![]() ![]() |
Seite 163 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Das Interesse für die Erhaltung der Baudenkmale ist insbesondere seit der Bildung der nationalen Regierung und dank des besonderen Interesses des Herrn Reichsstatthalters ganz wesentlich in der Bevölkerung gestiegen. Dies war nicht nur zu spüren, wenn es galt, ein oder das andere Baudenkmal vor Zerstörung zu bewahren und wieder instand zu setzen, sondern auch in Fragen allgemeiner Art, bei der Erhaltung alter Stadtbilder, wie z. B. in Boizenburg, wo in Zusammenarbeit mit dem Bund für "Farbe im Stadtbild" und dank der Entschlußkraft des Bürgermeisters die alte farbenfrohe Bemalung der niedersächsischen Fachwerkstadt wieder hergestellt wurde. Es sind z. B. auch die schönen alten Fischer- und Kapitänshäuser der Fischlanddörfer unter Denkmalschutz gestellt und Ortssatzungen zur Verhinderung der Zerstörung des besonders charakteristischen Ortsbildes in Vorbereitung.
Nicht immer gelang es, in diesen Fragen das Richtige zu treffen, z. B. war es nicht möglich, den Alexandrinenplatz in Ludwigslust vor einer Beeinträchtigung durch die Wahl eines unglücklichen Standpunktes für das Reiterdenkmal zu bewahren. Der Schweriner Schloßgarten wurde in seinem ganzen Umfange unter Denkmalschutz gestellt, wodurch manche Beeinträchtigung verhindert werden kann, soweit nicht die Forderungen des praktischen Lebens und der Wirtschaft, wie z. B. beim Schloßgarten - Pavillon, Veränderungen fordern, die unter Zurückstellung von Bedenken, aber unter starker Mitwirkung des Denkmalpflegers, zu einem befriedigenden Ergebnis führen werden.
Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Maßnahmen zur Verhütung der Reklameverunstaltung, besonders bei Baudenkmalen, gerichtet; diese Bestrebungen werden zweifellos binnen kurzem zu einem durchgreifenden Reichsgesetz führen.
Die im Jahre 1930 begonnene Instandsetzung der Kapelle Maria zur Weiden zu Wismar konnte zu einem gewissen Ende geführt werden, so daß sie für ein Museum für kirchliche Kunstaltertümer bereit steht. In Rostock konnte verhindert werden, daß das südliche Querschiff der Marienkirche durch Einbau einer Wand und Einziehen einer Decke als
![]() ![]() |
Seite 164 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Winterkirche hergerichtet wurde, wodurch der besonders eindrucksvolle Blick von der Südtür in das nördliche Querschiff auf immer zerstört worden wäre. Der Feldsteinchor der Marienkirche in Waren wurde von Putzresten des 18. Jahrhunderts befreit und die alte frühgotische Priesterpforte, soweit möglich, freigelegt. In Ludwigslust werden die Sandsteinfiguren auf der Vorhalle der Kirche erneuert; die Doberaner Klosterkirche erhält eine, das Bild des Innern nicht beeinträchtigende, elektrische Beleuchtung und Heizung. Kleinere Instandsetzungen von Kirchen wurden in die Wege geleitet in Passentin und Berendshagen. Die Verunstaltung der Umgebung von Landkirchen, insbesondere durch Drahtzäune, zu verhindern, gelang nicht immer, z. B. nicht in Sanitz, während die Bedrohung der Kirche in Körchow durch unschöne Siedlungsbauten verhindert werden konnte, ebenso eine unsachgemäße Anpflanzung hinter dem Chor der Schwaanschen Kirche. Die Kirchen in Bentwisch, Weitendorf bei Laage sowie in Dahmen wurden neu ausgemalt, erstere in ganz neuzeitlicher Auffassung, durch die ein farbenfreudiger harmonischer Gesamtraumeindruck nach Entwurf des Regierungsbaurats Möllering erreicht werden konnte.
Beim Doberaner Kloster ist Wesentliches nicht aufzuführen. Eine beabsichtigte weitere Ausgrabung der Klosterfundamente kam nicht zustande; die Verbreiterung der Durchfahrt beim sogen. Grünen Tor ließ sich bisher vermeiden und wird weiter vermieden, wenn die Stadt sich entschließen wird, den Verkehr von Rostock nach dem Heiligendamm um das Kloster herumzuleiten. Am Katharinenkloster in Rostock wurden gelegentlich bei Erneuerung von Putzarbeiten alte Maueröffnungen des Ostflügels festgestellt, gleichzeitig wurde hierbei der mittelalterliche Bestand des Klostergebäudes zeichnerisch festgelegt. Die Arbeiten beim Kloster Rühn sind noch nicht weiter gediehen. Es ist zu hoffen, daß das Kloster nach Übernahme durch eine öffentliche Körperschaft in seinem Bestand gesichert und der angefangene Ausbau vollendet wird.
Der Zustand des Schlosses Diekhof ist leider noch der alte. Die fortschreitende Besiedlung des Landes stellt den Denkmalpfleger auf den großen Gütern vor die schwierige Frage, was mit den alten Herrenhäusern und sonstigen geschichtlichen Stätten wird. In Wöpkendorf gelang es, den unversehrt erhaltenen mittelalterlichen Burgwall aus Privathand wieder zu gewinnen und der Gemeinde zu übereignen, die verpflichtet ist,
![]() ![]() |
Seite 165 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
ihn zu erhalten. Das äußerst wertvolle Schloß Wedendorf mit seiner wundervollen Inneneinrichtung wird ebenfalls hoffentlich im wesentlichen in seinem Charakter bewahrt werden, wenn auch der Käufer verständlicherweise seine Privatinteressen berücksichtigt wissen will. Aber in anderen Fällen steht die Denkmalpflege oft vor unlösbaren Problemen.
Kleinere Erneuerungsarbeiten konnten in Neustadt im Schloß und in der Burg ausgeführt werden. Das Schloß in Stavenhagen erhielt einen neuen hellen Farbanstrich. Beabsichtigt wird, die Gestütsräume im Fürstenhof zu Wismar als Versammlungssaal herzurichten und die Gewölbe in alter Schönheit wieder erstehen zu lassen.
Die von der Stadt Ribnitz beabsichtigte Freilegung des Rostocker Tors ist insofern in einem unbefriedigenden Zustand stecken geblieben, als es nicht gelang, die Lücke wieder durch einen Neubau zu schließen. In Rostock sollte ein Teil des Walls beim Schwaanschen Tor mit dein Rest der Mauer durch einen Erweiterungsbau der Sparkasse beseitigt werden, was nicht zur Ausführung kam.
Trotz des, nach Aufleben der Wirtschaft verständlichen Bestrebens, alte Häuser auszubauen, aber dank dem wachsenden Verständnis der Bevölkerung für die Denkmalpflege gelang es, mehrere Umbauten alter Bürgerhäuser zu einem befriedigenden Eindruck zu bringen. Insbesondere ist hier in Wismar die Erhaltung der beiden Speichergiebel in der Lübschen Straße zu erwähnen, die dank der Geschicklichkeit des Architekten Bültemeier mit unmerklichen äußeren Veränderungen in alter Frische erstanden sind. Ähnliche Projekte bei anderen Häusern sind in Vorbereitung. Dank der Bereitstellung von Reichsmitteln beabsichtigt die Stadt Wismar, nun endlich die Kochsche Brauerei durch Erneuerung der völlig vergangenen Sandstein - Fassaden in altem Glanze erstehen zu lassen.
In Rostock wird das Eckhaus der Steinstraße am Neuen Markt Nr. 3, mindestens soweit es die Obergeschosse betrifft, in alter Form wieder hergestellt. Auch andere Rostocker Bürgerhäuser sind zum Teil mit Zuschüssen des Landesamts für Denkmalpflege bei Erneuerungen unverändert geblieben, wobei aber beispielsweise zutage tretendes altes Fachwerk, weil es meist zu sehr zerstört war, nicht immer wieder hergestellt wurde, z. B. nicht am Weißen Kreuz. Auch die Wiederherstellung und Bemalung von Fachwerkhäusern in Parchim, Boizenburg u. dgl. ist hier zu nennen. Bei Gelegenheit einer Instandsetzung der
![]() ![]() |
Seite 166 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Fassade der früheren städtischen Münze in Rostock am Ziegenmarkt konnte das schöne alte Sandsteinportal aus dem 16. Jahrhundert von der dicken Ölfarbenschicht befreit und in alter Feinheit wieder erstellt werden.
Bei allen diesen Arbeiten fand der Denkmalpfleger eine außerordentlich wertvolle Unterstützung durch die von ihm Anfang 1932 berufenen Vertrauensleute.
Lorenz.