11. Die Gründung der Stadt Laage
).
Die einzige Werlesche Stadt, von der wir mit
einiger Bestimmtheit sagen können, daß sie nicht
mehr von Nikolaus von Werle gegründet ist, ist
Laage, eine kleine Landstadt in der Nähe
Rostocks. Rostock hat deshalb schon im Mittelalter
mancherlei Beziehungen zu seiner kleinen
Nachbarstadt gehabt. So stammte das Rostocker
Ratsgeschlecht der von Laage, das im 13. und 14.
Jahrhundert in Rostock eine mächtige Stellung
innehatte und der Lagerstraße in Rostock den
Namen gegeben hat, wie aus deren Familiennamen
hervorgeht, aus Laage. Noch im Jahre 1331 besaß
diese Rostocker Patrizierfamilie ein Haus in
ihrer Heimatstadt
).
Auch die Kopmanns, gleichfalls ein Rostocker
Ratsgeschlecht, waren in Laage begütert
). Wie aus einer Urkunde des
Jahres 1216 hervorgeht, lag der Ort, der uns in
diesem Jahre mit dem Namen "Lavena"
zuerst genannt wird, an einer wichtigen
Handelsstraße, die von Demmin über Kalen nach
Rostock führte
). Die Stadt wurde jedoch erst um
die Wende des 13. und 14. Jahrhunderts
gegründet. Im Jahre 1309 wird uns ihre Existenz
urkundlich bezeugt
). Man hat bis jetzt gemeint,
daß die erste urkundliche Erwähnung der Stadt
Laage bereits ins Jahr 1270 fällt; es ergibt
sich jedoch gerade aus der Urkunde, durch die
man das Vorhandensein der Stadt im Jahre 1270
als erwiesen annimmt, daß Laage im Jahre 1270
noch ein Dorf war
). Denn in diesem Jahre wird den
cives von Laage ein Moor verliehen, das sich
zwischen dem Gebiet der cives von Spotendorf und
Laage befindet. Indem man das Wort cives ohne
weiteres als Bürger übersetzte, konnte man
allerdings auch die Existenz einer Stadt Laage
für das Jahr 1270 behaupten. Das Wort cives muß
aber in dieser Urkunde mit Bauern übersetzt
werden, weil die cives von Laage in der Urkunde
mit denen von Spotendorf gleichgestellt werden.
Diese aber sind alle Bauern gewesen, wie sich
deutlich aus der Zeugenreihe der Urkunde ergibt,
in der der Schulze Siegfried aus Spotendorf mit
seinen cives als anwesend aufgeführt wird.
Außerdem ist ja auch Spotendorf nie eine Stadt
gewesen. Danach wird uns im Jahre 1270
einwandfrei von Laager Bauern berichtet, die
ebenso, wie es bei den andern in der Urkunde
genannten Bauernschaften geschah, von ihrem
Schulzen vertreten sein werden. Die Stadt wurde
danach erst nach dem Jahre 1270 gegründet. Nach
dem slawischen Namen "Lawe oder
Lavena" zu urteilen, wird es gewiß
einst ein slawisches Dorf in der Nähe der
heutigen Stadt gegeben haben, vielleicht auch
eine Burg gleichen Namens, deren Wall noch heute
in einiger Entfernung von der Stadt erhalten zu
sein scheint. Die Gründung der Stadt erfolgte
durch Stadtrechtsverleihung an ein Dorf. Der
Stadtplan läßt noch heute deutlich den alten
Dorfgrundriß erkennen
). Die Stadt besteht im Grunde
nur aus einer einzigen gebogenen Straße, die
sich in ihrem Hauptkrümmungspunkt zu einem nur
kleinen, unregelmäßigen dreieckigen Platz, dem
Markt, erweitert. Offenbar ist dies nicht der
Grundriß einer Stadtanlage aus frischer Wurzel,
sondern der eines Dorfes. Wahrscheinlich wird es
sich dabei um das Dorf handeln, dessen Bauern
uns im Jahre 1270 genannt werden, und das im
Unterschied von jenem slawischen Dorf ein
deutsches Kolonistendorf gewesen zu sein
scheint. Dies Dorf wird, da uns im Jahre 1253
ein Laager Priester genannt wird
), schon
vor diesem Jahre angelegt sein. Daß es ein
deutsches Dorf gewesen ist, erkennt man daraus,
daß von 14 Bürgern, die uns im Jahre 1330
genannt werden
), nur einer, wie aus seinem
Namen "Went" hervorgeht, slawischer
Abstammung gewesen ist, während die übrigen 13,
wie ihre deutschen Namen beweisen, deutscher
Nationalität waren. Danach scheint Laage aus
einem deutschen Kolonistendorf entstanden zu sein.