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A.

Jahrbücher

für

Geschichte.

 


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I.

Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg,

von

P. Kühnel,

Gymnasiallehrer zu Neubrandenburg.


Quellen.

Für das Historische: Meklenburgisches Urkundenbuch, Bd. I-XI, bis zum Jahre 1350; für spätere Namensformen directe Mittheilungen aus dem (Großherzogl. Geh. und Haupt=Archiv zu Schwerin [S. A.]; Jahrbücher des Vereins für meklenb. Gesch. undAlterth., I-XLV.; Wigger: Meklenb. Annalen (1860); Perwolf: Germanisirung der baltischen Slaven (russisch 1876). - Für das Sprachliche: Miklosich: Bildung der slavischen Personennamen, Bildung der slavischen Ortsnamen aus Personennamen, Bildung der slavischen Ortsnamen aus Appellativen; Brückner: Slavische Ansiedelungen in der Altmark (1879); Kętrzyn'ski: Die polnischen Ortsnamen in den Provinzen Preußen und Pommern (Lemberg 1879).

Abkürzungen:

altsl. (altslavisch), adj. (adjectjvum), č oder čech. (čechisch), comp. (compositum), dem. (deminutjvum), kasz. (kaszubisch), klr. (kleinrussisch), patr. (patronymicum), plur. (pluralis), poln. (polnisch, pass. (possessivum), praep. (praepositio), r. (russisch), ruth. (ruthenisch), sing. (singularis), suff. (suffixum), westsl. (westslavisch), A. (appellativum), ON (Ortsname), PN oder P (Personenname).

Aussprache der slavischen Buchstaben:

ą = on g (= franz. on); c = tz; č und cz = tsch; ê (altsl.) und ě (čech.) = ē; ę = än g (= franz. in); ó = u; ř = rsch (franz. rge in bourgeois); s = ß; š und sz = sch; šč und szcz = schtsch; z = s, s (= franz. z); ž = sch (Weich, = franz. ge); ł = u ll; ĭ und ŭ wie kurz i und u, oder stumm.

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A. Die slavischen Volksstämme in Meklenburg und ihre Sprache.

Vom 6. Jahrhundert nach Christo ab finden wir das südliche Ufer des baltischen Meeres von slavischen Volksstämmen bewohnt, von denen für uns nur die beiden Hauptstämme der Obodriten und Wilzen (Weleten, Lutizen) mit ihren Unterabtheilungen in Betracht kommen:

I. Die Wagrier, welche den nordwestlichen Winkel des baltischen Slavengebiets einnahmen, ungefähr zwischen Schwentine, Plöner See, Trave und Dassower Binnensee, die westlichen Grenznachbaren der meklenburgischen Slaven; ihre Hauptburg war Oldenburg in Holstein. Ihr Name bedeutet "die Kühnen, Herzhaften". (Urkundliche Belege sowie die Bedeutung der slavischen Stammnamen s. im Register C.) Die Wagrier gelten ebenso wie der folgende Stamm bei einigen Schriftstellern als Abtheilung der Obodriten, aus welchem Grunde sie auch hier aufgeführt sind.

II. Die Polaben, südöstlich von den Vorigen, hatten das Land auf dem rechten Ufer der unteren Elbe zwischen Trave, Stepenitz, Schweriner See und Stör, sowie zwischen Bille und Elde inne; sie bewohnten also die Länder Sadelbandien und Ratzeburg (Lauenburg), Boitin (Vogtei Schönberg), Gadebusch, Wittenburg, Boizenburg, Jabel, Dertzing (Amt Neuhaus) und Weningen; auch das Land Schwerin ward (1167) zu Polabien gerechnet. Ihre Hauptburg war Ratzeburg. Als Unterabtheilungen der Polaben werden schon im 9. Jahrhundert die Bytiner oder Bethenzer (an deren Namen vielleicht noch "Boize", "Boitin", "Boitiner" erinnern) und die Smeldinger, bei den Slavisten Smolinzen genannt (im Lande Weningen), erwähnt. Der Name der Polaben bedeutet "Elbanwohner". Sie werden, wie die Wagrier, in den Quellen ebenfalls oft als Abtheilung der Obodriten genannt.

III. Die Obodriten (mit Ausschluß der Wagrier und Polaben), d. h. die eigentlichen Obodriten oder Rereger, wohnten nordöstlich von den Polaben zwischen Stepenitz, Warnow und Ostsee, also in den Ländern Dassow und Bresen (Amt Grevesmühlen), Meklenburg, Ilow und Buk (Amt Bukow), Cubanze (um Kröpelin) Schwan mit der Drenow (von Rostock bis an die Ostsee), Bützow, Brüel und Sellesen mit Kriwitz im Osten des Schweriner

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Sees); ihre Hauptburg war Wiligard, deutsch Meklenburg genannt. Der Name der Obodriten bedeutet "Nachkommen des Obodr", d. h. "des sehr Wachsamen", der der Rereger "die Falken".

Ihnen schlossen sich früh ihre südöstlichen, wohl lutizischen Nachbaren an: die Warner (d. h. "die Raben") in dem Lande Warnow zwischen der Elde, Warnow, Mildenitz, und theilweise darüber hinaus bis zum Parumer und Plauer See, und die lutizischen "Müritzer", Bewohner des Landes Müritz (der Länder Malchow, Vipperow [Röbel] und Schlön [Waren]), vom Plauer See bis an den östlichen Peenebach und die Havelquellen.

Südlich von der Elde, in den Ländern Grabow, Brenz (Amt Neustadt), Ture (Amt Lübz), zwischen Elde und Dosse, saßen die lutizischen Linonen (West=Priegnitz); südlich vom Lande Müritz war das Land Turne ebenfalls von Lutizen bewohnt.

IV. Die Lutizen, d. h. "die Nachkommen des Lut, des Wilden", oder Weleten, d.h. "die Riesen", oder Wilzen, d. h. "die Wölfen gleichen", reichten von der Warnow und der oberen Elde bis an die Oder. Außer den genannten kleinen lutizischen Stämmen werden im östlichen Meklenburg folgende vier Stämme derselben aufgezählt: 1) die Chizziner, d. h. "Fischerhüttenbewohner", zwischen der Ostsee, der unteren Warnow und der Reknitz; ihre Hauptburg war Kessin; 2) die Circipener, d. h. "Bewohner jenseit der Peene" - von Osten aus gesehen - zwischen Reknitz, Trebel, Ostpeenebach und Nebel; ihre Hauptburgen waren Bisdede und eine Burg im Teterower See, später Werle; 3) die Tolensaner, d. h. "Bewohner des Landes Tolenz", zwischen Ostpeenebach, Kummerower See, Peene, Tollensefluß undHavelquellen. In ihrem Gebiete werden innerhalb Meklenburgs die Ländchen Godebant (jetzt Gädebehn, A. Stavenhagen) und Tüzen (in demselben Amte) aufgeführt; 4) die Redarier, bei den Slavisten Ratarer, d. h. "die Kriegerischen", im Lande Radwer (Land Wustrow westlich vom Tollensesee), Land Beseritz und Land Stargard (nach Norden und Osten in den heutigen Landesgrenzen), im Süden vom Lande Lychen, wozu in Meklenburg Feldberg und von da nordwestlich die Heidedörfer bis zum Weisdiner See gehörten, begrenzt. Ihre Hauptburg war das berühmte Rethra welches früher in Prillwitz und neuerdings in Wustrow gesucht ist. Ihre Nachbaren, Anwohner der Havel im Lande Fürstenberg, heißen Rezener, Riazaner, d. h. "Flußanwohner'', und sind ebenfalls Lutizen.

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Die beiden großen Stämme der nordwestlichen Slaven, die Obodriten und die Lutizen, von der Schwentine bis zur Oder und von der Ost see bis zur Havel und Elbe, und über die Elbe hinaus in der Altmark und im Lüneburgischen, sprachen vor der Berührung mit den Deutschen eine und dieselbe Sprache ohne bedeutende Abweichungen, wie die urkundlich erhaltenen Formen der Gau= und Ortsnamen in diesem ganzen Gebiete darthun. Die wesentlichsten Merkmale dieser Sprache, die wir kurz westsl. nennen wollen, mit Einschränkung auf das Obodritische, Lutizische und Dravenische [Lüneburg], verglichen mit dem Altsl. 1 ) und dem ihr nächstverwandten Poln., sind folgende:

1) Die altsl. Nasalvocale ą und ę sind im Westsl. erhalten, ebenso wie im poln.; z. B. altsl. b ąd-, westsl. bąd-, poln. bąd-; altsl. dąbŭŭ, westsl. uno poln. dąb; altsl. gąsĭ, westsl. gąs, poln. gęs'; altsl. katŭ, westsl. und poln. kąt; altsl., westsl., poln. ląka; altsl., westsl., poln. pąp-; altsl. sądŭ, westsl., poln. sąd etc .

2) Altsl. é und e ist westsl. erhalten, während das Poln. oft ia und io ('a, 'o) zeigt: z. B. altsl. bêlŭ, westsl. bêl, poln. bialy; altsl. dêdŭ, westsl. dêd, poln. dziad; altsl. perunŭ, westsl. perun, poln. piorun; altsl. medŭ, poln. miód etc .

3) Altsl. -ra-, -ro- zwischen Consonanten ist in diesem ganzen Westsl. Gebiete umgestellt zu -ar-, -or-, während das Poln. die Stellung des Altsl. bewahrt; z. B.: altsl. gradŭ, westsl. gard, poln. grod; altsl. grahŭ, westsl. garch, gorch, poln. groch; altsl. krava, Westfl. karva, poln. krowa; altsl. mrakŭ, westsl. mark, poln. mrok; altsl. vrabij, westsl. warbel, poln. wróbel; altsl. vragŭ, westsl. varg, poln. wrag; altsl. vrana, westl. varna, vorna, poln. wrona etc .

4) Altsl. -rŭ- zwischen Consonanten verwandelt sich westsl. in -ar-, ebenso poln.; z. B. altsl. brŭtĭ, westsl. barč, poln. baré; altsl. črŭtŭ, westsl. čart, poln. czart, czort; altsl. drŭž-, westsl. darz-, derz-, poln. darz-; altsl. trŭnŭ, westsl. tarn, poln. tarn; altsl. tvrŭdŭ, westsl. tvard, poln. twardy; altsl. vrŭba, westsl. varba, poln. wierzba etc .

5) Altsl. -la-, -lo- zwischen Consonanten bleibt, ebenso im Poln.; z. B.: altsl. glava, westsl. glava, poln. glowa; altsl. klada, westsl. klada, poln. kłoda; altsl. plak-, westsl. plak-, poln. płak-; altsl. vlaga, westsl. vlaga, poln. właga; altsl. zlato, westsl. zlato, poln. złoto.


1) Es ist natürlich stets das Altslovenische als älteste slav. Literatursprache gemeint.
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6) Altsl. -lŭ- zwischen Consonanten verwandelt sich westsl. in (al), -ol-, während poln. -lu- oder -iL dafür eintritt, z. B.: altsl. dlŭgŭ, westsl. dolg, poln. dlugi; altsl. stlŭpŭ, westsl. stolp, poln. słup; altsl. plŭhŭ, westsl. polch, poln. pilch; altsl. vlŭkŭ, westsl. volk, poln. wilk.

7) Altsl. o- und u- werden, wenn sie das Wort beginnen, im Westsl. fast immer wo- und wu-, während im Poln. o- und u- steht. Das Westsl. theilt diese Eigenthümlichkeit mit dem Kaszubischen (Westpreußen) und Sorbischen (Lausitz).

Das Dravenische der Lüneburger Slaven, welches sich im ganzen westsl. Gebiet allein als lebende Sprache bis in die neuere Zeit (18. Jahrhunderte erhalten hat, zeigt außer diesen allgemeinen Merkmalen des Westsl. die Diphthongirung ursprünglich langer Vocale, d. h. die Verwandelung des altsl. i in ai; y in oi, ai; u in au. Von dieser Eigenthümlichkeit zeigt sich im Gebiet der meklenburgischen Slaven oi für y, z. B. altsl. myslĭ westsl. moisl; altsl. lysŭ, westsl. lois-, und in schwachen Spuren au (eu) für u: altsl. lup-, westsl. laup- (leup-). Das Dravenische hat außerdem noch zwei secundäre, wohl durch deutschen Einfluß veranlaßte, erst nach dem 13. Jahrhundert austretende Erscheinungen, von denen sich im übrigen westsl. Gebiete keine oder sehr geringe Spuren finden: es zeigt nämlich i, ü für altsl. o, und tj, dj für altsl. k', g'.


B. Bildung der slavischen Ortsnamen.

§. 1. Die Ortsnamen haben einen zwiefachen Ursprung, es liegen ihnen nämlich entweder Personennamen (?) oder Appellativa (A), Gattungsnamen, zu Grunde. Da sich die aus Personennamen gebildeten Ortsnamen nicht immer leicht von denen aus Gattungsnamen gebildeten Ortsnamen trennen lassen, so enthält das folgende Verzeichniß sämmtliche altsl. Stämme, von denen Ortsnamen im Gebiet der meklenburgischen Slaven gebildet oder wenigstens im Folgenden behandelt sind:

Altsl. ąglĭ, poln. węgiel Kohle A; agrĭ Aal A; agrŭ, poln. węgier Ungar A und P; ąk- Haken P; asŭ, poln. wąs Bart P; ązŭkŭ, poln. wąski enge A;

baba Greis, Greisin P; bad- stechen P; bah- P; bal-Zauberer, Arzt P; bad- fein werden P; bąk- Hummel P; bąt- P (?); bek- P; ben- Mord P; ber- rauben P; bezdèdŭ ohne Ahnen P; bêgŭ Flucht, bêgarĭ Läufer P; bêlŭ schön, weiß P und A; będ- (s. bąd-) P; bęk- das Summen (s. bąk-) P;

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bet-P (?); biserŭ Perle P; bit-schlagen A; bit-, byt- P; bĭzŭ Hollunder A; blato Sumpf A; blęg- umherschweifen P; blizŭ nahe P; blju- speien, sprudeln A; bobŭ Bohne P und A (bobola Dickbauch P); bod- stechen P; bogŭ Gott P; boj Kampf P; bokŭ Seite A; bolĭ schmerzen A; bolŭ groß P; borŭ Kampf P; borŭ Fichtenwald A; bosŭ barfuß P; bral- P; brama Thor A; branĭ Kampf, westsl. barn-, born- P; bred- Elen? P; brêgŭ Ufer A; brên-, bren- P oder A; brêstŭ Ulme A; brêt- Erfindung P; brêza Birke A; bręg- Schall P; brid- herbe P; brodŭ Furth A; brog- Schober A; bruk-P; brun- braun P; brusŭ Stein P und A; brŭn-, brŭnije Koth, westsl. bern- A; brŭslênŭ Epheu A; brŭtĭ Bienenbeute im hohlen Baum A; brŭzŭ schnell A; bryla Scholle A; bud-wachen P; buh- P; buky Buche A; bul- P; bun- P; bur- P; bŭb- stammeln P; bŭdrŭ wach, tapfer P; bŭk-, bŭčela Biene P und A; byh- P; bzd-, westsl. bazd- "pedere" P; ceb-, cebula Zwiebel P; westsl. cer- A (?); cet- P; cêg-, cêglŭ einzig P; cêl- heil P; cêm- P; cêp- Sproß P und A; crŭky Kirche A; cur- P; cvêtŭ Blume, poln. kwiecie, collect. ;

čak- Erwartung P; čaplja Reiher A; časŭ Zeit P; ček-warten, erwarten P; čel- P; čen- P; čig- P; čik- P; čin-Ordnung P; čip- p; čĭst- Ehre P; črêsu jenseit, praep. A; črŭnŭ, westsl. čarn- schwarz P; črŭt- einschneiden, schreiben R; črutu, westsl. čart- Teufel P; črŭvĭ westsl. červ' Wurm A und P; črŭvĭnŭ roth, poln. czerwonyA und P; čuk- P; čuždĭ fremd, poln. cudzy, westsl. cuz- P;

da- geben P; dab- P; dad- geben P; dal- fern P; dal- gegeben P; dam- P; dabŭ Eiche, dąbikŭ Eichenwald, dąbrava Eichenhain A und P; degutĭ Birkentheer A; delŭvĭ Grube A; dem- P; der- (s. drat-) schinden P; des-, poln. dos- Erfindung P; dêdŭ Ahne, Großvater P; dêj That P; dêl- Werk P; dêva Jungfrau P; dim- P; din- P; dlŭb- tief A; dlŭgŭ lang A; dob-, doblĭ edel P; dobrŭ gut P und A; dolŭ Thal A; domŭ Haus P; dračĭ Dornstrauch A; dragŭ, westsl. darg theuer P; drat-schinden P; drênŭ Hartriegel A; drêt- trösten P; drêvo Baum A; droh- P; drol- P; dron- P; drozgŭ, poln. drozd Drossel A; drugŭ Genosse P; drŭg- besitzen P; drŭkolŭ Holz A; drŭk-, drŭč- P oder A; drŭnŭ Rasen, poln. darn A; drŭvalĭ Holzhacker P und A; duhŭ Geist P; duk- P; dupa Höhle A; duša Seele P; dyb- schleichen P; dyh- athmen P; dymŭ Rauch A; dyt- P;

gal- Pflege P; gatĭ Damm A; gąsĭ Gans P; gladŭ glatt P; gladŭ Hunger P; glasŭ. Stimme P; glava Kopf,

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Hügel P und A; glabokŭ tief A; giez-, glezno Knöchel P; glęedŭ Blick, Glanz P; glina Thon, Lehm A; globa Strafe P; gnêvŭ Grimm, Zorn P; gnêzdo Lager A; gnoj Mist A; godŭ rechtzeitig P; gogolĭ Quackente A; goląbŭ Taube P und A; golŭ nackt P und A; gom- Lärm P; gonitĭ gehen, treiben A; gora Berg A; gorêti brennen P; gostĭ Gast, Wirth P; govorŭ Lärm P; grabŭ Hainbuche A; gradŭ Burg A und P; grahŭ Erbse A; gral- P; gramŭ P; gran-, granica Grenze A; grap- P; (s. hrap- ?); grabŭ Bauer, "rugosus" P; greb-, grobenĭ Fels, Kamm A; grêhŭ Fehler P; gręd- freier Platz A; gribŭ Pilz A; grim- p; grobŭ Grube A; gromŭ Donner P; gron- P; grotio Trichter, Schlund A; groza Schauder P; gruša Birnbaum A; grŭg- P; grŭlo Kehle, Schlund A; guba Verderben P; gušterŭ Eidechse A oder P; guz- ?; gŭd- P; gvorĭcĭ Strudel A; gvozdĭ Wald A;

halupa Hütte A; hiapŭ Knecht P; hlêvŭ Stall A; hlipati schluchzen P; hlŭmŭ Hügel, Westsl. golm, cholm A; hmelĭ Hopfen P und A; hod- gehen P; hoholŭ Wirbel, Strudel P und A; hom-, homęt Joch P; hor- P; hotĭ Sucht, Verlangen P; hrapa, hrop- schnarchen P; hribŭ Hügel, westsl. charb? A; hrŭvatŭ Kroate P und A; (s. karvatŭ); hvala Lob p; hvast- fassen P (?); hyl- krumm, schlecht P (?); hyzŭ Haus, Hütte A; hyža Haus, Hütte A, hyžan Fischer P und A;

igla Nadel P; ilŭ Lehm, Thon A; imela Mistel A; iva Bachweide A;

jablŭ Apfelbaum A; jakŭ stark P; jama Grube A; janŭ Johannes P; jar- Frühling, Sommergetreide, jarište Getreidefeld A; jarŭ streng P; jasenŭ Esche A; jastrębĭ Habicht P und A; jašterica Eidechse P und A; javorŭ Ahorn A; jeb-, poln. jebik "scortator" P; jed- P; jeh- P; jek-P; jel-, jelenĭ Hirsch P und A; jem- ergreifen P; jezero Landsee A; ježĭ Igel P und A;

kalŭ schwarz P; kalŭ Sumpf A; kamy, kamenĭ Stein P und A; kan- P oder A; kara Strafen P; karvatŭ, poln. karwat Kroate P und A; kaš- P; kąkolĭ Rade, Schwarzkümmel A; kąpa Werder A; kąsta, poln. kucza Hütte A; kątŭ Winkel P und A; klada Klotz, Baumstamm A; kladerąbŭ Holzhauer P und A; klanĭcĭ Beugung, etwas, worum im Bogen gebaut wird, also der Mittelpunkt der slavischen Dorfanlage A; kląbŭko Dickicht A; kląčĭ (s. klanĭcĭ); klenŭ Ahorn P und A; klêšta Zange (Schlucht?) A; klêtĭ Haus, "Klehmstakenbau" A; klinŭ Keil A; ključi Schlüssel,

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Flußbiegung A; klobukŭ Hut, Kelch P; klok- P; klot- P; klŭb- A; klŭka Hüfte p; klŭn- A; klŭp- P; kob- Weissagung P; kobyla Stute A; koh- lieben P; kok- P; kol- stechen P; sorbisch kolp' Schwan A; komarŭ Mücke P und A; komora Kammer A; kona vollenden P; konĭ Pferd A; kopati brechen A; koprŭ Dill A; kosa Sense A; košara Hürde, Pferch A; košuta Hirsch P; kotlŭ Kessel A; kotŭ Katze P; kov- schlagen P; kovalĭ Schmied P und A; kovrŭ Teppich A (?); koza Ziege A; kozlŭ Bock A; krag-A; kraj Land, Gegend A; krak- P; kralĭ König P und A; krasa Schönheit P, krasĭnŭ schön A; krava, westsl. karva Kuh A; krąk- P; krąpŭ gedrängt, gedrungen, klein P oder A; kratŭ krumm P; kremenĭ Kiesel P oder A; krek-P; krês- wecken P; krik- Schrei P; krivŭ krumm P und A; križĭ Kreuz P; kromê fern adr. P; kron- P; krot-sanft P; kruhŭ Bischen P und A; krukŭ Rabe P und A; krun- P; krŭčĭ Rodeland, westsl. karč A; krŭha Bischen, westsl. kurch- korch- P und A; krŭn-, westsl. karn- "an den Ohren beschnitten," ώτότμητος P; krŭp-, westsl. karp-Rodung A; krŭstŭ, westsl. kerst-, karst- Christus, Kreuz P; krŭt- P; kryn-, krynica Quelle A; kub- P; kuh- P; kuk- P; kuna Marder A; kurŭ Hahn P und A; kur- Gesang P; kŭk- oder kŭt- (kŭč- oder kŭc- sproßen) P; kŭnezĭ Herr P und A; kvar- Geräusch P; kvasŭ Gastmahl P; kyj Stock A; kyta Zweig, Flechtwerk A;

lab- P; labĭ Elbe A; lak- Habsucht P; lal- P; lanŭ Hufe A; lapa Falle, Bärenklau A; lava Bank, Sumpfsteg A; lagŭ Wald A; ląka Pfuhl, Wiese, Au A; ląkavŭ schlecht P; lek- P; lêl- Onkel, Tante P; lêpŭ schön P; lêska Haselstrauch A; lêsŭ westsl., poln. las Wald A; lêvŭ link P; lęd-, lędina unbebautes Land A; li-, liv- begießen, Wiese A; lih- P; lin- Schlei A; lipa Linde A; lisŭ Fuchs P und A; lĭn- Lein A; lĭp- A; lĭstĭ, westsl. last- List, Trug P; ljubŭ lieb P; ljutŭ wild P; lokva Sumpf, Lache, Regen A; lomŭ Bruch, Steinbruch A; lop-, lopata Schaufel A; losĭ Elen A; lovĭcĭ Jäger P und A; lovŭ Jagd P; poln. ług Sumpf A; luh- P; luk- Lauch P und A; lun- Mond P; lup- spalten, dravenisch laup- P; lysŭ, drav. lois- kahl P und A;

mada Schlamm P und A; mah- Zittern P; makŭ Pfeffer P; malŭ klein P; mam- Knabe, thöricht P; mar- P; matĭ matere Mutter P; mądrŭ weise P; mąk- P; mąt-, mątinŭ trüb P; meč- Schwert P; medŭ Honig P und A; medvêdĭ Bär P und A; met-, metla Ruthe A; metlika Beifuß (poln. matonak Unkraut) A; mežda Grenze, adj. meždinŭ.

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A; meždŭ zwischen, praep. A: mêh- pell, Sack P; mêlĭ Untiefe A; mên- wechseln P; mêrŭ Ruf, Name, Ruhm P; mih- Michael P; mik- P; milŭ lieb P; mirŭ Friede P; mĭn- Gedanke P; mĭzêti tröpfeln, tropfen A; mladŭ jung P; miatŭ Hammer P; mlŭk- schweigen P; mlynŭ Mühle, westsl. moln, muln A; mod-, modrŭ blau P; mogila Grab, Hügel A; mokrŭ naß A; mor- P; morje Meer, dem. moricĭ A; mostŭ Brücke P und A; mot- stch lebhaft bewegen A; mrakŭ Finsterniß, westsl. mark P; mrŭkŭ finster, westsl. merk P; mrŭža Frost, westsl. morz, poln. mroz A; muha Fliege A; muk-, muč- P; mŭhŭ Moos A;

na (praep.) sehr P; nače Anfang P; nadŭ Hoffnung P; natr- Köder, locken P; ne nicht P: ne-čĭst-, ne-dem-, ne-dyb-, ne-krot, ne-kur-, ne-mirŭ ne-woper, ne-sul-, ne-vêra (s. den zweiten Theil der Zusammensetzungen, sowie §. 4); nêga Pflege P; nêmĭcĭ Deutscher P und A; nêt- anzünden P; nik- sprießen, keimen P; niva Acker A; nizŭkŭ niedrig A; nosŭ tragen P; novŭ neu P; nuk- P;

o- (praep.) sehr P; o- (prothesis) P; obora Thiergarten A; odra A; ogarŭ Jagdhund P und A; ok- P; okno Brunnen A; oko Auge A; okolŭ Kreis A; om- P (?); opal- Brand A; opr- widerstreben P (Newoper); orĭlŭ Adler R und A; osa Espe, Wespe P und A; osika Espe A; osla Schleifstein P und A; ost- osta- P; ostrovŭ Werder, Insel, Halbinsel A: ot- P; otĭcĭ Vater P; ožarŭ Brand A;

pah- P; paj Antheil, Diener P oder A; pakŭ stark P: pal- P; panŭ Herr P oder A; past-, pastva Weideland A; pavlŭ Paul P; pąk- Knospe P; pąp- Nabel P; pątĭ Weg P und A; peh- P; pek- P; pena Strafe P; pepelŭ Asche R oder A; per- (pr-, prati) bewegen, fliegen P; peštĭ Höhle, Ofen, poln. piec A; pêna Schaum A; pêst- heilen, lehren P; pêsŭkŭ Sand A; pęk- Bündel P; pi-, piv-, pil- trinken P; pisk-(piskoru Schlammpeizger) P; pĭnĭ Baumstamm A; plak-weinen P; plast- Hufe A; plavŭ das Flößen A; pleč-, plek-P; plokŭ P; ploskŭ flach A; plotŭ Zaun A; plŭhŭ Ratte, westsl. polch P oder A; plŭkŭ Haufe, Schaar P und A; pluti Fleisch P (?); po, praep. an, entlang, längs A; podolije Thal A; podŭ bei, praep. , A; pogrêhŭ Unfruchtbarkeit P (s. grêhŭ Fehler P); polje Feld A; polŭ Seite, halb P; ponikva unterirdischer Flußlauf A; popŭ Priester P; porabŭ Holzschlag A; potrêm- (?); požarŭ Brand A; pr-, prati (lateinisch ferri), fliegen P; prah- leer P; prahŭ, westsl. parch Staub A; pral- waschen, westsl. parl'- P; praprotŭ Farnkraut, westsl. parport A; prat- P; pragŭ Heuschrecke P; prê, praep. vor,

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an A; prêkŭ queer P; prên- Kampf P (?); prêsêka Haag A; prêtokŭ Durchfluß A; prêvalŭ (an Wellen) A; pri, praep. bei, an; etwas, ziemlich A und P; priby wachsen P; prij-begünstigen P; prokŭ übrig P; puh-, puhlŭ hohl P oder A; puk- P; pustŭ wüst A; put- P; pyha Stolz, westsl. poich- P;

rabŭ Knecht P; radŭ munter, flink, bereit P; rah- P; rakŭ Krebs A oder P; rakyta Weide A; ramę Arm P; ranŭ früh P; raspar- Sonnenhitze A oder P (?); rastokŭ Ort, wo zwei Flüsse auseinandergehen, Verbreiterung A; rataj Landmann P und A; ratĭ Krieg P und A; ravĭnŭ flach A; raz-, pracp. , "zer=" A und P; rąbŭ schneiden P; rąka Hand P; rap- P; ren- P; rêka Fluß A; rêpa Rübe P und A; resa Kätzchen an Bäumen P oder A; rob- (s. rab-) P; rodŭ Geburt P; rogŭ Horn P und A; rok- p; rom- P; rosa Thau P; rotŭ Rodeland A; rovŭ Grube A; roža Rose A; rub- P; ruda Erz A; ruh- P; rum- roth A; run- R: rusŭ roth P oder A; rŭžĭ Korn A; ryba Fisch A; rybakŭ Fischer P und A; rybištĭ Fischer P und A; rycerĭ Ritter P und A; ryd- weinen P (?); ryždĭ roth, eine Pilzart "agaricus", poln. rydz A;

sablĭ Hahn A; sadŭ Garten P und A; samŭ selbst P; sarŭmatĭ Sarmate P und A; sądŭ Gericht P; sebrŭ, sebor "rusticus" P; selo, poln. siadio Wohnsitz A; sêmĭ Person P; sêrŭ grau P; sitŭ Binse A; skab-?; skala Klippe, Fels A; skar-, poln. szkarady schimpflich P; skarbŭ Schatz P; (Vgl. skrŭbŭi Trauer, westsl. skarb P); sąkpŭ geizig P; skol- P; skorŭ schnell P; skrŭbĭ Trauer P; skut- P; slabŭ P; slanŭ gesalzen A (s. sŭlanŭ zusammenflossen A); slapŭ Woge A; slava Ruhm P; slemę Dach A; slêpŭ blind P; sliva Pflaume A; slov- P; slut- Ruhm A; slŭhŭ hören P; slŭp-springen P; smag- purpurn P; smola Rech, Theer A; smrŭdŭ Bauer, westsl. smard- P; smrŭdŭ Gestank, poln. sinród P; sob- Hülfe P; sol- P; sopotŭ Rauschen A; sosna Fichte A; sov- p; spar- P; spądŭ Eimer P; sporŭ reichlich P; srŭbĭnŭ Serbe A und P; srŭh- rauh P; starŭ alt P und A; stavŭ Teich, Damm A; stąpa Flachsbreche A; steh- P; step- Stufe A; stêna Mauer A; stênĭ Schatten A; stiv- P (?); stlŭpŭ, westsl. stolp Fischständer etc . im Fluß A; stolŭ Stuhl, (Abhang ?) A; stov- P (?); strag- Wache P; strahŭ Schreck P; strak- P; stram- R (?); strąk- Schote P; strêb- P; strêg-Wache P; strêlĭcĭ Schütze P und A; strum- fließen A; stub-, stublĭ Brunnen A; studenŭ kalt A; sudŭ Enge ("fretum") A; suhŭ trocken; suk- Hund, suka Hündin P und A; sulŭ: sulêj besser P; sur- unreif P; suby gelingen

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P; sŭlanŭ zusammengeflossenA; sŭp- gießen A ; sŭpręt- klein P; sŭtek-, sŭtok- Zusammenfluß A; svêg- Plaudern P; svêrŭ Rothtanne P und A; svêtŭ Licht A und P; svętŭ stark, heilig P und A; svig- P (?); svih- P (?); svinija Schwein P; svoj- sein P; svrŭčŭ Grille, Maulwurf P und A;

šah- P; šim- P; štedrŭ barmherzig P; štitŭ Schild P und A; šturŭ Grille, poln. szczur Ratte P und A; šuma Wald A; šumŭ Rauschen des Wassers, Waldes A;

tat- Vater P; tągŭ tapfer P; teb- du, dich P (: tebohŭ); telę Kalb; tep- (s. top-) A; toterę Auerhahn A; têha Trost P; tęza se streiten P; timêno Koth, Lehm A; tisŭ Lärche A; tlŭd- A oder P (?); tol- dulden P; ton- P; top-, toplŭ warm A; topiti benetzen A; toplica warme Quelle A; toporŭ Axt A; trava Gras A; trąba Trompete P; trątu Hummel, poln. trąd A; trątŭ Wache P; trêba taugen P; trêbiti roden A; treh- P; trije, tri drei A; troj- P; trŭnŭ Dorn P und A; trŭpê dulden P; trŭstĭ Schilf, westsl. tarc- A; tuh- brechen P; tuk- (tuczny, poln. fett) A; turŭ Auer P und A; tŭd- p; tŭpŭt-, poln. depc- stampfen P; tvrŭdŭ, westfl. tvard hart P;

ubi tödten P; ublĭ Wasser, Teich A; ulica Straße A; uli Bienenkorb A; ust-, ustije Mündung A; uvalŭ Thal A;

vac (= vęšte ?) mehr P; vad- Streit P; val- groß P; valŭ Woge A; van- P; var- P; varęgŭ Waranger, Waräger P und A; vaš- P; vąv-, vęv- P (?); velŭ groß P; (velet- Riese); veprĭ Eber P und A; veselŭ froh P; vêra Glaube P; vešte mehr P; westsl. vika, vikŭ Dorf, dravenisch waika A; poln. wikla Gestrüpp A; vil- vila Zauberin P; virŭ Wirbelwind A; višnija Weichselkirsche A; vitęzĭ Held P und A; vitŭ Gewinn P; vĭsĭ Dorf A; vĭsĭ all P; vlaga Feuchtigkeit A; vlŭg- feucht, poln. wilzenie Feuchtigkeit A; vlŭkŭ Wolf, westsl. volk P und A; voda Wasser A; voj Krieger P, vojevoda Herzog P; volŭ Wille P; vrabij, westsl. varbel, poln. wróbel Sperling A; vragŭ Feind, Teufel, westsl. varg P; vrana, westsl. varna Krähe, vranŭ schwarz, Rabe P und A; vratŭ kehren, schlagen P; vrêdŭAussatz, Geschwür, poln. wrzód P oder A; vrŭba Bachweide, westsl. verba P und A; vrŭd-, westsl. vard- (poln. wardęga Taugenichts, wardawy linkisch) P; vrŭhŭ (praep.) ob, über, hoch A; vrŭhĭnŭ adj. hoch A; vrŭp- Raub P; westsl. vy- (praep.) von, aus A; westsl. vygonĭ, poln. wygon Trist A; vysokŭ hoch A und P, vysŭ, vyšij höher P;

za (praep.) hinter, jenseit A; zajęcĭ Hase P und A; zamŭkŭ Schloß; zavalŭ "Hinterwall" A; zavi-, zavil-, zaviš-

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P; ząbrĭ Bison A; poln. zdróy Quelle A; zêv- gähnen P; zima Winter, Kälte P und A; zlato Gold A, zlatŭ golden P und A; zŭlŭ schlecht P; zvąg- Ton, Schall P; zvêrĭ wildes Thier A;

žaba Frosch P und A; žalĭ Schmerz P; žarŭ Gluth, Brand, hell P; žat-?; žel- begehren P; želêzo Eisen A; žilŭ lebend P; žirŭ Leben P; žitu, žitŭkŭ Leben P; živa Göttin Siwa P, fem. zu živŭ lebend, Leben gebend P; žĭd-Verlangen P; žlŭčŭ Galle P.

Bildung von Ortsnamen aus Personennamen (§. 2 - 18).

Die aus PN entstandenen ON sind im Slavischen am zahlreichsten, weshalb sie hier auch zuerst besprochen werden mögen.

§. 2. Zur Bildung von ON eignet sich begreiflicher Weise jeder P, und im großen Gebiete der slavischen Sprachen sind auch unzählige slavische Orte nach Personen benannt; ja eine sehr große Anzahl von P hat sich nur noch in ihren Ableitungen, den ON, erhalten.

Zuvor dürfte es angezeigt sein, das Nöthigste über die Bildung und Bedeutung der PN selbst anzugeben.

§. 3. Die verschiedenen Endungen und Veränderungen des Stammes der PN veranlassen keine Veränderung in der Bedeutung des Themas; so bedeuten z. B. poln. wilk, wilkan, wilkosz, wilkota etc . ohne Unterschied "Wolf".

§. 4. Anders verhält es sich mit den zusammengesetzten PN, bei denen jeder Theil der Zusammensetzung seine Bedeutung hat.

Der zweite Theil der Zusammensetzung ist stets ein Nomen.

Der erste Theil der Zusammensetzung ist entweder

1) eine praep. mit deminutiver oder augmentativer Bedeutung, z. B. bez ohne: bezdêd "ohne Ahnen"; kromê fern: kromêmêr "fern Ruhm"; na über, sehr: nakon "sehr vollendet"; o über, überaus: obodr "sehr wachsam", okrąt "sehr rund", okarn (westsl.) "sehr beschnitten an den Ohren"; po (=[grichisch]) sehr: počarn "sehr schwarz", podušek (?), pokręt "sehr rund", ponad "hoffnungsvoll", porad "sehr bereit", etc .; pri an, bei, mit: priborn "Mitkämpfer", prilub "adamatus" etc .

2) die Negation ne: nečĭst- Unehre, nekrot Unsanft, nekur Ohnesang, nemir Unfried, newopr ohne Widerstreben, nesul Ungut. nevêra Unglaub etc .

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3) ein Verbum (selten): da geben, damer Giebruhm; lup- spalten, lupeglav Spaltekopf.

4) ein Nomen. Diese Zusammensetzungen sind die zahlreichsten; sie sind entweder copulative Composita und werden durch und aufgelöst wie milkoch. "gut und lieb" (einziges Beispiel), oder possessive und Abhängigkeits=Composita, Adjectiva, welche gewöhnlich durch das Particip "habend" aufgelöst werden können: blizignêv "in der Nähe Muth habend", blizimêr von der Nähe den Namen (Ruhm) habend, bądimêr vom Wesen Ruhm habend, ctimêr (čech.) von der Ehre den Namen habend, dêjmêr von Thaten den Namen habend, dobimêr des Tapferen Namen habend, dobimyšl des Tapferen Sinn habend; dobromyšl des Guten Sinn habend; dalimêr in der Ferne Ruhm habend; domarad zu Haufe thätig; dargobąd liebes Wesen habend, lieben Wesens; chotibąd munteres Wesen habend oder "ersehnten Wesens"; jaromêr des Strengen Namen habend; lubimêr Namen des Lieben habend; mirognêv Friedenssinn habend; pribygnêv vom Wachsen Muth habend, "Wachsmuth"; radirąk bereite Hand habend; trêbimêr des Rechtschaffenen Namen habend; valicheteš starke Sehnsucht habend; vartislav vom Schlagen (der Feinde) Namen habend; žarmêr vom Brennen Namen habend etc .

§. 5. Die aus PN gebildeten ON sind entweder einfache Substantiva (§. 6-14) oder einfache Adjectiva (§. 15- 17), oder zusammengesetzt aus einem slavischen PN mit einer deutschen Ortsbezeichnung (§. 18).

§. 6. Das suff. altsl. -išti, ište, westsl. ici, ice (acc. plur.) , wird entweder an den PN selbst angefügt oder an ein von dem PN auf ovŭ gebildetes adj. poss. Das suff. -ice bildet Patronymika (und Metronymika), entspricht also der deutschen Endung der patron. =ing, =ung. In den urkundlichen Formen ist das ov-ice sehr häufig abgeschwächt zu ewice. Beispiele: Babice (Bähst) = Nachkommen des Baba [Greis]; Benitze (Benitz) = Nachkommen des Ben-[Mord]; Bobehtze (Böbelitz) = Nachkommen des Bobola [Rundbauch]; Gnewetice (Gnewitz) = Nachkommen des Gnevęta [Zorn]; Zirice (Zieritz) = Nachkommen des žir-[Leben]; - Boianeviz (Jennewitz) = Nachkommen des Bojan [Krieger]; Beggerewize (Beckerwitz) = Nachkommen des Bêgar [Läufer]; Dalevize.(Dallwitz) = Nachkommen des Dal [Fern]; Plotzaneuitce (Prisannewitz) = Nachkommen des Plocan [Fels].

§. 7. Suff. -ĭcĭ bildet auch patron. , aber auch demin. : z. B. ist vielleicht Godebuz = Godêbudĭcĭ Domerace = Domaradĭcĭ; vgl. aber auch §. 17.

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§. 8. Suff. plur. jani, jane, an fertige Ortsnamen gehängt, bezeichnet die Bewohner dieses Ortes, z. B. Tolensane (die Tollenser) = tolenčane (dolenčane ?) "die Bewohner des Landes Tolenz".

§. 9. Zwei in Thema und Suffix gleiche Namen werden bisweilen dadurch unterschieden, daß der eine von beiden deminuirt wird, entsprechend der Unterscheidung des Deutschen: "Groß=" und "Klein=". Zur Bildung solcher demin. dienen -ice, -ek, -ka. Die deminuirten ON trifft man häufig in der Nähe der nicht deminuirten des gleichen Stammes, wie ja auch im Deutschen; z. B. Vilank (Vilank, A. Dömitz), d. h. etwa "Klein =Vilan" mit Bezug auf ein Vilan (vielleicht Vellahn, oder ein untergegangenes Vilan).

§. 10. Unveränderte PN im sing. bezeichnen bisweilen Orte, so z. B. Bischa, Nesul, Woiuta etc . also "Besitzer" B., N., W. etc .

§. 11. Viel häufiger bezeichnen unveränderte PN im Plur. (und zwar meist accus. plur. ) Orte: Babeke (Babke) "die (plur.) Babak" oder "die Babka"; Vilane (Vellahn) "die (plur.) Vilan"; Bisdede "die (plur.) Bezdêd"; Krummere (Krümmel) "die (plur.) Kromêmêr"; Gambe "die (plur.) Gaba"; Varbende (Fahrbinde) "die (plur.) Verbęta"; Gorezlawe (Gößlow) "die (plur.) Gorizlav" etc .

§. 12. Dazu kann man auch diejenigen PN im plur. rechnen, welche Personen gewisser Stände oder Gewerbe bezeichnen, und so als ON dienen, z. B. Strelitz, Streltz (Strelitz) "die Schützen"; Kowale (Kowahl, Kogel) "die Schmiede"; Drevale (Drefahl) "die Holzhacker" etc .

§. 13. Einige ON weisen Völkernamen auf; jedoch sind die meisten dieser ON von dem Namen eines Individuums abzuleiten, und so PN geworden, wie wir ja auch im Deutschen Beyer, Sachs, Hasse, Schweitzer, Unger, Holländer - Littauer, Schlesinger, Italiener, als Personen= und Familiennamen haben; diese ON brauchen also nicht grade historische Bedeutung zu haben; z. B. Karwete (Karst) "die Fam. Kroat", "die Leute des Kroat"; Wangere (Wangern) "die Fam. Ungar"; Warensin (Warrenzin) "Ort des Waräger" etc .

§. 14. Einige seltnere Suffixe, mit denen ON aus PN gebildet werden, sind z. B. -ĭskŭ-, vgl. villa Boderesken (Badresch); und -le-: Lanckauel (d. i. ląkavle, Langhagen).

§. 15. Adjectivische ON bezeichnen den von N gegründeten oder von ihm besessenen Ort und werden von dem PN N durch Suffixe gebildet; sie sind also adj. poss.

 

 

!!!!!Achtung!!!!! Seiten 17 bis 20 fehlen

 

 

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C. Register * )

A.

Adamsdorf, A. Stavenhagen, traditionell Koschwanz, Kuhschwanz, bis 1815 officiell Kostall, Kuhstall genannt, a. 1170 Chotibanz, 1182 Chotebanz, 1244 Chotibanz (altsl. hotĭ Sucht, Verlangen. P.: poln. Chocibąd) adj. poss. §. 17. Bedeutung: "Ort des Chotibąd" [der der Munterkeit (Sehnsucht) Wesen hat]. Später, 1460, Kostall, 1473 wûste veltmarke genômet de Kostal (altsl. kostelŭ Kastell, Thurm, poln. košciol Kirche, Tempel A), adj. §. 20. 21: "Kirchort".

Althof, auch Alt=Doberan, A. Dob., 1170 Dobrum, 1171 claustrum Doberan, Dobran, 1177 Doberan etc . (altsl. dobrŭ gut P u. A), adj. poss. §.17: "Ort des Dobran".

Ankun (untergeg. bei Ivenack), a. 1256 etc . (altsl. ąk-; ąkotĭ Haken P), adj. poss. §.18: "Ort des ąkun".

Auegraben, Arm der Stecknitz an der Lauenburger Grenze, a. 811 Mescenreiza. 1250 (Bog.) Mecza (altsl. mežda Grenze, adj. meždĭnŭ A; rêka Fluß, demin. rêčica Bach A), compos. §. 37: "Grenzbach".

Augzin, A. Goldb., 1296 Eutcyn, 1297 Eutcin, 1309 Eucin etc . (altsl. ot'-; otĭcĭ, poln. ojciec Vater, P), adj. poss. §. 16: "Ort des Oita".

B.

(Baarz), Prov. Brandenb., mit meklenb. Antheil, A. Eldena, 1 [Meile] S Dömitz, 1426 Bartse (altsl. brŭti, poln. baré Bienenbeute, Bienenstock im hohlen Baum A), adj. §. 21: "Bienenstockort".

Bäbelin, Bö=, A. Neu=Kloster, 1232 Boblin, 1236Bobelyn, 1267 Bobelin (altsl. bobŭ Bohne P, poln. Bobola "Rundbauch") adj. poss. §. 16: "Ort des Bobola".

Groß=Bäbelin, A. Stavenh., und Kl.=Bäbelin, A. Goldb., 2 SW. Teterow, 1568 Bebelinn, 1607 Bobelin: dasselbe.

Bäbelitz, Bö=, A. Gnoien, 1236 Bobelyz (altsl. bobŭ, fs Bäbelin) patron. §. 6: "die Nachkommen des Bobola".


*) Anmerkung. In der Schreibweise und alphabetischen Reihenfolge schließen wir uns den Staats=Kalendern an. Die Lage der Oerter ist nach A[mt] und V[ogtei] und der Weltgegend der nächsten Stadt bestimmt. - Den zusammengesetzten Personennamen ist in eckigen Klammern die Bedeutung hinzugefügt. Die PN sind in der ihnen westsl. etwa zukommenden Form angegeben.
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Babke, A. Mirow, 1257 Babic, 1350 Babeke (altsl. baba der, die Alte P) plur. §. 11: "die Babak".

Babst, A. Neu-Kloster, 1120 Babic, 1254 villa Babece, 1319 Babitze (altsl. baba) patron. §. 6: "die Nachkommen des oder der Baba".

Badegow, A. Kriwitz, 1305 Badeghowe, 1324 Badegowe (altsl. bad-; badati stechen, forschen P) adj.poss. §.15: "Ort des Badêch-"

Badekow, A. Boizenb., 1469, 1485 Badegowe: dasselbe.

Badow., A. Wittenb., 1236 Badowe, (1237 Bardowa), 1279 Badow (altsl. bad-) adj. poss. §. 15: "Ort des Bada".

Badresch, A. Starg., 1298 Bodereschendorp, 1337 uilla Boderesken, 1411 in Bodereske, 1433 Badereske (altsl. bŭdrŭ wach, tapfer P) §. 18: "Dorf der Bodr-, Bodrišek".

Bahlen, A. Grev., 1404 Bolen, 1530 zum Bahlen, 1752 Bahlen (altsl. bal-, heilen, zaubern P), adj. poss. §. 17: "Ort des Balen [Arzt, Zauberer]". Vgl. noch: Bahlenberg, zur Stadt Parchim; Bahlendorf, A. Boizenburg, 1230 Balendorpe; Bahlenhüschen,A. Kriwitz; Bahlenkamp, ein Acker bei Lehsten. Bei der Bahlen, Hölzung bei Bützow 1581; Bahlen, Dorf (unterg. bei Bützow) 1600.

Bahlen, A. Boizenb., 1453 Balen, 1469 Bolen, 1485 Balem: dasselbe.

Balen=See, SO Fürstenberg, 1299 Balam stagnum; 1348 stagnum Balam (altsl. bal-, s. Bahlen) adj. poss. §. 17: "(See) des Balom".

Ballin, A. Starg., 1322 Ballin (altsl. bal-) adj. poss. §. 16: "Ort des Bala".

Ballwitz, A. Starg., 1290 Beleuiz, 1302 Beluiz (altsl. bêlŭ schön, weiß P) patron. § 6: "Nachkommen des Bêl".

Balow, A. Grab., 1341 Balow (altsl. bal-) adj. poss. §. 15: "Ort des Bal, Bala".

Bandekow, A. Boizenb., 1402 Bandekow, 1453 Bandekouwe (altsl. bąd- sein werden P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bądek".

Bandekow, A. Schwerin, 1363 Bandekow: dasselbe.

Bandelstorf, A. Ribnitz, 1338 Bantmerstorp, 1339 Bannemerstorp, 1347 Bandemerstorpe (1327 [B]an[d]elstorp) etc . (altsl. bąd- P: *Badĭmêrŭ, vgl. kasz. Będzmjerovjce, Kr. Konitz), §. 18: "Ort des Bądmêr" [vom Wesen Ruhm habend].

Bandenitz, A. Hag., 1220 Bandenitz, 1343 Bandenitze (altsl. bąd-) patron. §. 6: "Nachkommen des Baden".

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Bandow, A. Schwan, 1274 Bandowe (altsl. bad-) adj. poss. §. 15: "Ort des Bąd-".

Bansow, A. Güstr., 1645 Bansow (altsl. bąk-, poln. bąk Hummel, bęk das Summen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bąča".

Bantin, A. Wittenb., 1230 Bantin, 1313 Bantyn (altsl. bat- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Bąta".

Bantow, A. Bukow, 1338 tho Bantecowe (altsl. bat-) adj. poss. §. 15: "Ort des Bątek".

Banzin, A. Wittenb., 1194 Bansin, 1348 Bantzin (altsl. bąk, P) adj. poss. §. 16: "Ort des Bąča".

Banzkow, A. Schwerin, 1300 Bancekowe, 1327 Banscekowe, 1350 Bantzekowe (altsl. bąk- s. Bansow) adj. poss. §. 15: "Ort des Bąček".

Barkow, A. Lübz, 1273 Berchowe, 1370 Barckowe, 1534 Barchow, 1563 Berckow, Barckow (altsl. ber- nehmen, rauben P) adj. poss. §. 15: "Ort des Berka [Raub]".

Barkow, A. Neust., 1473 Berkow: dasselbe. - Vgl. noch Barkower Brücke, A. Plau, gegenüber dem Dorfe Barkow, A. Lübz.

Barlin, A. Dargun, 1226Bralin, 1309 Bralyn, 1327 Baralin (altsl. bral- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Brala". - Vgl. kasz. Bralevnjca; Barłomjno.

Barnekow, A. Grevesm., 1230 Barnekowe (altsl. baranŭ Hammel, poln. baran Widder, baranek Lamm P) adj. poss. §. 15: "Ort des Baranek".

Barnin, A. Kriwitz, 1362 Barnyn, corrigirt in Bernyn, im 15. Jahrhundert oft Bernyn altsl. brŭno, westsl. berno Koth A) adj. §. 32: "Kothort, Sumpfort".

Bärnimm, der, Burgstelle bei Grammow, der Fam. Behr=Negendank gehörig; deutsch? oder (altsl. branĭ Kampf P) adj. poss. §. 17: "Ort des Barnim"?

Barz, A. Stav., 1648 Barth (altsl. brŭtĭ, s. Baarz) adj. §. 21: "Bienenstockort".

Basedow, A. Stav., 1247 Basdowe, 1337 Bazsdowe etc . (poln. bzd- "pedere" P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bzda, Bazda" (qui pedit).

Basepohl, A. Ivenack, 1252 Bospole, 1256 utrumque Bozepol, 1301 Bosepol, Bozepolle, Bosepule etc . (altsl. bogŭ Gott, adj. . božiï polje, poln. pole Feld) compos. §. 37: "Gottesfeld".

Basse, A. Gnoien, 1535 von Bassen; Batze (altsl. bah-) plur. §. 15: "die Fam. Baš-".

Bassow, A. Starg., 1397 Bassow, 1469 Bassow (altsl. bah- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Baš-".

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Bechelstorf, Vogtei Rupenstorf, 1257 Trebethestorpe (altsl. treba taugen P) §. 18: "Dorf des Trêbota".

Beckentin, A. Grabow, 1273 Bekenthin, 1295 Bekentin, 1312 Bekentyn etc . (altsl. bek-. P) adj. poss. §.16: "Ort des Bekęta".

Beckerwitz, A. Grev., 1222 Begereuiz, 1230 Bekereviz, 1248 Bekkeruiz, Bekeruiz, 1404 Bekeruitze etc . (altsl. bêgŭ Flucht, bêgarĭ Läufer P) patron. §. 6 "Nachkommen das Begar".

Belitz, A. Güstr., 1232 Beelz, 1282 Beliz, 1286 Beltz, Beliz, Belisz etc . (altsl. bêlŭ schön, weiß P) patron. §. 6: "Nachkommen des Bêl".

Gr. u. Kl. Belitz, A. Bukow, 1270 Belitz, etc ., Beliz, Beltze, Belze, Dudeschen Beliz: dasselbe.

Belitzer See, jetzt Neuenkirchenscher See, A. Schwan: 1232 See Byalz (altsl. bêlŭ, poln. biały schön, weiß A) §. 27: "weißer See".

Bellin, A. Goldb., 1229termini Belliconenses, 1233 Belin (altsl. bêlŭ P) adj. poss. §. 16: "Ort des Bela".

Below, A. Goldb., 1296 Belowe (altsl. bêlŭ P) adj. poss. §.15: "Ort des Bela".

Below, A. Wredenh.: dasselbe.

Below, A. Strelitz, 1505 Below: dasselbe.

Belowen=See, A. Plau, in der Nossentiner Haide, 1344 Belowen See: dasselbe.

Belsch, A. Hagenow, 1696 Beltsche (altsl. bêlŭ P) adj. poss. §. 17: "Ort des Bêlk".

Benitz, A. Schwan, 1270 Benizdorp, 1286 tellus pagi Beens (altsl. ben-, tödten P) patron. §. 6: "Nachkommen des Ben, Bena".

Beniz (untergeg. b. Gilow, A. Stavenh.), 1228 Beniz, 1232 Bensiz, 1240 Benyz, 1248 Bentsiz, 1266 villa Benziz, 1281 Beniz, 1282 Beniz (altsl. ben- tödten, oder poln. bęk- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Ben, Bena, oder des Bęk".

Bennin, A. Boizenb., 1158 Benin, 1171 Benine (altsl. ben-, s. Benitz) adj. poss. § 16: "Ort des Bena".

Bentin, A. Gadeb., 1194 Bentin (altsl. bęt-) adj. poss. §. 16: "Ort des Bęta".

Bentwisch, A. Ribnitz (auf einer Hochfläche), 1235 Bentuwisk,(1257 Bentwisch), 1297 Bentwicsh, 1298 Bentwichs, 1300 Bentewisch, 1305 Bentwisk (altsl. bęt- P; vysokŭ hoch A) compos. §. 35: "Höhe des Bęt-" (?).

Benz, St. Wismar, 1309 Bentze, 1339 Beentze (altsl. bąk-; poln. bęk das Summen P) adj. poss. §. 17: "Ort des Bęk".

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Benz, A. Schwerin, 1696 Bentz: dasselbe.

Benzin, A. Rehna, 1230 Banste 1237 Bencyn, Bantsin, 1309 Bencin, 1310 Benczyn. (altsl. bąk-; poln. bęk das Summen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Bęka".

Benzin, A. Lübz, 1300 Bentcin: dasselbe.

Bernitt, A. Rühn, 1238 Brunit (altfl. brun-, suff. -itŭ, braun P u. A) sing. §. 10: "Besitzer Brunit (Braun)".

Beselin, A. Ribnitz, 1321 Berzelin, 1339 Berselin (altsl. brŭšlênŭ Epheu A) adj. §. 21: "Epheuort".

Beseritz, A. Stargard, 1355 Beseritz (altsl. biserŭ Perle P) patr. §. 6: "Nachkommen des Biser-".

Beseritz, Land um Beseritz und Friedland (der "Werder"), 1236 Bezeriz, nach dem Ort B. benannt.

Besitz, A. Boizenb., 1453 Barsitze, 1469 Basitze, 1485 Bartze (altsl. brŭtĭ Bienenbeute A) adj. §. 21: "Bienenstockort"; vgl. altsl. brŭzŭ, westsl. barz schnell A und P.

Besunt, S der Müritz, Wald (Wittstocker Haide), 1186 Bezwt, 1189 Besut, 1197 Bozwnt (altsl. bĭzŭ. poln. bez Hollunder, collect. bezut', beząt' A) etwa: "Hollunderdickicht"(?).

Bethenici, Polabische Völkerschaft: Lanai et Bethenzr (andere Lesart Bechelenzi) 811, um 890-900: Bethenici et Smeldingen et Morizani, bei Perw. Bytiniči (altsl. byt P; vgl bytyn' ci ruth.=gal.) patron. §. 6: "die Bytiner".

Bibow, A. Kriwitz, 1247 Heine de Bibowe, 1420 Bybow (altsl. bŭb-, bŭbati stammeln, lispeln P) adj. poss. §. 15: "Ort des Biba".

Bicher, Feldm. Parchim, 1240 Bichure uillam, 1256 Bichore (altsl. byh-, P) plur. §. 11: "die Bychor".

Biestow, A. Schwan, 1282 Bystove, 1333 m Bystouen (altsl. byh-; P: čech. byštice) adj. poss. §. 15: Ort des Byšta".

Bietnitz, Bach bei Pinnow, A. Kriw., (altsl. bit- schlagen A; adj. bitĭnu- : "der anprallende, heftige Bach" (oder von bičŭi, Binse, adj. bičĭnŭ und bitnica = bičnica, "der Binsenbach" ?).

Bille, Fluß, in Lauenburg Grenze der Polaben, 786 Bilena, 1158 Bilna, (altsl. bêlŭ schön, weiß A) adj. § 31: "weißer Bach" (Gegensatz: Schwarzenbeck).

Bischa (früheres Dorf bei Dargun) 1178 (altsl. byh-; P) sing. §. 10: "Besitzer Byša".

Bisdede castrum (am Gutowschen See S Güstrow), 1197 Bizdet (altsl. bezŭ praep. ohne, dêdŭ Großvater P: * bezdêdŭ "ohne Großvater, ohne Ahnen") plur. §. 11: "die Bezdêd".

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Bisdede stagnum (Gutowscher See oder Rosiner See) 1229, 1233: dasselbe.

Bisdede solitudo (hona Rosin dicta) 1233: dasselbe.

Bisdede, 1235 terram Bisdede siue Tribedene, (l 257 Bizden): dasselbe.

Bistenowe (in der Gegend von Schönberg) 1194, (altsl. byh- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Byšten"

Bleese, A. Gadeb., 1230 Baleise, 1245 Baleyse, 1282 Baleise (altsl. bal- R) plur. §. 11: "die Bališa"; s. S. 7 über das Dravenische.

Blengow, A. Bukow, 1238 Blengow, 1239 Blengowe (altsl. bląg-; blązdenije, Umherschweifen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Blęga"

Blieschendors, A. Gadeb., 1452 Blisekendorpe (altsl. blizŭ nahe p) §. 18: "Dorf des Blizek".

Bliesekow, A. Doberan, 1268 Blisecowe, Bliscow (altsl. blizŭ nahe P) adj. poss. §. 15: Ort des Blizek (Nahe, Nachbar)".

Blievenstorf, A. Neustadt, 1300 Blisemerstorpe (altsl. blizŭ nahe P) §. 18: "Dorf des Blizimêr" [von der Nähe, in der Nachbarschaft Namen (Ruhm) habend].

Blisignewitz (eingeg. bei Dargun), 1216, (altsl. blizŭ nahe P) patron. §. 6: "Nachkommen des Blizignêv" [in der Nähe muthig].

Blowatz, A. Redentin, 1296 Bluadze, 1325 Blowace, 1326 Bluadze, Bl_vadze, Bluwadze etc . (altsl. blju- P; bljuvati speien, sprudeln, poln. blu, blu Gluck, gluck!): "Sprudelort"?.

Blücher, A. Boizenb., 1230 Bluggere, Olricus de Bluchere 1214 (altsl. blju- P, s. Blowatz) §. 29: "die am Sprudel wohnen" (?).

Blücherhof, A. Lübz, (im 19. Jahrhundert erbauet auf der Feldmark:) 1289 Glans, Glanse, 1304 Glantz, Glanz, 1605 auf dem Glantze, 1676 Glanser Acker. Noch jetzt ein Feld auf der Feldmark von B. Glanskoppel (altsl. ględu Glanz, Blick P: serb. gledić) adj. poss. §. 7. 17: "Ort des Gląd".

Bobbin, A. Gnoien, 1282 Babyn, 1292 Babin, 1350 Babbin (altsl. baba der, die Alte P) adj. poss. §. 16: "Ort des Baba".

Bobitz, A. Grevesm., 1344 Bobyst (altsl. bobŭ Bohne A) collect. §. 26: "Bohnenfeld".

Bobzin, A. Lübz, 1235 Babazyn (altsl. baba der, die Alte P) adj. poss. §. 16: "Ort des Babka".

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Bobzin, A. Wittenb., 1230 Bobetin, Bobecyn, 1335 Bobecin (altsl. bobŭ Bohne P) adj. poss. §. 16: "Ort des Bobota.

Bockup, A. Dömitz, 1540 Buckop, 1566 Bukop (altsl. bŭk- vgl. bŭčela Biene, kopati brechen A) adj. §. 21: "Bienenbruchort" (vgl. litauisch bit-kopis Bienenbruch).

Boddin, A. Wittenb., 1230 Bodin, 1335 Boddin (altsl. bod-; bodlĭ Stachel; bodą, bosti stechen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Boda".

Boddin, A. Gnoien, (1288 Boddin) 1578 Boddin: dasselbe.

Boissow, A. Wittenb., 1158 Bvzvwe, 1194 Bosowe, 1219 Bozowe, 1230 Bosowe (altsl. bosŭ barfuß P) adj.poss. §. 15: "Ort des Bos-".

Boitin, Land (Vogtei Schönberg), 1158 Bvtin, 1168 Boytin, 1174 Bvtin, 1194 Buthin, 1211 Boytin (bei Perwolf Bytin) (altsl. byt- P) adj. poss. §. 16: "(Land) des Byta, Boyta", s. S. 7 über das Dravenische und S. 25 Bethenici.

Boitin=Restorf, f. Restorf.

Boitin, A. Bützow, 1233 Boytin (altsl. byt-, s. Boitin, Land) adj. poss. §. 16: "Ort des Byta, Boyta".

Boize, Fluß, in die Elbe bei Boizenb., und Boize, A. Zarrentin, Hof, 1255 Boytze, szo an der Boytzen belegen ys, westsl. für poln. byca von byt- A oder P, s. S. 7 über das Dravenische.

Boizenburg, 1195 Boyzenburg, 1208 Buzeborg, Byzenburgh, Hwiceborg, 1216 Boiceneburch etc etc , Burg an der Boize (Perwolf S. 143: "B. wohl = gorod Byten', Bytin', darin verkürzt der Name der Bytiniči".) (altsl. by't P) §. 18.

Boizenburg, Amt: 1158 Boyceneburg, 1171 territorium Boiceneburg, 1223 Boizenburc etc ., nach dem Burgort benannt.

Boldebuck, A. Schwerin, 1333 Boldebuck:?

Boldela, A. Schwerin, nach 1400 Boldelage:?

Bölkow, A. Güstr., 1226 Belcowe, Belkowe, 1229 Belcowe, 1233 Belichowe, 1273 Belecowe (altsl. bêlŭ schön, weiß P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bêlk, Bêlik (Schön, Weiß)".

Gr.=u. Kl.=Bölkow, A. Schwan, 1244 Bulcowe, Bvlchowe, 1278 Bolekowe (altsl. bolŭ mehr, besser P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bolek".

Bollewick, A. Wredenh., 1331 Boldeweke:?

Bols, mons (bei Ribnitz), 1311 Bolz, Boltz (atlsl. bolŭ mehr, besser P) adj. poss. §. 17: "des Boleš", oder "des Bolek".

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Bolz, A. Sternberg, 1532 Boltze: dasselbe, "Ort des Bolek".

Bolzer See, S Oldenstorf, 1237 Boltzer See, 1274 ad paludem Boltz: dasselbe.

Borkow, A. Sternb., 1283 Borchowe, 1306 Borcowe (1. altsl. borŭ Kampf P; 2. altsl. borŭ, poln. bor Fichtenwald, demin. borek A) adj. §. 15. 34: 1) "Ort des Borik (Kampf)" oder 2) "Fichtenwalde".

Borrentin, Barentin (untcrgeg. im A. Rossewitz) [S. A.], (altsl. borŭ Kampf A) adj. poss. §. 16: "Ort des Boręta".

Börzow, A. Grevesm., 1230 Bvrtsowe, 1255 Bortsowe, 1258 Burtsouue, Burtsowe, 1402 Bortzowe, 1519 Bortzow (altsl. borŭ Kampf P) adj. poss. §. 15: "Ort des Borč-".

Bossow, A. Dobbertin, (altsl. bosŭ barfuß P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bos-".

Bössow, A. Grevesm., 1230 Bvrissowe, 1311 Borsowe, 1335 Bortzowe, 1535 Bossaw (altsl. borŭ Kampf P) adj. poss. §. 15: "Ort des Boriš".

Botelstorf, A. Rehna, 1312 Botlevestorpe, Bodleuestorpe (altsl. bod- stechen, bodlĭ Stachel, bodĭlivŭ ftechend P) §. 18: "Dorf des Bodliv".

Bouzka, rivulus (Zufluß der Trebel), 1174 (altsl. bogŭ Gott P, z. B. poln. božek, fem. božka [Symbiol: #].).

Brahlstorf, A. Wittenb., 1194 Bralistorp, 1230 Bralizstorp (altsl. bral-? P) §. 18: "Dorf des Brala".

Brahlstorf, A. Schwerin, 1262 Bralizthorp, 1313 Bralisdorpe: dasselbe.

Bramow, A. Schwan, 1306 Bramow, 1311 Bramowe (altsl. brama Thür, Thor A) adj. §. 34: "Thorort".

Bredentin, A. Güstrow, 1386 Bredentyn (altsl. brêd-; [1722 bredove "Elentsort" in Ostpreußen] P; vgl. lit. brêdis das Elen) adj. poss. §. 16: "Ort des Brêdęta".

Breesen, A. Gadeb., 1230 Brezen, 1260 Bresen, (altsl. brêza Birke A) adj, §. 30: "Birkenort".

Breesen, A. Rossewitz, bei Lage, 1445 Bresen: dasselbe.

Breesen, A. Sülz, 1232 Brisene, 1241 Bresen, 1248 Bresine, 1266 Bresen etc .: dasselbe.

Breesen, A. Stavenh., bei Neubrandenb., 1342 Bresene, Bresen: dasselbe.

Gr.=Breesen, A. Dobbertin bei Krakow, 1303 Maior Bresen: dasselbe.

Kl.= Breesen, A. Lübz bei Krakow, 1303 Minor Bresen: dasselbe.

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Brenz, A. Neustadt, (altsl. bren-, bryn- Sumpf? A) §. 27. 28: "Sumpfort, Kothort". Danach benannt:

Brenz, Land (W Rarchim, A. Neustadt), 1230 im lande Brenitz, 1247 terrarum Thure necnon Brence.

Bresegard, A. Eldena, gehört zum Wanzeberg, 1230 Brezegore, 1308 Brezegor, 1540 Prawest-Brisgur (altsl. brêza Birke A; gora Berg A) comp. §. 35: "Birkenberge".

Bresegard, A. Hagenow, in der Jabelheide, 1500 Breseghur: dasselbe.

Bresen, Kspl. Hoh.=Vicheln, s. Kleekamp.

Bresen, Land, A. Grevesm., 1158 Brezen, 1167 terra Briezanorum, 1171 Brezin, in terra Brizen, 1174 Brezen (altsl. brêgŭ Ufer A) §. 33: "Uferanwohner", §. 30, adj.: "Uferland".

Bresenitz, Bach, Abfluß des Sees bei Woserin, A. Sternberg, 1237 Bresenitz, 1274 Brezenitce (altsl. brêza Birke A) §. 28: "Birkenbach".

Bresewitz, A. Starg., 1469 Bresewitz, 1779 Bresewitz (altsl. brêza Birke A) §. 28: "Birkenort".

Bretzin, A. Boizenb., 1297 Britsin (altsl. brêt- Erfindung P: čech. břetislav) adj. poss. §. 16: "Ort des Brêta".

Bridder, castrum (bei Bölkow am Rosiner See) 1171, (altsl. brid-; bridati herbe sein P) plur. §. 11: "die Bridar". VgL Bisdede.

Briest, A. Schwerin, 1 S. Lübtheen, erst im 18. Jh. genannt: Briest (altsl. brêstŭ Ulme A) adj. §. 21: "Ulmenort"

Briggow, A. Stavenh., 1350 Begerrowe, Beggherowe (altsl. bêgŭ Flucht, bêgarĭ Läufer etc . P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bêgar".

Bristow, A. Stavenh., 1297 Bristow (altsl. brêstŭ Ulme A) adj. §. 34: "Ulmenort".

Bröbberow, A. Schwan, 1302 Brobrowe, 1344 Brobrowe:?

Broda, A. Dömitz, 1565 Broda (altsl. brodŭ Furt, Fähre) adj. §. 21: "Fährort".

Broda, Kloster, A. Starg., 1170 Bruode, Brude, 1182 Bro v od, 1230 Brode, 1273 Bro v de, 1368 to deme Brode: dass.

Brohm, Broma, A. Starg., 1338 Brůme, 1406 Brom, 1411 in villa Brume, 1426 Brume, 1475 to Brame (altsl. brama Thür, Thor A) adj. §. 21: "Thorort".

Brokowe (Feldm. Parchim), 1317 Brůkowe, 1343 Brokowe (altsl. brok- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Brok-" (?).

Großer Brückentiner See, bei Brückentin, 1299 stagnum Brenghentin, 1300 Bringheutyn, 1303 Bringenthyn

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(altsl. bręg-, bręk-. tönen, schallen P) adj. poss. §. 16: "des Bręgęta".

Brückentin, A. Strelitz, 1572 Brockentin, Brackentin, 1583 Brakentin, 1641 Bröckentin wüstes feldt, Bräckentin, 1718 Brüggentin: dasselbe, "Ort des Bręgęta".

Brüel. Stadt, 1222Bruile, 1271 Brule (altsl. bryla, poln. bryła Scholle A) adj. §. 21: "Schollenort." - Danach benannt:

Brüel, Land, 1266 terra Bruyle, land tho dem Br_le.

Brughowe (bei Wanzka), 1343 Brüghowe (poln. brog Haufen, Getreideschober A) adj. §. 34: "Ort, wo Getreideschober sind" (?).

Brünkendorf, A. Ribnitz, 1270 villa Brunic, 1350 Brunekendorpe (altsl. brun-, brunatĭnŭ braun P) §. 18: "Dorf des Brunik" (oder deutsch von Bruno, Bruneke PN).

Brunow, A. Grabow, 1438 Brunowe (altsl. brun- braun P) adj. poss. §. 15: "Ort des Brun".

Brüsewitz, A. Schwerin, 1220 Bruseuizdhorp, 1313 Bruseuizce, 1345 Bruzeuitze (altsl. brusŭ, serb. brus Fels P) patron. §. 6: "Nachkommen des Brus (Stein)". (Perwolf "Bruševiči".)

Brusow, A. Doberan, 1192 Brusowe, l209 Brusowe, 1232 Brusouue, (altsl. brusŭ; serb. brus Fels, Stein, Wetzstein P) adj. poss. §. 15: "Ort des Brus".

Brustorf, A. Stavenh., 1274 Brusmezdorpe, 1408 Brustörp (altsl. brusŭ, serb. brus Stein A, und altsl. mĭzêti tröpfeln, fließen A) compos. §. 39: "Steinfließ" (?); wenn nicht überhaupt in der ersten urkundlichen Form ein Schreibfehler vorliegt.

Brüz, A. Goldb., 1295 Bruseuisz, 1346 Brussewittz (altsl. brusu, serb. brus Stein P) patron. §. 6: "Nachkommen des Brus".

Groß=Brütz, A. Schwerin, 1497 Groten Bruszeuitze, 1505 Groten Bruse: dasselbe. Vgl. Neu=Brüz, A. Goldberg, bei Brüz, drei Bauergehöfte (s. Brüz).

Langen=Brütz, A. Schwerin, 1335 Bruseuitz in terra Selesen, 1347 Brůzeuisse in deme lande to Tzelesen: dasselbe.

Brützkow, A. Rehna, 1230 Brutsekowe, 1255 Brutzecowe, 1286 Britsekowe, 1312 Brutzecowe (altsl. bruk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bruček".

Bryzelaz villa (in der Gegend von Neukloster) 1235, (altsl. brêza Birke A; lêsŭ Wald, poln. las A) comp. §. 35: "Birkenwald".

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Buch, Küstenstrich W Arenssee bis Wustrow, A. Bukow, 1257 Buch, 1295 Buc, 1305 terra dicta Bugh, 1308 im lande Bugh (altsl. bokŭ Seite A, kroat. drenov bok etc .) "Seite, Küste"? oder deutsch "Bug, Beuge".

Bugelmast (früheres Dorf, jetzt Stadt Neu=Kalen) am Peenebach, 1281 (der zweite Theil der Zusammensetzung ist wohl altsl. mostŭ Brücke).

Bugutiza pons (Neu=Bauhof Dargun) 1173, 1174, 1219 (altsl. bogŭ Gott P; boguta) adj. §. 28: "des Boguta".

Alt=Bukow, A. Bukow, 1192 Buchowe, 1220 Bukow, 1260 Alden-Bukowe, (altsl. buky Buche A) adj. §. 34: "Buchenort". Davon:

Bukow, Land, 1295 landt Bucow.

Neu=Bukow, Stadt, 1260 in nouo opido Bukow, 1270 Noua Buchowe, 1283 Bucoywe. - Vgl. Alt=Bukow.

Bukow, A. Neu=Kalen, 1314 Bucow: dasselbe.

Bukow, See (bei Hohen=Sprenz), 1319 de stagno Bucowe dicto: dasselbe.

Bullow=See, NW Wesenberg, 1301 stagnum, quod dicitur Bulgelowe, v. Buleglove, v. Bulchelowe (altsl. bol-; bolêti schmerzen A: r. boligolov klr. błyhołov Schierling, r. boligolv "conium maculatum", sorbisch boljglowa A, imperativische Zusammensetzung, wörtlich: schmerze Kopf) adj.: "Ort, wo Schierling wächst".

Bülow, A. Rehna, 1230 Bvlowe, 1310 Bulowe (altsl. bul- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bul, Bula". Familie v. Bülow benannt nach diesem Ort: 1260 Bvlowe, Bulowe.

Bülow, A. Kriwitz, 1262 Bulowe: dasselbe.

Bülow, A. Güstrow, 1232 Byliewe (!): dasselbe. Vgl. Bülower Burg, A. Güstrow.

Bülow, A. Stavenh., 1648 Bülow: dasselbe.

Gr.= u. Kl.=Bünstorf, V. Schönberg, 1158 Bvnistorp, 1174 Bvnestorp, 1260 Bunsthorp, 1332 Bůnstorpe (altsl. bun- P) §. 18: "Dorf des Bun" (oder deutsch: Dorf des Bune).

Buristorpe (Strelitzer Feldmark), 1349 (altsl. bur- P burja Sturm) §. 18: "Dorf des Bura".

Burow, A. Lübz, 1288 Burowe, 1304 Burow, Burowe maior (altsl. bur- P; burja Sturm) adj. poss. §. 15: "Ort des Bura".

Büschow, A. Warin, 1320 Buscow, 1332 B_tzekowe (altsl. (buh- P: ruth. buszkowyczi) adj. poss. §. 15: "Ort des Bušek".

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Bussewitz, A. Ribnitz, 1329 Buzeuicze, 1338 Busevitze (altsl. buh- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Buš, Buša". (Vgl. čech. Bušovice.)

Bussenvitze, den (Kriwitzer Feldmark) 1345: dasselbe.

Bütow, A. Wredenh., 1273 Butecowe (altsl. bud- wachen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Budek".

Büttelkow, A. Bukow, (1 NW Kröpelin), 1477 Buttelkouw (altsl. bod- stechen, bodlĭ Stachel P) adj. poss. §. 15: "Ort des Bodlik".

Groß=Bützin, A. Güstrow, 1235 in Teutonico Butzin, 1255 in Teutonico Bitzin, 1314 villa Budcyn Teutonica (altsl. bud- Wachen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Budiša", (poln. Budziesza).

Klein=Bützin, A. Neu=Kalen, 1369 Wendeschen Butzin, 1445 Butzin. minor: dasselbe.

Bützow, Burg und Stadt, 1178 castrum Butisso, 1181 Botissiu v. Botissou, Botissow, 1186 Butessowe, 1189 Butzowe (altsl. bud- P) adj. poss. §. 15: "des Budisa". Danach benannt:

Butzow, Land, 1171 Butissowe, Butissin, 1178 castrum Butisso cum. terra attinenti, 1186 Butessowe. 1189 Butsowe, 1192 terram Butissowe, 1197 Butessowe etc .

C.

C(alin)terowe [das Eingeklammerte ist nicht mehr sicher zu lesen], bei Boizenb., 1230:?

Ceglos (Finkenburg bei Finkenthal, A. Gnoien) 1178 (altsl. cêglŭ einzig P) adj. poss. §. 17: "Ort des Cêglos".

Cemecow (zwei kl. Seen bei Bützow) 1264, (altsl. cêm- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Cêmek".

Cepitzco (Schulenberg und Fahrenhaupt?) 1210 (altsl. cêp-; vgl. nsl. cêp, cêpika Sproß P, Pfahl A; adj. -iskü [wie poln. aus ląka lącko, ebenso aus cêpika cêpicko]) §. 25: "Pfahlort".

Cermermor, palus (bei Gostorf) 1275, 1290.

Cernowe (Röbelsche Feldmark) 1261 (altsl. črŭnŭ, poln. czarny schwarz A u. P) adj. . §. 15. 34: "Ort des čern (Schwarz)" oder "schwarzer Ort''.

Cesemowe (bei Karbow, A. Lübz, jetzt Michaelsberg) 1178 Szizzimouwe, 1219 villa Cesemoue (altsl. cêg- allein P) adj poss. §. 15: "Ort des Cêim".

Cessin (Flöte, Wismarsche Feldm.) 1276 Cessyn, 1279 Cessin, 1287 Cessyn, 1292 in insula Cesin (altsl. ceh- [cêg-]? P) adj. poss. §. 16: "Ort des Cêša".

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Cetim (bei Schwarz, am Zeten =See), 1257 Cetim, 1263 Scetum, 1274 Cetin, 1282 Zetim, 1288 Cethim (altsl. cet- P: vgl. ON čech. cetov, cetomice etc ) adj. poss. §. 17: "Ort des Cetim".

Chotebanz s. Adamsdorf.

Chowale solitudo s. Cowale.

Chemnitz, A. Stavenh., 1170 Caminiz, Kameniza, 1182 Cameniz, 1230 de Kemenisse, 1244 Caminitza (altsl. kamenĭ Stein A) §. 28: "Steinort". Vgl. noch: Kemnyszer beke (Bach von Chemnitz nach Zirzow) 1344.

Cimerstorp, Ksp. Gressow, 1230 (altsl. čĭst- P: vgl. ON čech. ctiměř, poln. s'ciborowice) §. 18: "Dorf des 'Scimêr" [von der Ehre Namen (Ruhm) habend].

Circhowe (bei Scharpzow, A. Stavenh.), 1229 (altsl. cruky Kirche ŭA) adj. §. 34: "Kirchort"?

Circipen und Circipener (zwischen oberer Peene, Nebel, Reknitz und Trebel), 965 Zerezepani, 973 Zirzipani, 975 Zerezpan, 1170 Chircepene, Chirzepene, Chirzepone, Circipene, 1173 Circipen, 1178 Circipene, 1186 Scircipene, 1189 Circipe(r)n, 1197 Cirzipen, 1235 in terra Cirpanie, 1236 Cyrspanie, 1238 Circipanie, 1239 Szyrszopenia, 1240 Cirspanie, 1255 Cyrspania, 1257 Cirspen (altsl. črêsŭ, praep. , jenseit; und pêna Peene, eigentl. "Schaum" A) §. 38: "(Land) jenseit der Peene".

Cismerstorpe, Wismarsche Feldm., 1303 Cismerstorpe, 1323 Cismerstorp, 1532 wüst, benometh Teszmerstorpe (altsl. têha Trost P) §. 18: "Dorf des Têšimêr" [vom Troste Namen habend].

Cleste silva (bei Güstrow) s. Kleest.

Clesten, in terra Turne (in der Sandpropstei), 1274, (altsl. klešta Zange, etwa Schlucht? A) adj. §. 30: "Ort an Schluchten". (Wohl = Kleisten, s. d.)

Clestene-Bach (bei Goldb. u. Dobbertin) 1227: dasselbe, "Bach durch Schluchten".

Clevena, bei Vizen, A. Meklenb., 1280 Cleuena [Glosse aus dem 16. Jahrhundert: die Cleuenouwen Houen gebrauchen die Viereggen von Wohkrenthe] (altsl. hlêvŭ Stall A; vgl. ON poln. chlewisk, kroatisch chlevnica) adj. §. 21: "Stallort".

Clippatendorpe (bei Zislow), 1338, (altsl. hlip-; hlipati schluchzen, schlürfen, hlipatelĭnŭ adj. schluchzend P) §. 18: "Dorf des Chlypat".

Clocowe (Parchimsche Feldmark), 1302 (altsl. klok- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Klok-".

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Clubuchziz (bei Wagun, A. Dargun), 1178 Clubuchziz, 1216 Clobotzcowe, 1222 Clobutsew, 1266 Clobessowe, 1278 Clobezowe, 1282 Clobezowe (altsl. klobukŭ Hut, Scheffel, demin. klobučĭkŭ, poln. kłobuk Hut, kłobuczek Knospe, Kelch P oder A), patron. §. 6: "Nachkommen des Klobuček", oder adj. poss. §. 15: "Ort des Kl".

Cobandinerhaghen (bei Kuppentin), 1291, 1319 Cobbendinerhagen (altsl. kub- p, oder altsl. kob- Weissagung P) §. 18: "Hagen des Kubęta"; oder "Hagen des Kobbąd". Vgl. Kuppentin.

Coboloe, Coblowe (bei Mirow), 1270 (altsl. kobyla Stute A) adj. §. 34: "Stutenort".

Couenina (auf der Darguner Feldm.), 1178 Couenine, 1239 Couenin, Covnim, 1241 Coulin, 1248 Caunin, 1256 Cowelin, 1257 Coulin, 1261 Caulin (altsl. kov-, kovati hauen, schlagen, adj. kovĭnikŭ aufrührerisch P) adj. poss. §. 16: "Ort des Kovena, Kovina".

Coueniz, villa (bei Dargun), 1172 (altsl. kov-, kovati schlagen, hauen; adj. kovĭnikŭ aufrührerisch), patron. §. 6: "Nachkommen des Kovena, Kovina".

Cowalc, molendinum (bei Kirch= oder bei Rum=Kogel), 1303 (altsl. kovalĭ Schmied P) demin. §. 9: etwa "Klein=Kowal" im Gegensatz zu "Kowal", s. d.

Cowale, solitudo et villa (SO Gnoien), 1216 Chowale, 1232 Jarisowe vel Chowale, 1238 Cowale, 1248 Jerusowe, Cowale, 1266 villa Geressowe vel Cowale, 1282 Jeresowe, quod alio nomine Cowalz dicitur, (altsl. kovalĭ Schmied A), plur. §. 12. 20: "die Schmiede". Vgl. Geressowe und Kowalz.

Cozowe agger dictus (bei Uelitz), 1292 (altsl. kok- P, čech. kočkov etc .) adj. poss. §. 15: "des Koča". Vgl. noch jetzt Kussower Moor bei Kraak.

Cratele (zwischen Benzin und Kreien), 1300 Koratle, 1346 tho Cratele, im 17. Jahrh. Feldmark Kratel (altsl. hor- P; čech. choratice) adj. §. 14: "Ort des Chorat-".

Crazneierst (bei Biestorf), 1232 (altsl. krasĭnŭ, poln. krasny schön; altsl. jarŭ Frühling, poln. jar Frühling, Sommergetreide A) comp. §. 37: "schönes Getreidefeld".

Crempize, molendinum (bei Redentin), 1344 (altsl. krąpŭ klein, gedrängt, untersetzt P) patron. §. 6: "Nachkommen des Krępa".

Crucen (bei Siggelkow), 1263 villa Crucen, 1264 Crucen, 1270 Crucen, in Parchim ein Thor 1351 crucedor;

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Feldm. Kruzen, Krüzen (altsl. krukŭ Rabe) adj. 30: "Rabenort". (?)

Crunswerder (Goldberger Feldmark), 1311 (altsl. krun- P) §. 18: "Werder des Krun" (oder deutsch Krons= [d. h. Kranichs]werder ?).

Cubanz, Land (bei Kröpelin), 1177 Cubanze, 1186 Gobange, 1189 terra Gobantze, 1192 Cubanze, 1197 Gobanze, 1230 Cobanze (altsl. kub- P) plur. §. 11: "die Kubeta"?

Curiuiz in terra Ylowe, 1191 Curiuiz, 1209 Coruiz, 1211 Corouiz (altsl. kur-, kurŭ Hahn P) patron. §. 6: "Nachkommen des Kur".

Cussecowe (Röbelsche Feldmark), 1261 Cusseke, 1273 Cussecowe, 1284 Cussecowe, 1288 Kussecowe, 1305 campus Cuskow; noch jetzt Kuskower Feld (altsl. koh- lieben P, vgl. ON čech. košikov, oder kuh- R) plur. §. 11 und adj. poss. §. 15: "die Košik" (Kušik) und "Ort des Košik" (Kušik).

Cuszin s. Neu=Kloster.

Cuthin, jetzt Quetzin (bei Plau), s. d. Davon benannt:

Cuthin terra (später Land Plan), 1170 Cuthin, v. Cuchin, v. Kütin, v. Cutin, 1219 Cutsin, 1235 in prouincia Cuscyn.

Cyrcowe (bei Hagenow), 1227 (altsl. crŭky Kirche A) adj. §. 34: "Kirchort".

D.

Dabel, A. Sternberg, 1262 Dabele (altsl. dab- R) plur. §. 11: "die Dabola".

Dabelow, A. Strelitz, 1286 Dobelowe, 1337 Dobelowe (altsl. doblĭ stark, edel P) adj. poss. §.15: "Ort des Dob'el". Davon:

Dabelower See (bei Dabelow), 1299 stagnum Dobelouu, 1300, 1305 ebenso.

Groß=Daberkow, A. Starg., 1267 Dobrekouwe, 1279 Dobercowe (altsl. dobrŭ gut P) adj. poss. §. 15: "Ort des Dobrek".

Klein=Daberkow, A. Starg., 1424 wüste Hufen auf dem Felde zu Kl.-Daberkow, im 16. Jh. Daberkow: dasselbe.

Dadow, A. Grabow, 1384 Dadow (altsl. dad- geben P) adj. poss. §. 15: "Ort des Dad-"?

Dahlen, A. Strelitz, 1315 Dalym, 1325 Dalem, 1400 Dalen, 1430 in deme dörpe unde uppe der veltmarke to Dalem (altsl. 1. dalŭ gegeben P; [čech. dalata, poln.

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dalesz etc .; 2. dal-, adj. dalĭnŭ, dalekŭ entfernt; dalja Weite P, vgl. ON čech. dalov, dalevice, daliměřice) adj. poss. §. 17: "Ort des Dalim".

Dahmen, A. Stavenhagen, 1235 Damene, 1255 Damene (altsl. dam- P; čech. damnov, damenice) plur. §. 11: "die Damen".

Dalekendorf, A. Güstrow, 1290 Dalekendorp (altsl. dal-; adj. dalekŭ, dalinu fern P) §. 18: "Dorf des Dalek".

Dalgolug, palus (bei Dargun), 1219 (altsl. dlŭgŭ, russ. dolgij, westsl. dalg, dolg lang; und poln. lug, Sumpf A) §. 37: "langer Sumpf".

Dalliendorf, A. Schwerin, 1418 Dallyendorpe, 1457 Dalligendorpe, 1497 Dalgendorpe, 1520 Dalliendorpe (altsl. dal- etc ) §. 18: "Dorf der Dalin".

Dalmsdorf, A. Mirow, 1246 Arnoldesdhorp, 1257 Dalmestorp, 1314 Dalmersdorp (altsl. dal-; P: vgl. ON čech. daliměřice) §. 18: "Dorf des Dalimêr" [fernberühmt].

Dalwitz, A. Gnoien, 1235 Daleuiz, 1255 parvum Daleuiz, 1257 wendischen Daleuiz (altsl. dal- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Dal".

Groß=Dalwitz, A. Gnoien, 1329 in uilla Dalevitze Maiori: dasselbe. - Vgl. noch: Dalwitzhof (Stadt Rostock).

Dambeck, A. Schwerin, 1230 Dambeke (altsl. dąbŭ Eiche, collect. dąbikŭ A) adj. §. 21: "Eichwaldort".

Dambeck, A. Neustadt (bei Grabow), 1438 Dambeke: dasselbe.

Dambeck, A. Neustadt (bei Penzlin), 1257 Dannenbeke, 1305 Dambeke: dasselbe.

Dambeck, A. Wredenh., 1261 Dambeke: dasselbe.

Damekow, A. Bukow, 1338 Domechowe (altsl. domŭ Haus P) adj. poss. §. 15: "Ort des Domek".

Dämelow, Dö=, A. Meklenburg, 1219 Domelowe, 1235 Dammelov, 1249 Domelowe (altsl. domŭ Haus P) adj. poss. §. 15: "Ort des Dom'el".

Damerow, zur Stadt Rostock, früher Meierei von Barnstorf, jetzt Exerzirplatz, 1326 Dameraw (altsl. da- geben P) adj. poss. §. 15: "Ort des Damêr" [Gieb Frieden].

Damerow, A. Kriwitz, 1308 Dammerow, Damerow; 1344 Damerow: dasselbe.

Damerow, A. Lübz, 1274 Damerow: dasselbe.

Damerow, A. Malchow, 1309 uilla et insula Damerowe, 1339 Damerowe: dasselbe.

Damerow, A. Stavenh, 1519 Damerow: dasselbe.

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Damerouwe (bei Neubrandenburg), 1271: dasselbe. NB. Alle diese D. können auch zu einem andern Stamm (altsl. dąbrava Eichenhain, Hain, poln. dąbrowa A) gehören.

Dametze (in parrochia Hagenowe) 1230 (altsl. dam- P, §. 20: "Eichenhain") adj. poss. §. 17: "Ort des Damek" "Dameč-".

Damm, A. Dargun, 1216 Dambenowe, 1219 Dambenoue, 1244 Damnio, 1253 Damme (altsl. dąbŭ Eiche A) adj. §. 34. 21: "Eichdorf".

Damm, A. Schwan, 1277 in villa Damme: dasselbe.

Damm, zur Stadt Parchim, 1229 Damme: dasselbe.

Dammer See, bei Damm, A. Dargun, 1174 Dambnio stagnum (altsl. dąbŭ Eiche A) adj. §. 21: "Eichen[see]".

Damm=See, N Mirow, 1224 stagnum Dammene: dass.

Dammereez, A. Wittenb., 1194 Domerace, 1230 Domeratse (altsl. domŭ Haus P; vgl. ON poln. domaradz) adj. poss. §. 17: "Ort des Domarad" [zu Hause thätig, munter, flink].

Dammerow, A. Lübz, 1511 Dammerow, s. Damerow.

Damoster (Dorf, unterg. bei Marnitz), 1492 Damoster, 1654 Damoster Holz, Wiesen etc ., 1717 wüste Feldm. die Damoster, 1726 auf der wüsten Feldmark Mauster; und: von der hintersten Mauster; plattd. noch jetzt de Mooster (Haidemoor bei Marnitz), aus Damoster, Demoster (ob aus dabŭ - mostŭ - arĭ "Eichenbrück=Anwohner" von dabŭ Eiche, mostŭ Brücke ? dąbimost heißt auch "Baumbrücke").

Damute, s. Domjüch.

Darbein, A. Dargun, 1241 Dargebant, Dargheband, 1248 Dargebant, Dargubant, 1253 Dargebant, 1309 Dargbent, im 17.Jahrh. Darbendt, Darbindt, Darbeynd (altsl. dragŭ theuer, lieb; westsl. darg P) plur. §. 11: "die Dargobąd" [theuren Wesens].

Dargelütz, A. Lübz, 1582 Dargelutz, 1618 Dargelütz (altsl. dragŭ theuer, lieb; westsl. darg P; vgl.ON čech. drahelice) patron. §. 6: "Nachkommen des Dargola, Darg'el".

Dargemezie (A. Warin?), 1186 Dargemezie, 1189 Dargumesle, 1197 Dargumezle (altsl. dragŭ theuer, lieb; westsl. darg P) plur. §. 11: "die Dargomyšl" [theuren Sinnes]; oder adj. poss. §. 17: "Ort des Dargomyšl" [theuren Sinn habend, vgl. den deutschen Namen "Theuerdank"].

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Dargetzowe (Wismarsche Feldmark), 1279 Darghetzowe, 1286 Dargitzowe, 1293 Dargezoywe, 1296 Dargizowe, 1297 Dargazowe, 1310 Dargitzow (altsl. dragŭ theuer, lieb; Westsl. darg P) adj. poss. §. 15: "Ort des Dargač, Dargaš, Dargeš, Dargič".

Dargun, Kloster, 1172 Dargun, Da(r)gum, Dargon, 1173 Dargon, 1174 Dargon, 1178 Dargon, 1186 Dargun, 1189 Dargun; adj. poss. §. 17: "Ort des Dargon, Dargun".

Darnow, die (Gehölz bei Bützow), 1581 (altsl. drŭnŭ; poln. darn' Rasen, Torf A) adj. §. 34: "Rasenort, Torfort".

Darz, A. Lübz, 1274 villa Dertze (altsl. dračĭ Dornstrauch A) adj. §. 21: "Dornort".

Darze, A. Lübz, W Röbel, 1583 Dartze: dasselbe.

Darze, A. Dobbertin (Dertze, Dasse): dasselbe.

Daschow, A. Aübz, 1235 Darsekow (altsl. dragŭ P; dražkov čech.) adj. poss. §. 15: "Ort des Daržik".

Dassow, Flecken, A. Grevesmühlen, 1219 Dartsowe, 1220 Dartchowe, 1230 Dartsowe etc . (altsl. drači "saliunca", wilde Narde, Dornstrauch A) adj. §. 34: "Dornstrauchort". Davon benannt:

Dassow, Land, 1158 Dartsowe, 1163 Darsowe, 1164 Darzowe, Darxsowe, 1174 Dartzowe; 1188 silua Dartzchowe, 1202 usum siluarum in Dartzchowe.

Dassower See, 1336 stagnum Dartzowense, 1342 in stagno Dartzowe.

Datze, Datzebach, bei Neubrandenb., 1552 die Dartze, Dassebek (altsl. dračĭ Dornstrauch, "saliunca" A) adj . §. 21: "Dornen (bach)".

Davermor, jetzt Gottesgabe, A. Schwerin, 1282 villa Davermor, später Davermur, Dauermüre, 1790 Schmett. das Dabelmoor:?

Dechel, der (Brüeler Feldm., ein See), 1340 den Dechel (altsl. dyh-; dyhati athmen ?)?

Dechowe (Dorf bei Dudinghausen) 1397 und öfters, adj. poss. §. 15: "Ort des Dych-"?

Degetow, A. Grevesmühlen, 1230 Degetowe, 1267 Deghetowe (altsl. degŭtĭ, russ. degot' Birkentheer, Harz A) adj. §. 34: "Birkentheerort".

Dellin (See bei Sammit) 1561 (altsl. dêl- theilen, arbeiten P) adj. poss. §. 16: "Ort des Dêla".

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Delvenau, Grenzfluß von Meklenburg, bei Lauenburg in die Elbe, 811 per silvam Delvunder usque in fiuvium Delvundam; 1390 das Wasser, so die Delvenau genannt, 1401 de nye graven, de de Delvene geheten is (altsl. dlŭb- tief A, oder delŭvĭ Grube A) also "Delvąda" oder (Perwolf) Delbąda. (Vgl. Delbende castellum trans Albiam bei Einhard z. J. 822, auf der Westseite des limes Saxoniae. = Lauenburg.) - Die beiden Stämme scheinen früh verwechselt zu sein, wie Sadelbandia = Land jenseit der "Delbąda" zeigt.

Demen, Dehmen, A. Güstrow, 1226 Demine, Dymine, 1229 Demene, 1238 Demne (altsl. dem- P; oder dymŭ Rauch A) adj. §. 16: "Ort des Dema" oder "Rauchort".

Demen, A. Kriwitz, 1265 Dorff Demen, 1308 Demine, 1340 im Dorffe Demen: dasselbe.

Demern, V. Stove, 1230 Demere, 1255 in Demeren, 1267 in Demeren (altsl. dêj- That P) plur. §. 11: "die Dêjmêr" [durch Thaten berühmt].

Demzin, A. Stavenh., 1310 Demecyn Thevtonicalis, 1333 Demesyn, 1344 Demecin (altsl. dem- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Demeta, Demeša".

Hohen=Demzin, A. Stavenh., 1648 Hohen Demptzin: dasselbe.

Deperstorf, A. Güstrow, 1301 Dobisdorp (altsl. dob- gut, edel P) §. 18: "Dorf des Dob-".

Depzow (bei Goritz, A. Güstrow), 1302 Depesowe, 1304 Depeszow (altsl. tŭpŭtŭ Geräusch, tŭpŭtati stampfen, poln. depcę, deptac' P) adj. poss. §. 15: "Ort des Depta, Depca". - Vgl. Depzower Damm, ebenda.

Depzower Mühle, A. Güstrow, 1304 Depeszow cum molendino, 1566 eine Mule gelegenn bei dem Dorff Tipsow (!): dasselbe.

Dersenow, A. Wittenb., 1230 Darsenowe, 1320 Dersenow (altsl. drŭg- besitzen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Deržen-".

Dersentin, A. Goldberg, 1558 Dersentin (altsl. drŭg- besitzen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Deržęta".

Dertcele (bei Krümmel), 1374 (altsl. drŭk- P) §. 14: "Ort des Derč-".

(Dertsing), A. Neuhaus (Hannover), 1230 Dirtzinke, 1258 Dertsingen, 1271 Dertsinge, 1261 Dertsigge, 1328 met den Derts(t)ingen, 1492 dat nige husz yn dem Dertzsinge (altst. drači Dornstrauch) "Dornstrauchland"(?).

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Deven, A. Stavenh., 1289 Deuen (altsl. dêva Jungfrau P) adj. poss. §. 17: "Ort des Dêven".

Dewitz, A. Stargard, 1361 in Deuitze, 1363 van Dewizz, 1430 to Dewettze, 1616 zu Dewitzen, patron. §. 6: "Nachkommen des, der Dêva".

Diemitz, Kloster=A. Dobbertin in der Sandpropstei, 1274 Dimitz (altsl. dim- R) patron. §. 6: "Nachkommen des Dima".

Dierkow, A. Toitenwinkel, 1320 Derekowe, 1355 Derekow (altsl. dêra, dira Riß P) adj. poss. §. 15: "Ort des Derek" (?).

Diestelow, A. Goldberg, 1311 molendinum iuxta villam Distelowe: ?

Dinnies, A. Sternberg, 1514 Dinnies (altsl. din- P; vgl. serb. PN dinica, dinčo) ? Ob Dinnies (= Dionysius, demin. ) deutsch?

Döbbersen, A. Wittenburg, 1194 Doberse, 1226 Doberse, 1230 Dobersche, 1283 Doberschen (altsl. dobru ŭgut P) adj. poss. §. 17: "Ort des Dobraš, Dobrêch". Davon: Döbbersenscher See: 1558 sampt dem schmaltow im Dobberschenn Sehe.

Dobbertin, Kloster, 1227 Dobrotin, Dobertin, 1230 Dobbertyn (altsl. dobrŭ gut P) adj. poss. §. 16: "Ort des Dobrota".

Dobbertiner See: 1237 See Jawir, 1274 stagnum Jawir, 1277 stagnum Jawere, 1286 Jawir, 1297 Jawere, Jager etc (altsl. javorŭ, poln. jawor Ahorn A) adj. §. 21: "Ahorn[See]".

Dobbin, Kloster=A. Dobbertin, (1227 Dobin) 1275 Dobin (altsl. dob- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Doba".

Dobbin, A. Goldberg, 1347 Dobbin: dasselbe.

Alt=Dobbin, Burgstelle im S=Theile des Krakower Sees, bei Dobbin, A. Goldberg: dasselbe.

Dobin (Burg, am Schweriner See), 1171 Dobin, 1191 Dobin, 1211 Dobin, 1275 castrum Dobe: dasselbe.

Doberbach, bei Doberan (altsl. dobrŭ gut A) §. 21.

Alt=Doberan, s. Althof, Altenhof.

Doberan, Neu=Doberan, Kloster, jetzt Stadt, 1192 und 1197 Doberan, 1209 Doberan, 1209 monasterii Dobaranensis, Doberam, 1216 Dobran, 1218 Doberan etc . (altsl. dobrŭ P) adj. poss. §. 17: "Ort des Dobran".

Doberiscecame, lapis (bei Pinnow, W. Stavenh.), 1226 (altsl. dobrŭ P; altsl. kamenĭ, kamy Stein A) comp. §. 37: "Stein des Dobr-".

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Dobimerigorca (Kühlungsberg bei Diedrichshagen unweit Kröpelin?) 1177 und oft (altsl. dob- gut, billig P; gora Berg, gorka demin. ) §. 35: "kleiner Berg des Dobimêr" [den Namen des Tapfern habend].

Dobimuisle (in oder bei Bruderstorf, A. Dargun), 1178 Dobimuisle, 1216 Dobromuzle, 1219 Dobemoizle, 1238 Dobemuzle, 1282 Dobermoizel (altsl. dob-, dobrŭ P) plur. §. 11 oder adj. pass. §. 17: "die Dobimyšl" [edelgesinnt] resp. "die Dobromysl" [gutgesinnt].

Dobre (bei Neubrandenburg), 1170 (altsl. dobrŭ gut A) adj. §. 21: "das gute (Land, Dorf)".

Dobranten (untergeg. Dorf bei Rehna), im 16. Jahrh. auf dem Felde Dobranten (altsl. dobrŭ gut P) = Dobrantin, adj. poss. §. 16: "Ort des Dobręta, Dobrąta".

Dodow, Bisth. Ratzeburg, 1230 Dadowe, 1236 Dadowe, 1309 Dodowe (altsl. dad- geben P) adj. poss. §. 15: "Ort des Dad".

Dolge lugi (Grenze des Landes Bützow) 1232 (altsl. dlŭgŭ lang A; poln. ług Sumpf) plur. "lange Sümpfe".

Dolgen, A. Güstrow, 1285 Dolghen, 1295 Dolgar(!), Dolghen (altsl. dlŭgŭ lang A) adj. 30: "langer Ort".

Dolgen, A. Feldberg, 1407 zum Dolgen, 1408 to deme Dolgen: dasselbe.

Dolgen=See, NW Feldberg: dasselbe.

Dolglas, A. Bukow, 1361 Dolgelaz, 1505 Dargelatz (altsl. dlŭgŭ; lêsŭ poln. las) comp. §. 37: "langer Wald".

Dölitz, A. Gnoien, 1253 Doliz, 1261 Doliz, 1314 Døliz (altsl. dolŭ Grube, Thal A) §. 28: "Thälchen, Thalort".

Domagnewa villa (bei Dargun) 1178, (altsl. domŭ P) §. 10: "Besitzer Domagnêva" [vom Hause Muth habend].

Domelow, Damelowe (Sternberger Feldm.), 1309 Damelowe, Dömelovve (altsl. domŭ Haus P) adj. poss. §. 15: "Ort des Dom'el", s. Dämelow.

Dömitz, Stadt, 1237 Domeliz. u. öfters, 1308 Domenitz, 1319 Domeliz, 1323 Domaliz, Domenis, 1326 Domaliz, 1327 zu Dominitze, 1328 Domaliz, Domenitz, 1328 Do e mitze, Dömitze, Domitze, 1330 Domnyzze, 1330 Domenitz, 1334 Domnitz, 1335 Domelitze, 1336 Dömienitz, 1337 Domentz, 1339 Domnitze, 1340 Domenis, 1341 Domenitze (altfl. domŭ Haus P) patron. §. 6: "Nachkommen des Dom'el".

Domjüch=Mühle, A. Strelitz, 1278 Damute? 1349 Domiuche (altsl. domŭ Haus P; vgl. poln. ON Domiechowice) plur. §. 11: "die Damuta" oder "die Domiucha".

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Domsühl (Dömsühl), A. Kriwitz, um einen Kranz alter Eichen herumgebaut, 1312 Domptzuel, Dametzule(?) (altsl. dąbŭ Eiche A) compos. ?

Dörgelin, A. Dargun, 1178 Dolgolize, 1216 Dalgolin, 1244 Dolgelin, 1266 Dolgolin etc . (altsl. dlŭgŭ lang, westsl. dolg, dalg P) patron. §. 6, adj. poss. §. 16: "die Nachkommen des Dolgola" und "Ort des Dolgola".

Dosse, Fluß, in die Havel gehend, 1274 Dossa, 1337 vnde der Dessen (des- altsl. Erfindung P [s. desimir, poln. niedosa; čech. dosata] oder deutsch?) Davon:

Dosse, Land um die Dosse, 946 provincia Dessen, 949 Dassia, 1150 Desseri Dorseri, 1161 Dassia, 1179 Desseri, 1188 Dassia; plur. §. 29: "die Desar". Vgl. noch Doßkrug, A. Wredenhaqen, Enklave, an der Dosse.

Doytin, in parrochia Camin (A. Wittenb.) 1230 (altsl. dyt- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Dyta, Doyta" ?

Dragun, A. Gadebusch, 1230 Dargun (dragŭ altsl. P) adj. poss. §. 17: "Ort des Dargun".

Groß=Dratow, A. Neustadt, 1284 Teutschen Dratow (altsl. der-; derą, drati schinden P) adj. poss. §. 15: "Ort des Drat-".

Klein=Dratow, A. Neustadt: dasselbe.

Drätz=See, S Karwitz bei Feldberg, 1556 in den Dreszer Sehe, 1564 Drescher See, (altsl. drêt-, drêtiti trösten P) adj. poss. §. 17: "Ort des Drêt-".

Dreetz (früheres Dorf bei Boitin, A. Bützow) 1452, 1471 Feld zu Dreetz, 1581 Holz zu Dreetze. Der Peetfcherhof 1877 Dreetz genannt: dasselbe. Davon:

Dreetzer See, bei Boitin, A. Bützow.

Drefahl, A. Grabow, 1438 Dreual, 1478 Draffuael (altsl. drŭva plur. Holz, Wald; poln. drwa Holz, drwal Holzhacker, Holzhändler A) plur. §. 12. 20: "die Holzhacker".

Drehnkow, A. Marnitz, 1330 Drenecowe, Dronecowe, 1333 Drenckow, im 16. Jahrh. Drenecowe (altsl. drênŭ Hartriegel A; collect. drênikŭ A) adj. §. 21: "Ort am Hartriegelgehölz".

Dreilützow, A. Wittenburg, 1230 Lvzowe (altsl. luk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Luča".

Drenow, die, Land von Rostock bis an die Ostsee, 1326 terra Drenowe, 1372 myt der Drenow, 1426 vppe der Drenowe (altsl. drênŭ "cornus" Hartriegel A) adj. §. 34: "Land, wo Hartriegel wächst".

Drenow, die, aus Pöl bei Seedorf, 1534 up deme lande to Pole de Drenow: dasselbe.

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Dresenower Mühle (Drö=), A. Lübz, (bei Plau), 1274 Dreszenow, Drosenow, 1337 Drosenowe, 1704 Feld Drösenow (das Dorf D. ist untergegangen) (altsl. droh- P, vgl. čech. ON drošov kop) adj. poss. §. 15: "Ort des Drošna".

Drevin, Unterförsterei, A. Strelitz, 1572 wuste Feltmarckt Dreffin genandt, 1583 Dreffin (altsl. drêvo Baum, poln. drzewo Holz A) adj. §. 32: "Holzort".

Drewen=See, S Drevin, 1575 Drevin See: dasselbe.

Drewitz, Kloster=A. Malchow, 1325 Drewitze, 1332 stagnum Drewitze (altsl. drêvo Holz, Baum A) adj. §. 28: "Holzort", "Gehölz".

Drewitzer See, jetzt Alt=Schweriner See, 1325 See zu Drewitze, 1332 stagnum Drewitze: dasselbe.

Driculne, Bach (bei Fleth), jetzt Fletherbach, 1241 (altsl. drŭkolŭ Knüttel, drŭkolĭ Holz A) adj. §. 30: "Holz[bach]".

Drispeth, Stifts=A. Schwerin, 1273 Trispet, 1284 Trispete, 1311 Drisspete (altsl. trije, tri drei; sŭp- gießen; supati gießen, schütten A, vgl. ON čech. spy; sorb. raspy) comp. §. 36.(?)

Drögen, A. Strelitz, 1335 Zdroge (poln. zdrój die Quelle A) adj. §. 21: "Quellort".

Drölitz, A. Güstrow, 1567 Drolitz (altsl. drol-? P).

Drönnewitz, A. Wittenburg, 1230Droneviz, 1335 Droneuitze (altsl. dron- P ?) patron. §. 6: "Nachkommen des Dron-".

Drosedow, A. Mirow, 1349 Druse(d)owe, Drusecowe (!) (altsl. drozgŭ, poln. drozd Drossel A) adj. §. 34: "Drosselort".

Drusedow, A. Wredenh., 1353 Drusedowe, 1354 Drusdow: dasselbe.

Drüsewitz, A. Gnoien, 1648 Drusewitz (altsl. drugŭ Genosse P) patron. § 6: "Nachkommen des Druz-".

Drüschow, A. Bukow, (1219 Druszkowe,) 1270 Drussecowe (altsl. drugŭ Genosse P) adj. poss. §. 15: "Ort des Družik".

Duco- fons (Malchiner Feldmark) 1331 (altsl. duk- R) adj. poss. §. 15: "[Quelle] des Duk-".

Duckwitz, A. Gnoien, 1514 Duckehvisse, Duckeuisse (altsl. duk- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Duk-".

Dümm er, A. Walsmühlen bei Wittenb., 1230 Dummere, 1335 Dummere (altsl. domŭ P, čech. domamir, meklenb. dumamir) plur. §. 11: "die Domamêr" [vom Hause Ruhm habend]. Vgl.: Dümmerscher See; Dümmer=Hütte; Dümmer=Stück, ebenda.

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Dummerstorf, A. Ribnitz, 1497 Dummerstorp, §. 18: "Dorf des Domamêr" [vom Hause Ruhm habend].

Düpe (Theil der Müritz), 1375 de Dupe, (deutsch = Tiefe, oder von altsl. dupa, dupina Höhle; adj. duplĭ hohl .

Düssin, A. Wittenburg, 1230 Dussin (altsl. duhŭ Athem, Geist; duša Seele P) adj. poss. §. 16: "Ort des, der Duša".

Dütschow, A. Neustadt, 1273 Duzekowe, 1312 Dutzekow (altsl. duk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Duček".

Dutzow, A. Gadebusch, 1230 Dvzowe, 1291 Duzowe (altsl. duk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Duk-, Duč-".

Duznizha, Bach (den Groß=Tessiner und Neuenkirchenschen See verbindend) 1232 (altsl. duhŭ Geist; duša Seele P) §. 28.

Dybowe (untergeg.; in Meklenb.?) 1308 Dybowe v. Dibouw (altsl. dybati schleichen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Dyba".

E.

Groß=Eichsen, Eixen, A. Schwerin, 1194 parrochia Exem, 1200 Ekessen, 1217 Exen, 1230 Exen, 1236 Exen, Perwolf Kcyn' v Kcyni (altsl. kŭk, kŭt-; kŭkŭ Haar, serb. kičica, russ. kika; poln. kcę, kciec' keimen, sprießen, subst. kcenie, ktanie P; vgl. kasz. ON Kczewo, deutsch Exau) adj. poss. §. 17: "Ort des Kca, Kta, Kcen".

Mühlen=Eichsen, =Eixen, A. Schwerin, 1230 in parrochia Exen: ad molendinum, 1283 Molnecsen: dasselbe.

Elde, Fluß: "Wo die Elde-Seen sich zu Stromschnellen verengen, heißt die Elde schon im 13. Jh. bis auf den heutigen Tag Reke: Eldenbrügger Reke oder Wangelin'sche Reke, Göhrensche Reke, Malchower Reke und Lenzer Reke" (altsl. rêka Fluß A). (Der Name Elde [786 ? Elda, 946 Eldia, 1150 Aldia, 1167 Eldena] wohl nicht slavisch. Nach dem Fluß ist der ehemalige Klosterort Eldena benannt.

Emekendorf, A. Ribnitz, 1230 Emkendhorpe, 1210 Chemkenthorp (altsl. jem-, jemati ergreifen; jemĭci Bürge P) §. 18: "Dorf des Jemik". Perwolf erklärt E. als "selo Kamika". (Emeke ist aber auch ein deutscher Vorname).

Emekenhagen, A. Ribnitz, 1310 Emekenhagen: "Hagen des Jemik" oder des Emeke.

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F.

Fahrbinde, A. Neustadt, 1333 Verbent, Verben, 1344 Verbende, Varbonden (altsl. vrŭb-, vrŭba, westsl. varba Weide P) plur. §. 11: "die Varbęta, Verbęta".

Fahren, A. Meklenburg, 1330 Varne (altsl. vranŭ Rabe, schwarz, drav. vornó Krähe P) plur. §. 11: "die Raben".

Fahrenhaupt, s. Cepitzko.

Farpen, A. Redentin, 1192 Virpene, 1209 Virpena, 1218 Uirpene, 1308 Verpen, 1431 Verpen (altsl. vrŭp-; vrŭpa, vrŭpsti rauben; poln. warpa etc . P) adj. poss. §. 17: "Ort des Virpen, Verpen, Varpen".

Faulenrost, A. Stavenh., 1275 villa Rostok, 1288 villa Rozstok, 1385 Vůlen Rozstock, 1491 Vulenrosteke, 1494 Vul-Rostke, Vulenrostke, Vor 1700 Faulen-Rost (altsl. rastokŭ Auseinanderfluß, Verbreiterung eines Flusses A): "Ort, wo zwei Gewässer sich trennen oder vereinigen".

Federow, A. Neustadt, 1230 Vederowe, 1331 Vedderowe (altsl. vedro Heiterkeit des Himmels, adj. vedru heiter A) adj. §. 34: "heiterer Ort".

Fienstorf, A. Ribnitz, 1400 Sevinstorp, 1416 Sevynstorp, 1480 Vynstorpe (altsl. zêv- (zêvnąti gähnen), polnisch ziewac' P) §. 18: "Ort des Zêva, Zêvin". Vgl. Sevekow.

Fin (bei Klein=Labenz), 1653 wüst: Fin, 1713 Fidem, Schmettau Femmer Ort (altsl. vid- gesehen P) adj. poss. §. 17: "Ort des Vidim", čech. ON: vidim.

Finkenberg, s. Ceglos.

Finkenthal, s. Vincedargo.

Fischland, Halbinsel vor Ribnitz, 1311 Swanthewustrow (Schwartzwusterow), 1313 Zwantwozstrowe, 1328 Zwantwůstrowe, Zwantwostrow etc . (altsl. svetŭ heilig, stark A; ostrovŭ Insel A) §. 37: "heilige [Halb]insel".

Flatow, A. Feldberg, 1299 Wlotouu, 1305 Vlatouu, 1370 Flatow (altsl. blato, poln. błoto Sumpf A) §. 20: "Sumpf" oder adj. §. 34: "Sumpfort".

Fleeth, Fleth, A. Mirow, 1270 Vilet, Viletz, Vlet, 1301 Vlete, Vlethe (altsl. vil-, vila Zauberin P) adj. poss. §. 17: "Ort des Vil-".

Flessenow, A. Meklenburg, 1241 Vlassenow (altsl. vlaga Feuchtigkeit, viažĭnŭ feucht A) adj. §. 34: "feuchter Ort".

Flöte, s. Cessin.

Groß= und Klein=Flotow, A. Stavenhagen, 1418 Vlotow (altsl. blato, poln. błoto Sumpf) adj. §. 34: "Sumpfort".

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Friedrichsruh, A. Kriwitz, 1344 Ghometowe, Burg Gömetow 1385 zerstört, 1464 Gametow, hieß Gömtow bis Mitte des 18. Jh. (altsl. hom-, homątŭ Joch, Kummet, poln. chomąto R; poln. chomętowo) adj. pass. §. 15: "Ort des Chomęta".

G.

Gaarz, zur Stadt Plau, jetzt Hof Gaarz, 1223 villa Gartze, 1545 wuste feltmarcke Gartz, 1562 im wüsten Dorfe Gaarz (altsl. gradŭ Burg A) adj. §. 27: "Burgort", "kleine Burg".

Gaarzer Haide und Gaarzer Wohrde, 1610 die gantze Feldt-Marck der Gartzer Heyde und Gartzer Wohrde. Vgl. Gaarzer See ebenda.

Gaarz, A. Eldena, preuß. Dorf mit metlenburg. Antheil, 1654 Gartze: dasselbe.

Alt=Gaarz, A. Bukow, 1267 Gartz, 1271 Gartz, 1305 im dorppe Gartze, 1310 villa Gortze, 1306 Garzt: dasselbe.

Alt=Gaarz, A. Lübz, b. Waren, 1448 tho Ghartze: dasselbe.

Alt=Gaarz, A. Mirow, 1291 Gartz, 1298 villam Gardiz: dasselbe.

Neu=Gaarz, A. Bukow, 1238 Gartze, 1239 Nyengartz: dasselbe.- Vgl. noch Neu=Gaarz, A. Mirow, Neu=Gaarz, A. Lübz, Gaarzer Hof, A. Bukow, Gaarzer Krug, A. Lübz.

Gädebehn, Gö=, A. Stavesch., 1249 Hinricus de Gotebant (altsl. godŭ Zeit, Stunde, Heiterkeit; godê adj. zur rechten Zeit P) plur. §. 11: "die Godebąd [heiteren Wesens]. Davon:

Gädebehn, Gödebehn, Land, 1249 Gotebant, 1272 Ghotebant, 1303 in terra Ghotebende, 1648 Götebende (nicht zu verwechseln mit Chotibanz um Adamsdorf).

Gädebehn, Gö=, A. Kriwitz, 1568 Gotebende, 1572 Godebense: dasselbe.

Gadebusch, Stadt, 1210 (Godebuz, 1225 Chotebuz, 1230 parrochia Godebvz, später Godebuze, Godebuz, Ghodebuze, Godebutze, Ghodebusse, Godbuz, Gadebuse, Kothebus (altsl. godŭ Zeit, godê adj. zur rechte[Druckfehler: u statt n]u Zeit P) adj. poss. §. 17: "Ort des Godêbud" [früh wach].

Gadebusch, Land, 1154 terra Godebuz, 1168 Godebuzensis prouincia etc ., benannt nach dem Burgort gl. N.

Gägelow, A. Meklenb., 1230 Gvgelowe, 1248 Gughulowe, 1263 Gogolowe, 1265 Gogelowe (altsl. gogolĭ Quakente P und A) adj. §. 34: "Entenort".

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Gägelow, A. Sternberg, 1270 Goghelow: dasselbe.

Gagezow, A. Redentin, 1321 Gawessow, 1346 Gauetzow (altsl. gvozdĭ, čech. hvozd Wald, Berg) adj. §. 34: "Waldort, Bergort".

Gaillen, schon 1704 wüste Feldmark bei Plau, (altsl. gal- Sorge, Pflege P) adj. poss. §. 16: "Ort des Gala"? (Vgl. altsl. jelenĭ Hirsch A.)

Galenbeck, A. Stavenhagen, 1283 Golenbeke, 1440 Galembecke, Galenbeke, 1466 Galenbeke (altsl. goląbŭi Taube P) plur. §. 11: "die Goląbek".

Galenbeck, A. Stargard, 1277 Golenbeke, 1298 Golembeke: dasselbe.

Gallentin, Stifts=A. Schwerin, 1186, 1189, 1197 Galanze, 1284, 1292 Galentin (altsl. gal- Pflege P) adj. poss. §. 17 und §. 16: "Ort des Galęta".

Gallin, A. Plau, 1192 Glyna, 1209 Glina, 1218 Glina, jetzt gewöhnl. de Glin genannt (altsl. glina Thon, Lehm P) adj. §. 21: "der lehmige Ort".

Gallin, A. Boizenburg, 1230 Galin (altsl. gal- Pflege P) adj. poss. §. 16: "Ort des Gala". (Vgl. Neu=Gallin, gegenüber Gallin an der Boize anderem Ufer).

Gamehl, A. Bukow, 1439 tôme Gammel (altsl. hmêlŭi Hopfen P und A) adj. poss. §. 17: "Ort des Chmêl' ".

Gamm, die, (die muldenförmige Senkung zwischen Brahlstorf und Boizenburg) (altsl. gąba Mund A und P; vgl. Meklenb. Adelsgeschl. 1218 Gamma, 1219 Gamme, 1226 Gambe, 1227 Gamba) plur. §. 11: "die Gąba's". - Den Gamm auf Göhren gehörte der

Gammenwerder: jetzt Werder, Insel im Kölpinsee.

Gammelin, A. Bakendorf bei Hagenow, 1219, 1230 Chemelin, 1335 Ghemelin, Gemelyn (altsl. hmêlĭ Hopfen P und A) adj. poss. §.16: "Ort des Chmêl' " oder "Hopfenort" §.32.

Ganzkow, Ganfchow, A. Güstrow, 1226 Genitsowe, Gentzowe, 1229 Gentzowe, 1230 Genscowe, 1238 Gentsowe, 1343 Gancecow (altfl. gąsi Gans P und A) adj. poss. §. 15: "Ort deS Gęsik, Gąsik".

Ganzkow, A. Stargard, 1415 Gantzkow: dasselbe.

Ganzlin, A. Plau, 1346 Gantzelin: "Ort des Gąs'ela". Flurnamen: 1726 die Turrücken (Ganzlin liegt im Lande Ture), 1726 auf Malla'schen Stücken; auf'n Sablatschen, auf'n Zachelinschen Stücken (Zechlin, früheres Dorf bei Plau) s. bei den betreffenden Buchstaben.?

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Ganzow, A. Gadebusch, 1194 Ganzowe, 1349 Gansowe (altsl. gąsĭ Gans P und A) adj. §. 15. 34: "Gänseort", oder "Ort des Gas' ".

Ganzsekendorp (A. Gnoien, unterg. bei Alt=Vorwerk), 1273 Ganzsekendorp, 1339 Ganzekendorp (altsl. gąsĭ P) §. 18: "Dorf der Gąsik".

Garden, Kloster=A. Dobbertin, 1337 Gharden (altsl. gradŭ Burg A) adj. §. 30: "Burgort".

Gardener Mühle bei Garden, 1263 die muhle im dorff Gardene: dasselbe.

Gardene, Bach, in den Gardener See, 1237 bach Gardene, 1274 riuulus Gardene.

Gardene See, Gardener See, 1237 See Gardene, 1274 stagnum Gardene.

Gardesskenthorp (Dreveskirchen, N Wismar) 1229 (altsl. gradŭ Burg P und A) §. 18: "Dorf der Gardišek"

Gardin (Plauer Feldm.), 1223 villa Gardin, 1255 villa Gardin, 1300 Gardin, noch 1591 Gardin (altsl. gradŭ Burg A) adj. §. 32: "Burgort", Ort bei einer Burg etc .

Gardist campi (bei Neu=Kloster), 1271 campos Gardyst (altsl. gradŭ Burg A) §. 26: "Burgort".

Gardow, s. Komthurei.

Garlitz, A. Lübtheen an der Sude, 1550 Gartlizt, 1580 Gartlitz, 1593 Gartelitz (altsl. grotŭ Kelch, Trichter; serbisch grotlo Schlund, "fauces" A) §. 26: "Ort an Schluchten".

Garlitz, A. Wittenburg, in hügeliger Gegend, 1653 Gahrlitze, 1693 Garlitz: dasselbe. (?)

Gartow, s. Görtow=See.

Garwitz, A. Kriwitz, an der Elde, 1361 Garseuitz, 1447, 1477, 1493 Garuitze (altsl. grŭg-, westsl. garg- ?, vgl. meklenb. dominus Gargeviz 1275) patron. §. 6: "Nachkommen des Garž".

Gebekendorpe 1356 (bei Wismar), 1349 Jebendorpe, 1381 Gebbekendorpe, schon im 15. Jahrh. untergeg. (poln. jeb-, jebik "scortator, moechus" P) §. 18: "Dorf der Jebik" (oder deutsch Gebeke = Gebhardine?).

Gedin (Plauer Feldm.), 1255 Gedin, 1292 Gedhin, 1293 Ghedin, 1591 Feldmark Godin (altsl. gŭd- P, gŭd-: god- = hŭt-: hot- Brückner) §. 16: "Ort des Geda, Gda".

Gehmkendorf, A. Neukalen, 1314 Ghemekendorp, 1318 Gemikendorp (altsl. jem-, jemĭci Bürge P) §. 18:

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"Dorf des Jemik" Vgl. noch: Gemekenhagen, Feldm. bei Kargow, A. Stavenh., 1586, 1587. -

Geline, Gelne (bei Malchow ?) 1235 (altsl. jeleĭ Hirsch A) adj. §. 21: "Hirschort"

Gellent (nördlicher Theil des Alt=Schweriner See's) 132 (altsl. jelenĭ Hirsch P) plur. §. 11: "die Jelęta".

Gelsch, wüste Feldm. zwischen Karbow (A. Lübz) und Vietlübbe (A. Plau), (altsl. jel-, jelenĭ Hirsch P) adj. poss. §. 17: "Ort des Jeliš".

Genzkow, A. Stargard, 1298 Genccowe, 1390 Yentze cowe (altsl. gąsĭ Gans P und A) adj. poss. §. 15 "Ort des Gęsik".

Geressowe, solitudo et villa (bei Polchow), 1232 Jarisowe vel Chowale, 1248 Jerusowe, 1266 villa Geressowe ve Cowale, 1282 Jeresowe (altsl. jarŭ herb, streng P) adj. poss. §. 15: "Ort des Jariš".

Gessin, A. Stavenhagen, 1247 Jacin, 1337 Getzin, 1349 Jessyn (altsl. jakŭ stark P: z. B. poln. jak, čech. jačin) adj. poss. §. 16: "Ort des Jak-, Jačin".

Gevezin, Gevzin, A. Strelitz, 1311 Gywirczcin, 1313 Gywetzin, 1408 tho Gywertzin (altsl. gvorŭ, gvorĭcĭ Wasserblase, Strudel A; oder govorŭ Tumult, Lärm P; čech. hovořice) adj. §. 32, 16: "Ort an einem Strudel, See u. s. w." oder "Ort des Govorek".

Gidamer fons (bei Scharpzow), 1229 de fonte, qui slauice Gidamer uocatur (altsl. jed- P) adj. poss. §. 17: "(Born) des Jedamêr."

Gielow, A. Stavenhagen, 1228 Chylowe, 1232 Chilowe, 1240 Chylov, Chilou, 1248 Chilowe, oft, 1315 Gylowe (altsl. hyl-; hyla Schlechtigkeit, pohylŭ krumm P) adj. poss. §. 15: "Ort des Chyl-"(?)

Gievitz, Gr=. u. Kl=., A. Stavenh., 1316 Gywirtze, 1332 Gywertz, Giverz (altsl. gvorŭ, gvorĭcĭ Wasserblase A; oder govorŭ Tumult, Lärm P; vgl. ON čech. hovořice) adj. §. 21. 17: "Ort an einem Strudel, See u. s.w." oder "Ort des Govorek".

Gischow, Stadt Parchim, 1/4 S Lübz, 1304 Gissekow, 1318 Giskowe, (altsl. jeh- P; vgl. ON čech. ješkov) adj. poss. §. 15: "Ort des Ješik".

Groß=Gischow, A. Meklenburg, 1320 Gissecow: dasselbe.

Klein=Gischow, A. Bukow, 1580 Gischouw: dasselbe.

Glaisin, s. Glesin.

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Glambeck, A. Bützow, 1178 Glambike, 1186 Glambeke (altsl. gląbokŭ tief A) adj. §. 21: "der tiefe Ort" (See etc ).

Glambeck, Kabinets=A. Strelitz, 1366 Glambeke: dasselbe.

Glambecker See, ebenda, wovon der Ort benannt ist: dasselbe.

Glambecker See (Feldm. Mölln, bei Krakow): dasselbe.

Glambeke (Bach, A. Wredenhagen) 1466: dasselbe.

Glambike loug, profunda palus salicum (bei Dargun) 1219 (altsl. gląbokŭ tief A und poln. ług Sumpf A): "tiefer Sumpf".

Glasewitz, Stadt Güstrow, 1445 Glaseuitze (altsl. glasŭ Stimme P) patron. §. 6: "die Nachkommen des Glas". Vgl. noch: Glasewitzer Burg, Stadt Güstrow, Hof.

Glasin, A. Neu=Kloster, 1248 Glasin, 1267 Glazin (altsl. glasŭ Stimme P) adj. poss. §. 16: "Ort des Glasa".

Glasow, A. Dargun, 1216 Glasowe, 1219 Glaso(we) §. 15: "Ort des Glas".

Glasow, A Stavenhagen: dasselbe.

Glave, A. Lübz, am Krakower See, 1445, 1501 Glaue (altsl. glava Kopf, Hügel P und A) plur. §. 11: "die Glava"; oder adj. §. 21: "das Hügelige".

Glave (S Wredenhagen, eingeg.) 1311 Glouen, 1318 Glaue, 1448 to Glaue: dasselbe.

Glesin, Glaisin, A. Eldena, 1282 Glesin, 1291 Glesyn, 1368 Glesine up de Eldene, 1540 Glessyn (altsl. glez-, gleznŭ Knöchel P) adj. poss. §. 16: "Ort des Gleza".

Gletzow, A. Rehna, 1230 Glatsowe, 1310 Gletzowe (altsl. glad-, gladŭ Hunger P, oder gladŭkŭ glatt P) adj. poss. §.15: "Ort des Gladiš".

Glevin (Güstrower Feldm.), 1292 Gleuin, oft (altsl. hlêvŭ Stall, Haus A) adj. §. 32: "Stallort". Vgl. noch: Gleviner Burg, Stadt Güstrow, Gastgehöft.

Glewest (Warensche Feldm.), 1325 des dorpps genompt Glewest (altsl. hlêvŭ Stall, s. poln. chłewisk und chłewyszcze A) §. 25. 26. isko, ište: "Stallort".

Glienke, A. Stargard, 1298 Glineke, 1436 van deme Glynecke (altsl. glina Thon, Lehm A) §. 22: "Lehmort".

Glineke, Hof, wo jetzt Neustrelitz steht, 1349: dasselbe.

Glinh stagnum (bei Röbel) 1261 (altsl. glina Lehm A) adj. §. 21: "das Lehmige".

Glin (Güstrower Feldm.) 1346: dasselbe.

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Globen (bei Grüssow) 1255 Groben, 1697 Globahn (altsl. globa Strafen, Geldstrafe, globĭnikŭ der die Strafen einzieht P) adj. poss. §. 17: "Ort des Globan"(?).

Globetzow, Feldmark, (A. Strelitz, bei Menow, NW Fürstenberg), 1418 Globetzow, 1419 Globetzow, 1457 Dorfstäten Menow, Globtzow: "Ort des Globec", s. auch Clubuchziz. Vgl. Globsow in der Prov. Brandenburg.

Glocksin, Klocksin, A. Stargard, 1337 Cloxim, 16. Jahrh. Kloxin (altsl. klok- P) adj. pass. §. 17: "Ort des Klok-", Kloksim, s. Klocksin.

Gloueke (untergeg. bei Mestlin) 14. Jahrh. (altsl. glava Haupt P, oder Hügel A): plur. §. 11 oder §. 21. 22 adj. : "Ort des Glavek", oder Hügelort".

Gnemern, A. Bukow, Pren de "Gnemere" 1320, 1327 Gotscalcus de Gnemere (altsl. gnêvŭ Zorn, Grimm P, z. B. poln. gniewomir) plur. §. 11: "die Gnevomêr" [Muth= berühmt].

Gnesdiz in terra Ylowe, 1171 Gnesdiz, 1191 Gnesdiz, 1211 Gnesdiz (altsl. gnêzdo Nest, Lager A) §. 27: "Lagerort", "kleines Lager".

Gneutine (zwischen Wolkow und Beestland), 1178 Gneutine, 1248 Gnewotin (altsl. gnêvŭ Zorn, Grimm P) adj. poss. §. 16: "Ort des Gnêvota".

Gneve, A. Wredenhagen, 1261 Gnewe, plur. §. 11: "die Gnêv"

Gneven, A. Kriwitz, 1246 Gnewen, adj. §. 17: "Ort des Gneven".

Gnevstorf, A. Lübz, (altsl. gnêvŭ P) §. 18: "Dorf des Gnêv".

Gnewitz, A. Ribnitz, 1297 Gneviz (altsl. gnêvŭ P) patron. §. 6: "Nachkommen des Gnêv".

Gnewitz, A. Strelitz, 1285 Gnewetitz, 1337 Gnewize (altsl. gnevu Zorn, Grimm P) patron. §. 6: "Nachkommen des Gnêvota, Gnêv". Im Staats=Kalender "Gnewitzer Krug", resp. "Gnewitzer Theer=Ofen" genannt.

Gnoien, Stadt, 1257 Gnogen, 1273 Gnogen, 1275 Gnogen, später Gnogen, Gnoygen, Gnoyen, Gnoge (altsl. gnoj Mist A) adj. §. 30: "Mistort". Davon:

Gnoien, Land, 1258 im lande Gnoigen, 1276 in dominio Gnoyen, 1288 terra Gnogen.

Goddin, A. Ivenack, 1280 Godin, 1283 Godyn, 1300 Chodyn (altsl. god-, godŭ rechte Zeit, Heiterkeit; godê, adj. , rechtzeitig P) adj. poss. §. 16: "Ort des Goda".

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Goddin, A. Schwerin, bei Gadebusch, 1194 Godin, 1307 Go v deyn, 1381 Godin, 1520 Gottyn, 1552 Goddin, 1558 Goddin: dasselbe.

Godekendorff (Feldmark Mamerow), 1336 Godekendorff, Godekendorp, Godickendorpe etc . (altsl. god- P) §. 18: "Dorf der [plur.] Godik", oder deutsch: Dorf des Gödeke (demin. von Godfrid etc .).

Groß= und Klein=Godems, A. Neustadt, 1291 villa Wodamiz, item aha villa eiusdem nominis Wodamiz, 1312 maior Wodemesse (altsl. voda Wasser A; mĭz-, mĭzêti tropfen A) compos. §. 35 etwa: "Wasserlauf".

Godendorf, Gudendorf, A. Strelitz, früher Minnow, 1583 Schultzengerichte zu Minnow, to disser tidt Godendorff geheten (altsl. mĭn- Gedanke P) adj. §. 15: "Ort des Mĭn-, Mĭna".

Goderac (bei Kessin), 1171 uilla sancti Godehardi, que prius Goderac, Goderak, Goderach dicebatur; 1178 u. s. Godeardi, q. p. Goderach d., 1189 H. capellanus de Goderac, 1191 Goderac in Kizin, 1211 Goderack. Vgl. Arnold (l 195): pro Genedracto (Gudracco, Guddracco, Gutdraco, Guddracco, Guddracto [Gridracco]), Godehardum episcopum venerari constituit, in der Knytlinga Saga heißt der Fluß Warnow: Gudagersaa, Gudakrsa, bei Saxo Gramm. ad Gudacram amnem (altsl. godŭ ώρα , hora; χαιρός tempus, adj. godê zur rechten Zeit, und altsl. rokŭ προδεσμiα , praestitutum tempus, terminus, numerus). Das Compos. [s. §. 4] ist also gebildet wie PN godêbud, ON godêbudz' poln. und Godêrok [vgl. Radegast statt Radogost] ist wohl, wie schon Hanka (Jahrb. VI., A. 72) meinte, "der Zeitengott" oder "Jahresgott" der Westslaven. Der Ort ist so wie der Gott benannt (keine adj. Form, welche Goderač lauten würde): Besitzer Godêrok".

Godow, A. Neustadt, 1289 Ghodowe, Godowe (altsl. god- rechte Zeit u. s. w. P) adj. poss. §. 15: "Ort des Goda".

Godow, A. Ribnitz, bei Rostock, erst 1609 Godow, 1649 Godow: dasselbe.

Göhlen, A. Grabow, 1526 Gholenn, 1545 Gholen (altsl. golŭ kahl, nackt P und A) adj. §. 30: "der kahle Ort".

Göhren, zur Stadt Schwerin, 1282 Gorne (altsl. gora Berg A) adj. §. 21: "das Bergige, der Bergort".

Göhren, A. Kriwitz, 1492 Gorne: dasselbe.

Göhren, A. Grabow (bei Dömitz), 1308 Gorne: dasselbe.

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Göhren, A. Plau, d. Malchow, 1296 Gorne, 1340 Gurnhe, Gornhe, Goren: dasselbe.

Göhren, A. Stargard, 1457 Görne: dasselbe.

Golanzine (bei Pannekow) 1219 (altsl. golŭ kahl, nackt P) adj. poss. §. 16: "Ort des Golęa".

Golchen, A. Meklenburg, 1219 Colche, Cholche, 1235 Kolche (altsl. klŭka Hüfte, poples P) plur. §. 11: die Kolk".

Goldberg, Stadt, 1227 Golss, 1231 Goltz, 1234 Gultce, 1248 Goltberch etc . (altsl. golŭ kahl, nackt P) adj. poss. §. 17; oder plur. §. 11: "Ort des Golek, Golec" oder "die Golec".

Goldebee, A. Bukow, 1321 parrochia Goldebu, 1342 Choldeb_ (altsl. glŭdŭ, westsl. gold- P, mit dem seltenen Suffix -ba, z. B. russ. zloba, s. radoba, s. karĭba) adj. poss. §. 17: "Ort des Goldoba".

Goldenbaum, A. Strelitz, 1398 Goldenbow, 1393 Goldenbowe (altsl. goląbĭ. Taube P und A) adj. poss. §. 15 oder 34: "Ort des Golab" oder "Taubenort" (oder deutsch?) (Bei den beiden letzten ON scheint eine Vermengung mit einem deutscheu PN Goldenbow, Goldenboge vorzuliegen.)

Goldenbow, A. Kriwitz, 1344 Goldenbowe: dasselbe.

Goldenbow, A. Wittenburg, 1230 Golenbowe: dasselbe.

Goldenitz, A. Schwan, 1285 Goldeniz, 1292 Goldenitz, 1316 Gholdeniz (altsl. glŭdŭ, westsl. gold- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Goldon" (vgl. 1174, 1219 Zapacha et frater eius Goldon, Slaven).

Goldenitz, A. Wittenburg, 1230 Goldeniz, 1313 Goldenisse, 1326 Gholdenitze, 1326 thů Gholdenisze: dass.

Göldenitz, A. Ribnitz bei Rostock, 1332 villa Goldeniz, 1379 villa Goldenisse in. terra Rozstok sita: dasselbe.

Gölekenborg, eine Untiefe im Plauer See, 1295 Goldekenberghe, Sunnenberge, 1483 Goldekenberghe (altsl. glŭdŭ s. Goldenitz) §. 18: "Berg der [ plur. ] Goldik".

Göllin, A. Bützow, 1 NO Warin, 1186 Colenin, 1189 Cole[nin], 1197 Celenin, 1260 Goldine (altsl. kolvollenden P) adj. poss. §. 16: "Ort des Kołyna, Kolina". (?)

Golm, A. Stargard, S Friedland im Wiesengrunde, an einem Bache, 1308 Golme, 1322 Golme, 1336 Golmhe, van dem Golme (altsl. hlŭmŭ Hügel, slovenisch holm etc . A) adj. §. 21: "der Hügelort".

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Golwitz, A. Pöl, 1225 Goluesse, 1314 Goluitze, 1316 Ostergoleuitze, 1321 Ostergholeuitze et Westergholeuitze (in Kaltenhof auf Pöl) (altsl. golŭ kahl, nackt A) §. 28 -ica: "kahler Ort".

Golwitz, Bucht, Binnensee S Pöl, 1345 Portus Gholuitze, 15. Jahrh. de heringtøge in Goluisse, 1566 die Golluitz, herzogl. Hafen: dasselbe.

Gömtow, s. Friedrichsruh.

Gor (zwischen Zierker und Useriner See) 1346 (altsl. gor- Brand, gorêti brennen P oder gora Berg A) adj. poss. §. 17 oder §. 21: "Ort des Gor" oder "Bergort". - Vgl. noch Gurer Beke (bei Gor) 1569.

Görgelin (untergeg. bei Retzow, bei Plau), 1448 velt Gorghelin, 1531 dat felt zu Gorgelin buwen de Retzower (altsl. grŭg-; adj. grŭgutivŭ stammelnd P) adj. poss. §. 16: "Ort des Gorgola (Stammler)".

Goritz, A. Ribnitz, 1262 Ghorez (altsl. gora Berg A) §. 27 oder 28: "Bergort", "Berglein".

Gorlosen, A. Grabow, 1317 Gorlose, 1334 Gurlose, 1506 Gorloess, 1551 Gorlosen, 1561 Gorlosii (gen. loci.? ). (Bei der Ableitung von altsl. gora und lêsŭ, poln. las = "Bergwaldort", macht das o Schwierigkeiten; man würde Gorlase erwarten).

Groß=Görnow, A. Sternberg, 1287 Gornowe, 1306 Gornowe Maior (altsl. gora Berg, adj. gorĭnŭ A) adj. §. 34: "Bergort", "das Bergige".

Klein=Görnow, A. Sternberg, 1287 Gornowe: dasselbe.

Gorow, A. Bukow, 1340 Gorow (altsl. gora Berg A) adj. §. 34: "Bergort".

Görries, A. Schwerin, 1445 Goritze yn vnsse vogedye to Zwerin belegenn, im 16. Jahrh. Gorries (altsl. gora Berg A) §. 28: "Bergort", "Berglein".

Gorschendorf, A. Neu=Kalen, 1314 Gurazendorpe (altsl. gor- Brand, gorêti brennen P; vgl. ON poln. goraczyn; §. 18: "Dorf der Gorač" (vgl. altsl. gorazdŭ klug P).

Görslow, A. Schwerin, 1337 Gorzslav (s. Gor) adj. poss. §. 17: "Ort des Gorislav" [der vom Brennen Ruhm hat].

Gößlow, A. Schwerin, bei Hagenow, 1230 Gorezlawe: dasselbe.

Görtow, einer der Havelseen, bei Blankenförde, 1358 Gartow:?

Göthen, A. Kriwitz, 1477 tor Ch_ten (altsl. hotĭ Verlangen, Sucht) adj. poss. §. 17: "Ort des Chotan".

Gottesgabe, A. Schwerin, s. Davermor.

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Gotthun, Gottun, A. Wredenhagen, 1649 Gottun (altsl. hotĭ P) §. 17: "Ort des Chotun".

Gottun (Dambeck bei Penzlin), 1257 Cuthune, Chutune: dasselbe.

Gottin, A. Güstrow, 1464 Chutun, 1479 tho Gottin, 1519 de woeste veltmarcke die Gottûne genomet: dasselbe.

Graal, A. Ribnitz, 1649 fürstlicher Meierhof Grael (altsl. gral- P) adj. poss. §. 17: "Ort des Gral". (Vgl. Gralow.)

Grabene stagnum (Grenzmark v. Stavenh.) 1282 (altsl. grabŭ Hagebuche, Weißbuche A) adj. §. 21: "Hainbuchen=(See)".

Grabenitz, A. Wredenhagen, 1333 Grabenisze, 1344 Grabenitze (altsl. grabŭ Hainbuche A) §. 28: "Hainbuchenort".

Grabow, Stadt, 1186 Grabowe, 1189 Grabow (altsl. grabu Hainbuche A) adj. §. 34: "Hainbuchenort". - Von der Burg benannt:

Grabow, Land, 1262 terra Grabowe, 1298 territorium Grabow.

Grabow, A. Wredenhagen, 1344 Grabow: dasselbe.

Groß=Grabow, A. Güstrow, 1445 Grabow major: dasselbe.

Klein=Grabow, A. Güstrow, 1445 Grabow minor: dasselbe.

Hof Grabow, A. Lübz, A. Goldberg, O Kriwitz, 1306 Grabow: dasselbe. Dazu gehört: Neu=Grabow, Amt Goldberg, N Parchim.

Grabow=Höfe,A. Neustadt, 1 1/4 NW Waren, 1338 Grabow: dasselbe.

Wendeschen Grabouwe (eingeg., A. Grabow) 1448: dasselbe.

Gralow, A. Meklenburg, W Bützow, 1264 Gralow, 1350 Gralowe (altsl. gral- P) adj. §. 15: "Ort des Gral". (Vgl. Graal.)

Grambowe (Parchimsche Feldm.), 1310 (altsl. grąbŭ Bauer, plebejus, dumm, bäuerisch P) adj. poss. §. 15: "Ort des Grąba".

Grambow, A. Gadebusch, 1256 Grambowe: dasselbe.

Grambow, A. Lübz, bei Goldberg, 1295 Grambow: dasselbe.

Grambow, A. Schwerin, 1357 Slauica Grambowe: dasselbe.

Grambzow, Gramzow, A. Güstrow bei Teterow, 1317 Gramsowe (altsl. grąbŭ Bauer, plebejus P, vgl. ON poln. grębiszew) adj. poss. §. 15: "Ort des Grąbiš".

Gramelow, A. Feldberg, 1404 Gramlow, 1422 Gramelow (altsl. grabŭ P; vgl. ON poln. grzębałów) adj. poss. §. 15: "Ort des Grąbala", s. Gramkow; vgl. altsl. gramŭ Hause, Haus P, darnach: "Ort des Gram'el".

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Gramkow, A. Grevesmühlen NW Wismar, 1404 Gramekowe (altsl. gromŭ, serb. gromoran sehr groß, gromula Riese, altsl. gromada, gramada Haufe; vgl. altsl. gromŭ Donner, poln. grom oder altsl. gramŭ Haufe, Haus P) adj. poss. §. 15: "Ort des Gramek".

Grammertin, A. Strelitz, 1310 Gramertin, 1383 Grammertin (altsl. gromŭ sehr groß, gramŭ Haufe P) adj. poss. §. 16: "Ort des Gramorta".

Grammow, A. Gnoien, 1337 Grambowe, 1361 Grambowe in terra Gnogen (altsl. grąbŭ P) adj. poss. §. 15: "Ort des Grąba".

Gramnitz, Dorf und Meierei, A. Toddin und Wittenburg, 1230 Grabeniz, 1348 dörp Gravenitz (altsl. grabŭ Hainbuche A) §. 28: "Hainbuchenort".

Gramstorfer Feldmark, Stadt Tessin, 1404 Gramstorpe (altsl. gramŭ Haus) deutsch?

Gramzow, A. Fürstenberg, 1427 Grantzow, 1516 Grampzow (altsl. gran-, granica Grenze A) adj. §. 34: "Grenzort" (oder von grąbŭ: "Ort des Grąbiš"? VgL Granzow, A. Mirow).

Granzien, A MirOW, 1256 Grancin, 1339 Grancyn (altsl. gran-, granica Grenze A) adj. §. 32: "Grenzort".

Granziener See bei Granzien, einer der Havelseen, 1358 Parpar (altsl. praprotŭ Farnkraut, westsl. parport A) adj. §. 21: "Farnkraut=(See)"

Granzin, A. Lübz, 1235 Grantzin: "Grenzort".

Granzin, A. Neustadt, 1345 Grantzin: "Grenzort".

(Alt=) Granzin, A. Toddin NW Hagenow, 1230 Grancin, 1305 Olden Grantzyn: "Grenzort".

Granzin, A. Boizenburg, 1230 Grancin, 1335 Grantzin: "Grenzort".

Granzow, A. Gnoien, 1216 Gransyn (!), 1235 Granzowe, 1255 Grantzowo (altsl. granica Grenze A) adj. §. 34: "Grenzort".

Granzow, A. Mirow, 1270 Gramsow, 1301 Granzowe, Gransow (altsl. grąbŭ dumm P) adj. poss. §. 15: "Ort des Grąbis".

Grapentin (Plauer Feldmark, W), 1255, 1292, 1293 etc . Grapentin, 1730 der Grapentin, Stück Feld (altsl. grap- P; vgl. grab- rauben P, čech. hrabačov, poln. grabiszew) adj. poss. §. 16: "Ort des Grapęta".

Grebbin, A. Lübz, 1265 Grabbyn, 1286 Grabbin (altsl. grabŭ Hainbuche A oder grab- rauben P) adj. §. 32. 16: "Hainbuchenort" oder "Ort des Graba".

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Grebs, Grebz, A. Eldena, 1285 Grepesce, 1322 Grepesze, 1323 Grebitz, 1326 Grebytz, 1540 Grebetze, 1556 Grepse (altsl. greb-, grobenĭ Fels, Kamm, Felsenkamm A) §. 28: "Felsenort", "Kammort", "kleiner Fels" (gehört zum Wanzeberg).

Greese, A. Meklenburg, 1305 Goretze 1310 Ghoretze, 1320 Gortse, 1324 Ghoredze, 1167 to deme Gretze, 1620 auff Gresen (altsl. gora Berg A) dem. : "Bergleinort, Hügelort". Vgl. noch: Greeser Hals, von Wiesen begrenzter Rücken, zu Greese gehörend.

Gremmelin, A. Güstrow, 1515 nach deme Gremmelyn (altsl. grim- P, vgl. ON polnisch grzymały, kaszubisch Grzimała etc .) adj. poss. §. 16: "Ort des Grymala".

Groß=Grenz, A. Schwan, 1278 villa, que Grenzce dicitur, 1286 Grenze (altsl. gręda freier Platz, Tenne A) gleichsam grędica §. 28 ?: "Tennenort" "Ort mit freiem Platze" (?).

Klein=Grenz, A. Schwan, 1233 Paruum Grenzce, 1285 Paruum Grenze: dasselbe.

Grenz, die, Bach in die Warnow, 1344 Grentze rivus.

Greschendorf, A. Grevesm., 1402 Gressekendorpe, 1421 Greskendorpe, 1519 Greskendorpe (altsl. grêhŭ Fehler; adj. grêsĭnŭ irrend) §. 18: "Dorf der Grêšek".

Gresse, A. Boizenburg, 1297 Gresse (altsl. grêhŭ Fehler P) adj. poss. §. 17: "Ort des Grêh-".

Gressow, A. Grevesmühlen, 1158 Gressowe, 1171 Grisowe, 1174 Gressowe, 1217 Gressow (altsl. grêhŭ P) §. 15: "Ort des Grês-" ?.

Greven, A. Boizenb., 1396 Wendische Greben, 1423 Greben, 1429 Greben (altsl. greb-, grobenĭ Fels, Kamm A) adj. §. 21: "Felsort".

Greven, A. Lübz, 1324 Greben, 1328 Greben: dasselbe.

Grevesmühlen, Stadt, 1230 Gnewesmulne, 1237 Gnewismulne, 1260 Gnewesmolen, 1262 Gnewesmolne (altsl. gnêvŭ Grimm, Zorn P; mlynŭ Mühle, poln. młyn, westsl. moin- A) compos. §. 18: "Mühle des Gnêv, Gneviš".

Grieben, Vogtei Schönberg, 1237, 1313 Gribene, 1341 Gryben (altsl. gribŭ Schwamm, Pilz, russ. grib- A) adj. §. 21: "Pilzort".

Griebow, A. Grabow, 1369 Grybow, 1530 Gribow, adj. §. 34: "Pilzort".

Griebnitz, vulgo Grimnitz, A. Schwan, 1551 Griebnitz (altsl. gibŭ Schwamm, Pilz A) §. 28: "Pilzort".

Grieve, A. Gnoien, 1587 Grieve:?

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Grischow, A. Ivenack, 1256 Grossow, 1280 Grissekowe, 1283 Greskowe, 1300 Grissow, 1301 Grissekow, 1304 Griscow (altsl. groza Schauder, Schreck P oder grêhŭ Fehler P) adj. poss. §. 15: "Ort des Groza, Grozek", oder "des Grêšek".

Grittel, A. Eldena, 1290 Critle, 1305 Gritele, 1308 Gritle, 1540 Grittell (altsl. grotŭ Kelch, nsl. grot Mühl=Trichter, serb. grotlo Schlund A) adj. §. 21: "Ort, wo Schlünde sind" ?

Gröningsmühle, zur Stadt Wismar, 1294 molendinum in Karowe, 1299 molendinum Karowe (altsl. kar-, kara strafen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kara".

Groswin provincia (am südl. Peene=Ufer), 914 Brotwin (!), 1150 Grozwin, 1150 Groziom, 1178 Grozwin (altsl. groza Schauder, Schreck, adj. grozavŭ schrecklich P) adj. poss. §. 16: "Ort des Grozava".

Grube, A. Stavenhagen, 1274 Grobe in terra Malechin, 1648 Grobe (altsl. grobŭ Graben, Grab A) adj. §. 21: "Gräberort".

Grünow, A. Feldberg, 1337 Grunowe, 1342 Gronowe (altsl. gron- P) adj. poss. §. 34: "Ort des Gron, Grona".

Grüssow, A. Lübz, 1/2 S Malchow, 1255 Grussow, 1294 Grussowe, 1314 Grussow, 1320 Grussowe, 1325 Grussouwe, Grussowe, 1331 Grossow, 1338 Grussow (altsl. gruša Birnbaum A) adj. §. 34: "Birnbaumort".

Hohen=Gubkow, A. Ribnitz, 1347 Hoghen Gubecowe (altsl. gub- gubiti vernichten, guba Verderben P) adj. poss. §. 15: "Ort des Gubik§".

Gudow, A. Lübtheen, fehlt noch in den K.=Visitat.=Protok. von 1593 und 1703. Es ist wohl zu Godow zu stellen.

Gugolnosci in terra Ylowe, 1171, 1191, 1211; 1209 Gugulnoci (altsl. gogolĭ Quakente, nosŭ Nase, Schnabel P) plur. §. 11: "die Gogolnos" [Entenschnabel].

Gülitz, A. Neu=Kalen, 3/4 N Malchin, 1314 Julist, 1365 tu Gulitz (altsl. golŭ A) §. 26: "Kahlfeld".

Gülze, A. Boizenb., 1/2 O Boizenb., 1281 Guliz, 1328 Ghůlezce, 1333 Ghu v lisse, 1348 Gulitze (altsl. golŭ kahl A) §.28: "Kahlort". Vgl. noch Neu=Gülze, A. Boizenburg, 3/4 O Boizenb.

G ue lzeke, Feld bei Glave unweit Krakow, a. 1389 (altsl. golŭ kahl A, golica kahler Ort, daraus demin. golicek, golček) "kleiner kahler Ort". Vgl. noch in der Nähe: der Große Gülzer See.

Gülzow, A. Stavenhagen, 1/2 W Stav., 1226 Golisowe,

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1235 cum adjacente solitudine Golisowe^ Gholisowe, 1218 Golessowe etc . (altsl. golŭ kahl P) adj. poss. §. 15: "Ort des Goliš, Goleš" (poln. Gołysz).

GüIzow, A. Kriwitz 1/4 SO Bützow, 1333 Gultzowe, 1334 Gultzowe, 1334 Ghultzowe (altsl. golu ŭkahl P) adj.poss. §. 15: "Ort des Golec" (poln. Golec).

Gummowe campus (Wismarsche Feldmark), 1323 supra Gummowe, 1324 super Gummowe, 1328 super campo Gummowe, 1393 apud Gummowen (altsl. gom- Lärm P; hom-; vgl. poln. chomik Hamster) adj. poss. §. 15: "Ort des Goma"?

Guolenzke lugi (Moor bei Göllin, A. Bützow) 1232 wörtl. "Göllinsche Sümpfe".

Guritz, A. Grabow 2 SW Grabow, 1545 in der Guritzen (von altsl. gora Berg).

Gusni (bei Pernik?), 1219 villas Marutin, Gusni cum lacu adjacente Marvtin et Gusni (poln. guz Beule, Knirps P) ? (Vgl. Güsen im Magdeburgischen, NO Burg, Ghusene 1314. Von Brückner nicht erklärt.)

Gustävel, A. Kriwitz, 1 SW Brüel, 13 . . Guzsteuele, 1399, 1428, 1438 Gusteuele (altsl. gostĭ Gast P) adi. §. 14: "Ort des Gostiv".

Gusteke stagnum (Jäten=See?), Besitz der Komturei Mirow, 1296, 1301 Gusteke, Custeke (altsl. gostĭ Gast P) plur. §. 11: "die Gostek".

Gustislave (bei Gülzow, A. Stavenh.) 1226, adj. pass. oder plur. §. 17. 11: "Ort des Gostislav" oder "die G".

Güstow, A. Gadebusch 1/4 N Gadeb, 1230 Gvstecowe, 1335 Gůstekowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Gostek".

Güstow, A. Redentin 1 1/2 W Neu=BukoW, 1271 Gustekowe, 1337 Gustekowe: dasselbe.

Güstrow, Stadt, 1227 Guztrowe, 1228 Guzstrowe, 1232 Guozstrowe, Gutztrowe, 1233 Guzt(r)owe etc . (altsl. gušterŭ Eidechse A) adj. §. 34: "Eidechsenort". (Miklosich führt G. unter ostrovŭ "Insel" an, s. Wustrow, wie Boguchwal (1250): Ostrow ab insula deutet. Aber gu- für wu- ist westsl. ohne Parallele.)

Guthkepolle (Grenzbestimmung vom Kloster Dargun): 1174 donec ueniant contra Guthkepolle, ubi de amne ("Rokeniz") exeunt ad aquilonem in quandam uiam in mirica, que ipsam Guhtkepole circuit, vnde et in sclauico dicitur pant wo Guthkepole (= Paradiesberg zu Lenenhof bei Dargun), 1219 donec ueniatur contra Gothkepole . . . exitur ad . . . ipsam Gothkepole

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. . . unde in slauico dicitur pant wo Gothkepole (altsl. hotĭ P; polje Feld A) adj. poss. §. 21. 37: "Feld des Chotek"; ferner altsl. pąti Weg; altsl. o, praep. , westsl. wo um, herum: "Weg um Chotek's Feld = via, quae circuit Guthkepole".

Gutow, A. Grevesm. 1 NW Grev., 1230 Gvttowe, 1339 Ghutowe (altsl. hotĭ P) adj. poss. §. 15: "Ort des Chot".

Gutow, A. Güstrow 3/4 SW Güstr., 1226 Gutouwe, Gutowe: dasselbe.

Gutow'scher See bei Güstrow, 1296 Gutowe stagnum, 1307 stagnum ville Guthowe:ů "des Chot" [See].

Gützkow, A. Stavenh. 2 O Stavenh., 1283 Gustekowe, 1300 Gustekow (altsl. gostĭ Gast P) adj. pass. §. 15: "Ort des Gostek".

H.

Hilgendorf, A. Grevesm. 1/2 O Grev., 1219 Minnowe, 1230 Minnowe, 1267 Minnowe, Minnov (altsl. mĭn- Gedanke P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mĭn, Mina".

Hohenfelde, A. Doberan 1 O Kröpelin, 1177 Putecha, 1192 Putekowe, 1209 Putechowe u. oft, 1273 Puthecowe (altsl. têha Trost R) sing. §. 10, u. adj. poss. §. 15: "Besitzer Potêcha", u. später "Ort des Potêcha".

Hohenkirchen, A. Grevesm., 1 1/4 NO Grev., 1158 in Brezen . . . Maliante, 1171 Maliante, 1174 Maliante, 1222 Mirisdorp, 1230 ad Altam Ecclesiam, 1236, 1237, 1260 Honkerken, 1266 Alta Ecclesia, 1300 Honkerken (altsl. malŭ klein P) plur. §. 11. 17: "die Malęta"; (altsl. mirŭ Frieden P) §. 18: "Dorf des Mir".

Hundorf, A. Schwerin 1 N Schwerin, 1171 Lyzcowe, 1186 Honthorp, 1189 Hontorp, 1191 Lizcowe, que mutato nomine Alta Villa vocatur (altsl. lih- PR) adj. poss. §. 15: "Ort des Lišek".

J.

Jabel, A. Dömitz 1 3/4 N Dömitz, 1291 Jabele, 1319 Jabele, 1335 Jabele (altsl. jablŭ Apfelbaum, jablŭko Apfel A) adj. §. 21: "Apfelbaumort".

Jabele terra, Jabelheide, Gabelheide, um Jabel bei Dömitz, 1190, 1230; 1521 qui Gabellarum saltus incolunt tam re quam sermone adhuc Sarmathae: dasselbe. Vgl. noch Neu=Jabel, A. Dömitz, bei Jabel.

Jabel, A. Malchow u. Plau 1 1/2 N Malchow, 1256 Jabele, 1289 Jamele? 1331 Jabele 1333 Jabe1l etc .: dasselbe.

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Jabelitz, A. Rühn 1 1/2 W Bützow, 16. Jh. Jabels, Jabelitze, §. 27. 28: "Apfelbaumort".

Jaëbitz, A. Wredenhagen, an der Dosse 1/2 NO Freienstein, erst 1761 als Hof angelegt auf der Feldmark Dammwolde:?

Jahmen, A. Güstrow 3/4 SO Lage, 1235 Jamin, 1255 Jamyn, 1314 Jamene (altsl. jama Grube, Graben A) adj. adj. §. 30: "Grubenort".

Jamel, A. Grevesm. 1 O Grev., 1230 Jamene: dasselbe.

Jamen, Jamene (am Röbelschen u. Warenschen Wold) 1274 Jamen, 1292 Jamene: dasselbe.

Alt=Jamel, A. Schwerin 2 S Schwerin, 1513 Burglehen Jabelsburg, 1550 Hof Jamell (altsl. jablŭ Apfelbaum A, oder imela Mistel, poln. jemioła A) adj. §. 21: ("Apfelbaumort" oder) "Mistelort". Vgl. noch Neu=Jamel, A. Schwerin, ebenda: dasselbe.

Jamele (einer der Havelseen, bei Blankenförde) 1358: dasselbe.

Jankendorf, Janekendorf, A. Ribnitz 1/2 NW Marlow, 1210 Janikesthorp (altsl. janu, poln. jan Johannes P) adj. poss. adj. poss. §. 18: "Dorf der Janik".

(Jannerstorf) preuß. Feldmark, mit mekl. Antheil zu A. Lübz 1 3/4 S Lübz,?

Jarchow, A. Marnitz 1 1/2 S Parchim, 1323 Gargowe, Gargow, 1420 Garchow (altsl. grahŭ Erbse, poln. groch, westsl. garch, gorch A) adj. § 34: "Erbsenort".

Langen=Jarchow, A. Tempzin 1/2 N Brüel, 1219 Gargowe, 1238 Garchow, 1254 Garchow: dasselbe.

Klein Jarchow, A. Meklenburg 3/4 NW Brüel, 1343 Gharchowe, 1346 Gharchowe: dasselbe.

Jarmstorf, A. Gadebusch, 1230 Germerstorp, 1610 Jarmstorf, wohl deutsch (Germer); Wenn slavisch: (altsl. jarŭ streng P) §. 18: "Dorf des Jaromêr" [durch Strenge Ruhm habend].

Jasnitz, Bach, in die Sude, 1227 Jaznice (altsl. jasenŭ, poln, jasion Esche A) §. 28: "Eschenbach".

Jasnitz, A. Neustadt, am Jasnitzbach, 1525 Jacenitze, 1568 Jaßnitz: "Eschenort".

Jenitz=Bach, Abfluß der Lüschow in den Dobbertiner See, 1237 Jasenitz, 1274 Jacenitze: "Eschenbach".

Jassewitz, A. Grevesm. 1 W Wismar 1230 Jaztreviz, 1267 Jasterviz, später Yastervytze, Jazteruiz, Jasteruizce, Jasteruisce (altsl. jašterica, poln. jaszczur Eidechse P) patr. §. 6: "Nachkommen des Jašter".

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Neu=Jassewitz, ebenda (Jasteruitzen 1404): dasselbe.

Jastram (A. Dömitz, a. d. Elde), 1566 der Jastram ist ein beflszen land (soll benannt sein nach dem Schulzen Jastram zu Groß=Schmölen S. A.), (altsl. jastrębĭ Habicht R) adj. poss. §. 17: "Ort des Jastrąb".

Jaztrowe in terra Ylowe, 1171 Jaztroue, Jaztrowe, 1191 Jaztrove, 1121 Jaztroue (altsl. jašter-, jašterica, poln. jaszczur Eidechse P oder A) adj. §. 15. 34: "Ort des Jaster" oder "Eidechsenort".

Jäten=See, Jäthen=See (s. Gusteke), einer der Havelseen S Babke, 1258 Gaten (altsl. gatĭ Damm, Kanal A) adj. §. 30: "mit Kanal, mit Ableitung versehen".

Jatzke, A. Stargard, 1298 Jacik, 1358 Jaczik, 1411 Jacek (altsl. jakŭ stark P) sing. §. 10: "Besitzer Jačik".

Jazke (Hof, Feldm. Niendorf [Neuendorf] bei Neubrandenburg), 1330 curia Jazeke, 1336 Jaceke, plur. §. 11: "die Jačik". (Noch erinnert "der Jatscher Weg", einer der von der Feldm. Neuendorf zum Tollense=See herunterführenden Holzwege, an diesen untergegangenen Hof.)

Ichlim, A. Wredenhagen (benannt nach einem Arm der Müritz), früher der Krümmelsche Krug (altsl. igla Nadel P) adj. poss. §. 17: "des Iglim"(?).

Jeese, A. Gadb. 3/4 NO Rehna, 1230 Jeseritz, 1291 Gezeriz (altsl. jezero Landsee A) §. 28: "Seeort".

Jellen, A. Dobbertin 3/4 NO Golderg, 1227 Geline, 1263 Gelin, 1303 Gelant (altsl. jelenĭ Hirsch P) adj. . §. 21: "Ort des Jelęta, oder Hirschort".

Jennewitz, A. Doberan 1 1/4 N Kröpelin, 1129 Boianeviz, 1209 Boianewiz, 1312 Janeviz (altsl. boj Kampf P) patron. §. 6: "Nachkommen des Bojan".

Kirch=Jesar, A. Hagenow 3/4 O Hag., 1500 Jhesar (altsl. jezero Landsee A) adj. §. 21: "Seeort".

Propst=Jesar, A. Lübtheen 1 3/4 SW Hagenow, 1323 villa Gezer, 1540 Prawest Jetzser: dasselbe.

Jesendorf, A. Meklenburg 1 W Warin, 1235 Jesenthorp, 1260 Jesendorp (altsl. ježĭ Igel P) §. 18: "Dorf der Jež".

Jesow, A. Schwerin 1 3/4 SO Hagenow, 1230 Jesowe (altsl. ježĭ Igel A) adj. poss. §. 15: "Ort des Jež".

Jessenitz, A. Schwerin 1/2 S Lübtheen, 1696 Jesenitz (altsl. jasenŭ Esche A) §. 28: "Eschenort".

Ilow, A. Bukow, 1171 Antiqua Ylowe, 1211 ebenso, 1224 castrum Ylowe, um 1250 (Bog.) castrum Gilow a

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crassitudine terrao dicitur (altsl. ilŭ Lehm, Thon A) adj. §. 34: "Lehmort". Davon benannt:

Ilow, Land (Theil des A. Bukow), 1171 Ylowe, 1178 Ilowe, 1186 Ylowe, 1189 terra, que Ilou nuncupatur etc .

Ivenack, Kloster 1/2 NO Stavenhagen, 1252 Iuenack, 1256 Iliuanak, 1261 Iuenak, 1264 Yvenac, 1265 Yuenak, später Yuenac, Ivenac, Hyuenach, Yvenach, Yuenack (altsl. iva "salix helix" adj. ivĭnŭ A) §. 23: " Weidenort".

Ivendorf, A. Doberan 1 1/4 O Kröpelin, 1192 Domastiz, 1230 Domastyz, 1231 Domastiz, 14. Jh. Domastiz=Ybendorp teutonice, 1307 Hybendorpe (altsl. domŭ Haus P) patron. §. 6: "Nachkommen des Domašta, Domaša".

K.

Kaarz, A. Sternberg 3/4 W Sternb., 1416 Kartze (altsl. krŭčĭ Rodeland, slav. krčiti roden, poln. karcz Strunk, Stumpf, Rodung A) adj. §. 21: "Rodeland".

Alt=Käbelich, Kö=, A. Stargard 1 NW Woldek, 1298 Cobelik, 1362 Coblicke, 1367 tho Köbelick (altsl. kobyla Stute A) collect. §. 22: "Stutenort". Vgl. noch Neu=Käbelich, ebenda.

Käbelick, Kö=, See S Krazeburg, 1257 Cobolc, 1358 Cabelke (altsl. kobyla, demin. kobylka Stute P) plur. §. 11: "die Kobylka".

Kadow, A. Goldberg 1 W Goldb., 1307 Kadow, 1312 Kadowe (altsl. hodŭ gehen, führen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Chod" (?).

Kakeldütt, A. Mirow 1 W Neu=Strelitz, 1342 Cake Wuttem (altsl. hoholŭ hohŭlŭ Wirbel, Strudel) comp. §. 35:?

Alt=Kalen, A. Neukalen, 1174 urbs Kalen, 1219 Kalen, 1232 Kalenth, 1244 castrum Kalant u. s. w. (altsl. kalu schwarz P) plur. §. 11: "die Kalęta", "die Kaląta". Davon benannt:

Kalen, Land, 1276 territorium Kaland, später Calant, Kaland, de Kalant, vogedeye thom Kalande.

Neu=Kalen, Stadt, 1281 stadt Kalandt, Nienkalandt, 1283 Kalant, 1287 Noua Kalant, später Nygekalend, Nouum Kalant etc ., ursprüngl. Dorf Bugelmast, wohin 1281 die Stadt Kalen (Alt=Kalen) verlegt ward.

Kalenscher See, 1174 stagnum Kalen, 1216 stagnum Kalant, 1219 stagnum Kalen: dasselbe.

Kaliß A. Dömitz 3/4 O Dömitz, am Primer=Wald, 1428 Kalnytze, 1438 Kalnitze, 1566 Kalitz und Kalnitz (altsl. kalŭ Koth A) §. 28: "Sumpfort". Flurnamen

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der K. Feldmark 1566: auff dem Grist, auf dem Plast (altsl. *plastŭ, drav. plost Hufe A) "Hufe". Vgl. noch Neu=Kaliß ebenda.

Kalitz, A. Fürstenberg, 3/4 N Dannenwalde, am Saum der Kalitzer Heide, 1516 Pottzerne, Grampzow, Pradelsstorp, dat velt tom Kalen; 1569 Kalze, Kolze, Calitze (altsl. kalŭ Koth A) adj. -nŭ, §. 27. 28 u. 30: "Sumpfort".

Kalsow, A. Bukow 1 O Wismar, 1293 Calzowe, Calsowe (altsl. kalŭ schwarz P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kalec".

Kalübbe, A. Stavenhagen 1 NW Neubrandenburg, 1170 Calubye, 1244 Calube, 1249 Calube, 1342 Calubbe, Calůbbe (altsl. halupa schlechte Hütte A) adj. §. 21: "Ort, aus Hütten bestehend".

Kambs, Kampz, A. Schwan 3/4 SW Schwan (an der Warnow), 1269 Kampitz, 1270 Camptze, 1312 Campetze (altsl. kąpa, poln. kępa Flußinsel) §. 27. 28: "Auf einer Flußinsel". Vgl. noch Klein=Kambs ebenda, Tagelöhnerkaten.

Kambs, Kampz, A. Wredenh. 1 S Röbel, 1320 Camptz, 1350 Campse, 1312 Camptze: dasselbe.

Kambs, Cambs, Kampz am Kambser See, A. Schwerin 1 1/2 NO Schwerin, 1331 Camptze: dasse[Druckfehler: l fehlt]be.

Kamin, A. Bukow 1 SO Neubukow, 1219 Camin, 1235 Kamyn (altsl. kamy, kamenĭ Stein A) adj. §. 32: "Steinort".

Kamin, Camin, A. Güstrow 1 N Lage, 1226 Camyn, Kamin: dasselbe.

Kamin, Camin, A. Wittenburg 1 1/4 SW Witt., 1194 Camin, 1230 (C)amin, 1257 Camin, 1335 Camyn: dasselbe. Kamin, Cammin, A. Strelitz 3/4 S Stargard, 1170 Kamino, 1244 Caminov, 1353 thu Cammin: dasselbe. VgL noch Kaminshof, Caminshof, A. Bukow 1 SW Neubukow.

Kämmerich, Kemmerich, A. Dargun 1 N Neu=Kalen, 1262 Kemeric, 1314 Kemeric, 1350 Kemerich (altsl. komarŭ, poln. komor Mücke A und P; vgl. komora Kammer A) plur. §. 11: "die Komorek".

Kampow, Campow, V. Schlagstorf 3/4 N Ratzeburg, 1230 Campowe, 1252 Campowe (altsl. kąpa, p. kępa Flußinsel A) adj. §. 34: "Inselort". (Vgl. 1230 Campe, jetzt Campenwerder im Schalsee.)

Kankel, A. Güstrow 1 O Schwan, 1273 Kankel, Kankle, später Kankel, Kanckel (altsl. kakolĭ Schwarzkümmel, Rade A) adj. §. 21: "Ort, wo Rade Wächst". Fam.=N. Kankelwitz in Meklenburg.

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Kanow, Canow, A. Mirow 1 SW Wesenberg, 1317 Kanowe, öfters, (altsl. kan- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kan-, Kana". Vgl. Neu=Kanow, Neu=Canow, ebenda.

Kantnitz, Cantnitz, A. Feldberg 1/4 W Woldeck, mit bergiger Feldmark, 1395 zu der Kantenitze (altsl. kątŭ Winkel, poln. kąt, adj. kątny winkelig A) §. 28: "winkeliger Ort".

Kanzow, Canzow, A. Stargard 1/4 W Woldeck, 1315 Canzowe, 1322 Kantzowe (altsl. kan- P) adj. poss. §: 15: "Ort des Kanec".

Karbow, A. Lübz 1/4 SO Lübz, am Fuß der Karbower Hügelreihe, 1274 Carbowe (altsl. hribŭ Hügel A) adj. §. 34: "Hügelort''.

Karbow, A. Wredenh. 1 S Röbel, 1649 Carbow: dasselbe.

Karcheez, d. i. Kirch=Geez, A. Güstrow 1 SW Güstrow, 1234 Gethce, Gechce, 1304 Getz, 1316 Ghetze, 1338 Getze, 1570 Kerck-Getze (altsl. gatĭ Damm, Kanal A, oder jek- P) §. 21: "Dammort", oder adj. poss. §. 17: "Ort des Jek-".

Karchow, A. Wredenhagen 3/4 SW Röbel, 1333 Karghow (altsl. krag-, westsl. karg-; altsl. kraguj Habicht P) adj. §. 15: "Ort des Karga".

Karenz, A. Eldena 1 1/2 NO Dömitz, 1270 Karniste, 1285 Karniz, 1291 Karniz (altsl. krunŭ an den Ohren beschnitten, westsl. kam- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Karna".

Karenzin, A. Neustadt 1 1/2 SW Parchim, 1334 Carntzin (altsl. krŭnŭ, adj. , "an den Ohren beschnitten" P) adj. poss. §. 16: "Ort des Karnka".

Karst, A. Wittenburg 1/2 NW Wittenb., 1230 Karwete, 1615 Karfete [Perwolf p. 28 Karwaty] (altsl. hrŭvatŭ Kroate, poln. karwat P und A) plur. §. 11: "die Karwat".

Kargow, A. Stavenhagen 3/4 O Waren, 1230 Kargow, 1273 Cargow (altsl. krag-, westsl. karg-; vgl. altsl. kraguj Habicht P) adj. poss. §. 15: "Ort des Karga".

Alt=Karin, A. Bukow 1 S Kröpelin, 1233 Curin, 1244 uilla Curin, 1272 in Magno Corin, 1279 villa Corin (altsl. hor- P, hora Gegend, horova Krankheit) adj. poss. §. 16: "Ort des Chora". - Vgl. noch Neu=Karin, A. Bukow 3/4 SO Neu=Bukow.

Karlewitz, Carlewitz, A. Ribnitz 1 SO Ribnitz, 1556 Kartelwisse, 1643 Carlevitz (altsl. krŭt- Maulwurf P, westsl. kart, poln. kret) patron. §. 6: "Nachkommen des Kartla", ursprünglich wohl "Kartala".

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Karlow, V. Stove 1 W Rehna, 1158, 1230 Karlowe (altsl. kralĭ König, poln. król, westsl. karl Mann A und P) adj. poss. §. 15: "Ort des Karl".

Sclauicum Karlowe (bei Karlow) 1230: dasselbe.

Karlshof, Carlshof, (Stubbenkrug), Kabinets=A. Strelitz 1 S Starg., 1170 Lang, 1244 Lang (altsl. lągŭ Wald, Hain, Au A) adj. §. 21: "Waldort".

Karnin, A. Schwerin 1 1/2 NO Schwerin, 1587 das Kaninische Feld; Gannin, (altsl. krŭnŭ, adj. an den Ohren beschnitten, westsl. karn P) adj. poss. §. 16: "Ort des Karna".

Karnitz, A. Neu=Kalen 1/2 W Neu=Kalen, 1232 Karnese, 1282 Karnese, 1305 Karniz, 1314 Karendce, Karenze in territorio Hart (altsl. krŭnŭ P, vgl. ON poln. karniszewice) adj. poss. §. 17: "Ort des Karniš".

Karow, A. Meklenb. 1/2 S Wismar, 1263 Karowe (vergl. Grönings=Mühle) (altsl. kar- kara strafen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kara".

Karow, A. Lübz 1 1/4 N Plau, 1254 Carow, 1295 Karowe: dasselbe. Vgl. noch Karower Blänke, Bucht des Plauer Sees.

Karow, A. Güstrow 3/4 N Güstrow, 1226 Carowe, Karowe: dasselbe.

Karpin, Carpin, A. Feldberg 1 1/2 O Neu=Strelitz, 1393 Carpin, 1430 Carpin (altsl. krŭp-, vgl. poln. karpa Stamm oder Klotz im Wasser A) adj. §. 32.

Karrentin, A. Boizenb. 1 1/2 NO Boiz., 1230 K(a)rr(entin) (nicht mehr sicher zu lesen), 1244 in molendino Carpentin, 1262 Carpentin (altsl. krŭp-, westsl. karp P) adj. poss. §. 16: "Ort des Karpęta".

Kartlow, A. Bukow 1 NO Wismar, 1245 Cartlowe, 1273 Kartlowe (altsl. krŭt- Maulwurf P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kartla".

Karwitz, Carwitz, A. Feldberg 3/4 S Feldberg, 1393 Carwytze (altsl. krava Kuh, drav. korva A) §. 28: "Kuhort".

Käselin, Kö=, A. Lübz 1/2 W Röbel, 1756 Kaselin, nicht früher genannt (altsl. kozlŭ Bock P und A) adj. §. 16. 32: "Ort des Kozla" oder "Bockdorf".

Käselow, Kö=, A. Grevesm. 1 1/4 S Wismar, 1230 Coselowe (altsl. kozlŭ Bock A und P) adj. §. 34, 15: "Bockort" oder "Ort des Kozla".

Käselow, Kö=, A. Gadeb. 1/2 SO Gadeb., 1230 Coselowe, 1266 Coselow, 1322 Koselowe: dasselbe.

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Käselow, Kö=, A. Güstrow 1 N Güstr., 1445 Koselowe: dasselbe.

Kassow, A. Güstrow 1 NO Bützow, 1445 Kassowe (altsl. kaš-, kašica Brei, poln. kasza Grütze P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kaša".

Kastahn, A. Grevesm. 3/4 S Grev., 1219 Kerstane, 1230 Kristane, 1231 Karstania, 1243 Kerstene, 1252 Karstane, 1264 Kristane, 1519 Karstan (altsl. krŭstŭ Christus, Kreuz P) plur. §. 11: "die Kerstan, Karstan".

Kastaven=See, Großer, W Lychen, Grenz=See von Ukermark und Mecklenb., 1299 Grote Karstauell, und

Kastaven=See, Oberer, W Lychen, 1299 Lutke Karstauel, 1300 stagnum apud Carstauel, 1337 Lutcke Carstauel (altsl. krŭstŭ Christus, Kreuz P) adj. -le §. 14: "Ort des Karstav".

Kastaven, Ukermark W Lychen, 1286 Karzstauel Minus, 1299 villa Carstauel, 1300 villa Carstauell, 1305 Carstauell, Cayrstauel: dasselbe.

Kastagelichsche wische, zu Dabelow gehörig, 1572, ebenda.

Alt= und Neu=Kätwin, Kö=, 1238 uilla Cutauim, 1258 Coteuin, 1271 Kotheuinne, 1273 Kotauin, 1304 Kotheuinne (altsl. hotĭ Verlangen P) adj. poss. §. 16, 17: "Ort des Chotav, oder Chotavim".

Kavelpaß, Grenzpaß von Friedland nach Pommern, 1306 stede unde hus to der Ko v ghelen, 1331 castrum Cochele, Schloß zur Kogel (altsl. hoholŭ, hohŭlŭ Strudel, Wirbel P) adj. §. 17. 11: "Ort des Chochol".

Keez, A. Meklenb., 1/2 W Brüel, 1328 Keetze, 1476 Keetz (altsl. hyža Haus, obersorb. khěža; altsl. hyzŭ Haus, Hütte, poln. chyz, chyz', drav. tjesseg heidt nach Hause gehen A) adj. §. 21: "Hüttendorf".

Kessin, A. Ribnitz, 1/2 SO Rostock, 1170 Kyzhin, Kyssin, Kussin, Kissin, 1219 Kizsin, Kiszin, 1267 Ketzyn, 1268 Ketzin, 1269 Kezin (altsl. hyža Haus, hyzŭ Hütte A, oder hot-, hŭt- Verlangen P?) adj. §. 32: "Fischerhüttenort". Danach benannt:

Kessin, Land (zwischen Warnow und Recknitz), 1181 Kixin, vel Kessin, Kyrin, Kitin, 1186 terra Kizin, 1189 terra Kytin, 1191 Kizin, 1197 terra Kyzin.

Kieth, A. Goldberg 1 SO Krakow, 1256 Kithe (altsl. kyta Zweige, Flechtwerk A) adj. . §. 21: "Ort, wo Zweige, Flechtwerk sind".

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Kieve, Kiwe, A. Wredenh., 1 1/2 S Röbel, 1311 Kiewen, Kywen (altsl. kyj Knüttel, Keule A, gleichsam kyvĭnŭ?) adj. §. 30: "Keulendorf".

Kiez, A. Neustadt, SO Neustadt, Dorf, 1576 Kitze, 14 Fischerkerle, 1720 Kiez (altsl. hyzŭ, hyža Hütte): "Fischerhüttenort".

Kiez, der, St. Brüel, am Mühlenbache: dasselbe.

Kiez der, bei Bützow, 1581 Kiez: dasselbe.

Kiez, der, vor Gadebusch, 1302 molendinum in Kize, 1323 in molendinis Godebutz et Kitze, 1452 vthe der kîsmôlen, Kiezmühle: dasselbe.

Kiezteich vor Gadebusch, 1348 an den Kitzdick, de vör Gadebusch ligt: dasselbe.

Kiez, der, bei Hagenow: "das Kiez=Ende", Stadttheil: dasselbe.

Kiez, der, St. Waren, an der Müritz: dasselbe.

Kiez Werder, Insel in der Lieps, vor Prillwitz: dasselbe.

Kirchdorf, Kirchdorf=Wustrow, A. Ribnitz 1 1/2 N Ribnitz, 1235 Wostrowe, s. Fischland (altsl. ostrovŭ Insel, Halbinsel A) adj. §. 21: "Ort auf einer Halbinsel".

Kisserow, A. Malchow 1/2 S Malchow, 1309 Kitzerowe, 1375 Kisserow (altsl. * hyzarĭ Fischer A) adj. §. 15. 34: "Fischerort".

Kisserow, die Kissering, Wiese, W Nossentiner Hütte, 1553: dasselbe.

Klaber, A. Güstrow 1 1/4 SW Teterow, 1303 Calabria, Kalaber: ?

Kläden, Klöden, A. Dobbertin, 1237 Clodene, 1263 Clodone, 1274 Clodene, 1313 Clo e den, 1316 Kloden, 1325 van deme Cladener tzarrane an bet'. . . (altsl. klada Baum, Stamm; poln. kłoda Rodung A) adj. §. 30: Baumort, Rodeland etc .".

Kladow, A. Kriwitz 3/4 NW Kriwitz, 1317 Gladow (altsl. gladŭ glatt P) adj. . §. 15: "Ort des Glad, Glada".

Kladrum, A. Goldberg, 2 N Parchim, 1447 Kladrum, 1496 Cladrum (altsl. klada Baum, Stamm, rąb- fällen P, vgl. ON čech. kladeruby) plur. §. 11. 12: "die Holzfäller, Holzhauer".

Klambeck, der (Holz im A. Dömitz), 1566 (altsl. kląbo, kląbŭko Mähne, Dickicht A) §. 20: "Dickicht".

Klebe, Kleben, Kleve (zur St. Plau), 1534 veltmarcke to Kleuen, 1541 das veldt zu Cleuen, 1591 Feld Cleue, 1672 Feld Kleben, 1707 Feld Kleven (altsl. hlêvŭ Stall, Haus A) adj. §. 30: "Stallort".

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Kleekamp, A. Meklenburg 1 1/4 W Warin, früher Bresen (altsl. brêza Birke A) adj. §. 28: "Birkenort".

Kleeth, Kleth, A. Stavenh. 1 3/4 N Penzlin, 1273 Cletis, 1290 Kleth, Kletz, Klet, 1291 Cleth, 1300 Clete (altsl. klet- [dunkeler Bedeutung, nach Mikl.]; wohl klêtĭ Haus, poln. klec' schlechtes Haus, Bau aus Stückhölzern mit Lehmbewurf A) §. 21: "Ort mit Klehmstakenbauten".

Groß=Klein, zur Stadt Rostock, bei Warnemünde, 1370 Dudeschen Clene (altsl. klenŭ Ahorn A und P) adj. §. 21: "Ahornort" oder plur. §. 11: "die Klen".

Lütten=Klein, zur Stadt Rostock 1 NW Rostock, 1340 tho Kleine, 1345 Klene: dasselbe.

Kleinen, A. Meklenb. 1 3/4 S Wismar, reizend gelegen, in bergiger Gegend, 1178 Cline, 1186 Klinen, 1189 Kl(inen), 1197 Kline, 1337 Clene (altsl. klinŭ Winkel A) adj. §. 21: "Winkelort".

Kleinow, A. Grabow 1 SW Neustadt, auf dessen Feldmark im 18. Jahrh. Ludwigsluft erbaut wurde, 1333 villa Clenow, 1344 Klenow, 1706 Kleinow (altsl. klenŭ Ahorn A und P) adj. §. 15. 34: "Ahornort" oder "Ort des Klen".

Kleest, Güstrower Wald, 1228 silua Primere aut Cleste (2mal), silua P. et Cleste (1mal) (altsl. kl6ecirc;šta Zange A, etwa Schlucht ?) adj. §. 21: "Schluchtenort".

Kleisten, A. Dobbertin 3/4 NO Goldberg, 1251 Clesten, 1263 Clestene, adj. §. 30: dasselbe.

Klemperow (wüste Feldmark bei Kogel, A. Wittenburg, vielleicht identisch mit dem nicht sicher zu lesenden Calinterowe, s. d.), 1570 das Feld Klemperow, (altsl. klęp-, kląp- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Klępar".

Klenz, A. Neu=Kalen 1 1/4 NO Teterow, 1314 Wokelence, Wokelense, 1323 Wokelenze, 1326 Wokelense (altsl. o, praep. um; und klanĭcĭ, nach Mikl. neusloven. klanjec Beugung; serb. klanac Sumpf, Krümmung, enger Weg; nach Hilferding: kląčĭ "leerer Platz zwischen den Häusern, Hain, Morast etc ., wa[Druckfehler: a statt o]rauf sich das slav. im Halbkreise gebaute Dorf stützt und absperrt" A) adj. §. 21: "Ort um einen krummen engen Weg, oder um einen leeren Platz etc . herumgebaut".

Kletzin, A. Meklenburg 3/4 S Wismar, 1322 Cletzin, Clethzin, 1323 Cletzin (altsl. klêtĭ Haus, poln. kléc' Bau aus Stückhölzern, mit Lehmbewurf A) adj. §. 32: "Ort mit Klehmstakenbauten".

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Kleverhof, A. Dargun 1 N Neu=Kalen, 1314 Glawe, 1371 Chlewe, später Klewe (altsl. glava Kopf, Haupt P) plur. §. 11: "die Glawa". Vgl. auch altsl. hlêvŭ Stall, Haus A; adj. §. 21: "Hausdorf".

Klink, A. Wredenhagen 3/4 SW Waren, 1345 villa Klincken, 1346 villa Klincken, uilla Klincken, 1347 in Klincker toghe, 1553 B. zu der Klincke (altsl. klinŭ Winkel, poln. klin Keil, Winkel A, demin. klinik) adj. §. 30: etwa "Keilort", Lage: eingekeilt zwischen 2 Seen.

Klinken, A. Kriwitz 1 S Kriwitz, 1230 Clinka, §. 21: dasselbe.

Klockow, A. Stargard 1 O Friedland, 1288 Klukowe, 1371 villa Clokowe (altsl. klok- P; vgl. klokotŭ Sprudel; bulg. kločĭ klucken etc .) adj. poss. §. 15. 34: "Ort des Klok-".

Klockow, A. Ivenack 1/2 O Stavenhagen, 1256 Clokow, 1280 Clocowe: dasselbe.

Klockower Berg, bei Stavenhagen, 1282 mons Clokowe: dasselbe.

Klockow, A. Neustadt 1 3/4 O Waren, 1230 Clocowe, 1273 Clokowe: dasselbe.

Klocowe (Parchimsche Feldmark) 1229: dasselbe.

Klocksin, A. Lübz 2 S Teterow, 1648 Kloxin, Cloxin (altsl. klokŭ, vgl. klokotatĭ sprudeln, praes. klokoštą P) adj. poss. §. 16: "Ort des Klokota" (?). - Vgl. noch Neu=Klocksin ebenda.

Kloddram, A. Wittenburg 1 1/2 W Hagenow, 1230 Clodram, 1277 Cloderem (altsl. klada Baum, Stamm, rąb-, rąbiti schneiden, fällen P; čech. kladeruby) plur. §. 11, 12: "die Holzhauer".

Klopzow, A. Wredenh. 1 3/4 NW Mirow, 1509 Gloptzou (altsl. hlapŭ, poln. chłop, demin. chłopiec Knecht P) adj. poss. §. 15: "Ort des Chlop'ec".

Kloteken (bei Carlshöhe, A. Schwerin), 1284 villa K., 1291 dorff Cloteke, 1735 NW Spitze des Schelfwerders Kläter- (d. i. Kloteker) Horn, der Hügel vor dem Spielthore Schwerins heißt noch jetzt Kläter Berg (altsl. klat- P; kolja, klati, poln. kłot- v. kolę kłòc' stechen, kłótnia Zank etc .) plur. §. 11: "die Klotek".

Klötenow (bei Kl.=Trebbow, A. Strelitz), 1404 dass dorff Klötenow, 1568 Klötenower Feldmark, noch jetzt Klötenower-See, -Bruch, -Wiesen (altsl. klat- Zank P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kloten".

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Klüschenberg, der, bei Bützow SW, 17. Jahrh. Klüschenberg (altsl. ključĭ Schlüssel A) ?

Klüschenberg, der, bei Plau SO: dasselbe.

Klüschenberg, der, bei Stargard SO: dasselbe.

Klüß, A. Grabow 3 SO Neustadt, an einem Bache, 1438 Clutze (altsl. ključĭ Schlüssel, sloven.kijuč Flußkrümmung, Wassersprudel, poln. klucz, auch Schlüssel zu einem Lande, Orte etc ., ferner: Herrschaft von mehreren Vorwerken, Dörfern etc ., z. B. Klucz Opolski A) adj. . §. 21: "Ort an einem Sprudel, an einer Flußkrümmung".

Klueß (fpr. Klûß), Klus, A. Güstrow 3/4 SO Güstrow, 1663 auf der Cluess, 1703 Püstkow oder Klusse, 1720 Klus, Püstau benebenst der Kluss, scheint die plattdeutsche Uebertragung (Klause, Einsiedelei, Einöde) von Pustekow zu sein, s. d.

Klüssendorf, zur Stadt Wismar 3/4 SW Wismar, 1230 villa Clitse, 1342 Clůtzendorpe, Clutzendorpe (altsl. ključi A, s. Klüß).

Klüsser Krug, A. Hagenow 1 O Hagenow, und

Klüsser Mühle, ebenda, 1797 noch nicht vorhanden.

Klußer Mühle, Mühle zur Klus, Stadt Wismar 1/4 S Wismar, 1258 molendinum Wotrence, 1260 molendinum Wotrenze, 1300 molendinum Wotrentze, ebenso noch 1350 (altsl. praep. o, um; und trątu Wache P) plur. §. 11: "die Wotrąt".

Klütz, A. Grevesmühlen, Flecken, 1230 Clutse, 1260 Cluthze, 1267 Klutze (altsl. ključĭ Schlüssel, s. Klüß).

Ober=Klütz, A. Grevesm., 1 1/2 N Grevesm., 1316 Superior Clutze, 1319 Clutze etc .: dasselbe.

Nieder=Klütz, A. Grevesm., 1 3/4 N Grevesm., 1316 Inferior Clutze, 1519 Nedderklutze, 1582 im Nieder-Clutz: dasselbe.

Klützer Freiheit, W neben Hof zum Felde, 1334 Klutzer Vryheit: dasselbe.

Klütz, Wald, Land um Klütz, 1188 silva Cliuz, 1202 Cluz, 1222 Clutze, Cluze, 1256 Clutse, 1260 Cluthze, noch später

Klützer Ort genannt, 1520: imme Klützer orde etc . (Ort = Ecke, Winkel).

Kneese, A. Gadebusch, 1 1/2 SO Gadebusch, 1230 Knesen, 1239 Knese (altsl. kŭnęzĭ Fürst, poln. kniaz' sl. knez A) adj. §. 30. 21: Fürstenort".

Sclauicum Knesen (bei Gadebusch) 1230: dasselbe.

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Kneze-graniza (bei Dargun) 1174. 1219: "des Fürsten Grenze".

Kneese, A. Ribnitz 1/2 W Sülz, 1210 Conesco, 1326 Konesse, 1696 Kness, 1824 Knesse (altsl. kon-, kona vollenden P; oder koniĭ Pferd A) subst. -isko §. 25: "Pferdeort".

Kobande, A. Kriwitz 3/4 NO Kriwitz, 1408 Kobande, 1549 Cobande (altfl. kob-, kobŭ Weissagung P; oder kub- P) plur. : "die Kobbąd" [= des Propheten Wesen habend], oder "die Kubęta". Vgl. Kuppentin.

Kobrow, A. Sternberg, 1307 Kobrowe, 1325 Kobrow, 1333 Coberowe (altfl. kovrŭ, poln. kobierzec Teppich P) adj. adj. §. 15: ?

Kobrow, A. Güstrow NO Lage, 1346 villa Teutonica K(r)obrowe, 1346 villa Teutonica Kobrow.

Köchelstorf, A. Grevesmühlen SW Wismar, 1230Coghelestorp, 1319 Cochelstorp (altsl. hoholadŭ, hohŭlŭ Wirbel, Strudel P) §. 18: "Dorf des Chochol".

Köchelstorf, A. Gadebusch SO Rehna, 1230 Cochelestorp, 1322 Kochelstorp, 1339 Kughelstorp: dasselbe.

Kogel, A. Wittenburg, 1230 Cowale, 1277 Cowalle, 1279 Cowal (altsl. kovalĭ, kovači Schmied A) plur. §. 12: "die Schmiede".

Kogel, A. Lübz S Malchow, 1255 tho Cowell, 1330 Kowalke, 1346 Cuwal: dasselbe (oder "Klein =Kowale").

Kirch=Kogel, A. Lübz W Krakow, 1303 Kerc-cowalk, demin. §. 9: "Klein=Kowale", also "Klein=Schmiededorf".

Rum=Kogel, A. Lübz W Krakow, 1303 Magna Cowalk: dasselbe, also "Kleine Schmiededorf".

Kolbow, A. Neustadt O Grabow, 1339 Kolbow (altsl. klŭb- A) ? - Vgl. Kolbitz bei Wollmirstedt im Magdeburgischen ( adj. §. 15).

Kölln, A. Güstrow N Krakow, 1337 Colne (altsl. klŭn-A) adj. §. 21.

Kölpin=See, W Waren, 1230 de Colpyn, 1273 Colpin, 1332 aquae Colpin, 1339 aquae Culpin (altsl. kolpŭ "draco", sorb. kolp' Schwan A; oder altsl. klŭp- P oder A; vgl. ON poln. kiełpin) adj. §. 34 oder 15: Schwansee, Schwanenort"? Vgl. Cölpin-Soll (bei Scharpzow) 1612.

Kölpin, A. Kriwitz 1 N Kriwitz: dasselbe.

Kölpin (untergeg. bei Ruest), 1446 Kölpinstorp, 1553 wüst Kölpin: dasselbe.

Kölpin, Cölpin, A. Stargard O Stargard, 1290 Colpyn, 1298 Colpin, 1417 Col v pin: dasselbe.

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Kölzin, A. Zarrentin 1 W Wittenb., 1194 Culsin, 1230 Cvitsin, 1251 Colcyn, 1254 Culcin, 1279 Cultzin, später Koltsin, Kolcyn, Colsyn, Coltsyn (altsl. klŭka "poples" Kniekehle P) adj. poss. §. 16: "Ort des Kulka, Kolka".

Kölzow, A. Ribnitz 1/2 S Marlow, 1234 Kolozyov, Koltzowe, 1339 van Koltzowe (altsl. klŭka Kniekehle, Schenkel P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kolča".

Komthurei, Comthurei, A. Strelitz 1 NO Fürstenberg, 1302 Gardow, Gardowe (altsl. gradŭ Burg etc . A) adj. §. 34: "Burgort".

Konerowe (Feldmark Gnoien), 1253 Conerowe, 1281 Conorowe, 1349 Kůnrowe: ?

Konow, A. Doberan 1 1/4 W Rostock, 1268 Conowe, 1319 Konow (altsl. kon-, kona vollenden P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kona" (oder Konow statt Kon'ov von kon' = Pferd, = Pferdedorf ?).

Konow, A. Eldena 1 1/2 NO Dömitz, 1270 Conowe, 1308 Konowe, 1319 Conow (und daneben Konower Sülze, 1307 Salina, 1326 villa Konow et . . . . quod materna lingua vp der Sulten vocatur, 1353 ex salina ejusdem ville Konowe): dasselbe. Bei Konow lag

die Connoburg. Ann. Laur. 809: Thrasco dux Abodritorum . . . . Smeldingorum maximam civitatem expugnat; Chron. Moiss. 809: Saxones . . . . . . fregerunt unam civitatem cum nostris Hwinidis, que appellatur Semeldinc-Connoburg.

Konow, A. Feldberg, 1393 C_nowe: dasselbe wie Konow.

Koppelow, A. Güstrow 1 NO Krakow, 1445 Coppelouwe (1316 Johannes Coppelowe, 1320 Ericus de Coppelowe):?

Köppernitz (Mühle vor Wismar bei St. Jakob), 1229 Kope(r)niz, 1277 Copernisce, 1300 Koppernitz, 1289 Coperniz, an der

Koppernitz (Bach, ebenda), 1306 Kopernizce ryuus (altsl. koprŭ Fenchel, Dill, Schafgarbe etc . A) §. 28: "Fenchelort, Fenchelbach".

Körchow, A.Wittenburg 1 S Wittenburg, 1194 Kurchowe, 1230 (C)vrchowe, 1335 Korchowe (altsl. krŭha, krŭg- Bißchen, Krume A oder P) adj. poss. §. 15. 34.

Körchow, A. Bukow 1/2 NO Neu=Bukow, 1295 Corghow: dasselbe.

Körkwitz, A. Ribnitz 1/2 NW Ribnitz, 1257 Wendischen Curkeuitz, 1274 Kurkeuitz, 1304 Curkeuitz, 1311 Korckevitze, 1349 Corkeuitz (altsl. krŭk- A oder P) §. 28 oder patron. §. 6.

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Korleput, vulgo Kuddelput, A. Rossewitz 3/4 S Lage, 1450 Kurllepůte:?

Kosa, Cosa, oder Kosabroma, A. Stargard 1 SO Friedland, 1338 Cose, Brůme et Cosen (altsl. koza Ziege A oder P; oder kosŭ Amsel A oder P etc .) adj. §. 21, 30: "Ziegenort, Amselort etc ".

Kossebade, A. Lübz 1 1/2 N Parchim, 1250 Kozzebode, 1404 Kossebade (altsl. kosa Sense, Sichel P) plur. §. 11: "die Kosobod" [Sensenstecher].

Kossocendorp (zwischen Ritzerow und Klockow), 1256 (altsl. kos- P, poln. kosocice) §. 18: "Dorf der Kosoca".

Kossow, A. Güstrow 3/4 NW Lage, 1276 Cotzow (altsl. kok- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Koča".

Kotekendorpe (zwischen Bölkow und Bellin S Güstrow) 1273, oft, noch jetzt Koitendorfer Feldmark (altsl. kotŭ Katze P) §. 18: "Dorf des Kotek".

Kotelow, A. Stargard 3/4 SO Friedland, 1382 Coytlowe, 1383 Coytlow, Kotelow, 1389 Cůtlowe, Kotlow, 1393 Kotlow, 1440 mölenstede uppe Kutlower velde (altsl. kotlŭ Kessel A) adj. §. 34: "Kesselort".

Groß=Köthel, A. Güstrow 1/2 SW Teterow, 1498 tho Kotellde, 1616 Kotel (altsl. kotlŭ Kessel A) adj. §. 21: "Kesselort".

Klein=Köthel, A. Güstrow 1/2 SW Teterow, 1345 Kotelen (altsl. kotlŭ Kessel A) adj. §. 30: "Kesselort".

Kotzband, A. Mirow N Neu=Gaarz, einzelnes Haus auf einer Insel in der Müritz (altsl hotĭ Sucht P: = chočibąd; oder kok- P = kočibąd ?) plur. §. 11: "die Chočibąd" oder "die Kočibąd".

Kotzer Heide (letzt auch Wittstocker Heide, Wald), genannt nach dem alten Namen von Mönchhof, 1232 Kotze (altsl. kok-. P) adj. poss. §. 17: "Ort des Koča, Kok-", s. Mönchhof.

Kowahl, A. Walsmühlen 1 1/4 NO Wittenb., 1313 Quoal (altsl. kovalĭ Schmied A) plur. §. 11. 12: "die Schmiede".

Kowalz, A. Gnoien 1/2 SO Tessin, 1324 Cowalz, 1327 Kowalz (altsl. kovalĭ Schmied P und A) plur. §. 11, 12: "die Kovalec".

Kraak, Krak, A. Hagenow 1 3/4 O Hagenow, 1275 Crake. 1315 bi Crak (altsl. krak- R) plur. §. 11: "die Krak".

Kraase, A. Stavenh. 1 1/2 W Penzlin, 1286 Crase, 1333 Craze, 1648 Krase (altsl. krasa Schönheit P) plur. §. 11: "die Krasa".

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Kraaz, A. Malchow 2 S Malchow, 1332 Krasitze, patron. §. 6: "Nachkommen des Kras, der Krasa".

Kraazer See, bei Kraaz, 1325, 1332 Krasitze stagnum.

Krakow, Stadt, 1298 oppidum Cracowe, 1305 Krakowe (altsl. krak- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Krak". - Davon:

Krakower See, 1298 stagnum in Cracowe.

Kramon, Cramon, A. Schwerin 1 1/4 O Gadebusch, 1278 Cremun, 1285 Cremon (altsl. kremy, kremenĭ Kiesel, Feuerstein P und A) adj. adj. §. 17. 21: "Ort des Kremon [Kiesel]", oder "Kieselort". Vgl. noch Kramonshagen, A. Schwerin, ebenda.

Kramon, Cramon, A. Malchow 1 1/4 SO Krakow, 1347 Cremon: dasselbe.

Kramoner See, eben da, 1325 See zu Cremun, 1332 Kremon stagnum, Cremen stagnum, 1345 Cremun stagnum: dasselbe.

Kramptz (früher Dorf im Strelitzischen), 1550 de wuste Feldmarke de Kramtze, Kramptze (altsl. krapŭ klein, gedrängt A) adj. -ĭcĭ §. 27: etwa "eingeengter Ort" ?

Kramptzer Ford 1558, Kramptzer See, jetzt Krumme See am W Ufer der N Bucht des Userinschen Sees: dasselbe.

Groß=Krams, A. Hagenow 1 3/4 S Hagenow, 1500 Kramptz, Grosenkramptz: dasselbe.

Klein=Krams, A. Hagenow 2 W Ludwigslust, 1500 Holtzkrambtz: dasselbe.

Groß=Krankow, A. Grevesm. 1 1/2 SW Wismar, 1230 Krankowe, 1260 Crancowe, 1268 Crancow, 1348 Kranckouwe (altsl. krąk- P; vgl. ON poln. krąków) adj. poss. §. 15: "Ort des Krąk-".

Klein=Krankow, A. Grevesmühlen 1 1/2 SO Grevesmühlen, 1230 Sclauicum Crankowe, 1348 hoff to Kranckouwe: dasselbe.

Krassow, A. Meklenburg 1 SO Wismar, 1303 Crassowe, 1320 Crassow, 1335 Grossen Krassow (altsl. krasa P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kras(a)".

Krassow, A. Güstrow 2 O, 1443 Krassowe: dasselbe.

Kratzeburg, vulgo Klasburg, A. Mirow 1 1/2 NW Neu=Strelitz, 1256 Werdhere, 1314 viIIa Werdere, que nunc Craceborch nuncupatur, 1367 Kraczeburg (altsl. krak- P) §. 18: "Burg des Krak, Krača".

Kreckow, A. Stargard 1 NO Woldeck, 1308 Krecowe, 1417 Krekow (altsl. krek- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Krek".

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Kreien, A. Lübz 3/4 S Lübz, 1271 Kreien, 1274 Kreygen (altsl. kraj Gegend, Land A) adj. §. 30 wörtlich: "ländlicher Ort".

Krembz, Krempz, A. Gadeb. 1 SW Gad., 1230 Crampiz, 1348 Kremps (altsl. krapŭ dicht, gedrängt, klein P und A) patron. §. 6 oder §. 28: "Nachkommen des Krępa" oder "kleiner, enger Ort".

Kremmin, A. Grabow 1/2 SO Grabow, 1380 Kremmyn (altsl. kremenĭ Kiesel A) adj. §. 21: "Kieselort".

Krempin, A. Bukow 1/2 SO Neu=Bukow, 1217 Crampin, 1219 Crempin, 1231 Crimpin, 1339 Crempin (altsl. krąpŭ eng, dicht, klein A) adj. §. 32: "enger Ort", oder §. 16: "Ort des Krąpa, Krępa".

Alt=Krenzlin, A. Hagenow 1 3/4 W Ludwigslust, 1480 Krentzelin (altsl. krątŭ gekrümmt P, poln. ON kręciłow) adj. poss. §. 16: "Ort des Kręcila". Vgl. noch Neu=Krenzlin oder Krenzliner=Hütte ebenda.

Kressin, A Kriwitz 3/4 S Goldberg, 1235 Krosyna, 1287 Cressin, 1591 Kressin, (altsl. krês-, krêsiti aufwecken P) entweder sing. §. 10: "(Ort des) Kresina", oder adj. poss. inŭ §. 16: "Ort des Kresa".

Krickow, A. Starg. 1 1/2 SW Neubr., 1290 Crikkowe, 1322 Krekow (!) (altsl. krikŭ Schrei P) adj. poss. §. 15: "Ort des Krik [Schrei]". Vgl. Krikower=Pulvermühle, ebenda, und Krickmühle, A. Gnoien 1 SW Gnoien.

Krienke, A. Mirow 2 NW Neustrelitz, 1416 Krineke (altsl. kryn-, krynica Quelle; vgl. čech. krně Wasserkanal, nsl. krenyčyny Quellengebiet A, oder krin- P) adj. §. 21: "Quellenort", oder plur. §. 11: "die Krinik, Krinek".

Kriesow, Krisow, A. Stavenh. 1 1/4 NO Stavenh., 1648 Kriesow (altsl. križĭ Kreuz P) adj. poss. §. 15: "Ort des Križ".

Kritzemow, A. Schwan 3/4 SW Rostock, 1270 Critzelmow, 1273 Critsemowe, 1286; Critzemowe, 1296 Criscemowe, 1301 Critscemowe, 1312 Crismowe (altsl. krik- Geschrei P) adj. poss. §. 15 ?

Kritzkow, A. Güstrow 1 SW Lage, 1270 Critzekowe, 1286 Kritzekowe (altsl. krik- Schrei P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kriček".

Kritzow, A. Lübz 1 O Lübz, 1300 Critsow (altsl. krikŭ Schrei P) "Ort des Krič-".

Kritzow, A. Meklenburg 3/4 O Wismar, 1260 Krytzowe, 1314 Chrytsowe, 1306 Kritzowe, 1324 Kritzowe, 1325 Criszowe, 1327 Critzsowe: dasselbe. Vgl. noch Kritzower=Burg, zur Stadt Wismar, früher eine Vorburg.

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Kritzow, A. Kriwitz 1 1/2 N Kriwitz, 1317 Critzow, 1337 Critzowe: dasselbe.

Krivitz, Kriwitz, Crivitz, Stadt, 1251 Criwitze, 1294 Criwiz, 1296 Kriwicz, später Criuitze, Kriwiz, Krywitz, Criwitze (altsl. krivŭ krumm P und A) §. 28: "Ort an der Krümmung, Bucht" (oder patron. §. 6: "Nachkommen des Kriv"?).

Kriweser Burg, bei Röbel an der Müritz, 1375 an der Kriweserborch: wohl dasselbe, also = Krivice; noch jetzt erinnern daran in der Nähe "Griesemoor" und Krießkamp".

Kryuitze (Theil des Nepersmühlenschen Sees) 1339 Kryuitze aqua: dasselbe (Krivitze).

Krohn, Kron, A. und Ksp. Eldena 1 SW Grabow, 1345 Krůn, Krvn, Krone, 1540 Kroen (altsl. krun-, kron-P?) adj. poss. §. 17: "Ort des Krun" (man würde Karn erwarten, vgl. Karenz, Karnin, Karnitz). Vgl. noch stagnum Grote Crun (Gr. Krohn=See N Lychen, Ukerm.) und stagnum Lutke Crun (Kl. Krohn=See, ebenda) 1299.

Kröpelin, Stadt, 1177 Crupelin, 1219 Chrupelin, 1250 Cropelin, später Cropelin, Kropolin, Krøpelin, Croplin (altsl. hrop- schnarchen P oder kropa Tropfen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Chropola, Kropola"

Krukow, A. Stavenh. 1/2 NO Penzlin, 1170 Crukowe, 1244 Crukov (altsl. krukŭ Rabe A oder P) adj. §. 15. 34: "Rabenort" oder "Ort des Kruk".

Krukow (Wismarer Feldm.) 1230 Krukowe, 1277 Crukoywe, 1324 super campo Crucowe, noch jetzt Krukowsches Feld: dasselbe.

Krümmel, A. Wredenh. 2 SO Röbel, 1237 Crumemir, 1274 Crummere (altfl. kromê draußen, fern P) adj. poss. §. 17: "Ort des Kromêmêr" [weit, draußen berühmt, Fernruhm].

Krüselin, A. Feldberg 1 SW Feldberg, 1393 Cruzelin, 1420 wüst-, 1464 Krüselin (altsl. kruhŭ Bißchen, Krume, Körnchen A, vergl. ON klr. krušel'nyča Gal.) adj. §. 32: "Sandort". Davon benannt:

Krüseliner See, ebenda, 1556 im Kruselinschen Sehe.

Kublank, A. Starg. 1 1/2 N Woldeck, 1298 Cvbiank, 1312 Coblank, 1338 Cublanke (altsl. kobyla Stute A, poln. kobylany) demin. §. 9: "Klein Kobylany", "Klein=Stutenort".

Kuchelmiß, A. Goldberg 1 NO Krakow an der Nebel und einen See, 1469 Kuchelmess, 1479 tho Kuchelmisse

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(altsl. hoholŭ Strudel, Wirbel A; und mĭzêti tröpfeln, fließen A) adj. §. 2l, etwa: "Strudelbach=Ort".

Kuhs, A. Güstrow 1 NO Güstrow, 1286 Cuziz, 1291 Kuzit^e, 1292 Kütze, 1293 Kusitze (altsl. kąšta, nsl. kôča, serb. kuc'a, poln. kucza [ = kącza] Hütte A, oder kuk- p) §. 21: "Hüttenort" oder §. 6: "Nachkommen des Kuka, Kuča".

Kukasbruch und Kukusberg, Flurn. bei Adamsdorf (altsl. kok-, kuk- P, vgl. čech. ON kokašice, kokošin etc .) "des Kokaša, Kokoša".

Kummer, A. Grabow 1 W Ludwigslust, 1480 Kummer, Burgstelle (altsl. komarŭ Mücke P) plur. §. 11: "die Komor".

Kummerowe, (bei Grüssow, eingeg.), 1294 curia Kummerowe §. 15 oder 34: "Ort des Komor" oder "Mückenort".

Kummerower See, NO Malchin, durch welchen die Peene fließt, 1256 stangnum Verchinpenitz, 1248 stagnum Uirchinipenz, 1255 in stagno Penitz, 1266 Virchempenz, 1281 sehe Kummerow, von dem an der Nordspitze belegenen Orte Virchin oder dem an der Südspitze belegenen Cummerowe benannt (Verchenscher oder Kummerower Peene=See) oder: (altsl. vrŭhŭ Gipfel; adj. vrŭhĭnŭ hoch [ praep. vrŭhŭ hoch an; vgl. čech. vrhlabi Hohenelbe]; und pêna Schaum, Flußn. Peene A) comp. §. 37: "Hohen=Peene=Ort". (Vgl. unten Verchene, Theil der Müritz.)

Kummin, A. Grabow 1 1/4 SO Parchim, 1272 villa Chumin (altsl. hom- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Choma".

Kuppentin, A. Lübz 1 1/4 O Lübz, 1235, 1271 Kobandin, 1283 Cobbandin, 1285 Cubbandin, 1287 Cobendin, 1291 Kobendin, 1296 Cobbendin, 1298 Cobbendyn, Cobbentyn (1558), (altsl. kob- Weissagung P; oder kub-P) adj. poss. §. 16: "Ort des Kob-bąd", oder "des Kubęta". [Vgl. Kobande; wahrscheinlich vorslavisch, aber slavisirt.]

Kuskower Feld (Feldm. Röbel), s. Cussecow.

Küsserow, A. Dargun 1 NW Neu=Kalen, 1225 Cuszerowe, 1232 Cusserowe, 1339 Cusserowe (altsl. košara Stall, poln. koszara Pferch, Hürde A, oder kosorĭ Sichel, Sense A) adj. §. 34: "Hürdenort, Sensenort".

Groß= und Klein=Kussewitz, A. Ribnitz 1 1/4 NO Rostock, 1267 Cuseuitz, 1305 Wendeschen Kuzeuitze, 1331 Kuseuisse (altsl. kuh- P, koh- P, poln. ON koszewice; altsl. kos- P, ruth. ON kosovec') patron. §. 6: "Nachkommen des Kos, Koša, Kuša".

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Küssow, A. Grevesmühlen 3/4 N Grev., 1230 Cvzowe, 1253 Kuzowe, 1332 Kusowe, 1334 Kuzowe (altsl. kąšta, poln. kucza Hütte A oder kuh-, koh- P) adj. §. 34: "Hüttenort" oder §. 15: "Ort des Kuša, Koša".

Küssow, A. Stargard 3/4 O Neubrandenburg, 1170 Cussowe, 1244 Cussiwo, 1275 Kussowe, 1298 Cussow, 1393 to Cüssouw (altsl. kuh-, koh-, kos- P) adj. poss. §.15: "Ort des Koša, Kuša".

Kussow, A. Güstrow NO Güstr., 1445 Kussowe: dasselbe.

Kützerhof, A. Dargun 3/4 NO Neu=Kalen, 1173 Kuzize, 1178 Cuzis et altera Cuzis, 1216 Kusitz et iterum Kusitz, 1219 duas villas Kussize, due ville Kussitz, 1282 Kusiz et iterum Kusiz, que ville redacte sunt im grangiam Kusiz nominatam, 1334 Cuse grangia (altsl. kąšta, poln. kucza Hütte A, oder kuh-, kuk- P) adj. §. 28: "Hüttenort" oder patr. §. 6: "Nachkommen des Kuša, Kuča (vgl. poln. Kuciny, Kuczyn'). Vgl. noch Kützerhofer Aalbude, A. Dargun 1/2 S Dargun, am Ausfluß der Peene aus dem Kummerower See; sowie Kutscher Wiese bei Dargun.

Kützer Graben bei Dargun, 1173 riuulus, qui vocatur Zimulubu (altsl. zem- P; vgl. zemodêlĭcĭ "agricola", also *zemoljubŭ "der sein Land liebt" ? oder sêm- P) adj. poss. §. 15. 17: "des Zemolub, oder Sêmolub".

Kutzekermolen (bei Damerow, Ksp. Jabel) 1378 (altsl. kuk-P; kąšta, poln. kucza, dem. kuczka Hütte A) "Mühle bei den Hütten", oder "Kučik=Mühle"; steht im Zusammenhang mit:

Kütze, Kütz (bei Dammerow, Ksp. Jabel), 1345 Kůz, adj. §. 21: "die Hütten", oder adj. poss. §. 17: "des Kuča".

Kützin, A. Wittenb. 1 SW Wittenb., 1230 Cvtsin, 1335 Kůtzin: entweder "Hüttenort" oder "Ort des Kuča".

Kutziner See, S. Plauer See.

Kuzuzine (bei Dargun, N der Dörgeliner Koppel) 1174 (altsl. kos- P, koš- P, košuta Hirsch; vgl. poln. ON kosocice) adj. poss. §. 16: Ort des Kosoča, Košuta [Hirsch].

L.

Groß=Laasch, A. Grabow 1 1/2 SW Neustadt, 1291 Laceke, 1335 Lazeke, 1600 zu Grossen-Lasche (altsl. lak- P Habsucht) plur. §. 11: "die Laček".

Klein=Laasch, A. Neustadt 1 1/4 S Neustadt, 1306 Schadelazich, 1344 Schade-latzke (ob schade = poln. szkoda, altsl. skąda, russ. skuda, Mangel ?): dasselbe.

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Laase, A. Meklenb. 1 O Warin, 1248 Lase, 1343 Laze, 1344 to deme Lase (altsl. lêsŭ poln. las Wald A) adj. §. 21: "Waldort".

Labeer Theerofen, A. Feldberg 1 1/1 N Lychen (altsl. lab- P; vgl. PN r. labuta, ON serb. labiéevo, poln. labiszyn, labaj bei Kalisch).

Labus=See, Havelsee 1 1/2 O Mirow, 1358 de Lebbus, 1569 Labbus See (altsl. lab- P, r. PN labuta, poln. ON labiszyn etc ) adj. poss. §. 17: "des Labus". Vgl. noch: ein wueste feltmarke die Lebbe genannt (bei Gnewitz, A. Strelitz) 1572.

Groß= und Klein=Labenz, A. Meklenb. 1/2 SO Warin, 1186 Lubitze, 1189 Lubintze, 1197 Lubinze, 1310 Lubenze etc . (altsl. ljubu lieb R) adj. poss. §. 17: "Ort des Lubeta".

Lage, Stadt, 1216 Lauena, 1270 Lawe, 1309 Laue (altsl. lawa Bank, poln. lawa Brücke, Steg durch einen Sumpf A) adj. êna §. 31; adj. §. 31: "Brückenort". Davon:

Lage, Vogtei, 1297 in aduocacia Lawis (§. 28: -ice?).

Lähnwitz, Länwitz, A. Dobbertin, 1563 Feld Lahnvisse(altsl. lanŭ, čech. lan, poln. lan Hufe A) §. 28: "Hufenort".

Lalchow, A. Lübz 1/4 W Plau, 1255 Lelekowe, 1271 in Lelecow (altsl. lêl- P: lêlja Tante, lêlêkŭ Onkel) adj. poss. §. 15: "Ort des Lêlek".

Lalendorf, A. Goldb. 1 1/2 W Teterow, 1448 to Lalendorpe (altsl. lal- P, z. B. serb. lala, lalos) §. 18: "Dorf der Lala".

Lang, das holtz, (Grenzbest. des Landes Bützow) 1232 (altsl. lągŭ Au, Hain, Wald) §. 20: "Wald".

Langenhagen, s. Techentinerhagen.

Lange See, der, O Speck, 1257 stagnum Cuth[im]ershe, (altsl. hotĭ Sucht P) adj. poss. §. 17: "des Chotimêr".

Langhagen, A. Stavenh. 3/4 NW Neu=Strelitz, 1257 Lancauel, 1274 Lanckavel (altsl. ląkavŭ adj. verkehrt, schlecht P, ląkavŭ angelŭ Teufel) adj. §. 14: "Ort des Ląkav".

Langhagen=See, zwischen dem Krakowschen und Goldbergschen See, 1227 Lanckauel: dasselbe.

Langwitz, A. Stavenhagen 3/4 S Basedow, 1491 Lanckeuitze, 1648 Langkewitz (altsl. ląka Pfuhl, Sumpf, Wiese A) adj. §. 28: "sumpfiger Ort".

Auf der Lank, A. Lübtheen 1/2 N Lübtheen, 2 Büdnereien, welche 1828 diesen Namen erhielten (altsl. ląka Sumpf A).

Lanke, die, nördl. Th. des Plauer Sees und ein Acker daselbst, bei Quetzin, 1271 circa Lancken, 1348 aqua Lancken, adj. "sumpfiger Ort, Wiesenland" etc .

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Lanken, A. Lübz 3/4 W Lübz, 1229 Lanken, 1268 Lanken: dasselbe.

Lankow, A. Schwerin 1/4 NW Schwerin an einem See, 1237 Lanckow, 1262 Lanckow, 1267 Lanckow, Lankow, adj. §. 34: "sumpfiger Ort".

Lankow, V. Schlagstorf 1 1/4 O Ratzeb., 1230 Lankowe, 1306 Minor Lankowe: dasselbe.

Lankow'scher See, O Ratzeb., 1294 stagnum Lancowe, 1295 Lanchowe: dasselbe.

Lansen, A. Stavenh. 2 S Malchin, 1648 Lansen, 1797 Lansen (altsl. lągŭ Hain, adj. lažĭnŭ, poln. ląg Sumpfboden A) adj. §. 30: "Hainort, Sumpfort".

Lapitz, A. Stavenh. 3/4 N Penzlin, 1508, 1518 Laptze (altsl. lapa Klaue, poln. łapa Bärlapp, "lycopodium" A; oder lap-, lapica Falle A) §. 28: "Fallenort", "Ort, wo Bärlapp wächst".

Lärz, Kloster=A. Dobbertin 1 3/4 SO Röbel, 1237 Lositz, 1249 Lusiz, 1257 Loziz, 1263 Lozit, später Losetz, Loscitz, Lozitce, 1344 Loretze (altsl. losĭ Elenthier A) §. 28: "Elenthierort".

Laschendorf, A. Malchow 1 1/2 NO Malchow, 1352 Lasendorpe, 1374 Lazekendorp (altsl. lag- P, oder lak- P) §. 18: "Dorf der Lazek oder Laček".

Lassahner Feldmark, St. Grabow SO, 1293 villa Lassan (altsl. lêvŭ, poln. las Wald A) -janinŭ §. 33: "die Waldbewohner".

Lauen, V. Rupenstorf 1 1/2 W Schönberg, 1194 Lewen (Lewem?), (altsl. l%ecirc;vŭ link P) adj. poss. §. 17: "Ort des Lêven".

Laupin, A. Dömitz 2 N Dömitz, 1520 Leupin, 1550 Lowpin (altsl. lup-, westsl. laup-, leup- P; vgl. PN Lupoglav, poln. łupac' spalten, łupič, altsl. lupiti abschälen, łup Beute, łupina jede Schale etc .) adj. poss. §. 16: "Ort des Lupa"?

Läwen, A. Feldberg 3/4 SW Feldberg, 1393 Lovene (up der heyde) (altsl, lovŭ Jagd A) adj. §. 21: "Jagdort".

Lebbin, A. Wredenh. 3/4 O Malchow, 1293 Lubin, 1299 Lubbin, 1459 Loben, Lobbene, Loven (altsl. ljubŭ lieb P) adj. poss. §. 16: "Ort des Lub', Luba".

Leezen, Lezen, A. Schwerin 3/4 NO Schwerin, 1325 Lecen, 1378 Letsen im lande Slesen (altsl. lek- P) adj. §. 17: "Ort des Lečen".

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Lehnenhof, Lenenhof, A. Dargun 1 1/4 SO Gnoien, 1239 Cantome, Cantim, 1241 Canthem, 1248 Cantim, Kantem, 1309 Cantym (altsl. kątŭ Winkel P) adj. poss. §. 17: "Ort des Kątom, Kątim". Vgl. Kanther See, bei Dargun.

Lehsen, A. Wittenb. 1/2 SO Wittenb., 1230 Lesen, 1319 Lesen, 1323 Lezen, "mit prächtigen Laubwaldungen" (noch 1857), (altsl. lêsŭ Wald, poln. las, adj. les'ny A) adj. §. 30: "Waldort".

Lehsten, A. Stavenh. 1 3/4 NW Penzlin, 1326 Leistenn, Leystenn, 1648 Leisten (altsl. lêska Haselstrauch, poln. leszczyna A, čech. leštna) adj. adj. §. 30: "Haselstrauchort". Vgl. Neu=Lehsten ebenda.

Leisten, A. Plau 3/4 N Plau, 1271 Lesten, 1348 Lesten: dasselbe.

Leizen, A. Wredenh. 1 1/4 W Röbel, 1427 de van Leistke, 1648 Leisten: dasselbe.

Leikendorf, A. Neu=Kalen 1/2 NW Neu=Kalen, 1225 Lilekesdorp, 1262 Lellekendorp (altsl. lêl- P) §. 18: "Dorf des, der Lêlek".

Lenschow, A. Lübz 1 1/2 SW Goldberg (bei Parchim), 1404 Lentzkow, 1328 Lentzekowe (altsl. * ląčikŭ; vgl. ląčije, sloven. lôček Riedgras, Binse A) adj. §. 34: "Binsenort".

Lenschow, V. Rupenstorf 1 1/2 N Ratzeb., 1194 Lenzekowe, 1341 Lencekow: dasselbe.

Lentsecowe stagnum, bei Lenschow unweit Ratzeburg, 1238: "Binsenteich".

Lenschow=Bach, in die Waknitz, einen Nebenfl. der Trave, 1158 Linzika: "Wiesenbach" (altsl. ląka, lęka WieSe), oder BinSenbach (altSl. * ląčikŭ).

Lenz, A. Goldberg 1/2 W Plau, am Plauer See, 1366 Lenz, Lenzik, 1448 Lentzick, 1500 die Lentzke, "urSprüngl. nur die WieSe an der Mündung der Elde in den Plauer See" (altsl. ląka, lęka Wiese A) §. 24: "Wiesenort".

Lenzer Strom, Lenzkanal, Ausfluß der Elde in den Plauer See, 1642 der pas Lentzsche: dasselbe.

Lenz (bei Fleeth bei Mirow) 1273 Liniz, 1301 Lenst, Lenste (altsl. lĭn-, lĭnište Leinfeld A, poln. len, lnu Lein, lnisko Leinfeld) §. 26: "Leinfeld".

Lenzen, A. Dobbertin 2 SW Güstrow, 2 O Sternb, 1402 Lentzen, 1498 Burglehn zu Lenszken, 1532 Lentzken, adj. §. 30: "Wiesenort" (vgl. ON poln. łączne).

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Lenzener See bei Lenzen, 1236 See Lansnizhe (altsl. ląka Wiese A, vgl. ON poln. łączne) §. 28 (ica): "Wiesenbach, Wiesenwasser" etc .

Leppin, A. Marnitz 2 S Parchim, 1604 Leppinische Glashütte (altsl. lêpŭ schön P und A) adj. poss. §. 16: "Ort des, der Lêpa".

Leppin, A. Wredenhagen 1 1/4 N Mirow, 1509 Loppin (!): dasselbe; vgl. jedoch auch Loppin.

Leppin, A. Stargard 1 1/4 O Starg., 1298, 1312 Leppin: dasselbe.

Lepsowe, alte Feldmark bei Röbel, jetzt Marienfelde, Lepsowe sylua (bei Röbel) 1318 (altsl. lêpŭ P) adj. §. 15: "Ort des Lêpec".

Letschow, A. Schwan, W, 1301 Letcekowe, 1326 Letzekowe (altsl. lek- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Leček".

Leussow, Loissow, A. Grabow 2 N Dömitz, 1291 Loysowe, 1335 Leysowe (altsl. lysŭ kahl A) adj. §. 34: "kahler Ort".

Leussow, Loissow, A. Mirow 3/4 NW Wesenbg., 1270 Leyssowe, 1273 Loysowe, 1296 Loysowe: dasselbe.

Levekendorf, A. Güstrow 1/2 SW Lage, 1279 Levkendorp, 1292 Lewekendorp, entweder deutsch: "Ort der Leveke", oder (vgl. Lewin) (altsl. lêvŭ link P) §. 18: "Dorf der Lêvik".

Levenstorf, Lewenstorf, A. Stavenh. 1 1/4 N Waren, 1491 Leuenstorppe (altsl. lêvŭ P) §. 18: "Dorf des Lêva, Lêven".

Levezow, A. Grevesm. 3/4 SO Wismar, 1320 Leuetzow, 1338 Lewitzowe: "Ort des Leviča, Levik".

Levin, Lewin, A. Dargun 1 1/2 NO Neu=Kalen, 1174 Liuin, Liwin, 1178 Leuine (altsl. li, liv; lijati begießen, regnen; serbisch livada Wiese) §. 32: "Wiesenort", oder "Ort des Lêva". Vgl. noch Leviner Werder, Ortschaft auf der Leviner Feldmark, erhielt 1839 diesen Namen.

Lewitz, die, Waldung N Neustadt, 1345 vth der Lewitze, 1350 mid der Lewitzer allerleye recht, 1571 garten in der Lewitz (altsl. li-, liv-, lijati begießen, regnen; serbisch liv-ada Wiese) §. 28: "Wiesenland". - Vgl. Brandleue, großer Wald bei Dömitz, 1566, und Levin.

Levitzow, Lewitzow, A. Neu=Kalen 1 N Teterow, 1304 Leuetzow, Lewitzowe, Lewezou, 1305 Leuezowe, §. 15: "Ort des Levik, Leviča".

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Lexow, A. Malchow, SO, 1298 Lexowe, oft (altsl. lek-, P, z. B. čech. leksa) adj. poss. §. 15: "Ort des Leksa".

Liepe, A. Eldena 1 1/4 O Dömitz, 1290 sylva Lipe, 1305 siluam Lipe cum uilla in ea sita, 1308 Lype (altsl. lipa Linde A) adj. §. 21: "Lindenort".

Liepen, A. Ribnitz 1 NO Tessin, 1184 Lubyna (altsl. ljubŭ lieb P) adj. poss. §. 16: "Ort des Lub', Luba".

Liepen, A. Stavenhagen 1 S Malchin, 1247 Lipyn, item Lipyn (d. i. Holz= und Sand=Liepen), 1337 de Sandliepen, 1349 dorp tho der Santliepen (altsl. lipa Linde A) adj. §. 32: "Lindenort".

Liepen, A. Stavenh. 1 3/4 NW Neu=Strelitz, 1408 des dörpes tho der Lypen: dasselbe.

Liepen, A. Malchow 1 1/2 O Krakow, 1329 Gruben Lipen, 1341 villa Lypen: dasselbe.

Lipen (Rostocker Feldm.), 1275 Lypen, 1288 iuxta Lipam: "Lindenort".

Liepen, A. Stargard 1 1/2 SW Friedland, 1298 Lypa: "Linde". Vgl. noch Lieper Kamp (bei Gnoien), benannt nach den früheren Besitzern, denen v. Lipe.

Lieper Thal (bei Penzlin), 1257 Liperi vallis (altsl. lipa Linde A) -arĭ §. 29?

Lipnitz (Bach bei Below, A. Grabow) 1665 (altsl. lipa Linde A) §. 28: "Lindenbach".

Liepousieunizham (Grenzbestimmung des Landes Bützow), 1232 ins wasser Liepousieunizham (vgl. ON lipovšica Krain, hpowiec Galizien etc .)?

Lieps, Liepz, Riff [früher Insel] in der Ostsee, vor Wismar, gegenüber Tarnewitz, 1266 insula Lypec, 1228 Lipetz. 1328 insula dicta Lypze, jetzt das Liepzen-Reff.

Liepz, die, Wiese S Neustadt, 1333 sylua Liptz.

Liepz, Insel im Schweriner See, gegenüber Gallentin, 1171 Libiz, Lybiz, Liptz, 1178 Insula S. Marie, 1186 Lypiz, 1189 Liptz, 1197 Lipz etc .

Wendisch Liepz, A. Boizenb. 2 N Boizenb., am Mühlenbach, 1604 Wendischen Lipze.

Liepz, die, See N Prillwitz, mit dem Tollense=See durch einen Kanal zusammenhangend, 1273 stagnum Lipiz, 1279 stagnum Liptz, 1286 Tollense et Lypitz.

Lipitz, Gegend zwischen der Liepz und Wesenberg, 1170 inter fines Chotibanz, Lipiz et Hauelam, Lippiz, 1182 Lipiz, 1244 Lipetz.

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Liepz, Lieps oder Lübz, Insel im Krakower See.

Lipse stagnum, bei Menzendorf und Lübseerhagen, Vogtei Schönberg, 1158, 1174 stagnum Lipse. In wiefern die verschiedenen Orte Liepz, die immer eine Beziehung zum Wasser haben, mit lipa Linde zusammenhangen, ist nicht recht einzusehen; altsl. lĭp-, lĭpêti hangen, kleben, poln. lipki "klebrig" ist wohl nicht heranzuziehen.

Liessow, A. Schwerin 1 1/2 W Brüel, 1242 Lissow (altsl. lisŭ Fuchs, poln. lis P und A) adj. §. 34. 15: "Fuchsort" oder "Ort des Lis".

Lindow, A. Stargard 1 1/2 N Woldeck, 1298 Lyndow, 1322 Lindowe, 1353 tu Lindowe, 1411 Lindow (altsl. lędina unbebautes Land A, vgl. poln. ON lęda) adj. §. 32: "unbebauter Ort", oder von einem entlehnten PN Linda, Lenda.

Lindow, V. Schönberg 1 S, im 17. Jahrhundert Lindow: dasselbe.

Linstow, A. Goldb. 2 N Malchow, 1474 Linstowe, 1281 PN Gherardus de Linstowe (altsl. lĭnište Leinfeld A) ?

Lischow, A. Bukow 1 SW Neu=Bukow, 1171 Loixoi, Lyzcowe, 1191 Liuzchoue, 1211 Liuschowe, 1259 Lizcecowe (altsl. lysŭ kahl P, lih.- P, čech. lichkov, lišov, liškov; oder lis- P, čech. lisov, liskovice) adj. poss. §. 15: "Ort des Lysek, Lišek, oder Lisek".

Lisekamere locus (Scheide von Pribbenow bei Stavenhagen), 1260 locus, qui in uulgari Lisekamere nuncupatur, 1282 Lysekamere (altsl. lisŭ Fuchs A, komora Kammer A) comp. §. 35: "Fuchskammern, Fuchslöcher" ?

Lissow, vulgo Liessow, A. Rossewitz S Lage, 1445Liczowe, 1450 Litsouw (altsl. lih- P, oder lisŭ Fuchs P) §. 15. 34: s. Lischow.

Lissow, A. Güstrow, bei Diekhof, O Lage, 1445 Lussouwe, 1573, 1629 Lüssow (altsl. luh- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Lus-".

Lize, die Lieze (Land zwischen Mirow und Wittstock), 1274 decimas terre dicte Liza, 1322 Wesenberghe mit der Lyzen, 1329 Wesenbergh, hvs vnde stat mit der Lice, 1348 Wesenburg (!) cum Liezza (ob = li-ica, etwa "Wiesenland" ? vgl. die Ableitung von Lewitz). Vgl. provincia Liezizi 946 zwischen Ihle, Stremme, Havel, Elbe, Lisici d. i. "Nachkommen eines Lis (Fuchs)" (Brückner).

Locken (zw. Silz und Malkwitz, A. Lübz), 1344 villa Locken (altsl. lok-; vgl. lokva Sumpf A) adj. §. 30: "sumpfiger Ort".

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Löcknitz, Bach, A. Neustadt, mündet in die Elde in der Priegnitz (altsl. lok-; vgl. lokva Regen, Sumpf A) §. 28: "Bach aus Sümpfen kommend, Sumpfbach". - Davon erhielt der an dem Bache liegende Ort

Löcknitz, A. Grabow 2 O Grabow, erst 1826 diesen Namen.

Lockwisch, V. Rupenstorf W Schönberg, 1194 Locwisc, 1219 Locwisch, 1336 Minor Locwisch (altsl. lokva Regen, Sumpf A) -isko §. 25: "großer Sumpf".

Lohmen, Lomen, A. Dobbertin 1 1/4 N Goldberg, 1227 Lomene, 1234 Lomen, 1518 to Lome (altsl. lomŭ Bruch, Windbruch, Steinbruch A) adj. §. 30: "Steinbruchort"

Lomenitz, Abfluß des Lohmenschen Sees, 1237 Lumenitz (altsl. lomŭ Steinbruch, adj. lomĭnŭ A) §. 28: "Fluß aus dem Steinbruch".

Loiz, Löz, A. Sternberg, NO, am Sternberger See, 1325 im Dorpf Loetz (1570), 1328 villa Loze, 1339 im Dorpe Lötz, (altsl. lok-, vgl. lokva Regen, Lache A) adj. §. 20. 21: "Seeort"? oder ist losĭ "Elen" anzunehmen?

Loiz, A. Stargard 1 1/2 W Woldeck auf einer Hochfläche, 1507 Loysewitze, 1508 Loyseuitze (altsl. lysŭ kahl A) §. 28: "kahle Gegend".

Loosen, A. Hagenow 1 1/2 O Lübtheen, auf einem Höhenzuge, Loyssen (altsl. lysŭ kahl A) adj. §. 30: "kahler Ort".

Loosten, A. Meklenb. NW Hohen=Viecheln, 1513 Losten (altsl. lĭstĭ List P; vgl. auch adj. lĭstĭnŭ leicht, zart, serb. last, lastan) adj. poss. §. 17: "Ort des Lastan".

Loppin, A. Malchow 1 1/4 NO, auf einer Höhe an der Nossentiner Heide, 1318 villa Loppyn, 1322 Loppin, 1331 Loppin, 1340 in Loibbin, 1347 Loppin, 1348 Loppin (altsl. lop-, lopata Schaufel, vgl. ON russ. lopatino, klr. lopatinec A) adj. §. 32.

Lositz (bei Uelitz, W Neustadt) 1285 Lusiz, villa Losiz, 1292 uilla Losiz (altsl. losĭ Elenthier A) §. 28: "Elenthierort".

Lösnitz, Fluß, aus dem Primer=Wald in die Nebel SO Güstrow: "Elenthierbach".

Lossnitz, die, Theil der Feldmark Rosin, 1709, SO Güstrow: "Elenthierort".

Löwitz, A. Gadebusch NW Rehna, 1230 Lovetse, 1267 Louitze, 1325 Lovitze (altsl. lovŭ Jagd A; lovĭcĭ Jäger P) plur. §. 11. 12. 20: "die Jäger".

Lübbendorf, A. Lübtheen O, 1500 Lubbendorff (altsl. ljubŭ lieb P) §. 18: "Dorf des Lub', Luba" etc .

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Lübchin, A. Gnoien 1 NW, 1184 Lubechinka urbs (?), 1238 Lubichin, adj. pass. §. 16: "Ort des Lubêcha".

Holz=Lübchin, A. Gnoien 1 SW, 1273 Lubechin: dasselbe.

Lübesse, A. Schwerin 1 3/4 NW Neustadt, 1218 Lubesse, und sehr oft, Lubitz nur 1227, plur. §. 11. oder §. 6: "die Lubeš".

Lvbimari villa in Brezen 1158, 1171 in terra Brizen uillam Livbimari: "des Lubimêr" [des Geliebten Namen habend].

Lübkow, A. Stavenhagen 1/2 SO Penzlin, Lubbechowe (altsl. ljubŭ lieb P) adj. poss. §. 15: "Ort des Lubêck, Lubik".

Lübkow=See, bei Schwichtenberg, unweit Friedland, 1578 Lubichow See: dasselbe.

Lüblow, Lübbelow, A. Neustadt 1 1/4 NW, 1251 Lubelov, adj. poss. §. 15: "Ort des Lub'el". - Vergl. Neu=Lüblow, ebenda.

Lübow, A. Meklenb. 3/4 SO Wismar, 1297 to Lubowe, 1305 Lubow, adj.poss. §. 15: (Ort) "des Lub', Luba".

Lubowe (Parchimsche Feldmark) 1317: dasselbe.

Lubow parvum stangnum (am Röbelschen Wald) 1274: dasselbe.

Lübsee, A. Rehna, 1 N, 1236 Lipesse, 1237 Lipse, 1263 Lipesse, etc . Lipisse, Lipzee (s. Liepz).

Lübseerhagen, V. Schönberg O, an dem Lipse stagnum, darnach benannt, s. d.

Lübsee, A. Güstrow 2 SO, 1570 Lubbetze: adj. poss. §. 17: "Ort des Lubek" oder patron. §. 6: "Nachkommen des Luba".

Lübstorf, A. Schwerin 1 1/4 N, 1209 Lubesdorf, 1273 Lubesdhorp (altsl. ljubŭ lieb P) §. 18: "Dorf des Luba, Lubeš".

Lübtheen, Flecken 2 1/2 SW Hagenow, 1500 Lubetin, Lubbetin, adj. poss. §. 16: "Ort des Lubeta".

Lübz, Stadt, 1274 Louize, Loubze. 1316 med det caspel Lusicke (!), 1317 villa Lubizc, villa Lubetz, 1322 dat hus to Lubcze mit der Thure und Wesenberghe mit der Lyzen, etc . Luptze, Lubitze, adj. poss. §. 17: "Ort des Lubek", oder patron. §. 6: Nachkommendes Lub', Luba".

Lübzin, A. Schwerin 1 NO Sternberg, 1261 Lubbetscin, 1311 Lubtzin: "Ort des Lubeta, Lubiča".

Lüchow, A. Gnoien 1 S, 1173 Luchowe, 1216 Lucho (altsl. luh- P) §. 15: "Ort des Luh-".

Luchowe, Bach bei Lüchow A. Gnoien und Dargun, 1350: dasselbe.

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Luckwitz, A Wittenb. O, 1230 Lvkkeuiz, 1329 Lukouitze, 1335 Lukeuitze (altsl. luk- Lauch P) patron. §. 6: "Nachkommen des Luk".

Gr.=Lukow, A. Neustadt und Stavenh. 3/4 Penzlin, 1230 Lucowe, 1304 Maior Lucow (altsl. luk-. P) adj. poss. §. 15: "Ort des Luk, Luka".

Kl.=Lukow, A. Neustadt und Stavenh. 1/2 NW Penzlin, 1230 Lucowe, 1304 Lucow Minor: dasselbe.

Gr.= und Kl.=Lukow, A. Stavenh. 1 1/2 SW Teterow, 1316 Lucowe, 1491 Lukow, Lutteken Lukow: dasselbe.

Hohen=Lukow, A. Bukow 1 /2 NW Schwan, 1344 Lucowe, 1786 Hohen-Lukow (a. 1310): dasselbe.

Lucowe (Sternberger Feldm.), 1309 retentaculum stagni Lucowe: dasselbe.

Groß=Lunow, A. Gnoien 1 SW, 1273 ad fossatum Lunowe, per fossatum in adscensu, donec per medium stangnum Parwum Lunowe (altsl. lun-; luna Mond A oder P) adj. §. 15: "Ort des Luna". Vgl. Klein=Lunow, A. Gnoien 3/4 SW.

Lupendorf, A. Neustadt 1 3/4 SW Malchin, 1287 Lubendorpe, 1491 Lubendorppe, 1648 Lupendorf (altsl. ljubŭ lieb P) §. 18: "Dorf der Lub', Luba".

Luplow, Lupelow, A. Stavenhagen 1 1/2 SO, 1292 Lupegloue, 1315 Kupeglaue (Abschr. v. 1562 Lupeglaue), 1350 t_r Lupeglove, 1457 Luplow (altsl. lup- P) adj. poss. §. 17: "Ort des Lupoglav [Spaltekopf]".

Lüschow, die, See N Goldberg, 1237 see Luzcow, 1274 Luzcowe (altsl. luk- P) adj. poss. §. 15: "See des Luček".

Groß=Lüsewitz, A. Ribnitz 1 1/4 NW Tessin, 1344 Grothe Luzevizce (altsl. luh P) patron. §. 6: "Nachkommen des Lusa". Vgl. Klein=Lüsewitz, ebenda.

Lusnusnizia, aqua (Dambeker, Loostenscher See) 1167:?

Lüssow, A. Güstrow NW, 1229 Lussow, 1237 Lussowe (altsl. luh- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Luša".

Lutheran, Lutteran, A. Lübz W, 1324 Latran, 1328 Latran, 1343 Lateran ("grenzt mit Rom [Rome], in welchen Namen denn wohl eine gegenseitige Beziehung gefunden wird". Raabe)?

Lutizen, der östliche der beiden slavischen Hauptstämme in Meklenburg, 789 Lutici, 973 effrena gens Lutici, 990 Liuticii, Liutici, 997 Liuticenses, 1034 Leutizi, 1059 Leutici(i) (Adam), 1149 terra Leuticiorum, Leuticia,

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1150 cum principibus Saxoniae, Poloniae, Bohemiae, Leutitiae (altsl. ljutŭ wild P): "die Tapferen, Wilden".

Luttekervelt (Goldberger Feldmark) agris Luttekervelt wlgo appellatis 1311: "des Lutik" (oder deutsch: "der Lutteken").

Lüttow, A. Zarrentin 1 1/2 W Wittenb., 1230 Lvttekowe, 1343 Luttekow: "Ort des Lutik"

Große=Lutzin, Lucin, See bei Feldberg, 1575 die Loczin, adj. poss. §. 16: "des Luča", oder zusammenhangend mit altsl. lok-; vgl. lokva Lache, Sumpf.

Lützow, A. Gadebusch 1 SO, 1230 Lvzowe, 1271 Luthzowe (altsl. luk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Luča, Luč".

Drei=Lützow, A. Wittenburg, 1230 Luzowe: dasselbe.

Luthzithse (Besitz des Klosters Rehna) 1237: Nachkommen des Luč, Luča".

Lyneiezere, stagnum in terra Lychen (Linow=See, Grenze von Meklenb.) 1299 Lynyczere (für Lynyezere), 1300 stagnum apud Lyneiezere, 1305 uilla Lyneiesere cum suis pertinentiis, 1480 dy sêhe Lynow (poln. lin Schleie; altsl. jezero See A) comp. §. 35: "Schleisee".

M.

Machnaci lug (Grenzbest. d. Ldes Bützow) (altsl. mah-. P; ruth. machnôw; ług poln. Tümpel, Sumpf) §. 17. 37: "Sumpf des Machnak".

Madesin (Besitzung des Klosters Dargun, in der Herrschaft Rostock) 1248 Madesin, 1261 in villa Madesin (altsl. mad- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Madesa".

Madsow, A. Bukow 1 S Neu=Bukow, 1345 Madzowe, adj. pass. §. 15: "Ort des Madesa".

Malach (bei Dargun), 1173 inter uillam Malach et Coueniz, 1174, 1219 in confinio uille, in qua habitabat Malach et Coueniz (altsl. malŭ klein P; vgl. ON poln. małachów) sing. §. 10: "Besitzer Malach".

Malchin, Stadt, 1215 Malekin, 1236 Malchyn etc Malechin, Malghyn, Malkin (altsl. malŭ klein P) adj. poss. §. 16: "Ort des Malek". - Davon benannt:

Malchin, Land, 1274 Malechin, 1288 terra Malchin. Malchiner See, 1294 stangnum in Warkentin, s. Wargutin.

Burg Malchow, gegenüber Malchow, 1147 Malchon, Malchou, 1160 Melico[u], 1163 Malachou, 1164 Malacowe. Dabei:

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Alt=Malchow, 1170 Malechowe, 1232 Malachowe, 1284 Malchowe adj. §. 15: Burg, Ort "des Malach, Malech, Malich". Danach benannt:

Malchow, Stadt, 1235 de Malchowe, Malchaw, 1256 Malechowe, 1284 Malachowe, 1286 Malechowe etc . und:

Malchow, Land, 1218 Malchow, 1260 terra Malichowe, 1285 Malchowe etc .

Malchow, zur Stadt Parchim, NW, 1325 villa Melchowe (3mal), 1330 Melchowe (2mal) (altsl. milŭ. gütig, gnädig P; čech. milikov, milkov, milochovice; poln. mieleszyn, miłochniewice) adj. poss. §. 15: "Ort des Miloch".

Hof Malchow, A. Plau NW, 1337 Malkowe (altsl. malŭ klein P) adj. poss. §. 15: "Ort des Malek".

Malchow, auf Pöl, 1302 Malchowe, Malechowe, 1314 Malechou, 1319 Malchowe: "Ort des Malech".

Malk, A. Eldena 1 3/4 NO Dömitz, 1153 in Wanigge Malke, 1171 in Wanige Mealke, 1174 in Waninge Malke, 1190 villa Malche, 1230 in terra Waninke uillam Malke etc ., plur. §. 11: "die Malek".

Malke (O Prillwitz, 1170 Malke, 1244 Malke: dasselbe.

Malkowe (bei Stargard) 1170, 1244 Malcowe: "Ort des Malek"

Malkwitz, A. Lübz 1 1/2 N Malchow, 1553 Malckeuitz, Malckeuitzer scheide, patron. §. 6: "Nachkommen des Malek".

Malkwitzer See, ebenda, 1345 stagnum Drewitze, Cremun, Malkeuitze atque Crasitze: dasselbe.

Mallasche Ackerstücke (Feldmark Ganzlin), 1726 Auf Mallaschen Stücken: "des Mala(ch)"?

Mallentin, A. Grevesm. 1 W, 1331 Malentin, 1404 Malentyn, adj. poss. §. 16: "Ort des Malęta".

Mallin, A. Stavenhagen 3/4 NO Penzlin, 1348 Mallyn, 1471 Mailin (altsl. malŭ klein P; malina Himbeere A) adj. §. 21. 16: "Ort des Mala" oder "Himbeerenort".

Mallitz, Malliß, A. Eldcna, 1/4 NO Dömitz, 1230 Melgoz, 1277 Melchist, 1289 Melegiz, 1318 Melgyz. 1331 Melgast, 1540 Mellutze, 1566 Mellius (altsl. milŭ gnädig, gütig P) adj. poss. §. 17: "Ort des Milgošt" [theuren Gast habend].

Malow, A. Marnitz 1/2 SO Parchim, 1569 Malow (altsl. malŭ klein P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mal-". Vgl. noch Malower Mühle ebenda.

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Malzow, Mahlzow, V. Schönberg N, 1194 Malsowe, 1257 Malsowe (altsl. malŭ klein P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mališa".

Mamerow, A. Güstrow 1 1/2 SW Teterolo, 1603 Mamerow (altsl. mom- Knabe, Mädchen P, [fem. serb. moma, masc. serb. momčil, momŭkŭ Knabe]) adj. poss. §. 15: "Ort des Momar"? oder (mamŭ adj. thöricht P): "des Mamor".

Manderow, A. GreVesmühlen 1 NO, 1222 Mandrowe, 1337 Manderowe, 1519 Manderow (altsl. mądrŭ weise P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mądr-".

Mahnkenberg, der, bei Bützow, deutsch "Berg der Maneke" oder nach §. 18: "Berg der Manik".

Mankmoos, A. Warin SO, 1186 due Mankemase, 1189 Mankmase, 1197 Mankamoze, 1306 Mankemus, 1329 Mankemuss (altsl. mąk- P; mąka Qual; mąka Mehl; mękŭkŭ weich adj. P) comp. comp. ?

Marienehe, A. Doberan 1/2 NW Rostock, 1304 Mernowe, 1333 Merghenewe,1334 Mergenewe, 1335 Mergnewe, 1530 Marnê (altsl. mirŭ Friede, mêrŭ Name P [poln. mirogniew]) plur. : "die Mirognêv, Mêrognêv [Friedenssinn habend].

Marienfelde bei Röbel, früher Lepsow, s. d.

Marin, A. Stavenh. 3/4 W Penzlin, 1304 villa Morin, 1306 Maryn, 1349 Moryn (altsl. mor- P) adj. poss. §. 16.

Markow, A. Stavenh. 1 1/2 NO, 1648 Markow (altsl. mrŭkŭ schwarz, finster P) adj. pass. §. 15: "Ort des Merk, Mark".

Groß=Markow, A. Neu=Kalen 1 W, 1314 Merchow, Mayus: dasselbe.

Klein=Markow, A. Neu=Kalen 1 1/2 W, 1314 Parvum Merchow, Merkow: dasselbe.

Markower Mühle, A. Kriwitz NO Parchim, 1342 molendinum Mercowe: dasselbe.

Marlekendorp (zwischen Dänschenburg und Dummerstorf) 1273 Marlekendhorp, §. 18: "Dorf der Marulek".

Marlow, Stadt, 1179 schloss Marlow, 1210 schloss Marlow, 1257 Marlow, 1267 iuxta Marlov (altsl. mar- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Marula".

Marnitz, A. Marnitz 1 3/4 S Parchim, 1275 Merniz, 1298 Mernitze, Mirnece, 1317 Mernyz, 1461 tor Merntze (altsl. mirŭ Frieden P, vgl. ON poln. miron', čech. miřenice) §. 6: "Nachkommen des Miron, Miren".

Marsow, A. Wittenb. 1 3/4 W, 1230 Marsowe (altsl. mar- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mareš".

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Marutin (bei Neu=Kloster), 1219 villas Marutin, Gusni etc ., adj. poss. §. 16: "Ort des Marota, Maruta".

Maßlow, A. Meklenb. 1 1/4 S Wismar, 1267 Mazslowe, 1271 Mazslowe, 1306 Mazlowe, 1319 Mazlowe, 1320 Maszlow, 1347 Maslowe (altsl. mak- P Mohn; makalov čech., mačovice čech. etc .) adj. poss. §. 15: "Ort des Mačal". - Vgl. Matzlow.

Massow, A. Wredenh. 1 3/4 SW Röbel, 1344 Wendischen Marsowe (altsl. mar- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mareš".

Matersen, A. Schwan, 1 NW, 1319 Matriz, 1326 Matrizze, Matrisse, Matheriz, Matritz (altsl. mati, gen. matere Mutter P; poln. macierz, obs. verächtl. Mutter) patron. (metron.) §. 6: "Nachkommen der Mater-".

Matzlow, zur Stadt Parchim 1 1/4 NW, 1351 Maslowe, 1440 Matzelowe: "Ort des Mačal".

Maurin, Nebenfluß der Stepenitz:?

Maurin=Mühle, V. Stove, 1373 Mortmolen: deutsch.

Mechevitze (bei Kaarz), 1400 Mechevitze, 1498 Groten vnd Lutteken Mevitze (später contrahirt: Mowitzer Feldmark) patron. §. 6: "Nachkommen des Mêch".

Mechow, A. Feldberg 2 NO Fürstenberg, 1271 Mechouwe, Mechow, 1290 Mechowe (altsl. mêh- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mêch", oder von mŭchŭ Moos: "Moosort".

Mechow, V. Schlagstorf NO Ratzeburg, 1194 Mechowe, 1230 und oft: dasselbe.

Groß= und Klein=Medewege, A. Schwerin, N, 1186 Medewede, 1189 Medewede, 1217 Meduwede, Medewede, 1248 Metuuede, etc . Metwede, Medwede (altsl. medvêdĭ Bär, Honigesser P und A) plur. §. 11: "die Medvêd".

Medow, A. Goldberg, SW, 1310 Medowe, und oft (altsl. medŭ Honig P und A) adj. §. 34. 15: "Ort des Med", oder "Honigort".

Medentin agri (Grevesm. Feldmark), 1335 (altsl. medŭ Honig P) adj. poss. §. 16: "Ort des Medeta".

Meezen, A. Gadebusch, NW, 1230 Metsen, 1335 Metzen (altsl. meč- Schwert P, mečov čech., mieczysław' poln.) adj. poss. §. 17: "Ort des Mečen".

Melkhof, A. Wittenburg 1 3/4 SW Hagenow, 1230 Melcohche (!) (altsl. milŭ gütig P. Vgl ON poln. miłodrož; also etwa miłokoch?) plur. §. 11: "die Milkoch" [theuer und lieb].

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Meklenburg (A. Meklenburg), 973 Wîligrâd, 995 Michelenburg, deutsche Uebersetzung des slavischen Namens Wiligard (altsl. velij groß, gradŭ Burg).

Melitz (bei Waren, vor dem Neuen Thore, 1284 dorf Melitz, 1289 in Melist, 1333 Meltze, Melitze (altsl. mêlĭ Untiefe A) ice §. 28, ište §. 26: "seichter Ort".

(Mellen), preussisches Dorf 1 1/2 NO Lenzen, mit meklenb. Antheil zu A. Eldena, 1312 Meile, an einem See (altsl. mêlĭ Untiefe A) adj. §. 21: "seichter Ort", "Ort an einer Untiefe".

Melz, A. Wredenh. 1 1/2 S Röbel (an einem See), 1362 Meltze, 1649 Meltz: dasselbe.

Menkendorf, A. Eldena 2 NO Dömitz, erhielt 1827 diesen Namen von der

Menkenhorst auf der Feldmark, wohl vom deutschen PN Menke, fönst von altsl. mąk-, męk- P.

Menow, A. Strelitz W Fürstenberg, 1418 Menow, 1457 Dorfstäten Menow und Globtzow (altsl. mên- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mên-".

Mentin, A. Grabow 2 SO Parchim, 1388, 1561 Mentin (altsl. mątŭ Trübung, mątĭnŭ trüb, adj. , poln. męt trübes Wasser, mątew Quirl P) adj. poss. §. 16: "Ort des Męta".

Merchowe (Ksp. Moisall), 1264 (altsl. mrŭkŭ finster P) adj. poss. : "Ort des Merk".

Mersche silva (Feldmark Röbel), 1309 aus der Mersche, 1318 sylva Merce, 1334 campus Merse (altsl. mrŭkŭ finster P) adj. poss. §. 17: "Ort des Merk".

Merzlaui villa in parrochia Proceke (A. Meklenb), 1230 (altsl. mêrŭ Name, mirŭ Friede P) §. 18: des "Mêrislav", oder "des Miroslav" [vom Frieden Ruhm habend].

Mescenreiza, s. Auegraben.

Meschendorf, A. Bukow 2 N Neu=Bukow, im 15. Jahrh. Meschendorf, 1553 Meschendorf (altsl. mêh- P) §. 18: "Dorf des Mêš-".

Mestlin, A. Dobbertin 1 1/2 W Goldberg, 1312 til Mustelin bleff forhandlet, 1317 Mostelin (altsl. mostŭ Brücke P) adj. poss. §. 16?

Meteln, A. Schwerin 1 3/4 N, Forsthof, 1284 Metle, 1316 Meetle, 1320 Metele (altsl. met-, vgl. metla Ruthe A) adj. §. 30: "Ruthenort"?

Groß=Methling, A. Dargun 1 O Gnoien, 1269 Metnic, 1304 uilla Metlik, 1304 Grossen Methlick, 1304 Kerchmi e tlich, 1312 villa Metlich, 1316 Metlik Maior, 1337

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in villa Metnic Maiori, 1341 super villa Maiori Metheleke (altsl. metlika Beisuß, poln. matonak Unkraut A) adj. §. 21: "Ort, wo Beifuß wächst".

Klein=Methling, A. Darg[Druckfehler: n statt u]nn O Gnoien, 1235 in Slauico Metnic, 1277 Metnic Minor, 1288 in minori villa Metlick, 1289 Metlik, Metnik, 1298 Paruum Metlic, 1312 Parua Metlich: dasselbe.

Metow, Erweiterung der Elde vor Plau, 1295 Medekowe, 1591 die Metkow, 1610 das geringe Wasser die Metkow, zwischen der grossen Wischen und der Elden-Brücke gelegen, 1563 ihn dem Wather, die Metkow gehethenn (altsl. medŭ Honig P) adj. poss. §. 15: "Ort des Medek".

Michnin. (bei Alt=Rehse) 1170 (altsl. mih- P, poln. michanów, čech. michnice) adj. poss. §. 16: "Ort des Michna".

Miekow, A. Güstrow NW Teterow, 1342 Mikowe, 1343 to Mikowe (altsl. mik- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mik, Mika".

Mierendorf, A. Güstrow 1 1/4 NO, 1445 Mirendorpe, 1450 Mirendorppe SA (altsl. mirŭ Frieden P) §. 18: "Dorf der Famn. Mir".

Mildenitz, Nebenfluß der Warnow, 1237 die bach Milnitz, 1256 usque Milnitz fluuium, 1272 aqua Mildenizce, (altsl. milŭ gnädig, gut P) §. 28.

Mildenitzer Burg, jetzt Sternberger=Burg genannt, 1572 Acker auf dem Borchwal, welchen der Borchman bei der Mildenitz gebraucht: dasselbe.

Mildenitz, A. Stargard NO Woldeck, 1312 Mildeniz (altsl. milŭ P) patron. §. 6: "Nachkommen des Milen".

Groß=Miltzow, A. Starg. 1 1/4 N Woldeck, 1298 Magna Melsow (altsl. milŭ gut, lieb P, vgl. ON poln. Milz'yn, milz'owa; čech. milešov) adj. poss. §. 15: "Ort des Milža, Mileš".

Klein=Miltzow, A. Stargard 1 N Woldeck, 1298 Parua Melsow, 1450 Mylsow, Milsow, 1471 Gr.- und Kl.-Milsow: dasselbe.

Minzow, A. Wredenhagen 1 W Röbel, 1648 Mintzow, 1687 wo die Minsower in die Kirche gehen (altsl. min- bewegen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mineš".

Myriewo (Grenzbestimmung des Landes Bützow) 1232, adj. poss. §. 15: "Ort des Mirej".

Mirizt (Besitz von Neu=Röbel), 1274 Mirizt, Mirlitz, Muritz (altsl. mirŭ Frieden P) patron. §. 6. 26: "Nachkommen des Mir".

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Mirow, A. Schwerin 1 3/4 N Neustadt, 1270 Mirowe (altsl. mirŭ Frieden P) adj. poss. §. 15: "Ort des Mir".

Mirow, Komthurei, Flecken, A. Mirow, 1227 Mirowe und oft: dasselbe. Vgl. noch Mirowdorf, A. Mirow, in unmittelbarer Nähe des Fleckens, am SW=Ende des Mirower Sees gelegen.

Mirtsino, stagnum (Grenzpunkt von Dukow und Scharpzow) 1229 (altsl. mirŭ Frieden P, vgl. mrŭkŭ finster P) adj. poss. §. 16: "des Mirka".

Groß=Mist, V. Schlagstorf 1 SW Schönberg, 1211 uilla Mikist in territorio Razeburch, 1302 villa Mytzyst, 1318 villa Mitzist, 1334 Maior Myzest, 1336 Maior Miszte (altsl. mik- P) isko §. 26: "Ort des Mik, Mika, Miča".

Klein=Mist. V. Rupenstorf 1 SW Schönberg, 1211 Mikist in terra Boytin: dasselbe.

Mizerez provincia (zwischen Peene und Tollense), 946 Mizerez, 1150 Miserezs, Miseretz, 1179 Mi[z]erezs, Mirerezs, 1186 Myzerech, 1318 Misereth, 1197 Mezerech (altsl. meždŭ, praep. zwischen, rêka Fluß A, čech. meziřiči, klr. mezyriče, poln. międzyrzecze) compos. §. 38: "zwischen den Flüssen". Vgl. terra Beseritz.

Modell, Fluß, und Mudelwisch, 1553, 1578, geht in den Landgraben oberhalb Beseritz (A. Stargard) (altsl. mot-, motiti se sich lebhaft bewegen A, poln. motolevo Motlau etc ) - Vgl. Motel.

Mödentin, A. Meklenburg 1 1/4 S Wismar, 1219 Modentin, und oft, 1328 Mødentyn (altsl. mod- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Modęta, s. Möderitz.

Möderitz, A. Grabow NW Parchim an der Elde, 1229 Moderiz, 1302 Modriz, 1304 Moderitz, 1308 Muderitz, 1320 Moedericz (altsl. mod-, modrŭ blau P und A) patron. §. 6: "Nachkommen des Moder", oder "Ort am blauen Fluß".

Mogila cumulus (Grenze des Klostes Dargun) 1219 (altsl. mogyla Hügel).

Moisall, A. Meklenb. 1 1/2 N Bützow, 1264 Moyssalle, 1345 Møyszalle (altsl. myslŭi Geist, Sinn P) plur. §. 11: "die Moisal's" (Mysl). Vgl. noch: Moisaller Hufe, zu Hof Meteln gehörig.

Moyslitz (bei Gilow), 1247 Muceliz, 1261 Moyzle, 1266 Muzeliz, 1274 Moyzliz, 1281 Moyzeliz (altsl. myslĭ Sinn, Geist P) patron. §. 6: "Nachk. des Moisel, Moisal" (Mysl).

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Moyszledarsiz (in terra Ylowe), 1171 Moysziedarsiz, Moiz-, 1211 Mois-, patron. §. 6: "Nachkommen des Moislidarg" (Myslidrag) [dem Sinne theuer].

Moitin, Meutin, A. Bukow 1 SO Neu=Bukow, 1171 Mentino, Mentyna, 1191, 1211 Mentina, 1248 Mentyn, 1305 Meytin, 1321 Meytin (altsl. mąt- Trübung, poln. męt P) adj. f. n. §. 16: "Ort des Mętin" (poln. Mącm).

Moker, die (Bützower Feldmark), 1236 Mokere, 1581 Mo(c)ker (altsl. mokrŭ naß A). Vgl. noch Holz=Möcker bei Bützow.

Möllen, A. Goldberg S Krakow, 1682 Dorf Möhln (altsl. mlynŭ Mühle A, westsl. muln, moln, als Ausnahme zu p. 6, No. 5.) adj. poss. §. 21: "Mühlenort".

Mohlensche See 1637, der Krakower See, woran Möllen liegt.

Möllin, A. Gadebusch, W, 1194, 1230 (malu oder malina, s. Mallin).

Mölln, A. Stavenh. 1 1/2 N Penzlin, 1316 (Mölln), 1648 Möllen (altsl. mlynŭ Mühle A) adj. §. 21: "Mühle, Mühlenort". - Vgl. Mölln im Herz. Lauenburg und Grevesmühlen.

Moltenow, A. Rühn 1 3/4 NW Bützow, 1233 hagen Altona, 1264 Moltena, Oltena, also später slavisirter Name.

Moltenow, A. Schwerin 2 NO, 1434 Moltena, 1497 Moltana, 1520 Molthena (altsl. mlatŭ Hammer P, poln. młot, demin. młotek, westsl. als Ausnahme zu p. 6, No. 5 molt-, demin. moltek P) adj. poss. §. 15: "Ort des Moltan"?

Moltow, A. Meklenb. 1 SO Wismar, 1419 Moltkow, 1456, 1477 Moltekow (altsl. mlatŭ Hammer P, poln. młot, demin. młotek Hammer, westsl. molt-, moltek) adj. poss. §. 15: "Ort des Moltek".

Groß- und Klein=Molzahn, V. Schlagstorf 1 1/2 O Ratzeburg, 1230 Mvltsan, 1216 Multsan, 1306 Molsan (altsl. mlŭk, mlŭknąti schweigen, mlŭčanije Schweigen P) adj. poss. §. 17: "Ort des Molčan".

Molzow, A. Stavenhagen 2 NW Waren, 1491 Moltzow, 1648 Moltzow (altsl. mlŭk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Molča".

Mönchhof, A. Wredenhagen 1 1/2 S Röbel, 1232 (stagnum) Cotze, 1311 curia Koz cum stagno Koz, Kotze, davon hatte die Kotzer Heide ihren Namen, jetzt Wittstocker Heide, (altsl. kok- P) adj. poss. §. 17: "Ort des Koča, Kok-".

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Moraas, A Hagenow, 1 O, 1227 Moraz, 1269 Moraz, 1497 im durpe to Moratz, to Maratse, 1500 im dorpe Morats, 1520 Moratze (altsl. mrakŭ Finsterniß P) adj. poss. §. 17: "Ort des M(o)rak, M(o)rača", vgl. čech. ON mračenice.

Morin (Hof, in der Ludorfer Feldmark untergeg., auch Alt-Morin), 15. Jahrh., 16. und 17. Jahrh. Morin, Marin (altsl. mor- P) adj. poss. §. 16: "des Mora".

Mörseken=See, zwischen Fürstenberg und Himmelpfort, 1299 Morseken stagnum (altsl. mrŭža gefrornes Wasser, poln. mroz Frost, demin. mrozek, westsl. morzek A) adj. §. 21: "Teich voller Frost, kalter Teich".

Motel, Nebenfluß der Schilde (altsl. mot-, motiti se sich lebhaft bewegen A, poln. motolevo Motlau). - Vgl. oben Modell.

Muchelwitzer Feldmark, auch die Muggelwitz, bei Gädebehn, A. Kriwitz, 1344 Muggeluitze (altsl. mogyla Grabhügel A) ica §. 28: "Grabhügelort".

Muchow, A. Neustadt 1 1/2 SO (altsl. muha Fliege A, oder muk- P): "Fliegenort" ?

Mueß, A. Schwerin 3/4 SO Schwerin, am Schweriner See, 1304 Muce, 1309 Můcze (altsl. muk-, muč- P), vgl. PN čech. Mucek, Mucka".

Mühlengeez, A. Schwerin 1 1/4 SW Güstrow, an der Nordseite des Sees, an dessen SOSeite Karcheez liegt, 1306 Gheetze, 1329 Mølengheetze, 1332 Mølenghetz, Getzen, 1333 Gheetze, 1335 Ge e tze (altsl. gatĭ Damm, Kanal A) adj. §. 27: "Dammort" (oder altsl. guŭd- P; vgl. poln. ON Giecz, alt gŭdŭčŭi; čech. ON hedeč. Danach ist auch Karcheez zu verbessern.)

Kirch=Mulsow, A. Bukow 1 SO Neu=Bukow, 1302 Mulsow (altsl. mladŭ jung, westsl. mold- als Ausnahme zu S. 6, No. 5 P) adj. poss. §. 15: "Ort des Molza" (?), vgl. PN čech. Mlaz. - Vgl. noch Wendisch Mulsow ebenda.

Müritz, See S Waren, 1230 tuschen der Muretzenn (1402), 1273 stagnum Muriz 1274 stangnum Muritz, 1291 Muriz, Murizce, 1300 stagnum Můrisz, Murutz (1558) (altsl. mor A, morje Meer, demin. moricĭ): "kleines Meer".

Müritz, Land (um die Müritz, s. S. 5), c. 890 Morizani, 946 prouincia Murizzi, 1150 Morizi, 1171 villam in Mvriz, Muriz, 1178 Muriz, 1179 Morizi, 1186 terra Moriz, 1189 uilla in Moritz, 1191 Muriz, 1197 Moriz,

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1211 Muriz (altsl. moricĭ kleines Meer A) -jane §. 33: "Anwohner an der Müritz"; adj. poss. §. 21: "Land am kleinen Meer, an der Müritz".

Müritz (der nördl. Theil der Ribnitzer Heide), 1328 nemus Müritz, 1329 in parte nemoris Rybeniz, que Muryz appellatur (altsl. morje Meer A) §. 27: "Gegend am Meere", oder "Meeranwohner".

Müritz, A. Ribnitz 1 1/4 NW, früher Hof, jetzt Dorf, im Walde Müritz, 1815 angelegt.

Klein=Müritz, ebenda, Holzwärterei: dasselbe.

Müsselmow, A. Kriwitz 1 1/4 SW Brüel, 1333 Mucelmow, 1340 tho Musselmow, 1530 Mutzelmow (altsl. muk-, muč- P) adj. poss. §. 15.

Mustin, A. Sternberg, 1 1/4 SO, 1453 Mostyn (altsl. moštĭ Macht P) adj. poss. §. 16: "Ort des Mošt-"; vgl. altsl. mostŭ Brücke A; z. B. ON čech. Mostiště.

N.

Nakenstorf, A. Neukloster 3/4 NW Warin, 1231 Nacunstorp, 1243 Nequinsdorp, 1267 Naquinsdorp, 1271 Naquinesdorp (altsl. kona vollenden P: Nakon, edler Wende beim Fürsten Borwin, 1218 Nacono (abl.) , 1219 Nacon, 954 Fürst Naccon, Nakûn bei Ibrahim 973, arabische Schreibweise für Nakôn) §. 18: "Dorf des Nakon" [sehr vollkommen].

Nantrow, A. Bukow S Neu=Bukow, 1276 Nantroywe, 1278 u. 1279 Nantrowe, (altsl. nątr- P, nątriti se sich einschmeicheln, Eingang finden, poln. nęta Lockspeise, Köder) adj. poss. §. 15: "Ort des Nątra".

Naschendorf, A. Grevesm. O, 1230 Natsenthorp, 1320 Nazcendhorp, 1404 Nacendorpe (altsl. načę anfangen P) §. 18: "Dorf des Nača"; vgl. PN čech. Načas.

Nätebow, Netebow, A. Wredenh. SW Röbel, 1261 Nedebuh, 1305 Nedebow, 1331 Nedebow, 1350 Nedebow, 1628 Nätebow, 1648 Nedebow (altsl. ne- nicht, dyb-P, dybati schleichen, poln. dybioch Schleicher) adj. poss. §. 15: "Ort des Nedyba" [der nicht schleicht] ?

Naudin, A. Grevesmühlen 1 1/2 SW Wismar, 1343 No v vdyn, (altsl. novŭ P) adj. poss. §. 16: "Ort des Noveta"(?).

Nebel, Nebenfluß zur Warnow, 1178 Niuele, 1186, 1189, 1197, 1228, 1229 Nebula, 1232 Nieuelia, 1233 Nebula, 1236 Neuel (altsl. niva Acker A) etwa = niv-, nivêl'a: "Fluß durch Ackerland".

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Necroz (bei Dargun), 1178, (altsl. ne- nicht, krot- P, krotŭkŭ sanft) adj. poss. §. 17: "Ort des Nekrot" [unsanft], oder altsl. krêsiti wecken P?

Necheln, A. Meklenb. S Brüel, 16. Jahrh. Niklesse (?) (altsl. nik- Sproß P, nikol etc .) patr. §. 6: "Nachkommen des Nikol". - Vgl. Nieklitz.

Neddemin, A. Stargard 1 1/4 N Neubrandenburg, 1285 Nedemin, 1299 molendinum Nedemin, 1305 villa Nedemyn (altsl. ne- nicht, domŭ p) adj. poss. §. 16: "Ort des Nedoma" [nicht zu Hause ?].

Neese, A. Grabow, SO, (altsl. nêga Pflege P) adj. poss. §. 17: "Ort des Nêg", oder §. 11 plur. : "die Nêža".

Neezka, A. Stargard 1 1/2 NW Woldeck, 1417 Nedeska (?), 1550 Netzke, Nietzke (altsl. nizŭkŭ niedrig A) adj. §. 21: "niedriggelegner Ort"; val. noch poln. niecka Mulde, ON: Niecki, Nieckowo.

Groß=Nemerow, A. Stargard, 3/4 W, 1170 Nimyrow, 1244 Nimirov, 1298 Nemerow (altsl. ne- nicht, mirŭ Frieden P) adj. poss. §. 15: "Ort des Nemir" [Unfried].

Klein=Nemerow, A. Stargard, 3/4 W, 1170 Nimyrow, 1244 Nimirov, 1273 Slauicalis Nemerowe, 1298 Parua Nemerow: dasselbe.

Nemezowe (Rostocker Feldmark), 1257 Nemezow, 1275 villa Nemezowe, 1288 Nymezowe, 1289 Nymezowe, später noch Nemezowe campus und Nemezowe molendinum ebenda (altsl. nêmĭcĭ Deutscher A) adj. poss. §. 15: "Dorf des Nêmec oder Deutschdorf".

Nepersmühlen (NO Hohen Pritz, noch jetzt Nepersmühlenscher See daselbst), 1280, 1287 Newopperesmolen, 1283 Newopersmolen, später Neupersmolen, Newoperssmolen, Nepersmolen, Nepermolen 1339 (altsl. ne nicht, opr- widerstreben P, Opor poln., Newoper Mekl.) §. 18: "Mühle des Newoper" [nicht widerspännstig].

Neperstorf, A. Meklenb. 3/4 NW Warin, 1320 Nepersdorp, §. 18: "Dorf des Newoper".

Neschow, V. Stove 1 S Schönberg, 1230 Nescowe, 1313 Nessecowe, 1344 Nescowe, Nessecowe (altsl. nêga Pflege P) adj. poss. §. 15: "Ort des Nêžek".

Nesow, A. Rehna S, 1230 Nesowe, 1294 Teutonicum Nesowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Nêža".

Slauicum Nesowe (bei Nesow), 1230, 1310 Nesowe superior: dasselbe.

Netzeband, A. Wredenh. (Enklave in Preussen) 5 S Röbel, 1358 Necebant, 1418 veste Netzebant (altsl. nêt- an=

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zünden, poln. niecic' anfachen, P nětmir čech.) plur. §. 11: "die Nêcebąd" [? ab urendo essentiam habens].

Neuenkirchen'scher See s. Belitzer See.

Neu=Kloster, A. Neu=Kloster 1 N Warin, 1170 Cuthin, v. Cuchin, v. Kütin, v. Cutin?, 1219 villa Cuszin, 1235 Kvscyn (altsl. koh- lieben P, kuh- P, kus- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Koša, Kuh-, Kuš, Kus".

Neustadt, 1253 Noua Ciuitas Chlewa, 1269 Noua Ciuitas, que Ghiwe (!) dicitur, 1300 Noua Ciuitas Glewe, 1344 Nienstadt geheten Glewen, 1576 GIewen, imo Gneven (altsl. hlêvŭ Stall, Haus A) adj. . §. 21: "Hausdorf".

Neverin, A. Stargard 1 1/4 N Neubrandenburg, 1496 Neuerin, 1508 Neueryn (altsl. ne- nicht, vêra Glaube P) adj. poss. §. 16: "Ort des, der Nevêra" [Unglaub].

Nevern, A. Meklenburg 1 1/2 N Warin, 1235 Nyuer, 1267 Neuer (altsl. ne- nicht, vêra Glaube P) adj. poss. §. 17: "Ort des Nevêr".

Neuer, nemus (bei Nevern), 1267 m nemore Neuer duodecim mansos: dasselbe.

Nezul (bei Dargun) 1178 (altsl. ne- nicht, sulŭ "selig" P) adj. poss. §. 17: "Ort des Nesul" [Ungut].

Nicakowe (O Prillwitz), 1163 Nicakowe, 1244 Nicakowo (altsl. nik- Sproß P) adj. poss. §. 15: "Ort des Nikak".

Niegleve, A. Güstrow 1 1/2 O, 1372 Niglove, Nichleve (altsl. ne- nicht, glava Kopf P)?

Nieklitz, A. Zarrentin 1 3/4 N Wittenburg, 1230 Nidesse (altsl. nik- sproßen P, vgl. PN Niklzcicz in Mähren a. 1298) patron. §. 6: "Nachkommen des Nikol". - Vgl. Necheln.

Groß=Nieköhr, Nikör, A. Gnoien W, 1404 Nikur, Nikor (altsl. ne- nicht, kur- Gesang P; russ. nekuriša) adj. poss. § 17: "Ort des Nikur-" [Nicht=Sänger]. - Vgl. noch Neu=Niköhr ebenda, seit vorigem Jahrh.

Klein=Nieköhr, Nikör, A. Gnoien W, 1479 tho Nikur, Nikür: dasselbe.

Niekrenz, A. Ribnitz 3/4 W Tessin, 1339 1. Jan. Nikerensse (8mal) (altsl. ne-, kur-, Gesang P) adj. poss. §. 17: "Ort des Nekuręta" [Nicht=Sängers] (?)

Niendorf, A. Neu=Kalen O Teterow, 1282 Tessekowe, quod alio nomine Noua Villa dicitur, 1297 Niendorp, que quondam Tessekow vocabatur (altsl. têha Trost P) adj. poss. §. 15: "Ort des Têšek".

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Niex, A. Güstrow 3/4 S Rostock, 1304 Nykiz 1 , 1308 Nyketsce 2 , Nycatse, 1310 Nyketze, Nikesze, 1326 Nikez (altsl. nik- sproßen P) 1 patron. §. 6: "Nachkommen des Nika"; 2 adj. poss. §. 17: "Ort des Nikak".

Niezta (in terra Ylowe), 1171 Niezta, Nyecbita, 1191 Nistiz, 1211 Niechita (altsl. ne- nicht, čĭst- čĭtiti ehren P, z. B. čech. Nečta) 1 §. 10: Besitzer Ne-čĭta [Ungeehrt]; 2 patron. §. 6: "Nachkommen des Ne-čĭta".

Nisbill, A. Warin, 1186, 1197 Nezebul, 1189 Netzebul (altsl. net- anzünden, poln. niecic' anfachen): "Ort des Nêčebol" [im Brennen groß].

Nohum desertum (zwischen Eikhof und Jabelitz), 1178 castrum Butisso cum terra attinenti et quatuor uillas in deserto Nohum (altsl. nagŭ nackt, leer A; nagomŭ adj. ; vgl. siromŭ: "das wüste (Land)".

Nossentin, A. Plau N Malchow, 1317 Noscentyn, 1344 Nossentin, 1347Noscentin (altsl. nos- tragen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Nosęta". - Vgl. noch Nossentiner Hütte, A. Plan 1 1/4 N Malchow.

Nostorf, A. Boizenburg, NW, 1444 Notstorpe (altsl. nos- tragen P) §. 18: "Ort des Nosa".

Nustrow, A. Gnoien 1 1/4 NW, 1479 tho Nuttzerow, 1552 Nutzerow (altsl. nuk- P, vgl. ON čech. Nučice) adj. poss. §. 15: "Ort des Nučêra".

Nütschow, A Sülz (Ribnitz) SO Ribnitz, 1232 Nuzchowe, 1241 Nutchecoue, 1248 Nutsecowe (altsl. nuk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Nuček".

O.

Oberhof, A. Grevesm., 1 1/4 N, 1230 superior villa Tarnevitz (altsl. trŭnŭ Dorn P und A) patron. §. 6: "Nachkommen des Tarn".

Obodriten (Herrschaft Meklenburg), 789 Abotriti, 795 Abodriti (Einh.) , c. 890 Nortabtrezi (Bai. G.) , Obodriti (Ad.) , Obotriti (Helm.) (altsl. o- Prothesis oder praep. s. §. 4, 1; bŭdrŭ wachsam, tapfer P) patron. §. 6: "Nachkommen des Bodr, Obodr"; oder ob "um", praep. , und odra (Wasser ? odry Pfahlwerk? ?): "die um Gewässer wohnen"?

Oettelin, A. Güstrow O Bützow, 1285 Ottelin, 1287 Othelyn, 1290 Ottelin, 1305 Otelin (altsl. ot- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Otola".

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P.

Paarsch, Parsch, A. Neustadt und St. Parchim, O Parchim, 1331 Parcek, 1337 Par(c)eke (altsl. prat- P, čech. prackov, westsl. part-) plur. §. 11: "die Parcek".

Pagel=See (ein Havelsee bei Krienke), 1257 stagnum Paule (altsl. pavlŭ Paul P) adj. poss. §. 17: "des Paul".

Paglowi (Grenze des Landes Bützow), 1238 hernach in Paglowi (altsl. po- praep. an, auf, entlang, glava Kopf, Hügel A) comp. §. 38: "längs der Hügel".

Pajow (längs des Hügels bei Hahnenhorst, A. Lübz), 1254 Payaw, 1263 im dorffe Payo, 1274 Paiowe molendinum (altsl. paj, poln. paj, paiok Antheil, paiuk Diener) adj. poss. §. 15.

Paklowe (im Lande Warne) 1289 (altsl. pak- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Pakol".

Palingen, V. Rupenstors 1 1/2 W Schönberg, 1194 Polengowe, 1301 Polinge, 1349 Polinge (altsl. po-, praep. an, auf, entlang, lagŭ Hain A) adj. §. 34; compos. §. 38: "Ort am Hain, Wald".

Palitz (zwischen Waren und Bök), 1274 villa Palitz, 1292 Paletze (altsl. pal- P) patron. §. 6: "die Pal-, Palic".

Palitzer Theer=Ofen, A. Mirow 2 SW, am Pälz=See: dasselbe.

Pampin, A. Grabow 2 1/2 S Parchim, 1438 Pampin (altsl. pąp- Nabel P) adj. poss. §. 16: "Ort des Pąpa".

Pampow, A. Schwerin, SW, 1286Pampow, 1336 tů Pampowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Pąpa".

Pampow, A. Stavenh. SO Teterow, 1498 vthe Pampow: dasselbe.

Pamprin, A. Zarrentin 1 W Wittenb., 1230 Pampurine, 1326 Pamperin, 1348 tho Pamperin, adj. pass. §. 16: "Ort des Pąpura".

Panitz (in parrochia Vilan [Vellahn]), 1194 Paniz, 1230 Panitz, 1335 Peniz (altsl. panŭ Herr P) patron. §. 6: "Nachkommen des Pan".

Pankelow, A. Ribnitz 1 1/2 SO Rostock, 1328 Pankelow, 1347 Pankelowe (altsl. pąk- enthalten, poln. pąk, pącz Knospe, pęk Bündel P) adj. poss. §. 15: "Ort des Pąkola"

Groß=Pankow, A. Marnitz S Lübz: "Ort des Pąk-".

Klein=Pankower Mühle, A. Marnitz, S Lübz: dasselbe.

Pankowitz (in terra Ylowe), 1171, 1191 Pancouiz, 1211 Pankouiz, patron. §. 6: "Nachkommen des Pąk-".

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Alt=Pannekow, A. Gnoien, S, 1216 Pencowe, 1219 Penchouue, 1238 Penkowo, 1248 Penecowe (altsl. pąk, poln. pęk) adj. poss. §. 15: "Ort des Pęk". Vgl. Neu=Pannekow ebenda.

Panschenhagen, A. Neustadt 1 1/4 N Waren, 1289 Jndago (?): "Hagen des Pąč".

Panstorf, A. Kriwitz NO Schwerin, 1344 Panstorp, Panzendorp, §. 18: "Dorf der Pąč-"?

Alt= und Neu=Panstorf, A. Stavenhagen SO Teterow, 1314 Pantacendorp (2mal), 1372 to Panstorpe up deme Harte, 1506 Panstorpe (altsl. pątŭ Weg P) § 18: "Dorf des Pątak".

Panten, V. Mannhagen NW Mölln, 1158 uilla Pantin, 1211 Panthen, 1230 Panten (altsl. pątĭ Weg P) adj. poss. §. 16, 17: "Ort des Pąt, Pąten".

Panzow, A. Bukow S Neu=Bukow, 1295 Pantzow, 1322

Pantzowe (altsl. pąk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Pąč".

Parber, A. Rehna, N, 1230 Parport, 1270Parpurth, 1271 Parpurth, 1310 Parperde (altsl. praprotŭ Farnkraut, westsl. parport A) adj. §. 21: "Farnkrautort".

Parpart (bei Subzin und Korleput), 1299 uilla Parpart, später Perper, Parpen, Perpen (nach 1700 Pertinenz von Subzin), Schmettau. Karte: die Parpschen Tannen, O Korleput: dasselbe.

Parchim, Stadt, 1225 ciues de Parchem, 1227 ciues in Parchem, 1229 Parchim etc ., Parchim, Parcheim, Parchym (altsl. prah-, prŭh Staub, westsl. parch- P) adj. poss. §. 17: "Ort des Parchim, Parchem"; vgl. čech. PN Prachen. Davon:

Parchim, Land, 1170 Parchim, 1225 terra Parchem.

Parchow, A. Bukow SW Kröpelin, 1219 villa Parcowe, villa Parcowa, 1235 Parcowe, ubi primum claustrum (Sonnenkamp, Neukloster) situm fuit, 1322 villa Parchowe (2mal) (altsl. pr-, prati, perą getragen werden, fliegen; einerseits par-iti fliegen, andererseits pero Feder, perunŭ Blitz, Blitzgott P, čech. Prkoš PN) adj. poss. §. 15: "Ort des Park-".

Parin, A. Grevesm., N, 1230 Porin, 1391 Poryn (altsl. para Dampf, drav. poró Koth, Morast A) adj. poss. §. 32: (?).

Parkentin, A. Doberan 1 1/4 W Rostock, 1177 Parkantin, 1191 Parkentin, 1209 Parketin etc . (altsl. pr-, par-P, s. Parchow) adj. poss. §. 16: "Ort des Parkęta"; vgl. aber auch čech. ON Prachatice.

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Parkow, A. Bützow N, 1302 Perkowe (altsl. per-, oder prŭk- P, S Parchow) adj. poss. §. 15: "Ort des Perk-".

Parsow (Kriwitzer Feldmark, 1246 uilla Parsow, 1344 Parsow (altst. prahŭ, dravenisch parch Staub P, čech. Pršik) adj. poss. §. 15: "Ort des Parš".

Parum, A. Wittenburg, NO, 1194, 1230 etc . Parem (altsl. par- P) adj. poss. §. 17: "Ort des Parem".

Parum, A. Bützow W Güstrow, 1233 Parme, 1269 Parem: dasselbe.

Parumscher See, bei W Güstrow, 1232 See Parmene, adj. §. 30: "(See) des Parem".

Parmenizhe (Bach in den Parunischen See), 1232 die bach Parmenizhe, als dieselbe - fleust in den see Parmene, §. 28: "Bach zum Parem-See".

Pasenow, A Stargard NW Woldeck, 1298 Parsenow, 1312 Parsenowe (altsl. prah- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Paršen-"; vgl. altsl. prazdĭnŭ leer A.

Passee, A. Bukow 1 1/2 SO Neu=Bukow, 1318 Barssze, 1319 Barze, 1581 Passee (altsl. brŭtĭ Bienenbeute im hohlen Baume, poln. barc' A) adj. §. 21: "Bienenstockort".

Passentin, A. Stavenhagen NO Penzlin, 1170 Patsutin, Patsutino, 1244 Patzutin, 1290 Passentynn (altsl. pak- stark P, croat. pačetin) adj. poss. §. 16: "Ort des Pačuta, Pačęta".

Passin, A. Bützow, N, 1236 Partzin, 1329 Partzin, Partzyn, 1333 Partzin (altsl. par- P, s. Parchow, oder altsl. prat- P, Westsl. part-) adj. poss. §. 16: "Ort des Parča oder Parca".

Passow, A. Gadebusch W, 1230 Parsowe, 1331 Parsow (altsl. prah- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Parš-".

Passow, A. Lübz 1 1/4 S Goldberg, 1328, 1404 Parsowe: dasselbe.

Pastin, A. Sternberg, SO, 1323 Parsentin, 1325 Parstyn, 1337 Parzentinm, Parscentyn, 1339 Parsentyn, 1343 Parsentin (altsl. prall-, prŭh- Staub P) adj. poss. §. 16: Ort des Paršęta".

Pastow, A. Ribnitz O Rostock, 1318 Pastowe etc . (altsl. past-; vgl.pastva Weideland A) adj. §. 34: "Weideort".

Pätow, Pötow, A. Toddin SW Hagenow, 1194 Puthechowe, 1219 Putechowe, 1230 Potechowe, 1293 Potechowe (altsl. têha Trost P) adj. poss. §. 15: "Ort des Potêha" [großer Trost]). Vgl. Pätower Stegen ebenda.

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Pätrow, Pötrow, A. Gadebusch, NO, 1230 Pvtrowe, 1310 und oft Potherowe, 1326 Poterowe:?

Potherowerstad, locus (bei Pätrow) 1310: dasselbe.

Pazne (in Zwerinensi episcopatu), 1231 Crimpin, Zmaguntin, Pazne (altsl. pah- P, čech. pašnovice) plur. §. 11: "die Pašna, Pašen".

Peckatel, A. Schwerin W Kriwitz, 1338 Packatle (altsl. pek- P, čech. ON pečetín und Pěkotluky):?

Peckatel, A. Stavenhagen S Penzlin, 1274 Peccatle, 1325 de Peckatele, 1353 van Peckatele, 1408 tho Pyckatel.

Peene, pene, Fluß, 786, 911 und sehr oft Pene, 1136, 1171 etc . Oft Penus, 1174, 1215 und oft Pena, 1229 Pana, 1250 (Bog.) Pyana (altsl. pêna Schaum A, poln. piana) adj. §. 21: "der schaumige (Fluß)". - Vgl. Peenhäuser, A. Stavenhagen 1 1/2 S Teterow, am Peenebach.

Peetsch, A. Kriwitz S Bützow 1233 Pyaceke, 1236 Pazeke, 1309 Peetzikke (altsl. pêsŭkŭ Sand, poln. piasek A) adj. §. 21: "der sandige Ort".

Peetsch, A. Mirow 1 1/4 W Wesenberg, 1270 Peske, Petzeke, 1301 Petzeke, Pezich, 1303 Pezich, 1304 Peceke: dasselbe.

Peez, A. Toitenwinkel 1 N Rostock, 1302 in Petznitze, 1304 to den Petzen, 1309 villa Pezce (altsl. peštĭ, peštĭnica Ofen, Höhle, poln. piec, sorb. pec'nica A) adj. §. 28 und 20: "Höhlenort".

Pelzkuhl=Theerofen, s. Palitzer Th.=O.

Penkow, A. Malchow, SO, 1309 villa Penkowe, 1345 Pencowe, (altsl. pąk- ?, poln. pęk) adj. poss. §. 15: "Ort des Pęk".

Penkun (Feldmark Rothenmoor bei Malchin), 1491 Peynkun vor dem Rodenmore, Katen bis 1830, adj. poss. §. 17: "Ort des Pękun".

Pennewitz, Pennewitt, A. Warin, NO, 1322 Penneuitte, Penneuit, 1333 Penneuit (altsl. pena Strafe, Pein P, altsl. vitĭ Gewinn P, vgl. ziemowit poln., witosław, wisław poln.) plur. §. 11: "die Penowit" [von Strafe Gewinn ziehend]; oder zu pĭnĭ (Stamm)?

Penzin, A. Bützow, NW, 1318 Pentzin (altsl. pąk-, poln. pęk P) adj. poss. §. 16: "Ort des Pęča".

Penzin, A. Kriwitz NO Brüel, 1287Pensin, 1343 Pentzin: dasselbe.

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Penzlin, Stadt, 1170 Pacelin, Panselino, 1230 vppe vnse slote to Pentzelin, 1244 Pancirin, 1263 Pentzellin, 1273 Penzellin etc . (altsl. pąk-, poln. pęk P) adj. pass. §. 16: "des Pęčela". Davon benannt:

Penzlin, Land, 1342 Pentzelin, land, 1344 Pentzelyn, stad, land vnde man.

Penzlin, A. Lübz SO Goldberg, 1235 Pentzarin, 1288 Penzelin, 1648 Pentzlin (altsl. pąk, poln. pęk P) adj. poss. §. 16: "Ort des Pęčara, Pęčêra, Pęčela".

Pepelow, A. Bukow W Neu=Bukow, 1347 Peepelowe, Pepelowe (altsl. pepelŭ Asche P und A) adj. §. 15: "Ort des Pepel" oder "Aschenort".

Perdöhl, A. Wittenburg, S, 1194 Predole, 1230 Predole etc . (altsl. prê, praep. vor, dolŭ Thal A) comp. §. 38: "Amthal" (vgl. Amberg). - s. auch u. Priedo v li.

Perlin, A. Wittenburg, 1 1/2 NO, 1222 Parlin, 1343 Parlyn, 1347 Parlin (altsl. pr, pral-, pralija Wäscherin, westsl. parl- P) adj. poss. §. 16: "Ort des, der Parl'a".

Perniek, Pernik, A. Neukloster 1 1/4 N Warin, 1235 Ponek, Po v nek, 1267 Ponik, 1306 villa Punic, 1319 Pvnyk (altsl. ponikva, nsl. ponikva, "locus, ubi fluvius sub terra absconditur", unterirdischer Flußlauf A) adj. §. 21. §. 20; vgl. čech. ON Ponice.

Perow, A. Güstrow 1 N Teterow, 1304 Perow, Perov, 1314 Perowe (altsl. pr, per- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Per-".

Pesselaw (Feldmark bei Dömitz) 1566 SA (altsl. pek- P, oder peh-) §. 15: "Ort des Pečela, oder Pešela".

Petschow, A. Ribnitz 1 1/2 SO Rostock, 1327 Petzekow (altsl. pek- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Peček".

Peutsch, A. Stavenhaaen, 1408 Poyweschk SA: ?

Picher, A. Hagenow 1 3/4 SO, 1291 Pychere, 1303 Pychere, 1319 Pycher, 1335 Pichere, 1634 Picher (altsl. pĭhati, pĭhali schlagen P) plur. §. 11: "die Pĭchêra"; vgl. čech. ON Pchery. - Vgl. Picher=See oder Mümmelken=See (auch Dorf Bichur) auf der Feldm. Parchim.

Pieverstorf, A. Grevesmühlen S, 1237 Piwistorp, 1257 Piwestorph, 1326 Pywerstorpe, Piwistorppe (altsl. pi-, piv-, pil- trincken P, [čech. pivek, pivon, pil]) §. 18: "Dorf des Piv-".

Pieverstorf, Piwerstorf, A. Neustadt 1 1/2 SW Penzlin, 1273 Pywesdorp, Puvistorp: dasselbe.

Pillekesthorpe (in terra Malchin) 1274 (altsl. pi-, piv-, pil-P) §. 18: "Dorf des Pilek"

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Pinnow, A. Kriwitz, W, 1265 Pinnowe, 1315 Pynnowe (altsl. pĭnĭ Baumstamm, poln. pien' A) adj. §. 34: "Ort, wo Baumstämme sind".

Pinnow, A. Stavenhagen 1 1/4 NW Neu=Brandenburg, 1301 Pynnowe, 1303 etc ., 1350 Pinnowe dasselbe.

Pinnowhof, A. Neu=Kloster 1 1/2 N Warin, 1267 Pinnowe: dasselbe.

Pinnowe (untergeg. bei Neu=Kloster, bei Pinnowhof), 1267 Pinnowe et Pinnowe, 1271 Pynnowe cum molendino: dasselbe.

Pinnowe (Lager Feldmark), 1346 Pynnowe, Pinowo sita prope Lawis: dasselbe.

Pisede, zur St. Malchin, N, 1314 villa Piisten (altsl. pêst- A, vgl. ON čech. Píštany, klr. pistyn', poln. piast A) §. 30 oder 33.

Plaaz, Plaazer=Krug, A. Güstrow 1 1/4 NO Güstrow:?

Gr.=Plasten, A. Stavenhagen 1 1/2 O Waren, 1284 zu Teutschen Plasten, 1350 tů Plasten (altsl. plast- ?, dravenisch plost Hufe A) adj. §. 30: "Hufenort". - Vgl. Klein=Plasten ebenda.

Plate, A. Schwerin, 1 1/4 SO, 1191 Plote, 1249 zu Ploto (altsl. plotŭ Zaun A) adj. §. 21: "Zaunort".

Plath, A. Feldberg 1 1/4 W Woldeck, 1298 Plote 1312 Plote: dasselbe.

Platschow, A. Grabow, 2 1/4 O, 1341 Platzekowe (altsl. plak- P, plakati weinen, poln. płaczek Greiner) adj. poss. §. 15: "Ort des Placek".

Plau, Stadt, 1235 Plawe, 1244 Plawe, 1254 Plawe, etc . Plaw, Plaue .(altsl. plavŭ Flößen [des Holzes] A) adj. §. 21: "Flößort". Davon benannt:

Plau, Land, 1235 terra Plawe, 1256 etc .

Plauer See, 1178 lacus Sturizche, 1232 See Cuzhin, stagnum Plawe, 1337 in stangno Plawe (s. Stuer und Quetzin): dasselbe.

Plauerhagen, A. Plau, NW, 1235 nova villa Guthani, 1255 partem ville Indaginis (altsl. hotĭ Verlangen P) §. 18: "Hagen des Chotan".

Plawetze (untergeg., A. Rossewitz) 1445 SA (altsl. plavŭ Flößen A) §. 28: "Flößort", vgl. čech. ON Plaveč.

Pleetz, A. Stargard SW Friedland, 1449 Pletze, 1469 Pleetz (altsl. plek-, pleš-P) adj. poss. §. 17: "des Plek-, Pleč-. Pleša".

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Plote terra (zwischen Peene und Tollense in Vorpommern) 946 Ploth, 1150 Ploth, 1170 Plote (altsl. plotŭ Zaun A) adj. §. 21.

Plüschow, A. Grevesm., 1 SO, 1230 Plocekowe, 1345 Plussekowe, 1530 Pluskow (altsl. ploskŭ breit, flach A P) adj. §. 34: "Ort des Plosek".

Podewall, A. Stargard N Neubrandenburg, 1170 Podulin, Podulino, 1244 Podulinov, 1279 Podewal, 1366 Pudewal, 1368 tho Půdewale (altfl. podolije Thal A, und podŭ, praep. dicht bei, uvalŭ Thal A) "Thalort" oder "Amthal".

Poduskowitz (bei Dargun), 1216 Poduskowitz, 1219 Poduskeuiz (po praep. , duhati blasen P, duša vgl. duškovci serb.) patron. §. 6: "Nachkommen des Podušek" [etwa: Gemüthsvoll].

Poel, Insel 1 1/4 N Wismar, 1163 in Po v le, 1164 in Pole, in prouincia Po v le, 1170 terra Pole, Poli etc . (altsl. poltje Feld, poln. pole A) §. 20: "das (flache) Feld".

Pogez, Pogäz, Pogeez, V. Stove 1 W Rehna, 1230 Pogatse, 1313 Pocketze, 1349 Pogheitze (altsl. po- praep. an, gatĭ, russ. gat Kanal, Damm A; vgl. poln. zagacie) comp. §. 38: "am Damm".

Poggelow, A. Gnoien, SW, 1314 Poghelow (altsl. puhlŭ hohl P oder A) adj. §. 15.

Pogreß, A. Wittenburg, 1 NO, 1194, 1230 Pogresse (altsl. po-, praep. , grêhŭ, pogrêhŭ Unfruchtbarkeit P) adj. poss. §. 17: "Ort des Pogrêch" [unfruchtbar, Sehr fehlerhaft].

Pohnstorf, A. Grevesm., 1 1/4 NW, 1230 Ponatestorp, 1404 Punstorpe, 1519 Ponstorpp (altsl. nadŭ, nada Hoffnung P, vgl. serb. nenad) §. 18: "Dorf des Ponad" [hoffnungsvoll]; vgl. čech. PN Pon'ata.

Pohnstorf, A. Güstrow 1 1/2 N Teterow, 1314 Ponadestorp: dasselbe.

Pohnstorf, A. Neu=Kalen NO Teterow, 1314 Ponadestorp (de territorio Hard): dasselbe.

Poischendorf, A. Bukow 1 1/2 S Neu=Bukow, 1576 Poischendorff (altsl. pyh- blasen, pyha Stolz, Aufgeblasenheit P) §. 18: "Dorf des Poiša(Pysa)", vgl. čech. Pyš, häufiger PN.

Poischow, Poischower=Mühle, A. Grevesmühlen, S, 1230 Poize[c]owe, 1297 hoff Poischow, 1307 bey dem Poy(s)kower, Poy(w)kower felde, adj. poss. §. 15: "Ort des Poisa, (Pyša)".

Pokrent, A. Gadebusch, S, 1230 Pocrente, 1267 Pokerente (altsl. po- praep. , krątŭ krumm, gewunden P) plur. §. 11: "die Pokręt" [sehr krumm].

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Alt=Pokrent, A. Gadebusch, S, 1230Antiquum Pocrente, 1297 Uetus Pocrente, 1300 in Antiquo Pocrente: dasselbe.

Polaben (in den Ländern Sadelbandien, Ratzeburg, Boitin, Gadebusch, Wittenburg und Boizenburg), 1062 pagus Palobi, 1239 terra Polaborum, 1154 Polabi, 1158 Polabia (altsl. po an, labĭ, čech. labe, obersorb. lobjo Elbe).

Polchow, Pölchow, A. Schwan 1 SW Rostock, 1275 Polchowe (altsl. plŭhŭ Ratte P und A) adj. §. 15. 34: "Ort des Polch" oder "Rattenort".

Alt=Polchow, A. Güstrow NO Lage, 1216 Polchowe, 1219 Polchouue, 1228 Polchowe: dasselbe.

Polcho, rivus (bei Alt Polchow) 1216: dasselbe. Vgl. Neu=Polchow und Polchower=Heide ebenda.

Polas (bei Farpen), 1194 Polaz, 1218 Polaz, 1219 Polas, 1231 Polas, 1232 Polas, gegenwärtig bewaldet und "uppn Plâs" genannt (altsl. po- an, lêsu, poln. las Wald) comp. §. 38: "Amwald".

Pölitz, A. Bukow 1 1/2 NO Wismar, 1329 Pøltze (altsl. plŭkŭ Haufen, Volk, poln. pòłk, pulk Haufen, Regiment P oder polŭ Seite, Hälfte P) adj. poss. §. 17: "Ort des Polk".

Politz, Pölitz. A. Güstrow 1 1/2 SO Lage, 1445 Poltze, 1450 Po e ltze: (SA): dasselbe.

Poltnitz, Fürstlich Poltnitz, A. Marnitz 1 1/4 S Parchim, 1317 Polteniz (altsl. plŭtĭ Fleisch, čech. plt' Farbe, poln. płec' Haut, Gesichtsfarbe, Geschlecht, altsl. adj. plŭtĭnŭ, plŭtênŭ Fleisch= P oder A) patron. §. 6 oder §. 28. Vgl. Ritterschaftlich Poltnitz, A. Grabow 1 1/2 S Parchim.

Polz, Poltz, A. Dömitz, 1 1/2 SO, 1428, 1438 Poltze, 1550 Boltze SA (altsl. polŭ Seite, halb P oder plŭkŭ Volk P) adj. poss. §. 17: "Ort des Polk".

Poltzer= Mühle, A. Fürstenberg, 1 1/4 S, 1348 Molendinum ville Poltze, 1353 molendinum Polze (altsl. plŭkŭ Haufen, Volk P) adj. poss. §. 17: "Ort deS Polk".

Pomel (Feldmark Wesenberg), 1302 bona Pomela, bona Pomulae, .1353 Pomelsches Feld (altsl. po-, praep. , milŭ lieb, gut P) adj. poss. §. 17: "des Pomil"; vgl. mêlĭ Untiefe: "längs der Untiefe".

Alt= und Neu=Poorstorf, A. Bukow 1 1/4 SO Neu=Bukow, 1319 Pordestorp (altsl. po, praep. , radŭ bereit, flink, munter P) §. 18: "Dorf des Porad" [sehr bereit].

Poppentin, A. Malchow 1 O, 1333 de Poppentyn, 1346 Poppentin (altsl. popŭ Priester P) adj. poss. §. 16: "Ort des Popęta".

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Poppentiner See, 1314 stagnum Poppentin: dasselbe.

Porepp, A. Marnitz 2 1/4 S Lübz, 1295 villa Poribe, 1298 Poreybe, 1307 Porybe (altsl. po-, und? etwa porąbŭ Holzschlag A) (poln. poręby Gal) adj. §. 21: Holzschlagort".

Groß=Poserin, A. Lübz 1 SO Goldberg, 1235 duo Posirina, 1283 Magna Puserin, Magnum Puserin (altsl. požarŭ Brand A) adj. §. 32: "Brandort".

Klein=Poserin, A. Lübz 1 SO Goldberg, 1235 duo Posirina, 1283 Parua Puserin, Paruum Puserin: dasselbe.

Pötenitz, A. Grevesm. 1 M. von Dassow, 1230 Wotenitz, 1326 Potenitze, 1335 Potenitze, 1341 Potenisse:? Vgl. čech. PN Puten, für poln. Pąten.

Groß= und Klein=Potrems, A. Güstrow 2 1/4 SO Rostock, 1373 Potremetze (altsl. po- praep. , trêmŭ, trêmĭcĭ Haus, Thurm A [vgl. poln. Trzcmeszno, 7 NO Posen]) adj.

Potzern, A. Fürstenberg NO Dannenwalde, 1516 Pottzerne (altsl. po-, praep. , črŭnŭ schwarz P) adj. poss. §. 17: "Ort des Počarn" [sehr schwarz].

Prangendorf, A. Güstrow W Tessin, 1262 Pranchendorp, 1270 Prangenthorpe, 1307 Prangendorp, 1308 Praggendorpe, 1347 Pranghendorp (altsl. prągu Heuschrecke P und A) §. 18: "Dorf des Prąg".

Prebberede, A. Gnoien und Güstrow 1 O Lage, 1228 uilla Priberaze, 1296 Preberede, 1311 Preberede (altsl. priby- vermehren P) adj. poss. §. 17: "Ort des Pribyrad" [im Wachsthum flink].

Prelank, A. Strelitz, nach dem See Gr.=Prelanck benannt (SA) (altsl. prê praep. dicht bei, ląka Au, Wiesen A) comp. §. 38: "an der Au".

Prens silva (bei Wismar), 1323 iuxta siluam Prens (altsl. prên- prênije Kampf P) oder von dem Besitzer Preen benannt.

Presek, A. Wittenburg N Hagenow, 1230 Preceke, 1335 in Protzeken (altsl. prokŭ übrig P, oder prêkŭ queer P, oder prêsêka Hag A) plur. §. 11: "die Proček" oder die Prêček oder adj. §. 30. 21: "Hagort".

Prestin, A. Sternberg 1 1/4 O Kriwitz, 1348 Preszentyn (altsl. pris-, prisĭnŭ nahe P, čech. přísota) adj. poss. §. 16: "Ort des Prisęta".

Pretustniza (Bach N Kalübbe), 1170 fluuius Pretustniza, Pretustnizcha, 1244 Prituznitza, 1249 Pretusniza (altsl. prêtokŭ Durchfluß A, čech. NO přítoky, čech. přítočno) §. 28: "Durchflußort"

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Pribbenow, A. Stavenhagen SW, 1260 uilla Pribegnev, Pripignewe, 1266 Pribignewe, 1273 Pripignewen, 1282 Pribegnewe (altsl. priby- wachsen P) plur. §. 11: "die Pribygnêv" [Wachsmuth].

Priborn, A. Wredenhagen 1 1/4 S Röbel, 1239 Priborne, 1273 Priborne, 1302 Pryborn (altsl. branĭ Kampf P, poln. zbron, bronisław etc ., westsl. born-) plur. §. 11: "die Pryborn" [Mitkämpfer!. - Vgl. Wendisch Priborn, A. Lübz 2 S Plau.

Pribs (Feld bei Rossow in der Enclave), 1428 SA (altsl. Priby zunehmen P) adj. §. 17: "Ort des Pribiša".

Priedo v li (in der Nähe von Neuenkirchen, bei Schwan), 1232 P., welches ist zwischen Jazwini vnd Wanowe mo v gili (altsl. prê- praep. , dolŭ Thal, s. Perdöhl).

Priemer, primer, Wald bei Güstrow, 1228 in siluam Primere et (aut) Cleste (altsl. primêrŭ Antheil A):?

Primersmole, im Priemer, 1302 Primersmolen: dasselbe.

Priemer=Burg, zur Stadt Güstrow, O, Forsthof im Priemer=Wald, s. d.

Nyen Primere (Feld bei Dömitz) 1438 (SA): dasselbe. - Vgl. Priemerberg, bei Dömitz: dasselbe.

Priepert, A. Strelitz 1 1/4 NW Fürstenberg, ) 1418 Pripert, 1464 Pripert (altsl. pri, praep. , vgl. priprŭtŭ "vestibulum", r. pripertyj gedrängt A).- Vgl. Priepert'sche Ziegelei, A. Mirow bei Priepert.

Prieschendorf, Prischendorf, A. Grevesm. N Schönberg, 1230 Pricenthorp, 1316 Prizendorpe, 1530 Pritzendorp, 1616 Prischendorff (altsl. prisinŭ nahe P oder prêkŭ queer P, vgl. čech přično) §. 18: "Dorf des Prisen, Prisa oder Pričen-".

Prillwitz, Kabinets=A. Strelitz 1 SO Penzlin, 1170 Priulbiz, Priulb(i)z, 1244 Prilbiz, 1286 Prileuitz etc , 1408 tho Pryllewytze (altsl. pri- sehr, ljubŭ lieb P) patron. §. 6: "Nachkommen des Prilub" [adamatus]; vgl. noch ON poln. Przyłbice!

Prisannewitz, A. Schwan 1 1/4 NO, 1282 Plotzaneuitce, 1305 Plotzaneuitze (altsl. plok- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Pločan"; vgl. ON čech. Pločatice.

Prislich, A. Grabow, O, 1500 Prytzlick, später Pritzellecke, 1545 Pritzlick (altsl. prêkŭ queer P):

Hohen=Pritz, A. Kriwitz 1 1/4 SO Sternberg, 1256 Pretutsen, 1331 Prisce, 1346 in villa Pritzen Maiori (altsl. prêtokŭ Durchfluß A, čech. přítočno) adj. §. 30: "Durchflußort".

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Klein=Pritz, A. Kriwitz 1 1/2 SO Sternberg, 1306 Lutken Prittitz: dasselbe.

Pritzier, A. Wittenburg 1 1/4 SW Hagenow, 1230 parrochia Priscire, Priscire, 1291 villa Priscire, 1319 Priscir, 1335 Pretzire, 1348 to Pretzier (altsl. prêkŭ queer P und A, vgl. nsl. prekar):? Auch von Brückner nicht erklärt.

Priwall, A. Grevesmühlen, Landzunge gegenüber Travemünde, 1226 insulam, que Priwolc nuncupatur, 1253 locus, qui Priwalk dicitur, 1286 insula Priwalk (altsl. prê, praep. , valŭ Welle, prêvalŭ eig. "an, bei den Wellen", čech. příval Gießbach, poln. przywałek Brustwehr am Walle A).

Proseken, A. Meklenburg NW Wismar, 1222 Proceke, 1230 villa Proceke, parrochia Proceke, 1237 Proceka, 1248 Procek, 1260 Prozeken, 1283 Proceke, 1300 Protceken etc . (altsl. prokŭ übrig P) plur. §. 11: "die Proček" oder prosêkŭ vgl. prêseka bei Presek, oder pros- bitten P.

Prüzen, A. Schwan 1 1/4 SW Güstrow, 1532 Pruzen:?

Prutzen brok (Brüeler Feldmark), 1340 dat Prutzenbrok:?

Puchow, A. Stavenhagen N Penzlin, 1326 Puchow (altsl. puh- P [vgl. puhlŭ adj. ]) adj. poss. §. 15: "Ort des Pucha" (vgl. PN Puchala poln. 1487, 930 curtem ad Puoche ( plur. ) in Mähren).

Püschow, A. Doberan 1 1/4 SO Kröpelin, 1244 Puzecowe, 1335 Putzekowen, 1350 Putzekowe (altsl. puk- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Puček".

Püschower Bach, 1244 riuulus Puzecowe: dasselbe.

Pustekowe (bei Rosin, A. Güstrow), 1316 Pustecowe, 1375 Pustekowe, 1515 Pustkow, 1639 Puestow, 1646 hoff Püstow, 1703 Püstkow oder Klusse, 1720 Pustau, jetzt "up den Püster" (altsl. pustŭ wüst, poln. pustka Einöde A) adj. §. 34: "Einöde".

Pustohl, A. Rühn SW Bützow, 1691 das Pustohlsche Feld, der Pustohl (SA) (altsl. po-, praep. , stolŭ Stuhl, Bank A) adj. §. 21 und comp. §. 38.

Pustohl, A. Bukow 1 3/4 SO Neu=Bukow, 1464 Putklote, 1470 Putklot SA (altsl. pod- hinter, praep. , und?)

Putdargoniz (bei Dargun), 1178 (altsl. podŭ, praep. hinter, Dargun ON) comp. comp. §. 38: "Ort hinter Dargun".

Putowe (bei Dargun), 1219 (altsl. put- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Puta"?

Putselin (in parrochia Wittenburg), 1230 Pvtselin (altsl. puk-P) adj. poss. §. 16: "Ort des Pučela". - Vgl. Sehlstorf.

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Püttelkow, A. Wittenburg, N, 1230 Pvtlekowe, 1282 Putlechow, Putlekow, 1287 Putlekowe, 1313 Putlekowe (altsl. put- P; vgl. PN Pytlik p.) adj. poss. §. 15: "Ort des Putlik".

Q.

Quaal, A. Grevesmühlen, 1 1/4 SO, 1230 Qvale, 1268 Quale (altsl. hvala Lob P) plur. §. 11, oder adj. pass. §. 17: "die Chvala" oder "Ort des Chval(a)".

Qualitz, A. Bützow 1 NO Warin, 1233 Chualiz, 1329 Qualitz, patron. §. 6: "die Nachkommen des Chval(a)".

Qualzow, A. Mirow 1 1/4 NW Wesenberg, 1270 Qualsoe, 1296 Qualezove, 1301 Qualezowe, Qualsow, adj. poss. §. 15: "Ort des Chvališ, Chvalec".

Qualzow, A. Fürstenberg, 1 1/4 SO, 1310 Quualtzouue, 1427 Qualtzow: dasselbe.

Quassel, A. Wittenburg N Lübtheen, 1453 Quatzel, 1602 Quaszel, im 17. Jahrh. Quasel, Quasell (wohl zu altsl. kvasŭ Mahl P) §. 14: "Ort des Kvasola, Kvas'el".

Quaßlin, A. Lübz, 1 1/2 SO, in der Ture, 1300 Quarcellyn, 1496 Quatzelin (altsl. kvasŭ Mahl P) adj. poss. §. 16: "Ort des Kvasola".

Groß=Quassow, A. Strelitz, W, 1346 Quassowe (altsl. kvasŭ Gastmahl P) adj. poss. §. 15: "Ort des Kvas".

Klein=Quassow, A. Mirow NW Wesenberg: dasselbe.

Quast, A. Dömitz 1 SO Lübtheen, 1362 Quaste (altserbisch gvozdĭ, čech. hvozd Wald A) adj. §. 21: "Waldort", oder: "Ort des Kvasota".

Queghow, villa Quechow (N Mirow) 1301 (altsl. kvik-quieken P; vgl. ON čech. kvěkov, kvěchov) adj. poss. §. 14: "Ort des Kvêch".

Questin, A. Grevesmühlen, SW, 1230 Quastin, 1237 Questentin, 1318 Questin (altsl. kvasŭ Gastmahl P) adj. poss. §. 16: "Ort des Kvasęta".

Questin, A. Bukow SW Neu =Bukow, 1171 Quazutino, villa Quazutina, 1191 Quazentin, 1305 Quessentyn, 1321 Quassentyn, 1344 Queschentyn, Quetzentin, adj. poss. §. 16: "Ort des Kvasuta, Kvasęta".

Quetzin, zur Stadt Plau, N, 1170 Cuthin, Cuchin, Cutyn, Cutin, Kutin, 1255 Qwitzin, 1264 Quitzin, 1271 Quitzin, 1308 Qwitzin, 1325 Quitzin, 1331 Cussin (?) (altsl. cvêtu Blume, poln. kwiecie, coll. P; vgl. čech. Květen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Kvêta, Kvêča".

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Quetzmer Ort (vorspringende Ecke der Quetziner Feldmark), 1295 locus Cutzinerorth: dasselbe.

Quitzenow, A. Gnoien, NO, 1345 Quitsenowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Kvêčen". - Vgl. Neu=Quitzenow, ebenda.

R.

Rachow, A. Güstrow W Teterow, 1275 Racowe, 1292 Dorff Rachow, 1293 villa Rachowe (altsl. rah- R) adj. poss. §. 15: "Ort des Rach". - Vgl. Neu=Rachow, ebenda.

Raddenfort, A. Dömitz, 1428 Reddenfort, 1438 Reddenvort (SA) (altsl. radŭ bereit P) §. 18: (Furth) der ( plur. ) Rad-, Rada"; oder deutsch?

Raddingsdorf, V. Schlagstorf 1 1/4 SW Schönberg, 1301 Radewenstorp (altsl. radŭ flink P; poln. radwanów) §. 18: "Dorf des Radvan".

Radegast, Nebenfluß der Stepenitz, 1188, 1202 Radagost, 1255 aqua Radegast, 1258 fluuius Radegost, 1262 Rodogost, 1310 aqua Radagast, 1452 de dat krud vthe der Radegheste snet (altsl. radŭ flink, bereit P) §. 10: sing. "derRadigošt. Radogošt" [alacrem(-s) hospitem(-s) habens.]

Radegast, A. Gadebusch, SW, 1194 Radegast, 1230 Radegust, 1348 Radegast: dasselbe.

Radegast, A. Bukow 2 SO Kröpelin, 1224 Radegoust, 1244 uilla Radegorst (2mal): dasselbe.

Radele (Rostocker Heide), 1289 Radele, 1308 iuxta Radele, Ratele, 1309 Radecle (altsl. radŭ bereit P, oder poln. radło Pflugeisen A) adj. §. 21: "Pflugschaarort"; plur. §. 11: "die Radela".

Radelübbe, A. Wittenburg 1 1/4 NO Hagenow, 1230 Radelube, 1305, 1335 Radelubbe, plur. §. 11: "die Radelub" [propter alacritatem amatus].

Rademersvelt (Grevesmühlener Feldmark), 1230: "des Radimêr" [von der Munterkeit den Namen habend].

Raden, A. Güstrow 1 1/4 W Teterow, 1279 Radum, adj. poss. §. 17: "Ort des Radom".

Groß=Raden, A. Sternberg, NO, 1256 Radim, 1267 Radim, 1270 Radim, 1271 Magna Radem, adj. poss. §. 17: "Ort des Radim".

Klein=Raden, A. Sternberg, N, 1261 Lutken Radum, 1314 Parva Radem, 1315 Parvum Radem, adj. poss. §. 17: "Ort des Radom, Radim".

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Radenscher See, NO Sternberg, 1256 stagnum Radem, 1309 stagnum Radum, 1339 stagnum Radim: "des Radom, Radim".

Radensee, A. Strelitz 1 1/4 NW Fürstenberg, c. 1400 Redentze, de Redens (altsl. radŭ bereit P) plur. §. 17: "die Radinec".

Radepohl, A. Kriwitz, O, 1337 Ratepole, 1344 Ratepol, 1391 thu deme Radepule (altsl. ratĭ Krieg, polje Feld A) compos. §. 35. 37: "Kriegsfeld".

Raduhn, A. Kriwitz, 1 1/4 S, 1264 Radun, 1344 Raddun (altsl. radŭ froh P) adj. poss. §. 17: "Ort des Radon, Radun".

Raguth, A. Wittenburg, N, 1194 Rochuth, 1230 Rocut, 1577 Raguth (altsl. rok- P) adj. poss. §. 17: "Ort des Rokuta"; oder (altsl. rogŭ Horn P) "des Roguta" oder (altsl. ruh- P; poln. ON ruchocin) "des Ruchota".

Rakow, A. Bukow W Neu=Bukow, 1238 Rechowe, 1239 Recowe, 1278 Racoywe, 1308 Racowe, 1318 Racowe (altsl. rakŭ Krebs P und A) adj. poss. §. 15. 34.

Rambeel, A. Gadebusch, 1 1/4 NO, 1230, 1291, 1309 Rambel (altsl. rąbŭ schneiden, hauen P) adj.poss. §. 17: "Ort des Rąb'el".

Rambow, A. Grevesmühlen S Wismar, 1230 Rambowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Rąb-"

Wendisch=Rambow, A. Meklenburg 1 3/4 S Wismar, 1284 Rambowe, 1320 Wendischen Rambow: dasselbe.

Rambow, A. Stavenhagen 1 3/4 N Waren, 1271 dorff Rambow, 1491 Rambow: dasselbe.

Ramelow, A. Stargard 1 NW Friedland, 1308 Slauicalis Romelowe, 1317 Romelowe (altsl. rom- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Rom'el, Romil".

Ramm, A. Hagenow O Lübtheen, 1696 Ramme (altsl. rabŭ schneiden, hauen P oderA) plur. §. 11. 12: "die Rąb" oder §. 21 "(Holz)hauerplatz".

Rampe, A. Schwerin, 1 NO, 1171 Rampen, Rampe, 1186 Rampe, 1189 Rampe, 1191 in Silasne Rampe (altsl. rąp- P) plur. §. 11: "die Rąp-".

Rankendorf, A. Grevesmühlen, 1 1/2 NW, 1316 Rammenkendorpe, 1317 Rammekendorpe, Ramekestorppe, 1327 Rammekendorpe (altsl. ramę Arm, Schulter P, poln. ramię, vgl. ON čech. Rameš etc .) §.18: "Dorf des Ramęk".

Rastorf, A. Grevesmühlen 1 1/2 SW Wismar, 1541 Rassdorpe, 1592 Rassdorf, 1680 Rahrstorf (altsl. radŭ bereit oder ratĭ Krieg P) §. 18.

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Rastow, A. Hagenow 1 1/2 NW Neustadt, 1227 Radestowe, 1285 Razstowe, 1292 Razstowe (altsl. radŭ froh P, vgl. poln. ON radestów) adj. poss. §. 15: "Ort des Radesta".

Ratnisvelt (Feldmark Grevesmühlen), 1230 Ratnisvelt, 1335 Radmannesuelde (altsl. ratĭ Krieg P) §. 18: "des Ratniš".

Rattey, A. Stargard 1 1/2 SO Friedland, 1298 Ratey, 1320 to Rattey (altsl. rataj Landmann A) plur. §.12: "die Ackerbauer".

Ratzeburg (der Dom und Domhof sind meklenburgisch) im Herzogthum Lauenburg, 1062 castellum Razesburg, 1139 Racesburch, 1154, 1158, 1166 Raceburg etc., 1250 Bog. Rathibor (altsl. ratĭ Krieg P) adj. §. 18: "Ort des Rače" (vergl. den slavischen Namen Race bei Helmold I, 55) oder "Ort des Ratibor".

Räz=See, W. Drosedow, 1241 stagnum Radatze (altsl. radŭ P) adj. poss. §. 17: "des Radak, Radač".

Rechlin, A. Wredenhagen 1 1/2 NW Mirow, 1374 Reddechlyn (altsl. radŭ P, čech. ON radechlín) adj. poss. §. 16: "Ort des Radechla".

Recknitz, Fluß, 1250 Bog. Reknicza. 1276 riuulus Rekeniz, in fluuium Rekenitze, 1286 Rekkenitz, Rekenitze, Rekenitz (altsl. rêka Fluß A) §. 28: "kleiner Fluß".

Recknitz, A. Güstrow SW Lage, 1269 Reckenitz: "Flußgegend", nach der Recknitz benannt.

Redarier, bei den Slavisten Ratarer (im Lande Stargard), 936 qui uocantur Riaderi, 946 de Radewer, 965 Riedere, 968 Redares, 973 Riedere, 975 Riedere, 1150 de Rederi, 1170 in Raduir, in Radwer, 1179 de Radwere, 1244 in Radur, bei Thietm. (1012) Rederarii, pagus Riedirierun, Adam (1076) Retheri, Rederi, Retharii, Rehtarii, Helm. (1168) Redarii, Redari, Riaduri (altsl. ratĭ Krieg A) plur. §. 11. 12: "Ratare, die Kriegerischen". (Perwolf.)

Rethre, Rethra (Hauptstadt der Redarier). Thietmar: Est urbs quaedam in pago Riedirierun, Riedegost nomine. Adam: Retharii, civitas eorum vulgatissima Rethre, 1066 Haec in metropoli Sclavorum Rethre gesta sunt. 1067 Rethra zerstört. Helm.: qui Tholenzi sive Redarii dicuntur. Civitas eorum vulgatissima Rethre (altsl. rati Krieg A): "ratara Kriegstempel, die Einwohner sind nach der Stadt benannt: Ratarer, Rataraner" (Schafarik).

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Reddelich, A. Doberan NO Kröpelin, 1177 Raducle, 1192 Radecle, 1209 Radeclhe (!) 1218, 1219 Radecle, Radechle, 1312 Redecle (altsl. radŭ froh, bereit P) adj. poss. §. 17: "Ort des Radechla".

Redefin, Redevin, A. Hagenow, 1 1/2 S, 1311 Redevin, 1316 hus to Redevin, 1334 vor den Redevyn (altsl. radŭ P) adj. poss. §. 17: "Ort des Radovin". - Vgl. Redefiner Paß, ebenda.

Redentin, Hof, A. Redentin N Wismar, 1194, 1218, 1219 Radentin, 1209 Radotene, 1230 Radentyn, 1344 Redentin, 1345 Reddentin, adj. poss. §. 16: "Ort des Radęta, Radota". - Vgl. noch Redentin, Dorf, und Redentin, Erbmühle, ebenda.

Redenitze (zwischen Jabel und Nossentin), 1317 villa Redenisce, noch jetzt Redenitzer Werder, patron. §. 6: "Nachkommen des Raden, Reden".

Rederank, A. Bukow SO Kröpelin, 1224 Rederanche, 1244 curia, que Rederanke dicitur (altsl. radŭ froh, bereit, flink P) plur. §. 11: "die Radirąk" [Flinkhand].

Rederank, ein Busen der Müritz, 1274 aqua Roderancke, Rederangk: dasselbe.

Redewekestorp (im Ratzeburgischen) 1456 (altsl. radŭ froh P) §. 18: "Dorf des Radovik".

Redewisch, A. Lübz 1 1/2 SO Goldberg, 1404 Redewysch, 1519 Redewisk, 1539 thôr Redewysch, 1530 Redewisch (altsl. radŭ froh P, vgl. PN Radovc; oder ratĭ Krieg P, vysokŭ hoch A) compos. §. 35 (?), oder deutsch = Rohrwiese (?).

Redickesdorff (bei Benzin, A. Lübz), 1300 Redickestorph, 1538 Restorf, §. 18: "Dorf des Radik, Redik".

Reez, A. Güstrow 1 N Schwan, 1283 Retz (altsl. rêka Fluß A) adj. §. 21: "Ort am Flusse (Warnow), Flußort".

Rehna, Rena, Kloster, Stadt, 1230 Rene und oft (altsl. ren- P, vgl. serb. Renko): ?

Alt=Rehse, A. Stavenhagen O Penzlin, 1182 Reze, 1230 den Reze, 1402 den Reze (altsl. rêka Fluß A) adj. §. 21: "Ort am Wasser" (Tollensesee). (?)

Neu=Rhäse, A. Stargard N Alt=Rehse, 1305 villa nova dicta Rese, 1331 intra ambas villas Rese; Weytin et Reze, villa Rese, 1574 zu Nyen Resen: nach Alt=Rehse benannt, kein Wasser in der Nähe.

Reke, Verengungen etc . der Elde s. d.

Reke aqua (bei Gaarz, A. Mirow) 1291 (altsl. rêka Fluß A).

Reke locus (bei Wichmannsdorf, Ksp. Klütz) 1325: dasselbe.

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Remlin, A. Gnoien, SW, 1314 Rammellyn, 1319 Reinmelin, 1328 Remmelin (altsl. rąb- P; poln. rembielin) adj. poss. §. 16: "Ort des Ręb'ela".

Remplin, A. Stavenhagen W. Malchin, 1283 in uilla Magno Repelyn, Reppelyn, . . in Paruo Reppelyn, 1300 vtrumque Remplyn, 1314 ambe ville Rampelin, 1331 Alta villa Rampelyn (altsl. rêpa Rübe P; oder rąp- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Rêpla oder Rąpela".

Rense, Niederung, A. Boizenb., (altsl. ręsa "iulus" Kätzchen an Bäumen A) adj. §. 21: "Ort, an welchem Bäume mit Kätzchen stehen".

Rensow, A. GüstroW 1 1/4 O Lage, 1216 Rinsow (altsl. resa Kätzchen an Bäumen P und A) adj. poss. §. 15: "Ort des Ręsa" oder "Kätzchenort".

Renstorf, Rensdorf, A. Boizenburg, NW, 1297 Rensedorpe, 1343 Renstorf. Wenn slavisch, §. 18: "Dorf des Ręsa".

Groß=Renzow, A. Wittenburg S Gadebusch, 1230 Rantsowe (altsl. ranŭ früh P, čech. rančice; oder rąka Hand P) adj. poss. §. 15: "Ort des Ran(ĭ)ča" oder "des Rąča". - Vgl. Klein=Renzow, ebenda.

Repnitz, A. Gnoien 1 SO Tessin, 1366 Retemitze, 1405 Rethemisse, 1428 Retemisse, 1514 Retenisse, 1568 Retenitz, 1584 Retemitz, 1661 Retenisse, 1694, 1717 Repenitz (altsl. ratĭ Krieg P) patron. §. 6: "Nachkommen des Ratim".

Reppelin, A. Ribnitz N Tessin, 1256 Slauicalis Repelin, 1311 Repelyn (altsl. rêpa Rübe P) adj. poss. §. 16: "Ort des Rêpela". Vgl. Reppenhagen, A. Grevesmühlen, 1 1/4 NW, 1335 Repenhaghen: "Hagen des Rêpen" (wenn slavisch).

Reppentin, A. Plau, SW, 1269 Repentin, 1610 Repentin, adj. poss. §. 16: "Ort des Rêpęta".

Reppin, der, Berg am SUfer des Schweriner Sees bei Müß, adj. §. 16: "Ort des Rêpa".

Repzin, A. Grabow, 1 1/2 NO, 1142 de wosten dorpere Robeczin etc., 1468 Jan. 6. dre wuste veltmarke, alze M., Robezin vnde M., 1468 März 3: dorpstede vnd veltmarkede, M., Rogghetzin vnd M. (altsl. rob- P, vgl. čech. Robič, Robik) adj. poss. §. 16: "Ort des Robota".

Rereger, Beiname der eigentl. Obodriten: "emporium . . quod . . lingua Danorum Reric, Rerich dicebatur", Einh. ann. 808; "in emporio Reric", Rerich, Einh. 810 [in der Nähe von Wismar]; Adam 1060: "Waigri et Obo-

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driti, vel Reregi vel Polabingi"; Adam: Obodriti, qui nunc Reregi vocantur. Item versus nos Polabingi") ist nach den Slavisten slavischer Abkunft (altsl. * rarogŭ, poln. raróg "falco cyanopus") §. 10: "die Blaufalken". Ihr eigentlicher Name Obodriten: "die sehr Wachsamen", würde dazu sehr gut passen.

Boitin=Restorf, V. Rupenstorf, 1257 in terra Boytin: Rastorpe; permutatio villarum Boytin Restorppe (et Bechelstorppe) (Copiar.) (altsl. ratĭ Krieg P) §. 18: "Dorf des Rat', Ratiš"; s. Boitin, Land.

Schlag=Restorf, V. Schlagstorf 1 NO Ratzeburg, 1230 Ratistorp: dasselbe.

Retelsdorf, V. Schönberg, SO, 1308 Reclesdorp, Retlesdorp, 1320 Retlesdorp (altsl. ratĭ Krieg P) §. 18: "Dorf des Ratla".

Retgendorf, Retchendorf, A. Meklenburg 2 NO Schwerin, 1241 Retekenthorpe, 1350 Redekendorp (altsl. ratĭ Krieg P; oder radŭ froh P) §. 18: "Dorf der Ratik" oder "Radik".

Rethwisch, A. Grevesmühlen, 1 3/4 N, 1230 Retwisch; s. Redewisch.

Rethwisch, A. Doberan 1 1/2 NO Kröpelin, 1273 Redwisch: dasselbe.

Rethwisch, A. Neustadt 2 O Waren, 17. Jahrh. Rethwisch: dasselbe.

Retse lacus vel stagnum (bei Krakow) 1340 (altsl. rêka Fluß A) adj. §. 21.

Retschow, A. Doberan SO Kröpelin, 1233 Rezhecow, 1273 Retzekow, 1302 de castro Rethcekowe (altsl. rêka Fluß, rêčĭka demin. Bach A) adj. §. 21: "Bachort".

Retzow, A. Lübz 1 1/2 SW Plau, 1649 Retzow, adj. "Flußort".

Retzow, A. Stavenhagen NW Malchin, 1314 Rethzowe, Retsowe: dasselbe.

Retzow, A. Wredenh. 1 1/2 SO Röbel, 1301 de Ritz(ec)owe: dasselbe.

Retzow (bei Feldberg), 1393 Rytzowe, 1398 de villis Retzow, Goldenbow etc ., 1575Reczow (Feldberger Haussee: dasselbe.

Rey, A. Neu=Kalen, 1 1/4 NW, 1216 Ragen, 1225 Raia, Raie (altsl. raj Paradies P und A) adj. §. 21. 17: "Paradiesort" oder "Ort des Raj".

Rezener, Volksstamm (NW Fürstenberg), 949 Riaciani, 965 Riezani, 973 Rezeni, 975 Ritzani, 1162 Riaciani, 1188 Riaciani (altsl. rêka Fluß A) jani §. 33: "Flußanwohner" (Havel).

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Neu=Rhäse, s. Rehse.

Ribnitz, Stadt, 1210 Rybenitz, 1233 Rybeniz, 1252 Ribenitz etc . (altsl. ryba Fisch A) §. 28: "Fischort". - Davon:

Ribnitz, Kloster, am SO Ende der Städte 1323 Ribbenitz etc .

Ribnitzer Binnensee, 1225 stagnum Ribeniz: dasselbe.

Rida (Grenzbestimmung der Penzliner Feldm.), 1263 vsque in Ridam, de Rida in stagnum Scomort, Ridum (altsl. red- P; oder ryd-, rydati weinen P) §. 10. 17: "Besitzer Roda, Ryda" oder "Ort des Redom, Rydom".

Groß=Ridsenow, A. Güstrow 1 NO Lage, 1304 in Magno Ridzenow, 1340 Grossen Ridzenow (altsl. ryždĭ roth, poln. rydz Reiske, eine Pilzart, agaricus A und P) adj. §. 34: "Reiskenort" oder "Ort des Rydzen".

Klein=Ridsenow, A. Stavenhagen NO Lage, 1304 Paruum Ridzenow: dasselbe.

Riepke, A. Strelitz S Stargard, 1170 Ribike, Ribeke, 1244 Ribki (altsl. rybakŭ Fischer A) plur. §. 12. 20: "die Fischer".

Rieps, Riepz, V. Schlagstorf SW Schönberg, 1158 Ripze, palus, 1230 Ripece (altsl. * rybištĭ Fischer A, Vgl. ON neuflov. ribče A, oder rip- P; vgl. Ripik p., Ripeta serb.) plur. §. 12. 20: "die Fischer" oder "die Ripec".

Ritzerow, A. Stavenhagen, SO, 1256 Ricerow, 1300 Ritzerowe (altsl. rycerĭ, poln. rycerz Ritter A) adj. §. 15. 34: "Ritterort".

Röbel, Stadt, 1239 Robele, 1244 Robole, Robele etc., 1298 Robole, 1541 Robel, 1545 Rabel (altsl. rab-, rob-Knecht; rabota Arbeit, poln. robota P) adj. poss. §. 17 oder plur. §. 11: "Ort des Robola" oder "Fam. Robola".

Röbel, Land, 1237 im lande Robele, 1252 Robele etc .: dasselbe.

Röbeliner See, W. Fürstenberg, 1299 stagnum Robelin, adj. §. 16: "des Robola".

Rockow, A. Stavenhagen 1 3/4 O Waren, 1573 Rokow (altsl. rok-P) adj. poss. §. 15: "Ort des Rok-, Roka".

Röcknitz, Theil von Dargun, A. Dargun, 1178 ecclesia de Rokitniz, 1216 Rokitnitze, 1219 Rokenize etc . (altsl. rakyta Weide, salix caprea A) §. 28: "Weidenort".

Röckwitz, A. Stavenhagen, 1 3/4 O, 1286 Radekenuice, später Redekevitz, 1648 Rekewitz (altsl. radŭ froh P) patron. §. 6: "Nachkommen des Radik".

Rödlin, A. Feldberg 1 1/2 NO Neu=Strelitz, 1382 Roddelyn, 1387 Rodelin (altsl. rodŭ Geburt P) adj. poss. §. 16: "Ort des Rodola" oder (altsl. radŭ munter P) "des Radula".

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Roduchelstorf, A. Grevesmühlen SO Schönberg, 1237 Raduchelestorp, 1255 Rododichelestorp, (1297 Johannes Roduchel) 1297 Roduchdstorp, 1300 Raduchelstorpe (altsl. radŭ P) §. 18: "Dorf des Raduchla".

Roez, Röz, A. Dobbertin SO Malchow, 1278 Rosiz, 1284 Rocisse, Rocisce (altsl. rosa Thau P) patron. §. 6: "Nachkommen des Rosa".

Roga, A. Stargard SW Friedland, l415 Roge, 1780 Roga (altsl. rogŭ Horn A und P) adj. §. 21 oder plur. §. 11.

Groß=Rogahn, A. Schwerin, s. Klein=Rogahn.

Klein=Rogahn, A. Schwerin, SW, 1345 Slauica Roghan, Rogan, in Slauicali Roghaan, Slauica Roghaan (altsl. rogŭ Horn P) adj. poss. §.17: "Ort des Rogan".

Groß=Roge, vulgo Rau, A. Güstrow W Teterow, 1445 Roghe major, 1465 Groten Roghe (altsl. rogŭ Horn A und P) adj. adj. §. 21 oder plur. §. 11.

Klein=Roge, vulgo Rau, A. Güstrow W Teterow, 1445 Roge minor, SA: dasselbe.

Rogeez, Rogäz, A. Lübz 1 1/4 S Malchow, 1344 Rogatse (altsl. rogŭ Horn P; vgl. altsl. rogozĭ Schilf A) adj. poss. §. 17: "Ort des Rogat, Rogač".

Röggelin, V. Stove 1 1/4 SW Rehna, 1230 Rukelin, 1313 Rogghelin, 1329 Rocghelin, 1335 Roggelyn (altsl. ruh- P oder rogŭ Horn P oder rok- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Ruhola, Rogala oder Rokel".

Roggentin, A. Ribnitz SO Rostock, 1219 Rokentin, 1235 Rokentyn, 1267 Rokentin, 1319 Roghentin, Rockentin (altsl. rok- P; vgl. ruh- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Rokęta" oder"Ruchęta".

Roggentin, A. Wredenhagen 1 1/2 N Mirow ? Rokentin: dasselbe.

Roggentin, A. Mirow NW Wesenberg, 1301 Roggentin, 1411 Roggkentin: dasselbe.

Roggow, A. Bukow NW Neu=Bukow, 1295 Roggow (altsl. rogŭ Horn P und A) adj. §. 15. 34: "Ort des Rog-", oder "Hornort".

Roggow, A. Güstrow, 2 O, 1445 Rogkow: dasselbe.

Rögnitz, Fluß, früher Walerow, s. Walerow; im 16. Jh. Rögnitz, 1566 Röckenitz (altsl. rogŭ Horn A oder rakyta, dann = Rokitnica): "Hornbach" (vgl. Hornwald).

Rögnitz, A. Wittenburg, 2 NW, 1790 Rocknitz (fehlt noch 1653 in den Visit.=Prot., SA).

Rokitniz (Bach bei Dargun), 1178 Rokitniz, 1219 Rokenitze (altsl. rakyta Weide A) §. 28: "Weidenbach".

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Rom, Stadt Parchim W Lübz, 1310 villa Rome, 1320 in Roma et in Moedericz, 1329 Rome, 1621 Rohm (altsl. rom- P, serb. Ramo, Rama, čech. Rameš, poln. Ramuton) adj. poss. §. 17: "Ort des Rom-".

Römnitz, V. Schlagstorf N Ratzeburg, 1158 Rvdemoyzle, 1174 Rodemozle, 1194 Rodemozle, 1236, 1238 Rodemoyzle, 1285 Rodemuszle, 1289 Rodemuzle (altsl. rodŭ Geburt P) plur. §. 11: "Fam. Rodemoysl, Rodemysl" [Familiensinn habend] (?).

Rönkendorf(er Mühle), A. Kriwitz N, 1566 Ronnickendorf (altsl. ranŭ früh P) §. 18: "Dorf der (plur.) Ranik". - Vgl. Rönkenhof, ebenda.

Rosenow, A. Gadebusch, SO, 1230, 1241, 1297 Rosenowe (altsl. ruža, poln. roža Rose A und P) adj. §. 34: "Rosenort" oder "Ort des Rozêna".

Rosenow, A. Sternberg, NO, 1261 Rosenow: dasselbe.

Rosenow, A. Stavenhagen, 1 1/4 SO, 1283 Rosenowe, 1292 Rosenow: dasselbe.

Kirch=Rosin und Mühlen=Rosin, A. Güstrow, 1228 versus Ressin, 1229 villa Resin, 1233 bona Rosin dicta, 1292 de bonis in Resin, 1296 Resin (altsl. rŭžĭ Korn, Roggen, poln. rež A) adj. §. 32: "Roggenort".

Rossewitz, A. Güstrow SW Lage, 1389 Rozsseuitze (altsl. rosa Thau P) patron. §. 6: "Nachkommen des Rosa".

Rossow, A. Plau, in der E[Druckfehler: u statt n]uclave 2 S Wittstock, Hof und Dorf, 1330 Rossouw, 1421 hauptdorff Rossow im Ober-Liezlendiken, adj. poss. §. 15: "Ort des Rosa".

Rossow, A. Strelitz 1 3/4 NO Neu=Brandenburg, 1325, 1326 Rossowe: dasselbe.

Rostock, Stadt, 1189 Rotstoc, Rotstoch, 1218 Rozstok oppidum, 1219 Roztoc, 1250 Bog.: Rostoky a dissolucione aquarum etc . (altsl. rastokŭ Ort, wo Flüsse sich vereinigen oder auseinandergehen A) adj. . §. 21: also "Ort am Breitling" - Vgl. Rostocker=Heide, O. des Breitlings.

Roth locus (Grenzbest. von Uelitz) 1218, (altsl. rotŭ Rodeland A) §. 20 ?

Rothen, Roten, A. Sternberg, 1 1/4 SO, 1445 Roten, (altsl. rotŭ A) adj. §. 30.

Rothe Thor und Mühle, vor Wismar: 1299 Noua Steuina, Noua Steuyna, 1321 piscina, oue fluit super Rodemølen siue Superiorem Steuinam, 1326 apud Rodenmølen (altsl. stav-, stev-, stiv-?):?

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Rothspalk, A. Güstrow 1 1/2 SW Teterow, 1350 Rusparc (altsl. raspar-, rasparjenije Wärme, poln. rozpar Sonnenhitze):?

Rowe (Ackerstücke N Wismar, N vom Tornei) c. 1700 (altsl. rovŭ Grube, Steinbruch etc . A) adj. §. 21: "Grubenort".

Rowa, A. Stargard, W, 1170, 1244 Rouene, 1290 Rouin, 1356 Rowa (altsl. ravinŭ flach, eben A; vgl. čech. rovne') adj. §. 21: "ebener Ort".

Roxin, A. Grevesmühlen, W, 1230 Rvcsin, 1236, 1237 Roxin, 1240 Rucsin, 1299 Rucsin, 1402 Roxcyn, 1519 Roxszyn (altsl. rok- P, z. B. serb. Roksa P) adj. poss. §. 16: "Ort des Roksa"; noch jetzt Fam. N. Rôks.

Rozstrambounizha (Bach zwischen Groß= und Klein=Gischow) 1232 (altsl. raz- praep. zer=, auseinander, strum- fließen A) §. 28.

Rubow, A. Kriwitz 1 1/4 W Brüel, 1217 Rubowe (altsl. rub- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Ruba". - Vgl.

Ruchow, A. Sternberg, 1 1/4 O, 1234 Ruchow, 1320 Rochowe, 1321 to Rochowe, 1329 Ruchowe (altsl. ruh- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Ruch-".

Rudow, Ausbau bei Neu=Strelitz (altsl. ruda Metall, Mine A) adj. §. 34: "Erzort".

Rupenstorf, W Schönberg, 1194 Rubenestorp: "des Ruben, Rubin" čech.

Ruest, Rüst, A. Dobbertin, 1 1/4 W, 1497 Rüsste (altsl. * rušt-; poln. ruszczek Mäusedorn A, vgl. ON poln. Rušzcza): "Mäusedornort".

Rügeband, Stadt Waren, NO, 1844 angelegt, vielleicht nach einem Flurnamen bezeichnet (altsl. rjuj-, ruj- brüllen P; vgl. poln. Rujobąd) sing. §. 10: Rujebąd.

Rugensee, A. Schwerin, 1 1/2 N, 1284 Runse, 1458 Rugensee (altsl. run-, runo Vließ P) patron. (= runice) ? §. 6: "Nachkommen des Run-" (?).

Rüggow, zur Stadt Wismar, O, 1314 Rochowe, 1347 Růgghowe, Rv°gghowe, Ro v gghowe, partem ville Rugghowen (altsl. rogŭ Horn A) adj. poss. §. 34: "Horndorf" (Ort am Horn, Vorsprung). - Vgl. Hornstorf.

Rügkamp, A. Neu=Kloster, W, 1797 wohl noch nicht vorhanden, SA.

Rühlow, A. Stargard 1 1/2 O Neu=Brandenburg, 1298 Rvlow (altsl. ralija, poln. rola Acker A) adj. §. 34: "Ackerland".

Ruhn, A. Marnitz 2 SO Parchim, (altsl. run- P) 1369 Rune.

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Rühn, Kloster, W. Bützow, 1233 Rune, 1235 vber Rune etc .: dasselbe.

Rukieten, Rukiten, A. Güstrow SO Schwan, 1306 Rukitne, 1342 Rukitel (altfl. rakyta Weide, salix A) adj. §. 30: "Weidenort". - Vgl. Neu=Rukieten ebenda, an der Warnow.

Rumitz (Bützowsche Feldmark), 1264 am wasser Rumitz (altsl. rum-, rumênŭ roth A) §. 28: "Rothwasser".

Runow, A. Goldberg 2 S Sternberg, 1353, 1417, 1446 Runowe, 1496 Runow SA (altsl. run- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Run-".

Groß=Rünz, V. Stove W Rehna, Dudische Rosenitze (altsl. ruža, poln. roža Rose A und P) §. 28: "Rosenort", oder "Nachkommen des Rožena".

Klein=Rünz, V. Stove W Rehna, 1230 Rosenitze, 1323 Rosenicz, 1327 Slauica Rosenitze: dasselbe.

Rusch, A. Kriwitz, 1 1/2 S, Forsthof in der Lewitz, wohl deutsch (vgl. Rusch und Busch): "auf dem Rusch" (SA), (altsl. ruš- P; z. B. čech. Ruš, Ruska). Vgl. Ruschkaten ebenda.

Russow, A. Bukow N Neu=Bukow, 1305 to Rossow, 1308 Rossowe, 1316 Roosow, 1318 Russowe, vorwerk iuxta Russowe, 1338 Russowe, 1340 Rossowe, 1344 Russowe (2mal) (altsl. rosa Thau P, oder rusŭ roth P und A) adj. poss. §. 15: "Ort des Ros- oder Rus".

Ruthen, Ruten, A. Lübz, N, 1313 villa Ruten, 1328, 1404 Ruten (altsl. rotŭ Rodeland A, vgl. nsl. rut, Görz) adj. §. 30: "Rodeland".

Ruthnic (Bach, bei Dargun), 1173 in riuulum Ruthnic, 1174 Ruthnic, 1219 Ruthnic (rud- roth, altsl. ruda Erz, Metall, Mine A) čech. rudnik §. 22: "Erzort".

Rüting, Ober=Rüting, A. Grevesmühlen, 1 1/4 S, 1230 Rutnik indago, que est in terra Brezen, 1237 Ruthing: dasselbe.

Rüting Steinfort, A. Grevesm., 1 1/4 S, 1230 Rutnik in terra Zverin, 1286 Ruting: dasselbe.

S.

Sabel, vulgo Samen, A. Güstrow O Schwan, 1307, 1310, 1311, 1317 Sabene, 1319 Zabele (!), 1326, 1327 Sabene, 1361 Zabele (!) etc . (altsl. žaba Frosch P und A) adj. §. 30: "Froschort", oder plur. §. 11: "die žabola, žabena".

Sabeler Bach (bei Hohen=Sprenz, O Schwan), 1319 aqua Zabole dicta, 1331 ad aquas molendini in Sabene

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(altsl. žaba Frosch A) adj. §. 30: "Frosch="; oder zum PN: "žabola, žabena".

Sabele rivulus (in den Siggelkower Bach fallend) 1270 (altsl. sablĭ Hahn A) adj. §. 21: "Hahnen(bach)".

Sabel, vulgo Zåpel, A. Stargard, S, 1170 Tsaple, Scaple, 1244 Itzaple (altsl. čaplja Reiher, poln. czapla A) adj. §. 21: "Reiherort".

auf'n Sablatschen (Ackerstücke bei Ganzlin), 1726 (altsl. za hinter, praep. blato Sumpf A, vgl. ON serb. zablaće) comp. §. 38: "hinter dem Sumpf" ( collect. §. 21).

Sabow, V. Schönberg, SO, 1699 Sabow (altsl. žaba Frosch A) adj. §. 34: "Froschort".

Sadelkow, A. Stargard 1 1/2 O Neubrandenburg, 1380 Sadelkow, 1408 in villa Zadelkow (altsl. selo Grundstück, Sitz, poln. siadlo Sitz, Wohnort P und A) adj. §. 15: "Ort des Sedlik".

Sagel, A. Stavenhagen 1 3/4 S Teterow, 1247 Zawal, 1491 Sagel (altsl. za hinter, valŭ, poln. wał Wall A) comp. §. 38: "hinter dem Wall".

Salem, A. Neu=Kalen, S, 1314 Salem, 1396 tho Zalme (altsl. žalĭ Schmerz P) adj. poss. §. 17: "Ort des žalim".

Groß=Salitz, A. Gadebusch, SW, fruchtbarster Boden in hügliger Gegend, 1230 in parrochia Zadewalz, Sadewalz, 1267 Saduiz, 1284 Zadewitse, 1303 Zadewitze, 1319 Sadewelz, 1326 Sadeweltze, 1333 Sadewitze, 1335 Zadelwitze und in ders. Urk.: Item in Sadewitze (altsl. sadŭ Garten A und P) §. 28:?

Klein=Salitz, A. Gadebusch, SW, 1230 Sclauicum Sadewalz: dasselbe.

Salow, A. Stargard NW Friedland, 1385 Salow, 1466 Salower Feld (altsl. žalĭ Schmerz P) adj. poss. §.15: "Ort des žal-".

Samelow, A. Kriwitz, 1 N, 1518 Samellow (altsl. samŭ selbst P) adj. poss. §. 15: "Ort des Samel-" (?).

Samkow, V. Stove 1 W Rehna, 1230 Samekowe (altsl. samŭ selbst P; oder zamŭkŭ Burg, Schloß, poln. zamek A) adj. poss. §. 15: "Ort des Samek" oder "Burgort".

Alt=Sammit, A. Lübz W Krakow, 1274 Samith. (altsl. samŭ selbst P) plur. §. 11: "die Samota, Samita" (?). Vgl. Neu=Sammit ebenda.

Samoter=Krug, A. Lübz 1 1/2 NW Malchow, 1308 dorf Zarmoth, 1313 villa Zarmoth, 1322 villa Zermote, 1326

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dorff Sermote, 1333 Sarmote (altsl. sarŭmatĭ Sarmate, poln. Sarmat A) plur. §. 11. 13: "die Sarmaten", "Fam. Sarmat".

Samow, A. Gnoien, 1 NW, 1610 Samow (altsl. samŭ selbst P) adj. poss. §. 15: "Ort des Sam".

Sanitz, A. Ribnitz NW Tessin, 1256 Zaniz, Sagiz, 1291 de Saincen, 1310 Zaeghenze, 1311 Sagenis, 1313 Sagintze (2mal), 1331 Saghencen, 1534 Sanntze (altsl. zajęci Hase P und A) adj. poss. §. 17. 21: "Ort des Zajęc", oder "Hasenort". - Vgl. Neu=Sanitz ebenda.

Santow, A. Grevesmühlen, N, 1230, 1335 Santekowe (altsl. sądŭ Gericht P) adj. poss. §. 15: "Ort des Sądek".

Santekenwerder (bei Goldberg) 1305, auch Tessantenwerder, s. d., §. 18: "der Fam. Sądek".

Sanz, A. Plan N Malchow, 1344 Zantze (altsl. sądŭ Gericht P; vergl. poln. sąlecz, sącz ON) plur. §. 11: "die Sądec".

Sarmstorf, A. Güstrow, NO, 1339 Sarmstorpe, 1342 Sarmestorp, 1343 Sarmstorpe, 1345 Sarmerstorpe (!), Sarmestorpe (altsl. žarŭ Gluth, hell P) §. 18: "Dorf des žarmêr".

Sarmstorf, A. Neu=Kalen, NW, 1306 Sarbenzdorp, 1314 Zarbensdorp, 1318 Sarbensdorp (altsl. srŭbĭnŭ Serbe, poln. Se'rb) §. 18: "Dorf des Sarben".

Satow, A. Doberan 1 1/2 SO Kröpelin, 1219 Zathowe, 1224 Satowia, 1226 Satowia, 1232 Satowia, 1233 Satow, 1244 Satowia, Sathowe, 1263 Satow etc ., Perwolf žatov (altsl. žat-? P).

Satow, A. Lübz 1 SW Malchow, 1344 Satowe: dasselbe.

Saunstorf, A. Grevesm. 1 1/4 SW Wismar, 1230 uilla Z°auiz, Z°auiztorp, 1295 Sovesdorp (altsl. zavi- P, zawił, zawisz poln.) §. 18: "Dorf des Zaviš". - Vgl. Neu=Saunstorf, ebenda.

Sazik (östl. Bucht des Plauer Sees), 1330 vulgo Satzich, 1335 Sazik, Sasik, noch jetzt der Satzke, Ackerfläche NW Alt=Schwerin am Plauer=See (altsl. šah- P, kro. šaškovec):?

Schaale, Schale, Fluß, in die Sude gehend, 1279 Scalen- (altsl. skala Stein, Fels, poln. skala Klippe, Fels A) adj. §. 21: "die steinige" (Steinbach). - Vgl.

Schaalhof, A. Zarrentin 1 1/4 SW Wittenburg, an der Schaale.

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Schaalmühle, A. Zarrentin 1 W Wittenburg, 1279 Scalenmole, 1318 Scalemolen, 1638 Schalmuhll, an der Schaale.

Schaalsee, N Zarrentin, 1279 Scalse, 1281 stagni Scalse littora, aus demselben fließt die Schaale.

Schabow, A. Gnoien, S Sülz, 1561 Schabow: ?

Schalentin(er Mühle), zur St. Parchim, O, 1288 villa Scolentin, 1331 Scolentyn (altsl. skala Stein P, skol- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Skalęta, Skolęta".

Schaliß, A. Wittenburg 1 1/4 NW am Schaalsee, 1194 Scalisce, 1230 Scalize, 1279 Scalizze, 1287 Schalitze (altsl. skala Fels, Stein, Klippe A) §. 28: "steiniger Ort".

Schampe, Schampin (Feldmark zu Necheln) 1567 SA, plur. oder adj. poss. §. 11. 16: "die Skąpa" oder "Ort des Skąpa".

Schamper Mühle, A. Dobbertin NW Röbel, 1342 molendinum dictum Scampe, molendinum in Scampe, quod vvlgo dicitur Scampe Molne (altsl. skąpŭ geizig P) adj. poss. §. 17: "Ort des Skąp-", oder plur.

Scampen (bei Boitin und Lübzin 2 SW Bützow) 1251: dasselbe.

Scharbow, A. Wittenburg N Hagenow, 1230 Scarbowe, 1335 Scarbenowe (altsl. skrŭbĭ Trauer P, oder skarbŭ Schatz P) adj. poss. §. 15: "Ort des Skarb, Skarben".

Scharbow (Feldm. bei Mustin) 1652: dasselbe.

Scarbenowe in parrochia Priscire 1230: dasselbe.

Scharfstorf, A. Grevesmühlen S Wismar, 1230 villa Zscarbvz, 1526 Scharfstorf (altsl. skrŭbĭ Trauer P, oder skarbŭ Schatz P) adj. poss. §. 18. 17: "Ort des Skarbota, Skarboš" etc .

Scharpzow, A. Stavenhagen SO Malchin, 1229 Scarbisowe, 1248 Scarbessowe, 1261 Scarpsowe, 1266 Scarpessowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Skarbis".

Schave (Feldmark bei Rossow, in der Enclave), 1323 Detmar Schavaf, im 17. Jahrh. oft Schave (SA):?

Schelfe, Neustadt Schwerin, 1186 in Scalam, 1189 usque in Scalam, 1197 vsque in Scalam, 1238 in Schelmone, 1267 versus Schilmonem, 1284 qui Scalam inhabitant, 1285 in Scelmone, 1292 die Schale, Schelue (Clandrian), 1295 vff der Schelue (Cl.) (altsl. skala Klippe, Fels A). - Vgl. Schelffeld und

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Schelfwerder, Forsthof, A. Schwerin 1/4 NO Schwerin, Insel.

Schimm, A. Meklenburg 1 NW Warin, 1320 in Schymme, 1330 Scimmme, 1332 Schimme etc . (altsl. šim- P) plur. §. 11: "Fam. šima".

Schlage, zur St. Rostock, 2 SO, 1497 Slawe (altsl. slava P) plur. §. 11: "Fam. Slava".

Schlagbrügge, V. Schlagstorf 1 O Ratzeburg, 1194 Slaubrice, 1230 Slaubrize, 1277 Slabrvcke, 1302 Sclabruge (altsl. slava P, oder slabŭ P, poln. ON słaborowice) patron. §. 6: "Nachkommen des Slabor-" [= Slavibor, der einen rühmlichen Kampf hat?].

Schlag=Restorf, V. Schlagsdorf, scheint mit dem Stamme slava zusammenzuhangen wie die folgenden 4 ON, s. Restorf.

Schlagsdorf, V. Schlagsdorf O Ratzeburg, 1158 uilla Zlavti, 1194 in parrochia Sclaveckestorp, 1230 uilla Slauckestorp, 1238 ecclcsia Slavkestorph, 1301 Slavikestorpe (altsl. slava Ruhm P) §. 18: "Dorf des Slavota, Slavik, Slavek".

Alt=Schlagstorf, A. Meklenburg 2 S Wismar, 1249 Slawekisthorpe, 1337 Slawestorp, 1349, 1350 Slawekestorpe: "Dorf des Slavik".

Schlakendorf, Schlackendorf, A. Gnoien, 1 1/2 SW, 1287 Slawekendorp, 1314 Zlawekendorp: "Dorf der (plur.) Slavik".

Schlakendorf, A. Neu=Kalen, W, 1305 Slawekestorp, 1314 Zlawekendorp, Slawekendorp: "Dorf der (plur.) Slavik".

[Warensche Schlamm, der, Stadt Waren, 1 1/2 SO, hoch gelegenes, trockenes Gehöft, 1846 neu aufgebaut (altsl. slama Stroh A) ?]

Schlemmin, A. Bützow, 1 1/4 W, 1264 Slemmyn, Sclemmyn (altsl. slêmę Balken, Dach A) adj. §. 32. - Vgl. noch Schlemminer Berge, 1264 de monte Sclemminerborgh;

Neu=Schlemmin ebenda.

Schlemmin, A. Lübz SW Plau, 1320 Zvemyn, 1332 villa Zwemmin: ?

Zvemin (Gadebuscher Feldmark) 1194, 1230 etc : dasselbe.

Schlesin, A. Dömitz, 1 1/2 N, 1566 Schlese (altsl. zŭlŭ schlecht P, vgl. čech. zieš, ON ziešice čech., zleszyn poln.) plur. §. 11: "Fam. Zleš" (?).

Schlieven, A. Kriwitz 1 1/2 NW Parchim, 1447 to der Sliuen, 1467 tor Sliuen (altsl. sliva Pflaume P und A, čech. slivno etc .) adj. §. 30: "Pflaumenort".

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Schlockow, A. Bützow, 1 1/2 SW, 1333 Scadeloke, 1335 villa Scadeloke (altsl. lok-; vgl. lokva Regen, "Lache" A, und wegen Scade- vgl. Kl.=Laasch) adj. §. 21: "Seeort, Sumpfort" ?

Schlön, A. Stavenh. 1 NO Waren, 1265 in dem dorffe Schlaue (für Schlane), 1331 Slone (altsl. sŭlanŭ "zusammengeflossen", oder slanŭ, poln. słony "salzig" A) §. 21, collect.

Schlön, Land, 1268 Zlone terra, 1260 terra Zlone, nach dem Burgort benannt.

Schlonsberge, A. Dömitz, 1 1/2 NW, wo sich von der Rögnitz die Krainke abtrennt, neu.

Slonshorst (ein Wald, Land zwischen der Alten und Neuen Rögnitz) l6.Jahrh. (SA) (altsl. sŭlanŭ, zusammengeflossen, oder slanŭ gesalzen, poln. słony A).

Schlowe, A. Sternberg, 1 1/2 SO, 1267 Zloue, 1272 villa Zlove, 1335 Sloue (altsl. slov- P, vgl. r. Slovik) plur. §. 11: "Fam. Slov-".

Schlutow, A. Gnoien, SO, 1178 Slutu, 1228 Zlutow, 1232 Zlutowe, 1238 Slutowe (altsl. slut-, slutije Ruhm, Ruf P, oder žlut- P; vgl. ON čech. žlutice P) adj. poss. §. 15: "Ort des Slut-, žlut".

Schmakentin, A. Meklenburg 1 O Wismar, 1217 Zmaguntin., 1219 Smagentin, 1231 Zmagunthin, 1273 Smakentyn, 1280 Smagontin (altsl. smag-, smaglŭ adj. dunkel, schwärzlich P) adj. poss. §. 16: "Ort des Smagęta".

Schmarl, A. Schwan NW Rostock, 1272, 1333 Smerdele, 1346 Schmerle (altsl. smrŭdŭ Bauer P, poln. śmierdel Stänker P) plur. §. 11: "die Smerdel".

Groß= und Klein=Schmölen, A. Dömitz, O, 1428 Grote Smulen vnde Lutke Smulen, 1438 Groten Smolen, Lutteken Smolen (altsl. smola Rech, Theer P und A) adj. §. 30: "Theerort".

Schmolnitz See (bei Mirow), 1242 Zmolnitz, 1270 Smolnitz (altsl. smola Pech, Theer A) §. 28: "Theerort".

Schmort bei Penzlin s. Smort.

Schorrentin, A. Neu=Kalen, N, 1305 Scorentin, 1318 Scorentyn, 1328 Scharentin, 1314 Schorentyn Teutonicum, item Schorentyn Slauicum (altsl. skorŭ schnell P) adj. poss. §. 16: "Ort des Skoręta".

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Schorssow, A. Stavenhagen 1 1/2 S Teterow, 1385 Schorsow, 1491 Schorsow, 1648 Schorsow, adj. poss. §. 15: "Ort des Skoreš".

Schossin, A. Wittenburg, 1 1/4 O, 1230 Scarsin, 1335 Schartzin, im 16. Jahrh. Schossin (altsl. skar-; adj. skarędŭ schimpflich, čech. škaredy', poln. szkarady P; vgl. russ. skara; ON poln. Skarzeszów) adj. poss. §. 16: "Ort des Skareš".

Schutow, A. Doberan NW Rostock, 1336 Schutowe, 1340 villa Schutowe, adj. poss. §. 15:?

Schwan, Stadt, Boguchwal ca 1250: Sywanowo a nomine proprio, Swan enim. dicitur id quod vocatus; 1269 Sywan, 1270 Siwan etc . Zywan, Suan, Sewan, Zwan, Sowane, Sivan, Svan (altsl. živŭ lebend P, poln. žywan, oder zvati rufen P, Svan, Zvan) adj. §. 17: "Ort des živan, Svan, Zvan".

Schwan, Land, 1294, 1301, 1306 terra Sywan, 1308 aatte Suan, 1322 Syvan.

Sywano v f laz (Grenze des Landes Bützow), 1232 (altsl. živŭ P, žywan poln., lêsŭ, poln. las Wald A) adj. poss. §. 15: "Wald des živan".

Schwaberow, A. Toddin W Hagenow, 1230 Zvabrowe (altsl. svoj sein, eigen P, vgl. čech. svébor PN, svébořice ON) adj. poss. §. 15: "Ort des Svabor" [für sich kämpfend] ?

Schwaberow See, Großer, S Strelitz, 1299 Grote Zwagerou, 1300 stagnum Zwagherouu, 1305 Zuuagerouw stagnum; vgl. ON poln. szwagrów von szwagier Schwager.

Schwandt, A. Stavenhagen N Penzlin, 1273 Zwantis, 1312 Zwante, Suante (altsl. svętŭ stark, heilig P) plur. §. 11: "die Svąt-" - Vgl. Schwandter Holtz (zwischen Neubrandenburg und Ankershagen) 1549.

Groß=Schwansee, A. Grevesmühlen 1 1/2 N Dassow, an der Ostsee, 1316 Suanenso, 1318 Svanense, 1402 Swanze, 1519 Swanszhe, wohl deutsch (vgl. Schwanbek bei Dassow) und nicht adj. poss. §. 17: "Ort des svat-". - Vgl. sonst Swanzenbusch (Ackerstück N Wismar, am Pöler Damm), im 18. Jahrh. (?)

Hohen=Schwarfs, A. Ribnitz S Rostock, 1305 Zweruisse, 1323 Hoghen Sweruitz, 1326 Sweruece, Sveruizze (altsl. * svêrŭ, poln. s'wier Rothtanne P und A) patron. §. 6 oder §. 28: "Nachkommen des Svêr-", oder "Rothtannenort"; vgl. noch PN Svar, Sver, Sverek. - Vgl. Klein= Schwarfs ebenda.

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Schwarz, A. Dobbertin 1 3/4 W Wesenberg, 1237 Zwertitz, 1257 Swertz, 1263 Suirtitz, Suertitce, 1282 Swertze, 1288 Zwerze, 1323 Swertze (altsl. svrĭčĭ, poln. šwiércz Grille A und P; vgl. ON poln. (svrĭčevo) s'wiérczewo, (svrĭčino) s'wiercin) adj. §. 28: "Grillenort", oder patr. §. 6, oder §. 17: "Ort des Sverč".

Schwarzer See, S Mirow, 1274 Stagnum Swertis: dasselbe.

Groß=Schwaß, A. Schwan W Rostock, 1328 villa Groten. Tzwertze, Groten-Swertze, 1329 Grothen Swertze, etc .: dasselbe.

Klein=Schwaß, A. Schwan W Rostock, 1219 in Minori Zwerz, 1235 Minor Zwerz, 1238 Parua Zuersz, 1267 Zwerts, 1319 Zwerze, 1338 Minor Swertze: dasselbe.

Schwasdorf, A. Neu=Kalen, 1 3/4 NW, 1314 Zwertzstorp, 1331 Swertz(t)orp, §. 18: "Dorf des Swerč".

Schwastorf, A. Neustadt O Waren, 1289 Swerstorpe, Zwertzdorpe: dasselbe.

Schwechow, A. Wittenburg 1 1/4 SW Hagenow, 1230 Zwechow, 1291 Zwecgowe, 1345 Suychowe, 1348 Schweggow (altsl. svêg- ? poln. świegot Plauderer P) adj. poss. §. 15: "Ort des Svêg-".

Schweez, Schwez, A. Güstrow SO Lage, 1308 Zwetce, 1334 Swetze (altsl. svet-, vgl. altsl. svêtŭ Licht, svêšta, poln. świéca Licht, adj. svêtlŭ licht A und P; Vgl. ON poln. s'wiecie).

Schwenzin, zur St. Waren, W, 1230 Swansyn, 1273 Svansin, Suasin, 1482 Swansyn, 1500 Swantzin (altsl. svętŭ stark, heilig P, oder zvąg- Ton, zvęšti, zvęgą singen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Svąta oder Zvąga" (?).

Schwerin, zur Stadt erhoben durch Heinrich den Löwen 1160: 1018 (Thietmar VII, 4) Zuarinae civitatis munitio, 1160 Zuerin etc . (altsl. zvêri wildes Thier A) §. 32: "Thierort", "Thiergarten".

Schwerin, Land, 1167 terra Zwerinensium, von dem eben genannten Hauptorte benannt.

Schwerin, der, auf einer Insel bei Gneve an der Müritz: dasselbe.

Schwerin, der, eine Insel im Krakower See: dasselbe.

Schwerin, der, Wald bei Müsselmow: dasselbe.

Alt=Schwerin, Dorf Schwerin, A. Plau NW Malchow, 1289 Zwerin, 1346 Zwerin: dasselbe.

Schwetzin, A. Neu=Kalen 1 1/4 N Teterow, 1314 Swethcyu (altsl. svêt-, svêtu Licht, adj. svêtlŭ hell A u. P) adj. §. 17. 21.

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Schwiesow, A. Güstrow, NW, 1284 Zuisowe, 1317 Svisowe, Swisowe, 1330 Tywizowe, Tzwizowe, 1333 Svisowe, 1335 Svysow (altsl. svih-? R) adj. poss. §. 15.

Schwiesow, Meierei, A. Güstrow, NW, 1237 Kleinen Swisow, 1243 Paruum Zwizowe, Paruum Zvisowe: dasselbe.

Swisow, Kamp, zwischen Gneve und dem Schwerin bei Gneve: dasselbe.

Schwießel, A. Güstrow 1 1/2 SO Lage, 1445 Swycel (SA)? Schwiggerow, A. Güstrow, 1 1/2 SO, 1357 Svyggerowe (altsl. svih- P) §. 15.

Schwinkendorf, A. Stavenhagen 1 1/2 SW Malchin, 1271 Swinekendorp, 1342 Swynekendorp, 1491 Tzuinekendorppe (altsl. svinija Schwein P, čech. svinek) §. 18: "Dorf der Svinek".

Schwinz, A. Dobbertin NO Goldberg, 1316 Swence (altsl. svętŭ stark, heilig P) adj. poss. §. 17: "Ort des Svęt-".

Schwitze (Dorf, untergeg. bei Reinstorf, auf der Feldmark Vietzen) 1468 (altsl. svêt- hell, glänzend A und P) adj. §. 17.

Seelstorf, A. Dobbertin 1 SW Goldberg, 1292 Bosscelessdorpe, 1293 Buzcelisdorp, 1295 Buzeelstorp, 1349 Butzelesdorpe, später Possehlstorf, Sehlstorf (altsl. bŭčela Biene P und A; mekl. PN Butzel 1312) §. 18: "Dorf des Bŭčela, Bučel".

Sellesen, Land (O am Schweriner See), 1171 Silazne, Sylaze, 1191 Silasne, 1211 Silasen, 1220 terra Zelesen, 1228 Zylazen, 1266 terra Zelesen etc . (altsl. želêzo Eisen, poln. želazo A) adj. §. 30: "Eisenort".

Sellin, A. Meklenburg 1 1/4 O Wismar, 1240 Tscelin, 1267 Celin, 1271 Cellyn, 1306 Celin, 1319 Celin (altsl. čel- P, čech. čelin, čeletice etc .) adj. poss. §. 16: "Ort des čela".

Selmstorf, V. Schönberg, NW, 1313 Celmerstorpe, 1335 Celmerstorpe, 1336 Celmerstorppe, §.18: "Dorf des čelimêr" [vom Hervorragen berühmt] (oder deutsch: Ort des Selimer, Selmer). Vgl. ON poln. želisłav', želigoszcz.

Selow, A. Schwan 1 N Butzow, 1218 Zelow, 1270 Selow, 1286 Selow, 1287 Selowe, 1312 Cellowe (altsl. čel- P; oder žel-, želati begehren, želŭinŭ traurig P) adj. poss. §. 15: "Ort des čel- oder žel-".

Selpin, A. Gnoien S Tessin, 1399 Selpin, 1462 Selpin (altsl. slŭp-, slŭpati springen, vgl. serpere P) adj. poss. §. 16: "Ort des Selpa"; vgl. PN serb. čelpa.

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Sembzin, Semzin, A. Malchow 1 SW Waren, 1300 Cemcyn, 1362 Semsin (altsl. sem-, secirc;m- P, Semka, Semekč; Semko r. etc .) adj. poss. §. 16: "Ort des Semka". Vgl. Klein=Sembzin ebenda.

Semmerin, A. Grabow 1 SO Eldena, 1609, 1627, 1654 Zemmerin, 1654 Semmerin (altsl. ząbrĭ Bison, Wisent A; vgl. poln. ON zembrow) adj. §. 32: "Bisonort".

Serrahn, A. Goldberg O Krakow, 1296 Ceran, 1557 Serran. In mekl. Urk. bedeutet ceran: Aalfang, z. B. 1273 (M. U.=B. II, Nr. 1286) de ceran, 1386 den drudden al, de dar vanghen oder grepen wert in dem tzarane (in neuerer Zeit "der Zerrahn" bei den Mühlen zu Plau), (westsl. ceran Aalfang A).

Serrahner See, 1296 stagnum Ceran: dasselbe.

Serrahnsche Berge, A. Strelitz, 1 O, 1343 in villis Thurowe, Saran et Brughowe, 1408 to deme Sarne, 1427 tome Sarane, to deme Tzarane (altsl. sêrŭ aschfarben, poln. szary P oder westsl. ceran Aalfang A) adj. poss. §. 17: "Ort des Saran", oder "Aalfangsort".

Sarrahnscher See, bei Serrahn N Thurow: dasselbe.

Settin, A. Kriwitz, SW, 1560 vidi agrum Zetinensem (altsl. cet- P, čech. cetov) adj. poss. §. 16: "Ort des Ceta".

Setzin, A. Schwerin 1 SW Hagenow, 1230 Cetsin (altsl. ček-; čekati warten P, čech. čečin) adj. poss. §. 16: "Ort des čeka, čeča".

Sevekower See, Meklenburg. Grenz=See NO Wittstock (bei Sevekow), 1430 Sevekow, 1445 Seuekow, im 16. Jahrh. Sewikau, 1556 dye Seuekauer, 1557 Sewikow (altsl. zêv-; zêvnąti gähnen, poln. ziewac') adj. poss. §. 15: "Ort des Zêvik".

Severin, A. Goldberg 1 N Parchim, 1264 Ceberin, 1295 Ceberyn, 1309 Zeberin, 1311 Zebberin, 1312 Sebbrin (altsl. sebrŭ, sebor- Bauer P) adj. poss. §. 16: "Ort des Sebor".

Sicheluuist stagnum (zwischen Fürstenberg und Himmelpfort) 1299 (altsl. žih- P, vgl. ON čech. žichlice) patron. §. 6: Ort des žichla".

Klein=Siemen, A. Bukow S Kröpelin, 1322 in Slauica villa Zymen (altsl. zima Winter, Kälte A) adj. §. 30: "kalter Ort". - Vgl. Groß=Siemen ebenda.

Symen villa (bei Sülz) 1289: dasselbe.

Zyme fluuius (Bach bei Kröpelin) 1250, adj. §. 21: "kalter (Bach)".

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Siemitz, A. Güstrow, 1 N, 1305 Symatze, 1308 Symatse, 1310 villa Symatse, 1313 Zimaz, 1322 Symatze (altsl. zima Winter, Kälte P) adj. poss. §. 17: "Ort des Zimak, Zemak".

Groß= und Klein=Siemz, V. Schönberg, S, 1413 Simitz, 1641 Gr.-Siemens, im 17. Jahrh. Siemitz (altSl. zima Winter, Kälte P und A) §. 28: "kalter Ort", oder patron. §. 6.

Klein=Sien, Lütten=Sien, Klein=Tessin, A. Rühn 1 1/2 NO Warin (bei Groß=Tessin), 1264 in Minori Dessyn, s. Groß=Tessin, 1275 villa Minnitze, 1299 Minneze, 1302 Minnizce etc . (altsl. min- bewegen P) patron. §. 6: "Nachkommen des Mina".

Sietow, A. Dobbertin 1 N Röbel, 1300 Sytecowe, 1333 Sytecowe, 1340 Sithecow, 1342 Sytecowe (altsl. žitĭ, žitŭkŭ Leben P, oder žito, poln. žyto, demin. žytko Getreide A) adj. poss. §. 15. 34: "Ort des žitek" oder "Getreideort". - Vgl. Neu=Sietow ebenda.

Siggelkow, A. Marnitz 1 SO Parchim, 1235, 1238 Siklecowe, 1262 Syglecowe, Szichlicowe, 1270, 1271, 1273 Siklecowe, 1468 Tzichelchouwe (altsl. žih- ?; vgl. žichia) adj. poss. §. 15: "Ort des žichlik".

Siklecowe flumen (bei Siggelkow), 1235 in fluminibus Elda et Siklecowe, 1270 riuulus, qui dicitur Siklecowe: dasselbe.

Sildemow, A. Schwan S Rostock, 1330, 1332 Cillemowe, 1349 Silmowe, Sildemowe (16. Jahrh.), 1333 Cyllemowe (altsl. žilŭ lebend P) adj. poss. §. 15: "Ort des žilim".

Silz, A. Plau NO Malchow, 1553 die Silitzer, Silitz (altsl. žilŭ lebend P) patron. §. 6: "Nachkommen des žil-".

Slapzow (Plauer Feldmark), 1244 Slapzowe, Tzalpzow (!), 1259 Slapzow, Slapesowe etc ., 1483 beth to dem some tho Schlapsouw, noch jetzt Slapshörn, AckerStücke bei Plau, und Slaps, Vorsprung in den Plauer See zwischen Plau und Quetzin, (altsl. slapŭ Woge A; čech. slapsko) adj. §. 34: "Wogenort".

Slate, zur Stadt Parchim, S, 1343 Slote (altsl. zlato, poln. złoto Gold A, zlatŭ, poln. złoty golden P) plur. §. 11: "die Zlata".

Slater=Bach, bei Slate in die Elde, 1225 Zlonena (für Zlotena) fluuius, 1227 Slotena, 1238 ad Zlotenam §. 31: "Goldbach", oder "Bach bei den Zlata" (Slate).

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Slepekowe (Parchimsche Feldmark) 1343 (altsl. slêpŭ blind P) adj. poss. §. 15: "Ort des Slêpik".

Slonitze amnis (zw. Sülz und TribseeS), 1285 flumen, quod dicitur Slonitze, 1298 in amnem Slonize (altsl. sŭlanŭ zusammengeflossen, oder slanŭ gesalzen, poln. słony A) §. 28 "Salzbach".

Smeldingi, gens, 808 (Einh.) Smeldingi, (Chron. Moiss.) Semeldinc-Connoburg, 890 - 900 G. Bai. Bethenici et Smeldingon et Morizani; bei den Slavisten Smolinci, Perwolf Smolincy (um Dömitz) (altsl. smola Theer A) vgl. lit. smalininkai Theerbrenner, vgl. ON čech. smolna. suff. ĭcĭ bezeichnet den Bewohner des durch das Thema bezeichneten Ortes: "Bewohner des Theerortes" (Smolen, Schmölen).

Smort, villa et stagnum (bei Penzlin), 1230 myd veer huuen to deme Smorte (1402), 1263 in stagnum Scomort, Smort, 1317 in Smorte, 1327 villa, que Schmorte nuncupatur, 1335 villa Smort, 1337 to dem Smorte, 1341 Smord, Smort (altsl. smrŭdŭ plebejus, poln. smród Gestank P) sing. §. 10: "Besitzer Smord".

Soltow, A. Boizenburg, 1 SO, erst im 19. Jahrh. vorkommend (SA).

Solzow, A. Wredenhagen SO Röbel, 1291 Soltsowe, 1342 Solsow, 1361 Solsow (altsl. žlŭtŭ gelb, žlŭčŭ Galle, poln. ŭzôłč Galle P) adj. poss. §. 15: "Ort des žolč-". Vgl. altsl. solĭ Salz, ON poln. solca, solka, solec.

Sparow, A. Plau NW Malchow, im 16. Jahrh. Sparow (altsl. zbor- P; vgl. ON čech. zborov) adj. poss. §. 15: "Ort des Zbor, Sbor". - Vgl. Sparower=Mühle, A. Sternberg, 1 3/4 S.

Spendin, A. Dobbertin, N, 1274 Zpandine (stagnum Zpandine) (altsl. zbąd- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Zbąd".

Spendiner See bei Spendin, 1237 an den See Spandine, 1274 in stagnum Zpandine: dasselbe.

Spitzkuhn, vulgo Spitzkugel, A. Wredenhagen S Röbel, 1273 Piscekun, 1302 Piscun, 1340 Piszkun (altsl. pisk-, pišĭk-, vgl. čech. piskoř "cobitis fossilis Schlammpeitzger" P) adj. poss. §. 17: "Ort des Piskun"; vgl. ON poln. piszkowo.

Spornitz, A. Neustadt 1 W Parchim, 1300 Sporniz (altsl. sporŭ reichlich, sporĭnu reichlich, furchtbar A oder zbran. P) §. 28: "reiche Gegend", oder patron. §. 6: "Nachkommen des Zbran" (westsl. Zborn).

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Hohen=Sprenz, A. Güstrow SO Schwan, 1270 Sprentze, 1278 Sprence etc . (altsl. sŭpręt- klein, sŭprętati zusammenziehen P) adj. poss. §. 17: "Ort des Spręt-".(?)

Klein=Sprenz, A. Güstrow O Schwan, 1308 infra villam Paruam Sprenzen, Parva Sprentze, 1319 in villa Parvi Sprenz: dasselbe.

Sprenzer See, Gr. und Kl., bei Hohen=Sprenz, 1303 stagnum maius et minus iuxta villam Sprencen, 1319 maius stagnum, minus stagnum Maioris Sprenz: dasselbe.

Stäbelow, Stöbelow, A. Schwan 1 1/4 SW Rostock, 1192 Stubelowe, 1209 Stubelowe, 1218, 1219 Stubelowe, etc . Stubulowe, Sthobelowe, Stoblow, Stobelowe, 1470 Stobelow (altsl. stub-, stublĭ Brunnen, Baumstamm als Wasserbehälter A) adj. §. 34: "Brunnenort".

Stampen (Ksp. Wamekow), 1256 (altsl. stąpa Flachsbreche, machina cannabi frangendae A) adj. §. 30: "Ort, wo Flachsbrechen sind".

Stargard, Stadt, 1170 Stargard, 1244 Staregart etc . (altsl. starŭ alt, gradŭ Burg A) comp. §. 37: "Altenburg". Danach benannt:

Stargard, Land, 1236 terram Staregardensem, terra Stargard etc .

Stargarde flumen (Bach, bei Neu=Brandenburg in die Tollense, jetzt fälschlich Linde genannt; ein Arm des Baches heißt noch jetzt Alten=Stargard), 1271 in flumine, quod wlgariter Stargarde dicitur, 1319 flumen Stargardt, adj. §. 21: "Altenburger (Bach)".

Starkevitze (bei Waren), 1316 tho Starkevitze, patron. §. 6: "Nachkommen des Starek".

Starkow, A. Gnoien O Tessin (altsl. starŭ alt P) adj. poss. §. 15: "Ort des Starek".

Starsow, A. Mirow 1 3/4 W Wesenberg, 1270 Starsowe, 1274 Starzowe, 1287 Starsow (altsl. starŭ alt P) adj. poss. §. 15: "Ort des Stareš".

Alt=Stassow, A. Gnoien O Tessin, 1239 Starsowe, Starsowe, 1241 Starzhoue, 1248 Startsowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Stareš". - Vgl. Neu=Stassow ebenda.

Staven, A. Stargard 1 1/4 SW Friedland, 1303 in Stouen, 1308 de Sto v uen, 1322 villa Stouen (altsl. stov-P) adj. poss. §. 17: "Ort des Stoven" (?).

Stavenow, A. Grabow, 2 1/2 SO, 1317 Stauenow, 1321 tů Stauenowe, 1322 to Stauenowo (altsl. stavŭ Damm, Teich A) adj. §. 34: "Teichort".

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Staueniza, rivulus (bei Scharpzow), 1229 (altsl. stavŭ Damm, Teich A) §. 28: "Dammbach, Teichbach".

Stechow, A. Gnoien 1 1/4 S Tessin, 1327 Stechowe, Stechow (altsl. steh- P?) adj. poss. §. 15 (?).

Steder, A. Boizenburg, 2 SO, 1440, 1485 Steder (SA), (eingegangen seit 1798) (altsl. štedrŭ P) čech. štědrovice, plur. §. 11: "der Steder".- Vgl. Steder bei Neuhaus.

Steffin, zur Stadt Wismar, 1262 molendinum Steuine, 1279 Antiqua Steuina, 1308 curia in Steuine, 1326 van dem houe tho der Steuinen: ?

Steinau, Bach in die Steknitz, 1158 aqua Stenowe, Stenove, §. 34: "die steinige" (Steinbach).

Steinhagen, A. Meklenb. W Bützow, 1229 in Stenouen, 1236 Steynouen, 1248 in Sthenouen, 1264 dorff Stenhouen, 1270 in Stenouen IIII mansos, entweder deutsch oder (altsl. stêna Mauer, Stein, stênĭ Schatten A) adj. §. 34: "Steinort, Mauerort, Schattenort".

Steknitz, Fluß (bei Genin in die Trave, durch den Steknitz=Kanal mit der Delvenau verbunden, welche bei Lauenburg in die Elbe mündet und auch oft Steknitz genannt wird), 1188, 1202 flumen Cikinize, 1335 ultra Stekenitze, 1336 aqueductu in Stekenitze, 1340 Stekenissa (altsl. sŭtoka, sŭtek-, poln. stok, stek Zusammenfluß A) §. 28: "Bach aus Zusammenflüssen".

Step, (Neubrandenburger Feldmark, noch jetzt "die Stepen", schluchtenartiges Terrain), 1170 Step, Steph, 1244 Step (alt[Druckfehler: t statt s]tl. step-, stepenĭ, poln. stopien' etc . Stufe, Sproße, Schlucht A) adj. §. 20. 21: "Stufen=".

Stepenitz, Fluß in den Dassower Binnensee gehend, 1188, 1202 Stubinize, 1258 Stubenitze, 1262 Stopenitz, 1265 Stubenic, 1267 Stobenitz (altsl. stub-, stublĭ Brunnen, Baumstamm als Wasserbehälter A) §. 28; "Bornbach".

Stierow, A. Gnoien, 1 1/4 SW, 1422 Sterowe (cop.) 1485 Styrow, 1490 Stirow:? (vgl. PN Stirŭ, r.).

Stieten, A. Sternberg, 1255 Stitne, 1311 dorp Stitende, 1312 dorff Stiten, 1337 Stitne (altsl. štitŭ Schild A) adj. §. 30: "Schildort".

Grapen=Stieten, A. Grevesm. S Wismar, 1230 aliud Stitene: dasselbe.

Groß=Stieten, A. Grevesm. 1 1/4 S Wismar, 1230 unum Stitene, 1298 Dudenstitne, 1337 Groten Stytende: dasselbe.

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Klein=Stieten, A. Grevesm. 1 S Wismar, 1230 tercium Stitene: dasselbe.

Neu=Stieten, A. Grevesm. 1 S Wismar, 1230 quartum Stitene: dasselbe.

Stitna (bei Mirow), 1242 Stytna, 1270 Stitnitz: dasselbe.

Stöllnitz, A. Gadebusch, 1 1/4 S, in hügeliger Gegend, 1230 Stulniz, 1297 Stolniste, 1313 Stolnize (altsl. stolŭ Stuhl A, Sloven. stolova ein Berg) §. 28.

Stolpe, A. Neustadt 1 1/4 SW Parchim, 1274 villa Stolp (altsl. stlŭpŭ, russ. stolp, poln. słup Säule, Fischständer im Fluß, Vorrichtung zum Fischfang, "gurgustium" A) adj. §. 21: "Ort, damit versehen".

Stolpe, A. Stargard, 1 1/2 S, an einem beträchtlichen See, 1360 Stolpe, 1517 Stolp, 1550 Stolpe: dasselbe.

Stolp (bei Fürstenberg), 1299 molendinum Stolp, 1300 uilla Stolp: dasselbe.

Stolp=See, W. Lychen, 1299, 1300 stagnum Stolp: dasselbe.

Stolpenbruk (W Lychen), 1299, 1300: dasselbe.

Ztulp locus (an der Warnow), 1186 Ztulp, 1189 Slup, 1197 Stulp: dasselbe.

Stör, Fluß, aus dem Schweriner See in die Elde. Vgl. Styr, Fluß in Wolhinien, und Stör, holstein. Nebenfluß der Elbe.

Stove, A. Redentin 1 1/4 W Neu=Bukow, 1249 S(t)oue, 1271 Stoue, 1296 Stoue (altsl. stov- P) plur. §. 11: "die Stov-".

Stove, V. Stove, 1 1/4 W Rehna, 1230 Stove, 1237 PN de Stove: dasselbe.

Groß=Stove, A. Schwan W Rostock, 1273 Stove: dasselbe. Vgl. Klein=Stove, Stadt Rostock, 1 SW: dasselbe.

Stowe (A. Plau, = Stuvendorf, Burg, untergeg. ?): dasselbe.

Stouekow, stagnum,(ein Havelsee, jetzt Stocker See, bei Langhagen?) 1257 (altsl. stov- P; stovek demnin. ) adj. §. 15.

Strameuß, Stramoiß, A. Neu=Kloster 1 1/4 N Warin, 1306, 1319 Stromoyse (altsl. stram-, strom- P; vgl. čech. Stramota, Stromata) plur. §. 11: "die Stramyša" (westsl. Stramoiša) (?).

Strasen, A. Mirow S Wesenberg, 1317 Strasym, 1403 Strasem (altsl. strag-, strêg Wache P) adj. poss. §. 17: "Ort des Strazim".

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Strassen, vulgo Straß, A. Grabow, 1 3/4 SW, 1289 Straz, 1308 molendinum Straze (altsl. strahŭ Schreck P) adj. poss. §. 17: "Ort des Strach-, Straš".

Strelitz, Alt=Strelitz, Stadt, 1316 slot Strelitz, 1328 slot Strelitz, 1329 Streliz, hvs vnde dorpp Strelitz, 134.9 Strelitz, husz vnnde stadt, thu Strelitze, bynnen Streltz (altsl. strêlĭcĭ Schütze A) plur. §. 11. 12. 20: "die Schützen".

Neu=Strelitz, auf dem früheren Hofe Glineke (1708 - 1721) angelegt, s. Glineke.

Streme (bei Ribnitz), 1330 den ort die streme gekannt; vgl. PN Strema, Stremen etc .

Strenz, A. Güstrow, N, 1335 Strentze (poln. strąk Schote P, Stręczno kasz.) adj. poss. §. 17: "Ort des Stręk"(?). - Vgl. Neu=Strenz ebenda.

Stresdorf, A. Gadebusch, N, 1230 Strestorp (altsl. strêg- Wache P) §. 18: "Dorf des Strêza".

Stresendorf, A. Neustadt, 2 SO, 1389 Strezendorpe, §. 18: "Dorf der Fam. Strêza".

Stribbow (bei Hoben=Zieritz), 1274 Stribbow, 1408 Stribbow, Schmett. Stribow (Wiese), auf dem Stribow (Gehölz) (altsl. strêb- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Strêba".

Striesdorf, A. Güstrow W Lage, 1408, 1418, 1445 Stristorpe, SA (altsl. strêg- Wache P) §. 18: "Dorf des Streza".

Striesenow, A. Güstrow SO Lage, 1285 villa Strisenowe, 1318 Strisenowe (altsl. strêg- Wache P) adj. poss. §.15: "Ort des Strêzen".

Striggow, A. Güstrow 1 1/4 N Krakow, 1431 Striggow, 1445 Stryggow, Strigghowe SA (altsl. strêg- Wache P) adj. poss. §. 15: "Ort des Strêg-".

Groß=Strömkendorf, A. Redentin N Wismar, 1260 Stromekendorp, 1284 Stromekendorff (altsl. strom- P) §. 18: "Dorf der Stromek".

Klein=Strömkendorf, A. Bukow W Neu=Bukow, 1296 Parva Stromekendorp, 1325 Wendeschen Stromekendorp: dasselbe.

Stuck, Stuk, A. Eldena, 1 3/4 SW Grabow an der Elde, 1291 villam Stuken, 1308 villam Stvke (altsl. sŭtok-, poln. stok Zusammenfluß A) adj. §. 21: "Ort am Zusammenfluß".

Barner=Stück, A. Schwerin, N, 1345 de Stuke: dasselbe.

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Kirch=Stück, A. Schwerin, N, 1178 Stuke, 1217 Stuze, Sture, Stuke, 1228 dorff Stuke, 1284 Kerkstuke: dasselbe.

Studieno, bachlin (Grenzbest. des Landes Bützow) 1232 (altsl. studenŭ kalt; studenĭcĭ Brunnen A) adj. §. 21: "kalter Bach".

Stuer, Stur, A. Lübz 1 1/4 SO Plau, 1289 Sture, 1340 villa Sture, 1553 zum Stuer (altsl. šturŭ Grille, poln. szczur "Ratte" P oder A) plur. §. 11 oder adj. §. 21.

Klein=Stuer, A. Lübz 1 1/4 SO Plau, 1344 Parua Stuer: dasselbe. - (Vgl. noch Stuer Vorwerk; Stuer Vordermühle; Stuer Hintermühle; Neu=Stuer, alle ebenda).

Sturizche (Plauer See), 1178 lacus Sturizche, adj. "Stuerscher (See)".

Stülow, A. Doberan O Kröpelin, 1177 Stulue, 1192 Stulowe, 1209 Stulowe, 1315 Stulowe (altsl. stolŭ Tisch, Bank, poln. stół A) adj. §. 34. - Vgl. sloven. stolova ein Berg.

Suacowitz (bei Dargun), 1178 Suaconiz, 1216 Swacowe (altsl. sobŭ Hülfe P, čech. sobakov; oder sov- P: sl. sovač) patron. §. 6 oder adj. poss. §. 15: "Nachkommen oder Ort des Sobak, Sovak".

Subsin, Subzin, A. Rossewitz S Lage, 1312 Subbecin, 1479 Subbetzin (altsl. sŭby gelingen P; čech. zbyšow, zběšice) adj. poss. §. 16: "Ort des Sŭbyša, Zbyš-, Sŭbyš = Subislav).

Sude, Nebenfluß der Elbe, 1167 Zvda, 1186 ad fluuium Zuden, 1189 Sudin, 1190, 1230 inter Zudam et Walerowe, 1197 ad fluuium Zuden, 1227 ad riuum Zutne, 1291 inter Szvdenam et Eldenam (altsl. sudŭ "fretum, __ ______ , Sund, Enge" A) adj. §. 30, 31. - Vgl. Sudenhof, Sudenkrug, Sudenmühle, alle an der Sude.

Alt=Sührkow, A. Neu=Kalen NO Teterow, 1297 Scurekendorp, 1314 Surekowe (altsl. sur-; surovŭ unreif, grün P) adj. poss. §. 15: "Ort des Surek". - Vgl. Neu=Sührkow, ebenda.

Suckow, A. Güstrow, NO, 1226 Sucowe, 1229 Sucowe etc . (altsl. suk-, suka Hündin P; mekl. Suk: 1186 [in Schwerin] a domo piscatoris Suk; vgl. noch PN žuk) adj. poss. §. 15: "Ort des Suk, der Suka", oder "des žuk".

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Suckow, A. Marnitz 2 SO Parchim, 1328 Sucowe etc .: dasselbe.

Suckow, A. Lübz SO Plau, 1344 Sukowe: dasselbe.

Sukow, A. Kriwitz, W, 1348 to Sukow: "Ort des Suk, der Suka".

Sukow, A. Neu=Kalen 1 N Teterow, 1314 Sukowe: dasselbe.

Suckwitz, Sukwitz, A. Lübz 1 W Krakow, 1303 Sukeuitse, patron. §. 6: "Nachkommen des Suk, der Suka".

Sülsdorf, V. Schönberg, NW, 1285 Zülestorpe, 1334 Sulestorpe, 1336 Tzulestorpe (altfl. sulŭ, sulêj gut, besser P) §. 18: "Dorf des Sul" (wohl aus der Ritterfamilie Zule, Züle).

Sülsdorf, V. Schlagstorf 1 1/2 NO Ratzeburg: dasselbe.

Sülstorf, A. Schwerin, 1 3/4 S, 1217 Szulowe, 1227 Zulow, 1269 Zulistorp, 1275, 1292 Zulestorpe, adj. poss. §. 18: "Ort, Dorf des Sul-" (Züle).

Szizelubiz (bei Dargun), 1178 (altsl. čik- P) patron. §. 6: "Nachkommen des čičelub". - Vgl. Zieslübbe.

Szobedarg (bei Dargun) 1178 (altsl. sobŭ Hülfe P) §. 10: "Besitzer Sobedarg" [durch Hülfe theuer].

Szobisi (bei Dargun) 1178 (altsl. sobŭ Hülfe P) plur. §. 11: "Fam. Sobiš".

Szuleztid (bei Uelit), 1218 ad riuum, qui dicitur Szuleztid, (der erste Theil zu altsl. sulŭ: sulêj besser P): "(Bach) des Sul".

Szumit stagnum (S an der Müritz bei Viezen), 1291 mansum in Vipperowe et quartam partem stagni, quod Szumit dicitur, et medietatem aquae . . . iuxta Gartz, 1352 proprietatem dimidii stangni, quod dicitur de Tzumpt, siti apud dictam villam Visne (altsl. šuma; nsl., serb. šuma Wald A: nslov. sumnik Bach; kro. šumedje, sumetlica). - Vgl. altsl. šumŭ Geräusch [besonders des Wassers], nsl. šum Wasserfall).

T.

Tangrim, A. Gnoien, N, 1318 Tangrim (altsl. tagŭ stark, tapfer P, vgl. PN r. Tugarin, p. Tągomir) adj. poss. §. 17: "Ort des Tągrim". - Vgl. Anklam (Vor=Pommern) Tanclam, Tanglim, Tancglem etc .

Tarnewitz, A. Grevesm., 1 1/2 N, 1230 Sclauicum Tarnevitz, 1271 Tarnevithze, 1288 Terreviz, 1301 Slauicum Tarneviz, 1325 Tarneuize (altsl. trŭnŭ, poln. tarn, ciern'

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Dorn P und A) patron. §. 6: "Nachkommen des Tarn". Davon:

Tarnewitzerhagen, A. Grevesm., 1 N, 1230 Wittenburgerhagen, 1306 Tarneuizce, 1402 Major Tarneuitze, 1519 Groten Terneuitze, und

Tarnewitzer Bruch, Moor, 1343 palus Tarneuitze.

Tarneuiz silva (um Tarnewitz) 1222: dasselbe.

Tarnow, A. Bützow, 1 S, 1233 Tarnow, 1252 in Tarnow (altsl. trŭnŭ Dorn P und A) adj. adj. §. 15. 34: "Ort des Tarn" oder "Dornenort".

Tarnow, A. Stavenhagen, SO, 1273, 1312 in Tornowe: dasselbe.

Tarnowe (bei Pinnow und Gülzow) 1226: dasselbe.

Tarzow, A. Meklenb. 2 SO Wismar, 1429 Tartzowe, 1432 Tartzsow, Tartzsowe (altsl. trŭstĭ Schilf, poln. trzcia, trca Röhricht A) adj. §. 34: "Schilfort".

Tatow, A. Bukow 1 1/4 S Neu=Bukow, 1224 Tathecowe, 1286 Thatecowe (altsl. tat- Vater P) adj. poss. adj. poss. §. 15: "Ort des Tatek".

Tatschow, A. Schwan, 1350 Tatzekowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Tacek".

Tebescin stagnum (bei Güstrow), 1296 Tebescin, 1313 Tebezin, Thebbecin villa 1293 (altsl. teb- du, dich P, tebohŭ nom. propr. ) adj. poss. §. 16: "Ort des Tebochŭi, Teboša, Tebeša".

Techentin, A. Eldena S Ludwigslust, 1526 Techentin SA (altsl. têha Trost P) adj. poss. §. 16: "Ort des Techęta".

Techentin, A. Goldberg, W, 1219 Techutin, 1260 Theghentyn, 1267 Theghentin, 1272 Techentin: "Ort des Techuta, Techęta".

Techentin. (bei Neu=Strelitz) 1256, 1257: dasselbe.

Thechentin stagnum (nördl. Theil des Useriner Sees) 1257: dasselbe.

Techesowe (bei Pannekow), 1216 Techesowe, Teschesowe, Tehchowe, Deskow, 1248 Techetsowe (altsl. têha P) adj. poss. §. 15: "Ort des Têcheš, Têšek".

Teldau, Niederung an der Elbe, oberwärts Boizenburg, 1209 in prato dicto Teltowe, 1258 terra Teldowe (altsl. tlŭd- A) adj. §. 34 (?).

Tellow, A. Güstrow, Dorf und Hof, 1 1/4 NW Teterow, 1445 Teldowe, 1577, 1714 etc . Teldow: dasselbe.

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Temnitz, Bach bei Netzeband, 1232 super Tymanize fluuium (altsl. timêno, timênije Koth, Lehm A) §. 28: "Lehmbach".

Tempzin, A. Tempzin NW Brüel, 1222 Tunischin, 1346 Temptzin, 1411 Temptzin, 1490 Tempzyn (altsl. ton- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Toniša".

Tenze, A. Güstrow 1 N Teterow, 1305 Tensitze, 1310 Tensise, 1317 Tensizze, Tensitze (altsl. tągu stark, muthig, tęza se streiten P) patron. §. 6: "Nachkommen des Tęga, Tęža".

Tepenitz (Bach in die Warnow, jetzt auch Tönnies=Bek), 1222 aqua Tepenice, 1232 in Tyepnizham, 1260 Tepenitz, noch jetzt in der Nähe Tennitz=Berg bei Pennewitt (altsl. tep-, top-, topiti untertauchen, benetzen, topiti wärmen, teplŭ, toplŭ adj. warm, poln. ciepły A) §. 28: "Bach, warmer Bach" (?).

Teplitz, A. Neu=Kloster 1 1/2 S Neu=Bukow, 1319 curia Tepelitz, 1320 villa Tepelitz, Tepelitze (altsl. toplŭ warm, toplica warme Quelle A, čech. teplice) adj. §. 21: "Ort warmer Quellen".

Teschenbrügge, A. Boizenburg, 1 1/2 SO, 1800 noch nicht in den Staats=Kalendern (SA).

Teschendorf, A. Ribnitz, 1375 Tessekendorpe, 1518 Teskendorp (altsl. têha Trost P) §. 18: "Dorf der Têšek". - Vgl. Klein=Teschendorf ebenda.

Teschendorf, A. Stargard, 1386 Teskendorf: dasselbe.

Teschow, A. Bukow 1 SW Neu=Bukow, 1466 Teschow, 1519 Teskow, §. 15: "Ort des Têšek". - Vgl. Neu=Teschow ebenda.

Teschow, A. Grevesm., SO, 1230 Tuskowe, 1263 Tessecowe: dasselbe.

Teschow, A. Güstrow N Lage, 1276 Teskow, Thessekowe: dasselbe.

Teschow, A. Neu=Kalen 1 1/2 O Teterow, 1248 Tescowe, 1252 Tescowe, Tessecowe, 1253 Tescowe etc . dasselbe.

Stagnum Tessekow, Teterower See 1297: dasselbe.

Teschow, V. Schönberg, 1 1/4 NW, 1194 Thescowe, 1301 Sclavicalis Tessecowe: dasselbe. Davon: Teskawer Steinort, N Teschow, 1 1/2 M. v. Schönberg, 1570.

Tesmannsdorf, A. Bukow NW Neu=Bukow, 1249 Tessemeressdorp, 1303 Tesmerstorp, §. 18: "Dorf des Têšimêr" [trostberühmt].

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Tessantenwerder (bei Goldberg), 1305 Santekenwerder, insula Tessantenwerder, §. 18: "der Fam. Têšęta".

Tessenow, A. Grabow 1 1/4 SO Parchim, 1550-70 Tessenouw SA, adj. poss. §. 15: "Ort des Têšen".

Thessenowere zol (an der Grenze von Zachow) 1272.

Tessenow, A. Güstrow S Teterow, 1247 Tessenowe etc .: dasselbe.

Tessin, Stadt, 1301 Tessyn, 1322 Tessin, 1323 Tessin, adj. poss. §. 16: "Ort des Têša".

Tessin, A. Boizenb., O, 1230 Tessin, 1335Tessyn: dasselbe.

Tessin, A. Wittenburg, NW, 1230 Tessin: dasselbe.

Tessin, A. Kriwitz 1 1/4 W Brüel, 1241 Tyssyn: dasselbe.

Groß=Tessin, A. Neu=Kloster 1 1/2 NO Warin, 1233 Duzcin, 1275 villa Duscin, 1299 villa Duszin (altsl. duša Seele P) adj. poss. §. 16: "Ort des Duša".

Groß=Tessiner See, 1232 See Duzcin, 1275 villa Duscin cum stagno adjacente: dasselbe.

Klein=Tessin, s. Kl.=Sien.

Klein=Tessin, Stadt Tessin, W: "Ort des Têša".

Groß=Tessin, A. Lübz NW Krakow: dasselbe.

Klein=Tessin, A. Lübz NW Krakow (1478 Feld Verkewitz): dasselbe.

Testorf, A. Zarrentin 2 W Wittenb., 1279 Thessenstorp, 1313 Testorpe, 1346 villa Testorpe, §.18: "Dorf des Têšen".

(Testorf, A. Grevesm., 1230 villa Theodolfi, also deutsch.)

Teterow, Stadt, 1272 Thiterow, 1285 oppidum Teterowe, 1288 Theterowe, Thitterowe (altsl. teterę, fem. tetria, "phasianus", r. teterev, poln. cietrzew Auerhahn A) adj. §. 34: "Auerhahnort".

Teterower See, s. Teschow.

Tetlambi (Grenzbest. des Landes Bützow) 1232:?

Thelkow, A. Gnoien O Tessin, 1390 und 1594 Thelkow (altsl. tel- P; vgl. serb. Telka) adj. §. 15: "Ort des Telka".

Thoneize, eine Grasswische (bei Gudendorf), 1583 (altsl. ton- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Ton-"(?).

Thürkow, A. Güstrow N Teterow, 1445 Turekow (altsl. turŭ Auer P) adj. §.15: "Ort des Turek".

Thurow, A. Meklenb. W Brüel (altsl. turŭ ) Auerochs P und A) adj. §. 15: "Ort des Tur" oder "Auerort".

Thurow, A. Strelitz, NO, 1343 Thurowe: dasselbe.

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Klein=Thurow, A. Gadebusch, zum Theil nach Lauenburg gehörig, 1230 Sclavicum Tvrowe, 1277 Turowe Slauicalis: dasselbe.

Tichmenzeke 1186, Tithmentheke 1189 (Bach zwischen Groß= und Klein=Gischow) (altsl. tisŭ Lärche, Taxus, Eibe A, klr. tys'mienyčka) §. 28: "Lärchenbächlein, Eibenbächlein".

Tieplitz, A. Sternberg 2 SW Güstrow, 1602 Tiplitz, 1645 Typelitz, 1653 Triplitz, 1707 Tiplitz (altsl. toplŭ, teplŭ warm, toplica warme Quelle A) plur. §. 20: "warme Quellen".

Toddin, A. Toddin SO Hagenow, 1194 Todin, 1230 Todin (altsl. tod- P, vgl. čech. Toda) adj. poss. §. 16: "Ort des Toda".

Tollense=See, 1261 stagnum, quod Tollense appellatur, 1271 in stagno, quod Tollense, Tolense uocatur, 1273 Tolonse, 1279 Tholense, 1286 stagnum Tollense et Lypitz, 1300 a stagno Tholenze;

Tollense, Fluß, bei Demmin in die Peene gehend, 1236 flumen Tholenze, 1279 Tholense, Bog. 1250 circa fluvios . . . Dolausam, Dolsam, Dolosam, 1292 in aquis Treble et Tolensa, 1295 aquam, que vocatur Tolensa, 1305 super aquam, que Tholosa dicitur, 1318 Tolensa, 1328 apud fluuium Tollense;

Tollense, Land (zwischen Peene und Tollense), 946 Tholenz, 955 Tolonseni (Gall. Ann.), 965 Tolensane, 975 Tolensate, 995 in pago Tholensani, Adam: Tholosantes, Helm. Tolenci, Tholenci, 1150, 1179 Dolenz, 1170 Tolenze, 1173 in Tolenz, 1174, 1178, 1186 Tolenze, 1189 Tolentz, 1197 Tolenz, 1220 in terra Tolense (Schaf.: Tolense statt Dolenica; Perwolf: Dolenča statt Dolenica; altsl. dolŭ Thal A: "Niederung", oder altsl. tol- P, vgl. poln. tolima, kroat. tolimir) plur. §. 11: "die Tolęta".

Tollow, A. Neukloster 1 1/2 O Wismar, 1304 uilla Toldas, 1306 Toldas, 1319 Toldas (altsl. tlŭd- P oder A) -as vielleicht Local= Suffix von Toldane (?).

Tolzin, A. Güstrow, 1 1/2 S Lage, 1327 Toltsin (altsl. tol- P, s. tolĭk) adj. poss. §. 16: "Ort des Tolka".

Tönchow, A. Lübz, erst seit 1845 eigenes Hauptgut (altsl. ton- P, vgl. serb. tonka fem. ).

Törber, A. Rehna, N, 1230 Tvrbore, 1256 Torbore, 1284 Turbore, 1309 Tørberen (acc.) , 1335 Tørber

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(altsl. turŭ Auer P) plur. §. 11: "die Fam. Turibor" [Stierkämpfer]. - Vgl. Törberhals, die Erbschmiede von Törber, ebenda.

Torgelow, A. Neustadt NO Waren, 1350 Turreghlaue, to Turgheloue, 1369 uppe der Thorgheloweschen heyde tu der tolbude (altsl. turŭ Auer P) plur. §. 11: "die Turiglav" [Stierkopf].

Torne (Theil der Müritz), 1361 en se, de het dy Torne (Torue) (altsl. trŭnŭ Dorn A) adj. §. 21: "Dornen=".

Auf dem Tornei, ein Acker bei Wismar, c. 1700, §. 21: "Dornenort" oder PN "Tornej".

Tornow, A. Fürstenberg 1 NO Gransee, 1353 oppidum Tornow, ad expensas nostri castri Tornow, 1428 dörp Tornow, adj. §. 34: "Dornenort". - Vgl. Tornow, Hof, A. Stargard NO Feldberg.

Tornowenses Aque (Großer und kleiner Wentower See), 1348 in aquis Tornowensibus sita, videlicet in stagno Tornow.

Törpt, V. Schönberg, 1 1/2 SW, 1308 villa Torp (altsl. trŭpê dulden P) adj. poss. §. 17: "Ort des Torp".

Torwitz, zur Stadt Neu=Strelitz.

Tramm, A. Grevesmühlen, 1 1/4 NW, 1230 Tramme (altsl. trąba Trompete P) plur. §. 11: "die Fam. Trąba".

Tramm, A. Kriwitz, S, im 16. Jahrhundert Tramme: dasselbe.

Tramme (Ksp. Vellahn, A. Wittenb.), 1230, 1335, noch jetzt Trammer Horst bei Kloddram: dasselbe.

Trams, Trampz, A. Meklenburg W. Warin, 1320 Trampis, 1530 tho Tramptze, patron. §. 6: "Nachkommen des Trąba", Vgl. ON poln. Trąbczyn.

Trave, Fluß, 1181 apud Thraven, 1226 numen Trauene, 1250 Bog. Trawna, 1267 in Trauiam, 1286 portus Travene (altsl. trava Gras A) §. 31: "die grasige".

Groß=Trebbow, A. Schwerin, N, 1262, 1279 Grossen Trebbow, 1286 Trebbow (altsl. trêba taugen P; trêbiti säubern, roden A) adj. §. 15, 34: "Ort des Trêba" oder "Rodeort".

Klein=Trebbow, A. Schwerin, 1 1/4 N, 1284 Paruum Tribbowe: dasselbe.

Groß= und Klein=Trebbow, A. Strelitz, SW, 1505 Groten Tribbow, Cleine Trebbow: dasselbe.

Trebel, Fluß, unterhalb Demmin in die Peene, 1285 aqva, que Tribula dicitur, 1292 supra Treble, 1298 fluvius

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Trebele, etwa: "Fluß durch Rodeland" oder "Fluß Trêbola" (PN).

Trebelin (bei Schorrentin), 1305 uilla Trebelin, 1314 Trebelyn (altsl. treb- taugen P) adj. poss. §. 16: "Ort des Trêbola".

Trebs, A. Lübtheen, SO, 1696 Trebse, plur. §. 11, oder adj. poss. §. 17: "Ort des Trêbeš, Trebsa".

Kurzen Trechow, A. Meklenburg NW Bützow, 1321 Slauicalis Trechowe (altsl. trêh- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Trêcha".

Langen Trechow, A. Meklenburg NW Bützow, 1287 Teutsch Trechow, 1303 Trechow Teutonicalis, 1329 Dudeschen Trechow: dasselbe.

Trendecops molendinum (bei Penzlin), 1274 Trendecops, 1367 dy veste Trendekop, noch heut soll eine Stelle am Penzliner Stadtsee Trendekop heißen (altsl. trątŭ, poln. trąd Hummel, Brutbiene A, kopati brechen A, lit. bit-kopis "Bienenbruch", vgl. Bockup) compos. §. 35; [oder deutscher Personenname: trend rund, trenden, -elen = rotare, und kop = Kopf].

Trendefort locus (bei Neustadt), 1333 usque ad locum dictum Trendefort, Trendevyr, 1344 Trendeuier, Trendevier, Treundeword [wohl deutsch: kreisende, strudelnde Furt].

Trent=See, Theil des Groß=Radenschen Sees, 1319 stagnum Trentze (altsl. trątŭ Hummel; trątŭ Wache A) ?

Trentze, die, See bei Bützow, 1321 am See die Trentze geheissen.

Tressentin, A. Ribnitz, 1 SO, 1233 zu Stressentin (altsl. strêg- Wache P) adj. poss. §. 16: "Ort des Strêzęta (Trêšęta)".

Tressow, A. Grevesmühlen, 1 1/4 O, 1230 Tressowe (altsl. trêh- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Trêš-".

Tressow, A. Neustadt 1 3/4 N Waren, 1491 Tressow: dasselbe.

Treye (bei Alt=Schwerin, Dreier See), 1289 in Treye (altsl. troj- P) plur. §. 11: "die Troj".

Trezstini lug (Grenze des Landes Bützow) 1232 (altsl. trŭstĭ Schilf, Rohr, p. trzcina A; p. ług Sumpf) adj. §. 30: "Schilfsumpf".

Tribeden, Land (Land Gnoien), 1171 (cop.) castrum Bridder [al. Bartk] cum terra attinenti, uidelicet Tribedne uocata, 1186, 1189, 1197 ad terram, que Tri-

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beden uocatur, 1235 totam terram Bisdede siue Tribedene, 1257 Tribeden, 1258 Trybeden (altsl. trêba taugen P: čech. třêbêtin) adj. poss. §. 16: "(Land) des Trêbêta".

Tribemer (bei Dargun), 1178, §. 10: Besitzer T., oder adj. poss. §. 17: "Ort des Trêbimêr" [der den Namen eines Rechtschaffenen hat, Biedermann].

Tribinowe (in Raduir), 1170 Tribinowe, Tribenowe, 1244 Tribinov, adj. poss. §. 15: "Ort des Trêben".

Triepkendorf, A. Feldberg 1 1/4 N Lychen, 1393 Tripekendörp, §. 18: "Dorf der Fam. Trêbik, Trêbka".

Triewalk, zur Stadt Wismar, SO, 1332 tů deme Trywalke, to deme Triwalke (altsl. trije, tri drei A; valŭ Wall, p. wał, demin. walek A) comp. §. 36: "Dreiwallort".

Triwall, der, ein Kegelgrab zu Martensdorf: dasselbe.

Trigorke (Grenze des Klosters Dargun), 1174 in quosdam tumulos, qui sclauice dicuntur Trigorke, 1219 Trigorki (altsl. trije, tri drei A; und gorčka Hügel A) compos. §. 36: "Dreihügel".

Trisniza aqua (Bach, unterhalb Sudenhof in die Sude) 1167 (altsl. trŭstĭ Schilf, Rohr, p. trcia A) §. 28: "Rohrbach".

Trizcen villa (in der Grafschaft Schwerin) 1264, adj. §. 30: "Rohrort".

Ture, Land (A. Lübz), 1247 termini Thure, terrae Thure necnon Brence (altsl. turŭ Auer P und A) adj. §. 17, 21, oder plur. §. 11: "die Tür".

Turinitz uilla (zehntpflichtig dem Kloster Dargun) 1216, patron. §. 6, oder §. 28: "Nachkommen des Turin", oder "Auergegend".

Tvrkowe, in parrochia Nienkerken, 1230, adj. poss. §. 15: Ort des Turek".

Turloff, A. Sternberg, 1 S, 1256 Turglove, 1316 Torgelowe, 1317 Turghelowe, plur. §. 11: "die Turiglav" [Stierkopf].

Turow (Stadtfeldmark Schwerin), 1330 dorff Thurow, §. 15, 34: "Auerort" oder "Ort des Tur-".

Turne, Land (SO Müritz bis Zechlin in der Priegnitz), 1227, 1237 etc . terra Turne (altsl. turŭ Auer A, vgl. ON čech. turná) adj. §. 30: "Auerochsenland".

Tüschow, A. Wittenburg, 1 1/2 W, 1316 Tuschowe (altsl. tuh- brechen P) adj. poss. §. 15: "Ort des Tuša, Tuška".

Tüzen, A. Stavenhagen. 1 1/4 NO, 1279, 1287, 1349 villa Tutzen, und davon benannt:

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Tüzen, Land (um Tüzen bei Stavenhagen), 1267 terra Tucen, Thucen (altsl. tuk-; p. tucz Fett, Mark; adj. tuczny nahrhaft, fett A) adj. §. 30: "fettes Land".

Tüzen, A. Bukow 1 1/2 SO Neu=Bukow, 1581 Tüzen: dasselbe.

U.

Uelitz, A. Hagenow 1 3/4 NW Neustadt, 1218 Vlitze, Vlitz, 1219 Vliz, 1381 Vlitz (altsl. ulĭ Bienenstock A, oder ulica Straße A) §. 28, 21.

Upahl, A. Grevesmühlen, S, 1291 Vpal, 1297 Vpall, 1518 Vpaell (altfl. opal- Brand, poln. opał A) adj. . §. 21 oder §. 20: "Brandort".

Groß=Upahl, A. Güstrow, 1 3/4 SW, 1234 Upal, 1237 Upall, 1263 Opal, 1274 villa Vpal: dasselbe.

Klein=Upabl, A. Dobbertin 1 3/4 SW Güstrow, 1263 Wendischen Opal: dasselbe.

Upost, A. Dargun 1 1/4 NO Neu=Kalen, 1178 Tupuriste, 1248 uilla Toprest, 1256 Toporizte, 1314 Vporst, 1339 villa Uprest, Uperst (altsl. toporŭ Axt, toporište Axtstiel A) adj. §. 26, 21; Vgl. §. 19.

Usadel, A. Strelitz 2 NO Neu=Strelitz, 1310 villa Vsaz, 1312 Vsazel, Vsaz, 1384 Usadel, 1408 Uzatele (altsl. o- praep. , sad- gründen, saditelĭ Pflanzer, poln. sadca Erbauer P) §. 10 sing. : "Besitzer Osadca, Osadcel".

Userin, A. Strelitz, W, 1346 Woseryn (altsl. ožarŭ Brand A) adj. §.32: "Brandort".

Userinscher See, s. Vylym, S. 150.

V.

Valluhn, A. Zarrentin 2 W Wittenburg, 1194 Vilvn, 1230 Vilvn, 1313 Willun, 1346 Vilun (altsl. vil-, vila Zauberin P) adj. poss. §. 17: "Ort des Vilun".

Varchentin, A. Stavenhagen, 1 1/2 S, 1350 Verghentin, 1491 Wargentin (altsl. vragŭ Feind, Teufel P) adj. poss. §. 16: "Ort des Vargęta".

Groß=Varchow, A. Stavenhagen 1 1/2 NW Penzlin, 1326 to Verchow, 1342 villa Verchowe (altsl. vrŭhŭ Gipfel, hoch P und A) adj. poss. §. 15, 34: "Ort des Verch" oder "Hochdorf". - Vgl. Klein=Varchow, A. Neustadt 1 1/2 NW Penzlin.

Vellahn, A. Wittenburg, 2 SW, 1154 Vilen, 1218 villa Velan, 1230, 1279 Vilan, 1327 villa Velan, 1335

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Villan, 1346 Vilan (altsl. velŭ groß P) adj. poss. §. 17: "Ort des Velan".

Ventschow, A. Meklenburg 1 1/4 W Warin, 1235 Vinzow, 1349 Ventzowe (altsl. vęšte mehr, größer P) adj. poss. §. 15: "Ort des Vęč-".

Ventzkow, A. Tempzin 1 NO Kriwitz, 1330 Ventzekowe (altsl. vęšte mehr P) adj. poss. §. 15: "Ort des Vęček".

Veprowe, terra, s. Vipperow.

Verchene (ein Theil der Müritz), 1375 en water genomet de Verchene (altsl. vrŭhŭ hoch, Gipfel A) adj. §. 30: "die hohe, Hohen=". (Vgl. Verchinpenitz auf S. 78.)

Verklas, A. Dömitz, 1 1/2 O, 1566 Verchlaß SA (altsl. vrŭhŭ, praep. oben, hoch, lêsŭ poln. las Wald A; kasz. Vje'rzchlas) comp. §. 38: "Hochwald, Ob dem Wald".

Vergelatze, Verglatze (A. Grabow) 1464 (SA): dasselbe.

Viecheln, A. Gnoien, NW, 1370 Vychele (poln. wikla, plur. wikle Gestrüpp A) adj. §. 21: "Gestrüpport" ?.

Hohen=Vicheln, A. Meklenburg 1 3/4 S Wismar, 1248 Viggle, 1260 Viggle, 1276 Vigle, 1286 Vigle, 1299 Vichle: dasselbe. Vgl. Neu=Viecheln, 1816 auf der Feldmark von Hohen=Viecheln angelegt.

(Groß= und Klein=Viegeln, A. Güstrow, 1703 noch "Schäferei" genannt, 1777 Viecheln, SA).

Vielank, A. Dömitz, 2 N, c. 1500 Vilanck (altsl. velŭ groß P) §. 9 etwa: "Klein=Velan" (mit Bezug auf ein Velan).

Groß=Vielen, A. Neustadt SW Penzlin, 1170 Vilim, 1182 Vilin, 1244 Vilim, 1263 Vilem, 1274 Magnum Vilem, Teuchtonicum Vilem, 1342 Groten Vylim (altsl. velŭ groß P) adj. poss. §. 17: "Ort des Velim".

Klein=Vielen, A. Stavenhagen SW Penzlin, 1170 Vilim Carstici, 1244 Vilim Carstitze, 1263 Slavicum Vilem, 1274 Paruum Vilem, Colhazcn Vilem: "Ort der Velim Karstice" (altsl. krŭstŭ Christus, Christ, Kreuz P) patron. §. 6: "Nachkommen des Karst".

Vylym (untergeg. am Useriner See) 1346, adj. poss. §. 17: "Ort des Velim".

Dy see tu Vylym (Useriner See) 1346: dasselbe.

Vielist, A. Neustadt NW Waren, 1264 Vilist, 1289 Vili(st), Vylist (altsl. velŭ groß P) patron. §. 6: "Nachkommen des Vel-". - Vgl. Klein=Vielist, ebenda.

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Vielz See, N. Dimitz, 1241 stagnum Viltz, 1274 stagnum Vilis, adj. poss §. 17: "des Velis".

Vier, A. Boizenburg, W, auf einer Höhe, 1638 Vier (SA) (altsl. virŭ Wirbelwind A) adj. §. 21: "Windort" (?). Vgl. Vierhof, Vierkrug, ebenda. - (? Vierburg, Stadt Bützow, S).

Vietgest, A. Güstrow, 1 1/2 O, 1346 Vitegast (altsl. vitŭ Gewinn P) sing. §. 10: "Besitzer Vitegast" [= lucri hospitem habens].

Vietlübbe, A. Lübz, 1 1/4 SO, 1274, 1288 Vitelubbe, 1558 Vittelubbe, 1643 Vietelübde, plur. plur. §. 11 oder adj. poss. §. 17: "Familie Vitolub" oder "Ort des V." [Gewinn liebend].

Vietlübbe, A. Gadebusch, O, 1230 Vitelube, 1289 Vitelubbe etc .: dasselbe. Vietow, A. Wittenburg, 1 1/2 SW, 1230 Vitecowe, 1282 Vithecov, adj. poss §. 15: "Ort des Vitek".

Vietow, A. Ribnitz W Tessin, 1417, 1418 Vidtkow (SA): dasselbe.

Vietschow, A. Güstrow 1 1/2 O Lage, 1314 Vitzcekow, Vitcecowe, adj. poss §. 15: "Ort des Viček"; Vgl. PN poln. Vičko.

Viez, A. Bakendorf NO Hagenow, 1230 Vis, 1620 Viezen (altsl. višnja Weichselkirsche A) adj. §. 21: "Weichselort"; vgl. PN Višna.

Viezen, A. Meklenburg 1 1/2 NW Bützow, 1280 (cop.) dorff Vytzen: dasselbe.

Viezen, A. Mirow 1 1/4 SO Röbel, 1298 Visene, 1301 Visne, 1351 to der Visne, 1352 in campis ville Visne, 1470 Viezen: dasselbe.

Viezenhof, zur Stadt Malchin, Vorwerk (wohl nach dem Besitzer benannt).

Vilz, A. Gnoien SO Tessin, 1236 Vylistyz (altsl. vil- P) patron. patron. §. 6, 26: "Nachkommen des Vil-".

Vimfow, A. Dobbertin W Goldberg, "Auf dem Fimfau" gewöhnlich genannt (vgl. poln. vąv-; ON vąvoł, vąvał, mons wanwel, Altmark winwal):?

Vincedargo (Finkenthal, A Gnoien) 1178 (altsl. vęšte mehr P) sing. §. 10: "Besitzer Vęčedarg" [Vielen theuer].

Vipernitz, A. Güstrow O Lage, 1253, 1288 villa Vipperniz, 1304 Wipernitz (altsl. veprĭ Eber A) §. 28: "Eberort".

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Vipperow, A. Wredenhagen SO Röbel, 1291 Vipperowe, 1362 Wypperowe (altsl. veprĭ Eber P und A) adj. §. 15, 34: "Ort des Vepr" oder "Eberort". Danach benannt:

Veprowe, terra (später Land Röbel), 1178 usque Vepro, a Vepro, 1186 und 1189 terram Moriz et Veprowe, 1197 eandem quoque terram Moriz et terram Weprowe dictam.

Vipperowesche water (südlicher Theil der Müritz), 1330 aque dicte Vipperowe water, 1361 de Vipperoweschen watere.

Vitense, A. Rehna, N, 1202 Uitense, 1230 Vitense, 1237 Vitenze (altsl. vitęzĭ Held P) plur. §. 11: "die Vitęz".

Voddowe (Parchimsche Feldmark), 1317 Voddowe, 1343 Voddowe (altsl. voda Wasser A) adj. §. 34: "Wasserort".

W.

Wabel, A. Neustadt, SO, 1251 Antiqua Wobele, 1344 twischen der Wabel vnd der Stadt, 1576 die Woabel, Holzung S Neustadt (altsl. ublĭ, * ąblĭ Wasser, Fischteich etc . A) adj. §. 21.

Wackerow, A. Ivenack O Stavenhagen, 1280 Wackerowe, 1283 Wakkarowe, Wakarowe (altsl. o-, praep. , kar- strafen, okar- tadeln P) adj. poss. §. 15: "Ort des Wokar-"; vgl. PN Vakora.

Wackstow, A. Wredenhagen W Röbel, i261 Wokestowe, 1298 Lutteken Wokestowe (altsl. ok- P) adj. poss. §. 15; vgl. PN čech. Voka, Vokač, Voksa.

Wagrier, zwischen Schwentine, Plöner See, Trave und Dassower Binnensee, westl. Nachbarn der Polaben, Widuk. (967) Waari, Wari; Ann. Saxo (967): Waari, Selibur praeerat Waaris, Waris, Waariis, Thietmar 1018 Wari, Adam (1060) Waigri et Obodriti vel Reregi vel Polabingi, (1066) Wagri, Helm. Wagiri, Wagria (altsl. vag-; vgl. poln. od- wažny kühn, herzhaft P) §. 11: "die Kühnen, Herzhaften".

Wagun, A. Dargun N Neu=Kalen, 1178 Wigoni, 1216 Wigun, 1222 Wigun (westsl. vy-, praep. , aus, gonŭ Weg, goniti treiben, poln. wygon Viehtrift A) adj. §. 20, 21: "Viehtrift".

Wahlsdorf, V. Rupenstorf W Schönberg, 1336 Walestorpe (altsl. val- P) §. 18: "Dorf des Val-".

Wahlstorf, A. Lübz, 1 3/4 S: dasselbe.

Wahrsow, s. Warsow.

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Wahrstorf, A. Grevesmühlen, 1 1/4 NO, 1230 in Noua Uilla Wartus, 1320 Wartzstorpe, 1331 Wartizstorpe (altsl. vratŭ wenden, schlagen, kehren P) §. 18: "Dorf des Vartuš, Vartiš (= Vartislav) [berühmt durch Vertreibung der Feinde]. - Vgl. Uilla Wartus ad Sclauicum Tarnevitz 1230: dasselbe.

Wahrstorf, A. Schwan, N, 1337, 1340 Wardestorppe, 1345 Warstorp: dasselbe.

Wakendorf, A. Bukow 1 1/4 SO Neubukow, 1261 Wockendorpe, und

Wakenstädt, A. Gadebusch, S, 1230 Wokenstede, ob deutsch ? (altsl. ok- P) §. 18; vgl. PN čech. Voka.

Waknitz, Nebenfluß der Trave, 1158 Wocnitzia, 1167 ultra Wocniziam, 1230 ad Wokeniziam, 1231 fluminis Wokenizie, 1291 fluminis Wokenze, 1291 Wokenizse (altsl. oko Auge, okno Schacht, Brunnen A) §. 28: "Fluß aus einem Born".

Wale (bei Dimitz), 1285 villa Wale, 1288 Wale, 1366 in deme dörpe Wale (altsl. val- P) plur. §. 11: "Fam. Val-".

Walenhoue (zu Klein=Methling) 1298, §. 18: "Hufe der Fam. Val-".

Walkendorf, Walekendorf, A. Gnoien SO Tessin, 1216 uilla Walic, 1273 Walkendorpe, 1274, 1282 Walkendorp, 1289 Walikendorp, §. 18: "Dorf der (plur.) Walik".

Walksfelde, Vogtei Mannhagen 1 W Mölln, 1158 duas uillas Bvzowe et Walegotsa, 1194 Walegotesuelde totum, 1196 villa Waleghotesuelde, 1230, 1236 Walegotesvelde (altsl. val- P) §. 18: "des Valegost" [der tapfere Gastfreunde hat, Perw. p. 144] oder "des Valichoteš" [voll starker Sehnsucht].

Walow, A. Lübz S Malchow, 1255 Walow, 1266 zu Walow etc ., adj. poss. §. 15: "Ort des Val-".

Walerow, Fluß, jetzt Rögnitz genannt, in die Sude gehend, 1190, 1230 Walerowe (altsl. valŭ Woge, Welle A) adj. §. 34.

Wamekow, A. Kriwitz 1 1/4 S Sternberg, 1256 Womekowe, adj. poss. §. 15: "des Vomak" (?).

Wangelin, Dorf Wangelin, A. Lübz 1 1/4 SW Plau, 1649 Wangelin (altsl. ąglĭ Kohle A und P) adj. . §. 32: "Kohlenort" oder "Ort des Wąg'el".

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Hohen=Wangelin, A. Malchow und Lübz 1 1/2 SO Krakow, 1319 uilla Wangelin, 1320 Wangelin; Gruben Wangelin tam Sclauicalem quam. Tevtunicam: dasselbe.

Wangelinen See (S Hohen=Wangelin, in der Nossentiner Heide) 1553.

Klein=Wangelin, A. Plau 1 1/4 NW Plau, 1649 Wangelin: dasselbe. - Vergl. Neu=Wangelin, oder Hexen=Wangelin, ebenda.

Wangern, A. Pöl 1 1/2 N Wismar, 1302 villa Wanghere, 1319 Wanghere (altsl. ągrŭ Ungar P) plur. §.11: "die Ungarn, die Wąg'er". (Vor=Wangern, ebenda, aus Theilen von Wangern und Einhusen gebildet, erhielt 1850 diesen Namen.)

Wanowe mo v gili (Grenze des Landes Bützow) 1232 (altsl. van- P, poln. vanice, vanów, vaniewo) adj. poss §. 34: "die Hügel der Van-".

Wanzeberg terra (sowie Dirtzinc Unterabtheilung des Landes Wanink), 1166 Wanzeburch (dem Ksp. Konow entsprechend, Höhenzug zwischen Elde und Rögnitz), 1309 villanis et subditis in Wanzeberg, 1373 Wanzeberghe, 1506 der Wanzenberg (altsl. van- P; Wanzeberg ist wohl halbe Uebersetzung von Vanica gora) §. 18, 40: Berg der Van-".

Wanzka, Kloster, vulgo Wansch, A. Strelitz 1 1/4 SW Stargard, 1290 Wancik, 1293 in Wanzek, 1298 Wanzik, 1300 Wancike, Wanceke etc ., Wanceke, Wancyka, Wanzeka, Wanzich, Wantzik, Wanzk, Wanzcike, Wancich, Wanzzese, Wantsich, Wantzeke, Wantzike (altsl. vęste mehr P, oder ązŭkŭ, eng [von dem 3/4 M. langen, aber hier sehr engen Wanzka'er See] A) adj. §. 15, 34: "Ort des Vąčik" oder "Ort an dem engen (See)".

Wanzlitz, A. Grabow, SW, 1526 Wantzelitze, SA (altsl. ąsŭ, poln. wąs Bart P) patron. §. 6: "Nachkommen des Vąsala".

Warbelow, A. Gnoien, NO, 1288 Warbelow (altsl. vrabij, poln. wróbel Sperling A) adj. §. 34: "Sperlingsort".

Warbende, A. Feldberg 1 1/4 S Stargard, 1299 Werben in terra Stargardensi, 1305 Werben (altsl. vrŭba Weide, salix A) adj. §. 30: Weidenort".

Wardow, A. Güstrow O Lage, 1270 Wardo, Wardu (altsl. vrŭd- P, poln. wardawy linkisch, wardęga Taugenichts) adj. poss. §. 15: "Ort des Vard-".

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Klein=Wardow, A. Güstrow O Lage, 1304 Paruum Wardow, 1342 to Lůtteken Wardowe: dasselbe.

Waren, Stadt, 1229 Warne, 1273 Warne etc . (altsl. vranŭ schwarz, Rabe, vrana Krähe P) plur. §. 11: "die Varn-, Varna". Davon benannt:

Waren, Land, 1218 Warne terra etc . (früher Land Schlön, s. d.). (Vgl. Warenshof, Warensche Alte Meierei, Warenscher Wohld, Warensche Schlamm, alle zur Stadt Waren.)

Wendisch Waren, A. Goldberg, SO, 1296 Wendeschen Warne: dasselbe.

Wargalitz (eingegangen bei Mirow), 1242 Wargalitz, 1270 Worlitz (altsl. vragŭ Feind, Teufel P) patron. §. 6: "Nachkommen des Varg'el, Vargala".

Wargutin(untergeg., SW Malchin), 1215 Wargutin, Warkentyn, Warghentin, 1220 villa Warghentin, 1229 Wargutin, adj. poss §. 16: "Ort des Varguta, Vargęta".

Warin, Stadt, 1178 Warin, 1186, 1189 etc . (altsl. var- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Var-".

Klein=Warin, A. Neu=Kloster NW Warin, 1260 Parua Warin, Luttiken Warin, 1267 Paruum Warin: dasselbe.

Warkstorf, St. Wismar, O, 1303 Warickesdorpe, 1306 Warkesdorpe, Warkisdorpe, §. 18: "Dorf des Varik".

Warlin, A. Stargard 1 1/4 O Neubrandenburg, 1170 Tuardulin, Twardulino, 1244 Tuardulino, 1298 Werdelin (altsl. tvrŭdŭ fest P, serb. Tverdilo etc .) adj. poss. §. 16: "Ort des Tvardula".

Warlitz, A. Schwerin SW Hagenow, 1230 Wargeliz, 1344 Wargelitz (altsl. vragŭ Feind, Teufel P) patron. §. 6: "Nachkommen des Varg'el, Vargala".

Warlow, A. Neustadt 1 1/2 NW Grabow an der Walerow, jetzt Rögnitz, 1277 in molendino Walrowe, 1291 Warlow, (altsl. valŭ Woge A) adj. §. 34.

Warnabi = Varnovi, nom. plur. : "die Raben", Bewohner des Landes Warnow, s. Warnow terra und oben S. 5.

Warnekow, A. Rehna, SW, 1230 Warnekow (altsl. vranŭ schwarz P) adj. poss. §. 15: "Ort des Varnik".

Warnitz, A Schwerin, NW, 1262, 1278 Wernitze, 1280 im dorffe Wernesse, 1299 villa Wernitze, 1311 Wernizce (altsl. vrŭn- P, oder vranŭ schwarz P) patron. §. 6: "Nachkommen des Vern-, Varn-.

Warnow, Fluß, 1171, 1186 Warnowe, 1250 Bog. acc. Warnam etc ., adj. §. 34: "Raben=" (Fluß).

Alte=Warnow, 1348 Antiqua Warnouia: dasselbe.

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Warnow, A. Grevesmühlen, N, 1230 Lvtteken. Warnowe adj. §. 15, 34: "Rabenort" oder "Ort des Varn-".

Warnow, A. Bützow 1 1/4 NO Sternberg, 1261 Warnow, 1343 zur Wernow: dasselbe.

Warnowe terra (s. oben S. 5), 1171 in Warnowe, 1186 terra Warnowe, 1191 terra Warnow etc .: dasselbe.

Warrenzin, A. Dargun 1 3/4 NO Neu=Kalen, 1178 Warnizhine, 1248 Warensin, Warntzin, 1251, 1253 Warnscin, 1261 Warenscyn, 1266 Warensin, 1269 Warencin, Warenthin, 1282 Warenscin etc . (altsl. varęgŭ, poln. waręž Waranger, Waräger P) adj. poss. §. 16: "Ort des Varęž".

Warsow, A. Hagenow, 1 3/4 NO, 1217 Warsowe, 1285 Warssowe, 1345 kerspel Warsowe (altsl. vrŭhŭ Gipfel, hoch P) adj. poss §. 15: "Ort des Varš".

Warsow, A. Neu=Kalen, N, 1232 Warsowe etc .: dasselbe.

Warsow, V. Rupenstorf 1 1/2 W Schönberg, 1194 Warsowe: dasselbe.

Waschow, A. Wittenb., W, 1200 Nicolaus . . . interfectus est in Warcho; Arnoldus Lubicensis: ad locum, qui Warskowe dicitur; Kirchberg: zu Watschowe etc .; 1230 Warsekowe, 1284 Warscow, 1335 Warschowe, adj. poss. §. 15: Ort des Varšek, Varšik".

Wasdow, A. Gnoien, NO, 1570 Wastkow (altsl. ost-, osta- P) adj. poss. §. 15: "Ort des Vostik".

Wattmannshagen, A. Güstrow 1 1/2 W Teterow, 1279 Wademeshagen, Wademanneshagen, 1340 Wademeshaghen, Wademesh[agh]en (altsl. vad- Streit P, russ. vadim ON, čech. vadím) §. 18: "Hagen des Vadim".

Watzkendorf, vulgo Watschendorf, A. Feldberg 1 1/2 S Stargard, 1339 Wascekendorp, 1349 (Wascekendörp), 1362 in villa Waskendorp (altsl. vaš- P) §. 18: "Dorf der Vašek".

Weberin, A. Kriwitz 2 SW Brüel, 1518 Wobberin (altsl. obora Thiergarten, Schweinehag A, čech. voborek) adj. §. 32: "Thiergartenort".

Wehningen, s. Weningen.

Weisdin, Kabinets=A. Strelitz 3/4 NO Neu=Strelitz, 1387 Weisentin, 1408 Weysentin (altsl. vysŭ hoch, vyšij höher P, poln. Wyszęta, Vgl. čech. Viseta) adj. poss. §. 16 "Ort des Vyšęta".

Weisin, A. Lübz, NO, 1235 uilla Weisin, 1271 in Wesin adj. poss §. 16: "Ort des Vyša"; vgl. čech. PN Viša.

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Weitendorf, A. Grevesmühlen W Wismar, 1230 Woytenthorp, 1322 Weytendorp (altsl. voj Krieger P) §. 18: "Dorf der Fam. Vojuta" - Noch 6 andere Weitendorf sind anscheinend nicht mit slav. PN zusammengesetzt.

Weitin, A. Stargard NW Neu=Brandenb., 1170 Woiutin, Woiuthin, 1182 Woitin, 1230 Weytin, 1244 Woiutin, 1312 Weitin etc ., adj. poss. §. 16: "Ort des Vojuta".

Weletabi (s. auch Wilzen) = Lutizen, Einh. 789 Welatabi, Weletabi; Saxo 952 Welatabi, Ann. S. Gall. maj. 995 Sclavi, qui dicuntur Weletabi, Notker Labeo 1020 Vuelitabi etc . (altsl. velŭ groß A und P, velet Riese, Schaf.) plur. §. 11, 12: "die Riesen".

Welschendorf, Wölschendorf, A. Rehna, NO, 1230 Woltsekenthorp, 1266 Volzikendorp (altfl. vlŭkŭ Wolf P, čech. viček) §. 18: "Dorf des Volček".

Welzin, A. Grevesmühlen, 1 1/2 NW, 1230 Wulsin, 1406 tho Weltzyn (altsl. vlŭkŭ Wolf P, oder velŭ groß P) adj. poss. §. 16: "Ort des Volča", oder "des Velika, Veliš".

Welzin, A. Lübz, N: dasselbe.

Groß=Welzin, A. Schwerin 1 1/2 SO Gadebusch, 1303 villa Weltzin: dasselbe.

Klein=Welzin, A. Schwerin 1 1/4 SO Gadebusch, 1284 villa Weltzin, que dicitur Slauicalis, 1297 Wendeschen. Weltsin 1313 Slauicalis Welcyn, 1345 Sl. Weltzin: dasselbe.

Wendfeld, Wendhof, Wendischhagen, Wendischhof, Wendorf, s. §. 18.

Weningen, Land (zwischen Rögnitz, Elde und Elbe), 1158 Wanigge, 1171 Wanige, 1174 Waninge, 1190 Waninge, 1230 terra Waninke, 1236 in terra Waninge (altsl. van- P, suff. -ije) "Land der Van-". - Vgl.

Wendisch Weningen, A. Dömitz, NW, grenzend mit Hannoversch Weningen.

Werle castrum (bei Wiek S Schwan), 1171 castrum Werle, 1181 ad Werle, 1197 castrum Werle; Helm. Wurle; Lindeb. Chr. Rost. Werle arx et oppidum; Knytl. S. Urk (Urle); Bog. 1250 castrum Verla (altsl. orĭlŭ Adler P) plur. §. 11: "die Worel".

Werle, Land, 1171 terra Werle 1186 terram adjacentem Buttessowe, Werle dictam etc ., nach der Burg Werle benannt.

Werle, A. Grabow, SO, 1356 Werle: dasselbe.

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Werle (untergeg. bei Horst am Krakower See), 1463 an dem wusten Felde zu Werle, 1572 Feld Werle: dasselbe.

Weselin, A. Sternberg, W, eingegangen, 1445, 1568 Weselin SA (altsl. veselŭ froh P) adj. poss. §. 16: "Ort des Vesela".

Wessentin, A. Lübz, O, 1235 Wazutyn, 1300 Wetcentin, 1332 Wetzentin (altsl. vęste mehr, poln, čech. vac- P, vaceta, ON vacetin) adj. poss §. 16: "Ort des Vacuta, Vacęta".

Wessin, A. Kriwitz, O, 1391 thu Wertzin, 1572 Wessin (altsl. vrat- wenden, kehren, schlagen P, poln. warcisław und wiercisław. ON wierciszów) adj. poss §. 16: "Ort des V'erča" (vgl. PN Veršina von vrŭhŭ).

Wiek, A. Güstrow S Schwan, 1342 Wych (altsl. vĭsĭ "praedium, vicus"; gr. οιχις lat. vicus, goth. veihs, ags. vî, ahd. wîch, niederd. wîk; aus dem Deutschen übergegangen in das westsl. vikŭ, vika, drav. wejka, váika. Bog. 1250: "Vicus enim in slavonico proprie civitas, in qua forum exercetur. Nunquam aliqui dicunt: transeamus ad civitatem, sed: vadamus ad wyk"; drav.: Johsszang kaa Weitje heit ich will nach (der) Stadt gehen - A): "Marktort, Marktplatz" (stets bei den Burgen).

Wendisch Wiek (bei Rostock), 1286 villa Wenedesche Wic, 1287 Wik, Wendesche Wic, 1288, 1292 Wic, 1293 in Vico, noch jetzt östl. vom Petrithore Große=Wyk und Kleine=Wyk: dasselbe.

Wiek (bei Marlow, W), ziemlicher Hügel, bebaut: dasselbe.

Hohen=Wieschendorf, A. Grevesm. 1 1/2 NW Wismar, 1222 Wizendorp, 1230 Wicenthorp, 1260 Witzendorp, 1404 Wytzendorpe, §. 18: "der Viča, Viša".

Wieschendorf, A. Grevesm. 1/2 N Dassow, hoch gelegen, 1603 Wischendorff: dasselbe.

Wietow, A. Meklenb. SO Wismar, 1323 Wytkow, 1338 Wittekowe, 1302 Witekowe (altsl. vitŭ Gewinn P) adj. poss. §. 15: "Ort des Vitek".

Wietschenhof, A. Stargard S Galenbeck:?

Wigon (Feldm. Neu=Brandenburg), 1170, 1182, 1241 (westsl. vy- praep. , aus, gon- treiben A, poln. wygon Viehtrift) adj. §. 20, 21: "Viehtrift".

Wilsen, A. Lübz, 1 1/4 S, 1274 Willesen, 1293, 1295, Wilssne (altsl. vlŭg- feucht, poln. wilg-, wilženie Feuchtigkeit A) adj. §.30: "feuchter Ort"(?).

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Wilsen, A. Schwan 1 SW Rostock, 1177 Wilsne, 1189 Wilsne, 1209 Wilsna, 1330 Wylzen: dasselbe.

Wilsen, A. Goldberg O Krakow, 1304 Wilssne: dasselbe.

Wilzen (gewöhnlich der deutsche Name der Weleten oder Lutizen, aber nach einigen neueren Schriftstellern auch ein slavischer Beiname derselben) Einh. Ann. a. 789: Natio quaedam Sclavenorum est in Germania . ., quae propria lingua Welatabi (Weletabi), francica autem Wiltzi vocatur. Bair. Geogr. (890-900) Vuilci, Helm. (1168) Hi ouatuor populi a fortitudine Wilzi sive Lutici appellantur. Notker Labeo († 1022): Vuelitabi, die in Germania sizzent, tie wir Vuilze heizen. (Wenn slav. Beiname der Weleten, vom altsl. vlŭkŭ Wolf A, adj. §. 30: etwa "die Wölfen gleichen").

Wisch, Wiesch, zur Stadt Wismar, W, 1230 Wizok, 1322 Wyzeke, 1339 Wytzyk, 1519 Witzke, wusth (altsl. vysokŭ hoch A) adj. §. 21: "hoher Ort".

Wischuer, vulgo Wischür, A. Bukow 1 N Neu=Bukow, 1257 Wissecuru, 1305 Wiscur, 1311 Wiszekure, Wiscure, 1315 Wisckhur, Wisskur, 1316 Wiscur, Wisckhur, 1321 Wissecuer (altsl. vysŭ hoch, vyšij höher P, oder vĭsĭ all P, ON čech. všesvaky, všehromy etc .) plur. §. 11: "die Visekur" [cum omnibus cantans].

Alt=Wismar (Mühle, O), 1260, 1266 antiqua Wismaria, "Ort des Vysěmêr oder Visemêr", davon Wissemara aqua 1167 (Aue bei Wismar), in portu, qui Wisemer dicitur 1171 (altsl. vysŭ hoch, vyšij höher P, čech. vyšemir, poln. wyszemierz, oder vĭsĭ all P, s. vsemir) adj. poss. §. 17: (Bach) des Vyšemêr oder Visemêr [ab altiori oder ab omnibus nomen habens].

Wismar, Stadt (deutsche Gründung im W. des Mühlbachs), 1229 Wyssemaria, 1230 Wissemaria, 1237, 1246 Wismaria, 1250 stad to der Wissemare, nach Alt=Wismar benannt.

Witzin, A. Sternberg, O, 1270 Wetzin, 1309 villa Witzin, 1347 zu Witzin (altsl. vitŭ Gewinn P) adj. poss §. 16: "Ort des Vitek-".

Wöbbelin, A. Neustadt, NW, 1333 Wopelin, 1344 Woppelin (altsl. opal-, poln. opał Brand A) adj. §. 32: "Brandort".

Woblitz=See, NO Wesenberg, 1170 Wobleske, Woblesco, 1244 Wobelscu (altsl. ublĭ Wasser, Teich A) §. 25: "Großes Wasser, großer Teich".

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Wocecikendorpe (in Zweedorf, A. Bukow), 1306 villa Wozcecekendorpe, in villis Albertestorp et Wozcecekendorp, villas Wocezekendorpe et Albertesdorpe, 1307 in Wocezekendorpe (altsl. o-, praep. , ček- P) §. 18: "Dorf der Vočečik" (?).

Woceken (Plauer Feldm.), 1323 villa Woceken, nach 1396 untergegangen (altsl. o- Prothesis, ček- P).

Wodorf, A. Redentin N Wismar, 1249 Wodarghe (altsl. o-, praep. , dragŭ theuer P) plur. §. 11: "die Wodarg" [sehr theuer].

Wodrowilaz (Grenze des Landes Bützow), 1232 (altsl. odra, odry Pfahlwerk, adj. odrovŭ A, čech. odry, kroat. odra Bach und Dorf; und lêsŭ, poln. las Wald A).

Wöten, A. Lübz, 1 1/2 NW, 1324, 1404 Wuten, 1328 Wotne, 1496 tor Wotheu (altsl. ot- P) plur. §. 11: "die Oten".

Woez, Wöz, A. Wittenb., 1 1/4 N, 1230 Wozlize (altsl. osla, poln. osła Schleifstein P oder A) §. 28: "Schleifsteinort", oder patron. §. 6: "Nachkommen des Osel".

Woggersin, A. Stavenhagen N Neu=Brandenburg, 1170 Wogarzin, Wogarizina, 1244 Wogartzinov, 1346 Wughersin, Wuckersin, 1586 Woggersin (altsl. ogarŭ Art Jagdhund P und A) adj. poss. §. 16: "Ort des Ogarka" (?).

Wohrenstorf, A. Gnoien SW Tessin, 1403 Wurdelstorp, 1425 Wurlstorp (altsl. vrŭd- P, oder orĭlŭ Adler P) §. 18: "Dorf des V(a)rdela oder Vorel".

Woitendorf, A. Rehna, SW, 1230, 1235 Woytenthorp, 1237 Weithethorp, 1246 W°ywetendorpe (altsl. voj Krieger, vojevoda Herzog P) §. 18: "Dorf des Vojuta oder Vojevoda".

Groß=Wokern, A. Güstrow W Teterow, 1302, 1306 Wokert, Wokart, 1391 Wokart (altsl. o- Prothesis, krŭt-, poln. kret Maulwurf P) plur. §. 11: "die Wokert". - Vgl. Klein=Wokern und Neu=Wokern ebenda.

Wokrent, A. Schwan, 1 3/4 W, 1219 Wocrente, 1227 Wukernte, 1244 Wokerente, villula Wokerente (altsl. o-, praep. , krątŭ gewunden, krumm P) plur. §. 11: "die Wokręt-" [sehr krumm].

Wokuhl, A. Strelitz, 1 1/4 SO, 1285 villa Wukun 1335 Wůcůlen, 1583 Wokuhl, 1611 Wohkuel (altsl. okno Brunnen, Schacht A, oder okolŭ Kreis, Garten=Beet, Loch A) adj. §. 21. 30.

Woland, A. Sternberg, 1 SO,

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Woland, Levekendorfer, A. Güstrow (Rossewitz) 1 W Lage,

Woland, Weitendorfer, A. Güstrow, 2 N, (poln. vola "Freigrund" A; vgl. ON klr. volany etc ., oder altsl. olęd-, olędinêti wüst sein A): "Freigrund" oder "Wüstung" (?).

Woldzegarten, A. Lübz NW Röbel, 1616 Woltzegar (altsl. vlŭkŭ Wolf A, gora Berg. A) compos. §. 37: "Wolfsberge".

Wolken, A. Bützow, SO, 1178 Wolchxa, 1270 villa Wolk en, 1286 in Wolken etc . (altsl. vlŭkŭ Wolf A) adj. §. 30: "Wolfsort".

Wolkow, A. Gnoien 2 NO Neu=Kalen, 1178 Volkowa, 1248 Wolcowe, 1314 Wolkowe (altsl. vlŭkŭ Wolf P und A) adj. poss. adj. poss. §. 15. 34.

Woltow, A. Gnoien SO Tessin, 1292, 1305 Woltekow (altsl. volŭ Wille P) adj. poss. §. 15: "Ort des Voltek".

Wölzow, A Wittenburg, O, 1230 Woltsowe, 1327 dorp to Woltsowe, 1333 villa slauicalis Weltzow (altsl. vlŭkŭ Wolf P) adj. poss. §. 15: "Ort des Volč-".

Hohen=Woos, A. Dömitz, 1 1/2 N, c. 1500 Hogewoess (altsl., poln. osa Wespe, Espe A, vgl. čech. osy, osne', oder P) adj. §. 2: "Wespenort, Espenort", oder plur. plur. §. 11: "die Vosa".

Probst=Woos, A. Eldena 1 N Dömitz, 1312 Woez, 1330 villa Wosz, villa Woez: dasselbe.

Tews=Woos, A. Dömitz 1 3/4 N Dömitz, c. 1500 Tetzwoess: ?

Woosmer, A. Dömitz, 1 NW, 1312 Wo e zme, plur. plur. §. 11:?

Woosten, A. Goldberg, S, 1234 (cop.) Wutzen, 1269 Woceten, 1296 Wusten, 1341 Wozsten (altsl. ust-, ustije Mündung, poln. usta Mund A) adj. adj. §. 30: "Mündungsort". (Der Wooster See war früher eine Bucht des Goldberger Sees; vgl. noch ON poln. osetno, von oset Distel, bei Wozeten.)

Wosten (bei Penzlin), 1263 Wosten (jetzt Wötz=See ?): dasselbe.

Wöpkendorf, A. Gnoien SW Marlow, 1210 Uppekenthorp, 1479 tho Wobbekendorf (altsl. ubi tödten P) §. 18: "Dorf der Fam. Ubik".

Woserin, A. Sternberg 1 NW Goldberg, 1234, 1263 etc . Woserin (altsl. ožar-Brand A) adj. §. 32: "Brandort", oder "des Ožara" (Brand).

Wotenitz, A. Grevesm., S, 1230 Wotenist, 1297 Wotenis, 1307 Woteniste, Wutenisze, 1404 Wotensce, 1519 Wotenitze (altsl. ot- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Oten, Voten".

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Wotrum, A. Güstrow W Teterow, 1317 W°tram, 1337 Wotram: ?

Wottrentze, s. Klus, Klußer=Mühle.

Wotuekiz 1186, Wotekitz 1189, Wocekiz 1197 (in prouincia Zuerinensi) (altsl. o- praep. , praep. ček- P) patron. §. 6: "Nachkommen des Voček-", oder "des Otek (Votek)".

Wouita (bei Dargun), 1178 Wouita, zu lesen Woiuta (altsl. voj Krieger P) sing. §. 10: "Besitzer Vojuta".

Wozderim See (bei Woserin), 1237 in den See Wozderim, 1274 stagnum Wozderin: ?

Wozeten, A. Stavenh. O Lage, 1270 Wocene, de Wocene, 1284 Wozcetne, 1337 to Wozetne (poln. oset Distel A) adj. . §. 30: "Distelort".

Wotzetne ort (Bützowsche Feldm.) 1266: dasselbe.

Wozinkel, A. Grabow 1 NO Parchim, 1342 villa Wocinkel (altsl. osika Espe A, vgl. ON r. osinka, kasz. Wòsiklo).

Wozlabin (Parchimsche Feldm.), 1256 villa Wozlabin (altsl. o- praep. , slabŭ ?) adj. poss. §. 16: "Ort des Woslaba".

Wrechen, A. Stargard NO Feldberg, 1577 Wrechem, 1575 Burg Wrechen.

Wrodow, A. Stavenhagen N Penzlin, 1271 Wrudowe, 1280, 1283 Wrodowe, 1301 Wrodow, 1304 Wrůdow (altsl. vrêdŭ Aussatz, Geschwür, poln. wrzód p oder A) adj. §. 15. 34.

Wulfsahl, A. Neustadt, 2 SO, 1392 Volzendoůpe, 1396 Vulueshole, 1412 Wolueshole SA (altsl. vlŭkŭ Wolf, adj. vlŭčĭnŭ Wolfs=, dupa, dupina Höhle A, der spätere Name ist also Uebersetzung des früheren slavischen) §. 40: "Wolfshöhlen".

Wumm=See, Großer, 1 1/2 S Mirow, Grenzsee, 1274 Womazowe (altsl. om- P) adj. poss. §. 15: "des Vomak, Vomač-".

Wulkenzin, A. Stargard W Neu=Brandenburg, 1170 Wolcazcin, Wolkazino, 1182 Wolcaz, 1230 Wolkensyn, 1244 Wolcacin, 1500 Wolkentzin (altsl. vlŭkŭ Wolf P) adj. poss. adj. poss. §. 16: "Ort des Volkata, Volkęta".

Klein=Wüstenfelde, A. Dargun 1 1/4 NW Neu=Kalen, 1216 Wylak solitudo, 1248 Wilach, 1479 tho dem wusten felde (altsl. velŭ groß P) plur. §. 11: "die Velak".

Wustrow, A. Bukow 1 1/4 NW Neu=Bukow, 1273 Wozstruywe, 1310 Wostrowe, 1316 Wozstrowe (altsl. ostrovŭ Insel A) adj. §. 21: "Inselort". - Klein=Wustrow und Neu=Wustrow, ebenda.

Wustrow, A. Stavenhagen SO Penzlin, 1170 Wuzstrowe, 1244 Wostrow castrum et villa: dasselbe.

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Wustrow, Land, an der Tollense, 1236 terra Wostrowe; vgl. zu Güstrow: Bog. 1250 "item Ostrow, ab insula": dasselbe.

Wustrow, A. Minow S Wesenberg, 1349 Wusterowe: dasselde. - Vgl. Neu=Wustrow ebenda.

Wustrowe v. Woztrowe stagnum (bei Sternberg) 1309: dasselbe.

Woztrowitz 1237, Wozstrouitce 1274 (See zwischen Dobbin und Kläden), §. 28: "Insel=" (See).

Wutschendorf, A. Strelitz, 1 O, 1393 Wustrendorp, 1416 Wstendorpe (altsl. ust- P, ON poln. us'cienice) §. 18: "Dorf der Vust-".

Wutzelense See, Wotzelense (bei Neu=Kalen) 1281:?

Z.

Zachow, A. Marnitz SO Parchim, 1238 Scacowe, 1262 Zachowe, Zcachowe, 1272, 1273 Zachowe (altsl. čak- Erwartung P) adj. poss. §. 15: "Ort des čak-, čach-".

Zachow, A. Strelitz 1 SW Stargard, 1290 Zachowe: dasselbe.

Alt=Zachun, A. Hagenow, 1 1/2 NO, im 15. Jahrh. Zarchun (altsl. srŭh- rauh P) adj. poss. §. 17: "Ort des Sarchon", vgl. serb. Sarkoč.

Zageuitce (bei Schwarz), 1274 Zageuitce, 1280 Saghezuitze, 1288 Sageuitz (altsl. zaj P, vgl. r. Zaj, čech. Zajk) patron. §. 6: "Nachkommen des Zaj".

Zahren, A. Plau 1 S Goldberg, 1235 Syarnitze, 1271 Zarnestorp, 1295 Sanerstorp, (für Sarnestorp), 1298 Sarnestorp, 1302 Sarnesdorp, 1304 Zarns, 1312 Zarnestorp, 1345 villa Tzarne (altsl. črŭnŭ, poln. czarny schwarz P) patron. §. 6: "Nachkommen des čarn" und §. 18.

Zahren, A. Neustadt SW Penzlin, 1274 Zarne, plur. §. 11: "die čarn".

Zahren, A. Fürstenberg, 1 1/2 SO, 1408 Sarne (SA): dasselbe.

Zahrensdorf, A. Tempzin NW Brüel, 1316 Tzarnesdorpe, 1420 to Tzarenstorpe, §. 18: "Dorf des čarn".

Zahrensdorf, A. Boizenburg, N, 1230 Tzarnekestorp, 1335 Sarnekestorpe, §. 18: "Dorf des čarnek".

Zanzen=See (jetzt Carwitzer See), 1575 Xantes, Zantes, Santes, Zanzen (altsl. sąd- Richter P) adj. poss. §. 17: "des Sąd, Sądeš".

Zapel, A. Kriwitz, SO, Hof und Dorf, 1428 Tzapel, 1594 Zapell, und

Zapel, A. Wittenburg N Hagenow, 1230 Tsabele, 1335 Sapel (altsl. čaplja Reiher, poln. czapla A) adj. §. 21: "Reiherort".

Zapelshof, A Strelitz 1 SW Stargard.

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Zapkendorf, A. Güstrow, 1 1/2 NO, 1445 Sabekendorpe (altsl. žaba Frosch P) §. 18: "Dorf der žabek".

Zarchelin, A. Plau, N, 1253 villa Zolchelin, 1271 villa Sergelin, 1272 Zoschelin (für Zolchelin), 1273 Zolghelin, 1294 Zolghelin, 1299 Zolchelin, 1313 Zolgheline, Zelghelin, Celghelin (altsl. slŭhŭ hören P, oder srŭh rauh P) adj. poss. §. 16: "Ort des Solchola", oder "des Sorchola" (?).

Zareze cis aquam, terra (d. i. Circipene diesseit der Nebel oder Land Malchow nördl. der Seen und der Reke), 1171, 1191, 1211 (altsl. za jenseit, praep. , rêka Fluß A) "jenseit des Flußes (von O oder S her)".

Zarfzow, A. Bukow bei Neu=Bukow, 1337 Ceruytze, 1338 van Ceruitzowe, 1369 Serwessow (altsl. črŭvĭ, poln. czerw Wurm P und A) patron. §. 6: "Nachkommen des červ"; vgl PN serb. črevo, črevik.

Zarndesstrom (Stadt=Feldmark Grabow), 1450 (altsl. črŭnŭ schwarz A).

Zarnestrom (bei Zarrentin), 1246: dasselbe.

Zarnezstrom (Stromgraben bei Gelbensande), 1252: dasselbe.

Zarnekow, A. Neu=Kloster 1 1/4 S Neu=Bukow, 1224 villa Szerninchusen, 1295 Tsarnekowe, 1303 Tzarnecowe, adj. §. 15: "Ort des čarnek".

Zarnekow, A. Dargun 1 1/2 NO Neu=Kalen, 1266 Zarnecowe, 1327 Sarnecowe, 1333 Sarnecowe, 1334 Zarnecowe: dasselbe.

Zarnewanz, A. Ribnitz N Tessin, 1268 Zarnewanz, 1344 Sarnewantze (altsl. črŭnŭ schwarz P) adj. poss. §. 17: "Ort des čarnivąs" [Schwarzbart].

Zarnewenz, V. Schönberg, am Dassower Binnensee, im 17. Jahrh. Sarnewentz: dasselbe.

Zcarniz castrum (bei Pieverstorf bei Penzlin) 1257, patron. §. 6: "die Nachkommen des čarn".

Zarnowe fluuius (Bach, bei Reez in die Warnow) 1186, 1189, adj. §. 34: "Schwarzbach".

Zarnow, die, Forst bei Sabel, A. Güstrow, woraus jener Fluß kommt.

Zarnowe (bei Pinnow, A. Stavenhagen) 1226, adj. §. 34: "Schwarzort".

Zarnow (bei Röbel), s. Cernow.

Zarow (Bruch S Golm), im 16. Jahrh., und daraus die

Zarow, Zerow, Zerue, im 16. Jahrh. (jetzt Mühlenbek), mündet in den Galenbeker See (altsl. za, praep. über, jenseit, rovŭ Graben A) comp. §. 38: "über dem Graben".

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Zarrentin, Klosterort 1 1/4 NW Wittenb., 1194 Zarnethin, 1230 Tsarnetin, 1251 Tsernentyn, 1252 Tsernetin, 1253 Tsternetin, 1258 Sternetm etc ., Cernetin, Tzarnetin, Tzarntin, Zarntin, ZcernentIIi, Szarnethin, Zernetin, Cernentin, Schernetin (altsl. črŭnŭ schwarz P) adj. poss. §. 16: "Ort des čarnęta".

Zartwitz, A. Mirow, 2 N, 1374 Tzartewissen (altsl. črŭtŭ, poln. czart Teufel P) patron. §. 6: "Nachkommen des čart".

Zaschendorf, A. Kriwitz 1 1/4 SW Brüel, 1320 Saszkendorp, 1306 de Zasekendorpe, 1344 Tzatkendorp, 1474 Zaschendorf (altsl. časŭ Zeit P) §. 18: "Dorf des časek".

Zechlin (zwischen Plau und Ganzlin), 1396 villa Tzechelin, 1726 Zachelinsche Ackerstücke (altsl. cêg-, cêglu einzig P, oder ceh-, čeh- P) adj. poss. §. 16: "Ort des Cêgola, oder čechola".

Zechow, A. Strelitz 1 1/2 SW Stargard, 1310 Czeggow (altsl. cêg- einzig P, oder čehŭ Böhme P) adj. poss. §. 15: "Ort des čecha".

Zchooch stagnum (Schauß=See N Röbel?) 1318: ?

Zeez, A Güstrow NO Schwan, 1307 Wozetze, 1308 Wtsetze, 1308 Woszeze, 1310 Woseze, 1317 Wtsetse etc . (altsl. osêkŭ Umzäumung für das Vieh A; vgl. ON čech. oseč): "Viehhag".

Zehlendorf, A. Güstrow 1 SW Lage, 1294 villa Celendorp, 1616 Zehlendorf (altsl. cêl-, cêlŭ ganz, heil P) §. 18: "Dorf der Cêl-".

Zehmen, A. Rehna, N, 1293 villa Scemne. 1309 Tzeme (altsl. čem- P; vgl. čech. čemin, čemera) plur. §. 11: "die čem-".

Zehna, A. Güstrow, 1 1/4 SW, 1291 villa Cena, 1298 Cena, 1341 Cene, Zene (altsl. čen- P, vgl. cêna; oder čen- P, vgl. čech. čenek, čenka) sing. §. 10: "Besitzer čena", oder "Cêna".

Zepelin, A. Bützow, O, 1246 Cepelyn, 1316 Sepelin, 1333 Seppelyn, 1334 Zepelin (altsl. cêp- Sproß R) adj. poss. §. 16: "Ort des Cêpela"; vgl. čepelĭ PN r.

Zepkow, A. Wredenhagen 1 1/2 SW Röbel, 1285 Cepekowe, 1649 Zepkow (altsl. cêp- Sproß P) adj. poss. §. 15: "Ort des Cêpik"; vgl. auch noch čech. PN čepek.

Zerin (am Zerin=See bei Mirow), 1270 Scirin, Cyrin (altsl. sirŭ verwaist P) adj. poss. §. 16: "Ort des Sira".

Zernin, A. Bützow, SW, 1233 Zarnin, Wendischen Zhiarnyn, 1236 Zarnyn, 1248 Tzarnm, 1270 Cernentin,

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1286 Cernetyn, 1289 bey Cernyn etc . (altsl. črŭnŭ. schwarz P) adj. poss. §. 16: "Ort des čarna, čarnęta".

Wendischen Zhiarnyn (Zernin?) 1233: dasselbe.

Zeten See, s. Cetim.

Zibühl, A. Kriwitz S Bützow, 1322 de Cibule, 1337 in Sibule, 1346 tho Zibuile, to Zibule, 1621 Zebul, Tzibbale (altsl. ceb-, poln. ce'bula Zwiebel P) plur. §. 11: "die Cebula" oder adj. §. 21: "Zwiebelort".

Zickhusen, A. Schwerin, 1 3/4 N, 1284 Tsikhusen, 1320 Zickhusen (P "čik"? oder niederdeutsch Zick? vgl. sick, sickbant Pflugmesser, sicke (tzicke) Ziege).

Zidderich, A. Goldberg, 1 1/2 W, 1234 (cop.) Ziddarge, 1263 (cop.) Cedarg, 1274 Cedarge, 1296 Cedarghe, 1307 Ziddarge etc . (altsl. žĭd- Verlangen P, vgl. čech. židebor, r. žideslav; ferner r. čedodrag, čedrag, vgl. aber auch poln. Siegniew, Segost) plur. §. 11: "die žid-darg [desiderio carus oder cari desiderii] oder "die Sedarg, čedarg".

Ziddorf, A. Stavenhagen 1 1/2 S Teterow, 1648 Sitdorf (altsl. sitŭ poln. sit Binsen A) "Binsendorf" (?) §. 39.

Zielow, A. Wredenhagen O Röbel, 1237 im dorffe Silowe, 1261 villa Sylowe, 1361 tu Sylow, 1648 Zielow (altsl. žilŭ lebend P) adj. poss. §. 15: "Ort des žila".

Hohen=Zieritz, A. Strelitz 1 S Penzlin, 1170 Cyrice, villa Sirice, 1244 Sirize, 1274 Ciriz, 1408 tho Hogen Syrtze (altsl. sirŭ verwaist P) patr. §. 6: "Nachkommen des Sir".

Zierke, A. Strelitz NW Neu=Strelitz, 1408 de helfte des dörpes Groten Syrek, plur. §. 11: "die Sirek", Sirak".

Zierker See, bei Neu=Strelitz, 1346 see to Cyroch: dass.

Zierow, A. Grevesm. NW Wismar, 1230 Zirowe, 1530 thor Sirowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Sir".

Zierstorf, A. Güstrow 1 NW Teterow, 1479 tho Zirstorp, §. 18: "Dorf des Sir-".

Zierze, Bucht des Userinschen Sees, 1358 Siric (Sific), sing. §. 10: "Besitzer Sirek".

Zierzow, A. Grabow, O, 1312 Cyrsowe, 1330, 1349 Tzirsow, 1354 Cyrtzowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Sirča".

Zierzow, A. Wredenhagen N Röbel, 1300 Syrezowe, 1315 Ciritzow: dasselbe.

Zierzow, Zirzow, A. Stargard NW Neu=Brandenburg, 1230 Siritzowe, 1312 Circhtzowe, 1342 Cyrezsowe, etc ., Cyruzsowe, Cyritzowe, Cyrezsowe, Cyrrezowe, adj. poss. §. 15: "Ort des Siriša".

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Ziesendorf, A. Schwan, NW, 1298 Cisendhorp, 1301 Cisendorp, 1344 Cysendorp (altsl. čig- P, mekl. čiž) §. 18: "Dorf der čiž".

Zieslübbe, A. Kriwitz NW Parchim, 1308 Zicelubbe, 1344 Tzicelubbe, 1680 Zieslübbe (altsl. čik- P) plur. §. 11: "die čičelub".

Ziethen, V. Schlagsdorf O Ratzeburg, 1158 Ziethene, 1174, 1194 Cithene, 1236 Citene Maiuset Minus, 1238 Schytene, 1294 villam Cythene Maiorem et Cythane Slauicalem, 1295 in uilla Cytane ac Cytane Slauicali, 1323 Cythane Theutonica et Cythane Slauicalis, 1337 Cithne (altsl. šit-P) plur. §. 11: "die šitan, šiten"; vgl. ON poln. sitno.

Zietlitz, A. Kriwitz, W, 1344 Tzitliste, Zitlist (altsl. silo, poln. sidło Schlinge, Vogelnetz A, vgl. ON poln. sidłow) ište §. 26: "Vogelheerd, Vogelfangsort".

Zietlitz, A. Goldberg SO Krakow, 1331 Citlist, 1322 Citzlist: dasselbe.

Zietlitz, A. Mirow, 1 1/4 NO: dasselbe.

Zilitze (bei Kloster Malchow), 1357 (altsl. žilŭ lebend P) patron. §. 6: "Nachkommen des žila".

Zilman=See, SO Speck, 1257 Paruum Sciruene (altsl. črŭvĭnŭ, poln. czerwien', czerwony roth P und A) adj. §. 21, 17: "rother See" oder "des červ'en".

Zinow, A. Strelitz, NO, 1349 Czinnaw, Tzinow (altsl. činŭ Ordnung P) adj. poss. §. 15: "Ort des čin-, der čina".

Zippelow, A. Strelitz 1 1/2 W Stargard, 1274 Cippelow, 1408 Cyppelow (altsl. čip- P) adj. poss. §. 15: "Ort des čipel-".

Zippendorf, zur Stadt Schwerin, 1282 villa Zuppucendorp (altsl. sopotŭ Rauschen des Wassers A) §. 39; vgl. jedoch PN serb. čup, čupic', dann nach §. 18: "Dorf der čupic'".

Zipphusen, A. Grevesm. SW Wismar, 1230 Sibus, 1324 Lvtteken Syphusen, 1404 Zyphusen, 1519 Siphusen (ob slavisch? Vgl. niederdeutsch sîp, sipe Bächlein). - Vgl. Zippfeld, A. Grevesm. bei Zipphusen, drei Erbzinsstellen, welche seit 1831 diesen Namen führen.

Zirtow, A. Mirow W Wesenberg, 1273 Cirethowe, 1303 Zirtow, 1304 Zyrtowe (altsl. sirŭ verwaist R) adj. poss. §. 15: "Ort des Sirota".

Zislow, A. Lübz SO Plau, 1255 Zitzelow (altsl. čik- P) adj. poss. §. 15: "Ort des čičel-".

Zittow, A. Schwerin, NO, 1251 Zuttecowe, Zuttecow, 1286 Cithecowe, 1326 Zittekowe, Citekouue, 1343 Zittickowe, 1520 Zcithecow (altsl. sut P, vgl. Sut, Sutek čech.) adj. poss. §. 15: "Ort des Sutek".

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Zolkendorf, A. Ivenack NO Stavenhagen, 1256 Soldekedorp (or.), 1280 Zollekendorp (or.), 1285 Soldickendorpe(or.), 1300 Soldickendorp, 1301 Zollekendorp, 1304 Soldekendorp, 1648 Sollekendorf (altsl. sol- P; vgl. poln. Solirad, Solan etc .) §. 18: "Dorf des Solek".

Zolkow, Zölkow, A. Goldberg 1 1/2 O Kriwitz, 1328 Tzollekowe, 1404 Solcow, 1496 Szolkow, adj. poss. §. 15: "Ort des Solek".

Zotzen=See. S Mirow, 1321 Socen, Soten, 1358 Sczozen (altsl. sosna Tanne, Fichte A) adj. §. 21: "Fichten="(See).

Ztlup, s. S. 138.

Zühr, A. Wittenburg, SO, 1194 Zure, 1230 Zvre, 1257 Zsvre, 1289 Zvre, 1344 to Czure (altsl. cur- P, oder sur-, adj. surovŭ grün R) plur. §. 11: "die Cura".

Zülow, A. Sternberg, O, 1320, 1325 to Tzulow, 1342 zu Zulow (altsl. cul- R, oder sulŭ, sulêj besser P) adj. poss. §. 15: "Ort des Cul" oder "Sul".

Zülow, A. Schwerin, 1 1/2 SW, 1400 Tzulouwe: dasselbe.

Zulimari Tessimeriz villa in Tolenz (zu Dargun), 1173 uilla Zuillemari Tessemeris, 1174 uilla Suillimari Tessemeris, 1219 uilla Zulimari Tessimeriz (altsl. sulŭ, sulêj besser P, têha Trost P) §. 18: "des Sulimêr, Nachkommen des Têšimêr".

Zurow, A. Meklenburg 1 1/4 SO Wismar, 1303 Zurowe, 1320 Zurow, 1336 Tzvrowe, 1347 de Surowe (altsl. cur- P, oder sur-, ŋ adj. surovŭ grün P) adj. poss. §. 15: "Ort des Cura".

Züsow, A. Neu=Kloster 1 1/2 S Neu=Bukow, 1224 Zusawe, 1305 Tzusowe, 1306 Tzusowe, 1319 Tzvsowe, 1333 Tz_zowe (altsl. čuždĭ fremd P; vgl. poln. und čech. čuž) adj. poss. §.15: "Ort des čuž".

Zuziza fluuius, Lubenbeke, zw. Basedow und Rothenmoor, 1215, 1229 Zuzina, Zizina 1314 (altsl. čuk-, čuž-, čuš- P) §. 28, 32.

Zwemin, s. Schlemmin, S. 128.

Zwenzower Tannen, A. Mirow NW Wesenberg, vulgo Schwenzow, 1568 in Tzuuentze (altsl. zvękŭ Ton, Schall P) adj. poss. §. 17: "Ort des Zvęk".

Zwikkowe molendinum (bei Malchow) 1313, 1375 PN Storm Swickow, 1570 Clandr. Schwickawer Mule: ?

Zyme, s. S. 133.

 

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II.

Beiträge

zur

Geschichte der Großherzoglichen Justiz-Canzlei zu Schwerin

vom

Geheimen Rath A. J. C. zur Nedden,

† am 17. Mai 1881.


Forstsetzung von Band XLV, S. 177 - 262.)

III. Geschäftsbetrieb der Justiz-Canzlei.

A. Form des Geschäftsbetriebes.

Format der Acten.

D ie ältesten in der Registratur aufbewahrten Acten sind in Form von Briefen an die Landesherren adressirt und von ihnen geöffnet, demnächst an die Canzlei zur Decretur abgegeben und in dieser Briefform zur Registratur gebracht. Einzelne solcher Vorträge, Eingaben, Proceßschriften und von den Parteien in irgend einer vor die Gerichte gehörigen Sache überreichten Schriften wurden, mit dem Tage der Präsentation und mit einer Bezeichnung der Parteien versehen, für sich aufbewahrt und als [1] Act. weggelegt; mehrten sie sich, so wurden die folgenden Eingänge, gleichfalls mit dem Präsentatum und den Namen der Parteien, unter den folgenden Acten=Nummern den früher übergebenen jungirt, und die sämmtlichen auf eine Sache bezüglichen Acten mit einem

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Bindfaden zusammengebunden. Mitunter wurden bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts auch die Acten eines Processes entfaltet und mit einem durchgezogenen Bindfaden zusammengeheftet; die Concursacten aber wurden ihres Umfanges wegen aus chronologisch geordneten, in Folioformat gelegten und theils zusammengehefteten, theils eingebundenen Briefen gebildet, und zwar von der ersten bis zur letzten Actennummer in einem Actenbunde, ohne Rücksicht auf die Menge, Unförmlichkeit und schwerere Handhabung. Actendesignationen (protocolla actorum) kommen fast nie, Actenmäntel (pallia) in den ersten Decennien nur sehr vereinzelt vor, so daß die Acten erheblich litten. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurden die, noch stets in Briefform eingehenden, Vorträge mehr und mehr in Quarte zusammengelegt (quadranguli) und mit einem halben Bogen weißen oder blauen Papiers als "pallium" umgeben, auf welchem außer den Namen der Parteien nun auch die streitige Sache (rubrum) verzeichnet, und die Zahl der Eingänge in den fortlaufenden Actennummern bezeichnet ist. Mit dem Schlusse des siebzehnten und im 18. Jahrhundert tritt die Actenform in folio entschieden auf, sind die Umschlagsbogen mit Rubrum und fortlaufenden Actennummern versehen und Acten=Designationen gewöhnlich. Diese Form ist bis zum Jahre 1879 geblieben und hat nur durch den Gebrauch starker blauer Actenmäntel eine nothwendige Verbesserung erhalten. Auch fing man um 1750 an, größere Actenmassen in mehrere Bände ("volumina") von je 50 Nummern zu theilen.

Aeußere Form der schriftlichen Vorträge.

Die äußere Form der an die Justiz=Canzlei gerichteten Vorträge hat im Laufe der 267 Jahre ihres Bestehens mehrfache Veränderungen erlitten. Bis zum Jahre 1818 wurden sie freilich unmittelbar an den Landesherrn gerichtet, aber in den verschiedenen Zeiträumen in verschiedener Weise. Anfangs, als bisweilen der Landesherr noch selbst präsidirte und auch die Eingaben las, wurden diese mehr auf ihn persönlich berechnet. Z. B. nicht selten war der Eingang dieser: "Durchleuchtiger, Hochgeborner Fürst! E. F. G. sein meine unterthänige, gehorsamste Dienste ungespartest besten Fleißes zuvor! Gnädiger Herr!" - Unterschrift: "E. F. G. unterthäniger und gehorsamster" N. N. - Vormünder eines v. L. schrieben 1615: " Durchleuchtiger, Hochgeborner Fürst! Gnädiger Herr! Vermittels unser pflichtschuldigen Dienste Erbietung und

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Wünschung eines heilwertigen, vom lieben Gott gesegneten, freudenreichen neuen Jahres" etc . - Eine Eingabe von 1621 beginnt: "Hochwürdiger, Durchleuchtiger, Hochgeborner, Gnädiger Fürst und Herr! Nächst Anerbietung meiner unterthänigen, gehorsamen und pflichtschuldigen Dienste" etc . - und sie schließt: "Solches umb E. F. G. in Underthänigkeit zu verdienen, erkenne ich mich schuldig und in Bereitschaft willig. E. F. G. und derselben herzvielgeliebte Gemahlin und jungen Fräulein hiemit göttlicher Protection thue empfehlen. - E. F. G. underthänig gehorsamster Lehnmann Gerdt von Cöllen". - Ein v. Bibow schließt 1623 einen Vortrag: "Das bin umb E. F. G. ich mit Aufsetzung Guts und Bluts in Unterthänigkeit wiederum zu verdienen schuldig, E. F. G. unterthäniger Lehnmann". - "Durchleuchtiger, Hochgeborner Fürst, Gnädiger Herr! E. F. G. haben sich ex actis zu erinnern", - -. Schluß: "Und thun dieselben, sammt dero herzliebe Gemahlin undt jungen Herlein der sichern gnadenheit des Allerhöchsten zu langbestendiger guter Gesundheit, glücklicher Regierung, und allen fürstlichen Auffnehmen unterthänig und getreulich empfehlen. Datum in E. F. G. Stadt Gadebusch, den 9. Septbr. Ao. 1624. E. F. G. Pflichtschuldiger und getreuer Unterthan". -

"Durchleuchtiger, Hochgeborner Fürst, Gnediger Herr! - Solches wird der liebe Gott reichlich vergelten, und sind wir mit unserm Gebete es zu verschulden erböttig. Datum - - 1632. E F. G. unterthänige Fürbitter bei Gott". - "Durchleuchtiger, Hochgeborner Fürst! E. F. G. ist mein andächtiges Christliches Gebet für dero fürstliche friedliche Regierung und alle fürstliche Prosperität stets bevor. Gnädiger Herr! daß E. F. G. - E. F. G. Hochadliches Mildrichterliches Amt omni meliori modo hierzu demüthig anrufend, E. F. G. demüthig gehorsamste Vorbitterin Mette Sperling, Hanß v. Below eheliche Haußfraw. 4. Februar 1650". -

Ein Proceß von 1679- 1696 zeigt bis Nummer 40 die Briefform unter der Adresse des Herzogs; dann haben die Nummern 40-96 ein vollständiges Rubrum: Exceptionsschrift, accusatio contumaciae etc .

Aehnliche Formen der Anrede und Unterschriften finden sich seit den Jahren 1670 - 1700 in fast allen Acten. Die Form der Aufschrift variirt allerdings, noch im Jahre 1682 wechselte die Briefform mit der in □ mit Rubrum. So sind durch das 18. Jahrhundert hindurch und bis zum Jahre 1818 die Anreden, Unterschriften und Rubricirungen sich im

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Wesentlichen gleich geblieben, mit der Abweichung, daß während der französischen Invasion vom Novbr. 1806 bis zum Juli 1807 die Anrede an den Landesherrn ausfiel und statt derselben die: "Zur Justiz=Canzley verordnete Director, Vice=Director und Herren!" eingeführt war, und daß mit der Annahme der Großherzoglichen Würde am 14. Juni 1815 die Titulatur: "Allerdurchlauchtigster Großherzog, Allergnädigster Großherzog und Herr!" - die Unterschrift: "Ew. Königlichen Hoheit allerunterthänigster", gesetzlich vorgeschrieben wurde.

Durch die Verordnung vom 1. Juli 1818 zur Publication der Ober=Appellations=Gerichts=Ordnung wurde der Schweriner Justiz=Canzlei (gleich denen zu Güstrow und Rostock) das Recht nomine Serenissimi zu judiciren genommen, und statt dessen hatte sie es nur im Namen des Collegii zu thun. Die Anrede lautete nun: "Zur Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Justiz=Canzlei Allerhöchst verordnete Director, Vice=Director und Räthe", die Unterschrift: "ehrerbietigst gehorsamst", und die Adresse: "An die hohe Großherzoglich Meklenburgische Justiz=Canzlei zu Schwerin". Aber auch diese Curialien wurden durch die Verordnung vom 23. Septbr. 1837 aufgehoben, und statt deren die Anrede: "An die hohe Justiz=Canzlei" vorgeschrieben, die Unterschrift: "ehrerbietigst gehorsamst" durfte nun fehlen, blieb aber allgemein üblich.

Termine. (Vorbescheide.)

Noch bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Anberahmung eines Vorbescheids auf eingegangene Civilklagen oder sonstige Anträge, z. B. Proclamations=Gesuche, Curatelbestellung, Concurs=Einleitung u. s. w., die regelmäßige Verfügung.

Im Jahre 1615, am 28. Nov., ist ein Vorbescheid "uffm fürstlichen Hause zu Schwerin" unter dem Vorsitz des Herzogs um 6 Uhr Morgens, am 16. April 1618 ein anderer in derselben Concurssache zu derselben Tageszeit gehalten worden. Auch später kommt als die gewöhnliche Terminszeit noch oftmals 6 Uhr, auch 7 Uhr vor; dann aber begannen (nach Vorschrift der Canzlei=Ordnung vom Jahre 1637, s. Bd. XLV, S. 227) die Termine bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts um 8 Uhr. Wenn die Ladungen der folgenden Zeit lauten: "Morgens zu gewöhnlicher Zeit", so ist die 9. Stunde gemeint, hernach, bis 1837 10 Uhr; von

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da an wurden die Termine auf 11 Uhr anberahmt. - Für Rotulationstermine war die Nachmittagsstunde von 3 - 4 Uhr üblich.

Die Protocolle wurden von Canzlisten nach dem Dictamen geschrieben, lange Zeit hindurch aber von den Protocollführern nicht durch ihre Unterschrift beglaubigt. Erst 1748 habe ich die "subscriptio": "in fidem protocolli" gefunden.

Vota. Relationen.

Außer einzelnen (in den Jahren 1636, 1649, 1657, 1675) vorkommenden Fällen des Votirens auf den Actenstücken, wie dies bei den Regierungs= u. Cammer=Collegien=Acten bis in die neueste Zeiten Gebrauch geblieben ist, - findet sich schon im Jahre 1620 ein auf einem halben Bogen von der Hand des Decernenten aufgesetzter Vorschlag (votum) zum Erkenntnisse: "Ich bin der unvorgreiflichen Meinung" - -. "Citra praejudicium erwarte sentimentum D nrum Colleg arum . S. d. 11. Novbr. 1620. Joh. Oberb., Dr.", und darunter "Consentio, daferne die Sache in der Nachfrage sich also befindet, quod ex Actis nondum apparet. M. Bruns". - "H. Meier". - Ferner 26. Octbr. 1622 in einer Untersuchungssache wegen Diebstahls: "Ich halte es dafür, daß - -; doch salvo. Joh. Oberb., Dr.". "Item M. Bruns". "H. Meier". Beide Urtheilsvorschläge, kurz, concise, liegen in den Actenstücken, und nach ihnen ist von der Hand des Decernenten (Raths Oberberg) die Decretur aufgesetzt. So giebt am 16. Mai 1620 Christoph v. Hagen: "Mein Bedenken". Und Joh. Oberberg schreibt darunter: "So viel ich in Eile befinden können, ist das delictum dermaßen beschaffen, daß er (Piel) billig vom Fiscal belanget werde". - Unter ein Votum Jasmunds vom 2. Mai 1623 schreiben Joh. Oberberg und Dr. Meier ihr "Fiat". - Zu Abschieden auf Vorbescheide finden sich derartige Vota äußerst selten (z. B. 11. Jun. u. 21. Sept. 1626), da die Entscheidungen fast stets sofort in Tno. aufgesetzt sind und schriftliche Berathungen selten Statt gefunden zu haben scheinen. Eine eingehendere schriftliche Bearbeitung des zur Frage stehenden Rechtfalls ist überall erst mit der sich immer mehr Bahn brechenden juristischen, förmlichen Prüfung der streitigen Fälle in's Leben getreten, und seit den letzten Decennien des 17. und durch das 18. Jahrhundert hindurch, bis zur Aufhebung der Justiz=Canzlei kommen als Regel "vota", "relationes", "correla-

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tiones" in zuweilen voluminöser Form vor. Sie sind von den Decernenten chronologisch geordnet, gesammelt, und nach ihrem Tode oder Abgange in versiegelten Fascikeln als ein Heiligthum in der Registratur für sich aufbewahrt. - Auffallend sind Vota und Decretur in Hexenprocessen aus den Jahren 1659-1711; sie lauten höchst lakonisch: "Tortura"! "Ignis"! "Gladium"! - Bis in das Jahr 1844 sind die Vota nie zu Händen der Schreibstube gekommen; der Urtheilsverfasser (Decernent) setzte nach Maßgabe der Ansichten die Verfügung, das Urtheil u. s. w. mit seiner Hand auf, und es war zur strengsten Gewissenssache geworden, den Inhalt der Berathungen geheim zu halten, so daß, wenn aus älteren Fascikeln früherer Mitglieder ein oder das andere Votum zum Nachlesen von einem Rath gewünscht wurde, der Director sich aus der Registratur das bezügliche Actenbund geben ließ, es im Collegium entsiegelte, das betreffende Votum herausnahm und sofort das Bund mit seinem Petschafte wieder versiegelte. Als bei Gelegenheit der zweiten Visitation des Geschäftsbetriebes die Vereinfachung der Arbeiten des Collegiums zur Frage stand, machte ein Rath, der nicht bei der Justiz=Canzlei als Auditor und Canzlei=Rath fungirt hatte, den Vorschlag, die Vota dem Extendenten oder Expedienten zur Ausfertigung oder Reinschrift hinzugeben, da diese ja auch auf Verschwiegenheit beeidigt seien, "und an einem solchen voto doch eigentlich nichts gelegen sei"; diese Aeußerung und dieser Vorschlag rief aber eine solche Entrüstung hervor, daß der Dirigent sich zu einem besonderen, höchst animirten, mißbilligenden P. M. zum Diarium der Visitation veranlaßt fand. Jedoch seit den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts ward es immer mehr gewöhnlich, die Vota den Extendenten und Schreibern zugehen und aus ihnen Extensionen, Urtheile u. s. w. in Reinschrift anfertigen zu lassen. -

Gesammelt, alljährlich zur Registratur, seit 1856 zu Händen des Canzlei=Directors geliefert, sind die Vota separat asservirt worden.

Form der Decretur (bei Proceßleitung).

Das Decret wurde, wenn Actenstücke in Briefform eingingen, mochten es Vorträge von Privatpersonen oder Zuschriften der Regierung oder anderer Behörden und Gerichte sein, bis 1846 regelmäßig auf den unteren Raum rechts von der Adresse an den Landesherrn, resp. an die Justiz=Canzlei geschrieben, kamen sie in Quartformat, auf die

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Rückseite der Eingabe. Seit 1846 wurden alle in Briefform eingehende Anträge in einem von der Registratur anzulegenden Rubrum, auf einem ganzen, in Quart zusammengelegten Foliobogen, zur Decretur vorgelegt.

Die Decrete sind von dem jedesmaligen Decernenten aufgesetzt, aber bis in die letzten Decennien des 17. Jahrhunderts (bis auf vereinzelte Ausnahmen) sowenig von ihm, wie von einem andern Mitgliede des Collegiums signirt, während diese Signatur späterhin Vorschrift war.

Selbst auf die Gefahr hin zu weitläufig zu sein, will es mir geboten scheinen, um den modus decernendi in den ersten Jahren der Tätigkeit der Justiz=Canzlei für die Nachwelt aufzubewahren, die Decretur aus einigen Processen zu geben. Im Allgemeinen unterscheidet sich die Urform derselben in dem Jahre 1613 von der seit 1750 gebräuchlichen wenig.

In Sachen Winterfeldt gegen Hannen, Gebrüdere, wegen Arrestes 1613: [1] "Detur inclusa copia mandatum petitum cum clausula. Sign. d. 27. Maerz 1613". - [2] "Inclusa copia renovetur mandatum proximum sub comminatione executionis. Sign. 16.May 1613". - [5] "Inclusa copia detur mandatum cum clausula et termino XIV dier., suppl. zu befriedigen, damit nicht nott den gebetenen Arrest zu verhengen. Sign. d. 4. Martii 1614". - [7] "Hujus copia soll beclagten zugeferttigett werden, darauff zu vernehmen, wie ihr jüngst eingeschickter Gegenbericht hiedurch abgelehnett, addito mandato, daferne sie hiewieder weiter mit guttem Grunde und Bestande nichts einzuwenden, daß sie supplicanten nochmals befriedigen, sub comminatione executionis. Sign. d. 23. Februar 1616". - [10] "Inclusa copia mandetur Beclagten, hieruff ihre endliche und schließliche Notturfft innerhalb 14 Tagen einzuschicken, und soll daeruff, damit in diesem casu dubio kein theill mit Fuege sich zu beschweren, ein Tag zur rotulation und verschickung der Acten zu Einholung eines rechtmessigen Urtheils angesetzt werden. Sign. d. 28.Septbr. 1618". - [12] "Weil insinuatio nicht mitt bescheiniget, allso soll hieruff abermall ein Tag zur inrotulatio und Verschickung der Acten angesetzet, undt das gegentheill copia inclusa dazu, sub poena 20 thall. undt comminatione, daferne sie nicht erschienen, doch alsdann, probata insinuatione, ungesäumt nicht destoweniger mit rotulir- und Verschickung der Acten verfahren, auch die verwirckte poen undt ihr antheill urtheillsgeldes undt bottenlohns durch die Execution abgefürdert werden soll, citiret werden. Sign. d. 11 . Juni 1619" - [17] "Hujus copia soll Beclagten

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zugeschicket werden, addito mandato, daß sie supplicanten befriedigen und clagloß stellen, oder aber, daferne sie mitt ihrem Beweiße vermuge der erofneten Urtheill gehort werden wollen, deßfalls ihre notturft innerhalb 4 Wochen einschicken sollen. Sign. d. 9. Januar 1620". - [18] "Registretur" (NB für das später gewöhnliche Decret: "ad Acta"), "d. 14. März 1620". -[21] "Registretur et Communicetur ulterius supplicanti". "Sign. d. 22. Juni 1621. - [22] "Registretur ad Acta, et detur ulterius supplicanti hujus copia". - [23] "Respondeatur supplicanti, daß ehr erstlich billig sollte erkundigt haben, ob von Seynem gegenteill zur Ablehnung etwaß einbracht, ehe dan ehr s hitzig herausfeeret und die rethe bedreuwet. Sign. 12. Februar 1622". - [29] "Inclusa copia detur mandatum ahn die Beampten biß auff ferner bescheitt einzuhaltten" (NB mit der ihnen aufgetragenen Execution). "Sign. d. 25. Februar 1626" - [30] Detur copia deßen, was ex adverso angetragen. Respond. supplicantin, weill Beclagte nicht allein die Vollkommenen Kaufgelder, besond. auch darüber außgezahlt bescheinigt, als dieselben nunmehr billig zu absolviren. Sign. d. 19. Martij 1623".

In Sachen A. N's. gegen Gebr. die W., wegen ihrer Hausfrauen hinterstelliger Aussteuer, 1621: [1] "Inclusa copia mandetur Jochim Griese (NB Stadt=Vogt), beide Theile für sich zu bescheiden und Rechnung von denselben aufzunehmen, auch dieselbe zu ferner Rechtmessiger anordnung anhero einzuschicken. Sign. Schw. 14. April 1621". - [5] "Detur, inclusis copiis et praecedentis supplicationis und der Beilagen copiis, citatio an W. ad diem 5. Octbr. die liquidation anzustellen"; und "Citetur supplicans per responsum, cum comminatione, daß ihm sonst zu seiner Forderung nicht verholffen, und er in die verursachten unkosten verurtheilt werden soll. Sign. Schw. d. 30. August 1622". - [11] "Weil diese Sache in Terminis executionis versiret, und dieselbe in Actis genügend ausgefhürt, Ist der erbetene Vorbescheid abgeschlagen. Sign. Schw. d. 29. April 1623". - [22] "Dentur promotoriales an die HoffGerichtsRhete zu Sternberg, supplicanti gebürende und schleunige Rechtens zu verhelfen. Sign. Schw. d. 7. Septbr. 1623". - [29] "Detur immissio ins Gut Vielist citra praemonitionem, salvo cujusq. jure. Sign. Schw. 12. Januar 1624".

Auch möchte ich noch einzelne Decrete aus den Jahren 1613-1660 mittheilen, ihrer Form, auch des Inhalts wegen: 1613, 10. Septbr. "Es soll dieser Appellation ungeachtet in den Sachen beschehen, was Recht ist". 1614, 12. März: "Ist

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nicht juris und deßbalb abzuschlagen". - 1615, 20. Octbr.: Incl. copia mandetur suppl ti seine schließliche Notturff in Termino hieruff gewiß einzubringen, damit dieser Sachen endlich einmal abgeholfen werden möge." - 1615, 20. Novbr.: "Wann weiter angehalten wirtt, sollen die Parteien ad audiendam sententiam, dazu ihnen alßdann ein Tag zu nennen, anhero citirt werden". - 1616, 4. Januar: "Rotulentur acta uff den 13. dieses et mandetur den Partheyen ut styli". (NB. wegen Beibringung "der Urtel und Bottenlohns".) - 1616, 6. Juni: "Detur executio uff 12 Thaler moderirte gerichtskosten".

1633. Einfache Decretur in Klage=Sachen Kurd B's gegen H. v. P. wegen 300 Thaler Schuld sammt den verheißenen Zinsen: auf die Klage: "Dentur Citationes zum Vorbescheid uff den -"; auf den Anruf: "Renoventur priores citationes ad diem . . et cum annexo mandato, alßdann sub poena 50 Rthlr. unauspleiblich zu erscheinen"; auf die Vernehmlassung: "Detur instantiae copia (i. e. communicetur)". Protocollum Termini, sofort erfolgt Abschied, und Acta schließen.

1637: Hierüber soll pars adversa gehört werden, und so sie dieser kleinen sachen wegen sich lieber nicht ungemach und unkosten sparen mögte, innerhalb 3 Wochen zu fernerer gerichtlicher Verordnung ihren gegenbericht einschicken".

1643: "Mandetur reae, da sie dawider mit Bestande nichts erhebliches einzuwenden hatt, daß sie sich mit Supplicantinnen dieser Forderung halber innerhalb 3 Wochen abfinden, oder rechtmeßige Uhrsachen ihrer Nichtschuldigkeit in praefixo termino einschicken soll".

1643 finde ich in Sachen Ch. Gs. gegen J. H. wegen Schuld zuerst das Decret: "Communicetur" (statt: "Registretur et detur instanti copia"). - [13] "Dirigatur immissio in die genannten Pawren, und ist die Summa 409 Mark Cappitall".

In einer Sache in pcto. debiti et fidejussionis, 1644: [1] "Inclusis copijs mandetur solutio cum clausula et termino consuetis. Sign. 10. April 1644". - [3] "Inclusa copia renovetur praecedens mandatum in forma arctiori sub comminat. execut. Sign. 13. Mai 1644". - [4] "Inclusa copia renovetur ex abundanti mandatum antecedens sub poena paratissimae executionis. Sign. Schwerin, 4. Februar 1646". - [7] "Dentur in contumaciam executoriales de assecuranda sorte et solvendis usuris salvaque moderatione

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expensis, neben Erlegung des halben Hülfsgeldes, sub praemonitione solita. Schwerin, d. 28. Octbr. 1646." - [11] "Inclusa copia detur der erpetene Vorbescheid, et citentur nominatae personae in patenti forma ad diem 31. Martij singulae sub p. 30 Rthlr". "Suspendatur executio biß uff den angesetzten Vorbescheid. Sign. Schwerin d. 21. Jan. 1647". - Protocollum vom 31. Martii 1647: Die Sache wird verglichen. Abschied vom 31. März 1647.

1663, 1664, in causa Habekorst contra Gunzel pcto. reluitionis, kommt wohl noch die nicht ganz proceßordnungsmäßige Decretur vor: "Hierüber ist Suppl. zu hören", d. 16. Novbr. 1663, und: "hierüber ist Suppl. gleichfalls zu hören", ohne daß irgend ein praejudicium oder Strafe gedroht wird; auch ferner: "Resp., daß sein Gesuch fürzeitig sei, und demselben noch zur Zeit gebetenermaßen nicht deferiret werden möge. Sign. d. 12. May 1664".

Aber es bricht sich die bis auf die späteste Zeit beibehaltene Form der proceßleitenden, streng juristischen Decretur in Civilsachen, namentlich wohl durch den Eintritt der vom Auslande in das Collegium berufenen Rechtsgelehrten (wie Brüning, Lüttich, v. Mithoff), immer präciser und consequenter Bahn. Der, man möchte sagen, früher zuweilen landesväterliche, wohlmeinende, berathende Ton hört in den Decreten auf, und der Canzleistil wird allgemein.

Außer der proceßleitenden Decretur kommt eine besondere Form in Concursen, Criminalsachen, selbst in Curatelen nur selten vor. So lautet z. B. das Decret auf ein Gesuch der Wittwe V. um Bestellung des Dr. Nicolaus Eggebrecht zum Vormunde ihrer minorennen Kinder unterm 7. März 1633: "Fiat secundum petita, uti styli est", während das Bestellungsdecret für einen Vormund in der Mitte des 17. Jahrhunderts schon präciser dahin gefaßt vorkommt: "Detur confirmatio auff den Dr. Praetorium umb die Tutel auf sich zu nehmen. Sign. d. 4. Octbr. 1653", und im Jahre 1670 ad Acta Curat. v. d. Hart'scher Minorennen: "detur Curatorium in forma solita", eine Form, die allen späteren Bestellungen bis in die letzten Zeiten zum Grunde liegt.

Form der Abschiede und Urtheile.

Die Form der Abschiede und Urtheile ist sich von der frühesten Zeit bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts auffallend gleich geblieben. Die der ersteren war stehend folgende: "In Sachen des X., Imploranten (Klägers), eines,

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entgegen und wider den Y., Impetraten (Beklagten), am andern Theil, in puncto - -, giebt der Durchl. (voller Titel) allem eingenommenen An= und Vorbringen nach zu Recht diesen Bescheid: daß - - soll. V. R. W. Publ. Schwerin, d. - - "; und die gewöhnliche Form der Urtheile war diese: "In Sachen des X., Klägers, an einem, wider den Y., Beklagten, am andern Theil, puncto - -, erkennen Wir (voller Titel des Landesherrn) nach eingesehenen und wohl geprüften Acten", - bei ab extraneis eingeholten Erkenntnissen: "nach vorgepflogenem Rath auswärtiger Rechtsgelehrten" - "hiermit für Recht: daß es etc . - Von Rechts Wegen! Publ. Schwerin, d. - - ".

Bis zur Verordnung vom 9. Februar 1775 enthielten Urtheile wie Abschiede selten oder nie Rechts=Ausführungen oder weitläufigere Beurtheilungen des von den Parteien in den Acten Vorgetragenen; von 1775 an aber wurden die von den Facultäten ihren Erkenntnissen beigelegten rationes dubitandi und decidendi, namentlich die letzteren, den Canzlei=Entscheidungen inserirt; und es galt bis zum Jahre 1846 bei hiesiger Justiz=Canzlei für ein Criterium eines gelungenen, vollkommenen juristisch richtigen Urtheils, wenn die Gründe demselben so eingeschachtelt und entwickelt waren, daß das ganze, oft durch mehrere Bogen laufende Erkenntniß, mit: "In Sachen" etc . beginnend, bis zum Schlusse nur ein einziger Schlußpunkt auszeichnete. Ich könnte solche Erkenntnisse hundertweise zur Belegung meiner Angabe beibringen; ich habe es bei deren Verlesung, so lange Urtheile noch förmlich publicirt wurden, vielfach empfunden, welcher Anstrengung der Lungen es dazu bedurfte, ich weiß aber auch, wie die Abfassung dieserartiger Erkenntnisse der Stolz der älteren Mitglieder des Collegiums war. Nach der Verordnung vom 28. Januar 1846 hörten diese einathmigen Urtheile u. s. w. auf, und wurden die Entscheidungsgründe ihnen in besonderer Ausfertigung angeschlossen.

Expeditionen.

Zur Expedition der Decrete, von denen die Extensa in der ersten Zeit auf den Eingaben selbst, später auf einzelnen, halben oder ganzen, Bogen angefertigt sind, die Reinschriften in der bis auf die letzte Zeit gebräuchlichen Weise beschafft wurden, waren ein Secretair und zwei Canzlisten angestellt; die Registratur besorgte ein, auch zwei Registratoren, zu welchem Amte schon früher der erste Canzlist als zweiter

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Registrator herangezogen wurde. Der Canzleischreiber ward zum Copiren der nicht als Reinschrift expedirten Ausfertigungen, Anschlüsse etc . verwandt.

Die Ausfertigungen sind von der ersten Zeit der Canzlei an stets mit dem Namenszuge der Decernenten versehen, die Reinschriften (munda) bald vom Herzoge Adolf Friedrich unterschrieben (z. B. 22. Septbr. 1618, 16. April 1619), bald auch nicht (z. B. in derselben Sache 21. Juni 1619), und nur mit dem fürstlichen Siegel untersiegelt, letztere zuweilen mit der Unterschrift: "Ad mandatum serenissimi celsissimi proprium" (8. Januar 1667); 11. Oct. 1706: "Ad mand. S mi . proprium fürstl. Meckl. verordnete Präsident, Geheimbte und Räthe"; 23. Nov. 1707 und 5. Febr. 1712: Ad mandatum Serenissimi proprium. Fürstl. Meckl. verordnete Präsident, Director und Räthe; am 18. October 1785: "Ad mandatum Serenissimi proprium. Herzogl. Meckl. zur Justiz=Canzlei Verordnete Director und Räthe. A. C. Fromm"; contrasignirt: "J. Plate".- Die frühesten Contrasignaturen der Secretaire auf den Reinschriften sind mir in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts vorgekommen, von der Zeit an waren sie "vorschriftsmäßig", wie v. Schack in seiner Geschäfts=Ordnung vom 14. Januar 1819 sagt. Die Bestimmung selbst habe ich nirgends finden können, sowie außer den beiden Canzlei=Ordnungen sich über den Geschäftsbetrieb keinerlei General=Acten in der Registratur vorgefunden haben. Documenta Comparitionis, vom Registrator ausgestellt, finde ich schon im Jahre 1653 in S. v. Lützow ctr. v. Plessen.

Die Insinuation der Erlasse geschah noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nicht von Amts wegen, sondern die Extrahenten hatten dieselben von der Schreibstube einzulösen und (im Proceß) den Gegnern, Zeugen und selbst den Commissarien zuzustellen.

Depositen=Wesen.

Die Canzlei=Ordnungen von 1612 und vom 25. August 1637 setzten fest, daß mit Bewilligung der Parteien, oder auf Verordnung der Räthe Geld oder Pfänder bei der Canzlei deponirt werden und von dem Registrator ohne sein sonder Beschwerde und pericul in der Canzley verwahrlich beigelegt werden dürften. Darnach war das Depositen=Wesen Anfangs ausschließlich in den Händen der Registratoren, und blieb es bis zum Jahre 1802. In den von Halberstadt'schen Concurs=Acten habe ich das früheste Deposi=

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tum gefunden; durch Mandat vom 22. Febr. 1615 wird von Halberstadt befehligt, von den bei ihm hinterstelligen Kaufgeldern des Guts Gottsgabe die zur Ausrechnung dessen, was seines Bruders Gläubigern annoch davon zukomme, erforderliche Quote "alßbald in Unsre Cantzley einzubringen und in depositum niederzuleggen". Unterm 6. März 1615 deponirte Christoffer Halberstadt nunmehr einen Theil dieser Kaufgelder, und es wurde ihm vom Registrator Langermann folgende Bescheinigung darüber ausgestellt: "Ich H. L. bekenne hiemit, daß der pp. Christoffer Halberstadt in meines Gnedigen Fürsten und Herrn Gewelbe hieselbst uffn Schlosse seines sehl. Bruders Lütken Halberstaten Creditoren zum besten deponiret und niedergesetzt hatt Zwo verschlossene Laden, darin Achttausendt gulden sein sollen. Zu Urkundt gegenwertiger meiner eigenen Handt und uffgedruckten Pitschafft. Actum Schwerin, den 6. Martii Ao. 1615". Und über die zweite beschaffte Einzahlung gab L. einen ähnlichen Depositen=Schein am 30. März 1615.

Von diesen deponirten Geldern baten unterm 27. März 1617 Andreas W. und V. L. ihnen bis zum nächsten Antonitermin 9000 Gulden verzinslich anleihen zu wollen, und brachten die Consense Christoph Halberstadts sowie des Deputirten der Gläubiger bei; und in der That ward am 27. März die "zu E. F. G. gnädiger Anordnung gestellte" Genehmigung dahin ertheilt, daß diesen gegen Bürgschaft und eine Verschreibung, "die 9000 Fl. neben eines Jahres Zinsen uff Antony des nächstfolgenden 1618 Jahres unfehlbar hinwiederumb in Unsere Canzlei - unverlangt einschicken zu wollen", - diese Summe aus dem Depositum einstweilen angeliehen werden sollte. - Uebrigens habe ich ähnliche vom Collegium bewilligte Verfügungen über deponirte Gelder in den Acten nicht gefunden.

Das Verfahren bei Depositionen war dieses, daß auf erfolgtes Decret ("Accepto deposito communicetur", oder Accipiatur a reg. pecunia et comm.") der Registrator die Depositen an sich nahm, darüber ein Attest unter seinem Namen ausstellte und sie später auf Befehl des Collegiums zurückzahlte. Ein Depositenbuch ward mindestens seit 1744 geführt, bis 1801, am 25. Aug., das Collegium das Depositenwesen in die Hand nahm. Um sich Gewißheit darüber zu verschaffen, ob irgendwie außer den öffentlich bekannt gemachten Depositen noch Interessenten vorhanden wären, und ob noch Ansprüche an die vor vielen Jahren deponirten und nicht abgeforderten Summen erhoben würden, erließ

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die Justiz=Canzlei unter dem 8. Mai 1802 Proclamata; allein in dem Präclusivtermin wurden, nachdem bis dahin zu einigen Specialacten angebrachte Liquidationen beseitigt waren, keine Ansprüche geltend gemacht, so daß am 15. Sept. ein Präclusivbescheid erfolgen konnte; und die von niemand in Anspruch genommenen vieljährigen Depositen wurden, wie angedrohet, dem Canzleifiscus zugeeignet. Ein "Geld=Depositen=Kasten", zu dessen drei verschiedenen Schlössern der Director und die Registratoren je einen Schlüssel führten, enthielt fortan die Deposita, über die seit 1811 ein Verzeichniß geführt ward, und die drei genannten Personen bezeugten durch ihre Unterschrift ihre Anwesenheit bei jeder Einlage oder Herausnahme. Alljährlich fand eine genaue Revision statt. In Folge der Münz=Conversion wurden 1848, der Verordnung vom 10. October gemäß, sämmtliche Deposita aus dem N2/3=Fuß in Courant=Thaler umgesetzt, ihr Betrag im Depositenbuche vermerkt, und dann wurden sie ebenso wieder aufbewahrt, bis im Jahre 1855 auf Antrag des Directoriums das Justiz=Ministerium genehmigte, daß die Mehrzahl der Gelddepositen an die Großherzogliche Renterei gegen Quittung und Revers ihrer ungesäumten Zurückzahlung im Fall der erforderlichen Benutzung ausgeliefert wurden. Bei der Auflösung der Justiz=Canzlei am 30. Sept. 1879 sind sämmtliche noch in ihrem Depositenkasten befindliche Gelder und Werthpapiere mit den bezüglichen Acten an die künftig competenten Gerichte abgegeben.

B. Außerprocessualische Thätigkeit der Justiz=Canzlei.

Wie weit die Competenz der Justiz=Canzlei reichte, ist im Allgemeinen schon im Bd. XLV, S. 183 angegeben. In Betreff ihrer Thätigkeit im Civilproceß gestatten wir uns unter C noch einige Bemerkungen zu machen, über ihr Wirken als Ehegericht handeln wir unter D und gehen auf den Strafproceß weiter unter E ein. Vorauf schicken wir einige Bemerkungen über die Thätigkeit in Sachen nicht streitiger Gerichtsbarkeit, in mehr administrativen Beziehungen und in der Ausübung von Dispensationen.

Attestate. Confirmationen.

Allererst mit der, im Anfang des 18. Jahrhunderts sich bemerklicher machenden, neu auftretenden Form der Decreturen

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auf nicht rein juristische Vorträge gewinnt die, bis dahin ungewöhnliche, der Atteste und Confirmationen immer mehr und mehr Boden. So wird im Jahre 1713 dem Doctor Müller zu Hamburg die Uebereinstimmung der Abschrift einer von dem v. L. ausgestellten Vollmacht mit dem Originale, dem F. am 26. Februar 1723 "seine gute Gebuhrt", unterm 22. Januar 1724 dem H. "seine gute Geburt und redliche Herkunft", unter dem 16. August 1726 der Wittwe I. ihre Legitimation als Erbin ihres in Hamburg verstorbenen Sohnes, unterm 8. Septbr. 1729 dem Baron und Canonicus Friedrich August v. Lützow zu Hof Brütz "seine ehrlich echt frei und edel Geburt", am 30. October 1758 dem Bürgermeister v. B. zu Dömitz die von ihm in Collegio ad protocollum vollzogene Unterschrift einer Cautionsschrift u. s. w., u. s. w. attestirt. Und ebenso kommen jetzt immer häufiger Gesuche um Bestätigungen einzelner Rechts=Geschäfte vor. Z. B. werden Ehepacten des Grafen v. Gr. am 10. Mai 1770 per decretum, die E.'sche Schenkung unter Lebenden am 8. März 1771 praevio termino per conclusum, die v. Z.'sche Auseinandersetzungs=Acte 1763 per decretum, der v. B'sche Familien=Vergleich 1751 per decretum, eine Eheberedung nach abgehaltenem Termine per decretum am 25. Sptbr. 1759 u. s. w. "bestätigt und confirmiret". - Ebenso wird unterm 6. October 1749 der Schuld=Verschreibung eines Fähnrichs praevio Tno. durch Bestätigung die Kraft öffentlicher Hypothek beigelegt.

Testamente.

Gerichtlich deponirte und publicirte Testamente sind in älteren Acten von mir nicht gefunden, am allerwenigsten die später gewöhnlichen Acta depositionis et publicationis testamenti. Das älteste mir bekannt gewordene Testament ist das vor Notar und Zeugen errichtete des Adam L., welches von dessen Erben Zwecks Publicirung bei der Canzlei eingereicht und am 2. Mai 1627 in einem Termine, in welchem die Interessenten auf Ladung erschienen waren, doch so sehr ohne alle Förmlichkeit publicirt ward, daß, wenn nicht ein Versehen des Protocollführers vorliegt, nicht einmal die Angabe des Richter=Personals beachtet ist. Ebenso wurde das vor Notar und Zeugen errichtete Testament des Melchior Sch. durch die Wittwe Sm= . überreicht und auf Befehl des Herzogs, "der den defectum solemnium publicationis in Seinem Namen ex plenitudine potestatis hiemit suppliret haben

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will", ohne Vorladung der Interessenten publicirt. Dann ward am 16. Decbr. 1657 das vor Notar und Zeugen errichtete Testament des Dr. Hein sen., praeviis citationibus an die Interessenten, im Collegium, desgleichen am 9. März 1659 das vor Notar und Zeugen von Hartwig v. d. Lühe auf Berenhagen errichtete Testament in Collegio publicirt; desgleichen am 9. Juni 1665 das ebenso errichtete der Elisabeth v. W. in praesentia Collegii, das seine Namens=Unterschriften unter demselben vollzog ohne abgehaltenes Protocoll, und am 14. Februar 1668 in gleicher Weise das Testament des Engelke Dessin zu Hohen=Pritz. - Am 19. Mai 1668 bittet die Wittwe des C. W. v. B. um Publication des testamenti notarialis ihrer Schwiegerin A. v. B. Decretum: fiat! Auf an die Intestat=Erben erlassene Ladungen ist das Testament in deren Gegenwart sowie in der des Vice=Canzlers und der Räthe Dr. Wedemann und Dr. Kirchberg, deren Namen cum notitia diei publicationis unter dem Testamente stehen, aber ohne abgehaltenes Termins=Protocoll, am 10. Juli 1668 eröffnet. - Am 9. Mai 1671 ist das von der M. v. V. übergebene, vor Notar und Zeugen errichtete Testament ihres Ehemannes publicirt durch bloßen Abschied: "In Testaments=Sachen des - - giebt (Tot. tit.) S mus auf den ad instantiam der Erben anberahmten Termin zur Publication - - den Bescheid" (daß solches publicirt sei). - Am 7. Mai 1695 ist das 1684 vor Notar und Zeugen errichtete gegenseitige Testament des H. v. L., Hauptmanns des Amts Marnitz, und seiner Ehefrau auf Ansuchen der Wittwe von der Regierung publicirt, und wird von derselben unterm 8. Juni 1695 wegen der durch den Bruder des Verstorbenen dagegen ex capite nullitatis erhobenen Ansprüche zum weiteren Verfahren der Justiz=Canzlei übersandt. - Die Privattestamente der verwittweten Doctorin v. H. vom 14. Febr. 1690 und vom 29. Juni 1690 werden nach ihrem Tode von dem Superintendenten Statius zu Doberan eingesandt und am 30. Juni 1691 im Collegium der Justiz =Canzlei publicirt. - Als im Jahre 1713 die Erben des v. L. zu Sch. zu den Curatel=Acten um Abschrift des von ihrem Erblasser errichteten Testaments, das sie Zwecks Publication desselben eingereicht haben, bitten, erhalten sie unterm 29. Novbr. 1713 zum Bescheid, daß sie zuvörderst Ladungen der Interessenten, welche bei Eröffnung des Testaments zugegen gewesen, erbitten sollen. - Am 8. März 1719 hat Pastor M. W. G. zu Gägelow per supplicam nebst dem protocollo notariali sein Testament Zwecks demnächstiger

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Publication übergeben, dasselbe aber am 2. März 1722 zurückgenommen.

Am 2. März 1742 ist beim Vorbescheide ad protocollum das Testament des v. Gl. übergeben; und seit der Zeit findet sich diese Art der gerichtlichen Deposition der letzten Willen vielfach. Die deponirten Testamente wurden bis zu ihrer Publication oder Zurücknahme gesondert aufbewahrt, nach dem Tode der Testatoren aber in terminlicher Sitzung entweder ex officio oder unter Vorbescheidung der Interessenten öffentlich publicirt, in Abschrift zu den etwa erwachsenden Curatel= oder Nachlaß =Acten gebracht, die Originale aber bis zum Anfange dieses Jahrhunderts im deposito behalten.

Mündlich ad protocollum errichtete Testamente sind allerdings auch, jedoch nur seltener, vorgekommen; Regel ist die Ueberreichung der schriftlich aufgesetzten letztwilligen Dispositionen, in Couverten von Quart oder Octavformat, fünffach (zuweilen auch weniger, selbst nur ein Mal) mit dem Siegel des Testators - das er noch besonders zu Protocoll als solches recognosciren mußte - in Lack versiegelt. Ueber die geschehene Deponirung und Annahme durch das Gericht ward ein attestatum depositionis ertheilt.

Zur Entgegennahme der Testamente außerhalb der gewöhnlichen Raths= Sitzungen wurden zwar gewöhnlich zwei Mitglieder, jedoch zuweilen, nach Befinden des Collegiums, auch nur ein Mitglied des Gerichts mit einem Protocollisten deputirt; und in den letzten sechs Decennien dieses Jahrhunderts war die Deputirung nur eines Mitgliedes des Collegiums und eines Registrators zur Protocollführung das Gewöhnliche.

Sämmtliche bei der Großherzogl. Justiz=Canzlei bis zum 30. Septbr 1879 deponirte, aber noch uneröffnete Testamente sind, der Verordnung vom 5. August 1879 gemäß, an die künftig für den Nachlaß der Testatoren competenten Gerichte mit den Acten über ihre Niederlegung abgegeben. Bis zu den 20er Jahren dieses Jahrhunderts sind viele publicirte Testamente im Original separatim reservirt und nur Copien derselben, von der Hand des Gerichts=Personals, zu den bezüglichen Nachlaß= oder Curatel=Acten gelegt. Von denselben sind besondere Verzeichnisse vorhanden.

Versiegelung der Nachlasse.

Durch frühere Verordnungen, vom 14. Februar und vom 23. Mai 1788, war schon festgesetzt, wie es mit der Versiegelung des Nachlasses eximirter Personen, welche beziehungs=

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Weise in Städten, die der Jurisdiction hiesiger Justiz=Canzlei unterworfen, oder in den Stifts=Städten wohnhaft gewesen, gehalten werden solle; und eine weitere Verfügung darüber, wie es in Sterbefällen mit richterlicher Versiegelung und Inventur des Nachlasses zu halten sei, war unterm 8. December 1790 ergangen. Die Constitution wegen Versiegelung in Sterbefällen canzleisässiger Personen vom 10. März 1801 machte der bisherigen Unbestimmtheit der Landes=Gesetze und den mancherlei Verwickelungen und Unordnungen bei Beantwortung der Frage, wie es bei dem Ableben einer canzleisässigen Person mit der gerichtlichen Versiegelung ihres Nachlasses zu halten sei, ein Ende, und nach derselben ist es bis zum Schlusse des Geschäftsbetriebes der Justiz=Canzlei gehalten. Gesuche um Nichtversiegelung wurden bei derselben angebracht, auf dieselben eine erbetene Zusicherung dieserhalb den Antragstellern ertheilt oder ihre Beachtung der Registratur aufgegeben, welche bei eintretendem Todesfalle sie ex officio der Anzeige von demselben jungirte. Von auswärts wohnenden Antragstellern wurden den Gutsbesitzern die Versicherungen über Unterlassung der Versiegelung per notificatorium direct ertheilt, falls die Auswärtigen aber unter Niedergerichten domicilirten, an diese ein Mandat de non obsignando erlassen und den Supplicanten Abschrift dieser Verfügung zugefertigt. - In Folge der Verordnung vom 5. August 1879 sind alle bei der Justiz=Canzlei eingegangenen Gesuche um Nichtversiegelung an die für den künftigen Nachlaß competenten Amtsgerichte abgegeben.

Aufsicht über die Niedergerichte.

Der eigene Geschäftsbetrieb der Justiz=Canzlei ist erst seit der Errichtung des Ober=Appellations=Gerichtes als des Landes=Gerichtshofes dritter und letzter Instanz, und zwar viermal, in den Jahren 1826, 1839, 1855 und 1876, auf Verfügung der Großherzoglichen Regierung, resp. des Justiz=Ministerii, durch ein Mitglied des Ober=Appellations=Gerichts visitirt worden.

Andererseits war die Controle des Verfahrens der Niedergerichte und ihre Ueberwachung durch die Justiz=Canzlei (Trotsche I, S. 297 f.) eine Folge der von Letzterer von jeher geführten Oberaufsicht über jene. Schon vor dem Erscheinen der Regiminal=Verfügung vom 17. Januar 1831 hatte die Canzlei über jedes Niedergericht Specialacten=Fascikel angelegt, in welche sie alle an jene erlassenen Rügen

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sammelte, also die durch jene Verfügung angeordnete Controle schon längst beachtet. Bei allen diesen Specialacten befand sich ein übersichtliches Verzeichniß der ergangenen Weisungen, Rügen über die wegen verzögerter Justiz erhobenen Querelen, und überall war die unausgesetzte, sorgfältige Beachtung der Niedergerichte und die angemessene, ernste obergerichtliche Einwirkung darauf ein Hauptaugenmerk der Justiz=Canzlei. Das Gleiche gilt von der durch das Rescript vom 22. Aug. 1828 angeordneten Controle des officiellen Betriebes der Amts= und Stadt=Gerichte in Curatel= und Concurssachen, als deren Resultat ein mehr geordnetes Curatel= und Concurswesen bei den Untergerichten hervortrat, eingeschlichene Misbräuche abgestellt wurden und Gleichförmigkeit in der Behandlung herbeigeführt ward. Ebenso wurde das Criminalverfahren bei den Niedergerichten strenge beaufsichtigt, auf die prompteste Einsendung der von den Criminalgerichten einzureichenden Straferkenntnisse sowie der Quartallisten über vorgekommene Untersuchungen gehalten, diese genau geprüft und verglichen, und wo Bedenken aufstießen, wurden die Untersuchungsacten eingefordert und nach sorgfältiger Prüfung erforderlichen Falles mit den nöthigen Weisungen zurückgesandt.

Gaben einzelne Niedergerichte dazu Veranlassung, so beantragte die Justiz=Canzlei bei der Landes=Regierung (später bei dem Justiz=Ministerium) die Visitation des dortigen Geschäftsbetriebes und committirte nach erfolgter Genehmigung dazu einen geeigneten Beamten. Auf dessen Bericht erließ die Justiz=Canzlei die erforderlichen Verfügungen an das visitirte Niedergericht und legte der Regierung demnächst die erwachsenen Acten zur Kenntnißnahme vor.

Prüfung der Justitiarien, Advocaten und Notarien.

Die bis zum 29. Septbr. 1837 der Justiz=Canzlei obliegende Prüfung der Justitiarien, welche (s. Trotsche I, S. 170) demnächst dem Ober=Appellations=Gericht übertragen ist, wurde in der Weise bis zum J. 1834 beschafft, daß dem Examinanden am Abend vor dem Prüfungstage Civilacten vom Directorium eingehändigt wurden, und er vor dem versammelten Collegium über diese eine mündliche Relation mit angefügter motivirter Entscheidung zu geben hatte. Genügte diese, so ward er am nächsten Tage von einem dazu deputirten Mitgliede des Collegiums über die verschiedensten Rechtsfragen aus dem Civil= und Criminalrecht, namentlich aber

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aus dem Proceßrechte, mündlich geprüft, und seine Antworten wurden protocollirt. Nach dem Ergebniß dieser beiden Prüfungen ward ihm, wenn es befriedigte, die Bescheinigung ertheilt, daß er nach bestandener Prüfung in numerum der zur Verwaltung des Justitiariats=Amtes designirten Rechtsgelehrten aufgenommen sein solle. Das Resultat ward an die Landes=Regierung berichtet und demnächst in dem Wochenblatt und in dem Intelligenzblatt veröffentlicht, während bei ungünstigem Verlaufe der Prüfung nur dem Examinanden davon Anzeige gemacht wurde. Nach der Regierungs=Verfügung vom 23. Juli 1834 aber hatte, wer sich zu der Prüfung meldete, eine schriftliche Relation aus Criminalacten zu liefern und dann im Canzleigebäude, in Gegenwart des Canzleisecretairs, 1) an einem Tage eine Concurs= oder Curatel=Massen=Berechnung zu revidiren und darüber ein Revisions=Protocoll und den Revisionsbescheid auszuarbeiten, und 2) aus Civilacten an einem Tage ohne litterarische Hülfsmittel eine protocollarische Verhandlung, sowie die durch Gründe gehörig unterstützte Entscheidung abzufassen, demnächst mündlich vor dem Collegium zu referiren und mit motivirten Urtheilsvorschlägen vorzugehen. - Wenn diese Arbeiten genügend befunden waren, so erfolgte an einem weiteren Tage die mündliche Prüfung. Das Resultat der Prüfung ward demnächst an die Regierung berichtet.

In dem unterm 14. August 1753 der Justiz=Canzlei zur Begutachtung mitgetheilten Entwurf zu einer "Constitution und Verordnung, wornach die Advocati und Procuratores bey Dero fürstlichen Collegiis und Gerichten sich verhalten sollen", ward sub I festgesetzt, daß hinfüro niemand, er sei graduirt oder nicht, bei den Landesfürstlichen Gerichten zur Advocatur zugelassen werden solle, er habe denn zuvor bei einem der Justiz=Collegien sich examiniren lassen und eine Probe=Relation abgeleget, mithin seine gründliche Rechtswissenschaft und Geschicklichkeit zur Advocatur sattsam bewährt, und festgesetzt, "daß das Gericht zwey Räche ihres Mittels zur Vornahme der mündlichen Prüfung benenne, welche nach vollbrachtem Examine von des Candidati befundener Fähig= und Geschicklichkeit, mit Beyschließung des gehaltenen protocolli, ihren umständlichen gewissenhaften Bericht auf ihren Amtseid abstatten sollen." Erscheint nach diesem Berichte der Candidatus zur Praxi wohl qualificirt, dann sind ihm einige Acta von Wichtigkeit zu Verfertigung einer ordentlichen Proberelation vom Director des Collegii zuzustellen, und hat der Examinand diese in loco anzufertigen und längstens

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binnen 3 oder 4 Wochen mit eidlicher Unterschrift, daß er selbige ohne jemandes Hülfe, selbst ausgearbeitet habe, nebst den Acten an dasselbe Collegium einzureichen, welches die Arbeit zu prüfen, und, wann dadurch des Candidati Geschicklichkeit bestärkt wird, ihn nach Ablegung des ordnungsmäßigen Advocateneides unter die Zahl der ordentlichen Advocaten bei demselben Gerichte aufzunehmen und zu immatriculiren hat.

Mit diesem Vorschlage erklärte in seinem Berichte vom 9. December 1753 das Collegium der Justiz=Canzlei sich vollständig einverstanden; und wenngleich diese projectirte Advocaten=Ordnung demnächst nicht in's Leben getreten ist, hat doch bei der in den Jahren 1773 oder 1774 eingeführten Prüfung derjenigen Rechts=Candidaten, welche sich zu Canzleiauditoren und später zur Advocatur meldeten, ohne Doctores juris zu sein, der Tenor dieses Gesetzvorschlages zum Grunde gelegen, nur mit der Modification, daß der Candidat zuvörderst die Proberelation auszuarbeiten, und demnächst vor versammeltem Collegio die mündliche Prüfung zu bestehen hatte. Ueber das Resultat des Examens wurde an die Regierung bei Einsendung der Proberelation zwar berichtet, das Collegium enthielt sich bis zum Jahre 1831 aber jeder Bemerkung über Fähigkeit oder Unfähigkeit des Candidaten, dem weiseren Ermessen S mi das Weitere überlassend. Unterm 21. April 1831 gab die Regierung jedoch dem Collegio auf, forthin den Candidaten nach absolvirter Prüfung ein Attest ihrer Befähigung auszustellen, welches dieselben dann der Regierung zur Erreichung der Advocaten=Matrikel vorzulegen hatten; und das, bislang nicht gar zu schwere, Examen wurde auf desfallsigen Regierungs=Befehl vom 4. Juli 1834 bedeutend geschärft. Es hatten fortan die Candidaten außer der Ausarbeitung einer formellen Relation sich einer mehrtägigen Prüfung zu unterziehen, Stellen aus dem Corpus juris schriftlich zu übersetzen und zu commentiren, schriftliche Fragen schriftlich zu beantworten, eine Klage= und Exceptionsschrift auszuarbeiten - alle diese Arbeiten im Canzlei=Gebäude unter Ueberwachung durch einen Canzleibeamten - und bei befundener Tauglichkeit dieser schriftlichen Arbeiten, eine mündliche Prüfung vor versammeltem Collegio zu bestehen. Durch die Verordnung vom 21. April 1837 ist die Prüfung der Rechtscandidaten der Justiz=Canzlei abgenommen.

Nach Emanirung der Verordnung vom 26. Jan. 1786 über das Examen der Notarien wurden die sich bei hiesiger Justiz=Canzlei meldenden Candidaten, nachdem sie entweder eine Bescheinigung etwa absolvirter juristischer Laufbahn auf

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einer Universität, oder mehrjähriger Beschäftigung als Schreiber bei einem Advocaten zuförderst beigebracht hatten, von einem Mitgliede des Collegii stundenlang gründlich in allen Elementarlehren des Römischen Rechts, hauptsächlich aber über Kenntniß der zur Ausübung des Notariats erforderlichen gesetzlichen Bestimmungen und Formalitäten geprüft; ein Protocoll wurde aber über die Beantwortung der einzeln gestellten Fragen nicht speciell, sondern nur allgemein über das vorgenommene Examen und dessen Resultat aufgenommen, dasselbe dem Gesammt=Collegium vorgelegt, auf die mündliche Bericht=Erstattung des Examinators die Zulässigkeit oder Unzulässigkeit des Candidaten ausgesprochen, und das Resultat demselben schriftlich notificirt. -

Verfügungen und Dispensationen in Gnaden= und Hoheits=Sachen.

Wie schon in der Zusammenstellung über die Jurisdictions=Gränzen und die Wahrung des Ansehens der Justiz=Canzlei gesagt ist (Bd. XLV, S. 183, 220), nahm bis gegen das Ende des 18. Jahrhunderts dieselbe, als Repräsentantin des Landesherrn, das Recht für sich in Anspruch, in Gnaden= und Hoheits=Sachen Verfügungen und Dispensationen zu erlassen. In Sponsalien=Sachen H. gegen St. vom J. 1669 trennte die Justiz=Canzlei in dem Abschiede vom 18. Nov. 1670 das gültig geschlossene Verlöbniß aus Gründen der Billigkeit "Kraft der von Ihro fürstl. Durchlaucht" (Herzog Christian Louis) "heimbgelassener dispensations=Befugniß". Sie hielt sich durch die Verordnung vom 2. März 1750, da diese die Justiz=Collegien bei ihren Rechten und Vorzügen alle Wege beließ und sie darin ernstlich zu schützen versprach, ebenso wenig wie durch mannigfache Einsprachen des Consistoriums in Ehe= und Sponsalien=Sachen in Ausübung ihrer vermeintlichen Berechtigung beschränkt, wie sie in ihren verschiedenen Berichten ad Serenissimos aussprach, und empfahl noch in ihrem letzten Vortrage vom 13. Mai 1791 diese "für das Collegium so interessante" Angelegenheit auf das Devoteste der Allerhöchsten Gnade. Ein nicht unwesentliches Motiv zu diesem zähen Festhalten an ihrem vermeintlichen Rechte war nun wohl auch der in diesem letzten Berichte offen dargelegte Geldpunkt. Denn: "Sollten wir", heißt es dort, "aber gleichwohl wider alles unser Erwarten unverschuldet dieses uns von allen Durchlauchtigsten Herzögen gerecht gnädigst

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gegönnten Vorrechts beraubt werden, so würden wir doch allemahl vorher, wegen des uns daraus entstehenden Nachtheils, eine hinlängliche Entschädigung Ehrfurchtvoll uns versprechen können. Denn da dergleichen Concessiones von jeher von Unserm Collegio ertheilet worden, und die dafür zu erlegenden Gebühren, welche, da unser Gehalt ohnehin äußerst geringe ist, dazu eine unentbehrliche Beihülfe sind, zu den Observanzmäßigen zufälligen Emolumenten gehören, deren Genuß uns in unserer Bestallung gnädigst versichert worden, so werden Ew. Herzogl. Durchlaucht gerechtest selbst ermessen, daß uns diese, einen Theil unsers bestallungsmäßigen Gehalts ausmachende, Einkünfte ohne vorheriger völliger Entschädigung unmöglich genommen werden können". - Das Rescript (aus dem Cabinet) des Herzogs Friedrich Franz, datirt aus Ludwigslust vom 18. April 1791, nimmt aber das Recht der Verfügungen und Dispensationen in Gnaden= und Hoheitssachen schlechterdings für den Landesherrn in Anspruch; eine Entschädigung für die wegfallenden Sporteln ist nicht gewährt.

Dispensationen sind ertheilt:

1) zur Heirath in verbotenen Fällen der Verwandtschaft. Die Zahl derselben ist sehr bedeutend; ich beschränke mich auf Mitheilung einiger mir besonders bemerkenswerth und als Zeitspiegel interessant erschienenen. Z. B. erhalten, nach voraufgegangener Verhandlung im Termin, Dispensation M. W., sel. Heinrich Fußs Wittwe, und deren Mutter=Bruder=Sohn Heinrich Wulffen am 13. Novbr. 1716, da die Wittwe mit 7 kleinen Kindern bei gegenwärtigen bedrängten Zeiten nicht Vermögens ihrer beschwerlichen Haushaltung und Erziehung der Kinder allein vorzustehen, der Bräutigam die Hauswirthschaft wohl verstehe und ein stiller, frommer Mensch sei. Ebenso empfangen nach voraufgegangenem Termin Schwester= und Bruder=Kinder am 6. April 1718, Lau mit seiner Mutter=Schwester=Tochter M. Brandt 16. Juni 1719 Dispensation. Desgleichen, aber ohne terminliche Verhandlung: Halbschwester= und Bruder=Kinder v. S. und Anna Br. am 5. Octbr. 1722; (auf Antrag der Mutter der Braut) Magaretha Sophia v. Lützow mit ihrem Mutter=Bruder=Sohn Capitain Magnus v. Lützow, gegen Erlegung von 12 Thlrn. ad pias causas, 16. Juni 1722; nach zuvor aufgegebener Darlegung der Gründe, warum er so nahe in's Geblüt zu heirathen intendire, Rittmeister v. Pentz zu Dersenow mit seiner Vater=Bruder=Tochter Marg. v. Pentz zu Düssin, 3. Novbr. 1724, "jedoch daß diese Unsre aus sonderbahren Gnaden

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geschehene Concessio in keine Consequence zu ziehen, vielmehr die Gemeine bei Gelegenheit zu erinnern, daß ein jeder in Heirathsfällen die nahe Anverwandtschaft zu vermeiden und sich deren zu enthalten habe". - Dispensation erhält ferner auf Antrag des Vaters, Frohners L. (da nur ein Frohner seine Tochter zur Ehe nehmen würde), dessen Tochter Anna mit dem jungen Frohner E. Sch., seiner Halbschwester Enkel, 12. Decbr. 1726; am 28. Oct. 1757 J. Z. mit der Mutter=Bruder=Tochter, einer Gehöfts=Erbin; am 11. Oct. 1760 D. D. mit der Frauens=Schwester=Tochter; am 6. Juli 1790 Ch. V. mit des Bruders Stieftochter.

Auf viele Dispensations=Gesuche ist aber auch abschlägliche Antwort erfolgt; z. B. auf das des H. R. zur Heirath mit seiner sel. Frau Schwester=Tochter, 25. August 1716: "daß diese gebethene Dispensation nicht stattfinde, sondern er sich nach einer andern Ehegattin umbzusehen habe". Die intendirte Ehe zwischen H. D. und der verwittweten A. H. D., welche doppelt schwiegerlich verwandt waren, wird, nach im Termine verhandelter Sache, trotz der Befürwortung des Amts zu Schwerin, welches hofft, dadurch das Gehöft in Stand zu erhalten, nicht genehmigt und, da zumal noch res integra, nicht verstattet, 1. Mai 1716; ebensowenig die des Wittwers J. L. mit seiner Frau Schwester=Tochter, die auf dem Todbette von der Verstorbenen zur Nachfolgerin sehnlichst gewünscht sein soll, 22. Juni 1726, vielmehr decretirt, daß "sie sich einer des andern gänzlich zu enthalten haben". Auch das Dispensationsgesuch des H. H. mit der Anna H., des Bräutigams Vater=Bruder=Sohns Wittwe, auch des Mutterschwester=Manns Wittwe, wird am 11. April 1746 abgeschlagen. Nach langen, weitläufigen Berathungen in Votis Collegii "und obgleich der respectus parentelae nicht zu weit zu extendiren sein möchte", consentiren sämmtliche Räthe, daß die Heirath zu widerrathen sei; "daferne partes hiemit nicht zufrieden, mögen sie in Consilio Regiminis (sic!!) dispensationem suchen". Gleichfalls ist die Verehelichung des Jürgen T. mit seiner Frau Schwester=Tochter N. N. für nicht dispensabel erklärt, 16. Septbr. 1749. Dahingegen wird dem Obristlieutenant Aegidius Berthold v. Lützow auf Wölzow unterm 18. März 1763 die Eingehung der Ehe mit seiner verstorbenen Frau Schwester Catharine Rahel v. Stötteroggen freigegeben, jedoch mit der Beschränkung, daß am Sonntag vor der Copulation statt der sonst gewöhnlichen Proclamation eine Fürbitte ohne Benennung der Namen durch die beiderseitigen competirenden Pastoren für ein christlich Ehewerk geschehe.

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2) Copulation durch einen auswärtigen Pastor (nicht den zuständigen Pfarrer) erlangt am 10. Mai 1771 der Chirurgus C.

3) Dispensation zur Verheirathung mit der schon geschwängerten Braut ertheilt die Justiz=Canzlei am 12. Febr. 1723, mit der Aufgabe, kein sonst gewöhnliches Gastgebot anzustellen, sondern sich in aller Stille trauen zu lassen.

4) Die Bitte, sich intra tempus clausum copuliren lassen zu dürfen, ward am 2. Decbr. 1738 dem Advocaten L. abgeschlagen: er habe bis nach dem Weihnachtsfeste gehörig zu warten. Aber auf erneuertes Gesuch ward ihm doch aus bewegenden Gründen die Copulation in aller Stille zur Abendzeit, nach voraufgegangener einmaliger Proclamation, absque ambagibus et titulis am 6. December 1738 bewilligt; am 5. Februar 1779 auch dem Schulzen St. die Verheirathung mit der geschiedenen N. in aller Stille nachgegeben.

5) Auf ihr Gesuch, sich innerhalb der Trauerzeit (intra tempus luctus) wieder verheirathen zu dürfen, ward am 23. Octbr. 1716 nach voraufgegangenem Termin die verwittwete L. bestimmt, da "die Ursachen nicht von Erheblichkeit zu sein schienen, und man also für's Beste hielte, daß sie diese kurze Zeit sich noch behülfe", ihr Gesuch zurückzunehmen. Dagegen wurde am 15. Febr. 1717 der Wittwe N. die Copulation in der Trauerzeit bewilligt, ihrer kleinen Kinder wegen; desgleichen am 15. Septbr. 1724 praevio termino der Wittwe K., am 18. Juli 1737 praevio termino der Wittwe F. (mit 6 kleinen Kindern); am 28. Mai 1782 der Wittwe St. auf Befürwortung des Amts Gadebusch; am 30. Juni 1789 dem Hausmann M. auf gleiche Fürsprache etc . etc .

6) Dispensation vom dreimaligen kirchlichen Aufgebot vor der Copulation ertheilte die Justiz=Canzlei z. B. am 8. Febr. 1724 dem J. G. wegen der Nähe der geschlossenen Zeit.

7) Copulation ohne alle vorausgegangene Proclamation ward gewährt: am 6. April 1784 dem Organisten W., nach heiliger Versicherung, daß keine unlautern und sträflichen Absichten, sondern sonstige Gründe die baldigste Ehevollziehung wünschen ließen; am 16. Septbr. 1784 dem Chirurgen B., nach directer Auseinandersetzung der Braut mit ihren Kindern erster Ehe; am 25. Novbr. 1784 dem Postillon K., der die Post nach Lübeck dreimal wöchentlich fahren mußte und dort mit seiner Braut aus Holstein zur Copulation zusammentreffen wollte. Eine gleiche Dispensation von allem Aufgebot ward der Elisabeth Sch. unterm 6. April 1785 wegen Obdachlosigkeit bewilligt, und dem Pastor Wendt auf seine Weigerung, diese Dispensation zu respectiren, am 19. April

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1785 eine ernstliche Bedeutung darüber ertheilt, daß er dem Befehle hoher Justiz=Canzlei, als eines "seit undenklichen Zeiten und nach landesherrlicher Versicherung unstreitigen, außerhalb des Fürstenthums Schwerin mit dem Rostockschen Consistorio alleine concurrirenden Landesconsistorii, wie in allen und jeden ähnlichen Fällen fast täglich von allen Predigern im ganzen Lande ohne den geringsten Widerspruch geschieht, aller sonstigen contrairen und unrichtigen privat = Nachrichten ungehindert, ohnfehlbar zu genügen" habe.

8) Dispensation zur Privat=Confirmation ward am 4. December 1787 dem Pastor Flörcke für die Mamsell R. zu Theil.

9) Dispensation zur Privat=Communion erhielt von der Justiz=Canzlei am 17. Septbr. 1723 eine Wittwe wegen Körperschwäche, am 6. Novbr. 1686 der Pensionair R. wegen zu großer Entfernung von der Kirche Erlaubniß zur Privat=Communion vor der Predigt.

10) Zur stillen Beerdigung seines Kindes empfing am 16. März 1718 der Licent=Aufseher W., am 28. März 1791 die Mutter des Canzlisten D. die Erlaubniß der Justiz=Canzlei.

11) Dispensation zur Ueberführung der Leiche eines auswärts Verstorbenen: Ertheilung von Leichen=Pässen am 6. Novbr. 1727 für die verstorbene Tochter des Bürgermeisters Kütemeyer; am 12. Jun. 1746 zur Uebertragung der Leiche des Justiz=Canzlei=Vicedirectors Willebrandt nach Rostock; am 25. Novbr. 1748 für die Leiche des Pensionairs Krüger; am 22. März 1749 für die Leiche des Secondelieutenants v. Kolhans; am 25. September 1752 zur Ueberführung der Leiche des Geheimraths und Canzlei=Directors v. Dorne in das Erbbegräbniß zu Kalkhorst; am 28. März 1759 zum Transport der Leiche des Cammer=Junkers v. Both nach Schwansee.

12) Ertheilung der venia aetatis. - In ihrem Bericht vom 6. Decbr. 1734 an Herzog Carl Leopold, der die von der Justiz=Canzlei dem Cornet Markward Georg v. Lützow aus dem Hause Schwechow auf vorgängige terminliche Verhandlung ertheilte Mündigkeits=Erklärung für null und nichtig erklärt und zurückgenommen haben will, repräsentirt die Justiz=Canzlei energisch gegen diese Beschränkung "ihres wohl erworbenen und durch 60, ja 70 Jahre unangefochten geübten Rechts", und führt, "damit sie die älteren Zeiten vorbeigehe", der zur Regierungszeit dieses Herzogs vorgekommenen Fälle mehrere an, die ihre Behauptung bewahrheiten. Auf diese Repräsentation ist ein Bescheid derzeit nie erfolgt, und so nahm der Gerichtshof das Recht zur Erthei=

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lung der Mündigkeit für sich in Auspruch und übte es aus bis zum 25. Mai 1791, indem er darauf fußte, "daß es eine Folge der dem Landes=Gerichte übertragenen obervormundschaftlichen Gewalt über die Minderjährigen sei, welches im Grunde mit Sicherheit von niemand anders als dem Gerichte exerciret werden könnte, da dieses aus den Curatel=Rechnungen und deren Revision nur allein hinlängliche Kenntnisse von der Administrationsfähigkeit der Minderjährigen haben könnte, und jede Einmischung eines Frembden(!) gefährliche Folgen haben müsse".

Von den ungemein vielen gesammelten und von mir in der Registratur aufgefundenen Ertheilungen der venia aetatis genügt es, einzelne hier mitzutheilen: 6. April 1701 durch einen Abschied auf vorgewesenen Termin dem Jürgen v. Lützow zu Perlin; 8. Januar 1710, ohne vorgängige Verhandlung, nach beigebrachtem Atteste aus dem Kirchenbuche über das Alter, und der nächsten Anverwandten über sein Leben und seinen Wandel, dem beinahe 20jährigen Jürgen Ernst v. Flotow zu Stuer; 21. März 1725, nach voraufgegangenem Termin, dem Caspar Otto v. d. Lühe zu Krankow; 14. Novbr. 1729, ohne terminliche Verhandlung, jedoch nach Beibringung eines Kirchenbuchs=Attestes über sein Alter und Bescheinigungen von der Orts=Obrigkeit und seinen nächsten Anverwandten über seine persönlichen Verhältnisse, dem 21 jährigen Kaufmann Völker; 27. Novbr. 1734, ohne terminliche Verhandlung, auf Atteste der Mutter als Vormünderin und der nächsten Anverwandten über Betragen und gute Fähigkeit zur selbständigen Administration seiner Güter, dem ebenerwähnten 20jährigen Cornet Markward Georg v. Lützow zu Schwechow; 7. Septbr. 1740, praevio termino, dem Oeconomen Daniel Bernhard Krauel, 24 Jahre alt; 4. Juli 1747 der (ausnahmweise vom persönlichen Erscheinen dispensirten) 24=jährigen Johanna Magdalene Suhr, zwecks selbstständiger Geltendmachung ihrer und ihrer majorennen Geschwister Ansprüche an den gemeinsamen Vormund; 24. Octbr. 1766, ohne Verhandlung, auf befehlsmäßig vorgebrachte Bescheinigung der Anverwandten, der Beamten und des Vormundes, dem Wilhelm Goldt; 1774, nach eingeholtem Berichte des Magistrats zu Boizenburg, den Geschwistern Dorothea und Johann Th.; 1781 zur Verhütung einer beschwerlichen Curatel bei dem Betriebe seines Gewerbes und der Auseinandersetzung mit seinen Geschwistern dem 21jährigen Ebert.

Es ist aber auch unter Umständen die nachgesuchte Mündigkeits=Erklärung nicht ertheilt, z. B. 17. März 1728

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einem v. L. zu W., weil die extraprotocollarisch angezeigten Ursachen, "welche Glimpfs halber nicht eben zu Protocoll gesetzt zu sehen gewünscht wird", dem Collegium nicht genügend erschienen. Ebenso wurde sie einem Fräulein v. W. versagt, da die Einwilligung ihrer Vormünder nicht beigebracht war.

C. Civilproceß.

Die Leitung des Civil=Proceß=Verfahrens erlitt in der Justiz=Canzlei während der 267 Jahre ihrer Thätigkeit mannigfache Modificationen. Diese sind aber bei v. Kamptz im Mecklburg. Civilrecht, und bei Trotsche im "Mecklenburgischen Civilproceß" (1866, 1868) so vollständig aufgeführt, daß es Raum= und Zeitverschwendung wäre, sie hier speciell zu entwickeln. Meine Aufgabe scheint mir erfüllt zu sein, wenn ich das aus alten und neuen Canzlei=Acten gesammelte Material zu einzelnen Punkten ergänzend und erläuternd einfüge, insoferne es den ausschließlichen modus procedendi der Schweriner Justiz=Canzlei nachweiset.

An gemeinen Bescheiden sind erlassen (Trotsche I, S. 40): a. die vom 17. März 1662, 5. Septbr. 1666, 26. Septbr. 1678, 1. Juni 1686 über die von den Advocaten zu beachtenden Vorschriften und Normen, Form der Eingaben, deren Legalisirung durch eigenhändige Unterschrift, Beziehung der Vorbescheide in Person, Verbot der Substitution u. s. w. u. s. w.; - b. vom 26. Juli 1702 über Verpflichtung der Advocaten zur pünktlichen Einlösung der Erlasse; - c. vom 6. Januar 1779, nach voraufgegangenem Termine, zu dem die Advocaten auch vorbeschieden waren, wegen Abstellung vieler eingerissenen Mängel, unter Einschärfung der Befolgung der verschiedenen wegen des Geschäftsbetriebes der Canzlei=Advocaten erlassenen Gemein=Bescheide (siehe oben) durch Beachtung der Verpflichtung zur sofortigen Legitimation, richtige Rubricirung der Acten, Abhaltung der Rotulations=Termine und der Acten=Inspectionen am Nachmittage und Beachtung der Receptions=Zeit der (nicht eiligen) Vorträge; - d. vom 20. März 1779 wegen der Jahrmarkts=Ferien, in welchen nach der gegenwärtigen Verfassung im Collegio keine Vorbescheide und keine Decreturen (die in eiligen Sachen ausgenommen) fernerhin vorgenommen werden könnten; - e. vom 9. Octbr. 1781 wegen unbefugten Eindringens der Advocaten in die Justiz=Canzlei=Registratur und Schreibstube; - f. vom 28. Juni 1791 wegen gehöriger Abwartung der Urtheils=Publications=Termine; - g. vom 30. Juni 1797 wegen

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künftig sofort im Liquidations=Termine stattfindender Publication des Präclusivbescheides; - h. vom 19. Juni 1802 wegen von den beiderseitigen Sachwalten, immer in des anderen Gegenwart, vorzunehmender Acten=Rotulation und Abgabe der Rotulations=Recesses; - i. vom 25. April 1803 über Verpflichtung der außerhalb Schwerins wohnenden Advocaten zur Bestellung eines procuratoris in loco judicii; - k. vom 13. Septbr. 1804 wegen pünktlicher Beachtung der Receptions=Zeit für die nicht eiligen Eingaben; - l. vom 30. Septbr. 1814 wegen besserer Beachtung der Vorschrift in der Verordnung vom 2. Febr. 1792 hinsichtlich constitutionsmäßiger Abschrift der Eingaben; - m. vom 13. April 1815 wegen "tempestiver" Einreichung der Schlußschriften; - n. vom 6. März 1819 wegen "tempestiver" Abgabe der Meldungs=Zettel zu Terminen beim Directorium; - o. vom 13. Novbr. 1824 wegen constitutionsmäßiger Einreichung der zu communicirenden Vorträge mit sämmtlichen Anlagen in duplo; - p. vom 12. März 1825 wegen zu beachtender Eurialien und Formalien bei Einsendung der für das Directorium speciell bestimmten Vorträge; - q. vom 9. Septbr. 1828 wegen der von auswärtigen Advocaten nicht unmittelbar, sondern nur durch ihre Procuratoren in loco zu beschaffenden Einreichung ihrer Vorträge; - r. vom 12. Novbr. 1838 über künftige Fassung der Conferenz=Protocolle in Concursen.

Competenz.

Die Frage über die Grenze der Canzleisässigkeit und das Forum der Eximirten (Trotsche I, S. 195 f., 114 f.) hat bis in die neueste Zeit zu den vielfachsten Contestationen der Justiz=Canzlei mit der Landes=Regierung und auch mit Niedergerichten Veranlassung gegeben. Die Justiz=Canzlei dehnte die Grenzen ihrer Jurisdiction sehr weit aus und behauptete hartnäckig ihr Recht dazu, sei es, weil sie im Besitze derselben unbeschränkter zu sein glaubte, sei es, daß die Rücksicht auf die Einnahme der Sporteln auch hier sie zum ängstlichen Festhalten an dieser von ihr verfochtenen Ansicht bestimmte. Es hat diese ihre Praxis allerdings zuweilen fast unerklärliche Anomalien zur Folge gehabt, z. B. die Erklärung ihrer Competenz in Curatelen über minorenne Kinder der Bedienten des adeligen Clubs, des Casino u. s. w., Weil die Mitglieder dieser Gesellschaften zu den Eximirten gehörten, und sogar zu der noch 1834 vertheidigten Behauptung ihrer Competenz bei Verbrechen, welche in Häusern Eximirter von Nicht=Eximirten begangen waren, geführt.

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Klagen gegen Beamte wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt (Trotsche I, S. 53, Note 21) sind in frühester wie neuester Zeit von der Justiz=Canzlei zu Schwerin unzweifelhaft angenommen und verhandelt. (Vgl. Wachenhusen d. A. gegen das Stadtgericht zu Crivitz, Borchert gegen Strempel etc .)

Waren nach der Verordnung vom 14. Octbr. 1755 Processe von den Hofstaats=Gerichten an die Justiz=Canzlei abzugeben (Trotsche I, S. 253), so geschah es in der Weise, daß, nachdem der Kläger den in Gemäßheit jener Verordnung erlassenen Dimissorialbescheid mittels Vortrags der Canzlei überreicht hatte, Letztere ihrer Registratur durch ein Decret aufgab, die bezüglichen Acten durch Einsendung einer Empfangsbescheinigung aus dem Hofgericht zu requiriren. Wenn diese eingegangen waren, so bildeten sie einen integrirenden Bestandtheil der Canzlei =Acten.

Perhorrescenzen.

Es gelang in Klagesachen, ich möchte sagen, unter hundert Fällen 99mal, bei dem ersten Vorbescheid die Parteien zu vergleichen und die Sachen gütlich beizulegen. Daß die Parteien nicht stets die eingegangenen Vergleiche erfüllten und neue Klagen und Anträge veranlaßten, das lag hauptsächlich an den allgemeinen Landes=Calamitäten der traurigen Zeit während des 30 jährigen Krieges und noch lange Jahre hernach, zuweilen allerdings auch an ihrem bösen Willen, aber nie an mangelndem Streben des Gerichts, Streitigkeiten niederzuhalten und zu vereinfachen - ein unleugbares, ehrendes Denkmal der väterlichen Fürsorge des Landesherrn wie seiner Justizräthe.

Das Bewußtsein treuer Befolgung des geleisteten Eides, gewissenhafter Erfüllung der Pflichten des Richters, unerschütterlicher Berufstreue, sowie unbegränzter Unparteilichkeit machte die Mitglieder des Collegiums seit der Errichtung der Justiz=Canzlei ebenso eifersüchtig auf Anerkennung und Achtung dieser ihrer Pflichterfüllung, als empfindlich gegen jeden dawider erhobenen Zweifel; und darum schützten sie sich gegen auftauchende Verdächtigungen mit aller ihnen zuständigen Macht. In den Acten der ersten zwei Jahrhunderte des Bestehens der Canzlei sind nur sehr selten Fälle der Recusation eines oder mehrerer Mitglieder (Trotsche I, S. 175) aufgefunden. Unterm 6. Mai 1650 bezichtigt der Römisch=Kaiserl. Majestät Reichs=Hofrath Kurd Frei= und Edler Herr v. Lützow auf Goldenbow in einem Streit wider Bischwang

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wegen Immission die Räthe Dr. Hein und dessen zwei Collegen, "daß sie, aus Ursachen, daß sie mit ihm in Feindschaft und Injurien=Proceß begriffen", "gar faciles in decernendis processibus wider ihn gewesen", und bittet, daß seine Sache von unparteiischen Räthen revidirt werde. Wegen dieses "argen Frevels und Vergreifens an der Ehre" des Gerichts wurde er in eine Strafe von 1000 Gulden verurtheilt, und ihm sich solcher Missethat zu enthalten bei schärferem Einsehen, selbst unfehlbar zu gewärtigender Leibesstrafe aufgegeben (unter des Herzogs eigenhändiger Unterschrift).

Im Jahre 1721 wurde gegen den Landdrosten v. d. L. in seinem Debit=Wesen für Perhorrescirung des gesammten Collegiums, wegen der von demselben aus besonderem Widerwillen erlassenen Verfügungen, der Fiscal excitirt, dem v. d. L. aber unterm 25. Febr. 1721 die weitere Resolution ertheilt, daß dieses seines ungehörigen und ehrrührigen, irrespectuösen Vornehmens ohnerachtet die Canzlei den Rechten gemäß ferner procediren werde.

Gegen das Ende des 18. Jahrhunderts mehrten sich die Recusationen der Parteien und Perhorrescenzen namentlich gegen einzelne Mitglieder des damaligen Collegiums, in der gebräuchlich gewordenen Form: "Wenn ich (schon seit Jahren) wichtige Ursachen gehabt habe, zu glauben, daß der Herr . . . wider mich eingenommen sei, so sehe ich mich endlich genöthigt (so ungerne ich es thue), denselben zu perhorresciren, und offerire ich mich dagegen, auf Erfordern einen Perhorrescenz=Eid abzulegen". (So z.B. am 12. Novbr. 1790.) Am 17. Jan. 1792 fordert die Regierung von der Justiz=Canzlei Bericht über das Gesuch des Reise=Marschalls v. Bülow wegen verweigerter Perhorrescirung zweier Mitglieder des Collegiums. In dem dieserhalb erstatteten Berichte führt der Canzlei=Director Fromm die Unzulässigkeit der Perhorrescirung mehrerer Mitglieder des Collegiums, - was niemanden erlaubt -, und daneben aus: "Ich halte auch dies in praxi so sehr gemißbrauchte Mittel der Perhorrescentz ohne allem zugänglichen Grunde des Verdachtes bei Obergerichten im Lande um so weniger zulässig, da von einem jeden Mitgliede solchen Gerichts, wenn auch sonst nicht schon die Unparteilichkeit von solchen Männern, die dazu bestellt sind, in jedem Fall von selbst zu glauben stünde, sein geleisteter Amts=Eid die Versicherung giebt, daß er weder aus Freundschaft noch Feindschaft, Haß oder irgend einer anderen Ursache wider Pflicht und Gewissen handeln wird". Die Regierung bedeutete diesem Berichte gemäß den v. Bülow unterm 18. Febr. 1792.

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Die Form der Perhorrescirung blieb bis in die allerletzte Zeit dieselbe. Die Partei, welche sich berechtigt glaubte, die Decretur eines Mitgliedes in ihrer einzelnen Proceß=Sache -generelle Perhorrescirungen waren durchaus unzulässig - verbitten zu dürfen, machte dem Directorium in einem unmittelbar an dasselbe zu richtenden Vortrage hiervon die Anzeige, en[Druckfehler: t fehlt]wickelte die sie bestimmenden Gründe und erbot sich zur eventuellen Leistung des Perhorrescenz=Eides. Das Directorium theilte dem gesammten Collegium dies Gesuch mit, und der perhorrescirte Rath erklärte sich dann häufig sofort bereit, seine richterlichen Functionen in der einen speciell bezeichneten Rechts=Sache des Supplicanten einzustellen und zu unterlassen; auch ist nur in einigen seltenen Fällen die Ableistung des Perhorrescenz=Eides gefordert. Mit Ausnahme eines Sachwaltes, der in den Jahren von 1820-1842 (allerdings ward er später durch richterliches Erkenntniß wegen vielfacher, selbst criminell beahndeter Vergehen ab officio advocati removirt und später irrsinnig) zu vielen Malen sich darin gefiel, fast alle Mitglieder der Justiz=Canzlei der Reihe nach zu recusiren, haben Advocaten von diesem Rechte fast nie Gebrauch gemacht; von den Parteien, welche sich dessen bedienten, sind, wie bemerkt, nur einzelne aus besonderen Gründen zur Ableistung der Perhorrescenz=Eides angehalten worden.

Schiedsrichterliche Aussprüche.

Schiedsrichterliche Aussprüche (Trotsche I, S. 293) finden sich in der Canzlei=Registratur aus älterer Zeit nicht, und auch in den letzten drei Jahrzehnten sind meiner Erinnerung nach nur einige wenige Rechtssachen schiedsrichterlich - und sämmtlich unter den Voraussetzungen der Unanfechtbarkeit und des Verzichtes der Parteien auf weitere Rechtsmittel - entschieden.

Commissorien.

An einzelne Mitglieder des Collegiums ertheilte Commissorien (Trotsche I, S. 112) sind in den Acten der Schweriner Justiz=Canzlei nie gefunden. Dagegen an Niedergerichte oder an einzelne Niederrichter, sowie an sonstige geeignete Personen (Gutsbesitzer, Beamte, auch -seit 1750 häufiger- an Advocaten) Commissorien zu ertheilen, war bis zum Jahre 1818 nichts Ungewöhnliches (Trotsche I, S. 110). In dem 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts

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war dies sogar fast Regel in allen weitläufigeren Concurs= und Parteiensachen; die Acten aus jener Zeit geben dafür unzählige Beweise. In den ersten Zeiten wurden die Commissarien gewöhnlich von den Parteien erbeten, später aus Zweckmäßigkeitsgründen bestellt. Um einige wenige Proben anzuführen, so ernannte die Justiz=Canzlei Commissarien: 1615 zum Versuche eines Vergleiches der Gläubiger im Lübberstorfschen Concurse; 1616 zur Augenschein=Einnahme und zu Zeugenabhörungen; 1665 zur Zeugenvernehmung und zum Versuch der gütlichen Beilegung einer Injuriensache; öfter zur Aufnahme von Inventarien, zur Revison von Rechnungen, zur Einführung einer Administration; zur gütlichen Beilegung von Streitigkeiten; 1697 zur Ocular=Inspection bei Baustreitigkeiten; 1703 zur Wiedereinsetzung in ein Bauergehöft etc . etc . - Für ganze Processe von der hiesigen Justiz=Canzlei ertheilte Commissorien kommen in ihren Acten nicht vor; dieselben beschränkten sich im Civilverfahren vielmehr immer nur auf bestimmte einzelne Vornahmen in jedem besonderen Processe. Zur Führung einer Untersuchung in Strafsachen sind an einheimische und auswärtige Gerichte, auch wohl an Advocaten, früher der Regel nach Commissorien ertheilt, seit der Verordnung vom 9. Mai 1818 aber nur bei besonders erheblichen Behinderungsgründen nach Einholung specieller landesherrlicher Erlaubniß verfügt.

Acten=Versendung.

Acten=Versendung wurde noch im Jahre 1757 (in Sachen v. P. gegen G. wegen eines Miethsvertrages) ex officio verfügt (Trotsche I, S. 116). Wie die Justiz=Canzlei in ihrem auf Erfordern an den Herzog abgestatteten Bericht sagt, war sie auf dieselbe besonders aus der Ursache zu erkennen gemüßigt gewesen, "weil in loco schon ohngefähr zwanzig Civilsachen ad referendum vorräthig gelegen, und daneben die Arbeit in causis civilibus durch so viele zur Belehrung eingehende Criminalia unterbrochen würde, daß man es für unverantwortlich gehalten, Partes so lange warten zu lassen, bis die Urthel in ihrer Ordnung hier in loco würde haben verfaßt werden können". - Wegen Zulässigkeit oder Verweigerung der Actenverschickung sind außer den bei Trotsche I, S. 126 in Anmerkung 19 angeführten von der Schweriner Justiz=Canzlei erstatteten Berichten noch andere vorhanden: einer vom 18. August 1778, welcher generell diese Frage behandelt, desgleichen ein anderer vom 26. März 1779 auf

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Klage Rudloffs wegen Nichtverschickung der Acten, der vom 11. Januar 1791 in Sachen des Eigenthümers L. gegen seine Miterben wegen Retradition der Pachtung B., auf welchen letzteren, unter Billigung des Verfahrens, der Justiz=Canzlei durch ein Postscript der Wunsch der Regierung zu erkennen gegeben ward, in Gemäßheit der landesherrlichen Vorschrift vom 31. März 1779, ungeachtet des gegenseitigen Widerspruchs und der etwa besorglichen Schäden des Verzugs, die landesgesetzmäßige Transmittirung der Acten nach Möglichkeit nicht zu versagen. Das von der Regierung in Bezug genommene Rescript vom 31. März 1779 ist in Sachen des Fiscals gegen den Engeren Ausschuß in Betreff des v. Bergholtz'schen Stipendiums ergangen. -

Einseitige Transmissionsgesuche (Trotsche I, S. 131) nach vorausgegangenem Termine und Submission der Parteien zum Abschiede ließ die Schwerinsche Justiz=Canzlei nicht zu und motivirte diesen ihren unumstößlichen Gerichtsgebrauch u. A. in einem Berichte vom 7. Febr. 1800 damit: daß man von Gerichts wegen gar keine Vergleichs=Vorschläge würde machen können, wenn nicht vorher rein zum Abschiede submittiret worden, und wenn es einer Partei, nachdem der Richter ihr nach Abtritt der andern Vorhaltungen gemacht, noch freistehen könnte, um Verschickung der Acten zu bitten, nachdem sie die Gesinnungen des Gerichts kennen gelernt zu haben glaubte. Die vom Querulanten angezogene Gewohnheit der Canzlei, Acten, welche schon im Referat gewesen, noch zu verschicken, sei allein in dem Falle richtig, wenn beide Theile die Transmission erbeten hätten. - Und ganz in diesem Sinne wurde ein dahin gehendes Gesuch unterm 12. Febr. 1806 abgeschlagen, da der Gegner jetzt ein jus quasitum auf ein hieselbst gesprochenes Erkenntniß habe * ).


*) Bis zum Jahre 1812 geschah die Absendung der Acten (Trotsche I, S. 134) durch die bei der Justiz=Canzlei angestellten beeidigten Boten, welche die an die Facultäten abgehenden Acten Anfangs auf ihrem Nacken dahin trugen, unterm 13. März 1752 bittet der Canzlei=Director v. Dorne die Regierung um ein Botenkleid, da ein solches wegen der auf den vielen Reisen, zum Theil nach weitentlegenen Orten, unumgänglichen Strapazen, und hauptsächlich durch die schweren Acten, "als welche der Bote auf dem Rücken tragen muß", insgemein in etlichen Jahren sehr abgenutzet zu werden pflege. In späterer Zeit wurden die Acten auf einem Schiebkarren an die Universitäten verfahren. 1738, als dem damaligen Canzleiboten der Actentransport an die Akademien durch seine anhaltende Schwächlichkeit unmöglich wurde, nahm der Canzlei=Director Thielcke einen hiesigen Bürger und Altschuster zum Canzleiboten an und (  ...  )
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Gerichtsgebühren.

Ueber die in Processen armer Parteien den Sachwalten und den Niedergerichten gestundeten Gerichtsgebühren (Trotsche I, S. 349 f.) führte nicht nur die Canzlei=Registratur ein


(  ...  ) übertrug ihm, nach vorgängiger Beeidigung, "die Reisen auf die Universitäten". Derselbe erhielt für seine Dienstleistung das gewöhnliche Botenlohn und die Wartegelder für den Aufenthalt in den Universitätsstädten, aber keine Gage; er konnte, "zumahl er lediglich zu den Reisen beeidigt ist, für keinen ordentlichen Canzleiboten gehalten werden", trug daher auch in Schwerin keine Livrée. Dennoch erfordert es die Wohlanständigkeit und der Ew. Herzogl. Durchlaucht und deren Höchstderoselben hohen Namen führenden Landesgerichten gebührende respect und egard, daß ein solcher Bote, wenn er mit gerichtlichen Actis auswärtig verschicket wird, in einem der Farbe nach mit Ew. Herzogl. Durchl. Livrée=Bedienten übereinstimmenden, auch mit Höchstdero Wappenschilde versehenen Kleide erscheine". Es wurde daher seit dem Jahre 1752 (den 16. Mai) der jedesmalige Canzleibote in herzoglicher Livrée, mit einem silbernen Wappenschilde auf der linken Brust, ausgerüstet, durch genügende Pässe legitimirt, in gewöhnlich dreimonatlichen Zwischenräumen mit den ad extraneos zu versendenden Acten beladen, an die verschiedenen Akademien gesandt, bei denen er, nach seiner Wahl, in bestimmten Cursen die Canzlei=Acten abgab, da, wo er die meisten zurückzubringenden zu erwarten und die baldigste Abfertigung in Aussicht hatte, bis zur Abfertigung verweilte, und demnächst mit den ihm zugefertigten abgeurtheilten Acten seine Rückreise, unter Beobachtung der ihm gewordenen Zusicherungen über in Aussicht stehende Mitnahme absolvirter Proceß=Acten, nach ihm dadurch gebotenem Cursus beschaffte, hieher zurückkam und, was ihm anvertraut war, dem Registrator ablieferte. Dieser Modus war, wie auf Beschwerde des Engeren Ausschusses der Ritter= und Landschaft über seine Kostspieligkeit die Justiz=Canzlei unterm 9. Novbr. 1781 berichtete, der empfehlenswertheste, wohlfeilste und der an Zeit und Geld ungleich kostbarer gewordenen Verschickung mit der Post unzweifelhaft vorzuziehende. So sind z. B. die versuchsweise mit der Post versandt gewesenen "Acta in causa D. Cam. ctr. die P'schen Gläubiger allererst nach Verlauf von einem Jahre und acht Monaten zurückgekommen, und haben an porto 16 Rthlr. 25 ßl. gekostet, während, wenn sie mit dem Boten versendet gewesen wären, das Wartegeld und Botenlohn nur 2 Rthlr. 44 ßl. betragen haben würde". - Bis zum Tode des am 28. April 1812 auf der Botenreise zu Göttingen verstorbenen Reiseboten Rausch sind die ad extraneos zu verschickenden Acten regelmäßig an die verschiedenen Akademien transportirt, anfangs noch getragen, dann auf einem Schiebkarren "durch das heilige römische Reich" geschoben. In den letzten Jahren seiner Thätigkeit häuften sich aber die zu versendenden Acten der Art, daß der Bote zu ihrem Transporte die Post benutzte; denn, nach dem Verzeichnisse der Registratur über die letzte Transmission der am 31. März 1812 zur Einholung rechtlicher Urtheile von auswärtigen Akademien an Rausch übergebenen Acten beliefen sich diese auf 33. - Seit 1812 sind die Acten mit der Post ad extraneos versandt.
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genaues Verzeichniß, sondern seit dem 24. Juli 1835 hatten auch die bei der Justiz=Canzlei immatriculirten Advocaten, auf ein alljährliches öffentliches Notificatorium, bis zum 1. Mai - seit 1869 bis zum 1. Juni - zu berichten, ob sie, und in welchen Sachen sie im verflossenen Jahre Gebühren=Credit genossen, ob sie die etwa erhobenen Gebühren an die Justiz=Canzlei abgeliefert hätten, oder ob deren Beitreibung überall unmöglich gewesen sei. Die Vergleichung dieser Berichte mit dem Registratur=Verzeichnisse ermöglichte die genaueste Controle.

D. Ehesachen.

Sponsalien=Processe.

Schon bevor die Constitution vom 30. Novbr. 1756 dem Consistorium zu Rostock alle Matrimonialsachen abgenommen und den Landesgerichten übertragen hatte, war die Justiz=Canzlei zu Schwerin für das Stift (Fürstenthum) Schwerin seit dem Jahre 1634 in Sponsaliensachen die competente Behörde. Das von ihr bei Behandlung derselben geübte Verfahren war auch hier mehr ein landesväterlich schlichtendes als ein streng juristisches. Die Heiligkeit des Verlöbnisses stand Allem voran; daneben wurde aber auch den vorliegenden Verhältnissen die möglichste Rechnung getragen. Schlagende Beweise für diesen modus procedendi weisen die in der Registratur vorgefundenen Acten unzählige nach; aus ihnen die evidentesten zu sammeln, schien mir höchst zweckmäßig.

1649, am 3. Decbr., klagt Heinrich G. zu Schwerin im Namen seiner Tochter wider den Cornet Hans A., weil er das seiner Tochter gegebene Ehegelöbniß nicht gehalten; er erwirkt einen Vorbescheid und arrestatorische Verfügung wider den Beklagten. Im Termine tritt er der vom Gegner vorgeschützten Einrede, daß er (G.) seinerseits die in den Ehepacten eingegangenen Verpflichtungen nicht erfüllt habe, mit der Behauptung entgegen, unverbrüchlich dem abgefaßten Ehe=Recesse gelebet zu haben und ihn halten zu wollen. Das Gericht bemüht sich angelegentlichst, "die unter sich selbst nicht eins werden könnenden Interessenten" zu vergleichen; allein dieser Versuch scheitert an der auf Seite des Klägers bewiesenen Hartnäckigkeit. "Dahero dann erfolget, daß ein "teil dem andern annoch verbunden verbleiben, und ihre

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Zusage zu halten ermahnet. Der Cornet aber ist befundenen Sachen nach seines Arrestes erlaßen, und vergönnt, seine fortune, wo Er könnte, bestens zu suchen, mit erinnern, gleichwol zu Zeiten zu schreiben, wo Er sich befände, und wann Ihm Gott ein glück bescheeret und zu guten Mitteln geholfen, sich wieder einzustellen; welches er dann auch verheißen, Mit vermelden, das Er seinen Wegk nach Engeland nehmen wollte und sein Gespons nicht zu verlaßen gesonnen".

1651, am 19. August, klagt F., Cantor zu Bützow, wegen Eheversprechens gegen seine Braut, eine Tochter des weil. Pastors H. daselbst. Diese hält sich bei ihrem Onkel, dem M. H. daselbst, auf, der einen gewissen L. B. zum Ehemann seiner Nichte wünscht und denselben beschützt. Im Termine bemüht sich das Gericht vergeblich, die Parteien zu vereinigen, und erläßt den Abschied dahin, daß die Braut "sequestrirt", aus dem Hause ihres Oheims in das seines Collegen Kurd Johannes Stavenov transportirt und daselbst bewacht, dem Cantor bei ernstlicher, dem Nebenbuhler bei 200 Rthl., auch, nach Befinden, gefänglicher Strafe, sich aller Zusprache, Briefwechselung und heimlicher Botschaften, auch dem Oheim der Braut, sich aller scharfen und harten Zusprache, Bedrohung, auch Besuchung der Jungfer für sich und seine Hausfrau gänzlich zu enthalten, bei ebenmäßiger 200 Rthl. unnachlässiiger fiscalischer Strafe anbefohlen wird. Als dieser Bestimmung ungeachtet die Braut und B. den heimlichen Umgang fortsetzen, wird in dem ex officio anberahmten neuen Termine am 30. März 1652 der Fiscal gegen B. und den Magister H. excitirt, die Jungfer bei 200 Rthl. wieder in sequestrum, und zwar in ein Haus zu Dömitz, verwiesen. Da intervenirt jedoch am 18. Octbr. 1652 der Superintendent Bilderbeck für die Liebenden und bittet, einen von ihm mühsam zu Stande gebrachten Vergleich zu confirmiren. Dies geschieht unterm 28. Octbr. 1652, nachdem der Landesherr, dem von dem Gange des Processes ununterbrochen Kenntniß gegeben ist, seine hohe Zustimmung durch eigenhändige Unterschrift ertheilt hat, - salvis processibus fiscalibus - dahin, daß der Cantor seine Klage zurücknimmt und in die Verehelichung seiner Braut mit B. willigt, dagegen Letzterer die bisher auf diese Rechtssache aufgewandten Unkosten zu tragen und dem Kläger zu erstatten sich verpflichtet. -

Auf Klage eines Bürgers H. wider die Wittwe W. zu Parchim wegen Vollziehung der versprochenen Ehe setzt die Justiz=Canzlei auf den 14. Septbr. 1663 einen Termin zur

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gütlichen Beilegung dieser Sache an. Die Braut, über 60 Jahre alt und schwach, erklärt, daß dies "Alter und Leibesgebrechen denn nicht zulaße, sich mit einem jungen Kerl zusammenzugeben". Ein beigebrachtes Erachten des Pastorats zu Parchim, welches die Parteien, "damit dem Eheteuffel gewehrt würde", vorgenommen und die Braut zur Ehevollziehung zu bereden sich bemüht, geht dahin, daß die Sache gerichtlich auszumachen sei. Nach vergeblich versuchter Vereinigung der Parteien entscheidet das Gericht, daß Beklagte das Ehegelübde mit dem Kläger durch gewöhnliche priesterliche Copulation vollziehen zu lassen "und darzu sich vor ihrer Erlassung von hier bei Straff der Gefängniß zu erklären schuldig". Sie wird sogleich arrestirt, legt aber Mittags um 12 Uhr im Justiz=Canzlei=Gebäude vor einem Notar gegen dies Verfahren Appellation ein, und wird darauf unter der Bedingung entlassen, binnen 6 Wochen die in dem Bescheide erforderte Erklärung schriftlich und von selbst wohlbedächtlich einzusenden, bei Vermeidung anderer wider sie vorzunehmender Verordnung und gebührender Bestrafung. Da trotzdem diese Erklärung ausbleibt, wird auf Anruf des Klägers unterm 17. Octbr. ein Befehl an den Rath zu Parchim erlassen, die Beklagte vorzufordern, die ihr anbefohlene Erklärung von ihr zu heischen, und im Fall sie nochmals sich darin widerspännstig bezeigen würde, sie "in Gehorsam zu legen". Und dies Mandat wird auf weiteren klägerischen Anruf unterm 5. Novbr. erneuert und dahin erweitert, daß der Kläger in das Haus und Geschäft der Beklagten eingewiesen, und diese in Arrest gebracht wird. Nachdem sie drei Monate inhaftirt gewesen, wird auf weiteren Anruf des Klägers dem Rath zu Parchim aufgegeben, eine Taxe über Alles, so Ersterer auf die Hoffnung dieser Heirath aufgewendet, so wie des Handwerks=Geräths der Beklagten und deren Mobilien sofort aufzunehmen und einzusenden. Dem Kläger aber ward zum Bescheide gegeben, daß sein Gesuch, ihm das Inventarium etc . Sofort zu überweisen, vorzeitig sei und nicht zu bewilligen stehe. Damit schließen die Acten.

Eine Wittwe zu Neubukow hatte bei dem Consistorium einen Schneidergesellen wegen Bruchs ihres Eheverlöbnisses verklagt, auch zwei (vergebliche) Vorladungen desselben erwirkt. Da sie aber die dritte nicht erreichen konnte, verwandte sich für sie ihr Pastor bei der Schweriner Justiz=Canzlei, und Letztere forderte 1665 das Consistorium zur Fortsetzung der Sache auf mit der Erklärung, sonst selbst dieselbe übernehmen zu wollen. Da das Consistorium dies unbeachtet

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ließ, veröffentlichte die Justiz=Canzlei ihre Vorladung des beklagten Schneiders, um die Wittwe nicht rathlos zu lassen; und als die Verlesung der Citation von der Kanzel und ihre Anheftung an die Kirchenthüre ohne Erfolg blieb, erließ sie den Bescheid, daß die Klägerin des Ehegelübdes entbunden, dem Beklagten aber - vorbehaltlich der Strafe für den sich anfindenden Desertor - das in solchen Fallen gewöhnliche Eheverbot auferlegt sein solle.

Auf Klage des Schw. und seiner Tochter M., als Braut, gegen St., als Bräutigam, wegen Verlöbnisses, wird in dem am 15. März 1665, in Gegenwart des Vice=Canzlers, der Räthe und Consistorialen (der Doctoren Wedemann, Chopen, Kirchberger, Egenfeld, des Superintendenten Bilderbeck und Lucas Olthoffs) gehaltenen Termin der Beklagte vergeblich zur Eingehung der Ehe mit seiner Verlobten ermahnt und aufgefordert, dann wegen beharrlicher Weigerung sofort in Gefängniß=Strafe bei Wasser und Brot verurtheilt, und dem Stadt=Vogt deren Vollstreckung aufgegeben. St. wurde "in einem Verwahrsamb uff dem Rathhause, das lange Gewölb genannt, in der Mitte der Custodia, damit er nicht für das Fenster treten möge, angeschlossen". Inmittelst ward auch der Fiscal gegen die Verwandten der Braut wegen Ehestörung (durch Klatschereien) excitirt; seine Nachforschungen ergaben aber kein genügendes Resultat zu deren Bestrafung. Daher nahm die Justiz=Canzlei am 11. Septbr. 1665 den Versuch zur gütlichen Beilegung dieser verdrießlichen und Aerger machenden Sache wieder auf; und es gelang ihr jetzt, da der Bräutigam seiner Braut nichts Unehrliches beweisen konnte, beide Theile unter sich und mit den Zwischenträgern und Friedensstörern zu vergleichen (unter amtshalber angedrohter Strafe von 10 Rthlrn., event. deren Verdoppelung, auch nach Befinden körperlicher Bestrafung).

Unterm 26. Novbr. 1669 übersendet der Herzog Christian (Louis) die unmittelbar bei ihm übergebene Klage des Landsassen Andreas H. wider den gewesenen Kammerrath und Landrentmeister Chr. St. wegen verweigerten Consenses zu der mit seiner dem Kläger verlobten Tochter zu vollziehenden Ehe, sammt einigen weiter verhandelten Acten von Ratzeburg aus an die Justiz=Canzlei, "um der Sache - - durch schleunigen Weg Rechtens - - einen Ausschlag zu geben, auch Dr. Tilemanno Beckern, daß er Klägern in dieser Sache umb die Gebühr bedienet seyn müss, in Unserm Namen aufzuerlegen", mit der weiteren Aufgabe, die angebliche Entfernung der Tochter nach Wismar, "umb sie vielleicht in Königl.

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Schwedischer Protection zu haben", unter Androhung einer Strafe von 2000 Rthlrn. für den Beklagten und sofortiger Arretirung des Letzteren, zu verhüten. Die Justiz=Canzlei zog sofort den Superintendenten Dr. Bilderbeck und die Prediger Susemihl und Olthoff zu. Durch die Winkelzüge des Beklagten, da er den Kläger auf das Ehrenrührigste verdächtigt und dadurch seinen Einspruch gegen die zu vollziehende Ehe zu rechtfertigen sich bemüht, verweitläufigt sich der Proceß, es vernothwendigt sich eine Menge von Zeugen zu verhören, so daß erst am 6. Juni 1670 das Erkenntniß erfolgt, wodurch, weil vera sponsalia vorliegen, St. ad consummationem condemnirt, dem Kläger und seiner so arg geschmäheten Schwester auch der Injurien=Proceß vorbehalten wird. Wegen des gegebenen Aergernisses wird "auff absonderlichen Befehl Ihrer Durchlaucht" der Beklagte überdies am 18. Juli zu einer Strafe von 2000 Rthlrn. verurtheilt. Allein derselbe stirbt im September desselben Jahres, und seine Wittwe legt gegen das Erkenntniß und die weiter zu dessen Befolgung erlassenen Mandate Appellation ein. Am 18. Novbr. sieht sich nun die Justiz=Canzlei ex officio verpflichtet die Braut vorzuladen und von Gottes wegen zu befragen: "Alß der sel. Vater sie mit Andreas H. verlobt, ob sie zu solcher undt einfolgender Zeit ihr Jawort gegeben. Worauff sie auf ihr Gewissen sich beruffen, daß sie niemahls dem Andreas H das Jawort gegeben, beßonderen ihr Vater sel. hätte das gethan", - -. "Daß sie vielmehr ihren Unwillen mit Thränen und anderen äußerlichen Anzeigungen zu Tage geleget", bestätigt ihr mitvorgeladener Mutter=Bruder. Da erfolgt dann sofort der Bescheid: "In Ehesachen - - erkennet an statt des Durchl. - das niedergesetzte christliche Gericht - -, nicht so sehr nach dem lauff gemeiner Rechte, als aus beysorge eines, zwischen den Eheleuten erfolgenden, sogahr die sehlengefahr mit implicirenden eventus, entlich für pillig undt aus denen beyden extremis dies das beste und leidtlichste zu seyn: Obwoll iitz besagtes Judicium nicht ermangelt, die Verlobte Jungfrow Agnes Sybillen St. von dem bißhero jegen Ihren Bräutigamb Andreas H. bezeigten Unwillen, auff beßere Gedancken in effectu, von dem irwege auff geraden wegk zu bringen, umb dadurch das tewre bandt der ehe, dem höhesten Gott zu ehren, soviel besser zu befestigen; Dieweill aber alle bey der Beklagten angewante mühe, insonderheit die beschehene repraesentation eines über sich erweckenden zornigen Gottes, der nicht minder in diesem zeitlichen besorglich gewartender unglückseeligkeit, undt sogahr

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andere ernstliche Bedrowungen bißher nichts geschaffet, Viellmehr bey der Beklagtin die displicentz verursachet, wodurch in die länge, an stat glücklicher Ehe, an stat des ad fidem et charitatem gerichteten Zwegcks, lauter gezänke, haß undt unwillen, zuletzt ein unseeliger Ausgang erfolgen dürffte, das aus solchen undt anderen, dem Geistl. Judicio beygewohnten ursachen, absonderlich da der Beklagtin wille so gahr auff andere wege nicht zu lencken, in effectu die widerwertigkeit durch keinerlei Weise zu repariren, ehe dem Sathan ein schädtliches foment zu anrichtung eines so wenig im Zeitlichen alß ewigen remedirenden uglücks gegeben oder eingeräumet werde, aus der von Ihro Durchl. Ihrer Regierung heimbgelaßener dispensation: beide Personen, Kläger und Beklagte, zu dissocijren undt von einander zu setzen, der ordentliche Wegk Rechtens, ob ingens periculum, zu diesemmahl, doch ohne ferne conseqnentz, vorbey zu gehen, aus beeden übeln das geringere zu erwählen, Allermaaßen beede Theile solchergestalt, undt von nun an von einander gesetzet werden".

"Damit aber auch - heißt es weiter - deß sehl. Christian St. hinterbliebene Witwe undt die gesamte Familie Ihre conscientz so viel beßer hierunter befreyen, die Aussöhnung mit Gott erlangen undt das unglück ihrer Tochter undt Geschwister verbitten mögen, Alß sollen von der Witwen zu itzgemelten ende 100 Rthlr. der großen Kirchen hieselbsten, wozu sich doch dieselbe von selbsten submittiret, vermachet werden". - Der Beklagte, der gegenwärtig gewesen zu sein scheint, hat "dem judicio zu ehren undt um dessen eingewandter Vorbitten Willen" sich die Auflösung der Verlobung gefallen lassen, dem Anspruche auf die Mitgift entsagt und wegen verursachter Kosten sich mit 500 Gulden begütigen lassen, vorbehaltlich der ihm zu restituirenden Geschenke. - "Durch welche Dispensation entlich die hochbeschwerliche sache Ihre endtschafft gewonnen, Mehr aus compassion undt Pilligkeit alß Von Rechts Wegen". -

1702 brachte der Superintendent Leumann hieselbst zur Anzeige, daß die Beamten zu Warin ein Paar Verlobter, in deren Verlobung sie anfangs schriftlich gewilligt, darum geschieden hätten, weil Gott den Bräutigam mit Krankheit heimgesuchet und die Braut an seiner Stelle einen Erndte=Meier verlanget habe. In dem sofort angesetzten, in Gegenwart des Raths Schomerus und des Superintendenten Leumann verhandelten Termine ergiebt sich, daß es den Beamten um einen tüchtiger Arbeiter zu thun war, der die Hofstelle der

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Braut (einer Wittwe des Bauers Möller) aufrecht erhielte, sie daher, nach Erkrankung des erwählten Bräutigams, es für das Gerathenste hielten, den sich jetzt zum Ehemanne anbietenden zweiten Verlobten ihr zum Manne zu geben. Auf Zureden des Collegiums tritt der frühere Verlobte zurück, und wird das Verlöbniß mit dem zweiten Bräutigam für gültig erklärt und er zur sofortigen Vollziehung ermahnt. Dieser übernimmt nun auch die Bauerstelle, weigert sich aber am 17. Octbr. die Ehe zu vollziehen, weil die Braut durch ihre unnütze Haushaltung und Trägheit zur Arbeit die Stelle gänzlich ruinirt habe; er sei ein junger Mensch von 22 Jahren, sie eine Frau bei Jahren. Aber in dem sogleich anberahmten Termine, zu dem beide Theile vorgeladen werden, wird er der Unzulässigkeit seiner Weigerung bedeutet; die Braut beruft sich zum Beweise, daß sie "kein faules Mensch" sei, unter Anderem auf das Zeugniß schwedischer Soldaten, die erklärt hätten, sie arbeite wie ein Kerl; und es ergeht der Bescheid, daß Kläger (sponsus) alles seines nichtigen An= und Vorbringens unerachtet - - die zugesagte Verlobung durch priesterliche Copulation zu vollziehen schuldig sei. -

1751 erhebt ein Herr v. d. L. eine Sponsalienklage gegen die Tochter einer verwittweten Frau v. B., welche vor dem Collegium der Justiz=Canzlei, aber ohne Zuziehung eines Geistlichen, verhandelt wird. Vergleichsversuche scheitern an dem Widerwillen der Braut gegen diese Ehe. Sie muß zugestehen, daß sie und ihre Mutter das Jawort gegeben, sie selbst auch Geschenke angenommen habe; allein sie wendet gegen die Gültigkeit ihre Minorennität und den mangelnden Consens ihrer Vormünder ein. Die Sache wird weitläufig; von des Bräutigams Sachwalt erwirkte Zeugenverhöre ergeben, daß die Vormünder ihren Consens nur versagt haben, der eine, weil er das Fräulein für seinen Sohn, der andere, weil er dieses für einen Freund zur Ehe gewünscht habe. Endlich im Mai 1753 zeigen die beiderseitigen Sachwalte an, ihre Parteien hätten sich gütlich über eine Auflösung des Verlöbnisses geeinigt. In dem vor der Justiz=Canzlei auf den 9. Mai 1753 angesetzten Termine bitten sie, bis auf Ihro Herzogl. Durchl. Bestimmung, welche unmittelbar von den Parteien erfleht werde, wegen Auflösung der Sponsalien und etwaniger Erkennung fiscalischer Strafe nichts verfügen zu wollen. Am 11. Mai erfolgt auch schon ein landesherrliches Rescript, wonach die Sponsalien dissolvirt sein sollen, "Wir auch die von der D. B. zu erlegende Strafe unmittelbar bestimmt und allbereits disponiret haben".

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Unterm 30. Juni 1772 übermittelte die Regierung die bei derselben in Sponslienschen der M. H. Eh. v. B. zu W. wider M. F. v. B. auf B. unter Assistenz der beiderseitigen Väter verhandelten Acten, um, "da sich die Sache in Güte nicht hat accommodiren lassen wollen, und eine gerichtliche nähere Erörterung erfordert würde", die weitere Leitung derselben zu übernehmen. In dem zum Versuche der Güte angesetzten Termine, zu dem beide Parteien mit ihren Vätern und Sachwalten erschienen, waren die Gemüther zu erregt, um sich, den Vorschlägen des Gerichts gemäß, zu vergleichen; die Braut weigerte sich der Vollziehung der Ehe, sie bestritt, ihre Einwilligung in das Verlöbniß gegeben zu haben, und behauptete, der Bräutigam habe sich ohne allen Vorbehalt mit der Aushebung der versuchten Sponsalien einverstanden erklärt. Es wurde ein weiteres schriftliches Verfahren eingeleitet, nach geschlossenen Acten deren Versendung Zwecks Einholung eines Facultäts=Erkenntnisses auf Antrag verfügt, und unterm 18. Juni 1773 das Urtheil der Universität Rinteln publicirt: "daß der Bräutigam in die Aufhebung des Ehe=Verlöbnisses schlechterdings, ohne Vorbehalt eines Abstandes=Geldes, gewilligt haben solle, habe die Braut besser, als sie sich angemaßt, zu beweisen". Hiergegen legte die Braut freilich Appellation ein, die Parteien verglichen sich aber außergerichtlich und beantragten bei dem Landesherrn die Auflösung der Sponsalien. In dem desfalls erforderten Berichte empfiehlt die Justiz=Canzlei dieselbe um so mehr, als sie, wenn sie selbst hätte den Spruch thun können, bei der unläugbaren beständigen Abneigung der Braut gegen den Bräutigam Erstere zur Beweisführung oder gar zu dem geforderten Abstandsgelde nicht schuldig erkannt haben würde, und noch weniger nach ihrer Ueberzeugung die unschuldige Braut für ihre Person einer fiscalischen Ahndung unterworfen sein könne. Demgemäß genehmigte die Regierung die Aufhebung des Verlöbnisses und überhob die Parteien einer fiscalischen Anklage, und die Justiz=Canzlei verkündete einen gleichen Spruch und gestattete beiden Parteien "sich bester ihrer Gelegenheit nach anderweitig ehelich einzulassen". -

Der Pensionair C. zu Gr.=N. hatte sich mit der von ihm geschwängerten Haushälterin rechtsgültig verlobt, machte aber Winkelzüge wegen Vollziehung der Ehe. Da erging von der Regierung unterm 2. Novbr. 1778 an die Canzlei der Befehl: daferne C. auf eine zu allem Ueberfluß an ihn zu erlassende Verordnung das Aergerniß nicht heben und die Ehe mit der Braut nicht vollziehen würde, sowohl ihn

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als diese in aller Stille durch ein Commando einholen und sie hier nach kurzem Verhör vor Gericht trauen zu lassen. Nun wird der Canzleibote mit Ueberbringung eines geschärften Befehls zur sofortigen priesterlichen Vollziehung der Ehe an den C. abgesandt, und jenem der Verbleib in N., bis diesem Befehle Genüge geleistet sei, anbefohlen. Derselbe kehrte jedoch unverrichteter Sache zurück und brachte die Antwort des Beklagten mit, er würde gedachte Person nie heirathen, wenn man ihn auch in Stücke zerhauen würde. Die Justiz=Canzlei ließ nunmehr C. durch das zuständige Amt arretiren, und nachdem er von diesem hieher gebracht worden, in der Hauptwache unter Arrest halten und am 7. Decbr. 1778 im Hause des Canzlei=Directors Loccenius in dessen Gegenwart und der des Consistorialraths und Superintendenten Martini mit der Braut vor Gericht stellen. Nach kurzer Ermahnung ward das Paar, auf beiderseitiges ausgesprochenes Jawort zu der priesterlich zu vollziehenden Ehe, durch den Consistorialrath Martini vor dem aufgestellten Trautische nach Vorschrift der Kirchen=Ordnung in alle Wege und durchaus üblichermaßen ehelich zusammengegeben und nach ausgesprochenem Segen mit einer auf ihre Umstände eingerichteten kurzen Ermahnung entlassen. - Die wider den C. erkannten Strafen von 50, resp. 100 Rthlrn. sind von ihm gezahlt, mit weiterer fiscalischer Beahndung ward er aus Gnaden übersehen. -

1785 erschienen ein schon über 20 Jahre altes Mädchen in Begleitung ihres Verlobten, und andererseits der Ersteren Vormünder, welche ihren Consens zum Verlöbniß verweigerten, vor der Canzlei. Anfangs bemühete sich das Collegium die Braut zum Rücktritt zu bewegen, da anzunehmen sei, daß ihre Vormünder natürlicher Weise die Heirath für ihr wahres Unglück halten müßten, weil sie sich derselben so sehr widersetzten. Allein bei dem innigen Zusammenhalten der Verlobten und dem Wegfall des Verdachts nur eigennütziger Nebenabsichten auf Seiten des Bräutigams verwirft nach langer mündlicher Verhandlung zwischen den Parteien und deren Sachwalten das Collegium den Widerspruch der Vormünder: "Da zur Gültigkeit der Eheberedung der Curatorum Consens praecise und nothwendig nicht erforderlich ist, die von ihnen umständlich angeführten Ursachen zur Verweigerung ihrer Einwilligung auch für erheblich keineswegs zu achten, wird vielmehr der consensus curatorum, in soferne er erforderlich sein dörfte, suppliret, und beiden Verlobten sich christlicher

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Ordnung nach proclamiren und ehelich zusammengeben zu lassen verstattet". -

Dagegen erklärte die Justiz=Canzlei unterm 28. Octbr. 1786 ein ohne Einwilligung der beiderseitigen Eltern eingeganges Verlöbniß für null und nichtig, erkannte aber der sub spe matrimonii geschwängerten Braut eine nach den Vermögens=Verhältnissen ihres, nicht nach denen des Vaters des Verlobten zu bestimmende Satisfactionssumme zu.

In Eheberedungssachen eines Schlächtergesellen B. und der M. R. hatte das Gericht zu Wittenburg zu ungnädigstem Mißfallen der Justiz=Canzlei "sich unterfangen", ein Verlöbniß für ungültig zu erklären und zu trennen. Diese Dreistigkeit ward mit Vorbehalt fiscalischer Ahndung für jetzt und vorläufig nachdrücklich verwiesen und bei 100 Rthl. Strafe für jeden künftigen Contraventionsfall untersagt, die noch minorenne Verlobte mit ihren Vormündern, sowie der Bräutigam zum 20. Novbr. 1789 vorgeladen, um über die Verweigerung der vormundschaftlichen Einwilligung zum Verlöbnisse zu verhandeln. Das Hauptmotiv zum Widerspruche der Vormünder war das zu jugendliche Alter der noch ganz unerfahrenen 15jährigen Braut. Es wurde im Termine die Vereinbarung erzielt, daß beide Verlobte die Vollziehung der Ehe noch bis Michaelis 1791 aussetzen, und falls beide Theile dann noch dieselbe Zuneigung zu einander trügen, die Vormünder ihre Zustimmung zum Heirathen ertheilen wollten. (Sie wurde aber schon viel früher erforderlich und gegeben.) -

Ist der Consens der Mutter einer vaterlosen, aber majorennen Braut erforderlich? Diese Frage ist von der Canzlei bejahend beantwortet am 5. Dcbr. 1791, und bei dem Mangel desselben die Eheberedung nichtig und kraftlos erklärt. -

Nach terminlicher Verhandlung wird unterm 28. Juni 1791 die auf Vollziehung der Ehe gerichtete Klage des A. abgewiesen, weil seine Braut bald nach ihrer Verlobung erfahren hatte, daß der Bräutigam schon mit einer Andern verlobt war. Gegen A. wird aber eine fiscalische Strafe von 30 Rthlrn. erkannt. -

Durch Erkenntniß vom 24. Juli 1792 supplirt die Justiz=Canzlei die vom Vater zurückgenommene, früher ertheilte Einwilligung in die Verlobung seiner Tochter, da im voraufgegangenen Termine sich ganz deutlich offenbarte, daß eine im hohen Alter (von 99 Jahren) gefaßte sonderbare Grille die einzige Ursache seines verweigerten Consenses war. Aus

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fast ganz ähnlichem Grunde sind übrigens noch in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts verweigerte Consense der Eltern supplirt. -.

Der Weigerung der 16jährigen Braut ohnerachtet, welche wegen ihrer Minderjährigkeit die unter Einwilligung ihrer Mutter eingegangenen vollgültigen Sponsalien aufzuheben bat, erkannte unterm 16. Juli 1798 die Justiz=Canzlei das Verlöbniß für bindend und die Braut für verpflichtet die Ehe zu vollziehen (wenngleich die Ansicht des berühmten Rechtslehrers Justus Böhmer in speciali dissertatione de restit. i. i. contra sponsalia minorum §. 17-31 dieser Entscheidung entgegenstehe), da dies so theuer angelobte und von der Mutter genehmigte Ehe=Versprechen ein heiliges, bindendes sei. -

Ein Hauswirth hatte bei Lebzeiten seiner Frau ein Mädchen geschwängert, hatte die Verzeihung seiner Frau erlangt, war vom Gericht zur Untersuchung gezogen und bestraft. Nachdem er Wittwer geworden, bat er die Regierung um die Erlaubniß, jene Person heirathen zu dürfen. Die zum Bericht über dies Gesuch aufgeforderte Justiz=Canzlei fand diese Ehe canonisch zulässig, wenn der Mann eidlich erhärte, daß der Ehebruch nicht unter dem Versprechen geschehen, und dem unschuldigen Ehegatten nicht nach dem Leben gestellt sei; und nachdem der Hauswirth am 9. Mai 1792 diesen Eid geleistet hatte, ward die eheliche Verbindung gestattet. -

Gegen die Bitte des Amtsgerichts zu Zarrentin, dem von dem jungen H. O. mit seiner von ihm geschwängerten Braut eingegangenen Ehe=Verlöbniß die gerichtliche Einwilligung zu versagen, entschied die Justiz=Canzlei unterm 14. Decbr. 1799: daß der Trauschein den Verlobten unweigerlich zu ertheilen, jedoch beiden Theilen aufzugeben sei, daß sie, ihrer Verheirathung ohnerachtet, annoch einige Jahre dienen, und zwar die Braut in Ammendienst ziehen sollte. -

Der Präpositus K. zu G., der von seiner dritten Ehefrau kaum aus landesherrlicher Machtvollkommenheit durch Patent geschieden war, wobei ihm "nur in der Voraussetzung, daß er in seinem hohen Alter und bei den damit natürlich verbundenen Schwächen, durch die Unannehmlichkeiten seiner letzten, unüberlegten Verheirathung belehrt, einem Gedanken der Wieder=Verheirathung nicht weiter Raum geben würde, aus Schonung das Verbot derselben nicht angefüget ist", wollte seine vierte Ehe eingehen, und beantragte, bei dem von seinen Kindern aus früheren Ehen dagegen bei der Landes=

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Regierung angebrachten Widerspruch, die gerichtliche Entscheidung über die Frage: ob die Kinder berechtigt seien, sich der Wiederverheirathung ihres Vaters zu widersetzen. Auf Befehl der Regierung ward dieser Streit vor der Justiz=Canzlei am 23. Juli 1801 verhandelt, der Widerspruch der Kinder als unbeachtlich verworfen, die Frage wegen Auseinandersetzung des Vaters mit seinen Kindern gerichtlich verglichen, und der Regierung die Ertheilung der Dispensation zur Verheirathung des Vaters anheimgegeben. -

Dem Amtsgericht zu Warin wird unterm 21. März 1812 in Sponsaliensachen ernstlich verwiesen, daß es in dieser, zur weiteren Verhandlung und Entscheidung der Justiz=Canzlei stehenden Sache ein vorläufiges Erkenntniß über das punctum satisfactionis erlassen habe, da dasselbe, als annexum der Haupt=Entscheidung über die Eheberedung, nur der Justiz=Canzlei zustehe. -

Die Verlobung des Lieutenants v. K. mit dem 80jährigen Klosterfräulein v. B. wurde, ihrer an sich gültigen Form unerachtet, nach Vernehmung der nächsten Verwandten der Braut am 19. Novbr. 1817 von der Justiz=Canzlei für null und nichtig erklärt, und der Kläger mit seinen Ansprüchen auf Vollziehung der Ehe, resp. auf Entschädigung, wegen zu präsumirender geistiger und körperlicher Schwachheit der Braut und daraus resultirender Unzurechnungsfähigkeit, ab und zur Ruhe verwiesen.

Ehescheidungen.

Im Stifte Schwerin übte die Justiz=Canzlei in Ehesachen die Gerichtsbarkeit aus, und durch die Verordnung vom 30. Novbr. 1756 wurde dieselbe ihr für alle Ehestreitigkeiten in ihrem ganzen Sprengel übertragen. Auch bei Leitung dieser Processe waltete neben der strengsten Aufrechterhaltung der Heiligkeit der Ehe eine landesväterliche Humanität und das Bemühen vor, durch Berücksichtigung der vorliegenden besonderen Verhältnisse die Uneinigkeit zwischen den Eheleuten zu heben und möglichst dahin zu wirken, daß die zerrütteten Bande gekräftigt, die Ehen fortgesetzt und die Gemüther gegen einander friedlich gestimmt würden. Den weitläufigen Termins=Verhandlungen mit den streitenden Parteien folgte dann auch meistens eine Wiedervereinigung der Ehegatten, und nur bei nicht zu bewältigendem gegenseitigem Hasse ist auf temporäre Trennung erkannt.

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So wurde schon im Jahre 1624 eine Ehefrau zu Schwerin, die wegen arger Mißhandlungen ihres Ehemannes auf Scheidung antrug, zuvörderst mit demselben zur näheren Untersuchung des Sachverhältnisses auf den 4. März vor das Collegium geladen, und es gelang diesem, eine Beruhigung der Gemüther herbeizuführen. Als von der Ehefrau unterm 29. Octbr. 1625 neue Klagen und Anträge auf Trennung einliefen, erging an Bürgermeister und Rath zu Schwerin zuvörderst der Befehl, nicht nur die gebührende Anordnung zu treffen, daß die Klägerin vor des Beklagten Gewalt gesichert werde, sondern, falls sie sich mit ihrem Manne nicht zu versöhnen, sondern von Tisch und Bette von ihm sich scheiden zu lassen gemeinet, sie an das Consistorium zu verweisen. Beide Theile scheinen darauf wieder bis zum Septbr. 1626 eine ziemlich friedliche Ehe geführt zu haben; am 28. Septbr. 1626 macht der Ehemann aber die Anzeige, daß seine Ehefrau ihn verlassen habe, und "weil zu verschiedenen Malen zwischen den Eheleuten gütliche Verhandlungen ad reconciliationem getroffen und geglücket sind", ladet die Justiz=Canzlei dieselben wiederum auf den 15. Octbr. zur mündlichen Verhandlung vor, und wiederum gelingt es dem Termins=Dirigenten (Dr. Oberberg, ohne weitere Zuziehung eines Raths oder eines Mitgliedes der Geistlichkeit) nach weitläufiger, eindringlicher Besprechung mit den Parteien, unter Hinweisung auf die Heiligkeit der Ehe, auf ihre Pflichten gegen Gott und die Obrigkeit, auf ihre Kinder, sie mit einander zu versöhnen. Dabei ward jedoch beiden Theilen bei Strafe von 100 Rthlrn. untersagt, sich mit Worten oder Werken an einander zu vergreifen, vielmehr sollten sie, wie es christlichen Leuten wohl anstehe, mit einander in Frieden leben. -

Vom Herzoge Friedrich wurde unterm 2. Febr. 1789 die bei ihm unmittelbar eingegangene Bitte des Schauspielers A. und seiner Ehefrau um Aufhebung ihrer Ehe zur näheren Untersuchung an die Regierung übermittelt, von dieser aber zur Verhandlung an die Justiz=Canzlei abgegeben, um den Grund der wechselseitigen Abneigung zu erforschen und, wo möglich, die Parteien zu versöhnen. Im Termine vom 7. März erschienen mit denselben ihre beiderseitigen Sachwalte. Das Resultat der angestrengtesten Mühe sie zu vereinigen blieb: daß vor geführtem, kaum thunlichem Beweise der erheblichsten gegenseitigen Beschuldigungen die Frage, an wem die Schuld der Abneigung liege, nicht zu entscheiden,

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wohl aber dieses gewiß sei, daß beide Theile um ihre Ehescheidung unter gewissen, zum Theil schon erfüllten, Bedingungen gemeinschaftlich gebeten, da ihr Widerwille unauslöschlich sei, und eine Fortsetzung der Ehe ihre Tage für die Zukunft äußerst unglücklich machen würde. Wenngleich der Gerichtshof die weitere Bestimmung dem höheren Ermessen zu überlassen schuldig sei, glaubte er dennoch, mit Hinsicht auf die Personen und die Sachlage, die Ehescheidung empfehlen zu müssen; und diese erfolgt dann auch aus landesherrlicher Macht sofort. -

In demselben Jahre schied die Justiz=Canzlei auf Antrag der Ehefrau eine Ehe wegen mannigfaltiger Untreue und schändlicher Aufführung des Ehemannes, sprach der Frau das Recht der Wiederverheirathung zu und gestattete ihr die Kinder bei sich zu behalten, nahm eine Auseinandersetzung der Eheleute hinsichtlich des Vermögens vor, legte zur Sicherstellung des vom Vater zu leistenden Antheils zur Unterhaltung der Kinder Beschlag auf die Hälfte seines Gehalts und verurtheilte ihn wegen des gegebenen Aergernisses zu einer siebenwöchentlichen Gefängnißstrafe. -

Ob impotentiam ihres Mannes Wurde auf Antrag einer Frau S. nach eingeholtem Physicats=Erachten und terminlicher Verhandlung unterm 4. März 1790 ihre Ehe geschieden, und der Ehefrau die Wiederverheirathung gestattet. Sollte wider Verhoffen der Ehemann sich zu einer andern Heirath wieder entschließen, so wird ihm, bei schwerer willkürlicher Strafe, aufgegeben, davon zuvörderst bei der Justiz=Canzlei Anzeige zu machen und nicht ohne dazu erhaltene besondere Concession eine solche Ehe zu vollziehen. Als er schon im nächsten Jahre um solche Erlaubniß bat und, wie ihm zunächst aufgegeben ward, bescheinigte, daß seine Verlobte den Grund der Scheidung von der ersten Frau wußte und doch zur Ehe entschlossen war: ward ihm unterm 9. Juni 1791 die Verheirathung verstattet, auch auf die von dem zuständigen Geistlichen dawider erhobene Vorstellung demselben befohlen, beide ohne weiteres Bedenken zusammenzugeben; doch sollte dem Prediger zur Erleichterung seines Gewissens freistehen, der Braut noch einmal alle ihr Vorhaben widerrathende Umstände vorzuhalten, sie an die schweren Strafen des Ehebruchs nochmals zu erinnern und sie zu bedeuten, daß sie in Zukunft mit einer Scheidungsklage nie werde gehört werden. - Der Prediger berichtet: er habe diesem Befehle nachgelebt und auf beharrten Entschluß nach pflichtmäßiger Ermahnung beide copulirt. -

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Bei allen im Laufe des letzten Jahrhunderts vor der Justiz=Canzlei verhandelten Ehescheidungen war es Grundsatz, daß, beim Mangel rechtlicher Causalen, falls keine Aussöhnung der Parteien zu erreichen war, die Eheleute zur Beruhigung der Gemüther auf zwei Jahre - zuweilen auch nur auf ein Jahr - von Tisch und Bett von einander geschieden wurden, nach Ablauf dieses Termins aber auf Antrag des einen oder andern Theils weitere Verordnung erfolgen sollte, wegen einstweiliger Auseinandersetzung während der Zeit der Trennung der Canzleisässigen das Erforderliche verfügt, bei Niedergerichtsässigen diese den Niedergerichten aufgetragen wurde. - Trug nach abgelaufener Trennungszeit eine der Parteien auf Ehescheidung an, so wurde stets in einem Termine die gütliche Vereinigung auf das Eindringlichste versucht, und erst, wenn diese mißglückte, die Ehe in der Regel wegen unversöhnlichen Hasses aufgelöst und den Umständen nach beiden Theilen - oder auch nur einem - die Wiederverheirathung freigegeben. Eine abermalige Trennung auf weitere zwei Jahre gehörte zu den Seltenheiten. Durch die Ministerial=Verfügung vom 12. Sept. 1855 erhielt diese constante Praxis einen Wandel; seitdem wurden nach vergeblich verflossener Trennungszeit die Eheleute ex officio vorgeladen, zur Wiedervereinigung aufgefordert und angehalten, und nur in einzelnen, besonders dazu geeigneten Fällen auf kürzere oder längere Zeit zum Versuche der Besänftigung ihrer Gemüther weiter getrennt.

Desertions=Proceß.

Der Desertions=Proceß ist in den Jahren von 1660, da, nach den Acten, der erste bei der Justiz=Canzlei vorkam, bis zum Schlusse des vorigen Jahrhunderts unmittelbar vor derselben verhandelt, und allererst im letzten Jahrhundert bei den Niedergerichten von den denselben unterworfenen Parteien angebracht und dann zur Weiteren Verhandlung an die Canzlei gelangt. Das Verfahren ist in den Hauptzügen immer dasselbe geblieben.

Der Verlauf jenes ersten Processes war folgender. P. S., der von seiner Ehefrau verklagt war, weil er sie vor zwei Jahren muthwillig verlassen, ward am 10. Oct. 1660 zum Erscheinen in Person von der Justiz=Canzlei vorgeladen, um über die Desertion Rede und Antwort zu geben, mit der Androhung, daß im Fall des ungehorsamlichen Ausbleibens auf der Ehefrau gerichtliches Ansuchen angeordnet werden

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solle, was Recht sei; und dem hiesigen geistlichen Ministerium ward anbefohlen: diese offene Citation von der Canzel öffentlich abzulesen und nachgehends an die Kirchenthür anzuschlagen, und darüber, daß solches geschehen, auch die Ladung bis zu bestimmter Zeit an der Thüre gestanden, der Klägerin einen genugsamen Schein zu ertheilen. Im nächsten Termine (15. Januar 1661) erschien sowenig die Klägerin wie ihr Ehemann, erst am 18. Febr. 1662 erneute die Klägerin ihren Antrag. Es wurden darauf aber neue Ladungen nicht sofort erlassen; sondern erst, nachdem die Ehefrau die erwähnte Bescheinigung der Geistlichkeit über die Publication jener Citation beigebracht und ferner genügend ihre Unbescholtenheit und die Vergeblichkeit ihrer Bemühung den Ehemann aufzufinden dargethan hatte, erließ die Canzlei eine abermalige Ladung an den Ehemann, die in gleicher Weise wie früher publicirt ward. Und nachdem des Superintendenten Zeugniß über diese Bekanntmachung am 14. Aug. 1662 von der Ehefrau beigebracht war, wurde sie auf den 4. Septbr. in Person vor das Gericht geladen, und in Gegenwart der Räthe der Bescheid publicirt, daß, nachdem der Ehemann auf mehrere Ladungen nicht erschienen sei oder sich gemeldet habe, die Klägerin "deß mit dem Beklagten P. S. gehabten Eheverbündtnisses nunmehro gentzlich zu entbinden und loßzuzählen sey, Massen wir Sie denn davon hiemit dergestalt entbinden und loßsprechen, daß Sie hinfüro freye Macht haben solle, sich in anderweitiges Ehegelübde Ihrer gelegentheit nach hinwiederumb einzulassen und dasselbe würklich zu Consummiren und zu volnziehen". -

Ein ganz gleiches Verfahren ward eingehalten, als 1667 eine Ehefrau klagte, daß ihr Mann sie vor acht Jahren verlassen und im Elende habe sitzen lassen. Die Ehe ward cassirt, der Frau die Wiederverheirathung gestattet, die Strafe für den Mann vorbehalten. -

Gleichermaßen hob die Justiz=Canzlei 1680 die Ehe des J. K. mit seinem "verlaufenen Eheweibe" auf, gab dem Manne die Wiederverheirathung frei, behielt sich aber die Strafe gegen die Ehefrau vor, wenn sie sich wieder im Lande antreffen ließe. -

In einem ähnlichen Falle ward 1708 ein gleiches Erkenntniß gegen einen entwichenen Ehemann verkündigt, jedoch in Gegenwart des Superintendenten zu Schwerin.

Auch 1711 ward in Gegenwart der Räthe und des Schwerinschen Superintendenten die Ehe eines Schauspielers, der seine Frau böswillig verlassen hatte, aufgehoben. Die

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Ladungen waren in diesem Falle nicht nur hier, sondern auch in Berlin und im Haag öffentlich angeschlagen, wie in einem andern Falle 1726 hier, zu Hamburg und in Halberstadt, dem Heimatsorte des Desertors.

Das von einer Frau zu Parchim 1769 wider ihren Ehemann wegen Desertion bei der Regierung angebrachte Gesuch um Vorladung ihres Ehemanns u. s. w. ward von Letzterer, die sich fortan "mit dergleichen eigentlich dahin nicht gehörigen Sachen verschont zu sehen wünschte", an die Justiz=Canzlei zu weiterem Verfahren abgegeben. Die Klägerin ward hierauf vor versammeltem Collegium, ohne Zuziehung eines Geistlichen, umständlichst über persönliche und sachliche Verhältnisse vernommen; und da sie die Wahrheit ihrer Aussagen auf Erfordern eidlich zu erhärten sich bereit erklärte und auf Befragen, ob sie nicht gemeinet sei ihres Ehemannes Ankunft noch etwas abzuwarten, sich nach jetzt bereits 16jährigem vergeblichem Warten dazu nicht verstehen wollte, so ward ihr das Armenrecht zu weiteren Anträgen bewilligt und überlassen sich nach einem Sachwalt umzusehen. Sie legimirte einen solchen, erwirkte öffentliche Ladungen, docirte deren Bekanntmachung im Termine, am 6. Octbr. (die Insertion derselben hier am Orte durch Beibringung der Intelligenz=Blätter) und erwirkte den gewöhnlichen Desertions=Abschied. -

1784 überwies Herzog Friedrich das Gesuch einer böswillig verlassenen Ehefrau D., welches unmittelbar bei ihm eingegangen war, gleichfalls der Justiz=Canzlei zu rechtlicher Verfügung. Es erfolgte schließlich der gewöhnliche Desertions=Abschied. Die geschiedene Ehefrau machte darauf von der eingeräumten Erlaubniß Gebrauch und verheirathete sich anderweitig. 1787 suchte aber auch ihr erster Mann D., der sie so böswillig verlassen hatte, früher ein Gardist, jetzt Holländerknecht in Meklenburg, bei der Regierung um die Vergünstigung nach sich anderweitig wiederverheirathen zu dürfen. Die Regierung übertrug die Sache der Justiz=Canzlei, und Letztere lud denselben vor und vernahm ihn ausführlich über seine Entweichung von seiner Ehefrau, sein Ausbleiben im Termine vom 23. Juli 1784 und sein nunmehriges Verweilen im Lande; sie beschloß nach beendetem Verhör die Vorladung seiner früheren Ehefrau, jetzt verehlichten S., und deren Zusammenstellung mit ihm. Diese erschien auf die Ladung vom 26. März 1787, der Knecht aber nicht. Vor weiterer Verhandlung ging jedoch unterm 7. April ein herzogliches Cabinetsrescript ein, des Inhaltes, daß Sms. Gnade für Recht ergehen und dem D. nicht nur die Strafe wegen

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Ausbleibens in den Terminen erlassen, sondern ihm auch Erlaubniß zur Wiederverheirathung ertheilen wolle. Dem conform gab die Justiz=Canzlei unterm 21. Januar 1788 auf Antrag des Majors Köpcken zu Ludwigslust als Chefs des D. den Bescheid, daß ihm gleich seiner geschiedenen Ehefrau erlaubt sein solle, sich anderweit ehelich wieder einzulassen.

Des entwichenen L. Ehefrau hatte die Vorladung ihres Ehemannes, und da er nicht erschien, 1786 die Trennung der Ehe unter Freilassung ihrer Wiederverheirathung und Vorbehalt eventueller Bestrafung für den Desertor, erreicht. Nach 10 Jahren (1796) erscheint aber L. in der Registratur der Justiz=Canzlei und deponirt: Er habe leider seine Frau vor 13 Jahren verlassen, sie sei durch Erlaß der Justiz=Canzlei von ihm geschieden, habe sich wiederverheirathet, ihr Ehemann sei jedoch im Jahre 1792 schon wieder verstorben, und sie sei auf sein dringendes Bitten gewillt, ihn, falls das Gericht es gestatte, wiederzuheirathen; er bäte daher um den Consens dazu. Beide Theile erneuerten ihr Gesuch im Termine am 30. Jan. 1796. Da ward dem Ehemanne seine Handlungsweise, die er aufrichtig zu bereuen behauptete, ernstlich verwiesen, und nach besprochener Sache entschieden, daß bewandten Umständen nach beiden Theilen sich wieder mit einander zu verheirathen gestattet und sie nachdrücklich erinnert sein sollten, sich künftig als christliche Eheleute zu betragen. -

Den gesetzlichen Bestimmungen (vgl. Trotsche, S. 217) gemäß sind seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts bis auf die letzte Zeit die Desertionen behandelt. In dem Jahre 1839 kam es vor, daß ein angeblicher Desertor sich nach Publication der Ladung schon vor dem Termine meldete und nachwies, seine Ehefrau habe seinen Aufenthalt sehr wohl gekannt; und zwei Fälle sind in früherer und letzter Zeit vorgekommen, daß der wegen böswilliger Verlassung angeklagte Ehemann, nachdem in dem Termine in Folge seines Ausbleibens die Ehe geschieden war, nach Verlauf einiger Jahre im Lande betroffen, in Untersuchung gezogen und bestraft wurde.

E. Strafproceß.

Fiscalischer Proceß.

Schon im Jahre 1568 hatten die Herzoge Johann Albrecht und Ulrich einen "Fiscal=Procurator" in der Person des Dr. Sebastian Stelbagen als Hofrath auf 5 Jahre bestellt, dem im Jahre 1572 der Dr. Michel Grasse folgte. Derselbe

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war in beiden Herzogthümern gemeinschaftlich bestellt, und zwar, wie es in dem herzoglichen Patent heißt, "also, daß Er alle und jede Sachen, daran Unser und Unsers Fisci Interesse gelegen, so sich in Unserm Fürstenthumb und Landen zutragen, und Wir Ihme befehlen, oder unsertwegen befohlen werden, oder ihme sonst aus gemeinen Gerüchte und glaubwürdiger nachrichtung fürkommen möchten, und als dem Fiscali Ampts halber gerichtlich zu verfolgen und zu handeln gepüren, mit ganzer und rechter trewen meinen, dieselbe Uns und dem Fisco zu Guht, nach seinem besen verstandnus für unserm geistlichen Consistorio, Land= und Lehngericht, wie solches nach unterschied der Sachen die notturfft und gelegenheit erfordern wirt, schrifftlich und mundlich für uns anbringen, darin keins vor dem andern verschonen, und wissentlich keinerlei falsch oder unrecht gebrauchen, noch einigen gefehrlichen uffschub, noch dilation zu verlengerung der Sachen suchen, auch mit den Wiederparteyen kein vorgeding oder vorwort ohne unseren sonderlichen befehlig und mitwissen machen, keine heimblichkeit, unterricht und behelf, so Er in den Sachen erkundet und erfahret, dem Fisco zu schaden offenbaren, auch seines Ambts und der fiscalischen Sachen halber keine gaben, geschenk oder einigen nutz, durch was mittel und wege, worin oder womit solches geschehen könne, entweder durch sich selbst oder andere, wie das Menschen=Sinne erdenken mugen, nehmen oder iemands von seinetwegen nehmen, sich darin keine Freundschafft noch Feindschafft, gunst oder abgunst, hohes oder niederes Standes Personen, die sein, wer Sie wollen, verhindern noch abhalten lassen, und die fiscalischen sachen also auf allen Rechtstagen mitt vleiß aufzuwarten und verrichten - -, wie er Uns dann darauf gepurliche Eydtspflicht geleistett und geschworen, auch sich ausserhalb Unserer sonst mit keiner Partheyen sachen bekümmern, auch aller procuratur und des Advocirens zu Unserm gericht enthalten. - Dagegen haben wir Ihm zu jerlicher Besoldung, vom dato dieser unser Bestallung anzufahendt, zwei hundert thaler und dann noch treissig gulden vor Victualien versprochen und zugesagt, die ihm auß Unserm Fiscal- oder Gerichts=Kastenn, so dazu angerichtet, und darin die fiscalischen Gefelle gelegt und verwaret werden, - - erleget und bezahlet, oder da sovil oder gahr nichts im vorrath vorhanden, von Uns semptlich erstadtet oder vollkommlich gegeben werden, wie wir Unß dann hierzu austrügklich hiemit obligirt und verpflichtet haben wollen". - -

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Zur schleunigeren und besseren Beförderung seiner Amtsthätigkeit folgt ein, der Bestallung inserirter, Befehl an sämmtliche Beamte etc . zur freien, raschen Gestellung von Fuhren auf allen Geschäftsreisen, unter Androhung von Strafen; sodann die Zusicherung des höchsten Schutzes im Falle gegen ihn angebrachter Verläumdungen, des jedesmaligen Gehörs seiner Unschuld und der unweigerlichen Schadloshaltung. Schließlich ist die Kündigungs=Clausel angehängt.

Nach Errichtung der Schweriner Justiz=Canzlei ist der bis zum Jahre 1623 beiden Herzogen gemeinschaftliche Fiscal Dr. Johannes Albinus speciell für diese bestellt, und von der Zeit an bis zum 30. Septbr. 1879 ein Justiz=Canzlei=Fiscal in Function geblieben. Als im Laufe der Jahre die Justiz und die Administration von einander getrennt, und für die Regierungs=Sachen ein besonderer Regierungs=Fiscal bestellt war, entstand zwischen diesem und dem Canzlei=Fiscal eine unendliche Reihe von Streitigkeiten über ihre Competenz. Durch die Verordnung vom 5. Jan. 1784 schärfte die Regierung die Verfügung, nach der zu Verhütung aller Unordnungen, in allen Fällen, welche fürstliche und Regal=Rechte und die Verbrechen dagegen beträfen, nie der Justiz=, sondern jederzeit nur der Regierungs=Fiscal zu excitiren sei, und erneuerte diese Verfügung unter dem 15. Februar und dem 3. Juni 1794 um so mehr, als bereits am 14. Februar 1774 der Hofrath und Regierungs=Fiscal Ernst Friedrich Bouchholtz und der Canzlei=Fiscal Hennemann eine von der Regierung genehmigte Convention, welche die Grenzen zwischen der Competenz der beiden Fiscale ganz genau festsetzte, geschlossen hatten. Noch genauer sind die Grenzen der fiscalischen Aemter in dem von der Landes=Regierung unterm 4. Januar 1797 bestätigten, zwischen dem Regierungs= und Lehns=Fiscal Krüger und dem Canzlei=Fiscal Lembcke unterm 19. Decbr. 1796 geschlossenen Vergleiche gezogen und festgestellt.

Der Canzlei=Fiscal ward anfänglich als zum Richter=Collegium gehörig angesehen. "Wann er seine Sach ambtshalben, oder die wir ihme insonderheit befehlen, vorgepracht, soll Er sich in Unser Landgericht setzen und neben anderen Rähten eines Beisitzers stelle verwalten", - "so soll er auch zu Schwerin entweder Kostgelt, oder wan gespeiset wird - -, zu Hoffe seinen Tisch haben" (vgl. die Bestallung des Fiscals Dr. Grasse vom 12. Januar 1572, desgleichen die des Fiscals Dr. Albinus); und noch im Rescripte vom 9. Juli 1692 wird "Unserm Fiscali Dri. Petro Johanni Praetorio zu so viel alß ein Trauerkleid (30 Thlr.) von

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denen vorhandenen oder einkommenden fiscalischen Straffgeldern gereichet" (bei der Landestrauer um den Herzog Christian Louis).

Aber schon nach Rückverlegung der Justiz=Canzlei von Güstrow im Jahre 1632 tritt der Fiscal Dr. Lüdeking in den Terminen nur als anklagende Partei auf; von einer Stellung desselben als Beisitzer im Gerichte enthält fortan die Bestallung des Fiscals nichts, das Verbot der Privat=Advocatur und Procuratur bleibt aber von Bestand.

Der Fiscal tritt, seit seiner speciellen Bestellung als solcher bei der hiesigen Justiz=Canzlei, in den nicht rein criminellen Untersuchungen (über welche weiter unten bei Bearbeitung des fiscalischen Inquisitions=Processes genauer gehandelt werden wird) gewöhnlich nur auf Excitirung der Canzlei, zuweilen aber auch (schon in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts) selbstthätig als Kläger auf; ihm war durch seine Bestallung das Letztere eindringlichst aufgegeben. Z. B. erinnert Herzog Christian Louis seinen Fiscal Dr. Petrus Dominicus zu diesen Anstellungs=Acten, für Herbeischaffung der fiscalischen Strafen und Gefälle mit mehr Eifer zu sorgen, und substituirt ihm zur besseren Herbeischaffung von Strafgeldern den Dr. Praetorius als Vice=Fiscal, worauf Ersterer in seiner Repräsentationsschrift weitläufig ausführt, daß er sich der Beitreibung der Pönen und Bußen nicht nur im Interesse Serenissimi, sondern schon seines eigenen Interesses wegen mehr als zu viel befleißige und derentwegen, sowie seiner Habgier halber schon von männiglich "angegossen worden sei". (S. auch Glöckler in den Jahrbüchern des Vereins für meklenb. Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XV, S. 138 f.)

Zu dem Interesse des Landesherrn und dem des Fiscals an den Succumbenz=Geldern trat das der Mitglieder des Collegiums und der Subalternen wegen der Gerichtssporteln hinzu, da sie größtentheils aus den Gefällen ihre Einnahme zu beziehen hatten. - Daher, als unterm 23. Februar 1654 die Juraten der Kirche zu Sternberg baten, die wider den Müller zur Rothen Mühle Hans H. wegen Excesses erkannte, durch die Gnade Serenissimi auf 50 Fl. festgesetzte, fiscalische Strafe zur Reparirung der baufälligen Kirche ihnen gnädigst zu überweisen, wurde ihnen zum Bescheide gegeben, daß diesem Gesuche von J. F. G. nicht habe deferirt werden wollen, da ihrer Räthe und ihres Fiskals Interesse vorgingen. Ein Jahrhundert später, am 28. Decbr. 1756, wurden die bei der Canzlei aufkommenden, ad pias causas gewidmeten

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Straf=Gefälle für das zu erbauende Waisenhaus bestimmt; allein da die Canzlei berichtete, daß die Straf=Gefälle zur Bestreitung ihrer eigenen Bedürfnisse bei weitem nicht zureichten, und überdies die öfteren höchsten Begnadigungen den Fiscus zu sehr in Armuth erhalten hätten, ward auf die Befolgung dieser Verordnung nicht weiter gedrungen.

Nach der Verordnung vom 12. Septbr. 1855 wurden die ex officio erkannten Geldstrafen, zu deren Beitreibung bis dahin der Fiscal excitirt war, der sie dann durch besonders angestellte und durchgeführte Klagen exequirt hatte, zur Vermeidung unnöthiger Kosten von der Justiz=Canzlei selbst beigetrieben.

Die Competenz des Fiscals an den Strafgeldern betrug bis zum Jahre 1774 den 10., von da bis 1837 den 5., und seit dem 8. Jan. 1837 den 3. Theil derselben.

In dem Vortrage ad Serenissimuni vom 18. Juli 1715 über Beschleunigung des fiscalischen Processes hob der derzeitige Justiz=Canzlei=Fiscal Casimir besonders hervor, daß, weil in unserm Gerichte keine besondere Fiscal=Ordnung zu finden, darin der modus procedendi vorgeschrieben, fast aus jeder fiscalischen Klage=Sache ein processus ordinarius gemacht würde, welcher glücklich genug sei, wenn er etwa in einem Dutzend Jahre völlig zu Ende komme, während von Rechts wegen diese Processe nach möglichster Kürze gehandelt werden müßten, da sie das fürstliche Interesse vor Allem beträfen. Die Canzlei machte dagegen vorstellig, daß sie, gleichwie alle übrigen Processe, so auch die fiscalischen nach aller Möglichkeit zu beschleunigen sich bewußt sei, daß aber die Rücksicht auf die Gerechtigkeit, die durch die Landstände geschaffenen Hemmnisse, das nicht zu verhindernde Bestreben der fiscalisch Belangten, die Sachen möglichst zu verschleppen, es ihr unmöglich machten rascher zu procediren; sie lebe der festen Hoffnung, ein jeder unparteiischer und gewissenhafter Rechtsgelehrter, der die Mühe und Arbeit ihre Acten zu revidiren übernehme, werde in der That befinden, daß "ordnungs= und proceßmäßig processus dirigiret, und allemal, quod justum, aequum et pium, erkannt sei, cujus praemium nobis crit, bene judicasse".

Es finden sich unter den alten fiscalischen Processen allerdings auch solche, welche nach jahrelanger Verzögerung durch die Beklagten ohne Endresultat geblieben sind, unter andern aus dem Jahre 1616 ein Injurienproceß gegen Stellan R. zu Kl.=Trebbow, auf Anzeige des Pastors B. zu Gr.=Trebbow, in welchem nach Verhandlung im Termin vom

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25. Juni 1616, auf Antrag des Fiscals, die Zeugen über die eingereichten Artikel durch Commissarien haben abgehört werden sollen; ferner aus dem Jahre 1645 die auf besonderen Befehl des Herzogs Adolph Friedrich wider den Capitain J. wegen Holzfällung erhobene Klage, über welche Beklagter und Zeugen im Termine vom 16. Juni 1645 vernommen sind, zur weiteren Beweisführung und zur Grenz=Bestimmung Commissarien ernannt werden sollten; ebenso aus dem Jahre 1679 ein fiscalischer Proceß wegen Entheiligung des Sabbaths, der, nach einer Verhandlung im Termine, sowie nach weitläufigen Zeugenverhören, bei dem unterm 17. Novbr. 1683 an den Beklagten erlassenen Befehl zur Exception ruhen geblieben ist.

Was nun den modus procedendi im fiscalischen Processe anbetrifft (Trotsche II, S. 222 ff.), so unterlagen der fiscalischen Rüge (Criminal=Untersuchungen s. unten) folgende Vergehen: Wucher, Duell, öffentliche Beleidigung gegen Behörden und Privatpersonen, gesetzwidriges Copuliren vor beschaffter Auseinandersetzung, Uebertretung der Medicinal=Gesetze, Uebergriffe der katholischen Geistlichkeit durch Copulation, Taufe, Unterricht lutherischer Glaubens =Genossen, Contraventionen gegen die Gesetze über Heiligung des Sonntags, unterlassene Taufe eines Kindes, über Ehebruch, angemaßte Entscheidungen der Niedergerichte in Ehesachen, Unzucht, Contraventionen gegen die Jagd= und die Wege=Polizei=Gesetze, gegen das Paß=Gesetz, gegen Hazard=Spiel, gegen die Artikel XIII. und XV. des Landes=Grundgesetzlichen Erb=Vergleichs, in neuester Zeit auch Contraventionen gegen die Verordnungen über Anlage von Dampfmaschinen, und bis zum Jahre 1855 gegen die Beitreibung der von der Justiz=Canzlei erkannten Strafen.

Thätig wurde der Canzlei=Fiscal entweder ex officio in Folge ihm bekannt gewordener Vergehen oder durch Excitirung von Seiten der Justiz=Canzlei, indem diese ihn entweder förmlich zur Wahrnehmung seiner Pflicht aufforderte oder ihm die seine Thätigkeit beanspruchenden Acten mittheilte. Daß der Fiscal unbedingt den Excitatorien Folge zu leisten schuldig sei, das ist früher nicht angezweifelt; aber aus besonderer Veranlassung ist durch ein Reg.=Rescript vom 2. Septbr. 1829 dem Fiscal erlaubt, die Uebernahme der Vertheidigung eines Canzlei=Erkenntnisses, gegen welches von dem Verurtheilten Rechtsmittel eingelegt worden, abzulehnen. Falls der Fiscal ihm zur Wahrnehmung seines Amtes mitgetheilte Vergehen zu ahnden Bedenken trug, hatte er diese

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in einem geheimen (bei dem Directorium der Canzlei versiegelt einzureichenden) Bericht vorzutragen, und dann wurde den Umständen nach das Excitatorium zurückgenommen, oder aber auch ein Special=Fiscal für den besondern Fall bestellt.

Auf die vom Fiscal überreichte Klage, in welcher unter Berücksichtigung der (am 22. April 1864 zurückgenommenen) Verordnung vom 2. Juni 1815 das begründende Straf=Gesetz angeführt, und nicht bloß allgemein angegeben werden sollte, daß das gerügte Factum in bekannten Gesetzen erboten sei, erließ das Gericht die Ladung an den Beklagten zum Erscheinen in Person ad videndum se incidisse et audiendum declarari in poenam (um zu sehen und zu hören, wie er in Strafe verfallen und darin wird genommen werden), cum clausula, oder auch ad videndum cassari et annullari u. s. w. - Die "Neuerung, daß Unsere Landes=Gerichte auf die pflichtmäßigen Anträge Unserer Fiscale bald mit der Reichs= und in Unsern Landen üblichen Citation, bald mit Mandatis zur Vernehmlassung verfahren", wird im Regierungs=Rescript vom 12. August 1788 strenge getadelt und verworfen. - Auf das persönliche Erscheinen des Beklagten, jedoch unter Assistenz eines Anwaltes, ist, "als auf ein geheiligtes Verfahren unsrer Vorfahren", stets gedrungen. Nur in Rücksicht auf den §. 42 der Landes=Reversalen vom J. 1621, der die fiscalisch Angeklagten in delictis casualibus vom persönlichen Erscheinen befreit und implicite Alles der Beurtheilung des Richters pro qualitate delicti überläßt, wurde, z. B. beim Widerspruch des wegen Ehebruchs fiscalisch angeklagten Stadtrichters B. am 25. Juli 1796, - um die von demselben beantragte Einholung eines Erkenntnisses ab extraneis über die Frage seiner Verpflichtung zum Erscheinen in Person zu vermeiden - aus bewegenden Ursachen seine schriftliche Litiscontestation für genügend angenommen; und ebenso 1812 in einer Injurien=Sache, weil hier kein delictum enorme vorliege, und die Beschaffenheit des Vergehens das Nichterscheinen des Beklagten und die Nichtabgabe einer persönlichen Litiscontestation vollkommen gestatte, ein Mandat zur schriftlichen Erwiderung erlassen.

Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts ward die Einreichung von Artikeln zur Leitung des mündlichen Verfahrens vom Fiscal gefordert; später ist diese Aufgabe nicht mehr gemacht, sondern nach terminlich verhandelter Sache erfolgte das Erkenntniß, oder bei zugelassenem schriftlichem Verfahren der Regel nach schon auf die Replik des Fiscals. Dupliken kommen nur in wenigen fiscalischen Processen vor.

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Nach der Verordnung vom 7. Juli 1704 sollten zur Abkürzung der fiscalischen Processe hinfüro, wenngleich die Parteien Acten ad extraneos zu versenden verlangen sollten, selbige nicht verschicket, sondern das erste Interlocutur= oder Definitiv=Urtheil von den hiesigen Gerichten selbst abgefaßt und gesprochen werden; die Praxis hat diese Bestimmung aber unbeachtet gelassen.

In einer Klage des Fiscals wegen abermaligen Wuchers ist unterm 7. April 1833 ausgesprochen, daß jener gegen den Angeklagten auf den Reinigungseid antragen dürfe, weil die gesetzlichen Bestimmungen über Eidesdelation in fiscalischen Sachen auf den Reinigungseid gegen einen des Wuchers Verdächtigen nach der Polizei=Ordnung von 1572, Tit. IX, pag. 7 nicht anwendlich sind.

Daß der Landesherr bei dem Ausgange der fiscalischen Processe während des letzten Jahrhunderts kein Interesse hatte, ist gewiß; und in soferne ist die bei Trotsche II, Seite 232 vorkommende Wendung: "ist von selbst klar", unzweifelhaft richtig. Im 17. Jahrhunderte aber wurde den Fiscalen bei ihrer Anstellung "die möglichst scharfe Beitreibung von Straf=Gefällen zu Unserm fisco" zur Pflicht gemacht, und noch im Termine vom 11. Mai 1767 wurde der, anfangs rein inquisitorische, dann fiscalische Proceß gegen den Oberhauptmann v. P. zu H. pcto. vis et metus dahin verglichen: daß Angeklagter 1000 Rthlr. N2/3 als die geringste Summe, auf welche das Gericht zu transigiren nachgeben könne, zahle, und zwar um der geldklemmenden Zeiten willen in zweien Terminen; wenn dieses geschehen, würde die Canzlei gesammte bei ihr gegen ihn anhängige fiscalische Processe hinlegen. Nach eingegangener Strafe wurde auf Bitten der Canzlei unterm 17. Decbr. 1767 darein gewilligt, daß diese Summe zum Abtrag der rückständigen Besoldungen des Collegiums und der Canzlei=Verwandten benutzt würde.

Im Jahre 1667 wird in der fiscalischen Klage wegen verletzter Jurisdiction der Angeklagte v. F. in contumaciam zu einer Strafe von 7000 Rthlrn. verdammt, und durch Urtheil vom 14. Decbr. 1679 der vom Fiscal wegen gewaltsamer Depossedirung und attentata gegen seine Pächter verklagte Graf H. V. v. Schultz in contumaciam als ein violentus detentor et turbator verurtheilt, den Fiscal wegen verursachter Kosten schadlos zu stellen und wegen nicht beschehener Parition die angedrohete Strafe von 11,150 Rthlr., als "ipso facto verfallen", zu zahlen.

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Aus diesen von dem Angeklagten eingezahlten 7000 und 11,150 Rthlrn. baten die Räthe, die Canzlei=Verwandten, auch andere zu der Justiz=Canzlei nicht gehörige Angestellte lange den Herzog Christian Ludwig, ihnen ihre durch lange Jahre rückständigen Gehalte zahlen zu lassen; der größte Theil dieser Strafgelder ward aber ihm in das Ausland nachgeschickt. -

Der älteste fiscalische Proceß, den ich in den Acten gefunden, ist aus dem Jahre 1620. Der Fiscal wird in einer Injurienklage durch das Decret: "Communicetur fiscali!" zur "Wahrnehmung seines Amtes" excitirt und stellt unterm 11. Mai 1620 die Klage an: "Wiewoll in Geist= und Weltlichen Rechten, auch deß heiligen Reichs sonderbahrer Verfassung und saluberrimis consitutionibus gantz heilsamlich und wol versehen, auch bei hohen, schweren straffen verbotten, daß Niemandt den anderen an seinem guten Leumunt, Herkommen und Namen schmähen, injuriiren, bezüchtigen, noch verkleinern oder sonsten in anderm Wege, unter waß gesuchtem schein es immer geschehen oder vertauschet werden wollte und möge, denunciiren, traduciren und verlestern solle, - -: So hat doch dessen alles gantz unerwogen und unbetrachtet Merten Dr. ohngefehr kurtz nach Jacobi des abgekugelten 1619. Jahres, Margarethe D., M. D.'s Sel. Wittibe, alß seine Schwiegermutter, - ganz groblichen injuriirt und geschmehet, die Mutter für eine Zauberin - - öffentlich ausgeruffen und gescholten, und da er dieser groben debachationen ha[lber] uff Zuschickung zweyer Menner - - ist zur rede gesetzet worden, hat er dieselben injurien trotziglichen und unentferbet gestanden, wie auß deren attestatis mit Lit. A zu befinden - - - und gelanget diesemnach hiermit an E. F. G. mein unterthgs. und hochfleißiges Bitten, Beklagtischen Merten Dr. auff eine kurze Tagefahrt vorzubescheiden, zu citiren und zu laden, ad videndum se incidisse et audiendum declarari in poenam in Person unausbleiblich zu erscheinen, nach geschehener seiner Abhörung in rechten zu erkennen und auszusprechen, das Injurianten nicht durchaus gebueret hatte, die Gegenpart unterstandenermaßen zu injuriiren, conspurciren und zu bezüchtigen, besondern [er] hierin zu viel und unrecht gethan und dahero, andern dergleichen Verleumdern zum beyspiell, abschew und exempel, dieser sachen großwichtigkeit nach, zu einer öffentlichen recantation und Widerruff, mit anhengung einer ansehnlicher und nahmhaffter Geltbuß, zu straffen, zu condemniren und zu verdammen sey. - Salvo." (Noch bis

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in das 18. Jahrhundert hinein war es Stil, daß der Fiscal seine Vorträge nicht mit seinem Namen, sondern nur salvo, resp. reserv. reservandis, unterschrieb.) - Im Termine vom 28. Juni 1620 erscheint der Ankläger, überreicht die erforderlichen Artikel, producirt die Beleidigten und die von diesen beigebrachten Zeugen und beantragt deren Vernehmung. Beklagter erscheint ohne Assistenz eines Sachwaltes. Das Gericht bemüht sich die Streitigkeiten in Güte beizulegen, und nach erreichtem Vergleiche erläßt es sofort den Abschied. -

Wird der, stets mühsam vom Collegium versuchte, Vergleich nicht erreicht, so verweitläuftigt das Verfahren sich namentlich durch die umfänglichen Zeugen=Abhörungen, welche gewöhnlich durch Commissarien beschafft werden. Nach von diesen eingereichten Zeugenrotuln wird dem Fiscal aufgegeben zu deduciren, und dem Angeklagten sich dagegen vernehmen zu lassen; es wird oftmals replicirt, duplicirt, ja triplicirt, bis auf Actenschluß erkannt und der Spruch erlassen ist. Ebenso kommt es vielfach vor, daß der zur Beitreibung verwirkter Strafe excitirte Fiscal in einen weitläufigen Schriftenwechsel verwickelt wird, da gemeinhin die Sachwalte der Beklagten sich bemühen, nicht bloß Einwendungen gegen die Klagen desselben vorzubringen, sondern die bereits entschiedenen Streitpunkte von Grund aus zu besprechen und rechtskräftig Entschiedenes anzugreifen und umzustoßen. Und so haben sich allerdings manche fiscalische, auf Strafvollstreckung gerichtete Klagen Jahre lang verschleppt.

Wir fügen schließlich noch einige bemerkenswerthe fiscalische Processe an.

Der Worthalter und Kirchen=Jurat T. zu Wittenburg denuncirt unterm 22. Juni 1675 den Bäcker L. daselbst wegen grober Injurien. Zuvörderst erläßt nun die Justiz=Canzlei an Bürgermeister, Gericht und Rath zu Wittenburg den Befehl, sich des Denunciaten, der wegen ausgeschütteter grober Injurien weichhaft geworden, zu versichern, exitirt den Fiscal, erkennt auf dessen Antrag terminliche Verhandlung, und verurtheilt nach dem Termine den Beklagten zu Landes=Verweisung auf fünf Jahre, nach zuvoriger gerichtlicher Abbitte und Widerruf, auch geleisteter Urfehde. - Demungeachtet bleibt L. bis zum Jahre 1677 unangefochten in Wittenburg, erwirkt vom Herzog Christian Louis eine Begnadigung d. d. Hamburg 10. Februar/31. Januar 1677 und beleidigt T. sofort aufs Neue. Darauf erhebt der Fiscal unterm 6. Februar 1677 eine neue Anklage wider ihn, und er wird abermals des Landes verwiesen, unter Androhung, daß er beim Wieder=

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betreten der Stadt W. sofort angegriffen, festgemacht und in Ketten und Bande geschlagen werden solle. Allein, da der Fiscal vom Herzog zu einem Bericht darüber aufgefordert wird, daß seine Begnadigung nicht respectirt worden, stellt er der Justiz=Canzlei vor, daß der Allerhöchste Befehl wohl zu beachten sein möge, producirt die dem L. vom Magistrat zu W. abgenommene Begnadigungs=Acte und erreicht die Zurücknahme des Straf=Mandats, an dessen Stelle ein Erlaß am 4. October an den Angeklagten ergeht: "Moneatur ex abundanti serio, sich aller Injurien und Schmähworter gäntzlich zu enthalten, und durch sein ungezähmtes Maul der erlangten, wiewol unverdienten, hohen fürstl. Gnade sich selbst nicht verlustig zu machen, widrigenfalls er die unterm 6. Februar h. a. angedrohte Verordnung unfehlbar zu gewärtigen habe". -

Der Fiscal klagte unterm 11. März 1678 wider Bürgermeister, Gericht und Rath zu Wittenburg, daß dieselben den Notar E. wegen angeblicher Respectwidrigkeit in Haft genommen, ihm einen "Bolten" angeleget, ihn eine ganze Nacht bis in den andern Tag in Arrest und Banden liegen lassen, und erwirkt im Termine am 16. Mai nach weitläufiger Verhandlung den Bescheid, daß Angeklagte wegen solches excessiven Verfahrens sich mit dem fürstlichen Fiscus mittels Erlegung einer Geldstrafe, welche ihnen hiemit zum wenigsten auf 1000 Rthlr. gesetzet werde, sowie mit dem Fiscal seiner gehabten Unkosten halber, innerhalb der nächsten drei Wochen unfehlbar und sub poena paratissimae executionis zu vergleichen und abzufinden schuldig seien. - Aber der Herzog Christian Louis absolvirte (Hamburg, den 29. Mai 1678) für diesmal aus sonderbaren Gnaden die Angeklagten von der fiscalischen Strafe. -

1701 klagte der Fiscal gegen J. wegen Entheiligung des Sabbaths, und erreichte die Verurtheilung des Angeklagten in eine Geldbuße von 200 Rthln., der schon damals eventuell Gefängnißstrafe substituirt ward. -

1756 opponirte der v. P. in Sachen des Fiscals wider ihn, Wegen Gewaltthätigkeiten, Injurien etc ., exceptionem cautionis, berief sich zur Begründung der Einrede auf §. 411 des Landes=Grundgesetzlichen Erb=Vergleichs, und erreichte nicht nur einen Schriftenwechsel über diese Frage, sondern ermöglichte durch die Spitzfindigkeit und Rabulisterei seines Sachwaltes die Verschleppung der Sache über 1 1/2 Jahre, ward aber schließlich doch mit diesem "unnützen Vorbringen" abgewiesen.

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Criminal=Verfahren.

Indem ich von den Criminal=Untersuchungen nach den dreierlei: Richtungen der Führung derselben von der Justiz=Canzlei ohne Zuziehung des Fiscals, sodann unter seiner Mitwirkung, und drittens der Ertheilung von Urtheils=Vorschriften an Niedergerichte, wichtige und interessirende Acten der Justiz=Canzlei excerpire, hoffe ich mir nicht den Vorwurf der Weitschweifigkeit zuzuziehen, da es leicht geschehen könnte, daß der frühere modus procedendi in Criminal=Untersuchungen, als antiquirt, nach Ablauf einiger Jahrzehnte der Vergessenheit anheimfiele. Hexenprocesse und die Tortur sind gleichfalls aus dieser Rücksicht weitläufiger besprochen.

1) Von der Justiz=Canzlei ohne Zuziehung des Fiscals geführte Untersuchungen.

Einer der ältesten vor der Justiz=Canzlei geführten vollständigen Criminalfälle, - nur sehr wenige Criminal=Untersuchungs=Acten aus dem 17. Jahrhundert sind complet vorgefunden -, ist die Untersuchungssache gegen den J. H., Juraten bei dem St. Jürgen=Armenhause zu Sternberg, pcto. vis etc . (angeblicher Nöthigung der verehelichten L.), aus dem Jahre 1618, aus dem Grunde um so interessanter, als das denuncirende Niedergericht im Laufe dieser Untersuchung als Proceßpartei behandelt ist.

Bei Einreichung sehr spärlicher Voracten, welche sich auf die nothdürftigste Abhörung der L., deren Ehemann eine ihr angeblich widerfahrene Nöthigung zur Anzeige beim Stadtgerichte zu Sternberg gebracht hat, beschränken, trägt der dortige Stadt=Vogt Claus Schoff unterm 11. April 1618 vor: - - - "als gelanget ahn E. F. G. mein unterthänig bitten, dieselben mich durch ein fürstlich Mandat in Gnaden verständigen zu wollen, was hierin zu thun oder zu lassen; was dan E. F. G. hierin gnetigk verordnen werden, dem bin ich in Unterthänigkeit zu gehorsamen, undt E. F. G. alle unterthänigen Dienste zu leisten schuldigk undt willigk". Unterm 16. April verfügt die Justiz=Canzlei, den Denunciaten zu verhaften. Dies geschieht; da aber seine "Frau und Freunde" für seine Entlassung aus der Haft interveniren, so wird er nach acht Tagen gegen Caution zweier Bürger freigelassen, unter demselben Datum (24.) jedoch auch an die Notare H. Boßow zu Parchim und Jobst Braun zu Crivitz, beide Rathsverwandte, ein Commissorium dahin ertheilt, dem Inquisiten auf Artikel, die ihnen von der Canzlei vor=

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geschrieben werden, und die namhaft gemachten Zeugen auf von den Commissarien zu formirende Artikel abzuhören. - Letztere requiriren den Notarius Johannes Kellermann zu Wismar zur Aufnahme und Anfertigung des rotuli examinis und berichten schon am 12. Juli vorläufig die Befolgung ihres Auftrags, während der von Kellermann und dem auf Requisition des Inculpaten adhibirten Notar Joh. Rudolphus zu Güstrow aufgenommene und angefertigte rotulus examinis rei et testium erst am 18. Febr. 1619 eingereicht wird. Der Inculpat bringt am 13. April 1619 ein von ihm nachgesuchtes und unterm 19. Mai v. J. ihm ertheiltes Rechtsgutachten der Juristen=Facultät zu Rostock, - wonach der Zeugen Aussagen, da dieselben die rechten denunciatores et delatores der bezichtigten Unthat seien, die Weiber auch zur Zeugen=Aussage billig nicht zuzulassen, der Richter oder Stadtvogt, da er per viam inquisitionis zu verharren gemeinet, anzuhalten sei Inquisitions=Artikel aufzumachen, und darauf Inquisit mit seiner Defension zu hören sei, - nachträglich zur Kenntniß der Justiz=Canzlei, mit dem Bemerken, wie er dieses Erachten den Commissarien bereits am 2. Juni 1618 mit Protest wider das weitere Verfahren vorgelegt, dagegen aber wieder das zugezogene und anwesende klagende Gericht protestirt, und die Commission erklärt habe, daß sie ohne höhere Weisung dieses Erachten nicht annehmen und nicht berücksichtigen werde. Er beantragt die Untersuchung zu sistiren. Dieser Vortrag wird dem Gericht zu Sternberg communicirt, das Protocoll der Zeugen=Abhörungen beiden Theilen mitgetheilt, auf Antrag des Inquisiten unterm 18. August 1619 dem Gericht ausgegeben: "daß ihr auf die euch jüngsthin zugefertigte Zeugen=Kundschaft ewre Probationsschrift innerhalb 6 Wochen unfehlbar gewiß in Unsre Canzlei hieselbst gehorsamblich einschaffet, damit der supplicant seine Defensions= und Exceptionsschrift darauf einbringen möge". Am 1. Octbr. reicht das Sternberger Gericht seine "Deductionsschrift" ein, sie wird andern Tages dem Inculpaten mit dem Befehle zugestellt: "seine notturft darauff innerhalb 6 Wochen gleichfalls beizubringen, darauf alsdann ferner ergeht, was Rechtens ist'. Erst am 24. April 1620 läuft vom Inculpaten die exceptio nullitatis juncta imploratione officii judicii ein und wird dem Gericht communicirt. - Dieses bringt nun am 16. März 1621 ein seinerseits von der Juristen=Facultät der Universität zu Frankfurt a. O. eingeholtes Rechtsgutachten bei: "Daß die - - eingereichte exceptio nullitatis et

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imploratio officii judicii der Importantz nicht sey, daß dardurch die vorgegangene Aydtliche Inquisition und Zeugenkundschafft, so von J. F. G. selbst anbefohlen und gestalten sachen nach ganz billig angeordnet worden, annulliret und cassiret werde, sondern allens solchens einredenß ungeachtet, obgleich auf Eurer Seiten von Obrigkeitßwegen ferner nichtß eingebracht würde, dennoch gedachter H. ohn ferneren Verzug und Verschleiff der sachen, die ohndieß nun in das dritte Jahr angestanden, auf die ergangenen Acta mit der Tortur wurklich belegt werden könne. Von Rechts Wegen". - Dem Inquisiten wird am 18. März dieser Vortrag des Gerichts nebst Abschrift der Anlage mitgetheilt mit dem Befehle: "binnen 3 Wochen nach Empfahung dieses seine endtliche conclusio gewißlich einzubringen, sonsten in dessen verpleibung die sach vor beschlossen angenommen und ferner erkannt werden soll, was Rechtens".

Der vom Inquisiten unterm 23. Mai eingereichten Conclusion sind zwei von ihm weiter eingeholte Gutachten angeschlossen, erstens eins von der Juristen=Facultät zu Rostock vom 7. April, worin dieselbe "nach vleisiger vorleß= und erwegung obgedachter Acten (nämlich eines ausführlichen Berichts und der vom Inquisiten dorthin eingesandten Manualacten) und eittlich geführter Kundschaft darauf erkennet und spricht uff ewre erste Frage vor Recht: daß der vom gewesenen Stadt=Vogte zum Sternberge, Claus Schossen, wider euch angestellte Inquisitions=Proceß, als den rechten zuwidern, an sich selbst null und nichtig sey, und dahero mit fuege keines Weges wider euch fürgenommen werden können; fürs andere und uff ewre andere frage sprechen Wir vor Recht, daß Ihr mit der uff Delation des Stadt=Vogts vorgenommenen captur billig hettet verschonet werden sollen, und das Ihr euch deswegen am Stadt=Vogte ordentlicher weiß zu erholen rechtmessige Ursachen habet. Schließlich und uff ewre dritte frage erachten Wir rechtens sein, das noch zur Zeit in actis dergleichen indicia wider euch nicht auffgebracht, das ihr vermüge deroselben mit der tortur oder scharfen frage kontet oder mochtet belegt werden. V. R. W." - Das andere, von der Juristen=Facultät der Universität Greifswald am 13. Mai 1621 ertheilte Gutachten ging gleichfalls dahin, "daß mit der Tortur dieser bezüchtigung halber nicht verfahren werden könne".

Auf diese Conclusion erfolgte der Actenschluß. Ein Rotulationstermin ward auf den 3. Juli anberahmt und in Anwesenheit der Räthe Mich. Bruns und Herrn. Meyers

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abgehalten. Erschienen waren beide "Principale" mit ihren Anwalten; von beiden letzteren wird wegen der übergebenen Frankfurter Belehrung "die notturfft vorbracht", jedoch nichts zu Protocoll dictirt; und weil der Inculpat die Belehrung nicht bei den Acten haben, das Gegentheil dieselbe aber nicht davon lassen will, "ist von den Herren Regierungs=Räthen deßhalben ein Abschied abgefasset und publicirt Inhalt deß die von Klegern producirte Acta, daruff die von Ihme übergebene Rechtsbelehrung eingeholet, ad Acta gelegt und beclagter innerhalb sechs Wochen seine endt= und schließliche notturfft darauf einbringen, und alsdann mit der Rotulation verfahren und ferner erkhant werden soll, was recht ist. Von Rechts Wegen".

Gegen dieses Erkenntniß legte der Inquisit am 26. August das Rechtsmittel der Appellation ein. Diese ward zwar von der Justiz=Canzlei verworfen ("denn weil ihm die Einbringung seiner notturfft vorbehalten, als habe er keine Ursach sich zu beschweren"); aber unterm 5. Octbr. ergingen Compulsoriales des Hof= und Landgerichts; und nun wurden die Acten an dasselbe edirt, und das Stadt=Gericht auf seinen Anruf zur Sache vom 17. Novbr. mit weiteren Anträgen an das judicium ad quod verwiesen. -

In Untersuchungssachen wider die bestrickte Sophie v. L. wegen Ehebruchs und procurationis abortus wird mit der, im Geheimen arretirten, Inquisitin vor versammeltem Collegium (unter dem Vorsitz des Canzlei=Directors Hajo v. Nessen) "uffm fürstlichen Hause" ein Verhör gehalten, und dessen Resultat sofort dem regierenden Herzoge berichtet, "wie die Sophie L. ihrem Geschlechte Schimpf angehenget, auch J. F. G. Rehte mit dieser Mühe wohl verschonen sollen. Ihre Freunde haben sich allenthalben vernehmen laßen, das mit ihr der Anfang gemacht worden, da sie doch eine von adel, mit der nicht mit der Tortur vorgegangen werden dürfe; so weren doch J. F. G. nicht schuldig, deswegen diesem oder jenem Rede und Antwort zu geben, und hätten Ihres von Gott hochtragenden Ambtes halber solche und dergleichen Sünde und Untugend zu straffen. Und wüßte man sich auch eines solchen Exempels sobald nicht zu erinnern, daß sie nicht sollte torquirt werden. - So hätte man ihr auch gerne einen Beistand ihrer Freunde gegönnt und zugelassen, weill aber Keiner erschienen, so müßten J. F. G. vorfahren". - Aber J. F. G. wollen "aus fürwiegenden Gnaden diese Sachen um der Person Willen uff sich beruhet haben", 25. Mai 1619. -

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Am 8. Mai 1620 ward auf dem fürstlichen Schlosse zu Schwerin im Pforthause ein Termin gehalten in Untersuchungssachen wider Barbara, J. v. P's. Wittib, jetzt des Michael Gr. Hausfrau, und Sigismund B., wegen gewaltsamer Vertreibung der Ehefrauen des Ebbe Anderssen und des Magnus Galt von dem Gute Thurow; vor versammeltem Collegium wurden die Angeklagten (die sich in Haft befanden), die denominirten Zeugen und die Denunciantinnen abgehört. Auf Communication des Termins=Protokolls und der Zeugen=Aussagen erfolgten unterm 18. Septbr. Salvationes, acceptationes, probationes et conclusiones der Denunciantinnen; diese Schrift sollte laut Decrets vom 21. "der gefangenen advocato uff sein Begehren zugestellt und ihm freygelassen werden, ob er daruff ferner zu handeln gemeynet," sonst sollte die sach vor beschlossen angenommen und ferner darauf resolviret werden, was Recht sei". Nachdem darauf die Angeklagten unterm 18. Novbr. eine in Rechten fundirte Exceptionsschrift übergeben hatten, ward am 1. Dec. decretirt: "Dafern die Cleger hievon Abschrift begehren, soll ihnen dieselbe gefolget werden". Sodann ward ein Rotulations=Termin auf den 1. Februar 1621 anberahmt. Den "Klägern" ist es hauptsächlich darum zu thun, noch mit einer Erwiderung auf die Defensionalen gehört zu werden; dies Gesuch wird ihnen aber wiederholt abgeschlagen, und die Acten werden an die Juristen=Facultät der Universität zu Helmstädt zur Abfassung des Urteils versandt, von wo sie am 16. März zurückkommen. Bevor die Sentenz noch publicirt wird, berichtet aber das Collegium an den Herzog bei Vorlegung derselben: "weil uns dann, zumahl es adeliche Persohnen betrifft, ohne E. F. G. vorwißen die Urthel exequiren zu laßen nicht gebühren will, alß haben E. F. G. wir solches gehorsamblich notificiren und dero gnedige Resolution darüber einholen wollen, Ob wir die Urthel erkhanter maßen exequiren laßen sollen; deme wir in unterthenigem gehorsamb nachzuleben uns pflichtschuldig erkhennen. Sonsten mögen E. F. G. wir untthg. nicht verhalten, das beide gefangene uf der Galten anclage in gefangkliche Hafft genohmen und bis zur Urtel wider dieselben procediret worden, Dahero nicht unbillig, das izbemelte Ancläger E. F. G. die uffgewante Atzung wiederumb erstatten mußen, Zumahl das Weib auch ihrer Forderung wider Galten, welche sich uff ein Zimbliches beläufft, zugleich verlustig erkhant worden. - P. S. Auch - - bitten E. F. G. gnedige Erclerung, - - Ob das weib durch den Hencker öffentlich oder, wie bei adeligen

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Persohnen woll gebreuchlich, nur vor Gericht des Landes zu verweisen". - Der Herzog genehmigt zu Doberan am 20. März die Vorschläge der Canzlei, "Inmaßen wir dan auch damit einig, - daß - der Galte die aufgewandte Kosten erstatte". - Am 23. März wird vor versammeltem Collegium auf der Canzlei=Rathsstube den gefangenen Barbara Gr. und Sigismund B. im Beisein beider Parteien (als Anklägers Magnus Galt und dessen Vaters) und deren Advocaten das Urtheil dahin publicirt: "daß vermöge kayser Carols des funfften und des heil. Römischen Reichs Peinlicher HalßGerichts=Ordnung, unterm 29. Articull begriffen, obbemeldeten beiden Gefangenen anzuzeigen, daß Sie durch die eingenommene eydtliche Kundschafften der geclagten und von Ihnen uffm Hoffe zu Turow fursätz= und ganz gefährlicher weise verübten Gewalt, Rauberey und landfriedbrüchigen thatten gnugsam überwiesen sein, und wan sie dan schon noch nicht bekennen und richtiger, alß noch beschehen, zugeben wollten, wieder dieselbigen nichts desto weiniger, der bewusten unterschiedtlichen Mißthatten halber, ohn einig Peinlich Frage oder ferner Inquisition zu verfahren, und der Gefangener Sigismundt B., Ihme zu wohlverdienter Straffe und andern zum abschewlichen Exempel, mit dem Schwerdt vom Leben zum todt zu richten, die auch bestrickte Barbara v. Pl. aber, Ihrer Person und Standtsgelegenheit nach, auch anderer Umbstände halber, mit der Todtsstraffe zu verschonen, Jedoch dieselbige uff der Ancläger vorhergehende eydtliche Specification die abgeraubte Sachen Ihnen gäntzlich zu restituiren - - schuldig und darüber, Ihr zu verdienter Straffe, des Landes, bis uff kundtliche unsere gnedige erlaßung, zu verweisen sey. Wie wir dan gemelte beide Gefangene respective dazu hiemit condemniren und verdammen. Alles Von Rechts wegen".

Auf Intercession der Herzoge in Livland, zu Kurland und Semgallen verfügte Herzog Adolph Friedrich jedoch unterm 25. März 1621 einstweilige Suspension des Erkenntnisses gegen B., und erforderte unterm 26. von der Canzlei einen Bericht über die Zulässigkeit der Begnadigung oder Verwandlung der Strafe in eine andere, und in welche? - "Da aber solches gewißens halber nit beschehen kann, solltet ihr die wieder ihm erkennte Urteil ohne erwartung fernerer befelch alßfort exequiren zu lassen krafft dieses befeliget seyn". Die Canzlei berichtet hierauf unter dem 3. April: es wären "in diesem Falle etzliche Circumstantiae und umbstände mit untterlauffen, die des gefangenen Straffe in etwas hetten

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mitigiren können, Nemblich das die Wittwe Pl. vom Hertzogen Ad. Fried. F. G. in das Gutt Turow Ihrer bekannten furderung halber gerichtlich immittirett, der Galte ihren Verwalter wegen ihres gezankgs und schmehens gefenglich einsperren laßen, welchen aus der Hafft zu erledigen, des Weibs Ehemann, Capitain Gr. sel., den gefangenen B., alß seinen bestalten Fendrich, dahin zu reißen vermucht, sie vor gewalt zu schützen, mit dem Vorgeben, er hätte von dem Hertzog F. G. Befelch gewaldt mit gewaldt zu steuren; dahero der gefangener aus Jugendt - - anders nicht gemeinet, dan das solches zu Recht woll erlaubt. - - weil dan in solchen Fellen quaelibet etiam fatua seu bestialis caussa menniglichen a dolo excusiret, bey jetzigem fhall auch kein Blut vergossen: - So hielten wirs - - dafür, das E. F. G. dem mehrbesagten B. das Leben auß gnaden woll schenken und die straffe etwa auf vier oder fünff Jhar wieder den Erbfeindt (dazu jetzo in Polen gutte gelegenheit vorhanden) sich gebrauchen zu laßen mitigiren und mindern könnten, gestaldt dan furnehme Rechtsgelehrten undt Criminales in solchem passu den Richter zu gelinder straff mehr dan zur scherffe vermahnen, zumhal dan auch E. F. G. in gnaden zu erinnern, das die whare Justitz wegen Menschlicher schwachheit mit den Delinquenten ein Mittleiden trägtt. - - E. F. G. haben wirs nachdem, als Dr. Christoff v. Hagen E. F. G. seine Meinung mündtlich zu eröffnen ercleret hatt, - zu unterthäniger Antwort überschreiben wollen". - Eine Woche später erfolgte der unmittelbare Bescheid: "daß (Wir) auf unterschiedliche ganz fleißig eingewante intercessiones obberurte Straff soweit suspendieren, das er (B.) des ganzen Fürstenthums Mekelburgk - (sowol unser, als etc . Herzogs Hans Albrechts Antheil) sich eußere, und alßfort daraus wechbegebe und auf 10 Jhar über wider den gemeinen Erbfeind Christlichen Namens, den Turken, (sich) ritterlich gebrauchen laße". "Wan er nun nach verlauff solcher 10 Jahren genugsame testimonia und beglaubte Urkunde seines wolverhaltens produciren und darzeigen wirt, soll ihm hinwieder ins Land frey zu kommen gnedig erlaubt und vergonnet seyn; zum wiedrigen fahl aber, da er obgesagtem also geburlich nit nachkommen, oder sich verschelcken wurde, die wieder Ihm erkante urteil zu jeder Zeit an ihm volziehen zu laßen uns frey und offen stehen. Befehlen euch demnach gnediglich, das Ihr gedachten Gefangenen vor euch erfordert und Ihm - - diese unsere gnedige bezeigung mit fleißiger ermanung, sich dieses eine Warnung sein zu laßen, hinfüro

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sich beßer vorzusehen und der Tugend nachzutrachten, anmeldet, und darauf die Urpheide berurtermaßen schweren laßett; daran geschieht unser gnediger will und meinung. Datum Dobbran, Ad. Friedr., H. z. M." - Die Urfehde ist geleistet.

Ueber die Privat=Ansprüche der Galt wider die Barbara Gr. wird im Termine vom 12. Mai verhandelt, Liquidation zugelegt, und demnächst die Größe des zu Ersetzenden gerichtlich am 4. Juli festgestellt. Am 8. Januar 1622 ergeht ex officio ein Befehl an Ebbe Anderssen Galt zu Turow dahin: "Du hast dich im untertenigen andenken zu erinnern, das du dasjenige, was auff Barbaren Pl. und Sigißmund B. die Zeit über, weil sie in gefenglicher hafft hieselbst enthalten worden, an atzung und anderen verwendet worden, biß dato nicht entrichtet, noch abgestattet. Befehlen Dir demnach -, die specificirten Kosten innerhalb 14 Tagen - - gehorsambst einzuschaffen, sub comminatione executionis". - Nach einer Notiz des Registrators Langermann ist die Zahlung am 14. März 1622 beschafft. Nach der dem Protocoll vom 12. Mai 1621 anliegenden Specification lautet die Berechnung der Atzungskosten: "Ao. 1620 den 4. Mai ufs Hauß Schwerin eingebracht eine Fraw vom Adel, die Pl., und einer auß Schweden, B. genannt, und ist uff dieselben biß 11. Aprilis Ao. 1621 ufehrgangen:

Uf die Pl. in 48 Wochen Kostgeldt für jede Woche 32 ßl., sein 64 fl.; item für die Fraw, so sie wartet, Kostgeldt eben 64 fl.; der Frawen, so sie wartet, für Seumbniß die Woche 6 ßl. = 12 fl.; für Holz und Lichter die Zeit 32 fl.; Summa 172 fl.

Uf den Schweden B. für 48 Wochen Kostgeldt, für jede Woche 32 ßl. = 64 fl.; item für einen Unterthanen, so ihn wartet, ebensoviel, 64 fl.; mehr des Unterthanen Verseumbniß die Woche 10 ßl. = 20 fl. 10 ßl.; für Holz 32 fl.; Summa 180 fl. 10 ßl." -

Im Termine am 17. Mai 1628 vergleicht die Justiz=Canzlei eine bei ihr auf Denunciation der Wittwe des Getödteten anhängig gewordene Untersuchung wider einen Schulzen wegen Todschlags ("er halt einen Pawren von Semmerin, nahmens Chim Branden, mit einem Beile in den Kopff gehawen, davon er auch hernacher an dem Tagk Todes verblichen") "durch Gottes Hilfe" zwischen dem Thäter und der Wittwe des Getödteten, resp. dessen Kindern, dahin: "daß der Thäter zu einer christlichen reconciliation sich erbotten undt der Wittib auf nechstkünfftigen Michaelis jetzt laufenden 1628sten Jahres Zehen Gulden, und dann des entleibten

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hinterlassenen zween Töchtern Viertzig Gulden erlegt und entrichtet".

In einer andern Untersuchungssache wegen Todschlags (homicidii) wurde 1633 der Inquisit auf das Gesuch seiner Ehefrau gegen Caution aus der Haft entlassen und erlegten die von ihm gewonnenen Bürgen eine solche auf 1000 Gulden. -

In Untersuchungssachen wider J. Ch. J., Justiz=Rath der Canzlei, puncto falsi, leitete die Justiz=Canzlei unterm 10. Septbr. 1757 die Untersuchung ein, verfügte die Verhaftung desselben, welcher auf der Bleikammer im Schlosse strenge verwahrt ward, beschaffte seine und der Zeugen Abhörung und deren Confrontation, bestellte einen Curator für die (im Laufe der Untersuchung insolvent werdende) Vermögensmasse, auch den Vertheidiger ex officio, und versandte, nach geschlossenem Verfahren, die Acten zur Abfassung des Erkenntnisses an die Juristen=Facultät der Universität zu Helmstädt, publicirte am 17. Octbr. 1759 das von derselben erlassene, auf zehnjährige Karren=Strafe lautende Urtheil, und verfügte nach eingeholter Ermächtigung der Regierung den Transport des Inculpaten auf die Festung zu Dömitz. -

Wider den Juden J. N. A. zu Schwerin wurde wegen Fälschungen und schändlichen Banquerotts unterm 1. August 1780 von der Justiz=Canzlei eine Untersuchung eingeleitet, bis zum 19. Juli 1781, ohne Zuziehung des Fiscals, fortgeführt und durch einen Spruch beendigt, welcher am 8. Octbr. dem Inculpaten publicirt ward und auf Ehrlos=Erklärung, Verurtheilung zum lebenswierigen Festungsbau, und dabei zu noch mehrerer Bezeichnung seiner Schande, des Beispiels wegen, zur steten Tragung einer mit einem kleinen eisernen Galgen und einer darin angebrachten Schelle versehenen Schand=Mütze * ), lautete. Nach an die Regierung abgestattetem Berichte über das Resultat der Untersuchung, und nachdem Inquisit auf die von ihm wider das Erkenntniß eingelegte Vertheidigung rein verzichtet und zu des Herzogs Gnade submittirt hatte, wurde die Strafe von diesem in eine Zuchthausstrafe auf Lebenszeit verwandelt, und Inquisit unterm 20. Novbr. zu deren Verbüßung nach Dömitz abgeführt. Wie, nicht aus den Canzlei=Acten, aber aus einer Notiz in den votis Collegii hervorgeht, hat S mus . schon im Jahre 1782 dem A. die Strafe erlassen. -


*) Anm. 1711 ward ein Wilddieb verurtheilt, auf einige Zeit Karrenarbeit zu thun und ein Gehörn vom Rehbock zu tragen.
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2) Von der Justiz=Canzlei mit Zuziehung des Fiscals geführte Untersuchungen.

Bei weitem die Mehrzahl der Criminal=Untersuchungen ist vor hiesiger Justiz=Canzlei in den Jahren von 1612 bis etwa 1780 unter Zuziehung und Leitung des Fiscals geführt, und zwar in der Form, daß ein der Justiz=Canzlei zur Kenntniß gekommenes, oder von den Niedergerichten denuncirtes Criminal=Verbrechen sofort dem Fiscal mitgetheilt, und ihm die Anfertigung erforderlicher Artikel u. s. w. überlassen, sowie die Leitung des Beweis=Verfahrens fast allein anvertraut ward. Die Abhörungen der Zeugen geschahen in seiner und des Angeklagten Gegenwart größtentheils vor dem Collegio selbst, bei sehr verwickelten und weitläufigen Zeugenverhören durch Commissarien. Nach Absolvirung der Zeugenhöre erging ein mandatum de deducendo an den Fiscal, demnächst ein mandatum de contradeducendo an den Angeklagten; häufig erfolgte dann weitläufigster Schriftenwechsel, bis die Aden inrotulirt wurden und das Erkenntniß erfolgte.

In der Nacht vom 15./16. Mai 1621 sind aus dem Justiz=Canzlei=Gebäude Depositen im Werthe von 661 fl. "an Schreckenberger Groschen und doppelten schillingen" gestohlen; der Verdacht des Diebstahls ist auf den Canzleijungen Hans M., der in dem Gebäude seine Dienstwohnung hat, gefallen, und auf Befehl des Herzogs Adolf Friedrich wird eine Untersuchung eingeleitet. Die Acten beginnen mit einem schon am 16. Mai vor versammeltem Collegium abgehaltenen Protocolle, zu dem der Canzleijunge summarisch, aber sehr eingehend, über diesen, von ihm angeblich entdeckten und sofort zur Anzeige gebrachten, Diebstahl vernommen, nach Beendigung des Termins aber sofort inhaftirt wird. Der Fiscal erhält Einsicht der Acten, übergiebt weitläufige Artikel zur Vernehmung einer großen Anzahl von Zeugen, und diese werden von dem Collegium abgehört. Dann werden von dem auf besonderen Befehl S mi . dem Inquisiten adjungirten Advocaten Dr. Neovinus unterm 29. April 1622 Defensonial=Zeugen vorgeschlagen, diese auch abgehört; der Augenschein wird aufgenommen. Die eidlich aufgenommene Kundschaft ist dem Fiscal communicirt, der "den Beweißthumb auff seiten E. F. G. Canzlei zu deduciren, und daß der inquirirte Hans M. sufficientibus ad torturam indiciis oneriret und zu recht mit der Tortur zu belegen sey", beibringt. Von dem Defensor wird in einer

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nicht minder voluminösen Schrift, wie die des Fiscals ist (welche über 153 Seiten füllt), die Unschuld des Inquisiten darzulegen gesucht. Nun erfolgt der Actenschluß. Es wird ein auf Belegung mit der Tortur lautendes Erkenntniß abgefaßt und dem Herzog zur hohen Approbation unterbreitet; allein dieser sendet es unvollzogen zurück, "da wir den Jungen laufen zu lassen gewillt".

Am 6. März 1635 ersticht der fürstl. Bereiter M. L. den fürstl. Stallknecht Bl. im Zorne nach voraufgegangenem kurzem Wortwechsel im Reitstalle. Nachdem das Verbrechen dem Fiscal denuncirt ist, übergiebt dieser am 21. desselben Monats die fiscalische Anklage. Der Eingang lautet: "Durchl. etc In sachen Ew. F. G. Verordneten Fiscalis, Anklegers ex officio, an einem, entgegen und wider M. L., Peinlich Angeklagten, am andern theile, in pcto. homicidii, erscheinet Fiscalis auff empfangenen sonderbahren Befehl gehorsamlich und übergiebt wider ermelten Angeklagten nachfolgende articulirte Peinliche Anklage, Jedoch mit Vorbehalt aller begnadungen und wohlthadten, damit ein jeder Ankleger vermüge gemeiner beschriebenen und Landüblichen Rechte, sonderlich aber in des heiligen Römischen Reichs Peinlichen Halßgerichts und anderen Ordnungen befreyet, nicht zwar in gestalt eines zerlichen libells, sondern schlechter erzehlung der ergangenen Geschichte, Unterthänigst bittende, Angeklagten darauff litem gebuerlich zu contestiren und auf alle und jede articul und derselben membra, welche fiscalis loco positionalium hiemit repetiret, mediante juramenta, singulariter singulis, durchs wort: "glaube wahr", oder: "glaube nicht wahr seyn", pure, distincte et cathegorice, ohne einen vorzuleßigen anhang, eigenes mundes zu respondiren, sub praejudicio anzubefehlen. Waß alsdann vom Angeklagten verneinet und nicht zugestanden werden will, solches erbeuth sich Fiscalis, jedoch allen Ueberfluß außgeschloßen, de quo protestatur, nach notturfft darzuthun und zu beweisen. Vermittelst solcher reservation und protestation setzet und saget Fiscalis:

1) Anfänglich wahr - - -. 23) Ist demnach unwiedersprechlich wahr, das diese entleibung anders nicht alß pro doloso homicidio zu achten und zu halten, auch dannenhero einhalts Keyser Carll des fünfften Peinlichen Halßgerichts=Ordnung an leib und leben zu bestraffen sey. 24) Entlich wahr, das von obarticulirten allen allhie zu Schwerin eine gemeine sag, gerücht und Leumunth sey. Schluß: "Weil dann, gdster. etc ., diesem allen in Wahrheit also, dis homicidium auch ohne einige probation evidenter notorium und vom

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Angeklagten ganz nicht geleugnet werden kan: Demnach so bittet Fiscalis, in Rechten zu erkennen, zu erklehren und außzusprechen, das Angeklagter daran wider die gemeine beschriebene Geist= und Weltliche Rechte, wie auch Reiches=Constitution, sonderlich aber das fünffte Gebodt Gottes sehr gröblich mißhandelt, auch deßhalber, einhalts Kayser Carll des fünfften peinlichen gerichts=Ordnung, mit ordentlicher Straffe der todtschläger billig zu bestraffen sey, auch solche Straffe an dem Angeklagten wuerklich zu exequiren und vollziehen zu laßen; undt thuet hierüber, oder was sonsten gestalten sachen nach wieder Angeklagten gebeten, oder auch ex officio erkanndt und angeordnet werden sollen, können oder muegen, Ew. F. G. hochadelich=mildtrichterliches Ambt pro juris et justitiae administratione omni meliori modo, undertheniges, höchstes fleißes imploriren und anruffen, addendi, corrigendi, minuendi et quovis alio jure semper salvo".

Auf die Klage ergeht der Befehl an den Bereiter, nicht allein litem zu contestiren, sondern sich auf den 7. April zu stellen und auff angelegte Articul mediante juramento zu respondiren, sub. comminat. litis pro contestata habendae. Im Termine erscheint der Fiscal, desgleichen der Angeklagte unter Assistenz des Dr. Wedemann. Nach geleistetem juramento respondendorum und negativer Litis=Contestation über die Artikel abgehört, bestreitet der Angeklagte die absichtliche Tödtung und versucht, den Zustand der Nothwehr nachzuweisen. Er bringt zu seiner Vertheidigung Aussagen von acht Zeugen bei, welche deponiren, der Stallknecht habe gedrohet seinen Degen zur Vertheidigung holen zu wollen; zugleich legt er ein visum repertum des herzoglichen Barbiers, Meisters Joachim Barkow, vor, wonach "es scheint, weil die wahrzeichen und der stich größer, das er vielleicht im pariren oder drehen ausgeschnitten und tödtlich geworden". Unterm 22. April überreicht L. articulos defensionales et elisivos, auf die dem Fiscal zu respondiren, auch sonst im Proceß weiter zu verfahren anbefohlen wird. Am 4. Mai widerspricht der Fiscal allem Vorgebrachten und bittet "zu Maturirung dieses peinlichen processus" um Erkennung einer Commission zu Aufnehmung weiterer fiscalischer Kundschaft an Bürgermeister und Rath zu Schwerin. Der Bereiter ward dann auf des Herzogs Befehl am 9. Mai nochmals in Gegenwart des Kanzlers, eines Raths und des Stallmeisters verhört und blieb bei der Behauptung erzwungener Nothwehr. Allein er trauete seiner Sache offenbar nicht; denn am 12. Mai

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machte der Herzog dem Gericht die Anzeige: "waßmaßen unser gefangener Bereiter sich des nachts durch einen Strick von seinem Losament heruntergelassen, und also davon kommen", mit dem Befehl auf strenge Untersuchung gegen Alle, welche etwa zu dieser Flucht behülflich gewesen. Die Justiz=Canzlei hatte den Bereiter gegen des Herzogs Ansicht ungeschlossen bewachen zu lassen gerathen; sie rechtfertigte die milde Gefangenschaft nun damit, "daß J. F. G. den Bereiter als einen Cavalier tractiret, denselben auch Ihrer fürstl. Tafel gewürdigt, daß in den Verhören der Inquisit solche Umbstände zu seiner Exculpation und Defension vorgebracht, daß, wenn er dieselben in processu mit zweyen oder nur mit einem Zeugen beweisen können, man ihm mit Recht an den Hals nicht kommen können", und erbat des Herzogs Genehmigung dazu, wider den Entflohenen den Fiscal excitiren zu dürfen und denselben zu instruiren, daß er den "Mordtachts=Proceß" bis zum Ende dirigire und maturire. - Eine Resolution ist auf diesen Bericht nicht erfolgt, und die Untersuchung nicht fortgesetzt. -

Im Jahre 1636 ward ein Proceß in S. Fürstl. Mekl. Fiscals, Anklägers, wider Lüder Jochim L. zu E., Angeklagten, pcto. homicidii angestrengt. Am 11. Octbr. macht L. selbst die Anzeige: waßgestalt er kurz verwichener Zeit mit einem Soldaten allhie leider zu Unglück kommen, - - maßen ihm ja sein Leben darauff gestanden, welches zu retten er sich nothwendig erwehren müssen. Er bringt sofort mehrere Zeugenabhörungen darüber bei, daß er aus Nothwehr den Angreifenden getödtet habe, und bittet um Entlassung aus der über ihn verhängten Haft, gegen jede Caution. Wirklich wird er auch in Freiheit gesetzt, aber der Fiscal excitirt. Dieser leitet den Proceß ein und überreicht Artikel. L. wird über dieselben am 5. Decbr., praestito juramento respondendorum, abgehört, und auf Antrag des Fiscals ein Commissorium an Bürgermeister und Rath zu Rostock und Bützow zur Abhörung von Entlastungszeugen ad perpetuam memoriam erlassen. Nach Eingang der Zeugenrotuln wird deren Publication und Communication beantragt, und diese unterm 10. Novbr. 1637 verfügt. Hierauf übergiebt der Fiscal seine "Probationsschrift", und am 16. Februar 1638 der Angeklagte seine Salvations= und Exceptionsschrift, am 21. Februar 1638 der Fiscal seine Conclusio juncta petitione, am 30. April 1638 der Angeklagte die Submissio juncta petitione, und es erfolgt unterm 3. Juli der Befehl an den Beklagten zur Einsendung der vollen Transmissionskosten.

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Zwecks Einholung eines Erkenntnisses ab extraneis auf die am 15. Juni rotulirten und von beiden Seiten richtig befundenen Acten. Der Angeklagte übergiebt aber nach dem Rotulations=Termine noch ein von ihm eingeholtes Gutachten der Rostocker Juristen=Facultät, wonach er von peinlicher fiscalischer Anklage, und deswegen ebensowohl a poena ordinaria quam extraordinaria pure und totaliter zu absolviren sei. Das von der Juristen=Facultät der Universität Wittenberg erlassene Erkenntniß wird am 20. Mai 1639 publicirt und lautet dahin: "daß peinlich Angeklagter die von ihm vorgeschützte Nothwehr zur notturfft erwiesen, und demnach von dieser peinlichen Anklage zu entbinden und loszuzehlen. Er ist aber die auf diesen Proceß gewandte Unkosten nach vorgehender Richterlichen Moderation zu erstatten schuldig." -

Eine Wittwe v. P. auf B. verklagte 1652 bei der Justiz=Canzlei den fürstlichen Holzvogt D., weil er einen ihrer Unterthanen, Namens Hans B., "auf freier strassen mit einem Schusse muthwilligerweise dergestalt tödtlich verwundet, daß er - daran gestorben". Der den Beamten zu Schwerin nun ausgegebenen Verhaftung entzieht sich der Angeklagte durch die Flucht; doch stellt er sich, nachdem ihm das erbetene freie Geleite zugesagt ist. Hieraus erhält der Fiscal den Befehl, eine articulirte Klage einzureichen; er übergiebt dieselbe am 14. Juli 1653, und die Sache wird im Termin am 6. Septbr. unter Zuziehung der Wittwe des Erschossenen verhandelt. D. hat auf fürstlichen Befehl "das versessene Monatsgeld" vom Junker P. executivisch beitreiben sollen, hat dasselbe nicht erhalten, ist von v. P. verhöhnt und durch den B. und Consorten vom Hofe vertrieben; Letztere haben sich tumultuarisch auch der gegen sie verhängten Execution widersetzt und dem Holzvogt einen abgepfändeten Ochsen mit Gewalt abgenommen. Später ist D. mit B. am Siechenbaume zu Schwerin zusammengetroffen, B. hat den Holzvogt verhöhnt, herausgefordert und ist auf ihn eingedrungen, so daß D. sein Gewehr ergriffen und jenen durch einen an sich durchaus nicht tödlichen Schuß verwundet hat. Erst durch schlechte Behandlung des Arztes ist die Wunde lebensgefährlich und tödlich geworden. - Da nun dem Angeklagten "dieses alles in E. F. G. gescheften wiederfahren", bittet er ihn für unschuldig und straflos zu erkennen. - Das Collegium bespricht die Sache mit den Parteien. Die Wittwe B.'s trägt darauf an, daß ihr der Arztlohn entrichtet und ihr gebührender Abtrag gethan werde;

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so vergleichen beide sich auf bestimmte Summen mit Genehmigung des Collegiums und unter Zustimmung des Fiscals. - Berthold v. P. hat, als jetziger Besitzer des väterlichen Gutes, für den "ihm verloren gegangenen Unterthanen" eine Privat=Entschädigung von 50 Rthln. gefordert und von D. erhalten; jetzt aber wird er auf Befehl der Canzlei wegen einer transactio de crimine fiscalisch belangt und zur Rückzahlung verurtheilt. -

Der Fiscal denuncirte den Stadtvogt Gr. zu Grevesmühlen "wegen jämmerlichen und zwar todlichen des Stadtknechts daselben N. N. verwundung und darauff erfolgten Ableibung", überreichte Artikel und beantragte Vorladung und Abhörung des Damnificanten und seine Belegung mit der ordentlichen Strafe der Todschläger. Darauf ward die Vorladung desselben zu einem Termin auf den 6. Februar 1654 angesetzt. Am 20. Januar übergiebt Gr. eine Vertheidigungsschrift unmittelbar bei dem Herzog; dieser aber übermittelt sie der Justiz=Canzlei mit der Verfügung: "Unsere Rähte sollen von dieser sachen Unß bericht thun, und da es sich berichtetermaßen verhelt, Unsern Stadtvogt von der fiscalischen Straf absolviren". Zu seiner Vertheidigung führt der Beklagte an, daß die Verwundung des Gerichtsdieners nach den beigebrachten Bescheinigungen des zuständigen Physicus durchaus nicht tödlich gewesen, daß er den Verstorbenen "wegen grober Injurien ex justo dolore et commotione ohngefehrlich mit einem Degen in den holen leib, doch ohne einige Verletzung der intestinorum, und also gantz nicht todtlich, verwundet, daß denatus nach vollständiger Heilung seiner Wunde gantz wiederum restituiret gewesen, aber alß ein alter, abgelebter Mann mit leibes schwachheit befallen, endlich die Schuld der Natur bezalen mussen". Er legt ferner eine Bescheinigung von Bürgermeister und Rath zu Wismar vor, wonach er sich wegen der auf dem Gebiet dieser Stadt vollführten Verwundung des Gerichtsdieners und dadurch geschehener Jurisdictions=Verletzung um eine gewisse Geldstrafe verglichen und abgefunden hat, sowie auch ein Erachten der Juristen=Facultät zu Rostock, wonach er der Verwundung halber von niemand mehr zu belangen, sondern aller ferneren Bestrafung und Anspruchs billig zu überheben und zu verschonen sei. - "Obwol nun in dieser sachen billig vorher gewisse Articul sollen abgefasset, und darauf vorerst der Barbierer eidlich abgehöret werden" etc ., erkannte die Justiz=Canzlei doch, ohne weiter den Fiscal zu hören, "daß der Angeklagte von der wider ihn angestellten

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fiscalischen Anklage gänzlich zu absolviren und zu entbinden sei". -

Johann und Caspar Gebrüder V. R., Capitain=Lieutenants, haben in Bützow in der Nacht vom 21. auf den 22. Septbr. 1657 argen Frevel verübt, Wohnungen demolirt, Fenster eingeschlagen, mit Pistolen geschossen "und ein greulich "Unfueg, geschrey und schelten, hauwen und schlagen und 6maliges Schießen verübet", den Küchenmeister beschimpft etc . Anf hiervon erhaltene Anzeige verfügt die Canzlei, beide R. sofort zu verhaften, entläßt sie jedoch wieder auf Fürsprache der Herzogin gegen eine Caution von 1500 fl., excitirt den Fiscal und ladet diesen und die Angeklagten zum 11. Jan. 1658 vor. Letztere reichen am 9. Jan. schriftliche Defensionalen ein und erklären sich zum juramento respondendorum bereit, begehren aber zuvörderst die Ableistung des juramenti dandorum und kündigen den ersten Termin ab, der dann auf 21. Februar erneuet festgesetzt wird. Inzwischen wenden sie sich an die Gnade des Landesherrn, der, nachdem er ein Gutachten von der Canzlei erfordert und erhalten hat, die Resolution ertheilt, "daß Sie die v. R. uff vorhergehenden großen Verweis auß lauter Gnade wollen pardonniret haben". - Die Angeklagten, der Fiscal und die mitvorgeladenen Küchenmeister und Commandant zu Bützow erscheinen im Termine am 1. März, und dort erfolgt, nach weitläufig verhandelter Sache, deren gütliche Beilegung durch einen Abschied, in welchem die in argem Trunk verübten Vergehen und Frevel dermaßen strafbar befunden werden, "daß gewiß, wo nicht bei einholender Urthel der Kopf, dennoch gewiß die Hand aberkannt werden würde, welches rechtens, und sollten sie sich versichert halten, wann solche Excesse bei Herzogs Ulrich F. G. hochseligen andenkens Zeiten geschehen, es schlecht für sie würde abgelauffen seyn", - jedoch "aus fürstl. milde, auff Intercession dero geliebten Gemählin und anderer fürstl. Personen, J. F. G. gnade für Recht gehen und diese angestrengte Capitalsache in Betracht, daß auch gebrüdere von R. Churlandische und Dero Vielgeliebten Herrn Vettern zu Churland Landsassen wären, endlich gnädig schwinden und fallen lassen, jedoch Ihren Herrn Räthen dabey anbefohlen, den R. einen argen Verweis zu geben, und sie zu ermahnen, daß hinführo sie sich für dergleichen Handel sowol in= als außerhalb Landes, auch für übermäßigen Trunk hüten sollen". -

Der Hauptmann V. erschoß 1681 in angetrunkenem Zustande den Bauerknecht H., weil dieser zögerte, ihm als

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Wegweiser zu dienen, wie er sich bei Altenhagen auf einem Spazierritte befand. Auf die erste Anzeige davon ließ ihn die Justiz=Canzlei arretiren, nach Schwerin bringen und in ihrem Pforthause verwahren, gab auch dem Fiscal den Auftrag, "die Klage, wie gebräuchlich, anzustellen, und zu dessen Behuf einige ex Actis et delicti circumstantiis sormirte articulos fordersamst zu übergeben". Doch hielt die Jutiz=Canzlei ohne diese Klage abzuwarten, am 26. Novbr. flgd. Untersuchungs=Verhöre selbständig ab und communicirte die Protocolle dem Fiscal. Dieser reichte am 2. December Inquisitional=Artikel ein, über die der Inquisit am 2. und 3. seine Antworten zu Protocoll gab. Auf die vom Fiscal am 6. übergebene Submission ward dem Inquisiten aufgegeben, mit seiner Vertheidigung fördersamst einzukommen, und ihm ex officio ein Defensor in der Person des Dr. Bilderbeck beigeordnet. Einem Antrag des Fiscals zufolge wurden am 22. und 23. Decbr. noch ferner Zeugen abgehört; am 11. März 1682 übergab der Defensor die Vertheidigungsschrift und beantragte auch seinerseits Zeugen=Verhöre. Nachdem diese gleichfalls beschafft waren, wurden die Acten am 2. April 1682 rotulirt. Dabei brachte Bilderbeck eine Intercession des Königs von Dänemark, sowie verschiedene für den Inquisiten sprechende Zeugnisse bei. Die Acten wurden an die Juristen=Facultät zu Helmstädt zur Einholung einer Belehrung versandt, nach deren Eingang die Justiz=Canzlei am 6. Mai ein Erkenntniß dahin erließ, daß der Inquisit mit der peinlichen Frage zu belegen sei. Zugleich erging an die Chirurgen zu Neu=Bukow der Befehl, ihre am 15. und 25. Novbr. v. J. über die Besichtigung des Entleibten abgestatteten Berichte vor dem Amts=Gerichte daselbst eidlich zu bestärken. Letzteres sandte dann die darüber aufgenommenen Protocolle ein, und nun ward den Schweriner Beamten (welche, wie am andern Orte bemerkt ist, in dem Canzlei=Gebäude der Zeit ihr Gerichtslocal hatten) befohlen, die peinliche Frage mit dem Inquisiten, jedoch ohne Anwendung der Tortur, vorzunehmen. Nach dem am 29. Aug. über die Ausrichtung dieses Befehls von den Beamten eingereichten Protocoll hat der Inquisit alle an ihn gestellten Fragen bejaht, aber gegen ein peinliches Verhör, welches ihm seine Ehre nehme, protestirt. Darauf wird den Beamten unterm 1. Septbr. abermals ein peinliches Verhör vor rite besetztem Criminal=Gerichte aufgegeben, und auch in diesem bejaht V. alle an ihn gestellten Fragen. Nunmehr werden unterm 20. die Acten an die Juristen=Facultät zu Greifswald zum

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weiteren Spruche versandt, und dieser erfolgt am 9. Octbr. dahin: daß der Inquisit, seines Bekenntnisses und seines Einwendens ungehindert, mit der scharfen Frage, wie vorhin erkannt, zu belegen sei. Die Ausführung dieses Spruchs trägt die Justiz=Canzlei dem Dr. Wulff und den Schweriner Beamten auf, und vor diesen erneuert der Inquisit sein Geständniß alles Inhalts. Auch dabei beruhigt sich das Gericht nicht, sondern auf erstatteten Bericht der Commission ergeht an sie der Befehl, "demohnerachtet solche interrogatoria, mediante territione und Fürlegung der zur Tortur gehörigen Instrumenta, jedoch das der Frohn ihm nicht an den Leib komme", von ihm beantworten zu lassen. Die Weigerung des Inquisiten, sich im Orte der Tortur zu gestellen, wird verworfen ("Weil das judicium an selbigem Ohrt formirt wurde, wehre solcher Ohrt nicht famös"), und er bei fortgesetzter Weigerung, in der Folterkammer sich abhören zu lassen, durch vier Musquetiere dahin geschleppt und namentlich darüber befragt, ob er nicht aus Desperation vielleicht mehr bekannt habe, als wahr sein möchte. Er blieb jedoch ungeachtet der Bedrohung mit der Tortur und der Vorzeigung der Foltergeräthe durch den Frohn dabei, nur die Wahrheit gesagt zu haben, und beklagte nur seine durch die Gewalt verlorene Ehre. Nach Eingang dieses Protocolls wurden, die Acten ohne Weiteres verschickt, und am 5. Decbr. fällte die Juristen=Facultät zu Frankfurt a. O. das Erkenntniß: daß Angeklagter Capitain Johann V. des von ihm mit der Pistole erschossenen Bauerknechts halber, wenn er auf seiner dieserhalb gethanen Bekenntniß vor öffentlichem Gericht beharrete, "durch harquebusiren" vom Leben zum Tode zu bringen sei. - Am 14. Decbr. decretirte die Justiz=Canzlei, daß das Urtheil am 18. zu vollstrecken sei, was dann auch geschehen ist. * ) -


*) Das folgende Actenstück enthält die Vollstreckung des Erkenntnisses und ist wörtlich abgeschrieben:
Bekänntnüße des Capitain Johan V. vorm
peinl. Halßgericht.
Bekant, daß Angeklagter, Capitain Johan V. den
vorm Dorff Altenhagen entleibeten Baurknecht,
Hinrich Hünemorder genant, mit einer Pistohlen
erschoßen.
Anno 1082, den 18. Dec., morgens umb 9 Uhr, wardt obgemelter Capitain Johan V., auff die Bahne (d. i. die Reitbahn) durch zwey Troppen Musquetirer, vermittelst Trommelschlage, oder Soldaten-Gespiel, vor das gehegte öffentliche Gericht geführet, daselbst er auff obige Vorhaltunge mit: Ja! antwortete, daß er den Bauerknecht (  ...  )
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Herzog Christian Louis übersendet ein ihm direct vorgelegtes Gesuch des Obristen v. M. zu S. um Gestattung der Wiederverheirathung an die Justiz=Canzlei mit dem Befehle (datirt Paris, d. 11. Juni 1685), hierin die Justiz und J. H. Dchl. Interesse schleunigst verfolgen und beobachten zu lassen. Der Supplicant bezichtigt in seinem Vortrage das Justiz=Collegium der Bestechlichkeit, und ist daneben des Verbrechens der Bigamie verdächtig. Er wird auf Antrag des excitirten Fiscals durch ein Militair=Commando sofort arretirt und in das hiesige Gefängniß gebracht und demnächst einem generellen Verhör unterworfen. Des angezeigten Verbrechens der Bigamie ist er nicht geständig, muß aber zugestehen, von seiner legitimen Ehefrau nicht geschieden zu sein, dennoch aber dem Herzoge vorgestellt zu haben, daß er eine zweite Ehe eingegangen oder einzugehen im Begriffe stehe. Der Fiscal formirt Artikel, der Angeklagte wird verhört, bleibt aber bei seinem Leugnen. Das Protocoll wird dem Fiscal und auch dem Obersten ex officio bestellten Sachwalt zur Deduction und Gegendeduction mitgetheilt, und nach Eingang derselben und der Actenrotulation ein Spruch der Rostocker Juristen=Facultät eingeholt. Diese erkennt am 15. October, daß der Inquisit "bei fernerem Läugnen durch mäßige Tortur zu Bekäntnus der lauteren, reinen warheit anzuhalten" sei. Bevor aber dies Urtheil vollstreckt wurde, erließ der Herzog am 23. Decbr. aus Paris


(  ...  ) erschossen; wollte auch wieder dafür sterben. Darob ihm die Urthel publicirt wardt. Alßo wardt er weiter hinunter, bis zu Ende am Reitstall geführt, daselbst Sandt gefahren, ein Schwarz Tuch gestrecket, und auf selbiges ein schwarz Küssen geleget war; an selbigem Ohrt wardt Er, als Von den Musquetirer Trouppen umbschlossen, durch den Hrn. Pater Stephani getröstet; ein VaterUnser von allen knient gebetet; Alßo durch drey Außgewehlte Musquetirer, von denen der Delinquente absonderlich den Mittelsten auswehlte den ersten Schuß zu verrichten, erschoßen, daß die Kugel nach dem See werts prallete. Vorher ließ er ihm die Augen nicht zubinden, kehrete auch denen, die ihn erschießen solten, nicht den Rücken, sondern das gesichte zu. Da nun die erwehlte Soldaten ihn ausgenommen, haben sie selbigen in das schwartze Tuch verhüllet, zumahlen er vorhin in keines Henckers Hände war gewesen, alßo in die fürstl. Schmiede auff der Bahn getragen, alda außgekleydet, in ein Sarg geleget und des Abents von den Musquetirern in aller Stille, ohne Klanck und Gesangk, zu Grabe getragen, welches von J. H. Dl. Ihm auß sonderbahren gnaden verordtnet, undt auff solche verordenunge im Creutzgange zu Schwerin zubereitet war. Actum ut supra.
Georg Havemann,            
Publ. Caes. et in Jud. prov. meg.
inmatriculatus notarius m. p.   
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den Befehl: "daß aus sonderbahren Gnaden und gewissen respecten Inquis. für itzo mit ferner affterfolgung wider ihn angestelleten processus übersehen, auch vermittelst außstellenden eydlichen reverßes Sich auff ergehende Ladung wieder zu sistiren, gar der hafft erlassen werden" sollte. -

Eine der bedeutendsten fiscalisch geleiteten Untersuchungen ist die im Jahre 1723 begonnene wider den ehemaligen dänischen Cornet, demnächst meklenburgischen Hauptmann Claus v. O. wegen eines Duells, an welche sich im Jahre 1729 eine zweite wegen Tödtung des Obristlieutenants v. R. schloß.

Der Hauptmann v. O. erschoß am 12. Novbr. 1723 auf Wismarschem Gebiete einen von ihm provocirten Lieutenant im Duell, entwich zuerst aus Meklenburg, erwirkte dann aber freies Geleite und stellte sich am 10. Juli 1724 der Schwerinschen Justiz=Canzlei zur Untersuchung. Der Fiscal wird nun gegen ihn excitirt, in dessen Gegenwart der Inquisit im Termine am 23. Juli summarisch verhört. Da er des Vergehens im Allgemeinen geständig ist und einen ausführlichen Bericht über den Sachverhalt zu Protocoll übergiebt, ergehen auf Antrag des Fiscals Subsidialschreiben zur Zeugen=Abhörung nach Kiel und Rendsburg, deren Erledigung sich ganze sechs Jahre verzögert. Ein Grund der Verzögerung ist auch die Unfähigkeit des Angeklagten, die ihm anbefohlene Einlösung des von den requirirten Behörden angefertigten Zeugen=Rotuls durch Uebersendung der bedeutenden Kosten zu beschaffen. Endlich am 17. Aug. 1730 überreicht der Fiscal seine Deduction, ein voluminöses Opus, am 24. April 1731 der Inquisit (welcher sich übrigens nur unter Stadt=Arrest befindet) seine gleichfalls umfangreiche Gegendeduction, worauf die Acten am 21. Mai rotulirt werden. Durch einen herzoglichen Befehl vom 9. Juni wird der Canzlei aufgegeben, das Erkenntniß in loco selbst zu sprechen, und demgemäß wird dasselbe unterm 25. Septbr. entworfen; es lautet dahin, daß der Angeklagte seines Verbrechens halber zu enthaupten sei, wenn er nicht nach vorgängiger Tortur eidlich erhärte, aus Nothwehr gehandelt zu haben. Dies Erkenntniß cum voto ist auch von den damaligen Räthen des Collegiums unterschrieben, aber sammt ihrem an den Herzog Carl Leopold gerichteten Begleitschreiben vom 25. Septbr. 1731 unexpedirt in den Acten liegen geblieben; und es scheint, daß die Sache, ohne daß irgendwelche Gründe zu ermitteln, bis zum Jahre 1737 ruhen geblieben, und v. O. des Stadt=Arrestes entlassen ist.

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In den Acten liegt noch eine Dispensation, in des Herzogs Carl Leopold Namen zu Rostock am 26. Mai 1728 ausgestellt, durch die dem v. O. sich anderweitig, seiner Gelegenheit nach, wieder zu verheirathen gestattet wird, und im Weihnachtsfeste 1729 finden wir ihn schon auf seinem Gute Sch. Denn am zweiten Weihnachtstage wird dort der zum Besuche anwesende Obristlieutenant v. R. wegen Verdachts, dem v. O. eine Uhr gestohlen zu haben, von diesem und zweien Gebrüdern v. P, Lieutenant S. Ch. und Fähnrich J. L., mit Schlägen so arg gemißhandelt, daß er unter ihren Händen stirbt. Gegen die Thäter wird eine Untersuchung eingeleitetet, sie werden arretirt und in Schwerin auf dem Schlosse in der Bleikammer in Haft gehalten, die v. P. aber sind im Laufe der Untersuchung gegen Caution ihres Arrestes entlassen. - Die fiscalische Anklage wegen Todschlags, unterm 19. Jan. 1730 gegen v. O. und Consorten erhoben, führte zu einer jahrelangen Untersuchung, welche meistentheils vom Fiscal geleitet ist, während die unzähligen Zeugen=Verhöre theils vor der Justiz=Canzlei, größtentheils aber durch Commissarien stattgefunden haben. Nach absolvirtem Zeugen=Verfahren übergiebt der Fiscal seine Deduction, v. O. seine Gegendeduction zu den Acten; diese werden rotulirt, und unterm 17. Jan. 1735 ergeht ein Erkenntniß, wodurch v. O. zum Tode verurtheilt wird. Dagegen legt er ein weiteres Rechtsmittel ein und überreicht seine Defensionsschrift, der Fiscal bringt zu deren Entkräftigung seine Gegendeduction ein, und die Acten werden rotulirt. Die Justiz=Canzlei berichtet unterm 26. Febr. 1737, "daß die Untersuchungs=Sache ctr. den v. O." [wegen des Duells] ganz liegen geblieben, und Erkenntniß in dieser und der Sache wegen Tödtung des v. R. ab extraneis einzuholen sei". Der von der Juristen=Facultät zu Frankfurt a. O. abgefaßte definitive Spruch geht dahin, daß v. O. mit dem Schwerte vom Leben zum Tode zu bringen sei. Derselbe ward dem Verurtheilten am 16. Septbr. 1738 verkündigt und hernach auch dem Herzog Carl Leopold unterbreitet und von demselben bestätigt. Die Angehörigen des v. O. bestürmten den Herzog vergebens, die Strafe zu erlassen, mindestens in Todesstrafe durch Erschießen zu mildern; sie erreichten nur eine Modification dahin, daß die Strafe des Todes durch das Schwert nicht auf dem Galgenberge, sondern auf dem alten Garten vollstreckt werden dürfe, und zwar mittels eines, von den Verwandten des v. O. zu diesem Zwecke herbeizuschaffenden, noch unbefleckten und nur zu dieser einzigen Execution zu

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benutzenden Schwertes, daß die Scharfrichter, resp. Henker, den v. O. nicht berühren dürften, daß der Leichnam von dazu bestellten und gedungenen Leuten sofort in einen Sarg gelegt, auf einen Leiterwagen gebracht und auf dem Armenkirchhofe vor dem Thore begraben würde. - Am 13. Octbr. 1738, nach vorher in der Bleikammer gehaltenem hochnothpeinlichem Halsgericht, ist die Execution durch Enthauptung erfolgt. - Gegen die beiden v. P. ist wegen Theilnahme an dem Todschlag nur auf eine Geldstrafe von je 1000 Rthlrn. erkannt.-

Der Capitain L. H. v. B. auf P. wird vom Fiscal bezichtigt, den Canzlei=Executor in officio beleidigt und sich grober Injurien gegen die Justiz=Canzlei schuldig gemacht zu haben. Auf diese Denunciation hin läßt ihn die Justiz=Canzlei auf seinem Gute arretiren, nach Schwerin schaffen und hier auf der Wache in Haft halten, auch nach einem summarischen Verhör am 15. Juli 1724 unter Arrest bleiben. Sein Gesuch um Entlassung aus demselben gegen Caution wird abgeschlagen, und ihm ex officio ein Vertheidiger bestellt. In einem Termin am 1. August werden in Gegenwart des Fiscals, sowie des Angeklagten und seines Advocaten, die vorgeschlagenen Zeugen über die vom Fiscal eingereichten Probatorial=Artikel und die vom Beklagten übergebenen Interrogatorien vernommen; im Abschiede auf das Protocoll aber wird dem Angeklagten aufgegeben: seine Reprobation besser, als geschehen, zu führen. Nun mischte sich der Engere Ausschuß in die Sache mit dem Ersuchen, v. B. aus dem Arrest zu entlassen. Die Canzlei respondirt: "Da seine Verbrechen enormes, auch zu mehreren Blutschulden des Landes großen Anlaß zu geben capables, soll dem v. B. gegen eine cautio von 1000 Rthlrn. gestattet sein, in ein gut Wirthaus zu logiren". Erneuete Intercessionalen des E. A. werden dem Fiscal mit dem Befehl zur Vernehmlassung communicirt; dieser widerspricht aber. Da übernimmt der E. A. eine Verbürgung auf die 1000 Rthlr. Im Termine am 9. Decbr. 1724 leistet v. B. den Eid, sich jederzeit auf Befehl dem Gerichte stellen zu wollen, nebst angehängter Urfehde, und wird, nachdem der E. A. die Bürgschafts=Acte eingereicht hat, seines Arrestes entlassen. Er übergiebt am 22. Februar 1725 Reprobatorial= Artikel; der Fiscal verwirft dieselben als "impertinentes" und trägt auf weitere commissarische Zeugen=Verhöre an. Zum Commissarius wird Adv. v. Schmitt, zum Gegen=Commissar der Candidat Oldenburg ex officio bestellt; sie überreichen am

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8. Jan. 1726 den Zeugenrotul. Darüber giebt der Fiscal befohlenermaßen am 23. Jan. seine Erklärung, der v. B. am 16. März 1726 seine Defension ein. An demselben Tage langt ein Antrag vom E. A. an, daß er "die transmissionem actorum ad exteros mit Bestande Rechtens gar wohl zu urgiren befugt sei und daher diese beantrage, um so mehr, als unter anderen concurrirenden Umbständen die Justiz=Canzlei den v. B. deshalb, daß er derselben Respect laediret haben soll, hat captiviren lassen, einfolglich bei der Sache interessiret und also darüber, ob und wieweit solches geschehen, tamquam in causa propria nicht sprechen kann". Dies Gesuch wird jedoch als "planiter unnütz" abgeschlagen und ein Rotulationstermin anberahmt zur Abfassung eines Erkenntnisses in loco; am 13. April 1729 ist derselbe auch vor sich gegangen, auf Antrag des Fiscals. - Dieser hat aber so wenig wie der v. B. auf Fortrückung der Sache angetragen, und sie ist liegen geblieben. -

Wir berühren hier schließlich noch den bekannten Preßproceß des v. d. Lühe auf Mulsow wegen Herausgabe seiner Druckschrift: "Anmerkungen über den jüngsten Landes=Vergleich". Auf die fiscalische Klage wurden am 20. Septbr. 1757 die gewöhnlichen Ladungen erlassen; der Angeklagte opponirte aber exceptiones sub- et obreptionis et fori plane incompetentis und entzog sich der wider ihn erkannten Arretirung durch die Flucht nach Wismar. Nach Beseitigung der vom dortigen Criminal=Gerichte gegen seine Auslieferung erhobenen Widersprüche, sowie nach Verwerfung der von ihm selbst gegen das ganze Verfahren eingelegten Appellation, ward er nach Schwerin gebracht und auf der Hauptwache detinirt. Bei der ersten terminlichen Verhandlung vor der Justiz=Canzlei am 10. Juni 1758 trug der Fiscal auf Versiegelung sämmtlicher auf dem Gute Mulsow vorfindlicher Schriften und Papiere des Angeklagten an, und diese ward verfügt, er selbst aber auf Verwendung seiner Ehefrau und vom Obristlieut. v. Quitzow geleistete Bürgschaft der Haft entlassen und erhielt die Erlaubniß eine Privatwohnung in der Stadt zu beziehen, ward jedoch unter Haus=Arrest gestellt. Der von ihm zum Defensor angenommene Dr. Bouchholtz wurde als solcher, unter der Verpflichtung genauester Wahrnehmung seines Advocaten=Eides, zugelassen, und von diesem am 1. März 1759 eine in jure et facto begründete Vertheidigungsschrift eingereicht, und diese dem Fiscal von der Canzlei übergeben mit dem Befehl, binnen 6 Wochen darauf zu repliciren. Schon am 22. März maturirt der Angeklagte,

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wird aber dahin beschieden: daß, gleichwie kein Billigdenkender diesem Herzogl. Gericht wegen der Verzögerung der Decretur auf seine am 1. d. M. zu den Acten eingebrachte und weitläufige, aus 524 Seiten (ohne die ihr anliegenden voluminösen 29 Anlagen) bestehende Defensionsschrift, zu deren genauer Nachlesung nicht Stunden, sondern Tage erforderlich gewesen, bei andern bekanntlich überhäuften Geschäften und bei den durch den Einmarsch fremder Kriegs=Völker noch dazugekommenen großen Unruhen Etwas zur Last zu legen sich in den Sinn kommen lassen konnte, also er bis zum Ablaufe der dem Fiscal zu Abgebung seiner Erklärung kurz genug bestimmten Frist sich billig zu gedulden, und sodann nach Befinden weitere rechtliche Verordnung, allemal aber auch, daß vom Gericht unnöthige Aufzüglichkeiten nicht würden verstattet werden, zu gewärtigen habe. Schon am 2. April übergiebt übrigens der Fiscal seine befehlsmäßige Erklärung, dagegen der Angeklagte erst am 6. Novbr. - nachdem eine für ihn von dem Engeren Ausschusse übergebene Bitte um Relaxation des Haus=Arrestes abschlagen, und ein Incidentstreit zwischen ihm und der Commandantur, wegen Zahlung der Wachkosten, erledigt ist, - seine Defensionsschrift. Am 16. Jan. 1760 überreicht der Fiscal seine Beweis=Artikel, bewirkt die Abhörung der vorgeschlagenen Zeugen, theils durch Subsidialschreiben an den Magistrat zu Wismar, theils am 25. Juni vor der Justiz=Canzlei; und am 22. Octbr. 1760 wird gesammter Zeugenrotul publicirt und communicirt. Der Fiscal überreicht am 30. Jan. 1761 deductionem probationis submissivam, worauf nach vielfachen Anrufen und Frist=Gesuchen erst unterm 4. Juni 1762 des Angeklagten duplicae submissivae eingehen. Jetzt werden die Acten für geschlossen erklärt, am 12. Juli rotulirt und nach Eingang der von beiden Parteien beizubringenden Transmissions=Kosten von je 10 Rthlrn. ad extraneos versandt; erst am 10. April 1763 kamen sie mit dem Erkenntnisse zurück. Dasselbe, am 14. April publicirt, lautete auf Bestrafung des v. d. Lühe mit einer Geldstrafe von 4000 Rthlrn. und seiner Verurtheilung in gesammte Kosten. Dagegen appellirte dieser am 11. Mai und erwirkte, daß am 29. Aug. 1764 die üblichen Compulsoriales cum citatione et inhibitione vom Reichs=Kammergericht zu Wetzlar ergingen. Nach eingeholter Genehmigung der Regierung leistete der Angeklagte am 30. April 1765 den Appellations=Eid, und die Acten wurden nach Wetzlar geschickt. - Allein die Justiz=Canzlei ward noch einmal in der Sache thätig. Nämlich vom Reichs=Kammer=

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gericht ward am 27. Febr. 1769 v. d. Lühe denuncirt, daß er den Referenten bei diesem Gerichte öffentlich der Bestechung beschuldigt, ihn also aufs Härteste verleumdet und beleidigt habe. Diese Denunciation ward der Justiz=Canzlei durch die Regierung mitgetheilt, und von dieser sofort die strengste Untersuchung, vorläufig durch Vernehmung des betheiligten Sachwaltes des Denunciaten, eingeleitet, demnächst der Fiscal excitirt. Letzterer führte die Untersuchung; nach eingegangenen exceptionales cum protestatione des Angeklagten aber ließ er die Sache ruhen. Auf Anfordern Smi. zur Fortführung und Beendigung der Untersuchung, nöthigenfalls zur Erlassung von Strafbefehlen an den Fiscal, berichtete die Justiz=Canzlei unterm 14. Nov. 1770: ex officio den Fiscal zu Anträgen auf Fortsetzung der Sache zu nöthigen, erscheine bedenklich, und dürfte die Sache, bewandten Umständen nach, wohl am besten auf sich beruhen bleiben. Und so schließen beide Untersuchungssachen mit einem unmittelbaren Bescheide des Herzogs vom 1. Octbr. 1783, wonach v. d. Lühe in beiden Untersuchungen rein abolirt und von Zahlung der Strafe von 4000 Rthlrn., sowie von den Untersuchungskosten befreiet ist.

3) Von der Justiz=Canzlei an Niedergerichte in Criminalsachen ertheilte Belehrungen.

Während seit dem Bestehen der Justiz=Canzlei irgend wichtigere und weitläufige Criminal=Untersuchungen von den Untergerichten nur unter specieller Oberleitung durch die Justiz=Canzlei geführt, das Erkenntniß entweder von dieser, oder von Juristen=Facultäten gesprochen wurde, sind seit den letzten Decennien des vorigen und in diesem Jahrhunderte dieselben durch die Niedergerichte selbstständiger eingeleitet und geführt, von der Justiz=Canzlei aber bis zur Reorganisation des Criminal=Verfahrens seit dem Jahre 1817 unzählige Informatorien, theils Zwischen=Erkenntnisse, theils End=Urtheile erkannt, und diese machten einen großen Theil der Arbeitslast des Collegiums um so mehr aus, als der Betrieb in Criminal=Untersuchungs=Sachen ein höchst eiliger war. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren die Niedergerichte angewiesen, die Untersuchungen bis zur Erkennung der Tortur oder Spruchreife zu führen, und nur die Endurtheile - welche die Patrimonial=Gerichte der Regel nach bei den Juristen=Facultäten nachzusuchen hatten - von der Justiz=Canzlei zu erbitten, die sie der Zeit ziemlich draconisch und kurz erließ.

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So erbittet im Jahre 1621 das Amts=Gericht zu Wittenburg in Untersuchungssachen wegen eines Pferdediebstahls, bei Einsendung der Acten "mit dem pein= und gütlichen Bekenntnisse des Inquisiten", eine Belehrung über die Bestrafung desselben und bemerkt dabei: die Diebstähle hätten sich in der Nachfrage meistentheils also befunden, daß auch nicht zu zweifeln sei, daß die übrigen wohl würden wahr sein. Es erhält am 8. Mai 1621 zum Bescheid: "Si confitetur vor dem hoch= und nothpeinlichen Halsgerichte, ist Inquisitus mit dem Strange vom Leben zum Tode zu bringen."-

Das Amts=Gericht zu Grabow hatte, ohne weitere Vorschrift der Justiz=Canzlei einzuholen, die Untersuchungssache gegen P., pcto. homicidii, zum Spruche an die Juristen=Facultät zu Rostock eingesandt. Als aber die Mutter des Entleibten, der das Amts=Gericht die Zahlung der Untersuchungskosten auferlegt hatte, sich über das Verfahren bei der Justiz=Canzlei beschwerte, forderte diese die Acten ein und sandte dieselben unterm 3. November 1628 mit dem Informatorium zurück: "das ihr den Thäter vermüge gemelter Urtheil mit dem schwertt vom Leben zum Tode richten laßet, des entleibeten Mutter aber mit den auffgewandten und fürters nottwendigen Unkosten genzlich verschonet. Und weill ihr eigenes willens die Sache verschicket, sollet ihr solche expensen aus eurem Beutel zu zahlen schuldig sein. Dan wir darumb unser Canzlei zur Justiz alhier bestellet haben, in bürger= und peinlichen sachen recht zu sprechen."

Auch wird durch einen unmittelbaren Erlaß des Herzogs Adolf Friedrich vom 15. Septbr. 1635 der Justiz=Canzlei die Pflicht, in Untersuchungs=Sachen der Amts=Gerichte die Urtheile zu sprechen, erneuert eingeschärft: "Wan den von Zeit unser angetretenen Regirung bis anhero bei unser Regirungs=Cantzley es also gehalten worden, das unsere Räthe eben sowol in peinlichen und Criminal= als in andern, Civilsachen verabschiedet, wir es auch nochmals hinfüro also gehalten haben wollen: Alß ist hiemit unser gnediger Befehl, das Ihr sowol in dieser, als andern vorfallenden peinlichen sachen, was Ihr rechtens zu sein befindet, verabschiedet, damit unsere Beambten und Pensionarien wegen Verschickung der Acten auf Universitäten Uns unkosten in Ihre Rechnungen zu bringen nicht nötig haben, Zumahl wir Ihnen dieselbe auch nicht passiren laßen wollen." -

Auf das Gesuch des Rittmeisters K. zu P. um Ertheilung einer Belehrung in einer Untersuchungssache wegen Diebstahls wird ihm am 15. December 1648 der Bescheid:

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daß er seinen eigenen (ritterschaftlichen) Bauern selbst zu inquiriren habe, wie es einer christlichen Obrigkeit gezieme, "weil J. F. G. mit fremden Unterthanen sich nicht behelligen laßen wollen". Doch sind später viele Informationen an ritterschaftliche Gerichte ergangen, z. B. an v. R. auf Kl.=Krankow in Betreff der Anwendung der Tortur bei einer Giftmischerin 1691 und ihrer Strafe 1692 u. s. w.

Dem Stadt=Vogt zu Schwerin wird in Untersuchungs=Sachen wider den Juden S. M. wegen Schwängerung eines Christenmädchens A. G. nach Einsendung der bis zum Spruche vollständigen Untersuchungs=Acten unterm 24. Juli 1691 aufgegeben, zuförderst den ernstlichen Versuch zu machen, den Inquisiten zur Taufe und zur Verheirathung mit der Geschwächten zu bewegen. Da dieser Versuch aber bei der beharrlichen Weigerung des Inquisiten mißlingt, erfolgt am 12. Aug. 1691 das Erkenntniß: daß der Angeklagte "Ihm zur wollverdienten Straffe, andern Juden aber zum Abscheu und Exempel auf dem öffentlichen Markte am Pranger zu stellen und mit ruhten, nemblich 30 streichen, auszuhauen, auch mit einem Brandmahl aufm rücken zu bezeichen, nachgehends auf vorhergehende Leistung gewöhnlicher Urphede auf ewig unser Herzogthümer und Länder zu verweisen" sei. Doch ward dem Inquisiten, da sein Brotherr Fürbitte that und sich zu einer namhaften Recognition erbot, die Strafe der Brandmarkung ganz und der Staupenschlag bis auf 10 Streiche aus bewegenden Ursachen am 9. Septbr. erlassen. - Das Mädchen wurde mit der Strafe des wohlverdienten Staupenschlags aus fürstlicher Gnade verschont, aber verurtheilt: eine Stunde öffentlich am Kake mit auf den Rücken gebundenen Ruthen zu stehen und demnächst nach geleisteter Urfehde das Land zu verlassen. -

Den Beamten zu Bützow wird in Untersuchungs=Sachen gegen F., wegen Tödtung des Jungen Halebeck durch Ueberfahren, unterm 19. März 1704 die Belehrung, daß Inquisit wegen des aus Unvorsichtigkeit überfahrenen Jungen mit öffentlicher Kirchenbuße und 14tägigem Gefängniß bei Wasser und Brot zu strafen sei. -

Den Beamten zu Grevesmühlen wird unterm 12. März 1706 in Untersuchungs=Sachen wider den Müller B. und dessen Stieftochter Eva Lise L., pcto. adulterii et incestus, der Bescheid: den Stiefvater "mit 6 ruthen, und mit ein jeder 6 mahl, deßen Stieftochter aber mit 4 ruthen, und mit einer jeden 5 mahl, an öffentlichem Pranger zu streichen", und demnächst Landes=Verweisung.

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Diese Untersuchungs=Sache ist in zwiefacher Hinsicht höchst interessant. Es sind in derselben erstlich die Ansichten des Kollegiums über das Strafmaß für das Verbrechen des Incestes, zweitens über die Verpflichtung des Untergerichts, den Delinquenten auf Kosten des Gerichts Vertheidiger zu bestellen, ausgesprochen. Das Collegium erachtet, nach dermaligem gemeinem und vaterländischem Rechte falle die herkömmliche Strafe für den Ehebruch weg, wenn die Ehefrau des Verbrechers für ihn fürbitte, und die Todesstrafe könne jetzt nicht mehr stattfinden; da die Polizei=Ordnung vom Incest überall nichts sage, komme es hauptsächtlich auf die Observanz dieser Orte an. Nun könne zwar nicht positiv gesagt werden, daß nach Landesgewohnheit dies Verbrechen niemals am Leben gestraft sei, indem die alten, in Gott ruhenden Herzoge zu Meklenburg sehr gottesfürchtige Herren gewesen seien und sich nach den göttlichen Gesetzen bei dergleichen Verbrechen öfters mehr als nach den Glossen der Doctoren gerichtet hätten; indessen sei doch in zweifelhaften Fällen lieber poena mitior als durior zu wählen. Wenn nun gleich sonst nicht zu loben sei, daß bei dergleichen schweren Verbrechen, gegen die Gott der Herr in heiliger Schrift stark eifere, aus unzeitigem Mitleiden u. s. w. die Strafen so gemildert würden, daß sie zuletzt durch Unterlassung ihrer Anwendung gleichsam aufgehoben würden, so sei doch nach dermaligem Rechte des Landes nur auf obbemeldete Strafe zu erkennen. Und wenn es zwar nicht mehr als billig sei, den Inquisiten auf ihre Bitte Vertheidiger zu geben, und auch löblich, ihnen ohne Bitte einen solchen anzubieten, genüge im vorseienden Falle, daß sie, wie geschehen, befraget würden, ob sie noch etwas zu ihrer Defension beizubringen wüßten, weil die Defensoren auf dem Lande mit nicht geringen Unkosten und Zeitverlust, worüber die Processe hoch anliefen und dem Niedergericht schwer fielen, adjungirt würden, und "der Defensor gemeiniglich nur, bei vorhandenem corpore delicti und confessio clara, constans et iterata, eine vergebliche und öfters mit ausgepeitschten rationibus dubitandi, so er irgendwo ausschreibt, angefüllete deductionschrift machet". -

1716 ertheilt die Justiz=Canzlei den fürstlichen Beamten zu Grabow einen scharfen Verweis wegen unterlassener Befolgung eines Informatoriums. - Dem Magistrat zu Grabow giebt sie 1721 eingesandte Criminalacten mit einem Verweis wegen übel geführter Untersuchung zurück, giebt Anleitung zur Vervollständigung derselben und befiehlt zur abermaligen

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Untersuchung einen verständigen und geübten Juristen zuzuziehen. Eine ähnliche, nur noch schärfere Information erhielt 1758 das Amtsgericht zu Gadebusch. - Als 1778 ein Gerichtsherr um Belehrung in einer Untersuchungssache wegen Kindesmordes bat, ward zur Führung derselben ein Hofrath von der Justiz=Canzlei bestellt, dem Gutsherrn wurden aber die Kosten der Untersuchung auferlegt.

Dem v. W. zu M. wird unterm 23. Januar 1726 die von ihm gegen den Glasermeister S. wegen begangener Gewaltthätigkeit eingeleitete Untersuchung abgenommen, da er persönlich dabei betheiligt sei. In einem Bericht an den Herzog Carl Leopold rechtfertigt sich auch die Justiz=Canzlei deswegen, daß sie den Inquisiten, trotzdem er für sein Erscheinen vor dem Gericht Caution geleistet, sofort verhaften lassen; denn es sei "ein leider gewöhnliches Manöver jetzt, durch Cautionsbestellungen die Untersuchungen zu verewigen." Zugleich ergeht eine Entscheidung in der Sache dahin, daß der Inquisit mit Karren=Strafe zu belegen, und der v. W. als Gerichtsherr die Untersuchungs=Kosten entweder selbst zu tragen, oder aus dem Vermögen jenes herbeizuschaffen habe.

Eine im Jahre 1762 bei dem Amts=Gerichte zu Wittenburg anhängig gewordene Untersuchung wider eine aus 7 Köpfen bestehende Zigeunerbande wegen Diebstähle u. s. w. ist vom 23. Septbr. 1762 bis zum 29. Octbr. 1764 ununterbrochen von der Justiz=Canzlei durch ertheilte Informatorien geleitet (es sind deren 17 ertheilt), und von dieser das auf lebenslängliche Karren=, resp. Zuchthausstrafe für die Mehrzahl der Inquisiten lautende Erkenntniß erlassen. Zugleich wird bis zum Jahre 1768 die der Commandantur zu Dömitz anbefohlene geistliche Pflege eines zur Bande gehörigen Zigeuner=Kindes und dessen Confirmation durch den Festungs=Prediger von der Justiz=Canzlei überwacht. Ebenso ist die im Jahre 1771 von dem Amts=Gericht zu Dömitz eingeleitete Untersuchung wider eine Räuberbande bis zum Jahre 1774 durch fortgesetzte Informatorien bis zum Schluß=Erkenntnisse dirigirt, und so auch die im Jahre 1774 von dem Justiz=Rath Wachenhusen als Beamten wider eine bedeutende Diebesbande eingeleitete Untersuchung bis zum Enderkenntniß vom 28. Novbr. 1775, welches zwei Inquisiten zum Strange, einen zum lebenswierigen Festungsbau, die übrigen fünf Verbrecher (Hehler, diebisches Gesindel, Landstreicher) zu mehrjähriger Festungs=Strafe und Landes=Verweisung verurtheilte.

Diese letzte Untersuchung giebt ein lebhaftes Bild von der Arbeitslast des Collegiums und ist in mancherlei Hinsicht

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merkwürdig, namentlich, weil man daraus die ungemeine Verbreitung und Gefährlichkeit der damaligen Diebesbanden hier im Lande, die Theilnahme unzähliger, durch ganz Meklenburg verbreiteter Diebeshehler und die Schwierigkeit ihrer Entdeckung und Verfolgung erkennt. Daneben sind die Acten noch in zwei Puncten höchst interessant. Die zum Tode verurtheilten beiden Inquisiten legen gegen das Erkenntniß der Justiz=Canzlei ein Rechtsmittel ein; es werden ihnen Vertheidiger bestellt, und zwar, da der zuerst constituirte Advocat nach eingesehenen und erwogenen Acten die Defension zu führen nicht gewissenhaft gefunden, und die Inquisiten den Vorschlag der Justiz=Canzlei, sich zur Abkürzung der Haft der Vertheidigung zu begeben und die Acten sofort an eine auswärtige Juristen=Facultät verschicken zu lassen, verwerfen, in der Person des Advocaten H. Nach eingereichten Vertheidigungen sind die Acten zum zweiten Spruch an die Facultät zu Helmstädt versandt, von der das Erkenntniß der Justiz=Canzlei und die darin erkannte Todesstrafe durch den Strang bestätigt wird. Der eine Inquisit dringt nun auf weitere Vertheidigung, allein diese wird als durchaus unzulässig verworfen. Es erfolgt der Befehl an die Geistlichkeit, fünf Tage vor der auf den 22. April 1777 angesetzten Vollstreckung des Todesurtheils durch verdoppelten Zuspruch ihre Sorgfalt für das Seelenheil der verstockten Inquisiten zu vermehren, und nicht zu ermüden, damit die felsenharten Herzen dieser Sünder zermalmt würden. Beide bleiben aber bis zu ihrem Tode ohne Reue und Buße.

Am festgesetzten Tage ward das Erkenntniß durch das Amts=Gericht zu Schwerin vollstreckt. Das bei Abhaltung des hochnothpeinlichen Hals=Gerichts und bei der Vollstreckung des Urtheils aufgenommene Protocoll ist noch vorhanden.

Dem Nachrichter war unterm 17. April die Weisung geworden, vor allen Dingen darauf Bedacht zu nehmen, daß nichts mit unterlaufe, wodurch die beiden Missethäter eines über die Gebühr verzögerten Todes sterben dürften, welches sonst Herzog Friedrichs höchst ungnädige Bemerkung zur Folge haben würde, dahingegen Alles, was die Sicherheit und die baldigste Beförderung des bestimmten Todes nur irgend mit bewirken könnte, wohl zu beachten, den Delinquenten auf eine gefahrlose Art den hinderlichen Bart abzunehmen, "auch wenn die Henkung geschehen, den Erhenkten die Dämpf=Leine umzulassen und neben derselben die Kette umzulegen".

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Strafmaße.

Von großem Interesse würde es sein, wäre es mir möglich gewesen, die Praxis der Justiz=Canzlei bei Strafzumessung für einzelne Verbrechen, ihre Modificationen, die Aenderungen in den Ansichten der Mitglieder über ihre Höhe erschöpfend zusammenzustellen; eine solche Arbeit würde aber die Grenzen der mir gesteckten Aufgabe in jeder Richtung überschreiten. Ich beschränke mich darauf, einzelne die Ansichten des Collegii charakterisirende Puncte, die mir aufstießen, in möglichster Kürze zu geben.

Diebstahl wird bis zum 19. Jahrhundert mit dem Strange, mit langjähriger Zuchthausstrafe, mit Staupenschlag bestraft. - Im Jahre 1618 kommt der seltene Fall vor, daß ein Pferdedieb auf Fürsprache seiner Angehörigen und Anflehen der Gnade "seiner Jugend halber" nur des Landes verwiesen wird. - 1686 ward ein Dieb mit Staupenschlag und Landesverweisung bestraft, und dieselbe Strafe traf einen andern Dieb 1699. Dagegen ward 1698 wegen Diebstähle eine Frau zur Todes=Strafe mit dem Schwerte und Einscharren des Leichnams unter dem Galgen, ihr Sohn wegen seiner Jugend zur Brandmarkung auf dem Rücken, Staupenschlag und Landes=Verweisung verurtheilt; 1728 und 1743 Diebe erhängt; 1771 gegen die Mitglieder einer großen Diebesbande (meistens Juden) theils auf lebenslänglichen Festungsbau, theils auf mehrjährige Zuchthausarbeit erkannt, "ihres Leugnens unerachtet, auf beinahe überwiesene Indicia".

Wegen Bigamie erkennt im Jahre 1695 die Justiz=Canzlei auf Tod durch das Schwert, 1767 auf 10jährige Karren=Strafe; im Jahre 1780, "da wir ein positives Gesetz, das das crimen bigamiae mit Todes=Strafe belegt, nicht haben, nach der Carolina es aber ein crimen durius als Ehebruch ist", auf 2jährige Zuchthaus=Strafe, 1805 auf 1 Jahr Zuchthaus, 1809 wegen mildernder Umstände auf 6 Wochen Gefängniß, desgleichen im Jahre 1817 (jedoch unter entschiedener Widerrathung der von Sm= . intendirten Genehmigung zur Heirath der Bigamen), 1821 auf 1 Jahr Zuchthaus ("da Bigamie nur qualificirter Ehebruch, die Strafe unbestimmt geblieben, mitigantia" nicht vorliegen). - Dem Ober=Landes=Gericht zu Glogau wird auf seine Anfrage im Jahre 1833 respondirt, daß besondere landesgesetzliche Vorschriften über Bestrafung der Bigamie in Meklenburg nicht

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existirten, dabei vielmehr die Gesetze des deutschen Criminalrechts normirten.

Auf Anfrage des Amtsgerichts zu Grabow in einer Untersuchung wegen Blutschande verurtheilte die Justiz=Canzlei 1647 die Gefangene zu ewiger Landesverweisung.

Der Incest ist bestraft: 1690 mit öffentlicher Kirchenbuße und Gefängniß=Strafe von 3 Tagen bei Wasser und Brot; die Inculpaten, Schwesterkinder, wollen durch Ehevollziehung das Vergehen gut machen, die beiderseitigen Eltern flehen für sie um Gnade, die bei bezeugter großer Reue, auch dem heiligen Ehestande zu Ehren, ihnen ertheilt wurde. - Im Jahre 1697 wird Einer, der die 14jährige Schwester seiner Ehefrau geschwängert hat, auf Intercession der Ehefrau des Landes verwiesen. Sein "Weib ist ihm mit wesentlicher ferneren ehelichen Beiwohnung zu folgen schuldig". Die Geschwängerte wird zu 14tägiger Gefängniß=Strafe bei Wasser und Brot und zur Kirchenbuße verurtheilt. - 1703 erleidet Einer wegen Incests mit der Schwester seiner Frau Staupenschlag und Landes=Verweisung ("da die intercessio mulieris ein arges mitigans ist"). - 1788 wird Einer, der zwei Schwestern geschwängert, mit Karrenschieben auf 6 Monate, die später geschwängerte Schwester mit 6 Monaten Zuchthaus bestraft. - Für Incest mit des leiblichen Bruders Tochter wird Zuchthausstrafe von 3 Monaten, unter Verweisung aus dem Amts=Bezirke, erkannt. - Incest mit der Stiefmutter wird 1804 mit 1 Jahr Zuchthaus=Strafe belegt, die Stiefmutter zu 9 Monaten Zuchthaus verurtheilt. Demnächst sind die Inculpaten, bei deren Bestrafung mildernde Umstände berücksichtigt waren, aus einer und derselben Gemeinde zu trennen. - Im Jahre 1806 ward ein Incest mit der Stieftochter am Manne mit 2 Jahren Zuchthaus, an der Stieftochter mit einjähriger Zuchthaus=Strafe geahndet.

Die Sodomie ist im Jahre 1739 mit dem Feuertode nach voraufgegangener Strangulation, im Jahre 1746 mit Enthauptung ("statt des durch die Carolina angedrohten Feuertodes") und dem Verbrennen des Leichnams bestraft, 1778 mit Festungsbau auf 6 Jahre und Ausweisung aus dem Ort und der Umgegend des begangenen Verbrechens; 1781 mit zweijähriger Zuchthausstrafe, in Berücksichtigung des jugendlichen Alters (16 Jahre) des Verbrechers und des nicht vollendeten Verbrechens; 1785 mit fünf jährigem Festungsbau, 1789 mit sechsjähriger Zuchthausstrafe. Im Jahre 1793 ward G. zu 15 Peitschenhieben und fünfjähriger Zuchthausstrafe, in

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Berücksichtigung seiner Jugend, Dummheit und des Mangels an Christenthum, im Jahre 1798 ein Anderer in ganz derselben Berücksichtigung zu sechsmonatlicher Zuchthausstrafe verurtheilt. In allen über dieses Verbrechen gesprochenen Erkenntnissen ist die Tödtung des corporis delicti, zuweilen auch nur dessen Entfernung aus dem Orte des Verbrechens, vorgeschrieben.

Wegen Nothzucht erkennt die Justiz=Canzlei 1710 auf zweijährige Karrenstrafe, falls das Mädchen ihre Weigerung den Inculpaten zu heirathen, wie dieser begehrt, nicht doch noch aufgiebt.

1690 ward ein Ehemann wegen Ehebruchs, auf Fürbitte seiner Ehefrau, welche ihm das Vergehen verziehen hatte, nur mit Ausstellung am Halseisen, zweimonatlicher Karrenstrafe und öffentlicher Kirchenbuße, 1698 ein anderer Ehebrecher mit Landesverweisung bestraft.

Im Jahre 1694 wird eine Ehefrau wegen Unzucht zur Strafe des Halseisens, an drei Tagen eine Stunde hindurch, verurtheilt; ihr Schwängerer, ein verheiratheter 63jähriger Mann, der, wie seine für ihn intercedirende Ehefrau angiebt, in der Trunkenheit gefehlt hat, wird mit einer Geldstrafe von 20 Rthlrn. belegt.

Ueber eine Frau, die ihren Ehemann vergiftet hatte, fällte 1699 die Justiz=Canzlei das Urtheil, daß sie mit dem Rade von oben herab vom Leben zum Tode zu bringen, ihr entseelter Körper auf das Rad zu legen, und der Kopf auf eine Stange zu nageln sei.

1756 gab die Justiz=Canzlei dem Magistrat zu Parchim die Belehrung, daß eine Person, welche ihr dreijähriges uneheliches Kind erwürgt hatte, mit dem Schwerte hinzurichten, nach geschehener Enthauptung ihr die rechte Hand abzuhauen und an den auf einen Pfahl zu steckenden Kopf zu hängen sei.

In der Untersuchungssache wider einen Juden J. M. wegen Gotteslästerung (ärgerlicher Reden gegen den Heiland) erkennt unterm 7. Januar 1767 die Justiz=Canzlei auf eine Gefängnißstrafe von nur 4 Wochen cum carena, da Inquisit arg gereizt, und es Christen=Pflicht sei, sich sorgfältig zu hüten, die Juden in ihren religiösen Gefühlen zu erbittern, da der auf ihnen liegende Fluch sie ohnehin schwer drücke.

1691 ist ein Unterthan wegen fast tödlicher Verletzung seines Gutsherrn mit dem Forkenstiel nach längerer Untersuchung dahin verurtheilt, daß ihm durch den Frohnen die Hand, damit er dies Schlagen an seiner Obrigkeit verübt, abzuhauen, und er demnächst aus dem Gebiete des Gutsherrn zu weisen

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sei, wenn nicht dieser es, auf die Bitten der Frau des Inquisiten und seines Vaters, vorziehe, ihn als Unterthanen in seinem Gute zu behalten, "in welchem Falle diese Strafe in eine andre, doch nicht fast geringere, zu permutiren" sei. - Ein Schäferknecht wurde wegen Verwundung und mördlichen Ueberfalls des (adeligen) Pensionairs zu T. zu 24 Streichen durch den Scharfrichter und Verweisung aus dem Gerichtszwang, auf erwirkte landesherrliche Erlaubniß aber zur Landesverweisung, ein Drescher zu achttägigem Gefängniß bei Wasser und Brot verurtheilt, wegen seiner bei diesem bösen Ueberfall bezeigten Liedrigkeit, und da er selbst zugestehen müssen, daß er dem Pensionair die Schläge gegönnet.

Untersuchungen wegen abergläubischer Handlungen sind bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts größtentheils nur in der Form der Hexenprocesse verhandelt. Aus dem Jahre 1650 liegt eine Denunciation der Unterthanen zu Krempin gegen den Schulzen, den Sohn einer verbrannten Hexe, wegen Bötens und gottwidriger Handlungen vor. J. F. G. bedeutete aber die persönlich erschienenen Supplicanten im Termine, sie hätten sich solcher Injurien zu schämen, sich mit ihrem Schulzen ehr= und friedlich zu halten, "bey Straff der Gefängniß; da aber die bösen Denuncianten nicht nachlassen, wird Unser Amptmann zu Bukow befehligt, nach Befinden der That sie zu bestrafen, damit Wir ferneren Ueberlauffs entfreyet sein mögen".

Auf Anzeige des Superintendenten Goldschmidt zu Parchim ward H. D. wegen Buchlaufenlassens (d. h. um einen Dieb zu erforschen, wurde auf ein ererbtes Neues Testament ein Erbschlüssel gelegt, welcher sich bei Nennung des Namens des Diebes drehen sollte) zur Untersuchung gezogen und mit Kirchenbuße belegt.

Fritz W. und Caspar B. wurden 1719 wegen abergläubischen, ungebührlichen Jagens des Viehes durch Feuer (Nothfeuer) zur dreiwöchiger Gefängnißstrafe verurtheilt; ebenso 1762 ein Schäfer wegen abergläubischer und schädlicher Curen, Geistercitirens etc . zu achtwöchiger Gefängnißstrafe ("wegen des offenbar erlogenen, obgleich durch den schändlich so angegebenen, getauften Nagel zur Blasphemie gesteigerten Hocuspocus").

Der 17jährige Schüler K. von der Schweriner Domschule hatte am 13. und 20. Juli 1770 an dem Ufer des Faulen Sees bei Schwerin zwei Schriftstücke offen niedergelegt, in denen er sich dem Teufel verschreibt für 24000, resp. 28000 Rthlr., adressirt (aber ohne Couvert), das eine: "Dieses gelanget

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an den Satan, Gott der Hölle", das andere: "Dieses gelanget an den Präsidenten der Hölle LUCIFER; in möglichster Eyle". Diese Schriftstücke waren beide mit dem Blute des Verfassers "Christ. E. K., Discip. Schol. Ducal", unterschrieben, und mit 3 Dreilingen belegt. Sobald die Justiz=Canzlei davon Kunde erhalten, ließ sie in aller Stille den Schüler verhaften, seine Papiere versiegeln. Da derselbe vor versammeltem Collegium der Begangenschaft sofort geständig war, ward er dem Hof Prediger Martini zum nöthigen Unterricht und zur Ermahnung aus Gottes Wort untergeben, aber bis zum 3. Januar 1771, ohne weiteres Verhör, auf der Wachstube in Haft gehalten, an diesem Tage abermals vernommen und nach beendigtem Verhöre in die Haft zurückgeführt. Ein eingeholtes Erachten des Oberscholarchen, des Superintendenten Menckel, über die Zweckmäßigkeit der Wiederaufnahme des Inquisiten in die Domschule, fiel im Wesentlichen abrathend aus. Dagegen erklärte sich die Justiz=Canzlei in einem geforderten Bericht dahin: die Bestrafung des Inquisiten sei einstweilen auszusetzen, derselbe wieder zur Schule zu bringen, den versammelten Lehrern und Schülern, in Gegenwart der hiesigen ganzen Geistlichkeit, durch Menckel vorzustellen, welcher in einer erbaulichen Rede den entsetzlichen Fall vorzutragen habe; dann müßte der Knabe öffentlich dem Teufel, dessen Werken und Wesen entsagen und seinen Taufbund erneuern; demnächst sei den Lehrern aufzugeben, daß sie ihre Aufmerksamkeit auf den Knaben verdoppelten, denselben der andern Schuljugend zum Mitleiden und zur Liebe empföhlen und ihr vorstellten, wie unchristlich es sein würde, nach weggethanem Aergernisse sich seiner zu schämen oder demselben seinen Fall vorzuhalten und seiner zu spotten. - Dieser Vorschlag erhielt die Allerhöchste Genehmigung, und am 10. Sept. 1771 ward der Inquisit vor versammeltem Collegium nach ernstlicher Vermahnung seiner Haft entlassen. (Am 16. Novbr. 1778 ward K., als ein umherlaufender, diebischer Mensch, "dessen Gemüths=Beschreibung als unrichtig im Kopfe mit Recht anzusehen sei", ins Zuchthaus zu Dömitz gebracht.)

1781 wurde M. wegen Schatzgräberei und abergläubischer Curen mit 4 Wochen Zuchthaus, seine Genossen mit resp. 14= und 8tägigem Gefängniß cum carena und erstlichem Verweise bestraft.

Eine Hebamme M. hatte sich in den Ruf gebracht, übernatürliche Dinge wirken zu können. Darum ward sie (1786) ihres Amtes als Hebamme entsetzt, und zugleich dem Amts=

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Gerichte zu Crivitz aufgegeben, die Ersten aus der Gemeinde vorzuladen und ihnen ernstlich vorzuhalten, daß sie von ihrem Aberglauben ließen, ihnen aber auch anzuzeigen, daß die M. nicht wegen Hexerei in Untersuchung gezogen, sondern nur wegen ihres unverantwortlichen betrügerischen Handelns aus ihrem Dienste entlassen sei.

Ein Nachrichter=Knecht und seine Ehefrau wurden im Jahre 1788 wegen abergläubischer und betrügerischer Vieh=Curen mit sechsmonatlichem Festungsbau bestraft, 1809 Einer wegen abergläubischer Quacksalberei zu 24stündiger Gefängnißstrafe verurtheilt.

Im Jahre 1801 wurde ein Töpfermeister denuncirt, weil er durch Aufnahme eines Fußstapfens einem Dienstmädchen an ihrem Körper habe schaden wollen, und wenngleich zu bewundern ist, daß im 19. Jahrhunderte noch ein solcher Fall zur Untersuchung hat angenommen werden können, wurde er in der That mit 14tägigem Gefängniß bestraft; denn dergleichen Gaukelspiel sei schon als bloßer Muthwille strafbar, weil dadurch bei dem gemeinen Manne abergläubische Ideen gar leicht erweckt werden könnten. Dagegen ward 1805 auf eine Anfrage wegen Schatzgräber dem Amtsgericht zu Hagenow der Bescheid ertheilt, es habe sämmtliche Inculpaten vorzufordern, denselben die Patent=Verordnung vom 12. April 1768 vorzulesen und einzuschärfen, für künftige Vergehungen der Art sie mit unausbleiblicher, nach Befinden härterer Leibesstrafe zu bedrohen, und diejenigen, welche bei dem wirklichen Graben nach Schätzen zugegen gewesen, mit Geldstrafen von 12 Rthlrn. zu belegen.

Hexenprocesse.

Die im Jahre 1562 und am 2. Juli 1572 publicirten Polizei=Ordnungen setzten die Strafe des Verbrennens für diejenigen fest, welche sich des Wahrsagens und der Zauberei befleißen, und so traf die Feuerstrafe bis zum Ende des 17. Jahrhunderts gewöhnlich alle geständigen oder überwiesenen, wegen Hexerei (puncto veneficii) Beschuldigten. Die Acten, welche bei hiesiger Justiz=Canzlei sich zum größten Theile auf ertheilte Informatorien an Untergerichte beschränken, da Untersuchungen wegen Hexerei gegen Eximirte zu den größten Seltenheiten gehören, sind der Art gleichlautend, daß - und es waren in der Registratur unzählige aufbewahrt - sie nur zwei Decrete enthielten, auf das erste Belehrungs=Gesuch der Untergerichte: "Tortura", auf den dann folgenden Bericht

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fast immer nur: "Ignis". In den Jahren 1670 bis 1700 haben als beständige Commissarien in Hexenprocessen der Canzleirath A. F. zur Nedden und der gelehrte, berühmte Practicus Dr. Augustin Wolff, zuweilen auch Dr. David Jonathan Scharff, alle Belehrungen ohne Theilnahme des Collegiums ertheilt. Ich bin bemüht gewesen, diejenigen Processe bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts chronologisch zusammenzustellen, welche ein genügend klares Bild der Procedur und Decretur in diesen Untersuchungen geben können; doch schicke ich die Bemerkung voraus, daß bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts überall nur wenige Hexenprocesse unter den Acten der Justiz=Canzlei vorhanden sind. Die ältesten sind aus dem Jahre 1613.

Unterm 19. Septbr. 1613 sandte nämlich der Stadt=Vogt zu Sternberg Inquisitions=Acten über die B. und Consorten ein, und erbat ein Informatorium. Darauf ward ihm am 30. Sept. d. J. aufgegeben: "in so einer wichtigen Sache genügende Zeugen=Verhöre anzustellen, mit den Inquisitinnen einstweilen nichts vorzunehmen, was ihre Gemüther erschrecken könnte, auch sich zu hüten, auf die Zeugen einzuwirken, daß sie etwa gar die Angeschuldigten aus Tummheit der bösen Zauberei beschuldigen". Auf die eingesandten Zeugen=Aussagen, die im Ganzen höchst günstig für die Angeklagten ausfielen, erfolgte sofort unterm 15. Decbr. der Befehl: "die Inquisitinnen sämmtlich forts der Verhaftung zu erlassen, und da ihnen nichts böses nachzuweisen, die Weiber in bürgerliche Hande zu lassen, undt ihres Lebens und Wandels vermeintlich begangener Zauberey halber ein ehrlich Zeugnus auszuschreiben." -

Auf die Beschwerde des Thorwärters W. zu Sternberg und weitere Anzeige von Bürgermeister und Rath daselbst (30. Decbr. 1613) wider den dortigen Stadt=Vogt Horn, daß er die Ehefrau des Ersteren, die durch eine angebliche Zauberin der Mitwissenschaft und Theilnahme an Hexerei beschuldigt war, trotz des von dieser geschehenen Widerrufs mit der Tortur belegt hatte und sie "so tirannisch, grewlich und jemmerlich zerpeinigen und martern lassen", daß sie während der Tortur gestorben sei (wie die Aussage des Scharfrichters dies bescheinigte, und die summarische Kundschaft der zur Tortur zugezogenen Zeugen es bestärkte): wurde der Stadtvogt sofort vor die Justiz=Canzlei geladen und vernommen. Horn wies die Ueberschreitung der gesetzlichen Gränzen bei Anwendung der Tortur zurück und brachte eine Bescheinigung der als Zeugen bei derselben adhibirten Bürger (vom 2. Jan. 1s614)

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bei: "das gedachtes Weib durchaus nicht von der Tortur, die gebürlicher massen ist gegeben, gestorben, wie fälschlich muchte vorgegeben werden, Besondern von dem Satan, dem sie gedienet, in Unser Kegenwart merklich, aber unsichtbarlicher Weise erwürgt und umgebracht worden, welches auch die Balbierer, so sie besichtiget, mit bezeugen müssen". Dies Zeugniß stand in directem Widerspruche mit ihren fast wörtlich unter sich übereinstimmenden Aussagen vom 27. Decbr. 1613, wonach die Unglückliche, als der Scharfrichter sie "auf die Leiter gelegt, die Schraube auf die Schienen gesetzet, und sie zweimal angehohlet, oder zwey Ruck gethan", gesagt hat: "Ich will beeden; mein Gott wert balt kommen; undt daß Vater unser gebetet, biß: vore uns Herre nicht in Versuchung. Im dritten Rucke hette sie die Zunge ausgestrekket, undt were in Ohnmacht gefallen, und were auff der Ledder thodt geblieben, Sie hette aber nichts bekendt".

Die ferner dem Stadtvogt vorgeworfene Rohheit, daß er den Leichnam der W. vom Thurm des Rathhauses ohne Strick, auch nicht die gewöhnliche Treppe hinunter, durch den Büttel unten in den Thurm habe werfen lassen, scheint ihm durchaus nicht ungewöhnlich, weil sie eine Hexe. Da die Vorhaltungen des Gerichts keine Ueberführung erwirkten, wurden die Acten sofort geschlossen und an die Juristen=Facultät der Universität Helmstädt versandt. Diese fällte unterm 5. Mai 1614 den Spruch: "daß aus den Acten und Wechselschreiben noch nicht erscheine, daß gedachter Unser Stadtvogt an der Tortur - - zu viell gethan, - - derowegen er ohne vorgehende fernere sonderbare außfuerung mit keiner Straff zu belegen sey". Eine fernere förmliche Anklage ward freigelassen, die Kosten compensirt.

1622 befahl die Justiz=Canzlei, eine der Hexerei Bezichtigte zu Eixen, "weil die vorige indicia purgiret", sofort der Haft zu entlassen. 1624 ließ sie den Hexenproceß gegen eine alte Magd, nachdem dieselbe den verstatteten Gegenbeweis geführt hatte, sofort sistiren. 1625 rescribirte die Justiz=Canzlei den Beamten zu Neustadt wegen fünf von ihnen inhaftirter "Hexen": "Weil nicht befindlich, daß solche bestendige und rechtmessig erwiesene indicia, nach anzug der Rechte und Peinlicher Halß=Gerichts=Ordnung Caroli Quinti, vorhanden sein, daß man darauff die gefangene mit der tortur belegen solle -: alß habt Ihr sie der Haft zu entlassen, und euch hinfüro besser vorzusehen, Jemand auf einer Hexin nomination, bekentnuß oder aussage nicht alßbaldt und ohne vorhergehende beständige und rechtmessige inquisition ins

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gefengnus zu bringen, damit ihr keine unschuldige Leute bei dem gemeinen Pofel, so ohne das unartig genungk, mehr ins gerüchte bringen helffet".

Ein arger Fall kam in Gadebusch vor. Stadt=Vogt und Gerichts=Assessoren daselbst haben ein 80jähriges Mütterlein M. K. wegen Zauberei und Hexerei auf Denunciation einer auf Hexerei Gefolterten nicht allein sofort gefänglich einziehen, sondern auch flugs darauf ohne einige vorhergehende und bewiesene andere Indicia und ohne rechtliche Information gantz jämmerlich torquiren lassen". Dann aber, da sie die Tortur geduldig überstanden und in der Marter nichts bekannt, hat das Gericht sie aufs Wasser werfen lassen und sie "in ihrem nassen Geräthe" der Tortur "alsbald de novo wieder subjiciret", sie ohne jegliche Vertheidigung und trotz ihrer fortwährenden Berufung auf ihre Unschuld im Novbr. 1635 justificiren lassen. Außerdem hat das Gericht in dieser Untersuchungssache drei andere Weibspersonen, die in der Tortur nichts bekannten, "so offt und viell torquiren lassen, das sie darüber in der Frohnerei (ihren Geist) aufgegeben". - Als dies Verfahren dem Fiscal zu Ohren gekommen war, ging er unter dem 11. Novbr. 1637 mit der Klage wider das Gericht hervor, welche, nach vielen Verschleppungen durch Letzteres, am 27. Septbr. 1644 dessen Bestrafung mit einer Buße von 200 Fl. zur Folge hatte.

Auch gegen Bürgermeister, Gericht und Rath zu Crivitz erwirkte (1642) der Fiscal ein Erkenntniß auf eine Geldbuße von 100 Fl. Nämlich 3 Weiber zu Crivitz, welche der Zauberei bezichtigt waren, hatte das Gericht der strengsten Tortur unterworfen; die eine dieser Inquisitinnen war dann vor der zuerkannten Todesstrafe den Folgen der Tortur erlegen, die zweite verbrannt, die dritte hatte sich im Gefängniß erhängt. -

Ein Schulknabe im 14. Jahre, "der sich von Gott zum leidigen Satan gewandt und andere Zaubern gelehrt", wurde nach erfolgter Folterung und Bekenntniß, auf ein Erachten der Juristen=Facultät zu Greifswald, am 17. Januar 1643, nach voraufgegangener admonitio per ecclesiasticos, mit dem Schwerte vom Leben zum Tode gebracht. - Um dieselbe Zeit wurde ein achtjähriger Zauberknabe, der von seiner Mutter verführt, sich "mit dem Teufel verknüpffet, auch vier Knaben zu verleiten versucht" habe, zur Untersuchung gezogen, und unterm 23. April 1643, nach eingeholtem Erachten der Juristen=Facultät zu Rostock, ein Erkenntniß dahin erlassen: daß, da gegen die Mutter noch zur Zeit keine genugsame

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Anzeige zum peinlichen Processe beigebracht sei, der Knabe wegen kindlchen jungen Alters mit peinlichem Proceß nicht beleget werde. "Es ist aber derselbe durch scharfe Correction mit Ruthen, von dem zauberischem Gifft abzustehen, mit allem christlichen Eyfer von den Schulmeistern zu informiren, und zu wahrer Gottesfurcht unabläßlichen Fleißes ernstlich anzumahnen, wie auch von seiner Mutter eine Zeitlangk abzusondern".

Der Hauptmann des Amts Grevesmühlen v. L. hat ein als Hexe verrufenes Weib eingezogen und von ihr durch die härteste Tortur (nach Behauptung des Stadtvogts sogar durch Einträufelung von Pech und Schwefel in die aufgeschnittenen Brüste) vielfache Geständnisse und Beschuldigungen Anderer erpreßt. Nach überstandener Tortur stirbt sie "so schleunig, daß dieser unverhoffte schleunige Todesfall billig aus allen Umständen in große Suspicion gezogen werden kann, und daher nicht anders zu schließen ist, alß daß deroselben Teuffel, auf welche sie noch mehr der Zauberey mitschuldig zu bekennen willens gewesen, sie umbgebracht haben müßte, damit sie nicht alß andere auch vorm gehegten recht mit abgelesen werden möchten." Die nachgesuchte Belehrung über ferneres Verfahren erfolgt am 28. Sept. 1649 vom Herzog Adolf Friedrich unmittelbar dahin: "die eingelegte bekandnus vor gehegtem Gericht öffentlich ablesen und darauff die hingestorbene Hexe unterm Galgen graben" zu lassen, auch gegen die beschuldigten und bekannten Personen weiter zu procediren. Nun hatte sie aber auf der Folter auch "hartnäckig" die Frau des Stadtvogts Grisius (zu Grevesmühlen) der Zauberei beschuldigt und ausgesagt" daß sie derselben "eine Wurzel, oder, wie sie es nennen: Allrünchen" gegeben habe. Da der Hauptmann jetzt dem Stadtvogt oder seiner Frau vermelden ließ, sie sollten "zuforderst das Alrünichen oder Geldteufel herausgeben", holte Grisius, um vornehmlich eine Inquisition von seiner Frau abzuwenden, ein Erachten von der Juristen=Facultät in Greifswald ein. Dies fiel am 27. Nov. 1649 dahin aus, daß das ganze Verfahren wider die Gefolterte nicht den Rechten gemäß, ihre Aussagen auf der Folter ohne Bedeutung, - und Grisius berechtigt sei, gegen den Amtshauptmann wegen Forderung des Alräunchens eine Injurienklage anzustellen. Es entwickelt sich nun ein Injurien=Proceß zwischen Grisius und v. L., welchen die Justiz=Canzlei am 19. Juli 1650 durch gegenseitige Ehren=Erklärungen beilegt, indem beide Theile ihre Verleumdungen, namentlich

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der Amtshauptmann die gegen die Ehefrau des Grisius erhobene Beschuldigung, der Hexerei verdächtig zu sein, zurücknahmen. -

Das Stadtgericht zu Grevesmühlen bat 1649 in einer Untersuchung wider zwei der Hexerei beschuldigte Frauenzimmer die Justiz=Canzlei um eine Belehrung, ward von dieser aber angewiesen, sich bei der Juristenfacultät zu Rostock Rechtens zu erholen. Das Stadtgericht fürchtete jedoch die Kosten der Verschickung und bat, sich vom Fiscal Dr. Neovinus oder vom Dr. Wedemann, wie Amt und Stadt Grevesmühlen schon mehrfach in solchen Fällen gethan, belehren lassen zu dürfen, erhielt indessen Abschlag. Auch die neue Bitte des Stadtgerichts, die beiden Inquisitinnen, wie auch in Tressow geschehen sei, zur Wasserprobe zu lassen, ward nicht gewährt. Das nun von der Facultät zu Greifswald eingeholte Erkenntniß lautete auf den Feuertod; aber in der Nacht von der Execution entkamen die beiden von demselben bedroheten Frauenzimmer. -

Ein Informatorium der Justiz=Canzlei aus dem Jahre 1662 in Betreff einer bezichtigten Hexe lautete dahin, daß, weil die Aussagen gegen die Inquisitin nicht gestatteten sie im Gefängniß zu behalten oder zu bestrafen, sie zu entlassen sei, "jedoch mit harter Einrede und Bedräuung guten Aufmerkens, ob einiges übell von ihr beschafft würde", auch mit der Ankündigung, daß sie sich mit den Ihrigen aus ihrem bisherigen Wohnorte wegzubegeben habe. -

Vor dem Amtsgericht zu Bützow sagten 1666 ein Bauer und seine Frau nebst drei Wittwen aus Oettelin aus, daß sie ihre alte Schulzenfrau lange im stärksten Verdacht böser Zauberei hätten; sie sollte aus Rache wegen Streitigkeiten Drohungen ausgestoßen und dem Bauern einen "Guß vor das Thor gegoßen" haben, daß den darüber Gehenden die Beine angeschwollen seien, viel Viehsterben, vorübergehende Raserei eines Mannes, die Erkrankung eines Mädchens verschuldet, solche Krankheiten aber hernach auch gehoben haben. Die Justiz=Canzlei gab hiernach den Beamten zu Bützow auf, die Beschuldigte auf diese Anzeige zu verhören und mit den Anklägern zu confrontiren; den Wahrsager aber, der inzwischen die Schulzenfrau und zwei andere Frauen als Zauberinnen bezeichnet hatte, in Haft zu nehmen und nach Schwerin zu schicken, weil er verhört werden sollte, woher er seine der Zauberei höchst verdächtige Kunst habe, "umb den im Lande vorgehenden an= und zulauf nach demselben zu sistiren."

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In dem Verhör zu Bützow am 14. Juli und bei der Confrontation mit ihren Verklägern am 23. leugnete die Schulzin alle Anschuldigungen; es war aber "ein merckliches indicium" für das Amtsgericht, daß der Musketier, der sie mit zur Haft gebracht, hernach bis zum andern Tage starkes Reißen in beiden Beinen empfunden hatte. Auch sagte Magister H. aus, daß er vor fünf oder sechs Jahren, als die Angeklagte ihn zum Ehebruch zu verführen gesucht habe und von ihm zurückgewiesen sei, in der Nacht darauf, nachdem "ihm die Augen zugefallen", "große Hellenangst empfunden, den Teufel leibhaftig in der Hellen gesehen" und die Teufel vergeblich um Freilassung gebeten hätte. Diesen Verführungsversuch und die Aengstigung des Magisters leugnete die Schulzin gleichfalls, bekannte aber freiwillig, vor Alters sich mit andern Männern vergangen zu haben.

Eben dies Bekenntniß und "das lange böse Gerücht" bewogen die Justiz=Canzlei, "obwohl durch Confrontation wenig erhalten, die Zeugen auch mehrentheils circa propria perpessa damna versiren", auf den Fall, daß diese ihre Aussagen beschwüren, dem Amtsgericht am 27. Juli aufzugeben, die Verhaftete "entlich praevia territione mit messiger Tortur vorzunehmen". "Befraget zufoderst auf die Hauptpuncte des Zauberwesens! alß 1) ob sie zaubern könne? - 2) wer es ihr gelehrt? - 3) durch waß gelegenheit und mittel? - 4) ob ihr ein geist zugebracht? und wie derselbe sich genennet? - 5) ob mit selbigem sie bulschafft getrieben? - 6) ob irgendß er ihr einig merckmahl eingedrücket? - 7) ob und waß er ihr zugebracht?". - Dann sollte die Schulzin auch auf die übrigen Inquisitions=Artikel verhört werden.

Am 4. August empfing die Canzlei schon den Bericht der Bützowschen Beamten, daß sie obiger Weisung gemäß die Zeugen hätten schwören lassen, und da die Inquisitin hartnäckig geleugnet, sie diese erst hätten durch Vorhaltung der Marterwerkzeuge schrecken, dann aber foltern lassen. Bekannt hat sie auf der Folterbank nichts. Doch hat man, wie der Bericht sich ausdrückt, "offenbahr sehen konnen, daß der Böse feindt für ihr außgehalten, indeme sie unter dem gesicht gar schwartzbraun geworden" (sie war corpulent) -, daß "der Teufel inwendig in ihrem Bauche - gehüpffet und gesprungen", sie "auch darauff in der Tortur entschlaffen worden". - Als der Frohn sie aber nun auf die Erde gelegt, habe, heißt es weiter, "der Teufel mit einer ungewohnlichen stimme ihr auß dem Halse gerufen" etc .; "wie man aber inmittelß

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den Teuffel gar hohnisch außgemachet und von ihr zu weichen angeredet, ist sie zu Verstande wieder gekommen, und gesaget, Nun wehre er von ihr wegkgewichen". - "Alß nun entlich der gerechte Gott dem Teuffel in etwaß gewehret, hatt sie zu bekennen angefangen und gesaget: 1) Daß sie zaubern konte, und hette ihr die G. für 20 Jahren die Zauberkunst" - für 2 Rthlr. - "beim Ellerbusch gelehret, indeme sie an einen weissen Stock fassen und sagen mussen: Ich fasse an diesen stock, damit verlasse ich den lieben Gott". "2) Bekandt, daß die G. ihr alsofohrt einen buhlen vertrawt mit nahmen Claus; selbiger hette ein schwartz kleidt an= und einen schwartzen Hutt mit schwartzen federn auffgehabt, auch sofohrt mit ihr gebuhlet und zur probe ihr 20 Rthlr. zugebracht, ihr auch ein merckmahl auf die rechte schulter eingedrücket, welches befunden, und halt der Frohne mit deß Messerß spitze die haut nicht durchstechen konnen". - 3) und 4) "Bekandt, daß sie für 4 Jahren Chim W. die Zauberkunst im felde - wieder" (in gleicher Weise) "gelehret", ihm alsofohrt darauff eine Teuffelinne vertrawet" etc ., die ihm 2 Rthlr. zugebracht. Ferner habe sie bekannt, mit der G. durch ihren Zauber die Pferde und Kühe getödtet, dem oben erwähnten Mädchen "einen fliegenden Geist aufs Leib gewiesen", den Magister H. geängstigt zu haben etc .

Schon am 6. August gab nun die Justiz=Canzlei, da die Inquisitin "gar umbständlich und wahrheitsehrlich" bekannt habe, "das bekantes Ihr vom Satan imprimirtes stygma auch gefunden" sei, "auch bei der Tortur an Ihr sich zeigende übernatürliche geberdungen daß commercium und beywohnung mit dem Teufel merklich anzeigen", und sie dennoch "nachgehendß hinwiederumb wancken und zurückziehen wollen", - das Informatorium: "Alß möge sie mit gescherffeter peinigung nochmalß angegriffen", auch darüber befragt werden, ob "der Geist oder Buhle wehrender Ihrer gefengnuß, vor, in und nach erster Tortur bei Ihr gewesen, und was er mit Ihr geredet und gethan". Die von ihr genannten G. und Chim W. seien mit ihr zu confrontiren. Auch solle ein Geistlicher vor weiterer Tortur, event. nach derselben, ihr ins Gewissen reden.

Demgemäß wird am 10. August die Schulzin, welche ihr früheres Bekenntniß "gentzlich revociret", abermals auf die Folter gespannt. Der zugezogene Notar berichtet in seinem Protocoll, daß während der Folterung "der Buhle sich wieder bey ihr eingestellet, in gestalt einer mauß lauffen kommen und sich unter ihrem Lager verborgen, der dan abermal mit

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Verbindung der Zungen sich bey ihr vermercken lassen. Alß sie aber balt loßgelassen und sich gestellet, als wenn sie bekennen wollen, ist doch nichts von ihr zu erfragen gewesen, darauff ihr lager durch den Frohnen auffgerüret, und sichtbahrlicherweise zwehen Mäuse darauß laufen kommen -, worauff sie dan angegriffen und anderweit torquiret worden. Welche Tortur sie nichts geachtet, ihr Buhle sich wieder bey ihr eingefunden und so sehr eingenommen, das sie nicht alleine in der Tortur übernatürlich geschlaffen, besondern auch ganz stumm geworden, daß man kein einziges wort von ihr bekommen konnen". - Sie wird daher auf ihr Lager gelegt, wo sie "schnarcht" und erst nach einer Viertelstunde erwacht und einen Trunk verlangt. Als sich das Gericht am Nachmittag bei ihr mit dem Pastor einfindet und Letzterer ihr ins Gewissen redet, bestätigt sie, "ledig und loß, ohne einige angethane Marter", Punct für Punct ihr früheres Bekenntniß und gelobt nichts wieder zu revociren, fügt auch am andern Morgen auf Befragen hinzu, "daß ihr Buhle sowol in der Ersten alß letzten Tortur für ihr außgehalten, Sie schlaffent gemacht und inwendig im leibe in wehrender Zeit bei ihr sich verborgen, nun aber wehre er von ihr gewichen", und nun fühle sie Schmerzen. Gegenüber der mit ihr confrontirten G., welche Alles leugnet, hält sie ihre Aussagen aufrecht. Als aber gleich hernach das Gericht wieder mit Notar und Zeugen bei ihr erscheint, um sie auch mit dem von ihr denuncirten Chim W. zu confrontiren, findet man die Schulzenfrau todt. Der herbeigerufene Frohne hat "befunden, daß ihr der halß umgedrehet worden", und der herbeigerufene Pastor hat "ebenmessig zur künfftiger gezeugnuß zuschawen müssen, daß ihr der halß umbgedrehet gewesen" - vom Teufel. - Die Beamten lassen den Leichnam durch den Frohnen auf dem Galgenberg verscharren. -

Die Justiz=Canzlei billigt dies auf empfangenen Bericht und ordnet weitere Untersuchung gegen die der Zauberei von der Schulzin bezichtigten Personen, die G. und Chim W., an. - Hierauf sind aber weitere Anträge zu diesen Acten nicht eingegangen, und schließt damit dieser Hexenproceß. Im großen Ganzen sind alle andern ihm gleich; nur sterben nicht jedesmal die Inquisitinnen vor ihrer Verbrennung! -

1688 nahm die Regierung Veranlassung, die von der Justiz=Canzlei wider eine angebliche Hexe M. S. eingeleitete Untersuchung einer Prüfung zu unterziehen und sprach über das dabei eingehaltene Verfahren, namentlich darüber, daß man die Tortur am hellen Tage und an einem Orte vorgenommen,

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daß man auf der Gasse fast hören können, was da vorgegangen, und darüber, daß man nicht zuvor bei der Inquisitin nach dem wesentlichen Stigma oder Teufels=Mark geforscht habe, ihr großes Mißfallen aus. Hieraus entspann sich nun zwischen den beiden Behörden ein animirter Schriftenwechsel und Streit, welcher der Entscheidung des Herzogs unterbreitet ward. Darauf erging vom Herzog Christian Louis unter dem 16. Febr. aus Paris die Resolution: "Was die Hexensache betrifft, sind Wihr jederzeit der Meynung gewest, das brennen einstellen zu lassen und die Delinquenten, wo ihnen mitt bestande etwas überwiesen, in andere Wege abzustraffen, welches Wihr ferner allso wollen gehalten haben, Zumahlen das Land durch viel Hexenbrennen mehr den zu viel beschrien ist".

Aber dieser landesväterlichen Bestimmung ungeachtet sind Untersuchungen wegen Hexerei noch bis in die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts mit altgewohnter Härte geführt und haben mit der Strafe: "Ignis!" geendet. Namentlich fallen noch in diese Zeit die oben S. 268 bereits erwähnten Rechtbelehrungen der (sage ich) Inquisitions=Commission der Justiz=Canzlei.

Fast als Ausnahme erscheint es, wie eine "Hexe" im Amt Neustadt (1689) davon kam. Sie sollte einem Manne den Verstand geraubt haben, ward nach Anweisung der Canzlei von den Beamten auf sehr schwankende Zeugenaussagen hin peinlich Verhört und mit "ziemlicher" Tortur belegt. Da sie nichts gestand, unterwarfen die Beamten sie eigenmächtig am nächsten Tage der "schweren" Tortur, erreichten aber auch dadurch kein Geständniß. Die Justiz=Canzlei rügte die Ueberschreitung ihres Informatoriums scharf, befand auch, daß die Angeklagte "durch ausgestandene harte Tortur das crimen veneficii in so weit purgiret, dahero sie der hafft zu erlassen, und das übrige verborgene dem Allwissenden Gott heimzustellen" sei, verwies sie aber des Landes (30. Juni 1691).

Als 1682 das Gericht zu Warin die Justiz=Canzlei um Belehrung darüber bat, wie es sich zu benehmen habe gegen eine Dirne von 16 Jahren, die vor ungefähr 10 Jahren (also etwa 6jährig) vor dem Niedergericht zu Rostock gar umständlich behauptet, daß sie von einem Weibe das Zaubern gelernt habe, empfing es den Befehl, das Mädchen zu verhaften, zu verhören und nötigenfalls zu foltern. Doch gelang es inzwischen der Gefährdeten sich nach Wismar zu flüchten. - "Eine Hexendirne von 10 Jahren" ward 1690

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mit dem Schwerte gerichtet, ihr Körper unterm Galgen begraben, "nachdem sie nunmehr in ihrem Christenthumb und andacht gut beschaffen und in das allgemeine Kirchengebet geschlossen ist". (Ihre Mutter war bereits verbrannt.) - Auch 1692 ward ein 10jähriger Knabe wegen Hexerei enthauptet, sein Körper zu Asche verbrannt; ebenso ward 1695 eine 14jährige "Hexe", weil sie noch so jung sei und mit der erlernten Zauberei keinen sonderlichen Schaden gethan, auch nicht mit dem Teufel gebuhlt habe, nicht erwürgt und verbrannt, sondern mit dem Schwerte hingerichtet. -

Ganz exorbitante Qualen, mit welchen der Frohnerknecht auf eigene Hand zur höchsten Mißbilligung der Justiz=Canzlei gegen eine "Hexe" vorgegangen war, hatten dieser kein Geständniß abgedrungen. Deshalb ward auf Landesverweisung erkannt. "Da hat Gott newlich die Gnade gehabt, daß die Inquisitin ein ziembliches und beständiges Bekenntnus gethan". - Decret vom 13. Juli 1696: "Ignis"!

Dagegen ward 1697 eine Angeklagte wegen unzulänglicher Indicien freigelassen.

Daß man jetzt von dem Hexeneifer allmählich abließ, beweisen auch folgende Fälle.

Ein Bürger G. zu Crivitz verklagte im Herbst 1697 seinen Mitbürger, den wohlhabenden Drechsler L., "weil er es seiner Frau angethan", der Satan bliese ihr bisweilen den Leib auf wie eine Pauke. Die Justiz=Canzlei gab G. aber auf, zunächst einen Arzt zu fragen, ob es eine natürliche Krankheit oder "eine wahrhafte Besitzung" sei, auch fleißig selbst zu beten und den Prediger auf der Kanzel für die Frau beten zu lassen. Als G. aber im August des nächsten Jahres abermals über die Besessenheit seiner Frau klagte und mit derselben die Schuld wieder auf L. schob, weil er mit diesem früher einen Streit gehabt, vor 12 Jahren auch eine hernach verbrannte Hexe auf diesen ausgesagt hatte, daß er Teufelei treibe und hexen könne: da befahl die Justiz=Canzlei dem Stadtgericht zu Crivitz, eine Untersuchung anzustellen. Der alte L. antwortete bei der halb inquisitorischen, halb civilistischen Verhandlung höchst verständig, leugnete Alles und bat um Schutz. Als er dennoch verhaftet ward, hob die Justiz=Canzlei die Haft auf, weil er ein mit 2 Häusern angesessener Bürger sei, und erkannte nach geschlossenem Verfahren auf Actenverschickung. Dagegen sträubte sich der Kosten halber das Stadtgericht, während L. darauf bestand, weil er nicht den ihm angethanen Schimpf mit in die Grube nehmen und nicht in der letzten Stunde des Zuspruchs der Geistlichkeit

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entbehren wolle, die sich während des Processes schon weigerte ihn zum Abendmahl zuzulassen. Die Canzlei befahl nun den Geistlichen, dem Angeklagten, da ihm zur Zeit nichts Rechtsbeständiges nachgewiesen sei, auf sein Verlangen das Abendmahl zu reichen. - Und da hierauf die Prediger zu Crivitz am 5. August 1699 baten, die Parteien gütlichst vergleichen zu dürfen, ward ihnen solches von der Canzlei warm empfohlen. Dies gelang ihnen; der Bürgermeister Zedlitz und alle Zeugen, die wider den Angeklagten aufgetreten waren, baten Letzteren um Verzeihung, gaben ihm eine vollständige Ehrenerklärung und bekannten vor der Geistlichkeit in der Kirche öffentlich, daß ihnen das Vorgegangene leid sei. Da nur allein der Denunciant G. sich noch dagegen sträubte, lud ihn die Justiz=Canzlei zum 23. März 1700 vor; und es gelang ihr nach langem und ernstem Zureden, G. zum Widerruf, Abbitte und Kostenersatz zu bewegen. Im Abschied sprach sie L. "der angemaßten Hexerei frei und abolirt".

1705 fragte der Superintendent Leumann an, wie er den Pastor zu Moisall, wo ein Mädchen eine alte Frau der Hexerei beschuldigt hatte, zu instruiren habe. Da erließ am 23. Mai die Justiz=Canzlei einen Befehl an die Beamten zu Warin, jegliche Inquisition zu verhüten, damit die Angeklagte durch die aus Einbildung satanischer Anfechtung bei der offensichtlich gemüthskranken Denunciantin erwachsene, schlecht gegründete injurieuse Muthmaßung und Plauderei nicht an ihrem Leumund ohne Verschulden gekränkt werde, da auf des melancholischen Weibsbildes Aussagen nicht zu fußen sei. Auch sollten die Beamten den Prediger erinnern, von solchen gefährlichen, auf Zauberei abzielenden Fragen zu abstrahiren, da dem Anscheine nach erst seine Frage das Mädchen auf den Gedanken gebracht habe, von selbst auszusagen, daß sie mit dem leidigen Teufel, den sie doch nicht gesehen noch gesprochen, Nachts Unzucht triebe, und solches ihr von der Beschuldigten angethan und beigebracht wäre; denn vor der Hand sei nichts Anderes zu muthmaßen, als daß die besagte Dirne in tiefen Liebesgedanken gesteckt und Gott zweimal täglich um einen Bräutigam angeflehet habe, also in Melancholie und Schwermuth gerathen sei.

Tortur.

Daß die Tortur die Hexenprocesse befördert hat, ist nicht zu leugnen; aber daß sie solche allein verschuldet habe,

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nicht wohl zu behaupten. Leichtere Mittel, "die Wahrheit" zu ermitteln, hatte die damalige Justizverwaltung nicht, die Tortur erschien ihr als das durch das Gesetz sanctionirte, einfachste und passendste. Ausschreitungen bei ihrer Anwendung wurden regelmäßig strenge gerügt. Daß solche vorgekommen sind, ergeben die Untersuchungsacten allerdings vielfach; die anscheinend stets gewissenhaft von zugezogenen Notaren in Beisein zweier oder mehrerer Zeugen, meistens unter Leitung einer Gerichtsperson, über die Vollstreckung geführten Protocolle weisen schaudererregende Fälle nach, welche vielfach in der befangenen Gemüthsbildung der Richter und in der Verirrung ihres religiösen und juristischen Eifers, sowie in der Rohheit der Henker begründet sind. In dem Abschnitt über die Hexenprocesse sind Beispiele von der Grausamkeit mancher Procedur gegeben; solche finden sich aber auch bei Untersuchungen wegen anderer Verbrechen. Z. B. 1622 bei der Untersuchung gegen eine Diebsbande ward Einer derselben, den ein Genosse unter dem Galgen als den Anführer angegeben hatte, gefoltert. Da er auch bei schärferem Anziehen der "Schrauben an den braunschweigischen Stiefeln" nur zwei Pferde gestohlen zu haben bekannte, und dann in einen "Schlaf" verfiel, ward die Marter noch fortgesetzt, bis zur Verwunderung des Henkers die Schrauben mehrmals lossprangen. Der Inquisit starb schon am nächsten Tage, bevor die von der Justiz=Canzlei aufs Neue angeordnete "mäßige" Tortur vollstreckt werden konnte. - 1626 bekannte ein Frauenzimmer auf der Folter vielfache eigene Diebstähle und nannte auch Mitschuldige. Da sie angab, eine Mitschuldige habe ihr früher nur zu bekennen verboten, und nicht widerrief, so ward sie verurtheilt und enthauptet. Bei der Untersuchung gegen ihre Complicen stellte sich hernach ihre Unschuld heraus! - 1629 starb eine der Zauberei und des Diebstahls bezichtigte Frau noch auf der Folterbank. -

1666 verklagten bei der Justiz=Canzlei Geschwister K. Bürgermeister und Rath zu Rostock wegen grausamer Behandlung ihrer Mutter in einer Untersuchungssache. Die Canzlei forderte alsbald die Angeklagten zum Bericht auf, und diese übersandten ihre Rechtfertigung. Danach hatte das Rostocker Gericht die Juristenfacultät zu Gießen um einen Spruch befragt, statt dessen aber, weil die Professoren sich nicht hatten einigen können, die Acten nebst Gründen für und wider zurückerhalten, und nun, da die Inquisitin hartnäckig geleugnet, für rathsam gehalten sie mit der weiteren peinlichen

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Frage zu belegen. Nun folgt der Hauptgrund: "Ob nun zwar die K. die Tortur überstanden und nicht daß geringste bekand, so haben sich dennoch bey und nach der Tortur gar merckliche indicia einer induration erzeuget". Diese werden aufgezählt: das Rufen der Unglücklichen auf der "Peinbank" sei ohne "starkes Geschrei" geschehen, sie habe keinen Angstschweiß und keine Thräne vergossen; "da der Frohnmeister die K. auf der Peinbank mit einem Schuster=Sauel oder Pfriemen hinten in den Nacken eines Daumengliedes lang und dann in beide große Fußzehen biß uff den Knochen hineingestochen, hat sie dasselbe nicht gefühlt, solches auch nicht geblutet, noch geschwollen"; sie habe auch den ihr auf den Leib geträufelten brennenden Schwefel "nicht empfunden", der Schwefel sei nicht eingebrannt, habe sich, wie er kalt geworden, ohne eine Spur zu hinterlassen, vom Frohnmeister wieder abwischen lassen, "welches", ist im Bericht selbst hinzugefügt, "unmöglich scheinet, daß es ein natürlicher Mensch außhalten und leiden konte"; endlich habe die Inquisitin sich nach der Tortur selbst von der Peinbank wieder aufrichten und aus dem "Peinkeller" heraufsteigen können; auch seien ihre Arme nicht geschwollen, "obgleich beide Apffel außgerissen". Von der Juristenfacultät zu Jena sind dann die Rostocker Referenten aber auf ihre Anfrage angewiesen, gegen jene Frau die Tortur und jedes weitere Verfahren einzustellen und dieselbe, "ärgernus zu vermeiden, dahin anzuhalten, daß sie die Stadt reume". - Der Rostocker Rath zweifelt nicht, "E. Durchl. werden - über der Supplicanten große Temerität und unzeitiges andringen ein ungnedigeß mißfallen schöpften". Und wirklich decretirte die Justiz=Canzlei: "Ponatur ad acta absque communicatione", obwohl in dem Facultäts=Erachten fast unumwunden die Ueberzeugung ausgesprochen ist, daß die K. der ihr Schuld gegebenen Verbrechen nicht schuldig sei.

Solche Fälle haben schon gegen das Ende des 17. und in dem 18. Jahrh. vielfache Aeußerungen einzelner Räthe gegen die Tortur herbeigeführt; doch blieben sie mit diesen Ansichten den starren Collegen gegenüber in der Minorität. Unter Leitung der Justiz=Canzlei (der Räthe Amsel zur Nedden und Gutzmer) ist die Tortur zum letzen Mal 1713 vollzogen (in Untersuchung wegen der Ermordung des Parchimschen Apothekers Petersen, die bei Zippendorf verübt war); das Protocoll besagt, "daß Inquisitus kaum 1/4 Stunde die cruciatura empfunden". Auf Tortur erkannt hat die Justiz

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Canzlei aber noch bis zum Jahre 1766, d. h. bis am 8. Jan. 1766 der Herzog Friedrich sie zum Erachten über die Frage der Abschaffung oder Beschränkung der Tortur aufforderte, "da Wir der gnädigsten Neigung geworden, aus Abscheu für die bey unbehutsamer Anwendung der peinlichen Frage möglichen Grausamkeiten die Tortur in U[Fehlstelle!!!]anden der Gestalt abzuschaffen, daß solche nur in dem einzigen Falle erlaubet bleiben soll, da ein seiner Verbrechen schon geständiger oder überführter Inquisit seine den Acten nach habenden Complices nicht anzeigen wolle".

Erst nach fast 11 monatlichen Berathungen und gar vielfachem Hin= und Hervotiren erstattete die Justiz=Canzlei am 31. Jan. 1767 ihr Gutachten; die Majorität der Räthe sprach sich für die Beibehaltung der Tortur aus. Denn wenn ein Bösewicht die Tortur nicht mehr zu fürchten hätte, würde er sich durch bloßes Leugnen der gerechten Strafe entziehen, der Staat auch den Eindruck eines abschreckenden Exempels bei andern Verbrechern verlieren. Die Abschaffung der Tortur würde ihre nachtheiligsten Folgen in den Fällen zeigen, wo die göttliche Majestät selbst Blut und Rache fordere; nicht nur in Rücksicht auf die Sicherheit des Staats, sondern auch, um nicht Blutschuld auf denselben zu laden, sei die Bestrafung der ärgsten Verbrechen, des Hochverraths, Mordes, Raubes etc ., mithin auch die Tortur als das Mittel zu ihrer Entdeckung nothwendig; eine Einschränkung derselben würde doch nur stets den Gerichten als Geheimniß mitzutheilen sein. Die gefährliche und bedenkliche Seite, daß die Tortur in Grausamkeit ausschlagen könne, sei nicht zu verkennen; aber wenn der Richter seine Pflicht thue, schwierig bei ihrer Verfügung und sorgfältig in der Wahl der Torquenten sei und die Ausführung überwache, so fielen die Bedenken hinweg. Wenn aber Gott in seiner unerforschlichen Weisheit zulasse, daß der Richter fehlgreife, so müsse der Mensch in seiner Demuth schweigen, wie auch schon unschuldig gefolterte Delinquenten selbst gestanden hätten, daß sie die Rache Gottes wegen anderer verborgen gebliebener Missethaten verfolge, die den Tod verdienten. Der Bericht empfahl schließlich, die Scharfrichter durch die Polizei Kommission prüfen zu lassen und künftig nur solche anzustellen, die Zeugnisse ihrer Erfahrung und Brauchbarkeit beibrächten; auch könnte man statt der gefährlichen Instrumente ungefährliche einführen.

Die Verfasser dieses Berichts hatten die Schriften für die Aufhebung der Tortur von Thomasius u. s. w. sehr wohl gelesen, waren aber durch dieselben ebenso wenig überzeugt, als

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durch die geistreichen, erhebenden und fast rührenden Vorstellungen ihrer in der Minorität verbliebenen Collegen, von denen namentlich einer das klarste Bild von der Zerrissenheit des Gemüths giebt, von der "Verantwortlichkeit, die durch die bestehenden Grundsätze das Herz eines Richters foltere", der in der Tortur eine Menschensatzung erblicke, die nicht die Wahrheit, sondern höchstens eine Wahrscheinlichkeit erziele, und darum, wenn der Richter daraufhin nach seinen richterlichen Eiden und Pflichten verurtheile, dessen Gewissen beschwere.

Der Landesherr ließ sich durch das Majoritäts=Erachten der Justiz=Canzlei aber nicht beirren; durch ein allerhöchstes Rescript vom 10. Aug. 1767 hob er die Tortur auf, unter den im Edict vom 16. Dec. 1769 enthaltenen Beschränkungen. Seitdem sind in einzelnen Untersuchungen von der Justiz=Canzlei freilich Anträge auf Zulassung der Tortur noch gestellt, aber jedesmal von der Regierung abschläglich beschieden. Z. B. glaubte die Canzlei 1772 in einer Untersuchung gegen eine zu Dömitz inhaftirte Diebesbande auf die Tortur erkennen zu müssen, überließ aber die Entscheidung über die Zulässigkeit derselben in diesem ihres Wissens ersten Falle seit dem Edict von 1769 höherem Ermessen. Die Regierung gab ihr nun zunächst auf, diejenigen Stellen in den Acten zu bezeichnen, aus denen man sich von der Nothwendigkeit der Tortur überzeugen könne; und nachdem dies geschehen war, erging an die Justiz=Canzlei unter dem 9. März 1774 die "gnädigste Resolution, daß Wir es für "sehr unzuverlässig halten, die Wahrheit durch die Tortur herauszubringen; dahero Wir solche nicht gestatten mögen, sondern vielmehr Euch in Gnaden überlassen, nunmehro der Strafe wegen dasjenige zu erkennen, was Ihr den Rechten in Vergleichung mit den bisher aufgenommenen Protocollis und den darin enthaltenen Umständen gemäß findet". - Und ähnlich beschied Herzog Friedrich durch die Regierung schon unter dem 3. Nov. 1773 die Justiz=Canzlei in einer Untersuchung wegen Blutschande: "Da nun aber auch, nach Unserer Denkungs=Art, nach welcher wir ein durch die peinliche Frage erpreßtes Bekenntniß für einen hinlänglichen Beweis anzunehmen Uns nicht zu entschließen vermögen, Wir die Resolution gefaßet haben, an Statt des Erkenntnißes auf die Tortur und der Erwartung deren mißlichen Ausganges lieber sofort zu einer solchen willkührlichen Bestrafung des Mißethäters schreiten zu laßen, welche er nach seiner scandaleusen Lebensart verwürcket

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hat: So überlaßen wir es Euch, daß ihr nach Eurem Gewißen und Pflichten, womit Ihr der Gerechtigkeit verwandt seyd, nunmehr mit einer den Umständen und Acten gemäßen poena extraordinaria den Inquisitum beleget, wobey Ihr von selbsten auf eine solche Art der Strafe verfallen werdet, wodurch Ihr nicht das jetzt beynahe vergessene Andenken der begangenen groben That in den bürgerlichen Gesellschaften von neuem wieder erwecket".

 

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III.

Mirislawa, Fürstin von Wenden,

im

Stiftscapitel zu Quedlinburg.

Vom

Geheimen Archivrath v. Mülverstedt ,

Staats-Archivar zu Magdeburg.


D er fromme kirchliche Sinn, der das Mittelalter auszeichnet, äußerte sich bei den Fürstenhäusern und dem hohen Adel Deutschlands auch in der Gründung von Klöstern und geistlichen Stiftungen verschiedener Art. Dabei waltete aber auch ganz besonders die Absicht vor, durch die Existenz eigener Haus= und Familienstifter oder =Klöster, die unter dem beständigen Patronat der Stifter und ihrer Nachkommen und in einer gewissen Abhängigkeit von ihnen verblieben, hier nicht allein für die aus der Welt scheidenden Mitglieder des Hauses eine gesonderte letzte Ruhestätte an einem vornehmlich geheiligten Orte und im Laufe der Zeit inmitten ihrer Verwandten zu erlangen, sondern auch den Söhnen und Töchtern des Hauses, welche Neigung oder Bestimmung ihrer Eltern oder Verwandten dem geistlichen Leben und Stande zuführte, oder die ohne Aussicht auf Vermählung oder Succession in das väterliche Erbe blieben, einen Sitz stiller Zurückgezogenheit und eine geistliche Zufluchtstätte oder eine Versorgung für das Leben zu sichern, auch ihnen die Gelegenheit zu geben, eine Laufbahn zu beginnen, die sie zur Erlangung standesmäßiger geistlicher Würden, ja zu einer

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Machtstellung führen konnte, welche die auswärtigen Beziehungen ihres Hauses in Staat und Kirche mehr oder minder zu fördern im Stande war. Es giebt kein altdeutsches Fürsten= oder Grafengeschlecht, welches nicht ein Haus= und Familienkloster, wenn nicht gegründet, so doch aufs Reichste begabt hätte, um solche Beziehungen zu demselben zu erlangen, welche die Erreichung der obigen Zwecke ermöglichten. Der niedere Adel folgte hier und dort nach Vermögen diesem Beispiele; aber in viel höherem Maße betheiligte er sich an dem allgemeinen Streben des Mittelalters, seine Söhne und Töchter in Stifter und Klöster eintreten zu lassen und sie dem geistlichen Stande zu widmen. In dieser Beziehung herrschte beim niederen und hohen Adel, bei den regierenden und Fürstenhäusern Deutschlands kein Unterschied im Norden und Süden, im Osten und Westen. Gleichviel, ob sie von deutscher oder Undeutscher Herkunft waren, pflegten sie alle, oft in begeistertem Streben, das Wohl der christlichen Kirche durch reiche Spenden aller Art. So giebt die Geschichte Zeugnisse genug von dem werkthätigen Christenthum getaufter edler Wendenfürsten und Dynasten, sowie ihrer Nachkommen. Wie der Fürst des Havellandes Pribislaw=Heinrich bis an seinen 1150 erfolgten Tod im Verein mit seiner Gemahlin Petrissa, nachdem beide die Wahrheiten der erlösenden Heilskirche erkannt, mit unerschütterlicher Hingebung für die Neubegründung und dauernde Befestigung des nur noch dem Namen nach bestehenden Hochstifts Brandenburg wirkte und dem kühnen Förderer und Vertheidiger des Christenglaubens in der Ostmark, Albrecht dem Bären, ihm die Wege ebnend, sein Land als eine Erbschaft überlieferte: so wetteiferten die Nachkommen des edlen Fürsten Pribislaw von Meklenburg, der sein Haupt zuerst gläubig zur Taufe gebeugt, in Wohlthaten gegen das Hochstift Schwerin und andere Gotteshäuser, in Begabung von Stiftern, Kirchen und Klöstern.

Auch sie und ihre Nachbaren, die gleich ihnen aus edlem wendischem Blute entsprossenen Pommernfürsten 1 ), sehen wir nicht hinter ihren Standesgenossen aus deutschem Stamme im übrigen Deutschland zurückstehen, weder in der äußer=


1) Anastasia, die Gemahlin Herzogs Bogislaw I., begab sich 1235 in das von ihr gegründete Kloster Marienbusch bei Treptow a. R. und starb hier 1240. Herzog Wartistav II., Sohn Swantibors, gründete 1187 das Kloster Colbatz; Jutta, Herzogin von Pommern, befand sich 1299 im Kloster zu Wollin und 1323 als Priorin zu Crummin.
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lichen Pflege gottgeweihter Stätten, noch in dem Bestreben, Söhne und Töchter dem Dienste der Kirche zu weihen. Und von Letzteren entsagten wohl manche freiwillig der Welt und leisteten geistliche Gelübde für ein nur frommen Uebungen geweihtes Leben der Zurückgezogenheit in stillen Klostermauern. Ein solcher Sinn führte nicht nur Töchter des meklenburgischen Fürstenhauses, sondern auch einige seiner Söhne in die strengen Mönchsorden: Heinrich († nach 17. März 1291) und Bernhard († nach 24. Aug. 1309) v. Werle, die dem Dominicanerkloster in Röbel angehörten; aber größer war die Zahl der Fürstinnen, welche ihr frommer Sinn nach einfachen Jungfrauenklöstern zog, statt in die prächtigen Stifter weltgeistlicher Chorfrauen: die Aebtissinnen des Klosters Ribnitz, Beatrix (bis 1395, † 1399) und Euphemia († 1398), deren Schwester Constantia gleichfalls ein Glied des Klosterconvents war. Ebenso viele Töchter aus dem fürstlichen Zweige in Wenden (Werle) zeigen sich in gleichen Verhältnissen: eine Tochter des 1337 verstorbenen Fürsten Johann II. von Güstrow (Anna) als Nonne in Dobbertin (1344), Mirislawa, eine Tochter des Fürsten Bernhard von Werle († 1379?), als Klosterfrau in Eldena, endlich Rixa, eine Tochter des Fürsten Johann III., 1392 als Priorin zu Dobbertin, deren Nichte Agnes im Jahre 1402 als Conventualin zu Malchow, wo auch ihre Base gleiches Namens 1449 im Convent sich befand.

So waren es fast nur heimathliche 1 ) Klöster, welche sich die Töchter des meklenburgischen Fürstenhauses für ihr geistliches Leben erkoren, nicht glänzende Stifter freiweltlicher Chorfrauen, hochangesehen durch kaiserliche Privilegien und päpstliche Gnadenbriefe, durch reichen Besitz an Land und Leuten und durch das Vorrecht, sich nur den Sprößlingen des hohen deutschen Adels vom Fürsten=, Grafen= und Herrenstande zu öffnen.

Aber auch die Söhne des meklenburgischen Herrscherhauses sehen wir während des Mittelalters nicht als Cannoniker solcher hohen Stiftskirchen, an denen es in ihrer Heimath und in den nächsten Nachbarlanden gebrach. Die Dom=Capitel von Ratzeburg, von Brandenburg und von Havelberg waren vom mönchischen Orden der Prämonstatenser, und die hohen Stiftskirchen von Schwerin, Cammin und Lübeck


1) 1241 bis etwa 1205 war in nicht ferner Nachbarschaft Elisabeth, eine Tochter des Fürsten Heinrich Borwin I., Aebtissin zu Wienhausen bei Celle.
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waren weder durch ein Vorrecht für den Geburtsstand ausgezeichnet, noch durch die Vorzüge des Alters, der Privilegien oder des Reichthums, wie dies alles die Cathedrale von Halberstadt und die Metropolitankirche von Magdeburg besaßen.

Im 13. und 14. Jahrhundert wurden aber doch die zum geistlichen Stande bestimmten Fürstensöhne von Meklenburg - aus leicht erklärlichen Gründen - mit Pfründen in den Hochstiftern ihrer Heimath und deren nächster Umgebung providirt; so sehen wir Nicolaus, den Sohn des Herzogs Johann I., als Domherrn und Scholasticus zu Schwerin und als Domherrn zu Lübeck, zuletzt als Dompropst beider Stifter, seinen Bruder Hermann (1265, 66) als Scholaster zu Schwerin. Aus dem Hause Werle=Güstrow erscheint Fürst Barnim als Domherr und Dompropst zu Cammin bis 1333. 1 )

Aber wir ersehen doch aus zwei Fällen während des Mittelalters, daß das meklenburgische Fürstenhaus bestrebt war, seine Söhne und Töchter in jene auswärtigen großen und reichen Stifter aufgenommen zu sehen, welche allein dem hohen Adel geöffnet waren.

Beide Fälle sind bereits bekannt. Ein Sohn des durch besondere Neigung für den geistlichen Stand ausgezeichneten Fürstenhauses Werle (auch nicht selten von Wenden, de Slavia genannt), das sich mit einem der Söhne des Fürsten Heinrich Borwin II. vom Stammhause Meklenburg abgezweigt hatte, der Fürst Günther, erscheint in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts als Besitzer einer Domherrnstelle des Erzstifts Magdeburg neben seiner Pfründe zu Güstrow. Ueber ihn haben wir unter Abbildung seines interessanten, dem Mekl. Urk.=Buch Bd. V, Nr. 3281 entlehnten Siegels in den Magdeburgischen Geschichtsblättern IV, S. 457 - 471 gehandelt. Welche Ursachen für seinen Eintritt in das seinem Geburtsrange angemessene Capitel der hohen Stiftskirche von Magdeburg wirksam waren, wird sich kaum noch erkennen lassen. Es kann sein, daß noch in seinen letzten Lebensjahren Erzbischof Erich, der Brandenburger, seine Rezeption ins Auge gefaßt hatte, oder daß der Einfluß des einst gleichfalls jenem Metropolitanstift als Domherr angehörenden Erzbischofs Johann von Riga (1295-1300), eines geborenen Grafen v. Schwerin und entfernten Verwandten Günthers, seine Aufnahme vorbereitete, daß die Mutter, aus dem Erzstift Magdeburg in mehr als einer Beziehung nahe=


1) Er starb als Mönch zu Colbatz in Pommern.
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stehenden Geschlecht der Grafen v. Lindow seinen Eintritt forderte, oder endlich, daß der Papst dem durch gute Eigenschaften für den Dienst der Kirche vielversprechenden Fürsten Günther, der anscheinend noch vor Erlangung seiner Magdeburgischen Präbende zum Bischofe von Camin postulirt gewesen sein soll 1 ), durch Verleihung der Magdeburgischen Pfründe eine besondere Gnade und weiteren Vorschub leisten wollte. Ist die Urkunde von 1312, die ihn als Ritter nennt [ 2 ), ächt, so hat sich die geistliche Laufbahn Günthers als weltliche geendigt.

Das zweite Beispiel, daß ein dem geistlichen Stande sich widmendes Mitglied des meklenburgischen Fürstenhauses nicht ein heimathliches Kloster wählte, gab die Fürstin Mirislawa, oder wie sie in den uns bekannten Urkunden auch heißt, Myrislawa von Wenden. Es war dies auch natürlich, da sie nicht einem mönchischen Orden angehören, sondern in ein freiweltliches Stift eintreten wollte, und es in Meklenburg Frauen=Collegiatstifter nicht gab. So konnte daher nur eins der großen, reich privilegirten Stifter von ihr auserkoren werden, wie sie am nächsten in Niedersachsen zu Quedlinburg und Gandersheim bestanden. In beiden Stiftern sollte das Capitel nur aus Mitgliedern des hohen Adels bestehen, und hier ist dies Gesetz bis zu ihrer Aufhebung beobachtet worden. Es ist keine alleinstehende Thatsache, daß eine meklenburgische, also weither stammende, Prinzessin in dem Stiftscapitel von Quedlinburg Aufnahme fand; im 17. und 18. Jahrhundert waren es Prinzessinnen der Häuser Pfalz, Hessen=Darmstadt, Holstein und Schweden, welche hier die Würde der Aebtissin bekleideten, und während des Mittelalters sehen wir nicht ausschließlich Angehörige dynastischer Geschlechter Sachsens - die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt sich durch Erlöschen verringerten - im kaiserlichen freiweltlichen Stift auf der Burg zu Quedlinburg, sondern auch regierende und dynastische Häuser Thüringens, Meißens und


1) Meine Bemerkung in den Magdeburgischen Geschichts=Blättern IV, S. 469 in Betreff des Ausdruckes postulatus erfährt eine Beschränkung durch eine im Staats=Archiv zu Magdeburg (s. r. Stift Halberstadt IX, No. 35) befindliche Originalurkunde, ausgestellt zu Braunschweig am 28. Juli 1279 von Conradus Werdenis ecclesie postulatus. Auch 1271 nennt er sich so, 1275 und 1281 postulatus et tutor, 1290 aber episcopus, siehe v. Hodenberg, Verdener Geschichtsquellen II, pag. 139, 146, 151 und 158.
2) Mekl. Urk.=Buch V, No. 3562.
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Niedersachsens stellten ein ansehnliches Contingent zu den Reihen der Stiftsfrauen von Sanct Servaz: das herzogliche Haus Braunschweig, die Grafengeschlechter von Regenstein, Gleichen, Stolberg und Schauenburg, die Burggrafen von Kirchberg und Dohna, die Edlen Familien von Querfurt, Schraplau, Hackeborn, Hadmersleben, Suselitz, Tannrode, Krosigk, Reuß von Plauen, Schenken zu Tautenburg u. a. m., aber auch von weiter her, aus Böhmen, Baiern und vom Rheinstrom die Edelherren Berka v. d. Duba, die Grafen v. Ortenberg und v. Isenburg. Unter diesen Umständen kann es nicht befremden, wenn auch eine nordische Fürstentochter im hohen Stift von Quedlinburg Aufnahme suchte und fand, "Mirislawa von Wenden".

Unter den zahlreichen Urkunden des Stifts Quedlinburg, welche v. Eraths großartiges Werk schon vor mehr als hundert Jahren der Oeffentlichkeit übergeben hat, befinden sich drei aus den Jahren 1402, 1407 und 1411, welche unter den Chorfrauen des Stifts, und zwar auch mit mehreren Würden bekleidet, die Mirislawa v. Wenden [h] 1) erwähnen. Der Name, den dieses Mitglied des Quedlinburger Stifts=Capitels trägt, hat schon vor längerer Zeit in ihr eine Angehörige des meklenburgischen Fürstenhauses von der werlischen Linie erkennen lassen, wozu schon allein die Beschaffenheit des der wendischen Sprache angehörigen Taufnamens ausreichte, und der Umstand, daß nur jener Zweig des Hauses Meklenburg allein für ein Geschlecht vom hohen Adel mit dem Namen Wenden in Betracht kommen konnte. Denn der bekannten, sehr angesehenen, am 13. März 1595 erloschenen braunschweigischen Familie v. Wenden vom niedern Adel, die es mit diesem Namen allein noch gegeben hat, war eben ihres Standes wegen der Eintritt in das Stiftscapitel von Quedlinburg verschlossen. Aus historischen Aufzeichnungen oder Urkunden war aber die Zugehörigkeit der Canonissin Mirislawa zum meklenburgischen Fürstenhause und ihre Genealogie schon längst bekannt; denn in der Stammtafel des Hauses Werle oder Wenden, welche Rudloff seinem Pragmatischen Handbuch der Meklenburgischen Geschichte, Bd. II, Abthl. 3 und 4, S. 629 beigefügt hat, erscheint sie als Tochter des bereits vor dem 16. Octbr. 1395 verstorbenen Fürsten Johann VI. von Wenden zu Goldberg und Waren und seiner erst nach 1402 verstorbenen Gemahlin Agnes, einer Tochter des Fürsten

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Nicolaus IV. von Werle=Goldberg 1 ). Sie hat nach Rudloffs Angabe noch am 29. Novbr. 1436 zu Malchin gelebt 2 ). Ihren Namen empfing sie sehr wahrscheinlich von ihres Vaters Schwester Mirislawa, welche, wie oben erwähnt, Conventualin des Klosters Eldena war 3 ).

Es leuchtet ein, daß die wenigen Urkunden, welche bisher von Mirislawa durch den Druck bekannt gemacht worden sind, nicht ausreichen, ein Lebensbild von ihr zu geben oder eingehend ihre hauptsächlichsten Lebensschicksale darzustellen. Aber eine neu aufgefundene, unten folgende Urkunde erweitert doch die spärliche Kunde von der frommen wendischen Fürstentochter im Stiftscapitel von Quedlinburg.

Ebenso wie die Motive zum Eintritte der Fürstin Mirislawa von Wenden gerade in das Stift Quedlinburg dunkel sind, entbehren wir auch Nachrichten über den Zeitpunkt ihrer Aufnahme in dasselbe. Es mag sein, daß eine nicht gleich auf der Hand liegende Verwandtschaft mit einem Hause, aus welchem ein Mitglied dem Stift angehörte, sie bestimmte und ihrem Eintritt förderlich ward, oder daß allein ihr Verlangen maßgebend war, ihre geistliche Laufbahn in einem ihrem Stande angemessenen Stifte zu beginnen, wobei nur Quedlinburg oder Gandersheim in Betracht gezogen werden konnte. Wenn wir in der ältesten Mirislawa erwähnenden Quedlinburger Urkunde vom Jahre 1402 sie schon mit der Würde der Portenaria des Stifts bekleidet


1) Ihre Geschwister waren Nicolaus († 21. August 1408), Christoph, Fürst zu Wenden († 25. März 1420), Wilhelm, der jung starb, und Agnes, die 1402 und noch 1449 dem Kloster zu Malchow angehörte.
2) Nachdem mit dem Tode ihres Vetters Wilhelm das Werlische Fürstenhaus im Mannesstamme erloschen und das Land Wenden auf die Herzoge von Meklenburg übergegangen war, leistete "Mirislaw, van godes gnade fforstynne to Wenden vnde frochen to Werle etc.", in Anwesenheit der Wendischen Stände zu Malchin am 28. November (amme midweken vor sunte Andreas auende) 1430 Verzicht auf das Land Wenden zu Gunsten ihrer Vettern, der Herzoge von Meklenburg, und bekannte sich von diesen wegen ihrer Leibzucht befriedigt. An der Urkunde hängt ein rundes Siegel mit dem Werlischen Schild und Helm und mit der Umschrift:
Umschrift
3) Auch sonst kommt der Name Mirislawa bei Wendischen Herrscherfamilien vor, so bei einer Tochter des Herzogs Barnim I. von Pommern, die (vor 1290) mit dem Grafen Nicolaus (I.) von Schwerin=Wittenburg († 1323) vermählt war (sie starb 1327 oder 1328), und bei deren Tochter, welche sich 1327 mit dem Grafen Johann (III.) von Holstein=Plön vermählte. S. Wigger in Jahrb. XXXIV, S. 116, 122, 139.
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sehen, so war ihr Eintritt in dasselbe wohl sicher schon im letzten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts erfolgt, vielleicht aus Anlaß des Todes ihres Vaters, des Fürsten Johann (VI), dessen eine Urkunde vom 16. October 1395 als bereits verstorben erwähnt. 1 )

Jedenfalls wird Mirislawa während der Regierung der Aebtissin Ermegard, einer, gebornen Burggräfin v. Kirchberg, die vom Frühjahr 1380 ab dem Stifte vorstand und am 20. August 2 ) 1405 starb, in das Stiftscapitel eingetreten sein; eine Verwandtschaft derselben mit dem fürstlich wendischen Hause ist wenigstens aus Avemanns bekanntem Werke über die Burggrafen von Kirchberg nicht ersichtlich.

Die angeführte Urkunde vom Jahre 1402 3 ) ist ausgestellt von der Pröpstin Adelheid von Isenburg, der Unterpröpstin Mechthild v. Hackeborn und der Pförtnerin (Portenaria) Myritzlav von Wenden, und besagt nur, daß von ihnen 1 1/2 Hufen und ein Hof zu Rieder (im Anhaltischen) der Aebtissin Ermegard behufs Verwendung zu frommen Zwecken verkauft worden seien. Es bedarf für jeden Sachverständigen hier nicht der Bemerkung, daß die Benennung der Fürstin Mirislawa mit dem bloßen Prädicat von Wenden, nicht als domina, domicella oder princeps principissa) de Wenden, nur als hergebracht und gewöhnlich erscheint, indem die dortigen Stiftsmitglieder ihrer höheren Standesbezeichnung entbehrten. Denn es ist im Mittelalter Grundsatz, daß geistliche Personen ihren Familiennamen in Urkunden entweder ganz ablegen, oder wenn sie von demselben ein Standes= oder Würdenprädicat führen, dieses nicht gebrauchen, wie es zahllose Urkunden aller Gegenden, namentlich der Stifter Magdeburg, Halberstadt und Quedlinburg aus dem 12. bis 15. Jahrhundert erweisen. Es hängt dies sowohl mit dem Zweck und der Bedeutung des geistlichen Standes zusammen, als auch damit, daß z. B. die Führung des Grafentitels damals lediglich auf die Ausübung des Grafenamtes oder der Regierung hinweist.

Einen Beweis des hohen Ansehens, in welchem die werlische Fürstentochter sicherlich durch die Eigenschaften ihres Geistes und Herzens bei ihrer Aebtissin stand, bietet das Testament


1) Nach Mittheilung des Archivraths Dr. Wigger in Schwerin, dem ich auch noch einige andere Nachrichten über Mirislawa und ihre nächsten Verwandten zu verdanken habe.
2) Nach Andern in octava assumt. Mariae, also am 22. August; nach Winnigstedts Chronik in Abels Sammlung etc . S. 506, 507 starb sie am 23. August.
3) v. Erath, Cod. dipl. Quedl. p. 637. 638.
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derselben, welches sie im Gefühl ihres herannahenden Endes wenige Tage vor ihrem Tode, am 18. August 1405, errichtete. 1 ) Zu den Vollstreckerinnen ihres letzten Willens ernannte sie die Conventualinnen ihres Stifts Mechthild v. Hackeborn und Mirislawa von Wenden. Domherren und Stiftsfrauen von so hoher Abkunft, wie Mirislawa, durften sich ohne Nachtheil für ihr Amt und ihre Pfründe eines öfteren und längeren Urlaubs erfreuen, um in der Heimath bald Erholung auf den väterlichen Besitzungen zu suchen, bald des ersehnten Verkehrs mit den Familienmitgliedern zu pflegen, bald an den Angelegenheiten des Hauses und feierlichen Rechtsacten Theil zu nehmen. Die Urkunden der Erz= und Hochstifter lassen solche Absentien genug constatiren (wie im Speciellen auch bei Mirislawas Urgroßvaterbruder, dem Domherrn Günther von Magdeburg), und so war auch Mirislawa in der Sommerzeit des Jahres 1405 abwesend, wie die obige Urkunde angiebt, in welcher sie trotzdem ein Zeugniß des höchsten Vertrauens von ihrer Aebtissin empfängt. Ob Mirislawa damals noch das Pförtnerinnen=Amt des Stifts verwaltete, ist nicht ersichtlich, da diese Urkunde sie sowohl, als die 1402 mit der Würde der Unterpröbstin bekleidete Mechthild v. Hackeborn nur einfach als canonicae ecclesiae Quedlinburgensis bezeichnet. 2 )

Die dritte Urkunde, welche der Fürstin Mirislawa erwähnt, betrifft sie geradezu mit und ist bisher unbekannt gewesen. Wir geben sie hier nach dem im Staatsarchiv zu Magdeburg befindlichen Original 3 ) wieder. Sie ist am 10. September 1405, drittehalb Wochen nach dem Tode der Aebtissin Ermegard, ausgestellt, welche damals noch keine Nachfolgerin erhalten hatte; denn diese, Adelheid Gräfin v. Isenburg, war damals noch Pröpstin. Es handelt sich in der Urkunde um die durch (jedenfalls erkorene) Schiedsrichter, die Grafen Ulrich v. Regenstein und Heinrich v. Wernigerode, geschehene Beilegung von Zwistigkeiten, die zwischen der Pröpstin Adelheid und den "beiden Jungfrauen, der v. Hackeborn und der v. Wenden", gewährt hatten. Diese Streitigkeiten waren offenbar durch den Todesfall


1) v. Erath, Cod. Qedl. S. 641; hier ist wohl Miricsla ein Versehen für Miritsla.
2) Auch Fritsch, Geschichte des Stifts und der Stadt Quedlinburg I, S. 190 erwähnt die Mirislawa v. Wenden als Mitglied des Stiftscapitels, dem auch gleichzeitig Elisabeth Prinzessin von Braunschweig angehörte.
3) S. r. Stift Quedlinburg, B. II, Nr. 7.
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der Aebtissin und ihr Testament verursacht worden, für welches sie die beiden Stiftsfrauen zu Vollstreckerinnen ernannt hatte. Der Ausführung dieses Auftrages scheint Adelheid v. Isenburg Schwierigkeiten entgegengestellt zu haben, da sie sich allein als die natürliche Verweserin des Stifts betrachtete, um so mehr, als sie neben der Propstei bisher auch die dechaneiliche Würde bekleidete. Beide Aemter sollte sie aber sofort und noch vor der Neuwahl einer Aebtissin niederlegen. Namentlich hatte sie, abgesehen von andern Hindernissen, die Verabfolgung von Nachlaßstücken der verstorbenen Aebtissin zur Ausführung der letztwilligen Bestimmungen derselben den beiden Canonissinnen verweigert. Sogar die Schlüssel zur Bücherkammer und das Siegel des Stifts sollte die Pröpstin ihnen auszuhändigen gehalten sein, die danach selbst als Stellvertreterinnen der Aebtissin betrachtet wurden, so daß sie ihre Einwilligung zu geben haben sollten, wenn die Pröpstin etwa Veräußerungen des Stiftsguts vorzunehmen oder neue Conventsmitglieder zu recipiren beabsichtigte. Die beiden Grafen machten sich zur Gewährleistung für die Erfüllung dieses Testaments verbindlich. 1 )


1) Die Urkunde selbst lautet: Von der gnade goddes wie Olrik, greue to Reynstein, vnd Hinrik, greue to Wernigerode, bekennen in dissem apenen breue vor alle den, de one seen, horen edder lesen, dat we hebben gededinghet twisschen vnser vrouwen der prouestinne Alheide von Ysenborch,vuppe eyne syt, vnd der juncvrouwen von Hakeborne vnd von der Wenden, vppe de andern siten, alse vmme schelinghe vnd twidracht, de twisschen one an beydent siden vppgestan was, dat we de fruntliken vnd gütliken hengelecht hebben, et sy geistlik edder werlik, edder wur de twidracht vnd vnwille von gekommen sy. Vortmer so hebbe we gededinghet, dat de vorgenante vnse vrouwe de prouestinne schal von stund an vorlaten de prouestige vnd de dekenige, eyr dat eyn vrouwe edder ebdeschen des stiftes to Quedlinborg gekoren werde; vne we denne to der prouestige vnd dekenige gekoren vnd gesat werd, alse dat vore reyde vtgesproken is, den schal men darby laten by aller alden wonheit, vryheit vnd rechte, alse dat von alder to gewesen vnd gehort heft Ok so hebbe we gededinget twisschen disser benomeden vnser vrouwen der prouestinne: wat den juncvrouwen vorgenant gegheuen is von der erwerdigen vnser vrouwen Ermegarde, de eyn ebdisschen was vppe der borch, seliger dechtnisse, dat to der sulue horen mach vnd to festen edder memorien gelecht is, dat one dat schal rauklien volghen sunder jenigerleyen se ok ane hinder. Were ok, dat noch wat were vppe der benomden vnser vrouwen houe, dat se one gegheuen hedde, dat schelden se ok ane hinder darauff bringhen. Vortmer so schal de eyrbenante vnse vrouwe de prouestinne de slotele to dem sytere vnd to dem ingesegele von sek antworden in alle der (  ...  )
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Sehr bald nach diesem Vergleiche muß die Neuwahl einer Aebtissin erfolgt sein, wobei die Gräfin Adelheid v. Isenburg, welche die propsteiliche Würde 15 Jahre lang verwaltet hatte, erkoren wurde. Es beweist dies, daß schon unterm 16. November 1405 der Papst dem Bischof von Halberstadt den Auftrag ertheilte, die neugewählte Aebtissin zu weihen. Es ist dieser Zeitraum vom 10. Septbr. bis zum 16. Novbr. interessant für die Beurtheilung der Dauer der Botschaftsreise nach Rom und beweist, welchen Werth die römische Curie auf die schnelle Erledigung der Wahlangelegenheit bei einem so bedeutenden und hochangesehenen Stift legte. Vermuthlich wird die Weihe der neuen Aebtissin erst zu Anfang des Jahres 1406 stattgefunden haben. 1 )

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, daß gleichzeitig mit der Neuwahl der Aebtissin auch die Wiederbesetzung der damals vacanten Würden der Pröpstin und Dechantin des Stifts erfolgte. Die Wahl lenkte sich, wie zu erwarten war, auf die von der verstorbenen Aebtissin Ermegard so ausgezeichneten Conventsmitglieder Mechthild


(  ...  ) wise vnd mate, alse de vor gehat heft. Ok so en schal vnse vrouwe, de prouestinne vorgenannt, des goddeshuses gudere nicht vorsetten noch vorkopen sunder der vorgenanten twier juncvrouwen witschapp vnd willen vnd en schal ok neyne juncvrouwen in dat goddishus nemen ane ore witschapp vnd schal dat denne halden nach des goddeshuses sede vnd wonheit Dat alle disse vorschreuen dedinghe vnd jowelk artikel bysunder stede vnd gantz gehalten werde von vnser vrouwen, der prouestinne vorgenannt, dat loue we ergenante graue Olrik to Reynstein vnd graue Hinrik to Wernigerode disse benomeden twen juncvrouwen von Hakeborn vnd von Wenden. Würde one der ienich brok auer, dar willen we one truwelken to helpen, dat one de irfullet werde; dat loue we one stede vnd gancz tu holdene ane argelist Ouer dissen bedinghen vnd beuestinge sint geweßen: Hans von Clins, Heyne Czelinghes, Kone Eghardes vnd Hans Hagedorn, to der tid borgemester beydir stedd to Quedlinborg, Hans Heysen, Hans Czelingh Hanckel Boddeker, Jan Wittejan, Clauwes Hilwordes, Cord Greuen, Tile Hindernisse vnd Oltze Berndes, tu des suluen tid ratmanne. Des to orkunde vnd mere wissenheit hebbe we Olrik, greue to Reynstein, vnd Hinrik, greue to Wernigerode, vnd we Adelheid von Ysenborch, to der tid prouestinne, one dissen bref da[r] vpp gigheuen, besegelt mit vnsern ingesegeln angehenghet, nach Goddes begort verteynhundert jar darneist in dem vesten jare, des dornsdaghes neist vor vnser leuen vrouwen daghe natiuitates Marie. - [Siterium = buochkamere, Hoffmann, Sumerlaten.]
1) Aber doch wohl vor dem 12. März 1406, an welchem Tage Bischof Rudolf in Quedlinburg anwesend war. S. Janicke, Quedlinburger Urk.=Buch I, S. 222. 222; Schmidt, Urk.=Buch der Stadt Halberstadt II, S. 22. 23.
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von Hackeborn und Mirislawa von Wenden. Die bekannten Canonissinnen waren damals zwei Schwestern Burggräfinnen zu Dohna, zwei Edelfräulein v. Dorstadt, eine Gräfin v. Gleichen und ein Fräulein Reuß v. Plauen. 1 )

Erst 1407 haben wir ein urkundliches Zeugniß über Mirislawa als Dechantin des Stifts Quedlinburg 2 ); aber wie lange sie diese Würde bekleidete, läßt sich nicht nachweisen. Es steht nur fest, daß sie noch 1411 als Dechantin fungirte. 3 ) Von ihrer Wirksamkeit in ihrem hohen Amte und ihrem Verhältnisse zur Aebtissin Adelheid, ihrer früheren Gegnerin, ist nichts bekannt. Daß sie noch 1417 die Dechanei besessen, wie Fritsch angiebt 4 ) ist nicht erweislich. Sie scheint, wie dies öfters vorkam, ihre Würde niedergelegt und sich in die Heimath zurückgezogen zu haben, wie dies nach der Urkunde, welche sie noch im Herbst 1436 zu Malchin ausstellte, anzunehmen ist. Im Jahre 1428 wird die Burggräfin Dorothea zu Dohna als Dechantin urkundlich genannt. 5 ) Die Aebtissin Adelheid entsagte ihrem Amte 1435 wegen Altersschwäche, starb aber erst im Jahre 1441.

 

Vignette

1) S. Kettner, Kirchen= und Stiftshistorie von Quedlinburg S. 85, und Fritsch a. a. O. I, S. 195.
2) v. Erath, 1. c. S. 648. Ihr Name ist in der Urkunde Myrizlaw geschrieben.
3) v. Erath, a. a. O. S. 654, Wo sie Mirisla heißt.
4) und Wahrscheinlich nach ihm Rudloff a. a. O. - Kettner 1. c. p. 85 hat sie im Jahre 1417 nicht.
5) Kettner a. a. O. S. 85 nennt zum Jahre 1435 nebst den oben genannten Stiftsfrauen auch Mirislawa als Portenaria, aber es ist dies nach den Urkunden bei Erath nicht bloß unerweislich, sondern auch in hohem Grade unwahrscheinlich, daß sie wieder und viel später mit einer viel niedrigeren Würde sich begnügt haben werde. - Mirislawa mochte im Jahre 1436, wo sie in Meklenburg erscheint wohl kaum das 60. Lebensjahr zurückgelegt haben.
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