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2. Die Gründung der Stadt Crivitz 186 ).

Die Stadt Crivitz, die ungefähr 15 km von Schwerin entfernt liegt, wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von den Grafen zu Schwerin, zu deren Gebiet dieser Ort seit der Gründung der Grafschaft gehörte, zur Stadt erhoben. Im


186) Vgl. Schlie, Denkmäler III, S. 317 ff.; Vitense, Crivitz (Mecklenburgische Nachrichten 15. Juni 1924 Nr. 138); Wehnert, Freimütiges Abendblatt von 1834 Nr. 828/29; Bachmann a. a. O. S. 397.
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Jahre 1302 wird uns Crivitz zuerst als Stadt genannt 187 ). Die Art, wie dies geschieht, läßt jedoch vermuten, daß sie schon einige Jahrzehnte früher bestand. Uns wird nämlich berichtet, daß Graf Nikolaus von Schwerin im Jahre 1302 seiner Stadt Crivitz zur Vergrößerung ihrer Feldmark das Eigentum des Dorfes Pritzier schenkt und ihr dabei Rechte zubilligt, die ihr schon früher von den Vorfahren des Grafen verliehen waren. Man schließt daraus mit Recht, daß Crivitz bereits früher Stadtrecht erhalten hat. Graf Nikolaus war aber schon seit 1279 im Besitze des Landes Crivitz 188 ). Da er nun von seinen Vorfahren redet, die der Stadt Crivitz Rechte verliehen haben, müssen wir ihre Gründung noch vor 1279 ansetzen. Wir dürfen mit diesem Datum aber auch nicht das Jahr 1251 überschreiten, weil damals Crivitz urkundlich nachweisbar als ein Dorf anzusehen ist 189 ). Zwischen den Jahren 1251 und 1279 wird also die Stadterhebung von Crivitz sich vollzogen haben.

In wendischer Zeit lag bei Crivitz eine bedeutende Burg mit dem Namen Selesen, die auch dem ganzen Land ihren Namen gab. Noch in deutscher Zeit wird das Land Crivitz auch das Land Crivitz und Selesen genannt 190 ), eine Bezeichnung, die deutlich noch die Erinnerung an die frühere Bedeutung dieser Burg aufbewahrt. Bei ihrer Wichtigkeit ist es auch zu vermuten, daß ein Wendendorf neben ihr bestand. Vielleicht führte dieses Dorf den Namen der heutigen Stadt Crivitz, der ja wendisch ist und es wenigstens damit wahrscheinlich macht, daß ein ehemaliges wendisches Dorf Crivitz bei der Burg Selesen bestand. Der alte wendische Burgwall ist uns noch heute erhalten. Er liegt auf einer Wiese am Crivitzer See.

Die deutsche Kolonisation des Landes Selesen kam erst in den beiden ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts zur erfolgreichen Durchführung 191 ). Die Grafen von Schwerin errich-


187) M.U.B. V, 2790: "que ad sepedictum oppidum nostrum Criuitze sunt a nostris progenitoribus perpetuata et a nobis firmiter roborata".
188) M.J.B. 72, S. 231.
189) M.U.B. II, 672.
190) Im Jahre 1345 (M.U.B. IX, 6544): "in dem lande to Criuize und to Selesen".
191) M.U.B. I, 100, 151, 202, 270. Vgl. dazu M.J.B. Bd. 72, S. 164, 227, 230, 231.
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teten bei Selesen eine neue Burg 192 ). Sie lag auf einer Anhöhe am Crivitzer See, wo heute der Gasbehälter steht. Zugleich entstand bei dieser Burg ein neues Dorf und eine Kirche. Das Dorf wird uns im Jahre 1251 in einer Urkunde genannt. Den Vorgang der Stadtgründung von Crivitz hat man sich wahrscheinlich so vorzustellen, daß das Dorf Crivitz Stadtrecht erhielt. Dafür spricht der Inhalt der Stadtprivilegien, die uns in einer Bestätigungsurkunde aus dem Jahre 1345 erhalten sind 193 ). Während Markt- und Handelsprivilegien nicht genannt sind, werden den Crivitzern ihre Rechte auf die Stadtfeldmark und ihre besonderen Vorrechte bei der Heu- und Holzwerbung in der Lewitz ausführlich zugebilligt. Es sind also rein bäuerliche Interessen, die die Crivitzer durch die Stadtprivilegien zu sichern suchten. Damit wird wahrscheinlich, daß die Bauern vom Dorf Crivitz auch die Einwohner der Stadt blieben. Das geht auch aus dem Stadtplan hervor, der dem von Neustadt-Glewe sehr ähnlich ist 194 ). Wenn der Grundriß von Crivitz auch durch die Lage des Crivitzer Sees mitbestimmt wurde, so erkennt man doch ohne weiteres die eine breite Hauptstraße, an der der rechteckige Marktplatz liegt und die in mehrfacher Windung bei der Burg vorbeiführt, als den Kern der Ansiedlung. Wenn so der Grundriß von Crivitz im ganzen auch dem eines offenen Dorfes sehr ähnlich ist, so läßt jedoch ebenso wie bei dem Neustädter Stadtplan die regelmäßige Form des großen quadratischen Marktplatzes auch die Ansicht als möglich zu, daß Crivitz eine Anlage aus frischer Wurzel gewesen ist.



192) Ein Burglehen zu Crivitz wird 1384 erwähnt. Damals wird es bereits von Crivitzer Bürgern bebaut (M.U.B. XX, 11 555).
193) M.U.B. IX, 6542.
194) Alte Stadtkarten sind nicht vorhanden.