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Die nur kleine alte Kirche zu Bruderstorf bei Dargun, deren Abbruch zum Zweck eines Neubaues nothwendig war, war aus Feldsteinen mit Ziegeln vermischt sehr einfach gebaut und gänzlich verfallen und im Laufe der Zeiten sehr verunstaltet. Sie wird am Ende der Zeit des Uebergangs=
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styls aufgeführt sein, ist im Chore gewölbt und im Schiffe mit einer Balkendecke bedeckt und hat kein einziges Glied von irgend einem architektonischen Werthe. Es ist 1861 der Abbruch dieser alten und der Bau einer neuen Kirche beschlossen und im Jahre 1863 ausgeführt.
Von dem Mobiliar der alten Kirche verdient nur Beachtung:
1) Der Altar, ein alter Flügelaltar mit doppelten Flügeln. Die Vorderseite, ohne Queertheilung hat jetzt noch fünf ziemlich große und gute Figuren weiblicher Heiligen, alle mit einer Krone auf dem Haupte: Maria, Maria Magdalene(?) (mit einem Gefäße), Barbara (mit einem Thurme), Margaretha (mit einem Drachen) und Gertrud (mit einem Hospital); zwei Figuren fehlen. Sowohl der Schrein, als die Figuren sind in jüngeren Zeiten auf abschreckende Weise von Stubenmalern mit Wasserfarben übermalt. Oben auf dem Altare waren noch ein Marienbild und acht kleine geschnitzte Figuren und im Schiffe noch zwei Figuren, wahrscheinlich von Nebenaltären, aufgestellt.
2) In der Sakristei steht ein alter, großer, runder Taufstein aus Kalkstein, welcher zwar ohne alle Verzierungen, aber recht gut geformt und erhalten ist.
3) Bei dem Abbruche des Altars im Jahre 1863 wurden auch die Reliquien gefunden, leider nicht in Anwesenheit eines Gelehrten. Es waren sieben ganz kleine Knochenstücke, deren jedes in ein kleines Läppchen von losem, sehr altem, hellfarbigem Seidenzeuge, das ganze aber in einen großen Lappen von ähnlichem Seidenzeuge von rother oder violetter Farbe gewickelt war. Diese Reliquien lagen in einer sogenannten "Urne", von etwa 1 1/2 Zoll Durchmesser, welche beim Herausnehmen zerfiel. Bei näherer Untersuchung der noch erhaltenen Bruchstücke war dieses kleine Gefäß von ungeläutertem Wachs geformt, welches ziemlich mehlig geworden war. Außer den Reliquien lag in der Urne ein Siegel, welches aber leider von den Arbeitern so rein gebürstet ist, daß die Namen der Umschrift nicht gelesen werden können. Das Siegel hat offenbar nicht an einer Urkunde gehangen, da jede Spur von einem Siegelbande fehlt. Das Siegel ist ohne Zweifel ohne Urkunde lose hineingelegt, um aus demselben die Zeit zu erkennen; es kommen gleiche Fälle vor; in diesem Falle ist aber der Zweck nicht erreicht. Das Siegel ist ein kleines, parabolisches Siegel aus ungeläutertem Wachs, ungefähr 2 1/4 Zoll lang und 1 3/8 Zoll breit in der Mitte: unter einem
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einfachen Baldachin sitzt die Figur eines Bischofs, welcher die Rechte zum Segnen erhebt, und in der Linken den Bischofsstab hält; die untere Spitze des Siegels ist abgebrochen, die obere undeutlich. Von der Umschrift in gothischer Majuskelschrift ist noch zu lesen:
Es ist unmöglich gewesen, dieses Siegel zu bestimmen. Ein Siegel des zuständigen Bischofs von Camin wird es nicht sein; wahrscheinlich ist es das Siegel irgend eines fremden, reisenden Weihbischofes. Nach dem Styl des Baldachins, der Figur und der Buchstaben wird das Siegel in die Zeit um das Jahr 1300, vielleicht vor dieses Jahr fallen. Am Sonntag Lätare (9. März) 1309 zu Camin ward von dem Bischofe Heinrich von Camin die Kapelle zu Bruderstorf, welche bis dahin Filial von Röknitz gewesen war, zu einer Pfarrkirche erhoben und mit zwei Hufen dotirt und am 23. Mai 1309 ward die von dem damals lebenden Abte Johann von Dargun erbaute Kirche von dem Herzoge Otto von Pommern mit dem freien Eigenthum der Dotation beschenkt. - Vielleicht gehört das Siegel dem Caminer Weihbischofe Petrus (1299) an; vgl. Lisch, Meklb. Urk. I, Nr. C, S. 211: Das Siegel des Caminer Weihbischofs Conrad, 1335, (vgl. Jahrb. XXX, S. 176 flgd.) ist dieses Siegel nicht.
G. C. F. Lisch.