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2. Christliches Mittelalter

und neuere Zeit.


Thürring an der Marien=Kirche zu Neubrandenburg.

Nach den Berichten des Herrn Burgemeisters Ahlers zu Neubrandenburg ist an der südlichen Thür der Marien= Kirche zu Neubrandenburg, früher an der äußeren, jetzt an der inneren Seite, ein aus Bronze (Messing?) gearbeiteter Eberkopf angebracht, welcher einen Ring im Maule trägt. Man hält diesen Kopf für das älteste "Wahrzeichen" der Stadt und hat ihn durch eine in Niederhöffer's Meklenburgischen Volkssagen I, S. 96 in dichterischer Form wiederholte sogenannte Volkssage verherrlicht, welche aber nichts weiter ist als eine Fabel neuerer Zeit. Nach dieser Sage soll ein wüthender Eber zur Zeit der Messe in die Kirche eingebrochen, aber vor dem entgegen gehaltenen Crucifix zu Boden gestürzt und zahm geworden sein.

Dieser einen Ring tragende Eberkopf ist aber eben nur ein Thürring oder Thürklopfer, wie es deren viele giebt, indem man es im Mittelalter liebte, die Thürringe an erhaben gearbeiteten Köpfen von Thieren (z. B. Löwen) und auch von Menschen, oft auch nur an gothisch durchbrochenen Scheiben zum Schmuck anzubringen.

Die Bildung des Kopfes mag Kunstwerth haben. Von sprachlichem Werth ist jedenfalls eine um den Kopf stehende Anschrift in alter sogenannter Mönchsschrift, durch welche sich der Erzgießer in stark alliterirenden plattdeutschen Reimen mit Namen kundgiebt. Diese Inschrift lautet nach Lesung des Herrn Ahlers:

Inschrift

d. h. wenn ich einen Ring im Maule habe.

Das Wort zam oder hochdeutsch sam bedeutet = wie, gleichwie.

Der Personenname ramt oder ram ist bis jetzt noch nicht bekannt.

G. C. F. Lisch.