3. Die Gründung der Stadt Brüel
).
Brüel liegt ungefähr 30 km östlich von Schwerin.
Die Stadt wurde von den mecklenburgischen
Herzögen zwischen den Jahren 1344 und 1370
gegründet. Zwar besitzt die Stadt ein
Gründungsprivileg, das aus dem Jahre 1340
stammen soll und das der Ritter Reimar von
Plessen ausgestellt haben will, aber, wie
bereits von Beyer nachgewiesen wurde
), ist diese Urkunde gefälscht
und auch die erst kürzlich von Lemke
unternommenen Versuche, ihre Echtheit zu retten,
sind als nicht gelungen zu bezeichnen
). Lemke vermag zur Widerlegung
der Gründe von Beyer nur auf das frühere
Stadtwappen hinzuweisen, das wegen seiner
Schildform und des halben Stierkopfes im Schild
auf einen Ritter von Plessen als Gründer
hinweisen soll. Weil nun aber dies Brüelsche
Stadtwappen uns vor der Zeit, als die Plessen
Brüel im Besitz hatten, nicht bekannt wird, ist
damit auch dieser einzige Grund hinfällig, den
Lemke für eine Gründung Brüels im Jahre 1340
durch Reimar von Plessen anführen kann. Das
heutige Brüeler Stadtwappen wird erst zur Zeit
entstanden sein, als Brüel in den Händen der von
Plessen war. Ferner sollen auch nach einem
Privileg vom Jahre 1487 damals noch die
Einkünfte, die nach der Fälschung von 1340 dem
Ritter von Plessen zufallen, an den Landesherrn
abgegeben werden und nicht an die von Plessen
), die im Jahre 1487 die Stadt im
Besitz hatten. Da man nun schwerlich annehmen
kann, daß die Plessen ihre einzigen Einkünfte
aus der Stadt Brüel damals an den Landesherrn
abgegeben hatten, bleibt nur die Möglichkeit,
daß ursprünglich überhaupt die Einnahmen, die
angeblich nach dem Privileg von 1340 den Plessen
zukamen, dem Landesherrn gehörten. Die Urkunde
von 1487 deutet
also darauf hin, daß die Stadt einst im Besitz
des Landesherrn war. Außerdem wird Brüel noch im
Jahre 1344 mit zwei andern Dörfern zusammen ohne
eine von diesen unterschiedliche Bezeichnung
genannt
). Danach war es in diesem Jahr
auch noch ein Dorf. Erst im Jahre 1370 begegnet
uns Brüel zum erstenmal mit dem Zusatze
"Wikbelde"
), ein Wort, das zum
Unterschied von Dorf gebraucht wird
)
und anscheinend dieselbe Bedeutung wie oppidum
hat
). Ferner begegnen uns in
echten Urkunden die Plessen vor dem Jahre 1391
nicht als Besitzer der Stadt Brüel, vielmehr
waren vor diesem Zeitpunkt andere Adelige und
der Schweriner Bischof und das dortige
Domkapitel im Besitze der Stadt
). Danach
muß als unbedingt sicher gelten, daß Brüel nicht
von einem Ritter von Plessen im Jahre 1340
gegründet ist, sondern von dem Landesherrn, wie
aus dem Privileg von 1487 hervorgeht.
Vor der Verleihung des Stadtrechtes war Brüel ein
Dorf, das uns bereits im Jahre 1222 zuerst
genannt wird
). Wahrscheinlich wird es sich
dabei um eine Siedlung gehandelt haben, die der
deutschen Kolonisation ihre Entstehung verdankt.
Denn schon im Jahre 1370 wird uns eine von der
Stadt getrennte slawische Siedlung, der Kietz,
genannt
). Beide Wohnstätten liegen nur
durch einen Bach getrennt direkt nebeneinander.
Noch im Jahre 1766 gehörte jedoch nach einem
Bericht des Rates der Kietz nicht zum
Stadtbezirk
). Auch ein wendischer Burgwall
Brüel soll bestanden haben. Man darf annehmen,
daß der heutige Schulplatz in der Wendenzeit als
Burgwall im Sumpf aufgetragen wurde
).
Die Stadt ist durch Stadtrechtsverleihung an das
deutsche Dorf, das neben dem Kietz angelegt
wurde, entstanden. Denn der Stadtplan von Brüel
ist der eines Dorfes
). Eine
Straße, die
dem Lauf des Landweges folgt und durch die Lage
der Kirche in zwei Hälften geteilt wird, macht
fast den ganzen Stadtplan aus. Der Marktplatz
ist ein Teil dieser Straße.