 93; 1929 - 30: Jahrb. 94; 1930 - 32: Jahrb. 96; Die geschichtl. Literatur M. 's. 1932 - 33: Jahrb. 97.
  5. Stuhr (Friedrich), Die geschichtl. u. landeskundl. Literatur M. 's 1933 - 34: M. Jahrb. 98.
  6. Beltz (Hans), Liebe die Heimat! Lies ihre Geschichte! Verzeichnis d. wichtigsten Werke u. Aufsätze über die Gesch. d. m. Heimat. Rostock (Carl Hinstorff) [1934]. 68 S.
  7. Hohlfeld (Johannes), Familiengeschichtliche Bibliographie 1934. Mitt. d. Zentralstelle für Deutsche Pers. - u. Fam. -Gesch. Heft 54, S. 333 - 451. Leipzig 1935.
  8. Röpke (Walter), Literaturbericht zur geogr. Landeskunde von M. Mitt. d. Geogr. Ges. zu Rostock, 24. u. 25. Jg., 1932 - 34, S. 35 - 54.

Quellen.

  1. Endler (C. A.) u. Albrecht (Edm.), M. 's familiengeschichtliche Quellen [bes. alle Kirchenbücher des vereinigten., mit einem Verzeichnis über die Zugehörigkeit der Ortschaften zu den Kirchspielen]. Hamburg (Richard Hermes) 1936. 135 S.
  2. Diestelkamp (Adolf), Päpstliche Urkunden zur Gesch. Pommerns von 1378 - 1415. Baltische Studien N. F. Bd. 37, 1935, S. 274 - 281. [Darin auch einiges m. Material.]

Vorgeschichte.

  1. Schwantes (G.), Deutschlands Urgeschichte. 5. Aufl. Leipzig (Quelle u. Meyer) 1934. 212 S.
  2. Schuchhardt (Carl), Vorgeschichte von Deutschland. 2. Aufl. München u. Berlin (Oldenburg) 1934. 397 S.
  3. Schuchhardt (Carl), Deutsche Vor- u. Frühgeschichte in Bildern. München u. Berlin (Oldenbourg) 1936. XI S. u. 80 Tafeln.
  4. Germanen-Erbe. Monatsschr. für Deutsche Vorgeschichte. Hrsg. von Hans Reinerth. 1. Jg., H. 1 - 2, Mai - Juni 1936. Forts. folgt.
  5. Schulz (Walther), Germanen zwischen Elbe u. Weichsel vom 5. bis zum 7. Jahrh. Volk u. Rasse 8. Jg., April 1933, H. 2 S. 74 - 82.
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  1. Beltz (Robert), Vorgeschichte des Landes Ratzeburg: Kunst- u. Geschichtsdenkmäler des Freistaates M. -Strelitz, 11. Bd., 1934, S. 9 - 12.
  2. Beltz (Robert), Die Vorgeschichte d. Fürst. Ratzeburg. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürft. Ratzeburg 16. Jg., 1934, Nr. 3 S. 36 - 37.
  3. Beltz (Robert), Vorgeschichtsforschung damals und heute. Besinnliches aus den Erinnerungen eines alten Mannes. M. Ztg., 13. März 1936, Nr. 62.
  4. Becker (Julius), Fälschung u. Betrug in der Vorgeschichte M. 's. M. Monatsh. 12. Jg., Mai 1936, S. 224 - 228.
  5. Beltz (Robert), Nordgermanisches in M. Zeitschr. M. 30. Jg., 1935, H. 4 S. 109 - 113.
  6. Janssen (Hans-Lüitjen), Die ältere und mittlere Bronzezeit M. 's mit besonderer Berücksichtigung der Verwahrfunde. Königsberg i. Pr. 1934. 23 S.
  7. Janssen (Hans-Lüitjen), Zur Stammesgesch. d. Germanen unter besonderer Berücksichtigung M. 's. Zeitschr. M. 30. Jg., 1935, H. 4 S. 98 - 109.
  8. Janssen (Hans-Lüitjen), Die Germanen in M. im 2. Jahrtausend v. d. Ztr. (Mannus-Bücherei, Bd. 54.) Leipzig (Curt Kabitzsch) 1935. VI u. 149 S.
  9. Schroller (Hermann), Beiträge zum urgeschichilichen Hausbau in Niedersachsen. Mannus 26. Jg., 1934, H. 1/2 S. 65 - 81.
  10. Asmus (Wolfgang Dietrich), Wikingerspuren in M. Mannus 26. Jg., 1934, H. 1/2 S. 24 - 30.
  11. Mencke (Eckhard), Über die einseitig retuschierten Mikrolithen des Cardenoisien u. ihre Beziehungen zu den dreieckigen Formen [Funde aus M.]. Mannus 26. Jg., 1934, H. 1/2 S. 42 - 46.
  12. Karbe (W.), Der Germanenfriedhof von Bargensdorf. Ztschr. M. 31. Jg., H. 1 S. 8 - 10.
  13. Bastian (Willy), Der Boddenfund eine nordische Fauststeinkultur von altsteinzeitlichem Gepräge. Frankfurt a. M. (Moritz Diesterweg) [1935]. 133 S.
  14. Becker (Julius), Funde vom wendischen Burgwall Dierkow bei Rostock. Mannus 26. Jg., 1934, H. 1/2 S. 21 - 23.
  15. Beltz (Hans), Feldberg-Rethra. Eine Landschaftsstudie. M. Monatsh. 12. Jg., Febr. 1936, S. 60 - 63.
  16. Beltz (Robert), Die Burg von Alt-Gaarz. M. Monatsh. Juli 1934, S. 322 - 324.
  17. Hannemann (Walter), Frühgeschichtliche Funde bei Gnoien. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 16 S. 123.
  18. Karbe (W.), Der Pfeilacker von Hohenfelde. M. -Strel. Heimatbl. 10. Jg., H. 4, 1934, S. 58 - 60.
  19. Engel (Franz), Das germanische Urnenfeld in Kirch Jesar. Nied. Beob. 27. u. 28. Sept. 1935, Nr. 225 u. 226.
  20. Hollmann (Bruno), Vorgeschichtliche Funde aus dem Kreis Ludwigslust. Zeitschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 37 - 42.
  21. Buddin (Fr.), Grabung am 17. Juni 1928 in Niendorf bei Schönberg. Vorgesch. Herdstelle um Chr. Geb. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 16. Jg., 1934, Nr. 3 S. 33 - 35.
  22. Asmus (G.), Vorgeschichtliche Urnenfunde in M. Mit Abb. [aus Pohnstorf]. Nied. Beob. 27. März 1935, Nr. 72.
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  1. Ohnesorge, Hünengräber im Fürstentum Ratzeburg. Quellen der Heimat, hrsg. vom Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg, Reihe C (Vorgesch. u. Sage) Heft 5, 16 S. [1936].
  2. Hollmann (Bruno), "Pommersche" Fibeln im Heimatmuseum Waren (Müritz). Zeitschr. M. 30. Jg., 1935, H. 4 S. 120 - 123.
  3. Becker (Julius), Die erste jüngere Ganggräberkeramik vom dänischen Typus in Deutschland. [Funde aus Ziesendorf-Rüterlager.] Mannus 26. Jg., 1934, H. 1/2 S. 9 - 16.
  4. Becker (J.), Das Riesensteingrab in Ziesendorf bei Schwaan. Zeitschr. M. 30. Jg., H. 4 S. 114 - 120.

Geschichte.

  1. Jacobs (Hans Haimar), Friedrich Barbarossa (um 1124 - 1190) u. Heinrich der Löwe (um 1129 - 1195): Andreas u. v. Scholz, Die Großen Deutschen, 1. Bd., 1935, S. 94 - 123.
  2. Redlich (Clara), Nationale Frage und Ostkolonisation im Mittelalter. (Rigaer Volkstheoretische Abb., H. 2) Diss. Göttingen. Berlin (Hans Rob. Engelmann) 1934. VII u. 114 S. [betr. auch die Theorien über den Untergang des Wendentums.]
  3. Spangenberg (Hans). Die Bedeutung der Stadtsiedlung für die Germanisierung der ehemals slawischen Gebiete des Deutschen Reichs (mit besonderer Berücksichtigung M. 's). M. Jahrb. 99, 1935, S. 107 - 132.
  4. Lembke (Gertrud), Die Entwicklung der bäuerlichen Verhältnisse auf der Insel Poel vom 12. Jahrh. bis 1803. M. Jahrb. 99, 1935, S. 1 - 106.
  5. Haeger (Fritz), Die deutschen Ortsnamen M. 's seit dem Beginn der Kolonisation (Wiss. Schriftenreihe des Heimatbundes M., Bd. 2). Wismar (Eberhardt) 1935. 206 S.
  6. Haeger (Fritz), Die Enstehung von m. Ortsnamen durch Umnennung oder Umdeutung. Ztschr. M. 29. Jg., 1934, Nr. 3 S. 93 - 94.
  7. Witte (Hans), Mecklenburg; Der deutsche Osten. Berlin (Propyläen-Verlag) 1936, S. 159 - 172.
  8. Endler, Die Geschichte des Landes M. -Strelitz (1701 - 1933). Hamburg (Richard Hermes) 1935. 101 S.
  9. Wostry (Wilhelm), Wallenstein (1583 - 1634): Andreas u. v. Scholz, Die Großen Deutschen, 1. Bd., 1935, S. 560 - 578.
  10. Wostry (Wilhelm), Wallenstein in den Mitt. unseres Vereins. Mitt. d. Ver. für Gesch. d. Deutschen in Böhmen, 72. Jg., 1934, H. 3 - 4 S. 69 - 83.
  11. Bergl (Josef), Wer war der Verfasser des Chaos perduellionis? [einer im März 1634, kurz nach Wallensteins Tode erschienenen anonymen Anklageschrift gegen W.]. Mitt. d. Ver. für Gesch. der Deutschen in Böhmen, 72. Jg., 1934, H. 3 - 4 S. 84 - 102.
  12. Münster (Hans), Der Vormundschaftsstreit zwischen M. -Strelitz u. M. -Schwerin beim Regierungsantritt Adolf Friedrichs IV. 1752 - 53. M. -Strelitzer Gesch. -Bl. Jg. 10 - 11, 1934 - 35, S. 1 - 140.
  13. Höjer (Torvald), Carl Johan [XIII., König von Schweden] i den stora koalitionen mot Napole från landstigningen i Stralsund
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till stillestandet i. Rendsburg [1812 - 14, betr. auch M.]. Akademisk avhandling. Uppsala (Almqvist u. Wiksell) 1935. 422 S.

  1. [Dietsch (Helmuth)], Die Revolution in M. im Nov. 1918. Der Obotrit, Beil. zur m. Ausg. d. Stahlhelms, Nov. 1934, Nr. 44 - 45.
  2. Gautag anläßlich des 10jährigen Bestehens der NSDAP, im Gau M. -Lübeck. Festschrift. Schwerin (Nied. Beob.) 1935. 80 S.
  3. Stuhr (Friedrich), Hundert Jahre des Mecklenburgischen Geschichts- u. Altertumsvereins. Ein Rückblick auf der Festsitzung am 22. Juni 1935. M. Jahrb. 99, 1935, S. 239 - 260.

Fürstenhaus.

  1. Griewank (Karl), Königin Luise (1776 - 1810): Andreas u. v. Scholz, Die Großen Deutschen, 2. Bd., 1935, S. 476 - 489.
  2. v. Ladiges (Therese Monika), Königin Luise. (Colemans kleine Biographien, Nr. 52.) Lübeck (Charles Coleman) 1934. 45 S.
  3. Brökelschen-Kemper (Else), Ein unbekannter Brief der Königin Luise. [1805 Dez. 29.] Forsch. z. Brand. u. Preuß. Gesch. 48. Bd., 2. Hälfte S. 388 - 390.
  4. V., Königin Luises letzter Besuch in der Heimat. M. Ztg. 18. Juli 1935, Nr. 165.
  5. Meisner (H. O.), Vom Leben u. Sterben der Königin Luise. Eigenhändige Aufzeichnungen ihres Gemahls König Friedrich Wilhelm III. M. Ztg. 16 - 18. Juli 1935, Nr. l63 - 165.
  6. Josephi (W.), Hohenzieritz. Zum 125. Todestage der Königin Luise am 19. Juli. M. Ztg. 18. Juli 1935, Nr. 165.
  7. Jacobs (Hans Haimar), Mecklb. Beziehungen Herzog Karl Augusts von Weimar. M. Jahrb. 98, 1934, S. 139 - 156.

Familien- und Personengeschichte.

  1. Brechenmacher (Josef Karlmann), Deutsche Sippennamen. Ableitendes Wörterbuch der deutschen Familiennamen, I. - V. Teil. Görlitz (Starcke) 1936.
  2. Goebel (Otto), Niederdeutsche Familiennamen, gesammelt u.erläutert. Wolfshagen-Scharbeutz (Franz Westphal) 1936. 117 S.
  3. Barnewitz (Hans W.), Die Bedeutung der ältesten ostm. Familiennamen. Ostm. Heimat 9. Jg., 1936, Nr. 2 S. 9 - 11.
  4. Keßler (Gerhard), Die Familiennamen der Juden in Deutschland. Leipzig (Zentralstelle f. Deutsche Personen- u. Fam.-Gesch.) 1935. 151 S.
  5. Guttzeit (Emil Johannes), Ländliche Familienforschung. Eine Einführung. Heiligenbeil (Ostpreußischer Heimatverlag) 1936. 28 S.
  6. Knebusch (Magnus), Etwas über Vornamen. Ostm. Heimat 9. Jg., 1936, Nr. 2 S. 11 - 12.
  7. Degeners Wer ist's? Eine Sammlung von rund 18000 Biographien. 10. Ausgabe. Berlin (Hermann Degener) 1935. 1833 S.
  8. Andreas (Willy) u. v. Scholz (Wilhelm), Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Berlin (Propyläen-Verlag), l. Bd., 1935, 643 S. ; 2. Bd., 1935, 648 S.
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  1. Koerner (Bernhard), Deutsches Geschlechterbuch, 88. Bd.: M. Geschlechterbuch 3. Bd. Görlitz (Starke) 1935. 611 S. [Fam. Bruhn, Buttermann, Fielitz, Glantz, Haacke, Hildebrandt, Kayser, Klitzing, Kossel, Kuhrt, Martienssen, Müller 6, Planeth, Pöhl, Schlettwein, Schomaker, Stever, Wilbrandt, Wildfang, Ziemsen.]
  2. Willgeroth (Gustav), Beiträge zur Poeler Familienkunde. Wismar (Rückerts Buchdruckerei) 1934. 104 S. [Stammtafeln: Lembke, Hellmann. Stammfolgen: Beyer, Evers, Steinhagen, Vieth u. Wegener.]
  3. Puls (Karl), Die älesten Familien des Kirchspiels Lübtheen: Lieb Heimatland (Lübtheener Nachr.) Nr. 124, Sept. 1934.
  4. Laakmann (H.), Das Bürgerbuch von Pernau l. 1615 - 1787. Sitzungsberichte d. Altertumsforschenden Ges. in Pernau, 11. Bd., 1936. 96 S. [29 Familien aus M. erwähnt.]
  5. Albrecht (Edm.), Bauer u. Familienforschung. Ztschr. M. 29. Jg., 1934, Nr. 3 S. 82 - 86.
  6. Scheele (Heinrich), Die Lauenburgische Bauernschaft in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. nach den Geldheberegistern im Kieler Staatsarchiv. Ratzeburg (Lauenb. Heimatverlag) 1935. 51 S. [Hierin Dörfer des Landes Ratzeburg.]
  7. Barnewitz (Hans W.), Die Teterower Familiennamen von 1562. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 7 S. 49 - 50.
  8. Barnewitz (Hans W.), Die Teterower Familiennamen von 1758. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 10 S. 73 - 75.
  9. Lübeß (H.), Die Ahnenhalle der Seestadt Wismar. Wismar (Eberhardt) 1935. 31 S.
  10. Lübeß (Hugo), Die Ahnenhalle zu Wismar. Eine Stätte lebendiger Familientradition im neuen Geiste. M. Monatsh. 11. Jg., Febr. 1935, S. 60 - 63.
  11. Jessen (Otto), M. Forscher in Aequatorial-Afrika. Mitt. d. Geogr. Ges. zu Rostock, 24. u. 25. Jg., 1932 - 34, S. 19 - 34.
  12. Bade (Paul), Handbuch zur Siammtafel der Familie Bade (Hohen-Wieschendorfer Linie). Schwerin (Sandmeyer) 1934. 112 S.
  13. Rheinen (Wilhelm), Beiträge zur Gesch. des Geschlechts Barten u. seiner Stammhöfe, Görlitz (Starke) 1935. XII u. 113 S. [Die Familien B. im Hägerort in M., in Obersteffenhagen, Wittenbeck u. Tessin, aus Schwerin.]
  14. Götze (Alfred), Robert Beltz 80 Jahre [mit Schriftenverzeichnis]. Mannus 26. Jg., 1934, H. 1/2 S. 3 - 6.
  15. Lübbert (Ulrich), Professor Hugo Berwald. Ein Meister deutscher Bildhauerkunst. M. Monatsh. Sept. 1934, S. 418 - 421.
  16. Lübbert (Hugo), Prof. Hugo Berwald, Schwerin. Nied. Beob., 21. April 1935, Nr. 13, Wochenschau.
  17. Pagel (Karl), Blücher (1742 - 1819): Andreas u. v. Scholz, Die Großen Deutschen, 2. Bd., 1935, S. 581 - 600.
  18. Schäfer (Wilhelm), Vom alten Blücher. Drei Anekdoten. Güstrow (Carl Michael) 1935. 23 S.
  19. Dahms (Rudolf), Blücher. Der Marschall Vorwärts. Berlin (Reimar Hobbing) [1935]. 262 S.
  20. Der Gründer u. Stifter d. Grafschaft Bothmer [Graf Hans Caspar v. Bothmer, 1656 - 1732]. Gemeindebl. Klütz 1934, Nr. 31; 1936, Nr. 38.
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  1. Zierow (Ulrich), Zum 65. Sterbetag John Brinckmans (20. Sept. 1870). M. Monatsh. 11. Jg., Sept. 1935, S. 498 - 499.
  2. Zierow (Ulrich), Dr. Adolf Brückner (1744 - 1823). Niederdeutsches Jahrb. Bd. 60/61, 1934/35, S. 183 - 190.
  3. Lübbert (Ulrich), Altmeister Franz Bunke [Maler]. Nied. Beob., Wochenschau Nr. 5, 24. Febr. 1935.
  4. Moritz (Eduard), Joachim Nikolaus von Dessin. M. Jahrb. 99, 1935, S. 209 - 218.
  5. Diers (Marie), Meine Kindheitserinnerungen an Schwarz [Pfarrhaus]. Heimatkalender d. Kreises Waren 1936, S. 35 - 37.
  6. Der m. Maler Otto Dörr (1831 - 1868). M. Monatsh. 11. Jg., Jan. 1935, S. 24 - 29.
  7. Eggers (Arnold), Geschichte des Geschlechtes Eggers. 4. Bd. Wandsbek (Friedrich Puvogel) 1934. 55 S.
  8. Schenk (Erich), Gustav Eggers, ein m. Liederkomponist. M. Monatsh. 12. Jg., Mai 1936, S. 229 - 235.
  9. Feilcke (Kurt), Stammbaum der Familie Feilcke. Linie II: Stresendorf (Meckl.). Hamburg (Schlachter & Rühger) [1935]. 30 S.
  10. Fam.-Zeitschr. d. Geschlechter Friederichs 2. Bd., H. 1, Gilbhard (Okt.) 1934.
  11. Griese (Friedrich), Mein Leben. Von der Kraft der Landschaft. Berlin (Junker u. Dünnhaupt) 1934. 66 S.
  12. Melcher (Kurt), Friedrich Griese. (Neue Deutsche Forschungen, Abt. Neuere deutsche Literaturgesch., Bd. 7.) Berlin (Junker u.Dünnhaupt) 1936. 138 S.
  13. Hermann Grotefend, Archivdirektor in Schwerin (mit seinem Bildnis von Ferdinand Meyer 1902). M. Monatsh. 11. Jg., Jan. 1935, S. 34 - 35.
  14. v. Kardorff (Siegfried), Wilhelm v. Kardorff. Ein nationaler Parlamentarier im Zeitalter Bismarcks u. Wilhelms II. 1828 - 1907. Berlin (Mittler & Sohn) 1936. 384 S.
  15. Lange (Luise), Stammgeschichte einer Bauernfamilie [Kassow in Cordshagen bei Rehna). M. Monatsh. 11. Jg., Aug. 1935, S. 441 - 444.
  16. Gülzow (E.), Ein Brief G. L. Kosegartens. [Gotthard Ludwig K., Dichter, geb. Grevesmühlen 1758 Febr. 1.] Mon.-Bl. d. Ges. f. Pom. Gesch. 49. Jg., 1935, Nr. 3 S. 37 - 40.
  17. Kleinau (Hermann), Verbreitung u. Bedeutung des Namens Kleinau (Kleinow, Cleinow, Klenau, Klenow u. a.). Gumbinnen (Krauseneck) Gilbhard (Okt.) 1935. Als Handschrift gedruckt. 21 S.
  18. Krause (Hermann), Abschied vom M. Justizministerium. M. Ztg. 31. Dez. 1934, Nr. 303.
  19. Roth (Karl August), Der Bildhauer Wilhelm Kruse. M. Monatsh. 11. Jg., Dez. 1935, S. 651 - 654.
  20. Altenburg (Otto), Hugo Lemcke. [Direktor des Stadtgymnasiums in Stettin, † 1925, aus einer m.-strel. Gutsbesitzerfamilie.] Ein Leben der Arbeit u. des Erfolges. Stettin (Ges. für pomm. Gesch. u. Alt.-Kunde) 1935. 73 S.
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  1. Reisserscheid (Heinrich), Friedrich Lisch, Mecklenburgs Bahnbrecher deutscher Altertumskunde. M. Jahrb. 99, 1935, S. 261 - 276.
  2. Lübbert (Ulrich), Ernst Lübbert, m. Maler, zum 20jähr. Todestag. Nied. Beob. 1. Sept. 1935, Nr. 203, Wochenschau Nr. 32.
  3. Lützowsches Fam.-Bl. 2. Bd., Nr. 33, 1934. Darin: Zum 100-jährigen Todestage Adolph Lützows [des Freikorpsführers von 1813]; Seedorf in Lauenburg.
  4. Körner (Wilhelm), Professor Paul Moennich achtzigjährig. M. Monatsh. 11. Jg., Sept. 1935, S. 486 - 488.
  5. Gräfer (Gustav), Helmuth von Moltke. Eine Auswahl aus Briefen, Schriften u. Reden. Leipzig (Quelle u. Meyer) 1935. 67 S.
  6. Gaehtgens (W.), Antonius Mors. Ein Rostocker Musiker der ausklingenden Renaissance-Zeit. M. Monatsh. 11. Jg., Dez. 1935, S. 635 - 638.
  7. v. Oertzen (Wilhelm), Taschenbuch des Geschlechts von Oertzen. [6. Aufl.] Rostock (Carl Boldt) 1936. 74 S.
  8. v. Pressentin (Klaus Gerd), Geschichte des Geschlechts v. Pressentin bzw. v. Pressentin gen. v. Rautter. II. Buch. Lüneburg (Tageblatt-Druckerei) 1935. 538 S.
  9. v. Ravensche Fam.-Nachr., Nr. 45 - 46, 1935 - 1936. Darin: 14. u. 15. Geschlechtsfolge; Erlebnisse des Adolf v. Raven im Weltkriege.
  10. Zu Fritz Reuters 125. Geburtstag am 7. Nov. 1935, mit Beitr. von Finger (Willi), Fritz R. s Dichtungen an Fritz Peters u. die Seinen. - Vermehren, Fritz R. s Tauftuch. - Bege (Hans), Fritz R. s nachgelassenes Werk. - Ruhnke (Otto), Fritz R. s Fründ Rein(hard). M. Monatsh. 11. Jg., Nov. 1935, S. 576 - 590.
  11. Siebold (Werner), Unser Fritzing. Ein Lebensbild Fritz Reuters. Gießen (Emil Roth) [1934]. 139 S.
  12. O[tto], Fritz Reuter auf der Festung Dömitz. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 298 - 302.
  13. Karnatz (Ludwig), Fritz Reuters Krankheit. Nied. Beob. 8. Nov. 1935, Nr. 261.
  14. Vitense (Otto), Fritz Reuter u. d. Hansestädte. M. Monatsh. Juli 1934, S. 331 - 336.
  15. Altenburg (Otto), Fritz Reuter u. Stettin. Monatsbl. f. Pomm. Gesch. 49. Jg., 1935, Nr. 11 S. 202 - 208.
  16. Mahn, Die Neubrandenburger Fritz-Reuter-Sammlung. M. Monatsh. Juli 1934, S. 327 - 330.
  17. Scheven (Friedrich), Aus dem Leben eines m. Schulrektors im 18. Jahrh. [Johann von Rist, Rektor u. Kantor zu Krakow 1752 - 1758.] M. Monatsh. 12. Jg., Febr. 1936, S. 121 - 124.
  18. Schenk (Erich), Anton Saal, ein m. Schulmusiker des Vormärz. Zu seinem 80. Todestag am 1. Jan. 1935. M. Monatsh. 11. Jg., Jan. 1935, S. 2 - 8.
  19. Azmi (Melâhat), Graf Adolf Friedrich v. Schack u. der Orient. (Germanische Studien, Heft 157.) Berlin (Emil Ebering) 1934. 118 S.
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  1. Meyer (Ernst), Wie ich Schliemann sehe. M. Monatsh. 12. Jg., Jan. 1936, S. 24 - 26.
  2. Meyer (Ernst), Briefe von Heinrich Schliemann. In Auswahl herausgegeben. Berlin u. Leipzig (Walter de Gruyter) 1936. 362 S.
  3. Roth (Carl Aug.), Der Maler Carl Christian Schmidt. Aus dem Wirken eines M.ers außerhalb der Heimat. M. Monatsh. Dez. 1934, S. 584 - 588.
  4. v. Schuckmann (Hans Hugo), Das Geschlecht der Herren und Freiherren von Schuckmann und seine Vorfahren von 1154 - 1932. Berlin (Selbstverlag) 1932. 576 S.
  5. Meincke (Wilhelm), Dreifaches Gedenken: Karl Seemann, Landschaftsmaler Hermann Koenemann († 23. 12. 1934), Paul Friedrich Evers († 18. 11. 1934). M. Monatsh. 11. Jg., Febr. 1935, S. 94 - 98.
  6. Seidel (Ina), Meine Kindheit u. Jugend. Ursprung, Erbteil u. Weg. Stuttgart u. Berlin (Deutsche Verlagsanstalt) 1935. 179 S.
  7. von Gebhardt (Peter), Ahnentafel des Schriftsteller-Ehepaares Heinrich Wolfgang Seidel u. Ina Seidel [mit m. Ahnen]. Fam.-Gesch.-Bl. 33. Jg., 1935, Heft 9 Sp. 311 - 312.
  8. Steinmann (Ulrich), Ernst Steinmann [Museumsdirektor in Schwerin, 1903 - 1911]. M. Monatsh. 11. Jg., Sept. 1935, S. 473 - 476.
  9. Steinmann (Ulrich), Ernst Steinmann, 4. Sept. 1866 bis 23. Nov. 1934. (Durch eine Ahnentafel erweiterter Sonderdruck aus M. Monatsheften 11. Jg., Sept. 1935.) Rostock (Carl Hinstorffs Verlag) [1935]. 7 S.
  10. Ernst Steinmann [Direktor des Großh. Museums in Schwerin 1903 - 1911] †. M. Ztg. 26. Nov. 1934, Nr. 275.
  11. Lübbert (Ulrich), Professor Heinrich Tessenow in Neubrandenburg [geb. Rostock 1876, Ordinarius an Techn. Hochschule zu Berlin, Baumeister]. Nied. Beob. 27. Jan. 1935, Nr. 1.
  12. Festschrift zum 150. Geburtstag von J. H. von Thünen. (M. Landwirtsch. Mitteilungen, Heft 10.) Rostock (Hinstorff) 1933. 99 S., mit Beitr. von Schuhmacher (R. H.), J. H. v. Thünen, ein Lebensbild. - Effland, Joh. Heinrich v. Thünen, unser Lehrmeister in Vergangenheit u. Gegenwart. - Mielck, Die Entwicklung der m. Wirtschaftsweisen seit Thünens Zeiten. - Ihle, 100 Jahre Bodenbearbeitung in M.
  13. Wangerin (Günther), Lord Nelson in Warnemünde [Überreichung der auf den Sieg bei Abukir geprägten Nelson-Medaille an den Orientalisten Prof. Tychsen in Rostock am 4. Juni 1801]. M. Monatsh. 12. Jg., März 1936, S. 130 - 132.
  14. Fabian (Erich), Johann Heinrich Voß, ein Dichter aus m. Bauernblut. M. Monatsh. 10. Jg., Okt. 1934, S. 466 - 473.
  15. Lübbert (Ulrich), Plaus größter Sohn: Professor Wilhelm Wandschneider. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 341 bis 343.
  16. Rittershausen (Carl), Stammtafeln des Herforder Zweiges der Ravensberger Familie Weddigen [mit Kpt.-Lt. Otto Weddigen († 1915), dessen Ahnherr Johannes Wedege wahrscheinlich
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geb. in Parchim um 1504]. Stettin (Fischer & Schmidt) [1935]. 4 S., 1 Stammtafel u. 4 Beitafeln.

  1. v. Wickede (Hans Ulrich), Die Familie von Wickede u. ihre Beziehungen zum Fürstentum Ratzeburg. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürfst. Ratzeburg 17. Jg., 1935, Nr. 3 S. 33 - 43.
  2. Gratopp (Karl), Richard Wossidlo. Wesen u. Werk. Neumünster i. Holstein (Karl Wachholtz) 1935. 140 S.
  3. Gratopp (Karl), Wossidlo. Zu seinem 77. Geburtstage am 26. Jan. 1936. M. Monatsh. 12. Jg., Jan. 1936, S. 27 - 30.
  4. v. Zepelin (Constantin), Vom Charakter u. der geistigen Begabung in der Familie [v. Zepelin]. Nachr.-Bl. des Fam.-Verb. v. Zepelin (v. Zeppelin), Nr. 2, Juni 1936.
  5. Barnewitz (Hans W.), Graf Zeppelin u. M. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 11 S. 82 - 83.

Kulturgeschichte und Volkskunde.

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  3. Franck (Hans), M.er Land u. Leute. Börsen-Ztg. 7. Nov. 1935, Nr. 262.
  4. Steinmann (Paul), Quellen u. Studien zur Gesch. des m. Bauerntums. Nied. Beob. 1935, Nr. 176, 181, 183, 209, 221, 236, 240, 243, 250, 257 u. 258.
  5. Tessin, Der m. Bauer, seine Geschichte u. sein Recht. Ztschr. M. 29. Jg., 1934, H. 3 S. 65 - 70; H. 4 S. 97 - 103.
  6. Tessin, Werden u. Vergehen m. Bauerntums. Nied. Beob. 17. April 1935, Nr. 90.
  7. Tessin, Bauernlegung in M. Ein Beitrag zur Entstehung des Landarbeiterstandes. Nied. Beob. 13. u. 14. Mai 1934, Nr. 105 u. 106.
  8. Lange (Heinrich), Die Bauernlegung in M. M. Monatsh. 11. Jg., März 1935 S. 116 - 118.
  9. Seraphim (Hans-Jürgen), Bauernschicksal in M. Schwerin (Bärensprung) 1935. 68 S.
  10. Proposch (Wolfram), Vernichtung m. Bauerntums von 1570 bis 1900. (Dargestellt für den Kreis Malchin.) Berichte über Landwirtschaft 20. Bd., 1935, 2. H. S. 221 - 242.
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  12. Tessin, Ritter u. Bauer in M. Die Tendenz-Schrift des H. J. v. Gadow im Licht der Wissenschaft. Nied. Beob. 24. Okt. 1935, Nr. 248.
  13. Steinmann (Paul), Ritter u. Bauer in M. [Widerlegung der gleichnamigen Schrift von H. J. v. Gadow.] Nied. Beob. 4. Dez. 1935, Nr. 282.
  14. Tessin, Leibeigenschaft in M. Nied. Beob. 28. Jan. 1934, Nr. 23.
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  3. Tessin, Bauer Heinrich Bademüller kämpft um sein Recht [aus der Gesch. eines Bauernhofes in Garvsmühlen Ende d. 16. Jahrh.]. Nied. Beob. 26. Febr. 1935, Nr. 47.
  4. Ortmann (A.), Altes u. neues Bauerntum im Kreise Waren. Heimatkal. 1935 Kreis Waren, S. 43 - 46.
  5. Folkers (Johann Ulrich), Koloniale Abwandlung deutscher Volksart im ostelbischen Raume. Zeitschr. f. Volkskunde, 6. Bd., 1934, 2. H. S. 28 - 42.
  6. Wentz (Gottfried), Erbhofforschung u. Bauernehrung. Probleme u. Methode. Zeitschr. "Sachsen u. Anhalt" 11. Bd., 1935, S. 193 - 237.
  7. v. G., Der alte adlige Grundbesitz in M. u. das Erbhofgesetz. Deutsches Adelsbl. 52. Jg., 1934, Nr. 10 S. 158 - 160.
  8. Folkers (Joh. Ulr.), Volkstumspflege im Siedlerdorf. Ztschr. M. 29. Jg., 1934, H. 3 S. 70 - 78.
  9. Priester, Die m. Dorftage u. ihre Bedeutung für das Landvolk. Ztschr. M. 29. Jg" 1934, H. 4 S. 117 - 121.
  10. Pries, Spuren des Niedersachsenhauses in mitteldeutschen Hause M.s. Nied. Beob. 27 Jan. 1935, Nr. 22.
  11. Folkers (Joh. Ulr.), Das m. Bauernhaus. M. christl. Hauskal. 1935, S. 52 - 61.
  12. Brückner, Bauernhäuser und Volkskunst im Lande Ratzeburg: Kunst- u. Geschichtsdenkmäler des Freistaates M.-Strelitz, II. Bd., S. 393 - 418. Neubrandenburg (Brünslow) 1934.
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  14. Mielke, Alter u. Bedeutung des sächsischen Pferdegiebelschmucks. Zeitschr. f. Ethnologie 66. Jg., 1934, Heft 1/3 S. 247 - 261.
  15. Eddelbüttel (H.), Aus der Gesch. des m. Bauerngartens. Ztschr. M. 29. Jg" 1934, H. 3 S. 78 - 82.
  16. Maybaum (Heinz), Beiträge zur Gesch. der germanisch-deutschen Landwirtschaft. Zeitschr. f. Volkskunde 6. Bd., 1934, 2. H. S. 89 - 98.
  17. Buddin (Fr.), Buerndracht. Ztschr. M. 29. Jg., 1934, H. 4 S. 103 - 110.
  18. Staecker (Arthur), Trachten im Kreise Ludwigslust um 1800. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 69 - 71.
  19. Siems (Friedrich), Sang u. Tanz in M. Ztschr. M. 29. Jg., 1934, H. 4 S. 111 - 116.
  20. Peters (Marie), M. Bauerntänze. Wie sie gefunden, gesammelt u. gepflegt wurden seit dem Jahre 1884. Ztschr. M. 29. Jg., 1934, H. 3 S. 86 - 92.
  21. Wossidlo (R.), Knecht un Diern. Heimatkalender des Kreises Waren 1936, S. 31 - 35.
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  1. Vitense (Otto), Altmecklenburgische Fastnacht. M. Monatsh. 12. Jg., Febr. 1936, S. 56 - 57.
  2. Granzin (Martin), Der Parchimer Hexenprozeß von 1656. Nied. Beob. 25. Sept. 1935, Nr. 223.
  3. Enking (Ottomar), Die Tragödie der Tilsche Schälweggen. [Ein charakteristischer Hexenprozeß von 1663.] M. Monatsh. 11. Jg., Febr. 1935, S. 69 - 72.
  4. Warncke (J.), Die Edelschmiedekunst. [Abb. m.er Stadt- u. Meistermarken.] Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 1 S. 1 - 8.
  5. Ahrens (Rudolf), Von sterbenden Handwerken. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 12 S. 90 - 93.
  6. Kaysing, Jagdgeschichtliches aus dem Ratzeburger Lande. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 17 Jg., 1935, Nr. 3 S. 45 - 52.
  7. Arndt (Karl), Allerlei kulturgeschichtliches aus dem Einnahmebuch des Propsten Lic. Gottfried Kohlreiff vom Dom zu Ratzeburg. Mitt. d.Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 18. Jg., 1936, Nr. 2 S. 20 - 27.
  8. Wossidlo (R.), Einige Bemerkungen zu der Sagenwelt der Bützower Gegend: Das Reformrealgymn. zu Bützow von 1860 bis 1935. Bützow (Ratsbuchdruckerei) [1935]. S. 24 - 32.
  9. Ansprache von Prof. Wossidlo bei Überreichung des Brinckman-Preises in der Rost. Univ. am 4. Juli 1934. [Mitt. über Sagen u. über Bräuche, bes. aus dem Arbeitsleben des Volkes.] Uns' plattdütsch Heimat 9. Jahr, Christmand 1934, Nr. 5/6.
  10. Wossidlo (Richard), Volkssagen von Malchow. M. Monatsh. 11. Jg., Mai 1935, S. 261 - 263.
  11. Wossidlo (Richard), Die Sagen unseres Kreises. Heimatkal. Kreis Waren 1935, S. 32 - 35.
  12. Gosselck (Johannes), Himmel, Hölle u. Teufel in den Flurnamen. M. Schulztg. 67. Jg., 1936, Nr. 12 S. 213 - 214.
  13. Barnewitz (Hans W.), Flurnamen von Klaber u. Nachbarorten. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 22 S. 169 - 170.
  14. Neumann (Walter), M. Flurnamen [Lelkendorf]. M. Schulztg. 67. Jg., 1936, Nr. 22 S. 357 - 358.
  15. Suhr (R.), Orts- u. Flurnamen der Stadt Ribnitz. Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Ribnitz. 1933, S. 4 - 8.
  16. Buddin (Fr.), Flurnamen von Lankow u. Schlagbrügge. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 16. Jg., 1934, Nr. 3 S. 37 - 45; Nr. 4 S. 54 - 58.

Siedlung.

  1. Engel (Franz), Deutsche u. slavische Einflüsse in der Dobbertiner Kulturlandschaft. Siedlungsgeographie u. wirtschaftl. Entwicklung eines m. Sandgebietes. (Schriften d. Geogr. Instituts der Univ. Kiel, Bd. 2, Heft 3.) Kiel 1934. VII u. 174 S.
  2. Steinmann (Paul), Siedlungsgeographische u. wirtschaftsgeschichtliche Probleme in der Kieler Dissertation von Franz Engel (Schwerin) über deutsche u. slawische Einflüsse in der Dobbertiner Kulturlandschaft. M. Jahrb. 99, 1935, S. 219 - 238.
  3. Krüger (Ernst Günther), Die Bevölkerungsverschiebung aus den altdeutschen Städten über Lübeck in die Städte des Ostsee-
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gebiets. (Bis zum Stralsunder Frieden.) Zeitschr. d. Ver. für Lübeckische Gesch. 27. Bd., 1934, 1. H. S. 101 - 158; 2. H. S. 263 - 313.

  1. Folkers (Johann Ulrich), Die Ansiedlung der Bauern in M. um 1200. M. Schulztg. 66. Jg., April 1935, Nr. 17 S. 291 - 294.
  2. Magura (Wilhelm), Verfahren u. Entwicklung der Siedlungen des 18. Jahrhs. in M.-Strelitz. Berlin (Paul Parey) 1931. 178 S.

Landeskunde.

  1. Reichskarten 1:100 000. Einheitsblatt 35 (Schwerin i. M. - Ludwigslust - Plau), einfarbig. Berlin (Reichsamt für Landesaufnahme) [1922]. - In 5 Farben. [1935].
  2. Reichskarten 1:100 000. Einheitsblatt 36 (Neustrelitz - Neubrandenburg - Müritzsee). Einfarbig. Berlin (Reichsamt für Landesaufnahme) [1934]. - Jn 5 Farben. [1935].
  3. Reichskarte 1:300 000. Mecklenburg. In 3 Farben. Berlin (Reichsamt für Landesaufnahme) [1933].
  4. Griese (Friedrich), Das ebene Land. Mecklenburg. (Bilder von Karl Eschenburg.) München (Bruckmann) 1936. 124 S.
  5. Schuh, Der Geologische Bau des Landes Ratzeburg: Kunst- u. Geschichtsdenkmäler des Freistaates M.-Strelitz, 11. Bd., 1934, S. 1 - 7.
  6. Range (Paul), Geologie des Fürstentums Ratzeburg. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 17. Jg., 1935, Nr. 1 S. 3 - 7; Nr. 2 S. 19 - 22.
  7. Range (Paul), Der Struckberg bei Carlow u. die Endmoränen d. Fürstentums Ratzeburg. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 16. Jg., 1934, Nr. 4 S. 50 - 53.
  8. Ohnesorge, Die höchsten Erhebungen des Fürstentums Ratzeburg u.ihre Namen. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 18. Jg., 1936, Nr. 1 S. 3 - 13.
  9. Schuh (Fr.), Das Teterower Seebecken nach G[eorge] Walter. Referat Rostock (M. Geolog. Landesanstalt) [1933]. 9 S. Mit Karte.
  10. Vettmann, Mister [Georges] Downes reist [1820] durch M. [Reisebeschreibung, erschienen 1822.] M. Ztg. l. Sept. 1934, Nr. 203.

Wirtschaftsgeschichte.

  1. Hildebrandt (Friedrich), Nationalsozialistischer Aufbau in M. u. Lübeck. Schwerin (Nied. Beob.) [1935]. 200 S.
  2. Hildebrandt (Friedrich), Nationalsozialistische Bautätigkeit M.-Lübeck. Schwerin (Nied. Beob.) [1936]. 267 S.
  3. Hildebrandt (Friedrich), Grundsätzliches zur Landarbeiter-Wohnungsfrage. Schwerin (Nied. Beob.) [1935]. 82 S.
  4. Völz (Walter), Die Siedlungstätigkeit der m. Landgesellschaft, ein Beispiel deutscher ländlicher Siedlungspolitik. Berlin (Verlagsgesellschaft für Ackerbau) 1935. VI u. 153 S.
  5. Walter (Joachim), Die m. Landbevölkerung und ihre Einstellung zur nationalsozialistischen Agrarpolitik. Diss. Rostock 1935 (Hinstorff). 102 S.
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  1. Paeper (Joachim Hans), Die Entwicklung u. Struktur des Verkehrswesens in M.-Schwerin. Diss. Rostock 1931. Gütersloh i. Westf. (Thiele). 92 S.
  2. Reck (Fritz), Die Bedeutung der Straßenbrücken über die Elbe u. das "Schwarze Wasser" (Löcknitz) bei Dömitz im deutschen Verkehrsraum. - Der Elbbrückenbau. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 307 - 317.
  3. Büchner (Karl), Wirtschaftsgeographie von M.-Schwerin. Langensalza (Julius Beltz) 1936. 95 S.
  4. G., Mecklenburgisches zum Jubiläum der Deutschen Reichsbahn 1835 - 1935. M. Monatsh. 11. Jg., Dez. 1935, S. 655 - 657.
  5. Schultz (Alfred), Das m. Landgestüt Redefin mit besonderer Berücksichtigung seiner Geschichte u. seiner Bedeutung für die Landespferdezucht. Leipzig (Klinz) 1935. 105 S.
  6. Schippmann (Heinr.), M. Segelschiffahrt im Kreislauf des Jahres. Bilder aus Großvaters Zeit. M. Monatsh. Sept. 1934, S. 413 - 417.
  7. Sachse (Hans), Die Einführung der Buchdruckerkunst in M. Rost. Anzeiger 13. Jan. 1934, Extraausgabe.
  8. Beltz (Hans), Die Entwicklung unseres heimischen Mühlenwesens. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 1 S. 11 - 18.
  9. Pegel (Ernst), Glashütten bei Lübtheen. Lieb Heimatland, Beil. zu der "Grenzztg." (Lübtheener Nachrichten) Nr. 142 - 145, Sept. - Nov. 1935.
  10. Puls (Erich), M. Tabak. M. Monatsh. 12. Jg., März 1936 S. 137 - 138.

Ortsgeschichte.

  1. Endler (Karl August), Das m. Dorf Granzow bei Mirow. Nied. Beob. 1936: Nr. 56. - Bobzin Amt Hagenow: Nr. 87. - Grauenhagen u. Neugarten: Nr. 113. - Grünow: Nr. 128. - Friedrichshagen Amt Schönberg: Nr. 199.
  2. Engel (Franz), Das m. Dorf Lohmen: Nied. Beob. 1936: Nr. 70. - Schwinz, Jellen, Kleesten: Nr. 98. - Dobbin bei Dobbertin: Nr. 121. - Vorbeck im Kreis Güstrow: Nr. 146. - Kirch- u. Rum-Kogel: Nr. 222.
  3. Steinmann (Paul), Das m. Dorf Goldenbow bei Vellahn. Nied. Beob. 1936: Nr. 62, 67. - Zepkow: Nr. 95, 97. - Kieve: Nr. 118. - Marsow u. Rodenwalde: Nr. 135.
  4. Tessin, Das m. Dorf Radegast-Steinhagen. Nied. Beob. 1936: Nr. 37 (u. Wochenbl. d. Landesbauernschaft M. 20. Jg., 1936, Nr. 30). - Tarnow im Bistum Schwerin: Nr. 85. - Altenhagen bei Kröpelin: Nr. 107. - Perniek: Nr. 180.
  5. Dörfer vor den Toren Schwerins, Wickendorf: M. Ztg. 1935, Nr. 98. Plate-Peckatel: Nr. 103. Lübstorf: Nr. 109. Banzkow: Nr. 115. Sukow: Nr. 121. Wittenförden: Nr. 126. Petersberg, Pinnow, Godern: Nr. 137. Sülstorf, Sülte: Nr. 143. Gr. u. Kl. Trebbow: Nr. 149. Warnitz: Nr. 155. Ruthenbeck: Nr. 162. Retgendorf: Nr. 167. Walsmühlen: Nr. 173. Stralendorf: Nr. 185. Boldela: Nr. 191. Kladow: Nr. 197. Kraak: Nr. 203. Langenbrütz: Nr. 209. Holthusen: Nr. 215. Zittow: Nr. 221. Krebsförden: Nr. 227.
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  1. Schreiber (Heinr.), 50 Jahre Ostseebad Arendsee. M. Monatsh. Juli 1934, S. 349 - 351.
  2. Albrecht (Elisabeth), Das alte Dorf Beniz. Ostm. Heimat 7. Jg., 1934, S. 125 - 126.
  3. Clodius, Gesch. der Gemeinde Camin. Gem.-Blatt f. d. Gemeinden der Propstei Wittenburg 1927 Nr. 4; 1928 Nr. 2 - 4; 1929 Nr. 2, 4; 1930 Nr. 1 - 4; 1931 Nr. 1, 3, 4; 1932 Nr. 1 - 4; 1933 Nr. 2, 4 und 1934 Nr. 2.
  4. 360 Jahre Bäckerinnung zu Crivitz. Heimaibi. Mein M. Nr. 22, Okt. 1934.
  5. Graf Bassewitz, Dalwitz. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 11 S. 81.
  6. Dargun in d. Jahren 1806 u. 1807 während d. ersten Franzosenzeit. Ostm. Heimat 7. Jg., 1934, S. 123 - 125.
  7. Harms (E.), Die letzten 150 Jahre Dassower Ackersleute. Grevesmühlener Ztg. 3. - 6. Dez. 1934, Nr. 281 - 284.
  8. Nizze (A.), Doberan-Heiligendamm. Gesch. des ersten deutschen Seebades. Pritzwalk (Adolf Tienken) [1936]. 192 S.
  9. Riewerts (Theodor), Das Doberaner Heimatmuseum im Möckel-Haus. M. Monatsh. 11. Jg., Jan. 1935, S. 36 - 38.
  10. Lorenz (A. F.), Baugeschichtliches von der Festung Dömitz. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 291 - 293.
  11. Otto (Hermann), Geschichtliche Zahlen über die Festung Dömitz. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 303 - 306.
  12. Otto (Hermann), Das "feste Schloß" zu Dömitz u. (1559 - 1568) der Ausbau der Festung Dömitz. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 277 - 290.
  13. Jörn (Ewald), Der Bau des "Neuen Grabens" bei Dömitz 1568 - 72. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 295 - 297.
  14. Puls (Karl), Von der Zollstelle zu Garlitz. "Lieb Heimatland" (Beilage zu der Grenzztg. - Lübtheener Nachr.) 1936, Nr. 157.
  15. Privileg für die Gewandschneider in Gnoien 29. Juni 1549. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 12 S. 93.
  16. Barnewitz (Hans W.), Die Gnoiener Stadtmühlen. Ostm. Heimat 7. Jg., 1934, S. 147 - l49, 155 - 156.
  17. Barnewitz (Hans W.), Eine Klage gegen das Amt d. Müller zu Gnoien. Ostm. Heimat 7. Jg., 1934, S. 101 - 102.
  18. Grabow, die bunte Stadt an der Elde, mit Beitr. von Kurz (Oscar), Grabows Stadtbild im Wandel der Zeit. - Böttcher (Walter), Grabow in der Nachkriegszeit. - Schering (Hans), Geschichte eines alten Grabower Geschlechts [Schering]. - Kurz (Oscar), Reuter u. Grabow. - Gehrig, Um den "Grabower Altar". M. Monatsh. 11. Jg., Juli 1935, S. 383 - 401.
  19. Güstrow, das Herz Mecklenburgs, mit Beitr. u. a. von Lemm (Wilhelm), Stadt-Planung u. Gestaltung. - Richter, Stadtplanung. - Kurtztisch, Beziehungen zur Landwirtschaft. - Zierow (Wilhelm), Malerisches Güstrow. - Lemm (Wilhelm), Um St. Gertruden. - Lorenz (A. F.), St. Gertrud. - Romberg (Bruno), Die G. Landschaft im Urteil der Vergangenheit u. Gegenwart. - Gehrig (Oscar), G. als Hort der Freiheitskriege. - Glasow (Hans), Theater in G. vor einem Jahr-
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hundert. - Winzeler, Wirtschaftsleben u. Industrie in G. M. Monatsh. 12. Jg., Juni 1936, S. 275 - 337.

  1. Schult (Friedrich), Güstrow u. sein Dom. Velhagen u. Klasings Monatsh., Juni 1936, S. 385 - 392.
  2. Hustaedt (Konrad), Der Herzogliche Lustgarten zu Hohenzieritz um 1800. M.-Strel. Heimatbl. 10. Jg., Sept. 1934, H. 3 S. 33 - 38.
  3. Hustaedt, Der Louisentempel im Schloßgarten zu Hohenzieritz. M.-Strel. Heimatbl. 10. Jg., Dez. 1934, H. 4 S. 55 - 58.
  4. Awe (Bernhard), Die Gesch. des Ortes Jesendorf. Wismar (Eberhardt) 1935. 40 S.
  5. Schmidt (Gertrud), Das alte Kessin, M. Monatsh. 11. Jg., Dez. 1935, S. 632 - 634.
  6. Barnewitz (Hans W.), Klingenberg, ein untergegangenes Dorf. Ostm. Heimat 7. Jg., 1934, S. 132 - 133.
  7. Martens (Friedr. Adolf), Die Kirche von Lichtenhagen u. ihre Schnitzwerke. M. Monatsh. 10. Jg., Okt. 1934, S. 492 - 496.
  8. Pegel (Ernst), Lübtheen vor 300 Jahren. "Lieb Heimatland" (Beilage zu der Grenzztg. - Lübtheener Nachr.) 1936, Nr. 148 - 157.
  9. Staecker (Arthur), Frühgeschichtliche Burgen im Kreise Ludwigslust. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 42 - 48.
  10. Schlüter (E.), Ludwigslust, eine fürstliche Schöpfung. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 34 - 37.
  11. Vettmann (Gerd), Ludwigslust. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 48 - 53.
  12. v. Arnswaldt, Der Ludwigsluster Schloßpark. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 53 - 56.
  13. Lorenz, Das bürgerliche Wohnhaus in Ludwigslust. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 56 - 59.
  14. Rugenstein u. Nehls (Paul), Erweiterungsbau des Krankenhauses Stift Bethlehem in Ludwigslust. Bethlehemsbote 58. Jg., Nr. 2, Juli 1935.
  15. Stade (Heinrich), Ein Streifzug durch die Gesch. des Ludwigsluster Handwerks. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 64 - 69.
  16. Kranz (M.), Bilder aus der Ludwigsluster Pflanzenwelt. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 59 - 64.
  17. Wienck (Paul), Geschichte u. Entwicklung der Stadt Malchow. M. Monatsh. 11. Jg., Mai 1935, S. 246 - 252.
  18. Rathke, Die Stadtkirche zu Malchow. M. Monatsh. 11. Jg., Mai 1935, S. 259 - 260.
  19. Wienck (Paul), Zur 700-Jahrfeier der Stadt Malchow. Heimatkal. Kreis Waren 1936, S. 38 - 42.
  20. Schmidt (Friedrich), Das Kirchspiel Ziethen im ehemaligen Fürstentum Ratzeburg, 1. Heft: Hof Mechow. Schönberg, Mecklb. (Hempel) 1935.VIII u. 103 S.
  21. Barnewitz (Hans W.), Penzlin. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 6 S. 41 - 42.
  22. Schlie (Ernst), Der alten Festungsstadt P lau 700jährige Geschichte u. Entwicklung. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 323 - 328.
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  1. Wiegand (August), Eine bisher übersehene Urk. zur Geschichte der Stadt Plau [Stadtplan von c. 1850]. M. Monatsh. 11. Jg., Juni 1935, S. 328 - 329.
  2. Bernhöft (Hans), Das älteste Ratzeburger Stadtbild. Lauenb. Heimat 9. Jg., 1933, H. 2 S. 31 - 34.
  3. Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Ribnitz 9. - 16. Juli 1933. [Kleinere Aufsätze zur Stadtgesch.] Ribnitz (G. Demmler) 1933. 46 S.
  4. Krambeer (Karl), Eine Übersicht über d. Verfassungsgeschichte unserer Stadt [Ribnitz]. Stadt- u. Landbote für Ribnitz u. Damgarten 86. Jg., 1933, Nr. 157.
  5. Krambeer (Karl), Als vor 200 Jahren die beiden Ribnitzer Bgm.gefangen genommen wurden. Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Ribnitz, 1933, S. 16 - 18.
  6. Nizze (Ad.), Die beiden Bgm. Nizze zu Ribnitz. Stadt- u. Landbote für Ribnitz u. Damgarten 86. Jg., 1933, Nr. 157.
  7. Dube (Ludwig), Die m. Landespost in Ribnitz. Stadt- u. Landbote für Ribnitz u. Damgarten 86. Jg., 1933, Nr. 157.
  8. Kätelhön, Post- u. Telegraphie in Ribnitz seit 1868. Stadt- u. Landbote für Ribnitz u. Damgarten 86. Jg., 1933, Nr. 157.
  9. Kühl, Ribnitzer Originale. Stadt- u. Landbote für Ribnitz u. Damgarten 86. Jg., 1933, Nr. 157.
  10. v. Petersson (Emma), Der Kampf bei Ribnitz zur Zeit der Schillschen Erhebung. Stadt- u. Landbote für Ribnitz u. Damgarten 86. Jg., 1933, Nr. 157.
  11. Granzin (Martin), Das Parchimer Kämmereidorf Rom. Mit 1 Karte. Nied. Beob. 5. März 1936, Nr. 54.
  12. Zwei Jahre! Rostocks Aufstieg zur Großstadt. Rostock (Adlers Erben) 1935. 211 S.
  13. Das Antlitz der Stadt [Rostock]. Kommunalpolitische Schriftenreihe der Seestadt Rostock. Rostock (Hinstorff) 1936. 1. H., 1936, S. 1 - 80.
  14. Bachmann (Friedrich), Flaggen u. Farben der Seestadt Rostock u. des Landes M. Beitr. z. Gesch. d. Stadt Rostock 20. Bd., 1935, S. 1 - 25.
  15. Lorenz (A.F.), Zur Gesch. d. Rostocker Stadtbefestigung. (Ein Rekonstruktionsversuch.) Beitr. z. Gesch. d. Stadt Rostock 20.Bd., 1935, S. 27 - 78.
  16. Christlieb (Marie), Rostocks Seeschiffahrt u. Warenhandel um 1600. Beitr. z. Gesch. d. Stadt Rostock 19. Bd., 1934, S. 5 - 130.
  17. Müller (Walther), Rostocks Seeschiffahrt u. Seehandel im Handel der Zeiten. Rostock (Leopolds Univ.-Buchh.) 1930.
  18. Leps (Curt), Das Zunftwesen der Stadt Rostock bis um die Mitte des 15. Jahrhs. (Schluß). Diss. Rostock. Berlin (Emil Ebering) 1934. Hans. Gesch. -Bl. 59. Jg., 1934, S. 177 - 242.
  19. Dragendorff (E.), Besprechung der Dissertation von Curt Leps, Das Zunftwesen d. Stadt Rostock bis um die Mitte des 15. Jahrhs. Beitr. z. Gesch. d. Stadt Rostock 20. Bd., 1935, S. 79 - 81.
  20. Frankenberg (Elisabeth), Rostock. Ein Beitrag zur Stadtgeographie. Diss. Rostock 1934. Rostock (Beckmann) 1935. 91 S. (Auch als Beiheft 3 zu den Mitt. d. Geogr. Ges. zu Rostock.)
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  1. v. Bülow (Kurd), Boden u. Landschaft um Rostock. Erläuterung zur geologisch-morphologischen Übersichtsskizze der Umgebung von Rostock 1:100 000. Rostock (Rats- u. Univ. -Buchdruckerei) 1935. 55 S.
  2. Stein-Buddin, Zur Gesch. der Schulzenstätte in dem ehem. Dorf Kl.-Rünz. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 17. Jg., 1935, Nr. 4 S. 63 - 64.
  3. Stein (Otto), Zur Gesch. der Hauswirtstelle des weil. Hans Heinrich Olsen in Kl. Rünz. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 16. Jg., 1934, Nr. 4 S. 61 - 62.
  4. Buddin (Fr.), Die Bauernhöfe u. die Büdnereien in Schlagbrügge. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 17. Jg., 1935, Nr. 1 S. 8 - 12; Nr. 2 S. 23 - 26.
  5. Buddin (Fr.), Ein Drama in drei Akten u. einem Vorspiel [betr. einen Käter (Halbhufner) in Schlagbrügge]. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 17. Jg., 1935, Nr. 4 S. 65 - 68.
  6. Schwerin, die Gau- u. Landeshauptstadt, mit Beitr. von Bastian (Willi), Der Wagen von Peckatel. - Lorenz (A.F.), Die Vestung Swerin. - Martins (Paul), Die städtebauliche Entwicklung. - Fischer (Kurt), Abseits der Hauptstraße. - Dettmann (Gerd), Schw. Künstler der alten Zeit. - Deharde (Gustav), Das m. Staatstheater. - Neese (Wilhelm), Die niederdeutsche Bühne Schw. - Schroeder (Edmund), Schw. in der Heimatdichtung. - Vonsien (Karl Friedr.), Die Landeshauptstadt als Industrieort. M. Monatsh. 12. Jg., April 1936, S. 159 - 221.
  7. Dettmann (G.), Die Schweriner Schelfkirche. Gem.-Bl. Schelfkirche Schwerin 9. Jg., Nr. 7/8, Juli 1934.
  8. Dettmann (G.), Die Gruft der Schelfkirche [in Schwerin]. Gem.-Bl. Schelfkirche Schwerin 9. Jg., Nr. 9, Sept. 1934.
  9. Hamann, Straßennamen, die jeder Schweriner mißversteht. M. Ztg. 23. Febr. 1935, Nr. 46; Schweriner Straßennamen erzählen, Fürstliche Paten. M. Ztg. 2. März 1935, Nr. 52.
  10. Hedler (Adolf), Die alten Ämter der Chirurgen u. Barbiere, der Bader u. der Perückenmacher in Schwerin. Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 1 S. 19 - 23.
  11. Ha., Trinkfestes Schwerin im 17. Jahrh. Eine kleine Kulturgesch. des Weines u. Weinhandels der ehemaligen Residenz. M. Ztg. 19. Okt. 1935, Nr. 245.
  12. Hundert Jahre Sandmeyer 1836 - 1936. Aus der Gesch. der Firma. Schwerin (Sandmeyer) [1936].
  13. Westphal (Hertha), Der Neumühler See [bei Schwerin]. M. Monatsh. 11. Jg., Okt. 1935, S. 531 - 534.
  14. Horn (Alfred) u. Sterley (Heinrich), Zur Gesch. des Kirchspiels Selmsdorf [betr. Zarnewenz, Teschow, Sülsdorf, Lauen, Bardowiek]. 3. Bd. Schönberg i. M. (Lehmann u. Bernhard) 1934. 71 S.
  15. Brückner, Burg u. Stadt Stargar d. Ztschr. M. 31. Jg., 1936, H. 1 S. 2 - 8.
  16. Karbe (W.), Der Stargarder Markt als Hexentanzplatz. Ztschr. M. 31.Jg., 1936, H. 1 S. 10 - 13.
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  1. Karbe (W.), Stargarder Schmerlen. Ztschr. M. 31. Jg., 1936, H. 1 S. 28 - 29.
  2. Wessel (Franz), Die Entwicklung der Stadt Tessin. Ostm. Heimat 9. Jg., 1936, Nr. 12 S. 91.
  3. Wessel (Fr.), Das Tessiner Stadireglement vom 9. April 1720. Ostm. Heimat 9. Jg., 1936, Nr. 3 S. 19 - 21.
  4. Teterow mit Beitr. von Asmus (R.), Frühgeschichtliches u.Vorgeschichtliches vom Teterower See. - Böhmer (Gerhard), Sieben Jahrhunderte der Stadt. - Meyer (Ulrich), Die Entwicklung der Stadt. - Schmaltz (Karl), Die Peter-Paulskirche. M. Monatsh. 11. Jg., Juli 1935, S. 354 - 371.
  5. Bericht von 1752 im Teterower Kirchturmknopf. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 3 S. 17 - 18.
  6. Scheven (H.), Die Entwicklung der Wasserversorgung unserer Heimatstadt Teterow. Ztschr. M. 29. Jg., Mai 1934, Nr. 2 S. 38 - 43.
  7. Barnewitz (Hans W.), Das Teterower Handwerk um die Mitte des 18. Jahrhs. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 12 S. 89 - 90.
  8. H. K., Von dem Heimatmuseum in Teterow. Ostm. Heimat 7. Jg., 1934, S. 163 - 164.
  9. Burmeister (Wilhelm), Von den Vielanker "Preistierbuern". Ztschr. M. 30. Jg., 1935, H. 2/3 S. 74 - 78.
  10. Karff (Fritz), Hausbesitzer in Waren von 1698 - 1709. Ztschr. f. Niedersächs. Fam.-Kunde, 17. Jg., 1935, Nr. 9/10 S. 79 - 80.
  11. Evers, Naturhistorisches u. Heimatmuseum in Waren. Heimatkal. Kreis Waren 1935, S. 28 - 30.
  12. Neese (Wilh.), Waren u. die Literatur. Heimatkal. des Kreises Waren 1936, S. 28 - 31.
  13. Sachse (Hans), Warnemünde vor hundert Jahren. Rost. Anzeiger 1934, Nr. 43.
  14. Borgwardt (Michael), Die Warnemünder Lotsen. M. Monatsh. 10. Jg., Aug. 1934, S. 385 - 387.
  15. Ahrens (Adolf), Warnemünder Hausnamen. M. Monatsh. 10. Jg., Dez. 1934, S. 589 - 591.
  16. Miethe (Käthe), Zum Heiligen Geiste [in Wismar]. M. Monatsh. 11. Jg., Sept. 1935, S. 480 - 482.
  17. Holtz (Otto), Alte Wismarer Grabsteine erzählen. M. Monatsh. 11. Jg., März 1935, S. 126 - 129.
  18. Wiegandt (Max), Die Kaufmanns-Compagnie der Seestadt Wismar. M. Monatsh. 10. Jg., Juli 1934, S. 342 - 345.
  19. Brügmann (Joachim), Das Zunftwesen der Seestadt Wismar bis zum Beginn des 17. Jahrhs. Ein Beitrag zur deutschen Zunftgeschichte. M. Jahrb. 99, 1935, S. 133 - 208.
  20. Polthier (Wilhelm), Gesch. der Stadt Wittstock. [Beziehungen zu M.] Berlin (Safari-Verlag) 1933. 375 S.
  21. Schüßler (Herrn.), Alt-Woldegk. Vor hundert Jahren. M.-Strel. Heimatbl. 10. Jg., 1934, H. 4 S. 47 - 55.
  22. Köhler, Die Burg Wredenhagen. Heimatkal. Kreis Waren 1936, S. 51 - 52.
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  1. Albrecht (Edm.), Im Spiegel der Wellen. Tatsachen, Berichte u. Erzählungen aus der tausendjährigen Gesch. des Dorfes u. der Gemeinde Zittow. Schwerin (W. Sandmeyer) 1933. 128 S.

Kirche.

  1. Schmaltz (Karl), Kirchengeschichte M. s. Schwerin (Friedrick Bahn). 1. Bd.: Mittelalter. 1935. 320 S. ; 2. Bd.: Reformation u. Gegenreformation. 1936. 256 S.
  2. B., Vom Bistum Schwerin [Die staatsrechtliche Stellung des Stifts im Deutschen Reiche; die verschollenen Stiftsurkk.]. Gem.-Bl. Schelfkirche Schwerin 9. Jg., Nr. 7/8, Juli 1934.
  3. Krüger (Ernst), Die Entwicklung der Landesherrlichkeit der Bischöfe von Schwerin. Diss. Rostock. Stolp i. pom. (Delmanzosche Buchdruckerei) 1933. 46 S.
  4. Biereye (Wilhelm), Bischof Brunward von Schwerin. M. Jahrb. 98, 1934, S. 101 - 138.
  5. Beltz (Hans), Das Kloster Dargun als vielfacher Mühlenbesitzer. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 2 S. 9 - 10.
  6. Beltz (Joh.), Kloster Rehna u. seine Mühlen. Gadebusch-Rehnaer Ztg. 55. Jg., 1934, Nr. 196.
  7. Jahn, Die Kirchgemeinde Ribnitz im MA. u. in der Reformationszeit. Stadt- u. Landbote für Ribnitz u. Damgarten 86. Jg., 1933, Nr. 157.
  8. Gaehtgens (Wolfgang), Die Gestaltung der Rostocker Gottesdienste bei der Durchführung der Reformation im Jahre 1531. Ein Beitrag zur Urgeschichte des luth. Kultus in Niederdeutschland. Diss. Rostock 1934. Rostock (Richard Beckmann) 1934. 69 S.

Universität. Schulen.

  1. Bahlow (Hans), Aus den Frühtagen der Universität Rostock. M. Monatsh. 10. Jg., Nov. 1934, S. 518 - 520.
  2. Meincke (Wilh.), Weisheit des Nordens. Die Universität [Rostock] im Wandel der Jahrh. M. Monatsh. 10. Jg., Nov. 1934, S. 521 - 525.
  3. Verschiedene kleine Aufsätze zur Geschichte der Universität Rostock in M. Monatsh. 10. Jg., Nov. 1934, S. 528 - 29, 533 - 61.
  4. Gehrig (Oscar), Rostocks Universitätsgebäude im 16. Jahrh. M. Monatsh. 10. Jg., Nov. 1934, S. 526 - 527.
  5. Claussen (Bruno), Aus den Schätzen u. Sammlungen der Univ.-Bibliothek [Rostock]. M. Monatsh. 10. Jg., Nov. 1934, S. 530 - 532.
  6. Jennerjahn (Heinz), Vor 175 Jahren Eröffnung der Universität Bützow. M. Ztg. 19. Okt. 1935, Nr. 245.
  7. Barnewitz (Hans), Aus dem Bützower Studentenleben. Ostm. Heimat 8. Jg., 1935, Nr. 21 S. 162 - 164.
  8. Barnewitz (Hans W.), Geschichte des Reformrealgymnasiums. Das Reformrealgymn. zu Bützow von 1860 bis 1935. Bützow (Ratsdruckerei) [1935]. S. 5 - 23.
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  1. Piehler, 140 Jahre Carolinum. Aus den Annalen der Oberschule in Neustrelitz, angefangen Anno 1795. Nied. Beob., 13. April 1935, Nr. 87.
  2. Sachse (Hans), Gedenktag für die Große Stadtschule zu Rostock. Vor 70 Jahren. Rost. Anzeiger 1934, Nr. 235.
  3. Das Realgymnasium zu Schwerin (Meckl.) 1835 - 1935. Zur Jahrhundertfeier am 12. Okt. 1935. Schwerin (Bärensprung) 1935. 136 S. - [Mit Beitr. von Edmund Schroeder, Gustav Schmidt u. Otto Mehr.]
  4. Das Realgymnasium zu Schwerin 1835 - 1935. Nied. Beob. 11. Okt. 1935, Nr. 237; 100 Jahre Schweriner Realgymnasium 1835 - 1935. M. Ztg. 10. Okt. 1935, Nr. 237.
  5. Willgeroth (Gustav), Die Lehrer der Gr. Stadtschule zu Wismar von ihren ersten Anfängen 1541 bis zum Ausgang des 18. Jahrh. M. Jahrb. 98, 1934, S. 157 - 206.
  6. Wingeroth (Gustav), Die Lehrer der Gr. Stadtschule zu Wismar seit dem Jahre 1800 bis zur Gegenwart. Biographische Skizzen. Wismar (Joh. Rückert) 1935. 52 S.
  7. Puls (Karl), Aus der Schulchronik Lübbendorf. "Lieb Heimatland" (Beilage zu der Grenzztg. - Lübtheener Nachr.) 1936, Nr. 157.
  8. Pegel (Ernst), Erste Anzeichen von Schulen in den nach Lübtheen eingepfarrten Dörfern. "Lieb Heimatland" (Lübthener Nachr.) Nr. 123, Aug. 1934.
  9. Meese (H.), Aus alten Akten [betr. die 1694 angelegte Schule in Mannhagen]. Mitt. d. Heimatb. f. d. Fürst. Ratzeburg 17. Jg., 1935, Nr. 2 S. 26 - 30.

Kunst.

  1. Krüger-Haye (Georg), Kunst- u. Geschichtsdenkmäler des Freistaates M.-Strelitz. 11. Bd.: Das Land Ratzeburg. Neubrandenburg (Brünslow) 1934. XIV u. 455 S.
  2. Sedlmaier (R.), St. Jacobi zu Rostock u. die Kathedralgotik Englands. Nied. Beob., Wochenschau Nr. 4, Febr. 1935, S. 12.
  3. Müther (Hans), Friedrich Wilhelm Buttels Leben u. seine Kirchenbauten [in M.]. Diss. Braunschweig. Neubrandenburg (Gustav Feller) 1936. 114 S.
  4. Wiesenhütter (Alfred), protestantischer Kirchenbau des deutschen Ostens in Geschichte u. Gegenwart. Leipzig (Seemann) 1936. 224 S. [Viel M.es.]
  5. Haupt (Richard), Baugeschichte des Doms zu Ratzeburg. Kunst- u. Geschichtsdenkmäler des Freistaates M.-Strelitz, 11. Bd., 1934, S. 41 - 75.
  6. v. Bülow (Jobst Heinrich), Domdechant Harzig von Bülow zu Ratzeburg u. die Bülowschen Denkmäler im Dom u. im Lande Ratzeburg. Bülowsches Fam.-Bl. Nr. 15, Jan. 1936, S. 11 - 15.
  7. Martens (Friedrich Adolf), Eine unbekannte Darstellung der "Hl. drei Könige" in Doberan. M. Monatsh. 12. Jg., Jan. 1936, S. 5 - 7.
  8. Schulz (Heinrich), Die mittelaltrlichen Sakramentsmühlen in M. (Doberan, Rostock, Retschow). M. Monatsh. 11. Jg., März 1936. S. 108 - 113.
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  1. Gehrig (Oscar), Etwas von Ribnitzer Kunstschätzen. Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Ribnitz, 1933, S. 8 - 14.
  2. Becker, Das Rostocker Altertumsmuseum im Jahre 1934. Nied. Beob., Wochenschau, 3. März 1935, Nr. 6 S. 10.
  3. Böhmer (Gerhard), Die St. Peter-Pauls-Kirche zu Teterow u. ihre Kunst- u. Altertumsschätze. Teterow (H. Müschen) o. J.
  4. Martens (Friedrich Adolf), Die wiederhergestellten Malereien des Teterower Hochaltars. M. Monatsh. 11. Jg., Nov. 1935, S. 600 - 602.
  5. Nevermann (Hans) u. Baalk (Arthur M.), Vom Einhorn in unserer alten Kunst. M. Monatsh. 10. Jg., Dez. 1934, S. 594 - 598.
  6. Gehrig, "Fischfang" u. "Jagd". Zwei Sandsteingruppon von Rudolph Kaplunger. M. Monatsh. 11. Jg., Febr. 1935, S. 68.
  7. v. Langermann (Anna Marie), Der Steinzeichner August Achilles u. die Gegenwart. M. Monatsh. 11. Jg., Febr. 1936, S. 80 - 83.
  8. Haacke (Walter), Die Entwicklungsgeschichte des Orgelbaues im Lande M.-Schwerin (von den Anfängen bis ins ausgehende 18. Jahrh.). Diss. Freiburg i. Br. 1934. Wolfenbüttel-Berlin (Georg Kallmeyer) 1935. 95 S.
  9. Haacke (Walter), Aus d. Gesch. der Orgelbaukunst in M. M. Monatsh. 10. Jg., Aug. 1934, S. 395 - 399.
  10. Deharde (Gustav), Hundert Jahre Staatstheater Schwerin 1836 bis 1936. Schwerin (Bärensprung) [1936]. 23 S.
  11. Hagemeister (Erich), Hundert Jahre M. s Staatstheater. M. Monatsh. 11. Jg., Okt. 1935, S. 564 - 568.
  12. Meyer (Clemens), Unser Theater. Ein Gang durch die Geschichte des M. Staatstheaters 1557 - 1936. Schwerin (Friedrich Bahn) [1936]. 44 S. u. 25 Abb.
  13. Dem Rostocker Stadttheater ins Stammbuch. [Verschiedene Beiträge zum 40jährigen Bestehen 1935.] M. Monatsh. 12. Jg., März 1936, S. 139 - 150.
  14. Sachse (Hans), Ein Bild Rostocker Theaterlebens vor hundert Jahren. Rost. Anz. 1934, Nr. 156.

Kriegs- und Militärgeschichte.

  1. von Lehe (Erich), Ritterliche Fehden gegen Hamburg im Mittelalter [daran M.er beteiligt]. Hamburger geschichtl. Beiträge, Festschrift Hans Nirrnheim. Hamburg (Boysen u. Maasch) 1935, S. 135 - 168.
  2. Tessin, Das Werden des deutschen Heeres. M. Schulztg. 66. Jg., April 1935, Nr. 17 S. 284 - 287.
  3. Tessin, M.s Soldaten 1648 - 1718. Ein Beitrag zur Entwicklung des stehenden Heeres. Nachr. aus dem Wehrkreis 11, Jg. 1936, Mai, S. 46 - 48.
  4. Tessin, Mecklenburger siegten unter Prinz Eugen. Nied. Beob. 23. April 1936, Nr. 94.
  5. Albrecht (Edmund), Soldaten Napoleons in m. Erde. Archiv für Sippenforschung 13. Jg., 1936, H. 1 S. 12 - 15. [Aus dem Kb. des Klosters Malchow 1813 - 14.]
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  1. Tarnow (Gerhard), Die Aufstellung des M.-Strelitzer Rheinbundkontingents u. des Vaterländischen Husaren-Rgts. 1808 - 17. M.-Strel. Gesch.-Bl. Jg. 10 - 11, 1934 - 35, S. 141 - 220.
  2. Hoffmann (Georg), Preußen und die Norddeutsche Heeresgleichschaltung nach der achtundvierziger Revolution. Ein Beitr. zur Gesch. der deutschen Einigung. Münchener Hist. Abh., 2. Reihe, 8. Heft. München (Beck) 1935. 129 S. [Betr. die Konventionen mit M.-Schwerin u. M.-Strelitz.]
  3. Schmidt (Gustav), Erinnerungen eines m. Kriegsfreiwilligen aus dem Kriege 1870/71. Mitt. d. Altschülerschaft d. Realgymn. in Schwerin Nr. 9, Sept. 1935, S. 226 - 235.
  4. D[aniel] (A.), M.er mit Gardelitzen. M. Ztg. 11. Nov. 1935, Nr. 264.
  5. D[aniel] (A.), Schellenbaum [der Schweriner Grenadiere] wird überholt. M. Ztg. 14. März 1933, Nr. 62.
  6. Schwerins Grenadiere vor Lüttich [1914]. Nach dem Tagebuch eines Mitkämpfers. M. Ztg. 10. Aug. 1936, Nr. 185.
  7. Erstes Kriegsweihnachten bei den M.ern im Felde. [1914; kleine Beitr. für Rgt. 89, 60 u. Landw. 76]. M. Ztg. 24. Dez. 1934, Nr. 299.
  8. Gehrke (Erich), Mit den Neunzigern bei Boissy-Fresnoy [1914]. Tagebuchaufzeichnungen eines Einj.-Unteroff. 7/90. Nied. Beob. 9. Sept. 1934, Nr. 209.
  9. Freitag (Kurt), Herbst 1917 Flandern. [Füs.-Rgt. 90.] Der Kaiserfüsilier 12. Jg., 1935, Nr. l.
  10. v. Diepow, Auszug aus meinem Tagebuch vor 20 Jahren [betr. Jäger-Batl. 14 vom 25. - 31. 7. 1914]. Nachr.-Bl. des Off.-Ver. Jäger 14, Aug. 1934, Nr. 46.
  11. v. Hammerstein (Frhr., Dr.), Esternay - Wende des Kampfes im Westen. Aus dem Kriegstagebuch eines m. Feldartilleristen von 1914. [Feldart.-Rgt. Nr. 60.] M. Ztg. 6. Sept. 1934, Nr. 207.
  12. Vor 20 Jahren. [Erlebnisse von Off. d. Rgts. 60 aus dem Beginn des Krieges.] Mitt. d. Off.-Ver. Feldart.-Rgts. 60, 16. Jg., 1935, Nr. 85 S. 6 - 16.
  13. Haupt, M.er Artilleristen im Stellungskrieg. Mit den 60ern im ersten Kriegswinter bei Noyon. M. Ztg. 12. Jan. 1935, Nr. 10.
  14. v. Hammerstein (Frhr.), Vor zwanzig Jahren Schweriner Artillerie an der Somme. Mitt. der Off.-Ver. Feldart.-Rgts. 60, 18. Jg., Juli 1936, Nr. 91 S. 10 - 14. [Vgl. M. Ztg. 24. 6. 1936.]
  15. Vor zwanzig Jahren. Die Ludwigsluster 17. Dragoner werden mobil gemacht. Ludwigsl. Tagebl. 1. Aug. 1934 u. Ludwigsl. Drag.-Nachr. 16. Jg., 1935, Nr. 61.
  16. Vorarbeiten für unsere Rgts.-Kriegsgeschichte [17. Drag.]. Ludwigsl. Drag.-Nachr. 16. Jg., 1935, Nr. 63, 64; 17. Jg., 1936, Nr. 65 - 67.
  17. Unser Durchbruch durch die englischen Fronten am Sedanstage 1914. Drag.-Nachr. 17. Jg., Jan. 1936, Nr. 65.
  18. Unser [der Dragoner 17] Anteil an der Schlacht an der Aisne [12. Sept. 1914]. Drag.-Nachr. 17. Jg., Juli 1936, Nr. 67.
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  1. Frhr. v. Troschke, Auf den Spuren des Weltkrieges. M. Dragoner fahren nach d. Westen. [17. Drag.] Nied. Beob. 9 - 15. 12. 1934, Nr. 286 - 291.
  2. Bauch (Fr.), Die schweren Kämpfe der Res.-90er vor Noyon. [1914.] M. Ztg. 14. Sept. 1934, Nr. 214.
  3. Pries (Arthur), Bei R.J.R. 90 in den Waldkämpfen südlich Noyon. Nied. Beob. 22. Sept. 1934, Nr. 220.
  4. W. (H.), Mit den Mecklenburgern von Antwerpen nach Ostende. Das Großh. M. Brigade-Ersatz-Batl. Nr. 34 auf dem Vormarsch in Belgien. M. Ztg. 11. Okt. 1934, Nr. 237.
  5. Kolbow, 1914 vor Noyon. Erinnerungen an die Kämpfe der M.er im Sept. M. Ztg. 22. Sept. 1934, Nr. 221.
  6. Galley, Mit den m. Langemarckkämpfern vor 20 Jahren. Parchimer Ztg. 1934, Nr. 190, 192; Div.-Ztg. der 46. Res.-Div. 12. Jg., 1935, Nr. 9.
  7. Steinmann (Paul), Der Vormarsch der 46. Res.-Division. M. Ztg. 20. Okt. 1934, Nr. 245.
  8. Hartog (Fritz), Res.-Inf.-Regt. Nr. 214. Div.-Ztg. der 46. Res.-Division 11. Jg., Dez. 1934, Nr. 13 S. 2 - 3.
  9. Steinmann (Paul), M.er in der Feuertaufe. Unser Res.-Inf.-Rgt. Nr. 214 am 20. Okt. 1914 bei Staden u. Stiadenberg. Nach der Chronik der Komp. des Oberlts. v. Petersdorff-Campen (10/214). Nied. Beob. 20. Okt. 1935, Nr. 245; 25. Okt. 1935, Nr. 250.
  10. Becker (5. Komp. 214), Feuertaufe bei Beveren u. Staden. M. Ztg. 20. Okt. 1934, Nr. 245.
  11. Steinmann (Paul), Vor zwanzig Jahren: Patrouille Sellschopp nach Roulers [betr. Res.-Inf.-Rgt. 214]. Nied. Beob. 21., 23., 24. Okt.1934, Nr. 245 - 247.
  12. Garz, Als wir Mecklenburger vor Langemarck lagen [Res.-Inf.-Rgt. 214]. M. Ztg. 23. Okt. 1934, Nr. 247.
  13. Ellerhusen (Arthur), Als wir Kriegsfreiwilligen u. Wehrmänner vor Langemarck stürmten. M. Ztg. 20. Okt. 1934, Nr. 245.
  14. Becker, Feuertaufe bei Beveren u. Staden [Rgt. 214]. M. Ztg. 20. Okt. 1934, Nr. 245.
  15. Ellerhusen (Arthur), Kampf u. Sterben des II. (Schweriner) Batl. Res.-Inf.-Rgts. Nr. 214 Anfang Nov. 1914 bei Bixschoote. M. Ztg. 7. Nov. 1935, Nr. 261.
  16. Die letzten Briefe eines Schweriner Kriegsfreiwilligen vom Rgt. 214 [Walter Burmeister, gef. 4. Nov. 1914 bei Bixschoote]. M. Ztg. 20. Okt. 1934, Nr. 245.
  17. Einkopf (Walter), Aus meinen Kriegserlebnissen [Res.-Inf.-Rgt. 214]. Div.-Ztg. der 46. Res.-Division 12. Jg., 1935, Nr. 11; 13. Jg., 1936, Nr. 6. Fors. folgt.
  18. Grambow (Rud.), Vormarsch mit der IV. Armee in Flandern. [Res.-Inf.-Rgt. 214.] Div.-Ztg. der 46. Res.-Division 12. Jg., 1935 Nr. 3, 4, 5, 7.
  19. Görg (Julius), Um die Porte-Ferme. [Res.-Inf.-Rgt. 214.] Div.-Ztg. der 46. Res.-Division 12. Jg., 1935, Nr. 7.
  20. Wermann (H.), Kleine Erinnerungen aus großer Zeit [Res.-Feld-Art.-Rgt. 46]. Forts.: Div.-Ztg. der 46. Res.-Division 11. Jg., 1934, Nr. 9, 11, 13; 12. Jg., 1935, Nr. 3, 4, 7, 10 u. 11.
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  1. [Köhn], Feldartillerist [der Res.-Feldart. 46] in Flandern. M. Ztg. 20. Okt. 1934, Nr. 245.
  2. Schwartz (Karl Adolf), Mit Landwehr 76 bei Tannenberg. M. Ztg. 25. Aug. 1934, Nr. 197.
  3. Schwartz (K. A.), Schweriner Landwehr [Rgt. 76] in der Masurenschlacht. M. Ztg. 7. Febr. 1935, Nr. 32.

Recht.

  1. Knebusch (Ernst), Das M.-Schweriner Bergbaurecht in materieller Hinsicht, verglichen mit dem Bergwerkseigentum des preußischen Rechts. Diss. Rostock. Rostock (Carl Hinstorff) 1934. 105 S.

Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte.

  1. Lasch (A.) und Borchling (T.), Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. 1. - 7. Lieferung: a - heger. Hamburg (Karl Wachholtz) 1928 - 1934. Forts. folgt.
  2. Zierow (Ulrich), John-Brinckman-Schrifttum. Zum 120. Geburtstage des Dichters (geb. 1814) u. 65. Geburtstage Lodewijk Scharpe's (geb. 1869) zusammengestellt. Leuvensche Bijdragen, 26. Jg., 1934, S. 69 - 79.
  3. Teuchert (Hermann), Ein Blick in Brinckmans Dichterwerkstatt. M. Monatsh. 10. Jg., Juli 1934, S. 316 - 318.
  4. Tiedemann (Wilhelm), John Brinckmans "Vagel Grip" u. des Dichters Auffassung vom Tode. M. Monatsh. 10. Jg., Juli 1934, S. 319 - 321.
  5. Finger (Willi), Fritz Reuter u. Fritz Peters, Siedenbollentin. Erste vollst. Ausg. der Briefe R.'s an P. Mit lebensgeschichtlichen Schilderungen. Wismar (Hinstorff) [1935]. 153 S.
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Alphabetisches Verzeichnis

A chilles (Aug., Steinzeichner) 379.
Adolf Friedrich IV. (Herzog) 53.
Ahnenhalle in Wismar 81. 82.
Altenhagen bei Kröpelin 238.
Arendsee 240.

B ade (Fam.) 84.
Bademüller (Heinrich) 170.
Banzkow 239.
Bardowiek 314.
Bargensdorf 27.
Barten (Fam.) 85.
Bauern 45. 77. 78. 107. 154. 156 bis 171. 173. 177 - 189.
Bauernehrung 173.
Bauerngarten 182.
Bauerngebräuche 186 - 189.
Bauernhaus 24. 177 - 181.
Bauernlasten 169.
Bauernlegung 159-162.
Bauerntracht 184. 185.
Bauernwirtschaft 183.
Beltz (Robert, Prof.) 86.
Beniz 241.
Bergbaurecht 433.
Berwald (Hugo, Bildhauer) 87. 88.
Beyer (Fam.) 74.
Bibliographie 1 ff.
v. Blücher (Feldm.) 89 - 91.
Bobzin, A. Hagenow, 235.
der Bodden 28.
Boldela 239.
v. Bothmer (Graf) 92.
Brinckman (John) 93. 435 - 437.
Broda, Amt, 168.
Brückner (Adolf, Dr.) 94.
Bruhn (Fam.) 73.
Brunward (Bischof) 343.
Buchdruckerkunst 231. 312.
Bukow (Amt) 167.
v. Bülow (Hartwig, Domdechant) 370.
Bunke (Franz, Maler) 95.
Buttel (Friedr. Wilh., Architekt) 367.
Buttermann (Fam.) 73.
Bützow
   Reformrealgymnasium 355.
   Sagen 196.
   Universität 353. 354.

C amin 242.
Crivitz 243.

D alwitz 244.
Dargun
   Amt 169.
   Kloster 344.
   Ortschaft 245.
Dassow 246.
v. Dessin (Joachim Nik.) 96.
Dierkow 29.
Diers (Marie) 97.
Dobbertin (Kulturlandschaft) 205 - 206.
Dobbin bei Dobbertin 236.
Doberan 247. 248. 371. 372.
Dömitz 124. 249 - 252.
Dorftage 176.
Dörr (Otto, Maler) 98.

E ggers (Fam.) 99.
Eggers (Gustav, Komponist) 100.
Erbhof 173. 174.
Evers (Fam.) 74.
Evers (Redakteur) 136.

F amiliengeschichte 7. 9. 65 ff.
Familiennamen 65 - 68. 79. 80.
Feilcke (Fam.) 101.

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Feldberg 30.
Fibeln 39.
Fielitz (Fam.) 73.
Flurnamen 200 - 204.
Friederichs (Fam.) 102.
Friedrich Barbarossa 42.
Friedrich Wilhelm III. (König von Preußen) 62.
Friedrichshagen, A. Schönberg, 235.
Fürstenhaus 58 ff.

Alt G aarz 31.
Garlitz 253.
Garvsmühlen 170.
Gautag 1935: 56.
Geschichte 42 ff.
Geschichtsverein 57.
Glantz (Fam.) 73.
Glashütten 233.
Gnoien 32. 254 - 256.
Godern 239.
Goldenbow bei Vellahn 237.
Grabow 257.
Grauenhagen 235.
Griese (Friedrich) 103. 104.
Grotefend (Hermann) 105.
Grünow 235.
Güstrow 258. 259.

H aacke (Fam.) 73.
Handwerk 192. 193. 298. 299. 310.
Hausbau (urgeschichtlicher) 24.
Hausmarken 331.
Heiligendamm 247.
Heimatmuseen
   Doberan 248.
   Teterow 324.
   Waren 39. 327.
Heinrich der Löwe 42.
Hellmann (Fam.) 74.
Hexenprozesse 190. 191.
Hildebrandt (Fam.) 73.
Hohenfelde 33.
Hohenzieritz 63. 260. 261.
Holthusen 239.

J agdgeschichtliches 194.
Jellen 236.
Kirch Jesar 34.
Jesendorf 262.

K aplunger (Rudolph) 378.
v. Kardorff (Wilhelm) 106.
Karl August (Herzog v. Sachsen-Weimar) 64.
Karten 210 - 212.
Kassow (Fam.) 107.
Kayser (Fam.) 73.
Kessin 263.
Kieve 237.
Kirche 340 ff.
Kirchenbücher 9.
Klaber 201.
Kladow 239.
Kleesten 236.
Kleinau (Fam.) 109.
"Klingenberg" 264.
Klitzing (Fam.) 73.
Koenemann (Maler) 136.
Kirch- u. Rum-Kogel 236.
Kohlreiff (Gottfried, Propst) 195.
Kosegarten (G. L.) 108.
Kossel (Fam.) 73.
Kraak 239.
Krause (Hermann) 110.
Krebsförden 239.
Kriegsgeschichte 387 ff.
Kruse (Wilhelm) 111.
Kuhrt (Fam.) 73.
Kulturgeschichte 153 ff.
Kunst 365 ff.

L andeskunde 8. 210 ff.
Landgestüt 229.
Langenbrütz 239.
Lankow (bei Ratzeburg) 204.
Lauen 314.
Leibeigenschaft 166.
Lelkendorf 202.
Lembke (Fam.) 74.
Lemcke (Hugo) 112.
Lichtenhagen 265.
Lisch (Friedrich) 113.
Literaturgeschichte 434 ff.
Lohmen 236.
Lübbendorf (Schule) 362.
Lübbert (Ernst) 114.
Lübstorf 239.
Lübtheen 75. 233. 266. 363.
Ludwigslust
   Kreis 35. 185. 267.
   Stadt 268 - 274.
Luise (Königin von Preußen) 58 - 63.
v. Lützow (Fam.) 115.

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M alchin
   Kreis 162.
Malchow 198. 275 - 277. 391.
Mannhagen (Schule) 364.
Marsow 237.
Martiensen (Fam.) 73.
Mechow 278.
Mecklenburg-Strelitz 49. 53.
Militärgeschichte 387 ff.
Moennich (Paul, Prof.) 116.
v. Moltke (Helmuth) 117.
Mors (Antonius) 118.
Mühlen 232.
Müller VI (Fam.) 73.

N emerow (Amt) 168.
Neugarten 235.
Neumühler See 313.
Neustrelitz 356.
Niendorf bei Schönberg 36.
Nizze (Bgm.) 286.

v. O ertzen (Fam.) 119.
Olsen (Hans Heinr.) 303.
Orgelbau 380. 381.
Ortsgeschichte 235 ff.
Ortsnamen 46. 47.

P archim 190.
Peckatel 239. 306.
Penzlin 279.
Perniek 238.
Personengeschichte 7. 9. 65 ff.
Petersberg 239.
Pinnow 239.
Planeth (Fam.) 73.
Plate 239.
Plau 280. 281.
Poel, Insel 45. 74.
Pöhl (Fam.) 73.
Pohnstorf 37.
v. Pressentin (Fam.) 120.

Q uellen 9 ff.

R adegast-Steinhagen 238.
Ratzeburg
   Dom 195. 369. 370.
   Land (Fürstentum) 16. 17. 38. 78. 179. 194. 214 - 217. 365.
   Stadt 282.
v. Raven (Fam.) 121.
Recht 433.
Redefin 229.
Regimenter
   Strel. Hus.: 392.
   Gren. 89: 396 - 398.
   Füs. 90: 399. 400.
   Jäger 14: 401.
   Feldart. 60:. 398. 402 - 405.
   Drag. 17: 406 - 410.
   Res.-Inf. 90: 411. 412.
   Brig.-Ers.-Btl. 34: 413.
   Res.-Inf. 214: 415 - 428.
   Res.-Feld-Art. 46: 429. 430.
   Landw. 76: 398. 414. 431. 432.
Rehna (Kloster) 345.
Reichsbahn 228.
Retgendorf 239.
Rethra 30.
Retschow 372.
Reuter (Fritz) 122 - 128. 257. 438.
Revolution 1918: 55.
Ribnitz 203. 283 - 290. 346. 373.
v. Rist (Joh.) 129.
Ritterschaft 163 - 165. 174.
Rodenwalde 237.
Rom bei Parchim 291.
Rostock
   Aufstieg 292. 293.
   Befestigung 295.
   Boden u. Landschaft 301.
   Flagge 294.
   Jakobikirche 366.
   Kunst 372.
   Museum (Altert.) 374.
   Reformation 347.
   Seeschiffahrt 296. 297.
   Stadtgeographie 300.
   Gr. Stadtschule 357.
   Stadttheater 385. 386.
   Universität 348 - 352.
   Zünfte 298. 299.
Kl. Rünz 302. 303.
Ruthenbeck 239.

S aal (Anton) 130.
Sagen 196 - 199.
v. Schack (Graf) 131.
Schälweggen (Tilsche) 191.
Schering (Fam.) 257.
Schiffahrt 230. 296. 297.
Schlagbrügge 204. 304. 305.
Schlettwein (Fam.) 73.
Schliemann (Heinrich) 132. 133.
Schmidt (Maler) 134.

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Schomaker (Fam.) 73.
v. Schuckmann (Fam.) 135.
Schulen 355 - 364.
Schwarz 97.
Schwerin (Bistum) 341 - 343.
Schwerin (Stadt)
   Bauten 306.
   Buchdruckerei 312.
   Festung 306.
   Handel (Wein-) 311.
   Künstler 306.
   Realgymnasium 358. 359.
   Schelfkirche 307. 308.
   See (Neumühlener) 313.
   Straßennamen 309.
   Zunft 310.
Schwinz 236
Seemann (Maler) 136.
Seidel (Jna) 137. 138.
Selmsdorf 314.
Siedlung 43. 44. 175. 205 ff. 223.
Sprachwissenschaft 122. 434 ff.
Staatstheater 306. 382 - 384.
Stargard
   Amt 168.
   Stadt 315 - 317.
Steinhagen (Fam.) 74.
Steinmann (Ernst) 139 - 141.
Stever (Fam.) 73.
Stralendorf bei Schwerin 239.
Sukow 239.
Sülsdorf bei Selmsdorf 314.
Sülstorf, Sülte 239.

T abaksbau 234.
Tarnow (Bistum Schwerin) 238.
Teschow bei Selmsdorf 314.
Tessenow (Heinrich, Prof.) 142.
Tessin 318. 319.
Teterow 79. 80. 218. 320 - 324. 375. 376.
v. Thünen (J. H.) 143.
Gr. u. Kl. Trebbow 239.
Tychsen (Prof.) 144.

U niversität 348 ff.

V erkehrswesen 225. 226. 228.
Vielank 325.
Vieth (Fam.) 74.
Volkskunde 153 ff.
Vorbeck (Kreis Güstrow) 236.
Vorgeschichte 11 ff. 306 (Wagen von Peckatel). 320 (Teterow).
Vornamen 70.
Voß (Joh. Heinrich) 145.

W allenstein 50 - 52.
Walsmühlen 239.
Wandschneider (Wilh., Prof.) 146.
Wanzka, Amt, 168.
Waren
   Kreis 171. 188. 199.
   Stadt 39. 326 - 328.
Warnemünde 329 - 331.
Warnitz 239.
Weddigen (Fam.) 147.
Wegener (Fam.) 74.
v. Wickede (Fam.) 148.
Wickendorf 239.
Wikinger 25.
Wilbrandt (Fam.) 73.
Wildfang (Fam.) 73.
Wirtschaftsgeschichte 143. 220 ff.
Wismar
   Ahnenhalle 81. 82.
   Heil. Geist 332.
   Grabsteine 333.
   Kaufmannskomp. 334.
   Gr. Stadtschule 360. 361.
   Zunftwesen 335.
Wittenförden 239.
Wittstock 336.
Alt-Woldegk 337.
Wossidlo (Rich., Prof.) 149. 150. 197.
Wredenhagen 338.

Z arnewenz 314.
v. Zepelin (Zeppelin, Fam.) 151. 152.
Zepkow 237.
Ziemsen (Fam.) 73.
Ziesendorf 40. 41.
Zittow 239. 339.

Vignette
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Ulrich Vicco v. Blücher
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C.                                            Schwerin, 1. Juli 1936.

Jahresbericht

über das Vereinsjahr

vom 1. Juli 1935 bis 30. Juni 1936.

Am 25. Januar 1936 starb in Bad Doberan unser Ehrenmitglied der Wirkl. Geh. Rat Ulrich Vicco v. Blücher im hohen Alter von 82 Jahren. Er war dem Verein 1881 beigetreten, wirkte von 1917 -1920 als unser Vizepräsident und wurde auf der Hundertjahrfeier 1935 in dankbarer Anerkennung seiner mehr denn 50 Jahre hindurch dem Verein bewahrten Treue zum Ehrenmitgliede ernannt. Ferner starb am 30. März 1956 in Seinem Ruhesitze Wandsbek der Archivrat a. D. Dr. Friedrich Techen aus Wismar. Er gehörte unserm Verein seit 1886 an und hat sich durch seine langjährige, fleißige und wertvolle Mitarbeit an den Vereinsschriften sehr verdient gemacht. Zu seinem 70. Geburtstage im Jahre 1929 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Da dieses Jahrbuch einen Nachruf auf Techen nebst einem Verzeichnisse seiner Schriften aus der Feder seines Amtsnachfolgers enthält, so sei an dieser Stelle nur ausgesprochen, daß der Verein stets mit Dankbarkeit und Verehrung seines toten Freundes, des geachteten Gelehrten und stillen, anspruchslosen Menschen gedenken wird.

Von den zwölf ordentlichen Mitgliedern, die wir im Berichtsjahre durch den Tod verloren haben, hatte der Pastor Wilhelm Grohmann in Alt Meteln dem Verein fast 40 Jahre lang angehört, 33 Jahre der Gutsbesitzer Reimar v. Plessen auf Trechow und von den verstorbenen Schweriner Mitgliedern fast 30 Jahre der Kaufmann Peter

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Nikolaus Junge, 25 Jahre der Kaufmann Friedrich Neubeck und fast ebenso lange der Amtsgerichtsrat a. D. Wilhelm Friederichs.

Eingetreten Sind 20 Mitglieder, ausgetreten oder wegen langjähriger Rückständigkeit in der Beitragszahlung gestrichen 26. Der Verein zählt zur Zeit 8 Ehrenmitglieder, 9 korrespondierende Mitglieder, 7 Beförderer und 407 ordentliche Mitglieder. (Vgl. Anlage A.)

Der Nachtragsband zum Mecklenburgischen Urkundenbuche (Bd. 25) wird in zwei Teilen erscheinen, da der Band sonst reichlich stark werden würde. Es ist beabsichtigt, zunächst als Teil A Nachträge von 1166-1400 (Nr. 13740 bis 14776 des ganzen Werkes) herauszugeben und dann als Teil B eine zweite Reihe von Nachträgen, meist aus dem Lübecker Archiv stammend, nebst einigen in Stralsund aufgefundenen Urkunden des Klosters Marienehe und den Registern für den ganzen Band folgen zu lassen.

Mit gebührendem Dank sei hervorgehoben, daß das Mecklenburgische Staatsministerium uns im Rechnungsjahr 1935 wiederum einen Zuschuß von 3310 RM für das Urkundenbuch und 500 RM für das Jahrbuch bewilligt hat.

Nach Abschluß des bis zum Jahre 1400 reichenden Urkundenbuches wird vorerst noch nicht der Druck der Regesten des 15. Jahrhunderts, die die Fortsetzung des Werkes bilden, beginnen, sondern der Verein hat beschlossen, eine Quellen-Publikation vorausgehen zu lassen, die der mecklenburgischen Bauernforschung dienen soll. Sie wird die Verzeichnisse der Bauern, die in den Steuerregistern, Amtsinventaren und sonstigen Quellen vom 15. Jahrhundert an. bis zum Jahre 1600 enthalten sind, nach Ämtern und Dörfern geordnet, herausbringen und heftweise unter dem Titel: Mecklenburgische Bauernlisten erscheinen. Zeitlich schließt sich das Werk also an das Urkundenbuch an; das Abschlußjahr 1600 ist deswegen gewählt, weil die Quellen in der Folgezeit zu sehr anschwellen, auch für die Einzelforschung im Archiv leichter zu benutzen sind als das ältere Material.

Zu den Vereinen und Instituten, mit denen wir im Austauschverkehr stehen, sind hinzugekommen das Seminar für Vor- und Frühgeschichte der Albertus-Universität zu Königsberg, das uns seine Zeitschrift Altpreußen liefert, und das Institut für fränkische Landesforschung in Erlangen, das uns in Zukunft sein Jahrbuch übersenden wird.

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Auf den vier Vortragsabenden des Berichtsjahres sprachen: am 24. Okt. 1935 Oberstudiendirektor Dr. Kleiminger aus Wismar über Altes und Neues vom Dominikaner-Kloster in Wismar (Lichtbildervortrag); am 29. Nov. Landesdenkmalpfleger Bastian zu Schwerin über Kultur- und Rasse-Probleme im Gebiet diluvialer Vereisung und die Einordnung des Ostorfer Typus; am 20. Febr. 1936 Privatdozent Dr. Graf v. Stolberg aus Rostock über Deutschland am Vorabend der Reformation; am 10. März Staatsarchivrat Dr. Tessin zu Schwerin über die Entwicklung des stehenden Heeres in Mecklenburg von 1648 bis 1719.

Die 101. Hauptversammlung des Vereins fand am 7. April 1936 im Schweriner Archivsaal statt. Als Vortragenden konnten wir den Leiter des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Altertums-Vereine, Univ.-Prof. Dr. Hoppe aus Berlin, begrüßen, der das Thema: Deutsches Volkstum und großdeutscher Gedanke behandelte. Den Geschäftsbericht erstattete der Unterzeichnete, den Kassenbericht über das Vereinsjahr 1934/35 unser Schatzmeister Rechtsanwalt Dr. Haacke. (Vgl. Anl. B.) Auf Vorschlag des Vereinsleiters wurde beschlossen, am 16. Juli 1936 einen historischen Ausflug nach Benthen, Lübz und Plau zu unternehmen.

W. Strecker.


Vereinsleitung und Beirat

Vereinsleiter: Staatsarchivdirektor a. D. Dr. Stuhr,

Beirat:  Staatsarchivdirektor Dr. Strecker (stellv. Leiter und Schriftführer),
            Generalleutnant a. D. v. Woyna, Exz.,
            Rechnungsrat Sommer
            Landesbibliotheksdirektor Dr. Crain (Bücherwart),
            Pastor emer. Bachmann (Bilderwart),
            Ministerialdirektor a. D. Schwaar,
            Rechtsanwalt Dr. Haacke (Schatzmeister),
            Staatsarchivrat Dr. Steinmann.


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Anlage A.

Veränderungen des Mitgliederstandes

im Vereinsjahr 1935/36.

Ehrenmitglieder.

Gestorben: 1. Wirkl. Geh. Rat Ulrich Vicco v. Blücher, Exz., Bad Doberan, am 25. Jan. 1936. Mitglied Seit 2. April 1881. Vizepräsident vom 1. Juli 1917 bis 30. Juni 1920. 2. Archivrat Dr. Friedrich Techen, Wandsbek, am 30. März 1936. Mitglied Seit 7. Juli 1886.

Ordentliche Mitglieder.

Eingetreten sind: 1. Propst Johannes Beltz, Rastow. 2. Kaufmann Heinrich Schneider, Schwerin. 3. Baumeister Hermann Schüßler, Woldegk. 4. Dr. phil. Meta Murjahn, Rostock. 5. Taubstummenlehrer G. Weiberlen, Ludwigslust. 6. Landesdenkmalpfleger Willy Bastian, Schwerin. 7. Arbeiter Helmut Brunner, Schwerin. 8. Frau verw. Ministerialdirektor Anna Krause, Schwerin. 9. Ministerialrat i. R. Heinrich v. Both, Schwerin. 10. Rechtsanwalt und Notar Franz Gierke, Schwerin. 11. Geschäftsführer Harry Fix, Schwerin. 12. Frau Adolfe v. Bülow-Trummer, Schwerin. 13. Kaufmann Wilhelm Tessin, Rostock. 14. Apotheker Werner Radloff, Wismar. 15. Kommerzienrat und Fabrikbesitzer Theodor Bausch, Neu Kaliß. 16. Kaufmann Ludwig Puls, Schwerin. 17. Rechtsanwalt Otto Weden, Schwerin. 18. Privatier Karl Stier, Schwerin. 19. Dr. Friedrich Christian Neubeck, Kaufmann, Schwerin. 20. Mittelschulrektor Hermann Schumacher, Barth in Pommern.

Gestorben sind: 1. Pastor Wilhelm Grohmann, Alt Meteln, am 14. Sept. 1935. 2. Gutsbesitzer Reimar v. Plessen, Trechow, am 19. Okt. 1935. 3. Kaufmann Peter Nikolaus Junge, Schwerin, am 23. Nov. 1935. 4. Ministerialrat a. D. Dr. jur. Ferdinand v. Bülow-Trummer, Schwerin, am 4. Dez. 1935. 5. Pfarrer Monsignore Joseph Maria Brüx, Schwerin, am 10. Dez. 1935. 6. Kaufmann Friedrich Neubeck, Schwerin, am 17. März 1936. 7. Major a. D. Arthur v. Oertzen, Potsdam, im März 1936. 8. Landessuperintendent Ernst Voß, Ludwigslust, am 19. März 1936. 9. Amtsgerichtsrat a. D. Wilh. Friederichs, Schwerin, am 19. März 1936. 10. Direktor a. D. der Meckl. Landgesellschaft Alfred Dierke, Schwerin, am 29. März 1936. 11. Sparkassendirektor Adolf König, Schwerin, am 26. Mai 1936. 12. Gutsbesitzer Prof. Dr. Adolf Hafenkamp, Roga.

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Anlage B.

Auszug aus der Vereinsrechnung

für den Jahrgang 1. Juli 1934/35.

Auszug aus der Vereinsrechnung für den Jahrgang 1. Juli 1934/35.
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Auszug aus der Vereinsrechnung für den Jahrgang 1. Juli 1934/35.

Der Rechnungsführer. Dr. F. Haacke.      


An die Mitglieder des Vereins

Nach dem Beschlusse einer früheren Hauptversammlung gibt der Verein an seine Mitglieder die vor ihrem Eintritt erschienenen Vereinsschriften unverbindlich zu bedeutend ermäßigten Preisen (zuzüglich der Postgebühren für die Versendung) ab.

Vereinsschriften zu ermäßigten Preisen
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