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3. Die Gründung der Stadt Goldberg 435 ).

Während Parchim und Plau zu Beginn der Kolonisation und zur Förderung derselben angelegt wurden, fällt die Gründung der Stadt Goldberg in eine Zeit, wo die Kolonisationsbewegung bereits über ihre ersten Anfänge hinaus war. Goldberg wurde im Jahre 1248 gegründet, also 22 Jahre später wie Parchim und Plau 436 ). Das Verdienst an dieser Stadtgründung gebührt Pribislav I., der die Bestimmungen des Parchimer Lokationsvertrages wörtlich auf Goldberg übertrug.

In der Nähe der Stadt Goldberg scheint schon vor deren Entstehung ein wendisches Dorf bestanden zu haben, wie aus


435) Vgl. Duge, Urkundliche Nachrichten über Goldberg und Umgebung, Gadebusch 1883; Schlie a. a. O. IV, S. 342 ff.; Bachmann a. a. O. S .412.
436) Wegen der Überlieferung der Urkunde vgl. M.U.B. I, 599. Aus dem Satz der Urkunde "iura ergo, que tunc ab eis data sunt, nunc a nobis testimonio confirmantur" geht hervor, daß Pribislav, der Aussteller der Urkunde, das Parchimer Recht neu bestätigt.
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dem uns urkundlich überlieferten wendischen Ortsnamen "Goltz" vielleicht hervorgeht 437 ). Auf wendische Bevölkerungsreste weist außerdem der Name eines Teils der Goldberger Feldmark hin, der als Wendfeld bezeichnet wird und dessen Lage uns vielleicht den Ort der alten Wendenansiedlung "Goltz" angibt 438 ).

Mit der Stiftung des Klosters Dobbertin in unmittelbarer Nähe von Goltz beginnt im späteren Lande Goldberg die Kolonisation 439 ). Ihr verdankt wahrscheinlich ein deutsches Dorf, das den slawischen Namen Goltz in Goldberg verwandelte, seine Entstehung. Weil die Kirche in Goldberg im Zusammenhang mit der Kolonisation gebaut wurde 440 ), ist zu vermuten, daß sie auch in einem durch die Kolonisation neu begründeten Dorf errichtet wurde und nicht in dem slawischen Goltz. Auch aus einem andern Grunde können wir die Existenz eines deutschen Dorfes Goldberg für wahrscheinlich halten. Die Stadtgründung von Goldberg bestand nämlich, wie es scheint, in der Verleihung des Stadtrechtes an ein Dorf, dessen Einwohner z. T. deutscher Abstammung waren, wie aus den Namen von Ratmännern der späteren Stadt Goldberg hervorzugehen scheint. Die Stiftungsurkunde berichtet uns im Gegensatz zu Plau und Parchim von einer Neuanlage bei der Stadtgründung nichts. Denn die Bestimmungen des Parchimer Lokationsvertrages vom Jahre 1225/26, die auf Goldberg übertragen werden, dürfen zu einer Untersuchung des Goldberger Gründungsvorganges nicht herangezogen werden. Nur in der Beschreibung des Weidelandes sieht die Goldberger Urkunde im Unterschied von der Parchimer von einer örtlichen Grenzbestimmung ab und enthält dafür lediglich die Festsetzung: "Die Weide ist frei" 441 ). Vielleicht ist der Grund für das Abweichen der beiden Urkunden in diesem Punkt darin zu suchen, daß die Grenzen des Goldberger Weidelandes mit der Existenz eines Dorfes, dessen Feldmark die Stadt übernahm, bereits bestimmt waren. Es ist auch auffällig, daß es nach der Stadtgründung in Goldberg noch verschiedene Höfe gab, die in


437) M.U.B. I, 343, 386.
438) Duge a. a. O. S. 7.
439) In den Jahren 1219-1225 wurde das Kloster Dobbertin gestiftet. Vgl. Schmaltz, M.J.B. 73, S. 57.
440) Schmaltz, M.J.B. 73, S. 58: "Auch hier gehen also Kirchengründung und Kolonisation Hand in Hand.
441) M.U.B. I, 599: "Item pascua libera sint".
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ritterlichen Händen sich befanden und z. T. mit besonderen Vorrechten ausgestattet waren 442 ). Vielleicht ist auch diese Erscheinung noch auf die Existenz eines ehemaligen Dorfes zurückzuführen. Außerdem bemerkt man bei einer Betrachtung des Stadtplanes 443 ), daß dieser einen Marktplatz vollständig vermissen läßt. Nach einem Stadtplan von 1727 besteht die Stadt allerdings aus drei parallelen Längsstraßen, die durch Querstraßen miteinander verbunden sind, eine Anlage, die einen durchaus regelmäßigen Eindruck macht. Ursprünglich mag der Ort aber nur aus der "Langen Straße" mit der Kirche bestanden haben 444 ), und erst in späterer Zeit, vielleicht seit dem Jahre 1316, als Goldberg Residenz des Herzogs Johann von Werle wurde, der sich damals in Goldberg auch ein Schloß erbaute, dürfte der symmetrische Ausbau erfolgt sein. Wenn so die Stadtrechtsverleihung an ein Dorf zu vermuten ist, ergibt sich aus Goldberger Personennamen der späteren Zeit, daß dieses Dorf z. T. schon von Deutschen bewohnt war. Im Jahre 1305 werden uns sechs Ratmänner und fünf Bürger aus Goldberg genannt. Von diesen sind zwei nur mit ihrem Vornamen, fünf nach ihrem Herkunftsort, einer scheinbar nach seiner Goldberger Wohnung, zwei nach ihrem Beruf (Handwerker) und einer als "Westfalus" genannt 445 ). Bei den fünf nach ihrer Herkunft genannten Personen weisen die Ortsnamen, soweit wir es festzustellen vermögen, alle auf mecklenburgische Dörfer hin, zumeist in der Nähe Goldbergs, und damit wird die Nationalität dieser so bezeichneten Personen zweifelhaft. Die elf uns genannten Vornamen sind jedoch alle deutsch bzw. biblisch. Danach erscheint es kaum zweifelhaft, daß schon vor der Stadtgründung ein deutsches Dorf Goldberg bestand, dem im Jahre 1248 von Pribislav Parchimer Recht verliehen wurde.


442) M.U.B. III, 2335; V, 3443, 3457.
443) Duge a. a. O. S. 104.
444) Vgl. den Stadtplan von Warin; in Warin liegt die Kirche auch in einiger Entfernung von der Langen Straße.
445) M.U.B. V, 2992.