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2.
Bruchstück des Rolandsliedes.
Mitgetheilt von Dr. Grotefend.
Im ersten Bande der Meklenb. Jahrb. S. 152 ff. veröffentlichte G. C. F. Lisch Bruchstücke des Rolandsliedes, der bekannten Dichtung des Pfaffen Konrad aus dem 12. Jahrhundert, aus einer der Entstehungszeit sehr nahestehenden Handschrift, deren Bruchstücke sich, als Einbände verwendet, im Großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archive fanden.
Der Werth der bei beiden Ausgaben des Rolandsliedes auf den Text dieser fragmentarischen Handschrift gelegt wurde, veranlaßt mich, ein Lisch entgangenes Blatt derselben, das ich neuerdings in gleicher Verwendung auffand, nachträglich zu veröffentlichen, indem ich wegen der Beschreibung der Handschrift auf Lischs Angaben in Jahrbuch I, S. 153 verweise.
Ich habe die Abkürzungen des Originales
für unde und ī für in
beibehalten. In eckige Klammern [ ] schloß ich,
was aus der anderen Handschrift ergänzt ist, auf
Stellen, wo die Abnutzung nichts zu lesen
erlaubte, in runde ( ) eine wegzulassende aus
Versehen des Schreibers doppelt gesetzte Silbe.
In der Grimm'schen Ausgabe beginnt die Stelle auf S. 293, Zeile 20 in Cap. CXVI b.
[Brehmunda di kunīcgin
uil weinte uber in
si sprah maht ih dih ge]reinen
da ware umbe ueile
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al daz ih ie gesah
uil leit ist mir din ungemah
nu nemah dih nieman wider gewinnen
in der helle mostu brinnen
si weinte so harte
si stůnt an einer warte.
Der keiser
di sine helde
schiften uber die Seibere
si wrden wol beraten
al daz di heiden uz brahten
daz kam in allez ze guten staten
so tot ie unser rehter uater
so in sine rehten kint sokent
al ir not er wol beroket
mit uf gerihten uan
kerten si gegen dem burhgraben
di kunīcgin Precmunda
uiel ilente sa
si hiez di burhtor entsluzen
den keiser si dar uf liezen
dem keiser uiel si ze uozen
ih wil sprah si rihtenbozen
swa ih mih versumet han
ih han iz unwizzen getan
di tiuel hant mih lange betrogen
du bist mir ze troste komen
ih erkenne wol dine warheit
hilf du mir zo der kristenheit
ih gelovbe an minen trehtin
swi du gebiutest so wil ich sin.
(Platz für ein Bild)
Daz liut sih tovfte
bekerte
also si got lerte
ir biscoftom si stiften
ze gote si sih rihten
der keisersine man
Prehmunda uorten si dan
gote si lop sungen
* p. 2
si hetten gewo*keret
gewnnen
uil manige heilige sele
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si sci(ne)nent sam der sunne
in dem gotes rike iemer mere.
Der keiser nahte note
sinen uil lieben toten
di im belegen waren
si huben ir iameren
daz ersah die kunīcgin
daz uerbiete herre min trehtin
sprah der urwe
daz ist der min gelbe
wande si durh daz reht sint gelegen
daz si uor gote iemer leben.
nu horte ih dih herre sagen
di rehten sule men niht clagen
ir tot ist geware
sunter offen suntere
di totliken ersterben
dise heiligen sulen uns gotes hulde erweruen.
Der keiser wnderot harte
ir wisliken worte
er ne clagete niemer mere
also grimmicliken sere
so er da uor hete
mit salmenmit gebete
ir toten si begroben
ir wnden sih uf huben
si besazten di marke
si uorten dri sarke
zo dem guten sente Romane
da soket man ze ware
ir uil heiligez gebeine
an dem iungesten urteile
sulen si unser niht uergezzen
wante si habent daz himelrike besezzen.
Diu b[ůh] urkundent inoh
der keiser gebot einen hof
mit micheleme vlize
kamen di uursten algemeinliche
dar kamen ahte kunīcge
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inoh dar ubere
biscofeherzogen
der ne mahte nieman an daz ende komen
ze Ake wolde er den hof 1 ) hauen
da was manih wortspaer man
dar kamenh die Karlinge
der hof wart uil grimme
Dar kam ein scone alde
wol entphienc si da
der keiser selbe
alle sine helde
si sprah: Karl, gesegenneter keiser
uoget witewenweisen
war hastu Rolanten getan
gip mir widere minen man
dem du mih zu wibe gabe
wi gerne ih in ersahe.
Her antwort ir sa
liebe liebe alda
ih entarn dir niht liegen
leider du ne gesehest in niemer
du ne maht sin niht haben
er liget leider toter begraben
clage du niht sere
* p. 3.
ich ! ergetze dih sin* gerne
ih gibe dih ze wibe
dem guten Ludewige
ich ! mache dih ze kunīcginne
uber alle Karlinge.
war sal ih arme denne
Lvdewigen du mir niemer uor genenne
noh niemer deheinen anderen man
sal ih Rolantes niht haben
so wil ih ersterben gerne
si uiel grimme an di erde
aller dinge scheffere
do du mir in ze wine gabe
war umbe hastu mir in genomen
war sal ih arme nu komen
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ih bite dih reiner magede barn
daz ih umbewollen moze uaren
dar di magede alle sint geladet
mine sele beuelhe ih an dine gewalt
aller engele kunīcginne
daz ih niemer kome hinnen
si begunde harte bleiken
der keiser wolte ir helfen
er uienc si mit der hant
also tote er si uant
da zeicte got sine tovgen
men begrop si zo anderen heiligen urwen.
Der keiser an daz gerihte gesaz
o wi waz uursten [uor] im was
er hiez Genelunen bringen
do wolten im di K[ar]linge
den lip gerne uristen
si spraken daz si in nine westen
an nihte uberwnden
doh er ware gebunden
sin reht ware uil groz
er were aller uursten genoz.
Genelun bat einer stille
er sprah: herre iz was min wille
ih enlgen s dir [niht]
der zwelue tot ist mir liep
iz ist gewisse der min rat
ih hete in[e] widersaget
ze diner antworte offenliken
daz erziuge ih mit dem rike.
waz bedurue wer nu rede mere
sprah des rikes herre
wante er es offenliken hat veriehen
daz er di kristen hat gegeben
in di gewalt der heiden
ih frage urteile
alse di phahte tihten
so wil ih uber in rihten.
do was Genelunes geslehte
kreftihmehtih
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ein uil uorderlikez kunne
si heten im gerne gewnnen
des keiseres hulde
si spraken uil groz sint sine sculde
uns ist harte misseschen
di tiuristen sin gelegen
nu ne mah si nieman wider gewinnen
geere dine kunlinge
gestille herre dinen zorn
* p. 4.
laz in zo dinen genaden komen*
durh diner swester ere
des bite wir dih herre
Genelun dienet dem riche
imer mere uortliken.
Der keiser erzurnte harte
mit ufgeuangeme barte
er sprah din rede ist mir sware
der mir al daz golt gabe
uz uon arabisken riken
iz ensi daz mir di uursten geswiken
daz ih es nine name
wider disem verratere
man sal iz iemer ze mare sagen
daz wirz an im geroken haben
uz an der werlt ende
di kristenheit ist harte geschendet
des gat uns michel not
ia ne gescah nie sogetan mort.
Dar uor dranc Binabel
er was michelsnel
starhkone
redehaft genoge
er sprah: getarn uor dinen hulden
so wil ih gerne geunsculden
Genelunen minen oheim
daz er untriwe nehein
an den hat begangen
darumbe er stat geuangen
gebunden uor dem rike
er widersaget in offenlike
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ih wil mit minem swerte
sine triwe im erherten
uzen laz ih minen herren einen
so rast hi manne neheiner
der es in sculdigen welle
der versuke sin ellen
trete gegen mir in den kreiz
mit kamphe bered ih in goteweiz
ih erledige in hute ob [ih mac
oder iz ist min iungister tac].