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Staatsminister i. R. D Dr. Adolf Langfeld, Mein Leben. Erinnerungen. Schwerin (Bärensprungsche Hofbuchdruckerei) 1930.

Allmählich wächst in unserm Vaterlande eine Generation heran, die von dem alten Deutschland und seinen hervorragenden Leistungen auf allen Gebieten staatlichen und kulturellen Lebens wenig weiß. Die Gründe liegen auf der Hand. Die neue Generation, die bald für das Wohl des Landes verantwortlich sein wird, steckte noch in den Kinderschuhen, als das alte Deutschland blühte und schließlich nach heldenhaftem Kampf den Feinden unterlag. Die ungeheuren technischen Erfolge und sportlichen Leistungen der Gegenwart nehmen ihr Interesse vorwiegend in Anspruch. Dazu steht sie in der Not der heftigen wirtschaftlichen Kämpfe, die unser Land erschüttern. Und doch kann die Tradition in ihrem Wert für die Entwicklung und die Erfolge eines Volkes nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es ist daher sehr zu begrüßen, daß nach dem Kriege zahlreiche Geschichtswerke und Lebenserinnerungen es sich zur Aufgabe gestellt haben, auf die Leistungen der Vorfahren hinzuweisen, damit die Jugend daraus für die Zukunft lernen kann.

Ein solches Ziel verfolgen auch die Erinnerungen des Staatsministers Langfeld. Er schildert ein in mancher Hinsicht typisches mecklenburgisches Beamtenleben mit großer Liebe und in der klaren Ausdrucksweise, die ihm eigen ist. Bis zur höchsten Stellung im Staate führten ihn selbst hervorragende juristische Begabung und unermüdliche Pflichttreue. Er ist der letzte Staatsminister des alten Mecklenburg gewesen und war als solcher besonders berufen, von der Vergangenheit zu erzählen. Wir danken ihm, daß er sich trotz seines hohen Alters zu den Aufzeichnungen noch entschlossen hat. Sie bieten einen sehr beachtlichen Beitrag zur politischen, Rechts-und Verfassungs-Geschichte Mecklenburgs während der letzten 60 Jahre und gehen auch auf die Beziehungen Mecklenburgs zum Deutschen Reiche ein.

Den reichen Inhalt der Langfeldschen Erinnerungen können wir hier nur streifen. Hingewiesen sei vor allem auf die Schilderungen seines Entwicklungsganges, seiner Arbeiten für das BGB, und für die mecklenburgischen Ausführungsverordnungen und seiner Verhandlungen mit den Ständen um eine zeitgemäße Reform der Landesverfassung. Auf die Gründe, die nach dem Thronfall in Mecklenburg-Strelitz den so sehr wünschenswerten Zusammenschluß der beiden stammverwandten mecklenburgischen Länder, hoffentlich nur vorübergehend, verhindert haben, wirft das Buch ein helles Licht. Langfeld ist geborener Rostocker. In der alten Hansestadt hat er 1854 das Licht der Welt erblickt und eine glückliche Jugend verlebt. Die Universitäten Leipzig, Heidelberg und Rostock waren für ihn, wie für viele andere Mecklenburger, die Bildungsstätten. In Schwerin hat Langfeld dann seinen eigentlichen Wirkungskreis und eine zweite Heimat gefunden. Männer des öffentlichen Lebens aus längst vergangener Zeit und alte heimatliche Einrichtungen

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werden durch sein Buch wieder lebendig. Es ist erstaunlich, wie er alles im Gedächtnis behalten hat. Es sei nur erinnert an die köstliche Schilderung der Sternberger Landtage seligen Angedenkens. Auch von seinem Privatleben und seinen Reisen, die ihn besonders häufig in die geliebten Schweizer Berge geführt haben, wird der Leser gern Kenntnis nehmen. Über der ganzen Darstellung schwebt die abgeklärte Auffassung eines Mannes, der von hoher Warte auf ein reich gesegnetes Wirken zurückblickt.

Das Buch ist 1931 bereits in zweiter Auflage erschienen.

Stuhr.