zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 12 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

2.

Das Erlöschen der Familie v. Bellin.

1449. Ivenack.

Heinrich d. Ae. und Heinrich d. J., Herzoge von Meklenburg, verleihen an Gerd v. Linstow alles Gut in Bellin, das ihm von seiner Ehefrau, Bernd Bellins nachgelassener Tochter, zugebracht worden ist, und weiter geben sie ihm zu erblichem Lehn Alles was ihnen an Höfen und Hufen von den Bellinen schon angestorben ist oder noch heimfallen möchte.

Van godes gnaden wii Hinrik vnde Hinrik, hertoghen tho Meklenborgh, forsten tho Wenden, Stargarde vnde Roztok der lande heren, bekennen vnde betughen openbare in desseme vnseme breue vor alsweme, dat wii na rade vnser truwen redere myd wolbedachtem mode vmme zundergher gunst vnde vordenste willen hebben ghegheuen vnd leghen, gheuen vnde lygen jeghenwardighen in craft desses breues deme duchtighen vnseme ghetruwen Gherd Linstowen vnde zynen rechten eruen alsodane gud vnde eghendum, alze hee myd Bernd Bellyns nalatene dochter medenamen heft tho Bellyn, vnde alzodane gud, dar de Bellyne in god affuorstoruen zin, vnde allent, dat vns, vnsen eruen vnde nakomelinghen van der Bellyne weghen anstoruen ys, ansteruen, eruen vnde anvallen mochte

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 13 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

an hauen, houen vnde katen, an allen zinen enden vnde scheden, an ackere buwet vnde unbebuwet, an watere, wisschen vnde weyden, an toruen, můren, holten vnde busschen, myd aller thobehoringhe benomelik efte vmbenomelik, myd alleme eghendume, vryheyden vnde herlicheyden, rychte vnde denste, hogheste vnde zydeste an hand vnde hals, uns, unsen eruen vnde nakamelinghen dar nicht an tho beholdende zunder den mandeenst. Weret ok dat desse irgenante Gherd Lynstowe edder zyne eruen dut gud edder gudere vorkopen wolden, zo scholen wii, vnse eruen edder nakamelinghe vnde willen deme genen, deme hee edder zyne eruen dat vorkopen, lygen vnde gheuen zo vry also wii yd eem gheuen vnde leghen hebben vnde lygent ieghenwardich in craft desses breues. Hiir an vnde ouer synd ghewesen vnse leuen ghetruwen redere Henningh Warborgh, Otto Veeregghe, Reymer van Plesse tho Priluitze, Ludeke Hane vaghet tome Stauenhaghen, Joachim Plote to Wesenberghe, Merten van Dorne tho Arnesberghe, Hans Pyckatel tho Priluitze wanaftich vnde meer guder lude de louen vnde tuchnisse werdigh zynd. Gheuen tho Iuenacke na deer bord Cristi verteynhundert iar dar na in deme neghen vnde vertighesten iare, vnder vnsen inghezeghelen.

Die vorstehend mitgetheilte Urkunde ist nach dem im Besitze der Kirche zu Gr.=Poserin bei Goldberg befindlichen und uns von dem dortigen Pfarrer, Herrn Pastor Fichtner, zur Benutzung bereitwillig anvertrauten Original abgedruckt worden.

Die Poseriner Urkunde zeigt auf Pergament die gewöhnliche Minuskelschrift des 15. Jahrhunderts in etwas verblaßtem Zustande. Die eingehängt gewesenen beiden herzoglichen Siegel und die Siegelbänder sind nicht mehr vorhanden.

Die erste Bekanntschaft mit dem Inhalte dieser Urkunde verdanken wir dem Herrn Pastor Beyer in Lage, der schon öfters in meklenburgischen Pfarrarchiven versteckte Urkunden ans Licht gezogen und dem Großherzoglichen Archive abschriftlich mitgetheilt hat. Möchten doch alle Herren Geistlichen, welche ältere, noch ungedruckte Urkunden in Verwahrung haben, diesem löblichen Beispiele nachfolgen. Solche aber, die in der Entzifferung alterthümlicher Schriftzeichen nicht hinlänglich bewandert sind, bitten wir dringend, ihre urkundlichen Schätze für wenige Tage dem Großherzoglichen Archiv anzuvertrauen, damit dort eine richtige Abschrift angefertigt werden könne. Die Unkosten für Her= und Rücksendung wird der Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde gern erstatten.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 14 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Belliner Gutsurkunden im Großherzoglichen Archiv weisen für den Zeitraum von 1430 bis 1470 eine Lücke auf, die durch die Poseriner Urkunde von 1449 sehr glücklich ergänzt wird. War es auch nicht mehr unbekannt, daß Gerd v. Linstow durch Ehebündniß mit einer Erbtochter aus dem Geschlechte v. Bellin in den Besitz der v. Bellinschen Lehngüter gekommen ist, so darf es doch erst jetzt als authentisch gelten.

Da Genaueres über die meklenburgische Familie v. Bellin nur Wenigen bekannt sein wird, so lassen wir zunächst folgen, was Bernhard Latomus s. Z. über sie aufgezeichnet hat:

"Die von Bellin."

"Diesz ist ein der eltesten Geschlechtern dieses Fürstenthumbs vnd für vierdehalb hundert iahren in groszem flohr gewesen, welche die herrn von Werle für ihre Räthe vnd Zeugen in vielen den Städten gegebenen privilegiis gebraucht haben. Ihre Erbsitze sind gewesen Sukevitz, welchs ietzt die Grabowen haben, vnd Bellin, welchs Gert Linstow, so eines Bellins Tochter geheuratet, bey sein geschlecht gebracht vnd fürstlichen consens vnd gnedige belehnung drauff erlanget hat, vnd ist diesz geschlecht ohngefehr für 180 iahren ausgestorben. Ihr wapen ist ein gehörneter Widerskopff."

Diesen Angaben haben wir nur wenig hinzuzufügen.

Die Familie v. Bellin, die mit dem Bernd Bellin unserer Urkunde zwischen 1430 und 1449 im Mannesstamme erloschen ist, gehört zum Uradel des Fürstenthums Wenden. Nach ihrem Stammgute, dem nordwestlich von Krakow belegenen Dorfe Bellin, hat die Familie ihren Namen geführt. Neben Bellin sind noch Kirch= und Rumkogel - vormals "Kowalke" geheißen - und Suckwitz als Bellinsche Familiengüter zu nennen. Das Geschlecht hat sich über die Grenzen des Fürstenthums Wenden hinaus nicht verbreitet. Ueberhaupt tritt es wenig hervor. Der erste urkundlich erwähnte Bellin ist der Ritter Johannes, der schon 1273 als Zeuge des Fürsten Nicolaus von Werle genannt wird. Sein Bruder, der Knappe Bernhard, erscheint im nächstfolgenden Jahre zuerst und zwar ebenfalls im Gefolge des Fürsten von Werle. Der Name Bernhard (Bernd) kehrt in allen Generationen wieder.

Bernd Bellin zu "Kowalke", der Letzte seines Stammes, und Alheit, seine Hausfrau, verschreiben am Sonnabend nach Lichtmeß (5. Febr.) 1430 ihrer Tochter Benedicta, Klosterfrau zu Stepenitz, gewisse jährliche Hebungen an Geld und Naturalien aus zwei Höfen und einem Kathen in dem Dorfe Kowalke, jedoch mit der Bestimmung,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 15 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

daß nach Benedictens Ableben Heinrich Dotenbergs drei Kinder in den Genuß der Hebungen treten sollen. 1 ) Ein genealogischer Zusammenhang Bernd Bellins mit Heinrich Dotenbergs Kindern darf hiernach zwar vermuthet werden, hat sich jedoch bisher nicht näher nachweisen lassen. Sicher ist nur, daß Bernd Bellin außer der Nonne Benedicta noch eine Tochter, Ermengard mit Namen, gehabt hat, die mit Gerd v. Linstow verheirathet gewesen ist. Das Ehepaar kommt in einer Urkunde vom Himmelfahrtstage 1470 noch lebend vor.

Ueber das Wappen der v. Bellin ist zu bemerken, daß alle uns überkommenen Siegel Schildsiegel sind, die einen herausschauenden Widderkopf zeigen. Die Helmzier ist nicht bekannt.



1) Nach dem besiegelten Original auf Pergament im Haupt=Archive zu Schwerin.