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:
A
uf der Chaussee von Grevesmühlen nach
Dassow bemerkt man bald hinter Tramm (31,9 km
von Wismar) rechts im Felde fast zweihundert
Schritte von der jetzigen Straße entfernt einen
Denkstein von beträchtlicher Höhe, der in der
Gegend unter dem Namen "Krüzsteen"
bekannt ist. Er mißt, obgleich er seinen Kopf
eingebüßt hat, in der Höhe noch immer 2,20 m,
seine Breite beträgt 0,50 m, seine Stärke 0,20 m
Der Stein hat stark unter der Witterung gelitten
und ist mit Flechten überzogen, die in dem
schlechten, brüchigen Materiale fest
eingewurzelt sind. Die vordere Seite zeigt in
flachem Relief oben einen Crucifixus, darunter
aufrecht einen Mönch, bessen Krückenstab die an
beiden Rändern rechts (heraldisch) hinauf und
links hinunterlaufende Inschrift durchbricht.
Hinten ist ebenfalls aufrecht eine Mönchsgestalt
in Linien eingehauen, neben der zur Linken ein
Inschriftstreifen von oben nach unten läuft.
Nachdem Dr. Crull und ich mittels einer
Stahlbürste die Inschrift der Vorderseite von
den Flechten befreit hatten, ließ sich das
Folgende darüber feststellen. Die nur flach
eingehauene Inschrift in gothischen Minuskeln
beginnt rechts etwas oberhalb des
hindurchgehenden Stabes. Zu lesen ist mit
Sicherheit
Anno
, das folgende
d
i
ist in seinen oberen
Theilen, das dann kommende
m
fast
gänzlich zerstört. Es folgen drei
c
; ein
viertes anzunehmen scheint nicht angängig, weil
in diesem Falle für das
m
und die
Trennungspunkte der Raum nicht reichen würde.
Darauf ist mit einiger Wahrscheinlichkeit,
jedoch nicht sicher
li
, dann ein
r
zu erkennen. Es folgt ganz klar
, erkennbar die
, was man nach den Spuren der
Reste wohl zu Viti ergänzen darf.
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Der oberste Theil ist so vergangen, daß sich
nicht einmal angeben läßt, wieweit die Inschrift
hinaufgereicht hat. Ebenso ist links der Anfang
der Fortsetzung nicht erkennbar und bleibt
selbstdas zu vermuthende
frater
in seiner
ersten Hälfte völlig unsicher. Deutlich ist erst
(Krücke)
. Von dem sich daran Schließenden
kann auch nach einer bei wiederholtem Besuche
von mir angestellten Prüfung nur gesagt werden,
daß die Spuren eines
w
deutlich erkennbar
sind und darauf ein
a
zu folgen scheint;
dann ist nach einer Unterbrechung
lesbar. Der Raum erlaubt zu
ergänzen entweder
, oder
Gegen die erste Vermuthung erhebt
sich das Bedenken, daß von einem Konvente der
Franziskaner zu Waren nichts bekannt ist, wofern
man sich nicht auf Bellermanns offensichtlich
unzuverlässige Liste
1
) berufen
wollte, und daß das anzunehmende
Abkürzungszeichen zu Anfang wohl kaum mit den
Resten vereinbar ist Der andern Vermuthung würde
ich eher zu vertrauen geneigt sein, wenn nicht
dazu die Annahme eines zur Abkürzung über die
Zeile gestellten
i
nothwendig wäre. Vom
Reste ist zu berichten, daß weder das Ende
dieser Zeile noch der Anfang der Fortsetzung
(rechts von unten) erkennbar ist, daß Sie aber
unzweifelhaft über dem Ende des Stabes vor
Anno
mit den Buchstaben
po
abschließt. Die Inschrift auf der Rückseite habe
ich erst bei meinem zweiten Besuche erkannt.
Lesen ließ sie sich, ungereinigt wie sie war,
nicht; und besondere Mühe habe ich auch nicht
darauf verwendet, da dieser Theil nur ein
Stoßgebet enthalten wird. - Ein Papierabklatsch
von der Inschrift der Vorderseite hat sich als
völlig unbrauchbar erwiesen, wie er bei dem
Zustande des Steines auch nicht anders gerathen konnte.
Im Zusammenhange stellt sich die Inschrift also folgendermaßen dar:
Historische Nachrichten sind zur Sache nicht aufgefunden. Das Verzeichniß der Gardiane des Greifswalder Franziskaner=
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klosters bei Pyl, Gesch. der Greifswalder Kirchen III, 1128 zeigt gerade an der entscheidenden Stelle eine große Lücke. - Will noch jemand ein Studium auf den Stein' verwenden, so wird er gut thun, zu berücksichtigen, daß die Vorderseite nur am Morgen oder Vormittage eines Sommertages günstig beleuchtet ist, die Rückseite in den Nachmittagsstunden.
In Anschluß hieran soll von einem Bruchstücke
eines Denksteins im Garten des Herrenhauses zu
Hohen=Wischendorf Nachricht gegeben werden. Es
ist nur die obere Hälfte vorhanden. Jederseits
ein Crucifixus. Auf der vorderen Seite läuft die
Inschrift links von oben nach unten, rechts von
unten nach oben. Erhalten ist nur das Folgende:
Auf der Rückseite unter dem
Crucifixus:
[mi]serere mei.
Die Inschrift
ist wohl erhalten, sie dürfte dem Anfange des
fünfzehnten Jahrhunderts zuzuschreiben sein. Der
Stein soll aus der Everstorfer porst stammen.
Schließlich mag es die Gelegenheit entschuldigen, wenn ich zum Moselenborgschen Denkstein (Schlie, Denkmäler II, S. 356) einige Berichtigungen gebe. Auf dem Spruchbande steht: miserearis mei; lubeke ist abgekürzt mit einem Striche durch den Kolben des k ; im Familiennamen der Vorderseite sind b und u copulirt und Steht zwischen u und ch das r ; wismer hat ein langes s ; von mater ist die zweite Silbe in Abkürzung gegeben; hier lese ich mozellenborch .