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XLIII. 3.
des
Schwerin, Mitte April 1878.
I. Wissenschaftliche Tätigkeit.
D ie wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins erstreckten sich während des Vierteljahres, welches am 8. d. M. mit der üblichen Quartalversammlung beschlossen ward, theils auf die Jahrbücher, theils auf das Meklenburgische Urkundenbuch. Der XI. Band des letzteren ist, Dank der Energie des Herrn Rectors Römer, im Druck rüstig fortgeschritten, der 54. Bogen, welcher mit dem Artikel v. Manteuffel schließt, erreicht worden. Damit wird nun wohl die Hälfte des Personen=Registers schon überschritten sein; es läßt sich aber jetzt bereits klarer übersehen, was im vorigen Quartalbericht erst angedeutet werden konnte, daß der XI. Band, wenn er auch nur auf das Orts= und das Personen=Register beschränkt bleibt, doch schon etwa 90 Bogen stark wird, und daß das sehr ausführliche Wort= und Sachregister zu den Bänden V.-X., also der Schluß der zweiten Abtheilung des ganzen Werkes, einem zwölften Bande vorbehalten bleiben muß.
Das nächste Jahrbuch des Vereins, der 43. Jahrgang, wird von dem Herrn Geh. Archivrath Dr. Lisch schon vorbereitet, der Druck hat bereits seinen Anfang genommen, so daß voraussichtlich auch in diesem Jahre, wie bisher, der Generalversammlung eine Abtheilung des Jahrganges im Wesentlichen vollendet wird vorgelegt werden können. Außer
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einer Abhandlung des Herrn Herausgebers über ein mittelalterliches Stadtbuch=Fragment haben wir in demselben merkwürdige Mittheilungen des Herrn Dr. Crull über eine bisher verloren geglaubte, von ihm aber wieder entdeckte, kurze Wismarsche Chronik aus dem Mittelalter, sowie eine längere Arbeit des Herrn Archiv=Assistenten Saß zu erwarten.
Gedenken wir nun neben den eigentlichen Vereinsarbeiten auch noch der Thätigkeit einzelner Mitglieder des Vereins für die von uns verfolgten Zwecke, so machen wir darauf aufmerksam, daß das von unserm verewigten Dr. Schiller in Verbindung mit Dr. Lübben begonnene Mittelniederdeutsche Wörterbuch nun bereits bis zum Buchstaben R in drei stattlichen Octavbänden gedruckt vorliegt, und daß auch schon vom vierten Bande, welcher mit dem Buchstaben S beginnt, der Anfang erschienen ist. Die Beendigung dieses Schlußbandes ist uns also jetzt nahe gerückt; wir nehmen darum Gelegenheit, unsern Mitgliedern, welche aus Scheu vor Subscriptionen auf weitaussehende Werke bisher das Mittelniederdeutsche Wörterbuch nicht beachtet haben, dasselbe aufs Neue zu empfehlen.
Ferner ist nunmehr auch der zweite Band der "Finanzverhältnisse in Mecklenburg=Schwerin" von unserm thätigen Vereins= und Vorstands=Mitgliede, dem Herrn Revisions=Rath Balck, in der Stillerschen Hofbuchhandlung hieselbst erschienen und damit das ganze Werk vollendet. Es zu loben, wäre hier um so überflüssiger, nachdem bereits competente Recensenten es mit dem größten Beifall begrüßt haben; Praktiker finden hier zu ersten Mal eine knappe und doch umfassende, gründliche und klar gearbeitete Uebersicht über das ganze Finanzwesen des Landes. Während der erste Band von der allgemeinen Organisation der Finanzen handelte und von der zweiten Abtheilung: Haupteinnahmen und Verwaltungsausgaben, erst ein Capitel, die Domainen, enthielt, sind hier im zweiten Bande in einem zweiten Capitel die Landessteuern, im dritten die Reichseinnahmen, im vierten die Activ=Verwaltung und im fünften einige Nebeneinnahmen erörtert. In einer dritten Abtheilung sind die Hauptausgaben und Verwaltungs=Einnahmen, und zwar in einzelnen Capiteln in Bezug auf das Großherzogliche Haus, die Central=Verwaltung, die Justiz, Kirche und milde Stiftungen, Unterricht und Bildung, Medicinalwesen, Landes=Polizei, Handel, Gewerbe, Industrie und Landwirthschaft, Landes=, Gesetzes=, Alterthumskunde, Staatsbauten, Pensionen, die Passiv=Verwaltung, das Militairwesen, die innere und äußere Landes=
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Vertretung und das Deutsche Reich zu einer klaren Anschauung gebracht. Endlich ist in einer vierten Abtheilung das Gesammt=Ergebniß der Activ= und Passiv=Verwaltung übersichtlich zusammengefaßt. Was uns veranlaßt, dieses Werk hier zu berühren, ist, wie wir schon bei einer Besprechung des ersten Bandes bemerkten, vornehmlich die vom Herrn Verfasser auch im zweiten Bande befolgte Methode, die einzelnen Institute, auf Grund seiner Forschungen in gedruckten und in handschriftlichen Quellen, in ihrer geschichtlichen Entwicklung bis auf die Gegenwart darzustellen. Allerdings konnte dies zunächst nur von dem financiellen Standpunkte aus geschehen; aber selbst diese kurzgehaltenen Andeutungen werfen nach vielen Seiten hin Lichtstrahlen auf manche Institute und auf manche geschichtliche Ereignisse und Entwickelungen in unserer Landesgeschichte und regen zu neuer Beschäftigung mit derselben kräftig an.
II. Die Sammlungen des Vereins.
Für einige unserer Sammlungen ist das verflossene Quartal nicht eben ein fruchtbares gewesen. Doch hat sich die Bibliothek um 50 Stücke vermehrt, und wir haben
A. für die Alterthümer=Sammlung
folgende Geschenke zu verzeichnen.
a. Der vorgeschichtlichen Zeit
gehört 1) eine Sammlung von Alterthümern der Steinzeit an, welche zu Gnewitz bei Tessin gefunden und dem Verein vom Herrn von der Lühe, früher auf Gnewitz, jetzt zu Schwerin wohnhaft, geschenkt wurde:
1 Keil aus grauem und
1 Keil aus hellgelbem Feuerstein, sowie
1 Keil aus Granit,
1 Schleifstein aus grauem altem Sandstein, auf den beiden Hauptseiten hohl ausgeschliffen, anscheinend ein Bruchstück,
4 Reibkugeln ("Kornquetscher") aus Granit, ungefähr von der Größe einer Faust,
2 durchbohrte Scheiben aus Sandstein, von 7 und 4 Cent. im Durchmesser (Spindelsteine?).
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2) Demselben Gönner verdanken wir ferner
2 zu Zarnewanz bei Tessin gefundene, nicht mehr vollständige Geräthe aus Feuerstein, anscheinend zerbrochene Dolche, 9 und 12 Cent. lang.
3) Von Herrn Rentier Mann zu Wismar, dem wir schon so manche werthvolle Gabe verdanken, gingen uns folgende Geschenke zu:
1 Keil aus gelbem Feuerstein, gefunden zu Dassow,
1 Keil aus braunem Feuerstein, gefunden zu Kalkhorst,
1 Streitaxt aus dunkelgrauem Gneis, an beiden Seiten kegelförmig zum Schaftloch erst angebohrt, gefunden bei Wismar.
4) Der Gymnasiast Behrens zu Schwerin schenkte dem Verein einen am Medeweger See bei Schwerin gefundenen
Keil aus Feuerstein, roh behauen und stellenweise zerbrochen, gelblich von Farbe.
5) Herr Oberinspector Freiherr von Nettelbladt zu Güstrow bereicherte die Sammlung um
einen ringförmigen Bernsteinschmuck, etwa in Form eines Spindelsteins von 5 Cent. Durchmesser und in der Mitte 1 Cent. dick, welcher in einem Grabe zu Lüningsdorf (im Kirchspiel Warnkenhagen) gefunden ist.
b. Dem Mittelalter und der neueren Zeit
rechnen wir zu:
6) zwei Geschenke des schon erwähnten Herrn von der Lühe:
1 kleines eisernes Beil und
1 künstliches eisernes Schloß;
7) ein uns vom Herrn Hausvogt Jantzen hieselbst geschenktes altes eisernes Schloß von einem Koffer oder einem Schrank.
Ein drittes, sehr kunstreich gearbeitetes Schloß mit Schlüssel von Eisen, vielleicht ein Meisterstück aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, ward aus dem Nachlaß eines alten Schwerinschen Schlossers angekauft.
B. Zur Bilder=Sammlung
gingen gleichfalls mehrere Geschenke ein, für welche wir hiemit unsern Dank abstatten:
1) von der Stillerschen Hofbuchhandlung hieselbst:
eine Ansicht des Pfaffenteichs in Schwerin vor Anlegung der Marienstraße und eine Photographie von
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einem Lorbeerkranz, S. K. H. dem Großherzog nach Beendigung des Krieges von 1870/71 dargebracht;
2) von dem Herrn Grafen Gottfried von Bernstorff zu Lübeck:
Photographien von den bekannten beiden Grabplatten der vier Bischöfe von Bülow in der Schweriner Domkirche, auf Kosten des Grafen angefertigt vom Photographen Lewerenz hieselbst.
C. Die Bibliothek des Vereins
erhielt folgenden Zuwachs:
I. Numismatik.
II. Kunstgeschichte.
III. Niederlande.
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IV. Luxemburg.
V. Italien.
VI. Schweiz.
VII. Oesterreich=Ungarn.
VIII. Allgemeine deutsche Geschichts= und Alterthumskunde.
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IX. Baden.
X. Würtemberg.
XI. Bayern.
XII. Königreich Sachsen.
XIII. Sachsen=Altenburg.
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XIV. Königreich Preußen.
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XV. Anhalt.
XVI. Hansestädte.
XVII. Meklenburg.
Nachtrag.
Alterthumskunde.
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III. Die Matrikel des Vereins.
In Bezug auf unsere correspondirenden Mitglieder und die mit uns im Schriftenaustausch stehenden auswärtigen Vereine haben wir aus dem jüngstverflossenen Quartal keine Veränderungen zu erwähnen. Dagegen haben wir von unsern ordentlichen Mitgliedern nicht weniger als fünf durch den Tod verloren. Es starben:
1) Herr Präpositus Priester zu Buchholz, welcher sich dem Verein schon am 3. Juli 1835 (damals noch Candidat) angeschlossen hatte, † 18. Januar 1878.
2) Herr Senator Demmler zu Rehna, Mitglied seit dem 29. November 1838, † im Januar 1878.
3) Herr Geh. Cabinets=Rath Dr. Prosch, welcher unserm Verein 43 Jahre angehörte, starb zu Breslau am 30. Januar 1878.
4) Herr Geh. Rath v. Brock auf Käselow, Excellenz, Mitglied seit dem 20. October 1853, † zu Schwerin am 13. März 1878.
5) Herr Hofmarschall Jasper von Bülow, der 1871, am 20. Februar, als Amtsverwalter zu Doberan unserm Verein beigetreten war, † zu Neustrelitz am 25. März 1878.
Dieser empfindliche Verlust ist indessen einigermaßen dadurch ausgeglichen, daß dem Verein im letztverflossenen Quartal vier neue Mitglieder beigetreten sind:
1) Herr Dr. med. M. Marung zu Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg, am 17. Januar.
2) Herr von Flotow auf Walow, 21. Januar.
3) Herr von Schuckmann auf Mölln, 4. März.
4) Herr Realschullehrer Rudloff zu Schwerin, am 12. März.
Archivrath Dr.
F. Wigger,
zweiter Vereins=Secretair.