VIII.
Streitaxt aus Felsstein
gefunden in Penzlin.
von
Heinrich Reifferscheid.
E
ine jüngst in die
Mecklenburgischen Staatsmuseen in Schwerin
gelangte Streitaxt ward im Jahre 1871 auf dem
Kirchhofe zu Penzlin - wahrscheinlich als
Einzelfund - aus vier Fuß Tiefe herausgeholt, um
seither sechzig Jahre lang in Privatbesitz im
Verborgenen zu bleiben.
Es ist ein selten schönes Schaustück nach Art,
Material und Erhaltungszustand und gehört einer
Sonderform der jungsteinzeitlichen Lochaxt an,
die sich zwar in den Beständen der
Vorgeschichtlichen Abteilung des
Mecklenburgischen Staates findet, die aber dort
bisher auch nicht im entferntesten so
hervorragend gut vertreten war. (Zu den von
Robert Beltz, Die vorgeschichtlichen Altertümer
des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin,
Schwerin i. M. 1910, S. 50 f. und Tafel 9.53,
aufgeführten mecklenburgischen Bodenfunden
dieses Typus ist als weiteres Stück eine seit
1928 vom Staatlichen Museum für Vor- und
Frühgeschichte in Berlin bewahrte Streitaxt aus
Grevesmühlen zu vermerken.)
Die Penzliner Streitaxt, aus grünbuntem Felsstein
gearbeitet und geschliffen, wird charakterisiert
durch die kurze Schneide, den kammförmigen
Nacken und das ovale Schaftloch bei gestrecktem
Mittelteil mit verflachter, fast paralleler
Ober- und Unterseite (Länge 17.5 cm; größte
Breite 3.2 cm; Höhe des Kammes 6.3 cm; s. Abbildung),
Diese Streitaxt ist ein treffliches Beispiel
eines nach Nils Uberg, Die Typologie der
nordischen Streitäxte, Würzburg 1918, S. 15 f.
"sehr scharf ausgesprochenen Typus"
und wird in ihrer schon ganz metallgerechten
Formengebung zu den Er-
zeugnissen der ausgehenden jüngeren Steinzeit zu
zählen sein, für die spärliche und darum
besonders kostbare Importstücke frühester
Kupfer-Bronzezeit die Vorbilder gewesen sein
mochten. (Über die Form vgl. auch Gustaf
Kossinna, Ursprung und Verbreitung der Germanen
in vor- und frühgeschichtlicher Zeit,
Berlin-Lichterfelde 1926, S.249 f.).