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III.

Unbekannte Werke
des Georg David Matthieu

von

Heinrich Reifferscheid

 

Vignette
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G. D. Matthieu. Bildnis des Landmarschalls von Maltzan. Mecklenburgische Staatsmuseen, Schwerin.
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W ohl kein deutsches Staatsmuseum leidet in gleicher Weise unter den schwierigen finanziellen Verhältnissen der Jetztzeit wie die Staatsmuseen von Mecklenburg-Schwerin. Die ihnen zugemessenen Ankaufsmittel waren von jeher gering, sie sind in den letzten Jahren überhaupt gestrichen, um wenigstens die reinen Verwaltungsaufgaben aufrecht zu erhalten.

So kann den Schweriner Museen eine Bereicherung nur durch Geschenke kommen, und Geschenkgeber sind dünn gesät im Lande Mecklenburg. Um so erfreulicher ist es, wenn hier einmal von einer recht bedeutenden Schenkung berichtet werden kann, deren Urheber einem der ältesten Adelsgeschlechter des Landes entstammt. Freiherr Ulrich von Maltzan auf Großen Luckow überwies den Mecklenburgischen Staatsmuseen ein von dem Schweriner Hofmaler der Rokokozeit Georg David Matthieu geschaffenes Bildnis seines Vorfahren, des Landmarschalls Vollrath Levin von Maltzan, des Erbauers von Vollrathsruhe, geb. 1716, gest. 1775 (Abb. 1).

Es ist ein Gemälde, und doch ein Kuriosum. denn es handelt sich um eine ursprünglich wohl der Zimmerausstattung eingegliederte, ausgeschnittene und bemalte Holzfigur für die nur Arbeiten Matthieus im Schlosse zu Ludwigslust Vergleichsstücke bieten.

Der Erblandmarschall, in der repräsentativen Vollfigur eines Fünfzigers von fast Lebensgröße, hat Hut und Handschuhe abgelegt, neben einer Rokoko-Kommode Platz genommen und blickt bei aufgeschlagenem Buch auf den Beschauer, während seine rechte Hand würdevoll auf einem Stocke ruht (Höhe 147, Breite 117 cm).

Als Steinmann und Witte im Jahre 1911 ihr grundlegendes Werk über Georg David Matthieu herausbrachten (Ernst Steinmann und Hans Witte, Georg David Matthieu. Ein deutscher Maler des Rokoko [1737-1778]. Leipzig 1911), waren sie sich durchaus darüber klar, daß es ihnen trotz all ihrer Bemühungen doch noch nicht gelungen sei, das Lebenswerk

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dieses deutschen Malers des Rokoko vollständig zusammenzubringen; sie vermißten mit Recht, was Matthieu für sich selber oder im Auftrage von Privaten geschaffen habe.

Das hier vorliegende ist nun eines der Werke dieser Art. Es wird, wie es scheint, bisher nur bei Berthold Schmidt, Geschichte des Geschlechts von Maltzan und von Maltzahn, Abt. II, Band III, Schleiz 1920, S. 75, als ein auf Holz gemaltes und nach der Figur ausgeschnittenes Bild (Vollstück) aufgeführt, das den Landmarschall in höherem Alter darstelle. Zugleich wird eine auf die Brustbildform beschränkte und damit leider ganz uncharakteristische Teilansicht (ebendort, Tafel 1) beigegeben. Von der Zuschreibung des unbezeichneten Bildwerks an Matthieu ist noch keine Rede, wohl aber findet sich bereits der zutreffende Hinweis, daß es ähnliche ausgeschnittene Bilder nur noch im Schloß Ludwigslust in Mecklenburg gebe.

Wie für die Ludwigsluster Holzfiguren hat man als Datierung für das Maltzansche Bildnis an die Zeit um das Jahr 1766 zu denken. Und da gerade bis in dies Jahr hinein ein Maltzahn Karl Gustav von Maltzahn, als Mecklenburg-Schwerinscher Hofmarschall überliefert ist, so ergeben sich Beziehungen ohne weiteres.

In seiner unkonventionellen, lebensvoll frischen, menschlichen Charakterisierung aber zeigt dies Bildnis des Landmarschalls von Maltzan den Ludwigsluster Hofmaler bei aller koloristischen Virtuosität von einer ganz neuen Seite: Matthieu ist ein anderer, wenn er im höfischen Milieu der Konvention sich unterwirft, ein anderer, wenn er frei gestalten, womöglich seine Objekte sich gar noch wählen darf. Aus dieser Erkenntnis heraus gelingt es dann, Matthieus bisher bekanntes Lebenswerk noch um zwei weitere, gleichfalls unbekannte Bildnisse eines Herrn und einer Dame (Höhe je 83,5, Breite je 62 cm) der Schweriner Museen zu bereichern (Abb. 2 und 3).

Vignette
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Georg David Matthieu. Herrenbildnis und Damenbildnis. Mecklenburgische Staatsmuseen, Schwerin.
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